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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM NOVEMBER 2016

14.11.2016 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im November 2016

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 2.11. Giuseppe SINOPOLI: 70. Geburtstag

Er wuchs in Messina auf Sizilien auf, wo er mit zwölf Jahren eine Ausbildung als Organist am dortigen Konservatorium begann. Mit 15 Jahren kehrte er in seine Geburtsstadt Venedig zurück. Dort studierte er 1965-67 am Konservatorium Musik und – auf Wunsch des Vaters – zeitgleich an der Universität Padua Medizin, Psychiatrie und Anthropologie. Weiterführende Kompositionsstudien unternahm er u. a. bei Bruno Maderna in Darmstadt und Franco Donatoni in Siena. 1972 schloss er sein Medizinstudium mit einer Promotion ab. Danach konzentrierte er sich ganz auf die Musik und erhielt eine Dozentur für elektronische und zeitgenössische Musik in Venedig. Im selben Jahr begann er Dirigierkurse bei Hans Swarowsky in Wien zu belegen. 1975 gründete er das Ensemble Bruno Maderna für Neue Musik. In den 1970er Jahren trat er vor allem als Komponist in Erscheinung; Kompositionen von ihm waren auf Festivals für Neue Musik zu hören. 1978 begann Sinopolis Karriere als Operndirigent in Venedig mit Aida von Giuseppe Verdi. Er entwickelte seine Interpretation der verdischen Musik in Abgrenzung zur damaligen Aufführungspraxis aus dem Quellenstudium der Originalpartituren; seine Aufführungen bekamen dadurch einen durchsichtigeren Orchesterklang und machten viele bis dato nicht gehörte musikalische Details der Partitur hörbar. Seine Aufführung der Oper Macbeth des gleichen Komponisten zwei Jahre später an der Deutschen Oper Berlin, die den gleichen ästhetischen Maßstäben verpflichtet war, wurde ein großer Erfolg und wird als der Beginn seiner nun beginnenden internationalen Dirigentenkarriere angesehen, welche die Kompositionstätigkeit in den Hintergrund treten ließ. Mit einer bejubelten Premiere von Verdis Frühwerk Attila (mit Nicolai Ghiaurov, Mara Zampieri, Piero Cappuccilli, Regie: Giulio Chazalettes) debütierte er 1980 an der Wiener Staatsoper (Mitschnitt inzwischen auf CD erschienen). 1982 dirigierte er dort Macbeth (mit Renato Bruson, Mara Zampieri und Nicolai Ghiaurov; Regie: Peter Wood), 1986 folgte Puccinis Manon Lescaut (mit Mirella Freni, Peter Dvorsky, Bernd Weikl, Kurt Rydl, Regie: Otto Schenk). 1988 dirigierte er eine Aufführungsserie von Wagners Tannhäuser in der Otto-Schenk-Inszenierung. Eine für April 1989 geplante Staatsopern-Neuinszenierung von Verdis La forza del destino wurde von Sinopoli abgesagt, nachdem ihm das Konzept von Regisseur Giancarlo del Monaco nicht zusagte (Sinopoli hatte sich ursprünglich Werner Herzog gewünscht). Stattdessen dirigierte er im Dezember die Wiederaufnahme einer Aida-Inszenierung (u. a. mit Leona Mitchell). Im Dezember 1999 leitete er nochmals eine Premiere an der Wiener Staatsoper: Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss (Inszenierung: Robert Carsen). Von 1985 an dirigierte Sinopoli jedes Jahr bei den Bayreuther Festspielen: 1985-87 und 1989 den Tannhäuser, 1990-93 Der Fliegende Holländer (Regie: Dieter Dorn), 1994-99 den Parsifal (Regie: Wolfgang Wagner) und 2000 die Neuinszenierung des Nibelungenrings (Regie: Jürgen Flimm). Nach Sinopolis Tod übernahm der ungarische Kollege Adam Fischer das Ring-Dirigat. Wichtige Stationen von Sinopolis Laufbahn waren: 1983-87 Chefdirigent des Orchestra dell’Accademia di Santa Cecilia in Rom, 1984-94 Chefdirigent und ab 1987 Musikalischer Direktor beim Philharmonia Orchestra London; 1990 sollte Sinopoli Chefdirigent an der Deutschen Oper Berlin werden; er trat aber noch vor Beginn seiner Amtszeit von seinem Vertrag zurück; ab 1992 war er Chefdirigent der Sächsische Staatskapelle Dresden. Sinopoli erlitt am 20. April 2001, als er an der Deutschen Oper Berlin die Oper Aida als Versöhnungsgeste für den zwischenzeitlich verstorbenen Opernintendanten Götz Friedrich dirigierte, während der Aufführung einen Herzinfarkt, dem er kurz darauf erlag. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Campo Verano in Rom. Als Dirigent lag Sinopolis musikalischer Schwerpunkt auf den Opern von Verdi und Puccini und der deutschen und österreichischen Musiktradition des 19. und 20. Jahrhunderts von Schubert über Wagner, Mahler und R. Strauss bis zur Zweiten Wiener Schule. Giuseppe Sinopoli bereitete bis kurz vor seinem plötzlichen Tod die Verteidigung einer Dissertation im Fach Vorderasiatische Archäologie mit dem Thema Die assyrische Kultur in Mesopotamien vor. Die Stadt Taormina auf Sizilien (bzw. die Agentur Taormina Arte) widmet dem Gedenken von Giuseppe Sinopoli seit 2005 ein Festival, das jährlich im Oktober stattfindet. Sinopoli war 1989-97 Filmarchitekt der musischen Abteilung der Taorminer Kirchweihfeste. Bei diesem Giuseppe-Sinopoli-Festival wird Sinopolis nicht nur als Musiker, Dirigent und Komponist gedacht, sondern auch als Mediziner, Archäologe und geistigem Menschen. Das Festival vereint somit Musik, Theater, Literatur und bildende Kunst in Zusammenkünften, Ausstellungen, Veröffentlichungen und natürlich Konzerten, zu dem jedes Jahr wichtige Orchester anreisen. Anlässlich des ersten Giuseppe-Sinopoli-Festivals wurde in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium „Arcangelo Corelli“ in Messina das Sinopoli-Kammerorchester gegründet, in dem sich in der musikalischen Zusammensetzung junge Talente, Schüler und Dozenten des peloritanischen Konservatoriums abwechseln und überwiegend Kompositionen von Giuseppe Sinopoli aufführen.

 

3.11. Fridolin MOSBACHER: 95. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in der Musikschule Winterthur und durch die Pädagogen Alfredo und Cornelio Cairati in Zürich. 1948 wurde er an das Theater der Schweizerischen Bundeshauptstadt Bern verpflichtet und blieb dessen Mitglied bis zu seinem Tod (Suizid) 1959. In diesen Jahren trat er dort in einer Vielzahl von Partien auf, u.a. als Figaro in »Figaros Hochzeit«, als Guglielmo in »Così fan tutte«, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Minister im »Fidelio«, als Titelheld im »Barbier von Sevilla«, als Rigoletto, als Carlos in »La forza del destino« von Verdi, als Germont-père in »La Traviata«, als Belcore in »L’Elisir d’amore«, als Eugen Onegin, als Heerrufer im »Lohengrin«, als Wolfram im »Tannhäuser«, als Zar in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Kühleborn in dessen »Undine«, als Valentin im »Faust« von Gounod, als Marcello wie als Schaunard in »La Bohème«, als Don Ranudo in der gleichnamigen Oper von Othmar Schoeck, als Vendramin in »Massimilla Doni«, ebenfalls von Schoeck, als Truchsess von Waldburg in »Mathis der Maler« von Hindemith und als Matthias im »Gespensterschloss« von Moniuszko. Er gastierte an den Theatern von Zürich und St. Gallen und wirkte 1950 in Bern in der Uraufführung der Oper »Der spanische Rosenstock« von A. Schibler als Filenio mit. In Zürich sang er u.a. in der Spielzeit 1953-54 den Papageno, den Germont-père und den Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, 1955-56 den Silvio im »Bajazzo«, den Grafen Liebenau im »Waffenschmied« von Lortzing und den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er wirkte in verschiedenen Schweizer Erstaufführungen von Opern mit: in Zürich in »Let’s make an Opera« von B. Britten (Spielzeit 1950-51), am Stadttheater von Bern in »Der Prozess« von G. von Einem (1953-54) und »Notre Dame« von Franz Schmidt (1957-58), in St. Gallen in »La Carrosse du Saint Sacrement« von H. Busser (als Vice-Roi de Pérou). Auch als Konzertsolist kam er in der Schweiz zu einer erfolgreichen Karriere.

 

4.11. Jindřich JINDRÁK: 85. Geburtstag

Jindřich JINDRÁK

 Er erhielt seine Ausbildung an der Musikakademie von Prag bei Kamila Ungrová und Bronislav Chorovic. Erster Bühnenauftritt 1956 am Prager Operettentheater als Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. Er debütierte 1958 am Nationaltheater Prag als Tomas in »Der Kuss« (»Hubicka«) von Smetana. Seitdem als erster Charakterbariton Mitglied dieses Hauses. Er gastierte am Bolschoi Theater Moskau, in Brüssel, Sofia, Warschau, Neapel, Amsterdam, Zürich und an der Wiener Volksoper. Bei den Festspielen von Edinburgh gastierte er mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters 1964 als Kuligin in »Katja Kabanowa«, als junger Gefangener und als Tschekunow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, als König Wladislaw in Smetanas »Dalibor« und als Staatsanwalt in Jan Cikkers »Auferstehung«, 1970 nochmals als König Wladislaw, als Förster in Janáceks »Das schlaue Füchslein« und als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Neben dem klassischen slawischen und italienischen Repertoire seines Stimmfachs widmete er sich der Interpretation zeitgenössischer Werke (Opern von Henze, G. Klebe, Dallapiccola) und wurde zumal als Mozart-Sänger geschätzt. Partien aus seinem Opernrepertoire: der Germont sr. in »La Traviata«, Verdis Simon Boccanegra, der Posa im »Don Carlos« von Verdi, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Gianni Schicchi von Puccini, der Graf in »Le nozze di Figaro«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Eugen Onegin von Tschaikowsky, der Premysl in »Libussa« von Smetana, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky, der Sima in »Ero der Schelm« von Gotovac und der König in »Die Kluge« von Carl Orff. Zugleich Konzertsänger und Pädagoge am Konservatorium von Prag. Hier nahm er 1968-75 eine Professur wahr; seit 1970 ging er auch einer Lehrtätigkeit an der Prager Musikakademie nach. Er starb 1993 in Prag.

Supraphon-Aufnahmen (vollständige Opern »Libussa«, »Dalibor« und »Die verkaufte Braut« von Smetana, »Zuzana Vojírová« von Jirí Pauer, »Rusalka« von Dvorák, »Hry o Marié« von B. Martinù; Liederzyklen von Dvorák, Martinù, Pauer u.a.).

 

4.11. Carlos MUNGUIA : 95. Geburtstag

Carlos-Munguía_

 Mit sieben Jahren wurde er in den Knabenchor eines Karmeliterklosters aufgenommen und sang dann seit 1930 im Chor der Paroquia de San Vicente in San Sebastian, wo er seinen ersten Musikunterricht erhielt. 1938 wurde er Mitglied des Chores »Orfeón Donostiarra« in San Sebastian und 1941 dessen Tenorsolist. Erst 1950 begann er seine professionelle Sängerkarriere. 1951 sang er am Teatro Victoria Eugenia von San Sebastian Soli im Magnificat und in der Matthäuspassion von J.S. Bach, 1952 in »La Damnation de Faust« von H. Berlioz und in der Kirche San Pedro de Vergara mit dem Orchester von Bilbao im Verdi-Requiem. Seit 1953 wurde er durch den Dirigenten Ataulfo Argenta in großen Aufgaben herausgestellt, u.a. in den Konzerten der »Quincena Musical Donostiarra«. 1955 trat er am Teatro Calderón Valladolid in »Le roi David« von A. Honegger, zusammen mit Consuelo Rubio, auf, dann im gleichen Werk am Teatro Gayarre von Pamplona, wo er auch das Tenorsolo im Requiem von Verdi vortrug, 1956 in Bilbao das Tenorsolo im Mozart-Requiem. 1957 gab er in Paris ein Konzert mit dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire, bei dem er Ausschnitte aus »Die Meistersinger von Nürnberg« sang, 1963 war er in Madrid im »Messias« von Händel zu hören, in Rom mit dem Orchester der Accademia di Santa Cecilia in »El retablo de Maese Pedro« von M. de Falla. Er betrat auch erfolgreich die Bühne; so sang er bereits 1941 am Teatro Victoria Eugenia San Sebastian den Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«. Er gastierte am Teatro Cervantes in Malaga und am Teatro Lope de Vega in Sevilla als Faust von Gounod, im Teatro Kursaal Manresa als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, 1950 am Teatro Liceu Barcelona in »La Lola se va a los puertos« von Angel Barrios. 1956 trat er in San Sebastian als Cassio in Verdis »Otello« (mit Mario del Monaco und Maria Curtis Verna) auf; er sang auch an verschiedenen spanischen Theatern in Operetten von Johann Strauß und in Zarzuelas, in denen er wohl seine größten Erfolge hatte. So erlebte man ihn 1956 am Teatro Zarzuela Madrid in »Dona Francisquita« von A. Vives, 1958 in »Luisa Fernanda« von Moreno Torroba, auch in »Bohemios« von Vives (in einer Neu-Bearbeitung), in »Pan y toros« von Barbieri (1960 Parque del Retiro Madrid), in »Mirentxu« von Guridi (Teatro Zarzuela Madrid) und in »Sueños de gloria« von José Maria Damunt (Valencia 1975). 1986 trat der beliebte Sänger letztmalig in der Kirche Paroquial von Deva (Guipuzcoa) als Solist im Mozart-Requiem auf. Er starb 2012 in San Sebastian.
Die Stimme von Carlos Munguia ist auf einer Fülle von Schallplattenaufnahmen zu hören. Auf den Marken Alhambra und Columbia kamen über 40 vollständige Zarzuelas (darunter fast alle hier erwähnten Titel) heraus. Auf Decca erschien de Fallas »El retablo de Maese Pedro« (als Maese Pedro). Außerdem existieren viele weitere Aufnahmen mit Ausschnitten aus Zarzuelas und Opern, mit spanischen Liedern bis hin zum Unterhaltungslied.

 

4.11. Milan ŠEPEC : 125. Geburtstag

Milan ŠEPEC als Pedrillo
Als Pedrillo

 Nach seiner Ausbildung an der Musikakademie von Zagreb und bei dem Pädagogen Ranieri-Horbowsky in Wien debütierte er 1916 am Theater von Varazdin (Kroatien) in der Operette »Künstlerblut« von Eysler. Bis 1919 blieb er in Varazdin engagiert und wurde darauf Mitglied des Kroatischen Nationaltheaters Zagreb. Er trat dort in Opern- wie in Operettenpartien auf wurde auch durch einige Tonfilme bekannt. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind als Höhepunkte zu nennen: der Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, der Mime im »Rheingold«, der Schuiskij in »Boris Godunow« von Mussorgsky, der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Eisenstein in der »Fledermaus«, der Tassilo in der Operette »Gräfin Mariza« von Kálmán und der Radjani in einer weiteren Kálmán-Operette »Die Bajadere«. Er starb 1989 in Zagreb.

 

5.11. Jacqueline BRUMAIRE: 95. Geburtstag

Jacqueline BRUMAIRE

 Nach ihrer Ausbildung am Conservatoire National de Paris durch Madeleine Mathieu debütierte sie 1946 an der Pariser Opéra-Comique als Gräfin in »Figaros Hochzeit«. Seitdem hatte sie eine lang dauernde erfolgreiche Karriere an diesem Opernhaus. Man bewunderte sie vor allem in Partien für lyrischen Sopran aus den Bereichen der französischen und der italienischen Oper: als Mimi in »La Bohème«, als Micaela in »Carmen«, als Titelheldin in Massenets »Manon«, als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, als Fiordiligi in »Così fan tutte« wie als Mireille in der Oper gleichen Namens von Gounod. 1951 wirkte sie an der Opéra-Comique in der Uraufführung der Oper »Madame Bovary« von Bondeville als Emma mit. 1962 sang sie an der Grand Opéra Paris, an der sie bereits 1949 als Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod debütiert hatte, die Donna Elvira im »Don Giovanni« sie kam auch an diesem Opernhaus zu einer sehr erfolgreichen Karriere, u.a. als Pamina in der »Zauberflöte« und als Traviata, ebenso bei Gastspielen an den großen Opernhäusern des französischen Sprachgebiets, an den Opern von Marseille, Nizza, Bordeaux, Straßburg, Lyon und Toulouse. 1956 war sie an der Mailänder Scala als Fiordiligi, 1957 als Louise in der gleichnamigen Oper von Charpentier zu hören, 1958 an der Piccola Scala als Concepcion in »L’Heure espagnole« von Maurice Ravel. Sie trat als Gast in Johannesburg (1957) und in Prag (1967), an der Opéra de Wallonie Lüttich (1964 als Thaïs von Massenet) und in Oran (1961) auf. 1962 nahm sie in Toulouse an der Uraufführung der Oper »Hop! Signor« von Manuel Rosenthal teil. Sie galt als große Konzertsängerin und wurde auch durch ihre Rundfunksendungen bekannt. Noch 1969 sang sie in London in einer konzertanten Aufführung von Verdis »I Vespri Siciliani« die Elena. Aus ihrem ebenso umfassenden wie vielseitigen Bühnenrepertoire sind noch die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Renata in »L’Ange de feu« von Prokofieff (Opéra-Comique 1967) und die Béatrice in »Un sguardo sul ponte« von Renzo Rossellini (Bordeaux 1965, wohl in der französischen Erstaufführung dieser Oper) zu nennen. Später Professorin am Konservatorium von Nancy, 1981 bereitete sie in der Volksrepublik China chinesische Sänger auf eine viel beachtete Aufführung von Bizets »Carmen« in Peking vor. Sie starb 2000 in Nancy.

Schallplatten mit Opernarien auf Philips, einige Decca-Aufnahmen. Sang auf Véga in den beiden Opern »Les malheurs d’Orphée« und »Le pauvre matelot« von Darius Milhaud, auf Bourg Records in »Le Roi d’Yvetot« von J. Ibert, auf Forlane in »Don Juan de Mañara« von H. Tomasi, auf BBC Records die Hélène in »Les Vêpres Siciliennes« von Verdi.

 

5.11. Franjo PAULIK: 95. Geburtstag

Franjo Paulik

 Er wurde in der kroatischen Hauptstadt Zagreb ausgebildet und debütierte 1947 am dortigen Opernhaus, dessen Mitglied er während seiner ganzen Karriere blieb. Durch Gastspiele wurde er auf internationaler Ebene bekannt. Mit dem Ensemble der Oper von Zagreb gastierte er 1962 beim Festival von Edinburgh (als Golizyn in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als Eroschka in »Fürst Igor« von Borodin und als Truffaldino in »L’amour des trois oranges« von Prokofjew), 1962 bei den Festspielen von Wiesbaden und 1964 beim Holland Festival (als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«). Mit dem Ensemble der Belgrader Oper gastierte 1964 als Golizyn auch an der Wiener Staatsoper. 1964 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Schuiskij im »Boris Godunow« von Mussorgsky, 1967 am Teatro Fenice Venedig, 1968 in Oslo, 1969 in Lausanne. 1975 wirkte er an der Oper von Zagreb in der Uraufführung der Oper »Die Liebe des Don Perlimplin« von Miro Belamaric mit (anschließend Aufnahme des Werks auf Jugoton). Er sang mit Vorliebe Partien aus dem Charakter- und dem Buffo-Fach, wobei er sich auch als begabter Darsteller erwies. Im Einzelnen sind zu nennen: der Herodes in »Salome« von Richard Strauss, der Nero in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea« und der Tom Rakewell in Strawinskys Oper »The Rake’s Progress«. Er starb 1995 in Zagreb.

Weitere Schallplattenaufnahmen bei Philips (»Sadko« von Rimsky-Korssakow) und Jugoton (»Zrinski« von Ivan Zajc).

 

5.11. Attilio ARIOSTI: 350. Geburtstag

Attilio Ariosti, der einem illegitimen Zweig der Bologneser Adelsfamilie Ariosti entstammte, erhielt Gesangs-, Violin-, Orgel- und Kompositionsunterricht, von nicht näher bekannten Lehrern. Er trat 1688 in das Kloster des Servitenordens in Bologna ein, wo er am 28. Juli 1689 sein öffentliches Gelübde ablegte. Im Mai 1692 erhielt er die Weihe zum Diakon und im gleichen Jahr die Organistenstelle an S. Maria dei Servi, der Kirche seines Ordens. Durch die Komposition seiner ersten Oratorien (La passione 1693 in Modena und S. Radegonda reina di Francia 1694, Bologna) erhielt er erste Kontakte zur Welt des Theaters. Seine erste Oper Tirsi wurde 1697 in Venedig aufgeführt. 1697-1703 wurde er von Herzog Franz IV Gonzaga von Mantua für die Tätigkeit als Hofkomponist am Hof Sophie Charlottes, Lietzenburg, bei Berlin freigestellt. Hier komponierte er die Opern La fede ne tradimenti, L’inganno, vinto della costanza und Mars und Irene. Außerdem schrieb er am Hof diverse Arien, Kantaten und Kammerkonzerte. Im Jahr 1703 musste er wegen einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit dem Oberhofkapellmeister Schloss Lietzenburg verlassen. Danach war er kurzzeitig am Hof von Anjou angestellt. 1703-09 war er in den Diensten Kaiser Josephs I., der österreichische Generalagent für Italien. Nach 1715 feierte er große Erfolge in Paris und London, die erst von Georg Friedrich Händel übertrumpft wurden. Er war mit Händel und Bononcini Mitglied der Royal Academy of Music, deren Aufgabe es war, die Londoner Aristokratie mit italienischen Opern zu versorgen. Die Bedeutung Ariostis wird herausgestellt durch die 1737 von Jean-Philippe Rameau gemachte Äußerung, bezüglich einer Passage der Oper Coriolano, die er als ein herausragendes Beispiel für enharmonisches Komponieren sah. Die Viola d‘amore wurde sein bevorzugtes Instrument, diese spielte er am 12. Juli 1716 zwischen den Akten der Aufführung von Händels Amadigi di Gaula des Hallensers in London. Ariosti schrieb rund 25 Opern, deren Vorbilder anfangs die Opern Jean-Baptiste Lullys und später die Opern Alessandro Scarlattis waren. Attilio Ariosti starb 1729 in London.

Sein jüngerer Bruder Giovanni Battista Ariosti (* 1668) war ebenfalls Mitglied des Servitenordens und Musiklehrer, er hinterließ ein 1686 gedrucktes Lehrbuch, Modo facile di suonare il sistro für eine Art Glockenspiel.

 

6.11. Leo GOEKE: 80. Geburtstag

Leo Goeke

Er studierte an der Louisiana University, dann an der State University of Iowa bei David Lloyd, in New York bei Hans Heinz und bei Margaret Harshaw. Er begann seine eigentliche Karriere in den sechziger Jahren und wurde dann in das Opernstudio der Metropolitan Oper New York aufgenommen. Er debütierte 1970 an der Metropolitan Oper als Gaston in »La Traviata« und sang hier bis 1974 in insgesamt 212 Vorstellungen u.a. den Arturo wie den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Beppe im »Bajazzo«, den Jaquino im »Fidelio«, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, den Cassio im »Otello« von Verdi, den Alfredo in »La Traviata«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Herzog im »Rigoletto«, den Hylas in »Les Troyens« von H. Berlioz und den Tamino in der »Zauberflöte«. Man hörte ihn an den Opern von Baltimore und Seattle, an der New York City Opera, in Straßburg, Amsterdam und beim Festival von Glyndebourne. Hier sang er 1973 den Flamand im »Capriccio« von R. Strauss, 1974 den Idamante in Mozarts »Idomeneo«, 1975 und 1977-78 den Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1977 den Don Ottavio und 1978 den Tamino. Den Tom Rakewell sang er auch 1980 am Théâtre des Champs-Élysées in Paris (mit dem Ensemble des Glyndebourne Festivals). Auch der Staatsoper von Stuttgart verbunden, an der er 1981 in der deutschen Erstaufführung der Oper »Satyagraha« von Philipp Glass mitwirkte. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich weiter der Ernesto im »Don Pasquale« von Donizetti, der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der des Grieux in Massenets »Manon«, der Pinkerton in »Madame Butterfly« und der Admet in »Alceste« von Gluck, den er 1982 in Louisville/Kentucky sang. Auch im Konzertsaal erfolgreich aufgetreten. Er starb 2012 in Pittsfield (Massachusetts).

Schallplatten: RCA (Beppe im »Bajazzo«); Pickwick-Video (»Don Giovanni« aus Glyndebourne, 1977; »The Rake’s Progress«), Longman-Video (»Die Zauberflöte«), Arthaus-Video (»Satyagraha« von Philip Glass, Stuttgart 1981).

 

6.11. Kåge JEHRLANDER: 95. Geburtstag

 Studium an der Musikhochschule Stockholm 1948-52, das mit dem Musiklehrerexamen abgeschlossen wurde. Weitere Ausbildung in der Opernklasse der Wiener Musikakademie. Seine ersten Engagements waren 1957-58 am Theater von Landshut (Bayern), 1958-59 am Stadttheater von Luzern, 1959-60 am Stadttheater von Bremerhaven. Seine ersten großen Erfolge hatte er als Opernsänger am Teatro San Carlo von Neapel und an der Nationaloper von Helsinki. 1961 Gastspiel an der Königlichen Oper Stockholm als Don Ottavio im »Don Giovanni« seit 1963 Mitglied dieses Opernhauses. Er sang 1964 in der Stockholmer Uraufführung von »Drömmen om Therèse« von Werle die Partie des Colombel, 1965 wirkte er in der Uraufführung von Karl-Birger Blomdahls Oper »Herr von Hancken« mit. Weitere Gastspiele an französischen Bühnen. 1972-73 sang er bei den Festspielen von Drottningholm den Scipio Africanus in der gleichnamigen Oper von Cavalli, später auch den Ferrando in »Così fan tutte« und den Tamino in der »Zauberflöte«. Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Herzog im »Rigoletto«, der Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, der Dr. Cajus im »Falstaff« von Verdi und der Leander in »Marionetter« von H. Rosenberg. Viel beschäftigter Konzert- und Oratoriensänger. Er starb 2013 in Karlshamm. Sein Bruder Karl-Frederik Jehrlander (* 15.10.1934) war ein bekannter Chorleiter und Musikpädagoge.

Schallplatten: Swedish Society und andere kleinere schwedische Marken.

 

6.11. Martin Joseph ADRIEN: 250. Geburtstag

 Er war zuerst Chorsänger an der Kathedrale von Lüttich, wurde aber bereits dort und später in der École Royale de Chant in Paris zum Solisten ausgebildet. 1781 sang er bei den Concerts Spirituels in Paris zusammen mit dem Bariton Auguste-Athanase Chéron, mit dem er auch alternierend Partien an der Grand Opéra übernahm, an der er 1785 debütierte. 1804 sang er dort in der Uraufführung der Oper »Ossian« von J. Fr. Lesueur die Partie des Rosmar. Zu seinen weiteren Rollen zählten der Evandre in »Alceste« von Gluck, Partien in »Astyanax« von R. Kreutzer, »Démophoon« von Joh. Chr. Vogel, »Les Prétendues« von Jean Baptiste Lemoyne, in »Oedipe à Colone« von Sacchini und in »Tarare« von A. Salieri. 1804 verließ er die Bühne, wirkte aber an der Pariser Opéra jetzt als Chef du Chant. 1822 wurde er als Nachfolger von Étienne Lainez Professor am Conservatoire National de Paris, starb aber noch im gleichen Jahr. Auf der Bühne wurde immer wieder sein großes darstellerisches Talent bewundert, während man seine Methode des Singens mehrfach kritisierte. Während der Jahre der Französischen Revolution komponierte er patriotische Lieder. Bei einigen Liedern ist es jedoch nicht sicher, ob sie von ihm oder von einem seiner Brüder Jean Adrien (etwa 1768 – etwa 1824) oder Ferdinand Adrien (etwa 1770 – etwa 1830) stammen, die Gesangsmeister am Théâtre Feydeau bzw. letzterer an der Grand Opéra (als Vorgänger von Martin Joseph Adrien in den Jahren 1798-1800) waren. Die Schreibweise des Familiennamens kommt auch in der Form Andrien vor; Martin Joseph Adrien war auch unter dem Namen »Le Neuville« bekannt.

 

7.11. Joan SUTHERLAND: 90. Geburtstag

Joan Sutherland

 Ihr Vater war Schneider, ihre Mutter war Amateursängerin. Zuerst arbeitete sie als Sekretärin, dann Ausbildung der Stimme durch John und Aida Dickens in Sydney. Bereits 1947 sang sie in Sydney in »Dido and Aeneas« von Purcell, 1950 die Titelrolle in der Oper »Judith« von Eugene Goossens. 1951 kam sie nach London und wurde am Royal College of Music Schülerin von Clive Carey. 1952 debütierte sie an der Covent Garden Oper London als erste Dame in der »Zauberflöte«. 1953 wirkte sie dort in einer Aufführung von Bellinis »Norma« als Clotilde mit, während Maria Callas die Titelheldin sang. Am 27.1.1955 sang sie an der Covent Garden Oper die Jennifer in der Uraufführung von M. Tippetts »A Midsummer Marriage«, 1958 in der englischen Premiere von »Dialogues des Carmélites« von Poulenc. An diesem Opernhaus hatte sie dann große Erfolge in Partien wie der Aida, der Amelia im »Maskenball« von Verdi, der Agathe im »Freischütz« und der Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, in der Saison 1958-59 wandte sie sich dem Koloraturfach zu und wurde als Lucia di Lammermoor, als Amina in »La Sonnambula« von Bellini und als Traviata begeistert gefeiert. Bei den Festspielen von Glyndebourne sang sie 1956 die 1. Dame in der »Zauberflöte« und die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, 1957 die Mme Herz in Mozarts »Der Schauspieldirektor«, 1960 die Donna Anna im »Don Giovanni« und die Elvira in Bellinis »I Puritani«. Sehr erfolgreich auch in London in szenischen Aufführungen des Oratoriums »Samson« von Händel. Bei den Neu-Aufführungen der Opern von G.F. Händel durch die Handel Society sang sie in London 1957 in »Alcina«, 1959 in »Semele« und in »Rodelinda« (hier zusammen mit Janet Baker), 1963 in »Serse« und in »Giulio Cesare«. 1958 kam es zu ihrem Nordamerika-Debüt in Vancouver als Donna Anna im »Don Giovanni«. Dort sang sie dann 1962 die Norma, 1967 die Lucia di Lammermoor und 1972 die Titelheldin in Donizettis »Lucrezia Borgia«. 1959 gastierte sie an der Wiener Staatsoper (als Donna Anna und als Desdemona in Verdis »Otello« in insgesamt 5 Vorstellungen), im gleichen Jahr an der Staatsoper Hamburg in »Giulio Cesare« von Händel, 1960 in Genua, Palermo und Venedig. Bei den Festspielen von Edinburgh hörte man sie 1960 als Elvira in Bellinis »I Puritani«. 1961 debütierte sie an der Mailänder Scala als Lucia di Lammermoor; man feierte sie hier 1961 auch als Titelheldin in »Beatrice di Tenda« von Bellini, 1962 als Amina, als Marguerite de Valois in Meyerbeers »Hugenotten« und in der Titelrolle von Rossinis »Semiramide« (mit Giulietta Simionato als Arbace), 1964 nochmals als Lucia di Lammermoor und 1966 als Donna Anna. 1961 hörte man sie an der Oper von Dallas als Donna Anna und als Alcina von Händel, 1962 in Vancouver erstmals als Norma. Glänzende Erfolge hatte sie an der Pariser Grand Opéra, in Köln und Barcelona. Sie galt allgemein als eine der größten Sängerinnen ihrer Epoche. An der Oper von San Francisco gastierte sie 1961 als Lucia di Lammermoor, 1963 als Amina, 1964 als Traviata, 1966 als Elvira in Bellinis »I Puritani«, 1971 in der Titelrolle von Donizettis »Maria Stuarda«, 1972 und 1982 als Norma, 1973 als Rosalinde in der »Fledermaus«, 1974 als Esclarmonde in der gleichnamigen Oper von Massenet, 1975 als Leonore im »Troubadour«, 1981 als Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe« und 1984 in der Titelpartie von Donizettis »Anna Bolena«. 1961 wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Lucia di Lammermoor), wo sie dann die nächsten 25 Jahre hindurch ihre Triumphe feierte. 1987 beging man dort festlich ihre 25jährige Zugehörigkeit zum Haus, an dem sie 13 Partien in insgesamt 223 Vorstellungen vorgetragen hatte. Ihre großen Erfolge hatte sie an der Metropolitan Oper als Amina, als Traviata, als Donna Anna, als Norma, als Marie in »La Fille du Régiment«, als Gilda im »Rigoletto«, in den vier Sopranpartien in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, als Elvira in »I Puritani«, als Esclarmonde und als Leonore im »Troubadour«. 1989 trat sie zum letzten Mal an der Metropolitan Oper mit einem Recital auf. 1965 und 1974 bereiste sie Australien mit einer eigenen Operntruppe. 1967 hörte man sie bei den Wiener Festwochen als Euridice in »Orfeo ed Euridice« von J. Haydn. 1974 sang sie am neu erbauten Opernhaus von Sydney die vier Sopranpartien in »Hoffmanns Erzählungen«. An der Chicago Opera war sie 1975 und 1985 (als Anna Bolena) zu Gast. 1990 verabschiedete sie sich am Opernhaus von Sydney als Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer von der Bühne. Glanzvolle Karriere auch als Konzert- und Oratoriensolistin, namentlich als Bach- und Händel-Interpretin. Sie starb 2010 in Les Avants (Schweiz). Sie war seit 1954 mit dem Dirigenten und Pianisten Richard Bonynge (* 1930) verheiratet. – In ihrem Sopran verbanden sich höchste Virtuosität des Ziergesangs und subtile Ausdruckskunst zu einer selten anzutreffenden Einheit. Man rühmte die Klarheit ihrer Intonation wie ihr brillantes Staccato auf der einen und die Schönheit ihrer Stimme im Vortrag langsamer Passagen auf der anderen Seite. Immer wieder wurde sie mit der großen australischen Primadonna Nellie Melba verglichen. 1992 wurde sie von der englischen Königin mit dem Order of Merrit ausgezeichnet.

Lit: E. Greenfield: »Joan Sutherland« (London, 1972); R. Braddon: »Joan Sutherland« (London, New York, 1962); Norma Major: »Joan Sutherland« (London, 1987); B. Adams: »La Stupenda, a Biography of Joan Sutherland« (Sydney, 1991); R. Christiansen: Sutherland a Wonderful Innings‘ (in »Opera« 1990).

Schallplatten: Decca (»Lucia di Lammermoor«, »Rigoletto«, »Alcina«, »Rodelinda« und »Athalia« von Händel, »La Sonnambula«, »Semiramide« von Rossini, »Faust« von Gounod, »I Puritani« von Bellini, »Die Hugenotten« von Meyerbeer, »Turandot« von Puccini, Waldvogel im »Siegfried«, »La Traviata«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Don Giovanni«, »Montezuma« von Carl Heinrich Graun, »Don Pasquale« von Donizetti, »Adriana Lecouvreur« von Cilea, »Griselda« von Bononcini, »L’Oracolo« von Franco Leoni, »Le Roi de Lahore« von Massenet, »Messias«, zwei Aufnahmen von »Norma«, davon eine von 1987 mit Montserrat Caballé als Adalgisa, »Anna Bolena« und »La Fille du Régiment« von Donizetti, Elvira in »Ernani«, 1987 aufgenommen), Columbia (»Don Giovanni«), Oiseau Lyre (»Acis and Galathea« von Händel), HMV, Gala (»The Midsummer Marriage« von M. Tippett, Mitschnitt der Uraufführung; Amina in »La Sonnambula« von Bellini, New York 1961), Bella Voce (»Alcina« von Händel), OPD (»Rodelinda« von Händel, London 1959); VAI-Video (»Norma«). Auf Topaz-Video erscheint sie als Leonore im »Troubadour« Virgin-Video (»La Fille du Régiment«, »Die lustige Witwe« von F. Lehár), Castle-Video (»Lakmé«), Pioneer-Video (»Die Hugenotten«, Aufnahme der Abschiedsvorstellung in Sydney, 1990). Hinzu kommen eine Vielzahl von Aufnahmen aus allen Bereichen der Musikliteratur, auch viele Mitschnitte von Konzert- und Opernaufführungen, so dass ein erschöpfender Überblick über die Schallplatten der Sängerin hier unmöglich gegeben werden kann.

 

7.11. Rayén QUITRAL: 100. Geburtstag

Rayen_Quitral

 Ihr Gesangstudium erfolgte in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile. 1941 erschien die ganz unbekannte Sängerin am Teatro Colón Buenos Aires, wo sie unter Erich Kleiber als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« einen sensationellen Erfolg hatte. Man bewunderte auf der einen Seite das große, üppige Volumen ihrer Stimme, auf der anderen deren ungewöhnliche Tonhöhe und ihre Begabung für den Vortrag schwierigster Koloraturpassagen. Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges hatte sie am Teatro Colón wie an anderen führenden Bühnen in Südamerika weitere Erfolge und unternahm in diesem Kontinent Konzertreisen. Ebenso erfolgreich war die Künstlerin als Gast am Opernhaus von Mexico City. 1951 erschien sie zu einem einmaligen Gastspiel an der Covent Garden Oper London, wiederum in ihrer Glanzrolle, der Königin der Nacht. Obwohl sie auch dort großen Erfolg hatte, war damit ihre Karriere abgeschlossen. Man hat danach kaum mehr etwas über die Künstlerin vernommen. Sie starb 1979 in Santiago de Chile.

Schallplatten: 1941 kam bereits auf Victor-RCA eine Schallplatte heraus mit der zweiten Arie der Königin der Nacht und der Kavatine der Rosina aus dem »Barbier von Sevilla« 1946 wurden auf Columbia weitere Titel aufgenommen, die aber nicht zur Veröffentlichung gekommen sind.

 

7.11. Paul LINCKE: 150. Geburtstag

Als Sohn des Magistratsdieners August Lincke und seiner Ehefrau Emilie wurde Paul Lincke am 7. November 1866 in der Nähe der Berliner Jungfernbrücke geboren. Vater August Lincke spielte zu jener Zeit als Geiger in mehreren kleinen Orchestern. Sohn Paul war erst fünf Jahre alt, als der Vater verstarb. Mutter Emilie zog mit ihren drei Kindern in die Adalbert-, später in die Eisenbahnstraße, nahe dem Lausitzer Platz. Pauls früh erkennbare musikalische Neigungen zeigten sich besonders im Hang zur Militärmusik. Darum schickte seine Mutter ihn nach Abschluss der Realschule in die Lehre nach Wittenberge. Hier wurde er in der Wittenberger Stadtmusikkapelle von Rudolf Kleinow als Fagottist ausgebildet. Darüber hinaus erlernte er das Spielen des Tenorhorns, des Schlagzeuges, das Klavierspiel sowie das Geigenspiel. Seine Körpermaße entsprachen 1884 nicht den Vorschriften für Militärmusiker, als er sich zu einer Ausbildung bewarb. Stattdessen gelang es ihm, am Central-Theater in der Alten Jakobstraße bei Adolf Ernst ein erstes Engagement als Fagottist zu erhalten. Bereits nach einem Jahr wechselte er ins Orchester des Ostend-Theaters in der Großen Frankfurter Straße. Spontan verliebte er sich in die 16-jährige Soubrette Anna Müller, die er 1893 heiratete. Seine Frau feierte später unter dem Namen Anna Müller-Lincke Triumphe beim Berliner Publikum. In der Unterhaltungs- und Tanzmusik sammelte Lincke am Königsstädtischen Theater, dem Belle-Alliance-Theater und dem Parodie-Theater in der Oranienstraße wertvolle Erfahrungen. Er begleitete musikalisch die Varieté-Programme und lieferte eigene Kompositionen für beliebte Couplet-Sängerinnen. Venus auf Erden, ein revueartiger Einakter, entstand 1897 im Apollo-Theater in der Friedrichstraße.  Zwei Jahre lang ließ sich Paul Lincke am berühmtesten europäischen Varieté, den Floies Bergère in Paris, feiern. Danach kehrte er mit neuen Kompositionen an das Apollo-Theater zurück. Mit riesigem Erfolg wurde 1899 Frau Luna uraufgeführt. Im selben Jahr folgten Im Reich des Indra und 1902 die Operette Lysistrata. Für das Libretto sorgte in beiden Werken Heinz Bolten-Baeckers. 1901 traf Lincke auf eine junge Schauspielerin, welche unter dem Künstlernamen Ellen Sousa bekannt war. Sie spielte im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater und verzauberte Lincke vom ersten Augenblick an. Nachdem Sousa dem Begeisterten die erste Einladung ausschlug, was für Lincke eine ungewohnte Situation war, besuchte er immer wieder ihre Vorstellungen und lud sie jedes Mal aufs Neue ein. Das Glück sollte ihm bald ihre Nähe schenken und schon wenige Wochen nach ihrer ersten Begegnung holte Lincke die junge Ellen Sousa in seine Wohnung in der Oranienstraße 64. Ihre Beziehung war gekennzeichnet von tiefer Zuneigung und Leidenschaft. Lincke war nicht in der Lage, ihr einen Wunsch abzuschlagen und so kam es, dass Sousa die Frau Luna im Apollo-Theater sang. Fantastische Kritiken und ein begeistertes Publikum ließen Sousa auf eine große Karriere hoffen, doch es sollte anders kommen. Wenig bekannt ist dieses Verhältnis und noch unbekannter ist die Tatsache, dass Ellen Sousa ihr Bühnenwirken aufgrund einer Schwangerschaft abbrechen musste. 1902 gebar Ellen Sousa Lincke einen Sohn. Lincke verlangte nun, dass Sousa ihren Mutterpflichten nachkommen und die Bühnenarbeit zu diesem Zweck ablegen müsse. Doch schon ein Vierteljahr später hörte man Sousa wieder die Frau Luna am Apollo-Theater singen. Linckes Versuche, sich mit dieser Situation zu arrangieren, scheiterten und so bot er Ellen Sousa die Ehe an und verlangte im Gegenzug, dass sie für immer die Bühne verlässt. Sie sprach ihm eine Bedenkzeit ab und versuchte sich in ihrer neuen Rolle als Hausfrau, Mutter und ewig Wartende. Paul Lincke erlebte in dieser Zeit eine weitere Welle des Erfolges, da seine Stücke nun wieder in Paris gefragt waren. Weiter verbrachte er die Abende, wenn nicht am Theater, in illustren Runden oder großen Gesellschaften, welchen Sousa nicht beiwohnen konnte. Lincke forderte nun eine Antwort von Sousa und erklärte, dass er sie und ihren gemeinsamen Sohn nicht mehr sehen wollte, sollte sie sich für die Bühne entscheiden. Er gab ihr zehn Tage Bedenkzeit, fuhr in dieser Zeit zu einem Gastspiel und als er nach sechs Tagen zurückkehrte, waren Sousa und das Kind ausgezogen. Jahre später heiratete Ellen Sousa einen Großkaufmann, dem sie nach Dresden folgte und der ihren Sohn, ohne Einwände Linckes, adoptierte. Dies war das endgültige Ende der Beziehung zu Ellen Sousa und seinem Sohn. Aus jenen Ereignissen stammt der Walzer Verschmähte Liebe. Der Direktor des Apollo-Theaters, Richard Schultz, verpflichtete Paul Lincke 1908 als ersten Kapellmeister und Komponisten an das Metropol-Theater, dessen pompöse Ausstattungsrevuen zur größten Attraktion der Reichshauptstadt gehörten. 1937 erhielt er die Silberne Ehrenplakette seiner Heimatstadt, an seinem 75. Geburtstag wurde er zum Ehrenbürger von Berlin ernannt. 1943 gastierte Lincke im böhmischen Marienbad, um dort sein Werk Frau Luna zu dirigieren, dessen Uraufführung 1899 als Geburtsstunde der Berliner Operette gilt. Während seiner Abwesenheit wurden seine Wohnung und sein Verlag in der Berliner Oranienstraße ausgebombt. Nach Kriegsende wollte Lincke nach Berlin zurückkehren. Lange bemühte er sich vergebens um die Zuzugsgenehmigung der Alliierten, die man damals auch als gebürtiger Berliner benötigte. Mit Hilfe des amerikanischen Generals Pierce übersiedelte er zunächst mit seiner Haushälterin Johanna Hildebrandt, die bereits 35 Jahre für ihn sorgte, in das oberfränkische Arzberg. Dort bot sich für den gesundheitlich bereits angeschlagenen Lincke nicht das richtige Klima und so sorgten Freunde in Lautenthal (Oberharz) für eine Übersiedlung nach Hahnenklee. Hier starb er kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres am 3. September 1946. Nach der Trauerfeier in der Stabkirche Hahnenklee erfolgte seine Beisetzung auf dem Hahnenkleer Friedhof, wo sein Grab bis heute gepflegt wird.

 

7.11. Daniel FILLEBORN: 175. Geburtstag

Daniel FILLEBORN

 Er arbeitete in seiner Jugendzeit in dem Bronzekunst-Betrieb seines Vaters. Dort hörte ihn der damalige Direktor der Warschauer Oper J. Quattrini und überredete ihn zum Gesangstudium. Er debütierte im März 1862 an der Großen Oper von Warschau in einem Opernkonzert und sang als erste Partie dort auf der Bühne im Juli 1862 den Alesandro Stradella in der Oper gleichen Namens von Flotow. Er wurde darauf an das Opernhaus von Warschau engagiert, reiste aber im Herbst 1863 zur weiteren Ausbildung nach Mailand, wo er Schüler von Francesco Lamperti wurde. Nach seiner Rückkehr in seine polnische Heimat kam er als erster Tenor an der Oper von Warschau zu einer glänzenden Karriere. Er sang dort Partien wie den Elvino in Bellinis »La Sonnambula«, den Alfredo in »La Traviata«, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Titelhelden in Verdis »Ernani«, den Riccardo in »Un Ballo in maschera«, den Pollione in »Norma« und den Eleazar in »La Juive« von Halévy. Seine große Rolle war der Jontek in der polnischen Nationaloper »Halka« von Moniuszko. Am 11.12.1869 sang er in der Uraufführung von Moniuszkos »Paria« in Warschau die Partie des Idamor. 1873-74 trat er an den Hofopern von St. Petersburg und Moskau mit großen Erfolgen auf, wobei er in St. Petersburg zusammen mit der berühmten Primadonna Adelina Patti auf der Bühne stand. Wahrscheinlich durch Überanstrengung kam es dann zum fortschreitenden Verlust der Stimme. In den Jahren 1877-82 war er nur noch selten in Warschau zu hören und verabschiedete sich schließlich im Juli 1882 als Don Ottavio im »Don Giovanni« von seinem Publikum. Er lebte seitdem in seinem Landhaus in der Nähe von Warschau und betrieb dort das renommierte Restaurant »Marcelin«, das er von seinem Schwiegervater geerbt hatte. Er starb im Jahr 1904.

 

8.11. Jerome HINES: 95. Geburtstag

Jerome Hines

 Zuerst Mathematik- und Chemiestudium an der Universität von Los Angeles, seit 1938 Ausbildung der Stimme durch Gennaro Curci; auch Schüler von Samuel Margolis in New York und von Rocco Pandiscio. Er debütierte 1941 an der Oper von San Francisco als Monterone im »Rigoletto« und sang dann dort auch den Biterolf im »Tannhäuser«. 1941-42 und 1943-44 war er bei der San Carlo Opera Company engagiert. Er sang anschließend am Opernhaus von New Orleans und mit verschiedenen amerikanischen Orchestern zusammen. Arturo Toscanini förderte die Karriere des jungen Sängers, der 1946 den Prix Caruso gewann. 1946 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen, deren Mitglied er seitdem für mehr als 40 Jahre (!) geblieben ist (Debüt als Sergeant in »Boris Godunow«). Hier ist er insgesamt in 45 verschiedenen Partien und in 869 Vorstellungen aufgetreten; von diesen Partien seien hier nur der Mephisto im »Faust« von Gounod, der Komtur im »Don Giovanni«, der Sprecher wie der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Fasolt im »Rheingold«, der Comte des Grieux in »Manon« von Massenet, der Ramfis in »Aida«, der Swallow in »Peter Grimes« von B. Britten, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Ferrando im »Troubadour«, der Lothario in »Mignon« von A. Thomas, der Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, der Sparafucile im »Rigoletto«, der alte Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, der Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgski, der Gurnemanz im »Parsifal«, der Großinquisitor wie der König Philipp im »Don Carlos«, der Minister im »Fidelio«, der Colline in »La Bohème«, der Pater Guardian in »La forza del destino«, der Pimen wie die Titelrolle im »Boris Godunow«, der Arkel in »Pelléas et Mélisande«, der Landgraf im »Tannhäuser«, der König Marke in »Tristan und Isolde«, der Gremin im »Eugen Onegin«, der Banquo in Verdis »Macbeth«, der Wotan in der »Walküre«, der Fiesco im »Simon Boccanegra«, der Zaccaria im »Nabucco«, der König Heinrich im »Lohengrin«, den Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli, der Silva im »Ernani«,der Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, der Graf Walter in Verdis »Luisa Miller«, der Phorcas in »Esclarmonde« von Massenet, der Zacharie in Meyerbeers »Le Prophète« und der Marquis de la Force in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc genannt. Gastspiele an den Opern von Rio de Janeiro, Säo Paulo und Mexico City brachten große Erfolge. 1953 sang er bei den Festspielen von Edinburgh den Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. 1954 feierte man ihn in München als Don Giovanni. Glanzvolle Gastspiele auch an der Oper von Rom (1984 als Arkel), beim Maggio Musicale von Florenz und 1958 an der Mailänder Scala (als Titelheld in »Eracle« von Händel). Seit 1958 trat er bei den Festspielen von Bayreuth auf; hier hatte er 1958-59 als Gurnemanz, 1959 als König Marke, 1960-61 und 1963 als Wotan in der »Walküre« sowie 1961 als Wotan auch im »Rheingold« seine Erfolge. Berühmt auch als Boris Godunow (den er u.a. auch 1962 am Bolschoi Theater Moskau sang). 1962, 1964, 1966 und 1967 war er am Teatro Colón Buenos Aires zu Gast, auch in Budapest und in Toronto. Seine Karriere dauerte sehr lange; noch 1986 gastierte er an der Oper von Cincinnati als Sarastro, 1988 in Newark als blinder Vater in Mascagnis »Iris«, 1989 in New Orleans als Ramfis (45 Jahre nach seinem ersten Auftritt an diesem Haus), 1990 in New Orleans als Oroveso in Bellinis »Norma«. 1991 wurde sein 50jähriges Bühnenjubiläum festlich begangen, 1992 trat er bei der Long Beach Opera als Fiesco auf. 1996 sang er in Boston den Pater Guardian in einer konzertanten Aufführung von »La forza del destino« von Verdi. Noch 1997 hörte man ihn an der Oper von New Orleans als Sarastro. Er starb 2003 in New York. Er war verheiratet mit der Sängerin Lucia Evangelista (1917-2000). – 1968 erschien seine Selbstbiographie unter dem Titel »This is My Story. This is My Song«. Er war auch als Komponist tätig und schrieb eine Oper »I Am The Way«, deren Inhalt das Leben Jesu zugrunde liegt. 1982 gab er eine Sammlung von Interviews mit bedeutenden Sängern unter dem Titel »Great Singers on Great Singing« heraus. – Reich gebildete Stimme von einer unerschöpflichen Tonfülle und einer besonderen Intensität des dramatischen Ausdrucks, gleich vortrefflich im Wagner-Repertoire wie auf allen anderen Gebieten der Oper und des Oratoriums.

Schallplatten: RCA (»Macbeth« von Verdi, »Lohengrin«, Missa solemnis von Beethoven unter Toscanini), Decca (u a. vollständige Oper »La Favorita« von Donizetti), Columbia (»Messiah«), CBS (»Le Prophète« von Meyerbeer, »Herzog Blaubarts Burg« von Bartók), UORC (»Aida«, Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«), Estro Armonico (Philipp im »Don Carlos«), Melodram (nochmals Philipp im »Don Carlos«, Wotan im »Rheingold«, »Tannhäuser«), Cetra (»Manon« von Massenet), Bruno Walter Society (»Fidelio«), Historical Performances (Sarastro in der »Zauberflöte«), GDS/Melodram (»Eracle« von Händel, Scala 1958).

 

9.11. Ricardo ORTALE (argentinischer Bariton): 65. Geburtstag

 

9.11. Piero CAPPUCCILLI: 90. Geburtstag

Piero Cappuccilli

 

 Ursprünglich hatte er die Absicht, Architekt zu werden. Sein Vater erkannte jedoch die Schönheit seiner Stimme und ließ sie durch Luciano Donaggio in Triest ausbilden. 1957 erfolgte sein Bühnendebüt am Teatro Nuovo in Mailand als Tonio im »Bajazzo«. Er gewann Preise beim Gesangwettbewerb von Vercelli und beim Festival von Spoleto. 1960 sang er in einer einzigen Vorstellung an der Metropolitan Oper New York den Germont-père in »La Traviata«. Es entwickelte sich schnell eine bedeutende Karriere an den führenden italienischen Opernhäusern. Sehr oft sang er an der Mailänder Scala, wo er 1964 als Antrittsrolle den Enrico in »Lucia di Lammermoor« vortrug. Seither ist er immer wieder dort aufgetreten: 1964, 1967 und 1970 als Graf Luna im »Troubadour«, 1965-66, 1972, 1976 und 1986 als Amonasro in »Aida«, 1965 und 1978 als Carlos in Verdis »La forza del destino«, 1968 als Hermann in »Loreley« von Catalani, 1968, 1970 und 1977 als Posa in Verdis »Don Carlos«, 1969 wieder als Enrico und als Don Carlo in Verdis »Ernani«, 1970-71 als Rigoletto, 1970 als Monforte in Verdis »I Vespri Siciliani«, 1971, 1973, 1976, 1978-79 und 1981-82 als Simon Boccanegra in der gleichnamigen Verdi-Oper, 1972 und 1977 als Renato in Verdis »Un Ballo in maschera«, 1974 als Alfonso in Donizettis »La Favorita«, 1975 als Ezio in Verdis »Attila«, 1975, 1979 und 1985 als Macbeth in der gleichnamigen Verdi-Oper, 1976 als Miller in Verdis »Luisa Miller«, 1976, 1980 und 1987 als Jago in Verdis »Otello«, 1977 als Valentin im »Faust« von Gounod, 1979 als Marcello in »La Bohème« und als Francesco Foscari in Verdis »I due Foscari«, 1982 und 1985 als Carlo Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, 1983 und 1987 als Michele in Puccinis »Il Tabarro« und 1989 als Scarpia in »Tosca«. 1966-94 gastierte er in insgesamt 177 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper als Amonasro, als Jago, als Rigoletto, als Germont-père, als Carlo in »La forza del destino«, als Tonio im »Bajazzo«, als Renato in Verdis »Un Ballo in maschera«, als Posa, als Graf Luna, als Simon Boccanegra, als Ezio, als Carlo Gérard und als Macbeth. Der Künstler gastierte sehr erfolgreich in Deutschland, Österreich, Holland und Frankreich. Er sang an der Covent Garden Oper London (1967 Germont-père, 1974 Jago, 1975 Renato) und am Bolschoi Theater von Moskau. 1968 und 1970 gastierte er bei den Festspielen in der Arena von Verona als Posa, als Carlo in »Ernani« und als Graf Luna. Er trat oft an der Oper von Chicago auf, u.a. 1969 in Verdis »I due Foscari«. 1972 unternahm er eine ausgedehnte Gastspiel-Tournee durch Westdeutschland. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1974 als Graf Luna, 1976-77 als Carlo in »La forza del destino«, 1978-79 als Simon Boccanegra und 1983 als Miller. Große Erfolge bei den Salzburger Festspielen 1975-78 als Posa, 1979-80 als Amonasro, 1984-85 als Macbeth und 1986 mit einem Recital. 1986 trat er beim Orange Festival gleichfalls als Macbeth von Verdi auf. 1989 sang er an der Londoner Covent Garden Oper an einem Abend den Tonio im »Bajazzo« und den Alfio in »Cavalleria rusticana«. 1990 sang er den Simon Boccanegra (seine besondere Glanzrolle) am Teatro Liceu Barcelona, an der Stuttgarter Staatsoper den Scarpia. In der Saison 1991-92 hörte man ihn bei den Festspielen von Verona wie am Teatro San Carlo Neapel als Nabucco von Verdi, an der Covent Garden Oper London als Rigoletto. Sein Bühnenrepertoire enthielt mehr als 50 große Partien, davon allein 16 in Verdi-Opern. Er starb 2005 in Triest.

Die kraftvolle, ausdrucksstarke Baritonstimme des Künstlers ist auf verschiedenen Marken zu hören. Bereits 1959 sang er auf Columbia in »Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas zusammen, später in einer Aufnahme von »Le nozze di Figaro«. Weitere Aufnahmen bei Decca (»La Wally« von Catalani, »I Puritani«, »Cavalleria rusticana«), Supraphon (»Der Barbier von Sevilla«, »Lucia di Lammermoor«), HMV (»Aida«, »Don Carlos«, »Il Pirata« von Bellini), DGG (»Macbeth«, »Nabucco«, »Rigoletto«), HRE (»Attila« von Verdi), Cetra (»Un giorno di Regno« von Verdi), Morgan (»Roberto Devereux« von Donizetti), RCA (»Simon Boccanegra« von Verdi), Philips (»I Masnadieri« und »I due Foscari« von Verdi), Hungaroton (»Macbeth« von Verdi), Rizzoli Records (»Beatrice di Tenda« von Bellini), Frequenz (»Rigoletto« und »Lucia di Lammermoor«, Mitschnitte von Sendungen der RAI, 1957), Nuova Era (»Loreley« von Catalani) und Eurodisc (»Der Barbier von Sevilla«, Escamillo in »Carmen«); Castle-Video (»Don Carlos« von Verdi), Videoland Wien (»Un Ballo in maschera«, Covent Graden Oper London 1986), Warner-Video (Jago in Verdis »Otello«, Verona 1982).

 

9.11. Pierrette ALARIE: 95. Geburtstag

Pierrette_Alarie

 Sie war die Tochter des Dirigenten Sylva Alarie und der Schauspielerin Amanda Plante-Alarie. Sie studierte zuerst bei Jeanne Maubourg und bei Albert Roberval in Montreal, dann 1938-44 bei dem Gesangpädagogen Salvator Isaurel, 1943-46 am Curtis Institute of Music in Philadelphia, wo sie Schülerin der großen Sopranistin Elisabeth Schumann war. Ein semiprofessionelles Debüt hatte bereits 1938 in Montreal in der Operette »Im weißen Rössl« von R. Benatzky stattgefunden; seit 1940 trat sie als Konzertsopranistin auf, 1943 sang sie in Montreal die Barbarina in »Le nozze di Figaro«, später weitere Rollen bis zur Marie in »La Fille du Régiment« von Donizetti. Nachdem sie 1945 den Gesangwettbewerb der Metropolitan Oper New York gewonnen hatte, debütierte sie an diesem Haus im Dezember 1945 als Page Oscar in Verdis »Un Ballo in maschera«. Sie hatte dort bis 1948 in insgesamt 26 Vorstellungen große Erfolge als Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, als Xenia im »Boris Godunow« und als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«. 1946 heiratete sie den kanadischen Tenor Léopold Simoneau (1916-2006), mit dem sie 1949 an die Opéra-Comique Paris engagiert wurde, deren Mitglied sie bis 1953 war. Sie debütierte an diesem Haus als Olympia und sang dort die Lakmé von Delibes, die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und die Rosina im »Barbier von Sevilla«. An der Grand Opéra Paris hörte man sie 1950 und 1953 in Opern von Rameau. Sie sang 1951 beim Edinburgh Festival die Zerline im »Don Giovanni«; bei den Festspielen von Aix-en-Provence war sie 1951 als Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, 1952 als Zerline im »Don Giovanni« anzutreffen. 1959 gastierte sie bei den Salzburger Festspielen als Isotta in »Die schweigsame Frau« von Richard Strauss und trat dort auch in zwei Mozart-Konzerten auf. 1954 große Nordamerika-Tournee zusammen mit ihrem Gatten. In Deutschland trat sie gastweise an der Münchner Staatsoper und beim Mozartfest in Würzburg auf, in Nordamerika an den Opernhäusern von San Francisco (1959 als Zerline im »Don Giovanni« und als Najade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), New Orleans und Philadelphia. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Titelrolle in »Mireille« von Gounod, die Traviata und die Micaela in »Carmen« zu erwähnen. 1966 gab sie ihre Bühnenkarriere auf (Abschiedsvorstellung in Lehárs »Die lustige Witwe«), 1970 sang sie letztmals im Konzertsaal, und zwar das Sopransolo im »Messias« in Montreal. Sie arbeitete dann im pädagogischen Bereich und leitete seit den sechziger Jahren zusammen mit Léopold Simoneau eine Kammer-Operntruppe. Seit 1972 lebte sie in Kalifornien. Sie starb im Juli 2011 in Victoria (BC) in Canada. – Technisch hervorragend durchgebildeter Koloratursopran, der seine besten Leistungen im Mozartgesang, im italienischen und französischen Repertoire erreichte, auch als Oratoriensopranistin bedeutend.

Viele Schallplatten auf Philips (»Les pêcheurs de perles« von Bizet, »Orphée et Eurydice« von Gluck), Telefunken (Duette mit Léopold Simoneau), Ducretet-Thomson, DGG, MMS (Micaela in »Carmen«, »Faust« von Gounod sowie eine weitere Duettplatte mit ihrem Gatten), Melodram (Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, Mitschnitt »Die Schweigsame Frau« aus Salzburg), Classic Editions (»Un Ballo in maschera«, Metropolitan Oper 1947), CBC, Westminster.

 

10.11. Franz KRÜKL: 175. Geburtstag

 Er kam mit zehn Jahren nach Wien und wurde 1855 als Sängerknabe in die Hofkapelle aufgenommen. Er komponierte, noch ganz jung, einige Vokalwerke, darunter eine Messe, die 1856 in der Klosterneuburger Kirche aufgeführt wurde. 1859 bezog er die Wiener Universität, studierte dort Jurisprudenz und promovierte zum Doktor der Rechtswissenschaften. 1864-68 arbeitete er in einer Wiener Anwaltskanzlei. Während er im Chor des Wiener Akademischen Gesangvereins sang, wurde man auf seine Stimme aufmerksam, die er dann durch den Hofkapellmeister Felix Otto Dessoff ausbilden ließ. 1868 kam es zu seinem Bühnendebüt am Theater von Brünn (Brno) in der Partie des Enrico in »Lucia di Lammermoor«. Am 18.2.1869 wirkte er in der Uraufführung der endgültigen Fassung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms in Leipzig mit. Von Brünn aus ging er 1869 an das Hoftheater von Kassel, an dem er als Antrittsrolle den Grafen Luna im »Troubadour« sang und bis 1871 im Engagement blieb. 1871-74 wirkte er als Sänger und Regisseur am Stadttheater von Augsburg. 1874-81 war er am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg tätig, unterbrochen von einem Engagement in der Spielzeit 1876-77 am Opernhaus von Köln. In Hamburg wirkte  er 1878 in der Uraufführung der Oper »Ännchen von Tharau« von Heinrich Hofmann, 1879 in der von Anton Rubinsteins »Nero« mit. Er gastierte an den Hofopern von München (1872, 1873) und Wien (1880 als Wolfram im »Tannhäuser«, als Amonasro in »Aida«, als Telramund im »Lohengrin« und als Fliegender Holländer sowie 1885 als Julius in »Nero« von Rubinstein und nochmals als Wolfram), am Hoftheater Hannover (1886), am Opernhaus von Frankfurt a.M. (häufig 1884-86) und an der Berliner Kroll-Oper (1872, 1873, 1885). Auf Einladung von Angelo Neumann nahm er 1882-83 an dessen Tournee mit dem reisenden Wagner-Theater teil, die ihm in 58 Städten in Deutschland, in Belgien, Holland und Italien, in Österreich und in der Schweiz (wie der gesamten Truppe) große Erfolge als Wagner-Sänger brachte. Pädagogische Tätigkeit 1883-92 am Hoch’schen Konservatorium Frankfurt a.M. 1892 ging an das Stadttheater von Straßburg; 1893 feierte man dort sein 25jähriges Bühnenjubiläum. Am Stadttheater von Straßburg wirkte er bis zu seinem Tod 1899 als Direktor und Oberregisseur, trat aber auch noch als Konzert- und Oratoriensänger auf. Sein Repertoire für die Bühne enthielt u.a. den Wotan in der »Walküre«, den Alberich im »Rheingold« wie im »Siegfried«, den Jäger im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, den König Salomon in Goldmarks »Königin von Saba«, den Siegfried in »Genoveva« von R. Schumann, die Titelrolle im »Barbier von Sevilla«, den Malatesta im »Don Pasquale«, den Renato in Verdis »Maskenball«, den Germont sr. in »La Traviata«, den Escamillo in »Carmen« und den Juda in »Die Makkabäer« von A. Rubinstein. Er gehörte zu den Gründern der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger, um die er sich bis zu seinem Tod große Verdienste erwarb.

 

11.11. Boris MOROSOW: 85. Geburtstag

Boris Morosow

 Er arbeitete zunächst als Bergmann. Nachdem man seine schöne Stimme entdeckt hatte, wurde er Schüler von Korobejtschenko in Donezk (Ukraine). Bühnendebüt 1960 am Opernhaus von Odessa als Kontschak in »Fürst Igor« von Borodin. Nach bedeutenden Erfolgen an verschiedenen russischen Opernhäusern folgte er einem Ruf an das Bolschoi Theater Moskau, zu dessen großen Künstlern er für viele Jahre zählte. Durch Gastspiele wurde er international bekannt. So sang er 1987 bei den Festspielen von Wiesbaden, an der Covent Garden Oper London und an mehreren deutschen Theatern den Warlaam im »Boris Godunow«, 1988 an der Oper von Boston in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Die toten Seelen« von R. Schtschedrin. Man bewunderte seine dunkel timbrierte Stimme im seriösen wie im komischen Repertoire, vor allem in Partien wie dem Farlaf in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, dem Jurij in der »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimsky-Korssakow und dem König Philipp in Verdis »Don Carlos«. Auch als Konzert- und Liedersänger geschätzt. Er starb im Jahr 1997. – Er darf nicht mit dem jüngeren Bassisten Alexander Morozow verwechselt werden, der ebenfalls an der Oper von St. Petersburg (Leningrad) sang und in einem ähnlichen Repertoire auftrat und auch nicht mit dem (etwa gleichaltrigen) Bassisten Wladimir Morozow.

Schallplatten: Melodiya (u.a. vollständige Opern »Ruslan und Ludmilla« von Glinka und »Die toten Seelen« von R. Schtschedrin).

 

11.11. Jakob SOLTERMANN: 85. Geburtstag

 Ausbildung durch Helga Kosta in Bern und durch Bruno Manazza in Zürich. Er war nacheinander engagiert am Theater von St. Gallen (1954-56), am Stadttheater Bern (als Chorist, 1956-57), am Städtebundtheater Biel-Solothurn (1957-59), am Stadttheater Luzern (1959-61), am Opernhaus Zürich (1961-63), am Landestheater Salzburg (1963-67), am Stadttheater Trier (1967-69), am Stadttheater Bremerhaven (1969-73) und gab dann von Biel aus, wo er als Gesangpädagoge tätig war, Gastspiele. Als Gast hörte man ihn u.a. an den Theatern von Zürich und Basel, an den Staatstheatern von Braunschweig und Oldenburg, am Teatro Liceu Barcelona, an den Opernhäusern von Bordeaux und Lyon, in Metz, Münster (Westfalen) und Lübeck wie bei den Festspielen im Barock-Theater von Drottningholm. Sein Bühnenrepertoire war reichhaltig und enthielt vor allem Partien aus dem lyrischen Stimmfach, darunter den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Ernesto im »Don Pasquale«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Paolino in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa, den Chapelou im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, den Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen«, den Herzog im »Rigoletto«, den Alfredo in »La Traviata«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«, den Stewa in Janáceks »Jenufa«, den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, dazu Partien in Operetten. Er starb 1991 in Biel.

 

12.11. William JUSTUS: 80. Geburtstag

 Seine Lehrer waren die Pädagogen E.J. Remley in Kansas City und Joseph Pouhe in New York. Er debütierte 1962 in Kansas City als Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«. 1963 ging er nach Europa und sang hier an Theatern in Deutschland, in Italien und in der Schweiz, u.a. an der Deutschen Oper Berlin. Er gehörte 1964-68 dem Opernhaus von Zürich, 1967-69 der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg an. 1974 kam er wieder nach Nordamerika zurück. 1974-78 und nochmals 1981 trat er an der City Opera New York auf; 1976 gastierte er (in einer einzigen Aufführung) an der New Yorker Metropolitan Oper als Escamillo in »Carmen«. Er sang in den USA auch an den Opern von Boston, Cincinnati, Pittsburgh, San Diego, Houston/Texas, New Orleans, Miami und an der San Francisco Opera (1971 Malatesta in »Don Pasquale« und 1972 Titelpartie in Monteverdis »L‘Orfeo«). Aus seinem Bühnenrepertoire sind als Hauptrollen zu nennen: der Graf in »Le nozze di Figaro«, der Don Giovanni, der Gugliemo in »Così fan tutte«, der Talbot in »Maria Stuarda« von Donizetti, der Rigoletto, der Renato in Verdis »Un Ballo in maschera«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Ezio in »Attila« von Verdi, der Marcello in Puccinis »La Bohème«, der Scarpia in »Tosca«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, der Telramund im »Lohengrin«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss und die Titelrolle in »Hamlet« von A. Thomas. Auch als Konzertsänger erfolgreich aufgetreten. Er starb 1986 in Miami.

Schallplatten: Decca.

 

13.11. Joonas KOKKONEN: 95. Geburtstag

 Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in Järvenpää bei Helsinki. Sein Studium führte ihn an die Universität Helsinki und später an die Sibelius-Akademie, wo er später auch Komposition lehrte; zu seinen Studenten zählte unter anderem Aulis Sallinen. Zusätzlich zu seiner Arbeit als Komponist war er als Vorsitzender oder Organisator wesentlich im finnischen Kulturleben engagiert, etwa an der Spitze von Organisationen wie der Gesellschaft Finnischer Komponisten und anderen. Seine Absicht war es stets, das musikalische Ausbildungsniveau zu heben, wie auch den Status und die Anerkennung der klassischen Musik und der finnischen Musik allgemein. In den 1960er und 1970er Jahren erhielt er zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk. Kokkonen war einer der international berühmtesten finnischen Komponisten des 20. Jahrhunderts nach Sibelius. Trotz seines Studiums an der Sibelius Akademie erlernte er die Komposition weitgehend autodidaktisch. Üblicherweise werden seine Kompositionen in drei Stilperioden eingeteilt: Ein neoklassizistischer Frühstil 1948-58, eine relativ kurze Mittelphase des zwölftönigen Stils 1959-66, sowie eine späte „neo-romantische“ Stilphase mit freier Tonalität, die jedoch auch Aspekte früherer Schaffensphasen aufgreift; die letztere begann 1967 und dauerte bis zu seinem Lebensende an. Die Mehrzahl seiner frühen Werke gehört der Kammermusik an, und beinhaltet ein Klaviertrio und ein Klavierquintett; der Stil ist kontrapunktisch und beeinflusst von Bartók, greift aber auch auf Modelle der Renaissance und des Barock zurück. Während der zweiten Stilphase entstanden die ersten beiden seiner insgesamt 4 Sinfonien. Trotz Verwendung der Zwölftontechnik vermied er allzu große Strenge, was sich im gelegentlichen Gebrauch von Dreiklängen und Oktaven ausdrückt; er bevorzugte auch eine melodische Verwendung der Reihen, indem er den aufeinanderfolgenden Noten die gleiche Klangfarbe verlieh (viele andere Zwölftonkomponisten teilen eine Reihe zwischen unterschiedlichen Stimmen auf). In der dritten Stilperiode schrieb Kokkonen die Werke, die ihn international bekannt machten: Die beiden letzten Sinfonien, …durch einen Spiegel für 12 Solostreicher, das Requiem, und die Oper Die letzten Versuchungen (1975) (Viimeiset kiusaukset), basierend auf Leben und Tod des finnischen Erweckungspredigers Paavo Ruotsalainen. Die Oper ist mit Chorälen durchsetzt, die auf Johann Sebastian Bach zurückverweisen, und gleichzeitig an die afro-amerikanischen Spirituals erinnern, die mit ähnlicher Absicht Michael Tippett in seinem Oratorium A Child of our Time verwendet hatte. Die Oper hat bislang mehr als 500 Aufführungen weltweit erlebt, so kam sie 1983 auch an der Metropolitan Opera in New York heraus. Vielfach wird sie als Finnlands charakteristischste Nationaloper betrachtet. 1968 wurde Kokkonen mit dem Musikpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet. 1973 erhielt er zusammen mit Wutold Lutoslawski den Wihuri-Sibelius-Preis. Kokkonen starb 1996 in Järvenpää.

 

13.11. Greta SÖDERMAN: 125. Geburtstag

 Sie studierte zuerst bei ihrem Vater, dann in Frankreich und Italien, vor allem aber bei Adelaide von Skilondz in Stockholm. Ihr Vater, Carl August Söderman (1860-1916), war lange als Bariton und Regisseur an der Stockholmer Oper tätig und kreierte dort mehrere Wagner-Partien; ihre Mutter war die Sopranistin Erika Bergenson (1864-1904), ihre Schwester, die Operettensängerin Ingalill Söderman (1902-88). Sie stand erstmals 1914 bei einem Gastspiel der Stockholmer Oper in Göteborg als Zerline im »Don Giovanni« auf der Bühne. 1915 wurde sie an die Königliche Oper Stockholm verpflichtet, in deren Haus sie als Antrittsrolle die Mimi in »La Bohème« sang, und der sie bis 1930 als Mitglied angehörte. Hier sang sie 1926 die Zerbinetta in der schwedischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos«. Sie sang an der Stockholmer Oper auch in den schwedischen Erstaufführungen der Opern »Un ballo in maschera« von Verdi (1927 die Amelia) und »Manon Lescaut« von Puccini (1929 die Titelpartie). In den Jahren 1919-22 gab sie Gastspiele in der CSR, in Rumänien und in Italien. 1930 verließ sie wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Direktor der Stockholmer Oper John Forsell dieses Haus. Seitdem gastierte sie häufig am Stora Theater Göteborg. Ihr vielseitiges Repertoire wurde durch Partien wie die Traviata, die Titelfigur in »Manon« von Massenet und die Adele in der »Fledermaus« gekennzeichnet. Sie trat gastweise in Operetten auf und gab Kirchenkonzerte, namentlich in der Kirche von Ekerö. Sie arbeitete später als Pädagogin in Göteborg und gab noch Gastspiele und Konzerte. 1951 wirkte sie am Stora Theater Göteborg in der schwedischen Premiere von Benjamin Brittens »Albert Herring« mit. Bereits 1924 erhielt sie vom schwedischen König den Orden »Litteris et artibus«. Sie starb 1969 in Stockholm.

Schallplatten: Odeon, HMV (hier u.a. Duette mit Joseph Hislop), Pathé.

 

13.11. Josip NOLLI: 175. Geburtstag

Josip_Nolli

 Seine Ausbildung fand in Wien und dann durch A. Gioramini in Mailand statt. 1865-75 betätigte er sich in Ljubljana als Konzertsänger, mehr aber noch als Organisator von Opern- und Konzertaufführungen. Seine eigentliche Bühnenkarriere nahm erst 1877 ihren Anfang, als er an den Opernhäusern von Zagreb und Prag auftrat. In der Folgezeit entfaltete er eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit. In Italien war er in Bologna, Rom, Mailand, Florenz, Neapel, Turin, Bologna, Genua und Palermo zu Gast. Man hörte ihn an den Hofopern von St. Petersburg und Moskau, an den Opernhäusern von Odessa, Kiew und Lwów (Lemberg) und an der Budapester Oper. In Spanien gastierte er sowohl in Barcelona als auch in Madrid. Seit 1890 war er wieder als Impresario in Ljubljana anzutreffen. Seine wichtigsten Bühnenpartien waren der Rigoletto, der Graf Luna im »Troubadour«, der Amonasro in »Aida«, der Germont-père in »La Traviata«, der Escamillo in »Carmen«, der Mephisto im »Faust« von Gounod und der Figaro im »Barbier von Sevilla« von Rossini. Im Konzertsaal sang er ein weitläufiges Repertoire. Er starb 1902 in Ljubljana.

 

14.11. Leonie RYSANEK: 90. Geburtstag

Leonie Rysanek

 Ihr Vater war tschechischer Abstammung. Sie studierte wie ihre ältere Schwester Lotte Rysanek (* 1924) am Konservatorium der Stadt Wien. Ihre Lehrer waren die Sänger Alfred Jerger und Rudolf Großmann (1901-83), den sie 1950 heiratete. Die Künstlerin debütierte 1949 am Landestheater von Innsbruck als Agathe im »Freischütz« von Weber. 1950-52 sang sie am Theater von Saarbrücken und 1952-54 an der Staatsoper von München, an der sie weiterhin als ständiger Gast wirkte. 1954 wurde sie an die Staatsoper von Wien berufen, an der sie bereits 1950 als Myrtocle in »Die toten Augen« von Eugen d’Albert, als Agathe und als Tatjana im »Eugen Onegin« gastiert hatte und bald große Erfolge hatte. Hier hörte man sie bis 1992 als Senta in »Der fliegende Holländer«, als Sieglinde in der »Walküre«, als Leonore im »Fidelio«, als Tosca, als Turandot von Puccini, als Leonore in »La forza del destino«, als Aida, als Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, als Desdemona in Verdis »Otello«, als Kaiserin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als 1. Dame in der »Zauberflöte«, als Donna Anna im »Don Giovanni«, als Elisabeth im »Tannhäuser«, als Marschallin im »Rosenkavalier«, als Amelia in Verdis »Un Ballo in maschera«, als Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, in der Titelrolle von »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Elsa (und später auch als Ortrud) im »Lohengrin«, als Milada in »Dalibor« von Smetana, in der Titelrolle in Cherubinis »Medea«, als Salome (und später auch als Herodias) in »Salome« von R. Strauss, als Kundry im »Parsifal«, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Küsterin in Janáceks »Jenufa« und als Kabanicha in Janáceks »Katja Kabanowa« in insgesamt 537 Vorstellungen. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1951, 1958 und 1965-69 die Sieglinde, 1958 die Elsa, 1959 und 1969-70 die Senta, 1964-66 die Elisabeth im »Tannhäuser« und 1982-83 die Kundry im »Parsifal« (bei der Hundertjahrfeier dieses Bühnenwerks). Sie war zu Gast an der Covent Garden Oper London (1953-55, 1959, 1963), sie sang als Antrittsrolle hier 1953 (mit dem Münchner Ensemble) die Danaë in der Richard Strauss-Oper »Die Liebe der Danaë«, später die Chrysothemis, die Sieglinde, die Tosca und die Elsa. Sie sang als Antrittsrolle an der Mailänder Scala 1954 die Chrysothemis, dann 1955 und 1958 die Sieglinde, 1959 die Desdemona, 1966 die Senta, 1974 die Leonore im »Fidelio« und 1995 die Herodias. 1956 fand ihr Amerika-Debüt an der Oper von San Francisco als Senta statt; dort sang sie 1956-57 und 1960 die Aida, 1956, 1976, 1981 und 1983 die Sieglinde, 1957 die Ariadne, die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, die Turandot und die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, 1958 die Leonore in »La forza del destino«, 1958 und 1973 die Elisabeth im »Tannhäuser«, 1960, 1976 und 1980 die Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«, 1973 und 1979 die Chrysothemis, 1974 die Salome, 1976 die Tosca und die Marschallin, 1982 die Ortrud, 1986 (anlässlich ihre 30-jährigen Jubiläums an diesem Haus) die Kostelnicka in Janáceks »Jenufa«, 1993 die alte Gräfin »Pique Dame« von Tschaikowsky und 1993 die Herodias. Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1958 das Sopransolo im Requiem von Verdi und 1974-75 die Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«. 1959 wurde sie an die Metropolitan Oper New York verpflichtet. Hier hatte sie bei ihrem Debüt 1959 einen besonders großen Erfolg, als sie Maria Callas in der Partie der Lady Macbeth in Verdis »Macbeth« ersetzte. Seither hatte sie auch dort eine glanzvolle, langjährige Karriere. Sie ist am New Yorker Haus der Metropolitan Oper in zwanzig verschiedenen Partien in insgesamt 299 Vorstellungen aufgetreten (als Aida, als Elisabetta im »Don Carlos«, als Senta, als Leonore in »La forza del destino«, als Sieglinde, als Marschallin, als Abigaille in Verdis »Nabucco«, als Elisabeth im »Tannhäuser«, als Chrysothemis, als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Ariadne, als Leonore im »Fidelio«, als Desdemona, als Elsa, als Tosca, als Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«, als Salome, als Kundry, als Ortrud, als Kabanicha, als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss und als Küsterin. 1984 ehrte die Metropolitan Oper die Künstlerin anlässlich ihrer 25jährigen Zugehörigkeit zum Haus durch ein großes Galakonzert. 1996 verabschiedete sie sich vom Publikum der Metropolitan Oper als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Sie war zu Gast an den Staatsopern von Hamburg und München und an der Städtischen Oper (seit 1961 Deutsches Opernhaus) Berlin. Eine weltumspannende Gastspiel- und Konzerttätigkeit kennzeichnete die Karriere der Künstlerin. 1972 bewunderte man an der Grand Opéra Paris ihre Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«. Hier sang sie auch 1974-75 die Chrysothemis, 1988 und 1990-91 die Kabanicha, 1992 die Klytämnestra und 1994 die Herodias. 1974 triumphaler Erfolg bei den Festspielen von Orange als Salome. 1984 Teilnahme an der Japan-Tournee der Hamburger Staatsoper; 1986 sang sie beim Orange Festival die Elisabeth im »Tannhäuser«. 1989 hörte man sie an der Oper von Marseille als Klytämnestra, an der Australian Opera Sydney 1985 als Kostelnicka, am Teatro Liceu Barcelona 1990 als Kostelnicka und 1992 als alte Gräfin in »Pique Dame«, an der Deutschen Oper Berlin 1990-91 als Herodias, 1994 beim Maggio Musicale von Florenz als Herodias, 1995 am Teatro Colón Buenos Aires, 1996 bei den Salzburger Festspielen (zugleich ihr Abschied von der Bühne) als Klytämnestra. In einem »Elektra«-Film übernahm sie unter der Regie von Götz Friedrich die Titelrolle (mit Astrid Varnay als Klytämnestra und Karl Böhm als Dirigenten). In zweiter Ehe mit dem Musikologen E.-L. Gausmann verheiratet. Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, mit der silbernen Rose der Wiener Philharmonie ausgezeichnet. 1997 wurde sie in das Amt des Präsidenten der Wiener Festwochen gewählt, im Februar 1998 zur Ehrenbürgerin der Stadt Wien ernannt. Sie starb 1998 in Wien (nach schwerer Krankheit). – Dramatische Ausdrucksintensität und ein großes Stimmvolumen gaben die Grundlage für die Partien ab, die sie gestaltete, die aber ganz durch ihre eminente Persönlichkeit geprägt wurden; zumal als Wagner- und Richard-Strauss-Sängerin geschätzt. Auch als Oratorien- und Liedersängerin weltweit berühmt.

Lit: R. Celletti, R. Vegeto & G. Gualerzi: Leonie Rysanek (in »Le grandi Voci«, Rom 1964); A. Blyth: Leonie Rysanek (in »Opera«, 1994).

Schallplatten der Marken Columbia, RCA (»Der fliegende Holländer«, »Ariadne auf Naxos«, »Macbeth«, »Otello«), Philips (»Die Walküre«), HMV (»Die Walküre«), DGG (»Fidelio«, Herodias in »Salome«) und Decca (»Die Frau ohne Schatten«). Sang in Mitschnitten von den Bayreuther Festspielen die Senta in »Der fliegende Holländer« auf Replica (1959), auf der gleichen Marke die Elsa im »Lohengrin« (1958), auf Melodram (»Don Carlos« und »Nabucco« von Verdi, »Die ägyptische Helena« von R. Strauss; Titelrolle in »Salome« von R. Strauss, Festspiele von Orange 1977), auf HRE (»Elektra«), auf BIS (»Jenufa«), auf Myto (Milada in »Dalibor« von Smetana mit ihrer Schwester Lotte Rysanek als Jítka), auf Koch/Schwann (Chrysothemis in »Elektra«, Westdeutscher Rundfunk 1953), auf Harmonia mundi-Helikon (nochmals 1984 als Chrysothemis in »Elektra«), auf Legato (Santuzza in »Cavalleria rusticana«) und Myto (Titelrolle in »La Gioconda« von Ponchielli).

 

14.11. Willy THIERS: 100. Geburtstag

 Studium bei Elly Leibl-Kruesz in Wien und an der dortigen Musikakademie bei Hans Duhan. 1939-40 war er als Chorist am Städtebundtheater Biel-Solothurn tätig, wo er aber bereits einige Solopartien übernahm. 1940-41 sang er als Solist am Theater von Bern (Schweiz), 1942-43 am Theater von Linz/Donau, 1943-44 am Deutschen Theater Olmütz (Olomouc). In den Jahren 1944-53 gehörte er dem Theater von St. Gallen an, 1954-55 nochmals dem Stadttheater von Bern. Am Stadttheater von St. Gallen sang er in den Uraufführungen der Opern »Nal und Damajanti« von R. Neumann (Spielzeit 1944-45), »Notturno« von M. Haefelin (Spielzeit 1946-47 den Harlekin) und »Die Füße im Feuer« von H. Sutermeister (1948-49 den Schlossherrn), auch in der Schweizer szenischen Erstaufführung von »Die schwarze Spinne« vom gleichen Komponisten (1949-50 den Pfarrer). Er trat als Gast bis zum Beginn der sechziger Jahre in Brünn (Brno), Budweis (Ceske Budejovice), Pilsen (Plzen), Prag, Salzburg und Innsbruck auf. Bühnenpartien: Don Giovanni, Figaro wie Graf in »Figaros Hochzeit«, Guglielmo in »Così fan tutte«, Papageno in der »Zauberflöte«, Don Pizarro wie Minister im »Fidelio«, Figaro im »Barbier von Sevilla«, vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, Valentin im »Faust« von Gounod, Escamillo in »Carmen«, Tonio wie Silvio im »Bajazzo«, Marcello in »La Bohème«, Scarpia in »Tosca«, Sharpless in »Madame Butterfly«, Zar in »Zar und Zimmermann«, Bernardo in »Erwin und Elmire« von O. Schoeck, Rigoletto, Germont-père in »La Traviata«, Renato in Verdis »Maskenball«, Jago im »Otello«, Wolfram im »Tannhäuser«, Alberich im Nibelungenring. Im Konzertbereich erwies er sich vor allem als begabter Liedersänger. Von seinem Wohnort Basel aus ging er bis 1968 einer ausgedehnten Konzerttätigkeit nach, die ihm in Deutschland (München), in Österreich, in den USA (New York, Boston, Dallas) und in der Schweiz Erfolge brachte. Er starb 1992 in Basel.

 

15.11. Zdeněk KROUPA: 95. Geburtstag

Zdeněk_Kroupa

Er erhielt zuerst eine Ausbildung als Techniker und war 1941-47 bei den Skoda-Werken beschäftigt. 1943 begann er sein Gesangstudium bei A. Kranz, das er 1946-47 bei dem berühmten italienischen Bassisten Tancredi Pasero fortsetzte. 1947 kam es dann zu seinem Debüt am Theater von Opava (Troppau). Von dort ging er 1948 an das Opernhaus von Brno (Brünn), dessen Mitglied er bis 1963 blieb. In diesem Jahr wurde er an das Nationaltheater von Prag berufen, dem er bis 1970 angehörte. Nachdem er schon Ende der fünfziger Jahre einen Gastvertrag mit der Wiener Volksoper abgeschlossen hatte, ging er 1970 an das Landestheater von Linz/Donau und blieb hier noch für rund zwanzig Jahre engagiert. Er trat als Gast an der Staatsoper Dresden, am Opernhaus von Zagreb und auch in Italien auf. Sein Repertoire für die Bühne besaß einen großen Umfang und enthielt Partien wie den Leporello im »Don Giovanni«, den Figaro in »Figaros Hochzeit«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Benes in »Dalibor« von Smetana, den Chrudos in »Libussa«, den Paloucky in »Der Kuss« (»Hubicka«), den Mumlal in »Zwei Witwen« (»Dve vdovy«), den Rarach in der »Teufelswand« (»Certova stena«), den Wassermann in Dvoráks »Rusalka«, den Gorjantschikow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, den Stelina in »Krútnava« von Suchon, den Gremin im »Eugen Onegin«, den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Pimen im »Boris Godunow«, den Kutusow in »Krieg und Frieden« von Prokofieff, den Zaccaria in Verdis »Nabucco« und den Budd in »Albert Herring« von B. Britten. Er starb 1999 in Brno (Brünn).

Schallplattenaufnahmen bei Supraphon (Gesamtaufnahmen »Libussa« von Smetana, »Jenufa«, »Das schlaue Füchslein« und »Katja Kabanowa« von Janácek, Tschechische Weihnachtsmesse von J.J. Ryba).

 

15.11. Gervase ELWES: 150. Geburtstag

Gervase_Elwes

 Er gehörte dem englischen Landadel an und war zunächst im diplomatischen Dienst tätig. 1891-95 arbeitete er an verschiedenen Auslandsbotschaften. Er begann das Gesangstudium bei dem Pädagogen Demest in Brüssel und setzte es bei Henry Russell in London und bei Jacques Bouhy in Paris fort. 1903 debütierte er beim Westmoreland Festival in Kendal in Humperdincks »Wallfahrt nach Kevelaer«. Im Oktober 1903 gab er sein erstes Konzert in London. Nach seinem Debüt studierte er nochmals kurzfristig in London bei Victor Beigel. 1904 sang er erstmals das Solo in »The Dream of Gerontius« von Elgar und galt seitdem als der unerreichte Interpret dieser Partie. 1904 gab er auf Schloss Windsor ein Konzert vor der englischen Königsfamilie. 1907 Deutschland-Tournee mit der Pianistin Fanny Davies. Dabei bewunderte man in Berlin wie in München seinen Vortrag von Brahms-Liedern; 1908 sehr erfolgreiche Konzerte in Brüssel. 1907 stand er im Mittelpunkt des Three Choirs Festival im englischen Gloucester. 1909 kreierte er in London den Liederzyklus »On Wenlock Edge« von Ralph Vaughan Williams. 1909 hatte er auch in New York große Erfolge in »The Dream of Gerontius«; man feierte ihn im gleichen Jahr bei Liederabenden in Boston und New York und als Evangelisten in der Matthäuspassion. Diese Partie sang er 1914 in Amsterdam unter Willem Mengelberg. Während des Ersten Weltkrieges trat er in England auf und gab 1917 Konzerte vor alliierten Soldaten in Frankreich. 1920-21 unternahm er eine weitere große Nordamerika-Tournee, die in Winnipeg in Kanada begann. Am 6.1.1921 hatte er bei einem Konzert in der New Yorker Aeolian Hall einen grandiosen Erfolg. Am 11.1.1921, dem Abend vor seinem tragischen Tod hörte man ihn in einem Konzert an der Universität von Princeton. Am 12.1.1921 geriet e rim Bahnhof von Boston unter einen fahrenden Zug. – Dunkel timbrierte, ausdrucksvolle Tenorstimme; man bewunderte sein feines Stilgefühl im Oratorien-wie im Liedgesang. Immer wieder wird die Ausstrahlung seiner großen Persönlichkeit hervorgehoben, die auch noch in seinen Schallplattenaufnahmen spürbar ist.

Lit: W. Elwes: »Gervase Elwes. The Story of His Life« (London, 1935).

Schallplatten: HMV, Columbia.

 

16.11. Maralin NISKA: 90. Geburtstag

Maralin NISKA

 Sie wurde zunächst Elementarschullehrerin, studierte dann aber Gesang bei Louise Mansfield in San Pedro, bei Ernest St. John Metz, Jan Popper und Walter Ducloux in Los Angeles. Zu ihren Lehrern gehörte auch die berühmte Sopranistin Lotte Lehmann. 1959 debütierte sie in Los Angeles als Manon in der gleichnamigen Oper von Massenet. Sie kam zu großen Erfolgen an den großen Operntheatern in Nordamerika: in Houston/Texas, Boston, Cincinnati, San Diego (1965 als Mimi in »La Bohème«), Philadelphia, San Antonio, Santa Fé, Fort Worth, Washington wie an der Hawaii Opera. 1965-67 war sie bei der Metropolitan Opera Company, einer reisenden amerikanischen Operngesellschaft, engagiert, wo sie als Traviata, als Butterfly, als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Musetta in »La Bohème« und in der Titelrolle der Oper »Susannah« von Carlysle Floyd auftrat. Große Erfolge vor allem aber an der City Opera New York (Debüt als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, 1967). Hier hörte man sie u.a. als Donna Anna wie als Donna Elvira im »Don Giovanni«, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Tosca, als Manon Lescaut von Puccini, als Turandot und als Suor Angelica vom gleichen Komponisten, als Governess in »The Turn of the Screw« von B. Britten und als Emilia Marty in Janáceks »Die Sache Makropoulos«. Hier sang sie auch am 7.7.1973 in der New Yorker Bühnen-Erstaufführung von Cherubinis klassischer Oper »Medea« (176 Jahre nach deren Uraufführung!) die Titelpartie. 1970 wurde sie an die New Yorker Metropolitan Oper engagiert, an der sie als Antrittsrolle die Violetta in »La Traviata« sang. Bis 1978 sang sie dort in insgesamt 42 Vorstellungen außerdem noch die Musetta, die Tosca, die Elena in Verdis »I Vespri Siciliani«, die Salome von R. Strauss, die Nedda im »Bajazzo« und die Donna Elvira. 1973 sang sie an der Niederländischen Oper Amsterdam die Marie im »Wozzeck« von A. Berg, die sie 1978 beim Maggio Musicale von Florenz wiederholte. Aus ihrem vielgestaltigen Bühnenrepertoire sind noch ergänzend zu nennen: die Elettra in Mozarts »Idomeneo«, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, die Butterfly, die Jaroslawna in »Fürst Igor« von Borodin und der Female Chorus in Benjamin Brittens »The Rape of Lucretia«.Neben ihrer Tätigkeit im Konzertsaal war sie auch in Los Angeles als geschätzte Pädagogin bekannt. Sie starb am 9.7.2016 in Santa Fé (New Mexico).

Schallplatten: Historic Records (Nedda in vollständigem »Bajazzo« mit Placido Domingo als Partner, Aufführung der City Centre Opera von 1968).

 

16.11. Rodolphe KREUTZER: 250. Geburtstag

Ersten Musikunterricht erhielt er von seinem Vater, später studierte er bei Anton Stamitz. Mit 16 Jahren wurde er zum Ersten Geiger der Königlichen Kapelle ernannt. Danach bekam er die Stelle als Soloviolinist am Théatre Italien, was ihn bewog, eine Oper zu komponieren. 1797 besuchte er Italien und Deutschland auf Konzertreisen und wurde anschließend Professor für Violinspiel am Pariser Konservatorium. Auch wirkte er seit 1801 als Soloviolonist an der Großen Oper und in der Privatkapelle Napoleons I. In den nächsten dreißig Jahren folgten vierzig von ihm geschriebene Opern, deren Aufführungen er auch leitete. Seit 1816 war er königlicher Kapellmeister und im Jahre 1817 wurde er zum Leiter der Pariser Oper bestellt, deren Intendant er 1824-26 war. Seit der Gründung des Pariser Konservatoriums 1795 war er Professor für Violine bis 1826. Nachdem Ludwig van Beethoven ihn 1803 in Wien gehört hatte, widmete dieser ihm die Violinsonate Nr. 9 op .47, die bekannte Kreutzer-Sonate, welche er jedoch nie öffentlich spielte, da er meinte, die Sonate wäre eine einzige Tortur für das Instrument. Mit seinen Kollegen Pierre Rode und Pierre Baillot entwickelte er die Violinmethode des Konservatoriums. Das Trio kann man als Begründer der französischen Violinschule bezeichnen. Kreutzer starb 1831 in Genf und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Père Lachaise (Division 13). Er war Bruder des Violinisten und Komponisten Jean Nicolas Auguste Kreutzer (1778–1832) und ein Onkel des Komponisten Léon Charles François Kreutzer (1817–1868).

 

17.11. Helen BOATWRIGHT: 100. Geburtstag

Helen BOATWRIGHT

 Sie war Schülerin der Pädagogin Anna Shram Irving und studierte auch am Oberlin College bei Marion Sims. Es kam zu ihrem Bühnendebüt 1942 beim Berkshire Festival in Tanglewood (Massachusetts), wo sie die Jungfer Anne in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« sang. In den Jahren 1943-45 trat sie an den Opern von Austin und San Antonio in Texas auf. Sie wandte sich jedoch mehr und mehr dem Konzertgesang zu und wurde als Solistin im Zusammenwirken mit führenden amerikanischen Orchestern und Dirigenten bekannt. Sie ist auch in Europa aufgetreten, u.a. 1967 bei den Händel-Festspielen in Göttingen. Sie widmete sich in besonderer Weise der pädagogischen Arbeit; 1945-64 übte sie eine Lehrtätigkeit in New Haven (Connecticut) aus. Nachdem sie als Dozentin an der Syracuse University (New York) tätig gewesen war, bekleidete sie 1972-79 eine Professur an der Eastman School of Music in Rochester (New York). Seit 1969 gab sie Meisterkurse an verschiedenen Universitäten in den USA, 1987-89 war sie nochmals Professorin am Peabody Conservatory in Baltimore. Sie starb 2010 in Jamesville (NY). Sie war verheiratet mit dem bekannten amerikanischen Violinisten und Dirigenten Howard Boatwright (1918-99).

Schallplattenaufnahmen auf Columbia, Decca (»Porgy and Bess«, Kantaten von Händel), Cantate, Urania, Dover, SDG (Psalmen von Händel).

 

17.11. Hans NEUGEBAUER: 100. Geburtstag

 Er war der Sohn des Tenors Helmuth Neugebauer (1891-1966), hatte zunächst die Absicht Bühnenbildner zu werden und widmete sich diesem Studium 1936-39 an der Kunstakademie in Mannheim, studierte gleichzeitig auch Klavier- und Violinspiel und Musikwissenschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss er sich jedoch zur Sängerkarriere und ließ seine Stimme durch Josef Degler in Hamburg ausbilden. 1946 debütierte er am Staatstheater von Karlsruhe in der Partie des van Bett in Lortzings »Zar und Zimmermann«. Bis 1951 blieb er an diesem Haus tätig und wurde namentlich durch seine Gestaltung von Partien aus dem Buffo-Fach bekannt. 1948 wirkte er bei den Festspielen von Schwetzingen mit. 1951 wurde er an das Opernhaus von Frankfurt a.M. verpflichtet, wo er bis 1956 als Sänger (u a. in Partien wie dem Figaro in »Figaros Hochzeit« und dem König in »Aida«) zu wichtigen Erfolgen kam. Seit 1955 begann er mit der Übernahme von Aufgaben im Bereich der Opernregie. Nachdem er 1956-59 als Hausregisseur an der Frankfurter Oper gewirkt hatte, war er 1959-62 als leitender Regisseur am Stadttheater von Heidelberg tätig. 1962-64 wirkte er als Produktionsleiter am Staatstheater von Kassel und übernahm dann eine Position als Oberspielleiter und Leiter des Opernstudios am Opernhaus von Köln. Hier war er es, der die schwierige Inszenierung der Uraufführung der zeitgenössischen Oper »Die Soldaten« von Bernd-Alois Zimmermann (15.2.1965) übernahm. Im gleichen Jahr 1965 führte er bei den Festspielen von Glyndebourne Regie im »Rosenkavalier« von R. Strauss. Als Gastregisseur trat er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatstheatern von Kassel und Wiesbaden, am Nationaltheater Mannheim, am Opernhaus von Nürnberg und, auf internationaler Ebene, am Stadttheater von Basel, am Opernhaus von Triest und an der Oper von Chicago in Erscheinung. Er starb im Juli 1994.

Es ist anzunehmen, dass Mitschnitte von Opernsendungen aus der Zeit, in der der Künstler als Sänger tätig war, vorhanden sind.

 

17.11. Guido PANNAIN: 125. Geburtstag

 Biographie des italienischen Komponisten auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Guido_Pannain

 

17.11. August Wilhelm AMBROS: 200. Geburtstag

Obwohl sein Vater für ihn die juristische Laufbahn vorgesehen hatte (Doktorwürde im Jahr 1839, Oberstaatsanwaltssubstitut am Prager Landesgericht – dabei im Jahr 1848 für die Zensur der Prager Presse zuständig – sowie im Justizministerium im Wien), waren sowohl Musik als auch Kunst seine wahre Profession. Schon in der Jugend wurde Ambros durch seine Mutter Karoline Ambros, eine Konzertpianistin, musikalisch gefördert. Während seiner Gymnasialzeit in Prag erlernte er sowohl Malerei als auch Musik praktisch und theoretisch.

Als Mitglied (Flamin) des von ihm mitgegründeten Prager Davidsbundes fand er dabei besonders in Robert Schumann, mit dem er von 1845 bis 1850 auch korrespondierte, sein musikalisches und journalistisches Vorbild. Seine Kompositionen waren ebenso vom Stil Felix Mendelssohn Bartholdys beeinflusst. Er opponierte mit zahlreichen Freunden aus dem Prager Bildungsbürgertum, zu denen u.a. Eduard Hanslick („Renatus“) gehörte, gegen den damals vorherrschenden musikalischen Konservatismus in Prag. Seinen Zeitgenossen war Ambros, neben seiner Komponistentätigkeit, besonders als Musikschriftsteller und Kritiker bekannt. Mit seinem Erstlingswerk Die Grenzen der Musik und Poesie (1856), als Antwort auf Eduard Hanslicks Schrift Vom Musikalisch-Schönen konzipiert, stellte er dessen ästhetischem Konzept der „tönend bewegten Form“ sein Konzept der „beseelten Form“ entgegen. In seiner Kernaussage war er dem Hanslickschen Ansatz so nahe, dass Ambros mit dieser Arbeit zwar einen publizistischen Erfolg verbuchen konnte, zur musikästhetischen Diskussion der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch keinen konzeptionell neuen Beitrag liefern konnte. Dieses Buch und Arbeiten wie Culturhistorische Bilder aus dem Musikleben der Gegenwart (1860) und Bunte Blätter (1872/1874) sowie eine Vielzahl von Zeitungspublikationen trugen ihm dennoch sein Renommee als einer der bedeutendsten Musikkritiker seiner Zeit ein. Nach einem von der Fachwelt mit Interesse aufgenommenen Vortrag im Rahmen des Jahrestreffens des Deutschen Tonkünstlerbundes im Jahr 1859 („Die Musik als culturgeschichtliches Moment in der Geschichte“) beauftragte ihn das Breslauer Verlagshaus Leuckart (Constantin Sander) mit der Arbeit einer umfassenden Musikgeschichte. Das Ergebnis war seine dreibändige Geschichte der Musik. Der erste Band beschäftigte sich mit der Musik der außereuropäischen Kulturen und der Musik der Antike (mit einem besonderen Schwerpunkt auf griechischer Musik), der zweite Band mit der Musik vom 4. bis zum frühen 15. Jahrhundert (mit Schwerpunkten auf der Gregorianik, Guido von Arezzo, Antoine Busnoys und Guillaume Du Fay) und der dritte Band mit der Musik der frankoflämischen Schule (Schwerpunkt Josquin Desprez). Aufgrund seiner Ausbildung war Ambros dabei mehr als viele seiner Kollegen mit der Methodik und den Konzepten der Historischen Rechtsschule und der Kunstgeschichtsschreibung seiner Zeit vertraut, was sich in der Konzeption des Werkes niederschlug. Diese steht in einem Spannungsfeld zwischen einer geschichtsphilosophischen Konzeption hegelscher Provenienz und einer stark historistisch geprägten Herangehensweise, die dem Rankeschen Postulat der „Selbstauslöschung“ eigener historischer Anschauung zu folgen sucht. Während Ambros an der „Geschichte der Musik“ arbeitete, wurde er für mehrere Monate im Jahr seiner Ämter in Prag und Wien (unter anderem als Professor der Musikgeschichte des Prager Konservatoriums und als Kronprinz Rudolfs Lehrer für Kunstgeschichte) entbunden, um in verschiedenen Archiven Europas Materialien zusammentragen zu können. Ambros starb 1876 in Wien, bevor er den vierten Band, der das Zeitalter Palestrina umfassen sollte, vollenden konnte. Das Werk wurde 1878 von Otto Kade und Hugo Leichtentritt publiziert. Ein fünfter Band mit Musikbeispielen zum dritten Band der Geschichte der Musik erschien 1882 unter der Federführung Kades. Wilhelm Langhans setzte das Werk in „chronologischer Folge“ fort, ohne jedoch Ambros Niveau erreichen zu können. In Wien Liesing (23. Bezirk) ist seit 1954 der Ambrosweg ihm zu Ehren benannt. Er war seit 3. Juni 1850 mit Theresia Ambros verheiratet, die aufgrund der Verdienste ihres verstorbenen Mannes 1878 mit ihren acht Kindern, darunter dem Maler Rafael Ambros in den österreichischen Ritterstand erhoben worden ist.

 

18.11. David HEMMINGS: 75. Geburtstag

 Seine Stimme wurde bereits sehr früh entdeckt, und Benjamin Britten wählte ihn aus, um in der Uraufführung seiner Oper »The Turn of the Screw« durch die English Opera Group am 14.9.1954 im Rahmen des Festivals von Venedig die Knabenrolle des Miles zu kreieren. Diese Oper wurde in der Besetzung der Uraufführung auf Decca aufgenommen mit Joan Cross, Peter Pears, Arda Mandikian und Jennifer Vyvyan. Seltsamerweise singt die Kinderrolle der Flora, der Schwester von Miles, hier wie in der Uraufführung der Oper die erwachsene Sopranistin Olive Dyer. 1955 wurde auf der gleichen Marke auch eine Gesamtaufnahme der Kinderoper »The Little Sweep« von B. Britten mit dem Knabensopran herausgebracht. Zu der erwarteten Sängerkarriere von David Hemmings kam es nicht, dafür ging er mit 16 Jahren zum Tonfilm und wurde ein erfolgreicher Schauspieler. Er starb 2003 in Rumänien.

 

18.11. Ronald MACONAGHIE: 85. Geburtstag

 Er war zunächst Schüler des neuseeländischen Pädagogen James Leighton und kam dann zur weiteren Ausbildung nach London. Hier besuchte er die Opera School London als Schüler von Joan Cross, Roy Henderson und Dawson Freer. 1956 erfolgte sein Bühnendebüt bei der Sadler’s Wells Opera London in der Rolle des Schaunard in Puccinis »La Bohème«. In London sang er auch bei der English National Opera, ging dann aber an die Australian Opera Sydney, an der er eine langjährige, erfolgreiche Karriere durchlief. Von seinen Bühnenpartien sind zu nennen: der Guglielmo wie der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Malatesta in Donizettis »Don Pasquale«, der Belcore in »L’Elisir d’amore«, der Marcello in Puccinis »La Bohème«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Titelheld in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Fra Melitone in »La forza del destino« von Verdi, der Titelheld in dessen »Falstaff« und der Wolfram im »Tannhäuser«. Der auch im Konzertfach erfolgreiche Sänger war in Sydney als Gesanglehrer tätig. Er starb am 30.4.2016.

 

18.11. Thomas TIPTON: 90. Geburtstag

Thomas Tipton

 Er entstammte einer eingewanderten polnischen Familie, sein eigentlicher Name war Thomas Max Pointkowski. Er studierte am Michigan State College bei Herbert Swanson, dann an der Universität von Ann Arbor bei Chase Baromeo. Vor seiner Ausbildung war er als Postangestellter und als Taxifahrer beschäftigt gewesen. Bühnendebüt 1952 an der New York City Opera als Bob in »The Old Maid and the Thief« von Menotti. Er blieb während zwei Spielzeiten an diesem Opernhaus und kam dann 1956 nach Europa, wo er in Deutschland nochmals bei Hedwig Fichtmüller studierte. Er sang 1957-58 mit einem Anfänger-Vertrag am Nationaltheater von Mannheim, dann 1958-59 als Solist am Stadttheater von Hagen (Westfalen), 1959-64 wieder am Mannheimer Nationaltheater. Hier nahm er u.a. an der Uraufführung von »Das lange Weihnachtsmahl« von P. Hindemith (17.12.1961) teil. An der Oper von San Francisco gastierte er 1962 als einer der Handwerksburschen im »Wozzeck« von A. Berg, als Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, als Marcello in »La Bohème«, als Faninal im »Rosenkavalier« und als Alfio in »Cavalleria rusticana« sowie 1968 als Titelheld in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Christopher Columbus« von D. Milhaud. In Los Angeles sang er 1962 auch den Valentin im »Faust« von Gounod. 1964-66 wirkte er an der Stuttgarter Staatsoper und war seither Mitglied der Bayerischen Staatsoper München. Regelmäßige Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1966-72 insgesamt 10 Vorstellungen als Amonasro in »Aida« und in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«) und an der Deutschen Oper Berlin sowie an der Staatsoper Hamburg (1964). 1965-66 sang er bei den Festspielen von Salzburg den Nardo in »La finta giardiniera« von Mozart, 1967 bei den Bayreuther Festspielen den Wolfram im »Tannhäuser« und den Heerrufer im »Lohengrin«. 1972-74 an der Covent Garden Oper London zu Gast, wo man ihn als Rigoletto hörte. Er gastierte auch an der Oper von Rom (1968) und am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1970) und war nicht zuletzt ein gesuchter Konzert- und Oratoriensänger. Auf der Bühne schätzte man ihn vor allem im italienischen Repertoire, u.a. in den Titelrollen der Verdi-Opern »Nabucco« und »Macbeth«. Er starb 2007 in München.

Lit: »Thomas Tipton, ein Leben in Bildern« (München 1987).

Schallplatten: Eurodisc (Querschnitt »La forza del destino« von Verdi), RBM (Arien-Platte), Melodram (Heerrufer im »Lohengrin«, Bayreuth 1967).

 

18.11. Hanna GORINA: 125. Geburtstag

Hanna GORINA

 Sie studierte am Konservatorium ihrer Heimatstadt Basel Klavierspiel, dann Gesang bei Sawitch. Nachdem sie bereits in Zürich als Operettensängerin aufgetreten war, kam sie 1924 nach Deutschland und war, ebenfalls als Operettensängerin, zuerst an der Komischen Oper Berlin (1924-25), danach am Berliner Theater am Nollendorf-Platz (1925-26) engagiert. Sie vollzog dann den Übergang ins Opernfach und sang vor allem hochdramatische und Wagner-Partien. 1926-27 war sie am Landestheater von Oldenburg, 1927-28 am Stadttheater von Hagen (Westfalen), 1928-30 am Opernhaus von Düsseldorf engagiert. In Düsseldorf hatte sie 1929 einen ihrer größten Erfolge als Titelheldin in der Richard Strauss-Oper »Elektra«. 1930-34 wirkte sie am Stadttheater von Mainz, schließlich 1934-44 in einem zehnjährigen Engagement am Staatstheater von Kassel. Dort sang sie u.a. am 29.3.1939 die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Elisabeth von England« von Paul von Klenau. Gastspiele führten die Künstlerin an die Oper von Frankfurt a.M. (1929), an das Theater von Utrecht (1932), an das Stadttheater von Basel (1932), an das Nationaltheater von Mannheim und an weitere Bühnen. Sie trat auch als Gast an der Berliner Staatsoper auf, u.a. 1936 in ihrer großen Glanzrolle, der Marschallin im »Rosenkavalier«. Sie wurde vor allem durch ihr Mitwirken in Opernsendungen der deutschen Rundfunkstationen bekannt. Von ihren großen Rollen sind die Isolde in »Tristan und Isolde«, die Carmen, die Tosca, die Salome in der gleichnamigen Oper von R. Strauss zu nennen. Weitere Bühnenpartien: die Abigaille in Verdis »Nabucco«, die Leonore im »Troubadour«, die Amelia im »Maskenball« von Verdi und die Mona Lisa in der Oper gleichen Namens von Max von Schillings. Nach Beendigung ihrer aktiven Sängerlaufbahn lebte sie in Neufahrn bei München, zuletzt in einem Münchner Altenheim, wo sie 1980 starb.

Kommerzielle Schallplatten sind nicht bekannt, doch ist es möglich, dass Mitschnitte von Radiosendungen vorhanden sind.

 

18.11. Maria IVOGÜN: 125. Geburtstag

Maria_Ivogun

 Ihren eigentlichen Namen Maria Kempner kürzte sie nach dem Mädchennamen ihrer Mutter, der Operettensängerin I(da) vo(n) Gün(ther), zu »Ivogün« ab; ihr Vater, Pál Kempner, war österreichisch-ungarischer Offizier; sie war nicht verwandt mit der Sopranistin Mizzi Günther, die Lehárs »Die lustige Witwe« kreierte. Ausbildung durch Irene Schlemmer-Ambros in Wien. Sie wurde durch Bruno Walter an die Münchner Hofoper verpflichtet, wo sie 1913 als Mimi in »La Bohème« debütierte. 1913-25 wirkte sie als hoch geschätzte Primadonna an der Münchener Oper; sie sang hier am 12.6.1917 in der Uraufführung von Hans Pfitzners »Palestrina« den Ighino, 1918 die Titelrolle in »Das Christelflein« vom gleichen Komponisten in einer Neufassung der Oper. In München wirkte sie weiter in den Uraufführungen der Opern »Der Ring des Polykrates« von Korngold (28.3.1916) und »Die Vögel« (4.12.1920) von Walter Braunfels mit. 1916 und 1919 Gastspiel an der Berliner Hofoper bzw. der Staatsoper Berlin, 1917 an der Hofoper Dresden, 1916-19 am Stadttheater von Zürich, 1919 und 1932 am Stadttheater von Basel. 1921-32 war sie mit dem Tenor Karl Erb (1877-1958), seit 1933 mit dem Pianisten und Liedbegleiter Michael Raucheisen (1889-1984) verheiratet. Seit 1925 gehörte sie dem Ensemble der Berliner Städtischen Oper an. Gastspiele brachten ihr an der Covent Garden Oper London (1924 als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos«, eine ihrer großen Kreationen, und als Gilda im »Rigoletto«, 1927 als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«), an der Mailänder Scala und an der Staatsoper Berlin glänzende Erfolge. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1920-23 als Zerbinetta, als Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, als Gilda, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Mimì, als Norina im »Don Pasquale«, als Konstanze und als Ighino. 1922 unternahm sie eine sehr erfolgreiche Konzert-Tournee durch die USA, 1923 bereiste sie Nordamerika als Gastkünstlerin mit der German Opera Company; dabei hörte man sie in New York als Frau Fluth. 1922-23 sang sie an der Oper von Chicago und gastierte mit deren Ensemble 1926 im Haus der Metropolitan Oper New York als Rosina im »Barbier von Sevilla«. (Sie wurde jedoch nicht Mitglied dieses Hauses). Bei den Festspielen von Salzburg erlebte man sie 1925 und 1930 als Norina sowie bei Liederabenden und Konzerten. Als Konzertsängerin trat sie auch in Budapest (1926, 1933), Paris (1931), Amsterdam (1932, 1933), Oslo (1922), Kopenhagen (1932) und in Spanien auf. Berühmt war sie als Operettensängerin und als Interpretin von Koloratur-Walzern und -Kanzonen, vor allem aber als Liedersängerin. Sie hatte sich bei ihrem Debüt vorgenommen, zwanzig Jahre und keinen Tag länger zu singen, was sie dann auch durchführte. So gab sie 1932 ihre Karriere auf, sang aber 1934 in Berlin nochmals die Zerbinetta. 1948 erhielt sie eine Professur an der Wiener Musikakademie, 1950 an der Musikhochschule Berlin. Zu ihren Schülern zählten die berühmten Sopranistinnen Elisabeth Schwarzkopf, Rita Streich, Renate Holm, Michi Tanaka und die Liedersängerin Alexandra Trianti. Sie verbrachte ihren Lebensabend in Beatenberg am Thuner See (Schweiz), wo sie 1987 hochbetagt starb. – Eine der schönsten Koloraturstimmen des 20. Jahrhunderts, ebenso vollendet in der Exaktheit und der Brillanz ihrer Koloraturen wie in der Feinheit ihres Stilgefühls. Weitere Höhepunkte ihres Bühnenrepertoires waren die Königin der Nacht, der Page Oscar in Verdis »Maskenball« und die Serpina in »La serva padrona« von Pergolesi. Von ihren Partien für die Bühne sind noch zu nennen: die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Despina in »Così fan tutte«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Titelrolle in Flotows »Martha«, die Marzelline im »Fidelio«, die Marie in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Nannetta im »Falstaff« von Verdi, die Manon von Massenet und die Mignon von A. Thomas, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Rose Friquet im »Glöckchen des Eremitenb« (»Les dragons de Villars«) von Maillart.

Lit: A. Frankenstein & J. Dennis: Maria Ivogün (in »Record Collector«, 1971-72); A. Blyth: Maria Ivogün, an Appreciation (in »Opera«, 1987).

Akustische Aufnahmen auf Odeon (1913-19), Brunswick (1923) Polydor und DGG (1924-25), elektrische auf HMV und Electrola.

 

18.11. Theodor LIERHAMMER (Bariton und Gesangslehrer): 150. Geburtstag

 

19.11. Ratko DELORKO: 100. Geburtstag

Ratko DELORKO

 Studium in Zagreb bei Paul Marion und Law Urbancic; er debütierte an der Oper von Zagreb als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Bis 1951 blieb er an diesem Opernhaus tätig. 1952-54 war er am Stadttheater von Bern (Schweiz), 1954-55 am Theater von Innsbruck engagiert. 1955 kam er an die Staatsoper von Hamburg, wo er sich als hervorragender Vertreter der lyrischen Partien aus der italienischen Opernliteratur, aber auch als begabter Interpret moderner Musik erwies. 1959-62 war er durch einen Gastvertrag dem Opernhaus von Frankfurt a.M. verbunden. 1962 hatte er große Erfolge bei einem Gastspiel an der Covent Garden Oper London, 1961 sang er beim Maggio Musicale von Florenz den Matteo in »Arabella« von R. Strauss. Weitere Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1965 als italienischer Sänger im »Capriccio« von R. Strauss), am Teatro Colón Buenos Aires (1965 als Maler in »Lulu« von A. Berg) und am Théâtre de la Monnaie Brüssel. 1963-75 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, wo er noch 1982 als Gast den Kaiser Altoum in Puccinis Oper »Turandot« sang. Partien aus seinem Repertoire für die Bühne: der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Ferrando in »Così fan tutte«, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Lyonel in Flotows »Martha«, der Nureddin im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, der Fenton im »Falstaff« von Verdi, der Henry in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, der Herzog im »Rigoletto«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, der Pinkerton in »Madame Butterfly« und der Flamand im »Capriccio« von R. Strauss. Er starb 2002 in Kettwig/Ruhr.

Schallplatten: Auf Remington singt er in den vollständigen Opern »Madame Butterfly« (den Pinkerton) und »La Bohème« (den Rodolfo) sowie das Tenorsolo im Verdi-Requiem, auf Preiser erschien ein Recital, auf Nixa in »Christus am Ölberg« von Beethoven zu hören.

 

19.11. Charles GILIBERT: 150. Geburtstag

Charles Gilibert

 Er war Schüler des Conservatoire National in Paris und debütierte 1889 an der Pariser Opéra-Comique in »Esclarmonde« von Massenet. 1891 kam er an die Oper (Théâtre de la Monnaie) von Brüssel, an der er sehr beliebt wurde und bis 1900 im Engagement blieb. Er wirkte hier u.a. 1892 in der Uraufführung der Oper »Maître Martin« von Jan Blockx, 1896 in der der Oper »La Vivandière« von B. Godard, 1900 in der von »Tijl Ulenspiegel« von Jan Blockx mit. 1894-1909 war er Jahr für Jahr an der Londoner Covent Garden Oper zu Gast, wo man ihn in vielen Partien herausstellte, u.a. am 20.6.1894 in der Uraufführung von »La Navarraise« von Massenet. Er sang in London in den Erstaufführungen von Charpentiers »Louise« 1909 die Partie des Vaters und in »Le Jongleur de Notre-Dame« von Massenet 1906 den Boniface. 1900 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen, der er bis 1903 angehörte. Er debütierte an der Metropolitan Oper als Schaunard in der Premiere von Puccinis »La Bohème« und sang während seines Engagements dort in insgesamt 165 Vorstellungen eine bunte Fülle von Partien, darunter den Herzog von Verona in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Biterolf in »Tannhäuser«, den Dr. Grenvil in »La Traviata«, den Monterone im »Rigoletto«, den Masetto im »Don Giovanni«, den Sakristan in der amerikanischen Erstaufführung von »Tosca« (1901), den Giscon in »Salammbò« von Reyer, den Dancaire in »Carmen«, den Guillot in »Manon« von Massenet, den Sulpice in »La fille du régiment«, den Myrrhon in der amerikanischen Erstaufführung von »Messaline« von I. de Lara (1902), den König in Massenets »Le Cid«, den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, Titelpartie in Donizettis »Don Pasquale« und den Oberthal in »Le Prophète« von Meyerbeer. 1906 wurde er an das Manhattan Opera House in New York verpflichtet, zu dessen Ensemble er bis 1910 gehörte, und wo er 1908 in der amerikanischen Erstaufführung von Charpentiers »Louise« die Rolle des Vaters kreierte. Weitere Partien aus seinem Repertoire für die Bühne: der Nilakantha in »Lakmé« von Delibes, der Jean in »Les noces de Jeannette« von V. Massé, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Bustamente in »La Navarraise« von Massenet, der Gil Perez in »Le Domino noir« von Auber und der Vater in »Hänsel und Gretel«. Seine großen Erfolge am Manhattan Opera House veranlassten eine erneute Berufung an die Metropolitan Oper für die Spielzeit 1910-11, doch starb er plötzlich wenige Tage vor der Eröffnungsvorstellung. (Die Metropolitan Oper hat daraufhin ein Benefizkonzert zugunsten der hinterbliebenen Familie veranstaltet.) Er war verheiratet mit der belgischen Sopranistin Gabrielle Lejeune, die unter dem Namen Mme. Gilibert auch auf der Schallplatte gesungen hat.

Schallplatten: Ein Mapleson-Zylinder aus der Metropolitan Oper von 1903 (Szene aus »La fille du régiment« mit Marcella Sembrich); seltene Aufnahmen auf Columbia (zwei Serien von 1903 und 1907) und Victor (1907 und 1910), dazu einige Edison-Wachszylinder (Paris 1906).

 

20.11. Joseph ROGATSCHEWSKY: 125. Geburtstag

Joseph ROGATSCHEWSKY

Er kam mit 18 Jahren nach Paris, wo er am Conservatoire National durch Isnardon und Hettich ausgebildet wurde. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zur französischen Armee und wurde zweimal verwundet. Nach Kriegsende kehrte er nicht nach Russland zurück, sondern beendete am Conservatoire National de Paris sein Gesangstudium. Debüt 1922 am Opernhaus von Toulouse. Noch im gleichen Jahr wurde er an die Opéra-Comique Paris verpflichtet, an der er als erste Partie den Cavaradossi in »Tosca« vortrug. Seit 1924 war er als erster lyrischer Tenor am Théâtre de la Monnaie von Brüssel verpflichtet, wo er als Titelheld im »Werther« von Massenet debütierte und in einer langjährigen, bis 1948 dauernden Karriere sehr beliebt wurde. Dazu gastierte er an der Opéra-Comique und an anderen führenden Theatern in Frankreich und Belgien. 1928-30 absolvierte er glanzvolle Gastspiele an der Wiener Staatsoper (als Des Grieux in »Manon« von Massenet, in den Titelpartien von Massenets »Werther«, Henri Rabauds »Marouf« und im »Faust« von Gounod). 1931 sang er an der Grand Opéra Paris den Lohengrin und den Titelhelden im »Faust« von Gounod. 1934 trat er in Holland in Konzerten mit dem Concertgebouw Orchest Amsterdam unter Pierre Monteux auf. Aus seinem Repertoire für die Bühne verdienen der Titelheld in »Idomeneo« von Mozart, der Lohengrin, der Tannhäuser, der Parsifal, der Orpheus von Gluck und der Hermann in »Pique Dame« Erwähnung. 1953-59 leitete er als Direktor das Opernhaus von Brüssel; er lebte später in Brüssel als Pädagoge. Er starb 1985 in Ixelles (Belgien). – Eine der schönsten lyrisch-dramatischen Tenorstimmen seiner Zeit im französischen Sprachraum.

Seine Platten erschienen exklusiv bei Columbia, darunter die vollständige Oper »Manon« von Massenet mit Fanny Heldy in der Titelrolle; alle Aufnahmen in elektrischer Aufnahmetechnik.

 

21.11. Timothy JENKINS: 65. Geburtstag

Timothy Jenkins als Froh in Bayreuth

 Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger an der Texas State University und debütierte 1974 bei der Fort Worth Opera als Baron Douphol in »La Traviata« von Verdi. 1979 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Jacob Schmidt in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Weill). Bis 1989 ist er an der Metropolitan Oper in insgesamt 171 Vorstellungen in einer Anzahl von Partien aufgetreten, darunter als Melot in »Tristan und Isolde«, als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, als Froh im »Rheingold«, als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, als Gran Sacerdote in »Idomeneo« von Mozart, als Macduff in Verdis »Macbeth«, als Elemer in »Arabella« von R. Strauss, als Titelheld im »Parsifal« und in Strawinskys »Oedipus Rex«, als Laça in »Jenufa« von Janácek und als Siegmund in der »Walküre«. Erfolgreiche Gastspiel- und Konzertauftritte verhalfen dem Künstler zu internationalem Ansehen. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man ihn 1982 in einer konzertanten Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex« in der Titelrolle, 1983 als Gran Sacerdote in Aufführungen von Mozarts »Idomeneo«. 1984-85 sang er bei den Bayreuther Festspielen den Froh. 1985 trat er in Seattle als Laça, 1989 als Erik in »Der fliegende Holländer« auf, 1987 an der Chicago Opera als Prinz in »Rusalka« von Dvorák. Er starb 1995 in Durham (North Carolina).

Schallplatten: Decca (Gran Sacerdote in »Idomeneo«).

 

21.11. James DePREIST: 80. Geburtstag

 Er studierte bis 1961 an der University of Pennsylvania und danach am Philadelphia Conservatory of Music Komposition bei Vincent Persichetti. Er begann zunächst eine Karriere als Jazzmusiker; mit seinem Jimmy DePreist Quintet ging er mit Unterstützung des State Department auf eine Tournee durch den Nahen Osten und Fernost. Bei der Reise 1962 nach Bangkok erkrankte er an Kinderlähmung, gewann jedoch kurze Zeit später den Ersten Preis bei der Dimitri Mitropoulous International Conducting Competition. 1965-66 war er Assistent des Dirigenten Leonard Bernstein beim New York Philharmonic Orchestra. 1969 debütierte er in Europa mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest. 1971 holte ihn Antal Doráti als Associate Conductor an das National Symphony Orchestra nach Washington. Er wirkte dann als Dirigent des Orchestre symphonique de Quebec, der Malmö Symphony und 23 Jahre lang des Oregon Symphony Orchestra. Als Gastdirigent trat er u. a. in Amsterdam, Berlin, Budapest, Kopenhagen, Helsinki, Manchester, Melbourne, München, Prag, Rom, Rotterdam, Seoul, Stockholm, Stuttgart, Sydney, Tel Aviv, Tokio und Wien auf. 2005-08 war er Chefdirigent des Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra. Insgesamt spielte er mehr als 50 Aufnahmen ein. 2003 wurde er für einen Grammy nominiert. 1987 dirigierte DePreist das Orchester der Juilliard School of Music bei einer Aufführung von Mendelssohns Violinkonzert mit dem Geiger Gil Shaham. 1992 wurde DePreist in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 2004-11 war er Direktor (danach Emeritus) der Conducting and Orchestral Studies an der Juilliard School. 2005 wurde er mit der National Medal of Arts ausgezeichnet. DePreist starb 2013 in New York City; er war ein Neffe der Opernsängerin Marian Anderson (1897-1993).

 

21.11. Malcolm WILLIAMSON: 85. Geburtstag

Er studierte bis 1944 am Sydney Conservatorium bei Sir Eugene Ainsley Goossens. Seit seinem achtzehnten Lebensjahr lebte er vorwiegend in England, wo er als Organist und zeitweise auch als Barpianist arbeitete. Er studierte hier seit 1953 bei Elisabeth Lutyens und später bei Erwin Stein. Mitte der 1950er Jahre wurden seine ersten Kompositionen durch Adrian Boult und Benjamin Britten bekannt gemacht. Seinen ersten Durchbruch erlangte er durch seine ersten, beiden Opern Our Man in Havanna (1963) und English Ecentries (1964) sowie sein Violinkonzert (1964). Er beherrschte auch die music eduation. Seine Werke für Kinder The Happy Prince sowie die konzertanten Miniatur-Opern sind beliebte Education-Projekte. 1977 wurde der Bestseller der Kinderliteratur, die Novelle Watership Down, als Zeichentrickfilm produziert zu dem er die Filmmusik komponierte. Sein letzter Zyklus A Year of Birds ist erfolgreich bei den Proms 1995 uraufgeführt worden. Nach dem Tod von Sir Arthur Bliss wurde er der neunzehnte Master oft he Queen’s Music – und war der erste und bislang einzige Nicht-Brite in dieser Position. 1977 und 1992 wurde er aufgerufen für die Jubiläen der Queen und zur Beerdigung von Princess Diana zu komponieren. Williamson Werke wurden regelmäßig übertragen im BBC Radio. Er starb 2003 in Cambridge.

 

21.11. Roman HÜBNER: 125. Geburtstag

 Der tschechische Tenor studierte Gesang bei V.Viktorina und L. Prochazková-Neumannová. Er sang an den Opernhäusern von Bratislava (Preßburg), Lieberc (Reichenberg) und Kosice. In seinem Repertoire befanden sich Rollen wie der Prinz in »Rusalka« von Dvorák, der Éléazar in Halévys »La Juive« und der Julien in »Louise« von Charpentier. Er starb 1964 in Prag.

 

22.11. Günter REICH: 95. Geburtstag

Günter_Reich

 Er entstammte einer jüdischen Familie, die Deutschland 1934 verließ und nach Israel auswanderte. Dort arbeitete er in verschiedenen Berufen und begann schließlich das Gesangstudium. Ursprünglich glaubte er, eine Tenorstimme zu besitzen, doch wurde er seit 1958 an der Musikhochschule Berlin durch Sengeleitner, schließlich durch Unold in Mannheim zum Bariton ausgebildet. 1961 fand sein Bühnendebüt am Stadttheater von Gelsenkirchen in der Rolle des Jago in Verdis »Otello« statt. Seit 1968 wirkte er an der Staatsoper von Stuttgart, deren Mitglied er bis zu seinem Tod blieb. 1976 nahm er an der Stuttgarter Uraufführung der Oper »Das Mädchen aus Domrémy« von Giselher Klebe, 1980 an der von »Hamlet« von Hermann Reutter teil. Gastspiele an der Deutschen Oper Berlin (wo er seit 1969 ständig auftrat), an den Staatsopern von München und Hamburg, am Opernhaus von Frankfurt a.M. und bei den Salzburger Festspielen. Dort sang er am 15.8.1986 in der Uraufführung der Oper »Die schwarze Maske« von K. Penderecki den Löwel Perl, 1988 in einer konzertanten Aufführung der Oper »Der Prozess« von G. von Einem sowie in einem Kirchenkonzert. Er gastierte in Rio de Janeiro, Leipzig, Amsterdam, Zürich, Lissabon und beim Festival von Edinburgh. 1976 am Teatro Liceu von Barcelona als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, einer seiner Glanzrollen, gefeiert, die er auch 1975 bei der 150-Jahrfeier des Stadttheaters von Aachen und 1983 an der Covent Garden Oper London sang. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1978-86 in insgesamt 28 Vorstellungen als Hans Sachs, als Telramund im »Lohengrin«, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss, in der Titelrolle der Oper »Karl V.« von E. Krenek, als Borromeo im »Palestrina« von Hans Pfitzner, als Löwel Perl und als Doktor im »Wozzeck« von A. Berg. Auch an der New Yorker Metropolitan Oper aufgetreten (in der Saison 1985-86 als Faninal im »Rosenkavalier« in insgesamt sechs Vorstellungen). An der Philadelphia Opera gastierte er 1985 als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos«. 1988 gastierte er in München in Janáceks »Die Sache Makropoulos«, an der Covent Garden Oper und am Teatro Real Madrid als Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg. An der Deutschen Oper Berlin wirkte er am 25.9.1969 in der Uraufführung der Oper »200.000 Taler« von Boris Blacher mit. In seinem umfassenden Bühnenrepertoire mit Schwerpunkt im heldischen Fach standen moderne Werke mit im Vordergrund, vor allem sein Moses in »Moses und Aron« von Schönberg, den er auch in einer Schallplattenaufnahme auf Philips gestaltete. Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Ulisse in der gleichnamigen Oper von Dallapiccola, der Morone in »Palestrina«, der Adorno in »Die Gezeichneten« von Fr. Schreker, die Titelrolle in »Doktor Faust« von Busoni, der Satan in »The Paradise Lost« von Penderecki und die Titelpartie in »Lear« von A. Reimann. Angesehener Konzert- und Oratoriensänger. Am 16.6.1961 sang er in Wien in der Uraufführung des Oratoriums »Die Jakobsleiter« von A. Schönberg (nach der Vollendung des Werks durch W. Zillig). Im November 1988 übernahm er, bereits schwer erkrankt, in Frankfurt a.M. nochmals ein Solo in der Kantate »Ein Überlebender aus Warschau« von A. Schönberg. Er starb 1989 in Heidelberg.

Weitere Schallplatten erschienen unter dem Etikett von CBS. Auf EJS als Solist im Requiem D-Moll von Bruckner zu hören, auf Saphir-Intercord in der Glagolitischen Messe von Janácek und in Messen von J. Haydn.

 

23.11. Nina MULA: 85. Geburtstag

 Sie sang viele Sopranpartien an der Albanischen Oper, darunter in den Opern »Eugen Onegin«, »Madame Butterfly«, »Le nozze di Figaro« und ihre Glanzrolle, die Micaela in »Carmen«. Später sang sie die Mrika in der gleichnamigen Oper des albanischen Komponisten Prenke Jakova und die Donika in der Oper »Scanderbeg« von Vivaldi. Sie zog sich bereits im Alter von 45 Jahren von der Bühne zurück. Anlässlich ihres 80. Geburtstages hat sie das Albanische Nationaltheater für Oper und Ballett in einer feierlichen Zeremonie geehrt. Sie starb im Dezember 2011. Sie war mit dem Komponisten Avni Mula (* 1928) verheiratet und ist die Mutter der Sopranistin Inva Mula (* 27.6.1963)

 

23.11. Fanny MOODY: 150. Geburtstag

Fanny Moody als Marguerite im Faust
Als Marguerite

 Nach ihrem Studium bei Charlotte Sainton-Dolby debütierte sie 1887 mit der Carl Rosa Opera Company in Liverpool in der Oper »The Bohemian Girl« von Balfe in der Rolle der Arline. Bis 1898 war sie als erste Sopranistin Mitglied dieser großen englischen Operngesellschaft. 1890 sang sie am Drury Lane Theatre in London u.a. die Titelpartie in »Mignon« von A. Thomas. 1890 heiratete sie den Bassisten und Impresario Charles Manners (1857-1935). Mit ihm zusammen gründete sie 1898 die Moody-Manners Opera Company, die für das Opernleben in England große Bedeutung erlangte und bis 1916 bestehen blieb. Auf der Höhe ihrer Entwicklung hatte diese Kompanie zwei Gruppen von 175 bzw. 96 Mitgliedern, die Tourneen durch England unternahmen. Fanny Moody war eine der großen Primadonnen dieser Operntruppe. Bereits 1892 hatte sie am Londoner Olympic Theatre die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin« für England kreiert, während Charles Manners den Gremin sang. 1902 sang sie in London in der englischen Erstaufführung der Oper »Rosalba« von Emilio Pizzi, am 22.9.1903 die Militza in der Uraufführung von »The Cross and the Crescent« von McAlpin. 1904 erschien sie am Drury Lane Theatre in der Partie der Senta in »Der fliegende Holländer«. Ihre Spezialität waren namentlich die leichteren lyrischen Sopranpartien, in deren Interpretation man sie gerne mit der großen Sopranistin Christine Nilsson verglich. Sie starb 1945 in Dundrum (Irland).

Lit: P. Graves: The Moody-Manners Partnership (in »Opera«, 1958).

 

23.11. Emil PINKS: 150. Geburtstag

 Er war zuerst bis 1890 als Lehrer tätig, begann dann aber am Konservatorium von Leipzig seine Gesangsausbildung, die er bei dem berühmten Pädagogen Julius Stockhausen fortsetzte. Seit 1894 trat er als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger mit großem Erfolg auf, wobei er regelmäßig in den deutschen Musikzentren erschien. Darüber hinaus gastierte er auch in Holland, in Russland, in der Schweiz und in Österreich, wo er u.a. 1907 und 1908 in Wien auftrat. Er sang vor allem in Oratorien und religiösen Musikwerken von Bach und Händel, übernahm aber auch Partien in den großen Konzertwerken des 19. Jahrhunderts. 1901-05 war er zugleich als Pädagoge am Konservatorium von Leipzig tätig, Auf der Opernbühne ist er nicht in Erscheinung getreten. Er starb 1933 in Leipzig.

 

24.11. Jouni KAIPAINEN: 60. Geburtstag

 Er studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki bei Aulis Sallinen und Paavo Heininen. 1981 gewann er in Paris mit Trois morceaux de l’aube für Cello und Klavier den ersten Preis im internationalen Rostrum der Unesco für junge Komponisten. Während seine frühen Werke einer modernen Ästhetik verpflichtet sind, sind später auch Einflüsse von Komponisten wie Debussy und Ravel in seinem Schaffen zu erkennen. Zu seinen bekannteren Werken zählen das Klarinettenkonzert Carpe diem!, das Oboenkonzert op. 46 und seine vier Sinfonien. Die Fünfte Sinfonie, ein Auftragswerk des Finnischen Radio-Sinfonieorchesters, konnte der Komponist vor seinem Tod nicht mehr beenden. Der Dirigent Hannu Lintu brachte viele seiner Kompositionen zur Uraufführung und Erstaufnahme. Kaipainen zeichnete sich durch einen Stil zwischen Expressionismus und Klassizismus aus, sein kompositorisches Schaffen umfasst alle Bereiche von der großbesetzten Sinfonik, über die Vokal- bis zur Kammermusik. Außerdem war er als vielbeachteter Musikschriftsteller tätig. Er starb 2015 in Tampere.

 

25.11. Giuseppe CREMONINI: 150. Geburtstag

Giuseppe Cremonini

 Der Künstler, der eigentlich Giuseppe Bianchi hieß und sich nach seiner Heimatstadt Cremonini nannte, entstammte einer ganz armen Familie. Er wurde durch den Pädagogen G. Cima ausgebildet und debütierte 1889 am Teatro Politeama in Genua als Carlo in »Linda di Chamounix« von Donizetti. 1890 trat er am Teatro Filodrammatico Mailand als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas und am Teatro Coccia in Novara auf. 1891 gastierte er an der Oper von Bukarest als Turiddu in »Cavalleria rusticana« mit der berühmten Primadonna Hariclea Darclée als Santuzza. 1891 hatte er große Erfolge als Titelheld in Mascagnis »L‘Amico Fritz« in den Premieren dieser Oper in Mantua, Faenza und Palermo. Am 1.2.1893 sang er in der Uraufführung von Puccinis Oper »Manon Lescaut« am Teatro Regio Turin die Partie des Des Grieux mit Cesira Ferrani in der Rolle der Manon. Mit der gleichen Partnerin trat er 1894 an der Mailänder Scala in der Uraufführung von A. Franchettis »Il Fior d’alpe« auf und sang auch dort in Puccinis »Manon Lescaut«. Am Teatro Costanzi in Rom hörte man ihn 1894 in der Uraufführung der Oper »Il Voto« von Pietro Vallini. 1893-94 hatte er große Erfolge bei Gastspielen in Buenos Aires, am Teatro Costanzi Rom und am Teatro Real Madrid in Partien wie dem Turiddu, dem Assad in Goldmarks »Die Königin von Saba« und dem Lohengrin. Er gastierte 1892 an der Covent Garden Oper London als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und als Alfredo in »La Traviata«, 1896 als Turiddu, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Lyonel in Flotows »Martha«, als Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, als Herzog im »Rigoletto« und als Faust in »Mefistofele« von Boito. 1895 an der Oper von Monte Carlo zu Gast (als Turiddu, als Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, als Titelheld in Mascagnis »L‘Amico Fritz«, als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« und als Arturo in »I Puritani« von Bellini), 1897 an der Berliner Hofoper (als Don Ottavio). 1895-97 (Antrittsrolle: Fernando in »La Favorita« von Donizetti) und nochmals in der Spielzeit 1900-1901 war er an der New Yorker Metropolitan Oper engagiert, an der er 1901 in der amerikanischen Erstaufführung von »Tosca« die Rolle des Cavaradossi übernahm. Diese Partie kreierte er dann auch für Boston und Chicago. An der Metropolitan Oper sang er 15 Partien in 116 Vorstellungen: den Alfredo, den Turiddu, den Lohengrin, den Nadir, den Herzog im »Rigoletto«, den Faust in »Mefistofele«, den Fenton in Verdis »Falstaff«, den Edgardo, den Faust von Gounod, den Lyonel in »Martha« von Flotow und den Rodolfo in »La Bohème«. Zu seinem Partien zählten auch der Jean Gaussin in »Sapho« von Massenet und der Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1903 sang er, wenige Tage vor seinem plötzlichen Tod, noch am Theater seiner Heimatstadt Cremona den Des Grieux in »Manon« von Massenet.

Eigentliche Schallplatten existieren von seiner Stimme nicht; auf einem Mapleson-Zylinder aus der Metropolitan Oper von 1901 finden sich Teile eines Duetts aus »Tosca« mit Milka Ternina.

 

25.11. Johann Christian FRISCHMUTH: 275. Geburtstag

Er war ab 1765 Mitglied verschiedener Wanderbühnen. Zehn Jahre später bekam er ein Engagement am Stadttheater Münster und auch am Gothaer Hoftheater. Nachdem dies aufgelöst worden war, wurde er vom Prinzipal Konrad Ernst Ackermann unter Vertrag genommen. 1782 bekam Frischmuth ein Engagement von Karl Theophil Döbbelin, der ihn mit nach Berlin nahm. Dort war er zwei Jahre als Schauspieler verpflichtet und anschließend als Kapellmeister. Als Komponist wurde Frischmuth nie überregional bekannt. Er komponierte Operetten, aber auch Sonaten, Duette und andere Stücke für Klavier und Violine. Er starb 1790 in Berlin.

 

26.11. Cecilia NÚÑEZ ALBANESE: 85. Geburtstag

Cecilia NÚÑEZ ALBANESE

 Sie kam aus ihrer südamerikanischen Heimat nach Italien und erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand und durch die Pädagogen Ettore Campogalliani und Magda Piccarolo. Sie gewann Gesangwettbewerbe in Macerata, Vercelli und Parma und debütierte in Reggio Emilia als Gilda im »Rigoletto«. Sie kam von ihrem Wohnort Mailand aus am Teatro San Carlo Neapel, an der Hamburger Staatsoper, am Teatro Liceu Barcelona (1968 Titelrolle in »Marina« von Arrieta, 1974 Norina im »Don Pasquale«), an der New York City Opera (1973 als Gilda und als Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini) sowie in England bei der Welsh Opera Cardiff zu großen Erfolgen im Koloraturfach, hatte aber ähnliche Erfolge auch bei Gastspielen und Konzerten in anderen Zentren des internationalen Musiklebens. So gastierte sie 1973 am Teatro San Carlo Neapel und 1977 an der Oper von Santiago de Chile als Gilda. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind zu nennen: die Amina in »La Sonnambula« von Bellini, die Lucia di Lammermoor, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Violetta in »La Traviata«, die Nannetta im »Falstaff« von Verdi, die Musetta in Puccinis »La Bohème« und die Monica in »The Medium« von Gian Carlo Menotti. Sie starb 2010 in Catania.

 

26.11. Petre MUNTEANU: 100. Geburtstag

Petre MUNTEANU

 Er studierte am Konservatorium von Bukarest Gesang und Violinspiel. 1940 debütierte er an der Königlichen Oper Bukarest, ging dann aber zur weiteren Ausbildung nach Deutschland und wurde in Berlin Schüler von H. Weißenborn. Nach dem Zweiten Weltkrieg erregte er in Italien als Konzertsänger Aufsehen. 1947 kam er an die Mailänder Scala, wo er als Antrittsrolle den Ferrando in »Così fan tutte« vortrug und dann in der Premiere von Strawinskys »Persephone« mitwirkte. An der Mailänder Scala sang er auch 1951 den Tiburno in Cimarosas »Il Credulo«, 1952 den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« und den Andres im »Wozzeck« von Alban Berg, 1952 und 1959 das Tenor-Solo in Beethovens 9. Sinfonie, 1956 das Tenor-Solo in Strawinskys »Canticum Sacrum«, 1960 das Tenor-Solo in Mozarts C-Moll-Messe, 1961 das Tenor-Solo in Mahlers »Lied von der Erde« und 1962  das Tenor-Solo in Mahlers 8. Sinfonie. Er trat 1950 an der Oper von Rom als Ferrando auf und sang dort 1952 den Schuiskij im »Boris Godunow«, 1954 den Zaren Berendey in der italienischen Erstaufführung der Märchenoper »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow. Er gastierte am Teatro Comunale Genua (1947), am Teatro Comunale Bologna (1950 als Fenton im »Falstaff« von Verdi, 1958 als Tamino in der »Zauberflöte«), am Teatro San Carlo Neapel (1948 als Pedrillo, 1949 als Andres, 1950 als Ferrando, 1954 in der italienischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Boulevard Solitude« und als Milfort in Rossinis »La cambiale di matrimonio«), beim Maggio Musicale von Florenz (1949 in der Matthäuspassion von J.S. Bach und als 1. Hirte in Monteverdis »L’Orfeo«, 1952 als Solist in der 9. Sinfonie von Beethoven, 1963 als Andres, 1964 in der italienischen Erstaufführung der Oper »Die Zwingburg« von E. Krenek) und bei den Festspielen von Bregenz (1955 als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«). Weitere Gastspiele an der Covent Garden Oper London, an der Staatsoper von München, und am Opernhaus von Triest. 1948-49 sang er bei den Festspielen von Edinburgh den Ferrando. 1961 wirkte er am Teatro Fenice Venedig in der Uraufführung der Oper »intolleranza 60« von Luigi Nono mit. Er war auch in Madrid, in den skandinavischen Ländern und in Australien (1958) bei Gastspielen zu hören. Zu seinen großen Bühnenrollen gehörten noch der Cassio in Verdis »Otello«, der Pylades in Glucks »Iphigénie en Tauride« und der Filipeto in Wolf-Ferraris »I quattro rusteghi«. Fast noch bedeutender als seine Bühnenkarriere war sein Wirken im Konzertbereich; auch hier trat er bis 1965 in einem umfassenden Repertoire, vor allem als Solist in Oratorien und religiösen Vokalwerken, auf. 1968 trat er in Turin erstmalig als Dirigent in Erscheinung. Er wirkte später als Pädagoge am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand. Er starb 1968 in Mailand. – Neben der vollkommenen Beherrschung des italienischen Belcantos in Opern von Bellini, Rossini und Donizetti zeichnete der Künstler sich sowohl als Mozart-Interpret wie auch im Konzertsaal als Oratorien- (Bach, Händel) und als Liedsänger aus.

Aufnahmen auf DGG, Philips (»Don Pasquale«), Nixa (Matthäuspassion), Westminster (9. Sinfonie von Beethoven, »Winterreise« von Schubert), Angelicum, Hunt Records (C-Moll-Messe von Mozart), Fonit Cetra (Magnificat von J.S. Bach), Hardy Classics (Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, Mitschnitt in italienischer Sprache aus dem Teatro San Carlo Neapel 1950 mit Renata Tebaldi als Elisabeth).

 

26.11. Gerhard UNGER: 100. Geburtstag

Gerhard Unger

 Er studierte an der Musikhochschule Berlin, doch wurde sein Debüt durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. Seit 1945 betätigte er sich als Konzert- und Oratoriensänger. 1947 begann er seine Bühnenlaufbahn am Nationaltheater von Weimar, an dem er fünf Jahre blieb. Bei den Bayreuther Festspielen bewunderte man ihn 1951-52 in einer seiner Glanzrollen, dem David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1952 außerdem noch als einen der Knappen im »Parsifal« und als jungen Seemann in »Tristan und Isolde«. 1952 wurde er an die Berliner Staatsoper berufen. Man schätzte ihn bald als einen führenden Vertreter des Tenor-Buffo-Fachs, doch war er auch als lyrischer Tenor erfolgreich und sang den Tamino in der »Zauberflöte«, den Alfredo in »La Traviata« und den Pinkerton in »Madame Butterfly«. 1960-78 oftmals an der Wiener Staatsoper zu Gast, u.a. als David, als Steuermann in »Der fliegende Holländer«, als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« (wohl seine größte Kreation), als Eselmann in »Die Kluge« von C. Orff, als Jaquino im »Fidelio«, als Bischof von Budoja in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Brighella und als Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als junger Diener in »Elektra« von R. Strauss, als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, als italienischer Tenor im »Capriccio« von R. Strauss, als Monostatos in der »Zauberflöte«, als Hauptmann im »Wozzeck« von A. Berg, als Mime im Nibelungenring und als Sänger im »Rosenkavalier«. Seit 1961 Mitglied der Staatsoper von Stuttgart, 1962-73 auch der Staatsoper Hamburg vertraglich verbunden. Gastspiele führten ihn an die Staatsoper von Dresden und an andere wichtige Theater. Er wirkte auch bei den Salzburger Festspielen mit, und zwar 1962-63, 1965-67 und 1970-75 als Pedrillo, 1964-65 als Brighella, 1967-68, 1970 und 1974 als Monostatos, 1969 als Valzacchi im »Rosenkavalier« und 1977-78 als einer der Juden in »Salome« von R. Strauss; er wirkte in Salzburg auch in Konzerten (1968 in einem Mozart-Konzert, 1975 in »Carmina Burana« von Carl Orff, 1977 in »Jeanne d’Arc au bûcher« von A. Honegger) mit. An der Mailänder Scala debütierte er 1960 als Jaquino im »Fidelio«; hier sang er auch 1971 das Tenor-Solo in Beethovens 9. Sinfonie, 1972 und 1978 den Pedrillo, 1975 den Mime im »Siegfried«, 1977 und 1979 den Hauptmann im »Wozzeck« von A. Berg. Auch zu Gast an der Grand Opéra Paris (1979 als Hauptmann im »Wozzeck«, 1983 und 1986 als Brighella, 1984 als Pedrillo), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1962), am Teatro Colón Buenos Aires (1966, 1981), an der Oper von Marseille (1955) und in Turin (1970). Noch 1987 trat er an der Stuttgarter Staatsoper als Mime im Nibelungenring auf. Aus seinem Repertoire für die Bühne ist noch der Skuratow in »Aus einem Totenhaus« von Janácek zu nennen. Dazu galt er als hervorragender Konzertsänger, zumal als bedeutender Bach-Interpret. Er starb im 2011 in Stuttgart.

Schallplatten: Sang auf HMV (»Der Waffenschmied« von Lortzing, Steuermann in »Der fliegende Holländer«, David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Alwa in »Lulu« von A. Berg, »Der Bettelstudent«), Eterna, Columbia (»Die Entführung aus dem Serail«, »Die Meistersinger von Nürnberg«), Urania (»Die Meistersinger von Nürnberg«), DGG (»Der Rosenkavalier«, »Madame Butterfly«), Eurodisc (»Der Barbier von Bagdad«), Philips (»La finta giardiniera« von Mozart), RBM (»Doktor und Apotheker« von Dittersdorf), Calig-Verlag (David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1967) und auf HRE (»Fidelio«).

 

27.11. Giovanni BREVIARIO: 125. Geburtstag

Giovanni BREVIARIO als Bajazzo
Als Bajazzo

 Er studierte zunächst als Bariton bei Dante Lari in Mailand, wurde aber noch während seiner Ausbildung zum Tenor umgeschult. Als solcher debütierte er 1924 in Pola als Manrico im »Troubadour« von Verdi und hatte seine ersten großen Erfolge 1927-34 an der Italienischen Oper in Holland, wo er 1938 nochmals gastierte. Er sang 1929 am Teatro Carlo Felice von Genua in der Uraufführung der Oper »Onesta« von Massa. Man schätzte ihn zumal als Interpreten der heldischen Partien des italienischen Repertoires. In Italien war er jedoch nicht so erfolgreich wie in Holland. Er gastierte dort u.a. am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Fenice Veneidg, am Teatro Regio Parma, am Teatro Petruzzelli Bari, am Teatro Carlo Felice Genua (1929 als Turiddu in »Cavalleria rusticana«). Er trat auch an der Oper von Kairo, am Royal Opera House auf Malta, am Teatro San Carlos Lissabon und in Deutschland gastweise auf. 1932 und 1938 hörte man ihn am Stadttheater von Zürich, 1938 an der Oper von Budapest. 1946-47 unternahm er eine Nordamerika-Tournee mit der Salmaggi’s Opera Company. Im gleichen Jahr Konzert-Tournee durch Westeuropa. 1948 sang er bei seinem einzigen Auftritt an der Mailänder Scala den Pollione in »Norma« von Bellini. 1949 gab er seine Karriere auf. Seine großen Bühnenpartien waren der Canio im »Bajazzo«, der Radames in »Aida«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Titelheld in Giordanos »Andrea Chénier« und in besonderer Weise der Otello von Verdi. Später war er als Pädagoge am Konservatorium von Johannesburg in Südafrika tätig und lebte danach in seiner Geburtsstadt Bergamo, wo er 1982 starb.

Schallplatten: Er sang in zwei integralen Opern-Aufnahmen die Hauptrollen (»Cavalleria rusticana« auf HMV und 1937 auf Cetra »Norma« als Partner von Gina Cigna). Solo-Aufnahmen erschienen auf Grammophone.

 

27.11. Joseph Anton PLANICKHY: 325. Geburtstag

 Er war ein Sohn des Kantors Jaroslav Planickhy. Er diente seit 1722 als Tenorist in der Fürstbischöflichen Hofkapelle in Freising. 1723 gab er in Augsburg eine von ihm komponierte Sammlung von 12 Arien mit Instrumentalbegleitung unter dem Titel »Opelta Ecclesiastica« heraus, die man nach zeitgenössischen Berichten sehr zu schätzen wusste. Er starb 1732 in Freising bei München.

 

29.11. Demeter MARCZIS: 85. Geburtstag

 Biographie des ungarischen Bassisten auf Ungarisch: http://mek.oszk.hu/02100/02139/html/sz15/142.html

 

29.11. Valentino BUCCHI: 100. Geburtstag

Der Sohn eines Hornisten und einer Violinistin absolvierte nach einem Philosophiestudium an der Universität Florenz eine musikalische Ausbildung am Liceo Musicale Cherubini bei Vito Frazzi und Luigi Dallapiccola. Seit 1938 war er Musikkritiker der Zeitschrift La Nazione in Florenz. 1939 wurde seine einaktige Oper Giuoco del Barone uraufgeführt, die die Beachtung des Musikkritikers Bruno Barilli fand und 1956 mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde. Nach 1941 erschienen nur noch vereinzelte Musikkritiken von ihm. 1945-47 schrieb er Kritiken für La Nazione del Popolo und Mattino dell’Italia Centrale. Seit 1945 unterrichtete Bucchi an den Konservatorien von Florenz und Venedig. 1957-74 leitete er das Konservatorium von Perugia, danach bis zu seinem Tode das von Florenz. Daneben wirkte er als Leiter der Accademia Filarmonica Romana (1958–60), des Teatro Comunale di Bologna (1963–67) und der Accademia Chigiana in Siena. Er starb 1976 in Rom. Nach seinem Tod wurde 1977 die Associazione Musicale Valentino Bucchi (seit 1990 Fondazione Valentino Bucchi) gegründet, die jährlich den Premio Valentino Bucchi an junge Musiker und Komponisten vergibt.

 

29.11. Waldemar von BAUSSNERN: 150. Geburtstag

Er entstammte der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen. Er wurde als Sohn des Finanzbeamten Carl August Philipps Edler von Baußnern und dessen zweiter Ehefrau Frederike in Berlin geboren und wuchs in Siebenbürgen und Budapest auf. 1882-88 studierte an der Königlich Akademischen Hochschule für ausübende Tonkunst in Berlin bei Friedrich Kiel und Woldemar Bargiel. Nach seiner Hochzeit mit Elsbeth Dorothea Louise Fischer 1889 wurde er 1891-1903 Leiter der Chorvereine Mannheimer Musikverein und Dresdner Liedertafel. 1903 wurde er an das Konservatorium in Köln berufen und ab 1909 war er Direktor der Großherzoglichen Musikschule in Weimar. 1910 erfolgte seine Professur. 1916 wurde er Direktor am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main und ab 1923 2. Sekretär der Berliner Akademie der Künste. 1926 fand im Rahmen des Baußnern-Jahres anlässlich seines 60. Geburtstages in sieben Städten in Siebenbürgen das Siebenbürgische Baußnernfest statt. 1929 vertrat Baußnern Deutschland beim Premier Salon International de la Symphonie in Paris, zudem trat er im Berliner Rundfunk mit zweien seiner 1928 entstandenen Triosonaten auf. 1931 starb Baußnern in Potsdam-Sanssouci an Krebs.

Die Akademie der Künste in Berlin übernahm 2014 den umfangreichen Nachlass von Baußnern und errichtete das Waldemar-von-Baußnern-Archiv. Korrespondenz von Baußnern befindet sich auch im Bestand 21081 Breitkopf & Härtel, Leipzig, im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig.

Waldemar von Baußnerns umfangreiches Werkverzeichnis umfasst nahezu alle musikalischen Gattungen, wobei das Hauptgewicht auf Chorsinfonik und Orchesterwerken liegt. Der Komponist wurde nicht nur in der Vokal-, sondern auch in der Instrumentalmusik stark von dichterischen Anregungen, insbesondere Johann Wolfgang von Goethes, beeinflusst, was sich in zahlreichen Werktiteln niederschlägt, die jedoch nicht programmmusikalisch zu verstehen sind. Stilistisch galt Baußnern schon den Zeitgenossen als Einzelgänger, der sich nur schwer einer bestimmten Richtung zuordnen ließ. Generell ist seine Musik in den Traditionen des 19. Jahrhunderts verwurzelt, geht jedoch in der formalen Gestaltung oft selbstständige Wege und weitet die überkommene Tonalität durch häufig polyphon gebundene Chromatik bis an ihre Grenzen aus, ohne allerdings in Atonalität umzuschlagen.   Er vollendete die nur skizzenhaft hinterlassene Oper Gunlöd von Peter Cornelius und betätigte sich als Herausgeber der weiteren Opern Cornelius‘ in der Gesamtausgabe. Ein länger anhaltender Erfolg blieb Baußnern zu Lebzeiten versagt und viele Werke des Komponisten sind nie im Druck erschienen (z.B. alle Sinfonien). Die Erforschung seines künstlerischen Schaffens steht noch in den Anfängen. Der Komponist Dietrich von Bausznern (1928–80), ein Enkel Waldemars, regte die Gründung einer Baußnern-Gesellschaft an, die sich seit 1981 für die Verbreitung von dessen Werk einsetzt.

 

29.11. Carl BINDER: 200. Geburtstag

 Er arbeitete 1839-47 als Kapellmeister an Wiener Vorstadttheatern, seit 1840 besonders für das Theater in der Josefstadt als Nachfolger von dessen Kapellmeister Conradin Kreutzer. 1847 verschlug es ihn für kurze Zeit nach Hamburg und Preßburg; aber bereits 1848 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo das Theater an der Wien und das Carltheater seine bevorzugten Wirkungsstätten waren. 1851-59 schrieb er die Bühnenmusik für mehrere Stücke von Johann Nepomuk Nestroy. Als Jacques Offenbach mit seinen ersten Operetten in Paris sensationelle Erfolge feierte, lechzten auch die Wiener Theater danach, sie in einer deutschsprachigen Fassung auf die Bühnen zu bringen. Dabei gab man sie nicht im Original, sondern ließ sie von Binder nach Offenbachs Klavierauszügen instrumentieren. Binder ist auch der Komponist der Ouvertüre zu Offenbachs meistgespielter Operette Orpheus in der Unterwelt. Weil der Meister selbst kein Vorspiel dazu geschrieben hatte, in Wien aber ein solches obligatorisch war, beauftragte man Binder, nach verschiedenen Motiven des Werkes eine Ouvertüre zu schreiben. Binder hatte zwei Söhne. Einer wurde wie sein Vater Kapellmeister, starb aber bereits im Alter von 27 Jahren. Carls Bruder, Eduard Binder, war viele Jahre als Regisseur und Schauspieler am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin und am Carltheater in Wien engagiert. Besonders berühmt wurde Binder für die Vertonung von Nestroys Wagner-Parodie Tannhäuser (UA 31. Oktober 1857 Wien, Carltheater). Binder ist auch als Opern- und Liedkomponist (Wenn ich einmal der Herrgott wär, Text Eduard Amthor) sowie Librettist hervorgetreten. Er starb 1860 in Wien. Er ruht auf dem evangelischen Friedhof Wien Matzleinsdorf (Grab bereits aufgelassen).

 

30.11. Norman SCOTT: 95. Geburtstag

Norman Scott

 Seine Familie war russischer Herkunft. Er erhielt seine Ausbildung in New York und debütierte 1946 bei der New England Opera Company in Boston. Er sang dann in New Orleans, Pittsburgh und Havanna und 1948-51 an der New York City Opera. Dort war er so erfolgreich, dass man ihn 1951 an die Metropolitan Oper New York berief. Hier debütierte er als Monterone in Verdis »Rigoletto«. Bis 1968 blieb er ein angesehenes Mitglied dieses Opernhauses. Nachdem er anfänglich kleinere Rollen (u.a. Onkel Bonze in »Madame Butterfly«, Guccio in »Gianni Schicchi«, König in »Aida«, Zuniga in »Carmen«, Herold in »Alceste« von Gluck, Reinmar von Zweter in »Tannhäuser«, Fouquier Tinville in »Andrea Chénier« von Giordano, Hans Schwartz in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Tom in Verdis »Un ballo in maschera«, Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, Marquis de Calatrava in »La forza del destino«, Angelotti in »Tosca«, Lodovico in Verdis »Otello«, Polizeikommissar im »Rosenkavalier«, Pietro in »Simon Boccanegra«, Graf Lamoral in »Arabella« von R. Strauss, Hohepriester in »Nabucco«, Ashby in »La fanciulla del West«, Quinault in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, Pistola in Verdis »Falstaff«, Hobson in »Peter Grimes« von B. Britten, Herzog von Verona in »Roméo et Juliette« von Gounod) gesungen hatte, wurde er später mit größeren Aufgaben beschäftigt: als Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, als Colline in »La Bohème«, als Komtur im »Don Giovanni«, als Trulove in »The Rake’s Progress« (in der amerikanischen Erstaufführung dieser Oper von Strawinsky), als Abimélech in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, als Pimen im »Boris Godunow«, als Ferrando im »Troubadour«, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Ramfis in »Aida«, als Sarastro wie als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Basilio im »Barbier von Sevilla« und als Daland in »Der fliegende Holländer«. Er trat an der Metropolitan Oper in insgesamt 927 Vorstellungen auf, u.a. auch 1964 in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »The Last Savage« von G.C. Menotti und in der Uraufführung der Oper »Antony and Cleopatra« von S. Barber am 16.9.1966. Mehrfach war der Künstler auch in Europa zu Gast. Er gastierte u.a. in Deutschland und England. Beim Holland Festival 1953 trat er in einer konzertanten Aufführung der Oper »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók auf. 1959 Gastspiele in Chile, 1960 am Teatro Colón von Buenos Aires als Alvise in »La Gioconda« und als Pater Guardian in »La forza del destino«. Er war auch ein geschätzter Konzert- und vor allem Oratorienbassist. Allzu früh wurde seine Karriere durch den Tod 1968 in New York beendet.

Die Stimme des Künstlers ist durch sehr viele Schallplattenaufnahmen erhalten; sie finden sich auf MMS, London, CBS (vollständige »Lucia di Lammermoor«), Remington (»Lucia di Lammermoor«, »Turandot«), Decca, Philips, MGM und RCA (kleinere Partien in Verdis »Falstaff« und »Un Ballo in maschera«, Ramfis in »Aida« unter Toscanini).

 

30.11. Cilli JÜRGENSEN: 150. Geburtstag

 Sie hieß eigentlich Cilli Barteldes, war die Tochter eines Kaufmanns und wurde durch Carl Löber für die Bühne ausgebildet. Sie begann ihre Karriere als Schauspielerin wie als Sängerin am Theater von Zwickau und kam über das Theater von Görlitz 1891 an das Adolf-Ernst-Theater Berlin. 1893 wurde sie an das Hoftheater von Kassel verpflichtet, an dem auch ihr Gatte, der bekannte Schauspieler Adolf Jürgensen (1850-1925), wirkte. Sie vertrat zu Beginn ihrer Bühnenkarriere das Soubrettenfach (Orlofsky in der »Fledermaus«, Elfriede im »Obersteiger« von Zeller), übernahm später aber Partien aus dem Fachbereich der Komischen Alten. Neben ihrer Tätigkeit auf dem Gebiet der Operette trat sie in Sprechstücken, Komödien, Possen und Singspielen auf und entfaltete eine sehr vielseitige Karriere. Sie blieb bis 1907 in Kassel tätig.

 

30.11. Andreas DIPPEL: 150. Geburtstag

Andreas DIPPEL als Vasco da Gama an der MET
Als Vasco da Gama an der Met

Er war der Sohn eines Fabrikanten. Erste Ausbildung durch Nina Zottmayr in Kassel, dann bei Julius Hey in Berlin, Alberto Leoni in Mailand und Johannes Ress in Wien. Debüt 1887 am Stadttheater von Bremen als Lyonel in »Martha« von Flotow. Er blieb bis 1892 in Bremen und wirkte 1889 bei den Festspielen von Bayreuth in kleinen Partien (einer der Knappen im »Parsifal«, den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, Ulrich Eisslinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«) mit. 1890 debütierte er an der New Yorker Metropolitan Oper (Antrittspartie: Titelheld in »Asraël« von Alberto Franchetti in der amerikanischen Erstaufführung dieser Oper in deutscher Sprache). In der Saison 1890-91 sang er an der Metropolitan Oper auch den Andor in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Il Vassallo di Szigeth« von Smareglia, den Lohengrin, den Armand in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Diana von Solange« von Ernst II. (Sachsen-Coburg und Gotha), den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Vasco da Gama in Meyerbeers »Die Afrikanerin«, den Nureddin im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, den Don José in »Carmen« und den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«. 1892-93 am Opernhaus von Breslau engagiert, 1893 wurde er an die Wiener Hofoper berufen, an der er bereits 1892 gastweise aufgetreten ist und deren Mitglied er bis 1898 war. Hier sang er u.a. den Vasco da Gama, den Radames in »Aida«, den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Baba Mustafa im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, den Marcello in Leoncavallos »La Bohème«, den Don José, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Vitek in Smetanas »Dalibor«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Faust von Gounod, den Florestan im »Fidelio«, den Alfred in der »Fledermaus«, den Steuermann wie den Erik in »Der fliegende Holländer«, den Lorenzo in »Fra Diavolo« von Auber, den Max im »Freischütz«, den Skrivanek im Smetanas »Das Geheimnis«, den Contran in I. Brülls »Das goldene Kreuz«, den Arnold in Rossinis »Wilhelm Tell«, den Laertes in »Hamlet« von A. Thomas, den Astolf in Schuberts »Der heimliche Krieg«, den Eduard in K. Goldmarks »Das Heimchen am Herd«, den Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, den Hanno in Smetanas »Der Kuss«, den Lohengrin, den Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Lyonel, den Walther von Stolzing, den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, den Pollione in »Norma«, den Beppe im »Bajazzo«, den Raimbaud in »Robert der Teufel« von Meyerbeer, den Tybalt in »Roméo et Juliette« von Gounod, den José in Josef Forsters »Die Rose von Pontevedra«, den Titelhelden im »Siegfried«, den Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, den Narren in Marschners »Der Templer und die Jüdin«, den Alfredo in »La Traviata«, den Manrico im »Troubadour«, den James Gadshill in Marschners »Der Vampyr«, den Duval in Schuberts »Der vierjährige Posten«, den Marquis von Chateauneuf in »Zar und Zimmermann« und den Tamino in der »Zauberflöte«. 1897 große Erfolge bei den Aufführungen von Wagners Ring-Zyklus an der Londoner Covent Garden Oper, wo er bis 1900 regelmäßig gastierte. 1898 wurde er abermals an die Metropolitan Oper New York engagiert. Hier hat er bis 1908 in insgesamt 394 Vorstellungen gesungen, darunter auch den Radames, den Tannhäuser, den Froh, den Siegmund und den Siegfried im Ringzyklus, den Raoul, den Faust von Gounod, den Alfredo, den Turiddu, den Manrico, den Erik, den Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Florestan, den Tamino, den Don Ottavio, den Cavaradossi in »Tosca«, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Parsifal, den Ernesto in »Don Pasquale«, den Tristan in »Tristan und Isolde«,  den Eisenstein in der »Fledermaus«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, den Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß,  den Herzog im »Rigoletto«,  den Assad in Goldmarks »Die Königin von Saba«, den Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, den Narraboth in der amerikanischen Erstaufführung von »Salome« von R. Strauss und den Pinkerton in »Madame Butterfly«. In den Jahren 1900-10 gehörte er  dem Direktorium der Metropolitan Oper an. In London wie in New York ersetzte er mehrfach den berühmten Tenor Jean de Reszke. Er gastierte auch 1897 an der Hofoper von München, 1899 an der Oper von Budapest und 1905 an der Hofoper von Stuttgart. Er war gleichzeitig ein geschätzter Konzert- und Oratoriensänger. 1910-13 leitete er als Direktor die Philadelphia-Chicago Grand Opera Company. Später gründete er eine eigene Operngesellschaft, mit der er große Tourneen durch Nordamerika unternahm. Zuletzt Pädagoge in Hollywood, wo er 1932 starb. Er war verheiratet mit der Schauspielerin Anita Lenar. – Groß dimensionierte Tenorstimme von nuancenreichem Ausdruck, deren Repertoire im Wagnergesang gipfelte. Alles in allem bewältigte ein riesiges Repertoire von 150 Partien.

Schall

 

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