IN MEMORIAM-Geburtstage im Juni 2016
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
2.6. Inga NIELSEN: 70. Geburtstag
Als „Norma“
Ihr Vater war Däne, ihre Mutter Österreicherin. Als Kind lebte sie zeitweilig mit ihrer Familie in den USA, wo sie bereits als Kinderstar in Radiosendungen zu hören war. Sie studierte an der Wiener Musikakademie und an der Musikhochschule Stuttgart; zu ihren Lehrern gehörten Hilde Güden, Julia Hamari und der ungarische Pädagoge Jenö Sipo. Debüt 1973 am Theater im Revier in Gelsenkirchen; es folgte 1974-75 eine Verpflichtung am Stadttheater Münster (Westfalen). Sie sang dann am Stadttheater von Bern (1975-77) und wurde 1978 an das Opernhaus von Frankfurt a.M. verpflichtet, dessen Mitglied sie bis 1983 blieb. Am Grand Théâtre Genf gastierte sie 1977 als Woglinde, als Ortlinde und als Waldvogel im Nibelungenring. Als Blumenmädchen im »Parsifal« wirkte sie 1977 bei den Bayreuther Festspielen und 1980-81 bei den Osterfestspielen in Salzburg mit. Sie gastierte 1977-2002 in insgesamt 30 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper: als Adele wie als Rosalinde in der »Fledermaus«, als Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, als Agathe im »Freischütz«, als Leonore im »Fidelio«, als Elsa im »Lohengrin«, als Salome von R. Strauss, als Marschallin im »Rosenkavalier« und als Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss. 1978 große Erfolge bei den Ludwigsburger Festspielen als Zerline im »Don Giovanni«, eine ihrer Glanzrollen. 1980 Gastspiel an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« und als Norina im »Don Pasquale« von Donizetti. 1980 an der New York City Opera als Adele in der »Fledermaus« und als Nannetta in Verdis »Falstaff« aufgetreten. 1983 Gastspiel an der Oper von Brüssel als Ännchen im »Freischütz«. An der Pariser Oper gastierte sie 1983 als Adele in der »Fledermaus«, 1984 als Minette in »Die englische Katze« von H.W. Henze (die sie auch am 2.6.1983 bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung dieser Oper und 1985 in deren amerikanischer Erstaufführung in Santa Fé sang) und 1991 als Elettra in »Idomeneo« von Mozart. 1984 sang sie in der Eröffnungsvorstellung der restaurierten Staatsoper von Stuttgart die Donna Elvira im »Don Giovanni«. Zu Gast auch an der Staatsoper von Hamburg (1984, 1987), am Stadttheater von Aachen (1976, 1985-86, u.a. als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«), an der Oper von Oslo (als Lucia di Lammermoor), an der Königlichen Oper Kopenhagen, in Pittsburgh und beim Wexford Festival, wo sie 1986 die Amenaide in Rossinis »Tancredi« vortrug. 1987 hörte man sie am Teatro Massimo Palermo als Marguerite im »Faust« von Gounod. Bei den Festspielen von Salzburg trat sie 1987-89 als Konstanze, 1991 als 1. Dame in der »Zauberflöte« und 2000 als Mikal in einer konzertanten Aufführung der Oper »Saul und David« von Carl Nielsen (die sie im gleichen Jahr auch bei den Ludwigsburger Festspielen sang), sowie in Konzerten (1988 in einem Mozart-Konzert, 1989 in Schuberts Es-Dur-Messe, 1990 in Beethovens 9. Symphonie und 1991 in Bruckners Te Deum) auf. Die Konstanze sang sie auch an der Covent Garden Oper London. 1989 gastierte sie in Köln als Ilia in Mozarts »Idomeneo«, an der Opéra du Rhin Straßburg als Fiordiligi in »Così fan tutte«. 1990 sang sie am Teatro Comunale Bologna in der italienischen Erstaufführung der autobiographischen Oper »Intermezzo« von Richard Strauss die Partie der Christine. 1990 sang sie in München die Aspasia in »Mitridate« von Mozart, 1991 an der Deutschen Oper Berlin die Marguerite im »Faust« von Gounod (mit ihrem Gatten Robert Hale als Mephisto), 1992 in Ludwigshafen die Lina in »Stiffelio« von Verdi, 1993 in der Megaron-Halle Athen die Aithra in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, 1994 an der Oper von Kopenhagen die Marschallin, 1995 in Brüssel die Salome von Richard Strauss. Sie wandte sich zunehmend dem dramatischen Fach zu und sang u.a. am Opernhaus von Zürich die Agathe im »Freischütz« und 1996 die Leonore im »Fidelio«, am Opernhaus von Leipzig 1994 die Salome, 1995 an der Dresdner Staatsoper die Chrysothemis, 1995 an der Covent Garden Oper die Ursula in »Mathis der Maler« von P. Hindemith. 1997 gastierte sie als Chrysothemis an der Oper von San Francisco. 1999 sang sie an der Mailänder Scala (an der sie bereits 1991 die Vier letzten Lieder von R. Strauss in einem Konzert interpretierte) die Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, am Opernhaus von Zürich (und 2000 an der Staatsoper von Hamburg) die Elisabeth im »Tannhäuser«, an der Berliner Staatsoper 1999 die Norma von Bellini, 2000 an der Niederländischen Oper Amsterdam die Chrysothemis. 2000 trat sie an der Hamburger Staatsoper als Jenny in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Kurt Weill (dort auch 2001 als Salome), an der Münchner Staatsoper wieder als Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« auf. Auch im Konzertsaal kam sie in einem umfangreichen Repertoire zu einer Karriere auf internationalem Niveau. Bis 2005 war sie verheiratet mit dem amerikanischen Bass-Bariton Robert Hale. Sie starb 2008 in Kopenhagen.
Schallplatten: Electrola (Zerline in »Don Giovanni« in deutscher Sprache aus Ludwigsburg), DGG (Blumenmädchen im »Parsifal«), Intercord (»Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze« von J. Haydn), Edition Schwann (»Der Geburtstag der Infantin« von Zemlinsky), Wergo (»Le grand Macabre« von G. Ligeti), Aris (8. Sinfonie von G. Mahler), BIS (Recital), Philips (»Die Schuldigkeit des ersten Gebots« und »L’Oca del Cairo« von Mozart), Chandos (Hymnus Amoris von C. Nielsen, »Drot og Marsk« von Heise, 8. Sinfonie von G. Mahler, Titelrolle in »Salome« von R. Strauss), Chandos/Koch (»Der Rose Pilgerfahrt« von R. Schumann), BMG/RCA (Rezia im »Oberon« von Weber, Johannespassion von J.S. Bach), Teldec/East West Records (»Il re pastore« von Mozart), Dacapo (»Holger Danske« von F.L. Ae. Kunzen), Naxos (Leonore im »Fidelio«); Arthaus-Video (»Satyagraha« von Philip Glass, Stuttgart 1981).
2.6. Elena KITTNAROVÁ: 85. Geburtstag
Sie war Schülerin des Konservatoriums von Bratislava (Preßburg). 1951 debütierte sie am Opernhaus von Bratislava in »Rusalka« von Dvorák, wandte sich dann aber der Operette zu. 1966 begann sie eine zweite Karriere als dramatische Sopranistin an der Slowakischen Nationaloper Bratislava. Sie sang hier die großen Partien dieses Fachbereichs aus der gesamten Opernliteratur bis hin zur Titelheldin in »Elektra« von Richard Strauss. Bühnengastspiele und Konzertauftritte führten die Sängerin in die Musikzentren in Westdeutschland, in Spanien, Bulgarien und Polen. Sie wurde mit dem Staatspreis der CSSR ausgezeichnet und zu deren Nationalkünstlerin ernannt. Sie starb 2012 in Bratislava.
Schallplattenaufnahmen der Marke Opus.
3.6. John DOUGLAS: 60. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Dirigenten auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/John_Douglas_(conductor)
3.6. Carlos VEERHOFF: 90. Geburtstag
Carlos Enrique Veerhoff kam mit seinem Zwillingsbruder Wolfgang Otto als Frühgeburt zur Welt. Der Vater konnte erst zwei Tage später ein Krankenhaus mit Brutkasten finden, sodass in der Geburtsurkunde der 5. Juni 1926 angegeben ist. Der Vater Heinrich Veerhoff war Deutscher und leitete eine eigene Firma in Buenos Aires. Die Mutter Karla Veerhoff war selbst Geigerin und die Tochter des Dirigenten Karl Panzner und der Konzertsängerin Ida Panzner.Die Familie Veerhoff siedelte 1930 aufgrund eines Arbeitsplatzwechsels des Vaters zurück nach Deutschland, aber schon 1933 zog man weiter nach Südafrika. Nach eigener Aussage prägte die Begegnung mit der völlig anderen Welt Afrikas den jungen Veerhoff so nachhaltig, dass sie nicht nur in seiner 1. Symphonie panta rhei ihren Ausdruck fand, sondern auch in seine letzte, die 6. Symphonie Desiderata, durch die Aufnahme von Elementen fremder Kulturen zwar nicht klanglich, wohl aber durch Texte Eingang fand. Neben den Eindrücken Afrikas war noch eine zweite Erfahrung prägend: Als 1935 die erste Fluggesellschaft in Südafrika öffnete, wurde der junge Carlos zu einem Rundflug eingeladen. Hiernach entwickelte er eine große Leidenschaft für die Flugzeug- und Strömungstechnik, die erst später durch die Musik abgelöst wurde. Einen Hang zur Naturwissenschaft behielt sich Carlos Veerhoff aber zeitlebens.Nach der Rückkehr der Familie Veerhoff aus Südafrika nach Deutschland im Jahr 1935 begann Carlos Veerhoff Orchester- und Kammermusikkonzerte zu besuchen. Auch die Hausmusik seiner Eltern – der Vater war ein guter Pianist, die Mutter ausgebildete Violinistin – trug zum Interesse an Musik bei. Dies führte dazu, dass sich Carlos Veerhoff im Alter von 15 Jahren zwar spät, aber letztlich doch der Komposition zuwandte. Er nahm erste Stunden im Kompositionsunterricht und 1942 wurde er Schüler am Musischen Gymnasium in Frankfurt am Main.Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Veerhoff in Deutschland, wo er ab 1943 an der Musikhochschule Berlin bei Hermann Grabner und nach Kriegsende privat bei Kurt Thomas studierte sowie auch von Boris Blacher beraten wurde. An der Kölner Musikhochschule setzte er seine Studien bei Walter Braunfels (Komposition) und Günter Wand (Dirigieren) fort, während er in Walter Gieseking in Wiesbaden einen Lehrer für sein Klavierspiel fand. 1947 ging er nach Argentinien und unterrichtete 1948/49 Musiktheorie an der Universität von Tucumán in dem von Ernst von Dohnányi neu gegründeten Departamento Musical, besuchte aber auch in Buenos Aires die Dirigierkurse von Hermann Scherchen. Als er 1950 die Uraufführung eines seiner Werke durch Ferenc Fricsay erleben konnte, folgte er 1951 Fricsay als dessen Assistent nach Berlin, doch empfand er die Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland als derart kunstfeindlich, dass er im folgenden Jahr nach Buenos Aires zurückkehrte, wo er sich intensiv mit 12-Ton-Musik auseinandersetzte. Für eine Reihe seiner beträchtlichen Anzahl von Bühnenwerken erstellte er selbst das Libretto.In den folgenden Jahrzehnten schuf Veerhoff eine Vielzahl von Kompositionen, die fast sämtlich auch zur Aufführung gelangten. Sehr oft waren renommierte und gefeierte Musiker von Weltruhm die Interpreten seiner Musik: Hans Rosbaud (UA der Mirages), Ruggiero Ricci (UA des Violinkonzerts Nr.1), Bruno Maderna (UA der Cantos), Stanislaw Skrowaczewski (UA der Gesänge auf dem Wege), Ladislav Kupkovic (UA der Gesänge aus Samsara und der Sinfonie Nr.4), Gerhard Oppitz (UA des Klavierkonzerts Nr.2), Thomas Zehetmair (UA des Violinkonzerts Nr.2) oder Peter Sadlo (UA des Konzerts für Schlagzeug und Orchester Nr.2). 1955 erhielt „Karl Heinrich Veerhoff“ zudem für seine 1. Sinfonie panta rhei den Förderpreis des Düsseldorfer Robert-Schumann-Preises, 1998 war er Ehrengast des Bayerischen Staatsministeriums für Kunst, Wissenschaft und Forschung in der Villa Massimo in Rom.Trotz dieser Erfolge und Aufführungen blieb Carlos Veerhoff immer ein Außenseiter.Aufgrund dieser fehlenden Zugehörigkeit zum innersten Musikzirkel in Deutschland zog es Veerhoff oft nach Argentinien zurück. Erst 1970 zog er dauerhaft nach Deutschland. Ab 1988 lebte er in Murnau am Staffelsee, wo er 2011 starb. Seine Werke und Originalnoten sind zum Teil im Musikarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek in München sowie zum anderen Teil in einem Privatarchiv aufbewahrt.
3.6. Klára PALÁNKAY: 95. Geburtstag
Die ungarische Sängerin erhielt ihre Ausbildung in Budapest. 1944 debütierte sie an der Nationaloper von Budapest als Amneris in »Aida«. Dort blieb sie bis 1968 als führendes Mitglied des Ensembles tätig. Sie gastierte, zumeist in ihrer großen Glanzrolle, der Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók, in Paris, Amsterdam (1958), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1959), in Turin und Moskau. Sie gastierte 1948 an der Staatsoper von Wien als Amneris. Weitere Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Carmen, die Azucena im »Troubadour«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Eboli im »Don Carlos«, die Ortrud im »Lohengrin« und die Gertrud in »Bánk-Bán« von Ferenc Erkel. Parallel zu ihrer Bühnenkarriere verlief eine zweite Karriere als Konzert- und Liedersängerin. Sie starb 2007 in Budapest.
Schallplatten: Ultraphon, Hungaroton (Judith in »Herzog Blaubarts Burg« mit Mihály Szekély in der Titelrolle von 1956).
4.6. Neil WILSON: 60. Geburtstag
Er entstammte einer texanischen Farmerfamilie (eigentlicher Name Neil Wilson Nease) und kam nur unter großen Schwierigkeiten zu einem Musik- und Gesangstudium an den Universitäten von Dallas und Oklahoma; dann Schüler von Thomas Lo Monaco in New York, später auch von Carolina Segrera. Er debütierte 1980 bei der Wolf Trap Opera (bei Washington) als Fenton im »Falstaff« von Verdi unter S. Caldwell und sang dann kleine Partien an der Oper von Houston/Texas. 1981 wirkte er an der Oper von Houston/Texas in der Uraufführung der Oper »Starbird« von Mollicone (als Dog) mit. 1984 kam er nach Deutschland und wurde an die Staatsoper von Stuttgart verpflichtet. Hier wie am Theater von Bonn sang er mit sensationellem Erfolg 1985 die Titelpartie in Massenets »Werther«. Gastspiele brachten ihm ähnliche Erfolge an den Staatsopern von München (1985), Wien (1985 Alfredo in »La Traviata«) und Hamburg (1985), am Teatro Comunale Bologna (1986) in Los Angeles (1986) und an weiteren deutschen Bühnen. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1985 als Macduff in Verdis »Macbeth« mit und bei den Festspielen von Glyndebourne 1986 als Nerone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«. 1987 hörte man ihn am Opernhaus von Köln als Herzog im »Rigoletto« im gleichen Jahr gastierte er in Washington (als Roméo in Gounods »Roméo et Juliette«) und New York. Dort debütierte er dann auch 1988 an der Metropolitan Oper als Macduff und sang hierbis 1990 in insgesamt sechs Vorstellungen auch den Werther, den Rodolfo in »La Bohème« und den Alfredo. 1989-90 in Zürich als Faust in »Mefistofele« von Boito zu Gast. 1991 sang er an der Komischen Oper Berlin (der er durch einen Gastvertrag verbunden war) den Don José in »Carmen«, 1992 in Milwaukee den Rodolfo in »La Bohème«, 1992 in Toronto und an der Staatsoper Stuttgart den Werther, 1993 an der Staatsoper Berlin den Don José, 1994 an der Oper von Tel Aviv den Faust von Gounod, 1995 am Theater von Basel den Florestan im »Fidelio«. Auf der Bühne sang er bevorzugt Partien wie den Giasone in »Medea« von Cherubini, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Lenski im »Eugen Onegin«, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« (Komische Oper Berlin 1993) und den Pelléas in Pelléas et Mélisande von Debussy. Er strebte im Verlauf seiner Karriere das heldische und das Wagner-Fach an. Auch im Konzertsaal brachte er es zu großen Erfolgen, so sang er 1986 in Israel das Tenorsolo im Verdi-Requiem zusammen mit der berühmten Sopranistin Montserrat Caballé. Im Februar 2000 trat er noch in Budapest als Siegmund in der »Walküre« auf: Erstarb nach kurzer, schwerer Krankheit im August 2000 in New York. Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Linda Munguia.
4.6. Klaus Michael GRÜBER: 75. Geburtstag
Der Sohn eines badischen Pfarrers erlernte nach zweijährigem Schauspielunterricht in Stuttgart, u.a. bei Siegfried Melchinger, ab 1962 sein Metier als Regieassistent und Mitarbeiter von Giorgio Strehler am Piccolo Teatro di Milano. Sein Regiedebüt gab er dort 1967 mit BrechtsIl processo di Giovanna d’Arco a Rouen – 1431(Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen) (Bühnenbild und Kostüme: Ezio Frigerio; Musik: Fiorenzo Carpi). 1969 inszenierte er an dem Theater Off Limits von Arthur Adamov (Bühnenbild: Eduardo Arroyo).
Grüber inszenierte danach u.a. am Schauspielhaus Zürich, in Freiburg im Breisgau, in Bremen (1969 William Shakespeares Der Sturm), in Stuttgart (1970 Heinrich von KleistsPenthesilea), in Düsseldorf (1972 Adamovs Off Limits) und in Frankfurt am Main (für Bertolt Brechts Im Dickicht der Städte) sowie in Berlin an der – seinerzeitigen – Schubühnme am Halleschen Ufer, wo seine Inszenierung von Ödön von Horváths Geschichten aus dem Wiener Waldam 18. August 1972 Premiere hatte. An der Schaubühne lernte Grüber die Regieassistentin Ellen Hammer kennen, die von da an regelmäßige Regiemitarbeiterin seiner Inszenierungen wurde. Weitere, für europaweites Aufsehen sorgende Berliner Regiearbeiten Grübers folgten – so 1974 Euripides‘ Die Bakchen (Bühnenbild: Gilles Aillaud, Eduardo Arroyo), 1975 Empedokles – Hölderlin lesen (Bühnenbild: Antonio Recalcati) sowie 1977 Winterreise im Olympiastadion, Textfragmente aus Hölderlins Roman Hyperion oder der Eremit in Griechenland (Bühnenbild: Recalcati).Dabei bildete sich ein Ensemble von Schauspielern heraus, mit denen Grüber bevorzugt arbeitete, darunter Bruno Ganz, Jutta Lampe, Angela Winkler und Otto Sander. Obwohl in der Öffentlichkeit nahezu nicht präsent, avancierte Grüber zu einem zweiten Fixstern der Schaubühne neben dem klar-rational arbeitenden Peter Stein. In den frühen 1980er Jahren war Grüber am Theater der Freien Volksbühne in Berlin tätig, wo er eine verzaubert-poetische Version von Luigi Pirandellos Sechs Personen suchen einen Autor (Bühnenbild: Titina Maselli) sowie einer Inszenierung von Faust von Johann Wolfgang von Goethe (Bühnenbild: Aillaud), die mit ihrer radikalen Reduktion des Stoffes für Widerspruch von Seiten einiger Zuschauer sorgte. Die Hauptrolle wurde dabei von Bernhard Minetti gespielt, der mit Grüber bereits 1973 Samuel Becketts Das letzte Band in Bremen erarbeitet hatte. Dieser begleitete den Regisseur auch 1982 bei Hamlet(Schaubühne am Lehniner Platz; Bühnenbild: Aillaud; Titelrolle: Ganz; Minetti als erster Schauspieler) und verkörperte die Hauptrolle in König Lear (Schaubühne 1985; Bühnenbild: Aillaud; Kostüme: Dagmar Niefind).Weitere Berliner Arbeiten Grübers, die zum Teil bei Gastspielen europaweit gezeigt wurden, waren Anton Tschechows An der großen Straße (Bühnenbild: Aillaud), Eugène Labiches Die Affaire Rue de Lourcine (Bühnenbild: Francis Biras; Kostüme: Moidele Bickel; mit Udo Samel und Peter Simonischek) und Heinrich von Kleists Amphitryon (Bühnenbild: Aillaud; mit Lampe und Sander). Bantam, ein Theaterstück seines Malerfreundes und Ausstatters Arroyo, brachte Grüber Anfang Februar 1982 am Münchener Residenztheater heraus, wobei seine anderen ständigen Partner Aillaud und Recalcati für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichneten (Musik: Carpi; u.a. mit Heinz Bennent, Nicole Heesters, David Bennent, Karl Lieffen, Heinz Werner Kraehkamp). In Frankfurt machten sich Grüber und Minetti 1987 erneut an Das letzte Band, das sie 1973 in Bremen erstmals zusammengeführt hatte.In den späten 1970er Jahren begann Grüber, seine Arbeit ins europäische Ausland zu verlagern. So gestaltete er 1975 einen viel beachteten Faust Salpetrière (Bühnenbild/Kostüme: Aillaud, Arroyo) in der Chapelle Saint Louis, wo Goethes Stück als assoziatives Stationendrama herauskam und sowohl irritierte Besucher wie auch ratlose Rezensenten zurückließ. 1977 führte Grüber Regie bei Fernando Arrabals Der Architekt und der Kaiser von Assyrien in Barcelona (Bühne und Kostüme: Arroyo). Einmal noch kehrte Grüber zu seinen Anfängen zurück, als er 1984 am Mailänder Piccolo Teatro Heimweh von Franz Jung inszenierte (Bühnenbild: Arroyo; Kostüme: Renata Bulgheroni; Musik: Carpi; mit Raf Vallone, Delia Boccardo und Lino Troisi) sowie 1988 mit La medesima strada, einer Textcollage aus Fragmenten von Sophokles sowie der VorsokratikerHeraklit, Parmenides und Empedokles (Bühne: Aillaud; Kostüme: Aillaud, Bulgheroni; Musik: Carpi; u.a. mit Winkler, Tino Carraro, Lino Troisi, Raf Vallone).1984 debütierte Grüber an der Comédie-Francaise, wo er seine Version von Jean Racines Bérénice(Bühnenbild: Aillaud; Kostüme: Niefind; mit Ludmila Mikael, Catherine Samie, Richard Fontana, Roland Bertin u.a.) vorstellte. Im Sommer 1986 war Grüber erstmals für die Salzburger Festspiele tätig, als er in der dortigen Felsenreitschule Prometheus, gefesselt (von Peter Handke nach Der gefesselte Prometheus von Aischylos; Bühnenbild und Kostüme: Recalcati; mit Ganz, Winkler, Simonischek, Samel u.a.) inszenierte. Im Dezember desselben Jahres bejubelte man in Paris die Hauptdarstellerin Jeanne Moreau in Grübers Regie bei Le récit de la servante Zerlinevon Hermann Broch (aus dessen Roman Die Schuldlosen; Bühnenbild und Kostüme: Biras). Diese für ihre große Intensität und Konzentration gelobte Arbeit wurde zu zahlreichen Gastspielen eingeladen. Die Erzählung wurde in den folgenden Jahren von zahlreichen europäischen Schauspielern in den jeweiligen Ländern aufgeführt.
1989, zur 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution, erarbeitete Grüber eine düstere Vision von Georg BüchnersLa mort de Danton(Dantons Tod) für Nanterre. Im Frühjahr 2001 inszenierte Grüber erstmals im Wiener Akademietheater sowie erstmals auch ein Stück von Bernard-Marie Koltés, Roberto Zucco (Bühnenbild: Recalcati; Titelrolle: August Diehl). Im Mai 2003 arbeitete Grüber dann am Wiener Burgtheater zum ersten Mal mit dem Maler Anselm Kiefer zusammen, der für den von Handke übersetzten Ödipus auf Kolonos des Sophokles Bühnenbild und Kostüme entwarf (mit Ganz, Sander, Diehl, Birgit Minichmayr, Branko Samarovski, Johann Adam Oest, Martin Schwab, Mareike Sedl u.a.).
Für die Inszenierung von Adamovs Off Limits arbeitete er zum ersten Mal mit dem (damals exil-)spanischen Maler Eduardo Arroyo zusammen, für diesen seinerzeit die erste bühnenbildnerische Tätigkeit. Die damals begonnene Kooperation dauert an bis zu Grübers Tod – zuletzt bei Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni – ebenso wie jene mit den bildenden Künstlern Gilles Aillaud (seit 1974) und Antonio Recalcati (seit 1975). Diese Künstler – wie dann auch 2003 am Burgtheater Anselm Kiefer bei Ödipus in Kolonos – lieferten ihrem Regisseur keine schlichten Stückinterpretationen, sondern schufen mächtige Bildentwürfe und Bühnenlandschaften, deren Bedeutungen nicht auf Anhieb zu entschlüsseln waren.
Als Regieassistent Strehlers kam Grüber bald auch mit der Welt der Oper in Berührung. 1965 assistierte er in Salzburg bei Strehlers Version von Wolfgang Amadeus Mozarts Die Entführung aus dem Serail. Seine erste eigene Opernregie führte Grüber 1971 in Bremen bei Alban Bergs Wozzeck. 1972 folgte Georg Friedrich Händels Giulio Cesare in Egitto, ebenfalls noch in Bremen. 1974 führte Grübers Weg an die Oper Frankfurt. Dort inszenierte er Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Arnold Schönbergs Erwartung (mit Anja Silja; Dirigent: Christoph von Dohnányi). Stark war die Verwunderung im Dezember 1976 bei Richard Wagners Die Walküre gewesen, die Grüber an der damals von Rolf Liebermann geleiteten Pariser Oper, dem Palais Garnier, vorstellte (Bühnenbild: Arroyo, Kostüme: Moidele Bickel). Die Verblüffung entstand dadurch, dass sich Grüber weder für eine damals moderne – etwa bei Luca Ronconi oder Patrice Chéreau zu sehende – politische, kapitalismuskritische Variante, noch für eine neu-romantische Sicht entschied. Vielmehr konzentrierte er sich auf das Mythische, bei ihm trug man weder Frack oder Smoking, noch einen SS-Ledermantel oder ein Business-Kostüm, die Personen waren vielmehr durch ihre Geschichte gezeichnet, mit großen Helmen ausgestattet, die an Wagner-Aufführungen des 19. Jahrhunderts erinnerten, die Kostüme schienen schwer, und Siegmund hatte auf dem Kopf einen Wolfsschädel. Die Bühnenlandschaft war von großen, steilen Bergen aus Sandsäcken dominiert, die von künstlichen Gemsen und Hirschen bevölkert waren. Dirigent der Aufführung war Sir Georg Solti.Grübers Walküre war Teil eines Konzepts für die gesamte Ring-Tetralogie, welche Grüber zusammen mit Peter Stein ursprünglich für die Bayreuther Festspiele entwickelt hatte. Das Projekt sollte dann an der Pariser Oper realisiert werden, aber nach Peter Steins Inszenierung von Das Rheingold und Grübers Walküre konnte dies wegen Geldmangels nicht mehr komplettiert werden und blieb somit ein Torso. Beide Regisseure gestalteten noch weitere Werke Wagners, aber nie mehr den Ring.So inszenierte Grüber in den 1980er Jahren Wagners Tannhäuser in Florenz in den von Carlo Tommasi rekonstruierten Bühnenbildern der Uraufführung sowie den Parsifalin Amsterdam, der dann ebenfalls in Florenz, Paris, Brüssel, Madrid und zuletzt in London und in Straßburg aufgeführt wurde.
Ebenfalls in die 1980er Jahre fällt Grübers Arbeit an Gioacchino Rossinis La Cenerentola für das Pariser Theatre Châtelet. Weitere Operninszenierungen waren in den 1990ern Leos Janáceks Aus einem Totenhaus (Bühnenbild: Arroyo; Dirigent: Claudio Abbado) sowie Tristan und Isolde (Bühne Arroyo; Dirigent Abbado) für die Salzburger Festspiele, La traviata von Giuseppe Verdi am Théâtre du Châtelet in Paris (Dirigent: Antonio Pappano), Erwartung in Brüssel (wieder mit Anja Silja), Otello und Aida in Amsterdam, L’Incoronazione di Poppea für das Festival von Aix-en-Provence und Il ritorno d’Ulisse in patria am Opernhaus Zürich (Dirigent: Nikolaus Harnoncourt), Idomeneo von Mozart (Dirigent Christoph von Dohnanyi), Katarina Ismailowa von Schostakowitsch und Die Sache Makropoulos von Janáček (Dirigent Philippe Jordan) am Opernhaus Zürich.2003 realisierte Grüber zusammen mit dem Dirigenten Pierre Boulez – mit dem er schon in Bayreuth den dann abgesagten Ring erarbeiten sollte – einen dreiteiligen Abend aus Manuel de Fallas El retablo de Maese Pedro, Igor Starwinskys Renard sowie Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire (mit Silja). Diese Produktion (Bühnenbild: für de Falla und Strawinsky Maselli; für Schönberg Aillaud) wurde auch in Luxemburg sowie bei den Wiener Festwochen zur Aufführung gebracht.Mit Anselm Kiefer als Ausstatter erarbeitete Grüber eine viel gepriesene Version von Richard Strauss‘ Elektrafür das Teatro San Carlo von Neapel. In Wien gestaltete Grüber im Juni 2005 eine szenische Version Tagebuch eines Verschollenen von Janáček (Mitarbeit Ellen Hammer, Bühnenbild Aillaud, Kostüme Eva Dessecker, Licht Werner Chalubinski; mit Angela Winkler, Peter Straka, Lorena Espina; Klavier: Markus Hinterhäuser).Grübers Inszenierung von Mussorgskis Boris Godunow hatte am 18. April 2006 im Théâtre de la Monnaie Brüssel Premiere (Regiemitarbeit: Hammer; Bühnenbild: Arroyo; Kostüme: Sabounghi; Licht: Dominique Borrini; Choreographie: Giuseppe Frigeni; Dirigent: Kazushi Ono).
Grüber drehte als Regisseur einen einzigen Film, nämlich Fermata Etna (Buch: Bernard Pautrat, Grüber; Kamera: Tonino Nardi; Schnitt: Roberto Perpignani; Darsteller: Bruno Ganz, Gabriella Saitta).In dem Film Die Liebenden von Pont-Neuf (Les Amants du Pont Neuf) von Leos Carax aus dem Jahr 1991 spielte Grüber – neben Juliette Binoche und Denis Lavant − den älteren Clochard Hans.
Grüber lebte viele Jahre mit der beim Pariser Festival d’automne beschäftigten Marie Collin zusammen und besaß Wohnungen in Paris, Zürich und Belle-Île-en-Mer, wo er 2008 starb.
4.6. Ivo ŽÍDEK: 90. Geburtstag
Er besuchte Gymnasien in Hlucin und Ostrava (Mährisch-Ostrau) und studierte dann Gesang bei Rudolf Vasek in Mährisch-Ostrau. 1943 kam er als Eleve an das Stadttheater von Mährisch-Ostrau, 1944 erfolgte dort sein eigentliches Debüt als Titelheld im »Werther« von Massenet. 1948 wurde er an das Nationaltheater von Prag verpflichtet, zu dessen bedeutendsten Künstlern er seither gehörte. 1956-69 gastierte er regelmäßig an der Staatsoper von Wien, wo er als Don Carlos von Verdi debütierte und in insgesamt 114 Vorstellungen auch als Sänger im »Rosenkavalier«, als des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, als einer der Meister in Hans Pfitzners »Palestrina«, als Catull in »Catulli Carmina« und als Chorführer in »Trionfo di Afrodite« von C. Orff, als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos«, als Chevalier de la Force in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc, als Matteo in »Arabella« von R. Strauss, als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, als Stewa in Janáceks »Jenufa« und als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« beeindruckte. Zusammen mit dem Ensemble der Wiener Oper bereiste er Spanien. 1959 wirkte er am Smetana-Theater Prag in der Uraufführung der Oper »Mirandolina« von B. Martinù mit, 1966 in der szenischen Uraufführung der Oper »Krakatit« von Vaclav Kaslik (nach einer ersten Aufführung 1961 im Tschechischen Fernsehen). 1960 und 1963 wirkte er beim Holland Festival mit. 1963-68 war er Mitglied der Berliner Staatsoper. Beim Edinburgh Festival gastierte er zusammen mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters als Skuratow in Janáceks »Aus einem Totenhaus« und als Prinz in Dvoráks »Rusalka« (1964) sowie als Albert Gregor in Janáceks »Die Sache Makropoulos«, als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Mazal in der englischen Premiere von Janáceks »Die Ausflüge des Herrn Broucek« und als Dalibor in der Oper gleichen Namens von Smetana (1970). Er war ein großer Interpret der Tenorpartien in den Opern von Janácek. Seine großen Bühnenpartien waren neben den bereits genannten Partien zahlreiche weitere Rollen in Opern von Smetana und A. Dvorák, aber auch in Opern von Mozart, Verdi, Puccini und Bizet, der Laça in »Jenufa«, der Lenski im »Eugen Onegin«, der Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, der Faust von Gounod und der des Grieux in »Manon« von Massenet. Auch als Konzert- und Oratoriensänger hatte er eine bedeutende Karriere; bereits 1966 trat er in der New Yorker Carnegie Hall auf. Im November 1989 wurde er nach dem Sturz des kommunistischen Regimes Generalintendant des Nationaltheaters Prag. Er starb 2003 in Prag. – Vortrefflich geschulte lyrische Tenorstimme. Neben der Stilsicherheit des Vortrags und der Klarheit seiner Diktion wurde seine Kunst der Darstellung geschätzt.
Supraphon-Platten (Arien aus tschechischen Opern, vollständige Aufnahmen »Die verkaufte Braut«, »Libussa« und »Zwei Witwen« von Smetana, »Die Abenteuer des Herrn Broucek«, »Die Sache Makropoulos«, »Aus einem Totenhaus« und »Jenufa«, von Janácek, »Julietta« von Martinù, »Die Braut von Messina« von Fibich, »Les Noces« von Strawinsky, Ausschnitte aus Musicals von Friml, »Die drei goldenen Haare des Väterchens Allwissend« von Rudolf Karel), DGG (Stabat mater von Dvorák), Decca (»Aus einem Totenhaus« von Janácek), HMV (»Jenufa«).
4.6. Adele BECKMANN-MUZZARELLI: 200. Geburtstag
Sie entstammte einer seit Generationen im Theaterbetrieb lebenden Familie: ihr Großvater war Ballettmeister der Wiener Oper unter Kaiser Joseph II. gewesen, ihr Vater war der italienische Tenor Muzzarelli, ihre Mutter wirkte als Primaballerina am Teatro Fenice Venedig. Nach dem frühen Tod ihres Vaters (bald nach ihrer Geburt) verzog sie mit ihrer Mutter nach Wien. Sie erhielt ganz früh Gesang- und Tanzunterricht, mit fünf Jahren stand sie bereits in Ballettaufführungen auf der Bühne. Sie ließ später in Wien ihre Stimme durch den berühmten Giuseppe Ciccimarra ausbilden und war Choristin am dortigen Theater am Kärntnertor. 1830 debütierte sie am Theater von Brünn (Brno) als Zerline im »Don Giovanni«. Bis 1832 blieb sie in Brünn, wo sie Rollen wie die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Semiramide in der gleichnamigen Oper von Rossini und die Isolde in »Der Vampyr« von Lindpaintner übernahm. 1832 nahm sie ein Engagement am Deutschen Opernhaus in Budapest an, verlor dann aber ihre Stimme. Nachdem sie einige Zeit pausiert hatte, trat sie in Soubrettenrollen zuerst am Carl-Theater Wien, dann am Königstädtischen Theater Berlin auf. 1839 heiratete sie in Berlin den bekannten Schauspieler Friedrich Beckmann (* 13.1.1803 Breslau, † 7.9.1866 Wien), der vor allem wegen seiner Darstellung komischer Rollen bekannt war und zuerst in Berlin, später in Wien, auftrat. Sie gab dann bald ihre Karriere endgültig auf. Nach dem Tod ihres Gatten verließ Adele Beckmann-Muzzarelli Wien und lebte zumeist in Frankreich. Sie gründete die »Friedrich Beckmann-Stiftung zur Unterstützung bedürftiger österreichischer Bühnenangehöriger oder durch Wien reisender deutscher Schauspieler«. Sie starb 1885 in Batignolles (Frankreich).
5.6. Hendrik DROST: 125. Geburtstag
Ausbildung durch Cateau Esser in Amsterdam. Er begann seine Karriere in Holland und Belgien und war sieben Jahre hindurch bis 1927 an der Oper von Antwerpen engagiert. 1928 wurde er an das Opernhaus von Nürnberg berufen. Hier erlangte er eine besondere Beliebtheit beim Opernpublikum und blieb bis 1956 im Engagement. Unter den über hundert Partien, die er beherrschte, verdienen der Manrico im »Troubadour«, der Florestan im »Fidelio«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Siegfried im Nibelungenring, der Canio im »Bajazzo«, der Schwalb in »Mathis der Maler« von Hindemith, der Cavaradossi in »Tosca« und der Pedro in »Tiefland« besondere Erwähnung. 1930 wirkte er in Nürnberg in der Uraufführung der Oper »Der Tag im Licht« von Hans Grimm mit. Er gab Gastspiele an der Münchner Staatsoper, in Coburg, Stuttgart und an anderen deutschen Theatern, auch am Theater von Graz. Er sang 1930 in Nürnberg in der deutschen Erstaufführung von Zandonais »Il Cavalieri di Ekebù« die Partie des Gösta Berling, 1933 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Godiva« von L. Roselius mit. Nach seinem Rücktritt von der Bühne arbeitete er Pädagoge in Nürnberg, wo er 1963 starb.
Schallplatten: Zahlreiche Columbia-Platten, alle jedoch in holländischer Sprache. Darunter einige Duette mit seiner Gattin Minna Drost, die als Sopranistin auftrat.
6.6. Gabriele AUENMÜLLER: 65. Geburtstag
Sie war die Tochter des Komponisten und Dirigenten Hans Auenmüller (1926-91). Nachdem sie zuerst Violinspiel studiert hatte, wurde ihre Stimme durch Klara Elfriede Intrau und durch Günther Leib in Dresden ausgebildet. 1975 fand ihr Bühnendebüt an der Staatsoper von Dresden als Fatime in »Abu Hassan« von Weber statt. Sie sang in den folgenden Jahren in Dresden Partien aus dem Fachbereich der Koloratursoubrette wie auch für lyrischen Sopran, darunter die Barbarina in »Figaros Hochzeit«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Marzelline im »Fidelio«, das Ännchen im »Freischütz« und die Gianetta in »L’ Elisir d’amore«. 1979 wirkte sie dort in der Uraufführung von R. Kunads Oper »Vincent«, 1985 in der Uraufführung der »Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« von Siegfried Matthus (im Rahmen der Vorstellungen zur Eröffnung der wieder errichteten Semper-Oper) mit. Gastspiele führten die Sängerin, die auch als Konzertsopranistin geschätzt wurde, an die Nationalopern von Prag und Budapest und zu den Festspielen von Lausanne. 1991 beendete sie ihre Gesangskarriere und wirkte anschließend u. a. auch in Bayreuth als von Christian Thielemann hochgeschätzte SouffleuseSie starb 2015 in Dresden.
Schallplatten: Eterna, Capriccio (Symphoniae sacrae von Heinrich Schütz).
6.6. Joyce BARKER: 85. Geburtstag
Sie studierte bei Frederick Dalberg in Kapstadt, dann an der Royal Academy of Music London bei Olive Groves, bei Borishka Gerer in London und bei Mario Basiola in Mailand. Ihr Bühnendebüt fand 1958 bei der Welsh National Opera Cardiff als Elena in »Mefistofele« von Boito statt. Sie gewann die Goldmedaille beim internationalen Gesangwettbewerb von Toulouse. Sie trat an der Oper von Johannesburg, am Opernhaus von Kapstadt, an der Covent Garden Oper London (1972 als Elisabetta in Verdis »Don Carlos«) wie bei den Festspielen von Glyndebourne (1972 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«) auf; Gastspiele an der Opéra du Rhin Straßburg sowie in den USA an der New York City Opera, an den Opernhäusern von Santa Fé und Seattle. Sie wirkte später neben ihrem Engagement in Johannesburg dort auch als Gesanglehrerin. Auf der Bühne sang sie vorzugsweise Partien aus dem dramatischen Fach: die Aida, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore im »Troubadour«, die Abigaille in »Nabucco«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« und die Titelfigur in »Turandot« von Puccini. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie später ihre Karriere einschränken und verlegte sich fast ganz auf ihre pädagogische Tätigkeit. Sie starb 1992 in Johannesburg.
Schallplatten: Colos (Arien aus italienischen Opern von Verdi, Puccini und Catalani), BBC Records (8. Sinfonie von Gustav Mahler).
6.6. Klaus TENNSTEDT: 90. Geburtstag
Er studierte an der Leipziger Musikhochschule Violine bei Walter Davisson, Klavier bei A. Rhoden und Musiktheorie. Mit 22 Jahren trat er 1948 den Posten des 1. Konzertmeisters des Orchesters der Städtischen Bühnen in Halle an der Saale an, dessen Chefdirigent er 1952 wurde. Ab 1954 war er 1. Kapellmeister an den Städtischen Bühnen in Chemnitz, ab 1958 Generalmusikdirektor der Landesbühnen Sachsen in Radebeul und 1962-71 in Schwerin. Zusätzlich schloss er 1970 mit der Komischen Oper Berlin einen Gastvertrag. Er gab zahlreiche Gastspiele in der Sowjetunion und in Osteuropa. 1971 floh er in den Westen, wo er 1972 Generalmusikdirektor am Kieler Opernhaus wurde. Ab 1974 gelang ihm im Rahmen eines Fünfjahresvertrags als Dirigent des Toronto Symphony Orchestra sein internationaler Durchbruch. Danach war er der Leiter des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg, bis er 1983-87 die Leitung des London Philharmonic Orchestra von Sir Georg Solti übernahm. Tennstedts Vorliebe galt den Werken Anton Bruckners, Richard Wagners und Gustav Mahlers. Er starb 1998 an einem Kehlkopfgeschwür in Heikendorf bei Kiel.
7.6. Günther SCHNEIDER-SIEMSSEN: 90. Geburtstag
Er wurde als Günther Schneider geboren und trägt den zweiten Namen durch seinen Großvater mütterlicherseits, der Siemssen hieß. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in München und wollte anfangs Dirigent werden. Anlässlich eines Vorstellungsgespräches bei Clemens Krauss riet ihm dieser davon ab und empfahl ihm eine Ausbildung zum Bühnenbildner. Daraufhin studierte er Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste München. Schneider-Siemssen 1951-54 Ausstattungschef des Salzburger Landestheaters, in einer Nebenfunktion betreute er auch das Salzburger Marionettentheater und anschließend war er bis 1960 Ausstattungsleiter in Bremen. Ab 1960 war er unter Herbert von Karajan an der Wiener Staatsoper beschäftigt und 1962-86 war er Ausstattungsleiter der Österreichischen Bundestheater (dazu gehörten Staatsoper, Volksoper, Burgtheater und Akademietheater), ab 1965 auch für die Salzburger Festspiele. In dieser Funktion entwarf er zahllose Bühnenbilder, die stilprägend wurden. Außer in Wien arbeitete er an vielen weiteren bedeutenden Theatern, etwa an der Metropolitan Opera in New York oder dem Teatro Colón in Buenos Aires.Ein Grundzug seiner Arbeiten ist die Betonung der Lichtregie, die die praktikable Bühnendekoration an Bedeutung übertrifft. Er entwickelte einen symbolischen Stil, der mittels handgemalter Projektionen und raffinierter Spezialeffekte über Großbildprojektoren des Wiener Herstellers Ludwig Pani realisiert wurde. Bei einer Produktion von Hoffmanns Erzählungen am Salzburger Marionettentheater brachte er im Jahre 1985 erstmals die holographische Technologie auf der Bühne zum Einsatz.Die Regisseure, mit denen er primär zusammenarbeitete, waren Karajan (28 Bühnenbilder) und Otto Schenk (60 Bühnenbilder).
Für seine ausdrucksstarken Wagner-Interpretationen erhielt er im Jahr 2009 den „Anton-Seidl-Preis“ („Anton-Seidl-Award“) der „Wagner-Society of New York“.Seit 1973 war Günther Schneider-Siemssen österreichischer Staatsbürger, lebte in Wien und Seeham nahe Salzburg, war verheiratet und hinterlässt vier Kinder. Schneider-Siemssen verstarb 2015 kurz vor seinem 89. Geburtstag nach langer Krankheit in Wien und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Gruppe 40, Nummer 187) bestattet.
7.6. Ilse WOLF: 95. Geburtstag
Biographie der deutschen Sopranistin auf Englisch:
http://www.bach-cantatas.com/Bio/Wolf-Ilse.htm
8.6. Sandra WARFIELD: 95. Geburtstag
Tochter eines Berufsmusikers. Sie studierte am Konservatorium von Kansas City bei dem Pädagogen-Ehepaar van Duzee, dann in New York, später in Mailand bei Conati und bei Else Seyfert in Konstanz. Bereits 1950 sang sie beim Chautauqua Opera Festival den Orlofsky in der »Fledermaus«. Sie gewann den ersten Preis beim Gesangwettbewerb der Metropolitan Oper New York »Auditions of the Air«. Sie debütierte bereits 1953 an der Metropolitan Oper New York als Bauernmädchen in »Le nozze di Figaro« und sang dort bis 1957 vor allem kleinere Rollen (u.a. Page in »Rigoletto«, Rossweisse in der »Walküre«, Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, Rosette in »Manon« von Massenet, Berta im »Barbier von Sevilla«, Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, Amme in »Boris Godunow«, 3. Dame in der »Zauberflöte« und Flosshilde im Ring-Zyklus), gelegentlich aber auch größere Rollen wiedie Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera« die Marcellina in »Le nozze di Figaro«,die Maddalena im »Rigoletto«, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss und die Erda im »Siegfried«. 1957 Gastspiel an der Oper von Philadelphia. Sie heiratete den bekannten Heldentenor James Mc Cracken (1926-88), der ebenfalls an der Metropolitan Oper engagiert war. Das Sängerehepaar verlegte dann seine Tätigkeit nach Europa, und 1960 wurde sie als erste Altistin an das Stadttheater von Zürich verpflichtet. Hier hatte sie ihren ersten großen Erfolg als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Seitdem gehörte sie bis 1970 zu den bedeutendsten Kräften dieses Hauses und zeichnete sich in Partien wie der Carmen, der Azucena im »Troubadour«, der Amneris in »Aida«, der Leonora in »La Favorita« von Donizetti und der Fides in »Le Prophète« von Meyerbeer aus. Sie sang auch in Zürich in der Uraufführung der Oper »Griechische Passion« von B. Martinù (9.6.1961). Sie wirkte 1961 am Opernhaus von Zürich in der Schweizer Erstaufführung von Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream« als Oberon mit. Gastspiele und Konzertreisen brachten der Künstlerin in Europa wie in ihrer amerikanischen Heimat große Erfolge ein. So gastierte sie an der Wiener Staatsoper (1959-67 als Ulrica, als Amneris und als Azucena), an der San Francisco Opera (1963 als Amneris, als Dalila und als Mère Marie in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, 1964 als Azucena), in Seattle (1966 als Santuzza in »Cavalleria rusticana«), an der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin (u.a. 1967 als Fides), in Genf (1965 als Mme. Raskolnikoff in »Raskolikoff« von Sutermeister, 1966 als Orphée in der Berlioz-Fassung von Glucks »Orphée et Eurydice«, 1968 als Fricka im Nibelungenring und als Azucena), am Teatro Liceu Barcelona (1970 als Dalila) und bei den Festspielen von Perugia. Als Dalila trat sie in den Jahren 1966-72 nochmals an der Metropolitan Oper New York auf (insgesamt sang sie dort in 173 Vorstellungen). 1970 sang sie zusammen mit ihrem Gatten im Weißen Haus in Washington zur 25-Jahrfeier der UN. Mit ihm zusammen verfasste sie auch das biographische Buch »A Star in the Family«. Sie starb 2009 in New York.
Lit: »We Introduce Sandra Warfield« (in »Opera«, 1953-54)
Schallplatten: Allegro Royale und Decca (auf beiden Marken Duette mit James McCracken), RCA (»Hoffmanns Erzählungen«, Marcellina in »Le nozze di Figaro«), DGG. Auf MRF singt sie die Madelon in »Andrea Chénier« in einer Aufführung der Metropolitan Oper von 1954, auf GAM in »Le Prophète« von Meyerbeer.
8.6. Marianne ALFERMANN: 125. Geburtstag
Sie begann ihre Karriere mit einem Bühnenengagement am Stadttheater von Mainz 1910-12. Nach einem Gastspiel an der Berliner Hofoper im Dezember 1911 war sie 1912-17 Mitglied dieses Opernhauses. 1917-18 war sie an der Oper von Frankfurt a.M. engagiert, wo sie u.a. die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Violetta in »La Traviata«, aber auch bereits viele Operetten-Partien sang. 1919-23 war sie am Theater von Wiesbaden engagiert. Seit 1925 lebte sie gastierend in Berlin und wandte sich mehr und mehr dem Gebiet der Operette zu. In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre war sie immer wieder am Berliner Central-Theater als große Operetten-Diva anzutreffen. Sie sang in diesem Bereich eine Vielzahl von Partien in den klassischen Operetten von Offenbach, Johann Strauß, Millöcker, Leo Fall, von Gilbert & Sullivan wie auch von zeitgenössischen Komponisten. Als Opernsängerin hatte sie bereits 1912 am Hoftheater von Darmstadt, 1916 an der Dresdner Hofoper gastiert; hier sang sie dabei Partien wie die Gilda im »Rigoletto«, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Manon von Massenet, die Sophie im »Rosenkavalier« und die Königin Marguerite in den »Hugenotten« von Meyerbeer.Im März 1922 heiratete sie Gustav Lombard, den späteren SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS, von dem sie noch im gleichen Jahr einen Sohn bekam. Todesort und -datum sind ungewiss. Sie soll 1942 in Polen gestorben sein.
Schallplatten: Solo-Titel auf Tri-Ergon, Homochord (Solo-Aufnahmen; Finale des 1. Aktes der »Fledermaus« als Adele zusammen mit Vera Schwarz, Hans Heinz Bollmann und Richard Bitterauf), Odeon (Duette mit Richard Tauber), Clangor (Schallplatten-Volksverband; hier Duette mit Johannes Sembach).
9.6. Cole PORTER: 125. Geburtstag
Cole Porter, der seinen Vornamen nach dem Familiennamen seiner Mutter Kate erhielt, entstammte einer mütterlicherseits sehr wohlhabenden Familie, die in Indiana unter anderem im Holzhandel zu Reichtum gekommen war. Seine beiden älteren Geschwister, Louis Omar und Rachel, starben noch vor seiner Geburt im Kindesalter. Porters musikalische Neigung und Begabung zeigte sich, gefördert von seiner Mutter, bereits recht früh; im Alter von sechs Jahren begann er mit dem Geigenspiel. Zwei Jahre später folgte der erste Klavierunterricht, und fortan konzentrierte er sich auf dieses Instrument. Mit zehn Jahren verfasste er seine ersten Kompositionen, darunter The Song of Birds, ein seiner Mutter gewidmetes sechsteiliges Klavierstück. 1905-09 besuchte Porter die Worcester Academy in Massachusetts. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss bekam er von seinem Großvater James Omar Cole eine Europareise geschenkt, die sowohl musikalisch als auch kulturell großen Eindruck bei ihm hinterließ. 1909 wurde Porter an der Yale-Universität immatrikuliert; von dort wechselte er 1913 nach Harvard, wo er zunächst weiterhin Jura studierte, sich dann aber 1915 im Fach Musik einschrieb. Bereits in seinen Jahren an der Yale-Universität war Cole Porter wegen seines Unterhaltungstalents bei Studenten und Professoren beliebt, dort schrieb er etliche Studenten- und Cheer-Songs z. B. Yale Bulldog, die auch heute noch gespielt werden. 1915 erschien sein Song Esmeralda mit einigem Erfolg in der Broadway-Revue Hands Up. Seiner ersten eigenen Broadway-Produktion See America First (1916) hingegen war kein Erfolg beschieden. Nach Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg im Frühjahr 1917 ging Porter als Freiwilliger für eine amerikanische Hilfsorganisation nach Frankreich. Nach Kriegsende 1918 blieb er in Paris und besuchte dort die Schola Cantorum, eine private Musikhochschule unter der Leitung von Vincent d‘Indy. Im selben Jahr lernte er die Wohlhabende, acht Jahre ältere Linda Lee Thomas kennen und heiratete sie im Dezember 1919 ungeachtet seiner Homosexualität. 1923 starb Porters Großvater und hinterließ ihm ein ansehnliches Erbe. Die Porters verbrachten die Jahre bis 1928 vor allem in Europa, insbesondere in Paris, Venedig und an der Riviera, führten ein freies, sorgenfreies Leben und unternahmen viele Reisen. Ende der 1920er Jahre arbeitete Porter zunehmend hauptberuflich und mit wachsendem Erfolg als Komponist und Textdichter und kehrte in die USA zurück. Der Durchbruch gelang ihm mit der Musicalproduktion Paris (1928), zu der ihm sein Freund Irving Berlin verholfen hatte. Es folgten weitere Erfolgsstücke, und schon bald hatte Porter sich als eine der Songschreibergrößen der Vereinigten Staaten etabliert und erhielt den Titel America’s Great Sophisticate. Ab 1935 begannen die Porters immer mehr Zeit in Hollywood zu verbringen, wo das Filmgeschäft boomte. Im Oktober 1937 hatte er einen schweren Reitunfall, der sein Leben grundlegend veränderte. Er erlitt schwere Beinverletzungen, und seine Frau, die zwischenzeitlich getrennt von ihm in Paris lebte und mit dem Gedanken spielte, sich von ihm scheiden zu lassen, kehrte sofort an seine Seite zurück. Die Ärzte drängten zu einer Amputation seiner Beine, was sie jedoch ablehnte, da sie davon überzeugt war, dass dies zum Verlust seines Lebenswillens führen würde. Die Folgen dieses Unfalls machten später über 30 Operationen notwendig und begleiteten ihn sein restliches Leben. Er war seitdem auf Krücken angewiesen, und das Klavier spielen bereitete ihm zeitweise Schwierigkeiten. Seinen Humor jedoch schien er behalten zu haben: „It just goes to show fifty million Frenchmen can’t be wrong. They eat horses instead of ride them.“ (deutsch „Es zeigt einfach, dass sich 50 Millionen Franzosen nicht irren können. Sie essen Pferde, anstatt sie zu reiten“). 1952 starb seine Mutter Kate, zu der Porter eine tiefe Beziehung hatte. Zwei Jahre später starb auch seine Ehefrau Linda. Vor allem der Verlust seiner Frau setzte Cole schwer zu. 1958 musste auf Anraten seiner Ärzte sein rechtes Bein amputiert werden. Er wurde zunehmend depressiv und lebte zurückgezogen. Auch wird von Alkoholproblemen berichtet. Er verlor zusehends seinen Lebenswillen; gegenüber seinem langjährigen Vertrauten Arnold Saint Subber äußerte Porter immer wieder, dass er sterben wolle. Cole Porter starb am 15. Oktober 1964 im Alter von 73 Jahren in einem Krankenhaus in Santa Monica an Nierenversagen.
Cole Porter hat etwa 40 komplette Musicals komponiert und die zugehörigen Liedtexte geschrieben, von denen viele Evergreens geworden sind. Sein Stil wird meist als elegant oder mondän beschrieben. Sein Talent als Textdichter äußerte sich in vielen ungewöhnlichen und witzigen Zeilen, die oft mit Wortspielereien gewürzt sind und ihm deswegen oftmals auch Probleme mit der Zensur einbrachten. Bereits in seinen Jahren am College schrieb er Stücke, der richtige Durchbruch gelang ihm jedoch erst mit Paris 1928. Durch den Einfluss seines Freundes Irving Berlin, der selbst Komponist war und bereits damals zu den großen amerikanischen Komponisten zählte, erhielt Porter den Zuschlag für das Musical. Es wurde innerhalb kürzester Zeit zu einer Erfolgsshow, auf die weitere folgen sollten. Gay Divorce oder Anything Goes waren damals in aller Munde. Nach seinem schweren Reitunfall verfiel Porter jedoch in Depression, die Arbeit fiel ihm – auch auf Grund der starken Medikamente – schwer und er hatte Probleme, die nötigen Gelder für eine Broadway-Produktion aufzutreiben. So floppten etliche seiner Shows in diesen Jahren und seine Kritiker sahen seinen Stern bereits als erloschen. Doch mit Kiss Me, Kate aus dem Jahre 1948 landete er erneut einen spektakulären Coup, der weltweit ein Erfolg wurde und auch noch heute gespielt wird. Für seine letzte große Broadway-Produktion Silk Stockings holte Porter 1954 Hildegard Knef als Hauptdarstellerin nach New York.Viele seiner Stücke wurden – wenn auch nicht von vornherein so konzipiert – zu Jazz-Standards und Evergreens, unter anderem Night and Day, Begin the Beguine, What Is This Thing Called Love?, Easy to Love,You’d Be So Nice to Come Home To, Anything Goes, You’re the Top, Just one of those things, I Get A Kick Out Of You, Love for Sale, True Love oder I’ve Got You Under My Skin. Heutzutage sind die Interpretationen solcher Stücke von großen Jazzmusikern oft bekannter als die Originalversionen. Viele Lieder wurden von den weltweit bekanntesten Interpreten im Jazz und dessen Randbereichen gesungen, u. a. von Frank Sinatra, Louis Armstrong oder Ella Fitzgerald, die 1956 mit Sings the Cole Porter Songbook Vol. 1 und Vol. 2 gleich zwei Platten mit seinen Songs aufnahm.
9.6. Juste NIVETTE: 150. Geburtstag
Er war Absolvent des Conservatoire National de Paris. Er debütierte 1892 an der Opéra Comique Paris als Sarastro in der »Zauberflöte«. Er hatte in den folgenden Jahren seine ersten Erfolge in der französischen Provinz, vor allem an der Oper von Monte Carlo. Hier wirkte er am 18.2.1902 in der Uraufführung von Massenets »Le jongleur de Notre Dame« mit. 1899-1908 war er ein bekanntes Mitglied der Pariser Grand Opéra. In der berühmten Aufführung der »Zauberflöte« an der Opéra-Comique unter der Leitung von Reynaldo Hahn 1909 sang er als Partner von Marguerite Carré, Lucette Korsoff, Edmond Clément und Lucien Fugère die Partie des Sarastro. 1907 gastierte er an der Mailänder Scala als Hagen in der »Götterdämmerung« unter der Leitung von Arturo Toscanini. 1908 gastierte er an der Covent Garden Oper London als St. Bris in den »Hugenotten« von Meyerbeer und als Mephisto im »Faust« von Gounod. 1909 sang er in der Eröffnungsvorstellung der neuen Oper von Boston den Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli. An diesem Haus sang er in der Eröffnungsaison u.a. den Nilakantha in »Lakmé« von Délibes, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Marcel in Meyerbeers »Hugenotten« und wieder den Mephisto. Er setzte dann seine Karriere in Frankreich fort, doch waren keine weiteren sicheren Fakten über den Künstler zu ermitteln.
Seine ältesten Schallplatten erschienen auf G & T (Paris, 1903-04), später noch Odeon-Aufnahmen, auch auf Phono (Paris 1906) und auf Phrynix-Zylindern (Paris 1907-08). Sie zeigen einen kraftvoll geführten echten Basso profondo von großer Ausdrucksintensität. Im »Hill-and-Dale-Katalog« von Girard und Bornes von 1971 sind noch sieben Aufnahmen des Sängers bei der Firma Idéal-Aspir verzeichnet, die (angeblich) 1912 gemacht sein sollen, darunter zwei Duette mit Aline Vallandri.
10.6. Aleš ŠTÁVA (tschechischer Bassist): 70. Geburtstag
10.6. Maria DORNYA: 85. Geburtstag
Eigentlich Donna Maria Hankla; nachdem sie als Lehrerin und als Pianistin tätig gewesen war, kam es zur Ausbildung ihrer Stimme durch Ray McDermott in New York. Mit Hilfe von Stipendien konnte sie ihre Ausbildung in Deutschland fortsetzen und debütierte dort 1963 am Staatstheater von Wiesbaden als Salome in der Richard Strauss-Oper gleichen Namens. 1964 sang sie an der New York City Opera die Titelpartie in der Uraufführung der Oper »Natalia Petrovna« von Hoiby. In ihrer amerikanischen Heimat setzte sie ihre Karriere mit großem Erfolg an den Bühnen von Houston/Texas, Philadelphia, Kansas City und an der New York City Opera fort. In Europa trat sie mit nicht weniger großem Erfolg an der Staatsoper von München, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Hannover, Nürnberg und Wiesbaden, an der Oper von Zürich wie am Grand Théâtre von Genf auf. Dabei sang sie Partien wie die Leonore im »Fidelio«, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore in »La forza del destino«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Minnie in »La Fanciulla del West«, die Titelfigur in »Turandot«, die Giulia in »La Vestale« von Spontini und die Katja Kabanowa in Janáceks gleichnamiger Oper; auch als Wagnersängerin bekannt geworden (Senta in »Der fliegende Holländer«, Elsa im »Lohengrin«, Elisabeth und Venus im »Tannhäuser«, Isolde, Brünnhilde im Nibelungenring). Von ihrem Wohnsitz New York aus unternahm sie zahlreiche Konzertreisen und betätigte sich dort als Pädagogin. Sie starb 2008 in New York.
Private Mitschnitte von Rundfunkauftritten.
10.6. Eric GARRETT: 85. Geburtstag
Eric Garrett als „Don Pasquale“
Ausbildung der Stimme am Royal College of Music in London. Ergänzende Studien in Deutschland, bei Eva Turner in London sowie Einstudierung einiger Rollen des italienischen Repertoires durch Tito Gobbi. Nachdem er drei Jahre hindurch (seit 1956) im Chor der Londoner Covent Garden Oper und 1960-61 als Solist bei der Carl Rosa Opera Company (bereits 1960 dort als Don Giovanni aufgetreten) gesungen hatte, debütierte er an der Covent Garden Oper 1962 als Solist in der Rolle des Dr. Grenvil in »La Traviata«; er trat dort 1963 in der englischen Erstaufführung von Schostakowitschs »Lady Macbeth von Mzensk« auf. Er sang in den folgenden dreißig Jahren an der Covent Garden Oper über 50, zumeist kleinere und Buffo-Partien, u.a. den Mesner in »Tosca« zusammen mit Maria Callas und Tito Gobbi, den Antonio in »Le nozze di Figaro«, den Benoît wie den Alcindoro in Puccinis »La Bohème«, um nur einige zu nennen, übernahm aber auch immer wieder große Aufgaben. Er wirkte an der Covent Garden Oper in der Uraufführung der Oper »Victoria« von R.R. Bennett (1970 als Koen) und in den englischen Erstaufführungen von »Hamlet« von H. Searle (1969 als Guildenstern), »Der König begibt sich nach Frankreich« von A. Sallinen (1987) und »Un Re in ascolto« von L. Berio (1989) mit. Er trat auch bei der New England Opera Company London, u.a. in den Uraufführungen der Opern »Tartuffe« von A. Benjamin (1964 als Organ) und »The Decision« von Thea Musgrave (1967), auf. Er gastierte bei der Scottish Opera (1976-77 als Baron Mirko Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«), der Welsh Opera und beim Wexford Festival (Macrobio in Rossinis »La pietra del paragone«). In den Jahren 1978-79 erfolgreiche Gastspiele an den Opernhäusern von Brüssel und Gent als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d’amore«, in »Don Pasquale« und in »Adriana Lecouvreur« von Cilea. Seither große Erfolge als Bass-Buffo in Belgien, so in Antwerpen als Ochs im »Rosenkavalier« (1981) und in Lüttich als Bartolo im »Barbier von Sevilla« (1983). Den Ochs sang er auch 1984 in Los Angeles. 1988 erregte er an der Londoner Covent Garden Oper großes Aufsehen, als er den verhinderten Paolo Montarsolo in der Rolle des Mustafà in Rossinis »L’Italiana in Algeri« ersetzte. 1991 war er an der Staatsoper München und am Opernhaus von Marseille zu Gast. 1991 sang er an der Covent Garden Oper London den Warlaam im »Boris Godunow« und den Scarpia, 1995 den Mesner in »Tosca«. 1997 trat er an der Covent Garden Oper London als Bartolo im »Barbier von Sevilla« auf, 1999 als Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1999 sang er bei der Opera Ireland in Dublin den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 2000 am Teatro Fenice Venedig den Dansker in »Billy Budd« von B. Britten, an der Covent Garden Oper London wieder den Mesner. Er starb 2009 auf Mallorca.
Schallplatten: Kleinere Opernpartien auf DGG (»La Fanciulla del West« von Puccini) und Decca (»Billy Budd« von B. Britten, »La Fille du Régiment« von Donizetti); Virgin-Video (»Die Fledermaus«), Topaz-Video (Schmidt in »Andrea Chénier« von Giordano).
10.6. Bruno BARTOLETTI: 90. Geburtstag
Als Kind spielte er die Piccoloflöte in einem lokalen Kammerorchester, in dem sein Vater Umberto, ein Schmied, die Klarinette spielte. Brunos musikalisches Talent wurde von einer Musikschullehrerin in der Grundschule entdeckt, deren Ehemann der bekannte Bildhauer Antonio Berti war. Sie empfahl den Jungen an das Konservatorium „Luigi Cherubini“ in Florenz, wo er als Flötist und Pianist ausgebildet wurde. Bevor er dirigieren lernte, war er Pianist und Korrepetitor im Opernstudio des Konservatoriums. Unter seinen wichtigsten Lehrern war Tullio Serafin. Bartoletti assistierte in seiner Laufbahn als Dirigent mehreren bedeutenden Dirigenten seiner Zeit wie Dimitri Mitropoulos, Vittorio Gui und Tullio Serafin. Mit dem Journalisten Luigi Serra war er gut befreundet. Dieser berichtete in einem späteren Interview über ihn, dass Bartoletti während des Zweiten Weltkrieges als Pianist die amerikanischen Truppen in Florenz unterhalten habe. Batoletti habe diesen ersten Kontakt mit den Amerikanern als sehr herzlich empfunden, wobei ihn damals die amerikanische Musik, besonders die von Cole Porter stark beeindruckte. Am 1. Juli 1953 heiratete er Rosanna Sandretti, eine Grundschullehrerin, die am 4. Juli 1927 geboren worden war. In den 58 Jahren ihrer Ehe war sie stets bei den Proben anwesend. Als sie 2011 starb, wurde sie vom Intendanten der Lyric Opera of Chicago mit einem Nachruf auf der Homepage der Oper bedacht. Bruno Bartoletti gab 1953 mit Rigoletto sein Debüt als Dirigent am Teatro Comunale di Firenze. Nach mehreren Engagements in ganz Italien wurde er zum Künstlerischen Leiter des Festivals Maggio Musicale Fiorentino (1957–64) und anschließend zum Chefdirigenten der Opera di Roma (1965–73) berufen. Er war erster und fester Gastdirigent am Königlichen Theater in Kopenhagen (1957–60) und an der Lyric Opera of Chicago (1956), wo er im Alter von 30 Jahren mit Verdis Il trovatore für Tullio Serafin einsprang. Die Oper war erst zwei Jahre zuvor gegründet worden und bot Bartoletti große Entfaltungsmöglichkeiten. Ab 1964 wurde er unter dem Intendanten Pino Donati zum Chefdirigent und zu seinem Stellvertreter ernannt. Er leitete das Orchester bei mehr als 55 unterschiedlichen Opern in nahezu 600 Vorstellungen. 1975-99 war er zusätzlich Intendant der Lyric Opera of Chicago. Seine Karriere beendete er 2007 mit dem Dirigat der Oper La Traviata von Giuseppe Verdi. Bruno Bartoletti baute seine Karriere als Spezialist des Opern-Repertoires auf. Er war bekannt als hervorragender Interpret italienischer Opern von Verdi und Puccini, aber auch als Kenner der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er dirigierte weltweit an großen Opernhäusern Uraufführungen, die er auch inszenierte wie Werke der Komponisten Lodovico Rocca, Gian Francesco Malipiero, Alberto Ginastera und Krzysztof Penderecki. Er bewirkte mehrere Schallplattenaufnahmen von seltenen Opernwerken, wie zuletzt 1996 La cena delle beffe von Umberto Giordano am Opernhaus Zürich.Unter seiner künstlerischen und musikalischen Leitung wurde das Repertoire der Lyric Opera of Chicago durch erfolgreiche und moderne Werke bereichert und mit viel versprechenden jungen Sängern besetzt, sodass sich das Haus unter Insidern als „La Scala West“ einen Namen machte. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit gingen zahlreiche internationale Opernstars hervor.Bartolettis breites Repertoire reichte von der traditionellen bis zur modernen Musik. Werke, die heute auf den internationalen Spielplänen stehen, wurden durch sein Engagement zum ersten Mal auf die amerikanische Bühne gebracht. Beispiele hierfür sind die OpernHerzog Blaubarts Burg von Béla Bartók,Die Sache Makropoulos von Leos Janácek,Die verkaufte Braut von Bedrich Smetana, Boris Godunow von Modest Mussorgski, Lulu und Wozzeck von Alban Berg, Der feurige Engel und Der Spieler von Sergei Prokofjew sowie Billy Budd von Benjamin Britten. 1984 dirigierte er die italienische Erstaufführung der Oper Die Nase von Dmitri Schostakowitsch nach Gogols Erzählung, die damals in der Sowjetunion verboten war. 1978 dirigierte er die Weltpremiere Das verlorene Paradies von Krzysztof Penderecki, eine Produktion die wegen ihrer Kosten das Budget des Hauses sprengte und eine finanzielle Krise der Lyric Opera of Chicago verursachte.Als Composer in Residence holte er den amerikanischen Komponisten William Bolcom, der 1992-2004 drei Opern für das Haus komponierte und dort erstmals aufführte: Mc Teague, basierend auf einer Novelle von Frank Norris, A view from the bridge, eine Adaption des gleichnamigen Schauspiels von Arthur Miller und A Wedding, basierend auf einem Film von Robert Altman, der die Oper auch inszenierte.Darüber hinaus gab er jungen italienischen Dirigenten die Gelegenheit, ihr erstes Debüt in Amerika an der Lyric Opera of Chicago zu geben, bevor sie wie Daniele Gatti und Riccardo Chailly internationale Berühmtheit erlangten. Ebenso förderte er noch unbekannte Dirigenten wie Leonard Slatkin, Dennis Russel Davies und George Manahan oder den 26-jährigen Regisseur Peter Sellars, der 1983 The Mikado inszenierte.Bedeutende Opernsänger arbeiteten mit ihm zusammen. Die lange Liste beinhaltet berühmte Namen wie Plácido Domingo, Luciano Pavarotti, Marilyn Horne, Grace Bumbry, Catherine Malfitano, Jussi Björling, Renata Tebaldi, Mirella Freni, Montzserrat Caballé, Giuseppe Di Stefano oder Richard Tucker. Darüber hinaus fand Bartoletti weltweit junge, neue Gesangstalente wie Monna Ry Andersen.In späteren Jahren unterrichtete er an der Accademia Musicale Chigiana in Siena.Bruno Bartoletti dirigierte weltweit an namhaften Opernhäusern wie der Opera Roma, dem Royal Opera House in Covent Garden, London, der Mailänder Scala (1983 Galakonzert, 1999 Der feurige Engel, 2003 La Bohème und 2004 Madame Butterfly), dem Grand Théâtre de Genève (1965 Falstaff von Verdi, 1988 Der feurige Engel, 1991 Peter Grimes von B. Britten und 1992 I Quattro Rusteghi von E. Wolf-Ferrari), dem Teatro Colón in Buenos Aires, der San Francisco Opera (1970 Falstaff, 1979 La Gioconda), dem Opernhaus Zürich und mehrere Jahre beim Festival Maggio Musicale in Florenz. Sein Leben beschrieb er einmal, über seine Karriere nachdenkend, als „sehr langes symphonisches Gedicht.“ Er starb 2013 in Florenz.
12.6. Jewgenia MIROSCHNITSCHENKO: 85. Geburtstag
Sie beendete 1957 ihr Gesangstudium am Konservatorium von Kiew, wo sie Schülerin von M.S. Donez-Tessejin war. Im gleichen Jahr 1957 war sie Preisträgerin beim Internationalen Gesangwettbewerb von Toulouse. Sie wurde Mitglied des Opernhauses von Kiew, wo sie als führende Vertreterin des lyrischen und des Koloraturfachs eine langjährige Karriere hatte. Sie trat gerne in ukrainischen Opern auf, u.a. als Venera in »Eneida« von Lyssenko, als Titelfigur in »Milana« von Mayborada und als Stasya in »Erntefrühling« von Zhukowsky. Ihre großen Bühnenpartien waren die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gilda im »Rigoletto«, die Traviata und die Musetta in »La Bohème«. 1960 und 1965 trat sie als Gast an der Nationaloper von Budapest auf.Sie wurde auch als Konzert- und vor allem als Liedersängerin bekannt; seit 1965 war sie Volkskünstlerin der UdSSR. Sie starb 2009 in Kiew.
Melodiya-Schallplatten.
13.6. Marcel LANG: 60. Geburtstag
Er studierte Gesang bei Kurt Widmer und Hans Riediker in Basel sowie im dortigen Opernstudio und schloss dieses Studium mit seinem Diplom ab. Seine Weiterbildung fand durch die Pädagogen Maria Kullmann und Markus Haas statt. Zusätzlich absolvierte er ein Studium der Psychologie. Sein Vater hatte bereits als Laienkantor in einer Synagoge gesungen, und so wandte auch er sich der jüdischen religiösen Musik zu und wurde bereits ganz jung zweiter Kantor an der Synagoge von Zürich. 1992 wurde er Oberkantor der Synagoge von Basel, seit 1991 war er zugleich als Gastkantor für die Synagoge von Düsseldorf bestellt. Dazu trat er im Konzertsaal in Erscheinung; seine Programme umfassten hier jüdische Kultmusik, jiddische Lieder, Partien in Oratorien, Opernarien und Lieder. Seit 1983 trat er in Konzerten in der Schweiz, in vielen europäischen Ländern, in den USA, in Kanada, Australien und Israel auf. 1980-82 war er bei der Opera mobile Basel als Opern-Tenor engagiert und wirkte in Opern von Mozart, Gluck und Bizet mit. Bekannt wurde er auch durch Radio- und Fernsehsendungen. Er starb 2009 in Basel.
Schallplattenaufnahmen, vor allem mit Synagogen- Musik und mit jiddischen Liedern.
13.6. Mariana PAUNOVA: 65. Geburtstag
Biographie der bulgarischen Mezzosopranistin auf Englisch: http://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/mariana-paunova-emc/
14.6. Walter RANINGER: 90. Geburtstag
Er studierte zuerst am Konservatorium von Weimar Trompete und Violine. Dann kam er an das Mozarteum von Salzburg, wo er sich zum Orchesterdirigenten ausbilden ließ. Erst 1950 nahm er dort das Gesangstudium auf; seine Lehrer waren Bernhard Paumgartner und Salvatore Salvati. 1954 erwarb er am Mozarteum die Diplome als Dirigent und als Gesangpädagoge. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1950-84 mit, 1951 in einer kleinen Rolle in Mozarts »Idomeneo«, 1955 als Spanischer Bischof in »Palestrina« von H. Pfitzner, 1958 und 1960 als einer der flandrischen Deputierten in Verdis »Don Carlos«, 1964-65 als Perückenmacher in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Diener in Verdis »Macbeth« sowie 1968-72 in »Rappresentatione di anima e di corpo« von E. de Cavalieri; daneben war er dort in den Jahren 1950, 1954-71, 1975 und 1984 in vielen Konzerten (C-Moll-Messe und weitere geistliche Musik von Mozart) zu hören. 1956 sang er in Salzburg unter Bernhard Paumgartner in »La finta semplice« von Mozart und gastierte dann mit diesem Ensemble in den europäischen Hauptstädten. Auch später trat er häufig am Salzburger Landestheater auf, dazu gastierte er an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und an anderen Bühnen im deutschen Sprachraum; in erster Linie war er in Mozart-Opern erfolgreich. 1958 trat er in Düsseldorf in der Uraufführung einer Neufassung der Oper »Karl V.« von E. Krenek auf. Seine größten Erfolge erreichte er jedoch als Konzertsänger und als Interpret von Oratorien und geistlicher Musik. Auch auf diesen Gebieten galt er als vortrefflicher Mozart-Interpret. Er wurde zu Beginn der achtziger Jahre als Professor für Oratorien- und Liedgesang an das Salzburger Mozarteum berufen. Er starb im Jahr 1996.
Schallplatten: Philips (»La finta semplice« von Mozart aus Salzburg, Mozart-Messen), Vox (Oratorien und religiöse Werke), Edition Schwann, Orfeo (»Rappresentatione di anima e di corpo« von Cavalieri, Salzburg 1971).
14.6. Eugène REGNIER: 100. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte am Konservatorium seiner Heimatstadt Verviers bei Daru; er debütierte 1938 auch am dortigen Theater in der Titelrolle von Massenets »Werther«. Seine weitere Karriere wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, doch konnte er 1940 einem Ruf an das Théâtre de la Monnaie Brüssel folgen, dem er bis 1953 als Ensemblemitglied und noch bis 1955 als Gast angehörte. Hier sang er 1948 in der französischsprachigen Erstaufführung der Oper »Dantons Tod« von G. von Einem die Partie des Camille Desmoulins. Im Übrigen trug er vor allem lyrische Tenor-Partien vor wie den George Brown in »La Dame blanche« von Boieldieu, den Zephoris in »Si j’étais Roi« von Adam, den Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen«, den Lyonel in Flotows »Martha«, den Arturo in »I Puritani« von Bellini, den Rodolfo in »La Bohème«, den Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi« sowie einige Partien in Operetten von Audran, L. Varnay und F. Lehár. Er trat als Gast an französischen Theatern auf; so erschien er 1947 an der Pariser Opéra-Comique als Pinkerton in »Madame Butterfly«. Er gastierte 1954-56 bei der Zuid Nederlandse Opera als Faust von Gounod, als Don José in »Carmen« und als Herzog im »Rigoletto«. Er starb im Jahr 1974.
Schallplatten: Columbia (Lieder).
14.6. Karl-Rudi GRIESBACH: 100. Geburtstag
Er besuchte ein Gymnasium in Hamburg und studierte anschließend ab 1937 Komposition (bei Philipp Jarnach) und Dirigieren in Köln. Nach Abschluss seiner Studien im Jahre 1941 musste er als Soldat im 2. Weltkrieg kämpfen und kam 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wurde. Im folgenden Jahr ließ er sich in Dresden nieder, wo er bis zu seinem Tode 2000 lebte. In den Jahren 1952 und 1953 war er kurzfristig an einem Berliner Theater tätig. Daneben schrieb er Rezensionen und wirkte als Dramaturg. Schon 1952-55 hatte er an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden gelehrt, ab 1966 war er dort zunächst als Dozent, ab 1968 als Professor für Komposition tätig, bis er 1981 seine Lehrtätigkeit wieder aufgab. Ihmwurde unter anderem der Kunstpreis der Stadt Dresden (1961) sowie der Kunstpreis der DDR (1967) verliehen. Seine Frau Margrit trat als Pianistin in Erscheinung und interpretierte vor allem Werke ihres Mannes. Griesbach war immer bemüht, eine relativ leicht verständliche Musik zu schreiben. Daher nahm er zwar Anregungen von Béla Bartók und auch Arnold Schönberg auf, brach aber letztlich nicht völlig mit der Tonalität und war insgesamt ein für seine Generation eher konservativer Komponist. Seine Musik ist durch eine prägnante Rhythmik, eher raue Klangfarben und knappe Formen gekennzeichnet. Griesbach bezog sich in seinen Werken teilweise auf politische Thematik. Anfang der 1960er Jahre beschäftigte er sich mit fremden Musikkulturen und ließ sich auch vom Blues und von afrikanischer Musik inspirieren. Mit seiner damals komponierten Afrikanischen Sinfonie hatte er einen beachtlichen Erfolg. Der Schwerpunkt seines Œuvres liegt allerdings auf den Bühnenwerken. In der DDR und speziell in Dresden war Griesbach ein angesehener Komponist, nach der Wiedervereinigung ist er freilich weitgehend vergessen worden.
14.6. Karel HRSUKA : 125. Geburtstag
Biographie des tschechischen Tenors auf Englisch : https://en.wikipedia.org/wiki/Karel_Hru%C5%A1ka
15.6. Hans Michael BEUERLE : 75. Geburtstag
Er war Sohn des Kirchenmusikers Herbert Beuerle und der Lotte Beuerle, geborene Engelmann. Im Elternhaus erhielt er seine musikalische Prägung durch vokale und instrumentale Ensemblemusik, besonders aus der Zeit des Barock. Noch als Schüler an einem Frankfurter Gymnasium studierte er am Hoch’schen Konservatorium Violine und Kammermusik, im Anschluss daran an der Frankfurter Musikhochschule zunächst Schulmusik, dann Violine und im Aufbaustudium Dirigieren (Künstlerische Reifeprüfung) sowie an der Goethe-Universität die Fächer Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie. 1975 wurde er bei Ludwig Finscher mit einer Arbeit über die A-cappella-Kompositionen von Johannes Brahms zum Dr. phil. promoviert. Schon während seiner Studienzeit hatte er 1966 einen Studentenchor an der Frankfurter Universität übernommen, aus dem der Kammerchor Frankfurt hervorging. Das Ensemble wurde 1984 Preisträger beim internationalen Chorwettbewerb Let the People Sing. 1971-72 war er Künstlerischer Leiter des Knabenchors der Laubacher Kantorei. 1973 nahm er einen Lehrauftrag im Fach Chordirigieren an der Musikhochschule Trossingen an. 1977 wechselte er auf eine Professur an die Musikhochschule Karlsruhe. Von 1980 bis zu seiner Emeritierung 2006 war er Professor für Chor- und Orchesterleitung an der Musikhochschule Freiburg.Zusätzlich war er seit 1983 bis zu seinem Tod Künstlerischer Leiter des Freiburger Bachchores und des Freiburger Bachorchesters.1991 wechselte der Kammerchor Frankfurt Sitz und Namen und entwickelte sich unter Beuerles Leitung als Anton-Webern-Chor Freiburg zu einem professionellen Vokalensemble.Zudem initiierte Hans Michael Beuerle mit Kollegen aus dem Elsass und der Schweiz CHŒUR3 e. V. – Internationale Chorakademie im Dreiländereck.Beuerle starb im Januar 2015 in Freiburg im Breisgau im Alter von 73 Jahren an einer schweren Lungenentzündung, die er sich nach seinem letzten öffentlichen Auftritt zugezogen hatte.
15.6. Louis DEVOS : 90. Geburtstag
Er studierte neben Latein und Griechisch Violoncello am Konservatorium von Brüssel. 1948 ging er zur Vervollständigung seiner musikalischen Ausbildung nach Österreich, spielte dort zwei Jahre in Orchestern, begann dann aber die Gesangsausbildung in Graz. 1952 kam er wieder nach Belgien zurück und kreierte noch im gleichen Jahr Strawinskys »Cantate« in Brüssel für Europa. 1954 wirkte er in der Premiere der Radio-Oper »Orestes« von Badings mit, die mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde. Seit 1956 sang er oft bei den Konzerten des Münchner Philharmonischen Orchesters unter Dirigenten wie Hermann Scherchen und Pierre Boulez. 1958 wirkte er in Genf in der konzertanten Uraufführung von Frank Martins »La Mystère de la Nativité« mit, 1964 in Rom in der des oratorischen Werks »Pilatus« vom gleichen Komponisten. Am 15.1.1969 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Votre Faust« von Henri Pousseur mit. 1972 kreierte er in Köln »Utrenja« von Penderecki. Zur Feier des 100. Geburtstages von Arnold Schönberg sang er in Wien 1974 in dessen »Moses und Aron« die Partie des Aron und hatte dabei einen aufsehenerregenden Erfolg. In Amsterdam, Brüssel und an der Covent Garden Oper London gestaltete er einerseits Partien in Barock-Opern anderseits zeitgenössische Werke. Aus seinem Repertoire sind zu nennen: der Titelheld in »Oedipus Rex« von Strawinsky, der Andres im »Wozzeck« von A. Berg, der Fischer in »Le Rossignol« von Strawinsky, der Gonzalve in »L’Heure espagnole« von M. Ravel, der Mercure in »Platée« von Rameau, die Titelpartie in Monteverdis »L’Orfeo«, aber auch der Ismael in Verdis »Nabucco«, der italienische Sänger im »Rosenkavalier« und der Florestan im »Fidelio«. Er wirkte als Professor an den Konservatorien von Brüssel und Amsterdam; 1950 gründete er das Ensemble Musica Polyphonica, mit dem er eine Anzahl oratorischer und geistlicher Musikwerke zur Aufführung brachte und auf Schallplatten aufnehmen ließ, die von hohem musikhistorischen wie interpretatorischem Wert sind. Er starb 2015 in Brüssel.
Schallplatten: Erato-RCA (Vokalwerke von Lully, »Der Tod Jesu« von Graun, Magnificat von Zelenka, »Les Indes Galantes« von Rameau, Mozart-Requiem), Muza (»Paroles Tissées« von Witold Lutoslawski), Philips (»Moses und Aron«), CBS (»Le Devin du village« von Rousseau), Schwann-Verlag (»Messe solennelle« von César Franck), DGG (Archiv-Serie), Oiseau Lyre, Pathé, Gramolo (Belgien).
15.6. Madeleine MATHIEU: 125. Geburtstag
Als „Tosca“
Sie studierte am Conservatoire National in Paris bei den Pädagogen Cazeneuve, Gailhard und Isnardon. Sie debütierte 1913 an der Pariser Opéra-Comique als Anita in »La Navarraise« von Massenet. Sie kam an diesem Opernhaus zu einer großen, langjährigen Karriere und war dort in Partien wie der Carmen, der Tosca, der Butterfly und auch der Suzuki in Puccinis »Madame Butterfly«, der Santuzza in »Cavalleria rusticana« und der Prinzessin in »Marouf« von Henri Rabaud zu hören. In den zwanziger Jahren feierte man sie in Paris in der Lehár-Operette »Frasquita«. 1921 sang sie als Gast am Teatro Liceu Barcelona in der dortigen Premiere der Oper »L’Étranger« von Vincent d’Indy. 1922 hatte sie einen ihrer größten Erfolge, als sie beim Musikfestival von Zürich die Carmen sang, die allgemein als ihre besondere Glanzrolle galt. Sie gastierte an den Opernhäusern von Marseille, Bordeaux und Toulouse, in Belgien, Italien und Deutschland. Erst 1951 nahm sie von der Bühne Abschied. Sie wirkte in Paris als angesehene Pädagogin und war u.a. die Lehrerin von Robert Massard, Margaret Mas und R. Gardes. Sie war verheiratet mit dem Operndirektor Georges Hirsch.Sie lebte 1987 noch.Sie darf nicht mit der Sängerin Marcelle Matheu (1898-1959) verwechselt werden, die seit 1926 an der Grand Opéra Paris auftrat.-
17.6. Serge RALLIER: 100. Geburtstag
Er sang seit 1945 an der Opéra-Comique und seit 1949 an der Grand Opéra Paris in erster Linie Comprimario-Partien (Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«, Remendado in »Carmen«, Gonzalve in »L’Heure espagnole« von Ravel, Parpignol in »La Bohème«, Yamadori in »Madame Butterfly«, Brighella in »Ariadne auf Naxos«). Derartige Partien hat er auch in mehreren Gesamtaufnahmen von Opern gesungen (»Carmen« auf Decca; »La Bohème« und »Le Roi d’Ys« von Lalo auf HMV). Er starb im Jahr 1986. Er war verheiratet mit der Sopranistin Jacqueline Lucazeau (* 14.3.1917).
19.6. Paris Francesco ALGHISI: 350. Geburtstag
Er war bereits in seiner frühen Jugend ein Schüler Orazio Pollarolis, dem Organisten an der Kathedrale von Brescia. Nach Studien der Rechte und der Philosophie, war er 1681-83 Mitglied der Kapelle des polnischen Königs. Zurück in Brescia wurde er zum Priester geweiht und er trat dem Orden S. Filippo Neri bei, dessen Kapellmeister er wurde und für den er 11 Oratorien vertonte. Neben seinen Oratorien und weiteren kirchlichen Vokalwerken schuf er weiterhin weltliche Musik, wie zwei Opern, die 1690 in Venedig aufgeführt wurden und eine Sammlung Kammersonaten (Modena, 1693).Don Paris Francesco Alghisi war Kapellmeister an verschiedenen Kirchen Brescias und am Jesuitenkolleg Collegio de’ Nobili. Am 10. Februar 1701 erhielt Alghisi die Organistenstelle an der Kathedrale von Brescia, die er bis zu seinem Tode 1733 innehatte. 1706 wurde er Mitglied der Accademia Filarmonica von Bologna.Seinem letzten Willen entsprechend, kam ein Teil seiner nicht gedruckten Werke und Briefe in das Benediktinerkloster Disentis in Graubünden, der Rest blieb im Besitz des Ordens in Brescia, durch diesen Vorgang sind zahlreiche Werke verschollen.
20.6. Giannina ARANGI-LOMBARDI: 125. Geburtstag
Sie studierte zunächst Klavierspiel am Conservatorio San Pietro a Majella in Neapel, dann Gesang bei Benjamino Carelli. Debüt als Konzert-Altistin 1919 in Palermo, als Bühnensängerin im gleichen Stimmfach 1920 am Teatro Costanzi von Rom als Lola in »Cavalleria rusticana«. Sie sang drei Jahre lang ohne besondere Erfolge im Alt-Fach. So gastierte sie 1921 am Teatro Dal Verme in Mailand als Amneris in »Aida« und als Brangäne in »Tristan und Isolde«, am Teatro Massimo Palermo wie am Teatro Regio Parma als Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, in Parma auch als Venus im »Tannhäuser« und als Elena in »Mefistofele« von Boito. Nach erneuten Studien bei Adelina Stehle und Tina Poli-Randaccio kam es 1923 zu einem zweiten Debüt als Sopranistin in Mailand. Jetzt entwickelte sich eine schnelle, glänzende Karriere, wobei die Künstlerin besonders durch Arturo Toscanini gefördert wurde. Unter ihm sang sie 1924-29 und dann auch in der Saison 1929-30 an der Mailänder Scala, wo man sie vor allem in der Titelpartie in »La Vestale« von Spontini, als Lucrezia in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, als Gioconda in der gleichnamigen Oper von Ponchielli und als Aida bewunderte. Sie sang dort auch die Donna Anna im »Don Giovanni« und die Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Sie gastierte 1929 mit dem Ensemble der Mailänder Scala in Berlin als Aida und als Leonore im »Troubadour«. Am Teatro Costanzi in Rom hörte man sie als Santuzza, 1925 sang sie in der italienischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos« am Teatro Regio Turin die Titelrolle. Weitere Gastspiele an der Oper von Rio de Janeiro, an den Opernhäusern von Genua und Florenz, am Teatro San Carlos Lissabon, am Teatro Colón Buenos Aires (1926), an der Oper von Kairo und bei den Festspielen in der Arena von Verona, wo sie 1925 die Gioconda, 1927 die Aida und 1932 die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« sang. Sie gastierte 1933 an der Städtischen Oper Berlin, 1931 am Stadttheater von Zürich, 1924-28 an der Oper von Kairo, 1926 und 1927 in Lissabon, 1933 am Teatro San Carlo Neapel. 1928 Australien-Tournee mit einer von Nellie Melba zusammengestellten Operntruppe. 1935 sang sie am Teatro Bellini von Catania die Titelrolle in Bellinis »Beatrice di Tenda« und erreichte damit eine Wiederbelebung des ganz vergessenen Werks. Beim Maggio Musicale von Florenz trat sie 1933 als Anaide in »Mosè in Egitto« von Rossini, an der Oper von Rom 1934 als Gräfin in »Le nozze di Figaro« auf.Bei den Salzburger Festspielen erschien sie 1935 als Donna Anna im »Don Giovanni« unter Bruno Walter. Aus ihrem Repertoire für die Bühne seien die Asteria in »Nerone« von Boito, die Tosca, die Leonore in »La forza del destino« wie in »La Favorita« von Donizetti, die Maddalena in Giordanos Oper »Andrea Chénier« und die Selika in der »Afrikanerin« von Meyerbeer nachgetragen. 1938 nahm sie von der Bühne Abschied und unterrichtete darauf als Pädagogin am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand (1938-47). 1947 folgte sie einem Ruf als Professorin an das Konservatorium von Ankara und wirkte bis kurz vor ihrem Tod als Pädagogin in der Hauptstadt der Türkei. Zu ihren Schülerinnen zählten die Sopranistinnen Leyla Gencer, Jolanda Gardino, Magda Rigo und Maria Vitale. Giannina Arangi-Lombardi starb 1951 in Mailand. – Voluminöse, dunkel timbrierte dramatische Sopranstimme von großer Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks.
Schallplatten: als Altistin akustische Aufnahmen auf Fonografia Nazionale, in Deutschland unter dem Etikett von Artiphon veröffentlicht; als Sopranistin akustische wie elektrische Aufnahmen auf Columbia, darunter auch vollständige Opern (»Aida«, 1929; »La Gioconda«, 1930; »Mefistofele«, 1931; »Cavalleria rusticana«, 1931).
20.6. Thea SCHNOR. 125. Geburtstag
Sie studierte 1911-13 in Berlin bei Grün, 1913-19 bei Julius von Raatz-Brockmann und ergänzte ihre Ausbildung 1919-25 bei Vittorio Moratti in Mailand. 1920 begann sie eine erfolgreiche Konzertkarriere. Von Berlin aus unternahm sie Konzertreisen, bei denen sie als Oratoriensängerin wie als Lied-Interpretin ihre Erfolge hatte. Sie war verheiratet mit dem Komponisten Leo Lewy (* 1882).
21.6. Harry NEWSTONE: 95. Geburtstag
Biographie des kanadischen Dirigenten auf Englisch: http://www.theguardian.com/news/2006/may/11/guardianobituaries.artsobituaries
21.6. Guerrina FABBRI: 125. Geburtstag
Sie war Schülerin von A. Mattioli in Ferrara und von Galetti-Gianoli in Mailand. Sie debütierte 1885 am Stadttheater von Viadana (bei Mantua) als Orsini in »Lucrezia Borgia« von Donizetti und sang in der Saison 1885-86 in Palermo die Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli und die Marta in »Mefistofele« von Boito. 1886 gastierte sie in Madrid, 1887 am Drury Lane Theatre in London als Amneris in »Aida«. Am 12.2.1889 sang sie am Teatro Real Madrid in der Uraufführung der Oper »Los amantes de Teruel« von Tomáz Bretón.1889 schloss sie sich einer Operntruppe an, die die große Primadonna Adelina Patti, mit der sie befreundet war, zusammengestellt hatte, und die auch einige Gastvorstellungen im Haus der New Yorker Metropolitan Oper gab. 1891-92 war sie während einer Spielzeit reguläres Mitglied der Metropolitan Oper, sang dort aber nur zwei Partien: die Nancy in »Martha« von Flotow und den Arsace in »Semiramide« von Rossini. 1891-92 war sie erneut in London zu Gast u.a. als Orpheus von Gluck, als Cenerentola und als Fidalma in Cimarosas »Il matrimonio segreto«. 1888 gab sie Konzerte in der New Yorker Steinway Hall. 1889 schloss sie sich einer Operntruppe an, mit der sie in New York und Chicago gastierte. 1898 sang sie am Teatro Comunale Bologna den Orpheus von Gluck, 1902 am Teatro San Carlo Neapel in »Cendrillon« von Massenet. 1905 war sie an derOper von Mexico City, 1906 an der Hofoper von St. Petersburg (als Laura in »La Gioconda« und als Maddalena im »Rigoletto«) zu hören. Erst 1906 fand ihr Debüt an der Mailänder Scala in einer ihrer großen Glanzrollen, der Mrs. Quickly im »Falstaff« von Verdi, statt, 1908 hatte sie glänzende Erfolge am Teatro Colón von Buenos Aires als Erda im »Siegfried« von R. Wagner, als Cieca, als Königin im »Hamlet« von A. Thomas und als Mme de Haltière in der südamerikanischen Erstaufführung von Massenets »Cendrillon«. In der Spielzeit 1909-10 trat sie nochmals alsNancy, als Laura und als Cieca in »La Gioconda« und in einem Konzert an der New Yorker Metropolitan Oper auf. 1914 sang sie am Teatro Lirico in Mailand die Margarita in der italienischen Erstaufführung der Oper »I quattro rusteghi« von Wolf-Ferrari, die dann eine ihrer Glanzrollen blieb, die sie auch 1922 in der Premiere dieser Oper und nochmals in der Saison 1925-26 an der Scala sang. Sie übernahm diese Partie u.a. auch 1923 am Teatro Costanzi in Rom, 1927 am Teatro San Carlo Neapel, 1926 in Genua und verabschiedete sich darin 1928 am Teatro Comunale Bologna von von ihrem Publikum. – Guerrina Fabbri war eine der letzten Koloratur-Altistinnen, die im 19. Jahrhundert häufig, dann aber bis zum Auftreten von Conchita Supervia in den zwanziger Jahren so gut wie überhaupt nicht mehr anzutreffen waren. Die brillante Gesangtechnikund die Schönheit ihrer dunkel timbrierten Stimme waren bewundernswert. Als ihre größten Kreationen auf diesem Gebiet galten die Angelina in »La Cenerentola« und die Isabella in »L’Italiana in Algeri« von Rossini. Diese beiden Partien sang sie u.a. 1890 in Rom. 1901 trat sie in Florenz wie am Teatro Verdi in Triest als Rosina im »Barbier von Sevilla« in der Original-Fassung Rossinis für Koloratur-Contralto auf. Wegen ihrer Korpulenz mußte sie sich im letzten Abschnitt ihrer Karriere auf Partien aus dem Buffo- und Charakterfach verlegen. Sie lebte nach ihrem Abschied von der Bühne als Gesanglehrerin in Turin, wo sie 1946 starb. – Ihre Schwester, Vittorina Fabbri, hatte in den neunziger Jahren vor der Jahrhundertwende eine bedeutende Karriere im Mezzosopranfach und wirkte 1891 an der Scala in der Uraufführung der Oper »Condor« des brasilianischen Komponisten Carlos Gomes mit. 1892 sang sie am Teatro Argentina in Rom in der Uraufführung von »Cimbelino« von Nicolo van Westerhout.
Von Guerrina Fabbri existieren sehr seltene Schallplatten auf G & T und Zonophone (Mailand, 1903-04).
21.6. Hermann SCHERCHEN: 125. Geburtstag
Nach frühem Violinunterricht in der Kindheit studierte Scherchen an der Berliner Musikhochschule. 1907 begann er seine Musikerlaufbahn als Bratschist im Blüthner-Orchester, dem Vorgänger des Berliner Symphonie-Orchesters (heute: Konzerthausorchester Berlin) und als Aushilfe bei den Berliner Philharmonikern und in der Krolloper. Das Handwerk für seinen späteren Beruf des Dirigenten erlernte er hauptsächlich als Autodidakt.
In die 1910er Jahre fielen zwei prägende Ereignisse. Entscheidend für seine berufliche und künstlerische Entwicklung wurde 1911 seine Begegnung mit Arnold Schönberg, mit dem er für die Uraufführung von dessen Pierrot lunaire (1912) als Dirigent zusammenarbeitete, welches er im folgenden Jahr auch auf einer Tournee dirigierte. 1914 war er in Jurmala als Dirigent des Rigaer Symphonieorchesters angestellt. Nachdem er zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Lettland als feindlicher Ausländer von den Russen interniert worden war, wo er weitere Erfahrungen als Dirigent, Bratscher und Lehrer sammelte und sich auch der Komposition von Kammermusik und Liedern widmete, erlebte er als ziviler Kriegsgefangener in einem Lager im Ural 1917 die russische Oktoberrevolution mit.1918 übersetzte er das Arbeiterlied Brüder, zur Sonne, zur Freiheit aus dem Russischen ins Deutsche. Von der musikalischen Avantgarde Russlands beeindruckt kehrte er nach Berlin zurück. Er gründete ein Streichquartett (Scherchen-Quartett), die Musikzeitschrift für zeitgenössische Musik Melos und die Neue Musikgesellschaft Berlin. Daneben begann er seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik Berlin und wurde Leiter zweier Arbeiterchöre. In den folgenden Jahren dirigierte er in Leipzig (1920/21) das Orchester des Konzertvereins und in Frankfurt am Main (1922–24) als Nachfolger von Wilhelm Furtwängler. Er war Leiter der Museumskonzerte der Frankfurter Museumsgesellschaft und wirkte in Winterthur (1922–50), als Generalmusikdirektor in Königsberg (1928–31) und war daneben bis 1933 musikalischer Leiter des dortigen Rundfunksenders. In Winterthur machte er als Dirigent das von Mäzen Werner Reinhart geförderte Stadtorchester des Musikkollegiums Winterthur europaweit bekannt.Ab 1923 engagierte sich Scherchen in der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). In diesem Umfeld lernte er auch Karl Amadeus Hartmann kennen, zu dessen Mentor er wurde. 1926 dirigierte Scherchen erstmals bei den Donaueschinger Musiktagen. Scherchen gehörte der KPD zwar nicht als Mitglied an, stand aber politisch links und war ein großer Freund der Sowjetunion. 1933 verließ er wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus Deutschland. In Brüssel gründete er den Musikverlag Ars viva, der neben der Publikation unbekannter älterer Werke vor allem der Verbreitung zeitgenössischer Partituren und Textbücher, etwa von Karl Amadeus Hartmann und Wladimir Vogel sowie der Zeitschrift Musica viva diente, aber keinen langen Bestand hatte. 1937 zog er in die Schweiz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Scherchen 1945-50 musikalischer Leiter beim Radioorchester Zürich, welches in Radio Beromünster umbenannt wurde, und Chefdirigent des Studioorchesters beim Schweizer Rundfunk. Ab 1950 engagierte er sich bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und verhalf vielen der damaligen Avantgarde-Komponisten zu Uraufführungen. Im selben Jahr gründete er den Musikverlag Ars viva in Zürich neu. 1951 leitete er an der Berliner Staatsoper die Uraufführung von Paul Dessaus Das Verhör der Lukullus. 1954 gründete Scherchen in seinem Wohnort Gravesano mit Unterstützung der UNESCO ein Studio für Forschungen auf dem Gebiet der Elektroakustik (Rundfunk- und Aufnahmetechnik), wo Komponisten wie Vladimir Ussachevski, Luc Ferrari, Francois-Bernard Mâche und vor allem Iannis Xenakis arbeiteten. Die Ergebnisse dieser Forschungen veröffentlichte Scherchen in den Gravesaner Blättern. 1959-60 war er außerdem Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford. Scherchen setzte sich in seiner Karriere wie kaum ein zweiter Dirigent für die Neue Musik ein. Er dirigierte viele Uraufführungen, darunter Werke von Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Paul Hindemith, Ernst Krenek, Richard Strauss, Karl Amadeus Hartmann, Edgar Varèse, Luigi Nono, Luigi Dallapiccola, Paul Dessau, Boris Blacher, Hans Werner Henze, Alois Hába, Albert Roussel, Claude Ballif, Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis. Daneben gründete er Ensembles, die sich der Aufführung zeitgenössischer Musik widmeten, und Zeitschriften, die sich publizistisch um deren Verbreitung bemühten.Scherchen war als Dirigent für unkonventionelle Interpretationen bekannt. So existiert eine Aufnahme der 5. Sinfonie von Gustav Mahler, in welcher Scherchen erhebliche Striche in der Partitur vornahm (möglicherweise, um eine einstündige Radioübertragung zu ermöglichen). Auch gehörte er zu den Ersten, die Beethovens Metronomangaben ernst nahmen, was auf einigen seiner Aufnahmen zu hören ist.Zu seinen Schülern gehörten Karl Amadeus Hartmann, Ernest Bour, Bruno Maderna, Luigi Nono, Francis Travis und Harry Goldschmidt.Während eines Konzerts in Italien 1966 erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb wenige Tage darauf in Florenz.
Elias Canetti portraitiert in seinem Buch Das Augenspiel – Lebensgeschichte 1931-1937 (1985) Scherchen – der als Charakter nicht unproblematisch war – in dem Kapitel Der Dirigent außerordentlich scharf.Hermann Scherchen war zunächst verheiratet mit Auguste (Gustl) Maria Jansen; der Ehe entstammt der Sohn Karl Hermann Wolfgang (Wulff), geboren 1920. 1927–29 war er verheiratet mit der Schauspielerin Gerda Müller, war darauf wieder mit Gustl Jansen zusammen, bevor er 1936 die Komponistin Xiao Shuxian (Hsiao Shu-hsien)in Peking heiratete. 1937 wurde ihre gemeinsame Tochter Tona Scherchen geboren. Diese kehrte 1949 mit ihrer Mutter nach China zurück. Später machte sie sich einen Namen als Komponistin, vor allem nachdem sie 1972 nach Frankreich gezogen war. Scherchens letzte Frau war die in Zürich lebende Mathematiklehrerin Pia Andronescu (Heirat 1954), mit der er 5 Kinder hatte.Gustl Jansens Schwester Helene (Lene) war mit Sándor Radó verheiratet, der zur europaweiten Widerstandsbewegung Rote Kapelle gehörte und den Scherchen während dessen Flucht 1944 eine Zeit lang in seiner Wohnung in Genf versteckte.
21.6. Leopold LANDAU: 175. Geburtstag
Er war zuerst Kantor in einer ungarischen Synagoge. Er wurde durch Marie Loewe-Lehmann, die Mutter der berühmten Sopranistin Lilli Lehmann, und durch Auguste und Franz Goetze in Leipzig ausgebildet.1870 fand sein Bühnendebüt am Opernhaus von Leipzig statt. Dort blieb er während drei Spielzeiten, sang dann 1873 am Stadttheater von Mainz, 1874 am Stadttheater von Straßburg und 1875 am Opernhaus von Köln. Er trat als Gast an der Berliner Hofoper (1875), an der dortigen Kroll-Oper und am Stadttheater von Basel (1876) auf.1876 wurde er an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg berufen, das damals unter der Leitung des berühmten Impresarios Bernhard Pollini stand. Leopold Landau blieb bis zu seinem Tod Mitglied dieses Hauses, wo er eine sehr erfolgreiche Karriere hatte (Antrittsrolle: Tamino in der »Zauberflöte«). 1888 sang er in der deutschen Erstaufführung von Verdis »Otello« in Hamburg den Cassio. Als seine großen Bühnenpartien galten der Titelheld in »Alessandro Stradella« von Flotow, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und der Mime im Nibelungenring. Zu seinen Opernpartien gehörten auch der Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, der Splendiano in »Djamileh« von Bizet, der Nureddin im »Barbier von Bagdad« von Cornelius, der Tonio in Donizettis »Regimentstochter«, der Lyonel in Flotows »Martha«, der Basilio in »Figaros Hochzeit« und der Lionel in »L‘ Éclair« von Halévy. Als das Hamburger Ensemble 1882 am Drury Lane Theatre in London zu Gast war, wirkte er in den englischen Erstaufführungen von »Die Meistersinger von Nürnberg« (als David) und von »Tristan und Isolde« mit. 1894 erlitt er während einer Probe zu Wagners »Rienzi« auf derBühne des Hamburger Opernhauses einen Schlaganfall, der sogleich zu seinem Tod führte. Sein Sohn Felix Landau (1872-1913) wurde ein bekannter Dirigent.
22.6. Ruth ZECHLIN: 90. Geburtstag
Sie wurde als Tochter der Pädagogen Hermann und Friedel Oschatz, geborene Tillich, im sächsischen Großhartmannsdorf bei Freiberg geboren. Ihre Großeltern mütterlicherseits besaßen eine Klavierfabrik in Borna. Ruths Vater übernahm 1928 eine Dozentur an der Universität Leipzig und die Familie Oschatz ließ sich in der Bachstadt nieder. 1937 wurde ihre Schwester, die spätere Mezzosopranistin Gisela Pohl geboren. Ruth sang in ihrer Kindheit in einer Jugendkantorei, wo sie sich mit Gisela May anfreundete. Sie erhielt bereits als Fünfjährige Klavierunterricht und verfasste im Alter von sieben Jahren ihre erste Komposition. Im März 1943 bewarb sie sich erfolgreich um Aufnahme an der Leipziger Musikhochschule. Ab 1943 studierte sie Tonsatz und Chordirigieren bei Johann Nepomuk David und Klavier bei Anton Rohden. Kurz vor Kriegsende musste sie in den Junkers-Flugzeugwerken in Crimmitschau arbeiten. 1945 wurde sie unter dem Kantor Johannes Perisig stellvertretende Organistin in der Nikolaikirche. Das Studium in Leipzig nahm sie bei Karl Straube (Orgel) und Günther Ramin (Liturgisches Orgelspiel und Improvisation) wieder auf. Weitere Lehrer waren Hermann Heyer in Musikgeschichte, Wilhelm Weismann in Tonsatz und Rudolf Fischer in Klavier. 1949 schloss sie es mit dem Staatsexamen ab. Danach unterrichtete sie einjährig Gehörbildung und Klaviermethodik. Georg Knepler holte sie 1950 nach Berlin. Sie erhielt eine Dozentur für Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre und Musikkunde an der Deutschen Hochschule für Musik. Pädagogisch arbeitete sie mit Rudolf Wagner-Régeny und Hanns Eisler zusammen, die sie mit den Werken der Zweiten Wiener Schule bekannt machten. Als Cembalistin unternahm sie zudem ausgiebige Konzertreisen in viele Länder Europas. Sie wurde 1950 Mitglied der NDPD (in den 1980er Jahren wechselte sie in die CDU). Seit 1951 mit dem Pianisten Dieter Zechlin verheiratet, ließ sie sich 1972 von ihm scheiden. 1969 wurde sie als Professorin für Komposition berufen. Im gleichen Jahr wurde sie als außerordentliches und 1970 ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR gewählt. Dort leitete sie anschließend eine Meisterklasse für Komposition. Sie stand im engen Kontakt zu den Komponisten Hans Werner Henze und Witold Lutoslawski. Nach ihrer Emeritierung 1986 lehrte sie als Gastprofessorin. Seit 1990 war sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, deren Vizepräsidentin sie bis 1993 war. 1989 beteiligte sie sich am Konzert Gegen den Schlaf der Vernunft in Berlin. 1990 war sie kurzzeitig als Nachfolgerin von Erhard Ragwitz Rektorin der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.Nach der politischen Wende zog sie nach Bayern (sie lebte für einige Jahre in Passau), wo auch ihre Tochter Claudia wohnt. Sie freundete sich mit dem Bischof von Passau Franz Xaver Eder und den Intendanten Pankraz Freiherr von Freyberg an. Im Jahr 2007 verstarb sie in München. Sie wurde auf dem Friedhof in Pfaffenhofen an der Ilm beigesetzt. Ihr Nachlass ist heute im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin.
23.6. Lars Johan WERLE: 90. Geburtstag
Biographie des schwedischen Komponisten auf Englisch. https://en.wikipedia.org/wiki/Lars_Johan_Werle
24.6. Ethel SUSSMAN: 90. Geburtstag
Sie wanderte nach Israel aus, wo sie ihre ersten musikalischen Studien in Tel Aviv, u.a. bei der Pädagogin Ely Kurz betrieb. 1945-69 lebte sie in Lyon und setzte ihre Ausbildung seit 1950 in Paris bei Lotte Schöne und 1954-55 in Mailand bei Arturo Merlini fort. Von Lyon aus unternahm sie erfolgreiche Konzerttourneen und Liederabende in fast allen europäischen Ländern, in Nordamerika (USA und Kanada), in den Staaten des Fernen Ostens und in Nordafrika. Auch auf der Bühne ist sie nur gelegentlich in Erscheinung getreten. Seit 1969 lebte sie in Israel und ging ihrer Konzerttätigkeit wie ihrem pädagogischen Wirken nach. International wurde sie auch als Komponistin bekannt, wobei sie ihre eigenen Kompositionen gerne selbst interpretierte (»Le Bienaimé« nach dem Hohen Lied Salomos; Kinderlieder »Les petits brigants«). Ihr Konzertrepertoire war breit angelegt und reichte von Werken der Barockepoche bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Sie starb im Jahr 1998.
Schallplatten: DGG (Lully-Motetten, 1959), Oiseau Lyre, Club National du Disque, Orion-California, Musical Heritage Society New York.
26.6. Giuseppe TADDEI: 100. Geburtstag
Giuseppe Taddei als „Scarpia“
Gesangstudium am Conservatorio Giuseppe Verdi in Genua und in Rom. Er debütierte 1936 an der Oper von Rom als Heerrufer im »Lohengrin«. Er trat in Rom auch bereits als Alberich im Ring-Zyklus, als Germont-père in »La Traviata« und als Rivière in »Volo di notte« von Dallapiccola auf und hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erste Erfolge an italienischen Bühnen. 1941 sang er in Genua und am Teatro San Carlo Neapel, ebenfalls 1941 an der Oper von Rom in der Uraufführung von Gian Francesco Maliperos Oper »Ecuba«. Er war dann während des Krieges als italienischer Widerstandskämpfer in den Alpen eingesetzt, geriet aber in deutsche Gefangenschaft. Er war der Wiener Staatsoper seit seinem Debüt als Rigoletto im Mai 1946 (Staatsoper im Theater an der Wien) jahrzehntelang verbunden. Insgesamt sang er an der Wiener Staatsoper bis 1990 27 Rollen in 431 Vorstellungen: den Tonio im »Bajazzo«, den Marcello wie den Schaunard in »La Bohème«, den Amonasro in »Aida«, den Escamillo in »Carmen«, den Germont-père, den Scarpia in »Tosca«, den Figaro wie den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Figaro in »Le nozze di Figaro«, den Carlo in »La forza del destino«, den Leporello im »Don Giovanni«, den Jago in Verdis »Otello«, den Simon Boccangra sowie den Falstaff in den gleichnamigen Verdi-Opern, den Renato im »Maskenball«, den Luna im »Troubadour«, den Miller in Verdis »Luisa Miller«, den Jack Rance in »La fanciulla del west«, den Michele in Puccinis »Il tabarro«, den Gianni Schicchi in der gleichnamigen Puccini-Oper, den Dulcamara in »L’Elisir d’amore«, den Don Magnifico in »La Cenerentola«, den Gérard in »Andrea Chénier« und den Don Pasquale in der gleichnamigen Donizetti-Oper. Der österreichische Kammersänger wurde 1980 zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ernannt. 1948 wirkte er bei den Salzburger Festspielen als Figaro in »Le nozze di Figaro« mit. 1981-82 sang er bei den Salzburger Festspielen die Titelpartie in Verdis »Falstaff« unter H. von Karajan. 1948 sang er an der Mailänder Scala als Antrittspartie den Gérard und trat dann bis 1951 (u.a. als Malatesta im »Don Pasquale«, als Don Pizarro im »Fidelio«, in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, als Tagliaferro in Piccinis »La buona figliola«, als Fedor Poirok in »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimski-Korssakow und als Sharpless, 1949 in der Uraufführung von Sanzognos Oper »Regina Uliva« und 1950 in der von »L’Orso Re« von L. Ferrari-Trecate) und wieder 1955-61 (als Gérard in »Andrea Chénier«, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Dulcamara und wieder als Sharpless) sehr erfolgreich an der Scala auf. Nach Gastspielen an der Nationaloper von Budapest und am Londoner Cambridge Theatre (1947) hatte er eine glänzende Karriere an den großen Operntheatern Italiens, u.a. in Rom, Neapel, Turin und Venedig. 1952 gastierte er bei den Zürcher Festwochen als Falstaff von Verdi. Gastspiele führten ihn auch an die Staatsopern von Berlin und München, an die Nationalopern von Sofia und Bukarest, an die Opernhäuser von Mexico City und Rio de Janeiro und in den Jahren 1953-65 an das Teatro Colón Buenos Aires. Er sang bei den Festspielen in der Arena von Verona (1955) und beim Maggio Musicale von Florenz. 1959 gastierte er am Teatro Massimo von Palermo in einer viel beachteten Neu-Inszenierung der Oper »Beatrice di Tenda« von Bellini. Gastspiele brachten ihm 1960-67 an der Covent Garden Oper London, u.a. als Macbeth von Verdi und als Jago, und an den beiden großen Opernhäusern von Paris anhaltende Erfolge. An der Oper von San Francisco debütierte er 1957 als Macbeth von Verdi (zugleich sein US-Debüt) und sang an diesem Haus 1957 und 1978 den Scarpia, 1958 und 1979 den Gianni Schicchi, 1977 den Michonnet in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, 1979 den Fra Melitone in »La forza del destino« und 1981 den Leporello. 1957-81 hörte man ihn an den großen Opernhäusern in den USA, u.a. in Los Angeles (1957-58 als Enrico in »Lucia di Lammermoor«, als Macbeth, als Scarpia und als Gianni Schicchi), Chicago (1959), Dallas, Miami und Philadelphia. 1961 beim Holland Festival zu Gast. Bei den Bregenzer Festspielen gastierte er 1968 und 1980 als Falstaff, 1969 als Dulcamara, 1971 als Mengone in Haydns »Der Apotheker« und als Sulpice in Donizetts »La Fille du Régiment«, 1974 als Baron Kelbar in Verdis »Il finto Stanislao«, 1975 als Don Pasquale, 1976 als Mamma Agata in Donizettis »Viva la mamma!« und als Lelio in Goldonis »Der Herr im Haus«, 1978 als Don Magnifico, 1979 als Musikmeister in Cimarosas »Il maestro di capella« und als Don Annibale Pistacchio in Donizettis »Il campanello«. Seine Karriere dauerte sehr lange. 1985 kam es dann endlich zu einem späten, aber triumphalen Debüt an der Metropolitan Oper als Verdis Falstaff. Er gastiertedann 1988 an der Metropolitan Oper nochmals als Dulcamara. 1987 sang er beim Puccini Festival von Torre del Lago den Gianni Schicchi, 1991 am Theater von Bonn den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 1992 in Valencia nochmals den Falstaff. Anlässlich seines 80. Geburtstages gab er 1996 in Graz ein Konzert. Er starb 2010 in Rom. – Baritonstimme von großer Tonfülle und feinem Charakterisierungsvermögen.
Er sang auf den Marken Cetra (»La Bohème«, »Otello«, »Ernani«, »Un ballo in maschera«, »Wilhelm Tell«, »Gianni Schicchi«, »Rigoletto«, »Falstaff«, »Il barbiere di Siviglia«, »Don Giovanni«, »Il maestro di capella« von Cimarosa) HMV (»Andrea Chénier«, bereits von 1941), Columbia (»Le nozze di Figaro«, »Don Giovanni«, »Così fan tutte«, »L’Elisir d’amore«), DGG (»Pagliacci«), Philips (»Mosè in Egitto« von Rossini, »Linda di Chamounix« von Donizetti, »Tosca«, »Falstaff«), Decca (Titelheld in Verdis »Macbeth«). Innerhalb eines Albums mit Aufnahmen des Künstlers erschien 1982 auf Melodram auch ein Fragment aus dem 2. Akt von »Le nozze di Figaro« von einer Aufführung an der Scala von 1947. Weiters kamen Mitschnitte von Opern bei Replica (»Les Huguenots«), Melodram (»Aida«, »Luisa Miller« von Verdi, »Belisario« von Donizetti, »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Fürst Igor«, »Les pêcheurs de perles«, »Carmen«, »Samson et Dalila«), TIS (Papageno in der »Zauberflöte«), EJS (»Linda di Chamounix«), Mondo Musica (Michele in »Il Tabarro« und Titelrolle in »Gianni Schicchi« von Puccini, Teatro Fenice Venedig, 1969), Bella Voce (Mamma Agata in »Viva la mamma! oderLe convenienza ed inconvenienze teatrali« von Donizetti, Bregenz 1976) und HRE (»Un giorno di regno« von Verdi, »La Traviata«, »Il Campanello« von Donizetti) heraus. Auch hier kann nur eine ungefähre Übersicht über die vorhandenen Aufnahmen gegeben werden.
26.6. Marcelle GERAR: 125. Geburtstag
Ihr eigentlicher Name war Marcelle Regereau. Ihre Ausbildung erfolgte u.a. durch die berühmte Sopranistin Ninon Vallin. Sie debütierte nach dem Ersten Weltkrieg in Paris und widmete sich ausschließlich dem Konzert- und Liedgesang, wobei sie sich in besonderer Weise für das zeitgenössische Musikschaffen einsetzte. Mehrere Komponisten schrieben speziell für sie Vokalwerke, darunter Darius Milhaud, Albert Roussel, Jacques Ibert, Arthur Honegger und Florent Schmitt, vor allem jedoch Maurice Ravel, der sie mehrfach bei ihren Konzerten am Klavier begleitete. Ihre Konzerttourneen führten sie durch ganz Europa; besonders erfolgreich war sie bei Auftritten in England und Spanien gemeinsam mit Maurice Ravel. Neben ihrem Wirken als Konzertsängerin war sie lange Jahre hindurch als Professorin an der École Normale de Musique Paris tätig. Sie starb im Jahr 1970.
Schallplattenaufnahmen auf Pathé (u.a. Kompositionen von M. Ravel, um 1929 aufgenommen).
28.6. Heiner HOPFNER: 75. Geburtstag
Im Alter von acht Jahren kam er zu den Regensburger Domspatzen. Nach dem Abitur, das er 1962 am Deutschen Gymnasium in Amberg ablegte, studierte er Gesang an der Musikhochschule München und Pädagogik an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Während seiner dreijährigen Referendarzeit gewann er mehrere internationale Preise und widmete sich verstärkt seiner Karriere als Opern-, Lied- und Konzertsänger. Folgend sang er auf den großen deutschsprachigen Musikbühnen, u.a. an der Bayerischen Staatsoper, und viele Lied- und Konzertabende führten ihn in die großen nationalen und internationalen Konzertsäle. In den späten 1970er Jahren war er der führende Tenor des Staatstheaters Kassel. Am 7.8.1981 wirkte er bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung der Oper »Baal« von Fr. Cerha (als Johannes) mit. In dieser Partie debütierte er im gleichen Jahr auch an der Wiener Staatsoper, an der er außerdem noch 1985-86 als Steuermann in »Der fliegende Holländer« und als Jaquino im »Fidelio« gastierte. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1984 auch in einer konzertanten Aufführung der Oper »Die Gezeichneten« von F. Schreker (als Guidobaldo Usodimare) sowie in einem Kirchenkonzert mit. Der Sänger arbeitete während seiner sängerischen Laufbahn mit Dirigenten zusammen, wie Eugen Jochum, Herbert von Karajan, Karl Böhm, Karl Richter, Helmuth Rilling, Georg Solti, Wolfgang Sawallisch, um nur einige der vielen zu nennen. Heiner Hopfner unterrichtete Gesang am Mozarteum in Salzburg. Zu seinen Schülern gehörten u.a. Christiane Karg, Laura Schroeder, Joel Montero, Cordula Schuster etc. Ferner war er Jurymitglied des Internationalen Mozartwettbewerbs. Am 31. August 2014 verstarb Heiner Hopfner im Alter von 73 Jahren.
29.6. Paul CABANEL: 125. Geburtstag
Er studierte zuerst Jura in Toulouse, ließ aber seit 1911 am dortigen Konservatorium seine Stimme ausbilden. Er setzte diese Ausbildung am Conservatoire National von Paris fort, wurde aber bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Soldat eingezogen und bei Verdun verwundet. So konnte er erst 1919 sein Studium wieder aufnehmen. Er debütierte an der Oper von Kairo in »Hérodiade« von Massenet; er sang weiter in Kairo in den Opern »Manon« und »Thaïs« von Massenet sowie in Gounods »Faust«. Bis 1932 trat er an französischen Provinzbühnen, in Belgien und in der Schweiz auf, sieben Jahre hindurch sang er im Winter an der Oper von Bordeaux, im Sommer am Theater von Vichy. Endlich konnte er 1932 an der Opéra-Comique Paris als Scarpia in »Tosca« debütieren, im folgenden Jahr an der Grand Opéra in »La Damnation de Faust« von Berlioz. Er hatte seither große Erfolge an der Grand Opéra wie an der Opéra-Comique in Paris. Als seine Glanzrolle galt der Mephisto in »La Damnation de Faust« von Berlioz, weiter der Leporello im »Don Giovanni«, der Grand-Prêtre de Dagon in »Samson et Dalila« und der Arkel in »Pelléas et Mélisande«, doch sang er auch Wagner-Partien wie den Wotan im Nibelungenring; den Mephisto im »Faust« von Gounodsoll er mehr als tausendmal gesungen haben. Gastspiele führten ihn an das Teatro Colón Buenos Aires (1939) und an die Oper von Rio de Janeiro, an das Teatro Liceu Barcelona, nach Amsterdam (1935 Don Inigo in der holländischen Erstaufführung von Ravels »L’Heure espagnole«) und vor allem an die Oper von Brüssel (Théâtre de la Monnaie). Hier sang er noch 1954 den Boris Godunow. 1952 wirkte er beim Holland Festival in einer konzertanten Aufführung von »La Damnation de Faust« mit. 1946 sang er am Opernhaus von Zürich den Comte des Grieux in »Manon« von Massenet als Partner von Mme. Géori Boué, Er betätigte sich auch als Regisseur. 1942-58 bekleidete er eine Professur am Conservatoire National de Paris. Er starb 1958 in Paris.- Voluminöse, dunkel timbrierte Stimme.
Aufnahmen auf Pathé (vollständige Oper »Samson et Dalila«, 1946), auf HMV (Arkel in »Pelléas et Mélisande«), Forlane (»Don Juan de Mañara« von Tomasi) und auf Columbia (»La Damnation de Faust«).
30.6. Birgit STENBERG: 100. Geburtstag
Biographie der schwedischen Mezzosopranistin auf Schwedisch: