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IN MEMORIAM GEBURTSTAGE IM AUGUST 2019

06.08.2019 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im August 2019

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage . Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

1.8. Horst NEUMANN: 85. Geburtstag

Nach der Ausbildung an einer Hermann-Lietz-Schule absolvierte er ein Studium in Dirigieren, Klavier, Orchester- und Chorleitung an der Hochschule für Musik in Berlin, das er 1959 mit Auszeichnung abschloss. 1964 wurde er nach verschiedenen Engagements ständiger Gastdirigent beim Rundfunk in Leipzig und 1967 Chefdirigent des berühmten Leipziger Rundfunkchores. Mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig wurden in den folgenden Jahren weit über hundert Schallplatten sowie Rundfunkaufnahmen in Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Karl Böhm, Wolfgang Sawallisch, Carlos Kleiber, Giuseppe Patané, Kurt Masur, Herbert Kegel und vielen anderen eingespielt. 1971 wurde Horst Neumann Dirigent des Rundfunk-Kammerorchesters Leipzig und 1974 stellvertretender Chefdirigent des Rundfunksinfonieorchesters Leipzig. 1977 wurde er Chefdirigent der Radio-Philharmonie Leipzig, die er zu einem bedeutenden sinfonischen Klangkörper entwickelte. Die Konzertreihe „Zauber der Musik“ wurde durch die innovative Programmauswahl und die Zusammenarbeit mit weltberühmten Solisten zu einer der beliebtesten im Konzertleben des Gewandhauses zu Leipzig. So gelang es Neumann, die noch sehr junge Anne-Sophie Mutter zur Eröffnung der Reihe „Zauber der Musik“ mit Beethovens Violinkonzert erstmals in die DDR und das Gewandhaus Leipzig zu verpflichten. Das selten gespielte Klavierkonzert von Ferruccio Busoni mit dem Pianisten Francois-Joel Thiollier, dem Männerchor des Rundfunkchores Leipzig und der Radio-Philharmonie wurde unter anderem in dieser Konzertreihe zu Gehör gebracht. Solisten wie Cyprien Katsaris, Peter Schreier, Theo Adam, Edith Wiens, die Brüder Kontarsky, Lucia Aliberti, sowie weltberühmte Chorensembles wie der Leipziger Thomanerchor, der Dresdner Kreuzchor, der Chor der Slowakischen Philharmonie Bratislava und viele Male der Rundfunkchor Leipzig waren Gäste dieser Konzertreihe. Herausragend waren die Fernsehproduktionen von Joseph Haydns Oratorien Die Jahreszeiten und Die Schöpfung mit Rundfunkchor und Radio-Philharmonie Leipzig unter der Stabführung Horst Neumanns. 1984 wurde Horst Neumann zum Artistic Director des Philharmonia Chorus London berufen. Diese Tätigkeit führte in Konzerten und in Schallplattenproduktionen zu einer engen musikalischen Zusammenarbeit mit Dirigenten wie u. a. Carlo Maria Giulini, Bernard Haitink und Mstislaw Rostropowitsch. 1988 wurde Horst Neumann zum Professor und Director of Choral and Choralsymphonic Studies an die Royal Academy of Music in London berufen und 1989 zum Honory Member der Royal Academy London ernannt. Ab 1988 wurde er darüber hinaus ständiger Gastdirigent des Sinfonieorchesters und des Chores des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg und Hannover. Konzertreisen führten ihn mehrere Male nach Mexiko, Argentinien, Kolumbien, Peru, Kuba, Norwegen, in die Tschechoslowakei, die Staaten der Sowjetunion, China, sowie zum Echternach-Festival Luxemburg und zum Athen-Festival, bei dem er mit großem Erfolg Gustav Mahlers 3. Sinfonie zum Gedenken an Dmitri Mitropoulos dirigierte. Ein Zyklus aller Sinfonien Gustav Mahlers führte Neumann mehrere Male nach Mexiko-Stadt. Neben dem traditionellen Repertoire dirigierte Horst Neumann eine Vielzahl von Uraufführungen in Zusammenarbeit mit Komponisten wie Hans Werner Henze, Luigi Dallapiccola, Luigi Nono, Benjamin Britten, Krzysztof Penderecki, Witold Lutoslawski, György Ligeti, Edgar Varèse, Paul Dessau, Hanns Eisler, Edisson Denissow, Augustyn Bloch, Siegfried Matthus, Udo Zimmermann und anderen. Internationale Aufmerksamkeit fanden dabei die Schallplattenproduktionen von Hans Werner Henzes Liederzyklus Voices, Luigi Nonos Epitaph’s auf Garcia Lorca und die Einspielung des Gesamtwerkes Hanns Eislers. Horst Neumann starb 2013 in Leipzig.

 

4.8. Charles ROSEKRANS: 85. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Dirigenten auf Englisch: http://www.allmusic.com/artist/charles-rosekrans-mn0001799957/biography

 

4.8. Margarete AST: 90. Geburtstag

 Gesangstudium an der Musikhochschule Berlin. Sie begann ihre Bühnenkarriere mit einem Engagement an der Staatsoper von Hamburg 1955-58. 1958 wurde sie an das Staatstheater von Kassel berufen, an dem sie seitdem zu einer über dreißigjährigen Karriere kam. Sie wirkte in Kassel in den Uraufführungen der Opern »Prometheus« von R. Wagner-Régeny (1959), »Barnstable« von F. Burt (1969) und »Ein Menschentraum« von P.M. Hamel (1981) und bereits zuvor in Hamburg in der von »Pallas Athene weint« von Ernst Krenek (17.10.1955) mit. In den Jahren 1965-68 war sie gleichzeitig auch Mitglied der Staatsoper von Wien, wo sie 1964 als Octavian im »Rosenkavalier« debütierte und danach in insgesamt 43 Vorstellungen auch als Flosshilde im »Rheingold«, als 3. Norn in der »Götterdämmerung«, als 3. Dame in der »Zauberflöte«, als 3. Magd in »Elektra« von R. Strauss, als Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Niklausse in »Hoffmanns Erzählungen« zu sehen war. Sie gab Gastspiele am Opernhaus von Frankfurt a.M., an der Deutschen Oper Berlin und 1962 bei den Wiener Festwochen. Ihr Bühnenrepertoire besaß einen ungewöhnlichen Umfang und enthielt Partien wie den Orpheus von Gluck, die Marcellina in »Figaros Hochzeit«, die Erda, die Waltraute und die Fricka im Ring-Zyklus, den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Adelaide in »Arabella«, die Herodias in »Salome« und die Klytämnestra in »Elektra«, ebenfalls von R. Strauss, die Amneris in »Aida«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die Mrs. Quickly in dessen »Falstaff«, die Marina im »Boris Godunow«, die Küsterin in Janáceks »Jenufa«, die Kabanicha in Janáceks »Katja Kabanowa«, die Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg, die Mrs. Herring in Benjamin Brittens »Albert Herring« und die Charlotte in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann. Auch als Konzertsängerin war sie angesehen. Sie starb 2009 in Kassel.

Schallplatten: Columbia.

 

4.8. Raymonde SERVERIUS: 95. Geburtstag

 Biografie der belgischen Sopranistin auf Holländisch: https://nl.wikipedia.org/wiki/Raymonde_Serverius

 

5.8. Jeffery BYERS: 65. Geburtstag

Er studierte zuerst Gesang und Musical an der University of Colorado mit einem Abschluss als Bachelor of Music. Später errang er an der University of Indiana den Master of Music unter der Leitung der Opernlegende Giorgio Tozzi. Jeffery Byers debütierte im Musicalfach und sang in den USA viele Musicalrollen in den Musicals Hello Dolly, Oklahoma, Fiddler on the roof, My fair Lady, The Kind and I, West Side Story u.v.m. Danach wechselte er ins Opernfach und sang mehrere Opernrollen wie die Titelrollen in Verdis Rigoletto, in Mozarts Don Giovanni, Rossinis Il Barbiere di Siviglia, Puccinis Gianni Schicchi, die Partien von Coppelius, Dapertutto, und Dr. Miracle in Offenbachs Les Contes d’Hoffmann, Germont in Verdis La Traviata, Sharpless in Puccinis Madama Butterfly, Sonora in Puccinis La fanciulla del West, Marcello in Puccinis La Bohème, den Grafen Almaviva in Mozarts Le nozze di Figaro, Gugliemo in Mozarts Cosi fan tutte, u.v.m. Der Bariton sang auch viele Konzerte und Liederabende in Europa und den USA und war u.a. zehn Jahre Ensemble-Mitglied des Opernhauses Zürich. Als Gesangvirtuose gewann er in seiner Karriere mehrere Wettbewerbspreise und hat einige CD´s aufgenommen. Jeffery Byers war auch ein gefragter Gesangspädagoge. Er unterrichtete an mehreren Institutionen Sologesang und widmete sich dem Sängernachwuchs. Er wohnte in Küsnacht am Zürichsee. Er starb im Februar 2015.

 

5.8. Leonardo LEO: 325. Geburtstag

 Er lernte am Conservatorio della pietà de‘ Turchini in Neapel sowie bei Giuseppe Ottavio Pitoni in Rom und lebte dann von 1717 bis zu seinem Tod im Jahr 1744 (nicht 1742 oder 1743, wie Burney und Piccinni angeben) als Kirchenkapellmeister und Direktor des Konservatoriums Sant‘ Onofrio in seiner Vaterstadt. Als einer der vorzüglichsten Meister der Neapolitanischen Schule war Leo in allen Gattungen der Komposition ausgezeichnet und gleich groß im Leidenschaftlichen und Erhabenen wie im Naiven, Zarten und Scherzhaften. Den exzellenten Ruf teilte er sich mit seinem Zeitgenossen Francesco Durante. Die Anhängerschaft der Beiden teilte sich seinerzeit in zwei rivalisierende Lager auf, den „Leisti“ und den „Durantisti“. Leo schuf mehr als 500 Werke, neben den zahlreichen Opern viele kirchliche Werke wie Messen, Psalmen und Kantaten, Serenaden und Instrumentalwerke. Der größte Teil seines Schaffens wird in der Bibliothek des Conservatorio di San Pietro a Majella in Neapel, in der Bibliothek des Vatikans und in der British Library in London aufbewahrt. Besondere Bedeutung haben Leos sechs Cellokonzerte. Auch als Lehrer hat Leo mit Erfolg gewirkt, zu seinen Schülern gehörten unter anderem Giovanni Battista Pergolesi, Niccolò Jommelli, Ignazio Fiorillo, Pasquale Cafaro und Niccolò Piccinni.

 

6.8. Gertrud JAHODA: 100. Geburtstag

 Ihre Ausbildung zur Sängerin erfolgte durch Sofie Kierner und Gunnar Graarud. 1939 debütierte sie am Theater von Klagenfurt als Micaela in »Carmen«. Sie war dann 1939-40 am Niederschlesischen Landestheater in Jauer, 1940-41 am Stadttheater von Heilbronn und 1941-44 am Theater von Mülhausen (Mulhouse/Elsass) engagiert. Hatte sie bis dahin in der Hauptsache Operettenpartien übernommen, so verlegte sie nach Kriegsende ihre Tätigkeit mehr und mehr auf das Gebiet des Operngesangs. Sie trat zunächst gastweise an verschiedenen Bühnen auf, war 1949-51 am Landestheater Linz/Donau, dann 1951-53 am Theater von Graz und 1953-55 am Opernhaus von Düsseldorf engagiert. In Düsseldorf wirkte sie 1954 in der Uraufführung der Oper »Die Heimkehr« von M. Mihalovici mit. In den Jahren 1955-57 gehörte sie dem Nationaltheater Mannheim an, anschließend bis 1961 dem Theater von Saarbrücken. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1950 als Elisabeth in Verdis »Don Carlos« und als Agathe im »Freischütz« und 1952 als Leonore im »Troubadour«. Sie erschien in den folgenden Jahren noch als Gast auf der Bühne wie im Konzertsaal. Aus ihrem Bühnenrepertoire seien die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Elsa im »Lohengrin«, die Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Titelfiguren in den Richard Strauss-Opern »Ariadne auf Naxos« und »Arabella«, die Martha in »Tiefland« von d’Albert, die Mona Lisa in der gleichnamigen Oper von M. von Schillings, die Elektra in »Das Leben des Orest« von Krenek, die Abigaille in Verdis »Nabucco«, die Violetta in »La Traviata«, die Aida, die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, die Magda Sorel in Menottis »The Consul« und die Lady Billows in »Albert Herring« von Benjamin Britten genannt. Sie starb im Jahr 1999. 1944 heiratete sie den NS-Kreisleiter von Mülhausen, Hans-Peter Murer, der 1947 hingerichtet wurde.

 

6.8. Wilhelm BOCKHOLT: 150. Geburtstag

 Er erhielt zunächst eine Ausbildung als Theatermaler. Während seiner Tätigkeit in diesem Beruf am Stadttheater von Freiburg i. Br. (1889-90) und am Hoftheater von Sondershausen in Thüringen (1890-91) gehörte er gleichzeitig den dortigen Theaterchören an. 1891-94 war er als Chorist am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich engagiert, dann als Solist am Stadttheater von Bern (1894-95), am Stadttheater von Mainz (1895-97), am Stadttheater von Nürnberg (1897-1901) und seit 1901 wieder in Zürich. Bis zur Beendigung seiner Bühnenkarriere 1935 blieb er Mitglied dieses Hauses, an dem er in einem sehr vielgestaltigen Rollenrepertoire im Lauf von 34 Jahren allgemein geschätzt wurde. Hatte er mit mehr lyrischen Partien begonnen, so sang er später Helden- und Charakterpartien und wechselte schließlich ins Bass-Buffo-Fach. Er wirkte in Zürich in einer großen Anzahl von Erstaufführungen und Premieren mit. Am 11.5.1917 sang er in den Uraufführungen der Opern »Arlecchino« (den Ser Matteo del Sarto) und »Turandot« (den Tartaglia) von Ferruccio Busoni, 1919 in der Uraufführung von Othmar Schoecks »Don Ranudo« (den Pedro), 1922 in der der Oper »Venus« vom gleichen Komponisten (den Bertram). Er kreierte für Zürich die Rollen des Sharpless in »Madame Butterfly« (Spielzeit 1909-10), des Amfortas im »Parsifal« (1913), des Posa in Verdis »Don Carlos« (1911), des Spielmanns in Humperdincks »Königskinder« (Saison 1911-12) und des Conte Gil in Wolf- Ferraris »Il Segreto di Susanna« (1910). Die Zahl der Schweizer Erstaufführungen, in denen er in Zürich mitwirkte, ist fast unübersehbar. Einige davon seien hier genannt: »Manru« von I Paderewski (Spielzeit 1901-02 als Oros), »Der polnische Jude« von Karel Weis (1901-02 als Nachtwächter und Beisitzer), »Alpenkönig und Menschenfeind« von Leo Blech (1903-04 als Astragalus), »Grisélidis« von Massenet (1902-03 als Marquis, zugleich deutschsprachige Erstaufführung), »Tiefland« von E. d’Albert (1907-08 als Moruccio), »Oberst Chabert« von H.W. von Waltershausen (1913 als Derville), »Höllisch Gold« von Julius Bittner (1916-17 als Mann), »Don Juans letztes Abenteuer« (1915-16 als Filippo) und »Schirin und Gertraude« von Paul Graener (1925-26 als Hussein), »Ratcliff« (1915-16 als MacGregor) und »Abenteuer des Casanova« (1925-26 als Richter) von Volkmar Andreae, »Die toten Augen« von E. d’Albert (1916-17 als Arcesius), »Le donne curiose« von E. Wolf-Ferrari (1919-20 als Pantalone), »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss (Zweitfassung, 1923-24 als Musiklehrer), »Mârouf« von Henri Rabaud (1923-24 als Vizir), »Fürst Igor« von Borodin (1927-28 als Skula), »Judith« von A. Honegger (1926-27 als Ozias), »Jonny spielt auf« von E. Krenek (1927-28 als Manager), »Maschinist Hopkins« von Max Brand (1929-30 als Berthier), »Wozzeck« von A. Berg (1931-32 als Doktor) und »Andrea Chénier« von Giordano (1931-32 als Mathieu). Er starb 1956 in Zürich.

 

6.8. Barbara STROZZI: 400. Geburtstag

 Sie war die Adoptivtochter (wahrscheinlich die illegitime Tochter) des aus Venedig stammenden Dichters und Librettisten Giulio Strozzi (1583-1652). Nicolo Fontei komponierte 1636 für sie seine »Bizzarie poetiche« und nennt sie bei dieser Gelegenheit »una virtuosissima cantatrice«. Auch sie selbst war als Komponistin bekannt; sie schrieb Bücher mit Arien, Kantaten und Duetten sowie ein Buch mit weltlichen zwei- bis fünfstimmigen Madrigalen und eins mit religiöser Vokalmusik für eine Singstimme und Continuo, die zwischen 1644 und 1664 herauskamen. Barbara Strozzi spielte eine große Rolle in der Accademia degli Unisoni, die ihr Vater 1637 in Venedig gegründet hatte, und in der sich in seinem Haus ein Kreis von Dichtern, Musikern und Philosophen zum Gedankenaustausch traf. Die 1638 in Venedig gedruckte Sammlung »Veglie de‘ Signori Unisoni« war Barbara Strozzi gewidmet. Giulio Strozzi übte als Librettist (u.a. für Claudio Monteverdi) wie als Musikkenner und –liebhaber einen großen Einfluss auf die Entwicklung der frühen venezianischen Oper aus, ebenso auch seine Tochter Barbara, die 1677 in Padua starb.

 

7.8. Kim BORG: 100. Geburtstag

 Zuerst Chemie-Studium und Examen als Diplom-Ingenieur. Seit 1937 begann er mit einer ersten Ausbildung seiner Stimme, die er nach Ablegung seines Ingenieurexamens 1946 intensiv betrieb und 1948-49 an der Königlichen Musikakademie in Stockholm vollendete. Seine Lehrer waren dabei Heikki Teittinen an der Sibelius-Akademie in Helsinki, Magnus Andersen in Kopenhagen und Adelaide von Skilondz in Stockholm. Konzertdebüt 1947. 1951 Bühnendebüt am Theater von Aarhus als Colline in Puccinis »La Bohème«. Seit 1952 durch Gastspielverträge mit den Opern von Kopenhagen und Helsinki verbunden. Konzertreisen durch Deutschland, Österreich, Holland, Nordamerika, Kanada und Israel. Bei den Opernfestspielen von Glyndebourne sang er 1956 den Don Giovanni, 1959 den Don Pizarro im »Fidelio« und 1968 den Gremin im »Eugen Onegin«; weiter zu Gast bei den Festspielen von Salzburg (1956 und 1958 in Mozart-Konzerten, 1965 Bass-Solo in der »Schöpfung« von J. Haydn, 1966-67 Pimen im »Boris Godunow«). 1959 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Graf Almaviva in »Le nozze di Figaro«). Mitglied dieses Hauses bis 1962. Er sang dort in insgesamt 39 Vorstellungen auch den Golaud in »Pelleas et Mélisande«, den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Don Giovanni, den Don Pizarro, den Amfortas im »Parsifal« und den Rangoni im »Boris Godunow«. 1960-74 reguläres Mitglied der Oper von Stockholm, an der er u.a. als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Don Alfonso in »Così fan tutte«, als Scarpia in »Tosca« und als Boris Godunow auftrat. 1971 sang er in den Stockholmer Aufführungen des Nibelungenrings den Fafner und den Hagen. 1961 Gastspiel am Bolschoi Theater Moskau als Boris Godunow. Sehr erfolgreiche Gastspiele an der Staatsoper Wien (1961-62 als Don Giovanni und als Graf in »Figaros Hochzeit«), in München und Berlin. 1965-68 wirkte er an der Hamburger Staatsoper. Dort sang er bis 1974 (seit 1968 als ständiger Gast) Partien wie den Sarastro, den Don Alfonso, den Hunding und den Hagen im Nibelungenring, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Scarpia und den Boris Godunow. Er wirkte in Hamburg in der Uraufführung von »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller mit (11.10.1966). Bis 1970 war er regelmäßig an der Oper von Helsinki zu hören. Er gastierte 1970 bei den Festspielen von Drottningholm als Osmin und 1973 an der Scottish Opera Glasgow als Arkel in »Pelleas et Mélisande«.  Internationale Gastspiel-Karriere mit Auftritten in Warschau und Leningrad, in Budapest, Bukarest und Belgrad, an den Opernhäusern von Zürich, Bordeaux, Nizza und Oslo sowie im Rahmen einer Australien-Tournee. 1977 hörte man ihn an der Oper von Tel Aviv als Pimen. Er lebte später in Glostrup (Dänemark). 1972-89 Professor an der Königlichen Musikakademie in Kopenhagen. 1997 wurde er zum Ehrendoktor der Sibelius-Akademie in Helsinki ernannt. Er war auch als Komponist tätig und schrieb eigene Orchestrierungen zu Liedern von Mussorgsky und Sibelius. Er starb 2000 in Fredensborg-Humlebæk (Dänemark). – Seine dunkel timbrierte, machtvolle Bass-Bariton-Stimme bewährte sich in einem vielgestaltigen Bühnenrepertoire, aber ebenso auch im Oratorien- und Liedgesang.

Viele Aufnahmen auf HMV (»Boris Godunow«, »Lulu« von Alban Berg), EMI (»The Dream of Gerontius« von E. Elgar), zumal aber auf DGG (»Die Schöpfung«, Requiem-Messen von Mozart und Verdi, »Die Zauberflöte«, »Madame Butterfly«, »Tosca«, Querschnitt »Der Barbier von Sevilla«). Auf Unicorn sang er in »Saul og David« von Carl Nielsen, auf Finlandia Lieder von Yrjö Kilpinen; weitere Aufnahmen auf Columbia, Supraphon und Felix.

 

7.8. Gaetano RAVANNI: 275. Geburtstag

 Er wurde durch den Sänger und Pädagogen Pinetti in seiner Heimatstadt Brescia ausgebildet und betrat dort 1759 auch erstmalig die Bühne. 1761 hatte er am Teatro San Benedetto in Venedig, 1762 in Bologna, 1765 in Verona aufsehenerregende Erfolge. Der Herzog Clemens von Bayern verpflichtete ihn 1764 als Altisten für seine Hofkapelle. 1765 hatte er in München als Bühnensänger in der Oper »Il trionfo di Clelia« von Gluck großen Erfolg (eine Oper, in deren Uraufführung er bereits 1763 am Teatro Comunale Bologna mitgewirkt hatte). Auch unter den Kurfürsten Maximilian III. und Karl Theodor blieb er als Mitglied der Bayerischen Hofkapelle in München tätig und setzte seine Karriere als Konzert- wie als Bühnensänger fort. 1800 ging er in Pension. Man rühmte die souveräne Beherrschung der Gesangstechnik durch den Künstler, namentlich seine Fertigkeit in der Ausführung von Rouladen und schwierigen Kadenzen. Später arbeitete er in München im pädagogischen Bereich. Er starb 1815 in München. – Sein Familienname kommt auch als Ravani vor.

 

9.8. Heinz IMDAHL: 95. Geburtstag

 Studium bei Berthold Pütz in Krefeld sowie an der Musikhochschule von Köln. Er begann seine Bühnenkarriere 1948 als Morales in »Carmen« am Opernhaus von Düsseldorf unter der Direktion von Gustav Gründgens. Seine Engagements waren: 1948-51 Opernhaus Düsseldorf, 1951-52 Staatsoper München, 1952-55 Stadttheater Bremen, 1955-56 Staatsoper Berlin, 1956-62 wieder Düsseldorf, dann 1959-88 Staatsoper München. Hier hatte der Künstler eine bedeutende Karriere. Dem Opernhaus Nürnberg war er 1958-70 durch Gastvertrag verbunden, ebenso dem Opernhaus von Köln. 1954 gab er Gastspiele in Brasilien, vor allem an der Oper von Rio de Janeiro. 1955 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Amonarso in »Aida«, in der Spielzeit 1957-58 als Graf Luna im »Troubadour«, als Don Pizarro im »Fidelio« und als Scarpia in »Tosca«. Er gastierte 1961-71 in insgesamt 33 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (als Olivier im »Capriccio« von R. Strauss, als Kothner wie als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Donner im »Rheingold«, als Wolfram im »Tannhäuser«, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Fliegender Holländer, als Telramund im »Lohengrin«, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Amfortas im »Parsifal«, als Wotan in der »Walküre« und als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss). Weitere Gastspiele am Teatro Comunale Florenz (1953 als Wolfram und als Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg«), an der Oper von Rom (1958 als Sprecher in der »Zauberflöte«, 1970 als Don Pizarro im »Fidelio«), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1964), an der Oper von Lausanne (1965 als Kurwenal), an der San Francisco Opera (1965 als Hans Sachs), an der Oper von Lyon (1966 als Kurwenal), am Teatro Regio Turin (1967 als Telramund, 1971 als Kurwenal, 1972 als Wanderer im »Siegfried«), am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1967), am Theater von Reggio Emilia (1968 als Wanderer), am Teatro Comunale Bologna (1966 und 1968 als Wotan bzw. als Wanderer), an der Staatsoper Hamburg (1970 als Fliegender Holländer), am Teatro San Carlo Neapel (1970 als Jochanaan in »Salome«, 1972 als Wotan in der »Walküre«, 1974 als Wanderer im »Siegfried«), an der Oper von Oslo (1973), am Teatro Verdi Triest (1975 als Faninal im »Rosenkavalier«), an der Oper von Santiago de Chile (1978 als Wanderer) und an der Oper von Philadelphia (1970 als Hans Sachs). An der Covent Garden Oper London sang er 1972 mit dem Münchner Ensemble den Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos«. Sein sehr umfassendes Repertoire enthielt als weitere Partien den Rigoletto, den Jago im »Otello« von Verdi, den Alfio in »Cavalleria rusticana«, den Nelusco in Meyerbeers »Afrikanerin«, den Colonna in »Rienzi« von R. Wagner, den Kaspar im »Freischütz«, den Orest in »Elektra« von R. Strauss und den Eugen Onegin. Er nahm seinen Wohnsitz in Übersee am Chiemsee. Er starb 2012 in München.

Die Stimme des Künstlers, der über 40 Partien aus dem lyrischen wie dem heldischen Fach beherrschte, erscheint in einer Aufnahme von Richard Wagners Jugendoper »Das Liebesverbot« auf EJS, auf Westminster als Telramund im »Lohengrin«, auf Melodram in einem Recital, bei Orfeo in »Palestrina« von H. Pfitzner.

 

9.8. José-Yves LIMANTOUR: 100. Geburtstag

 Biographie des mexikanischen Dirigenten auf Spanisch : http://es.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Yves_Limantour_(m%C3%BAsico)

 

9.8. Armin WELTNER : 125. Geburtstag

Er sang bereits in einem Wiener Knabenchor, wurde dann aber Schüler des Hofschauspielers Karl Baumgartner und bestand 1915 seine Abschlussprüfung an der Wiener Akademie als Schauspieler. Mit einem Stipendium der Akademie wandte er sich dann an dieser Anstalt sogleich dem Gesangstudium zu, das er in Berlin und Mailand vervollständigte. Nach seinem Debüt 1919 am Theater von Olmütz (Olomouc) sang er 1921-22 am Theater von Brünn (Brno), 1922-23 am Opernhaus von Leipzig, 1923-25 am Stadttheater von Bern (Schweiz), 1925-26 in Königsberg (Ostpreußen), 1926-27 an der Staatsoper Berlin, 1927-29 am Stadttheater Stettin, 1929-33 am Stadttheater Dortmund. 1928 sang er am Berliner Schauspielhaus in der denkwürdigen Inszenierung von »Hoffmanns Erzählungen« durch Max Reinhardt die Dämonen. Nachdem er 1933 Deutschland wegen der Entwicklung der politischen Verhältnisse verlassen hatte, ging er in die Schweiz, wo er 1933-42 am Stadttheater von Basel, 1942-49 in Luzern sang. Am Stadttheater von  Basel wirkte er 1934 in der Uraufführung der Oper »Marisa« von Hans Haug (als Mazzenmeister) und 1937 in jener der Oper »Tartuffe« von Hans Haug mit,  dazu in den Schweizer Erstaufführungen von »La Fanciulla del West« von Puccini (Spielzeit 1935-36 als Sonora), »Hypatia« von R. Caetani (1936-37 als Ammonius) und »Das Gespensterschloss« von St. Moniuszko (1939-40 als Matthias), am Stadttheater von Bern bereits 1924-25 in der von Puccinis »Il Tabarro« (als Michele). Im Ablauf seiner Karriere gastierte er u.a. in Wien, München, Florenz und Rom. 1946 Professor an der Wiener Musikakademie, gab aber noch immer Gastspiele (u.a. an der Wiener Staatsoper 1947 als Germont-père in »La Traviata« und 1950 als Amonasro in »Aida«) und lebte später als Pädagoge in Zürich. Seine Stimme blieb ihm ungewöhnlich lange erhalten; noch im Alter von 82 Jahren ist er am Schweizerischen Rundfunk (Radio Bern) aufgetreten. Er starb 1992 in Zürich.

Schallplatten: Seit 1927 zahlreiche elektrische Aufnahmen auf DGG-Polydor, darunter Arien- und Liederplatten, vor allem aber Kurzopern (»Der Barbier von Sevilla«, »Der Troubadour«, »Die lustigen Weiber von Windsor«, »La Bohème«, Heerrufer im »Lohengrin«, Ottokar im »Freischütz«).

 

10.8. Heinz PRESCHER : 85. Geburtstag

Er begann seine künstlerische Tätigkeit im damaligen FDGB-Ensemble, einem professionellen Gesangs- und Tanzensemble, in Weimar, wo er 1958 auch extern seine Bühnenreifeprüfung als Chorsänger ablegte und ans Leipziger Operettentheater engagiert wurde. Zwei Jahre später wechselte er ans Leipziger Opernhaus, dessen festliche Eröffnung er mitgestalten konnte. 1963 gelang der Wechsel zum Solisten, seine modulationsfähige, leicht ansprechende und hohe Stimme, hatte ihm Erfolg gebracht. Bereits in Erfurt war er besonders in Mozart-Partien – Tamino und Don Ottavio – geschätzt, er sang aber dort auch den Rudolf in LA BOHEME und den Alfred in LA TRAVIATA  (damals wurden die Werke noch in deutscher Sprache gesungen!), ebenso den „Sänger“ im „Rosenkavalier“. So war es fast zwangsläufig, dass der Operndirektor Prof. Carl Riha den damals 33-Jährigen nach „Karl-Marx-Stadt“ (wie Chemnitz damals hieß) verpflichtete und beide Seiten haben dieses Engagement zu keiner Zeit bereut. Prescher sang auch hier wieder zuerst Mozart, den Tamino in mehreren Inszenierungen der ZAUBERFLÖTE, den Belmonte in der ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL, bald blieb es nicht dabei, es folgten eine Vielzahl von Partien – wie er es einmal sagte – „praktisch alles, was es für den lyrischen Tenor zu singen gibt“. Natürlich war er ein großartiger POSTILLON VON LONJUMEAU , ein zuverlässiger Lorenzo in FRA DIAVOLO, ein gewitzter Graf Almaviva im BARBIER VON SEVILLA und ein zu Herzen gehender Lenski in EUGEN ONEGIN. Auch in damals zeitgenössischen Opern kam er wiederholt zum Einsatz – als Don Antonio in Prokofjews DIE VERLOBUNG IM KLOSTER oder als Mogel in Werzlaus MEISTER RÖCKLE. Neben seiner biegsamen und höhensicheren Stimme überzeugte stets sein unverwüstliches Talent, eine Partie auch zu spielen, der Baron Kronthal in Lortzings WILDSCHÜTZ wäre hier besonders hervorzuheben, aber auch seine Ausflüge ins Operettenfach: natürlich war er ein lustiger Alfred in der FLEDERMAUS und – vom Publikum immer wieder besonders geliebt – der prädestinierte Adam im VOGELHÄNDLER. Er hörte auf die Möglichkeiten seiner Stimme und mutete ihr nie Dinge zu, die nicht zu ihr passten: Ausflügen ins heldische Fach versagte er sich grundsätzlich – weshalb er auch sofort zugriff, als Prof. Riha ihn als Wenzel in der VERKAUFTEN BRAUT besetzte, auf diesem Wege den dramatischeren Hans vermeidend. In den MEISTERSINGERN VON NÜRNBERG war er ein großartiger David – das war’s aber dann bei Wagner auch schon (wenn man vom Walther von der Vogelweide im TANNHÄUSER absieht, der aber ist ja eben auch ein „lyrischer“ Tenor!)

Prescher war nicht nur eine Stütze des Ensembles, sondern auch vom „Ensemblegeist“ beseelt – das gab es damals noch! Und es war für ihn selbstverständlich, dass er eine Fülle von mittleren und kleinen Aufgaben innerhalb „seines“ Ensembles übernahm. Gastspiele führten ihn besonders zu einer Reihe von konzertanten Aufführungen, dort glänzte er vom Kunstlied über Opern- und Operettenarien bis hin zur „Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach. Seine Interpretation des Tenor-Solos in CARMINA BURANA ist mir besonders lebhaft in Erinnerung geblieben. Der Rundfunk verpflichtete ihn mehrmals, u. a. sang er in der einzigen (leider unvollständigen!) Gesamtaufnahme des ENOCH ARDEN von Gerster den jungen Enoch unter der Leitung von Kurt Masur.

Nach seiner aktiven Bühnentätigkeit war er jederzeit ein interessierter Kollege und stand auch Jüngeren mit Rat und Tat zur Seite. Noch bis in die letzten Jahre hinein besuchte er das Seniorenkolleg der Technischen Universität Chemnitz. Er starb am 5. Mai 2019 in Chemnitz. Alle, die ihn kannten, werden seine Stimme, seine Persönlichkeit und seinen Humor in bester Erinnerung behalten.

Werner P. Seiferth

 

10.8. John ALLDIS: 90. Geburtstag

 Er wurde am King’s College in Cambridge erzogen. 1962 trat er der Fakultät der Guildhall School of Music in London bei; er gründete den John Alldis Chor, der bald bekannt wurde. Später dirigierte er den Chor des London Symphony Orchestra (1966-69), den Chor des London Philharmonic Orchestra (bis 1982) und ab 1972 den Dänischen Radiochor in Kopenhagen. Seine Chorarbeit wurde sowohl von Otto Klemperer, Georg Solti, Colin Davis als auch von Neville Marriner geschätzt. Er starb 2010 in London.

 

11.8. Attila BOZAY: 80. Geburtstag

Er studierte 1957-62 an der Hochschule für Musik von Budapest bei Ferenc Farkas und am Konservatorium bei István Szelényi. Danach unterrichtete er an der Musikfachschule in Szeged und arbeitete 1963-66 beim Ungarischen Rundfunk. Seitdem lebte er als freischaffender Komponist in Budapest. 1979-98 unterrichtete er an der Musikakademie und 1990-93 war er Direktor der Nationalphilharmonie. Bozay komponierte u. a. eine Oper (Csongor und Tünde, 1985), eine Serie für Kammerensemble (1970), ein sinfonisches Stück, ein Bratschenkonzert, kammermusikalische Werke, einen Liederzyklus und einen Motettenzyklus. Er starb 1999 in Nordungarn.

 

11.8. Wilfried BOETTCHER: 90. Geburtstag

 Er wurde als Cellist an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und als Dirigent bei Hans Swarowsky in Wien ausgebildet und wirkte sodann als Solocellist in Hannover 1956-58. 1959 gründete er das Kammerorchester Wiener Solisten, das sich vorwiegend der Musik des 18. Jahrhunderts widmete (Debut bei den Salzburger Festspielen 1959). 1965-74 hatte er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Hamburg inne. Er war 1967-71 Chefdirigent der Hamburger Symphoniker. Als Dirigent war er in Hamburg, Berlin, Wien sowie in England und Frankreich tätig. 1977-82 dirigierte er insgesamt 34 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (Don Giovanni, Die Entführung aus dem Serail, Die Zauberflöte, Fidelio, La clemenza di Tito, Der Freischütz, Le nozze di Figaro, Ariadne auf Naxos). Er starb 1994 in Saint-Siffret, Languedoc-Roussillon (Südfrankreich).

Es gibt von ihm mehrere Einspielungen auf Schallplatte bzw. CD, wie (als Dirigent) beispielsweise Joseph Haydns Symphonien 6, 7 und 8, Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzerte 17 und 24, Mozarts Serenaden 6 und 9, Johann Sebastian Bachs Musikalisches Opfer, und Mozarts Klavierkonzerte 19 und 20 (mit Alfred Brendel), Ludwig van Beethovens Klavierkonzerte 1-5 (mit Alfred Brendel).

 

11.8. Jiang YING: 100. Geburtstag

 Biographie der chinesischen Opernsängerin auf Englisch: http://en.wikipedia.org/wiki/Jiang_Ying_(musician)

 

11.8. Wilhelm GROSZ: 125. Geburtstag

 Er besuchte in Wien das Gymnasium Wasagasse, seine Eltern betrieben ein Juweliergeschäft am Graben. Er studierte 1913-19 Komposition, Klavier und Dirigieren an der Wiener Musikakademie u. a. bei Richard Robert, Richard Heuberger, Robert Fuchs und Franz Schreker. An der Universität Wien studierte er zusätzlich Musikwissenschaft. 1920 wurde er dort bei Guido Adler mit der (ungedruckten) Dissertation Die Fugenarbeit in Wolfgang Amadeus Mozarts Vokal- und Instrumentalwerken promoviert. 1919 wurden seine Orchesterstücke Tanz und Serenade von den Wiener Philharmonikern unter Felix Weingartner uraufgeführt. 1921 ging er für ein Jahr als Kapellmeister an die Oper Mannheim und arbeitete danach als freischaffender Komponist und Pianist in Wien. 1922 komponierte er eine Jazzband-Sonate für Violine und Klavier und nahm in Salzburg am ersten Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik teil. 1925 wurde Grosz’ Einakter Sganarell in Dessau und Wien uraufgeführt. 1928 kam in Hannover sein pantomimisches Jazz-Ballett Baby in der Bar nach dem Libretto von Béla Balázs heraus. 1927 erhielt er den Musikpreis der Stadt Wien. Im selben Jahr heiratete er Elisabeth Schoen und übersiedelte nach Berlin. Dort wurde er künstlerischer Leiter der neu gegründeten Ultraphon-Schallplattengesellschaft, bei der er auch eigene Liedbegleitungen und Schlagerkompositionen herausbrachte, auch ein Dirigat bei den Berliner Philharmonikern. Er komponierte Schlager, so Sieben kleine Tillergirls, arrangierte Lieder und Strauß-Walzer, begleitete Sänger und spielte auf Schallplatten mit Walter Kauffmann (1907–84) Klavierduos der Unterhaltungsmusik und mit dem Berliner Konzertverein Potpourris ein. Für die Schlesische Funkstunde in Breslau realisierte er mit den Afrika Songs eine Sammlung von Liedern nach Texten afro-amerikanischer Lyrik, vornehmlich von Langston Hughes, und komponierte die Funkoperette Eine kleine Melodie. Für Erich Engels Film Wer nimmt die Liebe ernst (1931) schrieb er die Filmmusik, die von Dajos Béla dargeboten wurde. Weitere Produktionen waren die Opernburleske Achtung, Aufnahme, die 1930 an der Oper Frankfurt uraufgeführt wurde, sowie ein grotesk-parodistischer Song-Zyklus unter dem Titel Bänkel und Balladen für Friedrich Hollaender. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 musste er als Jude Deutschland verlassen, die Aufführung seiner Musik wurde verboten und 1938 als „entartete Musik“ bezeichnet. Nach Wien zurückgekehrt wurde er Kapellmeister an Otto Premingers Wiener Kammerspielen. Der österreichische Antisemitismus veranlasste ihn, mit seiner Familie und seinen Eltern 1934 nach England zu flüchten. Dort gewann sein Talent für die Unterhaltungsmusik sogleich Anerkennung, als er mit Isle of Capri den erfolgreichsten Schlager der Saison 1934 herausbrachte. Auch in den Folgejahren produzierte er mit dem Songschreiber Jimmy Kennedy Hits für die Musikverlage in der Londoner Denmark Street (die sogenannte „Tin Pan Alley“), Harbour Lights, Red Sails in the Sunset und When Budapest Was Young. The Beatles spielten Red Sails in the Sunset 1962 im Hamburger Star Club. Da er die Schlager unter den Pseudonymen Hugh Williams und André Milos komponierte, fand Ein Schiff fährt nach Schanghai (Red Sails in the Sunset) auch den Weg in das nationalsozialistische Deutschland. Auf Empfehlung seines Schulfreundes Erich Wolfgang Korngold reiste Grosz im Mai 1939 mit seiner Frau in die USA. In New York komponierte er noch einige Schlager. Seine erste für die Filmindustrie in Hollywood entstandene Komposition war für den Film Along the Santa Fé Trail gedacht. Der Titelsong war die umgearbeitete Version eines Tangos, den Grosz 1929 für den Tenor Joseph Schmidt geschrieben hatte. Grosz verstarb im Dezember 1939 in New York an den Folgen eines Herzinfarkts, der Film wurde 1940 gedreht, die Filmmusik wurde dann von Max Steiner realisiert.

 

12.8. Heinrich Ignaz Franz BIBER: 375. Geburtstag

 Er erhielt in einem Jesuiten-Gymnasium im schlesischen Troppau seine musikalische Ausbildung. Hier hatte er Kontakt mit dem Trompeter und späteren Kapellmeister des Erzbischofs in Kremsier Pavel Josef Vejvanovský. Vermutlich nahm er weiteren Unterricht bei Johann Heinrich Schmelzer oder dem Hofkapellmeister Antonio Bertali in Wien, dies gilt jedoch als nicht gesichert. Seine erste bekannte Komposition stammt von 1663, ein Salve Regina für Sopran, Violine, Gambe und Orgel [C. 49]. Die erste Anstellung erhielt er 1668 als Musiker der Hofkapelle und Kammerdiener des Olmützer Bischofs Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn. Von einer Reise nach Innsbruck kehrte er unerlaubterweise nicht zurück. Auf dieser Reise kam er mit dem zu seiner Zeit berühmten Geigenbauer Jakobus Stainer in Kontakt, der ihn später in einem Schreiben als „der vortreffliche Virtuos Herr Biber“ erwähnte. Ab 1670 trat er in den Dienst des Erzbischofs Max Gandolf von Kuenburg in Salzburg. 1678 erhielt er dort die Stelle als Vizekapellmeister und nach dem Tode seines Vorgängers Andreas Hofer um 1684 die des Kapellmeisters. Er galt als genialer Violinvirtuose; für sein kompositorisches Werk verlieh ihm Kaiser Leopold I. 1690 ein Adelsprädikat (Truchsess). Fortan durfte er sich „Biber von Bibern“ nennen, was einen erheblichen sozialen Aufstieg bedeutete. Sein monatliches Einkommen betrug zu diesem Zeitpunkt 60 Gulden, bei freier Wohnung, Wein, Brot und Brennholz. 1715 folgte sein Sohn Carl Heinrich Biber (1681–1749) dem Vater auf dem Posten des Kapellmeisters.

In vielen seiner Frühwerke benutzte Biber die Skordatur (das Umstimmen einzelner Saiten), um besondere Klangeffekte zu erzielen und um schwierige Griffe in den unteren Lagen sowie auf leeren Saiten zu ermöglichen. Biber schrieb Messen, zwei Requien, zahlreiche Violinsonaten und Tafelmusiken. Sein monumentalstes Werk schuf er 1682 anlässlich der 1100-Jahr-Feier des Erzstiftes Salzburg, eine Messe mit 53 Stimmen, die Missa Salisburgiensis und den Hymnus Plaudite tympana. Diese Messe wurde früher Orazio Benevoli zugeschrieben. In den 1970er Jahren wurde angenommen, auch Bibers Vorgänger Andreas Hofer komme als Schöpfer des Werkes in Frage. Seit 1975 gilt Biber als der Komponist. Der größte Teil seiner geistlichen Werke ist so gut wie unbekannt. Von seinen Opern ist nur Chi la dura la vince erhalten. Von wenigen Geigern und Komponisten vor seiner Zeit findet man so häufig Doppelgriffe, Dreier- und Viererakkorde wie bei Biber. Er beherrschte, damals selten, das Violinspiel bis in die siebte Lage. Er starb 1704 in Salzburg.

 

13.8. Gordon SANDISON: 70. Geburtstag

 Er studierte 1967-73 an der Royal Scottish Academy of Music. 1972 debütierte er bei der Scottish Opera Glasgow in mehreren Partien in »Les Troyens« von Berlioz. In den folgenden sechs Jahren trat er dort in zahlreichen Partien auf, u.a. als Yamadori in »Madame Butterfly«, als Cascada in Lehárs »Die lustige Witwe«, als Marquis d’Obigny in »La Traviata«,  als Papageno in der »Zauberflöte«, als Schaunard wie als Marcello in »La Bohème«, als Figaro im »Barbier von Sevilla« wie in »Le nozze di Figaro«, als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Malatesta im »Don Pasquale« von Donizetti, als Demetrius in Brittens »A Midsummer Night’s Dream«, als Konrad Nachtigall in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Don Giovanni, als Marullo im »Rigoletto«, als Frank wie als Falke in der »Fledermaus«, als Falstaff in der gleichnamigen Verdi-Oper, als Mr. Flint in »Billy Budd« von B. Britten und als Don Alfonso in »Cosi fan tutte«. Am 27.8.1975 wirkte er beim Edinburgh Festival als Dand in der Uraufführung der Oper »Hermiston« von Robin Orr mit. 1979-80 war er am Stadttheater von Aachen engagiert; 1981 gastierte er beim Wexford Festival in »Zaïde« von Mozart. Beim Glyndebourne Festival gastierte er 1982 als Masetto im »Don Giovanni«, 1985 und 1987 als Dancaire in »Carmen«, 1987 als Baron Douphol in »La Traviata« sowie 1989, 1992, 2000 und 2004 als Dorfrichter in Janáceks »Jenufa«. Bei der Glyndebourne Touring Opera sang er 1982 den Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1991 den Altgesellen und den Dorfrichter in »Jenufa« sowie 1999 den Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«. An der Covent Garden Oper London sang er als erste Partie 1984 den Fléville in »Andrea Chénier« von Giordano; dort wirkte er auch 1987 in der englischen Erstaufführung der Oper »The King Goes Forth to France« von Aulis Sallinen mit, 1986 nahm er an der Fernost-Tournee des Ensembles teil. Er sang bei der Kent Opera den Grafen in »Le nozze di Figaro« und den Titelhelden im »Barbier von Sevilla« und bei der New Sadler’s Wells Opera in Operetten von Gilbert & Sullivan. Am Théâtre Châtelet Paris gastierte er 1986 in der Titelrolle von Rossinis »Il Signor Bruschino«. In der Saison 1993-94 trat er an der Londoner Covent Garden Oper in »Chérubin« von Massenet auf, 1995 an der English National Opera als Bartolo im »Barbier von Sevilla«. Bei den Festspielen von Mörbisch am Neusiedler See hörte man ihn 1997 in der Offenbach-Operette »Pariser Leben«, an der English National Opera London 1998 als Bartolo im »Barbier von Sevilla«. 1999 gastierte er am Teatro Nazionale Rom als Demetrius. 2001 sang er an der English National Opera London den Bartolo im »Barbier von Sevilla«. Er wurde auch als Konzertsänger sowie durch Rundfunk- und Fernsehsendungen bekannt. Er starb im Dezember 2018. Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Yvonne Lea.

Schallplatten: DGG (»Carmen«); Videoaufnahmen aus der Covent Garden Oper und aus Glyndebourne (»Carmen«, »Don Giovanni«, »Jenufa«, »La Traviata«).

 

13.8. Anton WENDLER: 85. Geburtstag

 Er studierte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Zeitungswissenschaft und Anglistik sowie Gesang an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sein Debüt als Opernsänger erfolgte in der Spielzeit 1966/67 in Ulm. 1967-72 war er am Landestheater Innsbruck verpflichtet. 1972 kam er als Regieassistent an die Wiener Staatsoper, wo er auch parallel als Sänger tätig war. Auf der Staatsopernbühne debütierte er am 28. Mai 1974 als Goro (Madame Butterfly). Bis zu seinem letzten Auftritt am 29. Juni 1999 als Bogdanowitsch (Die lustige Witwe) sang er 41 Rollen in 36 Werken an insgesamt 561 Abenden. Zu seinen Partien zählten weiters u. a. Dr. Blind (Die Fledermaus), Abbé (Andrea Chénier), Don Curzio (Le nozze di Figaro), Alcindoro (La Bohème), Spoletta (Tosca). Neben seiner Tätigkeit an der Wiener Staatsoper inszenierte er als freischaffender Regisseur zahlreiche Opern und Operetten, u. a. in Barcelona und Tokio. Seit 1988 war er zeitweise Leiter der Opernklasse am Bruckner-Konservatorium in Linz. Er starb im Juni 2017.

 

13.8. Augustyn BLOCH: 90. Geburtstag

Nach dem Abschluss der staatlichen Musikschule in Danzig-Langfuhr studierte er an der staatlichen Musikakademie Warschau bei Feliks Raczkowski und Tadeusz Szeligowski (Abschluss 1954 für das Orgelspiel, 1956 für das Kompositionsstudium). Er komponierte unter anderem für das Polnische Radio. 1977-79 war er Vizepräsident des Polnischen Komponistenverbandes, 1983-87 Vorsitzender der Programmkommission des Festivals Warschauer Herbst. Er war mit der Koloratursopranistin Halina Łukomska verheiratet und galt als einer der wichtigsten Vertreter der Neuen Musik in Polen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Er war zeitweilig eng verbunden mit den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Er starb 2006 in Warschau.

 

13.8. Leonid Alexejewitsch POLOWINKIN: 125. Geburtstag

Er hatte in seiner Heimatstadt Unterricht in den Fächern Klavier, Geige, Komposition und Dirigieren, studierte in Moskau Jura und war 1917-24 Schüler von Georgi Katuar, Sergei Wassilenko, Nikolai Mjaskowski, Nikolai Malko und Reinhold Glière. Ab 1924 war er in Leningrad an der Errichtung des Marmontow-Studios für Monumentale Oper beteiligt. Zugleich wirkte er als musikalischer Leiter am Aleksandrinski-Theaters. Von 1926 zu seinem Tode 1949 war er musikalischer Leiter des Zentralen Kinder-Musiktheaters in Moskau und Lebensgefährte von dessen Leiterin Natalia Saz. Außerdem war er Mitglied und Sekretär der Assoziation für Zeitgenössische Musik (ASM). Polowinkins Kompositionen waren zunächst von Alexander Skrjabin geprägt. Später wurde sein Stil avantgardistischer. Er komponierte neun Sinfonien, ein Klavierkonzert, kammermusikalische Werke, darunter vier Streichquartette, fünf Klaviersonaten, Klavierstücke und Lieder. Kollektive Kompositionen entstanden mit Alexander Mossolow, Anatoli Alexandrow, Dmitri Schostakowitsch und Nikolai Roslawetz. Nach seinem Tod geriet Polowinkin weitgehend in Vergessenheit. Erst in jüngster Zeit werden seine Werke wiederentdeckt. So spielte die Pianistin Anait Karpova eine Auswahl seiner Klavierkompositionen auf CD ein.

 

14.8. Horst HIESTERMANN: 85. Geburtstag

 Er erlernte zunächst den Beruf eines Maschinenschlossers. Nach der zufälligen Entdeckung seiner Stimme kam er 1955 als Chorsänger an das Stadttheater von Brandenburg (Havel), wurde dort aber bereits seit 1957 als Solist eingesetzt (Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, Nando in »Tiefland«, Operettenpartien). 1959-61 Spieltenor am Opernhaus von Leipzig, 1961-64 lyrischer Tenor am Nationaltheater Weimar. 1964-76 war er als Buffo- Charaktertenor gleichzeitig an den Staatsopern von Berlin und Dresden engagiert. An der Berliner Staatsoper wirkte er in den Uraufführungen der Opern »Esther« von Robert Hanell (18.10.1966), »Lanzelot« von Paul Dessau (19.12.1969), »Joe Hill« von Alan Bush (29.9.1970) und »Sabellicus« von R. Kunad (21.4.1974) mit. Er ging dann nach Westdeutschland, wo er 1976-84 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg war. Große internationale Karriere mit Gastspielen an den Staatsopern von Hamburg und München sowie an der Deutschen Oper Berlin, an der er am 25.9.1984 in der Uraufführung der Oper »Gespenstersonate« von A. Reimann mitwirkte. Seit 1978 erschien er bei den Festspielen von Salzburg als Haushofmeister der Marschallin im »Rosenkavalier« (1978-79), als Monostatos in der »Zauberflöte« (1979-86), als Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss (1980-82), als 1. Gefangener im »Fidelio« (1982-83) und als einer der Trojaner in »Idomeneo« (1983-84). Dort wirkte er auch in konzertanten Aufführungen der Opern »Karl V.« von E. Krenek (1980 als Frangipani und als Hofastrologe), »Penthesilea« von O. Schoeck (1982 als Diomedes) und »Dantons Tod« von G. von Einem (1983 als Robespierre) mit. An der Staatsoper von Wien gastierte er 1983-89 in insgesamt 16 Vorstellungen als Herodes in »Salome« von Richard Strauss und als Schuiskij in »Boris Godunow«. Den Herodes, eine seiner großen Partien, sang er auch 1989 am Gran Teatre del  Liceu in Barcelona und 1990 an der Deutschen Oper Berlin. An der Grand Opéra Paris (1980 Schuiskij) wie an der Mailänder Scala (1984 Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos«, 1994 Ägisth in »Elektra« von R. Strauss), an der Oper von Dallas (1982 Loge in »Rheingold« und Valzacchi im »Rosenkavalier«) wie in Tokio (1983 Mime im »Siegfried«) gastweise aufgetreten. Weitere Gastspielauftritte in Nizza, Rouen, Amsterdam, Barcelona (1984 Ägisth), an Bühnen in der Sowjetunion, in Belgien, in Houston/Texas und in Ägypten. 1987 debütierte er als Mime im »Rheingold« an der Metropolitan Oper New York, wo er bis 1990 in insgesamt 21 Vorstellungen auch als Mime im »Siegfried« besonders erfolgreich war. Seit 1984 Mitglied des Opernhauses von Zürich, wo er am 5.12.1984 in der Uraufführung der Oper »Der Kirschgarten« von R. Kelterborn auftrat. 1992 gastierte er in der Neuen Musikhalle Athen (Megaron Mousikis Athenon) als Ägisth, den er 1995 auch am Opernhaus von Köln sang. Als weitere Bühnenpartien des Künstlers seien genannt: der Hauptmann in »Wozzeck« von A. Berg, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Hexe in »Hänsel und Gretel«. Bedeutende Karriere auch als Konzertsänger. 1997 beendete er seine Karriere am Opernhaus von Essen als Lukullus in der Oper »Die Verurteilung des Lukullus« von Paul Dessau. Er veröffentlichte seine Lebenserinnerungen unter dem Titel »Ei Mime bist du so witzig?« (2000). Er starb im Jänner 2009.

Zahlreiche Schallplattenaufnahmen auf den Marken Eterna (»Wozzeck«, »L’Enfant et les sortilèges« von Ravel, »Die Verlobung im Kloster« von Prokofjew, »Puntila« von Dessau, »Maître Pathelin« von Kunad, »Esther« von Hanell), HMV (kleine Partie in »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Turandot« von Puccini, Querschnitt »Carmen«), Philips (»Carmina Burana« und »Trionfo di Afrodite« von C. Orff), RCA (Monostatos in der »Zauberflöte«), Amadeo (»Karl V.« von Krenek), Schwann-Atlantis (»Penthesilea« von Schoeck), Orfeo (»Dantons Tod«), Amiga, Harmonia mundi (Ägisth in »Elektra«), Capriccio/EMI (»Die sieben Todsünden« von K. Weill), Edition Schwann (»Penthesilea« von O. Schoeck).

 

14.8. Georges PRÊTRE: 95. Geburtstag

Er absolvierte sein Musikstudium am Pariser Konservatorium. 1946 debütierte er mit 22 Jahren an der Oper in Marseille. Von dort aus führte ihn sein Werdegang über die Opéra Comique in Paris zur Pariser Oper, zur Wiener Staatsoper (1962-64 Capriccio, Carmen, Rigoletto, Faust, Madame Butterfly, La Bohème, Otello sowie 1990-91 Samson et Dalila, insgesamt 36 Vorstellungen), zur Metropolitan Opera New York (1964-67 Samson et Dalila, Faust, Arabella, Il Trovatore, Parsifal, La Traviata, Tristan und Isolde sowie 1976-77 nochmals Faust, insgesamt 101 Vorstellungen) und zur Mailänder Scala (1966-2011 Faust, Turandot, Die Walküre, Samson et Dalila, Carmen, Pelléas et Mélisande, La Bohème, Werther, Madame Butterfly, Manon Lescaut, L’Enfant et les Sortilèges/L’Heure Espagnole, Cavalleria rusticana/Pagliacci, Les Troyens, Turandot und viele Konzerte). 1970 wurde er Musikdirektor der Pariser Oper. Im Konzertbereich dirigierte er die Wiener und die Berliner Philharmoniker, die großen US-amerikanischen sowie Londoner Orchester. 1986 wurde er für eine Fünfjahresperiode zum Ersten Gastdirigenten der Wiener Symphoniker gewählt, mit denen er auch internationale Konzertreisen (Europa, Japan, USA) unternahm. Im Juli 1989 stand Georges Prêtre der Eröffnung der Opéra Bastille in Paris vor. Seit 1995 ist er Ehrendirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR. Im Jahre 1999 dirigierte er mehrere Konzerte zum 100. Geburtstag von Francis Poulenc. Aus Anlass des 100. Todestages Giuseppe Verdis leitete er 2001 mehrere Aufführungen von dessen Requiem. 2004, im Jahr seines 80. Geburtstages, kehrte Georges Prêtre zu seinen bevorzugten europäischen Orchestern zurück: Santa Cecilia di Roma, Maggio Musicale Fiorentino, Orchestra del Teatro alla Scala di Milano, Orchestra del Teatro La Fenice di Venezia, Wiener Symphoniker, Wiener Philharmoniker, SWR-Sinfonieorchester Stuttgart, NDR-Sinfonieorchester Hamburg, Sächsische Staatskapelle Dresden sowie in Frankreich zum Orchestre National de France, Orchestre de l’Opéra National de Paris sowie Orchestre National du Capitole de Toulouse. Im Januar 2008 dirigierte Georges Prêtre erstmals und mit großem Erfolg das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Wiener Musikverein. Es folgte eine rasche Wiedereinladung für das Neujahrskonzert 2010. Weitere Projekte der letzten Saisonen inkludieren das Neujahrskonzert am Teatro La Fenice in Venedig im Januar 2009, Cavalleria Rusticana/Pagliacci als Opern-Ausnahme beim Festival von Orange 2009, sowie Konzerte mit den Wiener Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, der Staatskapelle Dresden, den Bamberger Symphonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, der Filarmonica della Scala und der Accademia Nazionale di Santa Cecilia Rom. In der Saison 2011/12 standen u.a. eine Tournee mit den Wiener Philharmonikern, Festwochenkonzerte mit den Wiener Symphonikern, ein Beethoven-Schwerpunkt mit den Münchner Philharmonikern sowie Konzerte mit der Staatskapelle Dresden, dem Orchestra Filarmonica della Scala und der Accademia Nazionale di Santa Cecilia Rom auf dem Programm des Künstlers. Zu letzt stand er im Oktober 2016 im Wiener Musikverein am Pult der Wiener Symphoniker. Er starb 2017 in Navés (Dpt. Tarn, Frankreich).

Georges Prêtre war einer der wenigen französischen Künstler, die sowohl in der Heimat als auch im Ausland die höchsten Ehrungen erhalten haben. So wurde er 2004 Kommandeur der französischen Ehrenlegion und Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Aus Anlass seines 80. Geburtstages wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. Inzwischen wurde Georges Prêtre auch zum Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker ernannt, das Orchester „Filarmonica della Scala“ erteilte ihm den Titel „Socio onorario“ .und vom französischen Präsidenten wurde ihm die höchste Auszeichnung verliehen, die Frankreich an einen Zivilisten vergeben kann: der „Grand Officier de la Légion d’Honneur“.

 

15.8. Elsie MORISON: 95. Geburtstag

 Sie erhielt ihren ersten Unterricht durch ihre Mutter, die selbst Sängerin gewesen war, zugleich studierte sie Klavierspiel. 1943 gewann sie den Melba-Preis und wurde nun Schülerin des Melbourne Conservatory bei Clive Carey. 1944 debütierte sie in Melbourne als Solistin im »Messias«. Zwei Jahre lang war sie darauf in Australien als Oratorien- und Rundfunksängerin tätig. 1946 kam sie nach England und schloss ihre Ausbildung am Royal College of Music in London ab. Sie debütierte 1948 in der Londoner Albert Hall in »Acis and Galathea« von Händel. 1948-54 Mitglied der Sadler’s Wells Opera in London. Hier hatte sie als Fiordiligi in »Così fan tutte«, als Lauretta in »Gianni Schicchi« von Puccini, als Nannetta im »Falstaff« von Verdi, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, aber auch in modernen Musikwerken große Erfolge. Seit 1953 war sie auch Mitglied der Covent Garden Oper London, an der sie bis 1962 wirkte und als Mimi in »La Bohème«, als Susanna, als Pamina in der »Zauberflöte« und als Micaela in »Carmen« auftrat. 1954 sang sie bei der Welsh Opera in Cardiff in der Uraufführung der Oper »Menna« von Arwel Hughes. Bei den Festspielen von Edinburgh kreierte sie 1953 die Anne Trulove in der englischen Erstaufführung von »The Rake’s Progress« von Strawinsky. Beim Glyndebourne Festival trat sie 1954-55 und 1958 ebenfalls als Anne Trulove sowie 1956 als Zerline im »Don Giovanni« sowie 1959 und 1961 als Marzelline im »Fidelio« auf. 1958 sang sie an der Covent Garden Oper in der englischen Premiere von Poulencs »Dialogues des Carmélites«. Gastspiele an den großen Operntheatern wie bei internationalen Festspielveranstaltungen. 1957, 1960 und 1964 unternahm sie Gastspiel- und Konzertreisen in ihrer Heimat Australien. Bedeutende Konzert- und Oratoriensängerin, wobei sie auch hier ein weitläufiges Repertoire beherrschte. Sie starb 2016 in Prag. Sie war seit 1963 mit dem bekannten Dirigenten Rafael Kubelik (1914-96) verheiratet.

Schallplatten: Sang auf HMV die Sopransoli in vollständigen Aufnahmen der Oratorien »Messiah« und »Salomon« von Händel und »Die Jahreszeiten« von Haydn und in den Sullivan-Operetten »The Gondoliers« und »Ruddigore«, auf DGG das Solo in der 4. Sinfonie von Gustav Mahler, Soli in Messen von Haydn und Mozart. Auf Melodram erschien eine vollständige »Fidelio«-Aufnahme, auf Oiseau Lyre hört man sie in »The Fairy Queen«, auf Decca in »King Arthur« von Purcell, auf Concert Hall in »Israel in Egypt« von Händel.

 

15.8. August KNAPP: 175. Geburtstag

 Er kam als Tapeziergeselle nach Mannheim. Freunde wurden auf seine schöne Stimme aufmerksam, und er konnte 1866 als Chorist in das Ensemble des Mannheimer Hoftheaters eintreten. Der Hofkapellmeister Lachner erkannte die Befähigung des jungen Chorsängers, sorgte für seine weitere Ausbildung und übertrug ihm nach und nach größere Solo-Aufgaben. Er sang am 11.10.1874 in der Uraufführung der Oper »Der Widerspenstigen Zähmung« von H. Goetz am Hoftheater Mannheim den Hortensio, am 30.9.1877 in der Uraufführung der Oper »Francesca da Rimini« vom gleichen Komponisten den Lanciotto. 1892 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, 1893 am Opernhaus von Frankfurt a.M., 1894 an der Münchner Hofoper, 1897 in Amsterdam (in der »Götterdämmerung«). Seit 1895 war er auch als Regisseur tätig. Partien aus seinem Repertoire für die Bühne: der Agamemnon in Glucks »Iphigenie in Aulis«, der Don Giovanni, der Minister im »Fidelio«, der Hans Heiling in der Oper gleichen Namens von H. Marschner, der Zar in »Zar und Zimmermann«, der Heerrufer im »Lohengrin«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«,  der Bourdon in »Der Postillon von Lonjumeau« von A. Adam, der Hamlet in der gleichnamigen Oper von Thomas, der Lothario in »Mignon« vom gleichen Meister und der Tonio im »Bajazzo«. Als er 1897, bereits schwer erkrankt, in der Oper »Der Rattenfänger von Hameln« von V. Nessler nochmals in Mannheim auf der Bühne erschien, war seine Karriere, die gerade auf ihrem Höhepunkt angekommen war, fast beendet. Er starb 1898 in Mannheim nach einer langen, unheilbaren Krankheit.

 

16.8. Janis MARTIN: 80. Geburtstag

 Ausbildung durch Julia Monroe in Sacramento, dann durch Lili Wexberg und durch Otto Guth in New York. Sie sang zuerst im Opern-Department der University of Berkeley in Kalifornien und erhielt ein erstes Engagement 1960-64 im Mezzosopran-Fach an der Oper von San Francisco; dort hörte man sie u.a. als Priesterin in »Aida«, als Ciesca in »Gianni Schicchi«, als Teresa in »La Sonnambula«, als Annina wie als Flora in »La Traviata«, als Amme im »Boris Godunow«, als Fenena im »Nabucco«, als Giovanna im »Rigoletto«, als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, als Mercédès in »Carmen«, als Gertrude in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Lola in »Cavalleria rusticana«, als Annina im »Rosenkavalier«, als Emilia in Verdis »Otello«, als Margret im »Wozzeck« von A. Berg, als Waltraute in der »Walküre«, als Meg Page im »Falstaff« von Verdi, als Preziosilla in »La forza del destino«, als Pantalis in »Mefistofele« von Boito, als Polina in »Pique Dame« von Tschaikowsky und als eines der Blumenmädchen im »Parsifal«. An der City Opera New York trat sie 1962 als Mrs. Grose in Benjamin Brittens »The Turn of the Screw« auf. 1962 gewann sie den Gesangwettbewerb der New Yorker Metropolitan Oper und erhielt einen Dreijahresvertrag für dieses Haus, wo sie noch 1962 als erste Partie die Flora in »La Traviata« und dann bis 1965 kleinere Partien (u.a. Priesterin in »Aida«, Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, Berta im »Barbier von Sevilla«, Schenkenwirtin im »Boris Godunow«, Emilia in Verdis »Otello«, Teresa in »La Sonnambula«, Ines im »Troubadour«, Siebel im »Faust« von Gounod, Lola in »Cavalleria rusticana«, Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, Margret im »Wozzeck« und Rossweisse in der »Walküre«) sang. 1965 kam sie nach Europa und war bis 1969, immer noch als Mezzosopranistin, am Opernhaus von Nürnberg engagiert. Danach begann für sie eine große internationale Karriere. So hörte man sie nun wieder an der Oper von San Francisco: 1966 als Marina im »Boris Godunow«, als Suzuki in »Madame Butterfly«, als Maddalena im »Rigoletto« und als Venus im »Tannhäuser«, 1969 als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Gutrune in der »Götterdämmerung«,  1970 als Brangäne in »Tristan und Isolde«, 1976 als Sieglinde in der »Walküre« und als Tosca, 1978 als Ortrud im »Lohengrin«, 1979 als Mutter in »Il Prigioniero« von Dallapiccola, 1981 als Marie im »Wozzeck« von A. Berg, 1984 als Elektra von R. Strauss, 1988 als Senta in »Der fliegende Holländer« und 1990 als Brünnhilde im Nibelungen-Ring. 1967 debütierte sie als Venus an der Mailänder Scala, an der man sie 1979 als Marie im »Wozzeck« und 1994 als Elektra von R. Strauss sowie mehrfach in Konzerten (1979 mit den Altenberg-Liedern von A. Berg, 1979-80 als Frau in Schönbergs »Erwartung«, die sie dort 1983 auch in einer szenischen Produktion sang) hörte. 1968 gastierte sie an der Oper von Rom als Fricka. 1969 debütierte sie als Venus an der Wiener Staatsoper und sang hier bis 1997 in insgesamt 59 Vorstellungen auch noch die Kundry im »Parsifal«, die Senta, die Sieglinde, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Tosca, die Ariadne auf Naxos von R. Strauss, die Marie im »Wozzeck«, die Isolde in »Tristan und Isolde«, die Brünnhilde in der »Walküre« und im »Siegfried«, die Elektra von R. Strauss und die Färberin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss. 1970 übernahm sie als erste Sopranpartie die Donna Elvira im »Don Giovanni«. Seit 1970 ständiges Mitglied der Deutschen Oper Berlin; auch dem Opernhaus von Zürich verbunden, an dem sie als Isolde und als Kundry zu großen Erfolgen kam. Sie trat als Gast an der Grand Opéra Paris (1979 als Marie im »Wozzeck« und 1981 als Senta) und an der Opéra Bastille Paris (1993 als Elektra von R. Strauss und 1997 als Ortrud), in Amsterdam, Monte Carlo und an der Covent Garden Oper London (1973 als Marie im »Wozzeck«) auf. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von Hamburg, München und Stuttgart, an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M. und bei den Festspielen von Bayreuth. Hier sang sie zuerst 1968-69 die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Fricka in der »Walküre« und die 2. Norn in der »Götterdämmerung«, 1968-70 auch die Fricka im »Rheingold«, dann 1970 die Eva, 1970-72 die Gutrune, 1971-73 und 1995-97 die Kundry, 1971 die Freia im »Rheingold«, 1971-72 die Sieglinde und 1989 die Brünnhilde in der »Walküre«. In Nordamerika gastierte sie u.a. 1971 an der Oper von Chicago als Tosca, an den Opernhäusern von Philadelphia und San Diego. Seit 1973 sang sie auch wieder, jetzt als Sopranistin, an der New Yorker Metropolitan Oper. Sie trat hier nun als Kundry, als Marie im »Wozzeck«, als Sieglinde, als Hexe in »Hänsel und Gretel«, als Färberin, als Senta, als Tosca, als Fremde Fürstin in »Rusalka« von A. Dvorak und zuletzt 1997 als Brünnhilde in der »Walküre« auf. An der Metropolitan Oper New York trat sie in insgesamt 148 Vorstellungen auf. Bei den Salzburger Festspielen hörte man sie 1984 in einer konzertanten Aufführung von F. Schrekers »Die Gezeichneten« als Charlotte Nardi, am Grand Théâtre Genf 1985 als Isolde, 1986 an der Oper von Houston/Texas als Ariadne, 1987 am Teatro Regio Turin als Brünnhilde in der »Walküre«. 1988 sang sie am Opernhaus von Köln die Färberin, 1990 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg die Leonore im »Fidelio«, 1991 an der Münchner Staatsoper die Kundry, 1991 am Théâtre de la Monnaie Brüssel die Brünnhilde im Nibelungenring, 1992 am Teatro San Carlo Neapel die Senta. In der Eröffnungsvorstellung des Opernhauses von Nagoya (Japan) übernahm sie 1992 die Partie der Färberin. 1997 hörte man sie an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1998 am Opernhaus von Adelaide als Brünnhilde im Ring-Zyklus, am Teatro Bellini Catania 1998 und an der Hawaii Opera Honolulu 1999 als Elektra von R. Strauss. 1999 gastierte sie am wieder aufgebauten Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Turandot von Puccini, an der Oper von Marseille als Brünnhilde im »Siegfried«, an der Bayerischen Staatsoper München als Färberin. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind ergänzend noch die Gräfin wie der Cherubino in »Figaros Hochzeit«, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« und der Octavian im »Rosenkavalier« von Richard Strauss zu nennen. Nicht weniger bedeutende internationale Konzertkarriere. Sie starb 2014 in San Antonio (TX). Sie war zeitweilig mit dem Dirigenten der Schöneberger Sängerknaben Gerhard Hellwig (1925-2011) verheiratet.

Schallplatten: HMV (Adriano in »Rienzi«), Decca (Senta in »Der fliegende Holländer«), CBS (»Erwartung« von Schönberg), Wergo (»Sancta Susanna« von Hindemith), Melodram (Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Bayreuth 1968); dazu zahlreiche Mitschnitte von Opernaufführungen, vor allem aus Bayreuth.

 

16.8. Rainer SIMONS: 150. Geburtstag

 Er war der Sohn des Baritons und Theaterdirektors Karl Simons (1829-89), der zuletzt die Vereinigten Stadttheater Düsseldorf und Barmen leitete. Als dieser 1889 plötzlich starb, übernahm seine Mutter, die Schauspielerin Marie Meltzow, zusammen mit ihrem damals erst zwanzigjährigen Sohn Rainer Simons, die Direktion der beiden Häuser. Dieser hatte bis dahin Jura, u.a. an der Universität Lausanne, studiert. Beide führten die Direktion bis 1891 weiter. Rainer Simons entschloss sich nun aber zu einer umfassenden musikalischen Ausbildung und studierte Gesang bei dem berühmten Pädagogen Julius Stockhausen, Dirigieren bei Engelbert Humperdinck. 1891-92 war er als Opernsänger (Bariton) am Theater von Königsberg (Ostpreußen) engagiert, wo er auch bereits Aufgaben im Bereich der Regie wahrnahm. 1893-99 wirkte er, wieder als Sänger und Regisseur, seit 1896 aber als Direktor des Hauses, am Stadttheater von Mainz. 1902 übernahm er die Leitung des Kaiserjubiläums-Theaters in Wien, das sich seit 1904 Wiener Volksoper nannte, und das er zu einer ungewöhnlichen künstlerischen Blüte brachte. Bis 1917 war er Direktor der Wiener Volksoper und nahm dann eine Professur für Gesang, dramatische Ausbildung und Regiekunde an der Wiener Musikakademie wahr. 1925 begründete er das Schönbrunner Schlosstheater, eine Kammeroper. Seit 1926 war er wieder in leitender künstlerischer Funktion an der Wiener Volksoper tätig, wo er auch wieder Regie führte. 1933 leitete er kurzfristig das Wiener Raimund-Theater, starb aber im folgenden Jahr in Rottach/Tegernsee.

 

17.8. William McCUE: 85. Geburtstag

 Er arbeitete zuerst als Elektriker in einer Steinkohlengrube, begann aber mit 21 Jahren das Gesangstudium an der Scottish Academy of Music, dann in Manchester und schließlich an der Royal Academy of Music in London, wo Roy Henderson und Heddle Nash zu seinen Lehrern gehörten. 1962 debütierte er bei der Scottish Opera Glasgow als Onkel Bonze in »Madame Butterfly«. Er blieb für die folgenden 30 Spielzeiten bis 1991 Mitglied dieser Gesellschaft, bei der er mehr als 60 verschiedene Partien übernahm, darunter den Commendatore im »Don Giovanni«, den Superintendenten Budd in »Albert Herring« von B. Britten (den er auch bei einer Russland-Tournee mit der English Opera Group sang), den Fasolt im »Rheingold«, den Pimen im »Boris Godunow«, den Bartolo in »Le nozze di Figaro«, den Rocco im »Fidelio«, den Hunding in der »Walküre«, den Basilio wie den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Bottom in Brittens »A Midsummer Night’s Dream«, den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Colline in »La Bohème«, den Lodovico in Verdis »Otello«, den Pistola in Verdis »Falstaff«, den König Dodon in »Der goldene Hahn« von Rimsky-Korssakow, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Fiesco in »Simon Boccanegra«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Mumlal in Smetanas »Zwei Witwen«, den Dikoj in Janáceks »Katja Kabanowa«, den Mesner in »Tosca«, den Swallow in Brittens »Peter Grimes«, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Mr. Peachum in »The Beggar’s Opera«, den Pfarrer in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, den Bailli im »Werther« von Massenet, den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«,  den Frank in der »Fledermaus«, den Horace Giddens in »Regina« von Blitzstein und den Noah in Brittens »Noye’s Fludde«. 1995 trat er dort nochmals als Lord Chancellor in »Iolanthe« von Gilbert & Sullivan auf. Beim Edinburgh Festival hörte man ihn als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1965 bei der New Opera Company in der englischen Erstaufführung von Prokofjews »Der feurige Engel« (als Wirt); er übernahm  die Rolle des Tevje in dem Musical »The Fiddler on the Roof« in einer Truppe, die er selbst zusammengestellt hatte. Gelegentlich trat er auch als Schauspieler auf, so noch 1985 beim Edinburgh Festival. Er entfaltete eine Reihe von musikalischen Aktivitäten und war Produzent von zwei großen Seriensendungen im englischen Fernsehen (»McCue`s Music«; »Double Bill«). Bekannt wurde er auch durch seinen Vortrag schottischer Lieder, die er bei seinen Konzerten in vielen Ländern sang. Er starb 1999 in Airdrie (Schottland).

Schallplatten: EMI (Bartolo in »Le nozze di Figaro«, Edinburgh 1976).

Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.billmccue.com/about/

 

18.8. Oldřich SPISAR: 100. Geburtstag

 

 Eine erste Gesangsausbildung erhielt er an seinem Geburtsort Vyskov, die er am Konservatorium von Brno (Brünn) fortsetzte, doch wurde diese Ausbildung durch eine längere Krankheit unterbrochen. So konnte er erst 1947 am Theater von Olomouc (Olmütz) zu seinem Operndebüt kommen. Er blieb dort bis 1952, sang 1952-54 am Theater von Opava (Troppau), 1954-56 am Nationaltheater von Bratislava (Preßburg), 1956-58 am Theater von Plzen und wurde dann 1958 an das Nationaltheater Prag berufen. Er blieb bis Mitte der siebziger Jahre Mitglied dieses Hauses. In Opava hatte er 1955 in der tschechischen Erstaufführung der Oper »Bánk-Bán« von F. Erkel in der Titelrolle mitgewirkt, in Plzen 1957 in der von Prokofjews »Der Spieler« als Alexej. Neben vielen Partien aus dem tschechischen und dem slawischen Repertoire wie dem Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, dem Lukas in dessen »Hubicka« (»Der Kuss«), dem Stahlav in »Libussa«, dem Fernando in »Der Sturm« von Fibich, dem Prinzen in »Rusalka« von Dvorák, dem Laça in »Jenufa«, dem Boris in »Katja Kabanowa« von Janácek, dem Dalibor von Smetana, dem Mitja in »Die Brüder Karamasow« von O. Jeremiás und dem Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky übernahm er auch italienische Partien wie den Radames in »Aida«, den Alvaro in Verdis »La forza del destino«, den Riccardo in »Un Ballo in maschera« und den Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Seit den sechziger Jahren nahm er auch mehrere Wagner-Partien in sein Repertoire auf und gastierte u.a. 1962-63 an der Komischen Oper wie an der Staatsoper Berlin als Erik in »Der fliegende Holländer«. 1964-67 bestand ein Gastvertrag mit dem Staatstheater Hannover, an dem er als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Lohengrin und als Florestan im »Fidelio« auftrat. Weitere Gastspiele führten ihn an das Staatstheater Wiesbaden, an die Volksoper Wien, nach Venedig und 1970-73 an die Oper von Dublin. Mit dem Ensemble des Nationaltheaters Prag gastierte er 1964 beim Maggio Musicale Fiorentino mit der Viertelton-Oper »Die Mutter« von A. Hába und 1972 am Teatro Comunale Bologna in »Rusalka«. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er ein geschätzter Konzert- und Oratoriensänger (9. Sinfonie von Beethoven, Stabat mater von Dvorák, Glagolitische Messe von Janácek). Er starb 2001 in Brünn.

Schallplatten: Supraphon (»Die Mutter« von Hába).

 

20.8. Dobrila BOGOŠEVIĆ: 90. Geburtstag

 Sie besuchte die Musikakademien von Belgrad und Zagreb und wurde 1954 sogleich an die Nationaloper Belgrad verpflichtet. Für viele Jahre blieb sie Mitglied dieses Opernhauses und wurde hier in Partien wie der Norina im »Don Pasquale«, der Rosina in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Gilda im »Rigoletto«, der Violetta in »La Traviata« und der Marguerite im »Faust« von Gounod herausgestellt. Ihre Tätigkeit beschränkte sich jedoch nicht auf die jugoslawische Metropole; sie unternahm Gastspiele in Polen, in Ostdeutschland, in der Schweiz, in Italien, England und Ägypten. Dabei trat sie nicht nur auf der Bühne sondern auch als Lieder- und Konzertsängerin hervor. Sie starb 2017 in Belgard.

Aufnahmen ihrer Stimme existieren unter dem Etikett von Jugoton.

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.dobrilabogosevic.com/

 

22.8. Peter HOFMANN: 75. Geburtstag

 Er war zuerst ein bekannter Sportler und erbrachte große Leistungen als Zehnkämpfer. Dann seit 1963 Militärdienst in einer Fallschirmjägerabteilung der Deutschen Bundeswehr. Hier wurde seine schöne Stimme erkannt; er besuchte seit 1969 die Musikhochschule in Karlsruhe und war dort Schüler der Pädagogin Emmy Seiberlich. Beginn der Opernkarriere 1972 am Stadttheater von Lübeck (Debüt als Tamino in der »Zauberflöte«). Von dort wurde er 1974 an das Opernhaus von Wuppertal, dann 1975 an die Staatsoper von Stuttgart verpflichtet, an der er bis 1983 engagiert war. 1976 erregte er als Parsifal in Stuttgart, Wuppertal und Hamburg Aufsehen. Der Künstler begann bald eine große Karriere im heldischen Tenor-, vor allem im Wagner-Fach. Höhepunkte seiner Bühnenkarriere bildeten seine Auftritte bei den Bayreuther Festspielen, wo er seit 1976 fast alljährlich als Wagner-Interpret bewundert wurde; er trat dort 1976, 1978-80 und 1988-89 als Siegmund in der »Walküre«, 1976, 1978, 1982-85 und 1988 als Parsifal, 1979-82 als Lohengrin, 1986-87 als Tristan und 1988 als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« auf. In den Jahren 1976-89 gastierte er in insgesamt 24 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (als Loge im »Rheingold«, als Siegmund, als Lohengrin, als Florestan im »Fidelio«, als Parsifal und als Max im »Freischütz«). Durch Gastverträge war er der Staatsoper Hamburg (1976-84), der Staatsoper München und der Deutschen Oper Berlin verbunden. Gastspiele an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Theatern von Mannheim, Dortmund, Genf (1976 als Siegmund), San Francisco (1982-85 als Lohengrin, als Siegmund und als Eisenstein in der »Fledermaus«), Los Angeles und Chicago. 1980 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Lohengrin), an der er bis 1988 in insgesamt 30 Vorstellungen auch als Parsifal, als Walther von Stolzing und als Siegmund erfolgreich auftrat. Neben der Kraft und Tonfülle seiner Stimme erregte auch seine äußere Erscheinung, die dem Bild eines Wagner-Heroen völlig entsprach, Aufsehen. Internationale Erfolge bei Gastspielen an der Covent Garden Oper London, in Lissabon und Barcelona. An der Grand Opéra Paris erschien er 1976 als Siegmund, 1977 als Loge, 1981 als Lohengrin. 1982 trat er am Bolschoi Theater Moskau als Lohengrin auf. Zugleich hatte er als Konzertsänger sowie bei Rundfunk- und Fernsehsendungen eine sehr erfolgreiche Karriere. Dabei brachte er volkstümliche und später auch Rockmusik zum Vortrag. Er nahm seinen Wohnsitz auf Schloss Schönreuth bei Waldeck-Kemnath (Oberpfalz). Seit 1983 in zweiter Ehe mit der amerikanischen Sopranistin Deborah Sasson verheiratet, von der er sich 1990 wieder trennte. Seit Juni 1990 trat er am Hamburger Flora-Theater in dem Erfolgs-Musical »Phantom der Oper« von A.L. Webber auf. 1997 wirkte er bei den Indianer-Festspielen in Bad Segeberg/Holstein als Old Firehand mit. Er widmete sich mehr und mehr dem Musical, der Unterhaltungs- und der Popmusik. Trotz einer schweren chronischen Erkrankung unternahm er 2000 nochmals eine Konzerttournee durch Deutschland mit einem Advent- und Weihnachtsprogramm. Er starb 2010 in Selb (Fichtelgebirge).

Schallplatten: DGG (Titelheld in vollständiger »Parsifal«-Aufnahme), HMV-Electrola (1. Geharnischter in der »Zauberflöte«, Erik in »Der fliegende Holländer«), Philips (Siegmund in der »Walküre«, Titelheld in »Tristan und Isolde«, Titelpartie im »Siegfried«); Rockmusik auf CBS. Auf der gleichen Marke singt er die Titelpartie im »Lohengrin« in einer Aufnahme aus Bayreuth, den Siegmund im 1. Akt der »Walküre« und die Titelfigur in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, auf Barclay den Tamino in der »Zauberflöte« Philips-Video (»Lohengrin«, Bayreuth 1982).

 

22.8. Rainer van HUSEN: 75. Geburtstag

 

Bereits im Alter von 13 Jahren trat er als Knabensopran im Kinderchor der Städtischen Bühnen Münster auf. Seine Tenorstimme ließ er später bei Trude Liedtke-Epping (Münster) und Hermann Firchow (Bielefeld) ausbilden. Der Kammersänger Hans Hotter hatte ihn 1979 zu einem „Meisterkurs zur Liedgestaltung“ nach Wien eingeladen. Dort schaffte er auf Anhieb den Sprung ins Schlusskonzert und erhielt das Diplom der Wiener Meisterkurse. Es war die bekannte und renommierte Sopranistin Agnes Giebel, die ihn für den verhinderten Kammersänger Heinz Hoppe nach Dänemark geholt hatte, wo er bei international besetzten „Weihnachts- und Neujahrskonzerten“ mitwirkte. Geschätzt wurde Rainer van Husen im gesamten Münsterland vor allem als Sänger geistlicher Chorwerke, Passionen und Messen in Vertonungen von Bach bis hin zu zeitgenössischen Komponisten. Er starb 2012 in Münster.

22.8. Claes JAKOBSSON: 95. Geburtstag

 An der Musikhochschule von Stockholm Schüler von Frau Gjurja Leppée. Debüt am Stora Theater Göteborg 1948, an dem er während dreißig Jahren bis 1978 zu den beliebtesten Künstlern zählte. Er gastierte 1961-62 an der Volksoper Wien, wo er als Danilo in »Die lustige Witwe« Aufsehen erregte; weitere Gastspiele 1962 und 1966 an der Oper von Oslo, 1970-71 und 1973 in Milwaukee. Konzerttourneen in Skandinavien, Österreich und in den USA (1974). Sein Repertoire umfasste eine Fülle von Opern- und Operettenrollen, u.a. den Grafen in »Figaros Hochzeit«, den Don Giovanni, den Rigoletto, den Germont-père in »La Traviata«, den Jago im »Otello«, den Escamillo in »Carmen«, den Eugen Onegin und den Ford in Verdis »Falstaff«. Seit 1973 Dozent an der Opernschule von Göteborg. Seit 1964 mit der Opernsängerin Suzanne Brenning (* 1943) verheiratet.

Schallplatten: Philips (vollständige Oper »Tintomara« von Werle).

 

22.8. Andrzej MARKOWSKI: 95. Geburtstag

Er studierte 1939-41 bei A. Malawski in Lublin. Nach seiner Beteiligung am Warschauer Aufstand 1944 deportiert, konnte er erst 1946 am Londoner Trinity College seine Arbeit fortsetzen, 1947-55 studierte er Dirigieren bei W. Rowicki an der Warschauer Musikhochschule. Sein erstes Engagement führte ihn 1949 an das Stettiner Stadttheater, 1954/55 dirigierte er die Philharmonie in Posen, 1955-59 das Symphonieorchester von Kattowitz. 1959-64 wirkte er als Leiter der Krakauer Philharmonie, 1965-68 als Chefdirigent in Breslau; seit 1968 ist er der National-Philharmonie in Warschau als ständiger Dirigent verbunden. Markowski, dessen Einsatz für das Schaffen zeitgenössischer Komponisten besonders hervorzuheben ist, hat in vielen Ländern der Welt gastiert. Er starb 1986 in Warschau.

 

23.8. Elfego ESPARZA: 90. Geburtstag

 Seine Eltern besaßen eine Ranch in der Nähe von San Benito. Er studierte Musik und Gesang an der Trinity University San Antonio (Texas) und ergänzte diese Ausbildung am Conservatoire von Brüssel und an der Wiener Musikakademie, wo er Schüler von Karin Ehlers war. In Italien studierte er später noch bei Enzo Mascherini. Nachdem er bereits 1949 in seiner Heimat debütiert hatte, war er 1954-58 am Theater von Gelsenkirchen, 1958-62 am Stadttheater von Bremen, 1961-64 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1964-67 am Opernhaus von Zürich engagiert. Bereits 1961 gastierte er am Opernhaus von Zürich als Don Pasquale von Donizetti. Er gastierte an den Staatsopern von Hamburg, München und Wien (1966 als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« und als Kezal in Semtanas »Die verkaufte Braut«) und bei der Scottish Opera Glasgow (1968 als Hagen in der »Götterdämmerung« und 1971-72 als Bartolo im »Barbier von Sevilla«). Er trat 1963-69 auch an der Oper von San Francisco (als 2. Kommissionär in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc, als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Benoit in »La Bohème«, als Fra Melitone in Verdis »La forza del destino«, als Baron Douphol in »La Traviata«, als Mesner in »Tosca«, als Truffaldino in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Alberich in der »Götterdämmerung« und als Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«) auf sowie 1964-67 an der Metropolitan Oper New York, wo er als Mesner in »Tosca« debütierte und danach in insgesamt 34 Vorstellungen auch als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, als Ochs im »Rosenkavalier«, als Don Pasquale, als Fra Melitone, als Geronte in »Manon Lescaut« von Puccini, als Benoit, als Mathieu in »Andrea Chénier« von Giordano, als Leporello im »Don Giovanni« und als Bartolo im »Barbier von Sevilla« zu sehen war. Beim Wexford Festival von 1968 gastierte er als Buralicchio in Rossinis »L’Equivovo estravagante«. Bei den Festspielen von Glyndebourne sang er 1970 den Don Geronio in Rossinis »Il Turco in Italia«. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich auch Partien wie der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Waldner in »Arabella« von R. Strauss und der Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, in denen er sich auch als begabter Darsteller erwies. Der Künstler, der seinen Wohnsitz in Portoferraio auf der italienischen Insel Elba nahm, gab Gastspiele und Konzerte in Italien, Spanien, Frankreich und Holland. Er starb 1991 in Livorno.

Schallplatten: Ariola-Eurodisc (Leporello in Ausschnitten aus »Don Giovanni«), Foyer (»Armida« von A. Dvorák, Aufnahme aus Bremen von 1966 mit Montserrat Caballé als Partnerin), Memories (»Il giovedi grasso« von Rossini).

 

23.8. Franz Ferdinand NENTWIG: 90. Geburtstag

 Nachdem er zunächst als Bildhauer, dann als Regieassistent gearbeitet hatte, kam es zur Ausbildung seiner Stimme und 1962 zu seinem Bühnendebüt am Stadttheater von Bielefeld in der Rolle des Ottokar im »Freischütz«. Später war er Mitglied der Staatstheater von Darmstadt und Hannover und der Wiener Volksoper (wo er u.a. 1974 den Escamillo in »Carmen« sang). Große Erfolge im dramatischen und zumal im Wagner-Fach an der Staatsoper von München und an der Deutschen Oper Berlin, wo er regelmäßig auftrat. 1970 wirkte er am Staatstheater Karlsruhe in der Uraufführung der Oper »Der Dybuk« von K.K. Füssl mit. Mitglied der Hamburger Staatsoper, mit deren Ensemble er 1984 eine Japan-Tournee unternahm, bei der er namentlich als Barak in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss erfolgreich war. 1976 debütierte er als Wotan in der »Walküre« an der Wiener Staatsoper, an der er bis 1987 in insgesamt 29 Vorstellungen außerdem noch als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Telramund im »Lohengrin«, als Barak und als Fliegender Holländer auftrat. Er wurde an die Metropolitan Oper New York berufen, an der er 1980 als Don Pizarro debütierte, und wo er bis 1988 in insgesamt 41 Vorstellungen auch als Wotan im Nibelungenring, als Barak, als Mandryka, als Telramund, als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« auftrat. 1983 Gastspiel am Teatro Fenice Venedig als Amfortas im »Parsifal« sowie 1986 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Telramund. 1987 nahm er an der Japan-Tournee der Berliner Staatsoper teil und hatte dabei als Hans Sachs große Erfolge. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1987-88 als Ephraimit in »Moses und Aron« von Schönberg mit. Er gastierte 1987 am Teatro Regio Turin als Wotan in der »Walküre« und an der Oper von San Francisco als Don Pizarro, 1988 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg und als Dr. Vigelius in »Der ferne Klang« von Fr. Schreker, 1989 an der Großen Oper von Warschau als Wotan im Nibelungenring, eine Partie, die er im gleichen Jahr bei der Eröffnung des neu erbauten Theaters von Rotterdam zum Vortrag brachte. In Brüssel hörte man ihn 1990 als Telramund und als Schischkow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, 1991 als Wotan im Nibelungenring, an der Covent Garden Oper London 1992 als La Roche im »Capriccio« von Richard Strauss, beim Spoleto Festival von 1992 als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Weitere Gastspiele an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M., in Essen, und Karlsruhe, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Komischen Oper Berlin, an der Stuttgarter Staatsoper, am Nationaltheater Mannheim und an der Oper von Graz. Am 4.3.1993 wirkte er in Brüssel in der Uraufführung der Oper »Reigen« von Ph. Boesmans mit. Aus der Fülle der von ihm gesungenen Partien sind hervorzuheben: der Titelheld in »Háry János« von Kodály, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Rigoletto, der Amonasro in »Aida«, der Nabucco in der gleichnamigen Verdi-Oper, der Scarpia in »Tosca«, dazu die großen Wagner-Heroen. Er starb 2015 in Portugal.

Schallplatten: Capriccio (»Der Schatzgräber« von Fr. Schreker), Mitschnitte von Aufführungen und Rundfunksendungen.

 

23.8. Edvard Fliflet BRAEIN: 95. Geburtstag

 Biographie des norwegischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Edvard_Fliflet_Br%C3%A6in  

 

23.8. Heinrich TESSMER: 125. Geburtstag

 Er studierte zunächst Orchesterleitung in Berlin, dann Gesang bei Hermann Jadlowker und Eduard Habich. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Soldat teil. 1918-20 sang er als Operettentenor am Thalia-Theater in Berlin. 1920-22 war er am Stadttheater von Halle (Saale) als Buffotenor engagiert, übernahm aber auch lyrische Partien. 1922 ging er an die Staatsoper von Dresden und sang als Antrittspartie dort den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«. Für die folgenden zwanzig Jahre war er einer der beliebtesten Sänger der Dresdner Oper, als Tenorbuffo in Rollen wie dem Mime im Ring-Zyklus, dem David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, dem Jaquino im »Fidelio«, dem Monostatos in der »Zauberflöte«, dem Valzacchi im »Rosenkavalier«, dem Basilio in »Figaros Hochzeit« und in vielen anderen Partien immer wieder bewundert. Er wirkte am 15.10.1938 in Dresden in der Uraufführung der Oper »Daphne« von R. Strauss mit. Bereits am 21.5.1925 hatte er dort in der Uraufführung von Busonis »Doktor Faust« eine kleine Partie gesungen, 1926 in der deutschen Erstaufführung von Puccinis nachgelassener Oper »Turandot«. Er sang in Dresden auch in den Uraufführungen der Opern »Der verlorene Sohn« von Robert Heger (31.3.1936), »Massimilla Doni« von Othmar Schoeck (2.3.1937) und »Romeo und Julia« von H. Sutermeister (13.4.1940). 1930-32 und 1936 trat er als Gast an der Covent Garden Oper London auf, vor allem als Mime. Die gleiche Partie übernahm er 1938-42 bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot. 1944 sang er als letzte Vorstellung in Dresden den Goro in »Madame Butterfly« mit Maria Cebotari in der Titelrolle, ist aber noch bis 1950 gelegentlich als Sänger aufgetreten. Nach Kriegsende war er in der Hauptsache als Regisseur tätig, dazu wirkte er als Gesanglehrer und als Chorleiter in Dresden. Er starb 1960 in Dresden.

Schallplatten: HMV (Monostatos in vollständiger »Zauberflöte« unter Sir Thomas Beecham, Szenen aus »Siegfried« mit Lauritz Melchior, Minister-Terzett aus »Turandot«), Polydor, Urania (kleine Rollen in »Die Meistersinger von Nürnberg« und in »Salome«).

 

24.8. Niels Viggo BENTZON: 100. Geburtstag

Der Vetter von Jørgen Bentzon studierte 1938-42 am Konservatorium von Kopenhagen Klavier, Orgel und Komposition. Er wirkte ab 1947 in Aarhus und ab 1949 in Kopenhagen als Lehrer (seit 1950 am Konservatorium in Kopenhagen). Der überaus produktive Komponist – er hinterließ über sechshundert Werke – griff die stilistischen und technischen Neuerungen der modernen Musik auf. Neben einigen Opern, sechs Balletten, neunzehn Sinfonien und zahlreichen kammermusikalischen und Instrumentalwerken komponierte er Stücke für präpariertes und verstimmtes Klavier, Suiten für Beatensemble, Film-, Fernseh- und Bühnenmusiken und veranstaltete musikalische Fluxus-Happenings. Bentzon gehörte zur Musikerdynastie Hartmann und war über diese u. a. mit Lars von Trier verwandt. Er starb 1951 in Hørsholm.

 

26.8. Elaine BONAZZI: 90. Geburtstag

 Sie begann die Ausbildung der Stimme an der Eastman School of Music in Rochester, setzte sie am Hunter College in New York und bei dem Pädagogen Aldo di Tullio fort. Bereits am 16.7.1958 nahm sie an der Santa Fé Opera an der Uraufführung der Oper »Wuthering Heights« von Carlisle Floyd teil. 1959 trat sie bei der Santa Fé Opera als Meg Page in Verdis »Falstaff« auf. Dort wirkte sie u.a. 1961 in der amerikanischen Premiere der Oper »Neues vom Tage« von Paul Hindemith mit. Erfolgreiche Karriere an den großen nordamerikanischen Operntheatern: in Boston, Cincinnati, Dallas, Houston (Texas), Seattle, San Antonio, Pittsburgh und bei der New York City Opera. Gastspiele an den Opern von Mexico City und Vancouver, an der Nationaloper von Belgrad und 1974 beim Festival von Spoleto als Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg. 1969 sang sie beim Caramoor Festival New York in »Semele« von Händel. Sie bewältigte auf der Bühne ein weit gefächertes Repertoire, das auch die komplizierten Koloraturpartien für Mezzosopran enthielt, anderseits aber auch der zeitgenössischen Oper zugetan war. So wirkte sie an der City Opera New York 1965 in der Uraufführung der Oper »Miss Julie« von Ned Rorem, 1979 in der von Dominick Argentos »Miss Havisham’s Fire« mit. 1973 gastierte sie im Vivian Beaumont Theatre in New York bei Aufführungen der Metropolitan Oper New York als Hexe in »Dido and Aeneas« von H. Purcell. Sie wurde in den USA durch ihr Mitwirken bei Opernaufführungen verschiedener Fernsehstationen bekannt. Sie sang noch 1989 in Washington die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1990 in St. Louis die Marquise in Donizettis »La Fille du Régiment«, 1993 in Santa Fé die Mrs. Peachum in der »The Beggar’s Opera«. Dazu angesehene Konzert- und Oratoriensängerin. Sie unterrichtete später am Peabody Conservatory in Baltimore. Sie starb am 29.1.2019 in Elizaville (NY). Sie war mit dem Cellisten Jerome Carrington verheiratet.

Schallplatten: Columbia, Vanguard (»La pietra del paragone« von Rossini), CBS (»Le Rossignol« von Strawinsky).

 

28.8. István KERTÉSZ: 90. Geburtstag

Er überlebte 1944 die Judenverfolgung durch das Eichmann-Kommando und seine ungarischen Helfer. Er studierte Musik an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest, wo er unter anderem von Zoltán Kodály unterrichtet wurde. Er wurde beeinflusst von Bruno Walter und Otto Klemperer und wurde Leiter der Budapester Oper. Nach dem Ungarischen Volksaufstand 1956 verließ er Ungarn, ging in die Bundesrepublik Deutschland und wurde Musikdirektor der Augsburger Oper und 1964 der Kölner Oper. In Köln dirigierte er die erste deutsche Aufführung von Benjamin Brittens Billy Budd.  Er war 1965-68 Chefdirigent des London Symphony Orchestra und machte während dieser Zeit Gastspiele am Royal Opera House Covent Garden. 1973 wurde er zum Chefdirigenten der Bamberger Symphoniker ernannt. Er ertrank am 16. April 1973 an der israelischen Küste während einer Konzerttournee. István Kertész war ständiger Gastdirigent der Hamburger Symphoniker. Unter seinen Aufnahmen war auch die erste vollständige Aufnahme von Mozarts La clemenza di Tito und die erste Gesamtaufnahme der Sinfonien von Antonìn Dvorák. Die Grabstätte von István Kertész befindet sich auf dem Melaten-Friedhof in Köln. Kertész war mit der Koloratursopranistin Edith Gabry (1927-2012) verheiratet.

 

28.8. Berislav KLOBUČAR: 95. Geburtstag

 Er studierte an der Musikakademie in Zagreb sowie bei Lovro von Matačić und Clemens Krauss. Nach ersten Jahren (1941-51) als junger Kapellmeister am Nationaltheater in Zagreb führte ihn sein Weg nach Wien, wo er 1953 am Dirigentenpult der Wiener Staatsoper – damals im Theater an der Wien – mit Madame Butterfly debütierte. Der Wiener Staatsoper war er als Dirigent vier Jahrzehnte lang aufs Engste verbunden und dirigierte hier 1.133 Vorstellungen von 53 verschiedenen Opern, darunter Tosca (96 mal), Don Carlo (72 mal), La Bohème und Madama Butterfly (51 mal), Die Zauberflöte (48 mal), Salome und Il Trovatore (46 mal) sowie mehrere Wagner-Opern. Zuletzt dirigierte er am 28. Juni 1993 – 40 Jahre nach seinem Debüt – Turandot. 1960-71 war Berislav Klobučar Generalmusikdirektor in Graz, 1972-81 bekleidete er die Position des Generalmusikdirektors an der Königlichen Oper Stockholm, 1982-88 war er Musikdirektor der Oper und des Philharmonischen Orchesters von Nizza. Gastengagements führten ihn aber auch zu den Bayreuther Festspielen (1964 Der Ring des Nibelungen, 1967 Tannhäuser und Lohengrin, 1968 Tristan und Isolde sowie 1968-69 Die Meistersinger von Nürnberg) oder an die New Yorker Metropolitan Opera (1968 Der fliegende Holländer, Lohengrin und Die Walküre in insgesamt 21 Vorstellungen). Insgesamt umfasste sein Repertoire 100 verschiedene Musikwerke. Wegen seiner Bescheidenheit gilt in der Fachwelt sein Schaffen an der Wiener Oper im Nachhinein als unterschätzt. Die Sängerin Birgit Nilsson beschrieb ihn in ihren 1995 erschienenen Memoiren als „herrlichen Sängerdirigenten mit einem enormen Repertoire und solidem Können“ und beklagte zugleich, dass er in Wien nie eine Neueinstudierung dirigieren durfte. 1992 wurde Berislav Klobučar die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper verliehen, 2010 erhielt er das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich. Eine Reihe von Aufführungen mit Berislav Klobučar wurden auf Schallplatte oder CD veröffentlicht. Er starb 2014 in Wien. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof im Ehrenhain (Gruppe 40, Nummer 191) bestattet.

 

28.8. Karl BÖHM: 125. Geburtstag

 Er wurde 1894 in Graz, im Böhm-Schlössl (heute:) Kernstockgasse 21, geboren, das um 1900 historistisch umgestaltet worden ist und heute unter Denkmalschutz steht. Eine aus Kupfer getriebene Gedenktafel weist darauf hin. Böhm stammte väterlicherseits von Deutschböhmen aus dem Egerland und mütterlicherseits von Elsässern ab. Er studierte zunächst wie sein Vater Leopold Böhm, ein Rechtsanwalt, die Jurisprudenz und promovierte zum Doktor der Rechte. Sein Ziel war es in seiner frühen Jugend noch, Pianist zu werden, doch erkannte er, für den Dirigentenberuf geschaffen zu sein. Er studierte am Wiener und am Grazer Konservatorium Klavier und Musiktheorie. Seine Dirigentenkarriere begann 1917 in seiner Heimatstadt Graz. Mit der Unterstützung von Bruno Walter berief man ihn 1921 nach München. 1927 wurde er Generalmusikdirektor in Darmstadt, ab 1931 in derselben Funktion in Hamburg. 1934 wurde er Nachfolger von Fritz Busch an der Dresdner Semperoper. Diese Stelle hatte er bis 1943 inne, als er das erste Mal Direktor der Wiener Staatsoper wurde. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde er im August 1944 in die von Adolf Hitler genehmigte Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Dirigenten aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, bewahrte. 1945 entfernten ihn die alliierten Besatzungsbehörden wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime aus dem Amt des Direktors der Wiener Staatsoper und belegten ihn mit einem Auftrittsverbot (ähnlich wie es Herbert von Karajan erhielt). Von 1955 (genau nach Ende der Besatzungszeit) bis 1956 wurde er dann ein zweites Mal mit diesem Amt betraut. Vorwürfe, er sei zu wenig in Wien präsent, sowie Protestkundgebungen während von ihm dirigierter Vorstellungen bewogen Böhm schließlich, das Amt niederzulegen. Sein Nachfolger wurde Karajan. In einem offenen Brief bestritt Böhm anschließend Probleme zwischen ihm und dem Ensemble und sprach diesem und dem Wiener Publikum ausdrücklich Dank und Anerkennung aus. Vor allem seit den 1960er Jahren trat er wieder in der Staatsoper als Dirigent auf. Im Juni 1979 leitete er seine letzte Premiere an diesem Haus: Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart (Regie Dieter Dorn, Bühnenbild und Kostüme Jürgen Rose; mit Edita Gruberová, Horst Laubenthal und Rolf Boysen als Bassa Selim). 1980 dirigierte er bei einer Staatsopern-Tournee in Japan Ariadne auf Naxos von Richard Strauss, und im Frühjahr 1981 fanden seine letzten Auftritte in der Öffentlichkeit statt, als er in der Staatsoper eine Reihe von Aufführungen von Mozarts Le nozze di Figaro leitete. Wenige Wochen vor seinem Tod dirigierte Böhm noch einmal die Wiener Philharmoniker bei der Einspielung der Tonspur für die Elektra-Verfilmung von Gütz Friedrich. Den Termin für sein ursprünglich geplantes Abschiedskonzert Anfang September anlässlich der Wiedereröffnung der Alten Oper in Frankfurt am Main erlebte er nicht mehr. Er starb 86-jährig am 14. August 1981 in Salzburg. Einziges Kind aus seiner im Jahr 1927 geschlossenen Ehe mit der Sopranistin Thea Linhard war der Schauspieler und Gründer der Hilfsorganisation Menschen für Menschen Karlheinz Böhm (1928–2014). Karl Böhms Grabstätte ist auf dem Steinfeldfriedhof in Graz.

Böhm war kein Mitglied der NSDAP. Er war Mitglied in dem (von Alfred Rosenberg gegründeten) Kampfbund für deutsche Kultur, der im Juni 1934 im Zuge der gesellschaftlichen Gleichschaltung mit anderen Organisationen fusionierte. Auf Fürsprache Hitlers wurde Böhm aus seinem Vertrag als Hamburger Generalmusikdirektor entlassen, um 1934 Nachfolger von Fritz Busch (1890–1951) an der Semperoper in Dresden werden zu können, den das NS-Regime aus politischen Gründen zum Rücktritt und zur Emigration genötigt hatte. Am 2. August 1935 schrieb Böhm dem Reichsdramaturgen Rainer Schlösser: „Da ich von Geburt aus Österreicher bin, jetzt seit zwölf Jahren reichsdeutscher Staatsangehöriger, und natürlich in Wien viele Anhänger, besonders im nationalsozialistischen Lager habe, glaube ich, dass diese Konzerte propagandistisch von größtem Vorteil für Deutschland sein können. Mit deutschem Gruß, Karl Böhm.“ In einem weiteren Schreiben zur Erlangung der Auftrittsgenehmigung in Wien vom 13. August 1935 erklärte er: „Es ist sicher im Sinne der Regierung gelegen, wenn ich als deutscher Dirigent nach Wien gehe, um dort den zahlreichen Anhängern der nationalsozialistischen Idee neue Anregung zu geben, umsomehr als ich gebürtiger Österreicher bin. […] Heil Hitler!“ Kurz nach dem Anschluss Österreichs dirigierte Böhm am 30. März 1938 im Wiener Konzerthaus die Wiener Symphoniker beim „Ersten festlichen Konzert im neuen deutschen Reich“, begrüßte das Publikum mit dem Hitlergruß (ohne dazu verpflichtet gewesen zu sein) und ließ einleitend das Horst-Wessel-Lied spielen. Zur „Volksabstimmung“ über den „Anschluss“ Österreichs schrieb Böhm im April 1938: „Wer dieser Tat des Führers nicht mit einem hundertprozentigen JA zustimmt, verdient nicht, den Ehrennamen Deutscher zu tragen.“ In einem Artikel (veröffentlicht April 1939) schrieb Böhm, dass „der Weg der heutigen Musik […] gebahnt ist durch die Weltanschauung des Nationalsozialismus“, und befürwortete, dass „alle etwaigen künstlerischen ‚Entgleisungen‘, die dem Volksempfinden nicht Rechnung trügen, von vornherein unmöglich gemacht werden“. 1941 wurde Böhm im Buch Künstler plaudern wie folgt zitiert: „In München hatte ich ein unvergessliches Erlebnis: Es war an jenem denkwürdigen 9. November 1923, da die braunen Kolonnen Adolf Hitlers zum Marsch nach der Feldherrnhalle antraten. […] dort spielten sich die erschütternden Ereignisse ab, die einen Markstein in der deutschen Geschichte bilden. […] wir sahen das Blut, das für die Idee vergossen wurde, die siegreich geworden ist.“ Infolge der Intervention von Reichsleiter Baldur von Schirach erhielten Karl Böhm und seine Frau Thea eine arisierte Villa in Wien 18, Sternwartestraße 70, deren rechtmäßige Eigentümer nach dem Krieg entschädigt wurden. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, als viele Künstler zum Kriegsdienst eingezogen oder zum Arbeitseinsatz an der „Heimatfront“ verpflichtet wurden, nahm ihn Hitler in die Gottbegnadeten-Liste als einen der 15 wichtigsten Dirigenten auf, was einer Freistellung gleichkam. Später schrieb Böhm in seinen Memoiren: „Die Tatsache, dass ich nicht emigriert bin, hat man mir später ebenfalls verübelt. […] Ich hatte damals leider kein Angebot von der MET oder von Covent Garden. […] Ich […] glaube aber im Verlaufe meiner Tätigkeiten sowohl in Dresden sowie später in Wien bewiesen zu haben, auf welcher Seite ich immer gestanden bin.“ Ob Böhm sich jemals antisemitisch geäußert hat, ist umstritten: Laut dem Historiker Oliver Rathkolb ist (Stand 2010) von Böhm „keine antisemitische Äußerung bekannt“. Ein 2001 erschienenes Buch zitiert Böhm wie folgt: „Solange noch ein Jude in der Ostmark lebt, werde ich nicht zum Taktstock greifen.“ Die Tageszeitung Salzburger Nachrichten berichtete am 29. Dezember 2015, Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, habe bekanntgegeben, der Karl-Böhm-Saal im Salzburger Festspielhaus solle mit einer Tafel ausgestattet werden, die auf die Rolle des Dirigenten in der NS-Zeit hinweist. […] Böhm sei im Gegensatz zu Herbert von Karajan kein NSDAP-Mitglied gewesen, gelte aber als Profiteur des Dritten Reichs. […] Auf der Tafel werde auf eine Internetadresse verwiesen, „wo in Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender“. Gegenüber progressiven Opernregisseuren zeigte sich der allgemein als schwierig bekannte Böhm – dessen sarkastische oder zynische Bemerkungen legendär sind – bis zuletzt sehr aufgeschlossen. Er konzentrierte sich auf die musikalischen Aspekte einer Inszenierung und vermied es, sich in die Inszenierung einzumischen. So arbeitete er problemlos und wiederholt mit Wieland Wagner, Günther Rennert, Otto Schenk, Jean-Pierre Ponnelle, August Everding oder Dieter Dorn. Seine kongeniale Zusammenarbeit mit Wieland Wagner bei den Bayreuther Festspielen machte ihn insbesondere in Wagnerianerkreisen als einen der großen Wagner-Interpreten bekannt. Karl Böhm dirigierte zahlreiche berühmte Orchester – vor allem die Wiener Philharmoniker, machte aber auch viele Plattenaufnahmen mit den Berliner Philharmonikern, darunter eine Gesamtaufnahme aller Mozart-Sinfonien – sowie an vielen namhaften Opernhäusern in Europa und den USA – etwa an der Metropolitan Opera in New York. Jahrzehntelang verbunden war er auch der Deutschen Oper Berlin und vielen bedeutenden Musikfestspielen (u. a. den Bayreuther Festspielen und vor allem den Salzburg Festspielen). Besonders eng war seine jahrzehntelange Beziehung zu den Wiener Philharmonikern, mit denen er zahlreiche Plattenaufnahmen realisierte, von denen einige auch als Film erhalten sind. Der Schwerpunkt seines Repertoires lag auf der österreichischen und deutschen Musik der Klassik und Romantik. Ihm wurde eine Vorliebe zur Musik Mozarts – den er, eigener Aussage zufolge, für einen Revolutionär hielt – nachgesagt, zu Richard Strauss unterhielt er seit seiner Zeit in Dresden eine freundschaftliche Beziehung und dirigierte einige Uraufführungen Strauss’scher Werke. In der Öffentlichkeit wurde Böhm im Kontrast zu seinem als mondän geltenden Landsmann Herbert von Karajan eher als bodenständiger Musiker wahrgenommen.

 

29.8. Walton GRÖNROOS: 80. Geburtstag

 Er studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki und legte dort 1966 sein Examen als Kantor und Organist ab. 1964-71 wirkte er als solcher in der finnischen Kleinstadt Lapinjärvi. Er ging dann zur Ausbildung seiner Stimme nach Wien, wo er 1971 sein erstes Konzert gab. Im gleichen Jahr trat er auch in Helsinki im Konzertsaal auf, 1973 in Stockholm. 1975 gewann er den Timo Mustakallio-Concours im Rahmen der Festspiele von Savonlinna. 1975 wurde der Künstler an die Deutsche Opern Berlin verpflichtet, wo er als Antonio in »Figaros Hochzeit« debütierte. Seitdem trat er an diesem Opernhaus in zahlreichen Partien auf, u.a. als Graf in »Figaros Hochzeit«, als Marquis Posa im »Don Carlos« von Verdi, als Kardinal Morone in Hans Pfitzners »Palestrina«, als Don Giovanni, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Malatesta im »Don Pasquale«, als Wolfram im »Tannhäuser« und als Sharpless in »Madame Butterfly«. 1979 sang er an der Deutschen Opern Berlin in der Uraufführung des Opernfragments »La Chute de la Maison d‘ Usher« von Debussy. Seit 1985 war er fest engagiertes Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin; als letzte Partie sang er dort im November 1998 den Valentin im »Faust« von Gounod. 1974 Gastspiel an der Oper von Helsinki, wo er oft zu hören war, und 1990 den Enrico in »Lucia di Lammermoor« vortrug. Bei den Festspielen von Savonlinna trat er als Posa auf, auch als Gast an der Oper von Frankfurt a.M. Er gastierte 1982 an der Grand Opéra Paris als Ford im »Falstaff« von Verdi, an der Wiener Staatsoper 1985 als Valentin und 1986 als Graf in » Le nozze di Figaro «. 1984 erfolgte sein Amerika-Debüt an der Oper von Washington als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1987 gastierte er an der Oper von Houston/Texas als Wolfram. 1987 sang er beim Maggio Musicale von Florenz im »Capriccio« von Richard Strauss. Bedeutende Karriere auch als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger. 1979 sang er in London in der Matthäus-Passion von J.S. Bach, 1981 in Paris; Konzertauftritte in Berlin und in anderen Mittelpunkten des deutschen Musiklebens und natürlich in seiner Heimat in Finnland. 1987-91 war er der Leiter der Festspiele im finnischen Savonlinna, 1992-96 künstlerischer Direktor der Nationaloper Helsinki, seit 1996 Direktor der Königlichen Oper Stockholm. Er starb 1999 in Stockholm.

Schallplatten: Finlandia, HMV (Lieder von Schubert, »Tannhäuser«, »Kung Karls Jakt« von Pacius), BIS (Lieder von Brahms, Sibelius und Rangström, Requiem von Kokkonen), Orfeo (»Iphigenie auf Tauris« von Gluck), RCA-Erato (»Jolanthe« von Tschaikowsky), HMV-Electrola (Chor-Balladen von R. Schumann), Denon (»Gurrelieder« von A. Schönberg).

 

30.8. Wolfgang WAGNER: 100. Geburtstag

Im Alter von knapp elf Jahren verlor er seinen Vater, Siegfried Wagner (1869-1930). Die innige Freundschaft seiner Mutter Winifred (1897-1980) mit Adolf Hitler – der von Winifreds Kindern „Onkel Wolf“ genannt werden wollte – bewahrte Wolfgang nicht vor Reichsarbeitsdienst und Militärdienst. Nach einer schweren Kriegsverwundung absolvierte er seine theaterpraktische und musikalische Ausbildung ab 1940 an der Staatsoper Berlin. Dort arbeitete er als Regieassistent und inszenierte 1944 die Oper Andreasnacht seines Vaters, der damals 75 Jahre alt geworden wäre. Gemeinsam mit seinem Bruder Wieland (1917-66) übernahm Wolfgang Wagner nach dem Zweiten Weltkrieg die Gesamtleitung der Bayreuther Festspiele, die erstmals 1951 wieder stattfinden konnten. Beide gelten in diesem Zusammenhang als Wegbereiter des sogenannten Neu-Bayreuth: Darunter ist eine stilistische Erneuerung zu verstehen, die Wieland Wagner als „Entrümpelung“ der Szene, Wolfgang Wagner mit dem Begriff „Werkstatt Bayreuth“ auf den Punkt brachte. Nach dem Tod Wielands im Jahr 1966 leitete Wolfgang die Festspiele alleinverantwortlich. Um ihren Bestand langfristig zu sichern, gab er die Rechtsform des reinen Familienbetriebs auf. Das Bayreuther Festspielhaus und das Haus Wahnfried, die bis dahin Familieneigentum waren, wurden unter seiner Ägide in die 1973 gegründete Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth überführt. An ihr sind sowohl die Familie als auch öffentliche Institutionen beteiligt. 1986–2008 war Wolfgang Wagner Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH (ab 1987 mit einem Vertrag auf Lebenszeit). Daraus ergab sich für ihn eine größere Gestaltungsfreiheit und zugleich Verantwortung, als es bei einem rein staatlich bestellten Intendanten der Fall gewesen wäre. Wolfgang Wagner holte Dirigenten wie Carlos Kleiber, Colin Davis, Woldemar Nelsson, Daniel Barenboim, Peter Schneider, James Levine, Giuseppe Sinopoli und Christian Thielemann nach Bayreuth. Während seine eigenen Inszenierungen als eher konservativ eingestuft wurden, öffnete er die Festspiele für innovative Gastregisseure. Als ebenso provokant wie epochal gelten etwa die Neuinterpretationen der Opern  Tannhäuser durch Götz Friedrich 1972 und Der fliegende Holländer durch Harry Kupfer 1978, der „Jahrhundertring“ 1976 von Patrice Chéreau (Regie) und Pierre Boulez (Dirigent), die legendäre Inszenierung von Tristan und Isolde 1993 von Heiner Müller oder die Parsifal-Inszenierung 2004 durch Christoph Schlingensief. Anders als im normalen Opernbetrieb gab Wagner seinen Regie-Teams die Möglichkeit, ihre Inszenierungen jährlich weiterzuentwickeln. Dessen ungeachtet wurde von Kritikern der Vorwurf erhoben, die Bayreuther Festspiele hätten ihre Vorreiterrolle in der Wagner-Interpretation eingebüßt. In geschäftlicher Hinsicht gelang es Wolfgang Wagner, den Anteil öffentlicher Subventionen im Gesamtetat stets unter 40 % zu halten. Dabei sind – dank eines weitausgreifenden Kultur-Sponsorings von Firmen und privaten Spendern – die Eintrittspreise in Bayreuth niedriger als bei vergleichbaren Musikfestivals. Die Pflege einer Korona aus etwa 140 Richard-Wagner-Verbänden mit weltweit ca. 37.000 Mitgliedern (Stand: 2007) wurde ebenfalls als wirtschaftliche und zugleich „ideologische“ Leistung bezeichnet. Durch eine Kontingentierung von Karten an die Wagner-Verbände bzw. deren Richard-Wagner-Stipendienstiftung konnte Wagner eine besondere Bindung an die Festspiele aufbauen. Ziel der Stipendienstiftung ist es, jährlich 250 Studierenden aus aller Welt einen kostenlosen Besuch der Festspiele zu ermöglichen. Die Mitglieder der Wagner-Verbände spielen hier lediglich eine fördernde Rolle; sie selbst haben laut Auskunft ihres Vorsitzenden keinen Anspruch auf bevorzugte Behandlung beim Kartenverkauf. Ein vergleichsweise großes Kartenkontingent geht traditionell an Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes, für die 1951–2009 jährlich zwei geschlossene Vorstellungen zu ermäßigten Preisen stattfanden (ab 2010 eine geschlossene Vorstellung zu regulären Preisen). Ferner werden zuschussgebende Institutionen (Bund, Land, Stadt, Bezirk, Gesellschaft der Freunde von Bayreuth u. a.) und das Jugend-Festspieltreffen berücksichtigt. Wie diese Institutionen im Einzelnen mit den ihnen anvertrauten Karten umgehen, ist für die Öffentlichkeit schwer nachprüfbar und deshalb teilweise umstritten. Die Kontingente verringern zumindest das freie Angebot von ursprünglich 57.750 Karten pro Saison (bei 1.925 Plätzen und 30 Vorstellungen) und tragen damit zur konstanten Überbuchung bei. Die Wartezeit für Interessenten wurde 2007 auf bis zu zehn Jahre geschätzt. In erster Ehe war Wolfgang Wagner ab 1943 mit der Tänzerin Ellen Drexel (1919–2002) verheiratet. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: die Theater-Managerin Eva Wagner-Pasquier (* 1945), langjährige Mitarbeiterin der Festspiele in Aix-en-Provence, sowie der Regisseur und Publizist Gottfried Wagner (* 1947). Nach der Scheidung 1976 heiratete Wagner seine damalige Sekretärin im Pressebüro der Festspiele Gudrun Mack (1944–2007). Ihre gemeinsame Tochter Katharina Wagner wurde 1978 geboren. In den letzten Jahren der Amtszeit von Wolfgang Wagner gab es, aufgrund seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit, eine lang anhaltende Diskussion um seine Nachfolge. 2001 nominierte der Stiftungsrat mit einer Mehrheit von 22 zu 2 Stimmen Eva Wagner-Pasquier als künftige Festspielleiterin. Wagner, der seine zweite Ehefrau Gudrun favorisierte, lehnte dieses Votum ab und berief sich dabei auf seinen Vertrag auf Lebenszeit. Im Dezember 2001 kam es zu einer einvernehmlichen Einigung zwischen Wolfgang Wagner und dem Stiftungsrat, indem der Münchener Intendant Klaus Schultz von Wagner als Vermittler herangezogen und als freier Mitarbeiter der Festspielleitung engagiert wurde, um eventuell als Leiter der Festspiele tätig zu sein, bis eine neue Festspielleitung – möglichst aus dem Kreis der Familie – gefunden werde. Schultz erfüllte diese ehrenamtlich wahrgenommene Aufgabe bis zu Wolfgang Wagners Rücktritt im Jahr 2008. Nach dem überraschenden Tod von Gudrun Wagner Ende 2007 kam es im Frühjahr 2008 zu einer „behutsamen Wiederannäherung“ zwischen Wolfgang Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Im April 2008 signalisierte Wagner erstmals, dass er sich eine gemeinsame Leitung der Festspiele durch seine beiden Töchter Eva und Katharina vorstellen könne. Dies wurde in der Öffentlichkeit auch als Einlenken gegenüber den Zuschussgebern interpretiert, die das gestiegene Defizit der Festspiele nicht länger bedingungslos auszugleichen bereit gewesen wären. Nachdem sowohl Katharina Wagner als auch Eva Wagner-Pasquier ihre Bereitschaft zur Kooperation erklärt hatten, kündigte Wagner in einem Brief an den Stiftungsrat an, zum 31. August 2008 sein Amt als Festspielleiter niederzulegen. Eine Woche vor dem Zusammentreten des Stiftungsrates, der am 1. September 2008 über die Nachfolge zu beraten hatte, bewarb sich Wieland Wagners Tochter Nike darum, gemeinsam mit den Kulturmanager Gerard Mortier die Leitung der Festspiele zu übernehmen. Der Stiftungsrat votierte jedoch mit einer Mehrheit von 22 Stimmen (bei 2 Enthaltungen) für Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier. Nach der Übergabe der Amtsgeschäfte lebte Wolfgang Wagner aufgrund einer schweren Krankheit sehr zurückgezogen. Am 21. März 2010, gegen zwei Uhr morgens, verstarb er in seinem Haus in Bayreuth. (Quelle: Wikipedia)

 

30.8. Bonifazio ASIOLI: 250. Geburtstag

Er entstammte einer angesehenen Künstlerfamilie und zeigte schon in frühester Jugend seine große musikalische Begabung. Er trat bereits im Alter von 12 Jahren als Improvisator auf und komponierte schon als Jugendlicher etliche auch umfangreiche Werke. 1782 hielt er sich zu Studienzwecken in Bologna und Venedig auf und avancierte nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Correggio zum städtischen Kapellmeister. Schon im folgenden Jahr zog es ihn nach Turin, wo er ebenfalls als Kapellmeister wirkte. Nach einer beruflichen Zwischenstation in Venedig übernahm er 1799 die Stelle als königlicher Kapellmeister in Mailand, wo er bis 1814 erfolgreich als Komponist, Lehrer am 1807 gegründeten Konservatorium und Musiktheoretiker tätig war. Danach kehrte er nach Correggio zurück und war bis zu seinem Ableben 1832 weiter als Lehrer, Komponist und Autor aktiv. Asioli zählte zu seiner Zeit zu den bekanntesten und angesehensten Musikerpersönlichkeiten Italiens und unterhielt freundschaftliche Beziehungen unter anderem zu Johann Simon Mayr und Joseph Haydn. Zu seinen Schülern zählte auch Mozarts Sohn Carl Thomas. Asioli war ein äußerst vielseitiger und produktiver Komponist. Er schuf sakrale und weltliche Werke nahezu aller Gattungen. Er war für die klangliche Schönheit und Ausgewogenheit seiner Musik berühmt und zeigte mit dieser ausdrucksvollen Kompositionsweise deutlich seine stilistische Stellung im Übergang zur beginnenden musikalischen Romantik. Deren Aufstieg bewirkte allerdings, dass sein Werk schon bald nach seinem Ableben in Vergessenheit geriet, als Autor wichtiger musiktheoretischer und -pädagogischer Schriften hat sich seine Bedeutung aber erhalten. Der Sänger Luigi Asioli war vermutlich sein Bruder.

 

31.8. Cornel STAVRU: 90. Geburtstag

 Er besuchte zunächst das Polytechnikum in Bukarest, um Eisenbahnbauingenieur zu werden, wandte sich aber dann dem Gesangstudium zu, das am Nationalkonservatorium von Bukarest bei Aurel Costescu-Duca und Alexander Colfescu stattfand. Debüt 1958 an der Bukarester Nationaloper als Manrico im »Troubadour«. Er hatte seither große Erfolge in den heldischen Partien für Tenor, u.a. als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Canio im »Bajazzo«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Don José in »Carmen«, als Tannhäuser, als Otello und in vielen anderen Partien. Zahlreiche Gastspiele brachten ihm an den führenden Theatern in Deutschland, in Belgien, Griechenland, Jugoslawien, Polen, Ungarn, in Bulgarien und in der Sowjetunion große Erfolge. Er gab u.a. Konzerte in mehreren chinesischen Großstädten. Er starb 2015 in Bukarest.

Seine strahlende Heldentenorstimme erklingt auf Platten der rumänischen Marke Electrecord (u.a. vollständige Opern »Cavalleria rusticana«, »Der Bajazzo«, »Der Troubadour«). Davon wurde der »Bajazzo« auf Philips übertragen.

 

31.8. Louisa FONTENELLE: 250. Geburtstag

 Sie debütierte, bereits sehr erfolgreich, 1788 in London als Molly in der komischen Oper »The Highland Reel« von William Shield. Sie blieb aber nur während einer Spielzeit an der dortigen Covent Garden Oper und war dann bis 1793 in dem Sommermonaten am Haymarket Theatre in der englischen Metropole anzutreffen; sie bereiste aber auch die Städte in der englischen wie in der schottischen Provinz. Dabei war sie gleichzeitig immer auch als Schauspielerin tätig. Der schottische Dichter Robert Burns schrieb 1792 Prologe zu ihren Benefizauftritten in Dumfries und pries sie im folgenden Jahr in einem Gedicht. Sie nahm an der Deutschland-Tournee einer englischen Theater- und Operngesellschaft teil und heiratete deren Impresario (seitdem trat sie auch als Mrs. Williamson auf). Diese Gesellschaft verlegte ihre Tätigkeit dann nach Nordamerika. Dort erschien sie in Boston u.a. in einem Afterpiece »The Spoiled Child«. Als sie plötzlich 1799 in Charleston (South Carolina) starb, schloss man dort die Theater für eine Woche.

 

 

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