IN MEMORIAM-Geburtstage im Juni 2020
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.6. Philip CREECH: 70. Geburtstag
Philip CREECH als Pedrillo mit Martti Talvela
Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger an der Northwestern University. 1973-75 sang er in Chicago in einem Sinfonie-Chor. Seine eigentliche Bühnenkarriere begann mit seiner Berufung an die Metropolitan Oper New York. Hier debütierte er im September 1979 als Beppe im »Bajazzo« von Leoncavallo. Bis 1997 hörte man ihn an der Metropolitan Oper in insgesamt 264 Vorstellungen in einer Anzahl von Partien aus dem Buffo- wie aus dem lyrischen Tenorfach: u.a. als Edmondo in »Manon Lescaut« von Puccini, als Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«, als Fischer in Strawinskys »Le Rossignol«, als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, als Hylas in »Les Troyens« von Berlioz, als Brighella in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Lacouf in »Les Mamelles de Tirésias« von Fr. Poulenc, als Pong in Puccinis »Turandot«, als Nathanael in »Les Contes d‘Hoffmann«, als junger Diener in »Elektra« von R. Strauss, als Spoletta in »Tosca«, als Normanno in »Lucia di Lammermoor«, als Lehrer in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, als Borsa im »Rigoletto« und als Remendado in »Carmen«. Auch bei Gastspielen und Konzerten kam er zu Erfolgen. So sang er 1979 bei den Festspielen von Salzburg das Tenor-Solo im Requiem von H. Berlioz. Er starb 2017 in New York.
Da von zahlreichen Opernaufführungen aus der Metropolitan Oper Mitschnitte existieren, ist seine Stimme in diesen Aufnahmen mit Sicherheit anzutreffen. Auf DGG singt er außerdem ein Solo in den »Carmina Burana« von Carl Orff.
1.6. Karoline von GOMPERTZ-BETTELHEIM: 175. Geburtstag
Sie wurde, noch als Kind, zur Pianistin ausgebildet und war auf diesem Gebiet Schülerin von Karl Goldmark. Obwohl sie bereits ganz jung erfolgreiche Klavierkonzerte gab, entschloss sie sich auf den Rat des Direktors der Wiener Hofoper Matteo Salvi hin zur Ausbildung ihrer Stimme. 1861 debütierte sie an der Wiener Oper als Priesterin in Glucks »Iphigenie auf Tauris«. 1862 beeindruckte sie dort durch ihre Interpretation der Azucena in Verdis »Troubadour«, dann als Selika in der »Afrikanerin« von Meyerbeer. Ihre Stimme und die Schönheit ihrer Erscheinung veranlassten den Komponisten Karl Goldmark für sie die Titelrolle in seiner Oper »Die Königin von Saba« zu schreiben, die 1875 an der Wiener Hofoper zur Uraufführung kam. Die Ungunst der Verhältnisse brachte es jedoch dahin, dass sie niemals diese Partie auf der Bühne gesungen hat. Sie galt als eine der führenden Sängerinnen in der österreichischen Metropole, und zwar sowohl für die Bühne als auch für den Konzertbereich. Als sie in einem Konzert in Anwesenheit des österreichischen Hofes das Alt-Solo im Messias sang, schrieb die Erzherzogin Sophie über sie: »Ich habe Ähnliches seit der ‚Schöpfung‘, wo die Jenny Lind alles mit sich fortriss, nicht gehört.« 1867 heiratete sie den Großindustriellen Julius Ritter von Gompertz und nahm von der Bühne nach nur fünfjähriger Karriere Abschied. Sie erschien jedoch noch als gefeierte Konzertsängerin u.a. in London, Frankfurt a.M., in Leipzig und in Aachen, wo Franz Liszt sie am Klavier begleitete. Dazu trat sie in Wien in Hof- und Kirchenkonzerten vor ihr Publikum. Sie galt als hervorragende Liedersängerin; man schätzte vor allem ihren Vortrag der Lieder von Johannes Brahms. Ihr Familienname kommt auch in der Schreibweise Gomperz-Bettelheim vor. Sie starb 1925 in Wien.
Lit.: Anton Bettelheim: »Caroline von Gompertz-Bettelheim. Ein biographisches Blatt« (1905).
2.6. Jacques DOUCET: 95. Geburtstag
Ausbildung am Conservatoire National in Paris. 1950 fand sein Debüt am Opernhaus von Nancy statt. 1952 wurde er an die Opéra-Comique Paris berufen. Er sang dort als Antrittsrolle den Escamillo in »Carmen« und blieb bis 1972 Mitglied dieses Hauses. Er gab zahlreiche Gastspiele an den führenden französischen Opernbühnen, darunter in Marseille, Bordeaux, Toulouse, Nizza, Straßburg und Vichy, hatte aber auch eine erfolgreiche internationale Karriere. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1957 als Escamillo und als Valentin im »Faust« von Gounod, 1958 als Marcello in »La Bohème« und als Albert im »Werther« von Massenet, 1960 als Ourrias in »Mireille« von Gounod, 1964 als Faninal im »Rosenkavalier« und als Fieramosca in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, 1965 als Doppelgänger in »Raskolnikoff« von Sutermeister und als Falke in der »Fledermaus«. Am 28.11.1958 wirkte er hier als Wirt in der Uraufführung der Operette »Monsieur Jabot« von Roger Vuataz und am 13.6.1966 als Begearss in der Uraufführung der Oper »La Mère coupable« von Darius Milhaud mit. 1958 gastierte er an der Mailänder Scala (als Inigo in Ravels »L’Heure Espagnole« sowie in mehreren Partien in Ravels »L’Enfant et les sortilèges«), 1953 und 1971 an der Oper von Monte Carlo, 1962 am Teatro San Carlos Lissabon, 1964-66 am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1968 in Turin und am Teatro Fenice Venedig. Er trat gern in zeitgenössischen Opern auf; so wirkte er 1954 am Theater von Mulhouse (Elsass) in der Uraufführung von Henri Tomasis »L’Atlantide«, 1962 an der Opéra-Comique in der von »Princesse Pauline«, ebenfalls einem Werk von Tomasi und 1962 am Opernhaus von Toulouse in »Hop! Signor« von Manuel Rosenthal mit und sang in den französischen Erstaufführungen der Opern »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch (Nizza, 1966), »Bluthochzeit« von W. Fortner (Bordeaux, 1968) und »Ulisse« von Dallapiccola (Rouen, 1971). Bis 1973 dauerte seine Sängerkarriere, doch widmete er sich gegen deren Ende zunehmend Aufgaben aus dem Bereich der Bühnenregie. Seit 1974 bekleidete er eine Professur am Conservatoire von Toulouse, 1980-90 war er künstlerischer Direktor des Opernhauses von Toulouse (Théâtre Capitole). Von den vielen Rollen, die er auf der Bühne gestaltet hat, sind zu nennen: der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg, der Claudio in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz, der Lescaut in »Manon« von Massenet, der Golaud in »Pelléas et Mélisande« von Debussy, der Paolo in »Simon Boccanegra« von Verdi, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Rivière in »Volo di notte« von Dallapiccola und der Gregor Mittenhofer in H.W. Henzes »Elegie für junge Liebende«. Er starb im Dezember 2009.
Schallplatten: HMV (Operetten-Aufnahmen).
3.6. Heljä ANGERVO: 80. Geburtstag
Ausbildung der Stimme an der Sibelius-Akademie in Helsinki. Debüt 1964 an der Oper von Helsinki als Dorabella in »Così fan tutte«. Preisträgerin bei Gesangwettbewerben in s’Hertogenbosch (1967) und Rio de Janeiro (1969) sowie beim Tschaikowsky-Concours 1970 in Moskau. Sie wurde Mitglied der Staatsoper von Hamburg, blieb aber auch weiter der Oper von Helsinki verbunden. Bei den Salzburger Festspielen wirkte sie 1973 in der Uraufführung von Carl Orffs »De Temporum fine comoedia« mit; 1977 übernahm sie in Salzburg den Pagen in »Salome« von R. Strauss und die Katharina in »Jeanne d’Arc au bûcher« von A. Honegger, 1975 trat sie dort in einem Konzert mit moderner Musik auf. 1974 sang sie bei den Bayreuther Festspielen die Schwertleite in der »Walküre«. 1987 gastierte sie beim Festival von Edinburgh in der Rolle der Maddalena im »Rigoletto« (im Rahmen eines Gastspiels der Oper von Helsinki). Ihr Repertoire auf der Bühne reichte von Glucks Orpheus bis zu der Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók und zu Werken zeitgenössischer, vor allem finnischer Komponisten. So wirkte sie 1992 an der Nationaloper von Helsinki in der Uraufführung der Oper »Elina« von Jukka Liukola mit. Auch als Konzert- und Oratoriensängerin genoss die Künstlerin internationalen Ruf. Sie starb 2019 in Munkkiniemi bei Helsinki.
Schallplatten: Electrola-HMV (vollständige »Salome« unter Herbert von Karajan), DGG (»De Temporum fine comoedia«), Finlandia (»Silkkirumpu« von Paavo Heinisen, »The Damask Drum« vom gleichen Komponisten), Ondine (»Vincent« von E. Rautavaara).
3.6. Gotthelf KURTH: 100. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte 1940-45 am Konservatorium seiner Heimatstadt Bern bei Heinrich Nahm, Felix Loeffel und Ernst Haefliger. Ergänzende Studien bei Pierre Bernac in Paris. 1943 begann er seine Konzertkarriere, bei der er vor allem als Solist in Oratorien und in Vokalwerken aus dem Bereich der geistlichen Musik auftrat. Er sang in den Zentren des Schweizer Musiklebens (Basel, Zürich, Bern, Luzern, Genf, Lausanne, Lugano, St. Gallen, Vevey, Winterthur, Schaffhausen), in Deutschland (Berlin, Freiburg i. Br., Ulm), in Italien (Mailand, Rom, Padua, Bozen), in Innsbruck und in Paris. Sein Konzertrepertoire war reichhaltig und umfasste Solopartien in den Passionen wie in den Kantaten von J.S. Bach, in Werken von Händel, Mozart und Mendelssohn, von Heinrich Schütz und C.H. Graun, von R. Schumann und Bruckner (F-Moll-Messe), vor allem aber auch in Vokalwerken zeitgenössischer Komponisten wie J. Haas, Othmar Schoeck, Frank Martin, A. Honegger, W. Burkhard, Hugo Distler, H.W. Henze und Isang Yun. Sehr erfolgreich trat er auch als Liedersänger auf. 1946-57 wirkte er als Pädagoge am Konservatorium von Bern, 1957-63 an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. Er starb im Jahr 2010.
Schallplatten: Fono (Missa »Vox clamantis in deserto« von J.B. Hilber), DCA (Te Deum von K. Huber, »Point of Return« von A. Schibler), CTS (Lieder von K.H. David).
4.6. Katherine PRING: 80. Geburtstag
Katherine PRING als Dalila und Gilbert PY als Samson
Ausbildung am Londoner Royal College of Music bei Ruth Packer, Weiterführung des Studiums bei Maria Carpi in Genf, bei Luigi Ricci in Rom und bei Clemens Kaiser-Breme in Essen. Sie debütierte 1967 am Grand Théâtre in Genf als Flora in Verdis »La Traviata« und sang an diesem Haus bis 1970 auch die Giovanna im »Rigoletto«, die Flosshilde wie die Schwertleite und die 2. Norn im Nibelungenring, die Vera Boronel in Menottis »The Konsul«, die Suzuki in »Madame Butterfly« und die Schenkenwirtin im »Boris Godunow«. 1968 kam sie an die Sadler’s Wells Opera London und setzte ihre Tätigkeit auch bei deren Nachfolgerin, der English National Opera London, fort. Hier sang sie u.a. die Ragonde in Rossinis »Le Comte Ory«, die Preziosilla in Verdis »La forza del destino«, die 3. Dame in der »Zauberflöte«, die Waltraute in der »Götterdämmerung« und die Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinsky. Sie wurde dann 1971 an die Covent Garden Oper London engagiert, wo sie seitdem immer wieder erfolgreich auftrat. Sie sang bei den Festspielen von Bayreuth 1972-73 die Schwertleite in der »Walküre«. Zu ihren Glanzrollen gehörten die Carmen, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Poppea in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die Azucena im »Troubadour«, aber auch Partien in Opern von Benjamin Britten (die Kate in »Owen Wingrave«), Michael Tippett und Hans Werner Henze (1974 am Londoner Coliseum Theatre in der englischen Bühnenpremiere der Oper »Die Bassariden«). 1977 Gastspiel an der Grand Opéra Paris als Preziosilla. 1978 sang sie in Glyndebourne die Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. Im gleichen Jahr 1978 war sie die Dalila in der ersten Vorstellung, die die neu gegründete Opera North Leeds (»Samson et Dalila« von Saint-Saëns) gab. Sie nahm 1981 an der English National Opera London an der Uraufführung der Oper »Anna Karenina« von Iain Hamilton teil; sie sang dort 1981 auch die Mutter in »Louise« von Charpentier, 1982 die Mary in »Der fliegende Holländer«. 1982 gab sie aus gesundheitlichen Gründen ihre Karriere auf. Sie starb im August 2018.
Schallplatten: HMV (Fricka und Waltraute in vollständigem »Ring des Nibelungen« in Englisch), BBC Artium (»The Magic Fountain« von Delius).
4.6. Fedora BARBIERI: 100. Geburtstag
Ausbildung durch Federico Bugamelli und durch Luigi Toffolo in Triest, dann durch Giulia Tess in Mailand. Erstes öffentliches Auftreten in der Basilika San Giusto in Triest; Bühnendebüt 1940 am Teatro Comunale Florenz als Fidalma in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa. 1941 wirkte sie beim Maggio Musicale von Florenz in Glucks »Armida« und in der Uraufführung der Oper »Don Juan de Mañara« von Alfano mit, 1942 sang sie bei diesen Festspielen in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«. 1941-42 wirkte sie an der Oper von Rom; 1942 erfolgte ihr Debüt an der Mailänder Scala als Meg Page im »Falstaff« von Verdi. 1943 nahm sie an einer großen Gastspieltournee durch Deutschland, Belgien und Holland teil, wobei sie als Mrs. Quickly im »Falstaff« (mit Mariano Stabile in der Titelpartie) Aufsehen erregte. 1943 heiratete sie Luigi Bartoletti, den Direktor des Maggio Musicale Fiorentino und gab zunächst einmal ihre Karriere auf. 1945 betrat sie jedoch wieder die Bühne. An der Mailänder Scala galt sie jetzt als die Nachfolgerin der großen Altistin Ebe Stignani. An der Scala sang sie u.a. 1946 die Angelina in Rossinis »La Cenerentola«, 1950-51 und 1960 die Amneris in »Aida«, 1951 und 1958 den Orfeo in Glucks »Orfeo ed Euridice«, 1951 die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, 1952 die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, 1953 als Partnerin von Maria Callas die Neris in Cherubinis »Medea«, 1957, 1961, 1963, 1967 und 1980 die Mrs. Quickly, 1958 die Fidalma und die Dejanira in Händels »Eracle«, 1959 die Azucena im »Troubadour«, 1960 und 1968-69 die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, 1963 die Debora in I. Pizzettis »Debora e Jaele«, 1967 die Baldad di Suach in Dallapiccolas »Job«, 1968 die alte Beatrice in Malipieros »I Capricci di Callot« und die Beroe in Henzes »Die Bassariden«, 1979 und 1981 die Schenkenwirtin im »Boris Godunow«. Am 8.2.1963 sang sie an der Piccola Scala Mailand in der Uraufführung von »Il Linguaggio dei Fiori« von Renzo Rossellini die Gouvernante. 1949 sang sie beim Maggio Musicale Fiorentino die Titelrolle in Monteverdis »L’Orfeo« (in einer Neubearbeitung durch Vito Frazzi). Bei den Salzburger Festspielen übernahm sie 1952 das Alt-Solo im Verdi-Requiem. Weitere Gastspiele in London (1950 mit dem Ensemble der Scala als Mrs. Quickly, 1957-58 als Azucena, Amneris und Eboli im »Don Carlos«, 1964 nochmals als Mrs. Quickly), San Francisco (1952 als Amneris, als Santuzza in »Cavalleria rusticana« und als Azucena, 1975 als Frugola in Puccinis »Il tabarro« und als Zita in dessen »Gianni Schicchi«, 1979 nochmals als Zita) und Chicago (1950-57; Antrittsrolle: Eboli). 1955-58 bei den Festspielen von Verona, vor allem als Carmen, gefeiert. In Florenz hörte man sie in der Donizetti-Oper »Don Sebastiano« und 1953 in der italienischen Erstaufführung von Prokofjews »Krieg und Frieden«. 1956 sang sie an der Oper von Rom in »Giulio Cesare« von Händel. An der Oper von Monte Carlo hörte man sie 1956 (als Santuzza), 1963 und nochmals 1970 (als Mrs. Quickly); 1970 zu Gast an der Grand Opéra Paris (als Mrs. Quickly), bereits 1947 am Teatro San Carlos Lissabon und am Teatro Colón Buenos Aires, seit 1947 mehrfach an der Oper von Rio de Janeiro aufgetreten. An der New Yorker Metropolitan Oper war sie in den Spielzeiten 1950-54, 1956-57, 1967-68, 1971-72 und 1974-77 engagiert. Sie sang dort 11 Rollen in insgesamt 96 Vorstellungen: nachdem sie dort als Eboli debütiert und zunächst die großen klassischen Altpartien (Azucena, Amneris, Laura in »La Gioconda«, Carmen, Santuzza, Adalgisa in Bellinis »Norma« und Mrs. Quickly) gesungen hatte, übernahm sie später Aufgaben aus dem Charakterfach wie die Cieca in »La Gioconda«, die Principessa in »Suor Angelica« und die Zita. Ihre Karriere dauerte sehr lange. 1981 trat sie erstmalig an der Wiener Staatsoper als Principessa in »Suor Angelica« und als Madelon in »Andrea Chénier« auf. 1987 wirkte sie bei den Puccini-Festspielen in Torre del Lago als Zita mit und sang im gleichen Jahr in Florenz die Schenkenwirtin im »Boris Godunow«; 1991 gastierte sie in Florenz als Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana« und an der Oper von Warschau in »Norma« (wobei sie auch Regie führte). 2000 nahm sie in Florenz als Mamma Lucia von der Bühne Abschied. Sie starb 2003 in Florenz. – Eine der bedeutendsten Altistinnen ihrer Zeit; ihr Repertoire für die Bühne umfasste mehr als hundert Rollen.
Lit: A. Natan: Barbieri, Fedora, Primadonna (Basel, 1962); C. Faria: Tajo and Barbieri (in »Opera News«, 1976-77); Liliana Uessi: Fedora Barbieri, un viaggio nella memoria.
Ihre Schallplatten erschienen bei HMV (»Un ballo in maschera«, 1943), Cetra (»La Favorita«, »La Gioconda«), Columbia (»Suor Angelica« von Puccini, »Aida«) Melodram (»La forza del destino«), Foyer (»Il trovatore«), Gala (Margarita in »I quattro rusteghi«, Turin 1969), Cetra Opera Live (»Don Sebastiano« von Donizetti, »Medea« von Cherubini, »Eracle« von Händel, »Orfeo ed Euridice« von Gluck, die letzten beiden Aufnahmen aus der Scala von 1958 bzw. 1951), Philips (»Linda di Chamounix« von Donizetti), Vox, RCA (»Il trovatore«, »Aida«), TIS (»Don Carlos«, Mitschnitt aus der Metropolitan Oper), Fono (Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana« von 1990!).
4.6. James HEWITT: 250. Geburtstag
Er war vermutlich ein Schüler von Giovanni Battista Viotti, war Violinist am Hoforchester in London. 1792 übersiedelte er nach New York, wo er als Violinvirtuose und Opernkomponist hervortrat. Sein Werk Tammany, or The Indian Chief zählt zu den ersten originär amerikanischen Opern. Daneben leitete er verschiedene Militärkapellen und war Musikverleger und Organist. 1812-18 wirkte er am Federal Street Theatre in Boston. Neben der Oper Tammany komponierte er noch eine komische Oper, mehrere programmatische Ouvertüren, Bühnenmusiken, Klavierstücke, Violinduette und Lieder. Er starb 1927 in Boston (Massachusetts). Auch sein Sohn John Hill Hewitt (1801-1890) wurde als Komponist bekannt.
5.6. Anne PASHLEY 85. Geburtstag
Sie war eine hervorragende Sportlerin und vertrat England als Sprinterin 1956 bei den Olympischen Spielen von Melbourne. Sie wandte sich dann jedoch dem Gesangstudium zu und wurde an der Guildhall School of Music London und bei Norman Walker, in Zürich durch Lucie Manen, ausgebildet. Bühnendebüt 1964 an der Covent Garden Oper London als Barbarina in »Le nozze di Figaro« von Mozart. Erfolgreiche Karriere an diesem größten Opernhaus der britischen Metropole wie bei der Sadler’s Wells Opera (an der sie u.a. den Siebel im »Faust« von Gounod und den Cherubino in »Le nozze di Figaro« sang) und deren Nachfolgerin, der English National Opera London, der Scottish Opera Glasgow (1965 als Fjodor in »Boris Godunow« und 1968 als Gianetta in »The Gondoliers« von Gilbert & Sullivan), der Welsh Opera Cardiff und bei den Festspielen von Edinburgh (1965 als Nancy in »Albert Herring« von B. Britten mit der English Opera Group und 1968 mit dem Sopran-Solo in Schuberts Es-Dur-Messe), Glyndebourne (1963 als 2. Knabe und 1966 als 2. Dame in der »Zauberflöte«) und Aldeburgh. Sie sang 1970 in der englischen Erstaufführung von Hindemiths »Cardillac« durch die New Opera Company in London. Ihr lyrisches Repertoire enthielt zahlreiche Partien u a. in Opern von Händel, Mozart, Monteverdi und Benjamin Britten; hinzu kam ein weit gespanntes Konzertrepertoire. Sie starb 2016 in Chilton.
Schallplatten: Decca (»Albert Herring« von Benjamin Britten), HMV (Magnificat von J.S. Bach).
5.6. Peter SCHAT: 85. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium Utrecht Klavier bei Jaap Callenbach und am Konservatorium Den Haag Musiktheorie und Komposition bei Kees van Baaren. Er setzte seine Ausbildung bei Mátyás Seiber in London (1959) und Pierre Bouelz in Basel (1960–61) fort. Er gilt als bedeutender Vertreter der musikalischen Avantgarde in den Niederlanden, war ein passionierter Provokateur, Sozialkritiker und Autor und veröffentlichte zahlreiche Artikel und Bücher, darunter De Toonklok (1984) und De Wereld Chromatisch (1988). 1961 schloss er sich der Mood Engineering Society von Willem de Ridder an, einer Gruppe, die in multimedialen Projekten bildende Kunst, Musik und Theater verband. 1967 gehörte er zu den Gründern des Studio for Electro-Instrumental Music (STEIM), einem Zentrum für elektro-instrumentale Musik in Amsterdam. 1974-82 unterrichtete er am Konservatorium von Den Haag. Schats erste Komposition war eine Passacaglia and Fugue für Orgel, die bei der Gaudeamus Music Week 1954 aufgeführt wurde, 1957 gewann er mit dem Septett op. 3 den Kompositionspreis der Stiftung Gaudeamus. Er tat sich in den 1950er und 1960er Jahren als avantgardistischer Komponist von Zwölfton-, elektronischer und serieller Musik hervor. Er komponierte mehr als 50 Werke, darunter Chor- und Kammermusik, Klavierstücke und fünf Opern. Schat starb 2003 in Amsterdam. Er war mit der Schauspielerin Marina Schapers verheiratet, die 1981 bei einem Unfall ums Leben kam.
5.6. August BAEYENS: 125. Geburtstag
Er studierte 1905-16 am Konservatorium in Antwerpen Bratsche bei Constant Lenaerts und Harmonielehre bei August de Boeck und war im übrigen Autodidakt. Er trat zuerst als Bratschist auf, u. a. in der Antwerps Kamermuziekgezelschap, wo er sich nach dem Ersten Weltkrieg als Förderer eines fortschrittlichen Repertoires (Werke von Bartók, Berg, Hindemith, Honegger, Milhaud, Schönberg) hervortat. Seit 1931 war Baeyens als Sekretär, 1944-48 und 1953-58 als Direktor der Koninklijke Vlaamse Opera in Antwerpen tätig. Er war mit dem komplizierten Opernbetrieb bestens vertraut und gehörte zu den fähigsten Direktoren, die die Koninklijke Vlaamse Opera in ihrem langen Bestehen erlebt hat. 1958 zog er sich aus dem öffentlichen Musikleben zurück, um sich ausschließlich der Komposition zu widmen. Er starb 1966 in Antwerpen.
6.6. Gloria LANE: 95. Geburtstag
Schülerin von Elizabeth Westmoreland in Philadelphia. Sie debütierte am 1.3.1950 in Philadelphia in der Uraufführung der Oper »The Consul« von Menotti in der Partie der Sekretärin. Am 27.12.1954 sang sie in einer weiteren Uraufführung einer Menotti-Oper am Broadway Theatre in New York »The Saint of Bleecker Street« die Rolle der Desideria. Es folgten Auftritte an führenden Opernhäusern in England wie auf dem europäischen Kontinent. 1951 sang sie erstmals in England, und zwar am Londoner Cambridge Theatre die Sekretärin in der englischen Erstaufführung von Menottis »The Consul«. Sie gastierte an der Covent Garden Oper London (1955-60 u.a. als Carmen), an der Mailänder Scala (1955 als Desideria in »The Saint of Bleecker Street«, 1959-60 als Carmen, 1960 als Marina im »Boris Godunow«, 1962 als Elpina in Vivaldis »La Fida Ninfa«, 1963 und 1966 als Maddalena im »Rigoletto«, 1964 als Leokadia Begbick in Kurt Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, 1965 als Edwige im »Wilhelm Tell« und als Marie in »Mosè« von Rossini, 1966 als Rosalind in »The Mines of Sulphur« von R.R. Bennett, 1966 und 1968 als Fenena in Verdis »Nabucco«, 1967 als Arnalta in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«, 1977 als Marie im »Wozzeck« von A. Berg), am Opernhaus von Graz (1958 als Carmen), beim Edinburgh Festival (1958 als Carmen), bei den Festspielen von Glyndebourne (1958 und 1963 als Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1959 als Dorabella in »Così fan tutte«, 1972 als Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«), an der Oper von Rom (1958 als Carmen), am Teatro Comunale Bologna (1959 als Carmen), bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom (1959 einmal mehr als Carmen), am Teatro Regio Parma (1962), beim Wexford Festival (1963 als Laura in »La Gioconda« von Ponchielli), an der Wiener Staatsoper (1963-64 als Amneris in »Aida« und als Preziosilla in Verdis »La forza del destino«), bei den Festspielen von Florenz (1966 als Federica in Verdis »Luisa Miller«), an der Oper von Kopenhagen (1967 als Eboli im »Don Carlos« von Verdi), beim Spoleto Festival (1968 in »The Saint of Bleecker Street«) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Weitere Gastspiele in Paris, Bordeaux, an der Deutschen Oper Berlin, in Neapel, Venedig und Zagreb kennzeichneten den Fortgang ihrer Karriere. Seit 1960 hatte sie eine große Karriere in Nordamerika, die sie mit einem sensationellen Erfolg als Carmen an der New York City Opera einleitete. Im Lauf ihrer Karriere ist sie mehr als 300mal in ihrer großen Glanzrolle, der Carmen, aufgetreten. An den Opern von Boston, Chicago und San Francisco (1959 als Carmen) erfolgreich aufgetreten. 1971 sang sie an der New York City Opera (und 1972 am Opernhaus von Vancouver) die Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Noch 1976 sang sie die Titelrolle in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch in einer Sendung der RAI Rom. Sie starb 2016 in Trenton (New Jersey). Sie war verheiratet mit dem Dirigenten Samuel Krachmalnick (1926-2005).
Schallplatten: Brunswick (»The Consul«), HMV, Decca, Estro armonico (»Mosè in Egitto« von Rossini), RCA (»The Saint of Bleecker Street«), Melodram (»Luisa Miller«), Myto (»L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi).
6.6. Jan RUBES: 100. Geburtstag
Er wollte ursprünglich Medizin studieren, betrieb dann aber die Ausbildung seiner Stimme am Konservatorium und an der Musikakademie von Prag. Er debütierte bereits 1940 an der Oper von Prag als Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er nach Kanada aus und widmete sich einer nochmaligen Ausbildung an der Universität von Toronto. Darauf große Karriere an den kanadischen Opernhäusern von Toronto, Montreal, Ottawa und Vancouver. Er gastierte bei der New York City Opera, an den Bühnen von Seattle, Philadelphia, New Orleans und Chicago. In Europa war er an der Nationaloper und am Smetana Theater von Prag wie auch an der Oper von Frankfurt a.M. zu Gast. Neben seinem Wirken als Sänger erwarb er sich als Direktor der Canadian Opera Company Toronto große Verdienste; 1967 wurde er von der kanadischen Regierung mit der Canadian Centennial Medal ausgezeichnet. Er sang auf der Bühne ein weit gespanntes Repertoire mit seriösen wie komischen Basspartien aus der gesamten Opernliteratur; auch als Konzertbassist geschätzt. Er starb 2009 in Toronto.
Schallplatten: Canadian Record Company.
6.6. Vilmos MALECZKY: 175. Geburtstag
Er verließ Polen aus politischen Gründen und ging nach München, wo er seine Gesangsausbildung erhielt. Nach ersten Auftritten in München und in Paris wurde er 1872 von dem berühmten Dirigenten Hans Richter, mit dem er befreundet war, an die Hofoper von Budapest vermittelt. Er blieb bis 1888 Mitglied dieses Opernhauses, trat dort aber auch später noch immer als Gast auf. Von den Partien, die er an der Budapester Oper sang, sind der Graf Luna im »Troubadour«, der Renato in »Un Ballo in maschera« von Verdi, der Alfonso in Donizettis »La Favorita« und der Valentin im »Faust« von Gounod hervorzuheben. Er starb 1924 in Budapest. Er war verheiratet mit der Opernsängerin und Pädagogin Józsefa Ellinger (1852-1920), Tochter des berühmten ungarischen Heldentenors József Ellinger (1820-91) und der Sopranistin Teresa Engst († 1898); aus der Ehe von Vilmos Maleczky und Józsefa Ellinger stammten die Tochter Bianca Maleczky (1882-1946) und der Sohn Oszkár Maleczky (1894-1972), die beide zu einer großen Sängerkarriere kamen.
7.6. Alfreda HODGSON: 80. Geburtstag
Ihr Vater war Trompeter, und sie erhielt eine sorgfältige musikalische Erziehung. Sie studierte zunächst Violoncello, dann aber wurde sie an der Northern School of Music zur Sängerin ausgebildet. Nachdem sie den begehrten Kathleen Ferrier Gedächtnis-Preis gewonnen hatte, begann sie eine große Karriere als Konzertsängerin. Sie debütierte 1961 in einem Konzert in Liverpool. Ihr erster großer Erfolg war das Alt-Solo in der 2. Sinfonie von Gustav Mahler in der Royal Festival Hall London. Seitdem trat sie in den Werken dieses Komponisten mit großer Vorliebe auf (2. und 3. Sinfonie, »Lied von der Erde«). Sie sang mit allen englischen Orchestern und Dirigenten von Rang, besuchte zusammen mit dem Philharmonia Orchestra London Spanien und unternahm Tourneen mit dem Chor Academy of St. Martins in the Fields durch Westdeutschland, Österreich, Belgien und Spanien; auch in Mexiko und in Israel war sie zu Gast. In dem letztgenannten Land sang sie das Alt-Solo im »Messias« von Händel bei den ersten Ausführungen dieses Oratoriums in Israel. 1973 große Skandinavien-Tournee. Beim Edinburgh Festival sang sie 1975 die Alt-Soli in der Missa solemnis un der 9. Sinfonie von Beethoven sowie 1986 die Jocasta in einer konzertanten Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex«. 1982 bereiste sie erneut Deutschland, sang in Holland zusammen mit dem Concertgebouw Orchester, in Hongkong mit dem Bach-Chor und in Chicago in Händels Oratorium »Israel in Egypt«. Dazu war sie ständig in den großen Londoner Konzertveranstaltungen anzutreffen, beim Three Choirs Festival in Edinburgh (1981) und im englischen Rundfunk BBC (Requiem von Verdi, 1978). Erst relativ spät begann sie eine Bühnenkarriere (Debüt 1974 bei der English National Opera London als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«). 1983-84 trat sie an der Covent Garden Oper London in »L’Enfant et les sortilèges« von Ravel und in Strawinskys »Le Rossignol« auf, 1987 war sie dort nochmals zu hören. 1985 gastierte sie an der English National Opera als Sosostris in »The Midsummer Marriage« von M. Tippett. In Glasgow sang sie den Orpheus von Gluck in einer konzertanten Aufführung dieser Oper, in London, ebenfalls konzertant, in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz. 1990 trug sie bei der Eröffnung der Royal Festival Hall in Glasgow »Lieder aus des Knaben Wunderhorn« von Gustav Mahler vor, in Rotterdam sang sie »Das Lied von der Erde« vom gleichen Komponisten, in Tokio das Alt-Solo in seiner 2. Sinfonie. Sie starb 1992 in Morecambe.
Die dunkel timbrierte, ausdrucksvolle Stimme mit dem Reichtum ihrer Tongebung erscheint auf vielen Schallplatten: auf Decca (Johannespassion von Bach, »The Dream of Gerontius« von Elgar, »Das Lied von der Erde«, Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, »The Fairy Queen« von Purcell unter der Leitung von Benjamin Britten von 1971), HMV (»Der Messias«, »Jephtha« von Händel, Petite Messe solennelle von Rossini, »The Pilgrim’s Progress« von Vaughan Williams), FSM (Stabat mater von Pergolesi), Chandos (»The Apostles« von E. Elgar), Argo, Orfeo (Alt-Rhapsodie von J. Brahms).
7.6. Leopold von AUER: 175. Geburtstag
Er begann mit fünf Jahren Geige zu spielen und wurde mit acht in das Konservatorium von Budapest aufgenommen, wo er drei Jahre blieb. 1855 hatte er mit dem Mendelssohn-Konzert seinen ersten öffentlichen Auftritt. Im folgenden Jahr wurde Auer nach Wien geschickt, wo er am Konservatorium bei Jakob Dont studierte, ebenso wie Kammermusik bei Joseph Hellmesberger senior. Als Laureat des Konservatoriums ging er 1861 nach Paris, wo er in die Klasse von Jean-Delphin Alard aufgenommen wurde. Aber erst durch sein zweijähriges Studium bei Joseph Joachim in Hannover eröffnete sich ihm eine neue Welt. Mit 19 Jahren wurde Auer Solo-Violinist beim Orchester in Düsseldorf (1864–65), und danach in Hamburg (1866–67). 1868 spielte er in London mit Anton Rubinstein und dem Cellisten Alfredo Piatti Beethovens Trio für Klavier und Streicher Nr. 7 in B-Dur Op. 97 „Der Erzherzog“. Empfohlen von Rubinstein trat er die Nachfolge von Henryk Wieniawski am Sankt Petersburger Konservatorium an, wo er 1868-1917 Lehrer war. Zu seinen Schülern zählen u. a. Mischa Elman, Jascha Heifetz, Nathan Milstein, Emil Mlynarski, Toscha Seidel und Efrem Zimbalist. Pjotr Iljitsch Tschaikowski widmete ihm sein Violinkonzert, welches Auer anfänglich für unspielbar hielt, sowie seine Serenade melancholique op. 26 b-moll von 1875. Als Violinist am Zarenhof hatte er gleichzeitig einen bedeutenden Einfluss auf das russische Musikleben am Ende des 19. Jahrhunderts, sei es als Solist oder Orchesterleiter. 1895 wurde Auer als Soloviolinist des Zaren geadelt und 1903 zum wirklichen russischen Staatsrat ernannt. Ab 1906 unterrichtete Auer auch in London, dann in Dresden und in Norwegen. Auer hatte auch einen Wohnsitz in Dresden-Loschwitz. Hier unterrichtete er unter anderen von 1908-10 Georges Boulanger. Relevant für die Entwicklung der Bogentechnik ist der von Auer propagierte Petersburger Bogengriff, bei dem der Zeigefinger im proximalen Interphalangeal-Gelenk (ursprünglich sogar in der Nähe des Handwurzelgelenks) auf der Bogenstange positioniert wird. Im Mai 1917, am Vorabend der Oktoberrevolution verließ er Russland und im Februar 1918 wanderte er in die USA aus. Mit 73 Jahren baute er sich eine neue Existenz auf. Hier traf er auf seine ehemaligen Schüler Efrem Zimbalist, Mischa Elman und Jascha Heifetz, die vor ihm ausgewandert waren. Auer gab sein erstes Konzert im Mai 1918 in New York. Er unterrichtete zuerst am Institute of Musical Art in New York (heute Juilliard School) und ab 1928 am Curtis Institute of Music in Philadelphia, wo er Nachfolger von Carl Flesch wird. 1926 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er war ein überaus erfolgreicher Konzertvirtuose und Dirigent. Er schrieb nur wenige Werke für die Violine, am bekanntesten seine Ungarische Rhapsodie für Violine und Klavier, sowie seine Kadenzen für die Violinkonzerte von Beethoven und Brahms. Ein nicht nur historisch, sondern auch heute noch praktisch wertvolles geigenpädagogisches Vermächtnis hinterließ er zusammen mit autobiographischen Notizen in dem Büchlein Violin playing as I teach it. Größtenteils unbekannt, aber als pädagogisch sehr wertvoll ist seine Violinschule Graded Course of Violin Playing in acht Bänden anzusehen. Die Schule ist einzigartig in Umfang und in ihrem Anspruch auf Vollständigkeit der Ausleuchtung aller geigerischen Aspekte vom Anfängerniveau bis zum virtuosen Stadium eines angehenden Konzertgeigers. Auer starb 1930 im Dresdner Stadtteil Loschwitz, wurde aber in New York beigesetzt. Er besaß eine Stradivari zugeschriebene Geige von 1691, die nach ihm benannte „Auer“, sowie weitere, der Cremoneser zugeschriebenen Instrumente, so die (1690) „Hill“, (1694) die „Bang“ und die (1700) „Russe“.
8.6. Raymond MICHALSKI: 90. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger an der Mannes School of Music in New York durch Rosalie Miller. Debüt 1959 an der Oper von Philadelphia als Nourabad in »Les pêcheurs de Perles« von Bizet. 1964 wirkte er in der New Yorker Carnegie Hall in der konzertanten amerikanischen Premiere von Donizettis »Maria Stuarda« mit. Er war in den Spielzeiten 1965-71 und 1972-76 an der Metropolitan Oper New York engagiert (Debüt als König in »Aida«), an der er in insgesamt 301 Vorstellungen zumeist mittlere und kleinere Partien sang (u.a. den Benoit in »La Bohème«, den Mathieu in »Andrea Chénier« von Giordano, den Monterone im »Rigoletto«, den Swallow in »Peter Grimes« von B. Britten, den Lodovico in Verdis »Otello«, den Capulet in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Angelotti in »Tosca«, den Quinault in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, den Samuel in Verdis »Un ballo in maschera« und den Simone in Puccinis »Gianni Schicchi«), gelegentlich aber auch große Rollen wie den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Commendatore wie den Masetto im »Don Giovanni«, den Ferrando im »Troubadour«, den Timur in »Turandot« von Puccini, den König Heinrich im »Lohengrin«, den Geronte in »Manon Lescaut« von Puccini, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Ramfis in »Aida«, den Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, den Colline in »La Bohème«, den Warlaam im »Boris Godunow« und den Oroveso in »Norma«. Am 16.9.1966 wirkte er hier in der Uraufführung von Samuel Barbers »Anthony and Cleopatra« in der Rolle des Alexas mit. Am 17.3.1967 sang er hier in der Uraufführung von Marvin David Levys »Mourning Becomes Electra« den Jed. 1971 gastierte er an der San Francisco Opera als Ferrando im »Troubadour«. Man schätzte besonders seine darstellerische Begabung. Eine seiner beliebtesten Partien war der Leporello im »Don Giovanni«. Er trat als Gast an den Opern von Boston, Chicago, New Orleans, Philadelphia, San Diego und Mexico City auf. Er starb 1978 in Elizabeth (New Jersey).
Schallplatten: RCA (vollständige Oper »Rinaldo« von Händel).
8.6. Peter ROTH-EHRANG: 100. Geburtstag
Nachdem er den Beruf eines Vermessungstechnikers erlernt hatte, fiel seine stimmliche Begabung in einem Männerchor auf. Er wurde an der Berliner Musikhochschule Schüler von Paul Lohmann und Kurt Prasse. Bühnendebüt 1950 am Stadttheater von Trier als Eremit im »Freischütz«. 1952-55 wirkte er am Opernhaus von Leipzig und war in der Spielzeit 1952-53 gleichzeitig in Dessau engagiert. 1953 wirkte er in Leipzig in der Uraufführung der Oper »Wat Tyler« von Alan Bush mit. 1955-61 große Erfolge, zumal im Wagner-Repertoire, an der Städtischen Oper Berlin, wo er 1960 in der Uraufführung der Oper »Rosamunde Floris« von Boris Blacher mitwirkte. 1960-64 sang er bei den Bayreuther Festspielen den Fafner im Ring-Zyklus. Seit 1961 Mitglied der Staatsoper Hamburg. Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1960-63 als Fafner und als Hagen im Ring-Zyklus), an der Grand Opéra Paris (1963), an der Oper von Lyon und in England. In Hamburg sang er 1963 in der Uraufführung der Oper »Figaro lässt sich scheiden« von Giselher Klebe, 1964 in der der Oper »Der Zerrissene« von G. von Einem, 1966 in der von »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller. Neben seinem Wirken auf der Opernbühne hatte er eine ebenso erfolgreiche Karriere im Konzertsaal.
Die gewaltige, tiefe Bass-Stimme des 1966 in Hamburg verstorbenen Sängers begegnet uns auf den Marken HMV, DGG (»L’Orfeo« von Monteverdi) und Opera. Bei Melodram singt er den Fafner im Nibelungenring in einem Mitschnitt von den Bayreuther Festspielen des Jahres 1960.
10.6. Zbyněk VOSTŘÁK: 100. Geburtstag
Er studierte 1939-43 am Prager Konservatorium Dirigieren bei Pavel Dedecek und nahm zugleich (1938-45) privaten Kompositionsunterricht bei Rudolf Karl. Außerdem war er 1943-45 Perkussionist des Rundfunksinfonieorchesters. 1945-48 unterrichtete er am Prager Konservatorium und war (1946-47) Dozent für Partiturlesen an der Kunstakademie. Später wirkte er als Dirigent an der Oper von Ústí nad Labem und am Nationaltheater in Prag. Ab 1963 bis zur Auflösung 1973 leitete er das Ensemble Musica viva Pragensis, mit dem er zeitgenössische tschechische Musik bei internationalen Festivals vorstellte. 1965 und 1966 nahm Vostřák an den Darmstädter Ferienkursen teil. An den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 1969 in Hamburg wirkte er als Juror und Dirigent eigener Werke mit. Nachdem sein Ensemble Musica viva aufgelöst wurde und seine Werke von der offiziellen Kulturpolitik in Prag als „mysteriös“ boykottiert wurden, zog sich Vostřák zurück und widmete sich ganz der Komposition. Für die Wittener Tage der Neuen Musik 1980 und 1985 erhielt er Kompositionsaufträge des WDR. Seit Anfang der 1960er Jahre begann Vostrak in seinen Werken das Zwölftonsystem und serielle Techniken einzusetzen. Ab dem Ende der 1960er Jahre widmete er sich auch der elektroakustischen Musik und der Musique concrète. Mitte der 1970er Jahre entwickelte er eine eigene Kompositionstechnik in Auseinandersetzung mit Daniel Brozáks Konzept der Intervalltonarten und strukturellen Harmonie. Zbyněk Vostřák starb 1985 in Strakonice.
12.6. Jasenka GALIN–PERINIĆ: 75. Geburtstag
Sie war Schülerin von Zlatko Sir und Lav Urbanic in Zagreb und studierte auch in Wien bei der Pädagogin Emmy Sittner. 1969 betrat sie in St. Gallen erstmals die Bühne als Leonore in Verdis »La forza del destino«. 1969 war sie Preisträgerin beim Jugoslawischen Nationalen Gesangwettbewerb. Sie kam dann zu einer großen Karriere am Opernhaus von Zagreb, wo sie das dramatische Sopranfach vertrat, bei Gastspielen und Konzertauftritten in Belgrad und in weiteren jugoslawischen Städten. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Leonore in Beethovens »Fidelio«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Dula in »Ero der Schelm« von Gotovac und die Eva in der Oper »Nicola Subic Zrinjski« von Ivan Zajc. Sie starb im Februar 2008.
Schallplatten: Jugoton.
20.6. Jiří JORAN: 100. Geburtstag
Ausbildung am Prager Konservatorium, wo er Schüler von Apollo Granforte, Robert Rosner und Bronislaw Chorovic war. Er debütierte am Theater von Lytomysz (Leitomischl) als König Wladislaw in »Dalibor« von Smetana, sang 1943-45 bei einer tschechischen reisenden Operngesellschaft und war 1945-48 an der Oper des 5. Mai in Prag engagiert. 1948 wurde er an das Nationaltheater in Prag verpflichtet, dessen Mitglied er für viele Jahre, bis 1981, blieb. Er trat als Gast in Polen (1950), in Ungarn (1952) und an der Staatsoper von Dresden auf. Zu seinen Bühnenrollen zählten der Don Giovanni, der Germont-père in »La Traviata«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Tomas in »Der Kuss« (»Hubicka«) von Smetana, der Prus in »Die Sache Makropoulos« von Janácek, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky und der Dolochow in »Krieg und Frieden« von Prokofjew. Er erhielt seine Ernennung zum verdienten Künstler der CSSR. Während seiner langen Karriere ist er auch in einem umfangreichen Konzertrepertoire aufgetreten. Er starb 2011 in Prag.
Aufnahmen auf Ultraphon, Artia, Bruno, vor allem aber auf Supraphon, darunter »Das schlaue Füchslein« von Janácek und »Die Brandenburger in Böhmen« von Smetana.
21.6. Larissa AWDEJEWA: 95. Geburtstag
Sie war die Tochter des Sängers L. Awdejew. Ihre musikalische Begabung fiel früh auf; mit elf Jahren sang sie im Kinderchor des Hauses für künstlerische Kindererziehung in Moskau. 1945 begann sie ihre Ausbildung im Operndramatischen Studio von K.S. Stanislawski. 1947 kam sie an Stanislawskis Musiktheater in Moskau (Debüt in der Titelrolle der Offenbach-Operette »La Périchole«), wo sie ihre ersten Erfolge als Suzuki in »Madame Butterfly«, als Olga im »Eugen Onegin« und in den modernen russischen Opern »Im Sturm« von T. Chrennikow und »Die steinerne Blume« von Molchanow hatte. 1953 war sie Preisträgerin in einem Wettbewerb bei den Welt-Jugendfestspielen in Bukarest. Seit 1952 Mitglied des Moskauer Bolschoi Theaters. Sie sang dort Partien wie die Olga im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky (ihre Antrittsrolle 1952), die Marina im »Boris Godunow« von Mussorgsky, die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, den Lehl in »Schneeflöckchen« von Rimski-Korsakow und die Titelheldin in »Carmen«. In ihrem Repertoire für die Bühne fanden sich auch die Filipjewna im »Eugen Onegin«, die Pauline in »Pique Dame«, die Stescha in »Die Dekabristen« von Schaporin, die Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und die Gertrude in »Bánk Bán« von F. Erkel. Sie war zugleich eine angesehene Konzertaltistin; sie unternahm Gastspiel- und Konzertreisen in mehreren europäischen Ländern, in den USA, in Kanada und im Fernen Osten. 1964 wurde sie zur Volkskünstlerin der Sowjetunion ernannt. 1983 beendete sie ihre Karriere. Sie starb 2013 in Moskau. Sie war verheiratet mit dem bekannten russischen Dirigenten Jewgenij Swetlanow (1928-2002), der am Bolschoi Theater Moskau wirkte und mit dem Ensemble dieses Hauses auch im Ausland, u.a. an der Mailänder Scala, auftrat.
Aufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion (Melodiya), darunter die kompletten Opern »Eugen Onegin« von Tschaikowsky und »Die toten Seelen« von Schtschedrin; auf HEK singt sie Vokalwerke von Prokofjew, zusammen mit Jurij Elnikow.
22.6. Robert MOSLEY: 85. Geburtstag
Der junge farbige Künstler war zunächst als Fernsehdarsteller, als Solist in New Yorker Kirchen und als Operettensänger tätig. Er studierte dann Gesang bei W. Bretz in Westchester (Pennsylvania), bei Giuseppe Danise und Pasquale Rescigno in New York und erhielt den Marian Anderson-Preis für begabte farbige Sänger; er war Preisträger beim National Concours der Metropolitan Oper New York. 1966 debütierte er auf der Bühne der New York City Opera als Valentin im »Faust« von Gounod. Seitdem kam er an diesem Opernhaus wie an den Opern von Boston, San Francisco (1971 als Rigoletto, 1972 als Trinity Moses in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill und 1977 als Porgy in »Porgy an Bess« von Gershwin), Seattle, Santa Fé, Fort Worth, Memphis und bei der Opera South Jackson zu bedeutenden Erfolgen. 1985-86 trat er auch an der Metropolitan Oper New York als Porgy auf. Von seinen Bühnenpartien sind zu nennen: der Jago im »Otello« von Rossini wie in Verdis »Otello«, der Titelheld in »Der fliegende Holländer«, der Scarpia in »Tosca«, der Amonasro in »Aida«, der Germont-père in »La Traviata« und der Ford in Verdis »Falstaff«. Geschätzter Konzertsänger; auch im pädagogischen Bereich tätig. Er starb 2002 in North Carolina.
22.6. Hans-Hubert SCHÖNZELER: 95. Geburtstag
Er ging als Jugendlicher nach Australien und studierte bei Eugen Goossens am New South Wales Conservatory of Sydney Dirigieren. Später reiste er nach Europa, wo er seine weitere Ausbildung bei Rafael Kubelik, bei Carlo Zecchi in Hilversum und bei Paul von Kempen in Siena erhielt. Schließlich ließ er sich in London nieder, wo er das 20th Century Ensemble übernahm (1957-62). 1967 wurde er zum stellvertretenden Chefdirigenten des West Australian Symphonic Orchestra in Perth ernannt, trat aber weiterhin als Gastdirigent in Westeuropa auf. Er starb im April 1997.
25.6. Barry McCAULEY: 70. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte an der Eastern Kentucky University und an der Arizona State University. 1977 debütierte er bei der San Francisco Spring Opera als Don José in »Carmen« und erschien noch im gleichen Jahr an der San Francisco Opera als Kudrjasch in »Katja Kabanowa« von Janácek, als Froh im »Rheingold« und als Faust von Gounod. An diesem Haus gastierte er auch 1978 als Ruggero in Puccinis »La Rondine«, als Cassio in Verdis »Otello« und als Rodolfo in »La Bohème«, 1986 als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, 1989 als Alwa in A. Bergs »Lulu« sowie 1991 als Pierre in Prokofjews »Krieg und Frieden« und nochmals als Don José. Es kam zu einer schnellen Karriere an den großen amerikanischen Operntheatern; er sang seit 1979 an den Opern von San Diego, Houston/Texas und Fort Worth. In Europa gastierte er vor allem in Frankreich, wo er 1979 als Edgardo an den Opernhäusern von Bordeaux und Marseille auftrat. Seit 1980 war er Mitglied der City Opera New York und sang im gleichen Jahr bei den Festspielen von Aix-en-Provence den Don Ottavio im »Don Giovanni«. Er teilte nun seine Bühnenauftritte zwischen den großen Opernhäusern in Europa und in Nordamerika. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1982 als Lenski in »Eugen Onegin« und als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, 1983 als Cassio in Verdis »Otello« und als Fenton in Verdis »Falstaff«, 1984 als Des Grieux in Massenets »Manon« und als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, 1985 als Admète in Glucks »Alceste«, 1988 als Faust von Gounod, 1988 und 1993 als Boris in »Katja Kabanowa« sowie 1993 als Don José. 1982 gastierte er an der Staatsoper Wien (als Don Ottavio), 1983 am Teatro Comunale Florenz (als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas), 1983 (als Camille in Lehárs »Die lustige Witwe«) und 1990 (als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«) am Grand Théâtre Genf, 1984 und 1986 am Théâtre de la Monnaie Brüssel (als Idamante in »Idomeneo« und als Belfiore in »La finta giardiniera« von Mozart), 1985, 1987 (als Don José mit Maria Ewing als Carmen) und 1988 (als Boris in »Katja Kabanowa«) bei den Festspielen von Glyndebourne. 1985 hörte man ihn an der Covent Garden Oper London (als Don José, seiner Glanzrolle), 1986 bei der Hawaii Opera Honolulu und 1989 beim Festival von Spoleto (als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«), 1985 an der Oper von New Orleans (als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet), 1986 an der Washington Opera, 1987 an der Oper von Miami. Seit 1983 trat er an der Oper von Chicago auf; 1985 sang er dort den Cassio in Verdis »Otello« (mit Placido Domingo in der Titelrolle). Seit 1986 Mitglied der Metropolitan Oper New York, an der als Antrittsrolle den Jaquino im »Fidelio«, dann bis 1990 auch den Maler und den Neger in »Lulu« von A. Berg und den Cassio in insgesamt 16 Vorstellungen sang. 1988 an der Oper von Seattle als Alfredo in »La Traviata«, 1990 als Hoffmann (1991 in dieser Partie auch am Théâtre Châtelet Paris) zu Gast, in Amsterdam 1991 als Parsifal, am Teatro Comunale Bologna 1994 in Janáceks »Die Sache Makropoulos«. Bei den Salzburger Festspielen trat er 1992 als Filka in Janáceks »Aus einem Totenhaus« auf. Am Kölner Opernhaus hörte man ihn, wie bereits zuvor in Venedig, als Alwa in »Lulu« von A. Berg, am Amsterdamer Muziektheater 1993 als Hagenbach in »La Wally« von Catalani, bei den Salzburger Osterfestspielen 1994 als Ägisth in »Elektra«. Aus seinem Bühnenrepertoire sind noch der Nemorino in »L’Elisir d’amore«, der Roberto Dudley in »Maria Stuarda« von Donizetti, der Herzog im »Rigoletto«, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Gérald in »Lakmé« von Delibes, der Alfred in der »Fledermaus« und der Fritz in der »Großherzogin von Gerolstein« von Offenbach nachzutragen. Er starb 2001 in Oradell (New Jersey).
Schallplatten: Virgin (Boris in »Katja Kabanowa« von Janácek), Composers Rec. (»The Face on the Barroom Floor« von H. Mollicone); Arthaus-Video (»Katja Kabanowa«, Glyndebourne 1998).
25.6. Werner MANN: 85. Geburtstag
Er studierte an der Musikhochschule München bei Hedwig Fichtmüller und bei Juliette Bise in Bern. 1958-69 gehörte er dem Opernhaus von Zürich als Chorsänger an, wo er in der Spielzeit 1969-70 im Opernstudio weiter ausgebildet wurde. Er war dann als Solist 1980-84 am Stadttheater von Aachen, 1984-85 am Staatstheater Darmstadt und 1985-90 am Stadttheater von Trier engagiert. 1990-93 gehörte er dem Theater Biel-Solothurn, seit 1993 dem Stadttheater Pforzheim an. Als Gast trat er am Stadttheater von Basel, am Theater von St. Gallen, am Grand Théâtre Genf (1984 Tschelio in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, 1985 Polizeikommissär in »Lulu« von A. Berg), an der Opera Scotland Glasgow (1970 Don Pizarro in »Fidelio«), am Raimund-Theater und an der Kammeroper Wien auf. Auf der Bühne hörte man ihn in einer Vielzahl von Opern- und Operettenpartien: als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als van Bett in »Zar und Zimmermann« und als Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing, als Don Pasquale, als Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, als Colline in »La Bohème«, als Angelotti wie als Mesner in »Tosca«, als Titelheld in »Attila« von Verdi, als König Philipp im »Don Carlos«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Don Magnifico in Rossinis »La Cenerentola«, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als König Marke in »Tristan und Isolde«, als Ochs im »Rosenkavalier«, als Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky und als Oger in »Melusine« von A. Reimann, dazu in vielen Operettenrollen. Im Konzertsaal wurde er als Oratoriensolist wie als Lied-Interpret bekannt. Er trat in diesem Bereich u.a. in Zürich, Lausanne, Biel, Aachen, Glasgow, Belfast, Düsseldorf, Straßburg, Paris und Parma auf. Er starb 2006 in Luzern.
Schallplatten: Philips (Gesamtaufnahme »Moses und Aron« von Schönberg).
27.6. James LOOMIS: 95. Geburtstag
Er studierte 1946-47 bei John O. Samuel in Philadelphia, 1947-51 am Curtis Institute of Music Philadelphia bei Eufemia Giannini-Gregory und 1952-53 an der Accademia di Santa Cecilia Rom bei Rachele Maragliano-Mori. 1955-56 war er am Staatstheater von Oldenburg engagiert, 1956-57 am Opernhaus von Wuppertal. Seither entfaltete er von Lugano aus, wo er seinen Wohnsitz hatte, eine intensive Konzert- und Bühnen-Gastspieltätigkeit von internationalem Zuschnitt. Am 20.8.1958 wirkte er in der Weltausstellungshalle in Brüssel in der Uraufführung der Oper »Maria Golovin« von Gian Carlo Menotti mit. Er trat vor allem an den großen italienischen Opernbühnen auf, an der Oper von Rom, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Filarmonico Verona, am Teatro Comunale Bologna, am Teatro Sociale Mantua, in Turin, Genua, Spoleto und Siena. In seinem Bühnenrepertoire fanden sich Partien wie der Caronte in Monteverdis »L’Orfeo«, der Minister im »Fidelio«, der Eremit im »Freischütz«, der Blansac in »La scala di seta« von Rossini, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Dottore Bombasto in »Arlecchino« von Busoni, der Doktor im »Wozzeck« von A. Berg, der König in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew und der Riedinger in »Mathis der Maler« von Hindemith. Noch bedeutender entwickelte sich seine Konzertkarriere, in der er auf dem Gebiet des Oratoriums in Werken von J.S. Bach, Händel, Beethoven, Monteverdi, Mozart, Rossini, Mendelssohn, Verdi, Carl Orff, Igor Strawinsky und Frank Martin auftrat. Er gab Konzerte in Lugano, Genf, Lausanne und Zürich, an der Mailänder Scala, in Neapel, Venedig, Turin, Florenz, Lucca, Mantua und Rom, in Wien und Paris. Auch als Liedersänger zeichnete er sich immer wieder aus. Zahlreiche Radio-Auftritte in Italien wie in der Schweiz, wo man ihn seit 1952 ständig bei Radio Lugano, aber auch bei den übrigen Sendern, hören konnte. Er starb 2007 in der Schweiz.
Schallplatten: Decca (»Oedipus Rex« von Strawinsky), Erato (Petite Messe solennelle von Rossini), Accord (»Péchés de ma vieillesse« von Rossini), Eurodisc-Cycnus (Werke von Monteverdi, Caldara und Vivaldi), Bongiovanni (»Alcide al Bivio« von V. Righini).
28.6. Giselher KLEBE: 95. Geburtstag
Er erhielt schon früh von seiner Mutter, der Geigerin Gertrud Klebe, musikalischen Unterricht. 1932 übersiedelte die Familie nach München. Dort besuchte er zunächst die Vorschule der Schönherr‘schen Privatschule, ab 1935 den humanistischen Gymnasialzweig desselben Institutes. Den bereits in Mannheim begonnenen Violinunterricht setzte er bei Melanie Michaelis, einer Schwester seiner Mutter, fort. Ein weiterer berufsbedingter Ortswechsel seines Vaters führte ihn 1936 nach Rostock; nach der Trennung seiner Eltern erfolgte im selben Jahr die Übersiedlung mit Mutter und Schwester nach Berlin. Im Laufe des Jahres 1938 begann er mit der Skizzierung erster Kompositionsentwürfe; 1940 begann er ein von der Stadt Berlin gefördertes Musikstudium in den Fächern Violine, Viola und Komposition. Nach Ableistung seiner Arbeitsdienstpflicht wurde Klebe 1943 als Funker zum Militärdienst bei einer Beobachtungsabteilung eingezogen. Nach der Kapitulation geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits kurz nach Kriegsende auf Grund seines Gesundheitszustandes entlassen wurde. 1950 nahm Klebe nach längerer Rekonvaleszenz sein Kompositionsstudium wieder auf, zunächst am Internationalen Musikinstitut in Berlin bei Josef Rufer, später in der Meisterklasse Boris Blachers; zudem erhielt der Komponist eine Anstellung als Bandprüfer und Programmgestalter in der Abteilung Ernste Musik des damaligen Berliner Rundfunks. Am 10. September 1946 heiratete Klebe die Geigerin Lore Schiller (1924–2001). Der Ehe entstammen die beiden Töchter Sonja Katharina und Annette Marianne. Nach Lösung seines Kontraktes mit dem Berliner Rundfunk Ende 1948 arbeitete Klebe als freischaffender Komponist in Berlin. Im Jahre 1957 entschied er sich erneut für eine feste Anstellung. Als Nachfolger Wolfgang Fortners übte er nunmehr die Tätigkeit eines Dozenten für die Fächer Komposition und Musiktheorie an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold aus; im Jahre 1962 erfolgte die Ernennung Klebes zum Professor. Aus seiner Meistersklasse ging eine Anzahl angesehener Komponisten hervor. Nach seiner Pensionierung 1990 blieb Klebe der Hochschule für Musik Detmold weiterhin eng verbunden. Er starb 2009 nach schwerer Erkrankung in Detmold.
Sein Gesamtwerk umfasst mehr als 140 Kompositionen, darunter 7 Symphonien, 15 Solokonzerte, Kammermusikwerke verschiedenster Besetzung, Klavierwerke, geistliche Werke und 14 Opern, für die zumeist Lore Klebe als Librettistin mit ihm zusammenarbeitete. Seine erste Oper war Die Räuber (1957, Düsseldorf), frei nach Friedrich Schillers Drama. Als Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper komponierte er die im November 1965 uraufgeführte Oper Jacobowsky und der Oberst nach Franz Werfels gleichnamigen Theaterstück. Im Auftrag des Staatstheaters Darmstadt schrieb er zusammen mit Lore Klebe die Oper Die Fastnachtsbeichte nach der Erzählung von Carl Zuckmayer, die am 20. Dezember 1983 in Darmstadt uraufgeführt wurde. Seine letzte Oper war Chlestakows Wiederkehr (2008, Detmold), deren Libretto auf Nikolai Gogols Komödie Der Revisor beruhte.
29.6. Brian KEMP: 80. Geburtstag
Er wurde 1965-67 im London Opera Centre ausgebildet, war aber auch Schüler von E. Herbet-Caesari, von Tito Gobbi und Lorenzo Malfatti und studierte am Salzburger Mozarteum. Sein Bühnendebüt erfolgte 1967 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Graf in »Figaros Hochzeit«. 1969-71 gehörte er dem Ensemble der Scottish National Opera Glasgow an, an der er als Merkur in »Les Troyens« von Berlioz, als Publio in Mozarts »La clemenza di Tito«, als Germont-père in »La Traviata« und als Aeneas in »Dido and Aeneas« von Purcell zu sehen war; 1983 gastierte er hier nochmals als Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. In den folgenden Jahren gab er Gastspiele und wirkte u.a. an der Covent Garden Oper London in der Uraufführung von Hans Werner Henzes Bühnenwerk »We Come to the River« mit (1976). 1984-88 war er als erster Bariton am Stadttheater von Aachen engagiert. Er behielt seinen Wohnsitz in Aachen und ging von dort aus seiner Gastspielkarriere nach. So gastierte er an der Niederländischen Oper Amsterdam, an der English National Opera London und in Brüssel (u.a. in »La Bohème« mit José Carreras). In der Londoner Festival Hall hörte man ihn mit Montserrat Caballé und Shirley Verrett zusammen in »Maria Stuarda« von Donizetti, an der Covent Garden Oper in Janáceks »Jenufa«, am Teatro Verdi Triest in »Dinorah« von Meyerbeer (mit Luciana Serra) und in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, beim Wexford Festival in den Opern »Sakuntala« von Alfano und »Linda di Chamounix« von Donizetti. Bei der Chelsea Opera Group trat er 1988 als Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli, am Theater von Biel-Solothurn 1994 als Germont-père auf. Aus seinem Bühnenrepertoire sind hervorzuheben: der Posa in Verdis »Don Carlos«, der Don Carlo in »La forza del destino«, der Fliegende Holländer. der Telramund im »Lohengrin«, der Escamillo in »Carmen«, der Kaspar im »Freischütz«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss und die Titelrolle in »Il Prigioniero« von Dallapiccola. Auch als Konzert- und Oratoriensänger erfolgreich. Er starb 1995 in Aachen.
30.6. Adriaan van LIMPT: 85. Geburtstag
Adriaan van LIMPT in-Norma mit Joan Sutherland und Huguette Tournageau
Er arbeitete zunächst im Gaststättengewerbe, dann im Kraftfahrzeughandel; er erhielt dann seine Ausbildung am Konservatorium von Maastricht bei Leo Ketelaars und in der Opernschule der Niederländischen Oper Amsterdam. Er debütierte 1975 im »Capriccio« von R. Strauss und sang in diesem Jahr auch in Amsterdam in der (endgültigen) Uraufführung der Oper »Der Kaiser von Atlantis« von V. Ullmann den Pierrot. Nachdem er anfänglich in kleineren Partien aufgetreten war, erfolgte 1977 an der Niederländischen Oper der Durchbruch als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«. 1977 erregte er Aufsehen als Preisträger bei einem Gesangwettbewerb des Niederländischen Fernsehens. Er hatte an der Niederländischen Oper auch als Pinkerton in »Madame Butterfly« seine Erfolge. 1978 trat er in Amsterdam als Pollione in »Norma« zusammen mit der berühmten Primadonna Joan Sutherland auf. In Amsterdam sang er auch den Arrigo in Verdis »I Vespri Siciliani«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana« und 1987 den Lerma in Verdis »Don Carlos«. Er gastierte an der Welsh Opera Cardiff (1980 und 1983), an der Oper von San Diego (1982 in Verdis »Macbeth«, 1984 in »Simon Boccanegra«) und bei den Festspielen von Bregenz (1977 als Hüon im »Oberon« von Weber). Er wirkte im holländischen Rundfunk in mehreren Opernsendungen mit, u.a. 1980 in »Alzira« von Verdi und 1982 in Mascagnis »Isabeau«. Weitere Bühnenrollen: der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Manrico im »Troubadour« und der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«. Er starb im Mai 1997.
Schallplatten: Philips (leine Rolle im »Rosenkavalier«, Duette mit Cristina Deutekom), Gala (»Troubadour« von Verdi).
30.6. Nikolai KARETNIKOV: 90. Geburtstag
Seine musikalischen Studien beendete er 1953 am Moskauer Konservatorium in der Kompositionsklasse von Vissarion Chebalin. Er gehörte derselben Generation sowjetischer Komponisten an wie Edison Denissow, Alfred Schnittke und Sofia Gubaidulina. Nikolai Karetnikow musste lange warten bis er im eigenen Land und im Ausland den Platz einnehmen konnte, der ihm als Neuerer der gegenwärtigen Musik gebührt. Unglücklicherweise zog er sich als Zwölftöner die Feindschaft Kabalewskys zu und wurde aus den öffentlichen Musikprogrammen weitgehend verbannt. Immerhin konnte er durchsetzen, dass es im Bolschoi-Theater 1962 zur Aufführung seines Balletts Vanino Vanini kommen konnte. Im Opernhaus von Hannover wurde allerdings 1973 Der kleine Zaches mit überwältigendem Erfolg uraufgeführt, ohne dass es dem Komponisten vergönnt war, an der Premiere teilzunehmen, da man ihm die Reise nicht gestattete. Seinen Lebensunterhalt erwarb er mit der Komposition von Filmmusik. Zum Ende seines Lebens nutzte er die Möglichkeiten, Reisen nach Frankreich und in die Schweiz zu unternehmen. Er starb 1994 in Moskau.
Sein Hauptwerk, die Oper Till Eulenspiegel, wurde 1983 fertiggestellt und war das Ergebnis einer jahrelangen Arbeit. Als Vorlage benutzte er das Buch des flämischen Dichters Charles de Coster.