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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JUNI 2021

02.06.2021 | In Memoriam

IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JUNI 2021

Berücksichtigt wuren runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

2.6. Inga NIELSEN: 75. Geburtstag

inga nielsen

 Ihr Vater war Däne, ihre Mutter Österreicherin. Als Kind lebte sie zeitweilig mit ihrer Familie in den USA, wo sie bereits als Kinderstar in Radiosendungen zu hören war. Sie studierte an der Wiener Musikakademie und an der Musikhochschule Stuttgart; zu ihren Lehrern gehörten Hilde Güden, Julia Hamari und der ungarische Pädagoge Jenö Sipo. Debüt 1973 am Theater im Revier in Gelsenkirchen; es folgte 1974-75 eine Verpflichtung am Stadttheater Münster (Westfalen). Sie sang dann am Stadttheater von Bern (1975-77) und wurde 1978 an das Opernhaus von Frankfurt a.M. verpflichtet, dessen Mitglied sie bis 1983 blieb. Am Grand Théâtre Genf gastierte sie 1977 als Woglinde, als Ortlinde und als Waldvogel im Nibelungenring. Als Blumenmädchen im »Parsifal« wirkte sie 1977 bei den Bayreuther Festspielen und 1980-81 bei den Osterfestspielen in Salzburg mit. Sie gastierte 1977-2002 in insgesamt 30 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper: als Adele wie als Rosalinde in der »Fledermaus«, als Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, als Agathe im »Freischütz«, als Leonore im »Fidelio«, als Elsa im »Lohengrin«, als Salome von R. Strauss, als Marschallin im »Rosenkavalier« und als Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss. 1978 große Erfolge bei den Ludwigsburger Festspielen als Zerline im »Don Giovanni«, eine ihrer Glanzrollen. 1980 Gastspiel an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« und als Norina im »Don Pasquale« von Donizetti. 1980 an der New York City Opera als Adele in der »Fledermaus« und als Nannetta in Verdis »Falstaff« aufgetreten. 1983 Gastspiel an der Oper von Brüssel als Ännchen im »Freischütz«. An der Pariser Oper gastierte sie 1983 als Adele in der »Fledermaus«, 1984 als Minette in »Die englische Katze« von H.W. Henze (die sie auch am 2.6.1983 bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung dieser Oper und 1985 in deren amerikanischer Erstaufführung in Santa Fé sang) und 1991 als Elettra in »Idomeneo« von Mozart. 1984 sang sie in der Eröffnungsvorstellung der restaurierten Staatsoper von Stuttgart die Donna Elvira im »Don Giovanni«. Zu Gast auch an der Staatsoper von Hamburg (1984, 1987), am Stadttheater von Aachen (1976, 1985-86, u.a. als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«), an der Oper von Oslo (als Lucia di Lammermoor), an der Königlichen Oper Kopenhagen, in Pittsburgh und beim Wexford Festival, wo sie 1986 die Amenaide in Rossinis »Tancredi« vortrug. 1987 hörte man sie am Teatro Massimo Palermo als Marguerite im »Faust« von Gounod. Bei den Festspielen von Salzburg trat sie 1987-89 als Konstanze, 1991 als 1. Dame in der »Zauberflöte« und 2000 als Mikal in einer konzertanten Aufführung der Oper »Saul und David« von Carl Nielsen (die sie im gleichen Jahr auch bei den Ludwigsburger Festspielen sang), sowie in Konzerten (1988 in einem Mozart-Konzert, 1989 in Schuberts Es-Dur-Messe, 1990 in Beethovens 9. Symphonie und 1991 in Bruckners Te Deum) auf. Die Konstanze sang sie auch an der Covent Garden Oper London. 1989 gastierte sie in Köln als Ilia in Mozarts »Idomeneo«, an der Opéra du Rhin Straßburg als Fiordiligi in »Così fan tutte«. 1990 sang sie am Teatro Comunale Bologna in der italienischen Erstaufführung der autobiographischen Oper »Intermezzo« von Richard Strauss die Partie der Christine. 1990 sang sie in München die Aspasia in »Mitridate« von Mozart, 1991 an der Deutschen Oper Berlin die Marguerite im »Faust« von Gounod (mit ihrem Gatten Robert Hale als Mephisto), 1992 in Ludwigshafen die Lina in »Stiffelio« von Verdi, 1993 in der Megaron-Halle Athen die Aithra in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, 1994 an der Oper von Kopenhagen die Marschallin, 1995 in Brüssel die Salome von Richard Strauss. Sie wandte sich zunehmend dem dramatischen Fach zu und sang u.a. am Opernhaus von Zürich die Agathe im »Freischütz« und 1996 die Leonore im »Fidelio«, am Opernhaus von Leipzig 1994 die Salome, 1995 an der Dresdner Staatsoper die Chrysothemis, 1995 an der Covent Garden Oper die Ursula in »Mathis der Maler« von P. Hindemith. 1997 gastierte sie als Chrysothemis an der Oper von San Francisco. 1999 sang sie an der Mailänder Scala (an der sie bereits 1991 die Vier letzten Lieder von R. Strauss in einem Konzert interpretierte) die Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, am Opernhaus von Zürich (und 2000 an der Staatsoper von Hamburg) die Elisabeth im »Tannhäuser«, an der Berliner Staatsoper 1999 die Norma von Bellini, 2000 an der Niederländischen Oper Amsterdam die Chrysothemis. 2000 trat sie an der Hamburger Staatsoper als Jenny in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Kurt Weill (dort auch 2001 als Salome), an der Münchner Staatsoper wieder als Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« auf. Auch im Konzertsaal kam sie in einem umfangreichen Repertoire zu einer Karriere auf internationalem Niveau. Bis 2005 war sie verheiratet mit dem amerikanischen Bass-Bariton Robert Hale. Sie starb 2008 in Gentofte bei Kopenhagen.

Schallplatten: Electrola (Zerline in »Don Giovanni« in deutscher Sprache aus Ludwigsburg), DGG (Blumenmädchen im »Parsifal«), Intercord (»Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze« von J. Haydn), Edition Schwann (»Der Geburtstag der Infantin« von Zemlinsky), Wergo (»Le grand Macabre« von G. Ligeti), Aris (8. Sinfonie von G. Mahler), BIS (Recital), Philips (»Die Schuldigkeit des ersten Gebots« und »L’Oca del Cairo« von Mozart), Chandos (Hymnus Amoris von C. Nielsen, »Drot og Marsk« von Heise, 8. Sinfonie von G. Mahler, Titelrolle in »Salome« von R. Strauss), Chandos/Koch (»Der Rose Pilgerfahrt« von R. Schumann), BMG/RCA (Rezia im »Oberon« von Weber, Johannespassion von J.S. Bach), Teldec/East West Records (»Il re pastore« von Mozart), Dacapo (»Holger Danske« von F.L. Ae. Kunzen), Naxos (Leonore im »Fidelio«); Arthaus-Video (»Satyagraha« von Philip Glass, Stuttgart 1981).

 

2.6. Elena KITTNAROVÁ: 90. Geburtstag

elena kittnarovÁ

 Sie war Schülerin des Konservatoriums von Bratislava (Preßburg). 1951 debütierte sie am Opernhaus von Bratislava in »Rusalka« von Dvorák, wandte sich dann aber der Operette zu. 1966 begann sie eine zweite Karriere als dramatische Sopranistin an der Slowakischen Nationaloper Bratislava. Sie sang hier die großen Partien dieses Fachbereichs aus der gesamten Opernliteratur bis hin zur Titelheldin in »Elektra« von Richard Strauss. Bühnengastspiele und Konzertauftritte führten die Sängerin in die Musikzentren in Westdeutschland, in Spanien, Bulgarien und Polen. Sie wurde mit dem Staatspreis der CSSR ausgezeichnet und zu deren Nationalkünstlerin ernannt. Sie starb 2012 in Bratislava.

Schallplattenaufnahmen der Marke Opus.

2.6. Heinrich BEHR: 200. Geburtstag

 Er wollte anfänglich Bildhauer werden, ließ dann aber seine Stimme durch Eduard Mantius und Theodor Teschner in Berlin ausbilden. Auf Empfehlung von Giacomo Meyerbeer und Felix Mendelssohn-Bartholdy kam er 1843 sogleich an die Berliner Hofoper. 1846 ging er an das Stadttheater von Leipzig, dessen Direktor er 1858 wurde. 1860 übernahm er die Leitung des Stadttheaters von Bremen, 1864-65 war er Oberregisseur am Deutschen Opernhaus in Rotterdam, 1866-69 Direktor des Stadttheaters Mainz. 1869-71 wirkte er als Operndirektor wieder am Leipziger Theater zusammen mit Heinrich Laube; 1871 wurde er Direktor des Viktoriatheaters in Berlin, 1872 trat er in das Direktorium des neu eröffneten Kölner Stadttheaters ein. Neben diesen leitenden Tätigkeiten an den einzelnen Bühnen trat er immer wieder, vor allem in Leipzig, als Sänger wie als Schauspieler in Erscheinung. Er sang Partien wie den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing und viele andere Rollen, im späteren Verlauf seiner Karriere auch Bariton-Partien. Am 25.5.1849 wirkte er in Leipzig in der Uraufführung der Lortzing-Oper »Rolands Knappen« mit. Er starb 1897 in Leipzig. Er war mit Ottilie Benedix (1828-93) verheiratet, die der gleichen Familie wie der damals sehr beliebte Lustspieldichter Roderich Benedix angehörte. Sein Sohn, ebenfalls Heinrich Behr (1839-97) mit Namen, hatte eine erfolgreiche Karriere als Schauspieler.

 3.6. John DOUGLAS: 65. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Dirigenten auf Englisch:

https://en.wikipedia.org/wiki/John_Douglas_(conductor)

 

3.6. Walter KREPPEL: 95. Geburtstag

walter kreppel

Er hatte ursprünglich die Absicht, Schauspieler zu werden, studierte dann aber Gesang am Konservatorium von Nürnberg. 1945 debütierte er am Opernhaus von Nürnberg als Tommaso in »Tiefland« von E. d’Albert. Er sang bis 1948 an diesem Theater, dann 1948-50 am Stadttheater von Würzburg und anschließend an den Stadttheatern von Heidelberg und Gelsenkirchen. 1953-56 war er am Staatstheater von Hannover, 1956-59 am Opernhaus von Frankfurt a.M. und 1959-62 an der Bayerischen Staatsoper München tätig. Nachdem er seit 1956 als Gast der Wiener Staatsoper verbunden war, wurde er 1960 deren Mitglied. Er war an der Wiener Staatsoper bis 1974 engagiert. Hier war er in mehr als 700 Vorstellungen zu sehen u.a. als König Philipp wie als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, als Ramfis in »Aida«, als Kontschak in Borodins »Fürst Igor«, als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Hunding in der »Walküre«, als Komtur im »Don Giovanni«, als Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, als Landgraf im »Tannhäuser«, als Sparafucile im »Rigoletto«, als Papst Pius wie als Madruscht in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Fasolt im »Rheingold«, als Bartolo in »Le nozze di Figaro«,  als Rocco im »Fidelio«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Gremin in »Eugen Onegin«, als König Marke in »Tristan und Isolde«, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Seneca in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, als Geisterbote in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als König Heinrich im »Lohengrin«, als Arkel in »Pelléas et Mélisande«, als Hagen in der »Götterdämmerung«, als Fafner wie als Wanderer im »Siegfried«, als Fiesco in »Simon Boccanegra«, als Benes in »Dalibor« von Smetana, als Thoas in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, als Gurnemanz im »Parsifal« und als Kaspar im »Freischütz«. Gastspiele führten ihn an das Théâtre de la Monnaie Brüssel (1967 und 1968), an die Oper von Monte Carlo (1954, 1967 als Rocco), nach London, Brüssel und Amsterdam. Er gastierte auch am Teatro Comunale Bologna (1954 als Fasolt), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1956), an der San Francisco Opera (1963 als Ramfis, als Hunding und als Pater Guardian, 1966 als Sparafucile und als Landgraf), an der Oper von Lyon (1967 als König Heinrich), an der Deutschen Oper Berlin (häufig in den Jahren 1966-69), am Opernhaus von Rouen (1971 als Landgraf), am Theater von Graz (1971 als Wotan im »Rheingold«, hier noch bis 1974 in Ring-Aufführungen, 1974 als Wanderer). Er trat 1970 in Paris als Konzertsänger auf. Bei den Bayreuther Festspielen trat er 1962 als Fasolt auf; bei den Festspielen von Salzburg hörte man ihn 1963-64 in einer seiner Glanzrollen, dem Sarastro. Eine weitere Partie aus seinem Repertoire war der Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er starb 2003 in Wien. – Voluminöse, dunkle Bass-Stimme, die ein umfangreiches Bühnen- wie Konzertrepertoire beherrschte.

Schallplatten: DGG (vollständige Opern »Der Freischütz« und »Don Giovanni«), Decca (»Das Rheingold«), Westminster (König Heinrich im »Lohengrin«), Ariola; auf Movimento Musica Rocco im »Fidelio« (Staatsoper Wien, 1962).

3.6. Carlos VEERHOFF: 95. Geburtstag

Carlos Enrique Veerhoff kam mit seinem Zwillingsbruder Wolfgang Otto als Frühgeburt zur Welt. Der Vater konnte erst zwei Tage später ein Krankenhaus mit Brutkasten finden, sodass in der Geburtsurkunde der 5. Juni 1926 angegeben ist. Der Vater Heinrich Veerhoff war Deutscher und leitete eine eigene Firma in Buenos Aires. Die Mutter Karla Veerhoff war selbst Geigerin und die Tochter des Dirigenten Karl Panzner und der Konzertsängerin Ida Panzner. Die Familie Veerhoff siedelte 1930 aufgrund eines Arbeitsplatzwechsels des Vaters zurück nach Deutschland, aber schon 1933 zog man weiter nach Südafrika. Nach eigener Aussage prägte die Begegnung mit der völlig anderen Welt Afrikas den jungen Veerhoff so nachhaltig, dass sie nicht nur in seiner 1. Symphonie panta rhei ihren Ausdruck fand, sondern auch in seine letzte, die 6. Symphonie Desiderata, durch die Aufnahme von Elementen fremder Kulturen zwar nicht klanglich, wohl aber durch Texte Eingang fand. Neben den Eindrücken Afrikas war noch eine zweite Erfahrung prägend: Als 1935 die erste Fluggesellschaft in Südafrika öffnete, wurde der junge Carlos zu einem Rundflug eingeladen. Hiernach entwickelte er eine große Leidenschaft für die Flugzeug- und Strömungstechnik, die erst später durch die Musik abgelöst wurde. Einen Hang zur Naturwissenschaft behielt sich Carlos Veerhoff aber zeitlebens. Nach der Rückkehr der Familie Veerhoff aus Südafrika nach Deutschland im Jahr 1935 begann Carlos Veerhoff Orchester- und Kammermusikkonzerte zu besuchen. Auch die Hausmusik seiner Eltern – der Vater war ein guter Pianist, die Mutter ausgebildete Violinistin – trug zum Interesse an Musik bei. Dies führte dazu, dass sich Carlos Veerhoff im Alter von 15 Jahren zwar spät, aber letztlich doch der Komposition zuwandte. Er nahm erste Stunden im Kompositionsunterricht und 1942 wurde er Schüler am Musischen Gymnasium in Frankfurt am Main. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Veerhoff in Deutschland, wo er ab 1943 an der Musikhochschule Berlin bei Hermann Grabner und nach Kriegsende privat bei Kurt Thomas studierte sowie auch von Boris Blacher beraten wurde. An der Kölner Musikhochschule setzte er seine Studien bei Walter Braunfels (Komposition) und Günter Wand (Dirigieren) fort, während er in Walter Gieseking in Wiesbaden einen Lehrer für sein Klavierspiel fand. 1947 ging er nach Argentinien und unterrichtete 1948/49 Musiktheorie an der Universität von Tucumán in dem von Ernst von Dohnányi neu gegründeten Departamento Musical, besuchte aber auch in Buenos Aires die Dirigierkurse von Hermann Scherchen. Als er 1950 die Uraufführung eines seiner Werke durch Ferenc Fricsay erleben konnte, folgte er 1951 Fricsay als dessen Assistent nach Berlin, doch empfand er die Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland als derart kunstfeindlich, dass er im folgenden Jahr nach Buenos Aires zurückkehrte, wo er sich intensiv mit 12-Ton-Musik auseinandersetzte. Für eine Reihe seiner beträchtlichen Anzahl von Bühnenwerken erstellte er selbst das Libretto. In den folgenden Jahrzehnten schuf Veerhoff eine Vielzahl von Kompositionen, die fast sämtlich auch zur Aufführung gelangten. Sehr oft waren renommierte und gefeierte Musiker von Weltruhm die Interpreten seiner Musik: Hans Rosbaud (UA der Mirages), Ruggiero Ricci (UA des Violinkonzerts Nr.1), Bruno Maderna (UA der Cantos), Stanislaw Skrowaczewski (UA der Gesänge auf dem Wege), Ladislav Kupkovic (UA der Gesänge aus Samsara und der Sinfonie Nr.4), Gerhard Oppitz (UA des Klavierkonzerts Nr.2), Thomas Zehetmair (UA des Violinkonzerts Nr.2) oder Peter Sadlo (UA des Konzerts für Schlagzeug und Orchester Nr.2). 1955 erhielt „Karl Heinrich Veerhoff“ zudem für seine 1. Sinfonie panta rhei den Förderpreis des Düsseldorfer Robert-Schumann-Preises, 1998 war er Ehrengast des Bayerischen Staatsministeriums für Kunst, Wissenschaft und Forschung in der Villa Massimo in Rom. Trotz dieser Erfolge und Aufführungen blieb Carlos Veerhoff immer ein Außenseiter. Aufgrund dieser fehlenden Zugehörigkeit zum innersten Musikzirkel in Deutschland zog es Veerhoff oft nach Argentinien zurück. Erst 1970 zog er dauerhaft nach Deutschland. Ab 1988 lebte er in Murnau am Staffelsee, wo er 2011 starb. Seine Werke und Originalnoten sind zum Teil im Musikarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek in München sowie zum anderen Teil in einem Privatarchiv aufbewahrt.

 

3.6. Klára PALÁNKAY: 100. Geburtstag

 Die ungarische Sängerin erhielt ihre Ausbildung in Budapest. 1944 debütierte sie an der Nationaloper von Budapest als Amneris in »Aida«. Dort blieb sie bis 1968 als führendes Mitglied des Ensembles tätig. Sie gastierte, zumeist in ihrer großen Glanzrolle, der Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók, in Paris, Amsterdam (1958), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1959), in Turin und Moskau. Sie gastierte 1948 an der Staatsoper von Wien als Amneris. Weitere Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Carmen, die Azucena im »Troubadour«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Eboli im »Don Carlos«, die Ortrud im »Lohengrin« und die Gertrud in »Bánk-Bán« von Ferenc Erkel. Parallel zu ihrer Bühnenkarriere verlief eine zweite Karriere als Konzert- und Liedersängerin. Sie starb 2007 in Budapest.

Schallplatten: Ultraphon, Hungaroton (Judith in »Herzog Blaubarts Burg« mit Mihály Szekély in der Titelrolle von 1956).

 

3.6. Paul BREISACH: 125. Geburtstag

 Seine Eltern waren Eduard Breisach und Dorothea, geborene Hönigsvald. Er selbst begann bereits mit fünf oder sechs Jahren, 1902, mit dem Klavierspiel und komponierte ab seinem zwölften Lebensjahr Stücke für Klavier. Er absolvierte das Schottengymnasium in Wien. Er war mit dem Musikschriftsteller Ludwig Karpath bekannt, der ihm im April 1913 seinen früheren Lehrer Heinrich Schenker empfahl, einen Musiktheoretiker und Verfechter der Tonalität in der Musik. Ab Oktober desselben Jahres studierte Paul Breisach bei Schenker, in der Folge auch beim Komponisten Franz Schreker und beim Dirigenten Bruno Walter. In Schenkers Stundenbücher finden sich Notizen zu den Unterrichtsstunden, in seinen Tagebüchern wurde Operatives dokumentiert, etwa die Zahlungsformalitäten des Schülers. Ab 1919 war Breisach zwei Jahre lang als Assistent von Richard Strauss an der Wiener Staatsoper verpflichtet. Er war auch als Klavierbegleiter für Lotte Lehmann und Elisabeth Schumann tätig, die beide damals zum Ensemble der Wiener Staatsoper zählten. Breisach dirigierte nie in der Staatsoper, aber am 23. März 1921 leitete er ein Konzert des Wiener Staatsopern-Orchesters im Wiener Konzerthaus – mit dem Cellisten Friedrich Buxbaum und der Sopranistin Lilly Hafgren-Dinkela. Gegeben wurden Werken von Bruch, Debussy, Dvorák, Grieg, Haydn, Schmalstich, Richard Strauss und drei der fünf Wesendonck-Lieder von Richard Wagner. 1921 trat er einen Drei-Jahres-Vertrag als Kapellmeister am Mannheimer Nationaltheater an, wo er sich ein breites Repertoire erarbeiten konnte. Danach war er eine Spielzeit lang Erster Kapellmeister an Städtischen Oper in Berlin, des späteren Deutschen Opernhauses, der heutigen Deutschen Oper. 1925 wurde Breisach als Städtischer Generalmusikdirektor nach Mainz berufen. 1930 kehrte er nach Berlin zurück, nachdem sein früherer Lehrer Bruno Walter seine Funktion als Generalmusikdirektor zurückgelegt hatte. 1932 leitete er dort die Uraufführung von Schrekers Der Schmied von Gent. Randalierende Nazis störten die Aufführung, es kam in der Folge nur zu vier Reprisen. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers und der NSDAP Ende Januar 1933 wurde Breisach zunächst, ebenso wie sein Dirigentenkollege Fritz Stiedry, „neutralisiert“. Es folgten die Entlassung der beiden Dirigenten sowie des langjährigen Intendanten Carl Ebert und des Sängers Alexander Kipnis, weil sie Juden waren oder seitens des NS-Staates als „Bolschewiki“ eingestuft worden waren. Ebert ging nach England, wo er gemeinsam mit Fritz Busch das Glyndebourne Festival gründete, Stiedry nach Leningrad und Kipnis nach Wien. Paul Breisach blieb als freischaffender Dirigent in Europa, er erhielt Einladungen nach Wien, Budapest und Prag, war weiters in Stockholm, Lissabon, Mailand, Riga und Leningrad tätig. 1934 wurde er zum „ständigen Dirigenten“ des Wiener Konzertorchesters berufen, welches 1931 von seinem früheren Lehrer Heinrich Schenker gegründet worden war. Er dirigierte den Klangkörper allerdings nur eine Saison, denn wegen Geldmangels musste das Orchester 1935 aufgelöst werden. Während des Anschlusses Österreichs durch das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 war Paul Breisach gerade in Ungarn verpflichtet. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde sein Reisepass für sechs Monate eingezogen um ihm die Berufsexistenz zu zerstören, denn innerhalb der neuen Reichsgrenzen gab es keine Arbeit mehr für ihn. 1939 konnte er nach Budapest ausreisen und von dort in die Vereinigten Staaten flüchten. Frau und Kind (er hatte einen 1924 geborenen Sohn) konnte er erst 1941 nachholen. 1940 debütierte Breisach in den USA als Dirigent des Chicago Symphony Orchestra. Danach war er fünf Spielzeiten an der Metropolitan Opera in New York verpflichtet – beginnend 1941 mit Verdis Aida, endend 1946 mit Wagners Die Walküre. 1946 wechselte er an die San Francisco Opera. 1947 dirigierte er dort die Uraufführung von Benjamin Brittens The Rape of Lucretia. Er gastierte in zahlreichen Metropolen der USA, weiters in Havanna und Montreal. Er starb 1952 in New York. Es gibt einige wenige Tondokumente aus seiner europäischen Zeit und zahlreiche Einspielungen und Mitschnitte aus der amerikanischen Zeit. Langjährige Zusammenarbeit verband ihn mit dem Tenor Lauritz Melchior, mit dem er sowohl in Europa als auch in Amerika gemeinsam musizierte.

 

3.6. James HOOK: 275. Geburtstag

 Er kam mit einem Klumpfuß zur Welt und hinkte deshalb zeitlebens. Er war ein Wunderkind am Cembalo, dessen Spiel er bereits mit vier Jahren beherrschte. Ab dem Alter von sechs Jahren gab er Konzerte. Mit acht Jahren komponierte er seine erste ballad opera. Er verbrachte seine Jugendzeit mit dem Konzertieren und dem Lehren von Musik in Norwich. Hook lernte bei Thomas Garland (1731–1808), dem Organisten an der Kathedrale von Norwich, möglicherweise auch bei Charles Burney. Hook ging um das Jahr 1763 nach London. Im Februar 1764 arbeitete er als Organist am Teegarten des White Conduit House, Pentonville. Er erwarb sich einen Ruf als Organist, Lehrer und Komponist von eingängiger Musik, überwiegend von Liedern. 1765 wurde sein Rundgesang I wish you all good night mit der Goldmedaille des Catch Club ausgezeichnet. Am 9. September 1765 wurden einige seiner Lieder (die später als Opus 1 veröffentlicht wurden) im New Theatre von Richmond im Rahmen eines Benefizkonzertes für John Fawcett aufgeführt, wo Hook sein frisch komponiertes Cembalokonzert aufführte. Im Juli des folgenden Jahres wurde Thomas Arnes Oper The Sacrifice of Iphigenia am gleichen Theater aufgeführt; die Ouvertüre dieser Oper hatte Hook komponiert. Hooks Lieder wurden mehr und mehr regelmäßig in den großen Londoner Lustgärten aufgeführt. 1767 wurde eine seiner Liedsammlungen für die Gärten von Marylebone und Vauxhall veröffentlicht. 1768 wurde er als Organist und Komponist bei Marylebone Gardens angestellt, wo er meist auf der Orgel, gelegentlich auch am Cembalo spielte. Er erhielt Gelegenheit, Konzerte zwischen den Hauptvorstellungen an den Theatern zu geben. Am 24. Juli 1771 wurde seine erste komische Oper Dido am Little-Theatre am Haymarket aufgeführt, gefolgt von Cupid’s Revenge am 27. Juli 1772. Am 28. August 1772, bei Hooks jährlichem Festkonzert in Marylebone Gardens, gab er ein Konzert auf dem Pianoforte; dies war das erste Mal, dass in Marylebone Gardens ein Klavier erklang. Im September 1768 erhielt er eine Anstellung als Organist an Saint John’s in Horselydown, Bermondsey. Der aus dem Lehren des Tasteninstrumentenspiels erzielte Teil seines Einkommens soll die hohe Summe von 600 £ jährlich erreicht haben. Hook blieb bis zum Ende der Saison 1773 in Marylebone Gardens und wechselte 1774 zu den Vauxhall Gardens, wo er bis 1820 seine Anstellung behielt. In dieser Zeit komponierte er Opern, von denen die meisten am Drury Lane Theatre und am Covent Garden Theatre aufgeführt wurden. Dass er 1820 Vauxhall Gardens verließ, kam überraschend; seine Gründe für diese Entscheidung sind nicht bekannt. Hooks einziges Oratorium The Ascension wurde am 20. März 1776 am Covent Garden aufgeführt. Hook heiratete am 29. Mai 1766 Elizabeth Jane Madden in der Saint Pancras Old Church. Seine Frau war künstlerisch begabt. Sie schrieb das Libretto für die Oper The Double Disguise (1784) ihres Mannes und die Texte für einige seiner Vauxhall-Lieder; sie fertigte die Blütendekorationen für die Säulen bei den Vauxhall-Jubiläumsfeiern 1786 an. Seine Frau starb am 18. Oktober 1805. Ein Jahr später heiratete er Harriet Horncastle James. Hook starb 1827 in Boulogne in Frankreich. Am 30. Januar 1874 wurde seine Musikbibliothek in einer Auktion bei Puttick & Simpson’s in London versteigert. Sein gleichnamiger Sohn James Hook (1772–1828) schrieb die Libretti für Jack of Newbury (1795) und für Diamond Cut Diamond (1797). Sein zweiter Sohn Theodore Edward Hook (1788–1841) schrieb die Texte zu vielen von Hooks Liedern; zwischen 1805 und 1809 schrieb er die Libretti für acht seiner Opern (englisch). Hooks 20 Opern, wurden alle zwischen 1769 und 1813 an Londoner Bühnen aufgeführt. Neben den Opern komponierte er 20 Kantaten, etwa 2000 Lieder für Aufführungen in Londoner Vergnügungsparks. Unter den Instrumentalwerken finden sich mehrere Konzerte für Orgel oder Cembalo und Orchester, sowie ein umfangreiches Œuvre an Kammermusik.

 

4.6. Neil WILSON: 65. Geburtstag

neil wilson als werther

 Er entstammte einer texanischen Farmerfamilie (eigentlicher Name Neil Wilson Nease) und kam nur unter großen Schwierigkeiten zu einem Musik- und Gesangstudium an den Universitäten von Dallas und Oklahoma; dann Schüler von Thomas Lo Monaco in New York, später auch von Carolina Segrera. Er debütierte 1980 bei der Wolf Trap Opera (bei Washington) als Fenton im »Falstaff« von Verdi unter S. Caldwell und sang dann kleine Partien an der Oper von Houston/Texas. 1981 wirkte er an der Oper von Houston/Texas in der Uraufführung der Oper »Starbird« von Mollicone (als Dog) mit. 1984 kam er nach Deutschland und wurde an die Staatsoper von Stuttgart verpflichtet. Hier wie am Theater von Bonn sang er mit sensationellem Erfolg 1985 die Titelpartie in Massenets »Werther«. Gastspiele brachten ihm ähnliche Erfolge an den Staatsopern von München (1985), Wien (1985 Alfredo in »La Traviata«) und Hamburg (1985), am Teatro Comunale Bologna (1986) in Los Angeles (1986) und an weiteren deutschen Bühnen. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1985 als Macduff in Verdis »Macbeth« mit und bei den Festspielen von Glyndebourne 1986 als Nerone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«. 1987 hörte man ihn am Opernhaus von Köln als Herzog im »Rigoletto« im gleichen Jahr gastierte er in Washington (als Roméo in Gounods »Roméo et Juliette«) und New York. Dort debütierte er dann auch 1988 an der Metropolitan Oper als Macduff und sang hier bis 1990 in insgesamt sechs Vorstellungen auch den Werther, den Rodolfo in »La Bohème« und den Alfredo. 1989-90 in Zürich als Faust in »Mefistofele« von Boito zu Gast. 1991 sang er an der Komischen Oper Berlin (der er durch einen Gastvertrag verbunden war) den Don José in »Carmen«, 1992 in Milwaukee den Rodolfo in »La Bohème«, 1992 in Toronto und an der Staatsoper Stuttgart den Werther, 1993 an der Staatsoper Berlin den Don José, 1994 an der Oper von Tel Aviv den Faust von Gounod, 1995 am Theater von Basel den Florestan im »Fidelio«. Auf der Bühne sang er bevorzugt Partien wie den Giasone in »Medea« von Cherubini, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Lenski im »Eugen Onegin«, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« (Komische Oper Berlin 1993) und den Pelléas in Pelléas et Mélisande von Debussy. Er strebte im Verlauf seiner Karriere das heldische und das Wagner-Fach an. Auch im Konzertsaal brachte er es zu großen Erfolgen, so sang er 1986 in Israel das Tenorsolo im Verdi-Requiem zusammen mit der berühmten Sopranistin Montserrat Caballé. Im Februar 2000 trat er noch in Budapest als Siegmund in  der »Walküre« auf: Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit im August 2000 in New York. Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Linda Munguia (* Juli 1953).

 

4.6. Klaus Michael GRÜBER: 80. Geburtstag

Der Sohn eines badischen Pfarrers erlernte nach zweijährigem Schauspielunterricht in Stuttgart, u.a. bei Siegfried Melchinger, ab 1962 sein Metier als Regieassistent und Mitarbeiter von Giorgio Strehler am Piccolo Teatro di Milano. Sein Regiedebüt gab er dort 1967 mit Brechts Il processo di Giovanna d’Arco a Rouen – 1431 (Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen) (Bühnenbild und Kostüme: Ezio Frigerio; Musik: Fiorenzo Carpi). 1969 inszenierte er an dem Theater Off Limits von Arthur Adamov (Bühnenbild: Eduardo Arroyo).

Grüber inszenierte danach u.a. am Schauspielhaus Zürich, in Freiburg im Breisgau, in Bremen (1969 William Shakespeares Der Sturm), in Stuttgart (1970 Heinrich von Kleists Penthesilea), in Düsseldorf (1972 Adamovs Off Limits) und in Frankfurt am Main (für Bertolt Brechts Im Dickicht der Städte) sowie in Berlin an der – seinerzeitigen – Schaubühne am Halleschen Ufer, wo seine Inszenierung von Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald am 18. August 1972 Premiere hatte. An der Schaubühne lernte Grüber die Regieassistentin Ellen Hammer kennen, die von da an regelmäßige Regiemitarbeiterin seiner Inszenierungen wurde. Weitere, für europaweites Aufsehen sorgende Berliner Regiearbeiten Grübers folgten – so 1974 Euripides‘ Die Bakchen (Bühnenbild: Gilles Aillaud, Eduardo Arroyo), 1975 Empedokles – Hölderlin lesen (Bühnenbild: Antonio Recalcati) sowie 1977 Winterreise im Olympiastadion, Textfragmente aus Hölderlins Roman Hyperion oder der Eremit in Griechenland (Bühnenbild: Recalcati). Dabei bildete sich ein Ensemble von Schauspielern heraus, mit denen Grüber bevorzugt arbeitete, darunter Bruno Ganz, Jutta Lampe, Angela Winkler und Otto Sander. Obwohl in der Öffentlichkeit nahezu nicht präsent, avancierte Grüber zu einem zweiten Fixstern der Schaubühne neben dem klar-rational arbeitenden Peter Stein. In den frühen 1980er Jahren war Grüber am Theater der Freien Volksbühne in Berlin tätig, wo er eine verzaubert-poetische Version von Luigi Pirandellos Sechs Personen suchen einen Autor (Bühnenbild: Titina Maselli) sowie einer Inszenierung von Faust von Johann Wolfgang von Goethe (Bühnenbild: Aillaud), die mit ihrer radikalen Reduktion des Stoffes für Widerspruch von Seiten einiger Zuschauer sorgte. Die Hauptrolle wurde dabei von Bernhard Minetti gespielt, der mit Grüber bereits 1973 Samuel Becketts Das letzte Band in Bremen erarbeitet hatte. Dieser begleitete den Regisseur auch 1982 bei Hamlet (Schaubühne am Lehniner Platz; Bühnenbild: Aillaud; Titelrolle: Ganz; Minetti als erster Schauspieler) und verkörperte die Hauptrolle in König Lear (Schaubühne 1985; Bühnenbild: Aillaud; Kostüme: Dagmar Niefind). Weitere Berliner Arbeiten Grübers, die zum Teil bei Gastspielen europaweit gezeigt wurden, waren Anton Tschechows An der großen Straße (Bühnenbild: Aillaud), Eugène Labiches Die Affaire Rue de Lourcine (Bühnenbild: Francis Biras; Kostüme: Moidele Bickel; mit Udo Samel und Peter Simonischek) und Heinrich von Kleists Amphitryon (Bühnenbild: Aillaud; mit Lampe und Sander). Bantam, ein Theaterstück seines Malerfreundes und Ausstatters Arroyo, brachte Grüber Anfang Februar 1982 am Münchener Residenztheater heraus, wobei seine anderen ständigen Partner Aillaud und Recalcati für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichneten (Musik: Carpi; u.a. mit Heinz Bennent, Nicole Heesters, David Bennent, Karl Lieffen, Heinz Werner Kraehkamp). In Frankfurt machten sich Grüber und Minetti 1987 erneut an Das letzte Band, das sie 1973 in Bremen erstmals zusammengeführt hatte. In den späten 1970er Jahren begann Grüber, seine Arbeit ins europäische Ausland zu verlagern. So gestaltete er 1975 einen viel beachteten Faust Salpetrière (Bühnenbild/Kostüme: Aillaud, Arroyo) in der Chapelle Saint Louis, wo Goethes Stück als assoziatives Stationendrama herauskam und sowohl irritierte Besucher wie auch ratlose Rezensenten zurückließ. 1977 führte Grüber Regie bei Fernando Arrabals Der Architekt und der Kaiser von Assyrien in Barcelona (Bühne und Kostüme: Arroyo). Einmal noch kehrte Grüber zu seinen Anfängen zurück, als er 1984 am Mailänder Piccolo Teatro Heimweh von Franz Jung inszenierte (Bühnenbild: Arroyo; Kostüme: Renata Bulgheroni; Musik: Carpi; mit Raf Vallone, Delia Boccardo und Lino Troisi) sowie 1988 mit La medesima strada, einer Textcollage aus Fragmenten von Sophokles sowie der Vorsokratiker Heraklit, Parmenides und Empedokles (Bühne: Aillaud; Kostüme: Aillaud, Bulgheroni; Musik: Carpi; u.a. mit Winkler, Tino Carraro, Lino Troisi, Raf Vallone). 1984 debütierte Grüber an der Comédie-Francaise, wo er seine Version von Jean Racines Bérénice (Bühnenbild: Aillaud; Kostüme: Niefind; mit Ludmila Mikael, Catherine Samie, Richard Fontana, Roland Bertin u.a.) vorstellte. Im Sommer 1986 war Grüber erstmals für die Salzburger Festspiele tätig, als er in der dortigen Felsenreitschule Prometheus, gefesselt (von Peter Handke nach Der gefesselte Prometheus von Aischylos; Bühnenbild und Kostüme: Recalcati; mit Ganz, Winkler, Simonischek, Samel u.a.) inszenierte. Im Dezember desselben Jahres bejubelte man in Paris die Hauptdarstellerin Jeanne Moreau in Grübers Regie bei Le récit de la servante Zerline von Hermann Broch (aus dessen Roman Die Schuldlosen; Bühnenbild und Kostüme: Biras). Diese für ihre große Intensität und Konzentration gelobte Arbeit wurde zu zahlreichen Gastspielen eingeladen. Die Erzählung wurde in den folgenden Jahren von zahlreichen europäischen Schauspielern in den jeweiligen Ländern aufgeführt.

1989, zur 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution, erarbeitete Grüber eine düstere Vision von Georg Büchners La mort de Danton (Dantons Tod) für Nanterre. Im Frühjahr 2001 inszenierte Grüber erstmals im Wiener Akademietheater sowie erstmals auch ein Stück von Bernard-Marie Koltés, Roberto Zucco (Bühnenbild: Recalcati; Titelrolle: August Diehl). Im Mai 2003 arbeitete Grüber dann am Wiener Burgtheater zum ersten Mal mit dem Maler Anselm Kiefer zusammen, der für den von Handke übersetzten Ödipus auf Kolonos des Sophokles Bühnenbild und Kostüme entwarf (mit Ganz, Sander, Diehl, Birgit Minichmayr, Branko Samarovski, Johann Adam Oest, Martin Schwab, Mareike Sedl u.a.).

Für die Inszenierung von Adamovs Off Limits arbeitete er zum ersten Mal mit dem (damals exil-)spanischen Maler Eduardo Arroyo zusammen, für diesen seinerzeit die erste bühnenbildnerische Tätigkeit. Die damals begonnene Kooperation dauert an bis zu Grübers Tod – zuletzt bei Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni – ebenso wie jene mit den bildenden Künstlern Gilles Aillaud (seit 1974) und Antonio Recalcati (seit 1975). Diese Künstler – wie dann auch 2003 am Burgtheater Anselm Kiefer bei Ödipus in Kolonos – lieferten ihrem Regisseur keine schlichten Stückinterpretationen, sondern schufen mächtige Bildentwürfe und Bühnenlandschaften, deren Bedeutungen nicht auf Anhieb zu entschlüsseln waren.

Als Regieassistent Strehlers kam Grüber bald auch mit der Welt der Oper in Berührung. 1965 assistierte er in Salzburg bei Strehlers Version von Wolfgang Amadeus Mozarts Die Entführung aus dem Serail. Seine erste eigene Opernregie führte Grüber 1971 in Bremen bei Alban Bergs Wozzeck. 1972 folgte Georg Friedrich Händels Giulio Cesare in Egitto, ebenfalls noch in Bremen. 1974 führte Grübers Weg an die Oper Frankfurt. Dort inszenierte er Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Arnold Schönbergs Erwartung (mit Anja Silja; Dirigent: Christoph von Dohnányi). Stark war die Verwunderung im Dezember 1976 bei Richard Wagners Die Walküre gewesen, die Grüber an der damals von Rolf Liebermann geleiteten Pariser Oper, dem Palais Garnier, vorstellte (Bühnenbild: Arroyo, Kostüme: Moidele Bickel). Die Verblüffung entstand dadurch, dass sich Grüber weder für eine damals moderne – etwa bei Luca Ronconi oder Patrice Chéreau zu sehende – politische, kapitalismuskritische Variante, noch für eine neu-romantische Sicht entschied. Vielmehr konzentrierte er sich auf das Mythische, bei ihm trug man weder Frack oder Smoking, noch einen SS-Ledermantel oder ein Business-Kostüm, die Personen waren vielmehr durch ihre Geschichte gezeichnet, mit großen Helmen ausgestattet, die an Wagner-Aufführungen des 19. Jahrhunderts erinnerten, die Kostüme schienen schwer, und Siegmund hatte auf dem Kopf einen Wolfsschädel. Die Bühnenlandschaft war von großen, steilen Bergen aus Sandsäcken dominiert, die von künstlichen Gemsen und Hirschen bevölkert waren. Dirigent der Aufführung war Sir Georg Solti. Grübers Walküre war Teil eines Konzepts für die gesamte Ring-Tetralogie, welche Grüber zusammen mit Peter Stein ursprünglich für die Bayreuther Festspiele entwickelt hatte. Das Projekt sollte dann an der Pariser Oper realisiert werden, aber nach Peter Steins Inszenierung von Das Rheingold und Grübers Walküre konnte dies wegen Geldmangels nicht mehr komplettiert werden und blieb somit ein Torso. Beide Regisseure gestalteten noch weitere Werke Wagners, aber nie mehr den Ring. So inszenierte Grüber in den 1980er Jahren Wagners Tannhäuser in Florenz in den von Carlo Tommasi rekonstruierten Bühnenbildern der Uraufführung sowie den Parsifal in Amsterdam, der dann ebenfalls in Florenz, Paris, Brüssel, Madrid und zuletzt in London und in Straßburg aufgeführt wurde.

Ebenfalls in die 1980er Jahre fällt Grübers Arbeit an Gioacchino Rossinis La Cenerentola für das Pariser Theatre Châtelet. Weitere Operninszenierungen waren in den 1990ern Leos Janáceks Aus einem Totenhaus (Bühnenbild: Arroyo; Dirigent: Claudio Abbado) sowie Tristan und Isolde (Bühne Arroyo; Dirigent Abbado) für die Salzburger Festspiele, La Traviata von Giuseppe Verdi am Théâtre du Châtelet in Paris (Dirigent: Antonio Pappano), Erwartung in Brüssel (wieder mit Anja Silja), Otello und Aida in Amsterdam, L’Incoronazione di Poppea für das Festival von Aix-en-Provence und Il ritorno d’Ulisse in patria am Opernhaus Zürich (Dirigent: Nikolaus Harnoncourt), Idomeneo von Mozart (Dirigent Christoph von Dohnanyi), Katarina Ismailowa von Schostakowitsch und Die Sache Makropoulos von Janáček (Dirigent Philippe Jordan) am Opernhaus Zürich. 2003 realisierte Grüber zusammen mit dem Dirigenten Pierre Boulez – mit dem er schon in Bayreuth den dann abgesagten Ring erarbeiten sollte – einen dreiteiligen Abend aus Manuel de Fallas El retablo de Maese Pedro, Igor Strawinskys Renard sowie Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire (mit Silja). Diese Produktion (Bühnenbild: für de Falla und Strawinsky Maselli; für Schönberg Aillaud) wurde auch in Luxemburg sowie bei den Wiener Festwochen zur Aufführung gebracht. Mit Anselm Kiefer als Ausstatter erarbeitete Grüber eine viel gepriesene Version von Richard Strauss‘ Elektra für das Teatro San Carlo von Neapel. In Wien gestaltete Grüber im Juni 2005 eine szenische Version Tagebuch eines Verschollenen von Janáček (Mitarbeit Ellen Hammer, Bühnenbild Aillaud, Kostüme Eva Dessecker, Licht Werner Chalubinski; mit Angela Winkler, Peter Straka, Lorena Espina; Klavier: Markus Hinterhäuser). Grübers Inszenierung von Mussorgskys Boris Godunow hatte am 18. April 2006 im Théâtre de la Monnaie Brüssel Premiere (Regiemitarbeit: Hammer; Bühnenbild: Arroyo; Kostüme: Sabounghi; Licht: Dominique Borrini; Choreographie: Giuseppe Frigeni; Dirigent: Kazushi Ono).

Grüber drehte als Regisseur einen einzigen Film, nämlich Fermata Etna (Buch: Bernard Pautrat, Grüber; Kamera: Tonino Nardi; Schnitt: Roberto Perpignani; Darsteller: Bruno Ganz, Gabriella Saitta). In dem Film Die Liebenden von Pont-Neuf (Les Amants du Pont Neuf) von Leos Carax aus dem Jahr 1991 spielte Grüber – neben Juliette Binoche und Denis Lavant − den älteren Clochard Hans.

Grüber lebte viele Jahre mit der beim Pariser Festival d’automne beschäftigten Marie Collin zusammen und besaß Wohnungen in Paris, Zürich und Belle-Île-en-Mer, wo er 2008 starb.

 

4.6. Ivo ŽÍDEK: 95. Geburtstag

ivo ŽÍdek

 Er besuchte Gymnasien in Hlucin und Ostrava (Mährisch-Ostrau) und studierte dann Gesang bei Rudolf Vasek in Mährisch-Ostrau. 1943 kam er als Eleve an das Stadttheater von Mährisch-Ostrau, 1944 erfolgte dort sein eigentliches Debüt als Titelheld im »Werther« von Massenet. 1948 wurde er an das Nationaltheater von Prag verpflichtet, zu dessen bedeutendsten Künstlern er seither gehörte. 1956-69 gastierte er regelmäßig an der Staatsoper von Wien, wo er als Don Carlos von Verdi debütierte und in insgesamt 114 Vorstellungen auch als Sänger im »Rosenkavalier«, als Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, als einer der Meister in Hans Pfitzners »Palestrina«, als Catull in »Catulli Carmina« und als Chorführer in »Trionfo di Afrodite« von C. Orff, als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos«, als Chevalier de la Force in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc, als Matteo in »Arabella« von R. Strauss, als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, als Stewa in Janáceks »Jenufa« und als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« beeindruckte. Zusammen mit dem Ensemble der Wiener Oper bereiste er Spanien. 1959 wirkte er am Smetana-Theater Prag in der Uraufführung der Oper »Mirandolina« von B. Martinù mit, 1966 in der szenischen Uraufführung der Oper »Krakatit« von Vaclav Kaslik (nach einer ersten Aufführung 1961 im Tschechischen Fernsehen). 1960 und 1963 wirkte er beim Holland Festival mit. 1963-68 war er Mitglied der Berliner Staatsoper. Beim Edinburgh Festival gastierte er zusammen mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters als Skuratow in Janáceks »Aus einem Totenhaus« und als Prinz in Dvoráks »Rusalka« (1964) sowie als Albert Gregor in Janáceks »Die Sache Makropoulos«, als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Mazal in der englischen Premiere von Janáceks »Die Ausflüge des Herrn Broucek« und als Dalibor in der Oper gleichen Namens von Smetana (1970). Er war ein großer Interpret der Tenorpartien in den Opern von Janácek. Seine großen Bühnenpartien waren neben den bereits genannten Partien zahlreiche weitere Rollen in Opern von Smetana und A. Dvorák, aber auch in Opern von Mozart, Verdi, Puccini und Bizet, der Laça in »Jenufa«, der Lenski im »Eugen Onegin«, der Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, der Faust von Gounod und der Des Grieux in »Manon« von Massenet. Auch als Konzert- und Oratoriensänger hatte er eine bedeutende Karriere; bereits 1966 trat er in der New Yorker Carnegie Hall auf. Im November 1989 wurde er nach dem Sturz des kommunistischen Regimes Generalintendant des Nationaltheaters Prag. Er starb 2003 in Prag. – Vortrefflich geschulte lyrische Tenorstimme. Neben der Stilsicherheit des Vortrags und der Klarheit seiner Diktion wurde seine Kunst der Darstellung geschätzt.

Supraphon-Platten (Arien aus tschechischen Opern, vollständige Aufnahmen »Die verkaufte Braut«, »Libussa« und »Zwei Witwen« von Smetana, »Die Abenteuer des Herrn Broucek«, »Die Sache Makropoulos«, »Aus einem Totenhaus« und »Jenufa«, von Janácek, »Julietta« von Martinù, »Die Braut von Messina« von Fibich, »Les Noces« von Strawinsky, Ausschnitte aus Musicals von Friml, »Die drei goldenen Haare des Väterchens Allwissend« von Rudolf Karel), DGG (Stabat mater von Dvorák), Decca (»Aus einem Totenhaus« von Janácek), HMV (»Jenufa«).

 

6.6. Gabriele AUENMÜLLER: 70. Geburtstag

gabriele auenmüller

 Sie war die Tochter des Komponisten und Dirigenten Hans Auenmüller (1926-91). Nachdem sie zuerst Violinspiel studiert hatte, wurde ihre Stimme durch Klara Elfriede Intrau und durch Günther Leib in Dresden ausgebildet. 1975 fand ihr Bühnendebüt an der Staatsoper von Dresden als Fatime in »Abu Hassan« von Weber statt. Sie sang in den folgenden Jahren in Dresden Partien aus dem Fachbereich der Koloratursoubrette wie auch für lyrischen Sopran, darunter die Barbarina in »Le nozze di Figaro«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Marzelline im »Fidelio«, das Ännchen im »Freischütz« und die Gianetta in »L’ Elisir d’amore«. 1979 wirkte sie dort in der Uraufführung von R. Kunads Oper »Vincent«, 1985 in der Uraufführung der »Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« von Siegfried Matthus (im Rahmen der Vorstellungen zur Eröffnung der wieder errichteten Semper-Oper) mit. Gastspiele führten die Sängerin, die auch als Konzertsopranistin geschätzt wurde, an die Nationalopern von Prag und Budapest und zu den Festspielen von Lausanne. 1991 beendete sie ihre Gesangskarriere und wirkte anschließend u. a. auch in Bayreuth als von Christian Thielemann hochgeschätzte Souffleuse Sie starb 2015 in Dresden.

Schallplatten: Eterna, Capriccio (Symphoniae sacrae von Heinrich Schütz).

 

6.6. Joyce BARKER: 90. Geburtstag

 Sie studierte bei Frederick Dalberg in Kapstadt, dann an der Royal Academy of Music London bei Olive Groves, bei Borishka Gerer in London und bei Mario Basiola in Mailand. Ihr Bühnendebüt fand 1958 bei der Welsh National Opera Cardiff als Elena in »Mefistofele« von Boito statt. Sie gewann die Goldmedaille beim internationalen Gesangwettbewerb von Toulouse. Sie trat an der Oper von Johannesburg, am Opernhaus von Kapstadt, an der Covent Garden Oper London (1972 als Elisabetta in Verdis »Don Carlos«) wie bei den Festspielen von Glyndebourne (1972 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«) auf; Gastspiele an der Opéra du Rhin Straßburg sowie in den USA an der New York City Opera, an den Opernhäusern von Santa Fé und Seattle. Sie wirkte später neben ihrem Engagement in Johannesburg dort auch als Gesanglehrerin. Auf der Bühne sang sie vorzugsweise Partien aus dem dramatischen Fach: die Aida, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore im »Troubadour«, die Abigaille in »Nabucco«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« und die Titelfigur in »Turandot« von Puccini. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie später ihre Karriere einschränken und verlegte sich fast ganz auf ihre pädagogische Tätigkeit. Sie starb 1992 in Johannesburg.

Schallplatten: Colos (Arien aus italienischen Opern von Verdi, Puccini und Catalani), BBC Records (8. Sinfonie von Gustav Mahler).

 

6.6. Klaus TENNSTEDT: 95. Geburtstag

Er wurde als Sohn des Violinisten Hermann Tennstedt (geb. 1886) und dessen Frau Agnes Steinmetz (geb. 1895) in Merseburg an der Saale in der preußischen Provinz Sachsen geboren. Sein Vater war Orchester-Vorspieler, zweite Geige des Streichquartetts des Städtischen Orchesters Halle und mit Richard Strauss bekannt, seine Mutter Amateurpianistin. Im Alter von sechs Jahren erhielt Tennstedt seinen ersten Klavierunterricht, mit zehn erlernte er zusätzlich das Violinspiel. Der Vater fungierte als sein erster Lehrer. Nach der Schulzeit in Halle nahm er 16-jährig ein Musikstudium in den Hauptfächern Violine bei Walther Davisson und Klavier bei Anton Rohden an der Staatlichen Hochschule für Musik im benachbarten Leipzig auf. Außerdem erhielt er ebendort Theorieunterricht bei Johann Nepomuk David. Nach den Luftangriffen auf Dresden 1944 war er wohl als Feuerwehrmann eingesetzt. Im letzten Kriegsjahr wurden seine Studien endgültig unterbrochen. Seine erste Anstellung fand er nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 als Konzertmeister in Heidelberg in der amerikanischen Besatzungszone. Im Jahr 1948 zog er zurück nach Halle (Saale) in die SBZ und wurde ebendort erster Konzertmeister des Städtischen Orchesters. Er spielte unter Walter Schartner, Gerhart Wiesenhütter und Horst-Tanu Margraf. Außerdem trat er als Violinsolist auf. Eine Erkrankung an der linken Hand sollte allerdings frühzeitig seine Geigenkarriere beenden. Im Jahr 1952 gab er am Theater des Friedens in Halle mit Rudolf Wagner-Régenys Oper Der Günstling sein Dirigentendebüt. 1952-54 fungierte er unter Generalmusikdirektor Horst-Tanu Margraf als (zweiter) Kapellmeister ebendort. So übernahm er 1953 die musikalische Leitung bei Wolf-Ferraris Il campiello. Danach ging er als 1. Kapellmeister an das Opernhaus Karl-Marx-Stadt. 1955 dirigierte er in Karl-Marx-Stadt Verdis Falstaff. Ein Jahr darauf übernahm er die DDR-Erstaufführung von Egks Circe. 1958-62 war er Generalmusikdirektor an den Landesbühnen Sachsen in Dresden-Radebeul. Er brachte Die Schule der Frauen von Rolf Liebermann und Der grüne Kakadu von Richard Mohaupt zur DDR-Erstaufführung. 1961 oblag ihm die Uraufführung von Konts Lysistrate. 1962-71 wirkte er in gleicher Position am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Hier gestaltete er mehrere DDR-Erstaufführungen wie Liebermanns Penelope, Einems Dantons Tod und Hindemiths Cardillac. Zum 400-jährigen Jubiläum der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin brachte er die Bach-Variationen für großes Orchester von Paul Dessau zur Uraufführung. Während seiner Schweriner Verpflichtung, 1967, führte er mit dem Gewandhausorchester Leipzig das Konzert für Orchester von Peter Herrmann urauf. Regelmäßig trat er mit der Dresdner Philharmonie in Erscheinung u. a. dirigierte er 1968 die Uraufführung des Cembalokonzerts (1967/68) von Herbert Collum. Ferner war er Gastdirigent an der Komischen Oper Berlin, wo er 1970 das von Tom Schilling inszenierte und choreografierten Ballett Undine von Hans Werner Henze leitete. Weitere Gastdirigate führten ihn durch den Ostblock. Im Jahr 1968 gastierte er in Österreich beim Mozarteumorchester Salzburg. Zu jener Zeit pflegte er ein breites Repertoire, insbesondere aber die klassischen und romantischen Werke. Nach einem Gastspiel 1971 im schwedischen Göteborg kehrte er nicht in die DDR zurück. Dort war er am Stora Teatern und für das Sveriges Radios Symfoniorkester tätig. Im Anschluss siedelte er in die BRD über. 1972-79 war er als Nachfolger Hans Zenders Generalmusikdirektor am Opernhaus Kiel. 1974 debütierte er mit Boulevard Solitude von Hans Werner Henze an der Bayerischen Staatsoper München. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1974. Nach einer Aufführung von Bruckners 7. Sinfonie wurde er vom Managing Director Walter Homburger zum Toronto Symphony Orchestra eingeladen. Wenig später debütierte er mit dem Boston Symphony Orchestra beim Tanglewood Festival. 1975 unterschrieb er bei der New Yorker Konzertagentur Columbia Artists. Es folgten erste Auftritte bei den anderen großen US-amerikanischen Orchestern in Chicago, New York, Cleveland und Philadelphia. Zeitweise war er in der engeren Wahl für die Nachfolge Lorin Maazels beim Cleveland Orchestra in Ohio. 1979-83 war er Gastdirigent des Minnesota Orchestra in Minneapolis, Minnesota. 1983 debütierte er mit Beethovens Fidelio an der Metropolitan Opera in New York. Im Jahr 1976 debütierte er beim London Symphony Orchestra. Im Folgejahr unterzeichnete er einen Exklusivvertrag bei EMI. Außerdem war er Gast beim Orchestre de Paris, beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, beim Berliner Philharmonischen Orchester und bei den Wiener Philharmonikern (Salzburger Festspiele 1982). 1978 dirigierte er als erster Deutscher das Israel Philharmonic Orchestra. Ab 1979 war er als Nachfolger von Moshe Atzmon Chefdirigent des NDR Sinfonieorchester in Hamburg. Während einer Konzertreise in Paris 1981 löste er sich vorzeitig von seinem Vertrag. Nach Ulrike Henningsen machten ihm „zahlreiche kulturpolitisch bedingte Angriffe der Hamburger Presse gegen den NDR“ zu schaffen. Außerdem gab es Meinungsverschiedenheiten mit dem Orchester. Nachdem er erstmals 1977 Guest Conductor sowie 1980-83 Principal Guest Conductor gewesen war, wurde er im September 1983 in der Nachfolge von Sir Georg Solti Chefdirigent und Musikdirektor des London Philharmonic Orchestra (LPO). 1984 tourte er durch Japan und Hongkong. 1985 trat er beim Musik-Festival in Perugia auf. In den 1980er und 1990er Jahren trat er mit dem LPO wiederholt bei den Proms in der Royal Albert Hall auf. Zu seinem Repertoire gehörten u. a. Mahler, Bruckner, Beethoven und Mozart. So spielte er mit dem LPO sämtliche Mahler-Sinfonien sowie die Klavierkonzerte von Schumann, Grieg und Brahms ein. Aus gesundheitlichen Gründen unterbrach er 1986 und 1987 zweimal seine Tätigkeit in London. 1994 beendete er seine Dirigentenkarriere. Wie Kurt Masur gehörte er zu den „Repräsentanten einer genuin deutschen Musikkultur“. Seine Vorliebe galt der Spätromantik. Insbesondere pflegte er die deutsche Sinfonik von Brahms, Bruckner und Mahler. Tennstedt galt als charismatischer Dirigent und bewunderte Wilhelm Furtwängler. Ein „hochexpressiver, beseelter, gelegentlich Details souverän missachtender Aufführungsstil“ wurde ihm von Wolfgang Sandner zugeschrieben. Nach dem Musikwissenschaftler Stephan Hörner war er „spät zu internationalem Ruhm gekommen, von Selbstzweifeln und Unsicherheit gequält, fand er in (West-)Deutschland bei Publikum und Kritik nur zurückhaltende Anerkennung, während er in den USA und in Großbritannien zu den bedeutendsten Dirigenten seiner Generation gezählt wurde.“ Tennstedt, evangelisch, war ab 1960 mit der Sängerin (Alt) Ingeborg (Inge), geb. Fischer (1924–2011), verheiratet und Vater eines Kindes. Er war Inhaber eines Flugscheines. Zuletzt lebte er in Heikendorf im Kreis Plön, wo er 1998 im Alter von 71 Jahren verstarb.

 

6.6. Denis VAUGHAN: 95. Geburtstag

 Er studierte in London Orgel bei George Thalben Ball und in Paris bei André Marchal; anschließend Kontrabass in London und Wien. Zum ersten Mal auf dessen Amerika-Tournee 1950 spielte er im London Royal Philharmonic Orchestra Bass, Orgel, Cembalo und Klavier. 1953 ernannte ihn Sir Thomas Beecham zu seinem Stellvertreter; anschließend ging er als Assistent zu Vittorio Gui nach Glyndebourne und 1957 zu Hans Knappertsbusch nach Bayreuth. Er starb 2017 in London. Ausführliche Biographie des australischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Denis_Vaughan  

 

7.6. Günther SCHNEIDER-SIEMSSEN: 95. Geburtstag

Er wurde als Günther Schneider geboren und trägt den zweiten Namen durch seinen Großvater mütterlicherseits, der Siemssen hieß. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in München und wollte anfangs Dirigent werden. Anlässlich eines Vorstellungsgespräches bei Clemens Krauss riet ihm dieser davon ab und empfahl ihm eine Ausbildung zum Bühnenbildner. Daraufhin studierte er Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste München. Schneider-Siemssen war 1951-54 Ausstattungschef des Salzburger Landestheaters, in einer Nebenfunktion betreute er auch das Salzburger Marionettentheater und anschließend war er bis 1960 Ausstattungsleiter in Bremen. Ab 1960 war er unter Herbert von Karajan an der Wiener Staatsoper beschäftigt und 1962-86 war er Ausstattungsleiter der Österreichischen Bundestheater (dazu gehörten Staatsoper, Volksoper, Burgtheater und Akademietheater), ab 1965 auch für die Salzburger Festspiele. In dieser Funktion entwarf er zahllose Bühnenbilder, die stilprägend wurden. Außer in Wien arbeitete er an vielen weiteren bedeutenden Theatern, etwa an der Metropolitan Opera in New York oder dem Teatro Colón in Buenos Aires. Ein Grundzug seiner Arbeiten ist die Betonung der Lichtregie, die die praktikable Bühnendekoration an Bedeutung übertrifft. Er entwickelte einen symbolischen Stil, der mittels handgemalter Projektionen und raffinierter Spezialeffekte über Großbildprojektoren des Wiener Herstellers Ludwig Pani realisiert wurde. Bei einer Produktion von Hoffmanns Erzählungen am Salzburger Marionettentheater brachte er im Jahre 1985 erstmals die holographische Technologie auf der Bühne zum Einsatz. Die Regisseure, mit denen er primär zusammenarbeitete, waren Karajan (28 Bühnenbilder) und Otto Schenk (60 Bühnenbilder).

Für seine ausdrucksstarken Wagner-Interpretationen erhielt er im Jahr 2009 den „Anton-Seidl-Preis“ („Anton-Seidl-Award“) der „Wagner-Society of New York“. Seit 1973 war Günther Schneider-Siemssen österreichischer Staatsbürger, lebte in Wien und Seeham nahe Salzburg, war verheiratet und hinterließ vier Kinder. Schneider-Siemssen verstarb 2015 kurz vor seinem 89. Geburtstag nach langer Krankheit in Wien und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Gruppe 40, Nummer 187) bestattet.

 

7.6. Ilse WOLF: 100. Geburtstag

 Biographie der deutschen Sopranistin auf Englisch:

https://www.bach-cantatas.com/Bio/Wolf-Ilse.htm  

 

8.6. Sandra WARFIELD: 100. Geburtstag

sandra warfield

 Tochter eines Berufsmusikers. Sie studierte am Konservatorium von Kansas City bei dem Pädagogen-Ehepaar van Duzee, dann in New York, später in Mailand bei Conati und bei Else Seyfert in Konstanz. Bereits 1950 sang sie beim Chautauqua Opera Festival den Orlofsky in der »Fledermaus«. Sie gewann den ersten Preis beim Gesangwettbewerb der Metropolitan Oper New York »Auditions of the Air«. Sie debütierte bereits 1953 an der Metropolitan Oper New York als Bauernmädchen in »Le nozze di Figaro« und sang dort bis 1957 vor allem kleinere Rollen (u.a. Page in »Rigoletto«, Rossweisse in der »Walküre«, Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, Rosette in »Manon« von Massenet, Berta im »Barbier von Sevilla«, Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, Amme in »Boris Godunow«, 3. Dame in der »Zauberflöte« und Flosshilde im Ring-Zyklus), gelegentlich aber auch größere Rollen wie die Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera« die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Maddalena im »Rigoletto«, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss und die Erda im »Siegfried«. 1957 Gastspiel an der Oper von Philadelphia. Sie heiratete den bekannten Heldentenor James Mc Cracken (1926-88), der ebenfalls an der Metropolitan Oper engagiert war. Das Sängerehepaar verlegte dann seine Tätigkeit nach Europa, und 1960 wurde sie als erste Altistin an das Stadttheater von Zürich verpflichtet. Hier hatte sie ihren ersten großen Erfolg als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Seitdem gehörte sie bis 1970 zu den bedeutendsten Kräften dieses Hauses und zeichnete sich in Partien wie der Carmen, der Azucena im »Troubadour«, der Amneris in »Aida«, der Leonora in »La Favorita« von Donizetti und der Fides in »Le Prophète« von Meyerbeer aus. Sie sang auch in Zürich in der Uraufführung der Oper »Griechische Passion« von B. Martinù (9.6.1961). Sie wirkte 1961 am Opernhaus von Zürich in der Schweizer Erstaufführung von Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream« als Oberon mit. Gastspiele und Konzertreisen brachten der Künstlerin in Europa wie in ihrer amerikanischen Heimat große Erfolge ein. So gastierte sie an der Wiener Staatsoper (1959-67 als Ulrica, als Amneris und als Azucena), an der San Francisco Opera (1963 als Amneris, als Dalila und als Mère Marie in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, 1964 als Azucena), in Seattle (1966 als Santuzza in »Cavalleria rusticana«), an der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin (u.a. 1967 als Fides), in Genf (1965 als Mme. Raskolnikoff in »Raskolnikoff« von Sutermeister, 1966 als Orphée in der Berlioz-Fassung von Glucks »Orphée et Eurydice«, 1968 als Fricka im Nibelungenring und als Azucena), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1970 als Dalila) und bei den Festspielen von Perugia. Als Dalila trat sie in den Jahren 1966-72 nochmals an der Metropolitan Oper New York auf (insgesamt sang sie dort in 173 Vorstellungen). 1970 sang sie zusammen mit ihrem Gatten im Weißen Haus in Washington zur 25-Jahrfeier der UN. Mit ihm zusammen verfasste sie auch das biographische Buch »A Star in the Family«. Sie starb 2009 in New York.

Lit: »We Introduce Sandra Warfield« (in »Opera«, 1953-54)

Schallplatten: Allegro Royale und Decca (auf beiden Marken Duette mit James McCracken), RCA (»Hoffmanns Erzählungen«, Marcellina in »Le nozze di Figaro«), DGG. Auf MRF singt sie die Madelon in »Andrea Chénier« in einer Aufführung der Metropolitan Oper von 1954, auf GAM in »Le Prophète« von Meyerbeer.

 

8.6. Tomaso ALBINONI: 350. Geburtstag

 Er wurde als zweites Kind und ältester Sohn des Papierwaren- und Spielkartenherstellers Antonio Albinoni (um 1634–1709) und seiner Frau Lucrezia geb. Fabris (um 1645–87) im venezianischen Pfarrbezirk San Moisè geboren. Antonio Albinoni erbte 1684 nach dem Tod seiner Arbeitgeberin deren gesamtes Unternehmen, wodurch die Familie zu beträchtlichem Wohlstand kam; neben dem Wohnhaus und der benachbarten Geschäftsniederlassung gehörte dazu auch ein Landhaus mit Grundbesitz auf dem Festland in Prata di Pordenone. Tomaso Albinoni ließ sich zunächst im väterlichen Unternehmen zum Spielkartenhersteller ausbilden und nahm daneben Violin-, Gesangs- und Kompositionsunterricht. Seine Lehrer sind unbekannt; eine öfter vermutete Lehrzeit bei Giovanni Legrenzi konnte bisher nicht nachgewiesen werden. 1694 trat er erstmals als Komponist an die Öffentlichkeit, und zwar sowohl mit einer Oper (Zenobia, regina de Palmireni) als auch mit einer Sammlung von Instrumentalwerken (12 Suonate a tre op. 1). Aufgrund seines handwerklichen Hauptberufs war er zunächst nicht darauf angewiesen, mit der Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und bezeichnete sich daher als dilettante veneto. Zenobia war der Beginn eines umfangreichen Opernschaffens. Von nun an komponierte Albinoni im Durchschnitt ein bis zwei Opern pro Jahr, zunächst für Venedig, ab 1703 zunehmend auch für andere Städte (Florenz, Genua, Bologna, Ferrara, Brescia, Rom, Treviso), wo er die Uraufführungen zum Teil selbst leitete. Daneben veröffentlichte er bis 1735/36 acht weitere Sammlungen von Instrumentalwerken und eine Sammlung von Solokantaten. Am 17. März 1705 heiratete Albinoni in Mailand die Sängerin Margherita Raimondi (1683/84–1721), die bereits im Alter von 15 Jahren in Venedig debütiert hatte, und ließ sich mit ihr im venezianischen Pfarrbezirk San Trovaso nieder. Aus der Ehe gingen drei Söhne und vier Töchter hervor. Margherita Albinoni trat auch nach ihrer Heirat auf der Opernbühne auf, jedoch bis auf eine Ausnahme (I rivali generosi, Brescia 1715) offenbar nie in Werken ihres Mannes. Im Januar 1709 starb Albinonis Vater. Zu dieser Zeit hatte sich Albinoni bereits entschlossen, den erlernten Beruf nicht weiter auszuüben und sich ganz der Musik zu widmen. Das väterliche Unternehmen ging daher auf seine beiden jüngeren Brüder Domenico (1675–1726) und Giovanni (1679–1718) über; Tomaso sollte jedoch ein Drittel der Einkünfte zustehen. Von nun an bezeichnete er sich auf den Titelblättern seiner gedruckten Werke nur noch als Musico di violino. 1721 wurde das – inzwischen verschuldete – Familienunternehmen von einem Gläubiger übernommen, sodass Albinoni nun selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen musste und in den weniger vornehmen Pfarrbezirk San Barnaba umzog. Nach einer Darstellung des 19. Jahrhunderts betrieb er eine florierende Gesangsschule, über die jedoch nichts Näheres bekannt ist. Am 22. August 1721 starb seine Frau an einer Darmentzündung. Ab den 1720er Jahren wurden Albinonis Opern auch außerhalb Italiens häufig aufgeführt; am beliebtesten waren die komischen Intermezzi (Vespetta e) Pimpinone (1708). Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Albinoni im Jahre 1722. Nach der Veröffentlichung seiner bis dahin ambitioniertesten Konzertsammlung, der 12 Concerti a cinque op. 9, die dem Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern gewidmet waren, erhielt er zwei Kompositionsaufträge aus München: Für die Hochzeit von Maximilians Sohn Karl Albrecht, dem späteren Kaiser Karl VII., mit Maria Amalia, der Tochter des verstorbenen Kaisers Joseph I., schrieb Albinoni die Oper I veri amici und das kleinere „componimento poetico“ II trionfo d’Amore. Die sehr erfolgreichen Uraufführungen am 24. Oktober und 4. November in München dirigierte er selbst. In einem Bericht darüber in Johann Matthesons Critica Musica wird besonders betont, dass bei der Veranstaltung „der rechte Albinoni“ mitgewirkt habe, da zu dieser Zeit in Deutschland und Schweden ein Betrüger unterwegs war, der sich „für den Tomaso Albinoni von Venedig“ ausgab. Wie die Widmungen seiner Druckwerke belegen, stand Albinoni auch mit anderen prominenten Persönlichkeiten seiner Zeit in Verbindung, darunter Kardinal Pietro Ottoboni (Widmungsträger von op. 1), Herzog Carlo IV. Gonzaga (op. 2), Erbgroßherzog Ferdinando von Toscana (op. 3), Kardinal Francesco Maria de‘ Medici (op. 4), Marquis Carlos Felipe Spínola y Colonna (op. 5), Graf Christian Heinrich von Watzdorf (op. 8) und Marquis Don Luca Fernando Patiño (op. 10). Albinoni schrieb ferner die Musik für Namenstage von Kaiser Karl VI. (Il nome glorioso in terra, santificato in cielo, 1724) und seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (Il nascimento dell’Aurora, ca. 1710). Mit seinen musikalischen Kollegen hatte Albinoni dagegen offensichtlich nur wenig Kontakte; den offiziellen venezianischen Musikervereinigungen (Arte de’ Sonadori, Società Santa Cecilia) gehörte er nicht an. Zwar schrieb er mehrere Bühnenwerke gemeinsam mit anderen Komponisten, doch wurden diese Kooperationen wahrscheinlich von den Theaterleitungen vermittelt. Belegt ist ein Zusammentreffen mit Johann Georg Pisendel, dem Albinoni eine Violinsonate widmete. In den 1730er Jahren ließ Albinonis Schaffenskraft allmählich nach; seine beiden letzten Opern vollendete er 1734 (Candalide) und 1741 (Artamene). 1743 bewarb er sich – als 72-Jähriger – um die gut bezahlte Stelle eines maestro di coro und Gesangslehrers am Ospedale dei derelitti (Ospedaletto); die Wahl fiel jedoch auf Nicola Porpora. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er mit dreien seiner Kinder in eher bescheidenen Verhältnissen, zuletzt durch eine Krankheit (laut Todesanzeige „Diabetes und Katarrh“) zwei Jahre ans Bett gefesselt. Er starb 1751 in Venedig.

Die Schwerpunkte von Albinonis kompositorischem Schaffen liegen in den Bereichen Oper, Kantate und Instrumentalmusik. Auf geistlichem Gebiet sind nur eine frühe Messe für drei unbegleitete Männerstimmen (vor 1694) und die Titel zweier Oratorien überliefert (I trionfi di Giosuè, 1703, Gemeinschaftsarbeit mit Alessandro Scarlatti, Giovanni Bonocini u. a.; Maria annunziata, 1712). Ein unter Albinonis Namen verbreitetes Magnificat in g-Moll stammt wohl nicht von ihm.

Im Gegensatz zum virtuosen, romantischen Stil seines Landsmanns Vivaldi zeichnet sich die Musik Albinonis durch klassische Ausgewogenheit im Sinne Corellis aus. Charakteristisch sind eine heitere Grundstimmung, lange Melodiebögen, pulsierende Rhythmen und eine Neigung zu Wiederholungen. Die Stimmführung ist oft kontrapunktisch; viele Schlusssätze von Sonaten und Konzerten sind in Fugenform gestaltet. Albinonis Soloparts sind weniger anspruchsvoll als die Vivaldis und daher auch von Amateuren zu bewältigen; Oboensoli werden häufig wie Gesangsstimmen geführt, Chromatik und unerwartete Modulationen nur sparsam eingesetzt. Albinonis Stärken liegen vor allem in seiner formalen und thematischen Klarheit und in seinem melodischen Erfindungsreichtum. Er war kein großer musikalischer Neuerer und ließ sich kaum von den Strömungen seiner Zeit beeinflussen, entwickelte aber gerade dadurch einen ausgeprägten Individualstil, der seine Werke bis heute unverwechselbar macht.

Zu seinen Lebzeiten war Albinoni einer der bekanntesten Komponisten Italiens und wurde mit Corelli und Vivaldi auf eine Stufe gestellt. Seine Opern waren fast 50 Jahre lang auf den venezianischen Bühnen präsent (länger als die seiner meisten Zeitgenossen), seine gedruckten Instrumentalwerke wurden in Venedig, Amsterdam und London mehrfach neu aufgelegt und erfreuten sich – besonders bei Amateuren – großer Beliebtheit. Albinoni war der erste Komponist, der Konzerte konsequent dreisätzig anlegte, und der erste italienische Komponist, der Oboenkonzerte veröffentlichte. Johann Sebastian Bach schrieb vier Fugen für Cembalo über Themen aus Albinonis op. 1 (BWV 946, 950, 951 und 951a) und ließ seine Schüler Albinoni’sche Generalbässe aussetzen; Johann Gottfried Walther transkribierte zwei der Konzerte aus op. 2 für Orgel. Nach seinem Tod geriet Albinonis Musik zunächst in Vergessenheit. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie wiederentdeckt, wobei der Musikwissenschaftler Remo Giazotto eine bedeutende Rolle spielte (sowohl durch seine Albinoni-Biografie von 1945 als auch durch sein Albinoni zugeschriebenes Adagio g-Moll). Inzwischen ist der größte Teil von Albinonis überlieferten Werken in modernen Drucken zugänglich (eine Gesamtausgabe der Instrumentalmusik erscheint seit 1974 in der Edition Kunzelmann); auf Schallplatte bzw. CD liegen mit Ausnahme von op. 8 alle Instrumentalsammlungen mit Opuszahl, eine Reihe von Instrumentalwerken ohne Opuszahl, die Kantaten op. 4 sowie vier der sieben erhaltenen Bühnenwerke vor.

 

8.6. Giuseppe ALDROVANDINI: 350. Geburtstag

 Er studierte an der Accademia Filarmonica in Bologna unter Giacomo Antonio Perti. Er wurde 1701 zum Principe der Accademia gewählt. Ab etwa 1702 war er „maestro di cappella“ des Herzogs von Mantua und später Maestro der „Accademia del Santo Spirito“ in Ferrara. Stilistisch gehörte Aldrovandini zu den Vokal- und Instrumentalkomponisten der Bolognerser Schule des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Seine etwa 14 sicher zugeordneten Opern wurden häufig aufgeführt. Die drei ersten sind von gewisser Bedeutung in der Geschichte der Opera buffa, da sie eine eigenständige regionale Entwicklung verkörpern. Das Libretto der ersten Oper, „Gl’inganni amorosi scoperti in Villa“ (1696), zeigt eine größere dramaturgische Raffinesse als die der neapolitanischen Kollegen. Aldrovandinis ernsthafte Opern waren erfolgreich, es sind beeindruckende Werke, auch wenn sie wenig innovativ waren. Des Weiteren schuf Aldrovandini fünf Oratorien, Motetten, Kantaten, Konzerte und Sonaten. Er starb 1707 in Bologna.

 

10.6. Aleš ŠTÁVA  (tschechischer Bassist): 75. Geburtstag

 

10.6. Maria DORNYA: 90. Geburtstag

Eigentlich Donna Maria Hankla; nachdem sie als Lehrerin und als Pianistin tätig gewesen war, kam es zur Ausbildung ihrer Stimme durch Ray McDermott in New York. Mit Hilfe von Stipendien konnte sie ihre Ausbildung in Deutschland fortsetzen und debütierte dort 1963 am Staatstheater von Wiesbaden als Salome in der Richard Strauss-Oper gleichen Namens. 1964 sang sie an der New York City Opera die Titelpartie in der Uraufführung der Oper »Natalia Petrovna« von Hoiby. In ihrer amerikanischen Heimat setzte sie ihre Karriere mit großem Erfolg an den Bühnen von Houston/Texas, Philadelphia, Kansas City und an der New York City Opera fort. In Europa trat sie mit nicht weniger großem Erfolg an der Staatsoper von München, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Hannover, Nürnberg und Wiesbaden, an der Oper von Zürich wie am Grand Théâtre von Genf auf. Dabei sang sie Partien wie die Leonore im »Fidelio«, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore in »La forza del destino«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Minnie in »La Fanciulla del West«, die Titelfigur in »Turandot«, die Giulia in »La Vestale« von Spontini und die Katja Kabanowa in Janáceks gleichnamiger Oper; auch als Wagnersängerin bekannt geworden (Senta in »Der fliegende Holländer«, Elsa im »Lohengrin«, Elisabeth und Venus im »Tannhäuser«, Isolde, Brünnhilde im Nibelungenring). Von ihrem Wohnsitz New York aus unternahm sie zahlreiche Konzertreisen und betätigte sich dort als Pädagogin. Sie starb 2008 in New York.

Private Mitschnitte von Rundfunkauftritten.

 

10.6. Eric GARRETT: 90. Geburtstag

eric garrett

Ausbildung der Stimme am Royal College of Music in London. Ergänzende Studien in Deutschland, bei Eva Turner in London sowie Einstudierung einiger Rollen des italienischen Repertoires durch Tito Gobbi. Nachdem er drei Jahre hindurch (seit 1956) im Chor der Londoner Covent Garden Oper und 1960-61 als Solist bei der Carl Rosa Opera Company (bereits 1960 dort als Don Giovanni aufgetreten) gesungen hatte, debütierte er an der Covent Garden Oper 1962 als Solist in der Rolle des Dr. Grenvil in »La Traviata«; er trat dort 1963 in der englischen Erstaufführung von Schostakowitschs »Lady Macbeth von Mzensk« auf. Er sang in den folgenden dreißig Jahren an der Covent Garden Oper über 50, zumeist kleinere und Buffo-Partien, u.a. den Mesner in »Tosca« zusammen mit Maria Callas und Tito Gobbi, den Antonio in »Le nozze di Figaro«, den Benoît wie den Alcindoro in Puccinis »La Bohème«, um nur einige zu nennen, übernahm aber auch immer wieder große Aufgaben. Er wirkte an der Covent Garden Oper in der Uraufführung der Oper »Victoria« von R.R. Bennett (1970 als Koen) und in den englischen Erstaufführungen von »Hamlet« von H. Searle (1969 als Guildenstern), »Der König begibt sich nach Frankreich« von A. Sallinen (1987) und »Un Re in ascolto« von L. Berio (1989) mit. Er trat auch bei der New England Opera Company London, u.a. in den Uraufführungen der Opern »Tartuffe« von A. Benjamin (1964 als Organ) und »The Decision« von Thea Musgrave (1967), auf. Er gastierte bei der Scottish Opera (1976-77 als Baron Mirko Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«), der Welsh Opera und beim Wexford Festival (Macrobio in Rossinis »La pietra del paragone«). In den Jahren 1978-79 erfolgreiche Gastspiele an den Opernhäusern von Brüssel und Gent als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d’amore«, in »Don Pasquale« und in »Adriana Lecouvreur« von Cilea. Seither große Erfolge als Bass-Buffo in Belgien, so in Antwerpen als Ochs im »Rosenkavalier« (1981) und in Lüttich als Bartolo im »Barbier von Sevilla« (1983). Den Ochs sang er auch 1984 in Los Angeles. 1988 erregte er an der Londoner Covent Garden Oper großes Aufsehen, als er den verhinderten Paolo Montarsolo in der Rolle des Mustafà in Rossinis »L’Italiana in Algeri« ersetzte. 1991 war er an der Staatsoper München und am Opernhaus von Marseille zu Gast. 1991 sang er an der Covent Garden Oper London den Warlaam im »Boris Godunow« und den Scarpia, 1995 den Mesner in »Tosca«. 1997 trat er an der Covent Garden Oper London als Bartolo im »Barbier von Sevilla« auf, 1999 als Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1999 sang er bei der Opera Ireland in Dublin den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 2000 am Teatro Fenice Venedig den Dansker in »Billy Budd« von B. Britten, an der Covent Garden Oper London wieder den Mesner. Er starb 2009 auf Mallorca.

Schallplatten: Kleinere Opernpartien auf DGG (»La Fanciulla del West« von Puccini) und Decca (»Billy Budd« von B. Britten, »La Fille du Régiment« von Donizetti); Virgin-Video (»Die Fledermaus«), Topaz-Video (Schmidt in »Andrea Chénier« von Giordano).

 

10.6. Bruno BARTOLETTI: 95. Geburtstag

 Als Kind spielte er die Piccoloflöte in einem lokalen Kammerorchester, in dem sein Vater Umberto, ein Schmied, die Klarinette spielte. Brunos musikalisches Talent wurde von einer Musikschullehrerin in der Grundschule entdeckt, deren Ehemann der bekannte Bildhauer Antonio Berti war. Sie empfahl den Jungen an das Konservatorium „Luigi Cherubini“ in Florenz, wo er als Flötist und Pianist ausgebildet wurde. Bevor er dirigieren lernte, war er Pianist und Korrepetitor im Opernstudio des Konservatoriums. Unter seinen wichtigsten Lehrern war Tullio Serafin. Bartoletti assistierte in seiner Laufbahn als Dirigent mehreren bedeutenden Dirigenten seiner Zeit wie Dimitri Mitropoulos, Vittorio Gui und Tullio Serafin. Mit dem Journalisten Luigi Serra war er gut befreundet. Dieser berichtete in einem späteren Interview über ihn, dass Bartoletti während des Zweiten Weltkrieges als Pianist die amerikanischen Truppen in Florenz unterhalten habe. Bartoletti habe diesen ersten Kontakt mit den Amerikanern als sehr herzlich empfunden, wobei ihn damals die amerikanische Musik, besonders die von Cole Porter stark beeindruckte. Am 1. Juli 1953 heiratete er Rosanna Sandretti, eine Grundschullehrerin, die am 4. Juli 1927 geboren worden war. In den 58 Jahren ihrer Ehe war sie stets bei den Proben anwesend. Als sie 2011 starb, wurde sie vom Intendanten der Lyric Opera of Chicago mit einem Nachruf auf der Homepage der Oper bedacht. Bruno Bartoletti gab 1953 mit Rigoletto sein Debüt als Dirigent am Teatro Comunale di Firenze. Nach mehreren Engagements in ganz Italien wurde er zum Künstlerischen Leiter des Festivals Maggio Musicale Fiorentino (1957–64) und anschließend zum Chefdirigenten der Opera di Roma (1965–73) berufen. Er war erster und fester Gastdirigent am Königlichen Theater in Kopenhagen (1957–60) und an der Lyric Opera of Chicago (1956), wo er im Alter von 30 Jahren mit Verdis Il trovatore für Tullio Serafin einsprang. Die Oper war erst zwei Jahre zuvor gegründet worden und bot Bartoletti große Entfaltungsmöglichkeiten. Ab 1964 wurde er unter dem Intendanten Pino Donati zum Chefdirigent und zu seinem Stellvertreter ernannt. Er leitete das Orchester bei mehr als 55 unterschiedlichen Opern in nahezu 600 Vorstellungen. 1975-99 war er zusätzlich Intendant der Lyric Opera of Chicago. Seine Karriere beendete er 2007 mit dem Dirigat der Oper La Traviata von Giuseppe Verdi. Bruno Bartoletti baute seine Karriere als Spezialist des Opern-Repertoires auf. Er war bekannt als hervorragender Interpret italienischer Opern von Verdi und Puccini, aber auch als Kenner der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er dirigierte weltweit an großen Opernhäusern Uraufführungen, die er auch inszenierte wie Werke der Komponisten Lodovico Rocca, Gian Francesco Malipiero, Alberto Ginastera und Krzysztof Penderecki. Er bewirkte mehrere Schallplattenaufnahmen von seltenen Opernwerken, wie zuletzt 1996 La cena delle beffe von Umberto Giordano am Opernhaus Zürich. Unter seiner künstlerischen und musikalischen Leitung wurde das Repertoire der Lyric Opera of Chicago durch erfolgreiche und moderne Werke bereichert und mit viel versprechenden jungen Sängern besetzt, sodass sich das Haus unter Insidern als „La Scala West“ einen Namen machte. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit gingen zahlreiche internationale Opernstars hervor. Bartolettis breites Repertoire reichte von der traditionellen bis zur modernen Musik. Werke, die heute auf den internationalen Spielplänen stehen, wurden durch sein Engagement zum ersten Mal auf die amerikanische Bühne gebracht. Beispiele hierfür sind die Opern Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók, Die Sache Makropoulos von Leos Janácek, Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana, Boris Godunow von Modest Mussorgsky, Lulu und Wozzeck von Alban Berg, Der feurige Engel und Der Spieler von Sergei Prokofjew sowie Billy Budd von Benjamin Britten. 1984 dirigierte er die italienische Erstaufführung der Oper Die Nase von Dmitri Schostakowitsch nach Gogols Erzählung, die damals in der Sowjetunion verboten war. 1978 dirigierte er die Weltpremiere Das verlorene Paradies von Krzysztof Penderecki, eine Produktion die wegen ihrer Kosten das Budget des Hauses sprengte und eine finanzielle Krise der Lyric Opera of Chicago verursachte. Als Composer in Residence holte er den amerikanischen Komponisten William Bolcom, der 1992-2004 drei Opern für das Haus komponierte und dort erstmals aufführte: Mc Teague, basierend auf einer Novelle von Frank Norris, A view from the bridge, eine Adaption des gleichnamigen Schauspiels von Arthur Miller und A Wedding, basierend auf einem Film von Robert Altman, der die Oper auch inszenierte. Darüber hinaus gab er jungen italienischen Dirigenten die Gelegenheit, ihr erstes Debüt in Amerika an der Lyric Opera of Chicago zu geben, bevor sie wie Daniele Gatti und Riccardo Chailly internationale Berühmtheit erlangten. Ebenso förderte er noch unbekannte Dirigenten wie Leonard Slatkin, Dennis Russel Davies und George Manahan oder den 26-jährigen Regisseur Peter Sellars, der 1983 The Mikado inszenierte. Bedeutende Opernsänger arbeiteten mit ihm zusammen. Die lange Liste beinhaltet berühmte Namen wie Plácido Domingo, Luciano Pavarotti, Marilyn Horne, Grace Bumbry, Catherine Malfitano, Jussi Björling, Renata Tebaldi, Mirella Freni, Montserrat Caballé, Giuseppe Di Stefano oder Richard Tucker. Darüber hinaus fand Bartoletti weltweit junge, neue Gesangstalente wie Monna Ry Andersen. In späteren Jahren unterrichtete er an der Accademia Musicale Chigiana in Siena. Bruno Bartoletti dirigierte weltweit an namhaften Opernhäusern wie der Opera Roma, dem Royal Opera House Covent Garden, London, der Mailänder Scala (1983 Galakonzert, 1999 Der feurige Engel, 2003 La Bohème und 2004 Madame Butterfly), dem Grand Théâtre de Genève (1965 Falstaff von Verdi, 1988 Der feurige Engel, 1991 Peter Grimes von B. Britten und 1992 I Quattro Rusteghi von E. Wolf-Ferrari), dem Teatro Colón in Buenos Aires, der San Francisco Opera (1970 Falstaff, 1979 La Gioconda), dem Opernhaus Zürich und mehrere Jahre beim Festival Maggio Musicale in Florenz. Sein Leben beschrieb er einmal, über seine Karriere nachdenkend, als „sehr langes symphonisches Gedicht.“ Er starb 2013 in Florenz.

 

11.6. Madeleine GREY: 125. Geburtstag

madeleine grey

 Sie studierte zuerst am Conservatoire National von Paris Klavierspiel bei Alfred Cortot, dann Gesang bei Hettich. 1919 gab sie in Paris ihre ersten Konzerte und hatte sogleich große Erfolge. Maurice Ravel war von ihrer Stimme begeistert, und im Lauf der folgenden Jahre übertrugen er wie auch Gabriel Fauré ihr große Aufgaben. Sie widmete sich vor allem der Interpretation zeitgenössischer französischer Werke; so kreierte sie 1920 die »Chansons hébraïques« von Ravel, 1922 »Mirages« von Gabriel Fauré, 1926 die von Canteloube gesammelten und instrumentierten »Chants d’Auvergne«, ebenfalls 1926 »Les Chansons madécasses« von Ravel. Sie war eine bevorzugte Solistin der Concerts du Conservatoire, Colonne, Lamoureux und Pasdeloup in Paris. Sie trug in ihren Konzerten auch Werke von Darius Milhaud, Jacques Aubert und Henri Tomasi, später von O. Respighi, G. Fr. Malipiero, H. Villa-Lobos und A. Honegger, vor. 1928-31 trat sie als Konzertsolistin in Berlin auf, 1932 und 1934 in Kopenhagen, 1933 in Stockholm. Große Erfolge hatte sie auch bei den Musikfesten von Venedig (1930), Siena (1932) und Florenz (1934). 1939-47 lebte sie im Ausland, nahm aber bis 1952 ihre große Konzertkarriere wahr. Konzerttourneen in Italien (1946-48) und in Nordamerika, aber auch im Mittleren Orient und in Südamerika, brachten ihr immer neue Erfolge. Ihr Vortrag des französischen Liedes galt allgemein als vorbildlich. Sie starb 1979 in Paris.

Schallplatten: Polydor-Aufnahmen (u.a. »Trois Chansons hébraïques« und »Chansons madécasses« von Ravel, vom Komponisten am Klavier begleitet).

 

12.6. Jewgenia MIROSCHNITSCHENKO: 90. Geburtstag

jewgenia miroschnitschenko

 Sie beendete 1957 ihr Gesangstudium am Konservatorium von Kiew, wo sie Schülerin von M.S. Donez-Tessejin war. Im gleichen Jahr 1957 war sie Preisträgerin beim Internationalen Gesangwettbewerb von Toulouse. Sie wurde Mitglied des Opernhauses von Kiew, wo sie als führende Vertreterin des lyrischen und des Koloraturfachs eine langjährige Karriere hatte. Sie trat gerne in ukrainischen Opern auf, u.a. als Venera in »Eneida« von Lyssenko, als Titelfigur in »Milana« von Mayborada und als Stasya in »Erntefrühling« von Zhukowsky. Ihre großen Bühnenpartien waren die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gilda im »Rigoletto«, die Traviata und die Musetta in »La Bohème«. 1960 und 1965 trat sie als Gast an der Nationaloper von Budapest auf. Sie wurde auch als Konzert- und vor allem als Liedersängerin bekannt; seit 1965 war sie Volkskünstlerin der UdSSR. Sie starb 2009 in Kiew.

Melodiya-Schallplatten.

 

12.6. Gabriele SZEGÁL: 175. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Gesangsausbildung in Budapest und in Wien. Sie debütierte bereits 1863 am Theater von Pest und ging dann an das Opernhaus von Lemberg (Lwów), von dort 1866 an das Deutsche Landestheater in Prag, wo sie bis 1870 sehr erfolgreich war. 1870 wurde sie an das Hoftheater von Wiesbaden verpflichtet, dem sie bis 1879 angehörte. Hier weitete sie ihr Repertoire aus, das zuvor Partien wie die Gilda im »Rigoletto«, die Martha von Flotow und die Susanna in »Figaros Hochzeit« umfasst hatte, und übernahm nun Rollen wie die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Rachel in Halévys »La Juive«, die Titelrolle in »Catharina Cornaro« von F. Lachner, später sogar die Fricka im »Rheingold«. 1876-79 war sie am Hoftheater von Mannheim, danach am Deutschen Opernhaus in Rotterdam, 1881-82 als Gast am Stadttheater von Dortmund engagiert. 1882-83 sang sie am Stadttheater von Zürich, dann noch am Theater von Linz/Donau und am Theater von Troppau (Opava), wo sie 1885 ihre Karriere weitgehend beendete. Sie zog sich dann zuerst nach Arád in Ungarn zurück und lebte zuletzt in Wien, wo sie 1893 starb.

 

13.6. Marcel LANG: 65. Geburtstag

 Er studierte Gesang bei Kurt Widmer und Hans Riediker in Basel sowie im dortigen Opernstudio und schloss dieses Studium mit seinem Diplom ab. Seine Weiterbildung fand durch die Pädagogen Maria Kullmann und Markus Haas statt. Zusätzlich absolvierte er ein Studium der Psychologie. Sein Vater hatte bereits als Laienkantor in einer Synagoge gesungen, und so wandte auch er sich der jüdischen religiösen Musik zu und wurde bereits ganz jung zweiter Kantor an der Synagoge von Zürich. 1992 wurde er Oberkantor der Synagoge von Basel, seit 1991 war er zugleich als Gastkantor für die Synagoge von Düsseldorf bestellt. Dazu trat er im Konzertsaal in Erscheinung; seine Programme umfassten hier jüdische Kultmusik, jiddische Lieder, Partien in Oratorien, Opernarien und Lieder. Seit 1983 trat er in Konzerten in der Schweiz, in vielen europäischen Ländern, in den USA, in Kanada, Australien und Israel auf. 1980-82 war er bei der Opera mobile Basel als Opern-Tenor engagiert und wirkte in Opern von Mozart, Gluck und Bizet mit. Bekannt wurde er auch durch Radio- und Fernsehsendungen. Er starb 2009 in Basel.

Schallplattenaufnahmen, vor allem mit Synagogen- Musik und mit jiddischen Liedern.

 

13.6. Mariana PAUNOVA: 70. Geburtstag

 Biographie der bulgarischen Mezzosopranistin auf Englisch: http://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/mariana-paunova-emc/

 

13.6. Sanders SCHIER: 125. Geburtstag

 Er wollte Volksschullehrer werden und besuchte 1911-15 ein Lehrerseminar, ließ aber zugleich 1912-15 seine Stimme ausbilden. Seine Lehrer waren Juan Luria und Alfred Boruttau, später noch Unterricht durch Ludwig Weber in Wien. 1916 begann er seine Bühnenlaufbahn am Stadttheater von Tilsit. Er sang dann nacheinander an den Stadttheatern von Kiel, Cottbus, Minden, Königsberg (Ostpreußen), Elberfeld, Dessau, an der Berliner Kammeroper, am Stadttheater von Freiburg i. Br. (1930-39, hier u.a. in der Uraufführung der Oper »Diener zweier Herren« von Artur Kusterer am 21.3.1936) und am Stadttheater von Bremen (1939-42). 1942-43 war er am Deutschen Theater im Haag (Holland) engagiert. 1946 nahm er seine Bühnentätigkeit am Opernhaus von Frankfurt a.M. wieder auf. Er blieb dort bis 1952 engagiert und trat bis 1956 noch als Gast auf. Während dieser Zeit gab er Gastspiele am Theater am Gärtnerplatz in München und trat in Sendungen des deutschen wie des österreichischen Rundfunks auf. Er beherrschte ein weitläufiges Bühnenrepertoire, aus dem seine Buffo-Partien, nicht zuletzt auch wegen seines darstellerischen Talents, besonders zu erwähnen sind: der Osmin in Mozarts »Entführung aus dem Serail«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Bartolo in »Figaros Hochzeit« und der van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing. Er starb 1967 in Freiburg im Breisgau. – Sein gleichnamiger Sohn Sanders Schier jr. war als Bassist in Hannover und Berlin erfolgreich tätig.

Schallplatten: DGG (kleine Partie in Verdis »Die sizilianische Vesper«).

 

13.6. Giulia DI CARO: 375. Geburtstag

 Sie war die Tochter eines neapolitanischen Kochs und einer Wäscherin und wurde allgemein unter dem Namen »La Ciulla« bekannt. Ganz jung heiratete sie den Buffosänger Carlo Ginelli, genannt Cappeldoro, wurde aber bald durch ihre amourösen Abenteuer in Neapel wie in ganz Süditalien bekannt. Sie ließ sich von ihren reichen Liebhabern fürstlich beschenken und stellte an sie maßlose Ansprüche. Wegen einer Affäre mit dem Nepoten der Königin von Neapel musste sie 1667 fluchtartig diese Stadt verlassen. Sie ging nach Rom, wo sie weitere Gesangstudien betrieb. 1671 sang sie am Teatro San Bartolomeo Neapel in der Oper »Annibale in Capua« von P.A. Ziani, dann in »Il Schiavo di sua moglie« von F. Provenzale. Von einem neuen Geliebten, dem Marchese Prospero di Caggiano, unterstützt, stellte sie 1673 in Rom eine eigene Operntruppe zusammen und hatte als deren Primadonna glänzende Erfolge. Während der folgenden zwei Spielzeiten führte sie Opern von G.A. Boretti, Ziani und Provenzale auf und brachte diese zeitgenössischen Werke zuerst in Rom, dann in Venedig zum Erfolg. Sie gastierte auch gerne in den Palästen des italienischen Adels. Ihr exzentrischer, abenteuerlicher Lebenswandel führte zum Erscheinen eines Pamphlets in Neapel mit dem Titel »La Casilda o Il Bordello sostenuto«. 1676 heiratete sie einen jungen Mann aus guter neapolitanischer Familie Carlo Mazza. Das Ehepaar wurde verhaftet, schließlich aber wieder freigelassen. Die von Skandalen umwitterte Primadonna zog sich jetzt mit ihrem Gatten in ihre Villa in Capodimonte bei Neapel zurück und verbrachte den Rest ihres Lebens in Zurückgezogenheit. Sie scheint eher eine mittelmäßige Sängerin gewesen zu sein und hauptsächlich durch ihre Lebensführung Aufsehen erregt zu haben. Ihr kommt jedoch unstrittig das Verdienst zu, die Oper in Neapel etabliert zu haben, nachdem dort 1651 die erste Opernvorstellung durch eine Truppe aus Rom im Palast des Vizekönigs stattgefunden hatte und 1654 die erste öffentliche Aufführung einer Oper im Teatro San Bartolomeo erfolgt war. Dazu entdeckte sie junge begabte Opernkomponisten und setzte die Aufführungen ihrer Werke durch. Sie starb 1697 in Neapel.

 

14.6. Walter RANINGER: 95. Geburtstag

 Er studierte zuerst am Konservatorium von Weimar Trompete und Violine. Dann kam er an das Mozarteum von Salzburg, wo er sich zum Orchesterdirigenten ausbilden ließ. Erst 1950 nahm er dort das Gesangstudium auf; seine Lehrer waren Bernhard Paumgartner und Salvatore Salvati. 1954 erwarb er am Mozarteum die Diplome als Dirigent und als Gesangpädagoge. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1950-84 mit, 1951 in einer kleinen Rolle in Mozarts »Idomeneo«, 1955 als Spanischer Bischof in »Palestrina« von H. Pfitzner, 1958 und 1960 als einer der flandrischen Deputierten in Verdis »Don Carlos«, 1964-65 als Perückenmacher in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Diener in Verdis »Macbeth« sowie 1968-72 in »Rappresentatione di anima e di corpo« von E. de Cavalieri; daneben war er dort in den Jahren 1950, 1954-71, 1975 und 1984 in vielen Konzerten (C-Moll-Messe und weitere geistliche Musik von Mozart) zu hören. 1956 sang er in Salzburg unter Bernhard Paumgartner in »La finta semplice« von Mozart und gastierte dann mit diesem Ensemble in den europäischen Hauptstädten. Auch später trat er häufig am Salzburger Landestheater auf, dazu gastierte er an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und an anderen Bühnen im deutschen Sprachraum; in erster Linie war er in Mozart-Opern erfolgreich. 1958 trat er in Düsseldorf in der Uraufführung einer Neufassung der Oper »Karl V.« von E. Krenek auf. Seine größten Erfolge erreichte er jedoch als Konzertsänger und als Interpret von Oratorien und geistlicher Musik. Auch auf diesen Gebieten galt er als vortrefflicher Mozart-Interpret. Er wurde zu Beginn der achtziger Jahre als Professor für Oratorien- und Liedgesang an das Salzburger Mozarteum berufen. Er starb im Jahr 1996.

Schallplatten: Philips (»La finta semplice« von Mozart aus Salzburg, Mozart-Messen), Vox (Oratorien und religiöse Werke), Edition Schwann, Orfeo (»Rappresentatione di anima e di corpo« von Cavalieri, Salzburg 1971).

 

15.6. Hans-Michael BEUERLE : 80. Geburtstag

Er war Sohn des Kirchenmusikers Herbert Beuerle und der Lotte Beuerle, geborene Engelmann. Im Elternhaus erhielt er seine musikalische Prägung durch vokale und instrumentale Ensemblemusik, besonders aus der Zeit des Barock. Noch als Schüler an einem Frankfurter Gymnasium studierte er am Hoch’schen Konservatorium Violine und Kammermusik, im Anschluss daran an der Frankfurter Musikhochschule zunächst Schulmusik, dann Violine und im Aufbaustudium Dirigieren (Künstlerische Reifeprüfung) sowie an der Goethe-Universität die Fächer Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie. 1975 wurde er bei Ludwig Finscher mit einer Arbeit über die A-cappella-Kompositionen von Johannes Brahms zum Dr. phil. promoviert. Schon während seiner Studienzeit hatte er 1966 einen Studentenchor an der Frankfurter Universität übernommen, aus dem der Kammerchor Frankfurt hervorging. Das Ensemble wurde 1984 Preisträger beim internationalen Chorwettbewerb Let the People Sing. 1971-72 war er Künstlerischer Leiter des Knabenchors der Laubacher Kantorei. 1973 nahm er einen Lehrauftrag im Fach Chordirigieren an der Musikhochschule Trossingen an. 1977 wechselte er auf eine Professur an die Musikhochschule Karlsruhe. Von 1980 bis zu seiner Emeritierung 2006 war er Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Musikhochschule Freiburg. Zusätzlich war er seit 1983 bis zu seinem Tod Künstlerischer Leiter des Freiburger Bachchores und des Freiburger Bachorchesters. 1991 wechselte der Kammerchor Frankfurt Sitz und Namen und entwickelte sich unter Beuerles Leitung als Anton-Webern-Chor Freiburg zu einem professionellen Vokalensemble. Zudem initiierte Hans Michael Beuerle mit Kollegen aus dem Elsass und der Schweiz CHŒUR3 e. V. – Internationale Chorakademie im Dreiländereck. Beuerle starb im Januar 2015 in Freiburg im Breisgau im Alter von 73 Jahren an einer schweren Lungenentzündung, die er sich nach seinem letzten öffentlichen Auftritt zugezogen hatte.

 

15.6. Louis DEVOS : 95. Geburtstag

louis devos

 Er studierte neben Latein und Griechisch Violoncello am Konservatorium von Brüssel. 1948 ging er zur Vervollständigung seiner musikalischen Ausbildung nach Österreich, spielte dort zwei Jahre in Orchestern, begann dann aber die Gesangsausbildung in Graz. 1952 kam er wieder nach Belgien zurück und kreierte noch im gleichen Jahr Strawinskys »Cantate« in Brüssel für Europa. 1954 wirkte er in der Premiere der Radio-Oper »Orestes« von Badings mit, die mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde. Seit 1956 sang er oft bei den Konzerten des Münchner Philharmonischen Orchesters unter Dirigenten wie Hermann Scherchen und Pierre Boulez. 1958 wirkte er in Genf in der konzertanten Uraufführung von Frank Martins »La Mystère de la Nativité« mit, 1964 in Rom in der des oratorischen Werks »Pilatus« vom gleichen Komponisten. Am 15.1.1969 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Votre Faust« von Henri Pousseur mit. 1972 kreierte er in Köln »Utrenja« von Penderecki. Zur Feier des 100. Geburtstages von Arnold Schönberg sang er in Wien 1974 in dessen »Moses und Aron« die Partie des Aron und hatte dabei einen aufsehenerregenden Erfolg. In Amsterdam, Brüssel und an der Covent Garden Oper London gestaltete er einerseits Partien in Barock-Opern anderseits zeitgenössische Werke. Aus seinem Repertoire sind zu nennen: der Titelheld in »Oedipus Rex« von Strawinsky, der Andres im »Wozzeck« von A. Berg, der Fischer in »Le Rossignol« von Strawinsky, der Gonzalve in »L’Heure espagnole« von M. Ravel, der Mercure in »Platée« von Rameau, die Titelpartie in Monteverdis »L’Orfeo«, aber auch der Ismael in Verdis »Nabucco«, der italienische Sänger im »Rosenkavalier« und der Florestan im »Fidelio«. Er wirkte als Professor an den Konservatorien von Brüssel und Amsterdam; 1950 gründete er das Ensemble Musica Polyphonica, mit dem er eine Anzahl oratorischer und geistlicher Musikwerke zur Aufführung brachte und auf Schallplatten aufnehmen ließ, die von hohem musikhistorischen wie interpretatorischem Wert sind. Er starb 2015 in Brüssel.

Schallplatten: Erato-RCA (Vokalwerke von Lully, »Der Tod Jesu« von Graun, Magnificat von Zelenka, »Les Indes Galantes« von Rameau, Mozart-Requiem), Muza (»Paroles Tissées« von Witold Lutoslawski), Philips (»Moses und Aron«), CBS (»Le Devin du village« von Rousseau), Schwann-Verlag (»Messe solennelle« von César Franck), DGG (Archiv-Serie), Oiseau Lyre, Pathé, Gramolo (Belgien).

 

18.6. George THALBEN-HALL: 125. Geburtstag

 Biographie des australischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/George_Thalben-Ball

 

18.6. Eduard HEDRICH: 175. Geburtstag

 Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen und hatte daher erst spät die Möglichkeit, seine Stimme ausbilden zu lassen. Als Bass-Buffo trat er schließlich bei einer wandernden Theatergesellschaft auf, die eine Tournee durch Holland unternahm. 1882 kam er an das Stadttheater von Chemnitz, 1883-84 sang er am Theater von Posen (Poznan), 1885 am Theater von Lodz, 1886 in Kolberg (Pommern), 1887 in Görlitz. 1887-90 bestand ein Engagement am Stadttheater von Stettin, dann in den Jahren 1891-1904 am Stadttheater von Magdeburg tätig. In den Sommermonaten trat er mit großem Erfolg an der Berliner Kroll-Oper auf, wo er sich auch als Regisseur betätigte. Hier wie bei seinen Gastspielen sang er u.a. den Biterolf im »Tannhäuser«, den Minister im »Fidelio«, den Bijou im »Postillon von Lonjumeau« von A. Adam, den Bertholdus in »Der Rattenfänger von Hameln« von V. Nessler, den Bartolo in »Figaros Hochzeit« wie im »Barbier von Sevilla« und den Matteo in »Fra Diavolo« von Auber, dazu weitere Partien in Opern von Mozart, Rossini und Lortzing, alles in allem ein sehr umfangreiches Repertoire. Er starb 1911 in Magdeburg.

 

20.6. Wilfrid PELLETIER: 125. Geburtstag

 Er studierte 1904-14 Klavier, Solfège und Harmonielehre bei Francois Héraly. Bereits als Zwölfjähriger trat er als Schlagzeuger der Kapelle von St-Pierre-Apôtre auf. 1910 wurde er Pianist beim National Theatre von Montreal. Auf Vermittlung von Henri Delcellier war er 1911-13 Korrepetitor der Montreal Opera Company. Nach Studien bei Alexis Contant und Alfred La Liberté gewann er 1915 einen Prix d’Europe. 1916 ging er nach Paris, wo er bei Isidor Philipp, Marcel Samuel-Rousseau, Charles-Marie Widor und Camille Bellaigue studierte. Wegen des Krieges musste er Frankreich 1917 verlassen und ließ sich in New York nieder. Hier wurde er Korrepetitor an der Metropolitan Opera und hatte Gelegenheit, mit Sängern wie Enrico Caruso, Geraldine Farrar, Léon Rothier und Grace Moore zu arbeiten. Zur gleichen Zeit begann er, mit der Company des italienischen Sängers Antonio Scotti auf Tour zu gehen. Bei einer dieser Reisen dirigierte er 1920 erstmals eine komplette Oper. 1922 wurde er Dirigent an der Metropolitan Opera und dirigierte dort erstmals eines der Sonntagskonzerte, deren künstlerischer Leiter er zwei Jahre später wurde. Im gleichen Jahr wurde er von der Ravinia Park Opera Company in Chicago für die Sommersaison und von der San Francisco Opera engagiert. 1929-50 war er einer der regulären Dirigenten der Metropolitan Opera, an der er insgesamt 462 Vorstellungen leitete. Seit 1936 leitete er die Metropolitan Opera Auditions of the Air, einen Rundfunkwettbewerb für junge Opernsänger. 1934 wurde Pelletier künstlerischer Direktor der Société des concerts symphoniques de Montréal (Montreal Symphony Orchestra). Im folgenden Jahr eröffnete er mit dem Orchester die Matinées symphoniques pour la jeunesse (seit 1937 auch Young People’s concerts). Ein anderes seiner Projekte waren die Montreal Festivals, die er 1936 mit Bachs Matthäuspassion eröffnete. 1941 gründete er das Conservatoire de musique du Québec, dessen Direktor er bis 1961 war. 1951-66 war Pelletier künstlerischer Leiter des Orchestre Symphonique de Québec. Daneben leitete er die Kinderkonzerte des New York Philharmonic Orchestra und das National Youth Orchestra of Canada. 1963 leitete er gemeinsam mit Zubin Mehta das Montreal Symphony Orchestra bei der Eröffnung des Großen Saales des Place des Arts, der 1966 nach ihm Salle Wilfrid-Pelletier benannt wurde. Im Foyer des Saales wurde 1984 eine Bronzebüste Pelletiers von dem Bildhauer Arto Tschakmaktschian aufgestellt. Pelletier gehört zu den Gründungsmitgliedern der Société de musique contemporaine du Québec, er war Präsident der Jeunesses musicales du Canada und dirigierte das Konzert zur Eröffnung des Grand Théâtre de Québec. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er beim Konzert, das zu seinen Ehren 1978 in Montreal veranstaltet wurde. Pelletier nahm Schallplatten mit den Sängern Rose Bampton, Richard Crooks, Beniamino Gigli, Igor Gorin, Giovanni Martinelli, James Melton, Grace Moore, Jan Peerce, Bidu Sayao, Gladys Swarthout, Lawrence Tibbett und Leonard Warren auf. In den 1940er Jahren entstand im Auftrag des New Yorker National Committee for Music Appreciation eine Serie von Aufnahmen aus Opern wie Aida, La Bohème, Carmen, Faust, I Pagliacci, Madama Butterfly, Rigoletto, Tannhäuser, La Traviata und Simon Boccanegra mit Sängern der Metropolitan Opera, darunter mit den Kanadiern Raoul Jobin und Joan Peebles. In den 1920er Jahren spielte er Klavierauszüge von Opern Bizets, Gounods, Massenets, Offenbachs und Wolf-Ferraris auf Ampico-Klavierrollen ein. Außerdem schrieb Pelletier Artikel für Musikzeitschriften, u. a. für Vie musicale, die er 1965–67 leitete und veröffentlichte 1972 die Autobiographie Une symphonie inachevée….

Pelletier erhielt für sein Wirken zahlreiche Auszeichnungen. 1946 wurde er Ritter des Order of the King of Denmark und Companion of St Michael and St George, im folgenden Jahr Ritter der Ehrenlegion. 1962 erhielt er die Canada Council Medal und 1964 die Silbermedaille Bene Merenti de Patria der St-Jean-Baptiste Society von Montreal. Er war Companion des Order of Canada, erhielt ein Ehrendiplom der Canadian Conference of the Arts, einen Preis der Concert Society of the Jewish People’s Schools and Peretz Schools und die Medaille des Canadian Music Council. Außerdem wurden ihm acht Ehrendoktortitel verliehen. In Montreal wurde 1958 eine Straße und 1965 die Musikschule der Sisters of Ste-Anne nach ihm benannt.

 

21.6. Jerzy OSTAPIUK: 85. Geburtstag

 Er absolvierte seine Ausbildung an der Staatlichen Musikschule in Warschau vor allem bei den Pädagogen G. Orlow und W. Filipowicz. 1968 debütierte er an der Warschauer Nationaloper als Zbignew in »Das Gespensterschloss« (»Straszny dwór«) von Moniuszko. Seitdem blieb er Mitglied dieses größten polnischen Opernhauses; hier sang er neben dem polnischen Repertoire Basspartien wie den Titelhelden in »Boris Godunow«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den König Philipp und den Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, den Don Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Landgrafen im »Tannhäuser« und den Colline in »La Bohème«. 1988-89 trat er an der Oper von Warschau in den Aufführungen des Nibelungenrings als Hunding auf; 1989 Gastspiel mit dem Ensemble der Warschauer Oper an der Staatsoper von Wien. Weitere Gastspiele an der Hamburger Staatsoper, am Opernhaus von Essen, bei den Festspielen von Wiesbaden und an polnischen Operntheatern. Mit bedeutendem Erfolg auch als Konzertsänger tätig. Er starb 2018 in Warschau.

Schallplatten: Polskie Nagrania (vollständige Oper »Eros und Psyche« von Lubomir Rózycki), CPO (»Halka« von Moniuszko), Capriccio (»Boris Godunow«), Muza/Koch Records (»König Roger« von Szymanowski).

 

21.6. John WAKEFIELD: 85. Geburtstag

john wakefield

 Er wurde zunächst Drogist, wandte sich dann aber dem Gesangstudium zu, das an der Royal Academy of Music in London, bei Roy Henderson und abschließend bei Ettore Campogalliani in Mantua absolviert wurde. 1960 Preisträger beim Concours von s’Hertogenbosch. Debüt 1961 bei der Welsh Opera Company als Levko in »Die Mainacht« von Rimsky-Korssakow. An der Sadler’s Wells Oper London trat er zuerst als Alfredo in »La Traviata«, dann in Mozart-Partien, auf. Große Karriere an englischen Bühnen, vornehmlich an der Covent Garden Oper London (Debüt 1965 als Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«) und bei den Festspielen von Glyndebourne (1964 als Macduff in Verdis »Macbeth«, 1967-68 in der Titelrolle in Cavallis »L‘Ormindo«, 1970-71 als Cornet Beaumont in der Uraufführung der Oper »The Rising of the Moon« von Nicholas Maw, 1972-73 als Eurimaco in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«) und Aldeburgh. In der Titelrolle in Cavallis »L‘Ormindo« gastierte er auch 1968 beim Flandern Festival und bei der Glyndebourne Touring Opera sowie 1969 im Münchener Cuvillies-Theater. Er sang bei der New Opera Company London 1970 in der englischen Premiere von Hindemiths »Cardillac«. Er war zu Gast am Teatro Colón von Buenos Aires, an den Opernhäusern von Brüssel und Lyon, am Theater am Gärtnerplatz in München, an der Santa Fé Opera und bei den Festspielen von Drottningholm. 1971 sang er in Santa Fé in der Uraufführung der Oper »Yerma« von Heitor Villa-Lobos. Seine lyrische Stimme wurde im Mozartgesang wie einerseits in barocken, anderseits in modernen Werken geschätzt. Große Karriere als auch Konzerttenor. Er gab seine Karriere relativ früh auf und widmete sich der Lehrtätigkeit. Er wurde später Direktor des Opernstudios am Trinity College London. Er starb im November 2019. Sein älterer Bruder Edward Darling hatte als Tenor eine erfolgreiche Karriere.

Schallplatten: Decca (Titelheld in »L’Ormindo« von Cavalli, kleine Partien in »Die Hugenotten« von Meyerbeer und in Verdis »Don Carlos«), Philips.

 

21.6. Harry NEWSTONE: 100. Geburtstag

Biographie des kanadischen Dirigenten auf Englisch: http://www.theguardian.com/news/2006/may/11/guardianobituaries.artsobituaries

 

22.6. Ruth ZECHLIN: 95. Geburtstag

 Sie wurde als Tochter der Pädagogen Hermann und Friedel Oschatz, geborene Tillich, im sächsischen Großhartmannsdorf bei Freiberg geboren. Ihre Großeltern mütterlicherseits besaßen eine Klavierfabrik in Borna. Ruths Vater übernahm 1928 eine Dozentur an der Universität Leipzig und die Familie Oschatz ließ sich in der Bachstadt nieder. 1937 wurde ihre Schwester, die spätere Mezzosopranistin Gisela Pohl geboren. Ruth sang in ihrer Kindheit in einer Jugendkantorei, wo sie sich mit Gisela May anfreundete. Sie erhielt bereits als Fünfjährige Klavierunterricht und verfasste im Alter von sieben Jahren ihre erste Komposition. Im März 1943 bewarb sie sich erfolgreich um Aufnahme an der Leipziger Musikhochschule. Ab 1943 studierte sie Tonsatz und Chordirigieren bei Johann Nepomuk David und Klavier bei Anton Rohden. Kurz vor Kriegsende musste sie in den Junkers-Flugzeugwerken in Crimmitschau arbeiten. 1945 wurde sie unter dem Kantor Johannes Perisig stellvertretende Organistin in der Nikolaikirche. Das Studium in Leipzig nahm sie bei Karl Straube (Orgel) und Günther Ramin (Liturgisches Orgelspiel und Improvisation) wieder auf. Weitere Lehrer waren Hermann Heyer in Musikgeschichte, Wilhelm Weismann in Tonsatz und Rudolf Fischer in Klavier. 1949 schloss sie es mit dem Staatsexamen ab. Danach unterrichtete sie einjährig Gehörbildung und Klaviermethodik. Georg Knepler holte sie 1950 nach Berlin. Sie erhielt eine Dozentur für Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre und Musikkunde an der Deutschen Hochschule für Musik. Pädagogisch arbeitete sie mit Rudolf Wagner-Régeny und Hanns Eisler zusammen, die sie mit den Werken der Zweiten Wiener Schule bekannt machten. Als Cembalistin unternahm sie zudem ausgiebige Konzertreisen in viele Länder Europas. Sie wurde 1950 Mitglied der NDPD (in den 1980er Jahren wechselte sie in die CDU). Seit 1951 mit dem Pianisten Dieter Zechlin verheiratet, ließ sie sich 1972 von ihm scheiden. 1969 wurde sie als Professorin für Komposition berufen. Im gleichen Jahr wurde sie als außerordentliches und 1970 ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR gewählt. Dort leitete sie anschließend eine Meisterklasse für Komposition. Sie stand im engen Kontakt zu den Komponisten Hans Werner Henze und Witold Lutoslawski. Nach ihrer Emeritierung 1986 lehrte sie als Gastprofessorin. Seit 1990 war sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, deren Vizepräsidentin sie bis 1993 war. 1989 beteiligte sie sich am Konzert Gegen den Schlaf der Vernunft in Berlin. 1990 war sie kurzzeitig als Nachfolgerin von Erhard Ragwitz Rektorin der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Nach der politischen Wende zog sie nach Bayern (sie lebte für einige Jahre in Passau), wo auch ihre Tochter Claudia wohnt. Sie freundete sich mit dem Bischof von Passau Franz Xaver Eder und den Intendanten Pankraz Freiherr von Freyberg an. Im Jahr 2007 verstarb sie in München. Sie wurde auf dem Friedhof in Pfaffenhofen an der Ilm beigesetzt. Ihr Nachlass ist heute im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin.

 

23.6. Lars Johan WERLE: 95. Geburtstag

 Biographie des schwedischen Komponisten auf Englisch. https://en.wikipedia.org/wiki/Lars_Johan_Werle  

 

24.6. Ettel SUSSMAN: 95. Geburtstag

ettel sussman

 Sie wanderte nach Israel aus, wo sie ihre ersten musikalischen Studien in Tel Aviv, u.a. bei der Pädagogin Ely Kurz betrieb. 1945-69 lebte sie in Lyon und setzte ihre Ausbildung seit 1950 in Paris bei Lotte Schöne und 1954-55 in Mailand bei Arturo Merlini fort. Von Lyon aus unternahm sie erfolgreiche Konzerttourneen und Liederabende in fast allen europäischen Ländern, in Nordamerika (USA und Kanada), in den Staaten des Fernen Ostens und in Nordafrika. Auch auf der Bühne ist sie nur gelegentlich in Erscheinung getreten. Seit 1969 lebte sie in Israel und ging ihrer Konzerttätigkeit wie ihrem pädagogischen Wirken nach. International wurde sie auch als Komponistin bekannt, wobei sie ihre eigenen Kompositionen gerne selbst interpretierte (»Le Bienaimé« nach dem Hohen Lied Salomos; Kinderlieder »Les petits brigants«). Ihr Konzertrepertoire war breit angelegt und reichte von Werken der Barockepoche bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Sie starb im Jahr 1998.

Schallplatten: DGG (Lully-Motetten, 1959), Oiseau Lyre, Club National du Disque, Orion-California, Musical Heritage Society New York.

 

24.6. Jean-Baptiste ROCHEFORT: 275. Geburtstag

 Er wurde an der Maîtrise Notre-Dame de Paris als Chorknabe ausgebildet. Er erhielt 1775 eine Anstellung als Kontrabassist an der Opéra und konnte im gleichen Jahr sein erstes Bühnenwerk La Corbeille de mariage ou La Force du sang aufführen. 1780-85 stand er im Dienst des Landgrafen von Hessen-Kassel und übernahm dort die Leitung der französischen Oper, zu deren Repertoire er einige Werke beisteuerte. Ab 1785 war er wieder im Orchester der Opéra, wo er alsbald zweiter Kapellmeister wurde und ab 1797 den Titel Maître de musique du théâtre des Arts trug. Er starb 1819 in Paris.

 

27.6. Émile BELCOURT: 95. Geburtstag

Émile belcourt

 Er kam zum Gesangstudium nach Europa und wurde anfänglich in Wien ausgebildet. Er komplettierte seine Studien in Paris bei Pierre Bernac und Germaine Lubin und begann seine Karriere als Bariton 1957 am Stadttheater von Ulm und sang dann 1958-59 am Stadttheater von Bonn. 1961 gastierte er beim Festival von Aix-en-Provence als Aeneas in »Dido and Aeneas« von H. Purcell. Nachdem er an der Opéra-Comique Paris als Pelléas in »Pelléas et Mélisande« von Debussy einen bedeutenden Erfolg erzielt hatte, sang er die gleiche Partie 1962 bei der Scottish Opera in Glasgow. 1963 trat er dann erstmals als Tenor auf, und zwar debütierte er an der Covent Garden Oper London als Gonzalve in »L’Heure espagnole« von Ravel. Seitdem war er oft an diesem großen Opernhaus zu hören. Seit 1963 Mitglied der Sadler’s Wells Opera London, wo er als Raoul in »La Vie Parisienne« von Offenbach, in der Titelpartie von Offenbachs »Barbe-bleue«, als Pluto in »Orphée aux Enfers« von Offenbach, als Eisenstein in der »Fledermaus«, als Archibald Grosvenor in »Patience« von Gilbert & Sullivan, in Janáceks Oper »Aus einem Totenhaus« und in »Ariane et Barbe-Bleue« von Dukas Aufsehen erregte. 1966 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »The Violins of Saint-Jacques« von Malcolm Williamson mit, 1967 in der von »A Penny for a Song« von R.R. Bennett, 1977 in der von »The Royal Hunt of the Sun« von Iain Hamilton und in der von »Toussaint« von David Blake (als Mars Plaisir). Auch an der Scottish Opera Glasgow war er weiterhin zu hören, so 1963 als Cassio in Verdis »Otello« und als Gonzalve, 1965 und 1974 als Schuiskij in »Boris Godunow«. Seit 1973 kam er auch in seiner kanadischen Heimat zu einer erfolgreichen Bühnenkarriere. 1973 sang er in Toronto in der Uraufführung der Oper »Heloise and Abelard« von Charles Wilson den Bernard de Clairvaux. 1976 sang er an der English National Opera London den Loge im »Rheingold«. 1981 übernahm er an der Covent Garden Oper London den Herodes in »Salome« von R. Strauss. 1981 wirkte er an der Covent Garden Oper in der Premiere von A. Bergs »Lulu« mit; er trat in London auch in Musicals auf. 1982 erschien er an der Oper von San Francisco als Herodes. 1983 sang er hier auch den Tichon in »Katja Kabanowa« von Janácek, den Baron Grog in Offenbachs »La Grande Duchesse de Gerolstein« und den Schuiskij. Im Lauf seiner Karriere wandte er sich mehr und mehr dem Charakterfach zu, wobei er nicht zuletzt auch durch sein darstellerisches Talent beeindruckte. Gastspiele führten ihn an wichtige Theater in England, Kanada und in den USA. Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Dr. Suda in »Osud« von Janácek und der Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«. Auch im Konzertsaal hervorgetreten. Er wirkte in Kanada als Pädagoge an der Saskatoon University und betätigte sich als Opernregisseur. Er starb am 3.8.2017.

Schallplatten: Decca (kleine Partie in »Lakmé«, »Street Scene« von K. Weill), Westminster (Loge im »Rheingold« in englischer Sprache), MRF (»Les Francs-Juges«, Opernfragment von Berlioz).

 

27.6. Stella POWER: 125. Geburtstag

stella power

 Sie erhielt Unterricht durch Frau Elsa Wiedermann, die ehemalige Lehrerin von Nellie Melba und setzte ihre Ausbildung am Albert Street Conservatory in Melbourne bei Mary Campbell fort. Sie wurde dann offiziell Melbas Protégée; man nannte sie »die kleine Melba«. Nachdem sie sich sechs Monate bei der berühmten Sängerin in den USA aufgehalten hatte, kam sie nach Australien zurück und reiste dann wieder 1918 zu Nellie Melba nach London. Auf ihrer Reise berührte sie die USA und ließ ihre Stimme auf Edison-Schallplatten aufnehmen. Sie trat nun auch in England im Konzertsaal auf. Im November 1919 debütierte sie in der Royal Albert Hall in London als Konzertsängerin. Die erwartete Weltkarriere kam jedoch nicht zustande. Sie bereiste während mehrerer Jahre England und Australien und lebte 1924-34 in Nordamerika. Hier erschien sie hauptsächlich in den großen Filmtheatern und in Music Halls; sie sang auch bei der Eröffnung des New Yorker Capitol Theaters. Schließlich kam sie wieder nach Australien zurück, wo sie noch im australischen Rundfunk ABC auftrat. 1940 gab sie ihre Karriere endgültig auf; sie wirkte dann in Melbourne als Pädagogin. Sie starb 1977 in Cheltenham (Melbourne).

Edison- und HMV-Schallplatten, letztere unter der Bezeichnung »the little Melba« herausgebracht, dar unter Opernarien, aber zumeist Koloraturkanzonen und -lieder.

 

27.6. Louise RADECKE: 175. Geburtstag

louise radecke

 Sie war eine Schwester der bekannten Sängerin Anna Beck-Radecke (1861-1918); ihre Eltern verzogen während ihrer Kindheit nach Osnabrück. Mit 17 Jahren begann sie ihr Gesangstudium bei Caggiati in Hannover und setzte es am Konservatorium von Köln bei der berühmten Pädagogin Mathilde Marchesi de Castrone fort. 1867 debütierte sie am Opernhaus von Köln als Agathe im »Freischütz«, doch wurde ihr Engagement an diesem Haus durch den kurz darauf erfolgten Theaterbrand unterbrochen, blieb aber doch bis 1869 bestehen. Darauf gastierte sie u.a. 1869 an der Berliner Hofoper; dann ging sie für die Jahre 1869-71 an das Hoftheater von Weimar und sang 1871-73 sehr erfolgreich am Opernhaus von Riga. 1873 folgte sie einem Ruf an die Münchner Hofoper. Der musikbegeisterte König Ludwig II. von Bayern gehörte zu den Bewunderern ihrer Kunst, namentlich ihrer Gestaltung von Wagner-Partien. Er schenkte ihr u.a. einen Karton des Malers Kaulbach, der Lohengrins Abschied darstellte. Sie blieb bis 1876 in München engagiert und ging danach von dort aus einer Gastspiel- und Lehrtätigkeit nach. Sie war u.a. die Lehrerin von Viktoria Blank. 1879 gastierte sie nochmals in Riga als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Senta in »Der fliegende Holländer«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Elsa im »Lohengrin«, als Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, als Selika in dessen »Afrikanerin«, als Agathe, als Mignon von A. Thomas und als Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. Zu ihren großen Bühnenpartien gehörten auch die Pamina in der »Zauberflöte«. die Princesse de Navarre in »Jean de Paris« von Boieldieu und die Inez in Meyerbeers »Afrikanerin«. 1876 heiratete sie den Baron von Brümmer-Löwenruh und gab ihre Bühnenkarriere auf. Sie beschränkte seitdem ihre Tätigkeit auf gelegentliche Konzerte und erteilte in ihrem Wohnort Riga Gesangunterricht. Sie starb 1916 in Dorpat (Tartu, Estland).

 

27.6. August CONRADI: 200. Geburtstag

 Spätestens ab 1840 studierte er an der Berliner Königl. Akademie bei August Wilhelm Bach Komposition, Orgel und Klavier sowie bei Carl Friedrich Rungenhagen Generalbass und Kontrapunkt. Zwischen 1840 und 1842 wurde er für seine Studienerfolge mehrfach ausgezeichnet. 1843 trat er das Organistenamt an der Kirche des Berliner Invalidenhauses an. In die folgenden Jahre fiel die sporadische Zusammenarbeit mit Franz Liszt, die Anfang 1844 mit Conradis erstem Aufenthalt in Weimar begann. Vielleicht hatten sich beide schon 1841/42 kennengelernt, als Liszt in Berlin Triumphe feierte. Conradi besaß zu dieser Zeit die größere Erfahrung in der Instrumentierung, weshalb Liszt mit ihm gemeinsam die Partituren seiner ersten Orchesterwerke ausarbeitete. Mit Unterbrechungen dauerte diese Zusammenarbeit bis 1849. 1847 hatte Liszt Conradis Zigeunerpolka für Klavier bearbeitet. Als Conradi, nach kurzer Kapellmeistertätigkeit am Thalia-Theater, einer Berliner Liebhaberbühne, 1849 seine Laufbahn als Theaterkapellmeister am Stettiner Stadttheater begann, nahm Joachim Raff seinen Platz bei Liszt ein. In das Jahr 1849 fiel auch die erste Zusammenarbeit mit dem Textautor David Kalisch, einem Meister der Berliner Posse, am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin. Sie markiert Conradis endgültige und ausschließliche Hinwendung zur leichten Muse und den Beginn einer fruchtbaren und erfolgreichen Tätigkeit als Bühnenkomponist. Die weiteren Stationen waren das Königsstädtische Theater in Berlin (Februar 1851), das Düsseldorfer Opernhaus (Juli 1851), Kroll’s Etablissement in Berlin (die spätere Kroll-Oper) (1852) und das Kölner Stadttheater (1852/53). Danach kehrte Conradi endgültig nach Berlin zurück, zunächst wieder zu Kroll, ehe er 1855 am Wallner-Theater erstmals für längere Zeit als Kapellmeister tätig wurde. 1864 schließlich folgte er dem nach Darmstadt berufenen Joseph Nesvadba als Kapellmeister am 1859 eröffneten Victoria-Theater nach. Bis zu seinem Lebensende war der als Musiker wie als Mensch geachtete Conradi rastlos tätig. Neben seinen Erfolgen als Bühnenkomponist waren es vor allem seine Tänze, Märsche, Potpourris und Lieder für die bürgerlichen Berliner Salons, mit denen er ein beträchtliches Vermögen erwerben konnte, das nach dem Tode seiner Witwe weisungsgemäß dem Berliner Asylverein zufiel. Nach verheißungsvollem Start als Komponist der sog. „ernsten Musik“ (Sinfonien, Kammermusik) schrieb er Bühnenwerke, in erster Linie komische Opern, Possen, Burlesken, Schwänke und Zaubermärchen, ferner Lieder und Couplets, die z. T. volkstümlich wurden. Unter seinen zahlreichen Instrumentalwerken finden sich neben den erwähnten Märschen, Polkas und Potpourris auch Fantasien über zeitgenössische Opernthemen. Er war führender Komponist der Berliner Lokalposse und arbeitete mit namhaften Librettisten wie Adolph L‘Arronge, O.F. Berg, Carl Görlitz, Eduard Jacobson, David Kalisch und Heinrich Wilken erfolgreich zusammen. Ihre Possen, Schwänke, Burlesken usw. waren in erster Linie auf den Geist der preußischen Metropole zugeschnitten. Themen waren alle Aspekte im politischen und sozialen Umfeld, die kritisch oder parodistisch beleuchtet wurden. Sie spiegelten in gleichem Maße die Bedingungen des alltäglichen Lebens der einfachen Bevölkerung wie der aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit, die durchaus auch kritisch beleuchtet wurden. Der Bedarf an solchen Stücken war groß und es war keine Seltenheit, wenn sie über 200 Aufführungen erlebten. Conradi war ein fleißiger, fruchtbarer Komponist, auch wenn seine Bühnenmusiken manchmal nur aus wenigen strophischen Gesangsnummern mit kurzen Vor- und Zwischenspielen bestanden. Dank ihrer Volkstümlichkeit wurden manche noch im 20. Jahrhundert gesungen, beispielsweise Herzliebchen mein unterm Rebendach aus dem Volksstück Berlin, wie es weint und lacht (1858) von O. F. Berg und David Kalisch. August Conradi starb 1873 in Berlin.

 

28.6. Heiner HOPFNER: 80. Geburtstag

Im Alter von acht Jahren kam er zu den Regensburger Domspatzen. Nach dem Abitur, das er 1962 am Deutschen Gymnasium in Amberg ablegte, studierte er Gesang an der Musikhochschule München und Pädagogik an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Während seiner dreijährigen Referendarzeit gewann er mehrere internationale Preise und widmete sich verstärkt seiner Karriere als Opern-, Lied- und Konzertsänger. Folgend sang er auf den großen deutschsprachigen Musikbühnen, u.a. an der Bayerischen Staatsoper, und viele Lied- und Konzertabende führten ihn in die großen nationalen und internationalen Konzertsäle. In den späten 1970er Jahren war er der führende Tenor des Staatstheaters Kassel. Am 7.8.1981 wirkte er bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung der Oper »Baal« von Fr. Cerha (als Johannes) mit. In dieser Partie debütierte er im gleichen Jahr auch an der Wiener Staatsoper, an der er außerdem noch 1985-86 als Steuermann in »Der fliegende Holländer« und als Jaquino im »Fidelio« gastierte. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1984 auch in einer konzertanten Aufführung der Oper »Die Gezeichneten« von F. Schreker (als Guidobaldo Usodimare) sowie in einem Kirchenkonzert mit. Der Sänger arbeitete während seiner sängerischen Laufbahn mit Dirigenten zusammen, wie Eugen Jochum, Herbert von Karajan, Karl Böhm, Karl Richter, Helmuth Rilling, Georg Solti, Wolfgang Sawallisch, um nur einige der vielen zu nennen. Heiner Hopfner unterrichtete Gesang am Mozarteum in Salzburg. Zu seinen Schülern gehörten u.a. Christiane Karg, Laura Schroeder, Joel Montero, Cordula Schuster etc. Ferner war er Jurymitglied des Internationalen Mozartwettbewerbs. Am 31. August 2014 verstarb Heiner Hopfner im Alter von 73 Jahren.

 

29.6. Mathieu AHLERSMEYER: 125. Geburtstag

mathieu ahlersmeyer

 Ausgebildet durch Karl Niemann in Köln. 1924-25 war er als Volontär am Opernhaus von Köln engagiert, wo er als erste Partie den Morales in »Carmen«, dann auch den Heerrufer im »Lohengrin«, sang. Er setzte seine Ausbildung weiter fort, trat aber während dieser Zeit, wie auch später, als Konzertsänger auf. 1929 an das Stadttheater von Mönchengladbach verpflichtet, wo er als Wolfram im »Tannhäuser« debütierte. Er sang 1930-31 an der Kroll-Oper Berlin, 1931-34 als erster Heldenbariton an der Staatsoper (Stadttheater) von Hamburg. Bereits 1933 gastierte er als Rigoletto erstmals an der Wiener Staatsoper. 1934 kam er an die Dresdner Staatsoper; hier wirkte er in der Uraufführung der Oper »Die schweigsame Frau« von R. Strauss mit (24.6.1935 als Barbier), 1944 in der Uraufführung der Oper »Die Hochzeit des Jobs« von Joseph Haas (als Hieronymus Jobs). In Dresden sang er u.a. den Rigoletto als Partner von Benjamino Gigli und Maria Cebotari. 1936 gastierte er mit dem Dresdner Ensemble an der Londoner Covent Garden Oper als Don Giovanni und als Graf in »Figaros Hochzeit«. Am 24.11.1938 kreierte er an der Berliner Staatsoper die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Peer Gynt« von Werner Egk, 1941 den Fürsten Kurtjatew in der deutschen Erstaufführung von Tschaikowskys »Die Zauberin«. 1939 sang er bei den Festspielen von Zoppot den Wolfram. Neben seinem Dresdner Engagement war er durch Gastspielverträge mit den Staatsopern von Berlin (1938-43) und Wien (1938-39, 1941-44, 1947-48) verbunden. An der Wiener Staatsoper sang er den Wolfram, den Posa in Verdis »Don Carlos«, den Tonio im »Bajazzo«, den Grafen in »Figaros Hochzeit«, den Amonasro in »Aida«, in Carl Orffs »Carmina burana«, den Jago im »Otello« von Verdi, den Renato in Verdis »Maskenball«, den Marcello in »La Bohème«, den Macbeth von Verdi, den Germont-père in »La Traviata«, den Amfortas im »Parsifal«, den Escamillo in »Carmen«, den Grafen Luna im »Troubadour«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Ottokar im »Freischütz«, den Sprecher in der »Zauberflöte« und den Scarpia in »Tosca«. Als er im Februar 1945 in Dresden ausgebombt worden war, wanderte er zu Fuß nach Hamburg und wurde sogleich 1945 an die Hamburger Staatsoper berufen, wo er bis 1962 dem Ensemble angehörte, aber noch bis 1973 gastierte. 1958 nahm er in Hamburg an der Uraufführung der Oper »Der grüne Kakadu« von R. Mohaupt teil. Er trat als ständiger Gast 1953-56 an der Städtischen Oper Berlin (u.a. 1952-53 als Francesco in »Mona Lisa« von M. von Schillings), 1950 und 1960 an der Komischen Oper Berlin, in Barcelona, Amsterdam, Oslo, Paris, und Zagreb auf. Bei den Salzburger Festspielen trat er 1941 als Graf in »Figaros Hochzeit« auf und alternierte 1947 in der Oper »Dantons Tod« von Gottfried von Einem in der Titelpartie mit Paul Schöffler (der diese in der eigentlichen Uraufführung sang). 1952 gastierte er (mit dem Ensemble der Hamburger Staatsoper) bei den Festspielen von Edinburgh in der Titelpartie der Oper »Mathis der Maler« von Hindemith. 1954 Gastspiel am Teatro Colón Buenos Aires; er verbrachte seinen Ruhestand in Oberbayern. Er starb 1979 in Garmisch-Partenkirchen. – Machtvolle heldische Baritonstimme. Er beherrschte auf der Bühne ein ungewöhnlich umfangreiches Repertoire mit Rollen wie dem Orest in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, dem Malatesta im »Don Pasquale«, dem Ford in Verdis »Falstaff«, dem Hans Heiling in der gleichnamigen Oper von Marschner, dem Kühleborn in Lortzings »Undine«, dem Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, dem Klingsor im »Parsifal«, dem Spielmann in Humperdincks »Königskinder«, dem Vater in »Louise« von Charpentier, dem Mandryka in »Arabella« und dem Kommandanten in »Friedenstag« von R. Strauss.

Schallplatten: Sang auf Urania und DGG in den vollständigen Opern »Don Giovanni«, »Macbeth« von Verdi, »Der Widerspenstigen Zähmung« von Goetz, auf Acanta in »Der Mantel« (»Il Tabarro«) von Puccini, auf Preiser den Grafen in »Figaros Hochzeit«. Auf Acanta erschien ein großes Recital mit Rundfunkaufnahmen aus den Jahren 1939-44; auf Koch Mitschnitte von Aufführungen der Wiener Staatsoper aus den vierziger Jahren, auf Voce della Luna eine Aufnahme der Oper »Mona Lisa« von Max von Schillings von 1952.

 

29.6. Luisa TETRAZZINI: 150. Geburtstag

 Sie erhielt ihren ersten Gesangunterricht durch ihre Schwester Elvira Tetrazzini, die auch eine erfolgreiche Opernsängerin war. Dann studierte sie am Konservatorium von Florenz bei Contrucci und Ceccherini. 1890 debütierte sie in Florenz als Inès in der »Afrikanerin« von Meyerbeer unter dem Namen Luisa Tetrazzini-Scalaberni. (Scalaberni nach ihrer Heirat mit Giuseppe Scalaberni, doch bestand seit 1891 für 15 Jahre eine Verbindung mit dem Bassisten Pietro Cesari (1847-1922), die aber nicht zu einer Heirat führte). Die Künstlerin konnte sich nur sehr schwer durchsetzen. Nachdem sie an kleineren italienischen Bühnen aufgetreten war, ging sie 1892 nach Südamerika und debütierte dort in Buenos Aires als Lucia di Lammermoor. Sie hatte hier bald große Erfolge und trat während der nächsten fünf Jahre in Argentinien auf. Sie unternahm Gastspiele in Brasilien und in Uruguay, schließlich durchreiste sie mit einer von ihr ins Leben gerufenen Wanderoper, für die sie namhafte italienische Sänger verpflichtet hatte, Südamerika. Sie trat in Südamerika oft zusammen mit dem argentinischen Sänger Pietro Cesari auf, der sie auch weiter fortbildete. 1896 kam sie wieder nach Italien, gastierte in Mailand und in Florenz, auch in Berlin und während einer Saison in St. Petersburg. 1898 war sie in Mexico City zu hören, wo sie auch in der Folgezeit oft auftrat. Während dieser Zeit bestand eine Verbindung der Sängerin mit dem Bassisten Giulio Rossi, die etwa 1906 endete. Im Januar 1905 fand ihr USA-Debüt an der Oper von San Francisco als Gilda im »Rigoletto« statt. Damit begann nun ihr eigentlicher Weg zum Weltruhm. 1905-06 bereiste sie mit einer Wanderoper Mexiko, die Karibischen Inseln, die Antillen und Venezuela. 1907-12 hörte man sie alljährlich an der Londoner Covent Garden Oper, wo sie als Violetta in »La Traviata« (Debütrolle), als Lucia di Lammermoor, als Gilda, als Lakmé von Delibes, als Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und als Marguerite de Valois in Meyerbeers »Hugenotten« von Erfolg zu Erfolg eilte. Die gleichen Partien trug sie auch in Nordamerika (Boston, San Francisco, Chicago) vor, dazu die Elvira in »I Puritani« von Bellini, die Linda di Chamounix und die Marie in »La Fille du Régiment« von Donizetti, die Adina in »L‘Elisir d’amore«, die Ophélie im »Hamlet« und die Philine in »Mignon« von A. Thomas. Seit ihrem Debüt am Manhattan Opera House New York 1908 als Violetta hatte sie dort bis 1910 in drei Spielzeiten in ihren großen Koloraturpartien sensationelle Erfolge; sie galt seither als eine der führenden Koloratricen ihrer Generation. In der Saison 1911-12 war sie Mitglied der Metropolitan Oper New York. Hier debütierte sie als Lucia di Lammermoor und sang dann in insgesamt acht Vorstellungen auch die Violetta und die Gilda. 1911-13 sang sie an der Oper von Chicago, 1911-14 am Opernhaus von Boston, in der Spielzeit 1910-11 wieder an der Oper von San Francisco. Seit 1914 trat sie (wohl wegen ihrer ungewöhnlichen Korpulenz) nicht mehr auf der Bühne auf, setzte aber ihre glanzvolle Konzertkarriere weiter fort. Ihre Konzertreisen führten sie in viele Länder. Sie trat in Konzerten in Wien, Berlin und Paris (1919), in London (1920) und im Rahmen einer großen USA-Tournee (1920-21) auf. 1925 stand sie im Mittelpunkt des ersten größeren Konzertes, das der englische Rundfunk sendete. Die Karriere der gefeierten Koloratrice dauerte sehr lange; erst am 4.3.1934 nahm sie mit einem Konzert im Londoner Palladium Theatre aus ihrer Karriere Abschied. Sie erwarb großen Reichtum, wurde auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes mit Gagen von 3000 Dollar pro Vorstellung honoriert und soll insgesamt über fünf Millionen Dollar verdient haben. Sie verlor jedoch dieses riesige Vermögen wieder völlig, als sie 1929 einen wesentlich jüngeren Mann, Pietro Venati, heiratete, der ihren ganzen Besitz verschleuderte und sie dann verließ. So war sie gegen Ende ihres Lebens ganz verarmt, verlor aber nicht ihren heiteren Optimismus, der sie während ihrer ganzen Karriere begleitet hatte. Sie wirkte dann als Pädagogin in Rom und Mailand. Sie gab ihre Memoiren heraus (La mia vita di canto, Mailand 1921; Neudruck unter dem Titel »My Life of Song«, London 1977) und veröffentlichte ein Lehrbuch der Gesangskunst (How to Sing, New York, 1923). Sie starb 1940 in Mailand. – Eine der vollendetsten Koloraturstimmen des 20. Jahrhunderts; in der Exaktheit des Koloraturgesanges, in der Klarheit der Intonation. der Beweglichkeit der Stimme wie in ihrer unerreichten Staccato-Technik nicht genug zu bewundern. Dagegen waren ihre darstellerischen Fähigkeiten schon auf Grund ihrer äußeren, sehr korpulenten Erscheinung (die sie aber nicht daran hinderte, eine ganz extravagante Garderobe zu tragen) nur begrenzt. Auf der Bühne trat sie nur in 37 Partien auf und studierte nach 1904 keine neuen Rollen mehr ein.

Lit: J.B. Richards: Luisa Tetrazzini (in »Record Collector«, 1949); Ch. N. Gattey: Luisa Tetrazzini. The Florentine Nightingale (1995).

Schallplatten: Zonophone (1904-05), seit 1908 erschienen dann zahlreiche Aufnahmen auf HMV und Victor. Auch ihre beiden Schwestern Eva Tetrazzini und Elvira Tetrazzini waren bedeutende Sängerinnen und haben Schallplatten hinterlassen. Da diese nur mit E. Tetrazzini bezeichnet sind, war es schwierig zu sagen, um welche von beiden es sich dabei handelt. Neuere Forschungen haben ergeben, dass alle diese Platten von Elvira Tetrazzini stammen und dass Eva Tetrazzini keine Platten hinterlassen hat. Elvira Tetrazzini war mit dem Dirigenten Martucci verheiratet, der Direktor der Schallplattenfirma Fonografia Nazionale (Artiphon) war.

 

30.6. Herbert THÖNY: 125. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Kaufmanns. Er studierte 1919-22 bei Emil Steger in Wien und bei Delfino-Menotti in Mailand. 1921 begann er seine Tätigkeit als Konzertsänger in Wien und wirkte seit 1923 zugleich im pädagogischen Bereich an der Schule des Musikvereins der Steiermark in Graz, eine Tätigkeit, die er bis 1962 beibehielt. Seit 1956 bekleidete er eine Professur am Konservatorium von Graz. Konzerttourneen führten ihn in die Musikzentren in Österreich, in Deutschland, Italien und in die Tschechoslowakei. 1932 begann er dann am Theater von Graz auch eine Bühnenkarriere. Hier sang er bis 1950, zuerst als Charakterbariton, später vor allem als Bass-Buffo, eine Vielzahl von Partien. Dazu zählten der Bartolo in »Figaros Hochzeit« wie im »Barbier von Sevilla«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Omar in »Abu Hassan« von Weber, der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing, der Stadinger im »Waffenschmied«, der Tristan in »Martha« von Flotow, der Dr. Cajus in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Alberich im Nibelungenring, der Klingsor im »Parsifal«, der Kardinal von Lothringen in Hans Pfitzners »Palestrina«, der Don Pasquale von Donizetti, der Monterone im »Rigoletto«, der Fra Melitone in »La forza del destino« von Verdi, der Mesner in »Tosca«, der Bretigny in »Manon« von Massenet und der Swallow in »Peter Grimes« von Benjamin Britten, den er 1947 in der österreichischen Erstaufführung dieser Oper in Graz sang. Er setzte seine Konzertauftritte bis in die fünfziger Jahre fort. Von seinen vielen Schülern sind zu nennen: Alfons Fügel, Fred Liewehr, Ljuba Welitsch, Gundula Janowitz, Heinz Maria Lins, Erika Schubert, R. Falzari, Robert Charlebois, Helmut Ibler und G. Fourié. Herbert Thöny starb 1972 in Graz. – Sein Bruder war der bedeutende Maler Wilhelm Thöny (1888-1949).

 

30.6. Riccardo DRIGO: 175. Geburtstag

 Seine Eltern waren der Advokat Eugenio Drigo und eine Schwester des adligen Patrioten Bortolo Lupati. Riccardo Drigo studierte bei Antonio Jorich und P. Bresciani in seiner Heimatstadt Padua und später bei Antonio Buzzolla am Konservatorium in Venedig. Mit 18 Jahren dirigierte er eine eigene Messe in der Basilica di Sant‘ Antonio. Seine erste Oper, Don Pedro di Portogallo, wurde am 26. Juli 1868 am Teatro Nuovo in Padua aufgeführt. Drigo unterrichtete auch Klavier und erlangte bald in Padua und in anderen Orten Norditaliens, wie Vicenza und Mailand, einigen Erfolg als Opern-Dirigent. 1879 ging er nach Russland, wo er am 19. September als Dirigent an die Italienische Oper in Sankt Petersburg berufen wurde. Die ersten Werke, die er dort aufführte, waren Verdis Un ballo in maschera und Aida. Zunächst scheint er nicht die Absicht gehabt zu haben, dauerhaft in Russland zu bleiben, zumindest war er in den ersten Jahren oft in Westeuropa, so bereits im April 1880 am Teatro di San Fernando in Sevilla und im Mai 1882 in Forli, wo er Meyerbeers Les Huguenots dirigierte. 1884 führte er in Sankt Petersburg seine eigene Opera buffa La moglie rapita auf, mit einigem Erfolg. Im Juni desselben Jahres war er wieder zurück in Padua und dirigierte zur Wiedereröffnung des Teatro Verdi die Opern Aida, Carmen und La Gioconda; bei der Gelegenheit wurde ihm ein Ritterorden verliehen. Nachdem Zar Alexander III. 1885 die Italienische Oper in Sankt Petersburg aus nationalistischen Gründen schließen ließ, ging Drigo zunächst wieder nach Italien zurück, wo er mit großem Erfolg in Padua und am La Fenice von Venedig wirkte, unter anderem mit Opern von Boito (Mefistofele), Massenet (Le roide Lahore), Ponchielli (Marion Delorme) und Puccini (Le Villi). Wieder zurück in Sankt Petersburg nahm er am 1. September 1886 die sehr gut bezahlte Stelle eines Dirigenten des Kaiserlichen Balletts am Mariinski-Theater an. Er war außerdem eine Art inoffizieller Nachfolger der ehemaligen Ballettkomponisten Cesare Pugni und León Minkus und hatte nicht nur Ballettmusiken anderer Komponisten zu überarbeiten und durch neue Tanz-Einlagen zu ergänzen, sondern komponierte auch eigene Ballette. Dabei arbeitete er eng mit den führenden Choreografen Marius Petipa und Lew Iwanow und mit den bedeutendsten und teilweise international berühmten Tänzern zusammen, wie Elena Cornalba, Virginia Zucchi, Enrico Cecchetti, Carlotta Brianza, Pierina Legnani, Matilda Kschessinskaja, Olga Preobraschenskaja, Vaslav Nijinsky und Anna Pawlowa. Neben eigenen Werken, wie Le Talisman (1889), La Flûte magique (1893) oder Le Réveil de Flore (1894), dirigierte er die Uraufführungen von Tschaikowskis Dornröschen (1890) und Der Nussknacker (1892). Auf Petipas Wunsch revidierte er 1895 die Partitur von Schwanensee, wobei er drei Klavierstücke Tschaikowskis aus dessen op. 72 orchestrierte. Zur Krönung von Nikolaus II. am 17. Mai 1896 schrieb Drigo die Musik zu dem Ballett La Perle. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Komponisten Glasunow, von dem er mehrere Uraufführungen dirigierte, darunter Raymonda (1898). Zu den bekanntesten Balletteinlagen Drigos gehören die Musik für einen berühmten Pas de deux im zweiten Akt von Le Corsaire (St. Petersburg, 1899) und mehrere Einlagen für Pugnis La Esmeralda, darunter der berühmte Pas de six oder Pas de Jalousie im zweiten Akt, beides in Zusammenarbeit mit Petipa. Seine eigenen Ballettwerke waren ebenfalls sehr populär. Das Ballett Die Millionen des Harlekin, erstmals 1900 aufgeführt, genoss internationales Ansehen, insbesondere die Serenade, die auch in unzähligen Versionen verbreitet war und noch in den 1920er Jahren von Beniamino Gigli aufgenommen und auf der ganzen Welt populär gemacht wurde. Trotz seiner Erfolge scheint Drigo seine Hinwendung zum Ballett (anstelle der besonders für einen Italiener naheliegenderen Oper) doch etwas bedauert zu haben, denn er meinte: „…die Leute vom Ballett lieben die Musik nicht und sie ist ihnen keine Notwendigkeit“, „…für die ist selbst meine Musik zu ernst“. Während seines freiwilligen „Exils“ besuchte Drigo gelegentlich Italien, und kehrte aus einem solchen Heimaturlaub nur kurz vor der Oktoberrevolution 1917 nach Russland zurück, in offenbarer Verkennung der Lage. Er musste aus seinem bisherigen Zuhause im Grand Hotel von „Petrograd“ ausziehen, weil die neue Sowjetregierung dort Büros eingerichtet hatte und lebte zeitweilig unter ärmlichen Umständen in einem Lager zusammen mit anderen italienischen Emigranten. Später berichtete Drigo, wie er mit seinem Freund Alexander Glasunow oft stundenlang für Brot anstehen musste. Schließlich wurde Drigo am Mariinski-Theater wieder eingestellt und soll bei seinem ersten Auftritt vom Publikum mit 15-minütigen Ovationen empfangen worden sein. Er musste jedoch miterleben, wie seine besten und populärsten Werke aus dem Repertoire des ehemaligen kaiserlichen Balletts gestrichen oder verändert wurden, weil sie nicht den Vorstellungen des neuen Regimes entsprachen, und bestieg am 25. April 1920 zum letzten Mal in Russland das Dirigentenpult; im Publikum saß dabei der berühmte Bassist Schaljapin. Mit 74 Jahren kehrte Riccardo Drigo nach Padua zurück, musste aber fast seine gesamte Habe in Russland zurücklassen, abgesehen von seinen Manuskripten. In seinen letzten Jahren lebte er gemeinsam mit seiner Schwester Beatrice in bescheidenen Verhältnissen, und nahm sogar einen Posten als Kapellmeister des Teatro Garibaldi an. Er schrieb auch noch 2 Opern, von denen seine letzte, Il garofano bianco, 1929 im Teatro Verdi seiner Heimatstadt uraufgeführt wurde. Drigo starb 1930 im Alter von 84 Jahren in Padua, wo man später eine Straße nach ihm benannte (die Via Riccardo Drigo).

 

 

 

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