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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM NOVEMBER 2019

31.10.2019 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im November 2019

Berücksichtigt wurde runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

1.11. William MATHIAS: 85. Geburtstag

Er begann früh mit dem Klavierspiel und ersten Kompositionsversuchen. Nach Studien am University College of Wales in Aberysthwyth wechselte er 1956 an die Royal Academy of Music, wo Lennox Berkeley sein Lehrer wurde. 1965 wurde er zum Fellow der Royal Academy ernannt. 1968 erhielt Mathias den Arnold Bax Society Prize, und 1981 wurde er mit dem John Edwards Memorial Award ausgezeichnet. Als Professor für Musik leitete er 1970-88 das Department of Music der University of Wales in Bangor. Neben seiner kompositorischen Arbeit war er auch als Dirigent und Pianist tätig. 1972 rief er das North Wales International Music Festival in St. Asaph ins Leben, dessen Leitung er bis zu seinem Tod 1992 innehatte. Sein Grab befindet sich an der St. Asaph Cathedral.

Das kompositorische Werk von William Mathias umfasst neben einer Oper (The Servants, 1980) unter anderem 3 Sinfonien, Solokonzerte (darunter 3 Klavierkonzerte), Kammermusik und zahlreiche Kompositionen für Orgel. Viele seiner Werke entstanden für die Anglikanische Liturgie; besondere Bekanntheit erlangte das Anthem Let the people praise Thee, O God, komponiert 1981 für die Hochzeit von Prinz Charles und Diana. Die Musik von Mathias ist tonal und lässt Einflüsse unter anderem von Bartók, Hindemith, Strawinsky oder Tippett erkennen.

 

2.11. Patrice CHÉREAU: 75. Geburtstag

Bildergebnis für patrice chereau

Er ging in Paris zur Schule und fiel den Pariser Kritikern bereits als Regisseur, Schauspieler und Bühnenbildner im Amateurtheater des Gymnasiums auf, so dass er schon im Alter von 15 Jahren als Theaterwunderkind gefeiert wurde. Mit 19 folgten Inszenierungen an einem professionellen Theater. Im Jahr 1966 baute er im Pariser Vorort Sartrouville ein so genanntes engagiertes Volkstheater auf. Dort inszenierte er u.a. das Stück Soldaten von Jakob Michael Reinhold Lenz. Ab 1970 bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Mailänder Piccolo Teatro, mit Paolo Grassi und Giorgio Strehler. In Deutschland arbeitete er zum ersten Mal 1975, als er Edward Bonds Lear inszenierte. Ab den späten 1960er-Jahren arbeitete Chéreau ausschließlich mit dem Architekten und Maler Richard Peduzzi, der für ihn alle Bühnenbilder entwarf. Schon früh befasste sich Chéreau auch mit dem Musiktheater, die erste Oper inszenierte er 1969. Im Jahr 1974 inszenierte er in Paris Les Contes d‘Hoffmann von Jacques Offenbach (Dirigent Georges Prêtre). Legendär wurde sein Ring des Nibelungen zum 100-jährigen Bestehen der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth 1976 – auch bekannt als Jahrhundertring. Aufsehen erregte auch seine Lulu-Interpretation der Oper von Alban Berg 1979 in Paris (Uraufführung der dreiaktigen Version von Friedrich Cerha; Dirigent Pierre Boulez). Für die Salzburger Festspiele inszenierte er 1994 Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni (Dirigent Daniel Barenboim). Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verlieh ihm für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland 1993 den Friedrich-Gundolf-Preis; 2003 wurde er mit dem Kythera-Preis ausgezeichnet. Patrice Chéreau machte sich auch einen Namen als viel gelobter Filmregisseur. Seinen ersten Film Das Fleisch der Orchidee drehte er 1975. Sein größter Erfolg war 1994 der vielfach ausgezeichnete Film Die Bartholomäusnacht mit Isabelle Adjani in der Hauptrolle. Für viel Aufsehen sorgte auch sein Film Intimacy aus dem Jahr 2001, ein explizites Porträt einer sexuellen Beziehung und der emotionalen Entfremdung, die sie umgibt. Mit diesem Film gewann er 2001 auf der Berlinale den Goldenen Bären. Auch sein folgender Film Sein Bruder war dort im Wettbewerb und brachte Chéreau auf der Berlinale 2003 den Silbernen Bären in der Kategorie Beste Regie. Im Jahr 2009 erhielt Chéreaus Film Persécution eine Einladung in den Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig. Chéreau machte keinen Hehl aus seinen politischen Überzeugungen: 1962 demonstrierte er gegen den Algerienkrieg, 1979 unterstützte er den späteren tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, Die Bartholomäusnacht zeigte er in Sarajevo während der Belagerung 1994. Als die rechtspopulistische FPÖ 2000 Teil der österreichischen Regierungskoalition wurde, boykottierte Chéreau die Salzburger Festspiele.

Am 7. Oktober 2013 starb Patrice Chéreau im Alter von 68 Jahren in Paris an Lungenkrebs. Er wurde auf dem Cimetière du Père Lachaise beigesetzt.

 

2.11. Harold FARBERMAN: 90. Geburtstag

Er entstammt einer Musikerfamilie. Sein Vater spielte in den 1920er Jahren Schlagzeug in Schleomke Beckermans Klezmerband, sein Bruder ist Schlagzeuger, und sein erster Schlagzeuglehrer Irving Farberman war ein Cousin. Nach Abschluss eines Studiums an der Juilliard School of Music wurde er 1951 Schlagzeuger im Boston Symphony Orchestra.

Farberman war bis 1963 Mitglied des Orchesters. In dieser Zeit absolvierte er ein Kompositionsstudium am New England Conservatory of Music. Durch seine erste Komposition Evolution, ein Werk für Sopran, Horn und sieben Perkussionisten, wurde Aaron Copland auf ihn aufmerksam und lud ihn 1955 als Kompositionsschüler nach Tanglewood ein. Für das Quartett für Flöte, Oboe, Viola und Cello erhielt er 1957 den ersten Preis bei der New England Composer’s Competition, mit der Greek Scene vertrat er 1957 die USA bei einem internationalen Komponistensymposium in Paris. Neben der Ausbildung bei Copland besuchte Farberman auch die Dirigentenklasse von Eleazar de Carvalho. Ab 1963 war er Chefdirigent des Colorado Springs und des Oakland Symphony Orchestra sowie Erster Gastdirigent des Denver Symphony Orchestra und der Bornemouth Sinfonietta. Als Gastdirigent leitete er namhafte Orchester in Europa, Asien und Australien. Für seinen Einsatz für die Musik Charles Ives‘ zeichnete ihn die Academy of Arts and Letters mit der Ives Medal aus. Farberman gründete die Conductors Guild und das Conductors Institute, eine internationale Ausbildungsstätte für junge Dirigenten. Er starb 2018 in Germantown (New York).

 

2.11. Carl LUCCA: 200. Geburtstag

 Dieser Künstler verdient hier Erwähnung, weil er zu jenen oft übersehenen Interpreten von Comprimario-Partien gehört, die für den Betrieb eines Opernhauses ganz unentbehrlich sind. In den Jahren 1865-86 hat er an der Wiener Hofoper eine bunte Vielfalt dieser kleinen Rollen übernommen, darunter auch Baritonpartien. Gelegentlich sprang er in großen Aufgaben ein, kehrte dann wieder zu seinen Comprimario-Rollen zurück, von denen der Lorenzo in Aubers »Die Stumme Portici«, der Gregorio in »Roméo et Juliette« von Gounod, der Giuseppe in »La Traviata«, der Cossé in Meyerbeers »Hugenotten«, der Niklas in »Hans Heiling« von Marschner und der Don Curzio in »Figaros Hochzeit« von Mozart stellvertretend für ein weitläufiges Repertoire genannt seien. Er starb 1892 in Wien.    

 

3.11. Gerry DE GROOT: 95. Geburtstag

 Sie wurde durch Jo Bollekamp in Rotterdam ausgebildet. 1952 wurde sie bei einem Amateur-Wettbewerb entdeckt, sang dann im Chor der Niederländischen Oper und debütierte bei einer Wanderbühne in Italien als Solistin. Seit 1959 bedeutende Erfolge an der Niederländischen Oper Amsterdam als Mimi in »La Bohème«, als Tosca, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Desdemona im »Otello« von Verdi und als Nedda im »Bajazzo«, noch 1975 als Emilia Marty in Janácèks »Die Sache Makropoulos«. 1961 sang sie beim Holland Festival die Teresa in »Benvenuto Cellini« von Berlioz. 1962-64 war sie an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und seit 1964 bis zu ihrem Tod am Opernhaus von Zürich engagiert. Gastspiele ließen die Sängerin, die allmählich auch dramatischen Sopranpartien ihrem Repertoire eingliederte, zu internationalen Erfolgen kommen. So gastierte sie an der Staatsoper von Wien (1966-75 als Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, als Leonore im »Fidelio«, als Isolde in »Tristan und Isolde«, als Marschallin im »Rosenkavalier«, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Turandot von Puccini und als Tosca in insgesamt 16 Vorstellungen), in Frankfurt a.M. und in Hamburg, an der Deutschen Oper Berlin (1966), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1967), in Basel und Bremen, in Monte Carlo, Marseille, Toulouse (1967 als Marschallin und als Elisabeth im »Tannhäuser«), Bordeaux (1974 als Marschallin und als Turandot von Puccini), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1966 als Desdemona in Verdis »Otello«) und am Stadttheater von Bern. Sie trat beim Maggio Musicale von Florenz und mit dem Ensemble des Opernhauses von Essen bei den Schwetzinger Festspielen auf. Noch im Juni 1975 hatte sie in Wien aufsehenerregende Erfolge als Isolde und Leonore im »Fidelio«, starb aber wenige Wochen später in Bilthoven (Holland). Von ihren Bühnenrollen seien noch die Minnie in »La Fanciulla del West« von Puccini, die Titelrolle in »Iphigénie en Tauride« von Gluck, die Traviata, die Donna Elvira im »Don Giovanni« und die Jenufa von Janácek nachgetragen. Sie nahm am Opernhaus von Zürich in der Spielzeit 1955-56 an der Schweizer Erstaufführung von L. Dallapiccolas »Volo di notte« (als Mme. Fabien) teil.

Schallplatten: MMS (Szenen aus »Tristan und Isolde«, Operette »Die Csardasfürstin«, hier unter dem Pseudonym Gerry Gross), Philips.

 

4.11. David STAHL: 70. Geburtstag

Er debütierte bereits im  Alter von 23 Jahren in der Carnegie Hall. Er arbeitete eng mit Aaron Copland und Leonard Bernstein zusammen. David Stahl leitete weltweit über 100 Orchester mit einer enormen Bandbreite von Stilrichtungen. Er galt als erfahrener Dirigent für amerikanische Musik. Als Operndirigent wirkte er an der New York City Opera und an anderen nordamerikanischen Opernhäusern. Im Herbst 2000 gab David Stahl sein Debüt an der Lyric Opera Chicago mit John Harbisons The Great Gatsby. In Europa arbeitete er nach seinem Debüt beim Spoleto Festival und Engagements in Rom, Genua und Paris, Darmstadt und Mannheim  u.a. mit den Bamberger Symphonikern, dem Rundfunksinfonieorchester des NDR, SDR und des SWR, des Rundfunksinfonieorchesters Saarbrücken, des Hessischen Rundfunk Orchesters, den Münchner Philharmonikern, dem Bayerischen Staatsorchester, dem Orchester der Deutschen Oper Berlin und der Staatskapelle Dresden. Seit der Spielzeit 1999/2000 war David Stahl Chefdirigent des Staatstheaters am Gärtnerplatz, wo er bereits seit 1996 als 1. Gastdirigent wirkte. Sein Repertoire an diesem Haus umfasste Opern von Mozart über Rossini bis zu Wagner, Strauss, Strawinsky oder Philip Glass. Zu den letzten Arbeiten von Stahl am Gärtnerplatz zählten 2008 Das Märchen vom Zaren Saltan sowie im Jahr 2009 die mehrfach ausgezeichnete Aufführung von Benjamin Brittens Death in Venice.
Besondere Höhepunkte waren auch die drei Open Air-Konzerte auf dem Gärtnerplatz, zur Eröffnung der Spielzeit 2006/07, anlässlich der 850-Jahr-Feier der Stadt München im Juli 2008 sowie im Juli 2010 als Gruß an die 200-Jahr-Feier des Münchner Oktoberfestes. Diese musikalische Hommage an die Stadt München war sein letzter musikalischer Auftritt in München. Er starb 2010 in Charleston (South Carolina). 

 

4.11. Lucienne BRÉVAL: 150. Geburtstag

 Eigentlich Bertha Agnes Lisette Schilling. Sie entstammte einer angesehenen Familie aus Genf, wo sie am dortigen Conservatoire zunächst Klavierspiel und Gesang studierte und bereits in den Salons ihrer Heimatstadt in Konzerten auftrat. Zuerst studierte sie Klavierspiel an den Konservatorien von Lausanne und Genf. 1887 ging sie zur Ausbildung ihrer Stimme an das Conservatoire National de Paris, wo sie Schülerin von Victor Warot war. Bühnendebüt 1892 an der Grand Opéra Paris als Selika in der »Afrikanerin« von Meyerbeer. Sie wurde eine der großen Primadonnen der französischen Metropole und trat länger als 25 Jahre an der Grand Opéra in Erscheinung. 1895 sang sie dort bei der Wiederaufnahme von Wagners »Tannhäuser« in den Spielplan nach der unglücklichen Erstaufführung von 1861 die Venus und war an dem großen Erfolg dieser Aufführung maßgeblich beteiligt. Bereits 1893 hatte sie an der Grand Opéra die Brünnhilde in der »Walküre« (noch in französischer Sprache) gesungen. Sie wirkte an diesem Opernhaus auch in einer Anzahl wichtiger Uraufführungen mit: am 8.2.1895 in »La Montagne Noire« von Augusta Holmès, am 20.4.1904 in der der Oper »Le fils de l’étoile« von Camille Erlanger, am 31.10.1906 in »Ariane« von Massenet; am 13.1.1909 kreierte sie dort die Titelrolle in »Monna Vanna« von Henri Février, am 2.5.1909 sang sie an der Grand Opéra in der Uraufführung der Oper »Bacchus« von Massenet. Am 20.11.1901 trat sie an der Pariser Opéra-Comique, an der sie ebenfalls eine große Karriere hatte, in der Uraufführung der Oper »Grisélidis« von Massenet, am 30.11.1910 in der Uraufführung von Ernest Blochs »Macbeth« auf, am 4.3.1913 an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der Oper »Pénélope« von Gabriel Fauré in der Titelrolle. 1914 war sie die Kundry in der Pariser Erstaufführung von Wagners »Parsifal« an der Grand Opéra; hier hatte sie 1905 einen großen Erfolg als Titelheldin in Glucks »Armide«, 1908 in der Oper »Hippolyte et Aricie« von Rameau. Sie galt allgemein als führende Interpretin der klassischen Opernpartien von Rameau bis Gluck innerhalb ihrer künstlerischen Generation. 1899 und 1901 gastierte sie an der Londoner Covent Garden Oper als Valentine in Meyerbeers »Hugenotten«, an der sie 1906 nochmals als Armide von Gluck erschien. 1900-02 gehörte sie dem Ensemble der Metropolitan Oper New York an, wo sie im Januar 1901 als Chimène in »Le Cid« von Massenet debütierte und bis April 1902 in insgesamt 26 Vorstellungen auch die Valentine, die Selika, die Titelrolle in »Salammbô« von Reyer und die Brünnhilde in der »Walküre« sang. Gastspiele und Konzerte brachten ihr in Italien, England, Holland, Belgien, in der Schweiz und in Frankreich ständig neue Erfolge ein. 1908 war sie am Hoftheater von Mannheim zu Gast. In Paris setzte sie ihre große Karriere bis 1919 fort. Zuletzt wirkte sie in der französischen Metropole als Pädagogin. Sie starb 1935 in Neuilly-sur-Seine bei Paris.

Von ihrer Stimme sind nur technisch unzureichende Aufnahmen von Opernfragmenten aus der Metropolitan Oper New York auf Mapleson-Zylindern erhalten.

 

5.11. Eugene ZÁDOR: 125. Geburtstag

 Eigentlich Jenö Zádor. Er studierte 1911/12 Musiktheorie an der Wiener Musikakademie bei R. Heuberger und 1913/14 Komposition am Konservatorium in Leipzig bei Max Reger. 1915–20 war er als Musikkritiker in Fünfkirchen (Pécs) tätig. Nach der Promotion in Musikwissenschaft an der Universität Münster unterrichtete er 1922–38 am Neuen Wiener Konservatorium (Musiklehranstalten Wien), 1934 wurde er Prof. an der Musikakademie Budapest berufen. 1939 musste er in die USA emigrieren, wo er in Hollywood über 120 Partituren Filmmusik orchestrierte. Daneben gab er Privatunterricht. Er starb 1977 in Hollywood.

 

5.11. Wilhelm BEYER: 200. Geburtstag

 Er war als erster Tenor lange Jahre am Stadttheater von Nürnberg, später am Stadttheater von Bremen (1870-78) tätig und war als Gast an deutschen Bühnen wie im Konzertsaal erfolgreich. Neben seinem Wirken als Opernsänger übernahm er auch Rollen im Bereich des Schauspiels und Aufgaben innerhalb der Bühnenregie und -verwaltung. 1878-96 war er als Sekretär am Theater von Riga tätig, wo er auch noch künstlerische Aufgaben als Schauspieler ausführte. Er starb 1897 in Weimar.

 

6.11. Chris van WOERKOM: 95. Geburtstag

 Seine Gesangsausbildung erfolgte in Amsterdam; 1954 debütierte er als Konzertsänger in Leiden. Noch im gleichen Jahr fand sein Operndebüt statt, und zwar in einer Aufführung von Janáceks »Aus einem Totenhaus« beim Holland Festival. Er wurde darauf Mitglied der Niederländischen Oper Amsterdam, an der er bis 1958 im Engagement blieb. Dort übernahm er vor allen Dingen Charakterpartien wie den Beppe im »Bajazzo«, den Gastone in »La Traviata«, den Borsa im »Rigoletto«, den Kaiser Altoum in Puccinis »Turandot« und den Riccardo in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari; 1958 wirkte er in der Uraufführung der Oper »François Villon« von San Dresden mit. Er ging 1958 an die Oper von Antwerpen, an der er größere lyrische Tenorpartien vortrug, darunter den Alfredo in »La Traviata«, den Des Grieux in »Manon« von Massenet, den Lenski im »Eugen Onegin« und den Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Seit Ende der sechziger Jahre trat er wieder hauptsächlich als Konzert- und Radiosänger in Erscheinung. Er starb 2008 in Zottegem (Belgien).

Schallplatten: Philips.

 

6.11. Reimar POPPE: 150. Geburtstag

 Er war zuerst als Kaufmann tätig, ließ dann aber seine Stimme durch Dr. Gunz ausbilden und debütierte 1890 an der Kroll-Oper Berlin. 1891-93 war er Mitglied des Stadttheaters von Koblenz, 1893-94 des Stadttheaters von Nürnberg und gehörte 1894-1902 dem Opernhaus von Köln an. Anschließend sang er 1902-06 am Opernhaus von Riga, in der Spielzeit 1906-07 am Berliner Lortzing-Theater und war 1907-10 Mitglied des Stadttheaters Zürich. Er lebte dann gastierend in Berlin, wo er nochmals in der Spielzeit 1911-12 an der Kurfürsten-Oper engagiert war; hier sang er am 23.12.1911 in der Uraufführung von E. Wolf-Ferraris Oper »Der Schmuck der Madonna« (»I gioielli della Madonna«) die Partie des Rocco. Im Lauf seiner Karriere trat er als Gast u.a. an der Hofoper Dresden, an den Hoftheatern von Wiesbaden und Kassel und am Théâtre de la Monnaie Brüssel auf. In seinem Repertoire fanden sich sowohl seriöse als auch komische Partien, darunter der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Kardinal in »La Juive« von Halévy und der Benes in »Dalibor« von Smetana. Er starb 1927 in Berlin. Der Künstler war verheiratet mit der Sopranistin Camilla Götzl, die 1899-1903 am Theater des Westens Berlin und 1906-07 am dortigen Lortzing-Theater engagiert war.

 

7.11. Dmitrij Danilowitsch GOLOWIN: 125. Geburtstag

 Nachdem er bereits in Kirchenchören gesungen hatte, kam es 1915 zu einem ersten Bühnenauftritt am Theater von Sewastopol, wobei er den Künstlernamen Dimitrij Sokolski benutzte. 1919 sang er als Gast in Stawropol die Titelpartie im »Dämon« von Rubinstein, ging dann aber nach Moskau und studierte 1921-24 am dortigen Konservatorium vor allem bei dem Pädagogen N.G. Rajski. 1923 sang er einige Partien bei der Zimin-Oper in Moskau. 1924 wurde er an das Bolschoi Theater Moskau verpflichtet, an dem er bis 1943 an führender Stelle im Ensemble des Hauses wirkte. Er trat dort in den Uraufführungen der Opern »Trilby« von Jurasowski (1924) und »Neuland unterm Pflug« von Dserschinski (1937) auf. Er sang am Bolschoi Theater Moskau wie bei Gastspielen, die ihn nach Monte Carlo, Paris und Mailand (1928) und natürlich in die Zentren des russischen Musiklebens führten, ein umfangreiches Bühnenrepertoire. Als besondere Höhepunkte sind daraus hervorzuheben: der Titelheld im »Boris Godunow« von Mussorgsky, der Escamillo in »Carmen«, der Valentin im »Faust« von Gounod, die Titelrollen in Borodins »Fürst Igor« und in »Mazeppa« von Tschaikowsky, der Figaro in »Figaros Hochzeit« wie im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Don Giovanni, der Jago in Verdis »Otello«, der Tonio im »Bajazzo«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Scarpia in »Tosca« und der Amonasro in »Aida«. Im Lauf seiner langen Karriere kam der Künstler auch zu großen Erfolgen in einem reichhaltigen Konzertrepertoire. 1933 wurde er zum Verdienten Künstler der UdSSR ernannt. 1943 wurde er verhaftet, des Landesverrats beschuldigt und zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er wurde in das Konzentrationslager Ivdel im Nord- Ural verschleppt. Selbst dort organisierte er unter schwierigsten Verhältnissen Theateraufführungen, die Beachtung fanden. 1953 wurde er von allen Anschuldigungen freigesprochen. Er lebte seitdem zurückgezogen in Ufa und Frunse, seit 1957 in Su-Psekh im Distrikt Anapa. Er starb 1966 in Anapa (Krasnodarskij Kraij, Nordkaukasus).

Schallplattenaufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Produktion (Melodiya).

 

8.11. Wolfgang SCHANZER: 95. Geburtstag

 Informationen über den deutsch-amerikanischen Dirigenten auf Englisch: https://prabook.com/web/wolfgang.schanzer/465777

 

9.11. Heinrich HÖLZLIN: 125. Geburtstag

 Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, wurde aber bereits 1916 freigestellt und konnte im gleichen Jahre seine Bühnenlaufbahn am Stadttheater von Colmar (Elsass) beginnen. Er war 1917-18 am Stadttheater von Bamberg, 1918-21 am Stadttheater von Freiburg i.Br., 1921-27 am Theater von Darmstadt, 1927-31 am Staatstheater Wiesbaden, 1931-33 am Deutschen Theater Prag engagiert. 1933 wurde er an das Nationaltheater Mannheim berufen, an dem er bis zu seinem Tod 1963 wirkte und bei dessen Opernpublikum er überaus beliebt war. In Wiesbaden wirkte er 1928 in der Uraufführung der Opéra-Minutes »L’Abandon d’Ariane« und »La délivrance de Thésée« von D. Milhaud mit und sang dort im gleichen Jahr in der deutschen Erstaufführung von »Madonna Imperia« von Fr. Alfano. 1931 sang er in Wiesbaden in der deutschen Erstaufführung von Tschaikowskys »Mazeppa« den Kotschubej. In Mannheim wirkte er 1937 in der Uraufführung der Oper »Spanische Nacht« von Eugen Bodart mit, 1941 sang er dort in der deutschen Erstaufführung der Oper »Der Jakobiner« von Dvorák den Grafen Wilhelm. Er gastierte bei den Salzburger Festspielen 1929 in der Uraufführung des Stabat mater von Peter Cornelius, 1932 an der Städtischen Oper Berlin zu Gast. 1941 Gastspiel an der Grand Opéra Paris als Hunding in der »Walküre«. Er sang auf der Bühne wie im Konzertsaal ein breit gefächertes Repertoire, das Aufgaben aus allen Bereichen der Opernliteratur umfasste. Mit dem Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, dem Figaro in »Figaros Hochzeit«, dem Sarastro in der »Zauberflöte«, dem Alfonso in »Così fan tutte«, dem Kaspar im »Freischütz«, dem Daland in »Der fliegende Holländer«, dem König Heinrich im »Lohengrin«, dem König Marke in »Tristan und Isolde«, dem Gurnemanz im »Parsifal«, dem Ochs im »Rosenkavalier«, dem Waldner in »Arabella«, dem Pater Guardian in Verdis »Macht des Schicksals«, dem Ramfis in »Aida« und dem Kardinal in »La Juive« von Halévy sind einige Höhepunkte aus seinem umfangreichen Repertoire aufgezählt. Seit 1959 nahm er die Leitung der Opernschule an der Musikhochschule Mannheim wahr. –  Er war verheiratet mit der Sopranistin Hildegard Stolz (1914-2002). Sein Bruder Ernst Hölzlin (1903-48) war als Bass-Bariton u.a. in Bremen, an der Volksoper Wien und auch am Nationaltheater Mannheim tätig. Ein weiterer Bruder Friedrich Hölzlin (* 1893) war Schauspieler und Regisseur.

Schallplatten: Bellaphon (König in vollständiger »Aïda«), Preiser (Lord Syndham in Gesamtaufnahme »Zar und Zimmermann«, Mitschnitt einer Sendung des Reichssenders Stuttgart von 1936).

 

 10.11. Georg PAUCKER: 80. Geburtstag

 Er begann seine Bühnenlaufbahn mit einem Engagement am Stadttheater von Bremerhaven in den Jahren 1968-70 und setzte diese 1970-76 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg fort. 1976-86 war er Mitglied des Nationaltheaters Mannheim; 1988-92 bestand ein Gastvertrag mit dem Staatstheater Wiesbaden. 1971 gastierte er mit dem Düsseldorfer Ensemble in Holland als Obrist Spannheim in der zeitgenössischen Oper »Die Soldaten« von Bernd Alois Zimmermann, ebenso 1972 beim Festival von Edinburgh. 1981 und 1983 war er an der Covent Garden Oper London als Akrobat in »Lulu« von A. Berg anzutreffen, 1986 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Harasta in L. Janáceks »Das schlaue Füchslein«. In seinem Bühnenrepertoire fanden sich Partien wie der Fliegende Holländer, der Wotan in der »Walküre«, der Alberich in der »Götterdämmerung«, der Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, der Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek, der Prus in »Die Sache Makropoulos« vom gleichen Komponisten und der Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«.  Er wirkte am Stadttheater von Regensburg 2001 in der Uraufführung der Oper »Der Traum ein Leben« von Walter Braunfels mit (deren Uraufführung 1938 in Wien aus politischen Gründen verhindert worden war). Er starb 2012 in Mannheim.

Schallplatten: Music Austria (Gesamtaufnahme der Oper »Stallerhof« von Gerd Kühr).

 

10.11. Attilio D’ORAZI: 90. Geburtstag

 Er arbeitete zunächst als Angestellter, dann Gesangstudium bei Armando Piervenanzi und bei Giuseppe Sorge in Rom. Sein Bühnendebüt fand 1953 am Teatro Eliseo in Rom als Silvio im »Bajazzo« statt. Einen ersten großen Erfolg hatte er 1956 am Opernhaus von Lucca in der Rolle des Figaro im »Barbier von Sevilla«. Er trat an den großen italienischen Opernbühnen von Turin bis Palermo erfolgreich auf. 1965 gastierte er am Teatro Comunale Modena als Germont-père in »La Traviata« mit Mirella Freni in der Titelrolle der Oper, 1967 am Teatro San Carlos Lissabon als Marcello in »La Bohème«. In der langen Zeit von 1959 bis 1985 trat er immer wieder als Gast am Opernhaus von Dublin auf (u.a. als Scarpia in »Tosca« und als Belcore in »L’Elisir d’amore«), 1963 und 1964 an der Oper von Kairo (als Gérard in »Andrea Chénier« bzw. als Enrico in »Lucia di Lammermoor«), 1964 an der Oper von Zagreb und in Amsterdam (als David in »L’Amico Fritz« von Mascagni), 1964 auch am Opernhaus von Straßburg (als Belcore), 1966-78 am Teatro Comunale Bologna, 1972 an der Nationaloper Budapest (als Graf Luna im »Troubadour« und als Jago im »Otello« von Verdi), 1967 und 1975 (als Sharpless in »Madame Butterfly« bzw. als Gianni Schicchi von Puccini) an der Oper von Rom. Weitere Gastspiele 1961-75 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, am Grand Théâtre Genf (1964 als Sharpless), am Teatro Regio Parma (1967 als Graf Luna und 1969), am Teatro San Carlo Neapel (häufig seit 1970, u.a. 1976 als Kyoto in »Iris« von Mascagni), am Teatro Regio Turin (1970 als Germont-père), am Teatro Margherita Genua (1967 und 1969), am Teatro Massimo Palermo (1968), 1972 an der Mailänder Scala (als Oberpriester des Apollo in »Alceste« von Gluck mit Leyla Gencer in der Titelrolle), am Teatro Petruzzelli Bari, am Teatro San Carlos Lissabon (1968 als Germont-père, 1969 als De Siriex in »Fedora« von Giordano), 1970-82 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (u.a. als Belcore und als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«), am Opernhaus von Valencia (1975), in Essen, Wiesbaden und Kopenhagen. 1960 wirkte er bei den Puccini-Festspielen in Torre del Lago mit. Er trat auch bei den Festspielen von Glyndebourne (1967 als Marcello) und in den römischen Thermen des Caracalla (1966 als Germont-père, 1972 als Jack Rance in »La Fanciulla del West« von Puccini) auf. Er beherrschte auf der Bühne sowohl das lyrische wie das dramatische Fach, vor allem innerhalb der italienischen Opernliteratur. Von seinen Bühnenpartien seien noch der Rigoletto, der Alfio in »Cavalleria rusticana« und der Escamillo in »Carmen« genannt. 1961 sang er an der Oper von Kairo in der Uraufführung von Rossellinis »Campane«. Er ging seiner Karriere von seinem Wohnsitz Rom aus nach. Er starb 1990 in Rom.

Schallplatten: Fratelli Fabbri, Decca (kleine Partie in »La Bohème«), RCA-Balkanton (»Adriana Lecouvreur« von Cilea), Rodolphe Records (Alfio in »Cavalleria rusticana«), Bongiovanni (»Tosca«), ZYX Records (Opernszenen und -arien), Mondo Musica (Sharpless in »Madame Butterfly«, Teatro Fenice Venedig, 1976).

 

10.11. Caterina MANCINI: 95. Geburtstag

 Sie begann ihre Karriere in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und hatte bald große Erfolge an den führenden italienischen Theatern. Man schätzte sie namentlich als Interpretin von dramatischen Sopranpartien aus der italienischen Opernliteratur. An der Oper von Rom sang sie 1948 die Anaide in »Mosè in Egitto« von Rossini und die Leonore im »Troubadour«, 1951 die Elvira in Verdis »Ernani«, 1951-52 die Agathe im »Freischütz« und die Abigaille in »Nabucco« von Verdi, 1953 die Elisabetta in Verdis »Don Carlos« und die Leonore im »Troubadour«, 1954 wieder die Elisabetta, 1958 die Eboli im »Don Carlos« und die Agathe, 1959 die Leonore im »Troubadour«, die sie auch bereits 1951 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom vorgetragen hatte. Bei diesen Festspielen wirkte sie 1953 abermals als Leonore, 1954 als Abigaille, 1955 als Aida und als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, 1956 als Anaide und als Santuzza, 1958 nochmals als Santuzza, 1960-61 als Aida mit. 1950 gastierte sie am Teatro Comunale Bologna und am Teatro Fenice Venedig, 1951 am Teatro Comunale Florenz, 1951 am Teatro Massimo Palermo als Amelia in Verdis »Simon Boccanegra«, 1952 in der gleichen Rolle am Teatro Comunale Genua, 1956 dort auch als Abigaille, 1952 am Teatro Fenice Venedig als Odabella in »Attila« von Verdi, 1954 am Opernhaus von Piacenza (als Norma). 1951 hatte sie einen ihrer größten Erfolge, als sie an der Mailänder Scala die Titelpartie in Donizettis »Lucrezia Borgia« sang. Sie wirkte bei den Festspielen in der Arena von Verona (1956 als Titelheldin in »La Gioconda« von Ponchielli) und beim Maggio Musicale Fiorentino mit. Sie trat auch in Auslandsgastspielen auf, so u.a. 1957, 1961 und 1967 an der Oper von Marseille, u.a. als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, 1962 (als Eboli) und 1963 (als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«) an der Oper von Monte Carlo, 1962 an der Oper von Philadelphia (ihr US-Debüt als Leonore im »Troubadour«), 1963 an der Oper von Dallas (als Ottavia in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«), 1964 am Opernhaus von Bilbao (als Aida), 1966 am Opernhaus von Lille. Sie starb 2011 in Rom. – Sie darf nicht mit der etwa gleichaltrigen italienischen Sopranistin Jolanda Mancini verwechselt werden.

Ihre Schallplattenaufnahmen erschienen bei Cetra (vollständige Aufnahmen der Verdi-Opern »La Battaglia di Legnano«, »Ernani« und »Il Trovatore«), auf Philips (Santuzza in »Cavalleria rusticana«, Anaide in »Mosè in Egitto« von Rossini) und HMV (Petite Messe solennelle von Rossini), dazu Mitschnitte von Opernaufführungen auf Replica (»Wilhelm Tell« von Rossini), EJS (»Attila« von Verdi) und Melodram (»Il Duca d’Alba« von Donizetti).

 

10.11. Suzanne LEFORT: 100. Geburtstag

 Sie studierte, noch ganz jung, am Konservatorium von Lille, wechselte dann an das Conservatoire National de Paris, nachdem sie zuvor in der französischen Metropole privat Unterricht genommen hatte. Bei dem Abschluss-Wettbewerb des Conservatoire erhielt sie dort 1941 alle drei Preise. Darauf wurde sie sogleich an die Grand Opéra Paris verpflichtet, an der sie als Antrittsrolle die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns sang. Ihre Stimme hatte einen enormen Tonumfang, der weit bis in den Sopranbereich reichte, und der es ihr erlaubte, ein breit gefächertes Bühnenrepertoire vorzutragen; sie sang die Maddalena im »Rigoletto« und die Amneris in »Aida«, die Erda im Nibelungenring und den Silla in »Palestrina« von Hans Pfitzner, die Margared in »Le Roi d’Ys« von Lalo, die Albine in »Thaïs« von Massenet, die Amme im »Boris Godunow« und die Aase in »Peer Gynt« von Werner Egk. Sie gab Gastspiele in Belgien und in der Schweiz und kam auch zu einer bedeutenden Konzertkarriere. 1953 musste sie die Bühne verlassen, als sich zunehmend bei ihr Depressionen bemerkbar machten. 1957 versuchte sie nochmals ihre Karriere aufzunehmen, gab diesen Versuch aber bald wieder auf. Sie betätigte sich anschließend noch während einiger Jahre als Pädagogin. Sie starb 1977 in Paris. Sie war verheiratet mit dem bekannten Dirigenten Georges Prêtre (1924-2017).

 

10.11. Wilhelm ELSNER: 150. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung durch Hermann Pfeiffer in Brünn und debütierte 1889 am Stadttheater von Linz/Donau, an dem er bis 1891 engagiert blieb. Nach einer Spielzeit am Stadttheater von Regensburg (1891-92) kam er an das Stadttheater von Graz (1892-96); hier sang er 1893 die Titelpartie in der Uraufführung der Oper »Helfried« von Sigismund von Hausegger. 1896 wurde er an das Deutsche Theater Prag verpflichtet. Nachdem er anfänglich eher lyrische Partien gesungen hatte (Don Ottavio im »Don Giovanni«, Faust von Gounod) wandte er sich in Prag mehr dem Wagner-Repertoire zu (Lohengrin, Siegmund, Loge) und kam vor allem als Tristan zu großen Erfolgen. 1903 wirkte er in Prag in der Uraufführung der Oper »Nadeya« von Cesare Rossi mit. Er gastierte, hauptsächlich in seinen Wagner-Rollen, an der Wiener Hofoper (1899 als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Tannhäuser und als Pollione in »Norma« von Bellini), an den Hofopern von München (1902) und Dresden (1902) und am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1902). Er stand bereits mit der Münchner Hofoper in Engagementsverhandlungen, als er plötzlich 1903 in Prag starb. Ebenso war er für die bevorstehende Uraufführung der Oper »Tiefland« von Eugen d’Albert in Prag für die Partie des Pedro vorgesehen. Seine Beerdigung fand in Prag unter Teilnahme einer großen Menschenmenge statt.

 

12.11. Lucia POPP: 80. Geburtstag

 Sie war zunächst beim Film tätig, ließ dann aber ihre Stimme 1959-63 in Bratislava (Preßburg) und Prag, hauptsächlich durch Frau Anna Hrusovska-Prosenková, ausbilden. Sie debütierte, noch während des Studiums, 1963 am Opernhaus von Bratislava als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. 1963 wurde sie bereits an die Staatsoper von Wien engagiert (Debüt als Barbarina in »Le nozze di Figaro«), an der sie seither große Erfolge hatte. Bis zu ihrem Tod ist sie hier in mehr als 400 Vorstellungen aufgetreten, u.a. als Königin der Nacht wie als Pamina in der »Zauberflöte«, als Karolka wie als Jano in »Jenufa« von Janácek, als italienische Sängerin im »Capriccio« von R. Strauss, als Adele wie als Rosalinde in der »Fledermaus« von J. Strauss, als Ann Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, als Blondchen wie als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, als Frasquita in »Carmen«, als Sophie wie als Marschallin im »Rosenkavalier«, als Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, als Marzelline im »Fidelio«, als Gilda im »Rigoletto«, als Glauce in Cherubinis »Medea«, als Susanna wie als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, sowohl als Zdenka als auch in der Titelrolle in »Arabella« von R. Strauss, als Zerlina im »Don Giovanni«, als Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Fiordiligi in »Così fan tutte«. Sie trat auch an der Wiener Volksoper auf (u.a. 1973 als Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«). Bei den Festspielen von Salzburg trat sie zuerst in kleineren, dann während vieler Jahre in großen Partien auf; sie sang in Salzburg im einzelnen 1963 die Artemis in Glucks »Iphigenie in Aulis«, 1963-64 den 1. Knaben in der »Zauberflöte«, 1964 die 5. Magd in »Elektra« von R. Strauss und die Najade in »Ariadne auf Naxos«, 1978-79 die Sophie, 1980-81 die Pamina, 1983 die Ilia in Mozarts »Idomeneo«, 1986 und 1992 die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, 1987 die Gräfin im »Capriccio« von R. Strauss und 1991 die Titelrolle in einer konzertanten Aufführung der Oper »Julietta« von B. Martinu, dazu 1978-79 und 1992 in Mozart-Konzerten, 1981 in der C-Moll-Messe und im Requiem von Mozart, 1989 die Vier letzten Lieder von R. Strauss, 1990 in Haydns »Schöpfung« sowie 1981 und 1983 Liederabende. Seit 1966 regelmäßiges Auftreten an der Covent Garden Oper London, u.a. als Page Oscar (ihre Antrittspartie 1966), als Gilda, als Despina in »Così fan tutte«, als Ännchen in Webers »Freischütz«, als Sophie, 1986 als Arabella und 1989 als Marschallin. Seit 1967 auch Mitglied des Opernhauses von Köln. 1967 debütierte sie an der New Yorker Metropolitan Oper als Königin der Nacht in der legendären Ausstattung der Oper durch Marc Chagall. Bis 1981 sang sie dort in insgesamt 26 Vorstellungen außerdem noch die Sophie und die Pamina. An der Grand Opéra Paris gastierte sie 1973-74 und 1979-80 als Susanna, 1976 und 1978 als Sophie, an der Opéra Bastille Paris 1990 als Gräfin in »Le nozze di Figaro«. Seit 1977 trat sie als Gast am Opernhaus von Zürich auf (Debüt als Sophie). 1977-78 stand sie im Mittelpunkt eines Mozart-Zyklus der Kölner Oper, bei dem sieben Opernwerke Mozarts zur Aufführung kamen. Sie gastierte an den Staatsopern von München (an der sie während zwanzig Jahren immer wieder auftrat, u.a. 1989 als Elsa im »Lohengrin« mit Peter Seiffert in der Titelrolle), Hamburg und Stuttgart, in Frankfurt a.M., Karlsruhe und Mannheim, am Opernhaus von Graz und beim Maggio Musicale von Florenz (u.a. 1986 als Eva). 1986 hörte man sie bei den Bayreuther Festspielen als Eva. 1991 sang sie in Genf die Titelrolle in einer konzertanten Aufführung der Richard Strauss-Oper »Daphne«, in Zürich die Elsa. Dort trat sie im März 1993 letztmalig als Vitellia in »La clemenza di Tito« von Mozart auf. Sie starb 1993 in München. In erster Ehe war sie verheiratet mit dem Dirigenten György Fischer (* 1935), in zweiter seit 1986 mit dem Tenor Peter Seiffert (* 1954). – Auf der Bühne bewunderte man neben dem Wohllaut der Stimme und der Perfektion ihrer Gesangstechnik auch die attraktive Erscheinung und die gewandte Darstellung der Sängerin. Große Karriere auch als Konzert-, Oratorien- und Liedersängerin, namentlich in Werken von Mozart, Gustav Mahler, Richard Strauss und Carl Orff.

Lit: Alan Blyth: Lucia Popp (in »Opera«, 1982).

Schallplatten: Columbia (Königin der Nacht in der »Zauberflöte«), Amadeo (»Johnny spielt auf«), HMV-Electrola (»Intermezzo« und »Daphne« von R. Strauss, »Die Zauberflöte«, »Tannhäuser«, Sopransolo im »Messias«, Petite Messe solennelle von Rossini), Eurodisc (»Die Kluge« und »Carmina Burana« von C. Orff, »Hänsel und Gretel«, »L’Elisir d’amore« von Donizetti, »Der Bajazzo«, »Rigoletto«, Rheintochter im »Rheingold«, Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, »Suor Angelica« von Puccini, »Der Zarewitsch« von F. Lehár), CBS (»Der Rosenkavalier«, »Schwanda der Dudelsackpfeifer« von Weinberger), Decca (»Idomeneo«. »Don Giovanni«, »Le nozze di Figaro«, »Jenufa«, »Götterdämmerung«, »Il Re pastore« und »La clemenza di Tito« von Mozart, »Das schlaue Füchslein« von Janácek), DGG (Bach-Kantaten, Titelfigur in »Lou Salomé« von G. Sinopoli), RCA (»Lobgesang« von Mendelssohn), Orfeo (»La Bohème« von Leoncavallo, Missa Sanctae Caeciliae von Haydn, Lieder, u.a. »Frauenliebe und – leben« von R. Schumann, »Die Bernauerin« von C. Orff), Philips (»Le nozze di Figaro«), Acanta (»Die lustige Witwe«), Melodram (»Giulio Cesare« von Händel mit Fritz Wunderlich, Sophie im »Rosenkavalier«), Arkadia (Sophie im »Rosenkavalier«), MGB (»Venus« von O. Schoeck), BBC Classics (Recital); RCA/Ariola (Carmina Burana, auch als Video).

 

12.11. Alina BOLECHOWSKA: 95. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung durch S. Kazury in Warschau. 1950 war sie Preisträgerin beim internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig. Sie debütierte 1946 an der Nationaloper von Warschau und wirkte seither für viele Jahre als führende Sopranistin an diesem Opernhaus. Hier sang sie ihre großen Partien: die Halka in der gleichnamigen Oper von Moniuszko, die Aida, die Leonore im »Troubadour«, die Mimi in »La Bohème«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Traviata, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Elsa im »Lohengrin«, die Titelrollen in Moniuszkos »Gräfin« und in »Madame Butterfly« von Puccini. Gastspiele führten die Künstlerin, neben Auftritten an den polnischen Opernhäusern, in die Schweiz, nach Holland und in die CSSR. Sie war nicht nur eine große Opernsängerin, sondern kam auch als Konzert-, Oratorien-, und namentlich als Liedersängerin, zu einer Karriere auf internationalem Niveau. Sie wirkte viele Jahre hindurch an der F. Chopin-Musikakademie in Warschau als Dozentin; eine ihrer Schülerinnen war die Altistin Ewa Podles. Alina Bolechowska starb 2002 in Warschau.

Schallplatten: Muza (Ausschnitte aus »Halka« mit Andrzej Hiolski), DGG (Lieder von Chopin).

 

12.11. Octave FOUQUE: 175. Geburtstag

 Biographie des französischen Komponisten auf Französisch: https://www.musicologie.org/Biographies/f/fouque.html

 

13.11. Jerker ARVIDSON: 80. Geburtstag

 Er war 1957-66 bei der schwedischen Reichspost beschäftigt, ließ dann jedoch seine Stimme 1966-70 an der Stockholmer Musikhochschule bei Arne Sunnegårdh und Bertil Düring in Stockholm ausbilden. Vervollständigung seiner Studien bei Clemens Kaiser-Breme, Gerald Moore und Erik Werba. 1961-67 war er Mitglied des schwedischen Kammerchores Stockholm. 1970 Debüt als Solist an der Oper von Oslo in der Partie des Monterone in Verdis »Rigoletto«. 1971 wurde er an die Königliche Oper Stockholm berufen (Antrittsrolle: Graf Luna im »Troubadour«). Bei den Festspielen im Barocktheater auf Schloss Drottningholm als Belcore in »L’Elisir d’amore« bewundert. Dort sang er noch 1987-88 den Publio in »La clemenza di Tito« von Mozart. Zu seinen Glanzrollen gehörten die vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, der Escamillo in »Carmen«, der Fiesco in Verdis »Simon Boccanegra«, der Scarpia in »Tosca«, der Mephisto im »Faust« von Gounod und der Barak in der Richard Strauss-Oper »Die Frau ohne Schatten«. Als großer Wagner-Interpret erwies er sich 1975 in der Rolle des Wotan im Nibelungenring. Darauf wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth des Jahres 1976 als Donner und als Gunther im Ring-Zyklus mit. Er beherrschte 13 große Wagner-Partien, von denen der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg« als seine bedeutendste Kreation galt. Neben den Wagner-Rollen war der Don Giovanni ein besonderer Höhepunkt in seinem Repertoire für die Bühne. Er trat als Gast in München und Prag, in Berlin und Genf (1977 als Donner und als Gunther) sowie an der Covent Garden Oper London auf. Intensive Tätigkeit auch auf den Gebieten des Konzert- und namentlich des Oratoriengesangs. 1992 erfolgte seine Ernennung zum schwedischen Hofsänger. Er starb 2007 in Stjärnhov. Er war seit 1977 mit der bekannten schwedischen Sopranistin Birgit Nordin (* 1934) verheiratet.

Schallplattenaufnahmen auf schwedischer HMV, Swedish Discofil (Messe H-Moll von J.S. Bach) und auf Caprice (»Aniara« von Blomdahl).

 

14.11. Lisa OTTO: 100. Geburtstag

 

 Tochter des Konzertsängers Karl Otto. Sie studierte zuerst 1938-40 Klavierspiel, dann Gesang an der Musikhochschule von Dresden bei Susanne Steinmetz-Prée. Sie debütierte 1941 am Oberschlesischen Landestheater in Beuthen als Sophie im »Rosenkavalier«. An diesem Theater blieb sie bis 1944, sang 1945-46 am Stadttheater von Nürnberg, 1946-51 an der Staatsoper von Dresden. 1951-83 Mitglied der Städtischen Oper Berlin. (1961 in Deutsche Oper Berlin umbenannt) deren Ehrenmitglied sie nach über 30jähriger Tätigkeit an diesem Haus wurde. Sie sang dort u.a. das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, den Cherubino in »Figaros Hochzeit«, die Papagena in der »Zauberflöte«, die Marzelline im »Fidelio«, der Zerline im »Don Giovanni« wie in »Fra Diavolo« von Auber und wirkte 1951 in der Premiere der Oper »Versiegelt« von Leo Blech unter der Leitung des Komponisten, 1961 in der Uraufführung der Oper »Alkmene« von Giselher Klebe mit. Am 7.4.1965 sang sie in Berlin in der Uraufführung von Henzes Oper »Der junge Lord«. Sie gastierte am Opernhaus von Zürich 1953 als Sophie, beim Glyndebourne Festival 1956 als Blondchen, beim Maggio Musicale von Florenz 1955 als Despina in »Così fan tutte« und 1958 als Blondchen; 1957 am Teatro San Carlos Lissabon zu Gast. Erfolgreiche Gastspiele führten die Künstlerin an die Volksoper von Wien (in Boris Blachers Oper »Preußisches Märchen«) und nach Paris. 1953-65 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg mit; dort sang sie 1953-54 und 1956 die Despina, 1954 und 1964-65 das Echo in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1956-57 das Blondchen, 1957 die 5. Magd und 1964-65 die 4. Magd in »Elektra« von R. Strauss, 1960 die 1. Dame in der »Zauberflöte« und 1957 das Sopransolo im Mozart-Requiem. Mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin trat sie 1966 in Japan (u.a. als Despina), 1967 beim Holland Festival (als Elisabeth Zimmer in »Elegie für junge Liebende« von H.W. Henze) auf. Sie galt als vortreffliche Mozart-Interpretin, wurde aber auch in vielen anderen Aufgaben aus dem Stimmfach der Soubrette bewundert. Hervorragende Konzert- und Oratoriensängerin. Sie starb 2013 in Berlin.

Schallplatten: HMV (Ausschnitte aus der »Entführung aus dem Serail« und aus »Carmen«; Johannespassion), DGG (»Der junge Lord« von Henze, Papagena in der »Zauberflöte«), Columbia (Najade in »Ariadne auf Naxos«, Despina in »Così fan tutte«), MMS. Auf Cetra erscheint sie in einer Aufnahme der Oper »Elektra« von 1957 in einer kleinen Rolle.

 

14.11. Leopold MOZART: 300. Geburtstag

 Er wurde in Augsburg im heutigen Mozarthaus als Sohn des Buchbinders Johann Georg Mozart (1679–1736) und dessen zweiter Frau Anna Maria Sulzer (1696–1766) geboren, und in St. Georg auf die Namen Johann, Georg und Leopold getauft. Er besuchte das Jesuitenkolleg St. Salvator in Augsburg und studierte ab Dezember 1737 in Salzburg Philosophie, wo er im Juli 1738 den Grad eines Baccalaureus verliehen bekam. Das Studium der Jurisprudenz, für das er sich dann einschrieb, brachte er nicht zu Ende, da er inzwischen wohl mehr an der Musik interessiert war. Der Augsburger Patrizier und spätere Bürgermeister Jakob Wilhelm Benedikt von Langenmantel war einer seiner Jugendfreunde und Kommilitonen. 1740 wurde Mozart zunächst Geiger und Kammerdiener des Reichsgrafen und Salzburger Domherrn Johann Baptist von Thurn und Taxis. In den folgenden Jahren erklomm er nur langsam die Karriereleiter in der Salzburger Hofmusik. Über das Amt des Vizekapellmeisters kam er dabei nie hinaus. 1743 wurde er unter Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian (reg. 1727–1744) zunächst als vierter Violinist in die Salzburger Hofkapelle aufgenommen. 1743 erschien sein Name in den Weihnachtssalzlisten. Ab 1744 war er als Mitglied der Hofkapelle im Hofkalender eingetragen. Im selben Jahr unterrichtete er auch die Kapellhausknaben im Violinspiel. Ab 14. Mai 1746 erhielt er monatlich zunächst 5, später 11 bzw. 20 Gulden Besoldung. 1747 wurde er zum „Hof- und Cammer-Componist“ ernannt. Am 21. November 1747 heiratete er im Salzburger Dom Anna Maria Pertl, mit der er sieben Kinder hatte. Von den Kindern erreichten nur zwei das Erwachsenenalter, die beide bekannte musikalische Wunderkinder wurden: Maria Anna (das Nannerl genannt) und Wolfgang Amadé (als Kind Wolferl gerufen), der zu einem der bedeutendsten klassischen Komponisten wurde. 1755 musste Leopold Mozart sein Augsburger Bürgerrecht aufgeben. 1756 erschien als Frucht seiner pädagogischen Tätigkeit der Versuch einer gründlichen Violinschule. 1758 stieg er in der Hofkapelle zum zweiten Violinisten auf. Mit Dekret vom 28. Februar 1763 wurde er schließlich zum Vizekapellmeister mit einer jährlichen Besoldung von 400 Gulden sowie einem zusätzlichen Wein- und Brotdeputat im Wert von 96 Gulden ernannt. Mit der beginnenden musikalischen Karriere seiner Kinder suchte Leopold Mozart immer wieder um längerfristige Reiseurlaube an, welche von Sigismund III. Graf Schrattenbach (reg. 1753–1771) nicht nur genehmigt, sondern aus dessen privaten Schatullgeldern auch finanziell unterstützt wurden. Unter Hieronymus Graf Colloredo (reg. 1772–1803) war Leopold Mozart dann verstärkt an den Hof gebunden. Das mehrmals vorgetragene Ansuchen um Freistellung für eine Reise nach Frankreich führte mit Wirkung vom 1. September 1777 zu einer vollständigen Entlassung vom Hofdienst von Vater und Sohn. Aus diesem Grund trat Wolfgang Amadeus Mozart die Reise nach Frankreich dann mit seiner Mutter an, welche in Paris verstarb. Mit Dekret vom 26. September 1777 und dem Zusatz „dass er sich mit dem Kapellmeister und andern bey der Hofmusik angestellten Personen ruhig und friedlich betragen werde“ wurde Leopold Mozart wieder aufgenommen. Er blieb bis zu seinem Tod am 28. Mai 1787 in dieser Funktion. Nach dem Tode von Kapellmeister Giuseppe Lolli am 11. August 1778 suchte er um eine Gehaltserhöhung an und erhielt fortan zusätzlich jährlich 100 Gulden. Der Nachwelt ist er hauptsächlich als unermüdlicher Förderer und Erzieher und Reisebegleiter seines genialen Sohnes präsent, obwohl er Musik komponierte, die auch heute noch gespielt wird. Neben kirchenmusikalischen Werken und Gelegenheitskompositionen, in denen er sich gern „realer Klangeffekte“ bediente (Glockengeläut, Hundebellen, Posthorn u. a.), schrieb er eine beachtliche Zahl von Werken der Instrumentalmusik: 48 Sinfonien, sechs Divertimenti, fünf Flötenkonzerte (vier davon sind verschollen), ein Trompetenkonzert und ein Posaunenkonzert (eigentlich eine Serenade mit verschiedenen Solosätzen für Trompete und Posaune), drei Klaviersonaten, zwölf Violinduos, ein Divertimento für Flöte, Violine und Bass u. a. m.
Im Geburtsjahr seines Sohnes Wolfgang 1756 erschien Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule in Druck. In der leicht überarbeiteten dritten Auflage (1787) nennt sich dieses erfolgreiche Werk schließlich nur noch Gründliche Violinschule. Sie gilt bis heute als eine wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis im 18. Jahrhundert. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn kühlte in der Zeit um 1781/82 merklich ab, als sich der Sohn in Wien niederließ und eine „Weberische“ ehelichte; in den späten Briefen an „Nannerl“ taucht Wolfgang Amadé nur noch ohne Namensnennung als „dein Bruder“ auf. Leopold Mozart missbilligte die Ehe seines Sohnes mit Constanze. Während eines Besuches in Wien kritisierte er, dass Wolfgang Amadé dünner geworden sei, dass in der Wohnung Kleidungsstücke herumlägen, dass es Gerede über die Finanzlage Mozarts gäbe und vieles mehr. Als Leopolds Todesursache ist „Magenverhärtung“ dokumentiert, was möglicherweise als Magenkrebs zu deuten ist. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg, dieses ist jedoch lediglich ein Schaugrab, das der Mozart-Enthusiast Johann Evangelist Engl (1835–1921) errichten ließ. Tatsächlich wurde Leopold Mozart 1787 in der Kommunegruft des Sebastiansfriedhofes beigesetzt. Leopold Mozart steht mit seinem Namen neben dem seines Sohnes auf einer im österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv erhaltenen Präsenzliste der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ in Wien.

 

17.11. Alan CURTIS: 85. Geburtstag

 Er studierte 1957-59 in Amsterdam bei Gustav Leonhardt, mit dem er mehrere Bach-Konzerte für Cembali aufführte. An der University of Illinois promovierte er 1960 mit einer Dissertation über die Orgelmusik von Sweelinck. Noch als Student galt er als der erste moderne Cembalist, der die Werke von Louis Couperin und die Opern von Komponisten wie Monteverdi und Rameau mit historischen Instrumenten adäquat darstellen konnte. Platten, die er in den 1960er und 1970er Jahren herausbrachte, enthalten Solo-Klaviermusik, von Rameau und Bach. 1977 gestaltete er den erfolgreichen Versuch in einer konzertanten Aufführung von Händels Oper Admeto das Händelsche Opern-Orchester wieder zu beleben, einschließlich der Nutzung der Theorbe, der Chitarrone und des chromatischen Cembalos. Anschließend wirkte er mehrfach als Dirigent bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Curtis war der Leiter des 1977 durch ihn in Amsterdam gegründeten Barockorchesters Il complesso barocco. 2007 begann eine kontinuierliche Zusammenarbeit des Complesso Barocco mit dem Theater an der Wien, insbesondere für konzertante Aufführungen. An der Wiener Kammeroper, seit 2012 zweites Haus des Theaters an der Wien, feierte der Bach Consort Wien unter Leitung von Alan Curtis im Herbst 2013 mit der szenischen Wiederentdeckung von Leonardo Vincis Semiramide einen großen Erfolg. Alan Curtis starb 2015 in Florenz.

 

17.11. Charles KÁLMÁN: 90. Geburtstag

 Er wuchs nach der Vertreibung im Zuge des Anschlusses Österreichs 1938 im französischen und US-amerikanischen Exil auf. Er studierte Klavier und Komposition an der Riverdale School of Music in New York und an der Columbia University. Sein Bühnenerstling war die Revue Babe in the Woods. Am Conservatoire de Paris zählte unter anderen Jean Rivier zu seinen Lehrern. Ab den 1950er-Jahren wandte er sich der gehobenen Unterhaltungsmusik zu. Zu den Interpreten seiner Chansons gehörten beispielsweise Margot Werner, Evelyn Künneke, Harald Juhnke und Ute Lemper. In den 1980er und 1990er Jahren schrieb er unter anderem auch die Filmmusik zu Produktionen von Wolf Gremm, Douglas Wolfsperger oder Radu Gabrea. Kálmán lebte zuletzt in München und Italien. Anlässlich seines 85. Geburtstages erhielt er im Dezember 2014 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Er starb 2015 in München.

 

17.11. Agostino LAZZARI: 100. Geburtstag

 Er begann seine Ausbildung bei Dino Giacobbini und bei Angelo Costaguta in Genua und war dann Schüler von Vincenzo Marini in Rom. Infolge der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges konnte er erst 1945 als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« debütieren. Dabei hatte er sogleich großen Erfolg. 1947 sang er als erste Partie an der Mailänder Scala den Ramiro in Rossinis »La Cenerentola«; 1952 trat er dort als Merkur in »Die Liebe der Danaë« von Richard Strauss auf. Seit 1955 war er bis in die siebziger Jahre an der Oper von Rom tätig, wo er u.a. den Filipeto in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari (seine große Glanzrolle), den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« und den Albazar in »Il Turco in Italia« von Rossini sang. 1949-71 trat er am Teatro San Carlo Neapel auf (Paolino in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa, Fenton in Verdis »Falstaff«, Claudio in »Elisa e Claudio« von Mercadante), 1950 am Teatro Regio Parma (Don Ottavio im »Don Giovanni«), 1949-65 am Teatro Comunale Bologna, 1966 am Teatro Bellini Catania (Titelrolle in »Fra Diavolo« von Auber). Am Teatro Comunale Florenz wirkte er 1953 in der italienischen Erstaufführung von Glucks »Der betrogene Kadi« und in Aufführungen von Webers »Abu Hassan« (in der Titelrolle) mit; bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla sang er 1956 und 1958 den Alfredo in »La Traviata«. 1954 gastierte er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1960-61 war er an der Covent Garden Oper London als Graf Almaviva und als Elvino in »La Sonnambula« (mit Joan Sutherland) zu Gast. Weitere Gastspiele in Venedig und Genua, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von Hamburg, München und Stuttgart, an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M., Zürich, Genf (1964 Graf Almaviva), Bordeaux und Marseille. 1954 wirkte er am Teatro della Novità Bergamo in der Uraufführung von Francesco Malipieros Oper »I Festini« mit, 1963 am Teatro della Pergola Florenz in der Uraufführung der Oper »La Celestina« von Flavio Testi. In Neapel trat er auch als Operettensänger in Erscheinung (Eisenstein in der »Fledermaus«; »Die Csardasfürstin«). Auch als Konzertsänger hatte er eine erfolgreiche Karriere. Sein Repertoire für die Bühne enthielt im Wesentlichen die lyrischen Partien der italienischen Oper: den Otello in der gleichnamigen Rossini-Oper, den Nemorino in »L’Elisir d’amore«, den Ernesto im »Don Pasquale«, den Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, den Pinkerton in »Madame Butterfly« und den Nadir in »Les pêcheusr de perles« von Bizet. Er starb 1981 in Sampierdarena.

Schallplatten: Decca (Rinuccio in vollständiger Aufnahme von Puccinis »Gianni Schicchi«), Urania (Ernesto im »Don Pasquale«), Cetra (»Le cantatrici villane« von Fioravanti), Philips (»Mosè in Egitto« von Rossini, »Gianni Schicci«), Replica (»Otello« von Rossini), Melodram (»Werther« von Massenet), Memories (»La Gazzetta« von Rossini), Gala (Filipeto in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari, Turin 1969).

 

18.11. Gianna D’ANGELO: 90. Geburtstag

 Sie wurde in Hartford (Connecticut) geboren, wohin ihre Eltern aus der Tschechoslowakei ausgewandert waren; eigentlich Jane Angelovich. Ausbildung zuerst durch Dolores Wilson in New York, dann in Venedig durch Toti dal Monte. 1954 sehr erfolgreiches Bühnendebüt als Gilda im »Rigoletto« bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom, die sie dort auch 1956, 1959 und 1965 sang. Beim Glyndebourne Festival gastierte sie 1955 als Rosina im »Barbier von Sevilla« sowie 1962 als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss,  beim Edinbugh Festival 1955 als Rosina im »Barbier von Sevilla« (mit dem Ensemble des Glyndebourne Festival) und 1963 als Norina im »Don Pasquale« (anlässlich eines Gastspieles des Teatro San Carlo Neapel). Sie gastierte 1956 in Liverpool als Clorinda in Rossinis »La Cenerentola« und an der Oper von Brüssel als Gilda. Die letztgenannte Partie sang sie auch 1955 und 1962 am Teatro San Carlos Lissabon, 1961 und 1969 an der Oper von Monte Carlo, 1965 am Teatro Comunale Florenz, 1966 an der Wiener Staatsoper und 1958 an der Oper von Rom (an der sie bereits 1955 als Page Oscar in Verdis »Un ballo, in maschera« aufgetreten war). 1958 gastierte sie am Teatro Comunale Bologna als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, 1959 als Rosina, 1963 beim Festival von Aix-les-Bains als Königin der Nacht und als Zerbinetta, 1962 bei den Festspielen von Wiesbaden gleichfalls als Zerbinetta, am Teatro San Carlo Neapel 1965 als Norina, 1969 als Musetta in »La Bohème«, 1965 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Lucia di Lammermoor, 1966 am Teatro San Carlos Lissabon als Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, die sie im gleichen Jahr auch am Teatro Petruzzelli in Bari vortrug, 1967 in Toulouse als Elvira in »I Puritani«, 1969 an der Oper von Rio de Janeiro als Lucia di Lammermoor und als Cecilia in »Il Guarany« von Carlos Gomes. Sie sang an der Piccolo Scala Milano (1956 die Sofia in Cherubinis »Il Crescendo«) sowie in Paris und London. Bedeutende Erfolge auch in Nordamerika, hier gastierte sie u.a. 1964 an der Oper von Houston/Texas (als Juliette), 1964 und 1966 am Opernhaus von New Orleans (als Amina in »La Sonnambula« bzw. als Lucia di Lammermoor), an der Oper von San Antonio (1966 als Gilda), an der Philadelphia Lyric Opera (1967 als Juliette) und in Montreal (1968 als Lucia di Lammermoor). Seit 1961 an der Metropolitan Oper New York tätig (Debüt als Gilda). Sie sang bis 1968 in insgesamt 45 Vorstellungen sieben Partien: die Lucia di Lammermoor, die Zerbinetta, die Rosina, die Königin der Nacht, die Amina und die Norina. 1968 kam es dort bei einer »Rigoletto«-Aufführung, in der sie die Gilda sang, zu derartigen Missfallensäußerungen des Publikums, dass sie die Vorstellung abbrach. Seitdem trat sie nur noch selten auf. Sie starb 2013 in Mint Hill (North Carolina). – Technisch hervorragend gebildeter Koloratursopran.

Schallplatten: Arienplatte bei Philips, dazu Partien in integralen Opern-Aufnahmen: auf Philips Gilda im »Rigoletto«, auf Decca Musetta in »La Bohème«, auf DGG »Il Barbiere di Siviglia« und auf HMV »Hoffmanns Erzählungen«, hier auch ein Querschnitt durch »Lakmé« von Delibes.

 

18.11. Marie SEIFFERT: 150. Geburtstag

 Sie wollte ursprünglich Pianistin werden, ließ dann aber ihre Stimme durch Emil Sattler und durch Emilie Dorn ausbilden und debütierte 1892 am Opernhaus von Bratislava (Preßburg). 1892-94 sang sie am Stadttheater von Brünn (Brno), wo sie als erste Partie die Leonore im »Troubadour« übernahm. 1894 kam sie an das Opernhaus von Düsseldorf, 1895 an das Hamburger Stadttheater (Antrittsrolle: Leonore im »Fidelio«), 1896 an das Stadttheater von Zürich. Nach dreijährigem Wirken an diesem Haus sang sie 1899-1900 am Opernhaus von Leipzig (Debüt als Isolde) und seit 1900 am Stadttheater von Bremen. 1899 war sie an der Londoner Covent Garden Oper als Venus im »Tannhäuser« und als Ortrud im »Lohengrin« zu Gast. Sie gastierte auch an den Hoftheatern von Dresden (1904), Hannover (1901-06) und Stuttgart (1905-06) sowie am Opernhaus von Breslau (1905). Sie war eine hervorragende Wagner-Sängerin, wurde aber auch als Aida, als Santuzza in »Cavalleria rusticana« und als Leonore im »Troubadour« bekannt. Die Sängerin, die sich nach ihrer Heirat auch Marie Kuntner-Seiffert nannte, lebte bis 1932 in Zürich, 1934 hielt sie sich in Weimar auf.

 

19.11. Caroline BRANDT-WEBER: 225. Geburtstag

 Ihr Vater war der Sänger und Violinist Christoph Hermann Joseph Brandt (* 1750), der in der Kurfürstlichen Kapelle in Bonn wirkte, ihre Mutter die Schauspielerin und Sängerin Christiane Sophie Henriette Brandt-Hartmann. Sie trat ganz jung 1809-13 in Frankfurt a.M. auf, wo sie hauptsächlich Soubrettenrollen wie das Suschen im »Dorfbarbier« von Schenk, die Titelrolle in »Fanchon, das Leiermädchen« von Himmel, die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Zerlina im »Don Giovanni« und die Papagena in der »Zauberflöte« übernahm. 1810 sang sie in der Frankfurter Premiere der Oper »Joseph« von Méhul den Benjamin. 1810 lernte sie dort den Komponisten Carl Maria von Weber (1786-1826) kennen, unter dessen Leitung sie in der von ihm komponierten Oper »Silvana« sang. 1813 vermittelte Weber ihr ein Engagement an das Deutsche Theater Prag, an das er als Operndirektor berufen worden war; 1815 sang sie dort in der (nicht sonderlich erfolgreichen) Premiere der Oper »Die Alpenhirten« von Friedrich Wollank die Partie der Betty unter der Leitung von Carl Maria von Weber. 1817 gastierte sie erfolgreich in Berlin. Zwischen dem Komponisten und der Sängerin entwickelte sich eine Liebe, die nach vielen Schwierigkeiten endlich zur Hochzeit führte, die am 4.11.1817 gefeiert wurde. Caroline Weber-Brandt gab auf Wunsch ihres Gatten ihre Sängerkarriere auf; sie wurde für ihn eine gute, besorgte Ehefrau und eine besonnene künstlerische Beraterin. Von den Kindern, die aus dieser Ehe hervorgingen, überlebten nur zwei Söhne, Max Maria (1822-81) und Alexander von Weber. Nach dem großen Erfolg, den die Uraufführung des »Freischütz« 1821 in Berlin brachte, bei der Caroline Weber anwesend war, verschlechterte sich der Gesundheitszustand Carl Maria von Webers rasch. Mit letzter Kraft dirigierte er noch im April 1826 seine Oper »Oberon« in deren Londoner Uraufführung, starb dann aber dort am 9.6.1826. 1844 wurden die sterblichen Überreste des großen Meisters von London nach Dresden überführt, wozu Richard Wagner, der die Überführung veranlasst hatte, einen Trauermarsch komponiert hatte und die Gedenkrede hielt. Die in Dresden ganz zurückgezogen lebende Witwe war bei dieser Trauerfeierlichkeit anwesend. Sie starb 1852 in Dresden. – Ihr Bruder Louis Brandt (* um 1770, † 18.11.1865 Mannheim) wirkte als Tenor 1803-04 am Hoftheater von Kassel, 1806-07 am Stadttheater von Frankfurt a.M. und 1807-08 am Hoftheater von Mannheim. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich Partien wie der Murney in P. von Winters »Das unterbrochene Opferfest«, der Infant in »Una cosa rara« von Martín y Soler und die Titelrolle in »Achilles« von F. Paër. 1809 gastierte er nochmals in Frankfurt. Er war verheiratet mit der Sängerin und Schauspielerin Margarethe Danzi (* um 1790, † 1866 Mannheim).

 

20.11. Kenneth SCHERMERHORN: 90. Geburtstag

 Er spielte schon in seiner Schulzeit Klarinette, Violine und Trompete. Mit 14 Jahren „vergaß“ er seine Geburtsurkunde und verschwieg sein richtiges Alter, um in Nachtclubs in Tanzorchestern spielen zu können. Bald darauf gründete er mit vier weiteren jungen Musikern die Blue Moods, wo er als Bandleader, Frontsänger und Trompeter agierte. Mit 17 Jahren belegte er einen Studiengang an der New England Conservatory of Music, den er 1950 mit Auszeichnung abschloss. Danach war er als Trompeter Mitglied des Boston Symphony Orchestra, der Kansas City Philharmonic und einigen anderen Orchestern. 1953 musste er seinen Wehrdienst bei der U.S. Army antreten, bei der er in Deutschland als Dirigent erfolgreich seine ersten Erfahrungen beim Orchester der 7. U.S. Army (Seventh Army Symphony Orchestra) machte und die Elizabeth Sprague Coolidge Medal und  Harriet Cohen International Music Award für junge Dirigenten verliehen bekam. Nach seinem Abschied vom Militär studierte und spielte Schermerhorn unter Leonard Bernstein in der Proben- und Konzertstätte Tanglewood im Berkshire County. In Tanglewood gewann er den Serge Koussevitzky Memorial Conducting Award. Über Bernstein sagte er: „Er war mein erster richtiger und sicher mein wichtigster Lehrer in meinem Leben“ (He was my first real and certainly my most important teacher). In späteren Jahren arbeitete Schermerhorn als musikalischer Assistent bei der New York Philharmonic noch einmal mit Bernstein zusammen. 1957-68 bekleidete Schermerhorn die Position des Musikdirektors am American Ballet Theatre und gleichzeitig, 1963-65, am New Jersey Symphony Orchestra. Am American Ballet Theatre war er später noch einmal 1982-84 Musikdirektor. Dazwischen, 1977, dirigierte und produzierte er als Gastdirigent mit dem American Ballet Theatre eine Fernsehproduktion des Nussknackers mit Mikhail Baryshnikov und Gelsey Kirkland als Hauptdarsteller. Zudem dirigierte er in den 1970er Jahren auch Orchester mit Aufführungen anderer Ballettkompanien, wie zum Beispiel auch Twyla Tharps Push Comes To Shove. Aber schon 1968 führte ihn sein Weg zum Milwaukee Symphony Orchestra wo er ebenfalls als Musikdirektor und Dirigent tätig war. Während dieser Zeit, 1979, verlieh ihm der finnische Staat die Sibelius Medaille für seine hervorragenden Verdienste der Darbietungen der Werke Jean Sibelius‘. 1983 führte ihn sein Weg als Musikdirektor und Chefdirigent an das Nashville Symphony Orchestra, das sich unter seiner Leitung zu einem Ensemble mit einem höchsten künstlerischen Niveau entwickelte. Auf Grund dieser Verdienste benannte die Stadtverwaltung Nashvilles noch zu seinen Lebenszeiten zu seinen Ehren ein neu erbautes Musikcenter nach seinem Namen, das Schermerhorn Symphony Center. 1984-89 verfügte er als Musikdirektor auch über ein Engagement am Hon Kong Philhamonic Orchestra, bei dem er auch dort verantwortlich für eine künstlerische Steigerung der Leistung des Orchesters war. Weltweite Beachtung fand seine erste Konzerttournee mit dem Orchester 1986 durch die Volksrepublik China. Schermerhorn war Schirmherr der internationalen Gesellschaft professioneller Musiker Delta Omicron. Zeitweilig war er mit der amerikanischen Sopranistin Carol Neblett (1946-2017) verheiratet. Er starb 2005 in Nashville nach einem kurzen Kampf gegen seine Non-Hodgkin-Lymphom-Erkrankung.

 

21.11. David HILLMAN: 85. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung u.a. 1960-63 an der National School of Opera in London, war u.a. Schüler von Joan Cross und Otakar Kraus und gehörte seit 1962 zum Ensemble der Sadler’s Wells Opera London, wo er Rollen wie den Tamino in der »Zauberflöte«, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Essex in »Gloriana« von Benjamin Britten, den Nanki-Poo in Gilbert & Sullivans »The Mikado«, den Paris in »La belle Hélène« und den Prinzen Lysander in »Barbe-bleue« von Offenbach sang. Zugleich bestand ein Gastvertrag mit der Welsh Opera Cardiff. In den siebziger und den achtziger Jahren war er mit der English National Opera London verbunden. 1970-89 trat er sehr häufig an der Scottish Opera Glasgow auf, wo er u.a. den Toni Reischmann in »Elegy for Young Lovers« von H.W. Henze, den Tamino, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Lysander in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Camille de Rosillon in Lehárs »Die lustige Witwe«, den Nerone in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Cassio in Verdis »Otello«,  den Eisenstein in der »Fledermaus«, den Macduff in Verdis »Macbeth«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Frick und den Brasilianer in »Pariser Leben« von Offenbach, mehrere Rollen in »Candide« von L. Bernstein und den Daniel Buchanan in »Street Scene« von K. Weill sang. Er erschien auch mehrfach an der Covent Garden Oper London, u.a. als Malcolm in Verdis »Macbeth«. Er wirkte in einer Reihe von Ur- und Erstaufführungen mit, darunter den Uraufführungen der Opern »Tartuffe« von A. Benjamin (New Opera Company London 1964), »The Mines of Sulphur« von R.R. Bennett (Sadler’s Wells Opera 1965 als Fenney), »The Violins of Saint-Jacques« von M. Williamson (Sadler’s Wells Opera 1966 als Sosthène), »The Catiline Conspiracy« von Iain Hamilton (Opera Scotland 1974 als Quintus) und »Mary, Queen of Scots« von Thea Musgrave (1977 als Lord Darnley); die letztgenannte Partie sang er auch 1978 bei einer Aufführung der Oper in Stuttgart. Er wirkte in der englischen Erstaufführung der Oper »Saul og David« von C. Nielsen 1977 in London als David mit, ebenfalls in der ersten englischen szenischen Aufführung von Szymanowskis »König Roger« 1975 an der New Opera London. Mit dem Ensemble der Sadler’s Wells Opera gastierte er in Lissabon, Brüssel und München (»Gloriana« von B. Britten), mit der Scottish Opera 1976 bei den Mai- Festspielen von Wiesbaden. Er trat außerdem am Theater von Bonn (1969 als Tamino), an der Niederländischen Oper Amsterdam (1972 als Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1973 als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«), in Ljubljana (1975 als Aeneas in »Dido and Aeneas« von Purcell), beim Santa Fé Opera Festival (1978 in der amerikanische Erstaufführung von »The Duchess of Malfi« von St. Oliver), an der St. Louis Opera (1979), in Pretoria (1981) und bei den Festspielen von Glyndebourne (1985 als Elemer in »Arabella« von R. Strauss, 1987 als Gastone in »La Traviata«) auf. Er setzte seine Karriere bei verschiedenen englischen Operngesellschaften bis Anfang der neunziger Jahre fort. Neben einem sehr umfangreichen Opernrepertoire beherrschte er zahlreiche Operetten-Partien, namentlich in den Operetten von Gilbert & Sullivan. Er wirkte oft in Produktionen für das Fernsehen der BBC London mit. Er starb 2009 in London. Er war verheiratet mit der Sopranistin Jennifer Caron.

Schallplatten: Savoy/TER (»Ruddigore« von Gilbert & Sullivan); Walker-Video (Sullivan-Operetten).

 

23.11. Ileana PETERSON: 85. Geburtstag

 Eigentlicher Name Marija Tepfers. Sie kam als sechsjähriges Kind nach Schweden und studierte 1962-64 an der Stockholmer Musikakademie bei Britta von Vegesack und Käthe Sundström. 1964 Bühnendebüt an der Königlichen Oper Stockholm als Maddalena in Verdis »Rigoletto«. Seit 1966 reguläres Mitglied dieses Hauses, an dem sie in über 60 Partien auftrat; seit 1967 wirkte sie fast alljährlich bei den Festspielen im Barock-Operntheater von Drottningholm mit (Arnalta in »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi, Syfax in »Scipio Africanus« von Cavalli, Eurilla in »Il pastor fido« von Händel). 1975 Gastspiel an der Oper von Oslo als Azucena im »Troubadour«, weitere Gastspiele an der Königlichen Oper Kopenhagen, am Bolschoi Theater Moskau und beim Edinburgh Festival (1974 als 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss und als Eurilla). 1975 große Nordamerika-Konzerttournee. Aus ihrem Repertoire für die Opernbühne sind die Ortrud im »Lohengrin«, die Fricka im Nibelungenring, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro« und die Berta im »Barbier von Sevilla« von Rossini zu nennen. Sie starb 2013 in Stockholm.

Schallplatten: HMV sowie kleinere schwedische Marken.

 

24.11. Alfred SCHNITTKE: 85. Geburtstag

Er war Sohn des jüdischen, aus Frankfurt am Main stammenden Journalisten Harry Schnittke und der wolgadeutschen Deutschlehrerin Marie Vogel. Er war der Bruder des Schriftstellers Viktor Schnittke. 1946 begann Alfred Schnittke in Wien, wo sein Vater bis zur Demobilisierung aus der Roten Armee 1948 als Kriegsberichterstatter bei der Österreichischen Zeitung tätig war, seine musikalische Ausbildung mit Privatstunden bei der österreichischen Klavierlehrerin Charlotte Ruber. Die Familie kehrte nach Moskau zurück, wo Alfred Schnittke 1949-53 die Musikschule „Oktoberrevolution“ (Moskowskoje musykalnoje utschilischtsche imeni Oktjabrskoi rewoljuzii) besuchte und seine Ausbildung 1953-58 am Moskauer Konservatorium bei Jewgeni Golubew und Nikolai Rakow fortsetzte. Am Konservatorium übernahm 1961-72 eine Lehrtätigkeit. Ab 1973 widmete er sich nur noch der Komposition. Nach anfänglichen Versuchen mit Kompositionstechniken wie Aleatorik und Serialismus wandte sich Schnittke einer polystilistischen Kompositionsweise zu, die sich auf Charles Ives, Luciano Berio und Bernd Alois Zimmermann beruft. Erste Aufmerksamkeit im Westen erzielten seine Werke bei den Tagen für Neue Musik in Donaueschingen 1966. 1985 erlitt er einen Schlaganfall, infolgedessen er kurzzeitig klinisch tot war; dieser „setzte in ihm nochmals ungeheure Schaffenskräfte frei – gut die Hälfte seiner wichtigsten Werke entstand in den 13 ihm noch verbleibenden Jahren, in denen ihn noch drei weitere Schlaganfälle in den Jahren 1991 und 1994 immer wieder an der Arbeit hinderten“. Auch nach seinem vierten Schlaganfall konnte er noch eine 9. Symphonie schreiben, ehe er dann im Jahre 1998 in Hamburg im Alter von 63 Jahren starb. 1990 siedelte Schnittke, nachdem er über 40 Jahre in der Sowjetunion gelebt und gearbeitet hatte, mit seiner Familie nach Hamburg über, wo er an der Musikhochschule eine Professur für Komposition übernahm. Er wohnte von 1992 bis zu seinem Tod in Hamburg-Eppendorf, Beim Andreasbrunnen 5, wo heute eine Gedenktafel angebracht ist. Schnittke konvertierte zum Christentum und sein mystischer Glaube beeinflusste seine Musik. Alfred Schnittke wurde auf dem Moskauer Nowodewitschi-Friedhof begraben.

1986 erhielt Schnittke den Staatspreis der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, genannt Krupskaya-Preis. 1989 wurde er mit dem Filmpreis Nika geehrt und 1992 wurde er mit dem Praemium Imperiale und dem Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg ausgezeichnet. 1995 wurde Schnittke Preisträger des Staatspreises der Russischen Föderation. Im selben Jahr erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und wurde als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Der Asteroid (30836) Schnittke wurde 2002 nach ihm benannt. Auf der Suche nach seiner kompositorischen Identität schrieb Schnittke anfänglich viel szenische Musik und Filmmusik. Die 2. Violinsonate von 1968 markiert den Beginn dieses neuen Kompositionsstiles, gleichzeitig begab sich Schnittke aber auch kompositorisch auf eine mit jedem Werk neu entstehende Reise nach Klängen und Konzepten. Gleich seine 1. Sinfonie (1972–74) betitelte er selbst als „Un-Sinfonie“; sie ist ein auskomponiertes Fragezeichen in gigantischen Ausmaßen und behandelt die Suche nach einer zeitgemäßen sinfonischen Form des 20. Jahrhunderts. Gestische und theatralische Elemente, ein weiteres wichtiges Merkmal von Schnittkes Musik, sind hier ebenso einbezogen wie traditionelle Formen und Stile, selbst Jazz wird als „Möglichkeit“ inszeniert, es ist eine sinfonische Apokalypse. John Neumeier verwendete diese Musik zu seinem Ballett Endstation Sehnsucht nach Tennessee Williams. Alfred Schnittke hat etwa 70 Filmmusiken komponiert. Seit etwa 2001 wird dies von einem zunehmend größeren Publikum wahrgenommen, was in erheblichem Maß das Verdienst des Dirigenten des Rundfunk-Sinfonie Orchesters Berlin, Frank Strobel, sein dürfte. Strobel hat seit dieser Zeit die Filmmusik zu unter anderem Agonia, Die Kommissarin, Clowns und Kinder, Der Meister und Margarita, Rikki-Tikki-Tavi und Sport, Sport, Sport aufgenommen. Dies war durchaus im Sinne von Alfred Schnittke, der seine Filmmusiken als gleichwertig neben den „ernsten“ Kompositionen sah. 2005 und 2006 wurde dies mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ gewürdigt.

 

24.11. Ludwig BAER: 175. Geburtstag

 Er studierte zunächst Violinspiel und brachte es als Schüler von Ferdinand David auf diesem Gebiet zu einer großen Karriere; er war schließlich erster Geiger und Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters. Er ließ dann jedoch seine Stimme bei dem Pädagogen Ress in Prag ausbilden und debütierte schon bald am Stadttheater von Augsburg, setzte dann aber seine Studien in Berlin bei Luise Ress weiter fort. Seine eigentliche Bühnenkarriere begann er in der Spielzeit 1869-70 am Stadttheater von Augsburg. Er setzte seine Ausbildung weiter fort, war dann am Stadttheater von Barmen und bis 1876 am Deutschen Opernhaus in Rotterdam engagiert. 1876-79 gehörte er zum Ensemble des Leipziger Opernhauses und folgte 1879 einem Ruf an das Hoftheater von Darmstadt, wo er als Antrittsrolle den Titelhelden im »Faust« von Gounod sang. Er trat als Gast seit 1879 am Opernhaus von Frankfurt a.M., 1885 an der Hofoper von Wien (als Faust von Gounod), 1886 und 1892 am Hoftheater von Stuttgart, auch an der Berliner Kroll-Oper, am Stadttheater von Zürich, an den Hoftheatern von Mannheim, Karlsruhe und Wiesbaden auf. Bis zur Aufgabe seiner Bühnenkarriere 1896 blieb er in Darmstadt, wo er auch als Konzertsänger bekannt wurde. Auf der Bühne galt er als hervorragender Wagner-Interpret. Seine großen Partien waren der Walther von Stolzing (den er in der Premiere der »Meistersinger von Nürnberg« in Darmstadt sang), der Loge wie der Siegfried im Nibelungenring, der Lohengrin, der Don José in »Carmen«, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der Adolar in »Euryanthe« von Weber, der Jean in Meyerbeers »Der Prophet«, der Raoul in den »Hugenotten« und der Canio im »Bajazzo«. Später war er in Darmstadt als Pädagoge tätig. Er starb 1900 in Darmstadt. – Seine Enkelin war die Mezzosopranistin Ada Baer (* 1918).

 

24.11. Viktor Christian SCHMITT: 175. Geburtstag

 Seine Großmutter, Marie Theresia Schmitt-Klemm († 1856 Frankfurt a.M.) stammte aus Wien und wirkte lange in Frankfurt a.M. als Sängerin und Schauspielerin. Er wurde durch Louis Baumann in Frankfurt unterrichtet und debütierte 1865 als Gomez im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer am Stadttheater von Freiburg i. Br. In den folgenden zehn Jahren war er nacheinander an den Bühnen von Dessau, Lübeck, Mainz, Bremen, Hamburg und Breslau engagiert. 1875 kam er an die Wiener Hofoper und sang dort als erste Partie den Jonas in Meyerbeers »Der Prophet«. Bis zu seinem Tod 1900 blieb er Mitglied dieses großen Opernhauses, wo er sich vor allem im Buffo- und Charakterfach auszeichnete. Er sang bereits in Dessau (1869) und in Hamburg (1874) den David in den dortigen Erstaufführungen der »Meistersinger von Nürnberg«. Im Januar 1878 kreierte er für Wien den Mime im »Rheingold« und im November die gleiche Partie im »Siegfried« von R. Wagner. Von den vielen Partien, die er an der Wiener Hofoper gesungen hat, seiner weiters erwähnt: der Remendado in »Carmen«, der Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, der Jaquino im »Fidelio«, der Hortensius in »La fille du régiment«, der Dr. Blind in der »Fledermaus«, der Steuermann in »Der fliegende Holländer«, der Beppo in »Fra Diavolo« von Auber, der Kilian im »Freischütz«, der Normanno wie der Arturo in »Lucia di Lammermoor«, der Junker Spärlich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der David, der Flavio in »Norma« von Bellini, der Don Basilio in »Figaros Hochzeit«, der Titelheld im »Oberon« von C.M. von Weber, der Borsa im »Rigoletto«, der Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, de Melot in »Tristan und Isolde«, der Veit in »Undine« von Lortzing, der Peter Iwanow in dessen »Zar und Zimmermann« und  der Monostatos in der »Zauberflöte«.  

 

25.11. Peter DRAHOSCH: 80. Geburtstag

 Der österreichische Sänger trat zuerst 1964 bei den Operetten-Festspielen in Mörbisch am Neusiedlersee auf und wurde dann an das Landestheater Salzburg engagiert, dem er bis 1967 angehörte. Von 1967 bis zu seinem Tod 1991 war er Mitglied der Wiener Volksoper. Er trat hier in zahlreichen Buffo- und Charakterpartien im Bereich der Oper auf, u.a. als Don Curzio in »Figaros Hochzeit«, als Peter Iwanow in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Remendado in »Carmen«, als Laërtes in »Mignon« von A. Thomas, als Tinca in Puccinis »Der Mantel«, als Truffaldino in »Die Liebe zu den drei Orangen« von Prokofjew und als Fatty in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill. An der Wiener Volksoper wirkte er auch am 13.4.1970 in der Uraufführung der Oper »Dreikönig« von F. Salmhofer als Hochzeitslader, am 4.4.1971 in der Österreichischen Erstaufführung von Gounods »Der Arzt wider Willen« als Lucas, am 11.2.1978 in der Österreichischen Erstaufführung von Boris Blachers »Preußisches Märchens« als Zitzewitz mit. Daneben verkörperte er Operettenrollen wie den Dr. Blind in der »Fledermaus«, den Ottokar im »Zigeunerbaron«, den Frick in Offenbachs »Pariser Leben« und den Lerchenfeld im »Fremdenführer« von C.M. Ziehrer. Er trat auch als Gast an der Wiener Staatsoper auf (1971 als Loby im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem und 1972 als Herault de Séchelles in »Dantons Tod« von G. von Einem). Bei den Festspielen von Bregenz wirkte er 1971 als Von Henrici in Millöckers »Der Bettelstudent« und 1976 als Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen« mit.

Schallplatten: Denon (»Die Fledermaus«).

 

25.11. Robert DURE: 85. Geburtstag

 

 Nachdem er zuerst Maschinenbauingenieur gewesen war, kam es zur Ausbildung seiner Stimme am Peabody Conservatory Baltimore bei Fraser Grange und Felix Brentano, an der University of Maryland bei Fague Springman und bei Cecile Jacobson in New York. Er debütierte 1955 am Opernhaus von Baltimore in einer kleinen Rolle im »Bajazzo«. Er hatte dann eine erfolgreiche Opernkarriere in seiner nordamerikanischen Heimat und trat u.a. in Baltimore, Hartford und Washington auf. Dabei sang er Partien wie den Ferrando in »Così fan tutte«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«, den Alfredo in »La Traviata«, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Eisenstein in der »Fledermaus«, den Sam in »Trouble in Tahiti« von Bernstein, den Sam Polk in »Susannah« von Carlisle Floyd, den Horace in Liebermanns »Schule der Frauen« und den Robert in »Neues vom Tage« von Hindemith. Als Konzertsänger wie als Gesanglehrer von Bedeutung. Er starb am 19.4.2019 in LaPorte (Indiana).

Mitschnitte von Rundfunk- und Fernsehaufnahmen.

 

25.11. Irmgard JACOBEIT: 90. Geburtstag

 Bereits im Alter von elf Jahren begann ihr Interesse am Singen. Sie trat einem Mädchenchor bei und wurde dank der Fürsprache des Baritons Georg Mund mit sechzehn Schülerin von Lilly Schmitt-de Georgi. 1948 schrieb sie sich an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ein und war bis zu ihrem Abschluss in der Meisterklasse von Schmitt-de Georgi. Obwohl Irmgard Jacobeit bis 1953 noch keine praktische Erfahrung als Opernsängerin hatte sammeln können, wurde sie bei den Eutiner Sommerfestspielen als Marie in Albert Lortzings Der Waffenschmied engagiert. In späteren Jahren sang sie die andere Marie in Lortzings Zar und Zimmermann beim Bayerischen Rundfunk in München. Ihre hervorragende Technik erlaubte es ihr, die gesamte Rolle mit erstaunlicher Leichtigkeit zu meistern. Ob in lyrischen Phrasen oder soubrettenartigen Passagen, brillierte sie in einer Rolle, die größere Anforderungen stellt, als man denkt. Dieses Engagement erfolgte, nachdem die Jacobeit den Part der leeren Seele in Werner Egks Irische Legende unter Leitung des Komponisten selbst beim BR gesungen hatte. Irmgard Jacobeit nahm nur vereinzelt an Opernproduktionen teil. Stattdessen verfolgte sie ihre Karriere vornehmlich als Konzertsängerin. Ihr Repertoire umfasste die beiden Passionen von Johann Sebastian Bach, seine H-Moll Messe und sein Weihnachtsoratorium. Sie spielte zahlreiche Bach-Kantaten für die Telefunken-Serie Das Alte Werk ein. Daneben wirkte sie in Aufführungen von Händels Messias, Mozarts Requiem, Krönungsmesse und Exsultate, jubilate mit. Des Weiteren gehörten die beiden großen Haydn-Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten zu ihrem Repertoire. Komponisten, die sie ferner aufführte, waren u. a. Beethoven, Brahms, Bruckner, Buxtehude, Cornelius, Mendelssohn, Schubert, Schumann sowie R. Strauss. Bis ins hohe Alter als Gesangslehrerin tätig, lebte Irmgard Jacobeit zuletzt in ihrer Geburtsstadt Hamburg, wo sie am 14. Oktober 2018 verstarb.

 

26.11. Nada SIRIŠČEVIĆ: 85. Geburtstag

 Zuerst war sie als Schauspielerin und Sängerin am Komödientheater von Zagreb engagiert. Sie studierte dann jedoch weiter bei den Pädagogen Lav Urbanic, Zlatko Sir und Vladimir Ruždjak (1922-87), den sie heiratete. Mit dem Milka Ternina-Preis ausgezeichnet, debütierte sie 1965 an der Kroatischen Nationaloper Zagreb als Gilda im »Rigoletto«. Seitdem bis 1980 Mitglied dieses Hauses als erste Koloratursopranistin. Nach 1980 trat sie noch am Theater von Maribor (Marburg a. d. Drau) auf. Erfolgreiche Gastspiele an der Nationaloper Belgrad, am Bolschoi Theater Moskau, an der Deutschen Oper Berlin, am Teatro Massimo Palermo, in Spanien und Portugal. Ihre großen Partien waren die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Titelfigur in »Lucia di Lammermoor« von Donizetti, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Adele in der »Fledermaus« von J. Strauß, der Page Oscar im »Maskenball« von Verdi, die Violetta in »La Traviata«, die Serpina in Pergolesis »La Serva padrona«, die Martha in Flotows gleichnamiger Oper und die Micaela in »Carmen«. Die auch als Konzertsängerin geschätzte Künstlerin wirkte als Pädagogin in Zagreb. Sie ist auch unter dem Namen Nada RuždjakSiriščević aufgetreten. Sie starb am 2012 in Zagreb.

Schallplatten: Jugoton (»Die Liebe des Don Perlimplin« von Belamaric).

 

26.11. Eva Maria GOERGEN: 90. Geburtstag

 Sie begann ihre Bühnenkarriere 1951 am Stadttheater von Krefeld und wurde dann 1953 an das Staatstheater Wiesbaden verpflichtet. Sie ging von dort für je eine Spielzeit an das Opernhaus von Frankfurt a.M. (1956-57) und an das Nationaltheater Mannheim (1957-58) und folgte dann einem Ruf an das Theater am Gärtnerplatz in München. An diesem Haus hatte sie eine über 35jährige erfolgreiche Karriere, bei der sie ein breit gefächertes, sehr vielseitiges Repertoire zum Vortrag brachte. Dieses umfasste Partien wie den Ramiro in »Die Gärtnerin aus Liebe« von Mozart, die Titelfigur in Rossinis »La Cenerentola«, den Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«, die Mignon in der Oper gleichen Namens von Thomas, die Amme in »Der Arzt wider Willen« von Gounod, die Hexe in »Hänsel und Gretel«, die Titelpartie in der zeitgenössischen Oper »Simplicius Simplicissimus« von K.A. Hartmann, die Eiskönigin in »Schwanda, der Dudelsackpfeifer« von J. Weinberger, die Frühlingsfee im »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow, die Smeraldina in »Die Liebe zu den drei Orangen« von Prokofjew und die Förstersfrau in »Das schlaue Füchslein« von Janácek. Dazu trat sie am Gärtnerplatztheater auch in einer Reihe von Operettenpartien auf, von denen nur der Orlofsky in der »Fledermaus«, die Czipra im »Zigeunerbaron« und die Palmatika in Millöckers »Der Bettelstudent« genannt seien. Sie wirkte hier auch 1968 in der Uraufführung der Oper »Der widerspenstige Heilige« von Mark Lothar mit. Auch bei Gastspielen (zum Teil mit dem Ensemble ihres Hauses) und Konzerten erfolgreich. Sie starb 1998 in München an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Schallplatten: Ariola (Querschnitt »Die Fledermaus«).

 

26.11. Naomi ORNEST (amerikanische Sopranistin): 95. Geburtstag

 

26.11. Elisa BRUNO: 150. Geburtstag

 Sie war am Liceo musicale von Turin Schülerin der berühmten Antonietta Fricci und hatte ihr Debüt 1890 am Opernhaus von Valencia als Cieca in »La Gioconda« von Amilcare Ponchielli. Im gleichen Jahr war sie am Teatro Politeama Genua als Siebel im »Faust« von Gounod und wiederum als Cieca zu hören, 1891-92 sang sie am Teatro Municipale Modena u.a. die Lola in »Cavalleria rusticana«. 1893-94 gastierte sie am Teatro Grande von Brescia als Emilia in Verdis »Otello« und in der Uraufführung der Oper »Il Malacarne« von G. Coronaro. Es folgten Auftritte am Teatro Alfieri Turin, am Teatro Dal Verme Mailand (1894 als Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«), am Teatro Comunale Ferrara (1895 als Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«), am Teatro Sociale von Como und am Teatro Vittorio Emanuele von Turin. 1899 sang sie am Teatro Carlo Felice Genua in Massenets Oper »Sapho« und den Prolog der Oper »Ero e Leandro« von Mancinelli. 1898-99 hatte sie bedeutende Erfolge an der Mailänder Scala, wo sie als Edvige in Rossinis »Wilhelm Tell« debütierte und in den Wagner-Opern »Lohengrin« (als Ortrud) und »Siegfried« (als Erda) wie in Tschaikowskys »Eugen Onegin« (als Olga) auftrat. Sie wurde auch als Solistin in den Oratorien von Lorenzo Perosi weiten Kreisen bekannt und sang 1900 u.a. in dessen Werk »La strage degli Innocenti« in Mailand. 1902 übernahm sie beim Jahrgedächtnis des Todes von Giuseppe Verdi an der Mailänder Scala das Alt-Solo in dessen Requiem unter Arturo Toscanini. Am Teatro Costanzi Rom war sie in den Jahren 1902-06 immer wieder zu hören. An der Scala wurde sie durch Toscanini in großen Aufgaben herausgestellt; unter ihm sang sie dort in der denkwürdigen Premiere der Richard Strauss-Oper »Salome« die Partie der Herodias (26.12.1906). In den Jahren 1906-09 war sie an der Scala als Cieca, als Lola, als Bersi in »Andrea Chénier« von Giordano, in der wichtigen Premiere von Mussorgskys »Boris Godunow« mit Fedor Schaljapin in der Titelrolle (1909) und in der italienischen Erstaufführung der Oper »Theodora« von Xavier Leroux (1909) anzutreffen. 1905 trat sie am Teatro Comunale Bologna in der Uraufführung der Oper »Cassandra« von Vittorio Gnecchi in der Titelrolle auf. 1907 wirkte sie am Teatro Regio Turin in der italienischen Premiere von Massenets Oper »Ariane« in der Rolle der Persephone mit. Sie gastierte 1900 an der Hofoper Wien, 1910 am Deutschen Theater Prag.

Schallplatten: G & T (Mailand, 1902), Fonotipia (ca. 1902, darunter Duette mit Giovanni Zenatello), Pathé (Mailand, 1905-06), HMV.

 

27.11. Antonie DENYGROVÁ: 85. Geburtstag

 Biographie der tschechischen Sopranistin auf Tschechisch:

http://www.narodni-divadlo.cz/cs/umelec/antonie-denygrova

 

27.11. Isabel MARENGO: 125. Geburtstag

 Sie entstammte einer italienischen Familie. Sie studierte in ihrer argentinischen Heimat zuerst Klavier- und Violinspiel, ließ dann aber ihre Stimme ausbilden und kam zu weiteren Studien nach Italien. Bereits 1923 sang sie am Teatro Garibaldi in Chioggia bei Venedig die Marguerite im »Faust« von Gounod, 1926 am Teatro Regio Parma die Mimi in »La Bohème«, 1926 am Teatro Fenice Venedig die Micaela in »Carmen« (mit Aurora Buades-d’Alessio, Antoine Trantoul und Benvenuto Franci) und die Norina im »Don Pasquale«. 1929 hörte man sie bei den Festspielen in der Arena von Verona als Martha in der gleichnamigen Oper von Flotow. 1929 sang sie am Teatro Costanzi in Rom die Lauretta in »Gianni Schicchi« von Puccini, die Micaela, die Suzel in Mascagnis »L‘Amico Fritz« und die Nedda im »Bajazzo«, 1931 die Colombina in »Le Maschere« von Mascagni. Sie sang als Antrittsrolle an der Mailänder Scala 1930 die Suzel in Mascagnis »L‘Amico Fritz« (mit Dino Borgioli in der Titelrolle) und hatte dort 1932 einen ihrer größten Erfolge als Adina in »L‘Elisir d’amore« (mit Tito Schipa und Salvatore Baccaloni). Sie gastierte an den führenden italienischen Opernhäusern und in London. 1928 trat sie in Rio de Janeiro, u.a. als Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, als Anna in Catalanis »Loreley« und als Flotows Martha, 1936 als Leila und als Mimi auf. 1930 hörte man sie zusammen mit Conchita Supervia in Paris in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«. 1934 gastierte sie an der Opéra-Comique Paris als Mimi, als Nedda und als Leila, 1935 an der Oper von Monte Carlo als Nedda. Seit 1926 (Debüt als Mimi) war sie die große Primadonna des Teatro Colón Buenos Aires, wo sie in 23 Spielzeiten auftrat. Sie übernahm hier Partien wie die Micaela, die Norina, die Lucieta in »I quattro rusteghi« von Wolf-Ferrari, die Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, die Nedda, die Ophélie in »Hamlet« von A. Thomas, die Liu in »Turandot« von Puccini, die Carolina in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa, die Nannetta im »Falstaff« von Verdi, die Marguerite im »Faust« von Gounod und die Despina in »Così fan tutte«. 1937 wirkte sie am Teatro Colón in der Uraufführung der Oper »Siripo« von Felipe Boero mit. 1949 sang sie letztmals am Teatro Colón die Butterfly, eine ihrer Glanzrollen. 1974 gab man aus Anlass ihres 80, Geburtstages dort eine Gala-Vorstellung. Sie arbeitete in Buenos Aires später im pädagogischen Bereich. Sie starb 1977 in Buenos Aires.

Schallplatten: Bereits 1926 entstand in Italien eine Fonotipia-Platte, noch in akustischer Aufnahmetechnik; später erschienen Victor-Aufnahmen.

 

28.11. Angelo MASINI: 175. Geburtstag

 

Wegen der Armut seiner Eltern konnte er seine Ausbildung nur unter großen Schwierigkeiten durchsetzen. Er war Schüler der Pädagogin Gilda Minguzzi. 1867 debütierte er am Theater von Finale Emilia als Pollione in Bellinis »Norma«. Er trat dann an italienischen Operntheatern auf: 1868 am Teatro Civico in Cagliari als Adel-Muza in »L’Ebreo« von G. Apolloni, 1871 am Teatro Nuovo Pisa als Faust von Gounod und in der Titelrolle von Donizettis »Poliuto«, 1872 in Modena als Ruy Blas in der Oper gleichen Namens von Marchetti, im gleichen Jahr am Teatro Apollo in Foligno als Alvaro in »La forza del destino«, den er auch 1873 am Teatro Giglio in Lucca und am Teatro Carolino in Palermo sang. 1874 gastierte er am Teatro Pagliano Florenz als Radames in »Aida«, 1875 am Teatro Grande Brescia in der gleichen Rolle. Der große Komponist Giuseppe Verdi hatte das Tenorsolo in seinem Requiem im Hinblick auf die Stimme des Sängers, den er sehr schätzte, komponiert (wenn auch Giuseppe Capponi dieses Solo 1874 in der Mailänder Uraufführung übernahm), und er sang diese Partie 1875 unter Verdis eigener Leitung bei Aufführungen des Requiems in London, Paris und Wien. (Man sagt, er habe den Schluss der Arie des Herzogs »La donna è mobile« in Verdis »Rigoletto« in sieben verschiedenen Varianten gesungen). 1875 begann er eine große internationale Karriere. In den Jahren 1875, 1877 und 1888 war er an der Wiener Hofoper zu Gast. Im Winter 1875-76 trat er an der Oper von Kairo als Riccardo in »Maria di Rohan« und als Fernando in »La Favorita« von Donizetti, als Radames und als Arturo in Bellinis »I Puritani« auf. 1876 sang er am Théâtre-Italien (Théâtre Ventadour) in Paris, wieder unter der Leitung von Verdi, den Radames in glanzvollen Aufführungen von »Aida«. Es folgten glanzvolle Auftritte vor allem in Russland, so am Bolschoi Theater Moskau (1877 als Ruy Blas), an der St. Petersburger Hofoper (1877 als Alvaro, 1879 als Pery in »Il Guarany« von Carlos Gomes, 1881 als Faust in der russischen Erstaufführung von Boitos »Mefistofele«) und am Teatro Real Madrid (1883 in »Mefistofele«, 1884 als Enzo in »La Gioconda«). Seine internationale Gastspiel- und Konzerttätigkeit führten ihn oft nach Spanien, Portugal und Südamerika. Jetzt trat er in Italien nur noch selten auf, u.a. 1886 am Teatro Carlo Felice Genua. Während der Komposition seiner letzten Oper »Falstaff« bot Verdi dem Sänger an, die Partie des Fenton zu übernehmen. Dieser lehnte das Angebot ab, auch als Verdi ihm die Komposition einer zusätzlichen Arie versprach (und zog es vor, stattdessen in Russland aufzutreten). 1879 wurde er von Mapleson für das von ihm geleitete Her Majesty’s Theatre London verpflichtet. Infolge eines Missverständnisses erschien er jedoch nicht, wurde aber durch die abgeschlossenen und nun gebrochenen Verträge an jedem weiteren Auftreten in London wie in England gehindert. Dagegen eilte er namentlich in Russland von Triumph zu Triumph; er galt als der Lieblingssänger des russischen Zaren. In St. Petersburg sang er noch gegen Ende seiner Karriere den Lohengrin mit der berühmten Sigrid Arnoldson als Elsa. Er musste schließlich 1903 seine Gastspieltätigkeit in Russland aufgeben, da er das raue Klima nicht mehr vertrug. Der große Sänger zog sich endlich nach Paris zurück, trat aber nur noch selten im Konzertsaal und nur noch ein einziges Mal 1905 auf der Bühne (als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« zusammen mit Titta Ruffo) auf. 1907 beendete er endgültig seine Karriere. Neben den Tenorpartien in den Opern von Verdi waren der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, der Faust von Gounod und der Vasco in Meyerbeers »Afrikanerin« Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire. Er starb 1926 in Forli. – Seine Stimme wurde durch die Pracht ihres Stimmmaterials wie durch die Virtuosität und die Perfektion der Gesangtechnik zu einer der schönsten Tenorstimmen innerhalb seiner Generation; sein Mezzavoce-Vortrag galt als unvergleichlich. Der berühmte Tenor Francesco Tamagno sprach von einer »Voce di paradiso«. Seine Stimme ist nicht durch Schallplattenaufnahmen überliefert.

Lit.: C. Rivalta: Il tenore Angelo Masini e Faenza (Faenza, 1927). Eine Biographie des Sängers erschien 1986 in Forli unter dem Titel »Angelo Masini, il tenore angelico«

 

29.11. Sabine OFFERMANN: 125. Geburtstag

Die Künstlerin absolvierte ihre Gesangausbildung größtenteils in Berlin. 1921 gab sie ein erstes Konzert in Köln. 1925 debütierte sie am Stadttheater von Münster (Westfalen). Sie sang dann 1926-28 am Stadttheater von Chemnitz, 1928-30 am Opernhaus von Düsseldorf, 1930-33 an der Bayerischen Staatsoper von München und 1933-36 am Stadttheater (Staatsoper) von Hamburg. 1936-37 war sie als erste Sopranistin am Staatstheater von Wiesbaden, 1937-38 an der Berliner Volksoper engagiert. Sie trat als Gast an der Staatsoper von Dresden (1927), an der Oper von Monte Carlo (1935 als Brünnhilde im »Siegfried«, 1936 als Brünnhilde in der »Walküre«, 1937 in der gleichen Partie im gesamten Nibelungenring, 1938 wieder als Brünnhilde im »Siegfried« und in der »Walküre«, 1939 als Isolde in »Tristan und Isolde« und als Brünnhilde in der »Götterdämmerung«) und 1931 in Paris, 1934 in Bukarest in großen Wagner-Konzerten auf. Sie lebte später in Wiesbaden. Sie war eine der führenden Vertreterinnen für das lyrisch-dramatische Sopranfach innerhalb ihrer künstlerischen Generation in Deutschland und glänzte in Partien wie dem Idamante in Mozarts »Idomeneo«, dem Adriano im »Rienzi« von Wagner, der Senta in »Der fliegende Holländer«, der Elisabeth im »Tannhäuser«, der Sieglinde in der »Walküre«, der Santuzza in »Cavalleria rusticana«, der Marschallin im »Rosenkavalier« und der Titelheldin in Puccinis »Turandot«. Gastspiele und Konzerte ließen den Namen der Sängerin in Deutschland wie im Ausland bekannt werden. Umso unverständlicher ist es, dass keine Schallplattenaufnahmen ihrer Stimme vorhanden sind.

 

29.11. Frank J. BLACK: 125. Geburtstag

 

Biographie des amerikanischen Dirigenten und Komponisten auf Englisch:

https://oxfordindex.oup.com/view/10.1093/gmo/9781561592630.article.A2234369

 

30.11. Walter WELLER: 80. Geburtstag

 Mit 6 Jahren erhielt er seinen ersten Violinunterricht und studierte später an der Hochschule für Musik in Wien bei den Professoren Ernst Morawec und Franz Samohyl. Bereits mit 22 Jahren wurde Walter Weller 1. Konzertmeister der Wiener Philharmoniker. In dieser Funktion blieb er über elf Jahre. Gleichzeitig war er Primarius des Weller Quartetts, das in zahlreichen Tourneen, Festivals in Europa, Asien und Nordamerika seinen Ruf begründete. Die Schallplattenaufnahmen des Weller-Quartetts wurden mit dem „Mozart Interpretationspreis”, dem „Grammy Award” (USA) und dem „Grand Prix du Disque” ausgezeichnet. 1966 erfolgte nach seinem Dirigierstudium bei Prof. Joseph Krips Walter Wellers Debüt als Dirigent. 1969-76 dirigierte er an der Wiener Staatsoper insgesamt 44 Vorstellungen der Opern Die Entführung aus dem Serail, Die Zauberflöte, Così fan tutte, Don Giovanni, Ariadne auf Naxos, Carmen, Hoffmanns Erzählungen, Der Barbier von Sevilla, Rigoletto, Der Freischütz, Turandot und Die Hochzeit des Figaro. 1971-72 war Walter Weller Generalmusikdirektor in Duisburg, 1975-78 Chefdirigent beim Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und 1977-80 beim Royal Liverpool Philharmonic Orchestera, das ihm nach Ablauf des Vertrages zum Ehrengastdirigenten auf Lebenszeit ernannte. 1980-86 folgte die Chefstelle beim Royal Philharmonic Orchestra London, anschließend bis 1991 das Chefgastdirigat des Orquesta Nacional de España. 1991-96 war Walter Weller Chefdirigent des Royal Scottish National Orchestra, bei welchem er zum „Conducter Emeritus” auf Lebenszeit ernannt wurde. Zeitgleich besetzte Walter Weller bei der Allgemeinen Musikgesellschaft in Basel die Stelle des Generalmusikdirektors an der Oper und war Musikdirektor des Orchesters bis 1997. Die Stuttgarter Philharmoniker verliehen 2003 Walter Weller den Titel „Ehrendirigent”. Von November 2007 bis Juni 2012 wirkte er als Musikalischer Direktor und Chefdirigent des Belgischen Nationalorchesters (ONB), das ihn zum Musikalischen Ehrendirektor ernannte.

Als Operndirigent war Walter Weller an allen großen Opernhäusern Europas zu Gast, z.B. an der Berliner Staatsoper „Unter den Linden”, an der Deutschen Oper Berlin, der Deutschen Oper am Rhein, der English National Opera, der Mailänder Scala (viele Konzerte 1980-87 und Der fliegende Holländer 1988), der Opera Scotland (Der Rosenkavalier 1988, Herzog Blaubarts Burg 1984 und Elektra 1999) oder der Opera Bologna. In Nordamerika arbeitete Walter Weller mit den prominentesten Orchestern wie den New York Philharmonic, dem Minnesota, dem San Francisco, dem Houston, dem Pittsburgh, dem Detroit, dem Cincinnati und Toronto Symphony Orchestra zusammen. Festivals und Orchestertourneen durch Europa, nach Japan und Ostasien ergänzen die lange Liste dieser Engagements. Zahlreiche Schallplatten- und CD-Einspielungen bei Decca, EMI, Chandos, Ars Musici, Collins und Camerata Tokyo runden die musikalische Tätigkeit Walter Wellers ab. Als besondere Rarität konnte Walter Weller in einem Beethoven-Symphonien-Zyklus in London das Fragment von Beethovens 10. Symphonie in der Cooper Bearbeitung zur Welturaufführung bringen. An Ehrungen durch die Republik Österreich erhielt Walter Weller das „Große silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich” und das „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst”. Walter Weller erhielt weiter den Mozart-Interpretationspreis. Von der Beethovengesellschaft in Wien wurde ihm die „Goldene Beethoven Medaille” verliehen. Das American Biographical Institute verlieh ihm die „Goldene Ehrenmedaille für außergewöhnliche berufliche Tätigkeit”, und das International Biographical Centre Cambridge (England) zeichnete Walter Weller mit der Goldmedaille „Outstanding People of the 20th Century” aus. In Schottland wurde Walter Weller durch sein Bild auf der im Umlauf befindlichen schottischen 50 Pfundnote eine besondere Ehrung zuteil. Er starb 2015 in Wien. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Döblinger Friedhof (Gr. 6, R. 3, Nr. 2) in Wien.

 

30.11. Klaus HUBER: 95. Geburtstag

Er studierte nach der Ausbildung am Lehrerseminar in Küsnacht und anfänglichem Schuldienst im Berner Oberland 1947-55 Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Zürich bei Willy Burkhard, bis 1949 auch das Fach Violine bei Stefi Geyer. 1949-55 war Huber Violinlehrer am Zürcher Konservatorium. 1955/56 schloss sich ein Studienaufenthalt bei Boris Blacher in Berlin an. Mit seiner Kammerkantate Des Engels Anredung an die Seele erlangte Huber bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 1959 in Rom erstmals internationale Anerkennung. Es folgten Kooperationen etwa mit dem Flötisten Aurèle Nicolet. 1960-63 lehrte Huber Musikgeschichte am Konservatorium Luzern, ab 1964 die Fächer Musiktheorie, Komposition und Instrumentierung an der Musik-Akademie der Stadt Basel. 1973-90 hatte er eine Professur für Komposition an der Musikhochschule Freiburg i. Br. inne. Zu Hubers Schülern zählen unter anderem Brian Ferneyhough, Wolfgang Rihm, Daniel Glaus, André Richard, Reinhard Febel, Ulrich Gasser, Michael Jarrell, Younghi Pagh-Paan, Toshio Hosokawa, Kaaija Saariaho, Alfred Schweizer und Hans Wüthrich. Klaus Huber lebte mit seiner dritten Frau und ehemaligen Schülerin, der Komponistin Younghi Pagh-Paan in Bremen und Panicale (Italien). Sein Vater war der Lehrer, Komponist und Dirigent Walter Simon Huber. Klaus Huber starb 2017 in Perugia.

Klaus Hubers Ausgangspunkt war die serielle Musik in der Folge Anton Weberns. Er ließ jedoch außerhalb der Reihentechnik immer Gestaltungsspielräume offen. Seit den 1980er Jahren wandte er sich vermehrt der arabischen Musik zu. Daraus resultierte auch seine Beschäftigung mit arabischen Rhythmusmodellen, Mikrotonalität (vor allem Dritteltönen) und arabischer Dichtung. Hubers Werk orientiert sich an geistlichen Fragen. Seine Kompositionen zeugen von sozialem und politischem Engagement, sind aber trotz ihrer Verwendung geistlicher Texte wie z. B. der Bibel oder mittelalterlicher Mystiker nicht im eigentlichen Sinne christlich-religiös, sondern eher humanistisch motiviert. Eine zentrale Bedeutung besitzen groß angelegte Oratoriumskompositionen wie …inwendig voller Figur…, sein Beitrag zum Dürer-Jahr 1971. Daneben nahm die Kammermusik eine wichtige Stellung ein. In zunehmendem Masse bezog Huber auch die szenische Gestaltung der Musik außerhalb von Oratorium und Oper ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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