IN MEMORIAM-Geburtstage im Mai 2024
Berücksichtigt wurden runde und halbunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.5. Edilberto REGALADO: 60. Geburtstag
Biographie des mexikanischen Tenors auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Edilberto_Regalado
1.5. Jón LEIFS: 125. Geburtstag
Jón Þorleifsson erhielt 1916 vom Althing die Erlaubnis, Jón Leifs als seinen Namen zu führen, da er in Deutschland Musik studieren wollte. Leifs reiste 1916 mit den späteren Komponisten Páll Ísólfsson (1893–1974) und Sigurður Þórðarson (1895–1968) an das Königliche Konservatorium der Musik nach Leipzig. Er hatte Klavierunterricht bei dem Klavierpädagogen Robert Teichmüller und Kompositionsunterricht bei Paul Graener. Bei Teichmüller lernte er seine spätere Ehefrau, die Pianistin Annie Riethof (1897–1970), kennen. 1921 beendete Jón Leifs das Konservatorium mit guten Zensuren. Die Pianistenlaufbahn gab er aber bald nach der Abschlussprüfung auf. Leifs nahm Dirigierunterricht bei Hermann Scherchen, Aladár Szendrei und Otto Lohse und wollte sich vorrangig dem Komponieren widmen. Er sah es als seine Lebensaufgabe, Island eine eigene musikalische Identität zu geben. Er fand seine Quellen in den mittelalterlichen Zwiegesängen (Tvísöngur) und der kraftvoll markierten Metrik der Rímur-Gesänge des Volkes. Als Dirigent war er in den 1920er Jahren in Deutschland, der Tschechoslowakei und den nordischen Ländern sehr erfolgreich. Im Frühling 1926 unternahm er eine Tournee mit dem Hamburger Philharmonischen Orchester nach Norwegen, den Färöer-Inseln und Island. Seine Landsleute konnten somit erstmals ein Orchester hören. Nebenbei schrieb er zahlreiche Artikel in verschiedensten Zeitungen über Nordische Volksmusik, Orchesterdirigieren, Interpretationen klassischer Musik, Komponisten und Dirigenten. Außerdem verfasste er zahlreiche Konzertkritiken. Mit Unterstützung des isländischen Kulturrates und der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft unternahm Leifs im Herbst 1928 für das Phonogrammarchiv der Berliner Musikhochschule unter Erich von Hornbostel eine Reise in das westliche und nordwestliche Island, um die isländischen Volkslieder phonographisch aufzunehmen. Diese Aufnahmen wurden von Hornbostel anschließend einer wissenschaftlichen Forschung unterzogen und die Ergebnisse veröffentlicht. Noch heute sind diese Aufnahmen vorhanden und dienen wissenschaftlichen Zwecken. Schon 1925 hatte er im Land Volkslieder gesammelt. Im Februar 1935 wurde ihm der Posten eines musikalischen Leiters des Isländischen Staatlichen Rundfunks angeboten, worauf er nach Island zurückkehrte, während seine Familie in Rehbrücke bei Berlin blieb. In seiner freien Zeit komponierte er am ersten Teil seines Oratoriums Edda. 1939 kehrte er nach Deutschland zurück. Leifs war mit der jüdischen Pianistin Annie Riethof verheiratet, mit der er die Töchter Snót (1923–2011) und Líf (1929–1947) hatte. Sie lebten in Wernigerode, Baden-Baden, Travemünde und schließlich in Rehbrücke bei Berlin. Seine private Situation wurde immer angespannter, denn es gab kaum noch Dirigate und seine Werke wurden nur mehr selten aufgeführt. 1944 wurde ihm und seiner Familie die Ausreise nach Schweden erlaubt. Dort kam es 1945 zur Scheidung von seiner Frau. Seine Familie zurücklassend, kehrte Jón Leifs im Juli 1945 nach Island zurück. Dort gründete er den Isländischen Komponistenverband und im Januar 1948 das Isländische Musikbüro STEF, die isländische Urheberrechtsgesellschaft, dessen Präsident er auch war. Im Juli 1947 ertrank seine jüngste Tochter Líf vor der schwedischen Küste. Ihr zum Gedenken schrieb er sein kleines a-cappella-Requiem op. 33b, ein in seiner Schlichtheit und Tiefe berührendes Stück. Auch sein zweites Streichquartett Vita et mors hat er ihr gewidmet. Eine zweite Ehe mit einer Schwedin, wozu er kurzzeitig nach Schweden zurückkehrte, war nicht von langer Dauer. Zurück in Island ergaben sich für ihn vielfältige Möglichkeiten, um die Kultur des Landes auch international einzubringen. Unterstützt wurde er dabei u. a. von den Schriftstellern Halldór Laxness und Gunnar Gunnarsson. Leifs veranlasste die erste Musikausstellung Islands und 1947 den Beitritt zur Berner Union, einem völkerrechtlichen Vertragswerk zum internationalen Schutz von Werken der Literatur und Kunst. Auf seine Anregung wurde Island 1948 in den Nordischen Komponistenrat und die internationale Autorenrechtsunion in Buenos Aires aufgenommen. Mit einer Art Kulturdiplomat seiner Heimat wurden nun auch seine Werke auf den nordischen Biennalen aufgeführt. 1950 wurde im Rahmen der Nordischen Musiktage in Helsinki die Saga-Symphonie op. 26 uraufgeführt und erntete kühle Ablehnung. 1952, ebenfalls zu den Nordischen Musiktagen, kamen in Kopenhagen ausgewählte Sätze aus dem Oratorium Edda I zur Uraufführung. Aber das Publikum reagierte ablehnend und Leifs war tief verletzt. 1956 heiratete er Þorbjörg Jóhannsdóttir Möller (1919–2008), und im Jahr darauf wurde der Sohn Leifur (1957–2022) geboren. Diese Eheschließung schien seine Produktivität nach den Misserfolgen und den anschließenden langen schöpferischen Pausen in den 1950er Jahren wiederzubeleben. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, zu seinen Lebzeiten verstanden zu werden. Leifs verbrachte seine restlichen Jahre mit nahezu hektischem Komponieren. Dennoch markiert diese letzte Lebensphase seine hervorragendste künstlerische Periode. Leifs‘ späte Reife ist von einer weiteren Radikalisierung seines Stils geprägt, den er von aller überflüssigen Ornamentik und geschmeidigen Vielstimmigkeit befreite. Es entstanden nun seine Tondichtungen Geysir, Dettifoss, Hafís und Hekla. Die erste Aufführung der Tondichtung Hekla op. 52 fand am 2. Oktober 1964 in Helsinki anlässlich eines Treffens des Rates Nordischer Komponisten statt. Dort erlebte Jón Leifs seine letzte öffentliche Demütigung: das Publikum war verwirrt, die Kritiker entrüstet. Trotzdem schrieb er weiter, mehrere Werke nach Edda-Texten für Gesang mit Orchester und beendete 1966 den zweiten Teil des Oratoriums Edda. Auch mehrere Orchesterstücke sind darunter, u. a. Fine I und II, das Scherzo concreto und Víkingasvar. Noch 1968 arbeitete er am dritten Teil der Edda. Im Frühling 1968 wurde er im Krankenhaus in Reykjavík auf Lungenkrebs behandelt. Als Leifs schließlich sein Ende nahen fühlte, komponierte er ein Werk für Streichorchester. Er nannte es seinen letzten Gruß an die Menschheit – Consolation, Intermezzo für Streicher op. 66. Leifs starb am 30. Juli 1968 und wurde auf dem Fossvogur-Friedhof, südlich des Zentrums von Reykjavík begraben.
Grundlage seiner textbezogenen Kompositionen sind Gedichte isländischer Dichter wie Jónas Hallgrimsson, Einar Benediktsson, Jóhann Jónsson, Þorsteinn Erlingsson u. a. Einmal nur ist Halldór Laxness der Autor. Vorrangig werden Texte der Sagas und vor allem der Edda benutzt. Unter den Orchesterwerken ragen die Werke hervor, die isländische Naturgewalten schildern wie Geysir, Dettifoss, Hafís (Treibeis) und Hekla. So schildert er in seinem Stück Hekla einen Vulkanausbruch, den er selbst 1947 erlebt hatte. In dem Begleittext zu einer CD-Veröffentlichung heißt es: „Das lauteste Stück Musik, die Orchestermusiker verlangten Ohrenschützer“. Tatsächlich bietet Leifs hier ein Schlagwerkinstrumentarium auf (mit 19 Schlagzeugern!), das bis dahin seinesgleichen suchte. Er fordert u. a. Eisenketten, Ambosse, große und kleine Steine, Sirenen, große Glocken, große Holzhämmer, große und kleine Kanonen. Seine Instrumentationen sind mitunter ungewohnt. So werden in der Saga-Symphonie z. B. Schilder aus Eisen, Holz und Leder vorgeschrieben. In mehreren Werken besetzt er bis zu 6 Luren (Kopien). In seinem Oratorium Edda I kommen außerdem seltene Instrumente wie die Okarina und, wohl einmalig bis dahin in einem klassischen Werk, ein Dudelsack zum Einsatz. Zu nennen wäre noch das kleine Werk Víkingasvar (dt. Wikings Antwort). Es benutzt, neben Bläsern, Schlagzeug, Bratschen und Kontrabässen auch 4 Saxophone. Einmalig bis dahin in Leifs‘ Schaffen und der nordischen Musik. Einen besonderen Stellenwert in seinem Schaffen nehmen auch die drei Streichquartette ein. Sie sind Meilensteine aus verschiedenen Lebensabschnitten des Komponisten. Viele seiner Werke hat Jón Leifs zu seinen Lebzeiten nie gehört. Das lag zunächst auch an aufführungspraktischen Schwierigkeiten, immensen Anforderungen an die Ausführenden und nicht zuletzt aber auch am allgemeinen Unverständnis seiner Musik gegenüber. Die Uraufführungen seiner großen Orchesterwerke begannen erst Ende der 1980er Jahre(!). Dank des schwedischen Musiklabels BIS Records sind heute viele seiner Werke auf CD erhältlich. Leifs‘ Werkverzeichnis umfasst 66 Kompositionen (Opusnummern). Daneben noch 32 Werke ohne Opuszahl, vor allem kleine Klavierstücke, auch Chorwerke a cappella.
1.5. Augustin NUIBO: 150. Geburtstag
Ausbildung am Konservatorium von Marseille bei Boudouresque, dann in Paris durch Victor Capoul. Debüt an der Grand Opéra Paris 1900 als Fischer in Rossinis »Wilhelm Tell«. Bis 1908 trat er an der Grand Opéra, vor allem im lyrischen Repertoire, auf, 1906 sang er dort den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1907 in der Uraufführung der Oper »La Catalane« von Fernand Le Borne. 1904-05 Mitglied der Metropolitan Oper New York, an der er jedoch nur als Roméo in »Roméo et Juliette« und als Turiddu in »Cavalleria rusticana« sowie in Sunday Night Concerts aufgetreten ist, anschließend Nordamerika-Tournee. Auf Verlangen des Direktors der Metropolitan Oper (den der Name Augustin zu sehr an einen Clown erinnerte) änderte er seinen Vornamen in Francisco, so dass er auch als Francisco Nuibo bekannt geworden ist. 1908 kam er an die Opéra-Comique von Paris und sang später noch am Théâtre Lyrique in Paris. 1913 trat er am Théâtre des Champs-Elysées Paris in der Oper »Les trois masques« von Isidore de Lara auf. Gastspiele in Lissabon, Mexico City, San Francisco und Havanna sowie im Rahmen einer Südamerika-Tournee. Er unternahm mit einer von ihm zusammengestellten Operntruppe eine Gastspielreise nach Französisch-Indochina und gab dabei vor allem in Saigon Vorstellungen. Er hatte auch eine bedeutende Karriere an den großen französischen Provinztheatern. 1923 gründete er ein Konservatorium im Pariser Montmartre-Viertel, an dem mittellose Studierende unentgeltlich ausgebildet werden sollten. Er starb 1948 in Nizza.
Von seiner ausdrucksreichen lyrischen Stimme existieren je fünf Schallplatten auf Victor (1905) und auf Columbia (1905), die in Nordamerika aufgenommen wurden, in Frankreich entstanden später mehrere Pathé-Platten, alle sind selten.
2.5. Aafje HEYNIS: 100. Geburtstag
Ausbildung seit 1946 durch Aaltje Noordewier-Reddingius in Hilversum, später durch Laurens Bogtman; sie war auch Schülerin von Roy Henderson. Nachdem sie zuerst in Kirchenkonzerten aufgetreten war, sang sie 1958 zusammen mit dem Amsterdamer Concertgebouw Orchester die Alt-Rhapsodie von Brahms. Seitdem sehr große Erfolge als Konzert und Oratorien-Altistin in Holland, aber auch in Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, England, Irland und in der Schweiz, sowie auf einer großen Asien-Tournee. Auf der Bühne ist die Künstlerin nur zweimal aufgetreten, und zwar 1956 in Amsterdam im »Wildschütz« von Lortzing und 1969 ebenfalls in Amsterdam in »Giulio Cesare« von Händel. Sie setzte ihre Karriere bis 1984 fort. Sie lebte dann in Blaricum in Holland und betätigte sich im pädagogischen Bereich am Konservatorium von Arnheim; hier war die bekannte Sopranistin Charlotte Margiono eine ihrer Schülerinnen. Nachdem sie einen französischen Musikologen geheiratet hatte, verlegte sie ihren Wohnsitz nach Limoges. Sie starb 2015 in Huizen (Niederlande). – Die üppige Altstimme der Sängerin wurde durch eine stilvolle Beseelung des Vortrages ausgezeichnet.
Schallplatten: Philips (2. und 3. Sinfonie von Gustav Mahler, Liedaufnahmen und Ausschnitte aus Oratorien), HMV (Querschnitt durch Glucks »Orpheus und Eurydike«), Telefunken (Madrigale und Concerti von Monteverdi), CRA-Rivo Alto (»Sulla Passione di Cristo« von Vivaldi).
2.5. Florence KOPLEFF: 100. Geburtstag
Sie trat seit Ende der vierziger Jahre sehr erfolgreich in Nordamerika als Konzert- und Oratoriensängerin auf, wo sie unter bedeutenden Dirigenten und zusammen mit den großen Sinfonieorchestern sang. Besonders bekannt wurde sie durch ihre zahlreichen Auftritte als Solistin mit dem Robert Shaw Chorale. Dabei brachte sie vor allem Barockmusik und Werke des 19. Jahrhunderts zum Vortrag. Später wirkte sie neben ihrer Sängertätigkeit auch als Pädagogin an der Georgia State University. Sie starb 2012 in Atlanta (Georgia).
Schallplattenaufnahmen auf RCA (Hohe Messe von J.S. Bach, 9. Sinfonie von Beethoven unter Fritz Reiner, »L’Enfance du Christ« von Berlioz).
3.5. Jonathan HARVEY: 85. Geburtstag
Er studierte am St. John’s College (Cambridge) Philosophie, nahm aber auf Anraten von Benjamin Britten zugleich Unterricht bei Erwin Stein und Hans Keller. Frühe musikalische Einflüsse gingen von der Musik von Arnold Schönberg, Alban Berg, Olivier Messiaen und Britten aus. Während seines Aufbaustudiums an der Glasgow University war Harvey Cellist im BBC Scottish Symphony Orchestra. In dieser Zeit begann er sich für die Musik von Karlheinz Stockhausen zu interessieren, über die er 1975 ein Buch schrieb. 1969 bekam er ein „Harkness-Stipendium“ der Stadt New York für die Princeton University, wo er Milton Babbitt kennenlernte, der gleichfalls einen starken Einfluss auf ihn ausübte. In den 1980er Jahren arbeitete Harvey auf Einladung von Pierre Boulez am IRCAM. Dort produzierte er unter anderem die Live-Elektronik für sein Orchesterwerk Speakings, das, wie der Titel andeutet, die Instrumente zum Sprechen bringen sollte (make an orchestra speak). 1993 wurde seine Oper The Inquest of Love an der English National Opera in London, 2007 seine Oper Wagner Dream am Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg uraufgeführt. Harvey war Gastdozent an der University of Oxford, am Imperial College London und an der Sussex University. 2005-08 war er „Composer in Association“ des BBC Scottish Symphony Orchestra und 2009 „Composer in Residence“ des „Huddersfield Contemporary Music Festival“. Er starb 2012 in Lewes (England). Harveys Nachlass befindet sich seit 2016 in der Paul Sacher Stiftung Basel.
3.5. Hans STADLMAIR: 95. Geburtstag
Er begann seine musikalische Ausbildung in Wien und setzte sie anschließend in Stuttgart fort, wo er ab dem Jahr 1952 bei Johann Nepomuk David studierte. Hier sammelte er seine ersten Erfahrungen in der Orchester- und Chorleitung und wurde ab 1956 Dirigent des Münchener Kammerorchesters, dessen künstlerische Leitung er bis 1995 innehatte. Mit diesem bekannten Ensemble war er auf unzähligen Konzertreisen in In- und Ausland, begleitete namhafte Solisten und leitete über 500 Aufnahmen mit dem Bayerischen Rundfunk. Stadlmair widmete sich nicht nur der Pflege der klassischen und romantischen Musik, sondern bemühte sich auch sehr um die Aufführung zeitgenössischer Werke. Zu seinen bedeutendsten Einspielungen zählen die kompletten Sinfonien von Joseph Joachim Raff mit den Bamberger Symphonikern. Sein künstlerisches Schaffen erfuhr eine größtmögliche Würdigung durch die Verleihung zahlreicher Preise und Auszeichnungen. Als Komponist erreichte der Dirigent einen hohen Bekanntheitsgrad, nachdem er, mit Ausnahme größerer Bühnenwerke, nahezu alle musikalischen Gattungen bediente. Seine Werke kommen in vielen Konzerten zu Aufführung. Die Werksammlung Stadlmairs befindet sich im Deutschen Komponistenarchiv in Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Er starb 2019 in München.
3.5. Mimi AARDEN: 100. Geburtstag
Ausbildung am Konservatorium von Amsterdam bei Ruth Horna und Daniella Lohoff. 1949 Debüt an der Niederländischen Oper Amsterdam als Carmen (dort auch 1956-57 und 1965-66 im Engagement). Nach anfänglichen Erfolgen in Holland kam es zu nicht weniger erfolgreichen Verpflichtungen in Deutschland, so 1955-56 an der Städtischen Oper Berlin, 1958-59 am Opernhaus von Köln, 1960-64 an der Staatsoper Hamburg, an der sie auch oft als Gast auftrat. Sie sang an der Hamburger Staatsoper auch am 22.5.1960 in der Uraufführung von H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg« (die Kurfürstin). Sie gastierte häufig an der Oper von Antwerpen, auch am Opernhaus von Gent, an der Opéra de Wallonie Lüttich (1962 und 1963, u.a. als Azucena im »Troubadour«) und 1966 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. 1958 hörte man sie an der Covent Garden Oper London als Amneris in Verdis »Aida«. Die Künstlerin setzte ihre Karriere in ihrer Heimat Holland erfolgreich fort. Sie wirkte auch beim Holland Festival mit (1957 als Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress«). Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die Ulrica im »Maskenball«, die Emilia in »Otello« von Verdi, die Annina im »Rosenkavalier«, die Lucretia in »The Rape of Lucretia« von B. Britten und die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky zu nennen. Sie starb 2013 in Breda (Niederlande).
Schallplatten: Auf Telefunken Querschnitt durch »Hänsel und Gretel« in der Rolle des Sandmännchens; vollständige Aufnahme von Massenets »Hérodiade« auf EJS. Auf Verona »Adriana Lecouvreur« (Amsterdam 1965 mit Magda Olivero in der Titelrolle).
3.5. Guy FONTAGNÈRE: 100. Geburtstag
Schüler von René Lapelletrie und von Frantz Caruso in Bordeaux. Er debütierte bereits 1944 an der Oper von Bordeaux als Valentin in »Faust« von Gounod. Nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutende Karriere an der Opéra-Comique von Paris, an den Opernhäusern von Marseille, Lyon, Bordeaux, Nancy, Straßburg, Toulouse und Nizza, an den Opern von Monte Carlo und am Théâtre de la Monnaie von Brüssel. Lange Jahre Mitglied der Opéra de Wallonie in Lüttich, an der er sehr beliebt war. Er gastierte auch an der Nationaloper von Bukarest. Sein Repertoire umfasste eine Vielzahl von Partien aus dem französischen und aus dem italienischen Fach von der Barockepoche bis zur modernen Oper, wobei der Künstler die mehr lyrisch gearteten Aufgaben bevorzugte. Er starb im Jahr 2016.
Schallplatten: Alpha (hier u.a. die integrale Oper »Lucille« von Grétry).
3.5. Johann Valentin MEDER: 375. Geburtstag
Nach mehreren Engagements als Sänger an deutschen Bühnen wie auch in Kopenhagen wurde er 1674 Kantor in Reval und 1687 an der Marienkirche in Danzig. Sein Versuch, in Danzig Opernaufführungen einzuführen, stieß auf die Ablehnung des Danziger Magistrats. Erst im November 1695 konnte er in Danzig seine Oper »Nero« zur Aufführung bringen. Eine weitere Oper, »Coelia«, musste er 1698 außerhalb der Stadt aufführen lassen. Er verließ dann die Stadt Danzig und wurde Kapellmeister am Dom von Königsberg, später am Dom von Riga. Seine Kompositionen wurden von Zeitgenossen wie Buxtehude, Mattheson und anderen Komponisten sehr geschätzt; neben den genannten Opern handelte es sich dabei um Oratorien, Motetten, kirchenmusikalische Vokalwerke und Konzerte für Violine und Orgel. Er starb 1719 in Riga.
4.5. Volker ROHDE: 85. Geburtstag
Er studierte bei Willy Niepold und Horst Förster an der Deutschen Hochschule für Musik Berlin. 1962/63 wurde er Solo-Repetitor am Landestheater Altenburg. Danach wechselte er an die Komische Oper Berlin. 1968-70 war er als Chordirektor an den Städtischen Bühnen Zwickau tätig, wo er 1969 mit der Opera buffa Il barbiere di Siviglia von Giovanni Paisiello sein Debüt als Operndirigent gab. 1970 wurde er in Zwickau erster Kapellmeister. 1972-76 war er erster Kapellmeister an der Staatsoper Dresden. Im Anschluss wurde er musikalischer Oberleiter in Halle. Als solcher war er 1976-79 Chefdirigent des Händelfestspielorchesters Halle. 1978 dirigierte er die Händel-Oper Radamisto in einer Inszenierung von Martin Schneider. Anlässlich der Händel-Festspiele. 1981/82 übernahm er die musikalische Leitung bei der Christian Pöppelreiter-Inszenierung von Bibers Arminius an der Komischen Oper Berlin. 1981 führte er mit der Dresdner Philharmonie Günter Neuberts Lessing-Fabeln für Tenor, Chor und Orchester (mit Joachim Vogt) urauf. 1983 wurde er stellvertretender Chefdirigent der Staatsoper Dresden. Zusammen mit der Kammerharmonie der Staatskapelle Dresden eröffnete er mit der Uraufführung von Weiss’ Musik für acht Bläser die Dresdner Musikfestspiele 1984. Im Jahr 1990 wurde er musikalischer Oberleiter an der Oper Leipzig. Nach dem Rücktritt Lothar Zagroseks als Generalmusikdirektor 1992 nahm er auf Wunsch des Intendanten Udo Zimmermann dessen Pflichten wahr. Zu seinem Repertoire gehörten u. a. Wagner, Rossini und Mozart. So leitete er in Leipzig 1992 die Premiere der John Dew-Inszenierung von Mozarts Così fan tutte. Mit Ligetis Le Grand Macabre übernahm er auch das Dirigat bei einer zeitgenössischen Oper. „Der routinierte, aber künstlerisch blasse“ Rohde, so Fritz Hennenberg, musste dann allerdings Jiří Kout weichen. Im Jahr 1988 wurde er an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden zum Professor mit künstlerischer Lehrtätigkeit ernannt. Danach lehrte er an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ Leipzig, wo die Lehrverpflichtung im Fach Dirigieren mit der Leitung des Hochschulsinfonieorchesters kombiniert, dem er 1992-97 in der Nachfolge Christian Kluttigs vorstand. Ab 1998 war er an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen tätig. Darüber hinaus wirkte er in Leipzig (1992) und Reutlingen (1998) als künstlerischer Leiter für Orchesterdirigenten des Dirigentenforums des Deutschen Musikrats. Zu seinen Schülern gehörten u. a. Roland Kluttig, Henrik Schaefer und Gernot Schulz. Gastreisen führten ihn als Dirigent und Liedbegleiter durch ganz Europa. Außerdem legte er zahlreiche Rundfunkaufnahmen vor. Er starb im Oktober 2000.
4.5. Rudolf BIBL: 95. Geburtstag
Er wurde in eine musikalisch vorbelastete Familie hineingeboren. Großvater und Urgroßvater waren k. u. k. Hofkapellmeister und Domorganisten. Schon während der Gymnasialzeit studierte Rudolf Bibl an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien Klavier, Klarinette und Komposition und besuchte die Dirigentenklasse. Nach der Matura wollte er Biologie oder Veterinärmedizin studieren, doch Prof. Hans Swarowsky, der Dirigent und weltberühmte Lehrer einer ganzen Dirigentengeneration, wusste dies zu verhindern. Er engagierte den jungen Künstler 1948 als Solorepetitor an die Grazer Oper. Von dort ging er 1952 als Kapellmeister nach Innsbruck und wieder nach Graz als Operettenchef. 1960 kehrte Rudolf Bibl nach Wien zurück, zuerst an das Raimundtheater und dann als Erster Dirigent an das Theater an der Wien. 1969-73 war er Musikdirektor in Trier, verbunden mit ständigen Gastspielen in Frankreich und Luxemburg. Seine lange Verbundenheit mit der Volksoper Wien begann, als er am 2. Dezember 1972 für Das Land des Lächelns zum ersten Mal am Pult des Hauses stand. Ab der Saison 1973/74 bis zu seiner Pensionierung am 31.8.1989 war Prof. Rudolf Bibl fest an der Volksoper engagiert. Aber auch danach blieb er dem Haus bis zuletzt auf einzigartige Weise verbunden. Bis zuletzt stand Professor Bibl am Pult des Volksopernorchesters. Er begleitete die Volksoper im Mai 2016 zum Japangastspiel nach Tokio, wo er drei Vorstellungen von Die Csárdásfürstin dirigierte. Seine letzte Vorstellung an der Volksoper war Die Fledermaus am 1. Jänner 2017. 1991 wurde Prof. Rudolf Bibl zum Ehrenmitglied der Volksoper Wien ernannt. Er ist Träger des Ehrenkreuzes des Landes Burgenland. Vom österreichischen Bundespräsidenten erhielt Rudolf Bibl das Verdienstkreuz erster Klasse für Kunst und Wissenschaft und anlässlich der Vorstellungen von Die lustige Witwe und Die Fledermaus in der Wiener Staatsoper das Silberne Ehrenkreuz der Republik Österreich. An der Volksoper hat er im Laufe von 45 Jahren an 2273 Abenden ein umfassendes Opern-, Operetten- und Musicalrepertoire dirigiert. Er leitete die Uraufführung von Robert Stolz – Servus Du und weitere 18 Premieren: u. a. Zwei Herzen im Dreivierteltakt (1975), Im Weißen Rössl (1976 und 1993), Der Fremdenführer (1978), Gasparone (1980), Die Csárdásfürstin (1982), Die lustigen Weiber von Windsor (1982), Hello, Dolly! (1984), Das Land des Lächelns (1985), Madame Pompadour (1986), Der Zigeunerbaron (1989) und Der fidele Bauer (1997). Weiters dirigierte der Künstler die Neuinszenierungen von Die Fledermaus (1974), Der Graf von Luxemburg (1977) und Die Zirkusprinzessin (1990). Ein wichtiges Ziel war ihm immer, Wiener Musik in höchster Qualität der Welt bekannt zu machen. Er betreute zahlreiche Auslandsgastspiele, wie jene in Den Haag (1975, 1976), Moskau (1983), Berlin (1986), Japan (1979, 1982, 1985, 1989, 1993, 2016) oder den USA (1984). Als Konzertdirigent war Rudolf Bibl stets gern gesehener Gast in Japan, wo er auch zahlreiche Neujahrskonzerte mit dem Symphonieorchester der Volksoper Wien und dem NHK Tokio dirigierte. Zudem leitete er Operettenproduktionen in St. Gallen, an der Opéra de Bastille Paris, an der Berliner Staatsoper und bei den Seefestspielen Mörbisch, deren musikalischer Leiter er über viele Jahre war. Am 27. Jänner 2017 ist Professor Rudolf Bibl überraschend im 88. Lebensjahr in Frontignan (Frankreich) verstorben.
4.5. Igor GJADROV: 95. Geburtstag
Biographie des kroatischen Dirigenten auf Englisch:
http://www.bach-cantatas.com/Bio/Gjadrov-Igor.htm
4.5. Tatjana NIKOLAJEWA: 100. Geburtstag
Sie wuchs als Tochter einer studierten Pianistin und eines Amateurmusikers in der Kleinstadt Beschiza auf, wo ihre Mutter eine Musikschule gegründet hatte und sie früh unterrichtete. Sie bestand 1937, im Alter von dreizehn Jahren, die Aufnahmeprüfung an der Moskauer Zentralschule für Musik. Alexander Goldenweiser unterrichtete sie dort und ab 1942 dann am Moskauer Konservatorium. Er hatte auch ihre Mutter ausgebildet. Nikolajewa schloss 1947 ihr Klavierstudium ab und studierte dann bis 1950 Komposition bei Jewgeni Golubew und Wissarion Schebalin. Seit 1945 trat sie erfolgreich zuerst im Ostblock, schon bald darauf aber auch im westlichen Ausland auf. Seit 1959 unterrichtete sie am Moskauer Konservatorium, wo sie 1965 zur Professorin ernannt wurde. Sie gewann im Jahr 1950 den 1. Leipziger Bach-Wettbewerb. Jurymitglied Smitri Schostakowitsch schrieb für sie, angeregt durch Bachs Wohltemperiertes Klavier, 24 Präludien und Fugen op. 87, die sie mit großem Erfolg 1952 zur Uraufführung brachte und im Lauf ihres Lebens dreimal aufzeichnete. Als Komponistin schuf sie u. a. eine Sinfonie, weitere Orchesterwerke und Konzerte (zwei Klavierkonzerte, ein Violinkonzert), Vokalwerke (eine Kantate, Liedzyklen), Kammer- und solistische Klaviermusik. Sie war 1990 Jurymitglied beim Santander Paloma O’Shea Klavierwettbewerb. Während eines Konzertes im Herbst Theatre in San Francisco am 13. November 1993 erlitt sie eine massive Hirnblutung, fiel ins Koma und verstarb einige Tage später.
4.5. Jean DEPASSIO: 200. Geburtstag
Er studierte bis 1849 am Conservatoire National Paris und debütierte noch im gleichen Jahr am Théâtre de la Monnaie Brüssel, dem er bis 1851 angehörte. Darauf wurde er an die Oper von Marseille engagiert, bis er 1852 an die Grand Opéra Paris berufen wurde, an der er jetzt bis 1857 auftrat. Er übernahm hier Partien wie den Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer, den Marcel in den »Hugenotten«, den Zacharias in »Le Prophète«, ebenfalls von Meyerbeer, den Kardinal in »La Juive« von Halévy und den Sarastro in der »Zauberflöte«. Er wirkte am 23.4.1852 in der Uraufführung von Halévys »Le Juif errant«, am 18.10.1854 in der von »La Nonne sanglante« von Gounod mit. Er kehrte dann wieder für einige Jahre an das Opernhaus von Marseille zurück und gastierte an führenden Theatern in der französischen Provinz. 1864-66 war er am Pariser Théâtre Lyrique engagiert, wo man ihn u.a. als Komtur in »Don Giovanni« und als Sarastro hörte. Danach trat er bis Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts überwiegend gastierend auf. In erster Linie gastierte er an französischen Bühnen, doch dehnte er diese Tätigkeit auch nach Nordafrika, nach Belgien und in die Schweiz, sogar nach Nordamerika, aus, wo er an der Oper von New Orleans zu Gast war. Er starb 1887 in Montmorency (Departement Seine-et-Oise).
5.5. Bohumil KULÍNSKÝ: 65. Geburtstag
Biographie des tschechischen Chordirigenten auf Tschechisch: https://cs.wikipedia.org/wiki/Bohumil_Kul%C3%ADnsk%C3%BD
5.5. Jean-Frédéric EDELMANN: 275. Geburtstag
Er entstammte einer protestantischen Orgel- und Cembalobauerfamile und studierte gemeinsam mit seinem Freund Philippe-Frédéric de Dietrich, dem Sohn seines Gönners Baron De Dietrich, an der protestantischen Universität Straßburg Jura und Musik. Edelmann lebte 1774-89 in Paris, anfänglich im Hause eines Baron Bagge. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Pianist und Klavierlehrer, wo er unter anderem Kontakt zu Christoph Willibald Gluck hatte. Zu seinen Klavierschülern gehörten Étienne-Nicolas Méhul und Jean-Louis Adam. Zu Beginn der Französischen Revolution wurde Edelmann 1789 zum Administrator des Départements Bas-Rhin ernannt und sein Freund de Dietrich zum Straßburger Bürgermeister. Am 14. Juli 1794 wurde Edelmann in Paris als Vorsteher der Straßburger Jakobiner guillotiniert.
Edelmann komponierte zwei Opern, ein Oratorium Esther, das 1781 beim Concert spirituel aufgeführt wurde, zahlreiche Arietten für Cembalo, Arien sowie eine Anzahl Sammlungen mit Kammermusik für Cembalo und Begleitinstrumente.
6.5. Ida KIRILOVÁ: 75. Geburtstag
Sie studierte an der Pädagogischen Fakultät in Presov und legte dort 1972 ihre Prüfung als Gymnasialprofessorin für Musik ab. Nach kurzer Lehrtätigkeit ließ sie dann 1973-76 an der Musikakademie von Sofia ihre Stimme durch den berühmten Pädagogen Ilja Jossifow ausbilden. Sie hatte bei mehreren internationalen Gesangwettbewerben Erfolge, so 1976 in Barcelona und Toulouse, 1980 in Vercelli und 1981 in Rio de Janeiro. 1976 begann sie ihre Bühnenkarriere am Theater von Kosice (Kaschau) und wurde von dort 1979 an die Slowakische Nationaloper in Bratislava (Preßburg) berufen, zu deren prominentesten Sängern sie bald gehörte. Sie sang hier in einer langjährigen Karriere vor allem Partien aus dem italienischen Repertoire: die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera« und die Eboli in »Don Carlos« von Verdi, die Principessa in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, aber auch die Kontschakowna in »Fürst Igor« von Borodin, die Pauline wie die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky. 1980-85 war sie dem Opernhaus von Bonn verbunden, 1987 gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Amneris, 1991 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Sie trat mit dem Ensemble des Nationaltheaters von Bratislava in Spanien und Österreich, in Holland und in der Schweiz, in Japan (1986) und China (1988), in Russland und in Israel und 1990 bei den Festspielen von Edinburgh (als Siebel in »Faust« von Gounod und als Kontschakowna) auf. 1990 war sie auf Gran Canaria zu Gast, 1991 in Montreal, 1992 in Athen, 1993 in Avignon, 1994 in Frankfurt a.M. Dabei erwies sie sich auch als hervorragende Konzertsängerin. Im Wiener Konzerthaus trat sie 1990 und 1992 (u.a. in einer konzertanten Aufführung der Oper »Osud« von Janácek) auf. Sie beschäftigte sich viel mit der Musik des Barock-Zeitalters und gründete ein Barock-Trio; sie sang häufig am Rundfunk wie im Fernsehen. Sie starb 2004 in Bratislava.
Schallplatten: Supraphon, Opus, Orfeo (Vlasta in »Sárka« von Janácek).
6.5. Zvonimir PRELČEC: 100. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in Zagreb, debütierte 1958 am dortigen Kroatischen Nationaltheater und blieb während seiner ganzen Karriere dessen Mitglied. Er gastierte mit dem Ensemble des Opernhauses von Zagreb u.a. 1964 in Amsterdam als Dimitrij in »Boris Godunow« von Mussorgsky und als Sinowi in »Katerina Ismailowa« (»Lady Macbeth von Mzensk«) von Schostakowitsch, 1967 in der letztgenannten Partie auch am Teatro Margherita in Genua. In den Jahren 1965-67 sang er bei den Festspielen von Salzburg den Leibbojar in »Boris Godunow«. 1968 gastierte er am Teatro Comunale Bologna; auch am Teatro San Carlo Neapel als Gast aufgetreten. Auf der Bühne war er vor allem im lyrischen und im Charakter-Fach zu hören: als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini, als Nemorino in »L’Elisir d’amore«, als Alfredo in »La Traviata«, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Lenski in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Prinz in Prokofjews »Liebe zu den drei Orangen«. Neben seine Bühnenkarriere trat eine erfolgreiche Tätigkeit im Konzertfach. Er starb 2009 in Zagreb.
Schallplatten: Jugoton.
7.5. Marcel-Eugène GÉNIO: 125. Geburtstag
Er gehörte seit 1927 bis in die Jahre des Zweiten Weltkriegs hinein dem Ensemble der Pariser Opéra-Comique an, an der er einen Vielzahl von mittleren und kleineren Partien übernahm und in einer Reihe von Uraufführungen und Premieren mitwirkte. Von den Uraufführungen seien »Le bon Roi Dagobert« von Marcel Samuel-Rousseau (5.12.1927), »Gargantua« von Antoine Mariotte (17.2.1935) und »L’École des Maris« von Emmanuel Bondeville (19.6.1935) besonders genannt. Er sang an der Opéra-Comique im übrigen Partie wie den Teufel in »Angélique« von Ibert, den Nathanael wie den Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«, den Hadji in »Lakmé« von Delibes, den Yamadori in »Madame Butterfly«, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Schmidt in »Werther« von Massenet und den Gherardo in »Gianni Schicchi« von Puccini. Er starb 1980 in Paris.
Schallplatten: Kleinere Partien in einigen Opern-Gesamtaufnahmen.
7.5. Stanislaw Iwanowitsch GABEL: 175. Geburtstag
Er war in Warschau u.a. Schüler des großen polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko. Außer gelegentlichen Auftritten im Konzertsaal betätigte er sich kaum als Sänger sondern widmete sich der Pädagogik. Er wurde einer der bekanntesten russischen Gesanglehrer seiner Epoche. Seit 1879 leitete er eine Meisterklasse am Konservatorium von St. Petersburg, 1911 wurde er zum Professor ernannt. Großes Aufsehen erregten seine Schüleraufführungen von Opern (u.a. »Fidelio«, »Le nozze di Figaro«, »Don Giovanni«) in der russischen Residenzstadt. Von den vielen bedeutenden Sängern, die von ihm unterrichtet wurden sind zu nennen: Iwan Erschoff, Anton Bonatschitsch, Anton Sekar-Roschansky, Wladimir Kastorsky, Alexander Bragin, Valentina Kusa, Andrej Labinski, Gabriel Morskoi, Kipras Petrauskas, Dimitrij Buchtojarow, Henryk Drzewiecki, Arkadij Tschernoff und viele andere. Er starb 1924 in Leningrad.
8.5. Klaus WENDT: 90. Geburtstag
Er trat in der Spielzeit 1963/64 ein Engagement als lyrischer Bariton am Nationaltheater Mannheim an und war mit großem Erfolg in unzähligen Partien zu erleben. In Anerkennung seiner umfassenden Verdienste um das Nationaltheater, in dem er später als Disponent, ab 1977 als Chefdisponent und schließlich ab 1993 als Direktor des Künstlerischen Betriebs wirkte, wurde Klaus Wendt 1999 die Ehrenmitgliedschaft des Nationaltheaters verliehen. Er starb im Jahr 2012.
9.5. Nigel DOUGLAS: 95. Geburtstag
Er arbeitete zunächst bei einer Versicherungsgesellschaft und erhielt seine Ausbildung (nach ersten Studien am Magdalen College in Oxford) zum großen Teil in Österreich, und zwar an der Wiener Musikakademie bei Alexandra Roper sowie bei Alfred Piccaver und Lily Kundegraber, dazu in London bei Rupert Bruce-Lockhart. Bühnendebüt bei der Wiener Kammeroper 1959 als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. 1959-60 trat er am Städtebundtheater Biel-Solothurn in der Schweiz, 1960-61 am Stadttheater von Koblenz auf, 1962-70 war er durch Gastverträge dem Theater von Basel, 1964-73 dem Opernhaus von Zürich (wo er am 26.5.1967 in der Uraufführung von H. Sutermeisters Oper »Madame Bovary« mitwirkte), 1980-87 der Deutschen Oper am Rhein verbunden. Er hatte auch große Erfolge in seiner englischen Heimat, wo er 1955-59 an der Covent Garden Oper London, an der Sadler’s Wells Opera London (bereits 1964 als Barinkay im »Zigeunerbaron«), an der English National Opera London (als Teufel in der »Nacht vor Weihnachten« von Rimski-Korsakow und als Kent in »Lear« von A. Reimann in den englischen Erstaufführungen dieser beiden Opern), bei der Welsh Opera Cardiff (1980 in der Uraufführung der Oper »The Servants« von Mathias als Basil und auch als Alwa in »Lulu« von A. Berg, als Hauptmann in dessen »Wozzeck« und als Herodes in »Salome« von R. Strauss) und der Scottish Opera (1968 als Peter Grimes von Britten, 1971 als Valzacchi im »Rosenkavalier«, 1980 und 1982 als Schulmeister in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, 1981 und 1993 als Hauk-Sendorf in Janáceks »Die Sache Makropulos«, 1981 als Eisenstein in der »Fledermaus«, 1986 als Jacob Schmidt in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill, 1987 als Schapkin in Janáceks »Aus einem Totenhaus« und 1993 als Mr. Triquet in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky) auftrat. Besonders verbunden war er dem Kreis um den Komponisten Benjamin Britten und die Musikfeste von Aldeburgh. Er wirkte in einer Reihe von Opernuraufführungen mit, so 1972 beim Aldeburgh Festival in »The Visitors« von Gardner, am 10.5.1973 an der Covent Garden Oper in »Owen Wingrave« von Benjamin Britten und am 27.8.1975 beim Edinburgh Festival in »Hermiston« von Robin Orr (als Frank Innes). Er gastierte an der Volksoper Wien, in Brüssel, Venedig, Barcelona, Basel und Zürich. Weitere Gastspiele und Konzerte in Antwerpen, Lissabon, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und beim Wexford Festival. 1988 sang er an der Covent Garden Oper und 1990 bei einem Gastspiel der Welsh Opera in Tokio (anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Akihito) den Herodes in »Salome« von R. Strauss. 2000 sang er an der Staatsoper von Hamburg, 2001 an der Academy of Music New York den Hauk-Sendorf. Sein Repertoire für die Bühne umfasste rund 80 Partien, darunter den Captain Vere in Brittens »Billy Budd«, den Aschenbach in »Death of Venice«, ebenfalls einem Werk von Britten, und den Loge im »Rheingold«. Besonders erfolgreich als Konzert- und Oratoriensänger, vor allem als Interpret von barocken Musikwerken; er wurde durch viele Rundfunk- und Fernsehauftritte bekannt. So trat er seit 1970 bei Radio BBC London in über 300 Programmen (darunter »Singer’s Choice«) auf. Er betätigte sich auch als Regisseur und inszenierte u.a. Wiener Operetten an der Sadler’s Wells Opera London, an der Australian Opera Sydney und an der Oper von Antwerpen. Er starb im Dezember 2022.
Schallplatten: Decca (»Owen Wingrave« von B. Britten, kleine Partie in »Salome« von R. Strauss), Opera rara (Cancelliere in »Maria de Rudenz« von Donizetti). Weitere Aufnahmen auf den Marken Amadeo, HMV (»Der Zigeunerbaron«) und Philips (Operetten-Szenen), darunter zahlreiche Barock-Werke.
9.5. Diet KLOOS-BARENDREGT: 100. Geburtstag
Biographie der holländischen Sängerin auf Holländisch: https://dietkloos.nl/herinnering/
10.5. Dmitri NABOKOV: 90. Geburtstag
Sein Vater Vladimir Nabokov war der Nachkomme einer wohlhabenden russischen Aristokratenfamilie, dessen Großvater russischer Justizminister gewesen war und dessen Vater Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow als Politiker nach dem Sturz des Zaren 1917 an der republikanischen provisorischen Regierung beteiligt gewesen war, welcher dann die Oktoberrevolution ein Ende setzte. Seine Mutter Véra Nabokov, mit Geburtsnamen Véra Slonim, entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Ihrem Vater, der Jura studiert hatte, war es auf Grund der antisemitischen Gesetzgebung des zaristischen Russlands nicht möglich gewesen, als Anwalt tätig zu werden. Er baute jedoch erfolgreich einen Handel mit Holz und Dachziegeln auf. Ähnlich wie ihr späterer Mann hatte sie eine sorgfältige mehrsprachige Erziehung genossen, in der Literatur eine große Rolle spielte. Beide Elternteile Dmitri Nabokovs gingen nach der Oktoberrevolution 1917 ins Exil und ließen sich nach mehreren Stationen im Ausland in Berlin nieder. Berlin war in den ersten Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs Zentrum russischer Exilanten. In den ersten Jahren wurden 86 russische Verlage in Berlin gegründet. 150 verschiedene russischsprachige Zeitungen und Magazine erschienen dort. Im Jahr 1923 übertraf Berlin Petersburg und Moskau in seiner Bedeutung als Ort russischsprachiger Literaturveröffentlichungen. Véra Slonims Vater war selbst Mitbegründer eines Verlagshauses mit dem Namen Orbis, in dem Véra Slonim mitarbeitete. Vladimir Nabokov zählte innerhalb der russischen Emigrantengemeinden zu den bekannteren Autoren und veröffentlichte Gedichte, Theaterstücke und Schachaufgaben in einer russischsprachigen Literaturzeitung, für die auch Véra Slonim gelegentlich englischsprachige Autoren ins Russische übersetzte. Am 15. April 1925 heirateten die beiden. Zu diesem Zeitpunkt war Berlin auf Grund der Hyperinflation nicht länger das Zentrum der Exilrussen; viele aus Russland ausgewanderte Russen hatten ihren Lebensmittelpunkt nach Frankreich verlegt. Das Ehepaar Nabokov entschloss sich jedoch, weiterhin in Berlin zu bleiben. Véra Nabokov trug durch ihre Arbeit als Sekretärin und Übersetzerin sowie durch Sprachenunterricht wesentlich zum Unterhalt der Familie bei. Die Frage der Auswanderung aus Deutschland hatte die Nabokovs seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im März 1933 beschäftigt. Es scheiterte zunächst daran, dass das Ehepaar Nabokov, obwohl sie sich in Deutschland nicht wohlfühlten, kein Land als Lebensmittelpunkt geeignet erschien. Ihre beengte finanzielle Situation erschwerte eine Auswanderung zusätzlich. Das Ehepaar Nabokov besaß bereits im März 1933 Visa für Frankreich, die Schwangerschaft Véra Nabokovs trug aber dazu bei, dass sie die Auswanderung aufschoben. Ein Grund für die verzögerte Auswanderung war auch, dass die einen russischen Pass besitzende Véra Nabokov in Berlin immer noch Arbeit als Übersetzerin und Sprachenlehrerin fand. Erst 1937 wanderte die Familie zunächst nach Frankreich und dann im Jahre 1940 in die Vereinigten Staaten aus. Dmitri Nabokov verbrachte einen Teil seiner Kindheit in der Region um Boston, wo sein Vater am Wellesley College lehrte. Nachdem sein Vater eine Professorenstelle an der Cornell University erhielt, zog die Familie nach Ithaca um. 1951 begann Nabokov am Harvard College Geschichte und Literatur zu studieren. Obwohl er eine Zulassung für die Harvard Law School erhielt, verzichtete er auf diesen Ausbildungsweg, weil er nach etwas suchte, was er mit Leidenschaft betreiben würde. Nach seinem Abschluss des Colleges nahm er zwei Jahre lang Gesangsunterricht an der Longy School of Music. Er trat dann der U.S. Army bei, wo er Russisch unterrichtete und einem Armeekaplan als Assistent diente. Der Erfolg, den Vladimir Nabokov mit seinem dreizehnten, 1955 in Frankreich erstveröffentlichten Roman Lolita hatte, veränderte nach 1958 – als der Roman endlich auch in den Vereinigten Staaten herausgegeben und ein internationaler Bestseller wurde – die Situation der Familie Nabokov nachhaltig. Auf Grund der Tantiemenzahlungen war es dem Ehepaar Nabokov erstmals seit ihrer jeweiligen Jugend möglich, ein finanziell sorgenfreies Leben zu führen. Die von kontroversen Debatten um die literarische Qualität von Lolita erhöhte Bekanntheit seines Vaters sorgte dafür, dass in zahlreichen Ländern auch die vorherigen Werke von Vladimir Nabokov veröffentlicht wurden. Dmitri Nabokov übersetzte mehrere der Werke seines Vaters, darunter Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Gedichte, Vorlesungen und Briefe, in mehrere Sprachen. Eine seiner ersten Übersetzungen war der Roman Einladung zur Enthauptung, die Dmitri Nabokov unter Begleitung seines Vaters vom Russischen ins Englische übertrug. Nach dem Tod seines Vaters veröffentlichte Dmitri im Jahr 1986 eine der frühen Erzählungen seines Vaters. Der Zauberer war eine etwa 30 Seiten lange Kurzgeschichte, die Nabokov auf Russisch in Paris veröffentlicht. Wie in Lolita ist das Thema die Beziehung eines pädophilen erwachsenen Mannes zu einem präpubertären Mädchen. Nabokov hatte 1959 in dem Nachwort zu Lolita geschrieben, er habe diese Erzählung bald nach seiner Übersiedlung in die Vereinigten Staaten 1940 vernichtet. Darin täuschte sich Nabokov allerdings. Die Erzählung wurde im Februar 1959 unter anderen Papieren wiedergefunden. Die Kurzgeschichte wird gelegentlich als Ur-Lolita bezeichnet, eine Bezeichnung, die Dmitri Nabokov allerdings immer ablehnte. Gemeinsam mit seinem Vater erarbeitete er auch eine englische Übersetzung von Michail Jurjewitsch Lermontows Roman Ein Held unserer Zeit, die 1958 erschien. 1961 debütierte er als Opernsänger. Er gewann in Italien in der Rolle des Colline aus La Bohème in Italien einen Opernwettbewerb in der Kategorie Bass. In dieser Inszenierung hatte auch Luciano Pavarotti sein Debüt, der den Gesangswettbewerb in der Kategorie Tenor gewann. Zu den Höhepunkten seiner Karriere als Opernsänger gehören Auftritte mit der Sopranistin Montserrat Caballé und dem Tenor Giacomo Aragall. Im Jahre 1980 verunglückte Dmitri Nabokov, der semiprofessionell auch Autorennen fuhr, bei einem Autounfall schwer. Er erlitt u.a. schwere Verbrennungen. Der Unfall bereitete seiner Karriere als Opernsänger ein Ende. Gemeinsam mit seiner Mutter verwaltete er den Nachlass seines 1977 verstorbenen Vaters. Über 30 Jahre setzte er sich mit der Frage auseinander, ob das letzte Romanfragment seines Vaters veröffentlicht werden sollte. Es erschien schließlich im Jahre 2009. Anlässlich des 100. Geburtstages von Vladimir Nabokov trat Dmitri als sein Vater in Terry Quinns Dear Bunny, Dear Volodya, einer dramatisierten Lesung basierend auf dem Briefaustausch zwischen Vladimir Nabokov und seinem Freund, dem Literaturkritiker und Schriftsteller Edmund Wilson, auf. Das Stück wurde unter anderem in New York, Paris, Mainz und Ithaca aufgeführt. Zuletzt entstand unter seiner Mitwirkung der Kinofilm des Filmemachers Harold Bergmann Der Schmetterlingsjäger – 37 Karteikarten zu Nabokov (D/CH 2012) zu Texten Vladimir Nabokovs aus seiner Autobiographie Erinnerung, sprich und Auszügen des Kapitels Textur der Zeit aus Nabokovs Roman Ada oder Das Verlangen. Trotz mehrerer Beziehungen blieb Dmitri Nabokov letztlich unverheiratet und hatte keine Kinder. In seinen letzten Lebensjahren lebte er in Palm Beach, Florida und Montreux, Schweiz. Er starb 2012 in Vevey, Schweiz.
10.5. Jole DE MARIA: 95. Geburtstag
Biographie der italienischen Mezzosopranistin auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Jole_De_Maria
10.5. Gustave HUBERDEAU: 150. Geburtstag
Er studierte am Conservatoire von Paris. Debüt 1898 an der Pariser Opéra-Comique. An diesem Haus sang er zunächst kleine Rollen (so in mehreren Uraufführungen von Opern: am 2.2.1900 in »Louise« von Charpentier, am 11.4.1900 in »Le Juif polonais« von Camille Erlanger, am 20.11.1901 in »Grisélidis« von Massenet, am 16.7.1902 in »La Carmélite« von Reynaldo Hahn, am 16.3.1904 in »La fille de Roland« von Henri Rabaud). Dann wurden ihm die großen Partien seines Stimmfachs übertragen. Bis 1908 gehörte er dem Ensemble der Opéra-Comique an. 1908-11 hatte er bedeutende Erfolge am Manhattan Opera House in New York. 1910 sang er hier in der amerikanischen Erstaufführung der Richard- Strauss-Oper »Elektra« (in französischer Sprache) den Orest, im gleichen Jahr in der Premiere von Massenets »Grisélidis«. 1911-13 war er bei der Chicago-Philadelphia Company engagiert. Dort sang er 1913 in der amerikanischen Premiere der Oper »Der Kuhreigen« von Kienzl (in französischer Sprache), 1918 in »Monna Vanna« von Février. Er gastierte seit 1914 mehrfach an der Covent Garden Oper London, u.a. als Arkel in »Pelléas et Mélisande« und als blinder Vater in der englischen Erstaufführung von Mascagnis Oper »Iris« (1919). 1914 kam er nach Frankreich zurück und diente im Ersten Weltkrieg in der französischen Armee. 1916-17 war er an der Oper von Monte Carlo als Gast zu hören (u.a. als Gudal in »Der Dämon« von Rubinstein). An der Oper von Monte Carlo beteiligte er sich am 27.1.1917 an der Uraufführung der Oper »La Rondine« von Puccini, 1922 an der von Massenets nachgelassener Oper »Amadis«. 1926 sang er dort den Bartolo im »Barbier von Sevilla« und den Mesner in »Tosca«, 1927 den Titurel in »Parsifal« und den Crespel in »Hoffmanns Erzählungen« 1917-20 war er wieder an der Oper von Chicago tätig. Hier wirkte er dann auch 1918 in der Uraufführung der Oper »Le Sautériot« von Sylvio Lazzari, 1919 in der von »Gismonda« von Henri Février, 1920 in der von »Rip van Winkle« von R. de Koven mit. 1919-20 hörte man ihn bei der Beecham Opera London als Mephisto in »Faust« von Gounod, als Comte Des Grieux in »Manon« von Massenet, als Ramfis in »Aida«, als Colline in »La Bohème« und 1919 als Cieco in der englischen Erstaufführung von Mascagnis »Iris«. In den zwanziger Jahren folgten Gastspiele in Nizza, Monte Carlo, Vichy und Brüssel, aber auch in Paris und Amsterdam, wo er 1924 den Arkel in der holländischen Erstaufführung von Debussys »Pelléas et Mélisande«, dann auch den Zuniga in »Carmen«, sang und in Konzerten auftrat. 1926 gastierte er an der Oper von Rio de Janeiro. Er wirkte in mehreren Stumm- und Tonfilmen in Charakterrollen mit. Er starb 1945 in Brain-sur-l’Authion.
Schallplatten: Edison-Zylinder (um 1910), Odeon- Platten, amerikanische Pathé-Platten; eine elektrische Aufnahme auf HMV. Im Allgemeinen sind nur wenige Aufnahmen vorhanden.
11.5. Silvio BARBATO: 65. Geburtstag
Biographie des italienischen Dirigenten und Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Silvio_Barbato
11.5. Elaine CORMANY: 80. Geburtstag
Studium an der Texas University bei Vera N. Neilson, dann in New York bei Ellen Repp, Julia Drobner und Max Walmer. Sie debütierte 1967 bei einer Opern-Wanderbühne, der Shreveport Opera, als Violetta in »La Traviata« von Verdi. Dann kam sie nach Europa und machte ihre Karriere vor allem in Westdeutschland. Hier sang sie u.a. an den Opernhäusern von Essen und Dortmund. 1970-74 war sie am Staatstheater von Saarbrücken, seit 1974 für mehr als zehn Jahre am Staatstheater von Wiesbaden engagiert. Ihr Repertoire enthielt die großen klassischen lyrischen und Koloraturpartien in Opern von Mozart, Donizetti, Verdi, Nicolai, darunter die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Norina in »Don Pasquale«, die Mimi in »La Bohème« und die Odabella in »Attila« von Verdi. Sie trat auch in modernen Bühnenwerken auf. Sie gastierte u.a. an der Nationaloper Bukarest; erfolgreiches Wirken auch im Konzertsaal. Sie starb im Mai 2019.
Schallplatten: Morgan Records.
11.5. Max GILLMANN: 150. Geburtstag
Nachdem der Künstler, dessen eigentlicher Name Max Scheidweiler war, zuerst am Stadttheater von Rostock (1896-97), an Stadttheater von Chemnitz (1897-98), am Theater des Westens Berlin (1898-1901), am Stadttheater von Trier (1901-02), am Theater von Linz /Donau (1902-03) und in den Jahren 1903-06 am Stadttheater von Graz aufgetreten war, wurde er 1906 an die Münchner Hofoper verpflichtet. Hier blieb er während seiner weiteren Karriere, abgesehen von seinen Gastspielen, bis zu seinem Rücktritt von der Bühne tätig. 1905-08 gastierte er an der Wiener Hofoper (als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Kardinal Brogni in Halévys »Die Jüdin« und als Hagen in »Götterdämmerung«), 1908 am Stadttheater von Nürnberg, 1910 am Stadttheater von Zürich, 1912 am Hoftheater von Karlsruhe, 1914 am Théâtre de la Monnaie Brüssel und 1915 am Opernhaus von Frankfurt a.M. Am 12.6.1917 sang er am Münchner Prinzregententheater in der Uraufführung von Hans Pfitzners »Palestrina« den Madruscht und gastierte anschließend mit dem Ensemble dieser Uraufführung in Zürich, Basel und Bern. Als Höhepunkte in seinem breit angelegten Rollenrepertoire galten Wagner-Heroen wie der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Landgraf in »Tannhäuser«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und der König Marke in »Tristan und Isolde«, doch sang er auch den Komtur in »Don Giovanni« und den Eremiten im »Freischütz« von Weber. Zugleich war er ein geschätzter Konzertbassist. Er starb 1926 in München.
Schallplatten: Einige seltene Aufnahmen unter dem Etikett von Beka.
12.5. Ginetta LA BIANCA (amerikanische Sopranistin): 90. Geburtstag
12.5. Lisa BURGMEIER: 150. Geburtstag
Ihr Vater, Joseph Burgmeier (1844-1905), war als Oratorien- und Liedersänger bekannt. Bei ihm erhielt die Künstlerin ihren ersten Unterricht, der durch Studien am Konservatorium von Zürich und bei den bekannten Pädagogen Julius Stockhausen und Frau Schröder-Hanfstaengl in Frankfurt a.M. vervollständigt wurde. Ende der neunziger Jahre begann sie ihre Tätigkeit im Konzertsaal. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf den Konzert- und namentlich den Liedgesang. Auf diesen Gebieten kam sie in den Musikzentren in ihrer Schweizer Heimat wie in Deutschland zu schönen Erfolgen. Gleichzeitig wirkte sie im pädagogischen Bereich am José Beer-Konservatorium in Zürich. Sie starb 1951 in Zürich. Sie war verheiratet mit dem in Zürich wirkenden Professor E. Haemig. Ihr Bruder Max Burgmeier (1881-1947) war einer der bekanntesten Schweizer Maler innerhalb seiner Generation.
Schallplatten: G & T (Lieder von Hugo Wolf, Largo von Händel »Ombra mai fu«, 1902-03 aufgenommen).
13.5. Jan GRISSOM (amerikanische Sopranistin): 65. Geburtstag
13.5. Eugenie BESALLA: 125. Geburtstag
Sie durchlief ihre Ausbildung am Stern’schen Konservatorium in Berlin bei Selma Nicklaß-Kempner und bei Nikolaus Rothmühl. Ihr Debüt erfolgte 1920 am Stadttheater von Aachen als Fricka im »Rheingold«. Sie blieb dort bis 1922 und wechselte dann an die Volksoper Wien, der sie bis 1925 angehörte. Sie gastierte darauf am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und war 1926-27 am Theater von Braunschweig engagiert. Danach wirkte sie als Gastsängerin, war aber 1932-37 nochmals am Stadttheater von Aachen im Engagement. Gastspiele führten sie an die Staatsoper Wien (1923 als Flosshilde in »Götterdämmerung«), an die Opernhäuser von Köln und Düsseldorf. Ihre Bühnenpartien waren die Nancy in Flotows »Martha«, die Waltraute in »Götterdämmerung«, die Erda im Nibelungenring, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Kundry in »Parsifal«, der Adriano in Wagners »Rienzi«, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss, die Amme in der »Frau ohne Schatten« vom gleichen Meister, die Ulrike in »Friedemann Bach« von Paul Graener, die Edvige in Rossinis »Wilhelm Tell«, die Amneris in »Aida« und namentlich die Carmen. Sie nahm dann auch Partien für dramatischen Sopran in ihr ohnehin weitreichendes Repertoire auf: die Leonore in »Fidelio«, die Rezia in »Oberon« von Weber, die Elektra in der gleichnamigen Richard Strauss-Oper und die Küsterin in Janáceks »Jenufa«. Sie starb 1993 in Wien. Sie war verheiratet mit dem Opernsänger und Theaterdirektor Anton Ludwig (1888-1957), der als Bariton wie als Tenor (u.a. auch an der Metropolitan Oper New York) eine bedeutende Karriere hatte und als Intendant die Theater von Coburg (1918-20), Aachen (1920-22) und Gießen (seit 1945) leitete, sich zugleich auch als Regisseur betätigte. Aus dieser Ehe stammte die große Mezzosopranistin Christa Ludwig (1928-2021), die eine Schülerin ihrer Mutter war, die sie auch während ihrer weltweiten Karriere betreute.
13.5. Robert RADFORD: 150. Geburtstag
Studium an der Royal Academy of Music in London bei Albert Randegger, Battison Haynes und Frederick King. Konzertdebüt 1899 beim Norwich Festival, Bühnendebüt 1904 an der Covent Garden Oper London als Komtur in »Don Giovanni«. Er war dann erfolgreich an der Covent Garden Oper, vor allem als Hagen und Hunding, in den denkwürdigen Aufführungen des Nibelungenrings unter Hans Richter, 1909 in der Uraufführung der Oper »The Angelus« von Naylor, 1910 in der englischen Premiere von d’Alberts »Tiefland«. Er trat an der Londoner Covent Garden Oper 1909-10 auch als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Claudius in »Hamlet« von A. Thomas auf. 1922-23 sang er dort (mit der British National Opera Company) den Mephisto in »Faust« von Gounod, den Vater in Charpentiers »Louise«, den König Marke in »Tristan und Isolde« und den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«. 1910 erschien er am His Majesty’s Theatre London in Mozart-Partien, u.a. als Osmin. 1911-19 war er als erster Bassist bei der Beecham Opera engagiert. Er sang als erster englischer Bassist den Boris Godunow. Er erwies sich, vor allem bei den zahlreichen englischen Musikfesten, als bedeutender Oratoriensänger. 1921 gehörte er zu den Gründern der British National Opera Company, deren Direktion er übernahm. Er trat dort in den Jahren 1921-24 auch als Sänger auf, u.a. als Mephisto in »Faust« von Gounod, als Hagen, als Vater in »Louise«, als Pogner, als Donner im »Rheingold«, als Hunding, als König Marke und als Sarastro in der »Zauberflöte«. 1929 wurde er Professor an der Royal Academy of Music in London. Außerhalb Englands ist er nicht aufgetreten. Er starb 1933 in London – Seine Tochter Winifred Radford (1901-93) sang u.a. bei den Festspielen von Glyndebourne der Jahre 1934-38.
Lit: W.G. Kloet: Robert Radford (in »Record Collector«, 1961-62); Winifred Radford: Robert Radford (in »Recorded Sound«, 1980).
Schallplatten: G & T (London, 1903-06), Columbia (London, 1904), Zonophone (London, 1914), seit 1908 zahlreiche akustische und elektrische HMV- Platten.
14.5. Giuseppe ARMANINI: 150. Geburtstag
Studium bei Il Selma und Alberto Selva in Mailand, Debüt 1902 am Teatro Sociale von Monza in »Linda di Chamounix«. Er sang dann bei der Castellano Company während einer Europa Tournee. Anschließend erschien er an italienischen Bühnen, gastierte in Lissabon, Moskau und St. Petersburg und bereiste 1907 Südamerika. Erst nach 1910 begann seine eigentliche Karriere in Italien, wobei er zumal durch den berühmten Tenor Edoardo Garbin gefördert wurde. 1911 debütierte er an der Mailänder Scala in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa. 1911 sang er dort den Königssohn in der Premiere der »Königskinder« von Humperdinck und in der Oper »Fior di neve« von Filiasi. 1912-13 hörte man ihn an der Scala als Fenton sowohl in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« wie auch in Verdis »Falstaff«, 1913 am Teatro Massimo von Palermo als Alfredo in »La Traviata«. 1911 und 1914 gastierte er an der Covent Garden Oper London. Er starb auf dem Höhepunkt seiner Karriere, einen Tag nach seinem 41. Geburtstag, 1915 in Mailand..
Schallplatten: Zunächst erschienen Aufnahmen auf Fonotipia; in seinem Todesjahr 1915 kamen dann Columbia-Platten heraus.
14.5. Václav VIKTORÍN: 175. Geburtstag
Er war zuerst als Schullehrer tätig, und zwar in den Jahren 1868-83 in Podrips, wo er bereits als Solist zusammen mit Männerchören auftrat. Man riet ihm dringend, seine Stimme ausbilden zu lassen, wozu er sich erst nach langem Zögern entschloss. Er besuchte dann die Musikschule Pivoda in Prag und debütierte schließlich 1885, inzwischen bereits 36 Jahre alt, am Nationaltheater Prag als Gast in der Partie des Heerrufers in »Lohengrin«. Er wurde darauf an dieses Haus engagiert, dem er bis 1907 angehörte, als er sich in der Partie des Vladislav in Smetanas »Dalibor« dort von der Bühne verabschiedete. Anschließend betätigte er sich in Prag als Pädagoge. Er wirkte am Prager Nationaltheater in einer Reihe von Uraufführungen mit, darunter 1889 in der Zweitfassung von Dvoráks »Der Jakobiner«, 1894 in der Uraufführung des »Dimitrij« von Dvorák als Shuiskij, 1895 in »Der Sturm« (»Boure«) von Zdenek Fibich als Prospero, 1897 in »Sarka« vom gleichen Komponisten. Zu seinen weiteren Partien zählten der Oldrich in »Die Brandenburger in Böhmen« (»Branibori v Cechach«) von Smetana, der Radovan wie der Premysl in »Libussa«, der Tomes in »Der Kuss« (»Hubicka«), der Vok in »Die Teufelswand« (»Certova stena«) von Smetana, der Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut« (den er über 200mal gesungen hat), doch sang er auch Rollen aus dem Bereich der italienischen wie der deutschen Oper. 1892 wirkte er bei dem Gastspiel der Prager Oper in Wien mit (als Kruschina in »Die verkaufte Braut« und als Vladislav in »Zwei Witwen«), das für Smetanas »Die verkaufte Braut« den Durchbruch zum Welterfolg brachte. Neben seinem Wirken auf der Opernbühne war er ein hoch geschätzter Konzert- und Oratoriensänger, der sich vor allem für das Werk von A. Dvorák einsetzte (Stabat mater, »Die heilige Ludmila«). Er starb 1924 in Prag.
Schallplatten: HMV, Odeon.
14.5. Elena D‘ANGRI: 200. Geburtstag
Die auf Korfu geborene Sängerin studierte Gesang bei Salvatore Taglioni und Giuseppe Doglia. Sie debütierte 1843 in Lucca. 1844 taucht sie in Wien auf, wo sie sehr erfolgreiche Auftritte absolvierte. 1846 wurde sie von Kaiser Ferdinand zur Österreichischen Kammersängerin ernannt. 1844-47 war sie an der Mailänder Scala mit nicht weniger großem Erfolg tätig. Sie sang dort 1844 die Bianca in »Il Giuramento« von Saverio Mercadante und die Climene in »Saffo« von G. Pacini, 1844-45 den Arsace in Rossinis Oper »Semiramide«, die Emilia in »La Vestale« von Mercadante, den Pierrotto in »Linda di Chamounix« von Donizetti und die Rosina im »Barbier von Sevilla«, 1845-46 den Alberto Doria in der Oper »La Fidanzata Corsa« von G. Pacini, die Cornelia in »Alboino« von Sangalli und den Almanzo in der Uraufführung der Oper »Azema di Granata« von Lauro Rossi, 1846 die Isabella in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«, die Zemira in »Ricciardo e Zoraide« vom gleichen Meister, 1846-47 die Corilla in »La Prova di un‘ Opera seria« von Gnecco. 1847-49 war sie an der Hofoper von St. Petersburg anzutreffen. 1849 trat sie an der Covent Garden Oper London als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Orsini in Donizettis »Lucrezia Borgia«, als Malcolm in »La Donna del Lago« und als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, 1851 als Pippo in Rossinis »La gazza ladra« und als Page Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer auf. Sie heiratete dann den spanischen Dirigenten Pedro de Abella (1824-77) und hatte in dem Jahrzehnt 1850-60 eine sehr erfolgreiche Karriere an den führenden spanischen Opernhäusern; sie bereiste mehrfach Nordamerika. 1860 gab sie in Barcelona noch ein Konzert, nachdem ihre Bühnenkarriere inzwischen zum Abschluss gekommen war. Donizetti erwähnt die Sängerin in zwei Briefen aus Wien vom 15.4.1845 und vom 6.5.1848. Sie starb 1886 in Barcelona.
14.5. Francesco RASI: 450. Geburtstag
Er entstammte einer vornehmen Familie. Dieser Sänger und Komponist gehörte zum Florentiner Kreis der Camerata, aus dem heraus die Entwicklung der Oper erfolgte. Er war Schüler von Giulio Caccini. 1593 kam er, zusammen mit Emilio de‘ Cavalieri, nach Rom, wo er mit glänzenden Erfolgen auftrat. Er bereiste dann mit dem Prinzen Carlo Gesualdo von Verona, einem angesehenen Komponisten und Lautenspieler, Italien und mit dem Bischof von Caserta Polen. und wirkte 1593-96 am Hof der Mediceer in Florenz, zuerst im Dienst Ferdinands I. von Toskana, dann 1594-96 im Dienst des Herzogs Gesualdo. 1598-1620 war er am musikliebenden Hof der Gonzaga in Mantua tätig. Er hat mit Sicherheit in einigen der ersten in Florenz veranstalteten Opernaufführungen gesungen, darunter den Orfeo in »Euridice« von Jacopo Peri (6.10.1600 im Palazzo Pitti in Florenz aus Anlass der Hochzeitsfeierlichkeiten von König Heinrich IV. von Frankreich mit Maria de‘ Medici). Er war auch an der Uraufführung von Caccinis »Il Rapimento di Cefalo« am 9.10.1600, ebenfalls im Palazzo Pitti in Florenz, beteiligt. Es ist durchaus möglich, dass er auch 1607 bei der Uraufführung von Monteverdis »La Favola d’Orfeo« in Mantua mitgewirkt hat; jedenfalls sang er in Mantua am 24.5.1608 in der Uraufführung der Monteverdi-Oper »Arianna«, deren Partitur bis auf das berühmte Lamento d’Arianna verlorengegangen ist. 1608 kreierte er in Mantua die Oper »Dafne« von Marco da Gagliano. 1610 wurde er wegen der Verwicklung in eine Mordaffäre aus der Toskana verbannt und konnte erst 1620 wieder dahin zurückkehren. 1610-20 hielt er sich hauptsächlich in Turin auf. 1611 sang er in Casale Monferrato in der Uraufführung der Oper »Il rapimento di Proserpina« von Monteverdi und trat als Gast an den Höfen in Norditalien auf. 1612 unternahm er eine Reise nach Wien und Salzburg; dabei widmete er dem kunstliebenden Erzbischof Marcus Sitticus von Salzburg seine »Musica di camera e chiesa« für 1-3 Stimmen und Basso continuo. 1617 wurde in Mantua zur Hochzeit des Herzogs von Mantua mit der Prinzessin Catarina de‘ Medici eine von ihm komponierte Oper »Ati e Cibele« aufgeführt, deren Partitur verloren ist, deren Libretto jedoch noch existiert. 1620 hörte man ihn nochmals in Florenz und in Rom. Er veröffentlichte weiter »Vaghezze di musica« (Venedig, 1608), »Madrigali« (Florenz, 1610) und »Dialoghi rappresentativi« (Venedig, 1620); letztgenanntes Werk ist als eine frühe Form der Kantate anzusehen. Seine Stimme soll sowohl den Tenor- wie den Bass-Bereich umfasst haben; seine Gesangstechnik wird als außerordentlich geschildert. Giustiniani und Bonini schreiben über ihn: »…seine süße und zugleich kraftvolle Stimme, zusammen mit seinem majestätischen, liebenswürdigen Auftreten, gaben seiner Stimme etwas Engelgleiches und zugleich Göttliches«. Er starb 1621 in Mantua.
Lit.: C. MacClintock: »The Monodies of Francesco Rasi« (1961).
15.5. Ulrik COLD: 85. Geburtstag
Er studierte zunächst Rechtswissenschaften, ließ aber gleichzeitig an der Musikhochschule Kopenhagen seine Stimme durch H. Byrding und P. Birch ausbilden. Zuerst trat er als Oratoriensänger auf (Debüt 1963 in Kopenhagen), debütierte dann jedoch 1968 am Opernhaus von Aarhus als Sarastro in der »Zauberflöte«. 1969-71 wirkte er am Staatstheater von Kassel, 1971-78 an der Königlichen Oper Kopenhagen. Großes Aufsehen erregte er, als er 1971 an der Komischen Oper Berlin die Titelpartie in einer Inszenierung von Massenets »Don Quichotte« gestaltete. Der berühmte schwedische Filmregisseur Ingmar Bergman übertrug ihm die Rolle des Sarastro in seiner bekannten Filmaufnahme der »Zauberflöte«, deren Musik auf HMV-Platten aufgenommen wurde. Damit wurde der Künstler allgemein bekannt; er betätigte sich jetzt auch als Regisseur und leitete 1975-77 als Intendant die Königliche Oper Kopenhagen. Er setzte seine Karriere mit Gastspielen auf internationaler Ebene fort. So gastierte er in Deutschland und Holland und debütierte 1980 in den USA an der San Francisco Opera als Sarastro. In Frankreich wie in der französischen Schweiz trat er in Werken aus der Barock-Epoche auf. 1987 war er am Teatro Comunale in Bologna zu hören, 1991 beim Wexford Festival in Irland als Alazim in »Zaide« von Mozart, ebenso 1991 an der English National Opera London als General in »Der Spieler« von Prokofjew, in London auch 1992 als Saul in einer konzertanten Aufführung der Oper »Saul og David« von C. Nielsen. Neben dem Sarastro sang er eine Anzahl weiterer Partien für Basso profondo: den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Gurnemanz in »Parsifal« und vor allem Rollen aus dem Bereich der Barockoper in Werken von Monteverdi, Rameau und Händel, dann auch aus der slawischen Opernliteratur. Angesehener Konzert- und Oratorienbassist. Er hatte seinen Wohnsitz in Odense, wo er sich im pädagogischen Bereich betätigte. Er starb 2010 in Kopenhagen.
Weitere Schallplattenaufnahmen: Erato (vollständige Oper »Armide« von Lully). HMV (»Admeto, Re di Tessaglia« von Händel), CBS (»Hypolyte et Aricie« von Rameau, »Xerxes« von Händel), Fonit-Cetra (»L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi), Harmonia mundi (Matthäus-Passion von J.S. Bach), IMS (»Lulu« von Friedrich Daniel Kuhlau), BIS (Faust- Kantate von Schnittke), Koch Records (Gurnemanz in »Parsifal«), Point (Querschnitt »Die Zauberflöte«), Amber (Werke von C. Nielsen), Marco Polo/Da Capo (»Jugend und Torheit« von Jean-Baptiste-Édouard Dupuy), Channel Classics (»Die Hochzeit des Camacho« von Mendelssohn), Eterna (»Gurrelieder« von A. Schönberg), Bella Voce (König Marke in zwei verschiedenen Aufnahmen von »Tristan und Isolde« aus Amsterdam 1974 und Scheveningen 1979), MRF (»Le Cheval de Bronze« von Auber).
15.5. Heribert STEINBACH: 90. Geburtstag
Er studierte in Düsseldorf, vor allem aber an der Musikhochschule Köln, wo er Schüler von Clemens Glettenberg war. 1963-64 war er im Opernstudio des Kölner Opernhauses tätig, 1964-66 reguläres Mitglied des Ensembles. Von Köln ging er 1966 an das Staatstheater Karlsruhe, dem er bis 1968 angehörte, 1968-76 war er Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. 1976-80 war er durch einen Gastvertrag dem Nationaltheater Mannheim, 1977-80 der Staatsoper München verbunden. Eine weitreichende Gastspieltätigkeit ließ den Namen des Künstlers auf internationaler Ebene bekannt werden. In den Jahren 1971-76 trat er bei den Festspielen von Bayreuth auf, und zwar 1971-72 als einer der Edlen in »Lohengrin«, 1971-73 und 1975-76 als 1. Ritter in »Parsifal«, 1972-74 als Heinrich der Schreiber in »Tannhäuser«, 1972-76 als Froh im »Rheingold«, 1973-76 als Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1974-76 als Melot in »Tristan und Isolde«. 1976-78 gastierte er an der Grand Opéra Paris (als Froh und als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte«), 1978 am Teatro San Carlos Lissabon und an der Oper von Rom, 1979 und 1982 an der Oper von Monte Carlo. Beim Maggio Musicale von Florenz hörte man ihn 1979 als Loge. 1980 am Teatro Fenice Venedig und am Teatro Comunale Florenz, 1981 am Opernhaus von Leipzig zu Gast. Am Teatro Comunale Bologna trat er 1971 als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1983 als Tristan, am Teatro Municipale Piacenza 1982 als Siegmund in der »Walküre« auf. Am Teatro Colón Buenos Aires bewunderte man 1982 seinen Loge. 1985 gastierte er an der Metropolitan Oper New York, wo er in einer einzigen Vorstellung den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« sang. 1985 gastierte er als Siegmund an der Wiener Staatsoper. 1985 sang er am Staatstheater Kassel, an dem er oft zu Gast war, den Siegfried, 1983 in Lausanne den Tristan, 1987-88 am Teatro Regio Turin den Siegmund, 1988 in Genua den Ägisth in »Elektra« von R. Strauss. 1988 sang er bei der Eröffnung des wieder erbauten Theaters von Rotterdam den Siegfried im Nibelungenring, 1989 bei der Queensland Opera in Australien den Herodes in »Salome« von R. Strauss. Hatte er zu Beginn seiner Karriere vornehmlich lyrische Partien gesungen (Tamino in der »Zauberflöte«, Herzog in »Rigoletto«), so wurde er später ein hervorragender heldischer und Wagner-Tenor, der als Parsifal, aber auch als Max im »Freischütz« und als Florestan in »Fidelio« seine Erfolge hatte. Nicht zu vergessen ist eine zweite, nicht weniger erfolgreiche Karriere im Konzertsaal. Er starb 2013 in Leipzig.
Schallplatten: DGG (»Palestrina« von H. Pfitzner), Philips (Melot in »Tristan und Isolde«, kleine Partie in »Die Meistersinger von Nürnberg«), Wergo (»Die Soldaten« von B.A. Zimmermann).
15.5. Ernst GUTSTEIN: 100. Geburtstag
Ausgebildet an der Wiener Musikakademie bei Fuhsperg, Josef Witt und Hans Duhan. Debüt 1948 am Landestheater Innsbruck als Don Fernando in »Fidelio«. Er blieb dort bis 1952, sang dann 1952-53 am Stadttheater von Hagen (Westfalen), 1953-54 in Heidelberg, 1954-58 in Kassel, 1958-59 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1959-62 in Frankfurt a.M.; seit 1962 den Opernhäusern von Köln und Frankfurt a.M. verbunden. 1963-96 (Debüt als Faninal im »Rosenkavalier«) war er oft an der Wiener Staatsoper zu hören (als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg, in mehreren Rollen in G. von Einems Oper »Der Prozess«, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Minister in »Fidelio«, als Telramund in »Lohengrin«, als Ill in »Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem, als Baron Douphol in »La Traviata«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Ottokar im »Freischütz«, als Anderer Mann in »Moses und Aron« von A. Schönberg, als Bartolo im »Barbier von Sevilla« sowie als La Roche in »Capriccio« von R. Strauss in insgesamt 125 Vorstellungen). In der Spielzeit 1951-52 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Zar Peter in »Zar und Zimmermann« von Lortzing. 1958 gastierte er beim Maggio Musicale Fiorentino. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1959 als Ernesto in J. Haydns »Il Mondo della luna« und 1978-79 als Faninal, bei den Festspielen von Schwetzingen 1962 in der Uraufführung von W. Fortners »In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa« mit. Gastspiele in Wiesbaden, Hamburg und an vielen bedeutenden deutschen Bühnen. Er sang ferner in Florenz, Rom, Brüssel und in Holland, vor allem jedoch an der Wiener Volksoper. Hier sang er u.a. den Tomsky in »Pique Dame«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Janusz in »Halka« von Moniuszko, den Sebastiano in »Tiefland« von E. d’Albert, den Johannes Freudhofer in W. Kienzls »Der Evangelimann«, den Krautkopf in G. von Einems »Der Zerrissene«, den Kommerzienrat in »Intermezzo« von R. Strauss, den Mephisto in »Fausts Verdammung« von Berlioz, den Michonnet in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, mehrere Partien in Janáceks »Die Ausflüge des Herrn Broucek«, den Maurizio wie den Lunardo in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, den Peter in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck, den Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Archidiakonus in »Notre Dame« von Fr. Schmidt, den Mr. Gedge in »Albert Herring« von B. Britten, den Luther und den Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, den Lothario in »Mignon« von A. Thomas, den Cassandro in Mozarts »Das schlaue Mädchen« (»La finta semplice«), den Wilhelm in »Preußisches Märchen« von B. Blacher, den Tschelio in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen«, den König in C. Orffs »Die Kluge«, den Lord Syndham in »Zar und Zimmermann«, den Brasilianer in Offenbachs »Pariser Leben«, den Schischkow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, mehrere Partien in H. Purcells »Die Feenkönigin«, den Impresario in Donizettis »Viva la Mamma«, den Dr. Stone in Menottis »Hilfe, Hilfe, die Globolinks«, den Rindsbichler in einer konzertanten Aufführung der Oper »Der Musikant« von J. Bittner und den Jan in »Polenblut« von O. Nedbal. An der Wiener Volksoper wirkte er auch in den Uraufführungen der Opern »Dreikönig« von F. Salmhofer (13.4.1970 als Martin) und »König Nicolo« von R. Weishappel (11.2.1972 in der Titelrolle) mit. Auch zu Gast am Bolschoi Theater Moskau, an den Opern von Chicago, Barcelona, Lissabon, Budapest und Rio de Janeiro. An der Komischen Oper Berlin hörte man ihn als Germont sr. in »La Traviata« und als Jago in Verdis »Otello«, am Theater an der Wien in der österreichischen Metropole 1966 in der Uraufführung der Oper »Die schwarze Spinne« von J.M. Hauer. Er sang am 18.1.1975 an der Oper von Zürich in der Uraufführung von Giselher Klebes »Ein wahrer Held«. Bei den Festspielen von Glyndebourne trat er 1985 und 1989 als Waldner in »Arabella« von R. Strauss sowie 1987 und 1990 als La Roche auf. In der Spielzeit 1979-80 sang er an der Metropolitan Oper New York in acht Vorstellungen den Faninal. Weitere Gastspiele in Genua (1982 in »Lulu« von A. Berg), an der Oper von Dallas (1982 als Faninal), in Madrid (1988 in »Lulu«) und an der Oper von Houston/Texas (1990 als Faninal). Er trat noch 1997 bei den Festspielen auf Schloss Schönbrunn in der »Fledermaus« auf. Auf der Bühne vor allem als Verdi-, Wagner- und Richard Strauss-Interpret, aber auch als Konzertsänger, geschätzt. Der Sänger, der als hervorragender Darsteller galt, beherrschte ein sehr umfangreiches Repertoire mit Bühnenpartien wie dem Don Giovanni, den Titelpartien in »Cardillac« und in »Mathis der Maler« von P. Hindemith, dem Schigolch in »Lulu« von A. Berg, dem Kaspar in der »Zaubergeige« von W. Egk, dem Rigoletto, dem Schaunard in »La Bohème«, dem Renato in Verdis »Maskenball« und dem Scarpia in »Tosca«. Seit den siebziger Jahren bekleidete er eine Professur am Konservatorium der Stadt Wien. Er starb 1998 in Salzburg.
Schallplatten: Electrola (Jochanaan in »Salome«, »Rigoletto«, Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«), DGG (»Rappresentatione di Anima e di Corpo« von Cavalieri), Ariola-Eurodisc, Decca (Waldner in »Arabella« von R. Strauss), CBS (Faninal im »Rosenkavalier«), Concert Hall. Auf MRF in »Notre Dame« von F. Schmidt zu hören.
16.5. Louise HÖFER: 150. Geburtstag
Ihr Vater war Königlicher Marktkommissar; ihr eigentlicher Name war Louise Holzhauer. Sie wurde in München durch den Opernregisseur Müller zur Sängerin ausgebildet und debütierte dort auch im Frühjahr 1897 als Konzertsängerin. Im gleichen Jahr nahm sie ihre Bühnenlaufbahn am Stadttheater von Augsburg auf, ging aber von dort an das Hoftheater von Coburg (1899-1901) und wurde 1901 an die Hofoper München berufen. Um sich weiter zu vervollkommnen und ihr Repertoire auszuweiten, ging sie für die Jahre 1903-06 an das Hoftheater Schwerin, kehrte dann wieder nach München zurück und blieb nun bis 1914 Mitglied der dortigen Hofoper. Danach betätigte sie sich im Bereich der Konzert- und Oratorienmusik und gehörte bis zu ihrem frühen Tod der Königlich Bayerischen Hofkapelle an. Sie gastierte u.a. am Hoftheater von Stuttgart (1898), am Hoftheater von Hannover (1905) und am Stadttheater von Nürnberg. Weitere Gastspiele führten sie zu den Festspielen von Bayreuth (1897 als 1. Knappe in »Parsifal«), an das Hoftheater von Kassel (1897, 1905), an die Opernhäuser von Frankfurt a.M. (seit 1908) und Leipzig (seit 1905) wie an das Théâtre de la Monnaie Brüssel (1912). Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Marcellina in »Die Hochzeit des Figaro«, die Mary in »Der fliegende Holländer«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Fricka im Nibelungenring, die Ortrud in »Lohengrin«, die Waltraute in »Götterdämmerung«, die Nancy in Flotows »Martha«, der Page in »Salome« von R. Strauss, die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida« und die Carmen. Sie starb 1918 in München.
Schallplatten: Beka (Quartett aus »Faust« von Gounod, München 1907).
17.5. Gabriel BACQUIER: 100. Geburtstag
Er war Angestellter, bevor er seine Stimme ausbilden ließ. Er erhielt seine Ausbildung am Conservatoire von Paris durch Yvonne Gall und Paul Cabanel; 1950 gewann er den Grand Prix du Conservatoire. Er war 1950-52 in Nizza bei der José Beckmans Compagnie Lyrique engagiert. 1953 debütierte er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel als Figaro im »Barbier von Sevilla«. Drei Jahre hindurch war er in Brüssel erfolgreich tätig. Er kam 1956 an die Opéra-Comique Paris (Debüt in der Oper »Le Fou« von Landowski), an der er bis 1987 u.a. als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Alfio in »Cavalleria rusticana«, als Albert in Massenets »Werther«, als Zurga in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, als Ourrias in »Mireille« von Gounod, als Eugen Onegin von Tschaikowsky, als Bartolo im »Barbier von Sevilla« und als Gianni Schicchi in der gleichnamigen Puccini-Oper auftrat. Er wirkte 1963 an der Opéra-Comique Paris in der Uraufführung von Menottis »Le dernier Sauvage« mit. 1957-88 gastierte er oft am Grand Théâtre Genf: als Figaro wie als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Scarpia in »Tosca«, als Rigoletto, als Marcello in »La Bohème«, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Titelheld wie als Leporello in »Don Giovanni«, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Valentin in »Faust« von Gounod, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Escamillo in »Carmen«, als Mephisto in »La Damnation de Faust« von Berlioz, als Don Alfonso in »Cosi fan tutte«, als Falstaff von Verdi, als Golaud in »Pelléas et Mélisande«, als Fra Melitone in »La forza del destino«, als Gianni Schicchi, als Don Andrès de Ribeira in Offenbachs »La Périchole« und als Don Pasquale. An der Pariser Grand Opéra sang er 1958-87 (Debüt als Germont-père in »La Traviata«) u.a. den Rigoletto, den Escamillo, den Valentin, den Simon Boccanegra von Verdi, den Boris Godunow, den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Scarpia, den Don Alfonso, den Fra Melitone, den Jago in Verdis »Otello«, den Leporello, den Golaud, den Sancho Panza in »Don Quichotte« von Massenet und den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence sang er 1960 den Don Giovanni, dort dann auch den Golaud und den Falstaff von Verdi, schließlich 1989 nochmals den König in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew. An der Piccola Scala hörte man ihn 1961 in der Uraufführung von »Pour un Don Quichotte« von Jean-Pierre Rivière in der Titelrolle. 1962 erwies er sich bei den Festspielen von Glyndebourne in der Rolle des Grafen in »Le nozze di Figaro« als Mozartsänger von höchstem Rang. An der Wiener Staatsoper debütierte er 1962 als Scarpia und sang hier bis 1972 in insgesamt 18 Vorstellungen außerdem noch den Escamillo, den Don Giovanni, den Golaud, den Jago und den Grafen in »Le nozze di Figaro«. Er sang weiter seit 1964 an der Covent Garden Oper London (Antrittsrolle Riccardo in »I Puritani«, später u.a. Graf in »Le nozze di Figaro«, Scarpia, Malatesta in »Don Pasquale«, Bartolo im »Barbier von Sevilla« und Golaud) und an den großen italienischen Bühnen. In Nordamerika gastierte er zuerst 1962 an der Oper von Chicago, 1968 in Seattle (als Don Giovanni), 1971 am Opernhaus von San Francisco (als Michele in Puccinis »Il Tabarro«). 1964 sang er an der Metropolitan Oper New York als Antrittsrolle den Grand-Prêtre in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Bis 1982 hatte er auch dort eine glänzende Karriere; man hörte ihn an der Metropolitan Oper in insgesamt 123 Vorstellungen auch als Scarpia, als Lescaut in Massenets »Manon«, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Jago, in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, als Fra Melitone, als Golaud, als Leporello, als Don Pasquale, als Gianni Schicchi und als Bartolo im »Barbier von Sevilla«. An der Mailänder Scala gastierte er 1972 als Escamillo. Beim Holland Festival 1972 trat er als Titelheld in Verdis »Falstaff« in Erscheinung. 1973-74 Gastspiel am Teatro Fenice Venedig. Weitere Gastauftritte am Teatro Colón Buenos Aires, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an den Opernhäusern von Dallas, Seattle und Rom. Bedeutend auch als Konzertsänger. Seine Karriere dauerte lange; so sang er noch 1991 am Théâtre Châtelet in Paris die Titelrolle in »Ariane et Barbe-bleue« von Dukas, an der Oper von Marseille den Somarone in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz, 1992 in Monte Carlo den Sancho Panza und 1993 an der Covent Garden Oper den Bartolo im »Barbier von Sevilla«. Bis 1987 war er am Conservatoire National de Paris pädagogisch tätig. Er wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Er starb 2020 in Lestre.
Lit: S. Segalini: Gabriel Bacquier (in »Opera«, 1982).
Schallplatten: Die schön gebildete, in der Skala ihrer Ausdrucksnuancen zu bewundernde Stimme begegnet uns auf HMV (»Wilhelm Tell« von Rossini, »Mireille« und »Roméo et Juliette« von Gounod, »La belle Hélène« von Offenbach), Decca (»Lakmé«, »Les Huguénots« von Meyerbeer, Titelheld in »Don Giovanni« von Mozart, vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, »Così fan tutte«, »Le nozze di Figaro«, »Don Quichotte« von Massenet, »La Favorite« von Donizetti), RCA (»Thaïs« von Massenet), Erato (»Béatrice et Bénédict« von Berlioz, »Ariane et Barbe-Bleue« von Dukas, Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«), DGG (»Hoffmanns Erzählungen«), Virgin (»L’Amour des trois oranges« von Prokofjew), Vogue (Lieder von Gounod, Ravel, G. Fauré, Duparc, D. Milhaud, Poulenc und Satie), Erato (»Béatrice et Bénédict« von Berlioz), MGB-Helikon (»Les aventures du Roi Pausole« von A. Honegger), Vox, Philips, Véga, Musikszene Schweiz (»Les aventures du roi Pansaule« von A. Honegger), Naxos (Arkel in »Pelléas et Mélisande«), Mondo Musica (Sancho in »Don Quichotte« von Massenet, Teatro Fenice Venedig, 1982).
17.5. František KOVAŘÍČEK: 100. Geburtstag
Er wurde nach dem Abschluss des klassischen Gymnasiums in Hradec Králové 1943 zu Zwangsarbeit verpflichtet. In dieser Zeit entstanden seine ersten kompositorischen Versuche, und er nahm privaten Unterricht bei Karel Boleslav Jirák. 1945-49 studierte er am Prager Konservatorium Komposition bei Emil Hlobil. Bis 1952 setzte er sein Studium an der Musikakademie bei Jaroslav Řídký fort. Seine Abschlussarbeit war eine Ouvertüre für großes Orchesters. Parallel studierte er acht Semester an der Karls-Universität. 1953-57 war er Musikdirektor des Tschechischen Rundfunks in Prag, danach war er freischaffender Komponist. 1966-85 unterrichtete er Komposition, Kontrapunkt und Instrumentation am Prager Konservatorium. Zu seinen Schülern zählten u.a. die Komponisten Michal Novenko, Otomar Kvěch, Olga Ježková und Martin Smolka und die Dirigenten Bohumil Kulínský, Tomáš Hála und Miriam Němcová. Außerdem war er 1971-94 Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender der Musikalischen Jugend (Hudební mládež) der Tschechischen Republik, für die er gemeinsam mit seiner Frau Hana Klimtová Sommercamps, Musikwettbewerbe, ein Musikfestival sowie Jugendsendungen im Rundfunk veranstaltete. Neben Orchesterwerken und Kammermusik komponierte Kovaříček die Oper Ukradený měsíc, für die er zum 50. Jahrestag der Tschechischen Republik 1968 mit einem Ersten Preis ausgezeichnet wurde. Das Werk wurde im Tschechischen Rundfunk 1971 uraufgeführt und 1985 in der Fernsehreihe Česká soudobá hudba vorgestellt. Er starb 2003 in Prag.
17.5. Vekoslav JANKO: 125. Geburtstag
Er studierte Gesang in Maribor und betrat am dortigen Theater 1919 erstmals die Bühne. Bis 1922 blieb er in Maribor, sang dann 1922-23 am Kroatischen Nationaltheater Zagreb und unternahm 1923-24 zahlreiche Gastspiele an Bühnen in Jugoslawien. 1924-25 war er wieder in Maribor engagiert und fand dann 1925 seine eigentliche künstlerische Heimat am Slowenischen Nationaltheater in Ljubljana, dem er bis 1960 als hochgeschätztes Mitglied angehörte. Zwischenzeitlich hatte er weitere Studien bei der Wiener Pädagogin Elisabeth Rado betrieben. 1956 gastierte er mit dem Ensemble der Oper von Ljubljana beim Holland Festival. Seine großen Rollen auf der Bühne waren der Figaro in »Die Hochzeit des Figaro« wie im »Barbier von Sevilla«, der Germont-père in »La Traviata«, der Amonasro in »Aida«, der Scarpia in »Tosca«, der Fürst Igor in der Oper gleichen Namens von Borodin und der Jonny in »Jonny spielt auf« von Krenek. Er starb 1973 in Ljubljana (Laibach).
Schallplatten: Philips (vollständige Opern »Die verkaufte Braut« von Smetana, »L’Amour des trois Oranges« von Prokofjew; hier erscheint sein Familienname in der Schreibweise Yanko).
18.5. Margarethe ABLER: 125. Geburtstag
Sie war die Tochter der bekannten Koloratursopranistin Johanna Abler (* 30.9.1855); ihr Großvater mütterlicherseits war der Tenor Eduard A. Abler (1810-66). Margarethe Abler erhielt ihre Ausbildung durch den Pädagogen Franz Nowak in Wiesbaden und ergänzte sie durch weiterführende Studien bei Anna Klett (1919-24) und bei Ernst Grenzebach (seit 1924) in Berlin. Sie begann 1924 eine Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin in Deutschland (erste Auftritte in Köln) wie auch im Ausland. So unternahm sie 1927 eine Holland- Tournee. Sie arbeitete gleichzeitig in Berlin als Gesanglehrerin. Sie starb 1940 in Berlin.
18.5. Karl LAUFKÖTTER: 125. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule Berlin und begann seine Karriere 1924 am Stadttheater von Koblenz, sang 1925-26 am Stadttheater von Mainz, 1926-27 am Stadttheater von Bremen und 1927-30 am Staatstheater von Karlsruhe. 1930-33 war er Mitglied der Staatsoper Berlin, 1933-36 der Staatsoper Stuttgart. Er wurde als Buffo- und Charaktertenor, vor allem in Mozart-Partien (Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, Basilio in »Die Hochzeit des Figaro«, Monostatos in der »Zauberflöte«), ebenso als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Mime in Nibelungenring, bekannt. Dabei schätzte man nicht zuletzt seine glänzende darstellerische Begabung. Er gastierte in Paris, am Teatro Colón Buenos Aires (1933), an der Oper von Monte Carlo (1935 als Mime in »Siegfried«), an der Staatsoper München (1938), an der Covent Garden Oper London (1938 als Jaquino in »Fidelio«, als David und als Mime, 1939 als Mime im Ring-Zyklus), an der Oper von Straßburg (1931) und am Opernhaus von Rio de Janeiro (1934 als Mime in »Siegfried«). An der Berliner Staatsoper wirkte er in der Uraufführung der Oper »Fremde Erde« von Karol Rathaus (10.12.1930) mit. 1936 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, an der er als erste Partie den Hirten in »Tristan und Isolde« sang. Er sang an der New Yorker Metropolitan Oper 1936-46 und nochmals in der Spielzeit 1949-50 insgesamt 22 Partien in insgesamt 244 Vorstellungen, darunter den Mime, den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, den David, den Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser«, den jungen Diener in »Elektra« von R. Strauss, den Narraboth in »Salome« von R. Strauss, den Jaquino, den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut« und den Monostatos. Während dieser Zeit trat er als Gast in San Francisco (1938 als David, als Valzacchi im »Rosenkavalier« und als Ägisth in »Elektra« von R. Strauss) und in St. Louis (1939 als Mime in »Siegfried«) auf. Er beherrschte ein Repertoire von über hundert Partien. Auch als Konzertsänger kam er zu einer Karriere von Bedeutung. Er wirkte später als Pädagoge am Peabody Conservatory in Baltimore und lebte dann in Kalifornien. Er starb 1992 in Ojai (Ventura County, Kalifornien).
Der Künstler hat keine offiziellen Schallplattenaufnahmen gemacht; es sind jedoch auf EJS und anderen Privatmarken eine Reihe von Mitschnitten von Aufführungen aus der Metropolitan Oper vorhanden, darunter die integralen Opern »Das Rheingold«, »Siegfried«, »Die Meistersinger von Nürnberg« und »Salome«. Auf Accord erschien eine ähnliche Aufnahme des »Fidelio« von 1941, in der er den Jaquino singt.
18.5. Antonio FASSINO: 150. Geburtstag
Seine Stimme erregte erstes Aufsehen in einem Chor, wurde dann in Turin und in Mailand ausgebildet, so dass es 1903 zum Debüt des Künstlers am Teatro Municipale von Piacenza (als Eliane in »Messaline« von I. de Lara) kam. 1904 sang er am Teatro Donizetti Bergamo und am Teatro Finzi Alessandria (hier den Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli in einer Galavorstellung vor dem italienischen König und seinem Hof), 1906 am Teatro Comunale Ferrara. 1906 unternahm er eine große Südamerika-Tournee mit sehr erfolgreichen Auftritten am Teatro Solis Montevideo, am Teatro Apollo Rio de Janeiro und an weiteren Bühnen. Hier sang er u.a. den Alfredo in »La Traviata«, den Fernando in »La Favorita« von Donizetti, den Manrico im »Troubadour«, den Titelhelden in Verdis »Otello«, den Alvaro in »La forza del destino«, den Pollione in »Norma« von Bellini und den Enzo. 1907 stellte Pietro Mascagni eine Truppe zusammen, die mit seiner neuen Oper »Amica« Italien durchreiste. Antonio Fassino sang dabei den Giorgio, zuerst am Teatro Carlo Felice Genua, dann in Monte Carlo, Rom, Neapel, Bergamo, Turin und Mailand. 1907 hörte man ihn am Teatro Vittorio Emanuele von Turin in der Rolle des Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano, ebenso 1907 am Teatro Municipale Piacenza als Pollione. Der Künstler, der seit 1907 mit der aus Turin stammenden Amateursängerin Giuseppina Cinzano verheiratet war, starb 1913 plötzlich während eines Engagements in Padua.
Schallplatten: Columbia.
19.5. Kirsten SCHULTZ: 95. Geburtstag
Sie wurde durch Karin Monk und Kristian Riis in Kopenhagen ausgebildet und besuchte 1954-56 die Opernschule der Königlichen Oper Kopenhagen. 1956 debütierte sie an diesem Haus als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« und als Susanna in »Die Hochzeit des Figaro«. Sie blieb für viele Jahre als erste Koloratursopranistin Mitglied der Kopenhagener Oper. Hier sang sie ein vielgestaltiges Rollenrepertoire, aus dem die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Norina in »Don Pasquale«, die Gilda in »Rigoletto«, der Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, die Leonore im »Troubadour«, die Traviata, die Alice Ford in Verdis »Falstaff«, die Desdemona in »Otello«, die Mimi wie die Musetta in »La Bohème«, die Mélisande in »Pelléas et Mélisande«, die vier weiblichen Rollen in »Hoffmanns Erzählungen«, die Marguerite in »Faust« von Gounod, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« und die Lady Billows in »Albert Herring« von B. Britten genannt seien. An der Jütländischen Oper Aarhus hörte man sie u.a. als Desdemona, als Rosina und als Leonore im »Troubadour«. Sie gab Gastspiele und Konzerte in den skandinavischen Ländern. 1982 beendete sie ihre Karriere. Sie starb im Oktober 1998. Zeitweilig war sie mit dem dänischen Komponisten Svend S. Schultz (1913-98) verheiratet.
Schallplatten: HMV, Polydor.
20.5. Uwe PEPER: 85. Geburtstag
Er war Schüler der Gesangpädagogen A. Reichel in Aschersleben und Meinel-Asbahr in Leipzig. 1966 debütierte er als Solist auf der Bühne des Volkstheaters von Halberstadt als Pedrillo in Mozarts »Entführung aus dem Serail«. Zuvor hatte er 1964-66 als Chorsänger am Theater von Eisleben (Thüringen) gewirkt. Bis 1969 blieb er in Halberstadt und folgte dann einem Ruf an die Berliner Komische Oper. Hier hatte er unter dem berühmten Intendanten und Regisseur Walter Felsenstein große Erfolge im Buffo- und Charakterfach: als Pedrillo, als Monostatos in der »Zauberflöte«, als Jaquino in »Fidelio«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Titelheld in »Abu Hassan« von Weber und in vielen anderen ähnlichen Aufgaben. Seit 1986 auch Mitglied der Staatsoper Hamburg. Gastspiele, zum Teil mit dem Ensemble der Komischen Oper Berlin, führten den auch als Konzerttenor geschätzten Künstler u.a. 1987 an die Staatsoper Stuttgart, auch an die Deutsche Oper Berlin, an die Opernhäuser von Zürich und Frankfurt a.M. 1989 gastierte er am Théâtre Châtelet Paris als Jaquino, 1990 an der Deutschen Oper Berlin als Pedrillo. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1990 den Jaquino, 1991 den Pedrillo und 1992-93 den 1. Juden in »Salome« von R. Strauss sowie 1990 in einem Kirchenkonzert. An der Mailänder Scala gastierte er 1990 als Jaquino, 1994 als Pedrillo und 2003 als Valzacchi im »Rosenkavalier«. Bei den Festspielen von Schwetzingen wirkte er 1992 in der Uraufführung der Oper »Desdemona und ihre Schwestern« von S. Matthus mit. 1992 sang er in der Eröffnungsvorstellung des renovierten Opernhauses von Bordeaux den Monostatos (ebenso bei den Ludwigsburger Festspielen von 1995), 1992 bei den konzertanten Aufführungen des Nibelungenrings in der Salle Pleyel in Paris den Mime, 1995 an der Deutschen Oper Berlin den Gottesnarren in »Boris Godunow«, 1996 den Incredibile in »Andrea Chénier« von Giordano. An der Opéra Bastille Paris gastierte er 1996 als 1. Jude in »Salome« von R. Strauss, 1999 und 2001 als Monostatos. 1998 trat er an der Deutschen Oper Berlin als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Pedrillo, als Mime im »Rheingold« und als Guillot de Morfontaine in »Manon« von Massenet, 1999 als Goro in »Madame Butterfly« und als Jaquino, 2000 als Valzacchi und 2001 als Kaiser Altoum in Puccinis »Turandot« auf. Er starb 2019 in Berlin.
Schallplatten: Eterna, DGG (Gesamtaufnahme »Die lustige Witwe«, »Salome«, Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, Monostatos in der »Zauberflöte«).
20.5. Nikolaus LEHNHOFF: 85. Geburtstag
Nach seinem Studium der Theaterwissenschaft an der Universität Wien (Promotion 1962) wurde er 1963 Regieassistent an der Deutschen Oper Berlin bei Gustav Rudolf Sellner und bei Wieland Wagner in Bayreuth. 1966 wechselte er als Assistent an die Metropolitan Opera in New York. Zu Lehnhoffs wichtigsten Arbeiten zählen Wagner-Inszenierungen, darunter Tristan und Isolde 1971 im Römischen Theater Orange mit Birgit Nilsson und Jon Vickers (auch die neue Produktion dieses Musikdramas beim Glyndebourne Festival 2006 mit Nina Stemme). Karl Böhm empfahl ihn 1972 nachdrücklich für Die Frau ohne Schatten in Paris mit Christa Ludwig, Walter Berry, Leonie Rysanek und James King. Früh arbeitete er mit avantgardistischen Bühnenbildnern zusammen wie Heinz Mack, Günther Uecker, Adolf Luther und Suzan Pitt. Hans Magnus Enzensberger schrieb für Lehnhoffs Inszenierung des Fidelio (Theater am Goetheplatz in Bremen, 1974, Ausstattung: Uecker) neue Texte anstelle der originalen Dialoge. Lehnhoffs Der Ring des Nibelungen 1984 in San Francisco war in einer an Caspar David Friedrich orientierten Ausstattung angesiedelt. Beim Ring an der Bayerischen Staatsoper 1987 arbeitete er mit Erich Wonder zusammen, Dirigent war Wolfgang Sawallisch. Im Jahre 1990 debütierte Lehnhoff bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts Idomeneo; weiters inszenierte er in Salzburg Die Gezeichneten von Franz Schreker (2005) und zuletzt Richard Strauss‘ Elektra (2010). Seit seiner Zeit bei Wieland Wagner arbeitete Lehnhoff mit Anja Silja, insbesondere bei drei Produktionen von Leos-Janácek-Opern in Glyndebourne. In späteren Jahren arbeitete Lehnhoff u. a. auch mehrfach am Festspielhaus Baden-Baden. Seine letzte Inszenierung im Mai 2015 war Giacomo Puccinis Turandot an der Mailänder Scala. Er starb 2015 in Berlin.
21.5. Constantin BOBESCU: 125. Geburtstag
Er war ein Sohn des Sängers, Schauspielers und Varietédirektors Aron Leon Boba (1856–1915), der ein Bauernsohn aus Rădești in der Nähe von Aiud war und später den Namen Bobescu annahm, und dessen Frau Adolphine geb. Alexandrescu. Der Schauspieler und Regisseur Emil Bobescu (1882–1961), der Komponist und Dirigent Aurel Bobescu (1885–1982), die Schauspielerin Eleonora Bobescu (* 1887) und der Violinist und Dirigent Jean Bobescu (1890–1981) waren seine Geschwister. Die Violinistin Lola Bobescu (1921–2003) war die Tochter von Aurel Bobescu. Constantin Bobescu studierte 1908-12 an der Universitatea de Arte „George Enescu“ in Iași bei Eduard Caudella Violine und Komposition und anschließend bis 1916 an der Școala de Artă „Cornetti“ in Craiova bei seinem Bruder Jean Bobescu Violine, bei Ion Soloviu Musiktheorie und bei George Fotino Harmonik. Danach war er 1918-27 Violinist beim George-Enescu-Sinfonieorchester in Iași und debütierte 1918 als Solist im Violinkonzert von Johnn Sebastian Bach (BWV 1042). In dieser Zeit studierte er außerdem 1920-24 mit Unterstützung durch „zwei reiche Damen“ und 1926-27 an der Schola Cantorum in Paris bei Guy de Lioncourt (Kontrapunkt), Paul Le Flem (Harmonik), Nestor Lejeune (Violine) und Vincent d‘Indy (Komposition). 1927-28 war er Professor für Violine am Konservatorum in Chernivtsi und danach bis 1935 Professor für Violine und Direktor am Konservatorium „Astra“ in Brașov. 1935-72 war er Dirigent des Radio-Symphonie-Orchesters von Bukarest. 1940-46 gehörte er dem zweiten Streichquartett von George Enescu an. Tourneen führten ihn durch Frankreich, Belgien, Bulgarien, Kuba, Mexiko, Spanien, die Sowjetunion und Jugoslawien. Beim Bukarester Label Electrecord nahm er mehrere Schallplatten als Violinist und Dirigent auf. Als Musikjournalist veröffentlichte er Beiträge in den Tageszeitungen Gazeta de Transilvania und Scânteia und im Magazin Muzica und trat im Radio und im Fernsehen auf. Er war Mitglied der rumänischen Komponistenvereinigung Uniunea Compozitorilor și Muzicologilor din România. 1955 wurde er mit dem rumänischen Titel Artist Emerit al Republicii Populare Române ausgezeichnet, 1968 erhielt er den Kultur-Verdienst-Orden II. Klasse. Constantin Bobescu war verheiratet mit Jana Bobescu und hatte zwei Töchter. Rodica Bobescu (* 1926) wurde Regisseurin für Musikaufführungen im Radio und im Fernsehen und Sanda Bobescu Konzertpianistin und Musikpädagogin am Konservatorium Bukarest. Constantin Bobescu starb 1992 in Sinaia (Rumänien).
21.5. Carl BAUMANN: 200. Geburtstag
Er begann seine Karriere 1847-48 mit einem Engagement am Hoftheater von Mannheim. Er sang dann nacheinander 1848-49 am Deutschen Theater Amsterdam, 1849-50 am Stadttheater Würzburg, 1850-53 am Opernhaus von Riga. 1853-61 gehörte er dem Opernhaus von Frankfurt a.M. an, wo er sich gegen Ende dieses Engagements auf das Charakter- und Buffo-Fach verlegte, nachdem er zuvor als erster Tenor Partien aus dem lyrischen Fach gesungen hatte. 1861-63 war er am Hoftheater von Kassel, dann wieder für viele Jahre bis 1889 am Opernhaus von Frankfurt tätig. Auch seine Gattin war seit 1853 an diesem Haus als Tänzerin engagiert. Er wirkte in Frankfurt in einer Reihe von Uraufführungen mit: 1853 in »Rübezahl« von Flotow, 1861 in »Der häusliche Krieg« von F. Schubert (als Udo), 1867 in »Zaide« von Mozart (als Soliman), 1879 in »Robin Hood« von A. Dietrich; von den deutschen Erstaufführungen seien genannt: 1857 »Fanchonette« von Clapisson und 1856 »Raymond« von A. Thomas (in der Titelrolle). Weitere Bühnenpartien: Wilhelm in »Die beiden Schützen« von Lortzing, Veit in »Undine« vom gleichen Komponisten, Barbarino in »Alessandro Stradella« von Flotow, Roger in »Maurer und Schlosser« von Auber, Coquerel in »Zum treuen Schäfer« von A. Adam, Corentin in »Dinorah« von Meyerbeer, Thibaut im »Glöckchen des Eremiten« von A. Maillart, Danilowitz im »Nordstern« von Meyerbeer, Don Alvaro in dessen »Afrikanerin«, Steuermann in »Der fliegende Holländer«. Noch 1881 wirkte er in Frankfurt in der Uraufführung der Oper »Das Käthchen von Heilbronn« von Karl Reinthaler mit. Er zog sich nach seinem Rücktritt von der Bühne in seine Heimatstadt Wien zurück und arbeitete dort auf pädagogischem Gebiet. Er starb 1906 in Wien.
22.5. Robert LAUHÖFER: 95. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung 1947 und glaubte zunächst eine Bass-Stimme zu haben. Er unternahm eine Deutschland-Tournee mit einem Jazz-Quartett. 1949 gewann er einen Gesangwettbewerb in Frankfurt a.M. und schloss seine Ausbildung bei Paul Lohmann ab, wobei seine Stimme zum Bariton umgeschult wurde. 1954 war er Preisträger beim Concours von Toulouse. 1953-54 war er am Staatstheater von Dessau, 1955-66 an der Berliner Staatsoper engagiert. 1966 wurde er Mitglied des Nationaltheaters Mannheim, dem er bis 1976 angehörte. Er trat bei den Dessauer Wagner-Festspielen als Interpret mehrerer Wagner-Partien hervor. 1957 gastierte er beim Maggio Musicale von Florenz als Melot in »Tristan und Isolde«. Weitere Gastspiele führten ihn an das Nationaltheater Prag (1960), an die Grand Opéra Paris (1972 als Kurwenal in »Tristan und Isolde«), an die Opernhäuser von Florenz, Triest und Lissabon, an die Staatsoper Wien (1972 als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1975 als Donner im »Rheingold« und in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«) und 1973 an das Teatro Comunale Bologna als Fliegender Holländer. Weitere Rollen aus seinem Repertoire: der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Wolfram in »Tannhäuser«, der Borromeo in »Palestrina« von H. Pfitzner, die Titelhelden in »Peer Gynt« von W. Egk, in »Gianni Schicchi« von Puccini und in Verdis »Macbeth«, der Barak in der »Frau ohne Schatten«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, der Amonasro in »Aida«, der Jacobowsky in »Jacobowsky und der Oberst« von Klebe, der Schaklowity in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und der Don Ferdinand in Prokofjews »Die Verlobung im Kloster«. Er sang 1959 an der Staatsoper Berlin in der Uraufführung der Oper »Der arme Konrad« von J.K. Forest, 1961 an der Deutschen Oper Berlin in der Uraufführung von Kurt Schwaens »Leonce und Lena«, 1955 am Landestheater Dessau in der deutschen Erstaufführung von »Bánk Bán« von F. Erkel. Er starb 2020 in Mannheim.
Schallplatten: Eterna (Gesamtaufnahmen der Opern »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai und »Carmen«, Querschnitt durch »Otello« von Verdi), DGG (Querschnitt »Rigoletto«).
23.5. Dalibor JEDLIČKA: 95. Geburtstag
Er war in Ostrava (Mährisch-Ostrau) Schüler von Rudolf Vasek. Er sang als Debütrolle 1953 am Opernhaus von Opava (Troppau) den Mumlal in Smetanas »Zwei Witwen«. Nach seiner Berufung an das Nationaltheater von Prag 1957 gehörte er für zwanzig Jahre zu den prominentesten Künstlern dieses Hauses. Er gab Gastspiele an der Oper von Brno (Brünn), in Amsterdam, Zürich, Bordeaux, bei den Festspielen Edinburgh (im Rahmen von Gastspielen des Prager Nationaltheaters 1964 als Alexander Gorjantschikow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, als Benes in Smetanas »Dalibor« und als Gefängniswärter in Jan Cikkers »Auferstehung«, sowie 1970 als Oberster Richter in »Dalibor«, sowie in mehreren Partien in den Janacek-Opern »Das schlaue Füchslein« und »Die Ausflüge des Herrn Broucek«, letztere bei der englischen Erstaufführung). Er trat auch an den Nationalopern von Belgrad, Zagreb, Warschau, am Teatro Fenice von Venedig und am Opernhaus von Bologna erfolgreich als Gast auf. 1990 gastierte er bei den Festspielen von Wiesbaden in »Griechische Passion« von B. Martinù, 1991 mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters bei den Festspielen im finnischen Savonlinna als Don Giovanni. 1993 gastierte er an der Oper von San Francisco in Janáceks »Die Sache Makropulos« als Dr. Kolenaty. Auf der Bühne übernahm er seriöse wie Buffo-Partien aus der tschechischen Oper wie aus der klassischen italienischen, französischen, deutschen und slawischen Opernliteratur. Verdienter Künstler der CSSR. Er starb im Oktober 2018.
Aufnahmen auf der tschechoslowakischen Marke Supraphon (»König und Köhler« von Dvorák); sang auf Decca in vollständigen Aufnahmen von Janáceks »Katja Kabanowa«, »Das schlaue Füchslein« und »Aus einem Totenhaus«, auch in »Suzanna Vojirová« von Jiri Pauer und in Mozarts »Don Giovanni«.
23.5. Konrad RUPF: 95. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung bei H. Dietering-Eismann in Weimar und besuchte die Musikhochschule von Weimar. Darauf an der Berliner Musikhochschule Schüler von J.M. Hauschild. 1955 kam es zu seinem Debüt am Stadttheater von Cottbus als Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d’amore«. Er blieb bis 1958 an diesem Theater und kam dann an das Opernhaus von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Hier hatte er 1958-80 in einer Fülle von Aufgaben sowohl aus dem seriösen wie dem Buffo-Repertoire seine Erfolge: als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Leporello in »Don Giovanni«, als Don Pizarro in »Fidelio«, als Kaspar in Webers »Freischütz«, als Titelheld in »Mathis der Maler« von Hindemith, ebenfalls als Titelheld in »Poro, Re dell‘ Indie« von Händel, als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Porgy in »Porgy and Bess« von Gershwin und als Puntila in der Oper gleichen Namens von Paul Dessau. Sein Repertoire umfasste rund hundert Opernpartien. Erfolgreiche Gastspiele an der Staatsoper von Dresden, an der Komischen Oper Berlin (u.a. 1988 als Zaccaria in Verdis »Nabucco«), an weiteren deutschen Theatern und am Nationaltheater von Bratislava (Preßburg). Am 27.3.1973 sang er an der Staatsoper von Dresden in der Uraufführung der Oper »Levins Mühle« von Udo Zimmermann, am 14.7.1989 an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Graf Mirabeau« von S. Matthus den Napoleon. 1993 hörte man ihn am Teatro Verdi Triest als Hans Sachs, 1996 am Theater von Dessau in »Der Silbersee« von K. Weill. 1997 wirkte er am Opernhaus von Leipzig in der Uraufführung der Oper »Abraum« von Jörg Herchet mit. 1999 trat er an der Dresdner Staatsoper als Feribaci in der Operette »Die Csárdásfürstin« von E. Kálmán auf. 2000 wirkte er am Opernhaus von Leipzig in der Uraufführung der Oper »Dmitri« von Luca Lombardi mit. Er trat auch als Konzertsänger hervor. 1980-90 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Leipzig wahr. Er starb 2013 in Chemnitz.
Schallplatten: Eterna (Doktor in vollständiger »Wozzeck«-Aufnahme), EMI (1. Handwerksbursch in »Wozzeck« von A. Berg).
24.5. Milada ŠUBRTOVÁ: 100. Geburtstag
Sie besuchte in Prag eine Handelsschule und trat in den Staatsdienst ein. Nachdem sie privat Gesangstunden bei Zdenek Knittl genommen hatte, kam sie 1946 an die Große Oper des 5. Mai in Prag, wo sie als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« debütierte. 1948 wurde sie Solistin des Tschechischen Nationaltheaters in Prag, an dem sie sich von kleineren Partien bis zu den großen tragenden Rollen emporarbeitete. Neben den Gestalten aus dem Bereich der tschechischen Oper (Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Rusalka, Jenufa, Libussa) sang sie Partien wie die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Gilda im »Rigoletto«, die Norma, die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, die Tosca, die Turandot von Puccini, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Titelrolle in »Louise« von Charpentier, die Marguerite im »Faust« von Gounod und in »La damnation de Faust« von H. Berlioz, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Sieglinde in der »Walküre« und die Elsa im »Lohengrin«. Sie galt als große Mozart-Interpretin (Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, Pamina in der »Zauberflöte«, Fiordiligi in »Così fan tutte«, Donna Anna im »Don Giovanni«). 1954 gewann sie in Prag den Burrian-Destinn-Gedächtnispreis. Große Erfolge bei Gastspielen in Moskau (1953), an der Staatsoper Berlin (1956) und in Venedig (1958) sowie beim Festival von Edinburgh (1964 als Milada in Smetanas »Dalibor« und als Rusalka anlässlich eines Gastspiels des Prager Nationaltheaters); 1956 glanzvolle Gastspiel- und Konzerttournee durch Rumänien und die Sowjetunion. Bedeutende Konzertsopranistin, wobei sie auch auf diesem Gebiet ein sehr umfassendes Repertoire vortrug. Sie wurde zur Nationalkünstlerin der CSSR ernannt. Sie starb 2011 in Prag. Sie war verheiratet mit dem Dirigenten Jan Tichy (1921-2000).
Supraphon-Aufnahmen, darunter ein Recital, eine schöne Gestaltung der Weihnachts-Pastorellen von J.J. Ryba, ferner »Trionfi« von Carl Orff und die Gesamtaufnahme von »Im Brunnen« von V. Blodek (1959). Auf der gleichen Marke erscheint sie als Titelfigur in »Rusalka« von Dvorák, als Krasava in »Libussa« und als Ludise in »Die Brandenburger in Böhmen« von Smetana. Auf Multisonic/Koch Szenen aus »Columbus« von Skroup.
25.5. Nelly BOSCHKOWA: 75. Geburtstag
Die bulgarische Sängerin wuchs in einem sehr musikalischen Elternhaus heran und beabsichtigte zunächst, Pianistin zu werden. Sie ließ dann jedoch ihre Stimme bei der Pädagogin Frau Anastasowa und bei Cristo Brambaroff in Sofia ausbilden und wurde auch durch die bekannten bulgarischen Sänger Ghena Dimitrowa und Nicolai Ghiaurov weitergebildet. Nachdem sie beim Maria Callas-Concours und beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau Aufsehen erregt hatte, wurde sie 1976 in das Ensemble der Nationaloper Sofia aufgenommen. Sie sang hier Partien wie den Cherubino in »Le nozze di Figaro«, den Siebel in »Faust« von Gounod, den Fjodor in »Boris Godunow«, die Olga in »Eugen Onegin«, später auch die Marina in »Boris Godunow«, und gastierte mit der Nationaloper Sofia in europäischen Musikzentren (u.a. 1975 an der Wiener Staatsoper als Fjodor). 1981 wurde sie an die Komische Oper Berlin verpflichtet; hier sang sie u.a. die Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, die Auntie in »Peter Grimes« von B. Britten und die Ottavia in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«. 1984 kam sie an das Stadttheater von Bremen, dessen Mitglied sie bis 1990 blieb. Hier debütierte sie als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen« und trat als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Amneris in »Aida«, als Carmen, als Romeo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, als Ortrud in »Lohengrin«, als Herodias in »Salome« von R. Strauss und als Klytämnestra in dessen »Elektra« mit großem Erfolg auf. Bereits 1982 und 1984 war sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona anzutreffen, 1982 auch bei den Festspielen von Bregenz als Czipra im »Zigeunerbaron« von J. Strauß. 1986 wurde sie an die Wiener Volksoper engagiert, an der sie u.a. die Manja in »Gräfin Mariza«, 1986 die Frugola in Puccinis »Der Mantel« und die Zita in »Gianni Schicchi«, 1995 die Königin in »Hamlet« von A. Thomas, 1998 die Schenkenwirtin in »Boris Godunow« und die Mutter in »Der Konsul« von G.C. Menotti sang. 1990-91 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Azucena im »Troubadour«, bei der Operngesellschaft Forum im holländischen Enschede als Carmen. 1991 folgte die Sängerin, die auch im Konzertsaal erfolgreich war, einem Ruf an die Staatsoper von Wien. Hier trat sie bis zu ihrem Tod 2004 in mehr als 350 Vorstellungen in 26 verschiedenen Partien auf: als 3. Dame in der »Zauberflöte«, als Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, als Marina, als Herodias, als Preziosilla in »La forza del destino«, als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, als Suzuki in »Madame Butterfly«, als Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als Mrs. Quickly in »Falstaff« von Verdi, als Adelaide in »Arabella« von R. Strauss, als Azucena, als Annina im »Rosenkavalier«, als Waltraute in der »Walküre«, als Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, als 3. Magd in »Elektra« von R. Strauss, als Marcellina in »Le nozze di Figaro«, als Maddalena in »Rigoletto«, als Mrs. Sedley in »Peter Grimes«, in der Doppelrolle Marta/Pantalis in »Mefistofele« von Boito, als Filipjewna in »Eugen Onegin«, als Maddalena in »Linda di Chamounix« von Donizetti, als Hedwige in »Guillaume Tell« von Rossini und als Zita in Puccinis »Gianni Schicchi«. 1992 Gastspiel an der Oper von Seattle als Amneris, 1996 an der Deutschen Oper Berlin als Madelon. 1998 wurde sie zur Österreichischen Kammersängerin ernannt. Zuletzt stand sie im Dezember 2003 als Teresa in Bellinis »La Sonnambula« auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Sie starb 2004 in Wien.
Schallplatten: FSM (Opernszenen mit Nicolai Ghiaurov), Naxos (Suzuki in »Madame Butterfly«), Discover (Stabat mater von A. Dvorák), Koch Records (Jezibaba in »Rusalka« von Dvorák).
25.5. Terry EDWARDS: 85. Geburtstag
Biographie des englischen Chordirigenten auf Englisch:
http://www.bach-cantatas.com/Bio/Edwards-Terry.htm
25.5. Jola KOZIEL: 90. Geburtstag
Sie studierte anfänglich Musikpädagogik, dann Gesang an der Ost-Berliner Musikhochschule und debütierte 1957 am Theater von Karl Marx-Stadt (Chemnitz). 1959-61 war sie am Stadttheater von Potsdam engagiert; 1961 wurde sie an die Staatsoper Berlin berufen, an der sie eine lange, erfolgreiche Karriere hatte (bis mindestens 1973). Sie gastierte, zum Teil mit dem Ensemble der Berliner Staatsoper, an führenden Operntheatern in Schweden, Finnland und Rumänien, in der Sowjetunion, in der CSSR, in Ungarn, Bulgarien, Polen und Ägypten. Sie trat auch bei den Festwochen von Lausanne auf. Ihr Bühnenrepertoire war umfangreich und enthielt sowohl Partien aus dem lyrischen wie dem jugendlich-dramatischen Stimmfach: die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro«, aber auch die Susanna in der gleichen Oper, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Agathe im »Freischütz«, die Elsa in »Lohengrin«, die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin« und den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Sie starb 2014 in Berlin.
Schallplatten: Eterna.
25.5. Beverly SILLS: 95. Geburtstag
Sie war die Tochter rumänisch-russischer Emigranten, ihr Vater und ihre Mutter waren als Kinder in die USA gekommen. Als dreijähriges Kind sang sie unter dem Namen »Bubbles« in Radiosendungen. Bereits mit 17 Jahren übernahm sie in einer Schüleraufführung die Micaela in »Carmen«. Ihre Ausbildung erhielt sie durch Estelle Liebling in New York. Sie wandte sich dann jedoch dem Rundfunk zu, auch in Operetten und Musicals trat sie mit großem Erfolg auf. Ihr Operndebüt erfolgte 1946 an der Oper von Philadelphia als Frasquita in »Carmen«. 1953 sang sie an der Oper von San Francisco die Gerhilde in der »Walküre«, die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die 5. Magd in »Elektra« von R. Strauss und die Elena in »Mefistofele« von Boito. 1955 wurde sie an die New York City Opera engagiert, wo sie in »La Traviata« debütierte. Seither hatte sie an diesem Haus große Erfolge, vor allem als Königin Elisabeth in »Roberto Devereux«, als Titelheldin in »Maria Stuarda« wie in »Anna Bolena« von Donizetti, aber auch als Lucia di Lammermoor, als Norma, als Cleopatra in »Giulio Cesare« von Händel (1966) und als Königin von Schemacha in »Der goldene Hahn« von Rimski-Korsakow. 1959 wirkte sie an der City Opera in der Uraufführung der Oper »Six Characters on Search of an Author« von Hugo Weisgall mit. Nach Gastspielen an führenden Operntheatern in Nordamerika gastierte sie 1967 als Königin der Nacht an der Wiener Staatsoper. An der Mailänder Scala feierte man sie 1969 als Pamira in der vergessenen Rossini-Oper »L’Assedio di Corinto« und 1970 als Lucia di Lammermoor. 1969 hatte sie einen besonderen Erfolg als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss in einer konzertanten Aufführung der Oper durch das Sinfonieorchester von Boston. Im gleichen Jahr sang sie am Teatro Colón Buenos Aires die Cleopatra in Händels »Giulio Cesare«. Sie galt als eine der größten Koloratricen ihrer Zeit. Bereits 1966 hatte sie mit dem Ensemble der Metropolitan Oper im New Yorker Lewison Stadium die Donna Anna in »Don Giovanni« gesungen. Erst 1975 erhielt sie – relativ spät – einen Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittspartie: Pamira in »L’Assedio di Corinto«). Sie trat dort in fünf Spielzeiten auf und sang dabei fünf Partien in 70 Vorstellungen, die Traviata, die Lucia di Lammermoor, die Thaïs von Massenet und die Norina in »Don Pasquale«. An der Oper von San Francisco war sie 1971-77 als Manon in Massenets gleichnamiger Oper, als Lucia di Lammermoor, als Traviata, als Marie in »La Fille du Régiment« von Donizetti, als Thais und als Elvira in Bellinis »I Puritani« zu Gast; häufige Auftritte an der Oper von Boston. Weitere Gastspiele an der Londoner Covent Garden Oper (1970 als Lucia di Lammermoor), in Berlin, Venedig und Neapel. Auch in der Interpretation moderner Musik wie klassischer Werke des Barockzeitalters erwies sie sich auf der Bühne wie im Konzertsaal als große Primadonna. 1979 nahm sie an der City Opera, an der sie 25 Jahre lang gewirkt hatte, ihren Abschied von der Bühne in der eigens für sie komponierten Oper »La Loca« von Gian Carlo Menotti, die sie in deren Uraufführung an der Oper von San Diego kreiert hatte (3.6.1979). Sie leitete in den Jahren 1979-89 als Direktorin die New York City Opera. 1991 trat sie in die Direktion der Metropolitan Oper ein. Sie veröffentlichte ihre Erinnerungen unter dem Titel »Beverly: an autobiography«. 1980 wurde sie mit der Presidential Medal of Freedom, 1985 mit der Kennedy Center Honor ausgezeichnet. Sie starb 2007 in New York. – Höchste technische Perfektion im Koloraturgesang und empfindungsreicher Vortrag in lyrischen Passagen kennzeichnen die Gesangskunst von Beverly Sills, die dazu als hervorragende Darstellerin brillierte. Lit: H. Weinstock: Beverly Sills (in »Opera«, 1970), W. Sargent: Beverly Sills (New York, 1973), J. Hines: Beverly Sills (Garden City, NY, 1982), B. Paolucci: Beverly Sills (1990).
Ihre Schallplatten erschienen ebenfalls relativ spät. Sie sang auf RCA (»Giulio Cesare« von Händel, »Lucia di Lammermoor«, »La Traviata«), HMV (»Hoffmanns Erzählungen«, »Manon« und »Thaïs« von Massenet, »Maria Stuarda«, »Lucia di Lammermoor«, »Don Pasquale« und »Roberto Devereux« von Donizetti, »Il barbiere di Siviglia« und »L’Assedio di Corinto« von Rossini; »Rigoletto« »I Capuleti e i Montecchi« und »Norma« von Bellini), BJR (»Le Coq d’Or« von Rimski-Korsakow), MRF (»L’Assedio di Corinto« von Rossini, Mitschnitt aus der Scala von 1969), Eurodisc (»Norma«, »I Puritani« von Bellini, »Anna Bolena« von Donizetti) sowie auf der amerikanischen Marke Mercury; VAI-Video (»Roberto Devereux« und »La Fille du Régiment« von Donizetti).
26.5. Lotte SCHRADER: 125. Geburtstag
Sie war eine Enkelin des Bassisten Wilhelm Eichberger (1830-1904); sie studierte bei Elisabeth Rethberg in Dresden und New York auch bei Josephine Strakosch, Ivo H. Götte und Gertrude Callam. 1923 debütierte sie an der Staatsoper Dresden als Pamina in der »Zauberflöte«. Bis 1926 blieb sie Mitglied dieses Opernhauses und war dann 1926-33 als Konzert- und Oratoriensopranistin in Deutschland tätig und widmete diese Zeit der Vervollkommnung ihrer Ausbildung. 1933-39 war sie als erste dramatische Sopranistin am Staatstheater Braunschweig verpflichtet, wo sie an der Uraufführung von Gian Francecso Maliperos »La Favola del figlio cambiato« teilnahm. 1939-42 wirkte sie an der Berliner Volksoper. 1938 gastierte sie am Opernhaus von Frankfurt a.M. als Nedda im »Bajazzo« und sang 1938 mit diesem Ensemble in Athen die Brünnhilde in der »Walküre«, später auch am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1936 gab sie Konzerte in Paris; sie gastierte 1936 am Opernhaus von Brünn (Brno), 1937 am Opernhaus von Köln, 1939 an den Opernhäusern von Brüssel und Lüttich, 1943 an der Staatsoper Wien (als Santuzza in »Cavalleria rusticana«). 1942 sang sie an der Mailänder Scala die Isolde in »Tristan und Isolde«. Weitere Gastspiele brachten ihr an der Oper von Rom, an den Staatsopern von München (u.a. 1942 als Isolde) und Stuttgart Erfolge. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren neben den Wagner-Heroinen die Marschallin im »Rosenkavalier« und die Ariadne auf Naxos in der gleichnamigen Oper von R. Strauss. Noch bis 1952 ist sie gastweise aufgetreten, u.a. am Landestheater von Coburg im Nibelungenring. 1947-51 war sie Dozentin an der Musikhochschule von Weimar, seit 1951 Pädagogin in Berlin.
Schallplatten der Künstlerin sind bisher nicht bekannt geworden, doch können Mitschnitte von Aufführungen existieren.
27.5. Jacques Fromental HALÉVY: 225. Geburtstag
Er war ein Sohn des Schriftstellers Élie Halfon Halévy, Kantor und Sekretär der jüdischen Gemeinde in Paris und Hebräisch-Lehrer, und einer französisch-jüdischen Mutter. Meist nennt man den Komponisten mit dem dritten Vornamen kurz Fromental Halévy; dieser Rufname verweist auf den Tagesnamen seines Geburtsdatums im Französischen Revolutionskalender. Er trat 1809 mit knapp neun Jahren in das Pariser Konservatorium ein und wurde Schüler und später Schützling von Cherubini. Nachdem er im Wettbewerb um den Rompreis bereits zweimal den zweiten Platz erreicht hatte, gelang ihm 1819 bei seiner dritten Teilnahme der Sieg mit seiner Kantate Herminie. Aufgrund des Todes seiner Mutter musste Halévy seine Abreise nach Rom aufschieben; infolgedessen konnte er jedoch einen ersten Kompositionsauftrag annehmen, der ihm öffentliche Aufmerksamkeit einbrachte: Marche Funebre et De Profundis en hébreu für Tenor, dreistimmigen Chor und Orchester, ein Auftragswerk für das Consistoire Israélite du Département de la Seine aus Anlass des öffentlichen Trauergottesdienstes für den ermordeten Herzog von Berry am 24. März 1820. Später erinnerte sich sein Bruder Léon, dass jenes De Profundis, „getränkt mit religiöser Leidenschaft, für Furore sorgte und für den jungen Preisträger des Instituts Aufmerksamkeit erregte“. Während seiner Zeit als Chorleiter am Pariser Théâtre Italien kämpfte Halévy um die Aufführung einer seiner Opern. Trotz der mittelmäßigen Aufnahme von L‘artisan an der Opéra-Comique im Jahre 1827 wurde er Chorleiter an der Académie Royale de musique. Im selben Jahr wurde er am Konservatorium Professor für Harmonielehre und Instrumentalbegleitung, im Jahr 1833 Professor für Kontrapunkt und Fuge und im Jahre 1840 schließlich auch Professor für Komposition. Im Jahre 1836 wurde er in das Institut de France aufgenommen. Die Académie royale des Siences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique nahm ihn 1847 als assoziiertes Mitglied auf. Mit der Oper La juive (1835) erzielte Halévy seinen ersten Triumph. Sie ist eines der wichtigsten Werke des französischen Genres der Grand Opéra. Kennzeichen der Grand Opéra sind sogenannte grands tableaux – große, teils statische Bilder mit gewaltigen Massen- und Chorszenen. Üblicherweise hat eine solche große Oper fünf Akte, die im I. oder auch III. Akt durch ein Ballett unterbrochen werden. Typisch sind die ständig wechselnden Dreierkonstellationen und -konflikte (Rachel–Eudoxie–Léopold; Rachel–Eléazar–Brogny; Rachel–Léopold–Eléazar). Die bekannteste Arie der Oper ist Éléazars „Rachel, quand du Seigneur“ (IV. Akt). Berlioz erwähnte ihr Ritornell in seiner Instrumentationslehre (1844) als ein ungewöhnliches Duett für zwei Englischhörner. Es ist wahrscheinlich, dass diese Arie auf Anfrage des Tenors Adolphe Nourrit eingefügt wurde, der die Rolle des Éléazar in der Uraufführung sang und zudem auch den Text beigesteuert hatte. Éléazar war später eine Paraderolle des italienischen Tenors Enrico Carusos. Auch Gustav Mahler war ein großer Verehrer dieser Oper: „[…] ich bin ganz hingerissen von diesem wundervollen, großartigen Werke und zähle es zu dem Höchsten, was je geschaffen worden ist.“ Es gab auch andere Bewunderer wie z. B. Richard Wagner, der im Jahre 1842 eine enthusiastische Rezension der Oper für die Dresdner Abend-Zeitung verfasste. Nach La Juive hatte Halévy noch einige kleinere Erfolge, die aber nicht an jenen der Juive heranreichen konnten. Drei Opern seien hier erwähnt: L‘éclair, La reine de Chypre und Charles VI. Halévy wurde 1836 Mitglied der Académie des Beaux-Arts. Unter seinem Vorsitz legte ein Komitee die Standard-Tonlage des orchestralen Kammertons (a’) fest. Der Maler Delacroix vermerkte in seinem Tagebuch am 5. Februar 1855 über Halévy: „Ich ging in Halévys Haus, in dem der Ofen eine erstickende Hitze verbreitete. Seine bejammernswerte Frau hat sein Haus mit Schnickschnack und altem Mobiliar vollgestellt, und diese neue fixe Idee wird ihn noch in die Irrenanstalt bringen. Er hat sich verändert und schaut viel älter aus, wie ein Mann, der entgegen seinem Willen weitergeschleppt wird. Wie kann er in diesem Durcheinander überhaupt eine ernsthafte Arbeit verrichten? Seine neue Position an der Académie beansprucht gewiss einen Großteil seiner Zeit und macht es ihm immer schwerer, den inneren Frieden und die Ruhe zu finden, die er für sein Schaffen benötigt. Ich verließ diese Hölle so schnell wie möglich. Die Straßenluft war danach eine wahre Wohltat.“ Halévys Kantate Prométhée enchaîné wurde im Jahre 1849 am Pariser Konservatorium uraufgeführt und ist die erste westliche Komposition mit Orchester, die Vierteltöne verwendet. Halévy starb zurückgezogen 1862 in Nizza und hinterließ seine letzte Oper Noé unvollendet. Diese wurde von seinem ehemaligen Schüler und Schwiegersohn Georges Bizet vervollständigt. Uraufgeführt wurde sie erst zehn Jahre nach Bizets Tod. Halévys Bruder, der Autor und Historiker Léon Halévy, war der Vater von Ludovic Halévy, Textdichter vieler französischer Opern, darunter Bizets Carmen. Léon Halévy schrieb eine erste Biographie über seinen Bruder (F. Halévy. Sa vie et ses œuvres, 1863). Fromental Halévys Frau, Lénie (1820–84), die während ihrer Ehe ernsthafte psychische Probleme hatte, erfuhr nach seinem Tod eine auffallende Besserung und wurde eine talentierte Bildhauerin. Ihre gemeinsame Tochter Geneviève Halévy (1849–1926) heiratete 1869 den Komponisten Georges Bizet, einen Schüler Halévys.
29.5. Robert THOMAS: 95. Geburtstag
Er studierte zunächst bei Frank Tavaglione in Riverside, dann ging er nach Deutschland, wo er seine Ausbildung bei Frau Boroscheck in Düsseldorf und bei Rudolf Bautz in Köln fortsetzte. Er debütierte 1957 als Foresto in Verdis »Attila«, trat 1958-59 an der San Francisco Opera auf (u.a. als Herold in Verdis »Don Carlos«, als junger Diener in »Elektra« von R. Strauss, als Parpignol in »La Bohème«, als Bote in »Aida«, als Abbé in »Andrea Chénier« von Giordano, als Offizier in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Remendado in »Carmen« und als Balthasar Zorn in »Die Meistersinger von Nürnberg«) und war in den Jahren 1960-63 am Opernhaus von Zürich engagiert. 1963-64 sang er am Stadttheater von Freiburg i.Br. und war dann 1964-69 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er trat häufig als Gast an den großen deutschen Opernhäusern auf, so regelmäßig in den Jahren 1964-70 an der Staatsoper von München (in seinem italienischen Repertoire), auch an den Staatsopern von Hamburg, Dresden und Stuttgart, an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M. und Leipzig, am Staatstheater Karlsruhe und am Nationaltheater Mannheim. Als Gast hörte man ihn weiter an den Theatern von Graz und Basel und an Opernhäusern in Frankreich (Bordeaux, Marseille, Nancy, Nizza), am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Niederländischen Oper Amsterdam sowie an italienischen Opernhäusern (Teatro Comunale Bologna, Teatro San Carlo Neapel, Teatro Verdi Triest, Teatro Fenice Venedig, Teatro Regio Turin, Teatro Massimo Palermo, Teatro Regio Parma) und beim Maggio Musicale von Florenz. Zwischen 1969 und 1974 sang er vor allem an der Oper von Chicago, jetzt aber überwiegend im Charakterfach (Arturo in »Lucia di Lammermoor«, Cassio in Verdis »Otello«, Steuermann in »Der fliegende Holländer«). Zuvor wurde er in den sechziger Jahren vor allem in Partien aus dem italienischen und dem deutschen Repertoire bekannt: als Tamino in der »Zauberflöte«, als Ferrando in »Così fan tutte«, als Idomeneo von Mozart, als Max im »Freischütz«, als Florestan in »Fidelio«, als Ernani von Verdi, als Manrico im »Troubadour«, als Herzog in »Rigoletto«, als Gabriele Adorno in Verdis »Simon Boccanegra«, als Alvaro in »La forza del destino«, als Verdis Don Carlos, als Rodolfo in »La Bohème«, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Calaf in Puccinis »Turandot«, als Luigi in »Il Tabarro« vom gleichen Meister, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Kaiser in der »Frau ohne Schatten«, als Herodes in »Salome«, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, als Don José in »Carmen« und als Énée in »Les Troyens« von Berlioz. Er war verheiratet mit der Ballerina Renate Deppisch und lebte später in Dortmund. Er starb 2010 in Quincy (Massachusetts). – Er sollte nicht mit dem gleichnamigen englischen Tenor Robert Thomas verwechselt werden, der der gleichen Sängergeneration angehörte und vor allem an der Welsh Opera Cardiff sang.
30.5. Wilhelm GARTNER: 85. Geburtstag
Nachdem er seine Ausbildung zum Sänger in Wien erhalten hatte, war er 1967-68 am Stadttheater von Klagenfurt, 1968-72 am Städtebundtheater von Hof (Bayern) und seit 1972 für mehr als zwanzig Jahre am Theater von Luzern engagiert. Hier sang er u.a. den Figaro in »Die Hochzeit des Figaro«, den Masetto in »Don Giovanni«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Don Pizarro in »Fidelio«, den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, den Prosdocimo in »Il Turco in Italia«, den Zaren in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, den Lorenzo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, den Herrn Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Germont sr. in »La Traviata«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Renato in Verdis »Maskenball«, den Ford in dessen »Falstaff«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Valentin in »Faust« von Gounod, den Escamillo in »Carmen«, den Dr. Falke in der »Fledermaus«, den Homonay im »Zigeunerbaron«, den Aristée wie den Pluto in der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt«. In der Spielzeit 1974-75 wirkte er in Luzern in der Uraufführung der Oper »Der lange Weg zur großen Mauer« von K. Schwertsik mit. Er nahm am Stadttheater von Luzern auch an den Schweizer Erstaufführungen von Donizettis »Maria Stuarda« (Spielzeit 1978-79 als Cecil), »Die englische Katze« von H.W. Henze (1988-89 als Mr. Fawn), »Die Verlobung im Kloster« von S. Prokofjew (1975-76 als Don Ferdinand) und »Die Nase« von Schostakowitsch (1978-79 als Platon Kussmitsch Kowaljow) teil. Er starb 2007 in Luzern.
Schallplatten: Arte nova/BMG (Testaccio in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß).
31.5. Hubert BUCHTA: 125. Geburtstag
Er arbeitete zunächst im Bankfach, nahm aber gleichzeitig Gesangunterricht. 1926 kam es zu seinem Bühnendebüt als Operettensänger am Theater von Ostrava (Mährisch-Ostrau). In der Saison 1927-28 sang er dann am Theater von Teplitz- Schönau (Teplice) und wurde 1928 nach einem Gastspiel an die Staatsoper Stuttgart berufen. An diesem Haus blieb er seitdem bis zu seinem Rücktritt von der Bühne 1975, also für mehr als 45 Jahre, tätig. Er war beim Stuttgarter Publikum ungewöhnlich beliebt; er trat dort in über 120 Rollen in insgesamt 5600 Vorstellungen auf und wurde 1965 zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt. Er sang in Stuttgart in den Uraufführungen der Operetten von Nico Dostal »Monika« (3.10.1937), »Die ungarische Hochzeit« (4.2.1939) und »Die Flucht ins Glück« (1940) und in der einer weiteren Operette »Die Nacht mit Casanova« von Franz Grothe (1942). Am 11.12.1959 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Oedipus der Tyrann« von Carl Orff mit, 1966 in der von Werner Egks »Siebzehn Tage und vier Minuten« sowie 1946 in der deutschen Erstaufführung von Hindemiths »Mathis der Maler« (als Capito). 1956 trat er am Opernhaus von Zürich als Njegus in Lehárs »Die lustige Witwe« auf. Von den vielen Partien, die er gesungen hat, seien als kleiner Ausschnitt der Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, der Monostatos in der »Zauberflöte« (den er mehr als 250mal sang), der Veit in Lortzings »Undine«, der Georg in dessen »Waffenschmied«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Hexe in »Hänsel und Gretel«, der Spoletta in »Tosca«, der Goro in »Madame Butterfly«, die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen« und der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut« genannt. Auch als Konzertsänger in Erscheinung getreten. Er starb 1986 in Stuttgart.
Schallplatten: Historia (»Die Hochzeit des Figaro«, Rundfunkaufführung von 1938), BASF (»Der Mantel« von Puccini, ebenfalls Rundfunksendung von 1938), DGG (»Oedipus der Tyrann«), Myto (»Zar und Zimmermann«, Stuttgart 1936); Artists International-Video (»Tosca«).
31.5. Franz EGÉNIEFF: 150. Geburtstag
Er war ein Sohn des Prinzen Emil zu Sayn-Wittgenstein- Berleburg aus dessen morganatischer Ehe mit der Freifrau von Kleydorff, geb. Stefanska. Sein eigentlicher Name war Franz Freiherr von Kleydorff. Bis 1900 war er preußischer Offizier bei einem Husarenregiment in Merseburg, nahm dann aber seinen Abschied. Darauf Gesangstudium bei Lilli Lehmann und Alfredo Cairati in Berlin sowie bei Victor Maurel in Paris. Er begann seine Karriere unter dem Namen Franz Egenieff 1904-06 bei der großen Nordamerika-Tournee der Savage Opera Company, bei der u.a. damals viel beachtete (von Bayreuth verbotene) »Parsifal«-Aufführungen stattfanden. 1907 wurde er an die Komische Oper Berlin verpflichtet, an der er bis 1910 sehr erfolgreich war. Hier hörte man ihn als Don Giovanni, als Grafen in »Die Hochzeit des Figaro«, als Belcore in »L‘Elisir d’amore«, als Cascart in »Zazà« von Leoncavallo, als Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing und als Aubry im »Vampyr« von H. Marschner. 1910-11 Mitglied der Berliner Hofoper, 1912-13 an der Berliner Kurfürsten-Oper engagiert. Er trat gastweise an den Hofopern von Dresden und München, an den Opernhäusern von Köln und Leipzig und am Nationaltheater von Weimar (1926) auf, auch in Bukarest und Sofia. Seit 1911 unternahm er von seinem Schloss Oberwerda (bei Gelnhausen) aus Gastspiele und Konzerte. In den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg nahm er an ausgedehnten Studienreisen durch Japan, China und Korea wie durch abgelegene Gegenden auf dem Balkan teil. Selbst sehr wohlhabend, war er mit einer Nichte des amerikanischen Multimillionärs und »Bierkönigs« Adolphus Busch verheiratet. 1927 sang er bei den Festspielen von Bayreuth den Klingsor in »Parsifal«, 1929-31 bereiste er mit der German Opera Company, die Johanna Gadski zusammengestellt hatte, Nordamerika und sang bei dieser Tournee den Klingsor, den Gunther in »Götterdämmerung« und den Kurwenal in »Tristan und Isolde«. Zuletzt lebte er in Gmund am Tegernsee, wo er 1949 starb.
Lit.: F. Apa: »Franz Egenieff« (in »Das Theater«, 3. Jahrg., 1912).
Von seiner voluminösen, dunkel timbrierten, ausdrucksstarken Stimme sind Aufnahmen auf Pathé (darunter Duette mit Minnie Nast), DGG, Musica, Polydor (seit 1923), Odeon (hier u.a. Duette mit Lola Artôt de Padilla), dazu ein Edison Amberola-Zylinder, vorhanden.