IN MEMORIAM-Geburtstage im Oktober 2023
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.
Zusammenstellung derListe: Walter Nowotny
1.10. Michail TSCHERGOFF: 95. Geburtstag
Er studierte zunächst an der Universität von Sofia Pädagogik und Philosophie und ließ dann seine Stimme durch die Pädagogen Ilia Jossifow und Iwan Popow in Sofia ausbilden. 1954-60 gehörte er dem Staatlichen a-capella-Chor »Swetoslaw Obretenow« an. 1961 begann er seine Bühnentätigkeit mit einem Engagement an der Volksoper von Vraza, wo er bis 1963 blieb (Debüt 1961 als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«). 1963-65 trat er am Musiktheater Stefan Makedonski in Sofia auf und begann dann eine Tätigkeit an Bühnen in der DDR. 1966-68 war er am Theater von Rostock engagiert, wo er u.a. als Max im »Freischütz«, als Alvaro in Verdis »Macht des Schicksals«, als Dimitrij in »Boris Godunow« und als Pedro in »Tiefland« von d’Albert erfolgreich auftrat. 1968-70 war er Mitglied des Theaters von Görlitz, 1970-71 des Theaters von Brandenburg, dann des Theaters von Stralsund. Als Höhepunkt in seinem sehr vielgestaltigen Bühnenrepertoire erwies sich jetzt vor allem die Titelpartie in Verdis »Otello«, die er auch 1971 bei einem Gastspiel an der Nationaloper von Warschau vortrug. 1971 gastierte er am Schlesischen Theater von Bytom (Beuthen) als Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, als Canio im »Bajazzo« und als Otello. 1973 wurde er als erster Tenor an das Staatstheater von Schwerin berufen, an dem er zwanzig Jahre hindurch wirkte. Gastspiele führten ihn an das Nationaltheater Weimar (1988 als Otello), an die Theater von Greifswald, Halberstadt, Neustrelitz und an das Opernhaus von Frankfurt a.M. (1986). Konzerte und Liederabende brachten in Berlin, in weiteren deutschen Städten, in Tallinn (Reval) und 1985 bei einer Bulgarien-Tournee Erfolge. Das Repertoire des Künstlers für die Opernbühne hatte seine weiteren Höhepunkte in Partien wie dem Calaf in »Turandot« von Puccini, dem Don José in »Carmen«, dem Florestan in »Fidelio«, dem Tannhäuser, dem Pinkerton in »Madame Butterfly«, dem Siegmund in der »Walküre«, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Rodolfo in »La Bohème« und dem Erik in »Der fliegende Holländer«. Seit 1990 trat er in einigen Bariton-Partien (Rigoletto, Renato im »Maskenball« von Verdi) auf. 1999 hörte man ihn am Staatstheater Schwerin als Oberst in »Die Gespenstersonate« von A. Reimann. Er starb im Dezember 2010.
1.10. Karl Franz RANKL: 125. Geburtstag
Er war ein Sohn des Landwirts Franz Rankl und der Rosina Stubner. Er heiratete 1928 Adele Jahoda (1903–63). Rankl studierte 1918-21 bei Arnold Schönberg und Anton von Webern in Wien. Zunächst Kapellmeister an der dortigen Volksoper, war er 1925-27 Operndirektor am Stadttheater Reichenberg. 1927/28 Dirigent am Stadttheater Königsberg, 1928-31 Assistent Otto Klemperers und Kapellmeister an der Kroll-Oper in Berlin, 1931/32 Generalmusikdirektor des Stadttheaters in Wiesbaden und 1933–37 Opernchef am Landestheater in Graz. 1937/38 war er am Neuen Deutschen Theater in Prag tätig, wo er 1938 die Uraufführung von Kreneks Zwölfton-Oper Karl V. leitete. Rankl floh mit Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Großbritannien und war 1946–51 musikalischer Direktor der Covent Garden Opera. 1952-57 leitete er das Schottische Nationalorchester in Glasgow und Edinburgh und war 1958-60 musikalischer Direktor der Elizabethan Opera Company in Sydney. Er starb 1968 in Sankt Gilgen bei Salzburg. Rankl komponierte unter anderem acht Symphonien, das Oratorium Der Mensch und die Oper Deirdre of the Sorrows, die als Auftragswerk für das Festival of Britain 1951 entstand, aber bis heute nicht uraufgeführt worden ist.
2.10. Guy CHAUVET: 90. Geburtstag
Als Knabe sang er im Kathedralchor seiner Geburtsstadt Montluçon bei Tarbes. Ausbildung bei Bernard Baillour in Tarbes. Seit 1952 erregte er Aufsehen bei mehreren Gesangwettbewerben. 1953 gewann er als jüngster Bewerber den Concours von Cannes. Nach seinem Militärdienst wurde er 1955 erster Preisträger beim Gesangwettbewerb von Toulouse, 1957 gewann er den Preis »Voix d’Or«, mit dem ein Engagement an die Grand Opéra Paris verbunden war. Dort debütierte er 1959 als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte« und hatte sogleich einen glänzenden Erfolg. Er blieb bis 1983 als gefeierter erster Tenor Mitglied dieses Hauses und wurde als Titelheld in »Faust« von Gounod, als Florestan in »Fidelio«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Enée in »Les Troyens« von Berlioz, als Jason in Cherubinis »Medée«, als Werther in der Oper gleichen Namens von Massenet, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Fernand in »La Favorite« von Donizetti, als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, als Laça in Janáceks »Jenufa«, als Don José in »Carmen«, als Otello von Verdi
und in vielen anderen Partien bekannt. Am Grand Théâtre Genf hörte man ihn 1960-74 als Cavaradossi, als Dimitri in »Boris Godunow«, als Radames in »Aida«, als Samson und als Énée. 1961 wirkte er beim Holland Festival mit, im gleichen Jahr Gastspiel am Teatro Colón von Buenos Aires, wo er nochmals 1964 auftrat. 1963 debütierte er an der Covent Garden Oper London als Cavaradossi und gab an der Oper von Chicago sein US-Debüt als Faust von Gounod. An der Oper von San Francisco gastierte er 1968-83 als Énée, als Radames, als Don José, als Lohengrin und als Samson. 1969 sang er am Coliseum Theatre London in der (konzertanten) englischen Premiere der Oper »Padmâvati« von A. Roussel. Am Théâtre de la Monnaie in Brüssel gastierte er als Don José, als Siegmund in der »Walküre« und als Parsifal, an der Opéra du Rhin Straßburg als Verdis Otello und als Ratan-Sen in »Padmâvati« von Roussel, in Lyon als Lohengrin und als Kratos in »Prométhée« von Gabriel Fauré. 1971 alternierte er bei den Festspielen von Verona mit Carlo Bergonzi in der Partie des Radames bei der Hundertjahrfeier von Verdis »Aida«. An der Mailänder Scala hörte man ihn 1971 als Samson, 1972 als Don José und als Radames. 1973 gastierte er am Opernhaus von Marseille als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg. Als Lohengrin gastierte er in Berlin und in Osaka. Er gastierte an der Oper von Rio de Janeiro als Otello und an der Wiener Staatsoper als Énée (1976-77 in insgesamt 7 Vorstellungen). An der Metropolitan Oper New York debütierte er 1977 als Samson und sang dort bis 1981 in insgesamt 47 Vorstellungen auch den Don José, den Radames und den Jean in »Le Prophète« von Meyerbeer. In Monte Carlo, am Teatro San Carlos Lissabon, in Dublin und bei einer Tournee durch Israel war er gleichfalls sehr erfolgreich. 1985 nahm er von der Bühne Abschied und wurde Professor an der École Nationale du Musique in Tarbes wie am Conservatoire National de Paris. Er starb 2007 in Espoey.
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen, vor allem auf Véga (Querschnitte durch »Hérodiade« und »Werther« von Massenet, »Cavalleria rusticana«, Szenen und Arien aus »Les Troyens« von Berlioz). Auf BJR vollständige Oper »Sigurd« von Reyer, auch auf HMV (Kurzfassung von »Les Troyens« mit Régine Crespin).
3.10. Karl HELM: 85. Geburtstag
Jüngerer Bruder des Bass-Baritons Hans Helm (* 1934), der an der Wiener Staatsoper wirkte. Er studierte wie sein Bruder bei Else Zeidler in Dresden und bei Franz Reuter-Wolf in München. Bühnendebüt 1968 am Stadttheater von Bern (Schweiz) als Don Alfonso in »Così fan tutte«. Seit 1971 war er für mehr als 25 Jahre Mitglied der Staatsoper München, an der er 1970 als Rocco in »Fidelio« erstmals gastiert hatte. Dort wirkte er auch 1978 in der Uraufführung der Oper »Lear« von A. Reimann (als König von Frankreich) mit. Er ist auch an den Opernhäusern von Basel und Genf (1968-71 als Mose in Rossinis »Mose in Egitto«, als Bote in »Antigonae« von C. Orff und als Lazare Carnot in Jan Cikkers »Das Spiel von Liebe und Tod«), an der Grand Opéra Paris, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart und am Staatstheater Karlsruhe aufgetreten. 1978 gastierte er beim Festival von Perugia. 1987 Gastspiel an der Staatsoper Berlin in »La Cenerentola« von Rossini. Sein Repertoire enthielt eine Vielzahl seriöser wie Buffo-Rollen für Bass: den Arkel in »Pelléas et Mélisande«, den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Zaccaria in »Nabucco«, den Fra Melitone in »La forza del destino«, den Warlaam in »Boris Godunow«, den Fasolt im »Rheingold«, den Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Dulcamara in »L‘Elisir d’Amore«, den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Geronte in »Manon Lescaut« von Puccini. Noch 1997 sang er in München den Pfleger des Orest in »Elektra« von R. Strauss und den Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1998 in der Uraufführung der Oper »Was ihr wollt« von Manfred Trojahn den Antonio. Neben seinem Wirken auf der Bühne auch im Konzertsaal hervorgetreten. Er starb im August 2012.
Schallplatten: Orfeo (»Die Feen« von R. Wagner), DGG (»Lear« von A. Reimann), EMI (»Friedenstag« von R. Strauss).
3.10. Hubert HOFMANN: 90. Geburtstag
Er war ein Schüler des berühmten Bassisten Ludwig Hofmann, dessen Namen er annahm. 1957 Debüt am Landestheater Salzburg als Monterone in Verdis »Rigoletto«. Bis 1959 in Salzburg, 1959-61 am Stadttheater Bielefeld und 1961-63 am Stadttheater Mainz engagiert. 1962-66 war er Mitglied der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin und gleichzeitig 1963-66 des Opernhauses von Graz. 1967-72 sang er an der Staatsoper von Hamburg und am Opernhaus Zürich, 1972-82 an der Staatsoper von Stuttgart. 1963-68 gastierte er an der Wiener Staatsoper als Wotan im »Rheingold« und in der »Walküre« (in insgesamt vier Vorstellungen). 1964 trat er bei den Festspielen von Bayreuth als Wanderer in »Siegfried« und als Biterolf in »Tannhäuser« auf, 1968 als Wotan in der »Walküre« an der Oper von San Francisco. 1969 und 1971 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Hans Sachs. Weitere Gastspiele, vor allem in seinen Glanzrollen, dem Wotan im Nibelungenring und dem Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1967 an der Königlichen Oper Kopenhagen, 1970 und 1973 am Teatro Fenice Venedig, 1971-72 an der Grand Opéra Paris, 1971-72 auch an der Oper von Chicago, 1977 an der Oper von Rom. 1963 wirkte er in Graz in der österreichischen Premiere der Oper »Der feurige Engel« (»L’Ange de feu«) von Prokofjew in der Partie des Ruprecht mit; bei dem Gastspiel der Hamburger Staatsoper anlässlich der Weltausstellung von Montreal 1967 kreierte er für Kanada den Titelhelden in »Mathis der Maler« von Hindemith. Aus seinem Bühnenrepertoire sind noch der Amfortas in »Parsifal«, der Titelheld in »Der fliegende Holländer«, der Pater Guardian in »La forza del destino« von Verdi, der Amonasro in »Aida«, der Don Pizarro in »Fidelio«, der Kaspar im »Freischütz«, der Orest in »Elektra« von R. Strauss und der Fürst Igor in der gleichnamigen Oper von Borodin zu erwähnen. 1982 gab er seine Karriere wegen Erkrankung auf. Er starb 1988 in Hüttenberg im Allgäu.
Schallplatten: HMV-Electrola (Monterone in »Rigoletto« in einer deutschsprachigen Aufnahme der Oper), Mondo Musica (Amfortas in »Parsifal«, Teatro Fenice Venedig 1978).
3.10. Irene SALEMKA: 95. Geburtstag
Sie begann das Gesangstudium bei Ernesto Bardini und Hermann Geiger-Torel in Toronto. 1955 trat sie erstmals auf der Bühne auf, und zwar sang sie an der Oper von Montreal die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod. Weitere Studien bei Hans Löwlein in Frankfurt a.M. Ihre großen Erfolge kamen mit ihrem Auftreten an deutschsprachigen Bühnen zustande. 1956-57 war sie am Stadttheater von Basel verpflichtet, 1957-64 gehörte sie dem Opernhaus von Frankfurt a.M. an und trat als Gast an den Staatsopern von Stuttgart und München, an den Opernhäusern von Köln, Essen, Hannover und Wuppertal auf. Sie gastierte an der Niederländischen Oper Amsterdam, an der Covent Garden Oper London (1961 als Helena in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten), an der Wiener Volksoper, in Washington, New Orleans und beim Edinburgh Festival (1961 als Helena in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten anlässlich eines Gastspiels der Londoner Covent Garden Oper). Im englischen Fernsehen BBC erschien sie als Marguerite in Gounods »Faust«. Sie sang auf der Bühne Partien aus dem lyrischen wie dem Koloraturfach, im Konzertsaal ebenfalls eine Vielfalt von Vokalwerken. Sie trat auch in musikalischen Tonfilmen auf; so sang sie in dem Film »Die lustige Witwe« die Hanna Glawari als Partnerin von Johannes Heesters. Sie starb 2017 in Collingwood (Ontario).
Schallplatten: Donna Elvira in einem »Don Giovanni«-Querschnitt bei DGG.
3.10. Stanisław SKROWACZEWSKI: 100. Geburtstag
Er erlernte als Kind Geige und Klavier. Im Alter von elf Jahren debütierte er als Pianist und machte sich schnell einen Namen. Mit dreizehn dirigierte er erstmals ein Orchester. Eine im Zweiten Weltkrieg erlittene Handverletzung beendete seine Pianistenkarriere. Nach dem Krieg wurde Skrowaczewski 1946 Musikdirektor der Breslauer Philharmonie. Dann folgten Chefposten in Warschau, Katowice und Krakau. Schließlich wurde er Chefdirigent des Warschauer Nationalorchesters. Nach seiner Ausbildung an der Musikakademie Krakau in Polen setzte Skrowaczewski seine Kompositionsstudien in Paris bei Nadia Boulanger fort. Im Jahre 1956 gewann er den Santa Cecilia Wettbewerb für Dirigenten. Auf Einladung von George Szell dirigierte Skrowaczewski das renommierte Cleveland Orchestra. Gastdirigate bei anderen amerikanischen Orchestern wie etwa dem New York Philharmonic folgten. 1960 wurde er zum Musikdirektor des Minneapolis Symphony Orchestra ernannt. Dieses prägte Skrowaczewski maßgeblich bis zum Jahre 1979; als herausragend gilt seine Einspielung von Ravels Bolero aus dem Jahre 1975, die 2003 noch einmal in technisch überarbeiteter Version auf Super-Audio-CD veröffentlicht wurde. Seit dieser Zeit war er Ehrendirigent des Orchesters. 1984-91 war Skrowaczewski Chefdirigent des Hallé Orchestra. Als Gastdirigent erhielt er regelmäßig Einladungen nach Nord- und Südamerika, Australien, Japan und in zahlreiche Städte Europas. Seit dem Jahre 1994 war Skrowaczewski Erster Gastdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters (RSO) Saarbrücken beziehungsweise der heutigen Deutschen Radio Philharmonie. Mit dem RSO Saarbrücken spielte er sämtliche Sinfonien Anton Bruckners ein und erhielt dafür im Jahre 2002 den Cannes Classical Award. Im Frühjahr 2007 wurde die Einspielung aller Beethoven-Sinfonien, die den Diapason d‘or erhielt, abgeschlossen. Außerdem veröffentlichte er Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Robert Schumann mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester (RSO) Saarbrücken und von Johannes Brahms mit der Deutschen Radio Philharmonie. Unter anderem spielte er auch mit Ewa Kupiec als Solistin und dem Rundfunk-Sinfonieorchester (RSO) Saarbrücken die beiden Klavierkonzerte von Frédéric Chopin auf CD ein. Mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester (RSO) Saarbrücken beziehungsweise der heutigen Deutschen Radio Philharmonie nahm er auch eigene Werke auf CD auf wie die Fantasie per flauto ed orchestra „Il piffero della notte“ mit Roswitha Staege als Solistin, das Kammerkonzert (Ritornelli poi ritornelli) (Chamber Concerto), das Konzert für Klarinette und Orchester mit Richard Stoltzman als Solisten, Music at night, die Passacaglia immaginaria und die Symphony in memory of Ken Dayton. Skrowaczewski starb 2017 im Alter von 93 Jahren im Methodist Hospital in St. Louis Park, Minnesota.
Skrowaczewski, der bereits im Kindesalter mit dem Komponieren begonnen hatte, wurde für seine Komposition Passacaglia Immaginaria für den Pulitzerpreis im Jahre 1997 nominiert, ebenso wie für das von ihm komponierte Konzert für Orchester im Jahre 1999. Für seine Arbeit als Musiker erhielt Skrowaczewski unter anderem die höchste polnische Auszeichnung, den Orden vom Weißen Adler und die Goldmedaille der Mahler-Bruckner-Gesellschaft. Am 6. November 2015 wurde Skrowaczewski nach einem Konzert mit der Deutschen Radio Philharmonie in Saarbrücken zum Ehrendirigenten des Orchesters ernannt.
3.10. Ellen BECK: 150. Geburtstag
Sie gab bereits 1891 ein erstes Konzert in Kopenhagen, wurde dann aber durch Algot Lange in Kopenhagen und durch Deveillier in Paris weiter ausgebildet. 1898 kam es zu ihrem professionellen Konzertdebüt in der dänischen Metropole, 1901 zu ihrem Bühnendebüt an der Königlichen Oper Kopenhagen in der Partie der Frau Ingeborg in »Drot og Marsk« von Heise. Sie konnte sich jedoch nicht zu einer eigentlichen Bühnenkarriere entschließen und gab diese nach einigen Versuchen an der Kopenhagener Oper bald wieder auf. Bekannt wurde die Künstlerin vor allem durch ausgedehnte Konzerttourneen, die sie in die Hauptstädte der skandinavischen Staaten, nach England, Deutschland, Irland Frankreich, Russland und in die Schweiz führten. Neben Opernarien brachte sie ein breit gefächertes Repertoire von Kunstliedern wie von skandinavischen Volksweisen zum Vortrag. Seit 1921 war sie in Kopenhagen als gesuchte Gesanglehrerin tätig. 1916 wurde sie vom dänischen König mit dem Orden »Ingenio et arti« ausgezeichnet. Sie starb 1953 in Kalundborg.
Die Sängerin hat eine Vielzahl von Schallplattenaufnahmen hinterlassen, die ältesten auf G & T (Kopenhagen, 1903-05); es schlossen sich Aufnahmen auf den Marken Zonophone (1906), HMV, Pathé-Platten und -Zylinder an.
5.10. Vincenzo BATTISTA (italienischer Komponist): 200. Geburtstag
6.10. Udo ZIMMERMANN: 80. Geburtstag
Er war 1954-62 Mitglied im Dresdner Kreuzchor unter Rudolf Mauersberger, welcher erste Kompositionen betreute und mit dem Chor aufführte. Nach dem Abitur studierte er an der Dresdner Musikhochschule bei Johannes Paul Thilman Komposition, außerdem Dirigieren (bei Rudolf Neuhaus) und Gesang. Er wurde 1968 Meisterschüler bei Günther Kochan an der Deutschen Akademie der Künste Berlin und arbeitete zwei Jahre als Assistent des Musiktheaterregisseurs Walter Felsenstein. 1970 wurde er Dramaturg für zeitgenössisches Musiktheater an der Staatsoper Dresden, wo er bis 1985 wirkte. Ab 1976 war er Dozent und ab 1979 Professor für Komposition an der Dresdner Musikhochschule; zu seinen Schülern gehörten Annette Schlünz, Caspar René Hirschfeld, Friedhelm Hans Hartmann und Jan Trieder. 1974 gründete Zimmermann das Dresdner „Studio Neue Musik“, aus dem 1986 in Dresden-Loschwitz das Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik hervorging, das sich als Forschungszentrum und Ausrichter von Konzerten und Festivals (Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik) einen internationalen Ruf in der Szene der Neuen Musik erworben hat. 2004 überführte er es in das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, das er bis 2008 als Intendant leitete. 1985-90 leitete Zimmermann die Werkstatt für zeitgenössisches Musiktheater an der Oper Bonn. 1990-2001 war er Intendant der Oper Leipzig; auch hier galt sein Engagement besonders dem Musiktheater des 20. Jahrhunderts, zahlreiche Uraufführungen u. a. von Karheinz Stockhausen, Dieter Schnebel und Jörg Hechet fanden in dieser Zeit statt, das Opernhaus wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Hälfte seiner Neuproduktionen waren moderne Stücke und Uraufführungen, die mit namhaften Persönlichkeiten des Regietheaters – so zum Beispiel Ruth Berghaus, Peter Konwitschny, George Tabori – zum Erfolg beitrugen. 1997-2011 hatte er die künstlerische Leitung der Reihe musica viva des Bayerischen Rundfunks inne und brachte hier in den 14 Jahren seines Wirkens 175 Werke zur Uraufführung. 2001-03 war er Generalintendant der Deutschen Oper Berlin. 2004-08 entwickelte er als Gründungsintendant des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau u. a. in Zusammenarbeit mit dem Choreografen William Forsythe das historische Festspielhaus Hellerau zu einem wichtigen Standort für die zeitgenössischen Künste. 1993 und 1995 war Zimmermann Composer in Residence bei den Salzburger Festspielen. Als Dirigent gastierte er ab 1979 u. a. bei den Berliner Philharmonikern, Wiener Symphonikern, beim Gewandhausorchester, Symphonieochester des Bayerischen Rundfunks, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, NDR Sinfonieorchester, Tonhalle-Orchester Zürich und bei der Staatskapelle Dresden. Zudem wurde er an den Opernhäusern Wien, Hamburg, München und Bonn tätig. 1983 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste der DDR berufen. 1985-89 war er Vorstandsmitglied des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Zimmermann war Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, deren Sektion Musik er 2003-08 als Direktor vorstand, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, der Freien Akademie der Künste zu Leipzig (Präsident 1992-97), der Sächsischen Akademie der Künste (Präsident 2008-11), der Freien Akademie der Künste Hamburg und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1996-2001 war er Präsident des Sächsischen Kultursenats. 2008 wurde er zum Officier des Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Ab 2009 war Zimmermann mit Saskia Leistner verheiratet. Seiner ersten Ehe (1967–70) mit Kristina Mann entstammt die Schauspielerin Claudia Michelsen; seiner zweiten Ehe (1970–2007) mit Elzbieta Holtorp entstammen zwei Söhne. Er lebte in Dresden und starb im Oktober 2021.
Zimmermanns Hauptaugenmerk galt dem Musiktheater, er schrieb mehrere Opern, von denen die Weiße Rose (1986) über die Geschwister Scholl internationalen Erfolg hatte; mit fast 200 Produktionen seit ihrer Uraufführung ist sie eine der meistgespielten zeitgenössischen Opern. Die Ästhetik der Stille übernimmt hier den Ausdruck des Abstrakten und fordert die Bewusstwerdung und Rückbesinnung des Individuums auf sich selbst, gegen das Verschweigen der NS-Zeit und als Appell für eine weltoffene Gesellschaft der Zukunft. Weitere Werke dieser Gattung sind u. a. Levins Mühle (nach dem Roman von Johannes Bobrowski), Der Schuh und die fliegende Prinzessin (nach einem Märchen von Peter Hacks) und Die wundersame Schustersfrau (nach Federico García Lorca). Er schrieb außerdem Kammermusik sowie Vokal- und Orchesterwerke. Stilistisch rechnet man ihn zur Neuen Musik; seine musikalische Ausdrucksbreite war vielfältig und orientierte sich an einer jeweiligen plastischen Umsetzung der kompositorischen Aufgabe. Nach einer zwölfjährigen Schaffenspause aufgrund seiner umfangreichen Aufgaben als Intendant war er erst ab 2009 wieder kompositorisch aktiv, u. a. mit zwei Solokonzerten für den Cellisten Jan Vogler (2009) und die Geigerin Elena Denisova (2013).
7.10. Klaus BERTRAM: 90. Geburtstag
Er begann seine Bühnenlaufbahn 1959 am Staatstheater Karlsruhe, schloss dann aber bald einen Gastvertrag mit der Staatsoper Stuttgart, deren Mitglied er in der langen Zeit von 1961 bis 1985 war. 1966 wirkte er an diesem Haus in der Uraufführung der Oper » Siebzehn Tage und vier Minuten« von Werner Egk mit. Gastspiele führten ihn an die größeren deutschen Opernbühnen und ins Ausland. Sein Repertoire umfasste Partien wie den Rocco in »Fidelio«, den Daland (gelegentlich auch den Titelhelden) in »Der fliegende Holländer«, den Scherasmin in »Oberon« von Weber, den Waldner in »Arabella« von R. Strauss, den Boris Godunow, den Selim in Rossinis »Il Turco in Italia«, den Walter in Verdis »Luisa Miller«, den Inigo in »L’Heure espagnole« von M. Ravel und den Dreieinigkeitsmoses in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Weill. Er war zeitweilig als Rundfunkmoderator tätig und hatte auch als Konzertsänger eine erfolgreiche Karriere. Er starb 1995 in Stuttgart.
Schallplatten: DGG (Colline in Gesamtaufnahme »La Bohème«, Opern-Querschnitte, u.a. Ferrando im »Troubadour«).
7.10. Franziska WACHMANN: 100. Geburtstag
Nach einer Ausbildung als Balletttänzerin war sie 1939-42 als Tänzerin am Theater von Graz engagiert. Sie studierte daneben jedoch Gesang an der Musikhochschule von Graz und debütierte 1942 als Sängerin am Stadttheater von Baden bei Wien. 1943-44 sang sie am Theater von Brünn (Brno) und nahm 1946 am Theater von Graz ihre Sängerkarriere wieder auf. Von dort wechselte sie für die Spielzeit 1949-50 an das Stadttheater von Innsbruck, sang anschließend am Staatstheater von Wiesbaden und gehörte seit 1952 für dreißig Jahre bis 1982 der Staatsoper Stuttgart an. Im Mittelpunkt ihres Repertoires für die Bühne standen Soubrettenpartien in Opern wie in Operetten, darunter die Eurydike in Offenbachs »Orpheus in der Unterwelt« (ihre Antrittsrolle in Stuttgart), die Adele in der »Fledermaus«, die Arsena im »Zigeunerbaron«, die Laura in Millöckers »Der Bettelstudent«, die Christel in Zellers »Vogelhändler«, die Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«, die Angèle in Lehárs »Der Graf von Luxemburg«, die Mi im »Land des Lächelns«, die Papagena in der »Zauberflöte«, die Despina in »Così fan tutte«, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Lola in »Cavalleria rusticana« und die Musetta in »La Bohème«. In einem späteren Abschnitt ihrer Karriere wandte sie sich dem lyrischen Stimmfach zu und sang jetzt die Micaela in »Carmen«, die Mimi in »La Bohème« und die Rosalinde in der »Fledermaus«. 1959 sang sie im Rahmen eines Gesamtgastspieles der Stuttgarter Staatsoper an der Wiener Staatsoper eines der Blumenmädchen in »Parsifal«. 1966 wirkte sie in Stuttgart in der Uraufführung der Oper »Siebzehn Tage und vier Minuten« von W. Egk in der Rolle der Astäa mit. Sie trat als Gast am Theater am Gärtnerplatz in München, an der Wiener Volksoper, an der Grand Opéra Paris (1954 als Blumenmädchen in »Parsifal«) und bei den Festspielen von Bregenz (1958 als Esmeralda und als Hanna Glawari) auf. In der Spielzeit 1959-60 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Gräfin in der Johann-Strauß-Operette »Wiener Blut«. 1982 verabschiedete sie sich als Mutter in »Hänsel und Gretel« von ihrem Stuttgarter Publikum. Sie war verheiratet mit dem Regisseur Werner Dobbertin. Sie starb im Jahr 2005.
Schallplatten: Polydor (Operettenszenen), Columbia (»Im Weißen Rössl« von R. Benatzky), Ariola.
7.10. Alfred WALLENSTEIN: 125. Geburtstag
Der Nachfahre Albrecht von Wallensteins wuchs in Los Angeles auf, wo er das Cellospiel erlernte. Als Fünfzehnjähriger trat er als „The Wonder Boy Cellist“ auf. 1917-18 war er Cellist beim San Francisco Symphony Orchestra unter Alfred Hertz. 1919-22 studierte er bei Julius Klengel in Leipzig. Bis 1929 war er erster Cellist des Chicago Symphony Orchestra, daneben unterrichtete er 1927-29 am Chicago Musical College und spielte auch Rundfunkaufnahmen ein. 1929-36 war er erster Cellist des New York Philharmonic Orchestra unter Arturo Toscanini, auf dessen Anregung er ab 1931 auch zu dirigieren begann. Er arbeitete für die Radiostation WOR, deren musikalischer Leiter er 1935-45 war. Hier führte er unter anderem sämtliche Kantaten Johann Sebastian Bachs und alle 26 Klavierkonzerte Mozarts auf. 1942 wurde er für seine Pionierleistungen beim Rundfunk mit dem Peabody Award ausgezeichnet. 1943-56 war er Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra. Mit diesem Orchester und mit dem Hollywood Bowl Orchestra führte er europäische Werke von Bachs Weihnachtsoratorium über Beethovens Missa solemnis bis zu Mahlers 2. Sinfonie auf, aber auch die großen Werke zeitgenössischer amerikanischer Komponisten wie Samuel Barber, Aaron Copland, Henry Cowell, Paul Creston, David Diamond, Morton Gould und Virgil Thomson. Später wirkte Wallenstein als Gastdirigent bei Festivals und Orchestern in den USA und Europa. Er war auch ein gefragter Dirigent für Schallplattenaufnahmen namhafter Solisten. So spielte er mit dem Pianisten Artur Rubinstein Klavierkonzerte von Mozart, Chopin, Liszt, Grieg, Saint-Saens und Szymanowski ein. Mit dem Geiger Jascha Heifetz entstanden u.a. Aufnahmen der Violinkonzerte von J.S. Bach, Korngold und Castelnuovo-Tedesco. 1958-61 leitete er das Caramoor Festival, 1962-64 betreute er ein Programm für angehende Dirigenten der Ford-Stiftung am Peabody Conservatory, 1968-71 unterrichtete er an der Juilliard School of Music. Seinen letzten Auftritt als Dirigent hatte er einundachtzigjährig 1979 mit dem Orchester der Schule. Er starb 1983 in New York City.
7.10. Eugène DUFRICHE: 175. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger am traditionsreichen Conservatoire National de Paris und debütierte dort sogleich 1874 an der Opéra-Comique als Jäger in der 100. Aufführung von Meyerbeers Oper »Dinorah«. 1875 sang er an der Opéra-Comique den Zuniga in der Uraufführung der Oper »Carmen« von Bizet (3.3.1875). 1882 verließ er dieses Haus jedoch und begann nun eine umfangreiche Gastspieltätigkeit. 1882 trat er erstmals an der Covent Garden Oper London auf, an der er dann von 1890 bis 1905 fast alljährlich anzutreffen war. Dabei sang er dort Partien wie den Valentin in »Faust« von Gounod, den Telramund in »Lohengrin«, den Jago in Verdis »Otello«, den Escamillo in »Carmen«, den Rigoletto und den Alfio in »Cavalleria rusticana« (1892). 1892 wirkte er an der Covent Garden Oper in der Uraufführung der Oper »Elaine« von Bemberg (die Nellie Melba gewidmet war) mit, 1892 in der Erstaufführung von Massenets »Manon«, 1892 in der von »L‘Amico Fritz« von Mascagni, 1905 in der Premiere von Puccinis »Madame Butterfly«. 1883 gastierte er an der Oper von Monte Carlo, im gleichen Jahr auch an der Hofoper von St. Petersburg, 1885 am Teatro dell’Opera Buenos Aires. In der Saison 1887-88 sang er an der Mailänder Scala den Nelusco in Meyerbeers »Afrikanerin« und den Salomon in der »Königin von Saba« von Goldmark. Er wirkte am Teatro Real Madrid an jenem 8.12.1889 als Zurga in »Les pêcheurs de perles« von Bizet mit, als es auf offener Bühne zum plötzlichen Verlust der Stimme des großen spanischen Tenors Julian Gayarre kam, der zu dessen tragischem Ende führte. 1891 und 1895 (als Alfio und als Albert in »Werther« von Massenet) war er am Teatro San Carlo Neapel, in der Saison 1891-92 an der Grand Opéra Paris als Alphonse in »La Favorite« von Donizetti, als Telramund und als Amonasro in »Aida« zu hören. 1891 sang er am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Spartaco« von Pietro Platania, 1894 am Teatro Argentina in Rom den Amonasro. In der Spielzeit 1893-94 debütierte er an der New Yorker Metropolitan Oper als Alfio in »Cavalleria rusticana«; er sang dort 1898-1908 Partien wie den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Heerrufer in »Lohengrin« und den Grafen in »Le nozze di Figaro«, dann zunehmend Charakterrollen wie den Dr. Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Wagner in »Faust« von Gounod, den Yamadori in »Madame Butterfly«, den Benoît in »La Bohème«, den Dancairo in »Carmen«, den Angelotti in »Tosca«, insgesamt 68 Partien in 11 Spielzeiten. Ende der neunziger Jahre trat er an verschiedenen großen italienischen Opernhäusern, so in Genua und Turin und auch in Madrid als Gast auf. Weitere Partien aus seinem Repertoire für die Bühne: der Titelheld in »Le nozze di Figaro«, der Mercutio in »Roméo et Juliette« von Gounod, der Bellamy in »Les Dragons de Villars« (»Das Glöckchen des Eremiten«) von Maillart, der Lothario in »Mignon« von A. Thomas, der Jupiter in Gounods »Philémon et Baucis« und der Lescaut in Massenets Oper »Manon«.
8.10. Hans WILBRINK: 90. Geburtstag
Sein Vater war ein bekannter holländischer Journalist. Er studierte Gesang und Musik (Kirchenmusik und Dirigieren) am Konservatorium von Utrecht und war dann Schüler von Felix Hupka in Amsterdam. 1955 gewann er den Gesangwettbewerb des Westdeutschen Rundfunks ARD in München und hatte erste Erfolge in seiner holländischen Heimat, einmal als Konzertsänger (1956 Solist in Beethovens 9. Sinfonie in Amsterdam), dann als Pelléas in »Pelléas et Mélisande« auf der Bühne. 1958 wirkte er in Amsterdam in der Uraufführung der Oper »François Villon« von Sem Dresden mit. 1959 ging er nach Deutschland und war dann in den folgenden sieben Jahren bis 1966 Mitglied des Opernhauses von Frankfurt a.M. In den Jahren 1959-61 bestand gleichzeitig ein Gastvertrag mit der Städtischen Oper Berlin. 1966 folgte er einem Ruf an die Staatsoper von München, an der er eine erfolgreiche Karriere entwickelte, die länger als 30 Jahre dauerte. Er wirkte in einer Vielzahl von Opern- Uraufführungen mit, so bereits 1962 in Frankfurt in »Alkestiade« von Louise Talma, 1964 in der von G. Wimbergers »Dame Kobold«, im gleichen Jahr dort auch in »Das Foto des Kolonels« von H. Searle, 1969 in München in »Aucassin und Nicolette« von G. Bialas, 1976 in »Die Versuchung« von J. Tal. 1978 nahm er an der Bayerischen Staatsoper München an der Uraufführung der Oper »Lear« von A. Reimann teil, 1986 an der von »Belshazar« von V.D. Kirchner. Am Prinzregentheater München nahm er am 8.4.1997 an der Uraufführung der Oper »Helle Nächte« von Moritz Eggert teil. Er trat gern in Werken der zeitgenössischen Opernliteratur auf, so als Titelheld in H.W. Henzes »Prinz von Homburg« und als Stolzius in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann. Dabei enthielt sein Bühnenrepertoire jedoch eine Vielzahl von Partien, darunter den Figaro in »Le nozze di Figaro«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Papageno in der »Zauberflöte«, den Scherasmin in »Oberon« von Weber, den Malatesta in »Don Pasquale«, den Olivier in »Capriccio« wie den Morbio in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, den Mr. Gedge in »Albert Herring« wie den Oberon in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten. Gastspiele führten den Sänger u.a. an die Staatsoper von Wien (1973 als Olivier), nach Paris (1962 mit dem Ensemble der Frankfurter Oper), an das Opernhaus von Köln (1965) und zu den Festspielen von Glyndebourne, wo er 1963 seine Glanzrolle, den Pelléas, sang. Auch als Konzert- und Oratoriensolist genoss er hohes Ansehen. Er starb 2003 in München.
Schallplatten: Christophorus-Verlag (Messen von Schubert), Music and Arts (9. Sinfonie von Beethoven unter Klemperer, Mitschnitt von 1956), DGG (»La Cenerentola« von Rossini; »Lear« von A. Reimann, München 1978), Schwann (»Gloria« von J.S. Bach), EMI (»Die Meistersinger von Nürnberg«), TIS (9. Sinfonie von Beethoven), BBC Rec. (War Requiem von B. Britten).
8.10. Emilio BARBIERI: 175. Geburtstag
Er arbeitete zunächst im Unternehmen seines Vaters, das medizinische Instrumente herstellte. Es kam schließlich zur Ausbildung seiner Stimme durch den Pädagogen Tito Sterbini in Pisa. 1875 debütierte er in der Arena Federici in Pisa als Don Carlo in Verdis »Ernani«. Er hatte bald eine sehr erfolgreiche Karriere an den führenden Opernhäusern der italienischen Halbinsel. So hörte man ihn am Teatro Carlo Felice Genua (1879 als Rigoletto, als Macbeth in Verdis gleichnamiger Oper und als Cacico in »Il Guarany« von Carlos Gomes), am Teatro Regio Parma (1882-83, u.a. als Titelheld in »Belisario« von Donizetti und in Halévys »La Reine de Chypre«), in Messina, am Teatro Argentina Rom (1888) und am Teatro Costanzi Rom. An diesem Opernhaus sang er 1885 in der Uraufführung der Oper »Hermosa« von Branca, 1894 in »Carmen« und in Verdis »Falstaff«. Am Teatro Comunale Bologna sang er 1887, am Teatro Pagliano Florenz 1893 den Telramund in »Lohengrin«. Besonders beliebt war er in seiner Heimatstadt Pisa, wo er immer wieder am Teatro Politeama auftrat und im Oktober 1898, wenige Monate vor seinem Tod, seine letzte Partie, den Germont-père in »La Traviata«, sang. Er starb 1899 in Pisa, Er war verheiratet mit der Sopranistin Elvira Barbieri-Angeli († 1924), die ähnlich wie ihr Gatte eine ganz italienische Karriere in den letzten zwanzig Jahren des 19. Jahrhunderts hatte. Ein Sohn, Amleto Barbieri (1883-1957), wurde wie sein Vater ein angesehener Bariton.
8.10. Wilhelm Friedrich SEEBACH: 225. Geburtstag
Er begann ganz jung seine Bühnenlaufbahn und kam um 1830 nach Köln. Hier konnte er in zahlreichen Buffo-Opern, in Singspielen, musikalischen Possen und Vaudevilles bis zu seinem Tod 1868 das Publikum begeistern. Als seine große Rolle auf der Bühne galt der Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, dazu sang und spielte er eine bunte Vielfalt von Partien sehr verschiedener Art, in denen seine Begabung als Sänger wie als urwüchsiger komischer Darsteller ihm eine ununterbrochene Kette von Erfolgen brachten. Seine Karriere dauerte praktisch bis zu seinem Tod. Der Künstler war verheiratet mit der Schauspielerin Theona Blumauer. Er hatte zwei Töchter, die beide eine große Bühnenkarriere entwickelten: Marie Seebach (1830-95), die zu den größten deutschen Schauspielerinnen des 19. Jahrhunderts zählt, und Wilhelmine Seebach (* 4.6.1832 Riga, † 19.5.1911 Berlin). Letztere studierte Gesang bei dem Pädagogen Dorn am Kölner Konservatorium und kam, noch ganz jung, als Soubrette an das Hamburger Stadttheater, wo sie als Ännchen im »Freischütz« debütierte. Sie sang dort und bei ihrem folgenden Engagement in Königsberg (Ostpreußen) Sopranpartien wie den Benjamin in »Joseph« von Méhul, den Pagen Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Jenny in »La dame blanche« von Boieldieu und die Zerlina in »Don Giovanni«. Sie kam wieder nach Hamburg zurück, studierte nochmals bei Frau Glasbrenner, und wandte sich dann dem Drama und der Tragödie zu. Sie wirkte darauf als Schauspielerin in Mannheim, während drei Spielzeiten in Köln, am Hoftheater von Coburg, an den Hoftheatern von Schwerin und Meiningen, in Breslau und Dessau. 1884-94 war sie wieder in Königsberg anzutreffen. Sie gab ihre Karriere auf, um ihre schwer erkrankte, berühmte Schwester Marie Seebach zu betreuen und widmete sich nach deren Tod der Leitung der von dieser ins Leben gerufenen Sozialwerke für Bühnenangehörige, besonders dem Marie Seebach-Stift in Weimar.
8.10. Franz SEYDELMANN: 275. Geburtstag
Er war ein Sohn des Hofsängers der Dresdner Hofkapelle Franz Ignaz Seydelmann, der als deren Mitglied um 1764 (mit einem Jahresgehalt von 252 Talern) verzeichnet ist. Nachdem sich früh seine Begabung für die Musik gezeigt hatte, wurde Franz Seydelmann durch den polnischen Hofkapellmeister Joseph Weber und durch den Dirigenten und Komponisten Johann Gottlieb Naumann ausgebildet. Mit letzterem und mit dem Komponisten Joseph Schuster, mit dem er zeitlebens befreundet blieb, reiste er 1765 nach Italien. Er blieb dort bis 1768, bildete sich in der Komposition wie im Gesangsfach weiter und trat als Tenor auf. Er war während seiner gesamten Karriere immer wieder als Sänger zu hören. Nach Dresden zurückgekehrt, wurde er 1772 zum Kurfürstlichen Kirchen- und Kammermusik-Komponisten ernannt und dirigierte abwechselnd mit Naumann und Schuster Opern wie Konzerte der Hofkapelle. 1787 wurde er zum ersten Kapellmeister ernannt. Bis 1805 dirigierte er dann vor allem Opernaufführungen in der sächsischen Residenz. Er wurde als Komponist allseitig geschätzt und brachte eine Anzahl von Opern (in italienischer Sprache) in Dresden zur Uraufführung, darunter »Capriccio carretto« (1774), »La Villanella di Misnia« (1784), »Il Most ro« (1786), »Il Turco in Italia« (1788), »Amore per oro« (1790) und »La serva scaltra« (1792). Außerdem komponierte er Oratorien, Konzertarien, Messen und Klavierwerke, seit 1792 jedoch nur noch religiöse Musik. Er starb 1806 in Dresden.
Lit: R. Cahn-Speyer: »Franz Seydelmann als dramatischer Komponist« (Leipzig, 1909).
9.10. Einojuhani RAUTAVAARA: 95. Geburtstag
Er war der Sohn eines Opernsängers und kam so schon von Geburt an mit Musik in Berührung. Beide Eltern starben früh, der Junge wurde von einer Tante großgezogen. Er studierte in Turku Klavier und nach dem Abitur in Helsinki an der Jean-Sibelius-Akademie Musikwissenschaft und Komposition bei Aarre Merikanto. Jean Sibelius ließ Rautavaara 1955 ein Stipendium zukommen, das die Koussevitsky-Stiftung dem neunzigjährigen Sibelius zuerkannt hatte. Rautavaara konnte so an der Juilliard School of Music in New York bei Vincent Persichetti und am Tanglewood Music Center bei Roger Sessions und Aaron Copland studieren. Er graduierte 1957, danach folgte ein Privatstudium der Zwölftontechnik bei Wladimir Vogel in Ascona. Nach diversen Tätigkeiten als Lehrer an der Jean-Sibelius-Akademie, als Bibliothekar und Archivist beim Philharmonischen Orchester in Helsinki und als Rektor am Käpylä Music Institute in Helsinki wurde er 1976 als Professor für Komposition an die Jean-Sibelius-Akademie berufen und wirkte dort bis 1990. Für sein kompositorisches Schaffen erhielt er zahlreiche in- und ausländische Auszeichnungen und Preise, u. a. den Wihuri-Sibelius-Preis und die „Pro Finlandia“-Medaille.
Das Harenberg Komponistenlexikon nennt Rautavaara „eine komplexe und widersprüchliche Erscheinung“. Rautavaara begann in den 1950er Jahren neoklassisch in der Nachfolge Anton Bruckners, komponierte dann in den 1960er Jahren seriell, schlug 1969 im ersten Klavierkonzert neoromantische Töne an. Eine Reihe von Stücken der 1970er Jahre, so vor allem Cantus Arcticus, das berühmte Konzert für Orchester und Bandaufnahmen von Vogelstimmen, muten mystisch an. Seit den 1980ern Jahren verbindet Rautavaara postmodern alle Stilarten der Musik, die er beherrscht. Das Reihenverfahren der Zwölftontechnik verbindet er mit Dreiklang-Elementen. Die romantisch-mystische Seite seines Schaffens führt Rautavaara auf zwei Kindheitserlebnisse zurück: Einen häufigen Traum, in dem er wie der biblische Urvater Jakob mit einem Engel kämpfte, und eine griechisch-orthodoxe Bischofsweihe, der er mit seinen Eltern beiwohnte. Das in seinen Werken immer wieder behandelte Thema des Engels hat seinen Ursprung außerdem in seiner Beschäftigung mit den Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke, deren „Erste Elegie“ er auch für achtstimmigen gemischten Chor vertont hat. Rautavaara geht davon aus, dass seine Kompositionen bereits in „einer anderen Realität existieren“ und es seine Aufgabe sei, sie von der einen in die andere Welt zu bringen: „Ich glaube fest daran, dass Kompositionen einen eigenen Willen besitzen.“ Rautavaara ist zwar vor allem für seine sinfonischen Werke und seine Konzerte bekannt geworden, war aber neben Aulis Sallinen auch der produktivste finnische Opernkomponist der Gegenwart. Meist schreib er seine Libretti selber und verarbeitete in ihren wie in seinen Instrumentalwerken mystisch-romantische Themen: in Thomas sein Klostererlebnis, in Vincent das Künstlerdrama Vincent van Goghs, in Das Sonnenhaus Vergangenheitskult und Todesnähe, in Aleksis Kivi erneut ein Künstlerdrama, das Aleksis Kivis, des ersten in Finnisch dichtenden modernen Schriftstellers. Seine letzte Oper behandelte die charismatische Figur Rasputin. Rautavaara starb 2016 in Helsinki.
10.10. Leyla GENCER: 95. Geburtstag
Ausbildung am Konservatorium von Ankara durch Elvira de Hidalgo, die auch die Lehrerin von Maria Callas gewesen war. Die Künstlerin debütierte 1950 an der Oper von Ankara als Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Nach weiteren Studien bei Giannina Arangi-Lombardi und Apollo Granforte begann sie 1953 als Madame Butterfly am Teatro San Carlo von Neapel ihre Tätigkeit in Italien. Sie hatte dort eine erfolgreiche Karriere und sang u.a. 1956 am Teatro Verdi Triest die Agathe im »Freischütz«. 1956-58 gastierte sie an der San Francisco Opera als Titelheldin in den Opern »Francesca da Rimini« von Zandonai, »La Traviata« und »Lucia di Lammermoor«, als Liù in Puccinis »Turandot«, als Elisabeth in Verdis »Don Carlos«, als Manon von Massenet, als Gilda in »Rigoletto« und 1967 noch einmal in der Titelrolle von Ponchiellis »La Gioconda«. 1957 sang sie in der Kathedrale von Mailand bei den Begräbnisfeierlichkeiten für den großen Dirigenten Arturo Toscanini. Am 26.1.1957 debütierte sie als Madame Lidoine in der Uraufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Poulenc an der Mailänder Scala, an der sie dann auch 1957, 1961 und 1965 die Leonora in »La forza del destino«, am 1.3.1958 die Prima Corifea in der Uraufführung der Oper »Assassinio nella cattedrale« von Pizzetti, 1958 die Margherita in »Mefistofele« von Boito, 1960 die Paolina in »Poliuto« von Donizetti, 1961, 1963 und 1970 die Elisabeth in Verdis »Don Carlos«, 1961 die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1963 und 1966 die Aida, 1964 die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, 1965 die Norma von Bellini, 1966 die Amelia in »Simon Boccanegra«, 1967 die Ottavio in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1968 die Elettra in Mozarts »Idomeneo«, 1970 die Titelrolle in Donizettis »Lucrezia Borgia« und die Elena in Verdis »I Vespri Siciliani«, 1972 die Titelrolle in Glucks »Alceste«, 1973 die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, 1976-79 alljährlich in Konzerten und 1979 die Lady Billows in »Albert Herring« von B. Britten sang. Seit 1959 gastierte sie fast alljährlich beim Maggio Musicale von Florenz. Hier hatte sie einen ihrer größten Erfolge in Verdis »La Battaglia di Legnano«, 1966 als Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck. 1959 sang sie bei den Festspielen von Spoleto die Renata in Prokofjews »L‘Ange de feu«. 1957-62 Gastspiele an der Wiener Staatsoper (als Traviata, als Tosca, als Elisabeth in »Don Carlos« und als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«); bei den Festspielen von Salzburg 1961 als Amelia in »Simon Boccanegra« von Verdi zu Gast. 1962-63 und 1965-68 sang sie bei den Festspielen von Verona die Titelrolle in »Norma«, die Aida und die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«. An der Londoner Covent Garden Oper trat sie 1962 als Donna Anna in »Don Giovanni« auf. Bei den Festspielen von Glyndebourne hörte man sie 1962-63 als Gräfin in »Le nozze di Figaro« und 1965 als Titelheldin in »Anna Bolena« von Donizetti, 1969 und 1972 beim Edinburgh Festival als Maria Stuarda und als Elisabetta Regina d’Inghilterra in den gleichnamigen Opern von Donizetti bzw. Rossini. 1968 gastierte sie am Teatro Fenice Venedig als Medea in der Oper gleichen Namens von Cherubini, 1969 am Teatro Massimo Palermo als Giulia in »La Vestale« von Spontini, die sie auch 1971 an der Oper von Rom sang. 1972 gestaltete sie am Teatro San Carlo Neapel die Titelpartie in der Premiere der vergessenen Oper »Caterina Cornaro« von Donizetti. Sie ist darüber hinaus an der Staatsoper von München, am Bolschoi Theater Moskau, an den Opern von Leningrad, Stockholm, Oslo, Warschau, am Teatro Colón Buenos Aires, in Brüssel und Rio de Janeiro gastweise aufgetreten. In besonderer Weise erwarb sich die vielseitig begabte Primadonna Verdienste um die Wiederbelebung in Vergessenheit geratener Belcanto-Opern aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei sie sich auf der Bühne auch als große Darstellerin erwies. Sie lebte nach Abschluss ihrer Karriere in Mailand und war u.a. Präsidentin des Festivals von Istanbul und in den Jahren 1983-89 künstlerische Direktorin der Organisation ASLICO, die in Norditalien Opernaufführungen mit Nachwuchssängern veranstaltete. 1989 wurde sie zur Türkischen Staatskünstlerin ernannt, 1990 verlieh die Universität von Istanbul ihr die Ehrendoktorwürde. Seit 1997 war sie als Lehrerin und im Koordinationsstab der Accademia della Scala in Mailand tätig. Sie starb 2008 in Mailand. – Dramatische Sopranstimme, die aber zugleich die Kunst des Koloraturgesangs virtuos beherrschte und über einen fein nuancierten Vortrag verfügte.
Lit: R. Celletti: Leyla Gencer (in »Opera«, 1972); E. Cella: »Leyla Gencer« (Venedig/Wien, 1986).
Einige Aufnahmen auf Cetra. Mitschnitte von Opernaufführungen auf ANNA-Records (»Il Trovatore«), Robin Hood-Records (»Attila« von Verdi), MRF (»I Lombardi« von Verdi, »Caterina Cornaro« von Donizetti, »Saffo« von G. Pacini, »Belisario« von Donizetti, »La Vestale« von Spontini), Foyer (»I Puritani« von Bellini), Replica (»Werther«), Cetra Opera Live (»I due Foscari« von Verdi), Morgan (»Francesca da Rimini« von Zandonai), Movimento Musica (»Simon Boccanegra« von Verdi), Bongiovanni (»Falena« von Smareglia), TIS (»Roberto Devereux«, »Lucrezia Borgia« und »Maria Stuarda« von Donizetti), RAI-Nuova Era (»Anna Bolena« von Donizetti), Mondo Musica (»Macbeth« von Verdi, »La Gioconda«, »Fedora« von Giordano, Aufnahmen aus dem Teatro Fenice Venedig); Video-Aufnahmen auf Hardy-Video (»Werther« von Massenet und »Il Trovatore«), Hanley-Video (»Aida«, Verona 1966).
10.10. Judit SÁNDOR: 100. Geburtstag
Die ungarische Sängerin schloss ihr Gesangstudium 1948 an der Franz-Liszt- Musikhochschule Budapest ab. Sie war Schülerin der Pädagogen Erzsi Gervay, Ilona Durigo, Margit Walter und Imre Molnár. Sie wurde sogleich als Stipendiatin an die Nationaloper Budapest engagiert und 1949 als reguläres Mitglied in das Ensemble aufgenommen, wo sie als Cherubino in »Le nozze di Figaro« debütierte. In ihrer langen Karriere an diesem führenden ungarischen Opernhaus sang sie an erster Stelle Partien wie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Fricka im Ring-Zyklus, die Magdalena in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die Leonore in »Fidelio«, den Octavian im »Rosenkavalier«, den Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, den Hänsel in »Hänsel und Gretel« und die Örzse in »Háry János« von Zoltán Kodály. Ihre eigentliche Glanzrolle war die Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy (1963). Sie wirkte in Budapest in Uraufführungen mehrerer ungarischer Opern mit (»Der Zauberschrank« von Farkas, 1952; »Kádár Kata« von Horusitzky, 1957; »Bluthochzeit« von Szokolay, 1964). Allseitig bekannt wurde sie auch als Oratorien- und Liedersängerin. Sie gab Liederabende mit vielseitigen Programmen in Ungarn, in Prag, Paris, Wien, Rom und Berlin und im Rahmen einer Russland-Tournee. 1953 wurde sie mit dem Franz Liszt-Preis ausgezeichnet, 1963 erfolgte ihre Ernennung zur Verdienten Künstlerin der Ungarischen Volksrepublik. 1978 beendete sie ihre Karriere. Sie starb 2008 in Budapest.
Schallplatten: Hungaroton (Opern- und Lied-Recital).
11.10. Russell OBERLIN: 95. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte in Cleveland, Chautauqua (New York) und an der Juilliard-Musikschule in New York. 1951 fand sein Konzertdebüt in New York statt, anschließend sang er 1953-59 mit der New Yorker Pro Musica Antiqua-Group zusammen, die er mit dem Dirigenten Noah Greenberg gegründet hatte. Ziel dieser Gruppe, von der auch zahlreiche Schallplatten aufgenommen wurden, war an erster Stelle die Wiederaufführung mittelalterlicher Vokal- und Instrumentalmusik in möglichst authentischer Form. Seine Karriere als Countertenor, eine früher sehr beliebte, dann aber in Vergessenheit geratene Kunst des Falsettgesangs für hohe Tenorstimmen, war sehr erfolgreich. Wie Alfred Deller für England, so entdeckte er diese Kunst für Amerika neu. 1956 sang er in New York in einer konzertanten Aufführung der Händel-Oper »Giulio Cesare« die Titelpartie in der Altlage mit Leontyne Price als Partnerin. Er trat mit berühmten Orchestern wie den New Yorker Philharmonikern und dem National Symphony Orchestra auf und gastierte bei den Festspielen von Vancouver, Caramoor, Edinburgh und beim American Shakespeare Festival. Gelegentlich erschien er auch auf der Opernbühne, bei der American Opera Society, beim Edinburgh Festival (1961 als Oberon in »A Midsummer Night’s Dream« von Benjamin Britten im Rahmen eines Gastspiels der Londoner Covent Garden Oper) und in Vancouver, doch blieb der Konzert- und zumal der Oratoriengesang seine eigentliche Domäne. Im Fernsehen wirkte er in Amerika wie in England in Opernsendungen mit; an der Londoner Covent Garden Oper sang er 1961 in »A Midsummer Night’s Dream« von Benjamin Britten die Partie des Oberon. Diese Rolle sang er auch in der amerikanischen Erstaufführung dieser Oper 1961 an der San Francisco Opera. Seit 1966 wirkte er als Professor am Hunter College der City University of New York. Er starb 2016 in New York City.
Schallplatten: Zahlreiche Aufnahmen bei Philips (u.a. vollständiger »Messias« von Händel); weitere Aufnahmen auf den Marken Decca, Columbia, Urania, Lyrophon (Troubadour Songs, English Medieval Polyphony, English Medieval Songs, French Ars Antiqua, Dowland Songs), Counterpoint, darunter auch Arien-Platten.
11.10. Saulius SONDECKIS: 95. Geburtstag
Sein Vater war Jackus Sondeckis (1893–1989), Bürgermeister von Šiauliai. Seine Mutter Rozalija Sondeckienė (1897–1952) lehrte am Jungengymnasium Šiauliai. 1935-44 lernte Saulius Sondeckis am Julius-Janonis-Gymnasium Šiauliai, 1946-47 an der Mittelschule in Vilnius. 1947-52 absolvierte er ein Diplomstudium an der Litauischen Musik- und Theaterakademie bei dem Geiger Aleksandras Livontas. 1952-59 lehrte Sondeckis am Juozas-Tallat-Kelpsa-Konservatorium Vilnius, ab 1955 an der Nationalen Mikalojus-Konstantinas-Ciurlionis-Kunstschule und ab 1957 am LSSR-Konservatorium. 1957-60 absolvierte er im Fernstudium die Aspirantur am Konservatorium in Moskau. 1960 gründete er das Litauische Kammerorchester in Vilnius und leitete es bis 2004. Ab 1977 lehrte er als Professor am Litauischen Konservatorium und 1959-87 leitete er den Lehrstuhl für Streichinstrumente des Konservatoriums in Vilnius. Ab 1989 leitete er das Orchester Camerata Sankt Petersburg und ab 2005 das Kammerorchester Kremerata Baltica. Ab 2004 war er Gastdirigent des Kammerorchesters Moskauer Virtuosen. Sondeckis war Mitglied der Herbert-von-Karajan-Stiftung und Jury-Mitglied zahlreicher Musikwettbewerbe in Litauen sowie im Ausland (Salzburg, Moskau und Parma). Er war Dirigent beim Schleswig-Holstein-Musik Festival. 2010 wurde das Konservatorium Šiauliai nach Sondeckis Namen umbenannt. Ab 2004 war Sondeckis Mitglied der Partei Lietuvos socialdemokratu partija. Er starb im Februar 2016. Sein Grab befindet sich im Friedhof Antakalnis, Vilnius. Saulius Sondeckis war zweimal verheiratet. 1963 wurde er geschieden und hatte den Sohn Saulius Sondeckis junior (* 1954). Er ist ehemaliger Direktor des Fernsehsenders LRT televizija Unternehmer in der litauischen Hauptstadt Vilnius. 1967 wurde Saulius Sondeckis mit Cellistin und Professorin Silvija Sondeckienė (* 1942) verheiratet. Beide Söhne sind Musiker und leben im Ausland. Vytautas Sondeckis (* 1972) ist stellvertretender Solo-Cellist beim NDR-Sinfonieorchester. Paulius Sondeckis ist Geiger und lebt in Österreich.
12.10. Gabriella DÉRY: 90. Geburtstag
Ihre Lehrerin war Erszebét Hoor Tempis in Budapest. Sie debütierte 1958 an der Ungarischen Nationaloper Budapest als Elisabeth in »Hunyadi László« von Erkel. Länger als zwanzig Jahre gehörte die Künstlerin diesem Ensemble an, wo man sie als Interpretin dramatischer Sopranpartien schätzte: als Aida, als Tosca, als Turandot in der gleichnamigen Puccini-Oper, als Titelheldin in Janáceks »Katja Kabanowa«, als Donna Anna wie als Donna Elvira in »Don Giovanni«, als Salome von R. Strauss, als Titelheldin in Goldmarks »Die Königin von Saba« und als Jaroslawna in »Fürst Igor« von Borodin. Sie gastierte am Bolschoi Theater in Moskau, an den Nationalopern von Belgrad und Sofia, an der Berliner Staatsoper, in Leipzig, in Helsinki, auf Kuba und bei den Festspielen von Wiesbaden. 1971 wurde sie zur Verdienten Künstlerin der Ungarischen Volksrepublik ernannt. Sie starb 2014 in Budapest.
Schallplatten der Marke Hungaroton, darunter die vollständigen Opern »La Traviata«, »Der Troubadour« und »Aida«.
12.10. Jerzy SEMKOW: 95. Geburtstag
Er studierte zuerst 1946-51 bei Artur Malawski am Krakauer Konservatorium und ging 1951-53 bei Jewgeni Mrawinski an der Leningrader Philharmonie in die „Lehre“. Er studierte weiterhin Dirigieren bei Tullio Serafin in Rom und Bruno Walter in Wien. 1956 war er Assistent bei Mrawinski und der Leningrader Philharmonie und 1956-58 dirigierte er am Bolschoi-Theater in Moskau. Danach dirigierte er an der Polnischen Oper in Warschau, wo er 1958-61 dirigierte (und in der Spielzeit 1958-59 auch deren künstlerischer Leiter war) und wurde schließlich künstlerischer Direktor und erster Dirigent am Königlichen Opernhaus in Kopenhagen. Dazwischen nahm er zahlreiche Verpflichtungen als Gastdirigent in ganz Europa wahr und unternahm mit dem London Philharmonic Orchestra eine Japantournee. 1968 gab er mit dem Boston Symphony Orchestra sein amerikanisches Debüt und trat anschließend mit namhaften amerikanischen Orchestern auf, darunter mit dem Cleveland Symphony Orchestra (1970-71). 1975-79 war er musikalischer Direktor und erster Dirigent des St. Louis Symphony Orchestra, danach 1979-82 künstlerischer Direktor des Orchestra Sinfonica di Roma della Radiotelevisione Italiana. 1985-93 war er künstlerischer Direktor und erster Dirigent des Rochester Philharmonic Orchestra. Er unterrichtete auch an der Universität von Colorado, an der Yale University sowie an der Manhattan School of Music in New York. Er lebte in Paris und besaß auch die französische Staatsbürgerschaft. Er trat zuletzt nur noch selten auf, so einmal im Jahr an der Warschauer Philharmonie. Im Jahr 2000 wurde er mit dem französischen Orden des Arts et des Lettres ausgezeichnet. Einen Ehrendoktortitel erhielt er von der Frédéric-Copin-Musikuniversität in Warschau (2005). Er starb 2014 in der Nähe von Lausanne.
12.10. Alwina VALLERIA: 175. Geburtstag
Die Künstlerin, die mit ihrem wirklichen Namen Alwina Schoening hieß, kam zur Ausbildung nach London und wurde dort 1867 an der Royal Academy of Music Schülerin von Luigi Arditi und Wallworth (Gesang) sowie von W.H. Holmes (Klavierspiel). 1871 gab sie ihr erstes Konzert in London. Es kam darauf zu einem sofortigen Engagement an die Hofoper von St. Petersburg. 1871 debütierte sie als Opernsängerin in St. Petersburg in der Titelpartie der Oper »Linda di Chamounix« von Donizetti. 1872 gastierte sie in Deutschland und sang noch im gleichen Jahr an der Mailänder Scala. 1873 trat sie an der Mailänder Scala als Isabella in »Robert le Diable« von Meyerbeer und als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera« auf. 1875-76 war sie dort als Gilda in »Rigoletto« und als Martha von Flotow anzutreffen. 1873 hatte sie am Drury Lane Theatre in London großen Erfolg, als sie dort die Martha in der gleichnamigen Oper von Flotow sang. 1877-78 und 1879-82 war sie an der Londoner Covent Garden Oper engagiert. Sie wirkte am 22.6.1878 am Her Majesty’s Theatre London in der englischen Erstaufführung von »Carmen« in der Partie der Micaela mit, wobei Minnie Hauk, Italo Campanini und Giuseppe del Puente ihre Partner waren. Als erste Sängerin sang sie in London die Elisabeth in »Tannhäuser« in englischer Sprache. 1882 trat sie an der Covent Garden Oper in der Uraufführung der Oper »Velléda« von Charles Lenepveu auf. 1883 sang sie als Mitglied der Carl Rosa Company am Drury Lane Theatre London die Titelpartie in der Uraufführung der Oper »Colomba« von Alexander Mackenzie, 1885 am gleichen Haus die Titelrolle in »Nadeshda« von Arthur Goring Thomas. 1878 war sie an der Academy of Music in New York zu Gast, wo sie die Micaela auch in der US-Erstaufführung von »Carmen« sang und 1879 als Marguerite in Gounods »Faust« brillierte. 1882 sang sie erstmals eine Oratorienpartie, und zwar in Manchester in Händels »Messias«. Seitdem hatte sie auch auf diesem Gebiet große Erfolge. Am 26.10.1883 sang sie als erste Amerikanerin an der neu eröffneten Metropolitan Oper New York, und zwar in der dritten Vorstellung an diesem Haus überhaupt, die Leonore in Verdis »Troubadour«. An der Metropolitan Oper trat sie in deren Eröffnungssaison 1883-84 in Partien wie der Philine in »Mignon« von A. Thomas, der Bertha in »Le Prophète« von Meyerbeer, der Isabella in »Robert le Diable« und der Micaela in »Carmen«, insgesamt in 14 Vorstellungen, auf. 1886 gab sie bereits ihre Bühnenkarriere auf. 1888 hörte man sie in London nochmals in einem Konzert. Sie starb 1925 in Nizza.
13.10. Enzo DARA: 85. Geburtstag
Er wurde zuerst Journalist, dann Ausbildung zum Sänger durch Bruno Sutti in Mantua. Bühnendebüt 1960 am Theater von Fano als Bartolo in Rossinis »Barbier von Sevilla«. 1966 hörte man ihn in Reggio Emilia als Dulcamara in Donizettis »L‘Elisir d’Amore«. An der Piccolo Scala in Mailand sang er 1968 den Fabrizio in Rossinis »La Pietra del Paragone«, 1970-71 den Nardo in Mozarts »La finta giardiniera«, 1971 den Sigismondo in Donizettis »Il giovedí grasso«, 1973 den Tobia Mill in Rossinis »La cambiale di matrimonio« und 1979-80 den Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«. Beim Spoleto Festival von 1969 sang er den Mustafà in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«. Es folgte eine schnelle Karriere an den großen italienischen Opernhäusern, vor allem an der Mailänder Scala, an der er 1971 als Antrittsrolle den Dulcamara sang. An der Scala sah man ihn 1971, 1976, 1981 und 1983-84 als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 1972 als Marchese de Boisfleury in Donizettis »Linda di Chamounix«, 1973-74 und 1982 als Dandini in »La Cenerentola«, 1973, 1975 und 1983 als Taddeo in »L‘Italiana in Algeri«, 1974 als Zauberer Tschelio in Prokofjews »L’Amour des trois oranges«, 1975 und 2001 als Don Magnifico in »La Cenerentola« sowie 1985 als Barone di Trombonok in »Il Viaggio a Reims« von Rossini. Weitere Auftritte an der Oper von Rom, in Venedig, Palermo, Parma, Neapel, Bologna und Genua. Gastspiele in Frankreich und Deutschland, aber auch am Bolschoi Theater Moskau, in Brüssel und Zagreb. 1976 gastierte er mit dem Ensemble der Mailänder Scala an der Covent Garden Oper London als Dandini. 1984 wirkte er beim Rossini Festival von Pesaro in der spektakulären Wiederaufführung von Rossinis »Il Viaggio a Reims« mit; 1986 trat er bei den gleichen Festspielen als Geronio in Rossinis »Il Turco in Italia«, 1988 in dessen »Il Signor Bruschino« auf. 1981-90 gastierte er an der Wiener Staatsoper in insgesamt 53 Vorstellungen als Dandini, als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Taddeo und als Barone di Trombonok. 1985 Gastspiel an der Covent Garden Oper London als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 1987 als Dulcamara. 1982 kam es zu seinem Debüt an der Metropolitan Oper New York, abermals in seiner Glanzrolle, dem Bartolo im »Barbier von Sevilla«; bis 1995 hatte er dort in insgesamt 59 Vorstellungen auch als Dulcamara einen besonderen Erfolg. 1990 am Teatro Fenice Venedig als Don Pasquale, am Teatro Zarzuela Madrid als Geronio zu Gast, 1993 am Teatro Donizetti in Bergamo (wo er auch als Regisseur tätig war) in »Betly« von Donizetti. In der Saison 1993-94 hörte man ihn an der Münchner Staatsoper und 1995 an der Oper von Houston/Texas als Don Magnifico, 1996 am Teatro Regio Parma als Simone in »I quattro rusteghi« von Wolf-Ferrari, bei den Festspielen in der Arena von Verona einmal mehr als Bartolo. Am Grand Théâtre Genf trat er 1997 als Don Magnifico und 2000 als Bartolo im »Barbier von Sevilla« auf, 1998 an der Hamburger Staatsoper als Don Magnifico. 2000 trat er an der Oper von Rom als Mesner in »Tosca« (anlässlich der 100-Jahrfeier der Uraufführung dieser Oper) auf, im gleichen Jahr am Teatro Colón Buenos Aires als Geronio, an der Münchner Staatsoper als Don Magnifico. Der Künstler verlegte sich in der Hauptsache auf die klassischen Bassbuffo-Partien des italienischen Belcanto-Repertoires, wobei ihm sein temperamentvolles darstellerisches Talent eine glänzende Gestaltung dieser Rollen sicherte. Er starb 2017 in Mantua.
Schallplatten: DGG (»L’Italiana in Algeri«, Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini, auch als Video), Bellaphon (»L’Italiana in Algeri«), Fonit-Cetra (»Le Maschere« von Mascagni, »La buona figliuola« von Piccinni, »L’Ajo nell‘ imbarazzo« von Donizetti), Nuova Era (»Don Pasquale«, außerdem in dem Pasticcio »L’Ape musicale«), Bongiovanni (»Amor rende sagace« von Cimarosa, »Il mondo della luna« von Paisiello), Memories (»Il matrimonio segreto« von Cimarosa), CBS (»Il Turco in Italia« und »La Cenerentola« von Rossini, »Il Campanello« von Donizetti), Frequenz (»Il Barbiere di Siviglia« von Paisiello), Sony (»Il Viaggio a Reims«); DGG-Video (»L’Elisir d’amore«), Decca-Video (»La Cenerentola«).
14.10. Goran SIMIC: 70. Geburtstag
Er studierte Fagottspiel und Gesang an den Musikhochschulen von Belgrad und Sarajewo. 1978 begann er seine Bühnentätigkeit am Opernhaus von Sarajewo, dessen Mitglied er bis 1984 blieb. Er gewann Preise bei Gesangwettbewerben in Busseto (1981), Moskau (Tschaikowsky-Concours, 1982) und Philadelphia (Concours Pavarotti, 1985). Seit November 1984 war er bis zu seinem Tod im November 2008 Mitglied der Staatsoper Wien (Debüt als einer der Wächter in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss), an der er in zahlreichen Partien erfolgreich auftrat. Hier sang er u.a. den Grafen Warting in Verdis »Un ballo in maschera«, den Colline in »La Bohème«, den Sparafucile in »Rigoletto«, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Commendatore in »Don Giovanni«, den Titurel in »Parsifal«, den Pimen in »Boris Godunow«. den Timur in »Turandot« von Puccini, den Wurm in »Luisa Miller«, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Talbot in »Maria Stuarda« von Donizetti, den Ferrando im »Troubadour«, den Jorg in »Stiffelio« von Verdi, den Madruscht in »Palestrina« von H. Pfitzner und den Fürsten Gremin in »Eugen Onegin«. Insgesamt stand er in 55 verschiedenen Partien 1.095 Mal auf der Bühne der Wiener Staatsoper, zuletzt – nur wenige Wochen vor seinem Tod – als Surin in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Operngastspiele in Italien und Deutschland, in Russland, Jugoslawien, in den USA wie in Japan trugen seinen Namen in alle Welt. Bei den Salzburger Osterfestspielen gastierte er 1986 als einer der flandrischen Deputierten in Verdis »Don Carlos«, 1994 als Hauptmann und als Nikititsch in »Boris Godunow« sowie 1995 als Pfleger des Orest in »Elektra« von R. Strauss.
Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1989 als Pfleger des Orest, 1989-90 als Graf Horn in Verdis »Un ballo in maschera«, 1993 als 2. Geharnischter in der »Zauberflöte« sowie 1994 und 1997 als Hauptmann und als Nikititsch in »Boris Godunow« mit. Von seinen weiteren Bühnenpartien seien der Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«, der Ramfis in »Aida«, der Großinquisitor in »Don Carlos«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Kontschak wie der Galitzky in »Fürst Igor« von Borodin genannt. Als Konzert- und namentlich als Oratoriensolist trat er in Österreich, in Deutschland, Italien und Jugoslawien in Erscheinung; er wirkte in mehreren Radio- und Fernsehsendungen mit.
Schallplatten: DGG (»Un ballo in maschera« von Verdi unter H. von Karajan, »Der Barbier von Sevilla«, »Chowanschtschina« unter C. Abbado, »Elektra« von R. Strauss), Melodiya; Virgin-Video (»Elektra« von R. Strauss), Pioneer-Video (»La Gioconda« von Ponchielli).
14.10. José SERRANO: 150. Geburtstag
Ersten Musikunterricht erhielt er vom Vater, der die Musikkapelle von Sueca leitete. Bereits mit 12 Jahren spielte er Violine und Gitarre. Dann begann José Serrano Simeón – wie sein vollständiger Name lautete – ein systematisches Musikstudium mit Schwerpunkt Komposition und Klavier am Konservatorium von Valencia bei Salvator Giner. Nach Beendigung des Studiums verlegte er seinen Wohnsitz nach Madrid, einem Zentrum musikalischer Vielfalt, ohne sich dort richtig wohlzufühlen. Wirtschaftlich nicht abgesichert, schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Die Wende brachte die Bekanntschaft mit dem berühmten Manuel Fernández Caballero. José assistierte dem fast erblindeten Künstler, sein Alterswerk „Gigantes y Cabezudos“ fertigzustellen. Im Jahre 1898 gelangte es zur Aufführung. Anfang des neuen Jahrhunderts begann José Serranos Karriere als Komponist. Die Librettischmiede der Brüder Joaquin und Serafin Álvarez Quintero überließ ihm einen wirksamen Einakter zum Vertonen. Es war das Stück „El motete“. Der Bann war gebrochen. Das Brüderpaar versorgte den Komponisten mit einem weiteren Einakter. Zur Vertonung kam 1903 „Die Maurenkönigin“ und erlebte die Uraufführung in Madrid. Carlos Arniches, auf satirische Possen aus dem Alltag spezialisiert, lieferte den Stoff zur Zarzuela „Das Leid der Liebenden“, realisiert 1905. „Alma de Dios“, eines seiner beliebtesten Stücke, hatte 1907 Premiere. Serranos Werke tendieren zum einfachen Volkstheater und sind aufgeladen mit dramatischer Emotion. Seine Melodien verwendeten die Ausdruckswerte heimischer Folklore mit maurischem Einschlag und lehnten sich auch an die heimische Zigeunermusik an. Er wusste um seine begrenzten technischen Fähigkeiten und hielt seine Harmonien und Instrumentierungen bewusst einfach. Seine starke Seite ist der theatralische Instinkt, die Herzen der Menschen zu rühren. Den Verismo-Einschlag hatte er bei Puccini abgeschaut. Serrano gilt als Nachfolger von Federico Chueca. Von Manuel de Falla wurde der geniale Meister bewundert. Fast alle seine Werke (bis etwa 1910) sind Einakter – etwa 50 an der Zahl! Danach wurden die Bühnenwerke abendfüllend. Sein letztes Opus sollte die Oper „La venta de los gatos“ werden. Der Tod ließ es nicht mehr zu. José Serrano starb 1941 mit 67 Jahren in Madrid.
15.10. Günther RAMIN: 125. Geburtstag
Er wurde als Sohn eines Superintendenten in Karlsruhe geboren. 1900 zog die Familie Ramin nach Groß-Lichterfelde bei Berlin und 1903 nach Schkeuditz zwischen Halle und Leipzig. Ab 1910 besuchte er zunächst die Latina August Hermann Francke. Im selben Jahr wurde er in den Thomanerchor unter Thomaskantor Gustav Schreck aufgenommen und besuchte ab da die Thomasschule zu Leipzig. Danach studierte er auf Anraten des damaligen Thomasorganisten Karl Straube 1914-17 am Konservatorium der Musik in Leipzig, wobei er sich zunächst auf das Klavierspiel konzentrierte. Sein Lehrer war Robert Teichmüller. Später kamen Orgelunterricht bei Karl Straube, den er auch in der Thomaskirche vertrat, und Kompositionsstudien bei Stephan Krehl dazu. 1917-18 nahm er als Einjährig-Freiwilliger am Ersten Weltkrieg in Frankreich teil. 1919 (Wahl) bzw. 1923/24 (Amtsübertragung/Anstellungsvertrag) wurde Ramin als Nachfolger des zum Thomaskantor ernannten Straube Thomasorganist an der Leipziger Thomaskirche. Im Jahr 1920 wurde er auch Gewandhausorganist und unterrichtete als Orgellehrer am Kirchenmusikalischen Institut des Konservatoriums. 1932, kurz nach seiner Ernennung zum Professor, erhielt er einen Ruf an die Berliner Musikhochschule, gab diese Professur aber bald wieder auf. 1922-35 war er auch Chordirigent des Leipziger Lehrergesangsvereins. 1929-35 war er zudem Dirigent des Leipziger Sinfonieorchesters. Ebenso wie sein Lehrer Straube engagierte er sich in der deutschen Orgelbewegung. Angeregt wurde er durch Hans Henny Jahnn und die Entdeckung der Arp-Schnitger-Orgel in St. Jacobi zu Hamburg. So veröffentlichte er 1929 seine Gedanken zur Klärung des Orgelproblems. Ab 1933 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Musik und Kirche, die der Orgelbewegung nahesteht und seit 1929 im Bärenreiter-Verlag erscheint. Ramin reiste als Orgelvirtuose durch Europa und gastierte auch in den USA (1933, 1934) und in Südamerika (1954). Seine internationalen Erfolge weckten Begehrlichkeiten bei den Nationalsozialisten, die ihn für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versuchten. So spielte er 1935 auf der Hochzeit von Hermann Göring und weihte 1936 die große Walckerorgel auf dem Reichsparteitag in Nürnberg ein. 1943 wurde er zum Leiter des Reichs-Bruckner-Chors in Linz bestellt. Die ersten Konzerte unter Ramins Leitung fanden in Leipzig statt. Im April 1944 legte Ramin dieses Chorleiteramt nieder. Er stand als einer von zwei Organisten auf der sogenannten Gottbegnadeten-Liste von Goebbels aus dem Jahr 1944, die Künstler vor dem Kriegsdienst schützte. 1933-38 und erneut 1945-51 leitete Ramin auch den GewandhausChor, 1935 wurde er Leiter des Berliner Philharmonischen Chors, dieses Amt musste er kriegsbedingt 1943 aufgeben. Am 18. Oktober 1939 wurde Ramin (wieder als Nachfolger von Straube) zum Thomaskantor in Leipzig berufen, was er von 1940 an bis zu seinem Tode blieb. 1943-44 leitete er den neu gegründeten Reichs-Brucknerchor der Reichsrundfunkgesellschaft Leipzig, der sich aus Mitgliedern der aufgelösten Rundfunkchöre zusammensetzte. Sein Vertrag war befristet, da Ramin nicht bereit war, die Leitung des Thomanerchors aufzugeben und mit dem Reichs-Brucknerchor nach Linz ans St. Florians Stift überzusiedeln. Ramin legte großen Wert darauf, einen gemischten Chor zu leiten, da dieser Chorklang seinem Klangideal näher kam als der eines Knabenchores allein. So gestaltete er häufig als Thomaskantor Aufführungen von Thomanerchor und Gewandhauschor zusammen. Die Zusammenarbeit mit dem Gewandhauschor gab er offiziell wegen Überlastung ab. Voraus gingen aber Auseinandersetzungen zwischen dem Gewandhauskapellmeister und ihm um die künstlerischen Belange des Chores. Mit dem Amtswechsel des Thomaskantors von Straube auf Ramin wurde 1940 die Tätigkeit des Thomanerchors in der Leipziger Nikolaikirche eingestellt. Dieser tritt seitdem hauptsächlich in der Thomaskirche auf. Ziel des Kantoratswechsels war es, den Thomanerchor unter anderem durch die Gründung des Musischen Gymnasiums Leipzig 1941 stärker weltlichen Aufgaben zuzuführen, zu dessen künstlerischem Leiter Ramin ernannt wurde. Da er seine Vorstellungen nicht durchsetzen konnte und er mit Widersprüchen zu kämpfen hatte, reichte er im Dezember 1942 seinen Rücktritt ein. Das Ziel der Nationalsozialisten, das Thomaskantorat mit der künstlerischen Leitung des Musischen Gymnasiums Leipzig zu koppeln, wurde wieder aufgegeben. Nach 1945 gelang es Ramin, dem Thomanerchor durch zahlreiche Konzertreisen schnell wieder zu einem hohen internationalen Ansehen zu verhelfen. Er sah sich als Thomaskantor vor allem dem Werk seines großen Vorgängers Johann Sebastian Bach verpflichtet. Ramin war Präsident des Bach-Ausschusses der DDR, Geschäftsführender Vorstand der Neuen Bachgesellschaft, künstlerischer Leiter des Bachwettbewerbes 1950 sowie Leiter der Bachfeste in Leipzig 1950, 1953 und 1955. Außerdem war er Vorstandsmitglied der Internationalen Bachgesellschaft. 1950 wurde Ramin zum Ehrendoktor der Universität Leipzig ernannt. Im gleichen Jahr erhielt er den Nationalpreis 2. Klasse der DDR für seine Verdienste beim Bachfest Leipzig. Günther Ramins Schülerkreis war groß, ein Teil davon wurde später auch bekannt wie etwa Hugo Distler, Paul-Heinz Dittrich, Albrecht Haupt, Diethard Hellmann, Hanns-Martin Schneidt, Carl Seemann, Karl Richter, Helmut Walcha, Günter Metz und Ruth Zechlin. Ramin starb 1956 in Leipzig an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Amtsnachfolger wurde Kurt Thomas. Ramin wurde auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt (II. Abteilung). Sein Grabmal schuf Alfred Späte. Der Thomasorganist Johannes Lang ist ein Urenkel von Günther Ramin, Langs Großvater, Dr. Dieter Ramin, kam in Leipzig zur Welt. Commerzienrat Gustav Jung war Günther Ramins Onkel zweiten Grades.
16.10. Vittorio NEGRI: 100. Geburtstag
Er schloss seine Ausbildung am Mailänder Konservatorium in Komposition und Dirigieren 1946 ab. Seine Laufbahn als Dirigent begann er am Salzburger Mozarteum unter Bernhard Paumgartner, in der Folge wirkte er als Gastdirigent am Orchester des Teatro alla Scala in Mailand, am Orchestre National de France in Paris, der Dresdner Staatskapelle und dem Boston Symphony Orchestra; daneben trat er auf zahlreichen renommierten Festivals auf. Er starb im April 1998.
16.10. Lisa BISCHOFF: 125. Geburtstag
Sie war zuerst seit 1918 als Schauspielerin am Stadttheater von Göttingen tätig, studierte während dieser Zeit dort Gesang und trat dann seit 1921 in Göttingen als Sängerin auf. Nachdem sie bis 1935 in Göttingen engagiert gewesen war, sang sie 1935-36 bei der Deutschen Landesbühne (einem wandernden Ensemble), 1936-37 am Stadttheater von Ulm und dann 1937-60 an der Staatsoper von Hamburg. Sie übernahm vor allem Soubrettenpartien und lyrische Rollen wie die Zerlina in »Don Giovanni«, die Marzelline in »Fidelio«, die Papagena in der »Zauberflöte«, das Ännchen im »Freischütz« und die Marie in »Zar und Zimmermann« von Lortzing. Bis 1964 war sie noch als Gast in Hamburg zu hören und nahm in diesem Jahr als Marzelline in »Fidelio« endgültig ihren Bühnenabschied. Zu Beginn ihrer Karriere ist sie auch unter dem Namen Lisa Bischoff-Trott aufgetreten. Sie starb 1993 in Hamburg.
Schallplatten: Acanta (4. Magd in einer »Elektra«- Gesamtaufnahme aus Hamburg von 1943).
18.10. Alfredo GIACOMOTTI: 90. Geburtstag
Schüler des Mailänder Konservatoriums, wo Cesare Chiesa und Carmen Melis seine Lehrer waren. Er debütierte 1954 bei einer kleinen italienischen Operntruppe als Colline in Puccinis »La Bohème«. Im Lauf seiner Karriere sang er an vielen führenden italienischen Opernbühnen, darunter seit 1957 an der Mailänder Scala (Debüt in einer kleinen Partie in der Uraufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc; bis 1993 hier in unzähligen Rollen aufgetreten), am Teatro Fenice von Venedig, am Teatro Massimo von Palermo, an den Opernhäusern von Genua und Bologna, bei den Festspielen in der Arena von Verona (1965 und 1985) und beim Maggio Musicale Fiorentino. Er trat an den Staatsopern von Wien (1980 als Lorenzo in »I Capuleti e i Montecchi« von Bellini), München und Stuttgart, am Moskauer Bolschoi Theater, in Köln und Basel erfolgreich auf und wirkte bei den Bregenzer Festspielen mit (1968 als Pistola in Verdis »Falstaff«, 1971 als Korporal in Donizettis »La fille du régiment«, 1972 als Alessio in Bellinis »La Sonnambula« und 1976 als Prospero Salsapariglia in »Viva la Mamma« von Donizetti). 1975 wirkte er am Teatro Comunale Bologna in der Uraufführung der Oper »Massimiliano Robespierre« von Giacomo Manzoni mit. Er sang noch 1995 am Teatro Carlo Felice Genua den Pistola. Neben dem Standardrepertoire der italienischen Oper war er auch als Interpret moderner Werke (Strawinsky, Benjamin Britten, Bennett, Alban Berg, Prokofjew) erfolgreich; geschätzter Konzertbassist. Er starb im September 2007.
Schallplatten: Vox (»La fida Ninfa« von Vivaldi), DGG (Querschnitt »La Traviata«, komplette Opern »Rigoletto« und »Macbeth« von Verdi), HMV (»Ernani« und »Otello« von Verdi), CBS (Verdi-Arien), MRF (»Cyrano de Bergerac« von Alfano), RCA (»Don Pasquale«).
19.10. Aleksandar ĐOKIĆ: 90. Geburtstag
Gesangstudium an der Musikakademie von Belgrad und am Conservatorio Benedetto Marcello in Venedig. 1959 wurde er an die Belgrader Nationaloper berufen und ist deren Mitglied in einer jahrzehntelangen Karriere geblieben. Er sang hier die großen klassischen Bass-Partien wie den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Zaccaria in »Nabucco«, den Bartolo wie den Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«, den Dulcamara in Donizettis »L‘Elisir d’amore«, den Sarastro in der »Zauberflöte« und den Sancho Panza in »Don Quichotte« von Massenet. Mit dem Ensemble der Belgrader Nationaloper gastierte er 1964 auch an der Wiener Staatsoper (als Strelitze in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und als dicker Engländer in Prokofjews »Der Spieler«). Er starb 2019 in Belgrad. Der auch als Konzertsolist bekannte Künstler war mit der Sopranistin Olga Đokić (* 22.1.1936 Nis) verheiratet, die seit 1966 ebenfalls an der Nationaloper von Belgrad wirkte und dort u.a. als Gilda in »Rigoletto«, als Violetta in »La Traviata« und als Nedda im »Bajazzo« auftrat.
Von beiden Sängern sind Schallplattenaufnahmen auf der jugoslawischen Marke Jugoton vorhanden.
19.10. Eberhard KATZ: 95. Geburtstag
Er wurde zunächst Bierbrauermeister. Nachdem man seine Stimme entdeckt hatte, erfolgte deren Ausbildung durch Clemens Glettenberg und Josef Metternich in Köln. Sein Bühnendebüt fand 1963 an der Oper von Köln als Erik in »Der fliegende Holländer« statt. Seitdem gehörte er für viele Jahre zu den führenden Ensemblemitgliedern dieses Hauses. Er gastierte mit dem Kölner Ensemble an der Sadler’s Wells Opera London. Er gastierte erfolgreich an der Deutschen Oper Berlin, an den Opernhäusern von Essen, Frankfurt a.M., Wuppertal und Nürnberg, an den Staatsopern von München und Stuttgart, an den Staatstheatern von Wiesbaden und Hannover, vor allem aber an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er trat als Gast auch an den Operntheatern von Lyon, Nizza und Rouen, in Paris und Rom und an der Wiener Volksoper auf. Kraftvolle, heldische Tenorstimme, deren Glanzrollen neben den Wagner-Heroen der Florestan in »Fidelio« der Pedro in »Tiefland« von d’Albert, der Max im »Freischütz«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana« und der Herodes in »Salome« von Richard Strauss waren. Die letztgenannte Partie sang er 1979 in Köln mit Gwyneth Jones in der Titelrolle. Er übernahm in einem zweiten Abschnitt seiner Karriere viele Charakterpartien, darunter den Wirt im »Rosenkavalier«, den er u.a. auch bei den Festspielen von Aix-en-Provence (1987), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1986) und an der Staatsoper Hamburg vortrug. Er blieb bis 1997 ein hochgeschätztes Mitglied des Kölner Opernhauses, wo er sich als Zirkusdirektor in Smetanas »Die verkaufte Braut« von seinem Publikum verabschiedete. Auch als Konzertsänger erfolgreich aufgetreten. Er starb im Jahr 2002.
Schallplatten: DGG (vollständige Oper »Cardillac« von P. Hindemith).
20.10. Carol WYATT: 80. Geburtstag
Sie begann das Gesangstudium an der Baylor University in Waco (Texas) bei Tina Piazza, nachdem sie zuvor als Lehrerin an einer Elementarschule tätig gewesen war. Sie schloss ihre Ausbildung bei T. Jappelli in Mailand ab und debütierte 1969 am Teatro Massimo von Palermo als Amneris in »Aida«. Ihre Karriere spielte sich in der Hauptsache in Deutschland ab, wo sie zuerst Mitglied der Staatsoper von Hamburg, dann der Deutschen Oper Berlin war. 1978 gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Eboli in Verdis »Don Carlos«. Weitere Gastspiele führten die Künstlerin an die Opernhäuser von Frankfurt a.M., Köln (1982-83 als Maddalena in »Andrea Chénier«, als Azucena im »Troubadour« und als Eboli), Karlsruhe und Dortmund, an die Stuttgarter Staatsoper (1983 als Santuzza in »Cavalleria rusticana«), an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und an das Opernhaus von Zürich. 1990 hörte man sie an der Staatsoper von Hamburg als Marcellina in »Le nozze di Figaro«. Sie trat auch beim Spoleto Festival, am Grand Théâtre Genf (1977 als Marcellina), am Opernhaus von Graz und an der Oper von Cincinnati auf. Bei der Opera North Leeds sang sie u.a. 1982 die Charlotte in »Werther« von Massenet. Ihr Stimmumfang erlaubte ihr neben der Gestaltung des Mezzosopran-Repertoires auch das Singen mehrerer dramatischer Sopranpartien. So zählten zu ihren Glanzrollen die Dorabella in »Così fan tutte«, der Sesto in »La clemenza di Tito« von Mozart, die Marina in »Boris Godunow«, die Eglantine in »Euryanthe« von Weber und die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen. Auch als Konzertsängerin hatte sie eine erfolgreiche Karriere. Sie starb am 1.4.2023 in Lumberton (Texas).
Schallplatten: DGG (»Die Freunde von Salamanka« von Schubert), Telefunken (Bach-Kantaten).
Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.songofjoyministries.com/
20.10. Robert CRAFT: 100. Geburtstag
Er war ab 1948 und bis zu dessen Tod Sekretär und Assistent von Igor Strawinsky, dem er seit den 1960er Jahren zahlreiche Veröffentlichungen widmete. Er galt als eine Art „Eckermann“ Strawinskys. Craft, der sich bereits früh für die Zweite Wiener Schule interessierte und einsetzte – auch gegenüber seinem ursprünglich mit Arnold Schönberg verfeindeten Mentor – gilt dirigentisch als Spezialist der klassischen Moderne, nahm jedoch auch Werke von Gesualdo, Monteverdi und Johann Sebastian Bach auf. Er starb 2015 in Gulf Stream (Florida).
21.10. Georgi SELEZNEV: 85. Geburtstag
Er studierte zuerst am Konservatorium von Tblissi bei T.G. Savinowa, dann 1961-65 am Konservatorium von Leningrad bei Wassilij Lukanin. 1965-67 war er Solist des Staats- Ensembles M.I. Glinka in Leningrad. 1965 wurde er Preisträger beim nationalen russischen Gesangwettbewerb Michail Glinka in Moskau, 1966 beim Concours von Monaco, 1967 beim Wettbewerb »Prager Frühling«. 1967-71 übte er eine Lehrtätigkeit am Konservatorium von Leningrad aus, 1975-79 am Kunst-Institut in Leningrad. Er war 1971-76 am Maly Theater von Leningrad, 1977-93 am Bolschoi Theater Moskau im Engagement. Am Bolschoi Theater sang er u.a. den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Mephisto in »Faust« von Gounod, den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Tonio im »Bajazzo«, den Scarpia in »Tosca«, den Wotan im »Rheingold«, den Blaubart in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, den Iwan Susanin in »Ein Leben für den Zaren« von Glinka, den Boris Godunow wie den Pimen in »Boris Godunow«, den Dosifej wie den Schaklowity in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, den Sobakin in der »Zarenbraut« und den Salieri in »Mozart und Salieri« von Rimski-Korsakow, den Gremin in »Eugen Onegin«, den Kotschubej in »Mazeppa«, den Tomsky in »Pique Dame« und den König René in »Jolanthe« von Tschaikowsky, den Mendoza in »Die Verlobung im Kloster« und den Kutusow in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, den Boris in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, den Iwan Timofejewitsch in »Oktober« von Muradeli, den Mann mit dem Bart in »Die toten Seelen« von Schtschedrin und den Zvambaj in »Der Raub des Mondes« von Taktakischwili. Er wurde international bekannt, als er mit dem Bolschoi-Ensemble an Theatern in Westeuropa wie in den USA gastierte. 1985 gab er ein Solo-Gastspiel am Teatro Verdi Triest, und zwar als Kontschak und als Galitzky in »Fürst Igor« von Borodin, am gleichen Haus sang er auch den Dosifej. In einer Opernsendung des italienischen Rundfunks RAI hörte man ihn am 10.10.1980 in der Uraufführung (der ergänzten) Oper von Mussorgsky »Salammbô« als Matho, zusammen mit dem Concertgebouw-Orchest Amsterdam im Verdi-Requiem. In Detroit (sein US-Debüt 1989), bei der Pacific Opera und bei der Michigan Opera trat er als Oroveso in »Norma«, zusammen mit der australischen Primadonna Joan Sutherland, auf, bei den Festspielen von Wiesbaden als Pimen, den er dann auch 1993 an der Opéra du Rhin Straßburg und am Opernhaus von Bordeaux vortrug. 1994 gastierte er wieder in Bordeaux als Timur in Puccinis »Turandot«. 1996 hörte man ihn am Bolschoi Theater Moskau als Dosifej. Er trat im Konzertsaal in Kantaten von J.S. Bach, in den Requiem-Messen von Mozart und Verdi, in Sinfonien von Schostakowitsch und in den Liedern nach Michelangelo vom gleichen Komponisten sowie in vielen weiteren Werken, vor allem in Liedern, auf. 1977 erhielt er den Titel eines Verdienten Künstlers der UdSSR. Er starb 2007 in St. Petersburg.
Schallplatten: RCA (»Salammbô« von Mussorgsky), Olympia (Oroveso in »Norma«), Ricordi (»Jolanthe« von Tschaikowsky).
21.10. John ALEXANDER: 100. Geburtstag
Er studierte Gesang und Musikwissenschaft am Cincinnati Conservatory und an der dortigen Universität. Er war auch Schüler des bekannten Baritons Robert Weede. 1952 debütierte er in Cincinnati als Titelheld in »Faust« von Gounod. In den folgenden Jahren trat er an den Opernhäusern von Baltimore, Philadelphia, Houston/Texas und San Francisco (1967-87 als Julien in »Louise« von Charpentier, als Rodolfo in »La Bohème«, als Pollione in »Norma« und als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach) auf; 1957 sang er an der City Opera New York den Alfredo in »La Traviata«; er verkörperte dort auch 1958 den Henry in der amerikanischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Die schweigsame Frau«. Auch als Konzert- und Oratoriensänger kam er zu einer bedeutenden Karriere. 1961 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Debüt als Ferrando in »Così fan tutte«). Dort hatte er eine lange, über 25jährige Karriere; bis 1987 sang er hier in insgesamt 379 Vorstellungen noch den Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen«, den Alfredo, den Narraboth in »Salome« von R. Strauss, den Eisenstein in der »Fledermaus«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Dimitrij in »Boris Godunow«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Elvino in Bellinis »La Sonnambula«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Herzog in »Rigoletto«, den Cassio in Verdis »Otello«, den Kodanda in »The Last Savage« von Menotti, den Faust von Gounod, den Des Grieux sowohl in »Manon« von Massenet als auch in Puccinis »Manon Lescaut«, den italienische Sänger im »Rosenkavalier«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Anatol in »Vanessa« von S. Barber, den Cavaradossi in »Tosca«, den Lyonel in »Martha« von Flotow, den Rodolfo in »Luisa Miller«, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Pollione, den Tonio in Donizettis »La fille du régiment«, den Roland in »Esclarmonde« von Massenet, den Lohengrin, den Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, den Fernando in Donizettis »La Favorita«, den Lenski in »Eugen Onegin«, den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Arbace in Mozarts »Idomeneo«, den Goffredo in Händels »Rinaldo«, den Titelhelden in Mozarts »La clemenza di Tito«, den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und den Titelhelden in Verdis »Don Carlos«. An der Wiener Volksoper gastierte er 1967 als Paul in Korngolds »Die tote Stadt«, an der Staatsoper Wien 1968 als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. 1970 an der Covent Garden Oper London als Pollione aufgetreten. 1973 sang er an der Oper von Boston die Titelpartie in der ersten kompletten Bühnenaufführung von Verdis »Don Carlos« in der Pariser Urfassung in Nordamerika. 1986 hörte man ihn in Cincinnati als italienischen Sänger im »Rosenkavalier«. Gastauftritte auch an der Städtischen Oper Berlin und an der Staatsoper München. Er starb 1990 in New York.
Schallplatten: Obwohl er von Hause aus eher eine lyrische Tenorstimme besaß, sang er auf Decca den Pollione in »Norma«, dann als Partner von Joan Sutherland den Percy in Donizettis »Anna Bolena« (eine seiner Glanzrollen), auf CBS das Tenorsolo in Beethovens 9.Sinfonie, auf Orfeo in einer Gesamtaufnahme von Wagners Jugendoper »Die Feen«; VAI-Video (»Roberto Devereux« von Donizetti mit Beverly Sills als Partnerin).
21.10. Władysław MIERZWIŃSKI: 175. Geburtstag
Biographie des polnischen Tenors auf Polnisch: https://pl.wikipedia.org/wiki/W%C5%82adys%C5%82aw_Mierzwi%C5%84ski
21.10. Emilio ARRIETA: 200. Geburtstag
Nach dem frühen Tod der Eltern hielt er sich zunächst bei einer älteren Schwester in Madrid auf und erhielt hier erste musikalische Unterweisungen. In den folgenden Jahren lebte er abwechselnd in Madrid und Mailand, wo er am dortigen Konservatorium bei Nicola Vaccai Komposition studierte. Er wandte sich zunächst der Opernkomposition zu, womit er sowohl in Spanien als auch in Italien einige Erfolge erzielen konnte. Im Jahre 1852 erlebte er in Madrid den außerordentlichen Erfolg der „großen“ Zarzuela Jugar con fuego des Komponisten Francisco Asenjo Barbieri und fasste den Entschluss, sich ebenfalls dieser Gattung zuzuwenden. Seine Karriere nahm nun einen sehr erfolgreichen Verlauf. Er wurde zunächst als Lehrer für Komposition an das Madrider Konservatorium berufen und übernahm im Jahre 1868 auch dessen Leitung. Die Liste der Schüler seiner Kompositionsklassen enthält viele bekannte Namen. Arrieta war ein äußerst produktiver Komponist; insbesondere nachdem er sich der Zarzuela zugewandt hatte, schuf er jedes Jahr mehrere dieser Werke, von denen einige auch nach seinem Ableben noch zum festen Repertoire spanischer Bühnen gehören. Daneben – und neben den Opern aus seiner frühen Schaffenszeit – haben andere Kompositionen nur den Charakter von Gelegenheitswerken. Bei all dem ist deutlich der Einfluss seiner italienischen Ausbildung zu hören, wenngleich er auch Elemente der spanischen Volksmusik in seinen Bühnenwerken verarbeitete. Er starb 1894 in Madrid.
22.10. Paul ZUKOFSKY: 80. Geburtstag
Der Sohn des objektivistischen Dichters Louis Zukofsky erregte um 1950 als Wunderkind Aufsehen und studierte bei Ivan Galamian. 1969 entstand seine in Amerika viel beachtete Schallplattenaufnahme der 24 Capricen op. 1 von Niccolò Paganini (von Galamian als beste Wiedergabe dieser außerordentlich schwierigen Stückes gelobt). 1972 folgte die Einspielung der sechs Sonaten und Partiten für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Zukofsky konzentrierte sich ansonsten vorwiegend auf zeitgenössische Musik und spielte zahlreiche Uraufführungen neuer Werke. John Cage schrieb für ihn seine Freeman Etudes. In den USA wurde Zukofsky gelegentlich mit dem kanadischen Pianisten Glenn Gould verglichen, dem er in der Eigenwilligkeit seiner Persönlichkeit ähnelte. In Europa blieb er dagegen so gut wie unbekannt. Seine außergewöhnliche Fähigkeit, selbst schwierigste Werke schnell zu erlernen, und sein rigoros analytisches Musikverständnis prädestinierten ihn zum Interpreten neuer Musik. Seine Kompromisslosigkeit hatte jedoch ein gespanntes Verhältnis zu den maßgeblichen Kräften des Musikbetriebs zur Folge und versperrte ihm den Zugang zu einem breiteren Publikum. Bereits gegen Ende der 1970er Jahre stellte Zukofsky seine Tätigkeit als Geiger weitgehend ein. Er zog daraufhin nach Island, wo er ein Jugendorchester gründete, mit dem er Aufsehen erregende Aufführungen anspruchsvollster Werke realisierte (u. a. Sinfonien von Anton Bruckner und Gustav Mahler). Meinungsverschiedenheiten mit dem Stiftungsvorstand des Orchesters veranlassten ihn 1993 jedoch hier zum Rückzug. 1978-87 leitete Zukofsky zugleich das Colonial Symphony Orchestra in New Jersey. Als Gastdirigent verschiedener Orchester trat er vorwiegend mit Werken des 20. Jahrhunderts auf. 1992-96 wirkte er als Direktor des Schönberg-Instituts in Los Angeles. Zukofsky komponierte und veröffentlichte Essays in musikalischen Fachzeitschriften. Zudem wurde er 1995 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Er starb 2017 in Hongkong.
22.10. Willy FERENZ: 100. Geburtstag
Nach seinem Studium in Wien und Mailand war er, noch im Zweiten Weltkrieg, in Liegnitz (1941-42 als Chorist und für kleine Rollen) und Nürnberg engagiert. 1945 kam er an die Wiener Staatsoper (Debüt: Figaro im »Barbier von Sevilla«), deren Mitglied er bis 1948 blieb und an der er danach noch bis 1973 gastweise auftrat. Er sang hier in insgesamt 160 Vorstellungen auch den Silvio im »Bajazzo«, den Yamadori in »Madame Butterfly«, den Zirkusdirektor in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Moralès in »Carmen«, den Christian wie den Renato im »Maskenball« von Verdi, den Höllenhauptmann in »Schwanda der Dudelsackpfeifer« von Weinberger, den Marcello wie den Schaunard in »La Bohème«, den Kurt in Franz Salmhofers »Das Werbekleid«, den Kilian im »Freischütz«, den Lerma wie den Tebaldo in Verdis »Don Carlos«, den Schnappauf in W. Kienzls »Der Evangelimann«, den Valentin in »Faust« von Gounod, den Rigoletto, den Faninal im »Rosenkavalier« und den Schigolch in »Lulu« von A. Berg. 1948 wurde er an das Opernhaus von Zürich verpflichtet (bis 1961); seit 1954 auch als Pädagoge an der Musikhochschule und am Konservatorium von Zürich tätig. 1964-68 an der Staatsoper Stuttgart engagiert. Umfangreiche Gastspielreisen führten den Künstler durch die ganze Welt; so sang er an den Staatsopern von Stuttgart (1968 in der Uraufführung der Oper »Prometheus« von Carl Orff) und München, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro San Carlo Neapel, in Bologna, Genua (u.a. 1953 in der italienischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Capriccio«) und Cagliari, am Teatro San Carlos Lissabon, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Deutschen Opernhaus Berlin, am Staatstheater Karlsruhe, am Théâtre de la Monnaie in Brüssel und an der Oper von Antwerpen, wo er auch als Oberspielleiter wirkte. Sehr erfolgreich bei den großen internationalen Festspielveranstaltungen: beim Maggio Musicale von Florenz, bei den Festivals von Edinburgh und Glyndebourne (1959-60 als Faninal), bei den Festspielen von Bregenz (1964 als Gustl in »Das Land des Lächelns« von Lehár und 1966 als Achilles in Offenbachs »Die schöne Helena«) und Salzburg (1961 und 1964 als Faninal). 1958 wirkte er am Opernhaus von Dortmund in der Uraufführung der Oper »Nana« von Manfred Gurlitt mit, 1966 am Theater an der Wien in der Uraufführung der Oper »Die schwarze Spinne« von J.M. Hauer. 1968 als Professor an das College Conservatory of Music der Universität von Cincinnati berufen; 1969 wurde er zum europäischen Direktor der Corbett Foundation in Zürich ernannt. In den folgenden Jahren gab er jedoch noch Gastspiele, u.a. in Santiago de Chile, am Grand Théâtre in Genf (1966 als Faninal sowie 1969 als Alberich in »Siegfried« und in »Götterdämmerung«), an der Oper von Nizza, in Karlsruhe, Köln und Cincinnati. Von seinen vielen Bühnenpartien seien ergänzend der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Minister in »Fidelio«, der Dulcamara in »L‘Elisir d’amore«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Germont-pêre in »La Traviata«, der Fra Melitone in »La forza del destino«, der Posa in »Don Carlos«, der Ford in Verdis »Falstaff«, der Conte Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Angelotti wie der Scarpia in »Tosca«, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Alberich im Ring-Zyklus, der Amfortas wie der Klingsor in »Parsifal«, der Hortensio in »Der Widerspenstigen Zähmung« von H. Goetz, der John Sorel in »The Consul« von G.C. Menotti, der Homonay im »Zigeunerbaron«, der Escalus in »Romeo und Julia« von H. Sutermeister, der Pedro in »Don Ranudo« von O. Schoeck, der Charlot in »Angélique« von J. Ibert und der Messager in »Antigone« von A. Honegger genannt. Er wirkte am Opernhaus von Zürich am 6.6.1957 in der szenischen Uraufführung von »Moses und Aron« von A. Schönberg als Ephraimit mit. Er nahm dort an den Schweizer Erstaufführungen mehrerer Opern teil: »Die Kluge« von C. Orff (Spielzeit 1950-51 als 2. Strolch), »Komödie auf der Brücke« von B. Martinu (Spielzeit 1951-52 als Hans, zugleich deutschsprachige Erstaufführung), »Die schlaue Susanne« von F.X. Lehner (Spielzeit 1953-54 als Lucindo), »Capriccio« von R. Strauss (1954 als Olivier), »Die Zaubergeige« von W. Egk (Spielzeit 1955-56 als Kaspar). Seit 1972 Musiktherapeut an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, zugleich Leiter eines gesangpädagogischen Studios. Er starb 1998 in Zürich.
Schallplatten: Columbia (»Die lustige Witwe«, »Boccaccio«, »Der Zigeunerbaron«), Somerset (Ausschnitte aus Operetten), Calig-Verlag (»Die Abreise« von E. d‘ Albert).
22.10. Marcel MIHALOVICI: 125. Geburtstag
Aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie in Bukarest mit den Eltern Michael und Helene Mihalovici und vier Brüdern, erhielt Mihalovici früh ersten Violinunterricht bei Franz Fischer und Benjamin Bernfeld. Geregelten Harmonielehreunterricht erteilte ihm in Rumänien der Komponist Dimitrie Cuclin, Kontrapunktunterricht Robert Cremer. Zu den Jugendwerken zählen eine nicht erhaltene Oper Chitra, Lieder nach Texten von Goethe, Klopstock, Bethge und Klabund sowie Klavierstücke. Im Frühling 1919 empfahl George Enescu Mihalovicis Eltern, nach Prüfung von dessen Kompositionen, diesen zu Vincent d‘Indy an die Schola Cantorum nach Paris zu schicken. Im Sommer desselben Jahres reiste Mihalovici über Berlin, wo er einen seiner Brüder besuchte, nach Paris und schrieb sich sofort an der Schola als Student ein. Dort besuchte er 1919-25 den Kompositionsunterricht bei Vincent d’Indy, er studierte Harmonielehre bei Léon Saint-Réquier und bei dessen Stellvertreter Paul Le Flem, den er sehr schätzte. Besonders inspirierte Mihalovici die Welt des gregorianischen Chorals, die er durch Amédée Gastouè entdecken konnte. Im Violinspiel bildete er sich bei Nestor Lejeune weiter und schloss den Unterricht mit dem Prädikat »très bien« ab. Ein Diplom erwarb Mihalovici nicht. Noch während des Studiums entwickelte Mihalovici eine intensive künstlerische Tätigkeit in Paris, etwa in Zusammenarbeit mit der rumänischen Tänzerin Lizica Codreanu und dem russischen Malerpaar Michail Larionow und Natalja Gontscharowa. Zudem war er eng mit dem Bildhauer Constantin Brancusi und der Künstlerin Irène Codreanu aus Rumänien befreundet. In avantgardistischen Produktionen der Jahre 1921 bis 1925 mit Lizica Codreanu erklangen die Werke Prélude antique und Une vie de Polichinelle, zu denen Codreanu tanzte. Mit Larionow, Gontscharowa und Frank Martin arbeitete Mihalovici 1924 bei der Aufführung seines Balletts Karagueuz op. 23 zusammen. Mehrfach (1919, 1921 und 1925) gewann Mihalovici den Prix national de composition George Enescu. Seine Werke, etwa das Streichquartett op. 10, wurden in Pariser Musikgesellschaften wie der Société Musicale Indépendante gegeben, die Orchesterstücke Notturno und Fantaisie op. 26 erklangen in den Concerts Straram. Ab 1928 erschienen insgesamt sieben Werke Mihalovicis im Verlag La Sirène musicale von Michel Dillard in Paris, für deren Propagierung eigens Konzerte veranstaltet wurden, bei denen auch Kompositionen von Bohuslav Martinu, Conrad Beck und Tibor Harsányi ertönten. Erst ab 1932 wurde diese Komponistengruppe von der Presse – und von Mihalovici selbst – mit der École de Paris, zu der auch bildende Künstler gehörten, in Verbindung gebracht. Zu dieser École de Paris, einem Sammelbecken Pariser Künstler meist aus dem Ausland, gehörten auch Alexandre Tansman und Alexander Tcherepnin, die eng mit Mihalovici befreundet waren. Aus den 1930er Jahren stammt das zeichnerische Werk von Mihalovici; neben Skizzen in Tusche und Bleistift auch zwei großformatige Bilder, die Irène und Lizica Codreanu darstellen. Bis Anfang 1931 lebte Mihalovici an der Rue Monsieur le Prince 56, anschließend an der Avenue de Châtillon 44bis. Ab August 1937 bis zu seinem Lebensende wohnte Mihalovici an der Rue du Dragon 15. Er blieb in Paris und wurde französischer Staatsbürger. Im Jahre 1932 gründete Mihalovici zusammen mit Pierre-Octave Ferroud und namhaften Pariser Komponisten, gestützt von einem internationalen Komitee, die Kammermusikgesellschaft Le Triton. Diese Institution, die bis 1939 Konzerte veranstaltete, verstand sich als offenes Forum für die Präsentation zeitgenössischer Werke aus dem In- und Ausland. Im Rahmen von Triton erklangen verschiedene Werke von Mihalovici, so 1933 die Sonate op. 35, 1934 die Suite de Karagueuz op. 23, 1935 Divertissement op. 38 und im letzten Konzert von Triton eine Frühfassung der Toccata op. 44. Am Musikfest der IGNM in Barcelona traf Mihalovici 1936 mit Paul Sacher zusammen, der ihn ab diesem Zeitpunkt aktiv mit Kompositionsaufträgen und durch die Aufführung von Werken förderte. Im Rahmen der Musikfeste der IGNM konnte Mihalovici mehrfach (1930, 1936, 1939, 1949 und 1952) eigene Werke präsentieren. Vor dem Zweiten Weltkrieg verbrachte Mihalovici regelmäßig die Sommermonate in seiner rumänischen Heimat. Bis zur Exilzeit in Cannes entstanden die Werke Toccata op. 44, Prélude et invention op. 42 und die erste Oper L’intransigeant Pluton op. 27. Im Zuge der Besetzung von Paris musste Mihalovici, der jüdischen Glaubens war, im Sommer 1940 zusammen mit Irène und Lizica Codreanu sowie deren Sohn François nach Cannes ins Exil flüchten. Manchmal kam die Pianistin Monique Haas, die spätere Ehefrau von Mihalovici, auf Besuch. Im Exil entstanden die Sonaten op. 45 und op. 47, Ricercari op. 46 für Klavier und bis 1944 das Bekenntniswerk Symphonies pour le temps présent op. 48. Die Exilzeit durchlitt Mihalovici geduldig, ertrug das Schicksal, die ständige Angst und das unerträgliche Warten, nur schwer. Nachdem Beamte der Gestapo mehrfach die Wohnung von Mihalovici durchsucht und seinen Exilort herausgefunden hatten, musste dieser bis zum Ende der Deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg untertauchen und hielt sich vorübergehend bei Freunden in Mont-Saint-Léger auf. In jener Zeit partizipierte er mit einem Komitee der Front national (Résistance), die sich aktiv für die Werke von Komponisten einsetzte, die von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren. Ab 1945 arbeitete Mihalovici intensiv für das neu erstarkte französische Radio und verfasste für den Club d’Essai nicht nur Radiomusik zum Thema antike Tragödie, sondern 1948 auch die Oper Phèdre op. 58 in Zusammenarbeit mit Yvan Goll. Zudem war er für eine Konzertreihe verantwortlich. Eine Reise nach Palästina im Frühling 1947 brachte die erste Zusammenkunft mit der Familie nach dem Ende des Krieges. Noch vor der Erstsendung von Phèdre im französischen Radio im April 1950 führte Paul Sacher in Basel die Variations op. 54 auf und bestellte kurze Zeit später ein kurzes Orchesterwerk, das unter dem Titel Sinfonia giocosa op. 65 am 14. Dezember 1951 in Basel uraufgeführt wurde. Die Tätigkeit von Mihalovici im deutschsprachigen Raum intensivierte sich damals nicht nur in der Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Ferdinand Leitner, der am 9. Juni 1951 die szenische Uraufführung von Phèdre op. 58 in Stuttgart leitete, sondern auch durch die Bekanntschaft mit dem Musikwissenschaftler Heinrich Strobel. Für die von ihm organisierten Donaueschinger Musiktage komponierte Mihalovici die Étude en deux parties op. 64 und durch dessen Einsatz gelangte am 1. März 1953 die Sinfonia partita op. 66 mit dem Südwestfunkorchester zur Uraufführung. Auch Sacher setzte sich 1954 mit der Uraufführung der Funkoper Die Heimkehr op. 70 erneut für Mihalovici ein. Meist verbrachten Mihalovici und Haas den Sommer in jener Zeit auf dem Lande, etwa in La Chapelle-en-Serval, wo Mihalovici Kompositionsprojekte vorantrieb und Haas das Programm der kommenden Saison vorbereitete. Diese Aufteilung des Jahres in eine längere Sommerpause außerhalb von Paris, während der intensiv gearbeitet wurde, und eine aktive Konzerttätigkeit ab Herbst sollte sich in den folgenden Jahren bewähren. Eine erste Auszeichnung für sein kompositorisches Werk erlangte Mihalovici 1955 mit der Verleihung des Ludwig-Spohr-Preises der Stadt Braunschweig. In Braunschweig erklangen in den folgenden Jahren durch den Einsatz des Dirigenten Heinz Zeebe mehrere Werke von Mihalovici, so 1955 Elégie op. 72, 1956 Phèdre op. 58, 1957 Thésée au labyrinthe und im Jahre 1959 Alternamenti op. 74. Mit George Enescu starb 1955 Mihalovicis Förderer und Freund, dessen fragmentarisches Werk Mihalovici auf Bitte von Enescu teilweise ergänzte. Während eines dreimonatigen Aufenthaltes in Australien, Haas war dort auf Konzertreise, begann Mihalovici 1955 mit dem groß angelegten Chor- und Orchesterwerk Sinfonia cantata op. 88, die am 24. November 1964 in Paris uraufgeführt wurde und zu den Hauptwerken von Mihalovici zählt. Zwischen 1958 und 1962 kehrte Mihalovici für kurze Zeit, nach seiner Studienzeit, nun als Lehrer an die Schola Cantorum von Paris zurück und unterrichtete »morphologie«, also Formenlehre. Diese Tätigkeit übte Mihalovici aber mit wenig Begeisterung nur wenige Jahre aus. Vielmehr investierte er seine Kräfte in neue Kompositionsprojekte, wie etwa eine Oper mit dem Freund Samuel Beckett, die seit Mai 1959 geplant war und im Juli 1960 mit der Vollendung der Partitur zu Krapp op. 81 abgeschlossen werden konnte. Die englische und deutsche Übersetzung des französischen Librettos entstand in Zusammenarbeit mit Samuel Beckett und Elmar Tophoven im Frühling 1960. Nach einer ausgedehnten Sommerpause erfolgten erste Vorbereitungen für die Aufführung im November 1960 und Januar 1961 und die Uraufführung selbst in Bielefeld am 25. Februar 1961. In diesem erfolgreichen Jahr erhielt Mihalovici zudem den Kompositionspreis der Copley Stiftung Chicago, in deren Beirat Darius Milhaud mitwirkte. Ende 1960 hatte Mihalovici seine Sinfonia variata op. 82, die durch Igor Markevitch in Auftrag gegeben worden war, vollendet. Die Uraufführung am 5. Januar 1962 erfolgte später allerdings durch das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Hans Rosbaud, der das Œuvre von Mihalovici schätzte und stark förderte. In jener Zeit engagierte sich Mihalovici erneut aktiv beim französischen Radio. Er wurde Mitglied des Comité de la Musique, das die Aufgabe hatte, zeitgenössische Werke für die Rundfunkproduktion auszuwählen. Er wirkte bis 1964, als das französische Radio grundlegend umgestaltet wurde, in dieser Funktion. 1965-73 war er Mitglied des Bureau de Lecture de Partitions Musicales, eines Gremiums mit derselben Aufgabenstellung. Im September 1961 begann Mihalovici sein letztes musikdramatisches Werk, die Operette Les Jumeaux op. 84, die am 23. Januar 1963 ebenfalls am Staatstheater Braunschweig uraufgeführt wurde. Erneut wandte sich Mihalovici 1962 einem Text von Beckett zu, dem Hörspiel Cascando, das er Ende des Jahres abschließen konnte, nachdem er die Sommerpause in Ascona (Schweiz) zur Fertigstellung von Les Jumeaux op. 84 verwendet hatte. Das Hörspiel wurde in Paris am 13. Juni 1963 produziert und fand bei Beckett nur begrenzte Zustimmung. Den Sommer 1963 nutzte Mihalovici für die Komposition der Musique nocturne op. 87, eines Auftrags der Festspiele Luzern, und für den Abschluss der Sinfonia cantata op. 88 für Bariton, Chor und Orchester, die am 24. November 1964 in Paris uraufgeführt wurde. Eine weitere Ehrung erreichte ihn in demselben Jahr aus Paris. Er wurde korrespondierendes Mitglied der Académie des Beaux-Arts am Institut de France, was ihn mit Stolz erfüllte. Nach schwerer Erkrankung von Mihalovici und Haas im Frühling 1965 war es dennoch möglich, bei der wichtigen Produktion von Krapp op. 81 am 25. September 1965 in Berlin teilzunehmen, die allerdings kritisch aufgenommen wurde. Weitere Produktionen dieser Oper erfolgten 1967 in Zürich, 1968 in Paris, 1979 in Darmstadt, 1984 in Oldenburg, 1985 in Madrid und nach Mihalovicis Tod auch in London, Toronto und Prag. Bereits 1966 erreichte Mihalovici der Auftrag für seine Fünfte Symphonie op. 94 direkt vom Ministère des Arts et Lettres, welche die letzte Auseinandersetzung von Mihalovici mit dem Werk Becketts darstellt. Das symphonische Werk mit Sopransolo, dem das Gedicht que ferais-je sans ce monde sans visage sans questions zu Grunde liegt, wurde erst 1969 fertig, da Mihalovici in der Nacht vom 6. auf den 7. November 1967 einen schweren Herzinfarkt erlitt und mit der Arbeit aussetzen musste. Die Uraufführung der Fünften Symphonie erfolgte am 7. Oktober 1971 in Bukarest. Die Verbindungen zur Schweiz intensivierten sich in jener Zeit, als er in Kontakt mit dem Dirigenten und Komponisten Erich Schmid trat, der 1968 das Werk Périples op. 93 uraufführte und 1973 seine Fünfte Symphonie op. 94 für das Schweizer Radio aufnahm. Ab 1969 engagierte sich Mihalovici vermehrt in internationalen Jurys, etwa beim Musikrat der Fondation Prince Pierre de Monaco für die Vergabe des Prix de Composition Musicale Prince Rainier III. de Monaco, wo er bis 1979 Einsitz nahm. 1970 und 1972 reisten Haas und Mihalovici nach Kalifornien, wo Haas Konzerte gab und Mihalovici seinen Bruder Leo besuchte, der in die USA ausgewandert war. Weitere Aufträge des französischen Ministeriums erreichten Mihalovici bis 1975, etwa zu Cantilène op. 100, bevor er 1975 selbst Mitglied der commission des commandes des Ministère des Affaires Culturelles wurde. Zu einer der letzten großen Orchesterkompositionen von Mihalovici zählt Follia op. 106 (1976), die vom französischen Radio in Auftrag gegeben wurde und Ferdinand Leitner gewidmet ist. Zudem komponierte Mihalovici in jener Zeit auch noch Bühnenmusik, etwa Héracles nach Euripides. 1976 erkrankte Haas schwer und litt bis zu ihrem Tod an einem hartnäckigen Darmleiden. Auch Mihalovici musste verschiedene Operationen über sich ergehen lassen. In den 1980er Jahren entstanden die letzten Werke, etwa das vierte Streichquartett op. 111, Miroir des songes op. 112, Torse op. 113 und Elégie II op. 114. Gegen Ende des Lebens erreichen Mihalovici weitere Auszeichnungen, etwa 1972 der Grand Prix de la ville de Paris und 1979 der Grand Prix der SACEM. Nach einem schweren Verbrennungsunfall von Monique Haas im Jahre 1984 gerieten Mihalovici und Haas in prekäre finanzielle Verhältnisse, die durch eine großzügige finanzielle Zuwendung von Paul Sacher, der als Abgeltung Manuskripte von Mihalovici bekam, gemildert wurde. Nach dem Tod von Mihalovici am 12. August 1985 und von Monique Haas am 9. Juni 1987, die beide im Urnengrab 16083 auf dem Friedhof Père-Lachaise bestattet sind, gelangten große Teile des Nachlasses in die Paul-Sacher-Stiftung nach Basel.
22.10. Nicola Bonifacio LOGROSCINO: 325. Geburtstag
Ersten Musikunterricht erhielt er von seinem Onkel Pietro Logroscino, der Kapellmeister am Dom von Bitonto war. 1714 kam er nach Neapel und – möglicherweise mit seinem Bruder – ins Conservatorio Santa Maria di Loreto, wo er unter anderem von Gaetano Veneziano (1656–1716) und von dessen Sohn Giovanni Veneziano (1683–1742) unterrichtet wurde. Letzterer zählte zu den ersten neapolitanischen Komponisten komischer Opern. 1728 wurde Nicola Logroscino Organist beim Erzbischof von Conza. Ab 1731 wirkte er in Neapel, wo seine ersten Opern entstanden. Bis etwa 1750 schrieb Logroscino meist Opern für die unbedeutenderen Theater Neapels, vielfach als Pasticcio zusammen mit anderen Komponisten. Großen Erfolg hatte er mit L‘Olimpiade, die 1753 am Teatro Argentina in Rom aufgeführt wurde. Hiervon gibt es eine anonyme Kritik, die Pier Leone Ghezzi mit einer Zeichnung versah, die Logroscino beim Dirigieren einer Oper vom Cembalo aus zeigt. Ab 1758 war er Kapellmeister am Conservatorio de’ figliuoli dispersi in Palermo. Im Herbst 1765, etwa ein Jahr nach seinem Tod, wurde seine Oper La gelosia am Teatro Grimani in Venedig aufgeführt. Im Essai sur la musique ancienne et moderne von 1780 des französischen Komponisten Jean-Benjamin de La Borde wurde Logroscino als „Dieu du genre buffon et modèle à presque tous les compositeur du genre“ beschrieben. In neueren Studien hingegen wurde seine Rolle als deutlich weniger bedeutsam für die Entwicklung der Oper im 18. Jahrhundert eingeschätzt.
23.10. Ned ROREM: 100. Geburtstag
Seine Mutter, Gladys Miller, war zur Zeit seiner Geburt als Bürgerrechts-Aktivistin engagiert, und sein Vater, C. Rufus Rorem, Volkswirt in einem pharmazeutischen Unternehmen. 1924 zog die Familie nach Chicago, wo der Vater eine Universitätsprofessur übernahm. Beide Eltern waren zu den Quäkern konvertiert, deren Gottesdienste Ned Rorems Kindheit mitprägten. Obwohl die Eltern selbst wenig Musikkenntnisse besaßen, ermöglichten sie Ned und dessen zwei Jahre älterer Schwester regelmäßige Konzertbesuche. So erlebte er Pianisten wie Paderewski, Rachmaninow oder das Ehepaar Bartók. Beide Kinder erhielten Klavierunterricht, wobei Ned seine Schwester bald überflügelte. Als Elfjähriger kam Rorem mit den Werken Debussys und Ravels in Kontakt, was für seine spätere frankophile Neigung mitbestimmend war. In der Folgezeit lernte er auch zeitgenössische amerikanische Musik und den Jazz kennen und schrieb erste Kompositionen nieder. Im Juni 1940 spielte Rorem den 1. Satz des Klavierkonzertes von Edvard Grieg mit dem American Concert Orchestra. Im gleichen Monat machte er seinen High-School-Abschluss an der „University of Chicago Lab School“. Es folgten erste ernsthafte Studien in Musiktheorie und Harmonielehre bei Leo Sowerby am American Conservatory in Chicago. In dieser Zeit begegnete er dem Dichter Paul Goodman. Zwischen beiden entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Goodmans Tod 1972 bestand. In seinen ersten Liedern (die er 1983 in einem Buch die gelungensten seines Schaffens nannte) vertonte Rorem Texte Goodmans. Trotz schwacher schulischer Leistungen wurde Rorem wegen seines „kreativen Potenzials“ an der Northwestern University’s School of Music als Jungstudent angenommen. In der Aufnahmeprüfung überzeugte er als Pianist, so dass er neben der Kompositionsklasse bei Alfred Nolte auch in die Klavierklasse Harold Van Hornes aufgenommen wurde. 1943 wechselte er ans Curtis Institute of Philadelphia und studierte dort bei Rosario Scalero und Gian Carlo Menotti. Rorem freundete sich mit Kommilitonen an, die später Interpreten seiner Werke wurden, darunter Gary Graffman und Eugene Istomin. Im Sommer 1943 wurde sein Seventieth Psalm, 1944 seine Four-Hand Piano Sonata aufgeführt. 1944 verließ er das Curtis Institute und zog gegen den Wunsch der Eltern nach New York. Dort bestritt er seinen Lebensunterhalt als Kopist Virgil Thomsons, der ihn in Orchestrierung unterrichtete. Vorübergehend arbeitete Rorem auch als Korrepetitor in der Ballettklasse Martha Grahams. Auf Drängen des Vaters begann Rorem ein Kompositionsstudium an der Juilliard School in New York bei Bernard Wagenaar und verbrachte die Sommer 1946 und 1947 am Berkshire Music Center in Tanglewood, wo er bei Aaron Copland studierte. 1948 schloss er sein Studium erfolgreich ab. Seine Abschlussarbeit, die Overture in C, erhielt den mit 1.000 $ dotierten „Gershwin Memorial Award“. Im gleichen Jahr wurde The Lordly Hudson auf Gedichte Paul Goodmans von der Music Library Association zum besten veröffentlichten Lied des Jahres gewählt. Der Gewinn des Gershwin-Preises erlaubte Rorem eine Reise nach Frankreich; der ursprünglich für drei Monate geplante Aufenthalt dauerte schließlich neun Jahre. In den ersten zwei Jahren lebte er mehrere Monate in Marokko im Haus eines Freundes und schrieb zahlreiche Kompositionen, darunter allein zwanzig Orchesterwerke. 1950 erhielt er den „Lili Boulanger-Preis“, 1951 den „Prix de Biarritz“ für das Ballett Mélos und im gleichen Jahr ein Fulbright-Stipendium, das ihm ein Studium bei Honegger in Paris ermöglichte. Rorem war einer der wenigen amerikanischen Komponisten, die, obwohl in Frankreich studierend, keinen Unterricht bei der renommierten Lehrerin Nadia Boulanger nahmen. Boulanger lehnte ihn als Schüler ab, aber nicht wegen mangelnder Begabung, sondern weil sie der Ansicht war, dass dadurch die bereits geformte Persönlichkeit des 24-Jährigen verfälscht würde. In Paris lernte Rorem die Mäzenin Vicomtesse Marie-Laure de Noailles kennen, in deren Haus er bis zum Ende seiner Pariser Zeit lebte. Dort traf er viele der bedeutendsten Komponisten, Maler und Literaten der Zeit. Die Pariser Jahre Rorems wurden zu den produktivsten seines kompositorischen Schaffens. Neben der musikalischen Arbeit führte Rorem ab den fünfziger Jahren Tagebuch, in dem das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Frankreich – später in Amerika – unterhaltsam und teils rücksichtslos kommentiert wird. Die in fünf Bänden publizierten Tagebücher enthalten neben Beschreibungen berühmter Maler, Komponisten, Dichter und Dirigenten auch persönliche Berichte über seine homosexuellen Beziehungen und Probleme mit Alkohol, Drogen und Depressionen. Die Veröffentlichung des ersten Tagebuchs, des „Paris Diary“, erregte 1966 in Kreisen des amerikanischen Bürgertums Aufregung und Empörung. Bereits 1949 hatte Rorem für die Zeitschrift Musical America einen Artikel verfasst. Es folgten Essays, Artikel und Musikkritiken, die in großen Zeitungen und Fachzeitschriften der USA erschienen und auch in Buchform ediert wurden. Darunter sind zahlreiche Berichte und Anmerkungen zu Komponisten, die durch Bekanntschaft oder Freundschaft geprägt sind, darunter Poulenc, Milhaud, Honegger, Auric, Virgil Thomson, Copland, Nadia Boulanger, Carter, Bernstein und Boulez; aber auch Literaten wie Auden, Chester Kallman, Cocteau, Pound oder Green. Auch mit dem amerikanischen Schriftsteller John Cheever hatte Rorem eine kurze Affäre. 1996 erschien die Autobiographie „Knowing When to Stop“, welche die Zeit bis 1949 umfasst. Immer wieder wies Rorem darauf hin, dass seine Musik und seine literarischen Arbeiten einander ergänzten, indem er in der Musik seinen Wunsch nach Ordnung und System realisiere, sein Schreiben aber den Willen zum Chaos befriedige. Mitte der fünfziger Jahre besuchte Rorem dreimal die USA, um Premieren eigener Werke beizuwohnen und sich um die Publikation neuer Stücke zu kümmern. Erst 1958 aber übersiedelte er wieder nach Amerika. Unter anderem war die repressive Kultur- und Sozialpolitik der McCarthy-Ära für das lange Verweilen in Frankreich verantwortlich. Die offene Homosexualität Rorems wurde in der damaligen amerikanischen Gesellschaft weniger toleriert als in Frankreich. Im „New York Diary“ beschreibt Rorem, dass sein ausschweifender Lebensstil mit Alkoholproblemen in New York zunächst bestehen blieb, auch wenn er versuchte, die Sucht medikamentös, durch Entziehungstherapien und Teilnahme an Treffen der „Anonymen Alkoholiker“ zu bekämpfen. Er beschrieb die Jahre 1955–65 als seine „drinking decade“. Erst der Organist James Holmes, den Rorem 1967 kennenlernte, und mit dem er bis zu dessen Tod 1999 in einer Partnerschaft lebte, nahm stabilisierenden Einfluss auf sein Leben. Ned Rorem starb am 18. November 2022 im Alter von 99 Jahren in Manhattan.
23.10. Otto SCHEIDL: 125. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger in Wien und debütierte 1924 am dortigen Schlosstheater Schönbrunn. 1925-28 war er am Stadttheater von Reichenberg (Liberec) in Böhmen, 1928-33 am Stadttheater von Bremerhaven und 1933-36 am Stadttheater von Dortmund engagiert. 1936-44 war er dann Mitglied des Staatstheaters von Wiesbaden, an dem er in einer Vielzahl von Partien aus dem Buffo- wie dem Charakterfach auftrat, darunter als Mime im Nibelungenring, als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Monostatos in der »Zauberflöte«, als Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, als Veit in »Undine« und als Georg im »Waffenschmied« von Lortzing, als Goro in »Madame Butterfly« und als Spoletta in »Tosca«. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er gastierend in Bremerhaven, betätigte sich dann aber dort auch als Pädagoge und Leiter einer Musikschule. In den Jahren 1967-68 war er nochmals am Stadttheater von Bremerhaven fest engagiert und wirkte dort als Ballettrepetitor. Er starb 1993 in Bremerhaven.
23.10. Philipp SIEGRIST: 200. Geburtstag
Der Sänger, dessen eigentlicher Name Philipp Garnhuber war, wanderte in seiner Jugend nach Italien aus. Dort leistete er in der Armee des Königs Ferdinand von Sizilien Militärdienst. Nach Deutschland zurückgekehrt, wandte er sich dem Theater zu und trat als Bassist, vor allem als Bass-Buffo auf. Er hatte sein erstes Engagement 1849-50 am Theater von Glatz in Schlesien, sang dann 1850-51 am Hoftheater von Altenburg in Thüringen, 1851-52 am Theater in der Josefstadt in Wien, 1852-53 am Hoftheater von Neustrelitz, 1853-54 am Theater von Brandenburg, 1854-55 am Stadttheater von Posen (Poznan), 1855-59 am Hoftheater von Oldenburg und 1859-60 am Opernhaus von Düsseldorf. 1860-61 wirkte er am Theater von St. Gallen als Sänger und Regisseur, 1861-62 wieder in Posen, 1862-67 am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Berlin. Neben seiner Karriere auf der Opernbühne kam eine zweite als Schauspieler in Sprechstücken zustande. Seit 1867 wandte er sich ganz dem Schauspiel zu und trat bis 1899 am Königlichen Schauspielhaus Berlin in komischen alten Rollen auf. Als seine Glanzrolle im Bereich der Oper galt der Leporello in »Don Giovanni«. Er starb 1904 in Berlin.
23.10. Pietro GENERALI: 250. Geburtstag
Über sein Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben, die Musikenzyklopädie Grove vermerkt hierzu den 23. Oktober 1773. Sein Vater änderte seinen Familiennamen, als er nach einem Bankrott mit seiner Familie nach Rom zog. Hier studierte Pietro Musik bei Giovanni Masi und schrieb nach einem Abschluss an der Congregazione di Santa Cecilia in Rom zunächst Kirchenmusik, bevor er 1800 seine erste Oper veröffentlichte. Sein erster größerer Erfolg auf diesem Gebiet war die farsa Pamela nubile am Teatro San Benedetto im Jahre 1804, eine Zusammenarbeit mit dem bekannten Librettisten Gaetano Rossi, gefolgt von Le lagrime d’una vedova Ende Dezember 1808 am kleinen Teatro San Moisè. Bis zu Rossinis Aufstieg zählte er zu den bekanntesten Komponisten in Venedig. So hatte seine farsa Adelina, eine opera semi-seria oder farsa, die ebenfalls gemeinsam mit Rossi entstand, am Teatro San Moisè mit 20 Vorstellungen die meisten Aufführungen und übertraf damit Rossinis La cambiale di matrimonio um 8 Vorstellungen. 1812 schrieb er die Opera seria Attila und erzielte auch hier einige Erfolge, 1817 I Bacchanali di Roma. Inzwischen behinderte die überwältigende Popularität von Rossini andere italienische Opernkomponisten am Aufbau ihrer eigenen Karriere. Generali zog deshalb nach Barcelona als Direktor der Operngesellschaft am Teatro Santa Cruz. Hier blieb er zwei Saisons, besuchte 1818 Italien und war 1819 in Paris, wo in jenem Jahr einige Frühwerke von ihm am Théâtre-Italien wiederaufgeführt wurden. 1821-23 lebte er in Neapel, wo er noch einige Opern schrieb und unterrichtete, wobei unter anderem Luigi Ricci zu seinen Schülern zählte. Nach dieser Zeit kam seine Tätigkeit als Opernkomponist zu einem Ende. Er wurde Musikdirektor der Oper Palermo und wurde in dieser Funktion 1825 durch Donizetti ersetzt. Als im Mai 1826 die Polizei entdeckte, dass er Mitglied einer Freimaurerloge war, musste er das Königreich beider Sizilien verlassen. Er kehrte nach dem heimatlichen Norditalien zurück und wurde 1827 Maestro di cappella an der Kathedrale von Novara. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tode 1832 aus und widmete sich in seinen letzten Lebensjahren hauptsächlich der Komposition von Kirchenmusik und dem Unterricht. Es sind von ihm etwa 54 Opern überliefert, sowie zahlreiche Kantaten, Messen, Requiems und andere kirchenmusikalische Werke. Unter seinen Zeitgenossen gab es widersprüchliche Beurteilungen seines Werks. 1828 schrieb der Kritiker Tommaso Locatelli in der Gazetta di Venezia über seine Oper Francesca di Rimini: „Es herrscht hier eine gewisse Sorglosigkeit, eine gewisse Trivialität des Stils, als ob der Maestro beinahe per otium (in der Freizeit) geschrieben hätte.“ In der Tat war Generali für eine etwas oberflächliche Art des Komponierens bekannt, was ihn oft dazu führte, seine Opern erst während der Probenarbeit fertig zu schreiben. Pietro Generali ist heute selbst in Italien kaum mehr bekannt. Das Festival Rossini in Wildbad unternahm 2010 den erfolgreichen Versuch, Generali einem heutigen Publikum näherzubringen. Die moderne Erstaufführung von Adelina fand am 16. Juli 2010 im Königlichen Kurtheater Bad Wildbad in der Regie von Kay Link statt, die Titelpartie sang Dusica Bijelic. Deutschland Radio Kultur übertrug Adelina am 24. Juni 2010, eine Publikation auf CD ist 2015 bei Naxos erschienen.
24.10. Alexandru IONITZA: 75. Geburtstag
Der in Rumänien geborene Künstler studierte zuerst Ingenieurwissenschaften, ließ dann jedoch seine Stimme an der Musikakademie in Bukarest ausbilden. Nachdem er bereits in Bukarest debütiert hatte, verließ er Rumänien und sang an verschiedenen Häusern im Westen. Er war 1971-73 am Theater von Klagenfurt, 1973-76 am Stadttheater von Bielefeld, 1976-84 bei den Städtischen Bühnen Münster, seit 1984 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg engagiert. 1978 war er Preisträger beim Maria Callas-Wettbewerb in Athen. Auch dem Theater am Gärtnerplatz München verbunden, wo er u.a. als Rodolfo in »La Bohème« sehr erfolgreich auftrat. Man hörte ihn an der Deutschen Oper Berlin wie an der Wiener Volksoper als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, an der Staatsoper von Stuttgart als Alfredo in »La Traviata«, an der Oper von San Diego als Rodolfo in »La Bohème«. 1987-88 gastierte er bei den Festspielen von Bregenz als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, an der Opéra de Wallonie Lüttich als Faust von Gounod, am Opernhaus von Köln als Alfredo und 1991 als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, an der Wiener Staatsoper als Matteo in »Arabella« von Richard Strauss. 1993 sang er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg den Rodolfo. Weitere Gastspiele an deutschen, holländischen und Schweizer Theatern, dazu intensive Konzerttätigkeit. Auf der Bühne standen lyrische Partien im Mittelpunkt seines umfangreichen Repertoires. Er starb 2010 in Düsseldorf. Er war verheiratet mit der Sopranistin Tamara Lund (1941-2005), die in der Hauptsache in München wirkte.
Schallplatten: Ariola-Eurodisc (Beppe im »Bajazzo«, Borsa in »Rigoletto«), Decca (Elemer in »Arabella«), Orfeo (»Oedipus Rex« von Strawinsky, »Alzira«, von Verdi).
24.10. Anna STARASTOVÁ: 80. Geburtstag
Informationen über die slowakische Sopranistin auf Tschechisch: https://encyklopedie.brna.cz/home-mmb/?acc=profil_osobnosti&load=42257
24.10. Hans KRAEMMER: 90. Geburtstag
Gesangstudium an der Wiener Musikakademie bei Josef Witt. Er debütierte 1962 am Landestheater Saarbrücken als Leporello in »Don Giovanni«. 1964-69 war er am Stadttheater von Freiburg i. Br., 1969-72 am Theater am Gärtnerplatz in München engagiert. 1971-99 war er Mitglied der Wiener Volksoper, wo er in über 1.500 Vorstellungen in 65 verschiedenen Rollen zu sehen war. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1968-69 eine kleine Partie im »Barbier von Sevilla«, 1971-72 den Doktor in »Wozzeck«, 1976 den Antonio in »Le nozze di Figaro« und wirkte dort am 7.8.1981 in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha in mehreren Rollen mit. 1972-95 trat er auch an der Wiener Staatsoper auf (u.a. als Betto in Puccinis »Gianni Schicchi«, als Frosch wie als Frank in der »Fledermaus« sowie als Haushofmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss). Von seinen weiteren Partien aus dem Opern- wie dem Operettenrepertoire sind zu nennen: der Dulcamara in »L‘Elisir d’amore«, der Titelheld in »Don Pasquale«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Agamemnon in »Die schöne Helena« von Offenbach, der Zsupan im »Zigeunerbaron« von J. Strauß und der Baron Weps im »Vogelhändler« von C. Zeller, den er u.a. 1984 bei den Festspielen von Bregenz sang, wo er bereits 1978 als Ormuz in der Johann-Strauß-Operette »Tausendundeine Nacht« auftrat. Neben seiner Laufbahn als Opernsänger war er auch als Schauspieler tätig. Er starb 2021 in Wien.
Schallplatten: Decca-Video (»Arabella«).
24.10. Irma KELLER: 100. Geburtstag
Nach ihrer Ausbildung, die in Zürich stattfand, begann sie ihre Bühnenkarriere mit einem Engagement am Theater von St. Gallen (1948-49) und war dann 1955-57 am Opernhaus von Zürich tätig. 1957-59 gehörte sie dem Opernhaus von Frankfurt a.M., 1959-61 dem Opernhaus von Köln an. Sie trat in ihrer Schweizer Heimat als Gast auf der Bühne wie im Konzertsaal hervor. Bühnenpartien der Sängerin waren dabei u.a. der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Titelrolle in »Oberon« von Weber, der Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«, der Hänsel in »Hänsel und Gretel«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Fenena in Verdis »Nabucco«, die Amneris in »Aida«, der Octavian im »Rosenkavalier« und die Christine in »Die schwarze Spinne« von H. Sutermeister, die sie u.a. in einer Opernsendung über Radio Zürich sang. Am 6.6.1957 wirkte sie am Opernhaus von Zürich in der szenischen Uraufführung von »Moses und Aron« von Schönberg mit. 1957 gastierte sie am Teatro San Carlos Lissabon.
25.10. Giuliano CIANNELLA: 80. Geburtstag
Er begann das Ingenieurstudium an der Universität von Bologna und schloss diese Ausbildung mit dem Staatsdiplom ab. Zugleich ließ er aber auch seine Stimme (nach deren zufälliger Entdeckung in einem befreundeten Haus) ausbilden, wozu die große Sopranistin Mirella Freni ihn ermutigt hatte. Am Konservatorium von Bologna war er Schüler von Leone Magiera, später wurde er durch den berühmten Tenor Carlo Bergonzi weitergebildet. Er gewann mehrere Gesangwettbewerbe, darunter den Concours von Busseto, und debütierte 1974 in Mailand als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« von Donizetti. Er hatte daran anschließend große Erfolge bei Auftritten in Genua, Venedig und Parma und debütierte 1976 als Cassio in Verdis »Otello« an der Mailänder Scala, an der er dann auch 1978 den Carlo in Verdis »I Masnadieri«, 1978-79 den Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1979 den Jacopo Foscari in Verdis »I due Foscari« und 1989 in einem Galakonzert sang. 1979 kam er zu einem erfolgreichen Debüt an der Metropolitan Oper New York als Cassio in Verdis »Otello« (nachdem er bereits zuvor in einigen konzertanten Aufführungen dieser Kompanie in New Yorker Parkanlagen den Alfredo in »La Traviata« gesungen hatte). Bis 1989 sang er dort in insgesamt 112 Vorstellungen auch den Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, das Tenorsolo im Verdi-Requiem, den Rinuccio im »Gianni Schicchi«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Pinkerton, den Manrico im »Troubadour«, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Macduff in Verdis »Macbeth«, den Titelhelden in Verdis »Don Carlos« und den Calaf in Puccinis »Turandot«. Seine Karriere nahm eine schnelle Entwicklung; er sang beim Maggio Musicale Fiorentino, an der Staatsoper von Hamburg, in Chicago (1982 den Pinkerton), San Francisco (1984 den Don José in »Carmen«), Houston/Texas (1985 den Faust von Gounod) und an der Deutschen Oper Berlin. Der Sänger, der in Monte Carlo seinen Wohnsitz nahm, wurde durch weitere Gastspiele international bekannt; 1983, 1985 und 1988 wirkte er bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. 1985 gastierte er an der Münchner Staatsoper als Don Carlos in der gleichnamigen Verdi-Oper, 1988 in Köln als Don José und 1990 als Des Grieux. An der Wiener Staatsoper, an der er 1985 als Cavaradossi in »Tosca« debütierte, hörte man ihn bis 1991 auch als Calaf, als Rodolfo in »La Bohème«, in der Titelrolle von »Andrea Chénier« von Giordano, als Faust von Gounod, als Manrico, als Edgardo, als Des Grieux in »Manon Lescaut«, als Alfredo, als italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, als Alvaro in »La forza del destino«, als Pinkerton, als Rodolfo in »Luisa Miller« und als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«. 1987 sang er in den Aufführungen von Verdis »Aida« vor den Tempeln von Luxor den Radames. 1989 hörte man ihn in Hannover als Cavaradossi, an der Deutschen Oper Berlin als Edgardo, am Teatro Regio Parma wieder als Riccardo. 1990 trat er am Teatro Carlo Felice in Genua einmal mehr als Riccardo, im Palais des Sports Lüttich als Manrico auf. Aus seinem reichhaltigen Bühnenrepertoire sind noch der Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer und der Otello in Rossinis Oper gleichen Namens nachzutragen. Auch als Konzertsolist hatte er eine bedeutende Karriere. Er starb 2008 in Ferrara.
Schallplatten: Discocorp (Cassio in Verdis »Otello«).
25.10. Colette HERZOG: 100. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung in der Hauptsache durch Lucie Schaeffer am Konservatorium von Nancy. Seit 1945 unterrichtete sie zehn Jahre lang am Konservatorium von Besançon. Ihre Stimme wurde durch den Dichter Antoine Goléa entdeckt (den sie später heiratete), als sie 1957 in Besançon das Sopransolo in einer Messe von Haydn sang. 1958 interpretierte sie in Straßburg »Le Visage nuptial« von Pierre Boulez und »Das Buch der hängenden Gärten« von Schönberg. 1964 folgte sie einem Ruf an die Grand Opéra Paris und sang als Antrittsrolle die Zerlina in »Don Giovanni«. Partien wie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Mélisande, die Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, die Céphise in »Zoroastre« von Rameau und die Mme. Fabien in »Volo di notte« von Dallapiccola bestätigten ihren Ruf als führende Sängerin der Opéra, an der sie bis 1971 engagiert war. Sie gastierte beim Maggio Musicale von Florenz 1964 in »Die Zwingburg« von E. Krenek, 1972 am Teatro Comunale Bologna als Donna Elvira in »Don Giovanni«, auch an der Deutschen Oper Berlin, und sang 1971 am Opernhaus von Rouen die Partie der Calypso in der französischen Erstaufführung der Oper »Ulysse« von L. Dallapiccola. Gastspiele in Nizza, Marseille, Bordeaux (französische Premiere der Oper »Bluthochzeit« von W. Fortner), Montreux und Besançon. Noch bedeutender war jedoch ihre Karriere im Konzertsaal. Hier kreierte sie Werke von Bondon, Egk, Tomasi, Casanova, Chailly und Bibalo. Ivo Malec komponierte für sie »Cantate pour elle« (1966) und Jolivet »Songe à nouveau rêvé« nach Gedichten ihres Gatten A. Goléa (1971). 1969 trat sie in Hamburg in einem Konzert anlässlich des Weltmusikfestes auf. 1981 sang sie in der Uraufführung von »El tigro de Oro« von Clostre, einem Werk das Radio France in Auftrag gegeben hatte. Geschätzte Pädagogin. Sie starb 1986 in Paris.
Schallplatten: DGG (»L’Enfant et les sortilèges« von Ravel), Philips.
25.10. Thomas Johannes JENSEN: 125. Geburtstag
Biographie des dänischen Dirigenten auf Dänisch: https://da.wikipedia.org/wiki/Thomas_Jensen_(dirigent)
26.10. Raija MÄÄTTÄNEN-FALCK: 90. Geburtstag
Sie studierte zunächst Violoncello, dann Gesangstudium bei den Pädagogen Toru Linnala und Matti Lehtinen in Helsinki sowie bei Luigi Ricci in Rom. Seit 1960 war sie als Chorsängerin an der Nationaloper von Helsinki tätig; sie debütierte dort 1965 als Solistin. Neben ihrem Wirken an der Nationaloper von Helsinki wurde sie durch zahlreiche Auftritte bei den Festspielen von Savonlinna und im Finnischen Rundfunk bekannt. 1989 gastierte sie am Opernhaus von Essen. Seit 1965 gab sie auch Konzerte, in denen sie vor allem in Oratorien und in Werken aus dem Bereich der religiösen Vokalmusik erfolgreich war. Sie starb im Jahr 2015. – Sie war 1962-89 mit dem Bariton Jorma Falck (1939-2017) verheiratet.
Schallplatten: Finnlevy (»Juha« von Merikanto), BIS (Opernszenen aus Savonlinna).
26.10. Jesús Quiñones LEDESMA: 90. Geburtstag
Biographie des puertorikanischen Tenors auf Spanisch:
https://prpop.org/biografias/jesus-quinones-ledesma/
26.10. Janusz POPŁAWSKI: 125. Geburtstag
Er wurde in Polen bekannt, nachdem er 1927 an die Nationaloper von Warschau engagiert worden war, an der er seitdem eine bedeutende Karriere entfalten konnte. Neben seinen Erfolgen in Polen ist er auch als Bühnen- und Konzertsänger in Nordamerika hervorgetreten. Dabei benutzte er teilweise Künstlernamen wie Jan Bolesta und Marian Olszewski. Er starb im März 1971.
Schallplatten seiner Stimme sind nicht bekannt.
27.10. Anni ANDRASSY: 125. Geburtstag
Eigentlicher Name Anni Berchtenbreiter; sie war eine jüngere Schwester der berühmten Altistin Maria Olszewska (1892-1969). Sie begann ihre Bühnenkarriere 1921-24 am Stadttheater von Krefeld und sang dann 1924-25 am Opernhaus von Leipzig, 1925-26 am Landestheater von Oldenburg, 1926-28 am Landestheater Hannover, 1928-31 am Opernhaus von Essen und 1931-34 am Landestheater Wiesbaden. Sie setzte ihre Karriere mit Engagements an der Wiener Volksoper (1934-35), am Theater von Königsberg (Ostpreußen, 1935-37), am Stadttheater von Kiel (1938-39) und am Theater von Posen (Poznan) fort. 1928 gastierte sie an der Covent Garden Oper London als Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Rheintochter und als eine der Walküren im Ring-Zyklus, während ihre Schwester die großen Wagnerrollen sang. 1929 erschien sie nochmals an der Covent Garden Oper als Magdalene und als Annina im »Rosenkavalier«. Bei dieser Gelegenheit entstand ihre einzige Schallplattenaufnahme, das Finale des 2. Aktes des »Rosenkavaliers« mit Richard Mayr als Ochs auf Lerchenau, unter dem Etikett von Columbia. Sie sang auf der Bühne Partien wie die Venus in »Tannhäuser«, die Ortrud imn»Lohengrin«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Fricka und die Waltraute im Ring-Zyklus, die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss und die Margret in »Wozzeck« von A. Berg (die sie auch bei der Premiere dieser Oper 1929 in Oldenburg sang, bei der es sich um die erste Aufführung des Werks nach der Berliner Uraufführung handelte). Sie lebte nach ihrem Rücktritt von der Bühne in London, wo sie 1959 starb.
28.10. Kenneth MONTGOMERY: 80. Geburtstag
Er begann seine berufliche Laufbahn an der Glyndebourne Festival Opera und der Englischen Nationaloper (damals noch unter dem Namen Sadler’s Wells Opera bekannt). 1973 wurde er Musikdirektor der Bournemouther Sinfonietta und zwei Jahre später Musikdirektor der Glyndebourne Touring Opera. Nach seinem Erstauftritt 1970 bei der Nederlandse Opera machte er sich schnell in den Niederlanden einen Namen und wurde 1975 zunächst Hauptdirigent des Sinfonieorchesters des niederländischen Rundfunks und anschließend Leiter des niederländischen Rundfunkchors. Er trat regelmäßig als Dirigent bei der Nederlandse Opera sowie bei der niederländischen Nationale Reisopera auf. Mitte der 1970er Jahre nahm er seine langjährige Tätigkeit als Gastdirigent der Samstagnachmittag-Konzerte bei der niederländischen Rundfunkanstalt VARA auf. Kenneth Montgomery war auch auf der internationalen Bühne keine unbekannte Persönlichkeit. Er trat als Gastdirigent in Frankreich, Belgien, Italien, den USA, in Kanada und Australien auf. Zudem hatte er verschiedene Posten an einigen anderen Opernhäusern bekleidet. Er wurde künstlerischer und musikalischer Direktor der nordirischen Oper und Rektor für Opernstudien am Königlichen Konservatorium in Den Haag, wo ein nach ihm benannter Lehrstuhl eingerichtet wurde. Kenneth Montgomery trat auch regelmäßig als Gastdirigent mit Orchestern in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den USA und Kanada auf. Viele seiner Aufzeichnungen sind auf LP und CD verfügbar. Er starb am 5.3.2023 in Amsterdam.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.kennethmontgomery.net/
28.10. Eduard WOLLITZ: 95. Geburtstag
Bereits mit neun Jahren erhielt er Geigen- und Klavierunterricht, dann Chorknabe an St. Michaelis in Hamburg. Seit 1946 Kapellmeisterstudium an der Hamburger Musikhochschule, seit 1948 Gesangsausbildung durch Frau Bertha Dammann in Hamburg. Er trat gelegentlich in Konzertveranstaltungen auf, betätigte sich aber zunächst als Chorleiter, Liedbegleiter und Repetitor. 1952 begann er seine Bühnenlaufbahn am Landestheater von Darmstadt. Über das Stadttheater von Heidelberg kam er an das Opernhaus von Wuppertal und wirkte dann 1963-65 am Opernhaus Zürich. Seit 1966 erster seriöser Bass am Staatstheater von Wiesbaden. Hier wie bei seinen zahlreichen Gastspielen sang er als Hauptpartien den Gurnemanz in »Parsifal«, den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Landgrafen in »Tannhäuser«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Ochs im »Rosenkavalier«, den La Roche in »Capriccio« von R. Strauss und den Rocco in »Fidelio«. Neben seinem Wirken auf der Bühne stand eine zweite ebenso bedeutende Karriere als Konzert- und namentlich als Oratoriensänger. Gastspiele und Konzerte in den deutschen Großstädten, in Amsterdam, Paris, Bordeaux, Lyon, Straßburg, Genf, Wien, Warschau, Rom, Venedig, Neapel, Turin, Barcelona, Kopenhagen, Stockholm, Teheran, Portland (USA) und Los Angeles. Er wirkte bei den Festspielen von Wiesbaden, bei den Händel-Festspielen Göttingen, beim Maggio Musicale von Florenz, bei den Festwochen von Zürich und den Bach-Festwochen von Ansbach mit. Rundfunksendungen über viele deutsche und westeuropäische Sender, Auftritte im deutschen, französischen, Schweizer und dänischen Fernsehen. Seit 1974 neben seinem Engagement in Wiesbaden Professor für Gesang im Fachbereich Musikerziehung an der Universität Mainz. Er gab seine Autobiographie unter dem Titel »Heiteres und Bedenkliches: Erinnerungen aus einem langen Sängerleben« heraus. Er starb im Oktober 2022.
Schallplatten: Vox (»L’Incoronazione di Poppea« und »Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi, »Elias« von Mendelssohn, Requiem-Messen von Verdi und Mozart), Cantate (Bach-Kantaten), Opus (Cäcilien-Messe von Cherubini).
28.10. Pierre-Marius JOURDAN: 200. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Conservatoire National Paris, die dort 1845 zum Abschluss kam. 1846 debütierte er an der Opéra-Comique Paris in »Zémire et Azor« von Grétry und blieb während der folgenden 14 Jahre bis 1860 an diesem Haus tätig. 1860-69 gehörte er zum Ensemble des Théâtre de la Monnaie Brüssel; 1869-70 war er am Théâtre Athénée Paris engagiert, 1870-71 an der Oper von Antwerpen und 1871-73 nochmals am Théâtre de la Monnaie Brüssel. Danach trat er noch am Théâtre de la Haye im Haag auf. Er sang an der Opéra-Comique 1848 in der Uraufführung der Oper »Le Val d’Andorre« von Halévy, 1852 in der von »Le Farfadet« von A. Adam, am 16.2.1854 in der von »L’Étoile du Nord« von Meyerbeer, am 23.2.1856 in der von »Manon Lescaut« von Auber (der Gervais), in Brüssel 1865 in der von »Le Captif« von Eduard Lassen. 1871 gastierte er an der Covent Garden Oper London in »Hamlet« von A. Thomas und in Meyerbeers »L‘Étoile du Nord«. Aus seinem umfangreichen Bühnenrepertoire sind der Titelheld in »Richard Coeur-de-Lion« von Grétry, der Hüon in »Oberon« von Weber, der Nephtali in »Joseph« von Méhul, der Capuzzi in »Zampa« von Hérold, der Georges in »L’Éclair« von Halévy, der Lorédan in Aubers »Haydée«, der Horace in »Le Domino noir« vom gleichen Komponisten, der Nourredin in »Lalla-Roukh« von David, der Philémon in Gounods »Philémon et Baucis«, der Vincent in »Mireille«, der Faust, der Roméo in »Roméo et Juliette«, der Lara in der gleichnamigen Oper von Maillart, der Tonio in Donizettis »La Fille du Régiment« und der Alfredo in »La Traviata« zu nennen. Er starb 1879 in Brüssel. Er war verheiratet mit der Opernsängerin Alexandrine-Marie Mercier (* 22.7.1828 Paris), die ihre Ausbildung am Conservatoire de Paris erhalten hatte, 1846 an der Pariser Opéra-Comique in »Les Diamants de la Couronne« von Auber debütierte und bis 1852 an diesem Haus auftrat.
29.10. Emmanuel BONDEVILLE: 125. Geburtstag
Biographie des französischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Emmanuel_Bondeville
29.10. Gustav Eduard ENGEL: 200. Geburtstag
Er kam bereits im Jahre 1824 nach Danzig, wo er ersten Unterricht im Klavier- und Orgelspiel durch Bauer erhielt. Seit 1834 lebte er in Berlin; er studierte an der dortigen Universität und erregte erstes Aufsehen, als er Solopartien in Konzerten übernahm. 1843 trat er der Berliner Singakademie bei und sang jetzt Soli in deren Konzertveranstaltungen. 1846 wurde er Tenorsolist des Berliner Domchores. 1847 promovierte er zum Doktor der Philosophie und wurde Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Er wirkte neben seinen Auftritten im Konzertsaal in der preußischen Hauptstadt als hoch angesehener Gesanglehrer (einer seiner Schüler war der Bassist Karl Gillmeister). Seit 1853 war er Berichterstatter der Berliner Zeitung, auch der Berliner Neuen musikalischen Zeitung, der Niederrheinischen Musikzeitung und seit 1860 der Preußischen Zeitung. Er veröffentlichte zahlreiche musikalische und musikpädagogische Schriften, darunter ein »Sänger-Brevier« (Leipzig, 1860). Er starb 1895 in Berlin.
30.10. Venceslao FUMI (italienischer Komponist): 200. Geburtstag
31.10. August EVERDING: 95. Geburtstag
Er kam mittels Notgeburt als Sohn eines katholischen Propsteiorganisten in Bottrop zur Welt. Er studierte in Bonn und in München Philosophie, Germanistik, Theologie und Theaterwissenschaft. An den Münchner Kammerspielen arbeitete er ab 1953 als Regieassistent. Schon 1955 wurde er Regisseur, 1959 Oberspielleiter, 1960 Schauspieldirektor und 1963 Intendant des Hauses. 1973 wechselte er als Intendant an die Hamburgische Staatsoper, 1977 an die Bayerische Staatsoper in München. Zugleich unterrichtete er als Professor an den Musikhochschulen in Hamburg (1973-77) und München. 1982 avancierte Everding zum Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater. In dieser Position, die er bis 1993 innehatte, rief er das Bayerische Staatsballett und die Bayerischen Theatertage ins Leben. Ab 1993 führte er den Titel Staatsintendant. Als Präsident des Deutschen Bühnenvereins (DBV) organisierte Everding ab 1989 die Integration der Ex-DDR-Theater und -Orchester in das gesamtdeutsche Theatersystem. In zahlreichen Gremien kämpfte er gegen Subventionskürzungen und Theaterschließungen. Ein vielbeachteter Coup gelang ihm 1993 mit der Gründung der Bayerischen Theaterakademie, der er als Präsident vorstand. Seinen für München wohl größten Verdienst erwarb er sich durch seine Initiative für die Renovierung und Wiedereröffnung des Prinzregententheaters 1988 (sogen. Kleine Lösung ohne Hauptbühne), die schließlich in der kompletten Renovierung (inkl. Hauptbühne) am 10. November 1996 mündete. August Everding galt als eine der kulturpolitisch einflussreichen Theaterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und als Workaholic. Er hatte in Münchener Theaterkreisen die (von ihm nicht geliebten) Spitznamen „Cleverding“ und „Everything“, die selbstredend sind. In den Medien warb er als versierter Redner und Diskussionspartner für die Sache der Kultur („Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit!“) und erlangte einen hohen Bekanntheitsgrad. Ein Krebsleiden, das seine letzten Jahre überschattete, hielt er vor der Öffentlichkeit geheim. Noch wenige Tage vor seinem Tod im Jänner 1999 trat er bei einem Podiumsgespräch im Gartensaal des Prinzregententheaters auf. Er wurde in seiner Wahlheimat Truchtlaching im Chiemgau beigesetzt. Seit 1963 war Everding mit der Ärztin Dr. Gustava von Vogel, die sich für die Hospiz-Bewegung engagiert, verheiratet. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor: Christoph, Cornelius, Johannes und Marcus Everding. 1978-97 bewohnte er eine Dienstwohnung auf der Burg Grünwald, danach wohnte er in München-Schwabing.
August Everding begann seine Karriere als Schauspielregisseur. Geprägt wurde er von der Zusammenarbeit mit Hans Schweikart und Fritz Kortner. Später war er auf internationaler Ebene vor allem im Bereich der Oper tätig. Er inszenierte bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen (Der fliegende Holländer, Bühnenbild Josef Svoboda, Dirigent Silvio Varviso, 1969; Tristan und Isolde, Bühnenbild Josef Svoboda, Dirigent Carlos Kleiber, 1974), an der Wiener Staatsoper (Tristan und Isolde, Bühnenbild Günther Schneider-Siemssen, Dirigent Karl Böhm, 1967; Parsifal von Richard Wagner, Bühnenbild und Kostüme Jürgen Rose, Dirigent Horst Stein, 1979; Linda di Chamounix von Gaetano Donizetti, Bühnenbild Philippe Arlaud, Dirigent Bruno Campanella, 1997), dem Wiener Theater in der Josefstadt, der Pariser Opéra (Parsifal, Bühnenbild und Kostüme Jürgen Rose, Dirigent Horst Stein, 1973; Elektra von Richard Strauss, Bühnenbild und Kostüme Andrzej Majewski, Dirigent Karl Böhm, 1974; Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart, Bühnenbild und Kostüme Toni Businger, Dirigent Georg Solti, 1975), der Metropolitan Opera in New York (Tristan und Isolde, Bühnenbild Günther Schneider-Siemssen, Dirigent Erich Leinsdorf, 1971; Boris Godunow, Bühnenbild Ming Cho Lee, Dirigent Thomas Schippers 1974; Lohengrin, Bühnenbild Ming Cho Lee, Dirigent James Levine 1976; Chowanschtschina, Bühnenbild Ming Cho Lee, Dirigent Neme Järvi 1985; Der fliegende Holländer, Bühnenbild Hans Schavernoch, Dirigent James Levine 1989) oder an den Opernhäusern in San Francisco und Warschau. In der Inszenierung der Zauberflöte (1983) an der Staatsoper Unter den Linden baute Everding auf die Bühnenbilder Karl Friedrich Schinkels (1816).
31.10. Paul KÖTTER: 125. Geburtstag
Nach Ableistung des Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg begann er 1919 sein Gesangstudium bei Julius von Raatz- Brockmann in Berlin, der seinen ursprünglichen Bariton zum Tenor umschulte. 1928 debütierte er am Opernhaus von Essen als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1930 kam er an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg. 1935 wurde er von dort an die Oper von Frankfurt a.M. engagiert, blieb jedoch durch einen Gastspielvertrag bis 1942 mit dem Hamburger Haus verbunden. Gastspiele ließen ihn international bekannt werden; so sang er an den Opernhäusern von Prag, Belgrad, Sofia, Genf und Antwerpen. Bei den Festspielen von Zoppot sang er 1934 den Walther von Stolzing in den »Meistersingern«, 1938-39 den Loge im »Rheingold«, an der Wiener Volksoper 1939 ebenfalls den Walther von Stolzing; er gastierte auch an der Dresdner Staatsoper, an den Staatsopern von München und Berlin, an der Städtischen Oper Berlin und bei den Maifestspielen von Wiesbaden. Seine eigentliche künstlerische Heimat blieb jedoch das Frankfurter Opernhaus, wo er u.a. in den Uraufführungen der Opern »Dr. Johannes Faust« von Hermann Reutter (22.5.1936), »Columbus« von Werner Egk (13.7.1942) und »Die Kluge« von Carl Orff (20.2.1943) mitwirkte. Er war bis 1945 an diesem Haus als Sänger tätig und übernahm dort nach dem Zweiten Weltkrieg in sehr verdienstvoller Weise die Publikums- und Personalbetreuung. Bis 1973 setzte er seine Tätigkeit am Opernhaus von Frankfurt a.M. fort (u.a. auch als Regisseur). Er starb 1974 in Frankfurt a.M. – Seine große, heldische Tenorstimme erreichte ihre besten Leistungen im Wagner-Fach und in Partien wie dem Radames in »Aida«, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Riccardo in Verdis »Maskenball«, dem Manrico im »Troubadour« und dem Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss. Er übernahm zahlreiche Operettenrollen wie den Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«, den Goethe in »Friederike« von Lehár, den Jan in Millöckers »Der Bettelstudent«, den Amando in »Maske in Blau« von F. Raymond, den Herzog in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß, im Bereich des Opernrepertoires auch den Königssohn in »Königskinder« von Humperdinck, den Fra Diavolo in der gleichnamigen Oper von Auber und den Hüon in »Oberon« von Weber.
Schallplattenaufnahmen auf Ultraphon (1929-30), Telefunken und Homeland.