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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM SEPTEMBER 2020

31.08.2020 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im September 2020

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.

Zusammenstelling der Liste: Walter Nowotny

 

1.9. Mario BASIOLA jun.: 85. Geburtstag

Er war der Sohn des großen italienischen Baritons Mario Basiola (1892-1965). Er wurde durch seinen Vater und in der Opernschule des Teatro Fenice in Venedig ausgebildet. Bühnendebüt 1960 in Neapel in »La Molinarella« von Piccinni. 1961 gastierte er am Teatro Fenice Venedig als Belcore in »L’Elisir d’Amore«. In den folgenden Jahren trat er an den großen italienischen Opernhäusern auf, darunter an der Mailänder Scala (1971 als Almaro di Maula in »Uno dei dieci« von G.F. Malipiero, 1974 als Eumolpo in »Satyricon« von B. Maderna, 1982 als Noé in »Die Flut« von Strawinsky), in Neapel, Florenz, Genua, Palermo, Parma, Turin und an der Oper von Rom, wo er 1980 an der Uraufführung der Oper »Marilyn« von Lorenzo Ferrero teilnahm. Erfolgreiche Gastspiele an den Staatsopern von Wien (1964-66 als Schaunard in »La Bohème« und als Fra Melitone in »La forza del destino«) und Stuttgart, am Teatro San Carlos Lissabon, in Zagreb und Belgrad, in Dallas und Philadelphia. Er sang neben den klassischen italienischen Partien seines Stimmfachs in Opern von Donizetti, Verdi und Puccini auch moderne Partien wie Alban Bergs Wozzeck oder Werke von Dallapiccola, Penderecki und Britten. Er nahm an mehreren Uraufführungen zeitgenössischer Opern teil: »L’Idiota« von Luciano Chailly (Rom, 1970), »Lorenzaccio« von Bussotti (Venedig, 1972), »Al gran carico sole d’amore« von L. Nono (Scala Mailand, 4.4.1975), auch an den italienischen Erstaufführungen von »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki (Triest, 1974) und »Le Grand Macabre« von Ligeti (Bologna, 1979). Er starb 1996 in Rom.

Schallplatten: DGG (»Don Pasquale«), RCA (»Un Ballo in maschera« von Verdi), IRTEM (»Il Re Teodoro« von Paisiello).

 

1.9. Dick RAAIJMAKERS: 90. Geburtstag

 Er studierte bis 1953 am Koninklijk Conservatorium Den Haag. 1954-60 arbeitete er bei Philips auf dem Gebiet der Elektroakustik, danach war er bis 1962 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Rijksuniversiteit te Utrecht. 1963-66 betrieb er mit Jan Boerman ein Studio für elektroakustische Musik in Den Haag. Bis 1995 unterrichtete er elektronische Musik, ab 1991 elektronische Musik für Musiktheater am Koninklijk Conservatorium in Den Haag. In den frühen 1960er Jahren komponierte Raaijmakers eine Reihe elektroakustischer Werke wie Vijf canons, Flux und Plumes. Zwischen 1967 und 1972 entstanden „photokinetische Objekte“, die 1971 im Amsterdamer Stedelijk Museum und 1972 im Gemeentemuseum Den Haag ausgestellt wurden. 1976 entstand De grafische methode tractor und 1979 De grafische methode fiets, zwei Stücke, die auf der Arbeit des Filmpioniers Etienne-Jules Marey basierten. 1977 entstand die audiovisuelle Produktion Mao leve!. Zwischen 1981 und 1984 schuf Raaijmakers eine Serie von Produktionen für Tonband, Film, Theater und Schlagwerkensemble, die um den Film Night Owls von Laurel und Hardy kreisten (Shhh!, The Microman, The Soundman, The Soundwall, Ow! und Come on!). Die Serie, zu der Raaijmakers die Musik komponierte, wurde 1984 beim Holland Festival aufgeführt. 1983 entstand Ping-Pong, eine Stereo-Radioproduktion über ein Tischtennisspiel zwischen Louis Andriessen und Cornelis de Bondt. Im Folgejahr wurde Ekstase (in memoriam Josine van Droffelaar) aufgeführt, für das Raaijmakers den Matthijs Vermeulenprijs erhielt. 1985 entwarf er eine Neonplastik für den Neubau des Städtischen Konservatoriums Groningen. In den 1990er Jahren entstand eine Reihe von Werken für das Musiktheater: Intona (1991), Dépons/Der Fall (1992), Die glückliche Hand/geöffnet (1993), Der Fall/Dépons (1993), De promenoir van Mondriaan, (1994), De val van Mussolini (1995) und Scheuer im Haag (1995). Er starb 2013 in Den Haag.

 

1.9. Manfred LEWANDOWSKI: 125. Geburtstag

 Er stammte aus einer jüdischen Kantorenfamilie und wurde zunächst durch seinen Vater ausgebildet. Er trat bereits früh als Synagogensänger auf. 1921-23 war er Oberkantor in Königsberg (Ostpreußen), 1923-28 am Friedenstempel in Berlin-Halensee und 1928-38 Oberkantor an der Synagoge Lindenstraße Berlin. Im Sommer 1938 emigrierte er nach Frankreich und von dort 1939 nach Nordamerika. Er wirkte hier 1939-40 als Kantor an einer New Yorker Synagoge, 1940-48 in Philadelphia, ist aber noch bis 1965 in Synagogen aufgetreten. Neben dieser Tätigkeit im Bereich des jüdischen Kultgesangs erschien er in den Jahren 1924-33 regelmäßig als Radiosänger an Rundfunkstationen in Deutschland. Dabei brachte er auch Opernarien und Lieder zum Vortrag. Während dieser Zeit entstanden viele Schallplattenaufnahmen auf Electrola, Odeon und Homochord, darunter Opernszenen (u.a. auch Duette mit Hans Heinz Bollmann), Lieder und jüdische Kultgesänge. In den USA wurden 1940 nochmals derartige Kultgesänge auf Vox aufgenommen. Er war auch kompositorisch tätig, vor allem auf dem Gebiet des Synagogengesangs. Er starb 1970 in Philadelphia.

 

1.9. Sophie DIEZ: 200. Geburtstag

 Sie war die Tochter eines Münchner Stadtmusikers und hieß eigentlich Sophie Hartmann. Sie erhielt ihre Ausbildung zum großen Teil durch den berühmten Münchner Hofkapellmeister Franz Lachner. 1836 debütierte sie an der Hofoper von München in der Rolle des Benjamin in »Joseph« von Méhul und sang dann Angelina in »Les deux journées« (»Der Wasserträger«) von Cherubini. Während ihrer ganzen Karriere, die sich über mehr als vierzig Jahre erstreckte und erst 1878 endete, blieb sie Mitglied dieses Opernhauses. 1870 wurde sie zu dessen Ehrenmitglied ernannt. Im April 1878 stand sie in München letztmalig auf der Bühne. 1841 heiratete sie den Tenor Ernst Friedrich Diez (1805-92), der wie sie an der Münchner Oper wirkte. Sie kreierte mehrere Partien in Premieren an der Münchner Oper: 1838 den Pagen Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer, 1841 die Marie in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, 1846 die Marie in dessen »Waffenschmied« und 1854 die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. 1840 hörte man sie in München in der Uraufführung der Oper »Die Nacht von Paluzzi« von Franz Xaver Pentenrieder, 1845 in der von »Die zwei Prinzen« von Heinrich Esser, 1849 in der der Oper »Benvenuto Cellini« von Franz Lachner. Am 21.6.1868 sang sie in der denkwürdigen Uraufführung der »Meistersinger von Nürnberg« von Richard Wagner in München die Partie der Magdalene. 1869 wirkte sie an der Münchner Hofoper in der Uraufführung von »Die sieben Raben« von Josef Rheinberger mit. Sie gastierte 1843 am Opernhaus von Köln, 1844 beim Niederrheinischen Musikfest in Aachen, in Dresden, Mannheim, Hamburg, Darmstadt, Nürnberg, Regensburg und Augsburg und seit 1840 mehrfach am Hoftheater von Stuttgart. Höhepunkte in ihrem Repertoire waren die Pamina in der »Zauberflöte«, das Ännchen im »Freischütz«, die Eglantine in »Euryanthe« wie die Fatime im »Oberon« von Weber, die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Ortrud im »Lohengrin« und die Iphigenie in den beiden Gluck-Opern »Iphigenie in Aulis« und »Iphigenie auf Tauris«. Sie soll ein Repertoire von 300 Partien beherrscht haben einschließlich vieler Rollen in bayerischen und österreichischen Dialektstücken, die sie gerne übernahm. Zugleich war sie eine geschätzte Konzertsängerin. Sie starb 1887 in München.

 

2.9. Andrei Pawlowitsch PETROW: 90. Geburtstag

Er absolvierte die Rimski-Korsakow-Musikhochschule im Jahr 1949 sowie das Leningrader Staatskonservatorium im Jahr 1954. Er schrieb zahlreiche klassische Werke für Ballett (darunter Ufer der Hoffnung, Erschaffung der Welt, Puschkin), Opern (Peter der Große) und Symphonien (Vivat, Olympus). Er pflegte eine enge Freundschaft mit Dmitri Schostakowitsch. Andrei Petrow avancierte zu einem der gefragtesten Filmmusik-Komponisten und erhielt diverse Staatsprämien, wie in den Jahren 1967, 1976 und 1980.

Seine Filmmelodien waren landesweit beliebt und allseits bekannt. Werke, die seiner Feder entstammten, führten nicht selten ein vom Film unabhängiges Eigenleben und wurden als allgemeines Kulturgut empfunden. Das war, seinen Worten nach, die größte Belohnung, die ihm als Komponist zuteilwerden konnte. 1993 wurde der Asteroid (4785) Petrov nach ihm benannt. Andrei Petrow starb am 15. Februar 2006 an den Folgen einer Hirnblutung. Er wurde auf dem Wolkowo-Friedhof in Sankt Petersburg beigesetzt.

 

2.9. Andrij DOBRIANSKY: 90. Geburtstag

 Biographie des ukrainischen Bassisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Andrij_Dobriansky

 

2.9. Basia RETCHITZKA: 100. Geburtstag

 Ihre Eltern stammten aus Russland. Sie war die Schwester des in Genf lebenden Komponisten Marcel Retchitzky (1924-2019). Gesangstudium bei Anna El-Tour in Amsterdam, bei Adrien Froment in Paris, bei Fernando Carpi und Louise Gordon in Genf. Ihre Stimme, ein lyrischer Sopran mit der Fähigkeit zur Koloratur, trat vor allem in Werken aus der Barockepoche wie in modernen Kompositionen hervor. Wenn sie sich auch in erster Linie als Konzert- und Oratoriensopranistin präsentierte, so ist sie auch auf der Bühne aufgetreten. Sie war die eigentliche Gründerin der »Piccola Opera«, einer Schweizer Kammeroper. 1959 nahm sie am Festival zeitgenössischer Musik in Warschau teil. Die Karriere der Künstlerin, die in Lugano ihren Wohnsitz nahm, erstreckte sich über ganz Europa. Sie gab Konzerte in Berlin, London, Brüssel, Lüttich, Paris, Straßburg und Lyon, in Rom, Venedig, Turin, Bologna, Mailand, beim Maggio Musicale in Florenz, bei den Festspielen von Perugia, in Warschau, Krakau und Posen (Poznan). Sie wirkte in mehreren Uraufführungen und Premieren von zeitgenössischen Vokalwerken mit. 1953 wirkte sie am Théâtre des Champs Élysées Paris in der Uraufführung der Oper »Le Rire de Nils Halérius« von M. Landowski mit, am 15.1.1969 an der Piccolo Scala Mailand in der von H. Pousseurs »Votre Faust«. 1970 in der Uraufführung der »Passio Domini nostri Jesu Christi« von F. Testi. Man hörte sie bei Radio Lausanne in mehreren Produktionen zeitgenössischer Opern, wie sie denn überhaupt auch durch zahlreiche Rundfunksendungen (Genf, Lausanne, Basel, Bern, Zürich, Lugano, RAI Mailand und Rom, Radio France Paris, Saarbrücken) bekannt wurde. Sie starb im Jahr 2000.

Schallplatten: Chant du Monde (Werke von Strawinsky), Les Discophiles Français (Te Deum von Blanchard), Decca (»Les Noces« von Strawinsky), Westminster (»Le vin herbé« von Frank Martin), Club Français du Disque (Bach-Kantaten), Ricordi, Accord (Werke von Monteverdi), Ars Nova, Erato (Stabat mater von A. Scarlatti), Disco Jecklin.

 

2.9. Beatrix KERNIC: 150. Geburtstag

 Eigentlicher Name Blaženka Krnic. Ihr Vater war Adjutant des österreichischen Erzherzogs Joseph und später Stadtnotar. Ihr Großvater, der Dirigent J. Wendel, entdeckte ihre musikalische Begabung und sorgte für ihre erste Ausbildung bei Ivan Zajic in Zagreb (Agram), wo sie bereits 1888 erstmals öffentlich auftrat. Nach weiteren Studien bei Johannes Ress in Wien sang sie 1893 am Opernhaus von Leipzig als Antrittsrolle den Siebel im »Faust« von Gounod. Sie war während der folgenden sechs Jahre in Leipzig im Engagement. 1899 erregte sie bei den Festspielen von Bayreuth großes Aufsehen als Eva in den »Meistersingern«, nachdem sie diese Rolle mit Cosima Wagner einstudiert hatte. 1899 wurde sie an die Hofoper von München verpflichtet. Dort debütierte sie 1899 als Rose Friquet im »Glöckchen des Eremiten« (»Les Dragons de Villars«) von Maillart. Sie war bis 1904 Mitglied dieses Hauses und gehörte dann 1904-11 dem Opernhaus von Frankfurt a.M. an, wo ihre Karriere den Höhepunkt erreichte. Ihr Engagement kam in Frankfurt zustande, nachdem sie dort 1902 mit spektakulärem Erfolg in der Erstaufführung von Tschaikowskys »Eugen Onegin« die Tatjana gesungen und am 12.1.1902 in der Uraufführung von Humperdincks Märchenoper »Dornröschen« mitgewirkt hatte. 1907 hatte sie in Frankfurt abermals einen besonderen Erfolg, als sie in der Premiere der Richard Strauss-Oper »Salome« die Titelpartie kreierte. Gastspiele führten sie 1903 an das Hoftheater von Stuttgart, 1905 an das Hoftheater von Mannheim und an das Opernhaus von Köln. Weitere Gastspiele an den Hofopern von Berlin und Dresden, am Hoftheater von Weimar und an anderen Bühnen brachten ihr jedes Mal neue Erfolge. 1911 kam sie an das Hoftheater (seit 1918 Landestheater) von Hannover, dem sie bis 1923 angehörte. In der langen Zeit von 1892 bis 1924 war sie immer wieder in Zagreb anzutreffen. Zu ihren großen Bühnenpartien zählten die Zerline im »Don Giovanni« wie in »Fra Diavolo« von Auber, die Nedda im »Bajazzo«, die Titelfigur in »Mignon« von A. Thomas, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, das Ännchen im »Freischütz«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Marie im »Waffenschmied« von Lortzing und die Traviata von Verdi. Auch als Konzertsopranistin hatte sie eine bedeutende Karriere. Nach Beendigung ihrer Sängerlaufbahn wirkte sie in Hannover im pädagogischen Bereich. Sie starb 1947 in Hannover.

Die Schallplatten der Sängerin, die 1904 für G & T in Frankfurt a.M. aufgenommen wurden, zeigen eine hervorragend schöne Sopranstimme.

 

2.9. Kennerley RUMFORD: 150. Geburtstag

 Er war Schüler von George Henschel und Alfred Blume und gab 1893 sein erstes Konzert in London. Nach weiteren Studien in Paris nahm er 1896 seine Konzertkarriere in England wieder auf; 1900 heiratete er die berühmte Altistin Clara Butt (1873-1936). Jetzt unternahm er ausgedehnte Konzertreisen in aller Welt, zumeist zusammen mit seiner Gattin. 1903 trug er beim Birmingham Festival ein Solo in der Uraufführung des Oratoriums »The Apostles« von E. Elgar vor. Er sang bei den zahlreichen englischen Musikfesten und bereiste 1913 Nordamerika. Allgemein galt er als der bedeutendste englische Konzertbariton seiner Generation. 1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, den er beim British Intelligence Department ableistete. Nach dem Ersten Weltkrieg trat er nur noch selten auf. Später lebte er als Pädagoge in Oxford. Er starb 1957 in North Stoke bei Oxford.

Einige Solo-Aufnahmen auf HMV sowie mehrere Duette mit Clara Butt auf dieser Marke wie auf Columbia haben seine Stimme überliefert.

 

3.9. Otto KETTING: 85. Geburtstag

 Sein Vater war der niederländische Komponist, Pianist, Dirigent und Musikkritiker Piet Ketting. Otto Ketting studierte zunächst am Koninklijk Conservatorium Den Haag und danach bei Karl Amadeus Hartmann in München. Er war 1967-71 Professor am Rotterdam Conservatorium. Er hat vier Symphonien, Opern, Kammermusik, Ballettmusik und Filmmusik geschrieben, unter anderem für einige Filme des niederländischen Regisseurs Bert Haanstra. 1963 wurde sein Concertino für Symphonieorchester und Jazzquintett mit den Diamond Five von Cees Slinger und dem Concertgebouw Orkest uraufgeführt. Er starb 2012 in Den Haag.

 

3.9. Pietro LOCATELLI: 325. Geburtstag

 Über seine Kindheit ist wenig bekannt. In seiner frühen Jugend war er dritter Violinist mit dem Titel virtuoso in der cappella musicale der Kirche Santa Maria Maggiore zu Bergamo. Seine ersten Geigenlehrer waren vermutlich Ludovico Ferronati und Carlo Antonio Marino, beide Mitglieder der Kapelle und anerkannte Musiker. Kompositionslehre könnte ihm der Maestro di Cappella, Francesco Ballarotti (1660–1712), erteilt haben. Im Herbst 1711 entließ ihn die bergamaskische Behörde auf sein Gesuch hin mit der Bemerkung, er gehe „con bona Ligenza […] a Roma per aprofitare nella sua professione“. Ab dem Herbst 1711 studierte Locatelli in Rom, wahrscheinlich bei Giuseppe Valentini, vielleicht auch kurz bei Arcangelo Corelli, der im Januar 1713 starb. Ein Brief Locatellis vom 17. März 1714 an seinen „Carissimo signor Padre“ in Bergamo beweist, dass Locatelli zu dieser Zeit fest in der compita accademia di varj instrumenti, der Hauskapelle des Fürsten Michelangelo I. Caetani (1685–1759), angestellt war, bei dem auch Valentini spätestens seit 1710 als Suonator di Violino, e Compositore di Musica wirkte. 1716-22 war Locatelli außerdem Mitglied der Congregazione generale dei musici di S. Cecilia und wurde damit von dem adligen Prälaten und späteren Kardinal Camillo Cybo protegiert. Darüber hinaus gibt es Belege dafür, dass Locatelli Aushilfsdienste für andere römische Adelshäuser erfüllte, so beispielsweise des Öfteren für den Kardinal Pietro Ottoboni in der Kirche San Lonrezo in Damaso – letztmals bezeugt für den 7. Februar 1723. In seine römische Zeit fiel Locatellis Debüt als Komponist. 1721 erschienen in Amsterdam seine MONSIGNORE/ D. CAMILLO CYBO/ DE DUCHI DI MASSA, È CARRARA &/ PATRIARCA DI CONSTANTINOPOLI gewidmeten XII Concerti grossi op. 1. 1723-28 bereiste Locatelli Italien und Deutschland. Nur Mantua, Venedig, München, Dresden, Berlin, Frankfurt am Main und Kassel sind als Stationen bekannt. Vermutlich stammen die meisten seiner für den Konzertgebrauch geschriebenen und später in Amsterdam verlegten Werke, zumal die Violinkonzerte mitsamt den Capricci, aus dieser Zeit der Künstlerreisen. Ihr Vortrag konnte seinen Ruhm begründen. Ob das so war, ist unbekannt; denn es fanden sich kaum Berichte über seine Auftritte, die belegen können, wie er zu seinem Ruf, ein hochvirtuoser Violinist zu sein, gekommen ist. Locatellis Wirken am Hof des Regenten von Mantua, des Landgrafen Philipp von Hessen-Darmstadt, ist durch eine Urkunde von 1725 verbürgt, in welcher der Landgraf Locatelli als „Nostro Virtuoso“ bezeichnete. Wie oft und in welcher Eigenschaft Locatelli am Mantuaner Hof als Musiker aufgetreten ist, lässt sich allerdings nicht nachweisen. Ähnlich ist es in Bezug auf Venedig. Sicher war Locatelli dort, aber auch in diesem Fall ist weder der genaue Zeitpunkt noch etwas über seine dortigen Tätigkeiten bekannt. Von Locatellis Besuch in München gibt es lediglich eine Notiz: Am 26. Juni 1727 wurde „der fremde Virtuos Locatelli“ durch den „Directeur de la Music“ des Kurfürsten für einen Auftritt mit zwölf doppelten Goldgulden bezahlt. Ein knappes Jahr später, im Mai 1728, gastierte Locatelli am preußischen Hof zu Berlin. Wahrscheinlich war er zusammen mit August dem Starken und dessen Geleit von etwa 500 Personen – darunter Johann Georg Pidendel, Johann Joachim Quantz und Silvius Leopold Weiss – von Dresden nach Potsdam gekommen. Ein Bericht über Locatellis Auftreten vor König Friedrich Wilhelm I. hat anekdotische Züge und schildert Locatelli als einen selbstbewussten und eitlen Musiker in prunkvoller, diamantenverzierter Kleidung. Das adelige Publikum soll freilich das Geigenspiel Johann Gottlieb Grauns dem Locatellis vorgezogen haben. Ein Eintrag Locatellis in das Stammbuch eines reichen Autographensammlers dokumentiert, dass Locatelli am 20. Oktober 1728 in Frankfurt am Main weilte. Der Eintrag enthält eine Miniaturfassung des Andante der Sonata III aus Opus 2 für ein Tasteninstrument. Letzte bekannte Station der Reisejahre war Kassel. Wegen „gethaner Auffwartung“ am Hofe des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel am 7. Dezember 1728 erhielt Locatelli die sehr hohe Vergütung von 80 Recihstalern. Der Organist Jacob Wilhelm Lustig berichtete 1786 von diesem Auftritt. Locatelli habe „große Schwierigkeiten krächzend“ aus seiner Violine herausgeholt, um die „Zuhörer zum Verwundern zu bringen.“ 1729 zog Locatelli nach Amsterdam, wo er sesshaft wurde und bis zu seinem Lebensende wirkte. Er komponierte wenig, gab Dilettanten Violinunterricht und edierte seine Opera 1 bis 9 und Werke anderer Musiker. Aus einem Briefwechsel zwischen Locatelli und Giovanni Battista Martini weiß man, dass er Martinis op. 2 druckfertig machte. Seine wenig belegten öffentlichen und halböffentlichen Auftritte waren nur Musikliebhabern, nicht aber professionellen Musikern zugänglich. “[…] he is so afraid of People Learning from him, that He won’t admit a Professed Musician into his Concert”, schrieb ein Engländer, der ihn 1741 hören durfte. Wohlhabende Musikliebhaber ermöglichten dem in Amsterdam unüberbotenen Virtuosen ein überdurchschnittlich gut situiertes Leben. Diese Gesellschaftsschicht reicher Kaufleute und städtischer Beamter bildete ein neues Mäzenatentum aus. Anders als der europäische Adel waren diese Bürger nicht darauf aus, ein prunkvolles, repräsentatives Hofleben zu schaffen und dazu Musiker in Dauerstellung zu beschäftigen. Sie verlangten auch nicht nach sich jeweils spektakulär überbietenden neuen Kompositionen, sondern begnügten sich mit Anerkanntem, beispielsweise mit dem verhältnismäßig kleinen Œuvre Locatellis, an dessen Aufführungen sie als begeisterte Dilettanten mitwirkten. Im Salonleben des gehobenen städtischen Bürgertums war Locatelli als Virtuose und Komponist eine anerkannte, bewunderte und geförderte Größe. 1741 richtete er in seinem Haus einen Betrieb für den Verkauf von Saiten ein. 1742 wurde sein Einkommen in einer Schätzung der Personalsteuern mit 1500 Gulden jährlich eingestuft. Es war das höchste Einkommen aller Amsterdamer Musiker. Warum sich über ihn von 1744, als er op. 8 veröffentlichte, bis 1762, als er op. 9 veröffentlichte, keinerlei Berichte von Lexigraphen und Zuhörern sowie von einheimischen und internationalen Musikjournalisten fanden, ist bisher nicht zu erklären. Am 30. März 1764 starb Locatelli in seinem Haus in der Prinsengracht.

Das amtliche Nachlass-Inventar Locatellis ergänzt das Bild, das die wenigen Dokumente über sein Leben nur andeuten. Eine Bibliothek mit über eintausend Titeln zeigt Locatellis Interesse an Literatur und Wissenschaft. Es finden sich auch ornithologische, theologische, kirchengeschichtliche, politische, geografische, kunsttheoretische und mathematische Werke. Die musiktheoretische Literatur reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert. Ab Dante sind alle wichtigen literarischen Autoren mit Gesamtausgaben vertreten. Aus den vielen gedruckten und ungebundenen Musikalien ragt eine Gesamtausgabe der Werke Corellis hervor. Eine große Sammlung von Bildern vor allem niederländischer, italienischer und französischer Meister zeugen von Locatellis Kennerschaft auch auf diesem Gebiet. Insgesamt spiegelt sich in Locatellis Nachlass ein Mann von umfassender Geistesbildung. All das Genannte, auch seine Instrumente und vieles darüber hinaus, wurde schließlich im August 1765 versteigert.

 

5.9. Meta SEINEMEYER: 125. Geburtstag

 Sie war die Tochter eines Kriminalkommissars. Sie wurde ausgebildet durch Nikolaus Rothmühl und Ernst Grenzebach in Berlin. Sie debütierte 1918 am Deutschen Opernhaus Berlin als Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und blieb für sieben Jahre dort bis 1925 engagiert. 1923 nahm sie an einer Nordamerika-Tournee mit der German Opera Company teil. Mit dieser Truppe gastierte sie auch im Gebäude der Metropolitan Oper. Sie sang bei der German Opera Company Partien wie die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Elisabeth im »Tannhäuser«, die sie dann auch bei den Festspielen von Zoppot vortrug. 1925 wurde sie an die Staatsoper von Dresden verpflichtet. Hier erwarb sie sich zusammen mit Künstlern wie Tino Pattiera, Robert Burg, Max Hirzel und Ivar Andresen große Verdienste um die Verdi-Renaissance der zwanziger Jahre in Deutschland, die von Dresden ihren Ausgang nahm. Am 21.5.1925 sang sie hier in der Uraufführung von Busonis »Doktor Faust« die Partie der Herzogin von Parma, 1926 die Maddalena in der denkwürdigen Dresdner Premiere von Giordanos »Andrea Chénier«. 1926 unternahm sie eine Südamerika-Tournee und hatte am Teatro Colón Buenos Aires als Agathe im »Freischütz«, als Eva und als Elisabeth im »Tannhäuser« besonders große Erfolge. 1927 Gastspiel an der Wiener Staatsoper (als Tosca und als Aida), 1929 an der Covent Garden Oper London (als Eva, als Elsa im »Lohengrin« und als Sieglinde in der »Walküre«). 1929 trat sie beim Wagner Festival am Théâtre des Champs-Élysées in Paris und in Den Haag auf. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere starb sie 1929 in Dresden an einer unheilbaren Blutkrankheit. Auf dem Sterbebett heiratete sie den Dirigenten Frieder Weißmann (1893-1984). – Eine der schönsten Sopranstimmen ihrer Epoche, gleich vollendet in der Weite ihrer Ausdrucksmöglichkeiten wie in ihrer hohen Musikalität der Stimmführung.

Lit: J. Dennis, J. Hessler & J.W. Hessler: Meta Seinemeyer (in »Record Collector«, 1961-62).

Hervorragend schöne Schallplattenaufnahmen der Marken Parlophon und Artiphon. Insgesamt sind über 80 Aufnahmen ihrer Stimme vorhanden.

 

6.9. Anders NÄSLUND: 100. Geburtstag


Anders Näslung und Kjerstin Dellert

1942-43 Gesangstudium an der Musikhochschule Stockholm bei Joseph Hislop, später Schüler von Nanny Larsén-Todsen. Debüt 1947 an der Stockholmer Königlichen Oper als Alberich im »Rheingold«. Hier sang er 1947 in der Uraufführung von Natanael Bergs »Genoveva«, in der von H. Sutermeisters »Raskolnikoff«, 1952 in der Uraufführung von Ture Rangströms »Gilgamesch«, 1957 in der schwedischen Erstaufführung von Alban Bergs »Wozzeck« die Titelrolle, 1956 den Tjartkow in der Uraufführung der Oper »Porträttet« von Hilding Rosenberg, 1959 den Mimaroben in der von »Aniara« von Karl Birger Blomdahl, im gleichen Jahr in der Uraufführung von H. Sutermeisters »Der rote Stiefel«. 1964 sang er bei der Eröffnung des Rotunda Teater Stockholm in der Uraufführung von Werles »Drömmen om Thérèse«. Er kreierte Opernpartien und sonstige Vokalmusik des modernen schwedischen Komponisten Sven-Erik Bäck und wirkte 1958 in der Uraufführung von dessen Oper »Gästabudet« am Stockholmer Blancheteater mit. Aus seinem Repertoire für die Bühne seien der Eugen Onegin von Tschaikowsky, der Telramund im »Lohengrin«, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« und der Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky genannt. Auch als Rezitator schätzte man den Künstler, der 1968 wegen einer Erkrankung seine Karriere aufgeben musste. Er starb 1974 in Stockholm.

Schallplatten: Teldec, HMV (Überspielung von Aufnahmen von Radio Schweden).

 

6.9. Joseph SATARIANO: 125. Geburtstag

 Er debütierte in seiner Heimat Malta 1918 am Theater von Sliema in der Oper »Crispino e la comare« der Brüder Federico und Luigi Ricci. Er wurde dann an das Royal Opera House in La Valletta verpflichtet, an dem er bis 1923 auftrat. Darauf verlegte er seine künstlerische Tätigkeit nach Italien und hatte hier unter dem Namen Giuseppe Satariano an vielen der führenden Opernhäuser eine erfolgreiche Karriere. Er trat u.a. am Teatro Carlo Felice Genua als Amonasro in »Aida« und als Alberich im Nibelungenring auf. Ausgedehnte Gastspielreisen führten ihn in den dreißiger Jahren nach Australien und Südamerika; hier trat er am Teatro Colón Buenos Aires auf, zum Teil als Partner von so großen Sängerpersönlichkeiten wie Benjamino Gigli, Fedor Schaljapin, Tito Schipa und Georges Thill. 1938 begann er dann eine nicht weniger erfolgreiche Karriere in England. Hier sang er während der Jahre des Zweiten Weltkrieges in London und wurde 1943 Mitglied der Carl Rosa Opera Company, mit der er Gastspielreisen unternahm, und bei der er bis 1963 auftrat. Eine seiner großen Partien war der Rigoletto, dazu auch Rollen wie der Germont-père in »La Traviata«, der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Figaro im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Tonio im »Bajazzo« und der Escamillo in »Carmen«. Er starb 1992 auf Malta.

 

7.9. Emilia CUNDARI: 90. Geburtstag

 Als ganz kleines Kind kam sie mit ihren italienischen Eltern nach Kalabrien zurück. Als sie sieben Jahre alt war, wanderte ihr Vater abermals nach Kanada aus, und dort verlebte sie in Windsor (Ontario) ihre Kindheit. Sie wurde in einem kanadischen Ursulinenkloster erzogen; ihren ersten Gesangunterricht erhielt sie durch die Pädagogin Joan Clapp. 1953 begann sie ihre Bühnenlaufbahn an der New York City Opera als Taumännchen in Humperdincks »Hänsel und Gretel«. Anschließend sang sie dort die Micaela in »Carmen«. 1955 gewann sie einen Gesangwettbewerb in New York. 1956 wurde sie an die Metropolitan Oper New York engagiert (Antrittsrolle: Modistin im »Rosenkavalier«), an der sie in den folgenden Spielzeiten kleinere Partien und Comprimario-Rollen (u.a. Barbarina in »Le nozze di Figaro«, Xenia in »Boris Godunow«, Annina in »La Traviata«), dann aber auch die Micaela in »Carmen«, den Amor in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, die Lauretta in Puccinis »Gianni Schicchi« und die Mimi in »La Bohème« sang. Sie blieb bis 1959 an der Metropolitan Oper, an der sie in insgesamt 135 Vorstellungen aufgetreten ist, und ging dann mit ihrem italienischen Ehegatten Sergio Pezzetti nach Italien, wo sie 1962 beim Maggio Musicale von Florenz als Ilia in Mozarts »Idomeneo«, 1965 am Teatro Sociale Como als Gilda und auch an der Oper von Rom auftrat. 1961 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Norina im »Don Pasquale« von Donizetti. Ende der sechziger Jahre kehrte sie dann aber wieder in die USA zurück und nahm eine pädagogische Tätigkeit am Marygrove College auf. Fast bedeutender als ihre Karriere auf der Bühne war ihr Wirken auf dem Konzertsektor. Sie starb im Jahr 2005.

So singt sie der Schallplattenmarke CBS das Sopransolo in Beethovens 9. Sinfonie, auch auf Harmonia mundi, auf Victor und auf Music Guild; dazu ist sie in kleinen Rollen auf Privat-Mitschnitten von Opernaufführungen, größtenteils aus der Metropolitan Oper, zu hören.

 

7.9. Lucille UDOVICK: 90. Geburtstag

Sie erhielt ihre Ausbildung in San Francisco und sang zunächst in ihrer amerikanischen Heimat als Konzertsängerin sowie in Operetten und Musicals. Sie setzte ihre Ausbildung in Italien fort und unternahm Konzerttourneen in den USA und in Südamerika, 1953 in Italien. Nachdem sie an italienischen Provinztheatern aufgetreten war, sang sie 1953 beim Maggio Musicale von Florenz die Titelpartie in der vergessenen Oper »Agnese di Hohenstaufen« von Spontini. 1955 gastierte sie an der Oper von Rom, 1956 bei den Festspielen von Glyndebourne als Elettra in »Idomeneo« von Mozart. Es schlossen sich Gastspiele an der Covent Garden Oper London, in Brüssel und Amsterdam (1959), in Chicago und San Francisco (1961 als Abigaille in »Nabucco« und als Turandot von Puccini), am Teatro Massimo Palermo (1959 als Turandot), am Teatro Colón Buenos Aires (als Titelheldin in »La Gioconda« von Ponchielli) und an der Oper von Tel Aviv (1959) an. 1965 gastierte sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Puccinis Turandot. Sie setzte dazu ihre große Karriere als Konzertsopranistin fort. Das weitläufige Repertoire der Künstlerin enthielt u.a. die schwer zu bewältigenden Partien für dramatischen Koloratursopran. Sie starb 1999 in Rom.

Schallplatten: HMV (»Idomeneo« aus Glyndebourne), Rococo (Chorfantasie von Beethoven), Cetra-Opera Live (»Agnese di Hohenstaufen«), Melodram (»Gli Astrologi immaginari« von Paisiello), Nuova Era (»Fedra« von Paisiello).

 

8.9. Alexander KHOLMINOV: 95. Geburtstag

Biographie des russischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_Kholminov

 

8.9. Hermann Hans WETZLER: 150. Geburtstag

Sein Vater stammte aus Böhmen, seine Mutter war Deutsche. Er wuchs in Chicago in wohlhabenden Verhältnissen auf und studierte erst am Konservatorium Cincinnati, ab 1885 am Hochschen Konservatorium in Frankfurt Klavier und Violine bei Clara Schumann, Hugo Heermann, Bernhard Scholz, Iwan Knorr und Engelbert Humperdinck. 1892 kehrte er in die USA zurück und arbeitete in New York als Bratschist, Chorleiter, Klavierlehrer und Organist an der Trinity Church. 1903 gründete er mit Spendengeldern die Wetzler Symphony Concerts, bei denen Richard Strauss 1904 sein US-Debüt als Dirigent gab und seine Sinfonia domestica uraufführte. 1905 kehrte Wetzler nach Deutschland zurück, um als Kapellmeister in Hamburg, Elberfeld, Riga, Halle, Lübeck und Köln zu arbeiten. Nachdem der letztere Vertrag 1923 nicht mehr verlängert worden war, lebte er als freischaffender Komponist und Dirigent in Köln. Er schrieb ab 1917 größere Werke für Orchester und schließlich auch die Oper Die baskische Venus nach einem Textbuch seiner Frau Lini Wetzler geb. Dienstbach (1876–1933). 1929 zog er nach Brissago, 1932 nach Basel, wo er 1933 Vorlesungen hielt, und anschließend nach Ascona. In Deutschland erhielt er 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft Aufführungsverbot. Nach Kriegsausbruch verließ er die Schweiz und ließ sich 1940 in New York nieder, wo er am 29. Mai 1943 starb. Sein Nachlass befindet sich seit 2006 in der Zentralbibliothek Zürich und enthält neben Musikautographen und Schriften rund 10.000 Briefe, 6000 Rezensionen und Photographien.

 

9.9. Richard DIVALL: 75. Geburtstag

Biographie des australischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Richard_Divall

 

9.9. Filippo SANJUST: 95. Geburtstag

Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehört die Ausstattung der Uraufführung von Hans Werner Henzes Oper Die Bassariden bei den Salzburger Festspielen 1966 unter der Leitung von Christoph von Dohnányi in einer Inszenierung von Gustav Rudolf Sellner. Seine letzte Salzburger Arbeit galt Wolfgang Amadeus Mozarts Die Entführung aus dem Serail (1980/81 unter Lorin Maazel). An der Wiener Staatsoper inszenierte Sanjust u. a. Ariadne auf Naxos von Richard Strauss unter der Leitung von Karl Böhm (1976) und Giuseppe Verdis Falstaff unter Georg Solti (1980). Sein Ring des Nibelungen stieß jedoch auf so große Ablehnung, dass nur die beiden ersten Teile (Das Rheingold und Die Walküre, 1981, musikalische Leitung Zubin Mehta) in Szene gesetzt wurden. Seine letzte Wiener Inszenierung galt Amilcare Ponchiellis La Gioconda (1986, musikalische Leitung Ádám Fischer). Sanjust arbeitete an vielen weiteren bedeutenden Bühnen, wie der Deutschen Oper Berlin und der Bayerischen Staatsoper in München. Für den Film war Sanjust neben seiner Tätigkeit als Kostümbildner auch bei etwa zehn Filmen als Drehbuchautor tätig. Er starb im September 1992.

 

10.9. Boris Alexandrowitsch TSCHAIKOWSKI: 95. Geburtstag

Seine musikalischen Grundkenntnisse erwarb er sich an einer der renommiertesten Musikschulen Russlands, der „Gnessins Moskauer Musikalischen Fachschule“. Unter seinen Lehrern waren so namhafte Komponisten wie Nikolai Mjaskowski, Wissarion Schebalin und Dmitri Schostakowitsch (Komposition) sowie Lew Oborin (Klavier). Tschaikowski nimmt eine bedeutende Stellung in der russischen Musik des 20. Jahrhunderts ein. Aber sein großes Talent entwickelte sich nach und nach. Seine ersten bedeutenden Werke schuf er Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre. Dazu zählen die Sinfonie Nr. 2 (1967), Thema und acht Variationen für Orchester (1973), die Konzerte für Violoncello (1964), Violine (1969) und Klavier (1971) und Lieder nach Alexander Puschkin (1972). Unter den späteren Werken tun sich folgende hervor: die epische Dichtung für Orchestra Weter Sibiri (Wind von Sibirien) und der Liederzyklus Poslednaja Wesna (Letzter Frühling) nach Nikolai Sabolozki (1980). Außerdem gehören zu seinen Werken Sechs Etüden für Streicher und eine Orgel (1976), zwei programmatische Symphonien: Sewastopolskaja (1980) und Symphonie mit einer Harfe (1993), die Suite Musik für Orchester (1987), die Kantate Znaki Zodiaka (Tierkreiszeichen) (1974), sechs Streichquartette, ein Klaviertrio, ein Streichtrio, zwei Klaviersonaten, Sonaten für Violine und Cello mit Klavierbegleitung und andere Kammermusik. Seit den 1950er-Jahren hat Boris Tschaikowski zahlreiche Filmmusiken geschrieben: z. B. für die Filme Balsaminows Heirat, Der Halbwüchsige, Moskau, meine Liebe und Fahrt über drei Meere. Im Jahre 1985 wurde ihm der Titel „Volkskünstler der UdSSR“ verliehen. Er starb 1996 in Moskau.

 

10.9. Miro BRAJNIK: 100. Geburtstag

 

 Er absolvierte seine Ausbildung am Konservatorium von Ljubljana (Laibach) bei Julius Betteto. Er debütierte auf der Bühne 1945 am Slowenischen Nationaltheater von Ljubljana und blieb für lange Jahre als beliebter erster Tenor an diesem Opernhaus tätig. Er absolvierte Gastspiele an den Nationalopern von Zagreb und Belgrad, gastierte auch in Italien, Österreich und Deutschland. Er sang weiter bei den Salzburger Festspielen (Solo in dem Ballett »La Chiara« von A. Casella, 1954) und beim Holland Festival (1956). Auf der Bühne zeichnete er sich in erster Linie im lyrischen Fach aus, doch war sein Repertoire sehr umfassend. Aus seinem Repertoire sind zu nennen: der Rodolfo in »La Bohème«, der Prinz in »Rusalka« von Dvorák, der Laça in Janáceks »Jenufa«, der Dimitrij im »Boris Godunow«, der Lenski im »Eugen Onegin«, der Titelheld im »Werther« von Massenet und der Alfredo in »La Traviata«. Als Konzertsänger nicht weniger von Bedeutung. Er starb im Jahr 2006.

Schallplatten: Philips (Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Gritzko im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky), Decca (»Boris Godunow«).

 

14.9. Pompei HĂRĂŞTEANU: 85. Geburtstag

 

 Ausbildung am Konservatorium von Bukarest durch Constantin Stroescu und George Ionescu. Preisträger bei den Gesangwettbewerben von Bukarest (Enescu-Concours 1967) und Barcelona (1967), beim Ferenc Erkel-Concours in Budapest (1962) und beim Wettbewerb von s’Hertogenbosch (1965). Er debütierte auf der Bühne der Rumänischen Nationaloper Bukarest 1967 als Ferrando im »Troubadour« von Verdi. Seither Mitglied dieses Hauses, wo er eine Vielfalt von seriösen wie komischen Basspartien zum Vortrag brachte. 1998 hatte er an der Nationaloper Bukarest großen Erfolg als Mephisto im »Faust« von Gounod. Gastspiele an der Nationaloper Budapest, an den Opernhäusern von Köln, Dortmund und am Stadttheater Bonn. Geschätzter Konzertsänger. Er starb im Oktober 2016.

Schallplatten: Electrecord.

 

14.9. José MOJICA: 125. Geburtstag

Er begann seine Karriere als Opernsänger zuerst in Mexico City. 1919 debütierte er an der Oper von Chicago. Er sang anfangs dort kleinere Partien wie den Rodrigo in Verdis »Otello« oder den Beppe im »Bajazzo«. Bald hatte er aber in tragenden Rollen große Erfolge. Er sang den Corentin in »Dinorah« von Meyerbeer als Partner von Amelita Galli-Curci (1923), den Narraboth in »Salome« von R. Strauss, den Leopold in »La Juive« von Halévy, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla« (mit Toti dal Monte als Rosina), den Schuiskij im »Boris Godunow«, den Cassio in Verdis »Otello« und den Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini. Er wirkte am 30.12.1921 an der Oper von Chicago in der Uraufführung von Prokofjews »L’Amour des trois oranges« mit. Sehr erfolgreich war er dort als Partner von Mary Garden in »Pelléas et Mélisande«. Fast alljährlich trat er bei den Festspielen in der Sommeroper von Ravinia bei Chicago auf, u.a. als Paco in »La vida breve« von de Falla, als Araquil in »La Navarraise« von Massenet und in »Le Chemineau« von Xavier Leroux. 1924 gastierte er an der Oper von San Francisco als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Rodolfo in »La Bohème« und als Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«. Er sang bis 1933 an der Chicago Opera (angeblich auch 1933 in Deutschland und in Italien). Seit 1930 hatte er dann sehr große Erfolge in amerikanischen Filmen (»One mad Kiss«) sowie in spanischen Filmen, die vor allem in Südamerika aufgeführt wurden. 1940 sang er nochmals an der Oper von Chicago den Fenton im »Falstaff« von Verdi. Als 1943 seine Mutter starb, versprach er ihr auf dem Sterbebett, katholischer Priester zu werden. Er trat in den Franziskaner-Orden ein, erhielt die Priesterweihe und ging als Missionar in das Andengebiet von Peru. 1954 unternahm er für seine Mission eine Konzert-Tournee durch Mexiko und Mittelamerika; er lebte lange, zuletzt ertaubt, auf seiner Missionsstation in Peru. 1963 veröffentlichte er seine Autobiographie unter dem Titel »I, a Singer« Er starb 1974 in Lima. – Lyrische Tenorstimme, deren Ausdruckskunst durch ihren Nuancenreichtum besonders gekennzeichnet wurde.

Aufnahmen auf Edison- und Victor-Platten (Auf Edison-Platten zumeist spanische Lieder und Ausschnitte aus Zarzuelas.) 1954 kamen Aufnahmen auf Panart heraus.

 

15.9. Jessye NORMAN: 75. Geburtstag

 Sie entstammte einer farbigen Familie. Sie besuchte die Howard Universität in Washington, wo sie ihre Stimme durch Carolyn Gramb ausbilden ließ und war am Peabody Konservatorium in Boston Schülerin von Pierre Bernac und Alice Duschak, an der Michigan University von Elizabeth Mannion. 1969 gewann sie den Gesangwettbewerb der deutschen Rundfunkanstalten in München. Die Karriere der Sängerin entwickelte sich sehr schnell. 1969 erhielt sie einen Dreijahreskontrakt an der Deutschen Oper Berlin, wo sie als Antrittsrolle die Elisabeth im »Tannhäuser« sang. In Berlin hatte sie als Aida, als Gräfin in »Le nozze di Figaro« von Mozart, als Elsa im »Lohengrin« und in vielen anderen Partien spektakuläre Erfolge. 1971 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz die Selika in Meyerbeers »Afrikanerin«. 1972 erreichte sie die Mailänder Scala (Debüt als Aida; danach trat sie dort bis 1987 nur noch in Konzerten auf), in der Spielzeit 1972-73 die Covent Garden Oper, wo man sie namentlich in »Les Troyens« von Berlioz feierte. An der Deutschen Oper Berlin, an der Covent Garden Oper, an der Staatsoper Stuttgart (1982), an der Wiener Staatsoper (1985), bei den Festspielen von Aix-en-Provence und an weiteren Bühnen hörte man sie in der Titelrolle der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos«. 1983 glanzvolles Debüt an der Metropolitan Oper New York als Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz zur Hundertjahrfeier dieses Opernhauses. Sie sang an der Metropolitan Oper bis 2002 die Didon in »Les Troyens«, die Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinksy, die Titelpartie der Oper »Ariadne auf Naxos«, die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Mme. Lidoine in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc, die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, die Frau in dem dramatischen Monolog »Erwartung« von A. Schönberg, die Sieglinde in der »Walküre«, 1991 mit spektakulärem Erfolg die Kundry im »Parsifal« mit Placido Domingo in der Titelpartie und 1996 die Emilia Marty in »Die Sache Makropoulos« von L. Janácek. Den dramatischen Monolog »Erwartung« von A. Schönberg brachte sie dann auch 1995 an der Staatsoper Hamburg zum Vortrag. Am 14.7.1989 sang sie bei der Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution auf der Place de la Concorde in Paris in Anwesenheit des französischen Präsidenten Mitterand und zahlreicher Ehrengäste (darunter der Präsident der USA) die Marseillaise. 1990 debütierte sie an der Chicago Opera als Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck, 1992 sang sie beim Matsumoto Festival in Japan die Jocasta in »Oedipus Rex«. Dazu hatte sie im Konzert-, Oratorien- und Liedgesang glänzende Erfolge in Europa wie in ihrer nordamerikanischen Heimat zu verzeichnen. Sehr oft sang sie bei den Salzburger Festspielen: 1977 und 1984 das Alt-Solo in Mahlers 2. Sinfonie, 1980 Beethovens Konzertarie »Ah! Perfido!« und die »Altenberg-Lieder« von A. Berg, 1983 das Sopran-Solo in Rossinis Stabat mater, 1985 die »Rückert-Lieder« von G. Mahler, 1986 Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« und in der 8. Sinfonie von G. Mahler, 1987 und 1999 Isoldes Liebestod von R. Wagner, 1988 das Alt-Solo in Mahlers 3. Sinfonie, 1989 Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« von G. Mahler und in einem Mozart-Konzert, 1990 die Vier letzten Lieder von R. Strauss, 1991 das Alt-Solo in Beethovens Missa solemnis, 1993 La Mort de Cléopatre von H. Berlioz und 1995 die Frau in einer szenischen Aufführung von Schönbergs »Erwartung«; dazu gab sie 1980 und 1983 sowie alljährlich 1985-91, 1993-95 und 1997-2002 sehr erfolgreiche Liederabende. Ihr Liedrepertoire war sehr umfassend und enthielt Lieder der deutschen Klassik und Romantik, die Wesendonck-Lieder von R. Wagner, Lieder von G. Mahler, Gabriel Fauré und Duparc, von Mussorgsky und weiteren russischen Komponisten, die »Gurrelieder« von Schönberg wie auch andere moderne Kompositionen, vor allem aber Negro Spirituals. 1996 sang sie bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von Atlanta City. 2000 kreierte sie in der New Yorker Carnegie Hall den Liederzyklus »woman.life.song« von Judith Weir. Die Howard University verlieh ihr die Ehrendoktorwürde, ebenso das Boston Conservatory und die University of the South. 1984 ernannte man sie in Paris zum »Commandeur de l’ordre des Arts et des Lettres«, 1990 zum Ehrenbotschafter der Vereinten Nationen. Sie lebte in London und ging von dort ihrer weltweiten Sängerkarriere nach. Sie starb 2019 in New York. – Die unerschöpfliche Tonfülle ihrer Sopranstimme, deren nuancenreiche Ausdruckskunst und der hoch musikalische, geschmackvolle, zugleich erregend dramatische Vortrag der Sängerin wurden immer wieder bewundert, dazu der Einsatz ihrer eminenten Persönlichkeit bei jeder Aufgabe, die sie sich auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium stellte.

Lit: J. Greenhalgh: Jessye Norman Talks ( in »Music and Musicians«, 1979); M. Mayer: Jessye Norman in her Met Debut Season (in »Opera News«, 1983-84).

Schallplatten: Philips (Gräfin in »Le nozze di Figaro«, »La finta giardiniera« von Mozart, »La vera costanza« von Haydn, »Un Giorno di Regno« und »Il Corsaro« von Verdi, Leonore im »Fidelio«, Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, Lieder von Schubert und Gustav Mahler, »Les nuits d’été« von Berlioz, »Das Lied von der Erde« von G. Mahler, »Oedipus Rex«, »Erwartung« und Lieder von A. Schönberg, Ein deutsches Requiem von J. Brahms, Vier letzte Lieder von R. Strauss, Wesendonck-Lieder von R. Wagner), Orfeo (Titelrolle in »Alceste« von Gluck, »Oedipus Rex« von Strawinsky, »La Damoiselle élue« von Debussy, Lieder von A. Berg), CBS (2. Sinfonie von G. Mahler), Decca (Liedaufnahmen), DGG (»Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, Kundry im »Parsifal«, Negro Spirituals), HMV (Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, »Roméo et Juliette« von Berlioz), EMI (»Euryanthe« von Weber), Erato (»Pénélope« von Gabriel Fauré), HMV-Electrola (»La belle Hélène« von Offenbach), Eurodisc (Sieglinde in der »Walküre«), Memories/Fono (»Die Afrikanerin« von Meyerbeer); Philips-Video (»Oedipus Rex«), Arthaus-Video (Verdi-Requiem, London 1982).

 

15.9. František VAJNAR: 90. Geburtstag

 Er war 1985-87 Opernchef des Nationaltheaters in Prag und 1991-93 Chefdirigent der Staatsoper Prag. Sein künstlerisches Schaffen widmete er zu gleichen Teilen beiden Genres – der Oper und der Orchestermusik. Er dirigierte in allen europäischen Ländern sowie in den Vereinten Staaten, in Kanada, Japan und Australien. Er leitete die Tschechische Philharmonie, das Symphonische Orchester des Tschechischen Rundfunks und das Prager Kammerorchester. Er starb 2012 in Prag.

 

15.9. Erika KÖTH: 95. Geburtstag

 Als Kind erkrankte sie an Poliomyelitis. Sie arbeitete zunächst als Handelslehrling in einer Kohlengroßhandlung und wurde während des Zweiten Weltkrieges in einer Munitionsfabrik eingesetzt. Sie studierte zuerst bei den Pädagogen Mecklenburg und Willner in Darmstadt, dann bei Else Blank in Karlsruhe. Um die Kosten ihres Studiums bestreiten zu können, sang sie zeitweilig in einem Tanzorchester. 1947 gewann sie einen vom Hessischen Rundfunk veranstalteten Gesangwettbewerb. 1948 debütierte sie am Pfalztheater von Kaiserslautern als Philine in »Mignon« von A. Thomas. 1950-53 war sie am Staatstheater von Karlsruhe engagiert. 1953 kam sie an die Staatsoper von München, deren Mitglied sie bis zu ihrem Bühnenabschied 1978 blieb. 1957 nahm man für sie eigens die Partie der Lucia di Lammermoor in den Spielplan der Münchner Staatsoper auf. Am 14.6.1958 sang sie in der Eröffnungsvorstellung des Cuvilliès-Theaters in München nach dessen Wiederaufbau die Susanna in »Figaros Hochzeit«. 1953 debütierte sie an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. Bis 1977 sang sie hier in insgesamt 121 Vorstellungen außerdem noch die Gilda im »Rigoletto«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Musetta in »La Bohème«, die Martha in der gleichnamigen Oper von F. von Flotow, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, den Pagen Oscar in Verdis »Maskenball«, die Traviata, die Susanna, die italienische Sängerin im »Capriccio« von R. Strauss, die Marzelline im »Fidelio« und die Despina in »Così fan tutte«. Sie absolvierte erfolgreiche Gastspiele an der Covent Garden Oper London (1953 als Fiakermilli und als italienische Sängerin im »Capriccio«), an der Mailänder Scala (1955 als Königin der Nacht und 1959 als Konstanze), an der Oper von Rom, in Los Angeles und Budapest. Seit 1955 hatte sie glänzende Erfolge bei den Festspielen von Salzburg; sie sang dort 1955-56 und 1959-60 die Königin der Nacht, 1955-57 und 1962-63 die Konstanze, dazu trat sie dort 1957 und 1958 in Mozart-Konzerten auf. 1958 unternahm sie eine USA-Tournee, bei der sie u.a. in der Hollywood Bowl auftrat, 1959 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz die Zerbinetta. Seit 1961 auch Mitglied der Deutschen Oper Berlin. Neben ihrem Münchner Engagement war sie der Staatsoper von Hamburg vertraglich verbunden. 1963-70 nahm sie an mehreren Japan-Tourneen mit dem Ensemble der Dresdner Staatsoper teil, bei denen sie die Mimi wie die Musetta, die Lucia di Lammermoor und die Rosina sang. 1965-68 wirkte sie bei den Bayreuther Festspielen als Waldvogel im »Siegfried« mit. Sie verabschiedete sich 1978 in München wie auch in Berlin von ihrem Publikum als Mimi in Puccinis »La Bohéme«. Sie trat noch bis 1980 als Konzertsängerin auf. Sie sang im Ablauf ihrer Karriere über 250mal die Königin der Nacht, über 100mal die Lucia di Lammermoor. Weitere Bühnenpartien: die Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen« und die Adele in der »Fledermaus«. Einem breiten Publikum in Deutschland wurde sie durch ihre Fernsehauftritte bekannt. Bei ihrer glanzvollen Russland-Tournee (1961) trug sie auch Lieder in russischer Sprache vor. 1973 wurde sie Dozentin, später Professorin an der Musikhochschule Köln, schließlich nahm sie eine Professur an der Musikhochschule Mannheim wahr. Seit 1953 verheiratet mit dem Regisseur und Schauspieler Ernst Dorn, lebte sie zuletzt in ihrem Landhaus in Königsbach bei Neustadt an der Weinstraße. Sie starb 1989 an einer schweren, langwierigen Krankheit in Speyer und fand ihre letzte Ruhestätte in ihrer Heimatstadt Darmstadt. – Koloratursopran von höchster technischer Vollendung und exquisiter Klangschönheit, durch eine besondere Leuchtkraft in den höchsten Lagen ausgezeichnet.

Lit: A. Klaus: »Herzlichst! Erika Köth« (Darmstadt, 1969).

Schallplattenaufnahmen, darunter mehrere vollständige Opern bei Columbia, Electrola (»Der Freischütz«), Decca (Adele in der »Fledermaus«), Philips (Waldvogel im »Siegfried«), Eurodisc (»Zar und Zimmermann« von Lortzing) und DGG (»Die Entführung aus dem Serail«, »Così fan tutte«), Operetten-Querschnitte auf Telefunken (»Gasparone«) und Eurodisc (»Der Vogelhändler«). Auf Melodram als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, als Sophie im »Rosenkavalier« und als italienische Sängerin im »Capriccio« von R. Strauss (Aufnahmen aus München von 1954, 1957 und 1960). Zahlreiche schöne Liedaufnahmen (u.a. Mozart-Lieder auf Berlin Classics).

 

16.9. Karol RATHAUS: 125. Geburtstag

 Er begann bereits in frühester Jugend zu komponieren und begann 1913/14 ein Studium an der Akademie für darstellende Kunst und Musik in Wien, das jedoch durch seinen Militärdienst im Ersten Weltkrieg 1918/19 unterbrochen wurde. Als einer der Lieblingsschüler Franz Schrekers folgte er diesem an die Hochschule für Musik nach Berlin, wo er Musik und Kompositionslehre weiterstudierte. Nach Abschluss des Studiums bekleidete Rathaus in den 1920er Jahren die Position eines Lehrers für Komposition und Musiktheorie an der Berliner Hochschule für Musik. Erste Kompositionen folgten, mit denen er für Furore sorgte und große Erfolge feierte. Nach seiner 1930 entstandenen Oper Fremde Erde schuf Rathaus auch Filmmusiken und gehörte zu den künstlerisch herausragenden Filmkomponisten in Deutschland vor 1933. Er schrieb die Musiken zu drei Filmen Fjodor Ozeps. Im Jahre 1933 ging er nach Paris und lebte 1934-38 in London, bevor er sich in New York endgültig niederließ. Dort trat er eine Professur für Komposition am Queens College an, in dieser Stellung brachte er es zu Ansehen und Beliebtheit. Darüber hinaus war er auch weiterhin als Komponist sehr produktiv. Neben Auftragswerken schrieb er auch einige Filmmusiken. Er verstarb 1954 in New York. Rathaus war verheiratet mit Gerta und hatte einen Sohn namens Bernt.

Sein kompositorisches Schaffen umfasst hauptsächlich Instrumentalwerke, wie Sinfonien, Orchesterwerke, Serenaden, Sonaten und Ballette. Seine Kompositionen sah er in der Tradition von Richard Strauss, Gustav Mahler, Igor Strawinsky sowie seines Lehrers Franz Schreker. Karol Rathaus machte sich Anfang der 1930er Jahre bis zu seiner Emigration vorrangig als Komponist von Filmmusiken einen Namen. Im Dritten Reich wurden seine Kompositionen als „entartete Kunst“ eingestuft und mit einem Aufführungsverbot belegt.

 

16.9. Edmund LÖWE: 150. Geburtstag

 Sein Vater bekleidete eine private Beamtenstelle, und auch er war zunächst in einer derartigen Position beschäftigt. Bereits 1890 ging er jedoch zum Theater und war zunächst 1890-91 am Theater von Olmütz (Olomouc) engagiert. Es folgten Verpflichtungen am Theater von Meran (1891-92), am Theater von Regensburg (1892-93), am Theater unter den Linden Berlin (1893-94), am Theater von Troppau (Opava, 1894-95), am Theater an der Wien (1896-98), am Stadttheater von Graz (1898-99), am Carl Schultze-Theater Hamburg (1899-1901) und 1902-03 wieder am Theater an der Wien. 1905-06 trat er am Irving Place Theatre in New York auf, 1905-06 nahm er an einer Südamerika-Tournee mit einem Berliner Operetten-Ensemble teil. 1907-09 war er am Centraltheater in Dresden tätig, 1911-13 am Operettentheater Amsterdam. 1913-14 unternahm er als Sänger und als Regisseur eine Tournee mit der Operette »Die Kinokönigin« von J. Gilbert. Damit kam sein Wirken als Operettensänger und -regisseur zum Ausklang. Man schätzte ihn in komischen Rollen in Operetten und in musikalischen Possen, er trat aber auch in den damals sehr beliebten Volksstücken auf. Zu seinen großen Rollen im Bereich der Operette zählten der Eisenstein in der »Fledermaus«, der junge Ehemann im »Opernball« von Heuberger, der Offizier in »Die Geisha« von S. Jones und der Lancelot in »La Poupée« von Audran. Sein Sohn Frederick Loewe (1901-88) wurde ein bekannter Komponist.

 

17.9. Saverio MERCADANTE: 225. Geburtstag

 Er kam 1795 als uneheliches Kind in ärmlichen Verhältnissen zur Welt und erhielt seine künstlerische Ausbildung ab 1808 am Conservatorio di San Sebastiano in Neapel zunächst unter Giovanni Furno, Giacomo Tritto, Violine, Flöte und Gesang, ab 1813 folgte ein reguläres Kompositionsstudium beim Direktor des Conservatorio Niccolò Antonio Zingarelli, das er 1816 mit Auszeichnung abschloss. Bereits in dieser Zeit entstanden etwa 150 Werke, vorwiegend Kammer- und Orchesterwerke, darunter 1813 sein heute bekanntestes Werk, das 2. Flötenkonzert in E-Moll. Nach 1816 blieb er als primo aluno am Konservatorium und wurde auf die Karriere eines Opernkomponisten vorbereitet. 1818 errang er mit der Kantate L’Unione delle belle arti einen ersten und glänzenden Erfolg, der ihm den Auftrag für seine erste Oper L’Apoteosi di Ercole eintrug, die 1819 am Teatro San Carlo in Neapel zu Uraufführung gelangte. Die Besetzung war dieselbe wie für Rossinis Ermione, bestand mithin aus den absoluten Starsängern jener Zeit. Keinem anderen italienischen Opernkomponisten wurde je ein solches Ensemble für seinen Opernerstling zur Verfügung gestellt. Mercadante stellte sich daraufhin an allen großen Bühnen Italiens vor. 1823-25 war er als Nachfolger Rossinis Hauskomponist am Teatro San Carlo. In diesen Jahren widmete er seine Tätigkeit als Komponist fast nur noch der Bühne. 1827-30 war er in Madrid, Lissabon, Cádiz und wiederum Madrid als Komponist und Dirigent der italienischen Operntheater tätig. In Italien hatte sich während dieser Zeit mit den Opern Bellinis die Wendung zum melodrama romantico vollzogen. Nach Italien zurückgekehrt, gelang es Mercadante ohne große Mühe, sich dieser Entwicklung anzupassen. 1832 heiratete er. Um seiner Familie einen dauerhaften Wohnsitz zu bieten, nahm er 1833 als Nachfolger von Pietro Generali die Stelle eines Kapellmeisters der Kathedrale von Novara an. Das war eine günstige Ausgangsbasis, um auch weiterhin für die großen Bühnen Oberitaliens (Turin, Mailand, Venedig) tätig zu sein. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Kirchenkapellmeister entstand nun auch kirchliche Gebrauchsmusik, vornehmlich für Chor und Orgel. In jener Zeit entstanden etwa in gleichem Umfang Kirchenmusik und Opern für die norditalienischen Bühnen. Alljährlich zu Mariä Himmelfahrt komponierte er jedoch auch eine repräsentative Festmesse für Soli, Chor und Orchester. Das entscheidende Ereignis jener Jahre war ein halbjähriger Aufenthalt in Paris 1835/36. Rossini hatte Mercadante eingeladen, nach Donizetti und Bellini eine Oper für das dortige Théâtre-Italien zu schreiben. Als I Briganti (nach Schiller) im März 1836 über die Bühne ging, hatte diese Oper großen Erfolg, der freilich durch den noch größeren Erfolg der fast zeitgleichen Uraufführung von Meyerbeers Les Huguenots in den Schatten gestellt wurde. Mercadante kehrte nach Novara zurück und verarbeitete seine in Paris erfolgte Bekanntschaft mit der französischen Oper in seinem 1837 an der Scala uraufgeführten Il giuramento (derselbe Plot wie La Gioconda), der von Anfang an als Mercadantes Meisterwerk betrachtet wurde. Mercadante selbst sprach in diesem Zusammenhang von „Reformopern“, bei denen der reine Belcanto durch einen Canto dramatico ersetzt und die Handlung, vormals oft nur Vorwand für das Absingen schöner Arien, nach Vorbild der Grand-opéra zu einem geschlossenen Drama zusammengeschweißt werden sollte. Damit ging er über das melodrama romantico eines Bellini oder Donizetti weit hinaus, und darin liegt sein bleibendes musikhistorisches Verdienst. Ohne Mercadantes Reformopern ist das Frühwerk von Giuseppe Verdi nicht zu verstehen, und in Kenntnis von Mercadantes Opern wird deutlich, wie sehr Verdi Modelle Mercadantes übernommen hat. 1840 wurde Mercadante als Nachfolger seines Lehrers Zingarelli zum Direktor des königlichen Konservatoriums in Neapel berufen. Mercadante nahm diese Aufgabe sehr ernst. Mit Amtsantritt fühlte er sich quasi als Schulhaupt der Scuola napoletana. Zudem versetzte dieses Amt ihn in die Position eines freischaffenden Komponisten, insofern er nunmehr von diesem Grundgehalt leben konnte, ohne auf zusätzliche Kompositionsaufträge angewiesen zu sein. Als Direktor des Konservatoriums legte er vor allem Wert auf die bis dahin vernachlässigte Ausbildung qualifizierter Instrumentalisten, die die gewachsenen Anforderungen des zeitgenössischen Opernbetriebs erfüllen konnten. Jeden Samstag hielt er persönlich Orchesterprobe mit dem Studentenorchester. Mit diesem brachte er unter anderem die neapolitanische Erstaufführung von Beethovens Eroica auf den Weg. Auch Weber dirigierte er gerne. Zudem wandte er sich nunmehr selbst wieder der Komposition von Orchestermusik zu und ermutigte auch seine Kompositionsschüler dazu. Dabei ging es ihm nicht darum, die deutsche Sinfonik zu imitieren, sondern eine genuin italienische Form von Orchestermusik zu schaffen, oftmals in Form von Programmmusik, die man als Opernszene ohne Worte charakterisieren könnte. Opern hat er nur mehr in großen zeitlichen Abständen komponiert und nach 1856 ganz auf solche verzichtet. Hingegen schuf er weiterhin Kirchenmusik, vornehmlich große repräsentative Messen für Festgottesdienste. Diese Tätigkeit setzte er auch nach 1861 fort, nachdem er vollständig erblindet war. Nunmehr diktierte er seinen Schülern vom Klavier aus neue Werke, damit Komposition und Kompositionsunterricht verbindend. Mit wachsender Erfahrung wagte er sich dabei an immer größere Werke; zuletzt vollendete er 1869 eine große Messe. Danach nahm er noch einmal eine Oper in Angriff, die er bis zur Mitte des ersten Aktes vollendet hatte, als ihn im Konservatorium ein Schlaganfall traf, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb vollständig paralysiert nach wenigen Tagen im Dezember 1870 in Neapel.

Mercadante gehörte einer liberalen Familie an, die schon 1799 die kurzlebige Republik Neapel unterstützt hatte. Entsprechend gespannt war sein Verhältnis zur Restauration der Monarchie unter den Bourbonen. Den Einmarsch Garibaldis und den Anschluss an das vereinigte Königreich Italien 1860 hat er nicht nur begrüßt, sondern ihm auch kompositorisch in seiner Garibaldi-Sinfonie ein Denkmal gesetzt. Ab 1856 war Mercadante auswärtiges Mitglied der Académie des Beaux-Arts. Im August 1876 wurde ihm in Neapel ein Denkmal errichtet. Mercadante war zu seinen Lebzeiten sehr erfolgreich, seine Opern wurden in ganz Italien und auch im Ausland oft noch jahrelang nach ihrer Uraufführung gespielt. Nach 1880 begann sein Glanz allerdings zu verblassen, und seine Opern tauchten kaum mehr auf den Spielplänen der Opernhäuser auf. Seit etwa 1970 werden Mercadantes Opern insbesondere bei auf selten aufgeführte italienische Opern spezialisierten Opernhäusern und Festspielen wie Martina Franca, Rossini in Wildbad oder Wexford vermehrt wieder gespielt. Dabei werden diese inzwischen auch mehr und mehr szenisch aufgeführt. Sein Flötenkonzert Nr. 2 E-Moll wurde vielfach auf CD eingespielt; auch seine aus der Frühzeit stammenden Flötenquartette erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Die späten Orchesterwerke und insbesondere die Kirchenmusik gilt es hingegen erst noch wieder zu entdecken.

 

19.9. Karen Surenowitsch CHATSCHATURJAN: 100. Geburtstag

 Der Sohn des Schauspielers Suren Chatschaturow und Neffe Aram Chatschaturjans studierte zunächst Komposition bei Heinrich Litinski und war 1945-49 am Moskauer Konservatorium Schüler von Wissarion Schebalin, Dmitri Schostakowitsch und Nikolai Mjaskowski. 1951-59 und ab 1968 unterrichtete er am Konservatorium Komposition. Er schuf fünf Sinfonien, eine Sinfonietta, ein Oratorium, Bühnen- und Filmmusiken, kammermusikalische Werke sowie eine Operette. Chatschaturjan schrieb auch Musik zu Trickfilmen des sowjetischen Filmstudios Sojusmultfilm. Er starb 2011 in Moskau.

 

19.9. Alexander LOKSCHIN: 100. Geburtstag

 Seine Eltern waren baltisch-jüdischer Herkunft; er begann als Sechsjähriger mit dem Klavierspiel. Ab 1930 besuchte er die Musikschule in Nowosibirsk, wohin die Familie übersiedelte, nachdem sein Vater seinen kleinen Grundbesitz nebst Viehzucht durch Verstaatlichung verloren hatte. Klavierlehrer wurde Alexej Stein, nach Sibirien verbannter ehemaliger Professor des Petersburger Konservatoriums. Ab 1936 studierte Lokschin an der dem Moskauer Konservatorium angeschlossenen Musikfachschule und wurde nach Absolvierung der Aufnahmeprüfung zum Konservatorium bei dessen Direktor Heinrich Neuhaus persönlich 1937 direkt ins zweite Jahr der Kompositionsklasse von Nikolai Miaskowsky aufgenommen. Seine Abschlussarbeit, das vokalsinfonische Poem „Les fleurs du mal“ auf Gedichte von Charles Baudelaire missfiel der politischen Zensur wegen des als westlich-dekadent geltenden Sujets. Lokschin wurde daher 1941 trotz Fürsprache Miaskowskys nicht zum Examen zugelassen. Im Zweiten Weltkrieg leistete Lokschin kurzzeitig Kriegsdienst in der Roten Armee, wurde krankheitshalber entlassen, arbeitete als Flakhelfer und kehrte nach Nowosibirsk zurück, wo er in einer Militärkapelle mitwirkte. 1944 konnte er nach erfolgreicher Aufführung eines vokalsinfonischen Werks durch Jewgeni Mrawinski und die Leningrader Philharmoniker, die nach Nowosibirsk evakuiert worden waren, sein Kompositionsstudium in Moskau doch noch abschließen. 1945-48 arbeitete Lokschin als Lektor für Instrumentierung am Moskauer Konservatorium. 1948 musste sich Lokschin einer Magenresektion unterziehen. Kurz darauf fiel er erneut in Ungnade stalinistischer Kulturpolitik und wurde vom Konservatorium suspendiert, da er westlich orientierte Musik von Komponisten wie Gustav Mahler, Alban Berg, Igor Strawinsky und Dmitri Schostakowitsch behandelt hatte. Lokschin kehrte wieder nach Sibirien zurück und bestritt seinen Unterhalt als freischaffender Komponist hauptsächlich durch Filmmusiken. Seine „ernsten“ Kompositionen wurden trotz Anerkennung durch international renommierte Komponistenkollegen wie Schostakowitsch und Tischtschenko oder Dirigenten wie Mrawinski und Barschai (der sechs der elf Sinfonien Lokschins zur Uraufführung brachte) zu seinen Lebzeiten kaum aufgeführt, teilweise auch erst postum. Nach Stalins Tod bewirkte die – unzutreffende – Behauptung des Dissidenten Alexander Jessenin-Wolpin, Lokschin sei als KGB-Agent schuld an seiner Verhaftung gewesen, eine erhebliche Diskreditierung Lokschins auch in Künstlerkreisen. Lokschin starb 1987 in Moskau.

Alexander Lokschin hinterließ 11 Sinfonien, die sämtlich – bis auf die 4. Sinfonie „Sinfonia stretta“ von 1968 – auch Vokalstimmen einbeziehen. Die Textwahl stand dabei oft in starkem Gegensatz zur offiziellen Staatsideologie. Die 1. Sinfonie mit dem lateinischen Requiemtext (1957; 1967 mit einem umgeschriebenen russischen Text versehen) galt als religiöse Propaganda und erklang in der Originalfassung erst nach Lokschins Tod 1988 im englischen Poole. Die Sinfonie Nr. 3 (1966) benutzt Verse aus Gedichten von Rudyard Kipling. Zu Beginn erklingen die ersten beiden Strophen des Song of the Dead. Es folgt die erste Ballade Danny Deever aus den Barrack Room Ballads, die den Morgen der Hinrichtung des Soldaten Danny Deever beschreibt. Anschließend besingt das Gedicht Boots den Marsch der Infanterie-Kolonne. Die Sinfonie schließt mit dem Lied Mother O’Mine und weiteren Versen aus dem Song of the Dead. Die Sinfonie Nr. 7 (1972) benutzt Verse klassischer japanischer Dichter. Die Sinfonie Nr. 10 (1976) baut auf Verse von Nikolai Sabolozki auf. Die 11. Sinfonie entstand 1976. Im gleichen Jahr wurde seine 9. Sinfonie auf Gedichte von Leonid Martinov in Russland uraufgeführt, um dort anschließend auf den Index gesetzt zu werden. Ferner schrieb er Orchestersuiten, Kantaten und Kammermusik (darunter 3 Quintette). In seiner dem Expressionismus nahestehenden Musik sah sich Lokschin selbst ab 1957 stark durch Franz Schubert, Johannes Brahms, Alban Berg und Gustav Mahler beeinflusst. Margaretes Lieder (1973) nach Versen aus Goethes Faust wurden von Boris Pasternak übersetzt. 1983 vertonte Lokschin drei Gedichte von Fjodor Sologub. Rudolf Barschai äußerte 1989, zwei Jahre nach dem Tod Lokschins: „Für mich ist Lokschin einer der größten Komponisten unseres Jahrhunderts. Seine Zeit kommt jetzt, und es ist die Sache von uns Musikern, uns dafür einzusetzen, dass seine Werke gebührend gespielt werden“.

 

20.9. Carl Maria WOLF: 200. Geburtstag

 Eigentlicher Name Karoly Farkas. Er begann seine Karriere als Bühnensänger 1841-43 am Theater von Brünn (Brno), sang dann 1843-44 am Deutschen Theater Budapest (unter dem Namen Carl Maria Wolf), 1844-46 am Theater am Kärntnertor in Wien und 1846-51 am Ungarischen Opernhaus in Budapest (hier unter seinem eigentlichen Namen Karoly Farkas). Dort trat er als Ernani von Verdi, als Ismaele in dessen »Nabucco«, als Jacopo Foscari in »I due Foscari« (ungarische Erstaufführung der Oper 1850) und als Lyonel in Flotows »Martha« auf. 1851-56 war er an der Wiener Hofoper, seit 1856 an der Hofoper Berlin im Engagement. In Berlin sang er 1857 den Birotteau in der deutschen Erstaufführung der Oper »Le Caïd« von A. Thomas und in den Offenbach-Operetten »Die Verlobung bei der Laterne« und »Das Mädchen von Elizondo«; man hörte ihn dort auch als Elvino in »La Sonnambula« und als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«. 1861 gab er seine Bühnenkarriere auf. Er ging nun nach Wien und ließ sich in der Metropole der Kaiserlich-Königlichen Monarchie als Gesangpädagoge nieder. Auf diesem Gebiet erlangte er hohes internationales Ansehen. Aus den vielen Schülern, die ihm ihre Ausbildung verdanken, sind so berühmte Namen wie Marie Wilt, Sophie König, Therese Boschetti, Caroline Finaly, Marie Geistinger, Regina Schindler, Bertha Steinher, Mme. Linée, Laura Hilgermann und der große Operettentenor Jani Szika zu nennen. 1873 schreibt ein Kritiker über ihn: »Unter den vielen Gesangslehrern, welche mir vorgekommen, ist Wolf der treffendste…Seine Gesangsmethode ist die alte, echte, welche Italien seine Gesangsgrößen zu danken gehabt hat…« Carl Maria Wolf starb 1907 in Wien.

 

21.9. Marjorie SHIRES: 100. Geburtstag

 Informationen über die englische Sopranistin auf Englisch: https://www.newcastleherald.com.au/story/412634/obituary-life-journey-for-soprano-who-loved/

 

22.9. Maurizio FRUSONI: 75. Geburtstag

 Nachdem er in Rom sein Gesangstudium absolviert hatte, kam es zu Beginn der siebziger Jahre zu seinen ersten Bühnenauftritten in Italien, so 1971 bei der Settimana Musicale Siena. 1973 hatte er Erfolge am Teatro Comunale Florenz und beim Maggio Musicale Fiorentino (als Andrej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky). Seine Karriere nahm an italienischen Bühnen wie auf internationaler Ebene eine schnelle Entwicklung. 1973 erschien er in Scheveningen, 1974 an der Piccola Scala Mailand (als Orfeo in »La Favola di Orfeo« von A. Casella), 1975 sang er, wieder beim Maggio Musicale Fiorentino, den Lenski im »Eugen Onegin«, 1976 bei den Festspielen von Schwetzingen in der Oper »Leonora« von F. Paër. 1978 kam es zu seinem USA-Debüt in Charleston-Spoleto. 1980 und 1982 war er bei der Welsh Opera Cardiff zu Gast, 1982 auch am Théâtre Châtelet Paris und in Belfast; am Teatro Colón Buenos Aires feierte man ihn 1983 als Radames in »Aida«, 1983 und 1987 sang er an der Grand Opéra Paris (den Pinkerton in »Madame Butterfly« und den Pollione in »Norma«), 1983 in Fort Worth, 1984 an der Oper von Chicago. Seit 1984 war er oft am Teatro Regio Turin anzutreffen, 1984 in der Arena von Verona als Radames, 1984 an der Oper von Toronto, 1985 und 1987 in Pittsburgh, 1985 bei den Festspielen von Ravenna (als Turiddu in »Cavalleria rustican« und als Canio im »Bajazzo«), 1985 und 1986 in Rio de Janeiro, 1985 auch am Opernhaus von Zürich, 1986 an der Opéra du Rhin Straßburg und am Teatro Comunale Bologna, 1987 bei den Festspielen von Macerata und 1988 am Teatro Regio Parma wie bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla. In der Saison 1990-91 sang er am Teatro Massimo Palermo den Dimitri in »Risurrezione« von Alfano und in der Oper »Dafni« von G. Mulè, 1991 am Teatro Colón Buenos Aires den Manrico im »Troubadour«. Am Teatro Gran Guardo Livorno wirkte er 1990 in der Uraufführung der Oper »La Lupa« von Marco Tutino mit; 1995 sang er dort die Titelrolle in Mascagnis Oper »Guglielmo Ratcliff«. An der Mailänder Scala sang er 1993 den Canio. Am Teatro Massimo Palermo trat er 1995 als Turiddu, am Stadttheater Aachen 1997 als Manrico, bei der Reisoper Nederland 1998 als Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut« auf. Erfolgreiche Gastspielauftritte an der Staatsoper von Wien (1984 als Pinkerton) und an der Deutschen Oper Berlin (1985 als Des Grieux in »Manon« von Massenet mit Pilar Lorengar in der Titelrolle) stellten weitere Höhepunkte im Ablauf seiner Karriere dar. Auf der Bühne trat er weiters als Alfredo in »La Traviata«, als Herzog im »Rigoletto«, als Pollione (Teatro Fenice Venedig 1993), als Licinio in »La Vestale« von Spontini, als Cavaradossi in »Tosca«, als Marcello in »La Bohème« von Leoncavallo wie als Rodolfo in Puccinis »La Bohème« auf, übernahm aber auch von italienischen Sängern seltener gesungene Rollen aus der slawischen Opernliteratur, darunter den Gregor in Janáceks »Die Sache Makropoulos«, auch den Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. Er starb 2000 in Rom.

Schallplatten: TIS (Messe von A. Catalani), Bongiovanni (»Edmea« von Catalani, »I Compagnacci« von Primo Riccitelli), Naxos (Manrico im »Troubadour«), Agorá (Titelrolle in »Guglielmo Ratcliff« von Mascagni).

 

22.9. Virgilijus NOREIKA: 85. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium von Vilnius (Wilna) bei den Pädagogen Karosas und Petrauskas und debütierte noch während des Studiums 1957 an der Oper von Wilna als Lenski im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky. Der Erfolg war so groß, dass er 1958 fest an dieses Opernhaus engagiert wurde. Seither war er der führende Tenor der Oper von Wilna, an der man ihn in einer Vielzahl von Partien hörte, wobei das lyrische Fach seine eigentliche Domäne bildete. 1965-66 vervollständigte er seine Ausbildung in der Opernschule der Mailänder Scala. Gastspiele und Konzerte in den Musikmetropolen der Sowjetunion; zu Gast u.a. in Kaunas (Kowno), Riga, Leningrad, Kiew und Charkow. Er gastierte häufig am Bolschoi Theater Moskau, an dem er u.a. als Bajan in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, als Lenski, als Sadko von Rimsky-Korssakow, als Alfredo in »La Traviata«, als Cavaradossi in »Tosca« und als Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin auftrat. Neben seinem Wirken als Opernsänger schätzte man ihn als Liedinterpreten, vor allem seinen Vortrag des litauischen und russischen Volksliedes. Durch einen Gastspielvertrag mit der Berliner Staatsoper verbunden. Erfolgreich in den Musikzentren in Polen, Bulgarien, Dänemark, Finnland, in Italien, Österreich, Ungarn, in den USA und in Kanada aufgetreten. Er gastierte in den Jahren 1968-75 mehrfach an der Nationaloper Budapest. An der Hamburger Staatsoper war er als Radames in Verdis »Aida« zu Gast. 1991 gastierte er in Cicero im amerikanischen Staat Illinois (vor einem Publikum, das zum größten Teil aus Exil-Litauern bestand) in der Oper »I Lituani« von Ponchielli. Weitere Hauptrollen waren für ihn der Herzog im »Rigoletto«, der Titelheld im »Werther« von Massenet, der Don José in »Carmen«, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« und der Prinz in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew. Er sang auch Partien in Opern litauischer Komponisten wie den Skudutis in »Dalia« von Balis Dvarionas und den Naglis in »Vaiva« von Vytautas Klova. 1970 wurde er zum Volkskünstler der UdSSR ernannt. 1970-80 war er künstlerischer Direktor der Litauischen Nationaloper in Vilnius (Wilna). Er wirkte auch als Pädagoge und war u.a. der Lehrer des Baritons Arvydas Markauskas. Virgilijus Noreika starb 2018 in Vilnius.

Schallplattenaufnahmen der staatlichen Plattenproduktion der UdSSR (Melodiya).

 

22.9. Georgette BRÉJEAN-SILVER: 150. Geburtstag

Eigentlich Georgette-Amélie Sisout; sie wurde am Conservatoire National in Paris ausgebildet, wo sie Schülerin von Mangin und Crosti war. Debüt 1890 an der Oper von Bordeaux, an der sie u.a. in den lokalen Premieren der Opern »Sapho« und »Esclarmonde« von Massenet mitwirkte und zahlreiche Koloraturpartien aus der französischen wie der italienischen Opernliteratur sang. 1894 kam sie an die Opéra-Comique von Paris (noch unter dem Namen Mme. Bréjean-Gravières), wo sie als erste Rolle die Manon in Massenets gleichnamiger Oper sang. Dies war ihre Glanzrolle, und Massenet komponierte für sie zu einer Aufführung in Brüssel an Stelle der berühmten Gavotte eine Bravour-Arie, den sogenannten Fabliau (die lange Zeit in Brüssel gesungen wurde). Sie sang am 24.5.1899 an der Opéra-Comique in der Uraufführung von Massenets »Cendrillon« die Rolle der Fee. Große Karriere in Paris, Gastspiele führten sie vor allem an die Opernhäuser von Nizza und Monte Carlo. In Monte Carlo hörte man sie 1895 in der Titelpartie von Massenets Oper »Manon« und als Lakmé von Delibes, 1896 als Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer und als Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet. Später trat sie hauptsächlich am Théâtre de la Monnaie Brüssel auf. Sie sang im Januar 1902 am Opernhaus von Marseille in der Uraufführung der Oper »La belle au bois dormant« ihres Gatten, des Komponisten Charles Silver. In ihrem Repertoire fanden sich weiter Partien wie die Angéla in »Le Domino noir« von Auber, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Euridice in »Orphée et Eurydice« von Gluck, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell« und die Rosenn in »Le Roi d’Ys« von E. Lalo. Sie lebte dann als Pädagogin in Paris. Sie starb 1951 in Neuilly-sur-Seine. In erster Ehe war sie mit dem Direktor des Opernhauses von Bordeaux Mr. Gravières verheiratet, in zweiter Ehe mit dem Komponisten Charles Silver (1868-1949). – Brillant geführte Koloraturstimme von schwebender Leichtigkeit der Tongebung.

Schallplatten: Fonotipia und Odéon de Luxe (Paris, 1905-06). Auf Odéon de Luxe u.a. zwei Arien aus »La Belle au Bois Dormant«, einem Werk von Charles Silver, das sie 1902 kreiert hatte.

 

22.9. Edmund GLOMME: 175. Geburtstag

Er widmete sich zunächst dem Studium der Philosophie, wandte sich dann aber dem Musikstudium und der Ausbildung seiner Stimme zu. Diese Ausbildung erfolgte an der Neuen Akademie der Tonkunst in Berlin. 1869 betrat er am Stadttheater von Plauen (Sachsen) erstmalig die Bühne. 1870 wurde er an das Stadttheater von Magdeburg verpflichtet und sang dann in schnell aufeinander folgenden Engagements an den Stadttheatern von Stralsund und Rostock, in Breslau und Posen (Poznan), am Viktoriatheater wie an der Kroll-Oper Berlin, an den Stadttheatern von Aachen und Danzig. Gastspielreisen führten den Sänger nach Holland, in die Schweiz und an russische Opernhäuser. 1881-89 war er als Sänger, hauptsächlich aber als Opernregisseur, am Hoftheater von Altenburg (Thüringen) tätig. Bis 1907 war er in Dresden noch bei Gastspielen, vor allem aber als Konzertsolist, zu hören, gleichzeitig betätigte er sich als Pädagoge. Er war neben seinem Wirken als Sänger auch ein geschätzter Rezitator und Schriftsteller; so trat er als Verfasser von Festspielen, Prologen und ähnlichen literarischen Arbeiten hervor. Seine Hauptrollen auf der Bühne waren der Figaro in »Figaros Hochzeit« wie im »Barbier von Sevilla«, der Don Giovanni, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Germont-père in »La Traviata«, der Rigoletto und der Wolfram im »Tannhäuser«. Er starb 1913 in Hamm in Westfalen.

 

23.9. Robert HOYEM: 90. Geburtstag

 Nachdem er zuerst bei der US Air Force als Offizier gedient hatte, betätigte er sich als Lehrer. Er ließ dann seine Stimme an der Montana University bei John Lester, an der Manhattan School of Music New York bei Herta Glaz, schließlich bei Max Lorenz in München und bei Margarethe Düren-Herrmann in Köln ausbilden. 1960 wurde er Preisträger bei internationalen Gesangwettbewerben in Wien und München; 1961 debütierte er am Stadttheater von Heidelberg als Ferrando in »Così fan tutte«. Seine Sängerkarriere spielte sich seitdem vorzugsweise an westdeutschen Bühnen ab. Seine Engagements waren: 1961-63 Stadttheater Heidelberg, 1963-64 Opernhaus Wuppertal, 1964-66 Stadttheater Kiel, 1967-71 Gärtnerplatztheater München, 1970-75 und wieder 1976-78 Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er gastierte an der Deutschen Oper Berlin, an der Staatsoper Hamburg, an den Opernhäusern von Essen, Karlsruhe, Frankfurt a.M. und Zürich. Bei den Festspielen von Glyndebourne trat er 1975 und 1977 als Fuchs in Janáceks »Das schlaue Füchslein« auf. Sein Bühnenrepertoire hatte seine Höhepunkte in Aufgaben aus dem lyrischen Fachbereich; so hörte man ihn als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Titelhelden in den Mozart-Opern »Idomeneo« und »La clemenza di Tito«, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Faust von Gounod, als Châteauneuf in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen«, als Lenski im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, als Lyonel in Flotows »Martha«, als Kavalier in »Cardillac« von Hindemith, als Titelhelden in »Albert Herring« von B. Britten, als Camille in »Dantons Tod« von G. von Einem und als Des Grieux in »Boulevard Solitude« von H.W. Henze. Am Gärtnerplatz-Theater in München nahm er 1968 an der Uraufführung der Oper »Der widerspenstige Heilige« von Mark Lothar teil. Dazu als Konzerttenor wie als Gesangpädagoge wirkend. Seit 1978 war er nur noch als Regisseur tätig, u.a. in Heidelberg, Bremerhaven, Mainz, Coburg, St. Gallen und Graz. Später lebte er in München. Er starb 2015 in Missoula (Montana).

Schallplatten: Myto (»Der Wasserträger« von Cherubini, Radio Stuttgart 1962).

 

23.9. Alexander ARUTJUNJAN: 100. Geburtstag

 Er erhielt bereits als Kind den ersten Klavierunterricht und begann 1934, Komposition und Klavier am Konservatorium seiner Heimatstadt Jerewan zu studieren. 1941 unterbrach er seine Studien und setzte diese erst 1944 am Moskauer Konservatorium fort (u. a. bei Nikolai Peiko). Im Jahr 1946 beendete er seine Studien und kehrte im folgenden Jahr nach Jerewan zurück. In den folgenden Jahren machte er sich besonders durch seine Kantate von der Heimat und sein Trompetenkonzert als Komponist einen Namen. Vor allem das Trompetenkonzert machte ihn international bekannt. 1954 wurde Arutjunjan als Lehrer für Komposition an das Konservatorium in Jerewan berufen; 1977 wurde er zum Professor ernannt. Auch als Pianist trat er hervor. Arutjunjan wurde während seiner gesamten Laufbahn vielfach ausgezeichnet. Schon 1949 erhielt er den Stalinpreis, später wurde er zum Volkskünstler der UdSSR und von Armenien ernannt. Außerdem erhielt er beispielsweise den Orpheus Award (Kentucky) und im Jahr 2001 einen armenischen Staatsorden. Er starb 2012 in Jerewan.

Obwohl Arutjunjans Stil insgesamt recht einheitlich ist, lassen sich drei Perioden in seinem Schaffen erkennen: zunächst eine Phase, in der die armenische Volksmusik zusammen mit einem gewissen Pathos eine große Rolle spielte, etwa ab den 1960er-Jahren eine verstärkte Hinwendung zum Neoklassizismus und zu Merkmalen des Barock und schließlich eine Synthese aus diesen beiden Richtungen. Arutjunjan schrieb eine sehr eigenständige Musik, die vielfältige Wurzeln und Einflüsse erkennen lässt. Wichtig war für ihn stets die Folklore seiner Heimat. Gleichzeitig war er jedoch stark mit der westeuropäischen Tradition verbunden, indem er Elemente des Barock und auch der Romantik in seine Musiksprache einfließen ließ. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem konzertanten Element; er verstand es, bestimmte Instrumente sehr gekonnt in Szene zu setzen. Arutjunjans Musik ist zudem ausgesprochen vital, teilweise geradezu „musikantisch“ wie auch sehr emotional: die Palette der zum Ausdruck gebrachten Emotionen ist sehr groß. Außerdem ist sein Stil durch ausgeprägte Polyphonie und einprägsame, volkstümliche Melodien gekennzeichnet. Arutjunjan behielt den Rahmen einer erweiterten, vor allem stark modal geprägten Tonalität stets bei. Seine Musik bereitet dem Hörer keine Verständnisprobleme. Direkte Vorbilder lassen sich nur schwer ausmachen, da er einen ausgeprägten persönlichen Stil besaß; in seinem Gesamtwerk steht er Aram Chatschaturjan und Dmitri Kabalewski am nächsten. Arutjunjan ist nach Chatschaturjan der bedeutendste armenische Komponist. In Deutschland sind in erster Linie seine Blechbläserkonzerte (v. a. das Trompetenkonzert) bekannt.

 

24.9. Ben HOLT: 65. Geburtstag

 Der Künstler begann seine Bühnenlaufbahn an den Opern von Portland und Virginia, kam dann zu beachtlichen Erfolgen in Cincinnati (u.a. 1988 als Figaro in »Le nozze di Figaro«) und Calgary. Er gastierte aber auch schon frühzeitig in Europa, u.a. 1981 am Theater von Basel als Igenor in »Dardanus« von Rameau. An der City Opera New York wirkte er 1986 in der Uraufführung der Oper »X« von Anthony Davis mit. Im Dezember 1985 erreichte er die Metropolitan Oper New York, an der als Antrittsrolle die schwarze Katze in »L’Enfant et les sortilèges« von Ravel sang (nachdem er bereits ein halbes Jahr zuvor mit dem Ensemble der Metropolitan Oper bei deren Gastspiel in Minneapolis und Detroit den Schaunard in Puccinis »La Bohème« sang. An der Metropolitan Oper sang er bis 1989 in insgesamt 32 Vorstellungen auch den Paris in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Kaplan in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, den Donald in »Billy Budd« von B. Britten und den Sporting Life in »Porgy and Bess« von Gershwin. Die sich anbahnende Karriere des farbigen Künstlers wurde durch seinen vorzeitigen Tod im Alter von nur 35 Jahren im Jahr 1990 beendet.

 

24.9. Edgar WÄHLTE: 90. Geburtstag

 Gesangstudium an der Musikhochschule von Dresden, vor allem bei Littner. Er debütierte 1960 am Opernhaus von Leipzig als Nemorino in »L’Elisir d’amore« von Donizetti. Er blieb seitdem als erster lyrischer Tenor an diesem Opernhaus. Gastspiele trugen ihm an den Staatsopern von Dresden und Berlin wie an der Komischen Oper Berlin wichtige Erfolge ein; darüber hinaus war er in Westdeutschland, in Österreich, Frankreich, Belgien, Italien, Jugoslawien und in Griechenland als Gast zu hören. Sein Repertoire gipfelte in den lyrischen Partien, hauptsächlich aus dem Umkreis der italienischen Oper: dem Ernesto im »Don Pasquale«, dem Alfredo in »La Traviata«, dem Fenton in Verdis »Falstaff«, dem Rodolfo in »La Bohème«, dem Pinkerton in »Madame Butterfly«, dem Grafen Almaviva in Rossinis »Barbier von Sevilla«, dem Rodrigo in dessen »Otello«, doch sang er auch Mozart-Rollen (Ferrando in »Così fan tutte«, Tamino in der »Zauberflöte«, Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«), Partien aus der slawischen Opernliteratur (Lenski im »Eugen Onegin«, Jontek in »Halka« von Moniuszko, Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Sadko in der gleichnamigen Oper von Rimsky-Korssakow) und viele weitere Rollen. Einen seiner größten Erfolge hatte er als Xerxes in der gleichnamigen Oper von Händel. Am 11.12.1966 wirkte er in Leipzig in der Uraufführung der Oper »Guyana Jonny« von Alan Bush, am 31.5.1969, ebenfalls in Leipzig, in der von Robert Hanells »Griechischer Hochzeit« mit. Auch im Konzertbereich erfolgreich tätig; verheiratet mit der Opernsängerin Margret Grund. Er starb 2003 in Leipzig.

Schallplatten: Eterna.

 

24.9. Florindo ANDREOLLI: 95. Geburtstag

 Ausbildung am Conservatorio Benedetto Marcello in Venedig, auch Schüler von Gilda Dalla Rizza. Er debütierte 1951 am Teatro Fenice Venedig als Pinellino in Puccinis »Gianni Schicchi« und hatte eine interessante Karriere an den großen italienischen Bühnen, indem er sich auf kleinere Charakter- und Buffopartien spezialisierte, die er in gesanglicher wie darstellerischer Weise vollkommen beherrschte. Zwar sang er auch gelegentlich große Rollen, doch blieben diese kleinen Aufgaben der eigentliche Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. So erinnert seine Laufbahn an die des großen Comprimario-Sängers Giuseppe Nessi. Wie dieser sang er viel an der Mailänder Scala (1958-89 den Poisson in »Adriana Lecouvreur«, die Mücke in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, den Felice in Nino Rotas »Il Cappello di Paglia di Firenze«, den Parpignol in »La Bohème«, den Notar im »Don Pasquale«, den Musiker in »Il Cordovano« von G. Petrassi, den Bardolfo im »Falstaff« von Verdi, den Pong wie den Pang in Puccinis »Turandot«, den Missail im »Boris Godunow«, den Beppe in »Cavalleria rusticana«, den Schreiber in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und den Momo in »L‘Orfeo« von L. Rossi). Am 17.3.1959 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »La Scuola degli Mogli« von V. Mortari mit. Er sang aber auch in Rom, Venedig, bei den Festspielen von Spoleto, Florenz und seit 1975 immer wieder beim Festival in der Arena von Verona; er gastierte 1962 am Théâtre de la Monnaie Brüssel und 1964-65 sehr erfolgreich beim Festival von Aix-en-Provence als Monostatos in der »Zauberflöte«, auch in Südamerika und in Israel, 1974, 1988 und 1990 an der Oper von Chicago (als Bardolfo und als Nick in »La Fanciulla del West« von Puccini). Bei den Salzburger Festspielen sang er 1987-88 den Don Curzio in »Le nozze di Figaro«, beim Maggio Musicale Fiorentino 1989 den Valzacchi im »Rosenkavalier«. Sein Bühnenrepertoire besaß einen nahezu unerschöpflichen Umfang. Auch als Konzertsänger ist er hervorgetreten. Er starb 1995 in Adria.

Viele dieser kleineren Rollen hat er auf Schallplatten gesungen, u.a. den Cassio in »Otello« auf RCA (hier auch in einer integralen Aufnahme von Zandonais »Francesca da Rimini«). Weitere Aufnahmen auf Columbia (»La Fanciulla del West«), CBS (»Adriana Lecouvreur«), HMV (»Il Filiosofo di Campagna« von Galuppi), EJS (»Le donne curiose« von Wolf-Ferrari), Cetra, IRTEM (»Il Re Teodoro« von Paisiello) und Philips (»Pagliacci«).

 

24.9. Fanny OPFER: 150. Geburtstag

 Sie war die Tochter eine Berliner Kaufmanns und erhielt ihre Ausbildung am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Zu ihren Lehrern zählten Selma Nicklass-Kempner, Etelka Gerster und Raimund von zur Mühlen. Sie debütierte 1892 als Konzertsängerin. Sie trat vor allem in Berlin, aber auch in den übrigen deutschen Musikzentren, seit den Jahren um die Jahrhundertwende als Konzertsopranistin hervor, wobei man immer wieder die ungewöhnliche Tonhöhe ihrer Sopranstimme bewunderte. Sie verlegte sich namentlich auf den Oratoriengesang; 1905 sang sie in Berlin in der deutschen Erstaufführung des Oratoriums »The Apostles« von Edward Elgar das Sopran-Solo. Sie gab auch sehr erfolgreiche Liederabende, ist aber nicht auf der Bühne aufgetreten. Sie betätigte sich in Berlin als geschätzte Pädagogin und ging auch am Konservatorium von Breslau einer Lehrtätigkeit nach. Als Jüdin konnte sie seit 1933 in Deutschland kaum noch arbeiten. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg in das Getto Theresienstadt verschleppt, wo sie im März 1944 umgekommen iat.

Ihre Stimme ist durch einige sehr seltene Lyrophon-Schallplatten, die um 1904 in Berlin hergestellt wurden, erhalten geblieben. Auf Anker erschienen Lied- Aufnahmen.

 

25.9. Klara SCHRÖDER-KAMINSKY: 150. Geburtstag

 Sie war eine Tochter des Sängers Konrad Kaminsky und studierte seit 1885 Klavierspiel am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Dort wurde ihre Stimme durch die berühmte Sängerin Jenny Meyer entdeckt und ausgebildet; weitere Studien bei Amalie Joachim. 1888 stand sie am Stadttheater von Lübeck erstmalig als Ehrendame in Meyerbeers »Hugenotten« auf der Bühne. Sie blieb eine Spielzeit hindurch in Lübeck, war 1889-91 in Halle/Saale, 1891 bei einem längeren Gastspiel an der Berliner Kroll- Oper, 1892-95 am Landestheater Graz und 1895-96 am Stadttheater von Elberfeld zu hören. 1896-97 trat sie am Deutschen Theater Prag, 1899-1900 als Gast bei den Vereinigten Theatern Düsseldorf und Barmen auf. 1900-1903 gehörte sie dem Ensemble des Hoftheaters von Kassel an, 1903-17 dem Hoftheater Wiesbaden, wo sie seit 1910 am dortigen Konservatorium als Pädagogin arbeitete. Sie gastierte 1890 und 1907 am Opernhaus von Leipzig, 1898 und 1899 am Opernhaus von Köln, 1901 und 1903 an der Hofoper von Dresden, 1903 am Hoftheater von Braunschweig und 1904 am Opernhaus von Breslau. Nach Beendigung ihrer Bühnenkarriere trat sie noch als Konzert- und Oratoriensängerin in Erscheinung. Von ihren Bühnenpartien seien die Carmen, die Titelfigur in »Mignon« von A. Thomas, die Amneris in »Aida«, die Azucena im »Troubadour«, die Fides in Meyerbeers »Der Prophet«, der Adriano in Wagners »Rienzi«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Fricka wie die Erda im Nibelungenring, die Ortrud im »Lohengrin«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Marchesa in Donizettis »Regimentstochter«, der Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«, die Margarethe in »La Dame blanche« von Boieldieu und die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns genannt.

 

26.9. Fritz WUNDERLICH: 90. Geburtstag

 Nach dem frühen Tod seines Vaters, der als Dirigent und als Violinist tätig war, waren große Schwierigkeiten zu überwinden, ehe er sein Gesangstudium beginnen konnte. Um sein Studium finanzieren zu können, spielte er in einer Jazzband. 1950-55 war er Schüler der Musikhochschule von Freiburg i. Br. Seit 1953 war er zugleich als Eleve am Stadttheater von Freiburg engagiert. Abschluss der Ausbildung bei Margarethe von Winterfeldt in Freiburg. 1952 sang er in der Stadtkirche von Esslingen im Weihnachtsoratorium von J.S. Bach. Er debütierte bereits 1954 in Freiburg i. Br. in einer Studentenaufführung als Tamino in der »Zauberflöte«. 1955 wurde er an die Staatsoper von Stuttgart verpflichtet (Antrittsrolle: Ulrich Eisslinger in den »Meistersingern«), deren Mitglied er seither blieb. Gleichzeitig war er seit 1958 am Opernhaus von Frankfurt a.M. und seit 1960 an der Staatsoper von München (Antrittsrolle Alfredo in »La Traviata«) tätig. In München sang er am 27.11.1963 in der Uraufführung der Oper »Die Verlobung in San Domingo« von Werner Egk den Christoph von Ried, bei den Festspielen von Schwetzingen bereits am 9.5.1957 in der Uraufführung der Oper »Der Revisor« vom gleichen Komponisten. Man schätzte ihn bald als hervorragenden Mozart-Tenor. 1958 sang er bei den Festspielen von Aix-en-Provence den Tamino. 1958 sang er beim Edinburgh Festival im Rahmen eines Gastspiels der Stuttgarter Oper den Baron Kronthal im »Wildschütz« von Lortzing, den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«  und den Seemann in »Tristan und Isolde«. Bei den Salzburger Festspielen bewunderte man ihn 1959 als Henry Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, 1960 als Tamino, 1961 und 1965-66 als Belmonte, in glanzvollen Konzerten (1959 in Haydns Paukenmesse und in dem Oratorium »Das Buch mit 7 Siegeln« von F. Schmidt, 1960 im Mozart-Requiem und in Bruckners Te Deum, 1965 in Beethovens 9. Sinfonie und in Haydns Oratorium »Die Schöpfung«) und Liederabenden (1965 und 1966). Am 11.12.1959 sang er an der Stuttgarter Oper in der Uraufführung von Carl Orffs »Oedipus der Tyrann« den Tiresias, am gleichen Haus auch 1959 in der deutschen Erstaufführung von Janáceks Oper »Osud«. Häufig war er an der Staatsoper von Wien zu Gast; hier debütierte er 1959 als Tamino und sang bis 1966 außerdem noch den Belmonte, den italienischen Sänger sowohl im »Rosenkavalier« als auch im »Capriccio« von R. Strauss, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Jüngling in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Palestrina in der gleichnamigen Oper von H. Pfitzner, den Leukippos in »Daphne« von R. Strauss, den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, den Narraboth in »Salome« von R. Strauss und den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini. 1962 trat er am Teatro Colón Buenos Aires in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss auf. Er gastierte weiter an der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin, in Holland, Frankreich und in der Schweiz. 1965 sang er beim Edinbugh Festival im Rahmen eines Gastpiels der Münchner Staatsoper den Ferrando in »Così fan tutte«. 1965 sang er an der Covent Garden Oper London den Don Ottavio, 1966 beim Edinburgh Festival im Rahmen eines Gastspiels der Stuttgarter Staatsoper den Tamino (sein letzter Auftritt überhaupt am 5.9.1966). Im November 1966 sollte sein Debüt (als Don Ottavio) an der Metropolitan Oper New York erfolgen, doch wurde dies durch seinen tragischen Tod (Sturz im Treppenhaus des Jagdhauses, das seinem Freund, dem Bassisten Gottlob Frick, gehörte, der zu seinem Tod führte) verhindert. – Eine der schönsten Tenorstimmen, die uns das 20. Jahrhundert geschenkt hat, unvergleichlich in der Musikalität seines Vortrags, in der Eleganz seiner Phrasierung und der Feinheit seiner Ausdruckskunst, vor allem in der Gestaltung von Mozart-Partien. Auch als Lenski im »Eugen Onegin«, als Fenton in »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai und als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« hervorgetreten. Einer der großen Konzert- und vor allem Liedersänger seiner Generation.

Lit: H. Canning: Fritz Wunderlich, Unforgettable, Unforgotten (in »Opera«, 1990).

Zahlreiche Schallplatten auf Opera, DGG (»L’Orfeo« von Monteverdi, Tamino in der »Zauberflöte«, »Daphne« von R. Strauss, »Die schöne Müllerin« von Schubert), Philips (Lieder), Acanta (Arien aus Sendungen von Radio Stuttgart, »Gräfin Mariza« von E. Kálmán, Liederabend von den Salzburger Festspielen 1965), Eurodisc, HMV (»Zar und Zimmermann«, »Die verkaufte Braut«, »Der fliegende Holländer«, »Die lustigen Weiber von Windsor«, Johannespassion). Weitere vollständige Opernaufnahmen in Mitschnitten auf Melodram (»Die Entführung aus dem Serail«, »Alcina« von Händel als Partner von Joan Sutherland, »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, »Giulio Cesare« von Händel), Teatro Dischi (»Der Barbier von Sevilla« in deutscher Sprache), Cetra (Pylades in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck), Frequenz (»Die Entführung aus dem Serail«), Myto (Titelrolle in »Palestrina«, »Der Messias« von Händel, Belfiore in »Die Gärtnerin aus Liebe« von Mozart, Ludwigsburg 1956; Armand in »Der Wasserträger« von Cherubini, Radio Stuttgart 1962), Verona (»Serse« von Händel), Orfeo (»Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk, Mitschnitt der Uraufführung, »Die Ausflüge des Herrn Broucek« von Janácek, Alfredo in »La Traviata« als Partner von Teresa Stratas), Gala (»Die Fledermaus«, Soundtrack einer Fernsehaufnahme von 1959).

 

26.9. Adolf SIGMUNDT: 175. Geburtstag

 Sein Vater war Regierungsrat. Er besuchte zunächst das Polytechnikum in Stuttgart. Nachdem seine Stimme entdeckt worden war, ließ er diese durch Rauscher in Stuttgart, durch Johannes Ress in Wien und durch Louise Ress in Berlin ausbilden. Er widmete sich anfänglich ausschließlich dem Konzertgesang und kam 1874 als Professor an das Konservatorium von Genf. 1879 gab er diese Stelle jedoch auf und begann seine Bühnenkarriere am Opernhaus von Leipzig, wo er als Faust von Gounod debütierte. Es schlossen sich Engagements am Stadttheater von Bremen und am Stadttheater von Würzburg an. 1884 folgte er einem Ruf an das Hoftheater von Coburg. Man schätzte ihn vor allem im heldischen Stimmfach in Partien wie dem Tannhäuser, dem Lohengrin, dem Manrico im »Troubadour«, dem Lyonel in Flotows »Martha«, dem Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer und dem Eleazar in »Die Jüdin« von Halévy. Bereits 1892 gab er seine Bühnenkarriere auf und ließ sich in Stuttgart als Gesangpädagoge nieder, wo er 1918 starb.

 

27.9. Louise GRANDJEAN: 150. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung am Conservatoire National in Paris. 1893 debütierte sie an der Opéra-Comique Paris als Isabella in »Le Pré aux clercs« von Hérold und blieb dort bis 1902 tätig. 1894 sang sie in der französischen Erstaufführung von Verdis »Falstaff« an der Opéra-Comique in Gegenwart des Komponisten die Alice Ford und wurde von Verdi für ihre Leistung sehr gelobt. Seit 1895 war sie auch Mitglied der Pariser Grand Opéra, an der sie bis etwa 1911 aufgetreten ist. An der Grand-Opéra wirkte sie in den Uraufführungen der Opern »Ariane« von J. Massenet (31.10.1906), »La Catalane« von Fernand Le Borne (24.5.1907) und »Astarte« von Xavier Leroux mit (15.2.1901). 1902 und 1907 war sie an der Oper von Monte Carlo zu Gast und sang 1907 mit dem Ensemble dieses Hauses bei dessen Gastspiel an der Berliner Hofoper. Sie wirkte an der Oper von Monte Carlo 1902 in der Uraufführung der Oper »Le Tasse« (»Tasso«) von Eugène d’Harcourt, 1907 in der Uraufführung von »Naïs Micculin« von A. Bruneau mit. Bei den Bayreuther Festspielen des Jahres 1904 bewunderte man ihre Venus im »Tannhäuser«. In ihrem Bühnenrepertoire standen die dramatischen Partien an erster Stelle: die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Bertha in dessen »Le Prophète«, die Chimène in »Le Cid« von Massenet und die Salomé in »Hérodiade« vom gleichen Komponisten, die Aida, die Desdemona in Verdis »Otello« und in den Opernwerken von R. Wagner die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Elsa im »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Isolde in »Tristan und Isolde«. 1909 erhielt sie eine Professur am Conservatoire de Paris, die sie bis zu ihrem Tod 1934 wahrnahm.

 

28.9. Uwe KREYSSIG: 90. Geburtstag

 Er trat als Schüler durch seine musikalische Begabung hervor. Er erhielt zuerst Schauspielunterricht in der Theaterschule des Hebbel-Theaters in Berlin. Dann Gesangstudium an der Berliner Musikhochschule bei Jaro Prohaska und bei Schmidtmann. Schließlich wurde er Synchronsprecher bei der Filmgesellschaft DEFA. Als Opernsänger debütierte er 1957 an der Komischen Oper Berlin in der Rolle des Arlecchino in »Die neugierigen Frauen« von E. Wolf-Ferrari. Seitdem kam er an diesem Haus zu einer erfolgreichen Karriere, vor allem als Graf in »Figaros Hochzeit« in der aufsehenerregenden Inszenierung dieser Oper durch Walter Felsenstein. 1961 wirkte an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Leonce und Lena« von Kurt Schwaen mit, 1966 an der Komischen Oper Berlin in der von »Der letzte Schuss« von Siegfried Matthus. Auf der Bühne galt er als hervorragender Darsteller, im Konzertsaal als begabter Lied-Interpret. Bühnenpartien: der Titelheld im »Barbier von Sevilla« von Paisiello, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Ping in Puccinis »Turandot«, der Specht in »Das schlaue Füchslein« von Janácek, der Pfarrer in »Albert Herring« von B. Britten, der Dr. Cajus im »Falstaff« von Verdi, der Morales in »Carmen«, der Marquis in »La Traviata«, der Nathanael in »Hoffmanns Erzählungen« und der Dr. Falke in der »Fledermaus«. Er trat oft in Unterhaltungssendungen des Rundfunks wie des Fernsehens auf. Seit 1965 war er auch als Regisseur tätig und unterrichtete in Berlin und in Weimar. 1979-82 Oberspielleiter am Opernhaus von Bonn. Er inszenierte Opern am Theater von Bonn und am Staatstheater von Wiesbaden (1984 »A Midsummer Night’s Dream« von Benjamin Britten) und wirkte schließlich am Stadttheater von Hildesheim. Er starb im Mai 2008. – Seine Gattin Hella Jansen war 1953-54 am Berliner Theater des Westens engagiert und trat noch bis 1971 gastierend und in Stückverträgen auf. Dabei übernahm sie vor allem Operettenpartien (Hauptrolle: Rosalinde in der »Fledermaus«).

Schallplatten: Ariola-Eterna (Operettenaufnahmen, Ping in »Turandot« von Puccini).

 

28.9. Franz Friedrich BÖCKLIN VON BÖCKLINSAU: 275. Geburtstag

 Er studierte in Straßburg. Er war Doktor der Philosophie und ein begabter, gut ausgebildeter Musikliebhaber. In Straßburg haben ihn Johann Schobert und Sixtus Hepp  im Klavierspiel ausgebildet. 1770 trat Böcklin von Böcklinsau als Kammerherr in Württembergische Dienste. Dort unterrichtete ihn Niccolò Jommelli in der Komposition, später setzte er das Kompositionsstudium bei Franz Xaver  Richter in Straßburg fort. Böcklin von Böcklinsau komponierte Lieder und Sinfonien, nachdem er 1776 Mitglied der Akademie der Arkadier in Rom geworden war, auch Kirchenmusik. 1783 besuchte er als Fürstlich Anhaltinischer Gesandter Wien. Er komponierte dort einige »Operetten«. Er starb 1813 auf seinem Stammsitz Rust (im Breisgau).

 

29.9. Václav NEUMANN: 100. Geburtstag

Er studierte am Prager Konservatorium. Er war Mitgründer und Erster Geiger des Smetana-Quartetts, bevor er seinen ersten Posten als Dirigent in Karlsbad und Brünn annahm. 1956 wurde er Dirigent an der Komischen Oper in Berlin. 1964 wurde er Dirigent des Gewandhausorchesters in Leipzig. In dieser Funktion blieb er bis 1968, als er aus Protest gegen den Einmarsch der Länder des Warschauer Pakts in die CSSR seine Ämter in Leipzig niederlegte und erster Dirigent der Tschechischen Philharmonie wurde. Dies blieb er bis 1990. Zum Abschluss seiner Karriere erlebte er nicht nur die samtene Revolution in Prag, sondern wurde auch deren künstlerisches Aushängeschild. In Zusammenarbeit mit dem Bürgerechtsforum OF (Občanské fórum) wurde zur Feier der Revolution ein Festkonzert mit der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven veranstaltet, das Neumann selbst dirigierte. Außerdem war er 1970-72 Generalmusikdirektor der Oper Stuttgart. Neumann war Träger des Nationalpreises der DDR. Er galt als hervorragender Interpret der Werke von Leoš Janáček, Gustav Mahler und Antonín Dvorák sowie der neueren tschechischen Musik (Josef Suk, Bohuslav Martinu u.a.). Die Internationale Gustav Mahler Gesellschaft Wien verlieh ihm 1982 die goldene Mahler-Medaille. Neumann war international als Spezialist für klassische tschechische Musik bekannt und nahm unter anderem Leoš Janáčeks Oper Die Ausflüge des Herrn Broucek 1962 erstmals auf. Neumann lehrte Orchesterleitung an der Akademie der musischen Künste in Prag (Akademie múzických umění v Praze), wo seine Schüler unter anderem Oliver von Dohnányi und Vítězslav Podrazil waren. Er starb 1995 in Wien.

 

30.9. Flora RAFANELLI: 90. Geburtstag

 Ausbildung durch Nella del Vivo und Edoardo Müller in Florenz. Sie wirkte zunächst als Gesangspädagogin und Chorleiterin, entschloss sich dann aber zur Solistenlaufbahn. Ihr Debüt fand beim Maggio Musicale von Florenz 1960 als Laura in der Oper »Elisa ou le voyage au Mont-Bernard« von Cherubini statt. An dieses Bühnendebüt schloss sich eine erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen an; sie sang an den Opern von Rom, Neapel, Bologna und Venedig. In den Jahren 1960-80 war sie oft am Teatro Comunale ihrer Heimatstadt Florenz zu hören, u.a. als Azucena im »Troubadour« und als Preziosilla in Verdis »La forza del destino«, meistens jedoch in mittleren und kleineren Partien wie der Suzuki in »Madame Butterfly«, der Maddalena im »Rigoletto«, der Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano und der Mercedes in »Carmen«. An der Mailänder Scala sang sie 1967 die Alisa in »Lucia di Lammermoor«, 1968 die Fenena in Verdis »Nabucco« und 1972 die Suzuki; 1975 am Teatro Regio Turin die Preziosilla. Beim Maggio Musicale von Florenz gastierte sie mehrfach, so 1972 als Meg Page im »Falstaff« von Verdi und als Edvige in Rossinis »Wilhelm Tell«, 1988 nochmals als Zita in »Gianni Schicchi« von Puccini. Gastspiele an den Staatsopern von München und Dresden, an der Oper von Montreal und bei den Edinburgher Festspielen (1969 als Zita im Rahmen eines Gastspiels des Teatro Comunale Florenz). 1979 und 1982-83 wirkte sie bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. Sie erschien auf der Bühne in einer Vielzahl großer und kleinerer Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur. Sie wirkte in mehreren Fernsehsendungen von Opern mit. Sie starb 1990 in Florenz.

Schallplatten: DGG, MRF (»Il Tabarro«, Mitschnitt einer Aufführung in Florenz von 1970), Melodram (»Luisa Miller« von Verdi, 1966).

 

30.9. Martin ISEPP: 90. Geburtstag

Sein Vater Sebastian Isepp war Maler, Restaurator und Mitglied des Nötscher Kreises. Seine Mutter Helene, geborene Hammerschlag, war Sängerin, dann Gesangspädagogin, ihrerseits Schülerin von Emmy Heim, die mit Rilke, Hofmannsthal, Schönberg, Berg und Wellesz verkehrte. Schon diese Konstellation macht die Lebensgeschichte des 1930 in Wien geborenen Martin Isepp zu einer Besondern. Die Familie emigrierte 1938 nach Großbritannien, Helene Isepp gelangte bald auch hier zu Ruhm als Gesangslehrerin (Janet Baker, die Berührendes aus dem Hause Isepp berichtet, war ihre dann prominenteste Schülerin), Martin Isepp wuchs an ihrem Studio ins SängerInnen-Begleiten und Korrepetieren hinein. Er arbeitete mit Benjamin Brittens English Opera Group und stieß 1957 zum Glyndebourne Festival, um dort 34 Jahre lang hinter den Kulissen für die musikalischen Standards zu sorgen. Konzerte gab er etwa mit Janet Baker, Hans Hotter, Elisabeth Schwarzkopf und John Shirley-Quirk. Hochverehrt ist Martin Isepp 2011 in London gestorben.

 

30.9. Otto NOWACK jun.: 150. Geburtstag

 Er war ein Sohn des Baritons und Theaterdirektors Otto Nowack sr. (1829-83) und der Schauspielerin Anna Uterwedden († 1886). Er debütierte als Tenorbuffo am Theater von Wesel (1888-89), trat 1889-90 am Theater von Libau (Kurland), dann am Theater von Metz und 1891-92 am Stadttheater von Magdeburg auf. War er bisher auch als Schauspieler aufgetreten, so widmete er sich seit seinem Engagement am Stadttheater von Aachen 1892-93 nur noch der Tätigkeit als Sänger. Er sang jetzt 1893-94 am Stadttheater von Bern (Schweiz), 1894-95 am Stadttheater von Kiel, 1895-97 am Hoftheater von Wiesbaden. Er gastierte in Wiesbaden u.a. als Peter Iwanow in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Barbarino in »Alessandro Stradella« von Flotow und als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« und wurde an dieses Haus engagiert. 1897 konnte er seinen Kontrakt mit dem Wiesbadener Hoftheater »auf gütliche Weise« lösen und an einer Russland-Tournee mit Auftritten in Moskau, St. Petersburg, Kiew und Riga teilnehmen. Nachdem er am Stadttheater von Mainz (1898-99) und am Stadttheater von Basel (1899-1900) aufgetreten war, gastierte er 1900 am Berliner Theater des Westens als Veit in Lortzings »Undine« und als Barinkay im »Zigeunerbaron« und wurde an dieses Theater engagiert. 1901 ging er an das Opernhaus von Breslau, dem er bis 1904 angehörte und wechselte dann an das Opernhaus von Köln, an dem er bis 1907 als Sänger (noch bis 1909 als Gast) und seit 1905 als Regisseur wirkte. Er beschäftigte sich jetzt zunehmend mit Aufgaben aus dem Bereich der Opernregie und erlangte auf diesem Gebiet internationales Ansehen. Er inszenierte u.a. Opern an der Covent Garden London und 1909-12 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg. 1912-13 war er Oberregisseur und stellvertretender Direktor am Stadttheater von Bochum. Seit 1913 wirkte er als Regisseur am Hoftheater von Darmstadt, wo seine »Parsifal«-Inszenierungen großes Aufsehen erregten. Von den Partien, die er auf der Bühne vortrug, sind noch der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Mime im Nibelungenring, der Jaquino im »Fidelio«, der Beppo in »Fra Diavolo« von Auber und der Eisenstein in der »Fledermaus« zu nennen. Er starb 1916 in Darmstadt. – Er war verheiratet mit der Opernsängerin Katharina Bäcker, die 1900-1903 am Opernhaus von Riga, 1903-05 am Opernhaus von Breslau und 1905-06 am Hoftheater von Mannheim engagiert war.

Schallplatten: Otto Nowack singt auf Berliner Records ein Lied von Robert Franz in einer Aufnahme, die 1900 in Berlin entstand.

 

30.9. Fernande SCHÜTKY: 175. Geburtstag

Ihr Vater, der Bassist Franz Josef Schütky (1817-93), der 1844-48 als Regisseur am Opernhaus von Lemberg wirkte, war auch ihr erster Lehrer. 1864 debütierte sie an der Hofoper von Stuttgart als Irma in »Maurer und Schlosser« (»Le Maçon«) von Auber. Nach erfolgreichen weiteren Auftritten als Benjamin in »Joseph« von Méhul wie als Marie in Lortzings »Zar und Zimmermann« wurde sie an die Stuttgarter Hofoper verpflichtet. Dort blieb sie bis 1877 als Soubrette, trat aber auch am Hoftheater in geeigneten Schauspielrollen auf. 1877 kam sie nach einem Gastspiel als Zerline im »Don Giovanni« an das Hoftheater von Darmstadt. Hier war sie bis zu ihrem Tod 1889 tätig, wandte sich aber mehr und mehr dem Schauspiel zu, ohne jedoch den Opern- wie den Operettengesang ganz aufzugeben.

 

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