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INFOS DES TAGES (DONNERSTAG, 26. JUNI 2025)

26.06.2025 | Aktuelles

INFOS DES TAGES (DONNERSTAG, 26. JUNI 2025)

Wiener Staatsballett: Martin Schläpfers Abschied ganz ohne Tränen (Juni 2025)

Ein Tag ohne Tränen (Episode) – SpongePedia, die weltweit größte  Enzyklopädie über SpongeBob Schwammkopf

Der Abschied des Leiters des Wiener Staatsballetts fällt leicht. Es ist einer ohne Tränen. Und er ist erwünscht. Der Vertrag des Schweizers Martin Schläpfer ist nicht verlängert worden. Schläpfer ist in Wien gewiss nicht glücklich geworden. Hat auch Wiens Ballettfans nicht glücklich gemacht. Als hierzulande völlig unbekannter Choreograph dürfte er sich in Wien mit dem großen Ensemble, welches sich nach der langen brillanten Zusammenarbeit mit Manuel Legris in Bestform befunden hatte, eine Blüte seiner Tanzschöpfungen erwartet haben. So ist es mit dem gegebenen Mittelmaß nicht geworden. Und er wurde von vielen der Ensemblemitglieder nicht geschätzt. Hat einen unnötigen, unglücklichen, unsensiblen Umbau der Kompanie vollzogen, hat feine TänzerInnen entlassen. War im Kampf gegen wohlmeinende, doch kritisch analysierende Journalisten uneinsichtig. Und er wurde in nicht wenigen österreichischen wie deutschen Medien schwer kritisiert. Denken wir nur etwa an seine missglückte „Dornröschen“-Umgestaltung. Oder besonders negativ ist zuletzt die vernichtende Kritik über das Gastspiel des Wiener Staatsballetts und dessen augenblicklichem Zustand in Madrid gewesen (auf onlinemerker nachzulesen).

Schläpfers Engagement als Ballettchef in Wien ist das Ergebnis falscher Einschätzung durch die Österreichischen Bundestheater gewesen. Es war ihm nicht gegeben mit weitsichtigem Denken zu schaffen. Erfolgreich ist er als Choreograph mit moderner Ausrichtung im kleinen Mainzer Ensemble 1999 bis 2009 gewesen. Doch auch seine Arbeit hierauf ab 2009 an der Oper am Rhein dürfte nicht allzu toll gewesen sein: Sein Nachfolger hatte keine seiner Choreographien nochmals angesetzt.

Das Problem Schläpfer mit seinem Ego ist ein schwer menschliches – mit starken Abhängigkeiten. Im Ballettsaal sind die jungen Menschen dem Befehlsausgeber voll ausgeliefert. Und die zuvor von Manuel Legris zu exzellenten Leistungen geführten TänzerInnen sind sich der wohl auch innerlichen Schwierigkeiten des Chefs sehr bewusst gewesen. Ein Kontra gibt es da nicht. Oder, wie mitten in der Saison eine technisch besonders exzellente klassischen Ballerina mir zugeflüstert hatte: „Ich bekomme keine Auftritte.“ Und eine hoch geschätzte frühere führende Staatsopern-Solistin, dann auch Chefin im Ensemble, hat zu Schläpfers Abgang gemeint: “Schade, fünf verlorene Jahre für die Tänzer“. Es sind wahrscheinlich auch verlorene Jahre für die wienerischen Reste in der Staatsoper gewesen: Natascha Mair und Jakob Feyferlik, beide Wiener, von Legris zu Jungstars geformt und bereits Publikumslieblinge, haben über die Schwachstellen von Schläpfer gewußt, sind  vor ihm zu ausländischen Kompanien geflüchtet. Somit hatte er ihnen die Karriere in ihrer Heimatstadt zunichte gemacht.

Kay Voges, der ebenfalls nach vielen Besucherproblemen abgehende Chef des Wiener Volkstheaters, hat bei seiner nicht unoriginellen Abschiedsshow auf der Bühne zwar nur so nebenbei doch offen gesagt: „Eine Kritikerin hat mich als erfolglosesten Direktor hier im Haus bezeichnet“ (so inhaltlich, vielleicht leicht andere Wort). Dort wie hier: Dürfte dem Urteil vieler Kenner der Kulturszene nach schon stimmen. Nochmals: Bitte die aktuelle Kritik aus Madrid nachzulesen. Aber auch die aktuelle Entwicklung im Wiener Staatsballett bestätigt: Seine Nachfolgerin Alessandra Ferri hat keine einzige seiner stets ziemlich gleichförmig geformten Choreographien übernommen. Schnelllebigkeit in der Kunst – oder nichts wert? 

Meinhard Rüdenauer

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BERLIN/ STAATSBALLETT: CHOREOGRAPHIEN VON JIŘÍ KYLIÁN UND CRYSTAL PITE  
Premiere: «Gods and Dogs» 

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Proben zu Gods and Dogs, Foto: Yan Revazov

— Am 28. Juni 2025 präsentiert das Staatsballett Berlin mit der Premiere von Gods and Dogs einen Abend mit Choreographien von Jiří Kylián und Crystal Pite. Gods and Dogs von Jiří Kylián, einem der prägendsten Choreographen international, oszilliert zwischen dem Göttlichen und dem Animalischen des Menschseins während Angels‘ Atlas von Crystal Pite die tanzenden Körper zum Zeichen menschlicher Vergänglichkeit werden lässt. 

 Das Staatsballett Berlin präsentiert mit Gods and Dogs am 28. Juni 2025 die letzte Premiere der Saison und einen Abend, der zwei Choreographien von Künstler*innen unterschiedlicher Generationen vereint. Der tschechische Choreograph Jiří Kylián prägt seit den 70er Jahren die internationale Tanzwelt, während die Kanadierin Crystal Pite seit den 90er Jahren große Erfolge feiert. 
  
Jiří Kylián ist einer der großen Choreographen, dessen Arbeit viele Künstler*innen geprägt hat. Über 20 Jahre leitete er das Nederlands Dans Theater (NDT) und trug maßgeblich dazu bei, dass das NDT zu einem weltweit gefeierten Ensemble wurde. Eines der Schlüsselthemen seines Werks sind die Konfrontation des Einzelnen mit der Realität und seine Versuche, Schwierigkeiten zu meistern oder zu vermeiden. Kylián inszeniert den menschlichen Versuch, einen Platz in einer Gesellschaft zu finden, die nur sehr verschwommen zu beschreiben ist. «In jedem von uns steckt etwas Göttliches und etwas Animalisches. Gods and Dogs ist ein Werk, das sich mit diesem Phänomen befasst.» Komponist Dirk Haubrich kombiniert dazu Motive aus Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 18 Nr. 1 mit eigenen elektronischen Klängen und kreiert einen Klangraum zwischen Klassik und Gegenwart.

Die Kanadierin Crystal Pite ist bekannt für ihre berauschenden Arbeiten und wurde dafür mit einer Vielzahl von internationalen Preisen ausgezeichnet. Ihre Choreographie Angels‘ Atlas aus dem Jahr 2020 entfaltet sich vor einer sich ständig verändernden Lichtinstallation, einer weiten, unerkennbaren Landschaft aus Licht und Materie (Bühne: Jay Gower Taylor, Licht: Tom Visser). Vor diesem phantastisch anmutenden Hintergrund werden die tanzenden Körper zum Zeichen menschlicher Vergänglichkeit und großer Vitalität zugleich. Auf der Grundlage der Auftragsmusik von Owen Belton und Chorstücken von Peter I. Tschaikowsky und Morten Lauridsen ist Angels‘ Atlas ein tiefgründiges Werk, das Crystal Pite in gewohnter Handschrift für ein großes Ensemble inszeniert.
PREMIERE
Gods and Dogs   
Choreographien von Jiří Kylián und Crystal Pite
Premiere
GODS AND DOGS

Choreographie  Jiří Kylián
Musik  Jiří Kylián (Konzept)/ Dirk Haubrich (Komposition) / Ludwig van Beethoven
Computergesteuerte Projektion  Daniel Bisig / Tatsuo Unemi
Videoprojektion  Dag Johan Haugerud / Cecilie Semec
Kostüme  Joke Visser
Bühne  Jiří Kylián

Licht  Kees Tjebbes

Einstudierung  Urtzi Aranburu

Wiederaufnahme
ANGELS‘ ATLAS

Choreographie  Crystal Pite
Musik  Owen Belton
Zusätzliche Musik  Peter I. Tschaikowsky / Morten Lauridsen
Reflective Light Backdrop Concept  Jay Gower Taylor
Reflective Light Backdrop Design  Jay Gower Taylor / Tom Visser
Bühne  Jay Gower Taylor
Licht  Tom Visser
Kostüme  Nancy Bryant

Choreographische Assistenz und Einstudierung  Spencer Dickhaus

Musik vom Tonträger
Tänzer*innen des Staatsballetts

Premiere
28. Juni 2025, 19.30 Uhr

Aufführungen 
29. Juni 2025 
2., 6., 13., 18. Juli 2025 
Staatsoper Unter den Linden

Tickets: 15 – 80 Euro

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Die Preisträgerinnen und Preisträger  des OPUS KLASSIK 2025 stehen fest

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 Der OPUS KLASSIK wird in diesem Jahr in 30 Kategorien vergeben (Bild: Markus Nass)
 
Preisträgerinnen bzw. Peisträger 2025 sind u.a. Emily D’Angelo, Lucienne Renaudin Vary, Hayato Sumino, Golda Schultz, Benjamin Bernheim, Pene Pati, Igor Levit und Christian Thielemann mit den Wiener Philharmonikern

Alle Preisträger unter www.opusklassik.de

Tickets für die OPUS KLASSIK Gala (12.10.) sind ab 49 Euro erhältlich unter diesem Link 
Tickets für das OPUS KLASSIK Konzert (11.10.) in der Kirche St. Elisabeth unter diesem Link Berlin, 25. Juni 2025. Große Stimmen, virtuose Instrumentalist*innen und überraschende Neuentdeckungen: Die Gesellschaft zur Förderung der Klassischen Musik gemeinnützige GmbH gibt die Preisträger*innen des OPUS KLASSIK 2025 bekannt. Mit dabei sind u. a. die gefeierte Mezzosopranistin Emily D’Angelo („Sängerin des Jahres“), die französische Trompeterin Lucienne Renaudin Vary, Violinistin Antje Weithaas (beide „Instrumentalistin des Jahres“) sowie Shootingstar Hayato Sumino, der gleich zweimal ausgezeichnet wird – als „Nachwuchskünstler des Jahres“ und für die „Live-Performance des Jahres Solist“. 

Eine elfköpfige Jury mit Expert*innen aus Musikindustrie, Konzertwesen, Verlagswesen und Medien hatte aus rund 600 Einreichungen insgesamt 104 herausragende Projekte für die Shortlist nominiert. Es wurden nun 39 Preisträger*innen ausgewählt, welche die aktuelle Vielfalt und Diversität der Klassikszene abbilden. 

Zu den weiteren Ausgezeichneten zählen u. a. Tenor Benjamin Bernheim als „Sänger des Jahres“, Sopranistin Golda Schultz für die „Solistische Einspielung Gesang des Jahres“, Pianist Seong-Jin Cho als „Instrumentalist des Jahres“, Pene Pati in der Kategorie „Solistische Einspielung Gesang des Jahres“, Violinist Augustin Hadelich für die „Kammermusikeinspielung des Jahres“, Joana Mallwitz als „Dirigentin des Jahres“, Jüri Reinvere als „Komponist des Jahres“, Pianist und Influencer Louis Philippson in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“, Daniel Blumbergs Score zum Film „The Brutalist“ in der Kategorie „Filmmusik / Score des Jahres“ sowie Pianist Igor Levit gemeinsam mit Dirigent Christian Thielemann und den Wiener Philharmonikern für die „Konzerteinspielung des Jahres“. 

Besondere Aufmerksamkeit gilt den neuen Kategorien für herausragende Live-Projekte, die zum ersten Mal vergeben werden: Neben Sumino werden u.a. Cellist Abel Selaocoe („Klassik ohne Grenzen live“) und der Tenebrae Choir („Live-Performance des Jahres Orchester/Ensemble“) ausgezeichnet. Das Mozartfest Würzburg und Julien Chauvin mit dem Le Concert de la Loge erhalten beide den OPUS KLASSIK in der Kategorie „Innovatives Konzert des Jahres“.

Frischen Wind bringt auch in diesem Jahr der Nachwuchs: Der OPUS KLASSIK 2025 würdigt in der Kategorie „Nachwuchskünstler*in des Jahres“ junge Talente wie Violinist Timothy Ridout, Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina und Violinistin Leia Zhu. Das Ensemble Quillo erhält den „Preis für Nachwuchsförderung“ für das Projekt „Werkstatt ‚Zukunftstöne’“

Der „Innovationspreis für Nachhaltigkeit“, vergeben in Zusammenarbeit mit dem Orchester des Wandels, geht an das Staatstheater Karlsruhe für „FLOW – Tage der Nachhaltigkeit“.

Die Auszeichnungen beim OPUS KLASSIK sind für viele Künstler nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine Bestätigung ihrer künstlerischen Arbeit. Einige von ihnen haben sich bereits im Vorfeld der Preisverleihung zu ihrer Ehrung geäußert:

„Ich freue mich sehr über den Preis und gratuliere den Musiker*innen vom Konzerthausorchester, Katherine Mehrling, der Deutschen Grammophon für ihr Vertrauen in das Projekt und allen Beteiligten vor und hinter den Kulissen, die an unserem ‚Weill-Projekt‘ mitgewirkt haben. Wie schön, dass wir den Preis bei uns ‚zu Hause‘ im Konzerthaus entgegennehmen dürfen.“ – Joana Mallwitz –

„Ich freue mich riesig und fühle mich zutiefst geehrt mit gleich zwei OPUS KLASSIK Preisen ausgezeichnet zu werden! Die letzten Jahre waren eine unglaubliche Reise für mich. Alles, was in dieser Zeit geschehen ist, erfüllt mich mit unglaublich viel Freude und ich bin täglich dafür dankbar, meine eigenen Stücke und Interpretationen entwickeln, aufnehmen und spielen zu können. Ich habe das große Glück, ein wunderbares Team an meiner Seite zu wissen – von meinem Management und meinem Label bis hin zu den Live-Veranstaltern meiner Konzerte. Aber letztlich ist es das Publikum, sind es die Fans, die all das möglich machen. Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei der OPUS KLASSIK Jury.“ – Hayato Sumino –

„Welch Ehre, als Instrumentalistin des Jahres ausgezeichnet zu werden und als Familienmitglied des wunderbaren OPUS KLASSIK wieder dabei sein zu dürfen. Ich freue mich sehr darüber, dass mein Instrument, die Trompete, so wieder ins Scheinwerferlicht gestellt wird.“ – Lucienne Renaudin Vary –

„Die diesjährigen Preisträger*innen zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig und dynamisch die klassische Musikszene ist – von großen internationalen Namen bis hin zu neuen und genreübergreifenden Stimmen“, so Dr. Clemens Trautmann, Sprecher der Geschäftsführung der Gesellschaft zur Förderung der Klassischen Musik gemeinnützige GmbH. „Der OPUS KLASSIK macht sowohl die Breite des Genres wie auch die Spitzenleistungen hör- und sichtbar – und würdigt neben der Exzellenz insbesondere auch künstlerischen Mut. Besonders freut mich, dass die Live-Kategorien in diesem Jahr eine noch größere Bedeutung erhalten und damit die Leistungen der klassischen Musiker*innen vom Konzertmoment bis zum Medienprojekt ganzheitlich gewürdigt werden.“

Mit Spannung werden noch die Preisträger*innen der Kategorien „Lebenswerk“ und „Bestseller des Jahres“ erwartet. Diese Ehrungen werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Désirée Nosbusch moderiert TV-Gala, Anu Tali dirigiert

Die Preisverleihungen finden am 11. Oktober in der Kirche St. Elisabeth sowie am 12. Oktober im Rahmen der großen Gala im Konzerthaus Berlin statt. Das ZDF überträgt die Gala am selben Abend um 22:15 Uhr. Wie in den vergangenen Jahren wird die feierliche OPUS KLASSIK Gala von Désirée Nosbusch moderiert. Die musikalische Begleitung übernimmt das Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Anu Tali. 

Karten sind ab 49 Euro erhältlich unter diesem Link. 

Weitere Informationen zum OPUS KLASSIK unter www.opusklassik.de. 

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Kontrapunkt: „Wir gendern weiter – verdammt nochmal“, Neues vom Theater Zwickau

Das Thema Gendern (hier: Genderverbot) sorgt in Zwickau für Wirbel und Ärger. Was ist los?

Gendern: Pro und Contra - Die Debatte im Überblick

Der Stadtrat hat ein Verbot erlassen und will damit unter vielen anderen auch dem Theater vorschreiben, wie es die deutsche Sprache normal, also grammatikgerecht, anwenden bzw. gebrauchen soll. Der Intendant und sein Team aber wollen – und verkünden das lauthals in der Presse – das Verbot ignorieren. Was 90 Prozent der deutschen Bevölkerung denken, scheint ihnen egal. Die deutsche Sprache gehört geändert, verdammt noch mal – herrschende Grammatik bitte vergessen. Gehen Sie weiter hier gibt es nichts zu sehen! Wir gendern weiter.

Das Theater Plauen-Zwickau kritisiert das vom Zwickauer Stadtrat erlassene Genderverbot. Obwohl es nicht für die Bühne, sondern für die interne und externe Kommunikation gilt, will das Theater die Regelung auch dort nicht umsetzen. Die Kulturschaffenden erklärten, man werde etwa in Flyern und dem Spielzeitheft das Gendern beibehalten – Schreibt der MDR Sachsen heute.

Weiter: Am vergangenen Donnerstag hatte der Zwickauer Stadtrat mehrheitlich beschlossen, das Gendern in Eigenbetrieben der Stadt zu verbieten. Unterstriche, Doppelpunkte, Sternchen oder andere Interpunktion „zur Kennzeichnung geschlechtsspezifischer Bezeichnungen“ sind damit untersagt.

Und was passiert nun? Die Verantworlichen des Theaters Plauen-Zwickau lehnen es ab, dass „die Politik ihnen Sprachvorschriften macht“. Wie bitte? Man lehnt es ab die korrekte deutsche Sprache, deren Regeln ja besonders für ein öffentlich hoch vom Bürger subventioniertes Theater, eine Selbstverständlichkeit sein sollte, zu befolgen. Man will selber „Sprachvorschriften“ machen!

Weiter verlautet, daß für das Theater die Regelung noch nicht bindend sei. Dazu müsste erst der Stadtrat Plauen ebenso ein Genderverbot erlassen. Zudem sähen die Verantwortlichen des Theaters das Verbot als einen Eingriff in die Kunstfreiheit.

Weiterlesen unter Kontrapunkt: „Wir gendern weiter – verdammt nochmal“, Neues vom Theater Zwickau – Der Opernfreund

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TIFLIS/ Tiflis Auditorium: GIYA KANCHELI TBILISI YOUTH ORCHESTRA mit Paweł Kotla bei „Concerts for Freedom and Solidarity“ 20.06.2025 | Konzert/Sinfoniekonzerte

Paweł Kotla mit dem Giya Kancheli Tbilisi Youth Orchestra im Tiflis Auditorium am 20.6.2025/TIFLIS

Beethovens Botschaft aus Tiflis

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Copyright: Stefan Pieper

Das Konzert am 20. Juni 2025 im Tiflis Auditorium war auf den ersten Blick ein würdiger Abschluss der polnischen EU-Ratspräsidentschaft gewesen. Doch der Abend offenbarte eine tiefere Dimension: Hier wurde Musik zur politischen Mission und kulturelle Diplomatie zur Überlebensstrategie.

Keine EU-Fahnen, kein Pomp, kein Protokoll. Als Paweł Kotla den Taktstock hob, ging es um mehr als das offizielle Ende der polnischen EU-Ratspräsidentschaft. Es ging ums Überleben der Kultur. Und auch um die Zukunft eines freien Georgiens, das die EU-Mitgliedschaft anstrebt. Um die Frage, wer die besseren Geschichten erzählt – Putin oder Europa.

Der polnische Dirigent hat eine Mission. Seit Monaten konzertiert er in den Konzerthallen der Krisengebiete, in denen die Kultur nicht verstummt, und sammelt Geschichten von Menschen, die um ihre Freiheit kämpfen. Das Stichwort, das hier alles auf den Punkt bringt, heißt kulturelle Diplomatie – und die kann auch ein weicher Akt von Notwehr sein.

Sein Instrument an diesem Abend im Tiflis Auditorium war das Giya Kancheli Tbilisi Youth Orchestra. 40 Musikerinnen und Musiker, die meisten unter 25, geboren in die Unabhängigkeit hinein und aufgewachsen mit europäischen Träumen. Gespräche während meines kurzen Aufenthalts in Georgien mit vielen Menschen waren wie eine Primärquelle für die gegenwärtige Stimmung: Jenseits der generösen Freundlichkeit und lässigen Lebensfreude, die einen überall hier umgibt, ist auch viel Panik in den Köpfen, dass möglicherweise bald Schluss mit lustig ist. Während für dieses Konzert geprobt wurde, regieren in der aktuellen Regierung bereits russische Oligarchen mit. Georgia first? Von wegen. Russia first ist das aktuelle Damoklesschwert.

Das Tiflis Auditorium ist ein organischer Bau mit perfekter Akustik auf allen Plätzen – und ja, diese Offenheit wird zum Symbol und trägt die Musik so frei wie möglich zu den Menschen. Henryk Mikołaj Góreckis „Three Pieces in Old Style“ wirkten zu Beginn des Konzertes wie eine sanfte Rebellion gegen die Lautstärke der Macht. Der polnische Komponist wusste, wie man mit sparsamen Mitteln große Gefühle erzeugt. Góreckis Stück mit seinen atmenden Texturen, diese zarten, reibungsvollen Dissonanzharmonien, diese subtilen Wechselbäder aus Kontemplation und expressiver Dringlichkeit – all das klang wie das Gegenteil einer strategischen, misstrauischen Kulturpolitik, die aus Russland kommt.

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Copyright: Stefan Pieper

Dann Krzysztof Meyer, ein Schüler Schostakowitschs und auch Pendereckis, der aber im freien Deutschland lebt. Seine „Musica Concertante“ op. 130 entwickelt eine chromatische Sprache voller rhythmischer Finessen, polyphoner Textur und manchmal bedrängender Ausdrucksdichte. Vier Sätze zwischen Ruhe und Raserei, zwischen Trauer und Aufbruch. Krzysztof Meyers Werk klang manchmal wie ein Update des sowjetischen Meisters, dann wieder ganz anders – und heute ohne Angst vor dem Geheimdienst. Die Solisten des Cracow DuoJan Kalinowski (Violoncello) und Marek Szlezer (Klavier) – navigierten mit zupackender Spiellust in hitziger Interaktion durch die anspruchsvolle Partitur. Das war Polen nach 1989 in Tönen.

Den Höhepunkt bildete Beethoven. Die „Eroica“, ursprünglich für Napoleon komponiert, bis der sich zum Kaiser krönte und Beethoven die Widmung tilgte. Ein Werk über verratene Ideale – eine perfekte Wahl für die drohende Situation in Georgien im Jahr 2025. Paweł Kotla sieht darin genau das. Aber diese Musik stärkt und setzt pure Freude gegen die Furcht, das stand auch Kotla selbst ins Gesicht geschrieben, der die jungen Georgierinnen und Georgier spielen ließ, als würde es um ihr Leben und die ganze Zukunft gehen. Was es auch tat.

Seit 2011 hat Paweł Kotla junge Musikerinnen und Musiker aus der Region zusammengebracht. Ausgiebige Gespräche mit Paweł Kotla vor und nach dem Konzert machten die Intention dahinter deutlich. Das Projekt „Concerts for Freedom and Solidarity“, organisiert von der Temida Arts & Business Foundation und der Porta Musicae Artistic Association mit Unterstützung des polnischen Außenministeriums und der polnischen Institute in Kiew und Tiflis, positioniert sich bewusst als Gegenmodell zu autoritären Kulturstrategien. Während despotische Regime die Kultur oft als strategisches Instrument hybrider Kriegsführung einsetzen, setzte Polen mit dem kulturellen Fokus seiner EU-Ratspräsidentenschaft auf Authentizität und Partnerschaft auf Augenhöhe.

Die historische Klammer ist bedeutsam: Bereits 2011 führte Kotla während der damaligen polnischen EU-Ratspräsidentschaft junge Musiker aus der Östlichen Partnerschaft zusammen. Vierzehn Jahre später nutzte Polen erneut seine EU-Führungsrolle für ein kulturpolitisches Statement – diesmal jedoch unter dramatisch veränderten Vorzeichen. Solche kulturpolitischen Statements haben heute eine andere Tonart.

Auch im Giya Kancheli Orchestra saßen an diesem Abend im Tiflis Auditorium junge Menschen, die Europa nicht als politisches Projekt sehen, sondern als Lebensgefühl. Und die eben, was hörbar war und schließlich langanhaltenden warmen Applaus hervorrief, Beethoven so spielten, als würden sie gerade ihre Zukunft komponieren.

Stefan Pieper
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Ina Karr wird neue Generalintendantin der Deutschen Oper am Rhein

Leitende Intendantin am Luzerner Theater tritt ab der Spielzeit 2027/2028 die Nachfolge von Prof. Christoph Meyer an

Die Deutsche Oper am Rhein bekommt eine neue Generalintendantin: Die Landeshauptstadt Düsseldorf, die Stadt Duisburg und der Freundeskreis der Deutschen Oper am Rhein e. V. haben als Gesellschafter am Dienstag, 24. Juni 2025, nach vorheriger Beratung im Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, Ina Karr als Generalintendantin und Geschäftsführerin ab der Spielzeit 2027/2028 zunächst für die Dauer von fünf Jahren zu bestellen.

Sie folgt auf Prof. Christoph Meyer, der nach 16-jährigem Wirken aus gesundheitlichen Gründen seinen Vertrag zum 31. März 2025 vorzeitig beendet hat. Als neue Generalintendantin ist sie die erste Frau in diesem Amt in der Geschichte der Deutschen Oper am Rhein.
Ina Karr ist seit 2021 Intendantin und CEO des Luzerner Theaters. Davor war sie in leitenden Positionen an verschiedenen Theatern engagiert, unter anderem als Dramaturgin und Pressesprecherin der Oper am Nationaltheater Mannheim, als Operndirektorin am Oldenburgischen Staatstheater und als Chefdramaturgin Oper am Staatstheater Mainz. Darüber hinaus übernahm sie Produktionsdramaturgien wie beispielsweise bei den Salzburger Festspielen und im zeitgenössischen Musiktheater.

Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf und aktuell stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender: „Ich freue mich sehr, dass wir mit Ina Karr eine erfahrene Intendantin für die zukünftige geschäftsführende Generalintendanz der Deutschen Oper am Rhein gewinnen konnten. Sie ist bestens vernetzt und verfügt über umfassende Führungskompetenzen. Wir sind uns sicher, dass sie aufgrund ihrer vielseitigen Erfahrung die Deutsche Oper am Rhein als einer der führenden
Opern- und Ballettbühnen in Europa weiter etablieren wird.“

Sören Link, Oberbürgermeister Stadt Duisburg und Aufsichtsratsvorsitzender: „Bei Ina Karr wissen wir die Deutsche Oper am Rhein in guten Händen. Ich bin überzeugt, dass Sie das künstlerische Profil weiter schärfen und entwickeln wird und die DOR zukünftig unter ihrer Intendanz mit herausragenden Produktionen von sich reden macht.“

Ina Karr, künftige Generalintendantin der Deutschen Oper am Rhein: „Ich freue mich sehr auf die Deutsche Oper am Rhein. Mich reizt das kreative Potenzial dieser besonderen Theaterpartnerschaft Düsseldorf-Duisburg und damit die künstlerische Verbindung zweier – auf so verschiedene Weise interessante – Städte. Musiktheater und Ballett werden für mich lebendig und attraktiv durch ein reiches Repertoire, viel Nähe zum Publikum und zur Stadt sowie vor allem durch große, brillante, selbstbewusste Ensembles: Ich sehe die DOR als Haus der Künstlerinnen und Künstler. Mit ihnen und den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollen wir einen Spielplan gestalten, der durch Musik unsere Geschichten erzählt, vergangene wie heutige. Die stilistische Klammer will ich mit meinem Team in einer eigenen neuen Dramaturgie sehr weit fassen – vom Barock bis zur zeitgenössischen Oper, die DOR soll ein profilierter Ort für Neukreationen werden, regional verankert und international strahlend. Ausdrücklich und besonders am Herzen liegt mir die Oper für ein junges Publikum, das ist für mich ein gesellschaftlicher Auftrag. Und natürlich blicke ich schon jetzt mit Spannung und künstlerischer Neugier auf die Bauprojekte in Düsseldorf und Duisburg – Riesenchancen für neue Perspektiven.“

Mit der Bestellung Ina Karrs zur neuen Generalintendantin folgen die Gremien der Deutschen Oper am Rhein dem Vorschlag einer Findungskommission  unter Leitung der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg und der Landeshauptstadt Düsseldorf. Neben den Oberbürgermeistern Dr. Stephan Keller und Sören Link waren Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration der Landeshauptstadt Düsseldorf, Linda Wagner, Beigeordnete für Umwelt- und Klimaschutz, Gesundheit, Verbraucherschutz und Kultur der Stadt Duisburg, Monika Lehmhaus, Vorsitzende des Freundeskreis der Deutschen Oper am Rhein e. V., Tim Franke, Gesamtbetriebsrat der Deutschen Oper am Rhein gGmbH, die Intendantin der Säschsischen Staatsoper Dresden, Nora Schmid, und der Intendant der Staatsoper Stuttgart, Viktor Schoner, Teil der Findungskommission. Bis zum Beginn der Generalintendanz von Ina Karr wird das Haus interimistisch von der Geschäftsführenden Direktorin Alexandra Stampler-Brown als alleinige Geschäftsführerin und dem kommissarischen Künstlerischen Leiter, Marwin Wendt, geleitet.

Zur Person
Ina Karr wurde 1968 in Stuttgart geboren und studierte Musik, Musikwissenschaft und Neuere Deutsche Literaturgeschichte. Sie hat langjährige Opern- und Theatererfahrung in leitenden Positionen und hat mit vielen renommierten Regisseurinnen, Regisseuren und Komponistinnen gearbeitet. Nach Engagements als Dramaturgin für zeitgenössische Musik und Musiktheater, unter anderem für das Festival Eclat ging sie von 2002 bis 2005 als Dramaturgin und Pressesprecherin der Oper an das Nationaltheater Mannheim zu Operndirektor Dietmar Schwarz. Anschliessend wechselte sie als Operndirektorin an das Oldenburgische Staatstheater. Von 2014 bis 2020 leitete Ina Karr als Chefdramaturgin die Sparte Oper am Staatstheater Mainz.
Seit 2021 ist Ina Karr Intendantin und CEO des Luzerner Theaters. Einen wichtigen Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht sie in der Förderung von zeitgenössischen Werken sowie der Entwicklung neuer Formen. Zudem etablierte sie Ensembles in allen Sparten und gründete mit dem „Jungen Luzerner Theater“ eine eigene Sparte für Kinder- und Jugendtheater. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Ina Karr unter anderem mit den Regisseurinnen Elisabeth Stöppler und Lydia Steier. Lydia Steiers
Inszenierungen von G. F. Händels Oratorium „Saul“ sowie die Deutsche Erstaufführung von Pascal Dusapins „Perelà“ waren für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert. Im Sommer 2018 war sie Produktionsdramaturgin bei den Salzburger Festspielen für Mozarts Oper „Die Zauberflöte“, ebenfalls in der Regie von Lydia Steier.

Darüber hinaus arbeitete sie mit Regisseurinnen und Regisseuren wie Jan-Christoph Gockel, David Hermann, Lorenzo Fioroni, Sebastian Baumgarten, Christopher Alden, Hans Neuenfels und Amélie Niermeyer. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist auch die Zusammenarbeit mit Komponistinnen und Komponisten wie Lucia Ronchetti, Chaya Czernowin, Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, Du Yun, Isabel Mundry, José M. Sanchez-Verdú, Gordon Kampe oder Simon Steen Andersen, die das Musiktheater prägen.

Ina Karr war und ist Mitglied zahlreicher Jurys, wie der Kulturstiftung des Bundes, dem Götz Friedrich Preis, oder dem European Opera-directing Prize. 2019 wurde sie ins Internationale Theaterinstitut (ITI) und 2021 in die
Deutsche Akademie der Darstellenden Künste gewählt. Seit 2022 ist sie Mitglied im Vorstand von Opera Europa.

Hintergrund
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den großen Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in
Europa entwickelt.
An den beiden Spielorten, dem Opernhaus Düsseldorf und dem Theater Duisburg, die insgesamt rund 2.400 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bieten, können jährlich über 280 Veranstaltungen angeboten werden. Sie
umfassen Oper und Operette, Ballett, zeitgenössische Musiktheater- Produktionen und Repertoire für junges Publikum, dazu kommen Galakonzerte und zahlreiche Sonderveranstaltungen und Rahmenprogramme.
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