IN MEMORIAM-Geburtstage
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.3. Władysław SEIDEMAN: 175. Geburtstag
Er war ein Schüler von Leopold Sterling und Salvatore Marchesi de Cahsrone in Wien. 1874 debütierte er an der Wiener Hofoper unter dem Namen Wolf Seidemann als Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«, zehn Tage später sang er hier den Kardinal Brogni in Halévys »Die Jüdin«. Er konnte dann an vielen Opernbühnen in Europa wie in Nordamerika bei Gastspielen große Erfolge erzielen. 1882 kehrte er in seine polnische Heimat zurück und war noch für sechs Spielzeiten 1882-88 als erster Bassist an der Oper von Warschau verpflichtet. Hier wurde der Künstler, der auch als Konzertsänger in Erscheinung trat, vom Publikum sehr verehrt. 1888 ging er nach Berlin und gründete dort ein eigenes gesangspädagogisches Institut; er unterrichtete in Berlin auch am Stern’schen Konservatorium. Er starb 1919 in Berlin.
2.3. Marianna CHRISTOS: 75. Geburtstag
Sie begann ihre Bühnenlaufbahn zu Beginn der siebziger Jahre in ihrer amerikanischen Heimat, sang 1975 an der City Opera New York die Liu in Puccinis »Turandot« und trat bis 1979 regelmäßig an diesem Opernhaus auf. Einen ihrer größten Erfolge hatte sie hier als Mimi in »La Bohème«. Sie war dann aber auch an den übrigen großen Operntheatern in den USA anzutreffen, so seit 1978 an der Pittsburgh Opera, seit 1978 an der Virginia Opera, seit 1979 an der Washington Opera, seit 1980 an der Oper von St. Louis, seit 1982 an der Fort Worth Opera, seit 1983 an der Oper von New Orleans, an der Chicago Lyric Opera, in Houston/Texas (1982) und San Diego (1984), in Los Angeles (1986), an den Opern von San Francisco (1978 als Elisabeth Zimmer in H.W. Henzes »Elegie für junge Liebende«), Boston, Santa Fé, Cincinnati und Hawaii. Sie sang Partien aus dem Koloratur- wie dem lyrischen Sopran-Fach, in erster Linie aus dem italienischen und französischen Repertoire: die Adina in »L‘Elisir d’amore« und die Gilda in »Rigoletto«, die Traviata und die Nedda im »Bajazzo«, die Musetta in »La Bohème« und die Suzel in Mascagnis »L‘Amico Fritz«, die Marguerite in »Faust« von Gounod und die Margherita in »Mefistofele« von Boito, die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet (New Orleans 1985) und die Micaela in »Carmen«, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen« und die Valencienne in Lehárs »Die lustige Witwe«, die Donna Anna wie die Donna Elvira in Mozarts »Don Giovanni« sowie die Mrs. Jessel in »The Turn of the Screw« von B. Britten. Sie starb 2006 in Stamford (Connecticut).
2.3. Dorothea SCHRÖDER: 125. Geburtstag
Sie studierte in den Jahren 1917-21 am Konservatorium von Leipzig bei dem Pädagogen Hjalmar Arlberg. In die Musiktheorie wurde sie durch Stephan Krehl eingeführt. Seit 1921 unternahm sie ausgedehnte Konzertreisen; besonders erfolgreich gestaltete sich 1925 eine große England-Tournee. Sie trat in den Leipziger Gewandhauskonzerten und in vielen Konzertveranstaltungen in Deutschland wie im Ausland auf. Trotz bester Referenzen bemühte sie sich 1930/31 vergeblich um ein Engagement an einer Opernbühne. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1933 als Solistin in der Krönungsmesse und in den Vesperae solennes de Confessore von Mozart. Dazu wirkte sie in Leipzig im pädagogischen Bereich. 1939 wurde sie in den Chor des Reichssenders Leipzig engagiert, ging mit diesem 1941 nach München und wurde 1943 Sängerin im Reichs-Bruckner-Chor. Daneben war sie stets auch als Gesangspädagogin sowie solistisch tätig, u.a. im Frühjahr 1943 im Rahmen von Konzerten zur Truppenbetreuung in Norwegen. Sie sollte 1946 zu den Neugründungsmitgliedern des Rundfunkchores Leipzig zählen und blieb bis zum Sommer 1953 Chormitglied. Danach ging sie in die Bundesrepublik Deutschland, zunächst nach Hildesheim und später nach Bremen, wo die Sängerin 1987 starb.
4.3. Dora LABBETTE: 125. Geburtstag
Sie studierte bereits mit elf Jahren Klavierspiel und Gesang bei Herman Bearley in ihrem Heimatort Purley (Surrey). Mit 15 Jahren kam sie auf die Guildhall School of Music in London, wo sie Schülerin von Liza Lehmann war. In den zwanziger und dreißiger Jahren war sie eine der bekanntesten Konzertsopranistinnen in England. Ihre Stimme wurde durch Sir Thoms Beecham besonders geschätzt, der sie oft bei ihren Liederabenden am Klavier begleitete, u.a. 1929 beim Delius Festival. 1934 fasste sie den Entschluss, die Bühne zu betreten. Auf Vorschlag von Thomas Beecham tat sie dies unter dem Künstlernamen Lisa Perli (nach dem Namen ihres Geburtsortes); als erste Partie sang sie 1934 in Oxford die Telaire in »Castor et Pollux« von Rameau. 1935 kam es dann zu ihrem ersten Auftritt an der Covent Garden Oper London als Mimi in »La Bohème«. Es folgten Reisen mit der English Opera Company; dann sang sie die Mélisande in Debussys »Pelléas et Mélisande«, zuerst in Vichy und Bordeaux, darauf 1937 an der Covent Garden Oper. Im Herbst 1937 gastierte sie an den Staatsopern von Berlin, Dresden und München als Mimi in »La Bohème« und als Mignon von A. Thomas. 1937 hörte man sie in Vichy als Desdemona in Verdis »Otello«, in den Jahren 1937-39 wieder mit sehr großem Erfolg an der Covent Garden Oper (als Marguerite in »Faust« von Gounod und als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«). Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges zog sie sich aus dem Musikleben zurück. 1943 trat sie letztmals auf der Bühne auf, und zwar an der Sadler’s Wells Opera London in ihrer Glanzrolle, der Mimi. Sie starb 1984 in London.
Schallplatten: Erste Aufnahmen auf Vocalion, dann akustische wie elektrische Columbia-Platten (u.a. Sopransolo im »Messias« und letzter Akt »Bohème« unter Beecham; Lieder von Delius, von Sir Thoma Beecham am Klavier begleitet).
4.3. Jean-François INCHINDI: 225. Geburtstag
Der eigentliche Name des belgischen Sängers war Jean-François Hinnekindt. Er erhielt seine Gesangsausbildung am Conservatoire in Paris und debütierte 1823 an der Pariser Grand Opéra als Pascha in »La Caravane de Caïre« von Grétry. Er blieb bis 1829 Mitglied dieses Hauses, ging dann nach einigen Auftritten an französischen Provinztheatern aber nach Italien. Dort konnte er bis 1834 eine sehr erfolgreiche Bühnentätigkeit entfalten; er wirkte u.a. 1829 am Teatro Ducale in Parma in der Uraufführung der Oper »Zaira« von Bellini in der Partie des Lusignano mit. 1833 hatte er bei Auftritten am Teatro Comunale Bologna bedeutende Erfolge. Er gab in dieser Zeit auch Gastspiele an spanischen Theatern, kam aber 1834 wieder nach Paris zurück, wo er jetzt an der Opéra-Comique als Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla« debütierte und im gleichen Jahr als Max in der damals in ganz Europa beliebten einaktigen Oper »Le Chalet« von Adolphe Adam gefeiert wurde. Er wirkte an der Opéra-Comique in den Uraufführungen von zwei Opern von Auber mit, am 23.3.1835 in »Le Cheval de Bronze« (als Tchin-Kao), am 23.1.1836 in »Actéon« (als Prinz Aldobrandi). Bis Ende der dreißiger Jahre blieb er an der Opéra-Comique tätig, gastierte dann wieder an französischen und belgischen Bühnen, auch 1841 an der Grand Opéra Paris als Kardinal Brogni in Halévys »La Juive«. Später wirkte er als Pädagoge in Brüssel, wo er 1876 starb. Hector Berlioz hebt die Ausbildung seiner Stimme in den tiefen Lagen hervor, die bis zum tiefen D reichte.
5.3. Richard HICKOX: 75. Geburtstag
Nachdem er in einem musikalisch geprägten Elternhaus aufwuchs – sein Vater war Pfarrer und Leiter des örtlichen Kirchenchors, seine Mutter Pianistin -, studierte er 1966-67 Orgel und Dirigieren an der Royal Academy of Music in London und beabsichtigte zunächst eine Laufbahn als Kirchenmusiker. 1967 erhielt er ein Stipendium am Queen’s College Cambridge, wo er vermehrt dirigierte und 1970 sein Studium erfolgreich abschloss. Nach dem Studium gründete er die Richard Hickox Singers & Orchestra und 1971 die City of London Sinfonia. 1982-90 war er künstlerischer Leiter der Northern Sinfonia, daneben arbeitete er mit Orchestern wie dem London Symphony Orchestra oder dem Bournemouth Symphony Orchestra. 1990 gründete er zusammen mit Simon Standage das Barockorchester Collegium Musicum 90, das sich ganz der historischen Aufführungspraxis verschrieben hat und widmete sich zunehmend der englischen Musik, wie den Werken Percy Graingers und Frank Bridges oder den Sinfonien von Michael Tippett, Edmund Rubbra, Malcolm Arnold, William Alwyn, Ralph Vaughan Williams und Max Bruch. 1997 gewann er den Grammy Award für die beste Operneinspielung mit Benjamin Brittens Peter Grimes. Seit Herbst 1999 war er Chefdirigent des BBC National Orchestra of Wales, ab 2005 musikalischer Leiter der Opera Australia in Sydney. Als Gastdirigent war Hickox in Japan, in den USA und in ganz Europa tätig. An der Wiener Staatsoper debütierte er 2002 mit Benjamin Brittens Billy Budd. Nach Aufnahmen mit dem BBC National Orchestra of Wales erlag Hickox 2008 unerwartet im Alter von 60 Jahren in einem Hotel in Swansea einem Herzversagen.
5.3. Dimiter PETKOV: 85. Geburtstag
An der Musikakademie von Sofia war er Schüler von Christo Brambaroff. Er debütierte 1964 an der Nationaloper von Sofia als König in Verdis »Aida«. Er blieb seitdem Mitglied dieses größten bulgarischen Opernhauses. Er gewann 1967 beim Gesangwettbewerb von Sofia den Grand Prix. Erste Gastspiele zusammen mit dem Ensemble der Oper von Sofia 1965 bei den Festspielen von Wiesbaden, 1966 am Théâtre des Champs-Élysées Paris, 1969 am Teatro San Carlo Neapel, 1970 in Moskau und in Brüssel, 1972 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1973 in Athen und in Brno (Brünn), 1974 beim Maggio Musicale Florenz, 1975 und 1979 an der Wiener Staatsoper (als Boris Godunow, als Iwan Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und als Kontschak in »Fürst Igor« von Borodin). Bei den Festspielen von Glyndebourne trat er 1968 als Osmin in »Die Entführung aus dem Serail« und 1970 als Gremin in »Eugen Onegin« auf. 1971 sang er im Wiener Konzerthaus den St. Bris in einer konzertanten Aufführung von Meyerbeers »Les Huguénots«. Er verließ dann Bulgarien und setzte seit 1976 seine Karriere in Westeuropa von seinem Wohnsitz Genf aus fort. Er sang bei den Festspielen in der Arena von Verona 1969 den König Philipp in Verdis »Don Carlos« (und nochmals 1981 den Zaccaria in »Nabucco«), 1967 an der Oper von Lyon den Tolomeo in »Giulio Cesare« von Händel, am Teatro Verdi Triest 1976 den Osmin, in Valencia 1976 den Silva in »Ernani« von Verdi, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona 1977 den Fiesco in »Simon Boccanegra« und 1985 den Warlaam in »Boris Godunow«, an der Oper von Rom 1978 den Boris Godunow. An der Wiener Staatsoper trat er 1972-76 als König Philipp und als Mephisto in »Faust« von Gounod in insgesamt 8 Vorstellungen auf. 1978 gastierte er an der Grand Opéra Paris als Onkel Bonze in »Madame Butterfly« und als alter Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns sowie 1988 und 1990-91 als Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek, 1978 auch am Opernhaus von Rouen, 1979 an der Oper von Nizza, 1978 am Teatro Comunale Bologna als Enrico in Donizettis »Anna Bolena« (dort auch 1981 als Ramfis in »Aida«), 1982 beim Festival von Las Palmas und am Opernhaus von Marseille (hier als Wassermann in »Rusalka« von Dvorák in der französischen Erstaufführung dieser Oper), 1983 am Stadttheater von Bern (als Oroveso in »Norma«), 1981 am Teatro San Carlo Neapel (als Oberpriester in der szenischen Uraufführung von Mussorgskys »Salammbô« in der Bearbeitung durch Zoltan Pesko), 1981 an der Mailänder Scala (als Warlaam), 1984-85 am Opernhaus von Zürich, 1975 am Grand Théâtre Genf (als Warlaam), 1983-84 in Avignon (u.a. als Balthasar in »La Favorite« von Donizetti), auch an den Opernhäusern von Bordeaux, Lille und Brüssel, 1982 am Teatro San Carlos Lissabon (als Graf Walter in Verdis »Luisa Miller«). Es schlossen sich weitere Gastspiele an: 1984 am Opernhaus von Toulouse (als Ramfis), 1984 in Bonn (als Mephisto), 1985 am Teatro Bellini Catania (als Giorgio in Bellinis »I Puritani«), 1986 an der Oper von Monte Carlo und 1987 an der Oper von Rom als Sobakin in »Die Zarenbraut« von Rimski-Korsakow, 1988 an der Deutschen Oper Berlin und 1989 am Opernhaus von Nancy als Boris in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, 1989 am Teatro Comunale Florenz (als Dikoj), auch 1989 an der Oper von Dallas. 1999 gastierte er am Opernhaus von Bonn als Pimen. Man bewunderte seine kraftvolle, dunkle Bass-Stimme namentlich in den tiefen und tiefsten Lagen, dazu seine beherrschende Präsenz auf der Bühne. Er wirkte auch in dem Film »Fitzcarraldo« mit (wo er den Silva in Verdis »Ernani« in der Szene im Opernhaus von Manaos singt). Er starb 2016 in Basel.
Schallplatten: HMV (»Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch), Harmonia mundi, Balkanton (»Aleko« von Rachmaninoff, Iwan Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky) RCA-Erato (»Jolanthe« von Tschaikowsky, »Krieg und Frieden« von Prokofjew), DGG (»Pique Dame«), Sony (Warlaam in »Boris Godunow«, »Pique Dame«), MRF (»Les Huguénots« von Meyerbeer); Warner-Video (Zaccaria in Verdis »Nabucco«, Verona 1981).
5.3. Maria LEONE: 95. Geburtstag
Sie studierte Gesang in Detroit und in Rom sowie bei der großen Rosa Ponselle in Baltimore. 1951 gewann sie die Metropolitan Opera Auditions of the Air. Sie debütierte 1953 als eines der Bauernmädchen in »Le nozze di Figaro« an der Metropolitan Oper New York und trat an diesem Haus bis 1956 in insgesamt 128 Vorstellungen größtenteils in kleineren Partien auf (Gräfin Ceprano in »Rigoletto«, Ines in »Troubadour«, Annina in »La Traviata«, Clotilde in »Norma«, Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«). 1957 heiratete sie Joseph Alessi, einen Trompeter im Orchester der Metropolitan Oper und zog sich von der Bühne zurück. Sie starb 2012 in Upper Nyack (Rockland County, New York).
5.3. William SHIELD: 275. Geburtstag
Informationen über den englischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/William_Shield
6.3. Erhard KARKOSCHKA: 100. Geburtstag
Er studierte Komposition, Dirigieren und Musikwissenschaft an der Musikhochschule Stuttgart und der Universität Tübingen. Seit 1948 unterrichtete er an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Dort gründete er 1962 das Ensemble Neue Musik (seit 1976 Contac-Ensemble). Von 1973 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1987 leitete er das Studio für Elektronische Musik. Nach seiner Emeritierung hielt er Kurse und Vorlesung unter anderem in Südafrika, China und Korea. Er war 1964-72 Vorstandsmitglied im Institut für Neue Musik und musikerziehung Darmstadt e.V. und danach Präsident der Gesellschaft für Neue Musik e.V. Karkoschka komponierte Orchesterwerke, Kammermusik, Orgelwerke, Werke für elektronische Instrumente, Kantaten, Motetten, Psalmen und Gesänge. Er starb 2009 in Stuttgart-Heumaden.
7.3. William BLANKENSHIP: 95. Geburtstag
Studium an der University of Texas und an der North Texas State University, dann an der Juilliard Musikschule in New York. Auf Kosten der Mary Garden-Stiftung konnte er seine Ausbildung an der Musikakademie von Wien beenden. Bühnendebüt 1956 am Stadttheater von Klagenfurt, wo er bis 1957 blieb. Über das Staatstheater von Braunschweig (1957-60), das Stadttheater von Bern (1960-61) und das Nationaltheater von Mannheim (1961-64) kam er 1965 an die Bayerische Staatsoper in München und wurde schließlich 1967 als erster lyrischer Tenor an die Staatsoper von Wien verpflichtet (Debüt als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«). Er war Mitglied der Wiener Staatsoper bis 1975 und sang hier in insgesamt 203 Aufführungen u.a. den Don Ottavio in »Don Giovanni«, den Sänger im »Rosenkavalier«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Camille in »Dantons Tod« von G. von Einem, den Henry in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, den Maler in »Lulu« von A. Berg, den Belmonte in »Die Entführung aus dem Serail«, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Narraboth in »Salome« von R. Strauss, den Froh im »Rheingold«, den Fenton in Verdis »Falstaff«, den Alfredo in »La Traviata«, den Pylades in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, den Flamand in »Capriccio« von R. Strauss, den Engländer in »Angélique« von Ibert und die Titelrolle in »Der arme Matrose« von Milhaud, den Da-ud in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, den Leukippos in »Daphne« von R. Strauss, den Jaquino in »Fidelio« und den Cassio in Verdis »Otello«. 1979 trat er hier letztmalig als einer der brabantischen Edlen in »Lohengrin« auf. Er trat 1960-74 auch an der Wiener Volksoper in insgesamt 111 Vorstellungen auf (als Alfredo, als Zorzeto in Wolf-Ferraris »Il Campiello«, als Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, als Tamino, als Hoffmann, als Lyonel in Flotows »Martha«, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Faust in »Fausts Verdammung« von H. Berlioz und als Rosillon in Lehárs »Die lustige Witwe«). Gastspiele und Konzerte führten den Künstler, den man auch als Oratorien- und Liedersänger schätzte, in die internationalen Musikzentren. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence trat er 1967 als Belmonte und als Don Ottavio auf; 1964 zu Gast am Théâtre de la Monnaie Brüssel, auch an der Staatsoper von Stuttgart und am Staatstheater Hannover, an der Nationaloper Budapest (1967), am Opernhaus von Graz, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1964 als Ferrando in »Così fan tutte«, 1965 als Nureddin im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius), an der Oper von Rio de Janeiro (1965 als Don Ottavio) und an der Oper von San Diego (1968 als Tamino). Aus seinem Repertoire für die Bühne sind noch der Rodolfo in »La Bohème«, der Lenski in »Eugen Onegin«, der Ernesto in »Don Pasquale« und der Herzog in »Rigoletto« nachzutragen. 1961 wirkte er am Mannheimer Nationaltheater in der Uraufführung von P. Hindemiths »Das lange Weihnachtsmahl« mit. Seit 1968 Dozent am American Institute of Music in Graz. In den Jahren nach 1980 wurde er in den USA als Fernsehredakteur bekannt. 1999 übernahm er am Landestheater von Linz/Donau die stumme Rolle des Sir Edgar in »Der junge Lord« von H.W. Henze in einer Inszenierung seiner Tochter Beverly Blankenship (* 1952). Seine zweite Tochter Rebecca Blankenship (* 1954) kam als Opernsängerin zu einer internationalen Karriere. William Blankenship starb 2017 in Wien.
Schallplatten: BASF (vollständige Oper »Penthesilea« von O. Schoeck), Amadeo.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://williamblankenship.com/
7.3. Johann Gottlieb FEIGE: 275. Geburtstag
Er kam 1769 zum Theater, und zwar trat er der Wäser’schen Truppe bei, in der er als Sänger wie als Schauspieler auftrat. Mit ihr bereiste er 1775 Schlesien, 1777 gastierte er in Stettin und in anderen Städten in Pommern. 1775 wurde er Mitglied der Hofkapelle von Neustrelitz, wo er sich später auch als Regisseur am Hoftheater betätigte. Er gab diese Stellung jedoch wieder auf und wurde Violinist in der Kapelle des Breslauer Theaters. Er war auch ein begabter Komponist und schrieb u.a. die Singspiele »Die Kirmes« und »Der Frühling«. Er starb um 1800 in Breslau.
8.3. Pieris ZARMAS: 90. Geburtstag
Er wurde zunächst Lehrer für Mathematik und Griechisch, besuchte dann zur Ausbildung seiner Stimme die Guildhall School of Music in London und war später Schüler von Fernando Ferrara, A. Soresina und A. Narducci in Mailand. Bühnendebüt 1962 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Sharpless in »Madame Butterfly« von Puccini. Seine Karriere entwickelte sich in der Hauptsache in Westdeutschland, wo er u.a. an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Köln und Dortmund auftrat und seit 1967 Mitglied des Opernhauses der Bundeshauptstadt Bonn war. Noch im Jahr 2000 sang er am Opernhaus von Bonn den Grafen Ceprano in »Rigoletto« und den Sciarrone in Puccinis »Tosca«. Insgesamt wirkte er in Bonn in über 3.000 Vorstellungen und mehr als 150 Inszenierungen mit. Gastspiele in seiner griechischen Heimat, beim Festival von Athen und an der Oper von Athen. Auf der Bühne in einem weitläufigen Repertoire in Erscheinung getreten, wobei die dramatischen Partien im Vordergrund standen. Dazu hatte er bedeutende Erfolge als Konzert- wie als Liedersänger. Neben seinem Wirken auf der Bühne und auf dem Konzertpodium betrieb er an der Universität von Bonn ein umfassendes wissenschaftliches Studium in den Fächern Musikwissenschaft, klassische Philologie, Sprachwissenschaft und Völkerkunde und promovierte 1974 zum Dr. phil. Er veröffentlichte mehrere musikwissenschaftliche Bücher, in denen er sich vor allem mit der Musikgeschichte seiner zypriotischen Heimat befasste. Er widmete sich schließlich auch sozialen Aufgaben und gründete 1974 die Zypern-Hilfe zur Unterstützung der griechischen Flüchtlinge in seiner Heimat. Er konnte im Laufe der Zeit 2,5 Millionen Mark sammeln, um die Not dieser Flüchtlinge zu lindern. Er starb 2007 in Bonn.
Schallplatten: Electrola (Neapolitanische Lieder), Sony (»Il Guarany« von Carlos Gomes); auch Aufnahmen mit griechischen und zypriotischen Liedern.
8.3. Luca RONCONI: 90. Geburtstag
Geboren in Tunesien, wo seine Mutter Literatur unterrichtete, absolvierte er bis zu seinem Diplom eine Ausbildung zum Schauspieler an der Accademia d’Arte Drammatica in Rom. Danach wirkte er in Inszenierungen von Luigi Squarzina, Orazio Costa oder Michelangelo Antonioni mit. Seit 1963 erste Erfahrungen als Regisseur. Sein internationaler Durchbruch gelang Ronconi 1969 mit Orlando Furioso nach Ariost. Diese Arbeit wurde nicht nur italienweit, sondern auch weltweit auf Gastspielen gezeigt. 1973 entstand auch eine Filmversion unter Ronconis Regie. 1975-77 leitete Ronconi die Theatersektion der Biennale von Venedig. 1979 gründete und leitete er fortan ein Theaterlaboratium in Prato. 1989-94 leitete er das Teatro Stabile in Turin, anschließend wurde er zum Direktor des Teatro di Roma bestellt. Anfang 1999 wurde er Nachfolger von Giorgio Strehler als künstlerischer Leiter des Piccolo Teatro in Mailand. Ronconi galt neben Strehler als der wichtigste italienische Regisseur des 20. Jahrhunderts. Seine Inszenierungen zeichneten sich durch intellektuell exakt durchdrungene Konzeptionen aus, die sich auch in den zumeist aufwendigen Bühnenbauten reflektieren – Protagonist eines „Armen Theaters“ ist dieser Regisseur nicht. Regelmäßig stellte Ronconi Produktionen vor, die räumliche – etwa in Industriebauten – oder zeitliche – durch Überschreitung der gewohnten Aufführungsdauer – Grenzen ignorierten. Die Bedeutung des Bühnenbilds für seine Inszenierungen führte Ronconi zur Zusammenarbeit mit den wichtigsten italienischen Szenografen, darunter Pier Luigi Pizzi, Luciano Damiani oder Ezio Frigerio. Von besonderer Bedeutung war in dieser Hinsicht auch die Kooperation mit der Architektin Gae Aulenti, die er zur Schaffung von Ausstattungen inspirierte und heranzog. Seine Arbeiten galten einem breit gestreuten Repertoire, das von der Renaissance bis in die Moderne reichte, wobei sein wiederholt manifestiertes Interesse dem Theater der Antike galt. Neben zahlreichen Inszenierungen in Italien arbeitete Ronconi wiederholt an bedeutenden Schauspielhäusern in Österreich (Wiener Burgtheater, Salzburger Festspiele, Wiener Festwochen), Schweiz (Schauspielhaus Zürich) oder Frankreich (Comédie-Française). Seit den späten 1960ern war Ronconi als Opernregisseur aktiv. Auch hier widmete er sich einem Repertoire, das von Claudio Monteverdi über Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner bis zu Karlheinz Stockhausen reichte. Ronconi hat sich hier stets zu einem anti-realistischen Musiktheater bekannt, das er im Gegensatz zu den Prinzipien des Sprechtheaters angesiedelt sah. Eine psychologische Fundierung der darstellerischen Leistungen von Opernsängern war ihm unwichtig, er versuchte vielmehr das jeweilige Werk in einen Kontext mit der Entstehungszeit sowie der derzeitigen Situation zu bringen. In Die Walküre von Richard Wagner verortete er das Geschehen in von Natur und Industrie bedrängten Interieurs des 19. Jahrhunderts, und Il viaggio a Reims von Gioachino Rossini zeigte ein von Paparazzi umlagertes, sich in anarchistische Lustigkeit rettendes Opernstartheater. Im Rahmen der Olympischen Winterspiele 2006 war Ronconi für einen Teil des kulturellen Rahmenprogramms zuständig. Unter dem Titel Domani (Morgen) wurden in Zusammenarbeit mit dem Teatro Stabile von Turin auf verschiedenen Schauplätzen fünf Stücke aufgeführt, an denen 68 Schauspieler beteiligt waren: Troilus und Cressida von Shakespeare (2. Februar bis 11. März); Kriegsspiele von Edward Bond (3. Februar bis 12. März); Il silenzio dei Comunisti (Das Schweigen der Kommunisten) von Vittorio Foa, Miriam Mafai, Alfredo Reichlin; Lo specchio del diavolo (Der Spiegel des Teufels) nach einem Text von Giorgio Ruffolo (6. Februar bis 5. März); Biblioetica. Dizionario per l’uso (Biblioethik. Wörterbuch zum Gebrauch) von Gilberto Corbellini, Pino Donghi, Armando Massarenti (14. Februar bis 12. März). Für den Maggio Musicale Fiorentino in Florenz inszenierte Ronconi eine neue Produktion von Giuseppe Verdis Falstaff (Dirigent Zubin Mehta) (Premiere 12. Mai 2006). Im Herbst 2006 gestaltete Ronconi für das Turiner Teatro Regio eine Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Turandot (Premiere 10. Oktober). Dabei wurde aus Protest gegen die Subventionskürzungen für die italienischen Theater auf Bühnenbild und Kostüme verzichtet. Die Bühne wurde lediglich durch ihre bereits vorhandenen technischen Einrichtungen variiert (etwa durch Versenkungen), außerdem wurde ein Hebekran eingesetzt, dazu kam ein ausgefeiltes Lichtdesign. Die Sänger agierten in Alltagskleidung. 1998 wurde Ronconi mit dem Europäischen Theaterpreis ausgezeichnet, 2008 erhielt er den Antonio-Feltrinelli-Preis. Er starb 2015 in Mailand.
8.3. Frank Michael BEYER: 95. Geburtstag
Er wurde als Sohn des Schriftstellers und Kunsthistorikers Oskar Beyer und seiner Frau Margarete, geb. Löwenfeld, in Berlin geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Dresden, auf Kreta, in Athen und Liechtenstein. Seine Mutter war „evangelische Volljüdin“, sie wurde 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie starb 1945 an den Folgen der Haft. Ein Stolperstein erinnert in Nuthetal an ihr Schicksal. Er studierte zunächst 1946-49 Komposition und Kirchenmusik an der Kirchenmusikschule Berlin. 1950-53 folgten Klavierstudien in Leipzig. Beyer führte sein Kompositionsstudium in Berlin bei Ernst Pepping und für „Virtuoses Orgelspiel“ bei Joseph Ahrens an der Hochschule für Musik Berlin (heute Universität der Künste Berlin) fort. Johann S. Bach und die Wiener Schule, darunter vor allem Anton Webern, sind die Komponisten mit dem größten Einfluss auf die Entwicklung Beyers. Das Vorbild seines Elternhauses im Umgang mit Musik war gleichfalls von großer Bedeutung. Er lernte die Musik Bachs bereits in seiner Kindheit kennen; sein Vater veröffentlichte in den 1920er-Jahren im Berliner Furche-Verlag ein Buch über Bach. Beyer war 1950-63 als Kirchenmusiker tätig, gleichermaßen als konzertierender Orgelinterpret und Dirigent. Er unterrichtete als Dozent an der Kirchenmusikschule Berlin, später an der Hochschule für Musik. 1968-93 war er Kompositionsprofessor an der Hochschule der Künste Berlin. 1964 initiierte er die Reihe „Musica nova sacra“. 1970-85 war Beyer Leitungsmitglied der Berliner Bach-Tage. 1986-2003 hatte er an der Berliner Akademie der Künste die Position des Direktors der Abteilung Musik inne. 1990 initiierte er das Institut für Neue Musik an der Hochschule der Künste Berlin und die Berliner Orchesterkonferenz, die er dann leitete. 1986-2006 war er Mitglied des Senats der Akademie der Künste. Beyer war zudem im Aufsichtsrat der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) vertreten. Er starb 2008 80-jährig in seiner Geburtsstadt und wurde auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem beigesetzt (Feld 002-14).
8.3. Jo VINCENT: 125. Geburtstag
Tochter des Carillonisten des Königlichen Palastes in Amsterdam, Jacobus Vincent; sie erhielt ihre Ausbildung durch Catherine van Rennes und Cornélie van Zanten in Amsterdam. Die große holländiosche Liedersängerin Julia Culp führte sie in den Liedgesang ein. 1921 gab sie ihr erstes Konzert. Sie hatte dann große Erfolge im Konzertsaal sowohl als Oratorien-Solistin wie als Liedinterpretin. Häufig sang sie mit dem Amsterdamer Concertgebouw Orchester zusammen. Sie gastierte in den Konzertsälen in Deutschland, Belgien und Frankreich. Sehr oft war sie auch in England in Konzerten anzutreffen. 1936 sang sie in Wien das Sopransolo in der Missa solemnis von Beethoven unter A. Toscanini. Fast alljährlich hörte man sie in ihrer holländischen Heimat in Aufführungen der Matthäuspassion von J.S. Bach, auch als Solistin in Beethovens 9. Sinfonie. Nach ihrer Heirat mit dem Pianisten Maurice van Yzer, der sie oft bei ihren Liederabenden begleitete, ist sie bis 1930 auch unter dem Namen Jo van Yzer-Vincent aufgetreten. Auf der Opernbühne war sie dagegen nur einmal 1939 im Kursaal von Scheveningen in einer einzigen Partie, der Gräfin in »Le nozze di Figaro«, zu hören. Für das Gebiet des Oratoriums galt sie als die Nachfolgerin der berühmten Aaltje Noordewier-Reddingius. 1953 gab sie ihre Sängerkarriere auf und wurde Pädagogin am Konservatorium von Haarlem. Sie gab ihre Memoiren unter dem Titel »Zingend door het leven« (1955) heraus. Si starb 1989 in Monte Carlo.
Schallplatten: Sang auf Columbia und Philips (Matthäuspassion und »Ein deutsches Requiem« von Brahms unter W. Mengelberg). Auch zwei Aufnahmen auf Telefunken. Auf Decca erschien 1982 eine Aufnahme der 2. Sinfonie von Gustav Mahler mit ihr und der großen Altistin Kathleen Ferrier als Solistinnen.
8.3. Desider ZÁDOR: 150. Geburtstag
Er wurde zuerst Lehrer, dann Gesangsausbildung durch Adele Passy-Cornet in Budapest und in Wien. Debüt 1898 am Stadttheater von Czernowitz (Tschernowzy) als Graf in »Le nozze di Figaro«. 1898-1901 sang er am Stadttheater von Elberfeld, 1901-06 am Deutschen Theater in Prag (u.a. 1903 in der Uraufführung von Cesare Rossis Oper »Nadeya«). Es kam zu Gastspielen an den Hofopern von Wien (1903 als Rigoletto), Dresden und München, 1906-08 und 1910 sehr erfolgreiche Gastspiele an der Covent Garden Oper London (als Alberich in den Aufführungen des Nibelungenrings unter Hans Richter und als Vater in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck), 1906 und 1909 am Stadttheater von Zürich. In den Jahren 1906-11 hatte er eine große Karriere an der Berliner Komischen Oper; hier sang er in der Uraufführung der Oper »Romeo und Julia auf dem Dorfe« von F. Delius am 21.2.1907 die Partie des schwarzen Geigers. Er wirkte dort auch in der Berliner Premiere von Leoncavallos »Zazà« (1908) mit und hatte einen besonderen Erfolg in der Rolle des Vaters in »Louise« von Charpentier. 1910 trat er beim Beethoven Fest in Den Haag als Don Pizarro in »Fidelio« auf. 1911-16 sang er an der Hofoper von Dresden (u.a. 1913 in der Uraufführung von »Coeur As« von E. Künneke), 1916-19 war er als Sänger und Dirigent an der Nationaloper in Budapest tätig. 1920-24 war er an der Staatsoper Berlin engagiert und gastierte auch nochmals an der Londoner Covent Garden Oper. 1922-24 Nordamerika-Tournee mit der German Opera Company. Dabei wirkte er 1923 am Great Northern Theatre in Chicago in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Der Evangelimann« von W. Kienzl mit, die 1924 in New York wiederholt wurde. Seit 1924 war er bis zu seinem Tod Mitglied der Städtischen Oper Berlin, an der er jetzt zumeist in kleineren und in Bass-Partien auftrat. Weitere Gastspiele in Paris, Mailand, Brüssel, Prag und Chicago sowie bei den Festspielen von Zoppot. Er starb 1931 in Berlin. – Er war verheiratet mit der Altistin Emma Zador-Bassth (* 4.12.1888).
Dunkel timbrierter Bass-Bariton von großer Wandlungsfähigkeit des Ausdrucks. Seine ersten Schallplatten erschienen auf G & T (Prag, 1903), später auf Polydor und HMV (u.a. Valentin im vollständigen »Faust«, Berlin 1908).
9.3. Franz CRASS: 95. Geburtstag
Er war zuerst Schauspieler bei Gerda Heuer in Wiesbaden, dann bei einer Wanderbühne, studierte dann aber Gesang an der Kölner Musikhochschule bei Clemens Glettenberg. Er debütierte 1954 am Stadttheater von Krefeld als König in »Aida«. 1956 wurde er an das Opernhaus (Staatstheater) von Hannover verpflichtet. Gastspiele ließen ihn weithin bekannt werden. So hatte er einen Gastspielvertrag mit dem Opernhaus von Köln (1962-64) sowie mit der Hamburger Staatsoper (seit 1964) und gastierte an der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. An der Staatsoper Wien trat er 1960-74 in insgesamt 49 Vorstellungen als Kreon in »Oedipus Rex« von Strawinsky, als Landgraf in »Tannhäuser«, als Komtur in »Don Giovanni«, als Gurnemanz in »Parsifal«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Rocco in »Fidelio«, als Fasolt im »Rheingold«, als 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, als Eremit im »Freischütz«, als König Marke in »Tristan und Isolde« und als Ramfis in »Aida« auf. Bei den Bayreuther Festspielen zeichnete er sich als Wagner-Interpret aus; hier sang er bereits 1954 einen der brabantischen Edlen in »Lohengrin«, und dann 1959, 1962 und 1971-72 den König Heinrich in »Lohengrin«, 1960-61 den Fliegenden Holländer, 1961-62 den Biterolf in »Tannhäuser«, 1963 den Fasolt, 1967-73 den Gurnemanz, 1970 den König Marke. 1961 gastierte er bei den Festwochen von Zürich als Fliegender Holländer. Bei den Salzburger Festspielen trat er 1963 als Sprecher in der »Zauberflöte«, 1967-68 als Sarastro und 1968-70 als Rocco sowie 1967 in einem Mozart-Konzert auf. 1960 debütierte er als Minister in »Fidelio« an der Mailänder Scala, an der er dann auch 1963 als Fasolt, 1964 als König Marke, 1965 als König Heinrich, 1966 als Fliegender Holländer, 1971 als Gurnemanz und 1972 als Orest in »Elektra« von R. Strauss zu sehen war. 1966 wirkte er bei einem Gastspiel der Hamburger Staatsoper in London in der englischen Premiere der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss als Barak mit. Am Teatro Colón Buenos Aires gastierte er 1964 als König Heinrich, 1966 als Rocco, 1968 als König Marke und als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1969 als Amfortas in »Parsifal«, 1971 wieder als König Marke, am Grand Théâtre Genf 1965 als Fliegender Holländer, 1970 als Gurnemanz, 1973 als Landgraf, 1974 als Orest in »Elektra« von R. Strauss, 1976 als Eremit im »Freischütz«, 1978 als Minister in »Fidelio«, in Madrid 1967 als Fasolt, an der Staatsoper Berlin 1965 als Rocco und als Sarastro, in Nancy 1972 als König Marke, an der Chicago Lyric Opera 1975 als Rocco; weitere Gastspiele an der Staatsoper von Dresden (1967), an der Oper von Rom (1969), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1962) und mit dem Ensemble der Münchner Staatsoper 1975 in Tokio. Nicht zuletzt war er ein bekannter Konzert- und Oratoriensänger (Bach-Passionen); so gastierte er 1960 in London in Beethovens Missa solemnis, 1964 im Mozart-Requiem. 1980 nahm er am Opernhaus von Frankfurt a.M. als Eremit im »Freischütz« von der Bühne Abschied, nachdem sich seit Ende der siebziger Jahre bei ihm eine zunehmende Ertaubung bemerkbar machte. Er lebte dann an der Bergstraße. Er starb 2012 in Rüsselsheim (Hessen).
Auf Philips sang er den Titelhelden in einer integralen Aufnahme von Wagners »Der fliegende Holländers«, den König in »Lohengrin« (aus Bayreuth) und »Ein deutsches Requiem« von Brahms, ferner auf DGG (»Die Zauberflöte«, »Parsifal«, »Fidelio«, »Julius Cäsar« und »Der Messias« von Händel, Eremit im »Freischütz«), Ariola-Eurodisc (»Der Mond« von C. Orff), Opera, Columbia (»Der Barbier von Sevilla«, »Don Giovanni«, »Die Zauberflöte«, »Fidelio«), Melodram (»Lohengrin«, Bayreuth 1959), Berlin-Classics (»Der Barbier von Sevilla«), Calig-Verlag (»Die Meistersinger von Nürnberg« von 1967), MMS und HMV-Electrola.
9.3. Nicola ZACCARIA: 100. Geburtstag
Er studierte am Königlichen Konservatorium von Athen. Debüt 1949 an der Königlichen Oper Athen als Raimondo in »Lucia di Lammermoor«. Durch Gastspiele in Italien kam er zu ersten internationalen Erfolgen. 1953 sang er an der Mailänder Scala den Sparafucile in Verdis »Rigoletto« und ist dann bis 1976 immer wieder an diesem bedeutendsten italienischen Operntheater aufgetreten, u.a. als Angelotti in »Tosca«, als Eremit im »Freischütz«, als Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, als Exorzist in Respighis »La Fiamma«, als Oroveso in Bellinis »Norma«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, als Jake Wallace in »La fanciulla del West«, als Tom in Verdis »Un ballo in maschera«, als alter Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, als Ramfis in »Aida«, als Caronte in Monteverdis »L‘Orfeo«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als König Heinrich in »Lohengrin«, als Lothario in »Mignon« von A. Thomas, als Mönch in Dargomyschskis »Der steinerne Gast«, als Zaccaria in »Nabucco«, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Osiride in Rossinis »Mosè in Egitto«, als Colline in »La Bohème«, als Silva in Verdis »Ernani«, als Ferrando im »Troubadour«, als Lodovico in Verdis »Otello«, als Pimen in »Boris Godunow«, als Narbal in »Les Troyens« von H. Berlioz, als Callistene in Donizettis »Poliuto«, als Arkel in »Pelléas et Mélisande«, als alter Gefangener in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Neptun in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«, als Dr. Grenvil in »La Traviata«, als Melchthal in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Gerofante in »Olimpia« von Spontini, als Oberpriester in Mozarts »Idomeneo«, als Lamoral in »Arabella« von R. Strauss, als Cadmo in Ghedinis »Le Baccanti«, als Dorfrichter in Janáceks »Jenufa« und als Bailli in »Werther« von Massenet. Am 2.1.1955 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »David« von D. Milhaud als Zadok mit, am 1.3.1958 in jener der Oper »L’Assassinio nella cattedrale« von I. Pizzetti, am 1.3.1965 in jener der Oper »Clitennestra« von I. Pizzetti. Er gastierte als Raimondo in »Lucia di Lammermoor« mit dem Ensemble der Mailänder Scala unter Herbert von Karajan 1955 in Berlin und 1956 an der Wiener Staatsoper. Auch an der Oper von Rom hatte er während dieser langen Zeit eine sehr erfolgreiche Karriere. Man erlebte ihn an den großen italienischen Bühnen und beim Maggio Musicale von Florenz. Er wurde dann in der Direktionszeit Karajans Mitglied der Wiener Staatsoper und sang 1957-68 in 90 Vorstellungen den Ramfis, den Sparafucile, den Großinquisitor wie den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Angelotti, den Timur, den Lodovico, den Komtur in »Don Giovanni«, den Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, den Pater Guardian, den Colline, den Arkel und den Ferrando. Auch bei den Salzburger Festspielen wirkte er mit; hier sang er neben seinen Opernpartien (1957-58 Minister in »Fidelio«, 1958 und 1960 Mönch in »Don Carlos«, 1960-61 Komtur, 1962-63 Ferrando) 1959 auch das Bass-Solo in der Missa solemnis von Beethoven. An der Covent Garden Oper London gastierte er 1957 als Oroveso und 1959 als Kreon in Cherubinis »Medea« (beides mit der berühmten Primadonna Maria Callas als Partnerin), sowie 1963 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«. Weitere Gastspiele führten ihn an die Opernhäuser von Köln, Brüssel, Dallas, Genf (1967 als Sparafucile), an das Moskauer Bolschoi Theater, nach Rio de Janeiro, Mexico City und Monte Carlo, an das Deutsche Opernhaus Berlin, zu den Festspielen von Edinburgh (1957 als Conte Rodolfo mit dem Ensemble der Mailänder Scala), Aix-en-Provence, Orange und Athen. 1976 trat er an der Oper von Dallas als König Marke in »Tristan und Isolde« auf, 1982 bei den Festspielen von Macerata als Colline. Er durchlief eine ebenso erfolgreiche Karriere als Konzertsänger. Der Künstler war in zweiter Ehe mit der bekannten Mezzosopranistin Marilyn Horne (* 1934) verheiratet. Er starb im Juli 2007 in Athen.
Sang auf Columbia u.a. in einer Reihe von vollständigen Opernaufnahmen, teilweise als Partner von Maria Callas (»Norma«, »Aida«, »Un ballo in maschera«, »Il Trovatore«, »La Sonnambula«, »Rigoletto«, »La Bohème«, »Turandot«, »In barbiere di Siviglia«, »Falstaff«), auf RCA (»L‘Italiana in Algeri« von Rossini, Remigio in »La Navarraise« von Massenet, »Orlando furioso« von Vivaldi), auf CBS in »Mignon« von A. Thomas; auf Columbia gestaltete er das Bass-Solo in Beethovens Missa solemnis; Mitschnitte von Opernaufführungen auf ANNA Records (u.a. »Medea« von Cherubini). Ähnliche Aufnahmen bei Replica (»Poliuto« von Donizetti mit Maria Callas, Scala 1960), HRE (»La fanciulla del West«, Scala 1956), Movimento musica (»Don Carlos«, Salzburg 1960), Melodram (»Fidelio«, Salzburg 1957, »Olympia« von Spontini), Fonit-Cetra (»Tancredi« von Rossini).
10.3. Norbert BALATSCH: 95. Geburtstag
Er begann seine musikalische Karriere bei den Wiener Sängerknaben, deren Mitglied er 1938-44 war. Ab 1952 war er Sänger im Chor der Wiener Staatsoper und übernahm ein Jahr später die Leitung des Wiener Männergesangs-Vereines. Seit 1968 war Balatsch Chordirektor der Wiener Staatsoper bis er im Jahre 1983 diese Funktion und die Leitung des Männergesang-Vereines zurücklegte und die Leitung des „Coro di Santa Cecilia di Roma“ übernahm. Neben der Leitung dieses Chores fungierte er als Dirigent zahlreicher internationaler Orchester. 1999-2001 war Norbert Balatsch künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben. 1972-99 verbrachte Balatsch gemeinsam mit seiner Frau die Sommermonate bei den Bayreuther Festspielen, wo er als Chorleiter mit namhaften Dirigenten wie Horst Stein, Eugen Jochum, Silvio Varviso, Heinrich Hollreiser, Carlos Kleiber, Karl Böhm, Pierre Boulez, Colin Davis, Dennis Russel Davies, Peter Schneider, Daniel Barenboim, James Levine, Georg Solti oder Giuseppe Sinopoli zusammenarbeitete. In dieser Zeit entstanden etliche Audio- und Video-Gesamtaufnahmen, für die Balatsch den Chor einstudierte. Die meisten davon wurden auch im Fernsehen übertragen. Norbert Balatsch lebte in Wien und in Kierling, war mit Herta Balatsch, einer ehemaligen Mezzosopranistin des Wiener Staatsopernchores verheiratet und war Vater einer Tochter und eines Sohnes. Für die Choreinstudierung von »Moses und Aron« kehrte er 2006 nach 23 Jahren wieder an die Wiener Staatsoper zurück. 2006 wurde er zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ernannt. Er starb im Mai 2020 im Alter von 92 Jahren in Wien..
10.3. Theodor WACHTEL: 200. Geburtstag
Seine Stimme soll entdeckt worden sein, als er eine Droschke durch Hamburg kutschierte und dabei ein Lied sang. Dies hörte zufällig der reiche Hamburger Kunstmäzen und Weinhändler Gerstenkorn, der für seine Ausbildung sorgte. Darauf studierte er in Hamburg bei Mme. Julie Grandjean und bei Eckhardt in Wien. Er debütierte 1847 in Hamburg in einem Konzert, das er im Salon seines Gönners gab. Er begann seine eigentliche Bühnenkarriere 1849 am Hoftheater von Schwerin (Debüt als Arturo in »Lucia di Lammermoor«), dem er bis 1851 angehörte. Er kam aber weder hier noch bei einem folgenden Engagement an der Hofoper von Dresden zu besonderen Erfolgen. 1852-54 war er am Stadttheater von Würzburg, 1854-56 am Hoftheater von Darmstadt und 1856-57 am Hoftheater von Hannover tätig. 1857 ging er an das Hoftheater von Kassel. Hier war er allerlei Schikanen ausgesetzt, so dass er Kassel unter Bruch des bestehenden Vertrages fluchtartig verließ. Wegen dieses Kontraktbruchs konnte er in den folgenden Jahren mit keinem deutschen Theater mehr einen Vertrag abschließen sondern nur noch in Gastspielen auftreten. Diese brachten ihm nun allerdings in Dresden, Wien und Berlin glänzende Erfolge ein. Er unternahm Tourneen durch England, Irland und Schweden. 1863-68 hatte er an der Berliner Hofoper große Erfolge, an der er als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« debütierte. Einen besonderen Höhepunkt erreichte seine Karriere mit Auftritten in London, wo er 1862 (Debüt als Edgardo), 1864-65 und 1870 an der Covent Garden Oper und 1879 am Her Majesty’s Theatre zu Gast war. An der Covent Garden Oper sang er 1865 in der englischen Erstaufführung von Meyerbeers »Afrikanerin« den Vasco mit Pauline Lucca in der Rolle der Selika; großen Erfolg hatte er in London auch als Titelheld in der Oper »Alessandro Stradella« von Flotow. 1869 erschien er als Gast in Paris, wo er kein besonderes Aufsehen erregte. An der Wiener Hofoper gastierte er 1869-84 als Tybalt in »Romeo und Julia« von Gounod, als Don Alphonso in Aubers »Die Stumme von Portici«, als Chapelou im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, als Arnold in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Manrico im »Troubadour« von Verdi und als Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer. In den Jahren 1871-72 und 1875-76 nahm er an Nordamerika-Tourneen teil, bei denen er Opern in deutscher wie in italienischer Sprache sang. Allgemeine Bewunderung erregte seine Stimme namentlich wegen ihrer kraftvollen Tonfülle in den hohen und höchsten Lagen. Das hohe C und noch höhere Noten wurden von ihm ganz mühelos und mit Bruststimme produziert. So war seine Glanzrolle der Chapelou mit ihren ungewöhnlichen Anforderungen an die Tonhöhe der Tenorstimme. Über 1000mal hat er in Deutschland in dieser seiner Paraderolle auf der Bühne gestanden, so dass man ihn teilweise ganz mit dieser Partie identifizierte. Dabei kam ihm noch seine besondere Fähigkeit im Peitschenknallen zustatten, die daher rührte, dass er in seiner Jugend als Kutscher, und später als Geschäftsführer im Fuhrunternehmen seines Vaters, gearbeitet hatte. 1876 versuchte er, mit dem Lohengrin eine Wagner-Partie in sein Repertoire aufzunehmen, hatte damit aber keinen Erfolg. Er wurde zum Ehrenmitglied der Hoftheater von Schwerin und Coburg ernannt. Am 8.3.1893 gab der große Tenor in Berlin sein letztes Konzert. Er starb noch im gleichen Jahr in Frankfurt a.M.. – Von seinen Söhnen hatte der hoch begabte, aber früh verstorbene Theodor Wachtel jr. (* 1841, † 12.12.1871 Dessau) an den Theatern von Leipzig, Düsseldorf, Wien und Dessau eine erfolgreiche Karriere, musste diese aber vorzeitig beenden. August Wachtel war seit 1889 als Tenor am Hoftheater von Dessau engagiert; Ferdinand Wachtel wurde als Buffo- und Charaktertenor bekannt (David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Mime im Nibelungenring) und war an den Theatern von Posen, Brünn, Zürich (1892-94), Aachen, Neustrelitz und zuletzt bis 1900 in Rostock engagiert; er lebte dann als Konzertsänger und Pädagoge in Hamburg.
10.3. Gaetano Maria SCHIASSI: 325. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung im Umfeld der Accademia Filarmonica in Bologna, der er ab 1719 als suonatore angehörte. Er wirkte an verschiedenen Höfen Italiens und am Hofe des Landgrafen von Hessen-Darmstadt, bevor er sich 1734 in Lissabon niederließ, wo er in der königlichen Kapelle wirkte und ein Opernhaus, die „Academia da Trindade“, gründete. In seiner Lissaboner Korrespondenz mit Padre Giovanni Battista Martini aus der Zeit von 1735 bis 1753 beschreibt Schiassi seine Tätigkeiten als Komponist, Lehrer und Sänger. Er starb 1754 in Lissabon.
Schiassi komponierte zehn Opern, häufig in einem pastoralen Stil, ähnlich dem des ebenfalls aus Bologna stammenden Giacomo Antonio Perti. Vier Oratorienvertonungen auf Libretti von Pietro Metastasio stammen ebenfalls aus seiner Feder: La passione di Gesù Cristo, Giuseppe riconosciuto, Gioas re di Giuda und Il dacrificio d‘Isaac. Gedruckt wurden: Eine Sammlung mit 12 Sonaten für Violine und B.c. (Bologna, 1724), 10 „Trattenimenti musicali per camera“ für Violine und B.c. (Bologna, 1724), 12 Violinkonzerte (Amsterdam, 1737). Einige weitere Werke, darunter einige Ouvertüren und Sinfonias sind als Handschriften erhalten geblieben. Mehrfach eingespielt wurde seine auch als Neudruck erhältliche Weihnachtssinfonie a 4, „Sinfonia pastorale per il santissimo natale di nostro Jesu“.
11.3. Zlata GJUNGJENAC-GAVELLA: 125. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung am Konservatorium von Zagreb und setzte sie bei Irene Schlemmer-Ambros in Wien fort. 1918 debütierte sie an der Kroatischen Nationaloper Zagreb als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« und wurde 1919 als Mitglied in das Ensemble dieses Hauses aufgenommen. Bis 1947 wirkte sie als erste Sopranistin an der Oper von Zagreb und kam durch Gastspiele auch zu internationalen Erfolgen. So gastierte sie 1939 (als Butterfly) an der Staatsoper und 1943 an der Volksoper von Wien, auch am Nationaltheater Prag, am Opernhaus von Brno (Brünn), in Triest, London und Berlin. Sie sang auf der Bühne wie im Konzertsaal ein sehr umfangreiches Repertoire, das in Rollen wie der Mimi in Puccinis »La Bohème«, der Tosca, der Violetta in »La Traviata«, der Marguerite in »Faust« von Gounod, der Carmen, der Salome und der Jenufa in den gleichnamigen Opern von Richard Strauss und L. Janâcek seine Höhepunkte hatte. Auf dem Gebiet des Konzertgesangs trat sie vor allem als Solistin in Oratorien auf. 1947-52 wirkte sie als Professorin an der Musikakademie von Ljubljana (Laibach), dann bis 1964, gleichfalls als Professorin, an der Musikakademie von Belgrad. Sie starb 1982 in Zagreb.
12.3. Irena BAAR: 65. Geburtstag
Biographie der slowenischen Sopranistin auf Slowenisch: https://sl.wikipedia.org/wiki/Irena_Baar
12.3. Cyrill KISTLER: 175. Geburtstag
Er entstammte einer schwäbischen Handwerkerfamilie und besuchte 1865-67 das Lehrerseminar in Lauingen (Schwaben). Anschließend war er zunächst Lehrer an verschiedenen Orten in Mittelschwaben. Da ihn diese Aufgabe zunehmend weniger erfüllte, verlegte er sich ausschließlich auf das Musizieren und Komponieren. Er studierte 1876-78 an der Königlich Bayerischen Musikschule in München Orgel sowie Komposition, u. a. bei Josef Rheinberger. Danach übernahm er 1883 die Lehrstelle für Musiktheorie am fürstlichen Konservatorium in Sondershausen. 1876 lernte er Richard Wagner in Bayreuth kennen, von dessen Werk er nachhaltig kompositorisch beeinflusst wurde. Ab 1885 in Bad Kissingen tätig, gründete er eine eigene Musikschule und gab ab 1880 die Zeitschrift Musikalische Tagesfragen. Organ für Musiker, Musikfreunde und Freunde der Wahrheit heraus. Mit krankheitsbedingten Unterbrechungen bestand diese Zeitschrift zwölf Jahre. Er komponierte Opern (z. B. Baldurs Tod, Die Kleinstädter, Kunihild, Der Schmied von Kochel und Eulenspiegel), weltliche und geistliche Chöre, Lieder, Orgel- und Klavierstücke. Im Jahr 1904 erschien Kistlers Harmonielehre Der einfache Kontrapunkt und die einfache Fuge. Durch seine Arbeit und die Komposition von mehr als 200 Werken erlangte Kistler zu seiner Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad. Als er im Jahr 1889 in Würzburg seine Oper Eulenspiegel uraufführte, fand Richard Strauss deren Text „unbeholfen“ und „erheiternd“. Er nahm Kistlers Oper zum Anlass, wenige Jahre später seine Tondichtung Till Eulenspiegels lustige Streiche zu komponieren. Richard Wagner bezeichnete seinen Freund Kistler als seinen einzig würdigen Nachfolger. Einer seiner Schüler war der Pianist Mieczyslaw Horszowski. Er starb 1907 in Bad Kissingen. Heute ist Kistlers Musik weitgehend vergessen. Sein Grab befindet sich auf dem Kapellenfriedhof in Bad Kissingen.
13.3. Volker HORN: 80. Geburtstag
Er verbrachte seine Kindheit in Bayreuth und wurde Mitglied der Regensburger Domspatzen. Als Knabensopran sang er 1954-55 bei den Festspielen von Bayreuth in der »Tannhäuser«-Inszenierung durch Wieland Wagner den Hirtenknaben. 1969-75 sang er im Chor der Bayreuther Festspiele. Sein Gesang- und Violinstudium absolvierte er an der Wiener Musikhochschule. 1976 folgte der junge Künstler einem Ruf an die Deutsche Oper Berlin, der er bis zur Spielzeit 2007/08 als Ensemblemitglied angehörte. Er gastierte u.a. als Max im »Freischütz« am Staatstheater von Karlsruhe, als Loge im »Rheingold« an der Oper von Lyon (1981), bei den Sommerfestspielen in Eutin, an der Münchner Staatsoper, an der Opéra du Rhin Straßburg, bei den Festspielen von Bayreuth (1980 als einer der Edlen in »Lohengrin« und als einer der Gralsritter in »Parsifal«) und bei den Salzburger Osterfestspielen (1981 als einer der Gralsritter in »Parsifal«, 1984 als einer der Edlen in »Lohengrin«, 1986 als Herold in Verdis »Don Carlos«). 1984 wirkte er bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Ophelia« von R. Kelterborn mit. An der Deutschen Oper Berlin trat er 1987 als Galba in »Die toten Augen« von E. d’Albert auf, bei den Festspielen von Rudolstadt (Thüringen) 1992 als Hans im »Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, 1995 in »Banadietrich« vom gleichen Komponisten. Am Teatro Bellini Catania gastierte er 1992 als Steuermann in »Der fliegende Holländer«. Zu seinen großen Bühnenpartien gehörten der Tamino in der »Zauberflöte«, der Florestan in »Fidelio«, der Lohengrin und der Parsifal. 1996 nahm er am Pfalztheater Kaiserslautern an der Uraufführung der Oper »Gesualdo« von Franz Hummel teil. Noch 1999 sang er an der Deutschen Oper Berlin den Normanno in »Lucia di Lammermoor« und den Yamadori in »Madame Butterfly«, 2000 den Abdallo in »Nabucco«, den Gondoliere in »La Gioconda« von Ponchielli und den Malcolm in »Macbeth« von Verdi, 2001 den Hervey in Donizettis »Anna Bolena«. Erfolgreiches Wirken als Konzert- und Oratoriensänger in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Er starb 2009 in Berlin.
Schallplatten: DGG (Gesamtaufnahme der »Zauberflöte« unter von Karajan in der Partie des 1. Geharnischten, Abdallo in Verdis »Nabucco«, »Parsifal«), Koch/Schwann (»Die Hochzeit des Camacho« von Mendelssohn), Amadeo/Polygram (»Gilgamesch« von Alfred Uhl), Vox (Utrechter Te Deum von Händel und Nelson-Messe von J. Haydn), Arte Nova (»Gesualdo« von Fr. Hummel), Philips (Religiöse Musik von Mozart), Decca (»Die Herzogin von Chicago« von E. Kálmán), Orfeo (»Die Soldaten« von M. Gurlitt), Marco Polo (»Banadietrich«, »Sternengebot« und »Der Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, »Das Herz« von Hans Pfitzner).
13.3. Roberta KNIE: 85. Geburtstag
Sie stammte aus der Familie der Zirkusdynastie Knie und wuchs in Cordell auf, ging dort zur lokalen Highschool und sang im Kirchenchor. Sie begann ihre Ausbildung an der Oklahoma University bei Norman und war dann Schülerin von Elisabeth Parham, Judy Bounds Coleman und von der berühmten Eva Turner, die während dieser Zeit eine Professur an der Oklahoma University bekleidete. Sie übersiedelte dann nach Österreich, um bei Max Lorenz am Mozarteum in Salzburg zu studieren. 1964 kam es zu ihrem Bühnendebüt am Stadttheater von Hagen (Westfalen) in der Rolle der Elisabeth in »Tannhäuser«. 1966-69 war sie am Stadttheater von Freiburg i. Br. engagiert. 1969 ging sie von Freiburg i.Br. aus an das Opernhaus von Graz, dem sie bis 1972 angehörte und wo sie in Partien wie der Salome von R. Strauss, der Tosca, der Leonore in »Fidelio« und der Brünnhilde in der »Walküre« Aufsehen erregte. 1972-73 war sie an der Oper der Stadt Köln und dem Opernhaus Zürich beschäftigt. 1973 erwarb sie in Laßnitzhöhe in der Nähe von Graz gemeinsam mit ihrer Freundin und Mentorin Judy Bounds Coleman die Sonnenvilla, als diese 1977 in die USA zurückkehrte, wurde sie Alleinbesitzerin. Das Jahr 1974 wurde ein Meilenstein ihrer Karriere, sie sprang bei den Bayreuther Festspielen für eine Kollegin in letzter Minute als Brünnhilde in der »Walküre« ein. Der Auftritt war sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum ein voller Erfolg und erhöhte ihren Bekanntheitsgrad entscheidend und führte zu Verträgen mit bekannten Opernhäusern in den folgenden Jahren. 1973-74 sang sie die Brünnhilde im Nibelungenring auch an der Opéra National de Lyon und trat am Teatro San Carlo Neapel auf. 1975 gab sie als Isolde in Wagners »Tristan und Isolde« ihr Operndebüt in Amerika bei der Dallas Opera, an der sie dann auch 1977 die Salome und 1978 die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth« sang. 1976 Jahr trat sie bei den Festspielen von Bayreuth nochmals als Brünhilde in »Siegfried« und in »Götterdämmerung« auf und sang die Brünnhilde in der »Walküre« an der San Francisco Opera. Außerdem trat sie erstmals an der Metropolitan Opera in New York als Chrysothemis in »Elektra« von Strauss auf, 1981 sang sie dort (einmal) ihre Glanzrolle, die Isolde. In den nächsten Jahren sang sie an verschiedenen großen Opernhäusern, wie der Wiener Staatsoper (1971-75 Sieglinde in der »Walküre«, Leonore in »Fidelio«, Senta in »Der fliegende Holländer«, Salome und Tosca), der Hamburger Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper München, dem Staatstheater Stuttgart, der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, der Deutschen Oper Berlin, dem Nationaltheater Mannheim, den Opernhäusern von Kassel und Nürnberg, der Opéra National du Rhin Strasbourg, der Königlichen Oper Stockholm (1972), in Bologna, dem Teatro Regio di Parma, dem Teatro Nacional de Sao Carlos Lissabon (1975 Salome von R. Strauss, 1976 Brünnhilde im Nibelungenring und 1977 Leonore in »Fidelio«), der Welsh National Opera Cardiff, der Opéra de Montréal (1975 Isolde), der New Jersey Opera (1975 Chrysothemis), in Toulouse (1975 Brünnhilde in der »Walküre« und 1977 Isolde), dem Teatro Colón Buenos Aires (1975 und 1976 Salome, 1976 auch Chrysothemis), der Oper von Rom (1977 Leonore in »Fidelio« und 1980 Brünnhilde in »Götterdämmerung«), dem Théâtre de la Monnaie Brüssel (1974 Salome), der Covent Garden Oper London (1978 Isolde mit Jon Vickers als Tristan), der Grand Opéra Paris (1977-78 Brünnhilde in der »Walküre«), der Oper von Monte Carlo (1977 Leonore in »Fidelio«, 1979 Brünnhilde in der »Walküre«), dem Opernhaus von Rouen (1979) und der Lyric Opera of Chicago (1977 Isolde), in Washington (1980 Isolde), der Oper von New Orleans (1981 Salome). 1981 erkrankte sie an einer viralen Lungenentzündung. Sie trat 1982 nochmals am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Salome auf, sagte aber einen Auftritt als Turandot an der Oper von Dallas ab. Weitere Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Elsa in »Lohengrin«, die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Elettra in »Idomeneo« von Mozart, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky und die Leonore in den Verdi-Opern »La forza del destino« und »Il Trovatore«. 1991 wurde bei ihr in Graz, wo sie an der Kunstuniversität unterrichtete, eine Netzhautablösung diagnostiziert. Um einer möglichen stressbedingten Erblindung vorzubeugen, beendete sie ihre Opernkarriere. Nach ihrer Rückkehr in die USA unterrichtete sie in Philadelphia, einer ihrer Schüler war der Tenor Stuart Neill. 2005 trat sie ein letztes Mal in einer konzertanten Aufführung des 3. Aktes von Wagners »Parsifal« in Philadelphia als Kundry auf. Auch im Konzertsaal erschien sie in einem umfassenden Repertoire. Sie starb 2017 in Drexel Hill (Pennsylvania).
Schallplatten: CBC (Isolde in »Tristan und Isolde«), VAI (weitere komplette »Tristan und Isolde«-Aufnahme aus Kanada, 1965), Bella Voce (Isolde in »Tristan und Isolde«, Scheveningen 1979), Privataufnahmen aus der Metropolitan Oper.
13.3. Hans-Joachim HESPOS: 85. Geburtstag
Er entstammte einem musikalischen Hause und erhielt seit 1946 Geigenunterricht. Er debütierte 1948 im Alter von zehn Jahren in einem öffentlichen Konzert. 1950 folgten erste Kompositionsversuche. Nach dem Abitur studierte Hespos das Fach Pädagogik an der damaligen Pädagogischen Hochschule in Oldenburg. 1962-84 arbeitete er im Schuldienst. Seit seinem Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis ist Hespos als freischaffender Künstler mit dem Wohnsitz in Ganderkesee tätig gewesen. Seit 1967 erhielt er zahlreiche Kompositionsaufträge aus dem In- und Ausland sowie Kompositionspreise und Ehrungen. Seine Werke, die Hespos seit 1978 im eigenen Verlag publizierte, finden Aufführungen in aller Welt. Bereits 1969 gründete er die Konzertreihe 11.11 neue musik in delmenhorst, der weitere Projekte wie kulturreibe hoyerswege, zentrum aktueller kunst (1982) und wiese GmbH, inspirierendes feld für erprobungen (1993) folgten. Als Stipendiat der Villa Massimo in Rom (1972–73) setzte sich Hans-Joachim Hespos ausführlich mit zeitgenössischer Musik auseinander. Seine Orgelkomposition traces de .., komponiert 1972 an der historischen Orgel der Basilica die Frari in Venedig und Girolamo Frescobaldi gewidmet, wurde im gleichen Jahr von Gerd Zacher beim Festival internazionale di Musica organista in Venedig uraufgeführt. 1984 dozierte er bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt. 1990-91 übernahm Hespos eine Gastprofessur an der Hochschule für Künste Bremen. 1997-99 leitete er die Projektwerkstatt erweiternde komposition an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Zusammen mit dem bildenden Künstler Jürgen Engel gründete Hespos 1999 die Universitaere Manufactur Com-Position e. V. (UMAC), die zum 31. Dezember 2008 ihre Aktivitäten abgeschlossen hat. Seit 1991 war Hespos Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. 2005 richtete die Akademie der Künste (Berlin) das hespos-Archiv ein, und die Zeitschrift Opernwelt wählt die Oper iOPAL, eine Auftragskomposition der Staatsoper Hannover, zur Opernuraufführung des Jahres. Als kompositorischer Autodidakt legte Hespos keinen Wert auf jede Art von Konformität. Sein Werk lässt sich kaum einordnen. Er komponierte über 200 Werke für Solo, Kammermusik, Ensemble, Orchester, Chor, Radio, Elektroakustik, Film, Elektronik, Bühne, Szene. Gemeinsam ist den Werken, dass sie sich an musikalischen Extremsituationen orientieren. Bekannt sind vor allem seine phantasievollen Wortschöpfungen. In SYRENE finden sich als Spielanweisungen beispielsweise Ausdrücke wie kreischRISSscratch, trockenStille, klopfgePoch oder mit reichem Dämpferspiel irres geklitter vielfältiger Echoschwingungen erzeugen. Er starb 2022 in Ganderkesee.
14.3. Erich WESSNER: 75. Geburtstag
Der ausgebildete Pflichtschullehrer für Deutsch und Musikerziehung studierte privat Gesang und absolvierte diverse Chorleiterlehrgänge. Während seiner Studien wurde er Mitglied bei den katholischen Studentenverbindungen Arminia Hollabrunn (1962) und Austria Krems (1967) beide im MKV. 1981 wurde er als Mitglied des Wiener Staatsopernchores engagiert, 1991 erhielt er zusätzlich einen Solovertrag. Bis zu seiner Pensionierung (2008) war er Mitglied des Chors der Staatsoper. Er arbeitete mit vielen bedeutenden Dirigenten und Regisseuren seiner Zeit und wirkte – auch als Solist – bei den Bregenzer Festspielen sowie den Salzburger Oster- und Sommerfestspielen mit. Seine besondere Liebe galt dem Wienerlied. Die rege internationale Konzerttätigkeit in diesem Genre führte ihn unter anderem auch nach Israel und Japan. Wessner war bis in den Juni 2016 aktives Mitglied der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und in seiner Heimatstadt Hollabrunn vielfach kulturell engagiert. Er starb im Juni 2016.
14.3. Loren DRISCOLL: 95. Geburtstag
Er war ursprünglich originaler Cowboy, sang dann in Night-Clubs und als Unterhaltungssänger. Schließlich Gesangstudium in Syracuse und an der Boston University. Debüt als Opernsänger 1954 an der Oper von Boston als Dr. Cajus in Verdis »Falstaff«. Über den New Yorker Broadway kam er 1957 an die Oper von Santa Fé, und zwar wurde er durch Igor Strawinsky für eine Aufführung seiner Oper »The Rake’s Progress« verpflichtet. Er wirkte außerdem 1958 an der Santa Fé Opera in der Uraufführung der Oper »Wuthering Heights« von Carlisle Floyd mit. 1961 trat er dort in der amerikanischen Erstaufführung von »Neues vom Tage« von P. Hindemith auf. 1957-59 kam er zu Erfolgen an der City Opera New York, an der er als Kaiser in Puccinis Oper »Turandot« debütierte. 1962 wurde der Künstler an die Deutsche Oper Berlin berufen, dessen Mitglied er seitdem blieb. Hier hörte man ihn vor allem in Partien für lyrischen Tenor: als Fenton in »Falstaff« von Verdi, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Don Ottavio in »Don Giovanni«, als Flamand in »Capriccio« von R. Strauss und als Maler in Alban Bergs »Lulu«. Am 7.4.1965 sang er an diesem Opernhaus den Lord Barrat in der Uraufführung von H.W. Henzes »Der junge Lord«, am 29.9.1968 in der Uraufführung der Oper »Ulisse« von Dallapiccola den Eumaos, am 6.9.1979 in der von »Der Untergang der Titanic« von Wilhelm Dieter Siebert. Am 25.9.1965 wirkte er an der Akademie der Künste in Berlin in der Uraufführung der Oper »Der Traum des Liu-Tung« des koreanischen Komponisten Isang Yun mit. Am 6.8.1966 hatte er bei den Salzburger Festspielen als Dionysos in der Uraufführung der Oper »Die Bassariden« von H.W. Henze großen Erfolg. Er sang dort auch 1969 in »Oedipus Rex« von Strawinsky und 1971-72 den Andres in »Wozzeck« von A. Berg. In Henzes »Die Bassariden« gastierte er 1968 auch an der Mailänder Scala und kreierte, gleichfalls 1968, an der Oper von Santa Fé diese Oper auch für Nordamerika. Dort hatte er bereits 1967 in der amerikanischen Premiere von »Boulevard Solitude« von dem gleichen Komponisten gesungen. 1962 trat er bei den Festspielen von Glyndebourne als Ferrando in »Così fan tutte« auf. 1971 wirkte er bei den Schwetzinger Festspielen in der Uraufführung der Oper »Melusine« von A. Reimann mit. Am Théâtre de la Monnaie in Brüssel gastierte er (mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin) 1973 in der Uraufführung von N. Nabokovs »Love’s Labour’s Lost«. 1982 gastierte er in Rom mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin. 1966 debütierte an als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« an der Metropolitan Oper New York, an der er bis 1972 in insgesamt 25 Vorstellungen auch die Rolle des Alfred in der »Fledermaus« übernahm. Weitere Gastspiele an den Opern von Hamburg und Köln; er galt als hervorragender Interpret von zeitgenössischen Musikwerken. Auf der Bühne sang er auch den Valzacchi im »Rosenkavalier«, den Bischof von Budoja in »Palestrina« von H. Pfitzner und die Titelrolle in der zeitgenössischen Oper »Hamlet« von Sandor Szokolay. Große Karriere auch als Konzertsänger. Im Oktober 1985 erlitt der Künstler bei einem Brand in seiner Berliner Wohnung schwere Verbrennungen. Er starb 2008 in Berlin.
Schallplatten: DGG (u.a. vollständige Opern »Der junge Lord« von Hans Werner Henze, »Lulu« von A. Berg), Wergo (Werke von Luigi Nono), CBS (»Oedipus Rex«, »Renard« und »Le Rossignol« von Strawinsky).
14.3. Erna RECKA: 125. Geburtstag
Sie studierte in Frankfurt a.M. und war in Darmstadt Schülerin von Carl Beines. 1923 debütierte sie als Spiel-Altistin am Opernhaus von Frankfurt a.M. Dort kam sie 1930 zu aufsehenerregenden Erfolgen, als sie den Octavian im »Rosenkavalier« und die Marie in »Wozzeck« von A. Berg sang, nachdem sie nach und nach in den Sopranbereich übergewechselt war. Sie blieb bis 1933 in Frankfurt, ging dann für die Jahre 1933-35 an das Deutsche Theater Brünn (Brno) und folgte 1936 einem Ruf an das Opernhaus von Graz. Diesem Theater gehörte sie, mit kurzer Unterbrechung, bis 1958 an, als sie sich als Venus in »Tannhäuser« dort von der Bühne verabschiedete. Zu Beginn ihrer Karriere sang sie Partien wie den Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«, den Silla in »Palestrina« von Hans Pfitzner und den Orlofsky in der »Fledermaus«. Dann übernahm sie jedoch u.a. die Leonore in »Fidelio«, die Senta in »Der fliegenden Holländer«, die Brünnhilde im Nibelungenring, die Titelheldin in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, die Carmen, die Rachel in »La Juive« von Halévy, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Santuzza in »Cavalleria rusticana« und die Küsterin in »Jenufa« von Janácek. Sie gastierte 1937 (als Tosca), 1943 (als Titelheldin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Martha in »Tiefland« von E. d’Albert), 1948 (als Ortrud in »Lohengrin«) und 1950 (als Marschallin im »Rosenkavalier« und als Venus) an der Wiener Staatsoper, 1939 und 1942 auch an der Volksoper Wien. Bis gegen Ende der sechziger Jahre bekleidete sie eine Professur am Konservatorium von Graz. – Sie war zeitweilig verheiratet mit dem Komponisten und Dirigenten Willy Salomon (1891-1958), der bis 1933 als Professor am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a.M. wirkte.
15.3. Octavian NAGHIU: 90. Geburtstag
Er wurde in einem kleinen Dorf in Transsilvanien geboren. Sein musikalisches Talent wurde bereits frühzeitig entdeckt, als er als Junge im Kirchenchor sang. Nach dem Abitur studierte er Gesang am Konservatorium von Bukarest (Consevatorul București). Dort gehörte auch der spätere Tenor Jon Piso zu seinen Studienkollegen. Unmittelbar nach seinem Studienabschluss begann er seine Laufbahn als Sänger am Operettentheater Bukarest (Teatrul de Operetă). Sein Debüt gab er in einer Operettenaufführung an der Seite des rumänischen Tenors Ion Dacian. Nach zahlreichen Auftritten als Operettensänger wurde Naghiu zu einem Gesangswettbewerb in Bukarest eingeladen, aus dem er als Sieger hervorging. Er arbeitete fortan mit so bekannten rumänischen Opernsängern wie Petre Stefanescu Goanga, Mihail Arnautu, Nicolae Herlea, Dan Iordachescu und Octav Enigarescu zusammen. Naghiu wurde festes Ensemblemitglied der Staatsoper Bukarest. Dort trat er als Opernsänger hauptsächlich im italienischen Fach auf. Er sang u. a. Rollen in Opern von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini und Gaetano Donizetti. Zu seinen wichtigsten Rollen gehören Edgardo in Lucia di Lammermoor, Herzog in Rigoletto, Riccardo in Un ballo in maschera, Radames in Aida, die Titelrolle in Otello, Rodolfo in La Bohème und Cavaradossi in Tosca. 1964 wurde er unter dem sozialistisch-kommunistischen Regime von Nicolae Ceaușescu verhaftet. 1967 verließ er Rumänien. Über Deutschland kam er in die Schweiz, wo er am Opernhaus Zürich engagiert wurde. In Deutschland gastierte er u. a. am Staatstheater Wiesbaden, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Staatstheater Hannover, an der Oper Köln, am Opernhaus Bremen, am Opernhaus Leipzig und am Staatstheater Mainz. Im September 1974 trat er als Herzog in Rigoletto an der Wiener Staatsoper auf. Internationale Gastspiele gab er u. a. auch in Paris und Jerusalem. Im April 1969 gab er als Cavaradossi in Tosca sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York. Bis 1971 sang er in insgesamt 17 Aufführungen der Metropolitan Opera, auch bei Gastspielen in Boston, Cleveland und Minneapolis, auch den Herzog in Rigoletto, den Radames in Aida, den Alfredo in La Traviata, den Rodolfo in La Bohème, den Edgardo in Lucia di Lammermoor und den Pinkerton in Madame Butterfly. Bei dem rumänischen Label Electrecord nahm Naghiu auf Schallplatten Opernarien (Aida, Turandot) und Operettenlieder auf. Nach 1990, nach dem Ende des Ceaușescu-Regimes, arbeitete er als festes Mitglied bei der Nationalen UNESCO-Kommission Rumäniens (Comisia Națională a României pentru Unesco). Er sang in Bukarest, Timisoara und Iasi. Als Gesangslehrer unterrichtete er an der Akademie der Künste (Academia de Arte) in Iași. Naghiu war Träger mehrerer Auszeichnungen. Er wurde mit der Jubiläumsmedaille „Mănăstirea Neamț 1497-1997 – aniversare Mondială UNESCO“ anlässlich der 500-Jahr-Feier des Manastirea Neamt ausgezeichnet. Er war Ehrendoktor der Universitatea de Arte „George Enescu“ in Iași. 2014 erhielt er vom rumänischen Staatspräsidenten Traian Basescu den rumänischen Verdienstorden Ordinul Meritul Cultural im Rang eines Kommandeurs (Comandor). Naghiu starb 2015 im Alter von 81 Jahren in Bukarest an einem Herzversagen. Er wurde am 17. Februar 2015 nach römisch-katholischem Ritus auf dem Bellu-Friedhof in Bukarest beigesetzt.
15.3. Elsa MATHEIS: 100. Geburtstag
Die Künstlerin, deren eigentlicher Name Elsamaria Mateisl war, absolvierte ihr Gesangstudium in Wien bei Frau Singer-Burian und bei Hans Duhan an der dortigen Musikhochschule. Sie debütierte 1945 an der Wiener Staatsoper als Aiblers Frau im »Evangelimann« von W. Kienzl und blieb an diesem Haus bis 1950 engagiert, wo sie jedoch (mit Ausnahme einer einzigen Vorstellung als Micaela in »Carmen«) größtenteils nur kleinere Rollen wie das Taumännchen und das Sandmännchen in »Hänsel und Gretel«, die Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, die Gräfin Ceprano in »Rigoletto«, die Pepa wie die Rosalia in »Tiefland« von d’Albert, die Waltraute in der »Walküre«, die Ciesca in »Gianni Schicchi« von Puccini und die Falourdel in »Notre Dame« von Fr. Schmidt sang. 1950-52 wirkte sie am Opernhaus von Graz, wo sie jetzt als Elisabeth in »Tannhäuser«, als Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro«, als Sieglinde in der »Walküre« und als Arabella von Richard Strauss ihre ersten großen Erfolge hatte. 1952-54 bestand ein Engagement am Stadttheater von Saarbrücken. Danach trat sie nur noch als Gastsängerin auf. So gastierte sie nun bis 1960 auch an der Staatsoper Wien in großen Rollen: als Tosca, als Donna Anna in »Don Giovanni«, als Amelia in Verdis »Maskenball«, als Isolde in »Tristan und Isolde«, als Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, als Ariadne auf Naxos von R. Strauss und als Senta in »Der fliegende Holländer«. Sie gastierte weiter am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich (1954 als Färberin in der Richard-Strauss-Oper »Die Frau ohne Schatten«) und in Graz und unternahm 1955 eine Südamerika-Tournee, bei der sie u.a. als Kundry in »Parsifal« auftrat. Zu Beginn der sechziger Jahre schloss sie einen Gastvertrag mit der Wiener Volksoper ab. Weitere Partien aus dem Bühnenrepertoire der Sängerin: die Leonore in »Fidelio«, die Ortrud in »Lohengrin«, die Martha in »Tiefland« von E. d’Albert, die Elektra wie die Daphne in den gleichnamigen Richard Strauss-Opern, die Myrtocle in »Die toten Augen« von d’Albert, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Abigaille in Verdis »Nabucco«, die Desdemona in dessen »Otello« und die Titelfigur in »Turandot« von Puccini. Daneben trat sie auch als Konzert- und Liedersängerin hervor. Sie war verheiratet mit dem Bariton Hans Temple (1921-76). Sie starb im Jahr 2012.
Schallplatten: Bertelsmann (Agathe in einem »Freischütz«-Querschnitt).
15.3. Ruggero PIZZIGATI: 200. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger an der Accademia Filarmonica Ravenna bei Andrea Ligi. Er begann seine Karriere Mitte der vierziger Jahre. 1845 sang er am Teatro Carignano Turin den Creon in der Oper »Medea« von G. Pacini, 1845-46 war er am Königstädtischen Theater Berlin engagiert, 1846-47 am Teatro Civico Cagliari, wo er als Alcandro in »Saffo« von Pacini und als Foscari in »Il Bravo« von S. Mercadante auftrat. 1847-48 erschien er am Teatro San Carlos Lissabon als Ezio in »Attila« und als Giacomo in »Giovanna d‘Arco« von Verdi, als Mocenigo in »La Regina di Cipro« von G. Pacini und als Pietro in »La fidanzata corsa«, ebenfalls von Pacini, 1848 am Teatro Principal Barcelona als Cedrico in »Griselda« von Federico Ricci. Es folgen Auftritte am Teatro Comunale Bologna (1849 als Verdis Macbeth und als Briano in »Il Templario« von O. Nicolai). 1850 wirkte er am Teatro Sociale von Mantua in der Uraufführung der Oper »Elvira di Valenza« von Lucio Campiani mit. 1851 sang er am Teatro Sociale Rovigo die Titelpartie in Verdis »Macbeth«. Es folgten Auftritte am Teatro Ravviati Pisa (1851 als Nabucco und als Macbeth von Verdi), am Teatro Comunale Treviso (1852 als Francesco in Verdis »I Masnadieri«), am Teatro Eretenio Vicenza (1852 als Amedei in »Bondelmonte« von Pacini und als Carlo Magno in der Uraufführung der Oper »Adelchi« von Giuseppe Appoloni). Als man im Mai 1852 den Neubau des Teatro Alighieri in seiner Heimatstadt Ravenna festlich einweihte, sang er dort in den Opern »Robert le Diable« von Meyerbeer, »Medea« von Pacini (den Creon) und »Lucia di Lammermoor« von Donizetti (den Enrico). Es folgten Auftritte am Teatro Filarmonico Verona (1853 in der gleichen Rolle), am Teatro Muse Ancona (1853 als Graf Luna im »Troubadour«, den er auch 1853 in Bergamo sang). 1853 erreichte er die Mailänder Scala, wo er als Amedei in »Buondelmonte« von Giuseppe Pacini auftrat. Am Teatro Canobbiana Mailand hörte man ihn in »Adriana Lecouvreur« von Benvenuti. 1854 hörte man ihn am Teatro Regio Parma als Grafen Luna, 1854-55 am Teatro Sociale Mantua als Nabucco und als Francesco Foscari in Verdis »I due Foscari«, 1855 am Teatro del Corso Bologna wieder als Amedei, 1855 am Teatro Carolino Palermo als Titelhelden in E. Petrellas »Marco Visconti«, 1856 als Montfort in Verdis »I Vespri Siciliani«, 1856 am Teatro Aquila Fermo als Germont-père in »La Traviata«, 1857 am Teatro Comunale Bologna als Amedei in »Bondelmonte«, als Enrico in »Lucia di Lammermoor« und als Germont-père. 1858 sang er am Teatro Regio Turin den Macbeth, den Rigoletto und den Riccardo in Bellinis »I Puritani«, 1859 am Teatro San Carlo Neapel den Egberto in Verdis »Aroldo«, 1859 am Teatro Carlo Felica Genua die gleiche Partie, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Briano in »Il Templario« und den Camoes in »Don Sebastiano« von Donizetti. In einem letzten Abschnitt seiner Karriere übernahm er 1860 am Teatro Carolino Palermo und 1861 am Teatro Grande Brescia den Egberto in »Aroldo«, 1861 am Teatro Bellini Palermo den Montfort, 1861 am Teatro Alighieri Ravenna den Montfort und die Titelrolle in »Vittor Pisani« von Achille Peri, schließlich 1862 am Teatro Comunale Modena den Renato in Verdis »Un ballo in maschera« und im gleichen Jahr am Teatro Paganini Genua den Germont-père. Er setzte seine Karriere bis zu seinem Tod mit Gastspielauftritten an italienischen Opernhäusern fort. Er starb 1866 in Ravenna.
16.3. David MIDBOE: 75. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Baritons auf Englisch: https://www.rauschlundeen.com/life-of-david-j-midboe
16.3. Teresa BERGANZA: 90. Geburtstag
Eigentlicher Name Teresa Vargas; sie studierte am Konservatorium von Madrid bei Lola Rodriguez de Aragon, die eine Schülerin der großen Elisabeth Schumann gewesen war, und gewann beim alljährlichen Gesangwettbewerb 1954 dort den ersten Preis. 1955 debütierte sie als Konzertsängerin. Bühnendebüt 1957 bei den Festspielen von Aix-en-Provence als Dorabella in »Così fan tutte«. Seitdem sang sie Jahr für Jahr in Aix (u.a. 1960 in »Dido and Aeneas« von Purcell, 1978 in »Alcina« von Händel). Bei den Festspielen von Glyndebourne 1958 als Cherubino in »Le nozze di Figaro« und 1959 als Angelina in »La Cenerentola« von Rossini begeistert gefeiert. 1958 debütierte sie als Page Isolier in »Le Comte Ory« von Rossini an der Mailänder Scala und trat hier bis 1997 immer wieder auf (1961-62 Dorabella, 1961 Titelrolle der Oper »Orontea« von Cesti, 1963 Dido in Purcells »Dido and Aeneas«, 1969 Rosina im »Barbier von Sevilla«, 1973 und 1975 Angelina in »La Cenerentola«, 1973 Isabella in »L’Italiana in Algeri«, 1974 Cherubino; dazu trat sie dort auch in Konzerten auf und gab Liederabende). Gastspiele an der Staatsoper von Wien (1959 als Cherubino und als Dorabella, 1977 als Sesto in Mozarts »La clemenza di Tito«), an der Londoner Covent Garden Oper (1959 und 1963-64 als Cherubino, 1960 und 1967 als Rosina, 1984 als Carmen), an der Grand Opéra Paris (1973-74, 1976, 1978 und 1980 als Cherubino, 1977 als Angelina, 1980 und 1982 als Carmen), in Lausanne (1986 als Dido in »Dido and Aeneas«), an der Oper von Dallas (1958 als Isabella und als Neris in »Medea« von Cherubini) brachten ihr große Erfolge ein. Bereits 1958 hörte man sie am Teatro San Carlo Neapel als Angelina, am Opernhaus von Zürich 1960 als Rosina, 1979 als Charlotte in »Werther« von Massenet. In ihrer spanischen Heimat hörte man sie u.a. 1964 am Teatro Zarzuela Madrid als Cherubino und als Cenerentola, 1971 in der letztgenannten Rolle auch am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1988 bei der Eröffnungsvorstellung des Auditorio Nacional de Música in Madrid in einer Aufführung von »L‘Atlantida« von M. de Falla (zusammen mit Montserrat Caballé und Vicente Sardinero). An der Oper von Chicago war sie 1962 als Cherubino zu Gast, an der San Francisco Opera 1968 als Rosina, 1969 als Angelina, 1970 als Dorabella und 1981 als Carmen, in Buenos Aires 1967 als Dorabella und 1969 als Sesto in Mozarts »La clemenza di Tito«, in Stockholm 1971 wiederum als Rosina. Debüt an der Metropolitan Oper New York 1967 als Cherubino. Sie trat dort während zwei Spielzeiten in 15 Vorstellungen auf, auch als Rosina. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1972-73 den Cherubino und gab dort in den Jahren 1983, 1988, 1990, 1994 und noch 2002 Liederabende. 1977 grandioser Erfolg beim Edinburgh Festival als Carmen, eine ihrer größten Kreationen auf der Bühne. 1991 am Teatro San Carlos Lissabon und in Madrid als Rinaldo in der Händel-Oper gleichen Namens zu Gast; am 13.7.1989 wirkte sie im Eröffnungskonzert der neu erbauten Opéra Bastille in Paris mit und sang im gleichen Jahr im dortigen Omnisport-Palais die Carmen. 1991 gastierte sie am Teatro Zarzuela in Madrid in »Rinaldo« von Händel, 1992 am Teatro de la Maestranza in Sevilla als Carmen. 1992 trat sie in den spektakulären Konzerten bei der Weltausstellung von Sevilla und bei der Olympiade von Barcelona auf. Sie unternahm ausgedehnte Konzerttourneen durch die USA (wo sie bereits 1962 in der New Yorker Carnegie Hall auftrat), in Deutschland (erster Liederabend 1963 in München), in Südafrika (1973), Polen (1974, 1977), in der Tschechoslowakei und in Japan. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind noch die Concepcion in »L’Heure espagnole« von Ravel, die Dulcinée in Massenets »Don Quichotte« und die Salud in »La vida breve« von M. de Falla nachzutragen. Dank der eigentümlichen dunklen Timbrierung ihrer Stimme und der Perfektion ihrer Gesangstechnik konnte sie Sopranpartien, vor allen Dingen aber eine Vielzahl von schwierigen Koloratur-Alt-Partien übernehmen. Schwerpunkte in ihrem Repertoire bildeten die Opern von Mozart und Rossini. Dazu große Interpretin des spanischen, aber auch des deutschen und allgemein des europäischen Liedes und Oratoriensängerin. Zeitweilig (seit 1957) verheiratet mit dem Pianisten Felix Lavilla, der sie bei ihren glanzvollen Liederabenden begleitete; sie wohnte in Madrid. Ihre Tochter Cecilia Lavilla Berganza trat als Sopranistin u.a. am Opernhaus von Sevilla auf. Teresa Berganza veröffentlichte »Medicaciones de Una Cantante« (Madrid 1985). 1995 wurde sie als erste Frau und Sängerin (seit 250 Jahren) in die Königliche Spanische Akademie der schönen Künste aufgenommen. Sie starb 2022 in San Lorenzo de El Escorial.
Lit.: M. Harewood: »Teresa Berganza« (London, 1967); S. Segalini: »Teresa Berganza« (Paris, ohne Jahresangabe).
Schallplatten: Ihre ersten Aufnahmen mit Melodien aus Zarzuelas erschienen bei London international; danach Opern-Aufnahmen bei Decca und HMV (»Le nozze di Figaro«, »Il barbiere di Siviglia«, »Alcina« von Händel, »La clemenza di Tito« von Mozart, »L’Italiana in Algeri« von Rossini), Solistin im Stabat mater von Pergolesi auf DGG, hier auch in »La Cenerentola« von Rossini, in »Carmen«, in »La vida breve« von de Falla und in »El gato Montés« von Manuel Penella, auf Orfeo in »La finta semplice« von Mozart, auf CBS (Zerline in »Don Giovanni«, spanische Lieder) und Claves (Lieder von Schumann »Frauenliebe und -leben«/ und Mussorgsky) zu hören. Weitere Aufnahmen auf Penzance (»Medea« von Cherubini), auf Movimento Musica (»L‘Italiana in Algeri«), auf EMI (»Don Quichotte« von Massenet), Auvidis-Valois (»L’Atlantida« von de Falla-Halffter) und auf Erato (»Dido and Aeneas« von Purcell).
Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.teresaberganza.com/
16.3. Christa LUDWIG: 95. Geburtstag
Ihr Vater, Anton Ludwig (1888-1957), war zuerst Bariton, dann Tenor, später Direktor verschiedener Theater und u.a. Generalintendant des Stadttheaters von Aachen; ihre Mutter, Eugenie Ludwig-Besalla (1899-1993), hatte eine erfolgreiche Karriere als Altistin gehabt. Christa Ludwig wurde in erster Linie durch ihre Mutter, dann an der Musikhochschule von Frankfurt a.M. ausgebildet und studierte auch bei der großen Sopranistin Felicie Hüni-Mihaczek in München. Sie debütierte 1946 am Opernhaus von Frankfurt a.M. als Orlofsky in der »Fledermaus«. Sie war bis 1952 am Opernhaus von Frankfurt a.M., 1952-54 am Staatstheater Darmstadt, 1954-57 am Staatstheater Hannover engagiert; seit 1955 gehörte sie als Gast (Debüt als Cherubino), seit 1957 als reguläres Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper an. Sie blieb mit der Wiener Oper in einer fast vierzigjährigen Karriere verbunden und hatte dort ihre eigentliche künstlerische Heimat. Sie sang an der Wiener Oper in insgesamt 769 Aufführungen auch die 2. Dame in der »Zauberflöte«, den Octavian wie die Marschallin im »Rosenkavalier«, den Niklaus in »Hofmanns Erzählungen«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Amneris in »Aida«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die 3. Magd wie die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Carmen, die Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini, die Waltraute im Nibelungenring, die Angelina in »La Cenerentola«, die 2. Chorführerin in I. Pizzettis »Mord in der Kathedrale«, die 2. Norn in »Götterdämmerung«, die Kundry in »Parsifal«, die Leonore in »Fidelio«, die Preziosilla in »La forza del destino«, die Venus in »Tannhäuser«, die Marie in »Wozzeck« von A. Berg, die Clairon in »Capriccio«, die Färberin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Silla in »Palestrina« von H. Pfitzner, die Ortrud in »Lohengrin«, die Fricka in der »Walküre«, die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, den Orlofsky, die Federica in Verdis »Luisa Miller«, die Dido in »Les Troyens« von Berlioz, die Azucena im »Troubadour«, die Ulrica in Verdis »Un Ballo in maschera«, die Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«, die Erda im »Rheingold«, die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky sowie die Geneviève in »Pelléas et Mélisande« und wirkte dort am 17.6.1956 in der Uraufführung der Oper »Der Sturm« von Frank Martin in der Rolle der Miranda und am 23.5.1971 in der Uraufführung von G. von Einems »Der Besuch der alten Dame« in der Rolle der Claire Zachanassian mit. Jahrelang stand sie im Mittelpunkt der Salzburger Festspiele. Sie sang dort 1955 den Komponisten in »Ariadne auf Naxos«, 1955-56 die 2. Dame in der »Zauberflöte«, 1956-58 und 1960 den Cherubino, 1956-64 die Dorabella, 1958, 1960 und 1975 die Eboli, 1961 den Octavian, 1962-63 die Titelrolle in Glucks »Iphigenie in Aulis«, 1964 die Titelrolle in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1968 die Leonore in »Fidelio«, 1969 die Marschallin, 1974 die Färberin und 1981-82 die Mrs. Quickly. Am 17.8.1957 wirkte sie in Salzburg in der Uraufführung von Liebermanns »Die Schule der Frauen« in der Rolle der Georgette mit, am 10.8.1973 in der von Carl Orffs »De temporum fine comoedia«, weiter in vielen Konzerten (1958 und 1970 im Verdi-Requiem, 1959 in Beethovens Missa solemnis, 1961 in der H-Moll-Messe von J.S. Bach, 1962-63 in Beethovens 9. Sinfonie, 1963 in einem Mozart-Konzert, 1969 mit den Liedern eines fahrenden Gesellen sowie 1972 mit den Kindertotenliedern und im Lied von der Erde von G. Mahler, 1978 in Mahlers 3. Sinfonie, 1979 mit der Alt-Rhapsodie von J. Brahms, 1986 in Frank Martins Oratorium »Golgotha« und in Mahlers 8. Sinfonie, 1987 in Bernsteins 1. Sinfonie, 1989 und 1993 in Mahlers 2. Sinfonie) und Liederabenden (1961, 1963-64, 1966-70, 1972, 1974, 1976, 1980-82, 1984, 1986-90 und 1993). 1958 debütierte sie an der Mailänder Scala als Waltraute in der »Walküre« und sang dort 1960 den Cherubino, 1961 die Eboli und den Octavian sowie in mehreren Konzerten. Gastspiele an der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin, an den Staatsopern von München und Hamburg, an den Opernhäusern von Brüssel und Rom lieferten Beiträge zum Weltruhm der Künstlerin. Ihr Nordamerika-Debüt erfolgte 1959 als Dorabella an der Oper von Chicago. Im Dezember 1959 debütierte sie dann an der Metropolitan Oper New York als Cherubino. Dort sang sie bis 1993 in insgesamt 119 Vorstellungen auch den Octavian, die Amneris, die Brangäne, die Färberin, die Ortrud, die Fricka im Nibelungenring, die Kundry, die Charlotte in »Werther« von Massenet, die Leonore in »Fidelio«, die Dido in »Les Troyens«, die Marschallin, die Klytämnestra in »Elektra« und die Waltraute in »Götterdämmerung«. 1971 trat sie an der San Francisco Opera als Octavian auf; sie gastierte in Tokio und Moskau, in Tel Aviv und Toronto (1970), an den Nationalopern von Budapest (1970) und Helsinki sowie am Teatro Colón Buenos Aires (1971). Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1966 die Brangäne und 1967 die Kundry. 1976 Gastspiel an der Covent Garden Oper London als Carmen und als Amneris. Sie gastierte auch oft an der Grand Opéra Paris, u.a. 1972 als Färberin, 1974, 1976-77 und 1987 als Klytmänestra, 1976-77 als Marschallin, 1977-78 als Fricka im Nibelungenring, 1978-79 als Ottavia in Monteverdis »L´Incoronazione di Poppea« und 1983 als Suzuki in »Madame Butterfly«. Seit etwa 1960 fügte sie eine Anzahl von dramatischen Sopranpartien in ihr ohnehin sehr umfangreiches Repertoire ein. Ihre große Karriere dauerte mit unvermindertem Glanz länger als 40 Jahre. 1990 gastierte sie am Theater von Innsbruck als Klytämnestra in »Elektra«, 1991 gab sie einen großen Liederabend in der Londoner Wigmore Hall. Im Dezember 1994 verabschiedete sie sich an der Wiener Staatsoper in der Partie der Klytämnestra von der Bühne. 1957-68 in erster Ehe mit dem Bass-Bariton Walter Berry (1929-2000) verheiratet; in zweiter Ehe heiratete sie den französischen Regisseur Paul-Émile Deiber (1925-2011). Sie veröffentlichte ihre Erinnerungen unter dem Titel »Und ich wäre so gern Primadonna gewesen« (1994). Sie starb 2021 in Klosterneuburg. – Christa Ludwig gehört zu den bedeutendsten Sängerinnen ihrer Generation. Die hohe Musikalität ihrer Stimmführung, der weite Tonumfang ihrer Stimme, die Stilsicherheit ihres Vortrags und ihre musikalische wie darstellerische Charakterisierungskunst waren in einem überaus umfangreichen Bühnen- wie Konzertrepertoire nicht genug zu bewundern.
Lit: P. Lorenz: »Christa Ludwig – Walter Berry« (Wien, 1968).
Schallplatten: Columbia (»Fidelio«, »Carmen«, »Der Rosenkavalier«) Decca (»Così fan tutte«, »Die Zauberflöte«, Kundry in »Parsifal«, »Un Ballo in maschera« von Verdi, 2. Sinfonie von G. Mahler), Philips (»Le nozze di Figaro«, »Elektra« von R. Strauss; Hexe in »Hänsel und Gretel«, 1993), CBS (»Der Rosenkavalier«, »Hänsel und Gretel«), Melodram (»Giulio Cesare« von Händel, »Rienzi« von R. Wagner), RCA (»Samson et Dalila« von Saint-Saëns), DGG (»Mord in der Kathedrale« von I. Pizzetti, Venus in »Tannhäuser«, 2. Sinfonie von G. Mahler, Fricka in der »Walküre«, 1988), Amadeo-Polygram (»Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem). Vollständige Aufnahmen der Matthäuspassion von J.S. Bach auf DGG und Electrola. Viele schöne Liedaufnahmen. Hinzu treten zahlreiche Mitschnitte von Aufführungen und Rundfunksendungen auf Privatmarken, sodass hier nur ein annähernder Überblick über die Fülle von Aufnahmen der Sängerin gegeben werden kann.
16.3. Heinz WALLBERG: 100. Geburtstag
Er studierte Musik in Dortmund und Köln, konnte anschließend bei Orchestern in Köln und Darmstadt Praxis erwerben, und dies ist ungewöhnlich, nacheinander auf zwei Instrumenten: als Geiger wie als Solo-Trompeter. Seine Karriere als Dirigent begann ganz traditionell mit Positionen an kleineren deutschen Theatern in Münster, Trier und Hagen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wirkte er maßgeblich am kulturellen Wiederaufbau mit. Er war 1953-61 Generalmusikdirektor in Bremen und 1961-74 in Wiesbaden. Er leitete parallel dazu 1964-75 auch das Niederösterreichische Tonkünstler-Orchester in Wien. 1975-91 war er Chefdirigent der Essener Philharmoniker und 1975-82 zugleich des Münchner Rundfunkorchesters. Im Laufe seiner Karriere hat er am Pult bedeutender Opernhäuser in aller Welt gestanden, ebenso wie er als Konzertdirigent die bedeutendsten Orchester geleitet hat; dazu gehören auch die großen Klangkörper der ehemaligen Sowjetunion in Moskau und Leningrad. Allein an der Wiener Staatsoper hat er mehr als 450 Vorstellungen und im Wiener Musikvereinssaal fast 500 Konzerte dirigiert. In den großen europäischen Festspielstädten war er ebenso ein stets gern gesehener Gastdirigent wie seit fast vier Jahrzehnten beim NHK-Sinfonieorchester in Tokio. Wallbergs Interpretationskunst ist auf mehr als 100 Schallplatten dokumentiert, darunter 16 Opern-Gesamtaufnahmen, und in über 100 Fernseh-Produktionen. Schon 1959 leitete er die Wiener Symphoniker, den Wiener Singverein und Solisten der Wiener Staatsoper in einem Festkonzert vor Papst Johannes XXIII. im römischen Petersdom, das von 25 Fernsehsendern in alle Welt übertragen wurde. Das Repertoire des Dirigenten umfasste nicht nur die Werke der großen Tradition; in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts leitete er Uraufführungen von Opern von Werner Egk, Frank Martin und Rudolf Wagner-Régeny. Aus dem älteren Repertoire setzte er sich immer wieder auch für selten gespielte und zu Unrecht vergessene Werke ein wie La Bohème von Ruggiero Leoncavallo und Jaromir Weinbergers Schwanda, der Dudelsackpfeifer, dessen Gesamtaufnahme 1982 für den Grammy Award nominiert wurde. Wallberg galt während vier Jahrzehnten als einer der erfolgreichsten Dirigenten seiner Generation. Unvergessen bleiben seine Interpretationen der Symphonien Anton Bruckners. Er starb 2004 in Essen.
16.3. Lillian BLAUVELT: 150. Geburtstag
Ursprünglich wollte sie Geigerin werden und gab bereits mit acht Jahren Konzerte in New York. 1889 begann sie das Gesangstudium in New York, dann studierte sie bei Jacques Bouhy in Paris. 1893 erfolgreiches Konzertdebüt in Brüssel, das zu einer Verpflichtung an die Oper (Théâtre de la Monnaie) von Brüssel führte, wo sie 1893 als Mireille in der gleichnamigen Oper von Gounod debütierte. Nach einer Russland-Tournee kehrte sie in ihre amerikanische Heimat zurück und widmete sich vor allem dem Konzertgesang. Seit 1897 hatte sie große Erfolge in England sowohl auf der Bühne als auch auf dem Konzertpodium. 1898 trat sie in einem Hofkonzert vor Königin Victoria von England auf und wirkte beim Händel Festival im Londoner Kristallpalast mit. 1899 gastierte sie in Berlin, 1901 sang sie in Rom im Verdi-Requiem, 1902 trug sie die Coronation Ode bei der Krönung Eduards VII. in London vor. Sie konzertierte in Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien und in der Schweiz. Seit 1903 sang sie häufig an der Londoner Covent Garden Oper (Antrittsrolle: Marguerite in »Faust«). Die Partien, die sie dort übernahm, waren u.a. die Zerlina in »Don Giovanni«, die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod und die Micaela in »Carmen«. 1905 bereiste sie Russland. In Zürich kreierte sie 1919 die Oper »Xenia« des serbischen Komponisten Alexander Savine, den sie 1914 geheiratet hatte. Es folgten Konzertreisen in Europa und Amerika, im Ersten Weltkrieg gab sie Konzerte vor englischen, französischen und serbischen Soldaten, 1915 eine Serie von Wohltätigkeitskonzerten für Serbien in der Schweiz. Bis 1920 hörte man sie als Solistin bei den Londoner Promenade Concerts unter Henry Wood, bei denen sie bereits 1898 erstmals aufgetreten war. Sie unternahm 1920 eine triumphale Tournee durch Jugoslawien und durch die Tschechoslowakei. Später lebte sie als Pädagogin in Chicago, wo sie 1947 starb.
Ihre zumal im Konzertgesang bedeutende Sopranstimme ist durch Victor- (Philadelphia, 1903-06) und Columbia-Platten (1907-09) überliefert.
17.3. Stanisław ORZELSKI: 150. Geburtstag
Der Sänger, dessen eigentlicher Name Jan Donajski war, wurde in seiner Geburtsstadt von J. Szczepkowski ausgebildet und debütierte in der Saison 1894-95 bei dem Tourneetheater J. Myszkowski. 1896-1900 war er am Opernhaus von Lwów (Lemberg) engagiert, trat anschließend gastierend auf, folgte aber 1907 einem Ruf an die Hofoper von Budapest, deren Mitglied er nun bis 1910 blieb. Er nahm darauf wieder seine Gastspieltätigkeit auf. Seine Gastspiele führten ihn u.a. an die Opernhäuser von Zagreb und Laibach (Ljubljana), an die Oper von Belgrad (1903), an die Große Oper Warschau (1911), an das Nationaltheater Prag (1913) sowie nach Hamburg und Mailand. In seinem Repertoire standen an erster Stelle lyrische Partien wie die Titelrollen in »Faust« von Gounod und in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, der Lenski in »Eugen Onegin«, der Jontek in »Halka« von Moniuszko, der Grabiec in »Goplana« von Zelenski, der Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana« sowie einige Operettenrollen (Barinkay im »Zigeunerbaron«, Adam im »Vogelhändler« von Zeller, Paris in Offenbachs »Die schöne Helena«). Er wirkte später im pädagogischen Bereich. Er starb 1950 in Tschenstochau.
Schallplatten: G & T (Prag 1904-05), Pathé (Wien 1910, Aufnahmen in Polnisch und Serbo-Kroatisch), HMV.
18.3. Ian GELLER (amerikanischer Bariton): 80. Geburtstag
18.3. Edward Allen BAIRD: 90. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte an der University of Missouri in Kansas City bei Hardin Van Deursen, an der University of Michigan in Ann Arbor bei Chase Baromeo, Ralph Herbert und Joseph Blatt und bei Boris Goldovsky. 1963 Debüt auf der Bühne der Fort Worth Opera als Dr. Grenvil in Verdis »La Traviata«. An diesem Opernhaus ist er im Lauf seiner Karriere immer wieder in Erscheinung getreten; er sang weiter an den Opern von Houston/Texas, Kansas City, New Orleans, Dallas und San Diego und ging einer ausgedehnten Konzerttätigkeit nach. Aus seinem Bühnenrepertoire verdienen der Arkel in »Pelléas et Mélisande« von Debussy, der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Leporello, der Masetto wie der Commendatore in »Don Giovanni«, der Bartolo wie der Basilio im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Don Magnifico in »La Cenerentola«, der Doktor in »Vanessa« von Samuel Barber und der Colline in »La Bohème« von Puccini Erwähnung. 1972 sang er in Dallas in der Uraufführung der Oper »The Samuel Wrestler« von Adler die Partien des Obadiah und des Esau, bereits 1966 wirkte er in Fort Worth in der Uraufführung von »The Shepherdess and The Chimney Sweep« von Smith mit. Er starb im August 2000.
18.3. Ofelia NIETO: 125. Geburtstag
Sie war eine Schwester der berühmten spanischen Sängerin Angeles Ottein (1895-1981) und eine Tante von Marimi del Pozo (1928-2014). Als Kind verzog sie mit ihrer Familie nach Algete bei Madrid. Sie studierte in Madrid bei Lorenzo Simonetti und debütierte dort 1914 in der Titelrolle der Oper »Maruxa« von Amadeo Vives. Sie sang danach dort die Mimi in »La Bohème« und die Butterfly und unternahm dann, zusammen mit ihrer Schwester Angeles Ottein und dem Pianisten Raffaele Terragnolo, eine Konzerttournee durch Spanien. Sie sang 1916 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und am Teatro Real Madrid sowie 1917 am Opernhaus von Santiago de Chile die Elvira in Verdis »Ernani«. Sie kreierte einige Opern spanischer Komponisten in deren Uraufführungen, u.a.1918 in Madrid »El Avaplés« von Conrado Del Campo und Angel Barrios, 1923 »Yolanda« von Vicente Arregui Garay. 1919 trat sie erstmals in Italien auf, als sie am Teatro della Pergola in Florenz die Titelrolle in Massenets »Manon« sang, darauf auch die Aida. Am Teatro Municípal Rio de Janeiro hörte man sie 1920 als Gilda in »Rigoletto«, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Elsa in »Lohengrin«, als Leonore im »Troubadour«, in der Titelrolle von Catalanis »Loreley« und als Adin in der Oper »Condor« von Carlos Gomes, 1922 als Isabeau in der gleichnamigen Oper von Mascagni und als Tosca, die sie auch 1920 an der Oper von São Paulo vortrug. Am 6.6.1921 sang sie am Teatro Nacíonal von Havanna in der Uraufführung der Oper »La Esclava« von José Mauri die Partie der Mathilde, im gleichen Jahr dort auch die Nedda im »Bajazzo« und die Desdemona in Verdis »Otello«. 1922 hörte man sie am Teatro Real Madrid als Margherita in »Mefistofele« von Boito, als Aida und als Desdemona in Verdis »Otello«. In Südamerika gastierte sie am Teatro Municípal von Rio de Janeiro (1921 als Leonore im »Troubadour«), auch in Mexico City (1921 am Teatro Abreu als Margherita in »Mefistofele«, im gleichen Jahr dort auch am Teatro Esperanza als Mignon von A. Thomas mit Tito Schipa als Partner). 1922 sang sie am Teatro Colón von Buenos Aires, wo sie in den folgenden Jahren sehr große Erfolge hatte; 1922 wirkte sie dort in der Uraufführung der Oper »La Dolores« von Tommaso Bretón mit, wobei der Tenor Hippólito Lazáro ihr Partner war. Mit diesem zusammen sang sie auch die Titelrolle in Mascagnis »Isabeau« unter der Leitung des Komponisten, mit Miguel Fleta die Tosca von Puccini. 1923-24 gastierte sie in Havanna als Aida, als Tosca und als Titelheldin in »La Gioconda« von Ponchielli. Sie debütierte an der Mailänder Scala 1926 als Agathe im »Freischütz« unter A. Toscanini und sang dort in der Spielzeit 1926-27 auch die Elsa. Sie trat in Europa wie in Nord- und Südamerika auf der Bühne wie im Konzertsaal auf, vor allem jedoch in ihrer spanischen Heimat. Als ihre größte Partie galt die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer. Sie war eine jener selten anzutreffenden Sopranistinnen, die in der Lage sind, Koloraturpartien dramatisch vorzutragen, wobei einerseits die Tonfülle und die Ausdrucksintensität, andererseits die Perfektion ihrer Gesangstechnik bewundert wurden. Nach ihrer Heirat gab sie 1929 ihre Karriere auf. Sie starb 1931 in Madrid während einer Operation durch eine Überdosierung des Narkosemittels.
Die zu jung verstorbene Künstlerin hat elektrische Odeon-Platten hinterlassen, darunter eine vollständige Aufnahme der Oper »Maruxa« von Vives mit Angeles Ottein und Carlo Galeffi sowie Aufnahmen aus spanischen Zarzuelas.
19.3. Eva TAMÁSSY: 90. Geburtstag
Ausbildung der Stimme durch Géza Lászlo in Budapest, später in Deutschland durch Gerda Gleuer, Kurt Schneider und Xander Hagen. Bühnendebüt 1951 an der Nationaloper Budapest als Maddalena in »Rigoletto«. Sie blieb bis 1958 an der Budapester Oper, verließ dann Ungarn und wirkte seit 1959 lange Jahre hindurch in Westdeutschland, wo sie zuerst am Staatstheater Wiesbaden (1959-61), dann am Stadttheater von Bern (Schweiz, 1962-63), danach am Nationaltheater Mannheim (1963-69), schließlich seit 1970 an der Oper von Köln engagiert war. Sie trat an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von Wien (1959 als Amneris in »Aida«), Hamburg, München und Stuttgart, in Frankfurt a.M., Hannover, Kassel, Wiesbaden, Nürnberg, und Wuppertal auf, gastierte an den Opern von Marseille, Nancy, Nizza und Toulouse, an der Pariser Grand Opéra, am Teatro San Carlos Lissabon, an der Nationaloper Bukarest, am Smetana-Theater Prag, an der Oper von Rom, in Bologna, Triest, Venedig, Parma und Neapel. Dabei sang sie ein umfangreiches Bühnenrepertoire, das Partien wie die Carmen, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Ulrica im »Maskenball«, die Eboli in »Don Carlos«, die Azucena im »Troubadour«, die Erda, die Fricka und die Waltraute im Nibelungenring, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, die Marie Louise in »Háry János« von Kodály, die Königin in »Hamlet« von Szokolay, die Marina in »Boris Godunow« von Mussorgsky und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss enthielt. Sie blieb länger als 25 Jahre am Kölner Opernhaus tätig, wo sie später vor allem in Charakterrollen auftrat. Auch als Konzertaltistin bekannt geworden. Sie starb 2019 in Köln.
Schallplatten: Capriccio (»Der Silbersee« von K. Weill).
19.3. Ferenc SZALMA: 100. Geburtstag
Er studierte zunächst Medizin. Nachdem man seine schöne Stimme entdeckt hatte, wurde er Schüler von Anna Renyé in Szeged, dann von Pál Verga in Budapest und von Bruno Kazametz in Nürnberg. Sein Bühnendebüt fand 1954 an der Oper von Szeged statt, und zwar in der Partie des Commendatore in Mozarts »Don Giovanni«. 1957 folgte er einem Ruf an die Nationaloper von Budapest, wo er als erster Bassist des Hauses bis 1983 eine lange Karriere absolvierte. Er war zu Gast an der Nationaloper von Belgrad, am Théâtre de la Monnaie in Brüssel und bei den Festspielen von Wiesbaden. Seine Stimme, ein echter, voluminöser Basso profondo, bewältigte im Bühnen- wie im Konzertrepertoire eine Fülle von Aufgaben, wobei er sich als Verdi- wie als Wagner-Interpret besonders auszeichnete. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind zu nennen; der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Rocco in »Fidelio«, der König Marke in »Tristan und Isolde«, der Iwan Susanin in der gleichnamigen Oper (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka und der Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. Er starb 2001 in Budapest.
Schallplatten: Qualiton (Ramfis in vollständiger »Aida«-Aufnahme).
19.3. Armando BORGIOLI: 125. Geburtstag
Er begann seine Karriere 1923. 1925 sang er sehr erfolgreich am Teatro Carcano in Mailand den Amonasro in Verdis »Aida«. 1926 gastierte er am Opernhaus von Catania und bei den Festspielen in der Arena von Verona (als Graf Luna im »Troubadour«). Darauf wurde er 1927 an die Mailänder Scala berufen (Antrittsrolle: Alfio in »Cavalleria rusticana«), wo er 1928 an der Uraufführung der Oper »La Maddalena« von Vincenzo Michetti teilnahm. Bis 1944 war er dort ständig zu hören, ebenso an den anderen führenden Opernbühnen der italienischen Halbinsel. 1931-35 an der Metropolitan Oper New York verpflichtet. Sein dortiges Debüt erfolgte im Januar 1932 als Don Carlo in »La forza del destino«. In insgesamt 87 Vorstellungen trat er dort auch als Barnaba in Ponchiellis »La Gioconda«, als Tonio im »Bajazzo«, als Graf Luna, als Amonasro, als Nelusco in der »Afrikanerin« von Meyerbeer, als Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, als Alfio, als Marcello in »La Bohème«, als Rigoletto, als Manfredo in »L’Amore dei Tre Re« von Montemezzi, als Sharpless in »Madame Butterfly« und als Enrico in »Lucia di Lammermoor« auf. Große Erfolge in Südamerika, zumal am Teatro Colón Buenos Aires und an der Oper von Rio de Janeiro, wo er 1936-37 sowie 1940-41 auftrat. 1927 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Graf Luna, 1928 als Alfio und als Amonasro, 1933 wieder als Amonasro und als Marcello, 1937 als Orest in Glucks »Iphigénie en Tauride«. Bei den Festspielen von Verona wirkte er 1928 als Rigoletto, 1932 als Nelusco, 1933 als Graf Luna, 1934 als Barnaba und als Enrico, 1938 als Wolfram in »Tannhäuser« mit. Am Teatro Carlo Felice Genua war er 1930 als Hermann in Catalanis »Loreley«, 1939 als Michele in Puccinis »Il Tabarro«, als Gérard und als Montfort in Verdis »I Vespri Siciliani« zu hören, am Teatro Comunale Bologna 1926 als Telramund in »Lohengrin« (mit Benjamino Gigli als Lohengrin!) und als Graf Luna, 1931 als Gellner in »La Wally« von Catalani, 1936 als Amonasro, 1938 als Simon Boccanegra von Verdi und als Wolfram, 1939 als Rigoletto. Beim Maggio Musicale von Florenz sang er 1935 den Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, 1939 wieder den Grafen Luna, am Teatro Comunale Florenz 1929 den Don Carlo in »La forza del destino«, 1930 den Germont-père in »La Traviata« und den Telramund, 1932 den Marcello und den Alfio, 1934 den Rigoletto und wieder den Don Carlo, 1937 den Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1938 den Renato. Er war auch als Gast am Teatro San Carlo in Neapel wie an der Oper von Rom zu hören, an der er seit 1936 u.a. den Vater Miller in »Luisa Miller« von Verdi, den Bardo in »Gloria« von Cilea und den Scarpia in »Tosca« sang, bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla 1938-39 den Wolfram. Während des Zweiten Weltkrieges sang er in Italien, vornehmlich an der Mailänder Scala, und gab einige Gastspiele in Deutschland und Holland (1943 als Rigoletto). Als er im Januar 1945 mit einem Omnibus von Mailand zu einer Opernvorstellung nach Bologna fuhr, wurde er bei einem Tieffliegerangriff in Codogno bei Modena tödlich verletzt. – Ausdrucksstarke, groß dimensionierte Baritonstimme, deren Glanzrollen im Verdi-Repertoire lagen; auch als Jack Rance in Puccinis »La fanciulla del West« bekannt geworden.
Sang auf Columbia in einer vollständigen »Aida«-Aufnahme den Amonasro (1929), auf HMV den Scarpia in Puccinis »Tosca« (1938).
19.3. Max REGER: 150. Geburtstag
Er war der Sohn des Dorfschullehrers Joseph Reger und seiner Ehefrau Philomena, geborene Reichenberger. Er wuchs in der seinem Geburtsort Brand in der Oberpfalz nahegelegenen Stadt Weiden auf. Er erhielt schon früh musikalische Unterweisung. Nach einem Besuch der Bayreuther Festspiele 1888 beschloss er gegen den Wunsch seines Vaters, Musiker zu werden. Er studierte an den Konservatorien in Sondershausen (bei dem Musiktheoretiker Hugo Riemann) und in Wiesbaden (dort weiterhin bei Riemann und bei Albert Fuchs). Am Wiesbadener Konservatorium fand er eine Anstellung als Lehrer für Klavier und Orgel. Infolge seiner Militärdienstzeit und beruflicher Rückschläge erlitt er einen nervlichen und physischen Zusammenbruch. 1898 holte ihn seine Schwester Emma hochverschuldet, alkoholabhängig und krank ins Elternhaus zurück. Seine Wiesbadener Jahre nannte er später seine „Sturm- und Trankzeit“. Wieder zu Hause steigerte sich Regers musikalische Tätigkeit enorm. 1901 siedelte er nach München um, wo er sich mehr musikalische Anregungen erhoffte als in der Oberpfalz. 1902 heiratete Reger die geschiedene Protestantin Elsa von Bercken, die er schon 1893 in Wiesbaden kennengelernt hatte, aber erst in München wiedertraf. Die Trauung fand am 7. Dezember 1902 in Bad Boll statt. Die Ehe hatte seine Exkommunikation zur Folge. Als Komponist wie als konzertierender Pianist war Reger in dieser Zeit äußerst produktiv. 1905 wurde er als Nachfolger Rheinbergers an die Königliche Akademie der Tonkunst in München berufen, legte sein Amt aber bereits ein Jahr später wegen Unstimmigkeiten mit dem überwiegend konservativen Lehrkörper nieder. Während eines Konzertaufenthalts in Karlsruhe empfing Reger 1907 seine Berufung zum Universitätsmusikdirektor und Professor am Königlichen Konservatorium in Leipzig. Zu seinen Schülern zählten hier u. a. Joseph Haas, Wilhelm Rettich, Othmar Schoeck, Erwin Schulhoff, Johanna Senfter, Botho Sigwart zu Eulenburg, Hermann Keller, Hermann Grabner, Fritz Lubrich, Aarre Merikanto, Otto Didam sowie der spätere Filmkomponist Willy Schmidt-Gentner. Seine Konzert- und Kompositionstätigkeit behielt er bei. Allerdings hatte er den Posten des Universitätsmusikdirektors schon 1908 wieder aufgegeben. Stattdessen trat er 1911 die Stelle des Hofkapellmeisters bei der berühmten Meininger Hofkapelle an. Schon lange bevor er dieses Amt übernahm, formulierte er den Satz: „Es gibt nur ein Orchester, das ich haben möchte: Meiningen.“ Seine Leipziger Lehrtätigkeit übte er weiterhin aus. 1910 war er zum Dr. h. c. der Medizin in Berlin ernannt worden. Getrübt wurde seine Ehe ab 1906 zunehmend durch den überwunden geglaubten Alkoholismus, mit dem er den Rest seines Lebens kämpfte. Das Ehepaar adoptierte zwei Töchter: Marie-Marta Heyer (* 1905, adoptiert 1907) als Christa Reger und später Selma Charlotte Meinig als Lotti Reger (* 1905), um die sich jedoch hauptsächlich seine Frau Elsa kümmerte. Auch das große Arbeitspensum zwischen Lehrverpflichtung und Tourneen forderte seinen Tribut. Nach einem Konzert am 28. Februar 1914 in Hagen brach Reger zusammen. Er verbrachte eine einmonatige Kur in Meran, danach schloss sich ein Erholungsurlaub an. Am 1. Juli 1914 trat er von der Stellung als Hofkapellmeister zurück. Die intensive Kompositions- und Konzerttätigkeit führte er jedoch bald wieder fort, auch nachdem er 1915 nach Jena gezogen war, von wo aus er einmal wöchentlich für seine Lehrveranstaltungen nach Leipzig fuhr. Auf einer dieser Reisen im Mai 1916 erlag Reger nach einem abendlichen Gaststättenbesuch mit Freunden in seinem Zimmer im Hotel Hentschel einem Herzversagen. Max Reger starb im Alter von 43 Jahren. Regers Urne wurde – nach Aufbewahrung zu Hause in Jena – zum sechsten Todestag auf einem Weimarer Friedhof bestattet und schließlich 1930 zum 14. Todestag auf Wunsch seiner Witwe Elsa Reger, nachdem diese 1929 nach München zurückgekehrt war, in ein Ehrengrab auf den Münchner Waldfriedhof, Grab Nr. 131-W-14, überführt.
Berühmtheit erlangte Reger vor allem durch seine Kompositionen für die Orgel. Bereits in seiner Wiesbadener Zeit hatte er, obwohl selbst „katholisch bis in die Fingerspitzen“, eine besondere Affinität für protestantische Choräle entwickelt, die ihn mit seinem großen Vorbild Johann Sebastian Bach verband. Reger entdeckte die alten barocken Gattungen Choralvorspiel, Fantasie und Fuge sowie Passacaglia wieder und entwickelte sie weiter. Besonders zu erwähnen sind die kühnen Choralfantasien. Geprägt wurde sein Kompositionsstil auch durch die Freundschaft zum Thomasorganisten und späteren Thomaskantor Karl Straube. Durch ihn lernte Reger die damals größten und modernsten Orgeln mit ihren vielseitigen Spielhilfen und technischen Neuerungen kennen. Seine Orgelwerke erfordern oft die Ausnutzung der technischen Möglichkeiten dieser Orgeln und enthalten beispielsweise mit solchen Instrumenten leicht realisierbare, große dynamische Spannen. Auch in den Bereichen Kammermusik (u. a. Literatur für Streichersolo), Lied, Chor- und Orchestermusik hat er Bedeutendes leistet. Während Regers formale Quellen im Barock liegen, steht er klanglich eher in der Tradition von Brahms und Liszt. Er schätzte auch Richard Wagner, dessen Parsifal ihn einst bewogen hatte, Musiker zu werden, erklärte aber: „Der Brahmsnebel wird bleiben – mir ist er lieber als die Gluthitze von Wagner.“ Daneben gilt Reger aber auch als Vollender der „chromatischen Polyphonie“, die einst von seinem Vorbild Bach gepflegt wurde. Der sechzehnjährige Reger soll selbst gesagt haben, dass zwischen Harmonielehre und Kontrapunkt „gar kein sonderlich großer Unterschied“ bestehe. Eine ganze Reihe von Werken zeichnet sich durch erhebliche Erweiterung der Tonalität aus (u. a. die Symphonische Fantasie und Fuge op. 57 und besonders das Violinkonzert op. 101), die über Dagewesenes weit hinausgeht. Regers Kompositionen werden, u. a. von ihm selbst, als technisch sehr schwer beschrieben und sind es in der Tat in einem Maße, das Interpreten abschreckt, zumal sie noch immer ähnlich polarisierend auf ein größeres Publikum wirken wie diejenigen von Brahms, Bruckner und Wagner. Die fis-Moll Originalthema- (op. 73) und die Bach-Variationen (op. 81) sind ihrem Rang nach nur vergleichbar mit Variationswerken von J. S. Bach (Goldberg-Variationen), Beethoven (Diabelli-Variationen) und Brahms (Paganini-Variationen). „Meine Orgelsachen sind schwer“, schrieb er 1900 an seinen Freund, den Organisten Gustav Beckmann, „es gehört ein über die Technik souverän herrschender geistvoller Spieler dazu … Man macht mir oft den Vorwurf, dass ich absichtlich so schwer schreibe; gegen diesen Vorwurf habe ich nur eine Antwort, dass keine Note zuviel darin steht.“ Er komponierte für ihn Introduktion, Passacaglia und Fuge in e-Moll op. 127, zur Aufführung bei der Einweihung der zu der Zeit größten Orgel der Welt in der Jahrhunderthalle in Breslau. Er revidierte auf Wunsch seines engen Freundes und Interpreten Karl Straube einige seiner Orgelwerke im Nachhinein, so dass von einigen Stücken, beispielsweise der Fantasie und Fuge op. 135b, zwei Fassungen existieren. In seinen letzten Schaffensjahren bemühte sich Reger um eine Vereinfachung des Satzes zugunsten größtmöglicher Klarheit und Subtilität. Die „Sturm- und Trankjahre“, wie Reger sie bezeichnete, waren vorüber, und er deklarierte seinen Personalstil nun als „freien Jenaischen Stil“ (Reger erhielt einen Ruf als Universitätsmusikdirektor in Leipzig und lebte ab 1915 in Jena). In diese Schaffensperiode fallen die berühmtesten Werke, beispielsweise die Mozart-Variationen (op. 132), in welchen er das bekannte, von Mozart selbst bereits variierte Thema der Klaviersonate A-Dur KV 331 verwendet, oder auch das Klarinettenquintett A-Dur (op. 146), sein letztes vollendetes Werk. Reger verfasste zahlreiche Werke für Orgel, Harmonium, Klavier, Violine, Orchester, Soloinstrumente mit Orchester, Kammermusik und Vokalwerke. Unter den Orgelwerken mit Opus-Zahl sind zahlreiche Choralfantasien, Choralvorspiele, Fugen und Sonaten, darunter die Choralphantasien über „Ein feste Burg ist unser Gott“ op. 27 (1898), „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ op. 40/1 und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op. 52/2, ferner die Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46 (1900), Symphonische Phantasie und Fuge d-Moll op. 57 („Inferno-Phantasie“), Phantasie und Fuge d-Moll op. 135b sowie die 2. Sonate d-Moll op. 60. Eines der bedeutendsten Orgelwerke Regers ist Variationen und Fuge über ein Originalthema fis-Moll op. 73. Von den Orgelwerken ohne Opus-Zahl wird häufig Introduktion und Passacaglia d-Moll WoO IV/6 aufgeführt. Dann seien genannt die Schule des Triospiels. J. S. Bachs zweistimmige Inventionen, für die Orgel bearbeitet von Max Reger und Karl Straube (1903) und Romanze a-Moll (1904), die der Komponist für Harmonium wie für Orgel vorlegte. Zu seinen Orchesterwerken zählen Sinfonietta op. 90 (1904/5), Serenade op. 95 (1905), Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Adam Hiller (aus dem Singspiel „Der Ärndtekranz“) op. 100 (1907), Konzert im alten Stil op. 123 (1912), Eine romantische Suite (nach Eichendorff) op. 125 (1912), Vier Tondichtungen nach A. Böcklin op. 128 (1913), darin N° 3: „Die Toteninsel“, Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132 und Bearbeitungen zu Schubert. In jungen Jahren schuf Reger wohl auch 1896/7 eine Sinfonie, die aber nicht zur Veröffentlichung angenommen wurde und heute verschollen ist, ebenso wie ein zur selben Zeit entstandenes Klavierkonzert. Seine Kammermusik umfasst zahlreiche Trios, Quartette, Quintette, ein Streichsextett sowie Sonaten für Violine, Violoncello und Klarinette mit Klavier. Es gibt zahlreiche kleine Klavierstücke sowie Sonatinen, Variationen und Fugen über Themen von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven (für zwei Klaviere) und Georg Philipp Telemann. Reger komponierte ferner eine ganze Reihe an Werken für Streicher allein (Cellosuiten op. 131c, Violasuiten op. 131d), u. a. Sonaten für Violine allein op. 42 und 91 sowie zahlreiche Präludien, Fugen und Chaconne für Violine allein op. 117. Seine Vokalwerke umfassen rund 300 Klavierlieder, u. a. auf Texte von Christian Morgenstern, Stefan Zweig, Richard Dehmel, Gabriele D‘Annunzio, Adolf Holst, sowie geistliche Lieder für Gesang und Orgel. Zu den bedeutendsten Vokalwerken gehören Der 100. Psalm op. 106 (1908/09) und das Requiem op. 144b (1915) für Alt (oder Bariton), Chor und Orchester auf das Gedicht „Seele, vergiss sie nicht“ von Friedrich Hebbel. Er widmete das Werk wie sein auf Anraten Straubes unvollendet aufgegebenes Requiem WoO V/9 „dem Andenken der im Kriege gefallenen deutschen Helden“. Eine Ausgabe Sämtliche Werke umfasst 38 Bände und erschien von 1954 bis 1990. Seit 2010 erscheint eine neue ‚Wissenschaftlich-kritische Hybrid-Edition von Werken und Quellen Max Regers‘ (Reger-Werkausgabe); in den Jahren 2010–2015 erschienen die Orgelwerke, derzeit werden die Lieder und Chöre erarbeitet. Regers Bedeutung wurde kontrovers bewertet. Obwohl zu Lebzeiten gefeiert wie kaum ein anderer Komponist, musste Reger sich zeitlebens Anfeindungen seitens der nationalistisch-traditionalistischen Musikszene, von ihm „Philister“ genannt, gegen seine Orgelwerke gefallen lassen. Ein vernichtendes Urteil über Regers Schaffen formulierte auch sein ehemaliger Kompositionslehrer Hugo Riemann, wobei allerdings auch persönliche Gründe eine Rolle spielten. Der fünfzehnjährige Sergei Prokofjew saß im Publikum, als Reger 1906 in Sankt Petersburg seine Serenade G-Dur (op. 95) dirigierte. Prokofjew teilte Jahre später mit, er sei von der Wirkung des Werkes fasziniert gewesen. Regers Wirkung auf komponierende Zeitgenossen war aber zwiespältig: Beispielsweise fand Strawinsky seine Musik ebenso abstoßend wie die Erscheinung des Komponisten. Reger hatte nachhaltigen Einfluss auf die Neue Wiener Schule, und er war in den 1920er Jahren der am häufigsten interpretierte zeitgenössische Komponist im deutschsprachigen Raum. Paul Hindemith äußerte in einem Gespräch mit dem Reger-Biographen Helmut Wirth: „Max Reger war der letzte Riese in der Musik. Ich bin ohne ihn gar nicht zu denken.“ Im Fin de siècle zwischen Mahlers letzter Sinfonie und Strawinskys Le Sacre du Printemps blieb Regers Werk lange Zeit beim breiteren Publikum wenig präsent. Reger selbst hat prognostiziert: „In einigen Jahren wird man mich als reaktionär bezeichnen und zum alten Eisen werfen, aber meine Zeit wird kommen.“ Unter anderem ist es den Aktivitäten des Max-Reger-Archivs in Meiningen, des Max-Reger-Instituts Karlsruhe und den Max-Reger-Tagen in Weiden zu verdanken, dass dem Werk Regers eine Renaissance in den Konzertsälen widerfährt. Das Max-Reger-Archiv, 1920 von seiner Witwe Elsa Reger gegründet, befindet sich heute im Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Es bewahrt den künstlerischen und persönlichen Nachlass des Komponisten und ist gleichzeitig Begegnungs- und Forschungsstätte für Reger-Freunde und Musikwissenschaftler. 1932 wurde die von ihm inspirierte „Reger-Orgel“ in der Meininger Stadtkirche von Erhard Mauersberger eingeweiht; seither entstanden auch u. a. in Weiden und München „Reger-Orgeln“. 1947 gründete Elsa Reger weiterhin das Max-Reger-Institut mit der Elsa-Reger-Stiftung, das mittlerweile die weltweit größte Reger-Autographensammlung besitzt und bis Ende 1986 alleiniger Träger der Urheberrechte an Regers Werken war.
20.3. Hans SOJER: 80. Geburtstag
Mit zehn Jahren wurde er Sängerknabe, studierte später Gesang und wurde u.a. durch Franziska Martienssen-Lohmann weitergebildet. Er debütierte 1967 als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« am neu eröffneten Opernhaus (Tiroler Landestheater) von Innsbruck und blieb bis 1971 Mitglied dieses Hauses. 1971-73 war er am Stadttheater von Bonn, 1973-81 am Staatstheater von Wiesbaden und seit 1981 am Staatstheater Hannover tätig. Er fing seine Bühnenkarriere als Spiel- und Charaktertenor an, wandte sich aber schon bald dem lyrischen Fachbereich zu, auf das er sich mehr und mehr spezialisierte. Dabei bevorzugte er Partien in Opern von Mozart, Rossini, Donizetti, R. Wagner und R. Strauss. Ausgedehnte Gastspielreisen führten ihn u.a. an die Staatsopern von Wien (1980 als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«), München, Hamburg und Stuttgart, an die Opernhäuser von Graz, Köln, Nancy und Genf (1978 als Hirte und Junger Seemann in »Tristan und Isolde«), an das Nationaltheater Mannheim, an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an die Oper von Frankfurt a.M., an die Deutsche Oper Berlin, an das Teatro San Carlos Lissabon, an das Staatstheater Karlsruhe und an Bühnen in Berlin. Er wirkte bei den Festspielen von Bregenz (1980 als Pedrillo, 1981 als Osmin in »Unverhofftes Begegnen« von J. Haydn und 1982 als Ottokar im »Zigeunerbaron« von J. Strauß) und Schwetzingen mit. 1988 gastierte er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Steuermann in »Der fliegende Holländer« und als Narraboth in »Salome« (mit der berühmten Montserrat Caballé in der Titelrolle). 1991 wirkte er in Aufführungen von Rossinis »Mosè in Egitto« in der Marktkirche in Hannover als Elisero mit. 1998 sang er am Staatstheater Hannover den italienischen Sänger im »Rosenkavalier« und im »Capriccio« von R. Strauss., 1999 den Almaviva in »The Ghosts of Versailles« von John Corigliano. Neben seiner Tätigkeit auf der Bühne war er seit 1967 als Konzert- und Oratoriensolist zu hören. Hier umfasste sein Repertoire ein breites Spektrum von den Passionen und Kantaten von Bach über Beethovens 9. Sinfonie bis zu modernen Werken. Hinzu kamen Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenaufnahmen. Er starb 2022 in Hannover.
Auf DGG singt er den Brighella in einer vollständigen Aufnahme von »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss.
20.3. Anna BONDRA: 225. Geburtstag
Sie war die Tochter des Tenors und Chordirektors Bartholomäus Bondra, der am Leopoldstädter Theater in Wien auch als Regisseur wirkte, und trat schon 1811 in Singspielen in Kinderrollen auf; so wirkte sie 1812 in der Uraufführung der Oper »Der Bergsturz« von Joseph Weigl mit. 1813 wurde sie Mitglied des Chores der Wiener Hofoper im Theater am Kärntnertor und 1814 als Solistin in das Ensemble des Hauses aufgenommen. Ihre Antrittsrolle als Solistin war die Giulia in Spontinis »La Vestale«. Am 23.5.1814 sang sie am Kärntnertor-Theater in der Uraufführung der dritten (und endgültigen) Fassung von Beethovens »Fidelio« die Partie der Marzelline. Bis zu ihrem Rücktritt von der Bühne im Jahre 1836 hatte sie dort eine große Karriere, seit 1821 war sie vor allem in italienischen Partien zu hören. Ihr Bühnenrepertoire umfasste eine Vielzahl von Partien aus dem jugendlich-dramatischen Sopranfach, darunter als Höhepunkte Rollen wie die Pamina in der »Zauberflöte«, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Frau von Roussel wie die Titelrolle in »Fanchon das Leiermädchen« von Friedrich Heinrich Himmel und den Benjamin in »Joseph« von Méhul. Später übernahm sie auch Mezzosopran- und Charakterpartien wie die Lady Pamela in »Fra Diavolo« von Auber, die Brigitte in »Maurer und Schlosser« (»Le Maçon«) von Auber und die Emilia in Rossinis »Otello«. Auch als Konzertsolistin kam sie zu entsprechenden Erfolgen. Sie starb 1836 in Wien. – Eine ältere Schwester der Sängerin war Therese Bondra (* 1795, † 5.2.1816 Wien). Diese trat bereits seit 1802 am Theater in der Leopoldstadt in Kinderrollen auf, war 1811-15 am Theater an der Wien im Engagement und sang gleichzeitig an der Wiener Hofoper. Seit 1814 war sie mit dem Hofmaler des Fürsten Lobkowitz und Dekorationsdirektor des Wiener Hofburgtheaters Friedrich Tremml (1785-1817) verheiratet, starb aber bereits im Alter von 21 Jahren.
21.3. Helmut POLZE: 90. Geburtstag
Er war Schüler der Musikhochschule von Weimar und kam 1952 am Opernhaus von Karl- Marx-Stadt (Chemnitz) zu seinem Debüt als Dr. Falke in der »Fledermaus« von Johann Strauß. Er sang dann am Stadttheater von Meißen und am Thüringischen Landestheater Gera, bis er 1962 an das Opernhaus von Leipzig verpflichtet wurde. Nach über zehnjährigem Wirken an diesem Operninstitut kam er 1973 einem Ruf an die Komische Oper Berlin nach. Er blieb bis zu seinem Tod Mitglied der Komischen Oper Berlin. Er unternahm eine Reihe von Gastspielen gemeinsam mit den Ensembles der Leipziger wie der Berliner Oper und wurde vor allem als Interpret von Charakterpartien seines Stimmfachs bekannt. Zu seinen Bühnenpartien gehörten u.a. der Graf Oscar in »Ritter Blaubart« von Offenbach, der Dorfgendarm in dem Musical »Der Fiedler auf dem Dach« und der Ebelasztin in »Háry János« von Z. Kodály. Er übernahm auch Rollen auf der Sprechbühne. Dabei erwies er sich als hervorragender Darsteller; auch im Konzertsaal hervorgetreten. Er starb 1997 in Berlin.
21.3. Carl STRÄTZ: 150. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in Dessau, wo er in den Jahren 1895-97 im Chor des Hoftheaters sang. In der Spielzeit 1897-98 war er am Stadttheater von Lübeck als Solist engagiert. Es schlossen sich Verpflichtungen an den Theatern von Olmütz (Olomouc, 1898-99), Regensburg (1899-1900), Würzburg (1900-01) und Mainz (1901-03) an. 1903 folgte er einem Ruf an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, dessen Mitglied er bis 1909 blieb. Er nahm während dieser Zeit an den Hamburger Uraufführungen der Opern »Bruder Lustig« (13.10.1905) und »Sternengebot« (21.1.1908) von Siegfried Wagner sowie »Tragaldabas« von Eugen d’Albert (3.12.1907) teil. Er verlegte sich zunehmend auf das heldische und das Wagner-Fach und sang 1909-11 am Stadttheater von Chemnitz, 1911-12 am Opernhaus von Köln, 1912-13 am Stadttheater von Mühlhausen (Elsass), 1913-14 am Opernhaus von Riga, 1914-16 am Stadttheater Bremen, dann 1916-19 am Stadttheater von Halle (Saale) und schließlich 1919-20 am Stadttheater von Regensburg. Bis Mitte der zwanziger Jahre trat er noch gastierend auf. Seit Beginn der dreißiger Jahre betätigte er sich für rund zehn Jahre als Musikdezernent und als Sendeleiter bei norddeutschen Rundfunksendern. Er gastierte während seiner Karriere am Stadttheater von Nürnberg (1900), an den Hoftheatern von Karlsruhe und Wiesbaden (1901), am Hoftheater von Schwerin (1904), am Hoftheater Hannover (1905), an den Hofopern von Berlin (1907, 1909-10) und Dresden (1910). An der Covent Garden Oper London hörte man ihn 1910 als Loge im »Rheingold« und als Siegfried in »Götterdämmerung«. 1921 gastierte er nochmals an der Dresdner Staatsoper. Bühnenpartien des Künstlers: Tamino in der »Zauberflöte«, Max im »Freischütz«, Erik in »Der fliegende Holländer«, Tannhäuser, Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Loge, Siegmund und Siegfried im Nibelungenring, Tristan, Parsifal, Pedro in »Tiefland« von E. d’Albert, Don José in »Carmen«, Titelheld in »Fra Diavolo« von Auber, Eleazar in »La Juive« von Halévy, Herzog in »Rigoletto«, Radames in »Aida«, Vasco in Meyerbeers »Afrikanerin«. Er starb 1955 in Eberswalde. Er war verheiratet mit der Sopranistin Martha Fritz.
22.3. José SOSA ESQUIVEL: 100. Geburtstag
Biographie des mexikanischen Tenors auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Sosa_Esquivel
23.3. Norman BAILEY: 90. Geburtstag
Er verbrachte seine Jugendzeit in Südafrika und Südrhodesien. Ursprünglich wollte er Theologie studieren, ließ dann aber seine Stimme in Grahamstown (Südafrika) durch Frau Annie Hartmann und das Ehepaar Gruber ausbilden. Er beendete seine Studien bei Adolf Vogel und Julius Patzak in Wien, bei F. Carvino in Düsseldorf und Clemens Kaiser-Breme in Essen. Debüt 1959 an der Wiener Kammeroper als Tobias Mill in Rossinis »La Cambiale di matrimonio«. Seit 1960 am Landestheater von Linz/Donau engagiert, dem er bis 1963 angehörte. Er sang dann während einer Spielzeit am Opernhaus von Wuppertal und wurde 1964 an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg berufen, zu deren Ensemble er bis 1967 gehörte. Seitdem wirkte er in London, wo er zuerst bei der Sadler’s Wells Opera auftrat (Debüt als Figaro in »Le nozze di Figaro«). Gastspiele brachten ihm internationales Ansehen ein. 1963 unternahm er eine Südafrika-Tournee, 1967 trat er erstmals an der Mailänder Scala in der Titelrolle der Oper »Job« von Luigi Dallapiccola auf, wo er auch 1975 den Wanderer in »Siegfried« vortrug. 1967 sang er in Manchester, 1968 bei der Sadler’s Wells Oper London den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1973 darauf den Wotan im Ring-Zyklus, 1972 am gleichen Haus in der englischen Erstaufführung von Prokofjews »Krieg und Frieden«. Seit 1969 gehörte er dem Ensemble der Covent Garden Oper London an (Debüt als Hans Sachs). Bis 1996 hörte man ihn dort auch als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, als Amfortas wie als Klingsor in »Parsifal«, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Wolfram in »Tannhäuser«, als Ford in Verdis »Falstaff«, als Donner im »Rheingold«, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Balstrode in »Peter Grimes« von B. Britten, als Germont-père in »La Traviata«, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als König in »Aida«. Sehr große Erfolge bei den Bayreuther Festspielen: 1969-70 als Hans Sachs, 1970 auch als Gunther in »Götterdämmerung« und 1971 als Amfortas. An der Scottish Opera Glasgow hörte man ihn 1973 als Kurwenal, 1976 als Macbeth von Verdi, 1976-77 und 1983 als Hans Sachs, 1987 als Fliegenden Holländer, 1987 und 1990 als Sharpless in »Madame Butterfly« und 1993 als Oroveso in Bellinis »Norma«. 1975 trat er an der City Opera New York, 1976 an der New Yorker Metropolitan Oper (Antrittsrolle: Hans Sachs) auf. Am letztgenannten Haus sang er bis 1980 in insgesamt 25 Vorstellungen auch den Wotan in der »Walküre«, den Jochanaan, den Orest sowie den Amfortas. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von München, Hamburg und Wien (1976-81 als Wanderer, als Don Pizarro in »Fidelio«, als Wotan in der »Walküre«, als Fliegender Holländer, als Orest, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos«, als Scarpia in »Tosca« und als Klingsor in insgesamt 14 Vorstellungen). An der Opera North Leeds hörte man ihn 1980 in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, 1986-88 in »La Prise de Troie« von Berlioz, in »Le nozze di Figaro«, in »La Bohème« und in Verdis »Macbeth«, 1990 sang er bei den Festspielen von Bregenz den Stromminger in »La Wally« von Catalani, 1992 beim Edinburgh Festival als König René in Tschaikowskys Oper »Jolanthe«. 1997 trat er bei der Opera North Leeds als Landgraf in »Tannhäuser« auf, an der English National Opera London 1992 als Sharpless, bei der Opera North 1998 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«. Beim Glyndebourne Festival hörte man ihn 1996 als Schigolch in »Lulu« von A. Berg und 1999 als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1985 sang er im Duisburger Haus der Deutschen Oper am Rhein in der Uraufführung von Alexander Goehrs Oper »Die Wiedertäufer«. Während seiner gesamten Karriere hatte er auch als Konzert- und Liedersänger bedeutende Erfolge. Er nahm seinen Wohnsitz in Bedford (England). Seit 1985 in zweiter Ehe mit der Sopranistin Kristine Ciesinski (1952-2018) verheiratet. 1977 wurde er zum Commander of the British Empire ernannt. Er starb 2021 in Rexburg (Idaho).
Lit: E. Forbes: Norman Bailey (in »Opera«, 1973).
Schallplatten: Electrola (Szenen aus »Die Walküre«), Chandos (Monterone in »Rigoletto«). Auf Decca sang er eine kleine Partie in »Tannhäuser«, später in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Titelhelden in »Der fliegende Holländer« und in »King Priam« von Tippett, auf HMV den Wotan in einem kompletten Ring-Zyklus in englischer Sprache und den Sprecher in »Die Zauberflöte«, auf Saga Lieder von Hugo Wolf, auf TER in dem Musical »The Student Prince« von Romberg, auf EMI/Virgin in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten, auf Opera Rara in Donizettis »L‘Assedio di Calais«. NVC-Arts-Video (»Lulu« aus Glyndebourne, 1996).
23.3. Maria van DONGEN: 95. Geburtstag
Die aus Holland stammende Sängerin trat zuerst in ihrer Heimat auf, wo sie in den fünfziger Jahren in Amsterdam als Gräfin in »Le nozze di Figaro« und als Pamina in der »Zauberflöte« zu hören war. 1952 wirkte sie beim Holland Festival in Amsterdam in der Uraufführung der Oper »François Villon« von Sam Dresden mit. 1959 wurde sie Mitglied des Opernhauses von Zürich (Antrittsrolle: Leonore in »La forza del destino«), an dem sie bis 1965 engagiert blieb und wo sie auch später noch gastierte. Durch Gastspiele wurde sie international bekannt. 1962 sang sie am Opernhaus von Frankfurt a.M. und in der Londoner Albert Hall in einer konzertanten Aufführung von »Le nozze di Figaro«, 1963 am Teatro Comunale Bologna wie am Teatro Regio Parma die Elisabeth in »Tannhäuser«, am Teatro Verdi Pisa die Elsa in »Lohengrin« in Amsterdam gastierte sie 1963, 1966 und 1967 als Donna Elvira in »Don Giovanni«, am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1964, 1966) in verschiedenen Rollen. Von Zürich aus, wo sie ihren Wohnsitz hatte, absolvierte sie weitere Gastspiele an den Staatsopern von München (seit 1964, u.a. 1967 in der Titelpartie in der Richard Strauss-Oper »Die Liebe der Danaë« und als Irene in »Rienzi«, 1970 als Rosalinde in der »Fledermaus«) und Wien (1962-64 als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Senta in »Der fliegende Holländer«, als Desdemona in Verdis »Otello«, als Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Donna Anna in »Don Giovanni« und als Fiordiligi in »Così fan tutte« in insgesamt acht Vorstellungen). 1965 trat sie am Opernhaus von Graz, 1968 an der Deutschen Oper Berlin, 1964 am Nationaltheater Mannheim wie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (als Leonore in »Fidelio«) auf. An der Piccola Scala in Mailand war sie 1965 als Donna Elvira zu hören, 1964 in Cagliari, 1968 am Teatro Verdi Triest. 1967 sang sie an der Staatsoper von Hamburg die Leonore in »Fidelio« und wiederholte diese Partie 1971 am Landestheater Innsbruck, mit dem sie vertraglich verbunden war. Bei den Festspielen von Salzburg wirkte sie 1963-64 als erste Dame in der »Zauberflöte« mit und trat 1963 in einem Mozart-Konzert auf. Allgemein galt sie auch als bedeutende Konzertsolistin. Sie starb 2012 in Zaandam.
Schallplatten: Movieplay (Szenen aus der »Zauberflöte« als Pamina mit Fritz Wunderlich als Tamino), Philips (Mitschnitte von VARA-Sendungen in der Sammlung »Hondert Jaar Nederlandse Zangkunst«).
23.3. Martin KREMER: 125. Geburtstag
Er wurde durch W. Fuhr in Wiesbaden und durch Giuseppe Borgatti in Mailand ausgebildet. Er debütierte 1924 am Staatstheater von Kassel, dessen Mitglied er bis 1927 war. Nachdem er 1927-29 am Staatstheater von Wiesbaden gesungen hatte, kam er 1929 an die Staatsoper Dresden. In Dresden wirkte er in mehreren Uraufführungen von Richard Strauss-Opern mit: am 1.7.1933 als Matteo in »Arabella«, am 24.6.1935 als Henry in »Die schweigsame Frau« und am 15.10.1938 als Leukippos in »Daphne«. Er war an der Dresdner Oper in den Jahren 1929-40 engagiert und sang dann 1940-43 am Theater des Volkes in Berlin, zugleich bestand eine Verpflichtung als Gast am Deutschen Theater Oslo 1941-44. 1948-56 trat er am Staatstheater Wiesbaden auf, wo er sich 1956 als Manrico im »Troubadour« von der Bühne verabschiedete, doch gastierte er noch bis 1960 an kleineren deutschen Theatern. Als Gast trat er auch 1931 in Amsterdam (David in »Die Meistersinger von Nürnberg«), an der Staatsoper Berlin (1933), bei den Festspielen von Zoppot (1935 als David), an der Staatsoper Wien (1937 als Don Ottavio in »Don Giovanni«, 1939 als Matteo), an der Covent Garden Oper London (1934 in der englischen Erstaufführung von »Arabella«), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1935), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1939), an der Wiener Volksoper (1942), an den Opern von Nizza und Genf auf und wirkte bei den Festspielen von Bayreuth als David (1933-34) und als Froh im »Rheingold« (1933-34, 1936-38) mit. Er war ein geschätzter Konzert- und Oratoriensänger (Evangelist in den Passionen von J.S. Bach) und betätigte sich später auch als Regisseur. Er wirkte in einer Anzahl weiterer Uraufführungen von Opern mit: 1926 als Orpheus in »Orpheus und Eurydike« von E. Krenek (Kassel), 1930 in Dresden im »Lord Spleen« von Mark Lothar, 1932 in Dresden in »Mr. Wu« von E. d’Albert, 1933 in Dresden in »Münchhausen« von Mark Lothar, 1935 in Dresden in »Der Günstling« von R. Wagner- Régeny (Titelrolle), 1936 in Dresden in »Der verlorene Sohn« von R. Heger und 1938, wiederum in Dresden, in »Die Wirtin von Pinsk« von Richard Mohaupt, 1943 am Berliner Theater des Volkes in der Operette »Der liebe Augustin« von Josef Rixner. 1928 sang er in Wiesbaden in der deutschen Erstaufführung von F. Alfanos »Madonna Imperia«. Weitere Partien aus seinem Opernrepertoire: der Tamino in der »Zauberflöte«, der Herzog in »Rigoletto«, der Radames in »Aida«, der Königssohn in Humperdincks »Königskinder«, der Sally in »Romeo und Julia auf dem Dorfe« von H. Sutermeister, der Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg und der Komponist in »Jonny spielt auf« von Krenek. Sehr große Erfolge hatte der vielseitig begabte Sänger in seinen Operettenpartien. Er starb 1971 in Prien am Chiemsee (nach einem Verkehrsunfall).
Schallplatten: Orchestrola (1930), HMV-Electrola (hier u.a. David im 1. Akt von Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« unter Karl Böhm; Operetten-Aufnahmen, zum Teil mit Maria Elsner).
23.3. Johannes BRUNNER: 200. Geburtstag
Er kam seit Ende der vierziger Jahre zu einer erfolgreichen Bühnenkarriere, die ihn dann nacheinander an das Theater von Graz, wo er 1852 debütierte, an das Stadttheater von Regensburg (1853-54), an das Hoftheater Wiesbaden (1854-57), an das Theater von Krakau (1857-58), an die Opernhäuser von Frankfurt a.M. (1858-61) und Leipzig (1861-62), an das Stadttheater Hamburg (1862-65), das Hoftheater von Kassel (1865-67), an das Opernhaus von Köln (1867-68), an das Stadttheater von Mainz (1868-69), an das Opernhaus von Breslau (1869-70), dann 1870-75 an das Stadttheater von Danzig führte, wo er Partien aus dem heldischen Stimmfach übernahm. Er gastierte im Ablauf seiner bewegten Karriere an den großen Theatern im deutschen Sprachraum, u.a. 1864-65 an der Wiener Hofoper, an den Hoftheatern von Darmstadt und Schwerin. Dabei brachte er ein umfangreiches, vielseitiges Repertoire zum Vortrag. Daraus seien der Lyonel in Flotows »Martha«, der Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser«, der George Brown in Boieldieus »Die weiße Dame« (»La Dame blanche«), der Arturo in Bellinis »I Puritani« und der Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti genannt. Er starb 1886 in Hamburg.
25.3. Mark LUNDBERG: 65. Geburtstag
Er entstammte einer schwedisch-amerikanischen Familie; er erhielt seine Ausbildung zum Sänger an der Indiana University durch Margaret Harshaw, dann bei Maitland Peters in New York und war auch Schüler der Pädagogen Kenneth Bowen und Robert Bass. Nachdem man zunächst angenommen hatte, er habe eine Bass- oder Baritonstimme, wurde er später zum Tenor umgeschult und spezialisierte sich auf das heldische Stimmfach. Er gewann mehrere Preise bei Gesangwettbewerben, u.a. den James McCracken Award für Tenöre. 1988 wirkte er beim Opernfestival von Santa Fé in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Die schwarze Maske« von K. Penderecki in der Partie des Hadank und in der Richard Strauss-Oper »Friedenstag« als Bürgermeister mit. Er sang den Florestan in »Fidelio« an der Cleveland Opera und mit dem Spokane Symphony Orchestra. An den Opernhäusern von Nizza und Kansas City hörte man ihn als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss; am Staatstheater Schwerin sang er 1994 den Siegmund in einer konzertanten Aufführung des ersten Aktes der »Walküre« als Partner von Edda Moser. 1994 gastierte er am Opernhaus von Dortmund als Siegmund, als Siegfried in der »Götterdämmerung« und als Florestan. 1995 Gastspiel an der Deutschen Oper Berlin als Siegmund. 1997 gastierte er bei der Scottish Opera Glasgow als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Auch als Konzertsänger kam er zu einer erfolgreichen Karriere; so sang er mit dem Orchestra of Florida das Tenorsolo im »Lied von der Erde« von Gustav Mahler. Er starb 2008 auf Long Island (New York).
Schallplatten: Calig-Verlag (1. Akt »Walküre«, Mitschnitt der oben erwähnten Aufführung in Schwerin 1994).
25.3. Zdeněk KOŠLER: 95. Geburtstag
Er wurde in eine musikalische Familie geboren. Sein Vater war ein Mitglied des Orchesters des Prager Nationaltheaters und sein jüngerer Bruder Miroslav ein Chorleiter. Nach dem Abitur immatrikulierte er sich an der Akademie der musischen Künste in Prag. 1948, noch als Student, stellte er sich am Prager National Theater als Korrepetitor zur Verfügung und begann schon damals mit dem Taktstock Erfahrungen zu sammeln. 1949 trat er seine erste Stelle an der Oper in Olmütz an und dirigierte unter anderem Werke von Leos Janácek (Die Sache Makropulos) und von Mozart (Cosi fan tutte, Le nozze di Figaro). 1959 gewann er zusammen mit Sergiu Comissiona auf dem Internationalen Wettbewerb für junge Dirigenten in Besancon in Frankreich den ersten Preis und 1963 zusammen mit Claudio Abbado und dem Argentinier Pedro Ignacio Calderón den angesehenen Mitropoulos-Dirigenten-Wettbewerb in New York. Als Folge davon konnte er ein Jahr bei Leonard Bernstein bei den New Yorker Philharmonikern als Gastdirigent hospitieren. 1962-64 dirigierte er am Antonin-Dvorák-Theater in Ostrava. Er arbeitete zudem an vielen ausländischen Opernhäusern und Orchestern. So zum Beispiel auch an der Wiener Staatsoper, wo er 1965-66 die Oper Salome von Richard Strauss dirigierte. In den späten 1960ern war er als Gastdirigent an der Komischen Oper Berlin tätig. Košler war zweiter Dirigent an der Tschechischen Philharmonie und ab 1971 Chefdirigent am Slowakischen Opernhaus in Bratislava und 1980-84 führte er auch das Orchester des Prager Nationaltheaters als Chefdirigent an. 1992 ging er in den Ruhestand. Zdeněk Košler war über die Landesgrenzen der Tschechoslowakei sehr bekannt und machte Konzerttourneen durch England, Österreich, die Vereinigten Staaten und Kanada. Mit 30 Gastspielen war Japan das Land, wo er die verschiedensten Orchester dirigierte, mit seinen meisten Auslandsaufenthalten. Er starb 1995 in Prag.
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: https://www.zdenek-kosler.cz/
25.3. Mario SERENI: 95. Geburtstag
Er ergriff zunächst den Beruf eines Präzisionsmechanikers, dann Ausbildung an der Accademia di Santa Cecilia in Rom und an der Accademia Chigiana in Siena sowie bei Mario Basiola. Debüt 1953 beim Maggio Musicale von Florenz in »Il diavolo nel campanile« von Lualdi. Dann hatte er eine sehr erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen. 1955 hörte man ihn in Palermo als Wolfram in »Tannhäuser«. 1956 gastierte er am Teatro Colón von Buenos Aires, 1957 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano). Hier hatte er eine sehr lange Karriere bis 1984; er sang insgesamt 27 Partien in 553 Vorstellungen: den Germont-père in »La Traviata«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Don Carlo in »La forza del destino« wie in »Ernani« von Verdi, den Marcello in Puccinis »La Bohème«, den Silvio wie den Tonio im »Bajazzo«, den Heerrufer in »Lohengrin«, den Renato in Verdis »Un Ballo in maschera«, den Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«, den Escamillo in »Carmen«, den Posa in Verdis »Don Carlos«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Valentin in »Faust« von Gounod, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Amonasro in »Aida«, den Belcore in »L‘Elisir d’amore«, den Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli, den Figaro im »Barbier von Sevilla« von Rossini, den Ford in »Falstaff« von Verdi, den Miller in Verdis »Luisa Miller«, den Malatesta in »Don Pasquale«, den Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, den Alfio in »Cavalleria rusticana«, den Rigoletto und den Michonnet in »Adriana Lecouvreur« von F. Cilea. Wichtige Erfolge hatte er auch bei Gastspielen in London und Rom. 1961 debütierte er mit großem Erfolg als Tonio im »Bajazzo« an der Wiener Staatsoper. Seither hatte er auch an diesem Opernhaus eine große Karriere. Er sang hier bis 1976 in insgesamt 118 Vorstellungen außerdem noch den Escamillo, den Posa, den Germont-père, den Don Carlo in »La forza del destino«, den Renato, den Marcello, den Amonasro, den Sharpless, den Grafen Luna, den Valentin, den Miller und den Figaro im »Barbier von Sevilla«. 1963 debütierte er als Sharpless an der Mailänder Scala. An diesem Haus sang er dann auch 1963, 1965 und 1969 den Marcello, 1964 den Geromt-père, 1966 den Belcore, 1970 den Enrico in »Lucia di Lammermoor« und 1977 den Valentin. Weitere Gastspiele führten ihn an die Opernhäuser von Chicago, Dallas, Houston (Texas), New Orleans und Montreal und an die Nationaloper Belgrad. Er sang auch bei den Festspielen von Florenz und Verona (1965, 1973-74). Weitere Bühnenrollen: der Jago in Verdis »Otello« und die Titelrollen in den Verdi-Opern »Nabucco« und »Macbeth«. Er starb 2015 in Perugia.
Schallplatten: Seine ausdrucksvolle, zumal im italienischen Repertoire geschätzte Stimme ist auf HMV (»Madame Butterfly«, »Andrea Chénier«, »La Bohème«, »Cavalleria rusticana«, »L‘Elisir d’amore«, »Aida«, »La Traviata«), HRE (»La Traviata« mit Maria Callas, Lissabon 1958), MRF (»Fedora« von Giordano mit Renata Tebaldi), Teatro Dischi (»I Pagliacci«) und RCA (Don Carlo in Verdis »Ernani«, »Turandot«, »Lucia di Lammermoor«) zu hören.
25.3. Pierre GERMAIN: 100. Geburtstag
Er wurde am Conservatoire National in Paris ausgebildet; sein Debüt erfolgte 1951 an der Opéra-Comique Paris in »Madame Bovary« von Bondeville. Bereits im gleichen Jahr wurde er auch Mitglied der Pariser Grand Opéra, an der er als erste Rolle 1951 den Papageno in der »Zauberflöte« übernahm. Er trat an diesem Haus auch als Morales in »Carmen« und als Sakristan in Puccinis »Tosca« auf. An den beiden großen Opernhäusern der französischen Metropole sang er im Übrigen als Hauptrollen Partien wie den Masetto in »Don Giovanni«, den Frédéric in »Lakmé« von Delibes, den Scherasmin in Webers »Oberon« und den Valentin in »Faust« von Gounod. 1952 wirkte er an der Opéra-Comique in der Uraufführung der Oper »Dolorès« von Michel-Maurice Lévy mit. Seine erfolgreiche Laufbahn fand durch seinen tragischen Tod ein vorzeitiges Ende. Er starb 1963 bei einem Verkehrsunfall auf der Autostraße Dijon-Paris.
Schallplatten: Decca (Hadji in »Lakmé« von Delibes).
25.3. Maurice ALLARD: 100. Geburtstag
Biographie des französischen Komponisten auf Französisch: https://fr.wikipedia.org/wiki/Maurice_Allard_(musicien)
26.3. Hermine MEYERHOFF: 175. Geburtstag
Sie wurde nur kurz durch den Braunschweiger Kammermusikus Leibrock ausgebildet und debütierte 1868 am dortigen Hoftheater als Ännchen im »Freischütz«. 1869 kam sie an das Stadttheater von Danzig und sang hier wie seit 1870 am Hamburger Floratheater Partien aus dem Fachbereich der Soubrette. Ausnahmsweise übernahm sie 1869 in Hamburg in einer musikalischen Posse eine Rolle und war dabei so erfolgreich, dass sie jetzt zur Operette wechselte. So begann sie noch 1869 eine zweite glanzvolle Karriere am Wiener Carl-Theater. Sie erwies sich in Operetten von Johann Strauß, Carl Millöcker, Franz von Suppé, Jacques Offenbach und in vielen Werken deutscher wie französischer Operettenkomponisten als große Interpretin dieser Rollen. Neben ihrem gesanglichen Können wurde sie dazu durch ihr glänzendes Bühnenspiel und durch die Anmut ihrer äußeren Erscheinung besonders befähigt. Als sie 1871 eine der Glanzrollen der großen Diva Marie Geistinger, die Handschuhmacherin in Offenbachs »La Vie Parisienne«, spielte, bezeichnete die Kritik sie als die Nachfolgerin dieser unvergesslichen Künstlerin. 1876 wirkte sie am Carl-Theater in der Uraufführung der Suppé-Operette »Fatinitza« mit. Seit 1876 war sie für einige Spielzeiten am Wiener Theater an der Wien engagiert, wo sie in den Uraufführungen der Johann Strauß-Operetten »Blindekuh« (18.12.1878) und »Das Spitzentuch der Königin« (1.10.1880) mitwirkte. 1881 trat sie zusammen mit einem französischen Ensemble im Wiener Ring-Theater in französischen Operetten auf. 1881 begann sie eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit, die ihr in Berlin, Hamburg und Dresden, dann auch in Florenz, Neapel, Palermo, schließlich in St. Petersburg, Moskau, Odessa, Bukarest und Jassy triumphale Erfolge eintrug. 1886 gab sie in Riga ihre letzte Vorstellung auf der Bühne in einer ihrer besonderen Glanzrollen, der Saffi im »Zigeunerbaron« von Johann Strauß. Sie zog sich nach ihrer Heirat mit dem russischen Adligen Tatischew ganz ins Privatleben zurück und starb 1926 in Waltendorf bei Graz.
27.3. Heribert BEISSEL: 90. Geburtstag
Er wurde als Sohn des Rektors Ferdinand Beissel und dessen Frau Maria Beissel in Wesel am Niederrhein geboren. Er wuchs im Dorf Rheurdt auf, wo sein Vater strafversetzt tätig war. Nach dem Abitur am katholischen Collegium Augustinianum Gaesdonck studierte er die Hauptfächer Klavier, Dirigieren und Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik Köln. Zu seinen Lehrern gehörten u. a. Günter Wand und Frank Martin. Sein Studium finanzierte er sich u. a. als Kabarett-Pianist, Filmkomponist und Chorleiter. Im Jahr 1955 wurde er Korrepetitor an der Oper Bonn, wo er später zum 1. Kapellmeister aufstieg. Außerdem war er für den WDR Köln als Liedbegleiter und Kammermusiker tätig. In Bonn gründete er gemeinsam mit dem Geiger Hans-Georg Büchel das Chur Cölnische Kammerorchester Bonn, das er 1959-65 leitete, und aus dem 1986 die Klassische Philharmonie Bonn hervorging. Ab 1988 veranstaltete er mit der Philharmonie die Konzertreihe „Wiener Klassik“, die ihren Schwerpunkt auf der gleichnamigen Musikepoche mit ihren Hauptvertretern Mozart, Haydn und Beethoven legte. Ausgehend von Bonn wurden nunmehr elf weitere westdeutsche Städte bespielt. Nachdem er 1967 durch Japan und Frankreich getourt war, gründete er 1968 einen Kammerchor, den Chur Cölnischen Chor Bonn. Mit seinen Ensembles gastierte er im In- und Ausland und gewann mehrere internationale Preise. In Bonn wurde er Mitglied im Rotary Club. 1971-86 war er Chefdirigent der Symphoniker Hamburg, die ihn dann zum Ehrenmitglied ernannten. 1974 erhielt er eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und leitete bis 1983 die Dirigentenausbildung an der Hochschule für Musik Detmold. 1975 wurde er Leiter des Folkwang Kammerorchesters Essen. Gastdirigate führten ihn zu den Duisburger Sinfonikern (1974) und zum NDR Sinfonieorchester (1977) sowie darüber hinaus durch Spanien, Österreich und Deutschland. Wiederholt dirigierte er auch das Tokyo Symphony Orchestra in Japan. Ab 1976 war er regelmäßiger Gastdirigent an der Hamburgischen Staatsoper. Eng arbeitete er dort mit dem Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett, John Neuemeier, zusammen. Weitere Auftritte führten ihn zu mehreren Musikfestivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Istanbul International Music Festival, den Bregenzer Festspielen, dem Festival van Vlaanderen, den Bachwochen Ansbach, den Berliner Festwochen und dem Beethovenfest in Bonn. Beissel war Leiter der Eutiner Opernfestspiele. Nach der politischen Wende in der DDR verlagerte er seinen künstlerischen Schwerpunkt in die Neuen Bundesländer. Im Zuge eines Gastdirigats im Frühjahr 1990 wurde er zum Nachfolger Olaf Kochs als Chefdirigent der Halleschen Philharmonie gewählt, als solcher er von Juli 1990 bis Juni 1999 amtierte. 1991 wurde der Klangkörper in Philharmonisches Staatsorchester Halle umbenannt, gleichzeitig erfolgte Beissels Ernennung zum Generalmusikdirektor des Landes Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit dem Hallenser Oberbürgermeister Klaus Peter Rauen, den er aus Bonn kannte, initiierte er den ersten Konzertsaal-Neubau in den Neuen Ländern. Im Oktober 1998 weihte er mit dem Staatsorchester den Großen Saal der Georg-Friedrich-Händel-Halle mit Beethovens Die Weihe des Hauses und Mahlers 2. Sinfonie ein. Bereits 1992 regte er gemeinsam mit dem Landesmusikrat Sachsen-Anhalt die Gründung des Landesjugendorchesters Sachsen-Anhalt an, dessen künstlerischer Leiter er bis 2019 war. 2001-06 war er Generalmusikdirektor des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt (Oder). In den 1990er Jahren gastierte er mit Wagner-Opern u. a. in Australien und Südamerika. Beissel pflegte vor allem das klassische und romantische Repertoire. Er legte mehrere Rundfunk- und CD-Aufnahmen vor. So spielte er etwa Wagners C-Dur-Sinfonie, Ballettmusik von Rubinsteins Oper Der Dämon und diverse Klavierkonzerte (Chopin, Hummel u. a.) ein. Beissel, römisch-katholisch, lebte im rheinischen Remagen. Er war verheiratet und Vater von zwei Kindern. Seine jüngste Tochter Katharina Beissel (* 1978) ist Schauspielerin und war mit dem Komiker und Schauspieler Tom Gerhardt verheiratet. Heribert Beissel starb im Juni 2021.
27.3. Pauline TINSLEY: 95. Geburtstag
Ausbildung an der Northern School of Music in Manchester durch Margaret Dillon und Ellis Keeler, dann in London durch Joan Cross, Roy Henderson und Eva Turner. Sie begann ihre Karriere zunächst als Konzertsängerin. Bühnendebüt 1961 bei den Philopera Company in London als Desdemona in Rossinis Belcanto-Oper »Otello«. Sie hatte 1962-72 und wieder 1975-81 bei der Welsh National Opera Cardiff große Erfolge, u.a. als Elsa in »Lohengrin«, als Donna Elvira in »Don Giovanni«, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Abigaille in Verdis »Nabucco«, als Lady Macbeth in »Macbeth« von Verdi und als Turandot von Puccini, dann auch als Aida und als Elektra in den gleichnamigen Opern von Verdi und R. Strauss sowie als Küsterin in Janáceks »Jenufa«. Sie sang bei der Sadler’s Wells Opera (später: English National Opera) London 1963-74 u.a. die Gilda in »Rigoletto«, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Leonore in »Fidelio«, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Elvira in Verdis »Ernani«, die Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino« von Verdi und die Elisabetta in »Maria Stuarda« von Donizetti. 1965 debütierte sie als Aufseherin in »Elektra« von R. Strauss an der Covent Garden Oper London, an der sie bis 1989 sehr erfolgreich war als Helmwige in der »Walküre«, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als 3. Norn in »Götterdämmerung«, als Mère Marie in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc und als Lady Billows in »Albert Herring« von B. Britten, die sie auch 1989 bei der Glyndebourne Touring Opera und 1990 beim Glyndebourne Festival übernahm. 1966 wirkte sie am Londoner Camden Theatre in der englischen Erstaufführung von Verdis Oper »Il Corsaro« mit. Gastspiele an der New York City Opera (1971-72, u.a. in der amerikanischen Bühnen-Erstaufführung von »Maria Stuarda« von Donizetti), an der Hamburger Staatsoper, bei den Festspielen von Verona (1982), an den Opernhäusern von Zürich und Genf (1987 als Hexe in »Hänsel und Gretel« und 1988 als Wahrsagerin in »L’Ange de feu« von Prokofjew), Vancouver, Philadelphia, Houston (Texas), Santa Fé (1969 als Titelheldin in Donizettis »Anna Bolena«) und New Orleans (1985 als Ortrud in »Lohengrin«). 1979 wirkte sie an der Oper von St. Louis in der Uraufführung der Oper »The Village Singer« von Stephen Paulus (als Candace) mit. 1986 war sie als Färberin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss sowohl an der Mailänder Scala wie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona zu hören. Die Elektra, eine ihrer großen Kreationen, sang sie u.a. in London, San Diego, Amsterdam (1984), Basel, Düsseldorf und Mannheim. An der Scottish Opera hörte man sie 1976-77 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, 1977-78 und 1989 als Küsterin in Janáceks »Jenufa«. 1989 hörte man sie an der English National Opera als Kabanicha in »Katja Kabanowa« von Janácek, an der Opera North Leeds als Fata Morgana in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, beim Wexford Festival 1990 in »The Rising of the Moon« von N. Maw. Noch 1996 übernahm sie beim Garsington Festival die Partie der Lady Billows. 1997 trat sie am Opernhaus von Dublin als Marcellina in »Le nozze di Figaro« auf. Sie sang auf der Bühne ein universelles Repertoire, dessen Partien von der Koloraturrolle bis ins dramatische Fach reichten. Gegen Ende ihrer Bühnenkarriere übernahm sie dramatische und Wagner-Partien (Isolde in »Tristan und Isolde«, Kundry in »Parsifal«, Brünnhilde im Nibelungenring, Hexe in »Königskinder« von Humperdinck). Dazu galt sie als hervorragende Schauspielerin. Sie konnte eine gleich bedeutende Karriere im Konzertsaal entfalten. Sie starb im Mai 2021.
Lit: E. Forbes: Pauline Tinsley (in »Opera«, 1982).
Schallplatten: Philips (Elettra in Mozarts »Idomeneo«), MRF (»I Gioielli della Madonna« von Wolf-Ferrari).
27.3. Giannina RUSS: 150. Geburtstag
Sie studierte anfänglich am Mailänder Konservatorium Klavierspiel bei Fumagalli, dann Gesang bei Alberto Leoni und Giacosa. Bereits 1903 trat sie erfolgreich in Mailand in einem Konzert auf. 1903 sang sie in Neapel in einer Mattinata zusammen mit dem berühmten Tenor Francesco Tamagno. Bühnendebüt ebenfalls 1903 am Teatro Comunale Bologna als Mimi in Puccinis »La Bohème«. 1904 bewunderte man sie in Paris als Partnerin von Adelina Patti und Francesco Tamagno, 1904 auch an der Covent Garden Oper London zu Gast. In der Saison 1904-05 sang sie an der Oper von Monte Carlo zusammen mit Enrico Caruso. Sie sang als Antrittsrolle an der Mailänder Scala 1905 die Aida. Gastspiele an den ersten Operntheatern in aller Welt kennzeichneten ihre weitere Karriere. In Italien sang sie bis 1918 oftmals an der Mailänder Scala, aber auch am Teatro Costanzi von Rom. 1913 hatte sie einen besonderen Erfolg, als sie am Teatro Regio in Parma bei den Verdi-Jahrhundertfeiern die Abigaille in »Nabucco« sang, wie sie denn überhaupt als große Verdi-Interpretin galt. Sie gastierte in London und Paris, an der Hofoper von St. Petersburg, am Teatro San Carlos von Lissabon, am Stadttheater von Zürich (1920 als Aida und als Gioconda) und an der Oper von Athen. 1908 trat sie erfolgreich am Manhattan Opera House New York auf. 1909 nahm sie am Teatro Regio Turin an der Uraufführung der Oper »Hellera« von I. Montemezzi in der Titelrolle teil. Besonders beliebt war sie in Südamerika, wo sie regelmäßig am Teatro Colón von Buenos Aires und an anderen großen Bühnen erschien. Eine ihrer großen Kreationen war die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer. Aus ihrem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne sind die Elvira in »Ernani« und die Amelia in »Un Ballo in maschera« von Verdi, die Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino«, die Elisabetta in »Don Carlos« und die Lida in »La battaglia di Legnano« von Verdi, die Paolina in »Poliuto« von Donizetti, die Marguerite in »Faust« von Gounod wie in »La damnation de Faust« von Berlioz, die Rezia in »Oberon« von Weber, die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell«, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Titelrollen in »Loreley« und »La Wally« von Catalani, die Norma (eine ihrer größten Kreationen), die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Giulia in »La Vestale« von Spontini und die Selika in der »Afrikanerin« von Meyerbeer nachzutragen. 1918 beendete sie ihre Karriere, nachdem sie nochmals an der Mailänder Scala in Rossinis »Mosè in Egitto« aufgetreten war. Sie lebte nach Abschluss ihrer Sängerkarriere als Pädagogin in Mailand. Ihren Lebensabend verbrachte sie in der von Verdi gegründeten Casa di riposo in Mailand, wo sie 1951 starb. – Große dramatische Sopranstimme, deren Ausdruckskraft sich zu erregender Leidenschaftlichkeit steigern konnte.
Von ihr sind schöne Aufnahmen auf G & T (Mailand, 1903-04), auf Fonotipia (Mailand, 1905-09) und auf Columbia vorhanden.
28.3. Bernard KRUUYSEN: 90. Geburtstag
Sohn eines holländischen Malers. Er verbrachte seine Jugend in der Schweiz und in der französischen Provence. Schon mit sieben Jahren trat er in einem Konzert öffentlich auf. Ursprünglich wollte er Maler werden, doch wurde seine Stimme dann durch Herbert Raideck, später am Königlichen Konservatorium im Haag, ausgebildet. Er schloss seine Ausbildung bei Pierre Bernac ab. Er gewann in Paris den Gabriel Fauré-Preis, 1958 den Internationalen Wettbewerb von Bar-le-Duc. Er begann eine internationale Karriere als Konzert-, vor allem als Liedersänger. Er erwies sich als hoch begabter Interpret des französischen Kunstlieds und war zugleich ein geschätzter Konzert- und Oratoriensolist. 1962 erhielt er den Grand Prix du Disque für seine Gestaltung von Debussy-Liedern. Auf der Opernbühne erschien er nur ausnahmsweise; so trat er einige Male in Holland im »Bajazzo« von Leoncavallo auf und 1973 in Tilburg mit einer Amateurtruppe in Aufführungen der Oper »Halka« von Moniuszko in polnischer Sprache. 1967 unternahm er eine sehr erfolgreiche Nordamerika-Tournee. Weitere Konzerttourneen führten ihn durch die Länder Westeuropas und in die USA. 1978 gab er ein Konzert in New York. Er ging seiner internationalen Konzerttätigkeit von Den Haag aus nach. Er starb im Jahr 2000 in Rijswijk.
Sehr viele Schallplattenaufnahmen auf verschiedenen Marken, u.a. auf Epic, Valois (Lieder von Maurice Ravel), Auvidis/Valois (»Die schöne Magelone« von J. Brahms),Westminster, Philips (Requiem von Gabriel Fauré), Telefunken, Eurodisc, darunter Bach-Kantaten, vor allem aber Lieder.
29.3. Gunilla WALLIN: 85. Geburtstag
Sie begann 1958 das Gesangstudium an der Königlichen Musikakademie von Stockholm und war Schülerin von Dagmar Gustafson, Kerstin Lindberg-Torlind und Hjördis Schymberg. 1965 hatte sie ihren ersten großen Erfolg bei den Festspielen im Barocktheater auf Schloss Drottningholm als Blondchen in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«. Im gleichen Jahr folgte sie einem Ruf an die Königliche Oper Stockholm, deren fest engagiertes Ensemblemitglied sie seit 1968 war. Hier wirkte sie u.a. 1970 in der Uraufführung der Oper »Hus med dubbel ingång« von Hilding Rosenberg mit und war eine der führenden schwedischen Koloratricen ihrer Generation. In Drottningholm war sie auch als Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und als Cecchina in »La buona figliola« von Niccolò Piccinni zu hören. Weitere Höhepunkte in ihrem Repertoire waren die Despina in »Così fan tutte«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Norina in »Don Pasquale«, die Gilda in »Rigoletto«, die Serpina in »La serva padrona« von Pergolesi und die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«. 1974 gastierte sie beim Edinburgh Festival (mit dem Ensemble der Stockholmer Oper) als Jano in Janáceks »Jenufa« und als Fabriksarbeiterin in »Drömmen am Thérèse« von L.J. Werle. Am 12.4.1978 sang sie an der Stockholmer Oper in der Uraufführung der Oper »Le grand Macabre« von György Ligeti die Rolle der Go-Go. Auch als Konzertsängerin erfolgreich. Sie war in erster Ehe 1960-69 mit dem Tenor Tord Slättegård, in zweiter Ehe 1971-79 mit dem Bühnenmanager Staffan Söllscher verheiratet. Sie starb 2015 in Vällingby.
Aufnahmen auf schwedischen Marken (Caprice, Swedish Society).
29.3. William BROWN: 85. Geburtstag
Nachdem er als Jazztrompeter in einem Jazz-Orchester begonnen hatte, ließ er seine Stimme ausbilden. Diese Ausbildung erfolgte an der Indiana University in Bloomington durch Charles Kullmann und Paul Matthen, durch Carolyn Long in Washington und durch Alice Duschak am Peabody Conservatory in Baltimore. Bühnendebüt bei einer wandernden Operngesellschaft, der Virginia Opera Company, 1962 als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. Es kam zur Entwicklung einer bedeutenden Karriere, die ihn an die New York City Opera (u.a. 1968 in der Uraufführung der Oper »Nine Rivers from Jordan« von Hugo Weisgall), dann aber auch an verschiedene andere amerikanische Bühnen und Festspielveranstaltungen führte. Sein lyrisches Repertoire reichte von den frühen Barockopern über Mozart und den italienischen Belcanto klassischer Prägung bis zu George Gershwin und Benjamin Britten. Neben seinem Wirken auf dem Konzertpodium pädagogische Tätigkeit an der University of North Florida in Jacksonville. Er starb 2004 in Jacksonville (Florida).
Schallplatten: Angel (»Shephardes Playe«), Nonesuch (»Four Saints in three Acts« von Virgil Thomson).
29.3. Leonore KIRSCHSTEIN: 90. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Robert Schumann-Konservatorium in Düsseldorf durch Franziska Martienssen-Lohmann. 1958 begann sie ihre Bühnentätigkeit an der Städtischen Oper Berlin. 1960-63 war sie am Stadttheater von Kiel engagiert, 1963-65 am Stadttheater von Augsburg. Sie gastierte sehr erfolgreich am Opernhaus von Köln, dessen Mitglied sie 1965-68 war. 1968-81 war sie Mitglied der Staatsoper München, an der sie bereits zuvor als Gast aufgetreten war. 1961 sang sie bei den Festspielen von Salzburg das Sopransolo im Mozart-Requiem, 1970 die 1. Dame in der »Zauberflöte«. Beim Edinburgh Festival gastierte sie 1965 als Fiordiligi in »Così fan tutte« (mit dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper). 1965 wirkte sie bei den Festspielen von Montreux, seit 1965 fast alljährlich bei den Münchner Opernfestspielen mit. An der Münchner Staatsoper nahm sie an der Uraufführung der Oper »Sim Tjong« des koreanischen Komponisten Isang Yun teil (1.8.1972). Gastspiele führten sie an die Staatsoper Wien (1969 als Elisabeth in »Tannhäuser«) und an die Scottish Opera Glasgow (1971-72 als Sieglinde in der »Walküre«); als Konzertsängerin trat sie 1964 in italienischen Städten in Beethovens Missa solemnis auf. Die Künstlerin gastierte in Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf und Zürich und unternahm auch Gastspiele und Konzertreisen in den USA, in England, Italien und in der Türkei. Bühnenpartien: Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, Gräfin in »Le nozze di Figaro«, Donna Elvira in »Don Giovanni«, Agathe im »Freischütz«, Elsa in »Lohengrin«, Freia im »Rheingold«, Gutrune in »Götterdämmerung«, Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Titelrolle in »Die Kluge« von C. Orff, Micaela in »Carmen«, Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, Desdemona in »Otello«, Alice Ford in »Falstaff« und Elisabeth in »Don Carlos« von Verdi, Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«. Sie war neben ihrem Wirken auf der Bühne eine geschätzte Konzert-, Oratorien- und Liedersängerin, wobei sie auch auf diesen Gebieten ein weit gespanntes Repertoire beherrschte. Nach Abschluss ihrer Karriere arbeitete sie in Augsburg als Pädagogin. Sie starb im Februar 2017.
Schallplatten: Electrola (»Die Zauberflöte«), DGG (»Cardillac« von P. Hindemith), Bärenreiter-Verlag (Bach-Kantaten), RCA (Missa solemnis von Beethoven), Westminster (Elsa in »Lohengrin«), Nonesuch (Missa solemnis von Beethoven unter G. Wand).
29.3. Maria ZVEZDINA: 100. Geburtstag
Sie begann ihr Gesangstudium am Konservatorium von Odessa und wurde mit diesem während des Zweiten Weltkrieges 1941-45 nach Swerdlowsk (Jekaterinburg) evakuiert, wo sie ihre Ausbildung fortsetzte, u.a. auch am Konservatorium von Kiew, das ebenfalls nach Swerdlowsk evakuiert worden war. 1948 wurde sie an das Bolschoi Theater Moskau berufen, dem sie während ihrer ganzen Bühnenkarriere bis 1973 angehörte. Sie debütierte dort im Februar 1949 als Gilda in »Rigoletto« und übernahm im Ablauf ihrer Karriere an diesem Haus Partien wie die Zerlina in »Don Giovanni«, die Barbarina wie die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Marzelline in »Fidelio«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Lakmé von Delibes, die Musetta in »La Bohème«, die Sophie in »Werther« von Massenet und die Titelpartie in der Oper »Schneeflöckchen« von Rimski-Korsakow. Auch als Konzert- und Rundfunksängerin wurde sie bekannt. 1949 war sie Preisträgerin beim Gesangwettbewerb anlässlich der Weltjugendfestspiele in Budapest; seit 1957 führte sie den Titel einer Verdienten Künstlerin der UdSSR. Sie starb 1973 in Moskau.
Schallplatten: Melodiya.
30.3. John Heddle NASH: 95. Geburtstag
Er war der Sohn des bekannten englischen Tenors Heddle Nash (1894-1961). Er wurde zuerst durch seinen Vater und durch Norman Walker ausgebildet und studierte dann an der Londoner Guildhall School of Music. Er begann seine Bühnenlaufbahn bei der Carl Rosa Opera Company, wo er u.a. als Schaunard in »La Bohème«, als Moralès in »Carmen«, als Silvio im »Bajazzo«, als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Don Giovanni, als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut« und als Valentin in »Faust« von Gounod auftrat, und sang dann während zehn Spielzeiten bei der Sadler’s Wells Opera London. Hier übernahm er u.a. den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, den Falke in der »Fledermaus«, den Gustl in Lehárs »Land des Lächelns«, den Silvio, den Malatesta in »Don Pasquale«, den Agamemnon in Offenbachs »La belle Hélène«, den Escamillo in »Carmen«, den Marcello in »La Bohème«, den Valentin und wieder den Don Giovanni. Er wirkte bei dieser Gesellschaft 1957 in der Uraufführung der Oper »A Tale of Two Cities« von Arthur Benjamin mit. Den Zurga in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und den Marcello sang er im englischen Fernsehen als Partner seines Vaters. Zu Beginn der sechziger Jahre wandte er sich mehr und mehr der Operette zu und betätigte sich als Konzertsänger. Er starb 1994 in London.
Schallplatten: HMV (Szenen aus der »Fledermaus«, 1961).
30.3. Diether DE LA MOTTE: 95. Geburtstag
Er studierte 1947-50 an der Nordwestdeutschen Musikakademie Komposition bei Wilhelm Maler, Chorleitung bei Kurt Thomas und Klavier. 1950-59 war er als Dozent für Komposition, Formenlehre und Klavier an der Düsseldorfer Landeskirchenmusikschule tätig. Ab 1955 verfasste de la Motte Musikkritiken für die Rheinische Post. 1959-62 arbeitete er als Lektor im Schott Musikverlag in Mainz. Er nahm an Kursen in Schloss Kranichstein bei Darmstadt (Internationale Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik) teil, u. a. bei dem Komponisten Ernst Krenek. Seit 1962 lehrte Diether de la Motte Komposition und Musiktheorie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. 1964 wurde er dort zum Professor ernannt und übernahm 1972 auch das Amt des Vizepräsidenten der Freien Akademie der Künste. 1982 ging er als Professor an die Hochschule für Musik und Theater Hannover. 1988 folgte er einem Ruf als Professor für Musiktheorie an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo er bis 1996 lehrte. Seit Dezember 2006 lebte er in Berlin, wo er 2010 starb. Zu seinen Schülern gehörten Manfred Tojahn, Charlotte Seither, Clemens Kühn, Gerhard Luchterhandt, Franz Zaunschirm, Detlev Glanert, Richard Beyer und Nikolaus Schapfl. Diether de la Motte war verheiratet mit Helga de la Motte-Haber (* 1938). Das kompositorische Schaffen von Diether de la Motte umfasst fast alle Gattungen und reicht von traditionellen Formen wie Bühnenwerken über Orchester-, Vokal- und Kammermusik bis hin zu experimentellen Veranstaltungen, Performances und Stücken mit grenzüberschreitenden Ideen. Neben seinem kompositorischen Schaffen ist Diether de la Motte vor allem als Musiktheoretiker weit bekannt. Seine Schriften zählen zur Standardliteratur für Studierende der Musik und der Musikwissenschaft. Grundlegend sind seine Veröffentlichungen zur musikalischen Analyse, zum Kontrapunkt und zur Harmonielehre.
30.3. Derrik OLSEN: 100. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium von Bern Piano bei Luc Balmer, 1942-46 am Conservatoire von Genf Gesang bei Rose Féart; private Studien bei Charles Panzéra in Genf und bei Ilona Durigo in Luzern (1943). 1944 begann er seine Bühnenkarriere am Grand Théâtre in Genf, an dem er (mit Unterbrechungen) bis 1969 immer wieder zu hören war, u.a. in der Spielzeit 1949-50 als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Ambroise in »Mireille« von Gounod, als Colline in Puccinis »La Bohème« und als Baron Douphol in »La Traviata«, 1955 als Thoas in Glucks »Iphigénie en Tauride«, 1960 als Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky und als Arzt in »Geneviève« von Aloys Fornerod, 1963 als Minister in »Fidelio«, 1964 als Oberpriester in Mozarts »Idomeneo«, 1967 als Monterone in »Rigoletto«, 1968 als Agent der Geheimpolizei in Menottis »The Consul« sowie in der Spielzeit 1968-69 als Onkel Bonze in »Madame Butterfly«, als Haushofmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Fafner in »Siegfried«, als Arzt in »Pelléas et Mélisande« und als Samiel im »Freischütz«. In den Jahren 1950-55 war er Mitglied des Stadttheaters von Basel. Mit dem Ensemble dieses Hauses gastierte er bei den Festspielen von Schwetzingen. Er trat beim Holland Festival 1958 in »Von heute auf morgen« von A. Schönberg (als der Ehemann), 1967 in »Monsieur de Pourceaugnac« von Frank Martin auf. 1959 hörte man ihn beim Maggio Musicale von Florenz in einem Konzert, 1961 gastierte er am Teatro Colón Buenos Aires, 1966 an der Oper von Monte Carlo. Am 5 März 1963 wirkte er an der Piccolo Scala in Mailand in der Uraufführung der Oper »Tiresias« von Fr. Poulenc in der Rolle des Ehemanns mit. Weitere Gastspiele am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Berliner Staatsoper, am Opernhaus von Zürich, in Luzern, Kassel und Marseille. Aus der Vielzahl von Gestalten, die er auf der Bühne zur Darstellung brachte, seien nur der Graf in »Le nozze di Figaro«, der Masetto in »Don Giovanni«, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Don Pizarro in »Fidelio«, der Basilio wie der Bartolo im »Barbier von Sevilla«, der Jago in Verdis »Otello«, der Germont-père in »La Traviata«, der Fra Melitone in »La forza del destino«, der Fliegende Holländer, der Telramund in »Lohengrin«, der Titurel wie der Klingsor in »Parsifal«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Malatesta in »Don Pasquale«, der Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert und der Achilles in »Penthesilea« von Othmar Schoeck genannt. Ein fast noch umfassenderes Repertoire trug der Künstler im Konzertsaal vor, das von der Barock-Epoche bis zu zeitgenössischen Werken von W. Burkhard, A. Honegger, Frank Martin, H. Sutermeister, W. Vogel und K. Huber reichte. Am Stadttheater von Basel wirkte er in der deutschsprachigen und zugleich Schweizerischen Erstaufführung von G.C. Menottis »Der Konsul« (Spielzeit 1950-51 als Agent der Geheimpolizei) und in der Schweizerischen Erstaufführung von »Les mamelles de Tirésias« von Fr. Poulenc (Spielzeit 1956-57 als Mari) mit. Er wirkte in Basel in den Uraufführungen der Opern »Leonore 40/45« von Rolf Liebermann (1952) und »Titus Feuerfuchs« von Heinrich Sutermeister (1958) mit; er sang Partien in den Uraufführungen der oratorischen Werke »Cantate de Noël« von A. Honegger (1953 Basel), »Cantata profana« (1961 Basel) und »Flut« (1955 Basel), beide von Rudolf Kelterborn, »Le Mystère de la Nativité« von Frank Martin (1959 Genf) und »Gilgamesch-Epos« von B. Martinù (Basel 1958). Er entfaltete zahlreiche weitere künstlerische Aktivitäten. So war er Mitglied des Quatuor Vocal de Genève (mit Ellen Benoit-Favre, Juliette Salvisberg und Hugues Cuénod), 1958-70 künstlerischer Leiter des Radioorchesters Beromünster in Zürich und langjähriger Mitarbeiter von Radio DRS in Zürich und Basel, wo er seinen Wohnsitz hatte. Er starb 1997 in Basel.
Schallplatten: Decca (»Pelléas et Mélisande«) MMS (»Il Combattimento di Tancredi e Clorinda« von Monteverdi), CT (»Die schwarze Spinne« von H. Sutermeister), Ex Libris, Westminster (»Le Vin herbé« von F. Martin), Philips, Handel Society, Concert Hall (»Apollo e Dafne« von Händel), Helikon (»Wagadus Untergangh« von Wladimir Vogel).
31.3. Ruth SCHOB-LIPKA: 95. Geburtstag
Sie absolvierte ihr Gesangstudium hauptsächlich bei E. Schneider in Leipzig und debütierte 1952 beim Sächsischen Landestheater in Döbeln (Sachsen) in Flotows »Martha«. Sie hatte dann nacheinander Engagements am Landestheater von Eisenach (1954-58) und am Stadttheater von Halle (Saale), hier in den Jahren 1958-62. 1962 wurde sie an die Komische Oper Berlin verpflichtet, an der sie eine langjährige, sehr erfolgreiche Karriere entfalten konnte. Dabei war sie auf der Bühne wie auch im Konzertsaal in einem umfangreichen Repertoire zu hören. Von ihren Bühnenpartien seien hier nur die Azucena im »Troubadour«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Agnes in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Filipjewna wie die Larina in »Eugen Onegin« und die Herodias in »Salome« von R. Strauss genannt. Ihre große Glanzrolle war die Königin in der Offenbach-Operette »Ritter Blaubart«, die sie in den Jahren 1963-92 an der Komischen Oper Berlin in insgesamt 369 Vorstellungen sang. Gastspiele, vornehmlich an den führenden Theatern in Ostdeutschland. 1994 nahm sie an der Komischen Oper Berlin in der Operette »Eine Nacht in Venedig« von Johann Strauß ihren Bühnenabschied. Sie war verheiratet mit dem Bratschisten Alfred Lipka. Sie starb im März 2011.
Schallplatten: Telefunken (»Die Verurteilung des Lukullus« von Paul Dessau), Amadeo-Polygram (»Orpheus in der Unterwelt« von J. Offenbach).