IN MEMORIAM-Geburtstage im Juni 2018
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny.
1.6. Marcelle CROISIER: 95. Geburtstag
Ihre Ausbildung erfolgte in den Jahren 1944-47 am Konservatorium der belgischen Hauptstadt Brüssel sowie bei Merlini in Mailand. 1948 wurde sie an die Grand Opéra Paris engagiert, wo sie als 1. Dame in der »Zauberflöte« debütierte und bis 1951 im Engagement blieb. Während dieser Zeit sang sie dort in den Uraufführungen der Opern »Bolivar« von D. Milhaud (1950 die Maria Téresa) und »Kerkeb« von M. Samuel-Rousseau (1951). Sie trat an der Grand Opéra als Donna Anna im »Don Giovanni«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Woglinde im Nibelungenring und als Rozenn in »Le Roi d’Ys« von Lalo auf. Nach 1951 gastierte sie an den großen Opernhäusern in der französischen Provinz, wandte sich aber immer mehr dem Konzertgesang zu. Dabei setzte sie sich gern für zeitgenössische französische Musikwerke ein, vor allem für Komponisten wie P. Wissmer und M. Lewandowski. Ihre Gastauftritte fanden in Argentinien und Brasilien, in Kuba und Tunesien, in Italien, England, Belgien und in der CSSR statt. Sie starb 1958 zwischen den Aufnahmesitzungen für eine Schallplattengesamtaufnahme von Bizets »Carmen« unter Sir Thomas Beecham, weshalb die Partie der Frasquita dann von einer anderen Sopranistin zu Ende gesungen werden musste.
Schallplatten: HMV (Barockmusik), Nonesuch (ebenfalls barocke Vokalwerke).
1.6. Willy van HESE (belgischer Tenor): 95. Geburtstag
2.6. Manfred SCHERZER: 85. Geburtstag
Er hatte seit dem fünften Lebensjahr Violinunterricht bei seinem Vater, einem Mitglied der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Bereits mit 17 Jahren wurde er von Rudolf Kempe an die Sächsische Staatskapelle Dresden engagiert. 20-jährig holte ihn Walter Felsenstein als Erster Konzertmeister an die Komische Oper Berlin. Mit einer Aufführung von Tschaikowskys Violinkonzert begann Manfred Scherzers internationale Karriere als Violinsolist. Kurz darauf gab er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Gastspielreisen führten ihn in die Zentren fast aller europäischen Länder, Nord- und Südamerikas, nach Japan und China sowie zu den bedeutenden Musik-Festivals. 1973–75 war er Solist und 1. Konzertmeister des Gewandhausorchesters zu Leipzig. Manfred Scherzer erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Er war Gründer und Dirigent des Dresdner Kammerorchesters und der Berliner Virtuosen. Die internationale Presse bezeichnete ihn als Meister der sensiblen Töne und rühmte die Tiefe seiner Gestaltung. 1976 erfolgte die Berufung als Professor an die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Er starb 2013 in Berlin. Manfred Scherzer hat mehrere Schallplatten und CDs eingespielt, u. a. bei Eterna. 2007 ist bei claXL eine CD mit Werken von Beethoven und Mendelssohn erschienen, auf der Scherzer als Duopartner des deutschen Pianisten Jürgen Schröder zu hören ist. Es handelt sich dabei um historische Aufnahmen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv, die in den Jahren 1971 und 1977 entstanden sind.
3.6. Irina MASLENNIKOWA: 100. Geburtstag
Sie studierte 1938-41 am Konservatorium von Kiew bei F. Paljajew und Donets-Tesseir und schloss ihr Gesangstudium 1943 ab. Ab 1941 trat sie an der Oper von Kiew auf, an der sie als Susanna in »Le nozze di Figaro« debütierte und auch die Zerline in »Fra Diavolo« sang. 1943 wurde sie dann an das Bolschoi Theater Moskau berufen, an dem sie als Gilda im »Rigoletto« debütierte und wo sie bis 1960 mit großem Erfolg wirkte. Sie sang hier 22 verschiedene Rollen, darunter die Titelrolle in der Oper »Schneeflöckchen«und die Volkova in »Sadko« von Rimsky-Korssakow, die Ludmila in »Ruslan und Ludmila« von Glinka, die Titelrolle in »Lakmé« von Delibes, die Antonida in Glinkas »Ein Leben für den Zaren«, die Marfa in Rimsky-Korssakows »Die Zarenbraut«, die Violetta in »La Traviata«, die Musetta wie die Mimì in »La Bohème«, die Susanna und die Juliette in »Roméo et Juliette«. Ab 1956 unterrichtete sie in Moskau; zu ihren Schülern zählten Hibla Gerzmava, Maria Gavrilova, Olga Guryakova und Larissa Rudakova. Sie war die fünfte (und vorletzte) Ehefrau des Tenors Sergei Lemeshev (1902-77). Sie starb 2013 in Moskau.
Schallplatten: Melodiya, darunter zahlreiche integrale Opern (Gilda im »Rigoletto«, Marzelline im »Fidelio«, Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, Nedda im »Bajazzo«, Zofia in »Halka« von Moniuszko).
3.6. Georg JARNO: 150. Geburtstag
Nach dem Abitur studierte er Musik in seiner Heimatstadt Ofen (Österreich-Ungarn). Danach verschlug es ihn an verschiedene Opernhäuser in Deutschland. Besonders prägend war für ihn sein Aufenthalt in Breslau, wo am 12. Mai 1895 seine erste Oper Die schwarze Kaschka uraufgeführt wurde. Weil sie beim Publikum gut ankam, legte er 1899 eine zweite Oper nach, Der Richter von Zalamea. Die nächste Station seines Schaffens war Hamburg. Dort kam 1903 seine Kleist-Oper Der zerbrochene Krug heraus. Weil sie ihm nicht den erhofften Erfolg brachte, überarbeitete er sie später zum Johanniszauber. 1907 folgte Georg Jarno einer Einladung seines zwei Jahre älteren Bruders Josef Jarno nach Wien. Dieser war 1899 Direktor des Theaters in der Josefstadt geworden und inzwischen mit der Wiener Soubrette Johanna Niese verheiratet. Für sie suchte er einen Komponisten, der ihr die Hauptrolle in einer Operette auf den Leib schreiben konnte. Zusammen mit dem Schauspieler und Journalisten Bernhard Buchbinder, der sich nebenher auch als Librettist betätigte, schrieb Jarno Die Försterchristel. Am 17. Dezember 1907 erlebte das Werk seine Uraufführung im Theater in der Josefstadt. Sie geriet – nicht nur für Jarno, sondern auch für seine Schwägerin, die damit ihren Durchbruch schaffte – zu einem triumphalen Erfolg. Jarno war es nun vergönnt, als freischaffender Komponist leben zu können. Fortan war Bernhard Buchbinder sein Hauptlibrettist. Einen Achtungserfolg hatte Jarno noch mit seiner 1910 uraufgeführten Operette Das Musikantenmädel. Heutzutage wird von seinen Werken nur noch hin und wieder an Stadttheatern Die Försterchristel aufgeführt. Seine anderen Werke sind heute vergessen.
Gegen Ende seines Lebens zog es Jarno wieder nach Breslau zurück, wo einst seine kompositorische Laufbahn begonnen hatte. Dort starb er am 25. Mai 1920. kurz vor der Vollendung seines 52. Lebensjahres.
4.6. Gino TADDEI: 85. Geburtstag
Nach anfänglichem Architekturstudium Ausbildung der Stimme an der Accademia San Agostino in Genua und in der Opernschule der Mailänder Scala. Seinen ersten großen Erfolg hatte er 1965 beim Maggio Musicale von Florenz in Busonis »Doktor Faust«. Gewinner des internationalen Gesangwettbewerbs von Florenz 1966. Er hatte als lyrischer Tenor eine große Karriere an den ersten Opernbühnen der italienischen Halbinsel, u.a. in Palermo, Triest und beim Maggio Musicale Fiorentino. Er wirkte 1971 an der Oper von Triest in der Uraufführung der Oper »Fontana« von Bugamelli mit. 1971 debütierte er als Jafet in B. Brittens »Noye’s Fludde« an der Mailänder Scala. Er gastierte mit großem Erfolg am Nationaltheater von Prag, weiter an den Opernhäusern von Nizza und Bordeaux und an der Nationaloper von Sofia. 1968 zu Gast in Ankara, 1969 in Madrid und am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, wo er als Alfredo in »La Traviata« Aufsehen erregte. Im Mittelpunkt seines weit gespannten Repertoires standen lyrische Partien in Opern von Mozart, Donizetti, Bellini, Verdi, Puccini und Cilea. Er starb 2017 in Savona.
Aufnahmen der Marken Fratelli Fabbri (Pinkerton in vollständiger »Madame Butterfly«), BASF und Supraphon.
4.6. Valentin TEODORIAN: 90. Geburtstag
Er erhielt seine erste Ausbildung durch seinen Vater Constantin Teodorian, der selbst Sänger und Pädagoge war. Bis 1949 wurde er weiter am Nationalkonservatorium von Bukarest unterrichtet und debütierte noch im gleichen Jahre an der Bukarester Nationaloper. Er gewann Gesangwettbewerbe in Bukarest (1953), Prag (1954) und Warschau (1955); Er sang auf der Bühne ein weit gespanntes Repertoire, das vornehmlich lyrische Partien enthielt: den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Herzog im »Rigoletto«, den Ernesto im »Don Pasquale«, den Gérald in »Lakmé« von Delibes, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Lenski im »Eugen Onegin« und den Alfredo in »La Traviata«. Im Konzertsaal trug er ein umfangreiches Programm mit Werken der verschiedensten Stilrichtungen vor, darunter auch selbst komponierte Lieder. Zahlreiche Gastspiel- und Konzert-Tourneen brachten ihm in Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland, in Jugoslawien und Russland große Erfolge ein, doch blieb die Nationaloper Bukarest seine eigentliche künstlerische Heimat. 1962 wurde er zum Verdienten Künstler der Volksrepublik Rumänien ernannt. Er starb 1995 in Bukarest.
Er hat sehr viele Schallplatten der Marke Electrecord gesungen (u.a. Requiem von Mozart, Serenade für Tenor von Benjamin Britten, vollständige Opern »Bajazzo«, »Der Barbier von Sevilla«, »Turandot«, »Oedipe« von Enescu); auf Supraphon singt er zwei Duette mit Magda Ianculescu.
5.6. Franco FEDERICI: 80. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Conservatorio A. Boito in seiner Geburtsstadt Parma und vervollständigte sie in den Opernzentren in Florenz und Venedig. Er hatte eine langjährige Karriere am Teatro Comunale Bologna, wo er sehr beliebt war. Er sang dort 1968 den Benoît in »La Bohème« von Puccini, 1970 die gleiche Rolle und den Monterone im »Rigoletto«, 1971 den Pistola im »Falstaff« von Verdi und den Mesner in »Tosca«, 1973 den Dansker in »Billy Budd« von Benjamin Britten, 1974 den Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini, 1975 den Basilio im »Barbier von Sevilla« von Paisiello, 1976 den Antonio in »Le nozze di Figaro«, 1977 den Bruschino sr. in Rossinis »Il Signor Bruschino«, 1978 den Boroff in »Fedora« von Giordano und den Warlaam im »Boris Godunow«, 1979 den Rochefort in Donizettis »Anna Bolena«, 1980 den Montano im »Otello« von Verdi, 1981 und 1983 den König in »Aida«, 1984 den Gubetta in »Lucrezia Borgia« von Donizetti. Am Theater von Bra (bei Mailand) trat er 1976 als Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Paisiello auf, am Teatro Margherita Genua 1978 in »Bianca e Fernando« von Bellini, 1980 als Ferrando im »Troubadour«, am Teatro Goldoni Livorno 1978 als Il Cieco in »Iris« von Mascagni, am Teatro Regio Parma 1981 als Alvaro in Verdis »Alzira«, bei den Festspielen in der Arena von Verona 1981 als König in »Aida«, in Piacenza 1982 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«. 1987 gastierte er am Opernhaus von Köln als Ramfis in »Aida«, am Teatro Comunale Ferrara als Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto« und am Teatro Bellini Catania in Rossinis »Wilhelm Tell«. 1988 sang er an der Oper von Rom den Callistene in »Poliuto« von Donizetti, 1989 am Teatro Municipale Piacenza den Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, 1990 an der Oper von Rom den Angelotti in »Tosca«. 1993 trat er an der Covent Garden Oper London in der Rolle des Ribbing (Tom) in Verdis »Un ballo in maschera« auf, 1995 an der Oper von Miami als Don Magnifico in »La Cenerentola« von Rossini, im gleichen Jahr am Teatro Bellini Catania als Angelotti. 1994 sang er am Teatro Comunale Florenz den Pietro in »Simon Boccanegra« von Verdi, am Teatro San Carlo Neapel den Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, den er auch 1995 in Messina übernahm, am Teatro Comunale Modena 1995 den Grech in Giordanos »Fedora«. Der Sänger beherrschte ein weit gefasstes Repertoire, das vor allem Partien aus dem Buffo- wie dem Charakter-Fach enthielt, dazu eine Anzahl mittlerer und kleinerer Rollen. Er starb 2013 in Parma.
Schallplatten: CBS (Roucher in »Andrea Chénier« von Giordano), Bongiovanni (»La Gazzetta« von Rossini).
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.francofederici.net/
6.6. Karl Walter BÖHM: 80. Geburtstag
Er wurde zuerst Versicherungskaufmann, ließ dann aber seine Stimme ausbilden. Er war Schüler des Pädagogenehepaars Paul und Lilo Mangold in Berlin. Er trat bereits während seiner Ausbildung 1967-69 auf der Freilichtbühne Rehberge in Berlin in lyrischen Partien auf. Eigentliches Bühnendebüt in der Spielzeit 1969-70 am Stadttheater von Aachen als Radames in Verdis »Aida«. 1970-71 war er am Stadttheater von Osnabrück engagiert, 1971-74 am Stadttheater von Bremerhaven, 1973-76 auch als Gast am Theater am Gärtnerplatz in München. 1975-78 gehörte er dem Nationaltheater von Mannheim an und war seitdem nur noch gastierend tätig. 1974 sang er an der Portland Opera in den USA den Max im »Freischütz«, 1975-77 an der Staatsoper von Wien (den Lohengrin, den Florestan im »Fidelio«, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Titelhelden im »Siegfried«), bei den Salzburger Osterfestspielen von 1976 den Lohengrin. Seine Karriere als Heldentenor nahm eine schnelle Entwicklung. Bei den Salzburger Festspielen hörte man ihn 1977 und 1978 als Herodes in »Salome« von R. Strauss, am Teatro Comunale Bologna 1978 als Parsifal, am Teatro Colón Buenos Aires 1978 als Tannhäuser, am Teatro Margherita in Genua 1979 in der italienischen Erstaufführung der Oper »Leonore« von Beethoven (der Ur-Fassung des »Fidelio«) als Florestan, 1979 an der Grand Opéra Paris als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg. 1980 war er zu Gast am Teatro San Carlos Lissabon, 1981 am Stadttheater von Bern, 1982 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (als Herodes). Er trat auch an den Opernhäusern von Köln, Essen, Graz, Nürnberg und Saarbrücken, an der Nationaloper Budapest, am Opernhaus von Nancy und in Milwaukee erfolgreich auf. Im Mittelpunkt seines Repertoires standen heldische Partien wie der Don José in »Carmen«, der Pedro in »Tiefland« von d’Albert, der Canio im »Bajazzo«, der Lenski im »Eugen Onegin«, der Manrico im »Troubadour« von Verdi, der Otello von Verdi, Wagner-Heroen wie der Rienzi, der Siegmund und der Siegfried. Von seinem Wohnsitz Schriesheim an der Bergstraße aus unternahm der Künstler seine Gastspiel- und Konzertreisen. Er starb 2000 in Fränkisch-Crumbach.
Schallplatten: HMV-Electrola (Herodes in »Salome« unter H. von Karajan), Eurodisc (großer Querschnitt durch Wagners »Rienzi« mit ihm in der Titelrolle).
8.6. Hanna FAHLBUSCH-WALD: 70. Geburtstag
Sie erhielt ab 1963 Gesangsunterricht bei Ida Vaijalo und am Konservatorium Wien. 1964 begann sie ihr Studium an der Opernschule der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien, das sie 1970 mit dem Diplom abschloss. Bereits vor ihrem Abschluss wurde sie 1969 Mitglied der Wiener Volksoper, wo sie u.a. am 13.4.1970 in der Uraufführung der Oper »Dreikönig« von Franz Salmhofer mitwirkte. 1970 sang sie bei den Salzburger Festspielen den 3. Knaben in der »Zauberflöte«. 1971-81 war sie Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München und trat 1973 bei den Bregenzer Festspielen als Eurilda in Joseph Haydns »Die Fischerinnen« auf. 1975 sang sie an der Wiener Volksoper die Falourdel in »Notre Dame« von Franz Schmidt. Ende der 1970er Jahre wechselte sie in das hochdramatische Mezzosopranfach. Sie gastierte an mehreren Opernhäusern, unter anderem in Frankfurt, Düsseldorf, Kassel, Mannheim, Essen und Wiesbaden und sang die Partien der Eboli in Verdis »Don Carlos«, der Kundry im »Parsifal« von Richard Wagner, der Marie in Alban Bergs »Wozzeck« und der Knusperhexe in Engelbert Humperdincks »Hänsel und Gretel«. Mit ihrem breiten Repertoire von Werken Bachs, Beethovens, Mozarts, Mahlers, Verdis und Wagners war sie Solistin bei zahlreichen Orchestern wie den Wiener Symphonikern und den Bamberger Symphonikern. Konzertreisen führten sie nach Italien, Frankreich und Österreich. Noch 2002 trat sie bei den Bregenzer Festspielen in »Julietta« von B. Martinu (in mehreren Partien) auf. In späteren Jahren war sie pädagogisch tätig und unterrichtete in ihrer privaten Gesangsklasse junge Sängerinnen und Sänger. Sie starb 2006 in Erlangen.
8.6. Daniel NAZARETH: 70. Geburtstag
Er studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften an der University of Mumbai. Danach erwarb er ein Klavier-Diplom von den Royal Schools of Music in London. Er studierte privat bei Igor Markevitch und graduierte 1975 in der Dirigentenklasse von Hans Swarowsky an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 1977 debütierte er mit Mozarts Così fan tutte beim Spoleto Festival in Italien. In Tanglewood (Leonardo Bernstein Conducting Fellowship) traf er 1978 mit Leonard Bernstein, Colin Davis, Gunther Schuller und Seiji Ozawa zusammen. Herbert von Karajan lud ihn als Gastdirigent zu den Berliner Philharmonikern und Wiener Symphonikern ein. 1982-85 war er Chefdirigent des Symphonischen Orchesters Berlin (SOB), das sich seit 1990 Berliner Symphoniker benennt. 1988 assistierte er Lorin Maazel bei Verdis Requiem in Neapel. 1988-89 war er dann Chefdirigent des Teatro San Carlo in Neapel. 1990-92 war er Musikdirektor des Arena di Verona. Er arbeitete u.a. mit Luciano Pavarotti und Grace Bumbry. 1992-96 wirkte er als Chefdirigent des MDR-Sinfonieorchester Leipzig. Er war darüber hinaus Gastdirigent beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Sächsische Staatskapelle Dresden, Orchestre de Paris, Gewandhausorchester Leipzig und Hamburg Philharmonikern. Nachdem er wegen eines schweren Unfalls mehrere Jahre Zwangspause einlegen musste, war er 2011 Musikdirektor des Orquesta Sinfonica Nacional de Costa Rica. Er starb 2014 in New York.
8.6. Isa van der MEULEN: 85. Geburtstag
Biographie der holländischen Sopranistin auf Holländisch: http://401dutchdivas.nl/sopranen/242-isa-van-der-meulen-.html
8.6. Karel GOEYVAERTS: 95. Geburtstag
Er studierte 1942-47 am Konservatorium in Antwerpen, 1947-50 war er Schüler von Messiaen und Milhaud am Pariser Konservatorium. 1949 erhielt er den Lili-Boulanger-Preis, 1950 den Fernand-Halphen-Preis. 1951 besuchte Goeyvarts erstmals die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Seine jüngst komponierte, von Anton Weberns Klaviervariationen und Olivier Messiaens Mode de valeurs et d’intensités beeinflusste, streng durchorganisierte Sonate für zwei Klaviere stieß hier auf großes Interesse. In einer „Arbeitsgemeinschaft für freie Komposition“ unter Leitung von Theodor W. Adorno wurde das Werk analysiert; der Komponist selbst führte gemeinsam mit Karlheinz Stockhausen den zweiten Teil auf. In der Folge gehörte Goeyvaerts zu den ersten Komponisten, die im Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks Köln experimentieren konnten; allerdings war er mit den Resultaten nicht sehr glücklich. 1958–70 unterbrach er seine musikalische Karriere und arbeitete als Übersetzer und Redakteur für die belgische Fluggesellschaft Sabena; nebenher komponierte er einzelne Orchesterwerke und einzelne Versuche für Instrumente und Tonband, schloss sich der Genter Komponistengruppe Spectra an und unterrichtete (ab 1967) am Konservatorium in Antwerpen. Vorübergehend interessierten Goeyvaerts an das Improvisationstheater angelehnte Konzepte, so in den Werken Van uit de kern und Catch à quatre. Ab 1970 unterrichtete er am Institut für Psychoakustik und elektronische Musik in Gent. 1975–88 war er Redakteur für zeitgenössische Musik bei Radio 3 in Brüssel; Kompositionen aus dieser Zeit zeigen minimalistische Tendenzen. An seinem letzten Werk, der groß angelegten Oper Aquarius, arbeitete er ein ganzes Jahrzehnt. 1992 wurde er als Professor für Neue Musik an die musikwissenschaftliche Abteilung der Katholischen Universität Löwen berufen, 1993 starb er überraschend in Antwerpen.
9.6. Paul BEINERT: 125. Geburtstag
Er absolvierte seine Ausbildung zum Sänger an der Münchner Akademie der Tonkunst. Sein erstes Engagement fand er am Stadttheater von Plauen (Sachsen) in den Jahren 1922-25. 1925 wurde er an das Opernhaus von Leipzig verpflichtet, dessen Mitglied er bis 1933 blieb. In diese Zeit fallen mehrere wichtige Opern-Uraufführungen in Leipzig, an denen er teilnahm: »Johnny spielt auf« von Ernst Krenek (10.2.1927 als Max), »Der Zar lässt sich photographieren« von Kurt Weill (18.2.1928), »Frühlings Erwachen« von Max Ettinger (14.4.1928), »Die schwarze Orchidee« von E. d’Albert (1.12.1928), »Das Leben des Orest« von Ernst Krenek (19.1.1930 als Aegisth), »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Kurt Weill (9.3.1930 als Jim). 1933 verließ er Leipzig und sang 1933-37 am Stadttheater von Freiburg i. Br. 1937-43 war er Mitglied der Berliner Staatsoper. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er mit seiner Familie auf dem „Hühnerhof“, einem Jagdhof im fränkischen Fichtelgebirge nahe Wunsiedel. 1943-44 war er am Stadttheater von Kiel tätig, nahm aber nach dem Zweiten Weltkrieg kein neues Engagement mehr an, was sicherlich auch darauf zurückzuführen war, dass seine Familie im Dritten Reich zur NSDAP-Elite um Rudolf Heß gehörte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1962 lebte er mit seiner Frau Irmgard Pröhl – einer Schwester von Ilse Heß und einer engen Freundin von Winifred Wagner – in seiner Bayreuther Wohnung. Aus seinem Bühnenrepertoire sind der Radames in »Aida«, der Arrigo in Verdis »Die sizilianische Versper«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Don José in »Carmen«, der Titelheld in »Rienzi« von R. Wagner, der Tannhäuser, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Parsifal, der Pedro in »Tiefland« von d’Albert und der Titelheld in Hans Pfitzners »Der arme Heinrich« zu erwähnen.
9.6. Karl LUDWIK: 125. Geburtstag
Der Künstler, dessen eigentlicher Name Karel Ludvik war, studierte bei Adolf Robinson in Wien und an der Wiener Musikakademie. 1919 fand sein Debüt am Stadttheater von Aussig (Ústí nad Labem) statt. Von dort kam er 1921 an das Deutsche Theater Prag, dessen Mitglied er bis 1925 blieb. 1925-31 sang er am Opernhaus von Düsseldorf, 1932-34 an der Schiller-Oper in Hamburg. Er kehrte dann in seine tschechische Heimat zurück, wo er 1934-36 am Theater von Olomouc (Olmütz), 1936-38 in Plzen (Pilsen) und 1938-39 in Ostrava (Mährisch-Ostrau) engagiert war. Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges trat er noch gastierend auf. Gastspiele führten ihn im Ablauf seiner Karriere u.a. an die Staatsoper Berlin, an das Staatstheater Wiesbaden und an das Opernhaus von Köln. Sein Bühnenrepertoire enthielt mehr als 75 große Partien, darunter den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Hagen in der »Götterdämmerung«, den van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, den Quasimodo in »Notre-Dame« von F. Schmidt, den Goldhändler in »Cardillac« von Hindemith, den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Gremin im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky und den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Er starb 1960 in Lnare u Blatné (CSSR).
9.6. Clothilde Emilie KAINZ-PRAUSE: 175. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Fürstlich Liechtensteinschen Beamten und kam zur Ausbildung ihrer Stimme nach Wien. Sie studierte dort bei den Pädagogen Alret und Salvi. Sie wurde schon 1853 für Kinderrollen an das Theater am Kärntnertor in Wien verpflichtet, wo sie als einer der drei Knaben in der »Zauberflöte« erstmals auf der Bühne stand. 1856 ging sie an das Theater von Brünn (Brno), an dem sie als Lucia di Lammermoor ein sehr erfolgreiches Debüt hatte. 1857-58 war sie am Hoftheater von Braunschweig engagiert, seit 1858 am Deutschen Landestheater Prag. In ihren ersten beiden Partien, die sie an diesem Haus sang, der Lucia di Lammermoor und der Titelrolle in Flotows »Martha«, hatte sie einen geradezu sensationellen Erfolg. Sie unterbrach ihr Engagement in Prag während der Spielzeit 1864-65, als sie an der Deutschen Oper Rotterdam auftrat. Dort sang sie die Valentine und die Königin Marguerite in Meyerbeers »Hugenotten« als Doppelrolle in der gleichen Vorstellung. 1865 kam sie wieder nach Prag zurück, war aber dann 1865-67 an der Wiener Hofoper engagiert, wo sie vor allem in Opern von Mozart und von Meyerbeer brillierte. Nach einem sehr erfolgreichen Gastspiel wechselte sie 1867 von der Wiener Hofoper an die Hofoper von Dresden. Hier waren es Partien wie die Valentine, die Leonore im »Troubadour«, die Norma von Bellini und die Leonore im »Fidelio«, in denen sie das Publikum begeisterte. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind nachzutragen: die Isabella in »Robert der Teufel« von Meyerbeer, die Amina in Bellinis »La Sonnambula«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Titelrolle in »Alceste« von Gluck und die Aida, die sie 1876 in der Dresdner Premiere dieser Verdi-Oper sang. 1877 nahm sie in Dresden als Aida von der Bühne Abschied. Sie zog sich zunächst nach Olmütz zurück. Sie lebte zuletzt als Pädagogin in Graz, wo sie 1914 starb.
10.6. Ella LEE: 85. Geburtstag
Informationen über die amerikanische Sopranistin auf folgender Web-Seite: https://www.findagrave.com/memorial/119132468/ella-lee
10.6. Aase NORDMO- LØVBERG: 95. Geburtstag
Sie trat schon als Kind in Kirchenkonzerten auf. Dann Ausbildung ihrer Stimme durch Hjaldis Ingebjart in Oslo. Konzertdebüt 1948 in Oslo; sie debütierte auf der Bühne 1951 an der Oper von Oslo als Imogen in der Uraufführung der Oper »Cymbeline« von Arne Eggens. Nach einem Konzert in Stockholm sang sie 1953 an der Königlichen Oper von Stockholm als Antrittsrolle die Elisabeth im »Tannhäuser« und blieb deren Mitglied bis 1969. Sie trat noch 1970 an der Stockholmer Oper als Sieglinde in der »Walküre« auf. Sie sang an diesem Haus die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Aida, die Desdemona im »Otello« und die Elisabetta im »Don Carlos« von Verdi, die Tosca, die Micaela in »Carmen«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, dazu ihre Wagner-Partien. 1957 hatte sie ihren ersten großen Erfolg an der Wiener Staatsoper als Sieglinde. Bis 1965 trat sie in Wien in insgesamt 13 Vorstellungen außerdem noch als Elisabeth im »Tannhäuser«, als Leonore im »Fidelio« und als Amelia in Verdis »Maskenball« auf; weitere Gastspiele in London, Hamburg, München und an der Oper von Rom. 1957 große Erfolge bei Konzerten in London, Philadelphia und Paris. 1959 kam sie an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Elsa im »Lohengrin«). Sie blieb bis 1960 an diesem Haus tätig, wo sie auch die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Leonore im »Fidelio« und die Sieglinde vortrug. Sie unternahm eine glanzvolle Nordamerika-Tournee mit dem Philadelphia Sinfonie-Orchester. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1960 die Elsa, die Sieglinde und die 3. Norn in der »Götterdämmerung«. Sie gastierte 1963 am Stora Theater Göteborg als Elisabeth im »Tannhäuser«, 1967 als Tosca. Sie gastierte weiter am Theater von Cagliari 1965 als Elisabeth im »Tannhäuser«, an der Königlichen Oper Kopenhagen 1963 und 1964 als Leonore im »Fidelio«, seit 1960 häufig an der Oper von Oslo (hier noch 1970 als Senta in »Der fliegende Holländer«). 1969 sang sie bei den Drottningholmer Festspielen die Angelica in Händels »Orlando«. Auch als Lied-Interpretin geschätzt. Sie ließ sich 1970 als Pädagogin in Oslo nieder. 1978-81 Direktorin der Oper von Oslo, nachdem sie seit 1973 als Professorin an der dortigen Musikhochschule unterrichtet hatte. Sie starb am 25.1.2013 in Lillehammer.
Schallplatten unter dem Etikett von Columbia (Recital, 9. Sinfonie von Beethoven unter O. Klemperer), eine Aufnahme auf HMV. Sie singt auf Melodram die Elsa im »Lohengrin« und die Sieglinde in der »Walküre«, beides Mitschnitte von den Bayreuther Festspielen von 1960.
10.6. Clara NOVELLO: 200. Geburtstag
Sie war eine von sechs Töchtern von Vincent Novello (1781-1861), dem Begründer der Philharmonic Concerts in London und seit 1844 Herausgeber der großen englischen Musikzeitschrift »The Musical Times«. Sie galt als Wunderkind und soll schon im Alter von drei Jahren Händel- und Mozartarien gesungen haben. Sie studierte zunächst bei Hill und Robinson in York, dann in London; Fortsetzung der Ausbildung bei Cheron in Paris und bei Micheroux in Mailand. Sie begann ihre Karriere 1832 beim Worcester Festival und in London. Dort sang sie 1832 das Sopransolo in der ersten Aufführung der Missa solemnis von Beethoven in der englischen Metropole. Sie verlegte sich vor allem auf Oratorienmusik. 1834 bewunderte man ihre Vortragskunst beim Festival in der Westminister Abbey London. 1837 wurde sie von Felix Mendelssohn-Bartholdy nach Leipzig eingeladen. Sie trat nun auch dort sowie 1838 in Wien, Dresden und Berlin als erfolgreiche Konzertsängerin auf. 1839 gab sie Konzerte in der russischen Metropole St. Petersburg. 1839 begegnete sie in Bologna dem damals berühmtesten Opernkomponisten Gioacchino Rossini, der sie bewog, sich dem Bühnengesang zuzuwenden, und mit dem sie dann zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Nach nochmaligem Studium in Italien betrat sie 1841 erstmals die Bühne, und zwar sang sie am Teatro Regio von Parma eine der schwierigsten Belcanto-Partien, die Titelfigur in »Semiramide« von Rossini. Jetzt begann für sie eine glanzvolle Bühnenkarriere an den großen italienischen Opernhäusern, vor allem in Genua (1841-42) und in den Jahren 1842-43 in Mailand, Venedig, Rom und Neapel. 1843 gastierte sie sehr erfolgreich am Londoner Drury Lane Theatre und erschien seither auch als Bühnensängerin in der englischen Hauptstadt. Am 21.2.1843 sang sie am Teatro Carlo Felice Genua in der Uraufführung der Oper »Virginia« von Alessandro Nini die Titelrolle. 1843 heiratete sie den italienischen Conte Gigliucci und zog sich darauf für einige Zeit aus dem Musikleben zurück. 1849 nahm sie ihre Karriere wieder auf und sang 1849-54 mehrfach an italienischen Opernhäusern. In dem Jahrzehnt 1851-60 war sie bei den vielen englischen Musikfesten als Solistin vertreten. 1855 sang sie bei den Londoner Philharmonic Concerts unter der Leitung von Richard Wagner. 1850-51 war sie am Teatro San Carlos Lissabon anzutreffen. Trotz ihrer großen Erfolge auf der Bühne blieb sie in erster Linie eine hoch angesehene Konzertsängerin. Mendelssohn schätzte ihre Stimme sehr und sprach von ihr, Anna Bishop und Catherine Hayes als »der großen Triade der englischen Sängerinnen«. Auch Robert Schumann gehörte zu den Verehrern ihrer Kunst. Sie starb 1908 in Rom. – Ihre Schwester Sybilla Novello († 8.1.1904 Genua) hatte auch eine beachtliche Karriere im Bühnen- wie im Konzertfach, beschränkte sich jedoch aus gesundheitlichen Gründen mehr auf die Tätigkeit im pädagogischen Bereich. Sie lebte später viel in Italien und in Nizza; sie übersetzte Texte von Musikwerken ins Englische. Cecilia Novello, eine weitere Schwester der bekannten Sängerin, war Schülerin von Mrs. Hunt, sang auf der Bühne aber gewöhnlich nur kleinere Partien und gab ihre Karriere nach einer Heirat bald auf. Der älteste Bruder, Joseph Novello (* 1810), war Bühnen- und Konzertsänger, wurde aber hauptsächlich als Herausgeber von Musikwerken bekannt (u.a. von Kompositionen von Mendelssohn), wobei er deren Texte ins Englische übertrug.
12.6. Roy SAMUELSEN: 85. Geburtstag
Nach vorheriger Arbeit in einem Metallwerk studierte er Gesang bei Josef Heuler in Würzburg, dann in den USA an der Brigham Young University (Utah) bei John Halliday und an der Indiana University Bloomington bei Paul Matthew und Carl van Buskirk. Seine Karriere spielte sich einerseits an der Norwegischen Oper in Oslo, anderseits an Bühnen in Nordamerika ab. Hier sang er u.a. an der Oper von Chicago, in Kansas City, Memphis, bei der Kentucky Opera und mit dem Ensemble der Indiana University Opera Bloomington. An der zuletzt genannten Bühne wirkte er auch in zwei Uraufführungen von Opern mit, 1963 in »The Darkened City« von Heiden, 1966 in »The Hoosier Tale« von Kaufmann. Er war an der Indiana University als Pädagoge tätig und ging von Bloomington aus einer umfangreichen Konzerttätigkeit nach. Auf der Bühne gestaltete er ein sehr umfangreiches Rollenrepertoire, das von Mozart, über die italienischen Belcanto-Opern bis zu Verdi, Wagner, Puccini, Richard Strauss und zeitgenössischen Meistern reichte und vor allem auch Partien aus dem Bereich der russischen Oper aufzuweisen hatte. Er starb am 2017 in Bloomington.
13.6. Carl-Axel HALLGREN: 100. Geburtstag
Er studierte 1937-39 an der Königlichen Musikhochschule Stockholm bei Joseph Hislop, John Forsell, Adelaide von Skilondz und Martin Öhman. 1940-42 war er als Eleve an der Stockholmer Oper beschäftigt und wurde 1942 als Solist an das Haus engagiert, wo er als erste Partie den Frédéric in »Lakmé« von Delibes sang und 1943 als Marcello in »La Bohème« seinen ersten großen Erfolg hatte. Seitdem war er bis 1975 ununterbrochen Mitglied dieses größten schwedischen Opernhauses. Gastspiele führten den beliebten Sänger an Opernhäuser in Deutschland, Italien, England und in den nordischen Ländern; dazu unternahm er Konzertreisen in Italien und Spanien. Höhepunkte in seinem umfassenden Repertoire für die Bühne waren die Partien für Kavaliersbariton, in denen er auch ein erstaunliches darstellerisches Talent zeigte. Eng bleibt sein Name mit den Festspielen im Barocktheater von Drottningholm verbunden, bei denen er während 25 Jahren immer wieder zu hören war. In der Titelrolle des neapolitanischen Pasticcios »Il Maestro di Musica« (mit Musik von Pergolesi, Auletta und anderen Komponisten der Barockzeit) bleibt er unvergessen. (Dieses liebenswürdige Werk, in dem er bei den Festspielen von Drottningholm sein Publikum begeistert hatte, wurde mit ihm als erste vollständige Oper in Schweden auf der Schallplattenmarke Grammofon ab Electra aufgenommen). 1968 wirkte er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung von »Drottningen av Golconda« von Franz Adolf Berwald, 1971 am dortigen Rotunda Teater in der von »Experiment X« von B. Hambraeus mit. Er trat in zahlreichen Sendungen des schwedischen Rundfunks und Fernsehens auf. Länger als 15 Jahre wirkte er bei den Folkparkerna-Konzerten in Stockholm mit, teilweise auch zusammen mit seiner Gattin, der Sängerin Siri Olson (* 2.8.1913 Hedesunda, † 2.2.2004 Stockholm). 1973 erfolgte seine Ernennung zum schwedischen Hofsänger. Er starb 1987 in Stockholm.
Weitere Schallplattenaufnahmen seiner Stimme finden sich auf HMV und auf kleineren schwedischen Marken. Bereits 1943 erschien auf Telefunken ein Querschnitt durch die Oper »Lips« des deutschen Komponisten Peter Kreuder, in dem er mitwirkt. Auf Legendary Records singt er den Silvio in einer kompletten Aufnahme des »Bajazzo« mit Jussi Björling in der Rolle des Canio.
13.6. Adolf NEUENDORFF: 175. Geburtstag
Geboren in Deutschland emigrierte er im Alter von zwölf Jahren gemeinsam mit seinem Vater nach New York, wo er Musik studierte. Bereits 1859 debütierte er als Konzertpianist in der Dodworth Hall, im Jahre 1861 war er als Violinist auf Konzerttournee durch Brasilien. 1864-77 wirkte er als Kapellmeister am New Yorker Stadttheater (Germania-Theater), das damals vor allem auf dem Gebiet der deutschen und der Wagner-Oper in Amerika Hervorragendes leistete. Er starb 1897 in New York. Verheiratet war er mit der Opernsängerin Georgine von Januschofsky (* um 1859 Olmütz, † 6.9.1914 New York).
14.6. Edith GUILLAUME: 75. Geburtstag
Studium bei Janine Micheau in Paris und in Dänemark, wo sie ihren Wohnsitz nahm, bei Thyge Thygesen und bei Monna Ry Andersen am Königlichen Konservatorium von Kopenhagen. Sie hatte ihre Bühnendebüt 1970 bei der Jütländischen Oper Aarhus in der Titelrolle der Oper »Drömmen om Thérèse« von Lars Johan Werle, nachdem sie in den Jahren 1968-70 Preisträgerin bei mehreren Gesangwettbewerben in Dänemark geworden war. Sie wurde dann Mitglied der Königlichen Oper Kopenhagen, an der sie eine lange Karriere hatte und in Partien wie der Ottavia in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«, dem Cherubino in »Le nozze di Figaro«, dem Siebel im »Faust« von Gounod und der Zaida in Rossinis »Il Turco in Italia« ihre Erfolge hatte; 1987 sang sie an der Kopenhagener Oper den Octavian im »Rosenkavalier«. Aufsehen erregte sie auch durch ihre Gestaltung des dramatischen Monologs »La Voix humaine« von Fr. Poulenc. Gastspiele in Aarhus (u.a. 1985 sehr erfolgreich in der Titelrolle der Offenbach-Operette »La Périchole«), Hamburg, Mannheim, Genf (1982 als Périchole), Montpellier, Nancy, Metz, Lille und Lüttich sowie 1984 am Théâtre Châtelet Paris (als Mlle. Lange in »La Fille de Madame Angot« von Lecocq). 1996 hörte man sie bei der Jütländischen Oper Aarhus als Marcellina in »Le nozze di Figaro«. 1996 wirkte sie in Kopenhagen in Aufführungen von A. Bergs »Lulu« (als Mutter) mit. 1998 nahm sie an der Jütländischen Oper Aarhus an der Uraufführung der Oper »Anatomisk Opera« von Lars Klit teil. 2000 sang sie an der Jütländischen Oper Aarhus die Haushälterin in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss. Weitere Partien aus ihrem Repertoire: Carmen, Orpheus von Gluck, Charlotte im »Werther«, Maddalena im »Rigoletto«, Concepcion in Ravels »L’Heure espagnole«, Santuzza in »Cavalleria rusticana«, Titelfigur in »Miss Julie« von Bibalo, Jeanne in »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki. Sie hatte auch im Konzertsaal eine bedeutende Karriere und unternahm mehrere Konzerttourneen in den skandinavischen Ländern. Sie starb im September 2013.
Schallplatten: Unicorn, Polygram, Danacord (dänische Lieder), Da Capo (»Siddharta« von Per Noørgård). Auch auf Philips-Schallplatten zu hören, auf Chandos in »Lulu« von A. Berg.
15.6. Adele LEIGH: 90. Geburtstag
Sie wurde in den USA durch Julius Gutmann in New York ausgebildet, sie war auch Schülerin von Maggie Teyte in London. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie in New York ihre Karriere. Nachdem sie den amerikanischen Bariton James Pease (1916-67) geheiratet hatte, kam sie mit diesem 1948 nach Europa. Sie war 1948-56 an der Covent Garden Oper London engagiert, wo sie später noch gastierte. Sie debütierte hier 1948 als Xenia im »Boris Godunow«; 1949 hatte sie an diesem Haus ihre ersten großen Erfolge; sie trat hier als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Manon von Massenet, als Sophie und 1961 auch als Octavian im »Rosenkavalier« auf und wirkte am 27.1.1955 in der Uraufführung der Oper »The Midsummer Marriage« von M. Tippett mit. 1963 trat sie wieder an der Covent Garden Oper London, jetzt als Musetta in »La Bohème«, auf. Sie wurde durch Gastspiele international bekannt. 1959 sang sie an der Oper von Boston die Musetta, 1960 an der City Opera New York die Sophie im »Werther« von Massenet, 1964 in Amsterdam die Pamina. 1961-63 wirkte sie am Opernhaus von Zürich (wo sie am 3.12.1961 in der Uraufführung der Operette »Barbasuk« von Paul Burkhard die Partie der Heather sang), 1963-72 an der Wiener Volksoper, an der sie auch schon 1957-59 engagiert gewesen war und wo sie auch große Erfolge auf dem Gebiet der Operette hatte (u.a. als Angèle Didier in Lehárs »Der Graf von Luxemburg« und als Sylva Varescu in E. Kálmáns »Die Csárdasfürstin«). 1959 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz die Zerline im »Don Giovanni«; sie trat auch in Hamburg gastweise auf. 1976 hörte man sie in London in einem Operetten-Konzert. Sie trat 1984, nachdem sie sich weitgehend aus ihrer Karriere zurückgezogen hatte, nochmals beim Brighton Festival (mit dem Ensemble der Phoenix Opera) als Gabrielle in der Offenbach-Operette »La Vie Parisienne« auf, in London 1987 als Heidi Schiller in »Follies« von Stephen Sondheim. Auf dem Gebiet der Operette waren ihre großen Partien die Christel im »Vogelhändler« von Zeller, die Titelrollen in »Gräfin Mariza« von E. Kálmán und in »Die lustige Witwe« sowie die Lisa im »Land des Lächelns« von Fr. Lehár. Erfolgreiche Auftritte auch im englischen wie im amerikanischen Rundfunk und Fernsehen. Sie starb 2004 in London.
Lit: H. Rosenthal: Sopranos of Today (London 1956).
Schallplatten: Allegro Royale (u.a. Duette mit James Pease), Saga (Querschnitt »Don Giovanni«), RCA (Rosalinde in der »Fledermaus«), Decca, Amadeo (Operetten-Szenen, Duette mit Nigel Douglas), Gala (»The Midsummer Marriage« von M. Tippett, Mitschnitt der Uraufführung).
15.6. Evard GRIEG: 175. Geburtstag
Er wurde als viertes von fünf Kindern im westnorwegischen Bergen geboren. Sein Vater Alexander Grieg war ein wohlhabender Kaufmann und britischer Konsul in Bergen. Er führte den von seinem aus Schottland eingewanderten Großvater 1779 gegründeten Fischhandel fort.
Seine Mutter Gesine (geb. Hagerup) wurde als junges Mädchen von ihren Eltern zur Ausbildung zu Albert Methfessel in das damals dänische Altona geschickt. Sie trat in Bergen mit Erfolg als Pianistin und Dichterin auf und zählte zu den angesehensten Klavierlehrerinnen der Stadt. Sie veranstaltete in ihrem Haus allwöchentliche Musizierkreise, bei denen neben Instrumentalwerken auch Teile aus Opern aufgeführt wurden. Ab dem sechsten Lebensjahr erhielt er von der Mutter regelmäßigen Klavierunterricht. Mit neun Jahren begann er erste eigene Kompositionen zu entwerfen. Aus seiner Jugendzeit sind viele Klavierstücke erhalten, die später teilweise in der Gesamtausgabe veröffentlicht worden sind. Seine Schulzeit verlief eher ungünstig. Nach der Grundschule absolvierte er die Tanksche Schule, eine an neuen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtete Realschule, welche dem künstlerisch-musikalisch veranlagten Edvard weniger entgegenkam. Seinem Interesse an Musik und Komposition begegneten die Lehrer teilweise mit Spott und Zynismus. Aufgrund dessen musste er die dritte Klasse wiederholen. Es ist behauptet worden, dass die negativen Erlebnisse Griegs während seiner Schulzeit auf seinen Umgang mit den Lehrern am Konservatorium weiterwirkte. Dieser Meinung stehen Untersuchungen entgegen, die den Lehrern wohlwollende Anerkennung ihres begabten Schülers bescheinigen. Der Besuch und die positive Beurteilung der musikalischen Anlagen des Jungen durch Ole Bull, den bekannten Geiger und Vorkämpfer einer eigenen norwegischen Musik und Kultur, im Jahr 1858 führten schließlich zu Griegs Studium am Konservatorium Leipzig. Dort studierte er 1858-62 bei Carl Reinecke, Louis Plaidy, Ernst Ferdinand Wenzel und Ignaz Moscheles Musik. Seine Studienzeit in Leipzig beschrieb Grieg später recht kritisch. Er habe in dem uninspirierenden und konservativen Unterricht kaum etwas gelernt und auch seine Mängel in der Klaviertechnik seien teils auf die am Konservatorium üblichen Unterrichtsmethoden zurückzuführen. Bei seinem ersten Klavierlehrer, Louis Plaidy, habe er nur stumpfsinnig Etüden und andere Stücke von Czerny, Kuhlau und Clementi üben müssen. Mit Werken modernerer Komponisten sei er nicht vertraut gemacht worden. Dem späteren Unterricht beim von ihm hochgeschätzten Ernst Ferdinand Wenzel konnte Grieg mehr abgewinnen. Auch der Harmonieunterricht war Grieg zu konservativ. Seine Lehrer kritisierten u. a. den schon damals in Griegs Kompositionen anzutreffenden starken Hang zu chromatischer Gestaltung. Ein 1861 von Grieg für seinen Lehrer Carl Reinecke komponiertes Streichquartett wurde aus dem Programm eines öffentlichen Konzerts genommen weil es der einflussreiche Violinist Ferdinand David als zu futuristisch ansah. 1862 kehrte er mit einer Zwischenstation im schwedischen Karlshamn, wo er sein Debüt als Pianist gab, nach Bergen zurück. 1863 übersiedelte er nach Kopenhagen. Entscheidende musikalische Impulse gab ihm dort die Begegnung mit dem früh verstorbenen Rikard Nordraak. 1864 gründete er zusammen mit Nordraak, E. C. Horneman und J. G. Matthison-Hansen in Kopenhagen die Konzertgesellschaft Euterpe zur Pflege neuer skandinavischer Musik. 1866 zog er nach Christiania. 1867 heiratete er in Kopenhagen seine Cousine Nina Hagerup, die ihm im Jahr darauf die einzige Tochter Alexa gebar. Franz Liszt, überzeugt von Griegs Violin-Sonaten, verschaffte dem jungen Künstler 1869/70 ein Reisestipendium der Stadt Christiania für einen Aufenthalt in Rom, wo dieser auch Liszt erstmals begegnete. Ab 1874 lebte er mit Staatssold als freischaffender Komponist teils in Bergen, teils in Oslo, teils in Lofthus am Sorfjord, einem Ausläufer des Hardangerfjords. Im Herbst 1875 starben kurz hintereinander seine beiden Eltern – ein Schicksalsschlag, den Grieg kompositorisch in der Ballade g-Moll op. 24 für Klavier verarbeitete. Er unternahm Reisen durch ganz Europa als Pianist und Dirigent. Oft begleitete er dabei seine Frau, die Sopranistin war. 1880-82 war Grieg Dirigent des Orchesters der Musikgesellschaft „Harmonie“ in Bergen. Während eines Besuches in England im Jahre 1888 lernte Grieg den reformatorisch-antitrinitarischen Unitarismus kennen und bekannte sich seitdem selbst als Unitarier. Er beteiligte sich später unter anderem an der Finanzierung der unitarischen Kirche in Kopenhagen. 1885 bezog Grieg das Haus „Troldhaugen“ im Weiler Hop südlich von Bergen. Heute befindet sich dort das Grieg-Museum. Im Rahmen der Dreyfus-Affäre lehnte Grieg 1899 in einer öffentlichen Erklärung die Einladung von Édouard Colonne zur Leitung eines eigenen Konzerts mit der Begründung ab, er könne wegen der Affäre und der damit praktizierten Verachtung von Gesetz und Rechtsprechung nicht nach Frankreich reisen. Darauf erhielt er teilweise antisemitisch gefärbte Schmäh- und Drohbriefe. Noch vor dem Freispruch von Dreyfus nahm er 1903 die neuerliche Einladung Colonnes an. Beim Konzert im Pariser Théâtre du Châtelet musste Grieg ein Pfeifkonzert des französischen Publikums über sich ergehen lassen. Im Sommer 1906 dann schrieb ihm sein Kollege, der norwegische Komponist Johan Halvorsen, anlässlich der Veröffentlichung der Bauerntänze (Slåtter) op. 72 von der neu entdeckten Begeisterung der Franzosen für „le nouveau Grieg“.
Edvard Grieg starb am 4. September 1907 in Bergen an einem Lungenemphysem.
Edvard Grieg und seine Frau Nina waren mit Peter Tschaikowsky befreundet, dem in der westlichen Welt berühmtesten russischen Komponisten seiner Zeit. Obwohl sich dessen Stil nicht ohne weiteres mit dem von Grieg vergleichen ließ, empfanden Rezensenten eine Art „musikalischer Seelenverwandtschaft“ zwischen beiden. In Frankreich wurde deshalb von einer russischen und norwegischen Dominanz in der klassischen Musik des ausgehenden 19. Jahrhunderts gesprochen. Auf seinen vielen Reisen in Europa traf Grieg unter anderem Johannes Brahms, Max Bruch, Clara Schumann und Franz Liszt. Obwohl Brahms und Tschaikowsky die Musik des jeweils anderen nicht sonderlich schätzten, konnte Grieg zu beiden ein aufrichtiges Verhältnis aufbauen und pflegen. Gegen Ende seines Lebens setzte sich Grieg vermehrt mit zeitgenössischer Musik auseinander. Er pries die Lieder Hugo Wolffs, studierte die 5. Sinfonie von Gustav Mahler und kommentierte die Werke von Max Reger, Richard Strauss und Carl Nielsen. Geradezu verehrt wurde Grieg von dem deutschstämmigen englischen Komponisten Frederick Delius, der besonders zu Beginn seiner Komponistenkarriere immer wieder den Rat seines norwegischen Seniorkollegen suchte.
Ähnlich wie das Mächtige Häuflein in Russland mit Mussorgsky an der Spitze verschmolz Grieg Elemente der Volksmusik seiner Heimat – wie leere Quinten, scharf betonte Tanzrhythmen, das Schwanken zwischen modalen und Dur-Moll-Tonarten – mit satztechnischen Errungenschaften der Spätromantik. Seine Harmonik weist teilweise auf den Impressionismus voraus und ist in einigen Kompositionen wie etwa Klokkeklang (Glockenklang, aus dem Zyklus der Lyrischen Stücke op. 54) von einzigartiger Radikalität. Er gilt vor allem im Ausland als der norwegische Komponist schlechthin (was gegenüber seinem Kollegen Johan Svendsen ein wenig ungerecht ist). Griegs größte Bedeutung liegt in der Klavier- und Kammermusik; seine Lyrischen Stücke waren und sind in der Hausmusik weit verbreitet. Von seinen Orchesterwerken erfreuen sich die beiden Peer-Gynt-Suiten, die Suite Aus Holbergs Zeit und das Klavierkonzert bis heute außerordentlicher Beliebtheit. Herausragend ist sein Streichquartett in G- Moll op. 27, welches in der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart als eine der bemerkenswertesten Kompositionen der Kammermusik im 19. Jahrhundert gewertet wird. Daneben schrieb Grieg auch wertvolle, jedoch unbekanntere Chor- und Liedliteratur. Als Höhepunkt der Letzteren gilt gemeinhin sein Zyklus Haugtussa nach Arne Garborg, der die Jugendzeit und erste Liebe eines Mädchens thematisiert, das über das „zweite Gesicht“ verfügt und mit der Geisterwelt der Berge in Verbindung steht. Wenig bekannt ist, dass der dänische Komponist Niels Wilhelm Gade Anreger einiger früher Werke Griegs war. U. a. entstand Griegs erste Sinfonie nach Aufforderung Gades, als die beiden in Kopenhagen zusammentrafen. Grieg war aber nie, wie oftmals kolportiert, Gades Schüler. Der Einfluss Griegs in den Werken der nachfolgenden Komponistengeneration zeigt sich auf vielfältige Weise. Schon zu seinen Lebzeiten verrieten einzelne Kompositionen des Schweden Emil Sjögren und des Ungarn Árpád Doppler Griegs Popularität, die auch seinem Verleger Max Abraham auffiel. Die frühe Klaviermusik von Dohnányi Ernő (in eingedeutschter Schreibweise Ernst von Dohnányi), den Grieg als Interpreten auch seiner eigenen Werke schätzte, weist neben vielen brahmsschen auch griegsche Züge auf. Ganz deutlich wird Griegs Nachwirkung in den Streichquartetten von Claude Debussy und Carl Nielsen, deren eines Grieg gewidmet ist. Selbst sein vormaliger Kontrahent Niels Wilhelm Gade gab seinem letzten Streichquartett eine kleine Reminiszenz an den norwegischen Kollegen bei. Unter den vielen anderen, die sich in ihrer Kompositionstätigkeit ausdrücklich oder in der Musik verschlüsselt auf Grieg beriefen, findet man neben Frederick Delius auch Maurice Ravel, Sergej Rachmaninow, Dmitrij Schostakowitsch, Sigfrid Karg-Elert, Nicolai Medtner und Béla Bartók. Edvard Grieg erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So wurde er beispielsweise zum Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie, der Akademie der Künste in Berlin und der französischen Ehrenlegion ernannt; in seiner Heimat wurde er mit dem Großkreuz des Sankt-Olav-Ordens geehrt. Ebenso wurde ihm zweimal die Ehrendoktorwürde im Fach Musik verliehen, im Mai 1894 von der Universität Cambridge (neben Camille Saint-Saens und Peter Tschaikowsky) und im Mai 1906 von der Universität Oxford. Von der norwegischen Postverwaltung wurden zur Ehrung des Komponisten zahlreiche Postwertzeichen herausgegeben. Im Jahr 1970 entstand der Biografiefilm Song of Norway. Er basiert auf dem gleichnamigen Musical von 1944. 1991 wurde der Asteroid (4872) Grieg nach ihm benannt. Bereits seit 1961 trägt der Mount Grieg auf der Alexander-I.-Insel in der Antarktis seinen Namen. Das 2007 entdeckte Edvard Grieg-Ölfeld vor der norwegischen Küste sowie die darauf errichtete Bohrplattform wurden nach dem Komponisten benannt. 1995 wurde die Edvard-Grieg-Forschungsstelle an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gegründet, die 2005 an die Universität der Künste Berlin verlegt, am 27. Januar 2006 dort unter der Leitung von Patrick Dinslage wiedereröffnet und im Februar 2016 an die Universität Leipzig umsiedelte. Die Edvard-Grieg-Forschungsstelle richtete vom 13. bis 16. Mai 2009 den Internationalen Edvard-Grieg-Kongress Berlin 2009 aus. Am 15. Juni 2015 fand an der Universität der Künste Berlin das Internationale Edvard-Grieg-Symposium Berlin 2015 statt. Am 16. März 2011 wurde das Zentrum für Grieg-Forschung an der Universität Bergen eröffnet. Patrick Dinslage und Arvid Vollsnes (Universität Oslo) waren als Gastprofessoren vier Jahre lang die Gründungsmitglieder des Zentrums. Seit 1. August 2015 hat Arnulf Mattes dessen Leitung inne. 1995 wurde unter Mitwirkung von Joachim Dorfmüller die Deutsche Edvard-Grieg-Gesellschaft e. V. mit Sitz in Wuppertal gegründet.
15.6. Julius CORNET: 225. Geburtstag
Er war der Sohn eines Forstmeisters und sang als Knabe im Chor des Prämonstratenser-Stifts Wilten bei Innsbruck. Er ging zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wien. Nachdem seine schöne Stimme entdeckt worden war, ließ er diese u.a. durch den berühmten Antonio Salieri ausbilden. 1816 erregte er großes Aufsehen, als er bei einer Gala-Aufführung des Oratoriums von Abbé Stadler »Die Befreiung Jerusalems« anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten für Kaiser Franz I. von Österreich für einen erkrankten Sänger einsprang und eine Solopartie übernahm. 1817 kam es zu seinem Bühnendebüt an der Hofoper von Wien in den Rossini-Opern »Tancredi« und »L’Italiana in Algeri«. 1818 sang er in Graz und wurde durch den Theaterdirektor Klingemann dann für das Hoftheater von Braunschweig engagiert. Nach Auftritten am Opernhaus von Frankfurt a.M. und an der Münchner Hofoper besuchte er 1829 Paris, wo er durch den damaligen Direktor des Conservatoire National, den berühmten Komponisten Auber, gefördert wurde. 1832 ging er wieder an das Braunschweiger Hoftheater zurück, an dem auch seine Gattin, die Sopranistin Franziska Cornet-Kiel (1808-70) wirkte, mit der er seit 1825 verheiratet war. 1841-47 war er als Sänger und Theaterdirektor am Stadttheater von Hamburg tätig. 1853-58 nahm er eine ähnliche Stellung an der Wiener Hofoper ein und leitete dann bis zu seinem Tod 1860 das Viktoriatheater in Berlin. Seine großen Bühnenpartien waren der Titelheld in »Jean de Paris« und der George Brown in »La Dame blanche« von Boieldieu, der Nadori in »Jessonda« von L. Spohr, der Masaniello in »La Muette de Portici« von Auber, der Titelheld in »Fra Diavolo« und der Roger in »Maurer und Schlosser« (»Le Maçon«) vom gleichen Komponisten, die Titelpartien in »Fernand Cortez« von Spontini und »Otello« von Rossini, der Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, der Chapelou im »Postillon de Lonjumeau« von Adam, der Robinson in »Le Brasseur de Preston« vom gleichen Komponisten, der Cassian in »Des Adlers Horst« von Gläser und der Tamino in der »Zauberflöte«. Er nahm großen Einfluss auf das Musikleben seiner Zeit und war u.a. 1848 an der Errichtung des Hamburger Konservatoriums maßgeblich beteiligt. Verdienste erwarb der vielseitig begabte Künstler sich auch durch seine Übersetzungen von Opernlibretti aus dem Französischen ins Deutsche, darunter der Opern »La Muette de Portici« von Auber und »Zampa« von Hérold. Eine Tochter des Sängerehepaars, Adele Passy-Cornet (1838-1915) wurde wie ihre Eltern eine bekannte Opernsängerin.
16.6. Elisabeth VERLOOY: 85. Geburtstag
Als Gilda
Sie entstammte einer sehr musikalischen Familie und erhielt ersten Gesangunterricht durch ihre Mutter, die selbst Musikpädagogin war, dann Klavierstudium am Konservatorium von Brüssel bei del Pueyo. Sie erwarb nach weiterem zweijährigem Studium am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand ihr Diplom als Gesanglehrerin und wirkte in dem Brüsseler Ensemble Pro Musica Antiqua unter S. Cape als Sopranistin mit. Mit diesem Ensemble zusammen entstanden damals bereits Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen mit Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance- und der Barockepoche. 1956 erhielt sie den Mozartpreis des Salzburger Mozarteums und wurde darauf durch Generalmusikdirektor Georg Solti an das Opernhaus von Frankfurt a.M. verpflichtet, wo sie drei Jahre lang blieb. Seit 1959 für mehr als 25 Jahre Mitglied des Staatstheaters Hannover, wo sie sehr beliebt war. Gastspiele an den führenden deutschen Opernbühnen, in Zürich, Basel und an der Staatsoper von Wien (1961 als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss). Zu den großen Partien der Künstlerin zählten die Gilda im »Rigoletto«, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« von Mozart und die Lucia in Donizettis »Lucia di Lammermoor«. 1964 sang sie am Staatstheater von Wiesbaden in der Uraufführung der Oper »Yolimba oder die Grenzen der Magie« von W. Killmayer die Titelrolle. Aus ihrem Konzertrepertoire, das sie bei großen Konzertreisen und bei vielen Festspielveranstaltungen vortrug, seien die Sopransoli in den »Jahreszeiten« und der »Schöpfung« von Haydn wie in den »Carmina Burana« von C. Orff hervorgehoben. Sie starb 2012 in Brüssel.
Schallplatten: Pavane Records (Arien von Catalani, Donizetti und Verdi), DGG-Archiv (Kantaten von Rameau), RCA (Arien aus russischen Opern).
16.6. Sergiu COMISSIONA: 90. Geburtstag
In eine jüdische Familie geboren, begann er im Alter von fünf Jahren mit einer Geige zu üben und war schon als Teenager Mitglied des Rumänischen Staats Ensembles, an dem er mit 17 Jahren auch seine erste Erfahrungen als Dirigent sammelte. Schon im Alter von 27 Jahren wurde er Chefdirigent an der Rumänischen Nationaloper, das er bis zu seiner Flucht nach Israel 1959 aus dem kommunistischen Rumänien leitete. In Israel leitete er 1960-67 das Ramat Gan Kammer Orchester und dirigierte gleichzeitig auch das Haifa Symphony Orchester 1959-66. Danach führte ihn sein Weg nach Schweden zu den Göteborger Symphonikern, bei denen er 1966-73 die Position des Musikdirektors innehatte, sowie auch beim Baltimore Symphony Orchestra 1969-84, das er von einem nur lokal bekannten Klangkörper, zu einem international anerkannten Orchester entwickelt hatte. Diese Anstellung wiederum überschnitt sich mit seiner Tätigkeit als Chefdirigent beim Radio Filharmonisch Orkest in Hilversum in den Niederlanden 1982. Weiterhin dirigierte er die Houston Symphony, das Vancouver Symphony Orchestra und war Musikdirektor an der New York City Opera. 1990 führte ihn sein Weg nach Spanien wo er acht Jahre lang am Orquesta Sinfónica de RTVE in Madrid als Musikdirektor wirkte und mit Unterbrechungen in derselben Position an der jährlich sechs Wochen dauernden Session des Asian Youth Orchestras 1991-2004. Dazu war er ab 1997 bis zu seinem Tod erster Gastdirigent der USC Thornton Shool of Music an der University of Southern California.
Die von Comissiona 1968 dirigierte Sphärenmusik von Rued Langgaard, die seit 46 Jahren nicht mehr aufgeführt worden ist bewirkte eine Wiederentdeckung der Kompositionen Rued Langgaards. Die ersten Einspielungen auf Tonträger einer Reihe moderner Kompositionen einschließlich der Symphonien Allan Petterssons, der seine 9. Symphonie Comissiona gewidmet hatte, sowie Werke von Michael Jeffrey Shapiro und Elie Siegmeister gehen auf die Initiative Comissionas zurück. So dirigierte er als Uraufführung am 2. Juli 1976 am Merriwether Post Pavilion (Amphitheater) in Columbia, Maryland, auch Siegmeisters An Entertainment for Violin, Piano, and Orchestra mit den Solisten Ann Saslav am Piano und Isidor Saslav, Violine.
Comissiona und seine Frau erhielten anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1976 im Fort McHenry am Hafen von Baltimore die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Er starb 2005 an einem Herzinfarkt in Oklahoma City (Oklahoma), kurz vor einem Auftritt. Comissiona war Ritter des Ordre des Arts et des Lettres von Frankreich, Ehrendoktor des New England Conservatory in Boston (Massachusetts), Ehrenmitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie und Gründer des nationalen Wettbewerbs für junge Dirigenten am Baltimore Symphony Orchestra.
16.6. Henryk CZYZ: 95. Geburtstag
Er studierte Rechtswissenschaften an der Torun Universität; dann ging er an die Musikakademie von Poznan, wo er bei Bierdiajew und Szeligowski Dirigieren und Komposition studierte. 1952 begann seine Laufbahn als Dirigent an der Oper von Poznan. 1953-56 leitete er das Polnische Radio Sinfonieorchester in Warschau; danach (1957-60) wurde er Chefdirigent der Philharmoniker von Lodz; von 1964-68 dirigierte er die Philharmoniker von Krakau; 1971-74 war er Chefdirigent der Düsseldorfer Sinfoniker und 1972-80 erneut bei der Philharmonie von Lodz. Mit dem Orchester von Minnesota debütierte er 1973 in den Vereinigten Staaten. 1980 wurde er zum Professor an der Warschauer Akademie für Musik berufen. Er starb 2003 in Warschau.
16.6. Jan MALÁT: 175. Geburtstag
Biographie des tschechischen Komponisten auf Tschechisch: https://cs.wikipedia.org/wiki/Jan_Mal%C3%A1t
17.6. Charles GOUNOD: 200. Geburtstag
Der Sohn eines Malers erhielt bereits früh Musikunterricht von seiner Mutter, einer Pianistin. Er studierte zunächst privat bei Anton Reicha und ab 1836 am Pariser Konservatorium bei Jacques Fromenthal Halévy, Jean- François Lesueur, und Ferdinando Paer. 1839 erhielt er den Prix de Rome für seine Kantate Fernand und reiste nach Italien, um die Musik der alten Meister, vor allem Palestrina, kennenzulernen. 1842 verließ er Rom Richtung Wien und gelangte 1843 über Berlin und Leipzig wieder nach Paris. Nach seiner Rückkehr wurde Gounod Kirchenkapellmeister und Organist in Paris. Er wollte eigentlich Kleriker werden und studierte dementsprechend 1846-48 an Saint-Sulpice. Doch schließlich wandte er sich der Opernkomposition zu. Mit Unterstützung der Sängerin Pauline Viardot erlangte er das Libretto von Emile Augier der Oper Sappho, deren Aufführung 1851 jedoch weder in Paris noch im Covent Garden in London Erfolg beschieden war. 1852 heiratete er Anna Zimmermann, die Tochter eines Klavierlehrers am Konservatorium. 1852-60 war Gounod Direktor des Orphéon de la Ville de Paris, des größten Männerchores der Stadt. Erst seine Oper Faust brachte ihm 1859 den Durchbruch als angesehener Komponist und gilt bis heute als sein Meisterwerk. (In Deutschland wird diese Oper gerne unter dem Titel Margarethe gespielt, um den Unterschied zu Goethes Faust zu unterstreichen.) Gounod wurde einer der angesehensten Vertreter der typisch französischen Opéra lyrique, obwohl die meisten seiner 12 Opern heute nicht mehr auf dem Spielplan stehen. Auf Grund des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 lebte er 1870-74 in London und gründete dort den Gounod’s Choir, aus dem später die Royal Choral Society hervorging. Im Alter wandte sich der tief religiöse Gounod erneut der Kirchenmusik zu. Seine Oratorien machten ihn zu einem reichen Mann, doch ihr ans Sentimentale grenzender lyrischer Stil ließ sie schnell in Vergessenheit geraten. Sehr bekannt ist seine Méditation sur le 1er prélude de Bach, eine Melodie, die er 1852 auf das Präludium C-Dur des 1. Teils des Wohltemperierten Klaviers von Johan Sebastian Bach für Violine und Klavier schrieb und 1859 mit dem Text des Ave Maria unterlegte. Dieses Ave Maria von Bach/Gounod gilt weltweit als eines der populärsten Stücke der klassischen Musik überhaupt. Charles François Gounod starb 1893, während er an einem Requiem arbeitete, in Saint-Cloud. Für sein musikalisches Schaffen erhielt Gounod von Großherzog Ludwig III. von Hessen am 25. Februar 1861 die Goldene Verdienstmedaille für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Landwirtschaft verliehen. Gounod war zuvor von Paris nach Darmstadt gereist, um am Abend des 17. Februar 1861 der Vorstellung seiner Oper Faust im Daremstädter Hoftheater beizuwohnen.
19.6. David THAW: 90. Geburtstag
Als Froh in Bayreuth
Er studierte zuerst an der Columbia University und war Schüler von Giovanni Martinelli und Cesare Sturani in New York. 1950 kam er nach Europa und debütierte im gleichen Jahr in Vichy als Vincent in »Mireille« von Gounod. Nach weiterem Studium in Mailand bei Giuseppe Pais wurde er 1955 an das Theater am Gärtnerplatz in München engagiert, wo er als Antrittsrolle den Herzog im »Rigoletto« sang. 1956 trat er bei den Festspielen von Aix-en-Provence auf. 1958 Gastspiel an der Oper von Frankfurt a.M. als Lenski im »Eugen Onegin«. Darauf wurde er sogleich an dieses Haus verpflichtet. 1961 gastierte er am Opernhaus von Zürich als Tamino in der »Zauberflöte« und bei den Bayreuther Festspielen als Froh im »Rheingold«. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1964-65 als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von R Strauss, 1966-68 und 1970-71 als Basilio in »Le nozze di Figaro« und 1978-79 als Valzacchi im »Rosenkavalier« mit. 1960-61 trat er als Gast an der Komischen Oper Berlin auf, 1963 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1962-66 als Lysander in Brittens »Ein Sommernachtstraum«, als Tanzmeister und Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos«, als Don Basilio in »Le nozze di Figaro« und als Valzacchi. 1963 sang er mit dem Ensemble der Frankfurter Oper in London. 1963 wurde er Mitglied der Münchner Staatsoper, an der er u.a. den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Basilio in »Le nozze di Figaro«, die Hexe in »Hänsel und Gretel« und den Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« sang; zugleich erhielt er einen Gastspielvertrag mit der Deutschen Oper Berlin. Er gastierte auch regelmäßig am Staatstheater Hannover. 1974 trat er beim Holland Festival auf; an der Staatsoper Berlin sang er als Gast in »Fra Diavolo« von Auber. Man schätzte ihn auch als Sänger in Musicals; so war er in Deutschland allein 150mal in der Rolle des Professors Higgins in »My Fair Lady« zu hören. 1976 sang er an der Münchner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Die Versuchung« von Josef Tal, 1986 in der der Oper »Belshazar« von V.D. Kirchner. 1985-97 gab er dramatischen Unterricht im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. An der Bayerischen Staatsoper München stand er 2003 als einer der Priester in der »Zauberflöte« letztmals auf der Bühne. Er starb 2006 in Seefeld am Pilsensee. – Er war verheiratet mit der Sopranistin Claire Watson (1927-86).
Schallplatten: Orfeo (Gesamtaufnahme »Gianni Schicchi«, München 1973). Einige kleine Partien in Opernaufnahmen der Marke Decca. Sang auf Ariola-Eurodisc den Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg«, auf Legendary Recordings den Valzacchi im »Rosenkavalier«.
19.6. Charles-Édouard LEFEBVRE: 175. Geburtstag
Er studierte am Conservatoire de Paris bei Ambroise Thomas. 1870 gewann er mit der Kantate Le Jugement de Dieu den Ersten Second Grand Prix de Rome. Seit 1895 leitete er als Professor am Conservatoire eine Klasse für instrumentales Ensemblespiel. Lefébvre komponierte mehr als 100 Werke, darunter eine Sinfonie, Orchester- und Bläsersuiten, Orgel-, Klavier- und kammermusikalische Werke, Opern und Ballette. Er starb 1917 in Aix-les-Bains.
20.6. Miloš VACEK: 90. Geburtstag
Biographie des tschechischen Komponisten und Dirigenten auf Tschechisch: https://cs.wikipedia.org/wiki/Milo%C5%A1_Vacek
20.6. Robert SATANOWSKI: 100. Geburtstag
Er war Schüler von Felsenstein und Karajan und arbeitete in der DDR, in der Schweiz und in Krefeld, ehe er 1975 in seine polnische Heimat zurückkehrte. 1981 übernahm er als Generalmusikdirektor und Generalintendant das Große Theater (Teatr Wielki) in Warschau, das die größte Bühne der Welt birgt. Hier pflegte er mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet polnische Musiktradition, ohne die internationalen Kontakte und Kooperationen aus den Augen zu verlieren. Immer wieder ging er mit dem Teatr Wielki auf Tournee, holte er Regisseure und Sänger aus dem Ausland an sein gegen Westen geöffnetes Haus. 1976 dirigierte er an der Wiener Staatsoper die Premiere von Mussorgskys »Boris Godunow«. Er starb 1997 in Wroclaw.
20.6. Fedor Ignatjewitsch STRAWINSKY: 175. Geburtstag
Nachdem er bereits zuvor gelegentlich aufgetreten war, studierte er am Konservatorium von St. Petersburg bei Camillo Everardi in den Jahren 1869-73. Er debütierte (semiprofessionell) 1873 in St. Petersburg in einer Schüler-Aufführung als Basilio im »Barbier von Sevilla«. 1873 begann er seine professionelle Sängerkarriere auf der Bühne des Opernhauses von Kiew (als Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«), wo er bis 1876 blieb. 1876 wurde er an die Kaiserliche Hofoper (Mariinsky Theater) von St. Petersburg berufen, der er bis zu seinem Tod 1902 angehörte. In den Jahren 1876-1912 trat er hier in 64 Partien und in 1235 Vorstellungen auf. Er war in dieser Zeit entscheidend an einer Reihe von Uraufführungen russischer Opernwerke beteiligt: am 6.12.1876 sang er die Königliche Hoheit in Tschaikowskys »Wakula der Schmied« (auch unter dem Namen »Die Pantöffelchen« bekannt), am 25.2.1881 den Dunois in dessen »Jungfrau von Orléans« und am 11.11.1887 den Mamirow in »Die Zauberin«, ebenfalls von Tschaikowsky. Nach der letztgenannten Uraufführung schrieb Tschaikowsky an Frau Nadesha von Meck, dass »seine Darstellung ein Modell für alle zukünftigen Aufführungen bilden sollte«. Der große Bassist kreierte auch am 10.2.1882 an der Hofoper von St. Petersburg in der Uraufführung von Rimsky-Korssakows »Schneeflöckchen« den König Winter, am 4.10.1890 sang er am gleichen Haus in der von Borodins »Fürst Igor«, am 1.11.1892 in der Uraufführung der Oper »Mlada« von Rimsky-Korssakow. 1880 sang er am Mariinsky Theater in der Uraufführung der Oper »Der Kaufmann Kalaschnikow« von A. Rubinstein die Partie des Zaren, 1895 den Andrej Dubrowski in der von »Dubrowski« von E. Naprawnik. Weitere Höhepunkte in seinem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne waren der Basilio wie der Bartolo im »Barbier von Sevilla«, der Mephisto in den beiden Opern »Faust« von Gounod und »Mefistofele« von Boito, der Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Gessler in Rossinis »Wilhelm Tell«, der Müller in »Rusalka« von Dargomyschski, der Holofernes in »Judith« von Serow, der Orlik in Tschaikowskys »Mazeppa«, der Warlaam wie der Rangoni im »Boris Godunow« von Mussorgsky (in der Partie des Warlaam wurde er von Rimsky-Korssakow besonders bewundert) und der Titelheld in »Dubrowski« von Naprawnik. Der Künstler besaß eine reich gebildete Stimme, die bei einem Tonumfang von zwei Oktaven durch ihre Kraft wie durch ihre Ausdrucksintensität den Zuhörer ergriff. Dazu war er ein großer Darsteller, der sich mit äußerster Gründlichkeit auf die musikalische wie die dramatische Interpretation jeder Partie vorbereitete. Der Komponist Serow nannte ihn, nachdem er ihn als Farlaf in »Ruslan und Ludmilla« gehört hatte, »den würdigen Nachfolger des großen Osip Petrow«. Zugleich war er ein hoch angesehener Konzertsänger. Sein Sohn, Igor Strawinsky (1882-1971) wurde einer der bedeutendsten Komponisten seiner Epoche.
Lit: Igor Strawinsky: Chronique de ma vie (Paris, 1935-36); W. Bodanow-Berezowsky: »Fedor Strawinsky« (Moskau, 1961); A. Gozenpud: »F. Strawinsky, Artikel, Briefe, Erinnerungen« (Leningrad, 1972).
21.6. Judith RASKIN: 90. Geburtstag
Als Susanna an der Met
Sie erhielt ihre Ausbildung am Smith College und bei der Gesangpädagogin Anna Hamlin in New York. Sie debütierte 1957 in Ann Arbor als Susanna in »Le nozze di Figaro« von Mozart. Ebenfalls als Susanna gastierte sie 1957 mit der Washington Opera Society in Santa Fé. Beim Santa Fé Festival trat sie 1958 als Despina in »Così fan tutte«, als Musetta in »La Bohème« und als italienische Sängerin im »Capriccio« von R. Strauss auf. 1959 hörte man sie an der New York City Opera als Despina. 1961 sang sie in New York in »Les Indes galantes« von Rameau. Bekannt wurde sie durch ihr Auftreten im amerikanischen Fernsehen; hier wirkte sie auch 1963 bei der Weltpremiere von Menottis »Labyrinth« mit und trat in Fernsehaufführungen von Opern von Mozart und F. Poulenc auf. Nachdem sie in verschiedenen amerikanischen Großstädten auf der Bühne wie im Konzertsaal Aufsehen erregt hatte, wurde sie bereits 1962 an die New Yorker Metropolitan Oper engagiert (Antrittspartie: Susanna in »Le nozze di Figaro«). Sie trat an der Metropolitan Oper während elf Spielzeiten bis 1972 in sieben Partien und 105 Vorstellungen auf: als Marzelline im »Fidelio«, als Nannetta in Verdis »Falstaff«, als Sophie im »Rosenkavalier«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Micaela in »Carmen« und als Zerlina im »Don Giovanni«. 1963-64 gastierte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Pamina. An der Oper von Dallas sang sie als Partnerin der Primadonna assoluta Maria Callas in »Medea« von Cherubini, am gleichen Theater auch die Despina und die Elvira in Rossinis »L’Italiana in Algeri«. Sie übernahm gerne Aufgaben aus dem Bereich der Barock-Musik und sang u.a. in Opern wie »L’Orfeo« und »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi, »The Fairy Queen« von Purcell, aber auch in zeitgenössischen Werken (Constance in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, Ann Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky). Sie galt als vortreffliche Mozart-Sängerin, wurde jedoch auch als Konzertsopranistin geschätzt. 1971 wirkte sie in der amerikanischen Premiere der Händel-Oper »Ariodante« in einer konzertanten Aufführung in der New Yorker Carnegie Hall mit. Sie wirkte später als Pädagogin an der Manhattan School of Music und am Mannes College of Music. Sie trat trotz einer schweren, letztlich unheilbaren Erkrankung noch lange als Konzertsängerin auf. Sie starb 1984 in New York.
Schallplatten: Brunswick, Decca (Despina in »Così fan tutte«, Stabat mater von Pergolesi), CBS (»The Rake’s Progress« von Strawinsky), RCA (»Orpheus und Eurydike« von Gluck).
21.6. Alois HÁBA: 125. Geburtstag
Er war ein Schüler von Vitezslav Novák und Franz Schreker und gehörte in den frühen 1920er Jahren zur europäischen Avantgarde. Er studierte in Prag, Wien und Berlin. In Berlin regte ihn Georg Schünemann zum Studium der vorderorientalischen Musiken an. Hába wurde Lehrer am Prager Konservatorium, wo er mit Hilfe seines Förderers Josef Suk eine Abteilung für das Studium mikrotonaler Musik gründete. Die Entwicklung der musikalischen Moderne, insbesondere Schönberg und Webern verfolgte er mit großem Interesse. Er nahm unter anderem an den berühmten Musikfesten in Donaueschingen teil. In seiner Musik erweiterte er, inspiriert unter anderem durch die Praxis traditioneller mährischer Musik, die Tonskala um Viertel-, Fünftel-, Sechstel- und Zwölfteltöne, wozu auch spezielle Instrumente angefertigt wurden. Nicht notwendig war dies natürlich für seine Steichquartette, die deswegen auch am ehesten den Weg auf heutige Konzertpodien fanden. Als Professor am Prager Konservatorium sowie der Akademie der musischen Künste in Prag zog er eine ganze Reihe bekannter Schüler heran, darunter Gideon Klein, Karel Risinger, Jeronimas Kačinskas, Hans Winterberg und Zikmund Schul. Nach dem Februarputsch 1948 wurde die Lehre von Viertel- und Sechsteltonkomposition als selbständiges Fach abgeschafft und 1951 völlig vom Lehrplan gestrichen. 1946-68 gab es ein Streichquartett, das seinen Namen trug, und dem er auch die letzten 12 seiner insgesamt 16 Streichquartette widmete. Der Geiger Dusan Pandula floh 1968 nach Deutschland. Im Jahre 1984 gründete sein Schüler Peter Zelienka ein neues Hába-Quartett in Frankfurt am Main. Seit 1961 war er Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik (Sektion Musik). Alois Hába starb 1973 in Prag.
21.6. Herzog Ernst II. von SACHSEN COBURG UND GOTHA: 200. Geburtstag
Er war der älteste Sohn von Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Saalfeld und Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg, der letzten legitimen Nachkommin des gleichnamigen Fürstenhauses. Der Altersunterschied zwischen den beiden Ehepartnern war erheblich. Zum Zeitpunkt der Eheschließung am 31. Juli 1817 war die Braut 16 Jahre alt, der Bräutigam 33. Sie trennte außerdem viel an Lebenserfahrung. Ernsts jüngerer Bruder war Prinz Albert, der spätere Gemahl der britischen Königin Victoria. Herzogin Luise lebte mit ihren Söhnen mit Vorliebe im kleinen Schlösschen Rosenau, da es mehr Annehmlichkeiten bot als Schloss Ehrenburg in der Residenzstadt Coburg. Nach der Geburt Ernsts und Alberts hielt sich Herzog Ernst dort jedoch nur noch selten auf. Das Anrecht auf außereheliche Beziehungen, das er für sich in Anspruch nahm, ließ er allerdings nicht in gleichem Maße für seine junge Ehefrau gelten. Die vermutlich erste ernsthaftere Affäre der Herzogin mit dem Kammerjunker Gottfried von Bülow endete vor einer Untersuchungskommission, vor der der Kammerjunker eingestand, es wäre zu „Vertraulichkeiten gekommen, zu denen nur die Ehe berechtigt“. Die zweite Affäre Luises mit dem Offizier Alexander von Hanstein führte zur Trennung des Ehepaars. Die Herzogin musste daraufhin 1824 ihre Söhne und das Herzogtum verlassen. Die Scheidung wurde von Herzog Ernst allerdings bis zum Tode von Luises Vater, Herzog Augusts, und der Neuaufteilung der Herzogtümer im Jahre 1826 hinausgezögert. Im Rahmen der Neuaufteilung erhielt Herzog Ernst das Herzogtum Sachsen-Gotha, das er als Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha in Personalunion, aber von Sachsen-Coburg territorial und verwaltungsmäßig getrennt regierte. Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg heiratete nach der Scheidung den mittlerweile zum Grafen von Poelzig erhobenen Alexander von Hanstein. Sie starb 1831 in Paris an Gebärmutterkrebs, ohne ihre Söhne seit der Trennung wiedergesehen zu haben.
Über die Empfindungen Ernsts nach der plötzlichen Trennung von seiner Mutter ist wenig bekannt. Wie bei seinem Bruder Albert sind weder seine Erinnerungen in diesem Punkt aussagekräftig, noch nimmt er in späteren Briefen dazu Stellung, obwohl die Scheidung der Eltern und die Erpressungsversuche der früheren Herzogsgeliebten Pauline Panam seinerzeit Gesprächsstoff an den europäischen Fürstenhöfen waren. Die beiden Söhne des Herzogspaares wurden sehr früh in die Obhut eines Erziehers gegeben. Als Johann Christoph Florschütz am 4. Mai 1823 zum „Herzoglichen Rat und Prinzen-Instructor“ ernannt wurde, war Erbprinz Ernst erst knapp fünf Jahre alt. Florschütz betreute die Brüder über die nächsten 15 Jahre und war lange ihre wichtigste Bezugsperson. Das Erziehungsprogramm, das Ernst und Albert bei ihm durchliefen, entsprach dem ihrer fürstlichen Zeitgenossen. Der Unterricht umfasste Deutsch, Geschichte, Naturwissenschaften, Philosophie und Geographie sowie Latein, Englisch und Französisch. Herzog Ernst frühstückte zwar häufig mit seinen Söhnen und nahm sie gelegentlich zur Jagd mit, spielte aber in ihrer Erziehung nur eine nachrangige Rolle. Von Juni 1836 bis April 1837 studierte Ernst in Brüssel Mathematik, Philosophie, Fremdsprachen, Staats- und Verfassungslehre und anschließend drei Semester Jura und Philosophie in Bonn. In Dresden erhielt er ab November 1839 im königlich-sächsischen Garde-Reiterregiment eine militärische und am dortigen Hofe eine musikalisch-kulturelle Ausbildung. 1842 schied er aus dem sächsischen Militärdienst als Generalmajor der Kavallerie aus. Am 29. Januar 1844 übernahm Ernst II. nach dem Tod seines Vaters, Herzog Ernst I., die Herrschaft über das Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. In Deutschland wurde er vor allem 1849 nach dem Sieg der deutschen Bundestruppen gegen Dänemark beim Gefecht von Eckernförde bekannt, an dem er als ranghöchster Kommandant teilnahm. Der Erfolg machte Herzog Ernst als „Sieger von Eckernförde“ zum Nationalhelden. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er am 6. Juli 1849 mit dem Kommandeurkreuz I. Klasse des Militär-St.-Heinrichs-Ordens beliehen. Die Herrschaft Ernsts II. war anfangs durch eine Politik, welche die Interessen des liberalen Bürgertums vertrat, gekennzeichnet. So wurden wesentliche Teile der Grundrechte aus der Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung, darunter auch die volle Vereins- und Versammlungsfreiheit, in das gemeinschaftliche Grundgesetz der beiden Herzogtümer 1852 übernommen. Auch das allgemeine Männerwahlrecht wie im Frankfurter Reichswahlgesetz wurde darin bestätigt und bis 1918 beibehalten (allerdings mit indirekter Wahl). Ernst II. strebte als Förderer der deutschen liberalen Nationalbewegung die Erneuerung und Einigung des deutschen Volkes an. Er legte im Jahr 1855 einen Plan zur Reform des Deutschen Bundes vor. Aufgrund seiner weitreichenden internationalen Beziehungen zu den Herrschaftshäusern in Europa profilierte er sich in der Opposition zur Politik Otto von Bismarcks, war aber trotzdem im Deutschen Krieg von 1866 Bundesgenosse Preußens. Das Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaische Infanterieregiment war an der Schlacht von Langensalza beteiligt und erlitt hierbei schwere Verluste. Als Kriegsentschädigung erhielt Ernst statt der erhofften territorialen Erwerbungen, insbesondere bayerischer Gebiete, 8800 Hektar ehemalige hessische Staatswaldungen, preußische Flächen ohne Hoheitsrechte, zwischen Oberschönau und Schmalkalden. Seine intensiven Bemühungen um eine bundesstaatliche Einheit der deutschen Länder unter preußischer Führung trugen ihm den Respekt König Wilhelms I. ein. Unmittelbar vor der Annahme des Kaisertitels im Spiegelsaal von Versailles zollte er Ernst II. vor allen anderen deutschen Fürsten öffentlich Anerkennung: „Ich vergesse nicht, dass ich die Hauptsache des heutigen Tages Deinen Bestrebungen mit zu danken habe.“ Ein Hinweis auf die Wertschätzung von Ernsts Beitrag zur Einheit des Reiches findet sich auch in Anton von Werners bekanntem Gemälde Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871): Ernst II. steht mit auf dem Podest, auf dem sich der neu proklamierte Kaiser von den deutschen Fürsten bejubeln lässt. Ernst II. starb 1893 in Reinhardsbrunn bei Gotha und wurde auf dem Coburger Friedhof am Glockenberg im Herzoglichen Mausoleum, das 1853-58 als Grabstätte für die Mitglieder des Fürstenhauses hatte erbauen lassen, beigesetzt.
Ernst hat sehr früh eine profunde musikalische Ausbildung im Klavierspiel und in der Theorie erhalten, die er später bei Heinrich Carl Breidenstein in Bonn und Carl Gottlieb Reißinger in Dresden fortsetzte. 1846 komponierte er auf Anregung von Franz Liszt die Oper Zaire nach der gleichnamigen Tragödie von Voltaire. Es folgten 1848 Tony oder Die Vergeltung, 1851 Cäsilda und 1852-54 mit der Oper Santa Chiara sein erfolgreichstes und ambitioniertestes Werk.
Unter Ernsts Protektorat wurde im Juli 1860 in Coburg das Erste Deutsche Turn- und Jugendfest sowie im September die Erste Generalversammlung des Deutschen Nationalvereins veranstaltet, 1861 in Gotha das 1. Deutsche Schützenfest durchgeführt und der Deutsche Schützenbund sowie 1862 in Coburg der Deutsche Sängerbund gegründet.
Ernst war Freund und Gönner des damals bekanntesten deutschen Schriftstellers Gustav Freytag und des „Walzerkönigs“ Johann Strauß. Zudem war er näher bekannt mit dem Reiseschriftsteller Friedrich Gerstäcker und dem Zoologen Alfred Brehm. U.a. mit den beiden letzteren unternahm er von Februar bis Mai 1862 eine Afrikareise, deren Erfahrungen er in seinem Buch Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Mensa und Bogos beschreibt. Ernst bereicherte die Kunstsammlungen auf der Veste Coburg und auf Schloss Friedenstein erheblich, ließ in Gotha 1864-79 das Herzogliche Museum erbauen und war auch als Regisseur und Schauspieler aktiv. Im Jahr 1857 wurde Ernst II. zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt. Ernst war seit 1. Mai 1850 Chef des 7. Kürassier-Regiments und seit 16. August 1876 des 6. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95 der Preußischen Armee. Die Freimaurerloge Ernst zum Kompass in Gotha feierte am 16. Mai 1856 ihr 50. und am 30. Januar 1881 ihr 75. Jubiläum, letzteres im Herzoglichen Residenzschloss zu Gotha, unter dem Vorsitz des Herzogs Ernst II. Auf seine Initiative baute die Loge ihr Logenhaus, das am 3. September 1882 feierlich eingeweiht wurde. Ernst II. ist Namensgeber u. a. des Gymnasiums Ernestinum Coburg und der 1888 als Herzog-Ernst-Seminar gegründeten heutigen Herzog-Ernst-Schule in Gotha. In Coburg erinnert seit 1899 das vom Bildhauer Gustav Eberlein geschaffene Reiterdenkmal im Hofgarten an den Herzog. In Gotha steht die leicht überlebensgroße Bronzeskulptur Ernsts II. im Oktogon des Herzoglichen Museums Gotha, dessen Bauherr er war. Die Plastik ist ein Entwurf des aus Gotha stammenden Bildhauers Christian Behrens (1852–1905) und zeigt den Herzog in der Kleidung eines Ritters des Hosenbandordens mit Schärpe und weitem, wallenden Mantel. Das Denkmal wurde am 21. Juni 1883 anlässlich seines 65. Geburtstages eingeweiht, nach 1945 jedoch aus dem Oktogon entfernt. Erst 1988 wurde die über Jahrzehnte in einer Abstellkammer des Museums vergessene Skulptur wiederentdeckt (der Sockel ist verschollen) und am ursprünglichen Platz aufgestellt. In Oberhof steht ein Denkmal für den Herzog am Kurpark, das 1903 der Besitzer des Hotels Schweizerhof Fritz Fleischer spendete. Die auf einem großen Naturstein angebrachte Bronzeplakette zeigt das seitliche Porträt Ernsts II. mit Zylinder. Nach 1945 bis 1997 ersetzte das Oberhofer Wappen das Relief.
Da Ernsts Ehe mit Prinzessin Alexandrine von Baden kinderlos blieb, wurde sein Neffe Alfred, der zweitgeborene Sohn seines Bruders Prinz Albert und Königin Victorias, sein Nachfolger als Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha. Eine uneheliche Tochter, Helene von Sternheim (1839–1900), hatte er mit einem Fräulein Steinpflug und den unehelichen Sohn Karl Raymond von Ketschendorf (1848–99) mit der französischen Opernsängerin Victorine Noël, bekannt als Rosine Stoltz, (1815–1903) sowie den unehelichen Sohn Kamillo Graf Razumovsky von Wigstein (1852–1917) mit Rosa Freiin von Löwenstern (1814–89).
23.6. Adelaide BISHOP: 90. Geburtstag
Biographie der amerikanischen Sopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Adelaide_Bishop
23.6. Žermēna HEINE-VĀGNERE: 95. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung in Riga und kam 1950 zu ihrem Debüt am Opernhaus der lettischen Hauptstadt. Sie galt bald als führendes Ensemblemitglied des Hauses und zeichnete sich in Partien wie der Desdemona in Verdis »Otello«, der Santuzza in »Cavalleria rusticana«, der Tosca, der Tatjana im »Eugen Onegin« und der Fevronia in der »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimsky-Korssakow aus. Dazu hörte man sie in Riga in zahlreichen Rollen aus dem Bereich der lettischen Oper, von denen nur die Titelrolle in »Banjuta« von Alfreds Kalnins genannt sei. 1956 wurde sie zur Volkskünstlerin der Lettischen Sowjetrepublik ernannt. Gastspiele trugen ihr vor allem an Bühnen in der Sowjetunion, darunter auch am Bolschoi Theater Moskau, Erfolge ein. Dazu genoss sie hohes Ansehen als Konzert- und Liedersängerin. Sie starb 2017 in Riga.
Schallplattenaufnahmen auf Melodiya.
23.6. Xenia DAVIDOVA: 100. Geburtstag
Sie begann 1939 ihre Ausbildung am Konservatorium von Moskau und wurde dann an die Oper von Taschkent verpflichtet. Sie wirkte lange Zeit an diesem Opernhaus, gab aber auch Gastspiele an den führenden Opernbühnen der Sowjetunion, darunter dem Bolschoi Theater Moskau. 1959 wurde sie zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt. Ihr Bühnenrepertoire enthielt an erster Stelle Partien wie die Olga in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Natascha in »Rusalka« von Dargomyschski, die Pauline im »Eugen Onegin«, die Carmen und die Amneris in »Aida«. Auch als Konzertsängerin hervorgetreten. Sie starb im Jänner 1992.
Aufnahmen der staatlichen russischen Plattenherstellung (Melodiya), darunter auch vollständige Opern (»Aida«, »Carmen«, »Mazeppa« von Tschaikowsky, »Sadko« von Rimsky-Korssakow).
24.6. Joachim HELMS: 75. Geburtstag
Er absolvierte sein Gesangstudium an der Franz Liszt-Musikhochschule in Weimar als Schüler von Fritz Steffens. Später studierte er in Dresden bei dem bekannten Tenor Johannes Kemter. 1974 debütierte er am Stadttheater von Erfurt als Ernesto im »Don Pasquale«. Er blieb zehn Jahre hindurch an diesem Haus tätig und sang dort Partien wie den Ferrando in »Così fan tutte«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Herzog im »Rigoletto«, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, den Titelhelden in Verdis »Don Carlos«, den Max im »Freischütz«, den Sergej in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch und den Tony in »West Side Story« von L. Bernstein. 1984 wurde er an die Staatsoper von Dresden berufen, wo seine Karriere ihren Höhepunkt erreichte. Hier kam er vor allem als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, als Don Ottavio im »Don Giovanni« und als Alfredo in »La Traviata« zu viel beachteten Erfolgen. Gastspiele und Konzerte führten ihn in die deutschen Musikzentren, in die Sowjetunion, nach Polen, Bulgarien, Österreich und in die Schweiz. 1989 Gastspiel am Opernhaus von Leipzig als Ernesto. Neben seinem Wirken auf der Bühne stand eine zweite, nicht weniger bedeutende Karriere im Konzertsaal, und hier vor allem als Solist in Oratorien. Er wirkte dazu in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen mit. Er starb im Jahr 2015.
26.6. Claudio ABBADO: 85. Geburtstag
Er war der Sohn des Violinisten und Musiklehrers Michelangelo Abbado, seine Mutter, Maria Carmela Savagnone, war Klavierlehrerin und Kinderbuchautorin. Bei seinem Vater studierte er zunächst Klavierspiel. Mit 16 Jahren begann er am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand ein Studium in Klavier, Komposition, Harmonielehre, Kontrapunkt und später erst Orchesterleitung. Außerdem belegte er einen Literaturkurs beim späteren Nobelpreisträger Salvatore Quasimodo. Als jugendlicher Organist studierte er Johann Sebastian Bachs Werke intensiv; bei einem Hauskonzert spielte er 1952 Toscanini Bachs D-Moll-Konzert vor. 1953 schloss er sein Studium in Mailand ab und musizierte mit verschiedenen Kammermusikensembles – Grundlage für sein späteres Musizieren. Bei einem Dirigierkurs an der Chigiana in Siena lernte Abbado Zubin Mehta und den elfjährigen Daniel Barenboim kennen. Mehta vermittelte ihn zum weiteren Studium an Hans Swarowsky nach Wien. Abbado bewährte sich dann 1958 auch bei einem Dirigierwettbewerb in Tanglewood und wurde dort ausgezeichnet, plante zunächst jedoch keine Karriere als Dirigent, sondern ging vielmehr nach Italien zurück und nahm einen Lehrauftrag für Kammermusik in Parma an. In Triest dirigierte Abbado mit Die Liebe zu den drei Orangen von Prokofjew seine erste Opernaufführung. Ab 1961 dirigierte er regelmäßig an der Mailänder Scala. 1963 erhielt er in New York den ersten Preis bei dem Mitropoulos-Wettbewerb. Verbunden war mit dem New Yorker Preis – neben der internationalen Anerkennung – eine Assistentenzeit von fünf Monaten bei Leonard Bernstein, der damals Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker war. Während seiner Assistenzzeit bei Bernstein 1963 bekam er erste Einladungen zum Radio-Symphonie-Orchester Berlin und zu den Wiener Philharmonikern, mit denen er 1965 bei den Salzburger Festspielen debütierte. Auf dem Programm stand Gustav Mahlers 2. Sinfonie. Außerdem entstanden erste Schallplattenaufnahmen mit Abbado. 1966 kam es zu einer ersten Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern. 1968 eröffnete Abbado die Opernsaison der Mailänder Scala. Er debütierte an der Covent Garden Opera in London mit seiner ersten Verdi-Oper (Don Carlo). Später überraschte er das Publikum in London mit Strawinskys Oedipus Rex und Alban Bergs Wozzeck. Wichtige Impulse für die Musik der Moderne bekam Abbado in dieser Zeit von Maurizio Pollini und Luigi Nono. 1969 erhielt er eine feste Anstellung als Dirigent an der Mailänder Scala und wurde 1971 zusätzlich deren Musikdirektor. 1979-87 war er Chefdirigent (Musikdirektor) beim London Symphony Orchestra. 1980-86 war er Chefdirigent der Mailänder Scala. 1982-85 arbeitete er als Erster Gastdirigent mit dem Chicago Symphony Orchestra. 1984 gab Abbado sein Debüt an der Wiener Staatsoper, wurde 1986 Musikdirektor und 1987 Generalmusikdirektor der Stadt Wien, eine Funktion, die er bis 1991 bekleidete. 1988 gründete Abbado das Festival Wien Modern, das sich Aufführungen internationaler zeitgenössischer Musik widmet. An der Wiener Staatsoper leitete er u. a. Premieren von L’Italiana in Algeri, Il viaggio a Reims, Chowanschtschina, Fierrabras, Elektra, Wozzeck, Simon Boccanegra, Un ballo in maschera und Don Carlo. 1988 und 1991 dirigierte Abbado das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker (beide Male folgte in den Jahren darauf, also 1989 und 1992, Carlos Kleiber als Dirigent der Konzerte). Im Oktober 1989 wurde Abbado von den Berliner Philharmonikern als Künstlerischer Leiter des Orchesters zum Nachfolger Herbert von Karajans gewählt. Im Jahr 1994 wurde Abbado auch Leiter der Salzburger Osterfestspiele. Die Zeit in Berlin war nicht frei von Spannungen. Abbados offenes Musizierverständnis, das im Kontrast zum eher autoritären Auftreten Karajans stand, provozierte beim Orchester Widerspruch. Im Jahr 2000 erkrankte Claudio Abbado an Magenkrebs, von dem er zwischenzeitlich als geheilt galt. Im Jahr 2002 beendete er, wie bereits 1998 angekündigt, seine Arbeit als Künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker – mit einem für ihn typischen breitgefächerten Programm: mit Brahms‘ Schicksalslied, Mahlers Rückert-Lieder und Schostakowitschs Musik zu King Lear. Auch nach seinem Vertragsablauf blieb er in Berlin sehr beliebt. Abbado dirigierte die Berliner Philharmoniker im Mai 2008 in der Berliner Waldbühne. Wegen eines Brandschadens in der Berliner Philharmonie fand das Konzert, zu dem mehr als 20.000 Zuhörer kamen, „open air“ statt. Zuvor war Claudio Abbado 2002 nach Italien zurückgekehrt, zunächst nach Ferrara und dann nach Bologna, wo er das Orchestra Mozart mit jungen Musikern aufbaute und wo er bis zu seinem Tod lebte. Mit diesem Orchester aus Bologna begann er später die Arbeit für den Aufbau des neu gegründeten Lucerne Festival Orchestra – zusammen mit Musikern der weltweit großen Orchester, die Abbado von früher kannte, und die sich als Lehrer mit den jungen Musikern des Mozart Orchestra Bologna zu gemeinsamen Konzerten im Frühjahr und Sommer in Luzern trafen. Diese Art des Musizierens junger Musiker gemeinsam mit erfahrenen Solisten, die sich als Teamer im Orchester engagieren, war für Claudio Abbado typisch. Schon als Gründer des European Community Youth Orchestra (1978) und später des Gustav Mahler Jugendorchesters (1986) widmete er sich der Förderung des musikalischen Nachwuchses. Daraus entstanden die Gründung des Chamber Orchestra of Europe (1981) sowie die Gründung des Mahler Chamber Orchestra (1997), die wiederum die Basis für die Gründung des Lucerne Festival Orchestra (2003) und des Orchestra Mozart in Bologna in den Jahren 2003/04 bildeten. Am 20. Januar 2014 starb er 80-jährig nach langem Krebsleiden in Bologna. Begraben wurde er in Sils Maria im Engadin. Im März 2016 wurde bekannt, dass sein Nachlass an die Staatsbibliothek Berlin geht. Die kostenlose Überlassung wurde durch einen Vertrag vereinbart. Der Nachlass umfasst unter anderem die mit Notizen versehenen Partituren, die Geschäftskorrespondenz und die Bibliothek Abbados.
1958 gewann Claudio Abbado den nach Sergei Alexandrowitsch Kussewizki benannten Kussewitzky-Preis für Dirigenten in Tanglewood, 1963 den ersten Preis beim nach Dimitr Mitropoulos benannten Mitropoulos-Wettbewerb in New York, der mit einer fünfmonatigen Assistenzzeit bei Leonard Bernstein verbunden war. 1973 wurde er von der Mozartgemeinde Wien mit der Mozart-Medaille ausgezeichnet. 1984 erhielt Claudio Abbado das Großkreuz des Verdinestordens der Italienischen Republik. 1985 wurde ihm, der sich zeitlebens der Musik Gustav Mahlers besonders verbunden fühlte, die goldene Mahler-Medaille der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, Wien, verliehen. 1994 erhielt Abbado den Ernst von Siemens Musikpreis, den Ehrenring der Stadt Wien sowie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2001 den Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland. 2002 wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. Seit 2008 war er Träger des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol. 2002 bekam Abbado den Deutschen Kritikerpreis, 2003 das Praemium Imperiale, 2004 den Kythera-Preis und 2008 den Wolf-Preis. Seit 2002 war Abbado Ehrenbürger der Stadt Bozen und seit 2005 der Stadt Luzern. Im Februar 1997 wurde Abbado die Ehrensenatorwürde der Hochschule für Musik Hanns Eisler verliehen. Er war Ehrendoktor der Universität Cambridge, der Universität Aberdeen, der Universität Ferrara und der Università degli Studi della Basilicata. 2013 wurde sein Buch Meine Welt der Musik als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet. Am 30. August 2013 wurde Claudio Abbado von Staatspräsident Giorgio Napolitano zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Im Jahr 2014 wurde Abbado posthum mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Konzerteinspielung des Jahres (Klavier) mit dem Orchestra Mozart Bologna und Martha Argerich am Klavier für Mozarts Klavierkonzerte 20 & 25 ausgezeichnet.
Claudio Abbado ist der Bruder des Komponisten Marcello Abbado und damit Onkel des Dirigenten Roberto Abbado. 1956-68 war er mit Giovanna Cavazzoni verheiratet; aus dieser Verbindung stammen zwei Kinder. Die Tochter Alessandra Abbado arbeitet im Theatermanagement, der Sohn Daniele Abbado als Opernregisseur. Außerdem bekam Abbado einen Sohn mit der Geigerin Viktoria Mullova, den Kontrabassisten Misha Mullov-Abbado.
Von Abbado sind CDs mit Werken von nahezu jedem namhaften Komponisten erschienen. Er dirigierte auch die Werke zahlreicher Gegenwarts-Komponisten wie Luigi Nono, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, György Ligeti, György Kurtág, Wolfgang Rihm und Beat Furrer. 1965 führte er an der Scala die Oper Atomtod von Giacomo Manzoni auf. Trotzdem gibt es Komponisten, die auffallend oft vertreten sind: Gustav Mahler, Claude Debussy, Franz Schubert und auch Wolfgang Amadeus Mozart. Besonders in seinen letzten Jahren fiel eine Rückkehr zu seinen „Favoriten“ auf. So dirigierte er 2009 die Berliner Philharmoniker mit einem Programm bestehend aus Schubert, Mahler und Debussy; im Mai 2010 bestand das Programm an derselben Stelle aus Schubert, Schönberg und Brahms. 2013 erschien eine Edition (41 CDs) mit Symphonien von Beethoven, Brahms, Bruckner, Haydn, Mahler, Mendelssohn-Bartholdy, Mozart und Schubert. In Zusammenarbeit mit namhaften Solisten und Orchestern entstanden außerordentliche Aufnahmen und Produktionen: Mozarts Klavierkonzerte mit Friedrich Gulda, Rudolf Serkin, Maria Joao Pires und Martha Argerich, Mozarts Violinkonzerte mit Giuliano Carmignola und David Garrett, Brahms’ Violinkonzert mit Viktoria Mullova, Chopins Klavierkonzerte mit Martha Argerich und Ivo Pogorelich, die Violinkonzerte von Beethoven und Alban Berg mit Isabelle Faust, die großen Opern von Mozart bis Nono mit verschiedenen Sängern, Mahler Symphonien 1-7 und 9 mit dem Lucerne Festival Orchestra ab 2003. Die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker enthält viele akusto-optische Livemitschnitte der von ihm mit diesem Orchester gegebenen Konzerte, darunter das „Europakonzert“ vom Mai 2000 mit Beethovens 9. Sinfonie und den Zyklus mit Beethovens „restlichen“ acht Sinfonien, aufgenommen im Februar 2001 in Rom. Abbados Musizieren zeichnete sich durch eine Genauigkeit in der Artikulation und besondere Frische aus, später war ein Einfluss der historischen Aufführungspraxis nicht von der Hand zu weisen. Als Vorbild galt ihm Wilhelm Furtwängler, da bei ihm „jede Note, jede Phrasierung eine logische Bedeutung für den Zusammenhang des Ganzen gefunden hatte“. Abbado dirigierte meist ohne Partitur.
26.6. Franz-Paul DECKER: 95. Geburtstag
Er studierte an der Hochschule für Musik Köln Musik, wo auch in jenen Jahren Philip Jarnach und Eugen Papst studierten. Sein Debüt als Dirigent gab er im Alter von 22 Jahren an der Oper Köln. Vier Jahre später wurde er zum Dirigenten am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ernannt und war danach am Wiesbadener Symphonieorchester beschäftigt. Er wechselte dann nach Bochum als Generalmusikdirektor, wo er 1956-64 tätig war. Danach ging er nach Rotterdam, wo er das Rotterdamer Philharmonieorchester 1962-67 dirigierte. 1967 wechselte er an das Orchestre symphonique de Montréal, das er bis 1975 dirigierte. Weitere berufliche Stationen führten ihn in den 1980er Jahren nach Barcelona, wo er das Symphonieorchester leitete, und in den 1990er Jahren nach Neuseeland, wo er das Symphonieorchester Neuseelands dirigierte. Er starb 2014 in Montreal.
28.6. Helmut MÜLLER-BRÜHL: 85. Geburtstag
Er studierte Philosophie und Theologie in Bonn, im Anschluss Violine/Viola bei Ernst Nippes in Köln und bei Wolfgang Schneiderhan in Luzern. Er war 1958 Gründer der Brühler Schlosskonzerte, als deren Leiter ihm 1995 Andreas Spering nachfolgte. 1960 gründete er das Kölner Solistenensemble und wurde 1964 in Nachfolge von Erich Kraak Chefdirigent des Kölner Kammerorchesters, das er bis 2008 leitete. 1976 gründete er die Capella Clementina als Barockformation des Kölner Kammerorchesters sowie des Festivals „Lindauer Frühling“ am Bodensee. 1988 rief er die Abonnementreihe „Das Meisterwerk“ in der Kölner Philharmonie ins Leben. Er verstarb am 2. Januar 2012 im Alter von 78 Jahren in Brühl und wurde am 9. Januar 2012 auf dem Südfriedhof Brühl beigesetzt.
Müller-Brühl widmete sich vor allem dem Repertoire des Barock und der Wiener Klassik und spielte mit seinen Ensembles etwa 200 CDs ein.
29.6. Emil TCHAKAROV: 70. Geburtstag
Er studierte ab dem Alter von 15 Jahren Dirigieren am Sofioter Konservatorium. 1970 gewann er den Internationalen Dirigentenwettbewerb der Herbert von Karajan-Stiftung Berlin, und sein Idol Karajan stellte ihn als Assistenten in Berlin und Salzburg ein. 1974-78 war er Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Plovdiv. 1979 debütierte er mit Eugen Onegin an der Metropolitan Opera. Bis 1990 dirigierte er hier in insgesamt 39 Vorstellungen auch Il barbiere di Siviglia und Boris Godunow. In der Folge dirigierte er viele bekannte Orchester weltweit, insbesondere aber die Leningrader Philharmoniker, mit denen er einige Schallplatten einspielte und deren ständiger Gastdirigent er mit der Saison 1989/90 wurde. 1983-86 war er Chefdirigent des königlichen philharmonischen Orchesters Flanderns in Antwerpen. Ende der 1980er Jahre wurde er international bekannt, als CBS Records, kurz darauf vollständig von Sony übernommen, die Lücke russischer Opern in ihrem Katalog schließen wollte und er als Dirigent aller bekannten russischen Opern vorgesehen war. Es entstanden innerhalb von nur vier Jahren Einspielungen von Eugen Onegin, Pique Dame, Boris Godunow, Fürst Igor, Ein Leben für den Zaren und Chowanschtschina, alle mit dem Sofia Festival Orchestra, das er selbst 1986 unter Mitwirkung von Alexis Weissenberg gegründet hatte. Von CBS/Sony wurden für die Aufnahmen bekannte Sängerstars verpflichtet, so Nicolai Ghiaurov, Nicola Ghiuselev, Juri Mazurok, Wieslaw Ochman, Anna Tomowa-Sintow und selbst Nicolai Gedda im Herbst seiner Karriere. Die Aufnahmen erreichten hervorragende Kritiken und hielten sich lange im Katalog. Tchakarov starb 1991 im Alter von nur 43 Jahren in Paris. Heute tragen die Konzerthalle und Sommerfestspiele für klassische Musik der Stadt Burgas seinen Namen.
30.6. Nino CARTA: 95. Geburtstag
Er war in Mailand Schüler des berühmten Baritons Mariano Stabile und debütierte 1954 am Opernhaus von Alexandria in Ägypten in »Carmen«. Er hatte eine erfolgreiche Karriere an den führenden italienischen Theatern, aber auch bei Gastspielen in Spanien, Portugal, Frankreich und in der Schweiz. Sein Repertoire für die Bühne enthielt Partien wie den Amonasro in »Aida«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Carlos in »La forza del destino«, den Germont-père in »La Traviata«, den Jago in Verdis »Otello« und den Telramund im »Lohengrin«. Er starb 2000 in Mailand.