IN MEMORIAM-Geburtstage IM NOVEMBER 2020
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.11. Alexander ALEXEJEW: 125. Geburtstag
Er studierte in Moskau und sang bereits 1923 kleine Partien am dortigen Bolschoi Theater, widmete sich aber in den Jahren 1923-25 weiteren Studien in der russischen Metropole. 1925-27 trat er abermals in kleineren Rollen am Bolschoi Theater auf und sang 1927-28 am Moskauer Operettentheater. 1928-29 wirkte er als erster lyrischer Tenor am Opernhaus von Tiflis (Tblissi) und folgte dann wieder einem Ruf an das Bolschoi Theater Moskau, dessen Mitglied er bis zu seinem Tod 1939 geblieben ist. Hier wie bei Gastspielen an führenden russischen Opernhäusern hörte man ihn in Partien wie dem Lenski im »Eugen Onegin«, dem Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini, dem Alfredo in »La Traviata«, dem Gérald in »Lakmé« von Delibes, dem Rodolfo in Puccinis »La Bohème« und dem Lohengrin. Bekannt wurde er auch als Konzert- und Liedersänger.
Schallplattenaufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Produktion (Melodiya).
2.11. Vieri TOSATTI: 100. Geburtstag
Nachdem er das Diplom für Klavier und Komposition an der Accademia di Santa Cecilia erlangt hatte (1942), belegte er den Fortbildungskurs bei Ildebrando Pizzetti. Als erste Kompositionen entstanden das Drama Dioniso (1945-46) sowie sinfonische Musik und Kammermusik, in der schon die Neigung zum Satirischen und Grotesken auffällt: Das Concerto della demenza (1946) sieht im Instrumentarium die Explosion einer Sprengbüchse vor, und Il giovane Werther (1950) bedient sich der bizarren Dichtung des Piemontesen Ernesto Ragazzoni. Der Erfolg von Il sistema della dolezza am Teatro delle Novità in Bergamo (1951) rückte Tosatti in die vorderste Reihe der italienischen Komponisten. La partita a pugni (1953), beim Festival zeitgenössischer Musik der Biennale in Venedig aufgeführt, vermehrte das Interesse an seinen Werken, sodass seine dritte Oper Il giudizio universale an der Mailänder Scala angenommen wurde (Uraufführung am 2. April 1955). Seitdem widmete er sich fast ausschließlich dem Opernschaffen: L’Isola del tesoro (1958), La fiera delle meraviglie (1959-61) und Il paradiso e il poeta (1971). Die Libretti schrieb er meistens selbst. Er starb 1999 in Rom.
3.11. Paulette MERVAL: 100. Geburtstag
Biographie der französischen Sopranistin auf Französisch: https://fr.wikipedia.org/wiki/Paulette_Merval
4.11. Kjerstin DELLERT: 95. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung bei Adelaide von Skilondz in Stockholm und studierte dann in Frankreich und Italien sowie 1947-49 in den USA. 1951 debütierte sie am Stora Theater von Göteborg in der Titelrolle der Offenbach-Operette »La belle Hélène«. 1952 wurde sie an die Königliche Oper Stockholm berufen, an der sie lange Jahre als erste Sopranistin wirkte. Am 15.10.1956 sang sie dort in der Uraufführung der Oper »Porträttet« von Hilding Rosenberg, am 31.5.1959 in der der Oper »Aniara« von Blomdahl, am 2.9.1965 in der von »Herr von Hancken« vom gleichen Komponisten, 1957 die Marie in der Stockholmer Erstaufführung von Alban Bergs »Wozzeck«. Aus ihrem weitreichenden Repertoire sind als Hauptrollen die Nedda im »Bajazzo«, die Tosca, die Amelia im »Maskenball« von Verdi, der Cherubino in »Figaros Hochzeit« und die Rosalinde in der »Fledermaus« zu nennen. 1958 wirkte sie am Stockholmer Blancheteater in der Uraufführung von Sven-Erik Bäcks Oper »Gästabudet« mit. 1959 gastierte sie an der Opéra-Comique Paris als Carmen; an der Pariser Grand Opéra sang sie den Octavian im »Rosenkavalier«. Beim Festival von Edinburgh gastierte sie 1959 als Marie im »Wozzeck« von A. Berg, als Helmwige in der »Walküre« und in »Aniara« sowie 1974 als Vertraute in der »Elektra« von R. Strauss und als Frau des Richters in »Jenufa« von Janácek anlässlich von Gesamtgastspielen der Stockholmer Oper. 1962 trat sie am Théâtre de la Monnaie Brüssel in »Aniara« auf. Mittelpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit blieb jedoch die Stockholmer Oper. 1971 wirkte sie am Stockholmer Rotunda Teater in der Uraufführung von »Experiment X« von B. Hambraeus mit, 1973 an der Königlichen Oper Stockholm in der von Lars Johan Werles »Tintomara«. Konzert- und Oratoriensängerin von hohem Rang. 1973 trat sie in das Nya Björling-Kvartett ein, mit dem sie Tourneen in Skandinavien und Nordamerika unternahm Sie erreichte die Restaurierung des noch erhaltenen alten Barock-Theaters in dem Stockholmer Vorort Solna (einem Gegenstück zum Schlosstheater von Drottningholm) und war seit 1985 Leiterin der dort stattfindenden Festspiele. Noch 1994 wirkte sie an der Stockholmer Oper in der Uraufführung von Rodion Schtschedrins »Lolita« mit. Sie starb 2018 in Solna.
Aufnahmen auf schwedischen HMV-Platten, auf Philips Gesamtaufnahme von »Aniara« von Blomdahl.
5.11. Anthony ROLFE JOHNSON: 80. Geburtstag
Er war zunächst als Farmer tätig, bevor er sich zur Ausbildung seiner Stimme an der Guildhall School of Music in London bei Keeler entschloss. 1972 gewann er ein Stipendium der Eva Turner-Stiftung. Nachdem er bereits als Konzert- und Oratoriensänger erste Erfolge gehabt hatte, kam es 1973 zu seinem Bühnendebüt bei der English Opera Group als Vaudémont in Tschaikowskys Oper »Jolanthe«. 1973 war er Mitglied des Chores des Glyndebourne Festivals und trat dabei u.a. als einer der Diener im »Capriccio« von R. Strauss auf. Bei den Festspielen von Glyndebourne sang er dann 1974-75 den Dirigenten Stroh in »Intermezzo« von R. Strauss, 1975 den Lenski im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, 1976 den Fenton im »Falstaff« von Verdi, 1994 den Titelhelden in »Peter Grimes« von B. Britten und 1995 den Titelhelden in »La clemenza di Tito« von Mozart. Bei der Glyndebourne Touring Opera Company trat er 1974 als Lenski und 1976 als Fenton auf. 1975 wurde er mit dem John Christie-Preis ausgezeichnet. 1975 sang er beim Edinburgh Festival das Tenor-Solo in Beethovens 9. Sinfonie. 1977 sehr erfolgreiche Konzerttournee durch Westdeutschland und Holland; 1978 gab er weitere Konzerte in Holland und Belgien. 1978 übernahm er bei der English National Opera London den Don Ottavio im »Don Giovanni«. 1979 debütierte er an der Mailänder Scala als Christus in Beethovens Oratorium »Christus am Ölberg«. Bei der Welsh National Opera sang er 1979 den Tamino in der »Zauberflöte« und 1982 den Bajazet in Händels »Tamerlano«. An der Scottish Opera Glasgow sang er 1979-80 den Lenski, 1983 den Aschenbach in B. Brittens »Death in Venice« und 1994 den Peter Grimes. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1981 als Einfältiger in »Boris Godunow«, 1983 als Aschenbach und 1993 als Schuiskij in »Boris Godunow«. 1983 hörte man ihn bei den Salzburger Mozartwochen in der Mozart-Oper »La finta semplice«, 1984 an der Mailänder Scala als Titelhelden in »Lucio Silla« von Mozart. 1986 trat er bei der Opera North Leeds als Tom Rakewell in Strawinskys »The Rake’s Progress« auf. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1987 den Johannes im »Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt, 1990 die Titelpartie in »L‘Orfeo« von Monteverdi, 1991 die Titelpartie in »Idomeneo« von Mozart, 1992 das Tenor-Solo in Beethovens Missa solemnis, 1993 in Monteverdis Marienvesper und die Titelpartie in »Lucio Silla« von Mozart, 1994 in Mozarts C-Moll-Messe und 1996 die Titelpartie in Händels »Jephta«. 1988 debütierte er an der Covent Garden Oper London in der Händel-Oper »Semele«. 1989 trat er bei der English National Opera London in der Titelrolle von Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria« auf. 1991 gastierte er als Idomeneo an der Wiener Staatsoper. Als Idomeneo debütierte er auch 1991 an der Metropolitan Oper New York, an der er bis 1997 auch den Aschenbach, den Peter Grimes und den Tito in Mozarts »La clemenza di Tito« sang. Den Peter Grimes sang er auch 1995 am Teatro Massimo Palermo. Er gastierte am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in Amsterdam und Brüssel und sang 1992 in der Marienkirche in Lübeck das Tenorsolo im War Requiem von Benjamin Britten, 1995 bei der Welsh Opera und 1996 an der Opéra Bastille Paris abermals die Titelrolle in »Idomeneo« von Mozart. 1996 sang er bei der English National Opera London den Florestan im »Fidelio« und an der Covent Garden Oper den Don Ottavio. Er trat 1998 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Prolog/Quint in »The Turn of the Screw« von B. Britten und bei den Festspielen von Savonlinna als Peter Grimes auf. 1999 gastierte er in Sydney in der Titelrolle von Monteverdis »Il ritorno d’ulisse in patria«. Am 10.12.1999 sang er am Théâtre de la Monnaie Brüssel in der Uraufführung der Oper »Wintermärchen« von Philippe Boesmans den Polyxenes (den er 2000 an der Oper von Lyon wiederholte). 2000 hörte man ihn dort wie an der Oper von Antwerpen als Oedipus in Strawinskys »Oedipus Rex«, bei den Festspielen von Drottningholm in der Händel-Oper »Tamerlano«. 2001 sang er beim Edinburgh Festival den Arbace in Mozarts »Idomeneo«. Er betätigte sich auch als Dirigent, erstmals in St.Louis, wo er 1997 Monteverdis »L’Orfeo« dirigierte. Seit 1990 Director of Singing Studies an der Britten-Pears Music School. 1992 wurde er zum Commander of the British Empire ernannt. Er starb 2010 in London. – Schöne, italienisch anmutende lyrische Tenorstimme, auf der Bühne als Mozartsänger (Ferrando in »Così fan tutte«) und im Belcanto-Repertoire, dazu als begabter Darsteller, auf dem Konzertpodium vor allem als Händel-Interpret, aber auch als Liedersänger, bewundert.
Lit: A. Rolfe Johnson: Quick Study (in »Opera News«, 1987-88); A. Blyth: Anthony Rolfe-Johnson (in »Opera«, 1993).
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen: Philips (»Il sposo deluso«, »Il mondo della luna« und Stabat mater von J. Haydn, »La finta semplice« von Mozart, »Jephtha« und »Messiah« von Händel, »The Rake’s Progress« von Strawinsky), Decca (Cassio in Verdis »Otello«, »Ode for St. Cecilia’s Day« und »Alexander’s Feast« von Händel), DGG (»Idomeneo«, Matthäus-Passion von J.S. Bach, »Acis and Galatea« von Händel, War Requiem von B. Britten, Polyxenes in »Wintermärchen« von Philippe Boesmans), Hyperion (Schubert-Lieder), EMI (Tamino in der »Zauberflöte«), RCA (Hohe Messe und Magnificat von J.S. Bach), DGA (»Hercules« von Händel), Erato (»Semele« von Händel, Captain Vere in »Billy Budd« von B. Britten), Orfeo (»La finta semplice«), Unicorn (Lieder von Delius), Teldec (Johannes-Passion von J.S. Bach, »Saul« von Händel, Missa solemnis von Beethoven), Sony (»Don Giovanni«), Opus (»Applausus« von J. Haydn), Telarc (Florestan im »Fidelio«), Accord (»The Turn of the Screw« als Prolog und Quint), Chandos/Koch (Kantaten von Herbert Howells).
5.11. Nicholas MAW: 85. Geburtstag
Seine Eltern waren Clarence Frederick Maw und Hilda Ellen Kammern. Er besuchte die Wennington School, ein Internat in Wetherby, West Yorkshire. Seine Mutter starb an Tuberkulose, als er 14 Jahre war. 1960 heiratete er Carol Graham, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte. Die Ehe wurde im Jahr 1976 geschieden. Seine letzten 24 Lebensjahre lebte er in Washington D. C. mit seiner Lebensgefährtin, der Keramik-Künstlerin Maija Hay.
Er studierte 1955-58 bei Paul Steinitz und Lennox Berkeley an der Royal Academy of Music, London, und in Paris bei Nadia Boulanger und dem Schönberg-Schüler Max Deutsch. Stationen seiner Laufbahn als Hochschullehrer waren das Trinity College in Cambrisge, die Exeter University und die Yale University. Zuletzt war er Professor für Komposition am Peabody Conservatory in Baltimore. Für sein kammermusikalisches Schaffen erhielt er 1993 zusammen mit Aaron Jay Kernis den Stoeger Prize. Seine Oper Sophie’s Choice wurde unter anderem am Royal Opera House (London), an der Deutschen Oper Berlin und der Volksoper Wien aufgeführt. Er verstarb im Mai 2009 im Alter von 73 Jahren aufgrund einer Herzinsuffizienz mit Komplikationen in Washington D.C.
5.11. Luisa MALAGRIDA: 100. Geburtstag
Sie lebte seit ihrem achten Lebensjahr in Ferrara. Ausbildung in Ferrara und an der Accademia di Santa Cecilia Rom. 1945 debütierte sie am Teatro Verdi Ferrara als Suzel in Mascagnis »L’Amico Fritz«. Nach Auftritten an Opernhäusern in der italienischen Provinz ging sie 1948 für zwei Jahre nach Südafrika, kam dann aber wieder nach Italien zurück, wo sie jetzt eine sehr erfolgreiche Karriere entwickeln konnte. Sie sang an allen großen italienischen Bühnen, so seit 1951 am Teatro Comunale Bologna, seit 1954 am Teatro San Carlo Neapel und am Opernhaus von Genua, seit 1955 am Teatro Verdi Triest; auch am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Massimo Palermo und in Turin aufgetreten. Am 4.12.1954 wirkte sie am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »La figlia di Jorio« von I. Pizzetti in der Partie der Ornella mit. Sie sang an der Oper von Rom 1956 in »La figlia di Jorio« von I. Pizzetti, 1957 die Leah in »Il Dibuk« von L. Rocca, 1960 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom die Santuzza in »Cavalleria rusticana«. 1956 erreichte sie die Mailänder Scala, wo sie als Mila in der Oper »La figlia di Jorio« von I. Pizzetti debütierte. Am 1.3.1965 sang sie dort in der Uraufführung der Oper »Clitennestra«, ebenfalls von Pizzetti, die Partie der Cassandra, bereits am 8.2.1963 an der Piccola Scala in der Uraufführung von Renzo Rossellinis »Il Linguaggio dei Fiori« die Partie La Zia. 1971 hörte man sie an der Scala als Susanna in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. 1958 sang sie am Teatro Sociale Como die Maddalena in Giordanos »Andrea Chénier«, 1963 am Teatro Goldoni Livorno die Titelfigur in Mascagnis »Iris«. Ebenfalls 1963 wirkte sie im italienischen Rundfunk RAI Rom in der Oper »Il testamento di Euridice« von Adriano Lualdi mit. In der Saison 1963-64 sang sie an der Metropolitan Oper New York in zwei Vorstellungen die Leonore im »Troubadour«. Die Künstlerin gastierte 1957 am Teatro San Carlos Lissabon, 1964 an der Oper von Monte Carlo, 1964 in Belfast und Dublin und 1974 am Opernhaus von Graz. 1975 verabschiedete sie sich am Teatro San Carlo Neapel als Santuzza von der Bühne. Von den Partien, die Bestandteil ihres Bühnenrepertoires waren, seien noch die Aida, die Traviata, die Titelheldin in Verdis »Luisa Miller«, die Tosca, die Butterfly, die Mimi in »La Bohème«, die Nedda im »Bajazzo«, die Agathe im »Freischütz« und die Micaela in »Carmen« genannt. Sie lebte dann in Rom, wo sie 2008 starb
Schallplatten: Cetra (Nedda in vollständiger »Bajazzo«-Aufnahme), MRE (Giocasta in »Edipo Re« von Leoncavallo, Teatro San Carlo Neapel, 1970), Monarch (Recital), Philips (Querschnitt »Tosca«, 1953).
6.11. Gerald ENGLISH: 95. Geburtstag
Er war am Royal College of Music Schüler von Jennifer Ryan. Er konnte sich zunächst in den fünfziger Jahren als Konzertsänger von hohem Rang auszeichnen. 1968-69 war er u.a. in Rio de Janeiro, Toronto, Brüssel, Stockholm, Rom, Köln, Amsterdam und Lissabon in einem Konzertprogramm erfolgreich, das vor allem Werke aus der Barock-Epoche, insbesondere von J.S. Bach, und anderseits moderne Komponisten (Strawinsky, Dallapiccola) enthielt. 1970 trat er in Wien, Stockholm und Barcelona auf und sang im gleichen Jahr an der Oper von Lüttich den Titelhelden in »Idomeneo« von Mozart. Er trat auch an der Covent Garden Oper London, an der dortigen Sadler’s Wells Opera und bei den Festspielen von Glyndebourne (1960 Haushofmeister bei Faninal im »Rosenkavalier«, 1962-64 einer der Soldaten in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«), 1979 an der Grand Opéra Paris (als Andres im »Wozzeck«) auf, doch lag der Schwerpunkt seines künstlerischen Wirkens auf dem Gebiet des Konzertgesangs. Immer wieder hatte er bei seinen großen Tourneen in England wie in Nordamerika ein dankbares Publikum. Als Liedersänger galt er vor allem als großer Interpret der Lieder von Gabriel Fauré. 2000 sang der fast 75jährige Künstler in Adelaide die Titelrolle in der Uraufführung von »Night and Dream, the Death of Sigmund Freud«, ein Werk, das der australische Komponist Andrew Ford für ihn komponiert hatte. 1960-77 wirkte er als Professor am Royal College of Music in London, seit 1977 Direktor des Victoria College of The Arts in Melbourne, wo er seine Tätigkeit als Konzert- und Opernsänger fortsetzte. Er starb im Februar 2019.
Schallplatten: HMV (»L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi), Harmonia mundi (Bach-Kantaten, »The Pilgrim’s Progress« von Vaughan Williams, Te Deum von H. Purcell, Lieder von Dowland, Ward und Purcell), Vox (»Il ritorno d’Ulisse« in patria von Monteverdi).
6.11. Nicola ROSSI-LEMENI: 100. Geburtstag
Sein Vater war Hauptmann der italienischen Armee, seine Mutter, Xenia Lemeni-Macedon, war Sängerin und Pädagogin am Konservatorium von Odessa gewesen. Er wurde in Italien erzogen und studierte dort Rechtswissenschaften. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in der italienischen Armee. Ohne eine eigentliche Ausbildung debütierte er 1946 am Teatro Fenice von Venedig als Warlaam im »Boris Godunow«. 1946 erregte er an der Oper von Triest als König Philipp im »Don Carlos« von Verdi Aufsehen. Er wurde in seiner Karriere wesentlich durch den berühmten Dirigenten Tullio Serafin gefördert, dessen Tochter Vittoria er 1949 heiratete. 1946-48, 1952 und 1954 hörte man ihn bei den Festspielen in der Arena von Verona (1947 in den Aufführungen von »La Gioconda«, die für Maria Callas den Durchbruch zum Weltruhm brachten). Seit 1947 sang er regelmäßig an der Mailänder Scala (Antrittsrolle 1947: Warlaam) und an der Oper von Rom. An der Scala sang er u.a. das Bass-Solo im Verdi-Requiem und den Alfonso in Donizettis »Lucrezia Borgia« (1951), den Oroveso in »Norma« und die Titelrolle in »Mefistofele« von Boito (1952), den Basilio im »Barbier von Sevilla« (1952, 1956), den König Philipp (1952, 1954), den Baldassare in Donizettis »La Favorita« und den Archibaldo in »L’Amore dei Tre Re« von Montemezzi (1953), die Titelrolle in »Boris Godunow« (1953, 1956), den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Orest in »Elektra« von R. Strauss und den Oberpriester in »La Vestale« von Spontini (1954), den Lunardo in »I Quatro Rusteghi« von E. Wolf-Ferrari (1954, 1957), den Kaspar im »Freischütz«, den Selim in Rossinis »Il Turco in Italia« und den Tscherewik in Mussorgskys »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« (1955), den Lazaro di Roio in I. Pizzettis »La figlia di Jorio«, den Abimelech in »Samson et Dalila« von Saint-Saens und den Titelhelden in Händels »Giulio Cesare« (1956), den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore« (1956, 1958), den Enrico in Donizettis »Anna Bolena« und den Vater in »Louise« von Charpentier (1957), den Silva in Verdis »Ernani« und den Eurito d’Ilaco in »Fedra« von Pizzetti (1959), den Don Chisciotte in M. de Fallas »El retablo de Maese Pedro« (1959, 1971), den Titelhelden in »Macbeth« von Ernest Bloch (1960), die vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen« (1961) sowie mehrere Liederabende. Er wirkte dort am 2.1.1955 in der Bühnenuraufführung von Darius Milhauds »David« als Saul und am 10.3.1966 in der Uraufführung von Renzo Rossellinis »La Leggenda del Ritorno« als Kardinal mit. Bereits am 1.3.1958 sang er an der Scala in der Uraufführung von Pizzettis Oper »Mord in der Kathedrale« (»L’Assassinio nella cattedrale«) die Rolle des Thomas Becket. Diese Partie trug er dann auch an der Oper von Rom (1958), in Genua (1960) und im Vatikan in einer Sondervorstellung vor Papst Johannes XXIII. vor. An der Oper von Rom übernahm er 1948-49 die Titelrolle in »Mosè in Egitto« von Rossini, 1950-51 den Zaccaria in Verdis »Nabucco« und 1951 den Boris Godunow. In dieser Partie hatte er dann auch 1949 am Teatro Colón Buenos Aires und 1952 an der Covent Garden Oper London herausragende Erfolge. Die Kritik bezeichnete ihn als den größten Interpreten dieser Partie seit Fedor Schaljapin. An der Oper von Rom kreierte er 1952 den Titelhelden in der Premiere der Oper »The Emperor Jones« von L. Gruenberg, 1961 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Un Sguardo dal Ponte« von Renzo Rossellini mit. 1951 gastierte er in Nordamerika; an der Oper von San Francisco feierte man ihn dabei als Boris Godunow. An diesem Haus gastierte er dann bis 1969 auch als Colline in »La Bohème«, als Padre Guardiano in »La forza del destino«, als Don Giovanni, als Archibaldo in »L’Amore dei Tre Re«, als Titelheld in »Mefistofele« von Boito, als Basilio im »Barbier von Sevilla« und als Vater in »Louise«. 1953 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle Mephisto im »Faust« von Gounod). Hier trat er in der Saison 1953-54 in zwölf Vorstellungen auf, auch als Don Giovanni und als Boris Godunow. Er sang am 17.3.1965 an der Oper von Rom die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Wallenstein« von Mario Zafred. 1956 Gastspiel an der Oper von Chicago. 1965 wirkte er in Florenz in der italienischen Erstaufführung von Benjamin Brittens »Billy Budd« mit. An der Oper von Monte Carlo wirkte er 1968 in der Uraufführung von Renzo Rossellinis »L’Avventurio«, 1973 in der von »La Reine morte« vom gleichen Komponisten mit. Er gastierte am Bolschoi Theater Moskau, an den Opern von Leningrad, Budapest, Mexico City, Rio de Janeiro, an der Grand Opéra Paris, an der Hamburger Staatsoper, in Bukarest, Zagreb, Genf (1966 vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« und Vater in »Louise« von Charpentier, 1968 Titelpartien in »Don Quichotte« von Massenet und »Macbeth« von E. Bloch, 1970 Titelpartie in »Boris Godunow«), Basel und Brüssel. Seine Stimme ließ frühzeitig nach, so dass seine Auftritte bereits in den sechziger Jahren seltener wurden. Seit 1965 betätigte er sich als Opernregisseur. 1980 erhielt er eine Professur an der Universität von Bloomington (Indiana). Er wurde zum Groß-Offizier des Verdienstordens der Italienischen Republik ernannt. Seit 1958 war er in zweiter Ehe mit der Sopranistin Virginia Zeani (* 1925) verheiratet. Er trat auch als Dichter in Erscheinung, veröffentlichte zwei Gedichtbände (»Impeti«, »Le Orme«) und war Mitarbeiter literarischer Zeitschriften. Er starb 1991 in Bloomington. – Kraftvolle, voluminöse Bass-Stimme, im italienischen wie zumal im russischen Repertoire ausgezeichnet; letzteres wurde von ihm in der Originalsprache gesungen. Dazu ebenso intelligenter wie temperamentvoller Darsteller. Zu seinen größten Kreationen zählte auch der Dosifej in »Chowanschtschina«.
Schöne Aufnahmen auf Cetra (»Don Carlos«), Philips (»Mosè in Egitto« von Rossini), Columbia (»Norma«, »I Puritani«, beide mit Maria Callas, »La serva padrona« von Pergolesi, »Il Turco in Italia« von Rossini, ebenfalls mit Maria Callas), EJS (»Otello« von Rossini), Cetra Opera Live (»Anna Bolena« von Donizetti, »La Vestale« von Spontini mit Maria Callas), Fonit-Cetra (»I quattro rusteghi« von Wolf-Ferrari), Fono (Presidente in »Il piccolo Marat« von Mascagni), Gala (Lunardo in »I quattro rusteghi« von Wolf-Ferrari, Turin 1969).
7.11. Vladeta DIMITRIJEVIĆ: 95. Geburtstag
Er wurde in Wien und Mailand zum Sänger ausgebildet, debütierte 1951 an der Nationaloper von Belgrad und blieb während seiner gesamten, jahrzehntelangen Bühnenkarriere Mitglied dieses führenden jugoslawischen Opernhauses. Er sang dort eine Vielfalt von Partien, von denen der Graf Luna in Verdis »Troubadour«, der Amonasro in »Aida«, der Renato im »Maskenball«, der Titelheld in Verdis »Nabucco«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, der Escamillo in »Carmen«, der Tomsky in »Pique Dame« von Tschaikowsky, der Titelheld in »Fürst Igor« von Borodin und der Graf Almaviva in »Figaros Hochzeit« genannt seien. Gastspiele und Konzertauftritte in Jugoslawien wie im Ausland rundeten die Karriere des Künstlers ab. Er starb 2017 in Belgrad.
International bekannt wurde sein Name vor allem durch Opernaufnahmen, die bei Decca erschienen; hier wirket er in den vollständigen Opern »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka und »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow mit.
7.11. Fritz PETER: 95. Geburtstag
Nachdem er zunächst eine Ausbildung als Maschinenbauer erhalten hatte, studierte er 1945-48 in Winterthur Gesang bei Annelies Gamper und Elfriede Lemmer, 1948-55 bei Margherita Perras in Zürich, später noch bei Alphons Fischer in Stuttgart. 1955-61 war er am Stadttheater von Ulm und seit 1961 am Opernhaus von Zürich verpflichtet. Von dort aus gastierte er an den Theatern von Basel, Genf (1968 Mime im »Rheingold«), Luzern und St. Gallen, an den Staatsopern von München und Hamburg, an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. und Köln, in Dortmund, Saarbrücken, Karlsruhe und an der Oper von Nizza. Hinzu traten Gastspiele mit dem Zürcher Ensemble an der Mailänder Scala und beim Festival von Edinburgh (1978 in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«), an der Staatsoper Dresden, an der Oper von Helsinki, bei den Wiener Festwochen, bei den Festspielen von Wiesbaden und Athen. 1990 beendete er sein Engagement am Zürcher Opernhaus, wo er aber noch weiter als Gast auftrat. Sein Bühnenrepertoire besaß einen besonders großen Umfang und enthielt Partien aus dem lyrischen, dem Charakter- wie dem heldischen Bereich. Am Opernhaus von Zürich wirkte er in den Uraufführungen der Opern »Griechische Passion« von B. Martinù (1961), »Madame Bovary« von H. Sutermeister (1967), »Ein Engel kommt nach Babylon« von R. Kelterborn (1977) mit. Er wirkte auch am 3.12.1961 hier in der Uraufführung der Operette »Barbasuk« von Paul Burkhard als Ali mit, außerdem in den Schweizer Erstaufführungen von »Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem (Spielzeit 1971-72 als Butler), »Ein Stern geht auf aus Jakob« von P. Burkhard (1972-73 als Aram), »Elisabeth Tudor« von W. Fortner (1972-73 als Gresham), »Karl V.« von E. Krenek (1969-70 als Frangipani und als Hofastrologe), »La Mystère de la Nativité« von B. Martinu (1961-62 als Rifflard) und »Lear« von A. Reimann (1987-88 als Herzog von Cornwall). Er trat auch in Konzerten und Rundfunksendungen auf. Er starb 1994 in Zürich. – Sein Bruder Otto Peter (* 17.8.1922 Alabardia im Kanton Tessin) war ein bekannter Konzertbariton, der in Zürich, Winterthur und Luzern als Pädagoge wirkte und Schallplatten bei Schwann und im J. Stauder-Verlag veröffentlicht hat.
Schallplatten von Fritz Peter: Telefunken (»L’Incoronazione di Poppea« und »Il Ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), Tono (Querschnitte »Don Pasquale« als Ernesto, »Der Freischütz« als Max, »Tristan und Isolde« als Titelheld, »Paganini« von Lehár, ebenfalls in der Titelrolle).
8.11. Arturo SERGI: 95. Geburtstag
Sein Vater war Amerikaner, seine Mutter Italienerin. Zunächst wollte er Veterinärmedizin an der Columbia University in New York studieren. Er wurde als Soldat eingezogen und kam zur US-Besatzungsarmee in Deutschland. Sein Gesangstudium erfolgte u.a. mit einem Stipendium der amerikanischen Armee bei Sergio Nazor und bei Angelo Minghetti in Rom. Er war in New York auch Schüler von Friedrich Schorr, Michael Zetkin und Leon Cortilli. 1954 debütierte er am Opernhaus von Wuppertal als Otello von Verdi. 1958-68 war er Mitglied der Hamburger Staatsoper, zugleich auch 1957-60 der Oper von Frankfurt a.M., bis 1970 dazu dem Opernhaus von Köln verbunden. Erfolgreiche Gastspiele an führenden deutschen Theatern (München, Stuttgart, Berlin), 1957-62 an der Covent Garden Oper London u.a. als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Alfred in »La Traviata«. Seit 1961 gehörte er auch zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. 1963 trat er an der Hamburger Oper in der Uraufführung von G. Klebes »Figaro lässt sich scheiden« auf. 1964 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser« mit. 1963 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Dimitrij im »Boris Godunow« und ist bis 1984 in insgesamt 64 Vorstellungen auch als Walther von Stolzing, als Otello von Verdi, als Lohengrin, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Macduff in Verdis »Macbeth«, als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, als Ernani, als Erik in »Der fliegende Holländer«, als Radames in »Aida«, als Kodanda in »The Last Savage« von G.C. Menotti, als Walther von der Vogelweide, als Hermann in Tschaikowskys »Pique Dame«, als Alfred in der »Fledermaus« und als Jacob Schmidt in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill aufgetreten. Gastspiele in Paris und Amsterdam, in Rio de Janeiro (1969), Barcelona und Budapest (1969), an der Wiener Staatsoper (1959 als Turiddu und 1969 als Manrico im »Troubadour«) und an Theatern in Nordamerika. Bei den Salzburger Festspielen trat er 1991 als Trimalchio in B. Madernas »Satyricon« auf. Seine besten Leistungen erreichte er in Opern von Verdi und Wagner; neben den bereits genannten Partien auch als Tannhäuser, aber auch als Florestan im »Fidelio«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Rodolfo in »La Bohème« und als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Angesehener Konzert- und Oratoriensänger (»Gurrelieder« von Schönberg). Er erhielt 1973 einen Lehrauftrag an der University of Texas in Austin. Er starb 2006 in Austin. Kraftvolle, lyrisch-heldische Tenorstimme.
Schallplatten: Eurodisc (Querschnitt »Fidelio«), MMS, TIP (Italienische Lieder), Musica et Litera.
8.11. Euphemia GIANNINI: 125. Geburtstag
Sie war die Tochter des Tenors Ferruccio Giannini (1868-1948) und der Geigerin Antonietta Briglia (1872-1934) sowie die Schwester des Komponisten Vittorio Giannini (1903-66) und der Sopranistin Dusolina Giannini (1902-86). Euphemia Giannini studierte bei Gigola in Mailand und debütierte in Turin als Mimi in »La Bohème«. Sie sang seit 1917 für einige Jahre Konzert und Oper in den USA und war lange Jahre Pädagogin am Curtis Institute Philadelphia. Von ihren vielen Schülern wurden vor allem Frank Guarrera und Anna Moffo bekannt. Euphemia Giannini starb 1979 in Philadelphia.
8.11. Hermann SCHEY: 125. Geburtstag
Seine Stimme wurde 1913-15 bei Henry von Dulong in Berlin ausgebildet. 1915 wurde er als Soldat eingezogen und konnte das Gesangstudium erst nach Kriegsschluss zu Ende führen. Seit 1922 betätigte er sich von Berlin aus als Konzert- und Oratoriensänger. Man bewunderte namentlich seine Kunst der Bach-Interpretation. Konzert-Tourneen brachten ihm in den europäischen Musikzentren große Erfolge. 1929 sang er in Amsterdam zusammen mit dem Concertgebouw Orchest unter Willem Mengelberg die »Kindertotenlieder« von Gustav Mahler und hinterließ dabei einen so nachhaltigen Eindruck, dass er seitdem alljährlich in Holland auftrat, vor allem in den denkwürdigen Aufführungen der Matthäuspassion von J.S. Bach unter Mengelberg. 1930 unternahm er eine große Tournee durch Polen, Russland und die Balkanstaaten, 1932 gab er Konzerte in Paris, 1933 in Zürich. Er kreierte mehrere Lieder des Schweizer Komponisten Othmar Schoeck und sang 1930 in Berlin das Bass-Solo in der Uraufführung der Kantate »Das dunkle Reich« von Hans Pfitzner. 1933-35 trat er in Berlin in Liederabenden auf, die der Jüdische Kulturbund veranstaltete. 1934 emigrierte er als Jude nach Holland und wurde 1936 Professor am Konservatorium von Amsterdam, setzte aber seine erfolgreiche Konzerttätigkeit fort. Als Holland 1940 durch die deutschen Truppen besetzt wurde, musste er sich bis zum Ende des Krieges im Untergrund versteckt halten. Dann nahm er seine Karriere wieder auf und wirkte beim Holland Festival und bei weiteren internationalen Festspielveranstaltungen mit. Konzertreisen führten ihn nach Deutschland, England, Österreich und in die Schweiz. 1968 bereiste er in einer triumphalen Tournee Israel. Dazu betätigte er sich weiter als Gesangslehrer. Er verbrachte seinen Lebensabend in der Schweiz. Er starb 1982 in Uerikon bei Zürich.
Schallplatten: Frühe akustische Aufnahmen auf Odeon; auch Aufnahmen auf den Marken DGG, Christschall, Tri-Ergon, MMS, Concert Hall (Magnificat von J.S. Bach, Versperae de Dominica von Mozart), Archiphon (Verdi-Requiem, Amsterdam 1937), Philips (8.Sinfonie von G. Mahler, »Les Noces« von Strawinsky), MMS (Matthäuspassion von J.S. Bach) und Lebendige Vergangenheit (Lieder von Schubert, R. Schumann, C. Loewe, M. Glinka).
8.11. Friedrich WITT: 250. Geburtstag
Er wurde als sechstes von acht Kindern des Schuldieners, Kantors und Gerichtsschreibers Johann Caspar Witt geboren. Als Friedrich sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Nach dessen Tod heiratete seine Mutter Heinrich Vollrath Düring, seinen Amtsnachfolger, und hatte mit diesem noch vier weitere Kinder. Eines davon war Johann Georg Heinrich Düring, der ebenfalls Komponist war. Wahrscheinlich erhielt Witt seinen ersten Musikunterricht und gleichzeitig Unterricht auf verschiedenen Instrumenten sowohl von seinem Vater als auch seinem Stiefvater. Im Oktober 1789 wurde Witt als Cellist in die Hofkapelle des Fürsten von Oettingen-Wallerstein im Nördlichen Ries aufgenommen. Ein Unterricht bei Antonio Rosetti wird vermutet, kann bis jetzt jedoch nicht eindeutig belegt werden, zumal Rosetti schon im Juni 1789 Wallerstein verließ. Witt müsste dann schon vor seiner Aufnahme in die Hofkapelle nach Wallerstein gekommen sein. 1793 und 1794 unternahm er mit dem Klarinettisten Joseph Beer (1770–1819), auch ein Mitglied der Oettinger Hofkapelle, Konzertreisen unter anderem nach Coburg, Weimar, Potsdam und Ludwigslust. Um 1796 verließ er mit Beer Wallerstein und begab sich auf eine mehrjährige Konzertreise, unter anderem nach Wien und Frankfurt am Main. In Wien gaben die beiden ein Konzert im Augarten, bei dem sich unter den Zuhörern unter anderem Joseph Haydn und weitere führende Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens befanden. Aufgeführt wurden ein Klarinettenkonzert Witts und eine seiner Sinfonien. Das Konzert war ein großer Erfolg und brachte Witt mehrere Anfragen nach weiteren Konzerten ein, wie er in einem Brief an einen Freund schreibt. Im Frühjahr 1802 wurde Witt nach der Uraufführung seines Oratoriums Der leidende Heiland zum Hofkapellmeister in Würzburg berufen. Dort heiratete er 1803 die Tochter eines der reichsten Bürger der Stadt und blieb dort bis zum Ende seines Lebens. Ab 1814 war Witt Kapellmeister am Theater in Würzburg. Im Sommer 1824 wurde er – wohl aus Krankheitsgründen – als Kapellmeister entlassen. Während seiner letzten Lebensjahre wirkte er unter anderem einige Zeit als Hofkomponist des Fürsten Carl Friedrich zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Witt starb am 3. Januar 1836 in seiner Wohnung in der Neubauergasse in Würzburg im Alter von 65 Jahren an „Lungenlähmung“. Bei seinem Tod wurde zwar noch Witts Kirchenmusik gerühmt, aber sein Gesamtwerk geriet durch den sich ändernden Musikgeschmack bald völlig in Vergessenheit, obwohl seine Kompositionen zu seinen Lebzeiten sehr beliebt und geschätzt waren.
Zu Witts musikalischen Vorbildern zählen Joseph Haydn und Antonio Rosetti. Gerade die langsamen Sätze seiner Werke gelangen ihm oft sehr stimmungsvoll, in ihnen zeigt er sich häufig als echter Romantiker. Witts Werke zeichnen sich oft durch eine farbige Instrumentierung mit Holzbläsern und Hörnern aus. Im Zentrum seines Schaffens stehen 23 Sinfonien, er schuf aber auch Instrumentalkonzerte, Kammermusik, Messen und weitere geistliche Vokalwerke. Sein bekanntestes Werk ist die Jenaer Sinfonie, die 1909 in der Jenaer Universitätsbibliothek entdeckt wurde und von ihrem Entdecker, dem Musikwissenschaftler und Theologen Fritz Stein, zunächst dem jungen Beethoven zugeschrieben wurde, da auf der Stimme der zweiten Violine ‹par Louis van Beethoven› zu lesen war. Die Annahme wurde durch eine Äußerung Beethovens gestützt, der sich nach eigenen Worten einmal an einer Sinfonie in C-Dur nach dem Vorbild der Sinfonie Nr. 97 von Joseph Haydn versucht hatte – die in Jena gefundene Sinfonie zeigte tatsächlich Ähnlichkeiten mit diesem Londoner Werk Haydns. Ein halbes Jahrhundert lang wurde sie in der Folge unter Beethovens Namen gespielt. Max Reger arrangierte diese Sinfonie vierhändig für Klavier und die Musikgelehrten beschäftigten sich kritisch mit dem Werk: Man stritt zwar über die Autorenschaft Beethovens, bescheinigte dem Werk aber allgemein eine hohe Qualität. Erst 1968 wurde nachgewiesen, dass die Sinfonie ein Werk Witts ist. Gerhard Götz, Musiklehrer und Chorleiter am Ganerben-Gymnasium Künzelsau, entdeckte 2007 im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein drei bis dahin unbekannte Messen Witts. Die handschriftlichen Notenblätter enthielten einzelne Stimmen und waren „in alten Notenschlüsseln verfasst“, die Götz und der Dekanatskirchenmusiker Matthias Ankenbrand in moderne Partituren übertrugen. Die B-Dur- (Missa solenne) und C-Dur-Messe wurden am 1. Februar 2009 in der St.-Paulus-Kirche in Künzelsau nach zweihundert Jahren „wiederuraufgeführt“. Eine Aufführung der vollständigen C-Dur-Messe erfolgte am 12. Juni 2016 am selben Ort.
9.11. Petras OLEKA: 125. Geburtstag
Er begann zunächst das Medizinstudium, ließ dann aber seine Stimme durch M. Odegova und S. Nagibina ausbilden und debütierte als Konzertsänger 1920 in Kaunas (Kowno). Im gleichen Jahr noch kam es dann auch zu seinem Debüt auf der Bühne, und zwar sang er als erste Partie am Opernhaus von Kaunas den Dr. Grenvil in Verdis »La Traviata«. Er blieb bis 1945 als hoch geschätztes Mitglied des Ensembles an diesem Haus tätig, wo er noch in den fünfziger Jahren Regie führte. Außerdem wirkte er seit 1933 als Pädagoge am Konservatorium von Kaunas und an der dortigen Staatlichen Musikakademie. Er unternahm zahlreiche, sehr erfolgreiche Gastspielreisen, so 1922-23 eine Südamerika-Tournee; 1925 bereiste er Italien, 1926 Spanien. Er gab Gastspiele in Berlin, Riga und 1936 am Teatro Colón Buenos Aires. Sein Repertoire umfasste Partien wie den Komtur und den Leporello im »Don Giovanni«, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, den Kardinal in Halévys »La Juive«, den Boris Godunow, den Iwan Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und die Titelpartie im »Märchen vom Zaren Saltan« von Rimsky-Korssakow. Bekannt wurde er auch als Konzert- und Liedersänger. Er starb 1975 in Vilnius.
Es ist anzunehmen, dass von seiner Stimme Schallplattenaufnahmen existieren.
11.11. Vernon HANDLEY: 90. Geburtstag
Er wurde als Sohn walisischer Eltern in eine musikalisch gebildete Familie geboren. Schon während seiner Schulzeit besuchte er die BBC Aufnahmestudios in Maida Vale und beobachtete dort seinen späteren Lehrmeister Sir Adrian Boult bei der Arbeit. Nach Handleys eigenem Bekunden erlernte er so das Rüstzeug dirigentischer Technik. In den frühen 1950er Jahren korrespondierten beide schriftlich und trafen schließlich 1958 persönlich aufeinander, nachdem Handley seinen Militärdienst beendet und das Studium am Balliol College, Oxford abgeschlossen hatte. Er erinnert sich lebhaft an jene erste Begegnung: „Im Verlaufe unseres Treffens drillte er mich in den schlimmsten zwei Stunden Kontrapunkt und Harmonielehre, die ich je erlebt hatte.“ Im Anschluss legte ihm Boult die Partitur einer Symphonie vor und fragte Handley, wie er eine bestimmte problematische Stelle darin lösen würde. „Ich hatte Glück. Es war eine Seite aus Arnold Bax’ 3. Sinfonie, ein Werk, das ich in- und auswendig kannte.“ Handley löste das Problem zur Zufriedenheit des älteren Dirigenten, der ihm daraufhin seine Unterstützung zusagte. Bax’ 3. Sinfonie war es auch, die als zentrales Werk auf dem Programm von Handleys erstem öffentlichem Konzert in London, mit dem Orchester des Merton College, stand. Handley war ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Musik gerade dieses englischen Spätromantikers, dessen vollständige Symphonien und symphonische Dichtungen er später auf CD einspielte. 1962 wurde Handley zum Chefdirigenten des jungen Guildford Philharmonic Orchestra ernannt, das er in den folgenden einundzwanzig Jahren leitete. Zugunsten dieser Aufgabe verzichtete Handley weitgehend auf eine internationale Karriere, was erklärt, warum er noch heute trotz seines umfassenden diskografischen Wirkens und der Bewunderung seiner Kollegen außerhalb Großbritanniens nur einem kleinen Kreis von Kennern bekannt ist. Neben Guildford baute Handley auch das Orchester von Tonbridge auf. 1983 schließlich ernannte man ihn zum ständigen Gastdirigenten des London Philharmonic Orchestra. Ebenso leitete er das Amsterdam Philharmonic Orchestra (nicht zu verwechseln mit dem Royal Concertgebouw Orchestra), das Ulster Orchestra in Belfast und ist Ehrendirigent des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, einem der ältesten Klangkörper Großbritanniens. In zahlreichen Konzerten, Rundfunkaufnahmen und CD-Einspielungen dirigierte er mehrfach alle großen Londoner Orchester ebenso wie sämtliche regionalen Orchester der BBC. Schallplattenfirmen, mit denen Vernon Handleys Karriere eng verbunden war, sind EMI, Chandos Records, Hyperion Records und zuletzt Dutton. Das Wiederaufleben des Spezialitätenlabels Lyrita und die nachfolgende Veröffentlichung klassischer Aufnahmen aus den 1970er Jahren verschaffte Handleys Wirken neue Aufmerksamkeit. Im Verlauf seiner fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere führte Handley zahllose Werke britischer Komponisten auf, darunter die Symphonien von Robert Simpson und Granville Bantock, die er ebenfalls – meist in Erstaufnahmen – einspielte. Zu seinen vielfach ausgezeichneten CD-Aufnahmen gehören unter anderem auch vollständige Zyklen der Symphonien von Ralph Vaughan Williams, Malcolm Arnold und Charles Villiers Stanford, ebenso wie Werke von Edward Elgar, Arthur Bliss, Edgar Bainton, Alexander Mackenzie und York Bowen, dessen Instrumentalkonzerten besonders in den letzten Jahren Handleys Aufmerksamkeit gegolten hat. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt Handley am 3. Mai 2007 den Ehrenpreis der Classical Brit Awards. Bereits 2004 hatte ihn die britische Königin Elisabeth II. zum „Commander of the British Empire“ (CBE) ernannt. Im Januar 2007 wurde Handley zum Chefdirigenten des English Symphony Orchestra ernannt. Am 10. September 2008 starb Dr. Vernon Handley in seinem Haus in Monmouth. In seinen letzten Lebensjahren hatte er u.a. mit einer schweren Diabetes und den Folgen eines Verkehrsunfalls in München im Februar 2002 (bei dem der Fahrer seines Taxis starb) zu kämpfen.
12.11. Michael LANGDON: 100. Geburtstag
Er nahm als Luftwaffensoldat am Zweiten Weltkrieg teil und begann 1946 sein Gesangstudium. Er studierte bei den Londoner Pädagogen Joseph Yates und Samuel Worthington und war weiter Schüler von Alfred Jerger in Wien, von Maria Carpi in Genf und von Otakar Kraus in London. Er trat zunächst 1948 in den Opernchor der Covent Garden Oper London ein. Nach und nach übertrug man ihm immer größere Solopartien. 1960 hatte er seinen entscheidenden Erfolg als Ochs im »Rosenkavalier« an der Londoner Covent Garden Oper. Er hat diese Partie im Lauf seiner Karriere mehr als hundertmal gesungen, so 1961 in Hamburg, 1962 in Brüssel, Paris, Berlin und San Francisco, 1963 in Zürich und an der Staatsoper Wien, 1964 an der Metropolitan Oper New York, 1970 an der Nationaloper Budapest. An der Oper von San Francisco hörte man ihn 1962 auch als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, als Commendatore im »Don Giovanni«, als Pistola in Verdis »Falstaff« und als Doktor im »Wozzeck« von A. Berg; 1972 gastierte er hier nochmals als Großinquisitor, als Warlaam in »Boris Godunow« und als Swallow in »Peter
Grimes« von B. Britten. Wie viele englische Sänger seiner Generation widmete er sich dem Werk von Benjamin Britten. Er sang in Uraufführungen von Bühnenwerken dieses englischen Meisters, so an der Covent Garden Oper den Mr. Ratcliffe in »Billy Budd« (1.12.1951) und den Norwich in »Gloriana« (8.6.1953). An der Covent Garden Oper wirkte er auch in den Uraufführungen der Opern »The Midsummer Marriage« von M. Tippett (27.1.1955 als He-Ancient) und »We come to the River« von H.W. Henze (12.7.1976), in den Premieren der Opern »Wozzeck« von A. Berg (1952), »Jenufa« von Janácek (1956), »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch (1963), »Moses und Aron« von Schönberg (1965) und »Die schweigsame Frau« von Richard Strauss (1961) mit. 1961 sang er beim Festival von Glyndebourne den Osmin in der »Entführung aus dem Serail« und den Commendatore, 1963 den Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1965 den Banquo in Verdis »Macbeth«, 1979 den Minister im »Fidelio«. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1963 und 1969 als Osmin, 1964, 1966 und 1973 als Ochs, 1965 als Mephisto im »Faust« von Gounod. Bei der Scottish Opera Glasgow gastierte er 1971-78 als Ochs, als Don Pasquale, als Raimondo in »Lucia di Lammermoor« und als Warlaam. Beim Edinburgh Festival kreierte er am 27.8.1975 die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Hermiston« von Orr. Er gastierte an der Grand Opéra Paris (1971) und am Teatro Colón Buenos Aires. Weitere Gastspiele an den Opernhäusern von Stuttgart, Wiesbaden, Seattle, Marseille, Monte Carlo und Houston/Texas. 1979-80 gastierte er nochmals als Ochs an der Opera North Leeds. 1978-86 Direktor des National Opera Studio London. Seine Autobiographie erschien unter dem Titel »Notes from a Low Singer« (1982). Er starb 1991 in Hove (Sussex).
Lit: H. Rosenthal: Michael Langdon (in »Opera«, 1975); E. Downes & E. Forbes: Michael Langdon, 1920-1991 (in »Opera«, 1991).
Schallplatten der Marken Decca (»Semiramide« von Rossini, »Billy Budd« von B. Britten), MMS, HMV (Bartolo in »Le nozze di Figaro«, »The Wandering Scholar« von Gustav Holst), Unicorn (»Saul og David« von Carl Nielsen), Paragon (»Don Carlos« von Verdi), Gala (»The Midsummer Marriage« von M. Tippett, Mitschnitt der Uraufführung von 1955), Queensway, Capitol (»Die Jahreszeiten« von J. Haydn); Pickwick-Video (»Fidelio«, 1980).
12.11. Therese VOGL: 175. Geburtstag
Sie hieß mit ihrem Geburtsnamen Therese Thoma, war die Tochter eines Schullehrers und erhielt ihre Ausbildung durch den Pädagogen Hauser in München. 1865 erfolgte ihr Debüt am Hoftheater von Karlsruhe in der Rolle der Casilda in »La Part du Diable« von Auber. Bereits ein Jahr später 1866 folgte sie einem Ruf an die Hofoper von München. 1868 heiratete sie den berühmten ersten Tenor dieses Opernhauses Heinrich Vogl (1845-1900). Beide galten bald als hervorragende Wagnersänger; man erblickte vor allem in ihnen die Nachfolger des Ehepaars Ludwig und Malvina Schnorr von Carolsfeld, die in der Uraufführung von Wagners »Tristan und Isolde« 1865 in München die Titelpartien gesungen hatten. Heinrich und Therese Vogl galten in diesen beiden schwierigen Partien als unübertroffen innerhalb ihrer künstlerischen Generation, seitdem sie diese erstmals 1869 in München gesungen hatten. Am 26.6.1870 sang Therese Vogl in München in der Uraufführung der »Walküre« von R. Wagner die Sieglinde, während ihr Gatte die Partie des Siegmund kreierte. 1878 und 1879 war sie in München die Brünnhilde in den ersten Aufführungen des »Siegfried« und der »Götterdämmerung« außerhalb von Bayreuth. 1881 gastierte sie an der Hofoper von Berlin als Elsa im »Lohengrin«. 1882 sang sie am Her Majesty’s Theatre London die Brünnhilde in der englischen Erstaufführung des Ring-Zyklus unter Anton Seidl. Sie nahm auch 1882-83 an der Europa-Tournee mit Angelo Neumanns wanderndem Wagner-Theater teil. 1884 sang sie mit Heinrich Vogl zusammen in der Premiere von »Tristan und Isolde« an der Oper von Frankfurt a.M., an der sie oft gastierte. Auch in Russland trat sie als Gast auf. Sie sang gastweise am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg (1877), an den Hoftheatern von Mannheim, Weimar, Wiesbaden und Stuttgart (1887). 1885 wirkte sie in München, zusammen mit ihrem Gatten, in der Uraufführung der Oper »Der faule Hans« von Alexander Ritter mit, 1872 in der der Oper »Theodor Körner« von Wendelin Weissheimer. 1892 gab sie in München ihre Abschiedsvorstellung als Isolde. Sie wurde zum Ehrenmitglied der Münchner Oper ernannt. Neben dem Wagner-Repertoire war sie in Partien wie der Eglantine in »Euryanthe«, der Titelrolle in »Alceste« von Gluck, der Leonore im »Fidelio«, der Klytämnestra in »Iphigenie in Aulis« und der Agathe im »Freischütz« erfolgreich. Sie starb 1921 in München. – Der berühmte Chirurg Billroth, ein großer Musikliebhaber, schreibt über die Künstlerin an den Wiener Kritiker Hanslick: »Sobald die Vogls auf der Bühne standen, habe ich stets mit allen Sinnen genossen … Ich erinnere mich kaum, je einen solchen Eindruck von einer dramatischen Sängerin gehabt zu haben…«
Lit: R. Wünneberg: Das Sängerehepaar Heinrich und Therese Vogl; ein Beitrag zur Operngeschichte des 19. Jahrhunderts (1982); H. von der Pfordten: Heinrich Vogl (München, 1900).
14.11. Eduard BASKE: 200. Geburtstag
Er war der Sohn eines Königlich Preußischen Justizbeamten und begann seine Bühnenkarriere 1840 am Stadttheater von Posen (Poznan). 1844-52 wirkte er als Tenor und gleichzeitig als Schauspieler am Hoftheater von Dessau. Seit 1856 war er Mitglied des Opernhauses von Riga. Neben seiner Tätigkeit als Sänger war er dort auch Chordirektor. Er starb 1893 in Riga. 1860 heiratete er die Sopranistin Marie Baske-Broßmann (* 19.1.1826 Gotha, † 4.11.1901 Riga). Sie war die Tochter des Gothaischen Hof-Baurats Broßmann, wurde durch Louise Schweitzer in München ausgebildet und hatte ihr Debüt am Hoftheater von Coburg in der Partie der Agathe im »Freischütz«. 1852 kam sie an das Hoftheater Dessau, sang dann an den Stadttheatern von Altona und Ulm und wurde 1856 an das Opernhaus von Riga berufen, dessen Mitglied sie bis zur Aufgabe ihrer Bühnenkarriere 1876 blieb, und wo sie zuletzt in Charakterrollen auftrat.
14.11. Lodovico GRAZIANI: 200. Geburtstag
Er war der ältere Bruder des sehr bekannten Baritons Francesco Graziani (1828-1901) und wurde wie dieser durch den Pädagogen Cellini ausgebildet. Er debütierte 1845 am Teatro Comunale von Bologna in der Oper »Don Procopio« von Carlo Combaggio. 1851 sang er am Théâtre Italien in Paris den Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti. Am 6.3.1853 sang er am Teatro Fenice Venedig in der Uraufführung von Verdis »La Traviata« die Partie des Alfredo. Bekanntlich endete die Vorstellung mit einem skandalösen Misserfolg, an dem der Sänger aber wohl nicht die Schuld trug. Er kam in der Folgezeit zu einer erfolgreichen Karriere, vor allem auch an der Mailänder Scala. Hier trat er 1855 in der Oper »L‘ Ebreo« von Apolloni (seine Antrittsrolle), 1856 als Gennaro, als Herzog im »Rigoletto«, in Verdis »I Vespri Siciliani« (unter dem Namen »Gianna de Guzman« aufgeführt) und in der Uraufführung der Oper »L’Assedio di Leida« von E. Petrella (4.3.1856) auf. In den Jahren 1855-60 war er als Gast auch in Wien, Paris und London anzutreffen. 1856 gastierte er am Teatro San Carlo Neapel, wo er auch 1857 in der Uraufführung von Saverio Mercadantes Oper »Pelagio« mitwirkte (als Partner von Fortunata Tedesco). 1860 gastierte er am Teatro Comunale Bologna (Fernando in »La Favorita« von Donizetti, Riccardo in Verdis »Un Ballo in maschera«), dort dann auch wieder 1868 (Vasco in der italienischen Erstaufführung von Meyerbeers »Afrikanerin«). Am 8.3.1864 sang er am Teatro Regio Turin in der Uraufführung von »La Contessa d’Amalfi« von Errico Petrella. Man schätzte ihn in erster Linie als Interpreten der großen Tenorpartien in den Opern von Verdi. Er starb 1885 in Fermo. – Ein dritter Bruder, Vincenzo Graziani (* 16.2.1836 Fermo, † 2.11.1906 Fermo), war ein begabter Bariton, der 1861 als Belcore in Donizettis »L‘Elisir d’amore« debütierte. Seine Karriere wurde durch eine frühzeitige Ertaubung beendet. Alle drei Brüder müssen sehr an ihrer Geburtsstadt Fermo gehangen haben, da sich jeder von ihnen dort nach Abschluss der Karriere zur Ruhe setzte. Ein weiterer Bruder, Giuseppe Graziani (* 28.8.1819 Fermo, † 6.3.1905), war ein bekannter Bassist.
15.11. Michael COUSINS: 80. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung an der Illinois Wesleyan University, dann Schüler von Carolina Segrera Holden und Gibner King in New York. Nachdem er in den USA bereits als Konzertsänger aufgetreten war, kam er zur Fortsetzung seines Studiums nach Europa und wurde in Mailand durch Bruno Carmassi weiter ausgebildet. Bühnendebüt 1969 am Opernhaus von Mantua als Titelheld in »L’Amico Fritz« von Mascagni. Seine wichtigsten Erfolge erzielte er in Westdeutschland; hier wurde er Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und sang an der Münchner Staatsoper, an den Opern von Köln und Karlsruhe und am Gärtnerplatztheater in München. Gastspiele an der Grand Opéra Paris (1975 als Ferrando in »Così fan tutte« und 1977 als Don Ramiro in »La Cenerentola«), an der Oper von San Francisco (1979 als Ferrando), an der Opéra-Comique Paris (1983 als Paris in »La Belle Hélène« von Offenbach), an den Opern von Brüssel und Lyon. Er trat gastweise am Grand Théâtre Genf (1981 als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail« und als Don Ramiro, 1983 als Basilio in »Le nozze di Figaro«) auf, an der Mailänder Scala (1982-83 als Giocondo in Rossinis »La pietra del paragone«) und am Opernhaus von Nizza (1985 als Herzog von Urbino in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß) und an der City Opera New York (1986 als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet). An der New Yoker Metropolitan Oper hörte man ihn 1989-92 als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, 1994 an der Oper von Marseille als Arturo in »I Puritani« von Bellini, 1995 an der Oper von Nizza als Jago in Rossinis »Otello«, in Montpellier als Barbe-Bleue in der gleichnamigen Operette von Offenbach. 1997 Gastspiel an der Oper von Marseille als Gérald in »Lakmé« von Delibes. Auf der Bühne wie im Konzertsaal wurde die Schönheit seiner lyrischen Tenorstimme allgemein bewundert. Er starb 2017 in Burr Ridge (Illionois).
Schallplatten: Harmonia mundi, Bellaphon (»Carmina Burana«), RCA (Mozart-Messen).
15.11. Simon van der GEEST: 85. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Muziek-Lyceum und am Konservatorium von Amsterdam und studierte weiter am Salzburger Mozarteum bei dem großen Tenor Julius Patzak und bei Rennert. Er debütierte 1968 an der Niederländischen Oper Amsterdam in der Partie des Tamino in der »Zauberflöte« und hatte an diesem Haus wie bei Gastspielen eine langjährige, erfolgreiche Karriere. Aus seinem weit gespannten Repertoire sind der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Ferrando in »Così fan tutte«, der Idamante in Mozarts »Idomeneo«, der Graf Almaviva in den Opern »Der Barbier von Sevilla« von Rossini wie von Paisiello, der Ernesto im »Don Pasquale«, der Nemorino in »L’Elisir d’amore«, der Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Hans wie der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, der Châteauneuf in Lortzings »Zar und Zimmermann«, die Hexe in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck, der Riccardo in »Il Trionfo dell’onore« von Scarlatti und der Fischer in »Le Rossignol« von Strawinsky hervorzuheben. Im holländischen Fernsehen wirkte er in einer Aufführung der Oper »Hoffmanns Erzählungen« in der Titelpartie mit. Von fast noch größerer Bedeutung war seine Karriere als Konzertsänger, wo er ein sehr vielseitiges Repertoire zum Vortrag brachte. Dazu wirkte er in Haarlem als Pädagoge. Er starb im Jahr 2001.
15.11. Jurriaan ANDRIESSEN: 95. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium Utrecht bei André Jurres (Piano) und Willem van Otterloo (Orchesterdirektion), ging 1947 nach Paris, studierte dort unter anderem bei Olivier Messiaen. Mit seiner Komposition Het monsterlijke uur für Blasorchester und zwei Klaviere bekam er 1948 als erster Preisträger den Johan Wagenaar-Preis in den Niederlanden. Weitere Studien folgten aufgrund eines Stipendiums der UNESCO und später durch die Rockefeller-Foundation bei Aaron Copland und Sergei Kussewizki sowie am Berkshire Music Centre in Tanglewood, Massachusetts, USA. Anschließend machte er Studienreisen durch Italien und Deutschland. Für die Krönung der vormaligen Prinzessin Beatrix zur Königin der Niederlande komponierte er Entrada della Regina für Blechbläser, Pauken und Orgel. Er starb 1996 in Den Haag.
16.11. Paul HINDEMITH: 125. Geburtstag
Er entstammte einer Arbeiterfamilie als Sohn des Anstreichers Rudolf Hindemith und dessen Frau Sofie (geb. Warnecke). Seine frühe Kindheit verbrachte er in Rodenbach bei Hanau. Vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr lebte Paul Hindemith bei seinen Großeltern Hindemith in Naumburg am Queis in Schlesien. Im Jahr 1900 zog die Familie nach Mühlheim am Main, wo Paul seine Grundschulzeit absolvierte und seinen ersten Geigenunterricht erhielt. 1905 zog er mit seiner Familie nach Frankfurt am Main; dort beendete er im Alter von vierzehn Jahren die Volksschule. Die familiären Wurzeln liegen in Schlesien. Er entstammt einer alteingesessenen schlesischen Familie von Kaufleuten und Handwerkern aus den Kreisen Jauer und Lauban. Sein Vater Rudolf wurde 1870 im schlesischen Naumburg am Queis geboren. Er verließ als junger Mann seine Heimat und siedelte sich um 1890 in Hanau an, wo er als Anstreicher arbeitete. Der Vater ließ seine drei Kinder, den 1895 geborenen Paul, die 1898 geborene Schwester Antonie (Toni) und den 1900 geborenen Bruder Rudolf seit frühester Kindheit musikalisch unterrichten und sie unter dem Namen „Frankfurter Kindertrio“ auftreten. Er gab ihnen die Ausbildung, die ihm selbst trotz musikalischer Veranlagung verwehrt geblieben war. Der Sohn Rudolf Hindemith, der sehr früh als Cellist Anerkennung fand, ergriff später ebenfalls den Beruf des Dirigenten und Komponisten, stand aber im Schatten seines berühmten Bruders Paul. Der Vater meldete sich, trotz seines fortgeschrittenen Lebensalters von 44 Jahren, 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger. Er fiel im September 1915 in der Herbstschlacht in der Champagne bei Souain-Perthes als Infanterist im Nahkampf. Als Kinder waren die beiden hochmusikalischen Brüder Paul und Rudolf (1900–74) das Aushängeschild der Familie; in ihrer Jugend begannen sie, im Amar-Quartett, einer der führenden Gruppen in der Neue Musik-Szene der Zwanziger Jahre, professionell zusammen zu musizieren. Der jüngere Rudolf (Cello) stieg bald aus, weil er sich oft hinter Paul zurückgesetzt sah, wechselte ins Genre von Blasmusik und Jazz und blieb im Gegensatz zu Paul als Dirigent in Deutschland. Paul lernte seit dem neunten Lebensjahr Violine. Nach einer Empfehlung seiner Violinlehrerin Anna Hegner besuchte er ab 1908 das Hoch’sche Konservatorium und studierte in der Violinklasse von Adolf Rebner. Ab 1912 erhielt er Kompositionsunterricht bei Arnold Mendelssohn und Bernhard Sekles, bei dem auch Theodor W. Adorno studierte. Während der Sommerferien spielte er in Kurkapellen in der Schweiz; am Frankfurter Neuen Theater wurde er 1913 als Konzertmeister engagiert. 1915-23 hatte er die Stelle des Konzertmeisters an der Frankfurter Opernbühne inne. Hindemith wurde im Ersten Weltkrieg am 16. Januar 1918 als Militärmusiker eines Infanterie-Regiments ins Elsass verlegt. Ab April war seine Einheit in Nordfrankreich und Belgien stationiert, wo Hindemith die Gräuel des Krieges erlebte. Am 5. Dezember 1918 wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Im 1921 gegründeten Amar-Quartett saß er bis 1929 am Bratschenpult. 1923 erfüllte Hindemith den Wunsch des Pianisten Paul Wittgenstein nach einem Klavierkonzert für die linke Hand. Der Pianist führte das Werk jedoch nicht auf. Erst über 80 Jahre später folgte 2004 nach der überraschenden Entdeckung der Partitur 2002 die Uraufführung bei den Berliner Philharmonikern. Zu Hindemiths Lieblingspianisten gehörte damals die Ehefrau des Frankfurter Kunsthistorikers Fried Lübbecke, Emma Lübbecke-Job, die schon 1918 mit dem Rebner-Quartett sein Quintett e-Moll (Opus 7) aufgeführt hatte; ihr widmete er 1924 seine Kammermusik No. 2 (Opus 36). Im selben Jahr heiratete er die Musikerin Gertrud Rottenberg, Tochter des Kapellmeisters des Frankfurter Opernorchesters Ludwig Rottenberg und Enkelin des ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes. Durch seinen Freund und Schwager, den Rundfunkpionier und damaligen Leiter des Frankfurter Senders, Hans Flesch, kam Hindemith ab 1924 mit dem neuen Medium in Berührung. Auf Initiative Fleschs entstanden in der Folge etliche Auftragswerke für den Rundfunk, unter anderem 1929 das musikalische Hörbild Der Flug der Lindberghs, eine Gemeinschaftsproduktion mit Kurt Weill und Bertolt Brecht. Die Berliner Hochschule für Musik berief Hindemith 1927 zum Professor für Komposition. Ab 1929 lehrte Hindemith überdies an der 1927 gegründeten Musikschule Neukölln. Zum Freundeskreis des Komponisten gehörten die Frankfurter Maler Reinhold Ewald (1890–1974) und Rudolf Heinisch (1896–1956). Ewald, der in Hindemiths Kindertagen in seiner Nachbarschaft wohnte, gestaltete Titelblätter für Partituren (zum Beispiel Sancta Susanna). Mit Heinisch blieb Hindemith bis zu dessen Tod eng befreundet. Dieser war auch sein Trauzeuge, zeichnete dessen Amar-Quartett und malte Paul Hindemith in der Zeit von 1924 bis 1956 etwa fünfzehnmal. Sein bekanntestes Bild von Hindemith, seit 1929 im Städelschen Museum in Frankfurt, hing 1938 in der Nazi-Ausstellung „Entartete Kunst“ in der Kategorie „Technisch gekonnt, Gesinnung verjudet“ und wurde anschließend als „unbrauchbar“ zerstört. Zwischenzeitlich wurden mehrere seiner Werke bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt. Als dort 1921 Hindemiths 3. Streichquartett Opus 16 durch das Amar-Quartett uraufgeführt wurde, brachte ihm das mit kaum dreißig Jahren den Ruf des einflussreichsten und geachtetsten modernen Musikers Europas ein. Die Kammermusiktage leitete er in den Jahren 1923 bis 1930 zusammen mit Heinrich Burkhard und Joseph Haas künstlerisch und machte sie zu einem der wichtigsten Foren neuer Musik. Seit dieser Zeit war Hindemith einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Richtungsweiser zeitgenössischer Musik in Deutschland. So klingen beispielsweise viele seiner Chorwerke und Lieder bis heute rau und ungewohnt und sind – etwa für Sängerknaben – eine interessante Herausforderung. Auch die von ihm gewählten Textvorlagen, unter denen sich neben Luther viele christliche Dichter befinden, erregten im aufsteigenden Nationalsozialismus Ablehnung. Der überwiegende Teil seiner nahezu 100 Klavierlieder blieb bis heute von Interpreten unentdeckt. Hindemiths eher kurzzeitiges Interesse für die neuen, sich in ersten Entwicklungsstufen befindlichen elektrischen Instrumente fällt in diese Zeit. Erstmals 1926 in Donaueschingen mit Jörg Mager konfrontiert, interessierte er sich vor allem für die Entwicklung des Trautonismus und regte die Erstpräsentation 1930 in Berlin an. Sein Interesse begleitete die Entwicklung bis zu seinem 40. Geburtstag, an dem seine dritte und zugleich letzte Komposition für dieses Instrument erstmals durch Oskar Sala aufgeführt wurde. In den 1930er Jahren verlagerte Hindemith seine musikalischen Aktivitäten als Bratscher zunehmend ins europäische Ausland, Konzertreisen führten ihn ab 1937 auch in die USA. Von der NSDAP wurde seine Arbeit mehr und mehr behindert. NS-Anhänger bezweifelten nicht das musikalische Können von Hindemith als „großem Mann seiner Zeit“, agitierten aber gegen seine „untragbare Gesinnung“. Adolf Hitler hatte sich schon 1929 über das fünfte Bild der Oper Neues vom Tage beschwert. Teile seiner Werke wurden unter dem Verdikt des „Kulturbolschewismus“ oder als „entartete Kunst“ aus den Programmen entfernt. Bereits 1934 erhielten seine Werke ein Sendeverbot im deutschen Rundfunk. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels bezeichnete ihn im selben Jahr öffentlich als „atonalen Geräuschemacher“. Wilhelm Furtwängler machte am 25. November 1934 mit seinem Artikel Der Fall Hindemith in der Deutschen Allgemeinen Zeitung publizistisch wirkungsvoll auf die Situation Hindemiths aufmerksam: Niemand von der jüngeren Generation habe für das Ansehen der deutschen Musik im Ausland so viel getan wie Hindemith. Man könne es sich nicht leisten, auf ihn zu verzichten. Hermann Göring und Joseph Goebbels reagierten verärgert. Zum Zeichen seiner Solidarität mit den Verfolgten des Regimes spielte Hindemith an Heiligabend 1933 im Berliner Untersuchungsgefängnis Moabit, wo zu jener Zeit unter anderem sein Schwager Hans Flesch einsaß, auf der Bratsche Stücke von Bach. 1934-35 lebte er im badischen Lenzkirch und vollendete dort Mathis der Maler. 1935 ging Hindemith unter Protest seiner Studenten im Auftrag der deutschen Reichsregierung in die Türkei, um das Konservatorium von Ankara aufzubauen. Von seiner Stelle hatte er sich beurlauben lassen. Ab 1936 war die Aufführung seiner Werke verboten, was ihn dazu veranlasste, seine Stellung 1937 zu kündigen. Höhepunkt der Konfrontation mit dem NS-System war 1938 die Ausstellung „Entartete Musik“ der Nationalsozialisten. Darin wurde ausdrücklich auf die jüdische Abstammung seiner Ehefrau Gertrud verwiesen. 1938 gingen Hindemith und seine Frau ins Exil, zunächst in die Schweiz. Das Ehepaar verließ das Land 1940 wieder, um in den USA Exil zu nehmen. Sie siedelten sich in New Haven (Connecticut) an, wo Hindemith als Professor an der Universität Yale bis 1953 lehrte. 1940 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und 1947 in die American Academy of Arts and Letters gewählt. 1946 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ende der 1940er Jahre machte Hindemith Karriere als Dirigent, vorwiegend für klassische Musik. Weltweite Tourneen ließen ihn in musikalischen Zentren auftreten, etwa bei den Wiener und Berliner Philharmonikern. 1950 nahm Hindemith die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin an, außerdem wurde er Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft. 1950 Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music ISCM. 1951 erhielt er den Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg. Abwechselnd mit Yale lehrte Hindemith ab 1951 auch in Zürich, wo ein Lehrstuhl für ihn eingerichtet wurde. 1953 siedelte er wieder zurück in die Schweiz und lebte in seiner Villa La Chance in Blonay bei Vevey am Genfersee. 1954 leitete er im Wiener Konzerthaus das inoffizielle Debüt des Concentus Musicus Wien mit Monteverdis Orfeo. 1955 wurde er mit der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main geehrt und mit dem Wihuri-Sibelius-Preis ausgezeichnet. 1962 bekam er den Balzan-Preis für Musik und wurde in die American Philosophical Society aufgenommen. 1957 beendete Hindemith seine Lehrtätigkeit und ging dann seinen eigenen musikalischen Weg als Komponist und Dirigent. Er widmete sich mehr dem Dirigieren und ging auf Tourneen nach Asien und in die USA. Nach der Uraufführung seiner letzten Komposition am 12. November 1963 in Wien kehrte Hindemith zunächst nach Blonay in die Villa La Chance zurück. An seinem Geburtstag erkrankte er schwer und ließ sich auf eigenen Wunsch in das Marienhospital in Frankfurt am Main einweisen. Dort starb er am 28. Dezember an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.
17.11. Sir Charles MACKERRAS: 95. Geburtstag
Er studierte und spielte zunächst in Sydney Oboe, bevor er sich dem Dirigieren zuwandte. Prägend waren seine Studienjahre bei Václav Talich in Prag, aus denen er als Wahrer der böhmischen Tradition hervorging. 1948-77 dirigierte Mackerras regelmäßig am Londoner Sadler’s Wells Theatre (zuletzt als dessen Generalmusikdirektor), 1961-63 an der Berliner Staatsoper, 1965-70 an der Hamburgischen Staatsoper und seit 1964 auch in Covent Garden. Sein Debüt an der Metropolitan Opera feierte er 1972 (mit Glucks »Orfeo ed Euridice«; bis 2002 dirigierte er hier in insgesamt 60 Vorstellungen außerdem noch »Le Prophète« von Meyerbeer, »Kát’a Kabanová«, »Billy Budd«, »The Makropulos Case«, »Die Zauberflöte«, »Lucia di Lammermoor« und »Hänsel und Gretel«). An der Pariser Oper dirigierte er 1980 »Jenufa« und 1988 »Aus einem Totenhaus« von Janácek sowie 2000 »Così fan tutte«. Spätestens seitdem war er einer der weltweit gefragtesten und geehrtesten Dirigenten, und galt seit dem Tode Rafael Kubeliks auch als der authentischste „tschechische“ Dirigent der alten Schule. 1980-89 dirigierte er auch an der Wiener Staatsoper (»Jenufa«, »Der Rosenkavalier«, »Il Trovatore«, »Der fliegende Holländer«, »Attila«, »La Bohème«, »La Traviata«, »Macbeth« und »Iphigénie en Aulide«). Er war Ehrenbürger Prags und leitete jahrzehntelang regelmäßig die Tschechische Philharmonie. 1979 wurde er als Knight Bachelor („Sir“) geadelt. Bahnbrechend in seiner diskografischen Karriere war seine hochkarätig besetzte und historisch getreue Aufnahme des »Messiah« (1969, mit Robert Tear, Janet Baker und Elizabeth Harwood), die nach wie vor trotz mittelmäßiger Chöre als Meilenstein gilt. Auch werden seine Aufnahmen der Opern von Janácek – die ihm mehr als irgendjemand anderem ihre neuzeitliche Anerkennung auf westlichen Bühnen verdanken – als mustergültig angesehen. Er war (zusammen mit Dr. Marion North) Präsident des Trinity Laban. Sir Charles Mackerras starb 2010 in London.
18.11. Heinz LAMBRECHT (Dirigent): 100. Geburtstag
18.11. Hugo GRAHL: 175. Geburtstag
Er begann seine Bühnenkarriere mit einem Engagement am Hoftheater von Neustrelitz 1866-67, sang dann 1867-68 an der Berliner Kroll-Oper, 1868-69 am Stadttheater von Augsburg und setzte seine Karriere am Theater Royal Berlin (1869-70), am Stadttheater Würzburg (1870-71), am Stadttheater Lübeck (1871-72), am Stadttheater Mainz (1872-74) und am Stadttheater Bremen (1874-75) fort. Seit 1875 war er am Hoftheater von Mannheim tätig, an dem er bis 1892 als Sänger und dann 1896-1901 bis zu seiner Pensionierung als Intendanz-Sekretär wirkte. In seinem Repertoire für die Bühne standen an erster Stelle Buffo- und Charakterpartien wie der Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, der Basilio in »Figaros Hochzeit«, der Monostatos in der »Zauberflöte«, der Jaquino im »Fidelio«, die Partien für Tenor-Buffo in den Opern von Lortzing, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und der Mime in den Opern des Nibelungenrings, den er bei den ersten Aufführungen in Mannheim sang. Er starb 1903 in Mannheim.
20.11. Arpinee SANOUKIAN BERBERIAN: 90. Geburtstag
Informationen über die armenische Sopranistin auf Englisch: https://www.rudesfuneralhome.com/obituary/6111054
20.11. Armin SCHIBLER: 100. Geburtstag
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Aarau studierte er am Konservatorium Zürich Musik. Dort begegnete er seiner zukünftigen Frau, der Geigerin Tatjana Berger. Nach Kriegsende bereiste er England. Dort traf er die Komponisten Michael Tippett und Benjamin Britten. 1947 wurde Schibler vollamtlicher Lehrer für Musik am Literargymnasium Zürich, wo er bis kurz vor seinem Tod arbeitete. Er war zu Lebzeiten einer der am meisten aufgeführten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts, ausgezeichnet mit internationalen Musikpreisen, darunter in Würdigung seines musikalischen Gesamtwerkes mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich. Weltweit anerkannte Dirigenten, Orchester und Solisten waren Interpreten seiner Uraufführungen. Er starb 1986 in Zürich.
Schon die Kompositionen des jungen Schibler zeigen einen persönlichen Musikstil, den er bis zum Lebensende weiterentwickelt. Ab 1949 setzte er sich anlässlich der Darmstädter Ferienkurse mit der Dodekaphonie auseinander und übernahm Zwölfton-Elemente als geistiges Ordnungsprinzip in seine Musik, lehnte jedoch die strengen Regeln der Dodekaphonie ab. Ab 1952 arbeitete er mit Rhythmus (Schlagzeug) und Tanz. Es gelang ihm, auf der Grundlage seines Musikstil seine Kompositionen mit dem Archaischen des Rhythmus und Tanzes als Körpererlebnis zu gestalten; seine Werke integrieren nichtklassischen Musikidiome wie Jazz, Blues, Volks- und Popularmusik und schließlich elektronische Musik. Aus seiner Schulmusikpraxis heraus schrieb er Kompositionen für den schulmusikalischen Alltag und entwickelte seinen Lehrgang Vom Körper zum Schlagzeug. Wenig später wandte sich Schibler dem Musiktheater zu und komponierte mehrere Opern. Betroffen von den Problemen seiner Zeit – zum Beispiel Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, Ost-West-Konflikt, Machtmissbrauch in Diktaturen, Kommerzialisierung und Vermassung des kulturellen und geistigen Lebens – drängte es Schibler, diese musikalisch-künstlerisch zu gestalten: Er entwickelte die Oper weiter zum Hörwerk als eigene musikalische Gattung. Es zeichnet sich durch eine Verbindung von Musik und Sprache in gegenseitiger Bezogenheit aus, wobei beide künstlerische Medien ihre Eigenständigkeit bewahren. Viele der so entstandenen Hörwerke waren gesellschaftskritisch, andere befassten sich mit philosophisch-mythischen Themen, ein Bereich, mit dem sich Schibler zeitlebens beschäftigte, wofür er ständig auf der Suche nach geeigneten Textvorlagen aus Vergangenheit und Gegenwart war; und wenn er Vorlagen zu bestimmten Themen nicht fand, musste er sein eigener Schriftsteller werden. Seine Vision eines Gesamtkunstwerkes ließ ihn nicht los: Verschiedenste künstlerische Medien sollten in den Dienst einer Werkidee, eines Stoffes treten. Experimentierend, erreichte er eine Synthese der unterschiedlichsten kreativen Medien: Musik, Sprache, Theater, Bild (Film) und Tanz (Ballett). Es entstanden daraus viele Werke in Anlehnung an die Idee des totalen musikalischen Theaters. Auch in der absoluten Musik war Schibler produktiv. Er komponierte mehrere Symphonien und Orchesterstücke, für jedes Instrument mindestens ein Solowerk. Schibler realisierte seine Vision von einer alle Lebensbereiche umfassenden Tonsprache, welche die verschiedensten Musikidiome angemessen einsetzt, um die bunte Vielfalt des Lebens künstlerisch wiederzugeben. Grundlage ist ein musikalischer Personalstil, der im Spannungsfeld von strukturellen Neuerungen und Tradition steht; typisch sind Halbtonschritte und ihre Komplementärformen sowie Spaltklänge, u.a. der gespaltene Septakkord.
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.arminschibler.ch/
21.11. Nicola MONTI: 100. Geburtstag
Da seine Familie arm war, musste er einen praktischen Beruf ergreifen und seine Stimme in Abendkursen ausbilden lassen. Er erhielt seine Gesangsausbildung in Florenz. 1941 gab er seine ersten Konzerte auf Sardinien und debütierte im gleichen Jahr am Opernhaus von Cagliari als Herzog im »Rigoletto«. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er eine Beschäftigung in einer Apotheke an. 1950 wurde er als Schüler in die Opernklasse der Mailänder Scala aufgenommen. 1951 sang er dann seine ersten größeren Partien am Teatro San Carlo von Neapel, darunter den Elvino in Bellinis »La Sonnambula«. Er debütierte 1951 an der Mailänder Scala als Nemorino in »L’Elisir d’amore« (den er hier 1955-58 dann auch alljährlich sang). An diesem Haus sang er dann 1951 auch den Don Carlos in Cherubinis »L’Osteria Portoghese«, 1954 den Ramiro in Rossinis »La Cenerentola«, 1956 den Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, den Don Ottavio im »Don Giovanni« und den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini, 1957 den Filipeto in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari, 1957 und 1959 den Elvino und 1958 den Rudolf in Schuberts »Der häusliche Krieg«. Am 8.2.1960 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »La notte di un nevrastenico« von Nino Rota als Lui mit. Er sang weiter an der Oper von Rom (1953 den Ecclitico in »Il Mondo della luna« von Paisiello), am Teatro Comunale Bologna (1954 den Nicias in »Thaïs« von Massenet, 1962 den Don Ottavio), am Teatro Comunale Florenz (1955 den Nemorino, 1963 den Fenton im »Falstaff« von Verdi und als Solist in der 9. Sinfonie von Beethoven, 1964 den Grafen Almaviva, 1966 den Lucano in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«), am Teatro Regio Parma (1955), am Teatro Comunale Genua (1956-58), am Teatro Massimo Palermo (1958), am Teatro Bellini Catania (1961 den Elvino), am Teatro Sociale Como (1961 den Grafen Almaviva). In der ersten Opernsendung des italienischen Fernsehens gestaltete er im April 1954 den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Es schlossen sich Gastspiele in Paris, Brüssel und in Nordamerika an. Er trat beim Maggio Musicale Fiorentino (1952 in der Titelrolle in »Le Comte Ory« von Rossini und als Dorvil in »La scala di seta« vom gleichen Komponisten, 1960 als Lindoro in »L’Italiana in Algeri«, 1962 als Luigino in »La Molinara« von Paisiello), beim Wexford Festival (1952-55 als Nemorino und als Elvino, 1962 in der Titelrolle der Oper »L’Amico Fritz« von Mascagni), bei den Festspielen von Aix-en-Provence (1954 als Don Ottavio), beim Holland Festival (1957-63 als Ernesto im »Don Pasquale« und in »L’Infedeltà delusa« von J. Haydn) und beim Festival von Montreux (1965) auf. Er gastierte an der Oper von Monte Carlo (1952 als Graf Almaviva), am Opernhaus von Köln (1957 als Elvino mit dem Ensemble der Scala und Maria Callas als Partnerin, 1959 konzertant in »Alcina« von Händel mit Joan Sutherland), an der Staatsoper München (1960), an der San Francisco Opera (1960 als Elvino), am Teatro San Carlo Lissabon (1961 als Graf Almaviva), an der Oper von Philadelphia (1962 als Graf Almaviva), im Palacio de las Bellas Artes in Mexico City (1963 als Lindoro), auch an den Opern von Dallas, Chicago und New Orleans (1964 als Elvino), und bei einer Tournee mit dem Piccolo Teatro di Roma (in »La cambiale di matrimonio« von Rossini und »Il barbiere di Siviglia« von Paisiello). Er starb 1993 in Fidenza. – Schöne, rein lyrische Tenorstimme.
Sang auf HMV in vollständigen Aufnahmen von »Il Barbiere di Sivigila« von Rossini und »L’Elisir d’amore«, auf Columbia in »La Sonnambula« zusammen mit Maria Callas, auf DGG nochmals im » Barbiere di Sivigila« von Rossini, auf Decca den Elvino in »La Sonnambula« als Partner von Joan Sutherland, auf RCA in »Il Re pastore« von Mozart, auf Melodram in »Alcina« von Händel, auf Mercury in »Il Barbiere di Sivigila« von Paisiello und in »La cambiale di matrimonio« von Rossini, auf IRTEM in »Il Re Teodoro« von Paisiello.
21.11. Josip ŠUTEJ: 100. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung durch Zlatko Sir, Liga Dorogy und Ancica Mitrovic in Zagreb. Bühnendebüt 1946 an der Kroatischen Nationaloper von Zagreb als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Seitdem für viele Jahre Mitglied dieses Opernhauses, später zugleich auch der Nationaloper Belgrad. Als Gast war er an der Komischen Oper Berlin, an den Opernhäusern von Genua, Neapel und Triest, am Stanislawski-Theater Moskau, an der Oper von Kiew und in den Musikzentren seiner jugoslawischen Heimat zu hören. Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire bezeichneten Rollen wie der Herzog im »Rigoletto«, der Riccardo in Verdis »Maskenball«, der Manrico im »Troubadour«, der Don José in »Carmen«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Titelheld in Massenets »Werther«, der Mitcha in »Ero der Schelm« von Gotovac oder der Bojan in »Morana« vom gleichen Komponisten. Neben seinem Wirken auf der Bühne auch als Konzerttenor und später als Pädagoge erfolgreich tätig. Er starb 2006 in Zagreb. – Sein Sohn Vjekoslav Šutej (1951-2009) war ein erfolgreicher Dirigent, der auch oft an der Wiener Staatsoper wirkte.
Schallplatten: Jugoton.
21.11. Trajan GROSAVESCU: 125. Geburtstag
Er studierte in Bukarest und Cluj und debütierte 1921 am Theater von Cluj (Klausenburg) als Pinkerton in »Madame Butterfly«. 1922 kam es zu einem sensationellen Auftreten an der Nationaloper Budapest, worauf er zur weiteren Ausbildung nach Wien ging und Schüler von Franz Steiner wurde. Seit 1923 trat er an der Wiener Volksoper auf, wo er ebenso erfolgreich war wie bei seinen Gastspielen an der Städtischen Oper Berlin (1923-25), in Prag (1924) und erneut in Budapest (1924). 1924 debütierte er an der Wiener Staatsoper als Rodolfo in »La Bohème« mit Lotte Lehmann als Mimi. Er sang hier in der Folge auch den Herzog in »Rigoletto«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Canio im »Bajazzo«, den Vasco da Gama in Meyerbeers »Afrikanerin«, den Titelhelden in »Freund Fritz« von Mascagni, den Don José in »Carmen«, den Assad in Goldmarks »Königin von Saba«, den Radames in »Aida«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Titelhelden in Verdis »Ernani«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Titelhelden in »André Chénier« von Giordano, den Dick Johnson im »Mädchen aus dem goldenen Westen« von Puccini und den Riccardo in Verdis »Maskenball«. 1926 schloss er einen Gastspielvertrag mit der Berliner Staatsoper ab. Die sich anbahnende große Karriere des Sängers endete tragisch; seine Gattin erschoss ihn 1927 beim Betreten seiner Wohnung in Wien nach einer Opernaufführung aus grundloser Eifersucht. – Metallisch aufstrahlende Stimme von hohem Einfühlungsvermögen, in erster Linie im italienischen Repertoire beheimatet.
Lit: M. Demeter-Grosavescu & I. Voledi: »Trajan Grosavescu« (Bukarest, 1965).
Von Kennern sehr geschätzte, seltene Aufnahmen auf Odeon.
22.11. Sir Peter HALL: 90. Geburtstag
Er ging in Cambridge zur Schule. Er lernte während seines Armeedienstes Russisch. Während seines Studiums an der Universität Cambridge, an der er 1953 sein Examen machte, spielte und führte er Regie in mehreren Stücken. 1953 inszenierte er auch sein erstes Schauspiel an einer professionellen Bühne, dem Theatre Royal in Windsor. 1954-55 war er am Oxford Playhouse und am Arts Theatre Club in London engagiert. Im August 1955 inszenierte er am Arts die englischsprachige Premiere von Warten auf Godot von Samuel Beckett. 1956-59 leitete er das Theater. In den Spielzeiten von 1956-60 war er auch am Royal Shakespeare Theatre in Stratford-upon-Avon. Seine Produktionen hier waren unter anderem Cymbeline mit Peggie Ashcroft, Coriolanus mit Laurence Olivier und Ein Sommernachtstraum mit Charles Laughton. Hall wurde vor allem durch seine Arbeit mit der Royal Shakespeare Company bekannt, die er 1960 im Alter von 29 Jahren gründete. Er war ihr künstlerischer Leiter bis 1968. Danach war er 1973-88 Intendant des Royal National Theatre und war 1973 in Maximilian Schells preisgekröntem Film Der Fußgänger in einer Nebenrolle zu sehen. In dieser Zeit zog er mit dem Ensemble in die neu erbauten Theater an der South Bank um. Außerdem war er Mitglied des Arts Council of Great Britain. Von beiden Positionen trat er aus Protest gegen die Kürzung der öffentlichen Förderung zurück. Nachdem er das National Theatre verlassen hatte, gründete er seine eigene Kompanie, die Peter Hall Company, mit der er eine Serie von Stücken im Old Vic inszenierte. Hall hat an vielen der führenden Opernhäuser inszeniert, darunter am Royal Opera House Covent Garden London, der Metropolitan Opera in New York (1982 Macbeth, 1986 Carmen), in Bayreuth (1983-86 Der Ring des Nibelungen), an der Houston Grand Opera und in Genf (1983 Le nozze di Figaro). Sein letztes Projekt war The Rose of Kingston in Kingston upon Thames, welches im Januar 2008 mit Tschechovs Onkel Wanja, einer Produktion die Hall selbst inszenierte, eröffnet wurde. Hall trat jedoch direkt im Anschluss zugunsten von Stephen Unwin als künstlerischem Leiter zurück. Das Rose Theatre bezieht seine Inspiration von dem gleichnamigen Theater aus Shakespeares Zeiten, das ebenso wie das Globe Theatre zu den wichtigsten seiner Zeit gehörte. 1963 wurde er zum Commander of the British Empire (CBE) ernannt; 1977 wurde er zum Sir geadelt für seine Verdienste um das Theater. 1999 erhielt er den Laurence Olivier Theatre Award. Er wurde 2000 zum Kanzler der Kingston University ernannt. 2006 verlieh ihm die University of Bath die Ehrendoktorwürde. Hall war viermal verheiratet, unter anderem mit der Schauspielerin Leslie Caron und der Opernsängerin Maria Ewing. Mit Ewing hat er die Tochter Rebecca Hall (* 1982), die als Schauspielerin arbeitet und mehrmals unter seiner Regie auftrat. Aus seiner 2. Ehe stammt der Regisseur Edward Hall (* 1967). Sir Peter Hall starb im September 2017 im Alter von 86 Jahren im University College Hospital in London.
22.11. Gunther SCHULLER: 95. Geburtstag
Der Sohn deutscher Einwanderer studierte Flöte, Horn und Musiktheorie. Im Alter von 17 Jahren wurde er Hornist im Cincinnati Symphony Orchestra, zwei Jahre später im Orchester der Metropolitan Opera (bis 1959). Schuller kam früh in Kontakt mit der New Yorker Bebop-Szene und spielte mit bedeutenden Jazzmusikern wie Dizzy Gillespie, Miles Davis (Birth of the Cool, Porgy and Bess 1958) und John Lewis. Ab 1950 unterrichtete er Horn an der Manhattan School of Music; anschließend hatte er eine Professur für Komposition an der School of Music der Yale University inne. 1967-77 war er Präsident des New England Conservatory of Music in Boston. Außerdem wirkt er als Artistic Director beim Tanglewood Berkshire Music Center und dem Festival in Sandpoint (Idaho), als Co-Direktor beim Smithsonian Jazz Masterworks Orchestra sowie als Artistic Director beim Spokane Bach Festival. Schuller komponierte mehr als 160 Werke in praktisch allen Musikgenres, unter anderem als Auftragskompositionen verschiedener Orchester (u.a. Baltimore Symphony, Berliner Philharmonisches Orchester, Boston Symphony, Chicago Symphony, Minneapolis Symphony, National Symphony, New York Philharmonic). Beispiele: Of Reminiscences and Reflections (Louisville Orchestra), An Arc Ascending (American Symphony Orchestra League und Cincinnati Symphony), The Past is in the Present (Cincinnati Symphony), ein Sextett für Leon Fleisher und die Kennedy Center Chamber Players, das Brass Quintet No. 2 für das American Brass Quintett oder Ritmica-Melodica-Armonica für das Newton Symphony Orchestra. 1959 komponierte er Seven Studies on a Theme of Paul Klee. Seine im afroamerikanischen Milieu spielende Jazz-Oper The Visitation ist eine freie Adaption von Kafkas Romanfragment Der Prozess und eine Anklage gegen den Rassismus. Die Oper wurde als Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper im Oktober 1966 unter Schullers Leitung uraufgeführt. 1968 wurde die Oper erstmals in deutscher Sprache unter dem Titel Heimsuchung und der Leitung von János Kulka in Wuppertal herausgebracht. Schuller arbeitete auch erfolgreich mit anderen Künstlern unterschiedlicher Richtungen wie Arturo Toscanini, Aaron Copland, Leonard Bernstein, Charles Mingus, John Updike, Joe Lovano (dessen Stücke aus Rush Hour er 1994 für Bigband arrangierte), Elvis Costello, Wynton Marsalis und Frank Zappa zusammen. Als Instrumentalist war Schuller unter anderem an den Nonett-Aufnahmen von Miles Davis im März 1950 beteiligt, die einige Zeit später zusammen mit dem Material aus zwei vorhergehenden Sessions zur LP Birth of the Cool zusammengestellt wurden. Im Jahr 2006 spielte er die Birth of the Cool Suite in Zusammenarbeit mit einer Band um den Saxophonisten Joe Lovano ein, in der die originalen Arrangements von Gil Evans, John Lewis und Gerry Mulligan ausschnittsweise erneut zu hören sind. Mitte der 1950er Jahre war er der Mitbegründer und in der Folgezeit ein Hauptvertreter der Third Stream genannten Musikrichtung, von ihm stammt auch die Bezeichnung. Dieses Genre versuchte die Stilhöhendifferenz zwischen Jazz als improvisationsbasierter Unterhaltungsmusik (zu der Jazz auch heute noch oft gezählt wird) und auskomponierter Kunstmusik (sogenannte „Ernste Musik“) zu überwinden und eine Fusion der beiden Richtungen zu erreichen. 1960 erschien sein Album Jazz Abstractions mit Abstractions und Variations on a Theme by Thelonious Monk (mit Bill Evans, Scott LaFaro, Eric Dolphy, Jim Hall, Ornette Coleman). Im selben Jahr komponierte er Variants on a Theme by John Lewis. Die Wiederentdeckung des Ragtime in den späten 1960er Jahren, insbesondere der Musik Scott Joplins, geht maßgeblich auf das Engagement Schullers für diese zu diesem Zeitpunkt völlig vergessene Musik zurück. Die anschließende Popularität des Ragtime, vor allem im Gefolge des Films Der Clou (Originaltitel The Sting, 1973), nutzte Schuller wiederum für sein ambitioniertes Projekt der Erstaufführung von Scott Joplins einziger Oper Treemonisha. Schuller ist auch der Autor einer auf drei Bände angelegten „History Of Jazz“, die bis jetzt nicht in Deutsche übersetzt wurde. Die bisher erschienenen Bände „Early Jazz“ (1968) und „The Swing Era“ (1989) gelten wegen der fundierten Herleitung der Thesen des Autors als Standardwerke der Jazzforschung. Zur Ausgabe 2003 der Encyclopaedia Britannica hat Schuller einen vorzüglichen Artikel über Jazz beigesteuert.
Schuller setzte sich über die Jahrzehnte fördernd für viele Musiker der jeweiligen Jazz-Avantgarde ein, darunter die Saxophonisten Sonny Rollins, Ornette Coleman, den Pianisten Ran Blake und die Vokalistin Jeanne Lee. Er dirigierte zahlreiche Third-Stream-Kompositionen und war an der Erstaufführung von Mingus‘ Epitaph entscheidend beteiligt. Jazz- und Third-Stream-Aufnahmen werden (ebenso wie klassische Kompositionen mit hohem Repertoire-Wert) auf seinem Label GM Recordings veröffentlicht. Schullers Söhne sind Jazzmusiker geworden: George als Schlagzeuger, Edwin „Ed“ Schuller als Kontrabassist. Gunther Schuller erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Stoeger Prize (1987), William Schuman Award (1988), MacArthur Foundation „genius“ award (1991), BMI Lifetime Achievement Award (1994), Pulitzer-Preis (1994) (für Of Reminiscences and Reflections), Gold Medal for Music from the American Academy of Arts and Letters (1997) sowie verschiedene Grammy Awards, des Weiteren zwölf Ehrendoktorate von verschiedenen Universitäten und Hochschulen. Er ist Gründungsmitglied der American Classical Music Hall of Fame. Im Jahr 2000 bekam er eine Ehrung der International Horn Society für sein Lebenswerk als Musiker und Hornist. 2008 erhielt er die NEA Jazz Masters Fellowship. Er starb 2015 in Boston.
23.11. Wolfgang KANDUTSCH: 75. Geburtstag
Er besuchte zunächst die Lehrerbildungsanstalt in Wiener Neustadt, entschloss sich dann aber zur Ausbildung seiner Stimme. Zuerst war er Schüler von Ferdinand Großmann in Wien, dann von Josef Greindl und Ruthilde Boesch; Liedstudium bei Anton Dermota, Hans Hotter und Eric Werba, Schauspielunterricht bei Christl Mardayn und Peter J. Jost. Schließlich erwarb er sein Diplom an der Musikhochschule Wien, wo er durch Josef Witt weitergebildet wurde. Bereits während seines Studiums wurde er an die Wiener Kammeroper engagiert. Nachdem er während der Spielzeit 1972-73 an einigen kleineren Bühnen aufgetreten war, wurde er 1973 an die Wiener Volksoper verpflichtet und blieb deren Mitglied bis zu seinem plötzlichen Tod. Er trat an diesem Haus in einem weitläufigen Rollenrepertoire auf, das vor allem komische, Comprimario- und Charakter-Partien in Opern und Operetten umfasste. Gastspiele führten ihn, mit dem Ensemble der Volksoper, an Theater in Österreich wie im Ausland. Dazu trat er in Rundfunksendungen und Konzerten hervor und wurde namentlich als Liedersänger bekannt. Dabei bemühte er sich in besonderer Weise um die Komponisten (G. Mahler, A. Berg, A. Schönberg, E. Krenek) und Schriftsteller des legendären Wiener »Café Central«. Er starb 1989 in Udine (Italien) nach einem plötzlichen Herzversagen.
Schallplatten: Preiser (Pedro in »Das Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer), Denon (»Wiener Blut«).
23.11. Maria DI GERLANDO: 95. Geburtstag
Sie absolvierte ihr Gesangstudium bei Kathryn Lang an der Music and Art School in Newark und bei dem Pädagogen Renato Bellini. 1950-51 war sie Mitglied der San Carlo Opera Company und entfaltete dann eine erfolgreiche Tätigkeit in lyrischen Partien an Bühnen in Nordamerika. So debütierte sie 1953 an der City Opera New York als Traviata, und trat zwischen 1959 und 1969 häufig an diesem Opernhaus auf, u.a. als Butterfly, als Mimì in »La Bohème« und in der Titelrolle von Puccinis »Suor Angelica«. 1960 gastierte sie beim Santa Fé Festival sowie in Mexico City, 1961 an der Oper von Washington als Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Gastauftritte führten sie auch nach Kanada, wo sie 1965 die Traviata am Opernhaus von Edmonton sang. Bereits 1954 hatte sie am New Yorker Broadway Theatre an der Uraufführung der Oper »The Saint of Bleecker Street« von Gian Carlo Menotti teilgenommen. (Von dieser Produktion erschien 1955 eine Gesamtaufnahme auf RCA-Schallplatten) Sie starb 2010 in Paterson (New Jersey).
24.11. Paolo MARTINELLI: 65. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte durch Frau Basia Retchitzka und am Conservatoire von Genf (hier bei Hans-Ulrich Mielsch). Er war am Conservatoire National de Paris Schüler von Régine Crespin und nahm noch an Meisterkursen in München und Salzburg teil. 1980-88 kam er zu einer erfolgreichen Karriere am Grand Théâtre in Genf, wo er u.a. den Sid in »Albert Herring« von Benjamin Britten, den Figaro in »Il Barbiere di Siviglia« von Paisiello, den Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, den Marco in »Gianni Schicchi« von Puccini, den Don Pedro in »La Périchole« von Offenbach und den Papageno in der »Zauberflöte« sang. Er gastierte am Théâtre des Champs-Élysées Paris, an den Opernhäusern von Lausanne (als Hémon in »Antigone« von A. Honegger), Nantes, Metz, Orléans, Angers, Cannes und beim Festival von Aix-en-Provence, in Padua und am Teatro Malibran in Venedig. Von seinen Opernpartien sind noch der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Fabrizio in »Crispino e la comare« von L. und F. Ricci und der Mari in »Les Mamelles de Tirésias« von F. Poulenc zu nennen. Als Konzertsänger kam er, vor allem im Bereich des Oratoriums, zu einer internationalen Karriere mit Auftritten in Genf, Zürich, St. Gallen und beim Festival von Lausanne, in Paris, Rouen, bei Tourneen in Spanien (Festival von San Sebastian) und in Japan. Der 1988 in Genf im Alter von nur 33 Jahren verstorbene Sänger trat auch in Radiosendungen in Genf und Paris auf.
24.11. René MAISON: 125. Geburtstag
Er studierte in Brüssel und in Paris. Nach seinem Debüt 1920 am Grand Théâtre in Genf sang er in Rennes, Gent, Toulouse und Bordeaux, dann ab 1925 an der Oper von Monte Carlo. Hier sang er 1925 den Faust von Gounod und in der Uraufführung der Oper »Fah-yen-Fuh« von Redding, 1926 den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, 1927 den Jean in »Hérodiade« von Massenet und den Faust in »La Damnation de Faust« von Berlioz, den Hüon im »Oberon« von Weber und den Dimitrij im »Boris Godunow«. 1927 kam er an die Opéra-Comique Paris und debütierte hier in der Premiere von Alfanos »Risurrezione« als Partner von Mary Garden. Er sang dort auch den Don José in »Carmen«, den Werther von Massenet, den Cavaradossi in »Tosca«, den Canio im »Bajazzo«, den Jean Gaussin in »Sapho« von Massenet und den Mylio in »Le Roi d’Ys« von Lalo. Er debütierte 1929 an der Grand Opéra Paris, an der er als Antrittsrolle den Prinzivalle in »Monna Vanna« von Février sang, und an der er bis 1940 auftrat. 1934 kreierte er dort in der Uraufführung von Strawinskys »Perséphone« die Partie des Eumolphe unter der Leitung des Komponisten. 1928-31 sang er an der Chicago Opera schwerere Partien wie den Lohengrin, den Parsifal und den Florestan im »Fidelio«. Er wandte sich im Ablauf seiner Karriere immer mehr dem Wagner-Repertoire zu und wurde vor allem als Lohengrin, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Siegmund in der »Walküre« bekannt. 1930 und 1933 gastierte er am Théâtre de la Monnaie Brüssel. An der Covent Garden Oper London übernahm er 1931 den Lohengrin, 1936 den Julien in »Louise« von Charpentier (seine Glanzrolle). 1933 gastierte er an der Wiener Staatsoper als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, als Don José und als Canio. 1934-37 trat er alljährlich am Teatro Colón Buenos Aires auf. An der Metropolitan Oper sang er in den Jahren 1936-43 14 Partien in insgesamt 118 Vorstellungen: als Antrittsrolle den Walther von Stolzing, dann den Loge im »Rheingold«, den Don José, den Lohengrin, den Florestan, den Samson, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, den Erik in »Der fliegende Holländer«, den Des Grieux in Massenets »Manon«, den Herodes in »Salome« von R. Strauss, den Julien, den Parsifal, den Admète in »Alceste« von Gluck und den Dimitrij im »Boris Godunow«. 1937 gastierte er an der Oper von San Francisco als Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Des Grieux in »Manon« von Massenet, als Gérald in »Lakmé« von Délibes und als Florestan. Nach seinem Rücktritt von der Bühne war er als Pädagoge in Mexico City, dann an der Juilliard School of Music New York tätig. Seit 1957 wirkte er als Pädagoge an der Chalof School in Boston; einer seiner Schüler war der Bariton Ramón Vinay, den er zum Heldentenor umschulte. René Maison starb 1962 in Mont d’Or (Frankreich). – Der strahlende Glanz seiner Tenorstimme und die mitreißende Dramatik seines Vortrags wurden im französischen wie im italienischen, vor allem aber im Wagner-Repertoire, bewundert.
Schallplatten: Naxos (»Hoffmanns Erzählungen«; Loge im »Rheingold«, Metropolitan Oper New York, 1937), Music & Arts (Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Metropolitan Oper 1936), Odeon, Columbia; zahlreiche Privatplatten aus der Metropolitan Oper. 1982 erfolgte auf Accord die Veröffentlichung einer »Fidelio«-Aufnahme aus der Metropolitan Oper von 1941, auf ANNA-Records eine »Carmen« von 1936 mit Rosa Ponselle in der Titelrolle, auf Melodram ein »Lohengrin« von 1936, auf Walhall eine Aufnahme des »Boris Godunow« (als Dimitrij).
25.11. Jean-Claude MALGOIRE: 80. Geburtstag
Er begann seine musikalische Ausbildung am Konservatorium seiner Heimatstadt Avignon, um später zum Pariser Konservatorium zu wechseln. Dort erhielt er den 1. Preis für Oboe und für Kammermusik. Jean-Claude Malgoire war durch seinen Mitstudenten Heinz Holliger beeinflusst und bis in die 1980er Jahre aktiv der zeitgenössischen französischen Musik verbunden. Charles Münch berief ihn 1962 als Solooboist und Englischhornisten ins Orchestre de Paris. 1968 gewann er den 1. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs in Genf. 1970 spielte er in der französischen Uraufführung von Luciano Berios Werk Sequentia VII und 1972 wurde er Solist des Ensembles 2e2m. Beeinflusst von seinem Lehrer Antoine Geoffroy-Dechaume (1905–2000), einem führenden Mitglied der Société de musique d’autrefois, gründete Malgoire 1966 mit Kollegen das Ensemble La grande Écurie et la Chambre du Roi, eines der ersten Barockensembles mit historischer Aufführungspraxis in Frankreich. Die Gruppe hat bislang über 100 Aufnahmen eingespielt und mehr als 3000 Konzerte auf fünf Kontinenten gegeben. Parallel zu seiner Tätigkeit als Dirigent des Ensembles spielte Malgoire in verschiedenen Symphonieorchestern u.a. unter Leitung von Seiji Ozawa und Herbert von Karajan. Seit 1975 hat Malgoire mehrere Opern auf historischen Instrumenten eingespielt, darunter die Welturaufführungen von Händels Rinaldo und Lullys Alceste. Seit dessen Gründung im Jahr 1981 war er künstlerischer Leiter des Atelier lyrique in Tourcoing, das er zu einem Opernhaus mit vielfältigem Repertoire formte. 1992 erhielt er für seine Aufnahme von Vivaldis Montezuma einen Preis beim französischen Wettbewerb Victoires de la musique. 2002 wurde er mit dem Händelpreis der Stadt Halle ausgezeichnet. Malgoires Tochter Florence Malgoire ist Professorin für Barockvioline am Genfer Konservatorium.
25.11. Maiju KUUSOJA: 95. Geburtstag
Als Azucena
Schülerin von Maria Gerhardt, Elsa Larcén und Aulikki Rautavaara. Debüt 1949 an der Oper von Helsinki als Marcellina in »Figaros Hochzeit«. Sie wirkte länger als 25 Jahre an diesem Opernhaus, an dem man sie sehr schätzte. Gastspiele führten sie an die Königliche Oper Stockholm, an die Opernhäuser von Kopenhagen und Oslo, an das Bolschoi Theater Moskau, an die Nationalopern von Budapest und Prag, an die Opern von Tiflis (Tblissi) und Leningrad und an die Oper von San Antonio (Texas). Ihre dunkel getönte, zu großer dramatischer Steigerung fähige Stimme beherrschte ein umfangreiches Repertoire, das von Mozart bis zu Wagner und modernen Komponisten reichte und auch zahlreiche Konzertwerke umfasste. Sie starb 2008 in Helsinki.
Schallplatten auf der Marke Found of the Promotion of Finnish Music.
25.11. Adelaide SARACENI: 125. Geburtstag
Ausbildung im Gesang, Klavier und Violinspiel in Argentinien, dann Gesangstudium in Italien bei Edvige Ghibaudo am Conservatorio Rossini in Pesaro. Sie debütierte 1919 am Teatro Comunale von Argenta als Rosina im »Barbier von Sevilla« und sang die gleiche Partie im folgenden Jahr sehr erfolgreich am Teatro Verdi Bologna. Sie hatte dann eine bedeutende Karriere an den großen italienischen Opernhäusern, namentlich an der Mailänder Scala, am Teatro San Carlo von Neapel und an weiteren Operntheatern. 1927 gastierte sie in Holland, 1928 am Teatro Colón von Buenos Aires. Sie wirkte in der Uraufführung der komischen Oper »La vedova scaltra« von E. Wolf-Ferrari am 5.3.1931 an der Oper von Rom mit, 1934 am Teatro San Carlo Neapel in der der Oper »Mariestella« von Giuseppe Pietri. 1928-32 war sie an der Mailänder Scala anzutreffen. Dort hörte man sie 1929 als Susanna in »Le nozze di Figaro« unter Richard Strauss, 1927 als Butterfly, 1930 als Rautendelein in der italienischen Premiere von O. Respighis »La Campana sommersa« unter der Leitung des Komponisten. 1931 bewunderte man an der Scala ihre Suor Angelica in der gleichnamigen Puccini-Oper, ihre Gilda und ihr Auftreten in der Oper »Furie d’Arlecchino« von Lualdi, 1932 ihre Traviata. 1933 trat sie bei den Festspielen von Verona als Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer auf. Sie sang bis 1935 an den großen italienischen Operntheatern, u.a. auch in Bergamo und Brescia, und bereiste mit italienischen Operntruppen Deutschland und die Schweiz. Ihr Rollenbereich umfasste das lyrische wie das Koloraturfach: die Liu in »Turandot«, die Adina in »L‘Elisir d’amore« und die Adriana Lecouvreur zählten zu ihren großen Partien. Die Künstlerin trat auch oft am italienischen Rundfunk auf. Nachdem sie sich von der Bühne zurückgezogen hatte, lebte sie als Pädagogin in Mailand, wo sie 1995 hochbetagt starb.
Sie sang ausschließlich auf HMV (vollständige Opern »Don Pasquale« und »Bajazzo«). Unter diesem Etikett kamen auch Solo-Aufnahmen und Duette mit Piero Pauli und Apollo Granforte heraus.
25.11. Wilhelm KEMPFF: 125. Geburtstag
Er war evangelischer Kantorensohn. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie nach Potsdam, wo sein Vater eine Berufung an die Nikolaikirche als Königlicher Musikdirektor erhalten hatte. Nach erstem Violin- und Klavierunterricht durch den Vater setzte Kempff ab 1904 durch Vermittlung von Georg Schumann seine Ausbildung bei Karl Heinrich Barth (Klavier) und Robert Kahn (Komposition) fort. Kempff studierte 1914-17 an der Berliner Musikhochschule, wobei ihm wegen überragenden Könnens die Abschlussprüfung erlassen wurde. Sein Debüt in der Berliner Philharmonie gab er 1918 mit Beethovens 4. Klavierkonzert unter Arthur Nikisch und den Berliner Philharmonikern. 1924 übernahm Kempff (als Nachfolger von Max von Pauer) die Leitung der Württembergischen Musikhochschule in Stuttgart. Dort leitete er bis 1929 auch eine Meisterklasse für Klavier. 1926 heiratete er im Berliner Dom seine Klavierschülerin Helene Freiin Hiller von Gaertringen. Bei einer ersten Türkeireise im Jahre 1927 beriet er den Staatspräsidenten Atatürk, welche Musiker an die neugegründete Musikhochschule in Ankara berufen werden sollten. 1929 gab er sein Amt in Stuttgart auf und zog mit seiner Familie in die Orangerie im Park Sanssouci in Potsdam. 1931 war Kempff Mitbegründer der Sommerkurse im Potsdamer Marmorpalais gemeinsam mit Max von Schillings, Eugen d‘Albert, Edwin Fischer, Eduard Erdmann, Elly Ney und Georg Kulenkampff. 1940 begann seine Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan, als er in Aachen das Klavierkonzert D-Moll KV 466 von Mozart spielte. 1943 nahm er in Paris an einem Beethoven-Festival teil, mit den Kollegen Elly Ney, Alfred Cortot und Ginette Neveu sowie dem Dirigenten Hermann Abendroth. Im August 1944 nahm ihn Adolf Hitler in die Gottbegnadeten-Liste (Führerliste) auf, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahren sollte. Trotzdem wurde Kempff 1945 zum Volkssturm einberufen; am 4. Februar erfolgte die Evakuierung nach Schloss Thurnau in Oberfranken. Als Komponist schrieb Kempff neben Opern und Sinfonien auch Klaviermusik, Lieder und Kammermusik. Zwar komponierte Kempff in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur keine propagandistische Musik, er widmete allerdings 1934 seine im Italien des 18. Jahrhunderts spielende Oper Familie Gozzi dem italienischen Diktator Benito Mussolini. Viele seiner Kompositionen wurden von Wilhelm Furtwängler uraufgeführt. Kempffs bekanntestes Werk dürfte seine Klaviersonate G-Moll op. 47 sein, die auch in mehreren CD-Aufnahmen greifbar ist. Aufgrund der unterschiedlichen Beziehungen Kempffs zum Nationalsozialismus wurden seine Kompositionen in der Nachkriegszeit gemieden. 1955 siedelte Kempff mit seiner Familie nach Ammerland am Starnberger See über. 1957 gründete er die „Fondazione Orfeo“ (heute Wilhelm-Kempff-Kulturstiftung) im süditalienischen Positano und begründete die Beethoven-Interpretationskurse in der Casa Orfeo, die er eigens für die Kurse errichtete. Sie fanden unter seiner Leitung alljährlich bis 1982 statt. Kempff war nach dem Krieg hauptsächlich als Pianist tätig. Auf Konzertreisen wurde er weltweit gefeiert. Besonderen Erfolg hatte er in Japan, wo er von 1936 bis 1979 insgesamt zehnmal auftrat. Als Kammermusiker arbeitete er unter anderen mit den Geigern Henryk Szeryng und Yehudi Menuhin (ab 1955) sowie mit den Cellisten Pablo Casals, Pierre Fournier, Ludwig Hoelscher und Mstislav Rostropowitsch zusammen. Für die Deutsche Grammophon spielte Kempff zwischen 1920 und 1980 zahlreiche Aufnahmen ein. Legendär sind Wilhelm Kempffs Einspielungen der Klaviersonaten von Beethoven und Schubert; auch als Interpret der Klavierwerke von Schumann und Brahms setzte er Maßstäbe. Neben zahlreichen Hörfunkproduktionen gibt es eine Reihe von Fernsehaufnahmen, die Persönlichkeit und Wirken Wilhelm Kempffs dokumentieren, so das Filmporträt Wilhelm Kempff des Autors Wolf-Eberhard von Lewinski für den Saarländischen Rundfunk aus dem Jahre 1975. 1991 starb Wilhelm Kempff in Positano. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof der Freiherrn von Künßberg bei Schloss Wernstein in Oberfranken.
26.11. Hildegard HILLEBRECHT: 95. Geburtstag
Sie studierte zuerst Medizin, dann wechselte sie zur Gesangausbildung. Sie war hier Schülerin von Margarethe von Winterfeldt, von Franziska Martienssen-Lohmann und von Paul Lohmann. Debüt 1951 in Freiburg i. Br. als Leonore im »Troubadour«. Sie war dann 1951-54 am Opernhaus von Zürich engagiert; hier sang sie am 20.6.1952 in der Uraufführung der Neufassung von Hindemiths »Cardillac«. Dann war sie 1954-62 an der Deutschen Oper am Rhein, 1959-63 am Opernhaus von Köln engagiert. Sie blieb seit 1961 ein gefeiertes Mitglied der Münchner Staatsoper. Durch Gastverträge war sie lange Jahre hindurch mit der Staatsoper Stuttgart, seit 1972 auch mit dem Opernhaus von Zürich verbunden. 1959-61 und 1965-76 war sie dazu an der Städtischen Oper Berlin (seit 1961 Deutsche Oper Berlin) verpflichtet, deren Ehrenmitglied sie wurde. Hier sang sie u.a. am 29.9.1968 in der Uraufführung der Oper »Ulisse« von Luigi Dallapiccola. Aus der Vielzahl ihrer Gastspiele sind zu nennen: Metropolitan Oper New York (1968 Debüt als Sieglinde in der »Walküre«, 1971 Leonore im »Fidelio« und Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, insgesamt jedoch nur vier Vorstellungen), Covent Garden Oper London (1967 und 1969 Kaiserin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, eine ihrer großen Partien), Teatro Colón Buenos Aires (1964 Ariadne auf Naxos von R. Strauss, 1966 Fidelio und Chrysothemis), San Francisco Opera (1965 Elsa in »Lohengrin« und Ariadne), Staatsoper Wien (1960-65 Chrysothemis, Donna Elvira im »Don Giovanni«, Elisabetta im »Don Carlos« von Verdi, Ariadne und Elsa in insgesamt zehn Vorstellungen), Staatsoper Hamburg, Oper von Rio de Janeiro (1954 Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«), Osterfestspiele Salzburg (1967 Sieglinde), Staatsoper Dresden (1967), Holland Festival (1958), Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1962), Königliche Oper Kopenhagen, Nationaltheater Prag, Teatro Fenice Venedig (1969 Chrysothemis), Oper von Rom (1968), Oper von Bordeaux, Nizza, Paris, Tunis, Amsterdam, Staatsoper Berlin, Théâtre de la Monnaie Brüssel, Festspiele Edinburgh (1966 Elsa im Rahmen eines Gastspiels der Stuttgarter Staatsoper), Opernhäuser von Straßburg (1962 Sieglinde), Los Angeles (1964 Marschallin im »Rosenkavalier«, 1965 Elsa und Ariadne), Helsinki und Genf (1957 Elisabeth im »Tannhäuser« und 1958 Elsa). 1962 übernahm sie bei den Festspielen von Bayreuth die Elsa. Man hörte sie bei den Festspielen von Salzburg (1956 Ilia in »Idomeneo« von Mozart, 1964-65 Chrysothemis und Ariadne). 1977 verabschiedete sie sich in München als 2. Norn in der »Götterdämmerung« von der Bühne. Auf der Bühne trug sie ein sehr umfangreiches Repertoire vor. Daraus seien ergänzend genannt: die Abigaille in Verdis »Nabuccco«, die Elena in Verdis »Die sizilianische Vesper«, die Amelia im »Maskenball«, die Leonore in der »Macht des Schicksals«, die Aida, die Desdemona im »Otello« und die Alice Ford im »Falstaff« von Verdi, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Agathe im »Freischütz«, die Isolde in »Tristan und Isolde«, die Gutrune in der »Götterdämmerung«, die Kundry im »Parsifal«, die Arabella in der Oper gleichen Namens von R. Strauss, die Gräfin im »Capriccio« von R. Strauss, die Jenufa (eine ihrer erfolgreichsten Kreationen), die Katja Kabanowa und die Emilia Marty in »Die Sache Makropoulos« von Janácek, die Rosalinde in der »Fledermaus«, die Ursula in »Mathis der Maler« von Hindemith, die Maria in »Der Friedenstag« von R. Strauss, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, die Ninabella in »Die Zaubergeige« von W. Egk und die Elisabeth in »Elisabeth Tudor« von W. Fortner. Auch als Konzertsolistin hatte sie eine internationale Karriere. Sie starb im Oktober 2018. – Schön gebildete, ausdrucksvolle Stimme von ungewöhnlicher Tonfülle, vor allem in Opern von Verdi, Puccini (»Tosca«), Mozart, Wagner und Richard Strauss bewundert.
Schallplatten der Sängerin bei Electrola (Querschnitt »Don Giovanni«), Eurodisc (Santuzza in vollständiger »Cavalleria rusticana«, Querschnitte »Don Carlos«, »Ein Maskenball« und »La forza del destino« von Verdi, komplette Aufnahme »Der Rosenkavalier« von R. Strauss), DGG (»Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, »Don Giovanni«, »Doktor Faust« von Busoni, »Die Zauberflöte«), Myto (Konstanze in »Der Wasserträger« von Cherubini, Radio Stuttgart 1962) sowie ein »Tannhäuser«-Querschnitt auf Opera.
26.11. Antonio GALIÈ: 95. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung bei Calcagni-Soldini in Rom und konnte, nachdem er 1953 einen Gesangwettbewerb gewonnen hatte, im gleichen Jahr am Teatro Sperimentale in Spoleto als Titelheld in »Andrea Chénier« von Giordano debütieren. Er war dabei so erfolgreich, dass man ihn sogleich für diese Partie an die Oper von Rom verpflichtete, wo er sie als Partner von Renata Tebaldi sang. Seit 1954 war er bis in die sechziger Jahre ständig an diesem Haus zu hören, u.a. als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera« und als Don José in »Carmen«. Es folgte eine Tournee durch Ägypten, 1958 ein Gastspiel an der Oper von Dublin als Riccardo. Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla trat er 1957 als Alfredo in »La Traviata«, 1959 und 1960 als Herzog im »Rigoletto« auf. 1960 gastierte er in Amsterdam als Pinkerton, 1961 am Staatstheater von Wiesbaden als Rodolfo in »La Bohème«, 1963 an der Oper von Kairo ebenfalls als Rodolfo, 1964 als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« und 1966 als Pinkerton. Am Nationaltheater von Mannheim hörte man ihn 1963 als Herzog im »Rigoletto«, am Opernhaus von Straßburg 1964 als Ismaele in Verdis »Nabucco«. Er trat weiter am Teatro Massimo von Palermo, am Teatro San Carlo von Neapel und am Theater von Cagliari auf. 1960 Gastspiel in Amsterdam als Titelheld in Mascagnis »L’Amico Fritz«. Seine weitere Karriere hat sich zumeist an Bühnen in der italienischen Provinz abgespielt, u. in Rovigo, Livorno und Cagliari, wo er noch 1969 in Pizzettis »Assassinio nella Cattedrale« auf der Bühne stand. Er trat auch als Konzerttenor hervor. Er starb 1998 in Ascoli Piceno.
Schallplatten: Zwei Opernarien auf Philips.
26.11. Heinrich KNOTE: 150. Geburtstag
Seine Stimme wurde durch den Kantor Emanuel Kirschner in München ausgebildet. Der Generalintendant der Münchner Hofoper, Baron von Perfall, verpflichtete ihn für sein Haus, wo er 1892 als Georg im »Waffenschmied« von Lortzing debütierte. Zu Beginn seiner Karriere sang er Partien für Tenor-Buffo, doch entwickelte seine Stimme sich bald zum lyrischen, dann zum Heldentenor, wobei er sich vor allem auf den Wagnergesang spezialisierte. Er wirkte am 12.3.1897 an der Münchner Hofoper in der Uraufführung der Oper »Theuerdank« von Ludwig Thuille, am 22.1.1899 in der Uraufführung von Siegfried Wagners »Der Bärenhäuter« mit, am 11.2.1903 in der von »Der Dusle und das Barbeli« von Karl von Kaskel. Bei den Festspielen des Jahres 1900 übernahm er in München den Lohengrin, dann den Siegfried im Nibelungenring für den plötzlich verstorbenen großen Wagner-Tenor Heinrich Vogl und kam zu einem sensationellen Erfolg. In der gleichen Partie bewunderte man ihn bei seinen Gastspielen an der Covent Garden Oper London, an der er in den Jahren 1901-13 regelmäßig auftrat. An der Wiener Hof- bzw. Staatsoper war er 1903 als Tannhäuser, 1922 als Tannhäuser, als Tristan und als Siegfried im Ring-Zyklus, 1927 noch einmal als Siegfried in der »Götterdämmerung« zu Gast. 1904-08 kam er zu großen Erfolgen an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Walther von Stolzing in den »Meistersingern« mit Aino Ackté und Anton van Rooy). Hier sang er in insgesamt 73 Vorstellungen auch den Tannhäuser, den Lohengrin, den Tristan in »Tristan und Isolde«, den Siegfried im Ring-Zyklus, den Assad in Goldmarks »Die Königin von Saba«, den Manrico im »Troubadour« und den Erik in »Der fliegende Holländer«. Man verglich ihn in New York sogar mit Jean de Reszke und Enrico Caruso. Er gastierte, zumeist in seinen Wagner-Partien, 1911 und 1912 an der Königlichen Oper Stockholm, 1911 und 1912 am Théâtre de la Monnaie Brüssel (in den dortigen Ring-Aufführungen), 1906, 1916, 1919 und 1920 an der Dresdner Oper, 1917 am Hoftheater Stuttgart, 1908 und 1909 an der Hofoper Berlin, 1911 am Stadttheater Hamburg, 1910 am Theater von Graz, 1919 an der Deutschen Oper Berlin, 1907 am Deutschen Theater Prag, 1915 in Amsterdam (als Tristan), 1920 in Oslo (Siegmund in der norwegischen Erstaufführung der »Walküre«), 1911 an den Stadttheatern von Basel und Bern, auch an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. und Leipzig und am Hoftheater Karlsruhe. Längere Gastspiele trugen ihm in Hamburg (1908) und am Hoftheater Wiesbaden wie an anderen Bühnen große Erfolge ein, doch blieb er Mitglied der Münchner Oper, deren Publikum ihm besonders zugetan war. 1922 war er als Siegfried in der Waldoper von Zoppot zu hören. 1923-24 nahm er an der USA-Tournee der German Opera teil, bei der er als Tristan und als Rienzi in den Wagner-Opern gleichen Namens auftrat. Seit 1929 war er in München pädagogisch tätig. Noch im Alter von 60 Jahren studierte er neue Partien ein, darunter den Herodes in »Salome« von R. Strauss. 1932 verabschiedete er sich an der Münchner Oper als Siegfried von der Bühne. Zu seinen Opernpartien gehörten auch der Tamino in der »Zauberflöte«, der Nadori in »Jessonda« von L. Spohr, der Lyonel in Flotows »Martha«, der Radames in »Aida« und der Otello von Verdi. Nach seinem Bühnenabschied war er noch in Wagner-Konzerten zu hören, so 1933 und 1935 in Berlin, 1934 in Weimar. Er lebte dann als Pädagoge in München, später in seinem Landhaus in Possenhofen am Starnberger See. Er starb 1953 in Garmisch (Oberbayern). In zweiter Ehe war er mit der Sopranistin Katharina Feilner (1880-1968) verheiratet, die vor allem in Wagner-Partien auftrat und 1919 am Deutschen Opernhaus Berlin, 1920 am Stadttheater von Basel die Brünnhilde sang. – Heldentenor von großer Durchschlagskraft, einer besonderen Klarheit der Diktion und einer bezwingenden Intensität des Ausdrucks, vor allem als Wagnersänger von Bedeutung, wobei auch seine äußere Erscheinung dem Idealbild eines Wagner-Heroen entsprach.
Lit: J.H. Wagemann: »Der 60jährige deutsche Meistersänger Heinrich Knote« (München, 1930).
Schallplatten: G & T (HMV, die ältesten von 1906, München), Anker (1914), Edison-Zylinder; elektrische Aufnahmen auf Odeon (1929-30).
26.11. Lina FRIEB: 175. Geburtstag
Sie war die Tochter der berühmten Schauspielerin Minna Frieb-Blumauer (1816-86), die zu Beginn ihrer Karriere als Sängerin in Soubrettenpartien brilliert hatte, sich aber bald dem Schauspiel zuwandte. Ihr eigentlicher Name war Karoline Frieb. Ihr Vater war der Ingenieur Emanuel Frieb. Sie wurde durch den Berliner Chordirektor Elsler ausgebildet und sang bereits 1861 am Hoftheater von Hannover den Benjamin in »Joseph« von Méhul, dann das Ännchen im »Freischütz« und die Zerline in »Fra Diavolo« von Auber. Nachdem sie in Schwerin und in Stettin gesungen hatte, kam sie 1864 an das Hoftheater von Braunschweig, an dem sie bis 1867 Partien aus dem Soubrettenfach übernahm. 1866 wurde sie an die Berliner Hofoper verpflichtet. Hier bewunderte man sie (nach einem Gastspiel als Marie im »Waffenschmied« von Lortzing) in Partien wie der Susanna in »Figaros Hochzeit«, der Zerline im »Don Giovanni«, des Ännchens im »Freischütz« und der Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini. Sie setzte ihre Karriere seit 1868 dann am Opernhaus von Leipzig fort. 1872 heiratete sie den Kapellmeister Wilhelm Carl Mühldorfer (1836-1919), der zuerst als Chorist, dann als Interpret kleinerer Partien an verschiedenen deutschen Theatern aufgetreten war, aber seit 1855 als Dirigent und seit 1881 bis 1906 als Opernkapellmeister in Köln tätig war. Die Künstlerin starb bereits vier Jahre nach dieser Eheschließung im Alter von nur 31 Jahren in Leipzig..
27.11. Nico DOSTAL: 125. Geburtstag
Er widmete sich zunächst dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wandte sich dann jedoch dem Musikstudium an der Akademie für Kirchenmusik in Klosterneuburg zu und machte sich mit seiner 1913 in Linz uraufgeführten Großen Messe in D-Dur einen Namen. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg wirkte Dostal 1919-24 als Theaterkapellmeister in Innsbruck, St. Pölten, Wien, Czernowitz und Salzburg und ging 1924 nach Berlin, wo er sich der Unterhaltungsmusik zuwandte, im Musikverlagswesen tätig war und als freier Arrangeur unter anderem für Oskar Straus, Franz Lehár, Walter Kollo, Paul Abraham und Robert Stolz arbeitete. Daneben war Dostal als Kapellmeister und Komponist tätig, schrieb die Musik zu dem Film Kaiserwalzer und hatte 1933 großen Erfolg mit seiner ersten Operette Clivia, der neben einigen anderen Die Vielgeliebte (1934), Die ungarische Hochzeit (1939) sowie zahlreiche Filmmusiken folgten. 1946 übersiedelte Dostal nach Wien und lebte seit 1954 in Salzburg, wo er sich weiterhin seiner kompositorischen Tätigkeit widmete und etwa das Kammermusical So macht man Karriere (1961) schrieb. Neben Operetten und Filmmusik komponierte Dostal auch Kirchenmusik. Er war Neffe des Komponisten Hermann Dostal. Seit 1942 war er mit der Opernsängerin Lillie Claus verheiratet. Der gemeinsame Sohn Roman Dostal wurde Dirigent. Nico Dostal starb 1981 in Salzburg und wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. In neuer Zeit wurden Dostals Operetten aus der Zeit von 1933 bis 1945 auch daraufhin untersucht und eingeordnet, inwieweit sie die Ideologie des NS-Regimes reflektieren würden: Auch hier ergab sich dafür der allgemeine Befund, wie bei allen anderen Operetten dieser Zeit und deren Bearbeitungen und Inszenierungen, dass sie eher unkritische Beschwingtheit erzeugen sollten, zeitkritische Kontexte sollten bewusst ausgeblendet werden.
28.11. Rudo TIMPER: 100. Geburtstag
Er studierte Medizin, promovierte in diesem Fach, war dann Facharzt in Essen, später bei der Bundeswehr in Hamburg und Hannover. Neben seinem Wirken als Arzt trat er mit schriftstellerischen Arbeiten hervor, wurde aber vor allem als Konzertsänger bekannt. Erst mit 34 Jahren entschloss er sich endgültig zur Sängerkarriere. Seine Lehrer waren Hans-Joachim Vetter, Franziska Martienssen-Lohmann und Maja Stein. Sein Liedvortrag wurde durch die Intelligenz der Textausdeutung wie durch eine stilsichere Interpretation gekennzeichnet. In besonderer Weise war er mit dem Liedschaffen von Ernst Krenek verbunden. Der Komponist, mit dem er eng befreundet war, begleitete ihn bei seinen Konzerten häufig am Flügel, vor allem in seinen drei Liedzyklen »Reisebücher«. Er war ein großer Interpret des finnischen Liedes von Jan Sibelius und Yrjö Kilpinen, beherrschte aber auch mit Meisterschaft das klassische und das romantische deutsche Lied und eine Anzahl von Oratorienpartien. Er wurde durch Sendungen des deutschen, des finnischen, des argentinischen und des Schweizer Rundfunks bekannt. Der Sänger wurde auf dem Gipfel seiner Karriere durch einen tragischen Tod zu früh dahingerafft. Er starb 1970 bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Sainte-Cécile-les-Vignes in Südfrankreich.
Schallplatten: Telefunken (Lieder von Schubert und Brahms), Edition Rhodos (»Winterreise« von Schubert, »Reisebücher« von Krenek mit dem Komponisten als Begleiter).
28.11. José ITURBI: 125. Geburtstag
Er galt als ein viel bestauntes Wunderkind. Schon im Alter von sieben Jahren trug er zum Familieneinkommen bei, indem er Klavierabende gab und zur Untermalung von Stummfilmen an Theatern am Klavier saß. Bereits im Alter von 11 Jahren studierte Iturbi Klavier am Konservatorium in seiner Heimat Valencia. Im Alter von 15 Jahren setzte er sein Studium am Conservatoire in Paris fort. 1919-23 hatte Iturbi eine Professur am Konservatorium in Genf inne. Als Konzertpianist trat er das erste Mal 1928 in London auf. 1929 spielte er mit großem Erfolg Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Op. 58 in G-Dur mit dem Philadelphia Orchestra unter dem Dirigenten Leopold Stokowski bei seinem Debüt in Philadelphia. Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte er sich zunächst als Jazzpianist. 1933 begann er seine erfolgreiche Dirigentenlaufbahn. Seinen ersten Auftritt als Dirigent hatte er 1933 in Mexiko-Stadt. Ab 1935 wurde er ständiger Dirigent des Rochester Philharmonic Orchestra, das er bis 1944 leitete. Danach dirigierte er viele große Orchester, wie zum Beispiel das Philadelphia Orchestra, das London Symphony Orchestra oder das New York Philharmonic Orchestra. Auch dem Orchester seiner Heimatstadt Valencia war er als Dirigent verbunden. Zusammen mit der berühmten Cembalistin Wanda Landowska erstellte er Lehrfilme und führte Studien in Klaviertechnik und Interpretation durch. Iturbi trat in mehreren Musical-Filmen, beginnend mit Thousands Cheer von MGM, und 1945 in Urlaub in Hollywood (Anchors Aweigh) auf. Unter der Regie von George Sidney spielte er zusammen mit Gene Kelly, Frank Sinatra und Kathryn Grayson und zeigte auch hier sein Können als Pianist und Dirigent. In seinen Filmen stellte er stets sich selbst dar und bewies durch seine Ausstrahlung und Natürlichkeit, dass er auch als Schauspieler Potential hatte. In dem Film A Song to Remember, in dem Cornel Wilde den Pianisten Frédéric Chopin darstellte, spielte tatsächlich Iturbi für diesen im Hintergrund am Klavier. Iturbi war unter Vertrag bei MGM. Daher wurde ihm nur erlaubt, bei Rivalen Columbia Pictures die Musik zum Film Song to Remember zu spielen, wenn sein Name in den Programmanzeigen nicht erwähnt wird. Dafür erhielt er $ 35.000,-. Von Cornel Wilde wurde jedoch plötzlich erwartet, dass er Klavier spielt. Das Geheimnis konnte nicht lange verborgen bleiben. Als ein Leser in der Chicago Tribune fragte, warum man Wilde nicht früher schon als fabelhaften Pianisten gesehen habe, lüftete die Zeitung das Geheimnis. Victor Red Seal Records, bei denen Iturbi unter Vertrag stand, verlor keine Zeit und brachte im April 1945 einen 2er Schallplattensatz heraus Music to Remember, from the Life of Chopin. Im August brachten sie auch eine Single heraus mit der Polonaise in As-Dur, Op. 53, die sofort an die Spitze der Charts stürmte und sich dort vier Jahre lang hielt. José Iturbi komponierte auch selbst Filmmusik. Seine Filmarbeit wurde ihm teils auch nachteilig im Hinblick auf seine Ernsthaftigkeit als Pianist und Dirigent angekreidet. Ab 1951 wirkte Iturbi auch in einigen Fernsehserien als Pianist mit. Als eine von Iturbis besten Arbeiten gilt seine 1960 veröffentlichte Spanische Klaviermusik. Iturbis Interpretationen von Klavierkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart gelten als besonders herausragend. Zu nennen ist hier beispielhaft das Concerto in Es-Dur für zwei Klaviere und Orchester, KV 365, bei dem Iturbi am Klavier saß und als Dirigent fungierte und seine Schwester Amparo Iturbi ebenfalls am Piano mitwirkte und das Rochester Philharmonic Orchestra spielte. Zusammen mit seiner Schwester Amparo Iturbi, ebenfalls eine begabte Pianistin, gab er häufiger Klavierabende. Seine letzte große Konzerttour fand in den Jahren 1976/77 statt. Iturbi wurde mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. 1916 heiratete José Iturbi Maria Giner de los Santos. Ihr Leben endete 1928 tragisch durch eine Verwechslung von Gift, das sie für ein Hustenmittel hielt. Sie hatten eine gemeinsame Tochter, gegen die Iturbi in deren Erwachsenenalter gerichtlich vorging, indem er sie als unfähige Mutter bezeichnete. Die Tochter beging 1946 Selbstmord. José Iturbi starb am 28. Juni 1980 im Cedars-Sinai Hospital in Los Angeles an Herzversagen. Seine Sekretärin Marion Seabury, die viele Jahre an seine Seite war, gründete nach seinem Tod die José Iturbi Stiftung. „Die José Iturbi Stiftung weist die weltweit größten klassischen Musiktalente von morgen aus“ äußerte sich der Präsident der Stiftung. Mit 850.000,00 Dollar Preisgeld schreibt sie den weltweit höchsten Betrag im Wettbewerb für klassische Musik aus. José Iturbi fand seine letzte Ruhe auf dem Heilig-Kreuz-Friedhof in Culver City im US-Bundesstaat Kalifornien.
29.11. Carl GROSS: 150. Geburstag
Er war ein Sohn des Tenors Ferdinand Groß (1835-1909). Zuerst wollte er Dirigent werden und besuchte seit 1890 das Konservatorium von Leipzig. Der Sänger Otto Schelper riet jedoch zur Ausbildung der Stimme, die durch Friedrich Rebling in Leipzig erfolgte. Sein Bühnendebüt fand 1893 am Stadttheater von Straßburg als Ottokar im »Freischütz« statt. Bereits 1896 sang er bei den Festspielen von Bayreuth den Gunther in der »Götterdämmerung«. 1897 gastierte er am Opernhaus von Leipzig als Wolfram im »Tannhäuser« und als Figaro im »Barbier von Sevilla« und wurde 1898 an dieses Theater engagiert, wo er bis 1904 blieb. In Leipzig sang er 1902 in der deutschen Erstaufführung der Oper »Viel Lärm um nichts« (»Much Ado about Nothing«) von Charles Villiers Stanford. Auf sein Engagement in Leipzig folgten Verpflichtungen an der Wiener Volksoper (1904-06), am Hoftheater Hannover (1906-07) und am Hoftheater von Kassel, dessen Mitglied er in den Jahren 1907-19 war. Hier wirkte er 1916 in der Uraufführung der Oper »Veeda« von Georg Vollerthun mit. Er gastierte 1896 und 1897 am Hoftheater Mannheim, 1900 an der Hofoper Berlin (als Figaro im »Barbier von Sevilla«), 1900 bei den Festspielen von Wiesbaden (als Scherasmin im »Oberon« von Weber), 1903 an der Hofoper Dresden, ebenfalls 1903 an der Hofoper Stuttgart, 1905 am Opernhaus von Frankfurt a.M. und später noch mehrfach am Opernhaus von Leipzig. In Kassel war er auch als Regisseur tätig. Er trat noch lange als Konzertsänger auf; so sang er 1929 im Rahmen der Salzburger Festspiele im dortigen Dom ein Solo in der Uraufführung des Stabat mater von P. Cornelius. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind ergänzend der Don Giovanni, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Titelheld im »Trompeter von Säckingen« von Nessler, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Jäger im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, der Kühleborn in »Undine« von Lortzing, der Petrucchio in »Der Widerspenstigen Zähmung« von H. Goetz, der Kaspar Wild im »Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, der Escamillo in »Carmen«, der Renato in Verdis »Maskenball«, dazu eine Anzahl von Wagner-Partien zu nennen. Auch als Konzertsänger kam er zu einer Karriere von Bedeutung. Er lebte noch 1941 in Salzburg.
30.11. Dirk SAGEMÜLLER: 70. Geburtstag
Er absolvierte zuerst ein Studium zum Agraringenieur, wandte sich dann aber der Ausbildung seiner Stimme zu, die seit 1974 in Hamburg, zuerst durch Gisela Litz, dann durch Gisela Aulmann, erfolgte. 1978 debütierte er auf der Bühne der Hamburger Staatsoper. Mit diesem Haus wie mit dem Stadttheater von Münster (Westfalen) und dem Landestheater von Kiel war er durch Gastspielverträge verbunden. 1982-87 und später noch als Gast wirkte er am Stadttheater von Aachen. 1988 gastierte er am Teatro Verdi Triest als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und beim Festival von Spoleto als Vater in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck. Weitere Gastspiele führten ihn an das Grand Théâtre Genf (1981 Graf Ceprano im »Rigoletto« und Lowitzki in »Boris Godunow«), an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an das Nationaltheater Mannheim, an das Staatstheater Wiesbaden, an das Teatro Verdi Triest (1990 als Minister im »Fidelio«) und an das Opernhaus von Charleston. 1990 sang er in der Berliner Lindenkirche in der Uraufführung von Winfried Radekes »Damaskus« die Haupt-Partie. Sein Bühnenrepertoire hatte einen großen Umfang und gipfelte in Partien wie dem Grafen Almaviva in »Figaros Hochzeit«, dem Guglielmo in »Così fan tutte«, dem Don Giovanni, dem Papageno in der »Zauberflöte«, dem Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, dem Dandini in »La Cenerentola«, dem Belcore in »L’Elisir d’amore«, dem Valentin im »Faust« von Gounod, dem Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, dem Rigoletto (Theater Brandenburg 1994), dem Marcello in Puccinis »La Bohème«, dem Demetrius in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten und dem Sekretär in »Der junge Lord« von H.W. Henze. Im Konzertsaal präsentierte er sich als Oratoriensolist (Bach, Händel, Mozart, C. Orff) und als Liedersänger von Rang, nachdem er u.a. durch Dietrich Fischer-Dieskau in den Liedgesang eingeführt worden war. Er starb 1995 in Bockhorn (Oldenburg).
Schallplatten: DGG (Graf Ceprano in »Rigoletto«).
30.11. Herbert PRIKOPA: 85. Geburtstag
Er wollte ursprünglich Pianist und Dirigent werden und absolvierte seine musikalische Ausbildung in seiner Heimatstadt Wien, wo er zunächst ab 1955 als Korrepetitor an der Wiener Volksoper engagiert war und nebenbei bei Elisabeth Rado Gesang studierte. 1958 debütierte er an der Volksoper als Gesangssolist (als Franz in »Hoffmanns Erzählungen«). Er blieb bis 1991 Mitglied dieses Hauses und wurde schließlich zu dessen Ehrenmitglied ernannt. In mehr als 90 Rollen stand er in Oper, Operette und Musical in mehr als 3.500 Aufführungen auf der Bühne der Volksoper. In erster Linie sang er hier Buffo- und Charakterpartien in Operetten, aber auch in Opern, die er mit Hilfe seiner glänzenden Darstellungskunst, namentlich im komischen Fach in überlegener Weise gestaltete. Dazu gehörten u.a. der Monostatos in der »Zauberflöte«, der Pooh-Bah in »Der Mikado« von Gilbert & Sullivan, der Mirko Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«, der Baron Zsupan in »Gräfin Mariza« von E. Kálmán, der taube Onkel Vezinet in »Der Florentiner Strohhut« von N. Rota, der Fangauf in »Die Zaubergeige« von W. Egk, der Steckel in »Das brennende Haus« von J. Haydn, der Feri in »Die Csárdásfüstin« von E. Kálmán, der Fiakerkutscher in »Wiener Blut« von J. Strauß, der Gherardo in »Gianni Schicchi« von Puccini, der Napoleon in »Háry János« von Kodály, der Dunim in »Tausend und eine Nacht« von J. Strauß, der Comte Miguel de Panatellas in Offenbachs »La Perichole«, der Ortenau in »Venus in Seide« von Robert Stolz, der Louis Philipp La Tourette in »Die Bajadere« von E. Kálmán, der Jakob Schmidt in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill, der Weigl in »Ein Walzertraum« von O. Straus, der Schlesinger in »Zwei Herzen im Dreivierteltakt« von R. Stolz, der Bürgermeister in »Albert Herring« von B. Britten und der Maurepas in »Madame Pompadour« von L. Fall. Er wirkte hier auch 1969 in der Österreichischen Erstaufführung der Oper »Adriana Lecouvreur« von Cilea (als Poisson), 1971 in der Österreichischen Erstaufführung des Musicals »Show Boat« von Kern (als Maxl Green), am 11.2.1972 in der Uraufführung der Oper »König Nicolo« von Weishappel (als einer der beiden Theaterdirektoren), 1972 in der Österreichischen Erstaufführung des Musicals »Karussell« von Rodgers (als Mr. Snow) und am 12.12.1983 in der Uraufführung der Revue »Gilbert & Sullivan« von Lida Winiewicz und Helmut Baumann und der Musik von Arthur Sullivan (als Sullivan) mit. Gastspiele führten ihn an die Wiener Staatsoper (1965 als Sellem in »The Rake’s Progress« von Strawinsky und 1975 als Monostatos) und an das Opernhaus von Zürich, an das Theater von Graz (dem er vertraglich verbunden war) und zu den Festspielen von Bregenz, bei denen er 1964 den Obereunuchen in Lehárs »Land des Lächelns«, 1966 den Kalchas in Offenbachs »Die schöne Helena«, 1974 den Cecco in J. Haydns »Die Welt auf dem Monde« und 1978 den Dunim in »Tausend und eine Nacht« von J. Strauß sang. Er ist auch als Schauspieler aufgetreten. 2000 gastierte er sehr erfolgreich am Opernhaus von Zürich als Frosch in der »Fledermaus«. Seit dem Ende der siebziger Jahre trat er zunehmend als Dirigent, vor allem im Bereich der Operette, auf. In dieser Tätigkeit wirkte er zwischen 1980 und 1985 mehrfach an der English National Opera London, aber auch an der Volksoper Wien. Als Spezialist für Johann Strauß, er ist auch Autor eines einschlägigen Buches, viel gefragt, dirigierte er seine Werke im In- und Ausland, auch mit den Wiener Symphonikern. Daneben war er auch als Komponist und als Kabarettist tätig. Die Verbundenheit mit der Volksoper bezeugt aber nicht nur die langjährige Zugehörigkeit zum Ensemble. Im Dezember 1998 erschien sein zweites Buch „100 Jahre Volksoper – Die Geschichte eines notwendigen Theaters“. Davor war er bereits Mitverfasser einer Biografie über den unvergessenen Erich Kunz. Herbert Prikopa starb 2015 in Wien.
Schallplatten: Philips/RCA (Querschnitte »Ein Walzertraum« und »Gräfin Mariza«), Denon (Gesamtaufnahme »Die lustige Witwe«), Eurodisc (Franz in »Hoffmanns Erzählungen«), Decca (Haushofmeister der Marschallin im »Rosenkavalier«), Westminster; weitere Operetten-Aufnahmen auf Telefunken und Denon.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.prikopa.com/
30.11. Vitaly VLASSOV: 95. Geburtstag
Biographie des russischen Tenors auf Russisch:
https://www.kino-teatr.ru/teatr/acter/m/sov/284623/bio/