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IN MEMORIAM GEBURTSTAGE IM MAI 2023

06.05.2023 | In Memoriam

IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM MAI 2023

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

1.5. Julian RODESCU: 70. Geburtstag

 Er studierte in den USA an der Juilliard School New York bei so bedeutenden Sängern wie Giorgio Tozzi, William Glazier und Jerome Hines; auch Schüler von Hans Hotter und Daniel Ferro. Sein Bühnendebüt erfolgte 1980 an der Brooklyn Opera als Plutone in Monteverdis »Il ballo delle Ingrate«. Er sang in den USA an der City Opera New York, an den Opern von Miami und Knoxville, an der Delaware Opera und in Washington. 1988 gewann er den Pavarotti-Concours in Philadelphia. 1990-92 war er am Stadttheater von Aachen engagiert. 1991 debütierte er an der Mailänder Scala als Titurel in »Parsifal« unter Riccardo Muti. 1997 gastierte er erneut an der Mailänder Scala, diesmal als Fafner in »Siegfried«, wieder unter Riccardo Muti. Am 22.9.2006 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung von Azio Corghis »Il dissoluto assolto« in der Partie des Commendatore mit. Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Colline in »La Bohème« und der Truffaldino in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Neben seinem Wirken auf der Bühne stand eine nicht weniger erfolgreiche zweite Karriere im Konzertsaal, so trat er u.a. in London in der Missa solemnis von Beethoven auf. Er trat als Konzertsolist mit dem Boston Symphony Orchestra, beim Tanglewood Festival und bei vielen weiteren Gelegenheiten auf. 1989 sang er in der New Yorker Carnegie Hall in der Uraufführung von Schostakowitschs »Rayok« unter M. Rostropowitsch. Er wirkte in Nordamerika in Radio- und Fernsehsendungen mit. Er starb 2011 in Philadelphia.

Schallplatten: RCA (Surin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, »Der Traumgörge« von Zemlinsky als Pastor und Bauer, »Rayok« von Schostakowitsch).

 

1.5. María ORÁN: 80. Geburtstag

 Sie begann ihre Ausbildung zur Sängerin am Konservatorium von Teneriffa und setzte sie am Real Conservatorio in Madrid bei Lola Rodriguez de Aragón fort; sie erhielt dort mehrere Preise, u.a. den Premio Francesco Viñas. 1960 wirkte sie bereits in einer konzertanten Aufführung der »Walküre« im Palacio de la Música in Madrid mit. Ihr eigentliches Debüt erfolgte 1969 am Teatro Zarzuela Madrid als Magda in »The Consul« von G.C. Menotti; sie sang dort 1970 die Musetta in »La Bohème« (zusammen mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti), die Marguerite in »Faust« von Gounod und die Salud in M. de Fallas »La vida breve«. Es schlossen sich zahlreiche Gastspiele an: 1972 sang sie am Theater von Las Palmas (auf Gran Canaria) die Traviata und die Desdemona in Verdis »Otello« (mit Mario del Monaco in der Titelrolle), dann am Teatro San Carlos Lissabon die Mimi in »La Bohème« und wieder die Desdemona (jetzt mit Jon Vickers als Otello). Einen ihrer größten Erfolge hatte sie, als sie 1986 in Madrid in dem Opernwerk »Saint François d’Assise« von O. Messiaen unter Kent Nagano die Partie des Engels vortrug. 1990 gastierte sie als Salud in einer konzertanten Aufführung von »La vida breve« im Wiener Konzerthaus. Auch das typisch spanische Gebiet der Zarzuela wurde von ihr nicht vernachlässigt. Sie war eine der bedeutendsten spanischen Liedersängerinnen innerhalb ihrer künstlerischen Generation; dabei sang sie nicht nur das spanische Volks- und Kunstlied sondern auch Lieder von Schubert, R. Schumann, J. Brahms, Richard Strauss, Maurice Ravel, Francis Poulenc und Olivier Messiaen. Sie war im Konzertsaal ebenso erfolgreich wie auf der Bühne und trat als Konzertsolistin in Israel, Australien, Hongkong und in weiteren Musikzentren auf. Dabei sang sie Partien in Oratorien und Konzertwerken von J. Haydn bis Gustav Mahler, gern auch zeitgenössische Musik (»Siete cantos de España« von Cristobal Halffter, »Salmo de alegría para el siglo XXI« von Antón García Abril). Sie wirkte als Pädagogin an der Escuela Superior del Canto in Madrid und an der Musikhochschule von Freiburg i.Br. Sie starb 2018 in Santa Cruz de Tenerife.

Schallplatten: Auf spanischen Marken (Hispavox, Alhambra, Montilla) Zarzuela-Aufnahmen, darunter »Los gavilanes« von Guerrero und »La leyenda del beso« von Soutullo y Vert, auch zahlreiche Liedaufnahmen. Auf KRO »François d’Assise« (mit Philippe Rouillon in der Titelrolle), auf Decca 2. Sinfonie von G. Mahler.

 

2.5. Lothar OSTENBURG: 95. Geburtstag

Nachdem er in seiner amerikanischen Heimat mit dem Gesangstudium begonnen hatte, setzte er seine Ausbildung in Deutschland und Österreich fort. 1956-58 war er am Theater von Flensburg engagiert, gastierte dann 1959 in München und gehörte 1959-62 dem Stadttheater von Bielefeld an. 1962-64 sang er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und dann seit 1964 an der Volksoper in Wien, an der er eine sehr erfolgreiche Karriere hatte. Hier sang er u.a. den Robert in Rossinis »Der Graf Ory«, den Kater und die Uhr in Ravels »L’Enfant et les sortilèges«, den Kaspar in Werner Egks »Die Zaubergeige« und den Mann mit dem Maulesel in Carl Orffs »Die Kluge«. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1963-65 in insgesamt vier Vorstellungen als Demetrius in B. Brittens »Ein Sommernachtstraum« und als Olivier in »Capriccio« von R. Strauss. Gastspiele und Konzerte fanden in den Musikzentren in Europa wie in seiner nordamerikanischen Heimat statt. Auf der Bühne bevorzugte er lyrische wie Buffo-Partien aus der italienischen und der deutschen Opernliteratur. Bereits schwer erkrankt stand er im Februar 1971 letztmals auf der Bühne der Wiener Volksoper. Er starb im April 1971 in Wien.

Schallplatten: integrale Aufnahme von Donizettis »L‘Elisir d’amore« in Deutsch auf Ariola-Eurodisc als Partner von Rudolf Schock und Stina-Britta Melander. Auf der gleichen Marke erschienen Schubert-Lieder; auch Aufnahmen auf Supraphon (Arien aus Opern von Gluck) und im Bärenreiter-Verlag.

 

2.5. Horst STEIN: 95. Geburtstag

Der Sohn eines Mechanikers besuchte das Musische Gymnasium in Frankfurt a.M. (Klavier, Oboe, Schlagzeug, Gesang) und studierte anschließend an der Hochschule für Musik Köln. Sein Lehrer im Hauptfach Dirigieren war Günter Wand. Komposition studierte er bei Philipp Jarnach. Seine musikalische Karriere begann 1947 als Korrepetitor an den Städtischen Bühnen Wuppertal, wo er bis 1951 blieb. Über Hamburg kam er dann 1955 an die nach schweren Kriegszerstörungen neu eröffnete Staatsoper Unter den Linden nach Berlin. Der international bekannte Dirigent Erich Kleiber hatte den damals 27-jährigen engagiert. Er begann zunächst als Staatskapellmeister, wurde aber bald zum koordinierten Generalmusikdirektor berufen. In dieser Funktion arbeitete Horst Stein bis 1961. Neben seiner Tätigkeit an der Oper unterrichtete er von 1959-61 an der Ostberliner Hochschule für Musik. 1961-63 bekleidete er unter dem Intendanten Rolf Liebermann an der Staatsoper Hamburg die Funktion des stellvertretenden Generalmusikdirektors. Daran anschließend ging er von 1963-70 als Generalmusikdirektor und Operndirektor an das Nationaltheater Mannheim. Parallel war er 1969-71 erster Dirigent der Wiener Staatsoper (an der er bereits 1963 debütiert hatte und bis 1999 insgesamt mehr als 530 Vorstellungen dirigierte). 1972-77 war er dann wieder in Hamburg, diesmal als Generalmusikdirektor. In den 1970er Jahren gastierte er zudem häufig an der Deutschen Oper Berlin v.a. in Wagner-Aufführungen. An der Hamburger Musikhochschule wurde er Professor und bildete junge Dirigenten aus. Schon frühzeitig zeigte er großes Interesse an den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth. Seit 1952 assistierte er bei Joseph Keilberth, Hans Knappertsbusch, Clemens Krauss und Herbert von Karajan. Von 1969 an dirigierte er dann selbst, und zwar 1969 und 1975-81 Parsifal, 1970-75 Der Ring des Nibelungen, 1972 Tannhäuser, 1976-77 Tristan und Isolde, 1982-84 und 1986 Die Meistersinger von Nürnberg. Er leitete 138 Vorstellungen auf dem Grünen Hügel. Auch die Salzburger Festspiele als ein Höhepunkt im internationalen Musikleben zogen Horst Stein an. Er dirigierte dort 1973, 1977, 1981, 1988 und 1990-91 Mozart-Konzerte, 1985-87 und 1990 Capriccio von R. Strauss, 1987-89 und 1991 Die Entführung aus dem Serail, 1988 Händels Messias (in der Mozart-Bearbeitung), 1989 Strawinskys Psalmen-Symphonie und Schuberts Es-Dur-Messe, 1990 Fidelio und ein Kirchenkonzert (u.a. mit Schuberts As-Dur-Messe). 1980-85 war er Künstlerischer Direktor und Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande in Genf. Anschließend wurde er Chefdirigent der Bamberger Symphoniker. Diese Position hatte er bis zur Ernennung zum Ehrendirigenten im Jahre 1996 inne. Neben seiner Bamberger Position bekleidete er noch bis 1994 die Funktionen des Künstlerischen Leiters des Basler Sinfonieorchesters und der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel. Er lebte zuletzt in Vandœuvres im Schweizer Kanton Genf, wo er 2008 verstarb.

Horst Stein galt als außerordentlich erfahrener Dirigent, der ein großes Repertoire beherrschte, über herausragende handwerkliche Fähigkeiten verfügte und viel für den künstlerischen Nachwuchs tat. Er widmete sich gleichermaßen der Opern- wie der Konzertliteratur. Dabei hatte er eine Vorliebe für die Romantik und Spätromantik. Komponisten wie Carl Maria von Weber, Brahms, Wagner, Bruckner, Strauss oder Reger gehören seit jeher zu seinen Favoriten. Er war Gastdirigent der bedeutendsten Orchester, so der Wiener und Berliner Philharmoniker, des London Philharmonic Orchestra, des Gewandhausorchesters Leipzig, der Staatskapelle Dresden, des Israel Philharmonic Orchestra oder des NHK-Sinfonieorchesters Tokio, das ihn zum Ehrendirigenten ernannte. Die Wiener Symphoniker, bei denen er regelmäßig gastierte, verliehen ihm 1996 den Brucknerring. Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften unterstreichen die Bedeutung von Horst Stein. Er war u.a. Ehrenmitglied des Nationaltheaters Mannheim, der Freunde der Wiener Staatsoper und des Richard-Wagner-Verbandes Linz. Für seine Verdienste wurde Horst Stein mehrfach ausgezeichnet. 1995 erhielt er vom Bundespräsidenten der Republik Österreich das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. 2003 wurde ihm der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst verliehen. Horst Stein hat eine Vielzahl von Schallplatten produziert. Schwerpunkt ist hier wiederum die Konzert- und Opernliteratur des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Auch Rundfunkaufnahmen und Fernsehaufzeichnungen liegen vor.

 

2.5. Anton GUADAGNO: 100. Geburtstag

Er studierte Komposition und Dirigieren am Conservatorio Vincenzo Bellini in Palermo, an der Accademia di Santa Cecilia in Rom sowie am Salzburger Mozarteum, wo er mit Herbert von Karajan zusammenarbeitete und im Jahr 1948 einen ersten Preis in Dirigieren gewann. Nach seinem Studienabschluss begann er seine Laufbahn mit Dirigaten in Südamerika und Mexico-Stadt, wo er für zwölf Jahre die Position des Musikdirektors am Palacio de Bellas Artes innehatte. In den Vereinigten Staaten debütierte er 1952 in der Carnegie Hall. 1958/59 war er assistierender Dirigent an der Metropolitan Opera, leitete in dieser Zeit aber keine Vorstellungen. Erst in den Jahren 1982 und 1983 übernahm er an diesem Opernhaus Gastdirigate (Il trovatore und Un ballo in maschera). 1966-72 war er Musikdirektor der Philadelphia Lyric Opera Company. Gastdirigate führten ihn international an zahlreiche weitere führende Opernhäuser wie das Londoner Royal Opera House (1971 Un ballo in maschera, 1975 Il trovatore, 1978 Madama Butterfly), das Teatro Colón, die Opéra de Paris (1983 Luisa Miller), die San Francisco Opera (1969 La Rondine, 1974 La fille du régiment, 1986 Cavalleria rusticana / Pagliacci), die Sinsinnati Opera, die Oper Köln, die Bayerische Staatsoper, die Hamburgische Staatsoper, die Opéra de Monte Carlo, an das Gran Teatre del Liceu in Barcelona, das Gran Teatro Nacional del Perú in Lima, die Arena di Verona und nach Berlin. Er arbeitete mit zahlreichen weltbekannten Sängern zusammen, zum Beispiel Plácido Domingo, Montserrat Caballé, Luciano Pavarotti, Renata Tebaldi, Franco Corelli, Piero Cappuccilli, Katia Ricciarelli, Francisco Araiza, Giuseppe Di Stefano, Sherrill Milnes, Mara Zampieri, Nicolai Ghiaurov, Alfredo Kraus, Richard Tucker und vielen anderen. Seit 1972 dirigierte er fast 30 Jahre lang an der Wiener Staatsoper und leitete dort über 245 Vorstellungen (Faust, Cavalleria rusticana / Pagliacci, Il barbiere di Siviglia, La Bohème, Madama Butterfly, Tosca, Turandot, Manon Lescaut, La fanciulla del West, Don Carlos, La traviata, Rigoletto, Otello, Luisa Miller, Un ballo in maschera, Il trovatore, Aida, Nabucco, I Vespri Siciliani,  Carmen, Lucia di Lammermoor, L’elisir d’amore, Fedora und Andrea Chénier). Zudem war er ab 1984 Chefdirigent der Palm Beach Opera und ab 1997 erster Gastdirigent des Tokyo Philharmonic Orchestra. Zuletzt wirkte er auch als musikalischer Leiter der Operfestspiele St. Margarethen. Guadagno starb 2002 in Wien an den Folgen eines Herzanfalls, nachdem er einen Tag zuvor bei den Opernfestspielen St. Margarethen Verdis Otello dirigiert hatte. Guadagno war verheiratet, sein Sohn ist der Dirigent Steven Guadagno.

 

3.5. Kurt WEHOFSCHITZ: 100. Geburtstag

Seine Ausbildung fand an der Musikakademie in Wien statt. 1948 debütierte er am Theater von Linz (Donau) als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas. Er blieb dort während fünf Jahren tätig, sang 1953-54 am Stadttheater von Kiel, 1954-56 am Stadttheater von Nürnberg, wo er 1955 in der Uraufführung der Operette »Das Bad auf der Tenne« von Friedrich Schröder mitwirkte. Er war dann 1956-59 Mitglied der Staatsoper von München. 1959-64 gehörte er dem Ensemble der Düsseldorfer Oper an; er schloss Gastspielverträge mit der Oper von Frankfurt a.M. (1964-66) und mit der Wiener Volksoper (1966-68) ab, an der er noch bis in die siebziger Jahre auftrat, u.a. als Pasqua in E. Wolf-Ferraris »Il Campiello« und als Gluthammer in G. von Einems »Der Zerrissene«; hier wirkte er auch am 13.4.1970 in der Uraufführung von Franz Salmhofers »Dreikönig« in der Partie des Jasper mit. Er sang in München in der Uraufführung von Hindemiths »Harmonie der Welt« (11.8.1957 den Ulrich Greiner-Mars), in Frankfurt 1964 in den Uraufführungen der Opern »Dame Kobold« von G. Wimberger und »Das Foto des Colonels« von H. Searle. Am Düsseldorfer Opernhaus hörte man ihn 1960 in der deutschen Erstaufführung der Oper »Edipo Re« von Leoncavallo in der Rolle des Creon. Er trat als Gast u.a. in Rio de Janeiro, am Teatro San Carlos Lissabon, am Opernhaus von Zürich und an der Wiener Staatsoper (1961 als Flamand in »Capriccio«) auf. Von den vielen Partien, die er auf der Bühne sang, sind der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Basilio in »Le nozze di Figaro«, der Leandro in »Il mondo della luna« von J. Haydn, der Leukippos in »Daphne« von R. Strauss, der Alfredo in »La Traviata«, der Titelheld in Verdis »Don Carlos«, der Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, der Ero in »Ero der Schelm« von J. Gotovac, der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky und der Ercole in »Leonore 40/45« von Liebermann zu nennen. Auch auf dem Gebiet der Operette beherrschte er ein umfangreiches Repertoire. Er starb im Dezember 1979.

Schallplatten: Remington (Max in vollständigem »Freischütz«), DGG (»Carmen«, Duette mit Rita Streich, kleine Partie in »Fidelio«), HMV-Electrola, Columbia, Ariola (Operettentitel).

 

5.5. Eliodoro BIANCHI: 150. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Organisten und wurde durch den Pädagogen Tritto in Neapel unterrichtet. Noch während seiner Ausbildung kam eine von ihm komponierte Kantate zu Ehren des Königs Ferdinand IV. in Neapel zur Aufführung. In der Karnevalssaison 1794 ist er am Teatro degli Obizzi in Padua anzutreffen, doch war vielleicht ein Auftritt in Treviso vorangegangen. Es schlossen sich sehr erfolgreiche Gastspiele in Genua und Modena, in Rom und am Teatro San Moisè in Venedig an. Seit 1803 setzte er diese Erfolge an der Mailänder Scala fort, wo er im August 1803 in der Uraufführung von »Le finte rivale« von Simone Mayr, im November 1803 in der Uraufführung der Oper »Il Bevitore fortunato« von Nicola Zingarelli auftrat und besonders in den Jahren 1809 und 1814 gefeiert wurde; 1810 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »La Contadina bizzarra« von G. Farinelli mit. 1805 war er als Gast in Wien, 1807 in Paris zu hören. 1807 heiratete er die Sängerin Carolina Crespi, von der er sich jedoch später wieder trennte. Großen Ruhm erlangte er als Interpret von Tenorpartien in den frühen Opern von Gioacchino Rossini, der seine Kunst sehr schätzte. Der Komponist schrieb mehrere Partien in seinen Opern im Hinblick auf die besonderen stimmlichen Möglichkeiten des Sängers. So wirkte er in zwei Uraufführungen Rossini’scher Opern mit: am 14.3.1812 in »Ciro in Babilonia« am Teatro Comunale von Ferrara und am 24.4.1819 in »Edoardo e Cristina« am Teatro San Benedetto Venedig. Er trat 1822 am Theater von Piacenza auf. Er wirkte am 7.3.1824 am Teatro Fenice Venedig in der Uraufführung der Oper »Il Crociato in Egitto« von Giacomo Meyerbeer mit. Noch 1829 trat er am Teatro Ravviati in Pisa in der Oper »I Baccanali di Roma« von Pietro Generali und in einem Konzert auf. Er starb 1848 in Palazzolo Bresciano bei Brescia. Er war – wie erwähnt – verheiratet mit der Sopranistin Carolina Crespi (* 1770, † März 1824 Mailand); seine Tochter Giuseppina Bianchi wie sein Sohn Angelo Bianchi waren seine Schüler und sind als Sänger hervorgetreten. Nach Aufgabe seiner Bühnenkarriere gründete er eine bekannte Gesangschule in Mailand. Zu seinen Schülern gehörten dort u.a. Elisa Orsini, Cesare Badiali, Enrico Crivelli, Luciano Fornasari, Ignazio Marini und der russische Tenor Nikolai Iwanow.

 

5.5. Adalbert von GOLDSCHMIDT: 175. Geburtstag

 Er war das sechste von sechs Kindern des Prokuraführers, preußischen Konsuls und Mitbegründers der Wiener Rothschild-Bank Moritz Ritter von Goldschmidt (1803–88) und seiner Frau Nanette von Goldschmidt (geborene Landauer, 1803–91). Als jüngster Sohn war er das einzige Kind, das nicht die Bankierslaufbahn einschlug, sondern Künstler wurde. Die Familie stammte ursprünglich aus Frankfurt am Main. Seit 1863 residierte sie in dem von ihr selbst in Auftrag gegebenen und von Josef Hlávka entworfenen Palais am Opernring Nr. 6, direkt neben der Hofoper. Bereits als Kind war er Schüler der bei den Goldschmidts angestellten jüdischen Hauslehrer Salomon Hermann Mosenthal, Leopold Kompert und des Schopenhauer-Schülers Ludwig Ferdinand Neubürger. Kompositions- und Klavierunterricht erhielt er bei Friedrich Adolf Wolf, der viele Anwohner der Ringstraße musikalisch ausbildete und ihnen seine Kompositionen widmete. Seit etwa 1865 erhielt Goldschmidt zudem privaten Unterricht bei Joseph Hellmesberger. Seine ersten Kompositionen (Messe in B-Dur, Spanische Rhapsodie für Orchester) wurden mit Erfolg in den Zöglingskonzerten des neu gegründeten Konservatoriums am Wiener Musikverein aufgeführt, obwohl Goldschmidt nie offiziell dessen Student war. Dort lernte er u. a. die Studenten Gustav Mahler und Hugo Wolf sowie den als Professor für Harmonielehre und Kontrapunkt tätigen Anton Bruckner kennen. Über Eduard von Liszt machte Goldschmidt um 1870 die Bekanntschaft mit Franz Liszt und wurde ab 1876 zu dessen Meisterschüler. Er gehörte zu den ersten Mitgliedern des neu gegründeten Wiener Wagner-Vereins, unterstützte Richard Wagner finanziell beim Bau des Bayreuther Festspielhauses und kämpfte dafür, dass die gesamte Schule der Zukunftsmusik im musikalisch traditionell konservativ gesinnten Wien mehr Anerkennung fand. Zur Eröffnung des Künstlerhauses am Karlsplatz sah Goldschmidt Hans Makarts Gemälde Die sieben Todsünden (späterer Titel: Die Pest in Florenz) und fühlte sich dadurch zu einem Oratorium inspiriert. Er gab ein Libretto bei dem österreichischen Dichter Robert Hamerling in Auftrag. Das so entstandene Werk lieferte ein Porträt der Donau Monarchie im Zeitalter des Spätliberalismus und macht in allegorischer Gestalt u. a. die Décadence-Mode, die Börsenspekulationen, das Aufkommen des industriellen Kapitalismus, die Arbeiteraufstände, den deutsch-französischen Krieg 1870/71 und die Pariser Kommune zum Thema. In seiner 1873 abgeschlossenen Vertonung übertrug Goldschmidt die Tonsprache Wagners zum ersten Mal in der Musikgeschichte auf das oratorische Fach und bediente sich der Orchesterbesetzung des Ring des Nibelungen und einer Leitmotiv-Technik. Zugleich versuchte Goldschmidt mit krassen Stilbrüchen über Wagner hinauszugehen und in einem modern anmutenden Collage-Verfahren Arbeiterchöre, Salonmusiken, impressionistische Klangeffekte und Operettenmelodien als Charakteristika einer neuen Programmmusik in der Tradition seines Lehrers Franz Liszt einzubeziehen. Die Uraufführung der Sieben Todsünden fand am 3. Mai 1876 in den Berliner Reichshallen statt und geriet zu einem großen Erfolg. Weit über Berlin hinaus wurde das Werk des jungen Komponisten wahrgenommen. Teil- und Gesamtaufführungen in Wien, Weimar, Hannover, Königsberg, Freiburg, Paris und New York sollten folgen. Neben Franz Liszt, der das Oratorium für ein „bedeutsames Kunstwerk“ hielt, äußerten sich in den nächsten Jahren Camille Saint-Saens und Hugo Wolf anerkennend. Weniger erfolgreich verlief die Wiener Erstaufführung im Dezember 1877, da der gegen die Zukunftsmusik eingestellte Musikkritiker Eduard Hanslick gegen das Werk heftig polemisiert. Dennoch wurde das Oratorium auch ins Französische übertragen und kam am 27. März 1885 im Pariser Théâtre du Chateau-d’Eau unter der Leitung von Charles Lamoureux zur Aufführung. Seit dieser Pariser Premiere ist das Stück nicht mehr aufgeführt worden. Im Mai 2020 hatte die Sing-Akademie zu Berlin eine Wiederaufführung geplant, die allerdings bedingt durch die Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. Nach dem Erfolg der Sieben Todsünden heiratete Goldschmidt Paula Kunz, Tochter eines Schneidermeisters aus den Wiener Außenbezirken und Gesangsstudentin am Konservatorium bei Mathilde Marchesi. Die Hochzeit fand unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit im Wiener Rathaus statt, weil eine Ehe zwischen einem Juden aus der zweiten Gesellschaft und einer katholischen Frau aus dem Arbeiter-Vorstadtmilieu bis dahin noch etwas sehr Unübliches war. Das junge Ehepaar richtet am Opernring 6 einen viel besuchten Künstlersalon ein, in dem Paula Goldschmidt als Salondame brillierte und Lieder ihres gemeinsamen Freundes und künstlerischen Zöglings Hugo Wolf zur Uraufführung brachte, darunter die ihr gewidmeten Mausfallen-Sprüchlein. Goldschmidt wurde 1878 Meisterschüler von Franz Liszt, der das Oratorium mit großer Begeisterung aufnahm und ein Phantasiestück für Pianoforte nach Goldschmidts Themen komponierte. Zwischen 1878 und 1883 arbeitete Goldschmidt an seiner Oper Helianthus, für die er – als „Dichterkomponist“ in der Wagner-Nachfolge – auch selbst das Libretto verfasste. Die im Zeitalter der Christianisierung Sachsens spielende Oper, die den Sachsenfürsten Wittekind zu einer Hauptfigur hat, macht vor dem Hintergrund des Berliner Antisemitismusstreits implizit die Frage der Taufe und der jüdischen Assimilation um 1880 zum Thema. Die Oper wird am 26. März 1884 am Leipziger Stadttheater unter der Leitung von Arthur Nikisch uraufgeführt. Franz Liszt bezeichnete sie als das bedeutendste Musikdrama nach Wagners Tod. In seinem Sommerhaus am Grundlsee empfing Goldschmidt seit 1883 regelmäßig Gäste, darunter Franz und Joseph Schalk, die dort an den Klavierauszügen zu Anton Bruckners Symphonien arbeiten. Durch Goldschmidts Vermittlung geriet der Dirigent Arthur Nikisch in Kontakt mit den Bruckner-Symphonien und führte die siebte Symphonie beim Leipziger Musikfest auf. Das Konzert wurde zum Ereignis und sorgte dafür, dass Bruckners Werk sich dauerhaft im Kanon etablieren konnte. 1883–85 war Goldschmidt regelmäßig in Paris zu Gast und bereitete die französische Aufführung der Todsünden vor. Dort geriet er in Kontakt mit Komponisten wie Jules Massenet, Edouard Lalo, Léo Delibes und – bei seinen nächtlichen Cabaret-Besuchen – mit Erik Satie. Kompositionen wie der französische, in Paris erschienene Zyklus Six Lieder, die Allegorie der Leere (aus: Gaea) und Miniaturen wie Zu spät belegen diese Nähe zur französischen Moderne. 1884-89 arbeitete Goldschmidt an seinem Musikdrama Gaea, einem auf eine dreitägige Aufführung angelegten Mysterienspiel, das der Erdmutter und ihrem „Weltkeim“ gewidmet ist. Wiederum verfasste er sowohl den Text wie die Musik selbst. Figuren aus Goethes Faust II treffen hier auf Schopenhauers Willensphilosophie, auf die darwinistische Theoriebildung jener Zeit (Ernst Haeckels Theorie des Keims) und auf frühe Formen psychoanalytisch-ödipaler Lektüren antiker Mythen. Der Münchner Symbolist Franz von Stuck wurde mit dem Bühnen- und Kostümbild beauftragt. Auch eine erste portable Drehbühne sollte eigens für die Aufführung entstehen, die sich als Gegenmodell zu den Bayreuther Festspielen verstand. Trotz zahlreicher prominenter Fürsprecher (darunter Émile Zola, Johann Strauss, Marcel Schwob und Maurice Maeterlinck) und einer eigens für die Realisierung des Gesamtkunstwerks von Hermann Bahr ins Leben gerufenen Gäa-Gesellschaft (mit Komitees in Paris, Berlin und Wien) ist es bis heute nicht zu einer Aufführung gekommen. Eine für 1898 geplante Uraufführung an der Hamburgischen Staatsoper wurde wenige Wochen vor der Premiere aufgrund des Todes des Operndirektors Baruch Pollini abgesagt, die Bühnengemälde von Franz von Stuck wurden versteigert (und sind bis heute verschollen). Gustav Mahler lehnte eine Aufführung an der Wiener Oper ab, auch wenn Alma Mahler-Werfel von Goldschmidt sagte, er sei „ein verbummeltes, aber starkes Talent“ gewesen. Enttäuscht vom Scheitern seiner großen musikdramatischen Pläne wandte sich Goldschmidt verstärkt dem Lied zu, komponierte zahlreiche Stücke nach Texten von Helene Friedländer, Eduard Mörike, Goethe, Lenau, Storm, Platen, Geibel, Uhland, Rückert, aber auch französische Chansons nach Gedichten von Victor Hugo, Paul Verlaine und ungarische Gedichte von Sándor Petöfi. Die meisten dieser Lieder kamen in dem von seiner Frau, der Sängerin Paula Goldschmidt geleiteten Salon am Opernring zur Uraufführung. Immer wieder waren dort prominente Gäste wie Franz Liszt, Anton Bruckner, Johann Strauß (Sohn), Hugo Wolf zu Gast. 1893 unternahm Goldschmidt als Begleiter seiner eigenen Lieder eine Europa-Tournee, die zu einem seiner größten Erfolge wird. Zu Goldschmidts Spätwerk gehört die 1896 komponierte komische Oper Die fromme Helene, eine Buschiade auf die Meistersinger, nach einem Libretto von Fanny Gröger. Das an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführte Werk ist eine Parodie auf Wagners Meistersinger ebenso wie auf Wilhelm Buschs Versepos und führte bei der Uraufführung zu einem Skandal. Das anonym aufgeführte Stück wurde nach seiner gescheiterten Premiere sofort vom Spielplan genommen. Vermutlich durch die Vermittlung des Berliner Kabarettisten Ernst von Wolzogen begann sich der junge Arnold Schönberg für das Werk zu interessieren und erarbeitete für das Berliner Überbrettl eine Kammerfassung der Oper, die für das Jahr 1901 geplant war, aber vermutlich nie zur Aufführung kam. Die Arbeit an dieser Fassung ist im fragmentarisch erhaltenen Briefwechsel zwischen Schönberg und Goldschmidt nachweisbar. In der Ästhetik des jungen Schönberg und der mit ihm befreundeten Sezessionisten fand Goldschmidt sich wieder und ermunterte den jungen Freund in einem Brief, sein Erbe anzutreten. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Goldschmidt an einem Zyklus mit Schwarzen Märchen nach Texten der Brüder Grimm, nach Hans Christian Andersen und Fanny Gröger. In diesen experimentellen, prosa-nahen Sprachdeklamationen näherte er sich erstmals Schönbergs eigener Fortschreibung der Wagnerschen Prosodie und Sprachbehandlung in den Brettl-Liedern und im Pierrot Lunaire an. In der Konzertreihe der aus der Wiener Secession hervorgegangenen und von Schönberg und Oskar C. Posa gegründeten Tonkünstler-Vereinigung stand am 20. Januar 1905 Goldschmidts Vertonung von Das Totenhemdchen nach den Brüdern Grimm auf dem Programm. Danach fiel sein Werk vollkommen in Vergessenheit und ist bis heute nicht wiederentdeckt worden. 2020 erschien im Urs Engeler Verlag mit der Studie Adalbert von Goldschmidt – Ein Dichterkomponist im Wiener Fin de Siècle zum ersten Mal eine Untersuchung und Darstellung seines Werks, verfasst von Christian Filips. Nachdem Goldschmidt 1893 Freundschaft mit Hermann Bahr schloss, verkehrte er zunehmend in literarischen Kreisen und wurde Stammgast im Café Griensteidl, wo er Karl Kraus, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Peter Altenburg kennenlernte. Als literarische Figur und als gern gesehener Mäzen tauchte er in den Schriften dieser zentralen Vertreter der Wiener Moderne immer wieder auf. Hermann Bahr hielt Goldschmidt gar – auch aufgrund seiner literarischen Arbeit – für einen „Propheten der Moderne“ und widmete ihm in seinen Studien zur Kritik der Moderne ein eigenes Kapitel, das sich vor allem dem Libretto zur Gäa widmet, in der Bahr den Naturalismus ebenso wie den (gerade erst zur Mode gewordenen) Symbolismus überwunden sah. Der Satiriker Karl Kraus merkte spöttisch an, damit sei das Zeitalter des „Goldschmidtismus“ angebrochen. Das dichterische Werk Goldschmidts ist bislang noch weitgehend unerforscht. Eine Autorschaft lässt sich sicher nachweisen für die anonym publizierte Satire Hanusch. Eine Reise-Vivisection (1887), eine Parodie auf das affektierte Künstlertum des Dirigenten Hans von Bülow, in der Goldschmidt den Typus des „Unsterblichkeitsclowns“ als Bezeichnung für ein sich selbst inszenierendes Künstlertum erfand. Nachweislich von Goldschmidt stammt auch das Boulevard-Theaterstück Arsena Daginoff, das 1893 im Grazer Theater am Franzensplatz zur Uraufführung kam und mehrere Aufführungen in Prag, Brünn und Leitmeritz erlebte. Im Zentrum der Handlung steht eine Bande russischer Nihilisten, die in die Comédie-Française eindringen und dort einen Attentat auf den Fürsten Golgorucki verüben. Als Figur des öffentlichen Lebens wurde Goldschmidt immer wieder Gegenstand literarischer Fiktionen: In Daniel Spitzers Novelle Verliebte Wagnerianer taucht er auf als Komponist „Max Goldschein“, in Ernst von Wolzogens Roman Der Kraft-Mayer figuriert er als der Tonkünstler „Peter Gais“, der eine Tetralogie Der Mensch verfasst haben soll. Auch in Arthur Schnitzlers Novelle Später Ruhm könnte Goldschmidt ein Vorbild für die fiktive Figur des Eduard Saxberger gewesen sein. Zu untersuchen wäre, ob Goldschmidt nicht auch Vinzenz Chiavacci zu seiner in Wien volkstümlich gewordenen Figur des „Herrn Ritter von Adabei“ (= Adalbert Ritter von Goldschmidt?) inspiriert hat. Seit der politische Antisemitismus in Wien mit der Wahl Karl Luegers zum Bürgermeister gesellschaftsfähig wurde, nahm Goldschmidts Präsenz im kulturellen Leben Wiens zunehmend ab. Die Brüder nahmen von ihm Abstand, das väterliche Erbe investierte er großzügig als Förderer vieler Künstlerinnen und Künstler. Als er einen beträchtlichen Teil seines Vermögens bei Börsengeschäften verlor, strengte er eine Klage gegen die Börsenberater und gegen die Anglo-Österreichische Bank an. Voller Häme kommentierte die Wiener Presse diesen Schildbürgerstreich des verarmten Angehörigen der Rothschild-Dynastie, während Karl Kraus versuchte, den öffentlich Bloßgestellten zu verteidigen. Die Pressekampagne bezeichnete er als „pöbelhaften Eingriff in das Privatleben“. Mit dem Verlust seines Vermögens ging auch gesellschaftliche Isolation einher. Gemeinsam mit seiner Frau Paula verließ er das elterliche Palais und zog in eine Wohnung in der Wohllebengasse 17. Am 29. Januar 1904 reichte er beim Bezirksamt Wien seinen Austritt aus der israelitischen Cultusgemeinde ein und ließ sich im Stift Klosterneuburg durch den Künstlerpater Wolfgang Pauker taufen. Im August 1906 erlitt Goldschmidt einen Schlaganfall, der sich zu einer Nervenkrise ausweitete. Am 15. September 1906 vermeldete das Wiener Salonblatt, der Komponist sei in dem ein Jahr zuvor «für Interne und Nervenkranke» neu eröffneten Institut «Sanatorium und Wasserheilanstalt Bellevue» in Wien-Hacking «zum Kurgebrauche» eingetroffen. Die Behandlung durch Prof. Alexander Hollaender dauerte nur vier Monate. Goldschmidt wurde als unheilbarer Fall eingestuft und starb drei Tage vor Weihnachten, gemäß Beschauzettel an einer «Gehirnblutung bei chronischer Nervenentzündung». Das katholische Sterbebuch verzeichnete die Adresse der Klinik (Raschgasse 6) als Sterbeort. Bei seiner Beisetzung waren der Überlieferung nach nur seine Frau, der Musikhistoriker Heinrich Schenker und Karl Kraus anwesend. Sein Grab befindet sich in der israelitischen Abteilung auf dem Döblinger Friedhof in der Familiengruft der Goldschmidts. Nach Goldschmidts Tod wurde das Werk des als „jüdischer Wagnerianer“ geltenden Dichterkomponisten rasch vergessen. Am 1. September 1935 ließ Joseph Goebbels in den Ministerien und NS-Kulturinstitutionen, bei sämtlichen Theater- und Rundfunkintendanten und allen staatlichen Musikeinrichtungen ein Verzeichnis der Komponisten verbreiten, deren Werke „ab sofort nicht mehr in Spielfolgen deutscher Rundfunksender oder Theaterinstitute aufzunehmen sind“. Zu den Verbotenen gehören neben Alban Berg, Hanns Eisler, Erwin Schulhoff und Kurt Weill als ältester unter allen Genannten auch Adalbert von Goldschmidt, der bis heute nicht offiziell rehabilitiert und einer Neubewertung unterzogen wurde.

 

6.5. Jascha HORENSTEIN: 125. Geburtstag

 Er wurde als dreizehntes von sechzehn Kindern einer religiös und musikalisch gebildeten jüdischen Familie geboren. 1905 verließ diese Russland und siedelte sich in Königsberg an, wo Horenstein seinen ersten Violinunterricht bekam. 1911 zog die Familie nach Wien, wo die Vorfahren seiner Mutter gelebt hatten. Seine Nichte war Beate Sirota. Horenstein studierte bei Joseph Marx und Franz Schreker, dem er 1920 nach Berlin folgte. Sein Debüt als Dirigent erfolgte 1922 in Wien. Zurück in Berlin wurde er von Wilhelm Furtwängler gefördert, der ihm bereits ab Mitte der 20er-Jahre Gastdirigate mit den Berliner Philharmonikern einräumte. 1929 wurde er Musikdirektor der Düsseldorfer Oper, der heutigen Deutschen Oper am Rhein, der Generalintendant war Walter Bruno Iltz. Horenstein machte sich um die Aufführung zeitgenössischer Opern verdient, auf dem Spielplan der Oper standen Ernst Kreneks Schwergewicht, die Uraufführung von Manfred Gurlitts Die Soldaten, Der Lindberghflug von Bertolt Brecht und Kurt Weill und Igor Strawinskys Die Geschichte vom Soldaten und Hans Pfiotzners Das Herz (1932), Hermann Reutters Der verlorene Sohn nach André Gide (1933) und Winfried Zilligs Der Rossknecht nach dem Drama von Richard Billinger (alle dirigiert von Horenstein). Walter Bruno Iltz inszenierte Ariadne auf Naxos von Richard Strauss (1934, in den Bühnenbildern von Caspar Neher), Die Bürgschaft von Kurt Weill (Text: Caspar Neher), Aus einem Totenhaus von Leoš Janáček (1931) und eine spektakuläre Inszenierung von Wozzeck von Alban Berg (1930, zu der Alban Berg an Iltz schrieb: „Diese Reprise freut mich mehr als manche Erstaufführungen, ja sie macht mich stolz“). Horensteins auch international immer erfolgreichere Karriere erfuhr 1933 durch den Machtantritt der Nationalsozialisten eine jähe Wende. Obwohl Propagandaminister Joseph Goebbels seine schützende Hand über Walter Bruno Iltz hielt, bekam er Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten, da er sich bereits 1932 den Forderungen der Düsseldorfer NSDAP-Leitung nach einem „deutschen Spielplan“ und einem „deutschen Ensemble“ entgegengestellt und sich jede Einflussnahme verbeten hatte. 1933, anlässlich des 50. Todestages von Richard Wagner, wurde Iltz und der Oper in einer Pressekampagne der jüdische Jascha Horenstein zum Vorwurf gemacht: „Leider hat Herr Horenstein die Weihestunde dirigiert. Wir müssen sagen ‚leider’, denn es ist unerhört, dass das deutsche Theater in Düsseldorf für eine Wagnerfeier keinen deutschen Dirigenten findet, dass man hierzu Herrn Sascha (!) Horenstein bemühen muss. […] Oberbürgermeister Lehr und Generalintendant Iltz werden sich noch umstellen müssen, sonst wird hier eines Tages auf irgendeine Weise doch dafür gesorgt werden müssen, dass im deutschen Düsseldorf wirklich deutscher Geist und deutsche Kultur in allen Zweigen zur Geltung kommt.“ (Volksparole, 13. Februar 1933) Anfang März 1933 schließlich belagerte eine SA-Einheit die letzte Aufführung Horensteins, Ludwig van Beethovens Fidelio und verlangte die sofortige Absetzung des Dirigenten. Horenstein wurde beurlaubt und musste Düsseldorf verlassen. Er ließ sich in Paris nieder und nahm Einladungen bis nach Australien an. 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, zog er nach New York, wo er neben anderen prominenten Exilgenossen (wie Thomas Mann) an der New School for Social Research lehrte und zweitrangige Orchester leitete. Ab 1947 dirigierte er wieder in Europa, zunächst vorwiegend in Frankreich. In den 1950er Jahren trat er auch wieder in Deutschland auf. Später Höhepunkt seiner Karriere waren die Konzerte in seiner letzten Wahlheimat Großbritannien, wo er als Dirigent des London Symphony Orchestra für die österreichische Spätromantik etliche Lanzen brach. 1958 wurde Horenstein mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Er starb 1973 in London.

 

7.5. Jaroslav ŠTAJNC: 80. Geburtstag

Er erlernte zunächst den Beruf eines Elektrotechnikers; seine Ausbildung zum Sänger fand am Konservatorium von Prag und an der Wiener Musikakademie statt. Bühnendebüt 1968 an der Wiener Volksoper als Eremit im »Freischütz« von Weber, nachdem er 1966 einen Gesangwettbewerb in Wien gewonnen hatte. 1968 nahm er an der Wiener Volksoper an der Premiere der Oper »Der Zerrissene« von G. von Einem teil. Er war 1968-74 an der Wiener Volksoper engagiert, wo er u.a. den Omar in »Abu Hassan« von C.M. von Weber, den Epilog auf der Erde in »Fausts Verdammung« von Berlioz, den Würfl in der österreichischen Erstaufführung von Janáceks »Die Ausflüge des Herrn Broucek« und den Stadinger in Lortzings »Der Waffenschmied« sang. Am 13.4.1970 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »Dreikönig« von F. Salmhofer in der Partie des älteren Bauern und am 11.2.1972 in der der Oper »König Nicolo« von  Weishappel in der Partie des Kunstreiters mit. 1972-74 war er gleichzeitig auch in Graz engagiert, wo er u.a. den Publio in Mozarts »La clemenza di Tito«, den Lord Valton in Bellinis »I Puritani«, den Fasolt im »Rheingold«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Orest in »Elektra« von R. Strauss, den König in »Aida«, den Fafner in »Siegfried« und den Raimondo in »Lucia di Lammermoor« sang. 1974-75 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der er auch später noch gastierte. 1978-83 sang er am Theater von Klagenfurt, 1983-86 wieder in Graz, wo er nun u.a. den Studienleiter in Donizettis »Viva la mamma« und den Plutone in Monteverdis »L‘Orfeo« sang, schließlich 1984-97 an der Staats- wie an der Volksoper Wien. An der Wiener Staatsoper, an der er bereits 1972 als Benes in Smetanas »Dalibor« debütiert hatte,  hörte man ihn u.a. als Graf Lamoral in »Arabella« und als Haushofmeister in »Capriccio« von R. Strauss, als Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Lorenzo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, als Altgesell in »Jenufa« von Janácek, als Alcindoro wie als Benoit in »La Bohème«, als Dr. Grenvil wie als Marquis d’Obigny wie als Baron Douphol in »La Traviata«, als Antonio in »Le nozze di Figaro« und als Reinmar von Zweter in »Tannhäuser«. Am 25.11.1989 wirkte er im Odeon in Wien an der Uraufführung der Oper »Die Blinden« von Beat Furrer als ältester Blinder mit, am 6.12.1990 im Ronacher in Wien in der Uraufführung der Oper »Kehraus um St. Stephan«  von Ernst Krenek als Oberwachmann Sachsel und am 20.5.1995 im Theater an der Wien in der Uraufführung der Oper »Die Wände« von Adriana Hölszky als Sir Harold und als Gerichtsdiener. Gastspiele am Opernhaus von Brno (Brünn), bei den Opernfestspielen von Athen und Florenz, im Barocktheater von Schloss Drottningholm sowie am Opernhaus von Vancouver. Aus seinem umfangreichen Bühnenrepertoire sind hervorzuheben: der Dulcamara in »L‘Elisir d’amore«, der Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Mustafà in »L’Italiana in Algeri« und der Tiresias in »Oedipus Rex« von Strawinsky. Bei den Bregenzer Festspielen von 1983 sang er den Kuno im »Freischütz«. Auch im Konzertsaal in einem weitläufigen Repertoire aufgetreten. Er starb 2013 in Wien.

Schallplatten: Supraphon, Christophorus-Verlag (»Il lutto dell‘ universo« von Kaiser Leopold I. von Österreich).

 

7.5. Glafira SCHUKOWSKAYA: 125. Geburtstag

 Sie studierte am Konservatorium von Samara; dort war sie Schülerin von A.E. Jegorowa-Ogrodnikowa und von E.J. Konstantinowa. 1921 begann sie ihre Bühnenkarriere am Theater von Samara, an dem sie zwei Jahre lang wirkte. 1923-25 gehörte sie dem Ensemble der Moskauer Zimin-Oper an. Dann folgte sie einem Ruf an das Bolschoi Theater Moskau, dessen Mitglied sie 1925-48 war. Sie hatte hier wie bei Gastspielen in den Zentren des russischen Musiklebens ihre großen Erfolge im lyrischen wie im Koloraturfach. Von ihren Bühnenpartien sind die Tatjana in »Eugen Onegin«, die Antonida in »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«), die Ludmilla in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, die Titelfigur in »Schneeflöckchen« von Rimski-Korsakow, die Prinzessin in »Das Märchen vom Zaren Saltan«, die Jaroslawna in »Fürst Igor« von Borodin, die Violetta in »La Traviata«, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Liu in »Turandot« von Puccini, die Mimi in »La Bohème«, die Lucieta in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari und die Micaela in »Carmen« hervorzuheben. Ihre großen Glanzrollen waren die Jolanthe in der Oper gleichen Namens von Tschaikowsky und die Marfa in der »Zarenbraut« von Rimski-Korsakow. Sie wirkte am Bolschoi Theater 1927 in der Premiere der Oper »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew (als Ninetta) mit. Sie war eine geschätzte Konzertsolistin und arbeitete später als Pädagogin in Moskau. 1937 wurde sie zur Verdienten Künstlerin der UdSSR ernannt. Sie starb 1991 in Moskau.

Zahlreiche Aufnahmen auf Melodija, darunter die vollständigen Opern »Eugen Onegin« und »Jolanthe« von Tschaikowsky.

 

7.5. Piero PAULI: 125. Geburtstag

 Ursprünglich war er Bankangestellter. Er wurde dann Mitglied des Opernchores am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und erhielt seine Ausbildung durch die beiden großen spanischen Sänger Francisco Viñas und Maria Barrientos. Bereits 1926 wirkte er am Teatro Municipale Piacenza in der Uraufführung der Oper »La Sulamita« von Amilcare Zanella mit, wobei Zita Fumagalli-Riva seine Partnerin war. Seit 1928 vollendete er seine Ausbildung in Mailand und debütierte offiziell 1929 am Teatro Politeama Rossi von Triest als Faust in »Mefistofele« von Boito. Dann sang er in Pavia den Rodolfo in »La Bohème«. Am Neujahrstag 1930 sang er als Antrittsrolle an der Mailänder Scala ebenfalls den Rodolfo. Auch 1932 (als Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«) und 1935 kam er bei seinen Auftritten an der Scala zu großen Erfolgen. 1932 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Faust in »Mefistofele«, als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Herzog in »Rigoletto«. Weitere Gastspiele am Teatro Regio Turin (1931 als Pinkerton, 1932 als Cavaradossi in »Tosca«, 1934 als Rodolfo in »La Bohème«), am Teatro Fenice Venedig (1931 als Pinkerton, 1944 als Faust in »Mefistofele« von Boito), am Teatro Comunale Modena (als Faust in »Mefistofele«), am Teatro Comunale Bologna (1943 in der 9. Sinfonie von Beethoven und in Oratorien von Lorenzo Perosi) und am Teatro Massimo Palermo (1939 in »Morte di Frine« von L. Rocca und als Rinuccio). Seit 1937 kam er zu weiteren Erfolgen an der Oper von Rom. Er sang am Teatro Fenice Venedig 1941 den Laca in der italienischen Erstaufführung von Janáceks »Jenufa«. Im italienischen Rundfunk EIAR wirkte er in sehr vielen Opernsendungen mit, darunter in »Oceana« von Antonio Smareglia, »Il Diavolo nel campanile« von Adriano Lualdi, »La Fiamma« von O. Respighi, »Turandot« von Ferruccio Busoni, »Lucrezia« von Respighi, »Primavera fiorentina« von Arrigo Pedrollo, »La morte di Frine« von Lodovico Rocca, »Il volto della vergine« von Ezio Camezzi, »La vida breve« von M. de Falla (als Paco), »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky (als Gritzko), »Notturno romantico« von Riccardo Pick Mangiagalli, »Monte Ivnor« von L. Rocca und »Anima allegra« von Franco Vittadini (die Sendungen fanden in dem Jahrzehnt 1934-43 statt). Am 18.5.1940 wirkte er in Florenz in der Uraufführung von Dallapiccolas »Volo di notte« mit. 1942 trat er beim Maggio musicale von Florenz als Eumete in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria« auf. 1946 sang er als letzte Rollen in Genua und am Opernhaus von Triest den Fenton in Verdis »Falstaff«, den Alfredo in »La Traviata« und den Faust von Gounod. Er wurde auch als Solist in Oratorien allgemein geschätzt, u.a. im Verdi-Requiem (1944 beim Maggio Musicale Fiorentino), in Beethovens Missa solemnis und in der »Schöpfung« von J. Haydn. Ende 1946 erkrankte er schwer und zog sich zu seiner Tochter zurück, die als Ärztin in Pisa arbeitete. Er starb 1967 in San Piero a Grada bei Pisa,

Die strahlende, mit vielseitigen Ausdrucksmöglichkeiten begabte Stimme des Sängers, der von der Kritik gerne als »neuer Caruso« bezeichnet wurde, tritt uns auf HMV-Platten entgegen; hier sang er in vollständigen Aufnahmen der Opern »Carmen« (als Don José, 1931) und »Tosca« (als Cavaradossi, 1929) sowie diverse Solotitel (1929-32). Auf OASI ist ein Recital mit Arien und Liedern erschienen.

 

7.5. Clarence DICKINSON: 150. Geburtstag

 Er war nach dem Musikstudium in den USA ab 1898 Orgelschüler von Heinrich Reimann, dem Organisten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin und setzte seine Ausbildung bei Moritz Moszkowski, Alexandre Guilmant und Gabriel Pierné in Paris fort. Er war dann 50 Jahre lang Organist und Chorleiter an der Brick Presbyterian Church in New York, außerdem Gründungsdirektor der School of Sacred Music am Union Theological Seminary und Gründungsmitglied der American Guild of Organists (AGO). Er war außerdem als Konzertorganist und Komponist, Autor zahlreicher Artikel zur Kirchenmusik und Musikgeschichte und Herausgeber historischer Editionen aktiv. Er starb 1969 in New York. 1977 gründeten Mitglieder der AGO eine Clarence Dickinson Society. Seit 2007 findet jährlich ein Clarence Dickinson Memorial Organ Festival statt. Der Nachlass Dickinsons ist im Besitz der Bibliothek der William Caray University.

 

8.5. Jennifer RHYS-DAVIES: 70. Geburtstag

 Ihr Musik- und Gesangstudium erfolgte am Trinity College London. Sie trat bereits 1979 an der Welsh Opera Cardiff als 1. Dame in der »Zauberflöte« auf. 1986 sang sie bei der New Opera Group Cardiff die Miss Jessel in B. Brittens »The Turn of the Screw«, 1987 die Titelrolle in »Sâvitri« von G. Holst. 1988 gastierte sie bei der Opera 80 als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, 1990 bei der Garsington Opera Oxford in einer konzertanten Aufführung von J. Haydns »Orlando Paladino« in der Partie der Angelica, 1993 an der Oper von Dublin als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die sie auch 1992-93 und 2003-04 an der Scottish Opera Glasgow sang. Bei der Welsh Opera Cardiff war sie als Frau des Försters in Janáceks »Das schlaue Füchslein«. als Fortuna in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea« und 1990 als Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier« anzutreffen. Bei der Kent Opera (und bei deren Gastspiel in Valencia) sang sie die Donna Anna in »Don Giovanni«, in Dresden und Leipzig die 2. Dame in der »Zauberflöte« und die Donna Elvira in »Don Giovanni«, am Opernhaus von Nürnberg die Titelpartie in Rossinis »Semiramide« und die Sieglinde in der »Walküre«. Bei der Opera North übernahm sie die Sandrina in Mozarts »La finta giardiniera« und die schwierige Koloraturpartie der Aloysia Weber in dem Pasticcio »The Jewel Box« (1991 im Mozart-Jahr). Als Berta im »Barbier von Sevilla« debütierte sie 1993 an der Covent Garden Oper London, an der sie bis 2011 auch die Amaltea in Rossinis »Mosè in Egitto«, die Clorinda in »La Cenerentola«, die Marianne Leitmetzerin, die Anna in »Nabucco«, die Kammerfrau in Verdis »Macbeth«, die Witwe in »Babette’s Feast« von John Browne und die Mrs. Julian in »Owen Wingrave« von B. Britten sang.1993 sang sie an der English National Opera die Mrs. Fiorentino in »Street Scene« von K. Weill. 1997 gastierte sie mit dem Ensemble der Covent Garden Opera London beim Edinburgh Festival als Kammerfrau in Verdis »Macbeth«. 1998 trat sie am Stadttheater von Basel als Elisabetta in »Maria Stuarda« von Donizetti und bei den Festspielen von Glyndebourne als italienische Sängerin in »Capriccio« von R. Strauss auf. 2000 sang sie bei der Garsington Opera die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, 2001 am Stadttheater von Basel die Elettra in »Idomeneo«  von Mozart. 2006 sang sie bei der English Touring Opera die Küsterin in Janáceks »Jenufa«. Neben ihrem erfolgreichen Wirken auf der Bühne kam sie zu einer ähnlich bedeutenden Karriere auch im Konzertbereich. So sang sie in Dublin Soli in Beethovens »Christus am Ölberge« und in den »Jahreszeiten« von J. Haydn, über Radio Stuttgart im »Dixit Dominus« von Händel und im Gloria von F. Poulenc. Sie starb 2020 in Cardiff.

Schallplatten: Opera Rara (»Orazi e Curiazi« von Saverio Mercadante), Chandos (Berta im »Barbier von Sevilla« in englischer Sprache).

 

8.5. Elio BONCOMPAGNI: 90. Geburtstag

Nach seinem Studium am Conservatorio Luigi Cherubini in Florenz im Fach Violine und Komposition wechselte er nach Rom zum Conservatorio Santa Cecilia, um bei Franco Ferrara Dirigierkurse zu besuchen. In dieser Zeit wurde er Preisträger bei internationalen Dirigierwettbewerben des RAI in Mailand und des Radio Hilversum. Anschließend begleitete er als Schüler und Assistent Tullio Serafin bei dessen Auftritten mit internationalen Orchestern. In Anschluss an diese Zeit folgten Anstellungen an renommierten Theater- und Schauspielhäusern Europas. So leitete er zunächst vier Jahre lang das Orchester am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, gefolgt von einer zweijährigen Zeit als Chefdirigent beim Königlichen Dramatischen Theater in Stockholm. Anschließend übernahm er für drei Jahre die künstlerische Leitung und das Dirigat am Teatro San Carlo in Neapel und danach für fünf Jahre die Position des ständigen Dirigenten an der Wiener Staatsoper, wo er zwischen 1986 und 1991 insgesamt 36 Vorstellungen des italienischen Repertoires (La Traviata, Rigoletto, Tosca, Turandot, La Bohème, Il Trovatore und Madame Butterfly) dirigierte. Zwischendurch wurde er immer wieder als Gastdirigent zu Auftritten mit Orchestern wie unter anderem den Wiener Symphonikern, dem London Symphony Orchestra, der Deutschen Oper Berlin und der Deutschen Staatsoper Berlin oder der Bayerischen Staatsoper München eingeladen. Im Jahr 1996 wechselte Boncompagni an das Stadttheater Aachen, wo er zunächst für ein Jahr als kommissarischer und anschließend bis zum Jahr 2002 als fest angestellter Generalmusikdirektor das Sinfonieorchester Aachen und den Sinfonischen Chor Aachen leitete. In dieser Zeit zeichnete er sich insbesondere mit der szenischen Erstaufführung der alten Wiener Fassung von Donizettis Opern Don Sebastiano sowie mit Maria di Rohan, ebenfalls als Rekonstruktion einer Wiener Fassung, aus, wofür er einen Preis von der deutschen Presse für das beste Programm der symphonischen Saison in Deutschland erhielt. Neben diesen Höhepunkten gilt sein Wirken in Aachen (unter seinem Dirigat sind Boris Godunow, Turandot, Il Trovatore, Tannhäuser, Don Sebastiano, Madama Butterfly, Ariadne auf Naxos, Manon Lescaut, Rigoletto, Elektra, La Boheme, Maria di Rohan, Le Nozze di Figaro, Die Fledermaus, Die toten Augen, Die Zauberflöte und Hänsel und Gretel in Szene gesetzt worden) allerdings als „glücklos“ (Aachener Zeitung), das vormalige Niveau des Orchesters konnte erst wieder unter Boncompagnis Nachfolger Marcus Bosch erreicht werden. Nach seiner Zeit in Aachen zog es Boncompagni wieder nach Italien, wo er unter anderem auch als Privatdozent an den Konservatorien in Perugia und Pesaro tätig war, aber weiterhin zahlreiche Arrangements mit großen Opernhäusern wie beispielsweise dem Teatro Verdi in Triest, dem Teatro dell’Opera in Rom oder dem Teatro del Maggio in Florenz sowie weitere Gastdirigate im Ausland übernahm. Während seiner gesamten Laufbahn zeichnete sich Boncompagni besonders durch eine profunde Kenntnis des italienischen Repertoires, und hier speziell durch seine Interpretation der Werke Gaetano Donizettis aus und setzte diese Erfahrung auch immer wieder als Schwerpunktthema bei seinen Aufführungen ein. Dazu erstellte er in den letzten Jahren beachtenswerte CD- und Schallplatteneinspielungen unter anderem von Donizettis Opern Anna Bolena, Maria Stuarda, Maria di Rohan mit verschiedenen Orchestern sowie ein Donizetti-Porträt aus Arien und Ouvertüren mit der Sopranistin Edita Gruberová. Er starb 2019 in Florenz.

 

8.5. Tommy JACOBSSON: 90. Geburtstag

 Seine Gesanglehrer waren Martin Öhman und Astrid Andersson in Stockholm. Er trat zunächst 1955-64 am Oscar- und am Scala-Theater in der schwedischen Hauptstadt Stockholm auf und war auch am dortigen Riksteater zu hören, mit dessen Ensemble er Tourneen in Schweden unternahm. 1967 wurde er an das Stora Theater in Göteborg verpflichtet, an dem er eine lange, erfolgreiche Karriere hatte. Er debütierte dort als Frank Butler in dem Musical »Annie get your Gun« von Berlin. Neben Aufgaben aus den Bereichen der Operette und des Musicals übernahm er in Göteborg Opernpartien wie den Grafen Luna im »Troubadour«, den Alfio in »Cavalleria rusticana«, den Sharpless in »Madame Butterfly« und den Escamillo in »Carmen«. Er starb 2005 in Annedals bei Göteborg.

 

8.5. Marie-Thérèse GANNE: 150. Geburtstag

 Sie wurde am Conservatoire National de Paris zur Sängerin ausgebildet. 1895 kam es zu ihrem Bühnendebüt an der Pariser Grand Opéra in der Partie der Hilda in »Sigurd« von Reyer. 1897 wechselte sie an das Théâtre de la Monnaie Brüssel, dem sie bis 1900 angehörte, und wo sie 1900 in der Uraufführung von »Tijl Ulenspiegel« von Jan Blockx als Nele mitwirkte. Danach trat sie als Gast an den führenden französischen Provinzbühnen, aber auch im Ausland, auf. So sang sie 1898 an der Covent Garden Oper London die Venus in »Tannhäuser«. Weitere Höhepunkte in ihrem Repertoire für die Bühne waren die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Brünnhilde in der »Walküre«, die Hexe in »Hänsel und Gretel« und die Hélène in »Messidor« von Bruneau.

 

9.5. Richard VERNON: 70. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger an der Memphis State University. In Memphis erfolgte auch 1972 sein Bühnendebüt als Pimen in »Boris Godunow« von Mussorgsky. 1977 kam er an die Oper von Houston/Texas, in deren Opernstudio er sich weiterbildete, und an der er bereits in Verdis »Otello«, in »Aida« und in »Falstaff« Partien übernahm. 1979 war er an der Oper von Washington, 1980 an der Oper von Pittsburgh zu hören. Im Februar 1981 debütierte er an der Metropolitan Oper New York in »L’Enfant et les sortilèges« von Ravel. Seitdem blieb er Mitglied dieses Hauses, wo er bis zu seinem Tod in insgesamt 795 Aufführungen auftrat. Von den vielen kleineren wie größeren Rollen, die er an der Metropolitan Oper sang, seien der alte Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, der Reinmar von Zweter in »Tannhäuser«, der Wurm in Verdis »Luisa Miller«, der Vaudemont in Verdis »I Vespri Siciliani«, der Ferrando im »Troubadour«, der Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, der Marchese di Calatrava in »La forza del destino«, der Tom wie der Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, der Arkel in »Pelléas et Mélisande«, der Mönch in Verdis »Don Carlos«, der Titurel in »Parsifal«, der Pimen, der Colline in »La Bohème«, der Commendatore in »Don Giovanni«, der Graf Ceprano in »Rigoletto«, der Herzog von Verona in »Roméo et Juliette« von Gounod, der Dr. Grenvil in »La Traviata«, der Einarmige in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss und der König Priamus in »Les Troyens« von Berlioz genannt. Erfolgreich auch bei Gastspielen an den großen amerikanischen Theatern wie als Konzertsolist. Er starb 2006 in Shohola (Pennsylvania), vier Tage zuvor ist er als Sciarrone in »Tosca« zum letzten Mal auf der Bühne der Metropolitan Oper gestanden.

Mit Sicherheit sind von seiner Stimme Mitschnitte von Aufführungen und Rundfunksendungen vorhanden.

 

9.5. Miltiades CARIDIS: 100. Geburtstag

 Er wurde in Danzig als Sohn einer deutschen Mutter und eines griechischen Vaters geboren. Er wuchs in Dresden auf, bis die Familie 1938 nach Griechenland zog. Caridis begann sein Musikstudium während des Krieges am Konservatorium in Athen und schloss es nach dem Krieg an der Universität und darstellende Kunst Wien bei Hans Swarowsky mit der Dirigentenprüfung ab. Er begann seine Karriere an der Oper Köln sowie der Grazer Oper und dirigierte 1961-69 an der Wiener Staatsoper. 1960-67 war er Chefdirigent der Philharmonia Hungarica. Danach dirigierte er 1969-71 die Philharmonie Oslo und 1975-81 das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester. Als freiberuflicher Dirigent arbeitete er mit zahlreichen weiteren Orchestern und Chören in aller Welt und nahm an großen Festivals teil. Ab 1995 leitete er das Griechische Rundfunk-Orchester; im Februar 1998 erlitt er in Athen bei einer Probe dieses Orchesters einen Schlaganfall, dem er einige Tage später erlag. Sein Neffe Constantinos Carydis trat in seine Fußstapfen und dirigierte bereits im Alter von 32 Jahren an der Wiener Staatsoper.

 

10.5. Agnès LÉGER: 100. Geburtstag

 Sie begann 1941 ihre Ausbildung am Konservatorium von Douai und brachte sie seit 1945 am Conservatoire National Paris zum Abschluss. Zunächst war sie in den Jahren 1949-51 als Radiosängerin tätig; 1950 kam es jedoch zu ihrem Operndebüt, als sie am Théâtre de la Monnaie Brüssel die Titelrolle in »Thaïs« von Massenet sang. Sie wurde 1951 an die Opéra-Comique Paris verpflichtet, an der sie als erste Partie die Micalea in »Carmen« vortrug. Sie war bis 1963 an der Opéra-Comique Paris engagiert, sang seit 1953 auch an der Grand Opéra Paris und trat danach noch gastierend an verschiedenen französischen und belgischen Opernhäusern auf, u.a. in Bordeaux, Toulouse, Rouen, Lüttich und Verviers. Dabei gehörten die Ophélie in »Hamlet« von Thomas, die Eudoxie in »La Juive« von Halévy, die Mireille in der gleichnamigen Oper von Gounod, die Sophie in »Werther« von Massenet, die Zerlina in »Don Giovanni«. die Gilda in »Rigoletto«, die Traviata, die Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Nedda im »Bajazzo« und die Liu in Puccinis »Turandot« zu ihren großen Partien. Seit 1972 wirkte sie als Pädagogin am Konservatorium von Tarbes, setzte aber ihre Tätigkeit als Konzertsängerin bis 1978 fort, wobei sie im Konzertsaal vor allem Werke aus der Barock-Epoche vortrug. Sie starb im März 2022.

Schallplatten bei Urania (u.a. Sophie in vollständiger Oper »Werther«).

 

10.5. Joseph-François-Narcisse CARBONEL: 250. Geburtstag

 Sein Vater Joseph-Noël Carbonel war Musiker und leitete die erste Ausbildung seines Sohnes, der bereits 1782 in Paris auf der Bühne auftrat. Er widmete sich dann am Conservatoire National de Paris dem Gesangstudium und war Schüler von so bedeutenden Lehrern wie Gobert und Gossec; er erwarb eine umfassende Kenntnis auf allen Gebieten der Musik, vor allem auch der Komposition und der Pädagogik. So ließ er sich denn in Paris als hoch geschätzter Gesangspädagoge nieder und bildete eine Anzahl von bedeutenden Sängern aus. Er komponierte viele Werke für Klavier und Violine, Lieder und auch ein Ballett. Er starb 1855 in Nogent-sur-Seine.

 

11.5. Ingeborg REICHELT: 95. Geburtstag

Sie kam als Kind nach Dresden. Bereits in der Schule fiel ihre schöne Stimme auf, doch wollte sie anfänglich künstlerischen Tanz studieren. 1946 kam sie nach Hamburg und entschied sich nun endgültig für die Sängerlaufbahn. An der Hamburger Musikhochschule wurde sie Schülerin von Henny Wolff. 1953 legte sie in Hamburg ihr Examen als Musikpädagogin ab. Sie debütierte 1954 als Solistin in den »Jahreszeiten« von J. Haydn. Sie begann darauf ihre Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin und hatte in der Interpretation von Werken aus dem Bereich der geistlichen Musik so große Erfolge, dass sie bald als eine führende Sängerin auf diesem Gebiet galt. Sie erweiterte ihr Repertoire nach und nach um weltliche Konzertmusik und hatte vor allem als Liedersängerin große Erfolge. Ausnahmsweise ist sie auf der Opernbühne erschienen: so sang sie 1968 bei der Einweihung des neu erbauten Stadttheaters von Ludwigshafen die Pamina in der »Zauberflöte« unter Horst Stein. Ihre Konzerte brachten ihr in Deutschland wie im Ausland anhaltende Erfolge ein; so bereiste sie Frankreich, Belgien, Holland, England, Dänemark, Schweden, Italien, Spanien, Österreich, die CSSR, die Schweiz und Griechenland; in Südamerika sang sie in Argentinien und Brasilien. Dabei bewältigte sie ein nahezu unerschöpfliches Repertoire, wobei man namentlich ihre Kunst der Bach- und Händel-Interpretation bewunderte. Sie wirkte seit 1966 als Musikpädagogin an der Musikhochschule von Düsseldorf. Sie starb im Juni 2022.

Sehr viele Schallplattenaufnahmen mit Oratorien und geistlichen Musikwerken, aber auch mit Liedern bei Columbia, Erato, Cantate (Bach-Kantaten), DGG, L’Oiseau Lyre, im Bärenreiter- und Claudius-Verlag.

 

11.5. Sven NILSSON: 125. Geburtstag

 Er studierte zuerst Ingenieurwissenschaft und war 1923-28 in diesem Beruf tätig. Dann entschloss er sich zum Gesangstudium, das er in Stockholm bei Gillis Bratt und Hjaldis Ingebjarth und 1928-30 in Dresden bei Ivar Andresen absolvierte. 1930 wurde er an die Staatsoper von Dresden berufen, an der er als Heerrufer im »Lohengrin« debütierte und bis 1944 eine große Karriere hatte. Hatte er anfänglich Baritonpartien gesungen, so wurde er bald als erster Bassist dort eingesetzt. Man schätzte ihn vor allem als Wagnersänger, aber auch als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Osmin in Mozarts »Entführung aus dem Serail« und als Ochs im »Rosenkavalier«. Er wirkte in Dresden in den Uraufführungen der Opern »Daphne« (15.10.1938 als Peneios) von Richard Strauss, »Der verlorene Sohn« von Robert Heger (31.3.1936) und »Romeo und Julia« von Heinrich Sutermeister (13.4.1940) mit. 1934-42 sang er Jahr für Jahr bei den Wagnerfestspielen von Zoppot, wo man vor allem seinen Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« zu schätzen wusste. 1946 wurde er Mitglied der Königlichen Oper Stockholm, an er bis zu seinem Tod aufgetreten ist, u.a. 1948 in der Uraufführung von Kurt Atterbergs »Der Sturm«, 1956 in der Uraufführung der Oper »Porträttet« von Hilding Rosenberg, 1959 in der Uraufführung von »Der rote Stiefel« von Heinrich Sutermeister. Seit 1950 große Erfolge bei Opernaufführungen im Barocktheater auf Schloss Drottningholm. Gastspiele führten ihn an die Covent Garden Oper London (1936-37) an die Mailänder Scala (1951), nach Brüssel, Antwerpen und Barcelona. Beim Amsterdamer Wagner-Verein trat er als König Marke in »Tristan und Isolde« (mit Kirsten Flagstad als Isolde) und als Hunding in der »Walküre« auf. 1950 debütierte er an der New Yorker Metropolitan Oper als Daland in »Der fliegende Holländer«. Er sang dort in der Spielzeit 1950/51 in insgesamt 11 Vorstellungen auch den König Marke. Er starb 1970 in Stockholm kurz nach einer Aufführung von »Hoffmanns Erzählungen«, in der er mitgewirkt hatte.

Schallplatten: Einige schwedische Columbia-Aufnahmen; sang auf HMV den Pogner in einer Aufnahme des 3. Aktes der »Meistersinger von Nürnberg«, auf Urania in der integralen Oper »Der Widerspenstigen Zähmung« von Goetz. Veröffentlichung sehr vieler Rundfunkaufnahmen auf BASF. Auf Cetra Opera Live als König Marke in »Tristan und Isolde« zu hören (Scala, 1951), auf Raritas in »Der fliegende Holländer«.

 

11.5. Felix SCHMIDT: 175. Geburtstag

 † 3.9.1927 Berlin; Sein Vater Heinrich Schmidt (1809-70) war Opernsänger. Er wuchs in Lübeck auf, wo er seine erste Ausbildung durch M.N. Schmidt erhielt. Er absolvierte ein sehr intensives Musik- und Gesangstudium und war in Berlin im Gesangsfach Schüler des berühmten Tenors H. Mantius, für Musiktheorie von K.F. Weitzmann. Nachdem er am deutsch-französischen Krieg von 1870-71 teilgenommen hatte, setzte er seine Gesangstudien bei Adam Schulze in Berlin und im Fach Musiktheorie bei Friedrich Kiel an der Berliner Musikhochschule fort. Er begann dann eine Karriere als Konzertsänger, betätigte sich aber sogleich auch als Pädagoge. 1872-75 wirkte er als Aushilfsdozent an der Musikhochschule Berlin, wurde dann 1878 außerordentlicher, 1888 ordentlicher Professor an dieser Akademie. Seit 1895 leitete er die dramatische Gesangsklasse der Hochschule. 1887-1918 dirigierte er den Berliner Lehrergesangverein, den er zu einem der führenden Chöre in Deutschland zu dieser Zeit machte. 1888 gab er das Werk seines ehemaligen Lehrer Weitzmann »Theorie der Musik« in deutscher Übersetzung heraus. Trotz dieser vielseitigen Aktivitäten ging er weiter seiner Tätigkeit im Konzertsaal nach; er galt als hervorragender Konzert- und Liedersänger und gastierte nicht nur in den deutschen Musikzentren sondern im Rahmen von Konzerttourneen auch in Mailand und in der Schweiz. Erst 1921 trat er in den Ruhestand. Er starb 1927 in Berlin. Er war verheiratet mit der Konzertsopranistin Maria Schmidt-Kühne (* 1858), die seine Schülerin gewesen war, und mit der er oft zusammen auftrat.

 

12.5. Clara WIRZ: 90. Geburtstag

Sie war Schülerin von Eduard Stocker in Luzern, von Juliette Bise in Bern, von der Schweizer Pädagogin Marietta Amstad in Rom und von Eva Liebenberg in Hilversum (Holland). Seit 1968 kam sie zu einer großen Konzertkarriere auf internationaler Ebene. Sie sang in der Schweiz (Zürich, Basel, Bern, Genf, Lausanne, Montreux, Lugano, Internationale Festwochen Luzern, Bach-Festwochen Schaffhausen) und Deutschland (Berlin, München, Hannover, Wiesbaden, Düsseldorf, Essen, Köln, Karlsruhe, Bremen), Frankreich (Paris, Marseille, Bordeaux, Lyon, Grenoble, Nizza, Lourdes, Toulouse), Italien (Mailand, Rom, Bologna, Turin, Neapel, Florenz, Genua, Palermo, Padua, Parma, Venedig, Rimini, Pisa), beim Holland Festival und im Rahmen einer großen USA-Tournee. 1975 war sie in Paris Mitbegründerin eines Vokal-Quartetts, dem auch Anna-Maria Miranda, Jean-Claude Orliac und Udo Reinemann angehörten, und mit dem sie während der folgenden zehn Jahre auftrat. Seit 1975 war sie Dozentin und Gesangpädagogin an der Akademie für Schul- und Kirchenmusik in Luzern. An der Oper von Lyon ist sie gelegentlich als Gast aufgetreten, war im Übrigen aber eine ausschließliche Konzertsängerin. Im Konzertsaal war sie in einem Repertoire von ungewöhnlichem Umfang zu hören, das von Werken aus er Barock-Epoche (J.S. Bach, Händel) bis zu zeitgenössischen Komponisten (A. Honegger, F. Martin, H. Suter, P. Hindemith, P. Huber) reichte. Als Liedersängerin trat sie gleichfalls in einem vielseitigen Repertoire vor ihr Publikum. Sie starb im November 2009.

Zahlreiche Schallplatten der Firmen CBS (Werke von M.A. Charpentier), Arion (Liebeslieder-Walzer und Vokalquartette von J. Brahms, Terzette und Quartette von J. Haydn und Mozart), Accord (»Tagebuch eines Verschollenen« von Janácek, »Frauenliebe und -leben« von R. Schumann), Swiss Pan (Messe von Zelenka, Böhmische Pastorellen), Fono Luzern (Te Deum von Flury).

 

12.5. Antonín LEBEDA: 150. Geburtstag

 Ausbildung durch die Pädagogin Frau Parsová-Zikesová, durch Konrad Wallerstein und F. Gerbice in Prag. 1905 kam es zu seinem Debüt am Opernhaus von Brno (Brünn), wo er bis 1908 blieb. 1908 wurde er an das Nationaltheater von Prag verpflichtet, dem er bis 1928 angehörte. Hier hatte er in Partien aus dem lyrischen wie dem Buffo-Fach große Erfolge; 1916 sang er dort den Stewa in der Aufführung von Janáceks »Jenufa«, mit der der Welterfolg des Werks eingeleitet wurde. Am 23.4.1920 wirkte er in Prag in der Uraufführung einer weiteren Oper von Leos Janácek, »Die Ausflüge des Herrn Broucek« (»Výleri pana Broucka«) mit, am 27.4.1927 auch in der von J. Weinbergers »Schwanda, der Dudelsackpfeifer«. Gastspielreisen führten den Künstler nach Rumänien, Ungarn und Polen. Nach Beendigung seiner Bühnenkarriere wirkte er als Pädagoge an der Opernschule in Prag. Von den vielen Rollen, die er auf der Bühne gesungen hat, sind zu erwähnen: der Titelheld in »Dalibor« von Smetana, der Wenzel in dessen »Die verkaufte Braut«, der Ctira in »Sárka« von Zdenek Fibich und der Don José in »Carmen«. Darüber hinaus beherrschte er ein weitläufiges Bühnen- und Konzertrepertoire. Er starb 1946 in Prag.

Schallplattenaufnahmen bei Ultraphon.

 

13.5. Ludovic SPIESS: 85. Geburtstag

Er erhielt seine Ausbildung an der Musikakademie von Bukarest, später bei dem Pädagogen Antonio Narducci in Mailand. Er erschien 1962 erstmals auf der Bühne, und zwar an der Oper von Galati als Herzog in »Rigoletto« von Verdi. Er sang vier Jahre an kleineren rumänischen Bühnen, u.a. auch 1962-64 am Bukarester Operettentheater. 1966 debütierte er an der Nationaloper Bukarest als Cavaradossi in »Tosca«. Im gleichen Jahr gewann er den Gesangwettbewerb von s’Hertogenbosch. Seine ersten Auslandsgastspiele erfolgten in Toulouse und Rio de Janeiro. Bereits 1967 erregte er bei den Festspielen von Salzburg Aufsehen, als er den Dimitrij in »Boris Godunow« unter H. von Karajan sang. 1968 sang er am Stadttheater von Zürich den Radames in »Aida« und wurde als ständiger Gast an dieses Haus verpflichtet. Er hatte dann einen sensationellen Erfolg an der Stuttgarter Staatsoper als Calaf in »Turandot« von Puccini. 1968-75 sang er in insgesamt 72 Vorstellungen an der Staatsoper von Wien (den Radames, den Cavaradossi, den Don Carlos von Verdi, den Rodolfo in »La Bohème«, den Calaf, den Manrico im »Troubadour«, den Titelhelden in »Dalibor« von Smetana, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Canio im »Bajazzo«, den Florestan in »Fidelio« und den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«). Gastspiele brachten dem Sänger in aller Welt große Erfolge. 1969 sang er im italienischen Fernsehen den Florestan. Ebenfalls 1969 hörte man ihn bei den Festspielen von Verona als Calaf. Gastspiele an der Mailänder Scala (1970 als Calaf), an der Hamburger Staatsoper, an den Opernhäusern von Lyon, Toulouse, Bordeaux, an der Münchner Staatsoper (1968-73), an den Opern von Houston/Texas, Philadelphia (1971 als Radames), San Francisco (1968 als Calaf – zugleich sein US-Debüt – und 1970 als Cavaradossi) und Los Angeles (1969 als Calaf), am Teatro Colón Buenos Aires (1969 als Calaf, 1970 als Riccardo in Verdis »Un Ballo in maschera«), am Teatro San Carlo Neapel (1971 als Manrico), in Turin (1974) und an der Staatsoper Berlin (1970) ließen in ihm einen der führenden Tenöre für das italienische dramatische Fach erkennen. 1971 gastierte er bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom als Radames, 1972 beim Orange Festival als Manrico. An der Metropolitan Oper sang er 1971-72 in insgesamt fünf Vorstellungen den Manrico, den Florestan und den Canio. 1974 wirkte er bei den Festspielen von Bregenz als Don José in »Carmen« mit. 1973 debütierte er an der Covent Garden Oper London als Radames. Er trat auf der Bühne auch als Herodes in »Salome« von R. Strauss und als Lohengrin auf. Auch als Konzertsänger wurde er allgemein bekannt. Er beendete seine Karriere in den achtziger Jahren. Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien war er 1992-93 rumänischer Kultusminister. Er starb 2006 während einer Jagd in Rumänien an einer Herzattacke.

Schallplatten: Die ersten Aufnahmen erschienen bereits in Rumänien auf Electrecord (u.a. vollständige Opern »La forza del destino« von Verdi, »La Bohème« und »Turandot« von Puccini und »Chowanschtschina« von Mussorgsky), dann auf Decca (integrale Oper »Boris Godunow«), Eurodisc (»Iphigenie in Aulis« von Gluck), Myto (»Dalibor« von Smetana), Philips, Intercord (Recital) und Electrola (Querschnitte durch »Aida«, »Carmen«, »Turandot«). Auf HRE Gesamtaufnahme »Chowanschtschina« in italienischer Sprache.

 

13.5. Fritz SPERLBAUER: 100. Geburtstag

Seine Ausbildung zum Sänger erfolgte an der Wiener Musikakademie in den Jahren 1948-50 durch Josef Witt und Adolf Vogel. 1952 wurde er an die Wiener Staatsoper verpflichtet (Antrittsrolle: Bote in »Aida«), an der er bis 1974 rund 50 mittlere und kleinere Partien sang und zu den unentbehrlichen Kräften des Ensembles gehörte. Zu seinen Rollen zählten der Monostatos und der 1. Geharnischte in der »Zauberflöte«, der Ulrich Eisslinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Borsa in »Rigoletto«, der Graf Lerma in Verdis »Don Carlos«, der Parpignol in »La Bohème« und der Abbé in »Andrea Chénier« von Giordano. Er wirkte auch bei den Festspielen von Salzburg mit, bei denen er 1960-61 und 1963-64 als Wirt im »Rosenkavalier« auftrat. Er starb im November 1988.

Schallplatten: Philips (Gesamtaufnahme »Salome«).

 

13.5. Fritz SCHAETZLER: 125. Geburtstag

 Er war zuerst als aktiver Offizier tätig, zog sich jedoch im Dienst eine Verletzung zu und war gezwungen, nach einer Amputation eine Beinprothese zu benutzen. Er begann dennoch 1919 eine Ausbildung zum Sänger in München und war dort u.a. Schüler der berühmten Sopranistin Anna Bahr-Mildenburg. 1920 debütierte er bereits als Konzertsänger in Nürnberg. 1921-22 hatte er ein Anfänger-Engagement an der Staatsoper von München und wurde 1922 an die Staatsoper von Stuttgart berufen, an der er in den folgenden 25 Jahren bis 1947 wirkte. Zu den Partien, die er dort sang, gehörten der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Wolfram in »Tannhäuser«, der Beckmesser wie der Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Eoban Hesse in »Hans Sachs« von A. Lortzing, der Morone in »Palestrina« von H. Pfitzner, der Spielmann in »Königskinder« von Humperdinck, die Titelrollen in »Jonny spielt auf« von Krenek und »Schneider Wibbel« von M. Lothar, der Amonasro in »Aida«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Silvio im »Bajazzo«, der Escamillo in »Carmen« und der Valentin in »Faust« von Gounod. Er übernahm auch mehrere Operettenpartien und sang in Stuttgart in den Uraufführungen der Operetten »Monika« (1937) und »Die ungarische Hochzeit« (1939) von Nico Dostal. Neben seiner Tätigkeit auf der Opernbühne setzte er auch seine Karriere als Konzert- und Liedersänger fort. Obwohl der Sänger nichtarischer Abstammung war, überlebte er durch den Schutz von Emmy Göring, der Ehefrau von Hermann Göring, die Nazi-Ära in Deutshland. Der Künstler, der zunächst mit der Sopranistin Hildegard Ranczak (1896-1987), später mit der Sängerin Egidia Bonessi verheiratet war, verließ 1948 Deutschland und ging in die USA, wo er sich in Hollywood als Gesangpädagoge niederließ. Er starb 1994 in La Habra (Kalifornien).

 

14.5. John MATHESON: 95. Geburtstag

Biografie des neuseeländischen Dirigenten auf Englisch:  http://www.operascotland.org/person/1335/John-Matheson

 

15.5. Fritz LINKE: 100. Geburtstag

Er arbeitete zunächst als Bäcker, ließ dann aber seine Stimme an der Musikhochschule von Leipzig ausbilden und debütierte 1950 in einer kleinen Rolle in »Lohengrin« am Stadttheater von Chemnitz (Karl Marx-Stadt). 1951-56 Mitglied der Staatsoper von Dresden, dann seit 1956 für mehr als dreißig Jahre an der Staatsoper von Stuttgart tätig. Er kam zu großen Erfolgen bei internationalen Gastspielauftritten, u.a. an den Staatsopern von Wien (1968 als Basilio im »Barbier von Sevilla« und 1969 als Doktor in »Wozzeck«), München und Hamburg, an der Grand Opéra Paris, am Teatro San Carlos Lissabon, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Comunale Bologna, am Teatro Verdi Triest und an der Oper von Rom, an der Nationaloper Helsinki, am Teatro Colón Buenos Aires, in Leipzig, Köln, Frankfurt a.M., Zürich, Mannheim, Essen, Graz und Karlsruhe. Bei den Festspielen von Bayreuth sang er 1963-64 und 1968-70 den Hans Schwarz in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er trat auch bei den Festspielen von Edinburgh (1968 als Baculus im »Wildschütz« von Lortzing und als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« sowie 1966 als Doktor in »Wozzeck« und als Sarastro in der »Zauberflöte« anlässlich von Gastspielen der Stuttgarter Staatsoper) und in den römischen Thermen des Caracalla auf; er sang bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Der Revisor« von Werner Egk (9.5.1957), in Stuttgart 1966 in der von »Siebzehn Tage und vier Minuten«, ebenfalls von W. Egk, und in der von H. Reutters »Hamlet« (1981). 1993 wurde er zum Ehrenmitglied der Stuttgarter Staatsoper ernannt. Von seinen zahlreichen Bühnenpartien seien hier nur einige genannt: der Taddeo in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«, der Rocco in »Fidelio«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Pater Guardian in »La forza del destino« von Verdi, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Hunding und der Fafner im Nibelungenring, der Landgraf in »Tannhäuser« und der Ochs im »Rosenkavalier«. Er starb 1995 in Stuttgart.

Mitschnitte von Opernsendungen im Rundfunk; auf Topaz-Video Kuno im »Freischütz«.

 

15.5. John LANCHBERRY: 100. Geburtstag

Schon früh erhielt er Geigenunterricht und bereits mit acht Jahren begann er zu komponieren; dank eines Stipendiums wurde er an der Royal Academy of Music aufgenommen. Das Studium musste er jedoch wegen des Wehrdienstes im Zweiten Weltkrieg unterbrechen. Nach Ende seiner Militärzeit kehrte er nach England zurück und setzte sein Studium fort, daneben arbeitete er für die Anglo Soviet Music Press. Wenig später wurde er zum Leiter des Metropolitan Ballet berufen, mit dem er 1948 in Edinburgh debütierte. Allerdings musste das Orchester nur zwei Jahre später aus finanziellen Gründen aufgelöst werden. Lanchbery begann die Zusammenarbeit mit der Choreografin Celia Franca und schrieb zugleich die Musik für The Eve of St Agnes, dessen Geschichte auf John Keats‘ gleichnamigen Gedicht basierte. Dabei handelte es sich um eines der ersten Auftragswerke, das im BBC-Fernsehen gezeigt wurde. Lanchbery kam dann zum Londoner Sadler’s Wells Theatre, wo er die Musik von Stan Kenton zu Kenneth MacMillans Ballett Sonnambulism dirigierte (1953). Für das Royal Ballet arrangierte er 1960 Ferdinand Hérolds La Fille mal gardée mit einer Choreografie von Frederick Ashton. Zu dieser Zeit lebte Lanchbery bereits hauptsächlich von den Tantiemen seiner eigenen Ballettmusik-Kompositionen, obwohl er auch an zahlreiche Einspielungen beteiligt war. 1966 schrieb er für Rudolf Nurejew den Don Quixote von Léon Minkus um und für Natalia Makarowa arbeitete er 1980 das ebenfalls von Minkus stammende Ballett La Bayadère für die Aufführung am American Ballet Theatre um. Bemerkenswert ist auch die Umarbeitung von MacMillans Mayerling im Jahre 1978, für die er 30 Stücke von Franz Liszt veränderte, wobei angemerkt werden muss, dass Lanchbery mehrmals für seine drastischen Umarbeitungen kritisiert worden ist. 1970 komponierte Lanchbery die Partitur für den Ballettfilm The Tales of Beatrix Potter, wobei er vor allem Einflüsse der Opern von Michael William Balfe und Arthur Sullivan verarbeitete. Er komponierte außerdem die Musik für die 1980 unter der Regie von Herbert Ross entstandene Filmbiografie von Vaslav Nijinsky. John Lanchbery war der erste, der Opern in Ballette umarbeitete (Hoffmanns Erzählungen, Die lustige Witwe, Die Fledermaus). Außerdem komponierte er mehrere Filmmusiken, wie zum Beispiel für Herbert Ross’ Am Wendepunkt (1977) und die Stummfilme Die Geburt einer Nation (1915) und John Fords Das eiserne Pferd (1924). Basierend auf Musikstücken Cole Porters komponierte Lanchbery die Musik zu Das Böse unter der Sonne (1982), wobei er auch Diana Riggs You’re the Top interpretierte. 1991 wurde Lanchbery als Officer in den Order of the British Empire aufgenommen und erhielt zudem Auszeichnungen in Russland und Schweden. Er war 1951-60 mit der Leiterin des Sadler’s Wells Theaters, Elaine Fifield, verheiratet; gemeinsam haben sie eine Tochter. 2002 wurde Lanchbery australischer Staatsbürger. Er starb am 27. Februar 2003 in Melbourne.

 

15.5. Nikolai Nikolajewitsch TSCHEREPNIN: 150. Geburtstag

 Er studierte am Sankt Petersburger Konservatorium bei Nikolai Rimski-Korsakow und leitete hier als Professor bis 1918 eine Orchesterklasse. Als Dirigent und Komponist war 1909-14 auch in Paris bei den Ballets Russes von Sergei Diaghilev zu Gast. 1918-21 war er Direktor des Konservatoriums und der Oper von Tiflis. Danach lebte er in Paris, wo er 1925-29 sowie 1938-45 das Konservatorium für russische Musik leitete. Neben seiner Bearbeitung und Vervollständigung (1923) der Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy von Modest Mussorgski komponierte Tscherepnin zwei Opern Swat – Der Heiratsvermittler (1930) und Vanka der Kammerdiener (1933), Ballette, kammermusikalische Werke, ein Oratorium (Der Gang der Muttergottes durch die Stätten der Qual), eine Kantate, Klavierstücke, Chöre und Lieder. Ein bedeutender (Dirigier-)Schüler war Sergej Prokofjew, den er zu seiner 1. Sinfonie (Symphonie Classique) anregte. Er starb 1945 in Issy-les-Moulineaux. Sein Sohn Alexander Tscherepnin wurde als Komponist und Pianist bekannt. Seine Enkel Ivan und Serge waren ebenfalls Komponisten.

 

17.5. Joanna BRUZDOWICZ: 80. Geburtstag

 Sie studierte bis 1966 an der Warschauer Musikhochschule Komposition bei Kazimierz Sikorski und Klavier bei Irena Protasewicz und Wanda Losakiewicz. Mit einem Stipendium der französischen Regierung setzte sie ihre Ausbildung 1968–70 in Paris bei Nadia Boulanger, Olivier Messiaen und Pierre Schaeffer fort. Sie war aktiv in der Groupe de recherches musicales und verfasste an der Sorbonne die Dissertation Mathematik und Logik in der zeitgenössischen Musik. Danach ließ sie sich als Komponistin in Belgien nieder. Sie war Gründerin und Präsidentin der Chopin-Szymanowski-Gesellschaft in Belgien und Mitbegründerin der polnischen Sektion der Jeunesses Musicales. Neben Opern, sinfonischen Werken und Kammermusik komponierte Bruzdowicz auch zahlreiche Film- und Ferhsehfilmmusiken. 2001 wurde sie mit dem Orden Polonia Restituta ausgezeichnet. 2018 wurde sie in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences berufen, die jährlich die Oscars vergibt. Sie starb 2021 in Taillet (Frankreich). 

 

17.5. Herbert BECKER: 90. Geburtstag

Er arbeitete zuerst als Schlosser, ließ dann aber seine Stimme an der Folkwangschule Essen ausbilden und war Schüler von Unold in Mannheim und von Müller in Mailand. Bereits während seiner Ausbildung war er an den Theatern von Essen und Gelsenkirchen als Chorsänger tätig. 1962 wurde er als Solist in das Ensemble des Theaters von Gelsenkirchen übernommen, dem er bis 1971 angehörte. Hier trug er vor allem lyrische Tenorpartien vor: den Don Ottavio in »Don Giovanni«, den Lyonel in Flotows »Martha«, den Filipeto in Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, dann auch den Ismaele in »Nabucco« und den Don Carlos von Verdi. Anfang der siebziger Jahre schloss er Gastverträge mit den Theatern von Freiburg i. Br. und Aachen ab und ging ins schwere Fach, insbesondere ins Wagner-Repertoire, über. 1972-75 war er am Staatstheater von Karlsruhe engagiert; hier sang er 1973 den Mark in der deutschen Erstaufführung von M. Tippetts »The Midsummer Marriage«. In den Jahren 1974-79 gehörte er dem Staatstheater Hannover an. Zu Gast an der Mailänder Scala (1975 als Titelheld in »Siegfried«), am Teatro Verdi Triest, in Graz, Zürich, Lyon, Marseille (1979 und 1980 als Siegfried im Nibelungenring) und Toulouse, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1976 Siegfried in »Götterdämmerung«). 1973 gastierte er am Opernhaus von Antwerpen als Siegfried in »Götterdämmerung«, 1974-80 nahm er an den aufsehenerregenden Ring-Aufführungen in Seattle als Siegfried teil, 1975 hörte man ihn an der Wiener Staatsoper als Tannhäuser, 1976 an der Staatsoper von München als Siegfried, 1976 am Teatro San Carlos Lissabon ebenfalls als Siegfried in »Götterdämmerung«, 1977 in Paris in konzertanten Aufführungen des »Tannhäuser« in der Titelrolle, 1977 auch in São Paulo und in Portland (USA), 1981 am Théâtre de la Monnaie Brüssel (als Siegfried in »Siegfried«). Weitere Höhepunkte in seinem umfangreichen Repertoire für die Bühne waren der Florestan in »Fidelio«, der Canio im »Bajazzo«, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Ägisth in dessen »Elektra«, der Don Ottavio in »Don Giovanni«, der Radames in »Aida«, der Titelheld in Verdis »Don Carlos«, der Herzog in »Rigoletto«, der Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, der Max im »Freischütz«, der Ulrich in »Die Harmonie der Welt« von P. Hindemith, an erster Stelle jedoch die Wagner-Heroen vom Erik in »Der fliegende Holländer« über den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« bis zum Siegmund und dem Parsifal. Neben der Bühnenkarriere stand eine ebenso erfolgreiche Konzertlaufbahn. Er starb im März 1999. Er war verheiratet mit der Opernsängerin Anneliese Dobbertin, die u.a. am Stadttheater von Koblenz wirkte. Er war der Onkel des bekannten Tenors Siegfried Jerusalem (* 1940).

 

19.5. Antonia FAHBERG: 95. Geburtstag

Ihr Gesangstudium fand an der Wiener Musikakademie statt. 1950 debütierte sie am Landestheater von Innsbruck. 1952 wurde sie an die Bayerische Staatsoper in München berufen, an der sie länger als 25 Jahre erfolgreich wirkte. Auch als Konzert- und Oratoriensopranistin erwarb sie sich internationalen Ruf. Dabei galt sie auf dem Konzertpodium vor allem als große Interpretin der Werke von J.S. Bach. Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1962-64 Solopartien im Stabat mater von Rossini, in der C-Dur-Messe von Beethoven, im Te Deum von Bruckner und in »Christus am Ölberg« von Beethoven. Sie gab erfolgreiche Bühnengastspiele an den Staatsopern von Wien (1965 als Marzelline in »Fidelio« und 1978 als Ortlinde in der »Walküre«) und Hamburg, in Amsterdam und Brüssel. Sie sang zahlreiche Partien aus dem lyrischen wie dem jugendlich-dramatischen Fach, darunter die Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, die Woglinde im Nibelungenring, die Romilda in »Xerxes« von Händel und die Titelpartie in »Simplicius Simplicissimus« von A. Hartmann. Weiten Kreisen wurde sie durch ihr Auftreten bei den Münchner Opernfestspielen sowie durch Sendungen des deutschen Rundfunks und des Fernsehens bekannt. Sie starb 2016 in München.

Die Künstlerin sang auf mehreren Schallplattenmarken: auf DGG (»Die Zauberflöte«, Matthäuspassion sowie Kantaten von J.S. Bach), auf Da Capo (»Alexander Baius« von Händel) und auf Vox (die beiden Opern »Il Ritorno d’Ulisse in patria« und »L‘Incoronazione di Poppea« von Monteverdi), Polydor und Decca. Auf Cetra Opera Live singt sie die Diana in Glucks »Iphigenie auf Tauris«, auf Orfeo in einer Gesamtaufnahme von »Gianni Schicchi« (München 1973) und auf Gala die Rosalinde in der »Fledermaus« (Soundtrack einer Fernsehaufnahme von 1959).

 

19.5. Hüseynağa Soltan oğlu HACIBABABƏYOV: 125. Geburtstag

 Er gehörte einer Familie an, die für das Musikleben seiner aserbeidschanischen Heimat von entscheidender Bedeutung war, und deren Mitglieder u.a. die Komponisten Zülfüqar Əbdülhüseyn oğlu Hacıbəyov (1884-1950), Üzeyir Əbdul Hüseyn oğlu Hacıbəyov (1885-1948) und der Dirigent Soltan Ismail oğlu Hacıbəyov (* 1919-74) waren. – Er selbst war Schüler des Pädagogen Speransky in Baku und sang zuerst Rollen in aserbeidschanischen Singspielen, darunter, dem dortigen Brauch folgend, auch Frauenrollen. Als 1920 die Aserbeidschanische Oper in Baku eröffnet wurde, berief man ihn als ersten Tenor in das neue Ensemble, und seitdem stand er für drei Jahrzehnte im Mittelpunkt der Aufführungen dieses Opernhauses. Große Erfolge hatte er namentlich in aserbeidschanischen Opernwerken, die ein reiches, wenig bekanntes Gebiet folkloristisch bestimmter Opernkultur umfassen. Hier seien nur die Titel einiger aserbeidschanischer Opern genannt: »Aşıq Qərib« von Zülfüqar Əbdülhüseyn oğlu Hacıbəyov, »Harun va Leyla«, »Şeyx Sən’an« und »Rüstam va Söhrab«, alle drei von Üzeyir Əbdul Hüseyn oğlu Hacıbəyov, »Şah İsmayıl« und »Nərgiz« von Müslüm Maqomayev und »ShakhSenem« von Glière. 1937 sang der Künstler in der Uraufführung der wohl bedeutendsten aserbeidschanischen Oper »Koroğlu« (»Der Sohn des Blinden«) von Üzeyir Əbdul Hüseyn oğlu Hacıbəyov an der Oper von Baku. 1938 gastierte er zusammen mit dem Ensemble der Oper von Baku während einer glanzvollen Saison in Moskau. Neben den Aufgaben aus dem aserbeidschanischen Repertoire beeindruckte er in Partien wie dem Lenski in »Eugen Onegin«, dem Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, dem Don Ottavio in »Don Giovanni« und dem Alfredo in »La Traviata«. In seiner Heimat wie auf Konzertreisen wurde er vor allem durch seinen Vortrag von Volksliedern aus seiner Heimat bekannt. Er starb 1972 in Baku.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion.

 

20.5. Einar BERGH: 85. Geburtstag

 Er betrieb zunächst ein wissenschaftliches Studium und erwarb 1963 den akademischen Grad eines Masters der Philosophie. 1964-72 folgte dann eine Ausbildung an der Musikhochschule Stockholm zum Musikpädagogen (Diplom 1969) und zum Solosänger. Seine Lehrer waren hier Martin Öhmann, Arne Sunnegårdh und Inez Köhler. Er trat zunächst gastweise am Stockholmer Rikstheater auf, seit 1970 leitete er eine eigene Opern- und Operettengesellschaft Fonofon, mit der er in Schweden gastierte, wobei gelegentlich auch Opern zur Aufführung kamen. Hier sang er Partien wie den Nemorino in »L’Elisir d‘amore«, den Simon in Millöckers »Der Bettelstudent« und den Franz Schubert im »Dreimäderlhaus« von Schubert/Berté. Er starb 1997 in Säffle.

 

20.5. Jean-Baptiste CHOLLET: 225. Geburtstag

 Er war der Sohn des Chorsängers Jean-François Chollet, der seit 1787 an der Pariser Opéra angestellt war. 1806-14 studierte er Violinspiel und Gesang am Pariser Konservatorium. Als das Konservatorium infolge der politischen Ereignisse 1815 geschlossen wurde, war er seit 1815 als Chorist an der Grand Opéra Paris, am dortigen Théâtre Feydeau wie am Théâtre-Italien beschäftigt. 1818-25 sang er an französischen Provinzbühnen Baritonpartien aus dem Stimmfach des Bariton-Martin. (In Le Havre gastierte er u.a. unter dem Namen Mr. Dôme-Chollet). 1825 trat er zuerst in Brüssel und seit 1826 an der Opéra-Comique Paris, jetzt als Tenor, auf; an der Opéra-Comique debütierte er als Rodolphe in »Le petit chaperon rouge« von Boieldieu. Bis 1832 blieb er an der Opéra-Comique und wirkte in dieser Zeit dort in wichtigen Uraufführungen mit: am 12.8.1826 als Henri in »Marie« von Hérold (wobei er mit seiner Arie »Une robe légère« einen sensationellen Erfolg hatte), am 10.1.1829 als Fritz in »La Fiancée« von Auber, am 28.1.1830 als Titelheld in Aubers »Fra Diavolo« und am 3.5.1831 in »Zampa« von Ferdinand Hérold. In den folgenden Jahren erschien er mit großem Erfolg an den Operntheatern von Brüssel (1832-34) und Den Haag und in der französischen Provinz. 1835-47 war er wiederum Mitglied der Opéra-Comique. Hier brillierte er jetzt am 9.4.1836 in der Uraufführung von Aubers »Les chaperons blancs« als Louis und am 13.10.1836 in der Uraufführung von Adams »Le Postillon de Lonjumeau« in der Bravourrolle des Titelhelden Chapelou; bereits am 16.12.1835 sang er dort in der Uraufführung der Oper »L’Éclair« von Halévy den Lionel, am 6.1.1838 in der von »Le fidèle Berger«, am 31.10.1838 in der von »Le Brasseur de Preston« und am 10.2.1844 in »Cagliostro«, alle drei von A. Adam, am 15.7.1844 in der Uraufführung von Michael Balfes »Les quatre fils Aymon«. Nach einer Erkrankung im Jahre 1844 musste er seine Stimme schonen und wandte sich jetzt mehr der Theaterleitung zu, ohne jedoch seine Sängerkarriere aufzugeben. 1846 übernahm er die Leitung des Opernhauses von Bordeaux; er war zeitweilig auch Direktor des Théâtre de la Haye im Haag und Hofkapellmeister am Niederländischen Hof, 1850 gastierte er am St. James’s Theater London in der Partie des Lejoyeux in Halévys »Le val d’Andorre«. 1852-54 sang er am Théâtre Lyrique Paris, konnte jedoch nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen, wirkte aber dort am 11.4.1853 nochmals in der Uraufführung der Oper »Le Roi des Halles« von A. Adam mit. Darauf gab er seine Karriere auf, erschien aber nochmals 1872 in einem Konzert an der Opéra-Comique. Auf der Bühne wirkte er durch seine elegante Erscheinung wie durch ein eminentes schauspielerisches Talent, vor allem aber durch den Glanz seiner Tenorstimme, die durch ihre Ausbildung in den hohen und höchsten Lagen es ihm gestattete, so schwierige Partien wie den Chapelou im »Postillon de Lonjumeau« mühelos zu meistern. Er komponierte auch selbst, darunter Romanzen, einige Nocturnes sowie weitere Vokal- und Klaviermusik. Er starb 1892 in Nemours.

Lit: Au. Laget: »Chollet, premier sujet du Théâtre de l’Opéra-Comique« (Toulouse, 1880).

 

21.5. Juri Markowitsch BUZKO: 85. Geburtstag

 Er komponierte Vokalmusik, Instrumentalmusik und Kammermusik sowie Musik für Theater und Kino. Er schrieb vier Opern, zwei Oratorien, sieben Kantaten, dreizehn Symphonien und achtzehn Konzerte für verschiedene Instrumente. Er starb 2015 in Moskau.

 

21.5. Ulf BJÖRLIN: 90. Geburtstag

 Er studierte in Salzburg und Paris. Er arbeitete für die Königliche Oper in Stockholm. Ab dem Jahr 1962 komponierte er für das Schwedische Radio Musik für Filme und Fernsehproduktionen, darunter Musik zu den Filmen von Ferien auf Saltkrokan nach Geschichten von Astrid Lindgren. Im Jahr 1977 zog er in die USA und leitete dort das Florida Philharmonic Orchestra und das Palm Beach Symphony Orchester. Björlin komponierte etwa 100 Werke und arrangierte zahlreiche Werke für Orchester. Er starb 1993 an Leukämie in West Palm Beach und wurde auf dem Norra begravningsplatsen in Solna, Schweden bestattet. Ulf Björlin war verheiratet und hat drei Töchter und drei Söhne.

 

21.5. Karl Christian KOHN: 95. Geburtstag

Er studierte bis 1952 an der Musikhochschule Saarbrücken und war auch Schüler von Irene Eden. Er war bereits 1947-49 als Chorist am Stadttheater von Trier engagiert. Er debütierte 1952 am Stadttheater von Saarbrücken; seit 1954 hatte er seine ersten großen Erfolge an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, der er bis 1957 angehörte, und wo er u.a. 1954 in der Uraufführung der Oper »Die Heimkehr« von M. Mihalovici mitwirkte. 1956-58 sang er an der Städtischen Oper Berlin und war dann 1958-91 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München. In München erregte er Aufsehen, als er in 1958 in der Eröffnungsvorstellung des wieder aufgebauten Cuvilliés-Theaters die Titelrolle in »Le nozze di Figaro« sang. Am 27.11.1963 wirkte er an der Münchner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk, am 12.12.1969 in »Aucassin und Nicolette« von G. Bialas, bei den Schwetzinger Festspielen am 20.5.1961 in der Uraufführung von H.W. Henzes »Elegie für junge Liebende« mit. 1965-68 gastierte er in insgesamt acht Vorstellungen an der Staatsoper von Wien (als Ochs im »Rosenkavalier«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« und als Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«). 1969 hörte man ihn am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1967 (als Ochs), 1968 (als Hunding in der »Walküre«) und 1969 (als Landgraf in »Tannhäuser«) am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1970 (als Landgraf) und 1971 (als König Marke in »Tristan und Isolde«) am Teatro Regio Turin, 1970 am Teatro Fenice Venedig (als Rocco in »Fidelio«), 1960 am Opernhaus von Straßburg (als Figaro in »Le nozze di Figaro«). Große Erfolge bei Gastspielen in Berlin, Hamburg und in anderen Musikzentren in Deutschland wie im Ausland. In den sechziger Jahren sang er bei den Münchner Opernfestspielen regelmäßig, vor allem den Figaro und den Ochs. Weitere Partien aus dem Bereich der Oper: Lothario in »Mignon« von A. Thomas, Ferrando im »Troubadour«, Geronte in »Manon Lescaut« von Puccini, Waldner in »Arabella« und Geisterbote in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, Colonna in »Rienzi« von R. Wagner, Fafner in »Siegfried«, Sparafucile in »Rigoletto«, Leporello in »Don Giovanni«, Don Alfonso in »Così fan tutte«, Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«. In einem späteren Abschnitt seiner Karriere übernahm er Charakterrollen wie den Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Onkel Bonze in »Madame Butterfly«. Vor allem als Mozart-Interpret, aber auch als Konzert- und Oratoriensolist, geschätzt. Er wirkte später in München im pädagogischen Bereich. Er starb 2006 in München. Sein Sohn Andreas Kohn wurde wie sein Vater ein bekannter Bass-Bariton.

Seine Schallplattenaufnahmen erschienen bei HMV-Electrola (u.a. vollständige Opern »Don Giovanni«, »Oedipus der Tyrann« von C. Orff, auch Solo-Aufnahmen) und bei DGG (»Don Giovanni«, »Arabella« von R. Strauss, »Doktor Faust« von Busoni, »Wozzeck« von A. Berg, »Cardillac« von P. Hindemith), bei Memories (Kühleborn in »Undine« von Lortzing), Verona (»Serse« von Händel), Decca (Kaspar im »Freischütz«, 1979) und Orfeo (»Verlobung in San Domingo« von W. Egk, Johann im »Werther« von Massenet).

 

22.5. Maria Luisa CIONI: 100. Geburtstag

 Die italienische Sängerin begann ihre Karriere in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde zuerst durch einen Auftritt als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera« bei den Festspielen von Verona 1947 bekannt. Im gleichen Jahr gastierte sie bereits am Opernhaus von Zürich und sang an der Grand Opéra Paris die Gilda in »Rigoletto«. Sie erschien in den folgenden Jahren in der Hauptsache an Theatern in der italienischen Provinz (Piacenza, Padua, Treviso, Mantua, Trapani), wurde dann aber durch ihre Interpretation der Lucia di Lammermoor in der gleichnamigen Donizetti-Oper bekannt. Sie sang diese schwierige Partie am Teatro Comunale Florenz, am Teatro Regio Parma, am Teatro Comunale Bologna und am Teatro Margherita Genua. An der Mailänder Scala debütierte sie 1968 als Marie in »La fille du régiment«; dort hörte man sie dann auch 1968 und 1970 als Lucia di Lammermoor, 1969 in der Titelrolle von Donizettis »Maria di Rohan«, 1970-71 als Gilda, 1971 als Elvira in Bellinis »I Puritani«, 1972 in der Titelrolle von Donizettis »Linda di Chamounix«, 1975 in der Titelrolle von Bellinis »Norma«, 1978 als Amalia in Verdis »I Masnadieri«, 1979 als Adina in »L’Elisir d‘amore«, als Butterfly und als Mimì in »La Bohème«. Die Gilda sang sie auch 1972 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom. Sie unternahm dazu sehr erfolgreiche Auslandsgastspiele. So sang sie in Kairo (1963 die Traviata), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1969 die Micaela in »Carmen«, 1979 in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari), an der Oper von Antwerpen (1971-72), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1971), am Opernhaus von Toulouse (1968 die Elvira in »I Puritani«), in Straßburg (1968 die Traviata), Lausanne (1971-72), Johannesburg (1975 Leonore in Verdis »La forza del destino«), an der Volksoper Wien (Lucia di Lammermoor) und an der Staatsoper Wien (1967 den Pagen Oscar). Gegen Ende ihrer Karriere nahm sie auch schwerere Partien in ihr Repertoire auf, darunter die Titelheldin in »Anna Bolena« von Donizetti, die Aida und vor allem die Norma von Bellini, die sie am Teatro Comunale Florenz, am Teatro Fenice Venedig und 1981 an der Griechischen Nationaloper Athen vortrug. Weitere Partien, die sie sang, waren die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Giulia in Spontinis »La Vestale«, die Marguerite in »Faust« von Gounod und die Mrs. Jessel in »The Turn of the Screw« von B. Britten. Ihre Karriere kam nach 1980 zum Ausklang. Sie starb 2016 in Mailand. Sie war mit dem italienischen Radrennfahrer Adolfo Leoni (1917-1970) verheiratet.

 

22.5. Karl WILDBRUNN: 150. Geburtstag

 Eigentlicher Name Karel Schmaus. Er begann ein Medizinstudium, ließ dann seine Stimme ausbilden und debütierte als Bariton gastweise am Nationaltheater Prag, sang auch in Olomouc (Olmütz). Durch Moritz Wallerstein wurde er zum Tenor umgeschult und studierte auch in der Bayreuther Schule bei Julius Kniese. 1902 sang er bei den dortigen Festspielen als erste Tenorpartie den ersten Ritter in »Parsifal«. Er war nacheinander an den Opernhäusern von Köln (1902-03) und Wiesbaden (1903-04), nach zweijähriger Gastspieltätigkeit in Leipzig (1906-09) und Dortmund (1909-14) engagiert und trat als Gast u.a. an der Covent Garden Oper London (1905), an den Hoftheatern von Dresden, Mannheim und Hannover auf. Sein Bühnenrepertoire umfasste Partien wie den Tamino in der »Zauberflöte«, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Titelhelden in »Faust« von Gounod, den Froh im »Rheingold«, den Don Ottavio in »Don Giovanni« und den Lyonel in Flotows »Martha«. Er wirkte später als Vortragsmeister an der Städtischen Oper Berlin und im pädagogischen Bereich in Wien. Seine Gattin war seit seiner Dortmunder Zeit die berühmte Sopranistin Helene Wildbrunn-Wehrenpfennig (1882-1972), die zu den führenden Sängerpersönlichkeiten der Wiener Staatsoper innerhalb ihrer Generation zählte. Karl Wildbrunn wurde auch als Regisseur bekannt und führte u.a. 1922 Regie bei Aufführungen des Nibelungenrings in Rio de Janeiro und am Teatro Colón Buenos Aires. Er starb 1938 in Wien.

 

23.5. Dorrit KLEIMERT: 85. Geburtstag

Sie begann 1957 das Musikstudium an der Musikhochschule Stockholm und legte dort 1961 ihr Examen als Musiklehrerin ab. Sie ließ dann ihre Stimme durch F. Sällström ausbilden und debütierte 1966 an der Königlichen Oper Stockholm als Micaela in »Carmen«. Seitdem hatte sie dort im lyrischen Fach ihre Erfolge: als Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Mimi in »La Bohème«, als Liu in Puccinis »Turandot«, als Nancy in »Albert Herring« von B. Britten wie als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«. 1973 sang sie an der Stockholmer Oper in der Uraufführung der Oper »Tintomara« von Lars Johan Werle die Partie der Amanda. Sie sang 1973 und nochmals 1990 in Stockholm in der Oper »Gustaf Adolf och Ebba Brahe« von Abbé Vogler. Sie gastierte an der Königlichen Oper Kopenhagen und bei den Festspielen von Drottningholm. Im Konzertsaal war sie u.a. zusammen mit der Altistin M.L. Sirén, dem Tenor Sven-Erik Alexandersson und dem Bassisten Sven-Anders Benktsson in dem Vokalquartett Camerata Holmiae zu hören. Sie starb im Juni 2018.

Schallplattenaufnahmen auf HMV; Mitschnitte von Radiosendungen.

 

25.5. Josef HOPFERWIESER: 85. Geburtstag

Er war der Sohn eines Orgelbauers in Graz, wurde zunächst Autolackiermeister und besaß einen eigenen Betrieb in Graz. 1960 entschloss er sich zum Gesangstudium. Er war Schüler von Frau Herma Handl in Graz. 1964 begann er seine Karriere am Staatstheater von Braunschweig (Debüt als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«). Von dort ging er für die Jahre 1967-69 an das Opernhaus von Essen und sang 1969-73 an der Oper von Frankfurt a.M. An diesem Haus trat er u.a. als Alwa in »Lulu« von A. Berg, als Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, als Don Carlos von Verdi, als Riccardo in dessen »Maskenball« und als Don José in »Carmen« auf. 1973 erfolgte seine Berufung an die Wiener Volksoper, an der er u.a. als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Alfred in der »Fledermaus«, als Don José, als Phoebus in »Notre Dame« von Fr. Schmidt, als Pedro in »Tiefland« von d’Albert, als Prinz in »Die Liebe zu den drei Orangen« von Prokofjew sowie als Herr der Vögel und Phoebus in Henry Purcells »Die Feenkönigin« zu sehen war. Er war gleichzeitig an der Wiener Staatsoper engagiert, an der er bereits 1970 als Hoffmann debütiert hatte. Hier sang er bis 1998 in insgesamt mehr als 470 Vorstellungen, u.a. den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Boris wie den Tichon in »Katja Kabanowa« von Janácek, den Max im »Freischütz«, den Alfred, den Elemer wie den Matteo in »Arabella«, den Froh im »Rheingold«, den Aegisth in »Elektra«, den Narraboth wie den Herodes in »Salome« von R. Strauss, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser«, den Kunz Vogelgesang wie den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Stewa in »Jenufa« von Janácek, den Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, den Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Arindal in einer konzertanten Aufführung von Wagners »Die Feen«, den Pizarro in »Karl V.« von Krenek, den Erik in »Der fliegende Holländer«, den Hans, den Kavalier in »Cardillac« von P. Hindemith und den Laios in »Oedipe« von Enescu. Er wandte sich im Ablauf seiner Karriere mehr und mehr dem heldischen und dem Wagner-Repertoire zu und sang Partien wie den Froh (München, 1987), den Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky (Braunschweig 1992) und den Fritz in »Der ferne Klang« von F. Schreker. Er trat als Gast an den Staatsopern von Stuttgart und Hamburg und am Opernhaus seiner Heimatstadt Graz (1985 als Matteo, 1996 als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, 1999 als Herodes) auf. 1986 wirkte er in München in der Uraufführung der Oper »Troades« von Aribert Reimann mit. Als Alwa in Alban Bergs »Lulu« gastierte er 1971 an der San Francisco Opera (zugleich sein US-Debüt) und 1988 in Madrid; auch an der Mailänder Scala (1971 als Andres in »Wozzeck« von A. Berg und 1987 bei einem Gastspiel der Bayerischen Staatsoper München als Kavalier in »Cardillac« von P. Hindemith), an der Oper von Rom, an den Opernhäusern von Nancy und Lyon aufgetreten. Als Operettensänger und als Konzertsolist kam er gleichfalls zu einer bedeutenden Karriere. Er starb 2015 in Graz.

Schallplatten: MRF (»Notre Dame« von Franz Schmidt in einer Aufnahme aus der Wiener Volksoper von 1978), Decca (Alwa in »Lulu« von Alban Berg), HMV (»Troades« von A. Reimann), Naxos (Eisenstein in der »Fledermaus«).

 

25.5. Alexandra HUNT: 90. Geburtstag

 Die amerikanische Sängerin erhielt ihre Ausbildung am Vassar College und an der Juilliard School of Music; sie betrieb wissenschaftliche Studien an der Pariser Sorbonne und debütierte für die Bühne 1971 an der Mailänder Scala als Marie in Alban Bergs »Wozzeck«. 1972 gastierte sie beim Wexford Festival in der Titelrolle von Janáceks »Katja Kabanowa«. Sie sang 1974 beim Janácek Festival in Brno die Jenufa in einer konzertanten Aufführung der Oper und 1975 an der Norfolk Opera als Tosca. An der City Opera New York übernahm sie 1975 eine kleine Rolle in »Lady Macbeth von Mzensk« (»Katerina Ismailowa«) von Schostakowitsch. 1977 hatte sie an der Metropolitan Oper New York (bei ihrem Debüt und zugleich einzigen Vorstellung dort) einen großen Erfolg in der Titelrolle der Oper »Lulu« von A. Berg. Beim Janácek Festival in Brno (Brünn) sang die Künstlerin die Katja Kabanowa in der gleichnamigen Oper von L. Janácek in tschechischer Sprache. Mit dem Philadelphia Orchestra zusammen sang sie das Sopransolo in der Lukas-Passion von Krzysztof Penderecki. Sie gastierte u.a. an der Providence Opera und an der Nationaloper Bukarest als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, an der Staatsoper Hamburg (Marie in »Wozzeck«), an der Florentine Opera und der Kentucky Opera (Lady Macbeth in »Macbeth« von Verdi). An Opernhäusern in Bulgarien, Rumänien und in der CSSR erlebte man ihre Gestaltung der Tosca. Von ihren vielen Konzertauftritten seien Aufführungen der 4. Sinfonie von Gustav Mahler in Bogotà sowie der 9. Sinfonie von Beethoven in Omaha und des Moines erwähnt. Sie war auch schriftstellerisch tätig und fertigte neue Übersetzungen der Libretti der Mozart-Opern »Don Giovanni« und »Così fan tutte« ins Englische an. Sie starb 2006 in New York City.

Schallplatten: Orion Records (Lieder von John Alden Carpenter, Charles T. Griffith und Edward MacDowell); Decca-Video (»Giulio Cesare« von Händel).

 

25.5. Almar HEGGEN: 90. Geburtstag

Er begann das Gesangstudium am Konservatorium von Oslo und war danach Schüler von Paul Lohmann in Wiesbaden und von Clemens Kaiser-Breme in Essen. Bühnendebüt 1957 bei der Norsk Operaselskap in Oslo als Masetto in »Don Giovanni«. Lange Jahre hindurch wirkte er als erster Bassist an der Oper von Oslo. Er war für mehr als zehn Jahre an deutschen Theatern engagiert: 1958-60 am Opernhaus von Wuppertal, 1960-61 an der Städtischen Oper Berlin, 1961-64 am Stadttheater von Freiburg i.Br., 1964-66 am Staatstheater von Wiesbaden, 1966-69 am Opernhaus von Nürnberg, zugleich 1967-70 am Gärtnerplatztheater in München. Dann kehrte er nach Norwegen und Oslo zurück, wo er zuvor bereits gastweise aufgetreten war. Gastspiele an der Staatsoper Stuttgart, am Opernhaus von Frankfurt a.M. wie auch an der Königlichen Oper Stockholm. Am Opernhaus von Nürnberg wirkte er am 23.9.1969 in der Uraufführung der Oper »Träume« des koreanischen Komponisten Isang Yun mit. An der Wiener Staatsoper trat er 1960 im Rahmen eines Gastspiels der Städtischen Oper Berlin in »Moses und Aron« von A. Schönberg auf. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind der Rocco in »Fidelio« (den er auch in einem Film darstellte), der König Philipp wie der Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, der Pater Guardian in »La forza del destino«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Tiresias in »Oedipus Rex« von Strawinsky, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Fafner, der Hagen wie der Hunding im Nibelungenring, der König Marke in »Tristan und Isolde«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der St. Just in »Dantons Tod« von G. von Einem, der Ptolemäus in »Giulio Cesare« von Händel und der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« zu nennen. Auch im Konzertsaal ist seine machtvolle, dunkle Bass-Stimme in einer Vielfalt von Aufgaben hervorgetreten. Pädagogische Tätigkeit in Oslo. Er starb 2014 in Oppegård.

Schallplatten: HMV; Aurora (Gesamtaufnahme »Gespenster« von Bibalo).

 

25.5. Margarete BÄUMER: 125. Geburtstag

 Die Mittel für ihre Gesangsausbildung, die zuerst in Düsseldorf, dann in Köln stattfand, musste sie sich als Büroangestellte verdienen. Debüt 1920 in Wuppertal, wo sie bis 1923 sang; weitere Engagements: 1923-24 Opernhaus Düsseldorf, 1924-25 Stadttheater Zürich, 1925-28 Staatsoper Stuttgart, wo sie sich dem dramatischen und dem Wagner-Fach zuwandte. Sie sang dann 1928-31 an der Städtischen Oper Berlin; 1930 nahm sie an der Nordamerika-Tournee mit der German Opera Company teil. 1931-32 war sie am Stadttheater Nürnberg, 1932-33 am Nationaltheater Mannheim, seit 1934 als erste hochdramatische Sopranistin am Opernhaus von Leipzig tätig, wo sie sehr beliebt war. Sie nahm dort 1941 an der Uraufführung der Oper »Die Windsbraut« von Winfried Zillig teil. Zugleich war sie 1934-37 an der Staatsoper von München und auch am Opernhaus von Breslau engagiert. In Leipzig gehörte sie bis 1953 als Mitglied dem Ensemble an, gastierte aber dort noch bis 1963 (letzter Auftritt 1963 in »Götterdämmerung«). Ihre Karriere wurde durch eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit gekennzeichnet. So gastierte sie an der Staatsoper Wien (1929 als Donna Anna in »Don Giovanni« und als Leonore in »Fidelio«, 1929 und 1932 als Isolde in »Tristan und Isolde«, 1936 als Elektra von R. Strauss), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1932 und 1933 als Isolde und als Brünnhilde), an der Staatsoper Dresden (1927), am Stadttheater von Basel (1927 und 1933), am Grand Théâtre Genf (1931), in Paris (Wagner-Konzert 1928), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Stadttheater von Zürich, am Deutschen Theater Prag, an den Opernhäusern von Riga und Kopenhagen, in Amsterdam (1937 als Brünnhilde in »Götterdämmerung«) und in Antwerpen. Sie nahm an einer Italien-Tournee teil, bei der sie an den großen Theatern in ihren Wagner-Partien erschien, u.a. am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Massimo Palermo, am Teatro Regio Turin und am Teatro San Carlo Neapel. Bei den Münchner Opernfestspielen trat sie 1935 als Elektra von R. Strauss, 1936 als Senta in »Der fliegende Holländer« auf, bei den Festspielen von Zoppot 1938 als Brünnhilde in »Götterdämmerung«. Aus ihrem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne sind noch die Titelrolle in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, die Elettrra in Mozarts »Idomeneo«, die Aida, die Tosca, die Kaiserin wie die Färberin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, die Hilde in »Der arme Heinrich« von H. Pfitzner, die Herzogin von Parma in »Doktor Faust« von Busoni und die Kundry in »Parsifal« zu nennen. 1954-67 wirkte sie als Professorin an der Musikhochschule von Leipzig. Sie lebte seit 1967 in ihrem Landhaus am Ammersee in Oberbayern, wo sie 1969 starb. Sie galt als eine der großen dramatischen und Wagner-Sopranistinnen ihrer künstlerischen Generation.

Schallplatten der Marken Parlophon (u.a. Schluss-Szene aus »Siegfried« mit Reiner Minten, um 1930), Urania (vollständige Opern »Tristan und Isolde«, »Tannhäuser«, »Der Rosenkavalier«), Opera, Historia, BASF (Mitschnitte von Rundfunksendungen).

 

26.5. Kari NURMELA: 90. Geburtstag

Er studierte anfänglich Wirtschaftswissenschaft und brachte dieses Studium zum akademischen Abschluss. Er ließ seine Stimme durch die Pädagogen Nyberg in Helsinki, Radamsky in Wien und Merlini in Mailand ausbilden. Bühnendebüt an der Nationaloper von Helsinki 1961 als Graf Luna im »Troubadour«. Gewinner des Concours International de Chant de Belgique 1962. Er sang dann nacheinander am Landestheater Detmold (1962-63), am Stadttheater von Freiburg i. Br. (1963-66), am Staatstheater von Braunschweig (1966-67) und an der Staatsoper von Stuttgart (1967-78). Große Erfolge bei Auftritten an den Staatsopern von München und Hamburg, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Hannover, Karlsruhe, Frankfurt a.M., Kassel, am Nationaltheater Prag, an der Staatsoper von Wien (1982-83 als Scarpia in »Tosca« und als Enrico in »Lucia di Lammermoor« in insgesamt acht Vorstellungen), an der Pariser Grand Opéra (1983 als Jago in Verdis »Otello«), in Marseille und Nancy und bei den Festspielen von Orange. Er wirkte beim Maggio Musicale von Florenz mit, gastierte in Bologna, Palermo, Genua und Venedig, am Teatro San Carlos Lissabon, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1983), in Basel und Genf (1970 als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«), in Chicago und Seattle. Seit 1970 ständiges Mitglied des Opernhauses von Zürich. An der Covent Garden Oper London gastierte er 1980 und 1983 als Scarpia sowie 1982 als Alfio in »Cavalleria rusticana«. Er sang 1983 bei den Festspielen von Savonlinna den Fliegenden Holländer und den Titelhelden in Verdis »Macbeth«. Er gestaltete auf der Bühne in erster Linie das italienische dramatische Fach, wurde aber auch in Werken von R. Wagner, Lortzing, R. Strauss und Carl Orff gefeiert; bedeutend auch als Mozart-Interpret wie als Konzertsänger. Er starb 1984 in Helsinki.

Schallplatten: HMV (integrale Aufnahme des »Bajazzo« von Leoncavallo in der Partie des Tonio), Bongiovanni (Arienplatte, Mitschnitt eines Konzerts in Ferrara).

 

26.5. Helga JENCKEL: 100. Geburtstag

 

Sie absolvierte das Gesangstudium an der Musikhochschule von Köln. 1951 debütierte sie am Opernhaus von Köln als Pauline in »Pique Dame« von Tschaikowsky und als Vera Boronel in »Der Konsul« von Menotti und war dann 1951-52 am Stadttheater von Gelsenkirchen engagiert, 1952-53 am Staatstheater Wiesbaden, 1953-55 am Opernhaus von Köln, 1955-56 am Stadttheater von Lübeck. Seit 1959 gehörte sie dann bis 1972 wieder dem Kölner Opernhaus als geschätztes Ensemblemitglied an. Sie übernahm dort Partien wie den Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Fatima in »Oberon« von Weber, den Hänsel in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck, die Annina im »Rosenkavalier«, die Margret in »Wozzeck« von A. Berg, die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, die Marfa in »Chowanschtschiba« von Mussorgsky, dazu viele andere Aufgaben aus allen Bereichen der Opernliteratur. Auch in zeitgenössischen Werken erschien sie auf der Bühne, 1957 in Köln in der Uraufführung von Wolfgang Fortners »Bluthochzeit« und am 15.2.1965 in der Kölner Uraufführung der Oper »Die Soldaten« von Bernd-Alois Zimmermann (als Charlotte). In der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Kölner Opernhauses am 18.5.1957 sang sie den Puck in »Oberon« von Weber. Sie trat als Gast am Théâtre de la Monnaie in Brüssel (1961-65) und bei den Salzburger Osterfestspielen (1967 als Roßweiße in der »Walküre«) auf und hatte als Konzert- wie als Liedersängerin eine erfolgreiche Karriere. Nach ihrem Abschied von der Bühne war sie bis 1990 in Köln im pädagogischen Bereich tätig. Sie starb 2000 in Köln. Sie war verheiratet mit dem Komponisten und Organisten Friedrich Wilhelm Spies (1913-95).

Schallplatten: DGG (Schwertleite in vollständiger »Walküre«), Wergo (»Die Soldaten« von B.A. Zimmermann).

 

26.5. Alexander HEINEMANN: 150. Geburtstag

 Er begann eine Ausbildung als Instrumentalmusiker, studierte vor allem Klavier- und Violinspiel, wandte sich aber in den Jahren um die Jahrhundertwende dem Gesang zu. Er war für kurze Zeit Schüler des Berliner Pädagogen Adolf Schulze, bildete sich jedoch weitgehend autodidaktisch zum Sänger aus. Er widmete sich ausschließlich dem Konzertgesang und galt bald als einer der bedeutendsten Lied-Interpreten seiner Generation. Seine Liederabende brachten ihm zunächst seit 1895 in Berlin wie in den übrigen deutschen Musikzentren, dann in ganz Europa, große Erfolge ein. 1906-10 hörte man ihn alljährlich in Wien; er trat als Liedersänger in Holland (u.a. 1905 in Scheveningen) wie in den skandinavischen Ländern auf. Er unternahm 1911-13 mehrere Nordamerika-Tourneen, bei denen er sein Lied-Repertoire zum Vortrag brachte. Während seinen USA-Tourneen trat er in zwei Sunday Night-Konzerten an der Metropolitan Oper New York auf. Seine Interpretation der Balladen von Carl Loewe galt als klassisch, wobei er auch diese Balladen »dramatisch« (also in darstellerischer Form) zu gestalten versuchte. Im Übrigen enthielten seine Programme das deutsche Kunstlied aus allen Epochen der Musikgeschichte (Er gab auch »historisch aufgebaute« Liederabende). Er war auch ein hoch geschätzter Oratoriensolist (u.a. in »Samson« und »Israel in Ägypten« von Händel, »Die Schöpfung« von J. Haydn). Er war gleichzeitig als angesehener Gesangpädagoge tätig und leitete während mehrerer Jahre eine Vokalklasse am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Einer seiner Schüler war der berühmte Bariton Joseph Schwarz, ein weiterer Max Begemann. Alexander Heinemann starb 1919 in Berlin.

Die Stimme des großen Liedersängers ist durch eine Anzahl schöner Schallplattenaufnahmen überliefert; die ältesten kamen auf G & T und HMV heraus, dann folgten amerikanische Columbia-Platten und Edison Amberola-Zylinder. Auch auf den Marken Odeon, Pathé und Anker vertreten.

 

26.5. Filip WEINERT: 225. Geburtstag

 Er war der Sohn des Flötisten und Komponisten Antoni Weinert (1751-1850), der aus Böhmen stammte, und ein Bruder des Pianisten Pjotr Weinert († 1827). Er studierte Musiktheorie bei Jan Gommart und Gesang bei dem französischen Pädagogen Brice in Warschau. 1819 kam es zu seinem Debüt an der Warschauer Oper als Lindoro in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«. Er galt bald als eins der führenden Mitglieder dieses Hauses, an dem er eine Vielzahl von Tenorpartien zum Vortrag brachte. Um seine sehr große Familie unterhalten zu können, gab er neben seinen Bühnen- und Konzertauftritten zahlreiche Unterrichtsstunden in allen Bereichen der Musik. Dieser Belastung war seine Gesundheit auf die Dauer nicht gewachsen, so dass er bereits 1843 mit 45 Jahren in Warschau starb.

 

27.5. Izabella NAWE: 80. Geburtstag

Sie wurde zuerst als Pianistin ausgebildet, dann Gesangunterricht durch Jadwiga Jedzioranska am Konservatorium von Katowice. Abschluss der Ausbildung bei Dagmar Freiwald-Lange in Berlin. 1967 Bühnendebüt am Opernhaus von Lodz als Gilda in »Rigoletto« von Verdi. Nach großen Erfolgen an dieser Bühne wie an der Nationaloper von Warschau wurde sie 1970 zunächst als Gast, 1971 als Ensemblemitglied an die Staatsoper von Berlin verpflichtet, an der sie sehr erfolgreich wirkte. Sie gastierte an den Staatsopern von Wien (1974 als Gilda), Hamburg, Dresden und München, am Teatro San Carlos von Lissabon, am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, an der Oper von Tiflis und in den USA am Opernhaus von San Francisco (1973 als Gilda). 1987 nahm sie an der Gastspiel-Tournee der Berliner Staatsoper als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« teil. Hervorragend geschulter Koloratursopran, sowohl in Bühnenpartien wie in Konzertwerken ausgezeichnet. Zu ihren großen Bühnenrollen gehörten noch die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Despina in »Così fan tutte«, das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und die Norina in »Don Pasquale«. Weitere Bühnenrollen: Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, Waldvogel in »Siegfried«, Adele in der »Fledermaus«. 1993 wurde sie für ihren Einsatz beim Demokratisierungsprozess Polens mit dem Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen ausgezeichnet. Sie starb 2018 in Łódź. Sie war verheiratet mit dem Opernsänger Romuald Spychalski (1928-2018). Sie ist auch unter dem Namen Izabella Nawe-Spychalska aufgetreten.

Schallplatten: Eterna, Philips (Geistliche Vokalmusik von Mozart).

 

27.5. Elizabeth HARWOOD: 85. Geburtstag

Sie verlebte ihre Kindheit in der Grafschaft Yorkshire. Sie wurde zuerst durch ihre Mutter, die Gesangpädagogin war, unterrichtet und studierte dann 1956-60 am Royal College of Music in Manchester bei E. Langston, L. Nanen und Edna Thurston. 1960 gewann sie den Kathleen Ferrier-Preis. 1960 erfolgte ihr Konzertdebüt in London. Bereits 1960 sang sie im Chor der Festspiele von Glyndebourne und durfte dabei auch den zweiten Knaben in der »Zauberflöte« von Mozart singen. Ihr eigentliches Operndebüt fand 1961 an der Sadler’s Wells Oper in London als Gilda in »Rigoletto« statt. Dort erregte sie 1962 als Pamina in der »Zauberflöte« und 1964 als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« Aufsehen. Bis 1965 Mitglied dieser Gesellschaft, wo sie später als ständiger Gast auftrat. 1963 gewann sie den Internationalen Gesangwettbewerb von Busseto. 1965 unternahm sie eine Gastspiel-Tournee durch Australien mit der Sutherland-Williamson Company. Man hörte sie beim Aldeburgh Festival und am Opernhaus von Köln. Seit 1967 an der Covent Garden Oper London verpflichtet (Debüt als Fiakermilli in »Arabella«), an der sie bis 1977 u.a. die Bella in »The Midsummer Marriage« von M. Tippett, die Gilda, den Pagen Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, die Marzelline in »Fidelio«, die Norina in »Don Pasquale« und die Teresa in »Benvenuto Cellini« von Berlioz sang. 1967-79 war sie regelmäßig auch bei der Scottish Opera Glasgow zu hören (als Fiordiligi in »Così fan tutte«, als Sophie im »Rosenkavalier«, als Titelheldin in Donizettis »Lucia di Lammermoor«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Rosalinde in der »Fledermaus«). 1967-69 sang sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence die Konstanze, die Fiordiligi und die Donna Elvira in »Don Giovanni«. 1971 übernahm sie beim Glyndebourne Festival die Fiordiligi, 1973 die Gräfin in »Le nozze di Figaro« sowie 1980 und 1982 die Marschallin im »Rosenkavalier«. Man bewunderte ihre Kunst des Mozartgesanges auch bei den Festspielen von Salzburg in den Rollen der Fiordiligi (1970), der Konstanze (1970-74) und der Gräfin in »Le nozze di Figaro« (1972-76). 1970 gastierte sie an der Staatsoper von Hamburg, 1971 an der Stuttgarter Staatsoper; 1972 feierte man sie an der Mailänder Scala als Konstanze, 1975 bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien als Rosalinde. 1976 gastierte sie mit dem Ensemble der Londoner Covent Garden Opera an der Mailänder Scala in »Benvenuto Cellibi« von Berlioz. Weitere Gastspiele führten sie an die Opern von Genf (1968 als Vitellia in Mozarts »La clemenza di Tito«, 1973 als Fiordiligi und 1977 als Gräfin in »Le nozze di Figaro«), Kopenhagen, Monte Carlo, an das Théâtre de la Monnaie Brüssel und an die Pariser Grand Opéra (1974 als Gräfin in »Le nozze di Figaro«). 1975 an die New Yorker Metropolitan Oper berufen (Antrittsrolle: Fiordiligi). Bis 1978 sang sie hier in insgesamt 14 Vorstellungen auch die Donna Elvira. In der Saison 1979-80 hörte man sie bei der Opera North Leeds als Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«. 1986 nahm sie an einer weiteren Australien-Tournee teil. Allgemein galt sie als eine der bedeutendsten Mozart-Interpretinnen ihrer Epoche, doch hatte sie auch als Konzertsopranistin eine große Karriere. Ausgezeichnet auch als Lied-Interpretin, namentlich der Lieder von Richard Strauss, und als Oratoriensolistin (geistliche Musik von Poulenc). Sie starb nach langer Krankheit 1990 in Ingatestone-Fryerning (Essex). Sie war verheiratet mit dem Industriekaufmann Julian Royle.

Lit: M. Kenneth: Elizabeth Harwood (in »Opera«, 1990).

Zahlreiche Schallpatten haben uns die ebenso ausdrucksvolle wie elegant geführte, hoch musikalische Stimme der Sängerin überliefert. Sie erschienen bei Decca (Musetta in »La Bohème«, Titania in »A Midsummernight’s Dream« von Britten, »Die lustige Witwe«, »Rosina« von William Shield), bei HMV (Messias von Händel, »A Village Romeo and Juliet« von Delius), HMV (Sullivan-Operette »Ruddigore«) und DGG (»Elias« von Mendelssohn, »Christus am Ölberg« von Beethoven).

 

27.5. Karl-Heinz NIESSEN: 125. Geburtstag

 Sein Vater Dr. Peter Niessen war Generalarzt der Bayerischen Armee. Er studierte zunächst an der Technischen Hochschule München, gab dieses Studium jedoch wieder auf und ließ seine Stimme bei dem bekannten Münchner Pädagogen Eugen Robert Weiss ausbilden. Dramatischen Unterricht erhielt er durch die berühmte Wagner-Sängerin Anna Bahr-Mildenburg in München. 1921-22 war er als lyrischer Tenor am Stadttheater von Kiel engagiert, 1922-25 am Stadttheater von Bremen, 1925-38 am Stadttheater von Duisburg.

 

28.5. Elena SOULIOTIS: 80. Geburtstag

Ihre Mutter stammte aus Griechenland, der Vater war Russe. Als sie fünf Jahre alt war, kam sie nach Buenos Aires. Hier begann sie das Gesangstudium bei Alfredo Bontà, Jascha Galperin und Bianca Lietti. 1962 wurde sie zur Gesangsausbildung nach Italien geschickt; hier studierte sie dann bei Mercedes Llopart in Mailand. 1964 debütierte sie am Teatro San Carlo in Neapel als Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Ihre Karriere entwickelte sich sehr schnell. 1965 gab sie Gastspiele an italienischen und spanischen Bühnen. 1965-66 erschien sie auch an den Opern von Mexico City und Chicago (Elena in »Mefistofele« von Boito); im gleichen Jahr hatte sie in der Carnegie Hall in New York einen besonderen Erfolg in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Anna Bolena«. 1966 debütierte sie als Abigaille in Verdis »Nabucco« an der Mailänder Scala; an der sie dann auch 1968 die Titelrolle in Catalanis »Loreley« und nochmals die Abigaille sowie 1981 die Susanna in »Chowanschtschina« von Mussorgsky sang. Die Abigaille sang sie auch 1968 in einer konzertanten Aufführung der Oper in London. Gastspiele an den großen Opernhäusern in Italien, Spanien, Portugal, Südamerika und Griechenland schlossen sich an. 1972 erlebte man sie an der Wiener Staatsoper (als Santuzza) und an der Grand Opéra Paris. An der Londoner Covent Garden Oper trat sie 1969 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, 1972 als Abigaille und 1973 als Santuzza gastweise auf. Wahrscheinlich wurde ihre Stimme durch das ständige Singen der schweren dramatischen Partien überfordert, so dass sie ihre Karriere unterbrechen musste. Seit 1986 übernahm sie wieder Charakterpartien im Mezzosopran-Fach. So trat sie in Florenz in Prokofjews »Der Spieler« und beim Maggio Musicale von Florenz 1988 als Principessa in »Suor Angelica« von Puccini auf. 1999 sang sie an der Staatsoper Stuttgart die alte Gräfin in Tschaikowskys »Pique Dame«. Sie hatte ihren Wohnsitz in Florenz, wo sie 2004 starb.

Die große kraftvolle Stimme der Künstlerin begegnet uns auf Decca (u.a. vollständige Opern »Nabucco«, »Cavalleria rusticana«, »Macbeth« von Verdi, »Anna Bolena« von Donizetti, »Norma«, »Suor Angelica« mit Mirella Freni als Partnerin) und auf BJR (»Loreley« von Catalani nach einer Aufführung an der Scala 1968). Weitere Aufnahmen auf Melodram (»Luisa Miller« von Verdi) und Nuova Era (»Nabucco«, »Loreley« von Catalani).

 

28.5. Ekkehard WLASCHIHA: 85. Geburtstag

Studium an der Franz Liszt-Musikhochschule in Weimar und bei Helene Jung ebendaselbst. Debüt 1961 am Thüringischen Landestheater in Gera als Dr. Cajus in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und als Don Fernando in Beethovens »Fidelio«. 1964-66 war er am Sächsischen Landestheater Dresden-Radebeul, 1966-70 am Nationaltheater von Weimar tätig. 1970-83 Mitglied des Opernhauses Leipzig, mit dessen Ensemble er mehrere Gastspielreisen unternahm. Er sang als ständiger Gast an der Dresdner Staatsoper, Gastspiele an der Nationaloper von Sofia und am Opernhaus von Leningrad. Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren dramatische Partien wie der Scarpia in »Tosca«, der Don Pizarro in Beethovens »Fidelio«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Tonio im »Bajazzo«, der Coppelius in »Hoffmanns Erzählungen« und der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss. Am 31.5.1969 sang er am Opernhaus von Leipzig in der Uraufführung der Oper »Griechische Hochzeit« von Hanell. Er sang 1975 in Leipzig in einer weiteren Opern-Uraufführung, »Der Schatten« von Fritz Geißler. 1982 gastierte er in Reggio Emilia und leitete damit eine große internationale Karriere ein. Er wirkte beim Festival von Lausanne 1983 als Kurwenal in »Tristan und Isolde« mit, ebenfalls 1983 an der Staatsoper Berlin als Telramund in »Lohengrin« zu hören. Seit 1982 Mitglied der Staatsoper Berlin. Am 13.2.1985 sang er in der Eröffnungsvorstellung der wieder aufgebauten Dresdner Semper-Oper den Kaspar im »Freischütz«. Bei den Festspielen von Bayreuth trat er erstmals 1984 als Alberich in der »Götterdämmerung« auf. Danach sah man ihn hier 1986 als Kurwenal, 1987-91 und 1993 als Telramund, 1992-93 und 1995 als Biterolf in »Tannhäuser«, 1994-98 als Alberich im Nibelungenring und 1998 als Klingsor in »Parsifal«. 1987-89 sang er an der Wiener Staatsoper in insgesamt 7 Vorstellungen den Don Pizarro, den Kaspar und den Jochanaan. 1987 große Erfolge an der Staatsoper München als Jochanaan (mit Hildegard Behrens als Salome) und als Alberich im Nibelungenring, den er auch 1988-91 an der Covent Garden Oper London sang, wo er 1997 auch als Severolus in »Palestrina« von H. Pfitzner auftrat. Als Alberich in »Siegfried« debütierte er 1988 auch an der Metropolitan Oper New York, wo man ihn bis 2001 in insgesamt 69 Vorstellungen auch als Alberich im »Rheingold« und in der »Götterdämmerung«, als Jochanaan, als Amfortas und als Klingsor in »Parsifal« und als Don Pizarro hörte. 1988 sang er an der Chicago Opera und an der Oper von Philadelphia den Don Pizarro. 1988 gastierte er, wiederum als Alberich, an der Deutschen Oper Berlin, 1992 bei den konzertanten Aufführungen des Nibelungenrings in der Salle Pleyel in Paris, 1996 an der Oper von Oslo (in »Götterdämmerung«). Auch an den Opern von Ljubljana (Laibach) und Bratislava (Preßburg) als Gast aufgetreten. Seit der Spielzeit 1993-94 der Bayerischen Staatsoper München verbunden. 1995 an der Hamburger Staatsoper als Don Pizarro zu Gast; in Dresden sang er 1995 den Fliegenden Holländer und den Telramund, beim Maggio Musicale von Florenz 1995 den Kaspar. An der Münchner Staatsoper nahm er an der Uraufführung von »Venus und Adonis« von H.W. Henze teil (11.1.1997). 1998 trat er am Opernhaus von Köln (im »Rheingold«), 1999 an der Münchner Staatsoper (im vollständigen Nibelungenring) auf. 1998 an der Staatsoper von Hamburg als Kaspar zu Gast. 1999 sang er in Sidney (konzertant) den Alberich in »Siegfried«, im Festspielhaus von Baden-Baden den Orest in »Elektra« von R. Strauss. 2000 trat er an der Dresdner Oper und beim Festival von La Coruna in Spanien als Don Pizarro auf, an der Münchner Staatsoper als Biterolf. Auch als Konzert- und Oratoriensänger wurde er allgemein bekannt. Er wirkte im Fernsehen der UdSSR in einer Aufnahme des »Fidelio« mit. Er starb 2019 in Bayreuth.

Schallplatten: EMI (Alberich in vollständigem Nibelungenring, München 1989), Eterna (Matthäuspassion), Philips (Matthäuspassion von J.S. Bach, Kurwenal in »Tristan und Isolde«, Kaspar im »Freischütz«, Don Pizarro in »Fidelio«), DGG (»Götterdämmerung«, »Palestrina« von H. Pfitzner), Sony (»Der Freischütz«, Mitschnitt von der Wieder-Eröffnung der Dresdner Oper 1985), Berlin-Classics (»Palestrina« von H. Pfitzner, Szenen aus Wagner-Opern); Philips-Video (»Lohengrin«).

 

28.5. György LIGETI: 100. Geburtstag

 Er war der Sohn der Augenärztin Ilona Somogyi und des Nationalökonomen und Bankfachmanns Sándor Ligeti. Die Familie seines Vaters, zu der auch der berühmte Geiger Leopold Auer gehörte, hieß ursprünglich Auer, hatte aber um die Jahrhundertwende einer Assimilierungstendenz folgend ihren Namen von Auer zu Ligeti magyarisiert. Dasselbe gilt für die Familie seiner Mutter, die sich ursprünglich Schlesinger nannte. Die Eltern Ligetis waren jüdischer Herkunft, jedoch nicht religiös. Sein Vater, der im Ersten Weltkrieg hoch dekoriert und zum Leutnant befördert wurde, wurde im April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet, sein jüngerer Bruder Gábor im März 1945 im KZ Mauthausen; die Mutter überlebte das KZ Auschwitz-Birkenau. Ligetis Familie lebte in Cluj. Dort ging er zunächst auf eine ungarische Volksschule, dann besuchte er ein rumänisches Gymnasium. Seine Eltern ließen ihn ab 1936 am Klavierunterricht teilnehmen, und schon nach einem Jahr versuchte er sich an ersten symphonischen Kompositionen. Nach der Matura im Jahr 1941 wollte er Physik und Mathematik studieren, wurde aber aufgrund seiner jüdischen Herkunft abgewiesen. Ligeti begann eine musikalische Ausbildung bei Sándor Veress, Pál Járdányi, Lajos Bárdos und Ferenc Farkas in Musiktheorie und Orgel am Konservatorium von Cluj, das durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch von 1940 inzwischen wieder zu Ungarn gehörte. Er setzte sein Studium später in Budapest fort, musste es aber unterbrechen, da er 1944 zum Arbeitsdienst in die ungarische Armee einberufen wurde. Ligeti geriet in sowjetische Gefangenschaft, aus der er während eines Bombenangriffs auf das Lager fliehen konnte. Nach dem Krieg nahm er seine Studien wieder auf und schloss sie 1949 ab. Im selben Jahr heiratete er Brigitte Löw (Schwester des Grafikers Hans Loew), die er 1943 in deren Elternhaus in Klausenburg kennengelernt hatte. Ein Jahr lang arbeitete er als Musikthnologe über rumänische Volksmusik, wie schon vor ihm Béla Bartók oder Cécile Lauru, kehrte dann an seine ehemalige Schule in Budapest zurück, diesmal als Lehrer für Harmonielehre, Kontrapunkt und Musikanalyse. Zu der Zeit schränkte die kommunistische Partei die Kommunikation zwischen Ungarn und dem Westen ein. Ligeti konnte die aktuellen musikalischen Entwicklungen nur durch verrauschte (gestörte) westliche Radiosendungen verfolgen. Nach dem Ende des Volksaufstands in Ungarn floh er im Dezember 1956 gemeinsam mit Veronika Spitz, seiner späteren Frau, die sich dann Vera nannte, nach Wien. Kurz nach seiner Flucht lernte Ligeti den österreichischen Musikforscher, Kritiker und Philosophen Harald Kaufmann kennen, mit dem er zusammen im Januar 1959 in Graz an der Endfassung für den Aufsatz Wandlungen der musikalischen Form arbeitete, einer Kritik an der Entwicklung der seriellen Musik, die 1960 in der Nummer 7 der Zeitschrift die reihe erschien. Kaufmann war in den 1950er und 1960er Jahren einer der führenden Musiktheoretiker, der Analysen über Werke Ligetis verfasste. Später nahm Ligeti die österreichische Staatsbürgerschaft an. 1957–58 arbeitete Ligeti im Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks in Köln und traf dort wichtige Vertreter der Avantgarde, darunter die Komponisten Karlheinz Stockhausen und Gottfried Michael Koenig, damals Pioniere elektronischer Musik. Die neuen technischen Möglichkeiten inspirierten Ligeti. Auch wenn er sich später ausschließlich auf Instrumental- und Vokalmusik konzentrierte, enthielt diese doch häufig Denkweisen der elektronischen Musik, wie er in seinem Aufsatz Auswirkungen der elektronischen Musik auf mein kompositorisches Schaffen (1970) bekennt. Beispiele sind seine Hüllkurvenbehandlung, Schnitttechnik, Clusterfüllung – wobei er insgesamt nur drei Werke im Bereich der elektronischen Musik produzierte. 1969-72 lebte Ligeti in Berlin und war 1969-70 Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. 1972 bis zu seinem Austritt 1992 war er Mitglied der Berliner Akademie der Künste (West). 1972 befand er sich als „Composer in Residence“ an der Stanford University in Kalifornien und schrieb das Orchesterwerk San Francisco Polyphony (1973–74). 1973-89 war er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Zu seinen Studenten zählten Renate Birnstein, Silvia Fómina, Detlev Müller-Siemens, Michael Daugherty, Hans-Christian von Dadelsen, James Horner, Babette Koblenz, Wolfgang-Andreas Schultz, Hans Abrahamsen, Chen Yiaoyong, Unsuk Chin, Benedict Mason, Mari Takano, Manfred Stahnke, Sidney Corbett, Hans Peter Reutter, Wolfgang von Schweinitz, Roberto Sierra, Hubertus Dreyer, Tamae Okatsu, Cristian Petrescu und Altuğ Ünlü. Auf Einladung von Walter Fink war er 1990 der erste Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festivals. Der mehrsprachige Kosmopolit verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Wien und starb dort am 12. Juni 2006. Nach seiner Einäscherung wurde die Urne Ligetis in einem Ehrengrab auf dem Wiener (Gruppe 33 G, Nummer 37) beigesetzt. Er war seit 1957 mit der Psychoanalytikerin Vera Ligeti (geb. Spitz) verheiratet und hatte mit ihr den Sohn Lukas, der ebenfalls Komponist wurde.

 

29.5. Alfons HOLTE: 100. Geburtstag

 Er erlernte den Beruf eines Elektrikers und legte in diesem Fach seine Meisterprüfung ab. 1946-49 ließ er seine Stimme bei E. Treskow in Köln und bei Frau Asteroth in Düsseldorf ausbilden. 1946 begann er seine Bühnenlaufbahn am Stadttheater von Solingen. Er war 1946-50 am Stadttheater von Solingen, 1950-51 an der Staatsoper Hamburg, seit 1951 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg engagiert, an der er bis 1996 auftrat, und zu deren Ehrenmitglied er ernannt wurde. Gastspiele an der Städtischen Oper Berlin, in Rom und Lissabon brachten ihm wichtige Erfolge ein. 1959 und 1960 gastierte er beim Maggio Musicale von Florenz als Minister in »Fidelio« und als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Er galt vor allen Dingen als bedeutender Interpret von Partien in den Opern von Mozart und Rossini (Figaro im »Barbier von Sevilla« und in »Le nozze di Figaro«, Masetto in »Don Giovanni«, Papageno in der »Zauberflöte«). Aus seinem Repertoire sind noch der Belcore in »L‘Elisir d’amore«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Silvio im »Bajazzo«, der Graf Liebenau im »Waffenschmied« von Lortzing, der Laërtes in »Mignon« von A. Thomas und der Pellerin im »Volo di Notte« von L. Dallapiccola zu nennen. Er starb 2013 in Solingen.

Schallplatten: DGG, Mercury, Harmonia mundi (zeitgenössische Vokalmusik), Garnet (Beliebte Opernmelodien).

 

29.5. Humbert TOMATIS: 125. Geburtstag

 

Er war zuerst als Drucker in einem Zeitungsverlag beschäftigt, nahm dann aber in seiner Heimatstadt Reims bei dem Pädagogen Rastier Gesangsunterricht und debütierte 1921 am Opernhaus von Reims. Er trat regelmäßig bis zu seinem Bühnenabschied, der 1963 am Théâtre Capitole von Toulouse stattfand, an den Opernhäusern in der französischen Provinz auf, namentlich an der Oper von Marseille und an der Oper von Nizza. 1939-44 war e Mitglied der Grand Opéra Paris, wo er als Palémon in »Thais« von Massenet debütierte und Partien wie den Abimélech in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, den Frère Laurent in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Ramfis in »Aida« und den Sparafucile in »Rigoletto« übernahm. Er beherrschte ein weit gespanntes Repertoire für die Bühne, das u.a. den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Balthazar in »La Favorite« von Donizetti, den Marcel in Meyerbeers »Hugenotten«, den Kardinal in »La Juive« von Halévy, den Mephisto in »Faust« von Gounod wie in »La damnation de Faust«  von Berlioz, den Hagen in »Sigurd« von Reyer, den Pimen in »Boris Godunow« und den Colline in »La Bohème« enthielt. In einem späteren Abschnitt seiner Karriere wurde er ein bekannter Wagnersänger und erschien jetzt als Landgraf in »Tannhäuser«, als König Heinrich in »Lohengrin«, als Hunding in der »Walküre« und als Fafner im Nibelungenring. Er gab auch Gastspiele an Theatern in Belgien und in der Schweiz. Er starb 1968 in Neuilly-sur-Seine bei Paris. Sein Sohn Alfred A. Tomatis wurde ein bekannter Forscher im Bereich der Schall-Lehre.

Wahrscheinlich sind von seiner Stimme Schallplattenaufnahmen (Mitschnitte von Aufführungen und Radiosendungen) vorhanden.

 

30.5. Gabor ANDRASY: 80. Geburtstag

Der aus Ungarn stammende Bassist erregte erstes Aufsehen, als er in den Jahren 1979-81 am Theater der Schweizer Bundeshauptstadt Bern auftrat. Er kam 1981 an das Stadttheater von Krefeld, dessen Mitglied er bis 1987 blieb. Von dort aus ging er dann einer intensiven Gastspieltätigkeit nach und war in den Jahren 1988-90 durch einen Gastvertrag dem Staatstheater Karlsruhe verbunden. 1988 gastierte er als Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek am Grand Théâtre Genf, im gleichen Jahr 1988 sang er bei den Aufführungen des Ring-Zyklus am Théâtre des Champs-Elysées Paris den Fafner. 1989 war er an der Oper von Dallas als Daland in »Der fliegende Holländer« und als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« zu Gast. Große Erfolge konnte er bei Gastspielen an französischen Opernhäusern erzielen, so 1989 in Marseille, 1989 in Nantes (als König Marke in »Tristan und Isolde«) und 1988 in Nizza (als Fafner, als Hunding und als Hagen im Nibelungenring). 1990 trat er an der Opéra du Rhin Straßburg und an der Oper von Antwerpen (als Banquo in Verdis »Macbeth«) auf. Den Hunding, den Fafner und den Hagen sang er auch bei Ring-Aufführungen in Seattle, dort auch 1991 den Rocco in »Fidelio«, in Straßburg 1992 den Iwan Chowanski in »Chowanschtschina«, in Washington 1995 den Grafen Walter in »Luisa Miller« von Verdi. 1996 wirkte er am Opernhaus von Houston/Texas in der Uraufführung der Oper »Florencia en el Amazonas« von Daniel Catán als Capitan mit. 1998 hörte man ihn an der Oper von Houston/Texas als Daland, 1999 in Seattle als Commendatore in »Don Giovanni«, als Eremit (und gleichzeitig als Samiel) im »Freischütz« von Weber und als Sarastro in der »Zauberflöte«. 2000 gastierte er in Los Angeles, 2001 in Seattle als Dansker in Benjamin Brittens »Billy Budd«. Sein Bühnenrepertoire enthielt vor allem Partien für tiefen, seriösen Bass, darunter auch den Boris Godunow und den Blaubart in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók. Er starb 2004 in Florida.

 

30.5. Gustav LEONHARDT: 95. Geburtstag

 Er wuchs in einem musikalischen Umfeld auf und begann im Alter von 15 Jahren in seinem Elternhaus Interesse an einem Cembalo zu finden, was sein weiteres Leben ebenso mitbestimmen sollte wie die Beschäftigung mit historischen Orgeln, die ihn zur gleichen Zeit zu interessieren begannen. Nach dem Abschluss des Gymnasiums in den Niederlanden begann er 1947 das Studium von Orgel und Cembalo bei Eduard Müller an der Schola Cantorum Basiliensis, das er 1950 mit einem Solistendiplom cum laude abschloss. In den nächsten Jahren ließ er sich im Fach Dirigieren bei Hans Swarowsky in Wien ausbilden, widmete sich musikwissenschaftlichen Studien und wurde 1952 zum Professor an der dortigen Staatlichen Musikakademie, der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst, ernannt. 1954 wurde er Professor für Cembalo am Amsterdamer Konservatorium, wo er bis 1988 lehrte, darüber hinaus war er auch Organist an der dortigen Waalse Kerk. Er gründete 1955 das Leonhardt-Consort und wurde als Interpret der Werke von Johann Sebastian Bach bekannt. Zusammen mit Nikolaus Harnoncourt gilt Leonhardt als einer der Pioniere der Historischen Aufführungspraxis. Im Jahre 1969 wurde er auf eine Gastprofessur an die Harvard-University in den USA berufen. Zwischen 1971 und 1990 realisierte er zusammen mit Harnoncourt das umfangreiche Projekt der Aufnahme sämtlicher Kirchenkantaten von J. S. Bach. Ab 1988 lehrte er auch an der Academia Musicale Chigiana in Siena. Im Film Chronik der Anna Magdalena Bach von Jean-Marie Straub (1967) wirkte er nicht nur als Interpret mit, sondern auch als Schauspieler in der Rolle Bachs. Im Dezember 2011 gab er seinen Rückzug aus dem öffentlichen Konzertleben bekannt. Zu seinen Schülern zählten Bob von Asperen, Christopher Hogwood, Philippe Herreweghe, Richard Egarr, Alan Curtis, Ton Koopman, Davitt Moroney, Martin Pearlman, Christophe Rousset, Andreas Staier, Skip Sempé und Mahan Esfahani. Gustav Leonhardt starb am 16. Januar 2012 in Amsterdam, wo er bis zuletzt im Hinterhaus des Huis Bartolotti gewohnt hatte. Er war mit der Violinistin Marie Leonhardt-Amsler verheiratet und ein Bruder der Pianistin Trudelies Leonhardt.

 

31.5. Gary BURGESS: 85. Geburtstag

Er wurde zunächst Musiklehrer an einem Lyzeum, ließ jedoch seine Stimme an der Indiana University in Bloomington bei Margaret Harshaw, dann am Curtis Institute in Philadelphia bei Dino Yannopoulos ausbilden. Er debütierte 1969 bei der Kentucky Opera als Male Chorus in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten. In den folgenden Jahren bedeutende Erfolge an amerikanischen Opernhäusern, vor allem in Philadelphia und San Francisco (1973-75 u.a. als Missail in »Boris Godunow«, als junger Diener in »Elektra« von R. Strauss, als Parpignol in »La Bohème«, als Giuseppe in »La Traviata«, als Rodrigo in Verdis »Otello«, als Ruiz im »Troubadour«, als Flavio in Bellinis »Norma« und als Tschekalinsky in »Pique Dame« von Tschaikowsky). Als Gast bei den Athener Opernfestspielen sowie in England aufgetreten. Im Mittelpunkt seines Bühnenrepertoires standen lyrisch-dramatische Partien aus der italienischen Opernliteratur, aber auch einige Wagner-Rollen und Aufgaben in zeitgenössischen Musikwerken. Er ging von seinem Wohnsitz Philadelphia aus einer umfangreichen Konzerttätigkeit nach. Er starb 2014 auf den Bermudas.

Schallplatten: HMV (kleine Partie in Verdis »Rigoletto«), MRF (»La Canterina« von Haydn).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: https://garyeburgess.com/home.htm

 

31.5. Eva Maria ROGNER: 95. Geburtstag

Sie entstammte einer sehr musikalischen Familie und sang bereits als Kind. Nach erster Ausbildung durch ihren Vater Hans Rogner studierte sie 1947-51 am Konservatorium von Zürich bei Sylvia Gähwiller, dann bei Gerbert in Tübingen, bei Frau Pringsheim in München und schließlich 1962-65 nochmals bei Margarethe von Winterfeldt in Freiburg i. Br. Ihr Bühnendebüt fand 1955 am Stadttheater Luzern statt, dem sie bis 1957 angehörte. 1956 erhielt sie den ersten Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb in Genf. 1957-60 war sie am Opernhaus von Zürich verpflichtet, wo sie auch noch später gastierte. 1957 sang sie hier in der Schweizerischen Erstaufführung der Oper »Die Schule der Frauen« von Rolf Liebermann die Partie der Agnes. Bereits frühzeitig hatte sie Erfolge als Konzert- und Rundfunksängerin. 1958-66 war sie Mitglied der Bayerischen Staatsoper München, gleichzeitig in den Jahren 1958-67 durch einen Gastspielvertrag mit der Hamburger Staatsoper verbunden, ebenso seit 1963 mit der Wiener Volksoper, wo sie u.a. die Madeleine im »Postillon von Lonjumeau« von Adam sang. Gastspiele an den Staatsopern von Wien (1960-65 als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« und als Fiakermilli in »Arabella« von R. Strauss in insgesamt 9 Vorstellungen) und Stuttgart, am Opernhaus von Graz (1964 als Zerbinetta), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Deutschen Opernhaus Berlin und an der Opéra du Rhin Straßburg. Bei den Salzburger Festspielen trat sie 1960 als Konzertsängerin in Erscheinung, 1959 gastierte sie in Rom. Am 20.5.1961 sang sie bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung von H.W. Henzes »Elegie für junge Liebende« die Partie der Hilda Mack, bereits 1960 an der Münchner Staatsoper in der von Heinrich Sutermeisters »Seraphine oder die stumme Apothekerin«. 1970 gab sie ihre Karriere auf und lebte seitdem in Zürich. Ihr Bühnenrepertoire war umfangreich und enthielt zahlreiche Partien aus dem Koloraturfach: die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Despina in »Così fan tutte«, die Lucia di Lammermoor, die Norina in »Don Pasquale«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Gilda in »Rigoletto«, die Adele in der »Fledermaus«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Sophie im »Rosenkavalier« und die Aminta in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss. Im Konzertsaal erwies sie sich als vielseitige Oratorien- und Liedersängerin, die auf diesen Gebieten eine große internationale Karriere absolvierte. 1960 sang sie in Paris in der Uraufführung des Werks »Strophen« von K. Penderecki, 1958 im Westdeutschen Rundfunk in der der Solokantate »Omnia habent tempus« von B.A. Zimmermann, 1968 in Zürich in »Lobgesang« von Oboussier. Sie starb 2022 in Oberengstringen (Schweiz).

Schallplatten: DGG (Fiakermilli in »Arabella«), Ariola (Querschnitt »Hoffmanns Erzählungen«).

 

 

 

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