IN MEMORIAM-Geburtstage im Mai 2019
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.5. Marthe NESPOULOS: 125. Geburtstag
Sie begann zuerst in Paris mit einem Literatur- und Pädagogikstudium und betrieb privat die Ausbildung ihrer Stimme bei Mme. Billa-Azéma. Sie trat nur gelegentlich als Konzertsängerin auf. 1922 sang sie bei der Beerdigung der großen Schauspielerin Sarah Bernhardt in Paris das Sopransolo im Requiem von Gabriel Fauré. Dabei soll sie derartiges Aufsehen erregt haben, dass sie sogleich an die Oper von Nizza engagiert wurde. Sie sang darauf 1922 am Théâtre Lyrique Paris und am Opernhaus von Nizza. 1923 hörte man sie am Théâtre Trianon-Lyrique in Paris in der Operette »Sylvie« von Fred Barlow. Im gleichen Jahr 1923 wurde sie an der Grand Opéra Paris verpflichtet, wo sie als Antrittsrolle eine kleine Partie in »Hérodiade« von Massenet sang. Bald übertrug man ihr die großen Partien ihres Stimmfachs, und sie hatte an der Grand Opéra wie an der Opéra-Comique von Paris anhaltende Erfolge. Am 22.6.1933 wirkte sie an der Grand Opéra in der Uraufführung der Oper »Vercingétorix« von J. Canteloube mit. Sie gastierte 1925 an der Oper von Monte Carlo als Salomé in »Hérodiade« von Massenet, 1934 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. Gastspiele an der Oper von Bordeaux, am Teatro San Carlo Neapel (1931 in der Titelrolle von Charpentiers »Louise« und als Mélisande in »Pelléas et Mélisande«), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und in Amsterdam. Sehr erfolgreich war sie am Teatro Colón Buenos Aires. Hier sang sie 1929 in der Erstaufführung der Oper »La Campana sommersa« von O. Respighi die Partie der Rautendelein, 1930 in der Premiere der Oper »Sadko« von Rimsky-Korssakow die Volkhova und 1931 mit großem Erfolg die Manon von Massenet mit Tito Schipa als Partner. Sie gehörte zu den führenden lyrischen Sopranistinnen in Frankreich innerhalb ihrer Generation. Als ihre Glanzrolle galt die Mélisande in »Pelléas et Mélisande«. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind zu nennen: die Titelrolle in »Thais« von Massenet, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Prinzessin in »Mârouf« von H. Rabaud, die Elsa im »Lohengrin«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Nedda im »Bajazzo« und die Liu in »Turandot« von Puccini. Sie wirkte auch in mehreren Tonfilmen mit. Nachdem sie 1934 ihre Karriere aufgegeben hatte, war sie pädagogisch tätig, seit 1949 Professorin am Konservatorium von Bordeaux. Sie starb 1962 in Bordeaux.
Sie sang nur auf der Marke Columbia (zahlreiche Lieder- und Arien-Titel, auch vollständige Oper »Pelléas et Mélisande«, 1928). Auf der gleichen Marke als Micaela in »Carmen« (1928/29) zu hören.
2.5. Aafje HEYNIS: 95. Geburtstag
Ausbildung seit 1946 durch Aaltje Noordewier-Reddingius in Hilversum, später durch Laurens Bogtman; sie war auch Schülerin von Roy Henderson. Nachdem sie zuerst in Kirchenkonzerten aufgetreten war, sang sie 1958 zusammen mit dem Amsterdamer Concertgebouw Orchester die Alt-Rhapsodie von Brahms. Seitdem sehr große Erfolge als Konzert und Oratorien-Altistin in Holland, aber auch in Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, England, Irland und in der Schweiz, sowie auf einer großen Asien-Tournee. Auf der Bühne ist die Künstlerin nur zweimal aufgetreten, und zwar 1956 in Amsterdam im »Wildschütz« von Lortzing und 1969 ebenfalls in Amsterdam in »Giulio Cesare« von Händel. Sie setzte ihre Karriere bis 1984 fort. Sie lebte dann in Blaricum in Holland und betätigte sich im pädagogischen Bereich am Konservatorium von Arnheim; hier war die bekannte Sopranistin Charlotte Margiono eine ihrer Schülerinnen. Nachdem sie einen französischen Musikologen geheiratet hatte, verlegte sie ihren Wohnsitz nach Limoges. Sie starb 2015 in Huizen (Niederlande). – Die üppige Altstimme der Sängerin wurde durch eine stilvolle Beseelung des Vortrages ausgezeichnet.
Schallplatten: Philips (2. und 3. Sinfonie von Gustav Mahler, Liedaufnahmen und Ausschnitte aus Oratorien), HMV (Querschnitt durch Glucks »Orpheus und Eurydike«), Telefunken (Madrigale und Concerti von Monteverdi), CRA-Rivo Alto (»Sulla Passione di Cristo« von Vivaldi).
2.5. Florence KOPLEFF: 95. Geburtstag
Sie trat seit Ende der vierziger Jahre sehr erfolgreich in Nordamerika als Konzert- und Oratoriensängerin auf, wo sie unter bedeutenden Dirigenten und zusammen mit den großen Sinfonieorchestern sang. Besonders bekannt wurde sie durch ihre zahlreichen Auftritte als Solistin mit dem Robert Shaw Chorale. Dabei brachte sie vor allem Barockmusik und Werke des 19. Jahrhunderts zum Vortrag. Später wirkte sie neben ihrer Sängertätigkeit auch als Pädagogin an der Georgia State University. Sie starb 2012 in Atlanta (Georgia).
Schallplattenaufnahmen auf RCA (Hohe Messe von J.S. Bach, 9. Sinfonie von Beethoven unter Fritz Reiner, »L’Enfance du Christ« von Berlioz).
3.5. Jonathan HARVEY: 80. Geburtstag
Er studierte am St. John’s College (Cambridge) Philosophie, nahm aber auf Anraten von Benjamin Britten zugleich Unterricht bei Erwin Stein und Hans Keller. Frühe musikalische Einflüsse gingen von der Musik von Arnold Schönberg, Alban Berg, Olivier Messiaen und Britten aus. Während seines Aufbaustudiums an der Glasgow University war Harvey Cellist im BBC Scottish Symphony Orchestra. In dieser Zeit begann er sich für die Musik von Karlheinz Stockhausen zu interessieren, über die er 1975 ein Buch schrieb. 1969 bekam er ein „Harkness-Stipendium“ der Stadt New York für die Princeton University, wo er Milton Babbitt kennenlernte, der gleichfalls einen starken Einfluss auf ihn ausübte. In den 1980er Jahren arbeitete Harvey auf Einladung von Pierre Boulez am IRCAM. Dort produzierte er unter anderem die Live-Elektronik für sein Orchesterwerk Speakings, das, wie der Titel andeutet, die Instrumente zum Sprechen bringen sollte (make an orchestra speak). 1993 wurde seine Oper The Inquest of Love an der English National Opera in London, 2007 seine Oper Wagner Dream am Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg uraufgeführt. Harvey war Gastdozent an der University of Oxford, am Imperial College London und an der Sussex University. 2005-08 war er „Composer in Association“ des BBC Scottish Symphony Orchestra und 2009 „Composer in Residence“ des „Huddersfield Contemporary Music Festival“. Er starb 2012 in Lewes (England). Harveys Nachlass befindet sich seit 2016 in der Paul Sacher Stiftung Basel.
3.5. Hans STADLMAIR: 90. Geburtstag
Er war 1956-95 künstlerischer Leiter des Münchener Kammerorchesters und dirigierte mit ihm auch diverse Uraufführungen. Zu seinen bedeutendsten Einspielungen zählen die kompletten Sinfonien von Joseph Joachim Raff mit den Bamberger Symphonikern. Die Werksammlung Stadlmairs befindet sich im Deutschen Komponistenarchiv in Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Er starb im Februar 2019 in München.
3.5. Mimi AARDEN: 95. Geburtstag
Ausbildung am Konservatorium von Amsterdam bei Ruth Horna und Daniella Lohoff. 1949 Debüt an der Niederländischen Oper Amsterdam als Carmen (dort auch 1956-57 und 1965-66 im Engagement). Nach anfänglichen Erfolgen in Holland kam es zu nicht weniger erfolgreichen Verpflichtungen in Deutschland, so 1955-56 an der Städtischen Oper Berlin, 1958-59 am Opernhaus von Köln, 1960-64 an der Staatsoper Hamburg, an der sie auch oft als Gast auftrat. Sie sang an der Hamburger Staatsoper auch am 22.5.1960 in der Uraufführung von H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg« (die Kurfürstin). Sie gastierte häufig an der Oper von Antwerpen, auch am Opernhaus von Gent, an der Opéra de Wallonie Lüttich (1962 und 1963, u.a. als Azucena im »Troubadour«) und 1966 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. 1958 hörte man sie an der Covent Garden Oper London als Amneris in Verdis »Aida«. Die Künstlerin setzte ihre Karriere in ihrer Heimat Holland erfolgreich fort. Sie wirkte auch beim Holland Festival mit (1957 als Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress«). Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Marcellina in »Figaros Hochzeit«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die Ulrica im »Maskenball«, die Emilia im »Otello« von Verdi, die Annina im »Rosenkavalier«, die Lucretia in »The Rape of Lucretia« von B. Britten und die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky zu nennen. Sie starb 2013 in Breda (Niederlande).
Schallplatten: Auf Telefunken Querschnitt durch »Hänsel und Gretel« in der Rolle des Sandmännchens; vollständige Aufnahme von Massenets »Hérodiade« auf EJS. Auf Verona »Adriana Lecouvreur« (Amsterdam 1965 mit Magda Olivero in der Titelrolle).
3.5. Guy FONTAGNÈRE: 95. Geburtstag
Schüler von René Lapelletrie und von Frantz Caruso in Bordeaux. Er debütierte bereits 1944 an der Oper von Bordeaux als Valentin im »Faust« von Gounod. Nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutende Karriere an der Opéra-Comique von Paris, an den Opernhäusern von Marseille, Lyon, Bordeaux, Nancy, Straßburg, Toulouse und Nizza, an den Opern von Monte Carlo und am Théâtre de la Monnaie von Brüssel. Lange Jahre Mitglied der Opéra de Wallonie in Lüttich, an der er sehr beliebt war. Er gastierte auch an der Nationaloper von Bukarest. Sein Repertoire umfasste eine Vielzahl von Partien aus dem französischen und aus dem italienischen Fach von der Barockepoche bis zur modernen Oper, wobei der Künstler die mehr lyrisch gearteten Aufgaben bevorzugte. Er starb im Jahr 2016.
Schallplatten: Alpha (hier u.a. die integrale Oper »Lucille« von Grétry).
3.5. Henry BUTLER (kanadischer Opernregisseur): 100. Geburtstag
3.5. Nicola DE GIOSA: 200. Geburtstag
Er hatte in seiner Kindheit Flötenunterricht, den er ab 1834 am Conservatorio S. Pietro a Maiella in Neapel bei Pasquale Bongiorno fortsetzte. Er studierte dort auch Komposition, zunächst bei Francesco Ruggi und Niccolò Antonio Zingarelli, später bei Gaetano Donizetti. Für einen Kompositionswettbewerb des Konservatoriums entstanden anlässlich des Todes von Wenzel Robert von Gallenberg die Kompositionen Una lacrima sulla tomba del conte di Gallenberg für Sopran, Chor und Orchester und Inno funebre für vier Stimmen, Chor und Orchester. Wegen Auseinandersetzungen mit dem Direktor Saverio Mercadante musste De Giosa das Konservatorium ohne Abschluss verlassen, debütierte jedoch bereits 1842 erfolgreich mit der Oper La casa degli artisti am Teatro Nuevo. Diesem ersten Werk folgten fünfzehn weitere Opern, die mit durchweg großem Erfolg überwiegend in Neapel uraufgeführt wurden. 1860-67 leitete De Giosa im Wechsel mit Giuseppe Puzone das Orchester des Teatro S. Carlo und leitete dort die Erstaufführungen der Opern Un ballo in maschera von Giuseppe Verdi, Le Prophète von Giacomo Meyerbeer und Faust von Charles Gounod. 1868–69 war er Direktor des Teatro La Fenice in Venedig. Nach einem erneuten Jahr am Teatro San Carlo wirkte er 1870–71 als Orchesterleiter einer italienischen Theaterkompagnie am Vizeköniglichen Theater von Kairo. Ab 1872 leitete De Giosa das Orchester des Teatro Colón in Buenos Aires. Nach seiner Rückkehr nach Neapel 1875 war er Direktor des Teatro Sannazzaro. Hier führte er in einer Reihe von komischen italienischen Opern u. a. Gioacchino Rossinis Il Turco in Italia und im Rahmen einer Konzertreihe der Nuova Società orchestrale Donizettis sinfonisches Scherzo Triangolo e Tamburo auf. 1876 beendete er seine Laufbahn als Dirigent und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Bari, wo er 1885 starb.
4.5. Volker ROHDE (deutscher Dirigent): 80. Geburtstag
4.5. Rudolf BIBL: 90. Geburtstag
Er wurde in eine musikalisch vorbelastete Familie hineingeboren. Großvater und Urgroßvater waren k. u. k. Hofkapellmeister und Domorganisten. Schon während der Gymnasialzeit studierte Rudolf Bibl an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien Klavier, Klarinette und Komposition und besuchte die Dirigentenklasse. Nach der Matura wollte er Biologie oder Veterinärmedizin studieren, doch Prof. Hans Swarowsky, der Dirigent und weltberühmte Lehrer einer ganzen Dirigentengeneration, wusste dies zu verhindern. Er engagierte den jungen Künstler 1948 als Solorepetitor an die Grazer Oper. Von dort ging er 1952 als Kapellmeister nach Innsbruck und wieder nach Graz als Operettenchef. 1960 kehrte Rudolf Bibl nach Wien zurück, zuerst an das Raimundtheater und dann als Erster Dirigent an das Theater an der Wien. 1969-73 war er Musikdirektor in Trier, verbunden mit ständigen Gastspielen in Frankreich und Luxemburg. Seine lange Verbundenheit mit der Volksoper Wien begann, als er am 2. Dezember 1972 für Das Land des Lächelns zum ersten Mal am Pult des Hauses stand. Ab der Saison 1973/74 bis zu seiner Pensionierung am 31.8.1989 war Prof. Rudolf Bibl fest an der Volksoper engagiert. Aber auch danach blieb er dem Haus bis zuletzt auf einzigartige Weise verbunden. Bis zuletzt stand Professor Bibl am Pult des Volksopernorchesters. Er begleitete die Volksoper im Mai 2016 zum Japangastspiel nach Tokio, wo er drei Vorstellungen von Die Csárdásfürstin dirigierte. Seine letzte Vorstellung an der Volksoper war Die Fledermaus am 1. Jänner 2017. 1991 wurde Prof. Rudolf Bibl zum Ehrenmitglied der Volksoper Wien ernannt. Er ist Träger des Ehrenkreuzes des Landes Burgenland. Vom österreichischen Bundespräsidenten erhielt Rudolf Bibl das Verdienstkreuz erster Klasse für Kunst und Wissenschaft und anlässlich der Vorstellungen von Die lustige Witwe und Die Fledermaus in der Wiener Staatsoper das Silberne Ehrenkreuz der Republik Österreich. An der Volksoper hat er im Laufe von 45 Jahren an 2273 Abenden ein umfassendes Opern-, Operetten- und Musicalrepertoire dirigiert. Er leitete die Uraufführung von Robert Stolz – Servus Du und weitere 18 Premieren: u. a. Zwei Herzen im Dreivierteltakt (1975), Im Weißen Rössl (1976 und 1993), Der Fremdenführer (1978), Gasparone (1980), Die Csárdásfürstin (1982), Die lustigen Weiber von Windsor (1982), Hello, Dolly! (1984), Das Land des Lächelns (1985), Madame Pompadour (1986), Der Zigeunerbaron (1989) und Der fidele Bauer (1997). Weiters dirigierte der Künstler die Neuinszenierungen von Die Fledermaus (1974), Der Graf von Luxemburg (1977) und Die Zirkusprinzessin (1990). Ein wichtiges Ziel war ihm immer, Wiener Musik in höchster Qualität der Welt bekannt zu machen. Er betreute zahlreiche Auslandsgastspiele, wie jene in Den Haag (1975, 1976), Moskau (1983), Berlin (1986), Japan (1979, 1982, 1985, 1989, 1993, 2016) oder den USA (1984). Als Konzertdirigent war Rudolf Bibl stets gern gesehener Gast in Japan, wo er auch zahlreiche Neujahrskonzerte mit dem Symphonieorchester der Volksoper Wien und dem NHK Tokio dirigierte. Zudem leitete er Operettenproduktionen in St. Gallen, an der Opéra de Bastille Paris, an der Berliner Staatsoper und bei den Seefestspielen Mörbisch, deren musikalischer Leiter er über viele Jahre war. Am 27. Jänner 2017 ist Professor Rudolf Bibl überraschend im 88. Lebensjahr in Frontignan (Frankreich) verstorben.
4.5. Igor GJADROV: 90. Geburtstag
Biographie des kroatischen Dirigenten auf Englisch:
http://www.bach-cantatas.com/Bio/Gjadrov-Igor.htm
4.5. Carla HENIUS: 100. Geburtstag
Tochter der bekannten Koloratursopranistin Irene Eden-Henius (1885-1975). Sie erhielt ihre Ausbildung an der Berliner Musikhochschule bei Lula Mysz-Gmeiner, Hans Emge und bei Maria Ivogün. Bühnendebüt 1943 am Staatstheater von Kassel, wo sie 1943 ihren ersten großen Erfolg in der Titelrolle von C. Orffs »Die Kluge« hatte. 1946-48 war die Künstlerin am Staatstheater von Darmstadt engagiert; 1949 kam sie für zwei Jahre an das Pfalztheater Kaiserslautern. 1951-56 gehörte sie dem Nationaltheater Mannheim an. Hier trat sie vor allem in Soubrettenrollen und in Operetten auf, u.a. 1951 in der Uraufführung der Operette »Geliebte Manuela« von Fred Raymond (in der Titelrolle). Sie nahm dann kein festes Engagement mehr an, sondern gab einzelne Gastspiele und entfaltete nun eine weitreichende Konzerttätigkeit. Dabei wandte sie sich in besonderer Weise der modernen und der zeitgenössischen Musik zu. Im April 1961 wirkte sie am Teatro Fenice Venedig in der Uraufführung der Oper »Intolleranza 1960« von Luigi Nono mit; 1965 sang sie an der Piccola Scala in Mailand in der Uraufführung von »Atomtod« von G. Manzoni. Konzertauftritte führten sie nach Rom (1959), Kopenhagen (1964) und 1971 zum Warschauer Herbst. Sie trat vielfach in Produktionen moderner Opern auf, so in Werken von Werner Egk, Boris Blacher, Gottfried von Einem und Gerhard Wimberger. 1957 wurde sie Dozentin an der Musikhochschule Hannover; in den Jahren 1962-66 bekleidete sie dort eine ordentliche Professur, ging dabei aber weiter ihrer Tätigkeit als Sängerin nach, die sie bis zum Ende der achtziger Jahre auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium fortsetzte. Zahlreiche jüngere Komponisten schrieben Stücke für sie, die sie dann kreierte. 1978-86 leitete sie die »Musiktheater-Werkstatt« für die moderne Oper am Theater im Revier Gelsenkirchen, die 1986 an das Staatstheater Wiesbaden verlegt wurde. Sie starb 2002 in Murnau. Sie war verheiratet mit dem Regisseur Joachim Klaiber († 2003).
Schallplatten: Im Bärenreiter-Verlag (Musicaphon) u.a. Lieder von E. Krenek, W. Zillig und Anton Webern, »Buch der hängenden Gärten« von Schönberg. Sang auf der Marke Wergo in »La Fabbrica illuminata« von Luigi Nono.
4.5. Marianna von MARTINES: 275. Geburtstag
Ihr Vater war Zeremonienmeister an der Apostolischen Nuntiatur in Wien, ihr Bruder, mit dem sie später zusammen in Wien lebte, war Bibliothekar an der Kaiserlichen Hofbibliothek. Nach dem Tod ihres Vaters nahm der in Wien lebende Pietro Metastasio (1698-1782), der Kaiserlicher Hofdichter war und zugleich als der berühmteste Librettist für die italienische Oper seiner Epoche galt, sie in sein Haus auf. Sie wurde durch ihn unterrichtet, blieb bei ihm und erbte sein Vermögen. Auch Joseph Haydn, der im gleichen Haus zeitweilig in einer Bodenkammer gelebt hatte, trug zu ihrer musikalischen Ausbildung bei. Sie wurde bald als Sängerin, dazu als Pianistin und schließlich auch als Komponistin bekannt. Nach zeitgenössischen Berichten muss sich ihre Stimme in besonderer Weise ausgezeichnet haben. Der erfahrene englische Musikschriftsteller Burney rühmt sie in fast enthusiastischer Weise und nennt sie »die vollkommenste Sängerin, die ich je gehört habe«. Ihr Lehrer Metastasio, der sie seine »Santa Cecilia« nannte, hebt die Exaktheit und die Vollendung in der Ausführung von schwierigen Verzierungen hervor. Von ihren Kompositionen werden ein vierstimmiges Miserere, Vertonungen von Psalmen und Kantaten auf Texte von Metastasio, aber auch Klaviersonaten und -konzerte mit Orchester genannt. 1773 wurde sie zum Mitglied der Accademia dei Filarmonici in Bologna ernannt. Seit den neunziger Jahren veranstaltete sie in dem Haus, das sie zusammen mit ihrem Bruder (sie blieb unverheiratet) in Wien bewohnte, jeden Samstag eine Musikakademie. So wurde sie zum Mittelpunkt eines schöngeistigen, vielseitig interessierten Kreises in der Kaiserstadt, in dessen Mittelpunkt das reiche Musikleben dieser Epoche stand. Sie starb 1812 in Wien.
5.5. Bohumil KULÍNSKÝ: 60. Geburtstag
Biographie des tschechischen Chordirigenten auf Tschechisch: https://cs.wikipedia.org/wiki/Bohumil_Kul%C3%ADnsk%C3%BD
5.5. Ruslan RAICHEV: 100. Geburtstag
Biographie des bulgarischen Dirigenten, der 1980-82 auch an der Wiener Staatsoper wirkte, auf Englisch: http://bnr.bg/en/post/100410122/bulgaria-marks-95th-birth-anniversary-of-renowned-conductor-ruslan-raichev
5.5. Hans PFITZNER: 150. Geburtstag
Er wurde als Sohn des am Leipziger Konservatorium ausgebildeten Orchester-Violinisten und Musikdirektors Robert Pfitzner (1825–1904) und seiner Ehefrau Wilhelmine Pfitzner, geb. Reimer (1841–1924), geboren. Seine Eltern siedelten mit ihm 1872 nach Frankfurt am Main um. Pfitzner erhielt von seinem Vater ersten Musikunterricht. Im Alter von elf Jahren komponierte er 1880 seine ersten Werke und 1884 entstanden die ersten überlieferten Lieder. 1886-90 studierte Pfitzner am Frankfurter Hoch’schen Konservatorium Komposition bei Iwan Knorr und Klavier bei James Kwast. Zu dieser Zeit wurde er Mitglied der Sängerschaft St. Pauli, die zur Deutschen Sängerschaft gehörte. Er unterrichtete 1892-93 am Koblenzer Konservatorium. 1894 nahm er einen Posten als unbezahlter Kapellmeister am Stadttheater in Mainz an. 1895 wurden dort die ersten größeren Werke Pfitzners uraufgeführt, die Oper Der arme Heinrich und die Schauspielmusik zu Das Fest auf Solhaug von Henrik Ibsen. 1899 heirateten Hans Pfitzner und Mimi Kwast, eine Tochter seines ehemaligen Klavierlehrers. Der Ehe entstammten die Söhne Paul (1903–36) und Peter (1906–44) und die Tochter Agnes (1908–39). 1903 wurde Pfitzner zusätzlich erster Kapellmeister am Berliner Theater des Westens. Die Uraufführung von Pfitzners zweiter Oper Die Rose vom Liebesgarten fand 1901 im Stadttheater am Brausenwerth (heute zu Wuppertal) statt. An der Wiener Hofoper wurde die Oper 1905 unter der Leitung von Gustav Mahler nachgespielt. 1907-08 war er Dirigent des Kaim-Orchesters in München. 1908 zog die Familie nach Straßburg. Pfitzner leitete dort das Städtische Konservatorium und die Sinfoniekonzerte der Straßburger Philharmoniker. 1910 übernahm er zugleich die musikalische Leitung der Straßburger Oper, wo er auch als Regisseur wirkte. 1913 erfolgte seine Ernennung zum Professor. Im Ersten Weltkrieg meldete sich Pfitzner 1915 freiwillig zum Militär, wurde aber zurückgestellt. 1917 wurde im Münchner Prinzregententheater unter Bruno Walter die „Musikalische Legende“ Palestrina uraufgeführt, die als Pfitzners bedeutendstes Werk gilt. Im Mittelpunkt des vielschichtigen Dramas steht das in die Renaissancezeit übertragene Spannungsverhältnis zwischen der Autonomie des Kunstwerks und Künstlers einerseits und den Forderungen der Gesellschaft andererseits. Giovanni Pierluigi da Palestrina soll eine Messe komponieren, um verfeindete Parteien des Klerus zu versöhnen. Da er ablehnt, muss er mit Verfolgung durch die Inquisitionsbehörde rechnen und denkt über Selbstmord nach. In völliger Vereinsamung erlebt er eine plötzliche Inspiration und schreibt das Werk – nicht mehr wegen des Auftrags, sondern um seiner selbst willen. Nach der Rückgabe von Elsass-Lothringen an Frankreich zog Pfitzner 1919 nach Unterschondorf am Ammersee. 1919/20 war er vorübergehend Dirigent der Münchner Philharmoniker. 1920 wurde er Leiter einer Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste. Er komponierte seine romantische Kantate Von deutscher Seele (1921) nach Gedichten von Joseph von Eichendorff und seine wichtigsten Instrumentalwerke, das Klavierkonzert Es-Dur (1922), das Violinkonzert h-Moll (1923) sowie das Streichquartett cis-Moll (1925). Nachdem er sich 1923 einer Gallenoperation hatte unterziehen müssen, besuchte ihn Adolf Hitler im Krankenhaus. Das Streichquartett cis-Moll (1925) arbeitete er 1932 zur Sinfonie um. Nach dem Tod seiner Frau Mimi (1926) schrieb er die Chorfantasie Das dunkle Reich (1930), eine Trauermusik nach Gedichten von Michelangelo, Goethe, Conrad Ferdinand Meyer und Richard Dehmel. Die Feiern und Ehrungen zu seinem 60. Geburtstag 1929 brachten Pfitzner noch einmal große öffentliche Anerkennung. Er verlegte 1930 seinen Wohnsitz nach München und schrieb im folgenden Jahr seine letzte Oper Das Herz. 1934 wurde er an der Staatliche Akademie der Tonkunst in München pensioniert, wobei es aufgrund seiner überzogenen Alterssicherungsforderungen zu Auseinandersetzungen mit dem preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring kam. 1936 starb sein Sohn Paul. Im folgenden Jahr überwarf sich Pfitzner mit seinen Kindern Peter und Agnes, welche – wie ein schon im Babyalter verstorbener weiterer Sohn – den Komponisten nicht überleben sollten. Diese familiäre Konstellation dürfte den zunehmend unleidlichen Charakter Pfitzners erheblich mitgeprägt haben. 1939 ging Pfitzner eine zweite Ehe mit Mali Stoll ein. Die Feiern und Ehrungen zu seinem 70. Geburtstag waren weit weniger spektakulär als zehn Jahre zuvor. 1942 entgingen Pfitzner und seine Frau dem Tod durch einen Bombenangriff in der Nähe von Nürnberg, obwohl der Schlafwagen, in dem sie sich auf einer Fahrt befanden, völlig zerstört wurde. 1943 wurde sein Wohnhaus in München durch Bomben getroffen und er siedelte nach Wien-Rodaun über. Nachdem seine Tochter Agnes sich bereits 1939 das Leben genommen hatte, fiel sein zweiter Sohn Peter 1944 in Russland. Pfitzner floh 1945 nach Garmisch-Partenkirchen, wo er in einer Flüchtlingsunterkunft unterkam. Im Jahr darauf zog er in ein Altersheim in München-Ramersdorf. 1948 wurde er im Rahmen der Entnazifizierung von der Spruchkammer München als „vom Gesetz nicht betroffen“ eingestuft. Zu dieser Untersuchung waren unter anderem Ehrenerklärungen von den Komponisten und Dirigenten Walter Braunfels, Hans Franke, Hans Knappertsbusch, Hans Rosbaud, Arnold Schönberg und Bruno Walter eingegangen, ebenso von Alma Mahler-Werfel und Carl Zuckmayer. 1949 starb Hans Pfitzner auf einer Reise in Salzburg an einem zweiten Schlaganfall. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 C, Nummer 16) in einem Ehrengrab beigesetzt.
5.5. Achille DE BASSINI: 200. Geburtstag
Er war Schüler des Pädagogen Perelli und hatte sein Bühnendebüt wahrscheinlich 1837 in Voghera, wo er in den Opern »Belisario« von Donizetti und »Norma« von Bellini auftrat. 1838 und 1842 sang er in Padua, 1842 auch erstmals an der Mailänder Scala. Am 3.11.1844 übernahm er in der Uraufführung der Oper »I due Foscari« von Verdi am Teatro Argentina in Rom die Rolle des Francisco, die er bei der Erstaufführung der Oper an der Mailänder Scala wiederholte. An der Scala sang er als weitere Rollen den Titelhelden in Rossinis »Wilhelm Tell«, den Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla« und den Don Carlo in »Ernani« von Verdi. 1846 wirkte er an der Scala in der Uraufführung der Oper »Estella« von Federico Ricci mit. Man bewunderte immer wieder seine Interpretation von Verdi-Partien, und der große Meister schätzte seine Kunst in besonderer Weise. So kreierte er bei der Uraufführung von Verdis »Il Corsaro« am 25.10.1848 am Teatro Grande (dem heutigen Teatro Verdi) von Triest die Partie des Pascha Seid, am 8.12.1849 am Teatro San Carlo Neapel in Verdis »Luisa Miller« den Vater Miller, am 10.11.1862 (nach dem Gregorianischen Kalender 22.11.1862) an der Hofoper von St. Petersburg den Fra Melitone in der Uraufführung von »La forza del destino«. 1851 wirkte er am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Medea« von Saverio Mercadante mit. In den Jahren 1852-63 trat er immer wieder als Gast in St. Petersburg auf. Verdi hatte gehofft, dass er auch die Titelrolle in seinem »Rigoletto« kreieren würde, doch ließ sich dieser Plan nicht verwirklichen. 1854 bewunderte man ihn in Wien vor allem als Don Giovanni, aber auch als Herzog in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, als Francesco in »I Masnadieri« von Verdi, als Figaro im »Barbier von Sevilla« und als Malatesta im »Don Pasquale«. 1859 gastierte der berühmte Bariton an der Covent Garden Oper London als Germont-père in »La Traviata«, als Graf Luna im »Troubadour« und in anderen Partien. 1865 wirkte er am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Celinda« von E. Petrella mit. Noch 1865 sang er an der Scala den Plumkett in Flotows »Martha«, den Figaro im »Barbier von Sevilla« und den Alfonso in »Lucrezia Borgia« von Donizetti. Er starb 1881 in Cava dei Tirreni. – Seine Gattin, Rita Gabussi-De Bassini (* 1810 Bologna, † 26.1.1891 Neapel) wurde nach ihrer Ausbildung durch die Primadonna Teresa Bertinotti-Radicati eine bedeutende Koloratursopranistin; sie hatte 1830 in Mailand als Rosina im »Barbier von Sevilla« debütiert. 1835 wirkte sie am Teatro Comunale Bologna in der Uraufführung der Oper »La pazza per amore« von Pier Antonio Coppola, am 6.2.1836 am Teatro Ravviati in Pisa in der Uraufführung der Oper »Ildegonda« von David Bini (in der Titelrolle) und 1838 am Teatro Grande Triest in der Uraufführung der Oper »La Prigione di Edimburgho« von Federico Ricci mit. Sie sang an allen großen italienischen Opernbühnen, auch an der Mailänder Scala (1844 die Elvira in »Ernani« von Verdi und die Saffo in der gleichnamigen Oper von G. Pacini) und seit 1841 am Teatro San Carlo in Neapel. Am letztgenannten Haus übernahm sie 1851 die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Medea« von Mercadante, doch hatte sie damals bereits den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten (da sie wahrscheinlich für ihre Stimme zu hohe dramatische Partien, darunter die Norma, gesungen hatte), und sie zog sich bald danach von der Bühne zurück. So zerschlug sich auch ein Plan Verdis, der von ihrer Gestaltung dramatischer, leidenschaftlicher Partien sehr angetan war, ihr in der Uraufführung des »Troubadour« die Rolle der Azucena zu übertragen. Der Sohn des Sängerehepaars, Alberto De Bassini (* 14.7.1847 Florenz, † ?), hatte eine erfolgreiche Karriere zuerst als Tenor, dann im Baritonfach.
5.5. Stanislaw MONIUSZKO: 200. Geburtstag
Hineingeboren in eine polnisch-armenische Adelsfamilie von Landbesitzern zeigte er früh musische Begabung und nahm 1827-30 in Warschau privaten Musikunterricht bei Karl August Freyer und setzte danach seine musikalische Ausbildung in Minsk fort. 1837-39 studierte er in Berlin an der Akademie der Künste Komposition bei Carl Friedrich Rungenhagen, Direktor der Sing-Akademie zu Berlin, und erhielt durch ihn Unterricht in Chordirigieren. In der Zeit studierte Moniuszko intensiv die Hauptwerke der klassischen Musik und deren Aufführungspraxen. Hier in Berlin hatte er einen überraschenden, frühen Erfolg, als er Drei Lieder zu Worten des polnischen Schriftstellers Adam Mickiewicz aufführte. Einige seiner Lieder, die er als Student in Berlin komponierte, wurden bei Bote & Bock veröffentlicht und von Musikkritikern positiv bewertet. Nach drei Jahren Berlin kehrte er 1839 wieder nach Vilnius zurück, um Aleksandra Müller zu heiraten. Er erwirkte dort eine Stelle als Organist und arbeitete nebenher als privater Klavierbegleiter. Oft hatte er mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, besonders, nachdem er dank eines glücklichen Ehelebens eine Familie mit 10 Kindern ernähren musste, dazu Pflegerinnen und Diener (18 Leute täglich am Tisch). Er steuerte Großes zur Musik in der Region Vilnius bei; Bühnenaufführungen großer Chorwerke wie das Mozart-Requiem, Auszüge aus Joseph Haydns Die Schöpfung und Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus. Und Moniuszko brachte auch bekannte Orchesterwerke von Spontini, Mendelssohn und Ludwig van Beethoven zur Aufführung. Während dieser Zeit lernte er den Novellisten Józef Ignacy Kraszewski kennen und den Komödianten Aleksander Fredro, die sein Interesse für Dramatische Musik stimulierten. Um 1840 begann Moniuszko intensiv zu komponieren, schrieb seine ersten Opern und einige andere Bühnenwerke sowie Geistliche Musik und weltliche Kantaten. Um diese Zeit herum begann er auch eines seiner populärsten Werke, das 12-bändige Spiewnik domowy (Haus-Liederbuch) für Klavier und Gesang, 268 Lieder zu Gedichten aus seiner Epoche. Während seines Lebens reiste Moniuszko einige Male nach Sankt Petersburg, wo seine Konzerte sehr gut ankamen. Dort zeigten Michail Glinka und Alexander Dargomyschski große Wertschätzung gegenüber Moniuszkos Talent; Moniuszko wurde enger Freund Dargomyschskis und widmete ihm seine Märchenoper Bajka. Moniuszko traf in Petersburg auch auf Größen wie Mili Balakirew, Mussorgski und Alexander Serow und sein Musikstil wurde hoch geschätzt von Hans von Bülow. Moniuszko war der Mentor des russischen Komponisten César Cui. Doch entscheidend für seine Karriere insgesamt war sein Besuch in Warschau 1848, wo er Jozef Sikorski, den zukünftigen Editor des bedeutendsten polnischen Musikjournals Ruch Muzyczny (Musikbewegung) traf, auf Oskar Kolberg sowie auf Włodzimierz Wolski (1824–82) , den polnischen Schriftsteller und zukünftigen Librettisten seiner bekanntesten Oper, Halka. Im Jahr 1848 dirigierte Moniuszko in Vilnius privat die Premiere der ersten Version seiner Oper Halka (Oper in 2 Akten) und es brauchte 10 Jahre, bis die politischen Verhältnisse sich wieder so beruhigt hatten, dass man sich in der Lage sah, solch eine unter nationalem Motto stehende Oper zur zweiten Aufführung zu bringen. Nach dem Triumph der zweiten Version seiner Oper Halka (Oper in 4 Akten) der Warschauer Premiere am 1. Januar 1858, tourte er durch Frankreich mithilfe der Pianistin Maria Kalergis, wo er in Paris auf Daniel-Francois-Esprit Auber und Gioacchino Rossini traf. Nach einem Besuch in Berlin traf er in Prag den tschechischen Nationalkomponisten Bedrich Smetana, der dort die Prager Premiere seiner Oper Halka vorbereitete. Letztlich besuchte Moniuszko auch Weimar und dort Franz Liszt. Am 1. August 1858 wurde Moniuszko in Warschau zum Chefdirigenten der Opera Narodowa (Polnische Nationaloper) im Teatr Wielki ernannt. Schon während des ersten Jahres schaffte Moniuszko es, eine seiner Opern auf den Spielplan zu setzen (Flis), und dirigierte während seiner folgenden 15 Jahre im Amt beinahe ausschließlich eigene Kompositionen. Hoffend, dass die Pariser eine seiner Opern ins Programm nehmen, reiste Moniuszko im Jahr 1862 erneut nach Frankreich. Der Erfolg blieb aus. Aufgrund des Wandels der politischen Verhältnisse im Zuge des polnischen Januaraufstandes, der im Ausland unvorteilhaft für künstlerische Aktivitäten war, kehrte er sehr früh auch wieder heim. 1864 begann Moniuszko am Warschauer Konservatorium Harmonik, Kontrapunkt und Kmposition zu lehren, und leitete dort den Chor. Seine Schüler dort waren u. a. Zygmunt Noskowski und Henryk Jarecki. Im Jahr 1865 erfreute sich die Uraufführung seiner neuen Oper Straszny Dwór enthusiastischer Rezeption und bewies einen Erfolg vergleichbar mit dem seiner Oper Halka. Er wurde am Warschauer Konservatorium zum Professor für Komposition und Musiktheorie berufen. Über den Erfolg Halkas bis hin zu seinen anderen opernhaften Werken wie 1858 Flis (Der Flößer) / 1860 Hrabina (Die Gräfin) / 1861 Verbum nobile und am wichtigsten 1865 Straszny dwór (Das Gespensterschloss): die allgemeine Charakteristik, die alle diese Werke teilen, sind Libretti, die – trotz des darstellenden Adels – polnische Bräuche und Traditionen betonen und in dieser Zeit des Nationalkampfes patriotische Gefühle aufrecht hielten und förderten. Den Stellenwert von Halka für die nationale Kultur belegt die Tatsache, dass nach der Einrichtung der polnischen Verwaltung in Breslau mit ihr im Herbst 1945 das städtische Opernhaus wieder eröffnet wurde. Stanisław Moniuszko starb am 4. Juni 1872 an einem plötzlichen Herzinfarkt und wurde auf dem historisch bedeutenden Powazki-Friedhof in Warschau beerdigt.
6.5. Ida KIRILOVÁ: 70. Geburtstag
Sie studierte an der Pädagogischen Fakultät in Presov und legte dort 1972 ihre Prüfung als Gymnasialprofessorin für Musik ab. Nach kurzer Lehrtätigkeit ließ sie dann 1973-76 an der Musikakademie von Sofia ihre Stimme durch den berühmten Pädagogen Ilja Jossifow ausbilden. Sie hatte bei mehreren internationalen Gesangwettbewerben Erfolge, so 1976 in Barcelona und Toulouse, 1980 in Vercelli und 1981 in Rio de Janeiro. 1976 begann sie ihre Bühnenkarriere am Theater von Kosice (Kaschau) und wurde von dort 1979 an die Slowakische Nationaloper in Bratislava (Preßburg) berufen, zu deren prominentesten Sängern sie bald gehörte. Sie sang hier in einer langjährigen Karriere vor allem Partien aus dem italienischen Repertoire: die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Ulrica in »Un Ballo in maschera« und die Eboli im »Don Carlos« von Verdi, die Principessa in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, aber auch die Kontschakowna in »Fürst Igor« von Borodin, die Pauline wie die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky. 1980-85 war sie dem Opernhaus von Bonn verbunden, 1987 gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Amneris, 1991 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Sie trat mit dem Ensemble des Nationaltheaters von Bratislava in Spanien und Österreich, in Holland und in der Schweiz, in Japan (1986) und China (1988), in Russland und in Israel und 1990 bei den Festspielen von Edinburgh (als Siebel im »Faust« von Gounod und als Kontschakowna) auf. 1990 war sie auf Gran Canaria zu Gast, 1991 in Montreal, 1992 in Athen, 1993 in Avignon, 1994 in Frankfurt a.M. Dabei erwies sie sich auch als hervorragende Konzertsängerin. Im Wiener Konzerthaus trat sie 1990 und 1992 (u.a. in einer konzertanten Aufführung der Oper »Osud« von Janácek) auf. Sie beschäftigte sich viel mit der Musik des Barock-Zeitalters und gründete ein Barock-Trio; sie sang häufig am Rundfunk wie im Fernsehen. Sie starb im 2004 in Bratislava.
Schallplatten: Supraphon, Opus, Orfeo (Vlasta in »Sárka« von Janácek).
6.5. Zvonimir PRELČEC: 95. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in Zagreb, debütierte 1958 am dortigen Kroatischen Nationaltheater und blieb während seiner ganzen Karriere dessen Mitglied. Er gastierte mit dem Ensemble des Opernhauses von Zagreb u.a. 1964 in Amsterdam als Dimitrij im »Boris Godunow« von Mussorgsky und als Sinowi in »Katerina Ismailowa« (»Lady Macbeth von Mzensk«) von Schostakowitsch, 1967 in der letztgenannten Partie auch am Teatro Margherita in Genua. In den Jahren 1965-67 sang er bei den Festspielen von Salzburg den Leibbojar in »Boris Godunow«. 1968 gastierte er am Teatro Comunale Bologna; auch am Teatro San Carlo Neapel als Gast aufgetreten. Auf der Bühne war er vor allem im lyrischen und im Charakter-Fach zu hören: als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini, als Nemorino in »L’Elisir d’amore«, als Alfredo in »La Traviata«, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Lenski in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Prinz in Prokofjews »Liebe zu den drei Orangen«. Neben seine Bühnenkarriere trat eine erfolgreiche Tätigkeit im Konzertfach. Er starb 2009 in Zagreb.
Schallplatten: Jugoton.
6.5. Friedl PÖLTINGER: 100. Geburtstag
Sie studierte am Konservatorium von Amsterdam, bei Julius Raatz-Brockmann in Berlin und bei Maria Gerhart in Wien. Sie nahm ihre Bühnentätigkeit 1940 am Stadttheater von Klagenfurt auf, an dem sie als Cherubino in »Figaros Hochzeit« debütierte. 1941-42 war sie am Theater von Neustrelitz, 1942-44 am Opernhaus von Olmütz (Olomouc) engagiert, wo sie Partien für lyrischen Koloratursopran und aus dem Soubrettenfach sang. Seit 1945 hörte man sie oft in den Sendungen von Radio Wien (»Wiener Nachtigall«). Sie wirkte in mehreren Filmen mit (»Weaner Madeln«, 1949; »Seelenbräu«, 1950). In Wien trat sie auch mit sehr großem Erfolg an verschiedenen Operettentheatern (Raimund-Theater, Bürgertheater, Stadttheater) auf. An der Wiener Staatsoper sang sie 1946-61 die Cagliari in »Wiener Blut«, die Arsena im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Traviata und die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« in insgesamt 32 Vorstellungen. Sie war 1951-66 am Opernhaus von Graz engagiert. Sie gastierte in der Spielzeit 1952-53 am Opernhaus von Zürich als Susanna, 1955 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1956 am Teatro San Carlos Lissabon. 1954-58 sang sie alljährlich bei den Festspielen von Bayreuth eins der Blumenmädchen im »Parsifals«. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren Rollen wie die Sophie im »Rosenkavalier«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Gilda im »Rigoletto«, die Mimi wie die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Titelfigur in »Madame Butterfly«, die Micaela in »Carmen« und die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Sie übernahm in einem zweiten Abschnitt ihrer Karriere Partien wie die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Gutrune in der »Götterdämmerung«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Aida, die Alice Ford im »Falstaff« von Verdi, die Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss und die Blanchefleur im »Kuhreigen« von W. Kienzl. Sie wirkte später als Professorin an der Musikhochschule von Graz. Sie starb 1997 in Wien.
Schallplattenaufnahmen, namentlich aus dem Bereich der Operette, bei Polydor und Philips sowie bei Westminster (Lieder). Auf Decca singt sie ein Blumenmädchen im »Parsifal« (Mitschnitt einer Bayreuther Aufführung von 1954), ebenfalls auf Cetra Opera Live (Bayreuth, 1956).
7.5. Giuseppe FARINELLI: 250. Geburtstag
Eigentlich Giuseppe Francesco Finco; seine erste musikalische Ausbildung erhielt er in seiner Geburtsstadt Este bei einem gewissen Lionelli, anschließend in Venedig bei Antonio Martinelli. 1785 setzte er seine Studien in Neapel am Conservatorio della Pietà dei Turchini bei Lorenzo Fargo (Harmonielehre), Nicola Sala (Kontrapunkt), Giacomo Tritto (Komposition) und Barbiello (Gesang) fort. Nach seiner Ausbildung nahm er aus Dankbarkeit für Förderung und Hilfe in seiner musikalischen Ausbildung als Künstlernamen den des berühmten Sängers Carlo Broschi (Farinelli) an. 1792 wurde die Aufführung seiner ersten Oper, Il dottorato di Pulcinella, am Konservatorium enthusiastisch aufgenommen. 1795 folgte mit Il uomo indolente sein erstes Auftragswerk für ein öffentliches Opernhaus (Teatro Nuovo, Neapel). 1800-10 komponierte Finco die meisten seiner annähernd 60 Opern. Rossinis Werke bereiteten seinen Bühnenerfolgen um 1817 ein Ende. 1810 zog Finco nach Turin, von dort 1817 nach Triest, wo er die Stellung des „Maestro al Cembalo“ am Teatro Nuovo erhielt. 1819 wurde er an der Kathedrale zu Susa Kapellmeister und Organist; diese Anstellung behielt er bis zu seinem Tod 1836.
8.5. Klaus WENDT: 85. Geburtstag
Er trat in der Spielzeit 1963/64 ein Engagement als lyrischer Bariton am Nationaltheater Mannheim an und war mit großem Erfolg in unzähligen Partien zu erleben. In Anerkennung seiner umfassenden Verdienste um das Nationaltheater, in dem er später als Disponent, ab 1977 als Chefdisponent und schließlich ab 1993 als Direktor des Künstlerischen Betriebs wirkte, wurde Klaus Wendt 1999 die Ehrenmitgliedschaft des Nationaltheaters verliehen. Er starb im Jahr 2012.
10.5. Dmitri NABOKOV: 85. Geburtstag
Sein Vater Vladimir Nabokov war der Nachkomme einer wohlhabenden russischen Aristokratenfamilie, dessen Großvater russischer Justizminister gewesen war und dessen Vater Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow als Politiker nach dem Sturz des Zaren 1917 an der republikanischen provisorischen Regierung beteiligt gewesen war, welcher dann die Oktoberrevolution ein Ende setzte. Seine Mutter Véra Nabokov, mit Geburtsnamen Véra Slonim, entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Ihrem Vater, der Jura studiert hatte, war es auf Grund der antisemitischen Gesetzgebung des zaristischen Russlands nicht möglich gewesen, als Anwalt tätig zu werden. Er baute jedoch erfolgreich einen Handel mit Holz und Dachziegeln auf. Ähnlich wie ihr späterer Mann hatte sie eine sorgfältige mehrsprachige Erziehung genossen, in der Literatur eine große Rolle spielte. Beide Elternteile Dmitri Nabokovs gingen nach der Oktoberrevolution 1917 ins Exil und ließen sich nach mehreren Stationen im Ausland in Berlin nieder. Berlin war in den ersten Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs Zentrum russischer Exilanten. In den ersten Jahren wurden 86 russische Verlage in Berlin gegründet. 150 verschiedene russischsprachige Zeitungen und Magazine erschienen dort. Im Jahr 1923 übertraf Berlin Petersburg und Moskau in seiner Bedeutung als Ort russischsprachiger Literaturveröffentlichungen. Véra Slonims Vater war selbst Mitbegründer eines Verlagshauses mit dem Namen Orbis, in dem Véra Slonim mitarbeitete. Vladimir Nabokov zählte innerhalb der russischen Emigrantengemeinden zu den bekannteren Autoren und veröffentlichte Gedichte, Theaterstücke und Schachaufgaben in einer russischsprachigen Literaturzeitung, für die auch Véra Slonim gelegentlich englischsprachige Autoren ins Russische übersetzte. Am 15. April 1925 heirateten die beiden. Zu diesem Zeitpunkt war Berlin auf Grund der Hyperinflation nicht länger das Zentrum der Exilrussen; viele aus Russland ausgewanderte Russen hatten ihren Lebensmittelpunkt nach Frankreich verlegt. Das Ehepaar Nabokov entschloss sich jedoch, weiterhin in Berlin zu bleiben. Véra Nabokov trug durch ihre Arbeit als Sekretärin und Übersetzerin sowie durch Sprachenunterricht wesentlich zum Unterhalt der Familie bei. Die Frage der Auswanderung aus Deutschland hatte die Nabokovs seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im März 1933 beschäftigt. Es scheiterte zunächst daran, dass das Ehepaar Nabokov, obwohl sie sich in Deutschland nicht wohlfühlten, kein Land als Lebensmittelpunkt geeignet erschien. Ihre beengte finanzielle Situation erschwerte eine Auswanderung zusätzlich. Das Ehepaar Nabokov besaß bereits im März 1933 Visa für Frankreich, die Schwangerschaft Véra Nabokovs trug aber dazu bei, dass sie die Auswanderung aufschoben. Ein Grund für die verzögerte Auswanderung war auch, dass die einen russischen Pass besitzende Véra Nabokov in Berlin immer noch Arbeit als Übersetzerin und Sprachenlehrerin fand. Erst 1937 wanderte die Familie zunächst nach Frankreich und dann im Jahre 1940 in die Vereinigten Staaten aus. Dmitri Nabokov verbrachte einen Teil seiner Kindheit in der Region um Boston, wo sein Vater am Wellesley College lehrte. Nachdem sein Vater eine Professorenstelle an der Cornell University erhielt, zog die Familie nach Ithaca um. 1951 begann Nabokov am Harvard College Geschichte und Literatur zu studieren. Obwohl er eine Zulassung für die Harvard Law School erhielt, verzichtete er auf diesen Ausbildungsweg, weil er nach etwas suchte, was er mit Leidenschaft betreiben würde. Nach seinem Abschluss des College nahm er zwei Jahre lang Gesangsunterricht an der Longy School of Music. Er trat dann der U.S. Army bei, wo er Russisch unterrichtete und einem Armeekaplan als Assistent diente. Der Erfolg, den Vladimir Nabokov mit seinem dreizehnten, 1955 in Frankreich erstveröffentlichten Roman Lolita hatte, veränderte nach 1958 – als der Roman endlich auch in den Vereinigten Staaten herausgegeben und ein internationaler Bestseller wurde – die Situation der Familie Nabokov nachhaltig. Auf Grund der Tantiemenzahlungen war es dem Ehepaar Nabokov erstmals seit ihrer jeweiligen Jugend möglich, ein finanziell sorgenfreies Leben zu führen. Die von kontroversen Debatten um die literarische Qualität von Lolita erhöhte Bekanntheit seines Vaters sorgte dafür, dass in zahlreichen Ländern auch die vorherigen Werke von Vladimir Nabokov veröffentlicht wurden. Dmitri Nabokov übersetzte mehrere der Werke seines Vaters, darunter Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Gedichte, Vorlesungen und Briefe, in mehrere Sprachen. Eine seiner ersten Übersetzungen war der Roman Einladung zur Enthauptung, die Dmitri Nabokov unter Begleitung seines Vaters vom Russischen ins Englische übertrug. Nach dem Tod seines Vaters veröffentlichte Dmitri im Jahr 1986 eine der frühen Erzählungen seines Vaters. Der Zauberer war eine etwa 30 Seiten lange Kurzgeschichte, die Nabokov auf Russisch in Paris veröffentlicht. Wie in Lolita ist das Thema die Beziehung eines pädophilen erwachsenen Mannes zu einem präpubertären Mädchen. Nabokov hatte 1959 in dem Nachwort zu Lolita geschrieben, er habe diese Erzählung bald nach seiner Übersiedlung in die Vereinigten Staaten 1940 vernichtet. Darin täuschte sich Nabokov allerdings. Die Erzählung wurde im Februar 1959 unter anderen Papieren wiedergefunden. Die Kurzgeschichte wird gelegentlich als Ur-Lolita bezeichnet, eine Bezeichnung, die Dmitri Nabokov allerdings immer ablehnte. Gemeinsam mit seinem Vater erarbeitete er auch eine englische Übersetzung von Michail Jurjewitsch Lermontows Roman Ein Held unserer Zeit, die 1958 erschien. 1961 debütierte er als Opernsänger. Er gewann in Italien in der Rolle des Colline aus La Bohème in Italien einen Opernwettbewerb in der Kategorie Bass. In dieser Inszenierung hatte auch Luciano Pavarotti sein Debüt, der den Gesangswettbewerb in der Kategorie Tenor gewann. Zu den Höhepunkten seiner Karriere als Opernsänger gehören Auftritte mit der Sopranistin Montserrat Caballé und dem Tenor Giacomo Aragall. Im Jahre 1980 verunglückte Dmitri Nabokov, der semiprofessionell auch Autorennen fuhr, bei einem Autounfall schwer. Er erlitt u.a. schwere Verbrennungen. Der Unfall bereitete seiner Karriere als Opernsänger ein Ende. Gemeinsam mit seiner Mutter verwaltete er den Nachlass seines 1977 verstorbenen Vaters. Über 30 Jahre setzte er sich mit der Frage auseinander, ob das letzte Romanfragment seines Vaters veröffentlicht werden sollte. Es erschien schließlich im Jahre 2009. Anlässlich des 100. Geburtstages von Vladimir Nabokov trat Dmitri als sein Vater in Terry Quinns Dear Bunny, Dear Volodya, einer dramatisierten Lesung basierend auf dem Briefaustausch zwischen Vladimir Nabokov und seinem Freund, dem Literaturkritiker und Schriftsteller Edmund Wilson, auf. Das Stück wurde unter anderem in New York, Paris, Mainz und Ithaca aufgeführt. Zuletzt entstand unter seiner Mitwirkung der Kinofilm des Filmemachers Harold Bergmann Der Schmetterlingsjäger – 37 Karteikarten zu Nabokov (D/CH 2012) zu Texten Vladimir Nabokovs aus seiner Autobiographie Erinnerung, sprich und Auszügen des Kapitels Textur der Zeit aus Nabokovs Roman Ada oder Das Verlangen. Trotz mehrerer Beziehungen blieb Dmitri Nabokov letztlich unverheiratet und hatte keine Kinder. In seinen letzten Lebensjahren lebte er in Palm Beach, Florida und Montreux, Schweiz. Er starb 2012 in Vevey, Schweiz.
10.5. Peter MAAG: 100. Geburtstag
Er war 1952-55 Erster Dirigent der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, danach vier Spielzeiten lang Generalmusikdirektor der Oper Bonn. 1959 debütierte er am Royal Opera House Covent Garden mit Mozarts Zauberflöte und beim Glyndebourne Opera Festival mit Mozarts Le nozze di Figaro. Im selben Jahr gastierte er erstmals in den USA – beim Minneapolis Symphony Orchestra. 1961 debütierte er an der Lyric Opera of Chicago mit Mozarts Cosi fan tutte, 1962 bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts Idomeneo (dort leitete er auch 1977-78 Stefano Landis Oper Il Sant‘ Alessio sowie 1978 ein Mozart-Konzert).
1964-68 wirkte Peter Maag als Chefdirigent der Wiener Volksoper, wo er u.a. die Neuproduktionen von Feuersnot, L’Enfant et les sortilèges / Die spanische Stunde, Pique Dame, Der Freischütz und Herzog Blaubarts Burg / Die Nachtigall leitete. 1972 debütierte er an der Metropolitan Opera mit Mozarts Don Giovanni und leitete an diesem Haus bis 1979 insgesamt 59 Vorstellungen, auch Die Zauberflöte, La Traviata, Falstaff und Norma). 1972 wurde er im selben Jahr zum künstlerischen Leiter des Teatro Regio di Parma ernannt. Ab 1974 war er Chefdirigent am Teatro Regio di Torino, danach beim RAI Symphonie-Orchester Turin und beim Orquesta Nacional de Espana. Er war 1984-91 Musikdirektor des Berner Symphonie-Orchesters, sowie 1983-2001 Chefdirigent des Orchestra di Padova e del Veneto. Zusätzlich gastierte er weltweit in Opernhäusern und Konzertsälen, darunter an der Wiener Staatsoper 1976 mit Fidelio und 1977 mit La Bohème. Peter Maag hat einen Sohn, den Kinderbuchautor Georg Maag. Maags erste Ehefrau war Jasmina Božin, eine bosnische Bühnenbildnerin. Mit seiner zweiten Frau Marica Franchi (Marika) hat er eine Tochter. Er starb 2001 in Verona.
10.5. John GOSS: 125. Geburtstag
Biographie des englischen Baritons auf Englisch: https://vanasitwas.wordpress.com/2016/11/15/john-goss-baritone-teacher-and-communist/
10.5. Ettore PEROSIO: 150. Geburtstag
Biographie des italienischen Dirigenten und Komponisten auf Englisch: http://www.familiaperosio.com.ar/ettoreperosio_en.html
11.5. Silvio BARBATO: 60. Geburtstag
Biographie des italienischen Dirigenten und Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Silvio_Barbato
11.5. Jarmila PECHOVÁ: 100. Geburtstag
Ausbildung durch A. Kranz in Brno, dann durch Tino Pattiera in Wien, nachdem sie zunächst eine Lehrerbildungsanstalt besucht hatte. 1938-39 begann sie ihre Bühnenlaufbahn als Elevin am Opernhaus von Brno. Sie hatte dann Engagements als Opern- und Operettensoubrette am Theater von Olomouc (Olmütz, 1939-41), am Akropolis-Theater Prag (1941-43) und am Prager Tyl-Theater (1943-45), wo sie in den Operetten »Giuditta« und »Das Land des Lächelns« von F. Lehár große Erfolge hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Mitglied des Theaters des 5. Mai Prag, an dem sie als Opernsängerin, vor allem in Werken von Verdi und Puccini, auftrat. 1948 wurde sie an das Prager Nationaltheater verpflichtet und sang jetzt hier Soubrettenrollen, aber auch Partien aus dem lyrischen Fach. Sie nahm an Gastspielen des Theaters in Moskau (1955) und Berlin (1956) teil. Von den vielen Partien, die sie auf der Bühne sang, sind zu nennen: die Zerline im »Don Giovanni«, der Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, die Butterfly, die Musetta in »La Bohème«, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Gorislawa in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, der Jano in Janáceks »Jenufa«, der Hirtenknabe in »Krutnava« von Suchon, an erster Stelle aber die Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die sie auch in einer Gesamtaufnahme der Oper auf Supraphon singt. Weitere Aufnahmen ihrer Stimme existieren auf Ultraphon, Artia und Bruno. Sie starb im März 2008 in Prag.
11.5. Johannes MARTENS: 175. Geburtstag
Er begann seine Bühnenlaufbahn 1874 am Hoftheater von Wiesbaden. 1874-75 war er am Stadttheater von Mainz, 1875-77 am Hoftheater Mannheim engagiert. Es schlossen sich Verpflichtungen am Deutschen Theater Prag (1877-78), am Stadttheater Zürich (1878-80), im ostpreußischen Königsberg (bis 1881), am Hoftheater Stuttgart (1881-82) und am Deutschen Opernhaus Rotterdam (1882-84) an. Sein rastloses Wanderleben von einer Bühne zur anderen führte ihn 1884-85 nochmals an das Stadttheater von Mainz, 1885-86 an das Stadttheater Bremen, 1886-87 an das Opernhaus Düsseldorf; 1887-88 bestand ein Gast-Engagement am Theater von Olmütz (Olomouc). 1875 gastierte er, auf dem Höhepunkt seiner Karriere stehend, an der Dresdner Hofoper, am Opernhaus von Leipzig und am Stadttheater von Hamburg. In seinem weitreichenden Bühnenrepertoire fanden sich Partien wie der Manrico im »Troubadour«, der Herzog im »Rigoletto« und der Titelheld im »Lohengrin«. Er starb, verarmt und vereinsamt, nachdem seine Karriere, wohl durch Überanstrengung der Stimme, ein vorzeitiges Ende genommen hatte, 1892 in Dresden.
12.5. Gaida TRĒZIŅA: 100. Geburtstag
Sie studierte 1939-44 Gesang am Lettischen Staatskonservatorium in Riga. 1941-43 war sie als Choristin an der Nationaloper von Riga beschäftigt, seit 1942 trat sie im Rundfunk in Riga auf. 1944 verließ sie Lettland, sang 1944 im Rundfunk in Berlin und 1947-48 im Kölner Rundfunk. 1948 emigrierte sie nach England und studierte in London nochmals bei Joan Cross und bis 1952 an der Guildhall School of Music. Dann entfaltete sie eine große Karriere als Konzertsängerin und unternahm Konzertreisen durch England, Deutschland, in die USA, nach Kanada und Australien. Zugleich leitete sie in London als Pädagogin ein eigenes Gesangstudio. Sie starb im Dezember 2014. Sie war mit dem lettischen Künstler Arnolds Mazitis (1913-2002) verheiratet.
Schallplatten: Latvian Music (Lieder von J. Viols und Alfred Kalnins); weitere Aufnahmen unter dem Etikett »Latvian Association in Great Britain«.
13.5. Heinz BORST: 100. Geburtstag
Er war von 1939-44 Schüler von Johanna Fleicher in Stuttgart, 1946-47 von Adelheid Lang und begann seine Laufbahn als Opernsänger 1947 mit einem Anfängerengagement am Landestheater Wiesbaden (Debüt als 2. Geharnischter in der »Zauberflöte«). 1948-52 war er am Stadttheater von Koblenz, 1952-57 in Aachen, 1957-66 am Opernhaus von Zürich engagiert. 1959 sang er bei den Zürcher Festwochen den Donner im »Rheingold« und den Hunding in der »Walküre«. Am Opernhaus von Zürich sang er am 9.6.1961 in der Uraufführung der Oper »Griechische Passion« von B. Martinù. Er wirkte am Opernhaus von Zürich auch 1962 in der Uraufführung von »Blackwood & Co.« von Armin Schibler mit, außerdem in den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Die Schule der Frauen« von Rolf Liebermann (1958), »Der Sturm« von Frank Martin (als Prospero, 1959), »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten (als Quince, 1961), »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew (als Köchin, Spielzeit 1965-66) und »Le Rossignol« von Strawinsky (als Kammerherr, 1961). 1951-52 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth als Hans Schwarz in »Die Meistersinger von Nürnberg« mit. Seit 1966 lebte der Künstler in Stuttgart und gastierte viel. Seine Gastspiele führten ihn in die Schweiz, nach Italien (Bologna, Florenz, Genua, Parma, Triest), Portugal und Frankreich. An der Oper von Rom trat er 1959 als König Marke in »Tristan und Isolde« auf, am Gran Teatre del Liceu in Barelona 1966 als Orest in »Elektra« von R. Strauss. 1971 unternahm er eine Operntournee durch Neuseeland, Australien und mehrere asiatische Länder, 1972 bereiste er West- und Ostafrika, Ägypten und den Libanon. Auf der Bühne wie im Konzertsaal gestaltete er ein vielseitiges Repertoire aus allen Bereichen der Musikliteratur. Zu seinen Bühnenpartien zählten der Kaspar im »Freischütz«, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Gurnemanz im »Parsifal«, der Rocco im »Fidelio«, der Sparafucile im »Rigoletto« und der König Philipp im »Don Carlos« von Verdi. Er starb im Mai 2006. – Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Susanne Will (* 24.1.1920 Magdeburg, † 26.11.1991 Stuttgart). Die Tochter des Sängerehepaars, Martina Borst (* 1957) wurde gleichfalls eine erfolgreiche Bühnen- und Konzertsängerin.
14.5. Jindřich ROHAN: 100. Geburtstag
Biographie des tschechischen Dirigenten auf Tschechisch: http://www.ceskyhudebnislovnik.cz/slovnik/index.php?option=com_mdictionary&task=record.record_detail&id=5457
14.5. Heinrich KRAZE: 175. Geburtstag
Er begann seine Bühnenkarriere 1869 am Opernhaus von Breslau und war dann 1869-70 am Stadttheater von Elbing (Ostpreußen) engagiert. Nachdem er während des deutsch-französischen Krieges 1870-71 seine Karriere hatte unterbrechen müssen, sang er 1871-72 am Theater von Wismar in Mecklenburg, 1872-73 wieder in Breslau, 1873-74 in Königsberg, 1874-76 am Stadttheater von Bremen, 1876-77 am Hoftheater von Kassel. 1878-79 trat er am Opernhaus von Leipzig, 1879-82 am Hoftheater von Darmstadt, 1882-83 am Deutschen Opernhaus in Rotterdam, 1883-84 am Opernhaus von Düsseldorf auf. 1885-86 war er dann am Hoftheater von Mannheim engagiert, womit seine Karriere zum Abschluss kam. Von seinen Bühnenpartien seien der Don Giovanni, der Jäger im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Graf Luna im »Troubadour«, die Titelrollen in »Hans Heiling« von Marschner und in »Wilhelm Tell« von Rossini, der Kühleborn in Lortzings »Undine«, der Escamillo in »Carmen«, der Telramund im »Lohengrin«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg« und der Fliegende Holländer hervorgehoben. Er starb 1917 in Mannheim. – Er war verheiratet mit der Sopranistin Aglaë Lenke-Kraze († 17.7.1917 Mannheim), die 1869-70 am Theater von Elbing engagiert war. Der Sohn aus dieser Ehe, Eni Kraze (* 18.6.1874, † 5.12.1956 Schwerin), sang 1901-03 an der Berliner Hofoper kleinere Partien, studierte dann weiter in Berlin und war 1904-21 am Hof- bzw. Landestheater von Schwerin als lyrischer Tenor engagiert, wo er zumeist unter dem Namen Heinrich Kraze auftrat. Er betätigte sich dort noch lange als Regisseur und gab bis Mitte der zwanziger Jahre Gastspiele an verschiedenen deutschen Theatern.
14.5. Babette KISSNER-SCHEURICH: 200. Geburtstag
Sie war die Tochter einer Sängerin und begann ihre Karriere als Soubrette 1836-37 an den Theatern von Basel und Straßburg. In den folgenden Jahren hörte man sie in Koblenz (1837-38), Frankfurt a.M. (1839-40), Nürnberg und Aachen, 1842-43 war sie am Stadttheater Würzburg engagiert. Es folgte ein dreijähriges Engagement am Thalia-Theater Hamburg (1843-46), dann am Theater von Bremen (1846-48), hierauf in Wiesbaden (1848-50) und Mainz (1851-53), darauf wieder in Würzburg (1853-58), in der Spielzeit 1858-59 am Theater von Basel und in der Spielzeit 1859-60 am Stadttheater von Bern. Sie verbrachte ihren Lebensabend in Zürich, wo sie 1896 starb. Sie galt als vielseitig begabte Künstlerin, die in der Oper wie im Singspiel, im Lustspiel wie in der Posse erfolgreich war und ein sehr umfangreiches Rollenrepertoire beherrschte. Partien aus ihrem Repertoire für die Bühne waren die Zerline im »Don Giovanni« wie in »Fra Diavolo« von Auber, das Ännchen im »Freischütz«, die Albine in »La Donna del Lago« von Rossini und die Ursula in Aubers »Der schwarze Domino«. Sie war verheiratet mit dem Bassisten und Theaterkapellmeister Karl Kissner (* 22.2.1815), der als Gesanglehrer in Würzburg wirkte, Dirigent in Mainz war und zuletzt in Maribor (Marburg a.d. Drau) lebte.
14.5. Henriette BREDE: 225. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Steuereinnehmers und hieß mit ihrem eigentlichen Familiennamen Bachmann. 1812 betrat sie in Schwerin in einer Komödie erstmals die Bühne. Noch im gleichen Jahr 1812 ging sie nach Stralsund und heiratete 1813 den Schauspieler Johann Friedrich Brede. Beide gingen darauf nach Lübeck und von dort 1815 wieder nach Schwerin, schließlich an das Hoftheater von Dessau. Hier trat Henriette Brede in großen Rollen aus dem Opern- wie aus dem Schauspielbereich (Elisabeth in Schillers »Maria Stuart«) auf. Sie galt als hervorragende Mozart-Interpretin in Partien wie der Donna Anna im »Don Giovanni« und der Pamina in der »Zauberflöte«. Von Dessau aus kam Henriette Brede nach Stettin, wo sie zuerst unter dem Direktor Schröder, seit 1820 unter dem Direktor Krampe im Engagement war. Nach verschiedenen weiteren Verpflichtungen als Sängerin wie als Schauspielerin gründete sie 1834 eine Wanderbühne, mit der sie in den kleineren mecklenburgischen Städten Gastspiele gab; sie selbst spielte bis zuletzt noch alte Rollen. 1850 errichtete sie in Güstrow das Tivoli-Theater, starb aber im folgenden Jahr in Güstrow (Mecklenburg).
15.5. Ulrik COLD: 80. Geburtstag
Er studierte zunächst Rechtswissenschaften, ließ aber gleichzeitig an der Musikhochschule Kopenhagen seine Stimme durch H. Byrding und P. Birch ausbilden. Zuerst trat er als Oratoriensänger auf (Debüt 1963 in Kopenhagen), debütierte dann jedoch 1968 am Opernhaus von Aarhus als Sarastro in der »Zauberflöte«. 1969-71 wirkte er am Staatstheater von Kassel, 1971-78 an der Königlichen Oper Kopenhagen. Großes Aufsehen erregte er, als er 1971 an der Komischen Oper Berlin die Titelpartie in einer Inszenierung von Massenets »Don Quichotte« gestaltete. Der berühmte schwedische Filmregisseur Ingmar Bergman übertrug ihm die Rolle des Sarastro in seiner bekannten Filmaufnahme der »Zauberflöte«, deren Musik auf HMV-Platten aufgenommen wurde. Damit wurde der Künstler allgemein bekannt; er betätigte sich jetzt auch als Regisseur und leitete 1975-77 als Intendant die Königliche Oper Kopenhagen. Er setzte seine Karriere mit Gastspielen auf internationaler Ebene fort. So gastierte er in Deutschland und Holland und debütierte 1980 in den USA an der San Francisco Opera als Sarastro. In Frankreich wie in der französischen Schweiz trat er in Werken aus der Barock-Epoche auf. 1987 war er am Teatro Comunale in Bologna zu hören, 1991 beim Wexford Festival in Irland als Alazim in »Zaide« von Mozart, ebenso 1991 an der English National Opera London als General in »Der Spieler« von Prokofjew, in London auch 1992 als Saul in einer konzertanten Aufführung der Oper »Saul og David« von C. Nielsen. Neben dem Sarastro sang er eine Anzahl weiterer Partien für Basso profondo: den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Gurnemanz im »Parsifal« und vor allem Rollen aus dem Bereich der Barockoper in Werken von Monteverdi, Rameau und Händel, dann auch aus der slawischen Opernliteratur. Angesehener Konzert- und Oratorienbassist. Er hatte seinen Wohnsitz in Odense, wo er sich im pädagogischen Bereich betätigte. Er starb 2010 in Kopenhagen.
Weitere Schallplattenaufnahmen: Erato (vollständige Oper »Armide« von Lully). HMV (»Admeto, Re di Tessaglia« von Händel), CBS (»Hypolyte et Aricie« von Rameau, »Xerxes« von Händel), Fonit-Cetra (»L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi), Harmonia mundi (Matthäus-Passion von J.S. Bach), IMS (»Lulu« von Friedrich Daniel Kuhlau), BIS (Faust- Kantate von Schnittke), Koch Records (Gurnemanz im »Parsifal«), Point (Querschnitt »Die Zauberflöte«), Amber (Werke von C. Nielsen), Marco PoloDa Capo (»Jugend und Torheit« von Jean-Baptiste-Édouard Dupuy), Channel Classics (»Die Hochzeit des Camacho« von Mendelssohn), Eterna (»Gurrelieder« von A. Schönberg), Bella Voce (König Marke in zwei verschiedenen Aufnahmen von »Tristan und Isolde« aus Amsterdam 1974 und Scheveningen 1979), MRF (»Le Cheval de Bronze« von Auber).
15.5. Heribert STEINBACH: 85. Geburtstag
Er studierte in Düsseldorf, vor allem aber an der Musikhochschule Köln, wo er Schüler von Clemens Glettenberg war. 1963-64 war er im Opernstudio des Kölner Opernhauses tätig, 1964-66 reguläres Mitglied des Ensembles. Von Köln ging er 1966 an das Staatstheater Karlsruhe, dem er bis 1968 angehörte, 1968-76 war er Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. 1976-80 war er durch einen Gastvertrag dem Nationaltheater Mannheim, 1977-80 der Staatsoper München verbunden. Eine weitreichende Gastspieltätigkeit ließ den Namen des Künstlers auf internationaler Ebene bekannt werden. In den Jahren 1971-76 trat er bei den Festspielen von Bayreuth auf, und zwar 1971-72 als einer der Edlen im »Lohengrin«, 1971-73 und 1975-76 als 1. Ritter im »Parsifal«, 1972-74 als Heinrich der Schreiber im »Tannhäuser«, 1972-76 als Froh im »Rheingold«, 1973-76 als Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1974-76 als Melot in »Tristan und Isolde«. 1976-78 gastierte er an der Grand Opéra Paris (als Froh und als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte«), 1978 am Teatro San Carlos Lissabon und an der Oper von Rom, 1979 und 1982 an der Oper von Monte Carlo. Beim Maggio Musicale von Florenz hörte man ihn 1979 als Loge. 1980 am Teatro Fenice Venedig und am Teatro Comunale Florenz, 1981 am Opernhaus von Leipzig zu Gast. Am Teatro Comunale Bologna trat er 1971 als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1983 als Tristan, am Teatro Municipale Piacenza 1982 als Siegmund in der »Walküre« auf. Am Teatro Colón Buenos Aires bewunderte man 1982 seinen Loge. 1985 gastierte er an der Metropolitan Oper New York, wo er in einer einzigen Vorstellung den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« sang. 1985 gastierte er als Siegmund an der Wiener Staatsoper. 1985 sang er am Staatstheater Kassel, an dem er oft zu Gast war, den Siegfried, 1983 in Lausanne den Tristan, 1987-88 am Teatro Regio Turin den Siegmund, 1988 in Genua den Ägisth in »Elektra« von R. Strauss. 1988 sang er bei der Eröffnung des wieder erbauten Theaters von Rotterdam den Siegfried im Nibelungenring, 1989 bei der Queensland Opera in Australien den Herodes in »Salome« von R. Strauss. Hatte er zu Beginn seiner Karriere vornehmlich lyrische Partien gesungen (Tamino in der »Zauberflöte«, Herzog im »Rigoletto«), so wurde er später ein hervorragender heldischer und Wagner-Tenor, der als Parsifal, aber auch als Max im »Freischütz« und als Florestan in »Fidelio« seine Erfolge hatte. Nicht zu vergessen ist eine zweite, nicht weniger erfolgreiche Karriere im Konzertsaal. Er starb 2013 in Leipzig.
Schallplatten: DGG (»Palestrina« von H. Pfitzner), Philips (Melot in »Tristan und Isolde«, kleine Partie in »Die Meistersinger von Nürnberg«), Wergo (»Die Soldaten« von B.A. Zimmermann).
15.5. Ernst GUTSTEIN: 95. Geburtstag
Ausgebildet an der Wiener Musikakademie bei Fuhsperg, Josef Witt und Hans Duhan. Debüt 1948 am Landestheater Innsbruck als Don Fernando im »Fidelio«. Er blieb dort bis 1952, sang dann 1952-53 am Stadttheater von Hagen (Westfalen), 1953-54 in Heidelberg, 1954-58 in Kassel, 1958-59 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1959-62 in Frankfurt a.M.; seit 1962 den Opernhäusern von Köln und Frankfurt a.M. verbunden. 1963-96 (Debüt als Faninal im »Rosenkavalier«) war er oft an der Wiener Staatsoper zu hören (als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, als Graf in »Figaros Hochzeit«, als Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg, in mehreren Rollen in G. von Einems Oper »Der Prozess«, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Minister im »Fidelio«, als Telramund im »Lohengrin«, als Ill in »Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem, als Baron Douphol in »La Traviata«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Ottokar im »Freischütz«, als Anderer Mann in »Moses und Aron« von A. Schönberg, als Bartolo im »Barbier von Sevilla« sowie als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss in insgesamt 125 Vorstellungen). In der Spielzeit 1951-52 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Zar Peter in »Zar und Zimmermann« von Lortzing. 1958 gastierte er beim Maggio Musicale Fiorentino. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1959 als Ernesto in J. Haydns »Il Mondo della luna« und 1978-79 als Faninal, bei den Festspielen von Schwetzingen 1962 in der Uraufführung von W. Fortners »In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa« mit. Gastspiele in Wiesbaden, Hamburg und an vielen bedeutenden deutschen Bühnen. Er sang ferner in Florenz, Rom, Brüssel und in Holland, vor allem jedoch an der Wiener Volksoper. Hier sang er u.a. den Tomsky in »Pique Dame«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Janusz in »Halka« von Moniuszko, den Sebastiano in »Tiefland« von E. d’Albert, den Johannes Freudhofer in W. Kienzls »Der Evangelimann«, den Krautkopf in G. von Einems »Der Zerrissene«, den Kommerzienrat in »Intermezzo« von R. Strauss, den Mephisto in »Fausts Verdammung« von Berlioz, den Michonnet in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, mehrere Partien in Janáceks »Die Ausflüge des Herrn Broucek«, den Maurizio wie den Lunardo in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, den Peter in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck, den Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Archidiakonus in »Notre Dame« von Fr. Schmidt, den Mr. Gedge in »Albert Herring« von B. Britten, den Luther und den Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, den Lothario in »Mignon« von A. Thomas, den Cassandro in Mozarts »Das schlaue Mädchen« (»La finta semplice«), den Wilhelm in »Preußisches Märchen« von B. Blacher, den Tschelio in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen«, den König in C. Orffs »Die Kluge«, den Lord Syndham in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, den Brasilianer in Offenbachs »Pariser Leben«, den Schischkow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, mehrere Partien in H. Purcells »Die Feenkönigin«, den Impresario in Donizettis »Viva la Mamma«, den Dr. Stone in Menottis »Hilfe, Hilfe, die Globolinks«, den Rindsbichler in einer konzertanten Aufführung der Oper »Der Musikant« von J. Bittner und den Jan in »Polenblut« von O. Nedbal. An der Wiener Volksoper wirkte er auch in den Uraufführungen der Opern »Dreikönig« von F. Salmhofer (13.4.1970 als Martin) und »König Nicolo« von R. Weishappel (11.2.1972 in der Titelrolle) mit. Auch zu Gast am Bolschoi Theater Moskau, an den Opern von Chicago, Barcelona, Lissabon, Budapest und Rio de Janeiro. An der Komischen Oper Berlin hörte man ihn als Germont sr. in »La Traviata« und als Jago in Verdis »Otello«, am Theater an der Wien in der österreichischen Metropole 1966 in der Uraufführung der Oper »Die schwarze Spinne« von J.M. Hauer. Er sang am 18.1.1975 an der Oper von Zürich in der Uraufführung von Giselher Klebes »Ein wahrer Held«. Bei den Festspielen von Glyndebourne trat er 1985 und 1989 als Waldner in »Arabella« von R. Strauss sowie 1987 und 1990 als La Roche auf. In der Spielzeit 1979-80 sang er an der Metropolitan Oper New York in acht Vorstellungen den Faninal. Weitere Gastspiele in Genua (1982 in »Lulu« von A. Berg), an der Oper von Dallas (1982 als Faninal), in Madrid (1988 in »Lulu«) und an der Oper von Houston/Texas (1990 als Faninal). Er trat noch 1997 bei den Festspielen auf Schloss Schönbrunn in der »Fledermaus« auf. Auf der Bühne vor allem als Verdi-, Wagner- und Richard Strauss-Interpret, aber auch als Konzertsänger, geschätzt. Der Sänger, der als hervorragender Darsteller galt, beherrschte ein sehr umfangreiches Repertoire mit Bühnenpartien wie dem Don Giovanni, den Titelpartien in »Cardillac« und in »Mathis der Maler« von P. Hindemith, dem Schigolch in »Lulu« von A. Berg, dem Kaspar in der »Zaubergeige« von W. Egk, dem Rigoletto, dem Schaunard in »La Bohème«, dem Renato in Verdis »Maskenball« und dem Scarpia in »Tosca«. Seit den siebziger Jahren bekleidete er eine Professur am Konservatorium der Stadt Wien. Er starb 1998 in Salzburg.
Schallplatten: Electrola (Jochanaan in »Salome«, »Rigoletto«, Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«), DGG (»Rappresentatione di Anima e di Corpo« von Cavalieri), Ariola-Eurodisc, Decca (Waldner in »Arabella« von R. Strauss), CBS (Faninal im »Rosenkavalier«), Concert Hall. Auf MRF in »Notre Dame« von F. Schmidt zu hören.
15.5. Mary BOYER: 150. Geburtstag
Nachdem sie nach Frankreich gekommen war, wurde ihre Stimme am Conservatoire National in Paris ausgebildet. Sie war während ihrer Karriere hauptsächlich an französischen und belgischen Provinztheatern tätig sowie am Théâtre de la Haye im Haag. 1902 gastierte sie an der Oper von Monte Carlo als Musetta in »La Bohème«, wobei Nellie Melba und Enrico Caruso mit ihr zusammen auf der Bühne standen. Sie ist jedoch an keinem der beiden großen Pariser Opernhäuser in Erscheinung getreten. Wichtig ist sie jedoch dadurch, dass sie eine Fülle von Tonaufnahmen ihrer Stimme hinterlassen hat, die kaum zu übersehen ist. So sang sie allein in den Jahren 1897-1904 154(!) Pathé-Zylinder, ferner Columbia-Zylinder (Paris 1903) und -Platten (Paris 1905), Edison-Zylinder (Paris 1905), Pathé-Platten (Paris 1906-07), Disques Excelsior, Odéon (Paris 1905), Beka-Idéal (Paris 1907) und Corbin-Zylinder. Bei ihren Aufnahmen handelt es sich großenteils um Operntitel, aber auch um Operettenszenen und Lieder verschiedenster Art. Sie starb im Jahr 1951.
17.5. František KOVAŘÍČEK: 95. Geburtstag
Er wurde nach dem Abschluss des klassischen Gymnasiums in Hradec Králové 1943 zu Zwangsarbeit verpflichtet. In dieser Zeit entstanden seine ersten kompositorischen Versuche, und er nahm privaten Unterricht bei Karel Boleslav Jirák. 1945-49 studierte er am Prager Konservatorium Komposition bei Emil Hlobil. Bis 1952 setzte er sein Studium an der Musikakademie bei Jaroslav Ridký fort. Seine Abschlussarbeit war eine Ouvertüre für großes Orchesters. Parallel studierte er acht Semester an der Karls-Universität. 1953-57 war er Musikdirektor des Tschechischen Rundfunks in Prag, danach war er freischaffender Komponist. 1966-85 unterrichtete er Komposition, Kontrapunkt und Instrumentation am Prager Konservatorium. Zu seinen Schülern zählten u.a. die Komponisten Michal Novenko, Otomar Kvech, Olga Jezková und Martin Smolka und die Dirigenten Bohumil Kulínský, Tomás Hála und Miriam Nemcová. Außerdem war er 1971-94 Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender der Musikalischen Jugend (Hudební mládež) der Tschechischen Republik, für die er gemeinsam mit seiner Frau Hana Klimtová Sommercamps, Musikwettbewerbe, ein Musikfestival sowie Jugendsendungen im Rundfunk veranstaltete. Neben Orchesterwerken und Kammermusik komponierte Kovaříček die Oper Ukradený měsíc, für die er zum 50. Jahrestag der Tschechischen Republik 1968 mit einem Ersten Preis ausgezeichnet wurde. Das Werk wurde im Tschechischen Rundfunk 1971 uraufgeführt und 1985 in der Fernsehreihe Česká soudobá hudba vorgestellt. Er starb 2003 in Prag.
18.5. Julius HOPP: 200. Geburtstag
Der Sohn des Schauspielers und Dichters Friedrich Hopp wurde in den 1860er und 1870er Jahren durch seine Adaptionen Offenbachscher Operetten bekannt, die vorwiegend im Theater an der Wien aufgeführt wurden, wo Hopp Kapellmeister war. Er komponierte Parodien, Possen und Volksstücke und trat als Übersetzer französischer Opern und Operetten hervor. Insbesondere Hopps sprühende Bearbeitungen der Operetten von Jacques Offenbach (1819–80) sicherten diesen Werken den Erfolg auf Wiener Boden und brachten Theaterunternehmern Reichtümer ein – wobei Hopp infolge seiner Bescheidenheit, allerdings nicht ganz ohne eigenes Verschulden, in jenem Goldregen leer ausging. Von Hopps eigenen Werken waren – trotz ihres Melodienreichtums – Das Donauweibchen sowie Morilla nur mittlere Erfolge. Margarethl und Fäustling dagegen erlebte unzählige Aufführungen. Als letzte seiner Theaterstationen wirkte Julius Hopp bis 1880 am Theater in der Josefstadt. Nachdem er um diese Zeit schwerhörig und arbeitsunfähig geworden war, brachen für ihn die Tage des nackten Elends herein. Hopp verstarb am 28. August 1885 in der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt am Brünnlfeld in Wien-Alsergrund; er wurde am 31. August 1885 auf dem Wiener Zentralfriedhof zur letzten Ruhe bestattet. Die Kosten des Leichenbegängnisses übernahm Leopold Friedrich von Hofmann (1822–85), Generalintendant der beiden Wiener Hoftheater.
19.5. Kirsten SCHULTZ: 90. Geburtstag
Sie wurde durch Karin Monk und Kristian Riis in Kopenhagen ausgebildet und besuchte 1954-56 die Opernschule der Königlichen Oper Kopenhagen. 1956 debütierte sie an diesem Haus als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« und als Susanna in »Figaros Hochzeit«. Sie blieb für viele Jahre als erste Koloratursopranistin Mitglied der Kopenhagener Oper. Hier sang sie ein vielgestaltiges Rollenrepertoire, aus dem die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Norina im »Don Pasquale«, die Gilda im »Rigoletto«, der Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, die Leonore im »Troubadour«, die Traviata, die Alice Ford in Verdis »Falstaff«, die Desdemona im »Otello«, die Mimi wie die Musetta in »La Bohème«, die Mélisande in »Pelléas et Mélisande«, die vier weiblichen Rollen in »Hoffmanns Erzählungen«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« und die Lady Billows in »Albert Herring« von B. Britten genannt seien. An der Jütländischen Oper Aarhus hörte man sie u.a. als Desdemona, als Rosina und als Leonore im »Troubadour«. Sie gab Gastspiele und Konzerte in den skandinavischen Ländern. 1982 beendete sie ihre Karriere. Sie starb im Oktober 1998. Zeitweilig war sie mit dem dänischen Komponisten Svend Schultz (1913-98) verheiratet.
Schallplatten: HMV, Polydor.
20.5. Uwe PEPER: 80. Geburtstag
Er war Schüler der Gesangpädagogen A. Reichel in Aschersleben und Meinel-Asbahr in Leipzig. 1966 debütierte er als Solist auf der Bühne des Volkstheaters von Halberstadt als Pedrillo in Mozarts »Entführung aus dem Serail«. Zuvor hatte er 1964-66 als Chorsänger am Theater von Eisleben (Thüringen) gewirkt. Bis 1969 blieb er in Halberstadt und folgte dann einem Ruf an die Berliner Komische Oper. Hier hatte er unter dem berühmten Intendanten und Regisseur Walter Felsenstein große Erfolge im Buffo- und Charakterfach: als Pedrillo, als Monostatos in der »Zauberflöte«, als Jaquino in »Fidelio«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Titelheld in »Abu Hassan« von Weber und in vielen anderen ähnlichen Aufgaben. Seit 1986 auch Mitglied der Staatsoper Hamburg. Gastspiele, zum Teil mit dem Ensemble der Komischen Oper Berlin, führten den auch als Konzerttenor geschätzten Künstler u.a. 1987 an die Staatsoper Stuttgart, auch an die Deutsche Oper Berlin, an die Opernhäuser von Zürich und Frankfurt a.M. 1989 gastierte er am Théâtre Châtelet Paris als Jaquino, 1990 an der Deutschen Oper Berlin als Pedrillo. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1990 den Jaquino, 1991 den Pedrillo und 1992-93 den 1. Juden in »Salome« von R. Strauss sowie 1990 in einem Kirchenkonzert. An der Mailänder Scala gastierte er 1990 als Jaquino, 1994 als Pedrillo und 2003 als Valzacchi im »Rosenkavalier«. Bei den Festspielen von Schwetzingen wirkte er 1992 in der Uraufführung der Oper »Desdemona und ihre Schwestern« von S. Matthus mit. 1992 sang er in der Eröffnungsvorstellung des renovierten Opernhauses von Bordeaux den Monostatos (ebenso bei den Ludwigsburger Festspielen von 1995), 1992 bei den konzertanten Aufführungen des Nibelungenrings in der Salle Pleyel in Paris den Mime, 1995 an der Deutschen Oper Berlin den Gottesnarren im »Boris Godunow«, 1996 den Incredibile in »Andrea Chénier« von Giordano. An der Opéra Bastille Paris gastierte er 1996 als 1. Jude in »Salome« von R. Strauss, 1999 und 2001 als Monostatos. 1998 trat er an der Deutschen Oper Berlin als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Pedrillo, als Mime im »Rheingold« und als Guillot de Morfontaine in »Manon« von Massenet, 1999 als Goro in »Madame Butterfly« und als Jaquino, 2000 als Valzacchi und 2001 als Kaiser Altoum in Puccinis »Turandot« auf. Er starb am 22.1.2019 in Berlin.
Schallplatten: Eterna, DGG (Gesamtaufnahme »Die lustige Witwe«, »Salome«, Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, Monostatos in der »Zauberflöte«).
20.5. Nikolaus LEHNHOFF: 80. Geburtstag
Nach seinem Studium der Theaterwissenschaft an der Universität Wien (Promotion 1962) wurde er 1963 Regieassistent an der Deutschen Oper Berlin bei Gustav Rudolf Sellner und bei Wieland Wagner in Bayreuth. 1966 wechselte er als Assistent an die Metropolitan Opera in New York. Zu Lehnhoffs wichtigsten Arbeiten zählen Wagner-Inszenierungen, darunter Tristan und Isolde 1971 im Römischen Theater Orange mit Birgit Nilsson und Jon Vickers (auch die neue Produktion dieses Musikdramas beim Glyndebourne Festival 2006 mit Nina Stemme). Kalr Böhm empfahl ihn 1972 nachdrücklich für Die Frau ohne Schatten in Paris mit Christa Ludwig, Walter Berry, Leonie Rysanek und James King. Früh arbeitete er mit avantgardistischen Bühnenbildnern zusammen wie Heinz Mack, Günther Uecker, Adolf Luther und Suzan Pitt. Hans Magnus Enzensberger schrieb für Lehnhoffs Inszenierung des Fidelio (Theater am Goetheplatz in Bremen, 1974, Ausstattung: Uecker) neue Texte anstelle der originalen Dialoge. Lehnhoffs Der Ring des Nibelungen 1984 in San Francisco war in einer an Caspar David Friedrich orientierten Ausstattung angesiedelt. Beim Ring an der Bayerischen Staatsoper 1987 arbeitete er mit Erich Wonder zusammen, Dirigent war Wolfgang Sawallisch. Im Jahre 1990 debütierte Lehnhoff bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts Idomeneo; weiters inszenierte er in Salzburg Die Gezeichneten von Franz Schreker (2005) und zuletzt Richard Strauss‘ Elektra (2010). Seit seiner Zeit bei Wieland Wagner arbeitete Lehnhoff mit Anja Silja, insbesondere bei drei Produktionen von Leos-Janácek-Opern in Glyndebourne. In späteren Jahren arbeitete Lehnhoff u. a. auch mehrfach am Festspielhaus Baden-Baden. Seine letzte Inszenierung im Mai 2015 war Giacomo Puccinis Turandot an der Mailänder Scala. Er starb 2015 in Berlin.
20.5. Ewa BANDROWSKA-TURSKA: 125. Geburtstag
Nichte des Sängers und Dirigenten Alexander von Bandrowski (1860-1913). Sie erhielt ihre Ausbildung durch Helena Zboinska-Ruszkowska in Warschau. 1919 fand ihr Debüt als Konzertsopranistin in Warschau statt. 1920 debütierte sie an der Oper von Warschau als Marguerite im »Faust« von Gounod. 1921 kam sie an die Oper von Lwów (Lemberg), doch wurde ihre Karriere durch eine lang dauernde Krankheit unterbrochen. 1925 begann sie diese aufs Neue am Theater von Poznán (Posen). 1929 wurde sie Mitglied der Warschauer Oper. Gastspiele und Konzertreisen trugen ihr bald internationales Ansehen ein, vor allem in Deutschland (u.a. 1929 in Hamburg). In Paris sang sie an der Opéra-Comique 1939 die Titelrolle in »Lakmé« von Delibes und die Traviata, weitere Gastspiele an der Staatsoper von Wien (1933 als Traviata und als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«), an den Opernhäusern von Budapest, Zürich, Amsterdam und Stockholm (1936), an den Opern von Nizza und Brüssel. In den USA trat sie an der Oper von Chicago und als Konzertsängerin in der New Yorker Carnegie Hall auf. Sie gab Konzerte in London (1931) und Wien (1937) und unternahm Konzerttourneen in den skandinavischen Ländern und in der Sowjetunion. 1947-49 war sie nochmals an der Großen Oper in Warschau engagiert. Dann wirkte sie zuerst in Krakau, später an der Musikhochschule von Warschau als Pädagogin. Obwohl sie von Hause aus eine Koloratrice war, nahm sie allmählich lyrische Partien in ihr Repertoire auf und sang sogar Rollen wie die Elsa im »Lohengrin«. Weitere Bühnenpartien: Manon von Massenet, Rosina im »Barbier von Sevilla«, Mimi in »La Bohème«, Butterfly, Tatjana im »Eugen Onegin«. Sie galt als bedeutende Lied-Interpretin, wobei sie vor allem Lieder von Ravel, Debussy, Roussel, Chopin und Szymanowski zum Vortrag brachte. Sie starb 1979 in Warschau.
Schallplatten: Odeon- und Parlophon-Aufnahmen; auch in Rußland entstandene Aufnahmen.
23.5. Dalibor JEDLIČKA: 90. Geburtstag
Er war in Ostrava (Mährisch-Ostrau) Schüler von Rudolf Vasek. Er sang als Debütrolle 1953 am Opernhaus von Opava (Troppau) den Mumlal in Smetanas »Zwei Witwen«. Nach seiner Berufung an das Nationaltheater von Prag 1957 gehörte er für zwanzig Jahre zu den prominentesten Künstlern dieses Hauses. Er gab Gastspiele an der Oper von Brno (Brünn), in Amsterdam, Zürich, Bordeaux, bei den Festspielen Edinburgh (im Rahmen von Gastspielen des Prager Nationaltheaters 1964 als Alexander Gorjantschikow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, als Benes in Smetanas »Dalibor« und als Gefängniswärter in Jan Cikkers »Auferstehung«, sowie 1970 als Oberster Richter in »Dalibor«, sowie in mehreren Partien in den Janacek-Opern »Das schlaue Füchslein« und »Die Ausflüge des Herrn Broucek«, letztere bei der englischen Erstaufführung). Er trat auch an den Nationalopern von Belgrad, Zagreb, Warschau, am Teatro Fenice von Venedig und am Opernhaus von Bologna erfolgreich als Gast auf. 1990 gastierte er bei den Festspielen von Wiesbaden in »Griechische Passion« von B. Martinù, 1991 mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters bei den Festspielen im finnischen Savonlinna als Don Giovanni. 1993 gastierte er an der Oper von San Francisco in Janáceks »Die Sache Makropoulos« als Dr. Kolenaty. Auf der Bühne übernahm er seriöse wie Buffo-Partien aus der tschechischen Oper wie aus der klassischen italienischen, französischen, deutschen und slawischen Opernliteratur. Verdienter Künstler der CSSR. Er starb im Oktober 2018.
Aufnahmen auf der tschechoslowakischen Marke Supraphon (»König und Köhler« von Dvorák); sang auf Decca in vollständigen Aufnahmen von Janáceks »Katja Kabanowa«, »Das schlaue Füchslein« und »Aus einem Totenhaus«, auch in »Suzanna Vojirová« von Jiri Pauer und in Mozarts »Don Giovanni«.
23.5. Konrad RUPF: 90. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung bei H. Dietering-Eismann in Weimar und besuchte die Musikhochschule von Weimar. Darauf an der Berliner Musikhochschule Schüler von J.M. Hauschild. 1955 kam es zu seinem Debüt am Stadttheater von Cottbus als Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d’amore«. Er blieb bis 1958 an diesem Theater und kam dann an das Opernhaus von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz). Hier hatte er 1958-80 in einer Fülle von Aufgaben sowohl aus dem seriösen wie dem Buffo-Repertoire seine Erfolge: als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Leporello im »Don Giovanni«, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Kaspar in Webers »Freischütz«, als Titelheld in »Mathis der Maler« von Hindemith, ebenfalls als Titelheld in »Poro, Re dell‘ Indie« von Händel, als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Porgy in »Porgy and Bess« von Gershwin und als Puntila in der Oper gleichen Namens von Paul Dessau. Sein Repertoire umfasste rund hundert Opernpartien. Erfolgreiche Gastspiele an der Staatsoper von Dresden, an der Komischen Oper Berlin (u.a. 1988 als Zaccaria in Verdis »Nabucco«), an weiteren deutschen Theatern und am Nationaltheater von Bratislava (Preßburg). Am 27.3.1973 sang er an der Staatsoper von Dresden in der Uraufführung der Oper »Levins Mühle« von Udo Zimmermann, am 14.7.1989 an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Graf Mirabeau« von S. Matthus den Napoleon. 1993 hörte man ihn am Teatro Verdi Triest als Hans Sachs, 1996 am Theater von Dessau in »Der Silbersee« von K. Weill. 1997 wirkte er am Opernhaus von Leipzig in der Uraufführung der Oper »Abraum« von Jörg Herchet mit. 1999 trat er an der Dresdner Staatsoper als Feribaci in der Operette »Die Csárdásfürstin« von E. Kálmán auf. 2000 wirkte er am Opernhaus von Leipzig in der Uraufführung der Oper »Dmitri« von Luca Lombardi mit. Er trat auch als Konzertsänger hervor. 1980-90 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Leipzig wahr. Er starb 2013 in Chemnitz.
Schallplatten: Eterna (Doktor in vollständiger »Wozzeck«-Aufnahme), EMI (1. Handwerksbursch im »Wozzeck« von A. Berg).
23.5. Heinrich REHKEMPER: 125. Geburtstag
Er wurde zuerst Maschinenbau-Techniker, studierte an den Konservatorien von Hagen (Westfalen) und Düsseldorf und an der Musikakademie von München. Bühnendebüt 1919 am Landestheater von Coburg. Er sang zu Beginn seiner Bühnenkarriere Bassrollen wie den Fafner im Nibelungenring. 1921-24 war er an der Staatsoper von Stuttgart engagiert. Seit 1924 trat er vor allem auch als Konzertsänger in Erscheinung, da er wegen Kontraktbruchs in den Jahren 1924-26 an keinem deutschen Theater auftreten konnte. Er galt als einer der bedeutendsten Lied-Interpreten seiner Generation. Sowohl in Deutschland als im Ausland hat man seine große Kunst des Lied-Vortrages bewundert. 1926-44 war er dann Mitglied der Bayerischen Staatsoper München. In München gehörte er zu den beliebtesten Sängern seiner Zeit. Seine großen Partien auf der Opernbühne waren der Titelheld in »Figaros Hochzeit«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Wolfram im »Tannhäuser« und der Amfortas im »Parsifal«, dazu gestaltete er viele andere, sehr verschieden geartete Opernpartien. Am 12.11.1931 sang er an der Münchner Oper in der Uraufführung der Oper »Das Herz« von Hans Pfitzner. Er gastierte 1924 am Stadttheater von Basel, 1929 am Stadttheater von Zürich, 1931 beim Wagner-Verein in Amsterdam (als Papageno), 1934 in Den Haag (als Figaro in »Figaros Hochzeit«), 1939 am Theater von Brünn (Brno). Er sang auf der Bühne ein sehr umfangreiches Repertoire, wobei er in München auch bei Neu-Inszenierungen und Premieren in großen Partien eingesetzt wurde: als Don Giovanni, als Enrico in »Lucia di Lammermoor«, als Macbeth von Verdi, als Rigoletto, in der Titelrolle der Oper »Dr. Johannes Faustus« von Hermann Reutter, als Caspar in der »Zaubergeige« von Werner Egk und als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er trat auch als Guglielmo in »Così fan tutte«, als Hans Heiling von H. Marschner, als Graf Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, als Petrucchio in »Der Widerspenstigen Zähmung« von Hermann Goetz, als Spielmann in Humperdincks »Königskinder«, als Dietrich in »Der arme Heinrich« und als Sangesmeister in »Die Rose vom Liebesgarten« von H. Pfitzner, als Jonny in »Jonny spielt auf« von Krenek, als Sebastiano in »Tiefland« von E. d’Albert, als Spielmann in Mark Lothars »Schwarzer Peter«, als Malatesta im »Don Pasquale«, als Carlos in Verdis »Die Macht des Schicksals«, als Gil in Wolf-Ferraris »Das Geheimnis der Susanna«, als Nevers in den »Hugenotten« von Meyerbeer, als Eugen Onegin von Tschaikowsky und als Rangoni im »Boris Godunow« auf.
Am 27.12.1933 wirkte er am Berliner Theater des Westens in der Uraufführung der Operette »Die lockende Flamme« von Eduard Künnecke mit. In den Jahren 1940-45 war er neben seiner Tätigkeit als Sänger auch als Pädagoge am Salzburger Mozarteum tätig. Er starb 1949 in München. – Seine warm timbrierte, ausdrucksvolle Baritonstimme wurde auf der Bühne zumal im Mozartgesang, aber auch im italienischen und im Wagner-Repertoire geschätzt; in erster Linie war er jedoch als Liedersänger von Bedeutung.
Schallplatten auf Polydor. Auf Pearl wurde 1992 eine Aufnahme der »Kindertotenlieder« von Gustav Mahler aus dem Jahre 1928 wiederveröffentlicht.
24.5. Milada ŠUBRTOVÁ: 95. Geburtstag
Sie besuchte in Prag eine Handelsschule und trat in den Staatsdienst ein. Nachdem sie privat Gesangstunden bei Zdenek Knittl genommen hatte, kam sie 1946 an die Große Oper des 5. Mai in Prag, wo sie als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« debütierte. 1948 wurde sie Solistin des Tschechischen Nationaltheaters in Prag, an dem sie sich von kleineren Partien bis zu den großen tragenden Rollen emporarbeitete. Neben den Gestalten aus dem Bereich der tschechischen Oper (Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Rusalka, Jenufa, Libussa) sang sie Partien wie die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Gilda im »Rigoletto«, die Norma, die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, die Tosca, die Turandot von Puccini, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Titelrolle in »Louise« von Charpentier, die Marguerite im »Faust« von Gounod und in »La damnation de Faust« von H. Berlioz, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Sieglinde in der »Walküre« und die Elsa im »Lohengrin«. Sie galt als große Mozart-Interpretin (Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, Pamina in der »Zauberflöte«, Fiordiligi in »Così fan tutte«, Donna Anna im »Don Giovanni«). 1954 gewann sie in Prag den Burrian-Destinn-Gedächtnispreis. Große Erfolge bei Gastspielen in Moskau (1953), an der Staatsoper Berlin (1956) und in Venedig (1958) sowie beim Festival von Edinburgh (1964 als Milada in Smetanas »Dalibor« und als Rusalka anlässlich eines Gastspiels des Prager Nationaltheaters); 1956 glanzvolle Gastspiel- und Konzerttournee durch Rumänien und die Sowjetunion. Bedeutende Konzertsopranistin, wobei sie auch auf diesem Gebiet ein sehr umfassendes Repertoire vortrug. Sie wurde zur Nationalkünstlerin der CSSR ernannt. Sie starb 2011 in Prag. Sie war verheiratet mit dem Dirigenten Jan Tichy (1921-2000).
Supraphon-Aufnahmen, darunter ein Recital, eine schöne Gestaltung der Weihnachts-Pastorellen von J.J. Ryba, ferner »Trionfi« von Carl Orff und die Gesamtaufnahme von »Im Brunnen« von V. Blodek (1959). Auf der gleichen Marke erscheint sie als Titelfigur in »Rusalka« von Dvorák, als Krasava in »Libussa« und als Ludise in »Die Brandenburger in Böhmen« von Smetana. Auf Multisonic/Koch Szenen aus »Columbus« von Skroup.
25.5. Nelly BOSCHKOWA: 70. Geburtstag
Die bulgarische Sängerin wuchs in einem sehr musikalischen Elternhaus heran und beabsichtigte zunächst, Pianistin zu werden. Sie ließ dann jedoch ihre Stimme bei der Pädagogin Frau Anastasowa und bei Cristo Brambaroff in Sofia ausbilden und wurde auch durch die bekannten bulgarischen Sänger Ghena Dimitrowa und Nicolai Ghiaurov weitergebildet. Nachdem sie beim Maria Callas-Concours und beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau Aufsehen erregt hatte, wurde sie 1976 in das Ensemble der Nationaloper Sofia aufgenommen. Sie sang hier Partien wie den Cherubino in »Le nozze di Figaro«, den Siebel im »Faust« von Gounod, den Fjodor im »Boris Godunow«, die Olga im »Eugen Onegin«, später auch die Marina im »Boris Godunow«, und gastierte mit der Nationaloper Sofia in europäischen Musikzentren (u.a. 1975 an der Wiener Staatsoper als Fjodor). 1981 wurde sie an die Komische Oper Berlin verpflichtet; hier sang sie u.a. die Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, die Auntie in »Peter Grimes« von B. Britten und die Ottavia in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«. 1984 kam sie an das Stadttheater von Bremen, dessen Mitglied sie bis 1990 blieb. Hier debütierte sie als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen« und trat als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Amneris in »Aida«, als Carmen, als Romeo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, als Ortrud im »Lohengrin«, als Herodias in »Salome« von R. Strauss und als Klytämnestra in dessen »Elektra« mit großem Erfolg auf. Bereits 1982 und 1984 war sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona anzutreffen, 1982 auch bei den Festspielen von Bregenz als Czipra im »Zigeunerbaron« von J. Strauß. 1986 wurde sie an die Wiener Volksoper engagiert, an der sie u.a. 1986 die Frugola in Puccinis »Der Mantel« und die Zita in »Gianni Schicchi«, 1995 die Königin in »Hamlet« von A. Thomas und 1998 die Mutter in »Der Konsul« von G.C. Menotti sang. 1990-91 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Azucena im »Troubadour«, bei der Operngesellschaft Forum im holländischen Enschede als Carmen. 1991 folgte die Sängerin, die auch im Konzertsaal erfolgreich war, einem Ruf an die Staatsoper von Wien. Hier trat sie bis zu ihrem Tod 2004 in mehr als 350 Vorstellungen in 26 verschiedenen Partien auf: als 3. Dame in der »Zauberflöte«, als Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, als Marina, als Herodias, als Preziosilla in »La forza del destino«, als Ulrica in »Un ballo in maschera«, als Suzuki in »Madame Butterfly«, als Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als Mrs. Quickly im »Falstaff« von Verdi, als Adelaide in »Arabella« von R. Strauss, als Azucena, als Annina im »Rosenkavalier«, als Waltraute in der »Walküre«, als Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, als 3. Magd in »Elektra« von R. Strauss, als Marcellina in »Le nozze di Figaro«, als Maddalena im »Rigoletto«, als Mrs. Sedley in »Peter Grimes«, in der Doppelrolle Marta/Pantalis in »Mefistofele« von Boito, als Filipjewna in »Eugen Onegin«, als Maddalena in »Linda di Chamounix« von Donizetti, als Hedwige in »Guillaume Tell« von Rossini und als Zita in Puccinis »Gianni Schicchi«. 1992 Gastspiel an der Oper von Seattle als Amneris, 1996 an der Deutschen Oper Berlin als Madelon. 1998 wurde sie zur Österreichischen Kammersängerin ernannt. Zuletzt stand sie im Dezember 2003 als Teresa in Bellinis »La Sonnambula« auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Sie starb 2004 in Wien.
Schallplatten: FSM (Opernszenen mit Nicolai Ghiaurov), Naxos (Suzuki in »Madame Butterfly«), Discover (Stabat mater von A. Dvorák), Koch Records (Jezibaba in »Rusalka« von Dvorák).
25.5. Jola KOZIEL: 85. Geburtstag
Sie studierte anfänglich Musikpädagogik, dann Gesang an der Ost-Berliner Musikhochschule und debütierte 1957 am Theater von Karl Marx-Stadt (Chemnitz). 1959-61 war sie am Stadttheater von Potsdam engagiert; 1961 wurde sie an die Staatsoper Berlin berufen, an der sie eine lange, erfolgreiche Karriere hatte (bis mindestens 1973). Sie gastierte, zum Teil mit dem Ensemble der Berliner Staatsoper, an führenden Operntheatern in Schweden, Finnland und Rumänien, in der Sowjetunion, in der CSSR, in Ungarn, Bulgarien, Polen und Ägypten. Sie trat auch bei den Festwochen von Lausanne auf. Ihr Bühnenrepertoire war umfangreich und enthielt sowohl Partien aus dem lyrischen wie dem jugendlich-dramatischen Stimmfach: die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, aber auch die Susanna in der gleichen Oper, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Agathe im »Freischütz«, die Elsa im »Lohengrin«, die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin« und den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Sie starb 2014 in Berlin.
Schallplatten: Eterna.
25.5. Beverly SILLS: 90. Geburtstag
Sie war die Tochter rumänisch-russischer Emigranten, ihr Vater und ihre Mutter waren als Kinder in die USA gekommen. Als dreijähriges Kind sang sie unter dem Namen »Bubbles« in Radiosendungen. Bereits mit 17 Jahren übernahm sie in einer Schüleraufführung die Micaela in »Carmen«. Ihre Ausbildung erhielt sie durch Estelle Liebling in New York. Sie wandte sich dann jedoch dem Rundfunk zu, auch in Operetten und Musicals trat sie mit großem Erfolg auf. Ihr Operndebüt erfolgte 1946 an der Oper von Philadelphia als Frasquita in »Carmen«. 1953 sang sie an der Oper von San Francisco die Gerhilde in der »Walküre«, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die 5. Magd in »Elektra« von R. Strauss und die Elena in »Mefistofele« von Boito. 1955 wurde sie an die New York City Opera engagiert, wo sie in »La Traviata« debütierte. Seither hatte sie an diesem Haus große Erfolge, vor allem als Königin Elisabeth in »Roberto Devereux«, als Titelheldin in »Maria Stuarda« wie in »Anna Bolena« von Donizetti, aber auch als Lucia di Lammermoor, als Norma, als Cleopatra in »Giulio Cesare« von Händel (1966) und als Königin von Schemacha in »Der goldene Hahn« von Rimsky-Korssakow. 1959 wirkte sie an der City Opera in der Uraufführung der Oper »Six Characters on Search of an Author« von Hugo Weisgall mit. Nach Gastspielen an führenden Operntheatern in Nordamerika gastierte sie 1967 als Königin der Nacht an der Wiener Staatsoper. An der Mailänder Scala feierte man sie 1969 als Pamira in der vergessenen Rossini-Oper »L’Assedio di Corinto« und 1970 als Lucia di Lammermoor. 1969 hatte sie einen besonderen Erfolg als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss in einer konzertanten Aufführung der Oper durch das Sinfonieorchester von Boston. Im gleichen Jahr sang sie am Teatro Colón Buenos Aires die Cleopatra in Händels »Giulio Cesare«. Sie galt als eine der größten Koloratricen ihrer Zeit. Bereits 1966 hatte sie mit dem Ensemble der Metropolitan Oper im New Yorker Lewison Stadium die Donna Anna im »Don Giovanni« gesungen. Erst 1975 erhielt sie – relativ spät – einen Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittspartie: Pamira in »L’Assedio di Corinto«). Sie trat dort in fünf Spielzeiten auf und sang dabei fünf Partien in 70 Vorstellungen, die Traviata, die Lucia di Lammermoor, die Thaïs von Massenet und die Norina in »Don Pasquale«. An der Oper von San Francisco war sie 1971-77 als Manon in Massenets gleichnamiger Oper, als Lucia di Lammermoor, als Traviata, als Marie in »La Fille du Régiment« von Donizetti, als Thais und als Elvira in Bellinis »I Puritani« zu Gast; häufige Auftritte an der Oper von Boston. Weitere Gastspiele an der Londoner Covent Garden Oper (1970 als Lucia di Lammermoor), in Berlin, Venedig und Neapel. Auch in der Interpretation moderner Musik wie klassischer Werke des Barockzeitalters erwies sie sich auf der Bühne wie im Konzertsaal als große Primadonna. 1979 nahm sie an der City Opera, an der sie 25 Jahre lang gewirkt hatte, ihren Abschied von der Bühne in der eigens für sie komponierten Oper »La Loca« von Gian Carlo Menotti, die sie in deren Uraufführung an der Oper von San Diego kreiert hatte (3.6.1979). Sie leitete in den Jahren 1979-89 als Direktorin die New York City Opera. 1991 trat sie in die Direktion der Metropolitan Oper ein. Sie veröffentlichte ihre Erinnerungen unter dem Titel »Beverly: an Autobiography«. 1980 wurde sie mit der Presidential Medal of Freedom, 1985 mit der Kennedy Center Honor ausgezeichnet. Sie starb 2007 in New York. – Höchste technische Perfektion im Koloraturgesang und empfindungsreicher Vortrag in lyrischen Passagen kennzeichnen die Gesangskunst von Beverly Sills, die dazu als hervorragende Darstellerin brillierte. Lit: H. Weinstock: Beverly Sills (in »Opera«, 1970), W. Sargent: Beverly Sills (New York, 1973), J. Hines: Beverly Sills (Garden City, NY, 1982), B. Paolucci: Beverly Sills (1990).
Ihre Schallplatten erschienen ebenfalls relativ spät. Sie sang auf RCA (»Giulio Cesare« von Händel, »Lucia di Lammermoor«, »La Traviata«), HMV (»Hoffmanns Erzählungen«, »Manon« und »Thaïs« von Massenet, »Maria Stuarda«, »Lucia di Lammermoor«, »Don Pasquale« und »Roberto Devereux« von Donizetti, »Il barbiere di Siviglia« und »L’Assedio di Corinto« von Rossini; »Rigoletto« »I Capuleti e i Montecchi« und »Norma« von Bellini), BJR (»Le Coq d’Or« von Rimsky-Korssakov), MRF (»L’Assedio di Corinto« von Rossini, Mitschnitt aus der Scala von 1969), Eurodisc (»Norma«, »I Puritani« von Bellini, »Anna Bolena« von Donizetti) sowie auf der amerikanischen Marke Mercury; VAI-Video (»Roberto Devereux« und »La Fille du Régiment« von Donizetti).
25.5. Gino NEGRI: 100. Geburtstag
Biographie des italienischen Komponisten auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Gino_Negri
28.5. Léon VASSEUR: 175. Geburtstag
Biographie des französischen Komponisten und Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/L%C3%A9on_Vasseur
29.5. Robert THOMAS: 90. Geburtstag
Er studierte zunächst bei Frank Tavaglione in Riverside, dann ging er nach Deutschland, wo er seine Ausbildung bei Frau Boroscheck in Düsseldorf und bei Rudolf Bautz in Köln fortsetzte. Er debütierte 1957 als Foresto in Verdis »Attila«, trat 1958-59 an der San Francisco Opera auf (u.a. als Herold in Verdis »Don Carlos«, als junger Diener in »Elektra« von R. Strauss, als Parpignol in »La Bohème«, als Bote in »Aida«, als Abbé in »Andrea Chénier« von Giordano, als Offizier in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Remendado in »Carmen« und als Balthasar Zorn in »Die Meistersinger von Nürnberg«) und war in den Jahren 1960-63 am Opernhaus von Zürich engagiert. 1963-64 sang er am Stadttheater von Freiburg i.Br. und war dann 1964-69 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er trat häufig als Gast an den großen deutschen Opernhäusern auf, so regelmäßig in den Jahren 1964-70 an der Staatsoper von München (in seinem italienischen Repertoire), auch an den Staatsopern von Hamburg, Dresden und Stuttgart, an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M. und Leipzig, am Staatstheater Karlsruhe und am Nationaltheater Mannheim. Als Gast hörte man ihn weiter an den Theatern von Graz und Basel und an Opernhäusern in Frankreich (Bordeaux, Marseille, Nancy, Nizza), am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Niederländischen Oper Amsterdam sowie an italienischen Opernhäusern (Teatro Comunale Bologna, Teatro San Carlo Neapel, Teatro Verdi Triest, Teatro Fenice Venedig, Teatro Regio Turin, Teatro Massimo Palermo, Teatro Regio Parma) und beim Maggio Musicale von Florenz. Zwischen 1969 und 1974 sang er vor allem an der Oper von Chicago, jetzt aber überwiegend im Charakterfach (Arturo in »Lucia di Lammermoor«, Cassio in Verdis »Otello«, Steuermann in »Der fliegende Holländer«). Zuvor wurde er in den sechziger Jahren vor allem in Partien aus dem italienischen und dem deutschen Repertoire bekannt: als Tamino in der »Zauberflöte«, als Ferrando in »Così fan tutte«, als Idomeneo von Mozart, als Max im »Freischütz«, als Florestan im »Fidelio«, als Ernani von Verdi, als Manrico im »Troubadour«, als Herzog im »Rigoletto«, als Gabriele Adorno in Verdis »Simon Boccanegra«, als Alvaro in »La forza del destino«, als Verdis Don Carlos, als Rodolfo in »La Bohème«, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Kalaf in Puccinis »Turandot«, als Luigi in »Il Tabarro« vom gleichen Meister, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Kaiser in der »Frau ohne Schatten«, als Herodes in »Salome«, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, als Don José in »Carmen« und als Énée in »Les Troyens« von Berlioz. Er war verheiratet mit der Ballerina Renate Deppisch und lebte später in Dortmund. Er starb 2010 in Quincy (Massachusetts). – Er sollte nicht mit dem gleichnamigen englischen Tenor Robert Thomas verwechselt werden, der der gleichen Sängergeneration angehört und vor allem an der Welsh Opera Cardiff sang.
30.5. Wilhelm GARTNER: 80. Geburtstag
Nachdem er seine Ausbildung zum Sänger in Wien erhalten hatte, war er 1967-68 am Stadttheater von Klagenfurt, 1968-72 am Städtebundtheater von Hof (Bayern) und seit 1972 für mehr als zwanzig Jahre am Theater von Luzern engagiert. Hier sang er u.a. den Figaro in »Figaros Hochzeit«, den Masetto im »Don Giovanni«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Don Pizarro im »Fidelio«, den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, den Prosdocimo in »Il Turco in Italia«, den Zaren in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, den Lorenzo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, den Herrn Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Germont sr. in »La Traviata«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Renato in Verdis »Maskenball«, den Ford in dessen »Falstaff«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Valentin im »Faust« von Gounod, den Escamillo in »Carmen«, den Dr. Falke in der »Fledermaus«, den Homonay im »Zigeunerbaron«, den Aristée wie den Pluto in der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt«. In der Spielzeit 1974-75 wirkte er in Luzern in der Uraufführung der Oper »Der lange Weg zur großen Mauer« von K. Schwertsik mit. Er nahm am Stadttheater von Luzern auch an den Schweizer Erstaufführungen von Donizettis »Maria Stuarda« (Spielzeit 1978-79 als Cecil), »Die englische Katze« von H.W. Henze (1988-89 als Mr. Fawn), »Die Verlobung im Kloster« von S. Prokofjew (1975-76 als Don Ferdinand) und »Die Nase« von Schostakowitsch (1978-79 als Platon Kussmitsch Kowaljow) teil. Er starb 2007 in Luzern.
Schallplatten: Arte nova/BMG (Testaccio in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß).
30.5. George LONDON: 100. Geburtstag
Die Familie, aus der er stammte, war russischer Abkunft, lebte aber seit 1935 in Los Angeles. Zunächst Schüler von Richard Lert, von Hugo Strelitzer und Nathan Stewart in Los Angeles. 1942 debütierte er unter dem Namen George Burnson in Hollywood als Dr. Grenvil in »La Traviata«. Weitere Studien bei Enrico Rosati und bei Paola Novikova in New York. Er trat dann in Operetten und Musicals und 1943 an der Oper von San Francisco als Monterone im »Rigoletto« auf. 1947 bildete ein Manager aus ihm, Frances Yeend und Mario Lanza ein »Belcanto-Trio«, das Tourneen durch die ganze Welt unternahm. Karl Böhm verpflichtete ihn 1949 für die Wiener Staatsoper, an der er als erste Partie den Amonasro in »Aida« ohne jegliche vorherige Probe sang und dabei einen sensationellen Erfolg erzielte. 1949-64 war er an der Wiener Staatsoper in mehr als 190 Vorstellungen als Escamillo in »Carmen«, als Galitzky in Borodins »Fürst Igor«, in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, als Bassawrjuk in »Iwan Tarassenko« von Fr. Salmhofer, als Boris Godunow, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Titelheld im »Eugen Onegin«, als Don Giovanni, als Scarpia in »Tosca«, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Wolfram im »Tannhäuser«, als Graf in »Figaros Hochzeit« und als Fliegender Holländer zu hören. 1950 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Figaro in »Le nozze di Figaro«. Bei den Festspielen von Bayreuth hatte er 1951-53, 1956-57 und 1961-64 als Amfortas sowie 1956, 1959 und 1961 als Fliegender Holländer große Erfolge; 1963 sang er dort das Bass-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven. 1951-66 war er Mitglied der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Amonasro), an der er 22 Partien in 264 Vorstellungen gesungen hat: den Don Giovanni, den Escamillo, den Boris Godunow, den Scarpia, den Amfortas, den Wolfram, den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Sprecher in der »Zauberflöte«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Eugen Onegin, den Golaud in »Pelléas et Mélisande«, den Fliegenden Holländer und den Wotan im Ring-Zyklus. Er wirkte hier auch in amerikanischen Erstaufführungen mehrerer Opern mit: 1955 als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, 1962 als Erzähler in »Atlantida« von M. de Falla und 1964 als Abdul in »The Last Savage« von G.C. Menotti. An der Mailänder Scala sang er 1952 den Don Pizarro. Bei den Salzburger Festspielen des gleichen Jahres den Grafen in »Figaros Hochzeit«. 1952 übernahm er als Antrittsrolle an der Covent Garden Oper London den Don Pizarro, 1962 an der Grand Opéra Paris den Don Giovanni. Seit 1956 (Debüt als Graf in »Figaros Hochzeit«) gastierte er am Teatro Colón Buenos Aires. In den Jahren 1956-65 war er auch Mitglied der Staatsoper von Stuttgart. Weitere Gastspiele an den Opern von Chicago und San Francisco (1959 als Amonasro und als Don Giovanni), in Amsterdam und Brüssel. Als erster amerikanischer Sänger trat er nach dem Zweiten Weltkrieg 1960 am Bolschoi Theater Moskau als Boris Godunow auf. 1962 gastiert er bei den Zürcher Festwochen als Don Giovanni. 1962-64 war er in den Inszenierungen des Nibelungenrings durch Wieland Wagner in Köln der Wotan. 1962 sang er bei der Einweihung der Philharmonic Hall in New York in einer konzertanten Aufführung von de Fallas »L’Atlantida«. 1967 gastierte er als Pierrot in »Die tote Stadt« von Korngold an der Wiener Volksoper. Im gleichen Jahr verlor er durch eine Teil-Stimmbandlähmung seine Singstimme, nachdem er in Wien ein letztes Konzert gegeben hatte. Er betätigte sich jetzt als Pädagoge, Regisseur und Manager. 1968 wurde er zum musikalischen Leiter des Kennedy Centre in Washington ernannt. Er inszenierte u.a. Mozarts »Zauberflöte« an der Juilliard School of Music New York. 1975 inszenierte er an der Oper von Seattle den ersten vollständigen Nibelungenring in englischer Sprache in den USA. 1975 wurde er Direktor der Opera Society Washington. 1977 erkrankte er während einer Reise nach Bayreuth in München schwer und musste jede Tätigkeit beenden. Er blieb bis zu seinem Tod 1985 in Armonk (New York) ein Pflegefall. – Die warm timbrierte, ausdrucksstarke Stimme des Sängers, der dazu ein großer Schauspieler war, bewältigte ein sehr umfangreiches Repertoire, das seine Höhepunkte im Wagner-Gesang, aber auch in Mozart-Opern, im Bereich der russischen Oper und im Konzert- wie im Liedgesang hatte.
Lit: Nora London (Witwe des Sängers): »Aria for George« (New York, 1987).
Schallplatten: Philips (»Don Giovanni«), RCA (»Der fliegende Holländer«, »Die Fledermaus«), Decca (»Arabella«, »Das Rheingold«, »Parsifal«, »Tosca«, »Die Walküre«, Szenen aus Wagner-Opern), Columbia (»Figaros Hochzeit«, »Hoffmanns Erzählungen«), Melodram (»Der fliegende Holländer«, Bayreuth 1959), Frequenz (»Don Giovanni«), Discocorp/Testament (Titelrolle im »Don Giovanni«, Köln 1955), RCA/BGM (Dr. Falke in Ausschnitten aus der »Fledermaus« in englischer Sprache, 1963), Music and Arts (8. Sinfonie von Gustav Mahler), Myto (»Eugen Onegin«, »Kindertotenlieder« von Gustav Mahler). Auf CBS singt er die Titelpartie im »Boris Godunow«. Diese Aufnahme kam so zustande, dass man alle Szenen mit George London neu aufnahm, und diese in eine im Jahr zuvor (1961) in Moskau entstandene Aufnahme der Oper einfügte, in der Iwan Petrow diese Partie gesungen hatte. Auf Artists International Video als Scarpia in »Tosca« zusammen mit Renata Tebaldi.
30.5. Louis VARNEY: 175. Geburtstag
Der Sohn des Komponisten und Dirigenten Adolphe Varney wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg Dirigent am Theater L’Athénée-Comique, für das er auch mehrere Revuen (u. a. De bric et de broc) komponierte. Louis Cantin, der Direktor des Théâtre des Bouffes-Parisiens, beauftragte ihn mit der Komposition eines Librettos, das Paul Ferrier und Jules Prével nach dem Vaudeville L’habit ne fait pas le moine verfasst hatten. Die Uraufführung der Operette Les Mousquetaires au couvent im März 1880 wurde ein triumphaler Erfolg, mit dem sich Varney als Operettenkomponist in Paris etablierte. Varney komponierte etwa vierzig Operetten, darunter überaus erfolgreiche Werke wie Fanfan la Tulipe (1882), Babolin (1885), Les Petits Mousquetaires (1885), La falote (1896), Le papa de Francine (1896) und L’âge d’or. Daneben komponierte er auch einige Ballett-Pantomimen (u. a. Princesse Idéa, 1895). Er starb 1908 in Paris.