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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM SEPTEMBER 2023

10.09.2023 | In Memoriam

IN MEMORIAM GEBURTSTAGE IM SEPTEMBER 2023

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage!

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 

2.9. Lajos KOZMA: 85. Geburtstag

Er studierte zunächst an der Franz Liszt-Musikakademie in Budapest und debütierte 1961 an der Nationaloper Budapest als Malcolm in Verdis »Macbeth«. Einen ersten großen Erfolg hatte er an diesem Opernhaus als Pelléas in »Pelléas et Mélisande« von Debussy. 1963 ging er zur Vervollständigung seiner Ausbildung nach Italien und wurde mit Hilfe eines Ford-Stipendiums an der Accademia di Santa Cecilia in Rom Schüler von Giorgio Favaretto und Franco Capuana. 1964 begann er dann eine große internationale Karriere. Zunächst sang er an den führenden italienischen Opernhäusern. 1968 debütierte er an der Mailänder Scala in einem Konzert mit dem Tenor-Solo in Händels »Israel in Egypt«; an der Mailänder Scala war er dann oft zu hören, u.a. 1969 und 1972 als Oedipus in szenischen Aufführungen von Strawinskys »Oedipus Rex«, 1970 als Belfiore in »La finta giardiniera« von Mozart (in der Piccolo Scala) und mit dem Tenor-Solo in Mahlers 8. Sinfonie, 1976 mit dem Tenor-Solo in Strawinskys »Les Noces«, 1979-80 mit dem Tenor-Solo in Luigi Nonos »Il canto sospeso«. Er weitete seine Gastspieltätigkeit aus und trat an der Oper von Philadelphia, an der City Opera New York, an der Königlichen Oper Kopenhagen, in Amsterdam (1982 in »L‘Orfeo« von Monteverdi), Brüssel und Lüttich (1982 als Pelléas), in Paris und Straßburg auf. Bei den Salzburger Festspielen von 1969 sang er den Ferrando in »Così fan tutte« und den Oedipus in einer konzertanten Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex«. 1973 wirkte er an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der Oper »La Reine morte« von Renzo Rossellini mit. 1969 sang er am Teatro San Carlo Neapel und beim Holland Festival den Ferrando, am Teatro Comunale Bologna 1970 den Alfredo in »La Traviata«, 1972 den Don Ottavio in »Don Giovanni«, 1978 den Eisenstein in der »Fledermaus«. Seit 1968 gastierte er häufig an der Oper von Rom: 1968 als Maler in »Lulu« von A. Berg, 1973 als Orpheus von Gluck, 1978 als Oedipus Rex von Strawinsky, 1974 in der italienischen Erstaufführung von Renzo Rossellinis »La Reine morte«. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence erschien er 1972 als Don Ottavio, beim Festival in der Arena von Verona 1976 als Schuiskij in »Boris Godunow«, am Teatro Verdi Triest 1966 als Pelléas, 1968 als Matula in »Das Mädchen von Pskow« von Rimski-Korsakow (auch 1969 am Teatro Margherita Genua), am Teatro Fenice Venedig und am Teatro Comunale Florenz 1971 als Don Ottavio, in Florenz auch 1976 als Husar in »Mavra« von Strawinsky und 1977 als Pelléas, am Teatro Filarmonico Verona 1975 als Ford in »Falstaff« von A. Salieri, am Teatro Regio Turin 1976 als Tamino in der »Zauberflöte«, 1978 als Prinz in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen«, beim Maggio Musicale von Florenz 1979 als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, Am Teatro Comunale Florenz nahm er 1970 an der Uraufführung der Oper »Il Coccodrillo« von V. Bucchi teil. Neben den klassischen Partien für lyrischen Tenor sang er gerne in Opern aus der Barock-Epoche, aber auch in zeitgenössischen Werken. Er war ein allseitig geschätzter Oratorien- und Liedersänger. Er starb 2007 in Pierantonio.

Schallplatten: Eurodisc (»Lucia di Lammermoor« als Partner von Anna Moffo, »L‘Orfeo« von Monteverdi), Erato (»Orlando furioso« von Vivaldi), Oiseau Lyre, Opera Viva (»Così fan tutte«, Salzburg 1969). Auf einigen Aufnahmen erscheint sein Familienname in der Schreibweise Koszma.

 

2.9. Erika WIEN: 90. Geburtstag

Gesangstudium an der Wiener Musikakademie bei Hans Duhan, Josef Witt und Wolfgang Steinbrück, Einführung in den Liedgesang durch Erik Werba. Sie begann ihre Bühnenkarriere 1951 an der Wiener Staatsoper (Debüt als Linetta in »Die Liebe zu den drei Orangen« von S. Prokofjew) und setzte sie am Theater von Bremen (1953-59) und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1959-64) fort. Seit 1964 war sie bis 1980 am Opernhaus von Zürich tätig. Gastspiele an der Deutschen Oper wie an der Staatsoper Berlin, an den Staatsopern von Wien (1959 als Octavian im »Rosenkavalier«), München, Hamburg und Stuttgart, an den Opernhäusern von Frankfurt a.M., Hannover, Köln, Nürnberg, Wiesbaden und Wuppertal. Sie gastierte auch beim Holland Festival, beim Maggio Musicale von Florenz, in Brüssel und Bordeaux, in Lyon und Marseille, am Teatro Colón Buenos Aires, an der Grand Opéra Paris, an den Opernhäusern von San Diego und San Francisco (1964 u.a. als Zita in »Gianni Schicchi«, als Sonjetka in »Katerina Ismailowa«, als Flora in »La Traviata«, als Marcellina in »Le nozze di Figaro«, als eines der Blumenmädchen in »Parsifal« und als Hata in Smetanas »Die verkaufte Braut«), in Nantes, Rouen und Toulouse, in Turin und Genua. 1963 sang sie an der Oper von Nizza in der französischen Erstaufführung der Oper »Katerina Ismailowa« (»Lady Macbeth von Mzensk«). Ihr Rollenrepertoire für die Bühne gipfelte in Partien wie der Carmen, der Maddalena in »Rigoletto«, der Azucena im »Troubadour«, der Amneris in »Aida«, der Eboli in Verdis »Don Carlos«, der Ulrica in »Un Ballo in maschera«, der Mrs. Quickly in »Falstaff«, der Mary in »Der fliegende Holländer«, der Ortrud in »Lohengrin« der Erda und der Fricka im Nibelungenring, der Brangäne in »Tristan und Isolde«, der Venus in »Tannhäuser«, dem Orpheus in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, der Marina in »Boris Godunow«, der alten Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, der Milada in »Dalibor« von Smetana, der Hexe in »Rusalka« von Dvorák, der Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss und der Marie in »Wozzeck« von A. Berg. Am Opernhaus von Zürich wirkte sie in den Uraufführungen der Opern »Madame Bovary« von H. Sutermeister (26.5.1967) und »Ein Engel kommt nach Babylon« von Rudolf Kelterborn (5.6.1977) sowie in einer Anzahl von Schweizer Opernerstaufführungen mit: in »Die Liebe zu den drei Orangen« von S. Prokofjew (Spielzeit 1965-66 als Fata Morgana), »Bluthochzeit« von W. Fortner (1966-67 als Frau Leonardos), »Il Re Cervo« von H.W. Henze (1969 als Scolatella IV), »Karl V.« von E. Krenek (Spielzeit 1970-71 als Juana), »Bomarzo« von A. Ginastera (1970-71 als Diana Orsini), »Ein Stern geht auf aus Jakob« von Paul Burkhard (1972-73 als Elisabeth) und »Der Jakobiner« von A. Dvorak (1977-78 als Lotinka). Große Erfolge erzielte sie auch als Konzert- und Oratoriensolistin (in Werken von J.S. Bach, Beethoven und J. Brahms) sowie in ihren Liederabenden. Sie trat als Konzertsängerin in Deutschland und in der Schweiz, in Wien, Madrid, Granada und Paris auf. Sie starb 2019 in Zürich.

Schallplatten: Auf Saga singt sie in Querschnitten durch die Opern »Rigoletto« (als Maddalena) und »Nabucco« (als Fenena) von Verdi; auch auf Amadeo zu hören.

 

3.9. Jaroslava DOBRÁ: 100. Geburtstag

Sie wurde am Konservatorium von Prag zur Sängerin ausgebildet. 1947 debütierte sie in Prag am Theater des 5. Mai (später Smetana-Theater), wurde aber bald an das Prager Nationaltheater berufen, dessen Mitglied sie bis 1961 blieb. Hier sang sie vor allen Dingen Partien aus dem slawischen Repertoire wie die Radmila in »Libussa« von Smetana, die fremde Fürstin in »Rusalka« von Dvorák, die Marina in »Boris Godunow«, hatte aber auch Rollen wie die Amneris in »Aida« oder die Azucena im »Troubadour« in ihrem Repertoire. Nach ihrem Abschied von der Bühne wirkte sie noch weiterhin als Konzertsängerin und begann daneben in Prag eine Tätigkeit im pädagogischen Bereich. Sie starb 1971 in Prag.

Schallplattenaufnahmen auf Supraphon.

 

5.9. John DICKIE: 70. Geburtstag

 Sohn des bekannten englischen Tenors Murray Dickie (1924-95), der vor allem an der Wiener Staatsoper eine große Karriere hatte, und der Sopranistin Maureen Springer-Dickie (1928-76), Neffe des Bass-Baritons William Dickie (1914-84). Er wuchs in Wien und in Baden bei Wien auf, wurde durch Luise Scheidt und am Konservatorium der Stadt Wien durch Hilde Zadek ausgebildet. 1977 debütierte er an der Wiener Volksoper als Priester in der »Zauberflöte«. Bis 1979 war er als Eleve an der Volksoper Wien verpflichtet und begann dann eine große Karriere als erster lyrischer Tenor 1979-82 am Opernhaus von Wuppertal, 1982-85 am Nationaltheater Mannheim und seit 1985 an der Staatsoper Hamburg. Bei den Festspielen von Bregenz gastierte er 1981 als Prinz Ali in »Unverhofftes Begegnen« von J. Haydn, 1982 als Arturo in »Lucia di Lammermoor«, 1984 als Stanislaus im »Vogelhändler« von C. Zeller und 1985-86 als Tamino in der »Zauberflöte«. Zu Gast an der Grand Opéra Paris (1983 als Froh im »Rheingold«), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Grand Théâtre Genf (1981 als Borsa in »Rigoletto«) an der Deutschen Opern Berlin. Seit der Saison 1987-88 an der Staats- wie an der Volksoper Wien als Ensemblemitglied verpflichtet. An der Wiener Staatsoper debütierte er bereits 1983 als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini und sang hier bis zu seinem Tod u.a. den Ferrando in »Così fan tutte«, den Fenton in Verdis »Falstaff«, den Kudrjasch in »Katja Kabanowa« von Janácek, den Don Fabrizio in der Uraufführung von A. Schnittkes Oper »Gesualdo« (1995), den Grafen Elemer in »Arabella« von R. Strauss, den Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser«, den Pang in Puccinis »Turandot«, die Titelrolle in »Der verlorene Sohn« von Kaiser Leopold I. von Österreich (im Redoutensaal, 1997), den Laios in »Oedipe« von Enescu, den Rodolphe in »Wilhelm Tell« von Rossini, den Narraboth in »Salome« von R. Strauss, den Abdisu in »Palestrina« von H. Pfitzner, den Cassio in Verdis »Otello«, den Monostatos wie den Tamino in der »Zauberflöte«, den Basilio in »Le nozze di Figaro«, die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, den Eisenstein in der »Fledermaus«, den Valzacchi im »Rosenkavalier«, den Froh, die Titelfigur in Hillers »Das Traumfresserchen«, den Maler in »Lulu« von A. Berg und den Bastien in »Bastien und Bastienne« von Mozart. Er wirkte in 18 Premieren mit und sang insgesamt 57 Partien in 484 Vorstellungen. An der Wiener Volksoper sang er u.a. den Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Eisenstein, den Ferrando, den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, den Tamino, den Caramello in »Eine Nacht in Venedig«, den Grafen Zedlau in »Wiener Blut«, den Tassilo in »Gräfin Mariza«, den Edwin in »Die Csárdásfürstin«, die Titelrolle in Mozarts »La clemenza di Tito« und den Matthias Freudhofer in W. Kienzls »Der Evangelimann«. Er wirkte hier in 10 Premieren mit und sang an 503 Abenden insgesamt 33 verschieden Partien. An erster Stelle standen in seinem Bühnenrepertoire Mozart-Partien wie der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Don Ottavio in »Don Giovanni«, der Belfiore in »La finta giardiniera« weitere Höhepunkte waren darin der Lyonel in Flotows »Martha«, der Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, der Ernesto in »Don Pasquale«, der Bénédict in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz, der italienische Sänger im »Rosenkavalier« von R. Strauss, der Lenski in »Eugen Onegin«, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Gonzalvo in »L’Heure espagnole« von Ravel, der Herzog in Verdis »Rigoletto« und der Des Grieux in »Manon« von Massenet. Auch als Konzertsänger hatte er bedeutende Erfolge. Er starb 2010 in Baden bei Wien.

Schallplatten: Naxos (Ferrando in »Così fan tutte«), Berlin Classics (»Apollo et Hyacinthus« von Mozart).

 

5.9. Shari BORUVKA: 90. Geburtstag

Leider liegt über diese 2017 verstorbene Sängerin, die an der Wiener Staatsoper 1968 als Küsterin in »Jenufa« von Janácek und 1972 als Herodias in »Salome« von R. Strauss gastierte, keine Biographie vor.

 

5.9. John Scott STAMFORD: 100. Geburtstag

Er war am Chicago Conservatory Schüler von Edgar Nelson, an der Manhattan School of Music New York von Herta Glaz und studierte auch bei dem New Yorker Pädagogen Albert Sciaretti. Bühnendebüt 1952 bei der American Opera Company als Manrico im »Troubadour«. Er hatte seine größten Erfolge bei Auftritten an der City Opera New York, an den Opern von Miami und St. Paul wie im kanadischen Montreal und in Quebec. Er sang auf der Bühne in erster Linie das Repertoire für Lirico spinto-Tenor, darunter Partien wie den Canio im »Bajazzo«, den Faust in »Mefistofele« von Boito, den Paco in »La vida breve« von de Falla, den Titelhelden in »Oedipus Rex« von Strawinsky, den Albert Gregor in »Die Sache Makropulos« von Janácek, den Flamand in »Capricco« von R. Strauss, den Sam Polk in »Susannah« von Carlisle Floyd, den Orsino in »Beatrix Cenci« von Alberto Ginastera und den Titelhelden in dessen »Don Rodrigo«, den Eisenstein in der »Fledermaus« von J. Strauß und den Sergej in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch. Angesehener Konzert- und Oratoriensänger. Er starb im Jahr 2004.

 

5.9. Ebbe HAMERIK: 125. Geburtstag

 Er ist der Sohn des Komponisten Asger Hamerik (1843-1923) und der US-amerikanischen Komponistin und Pianistin Margaret Elizabeth Williams (1867–1942) sowie der Neffe des Musikforschers Angul Hammerich (1848–1931). Er besuchte 1916 die Sorø Akademie, wo er bereits erste Stücke komponierte. Hamerik erhielt Privatunterricht bei seinem Vater in Theorie und Orchestrierung. 1917 lernte er Dirigieren bei dem US-amerikanischen Komponisten und Dirigenten Frank van der Stucken, der die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs in Kopenhagen zubrachte. 1919 gründete und leitete Hamerik ein Amateur-Orchester. Im selben Jahr wurde er Chor- und Hilfskapellmeister am Königlichen Theater in Kopenhagen, wo er als Dirigent mit Glucks Oper Orpheus und Eurydike debütierte. 1922 verließ er das Theater und widmete sich der Komposition. In den Jahren bis 1927 hielt er sich studienhalber im Ausland auf, u. a. in Lübeck, Mainz und Antwerpen. 1927-31 war er Dirigent von Musikforeningen (Musikverein) Kopenhagen, wo er Werke von Bartók, Ravel, de Falla, Reger, Kodály und Prokofjew dirigierte. Ab dann wirkte er als Dirigent in Wien, Leipzig und Dresden. 1933 erhielt er das Ancker-Stipendium. 1940 nahm Hamerik als Freiwilliger auf finnischer Seite am sowjetisch-finnischen Winterkrieg teil. 1939-43 war er häufig Gast beim Dänischen Rundfunk. Er heiratete 1944 Brita Møller, die Tochter des Pianofabrikanten Knud Møller. Hamerik war ein leidenschaftlicher Segelsportler. Im August 1951 erlitt er Schiffbruch im Kattegat auf einem Törn von Norwegen nach Schweden. Das Wrack wurde bei Halmstad gefunden, die Leiche blieb verschollen. Die Oper Marie Grubbe und die fünf Cantus Firmi machten Hamerik international bekannt.

 

5.9. Leopold MÜLLER: 175. Geburtstag

        Er war der Sohn eines Müllers. Er studierte an der Universität von Würzburg Mathematik, als man aber auf seine schöne Stimme aufmerksam wurde, ließ er diese durch M. Kißner und durch den Kapellmeister Muck sr. ausbilden. 1869 kam es am Würzburger Stadttheater zu seinem Debüt in der Partie des Don Carlo in Verdis »Ernani«. 1873-74 war er an der Komischen Oper Wien engagiert. 1874 ging er als erster Bariton an das Salzburger Stadttheater, dem er drei Jahre lang angehörte. In dieser Zeit hatte er auch große Erfolge als Konzertsänger. So sang er in Leipzig im Requiem von Berlioz und in der Missa choralis von Franz Liszt; beim Musikfest von Kassel trat er als Solist in dem Oratorium »Die Legende der heiligen Elisabeth« von Liszt auf. 1876 wirkte er beim Musikfest von Magdeburg mit. Franz Liszt schätzte ihn sehr und begleitete ihn mehrfach beim Vortrag seiner Lieder am Klavier. Während zwei Spielzeiten gehörte er dem Hoftheater von Weimar an. 1877-78 trat er am Woltersdorftheater Berlin auf und übernahm dann 1879 die Direktion des Salzburger Theaters. Hier trat er als Sänger wie als Bühnenleiter durch die musterhaften Aufführungen von Wagner-Opern besonders hervor. Er sang dabei den Titelhelden in »Der fliegende Holländer«, den Telramund in »Lohengrin« und den Wolfram in »Tannhäuser«; er sang in Salzburg auch den Petrucchio in der Erstaufführung von »Der Widerspenstigen Zähmung« von Hermann Goetz. 1882 gastierte er mit seinem Salzburger Ensemble in Innsbruck mit den Wagner-Opern »Tannhäuser«, »Lohengrin« und »Der fliegende Holländer«. 1886 trat er von der Direktion des Salzburger Theaters zurück, gab seine Sängerkarriere auf und ging nach Wien. Dort leitete er zuerst eine Theateragentur, trat aber 1888 als Direktionssekretär in das neu eröffnete Deutsche Volkstheater in Wien ein, wo er bis 1897 blieb. Dann ging er als Verwaltungsdirektor an das Wiener Carl-Theater und übernahm nach dem Tod von dessen Direktor Jauner 1900 zusammen mit Andreas Amann die Leitung dieses Hauses. 1908 gründete er das Johann Strauß-Theater in Wien. Er starb 1912 in Fürth.

 

6.9. Jewgenij SWETLANOW: 95. Geburtstag

Er entstammte einer Musikerfamilie, deren Mitglieder am Bolschoi-Theater tätig waren. Schon früh entschied er sich für eine Musikerkarriere und studierte Komposition, Dirigieren und Klavier am Moskauer Konservatorium, wo ihm bis 1955 unter anderem Alexander Gauk Dirigierunterricht und Juri Schaporin Kompositionsunterricht erteilten, und am Gnessin-Institut, wo Michail Gnessin ihn bis 1951 im Fach Komposition unterrichtete. Schon Ende der 1940er Jahre machte Swetlanow als Komponist auf sich aufmerksam. 1953 dirigierte er seine erste Oper am Bolschoi-Theater und begann ein zweijähriges Engagement beim Moskauer Rundfunk. Im Jahre 1955 wurde er als Assistent am Bolschoi-Theater eingestellt, machte dort eine glänzende Karriere und wurde schließlich 1962-65 Chefdirigent und 1999 Ehrendirigent. 1965 übernahm er als Chefdirigent das Staatliche Sinfonieorchester der UdSSR. Dieses Orchester, das sich heute Akademisches Sinfonieorchester der Russischen Föderation nennt, wurde unter seiner Leitung endgültig eines der führenden Sinfonieorchester der Sowjetunion. Swetlanow leitete es 35 Jahre lang und war sein wichtigster und prägendster Dirigent. 1979 wurde er Erster Gastdirigent des Londoner Sinfonieorchesters, 1992 Chefdirigent des Residenzorchesters Den Haag. Auch andere ausländische Orchester dirigierte er regelmäßig. Seine grandiose Karriere als Chefdirigent des Akademischen Sinfonieorchesters der Russischen Föderation fand 1999 ein jähes Ende in Swetlanows Entlassung durch den russischen Kulturminister. Diese wurde mit mangelnder Präsenz begründet und sorgte für große Empörung in der russischen Musikszene. Swetlanow hatte 1972 den Leninpreis und 1983 den Staatspreis der Sowjetunion erhalten. Daneben war er 1968 als Volkskünstler der UdSSR und 1978 mit dem Leninorden ausgezeichnet worden und hatte anlässlich seines 70. Geburtstages einen hohen russischen Staatsorden erhalten. Der am 14. August 1966 entdeckte Asteroid (4135) Svetlanov trägt seit 1991 seinen Namen. Swetlanow zählt zu den bedeutendsten russischen Dirigenten aller Zeiten. Schon in jungen Jahren fasste er den Entschluss, eine Anthologie russischer Orchestermusik aufzunehmen. Dieses Projekt realisierte er als Chefdirigent des Staatlichen Sinfonieorchesters der UdSSR umfassend durch zahllose Aufnahmen russischer Musik. Kaum ein russisches Orchesterwerk des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat Swetlanow nicht aufgenommen. Auch dem neueren Repertoire stand er äußerst aufgeschlossen gegenüber, leitete zahlreiche Uraufführungen und spielte die Werke auch ein. Herausragende Projekte waren unter anderem die Gesamtaufnahme der Sinfonien Tschaikowskis, die auch im Westen für Furore sorgte, sowie die erste und bisher einzige Gesamtaufnahme aller 27 Sinfonien und weiteren Orchesterwerke Nikolai Mjaskowskis, eines Komponisten, der Swetlanow ganz besonders am Herzen lag. Doch er beschränkte sich nicht auf russische Musik, sondern führte auch zahlreiche Werke aus anderen Ländern auf. Besonders seine Einspielungen von Sinfonien Gustav Mahlers fanden hierbei große Beachtung. Swetlanows Dirigierstil zeichnete sich durch umfassende Werkkenntnis und Sorgfalt aus. Er lotete die Werke stets bis an ihre Grenzen intensiv aus. Kennzeichnend für seine Interpretationen sind Intensität des Ausdrucks, dramatische Wucht und Swetlanows zupackender, mitreißender Zugang zur Musik. Insgesamt nahm Swetlanow allein mit dem Staatlichen Sinfonieorchester der UdSSR fast 2000 Werke auf. Er war ein sehr konservativer Komponist und vertrat in seinen eigenen Werken oft deutlich weniger moderne Positionen als in den Werken anderer Komponisten, die er zur Aufführung brachte. Seine Werke sind tief in der russischen Tradition verwurzelt und oft durch russische Volksmusik inspiriert. In einzelnen Werken interessierte sich Swetlanow auch für die Volksmusik anderer Länder wie zum Beispiel Spanien. Die Instrumentation ist stets reich und gekonnt. Harmonik und Formgebung sind eher traditionell, wie Swetlanow generell neuere Kompositionstechniken eher mied. Er blieb in einer mit gelegentlichen Schärfen versehenen Tonalität verwurzelt. Nach eigenen Worten orientierte er sich an Nikolai Mjaskowski – wobei er allerdings einen deutlich effektvolleren und publikumswirksameren Stil als jener pflegte -, an Sergei Rachmaninow und an der rhythmischen Prägnanz Dmitri Schostakowitschs, dessen Einfluss sonst jedoch eher marginal blieb. Swetlanow sah sich immer primär als Komponist und war enttäuscht darüber, dass ihn die Öffentlichkeit vor allem als Dirigenten wahrnahm. Swetlanow war auch ein brillanter Pianist. Er widmete sich hier vor allem dem Schaffen Nikolai Medtners und seinen eigenen Kompositionen. Allerdings trat er als Pianist nur sehr sporadisch an die Öffentlichkeit. Bei seinen Komponistenkollegen war er sehr gefragt, wenn es darum ging, Klavierauszüge neuer Orchesterwerke beim sowjetischen Komponistenverband vorzustellen. Seine Akribie und Emotionalität, die ihn als Dirigenten auszeichneten, fanden sich auch in seinem Klavierspiel wieder. Er starb 2002 in Moskau.

 

6.9. Rosa OLITZKA: 150. Geburtstag

 Ihre Familie war polnischer Abstammung; sie begann mit 14 Jahren ihre Ausbildung, die sie u.a. bei Julius Hey in Berlin und bei Désirée Artôt de Padilla in Paris absolvierte. Bereits 1889 gab sie in Berlin ein Konzert. Sie sang bereits 1892 in Brünn (Brno) die Magdalene in der dortigen Premiere von »Die Meistersinger von Nürnberg«. Sie gastierte 1892 an der Berliner Kroll-Oper und war 1892-93 am Stadttheater von Hamburg engagiert. An der Covent Garden Oper London trat sie 1893 in der »Walküre« und als Erda in »Siegfried« auf, 1894 als Page Urbain in Meyerbeers »Hugenotten« und als Ortrud in »Lohengrin«, 1895 als Ortrud und als Emilia in »Otello« von Verdi, 1896 und 1897 wieder als Ortrud, 1899 als Marthe in »Faust« von Gounod, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Page Urbain, als Brangäne in »Tristan und Isolde« und als Fricka in der »Walküre«, 1900 wieder als Magdalene und als Fricka, 1901 als Hexe in »Hänsel und Gretel«, als Ortrud, als Magdalene, als Emilia, als Maddalena in »Rigoletto« und als Erda in »Siegfried«, 1905 als Amneris in »Aida« und als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, 1907 als Ortrud und als Fricka in der »Walküre«. 1894 gastierte sie an der Hofoper von Dresden. 1894 nahm sie an einer USA-Tournee der Damrosch Opera Company teil. An der Metropolitan Oper New York sang sie in den Spielzeiten 1895-97 (Antrittspartie: Siebel in »Faust« von Gounod) und 1899-1901 insgesamt 23 Partien, darunter die Erda in »Siegfried«, den Pagen Urbain,  die Carmen, die Fricka, die Brangäne, die Ortrud, die Maddalena, die Amneris, den Stéphano in »Roméo et Juliette« von Gounod und die Lola in »Cavalleria rusticana«. Bei der Moody Manners Opera Company hörte man sie 1896 in den USA als Venus in »Tannhäuser«, als Fricka, als Ortrud und als Zigeunerkönigin in »The Bohemian Girl« von M. Balfe, bei der Carl Rosa Opera Company 1897 als Carmen, als Ortrud und als Magdalene. 1898 sehr erfolgreiches Gastspiel an der Hofoper von St. Petersburg. 1902 sang sie am Théâtre Château d’Eau Paris in der französischen Erstaufführung der »Götterdämmerung« die Waltraute, die sie später auch an der Pariser Grand Opéra wiederholte. 1903 am Théâtre de la Monnaie Brüssel zu Gast, 1904 an der Mailänder Scala als Amneris; 1907-08 nahm sie an einer USA-Tournee mit einer Operngesellschaft teil, der auch Lilian Nordica und Florencio Constantino angehörten und bei der sie u.a. die Laura in »La Gioconda« übernahm. 1909-10 hörte man sie an der Oper von Boston als Amneris, als Azucena im »Troubadour« und als Ortrud. 1910-11 an der Oper von Chicago engagiert, später noch bei Gastspielen und Konzerten in Europa wie in Nordamerika gefeiert. 1913-14 führte die Tournee einer italienisch-amerikanischen Truppe sie durch Kanada (Montreal, Toronto) und die USA (Cleveland, Dallas, Detroit). 2016-17 gastierte sie an der Oper von Chicago als Hexe in »Hänsel und Gretel«. Sie ließ sich dann in Chicago als Pädagogin nieder, wo sie 1949 starb. Ihr Neffe Walter Olitzki (1899-1949) hatte als Bariton eine erfolgreiche Karriere und sang u.a. 1939-47 an der Metropolitan Oper New York.

Schöne Schallplatten, alle ziemlich selten: G & T (London, 1901; Paris, 1902), Zonophone (Paris, 1905), Lyrophone (London, 1905), Columbia (1911-12), Edison-Platten und –Zylinder (Berlin 1905-97), Edison Diamond-Platten (USA, 1916). – Es wurde behauptet, die Künstlerin habe auf Brunswick Schallplatten in elektrischer Aufnahmetechnik besungen; derartige Aufnahmen sind jedoch nie zum Vorschein gekommen.

 

7.9. Hubert DOUSSANT: 95. Geburtstag

 Er war ursprünglich Versicherungsagent, dann Studium bei Douglas Stanley und Paul Weiner in New York. Er kam nach Europa und debütierte 1958 am Stadttheater von Mainz als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er blieb bis 1960 an diesem Haus und sang dann 1960-63 am Stadttheater von Kiel, 1966-69 am Stadttheater von Krefeld. Er gastierte an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Staatsoper von München, in Köln, Nürnberg, Essen, Frankfurt a.M., Hannover, Mannheim und Wiesbaden. 1961 wirkte er am Stadttheater von Kiel in der Uraufführung der Oper »Faust III« von Bentzon mit. Er trat auch in Lüttich, Athen, Bologna und Turin, an der Komischen Oper Berlin, in Barcelona, Philadelphia, Honolulu und San Antonio (Texas) auf. 1964 gastierte er in Mexico City als Herodes in »Salome« von R. Straus, 1976 und 1979 an der Oper von Houston/Texas als Otello von Verdi. In seinem Repertoire für die Bühne standen an erster Stelle Partien des heldischen Tenorfachs, darunter auch Wagner-Heroen. Er starb 2018 in New York.

Schallplatten: Westminster.

 

7.9. Laura CAROL: 100. Geburtstag

Die Sängerin, deren eigentlicher Name Laura Cagol war, erhielt zunächst seit 1943 eine Ausbildung als Violinistin, ging dann aber zum Gesangstudium über, das in Bozen (Südtirol) stattfand. 1950 debütierte sie in Spoleto als Traviata und trat noch im gleichen Jahr am Teatro Comunale von Bologna als Liu in Puccinis »Turandot« auf. 1951 hörte man sie an der Oper von Rom als Monica in »La Fiamma« von O. Respighi und als Vivetta in »L’Arlesiana« von Cilea, 1954 als Chiarella in »Margherita da Cortona« von Licinio Refice, bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom 1952 als Micaela in »Carmen«. 1952 auch am Teatro San Carlo Neapel und am Teatro Comunale Mantua aufgetreten. 1953 gastierte sie am Opernhaus von Kairo, 1955 beim Festival von Beirut. Nachdem sie 1953 den bekannten italienischen Bariton Giangiacomo Guelfi (1924-2012) geheiratet hatte, gab sie ihre vielversprechende Karriere auf. Von ihren Bühnenpartien sind noch die Desdemona in Verdis »Otello«, die Mimi in »La Bohème« und die Lena in »Ave Maria« von S. Allegra zu erwähnen; sie wirkte 1951 an der Oper von Rom in der Uraufführung der Oper »Ecuba« von Rigacci mit. Sie ist im Juli 2014 verstorben.

 

8.9. Michael RABSILBER: 70. Geburtstag

 Sein Vater war Posaunist im Orchester des Stadttheaters Magdeburg. Er begann zunächst ein Physikstudium an der Universität von Leipzig, ließ dann aber seine Stimme ausbilden, und zwar als Bariton. Die Pädagogin Eva Fleischer in Leipzig schulte ihn jedoch zum Tenor um. Er debütierte am Bergtheater von Thale (einer Freiluftbühne) als Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und trat bereits während seines Studiums am Stadttheater von Halle/Saale auf, wo er 1980 in der Oper »Die Bürger von Calais« von Wagner-Régeny debütierte. 1982 gastierte er an der Komischen Oper Berlin und war seit 1983 deren Ensemblemitglied. Er war oft am Opernhaus von Leipzig zu Gast und unternahm weitere Gastspielreisen zusammen mit dem Ensemble seines Berliner Hauses. Höhepunkte in seinem umfangreichen Bühnenrepertoire waren Partien wie der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Don Ottavio in »Don Giovanni« (Komische Oper Berlin, 1987), der Lenski in »Eugen Onegin«, der Ferrando in »Così fan tutte«, der Max im »Freischütz« (Berlin, 1989), der Turiddu in »Cavalleria rusticana« (Komische Oper Berlin, 1994) und der Pinkerton in Puccinis »Madame Butterfly«. 1988 trat er in Amsterdam als Narraboth in »Salome« von R. Strauss auf. 1990 sang er an der Berliner Staatsoper in der Händel-Oper »Giustino«, an der Komischen Oper Berlin 1991 den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, 1992 den Belmonte, an der Staatsoper von Dresden 1991 den Zirny in Janáceks »Osud«. 1997 hörte man ihn an der Berliner Komischen Oper als Florestan in »Fidelio«. 2000 sang er in Berlin den Fenton in »Falstaff« von Verdi, bei den Loreley-Festspielen in St. Goarshausen den Tamino in der »Zauberflöte«. Neben seiner Bühnenkarriere hatte er eine nicht weniger erfolgreiche Konzertkarriere, bei der er gleichfalls ein umfassendes Repertoire vortrug. Er starb 2013 in Berlin.

Schallplatten: Eterna (Szenen aus »Die verkaufte Braut«), Berlin Classics (»L’Allegro il penseroso ed il moderato« von Händel).

 

8.9. Reinbert de LEEUW: 85. Geburtstag

Er studierte Klavier und Musiktheorie am Amsterdamer Konservatorium und absolvierte ein Kompositionsstudium bei Kees van Baaren am Königlichen Konservatorium in Den Haag, wo er bald auch selbst unterrichtete. Seit 2004 war Reinbert de Leeuw ordentlicher Professor an der Universität Leiden. Im Jahr 1991 erhielt de Leeuw den Sikkensprijs, bereits im folgenden Jahr 1992 wurde er mit dem 3M-Muzieklaureaat, dem größten niederländischen Musikpreis, ausgezeichnet. Im Jahr 1994 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Utrecht verliehen. Den Edison Music Award erhielt er im Jahr 2002. Er starb 2020 in Amsterdam.

 

8.9. Andrea von RAMM: 95. Geburtstag

Sie durchlief eine sehr gründliche Ausbildung in Fribourg (Schweiz), München und Mailand, die neben Gesangunterricht auch Musiktheorie, Komposition und Musikologie umfasste. Ihre Tätigkeit richtete sich im Konzertsaal wie im Rundfunk- und Schallplattenstudio einerseits auf früh-mittelalterliche, Renaissance- und Barock-Musik, anderseits auf zeitgenössische Kompositionen. Teilweise brachte sie Vokalwerke in eigenen Arrangements zum Vortrag. Sie gründete in Köln das Studio für Neue Musik, dann 1960 in München das Studio der Frühen Musik. In dem letztgenannten Ensemble wirkte sie mit den Instrumentalmusikern Thomas Binkley und Sterling Jones zusammen, die sich auf das Spielen von Originalinstrumenten aus frühen Epochen der Musikgeschichte spezialisiert hatten. Andrea von Ramm unternahm ihrerseits den Versuch, auch den Vokalpart dieser Werke möglichst originalgetreu zu singen, wobei sie durch Hinzuziehung einer Tenorstimme das Spektrum der Wiedergabemöglichkeiten erweiterte. Nacheinander wirkten die Tenöre Nigel Rogers (1960-64), Willard Cobb (1964-70) und Richard Lewitt (seit 1970) in dem Ensemble mit, das bis 1977 eine umfangreiche Konzerttätigkeit entfaltete und, vor allem in Verbindung mit den deutschen Goethe-Instituten in aller Welt auftrat. Andrea von Ramm spielte auch selbst alte Instrumente (Orgel-Portativ, Krummhorn, Dulcian). In den Jahren 1972-77 bestand zwischen dem Studio der Frühen Musik und der Schola Cantorum Basiliensis eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit. Andrea von Ramm starb 1999 in München.

In über 50 Schallplattenaufnahmen brachte die Künstlerin zumeist frühe Vokalwerke heraus, darunter Kompositionen von Machaud, Landini, Abélard, Ciconia und Dufay; im Christophorus-Verlag erschienen mittelalterliche Minnelieder, auf HMV eine Aufnahme von Cavalieris »Rappresentazione di Anima e di Corpo«, auf BASF sang sie das Alt-Solo in der Krönungsmesse von Mozart in einer Aufnahme aus der Basilika Birnau am Bodensee.

 

8.9. Fabio GIONGO: 95. Geburtstag

Er studierte zunächst Tierheilkunde an der Universität von Genua. Nachdem man seine schöne Stimme entdeckt hatte, ließ er diese bei Magenta in Genua ausbilden und setzte seine Studien bei Cascioli in Rom und bei Mavietta in Mailand fort. Er debütierte 1948 in Genua als Colline in »La Bohème«, den er auch u.a. 1952 an der Oper von Monte Carlo übernahm. 1953-57 war er Mitglied der Königlichen Oper von Gent in Belgien, 1957-60 wirkte er sehr erfolgreich am Hessischen Landestheater in Wiesbaden. 1960 wurde er an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg verpflichtet, der er bis 1968 angehörte. Seit 1968 für mehr als 25 Jahre Mitglied des Opernhauses von Nürnberg, wo er sehr beliebt war. Man schätzte ihn hier in den großen heldischen Partien der italienischen Opernliteratur, vor allem als Verdi-Interpreten. Seine besondere Glanzrolle war der Titelheld in Mozarts »Don Giovanni« dazu sang er aber auch Wagner-Heroen wie den Fliegenden Holländer. Er war bis 1994 am Opernhaus von Nürnberg engagiert. Seit 1970 trat er wieder an italienischen Bühnen auf; so war er in der Saison 1973-74 in Florenz sehr erfolgreich. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von Wien (1966 als Morone in »Palestrina« von H. Pfitzner), Berlin (1960), Hamburg und München, am Opernhaus von Köln, am Stadttheater von Basel, am Teatro Colón Buenos Aires (1967), an den Opern von Antwerpen und Kairo und an französischen Theatern. 1960 sang er am Opernhaus von Zürich die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«. Aus seinem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne sind noch zu nennen: der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Don Magnifico in »La Cenerentola« von Rossini, der Alfonso in Donizettis »Lucrezia Borgia«, der Macbeth von Verdi, der Jago in »Otello«, der Amonasro in »Aida«, der Scarpia in »Tosca«, der Titelheld in Verdis »Simon Boccanegra«, der Golaud in »Pelléas et Mélisande«, der Don Pizarro in »Fidelio«, der Telramund in »Lohengrin«, der Gunther in »Götterdämmerung«, der Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert, die Titelrollen in »Cardillac« von Hindemith und »Lear« von Aribert Reimann. Er starb 2019 in Nürnberg.

Schallplatten: Eurodisc (Querschnitt durch »Don Giovanni« in deutscher Sprache).

 

8.9. Veijo VARPIO: 95. Geburtstag

Nach anfänglichem Jurastudium ließ er seine Stimme ausbilden. Seine Lehrer waren die Pädagogen Arvo Vainio in Kotka, Paul Hansen in Helsinki, Hildegarde Scharff in Hamburg, Ettore Campogalliani in Mailand und Francesco Carrino in Düsseldorf. 1956-59 war er als lyrischer Tenor, hauptsächlich für das italienische Fach, an der Nationaloper Helsinki verpflichtet. 1959-60 sang er am Stadttheater von Lübeck, 1960-64 am Opernhaus von Wuppertal. 1964 folgte er einem Ruf an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, zu deren Ensemble er bis 1969 gehörte. 1969-73 war er am Landestheater von Linz/Donau engagiert, wirkte seit 1973 in Ulm, ging dann aber wieder in seine finnische Heimat zurück. Im Lauf seiner Karriere gastierte er an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, an der Deutschen Oper Berlin, am Teatro Verdi Triest, am Staatstheater Braunschweig, an den Opernhäusern von Köln, Essen, Hannover und Dortmund, an den Stadttheatern von Aachen und Bremen. An erster Stelle standen im Bühnenrepertoire des Künstlers Partien aus dem Bereich der italienischen Oper, vor allem in Werken von Verdi (Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«), Puccini (Cavaradossi in »Tosca«) und Donizetti (Edgardo in »Lucia di Lammermoor«); dazu beherrschte er ein vielseitiges Konzertrepertoire. Er betätigte sich in Helsinki als Pädagoge und war Direktor des Helsinki Festivals, setzte aber seine Karriere als Opernsänger weiter fort. Er wirkte 1995 bei den Festspielen von Savonlinna in der Uraufführung der Oper »Der Palast« (»Palatsi«) von A. Sallinen in der Rolle des Königs mit. Er starb 2015 in Helsinki. – Eine Tochter des Sängers, Marja Leena Varpio (* 1956) wurde ebenfalls als Opern- und Konzertsängerin bekannt.

Schallplatten: Koch Records (»Der Palast« von A. Sallinen).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.veijo-varpio.com/en/index.html

 

9.9. Max REINHARDT: 150. Geburtstag

 Seine Eltern waren der aus Stampfen bei Preßburg stammende jüdische Kleinhändler Wilhelm Goldmann (1846–1911) und dessen Frau Rosa, geborene Wengraf (1851–1924), aus Brünn. Die erste Firma von Wilhelm Goldmann war gerade im Verlauf des Gründerkrachs in Konkurs gegangen, als Max am 9. September 1873 in Baden bei Wien zur Welt kam, wo die Familie den Sommer verbrachte. Max war das älteste von acht Kindern; er hatte vier Brüder und drei Schwestern. Nach dem Besuch der Realschule, die er schon Anfang 1888 mit 15 Jahren verlassen musste, und der Bürgerschule ging der als stiller, sehr scheuer Bub bekannte Schulabgänger zunächst anderthalb Jahre bei dem Fabrikanten Heinrich Teltscher in die Lehre. Sowohl in Teltschers Weberei als auch bei einer anschließenden einjährigen Bank-Lehre sollte Max Goldmann sich nach dem Willen seiner Eltern kaufmännisches Denken aneignen. Erst anschließend willigten seine Eltern ein, dass er Schauspielunterricht erhalten durfte, unter anderem bei dem Burgtheater-Statisten Rudolf Perak. Max Goldmann debütierte im April 1890 an einer Wiener Privatbühne, dem „Fürstlich Sulkowsky Privat-Theater“ in Matzleinsdorf. Er spielte auch auf Vorstadtbühnen und erprobte sich in Schwänken, Possen, Volksstücken. Nach seinen ersten Auftritten nahm er Privatunterricht bei dem ehemaligen Königlich Sächsischen Hofschauspieler und Konservatoriums-Professor Emil Bürde. Damals nahm er den Künstlernamen Reinhardt an. Vorbild war wahrscheinlich die Person des Reinhardt in Theodor Storms Novelle Immensee. 1904 wurde auch der Name seiner Frau und der Kinder in Reinhardt geändert. Mit achtzehn Jahren erhielt Max Reinhardt ein erstes festes Engagement an einem Wiener Vorstadttheater, dem Volkstheater Rudolfsheim. Dort spielte er im Januar 1893 neben dem wenige Monate jüngeren Karl Kraus den Spiegelberg in Schillers Die Räuber. Es erwuchs eine Rivalität von Kraus gegen ihn, die mehrere Jahrzehnte anhielt. Außerhalb Wiens trat Reinhardt erstmals zwischen Mai und September 1893 im Rahmen eines Sommerengagements in der Sommerarena Preßburg auf, unter anderem in dem allegorischen Zauberstück Fee Million von Karl Elmar und Karl Kleiber. Im Oktober 1893 übernahm er ein Engagement am neueröffneten Stadttheater Salzburg. Dort spielte er 52 unterschiedliche Rollen an 175 Tagen in einer Spielzeit. Verwandte waren mit einem Zuschuss eingesprungen, damit der Nachwuchsschauspieler ein Engagement am Salzburger Landestheater antreten konnte – mit der damals vorausgesetzen Grundgarderobe. Die Salzburger Presse lobte sein schauspielerisches Talent sehr. Der designierte Direktor des Deutschen Theaters in Berlin Otto Brahm, der ein Vertreter der Moderne und des Naturalismus war, hatte Reinhardt bereits in Rudolfsheim entdeckt. In Salzburg bot er ihm nun ein Engagement an seinem Hause an. Max Reinhardt wechselte zum 1. September 1894 in das künstlerisch bedeutendste und kulturpolitisch progressivste Theater der Reichshauptstadt. Die Rollen, die er dort übernahm, füllten ihn aber zunächst nicht zur Gänze aus. Schon bald stellten sich Eindrücke der Stagnation ein. Max Reinhardt beteiligte sich mit Berliner Schauspielkollegen vom Deutschen Theater wie Josef Kainz, Friedrich Kayssler, Richard Vallentin und Eduard von Winterstein ab dem Sommer 1895 mehrere Jahre lang an Sommergastspielen unter eigenen Namen in Prag und anderen Städten. 1897 kam Max Reinhardt mit Else Heims zusammen, einer Offizierstochter, deren gesellschaftliche Stellung ihm den Einstieg ins bürgerliche Leben erleichtern und die Türen in die besseren Berliner Kreise öffnen sollte. Mit der Sängerin Auguste Kornfeld hatte er außerdem die uneheliche Tochter Jenny Kornfeld (1899–1972). Etwa 1898 gründete Max Reinhardt mit jungen Kollegen vom Deutschen Theater wie Martin Zickel die Kabarettgruppe Die Brille, die bei kleinen Anlässen Satiren und Parodien aufführte. Im Juli 1900 reiste er mit Mitgliedern der Secessionsbühne, einem jungen Ensemble, das Zickel ebenfalls gegründet hatte, zu einem Gastspiel nach Budapest und Wien. Bei Ibsens Komödie der Liebe am 13. und 14. Juli 1900 wurde er erstmals als Regisseur genannt. Wahrscheinlich führte er auch bei weiteren Inszenierungen dieser Tournee Regie. Er glänzte in Charakterrollen, vor allem alter Männer, was ihm schon in seiner Jugend gelegen hatte. Am Deutschen Theater übertrug ihm der Regisseur Otto Brahm zunehmend auch Hauptrollen wie Mephisto und Michael Kramer, doch die ganz großen Rollen füllte Reinhardt nicht aus. Ab Herbst 1900 trat Reinhardt dazu mit befreundeten Schauspielern wie Martin Zickel und Friedrich Kayßler als Kabarett „Schall und Rauch“ auf und präsentierte satirische Szenen und Parodien, als willkommene Abwechslung vom strengen Korsett des Naturalismus. 1901 konnten sie ein eigenes Theater Unter den Linden mieten. Ab Herbst 1902 spielten sie dort vor allem Stücke zeitgenössischer Autoren wie Hofmannsthal, Schnitzler und Wedekind, Ibsen und Strindberg, Gorki und Wilde. Am 1. Januar 1903 übernahm Max Reinhardt die Leitung des Kleinen Theaters, nachdem er das Deutsche Theater verlassen hatte. Kurz danach gelang der größte Erfolg mit Maxim Gorkis Nachtasyl. Dieses konnte danach über 500 Mal aufgeführt werden. Bei einem Gastspiel in Wien mit dieser Inszenierung brachte im Frühjahr 1903 der Schriftsteller Hermann Bahr Max Reinhardt mit Hugo von Hofmannsthal zusammen. Es war der Beginn einer langen und intensiven schöpferischen Zusammenarbeit. Von 1902 bis 1933 arbeitete Max Reinhardt als Regisseur an verschiedenen eigenen Bühnen und gründete selbst Theater, vor allem in Berlin. Dort baute er mit den Reinhardt-Bühnen ein regelrechtes Theater-Imperium auf. Nach dem sensationellen Erfolg von Gorkis Nachtasyl übernahm er als zweiten Spielort das in Konkurs gegangene Neue Theater am Schiffbauerdamm, ein neobarockes Haus für 890 Zuschauer. Reinhardt holte seinen jüngeren Bruder Edmund (1875–1929) als Geschäftsführer an seine Seite, einen peniblen Buchhalter mit der Sensibilität eines Künstlers. Damit war der erste Grundstein zum Theaterkonzern Reinhardt gelegt. Als Eröffnungspremiere zeigte Reinhardt Maurice Maeterlincks Pelleas und Melisande (1903) mit Lucie Höflich und Louise Dumont. Der Abend war außerordentlich erfolgreich. Durch kraftvolle Inszenierungen und ein gezieltes Zusammenwirken von Bühnenbild, Sprache, Musik und Tanz eröffnete Reinhardt dem deutschsprachigen Theater eine neue Dimension. Zur Herbst-Spielzeit 1904 will Reinhardt im Theater am Schiffbauerdamm trotz zahlreicher Hürden eine Drehbühne installieren lassen, wie sie Karl Lautenschläger für Possart am Münchner Residenztheater hat schaffen lassen, sowie einen Kuppelhorizont mit installierter Beleuchtung. Die Inszenierung von Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum im Neuen Theater am Schiffbauerdamm im Januar 1905 stellte einen theatergeschichtlichen Wendepunkt dar. Das Berliner Publikum feierte erstmals den Regisseur als die prägende Kraft des Theaters. Im August 1905 veräußerte Reinhardt das Kleine Theater an Victor Barnowsky. Im Herbst 1905 bezogen der gerade erst 32-jährige Reinhardt und Else Heims das säulengeschmückte Palais Wesendonck am Berliner Tiergarten. Nachdem Adolph L‘Arronge Brahms Vertrag nicht verlängert hatte, pachtete Reinhardt, der erfolgreiche Regisseur des Sommernachtstraums, das Deutsche Theater, seine frühere Wirkungsstätte als Schauspieler; 1906 kaufte er es samt den daran angrenzenden Häusern und Grundstücken für 2.475.000 Mark. In kurzer Zeit wurde das Deutsche Theater modernisiert, aller Plüsch entfernt, Drehbühne, Rundhorizont und eine Beleuchtungsanlage eingebaut und hinter dem Theater eine Produktionsstätte für Bühnenbauten geschaffen. Auf dem Nachbargrundstück, auf dem zuvor das Tanzlokal „Embergs Salon“ betrieben worden war, ließ Reinhardt mit Hilfe finanzieller Unterstützer durch William Müller die Kammerspiele einrichten, die zunächst jedoch nicht die erhofften Erfolge brachten. Zu Reinhardts Regieleistungen in den folgenden Jahren zählen sein Shakespeare-Zyklus (1913/14, 1916), die Modernisierung der deutschen Klassiker, seine Molière-Inszenierungen, mithin die Wiederentdeckung des komödiantischen Theaters für die deutsche Bühne: mit artistischen Commedia-dell‘arte-Improvisationen, Balletteinlagen, Musik und Schäferidyllen. Dazu die Pflege der zeitgenössischen Autoren: Hofmannsthal, Wedekind, Sternheim und Strindberg. Im Mai 1909 verlieh Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha Reinhardt einen Professoren-Titel. Am 22. Juli 1910 heiratete Reinhardt die Schauspielerin Else Heims (1878–1958) in Maidenhead, mit der er zwei Söhne hatte, Wolfgang Reinhardt und Gottfried Reinhardt. Beide Söhne wurden Filmproduzenten in Hollywood. Nachdem sein Mietvertrag mit dem Palais Wesendonck nicht verlängert worden war, bewohnte Reinhardt von 1911 bis 1921 die Räume des Obergeschosses im Berliner Palais Magnus-Haus, das der Preußische Staat ihm zur Nutzung übergeben hatte. Im September 1910 erprobte Reinhardt bei den Sommer-Festspielen in München mit König Ödipus von Sophokles in der Bearbeitung Hofmannsthals in der großen Festhalle auf der Theresienhöhe seine erste Großinszenierung („Arenaspiele“ samt Massenregie). Am 1. Dezember 1911 richtete er im Berliner Zirkus Schumann die Uraufführung von Hugo von Hofmannsthals Jedermann aus, wieder eine Großrauminszenierung, und die Uraufführung des Rosenkavaliers von Richard Strauss, für die er von Ernst von Schuch an die Semperoper nach Dresden engagiert wurde. Ebenfalls 1911, am 23. Dezember, inszenierte Reinhardt Karl Gustav Vollmoellers Pantomime Das Mirakel in der Londoner Olympia Hall mit nahezu fünftausend Plätzen. Mit den genannten Inszenierungen errang Reinhardt international große Aufmerksamkeit, wobei sein internationaler Ruhm besonders in Europa sowie den Vereinigten Staaten von Amerika auf die Mirakel-Inszenierung von Vollmoeller zurückzuführen ist. Eine Einladung in die Vereinigten Staaten durch den Bankier Otto hermann Kahn schlug er aus. Reinhardt wurde mit der Inszenierung des Rosenkavaliers auch ein früher Vorreiter des modernen Musiktheaters, indem er Sängern schauspielerische Leistungen abverlangte. Im September 1915 übernahm Reinhardt die Leitung der Volksbühne Berlin (bis 1918). Während des Ersten Weltkriegs gastierte Reinhardt im Übrigen mit seiner Truppe auf Wunsch der deutschen Regierung im neutralen Ausland. Samt einer transportablen Drehbühne, Dekorationen, Requisiten und Kostümen zeigte er 1916 Inszenierungen wie Totentanz, Faust und Sommernachtstraum in Städten wie Christiania und Stockholm, gastierte in den Niederlanden und 1917 in der Schweiz, Dänemark und abermals in Schweden. Im April 1918 erwarb er Schloss Leopoldskron, ein Salzburger Schloss aus dem 18. Jahrhundert mit großen Sälen, einem repräsentativen Treppenhaus, 40 Zimmern und einem großen Park, das er von dessen Vorbesitzer, dem Salzburger Regierungsrat Karl Wolf, in verwahrlostem Zustand übernahm. Reinhardt ließ das Schloss umbauen und renovierte das Treppenhaus, die Große Halle und den Marmorsaal. Nach dem Vorbild der Stiftsbibliothek St. Gallen ließ er von Alfred Breslauer und Ernst Schütte eine prunkvolle Bibliothek einbauen. Im Schlosspark entstand ein kleines Gartentheater. Reinhardt ließ in seinem Schloss Theaterproduktionen zeigen, bei denen das Publikum von Raum zu Raum zog. Schloss Leopoldskron wurde zu einem bedeutenden Treffpunkt für Schriftsteller, Regisseure, Komponisten und Schauspieler. Im Mai 1918 begann Reinhardt mit der Umsetzung seines Traums vom Großraumtheater, indem er durch den Berliner Architekten und Bühnenbildner Hans Poelzig den Zirkus Schumann, eine vormalige Berliner Markthalle, zum Großen Schauspielhaus umbauen ließ. Das vermeintliche „Theater der Fünftausend“, das tatsächlich nur 3.200 Plätze umfasste, eröffnete am 29. November 1919 mit Aischylos‘ Orestie, das jedoch an den Realitäten der Nachkriegsmisere, dem Widerstand der Intellektuellen gegen die Marotten des ‚Zirkuskünstlers‘ vorbeiging; die Presse reagierte überwiegend ablehnend. Nachdem es Reinhardt in der unmittelbaren Nachkriegszeit immer schwerer gefallen war, seinen Vorrang an den Berliner Theatern zu behaupten, Leopold Jessner, der neue Intendant des Staatlichen Schauspielhauses in Berlin, seine ersten Erfolge am Gendarmenmarkt zu feiern begann, die Unruhen und das revolutionäre Klima die Theaterleute zunehmend auf Mitspracherecht dringen ließ und Reinhardts monumentales Projekt vom Großen Schauspielhaus die darin gesetzten Erwartungen nicht einzulösen vermochte, entschloss Reinhardt sich, die Leitung seiner Berliner Theater abzugeben und sich von Berlin zu lösen. Im Oktober 1920 gab er im Deutschen Theater bekannt, dass er Berlin verlassen werde. Die Direktion seiner Theater übertrug er auf seinen engen Mitarbeiter Felix Hollaender. Es zog Reinhardt nach Salzburg. Schon lange hatte er nach einem geeigneten Ort für Sommerfestspiele gesucht, die er zunächst in Zürich, Luzern oder Sills Maris anzusiedeln erwogen hatte, als „Friedenswerk nach dem Weltenbrand des Ersten Weltkrieges“. Nachdem er Schloss Leopoldskron erworben hatte, sollte Salzburg dieser Festspielort werden, und rief er gemeinsam mit dem Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal und anderen die Salzburger Festspiele ins Leben. Als Auftaktinszenierung dachte Reinhardt zunächst an Das Salzburger große Welttheater von Hugo von Hofmannsthal, das auf dem Mysterienspiel Das große Welttheater von Pedro Calderón de la Barca beruhen sollte, jedoch nicht rechtzeitig vorlag. Auch hatte Reinhardt den österreichischen Dichter Max Mell gebeten, ein Marienspiel aus dem 15. Jahrhundert zu bearbeiten. Tatsächlich wurden die Festspiele dann am 22. August 1920, trotz aller Hindernisse, Intrigen, Bürgerproteste sowie der nach dem Weltkrieg bestehenden Ernährungsschwierigkeiten mit Hofmannsthals Mysterienspiel  Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes eröffnet. Am Spielort auf dem Domplatz konnten die Kirchenglocken und die Domorgel einbezogen werden. In Hauptrollen traten unter anderem Alexander Moissi (Jedermann),Johanna Terwin (Buhlschaft), Heinrich George (Mammon) und Werner Krauß (Teufel) auf. In den folgenden Jahren verliefen weitere Gespräche über die Finanzierung der Festspiele – nicht zuletzt angesichts von Vorbehalten im österreichischen Kulturbetrieb gegen den „Berliner Effektenmann“ Reinhardt – zäh. Aus strategischen Gründen bat Hofmannsthal das Kuratoriumsmitglied Richard Strauss, den Präsidentenposten bei der Festspielhaus-Gemeinde zu übernehmen, nicht Reinhardt. Besondere Aufmerksamkeit erregten die Festspiele des Jahres 1923, als Molières Der eingebildete Kranke vor einer kleinen Gruppe von rund 60 handverlesenen Gästen auf Schloss Leopoldskron gespielt werden musste, weil sich die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde außerstande sah, in diesem (ebenso wie im darauffolgenden) Sommer Festspiele abzuhalten. Nach langen Verhandlungen in Wien gelang es Reinhardt 1923, vom Magistrat der Stadt die Konzession für die Leitung des traditionsreichen Josefstädter Theaters zu erhalten. Eine eigens von Industriellen und Bankiers gegründete „Wiener Schauspielhaus AG“ erwarb das Theater. Reinhardt ließ das Theater nach dem Vorbild des venezianischen Opernhauses Teatro La Fenice aufwändig umbauen. Seit der Eröffnung des Hauses am 1. April 1924 mit Goldonis Der Diener zweier Herren gehörten zum Ensemble neben den Thimigs mit Wilhelm Dieterle und Otto Preminger zwei, die später in Hollywood Filmgeschichte schreiben würden, dazu kamen Berliner Bühnenstars wie Alexander Moissi oder Paul Hartmann. Die Leitung des Hauses gab er zwei Jahre später wieder ab. Ein erstes großes Amerika-Gastspiel führte Reinhardt zu Beginn des Jahres 1924 mit The Miracle in das Century Theatre nach New York (298 Vorstellungen). Vollmoellers Stück lief am Broadway fast ein Jahr lang. Dann zog es von Küste zu Küste, fast vier Jahre lang, mit einer fünfhundert Mann starken Truppe, 3.018 Requisiten, von Domglockenspielen bis zum Bischofsstab. Als seine Berliner Bühnen unter seinen Nachfolgern zunehmend unter Besuchermangel litten und in schwieriges ökonomisches Fahrwasser gerieten, war Reinhardt anschließend wieder stärker in Berlin präsent (z. B. mit der erfolgreichen deutschen Erstaufführung von George Bernard Shaws Die heilige Johanna, Deutsches Theater, 14. Oktober 1924), ohne sich den jüngeren, politisch engagierteren Kollegen wie Leopold Jessner und Erwin Piscator anzuverwandeln. Im November 1924 eröffnete Reinhardt als intimes Boulevardtheater die Komödie am Kurfürstendamm, die Theaterarchitekt Oskar Kaufmann geschaffen hatte. Reinhardt, der nun im Gartenhaus des Berliner Schlosses Bellevue lebte, teilte seine Arbeit zwischen seinen österreichischen und Berliner Bühnen (Volksbühne, Großes Schauspielhaus, Deutsches Theater, Kammerspiele, Komödie am Kurfürstendamm) zunehmend auf und wertete seine Inszenierungen mehrfach aus. In Salzburg stand Reinhardt ab 1925 ein Festspielhaus zur Verfügung, die ehemalige fürsterzbischöfliche Winterreitschule, die nach Plänen des Salzburger Landeskonservators Eduard Hütter umgebaut worden war. Als Eröffnungspremieren wurden Hofmannsthals Großes Welttheater und Vollmoellers Das Mirakel gezeigt. Ab 1926 kam als weitere Spielstätte die Felsenreitschule am Fuß des Mönchsbergs hinzu, auf der Reinhardt Goldonis Der Diener zweier Herren einrichtete. Während das internationale Renommee der Salzburger Festspiele kontinuierlich zunahm, zog Reinhardt sich in Salzburg mehr und mehr zurück. Ihm bereitete Unbehagen, dass der Jedermann sich zunehmend zum Touristenspektakel entwickelte. Die Musik, das Opernprogramm, breiteten sich bei den Salzburger Festspielen immer weiter aus, die besten Sänger und Dirigenten zog es in die Stadt, und die Wiener Philharmoniker wurden zur Hauptattraktion. Reinhardt fühlte sich zunehmend in den Hintergrund gedrängt. Zum zehnjährigen Bestehen der Festspiele wurde Reinhardt dann umfassend geehrt durch das Große Ehrenzeichen der Republik, das Aufstellen einer Bronzebüste Reinhardts im Festspielhaus und die Benennung des Platzes vor dem Gebäude nach Max Reinhardt. Im August 1931 eröffnete Reinhardt mit Shakespeares Was ihr wollt vor 250 Gästen aus aller Welt auch das seit Jahren geplante Gartentheater in Leopoldskron, nur um sich angesichts eines heftigen Gewitters nach Beginn der Aufführung sogleich von Freilichtaufführungen auf Leopoldskron ein für alle Mal wieder abzuwenden. Im Winter 1927/28 hatte Reinhardt ein Ensemble-Gastspiel mit seinen Berliner und Wiener Bühnen in New York gegeben, bei dem er drei Monate lang acht seiner wichtigsten Inszenierungen gezeigt hatte; der Bankier Otto H. Kahn Haus hatte die Künstler anlässlich der Premiere in seinem Anwesen am Central Park gefeiert. Kahn hatte Reinhardt ein New Yorker Festival-Theater am Broadway finanzieren wollen und hatte den aus Wien stammenden Architekten Joseph Urban mit der Planung betraut; zur Realisierung kam es jedoch nicht. An der New Yorker Columbia University hielt Reinhardt im Februar 1928 seine wirkmächtige „Rede über den Schauspieler“. Im Oktober 1928 wurde das Berliner Theater wiedereröffnet, das von den Reinhardt-Bühnen übernommen worden war. Nach dem Tod seines Bruders Edmund, der bislang die geschäftliche Verantwortung für den Reinhardt-Konzern getragen hatte, (sowie Hugo von Hofmannsthals) im Juli 1929, fiel die Konzernleitung plötzlich – zumal unter den äußerst erschwerten Bedingungen der kurz darauf anhebenden Weltwirtschaftskrise – an Max Reinhardt selbst. Ab 1929 nahmen die Einnahmen beständig ab. Bald musste er zunächst den Betrieb der Kammerspiele einstellen; die Schulden des Unternehmens wuchsen. Erst 1932 gab Reinhardt die Leitung seines Berliner Theater-Konzerns endgültig auf. Im Februar 1932 gab Max Reinhardt die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm ab, im April legte er die Direktion des Deutschen Theaters nieder. Und verpachtete seine Berliner Theater für fünf Jahre an Rudolf Beer und Karl Heinz Martin. Im selben Jahr führte er noch Regie bei einer Hörspielproduktion von Heinrich von Kleists Schauspiel Prinz Friedreich von Homburg für die deutsche Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten soll Reinhardt Deutschland am Abend des Reichtagsbrands in einem Schlafwagen verlassen haben. Die NS-Herrscher wollten Reinhardt zwar zunächst durch Einräumen einer „Ehren-Arierschaft“ halten, gingen aber zugleich durch das rückwirkende Ansetzen von Lustbarkeitssteuer für seine Berliner Theater durch das Berliner Finanzamt gegen ihn vor. Ungeachtet dessen führte Reinhardt auf einen ausdrücklichen Wunsch Mussolinis hin am 31. Mai 1933 eine Inszenierung des Sommernachtstraums im Boboli-Garten von Florenz aus. Offensiven Störversuchen der NS-Propaganda zum Trotz lieferte Reinhardt im Salzburger Festspielsommer 1933 kurz vor seinem 60. Geburtstag eine international beachtete Faust-Inszenierung mit Paula Wessely als Gretchen, Ewald Balser als Faust, Max Pallenberg als Mephisto, dem jungen Herbert von Karajan als Dirigenten der Bühnenmusik und der von Clemens Holzmeister gestalteten Faust-Stadt als monumentalem Bühnenbild – einem Abbild des mittelalterlichen Salzburgs – ab. Schon bald nahm die Bedrohungslage in Salzburg zu. Im Mai 1934 detonierte eine Bombe in der Nähe des Festspielhauses. Im Juni 1934 beschädigten Böllerwerfer das Tor und die Eingangshalle von Schloss Leopoldskron, es erhielt militärischen Schutz. Eine zweite Inszenierung im faschistischen Italien (Kaufmann von Venedig, Campo di San Trovaso, 18. Juli 1934) bereitete Reinhardt in unmittelbarer räumlicher Nähe der ersten persönlichen Begegnung zwischen Mussolini und Hitler in Venedig vor. Als kurz darauf im Gefolge des Putschversuchs am 25. Juli 1934 und der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers durch zwei NS-Putschisten die österreichisch-italienische Grenze vorübergehend geschlossen wurde, saß Reinhardt in Venedig fest. Auch angesichts einer angespannten Finanzlage, die dazu geführt hatte, dass Reinhardt sich wiederholt von Freundinnen wie Eleonora von Mendelssohn größere Summen geborgt und diese als Hypothek seiner Salzburger Liegenschaft hatte eintragen lassen, hatte er sich bereits seit 1930 immer stärker internationalen Aufgaben zugewandt. Da sind die großen Gastinszenierungen, viele davon Freilichtaufführungen (wie in Florenz, Oxford, Venedig); dann die großen Musiktheateraufführungen von Fledermaus  (in Kopenhagen, Paris, Mailand, San Remo) über Die schöne Helena (in London und Manchester) bis Orpheus in der Unterwelt (in Riga und Stockholm) – alle diese Inszenierungen liegen zwischen 1930 und 1934. Im Jahr 1935 drohte Reinhardt, der„fortwährend über seine Verhältnisse gelebt hat und der nun über keine eigene Bühne mehr verfügen konnte, eine erneute Pfändung und die Zwangsversteigerung von Schloss Leopoldskron. Diese konnten nur durch den Verkauf seiner Anteile am Theater in der Josefstadt in Wien abgewendet werden. Angesichts der Nähe Berchtesgadens als „Hauptquartier des Dritten Reiches“ (Führersperrgebiet Obersalzberg) fühlte sich Reinhardt auf Schloss Leopoldskron ohnehin nicht mehr wohl und sicher. In den Vereinigten Staaten zeigte er 1934 erfolgreich Shakespeares Ein Sommernachtstraum mit Mickey Rooney und Olivia de Havviland in der Hollywood Bowl – dort ließ Reinhardt eigens um die 100 Bäume pflanzen und setzte einen Fackelzug mit 1200 Fackeln von den Hügeln bis hinab zum ‚Märchenwald‘ durch –, im War Memorial Opera House in San Francisco und im Greek Theatre der University of California, Berkeley. Daraufhin verpflichtete Warner Brothers ihn für den entsprechenden Film sowie zwei weitere große Projekte. Anfangsgage: 150.000 Dollar. Als Ko-Regisseur wurde Reinhardt sein ehemaliger Wiener Ensemble-Kollege William Dieterle zur Seite gestellt. Am 8. Oktober 1935, dem Vorabend der Premiere des Hollywood-Films, wurde zu Ehren Reinhardts im großen Ballsaal des Waldorf Astoria in New York ein „Testimonial Dinner“ gehalten, bei dem der Regisseur bereits seine Absicht bekanntgab, künftig ein US-Bürger werden zu wollen. Der aufwändige Shakespeare-Film spielte seine „immensen Produktionskosten nicht ein, in Hollywood ein Desaster. Der Name Reinhardt stand fortan für: Kassengift.“ Im Juni 1935 hatte Reinhardt in Reno die Scheidung vollziehen lassen können und heiratete in zweiter Ehe die Schauspielerin Helene Thimig (1889–1974), aus einer berühmten Wiener Schauspielerdynastie. Die beiden hatten sich bereits 1913 kennengelernt. Zum Oktober 1917 hatte er sie als Schauspielerin dem Königlichen Schauspielhaus in Berlin abwerben können. Ihr Vater Hugo Thimig war Schauspieler und zeitweise Direktor des Wiener Burgtheaters. Auch ihre Brüder Hermann Thimig und Hans Thimig arbeiteten ihr Leben lang als Schauspieler und Regisseure. Da seine erste Ehefrau Else Heims sich einer Scheidung viele Jahre lang widersetzt hatte, war das Zusammenleben von Max Reinhardt und Helene Thimig von Anfang an von Heimlichkeiten bestimmt. Im Schauspielerischen hingegen hatte sie ab den späten 1920er Jahren begonnen, sich von Max Reinhardt zu emanzipieren, nachdem sie gegen dessen Willen durchgesetzt hatte, dass sie am Theater in der Josefstadt (mit großem Erfolg) die Iphigenie unter fremder Regie (Richard Beer-Hofmann) spielen konnte. Im Frühjahr und Sommer 1931 hatten Reinhardt und Thimig sich eigens monatelang in Riga aufgehalten, um dort mittels des liberalen lettischen Scheidungsrechts am Bezirksgericht Riga eine rechtsgültige Scheidung Reinhardts von seiner Frau Else Heims auch gegen deren Willen zu erreichen; ohne seinerzeit zu wissen, dass die lettische Scheidung in manchen Ländern nicht anerkannt wurde; Heims hatte die Scheidung angefochten. In seiner letzten Saison bei den Salzburger Festspielen setzten die Regierung Schuschnigg und die Salzburger Festspiel-Gemeinde durch, dass Reinhardt bei der Wiederaufnahme der Faust-Inszenierung zum Juli 1937 den Mephistopheles mit dem „ausgewiesenen Opportunisten und Antisemiten“ Werner Krauß besetzen musste. Reinhardt nahm für sich in Anspruch, immerhin habe er selbst den Schauspieler Krauß in den 1910er Jahren entdeckt; er sei nicht von Nationalsozialisten entdeckt worden. Reinhardts letzte Inszenierung in Österreich war die Uraufführung von Franz Werfels In einer Nacht (Theater in der Josefstadt, Wien, 5. Oktober 1937). Noch im selben Monat reiste Max Reinhardt über Paris für einen längeren Aufenthalt in die Vereinigten Staaten; seine Frau folgte ihm drei Wochen später. Am 7. Januar 1937 hatte Reinhardt im Manhattan Opera House auf Anregung des früheren Journalisten und Zionisten Meyer Wolf Weisgal die außerordentlich aufwändige Bibelrevue The Eternal Road, die auf einem Oratorium Franz Werfels basiert, uraufgeführt, für die allabendlich über 1700 Kostüme, 59 Hauptdarsteller, 35 Tänzer und 14 Chorsänger zum Einsatz gekommen waren. Die erfolgreiche Inszenierung war nach 153 Vorstellungen ausgelaufen, das Defizit auf 500.000 Dollar angewachsen. Weisgal war pleite. Und Reinhardt hatte nun auch in Amerika seinen Ruf weg: als Verschwender. Dieser Ruf prägte Reinhardts kommende Jahre in den Vereinigten Staaten. Unmittelbar nach seiner Ankunft als Emigrant in den Vereinigten Staaten im Oktober 1937 arbeitete Reinhardt zunächst in Hollywood. Zwei länger vorbereitete größere Filmprojekte für Warner in Hollywood scheiterten jedoch an einer Rezession der US-Volkswirtschaft und einem für die Filmbranche schwierigen ökonomischen Umfeld. Aus der Presse erfuhr er, dass im April 1938 sein Salzburger Besitz Schloss Leopoldskron, das er über 18 Jahre hinweg aufwändig renoviert und umgestaltet hatte, entschädigungslos enteignet wurde. Im Frühjahr 1939 ließ eine Mieterin des Schlosses ausgewählte Teile des Leopoldskroner Inventars zu Reinhardt nach Hollywood überführen. Reinhardt schätzte die US-Westküste sehr und versuchte, sich der amerikanischen Lebensweise anzupassen, konnte seine Stärken beim Anbahnen neuer Projekte jedoch aufgrund seiner begrenzten Englischkenntnis und seiner Befangenheit auf gesellschaftlichem Parkett kaum zur Geltung bringen. In Hollywood gründete Reinhardt am 26. Juni 1938 erneut eine Theater- und Filmakademie, den „Max Reinhardt: Workshop of Stage, Screen and Radio“, der in einem der Rundfunkgesellschaft CBS gehörenden Gebäude am Sunset Boulevard angesiedelt war. Marlene Dietrich und Thornton Wilder unterstützten die Schule zeitweilig, die jedoch die Aufmerksamkeit der Hollywood-Produzenten und -Agenten nicht auf sich ziehen konnte. Im Rahmen der Kalifornischen Festspiele inszenierte Reinhardt im August 1938 im „Pilgrimage Outdoor Theatre“ in den Hollywood Hills erneut einen Faust, der anschließend auch in San Francisco gezeigt wurde. Die Premiere von Thornton Wilders The Merchant of Yonkers nach Johann Nestroy am Guild Theatre in New York im Dezember 1938 in Reinhardts Regie wurde ein Misserfolg. Eine große Tournee seiner Schauspielschule endete 1939/40 vorzeitig in San Francisco aufgrund der Veruntreuung von Geldern durch den Tourneemanager. Als Reinhardts Verträge mit Warner ausliefen, musste er sein großes Haus am Maravilla Drive in Hollywood veräußern und in das damals noch kaum erschlossene Pacific Palisades umziehen. Im November 1940 wurde Reinhardt Staatsbürger der Vereinigten Staaten. 1941 bezog der Max Reinhardt Workshop die Räumlichkeiten einer Laienspielschule für Armeeangehörige und konnte fortan ein eigenes kleines Theater nutzen. Die aufwändige praktische Arbeit des Unterrichtens und Inszenierens im Workshop überließ Reinhardt jedoch zunehmend seiner Frau, die sich mittlerweile intensiv die englische Sprache angeeignet hatte. Angesichts seiner desolaten finanziellen Lage und der zunehmenden Abhängigkeit von materieller Unterstützung durch seine Söhne zog Reinhardt im Mai 1942 nach New York. Seine Absicht war, dort wieder ein Ensemble bilden und ein künstlerisches Theater leiten zu können. Unmittelbar nach seiner Abreise musste seine Frau beim ‚Arbeitsamt‘ Arbeitslosenunterstützung beantragen; eine Grundlage für entsprechende Zahlungen gab es in den USA erst seit wenigen Jahren – seit dem „Social Security Act“ von 1935. Die doppelte Haushaltsführung – Reinhardt lebte nun im Gladstone Hotel in Manhattan – führte zu weiteren finanziellen Belastungen. Im Herbst 1942 bat Dirigent Erich Wolfgang Korngold Reinhardt kurzfristig um Unterstützung für eine Fledermaus-Produktion, die Reinhardts glückloser ehemaliger Assistent Felix Weissberger für die „New Opera Company“ übernommen hatte. Die Premiere unter dem Titel Rosalinda am 28. Oktober 1942 im „44th Street Theatre“ wurde dann tatsächlich ein Erfolg, das Stück lief noch in verschiedenen Häusern einige Monate nach Reinhardts Tod. Am 28. März 1943 starb Reinhardts enger Weggefährte Rudolf Kommer in New York. Am 4. Mai 1943 zeigte Reinhardt Irwin Shaws modernes, doch unzeitgemäßes Anti-Kriegsstück Sons and Soldiers im Morosco Theatre mit Stella Adler und Gregory Peck – ein Misserfolg. Reinhardts Verhandlungen mit den Geldgebern vom Broadway, die sich Reinhardts Wahrnehmung nach viel zu sehr am geschäftlichen Aspekt des Theaters orientierten, standen unter keinem guten Stern. Den Bitten seiner Frau zur Heimkehr nach Los Angeles widersetzte sich Reinhardt. In Zusammenhang mit den Bemühungen der österreichischen Exilorganisation „Free Austrian Movement““ um die Restitution des von den Nationalsozialisten geraubten Vermögens in Österreich unterzeichnete Reinhardt im Sommer 1943 einen Aufruf prominenter österreichischer Emigranten, sich einem geplanten „Austrian Bataillon“ zur Befreiung von Nazi-Deutschland anzuschließen. Bei einer Feier zum 70. Geburtstag, die sein Sohn Gottfried in Manhattan organisiert, die der Jubilar selbst vorab jedoch als „Leichenfeier“ gefürchtet hatte, zeigte sich Reinhardt mental angegriffen und wollte eine Laudatio des Festredners Carl Zuckmayer brüsk unterbinden. Am 24. September 1943 erlitt Reinhardt auf Fire Island in einer Telefonzelle bei einer Rauferei seines Scottish Terriers mit einem größeren Rüden mehrere Hundebisse und zeigte anschließend aufgrund eines Schlaganfalls Sprachstörungen. Am 31. Oktober 1943 starb Max Reinhardt wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag in seinem New Yorker Hotel. Reinhardt liegt auf dem jüdischen Westchester Hills Cemetery, Hastings-on-Hudson, Westchester County, New York – rund 35 Kilometer nördlich der Stadt New York – begraben, auf dem auch George Gershwin und später Lee Strasberg beigesetzt wurden. Die Familie betrachtete die Beisetzung im Bundesstaat New York nur als „vorübergehende Lösung“ bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Doch beließen die Hinterbliebenen es später bei dieser Grabstätte und ließen Reinhardts Sarg 1956 in die Gruft unterhalb eines kleinen Mausoleums auf dem Friedhof verlegen, da Reinhardt sich zu Lebzeiten entschlossen gezeigt hatte, „weder Deutschland noch Österreich jemals wieder zu betreten“.

 

9.9. Karl KNOPP: 200. Geburtstag

 Er hieß eigentlich Gabriel Knopp. Er wurde durch den Hofopernsänger Sebastian Binder in Budapest ausgebildet und debütierte 1843 an der Königlich Ungarischen Oper in Budapest als Pollione in Bellinis »Norma«. Nachdem er dort auch den Alamir in Donizettis »Belisario« gesungen hatte, war er 1844-45 als lyrischer Tenor am Theater von Temesvar (Timisoara) und 1846-47 am Opernhaus von Graz verpflichtet. 1846 sang er bei einem Gastspiel in Riga sechs große Partien. 1847-48 gehörte er dem Stadttheater von Hamburg an. 1848 ging er an das Deutsche Theater in Prag, wo er als Antrittsrolle den Joseph in der gleichnamigen Oper von Méhul sang. In Prag heiratete er die ebenfalls dort engagierte bekannte Sopranistin Auguste Fehringer-Wittun (1822-77). 1851 folgte er einem Ruf an das Hoftheater von Weimar (Debütrollen: Pollione in »Norma« und Gennaro in »Lucrezia Borgia«), dem er bis zum Ende seiner Karriere angehörte. Er wurde 1875 auf Lebenszeit für dieses Haus angestellt und war beim Weimarer Publikum überaus beliebt. Als man ihm nach einem Gastspiel an der Wiener Hofoper (in »Der betrogene Kadi« von Gluck) ein Engagement an dieses große Haus antrug, schlug er dieses Angebot aus und blieb in Weimar, wo er neben seinen Opernpartien auch Schauspiel-Rollen übernahm. Seine großen Opernpartien waren der Max im »Freischütz«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Roger in »Maurer und Schlosser« von Auber, der Tamino in der »Zauberflöte« und der Don Ottavio in »Don Giovanni«. Er wirkte bis zu seiner Pensionierung 1888 am Hoftheater von Weimar. Dort sang er 1852 den Francesco in der deutschen Erstaufführung der Oper »Benvenuto Cellini« von Hector Berlioz und 1854 in der Uraufführung der Oper »Die Nibelungen« von H. Dorn. Am Hoftheater von Weimar wirkte er auch in den Uraufführungen von zwei Opern von Peter Cornelius mit: am 15.12.1858 als Baba Mustapha im »Barbier von Bagdad«, am 21.5.1865 als Fernando in »Der Cid«. Im Konzertsaal erwies er sich als bedeutender Oratorien- und Liedersänger. Er starb 1905 in Weimar.

 

9.9. Samuel Friedrich HASSEL: 225. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Offiziers und begann seine Bühnentätigkeit 1814 als Chorsänger am Opernhaus von Frankfurt. 1815 wurde er als Sänger und Schauspieler in das Ensemble des Frankfurter Theaters übernommen. 1817-21 wirkte er am Stadttheater von Mainz, kam dann aber wieder in seine Heimatstadt Frankfurt zurück, mit der er zeitlebens eng verbunden blieb. Neben seinem Wirken als Sänger hatte er große Erfolge in Frankfurter Dialekt- und Lokalstücken, in denen er bei seinem Publikum besonders beliebt war. Bis 1866 war er, abgesehen von einigen Gastspielen, ständig in Frankfurt anzutreffen. Da es zwischen ihm und dem Direktor des Frankfurter Theaters zu einem Streit kam, sang er 1866 dort als letzte Rolle den Marquis de Corcy im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, trat aber 1869-70 unter einem neuen Direktor dort wieder auf, jetzt aber nur noch als Schauspieler in Possen und Frankfurter Lokalstücken. Bereits 1864 hatte man ihn zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt. Er nahm in Frankfurt an mehreren Opern-Uraufführungen teil: so sang er 1828 in »Die Räuberbraut« von Ferdinand Ries, 1843 in »Thomas Riquiqui« von Heinrich Esser, 1847 in »Prinz Eugen der edle Ritter« von G. Schmidt. Am 20.1.1851 (am Abend vor dem Tod des Komponisten) trat er in der in der Frankfurter Uraufführung von Lortzings »Opernprobe« in der Rolle des Grafen auf. 1830 sang er dort den Melchthal in der deutschen Erstaufführung von Rossinis »Wilhelm Tell«. Aus seinem nahezu unerschöpflichen Repertoire für die Bühne seien noch genannt: der Kilian im »Freischütz« (den er 1822 in der Frankfurter Premiere der Oper sang), der Schwarzbart in »Die beiden Schützen« von Lortzing, der Bassi in »Alessandro Stradella« von Flotow, der Bruder Tuck in »Der Templer und die Jüdin« von H. Marschner, der Stephan in dessen »Hans Heiling«, der Tristan in Flotows »Martha« der Renner in »Des Adlers Horst« von Gläser, der Kellermeister in Lortzings »Undine«, der Bartolo im »Barbier von Sevilla«, der Don Magnifico in Rossinis »La Cenerentola«, der Baptiste in »Maurer und Schlosser« von Auber, der Lord Elford in »Der schwarze Domino« vom gleichen Komponisten, der Gil Vargas in »Des Teufels Anteil«, ebenfalls von Auber, der Dandolo in »Zampa« von Hérold, der Dickson in Boieldieus »Die weiße Dame« und der Lord in »Fra Diavolo« von Auber. Er veröffentlichte eine weitgehend autobiographische Darstellung »Die Frankfurter Lokalstücke auf dem Theater der Freien Stadt. Skizzen aus meinem Schauspielerleben, 1821 bis 1866« (Frankfurt a.M., 1867). Er starb 1876 in Frankfurt a.M.

 

10.9. Adrian MARTIN: 75. Geburtstag

 Gesangsausbildung im London Opera Centre und im dortigen National Opera Studio. Er begann seine Bühnenkarriere 1971 als Chorist bei der D’Oyly Carte Company, wo er bis 1974 in Operetten von Gilbert & Sullivan auftrat. 1977-78 sang er im Chor der Glyndebourne Touring Opera Company, 1978 auch im Chor des Glyndebourne Festivals. Eigentliches Operndebüt 1977 bei der Opera for All, an der er als Ramiro in Rossinis »La Cenerentola« und als Tonio in Donizettis »La fille du régiment« zu hören war. An der Londoner Covent Garden Oper übernahm er 1977-79 zunächst kleinere Partien (4. Jude in »Salome« von R. Strauss, 1. Priester in der »Zauberflöte«, 3. Knappe in »Parsifal«), dann 1986-87 den Pong in Puccinis »Turandot«, 1987 den Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und 1994 den Desiré in Giordanos »Fedora«. 1978 trat er als Tamino in der »Zauberflöte« bei der Glyndebourne Touring Opera Company auf, bei der er auch 1985 den Idamante in Mozarts »Idomeneo« und 1991 den Rodolfo in »La Bohème« sang. Er sang dann sehr oft bei der Opera North Leeds, so bereits in der Spielzeit 1979-80 in F. Lehárs »Die lustige Witwe« (Camille) und 1980 in »A Village Romeo and Juliet« von Delius (Sali). Zu den weiteren Partien, die er im Laufe der folgenden zehn Jahre dort übernahm, gehörten der Rodolfo in »La Bohème« (1986), der Alfredo in »La Traviata« (1984-85), der Ismaele in Verdis »Nabucco«, der Tamino, der Ernesto in »Don Pasquale«, der Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und der Jaquino in »Fidelio« (1988). Auch mit der English National Opera war er seit 1981 eng verbunden; hier hörte man ihn u.a. als Cassio in Verdis »Otello«, als Alfred in der »Fledermaus«, als Steuermann in »Der fliegende Holländer«, als Anatol in Prokofjews »Krieg und Frieden«, als Don Ottavio in »Don Giovanni«, als Tamino, als Vincent in »Mireille« von Gounod, als Nadir (1987), als Ferrando in »Così fan tutte«, als Jeník in »Die Sache Makropulos« von Janácek und als Erik in »Fennimore and Gerda« von Delius. An der Welsh Opera Cardiff trat er als Lenski in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky und in den Rossini-Opern »La scala di seta« und »La Cambiale di matrimonio« auf. Auslandsgastspiele führten ihn an die Staatsoper von Hamburg (1981) und an das Opernhaus von Zürich, wo er den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« sang; diese Partie und den Don Ottavio übernahm er auch am Theater von St. Gallen, an der Grand Opéra Paris 1985 den Tybalt in »Roméo et Juliette« von Gounod, bei der Queensland Opera in Australien 1986 den Rodolfo in »La Bohème« und den Nadir. Er starb 2014 in London.

 

10.9. David PORTILLA: 90. Geburtstag

 Biographie des mexikanischen Tenors auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/David_Portilla  

 

10.9. Ledo FRESCHI: 95. Geburtstag

 Biographie des italienischen Bass-Baritons auf Italienisch: https://www.ilgazzettino.it/pay/treviso_pay/addio_al_baritono_ledo_freschi-1227423.html

 

10.9. Joseph BENTONELLI: 125. Geburtstag

 Eigentlicher Name Joseph Horace Benter. Zuerst Medizinstudium an der Universität von Oklahoma. Mit Hilfe eines Stipendiums konnte er seine Stimme in Chicago ausbilden lassen; dort war er am Musical College Schüler von Oscar Saenger. Zum Abschluss seiner Studien ging er nach Italien, wo er bei Vittorio Vanza in Mailand unterrichtet wurde; er war dann in Paris noch Schüler von Jean de Reszke. Er debütierte im Dezember 1924 am Opernhaus von Nizza als Don Ottavio in »Don Giovanni«. Er trat dann vor allem an italienischen Opernhäusern, aber auch an Theatern in Nordafrika, auf und sang u.a. 1929 den Faust von Gounod bei den Festspielen in der Arena von Verona. 1933 hörte man ihn am Teatro Municipale von Piacenza als Andrea Chénier von Giordano, 1934 als Cavaradossi in »Tosca«. Am 15.2.1934 sang er in Rom den Valeriano in der Uraufführung der Oper »Cecilia« von Licinio Refice als Partner von Claudia Muzio. 1933-34 war er bei der Italienischen Oper in Holland engagiert. 1934 kam er in die USA zurück und sang zuerst an der Oper von Chicago; hier wirkte er u.a. 1935 als Partner von Rosa Raisa in der amerikanischen Premiere von Respighis »La Fiamma« mit. 1935-36 sang er an der Oper von Philadelphia in der amerikanischen Premiere von Glucks »Iphigénie en Aulide«. 1935-37 hatte er bedeutende Erfolge an der Metropolitan Oper New York, u.a. als Des Grieux in »Manon« von Massenet (seine Debütrolle), als Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini, als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, als Herzog in »Rigoletto«, als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Gérald in »Lakmé« von Delibes. Er gastierte in den folgenden Jahren an den Opern von Chicago und San Francisco, 1960 unternahm er nochmals eine ausgedehnte Konzert-Tournee durch Nordamerika. 1944-69 wirkte er als Pädagoge an der Oklahoma University. Er starb 1975 in Norman (Oklahoma).

Von der schön gebildeten, ausdrucksreichen Stimme des Künstlers existieren Columbia-Platten aus Italien (ca. 1930); sein Name erscheint bei mehreren auf Schallplatten der Marke EJS übertragenen Mitschnitten von Aufführungen an der Metropolitan Oper und an der Oper von San Francisco.

 

10.9. Giuseppe KRISMER: 150. Geburtstag

 Sein Bühnendebüt fand 1903 in Neapel statt. Bereits 1904 sang er am Teatro Comunale Bologna und am Teatro Carlo Felice in Genua den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1905 hatte er an der Mailänder Scala seinen ersten Erfolg als Herzog in »Rigoletto« von Verdi. 1906 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Partner von so bedeutenden Sängern wie Nellie Melba und Mario Sammarco. Am Teatro Costanzi in Rom gastierte er 1907 als Faust von Gounod, als Alfredo in »La Traviata« und als Rodolfo in »La Bohème«, 1913 als Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, 1916 als Turiddu in »Cavalleria rusticana« und als Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli. 1908 trat er am Teatro San Carlos Lissabon als Paolo in »Paolo e Francesca« von Luigi Mancinelli auf. Den Titelhelden in »La damnation de Faust« von Berlioz trug er auch 1909 und 1911 an der Mailänder Scala vor. Er gastierte 1910 in Rio de Janeiro als Walter in »Loreley« von Catalani, 1916 am Teatro Regio Turin als Rodolfo. Weitere Gastspiele am Teatro Giglio Lucca (1919 Walter in »Loreley«) und an der Oper von São Paulo. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg trat er an den großen italienischen Provinztheatern auf, so u.a. 1918 am Opernhaus von Triest und 1919 am Teatro Gilgio Lucca (als Walter in »Loreley«). Er starb 1946 in Pozzuoli bei Neapel.

Seine Stimme erscheint auf akustisch aufgenommenen Zonophone- (1907) und Fonotipia-Platten, auch auf Fonografia Nazionale (Flectar); um 1930 entstanden nochmals elektrische Aufnahmen auf Artiphon.

10.9. Peter OLESCH : 85. Geburtstag

 Er studierte zunächst an der Volkshochschule in Freital (Sachsen), dann war er an der Musikhochschule von Dresden Schüler des bekannten Wagnersängers Rudolf Bockelmann; dazu auch Ausbildung durch die Pädagogin Elsbeth Plehn. Er debütierte 1963 an der Staatsoper Berlin als flandrischer Deputierter in Verdis »Don Carlos«. Darauf kam es zu einer über 20-jährigen Tätigkeit an diesem Institut. Er sang hier wie auch bei Gastspielen, die er größtenteils innerhalb des Ensembles der Berliner Staatsoper absolvierte, vor allem Partien aus dem Spiel- und Charakterfach, wobei er ein breit angelegtes Repertoire beherrschte. 1982 hörte man ihn an der Staatsoper Berlin, 1989 am Opernhaus von Leipzig als Titelhelden in »Don Pasquale«. 1977 wirkte er an der Staatsoper Berlin in der Uraufführung der Oper »R. Hot« von Friedrich Goldmann mit. Weitere Bühnenpartien: Masetto in »Don Giovanni«, Bartolo im »Barbier von Sevilla«, Monterone in »Rigoletto«, König in »Aida«, Pistol in »Falstaff« von Verdi, van Bett in »Zar und Zimmermann«, Alberich im Nibelungenring, Alfio in »Cavalleria rusticana«, Mesner in »Tosca«, Waarlaam in »Boris Godunow«, Rangier in »Die Teufel von R. Loudun« von Penderecki. Angesehener Konzertsänger. Er starb 2022 in einem Berliner Altersheim.

Schallplatten: Eterna (»Herr Puntila« und »Einstein« von P. Dessau, Querschnitt »Esther« von Robert Hanell), RCA (»Rigoletto«).

 

11.9. Lorenzo MALFATTI: 100. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Baritons auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Lorenzo_Malfatti  

 

11.9. Felix KNÄPPER: 125. Geburtstag

 Nach seiner Ausbildung debütierte er 1923 am Stadttheater von Oberhausen, ging 1924 an das Stadttheater von Göttingen, wo er auch bei den Händel- Festspielen (u.a. 1927 in »Radamisto«) mitwirkte und bis 1929 blieb. 1929-31 war er am Stadttheater Stettin im Engagement und folgte dann 1931 einem Ruf an das Opernhaus von Köln, dessen Mitglied er nun bis 1959 blieb. Hier ist er in einer Vielzahl großer Partien aufgetreten; als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Guglielmo in »Così fan tutte«, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Scherasmin in »Oberon« von Weber, als Kühleborn in »Undine« von Lortzing, als Graf Liebenau im »Waffenschmied«, als Heerrufer in »Lohengrin«, als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Klingsor in »Parsifal«, als Arcesius in »Die toten Augen« von d’Albert, als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, als Rigoletto, als Amonasro in »Aida«, als Titelheld in Verdis »Simon Boccanegra«, als Alfio in »Cavalleria rusticana«, als Scarpia in »Tosca«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Valentin in »Faust« von Gounod, als Rangoni in Boris Godunow, als Titelheld in »Schwanda, der Dudelsackpfeifer« von Weinberger, als Bellamy im »Glöckchen des Eremiten« (»Les Dragons de Villars«) von Maillart und als Spielmann in »Königskinder« von Humperdinck. 1931 sang er in Köln die Titelrolle in der deutschen Erstaufführung von Kodálys »Hary János«, 1933 in der Uraufführung von Siegfried Wagners »Der Heidenkönig«, 1948 in der Uraufführung der Oper »Verkündigung« von W. Braunfels, 1949 in der szenischen Uraufführung der Oper »Des Simplicius Simplicissimus Jugend« von K.A. Hartmann. Gastspiele führten den Künstler an größere Theater im deutschen Sprachraum, aber auch ins Ausland. Er starb 1971 in Köln.

 

12.9. Tatiana TROYANOS: 85. Geburtstag

Ihr Vater war griechischer Abkunft, ihre Mutter Deutsche; sie erhielt ihre Ausbildung an der Juilliard Music School in New York durch Hans Heinz. 1963 wurde sie an die New York City Opera verpflichtet, zu deren Ensemble sie zwei Jahre lang gehörte. Sie debütierte hier 1963 als Hippolyta in Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream«. 1965 kam sie an die Staatsoper von Hamburg, zu deren beliebtesten Künstlern sie bald zählte, und an der sie zehn Jahre blieb. Sie debütierte dort als Preziosilla in Verdis »La forza del destino« und hatte an diesem Haus ihren ersten großen Erfolg als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Am 20.6.1969 sang sie hier in der Uraufführung der Oper »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki die Partie der Jeanne, am 2.11.1965 in der von »Jacobowsky und der Oberst« von Giselher Klebe, am 11.10.1966 in der von »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller. Mit dem Hamburger Ensemble war sie 1966 im New Yorker Haus der Metropolitan Oper zu Gast, wobei sie die Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky vortrug. 1966 sang sie den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« bei den Festspielen von Aix-en-Provence. 1966 gastierte sie an der Grand Opéra von Paris, der sie ebenfalls durch einen Gastspielvertrag verbunden blieb; hier sang sie 1977 den Octavian im »Rosenkavalier« und 1984 die Charlotte in »Werther« von Massenet. 1967 hatte sie bedeutende Erfolge in Montreal. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1967-71 als Komponist in »Ariadne auf Naxos«, 1980 als Adalgisa in »Norma« und 1987 als Octavian in insgesamt 11 Vorstellungen. An der Covent Garden Oper London gastierte sie 1968 als Octavian, 1970 und 1974 als Carmen sowie 1985 als Romeo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«. Zeitweilig auch Mitglied der Staatsoper München, wo man 1969 ihre Carmen bewunderte. Bei den Festspielen von Salzburg trat sie 1969 als Octavian, 1976-77 und 1979 als Sesto in »La clemenza di Tito« von Mozart und 1982 als Jocasta in einer konzertanten Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex« auf. 1971 sang sie zur Eröffnung des Kennedy Center in Washington in der Händel-Oper »Ariodante«. Es schlossen sich glanzvolle Gastspiele und Konzerte in den Musikzentren in aller Welt an. So sang sie an den Opernhäusern von Amsterdam, Genf (1970 Carmen, 1973 Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, 1983 Giulio Cesare und 1986 Ariodante in den gleichnamigen Opern von Händel sowie 1988 in einem Recital), Chicago (1971 Charlotte), Boston (1975 Romeo in »I Capuleti e i Montecchi«), Dallas, San Francisco (1975-93 Poppea in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, Adalgisa, Santuzza in »Cavalleria rusticana«, Amneris in »Aida«, Komponist in »Ariadne auf Naxos«, Giulio Cesare von Händel, Dorabella in »Così fan tutte« und – nur wenige Wochen vor ihrem Tod –  Clairon in »Capriccio« von R. Strauss), Santa Fé (1987 in »Ariodante« von Händel), am Teatro San Carlos Lissabon, bei den Festspielen von Florenz und Athen, an der Mailänder Scala (Debüt 1970 in einem Konzert mit Mahlers »Lieder eines fahrenden Gesellen«, 1977 Adalgisa, 1986 in einem Recital) und an anderen großen italienischen Bühnen. 1976 erfolgte ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Oper als Octavian. Sie trat an der Metropolitan Oper bis zu ihrem frühen Tod in insgesamt 274 Vorstellungen auch als Komponist in »Ariadne auf Naxos«, als Carmen, als Amneris, als Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg, als Santuzza, als Venus in »Tannhäuser«, als Charlotte, als Hänsel in »Hänsel und Gretel«, als Prinzessin Eboli in Verdis »Don Carlos«, als Kundry in »Parsifal«, als Brangäne in »Tristan und Isolde«, als Adalgisa, als Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinsky, als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, als Sesto in »La clemenza di Tito«, als Orlofsky in der »Fledermaus«, in der Titelpartie von Händels »Giulio Cesare«, als Dorabella und als Waltraute in »Götterdämmerung« auf. 1983 gestaltete sie in der Festvorstellung von »Les Troyens« von Berlioz zur Hundertjahrfeier der New Yorker Metropolitan Oper die Partie der Didon. Am 12.10.1992 sang sie an der Metropolitan Oper in der Uraufführung der Oper »The Voyage« von Philip Glass die Partie der Isabella. Beim Tanglewood Festival sang sie das Altsolo im Requiem von Verdi. 1990 gastierte sie in Philadelphia in »Ariodante« von Händel. Sie starb 1993 in New York.

Die mit reichen Ausdrucksmöglichkeiten und mit einem weiten Tonumfang begabte Stimme der Künstlerin, die auch als große Darstellerin galt, ist auf einer Vielzahl von Aufnahmen zu hören, darunter einer Reihe von vollständigen Opern. Diese erschienen auf DGG (»Le nozze di Figaro«, »La clemenza di Tito«, »Rappresentatione di Anima e di Corpore« von Cavalieri, »Ariadne auf Naxos«, »Capriccio« von R. Strauss, »Dido and Aeneas« von Purcell, »Giulio Cesare« von Händel, »Götterdämmerung«, 9. Sinfonie von Beethoven, Kantate »Endimione e Cintia« von A. Scarlatti, »West Side Story« von Bernstein), auf RCA (»Così fan tutte«), Decca (»Maria Stuarda« von Donizetti, »Carmen«, Komponist in »Ariadne auf Naxos«) HMV (»Werther« von Massenet), CBS (Adalgisa in »Norma«, »Oedipus Rex« von Strawinsky, »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók) und auf Philips (»La finta giardiniera« von Mozart, »Die Teufel von Loudun« von Penderecki, »Gurrelieder« von A. Schönberg); DG-Video (»La clemenza di Tito«).

 

12.9. Salvador BACARISSE: 125. Geburtstag

 Er studierte Musik am Real Conservatorio de Música in Madrid bei Manuel Fernández Alberdi (Klavier) und Conrado del Campo (Komposition). Er war leitendes Mitglied der Grupo de los Ocho und half bei der Förderung neuer Musik als künstlerischer Leiter der Unión Radio bis 1936. Bacarisse war Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens und ging nach dem Spanischen Bürgerkrieg nach Paris ins Exil. Von 1945 bis zu seinem Tod 1963 arbeitete er für Radio-Télévision Française als Sprecher von Spanisch-Sprachprogrammen. Bacarisse komponierte für Klavier, gemischte Kammer-Ensembles, Opern, darunter El tesoro de Boabdil, welche im Jahr 1958 eine Auszeichnung eines französischen Radiosenders gewann, und Orchester-Werke, darunter vier Klavier-Konzerte und ein Violin-Konzert. Sein berühmtestes Werk ist heute El Concertino para guitarra y orquesta en la menor Opus 72 („Concertino für Gitarre und Orchester in a-Moll“), welches er 1957 in neoromantischem Stil komponierte. Seine „Andalusische Phantasie“ ist ein kurzes Stück und erfreut sich immer größerer Beliebtheit in den Repertoires für Harfe und Orchester.

 

13.9. Roger DÉSORMIÈRE: 125. Geburtstag

 Er studierte am Conservatoire de Paris bei Philippe Gaubert, Xavier Leroux, Vincent d‘Indy und Charles Koechlin. 1923 gründete er, gemeinsam u. a. mit Henri Sauguet, die „École d’Arceuil“. Seit 1925 war er Kapellmeister des Ballets Russes in Paris. Seit 1930 leitete er die Société de Musique d’Autrefois. 1932 wurde er musikalischer Leiter der Firma Pathé-Nathan und machte sich in der Folgezeit einen Namen als Komponist von Filmmusiken. 1936-40 war er musikalischer Direktor der Opéra-Comique und Dirigent des Pariser Sinfonieorchesters. 1944-46 war er Chef der Opéra National de Paris. Daneben war er Gastdirigent an der Mailänder Scala und der Royal Opera House in London. Lähmungen infolge einer Thrombose setzten seiner Karriere 1952 ein Ende. Er starb 1963 in Paris. Seine letzte Ruhestätte fand Desormière auf dem Cimetière de Vichy.

 

14.9. Christian JEAN: 75. Geburtstag

 Er begann zunächst ein Pharmaziestudium, studierte dann am Conservatoire National de Paris Gesang und Gitarrenspiel und ließ seine Stimme weiter an der École d‘ art lyrique de l‘ Opéra bei Michel Sénéchal ausbilden. Er gewann einen ersten Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb von Genf und war zuerst als Konzertsänger tätig, 1978-83 an der Grand Opéra Paris engagiert, an der er auch später noch bis 2009 gastierte. An der Grand Opéra trat er hauptsächlich in Charakter- und Comprimariorollen auf, u.a. als Trabuco in Verdis »La forza del destino«, als Pong in Puccinis »Turandot«, als Remendado in »Carmen«, als Chevalier de la Force in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc, als Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Normanno in »Lucia di Lammermoor«, in den vier Dienerrollen wie auch als Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«, als Alcindoro in »La Bohème«, als Spoletta in »Tosca«, als Guillot de Morfontaine in »Manon« und als Schmidt in »Werther« von Massenet; ähnliche Partien übernahm er auch an der Opéra-Comique. Dagegen trug er bei Gastspielen an Häusern in der französischen Provinz zahlreiche Partien aus dem lyrischen Stimmfach vor: den Tamino in der »Zauberflöte«, den Titelhelden in »La clemenza di Tito« von Mozart, den Fenton in Verdis »Falstaff«, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Vincent in »Mireille« von Gounod, den Pylade in »Iphigénie en Tauride« von Gluck, den Des Grieux in Massenets »Manon« und den Ernesto in »Don Pasquale« von Donizetti. Er gastierte auch an der Oper von Monte Carlo und am Théâtre de la Monnaie Brüssel. Erfolge brachten ihm auch seine Auftritte bei den Festspielen von Aix-en-Provence und Avignon, seine Gastauftritte im Ausland, vor allem aber seine Konzerte, in denen er in einem umfassenden Repertoire auftrat. Er starb im 2009 in Compiègne.

Schallplatten: RCA (»Louise« von Charpentier), HMV (»La jolie fille de Perth« von Bizet).

 

14.9. Wassilio JANULAKO: 90. Geburtstag

Der Künstler, dessen eigentlicher Name Wassilios Giannoulakos lautete, studierte am Nationalkonservatorium Athen und debütierte 1959 bei den Festspielen von Athen als Hohepriester in »Alceste« von Gluck. 1961 gewann er einen internationalen Gesangwettbewerb in Wien. Er wurde durch eine langjährige Karriere am Opernhaus von Köln bekannt, war aber auch der Staatsoper Stuttgart verbunden. Weiter sang er an der Deutschen Oper Berlin, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von Hamburg und München, an den Opernhäusern von Essen, Frankfurt a.M., Dortmund, Hannover, Karlsruhe, Nürnberg und Wuppertal. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1971-80 in insgesamt 16 Vorstellungen als Amonasro in »Aida«, als Don Giovanni, als Rigoletto, als Scarpia in »Tosca«, als Graf Luna im »Troubadour« und als Tonio im »Bajazzo«. Internationale Gastspiele in der Schweiz (Zürich, Basel, Bern), Frankreich (Toulouse), in den USA (1974 als Jago in Verdis »Otello« und 1976 als Alfio in »Cavalleria rusticana« an der San Francisco Opera) und Kanada. 1988 gastierte er beim Festival von Spoleto in »Jenufa« von Janácek, an der Oper von Philadelphia als Wassermann in »Rusalka« von Dvorák. 1990 sang er in Köln, 1992 am Teatro Bellini Catania den Paolo in Verdis »Simon Boccanegra«. Er beherrschte ein weitläufiges Repertoire, das im Bereich der Oper vor allem dramatische Partien aufzuweisen hatte: den Don Pizarro in »Fidelio«, den Fliegenden Holländer, den Telramund in »Lohengrin«, den Amfortas in »Parsifal«, fast alle entsprechenden Partien in Verdi-Opern, den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Titelhelden in »Christophe Colomb« von Darius Milhaud, den Jochanaan in »Salome«, den Mandryka in »Arabella«, den Pandolfe in »Cendrillon« von Massenet (Köln, 1986) und den Escamillo in »Carmen«. Auch Betätigung als Konzertsänger wie als Pädagoge. Er starb 2018 in Athen.

Mitschnitte von Rundfunkaufnahmen (»Andrea Chénier«, »Otello« von Verdi).

 

15.9. Camellia JOHNSON: 70. Geburtstag

 Die farbige Sängerin studierte in Daytona Beach (Florida) und an der Manhattan School of Music New York. Sie debütierte 1985 an der New Yorker Metropolitan Oper als Lily in »Porgy and Bess« von G. Gershwin. Sie sang an der Metropolitan Opera bis 1994 in insgesamt 52 Vorstellungen auch die Serena in der gleichen Oper, die Priesterin in »Aida« und die Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano. 1986-87 sang sie im Chor bei den Festspielen von Glyndebourne und übernahm 1987 dort auch die Solopartie der Strawberry Woman in »Porgy and Bess«, die sie dann auch 1989 und 1992 am Opernhaus von Helsinki übernahm. 1992 sang sie an der San Francisco Opera die Stimme vom Himmel in Verdis »Don Carlos«, bei der Michigan Opera die Aida. 1997 gastierte sie in Detroit als Aida.

Neben ihrer Tätigkeit auf der Bühne stand eine zweite, ebenso bedeutende Konzertkarriere. Sie sang das Sopransolo in der 9. Sinfonie von Beethoven in Indianapolis und in Montreal; im Verdi-Requiem trat sie zusammen mit dem St. Louis Symphony Orchestra und mit dem Long Island Philharmonic Orchestra auf, mit dem Cincinnati Symphony Orchestra im Mozart-Requiem und in den Vesperae solennes de Confessore, ebenfalls von Mozart. In ihrem Konzertrepertoire fanden sich die Solopartien in der Missa solemnis von Beethoven, im Stabat mater von Rossini, in »Les Nuits d’été« von Berlioz und in den »Vier letzten Liedern« von Richard Strauss, um nur einige zu nennen. Sie starb 2015 in Palatka (Florida).

Schallplatten: Vollständige Oper »Porgy and Bess«.

 

15.9. Rafael FRÜHBECK DE BURGOS: 90. Geburtstag

Er studierte Violine, Klavier und Komposition in Bilbao, Madrid und an der Musikhochschule München. Stationen seiner Dirigentenlaufbahn waren Bilbao, Madrid (Leitung des Spanischen Nationalorchesters 1962–78), Düsseldorf und Wien. 1994-2000 war er künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. 1992-97 war er Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin und wirkte 2001-07 als künstlerischer Leiter des Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai in Turin, Radiotelevisione Italiana. Beginnend mit der Spielzeit 2004 bis zur Spielzeit 2010/11 war er Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Dresdner Philharmonie. In seiner Heimatstadt Burgos begründete er ein Musikfestival. Seit der Saison 2012/13 war er Chefdirigent des Dänischen Radio-Sinfonieorchesters, gab diesen Posten im Juni 2014 wenige Tage vor seinem Tod aus gesundheitlichen Gründen jedoch auf. Rafael Frühbeck de Burgos zählte zu den bedeutendsten spanischen Dirigenten des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Er gastierte häufig bei großen Orchestern der Welt. Er besaß ein umfangreiches Repertoire, das er meist auswendig dirigierte. Seine Vorliebe galt dem Repertoire der Spätromantik, groß besetzte Werke zwischen Johannes Brahms und Richard Strauss fand man am häufigsten in seinen Konzertprogrammen. 1986 war er Dirigent der Uraufführung von Gian Carlo Menottis Oper Goya in Washington. Rafael Frühbeck de Burgos spielte über 100 Schallplatten ein. Einige von ihnen zählen zu den Klassikern: Mendelssohns »Elias« und »Paulus«, Mozarts »Requiem«, Orffs »Carmina burana«, Bizets »Carmen« in der Urfassung sowie das Gesamtwerk seines Landsmannes Manuel de Falla. 2004 erschien seine erste CD mit der Dresdner Philharmonie, eine Einspielung mit Werken von Richard Strauss (»Don Quixote«, »Don Juan« und »Till Eulenspiegel«). Frühbeck de Burgos starb im Juni 2014 im Alter von 80 Jahren in Pamplona an den Folgen einer Krebserkrankung.

Frühbeck de Burgos wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so unter anderem mit dem Jacinto-Guerrero-Preis (1996), dem bedeutendsten spanischen Musikpreis. Darüber hinaus war er Ehrendoktor der Universität Navarra in Pamplona (1994) und der Universität Burgos (1998). 2010 wurde er in den USA von der Zeitschrift Musical America zum Conductor Of The Year (Dirigent des Jahres) gewählt.

 

15.9. Ludwig GOETJES: 175. Geburtstag

 Seine Ausbildung zum Sänger erfolgte im Wesentlichen durch Julius Stockhausen in Frankfurt a.M. 1880 kam es zu seinem Bühnendebüt am dortigen Opernhaus als Arnold in »Wilhelm Tell« von Rossini. 1882 wechselte er von Frankfurt an das Hoftheater von Mannheim und blieb bis 1894 an diesem Haus im Engagement. Danach trat er nur noch im Rahmen von Gastspielen auf. Seine großen Partien waren im heldischen Fachbereich zu finden: die Titelhelden in »Robert de Teufel« und in »Der Prophet« von Meyerbeer, der Rienzi, der Lohengrin wie der Tannhäuser in den gleichnamigen Wagner-Opern, der Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Siegmund wie der Siegfried im Nibelungenring.

 

16.9. Irène JAUMILLOT: 85. Geburtstag

Ihre Mutter stammte aus Korsika. Bereits mit sechs Jahren stand sie in Algier als Kind der Butterfly auf der Bühne, mit 15 Jahren sang sie am Rundfunk in Algier. Erst 17 Jahre alt wurde sie als erste unter 72 Kandidaten zum Studium am Conservatoire National in Paris zugelassen. Sie verließ dieses Institut als erste Preisträgerin im Jahre 1958. 1959 fand ihr Bühnendebüt an der Pariser Grand Opéra als Marguerite in »Faust« von Gounod statt. Bis 1971 hatte sie dort große Erfolge zu verzeichnen. Als erste Sopranistin sang sie an der Opéra Partien wie die Micaela in »Carmen«, die Musetta und seit 1961 auch die Mimi in »La Bohème« von Puccini, die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell« und wirkte in einer denkwürdigen Inszenierung von »Les Indes Galantes« von Rameau mit. Gastspiele vor allem an den führenden Opernhäusern in der französischen Provinz; auch als Konzertsopranistin wurde sie geschätzt. Sie gastierte an den Opernhäusern von Nizza, Marseille, Toulouse, Rouen, Brüssel, Antwerpen und Lüttich. 1973 musste sie nach einem schweren Autounfall und einem langwierigen Heilungsprozess ihre Bühnenlaufbahn beenden. Sie wirkte schließlich als Pädagogin an der École de Musique de Rézé-les-Nantes. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind ergänzend die Desdemona in Verdis »Otello«, die Rosenn in »Le Roi d‘ Ys« von E. Lalo, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, auch die Thaïs von Massenet und die Tosca, zu nennen. Sie starb 1994 in La Baule-Escoublac.

Schallplatten der Marke Philips (Duette mit Tony Poncet, Querschnitte »Wilhelm Tell«, »Aida«, »Faust«).

 

16.9. Huberte VÉCRAY: 100. Geburtstag

Sie erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin am Konservatorium von Verviers. Ergänzende Studien in Salzburg. 1946 debütierte sie am Théâtre de la Monnaie Brüssel in der Partie der Jaroslawna in »Fürst Igor« von Borodin. Bis 1959 blieb sie als erste Sopranistin an diesem bedeutendsten belgischen Opernhaus tätig, zu dessen führenden Kräften sie gehörte. 1951 sang sie dort in der französischsprachigen Erstaufführung von Menottis Oper »The Consul« die Rolle der Magda Sorel, 1954, ebenfalls in der französischsprachigen Premiere von Benjamin Brittens »Peter Grimes«, die Ellen Orford, 1958 in der von »Don Juan de Mañara« von Henri Tomasi. 1955 war sie am Théâtre de la Monnaie an der Uraufführung der Oper »Le Serment« von Alexandre Tansman beteiligt. 1953 gastierte sie an der Grand Opéra Paris als Elsa in »Lohengrin« weitere Gastspielauftritte an den Theatern von Vichy und Lausanne, am Opernhaus von Köln, in Kassel, Bordeaux, London, Amsterdam und an den Opern von Gent und Antwerpen. Sie sang ein umfangreiches Bühnenrepertoire, das namentlich dramatische Sopranpartien enthielt: die Aida, die Rachel in »La Juive« von Halévy, die Leonore in Verdis »Troubadour«, die Marguerite in »Faust« von Gounod, die Sieglinde wie die Brünnhilde im Nibelungenring, die Cleopatra in »Giulio Cesare« von Händel, die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Maria in »Friedenstag« und die Titelfigur in »Elektra« von R. Strauss. Auch als Konzertsängerin kam sie zu einer bedeutenden Karriere. Sie starb 2009 in Membach (Belgien).

Anscheinend sind keine eigentlichen Schallplattenaufnahmen der bedeutenden Sängerin vorhanden, doch kann man annehmen, dass Mitschnitte von Aufführungen und Radiosendungen existieren, in denen sie mitwirkte.

 

16.9. Gisela DERPSCH: 125. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung an der Musikhochschule ihrer Vaterstadt Köln und setzte ihre Studien bei E.R. Weiß in München fort. Sie trat seit 1923 mit großem Erfolg als Konzert- und Oratoriensängerin in den Zentren des deutschen Musiklebens auf, ist aber nicht auf der Bühne in Erscheinung getreten. Ihr breit angelegtes Repertoire umfasste sowohl die großen Chorwerke des Barocks wie die des 19. und 20. Jahrhunderts. Neben ihrer Gesangstätigkeit wirkte sie zeitweilig auch im pädagogischen Fach. Sie war verheiratet mit dem Dirigenten Erich Kraack (1898-1975), der als Monteverdi-Bearbeiter bekannt wurde. Sie starb 1984 in Köln.

 

17.9. Lucienne JOURFIER: 100. Geburtstag

Sie studierte 1939-41 am Konservatorium von Toulouse und vollendete ihre Ausbildung am Conservatoire National de Paris. 1945 debütierte sie an der Grand Opéra von Paris als Pamina in der »Zauberflöte«. Sie hatte dort wie auch an der Pariser Opéra-Comique eine lange, sehr erfolgreiche Karriere. 1952 sang sie dort in einer denkwürdigen Aufführung der Oper »Les Indes galantes« von Rameau. Sie trat als Gast am Opernhaus von Lausanne (1949) und an der Oper von Monte Carlo (1949 und 1952 als Manon von Massenet) auf. Sie war bis 1953 an der Pariser Opéra-Comique engagiert und gastierte danach noch in der französischen Provinz, vor allem in Bordeaux und Toulouse. Sie beherrschte eine Vielzahl von Rollen aus dem Koloratur- wie dem lyrischen Stimmfach, darunter die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, die Mimi in »La Bohème«, die Gilda in »Rigoletto« und die Micaela in »Carmen«. Zu ihren großen Partien gehörten die Rosina im »Barbier von Sevilla« (die sie auch 1948 in einem Film übernahm), die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, die Sophie in »Werther« von Massenet, die Philine in »Mignon« von A. Thomas und die Susanna in »Le nozze di Figaro«. 1951 wirkte sie an der Opéra-Comique in der Uraufführung der Oper »Marion« von Pierre Wissmer mit. Sie starb 2017 in Paris.

Ihre Schallplatten erschienen bei Odeon-Pathé.

 

18.9. John McGLINN: 70. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Dirigenten auf Englisch: http://en.wikipedia.org/wiki/John_McGlinn

 

18.9. Helge von BÖMCHES: 90. Geburtstag

 Er wurde als Helge Bömches von Boor geboren. Er stammte aus einer angesehenen bürgerlich-sächsischen Familie in Siebenbürgen. Er war ein Vetter des Malers und Grafikers Friedrich von Bömches. Den Vornamen Helge erhielt er von seiner musikalischen Mutter, die eine Verehrerin des Tenors Helge Rosvaenge war. Seine Kindheit, Jugend und Schulzeit verbrachte er in Brașov; die Schule schloss er dort mit dem Abitur ab. Er erhielt seine musikalische Ausbildung bei dem Musikpädagogen Victor Bickerich (1895–1974), dem Kantor der Schwarzen Kirche in Brașov, und bei dessen Ehegattin, der Sängerin Medi Fabritius. Er erhielt durch das Ehepaar Bickerich-Fabritius eine Ausbildung in Stimmbildung und Solfeggio, sang im Schulknaben-Chor und wirkte unter Bickerichs Leitung bei großen Kirchenmusikaufführungen mit. Er gab sein Debüt als Sänger, zunächst als Konzertsänger, in der Schwarzen Kirche als Pilatus in der Matthäuspassion von Heinrich Schütz. 1952 wurde die Familie zwangsevakuiert, wie viele Angehörige der deutschen Minderheit in Rumänien. Nach seiner Rückkehr nach Brașov leistete von Bömches von April 1954 bis November 1956 seinen Militärdienst; er arbeitete als Arbeitssoldat auf einer Baustelle. Sein Vater starb in den 1950er Jahren unter ungeklärten Umständen als Zwangsarbeiter beim Bau des Donau-Schwarmeer-Kanals.  Ein Musikstudium konnte von Bömches nicht absolvieren, da seine Familie als politisch unzuverlässig galt und die Familienmitglieder als „unliebsame Elemente“ eingestuft worden waren. Bei einem Vorsingen für den Chor der Staatsoper Brașov (Kronstädter Musiktheater) konnte sich von Bömches gegenüber 45 Konkurrenten durchsetzen und wurde als Chor-Bass engagiert. Später folgte dort ein Engagement als Solist, im Stimmfach Bariton. Als Solist debütierte von Bömches in einer deutschsprachigen Fidelio-Aufführung. Für Gastengagements im politischen Westen wurde er zeitweise freigestellt. In Rumänien sang er neben Brașov auch in Iasi und Bukarest. 1968 trat von Bömches erstmals im Ausland auf; der italienische Dirigent Napoleone Anovazzi hatte ihn bei Gastdirigaten am Kronstädter Musiktheater entdeckt. Anfang der 1970er Jahre gelang ihm der musikalische Durchbruch als Opernsänger. Es folgte eine internationale Karriere. Ab 1971 trat er in kleineren Partien bei den Salzburger Festspielen auf.  Er sang dort u. a. den Herold in Otello (1971/72; musikalische Leitung: Herbert von Karajan), den Kappadozier in Salome (1977/78; musikalische Leitung: Herbert von Karajan) und den Zweiten Geharnischten in Mozarts Oper Die Zauberflöte (1978–80; musikalische Leitung: James Levine). In der Spielzeit 1972/73 war er mit einem Gastvertrag an der Wiener Staatsoper engagiert. Dort sang er in insgesamt 18 Vorstellungen den Minister Don Fernando in Fidelio, den Großinquisitor in Don Carlos, den Tom in Verdis Un ballo in maschera, den Zweiter Geharnischten in Die Zauberflöte sowie den Zweiten Soldaten in Salome. Er trat im weiteren Verlauf seiner Karriere u. a. auch am Opernhaus Dublin (Dezember 1987; Titelrolle in Don Giovanni), in Bologna, Berlin, Genf und Ravenna auf. 1973 trat von Bömches erneut bei den Salzburger Festspielen auf, u. a. bei einem Konzert mit dem Mozarteum-Orchester unter der Leitung von Ernst Märzendorfer. Dieses Auslandsengagement nutzte von Bömches, im Einverständnis mit seiner Ehefrau Marina, zur Flucht in den Westen und kehrte nicht mehr nach Rumänien zurück. Er lebte dann zunächst zwei Jahre bei einer Cousine in München, die ihm dort in ihrem Haus eine Wohnung überließ. Seine Frau Marina konnte schließlich mit den Kindern in den Westen ausreisen. 1975-77 hatte von Bömches sein erstes festes Bühnenengagement in Westdeutschland am Pfalztheater Kaiserslautern. Von 1977 bis einschließlich der Spielzeit 1990/91 war von Bömches festes Ensemblemitglied am Theater Osnabrück. Dort sang er schwerpunktmäßig das Rollenfach des „Seriösen Basses“; er übernahm jedoch auch zahlreiche komische Rollen. Er sang in Osnabrück nahezu alle großen Rollen seines Faches, u. a. Osmin in Die Entführung aus dem Serail (u. a. in der Spielzeit 1988/89 in einer Neuinszenierung), Sarastro in Die Zauberflöte, Komtur in Don Giovanni (u. a. in der Spielzeit 1989/90 in einer Neuinszenierung), Bartolo in Le nozze di Figaro (u. a. in der Spielzeit 1981/82 in einer Neuinszenierung), Basilio in Der Barbier von Sevilla, Rocco in Fidelio (u. a. in einer Neuinszenierung in der Spielzeit 1987/88), Daland in Der fliegende Holländer (u. a. in einer Neuinszenierung in der Spielzeit 1983/84), Landgraf Hermann in Tannhäuser und Graf Waldner in Arabella (u. a. in einer Neuinszenierung in der Spielzeit 1984/85). In der Spielzeit 1981/82 sang und spielte er bei der Premiere im März 1982  die Rolle des Kaufmanns Gardej Karpitsch Tortzow in der Uraufführung der 1930 komponierten Oper Der Heiratsvermittler von Nikolai Nikolajewitsch Tscherepnin.  In der Spielzeit 1983/84 und im November 1984 sang Bömches die Partie des Dorfältesten Tommaso in einer Neuinszenierung der Oper Tiefland. In der Spielzeit 1984/85 sang er die Rolle des Ptolemäus in einer Neuinszenierung der Oper Julius Caesar. In der Spielzeit 1988/89 sang er den Komponisten Vincenzo Biscroma in der komischen, wiederentdeckten Donizetti-Oper Viva la Mamma. In der Spielzeit 1988/89 übernahm er außerdem die Partie des Riedinger in einer Neuinszenierung der Oper Mathis der Maler. Im Mai 1989 sang er die Rolle des Businello in der deutschsprachigen Erstaufführung der Oper Casanova kehrt heim von Dominick Argento. In der Spielzeit 1990/91 sang er die Rolle des Schwiegervaters Nonancourt in der, damals seit über 30 Jahren in Deutschland nicht mehr aufgeführten, Spieloper Der Florentiner Strohhut von Nino Rota. Er sang in Osnabrück auch viele kleinere Partien: Dottore Grenvil in La Traviata (Spielzeit 1980/81), Bürgermeister in Der junge Lord (Spielzeit 1982/83), Eremit in Der Freischütz (Spielzeit 1983/84), Squenz in Ein Sommernachtstraum (Spielzeit 1983/84), Titurel in Parsifal (Spielzeit 1985/86), Lunardo in Die vier Grobiane von Ermanno Wolf-Ferrari (ebenfalls Spielzeit 1985/86), Erster Handwerksbursch in Wozzeck (Spielzeit 1986/87) und Fuhrmann Hobson in Peter Grimes (Spielzeit 1990/91). Nach dem Ende seines Festengagements trat von Bömches am Theater Osnabrück weiterhin als Gast auf (u. a. Spielzeit 1991/92 und Spielzeit 1993/94; als Mönch in Don Carlos) und gab Liederabende in Greifswald, Karlsburg, Hannover und Osnabrück. 1996 nahm er seinen endgültigen Bühnenabschied. 2010 hatte er im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Das Rote Sofa“ am Theater Osnabrück seinen letzten musikalischen Auftritt in der Öffentlichkeit. Er sang noch einmal die Sarastro-Arie „In diesen heiligen Hallen“. 1960 lernte Helge von Bömches seine spätere Frau, Marina geb. Panek, kennen, eine Sopranistin, die ihn auch in gesangstechnischen Fragen beriet. Sie war ursprünglich Ingenieurin für Thermodynamik gewesen. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Helge von Bömches starb 2014 in Osnabrück.

Für die Schallplatte spielte von Bömches lediglich zwei seiner Opern-Partien ein, die als Studioaufnahmen im Zusammenhang mit den Aufführungen bei den Salzburger Festspielen entstanden. So sang er bei EMI unter Herbert von Karajan die kleine Rolle des Kappadoziers in Salome (1977) und bei RCA den Zweiten Geharnischten in Die Zauberflöte (1980; unter James Levine). Es existieren jedoch einige Rundfunkaufnahmen und Live-Mitschnitte von Opern.

 

18.9. Manfred NIEHAUS: 90. Geburtstag

 Er erhielt im Alter von zehn Jahren ersten Violinuntericht, schon in diese Zeit fallen frühe Kompositionsversuche. 1957-62 studierte er bei Bernd Alois Zimmermann und war zeitweise dessen Assistent. Parallel dazu verfasste er etliche Bühnenmusiken und arbeitete unter anderem mit Manfred Berben, Gerd Heinz, Jürgen Flimm und Eberhard Feik zusammen. Am 6. Juli 1962 hat er teilgenommen an der Bonner Bühne für sinnliche Wahrnehmung – KONZIL mit Haikus für Sprecher-Sopran-Violine-Piccoloflöte-Gitarre-Gläserspiel. 1963-65 wirkte er als Dramaturg an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen, danach arbeitete er freischaffend als Regisseur und Komponist. Im Jahr 1966 erhielt er den Förderpreis der Stadt Köln. Niehaus gehörte 1969-72 zur Gruppe 8, einer Vereinigung acht rheinischer Komponisten. Am 27. Februar 1970 veranstaltete er das erste Offene Konzert in der Geschichte der Neuen Musik, ein „Wandelkonzert“, das in fünf Räumen des Funkhauses am Wallrafplatz synchron stattfand. Immer wieder arbeitete Manfred Niehaus als (improvisierender) Instrumentalist auch mit Jazzmusikern zusammen wie z. B. Manfred Schoof, Michael Sell oder Theo Jörgensmann. 1967-77 war er zunächst als Lektor, dann als Redakteur für Neue Musik tätig; 1978-89 war er Leiter der Jazzredaktion in der Musikabteilung des Westdeutschen Rundfunks Köln. Mit Unterstützung von Niehaus entwickelte sich in Köln eine aktive Jazz-Szene. Niehaus förderte auch das Moerser NewJazz-Festival. Seit seiner Pensionierung war er wieder als freischaffender Komponist, Arrangeur und Regisseur tätig, dabei teilweise in enger Zusammenarbeit mit Dietmar Bonnen, Iwan Sokolow und Alexei Aigi („Russisch-Deutsches Komponistenquartett“). Klavierwerke von Manfred Niehaus wurden von der Pianistin Susanne Kessel aufgeführt. Auch schrieb er sinfonische Konzerte, in denen er improvisierende Solisten wie Marilyn Crispell, Claudio Puntin oder das Arcado String Trio herausstellte. Niehaus komponierte auch Musiktheaterstücke, wie die surrealistisch-absurden Opern Maldoror (1970) und Die Pataphysiker (1969), die Kinderoper Tartarin (1977) sowie die Fernsehoper Bartleby, die er selbst 1966 für den WDR inszenierte. Auch verfasste er zahlreiche Chorwerke. Sein legendärer Liederzyklus An der Theke nimmt bewusst Lokalkolorit auf, dialektgefärbte Sprüche, die in musikalischen Stenogrammen verarbeitet wurden. 1971-98 war er zudem als nebenamtlicher Chorleiter in Bergisch Gladbach tätig. Sein Werk wird durch den Verlag Dohr veröffentlicht. Niehaus starb 2013 im Alter von 79 Jahren in Köln und wurde auf dem Kölner Friedhof Melaten (Flur 11 (F) Nr. 55) beerdigt.

 

19.9. Božena HANÁKOVÁ-SUCHÁNKOVÁ (slowakische Sopranistin): 100. Geburtstag

 

  1. Karl UEBERHORST: 200. Geburtstag

 Er entstammte einer westfälischen Bauernfamilie, sollte ursprünglich Rechtswissenschaften studieren, schloss sich aber 1842 einer wandernden Schauspielertruppe an. In Mainz entdeckte der Komponist und Kapellmeister Conradin Kreutzer seine schöne Stimme und empfahl ihn zur weiteren Ausbildung an den berühmten Pädagogen Gentiluomo in Wien. 1845 begann er seine Karriere als Bariton am Stadttheater von Chemnitz. Es folgten Verpflichtungen in Ballenstedt-Bärenburg, Rostock, Königsberg (1849-52), in Bremen (1853-55), Wiesbaden (1855-57), Detmold (1857-60) und Stettin (1860), in Neustrelitz, Düsseldorf und Kiel (1862-64), am Volkstheater München, am Thaliatheater Hamburg, schließlich am Carl-Theater in Wien (1870-71). 1872 ging er an das Stadttheater von Nürnberg, wo er sich hauptsächlich als Regisseur beschäftigte. 1881 wurde er als Oberregisseur an das Hoftheater von Dresden verpflichtet. Seine großen Bühnenpartien waren der Titelheld in Don Giovanni, der Lysiart in Webers »Euryanthe«, der Hans Heiling in der Oper gleichen Namens von Marschner, der Jäger in Kreutzers »Nachtlager von Granada« und der Rigoletto; er trat auch in Operetten auf. Er war auch literarisch tätig; wahrscheinlich stammte das Textbuch zu der Oper »Das Rendezvous« von Karl August Ritter (Uraufführung März 1854 in Bremen) von ihm. Er starb 1899 in Dresden. –  Seine Gattin war die Schauspielerin und Soubrette Minna Ueberhorst-Wagner (* 25.10.1840 Nordhausen, † 28.12.1910 Dresden), die Tochter des Schauspielerehepaars Theodor Wagner († 1850) und Mathilde Wagner-Backhaus (1820-93). Sie debütierte (wahrscheinlich) 1864 in Hamburg, war 1869 am Carl-Theater in Wien, dann zusammen mit ihrem Ehemann während rei Jahren in Nürnberg, seit 1881 an der Dresdner Staatsoper engagiert.

 

20.9. Jane MANNING: 85. Geburtstag

Sie studierte an der Royal Academy of Music London und in der Scuola di Canto in Cureglia in der Schweiz. Sie begann dann eine Konzertkarriere, in deren Mittelpunkt die Interpretation zeitgenössischer Musik stand, und in deren Verlauf sie über 250 moderne Werke kreierte. Sie trat als Konzertsolistin in Edinburgh und Bath, in Adelaide und Helsinki, in Wien und Berlin, in Amsterdam und Brüssel und natürlich in London auf. Seit 1956 war sie regelmäßig im englischen Rundfunk (BBC London) zu hören. 1981 unternahm sie eine große Konzerttournee durch die USA; 1978, 1980, 1982, 1983, 1984 und 1986 bereiste sie Australien. Gelegentlich trat sie auch in Opernaufführungen in Erscheinung, so 1976 beim Wexford Festival in Irland in »The Turn of the Screw« von B. Britten, ebenso 1976 bei der New Opera Company, bei der Scottish Opera Glasgow (1978 in der Titelrolle der Oper »Fanny Robin« von Edward Harper und 1990 in A. Schönbergs Monodrama »Erwartung«)  und 1980 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, wo sie die Hauptrolle in der Uraufführung der Oper »Where the Wild Things are« von Oliver Knussen sang. 1988 gründete sie ein eigenes Ensemble »Jane’s Minstrels«, mit dem sie ausgedehnte Konzertreisen unternahm. Seit 1981 trat sie damit ständig in London auf (u.a. 1990 Uraufführung von »Europeras«, Teil 3 und 4 von John Cage im Almeida Theatre). Sie gab mit diesem Ensemble Gastspiele beim Festival von Aldeburgh, in Spanien und in Italien und sang mit ihm 1990-91 in Oslo, Brüssel, Barcelona, London, Moskau und in den Musikzentren in Nordamerika. Bekannt wurde sie auch durch ihre Interpretation von Schönbergs »Pierrot lunaire«. Nicht zuletzt ging sie einer intensiven pädagogischen Tätigkeit nach. Sie lehrte an der Universität von York (die sie 1988 zum Ehrendoktor ernannte), am Mills College in Kalifornien (1981-83, 1986) und gab Seminare an der Hale wie der Harvard Universität in den USA und an den Universitäten von Oxford und Cambridge in England. Sie starb im März 2021.

Schallplatten auf CBS und auf anderen Marken, darunter Mother Goose in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, Werke von Ligeti (auf DGG) und Schönberg, Liedzyklus von O. Messiaen »Harawi« (auf Unicorn), »Pierrot lunaire«.

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.classical-artists.com/janemanning/

 

22.9. Miguel PATRÓN MARCHAND: 80. Geburtstag

 Biographie des aus Uruguay stammenden Dirigenten auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Miguel_Patr%C3%B3n_Marchand  

 

22.9. Karl PISTORIUS: 125. Geburtstag

 Nach seiner Ausbildung durch die Pädagogen Boruttari in Wien und Bernardo Albini in Berlin fand er sein erstes Engagement 1924-25 am Stadttheater seiner Heimatstadt Eger. 1925-26 sang er am Stadttheater von Regensburg, 1926-27 am Theater von Brüx (Most, CSR), 1927-29 am Theater von Teplitz-Schönau und 1929-30 am Städtischen Theater Düsseldorf. 1930 wurde er an das Opernhaus von Frankfurt a.M. verpflichtet (Antrittspartie Titelheld in »Der Tenor der Herzogin« von E. Künnecke). Hier erlangte er als Operettentenor großes Ansehen, wobei man auch sein schauspielerisches Talent in seriösen wie in komischen Rollen bewunderte. Auch seine Gattin, die Sopranistin Wally Arno, trat in Frankfurt in Operetten (»Im Weißen Rössl«) auf. Da sie Jüdin war, verließ das Künstlerehepaar 1935 Frankfurt. Karl Pistorius wurde an das Opernhaus von Zürich engagiert, an dem er bis 1963 als Operettentenor eine erfolgreiche Karriere durchlief. Er trat als Gast u.a. in Wien und St. Gallen auf. Er wirkte in Zürich in mehreren Uraufführungen von Operetten mit, so in »Drei Walzer« von Oscar Straus (1935), »Kaiserin Josephine« von E. Kálmán (18.1.1936 als Napoleon), »Herzen im Schnee« von R. Benatzky (1937), »Hochzeitswalzer« von Leo Ascher (1937) und »Tic-Tac« von Paul Burkhard (1947). 1945 übernahm er dort in der deutschen Erstaufführung von Gershwins Oper »Porgy and Bess« die Rolle des Robbins. 1953 wirkte er in Zürich in der deutschsprachigen Erstaufführung der Operette »Die Schöne von Cadix« von Francis Lopez mit, auch in der Schweizer Erstaufführung von Z. Kodálys »Háry János« (Spielzeit 1950-51 als Marczi). Im Lauf seines fast dreißigjährigen Wirkens am Zürcher Theater wurde er in einer Vielzahl von Partien aus allen Bereichen der Operette zu einem besonderen Liebling des Publikums. Von seinen Bühnenrollen seien noch der Edwin in der »Csardasfürstin« von E. Kálmán, der René in Lehárs »Der Graf von Luxemburg«, der Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«, der Titelheld in Lehárs »Zarewitsch«, der Adam im »Vogelhändler« von C. Zeller, der Eisenstein in der »Fledermaus«, der Paris in Offenbachs »Die schöne Helena«, der Boleslaw in »Polenblut« von O. Nedbal und der Leopold in R. Benatzkys »Im Weißen Rössl« genannt. Er war auch als Komponist tätig. Er starb 1966 in Zürich.

Schallplatten: MMS (Operetten-Querschnitte).

 

23.9.  Spas WENKOFF: 95. Geburtstag

 Er entschloss sich zunächst zum Studium der Rechtswissenschaft, legte sein juristisches Staatsexamen ab und praktizierte fünf Jahre lang als Rechtsanwalt. Er ließ dann jedoch seine Stimme durch J. Jossifow in Sofia, durch Frau Safirowa in Russe und schließlich durch Johannes Kemter in Dresden ausbilden. Bereits 1954 sang er am Stadttheater von Tirnowo den Titelhelden in der georgischen Oper »Keto und Kote« von W.I. Dolidse. 1962-65 gehörte er zum Ensemble des Opernhauses von Russe (Bulgarien). Dann konnte er in Ostdeutschland große Erfolge erzielen. Hier sang er 1965-68 am Theater von Döbeln, 1968-71 am Stadttheater von Magdeburg, 1971-75 in Halle/Saale und wurde 1975 als erster Heldentenor an die Staatsoper Berlin berufen, der er bis 1984 angehörte. 1975 hatte er bei einem Gastspiel an der Staatsoper von Dresden einen besonderen Erfolg in der Partie des Tristan. Die gleiche Partie sang er dann bei den Festspielen von Bayreuth 1976-77 und nochmals 1982-83, 1978 dort auch den Tannhäuser. Hatte er zunächst die schwereren heldischen Partien aus dem Bereich der italienischen Oper (Verdi, Puccini) gesungen, so wurde er im späteren Verlauf seiner Karriere ein großer Wagner-Interpret, der durch Gastspiele in aller Welt internationale Anerkennung fand. An der Wiener Staatsoper debütierte er 1977 als Max im »Freischütz«. Bis 1991 sang er hier in insgesamt 58 Vorstellungen auch den Tristan, den Florestan in »Fidelio«, den Tannhäuser, den Parsifal, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Siegmund in der »Walküre« und den Siegfried in »Götterdämmerung«. 1982 hatte er einen seiner größten Erfolge, als er hier während der »Tannhäuser«-Premiere für den auf der Bühne plötzlich indisponierten Reiner Goldberg in der Titelrolle einsprang. 1981 sang er an der Metropolitan Oper New York in insgesamt acht Vorstellungen den Tristan. Seit 1984 trat er vorwiegend an der Deutschen Opern Berlin, an der Staatsoper von München und am Opernhaus von Köln auf, 1987 am Stadttheater von Bern (Schweiz) als Tannhäuser. 1990 gastierte er in Köln als Tristan. Er starb 2013 in Bad Ischl. – Auch sein älterer Bruder Wenko Wenkoff (1921-92) war ein bekannter Tenor.

Lit: Peter M. Schneider: Heldentenor Spas Wenkoff – Alles war Zufall.

Schallplatten: Bella Voce (Titelrolle in »Tristan und Isolde«. Scheveningen 1979), Eterna (Wagner-Recital), Ars Vivendi (Recital), Balkanton, Philips (»Tannhäuser«, auch als Video).

 

23.9. Tatjana ANGELINI-JOLIN: 100. Geburtstag

 Sie war die Tochter des russischen Gesangpädagogen Michail A. Scheremetiew (1875-1956), der am Petersburger Konservatorium tätig gewesen und nach Schweden emigriert war. Ihr Bruder Mischa Scheremetiew (1919-77) wurde ein bekannter Violinist und Musikpädagoge. Sie studierte bei ihrem Vater in Stockholm und wurde später noch durch Francis Poulenc in Paris, durch Paola Novikova und durch Nicolai Gedda in New York unterrichtet. Schon mit 13 Jahren gab sie ein Konzert in der Londoner Queen’s Hall; 1938 sprach sie die Titelpartie in den Walt-Disney-Zeichenfilm »Schneewittchen«. Sie wurde namentlich durch ihre Liederabende bekannt, die ihr 1967 in Göteborg wie in Stockholm und dann in vielen anderen Musikzentren in Europa und in Nordamerika große Erfolge brachten. Seit 1973 trug sie in New York in einer Rundfunkserie Kinderlieder in 13 verschiedenen Sprachen vor. Einer der Höhepunkte in ihrem vielseitigen Repertoire waren die »Lieder aus der Kinderstube« von Mussorgsky, deren Texte sie auch ins Schwedische übersetzte. Sie starb 2006 in Stockholm.

Schallplatten: Schwedische elektrische Odeon-Aufnahmen (unter dem Namen Tatiana Angelini).

 

23.9. Sándor KÓNYA: 100. Geburtstag

Er begann sein Gesangstudium am Konservatorium von Budapest bei Ferenc Székelyhidy, doch wurde die Ausbildung durch die Kriegswirren unterbrochen. Er geriet in ein Kriegsgefangenenlager in Deutschland, konnte aber schließlich seine Ausbildung bei Fred Husler in Detmold und später in Italien fortsetzen. 1951 debütierte er am Stadttheater von Bielefeld als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Er sang bis 1954 in Bielefeld, dann in der Spielzeit 1954-55 am Staatstheater von Darmstadt. Er war 1955-64 Mitglied der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin. Hier übernahm er am 23.9.1956 in der Uraufführung der Oper »König Hirsch« von H.W. Henze die Partie des Leandro. Er war durch Gastverträge den Staatsopern von München (1958-61) und Hamburg (1956-60) verbunden. Er gastierte u.a. beim Maggio Musicale von Florenz (1961 als Lohengrin), am Teatro Massimo Palermo (1958), an der Staatsoper Wien (1954-65 als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, als Calaf in »Turandot« von Puccini, als Cavaradossi in »Tosca« und als Pinkerton in »Madame Butterfly« in insgesamt 9 Vorstellungen), am Teatro Colón Buenos Aires (1968), an der Opéra du Rhin Straßburg (1973 als Otello von Verdi) und an der Oper von Miami (1973 als Erik in »Der fliegende Holländer«). An der Mailänder Scala sang er 1960-61 den Parsifal, 1962 den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Calaf. 1956 trat er bei den Festspielen von Edinburgh im Rahmen eines Gastspiels der Hamburger Staatsoper als Nureddin im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius auf. Bei den Bayreuther Festspielen hörte man ihn 1958 als Froh im »Rheingold« und als jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, 1958-60 und 1967 in seiner großen Glanzrolle, dem Lohengrin, 1964 als Walther von Stolzing sowie 1966 und 1971 als Parsifal. Seitdem wurde er als Lohengrin an vielen Bühnen in aller Welt gefeiert, so u.a. 1959 bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla, 1963 in der Arena von Verona. Er gastierte an der Grand Opéra Paris (1959 als Lohengrin), an den Opern von Rom und Budapest und an den großen deutschen Theatern. An der Oper von San Francisco trat er 1960-74 als Radames in »Aida«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Dick Johnson in »La Fanciulla del West« von Puccini, als Lohengrin, als Pinkerton, als Calaf, als Don Carlos in der gleichnamigen Oper von Verdi, als Canio im »Bajazzo«, als Faust in »Mefistofele« von Boito, als Cavaradossi, als Parsifal, als Alvaro in »La forza del destino« und als Riccardo in »Un Ballo in maschera« von Verdi auf. 1961 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, wo er als Lohengrin debütierte. An der Metropolitan Oper hat er bis 1974 in 14 Spielzeiten 21 verschiedene Partien in 287 Vorstellungen gesungen: den Dick Johnson, den Radames, den Calaf, den Pinkerton, den Alvaro, den Walther von Stolzing, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Erik, den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Alfredo in »La Traviata«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Cavaradossi, den Don José in »Carmen«, den Parsifal, den Lyonel in »Martha« von Flotow, den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Turiddu, den Max im »Freischütz« und den Stewa in »Jenufa« von Janácek. An der Londoner Covent Garden Oper gastierte er 1963 als Lohengrin und 1973 als Calaf. Weitere Bühnenrollen: der Ferrando in »Così fan tutte«, der Châteauneuf in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, der Hüon in »Oberon« von Weber und der Herzog in »Rigoletto«. In seiner Glanzrolle, dem Lohengrin, stand er über 250mal auf der Bühne. Er übernahm auch gerne Partien in Operetten und hatte eine große internationale Karriere als Konzertsolist. Seine Konzerttourneen führten ihn durch Deutschland, Spanien, Portugal und Nordamerika. Er bekleidete später eine Professur an der Musikhochschule von Stuttgart. Er verbrachte seinen Ruhestand in seiner Heimatstadt Sarkád, zu deren Ehrenbürger er 1996 ernannt wurde. Er starb 2002 auf Ibiza.

Schallplatten: DGG (»La Bohème«, »Madame Butterfly«, »Tosca«), RCA (»Die Fledermaus«, »Lohengrin«), Hungaroton (Radames in vollständiger »Aida«), Melodram (Froh im »Rheingold«, Bayreuth 1958; Lohengrin, Bayreuth 1959), Replica (Titelheld in »Lohengrin«, Bayreuth 1958), On Stage (Titelpartie in Ausschnitten aus Verdis »Otello«), Calig-Verlag (Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1967), Bella Voce (Dick Johnson in »La Fanciulla del West« von Puccini, Metropolitan Oper New York 1970 mit Renata Tebaldi), Polydor (Operettenszenen).

 

24.9. Moje FORBACH: 125. Geburtstag

 Eigentlich Amalie Staubwasser. Sie war die Tochter der Schauspielerin Marianne Staubwasser, Enkelin der Opernsängerin Jenny Mejo (1841-1906). Nach ihrer Ausbildung in München begann sie ihre Karriere 1920 am Landestheater von Gotha, wo sie als Elisabeth in »Tannhäuser« debütierte und während zwei Spielzeiten blieb. Dann verlegte sie sich seit 1921 am Stadttheater Augsburg zunehmend auf das hochdramatische Fach. 1924 wechselte sie an die Staatsoper Stuttgart, an der sie u.a.1928 die Asteria in der deutschen Erstaufführung der Oper »Nerone« von A. Boito sang, und wurde dann durch Otto Klemperer an die Berliner Kroll-Oper geholt, wo ihre Karriere in den Jahren 1928-31 den Höhepunkt erreichte. Als Antrittsrolle sang sie hier die Charlotte in Kreneks »Diktator«, danach die Senta in »Der fliegende Holländer« und erregte großes Aufsehen in den zeitgenössischen Opernwerken »Erwartung« von Schönberg und »Der arme Matrose« (»Le pauvre matelot«) von Darius Milhaud. Während dieser Zeit gastierte sie an der Berliner Staatsoper, u.a. als Marie in »Wozzeck« von A. Berg, als Venus in »Tannhäuser« und als Kundry in »Parsifal« und 1932 in der Uraufführung der Oper »Andromache« von Herbert Windt, später auch an den Staatsopern von Hamburg (1934-35 als Färberin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss), am Berliner Schauspielhaus (Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«), an den Staatsopern von Dresden und München, an den Theatern von Nürnberg (Sieglinde in der »Walküre«) und Augsburg (Isolde in »Tristan und Isolde«) und bereits 1926 (als Senta) und 1928 (als Färberin) an der Staatsoper von Wien. 1930 gastierte sie in Amsterdam als Leonore in »Fidelio«, 1931 war sie gastweise an den Nationalopern von Belgrad und Zagreb zu hören. Weitere Bühnenpartien: Carmen, Eglantine in »Euryanthe« von Weber, Gutrune in »Götterdämmerung«, Hilde in Hans Pfitzners  »Der arme Heinrich«, Titelrolle in »Mona Lisa« von Max von Schillings. Mitte der dreißiger Jahre kam die Opernkarriere der Sängerin nach einer Stimmkrise an ihr Ende. Nach einem kurzen Engagement am Nationaltheater Mannheim (1935) sang sie als letzte Opernpartie 1936 am Stadttheater von Trier die Brünnhilde in der »Walküre«. Jetzt wandte sie sich dem Schauspiel zu und wirkte auf diesem Gebiet zuerst in Hamburg-Altona, dann am Berliner Schillertheater und in Düsseldorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg betätigte sie sich 1965-75 als Schauspielerin bei den Kammerspielen in München, wirkte 19 Jahre als Schauspielerin in Essen, trat in Rundfunk- und Fernsehaufführungen auf und ist noch im hohen Alter auf der Sprechbühne erschienen (u.a. noch 1984 am Schauspielhaus Köln, mit 92 Jahren noch in einer kleinen Rolle in Essen in Strindbergs »Totentanz«). Seit 1965 unterrichtete sie an der Falkenberg-Schule in München. Sie starb 1993 in München.

Die große dramatische Stimme der Sängerin, deren bevorzugte Partien die Senta, die Venus in »Tannhäuser«, die Leonore in »Fidelio«, die Brünnhilde in den Opern des Nibelungenrings, die Carmen, die Marschallin im »Rosenkavalier« und die Färbersfrau in der »Frau ohne Schatten« waren, ist nur durch zwei akustische Odeon-Aufnahmen dokumentiert (Hallenarie der Elisabeth aus »Tannhäuser«, Traumerzählung der Elsa aus »Lohengrin«, 1925).

 

25.9. Franz BAUER-THEUSSL: 95. Geburtstag 

Er studierte Klavier an der Musikakademie Wien und war nach seinem Abschluss der letzte Schüler von Clemens Krauss. Er debütierte am 4. März 1957 an der Volksoper Wien mit Lehárs Das Land des Lächelns und war gleich in seiner ersten Saison musikalischer Leiter von Die Fledermaus, Martha (seine erste Premiere am 28. September 1957), Wiener Blut, Rigoletto, Der Zigeunerbaron, Ein Walzertraum und Der Bettelstudent. Während der folgenden drei Jahrzehnte dirigierte er 26 Premieren an der Volksoper. Insgesamt dirigierte er hier über 3000 Vorstellungen.Seine Karriere führte ihn als Stadtkapellmeistere an das Stadttheater in Baden (ab 1950), als Opernchef ans Landestheater in Salzburg (1953–57), an die Volksoper in Wien und 1960–64 als Generalmusikdirektor an die Amsterdamer Oper. Als Mitbegründer der Seefestspiele Mörbisch war er auch deren erster Dirigent. Auch bei den Bregenzer Festspielen leitete er zahlreiche Vorstellungen mit den Wiener Symphonikern. Im Rahmen eines Konzerts anlässlich des 100. Geburtstags von Franz Lehár mit dem Bruckner Orchester in Bad Ischl im April 1970 entdeckte er seine Zuneigung zum Salzkammergut und ließ sich in Unterach am Attersee nieder. Einem breiteren Publikum wurde er durch die regelmäßige Klavierbegleitung Heinz Conrads‘ bekannt. Bauer-Theussl war mit der Balletttänzerin Herta Lonsky verheiratet und ist Vater der Schauspielerin Johanna Lonsky (* 1958).Er starb an Lehárs Geburtstag am 30. April 2010 in Salzburg.

 

25.9. Ladislav MRÁZ: 100. Geburtstag

Studium am Konservatorium von Prag bei H. Vávra und bei Frau E. Fierlingerová. Er sang 1943-44 am Theater von Tábor, 1944-46 am Opernhaus von Plzen (Pilsen). 1946 debütierte er an der Großen Oper des 5. Mai in Prag. 1948 wurde er Mitglied des Prager Nationaltheaters. 1950 schloss er sich der Prager Armee-Oper an, deren Leiter er bis 1952 war, kam aber 1953 wieder als erster Bass-Bariton an das Nationaltheater zurück. Sein Repertoire enthielt Rollen wie den Wassermann in »Rusalka« von Dvorák, den Grafen Wilhelm in Dvoráks »Jakobiner«, den Kezal in »Die verkaufte Braut«, den Teufel in Smetanas »Die Teufelswand«, den Leporello in »Don Giovanni«, den Titelhelden in »Svätopluk« von E. Suchon und Wagner-Heroen wie den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Fliegenden Holländer und den Landgrafen in »Tannhäuser«. Zusammen mit der Tschechischen Philharmonie Prag trat er als Solist in Oratorien auf, er war dazu ein hervorragender Interpret von Liedern und auch von zeitgenössischen Musikwerken. Gastspiele führten ihn nach Paris und nach Holland. Bei der Eröffnung des neuen Opernhauses in Leipzig gastierte er 1960 als Hans Sachs und blieb diesem Opernhaus weiterhin verbunden. Er trat an der Niederländischen Oper Amsterdam als Gast auf, und zwar 1957 als Mephisto in »Faust« von Gounod und als Scarpia in »Tosca«, 1958 in den beiden gleichen Rollen und als König Philipp im »Don Carlos« von Verdi; als Konzertsänger gastierte er auch in Warschau, Berlin und Wien. Er wurde mit dem Staatspreis der CSSR ausgezeichnet. Er starb 1962 in Prag.

Supraphon-Aufnahmen (u.a. vollständige Opern »Die Teufelswand« von Smetana, »Die drei goldenen Haare des Väterchens Allwissend« von Rudolf Karel, Kantate »Die Geisterbraut« von Dvorák, Kantaten-Zyklus »Ein Blumenstrauß« von B. Martinù).

 

25.9. Dennis NOBLE: 125. Geburtstag

 Eigentlicher Name William Noble. Er sang als Chorknabe im Chor der Kathedrale von Bristol; er wurde durch Dinh Gilly in London und später in Italien ausgebildet. Nach dem Ersten Weltkrieg sang er in englischen Filmtheatern und wurde hier durch den Dirigenten Percy Pitt entdeckt. 1924 vermittelte dieser ihm ein Engagement an der Londoner Covent Garden Oper, wo er als erste Rolle den Marullo in »Rigoletto« übernahm. Sechs Jahre lang wurde er an der Covent Garden Oper nur in kleinen Partien eingesetzt; erst 1930 hatte er als Sharpless in »Madame Butterfly« und zumal 1931 als Germont-père in »La Traviata« als Partner der berühmten Primadonna Rosa Ponselle große Erfolge. An der Londoner Convent Garden Oper wirkte er in Uraufführungen mehrerer Opern mit: am 25.9.1929 in »Judith« von Goossens, 1936 in »Pickwick« von A. Coates, am 24.6.1937 in »Don Juan de Mañara« von Goossens und am 20.10.1938 in »The Serf« von George Lloyd. Bis 1938 war er als erster Bariton an der Londoner Covent Garden Oper tätig; auch nach dem Zweiten Weltkrieg ist er 1947 nochmals hier aufgetreten (als Escamillo in »Carmen« und als Lescaut in »Manon« von Massenet). Er sang weiter bei der British National Opera Company in London und bei der Carl Rosa Opera Company, hinzu kamen Gastspiele an den Opernhäusern von Cleveland (1935-36) und Cincinnati. Von seinen Opernpartien sind zu nennen: der Heerrufer in »Lohengrin«, der Silvio wie der Tonio im »Bajazzo«, der Dr. Falke in der »Fledermaus«, der Amonasro in »Aida«, der Vater in »Hänsel und Gretel«, der Titelheld in »Fürst Igor« von Borodin, de Valentin in »Faust« von Gounod, der Rigoletto, der Figaro im »Barbier von Sevilla« und der Marcello in »La Bohème«. Er war ein allseits geschätzter Konzertsänger, der u.a. 1931 an der Uraufführung der Kantate »Belshazzar’s Feats« von William Walton teilnahm, aber nach 1945 auch als Sänger von Unterhaltungsliedern bekannt wurde. Er wirkte als Pädagoge zuerst an der Guildhall School of Music in London, dann an der Royal Academy of Music in Dublin. Er starb 1966 in Javea (Spanien).

Die Stimme des Sängers, der namentlich als Verdi- und Puccini-Interpret geschätzt wurde, ist durch eine Vielzahl von Schallplatten überliefert; diese erschienen zunächst auf Columbia (»Dido and Aeneas« von Purcell, »The Pilgrim’s Progress« von Vaughan Williams); auf Argo erscheint er als Macheath in »The Beggar’s Opera«, dann auf HMV (u.a. »Bajazzo« in englischer Sprache).

 

25.9. Ludmilla GASTON: 150. Geburtstag

 Da ihre Eltern sich einer Theaterlaufbahn widersetzten, flüchtete sie mit 18 Jahren aus ihrem Elternhaus und schloss sich einer reisenden Komödiantentruppe an, die Vorstellungen in österreichischen und ungarischen Kleinstädten gab. Ihr erstes seriöses Engagement fand sie am Theater von Ödenburg (Sopron, Ungarn), anschließend trat sie in Wiener Neustadt und in Gmunden auf. Hier erregte sie Aufsehen, und sie ließ darauf ihre Stimme für die Operette ausbilden. Sie trat nun in Operetten in Linz/Donau, in Troppau (Opava), in Preßburg und in Hamburg auf und gastierte während einer Saison in Mailand. Man bewunderte sie vor allem in Travestierollen in Operetten wie »Boccaccio« von F. von Suppé, »Prinz Methusalem« von J. Strauß, als Wladimir in »Fatinitza« von Suppé und in »Der kleine Herzog« (»Le petit Duc«) von Ch. Lecocq: Sie fühlte sich jedoch inzwischen mehr zur Oper hingezogen und war in den Jahren 1890-98 als Opernsängerin am Theater von Graz im Engagement. Man hörte sie in Graz u.a. als Hexe in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck, als Magdalena im »Evangelimann« von Kienzl und als Erda in den Opern des Nibelungenrings. Als Henry in der Operette »Der Opernball« von Heuberger verabschiedete sie sich 1898 von ihrem Grazer Publikum. Sie trat jetzt von Wien aus in Gastspielen, sowohl in Opern wie in Operetten, auf. Am Wiener Sommertheater gastierte sie als Boccaccio von Suppé und in der Uraufführung der Operette »Die Landstreicher« von M. Ziehrer (29.7.1899 als Leutnant von Rodenstein). Sie trat am Theater an der Wien als Orlofsky in der »Fledermaus« auf und sang dort die Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«. Sie nahm 1901-02 an der Russland-Tournee einer Wiener Operettengesellschaft mit Auftritten in Moskau, St. Petersburg, Odessa und Kiew teil und gastierte auch in Paris. In den Jahren nach der Jahrhundertwende trat sie, jetzt unter dem Namen Luddy Gaston, am Berliner Theater des Westens auf; 1907-08 gehörte sie als Gast (und wieder unter dem Namen Ludmila Gaston) dem Neuen Operettentheater Leipzig an. Sie starb 1929 in Maria-Enzersdorf.

 

26.9. George GERSHWIN: 125. Geburtstag

 Er wurde als Jacob Gershovitz (benannt nach seinem Großvater) als Kind der russisch-jüdischen Immigranten Morris Gershovitz und Rose Gershovitz (geb. Bruskin) geboren. Diese waren um 1891 in die USA eingewandert. Morris Gershovitz amerikanisierte den Familiennamen auf Gershvin und passte ihn später noch auf Gershwin an. Sein Geburtshaus befand sich in Brooklyn, 242 Snedicker Avenue. George Gershwin hatte zwei Brüder, Ira (1896–1983) und Arthur Gershwin (1900–81), sowie eine Schwester, Frances Gershwin (1906–99). 1910 kauften die Gershwins für die Musikstunden des Sohnes Ira ein Klavier, auf dem aber bald George spielte. Charles Hambitzer wurde 1912 sein Klavierlehrer und blieb bis zu seinem Tod 1918 sein Mentor. Hambitzer lehrte George Gershwin konventionelle Klaviertechniken und ließ ihn europäische Meisterwerke spielen. Er ermutigte ihn, Orchesterkonzerte zu besuchen, worauf Gershwin zu Hause versuchte, die gehörte Musik am Klavier zu reproduzieren. Ab 1914 arbeitete Gershwin als „Hauspianist“ im New Yorker Musikverlag Jerome H. Remick. Seine Aufgabe war es bald, Bandleadern und Theateragenten neue Lieder seines Verlages vorzuspielen und sie ihnen zu verkaufen. Angeregt durch diese Tätigkeit versuchte er eigene Lieder und Tanzstücke zu komponieren. 1916 begann er als Pianist Notenrollen für Elektrische Klaviere zu bespielen, zunächst mit Rags und weiteren Werken anderer Komponisten. Im selben Jahr ließ er When You Want ’Em You Can’t Get ’Em als erstes Lied veröffentlichen. Trotz des Misserfolgs dieser Komposition wurden einige Boradway-Komponisten auf ihn aufmerksam und nutzten in den kommenden Jahren mehrere seiner Lieder in ihren Musicals. Sein Ragtime Rialto Ripples, ebenfalls 1916 komponiert, wurde ein finanzieller Erfolg. Gershwin studierte in diesen Jahren bei dem Komponisten Rubin Goldmark sowie bei dem Avantgardisten Henry Cowell weiterhin Klavier und bei Edward Kilenyi Harmonielehre, Musiktheorie und Instrumentation. Seine großen Vorbilder waren nun die Broadway-Komponisten Irving Berlin und Jerome Kern. 1918 gelang ihm mit dem Lied Swanee der erste USA-weite Hit, der zunächst auf dem Broadway zu seiner Anerkennung als Komponist führte. Er führte seine Klavierkonzerte auch (als Pianist, nicht als Dirigent) selber auf. Auf seiner Europareise 1928 lernte er Igor Strawinsky kennen. Gershwin hatte eine langjährige Liebesbeziehung mit der Komponistin Kay Swift; die beiden tauschten sich auch fachlich aus. Ab Frühjahr 1933 lebte George Gershwin, der häufig umgezogen war, in Manhattan, 132 East 72nd Street, in einer 14-Zimmer-Maisonette-Wohnung unweit der Park Avenue. Sie war seine letzte Wohnung in New York. Dort standen drei Steinway-Flügel. Gershwin brach am Abend des 9. Juli 1937 zusammen, als er in Beverly Hills an einem Flügel saß und an der Partitur zur Filmmusik von The Goldway Follies arbeitete. Er wurde in das Cedars-Sinai Medical Center gebracht und fiel dort in ein Koma. Am Morgen des 11. Juli 1937 wurde ihm in einer Notoperation ein Gehirntumor entfernt; kurz danach starb er. Er wurde auf dem Westchester Hills Cemetery in Hastings-on-Hudson (New York)) beigesetzt.

Am 7. Januar 1924 begann Gershwin mit der Niederschrift der Rhapsody in Blue für zwei Klaviere. Für die Dauer der Entstehung zog Ferde Grofé bei ihm ein; die beiden arbeiteten Hand in Hand: Gershwin komponierte, Grofé instrumentierte und erstellte aus der Klavierfassung die Partitur für Paul Whitemans Jazzorchester. Die Rhapsody war am 4. Februar fertig und wurde von Paul Whitemans Orchester am 24. Februar 1924 in der New Yorker Aeolian Hall uraufgeführt. Die Aufführung gilt als historisches Ereignis von großer Tragweite und ging als Birth of Rhapsody in Blue in die Geschichte ein. Bei der Uraufführung war die Crême de la Crême des musikalischen und gesellschaftlichen New York zugegen, unter anderem Walter Damrosch als Ehrengast. So kam es, dass Gershwin kurze Zeit später von der New York Symphony Society den Auftrag erhielt, ein Orchesterwerk zu schreiben. Er sagte ein Klavierkonzert zu und erhielt die Garantie von sieben Auftritten als Solist in New York, Philadelphia, Washington und Baltimore. Er instrumentierte das Werk selbst. Die Uraufführung seines Concerto in F erfolgte am 3. Dezember 1925 in der Carnegie Hall mit Gershwin am Klavier und Damrosch am Dirigentenpult. Gershwin komponierte sowohl Stücke für den Broadway als auch klassische Konzerte. Ab 1931 schrieb er auch Stücke für den Tonfilm. Zu den meisten seiner Kompositionen schrieb sein Bruder Ira Gershwin die Texte. 1924 produzierten George und Ira gemeinsam die Musikkomödie Lady, Be Good. Standards wie Fascinating Rhythm und The Man I Love debütierten darin. Dem folgten Oh, Kay! (1926); Funny Face 1927; Strike Up the Band (1927 und 1930); Girl Crazy (1930), mit dem zum Evergreen gewordenen Lied I Got Rhythm; Oh Thee I Sing (1931), die erste Musikkomödie, die mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. 1933 erschien Pardon My English, das einzige Musical dieser Epoche, das in Deutschland (in Dresden) spielt. George und Ira Gershwin gehörten zu den erfolgreichsten Teams am Broadway. Ihre Werke wurden von Stars wie Fred Astaire und seiner Schwester Adele, Gertrude Lawrence, Red Nichols, Ethel Merman und Ginger Rogers aufgeführt. Gershwin verbrachte den Sommer 1934 in Folly Island in der Nähe von Charleston (South Carolina), um das Leben des Stammes der Gullah zu studieren, deren Dialekt in der Oper Porgy and Bess verwendet wird. Gershwin hat verfügt, dass diese Oper szenisch nur mit schwarzen Sängern aufgeführt werden darf. Viele seiner Werke erlangten auch über Amerika hinaus große Popularität. Teilweise wurden seine Kompositionen als Filmmusik verwendet. Einige sind Jazz-Standards; sie wurden von namhaften Stars der amerikanischen und internationalen Unterhaltungsmusik interpretiert, darunter Ella Fitzgerald, Louis Armstrong, Frank Sinatra,Judy Garland, Peter Gabriel, Ray Conniff, Percy Faith und Barbra Streisand. Sie fanden den Weg in den Jazz, beispielsweise mit Interpretationen von Herbie Hancock oder Miles Davis, und in den Rock, beispielsweise mit Versionen von Janis Joplin (Summertime). Einige der Gershwin-Lieder wurden in der Ära des Bebop durch Umgestaltung und Reharmonisierung in neue Themen (bebop heads) und Lieder transformiert. Oh, Lady Be Good! wurde so zu Thelonious Monks HackensackBut Not For Me zu Tadd Damerons Sid’s Delight und I Got Rhythm zu Charlie Parkers Anthropology, Thelonius Monks Rhythm-A-Ning sowie Lester Youngs Lester Leaps In. Gershwin war Protagonist des Symphonic Jazz mit Werken, in denen er in nie dagewesener Weise die afroamerikanische mit der zeitgenössischen symphonischen Kultur (und damit auch der Oper) verband und neue musikalische Welten eröffnete. Im Jahr 1986 verlieh die The Recording Academy Gershwin und seinem Bruder Ira posthum einen Grammy Trustees Award für ihre Leistungen für die Musik. Prince bezeichnete Gershwins Stück Lullaby (1919) als einen von 55 Songs, die ihn musikalisch inspirierten.

 

26.9. Amilcare ZANELLA: 150. Geburtstag

 Er studierte bis 1891 in Cremona und Parma unter anderem bei Giovanni Bottesini. Er ging 1892 mit einer italienischen Operntruppe auf eine Südamerikatournee. Ab 1901 konzertierte Amilcare Zanella als Pianist und Dirigent in Italien. Ab 1903 war er Direktor des Konservatoriums in Parma. 1905-39 wirkte er als Nachfolger von Pietro Mascagni als Direktor des Liceo musicale Gioachino Rossini in Pesaro. Amilcare Zanella komponierte die Opern Aura (Pesaro 1910), Sulamita (Piacenza 1926), Il revisore (Triest 1940), Adolfo, Osanna, I due sergenti (alle letztgenannten nicht aufgeführt). Zudem komponierte er zwei Symphonien für Orchester und Kammermusik. Er starb 1949 in Pesaro. 

 

27.9. Vincent YOUMANS: 125. Geburtstag

 Sein Vater war Eigentümer einer Hutfabrik in New York. So wuchs der Junge in begüterten Verhältnissen auf. Schon in jungen Jahren zeigte er ein großes Interesse an der Musik. Bereits als Vierjähriger konnte er Klavier spielen. Nach seiner Schulausbildung, die er auf Privatschulen absolviert hatte, hegte er erst den Plan, Ingenieur zu werden, nahm das Studium dann aber doch nicht auf, sondern trat als Angestellter in ein Maklerbüro in der Wall Street ein. Es war ihm aber nur kurze Zeit vergönnt, dort zu arbeiten, denn schon 1917 wurde er zur Armee verpflichtet. Seinen Dienst versah er bei einem Marinestützpunkt, der mit einer Militärkapelle aufwarten konnte, die von John Philip Sousa geleitet wurde. Youmans trat in das Orchester ein, für das er auch seine ersten Songs komponierte. Nachdem der Erste Weltkrieg beendet war, stand für Youmans fest, dass er nicht wieder für seinen früheren Arbeitgeber in der Wall Street tätig sein werde. Während seines Militärdienstes war ihm klar geworden, dass für ihn nur ein Beruf in Frage komme, bei dem die Musik die Hauptrolle spielt. 1918-19 assistierte er seinem Landsmann, dem Operettenkomponisten Victor Herbert, als Probenpianist bei der Einstudierung seiner Bühnenwerke. Am 3. Mai 1921 trat er das erste Mal als Komponist eines Musicals an die Öffentlichkeit: Am Cohan Theatre wurde Two Little Girls in Blue uraufgeführt. Es war für ihn ein Achtungserfolg. Zwei Jahre später kam für ihn der Durchbruch. Sein Musical Wildflower ging am 7. Februar 1923 erstmals über die Bühne und erreichte die stattliche Aufführungszahl von 477 Vorstellungen; der Musicalsong Bambalina etablierte sich über die Fassung von Paul Whiteman. Das Jahr 1924 spielte in Youmans’ Biografie eine besondere Rolle. Im April dieses Jahres kam in Detroit sein Musical No, No Nanette heraus. Bereits bei der Premiere kündigte sich an, dass diesem Werk ein Welterfolg beschieden sein werde. Drei Bühnen tourten mit dem Stück quer durch die USA. 17 Theater spielten es in Südamerika, Asien und Europa. Allein in London kam es zu 665 Aufführungen. 1925 schließlich erreichte das Musical den Broadway. In einer überarbeiteten Fassung fand dort am 16. September im Globe Theatre die Feuertaufe statt. Von nun an sollte es nur noch in dieser Fassung gespielt werden. Aber nicht immer war Vincent Youmans das Glück hold. Nach dem Welterfolg von No, No Nanette fühlte er sich zu Höherem berufen. Obwohl er für sein nächstes Werk den angesehenen Oscar Hammerstein als Librettisten gewinnen konnte, erlebte er 1928 mit Rainbow ein Desaster. Auch sein nächstes Werk, das Musical Smiles, floppte. Der Titel Time on My Hands (mit den Lyrics von Adamson und Mack Gordon) aus diesem Musical wurde jedoch zu einem viel gespielten Jazz-Standard; Billie Holiday machte den Song weltberühmt. Seine letzten Arbeiten waren für den Fred Astaire Film Flying Down to Rio (1933). Das aus diesem Film stammende Tanzlied Carioca wurde für den Oscar nominiert. Vincent Youmans war schon seit seiner Jugend gesundheitlich angeschlagen. 1934 erkrankte er an Tuberkulose. Zwölf Jahre lang kämpfte er mit dieser Krankheit. Zwischendurch schien es immer mal wieder, als hätte er sie besiegt, doch letztendlich besiegte die Krankheit ihn. Der Tod ereilte ihn am 5. April 1946 in Denver, als er in einem Hotel übernachtete. Der Komponist hat keine Nachkommen. Sämtliche Tantiemen kommen der von ihm gegründeten Vincent-Youmans-Stiftung zugute, die Menschen hilft, die an Tuberkulose erkrankt sind.

 

27.9. Katharina FLEISCHER-EDEL: 150. Geburtstag

 Sie studierte am Konservatorium von Köln, dann in Dresden bei August Iffert. Sie debütierte 1893 in einem Konzert der Dresdner Liedertafel. 1894 Bühnendebüt an der Hofoper von Dresden als Brautjungfer im »Freischütz«. Nach dreijähriger Tätigkeit in Dresden wurde sie 1897 von Bernhard Pollini an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg verpflichtet, wo sie als Agathe im »Freischütz« debütierte. Für die nächsten zwanzig Jahre wirkte sie bis 1917 als gefeierte Sopranistin an diesem Haus; vor allem wurde sie im Wagner-Fach geschätzt. Sie gastierte 1901 an der Hofoper von Wien (als Elsa in »Lohengrin« und als Marguerite in »Faust« von Gounod); weitere Gastspiele an den Hofopern von Berlin und Dresden und an der Covent Garden Oper London (1905-07 als Sieglinde in der »Walküre«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Elisabeth in »Tannhäuser«); 1906-07 Mitglied der Metropolitan Oper New York, wo sie als Elisabeth in »Tannhäuser« debütierte. Sie sang bei den Festspielen von Bayreuth 1904 die Elisabeth in »Tannhäuser« und die Gutrune in »Götterdämmerung«, 1906 die Brangäne in »Tristan und Isolde« und die Sieglinde, 1908 abermals die Sieglinde und die Elsa. Weitere Gastspiele führten die Künstlerin an die Königliche Oper Stockholm (1904), an das Deutsche Theater Prag (1904 und 1906), an das Théâtre Sarah Bernhard Paris (1903 als Marguerite in »La damnation de Faust« von Berlioz), an die Hofoper von München (1900 und 1901 in Wagner-Partien), an die Opernhäuser von Köln (1900) und Leipzig (1910), an die Hoftheater von Karlsruhe (1904) und Mannheim (1906), an die Stadttheater von Zürich (1905) und Bremen (1907) und an die Wiener Volksoper (1907). Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind noch die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Euryanthe von Weber, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Marie im »Waffenschmied« von Lortzing wie im »Trompeter von Säckingen« von Nessler und die Pamina in der »Zauberflöte« zu nennen. 1904 wirkte sie in Hamburg in der Uraufführung der Oper »Der Kobold«, 1905 in »Bruder Lustig«, 1908 in »Sternengebot«, alle drei von Siegfried Wagner, mit. Sie lebte später als Pädagogin in Dresden, wo sie 1928 starb.

Seltene Schallplatten der Marke Odeon (Hamburg, 1907-10).

 

28.9. Alexander MALTA: 85. Geburtstag

Eigentlicher Name Alexander Lagger. Er war der jüngere Bruder des bekannten Bassisten Peter Lagger (1930-79). Ausbildung durch Desider Kovácz in Zürich, dann durch Barra-Carracciolo in Mailand, durch Enzo Mascherini in Florenz und an der Accademia Chigiana in Siena. Bühnendebüt 1962 an der Staatsoper von Stuttgart als Mönch in Verdis »Don Carlos«. Er blieb bis 1964 in Stuttgart engagiert und sang dann 1964-68 am Stadttheater von Gelsenkirchen, 1968-69 am Staatstheater von Braunschweig. 1969 wurde er an das Theater am Gärtnerplatz in München verpflichtet, dem er bis 1979 verbunden war. 1976 USA-Debüt an der Oper von San Francisco als Palémon in »Thais« von Massenet; er sang hier bis 1981 auch den Marchese di Calatrava in »La forza del destino«, den Swallow in B. Brittens »Peter Grimes«, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Fasolt im »Rheingold«, den Truffaldino in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, den Minister in »Fidelio«, den Comte Des Grieux in Massenets »Manon«, den Grafen Waldner in »Arabella« von R. Strauss und die Titelpartie in Donizettis »Don Pasquale«. Er gastierte an den Opern von Chicago (»Ariadne auf Naxos«) und Seattle (Osmin in der »Entführung aus dem Serail«), beim Maggio Musicale von Florenz (Fasolt, Landgraf in »Tannhäuser«), an der Staatsoper Hamburg (Golaud in »Pelléas et Mélisande«, Osmin, vier Dämonen in »Hoffmann Erzählungen«), an der Grand Opéra Paris (1982 Luther und Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, 1983 Colline in »La Bohème« und Frank in der »Fledermaus«), an der Deutschen Oper Berlin (Mephisto in »Faust« von Gounod, Rocco in »Fidelio«, Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«), an der Münchner Staatsoper (»Mosè« von Rossini, »Adriana Lecouvreur« von Cilea) und am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an dem er 1979 erstmals erschien und 1988 in Aufführungen von A. Bergs »Lulu« sowie 1991 als Sarastro in der »Zauberflöte« auftrat. 1985 an der Covent Garden Oper London in der Oper »King Priam« von M. Tippett (in der Titelpartie) zu Gast. Gastspielauftritte auch an den Opern von Frankfurt a.M., Köln und Dortmund und an der Volksoper Wien, in Genf (1985 als Joe in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill) und Zürich, in Venedig und Triest. An der Mailänder Scala gastierte er 1981-82 als König von Schottland in »Ariodante« von Händel, an der Oper von Rom als Orest in »Elektra« von R. Strauss, an der Wiener Staatsoper 1984-91 in insgesamt drei Vorstellungen als Graf Des Grieux in »Manon« von Massenet und als Osmin. Bei den Osterfestspielen von Salzburg sang er 1985 den Zuniga in »Carmen« und 1987 den Masetto in »Don Giovanni«, bei den dortigen Sommerfestspielen 1985-86 den Zuniga, 1987-88 den Masetto, 1990 die Stimme des Orakels in »Idomeneo« und 1991 den Publio in »La clemenza di Tito« von Mozart. 1987 sang er beim Opéra Festival von Lyon den Panthée in »Les Troyens« von H. Berlioz. 1992 wirkte er beim Wexford Festival als Sir Humphrey in »Der Vampyr« von H. Marschner mit. 1997 Gastspiel am Opernhaus von Toulouse als Kottwitz in »Der Prinz von Homburg« von H.W. Henze. Er wirkte in den Uraufführungen der Opern »Lebensregeln« von G. Wimberger (1972 Gärtnerplatztheater München), »Der gestiefelte Kater« von F. Valdambrini (1975 Opernhaus Bonn als Kater Hinze) und »Das Schloss« von A. Laporte (1986 Théâtre de la Monnaie Brüssel als Gemeindevorsteher) mit. Auch als Konzert- und Oratoriensänger hatte er eine bedeutende, internationale Karriere. Zeitweilig war er verheiratet mit der bekannten amerikanischen Koloratursopranistin Janet Perry (* 1947). Er starb 2016 in Italien.

Schallplatten: Ariola-Eurodisc (»Samson et Dalila« von Saint-Saëns, »Die verkaufte Braut«, »Rigoletto«), DGG (»Carmen«, »L’Orfeo« von Monteverdi, Masetto in »Don Giovanni«), BASF (»Zar und Zimmermann«), Decca (»Die lustigen Weiber von Windsor«, Sparafucile in »Rigoletto«, »Wozzeck«), HMV (»Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch), CBS (»Schwanda der Dudelsackpfeifer« von J. Weinberger), Orfeo (Tannengreis im »Christelflein« von H. Pfitzner, »La Bohème« von Leoncavallo), Gala (Operette »Die Piraten« von A. Sullivan), Myto (Don Pedro in Meyerbeers »Afrikanerin«), Voce (»Alessandro Stradella« von Flotow), Ex Libris (»Romeo und Julia« von H. Sutermeister), Mondo Musica (»Arabella«, Teatro Fenice Venedig 1966).

 

28.9. Robert HAGER: 125. Geburtstag

 Er verbrachte seine Jugend in Metz und wurde im Ersten Weltkrieg noch 1918 als Soldat eingezogen. 1920-22 Gesangstudium in München als Schüler von Guarino. Er begann seine Karriere 1922-23 mit einem Engagement am Stadttheater von Ulm und sang dann 1923-24 am den Vereinigten Theatern Barmen-Elberfeld, seit 1925 an der Staatsoper München. Hier trat er bis 1935 in Partien wie dem Silvio im »Bajazzo«, dem Alfio in »Cavalleria rusticana«, dem Rigoletto, dem Zaren in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, dem Kühleborn in dessen »Undine« und dem Marcello in »La Bohème« auf. 1927 nahm er an der Uraufführung von E. Wolf-Ferraris »Das Himmelskleid« teil. 1935-37 wirkte er dann am Opernhaus von Breslau, 1937-38 am Stadttheater von Chemnitz, 1938-40 am Stadttheater von Duisburg, wo er sich jetzt dem heldischen und namentlich dem Wagner-Fach zuwandte. 1940-46 hatte er große Erfolge an der Staatsoper von Hamburg. 1942 sang er bei den Festspielen von Zoppot den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Wanderer in »Siegfried«. Nach einem Gastspiel an der Bayerischen Staatsoper München 1946 als Scarpia in »Tosca«, wurde er wiederum an dieses Opernhaus verpflichtet, dem er bis 1952 durch einen Gastvertrag verbunden war. 1950 gastierte er an der Staatsoper Berlin. Während seiner Karriere gab er Gastspiele an führenden deutschen Opernbühnen und 1943 im Haag (Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert). Neben seinem Wirken auf der Bühne auch als angesehener Oratorien- und Liedersänger hervorgetreten, vor allem als Interpret der Werke von J.S. Bach und Händel. Außer den bereits genannten Opernpartien sind zu erwähnen sein Titelheld in »Der fliegende Holländer«, sein Kurwenal in »Tristan und Isolde«, sein Escamillo in »Carmen«, sein Jago in »Otello« von Verdi, sein Amonasro in »Aida« und sein Orest in »Elektra« von Richard Strauss. Die letztgenannte Partie singt er auch in einer vollständigen Aufnahme der Oper auf Bellaphon mit Erna Schlüter in der Titelpartie (Mitschnitt aus der Hamburger Oper von 1943). Seinen Ruhestand verbrachte der Künstler in Hechendorf am Pilsensee (Bayern).

 

29.9. Martin TURNOVSKÝ: 95. Geburtstag

Er studierte in seiner Geburtsstadt Prag an der Akademie der Musischen Künste bei Karel Ancerl, dem ehemaligen Leiter der Tschechischen Philharmonie und später bei George Szell. Nachdem er den 1. Preis des Internationalen Dirigentenwettbewerbs von Besançon, Frankreich, zugesprochen erhielt, wurde Martin Turnovský ständiger Dirigent der Brünner Philharmoniker. In den folgenden Jahren leitete er als Chefdirigent das Radio-Sinfonieorchester Pilsen (1963-66), die Sächsische Staatskapelle Dresden und die Semperoper Dresden (1966-68), die Norwegische Staatsoper Oslo (1975-80), die Oper in Bonn (1979-83) und die Prager Symphoniker (1992-96). 1960-68 war Martin Turnovský auch „Ständiger Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie“ und wirkte regelmäßig beim Internationalen Musikfest „Prager Frühling“ mit. Nach dem Einmarsch der Warschauer Paktstaaten in seine Heimat legte er seine Chefposition in Dresden nieder und emigrierte nach Österreich. Ab 1989 wurde Martin Turnovský wieder zu führenden Orchestern im In- und Ausland sowie bedeutenden Festivals eingeladen. So dirigierte er u. a. die Bamberger Symphoniker, das New York Philharmonic, London Symphony Orchestra, die Wiener Symphoniker und feierte in den Jahren 2000/01 bei den Meraner Festwochen und dem Carinthischen Sommer große Erfolge. Er starb 2021 in Wien.

 

30.9. Francisco ORTIZ: 85. Geburtstag

Sein Debüt fand 1973 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Foresto in Verdis Oper »Attila« statt. In dieser Partie erschien er dann auch bei der konzertanten Aufführung der Oper in London, 1974 in Paris, 1976 am Teatro Real Madrid und am Teatro Fenice Venedig, 1979 an der Oper von Toulouse. Er konnte bald eine große Karriere auf internationalem Niveau zur Entwicklung bringen. 1973 gastierte er an der City Opera New York als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, 1974 an der Oper von Nizza als Radames in »Aida«, 1975 am Grand Théâtre Genf als Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«. Ebenfalls 1975 war er am Opernhaus von Frankfurt a.M., 1976 bei den Festspielen von Schwetzingen, 1978 in Amsterdam als Pollione in Bellinis »Norma« (eine seiner weiteren Glanzrollen, die er auch in einer konzertanten Aufführung des Werks an der Staatsoper Hamburg sang) anzutreffen. 1979 trat er an der Oper von Santiago de Chile als Titelheld in »Ernani« von Verdi, 1980 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Pollione, 1981 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Cavaradossi in »Tosca«, 1982 an der Oper von Sydney als Manrico im »Troubadour« (ebenfalls eine Glanzrolle), 1983-84 in Toronto als Cavaradossi und als Calaf in Puccinis »Turandot« auf. Weitere Gastspiele an der Oper von Rio de Janeiro (1987), an der Staatsoper von Wien (1978 als Pollione und als Alvaro in »La forza del destino«) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1987). In seiner spanischen Heimat trat er gern in Zarzuelas auf; auch als Konzertsänger kam er zu einer großen Karriere. Er starb im Juni 2021.

Schallplatten: Alhambra (Ausschnitte aus Zarzuelas).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://franciscoortiztenor.com/

 

30.9. Alan HACKER: 85. Geburtstag

Biographie des englischen Klarinettisten und Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Alan_Hacker

 

30.9. Hans-Georg KNOBLICH: 90. Geburtstag

Er studierte an der Musikhochschule Köln, wo er vor allem Schüler von Clemens Glettenberg war. Bühnendebüt 1959 am Opernhaus von Köln als Masetto in »Don Giovanni«. Er war engagiert: 1959-64 am Opernhaus von Köln, 1964-65 am Stadttheater von Aachen, 1965-68 am Theater von Saarbrücken, 1968-76 am Staatstheater von Kassel, seit 1976 für mehr als zwanzig Jahre am Stadttheater von Lübeck. Gastspiele führten ihn u.a. an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an das Staatstheater Wiesbaden, an das Théâtre de la Monnaie Brüssel und an die Oper von Oslo. Er war dabei vor allem auf das Buffo-Repertoire spezialisiert und trat in Partien wie dem Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, dem Leporello in »Don Giovanni«, dem Falstaff in Nicolais »Die Lustige Weibern von Windsor«, dem Plumkett in Flotows »Martha«, dem Baculus im »Wildschütz« von Lortzing, dem van Bett in »Zar und Zimmermann«, dem Doktor in »Wozzeck« von A. Berg, dem Bartolo in Rossinis »Barbier von Sevilla«, dem Mustafà in dessen »L‘Italiana in Algeri« (1994 Stadttheater Lübeck), dem Ochs im »Rosenkavalier«, dem Fra Melitone in Verdis »La forza del destino« und dem Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« auf. Dazu sang er eine Anzahl von Partien aus dem seriösen Fach und war ein geschätzter Konzertsänger. Er starb im Oktober 2008.

Schallplatten: HMV-Electrola (»Martha«).

 

30.9. Giuseppe CAMPORA: 100. Geburtstag

Er wurde unterrichtet durch Magenta in Genua, dann durch Schiavone in Mailand. Überraschendes Debüt, als er 1949 für den erkrankten Tenor Galliano Masini am Teatro Petruzzelli von Bari den Rodolfo in »La Bohème« sang. Nach Auftritten in der italienischen Provinz, u.a. in Lecce, Lucca und Genua, 1951 durch Tullio Serafin an die Mailänder Scala verpflichtet. Hier debütierte er am 9.2.1952 als Boris in der Uraufführung der Oper »L’Uragano« von Lodovico Rocca und sang dort noch im gleichen Jahr den Rodolfo in »La Bohème«, 1953 und 1958 den Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea (als Partner von Renata Tebaldi bzw. Magda Olivero), 1957 den Storico in Lorenzo Perosis »La risurrezione di Cristo«, 1959 nochmals den Rodolfo in »La Bohème«, 1961 und 1972 den Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1961 den Orombello in »Beatrice di Tenda« von Bellini und 1970 den Elemer in »Arabella« von R. Strauss. Nun kam er bald zu einer glänzenden internationalen Karriere. Er gastierte 1952 am Teatro Colón von Buenos Aires und an der Oper von Rio de Janeiro. In den Jahren 1955-65 trat er an der Metropolitan Oper New York (Antrittspartie: Rodolfo in »La Bohème«) in insgesamt 91 Vorstellungen auf: als Cavaradossi in »Tosca«, als Faust von Gounod, als Des Grieux in »Manon« von Massenet, als Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, als Alfredo in »La Traviata« und als Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«. Er sang bei den Festspielen von Verona (1952, 1956 den Enzo) und beim Maggio Musicale von Florenz. Seine besten Leistungen erreichte er in den lyrischen Partien der italienischen Opernliteratur. 1964 sang er bei den Festspielen von Bregenz den Prinzen Sou-Chong in Lehárs »Das Land des Lächelns«. Weitere Gastspiele am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Pariser Grand Opéra, an der Staatsoper Hamburg, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an den Opernhäusern von Zürich und Genf (1970 und 1974 als Alfred in der »Fledermaus«), in Toronto und Vancouver, an der Nationaloper von Bukarest, in Monte Carlo, Mexico City, San Francisco (1956-66 als Fenton in »Falstaff« von Verdi, als Nemorino in »L’elisir d‘amore«, als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Avito in »L’Amore dei Tre Re« von I. Montemezzi), San Antonio, Cincinnati, Baltimore, New Orleans und an der New York City Opera, in Amsterdam und Johannesburg und an allen großen italienischen Opernhäusern von Turin bis Palermo. Er wirkte 1954 am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung von »I Pescatori« von Jacopo Napoli mit. Bei Opernsendungen im italienischen Fernsehen gestaltete er den Radames in »Aida«, den Enzo und den Pinkerton. Er starb 2004 in Tortona.

Schallplatten: Er singt auf Urania in vollständigen Aufnahmen von »La Gioconda« und »La forza del destino«, auf Cetra in »Madame Butterfly«, in »Zazà« von Leoncavallo und in Szenen aus der Oper »Conchita« von Zandonai zusammen mit Gloria Davy, auf Decca in »Madame Butterfly« und »Tosca« als Partner von Renata Tebaldi sowie auf HMV (»Simon Boccanegra«), Remington (»La Traviata«), DGG (»Fra Diavolo« von Auber), EJS (»Lodoletta« von Mascagni), Melodram (»Lucia di Lammermoor« als Partner von Maria Callas).

 

30.9. Alfredo COLOSIMO: 100. Geburtstag

 Informationen über den brasilianischen Tenor auf Englisch: https://www.operanostalgia.be/html/Colosimo.html

 

 

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