IN MEMORIAM-Geburtstage im Juli 2024
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
2.7. Hélène FORTIN: 65. Geburtstag
Biographie der kanadischen Sopranistin auf Französisch: https://fr.wikipedia.org/wiki/H%C3%A9l%C3%A8ne_Fortin
4.7. Libuše DOMANÍNSKÁ: 100. Geburtstag
Sie studierte am Konservatorium von Brno bei Hana Pírková und bei Bohuslaw Sobeský. 1946 debütierte sie in Brno als Vendulka in »Der Kuss« von Smetana. In den neun Jahren ihres Wirkens in Brno sang sie rund 40 Partien, darunter vor allem Rollen in Opern von Smetana, Dvorák und Janácek. 1955 wurde sie an das Nationaltheater Prag engagiert. Mit dem Ensemble dieses Hauses gastierte sie 1955 sehr erfolgreich in Moskau sowie 1964 bei den Festspielen von Edinburgh, wo sie als Jitka in »Dalibor« von Smetana (englische Erstaufführung dieser Oper) sowie in den Titelpartien von Janáceks »Katja Kabanowa« und Dvoráks »Rusalka« bewundert wurde. 1956 zu Gast an der Komischen Oper Berlin, 1968 am Teatro Colón Buenos Aires, im gleichen Jahr auch am Teatro San Carlo von Neapel zu Gast; auch in Amsterdam (Titelheldin in »Katja Kabanowa« von Janácek im Rahmen des Holland Festivals von 1959) und Brüssel aufgetreten. Seit der Spielzeit 1957-58 gastierte sie bis 1968 regelmäßig an der Wiener Volksoper. Aus ihrem reichhaltigen Repertoire für die Bühne seien die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Titelheldin in Smetanas Festoper »Libussa«, die Aida, die Elisabeth in »Don Carlos« von Verdi, die Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und die Titelgestalt in »Eva« von J.B. Foerster genannt. Neben ihrer Bühnentätigkeit war sie nicht weniger erfolgreich im Konzert- und Oratoriengesang. Die Sängerin, die zur Nationalkünstlerin der CSSR ernannt wurde, trat 1985 aus ihrer Karriere an der Prager Oper zurück. Sie starb 2021 in Hodonin (Tschechien).
Supraphon-Aufnahmen (Glagolitische Messe von Janácek, Titelpartie in Janáceks »Jenufa«, die als ihre besondere Glanzrolle galt, »Das schlaue Füchslein«, von Janácek, »Die Teufelswand« von Smetana, Kantate »Ein Blumenstrauß« von B. Martinù).
4.7. Roy HENDERSON: 125. Geburtstag
Ausbildung an der Royal Academy of Music in London, wo er mehrere Preise gewann und als »the most distinguished student of the year« ausgezeichnet wurde. Bereits 1924 sang er im englischen Rundfunk. Konzertdebüt 1925 in London in »A Mass of Life« von Delius. 1926 kam es zu seinem ersten Opernauftritt, als er bei der British National Opera Company in London den Ford in »Falstaff« von Verdi sang. In der Spielzeit 1928-29 hatte er seine ersten großen Erfolge an der Londoner Covent Garden Oper (Debüt als Donner im »Rheingold«), an der er seitdem oft auftrat. 1930-37 war er Dirigent der Nottingham Harmonic Society und mehrerer Chöre. 1933 erschien er beim Internationalen Fest für zeitgenössische Musik in Amsterdam. Bei den ersten Festspielen von Glyndebourne 1934 sang er den Grafen in »Le nozze di Figaro«. Er trat dann bis 1939 bei diesen Festspielen immer wieder auf, als Guglielmo in »Così fan tutte«, als Papageno in der »Zauberflöte« und als Masetto in »Don Giovanni«. 1936 wirkte er in Huddersfield in der Uraufführung des Werks »Dona nobis pacem« von Vaughan Williams mit. 1939-40 sang er bei einer England-Tournee den Peachum in »The Beggar’s Opera«. Er war ein bekannter Chor-Dirigent; so dirigierte er 1931-39 die Huddersfield Glee and Madrigal Society, 1937-52 den Nottingham Oriana Choir, 1942-53 den Bournemouth Municipal Choir. 1940-74 war er Professor an der Royal Academy of Music in London. Zu seinen Schülern zählten die große Altistin Kathleen Ferrier, die Sopranistin Jennifer Vyvyan und der Bariton John Shirley-Quirk. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den Begründern der Festspiele von Edinburgh, bei denen er 1947-48 auch als Sänger in Erscheinung trat. Sein letzter Auftritt erfolgte 1962 in der Kathedrale von Southwark als Christus in der Matthäus-Passion von J.S. Bach, ebenfalls eine seiner großen Kreationen. 1951 hatte er bereits seine Bühnenkarriere aufgegeben. Seit 1952 war er nur noch als Pädagoge, dazu auch schriftstellerisch tätig. Auf der Bühne schätzte man den Künstler vornehmlich als Mozartsänger, im Konzertsaal als Interpreten moderner englischer Musik. Er war auch ein bedeutender Oratoriensänger, vor allem bekannt als Elias in dem gleichnamigen Oratorium von Mendelssohn. Er starb 2000 in Bromley (England) im Alter von über 100 Jahren. Er war der Bruder der bekannten englischen Schauspielerin Anna Neagle (1904-86).
Schallplatten: HMV (Graf in »Figaros Hochzeit«, 1934, Masetto in »Don Giovanni«, Glyndebourne 1936), Decca, Columbia (»Les Noces« von Strawinsky, »Serenade to Music« von Vaughan Williams).
5.7. Tom KRAUSE: 90. Geburtstag
Sein Vater war Direktor einer Versicherungsgesellschaft. Während er in Helsinki Medizin studierte, spielte er Piano und Gitarre in einer Jazzband. 1956 begann er das Gesangstudium, das er teils in Hamburg, teils an der Wiener Musikakademie betrieb. Seine Lehrer waren die Pädagogen Margot Skoda, Sergio Nazor und Rudolf Bautz. 1957 debütierte er als Liedersänger (unter dem Namen Thomas Krause) in Helsinki. Bühnendebüt in der Spielzeit 1958-59 an der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin als Escamillo in »Carmen«. Bald begann er eine große Karriere mit Gastspielen an der Mailänder Scala (1965 als Heerrufer in »Lohengrin« und 1978 mit dem Bariton-Solo im Deutschen Requiem von J. Brahms, zuvor bereits 1963 bei einem Gastspiel der Hamburger Staatsoper in »The Flood« und »Oedipus Rex« von Strawinsky), bei der English National Opera London, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, in Toulouse und Bordeaux, an der Oper von Rom, am Teatro Colón Buenos Aires, an der Grand Opéra bzw. der Opéra Bastille Paris (1973 und 1992 Graf sowie 1973-74 und 1979 Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1974 und 1976 Amfortas sowie 1999 und 2001 Titurel in »Parsifal«, 1974-76 und 1979-80 Guglielmo in »Così fan tutte«, 1974 Orest in »Elektra« von R. Strauss, 1975, 1978 und 1980 vier Dämonen sowie 2000 Crespel und Luther in »Hoffmanns Erzählungen«, 1976 Valentin in »Faust« von Gounod, 1977 und 1980 Marcello in »La Bohème«, 1977 Dandini in »La Cenerentola«, 1978 Sharpless in »Madame Butterfly«, 1992 Frère Bernard in »Saint Francois d‘Assise« von Messiaen, 1993 Tomski in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1996 Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek), an der Nationaloper Helsinki, in Köln, Hannover, München, Berlin und später an der Chicago Opera. An der Wiener Staatsoper debütierte er bereits 1961 als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, in den Jahren 1970-83 gastierte er hier in insgesamt 28 Vorstellungen als Don Giovanni, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Don Pizarro in »Fidelio«, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Escamillo und als Amfortas. 1962-75 gehörte er dem Ensemble der Hamburger Staatsoper an. Bei den Bayreuther Festspielen sang er 1962 den Heerrufer, 1963 in London das Bariton-Solo im War Requiem von Benjamin Britten unter der Leitung des Komponisten. Bei den Festspielen von Glyndebourne hörte man ihn 1963 als Grafen in »Capriccio« von Richard Strauss. Bei den Festspielen von Salzburg trat er 1968-70 als Don Giovanni (wobei er 1968 kurzfristig für den erkrankten Nicolai Ghiaurov einsprang), 1969-70 und 1982-83 als Minister in »Fidelio«, 1969-70 als Guglielmo, 1972-76 und 1979-80 als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1974 als Sprecher in der »Zauberflöte«, 1992 und 1998 als Frère Bernard auf; 1969 sang er dort den Kreon in einer konzertanten Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex«, 1970, 1973 und 1982 gab er bei den gleichen Festspielen große Liederabende; 1991 wirkte er hier in einem Kirchenkonzert und am 15.8.1992 in der Uraufführung der Oper »Mozart in New York« von Helmut Eder in der Rolle des Lorenzo da Ponte mit. In Hamburg wirkte er in den Uraufführungen der Opern »Der goldene Bock« von E. Krenek (16.6.1964 als Jason), »Der Zerrissene« von G. von Einem (17.9.1964), »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller (11.10.1966) und »Hamlet« von Humphrey Searle (5.3.1968 in der Titelrolle) mit. 1967 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York. Hier sang er als Debütrolle den Grafen Almaviva in »Le nozze di Figaro« und trat dort während sechs Spielzeiten (bis 1973) in insgesamt 48 Vorstellungen als Escamillo, als Malatesta in »Don Pasquale« und als Guglielmo auf. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1982 als Amfortas, 1983 als Golaud in »Pelléas et Mélisande« und 1985 als Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky sowie 1983 und 1986 mit Liederabenden; 1985 hörte man ihn bei den Festspielen von Savonlinna in der Bass-Partie des Königs Philipp in Verdis »Don Carlos«, in Houston/Texas als Mephisto in »Faust« von Gounod. 1989 gastierte er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und 1991 an der Oper von Miami als Alfonso in Donizettis »La Favorita«. 1992 zu Gast in Amsterdam, 1996 in Miami als Musikmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1995 nahm er bei den Festspielen von Savonlinna an der Uraufführung der Oper »Der Palast« von Aulis Sallinen teil. 1997 übernahm er bei den Festspielen von Savonlinna die Partie des Sprechers in der »Zauberflöte«. Als weitere Glanzrollen galten der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, der Amonasro in »Aida« und der Germont-père in »La Traviata«. Im Konzertsaal trat er in einem sehr umfangreichen Oratorien- und Liedrepertoire auf. Er starb 2013 in Hamburg.
Warm timbrierte, kraftvolle, durch eine überlegene Ausdruckskunst gekennzeichnete Baritonstimme, von der sehr viele Schallplatten vorhanden sind, u.a. auf den Marken Ariola-Bertelsmann, Decca (Kurwenal in »Tristan und Isolde«, Graf in »Le nozze di Figaro«, Guglielmo in »Così fan tutte«, Don Pizarro in »Fidelio«, »La Bohème«, »Andrea Chénier«, »Don Pasquale«, »Roméo et Juliette« von Gounod, »Turandot« von Puccini, »I Pagliacci«, »Salome« und »Elektra« von R. Strauss, »Un ballo in maschera« und »Otello« von Verdi, zum Teil auch in kleineren Rollen; Matthäuspassion von J.S. Bach, C-Dur-Messe von Beethoven), DGG (»Carmen«, Frère Bernard in »Saint François d’Assise« von O. Messiaen), Orfeo (»Alceste« von Gluck), Philips (»Lohengrin«, »Die Fledermaus«), Finlandia (»Kung Karls Jakt« von F. Pacius, Lieder von R. Schumann und M. Mussorgsky, Lieder von Sibelius), CBS (»Oedipus Rex« von Strawinsky), HMV (»Euryanthe« von Weber), RCA-Erato (»Jolanthe« von Tschaikowsky, Oratorium »Christus« von Liszt), Koch Records (»Der Palast« von Aulis Sallinen), Telarc (Mozart-Requiem).
5.7. Oskar CZERWENKA: 100. Geburtstag
Er wollte ursprünglich Maler werden, ließ dann aber seine Stimme ausbilden. Er war Schüler von Otto Iro in Wien. Er debütierte 1947 am Opernhaus von Graz als Eremit im »Freischütz« von Weber. 1951 folgte er einem Ruf an die Wiener Staatsoper (Debüt als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg«), deren Mitglied er bis 1986 blieb (letzter Auftritt als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«). Er trat an der Wiener Staatsoper im Ablauf seiner langen Karriere in 1100 Vorstellungen und 60 Rollen auf und wurde zu deren Ehrenmitglied ernannt. An der Wiener Staatsoper hörte man ihn u.a. als König wie als Ramfis in »Aida«, als Lodovico in Verdis »Otello«, als Mesner in »Tosca«, als Rocco in »Fidelio«, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Monterone in »Rigoletto«, als Leporello in »Don Giovanni«, als Marchese di Calatrava wie als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Peneios in »Daphne« von R. Strauss, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Madruscht in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Jake Wallace in »La Fanciulla del West«, als Colline in »La Bohème«, als Herold in »Alceste« von Gluck, als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Banquo in Verdis »Macbeth«, als Graf Des Grieux in Massenets »Manon«, als Onkel Bonze in »Madame Butterfly«, als van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Pope in »Iwan Tarassenko« von Fr. Salmhofer, als Kommerzienrat in »Intermezzo« von R. Strauss, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Warlaam in »Boris Godunow«, als Veitinger in »Das Werbekleid« von Fr. Salmhofer, als Odysseus in »Penelope« von R. Liebermann, als Don Pasquale, als Ochs im »Rosenkavalier«, als Einarmiger in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als König Marke in »Tristan und Isolde«, als Geronte in Puccinis »Manon Lescaut«, als König Philipp in Verdis »Don Carlos«, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Stadthauptmann im »Revisor« von W. Egk, als Riedinger in »Mathis der Maler« von Hindemith, als Bote in »Oedipus Rex« von Strawinsky, als Fasolt im »Rheingold«, als Ptolemäus in Händels »Julius Caesar«, als Gremin in »Eugen Onegin«, als Bauer in C. Orffs »Die Kluge«, als Boris in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Zuniga in »Carmen«, als Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, als Rodrigo wie als Tierbändiger in »Lulu« von A. Berg, als Waldner in »Arabella« von R. Strauss, als Budivoj in »Dalibor« von Smetana, als Neger in »Angélique« von Ibert, als Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek, als La Roche in »Capriccio« von R. Strauss und als König Balthasar in »Amahl und die nächtlichen Besucher« von G.C. Menotti. Er trat auch oftmals an der Wiener Volksoper auf, u.a. 1964 als Ramiro in Ravels »Die spanische Stunde«, 1965 als Hanswurst in Haydns »Das brennende Haus«, 1966 ans Anzoleto in Wolf-Ferraris »Der Campiello«, 1970 als Mustafà in Rossinis »Italienerin in Algier«, 1972 als Sulpice in Donizettis »Regimentstochter«. Er erwarb internationales Ansehen vor allem durch seine vortreffliche Gestaltung von Buffo-Rollen, beherrschte aber insgesamt mehr als 75 Opernpartien. Seit 1952 trat er bei den Festspielen von Salzburg auf. Hier sang er den Notar im »Rosenkavalier« (1953), den Kuno im »Freischütz« (1954), den Truffaldin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss (1954-55), den Bartolo in »Le nozze di Figaro« (1956, 1962) und den Buonafede in J. Haydns »Il mondo della luna« (1959), wirkte in den Uraufführungen der Opern »Der Prozess« von Gottfried von Einem (17.8.1953 als Untersuchungsrichter und als Prügler) und »Irische Legende« von Werner Egk (17.8.1955 als 2. Kaufmann) mit und trat als Konzertsolist in der C-Moll-Messe von Mozart (1952-53), in Haydns »Schöpfung« (1953), in »Judas Makkabaeus« von Händel (1953), im Mozart-Requiem (1954) und in Bruckners »Te Deum« (1956) auf. 1959-60 sang er beim Glyndebourne Festival den Ochs auf Lerchenau. Er gastierte an den Opernhäusern von Köln und Frankfurt a.M., an der Deutschen Oper Berlin, an den Staatsopern von Hamburg, München und Stuttgart, am Teatro San Carlos Lissabon, an den Nationalopern von Prag und Budapest, am Opernhaus Zürich und am Théâtre de la Monnaie in Brüssel (1954). In der Saison 1959-60 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Ochs und hatte dort in der gleichen Spielzeit einen großen Erfolg als Rocco, er sang dort jedoch nur insgesamt in 8 Vorstellungen. 1965 sang er in Hamburg in der Uraufführung der Oper »Jacobowsky und der Oberst« von G. Klebe. Zu seinen großen Bühnenrollen gehörte auch der Abul Hassan im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. Großer Konzert- und Oratorienbassist. In den siebziger Jahren hatte er als Tevje in dem Musical »Anatevka« große Erfolge, ebenso als Liedersänger. Er wirkte in zahlreichen Fernsehsendungen von Opern in Österreich und in Deutschland mit. Er betätigte sich auch als Fernsehmoderator und nach seinem Abschied von der Bühne wieder als Maler. Er veröffentlichte »Lebenszeiten-Ungebetene Briefe« (Wien, 1987). Er starb nach langer, unheilbarer Krankheit 2000 in Vöcklabruck.
Schallplatten: Columbia (»Der Barbier von Bagdad« von Cornelius), MMS (Komtur in »Don Giovanni«), Philips (»Tiefland«, »Salome«, »Die Hochzeit des Figaro«), Legendary Recordings (»Aida«), Teatro Dischi (»Der Barbier von Sevilla«), Decca (»Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss), Preiser (»Winterreise« von Schubert, Balladen von C. Loewe, weitere Lied-Aufnahmen); auch auf EJS und Remington (Verdi-Requiem) zu hören.
5.7. Henry SKJÆR: 125. Geburtstag
Nach seinem Studium der Politologie und der Wirtschaftswissenschaft war er 1916-19 bei einer großen Bank in Kopenhagen beschäftigt. Er strebte jedoch den Beruf eines Sängers an und war 1920-24 Schüler des Kopenhagener Konservatoriums. Debüt 1924 in Kopenhagen als Don Pizarro in »Fidelio« von Beethoven. Seit 1930 fest engagiertes Mitglied der Königlichen Oper Kopenhagen, der er bis 1973 angehörte. Er sang in dieser langen Zeit dort eine Fülle von Partien, seit 1950 in zwanzig Spielzeiten u.a. den Grafen in »Die Hochzeit des Figaro«, ferner den Rigoletto, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Titelhelden in »Giulio Cesare« von Händel und den Scarpia in »Tosca«. In der denkwürdigen Kopenhagener Premiere von Gershwins »Porgy and Bess« mitten in der deutschen Besatzungszeit 1943 sang er den Crown. Bedeutender Konzertsänger und Pädagoge. Er starb im März 1991.
Schallplatten: einige Titel auf HMV.
6.7. Jean PÉRISSON: 100, Geburtstag
Biographie des französischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Jean_P%C3%A9risson
6.7. Helene PESSIACK: 175. Geburtstag
Sie war die Tochter des Kaufmanns Simon Pesjak (auch Pessiack geschrieben) und der slowenischen Dichterin Luise Pesjak (1828-98). Sie kam im Lauf ihrer Bühnenkarriere zu sehr erfolgreichen Auftritten am Hoftheater von Hannover, an dem sie 1874-76 engagiert war, dann am Hoftheater Wiesbaden (1876-78), am Opernhaus von Breslau (1882-83), am Stadttheater von Barmen (1885-86), am Stadttheater von Aachen (1886-87) und am Stadttheater von Krefeld (Gast-Engagement 1987-88). Sie trat als Gast an den Hoftheatern von Dresden, Berlin und Kassel sowie 1881 an der Berliner Kroll-Oper auf. 1886 gastierte sie am Opernhaus von Riga in drei ihrer großen Partien: als Agathe im »Freischütz«, als Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro« und als Marguerite in »Faust« von Gounod. Auch als Konzertsängerin hatte sie eine bedeutende Karriere. Sie starb im Januar 1917. Sie war mit dem Schauspieler Wilhelm Rieckhoff (1849-1914) verheiratet, der u.a. am Berliner Lessing-Theater, in Hamburg und 1885-89 sowie 1913-14 in Riga engagiert war.
7.7. Elena OBRAZTSOVA: 85. Geburtstag
Sie besuchte das Konservatorium von Leningrad in der Klasse der Pädagogin Antonina Grigorjewna. Noch während ihrer Ausbildung gewann sie 1962 eine Goldmedaille bei den Welt-Jugendfestspielen in Helsinki. 1963 wurde sie vom Konservatorium aus sogleich an das Bolschoi Theater von Moskau verpflichtet. Hier sang sie als Antrittsrolle die Marina in »Boris Godunow«. In den folgenden Jahren hatte sie dort ihre größten Erfolge als Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als Eboli in »Don Carlos« von Verdi, als Carmen, als Ljubascha in der »Zarenbraut« von Rimski-Korsakow, als Hélène Besuchowa in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, als Polina wie als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Amneris in »Aida«, als Kontschakowna in »Fürst Igor« von Borodin, als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns und 1965 als Oberon in der Moskauer Premiere der Oper »A Midsummer Night’s Dream« von Benjamin Britten. Viele Gastspiel zusammen mit dem Ensemble des Bolschoi Theaters: 1964 in Mailand (als Gouvernante in »Pique Dame« und als Fürstin Maria in »Krieg und Frieden«), 1967 in Montreal, 1969 in Paris, 1971 in Wien (als Polina, als Hélène Besuchowa und als Marina), 1973 in Mailand (als Marfa und als Prosia in »Semjon Kotko« von Prokofjew), 1975 in New York. 1970 gewann sie den Tschaikowsky-Wettbewerb, im gleichen Jahr den internationalen Wettbewerb für Sänger in Barcelona. 1973 sang sie bei den Festspielen von Wiesbaden. An der Mailänder Scala hatte sie 1976 einen besonderen Erfolg als Charlotte in »Werther« von Massenet. Hier sang sie auch 1978-79 die großen Verdi-Partien der Eboli, der Ulrica in »Un Ballo in maschera« und im Requiem, außerdem gab sie dort ein Gala-Konzert. An der Mailänder Scala sang sie auch 1980 die Iocasta in Strawinskys »Oedipus Rex«, 1981 die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, 1982 die Giovanna Seymour in Donizettis »Anna Bolena«, 1996 die Babulenka in Prokofjews »Der Spieler« und 2005 die alte Gräfin in »Pique Dame«. An der Oper von San Francisco 1975 als Azucena im »Troubadour«, 1977 als Principessa di Bouillon in »Adriana Lecouvreur« von Cilea und 1990 als Principessa in »Suor Angelica« von Puccini zu Gast. 1973-74 und 1983 große Erfolge am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1975-87 gastierte sie in insgesamt 26 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper als Carmen, als Amneris, als Santuzza und als Azucena. 1975-81 gab sie mehrfache Gastspiele an der Nationaloper Budapest. 1976-79, 1987, 1990 und 2001-02 Mitglied der Metropolitan Oper New York, wo sie im Oktober 1976 als Antrittsrolle die Amneris sang und in insgesamt 55 Vorstellungen auch als Dalila, als Charlotte, als Carmen, als Adalgisa in »Norma«, als Azucena, als Ulrica, als Babulenka und als Madame Akhrosimova in Prokofjews »Krieg und Frieden« eine glanzvolle Karriere entwickeln konnte. 1978 übernahm sie bei den Festspielen von Salzburg die Partie der Eboli und gab dort 1979 einen Liederabend. 1985 gastierte sie bei den Festspielen in der Arena von Verona, 1987 in Budapest und bei den Festspielen von Wiesbaden, 1989 am Teatro Colón Buenos Aires als Amneris, 1985 beim Festival von Ravenna als Santuzza. An der Covent Garden Oper London hörte man sie 1981 und 1985 als Azucena. 1996 gastierte sie mit dem Ensemble der Oper von St. Petersburg an der Opéra Bastille Paris als Babulenka. 1998 hinterließ sie bei einem Gastspiel in Venedig als Principessa in Puccinis »Suor Angelica« einen bewegenden Eindruck, ebenso als alte Gräfin in »Pique Dame« und als Babulenka im neu eröffneten Festspielhaus von Baden-Baden. 1999 gastierte sie (zusammen mit dem Bolschoi-Ensemble) im Coliseum Theatre in London als Marina; im gleichen Jahr sang sie an der Oper von St. Petersburg die alte Gräfin in »Pique Dame«. 2000 übernahm sie an der Opéra Bastille Paris die Madame Akhrosimova. Im Laufe ihrer Karriere ist sie auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium als Gast in Italien, Frankreich, England, Spanien und Deutschland, in Kanada und Japan und natürlich in den russischen Musikmetropolen aufgetreten. Sie führte auch in Opernaufführungen Regie, u.a. 1986 am Bolschoi Theater Moskau in Massenets »Werther«. Sie wurde 1973 zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt und erhielt 1976 den Staatspreis der Sowjetunion. Sie starb 2015 in Leipzig. Seit 1984 war sie mit dem aus Litauen stammenden Dirigenten Algis Žiūraitis (1928-98) verheiratet. – Ihre üppige, dunkel timbrierte, ausdrucksstarke, bis zu suggestiver Dramatik reichende Stimme wurde durch ein herausragendes Darstellungsvermögen ergänzt. Im Konzertsaal erwies sie sich als hoch begabte Lied-Interpretin, und zwar sowohl für das russische Lied wie für das Liedgut der deutschen Romantik als auch für spanische Kompositionen (Lieder von Manuel de Falla, »Tonadillas« von Granados). Eine der bedeutendsten Altistinnen ihrer Generation.
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion, darunter die vollständige Oper »Fürst Igor« von Borodin. Sang auf HMV die Azucena im »Troubadour«, auf DGG in »Samson et Dalila« von Saint- Saëns (mit Placido Domingo als Partner), in Massenets »Werther«, in »Aida«, »Rigoletto« und »Luisa Miller« von Verdi, auf CBS in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, auf Capriccio in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók.
8.7. Rudolf HAAS: 175. Geburtstag
Nachdem er mit der österreichischen Armee am Italien-Feldzug von 1866 teilgenommen hatte, wurde er Respicient in der staatlichen Finanzverwaltung und war an Zollämtern in Schärding und in Passau beschäftigt. 1879 ging er als Dilettant zu einer reisenden Theatertruppe und trat erstmals in Rottmünster in Bayern auf der Bühne auf. Er war dann als Schauspieler und Sänger bei derartigen Truppen tätig, die u.a. in München (Elysium-Theater), Wien (Fürst-Theater), Saaz, Eger und Prag, schließlich in Salzburg und in Bukarest, ihre Vorstellungen gaben. Er schloss sich einer Wanderbühne an, deren Tournee durch Italien bis nach Sizilien führte. Dann wiederum kamen Auftritte in Bad Kissingen, am Deutschen Theater Budapest, in Würzburg, Nürnberg, Hannover und Chemnitz zustande. In den Jahren 1893-96 war er als Sänger, Schauspieler und Spielleiter am Wilhelm-Theater in Magdeburg beschäftigt. Seit 1899 wirkte er als erster Komiker in humoristischen Väterrollen am Gärtnerplatztheater in München. 1902 ging er als Regisseur an das Stadttheater Leipzig, dem er bis 1918 angehörte, und wo er als Regisseur für Operetten und musikalische Possen tätig war, aber auch noch als Operettensänger auftrat. Er verbrachte seinen Ruhestand in Herrsching am Ammersee, wurde aber durch die wirtschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg gezwungen, erneut zu gastieren und ging dieser Tätigkeit von Leipzig aus nach. Er betätigte sich auch als Sprecher am damals aufkommenden Rundfunk. Aus seinem Repertoire für die Bereiche der Oper und der Operette sind der Beppo in »Fra Diavolo«, der Ritter Adelhof im »Waffenschmied« von Lortzing, der Ollendorf in Millöckers »Der Bettelstudent«, der Frank wie der Frosch in der »Fledermaus«, der Bobèche in »Blaubart« von Offenbach und der Larivandière in »La fille de Mme Angot« von Lecocq zu nennen. Er starb 1927 in Leipzig.
9.7. Eberhard WAECHTER: 95. Geburtstag
Er studierte seit 1947 zuerst Klavierspiel und Musiktheorie an der Wiener Musikhochschule, seit 1950 Gesang bei Elisabeth Rado. 1953 folgte er einem Ruf an die Wiener Staatsoper (Debüt als St. Brioche in »Die lustige Witwe«), an der er bis 1983 blieb (letzter Auftritt als Sprecher in der »Zauberflöte«). Er trat an der Wiener Staatsoper im Ablauf seiner langen Karriere in 1193 Vorstellungen auf und wurde zu deren Ehrenmitglied ernannt. Man sah ihn hier u.a. als Silvio im »Bajazzo«, als Valentin in »Faust« von Gounod, als Tomski in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Dr. Falke wie als Eisenstein in der »Fledermaus«, als Graf von Liebenau im »Waffenschmied« von Lortzing, als Ottokar im »Freischütz«, als Lord Kookburn in »Fra Diavolo« von Auber, als Wolfram in »Tannhäuser«, als Germont-père in »La Traviata«, als Moralès wie als Escamillo in »Carmen«, als Marcello in »La Bohème«, als Melot in »Tristan und Isolde«, als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«, als Ping in Puccinis »Turandot«, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Don Giovanni, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Ford in Verdis »Falstaff«, als Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Donner wie als Wotan im »Rheingold«, als Titelheld in Händels »Julius Caesar« wie in Borodins »Fürst Igor«, als Gérard in Giordanos »Andrea Chénier«, als Amfortas in »Parsifal«, als Golaud in »Pelléas et Mélisande«, als Minister in »Fidelio«, als Graf Luna im »Troubadour«, als Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, als Scarpia in »Tosca«, als Heerrufer in »Lohengrin«, als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Titelheld in »Dantons Tod« von G. von Einem, als Don Alfonso in »Così fan tutte«, als Titelhelden in »Simon Boccanegra« von Verdi, als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, als Wladislaw in »Dalibor« von Smetana, in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, als Rigoletto, als Morone in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als König Melchior in »Amahl und die nächtlichen Besucher« von G.C. Menotti. Am 23.5.1971 sang er an der Staatsoper Wien in der Uraufführung der Oper »Der Besuch der alten Dame« von Gottfried von Einem den Ill, bereits am 17.6.1956 in der Uraufführung von Frank Martins »Der Sturm« den Prospero. Er trat auch oftmals an der Wiener Volksoper auf, u.a. 1965 als Homonay im »Zigeunerbaron«, 1973 als Danilo in »Die lustige Witwe«, 1979 als Bartolo im »Barbier von Sevilla« (während sein Sohn Franz Wächter den Figaro sang) und 1986 als Beppo in »Fra Diavolo« von Auber. Der Künstler hatte dann eine glanzvolle internationale Karriere. Er gastierte an der Scala in Mailand (Debüt 1960 als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1962 als Titelheld in Luigi Dallapiccolas »Il Prigioniero«, als Kothner und als Golaud), an der Covent Garden Oper London (1956 als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1959 als Amfortas und als Renato, 1965 als Don Giovanni), an den Staatsopern von München und Stuttgart, in Rom, Berlin und Brüssel. Seit 1956 trat er bei den Festspielen von Salzburg in Erscheinung, wo man ihn vor allem als Mozart-Sänger bewunderte (1956 als Arbace in »Idomeneo« und als 2. Priester in der »Zauberflöte«, 1958 als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1960 als Sprecher in der »Zauberflöte«, 1960-61 als Don Giovanni, 1961 als Oberpriester in »Idomeneo«, 1964-65 als Orest in »Elektra« von R. Strauss, 1965 als Schtschelkalow in Mussorgskys »Boris Godunow«). Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er 1958-60 und 1966 als Amfortas mit, 1958-59 als Kothner, 1958-60 als Heerrufer, 1962 und 1966 als Kurwenal in »Tristan und Isolde« und 1962, 1964 und 1966 als Wolfram. Gastspiele an der Opernhäusern von Dallas (1960) und San Francisco (1964 als Barak in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Germont-père, als Graf in »Le nozze di Figaro« und als Amfortas). 1960 wurde er an die New Yorker Metropolitan Oper verpflichtet, an der er im Jänner 1961 dreimal den Wolfram sang. In dieser Partie hatte er auch 1959 an der Grand Opéra Paris debütiert; an der Oper von Chicago übernahm er als Antrittsrolle 1960 den Grafen in »Le nozze di Figaro«. Am 18.9.1980 wirkte er am Theater an der Wien in der Uraufführung der Oper »Jesu Hochzeit« von Gottfried von Einem als Josef mit. 1985 nahm er an der Japan-Tournee der Wiener Volksoper teil. Aus seinem umfangreichen Repertoire für die Bühne sind ergänzend der Eugen Onegin von Tschaikowsky und der Wozzeck von A. Berg zu nennen. Seit etwa 1973 verlegte er sich auf den Vortrag von Buffo-Rollen wie dem Dulcamara in »L’Elisir d’amore« (1973 Theater an der Wien) und dem Gianni Schicchi in Puccinis gleichnamiger Oper. 1979 trat er nochmals bei den Salzburger Festspielen – diesmal als Schauspieler – auf: er spielte in »Das weite Land« von Arthur Schnitzler den Doktor von Aigner. 1987 wurde er Direktor der Wiener Volksoper, 1991 übernahm er dann die Direktion der Wiener Staatsoper. Er brach 1992 plötzlich während eines Spaziergangs mit seiner Gattin im Wiener Wald tot zusammen. – Dunkel glänzende, ausdrucksvolle Baritonstimme, sowohl auf der Bühne als auch im Konzertsaal in einem umfassenden Repertoire erfolgreich.
Schallplatten der Marken DGG (»Tristan und Isolde«, »Der Freischütz«, Wolfram in »Tannhäuser«, Wien 1963), Decca (»Salome«, »Arabella«, »Das Rheingold«, »Die Fledermaus«, »Wozzeck« und »Lulu« von A. Berg), Columbia (»Le nozze di Figaro«, »Don Giovanni«, »Die Fledermaus«, »Der Rosenkavalier«, »Capriccio« von R. Strauss), Philips (»Don Giovanni«, »Tannhäuser«, »Tiefland«), Ariola-Eurodisc (»Cavalleria rusticana«), Italia (»Il Prigioniero« von Dallapiccola), Sony (»Die Csárdásfürstin« von E. Kálmán), Amadeo-Polygram (»Der Besuch der alten Dame«) und RCA (»Die Fledermaus«). Auf Replica singt er den Heerrufer in »Lohengrin« (Bayreuth, 1958), weiter Opernmitschnitte auf Melodram (»Parsifal« und »Lohengrin«, Bayreuth 1958 bzw. 1960), Movimento Musica (»Fidelio«, »Die Zauberflöte« und aus Salzburg als Titelheld in »Don Giovanni«, 1960 und in »Idomeneo«, 1961), Morgan (»Don Carlos«).
9.7. Signe AMUNDSEN: 125. Geburtstag
Sie erhielt ihre erste Ausbildung bei Mimi Hviid in Oslo und studierte dann weiter bei W. Bernardi in Paris und in Mailand. 1920 debütierte sie in Oslo als Norina in »Don Pasquale« von Donizetti, doch spielte sich ihre weitere Karriere im Wesentlichen außerhalb ihrer norwegischen Heimat ab. Häufig trat sie in Italien auf, wo sie meistens unter den Namen Silvia Garetti oder Gina Garini sang; so wirkte sie in Italien an Theatern in Rom, Neapel, Turin, Bologna und Catania (1935). 1935 sang sie an der Oper von Monte Carlo die Margherita in »Mefistofele« von Boito, 1936 an der Opéra-Comique Paris die Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Dazu trat sie gastweise in Bordeaux und Nizza, in Berlin, Antwerpen und Stockholm auf. Zu ihren wichtigsten Bühnenrollen gehörten die Leonore im »Troubadour«, die Traviata, die Aida, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Agnese in »Beatrice di Tenda« von Bellini, die Butterfly, die Mimi in »La Bohème«, die Titelfigur in »Manon Lescaut« von Puccini, die Elsa in »Lohengrin«, die Brünnhilde in der »Walküre« und die Marguerite in »Faust« von Gounod. Sie starb 1987 in Oslo.
Einige Schallplattenaufnahmen auf HMV.
10.7. Jonny BLANC: 85. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung an der Königlichen Musikakademie von Stockholm; seine hauptsächliche Lehrerin war hier Käthe Sundström; weitere Studien bei Clemens Kaiser-Breme in Essen. Debüt als Bariton 1962 am Stora Theater Göteborg; er sang 1963-65, immer noch im Baritonfach, am Odeontheater in Stockholm. 1967 erneutes Debüt, jetzt als Tenor, an der Königlichen Oper Stockholm in der Rolle des Dimitrij in Mussorgskys »Boris Godunow«. Seither große Karriere an der Stockholmer Oper. Zahlreiche Gastspiele an den Opernhäusern von Malmö und Oslo, dann auch an der Oper von Frankfurt a.M., an der Oper von Kopenhagen, bei der Scottish Opera Glasgow (1976-77 als Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«), in Miami, Helsinki und Lissabon. Seit 1966 eine der Hauptkräfte des Ensembles der Drottningholmer Festspiele, wo er 1973-74 in der Wiederaufführung der vergessenen Oper »Gustaf Adolf och Ebba Brahe« von G.J. Vogler mitwirkte. Er gastierte mit dem Drottningholm Theater bei den Festspielen in Hannover-Herrenhausen. 1971 sang er in Oslo in der Uraufführung der Oper »Anne Pedersdotter« von Braein, am 18.1.1973 an der Stockholmer Oper in der von J.L. Werles »Tintomara«. Beim Edinburgh Festival trat er 1974 bei einem Gastspiel der Königlichen Oper Stockholm als Stewa in Janáceks »Jenufa« auf. In seinem umfangreichen Bühnenrepertoire fanden sich sowohl lyrische als auch heldische Tenorpartien, von denen noch der Nerone in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, der Riccardo in Verdis »Maskenball«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Don José in »Carmen«, der Florestan in »Fidelio«, der Siegmund in der »Walküre«, der Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky und der Eisenstein in der »Fledermaus« genannt seien. Erfolgreicher Konzert- und Oratoriensänger. Er starb im Dezember 2011.
Schallplatten auf HMV und auf Gramofon ab Electra. Auf MRF Mitschnitt einer Aufführung von Voglers »Gustaf Adolf och Ebba Brahe« aus Drottningholm von 1973.
11.7. Hermann PREY: 95. Geburtstag
Er erhielt seine Gesangsausbildung an der Berliner Musikhochschule durch Jaro Prohaska, Günther Baum und Harry Gottschalk. 1951 gab er seinen ersten Liederabend. Er gewann 1952 einen Gesangwettbewerb des Hessischen Rundfunks in Frankfurt a.M. Er debütierte 1952 bei einem Gastspiel des Staatstheaters Wiesbaden in Bad Salzschlirf als Moruccio in »Tiefland« von d’Albert. Er war 1953-58 an der Staatsoper Hamburg, 1958-60 an der Städtischen Oper Berlin, seit 1960 bis zu seinem Tod an der Bayerischen Staatsoper München engagiert. 1956 unternahm der Künstler eine sehr erfolgreiche Nordamerika-Tournee, bei der man ihn vor allem als Lied-Interpreten bewunderte. Bereits 1957 debütierte er an der Wiener Staatsoper als Figaro im »Barbier von Sevilla« und sang hier bis 1994 in insgesamt 79 Vorstellungen außerdem noch den Wolfram in »Tannhäuser«, den Kapellmeister Storch in »Intermezzo« von R. Strauss, sowohl den Grafen als auch den Figaro in »Le nozze di Figaro«, den Olivier in »Capriccio« von R. Strauss, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Don Giovanni, den Sprecher in der »Zauberflöte« und den Eisenstein in der »Fledermaus«. Seit 1959 Jahr für Jahr bedeutende Erfolge bei den Salzburger Festspielen; er sang dort 1959 den Barbier in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, 1960-65 und 1972-77 den Guglielmo, 1967-68, 1970 und 1974 den Papageno, 1968 den Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1971 den Grafen in »Le nozze di Figaro«; er trat in Salzburg auch als Solist in Konzerten (1960 und 1975 in Mahlers 8. Sinfonie sowie 1965 in Haydns »Die Schöpfung«), vor allem aber fast alljährlich als Liedersänger (1961-68, 1970-79, 1981-82, 1984-85, 1987-88, 1991, 1993, 1995-97) in Erscheinung. Bei den Bayreuther Festspielen hörte man ihn 1965-67 als Wolfram, dort wiederum 1981-84 und 1986 mit sensationellem Erfolg als Beckmesser aufgetreten. Er gastierte in Kopenhagen, Amsterdam und Brüssel. 1960 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Wolfram). Dort trat er in zwölf Spielzeiten in insgesamt 65 Vorstellungen auch als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Papageno, als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Eisenstein und als Beckmesser auf. 1960 Gastspiel an der Oper von Dallas, 1961 an der Oper von Philadelphia (als Wolfram), 1961 in Den Haag (als Graf in »Le nozze di Figaro«), 1963 an der San Francisco Opera (als Olivier, als Guglielmo und als Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1982 noch einmal als Figaro in »Le nozze di Figaro«) sowie beim Maggio Musicale von Florenz (1963 als Wolfram), 1971 in Chicago. An der Mailänder Scala sang er 1969 und 1976 die Titelrolle im »Barbier von Sevilla«, 1974 den Grafen in »Le nozze di Figaro«, 1976 den Guglielmo, 1986 den Papageno und 1990 den Beckmesser; er gab an der Scala 1972, 1974, 1978, 1985-86, 1988, 1990 und 1996 erfolgreiche Liederabenden. Er sang mit dem Ensemble der Münchner Oper 1965 beim Edinburgh Festival in der englischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Intermezzo«. Seit 1973 war er auch oft an der Covent Garden Oper London zu hören (1973 als Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1977 als Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1977-79 und 1983-84 als Eisenstein, 1979 als Guglielmo, 1983 als Papageno und 1990 als Beckmesser). Weitere Gastspiele am Teatro Colón Buenos Aires, bei den Festspielen von Aix-en-Provence (1962 als Don Giovanni), Wiesbaden, Köln, Florenz (1986 als Beckmesser) und Bregenz (Konzert 1976 sowie 1978, 1980 und 1983 Liederabende), in Frankfurt a.M., Stuttgart, Boston, Houston (Texas) und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er sang am 17.10.1955 in Hamburg in der Uraufführung von E. Kreneks Oper »Pallas Athene weint«, am 22.5.1960, ebenfalls an der Hamburger Staatsoper, in der von H.W. Henzes »Prinz von Homburg«. 1961 gastierte er als Konzertsolist in Tokio, 1962 in Den Haag, Stockholm und Oslo, 1977 in Prag. 1981 trat er in einem Liederabend an der Grand Opéra Paris auf. Seit 1982 Professor an der Musikhochschule Hamburg. Er starb ganz plötzlich im Juli 1998 in Krailling (Oberbayern) an einem Herzinfarkt, nachdem er noch wenige Tage vorher in München ein Konzert gegeben hatte. Seine warme, ausdrucksschöne Baritonstimme erregte auf der Bühne vornehmlich in lyrischen Partien, im Konzertsaal in der überlegenen, tief musikalischen Interpretation des Oratoriums wie namentlich des Liedes Bewunderung. – Sein Sohn Florian Prey (* 1960) schlug auch die Sängerlaufbahn ein und debütierte 1986 an der Wiener Kammeroper.
Viele Schallplattenaufnahmen auf Columbia (»Der Barbier von Bagdad« von Cornelius, »Die Kluge« von Orff, »Ariadne auf Naxos«, »Carmen«, »Le nozze di Figaro«, »Der Barbier von Sevilla«, »Zar und Zimmermann«, Lieder-Zyklen wie Schuberts »Winterreise«), DGG (»Oberon«, »Palestrina« von Pfitzner, »Ariadne auf Naxos«, 8. Sinfonie von G. Mahler), Decca (»Die Zauberflöte«), Philips, Eurodisc (»Carmina Burana«, Matthäuspassion), Orfeo (»Lazarus« von Schubert, »La Traviata«, »Das Liebesverbot« von Richard Wagner), RCA (»Die tote Stadt« von Korngold), CBS (»Schwanda der Dudelsackpfeifer« von Weinberger), HMV-Electrola (»Boccaccio« von F. von Suppé), Dino-Records (Matthäuspassion), Sony (Ein deutsches Requiem von J. Brahms), Melodram (»Intermezzo« von R. Strauss), Capriccio (»Das Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, »Der Trompeter von Säckingen« von V. Nessler). Hinzu tritt eine Fülle von Liedaufnahmen auf verschiedenen Marken, u.a. auf Capriccio (Lieder und Balladen von Carl Loewe) und Denon (»Winterreise« von Schubert, Lieder von R. Schumann, auch Solo in der 8. Sinfonie von G. Mahler); Castle-Video (Matthäuspassion), RCAAriola-Video (Carmina Burana). Frühe Aufnahmen auf Imperial.
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.hermannprey.de/
11.7. Liliane BERTON: 100. Geburtstag
Zunächst studierte sie am Konservatorium von Lille, dann am Conservatoire National in Paris. 1950 kam es zu ihrem Bühnendebüt an der Oper von Marseille als Blondchen in Mozarts »Entführung aus dem Serail«. 1952 kam sie an die Pariser Grand Opéra (Antrittsrolle: Siebel in »Faust« von Gounod). Im gleichen Jahr 1952 wirkte sie an der Opéra-Comique Paris in der Uraufführung der Oper »Dolorès« von Lévy mit. Ihre Karriere entwickelte sich sehr schnell. Sie trat an den beiden großen Opernhäusern der französischen Metropole Paris auf und galt bald als eine der bedeutendsten lyrischen Koloratursopranistinnen, die Frankreich innerhalb ihrer Generation aufzuweisen hatte. Gastspiele in Lyon, Marseille, Lille und auch an ausländischen Bühnen brachten ihr immer neue Erfolge ein. 1961 gab sie Gastspiele in Nordafrika. 1963 sang sie bei den Festspielen von Glyndebourne die Susanna in »Le nozze di Figaro«, 1965 am Teatro Colón Buenos Aires und 1970 am Teatro San Carlos Lissabon in »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc, 1967 an der Oper von Monte Carlo in »The Telephone« von Gian Carlo Menotti. Sie trat auch gastweise an den Opernhäusern von Toulouse und Bordeaux, in Rio de Janeiro und London, in Holland und in der Schweiz auf. In ihrem Repertoire standen an erster Stelle Rollen wie der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Titelheldin in »Les Noces de Jeannette« von Massé, die Eurydice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck und die Marguerite in »Faust« von Gounod. 1957 sang sie an der Grand Opéra in der Erstaufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Poulenc die Partie der Constance, 1957 wie 1968 die Sophie im »Rosenkavalier«. Auch als Konzertsängerin schätzte man sie allgemein. Sie wirkte später als Pädagogin am Conservatoire National de Paris. Sie starb 2009 in Paris.
Die Künstlerin hat auf der Schallplatte eine Reihe vollständiger Opern gesungen: auf Pathé (»Der Barbier von Sevilla«, »Werther« von Massenet, Eurydice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, »Les Noces de Jeannette« von Massé), auf HMV (»Faust«, »Dialogues des Carmélites« von Poulenc), EMI (Hélène in »Une Education manquée« von Chabrier), auf Philips, auf Concert Hall und auf Pleïade. Sehr viele Operettenquerschnitte auf Decca-Oméga (u.a. auch die Opern »Si j’étais Roi« von Adam und »Les Dragons de Villars« von Maillart).
11.7. Adolphe SAMUEL: 200. Geburtstag
Er begann seine musikalische Ausbildung am Konservatorium seiner Geburtsstadt Lüttich bei Louis-Joseph Daussoigne-Méhul und in der Klavierklasse von Étienne Soubre. 1838 verzog seine Familie nach Brüssel, wo er gemeinsame Auftritte mit Charles de Bériot und der Sängerin Paulina García hatte. Ab 1839 studierte er auf Anraten von François-Joseph Fétis am Brüsseler Konservatorium Klavier bei Jean-Baptiste Michelot, Harmonielehre bei Charles Bosselet, Orgel bei Christian Friedrich Girschner sowie Kontrapunkt und Fuge bei Fétis. 1845 gewann er mit der Kantate La Vendetta den belgischen Prix de Rome. Auf der damit verbundenen Studienreise suchte er Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, Giacomo Meyerbeer in Berlin und Ferdinand Hiller in Dresden auf. Über Stationen in Prag und Wien erreichte er Ende 1846 Rom. Dort entstanden unter anderem seine Opera seria Giovanni da Procida und seine Zweite Sinfonie, die nach seiner 1849 erfolgten Rückkehr nach Brüssel, durch Fétis aufgeführt wurde. Im gleichen Jahr fand die Uraufführung seiner Oper Madelaine statt. Die sinfonische Dichtung Roland à Ronceveaux wurde bei einer Sitzung der Königlichen Akademie des Beaux Arts 1850 aufgeführt. Im Folgejahr begann er im Auftrag der belgischen Regierung mit der Arbeit an der komischen Oper Les deux prétendants. Zum 25. Jahrestag der Krönung von Belgiens erstem König Leopold von Sachsen-Coburg 1856 komponierte er die Kantate L’union fait la force. Eine Kantate zur Einweihung der Kongresssäule in Brüssel wurde mit 2500 Choristen und Instrumentalisten aufgeführt. Seit 1853 verband Samuel eine Freundschaft mit Hector Berlioz, nachdem er als Kritiker der Zeitung Le Télégraphe, der Londoner Uraufführung von dessen Oper Benvenuto Cellini beigewohnt und im Gegensatz zur verbreiteten Meinung der Musikkritik das Werk gelobt hatte. Nach einer Zeit als Korrepetitor in Solfège- und Klavierklassen wurde er 1860 Professor für Harmonielehre am Brüsseler Konservatorium. 1865 gründete er in Brüssel nach dem Vorbild von Jules Pasdeloup eine Konzertreihe, die den musikalischen Bildungsstand des Volkes erhöhen und das Interesse für gute Musik verbreiten sollte. Im Rahmen der Reihe wurden neben Werken zeitgenössischer Komponisten und von Berlioz Kompositionen von Peter Benoit, Léon de Burbure, François-Joseph Fétis, Gustave Huberti und Henri Vieuxtemps aufgeführt. Es traten Anton Rubinstein als Dirigent und Musiker wie Clara Schumann und Joseph Joachim als Solisten auf. Nachdem er 1871 Direktor des Konservatoriums von Gent wurde, musste er seine Concerts populaires aufgeben. Im Rahmen der Konservatoriumskonzerte an seiner neuen Wirkungsstätte, fanden vor allem seine Wagner-Aufführungen Beifall. Samuels bedeutendste Werke waren seine letzten beiden Sinfonien. Die Sechste, die als dritte Fassung der Zweiten Sinfonie über einen Zeitraum von 45 Jahren entstand, sollte als Symphonie à programme die Menschheitsgeschichte mit musikalischen Mitteln darstellen. Sie wurde bei einem Konzert des Konservatoriums von Gent Ende 1889 uraufgeführt. Die Siebente Sinfonie als Symphonie mystique trug den Titel Christus. 1874 wurde er zum Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique gewählt. Er starb 1898 in Gent. Auch Adolphe Samuels Sohn Eugène Samuel-Holeman (1866–1942) wurde als Pianist und avantgardistischer Komponist bekannt, der bereits vor Arnold Schönberg die Atonalität anwandte.
12.7. Brünnhild FRIEDLAND: 100. Geburtstag
Sie war an der Dresdner Musikakademie Schülerin von Eduard Plate und von J.H. Eduard. 1947 Debüt an der Volksoper Dresden als Leonore im »Troubadour«; 1948-50 in Görlitz, 1950-69 an der Staatsoper Dresden verpflichtet. Hier hatte sie eine große Karriere und sang u.a. die Agathe im »Freischütz«, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Elsa in »Lohengrin«, die Desdemona in »Otello«, die Isolde in »Tristan und Isolde« und die Marschallin im »Rosenkavalier«. 1951 und 1953 wirkte sie bei den Festspielen von Bayreuth als Gerhilde in der »Walküre« mit, wie sie denn überhaupt als begabte Wagner-Interpretin galt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Westdeutschland kam sie 1970 wieder in die DDR zurück, wo sie noch Gastspiele (Leipzig, Dresden) gab. Später lebte sie wieder in Westdeutschland. Sie starb 1986 in Hamburg.
Einige Aufnahmen bei Eterna (Querschnitt durch Verdis »Otello«), Columbia (3. Akt »Walküre« aus Bayreuth, 1951).
13.7. Christa-Maria ZIESE: 100. Geburtstag
Ihre Lehrer waren die Pädagogen Gottlieb Zeithammer und Josef-Maria Hausschild in Leipzig. Sie gewann den Bach-Gesangwettbewerb in Dresden und den internationalen Concours von Prag (1949). Bühnendebüt 1947 an der Oper von Leipzig als Hänsel in »Hänsel und Gretel«. Sie war dann bis 1951 und wiederum 1954-77 hoch geschätztes Mitglied dieses Opernhauses, gastierte aber gleichzeitig an den Staatsopern von Dresden und Berlin und an der Komischen Oper Berlin. 1952-54 war sie am Nationaltheater von Weimar engagiert Erfolgreiche Gastspiele am Moskauer Bolschoi Theater, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Hamburg, Hannover, Zürich, Brno (Brünn) und Nizza. Ihre groß dimensionierte, von besonderer Ausdruckskraft getragene Sopranstimme erreichte ihre besten Leistungen im hochdramatischen Repertoire (Leonore in »Fidelio«, Santuzza in »Cavalleria rusticana«, Salome, Aida, Tosca, Carmen, Turandot von Puccini, Senta in »Der fliegende Holländer«, Isolde in »Tristan und Isolde«, Venus in »Tannhäuser«). Auch im Konzertsaal hatte die Künstlerin große Erfolge. Sie starb 2012 in Meiningen. Sie war verheiratet mit dem Bass-Bariton Rainer Lüdeke (1927-2005), der ebenfalls am Opernhaus von Leipzig wirkte.
Schallplatten: Eterna.
13.7. Carlo BERGONZI: 100. Geburtstag
Studium bei Maestro Grandini und am Konservatorium von Parma. Während seines Studiums wurde er wegen antifaschistischer Tätigkeit verhaftet. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zur italienischen Armee eingezogen und kam 1943 in ein deutsches Internierungslager. Er konnte erst nach Kriegsende seine Ausbildung beenden. Er war u.a. auch Schüler des Pädagogen Francesco Carrino in Triest. Debüt im Baritonfach 1947 in Catania als Schaunard in Puccinis »La Bohème«. 1948 begann er seine eigentliche Karriere am Stadttheater von Lecce als Titelheld in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Er sang drei Jahre lang im Bariton-Fach, wurde dann Tenor und debütierte als solcher 1951 am Teatro Petruzzelli in Bari als Titelheld in »Andrea Chénier« von Giordano. 1951 sang er die Tenor-Partien in einem Zyklus von Verdi-Opern, die der italienische Rundfunk anlässlich der Verdi-Gedenkfeiern sendete. Dann Gastspiele in Neapel, Brescia und Rom, schließlich seit 1953 große Erfolge an der Mailänder Scala, wo er am 25.3.1953 in der Uraufführung der Oper »Masaniello« von Jacopo Napoli (in der Titelrolle) debütierte. Er kam an der Mailänder Scala zu einer sehr erfolgreichen Karriere und sang dort 1955 und 1965 den Alvaro in »La forza del destino«, 1956 den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«, 1963, 1965 und 1976 den Radames in »Aida«, 1963-64 und 1967 das Tenor-Solo im Verdi-Requiem, 1964 den Faust in A. Boitos »Mefistofele« und den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, 1964 und 1967 den Manrico im »Troubadour«, 1966 den Nemorino in »L’Elisir d‘amore« und 1968 den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera« sowie 1983 und 1993 sehr erfolgreiche Liederabende. Weitere Gastspiele am Teatro Colón von Buenos Aires und an der Hamburger Staatsoper. Er bereiste Spanien, Portugal, England, Frankreich und Südamerika. 1953 sang er am Stoll Theatre London den Alvaro, seit 1962 regelmäßig an der Covent Garden Oper London zu hören (Antrittsrolle: gleichfalls Alvaro). Er trat an der Londoner Covent Garden Oper bis 1985 u.a. auch als Manrico, als Riccardo, als Rodolfo in »Luisa Miller« von Verdi und als Edgardo auf. Sein US-Debüt fand an der Oper von Chicago 1955 statt, als er an einem Abend den Luigi in Puccinis »Il Tabarro« und den Turiddu in »Cavalleria rusticana« sang. 1956 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Radames). Hier wurde er bis 1988 in insgesamt 324 Aufführungen in 22 Rollen gefeiert: als Manrico, als Cavaradossi in »Tosca«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Don José in »Carmen«, als Alvaro, als Andrea Chénier, als Edgardo, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, als Canio im »Bajazzo«, als Gabriele Adorno, als Riccardo, als Ernani, als Herzog in »Rigoletto«, als Nemorino, als Enzo in »La Gioconda«, als Pollione in Bellinis »Norma«, als Alfredo in »La Traviata«, als Turiddu und als Rodolfo in Verdis »Luisa Miller«. Ostern 1964 sang er dort im Verdi-Requiem zum Gedächtnis des amerikanischen Präsidenten Kennedy. 1959 erschien er in der Premiere von Verdis »Macbeth« als Macduff. 1981 feierte man seine 25jährige Zugehörigkeit zur Metropolitan Oper mit einer Gala-Soirée. 1996 trat er letztmalig in einem Gala-Konzert für James Levine an der Metropolitan Oper auf. 1958-78 wirkte er bei den Festspielen von Verona mit und trat 1990 nochmals dort auf. An der Wiener Staatsoper, an der er 1959 als Radames debütierte, sang er bis 1988 in insgesamt 38 Vorstellungen außerdem noch den Andrea Chénier, den Canio, den Rodolfo in »La Bohème«, den Turiddu, den Alvaro, den Riccardo, den Pinkerton, den Cavaradossi, den Manrico und den Edgardo. 1970 übernahm er bei den Festspielen von Salzburg das Tenor-Solo im Verdi-Requiem. 1985 sang er in der New Yorker Carnegie Hall den Oronte in einer konzertanten Aufführung von Verdis »I Lombardi«. Noch 1999 gab er am Teatro Verdi in Carrara ein Konzert. 2000 sang er in der Carnegie Hall in New York, inzwischen 75 Jahre alt, die Titelrolle in einer konzertanten Aufführung von Verdis »Otello«, musste die Aufführung aber im 2. Akt abbrechen. Im Juli 2000 gab er in Wien, im September in Zürich einen Liederabend. Er starb 2014 in Mailand.
Seine klangschöne Stimme und sein nuancenreicher musikalischer Vortrag wurden vor allem im Verdi-Repertoire geschätzt. Nach Beendigung seiner Karriere eröffnete er ein Hotel und ein Restaurant in Busseto, dem Geburtsort von Giuseppe Verdi, betätigte sich dort aber auch als Gesangspädagoge.
Lit: R. Celletti: Le grandi Voci (Rom, 1964).
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen auf Cetra (»I Pagliacci«, »Simon Boccanegra«), Decca (»Aida«, »Don Carlos« von Verdi, »La Traviata«, »Adriana Lecouvreur« von Cilea), DGG (»Il trovatore«, »Cavalleria rusticana«, »Rigoletto«), RCA (»Luisa Miller«, »Edgar« von Puccini, »Un ballo in maschera«, »Ernani«, »Macbeth«, »Lucia di Lammermoor«, »La Traviata«), Morgan (»I due Foscari« von Verdi), EJS (»Giovanna d’Arco« von Verdi), Philips (»Attila« und »I Masnadieri« von Verdi), Orfeo (»Oberto« von Verdi), Harmonia mundi, CBS (»Edgar« von Puccini), Melodram (»Werther« von Massenet), JPC (»Lucia di Lammermoor«), Capriccio (Belcanto-Kanzonen), Relief/Helikon (Aufnahme eines Lieder- und Arienabends vom 30.9.1991 im Opernhaus von Zürich), Myto (Alvaro in »La forza del destino«), Gala (Enzo in Ausschnitten aus »La Gioconda«, Metropolitan Oper New York 1979); Hardy-Video (»Aida«, Verona 1966). Im Christophorus-Verlag erschienen Alben mit Barock-Arien und neapolitanischen Liedern.
14.7. Benito MARESCA: 90. Geburtstag
Schüler von Marcel Klass in São Paulo. Bühnendebüt 1965 am Opernhaus von São Paulo als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Er gehörte bald zu den bekanntesten brasilianischen Sängern seiner Generation und wurde vor allem an den Opernhäusern von São Paulo und Rio de Janeiro in großen Aufgaben herausgestellt. Gastspiele führten den Künstler an die Staatsopern von München und Stuttgart, an das Teatro San Carlo Neapel, an die Opernhäuser von Frankfurt a.M., Mannheim, Graz und Palermo. Er trat 1975-76 an der Wiener Staatsoper als Turiddu und als Pinkerton in »Madame Butterfly« auf. Er sang das klassische italienische Repertoire für Tenor, vor allem Verdi- und Puccini-Partien, den Pollione in »Norma« von Bellini, den Don José in »Carmen«, den Pery in »Il Guarany« von Carlos Gomes, den Americo in »Lo Schiavo« und den Fernando in »Colombo« vom gleichen brasilianischen Komponisten. Nicht weniger erfolgreich als Konzertsolist. Er starb 2011 in São Paulo.
Aufnahmen auf privaten Marken aus Brasilien.
14.7. Piero BELLUGI: 100. Geburtstag
Er studierte zunächst Violine in Florenz. Dann studierte er Komposition bei Luigi Dallapiccola und Ronerto Lupi und Dirigieren bei Paul van Kempen und Igor Markevitch. Er vertiefte seine Dirigentenausbildung bei Rafael Kubelik und Leonard Bernstein. 1956-58 war Bellugi Lehrer an der University of California, Berkeley. 1958-59 war er Dirigent des Oakland Symphony Orchestra. 1959-61 war er künstlerischer Direktor und Dirigent des Protland Symphony Orchestra. 1961 kehrte er nach Europa zurück. Er wirkte hier als Gastdirigent bedeutender Konzertorchester und Opernhäuser. Er wurde künstlerischer Leiter des Lissaboner Radioorchester. 1969 wurde er zum Chefdirigenten des Orchestra Sinfonica della RAI di Torino ernannt. An der Wiener Staatsoper dirigierte er 1981-86 insgesamt 9 Vorstellungen von Bellinis I Capuleti e i Montecchi. Er starb 2012 in Florenz.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.pierobellugi.com/
14.7. Ida CANASI: 125. Geburtstag
Nach einer ersten Ausbildung in der argentinischen Hauptstadt kam sie zur Ergänzung dieses Studiums nach Italien. Hier debütierte sie 1915 am Teatro Sociale von Treviso. Sie trat an weiteren Bühnen in Italien auf, kehrte aber aufgrund der politischen Lage während des Ersten Weltkrieges nach Argentinien zurück. Seit 1916 war sie für rund 15 Jahre am Teatro Colón von Buenos Aires tätig, wo zu ihren Rollen die Maddalena in »Rigoletto«, die Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, der Madrigalist in »Manon Lescaut« von Puccini, die Mignon in der gleichnamigen Oper von Thomas, die Albine in »Thaïs« von Massenet, die Wirtin in »Boris Godunow« und die Fricka in der »Walküre« gehörten. Sie gab auch Gastspiele an anderen Bühnen in Südamerika, so 1917 und 1918 an der Oper von Rio de Janeiro. Später wirkte sie als Pädagogin in Buenos Aires.
14.7. Erika ROKYTA: 125. Geburtstag
Tochter eines österreichisch-ungarischen Offiziers, der 1916 im Ersten Weltkrieg fiel. Der Bruder ihrer Großmutter war der berühmte Bariton Hans Feodor von Milde (1821-99), der lange Jahre in Weimar wirkte und in der dortigen Uraufführung von Wagners »Lohengrin« 1850 unter der Leitung von Franz Liszt den Telramund sang, während seine Gattin, die Sopranistin Rosa Agthe-Milde (1827-1906) die Elsa kreierte. Die Künstlerin verbrachte ihre Jugend in Wien, studierte dort Klavierspiel und Gesang und erwarb 1919 ihr Staatsdiplom als Musiklehrerin. In einem Singverein in Wiener Neustadt erregte ihre schöne Stimme Aufsehen, die dann durch Frau Singer-Burian weitergebildet wurde. 1925 gab sie ihren ersten Liederabend und begann eine Karriere als Oratorien- wie als Liedersängerin. 1933 erregte sie großes Aufsehen, als sie in Wien unter Bruno Walter ein Sopransolo in der 8. Sinfonie von Gustav Mahler vortrug. Sie wurde bald eine der bedeutendsten Konzertsopranistinnen für den deutschen Sprachraum, wobei ihre Stimme einerseits durch eine ungewöhnliche Schönheit in den hohen Lagen, anderseits durch ihre Ausdruckskraft und ihre Tonfülle ausgezeichnet war. In Wien nahm sie ihren Wohnsitz, wo sie Jahre hindurch bei den großen Konzertveranstaltungen auftrat, u.a. bei den Bruckner-Festen von 1936, 1946 und 1949, in der Uraufführung des Oratoriums »Das Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt 1938, unter Dirigenten wie Hans Knappertsbusch, Bruno Walter, Richard Strauss, Erich Leinsdorf und vielen anderen, in zahllosen Liederabenden und Rundfunksendungen. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1933 in »Ein deutsches Requiem« von Brahms und in Mozarts C-Moll-Messe, 1935 in einem Mozart-Konzert, 1936 in »Christus« von Liszt und in einem Kirchenkonzert, 1937, 1947-48 und 1951 in weiteren Konzerten. Immer wieder gab sie Konzerte in Berlin, Köln und Hamburg, in Paris und zusammen mit dem Straßburger Domchor, in Dänemark und Schweden; in der Leipziger Thomaskirche trat sie als Bach-Interpretin hervor; weitere Konzerte in Brüssel, Zürich, Bern, Basel, Belgrad, Dresden, Graz und Danzig. Dabei enthielt ihr Repertoire alle großen klassischen Oratorienpartien in Werken von J.S. Bach, Händel, J. Haydn, Mozart, Beethoven, Johannes Brahms, Mendelssohn, Gustav Mahler bis hin zu zeitgenössischen Komponisten. Vortreffliche Leistungen im Liedgesang. Auf der Bühne trat sie nicht in Erscheinung, sang aber (vor allem Mozart-) Opernarien bei ihren Konzerten. 1948-52 Lehrerin am Konservatorium von Saarbrücken, 1959-64 Leiterin einer Liedklasse am Wiener Konservatorium, nachdem sie etwa 1955 ihre Karriere beendet hatte. Sie starb 1985 in Wien.
Schallplatten der Marke Oiseau Lyre (Lieder von Schumann und Hugo Wolf, Oratorien- und geistliche Musik).
15.7. Harrison BIRTWISTLE: 90. Geburtstag
Er studierte ab 1952 Klarinette und Komposition am Royal Northern College of Music in Manchester. Zusammen mit den Komponisten Peter Maxwell Davies, Alexander Goehr, John Ogdon und Elgar Howarth gründete er die New Music Manchester, eine Gemeinschaft von Komponisten und Musikern, die sich der Aufführung serieller und anderer zeitgenössischer Musik widmete. Birtwistle arbeitete als Musiklehrer und setzte sein Studium in den USA fort. 1975 wurde er musikalischer Leiter des neugegründeten Royal National Theatre in London und war in dieser Position bis 1988. 1994-2001 hatte er den Lehrstuhl Henry Purcell Professor for Composition am King’s College London inne und wurde dort von George Benjamin abgelöst. Birtwistle komponiert in einem komplexen, modernistischen Stil. Seine frühen Werke sind von Igor Strawinsky und Olivier Messiaen beeinflusst, und seine Nebeneinanderstellung von Klangblöcken wird mit Kompositionen Edgar Varèses verglichen. Birtwistle erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Grawemeyer Award 1986, den Siemens Musikpreis 1995 sowie den British Order oft he Companions of Honour 2001. Er wurde 1986 zum Chevalier des Arts et des Lettres und 1988 in den britischen Adelsstand erhoben. Im Jahr 2003 erhielt er den renommierten Music Award der Royal Philharmonic Society in London. Die University of Cambridge verlieh ihm 2010 die Ehrendoktorwürde. 2015 wurde Birtwistle mit dem Wihuri-Sibelius-Preis ausgezeichnet. Ab 2007 war er auswärtiges Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters. Er starb 2002 in Mere (Wiltshire).
15.7. Charles ANTHONY: 95. Geburtstag
Er studierte zuerst an der Loyola University New Orleans bei Dorothy Hulse, dann im Opernstudio der Metropolitan Oper New York. 1952 gewann er den Gesangwettbewerb der New Yorker Metropolitan Oper Auditions of the Air und erhielt ein Stipendium für seine weitere Ausbildung in Italien, wo er Schüler von Riccardo Picozzi und Giuseppe Ruisi war. 1954 kam er in die USA zurück. Noch im gleichen Jahre debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Gottesnarr im »Boris Godunow«. In den folgenden 55 Jahren war er dort sehr erfolgreich, vor allem in den leichteren lyrischen Partien und als Spieltenor. So sang er an der Metropolitan Oper u.a. den Beppe im »Bajazzo«, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Incroyable in »Andrea Chénier«, die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Arturo in »Lucia di Lammermoor«, den Ernesto in »Don Pasquale«, den Edmondo in Puccinis »Manon Lescaut«, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Andres in »Wozzeck« von A. Berg, den Jaquino in »Fidelio«, den Don Ottavio in »Don Giovanni«, den Matteo in »Arabella« von R. Strauss, den Nemorino in »L’Elisir d’Amore«, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Steuermann in »Der fliegende Holländer« und den Goro in »Madame Butterfly«. In erster Linie übernahm er jedoch an der Metropolitan Oper kleinere und Comprimario-Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur; er ist an diesem Haus in 57 Spielzeiten in 111 Rollen in 69 Opern in insgesamt 2928 Vorstellungen aufgetreten; am 28. Jänner 2010 gab er an der New Yorker Metropolitan Oper als Kaiser in Puccinis »Turandot« seine Abschiedsvorstellung. Er trat als Gast an Opernhäusern in Nordamerika (Boston, Dallas, Santa Fé) wie in Europa auf; dazu war er ein gesuchter Konzertsänger. Er starb 2012 in Tampa (Florida).
Schallplatten: RCA (Querschnitt »Don Pasquale« und »Hoffmanns Erzählungen«), Melodram (Beppe im »Bajazzo«), Gala (Bote in »Aida«, Metropolitan Oper New York 1976), Myto (»Roméo et Juliette« von Gounod, Metropolitan Oper 1973).
16.7. Ondina OTTA KLASINC: 100. Geburtstag
Die Künstlerin war in Triest Schülerin von Luigi Toffolo. 1946 debütierte sie am Opernhaus von Ljubljana (Laibach) als Rosina in Rossinis »Barbier von Sevilla«. 1946-51 war sie Mitglied dieses Theaters und gastierte seitdem, vor allem an italienischen Bühnen (so 1955 in Turin), 1956 in London, 1962 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. Sie gastierte 1956 am Teatro Verdi Triest, 1957 an der Oper von Monte Carlo. Auch in Frankreich, in Österreich, in Ägypten und in Südamerika trat sie als Bühnen- wie als Konzertsängerin auf. 1958-72 war sie am Opernhaus von Maribor (Marburg a. d. Drau) engagiert. Ihr Bühnenrepertoire hatte seine Höhepunkte in Partien wie der Gilda in »Rigoletto«, der Violetta in »La Traviata«, der Marguerite in »Faust« von Gounod, der Marzelline in »Fidelio«, der Mimi wie der Musetta in Puccinis »La Bohème« und der Rusalka in der Märchenoper gleichen Namens von Dvorák. Sie war später Präsidentin des Komitees eines nach ihr benannten Gesangwettbewerbs. Sie starb 2016 in Maribor.
16.7. Zdeněk ŠVEHLA: 100. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung an der Janácek-Akademie in Brno bei Bohumil Sobeský und vollendete sie als Schüler von Apollo Granforte in Mailand und von Carlo Polacco in Venedig. Debüt 1951 am Opernhaus von Olomouc (Olmütz) als Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra« von Verdi. Er war dann für viele Jahre eines der prominentesten Mitglieder des Nationaltheaters von Prag. Große Erfolge bei internationalen Gastspielen; so war er zu Gast an der Wiener Staatsoper (1967 als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Oper von Brüssel, an den Nationalopern von Bukarest, Belgrad und Zagreb, in Zürich, Bologna und Neapel. Er beherrschte ein weit gespanntes Rollenrepertoire, das Partien in Opern von Verdi, Mozart, Smetana, Janácek, Tschaikowsky, Prokofjew, Puccini, R. Strauss und Moniuszko enthielt. In einer Verfilmung von Dvoráks Oper »Rusalka« stellte er den Prinzen dar. Er starb 2014 in Prag.
Schallplatten: Supraphon (»Dalibor« und »Zwei Witwen« von Smetana, Oratorium »Die heilige Ludmilla« von Dvorák), Decca (»Katja Kabanowa«, »Die Sache Makropulos«, »Aus einem Totenhaus«, alle von Janácek).
17.7. Michael THEODORE: 85. Geburtstag
Erste Ausbildung durch den Pädagogen Liondas in seiner Heimat, dann an der Wiener Musikakademie, schließlich bei Alfred Knopf in München. 1967 gewann er bei einem Gesangwettbewerb des Süddeutschen Rundfunks den ersten Preis und debütierte darauf an der Staatsoper von Stuttgart. Nachdem er bereits in Griechenland einzelne Konzerte gegeben hatte, widmete er sich jetzt in erster Linie dem Konzertgesang, wobei er ein umfangreiches Repertoire von altitalienischen Arien über Opernfragmente und Szenen aus Operetten bis zu griechischen und deutschen Liedern zu Gehör brachte. Allgemein bekannt wurde er durch seine schönen Schallplattenaufnahmen, die zuerst bei Intercord, seit 1970 exklusiv bei Ariola-Eurodisc herauskamen. Hier werden alle Vorzüge seines strahlenden, im Ausdruck fein abgestuften Tenors deutlich. Konzert-Tourneen trugen ihm in den deutschen Musikzentren, in Holland, in seiner griechischen Heimat wie auch in Nordamerika Erfolge ein. Er starb im Dezember 2015.
17.7. Lilian BENNINGSEN: 100. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung in Wien durch die bekannten Pädagoginnen Anna Bahr-Mildenburg und Elisabeth Rado. 1947 gewann sie den ersten Preis im Gesangwettbewerb der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde. Darauf kam es 1948 zu ihrem Bühnendebüt am Landestheater von Salzburg als Bostana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. Es schlossen sich Engagements am Stadttheater von Göttingen und an der Oper von Köln (1950-52) an. 1951 gastierte sie an der Staatsoper von München als Eboli in Verdis »Don Carlos«. Der Erfolg war so groß, dass sie an diese Bühne verpflichtet wurde, deren Mitglied sie für lange Jahre blieb. Neben Partien wie der Fricka im Ring-Zyklus, der Carmen, der Amneris in »Aida« waren weitere Höhepunkte in ihrem umfangreichen Bühnenrepertoire der Octavian im »Rosenkavalier«, die Dorabella in »Così fan tutte« und die Marzelline in »Le nozze di Figaro«. Sie gastierte an der Wiener Staatsoper (1956 als Amneris, 1956-61 als Octavian und 1973 als alte Buryja in Janáceks »Jenufa«) und bei den Festspielen von Salzburg (1947 in Haydns Harmoniemesse, 1955 in einem Mozart-Konzert, am 17.8.1955 in der Uraufführung der Oper »Irische Legende« von W. Egk als 2. Eule und 1965 in »La Betulia liberata« von Mozart), in London, Lissabon und beim Festival von Athen. An der Covent Garden Oper London sang sie 1953 in der englischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Die Liebe der Danaë«. 1953 gastierte sie am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Die Liebe der Danaë« von Richard Strauss als Alkmene, 1954 in »Salome« vom gleichen Komponisten, 1955 als Amneris. Bei den Schwetzinger Festspielen von 1961 wirkte sie in der Uraufführung der Oper »Elegie für junge Liebende« von H.W. Henze mit, 1969 an der Münchner Oper in der von »Aucassin und Nicolette« von G. Bialas, zuvor bereits 1960 in »Seraphine oder die stumme Apothekerin« von Heinrich Sutermeister. Gleichzeitig hatte sie eine bedeutende Karriere als Konzert- und Liedersängerin. Sie starb 2014 in München. – Sie war verheiratet mit dem Opernsänger Hans Reischl.
Schallplatten: DGG (»Le nozze di Figaro«, »Tentation de Saint Antoine« von Egk), Decca, Eurodisc (Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg« unter Keilberth), RAI-Electrola (»Die Walküre«, Rom 1953). Auf EJS ist sie in den vollständigen Opern »Ariadne auf Naxos« und »Die tote Stadt« von Korngold zu hören.
17.7. Wilhelm JOST: 175. Geburtstag
Er war zunächst Chorist am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, bildete dann aber seine Stimme weiter aus und erhielt 1877 ein Solisten-Engagement am Stadttheater von Bremen. Dort blieb er bis 1883 und sang darauf 1883-84 am Theater von Königsberg (Ostpreußen) und 1884-88 an der Dresdner Hofoper. Bei Gastspielen trat er u.a. an der Berliner Hofoper (1883) und am Opernhaus von Leipzig auf. Er musste jedoch krankheitshalber bereits 1888 seine Bühnenlaufbahn beenden. Einige seiner Opernpartien seien aus einem umfangreichen Repertoire aufgeführt: der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Bartolo in »Die Hochzeit des Figaro«, der Mathisen in Meyerbeers »Der Prophet«, der Lefort in »Zar und Zimmermann« von Lortzing und der Raimundo in »Rienzi« von Richard Wagner. Er starb 1916 in Dresden.
18.7. Eva ILLES: 95. Geburtstag
Die aus Ungarn stammende Sängerin erhielt dort ihre Ausbildung und begann auch ihre Karriere in Ungarn. 1967 kam sie nach Westdeutschland und wurde für zwei Jahre (1967-69) an das Stadttheater von Regensburg engagiert. Sie ging dann an das Stadttheater von Freiburg i.Br. (1969-71) und war 1971-75 Mitglied des Opernhauses von Zürich. 1974-81 war sie gleichzeitig Mitglied des Staatstheaters Hannover und sang dann noch während der Spielzeit 1981-82 am Opernhaus von Frankfurt a.M. Während der siebziger Jahre bestanden Gastspielverträge mit dem Opernhaus von Nürnberg, für die Jahre 1973-75 auch mit den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart. Sie gab Gastspiele u.a. an der Wiener Staatsoper (1971 als Ariadne auf Naxos in der Oper gleichen Namens von R. Strauss), an der Griechischen Nationaloper Athen (als Senta in »Der fliegende Holländer«), an der Covent Garden Oper London (1972 als Senta) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1979). Sie trat vor allem in jugendlich-dramatischen Sopranpartien auf, darunter als Elsa in »Lohengrin«, als Elisabeth wie als Venus (zum Teil als Doppelrolle in der gleichen Vorstellung) in »Tannhäuser«, als Amelia in Verdis »Simon Boccanegra«, als Leonore im »Troubadour«, als Elena in »I Vespri Siciliani« von Verdi, als Maddalena in »Andreas Chénier« von Giordano und als Turandot von Puccini. Sie starb 2010 in Wien. Sie war verheiratet mit dem ungarischen Bassisten István Trefas, der längere Zeit am Stadttheater von Bremen und dann am Staatstheater von Braunschweig engagiert war.
Schallplatten: Sonopress (Querschnitte »Aida« und »Der Troubadour«), ZYX-Records.
18.7. Oscar BERGSTRÖM: 150. Geburtstag
Er absolvierte seine Studien bei dem Stockholmer Pädagogen Ivar Hallström. 1896 erfolgte sein Bühnendebüt an der Königlichen Oper Stockholm als Lothario in »Mignon« von A. Thomas. 1897-99 war er Mitglied der Stockholmer Oper, wandte sich dann jedoch der Operette zu und sang bis 1918 an verschiedenen Operettentheatern der schwedischen Metropole. 1918 emigrierte er nach Nordamerika, wo er sich als Konzertsänger betätigte. Er starb 1941 in Stockholm.
Von Bedeutung ist vor allem seine Tätigkeit als Schallplattensänger. In der Frühzeit der Schallplatte hat er vor allem durch Aufnahmen schwedischer Lieder große Popularität erlangt. Insgesamt hat er über 400 Schallplattenaufnahmen unter dem Etikett von HMV (auch auf G & T) gemacht. Auch Pathé-Aufnahmen vorhanden, die 1909 in Stockholm aufgenommen wurden, dazu weitere Aufnahmen auf Odeon und Columbia, auch noch elektrische Aufnahmen.
18.7. Anna JUDIC: 175. Geburtstag
Eigentlicher Name Anne Damiens; sie war Schülerin des Conservatoire National Paris und wurde ganz jung 1867 in Paris als Operettensängerin bekannt. Sie trat bereits 1870-71 in Brüssel und 1873 in London auf. Bald kam sie zu einer glanzvollen Karriere an den führenden Pariser Operettenbühnen der damaligen Epoche: am Théâtre Gaité, am Théâtre Palais-Royal, am Théâtre des Variétés, am Théâtre Gymnase, am Théâtre Eldorado, vor allem aber an den von Jacques Offenbach gegründeten und geleiteten Bouffes-Parisiens. Sie wurde eine der großen Interpretinnen der Operetten von Offenbach, der ihre Stimme in einem Pariser Café-Concert entdeckt hatte. In mehreren Uraufführungen seiner Werke stand sie auf der Bühne, darunter in »Madame l’Archiduc« (Bouffes-Parisiens, 31.10.1874) und in »La Créole« (ebenfalls Bouffes-Parisiens, 3.11.1875). Weitere Höhepunkte in ihrem Repertoire waren die Titelfiguren in Offenbachs Operetten »La belle Hélène« und »La Grande Duchesse de Gerolstein«. Sie hatte ihre größten Erfolge in den Uraufführungen der Operetten »Lili« (Théâtre des Variétés Paris, 11.1.1882) und »Mam’zell Nitouche« (Théâtre des Variétés, 26.12.1883) von Hervé; sie trat auch in den Uraufführungen von »La roussotte« (Théâtre des Variétés, Januar 1881) und »Le grand Casimir« (Théâtre des Variétés, 11.1.1879) von Lecocq und »Niniche« von Boullard auf. Auf der Bühne gefiel die Künstlerin durch den leichten, beschwingten Vortrag ihrer Couplets wie durch ihr temperamentvolles Spiel und ihre anmutige Erscheinung. 1875 hatte sie große Erfolge bei Auftritten in der russischen Haupt- und Residenzstadt St. Petersburg. Reynaldo Hahn erinnert sich in seinen »Souvenirs d’un Musicien« an »die Grazie und den Takt« ihrer Bühnenauftritte. Gegen Ende ihrer Karriere war sie sowohl auf dem Gebieten der Operette wie des Schauspiels, aber auch in Café-Concerts, anzutreffen. 1909 verabschiedete sie sich in der Rolle der Großmutter in der Operette »La belle au bois dormant« von Lecocq von der Bühne. Sie starb 1911 in Golfe Juan bei Nizza.
Lit: F. Duquesnel: Anna Judic (in »Le Théâtre«, 1911).
Schallplatten: Es sind Pathé-Zylinder der Künstlerin vorhanden, die 1901-02 in Paris hergestellt wurden, darunter Couplets aus Hervé-Operetten, die sie kreiert hatte.
18.7. Maria Antonia Walpurgis, Kurfürstin von Sachsen: 300. Geburtstag
Sie war die Tochter des Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern (der sich bei seinem Anspruch auf den Kaiserthron Karl VII. nannte). 1747 heiratete sie den königlichen Prinzen von Polen und Kurprinzen von Sachsen Friedrich Christian († 1763). Sie war eine ungewöhnlich geistreiche Frau, dazu in vielseitiger Weise künstlerisch begabt. So beschäftigte sie sich mit der Malerei wie der Poesie, in erster Linie aber mit der Musik. Man berichtet von ihr: »Sie sang sehr angenehm und spielte mit Ausdruck und großer Fertigkeit sehr schön das Pianoforte«. Nicht zuletzt war es ihr zu verdanken, dass das Musikleben, und vor allem auch die Oper, in der sächsischen Residenz eine Epoche von besonderem Glanz durchlebte. An führender Stelle wirkte dabei der berühmte Komponist Johann Adolf Hasse, der erstmals 1733 nach Dresden kam und in den Jahren 1734-63 am Hof angestellt war; dessen Gattin Faustina Hasse-Bordoni war bis 1751 als große Primadonna am Dresdner Hoftheater engagiert. Die Kurfürstin schrieb für J.A. Hasse italienische Texte zu Kantaten; sie war dessen Schülerin, wurde aber auch durch Giovanni Battista Ferrandini und durch Nicola Porpora 1747-52 in die Musik eingeführt. Sie komponierte selbst, darunter zwei Opern, »Il trionfo della Fedeltà« (Uraufführung 1754 in Dresden) und »Talestri, Regina delle Amazoni« (Uraufführung 1760 in Nymphenburg, anschließend in Dresden). Bei der Komposition waren ihr Hasse und Ferrandini, in der Abfassung des Librettos Pietro Metastasio, der als der bedeutendste Librettist seiner Generation galt und als Hofdichter am Wiener Kaiserhof lebte, behilflich. Als die berühmte Sängerin Gertrud Elisabeth Mara, damals am Beginn ihrer Karriere stehend, 1767 nach Dresden kam, wählte sie für ihr Debüt die erwähnte Oper der Kurfürstin Maria Antonia »Talestri« aus und wurde von dieser in das Werk eingeführt. Ihre Kompositionen ließ sie unter den Pseudonym E.T.P.A. (Ermelinda Talea Pastorella Arcada) veröffentlichen. Ihr Briefwechsel mit König Friedrich II. von Preußen, der sich über die Jahre 1763-69 erstreckte, enthält interessante Mitteilungen über ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Musik wie allgemein über ihre Musik- und Kunstverständnis. In der gedruckten Partitur zu ihrer Oper »Il trionfo della Fedeltà« befindet sich ihr in Kupfer gestochenes Porträt (Dresden, 1754). Sie starb 1780 in Dresden.
19.7. Amedeo ZAMBON: 90. Geburtstag
Er sang bereits als Knabe in einem Kirchenchor seines Heimatortes Fontana Villorba (nördlich von Venedig) und begann mit 17 Jahren sein Gesangstudium, das er u.a. bei Marcello del Monaco, einem Bruder des berühmten Tenors Mario del Monaco, absolvierte. Nachdem er bereits in der Saison 1960-61 am Teatro Fenice Venedig in Puccinis »La Bohème« debütiert hatte, gewann er Gesangwettbewerbe in Busseto und Parma, schließlich 1965 einen Concours, den das Teatro Fenice Venedig ausgeschrieben hatte. 1962 sang er sehr erfolgreich an der Oper von Istanbul, wo er in den folgenden drei Jahren in Partien wie dem Rodolfo in »La Bohème«, dem Cavaradossi in »Tosca«, dem Calaf in »Turandot«, dem Radames in »Aida«, dem Canio im »Bajazzo« und dem Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« (in türkischer Sprache) auftrat. 1965 begann er dann eine erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Opernhäusern, zuerst am Teatro Massimo Palermo, dann am Teatro San Carlo Neapel und an der Mailänder Scala (1968 Calaf, 1970 Demodoco und Tiresia in »Ulisse« von Dallapiccola, 1970 Canio, 1971 Andrej Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1978 Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1978 Manrico im »Troubadour«). Er sang als Antrittsrolle an der Wiener Staatsoper 1969 den Canio und trat dort bis 1987 in insgesamt 32 Vorstellungen außerdem als Manrico, als Radames, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Calaf, als Cavaradossi, als Dick Johnson in »La Fanciulla del West«, als Andrea Chénier von Giordano und als Otello von Verdi auf. Internationale Gastspielauftritte an der Grand Opéra Paris (1982 als Canio), an den Opern von Monte Carlo, Frankfurt a.M., Hamburg, Stockholm, Lüttich (1981-83) und 1967 bei den Festspielen von Verona. Zur Hundertjahrfeier der Uraufführung von Verdis »Aida« sang er 1970 an der Oper von Kairo den Radames; zum 50. Todestag von Giacomo Puccini trat er in einer Aufführung von dessen Oper »Turandot« in dem Wohnort des Komponisten Torre del Lago als Calaf auf. 1988 Gastspiel an der Deutschen Oper Berlin als Otello von Verdi. Sein Repertoire umfasste 50 große Partien in italienischen und französischen Opern von den Meistern der klassischen Romantik (Rossini, Bellini, Mercadante, Donizetti) bis hin zu zeitgenössischen Komponisten. Im September 1985 hatte er einen seiner größten Erfolge, als er in Bern die Titelpartie in Verdis »Otello« gestaltete. Er starb 2000 in Treviso. Er war seit 1963 verheiratet mit der Sopranistin Diana Jamieson, die mit ihm zusammen zunächst in Istanbul, dann in Italien, namentlich in Opernpartien Puccinis, Mascagnis und anderer italienischer Meister, auftrat.
Schallplatten: MRF (vollständige Opern »Il Pirata« und »La Straniera« von Bellini, beide mit Montserrat Caballé als Partnerin, 1969 New York; weiter »Siberia« und »La cena delle beffe« von Giordano, Mailand 1977; Duette mit Leyla Gencer).
19.7. Amy SHUARD: 100. Geburtstag
Sie war am Londoner Trinity College Schülerin von Ivor Warren. 1949 debütierte sie am Opernhaus von Johannesburg in Südafrika als Aida. Sie sang an der Oper von Johannesburg 1949 auch die Venus in »Tannhäuser« und die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«. Noch im gleichen Jahr 1949 wurde sie an die Sadler’s Wells Oper London berufen und sang dort als Antrittsrolle die Marguerite in »Faust« von Gounod. Sie trat 1951 an der Sadler’s Wells Opera in der englischen Erstaufführung der Oper »Katja Kabanowa« von Janácek in der Titelrolle auf. Bis 1955 blieb sie Mitglied dieses Opernhauses. 1954-74 war sie als erste dramatische Sopranistin an der Covent Garden Oper London engagiert, wo sie u.a. als Aida, als Freia, als Gerhilde, als 3. Norn, als Sieglinde, als Gutrune und als Brünnhilde im Nibelungenring, als Madame Butterfly, als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, als 1. Dame in der »Zauberflöte«, als Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Liu wie als Titelheldin in Puccinis »Turandot«, als Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, als Leonore in »Fidelio«, als Frau in dem Monodrama »Erwartung« von A. Schönberg, als Titelheldin in »Elektra« von R. Strauss und als Kundry in »Parsifal« aufgetreten ist. Sie trat auch 1956 an der Covent Garden Opera in der englischen Erstaufführung der Oper »Jenufa« von Janácek in der Titelrolle auf. In späteren Aufführungen von »Jenufa« an der Covent Garden Oper hörte man sie 1972 und 1974 als Kostelnicka. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1961-65 in insgesamt 22 Vorstellungen als Turandot, als Aida, als Brünnhilde in der »Walküre«, als Santuzza und als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«. Weitere Gastspiele an der Mailänder Scala (1962 und 1964 als Turandot, 1968 als Brünnhilde in der »Walküre«), am Teatro Colón von Buenos Aires, an den Opernhäusern von Brüssel und Lüttich und an der Oper von San Francisco (1963 als Brünnhilde in der »Walküre«, 1966 als Titelheldin in »Elektra« von R. Strauss, 1968-69 als Turandot, 1969 als Brünnhilde in »Götterdämmerung«). Bei den Festspielen von Bayreuth des Jahres 1968 sang sie die Kundry. 1972 gastierte sie am Grand Théâtre Genf als Isolde in »Tristan und Isolde«. Sehr große Erfolge erzielte sie auch als Ortrud in »Lohengrin«, als Tatjana in »Eugen Onegin« und als Magda Sorel in Menottis »The Consul«. 1974 gab sie ihre Karriere auf. Sie starb 1975 in London.
Lit: H. Rosenthal: Amy Shuard (in »Opera«, 1960).
Von ihrer groß dimensionierten dramatischen Sopranstimme ist eine Schallplatte mit Opernarien auf HMV vorhanden. Auf Mondo Musica wurde eine vollständige »Parsifal«-Aufnahme aus dem Teatro Fenice Venedig von 1978 publiziert, in der sie als Partnerin von René Kollo die Kundry singt.
19.7. Eugenie BURKHARDT: 125. Geburtstag
Sie wurde zunächst durch Frau Rückbeil-Hiller in Stuttgart, dann durch Jacques Stückgold in München ausgebildet. 1917 begann sie ihre Bühnenlaufbahn als Volontärin am Hoftheater von Karlsruhe. 1919-21 war sie am Theater von Altenburg in Thüringen engagiert, 1921-24 am Stadttheater von Chemnitz. 1924 folgte sie einem Ruf an die Dresdner Staatsoper, an der sie bis 1935 als erste hochdramatische und Wagner-Sopranistin wirkte. 1927 gastierte sie am Stadttheater von Bremen, an der Staatsoper von Wien in den Jahren 1927-28 (als Amme in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss), 1930 (als Titelheldin in »Elektra« von R. Strauss)
und 1933 (als Isolde in »Tristan und Isolde«). In Dresden wirkte sie in der Uraufführung der Oper »Penthesilea« von Othmar Schoeck in der Partie der Meroë mit (8.1.1927), auch in der Uraufführung von »Die Hochzeit des Mönchs« von Alfred Schattmann (19.5.1926); im Rahmen der von Dresden in den zwanziger Jahren ausgehenden Verdi-Renaissance sang sie 1928 die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«. Bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot gastierte sie 1928 als Kundry in »Parsifal«, 1933 als Leonore in »Fidelio« und als Venus in »Tannhäuser«. Aus ihrem Repertoire sind noch zu nennen: die Martha in »Tiefland« und die Alaine in »Revolutionshochzeit« von Eugen d’Albert. Auch als Konzertsopranistin aufgetreten. Sie starb 1976 in Heilbronn.
Schallplattenaufnahmen der Künstlerin sind nicht bekannt.
20.7. Jens-Peter OSTENDORF: 75. Geburtstag
Bereits im Alter von 10 Jahren komponierte er; mit 14 Jahren spielte er seine Kompositionen vor; mit 17 führte er seine erste eigene Komposition öffentlich auf. Nach seinem Abitur am Gymnasium für Jungen in Eppendorf, heute Gymnasium Eppendorf, begann er 1964 mit dem Studium der Musiktheorie und Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg bei Ernst Gernot Klußmann und Diether de la Motte. Außerdem wurde er in Schulmusik und Dirigieren bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg ausgebildet. Seine Vorbilder waren György Ligeti, Steve Reich und Luigi Nono. 1968 ermöglichte ihm der Bach-Förderpreis, ein Stipendium der Stadt Hamburg, die Mitarbeit im Kompositionsstudio von Stockhausen und die Teilnahme an dessen Kollektivkomposition „Musik für ein Haus“ in Darmstadt. 1969-78 war er Leiter der Abteilung Bühnenmusik am Thalia Theater Hamburg und gründete im selben Jahr die Gruppe „Hinz & Kunzt“, eines insbesondere der Arbeit Hans Werner Henzes verpflichteten Ensembles für szenische Musik. Innerhalb der Gruppe „Hinz & Kunzt“ engagierte sich Ostendorf besonders bei Henzes Cantiere im toskanischen Montepulciano, wo sich später die Musikhochschule Köln einrichtete. 1972 begann er mit dem Studium der experimentellen Musik und nahm das Studium der experimentellen Phonetik an der Universität Hamburg auf. 1973/74 erhielt er ein Villa-Massimo-Stipendium der Deutschen Akademie in Rom. Dort befreundete er sich mit dem französischen Komponisten Gérard Grisey, Mitbegründer der Gruppe „L’Itinéraire”, deren materialorientierte Ästhetik Ostendorf seither teilte. Die römischen Werkstattgespräche animierten Ostendorf zu einer intensiven Beschäftigung mit den physikalischen Voraussetzungen der Klangfarbe. 1976 folgten weitere Einladungen der Villa Massimo und 1977 ein Arbeitsaufenthalt in die Villa Romana nach Florenz. 1979 löste Ostendorf sein Engagement mit dem Thalia Theater Hamburg und war als freischaffender Komponist tätig.
Zunächst reiste er studienhalber in die Sahara und zur Insel Djerba, machte Tonbandaufzeichnungen von Tuaregg-Gesängen und Liedern der Djerba-Juden. Ein Halbjahres-Stipendium in der Cité Internationale des Arts in Paris schloss sich an. 1980 arbeitete Ostendorf am renommierten Pariser IRCAM-Institut (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) und erhielt eine Professur für Musiktheorie, Komposition und Analyse an der Universität Bremen. Einer seiner Schüler war Peter Friemer. 1981 und 1983 bereiste er Kuba, um musikalische und musiksoziologische Studien durchzuführen. Dort nahm er teil am Kongress für elektronische und Computermusik und betreute Sendungen des Kubanischen Rundfunks in Havanna. Im Rahmen der Komponistenwettbewerbe der Hamburger Staatsoper wurde am 15. Februar 1982 seiner Oper William Ratcliff nach Heinrich Heine an der Opera Stabile, der experimentellen Bühne der Hamburger Oper, uraufgeführt. Damit fanden Ostendorffs Kompositionen nationale Beachtung, denn die gesamte Tragödie Ratcliffs wurde vom Komponisten als eine Übereinanderschichtung verschiedener Bilder begriffen, ein Zusammenspiel von Schauspiel, Gesang, Pantomime, Hörspiel, Stimmen und dialogischen Selbstgesprächen mit Life-Orchester, Bild- und Bandaufnahmen. Seine zweite Oper, namens Murieta, nach Pablo Nerudas Glanz und Tod Joaquin Murieta, war ein Auftragswerk der Kölner Oper, die dort am 25. Oktober 1984 uraufgeführt wurde. Seine vierte Oper Questi Fantasmi…! wurde am 5. Dezember 1992 vom Stadttheater Koblenz uraufgeführt als Auftragswerk zur 2000 Jahrfeier der Stadt. Diese Uraufführungen machten Ostendorf als Neuerer des Musiktheaters bekannt, so dass 1987 die Stadt Gütersloh ein sechstägiges Ostendorf-Porträt feierte. Dazu komponierte er die Orchesterwerke Mein Wagner (1983) und Psychogramme (1984), die daraufhin im Rahmen der Tage „Neue Musik aus der Bundesrepublik” eine Einladung nach Kiev erhielten und dort zusammen mit seiner Oper William Ratcliff erstaufgeführt wurden. Jens-Peter Ostendorf lebte und arbeitete in Hamburg und Formentera/Spanien. Er schrieb neben Opern für modernes Musiktheater auch Filmmusiken. Mitte der 90er Jahre versiegte sein Schaffen infolge einer unheilbaren Erkrankung. Er starb 2006 in Norderstedt.
20.7. Arwed SANDNER: 100. Geburtstag
Er wurde in Berlin ausgebildet und kam ins Opernstudio der Komischen Oper Berlin. An diesem Haus debütierte er 1954 als 2. Geharnischter in der »Zauberflöte«. Er blieb bis 1961 der Komischen Oper Berlin verbunden, wo er Rollen wie den Moruccio in »Tiefland« von d’Albert, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Matteo in »Fra Diavolo« von Auber, den Schnock in »Ein Sommernachtstraum« von B. Britten und den Höllenpförtner in »Die Teufelskäthe« (»Cert a Káca«) von Dvorák übernahm. 1962-68 war er dann Mitglied des Staatstheaters Karlsruhe, anschließend 1968-77 des Opernhauses Zürich und seitdem bis gegen Ende der achtziger Jahre der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er sang vor allem Partien aus dem Charakterfach wie den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Bijou im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Juan Lopez im »Corregidor« von Hugo Wolf und den Pfarrer im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem. Er trat als Gast u.a. am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1967) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1970 als Klingsor in »Parsifal«) auf. Er starb 1995 bei einem Verkehrsunfall in Hamburg.
Schallplatten: Wergo (»Neues vom Tage« von P. Hindemith), Gala (Major-General und Pirat Mac in der Operette »Die Piraten« von A. Sullivan, 1968).
21,7, Andrew GREENWOOD: 70. Geburtstag
Biographie des britischen Dirigenten auf Englisch:
https://www.theguardian.com/music/2021/feb/25/andrew-greenwood-obituary
21.7. Jonathan MILLER: 90. Geburtstag
Er wuchs in London auf. Sein Vater Emanuel Miller war Psychiater, seine Mutter Betty schrieb Romane und Biographien. Er studierte Naturwissenschaften und Medizin am St. John’s College, Cambridge und wechselte schließlich an das University College London. Während des Medizinstudiums begann er sich beim Theaterklub Cambridge Footlights zu engagieren. 1959 machte er seinen Doktor in Medizin und arbeitete 2 Jahre im Central Middlesex Hospital, London. In den 60er Jahren schrieb und produzierte er zusammen mit Alan Bennett, Peter Cook und Dudley Moore ein Musical (Beyond the Fringe) für das Edinburgh Festival. Im Jahr 1964 inszenierte er das 1. Stück im gerade neu gegründeten American Place Theatre – The Old Glory von Robert Lowell mit Frank Lagella, Roscoe Lee Brown und Lester Rawlins in den Hauptrollen. Das Stück gewann 5 Obie Awards unter anderem als Bestes Amerikanisches Stück. 1966 schrieb er eine Filmadaption von Alice in Wonderland und führte hierbei auch Regie. 1970 spielte Laurence Olivier in Millers Produktion von Shakespeares Der Kaufmann von Venedig. 1970-73 hatte Miller ein Forschungsstipendium für Medizingeschichte am University College, London, inne. Nachdem er 1973 seine erste Oper inszenierte (eine englische Erstaufführung von Alexander Goehrs Arden muss sterben) begann er Opern für die Kent Opera, die Glyndebourne Festival Opera (1975 Das schlaue Füchslein von Janácek) und für die English National Opera zu produzieren, bzw. Regie zu führen. In den 70er Jahren fing er an sich für die Rechte gleichgeschlechtlich Liebender einzusetzen und war Vizepräsident der Campaign for Homosexual Equality, eine der ältesten britischen Organisationen für Gay Rights. In den 1980er Jahren produzierte er Shakespeare-Stücke für den BBC, bei denen er auch teilweise selbst Regie führte. Unter anderem trat John Cleese in einer seiner Produktionen auf. Gleichzeitig studierte er Neuropsychologie und bekam ein Forschungsstipendium für die Sussex Universität. 1988 wurde er künstlerischer Leiter des Londoner Old Vic Theatre und blieb dies bis 1991. In den 1990er und 2000er Jahren war er viel fürs Fernsehen tätig und produzierte einige Dokumentations-Serien für die BBC unter anderem über die Geschichte der Medizin, Madness (Verrücktheit), die Entstehung der menschlichen Sprache sowie eine Serie über Atheismus. In Wien inszenierte Miller 1991 Mozarts Le nozze di Figaro, eine Produktion der Wiener Staatsoper im Theater an der Wien, im Jahr 1993 folgte Fedora von Umberto Giordano bei den Bregenzer Festspielen als Koproduktion mit der Wiener Staatsoper, an der diese Inszenierung ab 1994 gezeigt wurde. 1997 führte ihn sein Weg auch zu den Salzburger Festspielen, wo er bei Mitridate, Re di Ponto Regie führte. Erst 2007, 10 Jahre nach seiner letzten Bühnentätigkeit für ein britisches Theater, kehrte er mit Tschechows Der Kirschgarten wieder zurück, gefolgt von Monteverdis L‘Orfeo. Nebenbei kuratierte er noch eine Ausstellung im Imperial War Museum in London. 2010 inszenierte er für die English National Opera und die Cincinnati Opera La Bohème in einem 1930er Setting. 2011 führte er Regie bei La Traviata und 2012 bei Così fan tutte in Washington DC. 2013 fand eine Ausstellung des an abstrakten und modernen Kunstwerken interessierten Multitalentes mit eigenen Werken in Islington statt. Gemeinsam mit 54 anderen bekannten Persönlichkeiten, wie Richard Dawkins, Terry Pratchett und Stephen Fry unterzeichnete er einen offenen Brief im Guardian, der sich gegen einen Staatsbesuch durch Papst Benedikt XVI. richtete. Miller war seit 1956 mit Helen Rachel Collet verheiratet, mit zwei Söhnen und einer Tochter lebten sie in Camden, London. Jonathan Miller starb im November 2019 im Alter von 85 Jahren in London an den Folgen der Alzheimer-Krankheit.
21.7. Osbelia HERNÁNDEZ: 95. Geburtstag
Biographie der mexikanischen Altistin auf Spanisch: https://www.jornada.com.mx/2014/07/29/cultura/a07n1cul#
21.7. Anny FELBERMAYER: 100. Geburtstag
Sie war an der Wiener Musikakademie Schülerin von Josef Witt und Elisabeth Rado. Sie gewann den Ceborati-Preis in Wien sowie Gesangwettbewerbe in Genf und Verviers. 1951 wurde sie an die Wiener Staatsoper berufen (Antrittsrolle: Nannetta in Verdis »Falstaff«), deren Mitglied sie bis 1982 blieb. Allein die Barbarina in »Die Hochzeit des Figaro« sang sie hier in 235 Vorstellungen. Sie trat an diesem Haus in einer Vielzahl von Partien auf, u.a. als Pousette in »Manon« von Massenet, als Echo in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Zdenka in »Arabella« von R. Strauss, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Christkindchen in »Das Christelflein« von Hans Pfitzner, als Ismene in »Alceste« von Gluck, als Liu in Puccinis »Turandot«, als Kammerfrau in Verdis »Macbeth«, als Marzelline in »Fidelio«, als Gretel in »Hänsel und Gretel«, als Anna in »Intermezzo« von R. Strauss, als Susanna in »Die Hochzeit des Figaro«, als Giannetta in »L’Elisir d‘amore«, als Kordula in »Das Werbekleid« von Fr. Salmhofer, als Zerlina in »Don Giovanni«, als Heilige Margarethe in Honeggers »Johanna auf dem Scheiterhaufen«, als Ighino in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Hirt in »Tannhäuser«, als Nanette im »Wildschütz« von Lortzing, als Ortlinde in der »Walküre«, als Kate Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Barena in »Jenufa« von Janácek, dazu in zahlreichen kleineren Partien. Insgesamt sang sie an der Wiener Staatsoper in mehr als 930 Vorstellungen. Seit 1952 trat sie auch während einer Reihe von Jahren bei den Festspielen von Salzburg in Erscheinung. Sie sang dort 1952 den 1. Knaben in der »Zauberflöte« und die Xanthe in der Uraufführung der Oper »Die Liebe der Danaë« von R. Strauss (14.8.1952),
1952 und 1956-58 die Barbarina, 1956 eine der Kreterinnen in Mozarts »Idomeneo« und 1957 die Vertraute in »Elektra« von R. Strauss. Sie gastierte u.a. am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und am Stadttheater von Graz. Schön gebildete, lyrische Sopranstimme. Im Konzertsaal vor allem als Oratoriensängerin von Bedeutung. Sie starb 2014 in Wien.
Schallplatten: Decca (Barbarina in »Le nozze di Figaro«, kleinere Partien in »Der Rosenkavalier«, »Die Frau ohne Schatten«, »Der Freischütz«), Columbia (Zdenka in »Arabella«, Barbarina in »Le nozze di Figaro«, »Hänsel und Gretel«), Cetra (»Elektra«, Salzburg 1957), schöne Oratorien- und Lied-Aufnahmen auf Amadeo-Vanguard.
22.7. Karl STEFFL: 85. Geburtstag
Biographie des österreichischen Bassisten auf der ihm gewidmeten Homepage:
https://martinasteffl.at/karl-steffl/
22.7. Ann HOWARD: 90. Geburtstag
Eigentlicher Name Ann Pauline Swadling. Nach anfänglicher Ausbildung 1956-62 bei Teplisa Green und bei Rodolphe Lhombino in London gehörte sie 1961-63 dem Chor der Covent Garden Oper an. Sie gewann 1962 einen Nachwuchswettbewerb der Covent Garden Oper und damit ein Stipendium für ihre weitere Ausbildung in Paris durch Dominic Modesti. 1963 debütierte sie an der Londoner Covent Garden Oper als Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1964 sang sie hier die Kammerfrau in Verdis »Macbeth«, 1965 die Waltraute in der »Walküre«. Nach Vollendung dieser Ausbildung hatte sie eine bedeutende Karriere an den führenden englischen Opernbühnen, vor allem 1964-73 an der Sadler’s Wells Opera London. Hier hatte sie als Ortrud in »Lohengrin«, als Fricka im Ring-Zyklus, als Hexe in »Hänsel und Gretel«, als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, als Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress«, als Boulotte in Offenbachs »Barbe-Bleue«, als 1. Norn in »Götterdämmerung«, als Carmen und als Czipra im »Zigeunerbaron« ihre Erfolge. Die Czipra sang sie auch 1964 bei der Welsh Opera Cardiff. An der Scottish Opera Glasgow sang sie 1966 die Fricka wie die Waltraute in der »Walküre«, 1969 die Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz, 1973 die Brangäne in »Tristan und Isolde«, 1984 die Venere in Cavallis »L‘Orione«, 1988 die alte Lady in »Candide« von Bernstein und 1989 die Marcellina in »Le nozze di Figaro«. 1973 sang sie an der Covent Garden Oper die Amneris in »Aida«. Sie konnte auch in Nordamerika eine erfolgreiche Karriere entwickeln. Hier sang sie 1971 an der Oper von New Orleans, 1972 an der City Opera New York, 1974 an der Oper von Santa Fé (Titelrolle in »La Grande Duchesse de Gerolstein« von Offenbach). 1976 hörte man sie an der Fort Worth Opera wie an der Canadian Opera Toronto als Amneris, 1977 an der Oper von Baltimore in der Koloraturrolle der Isabella in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«, 1981 an der Fort Worth Opera als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss. Ihre Karriere wurde durch eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit gekennzeichnet. So gastierte sie am Opernhaus von Bordeaux (1978 als Amneris), am Opernhaus von St. Étienne (1982 Titelrolle in »Hérodiade« von Massenet), am Teatro San Carlo Neapel (1979 als Fricka im »Rheingold«), an der Opera North Leeds, bei den Festspielen von Edinburgh, an den Theatern von Nancy, Rouen, Metz und Saarbrücken, in Milwaukee, San Diego und New Orleans und an der Oper von Santiago de Chile (1984 als Dalila). 1985 sang sie an der Oper von Santa Fé in der Uraufführung der Oper »The Tempest« von John Eaton (den Caliban) und in der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt« die Öffentliche Meinung. Seit 1974 trat sie immer wieder an der English National Opera London auf, so auch 1982 in der englischen Erstaufführung von »Le grand Macabre« von Ligeti und 1989 in der Uraufführung der Oper »The Plumber’s Gift« von David Blake. Bereits 1965 sang sie an der Sadler’s Wells Opera in der Uraufführung von »The Mines of Sulphur« von Richard Rodney Bennett die Partie der Leda, 1983 an der Opera North in der der Oper »Rebecca« von Wilfred Josephs. 1994 sang sie an der New Yorker Metropolitan Oper in sechs Vorstellungen die Auntie in Benjamin Brittens »Peter Grimes«. 1996 erschien sie bei der English National Opera als Kathisha in »The Mikado« von Gilbert & Sullivan. 1997 debütierte sie an der Wiener Staatsoper als Auntie, die sie 1999 auch bei der Welsh Opera Cardiff sang. Eine nicht weniger bedeutende Karriere kam im Bereich des Konzert- und des Oratoriengesangs zustande. Sie starb im März 2014.
Schallplatten: EMI-HMV (Hexe in »Hänsel und Gretel«, »Die Walküre«), TER (»Candide« von Bernstein), Collins (»The Doctor of Middfai« von Maxwell Davies), RCA; Walker-Video (»Ruddigore« von Gilbert & Sullivan), Decca-Video (»Peter Grimes«).
22.7. Heinz HAGENAU: 95. Geburtstag
Er erlernte zuerst den Beruf eines Maurers, ließ aber privat seine Stimme durch Irene Schwedthelm und durch Charlotte Feindt in Hamburg ausbilden. 1955 trat er dem Chor des Hamburger Operettentheaters bei. 1956 wurde er als erster seriöser Bass an das Stadttheater von Flensburg engagiert. 1958-61 wirkte er in Lübeck, 1961-63 am Stadttheater Mainz, seit 1963 für mehr als dreißig Jahre bis 1994 erster Bassist am Opernhaus von Frankfurt a.M. Der Künstler, der über 90 Partien seines Stimmfachs beherrschte und vor allem als großer Wagner-Interpret galt, gastierte an den führenden deutschen Opernhäusern, u.a. in München, Hamburg, Stuttgart, Berlin, in Mannheim und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Auslandsgastspiele 1963 am Opernhaus von Graz, 1966 an der Staatsoper Wien (als Rocco in »Fidelio«), 1966 am Opernhaus von Nizza (in Aufführungen des Ring-Zyklus, 1971 als Hunding in der »Walküre«), 1963-65 am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1967 am Teatro Colón Buenos Aires (als Hagen in »Götterdämmerung«), 1967 in Amsterdam (als Hagen, 1969 als Fafner im Nibelungenring), am Teatro Margherita in Genua (1967 als König Marke in »Tristan und Isolde«, 1967 am Opernhaus von Lyon als Hunding), 1971 am Opernhaus von Toulouse (als Daland in »Der fliegende Holländer«), 1972 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (als Hagen) sowie in Griechenland und Irland. 1963 unternahm er eine Russland-Tournee. 1963-64 sang er bei den Festspielen von Bayreuth den Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Titurel in »Parsifal«. In Frankfurt wirkte er u.a. am 16.6.1986 in der Uraufführung der Oper »Stephen Climax« von Hans Zender mit. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind ergänzend noch der Komtur in »Don Giovanni«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Kaspar im »Freischütz«, der Landgraf in »Tannhäuser«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Sparafucile in »Rigoletto«, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Ramfis in »Aida«, der Pimen in »Boris Godunow« und der Ochs im »Rosenkavalier« zu nennen. Er starb im Oktober 2017.
Schallplatten: Eurodisc (Querschnitt »Der Waffenschmied« von Lortzing); dazu singt er auf einer kleinen amerikanischen Marke das Bass-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven. Auch Aufnahmen auf Opera und auf Melodram (Titurel in »Parsifal«, Bayreuth 1964).
22.7. Jacqueline BÜGLER: 100. Geburtstag
Sie trat als Kind im Kinderballett des Mannheimer Nationaltheaters auf, besuchte dann eine Handelsschule und arbeitete als Büroangestellte bei einer Exportfirma. Nebenher begann sie mit der Ausbildung ihrer Stimme. Sie studierte in Coburg bei Nelly Lieberknecht und in Nürnberg bei Oeckler, dann noch in Zürich bei Sylvia Gähwiller und bei Armin Weltner. Sie war zuerst 1945-49 am Landestheater von Coburg, dann 1949-54 am Opernhaus von Nürnberg und 1954-55 am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich engagiert. 1961-63 gehörte sie dem Stadttheater von Mainz an und setzte dann noch ihre Karriere in Form von Gastspielen fort. Sie gastierte u.a. an der Wiener Volksoper, an den Staatstheatern von Wiesbaden und Karlsruhe, in St. Gallen, Basel, Bremen und Heidelberg, in Luxemburg, am Théâtre Mogador Paris, an den Stadttheatern von Würzburg und Regensburg und am Opernhaus von Toulouse. Im Mittelpunkt ihres Repertoires für die Bühne standen Operettenpartien wie die Rosalinde in der »Fledermaus«, die Saffi im »Zigeunerbaron«, die Annina in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß, die Laura in C. Millöckers »Der Bettelstudent«, die Titelrolle in »La belle Hélène« von Offenbach, die Kurfürstin im »Vogelhändler« von Zeller, die Hanna Glawari in »Die lustige Witwe«, die Sonja im »Zarewitsch« von Lehár, die Anna Elisa in »Paganini« und die Lisa im »Land des Lächelns« vom gleichen Komponisten, dazu viele weitere Rollen in Operetten von P. Abraham, P. Burkhard, L. Jessel, E. Kálmán, P. Lincke, O. Nedbal, O. Straus und R. Heuberger. Sie trat jedoch auch in Opernpartien auf (Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, Musetta in »La Bohème«). Sie lebte später in Geroldswil im Schweizer Kanton Zürich. Sie starb 2009 in Zürich.
23.7. Mieczysław HORBOWSKI: 175. Geburtstag
Seine Mutter, Antonina Polczewska (1807-50), war als Schauspielerin und dann als Tänzerin tätig. Er begann zuerst ein Medizinstudium, nahm dann aber bei F. Gaffei in Warschau Gesangsunterricht. Weitere Ausbildung bei Francesco Lamperti und Vanuccini in Italien und bei G. Roger in Paris. Er begann seine Opernkariere 1872 in Italien unter dem Pseudonym Francesco Ranieri mit Auftritten in Florenz, Parma, Modena und Pisa. 1873 kehrte er nach Polen zurück und debütierte 1873 an der Großen Oper (Teatr Wielki) in Warschau als Figaro im »Barbier von Sevilla«. 1873-74 war er am Theater von Posen (Poznan) engagiert, 1874-75 am Opernhaus von Lemberg (Lwów). Während der folgenden Jahre gastierte er und gab Konzerte. 1878-88 trat er dann wieder am Teatr Wielki in Warschau auf, u.a. als Germont-père in »La Traviata« und als Valentin in »Faust« von Gounod. Zu seinen Bühnenrollen gehörten der Rigoletto, der Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, der Nevers in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Janusz in »Halka« von Moniuszko und der Jakub in »Der Flößer« (»Flis«) vom gleichen Komponisten. Während dieser Zeit gastierte er ständig an anderen polnischen Theatern und trat häufig als Konzertsolist auf; auch an russischen Opernhäusern (u.a. in Moskau) kam er zu bedeutenden Erfolgen. 1886-95 wirkte er als Pädagoge am Musikinstitut in Warschau, 1895-1906 am Konservatorium von Moskau, auch in Krakau und in Wien. Zu seinen Schülern gehörten der international bekannte Tenor Dimitrij Smirnoff und der polnische Bassist F. Freszel. Er publizierte in polnischen Musikzeitschriften mehrere gesangskundliche Abhandlungen, sowie eine zweibändige Gesangschule (»Szkola spiewu teoretyczno-praktycznego«) und war als Komponist tätig. Er starb 1937 in Wien. – Seine Nichte Mira Horbowska (1885-1957) hatte in Polen wie in Russland eine erfolgreiche Karriere als Soubrette in Opern- und Operettenrollen.
23.7. Géza ZICHY: 175. Geburtstag
Er stammte aus einer Adelsfamilie und trug den Titel Graf Vasonyköi. Mit 14 Jahren verlor er bei einem Jagdunfall seinen rechten Arm. Statt zu verzweifeln, verdoppelte er sein Bestreben, sich zu einem wahren Klaviervirtuosen zu entwickeln. „Ich habe die Tür geschlossen“, sagt er in seinen Memoiren, „und mich alleine angezogen. Der Türgriff, die Möbel, meine Beine und meine Zähne halfen. Beim Mittagessen aß ich kein Essen, das ich mir nicht schneiden konnte, und ich akzeptierte auch nicht den geringsten Service. Heute schäle ich Äpfel, schneide mir die Nägel selbst, ziehe mich alleine an, reite, fahre Vierspänner, bin ein guter Jäger mit Kugeln und Schrot und habe sogar gelernt, ein bisschen Klavier zu spielen. Sie können mit einer Hand unabhängig sein, Sie müssen nur wissen wie.“ So absolvierte er eine Klavierausbildung u. a. bei Franz Liszt und studierte Komposition bei Robert Volkmann. Seit den 1870ern trat er international als Pianist auf, gelobt unter anderem von dem Musikkritiker Eduard Hanslick. Er war 43 Jahre lang – von 1875 bis 1918 – Präsident der Königlich Ungarischen Landesmusikakademie und von 1891 bis 1894 Intendant der Oper in Budapest, deren Leiter zu dieser Zeit erst Josef Řebíček (1891–93) und dann Arthur Nikisch war. Er komponierte sechs Opern, von denen die Rákóczi-Trilogie den größten Erfolg hatte, außerdem die Katnate Dolores und das Ballett Gemma, ein Klavierkonzert, Klavieretüden für die linke Hand und Lieder. Er veröffentlichte eine dreibändige Autobiographie Aus meinem Leben. Er starb 1924 in Budapest. Sein Cousin Mihály Zichy (1827–1906) wurde als Maler bekannt.
24.7. Neil HOWLETT: 90. Geburtstag
Anfänglich Studium der Archäologie und der Anthropologie an der Universität von Cambridge. Die Ausbildung zum Sänger erfolgte durch Otakar Kraus in London, durch Tino Pattiera in Wien, an der Musikhochschule Stuttgart und durch Ettore Campogalliani in Mantua. Bühnendebüt am 13.6.1964 bei der English Opera Group in der Uraufführung von Benjamin Brittens »Curlew River« beim Festival von Aldeburgh; zuvor bereits im Konzertsaal aufgetreten. Er war in der Spielzeit 1965-66 am Stadttheater von Bremen engagiert. 1966 begann er eine langjährige Karriere bei der Sadler’s Wells Opera London (Debüt als Agamemnon in Offenbachs »La belle Hélène«) und deren Nachfolgerin, der English National Opera, wo er eine Vielzahl von Bariton-Partien übernahm, sowie an der Covent Garden Oper London, bei den Festspielen von Edinburgh (2002 als Wotan in der »Walküre«, 2005 als König Marke in »Tristan und Isolde« und 2006 als Gurnemanz in »Parsifal«) und Aldeburgh. An der Scottish Opera Glasgow gastierte er 1973 als Golaud in »Pelléas et Mélisande« und 1988 als King Fisher in M. Tippetts »A Midsummer Marriage«. Gastspiele an den Opern von Lyon, Bordeaux, Marseille, Nizza, Rouen, Toulouse, bei den Festspielen von Aix-en-Provence, an der Staatsoper Hamburg und am Stadttheater von Bremen. Er beherrschte ein breites Bühnen- und Konzertrepertoire, das von Werken der Barockepoche bis zu zeitgenössischen Komponisten reichte und u.a. Partien in Opern von Mozart, Donizetti, Verdi, Puccini, R. Wagner und R. Strauss enthielt. 1974 sang er bei der English National Opera London in der Uraufführung von »The Story of Vasco« von Crosse, 1989 in »The Plumber’s Gift« von Blake. 1985 war er am Theater des Herodes Atticus in Athen als Hector in »King Priam« von M. Tippett zu Gast, 1986 am Teatro Colón Buenos Aires als Amfortas in »Parsifal«, 1987 als Fliegender Holländer. 1987-90 trat er bei der English National Opera (und mit deren Ensemble bei mehreren Gastspielen) als Scarpia in »Tosca« auf, 1992 gastierte er am Teatro Bellini Catania als Faninal im »Rosenkavalier«. Beim Holland Festival übernahm er 1990 die Partie des Ruprecht in »L’Ange de feu« von Prokofjew. Auf pädagogischem Gebiet an der Guildhall School of Music in London als Professor wirkend. Er starb im Mai 2020. – Er war in erster Ehe verheiratet mit der lyrischen Sopranistin Elizabeth Robson (* 1939 Dundee), die u.a. an der Covent Garden Oper London bei den Festspielen von Glyndebourne und Aix-en-Provence und an der Mailänder Scala auftrat. In zweiter Ehe war er mit der Mezzosopranistin Carolyn Hawthorn verheiratet.
Schallplatten: Decca.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://neilhowlett.com/
24.7. Anne Caroline DE LAGRANGE: 200. Geburtstag
Sie entstammte einer sehr wohlhabenden Familie. Ihre Mutter war deutscher Abstammung, sie kam bereits als Kind bei musikalischen Soiréen, die ihr Vater veranstaltete, mit führenden Künstlern ihrer Epoche in Berührung. Sie war dann in Paris Schülerin von Giulio Marco Bordogni, zu seiner Zeit einer der bekanntesten Gesangpädagogen. 1840 trat sie in Paris in einem Wohltätigkeitskonzert für polnische Flüchtlinge auf; 1840 kam es dann zu einem semiprofessionellen Bühnendebüt am Théâtre Renaissance in Paris in »La Duchesse de Guise« von Friedrich von Flotow. Sie ging darauf zur weiteren Ausbildung nach Italien und absolvierte Studien bei Mandacini und Francesco Lamperti in Mailand. Am Liceo musicale Bologna war sie Schülerin des großen Komponisten Gioacchino Rossini, der sie sehr schätzte. 1842 erfolgte dann ihr eigentliches Bühnendebüt am Teatro Comunale von Piacenza in »Il Bravo« von Saverio Mercadante. Sie sang in den folgenden zwanzig Jahren mit anhaltenden Erfolgen an französischen wie an italienischen Theatern. In der Saison 1845-46 und nochmals 1861 erschien sie an der Mailänder Scala. 1855-58 trat sie in New York auf und hatte auch in Nordamerika große Erfolge. Am 3.12.1856 kreierte sie an der Academy of Music in New York die Violetta in »La Traviata« in der amerikanischen Erstaufführung der bekannten Verdi-Oper. 1857-58 unternahm sie eine große Südamerika-Tournee. Bereits 1849 gastierte sie in Hamburg, 1850-53 an der Hofoper Wien tätig, wo sie die Fides in der Premiere von Meyerbeers »Der Prophet« (1850) sang. Weitere Gastspiele in Budapest, Berlin, Dresden und Leipzig und 1862 in Madrid. Ihre großen Partien in einem weit gespannten Repertoire waren neben den bereits erwähnten Rollen die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Titelheldinnen in den Opern »Norma« von Bellini, »Lucia di Lammermoor« und »Lucrezia Borgia« von Donizetti und die Gilda in »Rigoletto«. Nach Aufgabe ihrer Karriere im Jahre 1869 lebte sie als Pädagogin in Paris, wo sie 1905 starb. Die Accademia di Santa Cecilia Rom wie die Akademie von Venedig ernannten sie zu ihrem Mitglied, das Konservatorium von Bologna übertrug ihr eine Ehrenprofessur. Sie war mit dem Baron Grégoire de Stankovicz († 1862) verheiratet. Ihr Familienname kommt auch in der Schreibweise La Grange vor.
25.7. Richard TRYTHALL: 85. Geburtstag
Er studierte Komposition bei David Van Vactor an der University of Tennessee (B.M. 1961) und bei Roger Sessions und Earl Kim an der Princeton University (M.F.A. 1963) sowie bei Leon Kirchner in Tanglewood und 1963/64 bei Bopris Blacher an der Hochschule für Musik Berlin. Er war u. a. Fulbright- und Guggenheim-Stipendiat, 1964 erhielt er den Rome Prize der American Academy in Rome. 1969 wurde er mit dem Kranichsteiner Musikpreis (Klavier) ausgezeichnet. Er war 1972/73 an der State University of New York at Buffalo und 1976 an der University of California tätig. Seit 1966 war er Lehrer an der St. Stephen’s School in Rom, 1974 wurde er „Music Liaison“ der American Academy in Rome. Er starb 2022 in Rom. Er war mit einer Italienerin verheiratet und hatte eine Tochter.
25.7. Vera SCHLOSSER: 95. Geburtstag
Sie verbrachte in Karlsbad ihre Jugend, erhielt ihren ersten Gesangunterricht, doch wurde ihre Familie dann gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Regensburg verschlagen. 1947-53 war sie als Choristin und als Elevin am dortigen Stadttheater beschäftigt, wurde aber zunächst nur in kleinen Partien eingesetzt. 1951 sang sie im Chor der Bayreuther Festspiele. Ihren ersten großen Erfolg hatte sie in Regensburg, als sie eine andere Sängerin als Desdemona in Verdis »Otello« ersetzte und dabei eine herausragende Leistung zeigte. 1953 wurde sie als lyrischer Sopran an das Staatstheater von Wiesbaden verpflichtet. 1957 kam sie von dort an das Stadttheater (Opernhaus) von Zürich, an dem sie bis 1969 eine erfolgreiche Karriere hatte. 1963 gastierte sie an der Mailänder Scala als Wellgunde und als Gerhilde im Nibelungenring. Auch an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, am Teatro Comunale Bologna und an der Oper von Rom als Gast aufgetreten. 1960 und 1961 gastierte sie am Teatro San Carlos Lissabon als Jenufa von Janácek bzw. als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Sie sang zahlreiche Partien aus dem lyrisch-dramatischen Repertoire. Sie sang am Opernhaus von Zürich 1963 in der Uraufführung der Oper »Die Errettung Thebens« von Rudolf Kelterborn die Braut des Menoikeus, auch in der Schweizer szenischen Erstaufführung der Händel-Oper »Deidamia« die Titelrolle (1958) und in der von Frank Martins »Mystère de la Nativité« die Partien der Eva und der Maria (1961). Zugleich bedeutende Konzertsopranistin. Sie wohnte später in Feldbach im Kanton Zürich. Sie starb 2018 in Rapperswil.
Schallplatten: Auf Decca wirkt sie als eine der Walküren in Wagners »Walküre« mit.
25.7. Arjan BLANKEN: 100. Geburtstag
Biographie des niederländischen Tenors auf Englisch:
http://www.bach-cantatas.com/Bio/Blanken-Arjan.htm
25.7. Caroline FINALY: 175. Geburtstag
Sie zeigte bereits ganz jung eine große Begabung als Sängerin wie als Schauspielerin. Sie studierte bei Carl Maria Wolf in Wien und debütierte 1868 am Theater an der Wien in Wien als Olga in Offenbachs »Großherzogin von Gerolstein«. Bis 1872 gehörte sie dem Theater an der Wien an; 1872-74 war sie Mitglied des Strampfer-Theaters in Wien und trat dann wieder bis zu ihrem Rücktritt von der Bühne 1883 am Theater an der Wien auf. In der Saison 1876-77 war sie am Wiener Carl-Theater zu hören. Sie war eine große Operettensängerin und hat eine Vielzahl wichtiger Uraufführungen am Theater an der Wien mitgemacht; hier sang sie in den ersten Aufführungen der Johann Strauß-Operetten »Cagliostro in Wien« (27.2.1875 die Emilia) und »Der lustige Krieg« (25.11.1881 die Violetta) und in Millöckers »Der Bettelstudent« (6.2.1882 die Laura); am 9.10.1883 sang sie hier die Annina in der Wiener Erstaufführung von »Eine Nacht in Venedig« (sechs Tage nach der Uraufführung am Berliner Friedrich Wilhelmstädtischen Theater). In der Uraufführung der Operette »Prinz Methusalem« von Johann Strauß erschien sie am Carl-Theater (3.1.1877 als Pulcinella). Am Theater an der Wien hörte man sie auch 1880 in der Uraufführung der Millöcker-Operette »Apajune der Wassermann«, 1883 in der von Franz von Suppés »Die Afrikareise«. Die vom Wiener Publikum vergötterte Sängerin gab auch Gastspiele, vor allem am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater in Berlin. Nach ihrer Heirat mit dem Kaufmann Géza Pulitzer und ihrem Abschied vom Theater lebte sie seit 1883 in Triest, wo sie 1934 starb.
26.7. Marco Antonio SALDAÑA: 90. Geburtstag
Biographie des mexikanischen Baritons auf Spanisch: https://rme.rilm.org/article?id=dmx03712&v=1.0&rs=dmx03712
26.7. René VERDIÈRE: 125. Geburtstag
1917 meldete er sich freiwillig als Soldat für den Kriegsdienst. Nach Kriegsende erfolgte sein Gesangstudium zunächst an der Musikschule von Calais, dann am Conservatoire National in Paris. 1926 Debüt an der Grand Opéra Paris als Max im »Freischütz«. Seitdem hatte er sowohl an diesem Opernhaus wie auch seit 1930 an der Opéra-Comique eine große Karriere. Hier wirkte er u.a. 1935 in der Uraufführung der Oper »Gargantua« von Antoine Mariotte mit. Gastspiele gestalteten sich, namentlich an der Covent Garden Oper London wie am Opernhaus von Monte Carlo, aber auch an vielen anderen wichtigen Bühnen erfolgreich. An der Covent Garden Oper ersetzte er 1936 René Maison als Julien in Charpentiers »Louise«. Er spezialisierte sich im Lauf seiner Karriere vor allem auf die heldischen Rollen des französischen Repertoires und auf Wagner-Heroen. 1940 wurde er als Soldat eingezogen und konnte erst wieder 1945 seine Karriere an der Opéra-Comique aufnehmen; später sang er dann auch wieder an der Grand Opéra. 1948-49 Gastspiel an der Oper von Monte Carlo als Dimitrij in »Boris Godunow«. 1953 gestaltete er an der Grand Opéra in der glanzvollen Premiere der Barockoper »Les Indes galantes« von Rameau die Partie des Adario. 1954 gab er seine Bühnenkarriere auf und war seitdem in Paris als Pädagoge tätig. Er starb 1981 in Paris.
Schallplatten: Odeon.
26.7. Serge KOUSSEVITZKY: 150. Geburtstag
Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen aus einer jüdischen Familie. Er wuchs in Wyschni Wolotschok auf, einem kleinen Ort in der Oblast Twer, ca. 250 km nordwestlich von Moskau. Seine Eltern waren Berufsmusiker. Sie unterrichteten ihn auf Geige, Violoncello und Klavier. Im Alter von 14 Jahren verließ er seinen Heimatort, um in Moskau Musik zu studieren. Durch die Heirat mit der Tochter eines reichen Teehändlers erhielt er die Möglichkeit, seinen Traum vom Dirigieren zu verwirklichen. Seit ca. 1905 lebte er in Berlin und gab am 23. Januar 1908 mit den Berliner Philharmonikern sein Debüt als Dirigent. Zur Aufführung kam u. a. das 2. Klavierkonzert von Rachmaninoff, der bei dieser Aufführung selbst spielte. 1909 gründete Koussevitzky den Musikverlag Editions Russes de Musique und veröffentlichte Werke von Strawinsky, Rachmaninoff, Prokofjew, Medtner und Skrjabin. Im Jahr 1910 mietete er zum ersten Mal ein Dampfschiff und spielte mit einem von ihm zusammengestellten und finanzierten Orchester an 19 Orten entlang der Wolga. Zwei weitere Tourneen folgten 1912 und 1914. Nach dem Krieg und der Revolution leitete Koussevitzky für drei Jahre das Staatliche Symphonieorchester in Petrograd (heute: St. Petersburg), reiste aber Anfang der 1920er Jahre endgültig aus der Sowjetunion aus. Über Berlin kam er nach Paris, wo er 1921 die Konzertreihe Concerts Symphoniques Koussevitzky gründete. Auch hier widmete er sich vor allem den russischen Komponisten. Ein Meilenstein der Musikgeschichte war die Uraufführung der orchestrierten Fassung von Modest Mussorgskys Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung, die Maurice Ravel im Auftrag Koussevitzkys geschaffen hatte. Koussevitzky war 1924-49 Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra. 1943 gab er Béla Bartók den Auftrag für eine „composition for orchestra“. Bartók komponierte darauf sein Konzert für Orchester, dessen Uraufführung durch das Boston Symphony Orchestra am 1. Dezember 1944 in der Symphony Hall Boston unter Koussevitzky ein enormer Erfolg war. 1937 gründete Koussevitzky das Tanglewood Music Festival, eine der herausragenden Musikveranstaltungen in den USA. 1951 lud er den jungen Dirigenten Lorin Maazel nach Tanglewood ein. Hier startete unter anderem Leonard Bernstein seine Karriere, zu dem Koussevitzky ein fast väterliches Verhältnis hatte.
Weil Koussevitzky ein Stipendium benötigte und ein solches nur noch für die Kontrabassklasse zur Verfügung stand, begann er ein Studium dieses Instruments. Sein Lehrer Josef Rambousek stammte aus Prag und war wie Franz Simandl oder Gustav Láska ein Schüler des Pädagogen Josef Hrabě. Koussevitzky wurde nach dem Studium im Orchester des Bolschoi-Theaters als Kontrabassist engagiert und trat schon als Virtuose auf. 1903 gab er sein Debüt in Deutschland. Seine Soloprogramme bestanden aus Originalkompositionen für Kontrabass, z. B. von Giovanni Bottesini und Gustav Láska, und Bearbeitungen anderer Instrumentalkonzerte für Kontrabass, u. a. Mozarts Fagottkonzert KV 191 und Max Bruchs Kol Nidrei op. 47. Koussevitzky komponierte einige Stücke für Kontrabass, die bis heute sehr populär sind. Dabei handelt es sich um Andante cantabile und Valse miniature op. 1, Berceuse und Chanson Triste op. 2, das Konzert fis-Moll op. 3 (orchestriert von Wolfgang Meyer-Tormin) und die Humoreske op. 4. Koussevitzky besaß viele wertvolle Instrumente, darunter Kontrabässe von Maggini, Guarneri und Amati. Für seine solistischen Auftritte benutzte er aber meist einen Kontrabass der Firma Glässel & Herbig aus dem sächsischen Markneukirchen. Viel bekannter ist heute sein Amati-Kontrabass. Das im Jahr 1611 gebaute Instrument war einst im Besitz von Domenico Dragonetti. Nach dem Tode Koussevitzkys gab seine Witwe, Olga, den Kontrabass an den amerikanischen Virtuosen Gary Karr weiter. Mit seiner zunehmenden Beschäftigung als Dirigent trat die Virtuosenkarriere in den Hintergrund. Kussewizki trat aber weiterhin mit dem Kontrabass auf, wenn auch in geringerem Maße. Er war der erste Kontrabassist, der eine Schallplatte aufnahm. Anfang der 1920er Jahre spielte er eigene Kompositionen sowie Werke von Gustav Láska und Henry Eccles ein. 1929 gab er in Boston sein letztes öffentliches Konzert als Kontrabass-Solist. 1934 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Er starb 1951 in Boston.
26.7. Julius RÜNGER: 150. Geburtstag
Er war der Sohn eines Musiklehrers, von dem er ersten Klavier- und Violinunterricht erhielt. Er setzte seine Ausbildung am Konservatorium von Prag und an der dortigen Hochschule für Kirchenmusik fort, wo er auch im Dirigieren ausgebildet wurde. Er war zunächst als Orchestermusiker tätig, bis der große Impresario Angelo Neumann seine Stimme entdeckte, die dann bei Vogel in Prag und bei Gianini in Mailand ausgebildet wurde. Er debütierte als Opernsänger 1895 am Stadttheater von Essen, sang anschließend 1896-98 am Stadttheater von Elberfeld und dann 1898-1903 am Stadttheater von Mainz, wo er 1899 den De Siriex in der deutschen Erstaufführung von Giordanos »Fedora« übernahm. 1903-05 war er am Stadttheater von Magdeburg, 1905-06 an der neu begründeten Komischen Oper Berlin engagiert. Anschließend unternahm er eine längere Tournee durch Australien, während der er u.a. 1907 den Wotan in der australischen Erstaufführung der »Walküre« in Melbourne vortrug. Auf der Rückkehr nach Europa trat er auch in den USA auf. 1908-09 war er an der Wiener Volksoper, 1909-11 an der Volksoper Berlin im Engagement, an der er auch als Regisseur wirkte. Danach betätigte er sich zunehmend als Dirigent und trat auch als Komponist (Opern, Lieder, Messen usw.) hervor. Zeitweilig lebte er in München, dann aber wieder in Berlin, wo er 1933 starb. Zu seinen Rollen auf der Bühne gehörten der Figaro in »Die Hochzeit des Figaro«, der Don Pizarro in »Fidelio«, der Kühleborn in Lortzings »Undine«, der Fliegende Holländer, der Telramund in »Lohengrin«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Titelheld in »Hans Heiling« von Marschner, der Hamlet in der gleichnamigen Oper von A. Thomas, der Mephisto in »Faust« von Gounod, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« und die Titelrolle in Rubinsteins »Dämon«.
27.7. Anna DE CAVALIERI: 100. Geburtstag
Die Künstlerin war Amerikanerin, ihr eigentlicher Name war Anne McKnight. Sie erhielt ihre Ausbildung in den USA, kam aber in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nach Italien und hatte an den dortigen großen Opernbühnen bedeutende Erfolge; 1953 sang sie am Teatro San Carlo Neapel die Titelrolle in »Turandot« von Busoni, 1956 die Titelpartie in Glucks »Alceste« und wirkte dort 1959 in der Uraufführung der Oper »Pantea« mit. 1954 sang sie an der Mailänder Scala die Rossana in »Cyrano de Bergerac« von Alfano, 1958 die Elena in »Mefistofele« von Boito. 1955 gastierte sie auch an der Oper von Rom in Alfanos »Cyrano de Bergerac«, 1960 als Titelheldin in »Lucrezia« von O. Respighi, 1955 bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla in der Titelrolle von Catalanis Oper »Loreley«, 1954 bei den Festspielen in der Arena von Verona als Aida und als Elena in »Mefistofele«, 1957 am Teatro Regio von Parma. 1960 gastierte sie in ihrer amerikanischen Heimat unter ihrem eigentlichen Namen Anne McKnight an der New York City Opera als Marschallin im »Rosenkavalier«. 1961 hörte man sie an der Oper von Rio de Janeiro als Turandot und als Tosca in den beiden Puccini-Opern gleichen Namens. Ihre größten Erfolge hatte sie jedoch in Italien. Dort sang sie 1960 an der Oper von Rom, 1962 in Turin, 1963 am Teatro Grande von Brescia die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell«. Sie trat u.a. in Piacenza (1961 als Turandot von Puccini), Rovigo, Cremona (1964 als Fedora von Giordano) und noch 1968 in Padua (als Tosca) auf, 1962 am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1964 am Opernhaus von Toulouse als Norma. In Europa wie in Nordamerika hatte sie nicht zuletzt auch als Konzertsängerin eine bedeutende Karriere. Sie starb 2012 in Lugano (Schweiz).
Auf MMS singt sie die Titelrolle in Verdis »Aida« dazu sind Mitschnitte von integralen Opernaufführungen auf EJS vorhanden (»Il Pirata« von Bellini, »Nerone« von Boito, »Loreley« von Catalani), Mondo Musica (Titelrolle in Puccinis »Turandot«). Auf Melodram singt sie die Titelpartie in »Armide« von Gluck, auf Replica die Valentine in Meyerbeers »Hugenotten« (in italienischer Sprache, 1956), auf Cetra die Asteria in Mascagnis »Nerone«, auf MMS die Musetta in »La Bohème«, auf RCA (als Anne McKnight) in der Hohen Messe von J.S. Bach.
27.7. Otar TAKTAKISHVILI: 100. Geburtstag
Er begann seine musikalische Ausbildung 1938 an der Musikfachschule in Tiflis. 1942 wechselte er an das dortige Konservatorium, um bis 1947 Komposition zu studieren. Schon während seiner Studienzeit machte er sich als Komponist einen Namen. 1947 ging er zunächst zur Staatskapelle der Georgischen SSR, wo er bis 1952 als Dirigent und anschließend bis 1956 als Direktor wirkte. Inzwischen hatte sich Taktakischwili nicht nur als georgischer Nationalkomponist, sondern auch als bedeutender sowjetischer Komponist etabliert. 1959 wurde er als Dozent ans Konservatorium in Tiflis berufen und war 1962-65 dessen Direktor. Im Jahre 1966 wurde er Professor. Taktakischwili nahm Posten im georgischen und sowjetischen Komponistenverband wahr. 1965-84 war er georgischer Kulturminister. Immer wieder trat er als Dirigent vorwiegend eigener Werke international in Erscheinung. Taktakischwili erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen; er war u.a. dreifacher Staatspreisträger und Träger des Leninordens. Er starb 1989 in Tiflis.
Grundlage von Taktakischwilis Schaffen ist die georgische Volksmusik, an welche er sich in Melodiebildung, Harmonik und Rhythmik anlehnt. Teilweise werden sogar Volksmusikinstrumente imitiert. Taktakischwili bewegt sich im Rahmen einer modal eingefärbten Tonalität, die durch abrupte Tonartwechsel gekennzeichnet ist. Seine Frühwerke zeichnen sich stellenweise durch großes Pathos aus und folgen den Richtlinien des sozialistischen Realismus. Ihre Tonsprache ist sehr traditionell und bewegt sich überwiegend auf dem Boden der Musik des 19. Jahrhunderts. Seine ab Mitte der 1970er Jahre komponierten Werke wirken dagegen introvertierter und harmonisch freier, bleiben aber eindeutig tonal. Besonders in seinen späteren Werken lassen sich auch neoklassizistische Züge erkennen. Zu Lebzeiten hatte er großen Erfolg; seine Oper Mindia galt z.B. als eine der wichtigsten georgischen Opern. Er wurde als georgischer Nationalkomponist gefeiert und besaß internationale Reputation. Heute ist seine Musik allerdings weitgehend unbekannt.
28.7. John RILEY-SCHOFIELD: 70. Geburtstag
Er studierte Gesang an der Huddersfield School of Music (1972-75), dann an der Royal Academy of Music London (1975-78); zu seinen Lehrern gehörten Raimund Herincx, Steven Sweetland und Peter Harrison. Er trat zunächst bei der English National Opera London auf, wo er 1982 den Marcello in »La Bohème« von Puccini und 1983 den Cascada in »Die lustige Witwe« von F. Lehár sang und auch als Graf in »Le nozze di Figaro« und als Alfred Ill im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem zu hören war. Seit 1986 war er Mitglied des Theaters im Revier Gelsenkirchen. Hier hörte man ihn als Germont-père in »La Traviata«, als Escamillo in »Carmen«, als Faninal im »Rosenkavalier«, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Minister in »Fidelio«, als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Graf in »Capriccio« von R. Strauss, als Graf Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, als Falke in der »Fledermaus«, als Danilo in »Die lustige Witwe«, als Wozzeck von A. Berg (1996) und 1987 als Mel in »The Knot Garden« von M. Tippett. Bei den Festspielen von Bregenz gastierte er 1988 als Hermann und als Schlemihl in »Hoffmanns Erzählungen«. 1993 trat er am Opernhaus von Wuppertal (1995 auch an der Staatsoper Dresden) in der deutschen Erstaufführung von Alfred Schnittkes »Leben mit einem Idioten« auf. 1997 trat er am Theater im Revier in Gelsenkirchen als Graf im »Wildschütz« von Lortzing auf, 1998 als Stephan in Lortzings Oper »Regina«, 1999 als Golaud in »Pelléas et Mélisande«. Weitere Bühnenrollen des Künstlers waren der Valentin in »Faust« von Gounod, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Astolfi in »Il Campiello« von Wolf- Ferrari und der Direktor in »Les Mamelles de Tirésias« von Poulenc. Gastspiele und Konzertauftritte in Köln und Mainz, in Wiesbaden, Brüssel und Amsterdam, in London und York, in Frankreich, Portugal und Österreich. Dabei brachte er auch im Konzertsaal ein umfassendes Repertoire zum Vortrag, Werke von J.S. Bach (Matthäuspassion, Johannespassion, H-Moll-Messe) und Händel (»Der Messias«, »Samson«, »Saul«), J. Brahms (»Ein deutsches Requiem«), Haydn (»Die Schöpfung«, »Die Jahreszeiten«), Mendelssohn (»Elias«), Mozart (Requiem und Messen), Gabriel Fauré (Requiem) und Carl Orff (»Carmina Burana«). Er starb 2005 in Edwardsburg (Michigan) bei einem Autounfall.
28.7. Wilhelm RICHTER: 85. Geburtstag
Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik in Berlin. Nach seinem ersten festen Engagement am Staatstheater Mainz wurde er Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein. Zahlreiche Gastspiele führten ihn an verschiedene nationale und internationale Opernbühnen, wie etwa nach Hamburg, Barcelona, Venedig, Brüssel und Tokio. An der Deutschen Oper am Rhein, die ihn 1999 zum Kammersänger ernannte, sang er in den letzten Jahren u.a. Heinrich der Schreiber (Tannhäuser), Vater Mignon (Die Teufel von Loudun von Penderecki), Spalanzani (Les Contes d’Hoffmann), Dr. Cajus (Falstaff von Verdi) und Don Curzio (Le nozze di Figaro). Zuletzt kehrte er als der ganz alte Sträfling in Janáčeks Aus einem Totenhaus an das rheinische Opernhaus zurück. Er starb 2013 in Düsseldorf.
29.7. Awet TERTERJAN: 95. Geburtstag
Er wurde als Alfred Rubenowitsch Terterjan geboren, verwendete aber den Vornamen Awet als Künstlernamen. Sein Vater Ruben Terterjan war Mediziner, trat jedoch auch als Opernsänger auf. Auch die Mutter – gleichfalls keine Berufsmusikerin – konzertierte als Sängerin. 1948 begann Terterjan ein Studium an der Musikhochschule Baku, das er 1951 an der Romanos Melikian Musikhochschule fortsetzte. Ab 1952 studierte er am staatlichen Komitas Konservatorium in Jerewan bei Edward Mirsojan Komposition. 1960-63 war er Exekutiv-Sekretär des armenischen Komponistenverbandes und 1963-65 dessen Vizepräsident. 1970-74 war Terterjan Vorsitzender der Abteilung Musik im Kultusministerium von Armenien und gleichzeitig als Herausgeber tätig. 1985 wurde er Professor am Konservatorium von Jerewan, 1993/94 gab er Meisterklassen am Urals Konservatorium in Jekaterinburg. 1994 erhielt Terterjan das Brandenburg-Stipendium und arbeitete sechs Monate in Wiepersdorf. Für 1995 wurde ihm ein einjähriges DAAD-Stipendium in Berlin zugesprochen, das er jedoch nicht mehr wahrnehmen konnte. Er starb am 11. Dezember 1994 in Jekaterinburg. Sein Leichnam wurde am 19. Dezember 1994 im Pantheon in Jerewan eingeäschert.
Terterjan schrieb acht Sinfonien (zwischen 1969 und 1989), zwei Opern, ein Ballett, Kammermusik (darunter zwei Streichquartette), zahlreiche Vokalwerke sowie Filmmusik. Terterjans Musik ist durch Verzicht auf Themen oder motivische Arbeit in klassischem Sinne sowie Reduktion auf teilweise archaisch wirkende Formeln und Formen gekennzeichnet. Neben Einflüssen armenischer Volksmusik (mit Heranziehung nicht-temperiert gestimmter Volksmusik-Instrumente) werden auch progressive Elemente der „westlichen“ Musik (Dodekaphonie, Aleatorik, Tonbandzuspielungen) eingesetzt. Insgesamt stieß Terterjans Musik in der sowjetischen Ära auf wenig Gegenliebe. Die Uraufführung seiner 3. Sinfonie löste einen Skandal aus. In letzter Zeit finden vor allem die Sinfonien vermehrtes Interesse, auch in Deutschland. Die (posthume) Uraufführung der Oper Das Beben, 1984 in deutscher Sprache komponiert, 2003 unter Leitung von Ekkehard Klemm am Staatstheater am Gärtnerplatz in München wurde zum Sensationserfolg. Das Libretto von Gerta Stecher, vom Komponisten stark vereinfacht und reduziert, fußt auf der Erzählung Das Erdbeben in Chili von Heinrich von Kleist. Die Süddeutsche Zeitung schrieb: „Terterjan hat mit dem Beben einen Pflock in die gegenwärtige Debatte über die Überlebensfähigkeit des zeitgenössischen Musiktheaters geschlagen.“ In der FAZ hieß es: „Heinrich von Kleists dramatische Prosa nicht veropert – sondern zwingend in Musik ausgedrückt.“
29.7. Ludwig WEBER: 125. Geburtstag
Er wollte zuerst Volksschullehrer werden, studierte aber auch an der Wiener Kunstgewerbeschule bei dem Bühnenmaler Alfred Roller. Seine Stimme fiel zuerst im Chor der Wiener Oratorien-Vereinigung auf. Darauf Gesangstudium bei Alfred Boruttau. 1920 debütierte er an der Wiener Volksoper, der er fünf Jahre lang angehörte, als Fiorello im »Barbier von Sevilla«. 1925-27 war er als erster Bassist am Stadttheater von Wuppertal, 1927-32 am Opernhaus von Düsseldorf engagiert. 1930 gastierte er am Théâtre des Champs-Elysées in Paris in Wagner-Opern unter Franz von Hoesslin als Hunding und als Fafner im Nibelungenring. 1932-33 sang er am Opernhaus von Köln, er wurde dann 1933 Mitglied der Staatsoper von München, an der er bis 1945 blieb und u.a. 1934 an der Uraufführung der Oper »Lucedia« von Vittorio Giannini teilnahm. Sehr große Erfolge hatte er bei den Salzburger Festspielen. Hier sang er 1939 und 1946 den Commendatore in »Don Giovanni«, 1941 den Sarastro in der »Zauberflöte«, 1945 den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, 1946-47 den Bartolo in »Le nozze di Figaro«, dazu in vielen Konzerten (1945 Liederabend und Krönungsmesse von Mozart, 1945-46 Requiem von Mozart, 1947 Requiem von Verdi) und am 6.8.1947 in der Uraufführung von »Dantons Tod« von G. von Einem (den Saint-Just). 1945 folgte er einem Ruf an die Staatsoper von Wien, an der er bereits 1935 und 1938 als Landgraf in »Tannhäuser«, 1939 als Fasolt im »Rheingold« und als König Marke in »Tristan und Isolde« und 1944 als Hagen in »Götterdämmerung« gastiert hatte und wo seine Karriere bis 1963 ihren Höhepunkt erreichte. Hier sang er nun auch den Rocco in »Fidelio«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, den Sparafucile in »Rigoletto«, den Veitinger im »Werbekleid« von Franz Salmhofer, den Ochs im »Rosenkavalier«, den Commendatore, den Osmin, den Hunding in der »Walküre«, den Ramfis in »Aida«, den Kaspar im »Freischütz«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Saint-Just in »Dantons Tod« von G. von Einem, den Titelhelden in »Boris Godunow«, den Sarastro, den Mephisto in »Faust« von Gounod, den Timur in Puccinis »Turandot«, den Popen in »Iwan Tarassenko« von Salmhofer, den König Heinrich in »Lohengrin«, den Pogner wie den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, den Peneios in »Daphne« von R. Strauss, den Fiesco in »Simon Boccanegra«, den Pater Guardian in »La forza del destino«, den Papst Pius in »Palestrina« von Hans Pfitzner, den Knecht Ruprecht im »Christelflein« von Pfitzner, den Barak in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Fafner in »Siegfried«, den Hirten in »Oedipus der Tyrann« von Carl Orff und den Kerkermeister in »Die Kluge« von Carl Orff. In der Eröffnungsvorstellung der wieder aufgebauten Wiener Staatsoper trat er am 5.11.1955 als Rocco auf. In den Jahren 1951-56, 1958 und 1960-63 gehörte er zum Bayreuther Festspiel-Ensemble, wie man ihn denn überhaupt als großen Wagner-Bassisten schätzte. In Bayreuth sang er den Gurnemanz (1951-56, 1961) und den Titurel (1955, 1961) in »Parsifal«, den Fasolt (1951-55, 1958) und den Hagen (1951) im Nibelungenring, den Pogner (1952) und den Kothner (1960-61) in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den König Marke (1952-53), das Bass-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven (1953-54), den König Heinrich (1954) und den Daland (1955-56). Gastspiele trugen ihm an der Mailänder Scala (1938-39, 1942, 1948 als König Marke, 1950 als Fasolt im »Rheingold«, als Hunding in der »Walküre«, als Fafner in »Siegfried« und als Hagen in »Götterdämmerung«, 1955 nochmals als Hunding), an der Covent Garden Oper London (1936-39 als Pogner, als Gurnemanz, als Hunding, als Hagen, als Daland, als König Marke, als Osmin und als Rocco, 1947, 1950 als Fasolt, als Hunding, als Hagen und als Boris Godunow, 1951 als Gurnemanz und als Pogner), an der Grand Opéra Paris (1948-50, 1953), am Teatro Colón von Buenos Aires, in Amsterdam und Brüssel große Erfolge ein; er wirkte auch beim Maggio Musicale von Florenz mit. Am 14.7.1938 sang er in München in der Uraufführung der Richard Strauss-Oper »Friedenstag«. Berühmt auch als Wozzeck. Dazu war er ein gefeierter Oratorien- und Liedersänger. Seit 1961 Professor am Salzburger Mozarteum, auch Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper. Machtvolle, dabei aber musikalisch schön gebildete Stimme. Er starb 1974 in Wien.
Zahlreiche Schallplatten der Marken Pathé (1930), Philips, Columbia (»Die Zauberflöte«), Vox (»Der fliegende Holländer«, »Der Rosenkavalier«), Acanta (»Aida«) und Decca (»Der Rosenkavalier«, »Salome«, »Der fliegende Holländer«, »Parsifal«). Auf Discocorp wurde eine »Don Giovanni«-Aufnahme von 1955 veröffentlicht, auf der gleichen Marke »Daphne« von R. Strauss (unter E. Kleiber aus dem Teatro Colón Buenos Aires, 1948), auf Preiser »Von deutscher Seele« von Hans Pfitzner (Wien 1945), auf Murray Hill Fafner in »Siegfried« (Scala, Mailand, 1950), auf Cetra Opera Live »Der fliegende Holländer« und »Tristan und Isolde« (Bayreuth 1955 bzw. 1952), auf Melodram Fasolt im »Rheingold« (Bayreuth, 1952) und »Fidelio« (Wien, 1955), auf Foyer (»Das Rheingold«, Bayreuth, 1953) auf Fonit-Cetra (»Die Walküre«, Scala 1950) und auf Testament Hagen in »Götterdämmerung« (Bayreuth 1951).
29.7. Eugenio TERZIANI: 200. Geburtstag
Informationen über den italienischen Komponisten auf Englisch: http://www.requiemsurvey.org/composers.php?id=2601
30.7. Räto TSCHUPP: 95. Geburtstag
Bekannt war er vor allem für seinen Einsatz für Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er leitete über hundert Erstaufführungen zeitgenössischer Werke, zahlreiche waren ihm gewidmet. 1957 gründete er das Kammerorchester Camerata Zürich, das bei der Entstehung des modernen Schweizer Kammermusikrepertoires eine wichtige Rolle spielte und bis zu seinem Tod von ihm geleitet wurde. 1976-88 war er Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe, wo er Dirigieren unterrichtete. Im Laufe seines Schaffens spielte er mit verschiedenen Orchestern und Chören einige Werke für diverse Plattenlabels ein, unter anderem Flötenkonzerte von Gluck und Cimarosa, eine Anthologie europäischer Musik nach der Französischen Revolution und Werke von Schweizer Komponisten wie Wladimir Vogel, Paul Müller-Zürich, Hermann Haller und Josef Haselbach. Räto Tschupp starb 2002 in Chur.
30.7. Jakob REES: 100. Geburtstag
Er begann seine Bühnenkarriere 1956 mit einem Engagement am Stadttheater von Oberhausen und wurde 1957 an das Nationaltheater Mannheim berufen. Bis zu seinem Abschied von der Bühne 1982 war er Mitglied dieses Hauses, an dem er in dieser langen Zeit in rund hundert verschiedenen Rollen und in über 3600 Vorstellungen auftrat. Bei seinem Abschied wurde er zum Ehrenmitglied des Theaters ernannt. Er sang in erster Linie Buffo- und Charakterrollen wie den Pedrillo in der »Entführung auf dem Serail«, den Monostatos in der »Zauberflöte«, den Dr. Cajus in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Mime im Nibelungenring (seine Hauptrolle), den italienischen Sänger in »Capriccio« von R. Strauss, den Valzacchi im »Rosenkavalier«, den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Bardolfo in »Falstaff« von Verdi, den Goro in »Madame Butterfly« und die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«. Er absolvierte auch Gastspiele im Ausland; so sang er den Mime an der Oper von Nizza (1970) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1975). Er starb 1995 in Friedrichsthal bei Usingen (Taunus).
Schallplatten: MMS (David in »Die Meistersinger von Nürnberg«).
30.7. Zhivka KLINKOVA: 100. Geburtstag
Biographie der bulgarischen Komponistin und Dirigentin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Zhivka_Klinkova
30.7. Gerald MOORE: 125. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in Toronto. Er begleitete einige wichtige Instrumentalisten wie Pablo Casals, wurde aber vor allem durch seine Arbeit mit Sängern bekannt. Unter anderem war er Klavierpartner von Janet Baker, Kathleen Ferrier, Dietrich Fischer-Dieskau, Hans Hotter, Alexander Kipnis, Victoria de los Angeles, Christa Ludwig und Elisabeth Schwarzkopf. Es gilt als sein Verdienst, den Status des Begleiters von der rein untergeordneten Rolle zu der eines gleichwertigen künstlerischen Partners gehoben zu haben. Dabei beeindruckte er die Sänger vor allem auch durch seine Fähigkeit, Lieder scheinbar mühelos je nach Bedarf von der Originaltonart nach oben oder unten zu transponieren (in Anpassung an die Tagesform und Stimmlage mancher Sänger). Außerdem hielt Moore Vorlesungen und schrieb über Musik, wie in seinen Memoiren Bin ich zu laut? (Am I Too Loud?). Diese literarische Tätigkeit setzte er auch nach seinem Abschiedskonzert 1967 fort, bei dem er Fischer-Dieskau, de los Angeles und Schwarzkopf zum letzten Mal öffentlich begleitete. 1970–72 wagte er, schon schwer krank, mit Dietrich Fischer-Dieskau das immense Unternehmen einer Gesamtaufnahme aller Schubert-Lieder. 1954 wurde Gerald Moore zum Commander des Order of the British Empire ernannt. Er starb 1987 in Penn (Buckinghamshire).
31.7. Steurt BEDFORD: 85. Geburtstag
Er gab nach seiner Ausbildung an der Royal Academy of Music und dem Orgelstudium am Worcester College in Oxford im Jahr 1967 sein Debüt als Dirigent bei der English Opera Group in London, mit der er Tourneen durch Europa und Nordamerika unternahm. Er dirigierte auch am Covent Garden Opera House und beim Aldeburgh Festival, zu dessen künstlerischem Direktor er 1973 berufen wurde.1975 wurde er einer der beiden künstlerischen Direktoren der English Music Theatre Corporation. Er starb im Februar 2021.
31.7. Don GARRARD: 95. Geburtstag
Er besuchte zur Ausbildung seiner Stimme nacheinander das Konservatorium von Vancouver, das Royal Conservatory of Music in Toronto und die Music Academy of the West in Santa Barbara (Kalifornien); schließlich Schüler von Luigi Borgonovo in Mailand. Erster Bühnenauftritt 1952 an der Oper von Vancouver als Sprecher in der »Zauberflöte«. Er wurde in Kanada bekannt, als er im Fernsehen als Don Giovanni auftrat. Seine größten Erfolge hatte der Künstler in England, wo er seinen Wohnsitz nahm und 1961 an die Sadler’s Wells Opera London engagiert wurde. Seit 1961 trat er hier in mehr als 500 Vorstellungen auf, u.a. als Sparafucile in »Rigoletto«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Ashby in »La Fanciulla del West«, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Mephisto in »Faust« von Gounod, als Silva in Verdis »Ernani«, als Sir Walter Raleigh in »Gloriana« von B. Britten, als Commendatore in »Don Giovanni« und als Titelheld in Bartóks »Herzog Blaubarts Burg«. Er sang auch bei der Nachfolgerin der Sadler’s Wells Opera, der English National Opera, bei der Welsh Opera, bei der Scottish Opera Glasgow (den Lodovico in Verdis »Otello«, den Rivière in der englischen Premiere von Dallapiccolas »Volo di notte«, den Pimen sowie auch die Titelpartie in »Boris Godunow«, den Commendatore, den König Dodon in »Der goldene Hahn« von Rimski-Korsakow, den Minister in »Fidelio« und den Sarastro), an der Covent Garden Oper London (1970 den Ferrando im »Troubadour«, 1971 den Gremin in »Eugen Onegin«, 1981 Lindorf in »Hoffmanns Erzählungen«) wie auch bei den Festspielen von Aldeburgh und Edinburgh. Gastspiele an den Opern von Toronto und Ottawa, an der Hamburger Staatsoper (bereits 1968), in Santa Fé, Washington, Johannesburg und bei den Festspielen von Drottningholm. Am 13.6.1964 sang er bei den Festspielen von Aldeburgh in der Uraufführung von Benjamin Brittens »Curlew River« in der Kirche von Orford, 1962 bei der Sadler’s Wells Opera London in der englischen Erstaufführung von Pizzettis »L’Assassinio nella cattedrale« bei einem Gastspiel des Ensembles in Coventry. Bei den Festspielen von Glyndebourne wirkte er 1965 als Lord Rochefort in Donizettis »Anna Bolena«, 1966 als Zebul in Händels »Jephta«, 1973 als Pfarrer in der englischen Erstaufführung von G. von Einems »Der Besuch der alten Dame«, 1975 als Gremin, 1975 als Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky und 1976 als Arkel in »Pelléas et Mélisande« mit. 1988 gastierte er an der Oper von Toulouse als Großinquisitor in »Don Carlos« von Verdi. Er sang auf der Bühne das Repertoire für Bass von Händel bis zu Verdi, Wagner und modernen Komponisten. Auch als Konzertbassist in Erscheinung getreten. Er war als Pädagoge in Kapstadt in Südafrika tätig, wo er auch am Opernhaus als Sänger auftrat (u.a. 1994 als Rocco in »Fidelio«, 1995 als Sarastro, 1998 als Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«). Er starb 2011 in Johannesburg (Südafrika).
Schallplatten der Marken Columbia und HMV. Auf CBS singt er den Trulove in Strawinskys »The Rake’s Progress«.
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://dongarrardbass.wordpress.com/
31.7. Gejza ZELENAY: 100. Geburtstag
Er studierte Gesang am Konservatorium von Bratislava (Preßburg) bei Frau Zuravlevá (1947-49), dann bei Enrico Manni in Kosice (1949-52) und nochmals in Bratislava bei J. Godin (1958-60). 1949-58 war er am Theater von Kosice (Kaschau) engagiert, 1958-68 am Nationaltheater von Bratislava. Hier sang er in den Uraufführungen der Opern »Svátopluk« von Eugen Suchon (10.3.1960) und »Mr. Scrooge« von Ján Cikker (1963 den Titelhelden). Seit 1968 kam er dann am Opernhaus von Zürich zu einer erfolgreichen Bühnenkarriere. Er gastierte an der Komischen Oper Berlin, am Nationaltheater Prag, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Nationaltheater Mannheim, am Staatstheater Karlsruhe, an den Opernhäusern von Lodz, Poznan (Posen) und Wroclaw (Breslau), am Pfalztheater Kaiserslautern und mit dem Zürcher Ensemble in Dresden, Helsinki und beim Festival von Lausanne. Aus seinem umfangreichen Bühnenrepertoire seien nur der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Leporello wie der Commendatore in »Don Giovanni«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Mustafà in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, der Zaccaria in Verdis »Nabucco«, der Pater Guardian in »La forza del destino«, der Ramfis in »Aida«, der Mephisto in »Faust« von Gounod, der Pimen in »Boris Godunow«, der Gremin in »Eugen Onegin«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, der Förster in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, der Lothario in »Mignon« von A. Thomas und der Wassermann in »Rusalka« von A. Dvorák genannt. Er wirkte am Opernhaus von Zürich in den Uraufführungen der Opern »Ein Engel kommt nach Babylon« von Rudolf Kelterborn (1977 als 1. Arbeiter) und »Der Kirschgarten« vom gleichen Komponisten (1984 als Stationsvorsteher) mit, außerdem in der Spielzeit 1970-71 in den Schweizer Erstaufführungen von Donizettis »Roberto Devereux« (als Sir Raleigh) und »Bomarzo« von A. Ginastera (als Gian Corrado Orsini). Auch als Konzert- und Rundfunksänger kam er zu einer erfolgreichen Karriere. Er starb 2008 in Zürich.
31.7. Tini SENDERS: 150. Geburtstag
Sie war (unter ihrem eigentlichen Namen Ernestine Senders) während einer Anzahl von Jahren als Chorsängerin am Wiener Carl-Theater beschäftigt. Der Direktor dieses Hauses Jauner übertrug ihr 1897 eine kleine Rolle in der Komödie »Ledige Leute« von J. Dörmann. Dabei zeigte sie ein ganz ungewöhnliches darstellerisches Talent, und nun begann sie eine große Karriere in Operetten, Singspielen, musikalischen Possen, Volksstücken und Komödien. 1899 sang sie die kleine Rolle der Anna in der Uraufführung der Johann Strauß-Operette »Wiener Blut«. Man bewunderte vor allem ihren Vortrag von Wiener Liedern und von komisch-frechen Couplets. 1900-1901 nahm sie an einer Gastspiel-Tournee des Carl-Theaters durch Russland teil. Sie ging dann an das Wiener Orpheum und war 1902-03 am Bunten Theater Berlin und am Berliner Metropol-Theater anzutreffen. In der langen Zeit von 1904 bis 1932 gehörte sie dem Ensemble des berühmten Wiener Burgtheaters an, zu dessen Ehrenmitglied sie ernannt wurde. Sie starb 1941 in Wien.
Schallplatten: G & T (sieben Couplet-Aufnahmen, Wien, 1902).