IN MEMORIAM-Geburtstage im Juni 2024
Berücksichtigung fanden runde und halbrunde Geburtstage
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
2.6. Alan CROFOOT: 95. Geburtstag
Er studierte anfänglich Psychologie und war als Dozent an der University of Michigan tätig. Als man seine schöne Stimme entdeckt hatte, ließ er diese u.a. durch Chase Baromeo in Ann Arbor, durch Aksel Schiøtz und durch Herman Geiger-Torel in Toronto ausbilden. Nachdem er bereits als Konzertsänger in Erscheinung getreten war, fand sein Bühnendebüt 1956 an der Canadian Opera in Toronto als Spoletta in »Tosca« statt. 1960-63 war er an der Sadler’s Wells Opera London engagiert, wo er u.a. 1962 den Lilaque-père in der englischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Boulevard Solitude« und den Styx in Offenbachs »Orphée aux Enfers« sang. An der North Shore Opera New York gastierte er 1965-66 als Basilio in »Le nooze di Figaro« und als Gremio in »The Taming of the Shrew« von Vittorio Giannini, 1966 an der Oper von New Orleans in der Uraufführung der Oper »Markheim« von Carlisle Floyd, 1968 als Steuermann in »Der fliegende Holländer« und 1971 als Herodes in »Salome« von R. Strauss, den er bereits 1967 an der Oper von San Antonio gesungen hatte. An der San Francisco Opera hörte man ihn 1967-69 als Alcindoro in »La Bohème«, als Pulici in der amerikanischen Erstaufführung von G. Schullers »The Visitation«, als Creditor in »Christopher Columbus« von D. Milhaud, als Goro in »Madame Butterfly«, in einer kleinen Rolle in der amerikanischen Erstaufführung von K. Weills »Royal Palace«, als 3. Jude in »Salome« und als Pong in Puccinis »Turandot«. 1973 hörte man ihn in Washington als Sellem in Strawinskys »The Rake’s Progress«, an der New York City Opera 1975 wieder als Herodes, an der Miami Opera 1977 als Missail in »Boris Godunow«, an der Oper von Boston 1977 als Jupiter in »Orphée aux Enfers«. 1978 gastierte er an der Metropolitan Oper New York 11mal als Zirkusdirektor in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1973-74 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Bürgermeister in »Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem. In Kanada war er an der Oper von Vancouver anzutreffen (1964 als Alcindoro, 1969 als Herodes, 1971 in den vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, 1972 als Pong), auch in Toronto (1967 in den vier Dienerrollen) und an der Oper von Edmonton (1969 als Magier in »The Consul« von Menotti). Er trat auch als Schuiskij in »Boris Godunow«, als Truffaldino in Prokofjews »L’Amour des trois oranges« und als Fatty in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill auf. Er nahm an Fernsehaufführungen von Opern im kanadischen wie im Fernsehen der USA teil. Pädagogische Tätigkeit am Banff Centre for the Arts in Alta (Kanada). Er starb 1979 in Dayton (Ohio) durch Selbstmord. Er war zeitweilig verheiratet mit der Sopranistin Dodi Protero (1931-2007).
Schallplatten: HMV, Decca (»Orphée aux Enfers«), VAI (Ägisth in »Elektra« mit Inge Borkh in der Titelrolle, New Orleans 1966).
3.6. Neven BELAMARIĆ: 75. Geburtstag
Er studierte Gesang an der Musikakademie von Zagreb bei Zlatko Sir und schloss dieses Studium 1973 ab. 1974 legte er sein Examen in der Naturwissenschaftlichen Fakultät der dortigen Universität im Fach Theoretische Physik ab. Er setzte sein Gesangstudium bis 1981 an der Musikhochschule in Wien und in Meisterkursen bei Kim Borg und Friedrich Brenn in Salzburg fort; er belegte Spezialkurse für den Lied- und Oratoriengesang bei Erik Werba. 1979-82 war er im Opernstudio der Wiener Staatsoper tätig, wo er durch Otto Wiener betreut wurde. Während dieser Zeit trat er an der Wiener Staatsoper auch in kleineren Rollen auf (u.a. als alter Diener in »Elektra« von R. Strauss, als Marquis d’Obigny in »La Traviata«, als Angelotti in »Tosca« und als Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg«). Seit 1981 trat er als einer der Hauptsolisten an den Nationalopern von Ljubljana und Zagreb auf. Seit 1994 bestanden Engagements an deutschen Opernhäusern, zuerst am Landestheater von Coburg (1994-95), dann am Theater von Cottbus (1995-96) und seit 1996 an der Komischen Oper Berlin. Dabei setzte er seine Karriere in seiner Heimat weiter fort. So sang er 2000 am Opernhaus von Ljubljana den Iwan Susanin in M. Glinkas »Ein Leben für den Zaren«. Gastspiele führten ihn an die Opernhäuser in Wien und Salzburg, in Graz und in Prag, in Moskau und Kiew, in Budapest, Barcelona und Luxemburg. Er nahm an einer Tournee mit »Pelléas et Mélisande« durch Holland teil, ebenso an einer Tournee mit der Matthäuspassion und dem Weihnachtsoratorium von J.S. Bach durch Spanien. Auf der Bühne sang er ein umfangreiches Repertoire mit Partien wie dem König Philipp in Verdis »Don Carlos«, dem Zaccaria in dessen »Nabucco«, dem Pater Guardian in »La forza del destino«, dem Titelhelden wie dem Commendatore in »Don Giovanni«, der Titelfigur in Rossinis »Mosè in Egitto«, dem Kaspar im »Freischütz«, dem Landgrafen in »Tannhäuser«, dem Fliegenden Holländer, dem Wotan im »Rheingold« wie in der »Walküre«, dem Gurnemanz in »Parsifal«, dem Jochanaan in »Salome« und dem Orest in »Elektra« von R. Strauss, dem Marcel in Meyerbeers »Hugenotten«, dem Mephisto in »Faust« von Gounod, dem Boris Godunow und dem Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, dazu trat er in Partien aus dem Bereich der kroatischen Oper auf. Er nahm regelmäßig an den Festivals von Zagreb, Split, Dubrovnik und Ljubljana teil. 2001 trat er an der Komischen Oper Berlin als Monterone in »Rigoletto« auf. Im Konzertsaal hatte er seine Erfolge in einem ähnlich weit gespannten Repertoire, vor allem auch bei seinen Liederabenden. Er starb 2006 in Zagreb.
Schallplatten: Vollständige Aufnahmen der Oper »Irrelohe« und »Christophorus« von Franz Schreker; »Letzte Lieder der Meister«.
5.6. Ludovic KONYA: 85. Geburtstag
Er studierte Gesang für die Fächer Oper, Oratorium und Lied in Bukarest. Sein Debüt als Opernsänger gab er 1966 an der Staatsoper Bukarest als Valentin in Charles Gounods Oper Faust. Bis 1971 war er Mitglied der Bukarester Staatsoper, danach wechselte er als festes Ensemblemitglied an die Ungarische Oper in Cluj. Ab 1974 sang er am Opernhaus Graz. Er debütierte dort im Oktober 1974 als Lord Enrico Ashton in Lucia di Lammermoor. Seit 1976 war er dort festes Ensemblemitglied. Konya sang im Laufe seines Engagements in Graz Partien aus dem französischen, italienischen, slawischen und deutschen Repertoire. Er übernahm hauptsächlich die großen Bariton-Rollen in den Opern von Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini. Konya war ein Sänger, der Partien aus den unterschiedlichsten Stimmfächern interpretierte. Er sang Rollen für Kavaliersbariton, Charakterbariton und Heldenbariton, bis hin zu Bassbuffo-Rollen (Spielbass, Charakterbass). Er sang in Graz unter anderem folgende Baritonrollen: Giorgio Germont in La Traviata, Marquis Posa in Don Carlos, die Titelrolle in Simon Boccanegra (Spielzeit 1982/83), Amonasro in Aida, Lescaut in Manon Lescaut (Spielzeit 1981/82), Scarpia in Tosca, Alfio in Cavalleria rusticana (Spielzeit 1984/85), die beiden Figaro-Rollen in Die Hochzeit des Figaro (Spielzeit 1985/86) und Der Barbier von Sevilla, Masetto in Don Giovanni (Spielzeit 1986/87), Donner in Das Rheingold (1987–90; Inszenierung: Christian Pöppelreiter), Baron Douphol in La Traviata (Spielzeit 1990/91), Sharpless in Madame Butterfly (Spielzeit 1991/92; Regie: Peter Konwitschny) und Christian (Cristiano) in Un ballo in maschera (Spielzeit 1992/93). Im Bassbuffo-Fach sang er in Graz u. a. Kezal in Die verkaufte Braut, Dulcamara in Der Liebestrank (Premiere: Spielzeit 1981/82), Fra Melitone in Die Macht des Schicksals, den Mönch Warlaam in Boris Godunow (Spielzeit 1986/87) und Benoit in La Bohème (Spielzeit 1996/97). In der Spielzeit 1985/86 sang er außerdem die Bass-Partie des Theseus in der Grazer Erstaufführung der Oper Ein Sommernachtstraum von Benjamin Britten. In der Spielzeit 1980/81 übernahm er die Rolle des Geigenvirtuosen Daniello in einer Inszenierung der selten aufgeführten Oper Jonny spielt auf (Premiere: Oktober 1980, Regie: Axel Corti); diese Rolle hatte er im Juni 1980 im Theater an der Wien auch bei der Vorpremiere im Rahmen der Wiener Festwochen gesungen. In der Spielzeit 1985/86 interpretierte er dann am Opernhaus Graz die Rolle des Königs Salomo in Karl Goldmarks selten gespielter Oper Die Königin von Saba. In der Spielzeit 1988/89 übernahm er an der Grazer Oper den Leutnant Zuniga in einer Neuinszenierung der Oper Carmen (Premiere: Dezember 1988) und die Partie des Lord Syndham in einer Neueinstudierung der Oper Zar und Zimmermann (Premiere: April 1989). Im Sommer 1989 interpretierte er die Partie des Komponisten/Musikers in der Oper Prima la musica e poi le parole von Antonio Salieri in einer Freilichtaufführung auf dem Grazer Sschlossberg. In der Spielzeit 1991/92 sang er die Bass-Partie des Rocco in einer Neuproduktion der Oper Fidelio (Premiere: Februar 1992, Regie: Hans Hollmann). In der Spielzeit 1993/94 übernahm er die Rolle des Erbförsters Kuno in einer Neuinszenierung von Carl Maria von Webeers Oper Der Freischütz (Premiere: Februar 1994). In der Spielzeit 1994/95 sang er die Bass-Partie des Biterolf in einer Neuinszenierung der Wagner-Oper Tannhäuser (Premiere: Februar 1995). In der Spielzeit 1995/96 übernahm er am Grazer Opernhaus die Partie des Zweiten Geharnischten in der Oper Die Zauberflöte in einer Neuinszenierung von Christian Pöppelreiter. Im Juli 1997 sang er im Rahmen der Styriarte in Graz die Rollen Hassan/Burgvogt in der konzertanten Uraufführung von Franz Schuberts letzter Oper Der Graf von Gleichen, in einer Fassung von Richard Dünser. Zu seinem Charakterrollen gehörten u. a. Doktor in Wozzeck, Pistola in Falstaff und Don Alfonso in Così fan tutte. Mit dem Don Alfonso trat er 1989 auch bei einem Gastspiel in Singapur auf. An der Wiener Staatsoper gastierte Konya als Tierbändiger in Lulu (November 1983) und als 1. Landsknecht in der Oper Der Rattenfänger von Friedrich Cerha (Oktober 1987). Seine Abschiedsvorstellung an der Grazer Oper war am 19. Juni 2004 mit der Titelrolle in Gianni Schicchi. Konya lebte im Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau in Graz und in Ungarn. Konya starb 2014 unerwartet im Alter von 75 Jahren in Graz.
Für die Schallplatte nahm Konya Lieder des rumänischen Komponisten Nicolae Bretan auf.
6.6. Louis ANDRIESSEN: 85. Geburtstag
Er war der Sohn des Komponisten und Dirigenten Hendrik Andriessen und jüngster Bruder des Komponisten Jurriaan Andriessen. Er studierte am Königlichen Konservatorium in Den Haag bei seinem Vater und bei Gerard Hengeveld (Piano) sowie bei Kees van Baaren. Weitere Studien absolvierte er 1962-63 in Mailand bei Luciano Berio sowie in Berlin 1964-65 (Stipendium der Fordstiftung). Ab 1974 lehrte er selbst am Königlichen Konservatorium in Den Haag Instrumentation und Komposition und war freischaffender Komponist. 1977 erhielt er für seine Komposition De Staat einen ersten Preis des von der UNESCO ausgeschriebenen Kompositionswettbewerbs. 2008 wurde er zum Ehrenmitglied der Internationalen Society for Contemporary Music ISCM gewählt. Andriessen war ein Künstler, dessen „Entwicklung entscheidend von den politischen Umbrüchen der sechziger Jahre beeinflusst wurde“. So war er Mitglied eines Komponisten-Kollektivs, das 1969 die antiimperialistische Oper Rekonstruktion (Reconstructie) schrieb. Mit diesem Kollektiv, zu dem Misha Mengelberg, Peter Schat, Jan van Vlijmen und Reinbert de Leeuw gehörten, aber auch mit Willem Breuker und Harry Mulisch führte er während eines Konzertes von Bernard Haitink und dem Concertgebouw-Orchester die Notenkrakersactie durch, um die Aufführung zu verhindern. Er war Mitbegründer der Ensembles Orkest De Volharding (Bläser-Ensemble) (für das er 1972-76 schrieb) und Holetus (1976); mit den Ensemblestücken De Volharding und Hoketus fand er zugleich die Namen für die beiden Instrumentalensembles, mit denen er seine Vorstellungen der Produktion von Musik realisieren konnte – „als Einheit von Schöpfer und Ausführenden“. In seinem Kompositionsstil lassen sich Einflüsse von Strawinski wie auch der Minimal Music bemerken. Er beschäftigte sich mit unterschiedlichen musikalischen Gattungen und Kunstformen – auch mit Musiktheater und Film. So entstand in Zusammenarbeit mit Peter Greenaway der Film M is for Man, Music, Mozart. Andriessens kompositorisches Schaffen ist von der Überzeugung geprägt, dass Musik nicht abzukoppeln ist vom gesellschaftlichen und politischen Kontext, in dem sie entsteht und erklingt. Zahlreiche Artikel tragen seinen Namen, zumeist veröffentlicht in The Art of Stealing Time. Mit Elmer Schönberger verfasste er 1982 das Buch Het Apollinisch Uurwerk (übersetzt von Jeff Hamburg als The Apollonian Clockwork, Oxford University Press) eine Studie über Igor Strawinsky. 1994 war er künstlerischer Direktor des Meltdown Festival in London. Außerdem leitete er das jährliche International Young Composers Meeting in Apeldoorn, Niederlande. Andriessen litt an der Alzheimer-Krankheit. Er starb am 1. Juli 2021 in seiner Wohnung in Weesp.
6.6. Alberto RINALDI: 85. Geburtstag
Sein Vater war ein angesehener Musiklehrer. Studium an der römischen Accademia di Santa Cecilia bei Armando Piervenanzi. Er gewann 1963 den Gesangwettbewerb von Spoleto und debütierte dort als Titelheld in Verdis »Simon Boccanegra«. Er sang dann an den führenden italienischen Theatern, zumal an der Oper von Rom und am Teatro San Carlo von Neapel. Seit 1965 trat er immer wieder am Teatro Comunale Bologna auf, u.a. als Ford in Verdis »Falstaff«, als Billy Budd in der gleichnamigen Oper von Giorgio Federico Ghedini und als Amonasro in »Aida«. Seit 1964 gastierte er am Teatro Fenice Venedig (u.a. 1970 als Figaro im »Barbier von Sevilla«), seit 1965 auch am Teatro Massimo Palermo (u.a. als Gianni Schicci von Puccini, als Enrico in »Lucia di Lammermoor« und in »Il Campanello« von Donizetti). Beim Maggio Musicale von Florenz sang er 1965 den Billy Budd, 1970 den Ford, am Teatro Comunale Florenz 1970 den Prosdocimo in Rossinis »Il Turco in Italia«. An der Mailänder Scala war er 1967 als Ottono in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea« zu hören, 1970 als Lescaut in »Manon« von Massenet, 1970 und 1988 als Belcore in »L’Elisir d’amore«, 1971 und 1984 als Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1975 als Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, 1976 als Albert in »Werther« von Massenet, 1981 und 1984 als Silvio im »Bajazzo«, an der Piccola Scala 1973 als Slook wie als Tobia Mill in »La Cambiale di matrimonio« von Rossini, 1975 als Carbolone in »Il marito disperato« von Cimarosa. 1987 war er mit dem Ensemble der Scala an der Berliner Staatsoper als Dandini zu Gast. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence hatte er 1967 einen großen Erfolg als Guglielmo in »Così fan tutte«. 1970 gastierte er an der Oper von San Francisco als Guglielmo. Am Grand Théâtre in Genf gastierte er 1970 als Dandini, 1986 als Ford, 2010 und 2012 als Bartolo im »Barbier von Sevilla«. Am Teatro Regio Turin gastierte er in den Jahren 1971-2000 u.a. als Ford, als Graf Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Taddeo in »L’Italiana in Algeri« von Rossini und als Jupiter in der Offenbach-Operette »Orphée aux enfers«. 1971 sang er an der Oper von Monte Carlo den Masetto in »Don Giovanni«, 1974 den Ford. In den Jahren 1972-88 trat er häufig als Gast am Teatro Margherita in Genua auf. 1973-74 wirkte er bei den Festspielen von Edinburgh als Masetto mit. 1975 erschien er bei den Festspielen von Bregenz als Malatesta in »Don Pasquale«. Beim Glyndebourne Festival sang er 1980 den Ford, 1981 und 1984 den Figaro in »Le nozze di Figaro« sowie 1983 den Dandini. An der Londoner Covent Garden Oper gastierte er 1981 und 1997 als Belcore, 1986 als Enrico. An der Wiener Staatsoper debütierte er 1982 als Enrico und trat bis 2009 hier außerdem noch als Belcore wie als Dulcamara in »L’Elisir d’amore«, als Dandini in »La Cenerentola«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Figaro wie als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Germont in »La Traviata«, als Lescaut sowohl in Puccinis »Manon Lescaut« als auch in Massenets »Manon«, als Silvio, als Marcello in »La Bohème«, als Taddeo, als Marchese in Donizettis »Linda di Chamounix« und als Gianni Schicchi auf. 1986 nahm er an der Japan-Tournee der Wiener Staatsoper teil, bei der er den Titelhelden in »Le nozze di Figaro« vortrug. Sehr erfolgreich gastierte er an der Opéra-Comique Paris (1984 als Graf Robinson), am Théâtre des Champs-Élysées Paris (1988 als Gottardo in Rossinis »La Gazza ladra«) und an der Opéra Bastille Paris (2005 und 2009-10 als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 2006 als Dulcamara), in Prag, Leningrad, Chicago und Rio de Janeiro. Beim Maggio Musicale von Florenz und bei den Festspielen von Aix-les-Bains bewunderte man seine Interpretation von Mozart- und Rossini-Partien. 1987 sang er am Opernhaus von Köln in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, 1988 bei seinem einzigen Auftritt an der Metropolitan Oper New York den Belcore und bei den Rossini-Festspielen von Pesaro in »Il Signor Bruschino«, 1989 in Köln und bei den Festspielen von Schwetzingen in »La cambiale di matrimonio«, wiederum von Rossini; 1990 trat er bei diesen Festspielen in »La scala di seta« von Rossini auf. 1991 Gastspiel am Opernhaus von Bonn als Figaro im »Barbier von Sevilla«, an der Opéra de Wallonie Lüttich als Nabucco von Verdi, 1993 am Teatro San Carlos Lissabon als Podestà in Rossinis »La gazza ladra«. 1993 gastierte er an der Staatsoper München als Leporello in »Don Giovanni«, 1994 als Dandini, 1995 als Figaro in »Le nozze di Figaro«, ebenso 1995 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Geronio in Rossinis »Il Turco in Italia«. 1997 sang er an der Staatsoper von Dresden die Titelrolle in der Oper »Il Re Teodoro in Venezia« von Paisiello, 1998 am Staatstheater Wiesbaden den Falstaff von Verdi, in Brüssel den Don Pasquale von Donizetti. 2000 gastierte er an der Münchner Staatsoper als Dandini, 2001 am Teatro Costanzi in Rom als Rambaldo in Puccinis »La Rondine«. Sein lyrischer Bariton wurde besonders in Mozart- und Rossini, allgemein in Belcanto-Partien, geschätzt. Er übernahm in einem späteren Abschnitt seiner Karriere auch Bassbuffo-Rollen. Er starb 2023 in Rom.
Schallplatten: HMV (Masetto in »Don Giovanni«), DGG (»Il matrimonio segreto« von Cimarosa, »Il Campanello« von Donizetti), Philips (»Pagliacci«), Capriccio (»Madame Butterfly«), Melodram (»L’Africaine« von Meyerbeer), Fonit-Cetra (»La gazza ladra« von Rossini, »La Rondine« von Puccini), Ricordi/BMG (Rospolone in »La Molinara« von G. Paisiello), Frequenz (»Madame Butterfly«); Warner-Video (»La cambiale di matrimonio«, »Il Signor Bruschino« und »La scala di seta« von Rossini).
6.6. Unni RUGTVEDT: 90. Geburtstag
Sie war am Konservatorium von Oslo Schülerin von Oskar Raum, dann von Käthe Sundström in Stockholm, von Max Lorenz in München und Clemens Kaiser-Breme in Essen. 1964 Bühnendebüt an der Königlichen Oper Stockholm als Ulrica in Verdis »Maskenball«, nachdem sie bereits zuvor als Konzertaltistin aufgetreten war. 1964 gewann sie Gesangwettbewerbe in Venedig und Stockholm. Große Karriere an der Oper von Stockholm, bei den Festspielen im Schloss Drottningholm, an den Opernhäusern von Oslo, Hannover, Toulouse, Florenz und Neapel, wo sie als Gast erschien. 1972 folgte sie einem Ruf an die Wiener Staatsoper (Debüt als Dryade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), wo sie bis 1976 in insgesamt 177 Vorstellungen als Ensemblemitglied mitwirkte, u.a. als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Schwertleite in der »Walküre«, als 1. Norn in »Götterdämmerung«, als Hata in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als 3. Dame in der »Zauberflöte«, als Maddalena in »Rigoletto«, als Suzuki in »Madame Butterfly«, als Lucia in »Cavalleria rusticana«, als Berta im »Barbier von Sevilla«, als Larina in »Eugen Onegin«, als Mercédès in »Carmen« und als Federica in Verdis »Luisa Miller«. Sie wirkte auch bei den Bayreuther Festspielen mit (1968-69 als Rossweiße in der »Walküre« und mit dem Alt-Solo in »Parsifal«, 1969 auch als Mary) und setzte ihre erfolgreiche Karriere im Konzertsaal fort. Die Künstlerin trat in Opernsendungen des italienischen, schwedischen und norwegischen Fernsehens auf. Sie starb im Jahr 1997.
Schallplatten: DGG.
6.6. Bogusław SCHAEFFER: 95. Geburtstag
Er studierte zunächst in Opole Violine, später an der Staatlichen Musikhochschule Krakau Komposition bei Artur Malawski. Bis 1953 studierte er an der Jagiellonen-Universität Musiktheorie bei Zdzislaw Jachimecki. 1952-57 war er Musikredakteur beim Polnischen Rundfunk in Krakau, danach unterrichtete er 1954-58 an der Jagiellonen-Universität Musikwissenschaft. 1963-98 war Schaeffer Lehrer, ab 1989 Professor für Komposition an der Musikhochschule Krakau. Daneben gab er 1967-73 die Zeitschrift Forum Musicum heraus. 1986 erhielt er eine Gastprofessur, 1989 eine ordentliche Professur am Mozarteum in Salzburg, die er bis 2002 innehatte. Neben rund 550 Kompositionen in 23 Genres verfasste Schaeffer auch Bücher zur Musiktheorie und -geschichte des 20. Jahrhunderts sowie mehr als 40 Theaterstücke. Er starb 2019 in Salzburg.
9.6. Rolf LANGENFASS: 80. Geburtstag
Nach erfolgreicher Matura studierte er in München Theaterwissenschaft. Seine Ausbildung zum Kostüm- und Bühnenbildner erhielt er an der Wimbledon School of Art in London. Seit 1975 arbeitete er sehr oft in Österreich, wie z. B. für die Wiener Staatsoper (Die verkaufte Braut 1982 und Manon Lescaut 1986), die Wiener Volksoper (My Fair Lady), das Theater an der Wien, das Burgtheater und das Wiener Volkstheater und erhielt auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Weiters wirkte er bei den Salzburger (Baal 1981, Der Zerrissene 1982-84 und Un re in ascolto 1984) und den Bregenzer Festspielen (Kiss me, Kate 1983) und den Münchner Opernfestspielen (Der Barbier von Bagdad, Capriccio) mit und war eng mit der Grazer Oper (La Périchole und Singing in the Rain) verbunden. Einladungen erhielt er auch an die Opernhäuser in Düsseldorf, Hamburg, Köln, München, Berlin, Göteborg, Oslo, Basel, Zürich sowie in New York an die Metropolitan Opera (mit Harold Prince Faust und mit Otto Schenk Der Ring des Nibelungen, Parsifal, Die Meistersinger von Nürnberg und Don Pasquale) und City Opera (Don Giovanni). Das im April 2004 eröffnete Sisi-Museum in der Wiener Hofburg gestaltete er maßgeblich mit, ebenso die Renovierung im Juni 2009. 1993-2011 war Langenfass Ausstatter der Seefestspiele Mörbisch, er zog 2012 im Streit seinen Namen von der Zigeunerbaron-Produktion zurück. Von 1997 bis zu seinem Tod fungierte er als Ausstattungsleiter des Theaters in der Josefstadt. Am 11. Februar 2011 ging Langenfass mit Michael Eibl im Schloss Mirabell eine eingetragene Partnerschaft ein. Die Zeremonie leitete der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden, Trauzeugen waren Otto Schenk und Helmuth Lohner. 2012 starb Rolf Langenfass nach langer Krankheit in Wien.
10.6. Luciano DI PASQUALE: 60. Geburtstag
Er studierte bei Elio Battaglia und Regina Resnik. Vor allem in Partien von Mozart und Rossini konnte er sich einen Namen machen und war damit u. a. in Rom, Florenz, Mailand, Triest, Palermo, Bologna, Turin, Toulouse, Avignon, Lyon, Bordeaux, Nizza und Toulon zu Gast. Gastspiele umfassten Don Magnifico (»La Cenerentola«) beim Glyndebourne Festival und dem New National Teatre Tokio, Sagrestano (»Tosca«) an der Opéra National de Paris und Don Bartolo (»Il barbiere di Siviglia«) an der Opéra National de Bordeaux, der Opéra de Tours, der Deutschen Oper Berlin und dem Glyndebourne Festival. Zudem war er am Gran Teatre del Liceu, dem Wexford-Festival, dem Moskauer Kreml-Theater, der Opéra de Lausanne, dem Brüsseler Opernhaus La Monnaie sowie der Oper Graz zu erleben. Seit 2008 war Luciano Di Pasquale zudem künstlerischer Leiter des Festivals »ArteinCanto« in Baschiano. Er arbeitete mit namhaften Dirigenten wie Zubin Mehta, Bruno Campanella, Vladimir Jurowski, Daniele Callegari und Gianluigi Gelmetti zusammen. Er starb im März 2021.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.lucianodipasquale.it/
10.6. Horst LUNOW: 95. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium der Stadt Berlin und an der Berliner Musikhochschule und wurde auch im Opernstudio der Städtischen Oper Berlin ausgebildet; dort nahm er bereits 1958 an der Uraufführung von Darius Milhauds »Fiesta« und an der von Humphrey Searles »Tagebuch eines Irren« teil. 1959 debütierte er am Staatstheater von Dessau als Silvio im »Bajazzo« von Leoncavallo. 1961 wurde er an die Berliner Staatsoper verpflichtet, an der er eine langjährige Karriere hatte. Man hörte ihn dort als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Grafen in »Die Hochzeit des Figaro«, als Ottokar im »Freischütz«, als Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing und in vielen anderen Partien. Gastspiele führten ihn, zumeist mit dem Ensemble der Berliner Staatsoper, nach Kopenhagen, Lausanne, Helsinki, Paris, Kairo, Warschau, Moskau, Sofia, Budapest und Florenz. 1966 nahm er an der Berliner Staatsoper, deren Mitglied er bis zu seinem Tod 1974 blieb, an der Uraufführung der Oper »Esther« von R. Hanell teil. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er ein angesehener Konzertsolist.
Schallplatten der Marke Eterna; auf Philips sang er den Marullo in einer vollständigen »Rigoletto«-Aufnahme und in »Der Mond« von Carl Orff.
10.6. Ludmilla SYKINA: 95. Geburtstag
Sie entstammte einer ganz armen Familie, lernte mit 13 Jahren das Gitarrenspiel und trug dazu gerne russische Zigeuner-Romanzen vor. Sie wurde 1947 Mitglied des Pjatnitzky-Volkschores, ließ aber ihre Stimme durch den Dirigenten dieses Chores, den Komponisten Wladimir Grigorjewitsch Sacharow, weiter ausbilden. Sie vollendete ihr Gesangstudium in Moskau bei Klawdia Schuljshenko und bei der berühmten Altistin Nadeshda Oboukhova und nach deren Tod 1961 bei Lydia Russlanowa. Dann begann sie eine große internationale Karriere als Konzert- und Rundfunksängerin. Ihr Vortrag russischer Lieder und namentlich der bereits erwähnten Romanzen, galt als unvergleichlich; letztere sang sie zumeist in Bearbeitungen großer Komponisten wie Sergej Rachmaninoff, Mili Balakirew und Nikolai Rimski-Korsakow. Ihr Lieblingslied »Ach, du Wajnka« in der Fassung von Rachmaninoff wurde in besonderer Weise kennzeichnend für die Sängerin, die zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt wurde. Nicht allein in Russland sondern in einer weltweiten Karriere hat man ihre Kunst bewundert, wobei sie mit besonderem Erfolg in Nordamerika auftrat. 1978 wurde das Volks-Ensemble »Rossija« unter dem Dirigenten Wiktor Gridin gegründet, das russische Volksmusik auf höchstem künstlerischem Niveau gestalten sollte; Ludmilla Sykina trat diesem Ensemble als erste Solistin bei und unternahm damit weitere Konzert-Tourneen in aller Welt. Sie starb 2009 in Moskau.
Die Stimme der beliebten Sängerin ist nicht allein durch ihre Auftritte sondern vielleicht mehr noch durch ihre zahlreichen Schallplattenaufnahmen bekannt geworden, die unter dem Etikett von Melodiya (staatliche sowjetrussische Plattenproduktion) erschienen sind.
12.6. Wolfgang EQUILUZ: 70. Geburtstag
Der Sohn des Tenors Kurt Equiluz (1929-2022) und seiner ersten Ehefrau Elisabeth Equiluz (1926–2017) machte nach der Matura seine ersten musikalischen Erfahrungen als Musiker und Komponist in diversen Bands. Sein Gesangstudium (ab 1975) am Konservatorium der Stadt Wien schloss er 1981 in der Musical- und Operettenklasse ab. 1980-85 arbeitete er als freiberuflicher Gesangssolist, Schauspieler und Kabarettist. 1985-2015 war er Mitglied im Chor der Wiener Staatsoper, ab 1987 auch Solist kleiner Partien. Als Chormitglied wirkte er ebenso bei den Salzburger Festspielen mit, dort sang er bei der Uraufführung (15.08.1986) der Oper Die schwarze Maske von Krzysztof Penderecki den Doktor Knoblochzer. 2009 wurde er für seine fünfundzwanzigjährige Zugehörigkeit im Staatsopernchor mit dem goldenen Ehrenring der Wiener Staatsoper ausgezeichnet, 2011 erhielt er das Verdienstkreuz des Landes Salzburg für dreißig Jahre Mitwirkung bei den Salzburger Festspielen. Er war auch Schriftseller und Komponist: Er schrieb unter anderem die Komödien: Ein Mann? Ein Mord?, aufgeführt am 3. April 1997 und Ein Schuss am Wörthersee, aufgeführt am 27. Dezember 2019, beide am Theater Center Forum. Auch sammelte er Anekdoten über den Chor der Wiener Staatsoper: Und was machen Sie hauptberuflich? Amüsantes rund um den Chor der Wiener Staatsoper (2002) und Schuld ist immer nur der Chor, mit Zeichnungen von Rolando Villazón (2010). 2017 erschien im Musikverlag Doblinger die Lateinische Kanonmesse für vierstimmigen Chor a cappella und 2021 Fauna ex Flora, ein Couplets-Zyklus mit zehn „tierischen“ Gedichten von Christian Morgenstern. Wolfgang Equiluz starb 2022 in Wien.
12.6. Stina-Britta MELANDER: 100. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung bei Adelaide von Skilondz und bei Karl Nygren-Kloster in Stockholm. Seit 1945 Besuch der Opernschule in Stockholm, wo sie Schülerin von I. Dobrowen war. Sie debütierte 1946 in Stockholm. Nachdem sie an der Stockholmer Oper und am Stora Theater in Göteborg (1949-57) bedeutende Erfolge erzielt hatte, wurde sie vor allem als Mitglied der Städtischen Oper Berlin, der späteren Deutschen Oper Berlin (1957-69), und der Staatsoper von Hamburg bekannt. An der Städtischen Oper Berlin sang sie u.a. die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Rosamunde Floris« von Boris Blacher (22.9.1960). Sie gastierte oft an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg; hier sang sie am 21.10.1961 in der Uraufführung der Oper »Die Ameise« von Ronnefeld. Weitere Gastspiele an der Bayerischen Staatsoper München, in Stockholm, Reykjavik und am Teatro Colón Buenos Aires (1962). Sie gastierte 1964 an der Wiener Staatsoper als Tytania in »Ein Sommernachtstraum« von B. Britten. In Göteborg war die Künstlerin bis 1968 regelmäßig zu Gast. Sie sang sowohl Koloraturpartien als auch Rollen aus dem lyrischen Repertoire, u.a. die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Gilda in »Rigoletto«, die Micaela in »Carmen«, die Musetta in »La Bohème«, die Adina in »L’Elisir d‘amore«, die Traviata und die Butterfly. Auch als Operettensängerin, zumal in Lehárs »Die lustige Witwe«, erfolgreich. Sie starb im November 2010.
Schallplatten: Ariola (»Der Liebestrank«), Electrola- HMV (»Wenn ich König wär« von Adam), Eurodisc (Querschnitte »Der Postillon von Lonjumeau« von Adam, »La Traviata«, »Der Liebestrank«). Auch Schallplattenaufnahmen auf schwed. Odeon.
13.6. Vitaliy HUBARENKO: 90. Geburtstag
Bereits vor seinem 1960 erfolgten Studienabschluss in Komposition am Charkiwer Konservatorium bei Dmytro Klebanow unterrichtete Hubarenko selbst theoretische Fächer an einer Musikschule. In den 1960er-Jahren arbeitete er als Musikredakteur beim Regionalrundfunk Charkiw und Lehrer für Musiktheorie und Komposition am Kunstinstitut und der Musikfachschule von Charkiw. 1961 wurde er Mitglied des sowjetischen Komponistenverbandes. Seine erste Oper Die Zerstörung der Schwadron (1965–1966) wurde 1967 in Kiew, Odessa und Nowosibirsk aufgeführt und machte ihn schlagartig in der UdSSR bekannt, was mit weiteren Erfolgen dazu beitrug, dass er seit 1972 als freischaffender Künstler wirken konnte. Unter den Auszeichnungen für sein Schaffen sind der Ostrovsky-Preis (1967), der Titel eines „Verdienten Künstlers der Ukrainischen SSR“ (1969), der Taras-Schewtschenko-Preis (1984) und der Titel eines „Volkskünstlers der Ukraine“ (1993). Er war mit der Musikwissenschaftlerin Maryna Tscherkaschina (* 1938) verheiratet und Vater der Dichterin und Komponistin Irina Hubarenko (1959–2004). Er starb am 5. Mai 2000 in Kiew und wurde auf dem dortigen Baikowe-Friedhof beigesetzt.
In seiner auf der ukrainischen und russischen Tradition von Komponisten wie Borys Ljatoschynskyj, Dmitri Schostakowitsch und Sergei Prokofjew fußenden Musik hielt sich Hubarenko an die von der sowjetischen Kulturpolitik geforderte Ästhetik des Sozialistischen Realismus, wobei er dies auch nach den Lockerungen der 1980er-Jahre und nach dem Zerfall der Sowjetunion und der staatlichen Unabhängigkeit der Ukraine 1991 mit den daraus folgenden Freiheiten beibehielt. Er komponierte Werke der verschiedensten Gattungen, wobei ein Schwerpunkt dem Musiktheater galt, für das er u. a. 13 Opern und mehrere Ballette schrieb.
13.6. Kurt EQUILUZ: 95. Geburtstag
Er gehörte ab 1939 zum Chor der Wiener Sängerknaben und war deren Altsolist. 1944-50 studierte er an der Österreichischen Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien Musiktheorie, Harfe und Gesang, letzteren bei Adolf Vogel. Seit 1945 gehörte er dem bekannten Akademie-Kammerchor an. 1947-48 gewann er den internationalen Gesangwettbewerb von Llangollen (England), 1949 den Wiener Mozart-Wettbewerb. 1950 wurde er als Chorist, 1957 als Solosänger an die Wiener Staatsoper verpflichtet (Debüt als Parpignol in »La Bohème«); als erste größere Rolle sang er dort den Pedrillo in Mozarts »Entführung aus dem Serail«. Seither hatte er in Wien vor allem als Interpret der Bufforollen für Tenor große Erfolge. Er trat an der Wiener Staatsoper allein 154mal als Don Curzio in »Le nozze di Figaro«, 123mal als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« und 112mal als 3. Jude in »Salome« von R. Strauss auf, weiters hörte man ihn oft als Monostatos wie als 1. Priester wie als 1. Geharnischten in der »Zauberflöte«, als Wirt wie als Haushofmeister der Marschallin wie als Haushofmeister bei Faninal im »Rosenkavalier«, als Nathanael in »Hoffmanns Erzählungen«, als Borsa in »Rigoletto«, als Remendado in »Carmen«, als Balthasar Zorn wie als Augustin Moser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Spoletta in »Tosca«, als Kaiser Altoum wie als Pang in Puccinis »Turandot«, gelegentlich auch in größeren Rollen wie dem Gottesnarren in »Boris Godunow«, dem Jaquino in »Fidelio«, dem Beppe im »Bajazzo« und dem Ottokar im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, insgesamt in 68 Partien in mehr als 1900 Vorstellungen. Er wirkte hier auch am 23.5.1971 bei der Uraufführung der Oper »Der Besuch der alten Dame« von Gottfried von Einem mit (als Hofbauer). Nach einer komplizierten Meniskusoperation musste er 1983 an der Wiener Staatsoper in Pension gehen. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1956 sowie 1961-62 einen der Trojaner in Mozarts »Idomeneo«, 1960-61 und 1963-64 den Tierhändler im »Rosenkavalier«, 1962-63 den Boten im »Troubadour«, 1964-65 den Offfizier sowie 1979-82 den Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von Richard Strauss, vor allem aber in Konzerten (u.a. 1959 in der Mozart-Bearbeitung von Händels »Alexanderfest«, 1962 in einem Mozart-Konzert, 1967 in Mozarts »Davidde penintente« und 1971 in Mozarts Dominicus-Messe). Er wirkte hier auch in den Uraufführungen der Opern »Penelope« von Liebermann (17.8.1954) als 2. Bote, in »La Mystère de la Nativité« von F. Martin (15.8.1960) als Ysambert und in »Das Bergwerk zu Falun« von Wagner-Régeny (16.8.1961) als Sohn des alten Fischers mit. Bedeutend war er als Lied- und Oratoriensänger, er galt als einer der führenden Bach-Interpreten seiner Epoche, mit der Partie des Evangelisten in der »Matthäuspassion« von Johann Sebastian Bach feierte er seine größten Erfolge. An der Akademie bzw. Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz erhielt er 1964 einen Lehrauftrag, 1971-81 eine außerordentliche Professur, 1982 wurde er als ordentlicher Professor an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen, an der bis zu seiner Emeritierung 1997 das Fach Lied und Oratorium unterrichtete und danach als Gastprofessor wirkte. Er war zwei Mal verheiratet und hatte vier Kinder, von denen zwei (Manfred und Wolfgang) ebenfalls Sänger geworden sind. Kurt Equiluz starb 2022 in Wien und wurde auf dem Südwestfriedhof in Wien bestattet.
Die schön gebildete, in der Stilistik ihrer Ausdruckskunst hervorragende Tenorstimme ist durch zahlreiche Schallplatten erhalten. Einmal handelt es sich, zumeist um kleinere Partien in vollständigen Opern auf Decca (»Fidelio«, »Die Zauberflöte«, »Ariadne auf Naxos«, »Der Rosenkavalier«, »Salome«, »Tannhäuser«) und Telefunken (»L’Orfeo« und »II Ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), dann um große Aufgaben aus dem Bereich des Oratoriums und der geistlichen Musik, vor allem auf Telefunken (Evangelist in Matthäus- und Johannespassion von J.S. Bach, H-Moll-Messe vom gleichen Meister, viele Bach-Kantaten, Marienvesper von Monteverdi), auch auf Nixa (Matthäuspassion), Electrola (Johannespassion), DGG (»Rappresentatione di Anima e di Corpo« von Cavalieri, »Mord in der Kathedrale« von I. Pizzetti, Heinrich der Schreiber in »Tannhäuser«), Philips, Vanguard, BASF, Vox, Harmonia mundi, Pan (»Alfonso und Estrella« von Schubert), Christophorus-Verlag (»Winterreise« von Schubert), Bella Voce (»La Rondine« von Puccini, Radio-Aufnahme von 1952) und MMS.
13.6. Carlos CHÁVEZ: 125. Geburtstag
Er ist einer der wichtigsten mexikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er wurde weit über sein Heimatland hinaus bekannt. Er verbindet in seiner Musik Einflüsse originärer mexikanischer, insbesondere indianischer Volksmusik mit europäischer Neuer Musik, wobei er auf Elemente des Neoklassizismus zurückgreift. Darüber hinaus prägte er das mexikanische Musikleben seiner Zeit in verschiedenen administrativen Positionen als Orchesterchef und akademischer Lehrer. Er war unter anderem Mitglied der Academia de Artes. 1959 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1960 wurde er als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Er strab 1978 in Mexiko-Stadt.
13.6. Julius EICHBERG: 200. Geburtstag
Er wurde schon in seinen Kinderjahren an der Musikhochschule in Würzburg ausgebildet und wechselte im Alter von 16 oder 19 Jahren auf Empfehlung Felix Mendelssohn Bartholdys an das Konservatorium in Brüssel. Er erhielt sowohl in Violinspiel als auch in Komposition einen ersten Preis dieser Institution, wechselte in die Schweiz und arbeitete in Basel und Bern, ehe er eine Laufbahn am Konservatorium in Genf einschlug. In Genf war er auch Kirchenmusikdirektor. 1856 oder 1857 übersiedelte er in die Vereinigten Staaten. Er lebte zunächst einige Zeit in New York City und zog dann nach Boston. Sieben Jahre lang, 1859-66, leitete er dort das Orchester im Boston Museum. Julius Eichberg gründete 1867 das Bostoner Konservatorium, dessen Direktor er wurde. Ferner arbeitete er als Superintendent für Musik der Public Schools von Boston. Er schrieb mehrere Werke zur Musikpädagogik, darunter Eichberg’s Complete Method for the Violin, und veröffentlichte ab den 1860er Jahren etliche Oeretten. Diese tragen die Titel The Doctor of Alcantara (Libretto von Benjamin Edward Woolf), The Rose of Tyrol, The Two Cadis und A Night in Rome. Eichberg starb am 1893 im Alter von 68 Jahren in Boston.
14.6. Pamela HAMBLIN: 70. Geburtstag
Sie absolvierte ihr Musik- und Gesangstudium an der North Texas State University und erwarb den akademischen Grad eines Masters of Music. Anschließend ergänzte sie ihre Ausbildung am Salzburger Mozarteum und wurde durch den Pädagogen Schilhawsky in den Liedvortrag eingeführt. Sie wurde 1979 an das Staatstheater Karlsruhe engagiert, deren Ensemblemitglied sie bis 1994 blieb. Im April 1980 debütierte sie hier als Eurydike in der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt«. In Karlsruhe wurde sie vor allem durch ihre Teilnahme an den Händel-Festspielen bekannt. Sie sang Händel- Partien wie die Florinda in »Rodrigo«, die Almirena in »Rinaldo« und die Romilda in »Xerxes«. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind als Höhepunkte noch die Micaela in »Carmen«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Sandrina in »La finta giardiniera«, die Gilda in »Rigoletto«, der Page Oscar im »Maskenball« von Verdi, die Konstanze im »Wasserträger« (»Les deux journées«) von Cherubini, die Elvira in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«, die Baronin im »Wildschütz« von Lortzing, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Zdenka in »Arabella«, die Aminta in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, der Waldvogel in »Siegfried«, die Laura in Millöckers »Der Bettelstudent«, die Gasparina in »Il Campiello« von E. Wolf-Ferrari und die Titania in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten zu verzeichnen. Sie gastierte erfolgreich an den Staatsopern von Dresden und Stuttgart, am Opernhaus von Zürich, am Staatstheater Wiesbaden, am Opernhaus von Essen, am Stadttheater Heidelberg, an der Opéra du Rhin Straßburg, an der Oper von Nancy, in Madrid und Barcelona und bei den Festspielen im Theater des Herodes Atticus in Athen. Auf dem Gebiet des Konzertgesangs trat sie namentlich als Bach- und Händel-Interpretin, aber auch in oratorischen Werken vieler anderer Meister hervor. Sie starb im Oktober 2012.
Schallplatten: HMV-Electrola (»Rodrigo« von Händel).
14.6. Pierre CHARBONNEAU: 80. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte in seiner kanadischen Heimat, wo er zu Beginn der siebziger Jahre auch debütierte. Seit 1974 trat er alljährlich bei der Oper von Vancouver auf, ebenfalls seit 1974 häufig an der Oper im kanadischen Edmonton, an der Oper von Ottawa und seit 1978 an der Canadian Opera Toronto. Seit 1983 fanden regelmäßige Auftritte an der Opéra de Montreal statt. Er begann bald eine Karriere auf internationalem Niveau. 1976 gastierte er an der Washington Opera, 1987 bei der Michigan Opera Detroit. 1988 erfolgte sein Europa-Debüt am Opernhaus von Lyon. Hier wirkte er 1989 in der Uraufführung der Oper »Quatre-vingt-treize« von Duhamel mit. 1988 war er an der Pariser Grand Opéra als Jupiter in Offenbachs »Orphée aux Enfers« zu hören, 1989 in Rio de Janeiro als Don Pasquale. 1991 sang er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Boieldieus »La Dame blanche«, am Teatro Mercadante Neapel in »L’Idolo cinese« von Paisiello. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich sowohl seriöse als auch komische Rollen, darunter der Commendatore wie der Masetto in »Don Giovanni«, der Monterone wie der Sparafucile in »Rigoletto«, der Rocco in »Fidelio«, der Bartolo in »le nozze di Figaro«, der Ferrando im »Troubadour«, der Giorgio in Bellinis »I Puritani«, der Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Sulpice in »La Fille du Régiment« von Donizetti, der Lothario in »Mignon« von A. Thomas, der Bruder Lorenzo in Gounods »Roméo et Juliette«, der Hunding in der »Walküre«, der Arkel in »Pelléas et Mélisande« und der Timur in Puccinis »Turandot«. Noch 1992 sang er in Tours die Titelrolle in der Operette »The Mikado« von Gilbert & Sullivan. Er starb 2018 in Cap-Saint-Ignace (in der Nähe von Quebec, Canada).
15.6. Willy CARON: 90. Geburtstag
Er wuchs in einer musikalischen Familie auf und lernte mehrere Musikinstrumente. Bereits frühzeitig wurde seine Begabung als Sänger entdeckt. 1964 schloss er sein Studium in den Fächern Schauspiel und Operngesang am Konservatorium Mozarteum in Salzburg ab. Weitere Studien im Fach Gesang absolvierte er bis 1966 am Conservatorium van Amsterdam. Außerdem erhielt er Privatunterricht bei der Gesangslehrerin und Professorin Paula Lindberg. Er erlangte seinen internationalen Durchbruch im Februar 1964, nachdem er den Internationalen Verdi-Gesangswettbewerb in Venedig gewann. Beim Internationalen Gesangswettbewerb von Verviers gewann er 1965 den zweiten Preis. Ein Jahr später, 1966, in Brüssel dann den ersten Preis. Caron sang im Verlauf seiner Karriere als Opernsänger sowohl das lyrische Tenorfach (Lenski in Eugen Onegin, italienischer Sänger in Der Rosenkavalier), als auch das Fach des Charaktertenors und des Buffotenors (Remendado in Carmen). Er hatte ein zehnjähriges Engagement an der Oper Köln. Dort sang er unter anderem den Edmondo in Manon Lescaut, den Pinkerton in Madame Butterfly, den Schulmeister in Das schlaue Füchslein und den Schuster Frick in Pariser Leben. Caron trat auch an der Hamburger Staatsoper auf. Dort sang er in russischer Sprache die Rolle des Schuiskij in Boris Godunow unter der musikalischen Leitung von Horst Stein und Wolfgang Sawallisch. In Hamburg sang er außerdem den Gefangenen Skuratov in Leos Janáceks Oper Aus einem Totenhaus unter der Leitung von Rafael Kubelik. An der Staatsoper Hannover gastierte er auch als Walther von der Vogelweide in Richard Wagners Tannhäuser. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1972-76 die Rolle des Don Curzio in Le nozze di Figaro unter der musikalischen Leitung von Hebert von Karajan. 1975 wurde diese Produktion auch für das Fernsehen aufgezeichnet und bei Unitel veröffentlicht. Bei den Salzburger Osterfestspielen sang er, ebenfalls unter Herbert von Karajan, 1974-75 die Rolle des Balthasar Zorn in Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg. Mehrfach trat Caron als Monostatos in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte auf, unter anderem in Paris unter Georg Solti, in Wien unter Karl Böhm und beim Flandern-Festival in Gent gemeinsam mit Lucia Popp unter der Leitung von Georg Fischer. Caron trat auch als Konzertsänger hervor. Bei der Gesellschaft der Musikfreunde Passau sang er 1971 in der Nibelungenhalle die Tenor-Partie in Georg Friedrich Händels Oratorium Samson. Unter der Leitung von Rafael Kubelik trat er im Münchner Herkulessaal als Porcus in Arthur Honeggers Oratorium Johanna auf dem Scheiterhaufen gemeinsam mit Evelyn Lear, Christine Ostermayer und Peter Fricke auf. In den Niederlanden wurde er vor allem bekannt als Solist mit der Koninklijke Zangvereniging Mastreechter Staar sowie dem Promenade Orkest, einem Symphonieorchester aus Amsterdam. Daneben trat er als Solist auch mit dem Limburgs Symfonie Orkest unter der Leitung von André Rieu senior auf. Bekannt wurde Caron auch als Operettensänger, unter anderem mit Werken von Franz Lehár, Eduard Künneke und Robert Stolz. In der Saison 1987/88 sang er den Menelaus in der Offenbach-Operette Die schöne Helena in einer Produktion mit dem Limburgs Symfonie Orkest bei Aufführungen in Südholland (u. a. in Venlo, Maastricht und Sittard). 1998 war er Gründer des Willy Caron-Musiktheaters und versuchte dadurch, Klassische Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im November 2009 hatte er seinen letzten öffentlichen Auftritt als Sänger. 1975 erhielt er den Orde van de Gulden Humor. Für seine Verdienste wurde er 2008 zum Ritter des Ordens von Oranien-Nassau ernannt. Er starb 2010 in Den Haag.
Weitere Informationen auf seiner Homepage:
http://www.willycaron.nl/levensbeschijving-2.htm
15.6. André MALLABRERA : 90. Geburtstag
Sein Vater war der französische Tenor José Mallabrera (* 5.6.1907). Er erlernte zunächst, genau wie sein Vater, den Beruf eines Uhrmachers, studierte dann aber Gesang bei seinem Vater, dann am Konservatorium von Algier und in Paris. 1958 erfolgte sein Bühnendebüt an der Opéra-Comique Paris als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Bis 1973 wirkte er an diesem Opernhaus, an dem er eine Vielzahl von Partien vortrug. Dazu gehörten u.a. der Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Ernesto in »Don Pasquale«, der Vincent in »Mireille« von Gounod, der Léandre in »Le Médecin malgré lui« vom gleichen Komponisten, der Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, der Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, der Titelheld in Rossinis »Le Comte Ory«, der Gonzalve in »L’Heure espagnole« von Ravel und der Alfred in der »Fledermaus«. Seit 1962 war er bis 1972 auch der Pariser Grand Opéra verbunden, an der man ihn als Hylas in »Les Troyens« von Berlioz, als Pang in »Turandot« von Puccini, als Nathanaël in »Hoffmanns Erzählungen« und als Hirte in »Tristan und Isolde« hörte. Nach 1973 trat er als Gast an den großen französischen Provinztheatern, aber auch im Ausland, u.a. in Madrid, Rom, Bologna, England, in Genf (1976 als Pong in Puccinis »Turandot«) und an der Oper von Monte Carlo (1979), jetzt aber zunehmend in Charakterpartien, auf; dazu widmete er sich der Operette. Auch als Konzertsänger wurde er bekannt. Er starb im September 2017.
Schallplatten: Decca (Querschnitte durch den »Barbier von Sevilla« und durch »Lakmé« von Delibes, dazu eine Solo-Platte), Decca-Omega (vollständige Opern »Les Dragons de Villars« von Maillart und »Si j’étais Roi« von Adam), HMV (Nathanaël in »Hoffmanns Erzählungen«), Columbia (»Renard« von Strawinsky), Véga, Polydor (Alfred in der »Fledermaus«).
15.6. Geoffrey PARSONS: 95. Geburtstag
Er wurde 1941 Schüler von Winifred Burston am Konservatorium von Sydney und debütierte fünf Jahre später in seiner Heimatstadt als Solopianist. 1947 gewann er die ABC Concerto Competition mit dem Klavierkonzert in B-Dur von Johannes Brahms. Nach seinem Ausscheiden aus dem Konservatorium 1948 unternahm er mit der Sängerin Essie Auckland eine Tournee durch Australien und beschloss, sich in Zukunft ausschließlich der Begleitung zu widmen. 1949-50 gab er mit dem Bassbariton Peter Dawson eine Reihe von Konzerten in Australien, Neuseeland, Kanada und Großbritannien; danach blieb er in London und schlug sich zunächst u.a. als Barpianist durch. 1955 begleitete er Gerhard Hüsch bei dessen erstem Nachkriegsauftritt in London. Hüsch lud ihn nach München ein, wo Parsons zu seinem ständigen Begleiter wurde und 1956 bei Friedrich Wührer seine Ausbildung abrundete. 1961 musizierte er zum ersten Mal mit Elisabeth Schwarzkopf, die ihn ebenfalls zu ihrem ständigen Partner machte. In den folgenden Jahren trat Parsons mit zahlreichen renommierten Sängern auf, darunter Hans Hotter, Birgit Nilsson, Rita Streich, Victoria de los Angeles, Dietrich Fischer-Dieskau, Nicolai Gedda, Christa Ludwig, Janet Baker, Jessye Norman und Felicity Lott. Außerdem begleitete er Instrumentalisten wie Nathan Milstein, Paul Tortelier, Wanda Wilkomirska oder Ida Haendel. Nach dem Abschied Gerald Moores vom Konzertpodium (1967) galt Parsons als bedeutendster Liedbegleiter seiner Zeit. Er gastierte in über 40 Ländern und war auf allen größeren internationalen Musikfestivals präsent. Ein großer Teil seines Repertoires ist auf Schallplatten dokumentiert. In späteren Jahren musizierte er auch mit Sängern der jüngeren Generation, darunter Thomas Hampson, Barbara Bonney und Olaf Bär. Zu seinen Schülern zählen u.a. Roger Vignoles, Graham Johnson und Malcolm Martineau. Geoffrey Parsons war Prince Consort Professor of Piano am Royal College of Music, Ehrenmitglied der Royal Academy of Music (seit 1975) und der Guildhall School of Music (seit 1983), Officer of the Order of the British Empire (seit 1977), Fellow of the Royal College of Music (seit 1987) und Officer of the Order of Australia (seit 1990). 1992 wurde er zum Royal Philharmonic Society’s Instrumentalist of the Year ernannt. Er starb 1995 in London.
15.6. Lotfi MANSOURI: 95. Geburtstag
Auf Wunsch seines Vaters ging er an die University of California Los Angeles (UCLA), um Medizin zu studieren, wurde aber auf Grund seiner Begabung als Sänger bald von Irving Beckman, dem Leiter des Opern-Workshops der Universität entdeckt. Er trat als Statist in einer Inszenierung der Oper Otello der San Francisco Opera auf und erhielt auf Grund seiner äußerlichen Ähnlichkeit mit dem Sänger 1956 die Titelrolle in dem Film The Day I met Caruso. Kurze Zeit später erhielt er eine Einladung des Los Angeles City College, die Aufführung von Mozarts Così fan tutte zu leiten und wurde auf Grund dessen Assistenz-Professor an der UCLA. Er erhielt ein Stipendium für eine Ausbildung bei Lotte Lehmann an der Music Academy of the West in Santa Barbara und wurde dort 1959 Assistent von Herbert Graf. Als Graf 1960 als künstlerischer Direktor an die Zürcher Oper verpflichtet wurde, lud er Mansouri, der in diesem Jahr die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, ein, ihn als Regisseur zu begleiten. Im ersten Jahr in Zürich leitete er vier große Produktionen: die europäische Erstaufführung der Oper Amahl and the Night Visitors von Gian-Carlo Menotti sowie die Verdi-Oper La Traviata, Don Pasquale von Donizetti und Samson und Dalila von Saint-Saens. 1965-76 war Mansouri Regisseur an der Oper von Genf. Während seines Aufenthaltes in der Schweiz leitete er als Gast auch Aufführungen in Italien (u.a. an der Mailänder Scala) und den USA, u.a. an der Metropolitan Opera (Esclarmonde 1976 und Andrea Chénier 1990) und der Santa Fé Opera. 1971 erhielt er den Auftrag des iranischen Kultusministers, das Opernhaus von Teheran aufzubauen, dessen Bühnenproduktionen er bis 1975 leitete. 1976 wurde Mansouri Generaldirektor der Canadian Opera Company in Toronto, die er zwölf Jahre lang leitete. In der Zeit entstanden mehr als dreißig neue Opernproduktionen, darunter zwölf kanadische Erstaufführungen. Zu nennen sind Bergs Lulu und Wozzeck, Brittens Death in Venice, Wagners Die Meistersinger von Nürnberg und Thomas’ Hamlet. 1983 führte er die Einblendung der englischen Übersetzung fremdsprachiger Operntexte während der Aufführung ein, ein Verfahren, das bald weite Verbreitung in Nordamerika fand. 1988-2001 war Mansouri Generaldirektor der San Francisco Opera. Hier entstanden u.a. Aufführungen von John Adams’ The Death of Klinghoffer (1992), Conrad Susas Dangerous Liaisons (1994), Stewart Wallaces Harvey Milk (1996), André Previns A Streetcar Named Desire (1998) und Jake Heggies Dead Man Walking (2000). In Zusammenarbeit mit der Kirow-Oper wurden Prokofjews Krieg und Frieden, Mussorgskys Boris Godunow, Glinkas Ruslan und Ludmila, Tschaikowskis Eugen Onegin u.a. aufgeführt. 2005 ehrte ihn die San Francisco Opera mit einem Galakonzert und er erhielt die San Francisco Opera Medal. Er starb 2013 in San Francisco.
15.6. André DRAN: 100. Geburtstag
Der französische Tenor ist auf Offenbach-Einspielungen der 1950er Jahre zu hören. Aus seiner Ehe mit der Sopranistin Monique de Pondeau (1929-88) stammt sein Sohn Thierry Dran (1953-2021), der ebenfalls Karriere als Tenor machte. Das Ehepaar unterrichtete am Konservatorium von Bordeaux, wo auch ihr Sohn Thierry ausgebildet wurde. Er starb 2014 in Pouancé.
15.6. Joachim HERZ: 100. Geburtstag
Er studierte an der Dresdner Musikhochschule Kapellmeister und Opernregie bei Heinz Arnold, später an der Humboldt-Universität Musikwissenschaften. 1951 wurde er Spielleiter an der Landesoper Dresden-Radebeul. 1953 wechselte er an die Komische Oper Berlin und war hier bis 1956 Schüler und Assistent von Walter Felsenstein, dessen Arbeitsmethoden er weitgehend übernahm. Wie Felsenstein, der Begründer des realistischen Musiktheaters, pflegte auch Herz gründliche philologische und historische Vorstudien zu Inszenierungen mit einer persönlichen Note weiterzuentwickeln. Nach einem kurzen Zwischenspiel an der Städtischen Oper Köln (1956–57) kam er 1959 als Operndirektor an der Leipziger Oper. Hier eröffnete er 1960 mit Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg den Neubau des Opernhauses. Besonderes Aufsehen erregte er mit seinem 1976 in Leipzig abgeschlossenen Der Ring des Nibelungen. Leipzig blieb bis 1976 die musikalische Heimat von Herz. Bis zu acht Mal pro Woche waren seine Inszenierungen auf der Bühne zu sehen. Im Nachhinein gesehen gilt sein Wechsel 1976 zurück an die Komische Oper nach Berlin als glücklos. Zwar konnte er mit Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny ein fulminantes sozialkritisches Massenspektakel auf die Bühne stellen. Doch wollte er weder im Schatten Felsensteins bleiben, noch im DDR-Realismus verharren. Sein zuweilen schroffer Arbeitsstil und seine Unbekümmertheit gegenüber den SED-Bürokraten fanden wenig Gegenliebe. Seine Ablösung 1981 kam daher nicht unerwartet. 1985 übernahm er die Stelle des Chefregisseurs an der wiedereröffneten Semperoper. Zur Eröffnung inszenierte er Carl Maria von Webers Der Freischütz. Neben dem Dreieck Dresden, Leipzig, Berlin inszenierte Herz schon frühzeitig in aller Welt. Er arbeitete am Moskauer Bolschoi-Theater ebenso wie am Teatro Colón in Buenos Aires, in London, an der Bayerischen Staatsoper München (Die ägyptische Helena von R. Strauss) oder auch in Vancouver. An der Wiener Staatsoper inszenierte er 1974 Janáceks Katja Kabanowa und Mozarts Die Zauberflöte sowie 1975 Wagners Lohengrin. Insgesamt 126 Inszenierungen und Neueinstudierungen von über 60 Opern hat er auf die Bühne gebracht, viele wurden Klassiker. 1985 erhielt er den Nationalpreis der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur. 2005 wurde er Ehrenmitglied der Komischen Oper Berlin. Am 9. Januar 2009 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden verliehen. Er starb 2010 in Leipzig.
15.6. Jakob Heinrich HAAS: 200. Geburtstag
Er war der Sohn eines Buchhändlers und studierte auf Wunsch seiner Eltern Medizin. Gegen deren Willen entschloss er sich in Wien zum Gesangstudium. Er begann seine Karriere in London, wo er große Erfolge als Liedersänger hatte. Er war 1846-47 am Theater von Mainz, 1847-49 als erster Bassist in Riga, 1850-53 am Hoftheater Wiesbaden und in einer langjährigen Karriere 1853-75 am Hoftheater Hannover, bei dessen Publikum er sehr beliebt war, im Engagement. Man schätzte vor allem seine Interpretation von Buffo- und Charakterpartien; als besondere Höhepunkte fanden sich in seinem umfangreichen Repertoire für die Bühne der Figaro in »Die Hochzeit des Figaro« und der Bellamy in »Das Glöckchen des Eremiten« von Maillart. Zu seinen bevorzugten Bühnenrollen gehörten der Leporello in »Don Giovanni«, der Kalchas in »Iphigenie in Aulis« von Gluck, der Rocco in »Fidelio«, der Vecchio in »Rienzi« von R. Wagner, der Lord in »Fra Diavolo« von Auber, der Pietro in »Die Stumme von Portici« vom gleichen Komponisten und der Don Diego in Meyerbeers »Afrikanerin«. Während einer längeren Krankheit suchte er Heilung in Meran, wo er jedoch 1875 starb.
15.6. Georg Joseph VOGLER: 275. Geburtstag
Er wurde in Würzburg (vermutlich im Wohnhaus Innerer Graben Nr. 9) geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Jesuitenschule und studierte kanonisches Recht und Theologie in Bamberg. Er erwog den Eintritt in ein Kloster, zog dann im Alter von 22 Jahren nach Mannheim. Im August 1772 erhielt er von Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz eine Stelle als Hofkaplan. Das Datum seiner Priesterweihe ist nicht bekannt. Dokumentarisch gesichert ist, dass er am 22. November 1772 seine erste heilige Messe in der Mannheimer Hofkapelle las. Angaben, er sei erst 1773 oder später in Italien geweiht worden, wurden möglicherweise aus der Feier seines 30-jährigen Priesterjubiläums im Dezember 1803 in Wien rückerschlossen, sowie seiner Angabe, er habe ab 1773 in Padua Theologie studiert. Durch den Kurfürsten gefördert, setzte er seine Studien der Musik bei Francesco Antonio Vallotti und anderen in Italien fort. Anschließend kehrte er als Kapellmeister nach Mannheim zurück, wo er unter anderem Händels Oratorium Messias bearbeitete und 1777/78 aufführte. Laut Samuel Baur (1768–1832) gehörte er in Mannheim zu den Schülern des Jesuiten und Musikdirektors Alexander Keck (1724–1804). In den Folgejahren hielt sich Vogler in Paris auf, wo er für die Aufführung von Opern verantwortlich war. 1784 kehrte er als Kapellmeister nach Mannheim zurück, obwohl Kurfürst Karl Theodor und sein Hof inzwischen nach München gezogen waren. 1786 nahm er die Stelle des Hofkapellmeisters (Hovkapellmästare) und Hofkomponisten am schwedischen Hof in Stockholm unter König Gustav III.. an und unterrichtete auch den Thronfolger in Musik; eine Tätigkeit, die er mit Unterbrechungen bis 1799 ausübte. Der Vertrag räumte ihm ein halbes Jahr Urlaub ein, den er regelmäßig zu Reisen durch Europa nutzte, die bis nach Afrika und Griechenland reichten. Es folgte ein zweijähriger Aufenthalt in Prag und ein vierjähriger Aufenthalt in Wien. 1807 nahm Vogler wieder eine feste Anstellung an, diesmal als Hofkapellmeister in Darmstadt, wo ihm der Ludwegis-Orden I. Klasse verliehen wurde. Sein Vermögen investierte er praktisch vollständig in Modernisierungen von Orgeln, die er überall in Europa auf eigene Kosten durchführen ließ. Bevor er in Darmstadt 1814 starb, geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, da die Kosten für das in München in Auftrag gegebene neue Orchestrion zu hoch ausfielen. Ab 1806 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Es gibt eine Biographie Abt Georg Joseph Vogler. Augsburg 1888, die von Karl Emil von Schafhäutl verfasst wurde.
Sein kompositorisches Schaffen ist umfangreich. Es umfasst hauptsächlich Sinfonien, Opern, Singspiele, Ballette, Messen, Psalmen, Requien, Te Deums, Kantaten, Motetten, Orgelwerke und Bühnenmusiken, u. a. zu Shakespeares Hamlet. Im Zentrum seiner Kompositionen stehen Orgelwerke; hier sind vor allem seine etwa 150 Präludien zu erwähnen. Als Musikpädagoge machte er sich vorrangig durch die Gründung mehrerer Musikschulen einen Namen. Als seine bekanntesten Schüler gelten Franz Danzi, Bernhard Anselm Weber, Carl Maria von Weber, Giacomo Meyerbeer und Johann Gänsbacher. Vogler ist der Mannheimer Schule zuzurechnen, deren Stilistik er insbesondere durch seine Zeitschrift Betrachtungen der Mannheimer Tonschule (Mannheim 1778–81) fest umriss. Seine Bedeutung als Musiktheoretiker erlangte er vor allem durch die Verwendung von Ziffern zur Beschreibung von Harmoniestufen, die später von Gottfried Weber und Simon Sechter übernommen wurden und den Ausgangspunkt der Stufentheorie bildeten. 1776 veröffentlichte er den nach ihm benannten Tonkreis. Vogler beeinflusste den Orgelbau im 19. Jahrhundert: Von der „Mannheimer Schule“ und der Wiener Klassik ausgehend, führte er mit seinem „Simplifikationssystem“ weg von der Werkorgel des Barock. Er teilte die Manuale in reine Farbwerte auf, setzte die Aliquoten zur akustischen Erzeugung von Kombinationstönen ein und stellte die ganze Orgel in einen Schwellkasten. Über dreißig Orgeln in Europa wurden auf seine Kosten umgebaut. Ab 1790 favorisierte er die Verwendung von Rohrwerken mit durchschlagenden Zungen in manchen Registern. Seine transportable Orgel nannte er Orchestrion. Ein Organochordion wurde von Orgelbauer Rackwitz, der acht Jahre für Vogler arbeitete, gebaut. Weiters gab es noch das Micropan, das von den Orgelbauern Knecht und Hagemann in Tübingen für Vogler zwischen 1802 und 1808 gebaut wurde. Für das Triorganon bekam er 1809 eine Auszeichnung. Voglers Werk und Wirken waren zu Lebzeiten nicht unumstritten. Nach einer polemischen Rezension von Voglers Kurpfälzischer Tonschule entbrannten jahrelange persönliche Diffamierungen von vor allem norddeutschen Musiktheoretikern, allen voran Johann Nikolaus Forkel. Auch das Urteil von Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief von 1777 über ihn, er sei ein „eder [öder] musikalischer spaß-macher. ein Mensch der sich recht viel einbildet und nicht viell kann“, trug zu dem lange vorherrschenden negativen Bild Voglers bei. Das von Vogler komponierte Hosianna, Davids Son ist in Schweden bis heute eines der beliebtesten Weihnachtslieder und existiert in zahlreichen Bearbeitungen.
16.6. Edith THALLAUG: 95. Geburtstag
Sie war seit 1948 für zehn Jahre als Schauspielerin am Nationaltheater Oslo tätig, ließ dann aber ihre Stimme bei Giurgja Leppée und bei Joel Berglund in Stockholm ausbilden. 1959 gab sie ihren ersten Liederabend in Oslo. Bühnendebüt am Stora Theater von Göteborg 1960 als Dorabella in »Così fan tutte«. Sie blieb bis 1964 in Göteborg engagiert und sang hier u.a. 1963 die Carmen und die Venus in »Tannhäuser«, 1964 die Tisbe in Rossinis »La Cenerentola«. Seit 1964 wurde sie als Mitglied der Königlichen Oper Stockholm bekannt, wo sie als Orest in Offenbachs »Die schöne Helena« debütierte und 1965 in der schwedischen Erstaufführung von Verdis »Nabucco« als Fenena auftrat. Sie wirkte seit 1964 bei den Festspielen von Drottningholm und 1971 beim Glyndebourne Festival (als Dorabella) mit; erfolgreiche Gastspiele an den Opern von Oslo und Kopenhagen und am Moskauer Bolschoi Theater. Als Konzertsängerin gab sie u.a. Liederabende in London und Berlin und wirkte 1976 in Basel in einer Aufführung der »Gurrelieder« von Schönberg mit. Geschätzte Oratorien-, Lieder- und Operettensängerin. Im schwedischen Fernsehen erschien sie in einer Aufführung von Bizets »Carmen« in der Titelpartie, 1990 in »Kronbruden« von Ture Rangström. Sie beherrschte neben dem Standardrepertoire ihres Faches auch die technisch schwierigen Partien für Koloratur-Contralto. Ihre großen Rollen waren der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Bradamante in »Alcina« von Händel, die Maddalena in »Rigoletto«, die Eboli in »Don Carlos«, die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Fricka im Nibelungenring, der Octavian im »Rosenkavalier« und der Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1989 sang sie an der Stockholmer Oper die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók. 1976 wurde sie schwedische Hofsängerin, 1983 mit dem Orden »Litteris et artibus« ausgezeichnet, im gleichen Jahr 1983 vom norwegischen König zum Ritter des St. Olavsordens ernannt. Sie starb 2020 in Stockholm. – Sie war zeitweilig verheiratet mit dem Tenor Ulf Björkegren (1937-2017).
Schallplatten: Philips, HMV. Arienplatte auf der schwedischen Marke Caprice; weitere Aufnahmen auf NFK-Disco-Centre (Lieder von E. Grieg), Simax/GDN (Lieder von Monrad Johansen), Aurora (»Gespenster« von Bibalo) und auf BIS (Lieder und Duette mit Gösta Winbergh).
16.6. Helen TRAUBEL: 125. Geburtstag
Gesangstudium in St. Louis und New York, u.a. bei Louise Vetta Karst. 1923 gab sie ihr erstes Konzert zusammen mit dem St. Louis Symphony Orchestra. 1926 hatte sie große Erfolge bei einem Konzert im New Yorker Lewisohn Stadion. Man bot ihr darauf einen Vertrag für die Metropolitan Oper an, den sie jedoch ausschlug. Sie bildete sich weiter und gab Konzerte. Am 12.5.1937 erfolgte auf Veranlassung des Komponisten ihr Debüt an der Metropolitan Oper New York als Mary in der Uraufführung der Oper »The Man without a Country« von Walter Damrosch. 1937-46 war sie an der Oper von Chicago, 1945-47 an der Oper von San Francisco engagiert. 1939 erregte sie sehr großes Aufsehen in einem Gedächtniskonzert für den Musikkritiker Lawrence Gilman mit einem Wagner-Programm in New York. 1939 hatte sie an der Metropolitan Oper als Sieglinde in der »Walküre« einen überwältigenden Erfolg, wobei Kirsten Flagstad und Lauritz Melchior ihre Partner waren. Jetzt wurde sie reguläres Mitglied dieses führenden amerikanischen Opernhauses, an dem sie zehn große Partien in insgesamt 176 Aufführungen gesungen hat: die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Brünnhilde im Nibelungenring, die Isolde in »Tristan und Isolde«, die Elsa in »Lohengrin«, die Kundry in »Parsifal« und die Marschallin im »Rosenkavalier«. Als Kirsten Flagstad 1941 nicht mehr aus Norwegen an die Metropolitan Oper zurückkehren konnte, war sie die führende Wagner-Sopranistin in Nordamerika und hatte an der Metropolitan Oper wie bei Gastspielen an den Opern von Mexico City, Rio de Janeiro und Buenos Aires und in ihren Konzerten glänzende Erfolge. 1953 war sie in London zu hören. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Künstlerin zunehmend in Operetten und Musicals auf. Sie betätigte sich sogar als Nachtklub-Sängerin, worauf die Metropolitan Oper 1953 ihren Vertrag mit der Künstlerin nicht mehr erneuerte. Nachdem sie die Metropolitan Oper verlassen hatte, trat sie in Filmen und Fernsehsendungen auf und 1955 in New York in einer Broadway-Show »Pipe Dream«. Sie starb 1972 in Santa Monica (Kalifornien). – Voluminöse, kraftvolle dramatische Sopranstimme, eine der großen Wagner-Interpretinnen ihrer Generation. Die Kritik verglich ihre Stimme mit der der großen Lillian Nordica. Sie war auch schriftstellerisch begabt und gab Kriminalromane heraus (»Potomaine Canary«, »The Metropolitan Opera Murders«). 1959 erschien ihre Selbstbiographie »St. Louis Woman«.
Lit: R. Celletti & Leo Riemens: Helen Traubel (in »Le grandi Voci«, Rom 1864).
Schallplatten: Naxos (Isolde in »Tristan und Isolde« und Elsa in »Lohengrin« als Partnerin von Lauritz Melchior, Mitschnitte aus der Metropolitan Oper), Columbia und RCA. Auf Accord wurde der Mitschnitt einer »Lohengrin«-Aufführung an der Metropolitan Oper von 1947 publiziert, auf Melodram singt sie die Elisabeth in »Tannhäuser« (Metropolitan Oper, 1942), auf Danacorn wieder die Elsa in »Lohengrin« (Metropolitan Oper 1950).
16.6. Mikhail IVANOV-BORETSKY (russischer Komponist): 150. Geburtstag
16.6. František NEUMANN: 150. Geburtstag
Er besuchte 1888-91 die Handelsakademie in Chrudim und absolvierte 1892-94 eine Metzgerlehre in Wien. Ab 1896 studierte er am Leipziger Konservatorium. Er arbeitete dann als Dirigent und Korrepetitor u. a. in Karlsruhe, Hamburg, Regensburg, Liberec, Teplice, und Frankfurt am Main. Seit 1919 leitete er das Tschechische Nationaltheater in Brünn, das unter seiner Leitung zu einem Haus von internationalem Rang wurde. U. a. leitete er hier die Uraufführungen von Leoš Janáčeks Opern Das schlaue Füchslein (1924) und von Die Sache Makropulos (1926). Den Mährischen Komponistenverband leitete Neumann ab 1922 als stellvertretender Präsident, ab 1928 als Präsident. Daneben unterrichtete am Konservatorium von Brünn. Zu seinen Schülern zählten Zdeněk Chalabala, Břetislav Bakala, Emanuel Kaláb und Emanuel Punčochář. Als Komponist trat Neumann mit elf Opern, zwei Balletten, zwei Kantaten und weiteren Werken hervor. Er starb 1929 in Brünn.
16.6. William SHAKESPEARE: 175. Geburtstag
Er wurde mit 13 Jahren Organist an einer Londoner Kirche, wo er auch bereits in einem Knabenchor gesungen hatte. 1862 begann er das Musikstudium bei Molique in London und setzte dies seit 1866 an der Royal Academy of Music bei Sterndale Bennett fort. Bei den Konzerten der Academy trug er eine von ihm komponierte Klaviersonate vor, später ein Klaviertrio und schließlich ein Konzert für Klavier und Orchester. 1871 wurde er mit einem Stipendium Schüler des Konservatoriums von Leipzig. Unter der Anleitung von Carl Reinecke brachte er in den dortigen Gewandhauskonzerten eine Sinfonie in C-Moll heraus. Nachdem sich jedoch herausgestellt hatte, dass er über eine ungewöhnlich schöne Tenorstimme verfügte, wurde er, abermals mit einem Stipendium, zu dem berühmten Pädagogen Francesco Lamperti nach Mailand geschickt, der ihn in den folgenden zweieinhalb Jahren ausbildete. 1875 nach England zurückgekehrt, entfaltete er eine große Karriere als Konzert- und Oratoriensänger und wurde zugleich ein hoch angesehener Gesangpädagoge in London. 1878 wurde er zum Professor an der Royal Academy of Music ernannt, seit 1880 war er für sechs Jahre auch der Dirigent der Konzerte, die die Akademie veranstaltete. Als verdienter Pädagoge wirkte er bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts. 1924 veröffentlichte er »Plain Words on Singing«. Er starb 1031 in London.
17.6. Julia WIENER: 95. Geburtstag
Ihr Vater war Mathematikprofessor an der Universität von Sofia. 1949-52 erfolgte ihre Ausbildung am Staatlichen Konservatorium von Sofia. 1951 erste Preisträgerin beim Internationalen Gesangwettbewerb von Sofia. 1954 Debüt an der Nationaloper von Sofia als Leonore im »Troubadour« von Verdi. Für länger als zwanzig Jahre gehörte sie zu den prominentesten Künstlern dieses führenden bulgarischen Opernhauses. Seit 1961 war sie gleichzeitig mehrere Jahre hindurch als ständiger Gast an der Staatsoper Berlin tätig. Internationale Erfolge bei Gastspielen in Westeuropa; so war sie zu Gast in Frankreich, Belgien, Holland, in der Schweiz, dazu erfolgreiche Auftritte an Bühnen in der UdSSR, in Rumänien, Jugoslawien, Ungarn, der CSSR und in Polen. Auch in den USA ist die Künstlerin aufgetreten. Mittelpunkt ihres künstlerischen Wirkens blieb jedoch die Nationaloper von Sofia. In lyrisch-dramatischen Partien aus der slawischen, der französischen wie der italienischen Opernliteratur zeichnete sie sich als große Darstellerin aus. Auch Wagner-Partien fügte sie im späteren Verlauf ihrer Karriere in ihr Bühnenrepertoire ein. Bedeutende Konzertsängerin. Sie starb 2010 in Sofia.
Schallplatten: Sang auf HMV in einer vollständigen Aufnahme von Borodins »Fürst Igor« als Partnerin von Boris Christoff, auf Harmonia mundi-Balkanton die Titelheldin in »Aida«, auf Eterna die Desdemona in Verdis »Otello«; weitere Aufnahmen auf Balkanton.
17.6. Edward DOWNES: 100. Geburtstag
Obwohl er im Alter von 15 Jahren aus Geldmangel den Schulbesuch abbrechen musste, konnte er dank eines Stipendiums an der Birmingham University Englisch und Musik studieren. Am Royal College of Music belegte er ein Aufbaustudium. Er spielte Englischhorn und kam Mitte der 1940er Jahre in Opernaufführungen als Orchestermusiker zum Einsatz. Mit einem Carnegie-Stipendium konnte er bei Hermann Scherchen, damals Chefdirigent des Studioorchesters beim Schweizer Rundfunk, das Dirigieren erlernen. Er dirigierte ab 1952 regelmäßig am Royal Opera House, wo er unter anderem 25 der 28 von Giuseppe Verdi komponierten Opern aufführte. Bei der Aufführung der Oper Katerina Ismailowa 1963 kam es zu einer intensiven Zusammenarbeit mit deren Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Ab 1970 war er Dirigent an der Australischen Oper. Das Sydney Opera House wurde mit einer von ihm dirigierten Aufführung von Prokofjews Oper Krieg und Frieden eröffnet. Später war er Dirigent des Niederländischen Rundfunkorchesters, 1980-91 war er Chefdirigent des BBC Philharmonic. 1986 wurde er als Commander in den Order of the British Empire aufgenommen und 1991 als Knight Bachelor („Sir“) geadelt. Seine Tätigkeit am Royal Opera House beendete er 2005. Nachdem seine erste Ehe geschieden worden war, heiratete er Mitte der 1950er Jahre die Tänzerin und Choreographin Joan Weston, mit der er zwei Kinder hatte. Als diese unheilbar an Krebs erkrankte und er selbst unter dem fortschreitenden Verlust seines Gehörs litt, schieden beide mit Hilfe der Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas 2009 in Zürich aus dem Leben.
18.6. Jörg FAERBER: 95. Geburtstag
Er absolvierte 1949 sein Abitur an einem Humanistischen Gymnasium in Stuttgart und legte 1953 an der Staatlichen Hochschule für Musik die Kapellmeisterprüfung ab. 1954-62 war er Musikalischer Oberleiter des Theaters Heilbronn. Er gründete 1960 das Württembergische Kammerorchester Heilbronn (WKO), das er bis Februar 2002 als Dirigent und Geschäftsführer künstlerisch sowie wirtschaftlich leitete und das unter seiner Leitung international bekannt wurde. Mit dem Orchester unternahm er Tourneen unter anderem in die USA, nach Kanada, Japan und Südafrika. Dabei arbeitete er mit Solisten zusammen wie Anne-Sophie Mutter, Alfred Brendel, Maurice André, Heinz Holliger, Barry Tuckwell, Martha Argerich, Rudolf Buchbinder, Justus Frantz, Gidon Kremer, Sabine Meyer, Hermann Baumann, Michala Petri, Mstislaw Rostropowitsch, Thomas Quasthoff oder Frank Peter Zimmermmann. Faerber wirkte als Gastdirigent bei deutschen, österreichischen, italienischen, französischen, rumänischen und tschechischen Sinfonieorchestern. Unter anderem dirigierte er das Orchester der englischen BBC und das English Chamber Orchestra. Seine Konzerte mit dem WKO wurden weltweit von über 80 Rundfunkanstalten gesendet. Es liegt eine umfangreiche Diskografie vor, unter anderem bei Philips, Deutsche Grammophon, EMI Electrola, Erato und RCA Records. Jörg Faerber starb 2022 in Willich. Er war seit 1959 mit der Schauspielerin Ursula Münch verheiratet, mit der er eine Tochter hatte. 1976 wurde Faerber mit der Goldenen Münze der Stadt Heilbronn, 1979, 1984 und 2000 mit der Verdienstmedaille der Heilbronner Partnerstadt Béziers in Frankreich, 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, 1986 mit dem Professoren-Titel und 1999 mit dem Ehrenring der Stadt Heilbronn ausgezeichnet. Seit 2002 war er Ehrendirigent des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn.
18.6. Giuseppe LUGO: 125. Geburtstag
Er begann seine Gesangsausbildung bei Tenaglia in Mailand, kam dann aber nach dem frühen Tod seiner Mutter bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Belgien, wo er seit 1920 in einem Bergwerk in Charleroi arbeitete. Er studierte jedoch weiter bei dem Pädagogen Gaudier. Nachdem er einen Gesangswettbewerb in Roubaix gewonnen hatte, wurde er an die Opéra-Comique in Paris verpflichtet. Er debütierte 1931 an der Pariser Opéra-Comique als Cavaradossi in »Tosca« und sang dort den Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, den Herzog in »Rigoletto«, den Werther von Massenet und den Des Grieux in Massenets »Manon«. Bis 1936 trat er an diesem Opernhaus auf. An der Oper von Monte Carlo hörte man ihn 1933 als Faust von Gounod, als Gérald in »Lakmé« von Delibes, als Turiddu in »Cavalleria rusticana« und als Canio im »Bajazzo«. 1935 zu Gast am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1936 an der Covent Garden Oper London (als Cavaradossi). 1937 debütierte er an der Mailänder Scala als Cavaradossi und als Rodolfo in »La Bohème«, 1937-38 sang er dort den Faust in »Mefistofele« von Boito, den Pinkerton in »Madame Butterfly« und den Nadir, 1938-39 den Rodolfo und den Calaf in »Turandot«, 1939-40 den Cavaradossi, den Rodolfo und den Ramirez in »La Fanciulla del West« von Puccini; 1937 gastierte er mit dem Ensemble der Scala in Berlin und München. 1937-39 trat er bei den Festspielen in der Arena von Verona auf. Weitere Gastspiele in der Arena von Verona (1937 als Cavaradossi, 1938 als Rodolfo, 1939 als Herzog und als Cavaradossi), am Teatro Comunale Bologna (1938 und 1942 als Cavaradossi, 1940 als Rodolfo und als Ramirez), 1939 am Teatro Regio Parma, 1941 am Teatro Municipale Piacenza (als Cavaradossi), 1942 am Teatro Fenice Venedig. In Italien hatte er jedoch nicht die gleichen Erfolge wie in Frankreich und Belgien, wo er immer wieder an den Opernhäusern von Paris und Brüssel anzutreffen war. Er trat gastweise auch an den Opern von Marseille, Bordeaux, Toulouse, Lüttich, Antwerpen und Genf auf. 1939 sang er an der Opéra-Comique die Titelrolle in Massenets »Werther« in der 1000. Aufführung dieser Oper mit Ninon Vallin als Partnerin. Auch im Konzertsaal kam er zu einer bedeutenden Karriere. Er wirkte in Italien in fünf Filmen mit (besonders erfolgreich 1939 »La mia canzone al vento«), wodurch er sehr populär wurde. 1941-42 geriet er in eine schwere Stimmkrise. Versuche, nach 1945 wieder aufzutreten schlugen fehl. Er kehrte daher 1947 wieder nach Belgien zurück und hoffte, dort an seine früheren Erfolge anknüpfen zu können. Es kamen jedoch nur einige Auftritte an kleineren Theatern zustande. Er ging schließlich wieder nach Italien; dort verabschiedete er sich 1948 am Teatro Manzoni in Pistoia als Cavaradossi von der Bühne. Er kaufte einen Bauernhof in Risolotti di Sona bei Verona, wo er seitdem lebte. Er starb 1980 in Mailand.
Lit: Daniele Rubbioli: Giuseppe Lugo; il tenore del vento e delle stelle.
Schallplattenaufnahmen auf Polydor und HMV, erstere in Frankreich, letztere in Italien aufgenommen; auf Cetra einige populäre Lieder.
18.6. Eni KRAZE: 150. Geburtstag
Der Sohn des Baritons Heinrich Kraze (1844-1917) und der Sopranistin Aglaë Lenke-Kraze († 17.7.1917 Mannheim), sang 1901-03 an der Berliner Hofoper kleinere Partien, studierte dann weiter in Berlin und war 1904-21 am Hof- bzw. Landestheater von Schwerin als lyrischer Tenor engagiert, wo er zumeist unter dem Namen Heinrich Kraze auftrat. Er betätigte sich dort noch lange als Regisseur und gab bis Mitte der zwanziger Jahre Gastspiele an verschiedenen deutschen Theatern. Er starb 1956 in Schwerin.
19.6. Liselotte FÖLSER: 95. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Salzburger Mozarteum und debütierte 1952 als Konzertsängerin bei den Salzburger Festspielen. Im gleichen Jahr Bühnendebüt am Landestheater Salzburg in der Oper »Der Wolkensteiner« von C. Bresgen. 1953-54 war sie am Landestheater von Innsbruck engagiert, 1954-55 am Stadttheater von Bonn. 1955-60 war sie Mitglied der Bayerischen Staatsoper in München, wo sie große Erfolge hatte. Ihre Antrittsrolle in München war die Pamina in der »Zauberflöte«, am 11.8.1957 sang sie dort in der Uraufführung der Oper »Die Harmonie der Welt« von Hindemith die Rolle der Susanna. 1960 ging sie an die Staatsoper von Hamburg, musste aber 1963 wegen einer schweren Erkrankung ihre Bühnenkarriere aufgeben. An der Hamburger Oper sang sie am 22.5.1960 in der Uraufführung der Oper »Der Prinz von Homburg« von H.W. Henze die Partie der Nathalie. Bei den Salzburger Festspielen von 1960 hörte man sie als Pamina. Sie hatte auch eine bedeutende Karriere als Konzertsängerin und unternahm 1953 eine Italien-Tournee als Solistin in der Matthäuspassion; in Deutschland wie in Holland trat sie dazu gerne in Aufgaben aus dem Bereich der Operette auf. Weitere Bühnenpartien: Marguerite in »Faust« von Gounod, Titelrolle in »Deidamia« von Händel, Isabella in »Columbus« von W. Egk, Gilda in »Rigoletto«, Liu in »Turandot« von Puccini, Norina in »Don Pasquale«, Mélisande in »Pelléas et Mélisande«, Titelrolle in »Suor Angelica« von Puccini. Sie starb im Jahr 2013. Die Stimme der Künstlerin ist auf Electrola zu hören; sie singt hier vor allem in Querschnitten durch Opern und Operetten.
19.6. Noemi SOUZA: 95. Geburtstag
Ausbildung in der Opernschule des Teatro Colón von Buenos Aires durch Edytha Fleischer und Sergio Tulian. Debüt 1947 am Teatro Colón Buenos Aires als Berta in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Sie hatte eine dreißigjährige Karriere an diesem Haus und erlangte während dieser Jahre dort eine ungewöhnliche Beliebtheit. Zugleich auch Mitglied des Teatro Argentino in La Plata. Sie sang auf der Bühne ein sehr umfangreiches Repertoire mit Höhepunkten wie der Carmen, der Dorabella in »Così fan tutte«, der Suzuki in »Madame Butterfly«, der Preziosilla in »La forza del destino« von Verdi und der Herodias in »Salome« von R. Strauss. 1971 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Buenos Aires ernannt. Sie wirkte neben ihrer Tätigkeit auf der Bühne und im Konzertsaal als Professorin am Conservatorio Nacional in Buenos Aires und am Conservatorio Provincial in La Plata. Sie starb 2015 in Buenos Aires.
Argentinische Schallplattenaufnahmen.
19.6. Vladimir TIMOKHIN: 95. Geburtstag
Biographie des russischen Tenors auf Englisch: https://www.historicaltenors.net/russian/tymokhin.html
20.6. Norman PAIGE: 95. Geburtstag
Er gehörte in den Jahren 1953-56 als Tenor-Solist dem amerikanischen Chor »American Savoyards« an, mit dem er große Tourneen unternahm. Ausbildung der Stimme durch Lucius Metz an der Juillard Music School New York und durch Cornelius L. Reid. Er kam nach Europa und debütierte dort am Landestheater von Linz (Donau) 1958 als Matteo in »Arabella« von R. Strauss. 1959-60 Abschluss der Ausbildung am Mozarteum in Salzburg und bei Wolfgang Steinbrück in Wien. 1961 wurde er an das Opernhaus von Köln verpflichtet, wo er bis 1965 blieb. Dort sang er vor allem Charakterpartien (den Goro in »Madame Butterfly«, den Remendado in »Carmen«, den Basilio in »Die Hochzeit des Figaro«), manchmal aber auch den Alfredo in »La Traviata« und den Ramiro in »La Cenerentola«. Am 15.2.1965 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann mit. 1967-68 wirkte er an der City Opera New York, 1969-82 in einer langjährigen Karriere an der Oper von Chicago. Er trat auch an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und an der Hamburger Staatsoper auf. Er gastierte am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. In Nordamerika sang er in Houston (Texas), Boston, Baltimore, Chicago, Dallas, Miami und San Francisco (1969 Tanzmeister und Brighella in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss sowie Gastone in »La Traviata«). 1985 wirkte er beim internationalen Festival der Alten Musik in Innsbruck mit. Sein Repertoire enthielt sowohl lyrische Partien, wobei Mozart-Rollen im Vordergrund standen, als auch Aufgaben aus dem Charakterfach. Bedeutende Karriere auch als Konzertsänger; er wirkte als Professor an der University of Kansas in Lawrence. Er starb 2016 in Mission Hills (Kansas).
Schallplatten: Wergo (»Die Soldaten« von A. Zimmermann).
21.6. Pavel HAAS: 125. Geburtstag
Der Sohn des jüdischen Schuhmachers Zikmund und dessen aus Odessa stammender Frau Olga, geb. Epstein, wuchs mit Tschechisch als Familiensprache auf, besuchte aber eine deutschsprachige Grundschule in Brünn in Mähren. Vor einem Schulabschluss wechselte er 1913 an die Musikschule der „Beseda Brněnská“ in Brünn, wo er bis 1916 bei Anna Holubová (Klavier) und Jan Kunc (Musiktheorie) unterrichtet wurde. In dieser Zeit entstanden seine ersten Kompositionen. 1917 wurde er als Soldat zur Österreichisch-ungarischen Armee eingezogen. 1919 konnte seine Ausbildung an dem von Leoš Janáček neu gegründeten Brünner Konservatorium in der Tschechoslowakei bei Kunc und Vilém Petrželka (Klavier, Harmonielehre, Musiktheorie) fortsetzen. 1920-22 studierte er Komposition in der Meisterklasse von Leoš Janáček, als dessen bedeutendster Schüler er gilt. Haas arbeitete zunächst im Schuhgeschäft seines Vaters sowie kurze Zeit als Korrepetitor in Brünn und Saarbrücken. Sein Bruder Hugo Haas, am Beginn einer erfolgreichen Karriere als Schauspieler, verschaffte Pavel/Paul Haas den Zugang zum Brünner Theater, für das er in den 1920er Jahren Bühnenmusik komponierte. In den 1930er Jahren schuf Haas Musik für Filme, in denen sein Bruder mitwirkte. Nach Janáčeks Tod wurde Haas 1929 Nachfolger als Vorsitzender des Mährischen Komponistenverbands. Ab 1935 war er Privatlehrer für Musiktheorie und schließlich Musiklehrer an der Hochschule in Brünn und freischaffender Komponist. Er komponierte Auftragswerke für renommierte Ensembles wie das Mährische Streichquartett und das Mährische Bläserquintett sowie für den Rundfunk. Von seinen insgesamt mehr als fünfzig Werken gab Haas aber nur 18 Werken eine Opuszahl. Am 17. Oktober 1935 ehelichte er die Ärztin Soňa Jakobson, die frühere Frau des Linguisten Roman Ossipowitsch Jakobson. 1937 wurde die gemeinsame Tochter des Ehepaares geboren. Am 2. April 1938 wurde im Alten Theater am Wall in Brünn die dreiaktige Oper Der Scharlatan (Šarlatán) von Pavel Haas mit großem Erfolg uraufgeführt. Deren Libretto hatte Haas nach dem Roman von Josef Winckler Der Wunder-Doktor Johann Andreas Eisenbarth, im Volksmund auch als Quacksalber oder Scharlatan bezeichnet, selbst verfasst. Regie führte Rudolf Walter in der Ausstattung von František Muzika; Dirigent war Quido Arnoldi (1896–1958). Dieser Premiere folgten im Frühjahr 1938 noch fünf weitere Aufführungen. Nach dem Münchner Abkommen im Oktober 1938 und der Besetzung des Sudentenlandes durch deutsche Truppen wurde die Oper Der Scharlatan vom Spielplan abgesetzt. Am 28. Januar 1939 sendete der tschechische Rundfunk noch mehrere Volkslieder von Haas aus dem Zyklus Od večera do rána (Vom Abend bis zum Morgen). Am 15. März 1939 marschierten deutsche Truppen in die restliche Tschechoslowakei ein und Adolf Hitler erklärte das annektierte Land zum Protektorat Böhmen und Mähren. Bald darauf wurde Haas’ Musik wegen seiner jüdischen Abstammung verboten und sowohl ihm, der auch als Musikjournalist für die Zeitung Národní noviny tätig war, als auch seiner nichtjüdischen Frau, die als Ärztin gearbeitet hatte, jegliche Erwerbstätigkeit untersagt. Seinem Bruder, dem Schauspieler Hugo Haas, und dessen Frau gelang 1939 die Flucht über Frankreich in die USA; sie ließen jedoch ihren gemeinsamen, kurz zuvor geborenen Sohn bei Pavel Haas und seiner Frau Sonia zurück, der als deren Sohn registriert wurde. Am 13. April 1940 wurde Pavel Haas von seiner Frau geschieden, um ihr Leben und das ihrer gemeinsamen Tochter vor weiterer Verfolgung zu schützen. Daraufhin konnte seine Frau, da sie als „Nichtjüdin“ galt, wieder als Ärztin arbeiten und sicherte den Lebensunterhalt der Familie. Am 2. Dezember 1941 wurde Pavel Haas mit Transport G-731 in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er später mit anderen Komponisten und Musikern wie Hans Krása oder Victor Ullmann zusammentraf. Als er seine anfänglichen Depressionen überwunden hatte, fügte er sich in das reichhaltige Musikleben des Lagers ein und komponierte für die Theresienstädter Künstler und Laienchöre. Ermuntert dazu wurde er u. a. durch Gideon Klein. Seine erste im Lager erstellte Komposition war Al S’fod, ein Chorwerk für vier Männerstimmen nach einem während arabischer Erhebungen gegen die jüdischen Besiedlung Palästinas zwischen 1936 und 1939 verfassten Gedicht des jüdisch-russischen Schriftstellers David Shimoni. Von seinen mindestens acht Kompositionen aus dieser Zeit haben sich nur drei erhalten: die Studie für Streichorchester, die Vier Lieder nach Worten chinesischer Poesie und Al S’fod. Nachdem die Nationalsozialisten kulturelle Aktivitäten im Lager Theresienstadt zuerst nur geduldet hatten, gingen sie Anfang 1942 dazu über, Künstler vom allgemeinen Arbeitsdienst zu befreien, damit sie ihrer Berufung weiterhin folgen konnten. Auf diese Weise sollten sie dem Lager zu kulturellem Glanz verhelfen. Dahinter steckte die Absicht, Theresienstadt zum Vorzeigeghetto zu machen, um es propagandistisch als „Gegenbeweis“ angesichts umlaufender Gerüchte vom Massenmord an den Juden benutzen zu können. Das erste Werk von Haas, das im Lager aufgeführt wurde, war Vier Lieder auf Worte der chinesischen Poesie am 22. Juni 1944. Am 23. Juni 1944 wurde das Lager vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) besichtigt. Anlässlich dieses Besuches im Vorzeigeghetto wurde Haas’ Studie für Streichorchester von Karel Ančerl uraufgeführt. Der Dirigent konnte das Notenmaterial für die Streicher retten, aus dem er später die Partitur rekonstruierte. Danach entstand Kurt Gerrons Film Theresienstadt, in dem auch Pavel Haas kurz zu sehen ist. Nach Abschluss dieser Propagandaaktionen verfügten die Nationalsozialisten im Oktober 1944, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, die Einstellung aller künstlerischen Aktivitäten und deportierten am 16. Oktober viele Künstler, darunter auch Haas und seinen Freund, den Pianisten Bernhard Kaff, in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er an einem der darauffolgenden Tage ermordet wurde. Seine Musik geriet zunächst in Vergessenheit. Erst etwa ein halbes Jahrhundert später setzte ihre Wiederentdeckung ein. Sein musikalischer Nachlass befindet sich in der Musikabteilung des Mährischen Landesmuseums in seiner Geburtsstadt Brünn. Das 2002 gegründete Pavel Haas Quartett widmet sich der Aufführung seiner musikalischen Werke.
21.6. Josefine STRANSKY: 125. Geburtstag
Die Sängerin, deren Geburtsname Josefine Holas war, heiratete 1919 den Neurologen und Psychiater Erwin Stransky (1877-1962). Sie begann ihre Karriere als Beamtin, begann ab 1920 aber ein Musik- und Klavierstudium (auch Sprachen und Kunst) und erhielt eine Gesangsausbildung von Marie Seyff-Katzmayr und Luise von Fränkel-Ehrenstein. Ab 1923 trat sie dann erfolgreich als Konzertsängerin in Österreich, vor allem Wien, Deutschland, der Tschechoslowakei und der Schweiz auf. 1926/27 hatte sie Auftritte an der Wiener Volksoper und am Theater an der Wien. 1927 war Josefine Stransky in den Mordfall Grosavescu verwickelt. Nelly Grosavescu hatte ihren Ehemann, den rumänischen Opernsänger Traian Grosavescu, am 15. Februar 1927 ermordet. Sie behauptete, dass Josefine Stransky mit Grosavescu ein Verhältnis gehabt hätte und gab Eifersucht als Grund für den Mord an. Die beiden Paare hatten sich kennengelernt, später entwickelte sich allerdings eine Freundschaft zwischen Traian Grosavescu und Josefine Stransky, bei der sich Grosavescu auch als ihr Förderer erwies. Nelly Grosavescu wurde letztendlich wegen einer davor eingetretenen Fehlgeburt als unzurechnungsfähig erkannt und freigesprochen. Der Prozess erregte großes Aufsehen in der zeitgenössischen Presse – die Gerichtsverhandlung und Zeugenaussagen wurden wortwörtlich abgedruckt. Der Fall fand durch das Theaterstück „Darf man töten?“, in dem die Vorkommnisse rund um den Mordfall zum Thema gemacht wurden, sogar Eingang in die Unterhaltungsszene. Josefine Stransky verlangte die Absetzung des Stücks und verklagte gemeinsam mit der Schwester Traian Grosavescus, Olga, und dessen Tochter Myra Pia, Josef Jarno als Direktor der Renaissancebühne und den Autor des Stücks Felix Fischer. Stransky brachte dabei vor, dass sie durch die Schilderung der Beziehung zu Grosavescu gesellschaftlich denunziert und ihr berufliches Fortkommen geschädigt wurde. Ihrer Karriere schien das allerdings keinen Abbruch zu tun, denn es finden sich zahlreiche Auftritte in dieser Zeit. 1930 (in der F-Moll-Messe von Bruckner) und 1932 (im Mozart-Requiem) wirkte sie bei den Salzburger Festspielen mit. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 versuchte Erwin Stransky für sich und seine Frau eine Ausreisegenehmigung zu erlangen. Dies misslang, ebenso wie die Bitte um Aufnahme zum Militärdienst oder seine Bewerbung um die Reichsbürgerschaft. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlor er zwar alle Universitätsämter an der Universität Wien, entging wohl vermutlich aufgrund der ‚arischen‘ Herkunft seiner Frau einer Deportation. Nichtsdestotrotz war fünfeinhalb Jahre lang auch über Josefine Stransky ein Berufsverbot verhängt. Im April 1945 begann eine schrittweise Reaktivierung von Erwin und Josefine Stransky. Josefine Stransky war auch als Gesangslehrerin tätig, wirkte aber noch lange in der Nachkriegszeit bei verschiedenen Konzerten und Aufführungen mit. Etwa sang sie bei der Trauung des Opernsängers Edmund Franz Falkner mit Elfriede Elvira Ranzenhofer. 1945 trat sie im Wiener Konzerthaus anlässlich des 175. Geburtstags von Beethoven auf, 1949 hatte sie Auftritte im Figaro-Saal (Palais Palffy) und noch 1951 sind Radioauftritte belegt. Josefine Stransky starb 1978 in Wien und wurde im Ehrengrab ihres Mannes Erwin Stransky am Zentralfriedhof bestattet. Im Bestand der Wienbibliothek befindet sich ein Brief von Josefine Stransky an den Komponisten Wilhelm Kienzl und ein Plakat zu einem ihrer Liederabende in der Urania.
Schallplattenaufnahmen auf der Marke Christschall.
22.6. Carol BAYARD: 90. Geburtstag
Sie studierte zuerst Cellospiel, ließ dann jedoch ihre Stimme ausbilden und debütierte 1964 an der New York City Opera als Micaela in »Carmen«. Sie sang in der Folge viel an diesem Haus, aber auch an den Bühnen von Houston (Texas), New Orleans, Philadelphia, Seattle und San Francisco (1974 die Titelrolle in »La Grande Duchesse de Gerolstein« von Offenbach). In Seattle wirkte sie am 22.1.1970 in der Uraufführung der Oper »Of Mice and Men« von C. Floyd als Curleys Frau mit. Aus ihrem Repertoire sind hervorzuheben: die Nedda im »Bajazzo«, die Titelheldin in »Manon« von Massenet, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Mimi und die Musetta in »La Bohème« von Puccini, die Rosalinde und die Adele in der »Fledermaus« von J. Strauß, die Violetta in »La Traviata«, die Alice Ford in Verdis »Falstaff« und die Marguerite in »Faust« von Gounod. Die Künstlerin, die auch eine gesuchte Konzertsopranistin war, war mit dem Komponisten, Dirigenten und Pianisten Thomas Booth verheiratet. Sie starb 2019 in Maplewood (New Jersey).
Schallplatten: Mitschnitte von Opernsendungen im Rundfunk.
22.6. Hedwig JUNGKURTH: 125. Geburtstag
Sie debütierte 1921 an der Staatsoper Stuttgart, an der sie anfänglich Partien aus dem Fach der Soubrette sang. Sie war 1921-24 an der Staatsoper Stuttgart, 1924-25 an der Berliner Staatsoper, 1925-28 wieder in Stuttgart, 1928-29 am Theater von Braunschweig und 1932-33 am Stadttheater von Stettin engagiert. 1931 unternahm sie mit der German Opera Company eine Nordamerika-Tournee, wobei sie große Erfolge als Nuri in d’Alberts »Tiefland« mit Johanna Gadski als Partnerin hatte. Sie sang bei dieser Tournee auch die Gutrune in »Götterdämmerung«, den Waldvogel in »Siegfried« und eine der Rheintöchter im Nibelungenring. In den dreißiger Jahren wirkte sie als Konzertsopranistin und sang oft im deutschen Rundfunk. Während des Zweiten Weltkrieges gab sie Konzerte vor deutschen Soldaten und trat weiter im Konzertsaal auf. 1941-42 Gastspiel-Tournee in Holland. Aus ihrem Repertoire für die Bühne seien noch die Marzelline in »Fidelio«, das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Zerlina in »Don Giovanni«, das Ännchen im »Freischütz« und die Musetta in »La Bohème« von Puccini nachgetragen.
Akustische Solo-Platten auf Polydor (1924), elektrische Aufnahmen auf Polydor (Kurzopern) und HMV; auf Preiser erschien ein vollständiger »Don Giovanni« mit ihr als Donna Elvira (Reichssender Stuttgart).
22.6. Hans LUDWIG: 150. Geburtstag
Sein eigentlicher Name war Hans Glauber. Er begann zunächst eine Schauspieler-Karriere und war als solcher 1900-01 am Theater von Pilsen (Plzen), 1901-02 am Theater von Bielitz (Biala) engagiert. Er entschloss sich dann aber zu einer Karriere als Opernsänger und wirkte als solcher 1902-03 in Bielitz, 1903-04 in Olmütz (Olomouc), 1904-05 am Theater von Klagenfurt, 1906-07 in Graz und 1907-08 an der Hofoper von München. 1907-11 war er als Sänger wie als Regisseur am Wiener Raimund-Theater beschäftigt. 1912-15 unternahm er große Gastspielreisen und ging darauf, wieder als Sänger und Regisseur, an das Deutsche Landestheater in Prag, an dem er während der langen Zeit von 1916 bis 1931 wirkte. Hier wie in seinen früheren Engagements hörte man ihn als Papageno in der »Zauberflöte«, als Ottokar im »Freischütz«, als Graf Liebenau im »Waffenschmied« von Lortzing, als Wolfram in »Tannhäuser«, als De Siriex in »Fedora« von Giordano, als Germont-père in »La Traviata« und in vielen weiteren Partien. Er starb 1935 in Prag.
22.6. Marianne REGER: 250. Geburtstag
Sie hieß mit ihrem eigentlichen Namen Marianne Noder und kam im Alter von drei Jahren zu einer Tante, die für sie sorgte. Ein junger Musiker, der im gleichen Haus wohnte, unterrichtete das ungewöhnlich begabte Mädchen seit dem vierten Lebensjahr im Klavierspiel. Dabei machte sie derartige Fortschritte, dass sie 1780 vor dem bayerischen Hof in München ein Klavierkonzert geben konnte und dabei allseitige Bewunderung erregte. Die verwitwete Herzogin Maria Anna von Bayern entschloss sich, die weitere Ausbildung des Kindes zu finanzieren. So kam sie 1785 nach Italien und wurde in Venedig Schülerin der Primadonna Bianca Sacchetti. Sie blieb drei Jahre in Italien und trat dort mit bedeutenden Erfolgen in Kirchenkonzerten und Oratorienaufführungen hervor. Nach München zurückgekehrt, wurde sie 1790 zur Bayerischen Hofsängerin ernannt und 1794 »als solche lebenslänglich dekretiert«. Sie entfaltete in der bayerischen Metropole seitdem eine große Karriere und war auch im pädagogischen Bereich tätig. Man rühmte ihren ausdrucksreichen, beseelten Gesang, namentlich im Adagio-Vortrag. Sie starb 1850 in München.
23.6. Henri POUSSEUR: 95. Geburtstag
Nach erstem Musikunterricht bei Herman Barg und Eugène Micha in Malmedy, studierte er 1947-52 am königlichen Konversatorum in Lüttich. Sein Orgellehrer Pierre Froidebise führte ihn an avantgardistische Musik heran, im Besonderen an die Zwölftonmusik, und machte ihn mit Pierre Boulez bekannt. Bereits während seines ersten Studienjahres gründete er einen Studentenchor, mit dem er regelmäßig Musik des Mittelalters aufführte. 1949-52 war er Organist an der Kirche Saint-François des Sales in Lüttich. Nach einem unüberbrückbaren Streit über serielle Musik mit dem Direktor des Konservatoriums Fernand Quinet, wechselte Pousseur ans Brüsseler Konservatorium, wo er 1953 in der Klasse von Jean Absil sein Abschlussexamen in Fugenlehre machte. In seiner Brüsseler Zeit fand er einen Förderer in André Souris (1899–1970), der mit ihm seine eigenen Erfahrungen aus dem Brüsseler Studio teilte. Ab 1952 nahm er regelmäßig an den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt und den Donaueschinger Musiktagen teil. 1957 arbeitete er mit Luciano Berio und Bruno Maderna im Studio di Fonologia Musicale in Mailand und später im Studio für elektronische Musik in Köln mit Karlheinz Stockhausen. 1958 gründete er in Brüssel das Studio de musique électronique Apelac. 1963-64 unterrichtete er an der Musik-Akademie der Stadt Basel und 1966-68 an der Universität Buffalo. Seit 1970 unterrichtete er an der Universität Lüttich, wo er mit Kollegen wie Pierre Bartholomée und Philippe Boesmans das Centre de recherches musicales de Wallonie (seit 2010 Centre Henri Pousseur) gründete. 1975 übernahm er die Leitung des Lütticher Konservatoriums, von dem er sich 1952 wegen seiner Differenzen mit dem Direktor zurückgezogen hatte. Nach seinem offiziellen Ruhestand im Jahr 1994 war er noch bis zum Sommer 1999 an der Universität Leuven beschäftigt. Er schrieb in dieser Zeit fünf neue Werke, darunter vier in Erinnerung an seinen Vorgänger Karel Goeyvaerts, gruppiert in einem großen Zyklus für Klavier und Orchester. Neben fast 200 Partituren hat Pousseur in seinem Leben auch zahlreiche Artikel und mehrere Bücher über Musik geschrieben zu denen unter anderem Fragments Théorique I: sur la musique expérimentale (Brussels: Université Libre de Bruxelles, 1970), Schumann le Poète: 25 moments d’une lecture de Dichterliebe (Paris: Klincksieck, 1993), und Musiques croisées (Paris: L’Harmattan, 1997) gehören. Ihm wurden Ehrendoktortitel der Universitäten von Metz und Lille III verliehen, und im Jahr 2004 erhielt er eine Auszeichnung für sein Lebenswerk von der Akademie Charles Cros. Henri Pousseur starb 2009 in Brüssel. Sein Sohn Denis Pousseur (* 8. August 1958) studierte Klavier und wandte sich in seinen Anfangsjahren dem Jazz zu. Er wirkte am Entstehen einiger Werke des Vaters mit. Ab 1980 komponierte er mehrere Filmmusiken.
In seinem Anton Webern verpflichteten Werk verwendete Pousseur die Mittel der Aleatorik und der Elektronischen Musik; kompositorisch nutzte er die Zwölftonmusik. Neben Orchesterwerken schrieb er Stücke für kammermusikalische Besetzung unter Verwendung von Tonband und elektronischen Instrumenten. Seine Musik beschäftigte sich zudem mit Serialismus und offenen Formen und vermittelte zwischen so vermeintlich unvereinbaren Kompositionsstilen wie denen von Franz Schubert und Anton Webern (Votre Faust). Insgesamt hinterließ Pousseur mehr als 150 Kompositionen.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: https://www.henripousseur.net/index.php
23.6. Carl REINECKE: 200. Geburtstag
Er war Sohn des Musiklehrers Rudolf Reinecke und dessen Ehefrau Johanna Henriette Dorothea Wetegrove († 20. Dezember 1828 in Bad Segeberg). Er war Bruder der Musikschulgründerin und -pädagogin „Frl. Marie Reinecke“. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er mit sechs Jahren bei seinem Vater, der hohe Anforderungen stellte. Er debütierte 1835 in Altona als Pianist, unternahm dann Konzertreisen durch Europa und wurde als „graziöser Mozartspieler“ gepriesen. Clara Wieck und Franz Liszt waren seine Vorbilder. Aufgrund seiner Zurückhaltung und Bescheidenheit eignete er sich wenig für die Rolle eines gefeierten Virtuosen. Mit einem Stipendium seines Landesherrn, des dänischen Königs und holsteinischen Herzogs Christian VIII., konnte Carl Reinecke 1843-46 einen Aufenthalt in Leipzig finanzieren. Er ging dort seinen Studien nach, lernte viele Musiker und die Leipziger Salons kennen und debütierte am 16. November 1843 im Gewandhaus als Interpret von Mendelssohns Serenade und Allegro giocoso op. 43 für Klavier und Orchester. Der damalige Gewandhaus-Kapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy verhalf ihm zu öffentlichen Auftritten. In dieser Zeit lernte Reinecke auch Robert Schumann kennen und schätzen. Die Werke beider Komponisten begeisterten ihn und inspirierten sein Schaffen: „Ich würde nicht dagegen opponieren, wenn man mich einen Epigonen nennt“, war die charmante Antwort auf seine Abhängigkeit von diesen Vorbildern. 1847 wurde Reinecke dänischer Hofpianist. Aufgrund des preußisch-dänischen Kriegs 1848 musste er nach Leipzig zurückkehren. Da er dort keine Anstellung fand, ging er 1849 nach Bremen, wo er als Dirigent tätig war und Orchesterwerke komponierte. Auf Anregung von Franz Liszt erhielt Reinecke eine Einladung von Hector Berlioz nach Paris. Er trat dort als Pianist auf und traf Ferdinand Hiller wieder, einen Bekannten aus der Leipziger Zeit, der inzwischen Direktor des Konservatoriums in Köln geworden war, an dem Reinecke dann ab 1851 als Dozent für Klavier tätig wurde. Dort pflegte er ein freundschaftliches Verhältnis zu Robert Schumann im nahe gelegenen Düsseldorf und lernte den jungen Johannes Brahms kennen. 1854-59 war Reinecke Kapellmeister in Barmen. 1859 wurde er Musikdirektor in Breslau, wo er erstmals Abonnementkonzerte veranstaltete. Noch im selben Jahr bot ihm das Gewandhausorchester in Leipzig die Leitung an. Reinecke übernahm dieses Amt im Jahre 1860 und hatte es bis 1895 inne. Daneben wirkte er als einflussreicher Klavier- und Kompositionslehrer am Leipziger Konservatorium. 1885 wurde er zum Königlich-Sächsischen Professor ernannt, 1897-1902 war er Direktor des Konservatoriums. Ebenfalls 1885 nahm er an der Stimmtonkonferenz in Wien teil, auf der ein einheitlicher Kammerton festgelegt wurde. 1859, kurz vor dem Amtsantritt in Leipzig, verlor Reinecke seine erste Frau Ehefrau Betty Hansen. Das Paar hatte 1852 geheiratet. 1860 kümmerte sich seine Halbschwester Mathilde um die drei Kinder. Am 7. Oktober 1860, während seines zweiten Abonnementkonzerts als Gewandhauskapellmeister, gab eine junge Sängerin aus Berlin, Charlotte Scharnke, ihr Debüt im Gewandhaus. Im August 1861 wurde sie Reineckes zweite Ehefrau. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor. Die Brüder Franz und Carl leiteten später den Verlag Gebrüder Reinecke in Leipzig. 1868 starb auch Charlotte Reinecke, wohl bei der Geburt von Franz. 1872 heirateten Carl Reinecke und Margarethe Schifflin, die aus Krefeld stammte. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor; Carl Reinecke war also Vater von neun Kindern. Nach der überraschenden und ihn verletzenden Entlassung als Gewandhauskapellmeister 1895 (sein Nachfolger wurde Arthur Nikisch) fand Reinecke Zeit für ausgedehnte Konzerttourneen als Pianist. Erfolgreiche Auftritte im Gewandhaus, die er zunächst vermieden hatte, sind noch von 1904, 1906 und 1909 bekannt. 1906 trat Reinecke mit seinem Schüler Fritz von Bose auf und spielte Mozarts Konzert für zwei Klaviere Es-Dur (KV 365). Er starb 1910 in Leipzig.
Reinecke vertrat musikästhetisch eine konservative Position. Die Wiener Klassiker, allen voran Mozart, waren für ihn unverrückbare Vorbilder, mit deren Interpretation er sich bis zuletzt beschäftigte. Das Larghetto aus Mozarts Krönungskonzert spielte der 80-jährige Reinecke 1905 als erster Pianist überhaupt auf einem Welte-Mignon-Reproduktionsklavier ein. Seine Vertrautheit mit den Finessen des Klaviers wurde weithin geschätzt. Als Robert Schumann einmal gebeten wurde, von seinen Symphonien eine Version für zwei Klaviere anzufertigen, antwortete er: „das kann ich nicht, da musst du den Reinecke fragen, der kann das besser“. Der Musikforscher und Sänger Hans Joachim Moser (1889–1967) schrieb über Reinecke, dass er „zum Kreis der Schumanianer“ gehöre – zu den Musikern also, die sich im Sinn eines romantischen Klassizismus mit Robert Schumanns künstlerischen Zielen identifizierten. Als Klavierkomponist steht Reinecke in der Tat Schumann sehr nahe, gleichwohl sind in seinen späteren Werken – etwa im Klavierkonzert C-Dur (op. 144) – auch satztechnische Einflüsse von Chopin und Brahms erkennbar. Reineckes Sinfonie Nr. 3 g-moll (op. 227) zählt zu den bedeutenden Werken der Romantik. Das Harfenkonzert E-Moll (op. 182) gehört zum Standardrepertoire bei Wettbewerben. Bekannt geblieben sind auch seine Kinderlieder und seine Kompositionen für Flöte: die romantische Undine-Sonate (op. 167; 1885) und die Ballade (op. 288) für Flöte und Klavier sowie das Flötenkonzert D-Dur (op. 283; 1908). 1888 veröffentlichte Reinecke im Verlag von Julius Heinrich Zimmermann seinen Klavierzyklus Von der Wiege bis zum Grabe (op. 202), der rasch populär wurde. Reineckes Bearbeitung für Flöte und Klavier ist verschollen; der Flötist Ernesto Köhler rekonstruierte acht der sechzehn Stücke. Daneben erschienen auch Sammlungen für Symphonieorchester und Harmoniemusik.
24.6. Rod MacWHERTER: 95. Geburtstag
Seine Ausbildung zum Sänger fand an der New York University und an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia statt. Er debütierte 1967 an der Oper von San Francisco als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte« und sang in der gleichen Spielzeit dort auch u.a. den Froh im »Rheingold«, den Haushofmeister der Marschallin im »Rosenkavalier«, den Melot in »Tristan und Isolde« und den Patterson in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »The Visitation« von Gunther Schuller. Bereits in der Spielzeit 1968-69 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet (Debüt als Hauptmann in Verdis »Simon Boccanegra«). Er sang an der Metropolitan Oper New York bis 1973 zumeist mittlere und kleinere Partien wie den Froh, den Ulrich Eisslinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Normanno in »Lucia di Lammermoor« (54mal), den Boten in »Aida«, den 1. Geharnischten, den Herold in Verdis »Don Carlos«, den Flavio in »Norma«, den Offizier in »Ariadne auf Naxos«, einen der Ritter in »Parsifal«, den Jüngling in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den 1. Gefangenen in »Fidelio«, den Ottokar im »Freischütz«, den Melot, den Boten in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, den Narraboth in »Salome« von R. Strauss und den Malcolm in Verdis »Macbeth«. Er sang dann an der Oper in Pittsburgh. In Westdeutschland hörte man ihn an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Saarbrücken und Dortmund. Er übernahm bei Gastspielen an anderen Opernhäusern dann auch die großen Partien seines Stimmfachs, so an der Oper von New Orleans 1971 den Narraboth, 1972 den Radames in »Aida«, an der Chicago Lyric Opera 1971 gleichfalls den Narraboth, in Vancouver 1975 den Siegmund in der »Walküre« und noch 1986 in Greenville (North-Carolina) den Florestan in »Fidelio«. In der Spielzeit 1973-74 war er Mitglied des Staatstheaters von Braunschweig. Im Mittelpunkt seines Bühnenrepertoires standen Partien für Heldentenor: der Ismaele in Verdis »Nabucco«, der Titelheld in dessen »Otello«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Calaf in Puccinis »Turandot«, der Max im »Freischütz« von Weber und der Bacchus in der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos«. Auch im Konzertsaal war er in einem umfassenden Repertoire zu hören. Er starb 2019 in East Petersburg (Pennsylvania). Er war zeitweilig verheiratet mit der Sopranistin Eunice Mobley.
25.6. Ingeborg NØRREGAARD-HANSEN: 150. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung zur Sängerin bei Sophie Keller in Kopenhagen und setzte diese dann bei Kutschbach in Dresden fort. Ihr Bühnendebüt fand 1899 an der Königlichen Hofoper Kopenhagen in der Partie der Senta in »Der fliegende Holländer« statt. In den Jahren 1901-26 war sie Mitglied dieses Hauses, wo sie aber noch bis 1930 mehrfach in Gastauftritten zu hören war. Höhepunkte in ihrem Repertoire für die Bühne waren dabei die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Elsa in »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier«, die Traviata und die Aase in »Drot og Marsk« von Paul Heise. Sie kam auch im Konzertsaal zu einer erfolgreichen Karriere. Sie starb 1941 in Kopenhagen.
26.6. Margit ERCSE: 90. Geburtstag
Gesangstudium an der Franz Liszt-Musikakademie in Budapest. Sie begann ihre Bühnenkarriere in der Spielzeit 1966-67 am Theater von Pecz (Fünfkirchen), sang aber bereits 1966 an der Nationaloper Budapest als erste Partie die Cornelia in »Giulio Cesare« von Händel. Sie blieb Mitglied dieses Hauses und gastierte erfolgreich an der Berliner Staatsoper, an der Nationaloper Prag, an den Opernhäusern von Köln, Graz und Marseille. Durch die Weite ihres Stimmumfangs war sie in der Lage sowohl Partien für Mezzosopran als auch hochdramatische Sopranpartien zu gestalten bis hin zur Brünnhilde im »Ring des Nibelungen«. Zu nennen sind aus ihrem Repertoire noch die Venus in »Tannhäuser«, die Eboli in Verdis »Don Carlos« und die Amneris in »Aida«. Nicht weniger bedeutende Karriere im Konzertsaal. Sie starb 2019 in Budapest.
Schallplatten: Hungaroton.
26.6. June BRONHILL: 95. Geburtstag
Eigentlicher Name June Gough. Sie gewann 1950 den Sydney Sun Aria Contest, worauf ihre Heimatstadt Broken Hill in einer Sammlung die Kosten für ihre weitere Ausbildung in London zusammentrug. Aus Dankbarkeit nahm sie darauf den Künstlernamen Bronhill an (eine Kontraktion des Namens Broken Hill). 1952 kam sie zum Weiterstudium nach London; 1954 debütierte sie an der Londoner Sadler’s Wells Opera als Adele in der »Fledermaus« von J. Strauß, sang dort die Gilda in »Rigoletto«, die Norina in »Don Pasquale«, die Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Titelrolle in Flotows »Martha« und mit besonderem Erfolg 1958 die Hanna Glawari in der Lehár-Operette »Die lustige Witwe«. In dieser Partie war sie so erfolgreich, dass sie sie in den Jahren 1958-60 in London wie in weiteren englischen Städten und schließlich im Herbst 1960 bei einer Australien-Tournee in 200 Vorstellungen wiederholte. 1958 gastierte sie an der Covent Garden Oper London in der Titelpartie der Oper »Lucia di Lammermoor« von Donizetti. 1961 hörte man sie bei der Sadler’s Wells Opera London in der englischen Erstaufführung von Janáceks »Das schlaue Füchslein« in der Titelrolle, als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss; auch als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, in Menottis »The Telephone« und in »Orpheus in der Unterwelt« von Offenbach ist sie dort aufgetreten. 1964 gastierte sie bei der Sadler’s Wells Opera als Saffi im »Zigeunerbaron« von J. Strauß. 1974 hörte man sie bei der English Opera Group als Magda in »La Rondine« von Puccini. Sie wandte sich in der Folgezeit auch dem Musical und der Operette zu und erschien 1962-64 in solchen Werken in Australien, sang hier aber auch Opernpartien in Sydney und Melbourne. Seit dem Ende der sechziger Jahre trat sie vor allem in Australien auf, so u.a. 1976 bei der Australian Opera Sydney als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« und 1979 bei der State Opera of South Australia als Rosalinde in der »Fledermaus«. 1976 wurde sie zum Officer of the Order of the British Empire ernannt. Sie starb 2005 in Sydney. – Sie war verheiratet mit dem Fernseh-Produzenten Richard Finney, der aus Neuseeland stammte.
Schallplatten: HMV (Querschnitte und Arien aus Operetten).
26.6. Louis Joseph SAINT-AMANS: 275. Geburtstag
Biographie des französischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Louis_Joseph_Saint-Amans
28.6. Aurelian NEAGU: 95. Geburtstag
Gesangstudium an der Musikakademie von Bukarest, in erster Linie als Schüler von Costescu Duca. Er debütierte 1951 an der Bukarester Nationaloper als Mephisto in »Faust« von Gounod. 1952-55 wurde er Preisträger bei internationalen Gesangwettbewerben in Bukarest, Prag, Sofia und Genf. Nach großen Erfolgen an der Oper von Bukarest, der er bis 1955 angehörte, war er 1960-61 am Stadttheater von Freiburg i. Br., 1961-62 an der Deutschen Oper Berlin, 1962-65 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg tätig. In den Jahren 1965-77 war er als erster Bassist am Opernhaus von Zürich engagiert, wohin er auch seinen Wohnsitz verlegte. Hier wirkte er auch in der Schweizer Erstaufführung von Prokofjews »L’Amour des trois oranges« mit (Spielzeit 1965-66 als Tschelio). Er gastierte am Nationaltheater Prag, am Bolschoi Theater Moskau, an den Staatsopern von Hamburg und München, an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M., Essen und Krefeld. Gastspiele am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Massimo Palermo, beim Maggio Musicale von Florenz, an den Theatern von Bologna, Kiew, Chicago und an der City Opera New York kennzeichneten neben erfolgreichen Konzertauftritten die weitere Karriere des Sängers. Von seinen Bühnenpartien sind zu nennen: der Iwan Susanin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren« (»Iwan Susanin«), der Boris wie der Pimen in »Boris Godunow«, der Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Leporello in »Don Giovanni«, der Figaro in »Die Hochzeit des Figaro«, der Kardinal Brogni in »La Juive« von Halévy, der Rocco in »Fidelio«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Mustafà in »L’Italiana in Algeri«, der Titelheld in Rossinis »Mosè in Egitto« und der Tiresias in »Oedipus Rex« von Strawinsky. Dazu sang er fast ausnahmslos alle großen Bass-Partien in den Opern von Verdi und R. Wagner. Er starb am 2011 in Zürich.
Schallplatten: Electrecord.
28.6. Kenneth SANDFORD: 100. Geburtstag
Biografie des Operettensängers auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Sandford
29.6. Marcello VIOTTI: 70. Geburtstag
In der französischen Schweiz als Sohn des italienischen Schmiedes Valentin Viotti geboren, studierte Marcello Viotti Gesang, Klavier und Cello am Conservatoire de Lausanne. Danach gründete er in Genf ein Bläserensemble, das er bereits selbst dirigierte. Er wurde am Beginn seiner Karriere von Wolfgang Sawallisch beeinflusst, den er als Chorsänger bei Dirigaten beobachten konnte. Viotti war ab 1985 mehrere Jahre als Kapellmeister am Teatro Regio Turin tätig. Danach war er künstlerischer Direktor des Stadttheaters Luzern, 1989-93 Generalmusikdirektor des Bremer Philharmonischen Staatsorchesters und 1991-95 Chefdirigent beim Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, mit dem er eine Gesamteinspielung der Symphonien Franz Schuberts veröffentlichte. 1996-99 arbeitete er als einer der drei Hauptdirigenten des MDR Sinfonieorchesters in Leipzig. Er leitete 1998-2004 das Münchner Rundfunkorchester, das er zu internationalem Ansehen führte. Er feierte mit dem Orchester ab der Saison 1999/2000 große Erfolge mit der Konzertreihe Paradisi Gloria, mit der er in Zusammenarbeit mit Kardinal Friedrich Wetter dem Publikum geistliche Musik des 20. Jahrhunderts nahebrachte. Mit dieser Reihe, die ihre Ursache in der Gläubigkeit Viottis hatte, erregte er internationale Aufmerksamkeit. Er führte den bislang gern als Salonorchester bezeichneten Klangkörper zu hohem Rang. Als 2004 der Intendant des Bayerischen Rundfunks Thomas Gruber die Schließung des Rundfunkorchesters für 2006 verkündete, trat Viotti unter Protest von der Leitung zurück. Regelmäßig gastierte er an der Wiener Staatsoper (Debüt 1992 mit L’Elisir d’amore), wo er insgesamt 23 verschiedene Opern (Andrea Chénier, Tosca, La forza del destino, Il barbiere di Siviglia, Die Zauberflöte, L’Italiana in Algeri, Maria Stuarda, Hérodiade, Madame Butterfly, La Bohème, Lucia di Lammermoor, Un ballo in maschera, Carmen, Otello, Aida, Le Prophète, Don Carlo, Macbeth, Roberto Devereux, Cavalleria rusticana, Roméo et Juliette, Norma), aber auch an vielen anderen Opernhäusern wie etwa in München, Hamburg, Berlin, Zürich, Brüssel, Paris (1992 Il barbiere di Siviglia, 2003 Tosca) oder Mailand (1993 Beatrice di Tenda) sowie in San Francisco (2002 Carmen) und an der Metropolitan Opera New York (2000 Madame Butterfly, 2003 La Bohème, La Traviata und La Juive, 2004 Aida), weiter bei den Bregenzer Festspielen (1995 Il prigioniero, 1996 Le Roi Arthus, 1999-2000 Un ballo in maschera, sowie 1997-2003 Ortchesterkonzerte), bei den Salzburger Festspielen (2002 La donna del lago und 2003 ein Mozart-Konzert) und in der Arena di Verona (Rigoletto). Er dirigierte auch die Berliner, Münchner und Wiener Philharmoniker, die Bamberger Symphoniker ebenso wie die großen Orchester Australiens und Japans. Ein Höhepunkt seiner Karriere war die Ernennung zum Direttore musicale des Teatro La Fenice in Venedig im Januar 2002. Allein in der Saison 2003/04 leitete er u. a. Neuproduktionen von Jacques Fromental Halévys La Juive an der Metropolitan Opera in New York, Verdis Attila und Georges Bizets Les pêcheurs de perles in Venedig, Charles Gounods Roméo et Juliette für die Bayerische Staatsoper in München sowie eine Fernost-Tournee mit den Wiener Philharmonikern. Viotti lebte mit seiner Frau, der Geigerin Marie-Laure Viotti, und vier Kindern in der Nähe Saarbrückens im französischen Lothringen und in München. Der Sohn Lorenzo Viotti (* 1990) wurde ebenfalls Dirigent, die Tochter Milena (* 1988 in Lausanne) ist seit der Spielzeit 2010/11 Dritte Hornistin im Bayerischen Staatsorchester, seine Tochter Marina ist Mezzo-Sopranistin, der Sohn Alessandro Hornist. 2005 wollte Viotti Verdis La Traviata mit Anna Netrebko bei den Salzburger Festspielen dirigieren. Er leitete zuletzt am 5. Februar 2005 die Premiere einer konzertanten Aufführung von Norma in der Wiener Staatsoper mit Edita Gruberová. Am 10. Februar brach er bei den Proben mit dem Münchner Rundfunkorchester zur konzertanten Aufführung von Jules Massenets Manon in München nach einem Schlaganfall zusammen. Wegen eines Blutgerinnsels, hieß es, habe Viotti an der Halsschlagader operiert werden müssen. Danach hatte sich sein Zustand rapide verschlechtert, am 16. Februar 2005 verstarb er. Ioan Holender, der Direktor der Wiener Staatsoper, beklagte den Tod von Viotti als „Verlust für die gesamte Musikwelt“. Viotti wurde am 23. Februar in seinem Geburtsort Vallorbe bei Lausanne beigesetzt.
30.6. Othmar MÁGA: 95. Geburtstag
Er wurde als Sohn deutsch-ungarischer Eltern in Brünn in Mähren geboren. Er absolvierte ein Violin- und Dirigierstudium in Stuttgart (1948–52), studierte Musikwissenschaft und deutsche Literatur an der Universität Tübingen (1952–58) und vervollkommnete seine dirigentische Ausbildung bei Paul van Kempen (1954–55), Ferdinand Leitner (Oper) und Sergiu Celibidache (1960–62). Mága war Chefdirigent im Göttinger Symphonieorchester (1963–67), bei den Nürnberger Symphonikern (1968–70) und 1971–82 Generalmusikdirektor der Stadt Bochum (Bochumer Symphoniker); während dieser Zeit übernahm er eine Professur an der Folkwang-Hochschule für Musik in Essen. 1983-87 war Mága Chefdirigent der Pomeriggi Musicali in Mailand/Italien, in Odense/Dänemark (1987–91) und von 1992 bis Ende 1996 Leiter des Sinfonie-Orchesters des Staatlichen Koreanischen Rundfunks (KBS) in Seoul. 2002-03 leitete er als kommissarischer GMD die Niederrheinischen Symphoniker an den Verinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach. Viele Jahre war Mága renommierter Gastdirigent führender Orchester in Europa, Asien und Amerika. Er machte zahlreiche Schallplatten-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen im In- und Ausland. Nach über 60 Jahren Dirigierpraxis umfasste Mágas Repertoire weit über 2000 Werke, Musik von der Renaissance bis zu Werken zeitgenössischer Komponisten und zahlreiche Opern. Othmar Mága lebte einige Jahre mit seiner Ehefrau in Grebenau- Merlos. Beide engagierten sich in der musikalischen Entwicklung junger Menschen im Vogelsbergkreis. Mága starb 2020 in Kiel.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.othmar-maga.de/