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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JUNI 2023

04.06.2023 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im Juni 2023

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage

Zusammenstellung derliste: Walter Nowotny

 

1.6. Marcelle CROISIER: 100. Geburtstag

Ihre Ausbildung erfolgte in den Jahren 1944-47 am Konservatorium der belgischen Hauptstadt Brüssel sowie bei Merlini in Mailand. 1948 wurde sie an die Grand Opéra Paris engagiert, wo sie als 1. Dame in der »Zauberflöte« debütierte und bis 1951 im Engagement blieb. Während dieser Zeit sang sie dort in den Uraufführungen der Opern »Bolivar« von D. Milhaud (1950 die Maria Téresa) und »Kerkeb« von M. Samuel-Rousseau (1951). Sie trat an der Grand Opéra als Donna Anna in »Don Giovanni«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Woglinde im Nibelungenring und als Rozenn in »Le Roi d’Ys« von Lalo auf. Nach 1951 gastierte sie an den großen Opernhäusern in der französischen Provinz, wandte sich aber immer mehr dem Konzertgesang zu. Dabei setzte sie sich gern für zeitgenössische französische Musikwerke ein, vor allem für Komponisten wie P. Wissmer und M. Lewandowski. Ihre Gastauftritte fanden in Argentinien und Brasilien, in Kuba und Tunesien, in Italien, England, Belgien und in der CSSR statt. Sie starb 1958 zwischen den Aufnahmesitzungen für eine Schallplattengesamtaufnahme von Bizets »Carmen« unter Sir Thomas Beecham, weshalb die Partie der Frasquita dann von einer anderen Sopranistin zu Ende gesungen werden musste.

Schallplatten: HMV (Barockmusik), Nonesuch (ebenfalls barocke Vokalwerke).

 

1.6. Willy van HESE: 100. Geburtstag

 Biographie des belgischen Tenors auf Holländisch: https://nl.wikipedia.org/wiki/Willy_Van_Hese

 

1.6. Ada JONES: 150. Geburtstag

 Biographie der englisch-amerikanischen Altistin auf Englisch:

https://en.wikipedia.org/wiki/Ada_Jones 

 

2.6. Manfred SCHERZER: 90. Geburtstag

 Er hatte seit dem fünften Lebensjahr Violinunterricht bei seinem Vater, einem Mitglied der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Bereits mit 17 Jahren wurde er von Rudolf Kempe an die Sächsische Staatskapelle Dresden engagiert. 20-jährig holte ihn Walter Felsenstein als Erster Konzertmeister an die Komische Oper Berlin. Mit einer Aufführung von Tschaikowskys Violinkonzert begann Manfred Scherzers internationale Karriere als Violinsolist. Kurz darauf gab er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Gastspielreisen führten ihn in die Zentren fast aller europäischen Länder, Nord- und Südamerikas, nach Japan und China sowie zu den bedeutenden Musik-Festivals. 1973–75 war er Solist und 1. Konzertmeister des Gewandhausorchesters zu Leipzig. Manfred Scherzer erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Er war Gründer und Dirigent des Dresdner Kammerorchesters und der Berliner Virtuosen. Die internationale Presse bezeichnete ihn als Meister der sensiblen Töne und rühmte die Tiefe seiner Gestaltung. 1976 erfolgte die Berufung als Professor an die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Er starb 2013 in Berlin.

Manfred Scherzer hat mehrere Schallplatten und CDs eingespielt, u. a. bei Eterna. 2007 ist bei claXL eine CD mit Werken von Beethoven und Mendelssohn erschienen, auf der Scherzer als Duopartner des deutschen Pianisten Jürgen Schröder zu hören ist. Es handelt sich dabei um historische Aufnahmen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv, die in den Jahren 1971 und 1977 entstanden sind.

 

3.6. Oskar FIEDLER: 175. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Tapezierers und Sattlers. Er wurde zuerst in Dresden durch Starke, dann in Berlin durch den berühmten Pädagogen Stockhausen unterrichtet. 1871 betrat er in Görlitz erstmals die Bühne. Über die Theater von Ulm, Magdeburg, Königsberg (Ostpreußen) und das Belle-Alliance-Theater Berlin sowie das Opernhaus von Breslau kam er 1880 an das Stadttheater Nürnberg. Acht Jahre lang bis 1888 wirkte er an diesem Haus als Sänger wie als Regisseur. 1888-90 war er, hauptsächlich als Regisseur, aber auch als Sänger von Partien im zweiten Fach, am Opernhaus von Riga tätig. 1890 ging er an das Theater von Düsseldorf, an dem er wiederum vorwiegend als Regisseur arbeitete. In den Jahren 1898-1900 übernahm er zusammen mit der Witwe des Direktors Eugen Staegemann die Leitung des Theaters. 1900 wechselte er an das Hof- und Nationaltheater Mannheim, kam aber 1903 wieder nach Düsseldorf zurück. Er galt als großer Darsteller auf der Bühne. Er starb 1906 in Königswinter bei Bonn.

 

4.6. Gino TADDEI: 90. Geburtstag

Nach anfänglichem Architekturstudium Ausbildung der Stimme an der Accademia San Agostino in Genua und in der Opernschule der Mailänder Scala. Seinen ersten großen Erfolg hatte er 1965 beim Maggio Musicale von Florenz in Busonis »Doktor Faust«. Gewinner des internationalen Gesangwettbewerbs von Florenz 1966. Er hatte als lyrischer Tenor eine große Karriere an den ersten Opernbühnen der italienischen Halbinsel, u.a. in Palermo, Triest und beim Maggio Musicale Fiorentino. Er wirkte 1971 an der Oper von Triest in der Uraufführung der Oper »Fontana« von Bugamelli mit. 1971 debütierte er als Jafet in B. Brittens »Noye’s Fludde« an der Mailänder Scala. Er gastierte mit großem Erfolg am Nationaltheater von Prag, weiter an den Opernhäusern von Nizza und Bordeaux und an der Nationaloper von Sofia. 1968 zu Gast in Ankara, 1969 in Madrid und am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, wo er als Alfredo in »La Traviata« Aufsehen erregte. Im Mittelpunkt seines weit gespannten Repertoires standen lyrische Partien in Opern von Mozart, Donizetti, Bellini, Verdi, Puccini und Cilea. Er starb 2017 in Savona.

Aufnahmen der Marken Fratelli Fabbri (Pinkerton in vollständiger »Madame Butterfly«), BASF und Supraphon.

 

4.6. Valentin TEODORIAN: 95. Geburtstag

Er erhielt seine erste Ausbildung durch seinen Vater Constantin Teodorian, der selbst Sänger und Pädagoge war. Bis 1949 wurde er weiter am Nationalkonservatorium von Bukarest unterrichtet und debütierte noch im gleichen Jahre an der Bukarester Nationaloper. Er gewann Gesangwettbewerbe in Bukarest (1953), Prag (1954) und Warschau (1955); Er sang auf der Bühne ein weit gespanntes Repertoire, das vornehmlich lyrische Partien enthielt: den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Herzog in »Rigoletto«, den Ernesto in »Don Pasquale«, den Gérald in »Lakmé« von Delibes, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Lenski in »Eugen Onegin« und den Alfredo in »La Traviata«. Im Konzertsaal trug er ein umfangreiches Programm mit Werken der verschiedensten Stilrichtungen vor, darunter auch selbst komponierte Lieder. Zahlreiche Gastspiel- und Konzert-Tourneen brachten ihm in Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland, in Jugoslawien und Russland große Erfolge ein, doch blieb die Nationaloper Bukarest seine eigentliche künstlerische Heimat. 1962 wurde er zum Verdienten Künstler der Volksrepublik Rumänien ernannt. Er starb 1995 in Bukarest.

Er hat sehr viele Schallplatten der Marke Electrecord gesungen (u.a. Requiem von Mozart, Serenade für Tenor von Benjamin Britten, vollständige Opern »Bajazzo«, »Der Barbier von Sevilla«, »Turandot«, »Oedipe« von Enescu); auf Supraphon singt er zwei Duette mit Magda Ianculescu.

 

5.6. Franco FEDERICI: 85. Geburtstag

Er erhielt seine Ausbildung am Conservatorio A. Boito in seiner Geburtsstadt Parma und vervollständigte sie in den Opernzentren in Florenz und Venedig. Er hatte eine langjährige Karriere am Teatro Comunale Bologna, wo er sehr beliebt war. Er sang dort 1968 den Benoît in »La Bohème« von Puccini, 1970 die gleiche Rolle und den Monterone in »Rigoletto«, 1971 den Pistola in »Falstaff« von Verdi und den Mesner in »Tosca«, 1973 den Dansker in »Billy Budd« von Benjamin Britten, 1974 den Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini, 1975 den Basilio im »Barbier von Sevilla« von Paisiello, 1976 den Antonio in »Le nozze di Figaro«, 1977 den Bruschino sr. in Rossinis »Il Signor Bruschino«, 1978 den Boroff in »Fedora« von Giordano und den Warlaam in »Boris Godunow«, 1979 den Rochefort in Donizettis »Anna Bolena«, 1980 den Montano in »Otello« von Verdi, 1981 und 1983 den König in »Aida«, 1984 den Gubetta in »Lucrezia Borgia« von Donizetti. Am Theater von Bra (bei Mailand) trat er 1976 als Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Paisiello auf, am Teatro Margherita Genua 1978 in »Bianca e Fernando« von Bellini, 1980 als Ferrando im »Troubadour«, am Teatro Goldoni Livorno 1978 als Il Cieco in »Iris« von Mascagni, am Teatro Regio Parma 1981 als Alvaro in Verdis »Alzira«, bei den Festspielen in der Arena von Verona 1981 als König in »Aida«, in Piacenza 1982 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«. 1987 gastierte er am Opernhaus von Köln als Ramfis in »Aida«, am Teatro Comunale Ferrara als Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto« und am Teatro Bellini Catania in Rossinis »Wilhelm Tell«. 1988 sang er an der Oper von Rom den Callistene in »Poliuto« von Donizetti, 1989 am Teatro Municipale Piacenza den Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, 1990 an der Oper von Rom den Angelotti in »Tosca«. 1993 trat er an der Covent Garden Oper London in der Rolle des Ribbing (Tom) in Verdis »Un ballo in maschera« auf, 1995 an der Oper von Miami als Don Magnifico in »La Cenerentola« von Rossini, im gleichen Jahr am Teatro Bellini Catania als Angelotti. 1994 sang er am Teatro Comunale Florenz den Pietro in »Simon Boccanegra« von Verdi, am Teatro San Carlo Neapel den Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, den er auch 1995 in Messina übernahm, am Teatro Comunale Modena 1995 den Grech in Giordanos »Fedora«. Der Sänger beherrschte ein weit gefasstes Repertoire, das vor allem Partien aus dem Buffo- wie dem Charakter-Fach enthielt, dazu eine Anzahl mittlerer und kleinerer Rollen. Er starb 2013 in Parma.

Schallplatten: CBS (Roucher in »Andrea Chénier« von Giordano), Bongiovanni (»La Gazzetta« von Rossini).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.francofederici.net/  

 

5.6. Mathilde WECKERLIN: 175. Geburtstag

 Sie war die Tochter eines Hohenzoller’schen Beamten. Die Ausbildung ihrer Stimme erfolgte durch den berühmten Pädagogen Julius Stockhausen. Sie begann ihre Karriere 1868 am Hoftheater von Dessau, dem sie drei Jahre lang angehörte. 1871-76 war sie am Hoftheater von Hannover tätig und wurde dann 1876 an die Münchner Hofoper verpflichtet. Im gleichen Jahr wirkte sie bei den ersten Bayreuther Festspielen in den Tagen vom 13.-17.8.1876 in der ersten Gesamtaufführung des Nibelungenrings mit. Dabei sang sie die Schwertleite in der »Walküre« und in der Uraufführung der »Götterdämmerung« am 17.8.1876 die Partie der Gutrune. 1877 heiratete sie den Komponisten Hans Bußmeyer (1853-1930), einen Sohn des Tenors Moritz Bußmeyer, der lange am Hoftheater von Braunschweig engagiert war. Neben Wagner-Partien (Elsa in »Lohengrin«, Senta in »Der fliegende Holländer«, Sieglinde in der »Walküre«) gipfelte ihr weitreichendes Repertoire in Rollen wie der Norma, der Aida (die sie 1877 in der Münchner Premiere der Oper sang), der Leonore in »Fidelio« und der Titelheldin in »Armida« von Gluck. Sie wirkte u.a. an der Münchner Oper in der Uraufführung von »Faust«, einer Oper von Heinrich Zöllner, mit (19.10.1887). 1896 gab sie ihre Karriere auf und wurde zum Ehrenmitglied der Münchner Hofoper ernannt; als Abschiedsrolle sang sie dort die Donna Anna in »Don Giovanni«. Sie verbrachte ihren Ruhestand in Pöcking am Starnberger See, wo sie 1928 starb. Sie ist auch unter dem Namen Mathilde Weckerlin-Bußmeyer aufgetreten.

 

6.6. Karl Walter BÖHM: 85. Geburtstag

Er wurde zuerst Versicherungskaufmann, ließ dann aber seine Stimme ausbilden. Er war Schüler des Pädagogenehepaars Paul und Lilo Mangold in Berlin. Er trat bereits während seiner Ausbildung 1967-69 auf der Freilichtbühne Rehberge in Berlin in lyrischen Partien auf. Eigentliches Bühnendebüt in der Spielzeit 1969-70 am Stadttheater von Aachen als Radames in Verdis »Aida«. 1970-71 war er am Stadttheater von Osnabrück engagiert, 1971-74 am Stadttheater von Bremerhaven, 1973-76 auch als Gast am Theater am Gärtnerplatz in München. 1975-78 gehörte er dem Nationaltheater von Mannheim an und war seitdem nur noch gastierend tätig. 1974 sang er an der Portland Opera in den USA den Max im »Freischütz«, 1975-77 an der Staatsoper von Wien (den Lohengrin, den Florestan in »Fidelio«, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Titelhelden in »Siegfried«), bei den Salzburger Osterfestspielen von 1976 den Lohengrin. Seine Karriere als Heldentenor nahm eine schnelle Entwicklung. Bei den Salzburger Festspielen hörte man ihn 1977 und 1978 als Herodes in »Salome« von R. Strauss, am Teatro Comunale Bologna 1978 als Parsifal, am Teatro Colón Buenos Aires 1978 als Tannhäuser, am Teatro Margherita in Genua 1979 in der italienischen Erstaufführung der Oper »Leonore« von Beethoven (der Ur-Fassung des »Fidelio«) als Florestan, 1979 an der Grand Opéra Paris als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg. 1980 war er zu Gast am Teatro San Carlos Lissabon, 1981 am Stadttheater von Bern, 1982 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (als Herodes). Er trat auch an den Opernhäusern von Köln, Essen, Graz, Nürnberg und Saarbrücken, an der Nationaloper Budapest, am Opernhaus von Nancy und in Milwaukee erfolgreich auf. Im Mittelpunkt seines Repertoires standen heldische Partien wie der Don José in »Carmen«, der Pedro in »Tiefland« von d’Albert, der Canio im »Bajazzo«, der Lenski in »Eugen Onegin«, der Manrico im »Troubadour« von Verdi, der Otello von Verdi, Wagner-Heroen wie der Rienzi, der Siegmund und der Siegfried. Von seinem Wohnsitz Schriesheim an der Bergstraße aus unternahm der Künstler seine Gastspiel- und Konzertreisen. Er starb 2000 in Fränkisch-Crumbach.

Schallplatten: HMV-Electrola (Herodes in »Salome« unter H. von Karajan), Eurodisc (großer Querschnitt durch Wagners »Rienzi« mit ihm in der Titelrolle).

6.6. Aram Khachaturian – das armenische Wunderkind

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Aram Khachaturian, auf dem Foto rechts, neben Sergei Prokofiev, Dmitri Shostakovich

Aram Khachaturian wurde am 6. Juni 1903 in Kodzhori (heute Tiflis/Georgien), einem Vorort von Tiflis, in der armenischen Familie eines Buchbinders geboren. Später schrieb er: „Alt-Tiflis ist eine Stadt der Klänge, eine Stadt der Musik. „ Es brauchte einen Spaziergang durch die Straßen und Gassen weg vom Zentrum, um in die musikalische Atmosphäre einzutauchen, die von all den verschiedenen Quellen geschaffen wurde…

Es ist auch wichtig, dass es damals eine Abteilung der RMC (Russische Musikgesellschaft) in Tiflis gab, sowie eine Musikschule und ein italienisches Operntheater. Dieser Ort wurde von berühmten Kulturvertretern besucht, darunter: Fjodor Schaljapin, Sergei Rachmaninow, Konstantin Igumnov. Schließlich lebten dort berühmte Musiker, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung georgischer und armenischer Komponistenschulen spielten.

All dies bildete die Grundlage für die frühen musikalischen Eindrücke von Aram Khachaturian. Die ursprüngliche multinationale „Legierung“ der Intonation war ein wesentlicher Bestandteil seiner akustischen Erfahrung. Jahre später wurde genau diese „Legierung“ zum Versprechen von Khachaturians Musik, sodass sie nie durch nationale Grenzen begrenzt war und immer ein breites Publikum ansprach. Es ist erwähnenswert, dass Khachaturian immer ohne jede Demonstration nationaler Verschlossenheit war. Er hatte einen tiefen Respekt und ein lebendiges Interesse an der Musik verschiedener Nationen.

Trotz seiner früh demonstrierten musikalischen Fähigkeiten kam Aram Khachaturian 1922 im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal mit der Musikkompetenz in Kontakt, als er in Moskau ankam und sich in einer Celloklasse an der Gnesin – Musikschule einschrieb. Gleichzeitig erwarb der Komponist einen Abschluss in Biologie an der Fakultät für Physik und Mathematik der Staatlichen Universität Moskau.

Die musikalische Entwicklung von Khachaturian verlief schnell. Innerhalb kurzer Zeit holte er nicht nur seinen Unterricht nach, sondern wurde auch einer der besten Schüler und erhielt das Recht, bei Studentenkonzerten im Kleinen und im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums aufzutreten.

Khachaturians Schicksal als Komponist wurde schließlich 1925 bestimmt, als sie eine Kompositionsklasse an der Schule eröffneten. Nachdem er dort erste kompositorische Fähigkeiten erworben hatte, wurde er 1929 am Moskauer Konservatorium aufgenommen, wo er unter der von Yakovlevich Myaskovskys Leitung als Komponist ausgebildet wurde.

Aram Khachaturian war unauslöschlich beeindruckt von dem Besuch Sergej Prokofjew in Myaskovskys Klasse im Jahr 1933. Aram Khachaturians Kompositionen erstaunten seinerzeit Prokofjew so sehr, sodass er einige Kompositionen des jungen Talents mit nach Paris nahm, um sie dort aufzuführen.

Bereits die erste veröffentlichte Komposition Khachaturians, „Dance“ für Violine und Klavier, weist   einige   der   charakteristischen Merkmale der   Stilistik   des   Komponisten   auf: Improvisation, Vielfalt, Variationstechniken, sowie Nachahmung von Klangfarbeneffekten, die besonders in der östlichen Instrumentalmusik weit verbreitet sind die berühmten „Sekunden von Khachaturian“, rhythmisches Ostinato. Der Komponist selbst bemerkte: „Diese Sekunden stammen von den zahlreichen Klängen volkstümlicher Instrumente, die ich als Kind gehört habe: Sazandartar, Qyamancha und Trommel. Meine Vorliebe für den Orgelpunkt kommt aus der östlichen Musik.

Allmählich wechselte Khachaturian von kleinen Formen zu erweiterten Formen, von der „Bearbeitung“ von Volksliedern und Tänzen bis zu ihrer „Entwicklung“.

1932 entstand die Suite für Klavier; sein erstes Stück Toccata wurde weithin anerkannt und in das Repertoire vieler Pianisten aufgenommen.

Es hat den Test der Zeit bestanden. Von Khachaturian in seiner Jugend kreiert, hat „Toccata“ seine Faszination und Wirkungskraft bis heute bewahrt.

Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin schrieb: „Viele Jahre sind seit dem Tag des Erscheinens dieses dynamischen wunderbaren Stücks vergangen, aber selbst jetzt weckt seine Aufführung die Begeisterung des Publikums.

1933 wurde eine neue Komposition „Dance Suite“ für Symphonieorchester aufgeführt. Der Komponist Dmitri Kabalewski schrieb: „Die Uraufführung dieser Komposition, die Sonnenlicht, Lebensfreude und geistige Kraft ausstrahlte, war für den jungen Komponisten, der noch Student war, ein großer Erfolg und er wurde sofort zu den Spitzenpositionen der sowjetischen Komponisten gezählt. Hier ist viel Neues entstanden. Der junge Komponist zeigte seine herausragenden orchestralen Fähigkeiten und seine Affinität zum symphonischen Denken. In einer festlichen und eleganten Partitur der „Tanzsuite“ traten die Konturen des hellen individuellen Orchesterstils von Khachaturian deutlich hervor.“

1935 führte das Orchester unter der Leitung von E. Senkara in der Halle des Moskauer Konservatoriums die Erste Sinfonie auf, die der junge Absolvent als Abschlussprojekt für den Abschluss des Konservatoriums vorstellte.

Das Publikum, die Presse, Kollegen und Freunde bemerkten den hohen künstlerischen Wert der neuen Komposition, die Originalität und öffentliche Bedeutung ihres Inhalts, den Reichtum an Melodien, die Großzügigkeit der harmonischen und weit reichenden Orchesterfarben.

Im Laufe seiner kompositorischen Entwicklung begann Khachaturian sich ebenso für Vertonungen von Theaterstücken zu interessieren, der er ab nun in seiner kreativen Arbeit mehr Priorität einräumte.

Die bedeutendsten Kompositionen dieses Genres sind: Musik zu Lope de Vegas „The Valencian Widow“ (1940), Lermontows „Masquerade“ (1941) und Symphonischen Suiten, die der Grundlage von Musik zu Schauspielen erstellt wurden, gewannen ihr eigenständiges Konzertleben.

Khachaturian schenkte insbesondere auch der Kinematographie gebührende Aufmerksamkeit, indem er ein ausgezeichnetes Gefühl für ihre spezifischen Regeln zeigte und die effiziente Rolle der Musik bei der Entdeckung der Essenz des synthetischen Ganzen verstand.

Unter verschiedenen Filmen, in denen seine Musik erklingt, nehmen „Pepo“ und „Zangezour“ einen besonderen Platz ein. Das hellste und größte Talent von Aram Khachaturian   zeigte   sich   in   seinen   symphonischen Werken. Sowohl das Klavierkonzert (1936) als auch das Violin- Konzert (1940) waren ein großer Erfolg und gewannen bald die Sympathie der Zuhörer.

In diesen Kompositionen wurden die Tendenzen, die erstmals in „Dance Suite“ und „First Symphony“ auftauchten, weiterentwickelt, aber auch um einige neue Elemente ergänzt. Dies war zunächst ein Zeichen für die Aneignung des Konzertstils durch den Komponisten, der später zu einem der charakteristischen Merkmale seines eigenen Stils wurde. Der Komponist wandte sich mehrmals der Konzertgattung zu und machte darin eine Reihe interessanter und mutiger Entdeckungen.

Gerade als der Komponist als einer der berühmtesten und talentiertesten Musiker anerkannt wurde, begann 1941 der Große Vaterländische Krieg. Doch selbst in diesen harten Zeiten wurden viele von Khachaturians Kompositionen aufgeführt, was ihn dazu motivierte, weiterzumachen.

1942 wurde die Partitur des Balletts „Gayane“ mit dem Libretto von Konstantin N. Derzhavin (Kunstkritiker) fertig gestellt.

In dieser Komposition synthetisierte der Komponist gekonnt die Tradition des klassischen Balletts mit der Folklore der nationalen Musik und der choreografischen Kunst. Das Ballett „Gayane“ wurde als fester Bestandteil in das Repertoire einheimischer und ausländischer Theater aufgenommen. Drei symphonische Suiten, die Khachaturian aus der Musik zu „Gayane“ komponierte, erlangten ebenfalls weit reichende Berühmtheit.

1943 wurde die Zweite Sinfonie von Khachaturian fertig gestellt. Neue, außergewöhnliche Seiten seines Schaffens offenbarten sich in dieser Komposition der Kriegsjahre, in der die Musik mit neuen Farben, ein erhabenes und welches mit großer Dramatik zu eines der fulminantesten Werke des Komponisten zählt.

Dmitri Schostakowitsch schrieb: Die zweite Symphonie ist vielleicht Khachaturians erste Komposition, in der der tragische Beginn diese neuen Höhen erreicht; aber trotz des tragischen Wesens ist diese Komposition voll von tiefem Optimismus und Siegesglauben. Eine Kombination aus Tragödie und Lebensbehauptung erlangt hier große Kraft.

1944 komponierte Khachaturian die Nationalhymne Armeniens. Ein Jahr später war der Krieg vorbei, und bald erschien die „siegreiche“ Dritte Sinfonie. Wirklich, die dritte Symphonie ist eine aufgeregte Ode voller pathetischer Elemente, eine originelle Hymne an die Sieger. Im Zusammenhang mit der Dritten Symphonie von Khachaturian sollte man sich an die Worte des Kritikers Boris Wladimirowitsch Assafjew erinnern: Die Kunst von Khachaturian appelliert; „Möge es leicht sein! Und möge es Freude sein!“

Im Sommer 1946 schuf der Komponist sein Cellokonzert, das in Moskau von S. Knushevitsky mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Gleichzeitig entstand der Vokalzyklus zu Versen armenischer Dichter. Ist das Instrumentalkonzert längst zu einer der Lieblingsgattungen des Komponisten geworden, so kam erstmals der Vokalzyklus zur Anwendung.

1954 entstand die bedeutendste Komposition von Aram Khachaturian, dem heroischen und tragischen Ballett „Spartacus“. Es nahm einen verdienten Platz unter den besten Balletten des 20. Jahrhunderts ein, wegen der Tiefgründigkeit seiner Idee, der Brillanz der künstlerischen Umsetzung, der Skala der dramatischen Kunst und Form und schließlich wegen der Kühnheit der Lösung tatsächlicher kreativer Probleme im Zusammenhang mit der zeitgenössischen Musik und choreografische Kunst.

Die 60er Jahre waren geprägt von einem weiteren Konzert-„Splash“ in der kreativen Arbeit von Khachaturian – drei Concerto-Rhapsody erschienen nacheinander: Concerto-Rhapsody für Violine und Orchester (1961), Concerto-Rhapsody für Cello und Orchester (1963), und Concerto-Rhapsody für Klavier und Orchester (1968). Der Komponist hat mehrmals seine Gedanken über die Bereitschaft geäußert, die Vierte Concerto-Rhapsody zu komponieren, bei der alle drei Konzertinstrumente am Ende der Komposition zusammenkommen.1971 wurde der Staatspreis für den Dreiklang der Concerto-Rhapsody verliehen. Neben seiner Tätigkeit als Komponist dirigierte Khachaturian ab 1950 im In – und Ausland Konzerte. 1951 wurde er zum Professor für Komposition am Moskauer Konservatorium berufen, parallele dazu unterrichtete er auch am Musikpädagogischen Institut Gnessin. Außerdem war er viele Jahre Mitglied des Organisationskomitees des sowjetischen Komponistenverbands. Sein Stil ging von der russischen Musik des 19.Jahrhunderts und vom französischen Impressionismus aus und lehnte sich stark an die armenische Volksmusik an. Durch den persönlichen Stil, den er daraus entwickelte, gewann er für die armenische Musik an großer Bedeutung.

Eine Vielzahl von Preisen zeugt von einer universellen Anerkennung der kreativen Arbeit von Aram Khachaturian. 1963 wurde Khachaturian zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Armenischen Sowjetrepublik, Ehrenakademiker der Italienischen Musikakademie „Santa Cecilia“ (1960), Ehrenprofessor des Mexikanischen Konservatoriums (1960), korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR (1960). Aram Khachaturian trug die Titel Professor und Doktor der Kunstkritik (1965).

Nicht nur der berühmte Säbeltanz aus dem Ballett „Gayane“ machte ihn unsterblich, auch eine Fernsehwerbung aus den siebziger Jahren „Kosakenkaffee“, als auch die britische Fernsehserie Die Onedin Linie, Stanley Kubriks 2001: Odyssee im Weltraum oder James Camerons Aliens – die Rückkehr, verwendeten die Musik von Khachaturian und machten in der ganzen Welt populär – auch wenn Vielen der Name des Komponisten gar nicht so geläufig ist, so wird auch heute noch seine Musik immer wieder gespielt. Obwohl Khachaturian die meiste Zeit in Moskau verbrachte und von der Sowjetunion hoch verehrt wurde, so zählt er doch als erster und bedeutendster Komponist Armeniens. Eine Auswahl seiner Werke wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt.

Aram Khachaturian starb am 1. Mai 1978 in Moskau. Sein Begräbnis erinnerte an ein Staatsbegräbnis, wo er nach der Verabschiedung in Moskau in sein Heimatland überführt, und wo sein Leichnam im offenen Sarg von einer Menschenmenge begleitet in Jerewan beigesetzt wurde.

Ein Jahr nach Khachaturians Tod organisierte Wien eine Gedenkwoche. Sein Sohn Karen Khachaturian gab für den ORF 1 ein Interview: Aram hätte das musikalische Kolorit seines armenischen Volkes im Blut, eine wahre Kunst gäbe es nicht ohne die Tradition des Volkes. Für sein Ballett „Gayane“ wählte der Komponist eine Kolchose – Arbeiterin als Hauptfigur, die ihre patriotischen über ihre persönlichen Gefühle stellt. Ihr Name ist entfliehen dem jener amerikanischen Nonne, die als Märtyrerin im 7. Jahrhundert starb. Das nationale Erbe lässt sich ohne das Erbe nicht singen. Jedoch stellt sich unweigerlich die Frage: Waren nicht auch Khachaturians Gefühle gespalten, und war er nicht so wie seine Kollegen ein Heimatloser, der einerseits ein überzeugter Armenier war, aber zu Russland trotz des zu unterordnendem Systems diesem Land sehr zugewendet war. Doch was wäre aus ihm ohne Russland und ohne seine Unterstützer und Freunde wie Prokofjew geworden? Wir wissen es nicht.

Manuela Miebach

 

7.6. Landon RONALD: 150. Geburtstag

 Der uneheliche Sohn des Sängers und Komponisten Henry Russell studierte 1884-90 am Royal College of Music u. a. bei Charles Villiers Stanford und Hubert Parry. Bereits siebzehnjährig debütierte er als Dirigent am Lyric Theatre in London. Er wurde Korrepetitor am Royal Opera House in Covent Garden und Dirigent des Tourneeensembles von Augustus Harris. 1894 begleitete er die Sängerin Nellie Melba auf einer Tournee durch die USA. 1896 dirigierte er Gounods Faust in Covent Garden. 1898-1902 dirigierte er Operetten in Londons West End und gab im Sommer Konzerte in Blackpool. 1900 engagierte ihn Fred Gaisberg als musikalischen Berater an seine The Gramophone Company, die sich ab 1909 His Master’s Voice nannte. Aus der Zusammenarbeit entstanden zahlreiche Aufnahmen mit den Sängerinnen Adelina Patti und Nellie Melba. Ab 1904 leitete Ronald das London Symphony Orchestra, mit dem er 1909 die Erstaufführung von Edward Elgars 1. Sinfonie in Rom spielte; dieser widmete ihm später seinen Falstaff. 1909-28 leitete er das von Thomas Beecham gegründete New Symphony Orchestra (seit 1915 Royal Albert Hall Orchestra), das erste Sinfonieorchester in England, das einen Plattenvertrag (mit der Grammophon Company) hatte. Außerdem leitete er 1916-20 das Royal Scottish National Orchestra und wirkte als Gastdirigent des Birmingham Symphony Orchestra. Von 1910 bis zu seinem Tode leitete er die Guildhall School of Music. 1922 wurde er als Knight Bachelor geadelt. Ronald komponierte mehr als 200 Lieder, darunter die Serenade espagnole, die von Enrico Caruso auf Platte aufgenommen wurde. Er starb 1938 in London. Sein älterer Bruder Henry Ronald Russell (1871-1937) war Opernimpresario, der Halbbruder William Clark Russell aus der ersten Ehe seines Vaters wurde als Novellist bekannt.

 

8.6. Hanna FAHLBUSCH-WALD: 75. Geburtstag

Sie erhielt ab 1963 Gesangsunterricht bei Ida Vaijalo und am Konservatorium Wien. 1964 begann sie ihr Studium an der Opernschule der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien, das sie 1970 mit dem Diplom abschloss. Bereits vor ihrem Abschluss wurde sie 1969 Mitglied der Wiener Volksoper, wo sie u.a. am 13.4.1970 in der Uraufführung der Oper »Dreikönig« von Franz Salmhofer mitwirkte. 1970 sang sie bei den Salzburger Festspielen den 3. Knaben in der »Zauberflöte«. 1971-81 war sie Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München und trat 1973 bei den Bregenzer Festspielen als Eurilda in Joseph Haydns »Die Fischerinnen« auf. 1975 sang sie an der Wiener Volksoper die Falourdel in »Notre Dame« von Franz Schmidt. Ende der 1970er Jahre wechselte sie in das hochdramatische Mezzosopranfach. Sie gastierte an mehreren Opernhäusern, unter anderem in Frankfurt, Düsseldorf, Kassel, Mannheim, Essen und Wiesbaden und sang die Partien der Eboli in Verdis »Don Carlos«, der Kundry in »Parsifal« von Richard Wagner, der Marie in Alban Bergs »Wozzeck« und der Knusperhexe in Engelbert Humperdincks »Hänsel und Gretel«. Mit ihrem breiten Repertoire von Werken Bachs, Beethovens, Mozarts, Mahlers, Verdis und Wagners war sie Solistin bei zahlreichen Orchestern wie den Wiener Symphonikern und den Bamberger Symphonikern. Konzertreisen führten sie nach Italien, Frankreich und Österreich. Noch 2002 trat sie bei den Bregenzer Festspielen in »Julietta« von B. Martinu (in mehreren Partien) auf. In späteren Jahren war sie pädagogisch tätig und unterrichtete in ihrer privaten Gesangsklasse junge Sängerinnen und Sänger. Sie starb 2006 in Erlangen.

 

8.6. Daniel NAZARETH: 75. Geburtstag

 Mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Violinunterricht. Ab 1964 studierte er Wirtschaftswissenschaften an der University of Bombay (Bachelor’s Degree in Commerce und Economics 1968). Danach nahm er ein Klavier- und Musiktheoriestudium auf und erwarb 1969 ein Lizentiat of the Royal School of Music London im Fach Klavier. Ab 1972 folgte ein Kompositions- und Dirigierstudium u. a. bei Hans Swarowsky und Karl Österreicher an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien (Diplom mit Auszeichnung in Orchesterdirigieren 1975). Nach seinem Wettbewerbserfolg 1974 in Dänemark holte ihn Igor Markevitch als Privatschüler ins südfranzösische Saint-Cézaire-sur-Siagne. Sein Dirigentendebüt gab Nazareth mit dem Kammerorchester in Bombay. 1975/76 war er Dirigierassistent beim Wiener Musikverein. 1976 wurde er vom Boston Symphony Orchestra in das Berkshire Music Center nach Tanglewood/Massachusetts eingeladen, wo er mit Leonard Bernstein, Sir Colin Davis und Seiji Ozawa zusammenarbeitete. Seine Dirigierleistung fiel Gian Carlo Menotti auf, der ihn 1977 als Operndirigent für die Neuproduktion von Mozarts Così fan tutte beim Spoleto Festival in Italien verpflichtete. 1978 dirigierte er Mozarts Le nozze di Figaro, Rossinis Il barbiere di Siviglia und Verdis La Traviata für die Canadian Opera Company in Toronto. Danach war er zunächst als Gastdirigent tätig. Nazareth dirigierte im Laufe seiner Karriere u. a. bei den Berliner Philharmonikern, bei den Wiener Symphonikern, beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden, beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, beim Orchestre de Paris, beim Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, beim Radio Filharmonisch Orkest Hilversum, beim Frankfurter Opern- und Museumsorchester, beim Orquestra Gulbenkian Lissabon und beim Gewandhausorchester Leipzig. 1982-85 war er ständiger Dirigent des Symphonischen Orchesters Berlin (West), das sich seit 1990 Berliner Symphoniker nennt. 1988 assistierte er Lorin Maazel bei Verdis Requiem im Teatro San Carlo in Neapel. 1988 wurde er dann selbst Musikdirektor. Er dirigierte u. a. Verdis Un ballo in maschera und La Traviata, Puccinis Madama Butterfly und La Rondine, Brittens The Rape of Lucretia und Orffs Carmina Burana. 1990-92 war er Musikdirektor des Sommerfestivals in der Arena von Verona, in der er bereits 1982 mit einer Neuproduktion von Brittens The Rape of Lucretia debütiert war. Er arbeitete dort mit Stars der Opernszene zusammen und dirigierte Bizets Carmen, Puccinis Turandot und Tosca und Verdis Aida. Ab 1992 wirkte er als Chefdirigent des MDR Sinfonieorchesters, bei dem er zehn Jahre zuvor sein Debüt hatte. Anlässlich des 15. Amtsjahres von Papst Johannes Paul II. traten er und das Rundfunkorchester 1993 im Vatikan auf. Noch im selben Jahr brachte er in der Berliner Philharmonie die Gemeinschaftskomposition Laudatio Pacis von Sofia Gubaidulina, Paul-Heinz Dittrich und Marek Kopelent zur Uraufführung. 1996 trat das Triumvirat Marcello Viotti, Fabio Luisi und Manfred Honeck seine Nachfolge in Leipzig an. Im Jahr 2000 dirigierte er eine Tosca-Produktion des Teatro dell’Opera di Roma im Olympiastadion Rom und bei der EXPO 2000 in Hannover. 2002 brachte er mit den Wiener Symphonikern bei den Bregenzer Festspielen die von der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft Wien in Auftrag gegebenen neuen kritischen Gesamtausgabe von Mahlers 5. Sinfonie zur Uraufführung. 2011 wurde er zum Chefdirigenten des Orquesta Sinfónica Nacional de Costa Rica in San José auserkoren, das Nazareths Kompositionen aus den 2000er Jahren zur Uraufführung brachte. Er war seit 1988 mit Wiebke Nazareth verheiratet und Vater von drei Kindern. Wenige Wochen nach einer Lebertransplantation starb er 2014 in Wien.

 

8.6. Isa van der MEULEN: 90. Geburtstag

 Biographie der holländischen Sopranistin auf Holländisch: https://www.401dutchdivas.nl/nl/sopranen/242-isa-van-der-meulen-.html

 

8.6. Karel GOEYVAERTS: 100. Geburtstag

 Er studierte 1942-47 am Konservatorium in Antwerpen, 1947-50 war er Schüler von Messiaen und Milhaud am Pariser Konservatorium. 1949 erhielt er den Lili-Boulanger-Preis, 1950 den Fernand-Halphen-Preis. 1951 besuchte Goeyvarts erstmals die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Seine jüngst komponierte, von Anton Weberns Klaviervariationen und Olivier Messiaens Mode de valeurs et d’intensités beeinflusste, streng durchorganisierte Sonate für zwei Klaviere stieß hier auf großes Interesse. In einer „Arbeitsgemeinschaft für freie Komposition“ unter Leitung von Theodor W. Adorno wurde das Werk analysiert; der Komponist selbst führte gemeinsam mit Karlheinz Stockhausen den zweiten Teil auf. In der Folge gehörte Goeyvaerts zu den ersten Komponisten, die im Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks Köln experimentieren konnten; allerdings war er mit den Resultaten nicht sehr glücklich. 1958–70 unterbrach er seine musikalische Karriere und arbeitete als Übersetzer und Redakteur für die belgische Fluggesellschaft Sabena; nebenher komponierte er einzelne Orchesterwerke und einzelne Versuche für Instrumente und Tonband, schloss sich der Genter Komponistengruppe Spectra an und unterrichtete (ab 1967) am Konservatorium in Antwerpen. Vorübergehend interessierten Goeyvaerts an das Improvisationstheater angelehnte Konzepte, so in den Werken Van uit de kern und Catch à quatre. Ab 1970 unterrichtete er am Institut für Psychoakustik und elektronische Musik in Gent. 1975–88 war er Redakteur für zeitgenössische Musik bei Radio 3 in Brüssel; Kompositionen aus dieser Zeit zeigen minimalistische Tendenzen. An seinem letzten Werk, der groß angelegten Oper Aquarius, arbeitete er ein ganzes Jahrzehnt. 1992 wurde er als Professor für Neue Musik an die musikwissenschaftliche Abteilung der Katholischen Universität Löwen berufen, 1993 starb er überraschend in Antwerpen.

 

8.6. Robert EASTON: 125. Geburtstag

 Ausbildung in London durch Bozzelli, durch Dinh Gilly und durch Plunket Green. Sein Debüt erfolgte in einer Radiosendung im Jahre 1924. Seit 1926 trat er oft bei den Promenade Concerts in London auf und wirkte bei den Musikfesten von Leeds und Sheffield und beim Walliser Nationalfest mit. Einen besonderen Erfolg erzielte er 1929 als Solist im »Messias« von Händel unter Sir Thomas Beecham in London. 1934 debütierte er an der Covent Garden Oper London als Fafner in »Siegfried«. In der folgenden Saison sang er dort die gleiche Partie im »Rheingold«, den Sparafucile in »Rigoletto«, 1937 den Titurel in »Parsifal«. Weitere Partien, die er an der Covent Garden Oper vortrug, waren der König in »Aida«, der Colline in Puccinis »La Bohème«, der Eremit im »Freischütz« und der Vater in Charpentiers Roman musical »Louise«. Seine Stimme blieb ihm lange erhalten, so dass er noch jenseits des 80. Lebensjahres im Konzertsaal aufgetreten ist. Er starb 1987 in London.

Schallplatten: Columbia, darunter eine vollständige Aufnahme von Gounods »Faust« in Englisch unter Sir Thomas Beecham, in der er den Mephisto singt und eine weitere des 4. Aktes aus »La Bohème« unter dem gleichen Dirigenten mit ihm als Colline. Auf der gleichen Marke erschienen Konzertarien.

 

8.6. Otto GORITZ: 150. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung durch seine Mutter, die Sängerin Olga Nielitz, in Bremen, wo er seine Jugend verlebte. Nachdem er zunächst als Schauspieler 1888-90 am Stadttheater von Bremen und 1892-93 am Stadttheater von Aachen aufgetreten war, debütierte er als Opernsänger 1895 am Hoftheater von Neustrelitz, an dem er bis 1899 im Engagement blieb. 1899-1901 sang er dann am Opernhaus von Breslau, 1901-03 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg. Während seines Hamburger Engagements sang er dort u.a. den Vater in der Premiere von Charpentiers »Louise«, 1903 in der Uraufführung der Oper »Der zerbrochene Krug« von Josef Jarno. 1903 gastierte er an der Wiener Hofoper (als Belamy im »Glöckchen des Eremiten« von Maillart, als Rigoletto, als Vater in »Louise« und als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«). 1903 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Klingsor in der von Bayreuth untersagten amerikanischen Erstaufführung des »Parsifal«), an der er eine sehr erfolgreiche Karriere, namentlich im Wagner-Fach, hatte. Bis 1917 trat er hier in insgesamt 625 Aufführungen auch als Wolfram in »Tannhäuser«, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Telramund in »Lohengrin«, als Alberich im Nibelungenring, als Don Pizarro in »Fidelio«, als Beckmesser, als Frank in der »Fledermaus«, als Tonio im »Bajazzo«, als Vater in »Hänsel und Gretel«, als Salomon in Goldmarks »Königin von Saba«, als Zsupán im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Wotan in der »Walküre«, als Fliegender Holländer, als Moruccio in der amerikanischen Erstaufführung von E. d’Alberts »Tiefland«, als Tobias in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als van Bett »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Malvolio in »Alessandro Stradella« von Flotow, als Ottokar im »Freischütz«, als Lampe in der amerikanischen Erstaufführung von Leo Blechs »Versiegelt«, als Ochs in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Der Rosenkavalier« von R. Strauss und als Baptista in »Der Widerspenstigen Zähmung« von H. Goetz auf. Am 28.12.1910 sang er dort in der Uraufführung der Märchenoper »Königskinder« von Humperdinck den Spielmann. Beim Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg musste er seine Karriere an der Metropolitan Oper aufgeben. Er wurde als Angehöriger eines feindlichen Landes in ein Internierungslager eingewiesen. Er versuchte nach Kriegsende nochmals in den USA aufzutreten; dies scheiterte jedoch an Demonstrationen gegen ihn als Deutschen. Enttäuscht verließ er Nordamerika und ist nie mehr nach dort zurückgekehrt. In Deutschland sang er jetzt 1920-21 wieder in Hamburg, 1922-25 an der Großen Volksoper Berlin, wo er 1922 in der Premiere des »Boris Godunow« als Warlaam zu hören war. Bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot, wo er bereits 1912 den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« gesungen hatte, wirkte er 1914 als Kaspar im »Freischütz«, 1921 als Don Pizarro in »Fidelio« mit. Als seine großen Partien galten der Beckmesser und der Alberich, wobei auch seine eminente darstellerische Begabung bewundert wurde. Aus seinem Repertoire für die Bühne ist noch der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing nachzutragen. Er wirkte später als Pädagoge in Hamburg, wo er 1929 starb. Er war verheiratet mit der Schauspielerin Emma Rahé, die zuerst in Hamburg, dann mit ihm zusammen in Neustrelitz engagiert gewesen war.

Schallplattenaufnahmen der Marken Odeon (Berlin, um 1906), Victor und Edison.

 

9.6. Lorenzo SACCOMANI: 85. Geburtstag

Er wurde zunächst technischer Zeichner, nahm dann jedoch das Gesangstudium auf. Zuerst war er Schüler seines Onkels, des Sängers und Pädagogen Attilio Saccomani, dann der Mailänder Pädagogen Piazza, Vladimiro Badiali und Alfonso Siliotti. 1964 debütierte der Künstler bei den Festspielen von Avignon als Silvio im »Bajazzo«. An der Mailänder Scala debütierte er 1965 in Verdis »La forza del destino«. Am 10.3.1966 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »La leggenda del ritorno« von Renzo Rossellini mit. Er sang dann an diesem Haus 1967 den Schtschelkalow in »Boris Godunow«, 1968-70 und 1983 den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, 1968, 1975, 1977, 1979 und 1981 den Marcello in »La Bohème«, 1969 den Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, 1970 und 1984 den Silvio, 1970 und 1977 den Posa in Verdis »Don Carlos«, 1970 den Monforte in Verdis »I Vespri Siciliani«, 1971 den Schaklowity in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1972 und 1978 den Sharpless in »Madame Butterfly«, 1975 den Ezio in Verdis »Attila«, 1976 und 1980 den Albert in »Werther« von Massenet und 1977 den Valentin in »Faust« von Gounod. Es kam zur Ausbildung einer weltweiten Sängerkarriere. In Italien trat er in Genua, Parma, Palermo, Turin und Venedig auf. Gastspiele an der Staatsoper von Wien (1970-87 als Germont-père in »La Traviata«, als Posa, als Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, als Ping in Puccinis »Turandot«, als Graf Luna im »Troubadour« und als Marcello), an den Opern von Toulouse, Marseille, Rouen, Bordeaux, Nizza, an der Opéra du Rhin Straßburg, an der Oper von Frankfurt a.M., am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Teatro San Carlos Lissabon, an den Opernhäusern von Chicago, Dallas (1974) und Mexico City. 1969 sang er in zwei Vorstellungen an der Metropolitan Oper New York den Enrico in »Lucia di Lammermoor«. 1983 wirkte er bei den Festspielen von Verona mit, 1984 war er an der Hamburger Staatsoper zu Gast. 1985 sang er in Genf den Montforte, in der Saison 1986-87 an der Opéra de Wallonie Lüttich den Enrico in »Lucia di Lammermoor«. 1999 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Rabbi David in »L‘Amico Fritz« von Mascagni (mit Roberto Alagna und Angela Gheorghiu als Partnern). Er galt vor allem als großer Verdi-Interpret. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire bildeten Partien wie der Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, der Riccardo in Bellinis »I Puritani«, der Escamillo in »Carmen«, der Titelheld im »Nabucco«, der Francesco in Verdis »I Masnadieri« und der Rigoletto. Er trat auch in Rundfunksendungen und musikalischen Filmen auf. Seinen Lebensabend verbrachte er in der Casa Verdi in Mailand, wo er am 3.5.2023 starb.

Schallplatten: MRF (integrale Aufnahme von Donizettis Oper »Caterina Cornaro«, Mitschnitt einer konzertanten Aufführung in London 1972). Auf Decca als Silvio im »Bajazzo« zu hören.

 

9.6. Louis HAGEN-WILLIAM: 85. Geburtstag

Der farbige Sänger erhielt seine Ausbildung an der University of California Los Angeles durch Jan Popper, dann in Paris durch Maria Branèze und Marguerite Pifteau. Er debütierte 1966 bei den Festspielen von Aix-en-Provence in einer kleinen Rolle in »Idomeneo« von Mozart. Nachdem er die Gesangwettbewerbe von s’Hertogenbosch und Toulouse gewonnen hatte, kam es zu einer bedeutenden Karriere, vor allem an französischen Opernhäusern. So sang er an der Grand Opéra Paris, in Lyon (Sarastro in der »Zauberflöte«, Landgraf in »Tannhäuser«, Daland in »Der fliegende Holländer«), Bordeaux, Marseille, Nancy, Nizza, Rouen, Toulouse, an der Opéra du Rhin Straßburg und bei den Festspielen von Aix-en-Provence. Gastspiele auch am Grand Théâtre Genf (1969 als Jupiter in »Platée« von Rameau und 1971 als Balthazar in G.C. Menottis »Amahl and the Night Visitors«) und am Teatro San Carlos Lissabon. 1969 wirkte er an der Oper von Lyon in der Uraufführung der Oper »Les Hussards« von Joseph Kosma, 1972 in der Uraufführung der Oper »Autodafé« von Ohana mit. Der Sänger, der über ein ungewöhnliches darstellerisches Talent verfügte, hatte 1987 große Erfolge am Theater von Metz in der komischen Partie der Agata in »Viva la mamma« von Donizetti. Als seine besondere Glanzrolle galt allgemein der Porgy in »Porgy and Bess« von Gershwin. Auch als Konzertsänger kam er zu bedeutenden Erfolgen, vor allem als Liedersänger (Negro Spirituals). Er starb im Dezember 2020.

Schallplatten: Quantum (Negro Spirituals, Mozart-Arien).

 

9.6. Charles WUORINEN: 85. Geburtstag

Er wurde als Sohn finnischer Einwanderer in New York geboren. Sein Vater war Historiker und arbeitete im Zweiten Weltkrieg für das Office of Strategic Services. Im Alter von fünf Jahren begann er zu komponieren und gewann 1954 den New York Philharmonic’s Young Composer Award. 1955-56 wirkte er als Organist an der Saint Paul’s Church in Gardner. 1956 machte er seinen Abschluss an der Trinity School. 1956-57 managte er das Columbia University Orchestra und sang als Countertenor in der Church of the Heavenly Rest und der Church of the Transfiguration in Manhattan. 1957-59 studierte er Dirigieren bei Rudolf Thomas an der Columbia University in New York. 1958-59 war er als Woodrow Wilson Fellow persönlicher Assistent von Vladimir Ussachevski ebenda. Weiterhin gehörten zu seinen Kompositionslehrern Otto Luening und Jack Beeson. Gefördert wurde er außerdem durch Edgar Varèse und Jacques Barzun. 1961 erhielt er den Bachelor of Arts und 1963 den Master of Arts. Danach lehrte er an der Columbia University. Er gehörte bereits 1962 gemeinsam mit Harvey Sollberger und Nicolas Roussakis zu den Gründern der Group for Contemporary Music. 1970 erhielt er den Pulitzer-Preis für Musik für das Werk Time’s Encomium (komponiert am Columbia-Princeton Electronic Music Center). 1967-68 war er Gastdozent an der Princeton University und 1968-71 am New England Conservatory of Music. Im Anschluss folgten Dozenturen an der University of Southern California, der Manhattan School of Music und der University of California. Danach war er Professor für Komposition an der Rutgers University in New Jersey. Vortragsreisen führten ihn durch die USA. Er war Composer in Residence beim Chamber Music Northwest, Grand Teton Music Festival, Cabrillo Music Festival, Louisville Symphony Orchestra und San Francisco. Außerdem war er Vorstandsmitglied der American Composers Alliance und des American Music Centre. Er gründete die American Society of University Composers. 1970 wurde er von Präsident Richard Nixon zum Staatsbankett ins Weiße Haus eingeladen. In den 70er Jahren begeisterte er sich für den Mathematiker Benoit Mandelbrot und komponierte an den Bell Labs in New Jersey. Wuorinen wirkte 1985-89 in der American Academy in Rome und 1989-94 als Berater für Neue Musik für den Musikdirektor Herbert Blomstedt in San Francisco. 1975 übergab ihm die Witwe Igor Stravinskys die letzten Partituren für A Reliquary for Igor Stravinsky. Als erster Komponist komponierte er für das Cleveland Orchestra unter Christoph von Dohnányi und für Michael Tilson Thomas. Seine Kompositionen wurden u.a. bei Naxos, Col legno und Albany Records (Charles Wuorinen Series) eingespielt. Ferner arbeitete er mit den Schriftstellern Salman Rushdie und Annie Proulx zusammen, die das Libretto zu seiner Oper Brokeback Mountain schuf. Als Pianist spielte er u.a. mit dem Buffalo Philharmonic Orchestra, Royal Philharmonic Orchestra, New Yorker Philharmonikern und Chicago Symphony Orchestra. Er dirigierte die führenden Orchester der USA (Cleveland Orchestra, Chicago Symphony Orchestra, New Yorker Philharmoniker, San Francisco Symphony Orchestra, Los Angeles Philharmonic Orchestra und American Composers Orchestra). So dirigierte er die US-amerikanische Erstaufführung von Morton Feldmans Neither. Wuorinen war Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Academy of Arts and Letters. Er starb im März 2020 in New York.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: https://www.charleswuorinen.com/

 

9.6. Karl HEINRICH: 200. Geburtstag

 Eigentlicher Name Karl Samuel Heinrich. Der Sänger war in den Jahren 1856-87, also während mehr als dreißig Jahren, Mitglied der Münchner Hofoper. Er trat hier in einer bunten Vielfalt von Partien aus allen Bereichen des Opernrepertoires vor das Publikum der bayerischen Landeshauptstadt, bei dem er sehr beliebt war. In der langen Liste von Rollen, die er gestaltete, fanden sich große und kleine Aufgaben wie es der Spielplan gerade erforderte. Von Hause aus war er ein lyrischer Tenor und sang Partien wie den Lyonel in Flotows »Martha«, den Sylvain in »Das Glöckchen des Eremiten« (»Les dragons de Villars«) von Maillart, den Alfred in der »Fledermaus« von Johann Strauss, den Gomez im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, den Rudolf in »Euryanthe« von Weber und den Lorenzo in »Fra Diavolo« von Auber. Er sang aber auch eine Anzahl von Bariton-Partien und war u.a. der Valentin in der Münchner Premiere von Gounods »Faust«. Von großer Bedeutung war sein Auftreten in Wagner-Opern; so sang er in den Münchner Premieren von Wagners »Der fliegende Holländer« den Steuermann (1864), des »Tannhäuser« den Walther von der Vogelweide (1855) und des »Lohengrin« einen brabantischen Edlen (1858). Dann wirkte er in drei Uraufführungen von Opern Richard Wagners an der Münchner Hofoper mit: am 10.5.1865 sang er den Melot in »Tristan und Isolde«, am 21.6.1868 den Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« und am 22.9.1869 den Donner im »Rheingold«. 1863 war er in München an der Uraufführung einer Oper »Die Foscari« von Max Zenger beteiligt, 1872 an der von Wendelin Weissheimers »Theodor Körner«. Er starb 1889 in München.

 

10.6. Milan BÜRGER: 60. Geburtstag

 Er war Solist der Prager Staatsoper und der Oper des Nationaltheaters in Prag. Schon während des Studiums am Prager Konservatorium sang er im F.-X.- Šalda-Theater in Liberec, danach war er Solist der Oper in Pilsen. 1996-2011 sang er in der Prager Staatsoper, seit 2012 war er Solist des Prager Nationaltheaters. Auf dem Repertoire hatte er mehr als 35 Bass- und Bassbaritonrollen. Er nahm an vielen internationalen Musikfestivals teil, darunter am Prager Frühling sowie an den Musikfestspielen in Bratislava. Er trat bei vielen Konzerten und in Opernvorstellungen im Ausland auf, darunter in Dänemark, Deutschland, Israel, Japan, Österreich und der Schweiz. Er starb 2016 in Prag.

 

10.6. Cecilia FUSCO: 90. Geburtstag

Sie erhielt ihre Ausbildung in ihrer Vaterstadt Rom und debütierte 1958 am Teatro Margherita in Genua. Es kam zu einer schnellen Entfaltung ihrer Karriere; bereits zu Beginn der sechziger Jahre trat sie an den führenden italienischen Opernhäusern auf. 1960 debütierte sie an der Mailänder Scala als Barbarina in »Le nozze di Figaro«. Dort erschien sie 1961 als Lucilla in Rossinis »La scala di seta«, 1962 als Romilda in Händels »Serse« und als Lisa in »La Sonnambula« von Bellini, 1963 als Echo in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Musetta in »La Bohème«, 1964 als Gemma in »Miseria e nobiltà« von Jacopo Napoli und 1965 als Norina in »Don Pasquale«. Am 5.4.1962 wirkte sie an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Il buon soldato Svejk« von Guido Turchi als Katja mit. Regelmäßig trat sie auch am Teatro Fenice Venedig (u.a. als Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«), am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Regio Parma (u.a. als Adina in »L‘Elisir d’amore« und als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«), am Teatro Comunale Bologna, am Teatro Massimo Palermo, am Teatro Grande Brescia, am Teatro Petruzzelli Bari und an weiteren italienischen Bühnen auf. Hinzu kam eine erfolgreiche Karriere im Ausland; sie gastierte am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1961), am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Oper von Antwerpen (1968, 1969), in Kopenhagen (1966) und Kairo, am Opernhaus von Köln (1968), in Österreich, Jugoslawien und in der Schweiz. 1971-73 nahm sie an Tourneen des Piccolo Teatro Musicale di Roma teil, die sie auch nach Paris und London führten. Sie setzte ihre Karriere bis gegen Ende der siebziger Jahre fort. Von ihren Bühnenpartien sind noch zu nennen: die Serpina in »La serva padrona« von Pergolesi, die Elisetta in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, die Creusa in »Medea in Corinto« von Simone Mayr, die Rosa in »Le Cantatrice villani« von Fioravanti, die Fanny in »La Cambiale di matrimonio« und die Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini, die Elvira in Bellinis »I Puritani«, die Gilda in »Rigoletto«, die Titelrolle in »Rita« von Donizetti, die Nannetta in »Falstaff« von Verdi und die Rosaura in »Le Donne curiose« von E. Wolf-Ferrari. Sie starb 2020 in Latisana (Friaul-Julisch Venetien).

Schallplatten: Cetra, DGG (»Fra Diavolo« von Auber), RCA (»Rita« und »L’Ajo nell‘ Imbarazzo« von Donizetti), IRTEM (Lisetta in »Il Re Teodoro« von Paisiello), Bella Voce (»Alcina« von Händel).

 

10.6. Ella LEE: 90. Geburtstag

 Biographie der amerikanischen Sopranistin auf Englisch: https://losangelesmet.com/ellalee/#about

 

10.6. Aase NORDMO- LØVBERG: 100. Geburtstag

 Sie trat schon als Kind in Kirchenkonzerten auf. Dann Ausbildung ihrer Stimme durch Hjaldis Ingebjart in Oslo. Konzertdebüt 1948 in Oslo; sie debütierte auf der Bühne 1951 an der Oper von Oslo als Imogen in der Uraufführung der Oper »Cymbeline« von Arne Eggens. Nach einem Konzert in Stockholm sang sie 1953 an der Königlichen Oper von Stockholm als Antrittsrolle die Elisabeth in »Tannhäuser« und blieb deren Mitglied bis 1969. Sie trat noch 1970 an der Stockholmer Oper als Sieglinde in der »Walküre« auf. Sie sang an diesem Haus die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Aida, die Desdemona in »Otello« und die Elisabetta in »Don Carlos« von Verdi, die Tosca, die Micaela in »Carmen«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, dazu ihre Wagner-Partien. 1957 hatte sie ihren ersten großen Erfolg an der Wiener Staatsoper als Sieglinde. Bis 1965 trat sie in Wien in insgesamt 13 Vorstellungen außerdem noch als Elisabeth in »Tannhäuser«, als Leonore in »Fidelio« und als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« auf; weitere Gastspiele an der Londoner Covent Garden Oper (1959 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«), in Hamburg, München und an der Oper von Rom. 1957 große Erfolge bei Konzerten in London, Philadelphia und Paris. 1959 kam sie an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Elsa in »Lohengrin«). Sie blieb bis 1960 an diesem Haus tätig, wo sie auch die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Leonore in »Fidelio«  und die Sieglinde vortrug. Sie unternahm eine glanzvolle Nordamerika-Tournee mit dem Philadelphia Sinfonie-Orchester. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1960 die Elsa, die Sieglinde und die 3. Norn in »Götterdämmerung«. Sie gastierte 1963 am Stora Theater Göteborg als Elisabeth in »Tannhäuser«, 1967 als Tosca. Sie gastierte weiter am Theater von Cagliari 1965 als Elisabeth in »Tannhäuser«, an der Königlichen Oper Kopenhagen 1963 und 1964 als Leonore in »Fidelio«, seit 1960 häufig an der Oper von Oslo (hier noch 1970 als Senta in »Der fliegende Holländer«). 1969 sang sie bei den Drottningholmer Festspielen die Angelica in Händels »Orlando«. Auch als Lied-Interpretin geschätzt. Sie ließ sich 1970 als Pädagogin in Oslo nieder. 1978-81 Direktorin der Oper von Oslo, nachdem sie seit 1973 als Professorin an der dortigen Musikhochschule unterrichtet hatte. Sie starb 2013 in Lillehammer.

Schallplatten unter dem Etikett von Columbia (Recital, 9. Sinfonie von Beethoven unter O. Klemperer), eine Aufnahme auf HMV. Sie singt auf Melodram die Elsa im »Lohengrin« und die Sieglinde in der »Walküre«, beides Mitschnitte von den Bayreuther Festspielen von 1960.

 

10.6. Míla KOČOVÁ: 125. Geburtstag

 Sie wuchs in einer theaterbegeisterten Familie auf und durchlief zunächst eine Ausbildung als Pianistin am Konservatorium von Wien. Während dieser Zeit trat sie schon mehrfach als Sängerin auf, ohne eine eigentliche Ausbildung genossen zu haben. 1919 kehrte sie mit ihrer Familie nach Böhmen zurück und wirkte zunächst in Horni Cernosice als Klavierlehrerin. Die Sängerin Dadla Skardová, die eine Schülerin von Adolf Robinson gewesen war, überzeugte sie jedoch, dass sie eigentlich für das Gesangsfach begabt sei und führte selbst ihre Ausbildung durch. So debütierte sie 1924 am Nationaltheater Prag als Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, blieb dort bis 1927 als Gast tätig und gehörte dann bis 1945 als Ensemble-Mitglied diesem Haus an. Sie sang hier in erster Linie Partien aus dem italienischen und dem französischen Repertoire, trat aber auch in Mozart-Partien und in Rollen aus der tschechischen Opernliteratur auf. So sang sie die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Adalgisa in Bellinis »Norma«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gilda in »Rigoletto«, die Violetta in »La Traviata«, die Leonore im »Troubadour«, die Butterfly, die Liu in Puccinis »Turandot«, die Marguerite in »Faust« von Gounod, die Lakmé in der gleichnamigen Oper von Delibes, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Karolina in »Zwei Witwen« (»Dve vdovy«), den Fuchs in »Das schlaue Füchslein« von Janácek und die Beatrice in »Die Braut von Messina« von Fibich. Bei den Festspielen von Glyndebourne sang sie 1935 die Königin der Nacht in der »Zauberflöte« im gleichen Jahr unternahm sie eine USA-Tournee. Neben ihren Opernauftritten war sie auch oft im Konzertsaal zu hören. Sie starb 1951 in Prag.

Schallplatten der Marken Ultraphon und Supraphon.

 

10.6. Theodor VERHEY: 175. Geburtstag

 Nach Besuch der Musikschule Rotterdam studierte er am Königlichen Konservatorium Den Haag Klavier, Violoncello, Theorie und Komposition. Später nahm er Unterricht bei Woldemar Bargiel (einem Halbbruder Clara Schumanns). Ab dem Alter von etwa 25 Jahren trat er als Komponist von Kammermusik, Klavierstücken und Liedern hervor. Es folgten eine Ouvertüre, 2 Sinfonien, Konzerte (darunter 2 Flötenkonzerte in d-Moll op. 43 bzw. a-Moll op. 57 sowie ein Violinkonzert a-Moll op. 54) und Chormusik (insbesondere katholische geistliche Musik). Am bekanntesten machten ihn drei deutschsprachige Opern, die alle in Rotterdam uraufgeführt wurden: Eine Johannisfeier auf Amron, 1880; Imilda, 1885 sowie König Arpad, 1888. Seinen Lebensunterhalt bestritt Verhey als Lehrer für Klavier und Theorie an der Musikschule Rotterdam. Er starb 1929 in Rotterdam. Er ist begraben auf dem römisch-katholischen Friedhof Crooswijk in Rotterdam.

 

10.6. Charles-Simon CATEL: 250. Geburtstag

 Er wurde als Sohn von Jean-Jacques Catel und seiner Ehefrau Marie-Victoire Renault in L‘Aigle im heutigen Département Orne in der Normandie geboren. Die aus einer Berliner Hugenottenfamilie stammenden Maler Ludwig Friedrich und Franz Ludwig Catel waren seine Cousins. Mit 11 Jahren kam Catel auf Empfehlung von Antonio Sacchini nach Paris, wo er wegen seines musikalischen Talents in die Ecole Royale de Chant et de Déclamation aufgenommen wurde. Seine Lehrer waren François-Joseph Gossec und Louis Gobert (Klavier). Bereits 1787 assistierte er seinen Lehrern und wurde musikalischer Begleiter (Akkompagnist) an der Pariser Oper. 1790 wurde er zum 2. Dirigenten des Corps de musique de la Garde Nationale de Paris auserkoren. 1795 wurde er Professor für Harmonielehre am gerade erst errichteten Pariser Konservatorium und erhielt kurz darauf den Zuschlag, ein Lehrbuch für dieses Fach zu verfassen, das innerhalb dieser Institution verbindlich verwendet werden sollte. In der Folge wurde Catels Traité d’harmonie zu einem der meistrezipierten musiktheoretischen Werke in Frankreich, das bis ins 20. Jahrhundert neu aufgelegt und in verschiedenen Sprachen übersetzt wurde. 1810 erfolgte die Berufung zum Inspektor des Konservatoriums. Ab 1814 beschloss Catel, sich nur noch als freischaffender Komponist und Musiktheoretiker zu betätigen. Beim Institut de France war er 1822-23 Vorsitzender der Commission des Fonds et de la Commission Administrative Central. Catel gilt neben seinem Lehrer Gossec zu den Initiatoren der Musique des Gardiens de la Paix in Paris und gleichzeitig als wichtiger Komponist der französischen Revolutionsmusiken (Marche, Pas Redoubles, Hymnen etc.) und wird in der Blasmusikforschung als einer der Begründer der Literatur für symphonisches Blasorchester betrachtet. Dennoch war er ein vielseitiger Komponist. Er starb 1829 in Passy bei Paris.

 

11.6. Christa SCHRÖDTER: 95. Geburtstag

Sie studierte in Berlin bei A. Lommatzsch, dann bei Helene Jung in Weimar. 1958 kam es zu ihrem Bühnendebüt an der Staatsoper Berlin in der Rolle der Barbarina in »Le nozze di Figaro«. 1956-59 war sie als Elevin im Opernstudio der Berliner Staatsoper und übernahm bereits kleinere Partien an diesem Opernhaus. 1959 wurde sie an das Nationaltheater von Weimar engagiert, an dem sie sehr erfolgreich war. Seit 1967 war sie durch einen Gastspielvertrag auch der Berliner Staatsoper verpflichtet. Sie sang Partien aus dem lyrischen wie dem Koloraturfach und gastierte an Bühnen in Ostdeutschland wie in der Sowjetunion; hinzu kam eine bedeutende Karriere im Konzertsaal. Neben ihrer Bühnen- und Konzertkarriere nahm sie einen Lehrauftrag an der Musikhochschule von Weimar wahr. Sie starb im Jänner 2019.

Schallplatten: Eterna.

 

11.6. Lina LANZA: 125. Geburtstag

 Sie debütierte 1923 an der Mailänder Scala und war dort in einer Reihe von Spielzeiten in der Toscanini-Epoche der Scala tätig, wo sie mittlere und kleinere Partien übernahm. Sie sang am 20.12.1924 an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »La cena delle beffe« von Giordano, am 7.3.1925 in der von »I Cavalieri di Ekebù« von Zandonai. An den Operntheatern in der italienischen Provinz war sie in den tragenden Partien ihres Stimmfachs zu hören. So sang sie 1926-27 am Teatro Carlo Felice Genua die Adalgisa in Bellinis »Norma« und die Laura in »La Gioconda« von Ponchielli. Sie glaubte dann, eine dramatische Sopranstimme zu besitzen, doch blieb das Experiment eines Fachwechsels erfolglos. Nur an einigen kleineren italienischen Bühnen konnte sie in den Jahren 1933-35 Sopranpartien vortragen, worauf sie 1935 wieder ins Mezzosopranfach zurückkehrte. Sie übernahm dann wieder kleinere Partien an der Mailänder Scala und an sonstigen großen Opernhäusern in Italien. 1935 trat sie bei den Festspielen in der Arena von Verona auf. Sie verbrachte ihren Lebensabenmd in der Casa di riposo Verdi in Mailand, wo sie 1974 starb.

Schallplatten: Akustische Aufnahmen auf Columbia und Pathé, elektrische auf Odeon (Duette und Szenen aus »Norma«). Auf Pathé existiert eine Aufnahme des Quartetts aus »Rigoletto«, die nicht mit den Namen der Sänger sondern lediglich mit der Bezeichnung »Milan Grand Opera« versehen ist; es handelt sich dabei um die Stimmen von Anna Sassone-Soster, Lina Lanza, Giovanni Manuritta und Gino Lussardi.

 

12.6. Roy SAMUELSEN: 90. Geburtstag

Nach vorheriger Arbeit in einem Metallwerk studierte er Gesang bei Josef Heuler in Würzburg, dann in den USA an der Brigham Young University (Utah) bei John Halliday und an der Indiana University Bloomington bei Paul Matthew und Carl van Buskirk. Seine Karriere spielte sich einerseits an der Norwegischen Oper in Oslo, anderseits an Bühnen in Nordamerika ab. Hier sang er u.a. an der Oper von Chicago, in Kansas City, Memphis, bei der Kentucky Opera und mit dem Ensemble der Indiana University Opera Bloomington. An der zuletzt genannten Bühne wirkte er auch in zwei Uraufführungen von Opern mit, 1963 in »The Darkened City« von Heiden, 1966 in »The Hoosier Tale« von Kaufmann. Er war an der Indiana University als Pädagoge tätig und ging von Bloomington aus einer umfangreichen Konzerttätigkeit nach. Auf der Bühne gestaltete er ein sehr umfangreiches Rollenrepertoire, das von Mozart, über die italienischen Belcanto-Opern bis zu Verdi, Wagner, Puccini, Richard Strauss und zeitgenössischen Meistern reichte und vor allem auch Partien aus dem Bereich der russischen Oper aufzuweisen hatte. Er starb am 2017 in Bloomington.

 

12.6. Luděk MANDAUS: 125. Geburtstag

 Er erhielt bereits in seiner Kindheit Unterricht im Violinspiel und sang in einem Chor, begann aber zunächst ein Architekturstudium. Schließlich nahm er in Prag das Gesangstudium auf, das er dann in Mailand fortsetzte. Sein Bühnendebüt erfolgte 1918 am Vihnoradské Divadlo (Theater in den Weinbergen) in Prag; er trat bis 1920 als Gast am Nationaltheater Prag auf, während er seine Ausbildung weiter vervollständigte. 1920 wurde er in das Ensemble des Nationaltheaters aufgenommen und gehörte seitdem für mehr als dreißig Jahre zu den beliebtesten Mitgliedern dieses Opernhauses. Er hatte hier seine Erfolge vor allem in Buffo- Rollen: als Leporello in »Don Giovanni«, als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Don Pasquale, als Mumlal in »Zwei Witwen« (»Dve vdovy«), als Bonifaz in »Das Geheimnis« (»Tajemství«) und als Paloucký in »Der Kuss« (»Hubicka«) von Smetana, vor allem aber in seiner großen Glanzrolle, dem Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den er über 200mal am Nationaltheater gesungen hat. Hier wirkte er auch 1938 in der Uraufführung der Oper »Julietta« von B. Martinù mit; er gastierte mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters u.a. in Barcelona, Madrid und Amsterdam. In den dreißiger Jahren entfaltete er zudem eine ausgedehnte Tätigkeit als Regisseur, die ihn auch an italienische Theater und an die Wiener Staatsoper (1948 »Jenufa« von Janácek) führte. Er starb 1971 in Prag.

Schallplatten: Ultraphon, Supraphon.

 

14.6. Edith GUILLAUME: 80. Geburtstag

Studium bei Janine Micheau in Paris und in Dänemark, wo sie ihren Wohnsitz nahm, bei Thyge Thygesen und bei Monna Ry Andersen am Königlichen Konservatorium von Kopenhagen. Sie hatte ihre Bühnendebüt 1970 bei der Jütländischen Oper Aarhus in der Titelrolle der Oper »Drömmen om Thérèse« von Lars Johan Werle, nachdem sie in den Jahren 1968-70 Preisträgerin bei mehreren Gesangwettbewerben in Dänemark geworden war. Sie wurde dann Mitglied der Königlichen Oper Kopenhagen, an der sie eine lange Karriere hatte und in Partien wie der Ottavia in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«, dem Cherubino in »Le nozze di Figaro«, dem Siebel in »Faust« von Gounod und der Zaida in Rossinis »Il Turco in Italia« ihre Erfolge hatte; 1987 sang sie an der Kopenhagener Oper den Octavian im »Rosenkavalier«. Aufsehen erregte sie auch durch ihre Gestaltung des dramatischen Monologs »La Voix humaine« von Fr. Poulenc. Gastspiele in Aarhus (u.a. 1985 sehr erfolgreich in der Titelrolle der Offenbach-Operette »La Périchole«), Hamburg, Mannheim, Genf (1982 als Périchole), Montpellier, Nancy, Metz, Lille und Lüttich sowie 1984 am Théâtre Châtelet Paris (als Mlle. Lange in »La Fille de Madame Angot« von Lecocq). 1996 hörte man sie bei der Jütländischen Oper Aarhus als Marcellina in »Le nozze di Figaro«. 1996 wirkte sie in Kopenhagen in Aufführungen von A. Bergs »Lulu« (als Mutter) mit. 1998 nahm sie an der Jütländischen Oper Aarhus an der Uraufführung der Oper »Anatomisk Opera« von Lars Klit teil. 2000 sang sie an der Jütländischen Oper Aarhus die Haushälterin in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss. Weitere Partien aus ihrem Repertoire: Carmen, Orpheus von Gluck, Charlotte in »Werther«, Maddalena in »Rigoletto«, Concepcion in Ravels »L’Heure espagnole«, Santuzza in »Cavalleria rusticana«, Titelfigur in »Miss Julie« von Bibalo, Jeanne in »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki. Sie hatte auch im Konzertsaal eine bedeutende Karriere und unternahm mehrere Konzerttourneen in den skandinavischen Ländern. Sie starb im September 2013.

Schallplatten: Unicorn, Polygram, Danacord (dänische Lieder), Da Capo (»Siddharta« von Per Noørgård). Auch auf Philips-Schallplatten zu hören, auf Chandos in »Lulu« von A. Berg.

 

15.6. Adele LEIGH: 95. Geburtstag

Sie wurde in den USA durch Julius Gutmann in New York ausgebildet, sie war auch Schülerin von Maggie Teyte in London. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie in New York ihre Karriere. Nachdem sie den amerikanischen Bariton James Pease (1916-67) geheiratet hatte, kam sie mit diesem 1948 nach Europa. Sie war 1948-57 an der Covent Garden Oper London engagiert. Sie debütierte hier 1948 als 1. Knabe in der »Zauberflöte« und sang in der Folge hier u.a. die Xenia in »Boris Godunow«, den Pagen wie die Gräfin Ceprano in »Rigoletto«, die Barbarina wie den Cherubino wie die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, die Pousette wie die Titelrolle in »Manon« von Massenet, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Marzelline in »Fidelio«, die Sophie im »Rosenkavalier«, den Pagen Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, den Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, das Ännchen im »Freischütz«, die Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Waldvogel in »Siegfried«, die Liu in Puccinis »Turandot« und die Musetta in »La Bohème«. Am 8.6.1953 wirkte sie hier in der Uraufführung der Oper »Gloriana« von Benjamin Britten als Hofdame und am 27.1.1955 in der Uraufführung der Oper »The Midsummer Marriage« von M. Tippett als Bella mit. Sie wurde durch Gastspiele international bekannt. 1959 sang sie an der Oper von Boston die Musetta, 1960 an der City Opera New York die Sophie in »Werther« von Massenet, 1964 in Amsterdam die Pamina. 1961-63 wirkte sie am Opernhaus von Zürich (wo sie am 3.12.1961 in der Uraufführung der Operette »Barbasuk« von Paul Burkhard die Partie der Heather sang), 1963-72 an der Wiener Volksoper, an der sie auch schon 1957-59 engagiert gewesen war und wo sie auch große Erfolge auf dem Gebiet der Operette hatte (u.a. als Angèle Didier in Lehárs »Der Graf von Luxemburg« und als Sylva Varescu in E. Kálmáns »Die Csárdasfürstin«). 1959 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz die Zerlina in »Don Giovanni«; sie trat auch in Hamburg gastweise auf. 1976 hörte man sie in London in einem Operetten-Konzert. Sie trat 1984, nachdem sie sich weitgehend aus ihrer Karriere zurückgezogen hatte, nochmals beim Brighton Festival (mit dem Ensemble der Phoenix Opera) als Gabrielle in der Offenbach-Operette »La Vie Parisienne« auf, in London 1987 als Heidi Schiller in »Follies« von Stephen Sondheim. Auf dem Gebiet der Operette waren ihre großen Partien die Christel im »Vogelhändler« von Zeller, die Titelrollen in »Gräfin Mariza« von E. Kálmán und in »Die lustige Witwe« sowie die Lisa im »Land des Lächelns« von Fr. Lehár. Erfolgreiche Auftritte auch im englischen wie im amerikanischen Rundfunk und Fernsehen. Sie starb 2004 in London.

Lit: H. Rosenthal: Sopranos of Today (London 1956).

Schallplatten: Allegro Royale (u.a. Duette mit James Pease), Saga (Querschnitt »Don Giovanni«), RCA (Rosalinde in der »Fledermaus«), Decca, Amadeo (Operetten-Szenen, Duette mit Nigel Douglas), Gala (»The Midsummer Marriage« von M. Tippett, Mitschnitt der Uraufführung).

 

16.6. Elisabeth VERLOOY: 90. Geburtstag

Sie entstammte einer sehr musikalischen Familie und erhielt ersten Gesangunterricht durch ihre Mutter, die selbst Musikpädagogin war, dann Klavierstudium am Konservatorium von Brüssel bei del Pueyo. Sie erwarb nach weiterem zweijährigem Studium am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand ihr Diplom als Gesanglehrerin und wirkte in dem Brüsseler Ensemble Pro Musica Antiqua unter S. Cape als Sopranistin mit. Mit diesem Ensemble zusammen entstanden damals bereits Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen mit Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance- und der Barockepoche. 1956 erhielt sie den Mozartpreis des Salzburger Mozarteums und wurde darauf durch Generalmusikdirektor Georg Solti an das Opernhaus von Frankfurt a.M. verpflichtet, wo sie drei Jahre lang blieb. Seit 1959 für mehr als 25 Jahre Mitglied des Staatstheaters Hannover, wo sie sehr beliebt war. Gastspiele an den führenden deutschen Opernbühnen, in Zürich, Basel und an der Staatsoper von Wien (1961 als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss). Zu den großen Partien der Künstlerin zählten die Gilda in »Rigoletto«, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« von Mozart und die Lucia in Donizettis »Lucia di Lammermoor«. 1964 sang sie am Staatstheater von Wiesbaden in der Uraufführung der Oper »Yolimba oder die Grenzen der Magie« von W. Killmayer die Titelrolle. Aus ihrem Konzertrepertoire, das sie bei großen Konzertreisen und bei vielen Festspielveranstaltungen vortrug, seien die Sopransoli in den »Jahreszeiten« und der »Schöpfung« von Haydn wie in den »Carmina Burana« von C. Orff hervorgehoben. Sie starb 2012 in Brüssel.

Schallplatten: Pavane Records (Arien von Catalani, Donizetti und Verdi), DGG-Archiv (Kantaten von Rameau), RCA (Arien aus russischen Opern).

 

16.6. Sergiu COMISSIONA: 95. Geburtstag

In eine jüdische Familie geboren, begann er im Alter von fünf Jahren mit einer Geige zu üben und war schon als Teenager Mitglied des Rumänischen Staats Ensembles, an dem er mit 17 Jahren auch seine erste Erfahrungen als Dirigent sammelte. Schon im Alter von 27 Jahren wurde er Chefdirigent an der Rumänischen Nationaloper, das er bis zu seiner Flucht nach Israel 1959 aus dem kommunistischen Rumänien leitete. In Israel leitete er 1960-67 das Ramat Gan Kammer Orchester und dirigierte gleichzeitig auch das Haifa Symphony Orchester 1959-66. Danach führte ihn sein Weg nach Schweden zu den Göteborger Symphonikern, bei denen er 1966-73 die Position des Musikdirektors innehatte, sowie auch beim Baltimore Symphony Orchestra 1969-84, das er von einem nur lokal bekannten Klangkörper, zu einem international anerkannten Orchester entwickelt hatte. Diese Anstellung wiederum überschnitt sich mit seiner Tätigkeit als Chefdirigent beim Radio Filharmonisch Orkest in Hilversum in den Niederlanden 1982. Weiterhin dirigierte er die Houston Symphony, das Vancouver Symphony Orchestra und war Musikdirektor an der New York City Opera. 1990 führte ihn sein Weg nach Spanien wo er acht Jahre lang am Orquesta Sinfónica de RTVE in Madrid als Musikdirektor wirkte und mit Unterbrechungen in derselben Position an der jährlich sechs Wochen dauernden Session des Asian Youth Orchestra 1991-2004. Dazu war er ab 1997 bis zu seinem Tod erster Gastdirigent der USC Thornton School of Music an der University of Southern California. Die von Comissiona 1968 dirigierte Sphärenmusik von Rued Langgaard, die seit 46 Jahren nicht mehr aufgeführt worden ist, bewirkte eine Wiederentdeckung der Kompositionen Rued Langgaards. Die ersten Einspielungen auf Tonträger einer Reihe moderner Kompositionen einschließlich der Symphonien Allan Petterssons, der seine 9. Symphonie Comissiona gewidmet hatte, sowie Werke von Michael Jeffrey Shapiro und Elie Siegmeister gehen auf die Initiative Comissionas zurück. So dirigierte er als Uraufführung am 2. Juli 1976 am Merriwether Post Pavilion (Amphitheater) in Columbia, Maryland, auch Siegmeisters An Entertainment for Violin, Piano, and Orchestra mit den Solisten Ann Saslav (Piano) und Isidor Saslav (Violine).

Comissiona und seine Frau erhielten anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1976 im Fort McHenry am Hafen von Baltimore die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sergiu Comissiona starb 2005 an einem Herzinfarkt in Oklahoma City (Oklahoma), kurz vor einem Auftritt.

Er gewann bereits 1956 den Internationalen Wettbewerb für junge Dirigenten in Besançon mit einer Première Mention. Später wurde er Ritter des Ordre des Arts et des Lettres von Frankreich, Ehrendoktor des New England Conservatory in Boston, Massachusetts, Ehrenmitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie und Gründer des nationalen Wettbewerbs für junge Dirigenten am Baltimore Symphony Orchestra.

 

16.6. Henryk CZYŻ: 100. Geburtstag

Er studierte 1946-48 Jura und Philosophie an der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń. Danach studierte er bis 1952 an der Staatlichen Musikhochschule Posen Komposition bei Tadeusz Szeligowski und Dirigieren bei Walerian Bierdiajew. Er war 1952–53 Dirigent der Oper Posen, 1953–57 stellvertretender Dirigent des Rundfunksinfonieorchesters, 1957–60 Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Sinfonie Łódź, 1961–62 Leiter der Warschauer Oper und 1963–67 künstlerischer Leiter und Erster Kapellmeister der Krakauer Philharmonie. 1962-66 leitete er eine Dirigierklasse an der Staatlichen Musikhochschule Krakau, wo u. a. Antoni Wit sein Schüler war.  1971-74 wirkte er als Generalmusikdirektor in Düsseldorf, ab 1972 außerdem als künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Philharmonie Łódź. 1980-95 leitete er eine Dirigierklasse an der Musikakademie Warschau. Als Gastdirigent trat er in fast allen europäischen Staaten, den USA und Südamerika, mit den Sinfonieorchestern von Leningrad, Berlin, Stockholm, Madrid, dem BBC Symphony Orchestra und dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia auf. Er dirigierte zahlreiche Plattenaufnahmen, für die er u. a. mit dem Grand Prix du Disque und dem Edison Award (für Krzysztof Pendereckis Lukaspassion) und dem Grand Prix Mondial du Quadrophonie (für Das Paradies und die Peri von Robert Schumann) ausgezeichnet wurde. Zu seinem umfangreichen Repertoire zählten neben klassischer Musik und Oratorien vor allem die Werke moderner und zeitgenössischer Komponisten wie Igor Strawinsky, Claude Debussy, Arthur Honegger und Krzysztof Penderecki. Außerdem verfasste er mehrere Bücher über Musik und setzte sich auch in Fernsehsendungen für die Musik zeitgenössischer polnischer Komponisten ein. Unter anderem wurde er mit dem Goldenen Verdienstkreuz der Republik Polen (1953), dem Ritterkreuz des Ordens Polonia Restituta (1958), dem Ersten Preis des Kultusministeriums (1975) und dem Staatspreis Erstes Klasse für sein Lebenswerk (1978) ausgezeichnet. Er starb 2003 in Warschau.

 

16.6. Antonina NESCHDANOWA: 150. Geburtstag

 Sie stammte aus einer sehr musikalischen Familie, wurde aber zunächst wie ihr Vater Lehrerin an einer Elementarschule. Erst mit 30 Jahren wurde ihre Stimme entdeckt; dann Ausbildung am Konservatorium von Moskau bei dem Pädagogen Umberto Mazzetti, den sie heiratete. Sie debütierte 1903 als Antonida in »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka an der Hofoper (Bolschoi Theater) von Moskau und wurde in kurzer Zeit die gefeierte Primadonna dieses Opernhauses. Regelmäßige Gastspiele in St. Petersburg, Kiew und Odessa brachten ihr glänzende Erfolge ein. Außerhalb Russlands ist sie dagegen nur selten aufgetreten, so 1912 an der Grand Opéra Paris als Gilda in »Rigoletto« mit Enrico Caruso und Titta Ruffo zusammen. Auch an der Oper von Monte Carlo trat sie als Gast auf. Sie blieb auch nach der Oktoberrevolution in Russland und war bis etwa 1930 als gefeierte Koloratrice am Bolschoi Theater in Moskau zu hören. Sie sang am 24.1.1906 am Bolschoi Theater Moskau die Francesca in der Uraufführung der Oper »Francesca da Rimini« von S. Rachmaninoff. 1927 sang sie in Moskau die Ninetta in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew. Seit 1924 trat sie als Sängerin und Kommentatorin von Musiksendungen im Moskauer Rundfunk hervor. 1928 wurde sie zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt. Sie arbeitete seit 1936 als Lehrerin und als künstlerische Beraterin im Studio des Moskauer Stanislawski-Theaters, seit 1943 bekleidete sie eine Professur am Konservatorium von Moskau. Das Konservatorium von Odessa erhielt ihr zu Ehren den Namen »A. Neschdanowa-Konservatorium«. Sie starb 1950 in Moskau. – Eine der schönsten Koloraturstimmen ihrer Generation; sie sang aber auch schwerere Partien (Tosca, Elsa in »Lohengrin«, Desdemona in Verdis »Otello«) in Vollendung, doch waren ihre eigentlichen Glanzrollen die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Ludmilla in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, die Titelrolle in »Schneeflöckchen« von Rimski-Korsakow, die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, die Lakmé von Delibes und die Tatjana in »Eugen Onegin«.

Lit: M.A. Lwow: A.V. Nezhdanova (Moskau, 1952); R. Celletti, R. Vegeto & L. Stratton: Antonina Nezhdanova (in »Rigoletto«, Rom, 1964); G.A. Poliakowski: »A.V. Nezhdanova« (Moskau, 1970).

Schallplatten: Aufnahmen der Marken G & T (Moskau, 1906-08), HMV und Pathé. Spätere Aufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion (Melodiya), darunter auch Platten in elektrischer Aufnahmetechnik aus den Jahren um 1930. Ihre letzten Schallplatten wurden 1940 aufgenommen.

 

17.6. Thomas LAWLOR: 85. Geburtstag

Er studierte an der National University of Ireland Philosophie, Politik und Anglistik, erwarb dort den akademischen Grad eines Bachelor of Arts und ließ seine Stimme 1960-63 am Dublin College of Music und an der Guildhall School of Music London ausbilden. In den Jahren 1963-71 gehörte er dem Ensemble der D’Oily Carte Opera Company an, mit der er auch Nordamerika durchreiste. Bei den Festspielen von Glyndebourne trat er 1971-72 als Lakai in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1973 als Wächter und 1974 als Polizist in G. von Einems »Der Besuch der alten Dame«, 1973 und 1976 als Haushofmeister in »Capriccio« von R. Strauss, 1973-74 und 1976 als Antonio in »Le nozze di Figaro«, 1974-75 als Anwalt in »Intermezzo« von R. Strauss, 1975 als Zaretzky in »Eugen Onegin«, 1975 und 1977 als Harasta in »Das schlaue Füchslein« von Janácek, 1977 als Wärter des Irrenhauses in Strawinskys »The Rake`s Progress« und 1978 als Benoit in Puccinis »La Bohème« auf. Bei der Glyndebourne Touring Opera sah man ihn 1971 und 1974 als Zaretzky, 1971 und 1975 als Don Alfonso in  »Così fan tutte«, 1972 als Schaunard in »La Bohème« und als Osmin in »Die Entführung aus dem Serail«, 1974 und 1976 als Bartolo in »Le nozze di Figaro« sowie 1975 als Eremit in Webers »Der Freischütz«. An der Opera North Leeds sang er in »A Village Romeo and Juliet« von Delius (1979-80), in »Tosca«, im »Rosenkavalier« und im »Freischütz«, in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten und 1983 in der Uraufführung der Oper »Rebecca« von Wilfred Josephs. An der Opera North hörte man ihn weiter in »La Cenerentola« von Rossini, in Massenets »Werther«, in »Beatrice et Bénédict« von Berlioz (1983), in Rimski-Korsakows »Der goldene Hahn«, in »Die Meistersinger von Nürnberg« und in »Jonny spielt auf« von Krenek. Er sang auch bei der Kent Opera, an der New Sadler’s Wells Opera, an der Covent Garden Oper London (1974 Alcindoro in »La Bohème«), an der Opera of Northern Ireland in Belfast und am Opernhaus von Dublin. Beim Wexford Festival von 1990 wirkte er in der zeitgenössischen Oper »The Rising of the Moon« von N. Maw mit. Auftritte im irischen wie im englischen Rundfunk und Fernsehen. Seit 1991 Lehrtätigkeit an der Royal Academy of Music und am Trinity College London. Er starb 2020 in Rhode Island (USA).

Schallplatten: Decca (Gilbert & Sullivan-Operetten).

 

17.6. Victor MAUREL: 175. Geburtstag

 Er wollte ursprünglich Architekt werden, entschloss sich dann aber zum Gesangstudium. Ausgebildet an den Konservatorien von Marseille und Paris, wo er Schüler von Vauthrot und Duvernoy war. Er debütierte 1867 in Marseille als Wilhelm Tell in der gleichnamigen Rossini-Oper. Er kam dann 1868 an die Grand Opéra Paris (Debüt als Graf Luna im »Troubadour« und als Nevers in »Les Huguenots« von Meyerbeer). Er verließ 1869 (nach einer Spielzeit) die Grand Opéra Paris (wegen der Vorherrschaft von Jean-Baptiste Faure) und kam erst 1879 wieder an dieses Haus zurück, wo er als erste Partie den Hamlet in der gleichnamigen Oper von A. Thomas und dann bis 1894 u.a. den Don Giovanni, den Mephisto in »Faust« von Gounod und den Alphonse in »La Favorite« von Donizetti sang. Gastspiele in St. Petersburg, Kairo (1877 als Arbace in »Jone« von Petrella) und Venedig. Am 19.3.1870 sang er bereits an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Il Guarany« von Carlos Gomes, am 16.2.1873 in »Fosca«, einer weiteren Uraufführung einer Oper des brasilianischen Komponisten. Berühmt wurde er zumal als Verdi-Interpret; Verdi selbst übertrug ihm bei der italienischen Erstaufführung seiner Oper »Don Carlos« 1871 am Teatro San Carlo in Neapel die Partie des Posa. Große Erfolge hatte er dann auch an der Londoner Covent Garden Oper, wo er 1873-79, 1891-95 und 1904 auftrat. Er kreierte für London den Fliegenden Holländer, den Telramund in »Lohengrin« (1875) und den Wolfram in »Tannhäuser« (1876). 1873 gastierte er erstmalig in Nordamerika, und zwar sang er in der amerikanischen Premiere von Verdis »Aida« an der Academy of Music in New York den Amonasro. Im Alter von 25 Jahren war er praktisch der bedeutendste Bariton für das italienische Repertoire geworden, den seine Generation besaß. Im Lauf der folgenden drei Jahrzehnte eilte er an den großen Opernhäusern in aller Welt von Triumph zu Triumph. Schwerpunkte seiner künstlerischen Tätigkeit bildeten die Mailänder Scala, die Grand Opéra Paris, an der er 1879-94 wirkte, und die New Yorker Metropolitan Oper, deren Mitglied er 1894 bis 1899 war. Er debütierte dort als Jago in Verdis »Otello« und trat dort in drei Spielzeiten in insgesamt 111 Vorstellungen in 12 Partien auf: als Rigoletto, als Amonasro, als Nevers, als Don Giovanni, als Telramund, als Falstaff in der amerikanischen Erstaufführung der gleichnamigen Verdi-Oper, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Escamillo, als Valentin in »Faust« von Gounod, als Lescaut in »Manon« von Massenet und als Nelusko in »L’Africaine« von Meyerbeer. Dazu gastierte er in London und Madrid, in Lissabon und Barcelona, in Kairo und Neapel, in St. Petersburg und Moskau. 1883-85 gehörte er dem Direktorium des Théâtre des Italiens in Paris an. An dieser Bühne wirkte er 1884 in der Pariser Erstaufführung von Massenets »Hérodiade« mit, 1883 in der französischen Premiere von Verdis »Simon Boccanegra« in der Titelpartie. 1881 sang er an der Mailänder Scala in der Premiere der Neufassung der Verdi-Oper »Simon Boccanegra« ebenfalls die Titelrolle. Am 5.2.1887 gestaltete er in der glanzvollen Uraufführung von Verdis »Otello« an der Scala die Partie des Jago; am 9.2.1893 kreierte er, wiederum an der Scala, den Titelhelden in der Uraufführung von Verdis »Falstaff«. 1887-88 sang er den Jago in den Premieren des »Otello« in Paris und London, 1894 an der Opéra- Comique Paris den Falstaff. 1893 war er an der Wiener Hofoper, 1897 an der Berliner Hofoper zu Gast, 1882-83 und 1897 an der Oper von Monte Carlo, wo er 1897 an der Uraufführung von »Moïna« von Isidore de Lara teilnahm. Am 11.4.1900 sang er in der Uraufführung von »Le Juif Polonais« von Erlanger an der Pariser Opéra-Comique. Am 22.5.1892 gestaltete er am Teatro Dal Verme in Mailand in der Uraufführung des »Bajazzo« von Leoncavallo den Tonio. Da diese Partie keine einzige Arie enthielt, übertrug Leoncavallo den Prolog, der ursprünglich für den Canio vorgesehen war, dem Tonio, weil der berühmte Sänger sonst nicht zur Übernahme der Partie bereit war. 1904 beschloss Victor Maurel seine triumphale Bühnenkarriere. Er versuchte sich zeitweilig als Schauspieler, lebte dann als Pädagoge in Paris und seit 1909 in New York. Er war auch ein vortrefflicher Maler und entwarf die Bühnenbilder für eine Aufführung von »Mireille« an der Metropolitan Oper im Jahre 1919. Er schrieb mehrere gesangpädagogische Essays und ein selbstbiographisches Werk »Dix ans de carrière« (Paris, 1897), das Lilli Lehmann ins Deutsche übersetzte. Er starb 1923 in New York. – An seiner Stimme rühmte man die vortreffliche technische Durchbildung, die Fülle und den Glanz des Stimmmaterials sowie die lebensechte, ausdrucksstarke Art seines Vortrages, Hinzu trat eine eminente darstellerische Begabung. Der englische Musikkritiker G.B. Shaw fand seine Interpretationen, u.a. seinen Don Giovanni, »manchmal etwas zu arteficiell«; Lilli Lehmann dagegen war nach einer Aufführung von Gounods »Faust«, in der er den Valentin sang, »für Stunden sprachlos«.

Lit: F. Rogers: Victor Maurel, his Career and his Art (in »The Music Quarterly«, 1926); A. Wicart: »V. Maurel, le chanteur« (Paris, 1931, zwei Bände); D. Shawe-Taylor: Victor Maurel (in »Opera«, 1955); R. Celletti & R. Vegeto: Victor Maurel (in »Le grandi Voci«, Rom 1964).

Sehr seltene Schallplatten der Marken G&T (Paris, 1903) und Fonotipia (Mailand, 1905-07), darunter auch Fragmente aus »Otello« und »Falstaff«.

 

18.6. Jacques BOUHY: 175. Geburtstag

 Sein eigentlicher Name war Joseph-André Bouhy. Er begann seine Ausbildung am Konservatorium von Lüttich und schloss sie am Conservatoire National von Paris als Schüler von Charles Duvernoy ab. 1869 wurde er in mehreren Fächern mit dem Prix du Conservatoire ausgezeichnet. Sein Bühnendebüt fand 1871 an der Grand Opéra Paris statt, wo er als Mephisto in »Faust« von Gounod und in der Oper »Erostrate« von Reyer seine ersten Erfolge hatte. 1872 ging er an die Opéra-Comique Paris (Antrittsrolle: Figaro in »Le nozze di Figaro«); dort sang er am 30.11.1872 in der Uraufführung von Massenets Oper »Don César de Bazan« die Titelrolle. Er war der Escamillo in der Uraufführung der Oper »Carmen« von Bizet am 3.3.1875 an der Opéra-Comique. 1876 wechselte er an das Théâtre Lyrique Paris; hier nahm er an den Uraufführungen der Opern »Paul et Virginie« von Victor Massé (1876) und »Le Bravo« (1877) von Gaston Salvayre teil.. Er kam dann nochmals an die Grand Opéra zurück, wo er jetzt als Don Giovanni, als Hamlet in der gleichnamigen Oper von A. Thomas und als Alphonse in »La Favorite« von Donizetti seine Erfolge hatte. 1882 war er an der Londoner Covent Garden Oper als Mephisto in Gounods »Faust« zu Gast, 1881-82 an den Hofopern von St. Petersburg und Moskau. 1884 trat er am Opernhaus von Monte Carlo als Alfonso in Donizettis »La Favorita« und als Hamlet auf, 1890 als Mephisto in »Faust« von Gounod. 1885 wurde er als Direktor an das Konservatorium von New York berufen. Bis 1889 blieb er in dieser Stellung, kam dann aber wieder nach Paris zurück. Dort sang er jetzt 1890 in der Erstaufführung der Oper »Samson et Dalila« von Saint-Saëns am Théâtre Eden die Partie des Hohepriesters, die er bereits 1875 in einer konzertanten Aufführung des ersten Aktes der Oper im Rahmen der Concerts Colonne in Paris gesungen hatte (während die Bühnenuraufführung der Oper 1877 am Hoftheater von Weimar stattfand). Er nahm dann abermals ein Engagement an der Pariser Opéra an, war jedoch 1904-07 erneut als Gesanglehrer in New York tätig. Seit 1907 wirkte er in der französischen Metropole als einer der gesuchtesten Pädagogen seiner Generation. Aus dem großen Kreis seiner Schüler, von denen viele aus den USA und aus England stammten, sind zu nennen: Suzanne Adams, Lilian Blauvelt, die drei australischen Schwestern Amy, Dolly und Eileen Castles, Edith Clegg, Eva Gauthier, Kathleen Howard, Jane Noria, Olga Pewny, Elizabeth Spencer, Pierre d’Assy, Léon Rains, Gervase Elwes, Putnam Griswold, Oscar Saenger, Herbert Witherspoon, François-Xavier Mercier, an erster Stelle aber die große Primadonna Mary Garden. Er betätigte sich auch als Komponist von Liedern, Chören und anderen Vokalwerken. Er wurde zum Offizier der Académie Francaise ernannt. Er starb 1929 in Paris. – Er war verheiratet mit der Sängerin Barbe Ach (* 4.6.1859 Wintzenheim im Elsass, † 26.6.1938 Paris), die ihre Ausbildung am Conservatoire National de Paris erhalten hatte, aber nach ihrer Heirat 1894 ihre Bühnentätigkeit aufgab.

 

19.6. David THAW: 95. Geburtstag

Er studierte zuerst an der Columbia University und war Schüler von Giovanni Martinelli und Cesare Sturani in New York. 1950 kam er nach Europa und debütierte im gleichen Jahr in Vichy als Vincent in »Mireille« von Gounod. Nach weiterem Studium in Mailand bei Giuseppe Pais wurde er 1955 an das Theater am Gärtnerplatz in München engagiert, wo er als Antrittsrolle den Herzog in »Rigoletto« sang. 1956 trat er bei den Festspielen von Aix-en-Provence auf. 1958 Gastspiel an der Oper von Frankfurt a.M. als Lenski in »Eugen Onegin«. Darauf wurde er sogleich an dieses Haus verpflichtet. 1961 gastierte er am Opernhaus von Zürich als Tamino in der »Zauberflöte« und bei den Bayreuther Festspielen als Froh im »Rheingold«. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1964-65 als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von R Strauss, 1966-68 und 1970-71 als Basilio in »Le nozze di Figaro« und 1978-79 als Valzacchi im »Rosenkavalier« mit. 1960-61 trat er als Gast an der Komischen Oper Berlin auf, 1963 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1962-66 als Lysander in Brittens »Ein Sommernachtstraum«, als Tanzmeister und Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos«, als Don Basilio in »Le nozze di Figaro« und als Valzacchi. 1963 sang er mit dem Ensemble der Frankfurter Oper in London. 1963 wurde er Mitglied der Münchner Staatsoper, an der er u.a. den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Basilio in »Le nozze di Figaro«, die Hexe in »Hänsel und Gretel« und den Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« sang; zugleich erhielt er einen Gastspielvertrag mit der Deutschen Oper Berlin. Er gastierte auch regelmäßig am Staatstheater Hannover. 1974 trat er beim Holland Festival auf; an der Staatsoper Berlin sang er als Gast in »Fra Diavolo« von Auber. Man schätzte ihn auch als Sänger in Musicals; so war er in Deutschland allein 150mal in der Rolle des Professors Higgins in »My Fair Lady« zu hören. 1976 sang er an der Münchner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Die Versuchung« von Josef Tal, 1986 in der der Oper »Belshazar« von V.D. Kirchner. 1985-97 gab er dramatischen Unterricht im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. An der Bayerischen Staatsoper München stand er 2003 als einer der Priester in der »Zauberflöte« letztmals auf der Bühne. Er starb 2006 in Seefeld am Pilsensee. – Er war verheiratet mit der Sopranistin Claire Watson (1927-86).

Schallplatten: Orfeo (Gesamtaufnahme »Gianni Schicchi«, München 1973). Einige kleine Partien in Opernaufnahmen der Marke Decca. Sang auf Ariola-Eurodisc den Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg«, auf Legendary Recordings den Valzacchi im »Rosenkavalier«.

 

20.6. Miloš VACEK: 95. Geburtstag

 Er erhielt früh eine umfassende musikalische Ausbildung durch seinen Vater Jindřich Vacek. Schon als Kind spielte er Geige, Klavier, Klarinette und Oboe. 1943 begann er Studien an der Orgelabteilung am Prager Konservatorium. Während der Schließung der Institution durch die nationalsozialistische deutsche Besatzungsmacht arbeitete er vorübergehend u. a. als Hilfsarbeiter in einer Glasfabrik in Včelnička. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte er den Unterricht am Konservatorium fortsetzen und 1947 abschließen. Anschließend ging er an die Akademie der musischen Künste in Prag, wo er bis 1951 u. a. Komposition bei František Pícha und Jaroslav Řídký studierte. Während seines Militärdienstes war er Chorleiter und Dirigent des Vít-Nejedlý-Armeekunstensembles. 1952 unternahm er mit diesem Ensemble eine sechsmonatige Tournee nach China. Ab 1954 widmete er sich beruflich ausschließlich dem Komponieren. Daneben war er auch organisatorisch im Verband der tschechischen Komponisten und Konzertkünstler aktiv. Miloš Vaceks Œuvre umfasst Werke beinahe aller Gattungen. Mit seiner aus der tonalen Tradition kommenden Musiksprache fügte er sich in die vom kommunistischen Regime in der ČSSR politisch vorgegebene Ästhetik des Sozialistischen Realismus. Auch inhaltlich griff er neben heimatverbundenen Sujets immer wieder politisch konforme Themen auf (etwa Poem über gefallene Helden oder die Mai-Sinfonie, beide 1974). Einzelne Werke wurden aber auch aufgrund systemkritisch zu deutender Passagen (insbesondere von Textvertonungen) mit Aufführungsverbot belegt wie etwa die Märchenoper Des Kaisers neue Kleider (1962) Internationale Popularität erlangte seine Musik für die 1957–74 entstandenen Folgen der Zeichentrickserie für Kinder Der kleine Maulwurf. Sowohl für seine Bühnen- und Konzertmusik als auch für seine Filmvertonungen erhielt Vacek eine Vielzahl an Preisen und Auszeichnungen. Er starb 2012 in Prag.

 

20.6. Hans ROBERT: 150. Geburtstag

Er studierte zunächst Rechtswissenschaften an der Universität Wien, legte seine juristische Staatsprüfung ab und arbeitete vorübergehend als Rechtsanwalt. Er entschloss sich dann aber für die Ausbildung seiner Stimme, die am Konservatorium der Stadt Wien und bei dem großen Wagner-Tenor Hermann Winkelmann in Wien stattfand. In der Spielzeit 1904-05 begann er seine Karriere am Theater von Klagenfurt. 1905-06 sang er am Stadttheater von Regensburg, 1906-08 am Stadttheater von Lübeck. 1908 ging er nach England, wo er bis 1910 bei der Carl Rosa Opera Company auftrat. 1910-11 wirkte er dann am Stadttheater von Koblenz. 1914 wurde er an das Opernhaus von Köln verpflichtet, wo er bis zu seinem Rücktritt von der Bühne 1930 eine sehr erfolgreiche Karriere hatte. Er sang hier u.a. in der Uraufführung von Franz Schrekers »Irrelohe« 1924 die Partie des Strahlbusch und in der Kölner Premiere von Puccinis »Turandot« den Kaiser Altoum. Danach wirkte er als Gesangspädagoge und Dozent an der Musikhochschule Köln, später lebte er in Los Angeles. Anschließend wiederum in Köln bzw. in Bad Aussee (Steiermark) und Gmunden (Oberösterreich).

 

21.6. Judith RASKIN: 95. Geburtstag

Sie erhielt ihre Ausbildung am Smith College und bei der Gesangpädagogin Anna Hamlin in New York. Sie debütierte 1957 in Ann Arbor als Susanna in »Le nozze di Figaro« von Mozart. Ebenfalls als Susanna gastierte sie 1957 mit der Washington Opera Society in Santa Fé. Beim Santa Fé Festival trat sie 1958 als Despina in »Così fan tutte«, als Musetta in »La Bohème« und als italienische Sängerin in »Capriccio« von R. Strauss auf. 1959 hörte man sie an der New York City Opera als Despina. 1961 sang sie in New York in »Les Indes galantes« von Rameau. Bekannt wurde sie durch ihr Auftreten im amerikanischen Fernsehen; hier wirkte sie auch 1963 bei der Weltpremiere von Menottis »Labyrinth« mit und trat in Fernsehaufführungen von Opern von Mozart und F. Poulenc auf. Nachdem sie in verschiedenen amerikanischen Großstädten auf der Bühne wie im Konzertsaal Aufsehen erregt hatte, wurde sie bereits 1962 an die New Yorker Metropolitan Oper engagiert (Antrittspartie: Susanna in »Le nozze di Figaro«). Sie trat an der Metropolitan Oper während elf Spielzeiten bis 1972 in sieben Partien und 105 Vorstellungen auf: als Marzelline in »Fidelio«, als Nannetta in Verdis »Falstaff«, als Sophie im »Rosenkavalier«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Micaela in »Carmen« und als Zerlina in »Don Giovanni«. 1963-64 gastierte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Pamina. An der Oper von Dallas sang sie als Partnerin der Primadonna assoluta Maria Callas in »Medea« von Cherubini, am gleichen Theater auch die Despina und die Elvira in Rossinis »L’Italiana in Algeri«. Sie übernahm gerne Aufgaben aus dem Bereich der Barock-Musik und sang u.a. in Opern wie »L’Orfeo« und »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi, »The Fairy Queen« von Purcell, aber auch in zeitgenössischen Werken (Constance in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, Ann Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky). Sie galt als vortreffliche Mozart-Sängerin, wurde jedoch auch als Konzertsopranistin geschätzt. 1971 wirkte sie in der amerikanischen Premiere der Händel-Oper »Ariodante« in einer konzertanten Aufführung in der New Yorker Carnegie Hall mit. Sie wirkte später als Pädagogin an der Manhattan School of Music und am Mannes College of Music. Sie trat trotz einer schweren, letztlich unheilbaren Erkrankung noch lange als Konzertsängerin auf. Sie starb 1984 in New York.

Schallplatten: Brunswick, Decca (Despina in »Così fan tutte«, Stabat mater von Pergolesi), CBS (»The Rake’s Progress« von Strawinsky), RCA (»Orpheus und Eurydike« von Gluck).

 

21.6. Else SCHÜRHOFF: 125. Geburtstag

 

Sie war Schülerin von Julius von Raatz-Brockmann; sie wurde zuerst Gesanglehrerin und wirkte bis 1928 als Dozentin an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. Dann trat sie als Opernsängerin auf und war in den Jahren 1929-36 am Opernhaus von Hannover, 1937 bis 1941 an der Staatsoper von München, 1941-53 an der Staatsoper von Wien engagiert. 1954-56 war sie als erste Altistin an der Staatsoper von Hamburg tätig, blieb aber durch einen Gastspielvertrag mit der Wiener Staatsoper und mit dem Theater von Hannover verbunden. An der Wiener Staatsoper, an der sie bereits 1938 als Brangäne in »Tristan und Isolde« debütiert hatte, sang sie u.a. die Amneris in »Aida«, die Ulrica in Verdis »Maskenball«, die Emilia in  Verdis »Otello«, die Irmentraut im »Waffenschmied« von Lortzing, die Königin Margarethe in »Schwarzer Peter« von N. Schultze, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Kathinka wie die Agnes in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Azucena im »Troubadour«, die Peronella in »Boccaccio« von Fr. von Suppé, die Aufseherin wie die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, die Filipjewna in »Eugen Onegin«, die Waltraute in »Götterdämmerung«, die Margarita in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, die Mary in »Der fliegende Holländer«, die Fricka wie die Erda im Nibelungenring, die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Gertrud in »Hänsel und Gretel«, die Lukrezia in »Palestrina« von H. Pfitzner, die Gaea in »Daphne« von R. Strauss, die Beatrice in E. Wolf-Ferrraris »Die neugierigen Frauen«, die Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«, die Klytämnestra in Glucks »Iphigenie in Aulis«, die Amme wie die Schenkenwirtin in »Boris Godunow«, die Nancy in »Martha« von Flotow, die Berta im »Barbier von Sevilla«, die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, den Nicklausse wie die Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, die Gouvernante wie die Polina in »Pique Dame« von Tschaikowky, die Giovanna wie die Maddalena in »Rigoletto«, die Annina im »Rosenkavalier«, die alte Buryja in »Jenufa« von Janácek, die Zita in »Gianni Schicchi«, die Czipra im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, die Mutter in Menottis »Der Konsul« du die Mother Goose in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. Gastspiele und Konzertreisen brachten ihr in Deutschland wie im Ausland wichtige Erfolge ein. 1931 nahm sie in Hannover an der Uraufführung der Oper »Der Freikorporal« von Georg Vollerthun teil. Sie starb 1960 in Hamburg. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler Max-Walter Sieg (1904-68). – Ihre jüngere Schwester Lotte Schürhoff war Sopranistin und sang Soubrettenpartien an den Opernhäusern von Wuppertal (1933-35), Essen (1935-38) und Leipzig (1938-44) und nach dem Zweiten Weltkrieg an der Komischen Oper Berlin (1948-49).

Schallplattenaufnahmen von Else Schüerhoff sind auf Decca (vollständige Opern »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Salome«), Columbia (»Hänsel und Gretel«, »Die Zauberflöte«) und Vox (Missa solemnis von Beethoven) zu finden. Auf Koch/Schwann kamen Mitschnitte von Fragmenten aus Opernaufführungen der Wiener Staatsoper heraus, in denen sie die Herodias in »Salome« und Partien im Nibelungenring singt.

 

22.6. Vern SHINALL: 90. Geburtstag

 Er war an der Indiana University Bloomington Schüler der Pädagogen Frank St. Leger, Charles Kullman und Tibor Kozma; er studierte auch bei dem Gesanglehrer Frank Pandolfi. Bühnendebüt 1964 an der Kansas City Opera als Scarpia in Puccinis »Tosca«. Seine Karriere führte ihn an die großen Opernbühnen in Nordamerika, die Opern von Boston, Cincinnati, Houston/Texas, Philadelphia, St. Paul, San Antonio, New Orleans, vor allem aber an die City Opera New York. Seine wichtigsten Rollen waren dabei der Escamillo in »Carmen«, der Don Pizarro in Beethovens »Fidelio«, der Rigoletto, der Amonasro in »Aida«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Mephisto in »Faust« von Gounod, der Barnaba in »La Gioconda«, der Titelheld in »Der fliegende Holländer«, der Telramund in »Lohengrin«, der Wotan in den Opern des Ring-Zyklus, der Don Giovanni, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, der John Proctor in »Crucible« von Robert Ward und der Olin Blitch in »Susannah« von Carlisle Floyd. Zugleich hatte er eine erfolgreiche Konzertkarriere. Er starb 2006 in Fort lee (New Jersey).

Mitschnitte von Aufführungen auf Privatmarken.

 

22.6. Libor PEŠEK: 90. Geburtstag

 Er studierte Dirigieren, Klavier, Violoncello und Posaune an der Akademie der musischen Künste in Prag, unter anderem bei Václav Smetáček, Karel Ančerl und Václav Neumann. Anfangs spielte er Jazz-Posaune und leitete ein Swing-Orchester. Nach Anstellungen an den Opernhäusern in Pilsen und Prag 1958-64 gründete er ein Kammerorchester in Prag. In den 1970er Jahren leitete er Orchester in Pardubice, Leeuwarden und Enschede. 1981-82 war er Chefdirigent der Slowakischen Philharmonie und 1982-90 Conductor in Residence der Tschechischen Philharmonie. 1987-97 war er Chefdirigent des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, 2007-19 Chefdirigent des Czech National Symphony Orchestra. Pešek glaubte als Dirigent an den Geist eines Orchesters im Sinne eines besonderen Klangs oder einer besonderen Spielart, der hörbar werde, wenn man die Musiker respektiere und ihnen einige gestalterische Freiheiten lasse. Tatsächlich erreichte Pešek mit den Orchestern, die er regelmäßig dirigiert, einen außerordentlichen Klangsinn. Dramatik und Brio dagegen wurden von Schallplattenkritikern gelegentlich vermisst. Pešeks Hauptinteresse für Schallplattenaufnahmen galt der tschechischen Musik. So legte er eine Gesamteinspielung aller Dvořák-Symphonien bei Virgin Records vor, ferner eine große Auswahl der Werke von Josef Suk, teilweise mehrfach mit der Tschechischen Philharmonie bei Supraphon, Anfang der 1980er Jahre und nochmals mit dem Liverpool Orchestra Anfang der 1990er Jahre bei Virgin. Auch unbekanntere Komponisten wie Vítězslav Novák machte er mit einer Reihe von Einspielungen bekannter. Libor Pešek starb 2022 in Prag.

 

23.6. William COCHRAN: 80. Geburtstag

 

Er studierte an der Wesleyan University Connecticut, dann am Curtis Institute Philadelphia bei Martial Singer, in Kalifornien u.a. bei Lauritz Melchior und Lotte Lehmann, in Philadelphia bei Martial Singer. Bereits 1968 sang er an der Bayerischen Staatsoper München den Laça in Janáceks »Jenufa«. 1968 gewann er einen Gesangwettbewerb der New Yorker Metropolitan Oper, worauf er in der Saison 1968-69 dort in zehn Vorstellungen als Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« auftrat. Er sang zu Beginn seiner Karriere 1969 an der San Francisco Opera den Froh im »Rheingold« von R. Wagner. Er trat auch an der Oper von Mexico City auf und gab erfolgreiche Konzerte und Liederabende. 1970 kam er nach Europa und gastierte hier an der Oper von Frankfurt a.M. und an der Münchner Staatsoper. Dabei spezialisierte er sich auf das heldische und das Wagner-Fach. Seit 1970 war er mehrmals zu Gast an der Staatsoper von Hamburg, wo er u.a. den Laça und den Max im »Freischütz« sang. Ständiges Mitglied der Staatsoper Wien (1972-1989 in insgesamt 58 Vorstellungen als Laça; als Max, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Erik in »Der fliegende Holländer«, als Lohengrin, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Boris in »Katja Kabanowa« von Janácek, als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, als Lenski in »Eugen Onegin« und als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg) und der Oper von Frankfurt a.M., wo er wohnte. 1974 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Laça. An der Oper von San Francisco hörte man ihn 1977 als Tichon in Janáceks »Katja Kabanowa« und 1997 als Herodes in »Salome« von R. Strauss. Beim Edinburgh Festival gastierte er 1978 als Tichon (bei einem Gastspiel der Frankfurter Oper) und 1992 als Aron in »Moses und Aron« von Schönberg, den er zuvor schon 1990 in Frankfurt gesungen hatte. 1983 hörte man ihn in Frankfurt als Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. An der Metropolitan Oper New York hörte man ihn in der Spielzeit 1984-85 nochmals in zwei Vorstellungen als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« (als Partner von Jessye Norman). 1986 gastierte er an der Oper von Boston als Gregor in Janáceks »Die Sache Makropulos«. Es folgten weitere Gastspiele, auch an amerikanischen Opernhäusern. 1987 Gastspiel am Théâtre de la Monnaie in Brüssel. An der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg wirkte er 1987 in Aufführungen der Oper »Die Gezeichneten« von F. Schreker mit. Weitere Gastauftritte 1988 am Théâtre des Champs Élysées Paris (als Siegfried im Nibelungenring), an der Opéra du Rhin Straßburg (1988 in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann), 1990 bei der Welsh Opera Cardiff (als Otello von Verdi), an der Grand Opéra Paris (als Tichon) und an der Deutschen Oper Berlin (als Kardinal Albrecht in »Mathis der Maler« von Hindemith). An der Bayerischen Staatsoper München gastierte er u.a. als Svatopluc Cech in Janáceks »Die Ausflüge des Herrn Broucek«, als Kürfürst in H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg«, als Siegfried im Nibelungenring und als Aegisth in »Elektra« von R. Strauss. In Düsseldorf und Brüssel sang er 1991 die Titelrolle in »Siegfried«, 1993 in Frankfurt den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1994 in Brüssel den Peter Grimes in der gleichnamigen Oper von B. Britten, in Düsseldorf 1995 den Tannhäuser, an der Oper von Antwerpen den Paul in »Die tote Stadt« von Korngold, 1996 am Teatro Bellini Catania den Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, bei der English National Opera 1996 den Kurfürsten in H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg«. 1997 trat er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg als Tichon auf, am Teatro Bellini Catania 1998 als Aegisth. Am Teatro Real Madrid gastierte er 1998 als Peter Grimes, an der Deutschen Oper am Rhein als Laça. 2001 sang er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg den Schuiskij in »Boris Godunow«. Weitere Bühnenrollen: der Idomeneo von Mozart, der Jason in »Medea« von Cherubini, der Enée in »Les Troyens« von Berlioz, der Canio im »Bajazzo«, der Dimitrij in »Boris Godunow« und der Mephisto in Busonis »Doktor Faust«. Bekannt wurde er auch durch Fernseh- und Rundfunksendungen. Er starb 2022 in Königstein im Taunus.

Schallplatten: Electrola-HMV (1. Akt »Die Walküre« zusammen mit Helga Dernesch und Hans Sotin; »Mathis der Maler« von Hindemith), DGG (»Doktor Faust« von Busoni), Philips (8. Sinfonie von G. Mahler), Marco Polo (»Die Gezeichneten«); Teldec-Video (»Die Soldaten«), Myto-Video (»Jenufa«).

 

23.6. James LEVINE: 80. Geburtstag

Er wurde als ältestes von drei Kindern des wohlhabenden Textilhändlers Lawrence Miller Levine und der kurzzeitig als Schauspielerin am Broadway tätig gewesenen Helen Adele Levine, geb. Goldstein (Künstlername „Helen Golden“), in Cincinnati, Ohio geboren. Sein Vater, bekannt als „Larry Lee“, trat in den 1930er Jahren als Bandleader und Schlagersänger im Hotel Beverly Wilshire auf. Einer seiner Großväter, Morris Goldstein, war als Kantor und Komponist jüdischer liturgischer Musik, zuletzt im Rockdale Temple in Cincinnati, tätig. Die Familie Levine besuchte die reformierte Synagoge, ohne das Jiddische und Hebräische zu erlernen. James Levine feierte keine Bar Mitzwa und blieb zunehmend der jüdischen Sonntagsschule fern. Er erhielt im Alter von vier Jahren seinen ersten Klavierunterricht bei Gertrude Englander und galt schon bald als „klavierspielendes Wunderkind“: Mit zehn trat er im Rahmen eines Jugendkonzertes öffentlich als Solopianist in Erscheinung. Unter der Leitung von Thor Johnson spielte er gemeinsam mit dem Cincinnati Symphony Orchestra Mendelssohns 2. Klavierkonzert (d-Moll). Später trat er auch unter dem Dirigenten Max Rudolf auf und musizierte bei mehreren Veranstaltungen in Cincinnati. Ab dem zehnten Lebensjahr wurde er von Walter Levin, dem Primarius des LaSalle String Quartets, in Musiktheorie, Harmonielehre, Kontrapunkt, Partiturstudium und Kammermusik ausgebildet. Jenö Takács unterwies ihn in Klavier. Levine besuchte ab 1956 Sommerkurse beim Marlboro Music Festival in Marlboro, Vermont, wo er Klavierunterricht vom künstlerischen Leiter des Festivals Rudolf Serkin erhielt. Außerdem wurde er von Claude Frank in Kammermusik und Martial Singher im Kunstlied weitergebildet. Ab 1957 besuchte er das Aspen Music Festival and School in Colorado, wo er später selbst unterrichten sollte. Dort erhielt er Unterricht bei Rosina Lhévinne (Klavier), Jennie Tourel, Mack Harrell, Adele Addison und Hans Hotter (Gesang) und Wolfgang Vacano (Dirigieren). 1960 gewann er in Aspen einen Instrumentalwettbewerb. Während seiner Schulzeit an der Walnut Hills High School flog er in regelmäßigen Abständen nach New York, um dort Analyse und Komposition zu studieren. Seine Klavierlehrerin war Rosina Lhévinne. Nach seinem High School Diploma 1961 studierte er bis 1964 (ohne Abschluss) an der Juilliard School in New York Klavier bei Lhévinne und Dirigieren bei Jean Morel. Morel, der an der Met tätig war, ließ Levine in den 1960er Jahren einige Opern dirigieren. Nachdem Levine bereits 1963 Träger der John Erskine Scholarship gewesen war, wurde er 1964 Finalist beim American Conductors Project der Ford Foundation.  Die Förderung beinhaltete einen mehrwöchigen Unterricht am Peabody Conservatory in Baltimore u. a. bei Alfred Wallenstein, Max Rudolf und Fausto Cleva. Er trat in diesem Rahmen auch mit dem Baltimore Symphony Orchestra in Erscheinung. Levine wurde durch den Juror George Szell entdeckt, der ihn zum Cleveland Orchestra holte. Unterstützung erhielt Levine von der Kulas Foundation. 1967 wurde Levine offiziell Assistenzdirigent und debütierte mit Strauss‘ Don Juan. In Cleveland begann auch sein Einsatz für die Neue Musik, so spielte er 1967 unter Anwesenheit von Pierre Boulez dessen Sonate Nr. 1. Zwei Jahre zuvor, 1965, war er Gründungsdirigent des University Circle Orchestra am Cleveland Institute of Music, als dessen Musikdirektor er bis 1972 fungierte. Weiterhin wurde er Chairman für Orchesterausbildung am Musikinstitut. An der in der Nähe von Detroit befindlichen Meadow Brook School of Music der Oakland University unterstützte er Robert Shaw, seinerzeit zweiter assistierender Dirigent und Chorleiter Szells, als Co-Dirigenten und übernahm 1968 und 1969 als Musikdirektor die Sommerakademie. Im Jahr 1970 debütierte er mit Verdis Aida an der Welsh Ntional Opea in Cardiff (Wales) und mit Puccinis Tosca an der San Francisco Opera. Ein Jahr später dirigierte er das Chicago Symphony Orchestra mit Mahlers 2. Sinfonie („Auferstehungssinfonie“) beim Ravinia Festival in Highland Park, Illinois. 1973-93 war er Musikdirektor des Festivals. 1973-78 leitete er außerdem das Chorfestival Cincinnati May Festival. Bei den Big Five (New York, Boston, Chicago, Philadelphia und Cleveland) und anderen führenden Sinfonieorchestern der USA konnte er als Gastdirigent in Erscheinung treten. So stand er 1972 zum ersten Mal am Pult des New York Philharmonic Orchestra. Nach dem Tod Szells 1970 wechselte er zur Metropolitan Opera (MET) in New York City, die seinerzeit von Rudolf Bing geleitet wurde. Dort feierte er 1971 mit der Oper Tosca (mit Grace Bumbry in der Hauptrolle) sein Debüt. 1972/73 war er Gastdirigent am Haus. 1972 ernannte ihn der General Manager der Met, Göran Gentele, zum Chefdirigenten (Principal Conductor). 1974 debütierte er mit Strauss‘ Rosenkavalier am Royal Opera House in Covent Garden, London. Mit der Saison 1976/77 wurde Levine als Nachfolger des 1974 zurückgetretenen Rafael Kubelik Musikdirektor (Music Director) an der MET. Levine gründete 1980 das Lindemann Young Artists Development Program, das Nachwuchssänger fördert. 1982 oblag ihm die Jubiläumsinszenierung von Wagners Parsifal. Im Zuge seines regen Engagements an der MET – er setzte sich u. a. für eine Erneuerung ein und beteiligte sich an nationalen Fernsehproduktionen – wurde ihm 1986 die eigens für ihn geschaffene künstlerische Leitung (Artistic Director) des Hauses übertragen. Er dirigierte in den Jahrzehnten seiner künstlerischen Tätigkeit an der MET insgesamt 2577 Vorstellungen von 75 Opern, darunter viele Erstaufführungen des Orchesters. Auch leitete er dort Uraufführungen von John Corigliano, Philip Glass und John Harbison. Nach 50-jähriger Pause holte er 1989 Wagners Ring des Nibelungen zurück an die MET. Ein Unfall 2006 führte zu zunehmenden gesundheitlichen Problemen; ab 2011 wurde er interimistisch von Fabio Luisi vertreten. Nachdem er sich 2012 kurzzeitlich zurückgezogen hatte, trat er von 2013 bis zu seinem endgültigen Rückzug 2016 erneut auf das Podium der MET. Levines Nachfolger wurde 2018 Yannick Nézet-Séguin. Im Konzertsaal dirigierte Levine die bedeutendsten Orchester der Welt. 1973 stand er erstmals am Pult des London Symphony Orchestra. Über Kontakt mit dem Opernregisseur Jean-Pierre Ponnelle und den Wiener Philharmonikern kam er 1975 zu den Salzburger Festspielen, wo er bis 1993 regelmäßig als Konzert- und Operndirigent gastierte. Mehrfach wurde er zu den Bayreuther Festspielen (1982–98) eingeladen, er war dort an Inszenierungen von Götz Friedrich, Wolfgang Wagner und Alfred Kirchner beteiligt. Nach dem Rücktritt von Herbert von Karajan sprang er im Mai 1989 kurzfristig bei einem Gastkonzert der Berliner Philharmoniker im Schauspielhaus Berlin (Ost) ein. Dieses Orchester hatte er erstmals bei einem Abonnementskonzert im Jahr 1978 geleitet. 1996 war er mit den drei Tenören (José Carreras, Plácido Domingo und Luciano Pavarotti) auf Welttournee. 1999 wurde Levine zusätzlich zu seiner Tätigkeit in New York als Nachfolger von Sergiu Celibidache Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Auslandstourneen führten ihn und das Orchester durch Europa und in die USA. 2002 debütierten sie bei den Londoner Proms. Die Münchner Philharmoniker wurden durch den Detschen Musikverleger-Verband für das „Beste Konzertprogramm der Saison 2002/2003“ ausgezeichnet. In München brachte Levine auch Pendereckis 6. Sinfonie zur Uraufführung (2003). Im Sommer 2004 wechselte er als Music Director zum Boston Symphony Orchestra. Er brachte Werke von u. a. Charles Wuorinen und Gunther Schuller zur Uraufführung. Am Tanglewood Music Center, der Sommerakademie des Boston Symphony Orchestra, arbeitete er mit Studentenorchestern. Seine Verpflichtung in Boston gab er zunächst 2011 aus gesundheitlichen Gründen auf. Ab 2013 dirigierte er – an den Rollstuhl gebunden – wieder an der MET. Er war Music Director und Conductor Laureate des 2000 gegründeten UBS Verbier Festival Orchestra. Nach dem Ende seiner Dirigentenkarriere 2016 trat er als Liedbegleiter hervor. Ab 1972 hat er mehr als 200 Tonträgeraufnahmen (u. a. bei EMI, RCA, Deutsche Grammophon) produziert. Levine konzentrierte sich auf Mozart bis Mahler, die Perioden von Wiener Klassik bis zur Spätromantik. Er legte Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Mozart, Schumann und Brahms vor und spielte Wagners Ring des Nibelungen ein. 1999 war er am Soundtrack zum Disney-Zeichentrickfilm Fantasia 2000 beteiligt. Bei seinen Aufnahmen arbeitete er u. a. mit Christa Ludwig und Kathleen Battle sowie Jennie Tourel, Lynn Harrell, Kiri Te Kanawa und Cecilia Bartoli zusammen. Der profilierte Pianist spielte auch kammermusikalische Werke auf CD ein.

Im Oktober 2016 erstattete ein 46-jähriger Mann Anzeige gegen Levine, dem er vorwarf, ihn ab 1985 mehrere Jahre lang sexuell missbraucht zu haben, beginnend zu einer Zeit, als er 15 Jahre alt war. In der Folge wurden weitere Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Levine bekannt. Anfang Dezember 2017 leitete die MET eigene Untersuchungen ein und setzte für deren Dauer die Zusammenarbeit mit Levine aus. Im März 2018 erklärte die MET die Zusammenarbeit mit Levine für beendet. Ohne Details über die Untersuchungsergebnisse, für die 70 Personen befragt wurden, bekanntzugeben, erklärte die MET, die Untersuchung habe glaubhafte Hinweise ergeben auf sexuell missbräuchliches und belästigendes Verhalten Levines gegenüber verletzbaren Künstlern in frühen Karrierephasen, die unter seiner Autorität standen. Hiergegen legte, nur drei Tage nach seiner Entlassung, Levine Klage beim Obersten Gericht des Staats New York gegen die MET wegen Rufschädigung und Vertragsbruchs ein. Das Gericht ließ diese Klage zu, insbesondere aufgrund der Behauptung der MET, es habe „glaubhafte Hinweise auf sexuell missbräuchliches und belästigendes Verhalten gegeben“. Er forderte 5,8 Mio. US-Dollar Schadensersatz und die Wiederherstellung von „Namen, Ruf und Karriere“. Levine bestritt „klar und unmissverständlich jegliches Fehlverhalten“ im Zusammenhang mit den gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen; Geschäftsführer Peter Gelb habe ihn lediglich loswerden wollen. Die MET wies diesen Vorwurf von Levine umgehend zurück und klagte ihrerseits. 2019 kam es zwischen Levine und der Metropolitan Opera zu einer Einigung, deren Einzelheiten nicht öffentlich wurden. Laut der New York Times ist mittlerweile durch zwei interne Quellen bekannt, dass Levine 3,5 Millionen US-Dollar von der Metropolitan Opera erhalten habe. Unter anderem habe Levine während des Verfahrens freundliche jahrelange Korrespondenz mit den Anschuldigenden vorgelegt, welche die Vorwürfe unglaubhaft gemacht haben. James Levine starb 2021 in Palm Springs (Kalifornien). 

 

23.6. Adelaide BISHOP: 95. Geburtstag

 Biographie der amerikanischen Sopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Adelaide_Bishop  

 

23.6. Žermēna HEINE-VĀGNERE: 100. Geburtstag

Sie erhielt ihre Ausbildung in Riga und kam 1950 zu ihrem Debüt am Opernhaus der lettischen Hauptstadt. Sie galt bald als führendes Ensemblemitglied des Hauses und zeichnete sich in Partien wie der Desdemona in Verdis »Otello«, der Santuzza in »Cavalleria rusticana«, der Tosca, der Tatjana in »Eugen Onegin« und der Fewronija in der »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimski-Korsakow aus. Dazu hörte man sie in Riga in zahlreichen Rollen aus dem Bereich der lettischen Oper, von denen nur die Titelrolle in »Banjuta« von Alfreds Kalnins genannt sei. 1956 wurde sie zur Volkskünstlerin der Lettischen Sowjetrepublik ernannt. Gastspiele trugen ihr vor allem an Bühnen in der Sowjetunion, darunter auch am Bolschoi Theater Moskau, Erfolge ein. Dazu genoss sie hohes Ansehen als Konzert- und Liedersängerin. Sie starb 2017 in Riga.

Schallplattenaufnahmen auf Melodiya.

 

24.6. Annette JAHNS: 65. Geburtstag

 Sie war die Tochter der Mezzosopranistin Ilse Ludwig (* 1929), die eine lange Karriere an der Dresdner Staatsoper hatte und des Opernsängers Wilfried Jahns. Sie erhielt ihre Ausbildung an der Carl Maria von Weber-Musikhochschule in Dresden und war später Schülerin von Judith Beckmann. 1982-86 gehörte sie dem Opernstudio der Staatsoper von Dresden an und wurde dann als Solistin in das Ensemble des Hauses übernommen. Von den Partien, die sie seither dort sang, sind der Ramiro in »La finta giardiniera« von Mozart, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Maddalena in »Rigoletto«, die Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«, der Nicklaus wie die Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, die Clarissa in Prokofjews »L’Amour des trois oranges« (1990), der Hänsel in »Hänsel und Gretel«, dazu Aufgaben in zeitgenössischen Werken, zu nennen. 1996 gastierte sie am Opernhaus von Wuppertal als Bradamante in »Orlando« von Vivaldi. 1997 sang sie an der Dresdner Staatsoper die Beroë in der zeitgenössischen Oper »Die Bassariden« von H.W. Henze, 1998 die Vivian in »Vertrauenssache« von E. Krenek und die Partie der Mutter in der Uraufführung der Oper »Thomas Chatterton« von Matthias Pintscher (25.5.1998). 2000 sang sie an der Wiener Volksoper die Sarah Chatterton in »Thomas Chatterton«. Sie wirkte am 25.3.2001 an der Staatsoper von Dresden in der Uraufführung der Oper »Celan« von Peter Ruzicka mit. Die vielseitig begabte Künstlerin trat auch in Pantomimen, Jazz-Improvisationen und u.a. in den »Sieben Todsünden« von Brecht/Weill auf. Sie starb 2020 in Dresden.

Schallplatten: DGG (»Elektra« von R. Strauss).

 

24.6. Joachim HELMS: 80. Geburtstag

 

Er absolvierte sein Gesangstudium an der Franz Liszt-Musikhochschule in Weimar als Schüler von Fritz Steffens. Später studierte er in Dresden bei dem bekannten Tenor Johannes Kemter. 1974 debütierte er am Stadttheater von Erfurt als Ernesto in »Don Pasquale«. Er blieb zehn Jahre hindurch an diesem Haus tätig und sang dort Partien wie den Ferrando in »Così fan tutte«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Herzog in »Rigoletto«, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, den Titelhelden in Verdis »Don Carlos«, den Max im »Freischütz«, den Sergej in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch und den Tony in »West Side Story« von L. Bernstein. 1984 wurde er an die Staatsoper von Dresden berufen, wo seine Karriere ihren Höhepunkt erreichte. Hier kam er vor allem als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, als Don Ottavio in »Don Giovanni« und als Alfredo in »La Traviata« zu viel beachteten Erfolgen. Gastspiele und Konzerte führten ihn in die deutschen Musikzentren, in die Sowjetunion, nach Polen, Bulgarien, Österreich und in die Schweiz. 1989 Gastspiel am Opernhaus von Leipzig als Ernesto. Neben seinem Wirken auf der Bühne stand eine zweite, nicht weniger bedeutende Karriere im Konzertsaal, und hier vor allem als Solist in Oratorien. Er wirkte dazu in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen mit. Er starb im Jahr 2015.

 

25.6. Gianfranco CECCHELE: 85. Geburtstag

 Schüler von Marcello del Monaco in Treviso. Er begann seine Karriere 1964 an der Oper von Catania und hatte bald große Erfolge an den führenden Opernbühnen der italienischen Halbinsel. Er sang an der Mailänder Scala (1964 den Adriano in Wagners »Rienzi«, 1965 den Pollione in »Norma«, 1965-66 und 1972-73 den Radames in »Aida«, 1966-68 und 1970 den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, 1967 den Ismaele in »Nabucco«, 1968 den Walter in Catalanis »Loreley«, 1968 und 1976 den Calaf in Puccinis »Turandot«, 1972-73 den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«, 1979 den Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1980 und 1989 den Cavaradossi in »Tosca«) und am Opernhaus von Rom, in Bologna, Neapel, Palermo, Parma, Turin, Venedig, Triest, beim Maggio Musicale von Florenz, bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom und in der Arena von Verona, wo er in den Jahren 1967-68, 1977-79, 1984 und nochmals 1995 (als Radames) auftrat. 1966-91 erfolgreiche Gastspiele an der Wiener Staatsoper (als Radames, als Alvaro in »La forza del destino«, als Cavaradossi, in der Titelrolle von Verdis »Don Carlos«, als Turiddu, als Calaf, als Canio im »Bajazzo«, als Pollione, als Luigi in Puccinis »Il Tabarro«, in der Titelrolle von Giordanos »Andrea Chénier«, als Gabriele Adorno und als Pinkerton in insgesamt 69 Vorstellungen). Er gastierte an der Covent Garden Oper London (1973-80 als Turiddu und als Cavaradossi), an der Pariser Grand Opéra, am Grand Théâtre Genf (1977 als Cavaradossi), in Brüssel, Marseille, Nizza, Monte Carlo, Barcelona, Sofia, Budapest, am Opernhaus von Köln, an den Staatsopern von Hamburg und München. In Nordamerika war er an den Opern von Chicago, Philadelphia, San Francisco (1977 als Radames) und Montreal zu hören. 1976 debütierte er als Luigi in Puccinis »Il Tabarro« an der Metropolitan Opera in New York. Bis 1978 sang er dort in insgesamt 25 Vorstellungen auch den Cavaradossi, den Turiddu und den Pinkerton. 1965 wirkte er an der Oper von Rom in der Uraufführung der Oper »Wallenstein« von Mario Zafred mit. 1968 sang er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Verdis »Alzira« den Zamoro. Die gleiche Partie hatte er zuvor 1967 an der Oper von Rom vorgetragen. Sein Repertoire gipfelte in den heldischen Partien der italienischen Oper, vor allem in den Opern von Verdi und Puccini. Seine Karriere war von langer Dauer; so sang er 1987 bei den Festspielen von Split in der vergessenen Oper »La Vestale« von S. Mercadante, 1988 in Rio de Janeiro den Radames, 1993 am Teatro Filarmonico Verona den Walter in Catalanis »Loreley«, 1994 in Viterbo den Calaf. Er starb 2018 in Galliera Veneta. – Auch sein Sohn Lorenzo Cecchele wurde als Tenor und Opernsänger bekannt.

Lit: Remo Schiavo: Gianfranco Cecchele, l’Edizione di una Voce Veneta.

Schallplattenaufnahmen auf RAI-Cetra, darunter auch Partien in vollständigen Opern; Titelrolle in »Aroldo« von Verdi auf CBS, Walter in Catalanis »Loreley« auf BJR/Nuova Era; auf MRF in Verdis »Alzira«, auf Rococo Titelheld in »Rienzi« von R. Wagner, auf Bongiovanni in »La Vestale« von Mercadante, auf Frequenz Turiddu in »Cavalleria rusticana«, auf Gala Cavaradossi in Ausschnitten aus »Tosca« mit Magda Olivero (Genf 1975).

 

26.6. Claudio ABBADO: 90. Geburtstag

Er war der Sohn des Violinisten und Musiklehrers Michelangelo Abbado, seine Mutter, Maria Carmela Savagnone, war Klavierlehrerin und Kinderbuchautorin. Bei seinem Vater studierte er zunächst Klavierspiel. Mit 16 Jahren begann er am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand ein Studium in Klavier, Komposition, Harmonielehre, Kontrapunkt und später erst Orchesterleitung. Außerdem belegte er einen Literaturkurs beim späteren Nobelpreisträger Salvatore Quasimodo. Als jugendlicher Organist studierte er Johann Sebastian Bachs Werke intensiv; bei einem Hauskonzert spielte er 1952 Toscanini Bachs D-Moll-Konzert vor. 1953 schloss er sein Studium in Mailand ab und musizierte mit verschiedenen Kammermusikensembles – Grundlage für sein späteres Musizieren. Bei einem Dirigierkurs an der Chigiana in Siena lernte Abbado Zubin Mehta und den elfjährigen Daniel Barenboim kennen. Mehta vermittelte ihn zum weiteren Studium an Hans Swarowsky nach Wien. Abbado bewährte sich dann 1958 auch bei einem Dirigierwettbewerb in Tanglewood und wurde dort ausgezeichnet, plante zunächst jedoch keine Karriere als Dirigent, sondern ging vielmehr nach Italien zurück und nahm einen Lehrauftrag für Kammermusik in Parma an. In Triest dirigierte Abbado mit Die Liebe zu den drei Orangen von Prokofjew seine erste Opernaufführung. Ab 1961 dirigierte er regelmäßig an der Mailänder Scala. 1963 erhielt er in New York den ersten Preis bei dem Mitropoulos-Wettbewerb. Verbunden war mit dem New Yorker Preis – neben der internationalen Anerkennung – eine Assistentenzeit von fünf Monaten bei Leonard Bernstein, der damals Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker war. Während seiner Assistenzzeit bei Bernstein 1963 bekam er erste Einladungen zum Radio-Symphonie-Orchester Berlin und zu den Wiener Philharmonikern, mit denen er 1965 bei den Salzburger Festspielen debütierte. Auf dem Programm stand Gustav Mahlers 2. Sinfonie. Außerdem entstanden erste Schallplattenaufnahmen mit Abbado. 1966 kam es zu einer ersten Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern. 1968 eröffnete Abbado die Opernsaison der Mailänder Scala. Er debütierte an der Covent Garden Opera in London mit seiner ersten Verdi-Oper (Don Carlo). Später überraschte er das Publikum in London mit Strawinskys Oedipus Rex und Alban Bergs Wozzeck. Wichtige Impulse für die Musik der Moderne bekam Abbado in dieser Zeit von Maurizio Pollini und Luigi Nono. 1969 erhielt er eine feste Anstellung als Dirigent an der Mailänder Scala und wurde 1971 zusätzlich deren Musikdirektor. 1979-87 war er Chefdirigent (Musikdirektor) beim London Symphony Orchestra. 1980-86 war er Chefdirigent der Mailänder Scala. 1982-85 arbeitete er als Erster Gastdirigent mit dem Chicago Symphony Orchestra. 1984 gab Abbado sein Debüt an der Wiener Staatsoper, wurde 1986 Musikdirektor und 1987 Generalmusikdirektor der Stadt Wien, eine Funktion, die er bis 1991 bekleidete. 1988 gründete Abbado das Festival Wien Modern, das sich Aufführungen internationaler zeitgenössischer Musik widmet. An der Wiener Staatsoper leitete er u.a. Premieren von L’Italiana in Algeri, Il viaggio a Reims, Chowanschtschina, Fierrabras, Elektra, Wozzeck, Simon Boccanegra, Un ballo in maschera und Don Carlo. 1988 und 1991 dirigierte Abbado das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker (beide Male folgte in den Jahren darauf, also 1989 und 1992, Carlos Kleiber als Dirigent der Konzerte). Im Oktober 1989 wurde Abbado von den Berliner Philharmonikern als Künstlerischer Leiter des Orchesters zum Nachfolger Herbert von Karajans gewählt. Im Jahr 1994 wurde Abbado auch Leiter der Salzburger Osterfestspiele. Die Zeit in Berlin war nicht frei von Spannungen. Abbados offenes Musizierverständnis, das im Kontrast zum eher autoritären Auftreten Karajans stand, provozierte beim Orchester Widerspruch. Im Jahr 2000 erkrankte Claudio Abbado an Magenkrebs, von dem er zwischenzeitlich als geheilt galt. Im Jahr 2002 beendete er, wie bereits 1998 angekündigt, seine Arbeit als Künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker – mit einem für ihn typischen breitgefächerten Programm: mit Brahms‘ Schicksalslied, Mahlers Rückert-Lieder und Schostakowitschs Musik zu King Lear. Auch nach seinem Vertragsablauf blieb er in Berlin sehr beliebt. Abbado dirigierte die Berliner Philharmoniker im Mai 2008 in der Berliner Waldbühne. Wegen eines Brandschadens in der Berliner Philharmonie fand das Konzert, zu dem mehr als 20.000 Zuhörer kamen, „open air“ statt. Zuvor war Claudio Abbado 2002 nach Italien zurückgekehrt, zunächst nach Ferrara und dann nach Bologna, wo er das Orchestra Mozart mit jungen Musikern aufbaute und wo er bis zu seinem Tod lebte. Mit diesem Orchester aus Bologna begann er später die Arbeit für den Aufbau des neu gegründeten Lucerne Festival Orchestra – zusammen mit Musikern der weltweit großen Orchester, die Abbado von früher kannte, und die sich als Lehrer mit den jungen Musikern des Mozart Orchestra Bologna zu gemeinsamen Konzerten im Frühjahr und Sommer in Luzern trafen. Diese Art des Musizierens junger Musiker gemeinsam mit erfahrenen Solisten, die sich als Teamer im Orchester engagieren, war für Claudio Abbado typisch. Schon als Gründer des European Community Youth Orchestra (1978) und später des Gustav Mahler Jugendorchesters (1986) widmete er sich der Förderung des musikalischen Nachwuchses. Daraus entstanden die Gründung des Chamber Orchestra of Europe (1981) sowie die Gründung des Mahler Chamber Orchestra (1997), die wiederum die Basis für die Gründung des Lucerne Festival Orchestra (2003) und des Orchestra Mozart in Bologna in den Jahren 2003/04 bildeten. Am 20. Januar 2014 starb er 80-jährig nach langem Krebsleiden in Bologna. Begraben wurde er in Sils Maria im Engadin. Im März 2016 wurde bekannt, dass sein Nachlass an die Staatsbibliothek Berlin geht. Die kostenlose Überlassung wurde durch einen Vertrag vereinbart. Der Nachlass umfasst unter anderem die mit Notizen versehenen Partituren, die Geschäftskorrespondenz und die Bibliothek Abbados.

1958 gewann Claudio Abbado den nach Sergei Alexandrowitsch Kussewizki benannten Kussewitzky-Preis für Dirigenten in Tanglewood, 1963 den ersten Preis beim nach Dimitri Mitropoulos benannten Mitropoulos-Wettbewerb in New York, der mit einer fünfmonatigen Assistenzzeit bei Leonard Bernstein verbunden war. 1973 wurde er von der Mozartgemeinde Wien mit der Mozart-Medaille ausgezeichnet. 1984 erhielt Claudio Abbado das Großkreuz des Verdinestordens der Italienischen Republik. 1985 wurde ihm, der sich zeitlebens der Musik Gustav Mahlers besonders verbunden fühlte, die goldene Mahler-Medaille der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, Wien, verliehen. 1994 erhielt Abbado den Ernst von Siemens Musikpreis, den Ehrenring der Stadt Wien sowie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2001 den Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland. 2002 wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. Seit 2008 war er Träger des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol. 2002 bekam Abbado den Deutschen Kritikerpreis, 2003 das Praemium Imperiale, 2004 den Kythera-Preis und 2008 den Wolf-Preis. Seit 2002 war Abbado Ehrenbürger der Stadt Bozen und seit 2005 der Stadt Luzern. Im Februar 1997 wurde Abbado die Ehrensenatorwürde der Hochschule für Musik Hanns Eisler verliehen. Er war Ehrendoktor der Universität Cambridge, der Universität Aberdeen, der Universität Ferrara und der Università degli Studi della Basilicata. 2013 wurde sein Buch Meine Welt der Musik als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet. Am 30. August 2013 wurde Claudio Abbado von Staatspräsident Giorgio Napolitano zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Im Jahr 2014 wurde Abbado posthum mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Konzerteinspielung des Jahres (Klavier) mit dem Orchestra Mozart Bologna und Martha Argerich am Klavier für Mozarts Klavierkonzerte 20 & 25 ausgezeichnet.

Claudio Abbado ist der Bruder des Komponisten Marcello Abbado und damit Onkel des Dirigenten Roberto Abbado. 1956-68 war er mit Giovanna Cavazzoni verheiratet; aus dieser Verbindung stammen zwei Kinder. Die Tochter Alessandra Abbado arbeitet im Theatermanagement, der Sohn Daniele Abbado als Opernregisseur. Außerdem bekam Abbado einen Sohn mit der Geigerin Viktoria Mullova, den Kontrabassisten Misha Mullov-Abbado. 

Von Abbado sind CDs mit Werken von nahezu jedem namhaften Komponisten erschienen. Er dirigierte auch die Werke zahlreicher Gegenwarts-Komponisten wie Luigi Nono, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, György Ligeti, György Kurtág, Wolfgang Rihm und Beat Furrer. 1965 führte er an der Scala die Oper Atomtod von Giacomo Manzoni auf. Trotzdem gibt es Komponisten, die auffallend oft vertreten sind: Gustav Mahler, Claude Debussy, Franz Schubert und auch Wolfgang Amadeus Mozart. Besonders in seinen letzten Jahren fiel eine Rückkehr zu seinen „Favoriten“ auf. So dirigierte er 2009 die Berliner Philharmoniker mit einem Programm bestehend aus Schubert, Mahler und Debussy; im Mai 2010 bestand das Programm an derselben Stelle aus Schubert, Schönberg und Brahms. 2013 erschien eine Edition (41 CDs) mit Symphonien von Beethoven, Brahms, Bruckner, Haydn, Mahler, Mendelssohn-Bartholdy, Mozart und Schubert. In Zusammenarbeit mit namhaften Solisten und Orchestern entstanden außerordentliche Aufnahmen und Produktionen: Mozarts Klavierkonzerte mit Friedrich Gulda, Rudolf Serkin, Maria Joao Pires und Martha Argerich, Mozarts Violinkonzerte mit Giuliano Carmignola und David Garrett, Brahms’ Violinkonzert mit Viktoria Mullova, Chopins Klavierkonzerte mit Martha Argerich und Ivo Pogorelich, die Violinkonzerte von Beethoven und Alban Berg mit Isabelle Faust, die großen Opern von Mozart bis Nono mit verschiedenen Sängern, Mahler Symphonien 1-7 und 9 mit dem Lucerne Festival Orchestra ab 2003. Die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker enthält viele akusto-optische Livemitschnitte der von ihm mit diesem Orchester gegebenen Konzerte, darunter das „Europakonzert“ vom Mai 2000 mit Beethovens 9. Sinfonie und den Zyklus mit Beethovens „restlichen“ acht Sinfonien, aufgenommen im Februar 2001 in Rom. Abbados Musizieren zeichnete sich durch eine Genauigkeit in der Artikulation und besondere Frische aus, später war ein Einfluss der historischen Aufführungspraxis nicht von der Hand zu weisen. Als Vorbild galt ihm Wilhelm Furtwängler, da bei ihm „jede Note, jede Phrasierung eine logische Bedeutung für den Zusammenhang des Ganzen gefunden hatte“. Abbado dirigierte meist ohne Partitur.

 

26.6. Franz-Paul DECKER: 100. Geburtstag

 

Er studierte an der Hochschule für Musik Köln Musik, wo auch in jenen Jahren Philipp Jarnach und Eugen Papst lehrten. Sein Debüt als Dirigent gab er im Alter von 22 Jahren an der Oper Köln. Vier Jahre später wurde er zum Dirigenten am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ernannt und war danach am Wiesbadener Symphonieorchester beschäftigt. Er wechselte dann als Generalmusikdirektor zu den Bochumer Symphonikern, wo er 1956-64 tätig war. In Hannover gastierte er in Konzerten (Sommerliche Musiktage in Herrenhausen) mit dem Niedersächsischen Symphonie-Orchester Hannover. Danach ging er in die Niederlande, wo er als Chefdirigent das Rotterdamer Philharmonieorchester 1962-67 leitete. 1967 wechselte er nach Kanada an das Orchestre symphonique de Montréal, das er bis 1975 dirigierte. Weitere berufliche Stationen führten ihn in den 1980er Jahren nach Spanien, wo er das Symphonieorchester Barcelona leitete, und in den 1990er Jahren nach Neuseeland, wo er das New Zealand Symphony Orchestra dirigierte. Er starb 2014 in Montreal.

 

27.6. Rosa BOROSINI: 325. Geburtstag

 

Sie war eine Tochter des zweiten Maestro di Capella am Herzoglichen Hof von Modena d’Ambreville; ihre Familie stammte väterlicherseits vielleicht aus Frankreich. Zusammen mit ihrer Schwester Anna Perroni, die ebenfalls eine bekannte Opernsängerin war, sang sie 1713 in Modena. Unter dem Namen Rosa d’Ambravil ist sie 1715-16 in Venedig und 1719 in Turin nachzuweisen. 1721 bis 1740 kommt sie in den Registern der Kaiserlichen Hofkapelle in Wien vor. 1723 sang sie zusammen mit ihrer Schwester Anna Perroni und ihrem späteren Gatten, dem Tenor Francesco Borosini (* etwa 1690 Modena) in der Krönungsoper »Costanza e fortezza« von Johann Joseph Fux zur Krönung Kaiser Karls VI. von Österreich zum böhmischen König in Prag. Wahrscheinlich war sie nicht zusammen mit Francesco Borosini in den Jahren 1723-25 in London, und bei einer in den Besetzungslisten des King’s Theatre vorkommenden Sängerin »Signora Borosini« handelt es sich wohl um die italienische Comprimaria Benedetta Borosina. Sie ist auch nicht mit einer Sängerin Eleonora Borosini zu verwechseln, die 1714 in Innsbruck, seit 1717 am Kurpfälzischen Hof und in den Jahren 1723-34 in Mannheim zu finden ist. Wahrscheinlich haben Francesco Borosini und Rosa Borosini-d’Ambreville erst nach der Rückkehr des ersteren aus England, also etwa 1726, geheiratet und dann noch lange Jahre am Wiener Hof gewirkt. Rosa Borosini starb nach 1740 in Wien.

 

28.6. Helmut MÜLLER-BRÜHL: 90. Geburtstag

 

Er studierte Philosophie und Theologie in Bonn, im Anschluss Violine/Viola bei Ernst Nippes in Köln und bei Wolfgang Schneiderhan in Luzern. Er war 1958 Gründer der Brühler Schlosskonzerte, als deren Leiter ihm 1995 Andreas Spering nachfolgte. 1960 gründete er das Kölner Solistenensemble und wurde 1964 in Nachfolge von Erich Kraak Chefdirigent des Kölner Kammerorchesters, das er bis 2008 leitete. 1976 gründete er die Capella Clementina als Barockformation des Kölner Kammerorchesters sowie des Festivals „Lindauer Frühling“ am Bodensee. 1988 rief er die Abonnementreihe „Das Meisterwerk“ in der Kölner Philharmonie ins Leben. Er verstarb am 2. Januar 2012 im Alter von 78 Jahren in Brühl und wurde am 9. Januar 2012 auf dem Südfriedhof Brühl beigesetzt.

 

28.6. Anne-Benoîte-Louise LAVOYE: 200. Geburtstag

 

Sie begann ihre Ausbildung im Alter von 13 Jahren 1836 am Konservatorium von Lille und war dann am Conservatoire National de Paris seit 1839 Schülerin von Mme. Cinti-Damoreau. Sie schloss diese Ausbildung 1842 mit einem Prix du Conservatoire ab und debütierte 1843 an der Pariser Opéra-Comique in »L’Ambassadrice« von Auber. In den folgenden sechs Jahren hatte sie an diesem Haus eine sehr erfolgreiche Karriere; sie sang dort in verschiedenen Uraufführungen von Opern, u.a. in »Sirène« von Auber (1844 die Zerlina), in »Haydée« vom gleichen Komponisten (1847 die Titelrolle), in »Les mousquetaires de la Reine« von Halévy (1844 die Athenaïs de Solange), in »Le Val d’Andorre«, gleichfalls von Halévy (1848 die- Georgette) und in »Ne touchez pas la Reine« von Xavier Boisselot (1847). Sie trat dort in weiteren Partien auf, vor allem in Opern von Auber (»Le Domino noir«, »Les Diamants de la couronne«, »La Part du Diable«) und als Marie in »La Fille du Régiment« von Donizetti. 1849 verließ sie die Opéra-Comique und setzte jetzt ihre Karriere in der französischen Provinz fort. 1852-54 war sie am Opernhaus von Marseille, 1856 in Bordeaux, 1857-58 in Rouen, seit 1859 für mehrere Jahre in Nantes engagiert. Sie trat auch an den Opernhäusern von Genf, Brüssel und Lyon auf. Erst 1884 beendete sie endgültig ihre Tätigkeit auf der Bühne wie im Konzertsaal. Zeitgenössische Berichte heben die Beweglichkeit ihrer Stimme in den leichten Soubrettenpartien, ihr temperamentvolles Bühnenspiel und ihre elegante Erscheinung hervor. Sie starb 1897 in Paris. – Ihre jüngere Schwester Marie-Hippolyte-Antoinette Lavoye (* 21.9.1828 Dunquerque) trat ebenfalls nach ihrer Ausbildung am Conservatoire de Paris als Sängerin auf.

 

29.6. Emil TCHAKAROV: 75. Geburtstag

Er studierte ab dem Alter von 15 Jahren Dirigieren am Sofioter Konservatorium. 1970 gewann er den Internationalen Dirigentenwettbewerb der Herbert von Karajan-Stiftung Berlin, und sein Idol Karajan stellte ihn als Assistenten in Berlin und Salzburg ein. 1974-78 war er Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Plovdiv. 1979 debütierte er mit Eugen Onegin an der Metropolitan Opera. Bis 1990 dirigierte er hier in insgesamt 39 Vorstellungen auch Il barbiere di Siviglia und Boris Godunow. In der Folge dirigierte er viele bekannte Orchester weltweit, insbesondere aber die Leningrader Philharmoniker, mit denen er einige Schallplatten einspielte und deren ständiger Gastdirigent er mit der Saison 1989/90 wurde. 1983-86 war er Chefdirigent des königlichen philharmonischen Orchesters Flanderns in Antwerpen. Ende der 1980er Jahre wurde er international bekannt, als CBS Records, kurz darauf vollständig von Sony übernommen, die Lücke russischer Opern in ihrem Katalog schließen wollte und er als Dirigent aller bekannten russischen Opern vorgesehen war. Es entstanden innerhalb von nur vier Jahren Einspielungen von Eugen Onegin, Pique Dame, Boris Godunow, Fürst Igor, Ein Leben für den Zaren und Chowanschtschina, alle mit dem Sofia Festival Orchestra, das er selbst 1986 unter Mitwirkung von Alexis Weissenberg gegründet hatte. Von CBS/Sony wurden für die Aufnahmen bekannte Sängerstars verpflichtet, so Nicolai Ghiaurov, Nicola Ghiuselev, Juri Mazurok, Wieslaw Ochman, Anna Tomowa-Sintow und selbst Nicolai Gedda im Herbst seiner Karriere. Die Aufnahmen erreichten hervorragende Kritiken und hielten sich lange im Katalog. Tchakarov starb 1991 im Alter von nur 43 Jahren in Paris. Heute tragen die Konzerthalle und Sommerfestspiele für klassische Musik der Stadt Burgas seinen Namen.

 

30.6. Nino CARTA: 100. Geburtstag

Er war in Mailand Schüler des berühmten Baritons Mariano Stabile und debütierte 1954 am Opernhaus von Alexandria in Ägypten in »Carmen«. Er hatte eine erfolgreiche Karriere an den führenden italienischen Theatern, aber auch bei Gastspielen in Spanien, Portugal, Frankreich und in der Schweiz. Sein Repertoire für die Bühne enthielt Partien wie den Amonasro in »Aida«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Carlo in »La forza del destino«, den Germont-père in »La Traviata«, den Jago in Verdis »Otello« und den Telramund in »Lohengrin«. Er starb 2000 in Mailand.

 

 

 

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