IN MEMORIAM-Geburtstage im JULI 2021
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.
Zusammenstelung der Liste: Walter Nowotny
1.7. Hans Werner HENZE: 95. Geburtstag
Er wurde als erstes von sechs Kindern des Lehrers Franz Henze (1898–1945) und seiner Frau Margarete Adele (geb. Geldmacher, 1907–76) geboren und zeigte schon früh Interesse an Kunst und Musik. Als Jugendlicher geriet er aufgrund seiner politischen Einstellung in Konflikt mit dem Vater, der NSDAP-Mitglied war und ihn auf eine Musikschule der Waffen-SS schicken wollte. Als die homosexuelle Neigung seines Sohnes erkennbar wurde, soll er gesagt haben, dass „so etwas wie er ins KZ gehöre“. 1942 begann Henze ein Studium an der Staatsmusikschule Braunschweig in den Fächern Klavier und Schlagzeug. Anfang 1944 wurde er zum „Reichsarbeitsdienst“, wenige Monate später als Funker zur Wehrmacht einberufen. Die Erfahrungen dieser Zeit führten bei ihm zu einem Gefühl der Mitschuld, aber auch zur lebenslangen leidenschaftlichen Ablehnung von Krieg und Faschismus. Eine im Februar 2009 aufgefundene Karteikarte in der NSDAP-Mitgliederkartei im Bundesarchiv verzeichnet Henze unter der Nummer 9884828 als Parteimitglied der NSDAP. Demzufolge wurde die Aufnahme in die NSDAP am 18. Januar 1944 beantragt und erfolgte am 20. April 1944. Ein unterschriebener Aufnahmeantrag des damals 17jährigen Henze ist nicht vorhanden. Henze bestritt, jemals einen entsprechenden Aufnahmeantrag gestellt zu haben. Nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft wurde Henze 1945 Korrepetitor am Stadttheater Bielefeld. Ab 1946 setzte er sein Studium bei Wolfgang Fortner in Heidelberg fort. Fortner lehnte es ab, Henze die Zwölftontechnik nahezubringen: Er nannte sie „erledigt“, woraufhin sich der Student die Schönberg’sche Kompositionstechnik selber beibrachte, ehe er sie 1949 bei René Leibowitz in Darmstadt und Paris studierte. In seinen ersten Kompositionen setzte sich Henze denn auch aktiv mit der Zwölftontechnik auseinander, verknüpfte sie aber mit neoklassizistischem Stil, so in der 1. Sinfonie und dem 1. Violinkonzert (1947). 1948 wurde Henze musikalischer Mitarbeiter von Heinz Hilpert am Theater Konstanz, und seine erste Oper Das Wundertheater (nach Miguel de Cervantes Saavedra) entstand. 1950 wechselte er als Künstlerischer Leiter und Dirigent des Balletts ans Hessische Staatstheater Wiesbaden. Nach zwei Rundfunkopern sowie mehreren Sinfonien und Solokonzerten etablierte er sich mit der 1952 in Hannover uraufgeführten abendfüllenden Oper Boulevard Solitude, einer modernen Version des Manon-Lescaut-Stoffes, endgültig als einer der führenden Komponisten seiner Generation. Enttäuscht vom politisch restaurativen Klima in Deutschland einerseits und von Teilen der Kritik andererseits, die unter dem Einfluss der Darmstädter Ferienkursen eine konsequent Serielle Musik forderten – was Henze als Einengung der Kreativität empfand – übersiedelte er 1953 nach Italien, zunächst nach Forio auf Ischia, wo er regen Kontakt und Austausch mit der dort ansässigen Intellektuellenkolonie pflegte (u.a. Wystan Hugh Auden, Golo Mann und William Walton). Ab 1956 lebte er in Neapel, später in Rom und Castel Gandolfo, bis er schließlich in Marino in den Albaner Bergen seinen dauerhaften Wohnsitz fand. Eine enge Freundschaft verband ihn mit der Dichterin Ingeborg Bachmann, mit der er zeitweise zusammen lebte. Bachmann schrieb für ihn die Libretti zu seinen Opern Der Prinz von Homburg (1958; nach Heinrich von Kleist) und Der junge Lord (1964; nach Wilhelm Hauff), Henze die Musik zu ihrem Hörspiel Die Zikaden (1954). Gemeinsam schufen sie die Nachtstücke und Arien (1957) sowie die Lieder von einer Insel (1964). Henze trat der Kommunistischen Partei Italiens (KPI) bei; sein politisches Engagement sorgte in Deutschland für Schlagzeilen, so etwa 1968, als die Uraufführung des Oratoriums Das Floß der Medusa (mit Text von Ernst Schnabel) daran scheiterte, dass Westberliner Mitwirkende nicht unter einem Porträt von Che Guevara und einer roten Fahne auftreten wollten, oder 1969/70, als er demonstrativ in Havanna einen Lehrauftrag übernahm und die Uraufführung seiner 6. Sinfonie dirigierte. In dieser Zeit entstand auch das Rezital El Cimarrón, in dem er gemeinsam mit dem Librettisten Hans Magnus Enzensberger den Lebensbericht eines entlaufenen Sklaven interpretiert. Mit der Oper We Come to the River (Wir erreichen den Fluss) nach Edward Bond erreichte Henzes gesellschaftskritische Kunst 1976 einen weiteren Höhepunkt. Als erstes Festival zur Verbreitung Neuer Musik gründete Henze 1976 den Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano, wo 1980 seine Kinderoper Pollicino uraufgeführt wurde. 1980-91 leitete er eine Kompositionsklasse an der Musikhochschule Köln. Er gründete 1981 die Mürztaler Musikwerkstätten, 1984 das Deutschlandsberger Jugendmusikfest und schließlich 1988 die Münchener Biennale, ein „Internationales Festival für neues Musiktheater“, dessen künstlerische Leitung er 1996 an Peter Ruzicka übergab. Seine eigenen Opern orientierten sich unterdessen wieder mehr an traditionellen Formen, so Die englische Katze (1983, Libretto von Edward Bond) und Das verratene Meer (1990, Libretto von Hans-Ulrich Treichel nach dem Roman Gogo no Eiko von Yukio Mishima). Humanes und politisches Bekenntnis prägen auch seine späten Werke. Das so genannte Requiem (1992), bestehend aus neun geistlichen Konzerten für Klavier, Trompete und Kammerorchester, schrieb Henze zum Andenken an den früh verstorbenen Musiker Michael Vyner; die 9. Sinfonie für gemischten Chor und Orchester (1995–97) mit Versen von Hans-Ulrich Treichel nach dem Roman Das siebte Kreuz von Anna Seghers ist eine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Auf Einladung von Walter Fink war er 2000 der zehnte Komponist im jährlichen Komponistenportrait des Rheingau Musik Festivals. Unter anderem wurde sein Requiem aufgeführt. Auch in jüngster Zeit wurden neue Bühnenwerke von Henze aufgeführt: bei den Salzburger Festspielen 2003 L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe und 2006 die dritte, definitive Fassung von Gogo no Eiko (Das verratene Meer, unter Gerd Albrecht, der den Komponisten zur Weiterarbeit an dem Werk motiviert hatte). Am 6. September 2007 fand die Premiere der Konzertoper Phaedra (Libretto: Christian Lehnert) an der Berliner Staatsoper Unter den Linden statt; es spielte das Ensemble Modern unter Leitung von Michael Boder. Während der Arbeit hatte der Komponist 2005 einen ernsten Schwächeanfall erlitten; kurz nach der Fertigstellung des Werkes verstarb im April 2007 sein Lebensgefährte und Adoptivsohn Fausto Moroni (*1944), den er 1964 in einem Antiquitätenladen kennengelernt hatte. Bis in die 1990er Jahre hat Henze regelmäßig dirigiert, zumeist eigene Werke, und – seltener – auch inszeniert. Dabei hat er u.a. mit seinem jüngsten Bruder, dem Bühnenbildner Jürgen Henze (*1942) zusammengearbeitet, der auch Ausstatter für Filme von Rainer Werner Fassbinder (Berlin Alexanderplatz) und Andrzej Wajda (Eine Liebe in Deutschland) war. Henze hat sich stets gegen die Festlegung auf einen bestimmten Stil oder eine bestimmte Technik gewehrt. Entgegen den Prämissen der so genannten Darmstädter Schule verzichtete er auf streng serielle Organisation seiner Werke und komponierte angstfrei eklektizistisch. 1967 sagte er: Bald werden die Clusters, die seriellen Rezitative und die Happenings sich endgültig erschöpft haben, und der junge Komponist wird sich vergebens in solchem Ödland nach Nahrung für seine hungrige Seele umsehen. Ein wichtiges Vorbild für Henze war Igor Strawinsky, der sich nach seiner experimentellen Phase dem Neoklassizismus zuwandte. Den Schwerpunkt von Henzes Werk bilden die Bühnenkompositionen, die durch das enorme dramaturgische Gespür des Komponisten und die bühnentaugliche Vermischung verschiedenster Musikstile und -richtungen zu für gegenwärtige Musikwerke ungewöhnlich großen Publikumserfolgen wurden. Zeitlebens offen für musikalisch-literarische Tradition und Gegenwart, erschloss er sich klassische Vorlagen im Dialog mit zeitgenössischen Autoren: Grete Weil bearbeitete für ihn den Manon Lescaut-Stoff, den schon die Librettisten von Massenet und Puccini aufgegriffen hatten; gemeinsam mit Ingeborg Bachmann entdeckte er neues Potential in Texten von Heinrich von Kleist (Der Prinz von Homburg) und Wilhelm Hauff. Weitere Arbeitspartner waren für ihn die Schriftsteller Wystan Hugh Auden, Edward Bond und Hans-Ulrich Treichel. Sein Interesse an „angewandter Kunst“ und Massenmedien führte ihn auch zur Filmmusik; hier arbeitete er u.a. mit den Regisseuren Alain Resnais und Volker Schlöndorff zusammen. Henze ist ein explizit politischer Künstler, der auch die anscheinend abstrakten technischen Aspekte des Komponierens nie als Selbstzweck betrachtet hat, sondern als Möglichkeit, z.B. durch Kontrastbildung Stellung zu beziehen: So ist der reaktionären Gesellschaftsschicht in der Oper Boulevard Solitude konservative Tonalität zugeordnet, während die Außenseiter Manon und Des Grieux durch Zwölftontechnik als fortschrittlich charakterisiert werden; in We Come to the River sind der Welt der Gewalt elektronisch verstärkte Streicher und tiefes Blech in extremer Lautstärke zugeordnet. Vergleichbare Konflikte zeichnen sich in der 9. Sinfonie ab; sie ist „den Helden und Märtyrern des deutschen Antifaschismus gewidmet“. Henze wendet sich gegen das Elitäre des klassischen Kulturbetriebs, wirft aber die Last der bildungsbürgerlichen Tradition nicht als obsolet über Bord, sondern bietet Möglichkeiten einer aufgeklärten, oft auch spielerisch-ironischen Auseinandersetzung mit historischen Modellen aus Musik, Literatur und Malerei. Einige wenige Beispiele: In Die englische Katze orientiert sich Henze an Ludwig van Beethovens Diabelli-Variationen; in Das Floß der Medusa „vertont“ er das gleichnamige Gemälde von Théodore Géricault; in Tristan für Klavier, Tonbänder und Orchester werden eine anonyme Florentiner Ballade des 14. Jahrhunderts und Motive von Richard Wagner verarbeitet; die Ode an den Westwind adaptiert das Gedicht von Percy-Bysshe Shelley; die Sologitarrenwerke Royal Winter Music sind musikalische Porträts von Dramenfiguren William Shakespeares. Bereits schwer von Altersschwäche und Krankheit gezeichnet, konnte er dennoch 2006 in der Berliner Philharmonie dem anlässlich seines 80. Geburtstags wiederaufgeführten Oratorium Das Floß der Medusa (dirigiert von Simon Rattle) beiwohnen. Hans Werner Henze starb am 27. Oktober 2012 im Alter von 86 Jahren in Dresden. Kurz zuvor, am 13. September, hatte an der Semperoper mit Henzes Anti-Kriegsoper Wir erreichen den Fluss – We come to the river in Anwesenheit des Komponisten die erste Premiere der Spielzeit 2012/13 stattgefunden. Henzes Wahlheimat war Marino in der Provinz Rom, wo er am 5. November 2012 auch beigesetzt wurde.
1.7. Ferdinando PAER: 250. Geburtstag
Er studierte zuerst in seiner Heimatstadt Parma bei Gian Francesco Fortunati, bevor er in Neapel seine Studien am Conservatorio della Pietà dei Turchini fortsetzte. Er debütierte 1789 mit der komischen Oper La locanda de´ vagabondi, 1791 wurde er Theaterkapellmeister in Venedig, 1797 übte er diese Tätigkeit dann in Wien aus. 1797 heiratete er die italienische Opernsängerin Francesca Riccardi (1788–1845) und siedelte mit ihr nach Wien über. Dort erhielt sie ein Engagement als erste Sängerin an der Italienischen Hofoper. 1801 folgte das Ehepaar einem Ruf an das Dresdner Hoftheater. 1802-06 war Paër Kapellmeister am Morettischen Opernhaus in Dresden, 1812-27 Kapellmeister an der italienischen Oper in Paris. Ab 1831 war er Mitglied der Académie des Beaux-Arts, 1832 Kapellmeister der dortigen Königlichen Kapelle. Paër schrieb ungefähr 44 Opern, die zu seiner Lebenszeit sehr erfolgreich und bekannt waren, nach seinem Tode aber in Vergessenheit gerieten; außerdem Oratorien, Kantaten, Gesangswerke, Klavierstücke u. a. Seiner Oper Leonora liegt der gleiche Stoff zu Grunde wie Beethovens Oper Fidelio. Paër war unter anderem Franz Liszts Lehrer in Paris, welchem er auch bei der Verfeinerung von dessen 1824-25 entstandener Oper Don Sanche ou Le château d‘amour half. Er starb 1839 in Paris.
2.7. Robert DUMÉ: 80. Geburtstag
Er wurde bereits 1973 von Rolf Liebermann für das neu formierte Ensemble der Pariser Oper engagiert und wirkte dort an vielen Produktionen unter verschiedensten Dirigenten mit. So sang er unter illustren Maestri wie Karl Böhm, Sir Georg Solti, Horst Stein, Georges Prêtre, Seiji Ozawa, Nello Santi, Peter Ustinow, Patrice Chéreau, Jorge Lavelli und anderen. Neben vielen kleineren Partien sang er dort u.a. den Laca in Janáceks «Jenufa», den Prinzen in Prokofjews «L’Amour des trois oranges», den Schuiskij in «Boris Godunow», den Macduff in Verdis «Macbeth», den Aegisth in «Elektra» von R. Strauss, den Arbace in Mozarts «Idomeneo» und den Mr. Taupe im «Capriccio» von R. Strauss. Von Solti selbst wurde er als Solist in Beethovens «Neunter» anlässlich der Einweihung des Palais des Congrès in Paris mit dem Orchestre de Paris eingeladen und startete so eine internationale Karriere: In Jerusalem sang er den Don José in «Carmen», in Barcelona den Nicias in «Thaïs», in Genf den Hirten in «Oedipus Rex» von Strawinsky und in Amsterdam – gleichzeitig für das niederländische Fernsehen – den Faust. In Rom wirkte er 1980 bei der Uraufführung von «Marylin» von Lorenzo Ferrero mit. Daneben interpretiert er immer wieder die großen Rollen seines Faches: den Faust in «La damnation de Faust» sowie den Don José, die er wiederholt in Deutschland, Italien, der Schweiz und anderen Ländern sang. Gleichzeitig wirkte er bis 1995 an zahlreichen Produktionen der Opéra de Bastille in Paris mit. Er starb 2018 in Clichy (Hauts-de-Seine).
2.7. Morag BEATON: 95. Geburtstag
Informationen über die schottisch-australische Sopranistin auf ihrer Homepage: http://www.moragbeaton.com/
2.7. Hardenack Otto Conrad ZINCK: 275. Geburtstag
Er war der jüngere Bruder des Organisten und Komponisten Benedikt Friedrich Zinck (1743-1801) und trat seit 1786 in Hamburg als Sänger in Erscheinung. Als Flötist und Kammermusiker folgte er dann seinem erwähnten Bruder nach Ludwigslust in Mecklenburg, wo dieser als Hofmusiker engagiert war. 1787 ging er als Gesangmeister an das Königliche Opernhaus Kopenhagen. Er betätigte sich in der dänischen Hauptstadt auch als Organist an der Erlöser- Kirche und wirkte 1791-1811 als Musikmeister am Blaagard Seminar. 1790 brachte er in Kopenhagen eine von ihm komponierte Oper »Selim og Mirza« (in dänischer Sprache) zur Uraufführung. Er bearbeitete auch das offizielle dänische Psalmenbuch und schrieb Oratorien, Kantaten, Klaviersonaten, Lieder und weitere Instrumentalmusik. Er publizierte zwei Bücher: »Die nördliche Harfe« (Kopenhagen, 1801) über skandinavische Musik, und »Vorlesungen über Musik und ihre nützlichste Anwendung« (Kopenhagen, 1813), beide in deutscher Sprache. Er starb 1832 in Kopenhagen.
3.7. Tota DE IGARZÁBAL: 100. Geburtstag
Sie absolvierte ihr Gesangstudium am Instituto Superior de Arte del Teatro Colón Buenos Aires und war dazu Schülerin von Hina Spani und Arturo Wolken in der argentinischen Hauptstadt. 1942 fand ihr Bühnendebüt am Teatro Coliseo Buenos Aires in einer kleinen Rolle in Puccinis »Suor Angelica« statt. Sie kam dann zu einer großen Karriere am Teatro Colón Buenos Aires. Dort wirkte sie u.a. in den argentinischen Erstaufführungen von A. Honeggers »Jeanne d’Arc au bûcher« (1942 als heilige Catharina unter Erich Kleiber), »La Atlantida« von M. de Falla (1963 als Esperetusa) und »Moses und Aron« von Schönberg (1970) mit. Sie sang auf der Bühne im Übrigen ein umfassendes Repertoire, das seine Höhepunkte in Partien wie der Carmen, der Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Leonora in »La Favorita« von Donizetti und der Mignon in der gleichnamigen Oper von A. Thomas hatte. Sie sang auch Wagner-Partien wie die 1. und die 2. Norn und die Erda im Nibelungenring. Sie gastierte am Teatro Municipal Rio de Janeiro, am Teatro Sodre in Montevideo, in Santiago de Chile und in Washington. Auch im Konzertsaal kam sie in einem weitreichenden Repertoire zu großen Erfolgen. Sie starb im Oktober 2019.
Schallplatten: Odeon (Opern-Arien).
3.7. Vicente ARREGUI GARAY: 150. Geburtstag
Informationen über den spanischen Komponisten auf Katalanisch: https://ca.wikipedia.org/wiki/Vicente_Arregui_Garay
3.7. Achilles ALFERAKI: 175. Geburtstag
Seine Kindheit verbrachte er in der Stadt Taganrog in einem Palast in der Katholischen Straße (z. Zt. der Alferaki-Palast in der Frunse-Straße). Achilles erhielt eine gute Hausausbildung und wurde Student der historischen und philologischen Fakultät der Moskauer Universität, wo er neben anderen Fächern auch Musiktheorie unter der Leitung von Professor Frosch studierte. Musik war sein Lieblingshobby, doch konnte er seine Zeit nicht alleine der Musik widmen. Familiengeschäfte brachten ihn wieder nach Taganrog, wo er sich Ende 1870 niederließ. 1880 wurde Alferaki zum Bürgermeister Taganrogs gewählt. Während seiner Amtszeit sorgte er für Verbesserung der Sauberkeit und Schönheit Taganrogs und nahm an der Gründung verschiedener Wohltätigkeitsinstitutionen teil. Zu seiner Bürgermeisterzeit wurden die Straßen Taganrogs mit Pflaster bedeckt und mit Bäumen bepflanzt; die ersten Bürgersteige kamen in Gebrauch. Der Bürgermeister förderte das Ausbildungssystem der Stadt. Manche seiner Vorschläge wurden oft für fantastisch und verschwenderisch seitens Taganroger Politiker gehalten, einige davon wurden jedoch verwirklicht, wie z. B. Alferakis Vorschläge, in Taganrog ein Denkmal für den Zaren Peter den Großen zu errichten oder den Taganroger Hafen zu modernisieren. Der Bürgermeister war sehr musikalisch. Taganrog wurde zu einer echten Musikstadt im russischen Süden. In seinem Haus in der Gretscheskaja-Straße wurde gespielt und gesungen, getanzt und Karten gespielt. Alferaki war berühmt für seine Fähigkeit, schnell und leicht Karikaturen zu zeichnen. Viele davon sind bis heute erhalten geblieben. 1888 kündigte Alferaki seine Dienststelle und siedelte nach Sankt Petersburg um. Ab 1891 war er Verwalter der Kanzlei des Innenministeriums, dann Direktor der Telegraphenagentur. Seine Freizeit widmete er hauptsächlich der Musik. Er schrieb über 100 Romanzen und zwei Opern: „Erlkönig“ und „Heidentochter“. Alferaki starb 1919 in Petrograd. Er war der Bruder des Zoologen Sergei Nikolajewitsch Alferaki (1850-1918).
3.7. Nanny HÖFLER: 200. Geburtstag
Sie war die Tochter des Tenors Joseph Höfler, der zuerst in Frankfurt a.M., dann seit 1820 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1828 in Leipzig wirkte, und die Schwester des Schauspielers Wilhelm Höfler (1815-72), dessen Gattin Fanny Höfler-Mejo (1821-83) wiederum eine bedeutende Karriere als Opernsängerin hatte. Nanny Höfler debütierte bereits 1835 am Hoftheater von Dessau, sang dann in Magdeburg, seit 1837 am Hoftheater von Oldenburg und seit 1840 am Opernhaus von Riga. Über ein nochmaliges Engagement am Hoftheater Dessau (1842-43) kam sie 1844 an das Opernhaus von Leipzig, starb aber 1845 ganz jung im Alter von nur 24 Jahren an einer Lungentuberkulose. Sie sollte nicht mit ihrer gleichaltrigen Schwägerin Jenny Höfler-Mejo (die noch dazu fast das gleiche Repertoire wie sie sang) verwechselt werden.
4.7. Felice SCHIAVI: 90. Geburtstag
Er war Schüler von Riccardo Malipiero in Monza, dann der Pädagogen Carlo Tagliabue, Carlo Alfieri und Enrico Pessina in Mailand. Er begann seine Sängerlaufbahn 1955 und gewann 1960 den Gesangwettbewerb Voci Verdiane in Busseto. Er konnte eine große Karriere an den führenden italienischen Opernhäusern zur Entfaltung bringen und sang vor allem an der Mailänder Scala, an der Oper von Rom, am Teatro Regio Parma, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Regio Turin, an den Theatern von Bologna, Florenz, Triest, bei den Festspielen von Verona (1977) und beim Maggio Musicale von Florenz. An der Mailänder Scala debütierte er 1968 als Nabucco und sang dann 1970 den Tonio im »Bajazzo«, 1970-71 den Rigoletto, 1971, 1973, 1976, 1978-79 und 1981-82 den Paolo in »Simon Boccanegra« von Verdi, 1972 und 1974 auch den Simon Boccanegra, 1972 den Escamillo in »Carmen«, 1973 den Donner im »Rheingold«, 1977 den Ephraimit in »Moses und Aron« von A. Schönberg, 1978 den Francesco in Verdis »I Masnadieri«, 1980 den Scarpia in »Tosca«, 1981 den Zigeuner in Mussorgskys »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« und 1986 den Einäugigen in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss. Am 27.1.1987 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Riccardo III« von Flavio Testi in der Rolle des Buckingham mit. Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1984 als Paolo), an der Grand Opéra Paris (1978-79 ebenfalls als Paolo), an den Opernhäusern von Lyon, Nancy, Marseille, Nizza, Bordeaux und Rouen, an der Opéra du Rhin Straßburg, am Nationaltheater Prag, am Nationaltheater Mannheim, an der Staatsoper von München, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Bolschoi Theater Moskau, an der Nationaloper Belgrad, in Lüttich, Glasgow, Cardiff und Warschau. Seine großen Partien waren der Amonasro in »Aida«, der Posa in Verdis »Don Carlos«, der Titelheld in dessen »Macbeth«, der Germont-père in »La Traviata«, der Jago in »Otello«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Renato in »Un ballo in maschera« von Verdi, der Don Carlo in »La forza del destino«, der Ben in Menottis »Telefon«, der Riccardo in Bellinis »I Puritani«, der Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, der Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli und der Titelheld im »Barbier von Sevilla«. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er auch ein Konzertsänger von Bedeutung. Er starb 2019 in Arcore.
Schallplatten: Fratelli Fabbri.
4.7. Yermek SERKEBAEV: 95. Geburtstag
Biographie des kasachischen Baritons auf Russisch:
Zur Biographie
4.7. Tibor VARGA: 100. Geburtstag
Ersten Violinunterricht erhielt er im Alter von zweieinhalb Jahren von seinem Vater Lajos, der seinerseits ein ausgezeichneter Geiger war. Infolge einer Kriegsverletzung musste Lajos Varga jedoch auf eine Konzertlaufbahn verzichten und etablierte sich daraufhin als Geigenbauer. Auf Vargas Talent aufmerksam geworden, holte Jenö Hubay den erst Zehnjährigen an die Franz-Liszt-Musikakademie Budapest. Dort studierte er bei Franz Gábriel, Mitgliedern des Waldbauer-Quartetts, Zoltán Kodály und Leó Weiner. Nach Hubays Tod (1937) spielte Varga im Gedenkkonzert unter der Leitung von Ernö Dohnányi, der Hubay 1934 im Amt des Rektors der Liszt-Akademie gefolgt war, Hubays 3. Violinkonzert op. 99.
Nach Abschluss des Musikstudiums an der Budapester Musikakademie widmete Varga sich während der Kriegsjahre an der Universität Budapest einem mehrjährigen Philosophiestudium. Vargas erster öffentlicher Auftritt erfolgte im Alter von 6 Jahren, sein Orchesterdebüt gab er als Zehnjähriger mit Mendelssohns Violinkonzert op. 64. Seit seinem 14. Lebensjahr unternahm er Konzertreisen ins Ausland, bis seine steile Karriere als Violinsolist durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen wurde. Unmittelbar nach Kriegsende nahm er die Konzerttätigkeit wieder auf und wurde zu einem der weltweit gefragten Solisten. Er trat unter den bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit auf, denen er zum Teil auch freundschaftlich verbunden war. Neben einem ungewöhnlich breiten klassischen Repertoire, das alle großen Violinkonzerte sowie die bedeutenden Sonaten und Vortragsstücke umfasste, pflegte Varga von Anfang an die Musik zeitgenössischer Komponisten. Die Violinkonzerte und andere Werke von Béla Bartók, Alban Berg und Arnold Schönberg verdanken Varga ihren eigentlichen Durchbruch im internationalen Musikleben. Er präsentierte sie – zum Teil als Erstaufführungen – im In- und Ausland: Unter anderem gestaltete er die Erstaufführung von Alban Bergs Violinkonzert in Australien sowie 1949 die europäische Premiere von Schönbergs Violinkonzert, worüber der Komponist sich in einem begeisterten Dankesbrief äußerte (Schönberg, Briefe). Beide Konzerte wie auch das Violinkonzert von Schostakowitsch interpretierte Varga neben anderen Werken im Rahmen der Proms der BBC in der Londoner Royal Albert Hall. Darüber hinaus gab Varga die Österreichische Premiere von Strawinskys Violinkonzert, sowie die Welturaufführungen zahlreicher Kompositionen, die ihm teilweise auch gewidmet sind, darunter die Violinkonzerte von Boris Blacher, Ernst Krenek, Max Méreaux, Gösta Nystroem, Almeida Prado, Mátyás Seiber und Winfried Zillig. Seit den 1950er Jahren trat Tibor Varga auch als Dirigent hervor, so etwa mit den von ihm gegründeten Ensembles Kammerorchester Tibor Varga, Orchestre du Festival Tibor Varga und Orchestre de l’Académie Tibor Varga, denen er als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter vorstand. 1989-93 übernahm er die Künstlerische Leitung des Orchestre des Pays de Savoie. Darüber hinaus war Varga bis zuletzt Gastdirigent international renommierter Orchester.
Varga spielte als 13-Jähriger seine ersten Schallplatten ein und trat bereits während seiner Studienzeit an der Budapester Musikakademie regelmäßig im Rundfunk auf. Nach seiner Niederlassung in London Ende der 1940er Jahre realisierte er Aufnahmen für international bekannte Labels, u. a. mit dem Philharmonia Orchestra London, den Berliner Philharmonikern und weiteren bedeutenden Orchestern sowie mit namhaften Klavierpartnern, unter ihnen Gerald Moore. Die Aufnahmen des Violinkonzerts Nr. 2 von Bartók unter Ferenc Fricsay wie auch der Violinkonzerte von Beethoven, Bruch, Mozart, Nielsen, Paganini, Tschaikowsky gelten bis heute als Referenz. Führende internationale Rundfunkanstalten strahlten Vargas Auftritte in (Live-)Übertragungen aus und luden ihn darüber hinaus regelmäßig zu Studioproduktionen ein. Unmittelbar nach Kriegsende war Varga Mitbegründer und erster Professor einer der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie angegliederten Musikhochschule seiner Heimatstadt Győr. 1949-86 wirkte er als Professor für Violine und Kammermusik an der 1946 gegründeten Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold, deren Streicherabteilung unter seiner Leitung Weltruf erlangte. Seit Anfang der 1950er Jahre fungierte Varga in den weltweit führenden Violin- und Kammermusikwettbewerben als Jury-Mitglied bzw. -Präsident. Daneben gab er regelmäßig Meisterkurse bei den Darmstädter Ferienkursen, des Weiteren in London, Paris, Salzburg (Mozarteum), Siena (Accademia Musicale Chigiana) und anderen Städten Europas sowie in den USA und hielt wiederholt auch öffentliche Vorträge über musikalische Themen. 1963 gründete er im schweizerischen Sion eine internationale Sommerakademie (Académie de Musique Tibor Varga), ein Jahr später folgte das Festival Tibor Varga (1964–2001), das mit seinen jährlich in der ganzen Welt ausgestrahlten Konzerten zu den international bedeutendsten Sommerfestivals zählte. Aus dem 1967 gegründeten, zu Vargas Lebzeiten jährlich ausgetragenen Internationalen Violinwettbewerb Tibor Varga, der zu den bedeutendsten seines Genres zählt, gingen zahlreiche internationale Künstlerpersönlichkeiten hervor. Seit 1988 unterrichtete Varga an der von ihm gegründeten, auf die professionelle Streicherausbildung spezialisierten Ecole Supérieure de Musique Sion, der er auch als Direktor vorstand. Darüber hinaus wirkte Varga im Auftrag der Kulturministerien Frankreichs und Portugals als Künstlerischer und Pädagogischer Berater. Ab Oktober 2002 bekleidete er eine Professur für Violine an der Universität für Musik und darstellerische Kunst Graz. Zu Tibor Vargas bekanntesten Schülern zählen u. a. Lukas David, Mirijam Contzen, Latica Honda-Rosenberg und Hans Maile. Die langjährige Varga-Studentin Madeleine Carruzzo schrieb als allererste Frau in den Reihen der Berliner Philharmoniker Geschichte. Tibor Varga war Ehrenbürger mehrerer Städte Frankreichs und der Schweiz. Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Ungarn ehrten ihn mit hohen Auszeichnungen, u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse, den Orden der Arts et Lettres und der Légion d‘Honneur, dem Walliser Kulturstaatspreis (1994) und dem Verdienstorden des Ungarischen Staates. Die Universität Budapest bzw. die Franz-Liszt-Akademie Budapest verliehen ihm die Ehrenprofessorenwürde, mit der vor ihm u. a. Edward Elgar, Emil Gilels, Richard Strauss und Arturo Toscanini gewürdigt wurden. Tibor Varga starb 2003 in Grimisuat (Schweiz). Die von Varga anlässlich der Europäischen Rektorenkonferenz Graz 2003 komponierte Etude-Caprice für 4 Violinen wurde nach seinem Tode zur offiziellen Hymne der European University Association (EUA) erhoben.
6.7. Lenora LAFAYETTE: 95. Geburtstag
Die farbige Sängerin erhielt ihre Ausbildung in Nashville und an der Juilliard Music School New York, vor allem aber durch die berühmte Sopranistin Dusolina Giannini. 1951 debütierte sie am Stadttheater von Basel als Aida. Von Basel aus unternahm sie in den fünfziger Jahren ausgedehnte Gastspielreisen, die sie an die großen westdeutschen Bühnen führten, darunter an die Staatsoper von München, an die Staatstheater von Wiesbaden und Hannover, an die Opernhäuser von Düsseldorf und Dortmund. 1953-54 hörte man sie an der Covent Garden Oper London als Aida wie als Butterfly. Sie gastierte in Amsterdam und im Haag, in Glasgow, Belgrad, Zagreb und Graz. An der Wiener Staatsoper war sie 1956 als Aida und 1958 als Butterfly zu Gast. Sie setzte diese internationale Tätigkeit bis etwa 1973 fort. Weitere Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Dido in »Dido and Aeneas« von Purcell, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Selika in der »Afrikanerin« von Meyerbeer, die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, die Nedda im »Bajazzo« und die Mimi in Puccinis »La Bohème«. Sie trat auch mit großem Erfolg als Konzert- und Oratoriensolistin auf; so sang sie 1966 in New York das Sopran-Solo in »A Mass of Life« von Delius. Sie starb 1975 in Basel.
Schallplatten: Pye-Nixa (Duette aus Puccini-Opern mit Richard Lewis).
7.7. Jostein ERIKSEN: 95. Geburtstag
Sein Gesang- und Musikstudium fand am Nationalkonservatorium von Oslo und in der Opernschule des dortigen Theaters statt und wurde durch Studien in verschiedenen europäischen Musikzentren ergänzt. 1956 debütierte er in einem Konzert im Dom von Oslo. 1958 betrat er dann an der Oper von Oslo erstmals die Bühne und blieb bis 1978 an diesem Haus tätig, wo er eine Vielfalt von Partien vortrug. Während dieser Zeit trat er auch als Konzert- und Oratoriensänger in Norwegen, Schweden und Dänemark in Erscheinung und wirkte fast alljährlich beim Festival von Bergen mit. Hinzu kamen zahlreiche Rundfunk- und Fernsehauftritte in den skandinavischen Ländern. 1974-79 amtierte er als Präsident der Norwegischen Musiker-Association; er bekleidete weitere Positionen im Musikleben seiner norwegischen Heimat und wirkte auch im pädagogischen Bereich. Er starb 2015 in Bærum.
7.7. Sabine MEYEN: 125. Geburtstag
Ihre Ausbildung erhielt sie am Klindworth-Schwarwenka-Konservatorium Berlin. 1916 debütierte sie an der Volksoper von Hamburg, an der sie bis 1917 blieb und wo sie in Donizettis »Regimentstochter«, in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, in »Si j’étais Roi« von Adam und ihre große Paraderolle, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, sang. Seit 1918 lebte sie in Berlin, wo sie vor allem an der Berliner Staatsoper auftrat. Bei der Eröffnung der Oper nach deren Umbau 1928 sang sie die Königin der Nacht in einer Gala-Vorstellung der »Zauberflöte« in Anwesenheit von Präsident Hindenburg. Sie wirkte am 6.5.1930 an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Christoph Columbus« von Darius Milhaud (in deutscher Sprache) mit. An der Städtischen Oper Berlin gestaltete sie die gleiche Rolle unter Bruno Walter; auch an der Wiener Staatsoper, an der Nationaloper von Sofia und in den skandinavischen Staaten war sie zu Gast, ebenso an führenden deutschen Bühnen. Ihre Konzertlaufbahn eröffnete sie mit einem glanzvollen Konzert zusammen mit den Berliner Philharmonikern im Jahre 1918. Danach große Erfolge als Konzert- und Liedersängerin. Bei ihren Liederabenden wurde sie oft von ihrem Gatten, dem Juristen und Pianisten Dr. Herbert Jessel, begleitet. 1927 unternahm sie eine Konzerttournee durch Schweden. Als Jüdin konnte sie nach 1933 kaum mehr auftreten, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelang es ihr, 1939 nach England zu flüchten, wo sie in Woking (Surrey) ihren Wohnsitz nahm und sich pädagogisch betätigte. Sie starb 1979 in Torquay (Grafschaft Devonshire).
Die Stimme der Künstlerin, ein brillant geführter, technisch souveräner Koloratursopran, der namentlich im Mozart-Repertoire glänzte, hat eine Anzahl schöner Schallplattenaufnahmen hinterlassen: fünf akustische Polydor-Platten, davon vier mit Mozart-Arien; elektrische Aufnahmen auf HMV (Kurzoper »Martha«), Polydor (Kurzoper »Der Barbier von Sevilla«), Telefunken (Ausschnitte aus »Die Geisha« von S. Jones).
7.7. Ludwig Wenzel LACHNITH: 275. Geburtstag
Er war Mitglied des Hoforchesters in Zweibrücken. Er ging nach Paris, wo er bei Jean-Joseph Rodolphe Horn und bei Francois-André Danican Philidor Komposition studierte und bei den Concert spirtuel als Hornist auftrat. Er komponierte zahlreiche Instrumentalwerke, wurde aber vor allem durch seine Pasticcios, insbesondere durch Les Mystères d’Isis, eine Bearbeitung von Mozarts Die Zauberflöte, bekannt. Er starb 1820 in Paris.
8.7. Étienne BETTENS: 90. Geburtstag
Er studierte 1952-56 an den Konservatorien von Fribourg und Lausanne, dann auch 1955-56 am Conservatoire von Genf bei Pierre Mollet, 1963-64 in Amsterdam bei Eva Liebenberg und 1964-66 in Zürich bei Sylvia Gähwiller. Bereits 1956 begann er eine Karriere als Konzertsänger sowohl als Oratoriensolist wie als Lied-Interpret. Er übernahm dann aber auch Opernpartien u.a. am Grand Théâtre Genf, in Lausanne, Lyon und Paris, in Brüssel, Dijon und beim Maggio Musicale von Florenz. In Genf sang er den Achille in der Offenbach-Operette »La belle Hélène«, den Vulcain in »Orphée aux enfers« und den Baron Grog in »La Grande Duchesse de Gerolstein«, ebenfalls von Offenbach, den Gaudenzio in Rossinis »Il Signor Bruschino«, den Fasolt im »Rheingold« und den Zuniga in »Carmen«. Er wirkte in konzertanten Opern-Aufführungen, u.a. im Schweizer und im französischen Rundfunk, mit. In der Saison 1969-70 sang er in Genf in der Schweizer Premiere von Poulencs »Dialogues des Carmélites«. Im Konzertsaal trat er in einem sehr umfangreichen Repertoire auf, das Solopartien in den Passionen und Kantaten von J.S. Bach, in Werken von Händel, J. Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Verdi, Berlioz bis hin zu Komponisten wie Janácek, Frank Martin, A. Honegger, Webern, Satie und O. Messiaen enthielt. Er gab Konzerte in der Schweiz, in Lyon, Marseille, Paris, Toulouse, Nizza, Rabat, Casablanca, Bordeaux und Brüssel, in Lissabon, Bologna, Florenz und Turin, in Warschau, Lublin und Gdansk, in Essen, Freiburg i. Br. und Wien. Auch im Konzertsaal wirkte er in mehreren Uraufführungen mit, u.a. in »Ecclesia« von H. Sutermeister (Lausanne 1975), »Erkennen und Schaffen« vom gleichen Komponisten (Lausanne 1964), »Requiem de Pâques« von S. Arnauld (Lausanne 1976), »Te Deum « von A. Fornerod (Genf 1956), »Cantate des vieillards« von J. François (Vevey 1978), »Symphonie des Incantations« von C. Regamey (Venedig 1968), »Promesses de blé« von B. Schulé (Lausanne 1981). Seit 1986 war er Chordirektor am Théâtre Municipal Lausanne. Er starb 2016 in Le Mont-sur-Lausanne.
Schallplatten: Erato (Madrigale von Monteverdi), Fono (»Erkennen und Schaffen« von Sutermeister), VDE-Gallo (Bach-Kantaten), SMS (»Il Signor Bruschino«, Messe C-Dur von Beethoven)
9.7. Alida FERRARINI: 75. Geburtstag
Ihr Vater war ein angesehener Violinist. Ihre Stimme wurde am Konservatorium von Verona und durch Sergio Ravazzin in Venedig ausgebildet; bereits während ihres Studiums wirkte sie bei den Festspielen in der Arena von Verona im Chor mit. 1974 wurde sie Gewinnerin des Gesangwettbewerbs von Treviso. Dort stand sie als Mimi in »La Bohème« erstmals auf der Bühne. Darauf kam es 1975 in der Arena von Verona zu ihrem eigentlichen Debüt in der Rolle der Frasquita in »Carmen«. 1976 sang sie bei den gleichen Festspielen die Xenia im »Boris Godunow« von Mussorgsky, 1980, 1984 und 1996 die Micaela in »Carmen«, 1981 die Gilda im »Rigoletto«, 1986 und 1998 den Pagen Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, 1988 die Liu in »Turandot«. Seit 1976 auch große Erfolge am Teatro Filarmonico von Verona; hier trat sie in Partien wie der Gilda, der Adina in »L’Elisir d’amore«, der Norina im »Don Pasquale«, der Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck und als Micaela in Erscheinung. Bei den Festspielen von Bregenz gastierte sie 1977 als Ines in »La Favorita« von Donizetti, 1979 als Liu und in einem Konzert sowie 1980 als Nannetta im »Falstaff« von Verdi. An der Mailänder Scala sang sie 1979 und 1988 die Adina, 1979-80 die Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, 1979 und 1981 die Xenia, 1980 die Sophie im »Werther« von Massenet und 1984 die Micaela. Gastspiele an der Covent Garden Oper London (u.a. 1984 als Gilda), an den Staatsopern von Wien (1980-90 als Norina, als Page Oscar, als Gilda, als Adina und als Nannetta) und München, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Opéra-Comique Paris (1984 als Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, 1986 und 1988 als Marie in Donizettis »Regimentstochter«) wie an der Pariser Grand Opéra (1986 als Musetta in »La Bohème« und 1988 als Gilda) sowie an der Opéra Bastille Paris (1994 als Micaela) und am Opernhaus von San Francisco (Nordamerika-Debüt 1984 als Adina) bestätigten ihren Ruf als führende Vertreterin des italienischen Koloraturfachs. 1986 großer Erfolg in Frankfurt a.M. als Mimi, 1987 bei den Puccini-Festspielen in Torre del Lago als Lauretta in »Gianni Schicchi«. 1988 an der Oper von Bordeaux als Adina erfolgreich. 1990 Gastspiel am Teatro San Carlos Lissabon (als Marie in der »Regimentstochter«), 1991 an der Oper von Köln (als Adina), 1992 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom (als Liu). Am Teatro Felice Genua sang sie 1997 die Micaela und 1999 die Nannetta. 1997 gastierte sie in Palermo als Despina in »Così fan tutte«. Am Teatro Comunale Bologna gastierte sie 1998 als Gnese in »Il Campiello« von E. Wolf-Ferrari und als Lauretta, die sie auch 1998 bei der Japan-Tournee dieses Theaters sang. 2000 hörte man sie am Teatro Comunale Bologna als »Sie« in »La notte di un nevrastenico« von Nino Rota. Sie starb 2013 in Verona.
Schallplatten: Bongiovanni, Naxos (Gilda im »Rigoletto«).
9.7. Francis TRAVIS: 100. Geburtstag
Er studierte an der Wayne State University in Detroit, der Michigan State University in East Lansing, der University of Michigan in Ann Arbor und schließlich an der Universität Zürich, wo er mit einer Dissertation über Verdi bei Paul Hindemith und Antoine-Elisée Cherbuliez einen Doktorgrad in Musikwissenschaft erlangte. Daneben war er fünf Jahre Schüler, später Assistent von Hermann Scherchen. Ab 1953 wirkte er als freiberuflicher Dirigent. Er arbeitete als Gastdirigent mit mehr als achtzig Orchestern europaweit sowie in Japan, China und Korea und trat bei zahlreichen europäischen Musikfestivals sowie im Rundfunk und Fernsehen auf. Sein Repertoire reichte von Werken des Frühbarock bis zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Neben Werken der klassischen Moderne (Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Edgard Varèse, Igor Strawinsky) dirigierte er Welturaufführungen von mehreren hundert Werken zeitgenössischer Komponisten, insbesondere im Rahmen der Konzerte der International Society for Contemporary Music (ISCM), deren Schweizer Sektion er von 1974 bis 1978 als Präsident leitete, und von Konzertreihen zeitgenössischer Musik in Oslo, Stockholm, Berlin, Hamburg, München und Köln. 1957, 1959, 1964, 1970 und 1978 wirkte er als Dirigent bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days). Bei seinen CD-Aufnahmen konzentrierte sich Travis auf seltener eingespielte Werke z. B. von Joachim Raff und zeitgenössischen Komponisten wie Bo Nilsson, Isang Yun und Mathias Spahlinger und arbeitete mit Solisten wie Heinz Holliger, Hildegard Behrens und Sonia Theodoridou. Seine Einspielung von György Ligetis Requiem mit dem Bayerischen Rundfunk wurde im Soundtrack von Stanley Kubricks Kinofilm A Space Odissey (2001: Odyssee im Weltraum) verwendet. Travis wirkte fünfundzwanzig Jahre als Professor für Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik Freiburg. Zu seinen Schülern zählten u. a. Douglas Bostock, Eberhard Dietz, Hortense von Gelmini, Robert HP Platz, Burkhard Rempe, Leendert Runia und Arturo Tamayo. Er war dann Chefdirigent am Basler Theater und dem Theater Trier sowie ständiger Gastdirigent der Nederlandse Opera Stichtung in Amsterdam. 1990-95 lebte er in Tokio, wo er als Dirigent verschiedener japanischer Orchester und Chöre wirkte und Dirigieren an der Tokyo National University of Fine Arts and Music unterrichtete. In jüngerer Zeit widmete er sich verstärkt der Oper und dirigierte u. a. am Royal Opera House London, der Bayerischen Staatsoper München, am Teatro Colón in Buenos Aires und am Teatro Real in Madrid. Zuletzt lebte er in München, wo er 2017 im Alter von 95 Jahren verstarb.
10.7. Jerry HERMAN: 90. Geburtstag
Als Kind musikliebender Eltern erlernte er schon in frühen Jahren das Klavierspiel und zeigte früh Interesse für die damals bekannten Broadway-Musicals. Den Sommer verbrachte er oft im Ferienlager am Stissing-See in Berkshire County in den Appalachen im Westen des amerikanischen Bundesstaats Massachusetts, das von seinen Eltern (beide Lehrer) geleitet wurde. Dort beteiligte er sich als Leiter der Stücke Finians Regenbogen (Finian’s Rainbow) und Ein Baum wächst in Brooklyn (A Tree Grows in Brooklyn) zum ersten Mal an einer Theaterproduktion. Mit 17 Jahren wurde Herman Frank Loesser vorgestellt, einem zu jener Zeit bekannten amerikanischen Komponisten und Lyriker, der ihn, nachdem er seine ersten Kompositionen gehört hatte, zu weiterem Schaffen ermunterte. Jerry Herman verließ die Designschule Parsons, an der er angefangen hatte, um Architekt zu werden und schrieb sich an der Universität von Miami (in Coral Gables) ein, die in den USA über einen der renommiertesten Fachbereiche für Theater verfügte. Dort wurde in den 1970er Jahren das Universitätstheater The Ring (abgeleitet von der baulichen Form des Gebäudes) nach ihm in Jerry Herman Ring Theater umbenannt. 1960 machte Herman seinen Broadway-Einstieg mit der Revue From A to Z, bei der es auch Beiträge der Anfänger Woody Allen und Fred Ebb gab. Noch im selben Jahr wurde Herman von dem Produzenten Gerard Oestreicher angesprochen, der die Revue Parade gesehen hatte, und gefragt, ob er daran interessiert sei, ein Stück über die Gründung des Staates Israel zu schreiben. Das Ergebnis war sein erstes ausgereiftes Broadway-Musical Milk and Honey, mit Star Molly Picon im Jahr 1961. Das Musical wurde 543 Mal aufgeführt und erreichte beachtliche Beurteilungen. Er schrieb die Musik für die Broadway-Musical-Hits Hello, Dolly!, Mame und La Cage aux Folles. 2009 wurde Jerry Herman mit dem Tony Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er starb 2019 in Miami (Florida).
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.jerryherman.com/
11.7. Johannes WETZLER: 85. Geburtstag
Er besuchte zunächst die Volksschule und das Gymnasium in St. Ingbert. Als Hauptinstrumente lernte er Geige und Klavier. Das Abitur legte er in Trier ab. Es folgte ein Studium der Musikwissenschaften an der Hochschule für Musik in Saarbrücken. 1959-61 setzte er seine Studien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fort. Zu seinen Lehrern zählten neben Hans Swarowsky (dirigieren) auch Hans Gillesberger (Kirchen und Schulmusik) und Ferdinand Grossmann (Gesang). Die Studien schloss er mit der Prüfung zum Kapellmeister ab. Ein Engagement am damaligen, von Hermann Wedekind geleiteten Stadttheater Saarbrücken führte ihn wieder zurück ins Saarland. Dort stellte er seine musikalische Vielfältigkeit sowohl als Tenorbuffo sowie als Dirigent und Regie-Assistent unter Beweis. Ein dreijähriges Intermezzo bildete 1965-68 die Arbeit als Organist, Chorleiter und Küster in der katholischen Herz-Jesu Gemeinde der Pfarrei Altenwald. Eine weitere Station des Karrierewegs begann 1968 in Klagenfurt, wo er bis 1970 als Chordirektor und Kapellmeister tätig war. Seit Herbst 1970 leitete er, zunächst als Chordirektor und seit 1974 auch als Dirigent die musikalischen Geschicke des Landestheater Linz, dem er bis zum Eintritt des Ruhestandes 2001 treu blieb. Seine Schaffenszeit war von zahlreichen, teils umjubelten Aufführungen aus Oper, Operette und Musical geprägt. Neben dieser Tätigkeit engagierte sich Wetzler bis Ende 2011 als Chormeister der Linzer Singakademie, als Dirigent des Universitätsorchesters Linz sowie des Linzer Konzertvereins. 1989 erhielt Wetzler das Ehrenzeichen der Kohannes Kepler Universität Linz, 1995 das silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich. Johannes Wetzler lebte in Linz und hatte die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen. Er war Vater zweier Söhne. Er starb im Juni 2020.
11.7. Rodolfo ARIZAGA: 95. Geburtstag
Er studierte bei Alberto Williams, José Gil, Luis Gianneo und Teodoro Fuchs. Im Jahre 1954 ging er dann nach Paris, wo er Schüler von Nadia Boulanger war und bei Ginette Martenot die Ondes Martenot, ein monophones elektronisches Musikinstrument, studierte. Nach seiner Rückkehr Mitte der 1950er Jahre führte er das Instrument, für das er mehrere Werke komponierte, in die argentinische Musik ein. Daneben trat er auch als Autor musikwissenschaftlicher Schriften und einer Enzyklopädie der argentinischen Musik hervor. Er starb 1985 in Escobar.
12.7. Boris TEWLIN: 90. Geburtstag
Er studierte an der Musikschule am Moskauer Konservatorium Dirigieren und Chormusik (Abschluss mit Auszeichnung 1952). Darauf studierte er am Moskauer Konservatorium Chorleitung bei W. P. Muchina und Orgel bei Alexander Fjodorowitsch Goedicke (Abschluss mit Auszeichnung 1957). 1959 wurde er Dozent am Moskauer Konservatorium. 1962 schloss er seine Aspirantur bei Alexander Wassiljewitsch Sweschnikow ab. 1993 wurde er auf den Lehrstuhl des Moskauer Konservatoriums berufen. Seit 2011 war er Leiter der Abteilung für zeitgenössische Chorleitung. Als Dirigent war Tewlin seit 1953 mit dem Chor der Studenten der Moskauer Hochschulen am Moskauer Konservatorium verbunden. 1960 wurde daraus der Moskauer Chor der Jugendlichen und Studenten der Allrussischen Chorgesellschaft, den Tewlin bis 1993 leitete. Alljährlich beteiligte sich der Chor am Musikfestival Moskauer Herbst und trug in zwölf Jahren etwa 300 Stücke a cappella vor. Der Chor entwickelte eine intensive Konzerttätigkeit im In- und Ausland. Er gewann 1970 zwei Silbermedaillen beim 18. Internationalen Guido- d‘Arezzo-Chorwettbewerb in Arezzo, 1972 eine Goldmedaille und den Großen Preis beim internationalen Wettbewerb Tallinn-72, 1975 eine Goldmedaille beim 8. Internationalen Chorwettbewerb in Varna, 1981 eine Goldmedaille und den Grand Prix beim 28. Internationalen Chorwettbewerb in Cork und 1989 zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille beim Internationalen Chorwettbewerb in Tolosa.
Tewlins Chor der Studenten der Moskauer Hochschulen am Moskauer Konservatorium sang die Werke von Bach, Händel, Mozart, Palestrina, Beethoven, Schubert, Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski, Mussorgski, Tschaikowski, Rimski-Korsakow, George Gershwin, Darius Milhaud, Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, Sergei Iwanowitsch Tanejew, Alexander Tichonowitsch Gretschaninow, Schostakowitsch, Prokofjew, Arthur Lourié, Alexander Andrejewitsch Archangelski, Alexander Iwanowitsch Pirumow, Aleaxnder Lasarewitsch Lokschin, Georgi Wassiljewitsch Swiridow, Sergei Artemjewitsch Balassanjan, Rostislaw Grigorjewitsch Boiko, Wladislaw Germanowitsch Agafonnikow, Waleri Jurjewitsch Kalistratow, Tomas Josifowitsch Korganow, Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin, Arno Babadschanjan, Wano Iljitsch Muradeli, Arkadi Iljitsch Ostrowski, Jan Abramowitsch Frenkel, Alexandra Nikolajewna Pachmutowa, Serafim Sergejewitsch Tulikow, Oskar Borisowitsch Felzman, Alexander Georgijewitsch Fljarkowski, Edisson Wassiljewitsch Denissow, Alfred Schnittke, Kirill Jewgenjewitsch Wolkow, Michail Georgijewitsch Kollontai, Albert Semjonowitsch Leman, Nikolai Nikolajewitsch Sidelnikow, Roman Semjonowitsch Ledenjow, Veljo Tormis, Viktor Suslin, Sofia Asgatowna Gubaidulina.
1987 gründete Tewlin den Gemischten Chor der Chorleiter Russlands, und 1994 leitete er den Russisch-Amerikanischen Chor. Auch gründete er 1994 den Kammerchor des Moskauer Konservatoriums. Der Chor gewann den Grand Prix und zwei Goldmedaillen beim Internationalen Chor-Festival in Riva del Garda, einen ersten Preis und die Goldmedaille beim ersten Brahms-Festival in Wernigerode 1999, einen ersten Preis beim 25. Internationalen Festival der Orthodoxen Kirchenmusik in Hajnówka 2003, und er war Gewinner der ersten Chor-Olympiade in Linz 2000. 2008 erhielt der Chor den Preis ECHO Klassik 2008 für die Aufnahme der Chor-Oper Bojarina Morosowa von R.K. Schtschedrin.
Tewlin leitete Meisterklassen in Russland, Bulgarien, Ungarn, Jugoslawien, Israel, der Volksrepublik China, den USA und Frankreich. Er war Jury-Vorsitzender der allrussischen Chorwettbewerbe Singendes Russland und Moskau erklingt, und er war Jury-Mitglied beim Chorleiter-Wettbewerb in Salawat und bei vielen ausländischen Chorwettbewerben, insbesondere bei den Chor-Olympiaden 2002 in Seoul und 2004 in Bremen. 2008-12 leitete er den Staatlichen Akademischen Russischen Sweschnikow-Chor. 2009 erhielt der Chor einen Zuschuss des russischen Präsidenten. Er starb im Juli 2012.
Tewlin schrieb musikwissenschaftliche und publizistische Aufsätze, Rezensionen, Werkporträts und Erinnerungen. 2001 gab Valerija Stfanowna Zenowa das Buch Boris Tewlin. Chorwege heraus. Er wurde 1978 stellvertretender Vorsitzender der Allrussischen Musikgesellschaft, 1995 Mitglied der Internationalen Akademie für Informatisierung, 1998 Mitglied der Union der Komponisten Russlands, 2004 Akademie-Mitglied und Doktor der Philosophie, und er war Berater der russischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Musik-Erziehung.
12.7. John CROSBY: 95. Geburtstag
Informationen über den amerikanischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/John_Crosby_(conductor)
12.7. Cesare DOMINICETI: 200. Geburtstag
Biographie des italienischen Komponisten auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Cesare_Dominiceti
13.7. Albert HARTINGER: 75. Geburtstag
Er betrieb zunächst ein wissenschaftliches Studium, das sich auf die Fachgebiete Pädagogik und Psychologie erstreckte und schloss es mit dem Doktorat ab. Er ließ seine Stimme am Salzburger Mozarteum ausbilden, wobei auch bei diesem Studium pädagogische Elemente im Vordergrund standen. Dazu widmete er sich der authentischen Interpretation der frühen und der Barock-Musik. Diese beiden Bestrebungen waren auch für seine weitere Karriere bestimmend. 1970 gewann er den vom Salzburger Mozarteum veranstalteten Mozart-Concours. Er gab zahlreiche Konzerte in Österreich, in Deutschland und in Italien und trat in diesen wie in Rundfunksendungen als Solist in Oratorien, in geistlichen Musikwerken, in Kantaten und Liedern auf. Er war Mitglied des Salzburger Barock-Ensembles, Direktor der Bach-Gesellschaft in Salzburg und bekleidete eine Professur am dortigen Mozarteum. Auf der Bühne kam es nur zu gelegentlichen Auftritten, so 1968-71 bei den Festspielen von Salzburg als Anima dannata in »Rappresentatione di Anima e di Corpo« von E. de Cavalierii. 1990 wirkte er bei den gleichen Festspielen in einem Kirchenkonzert mit. 2001 leitete er ein Kirchenkonzert bei den Salzburger Festspielen. Er starb 2020 in Salzburg.
13.7. Marcella POBBE: 100. Geburtstag
Studium bei Elena Fava in Vicenza. Weitere Ausbildung am Conservatorio Rossini in Pesaro bei Rinalda Pavoni, an der Accademia Chigiana in Siena und bei Giorgio Favaretto. Nachdem sie mehrere Gesangwettbewerbe gewonnen hatte, debütierte sie 1949 am Stadttheater von Spoleto als Marguerite im »Faust« von Gounod und sang noch im gleichen Jahr am Teatro San Carlo Neapel. An diesem Haus ist sie bis 1973 immer wieder aufgetreten, letztmals 1973 in »La Cena delle beffe« von Giordano. 1956 wirkte sie dort in der Uraufführung der Oper »La Guerra« von Renzo Rossellini mit. 1954 debütierte sie an der Oper von Rom in der Titelrolle von Glucks »Iphigénie en Aulide« und sang hier 1957 die Amelia in Verdis »Simon Boccanegra«, 1963 die Francesca da Rimini von Zandonai, 1964 die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1955 kam sie an die Mailänder Scala (Antrittspartie: Bathseba in »David« von Milhaud am 2.1.1955 in der Bühnenuraufführung des Werks nach dessen konzertanter Uraufführung 1954 in Jerusalem). Seitdem hatte sie auch ihre Erfolge an der Scala: 1955 als Agathe im »Freischütz«, 1957 als Maria Maddalena in »La Risurrezione di Cristo« von Lorenzo Perosi und als Elsa im »Lohengrin« (eine ihrer großen Kreationen); 1961 war sie an der Piccola Scala in der Titelpartie von Respighis »Maria Egiziaca« zu hören. Bei den Festspielen von Verona trat sie 1955 als Micaela in »Carmen«, 1966 als Tosca auf. Seit 1955 war sie mehrfach am Teatro Comunale Florenz zu Gast (1955 als Parasha im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky, später als Mimi in »La Bohème«, als Suor Angelica von Puccini und als Marguerite im »Faust« von Gounod). Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla trat sie 1957 als Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell«, 1959 als Elsa, 1969 wieder als Mathilde, 1967 als Tosca, 1969 nochmals als Mathilde und 1972 als Aida auf, am Teatro Comunale Bologna 1961 als Francesca da Rimini, 1963 als Iris in der Oper gleichen Namens von Mascagni, 1965 als Parisina d’Este in »Parisina« von Donizetti. Am Teatro Regio Turin hörte man sie 1961 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, 1964 als Gräfin in »Le nozze di Figaro« (eine weitere Glanzrolle der Künstlerin). Am Teatro Fenice Venedig wie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«) gastierte sie 1962, an der Philadelphia Lyric Opera 1962, am Opernhaus von Lausanne 1963 als Desdemona in Verdis »Otello«, am Opernhaus von Zürich 1964 als Tosca, an der Wiener Staatsoper 1965-68 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Tosca, als Gräfin in »Le nozze di Figaro« und als Desdemona. 1962 sang sie an der Londoner Covent Garden Oper die Tosca, 1965 an der Oper von Monte Carlo die Alice Ford in Verdis »Falstaff«, in Pasadena (USA) 1966 die Desdemona, an der Oper von Seattle 1969 die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano. Als man 1966 das neue Opernhaus in Dortmund eröffnete, sang sie in der Eröffnungsvorstellung die Leonore im »Troubadour«. Weitere Auftritte am Teatro Regio Parma (1965), am Teatro Massimo Palermo (1959 als Elsa, 1973 als Tosca), am Teatro Sociale Mantua, am Teatro Municipale Piacenza (1963 als Elsa), am Teatro Sociale Treviso (1964 als Elsa), am Teatro Grande Brescia (1966 als Desdemona), am Teatro Petruzzelli Bari (1970 als Gräfin in »Le nozze di Figaro«), am Teatro Donizetti Bergamo (1972 als Parisina von Donizetti). Sie folgte 1958 einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, wo sie als Antrittspartie die Mimi in »La Bohème«, dann auch die Marguerite im »Faust« von Gounod, in insgesamt elf Vorstellungen sang. Zu ihren Glanzrollen gehörten noch die Adriana Lecouvreur von Cilea und die Titelrolle in »Isabeau« von Mascagni, die sie in den sechziger Jahren oft an italienischen Bühnen sang. Sie starb 2003 in Mailand.
Schallplatten: Die schön gebildete lyrisch-dramatische Stimme der Künstlerin begegnet uns auf Cetra (mehrere Recitals, zum Teil Mitschnitte von Radiosendungen; Gesamtaufnahmen »Mefistofele« von Boito und »Isabeau«, letztere aus San Remo 1962). Auf Bongiovanni/MRF singt sie die Titelpartie in Mascagnis Oper »Isabeau«. Auf Fonit-Cetra wurde eine Aufnahme von Honeggers »Jeanne d’Arc au bûcher« zusammen mit Ingrid Bergman herausgebracht, die 1953 in Neapel realisiert worden war. Mitschnitte weiterer Aufführungen auf Movimento Musica (Micaela in »Carmen«), Estro Armonico (»Les pêcheurs de perles«), Voce (»Otello« von Verdi), Frequenz (»Il Giudizio universale« von Perosi), Mondo Musica (Titelrolle in »Fedora« von Giordano, Teatro Fenice Venedig, 1968), EJS.
13.7. Karl ARMBRUSTER: 175. Geburtstag
Er ließ sich 17jährig, nach seinem Pianostudium in Köln, in London nieder. In zahlreichen Vorlesungen machte er Werbung für Wagner. Bei den Wagner-Konzerten 1884 in London fungierte er als Assistent von Hans Richter; später dirigierte er an verschiedenen Londoner Theatern Opern. Bei den Bayreuther Festspielen trat er ebenfalls als Dirigent auf. Er starb 1917 in London.
14.7. Bohumil GREGOR: 95. Geburtstag
Er studierte Kontrabass am Prager Konservatorium. Sein Debüt gab er am 26. Oktober 1947 am Theater des 5. Mai (heute Staatsoper Prag). Gregor leitete Vorstellungen am Staatstheater Brünn (1949–51), am Nationaltheater Prag (1955–58 und 1962–66), am Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava (1958–62), an der Königlich Schwedischen Oper in Stockholm (1966–69), der Staatsoper Hamburg (1969–72), der Nederlandse Opera in Amsterdam (ab 1972) sowie in San Francisco, Philadelphia und Washington. 1999 kehrte er an die Prager Staatsoper zurück, wo er bis 2002 als Musikdirektor wirkte. Gregor hatte in seiner Geburtsstadt Prag zuletzt Janáceks Das schlaue Füchslein dirigiert. Gregor starb 2005 in Prag.
14.7. Jan KRENZ: 95. Geburtstag
Während des Krieges er Unterricht in den Fächern Klavier bei Zbigniew Drzewiecki und Komposition bei Kazimierz Sikorski. Er studierte 1945–47 an der Staatlichen Musikhochschule Lódz Dirigieren bei Kazimierz Wilkomorski und Komposition bei Kazimierz Sikorski. Ab 1949 war er Assistent des Direktors des Großsen Rundfunksinfonieorchesters in Kattowitz, Grzegorz Fitelberg, nach dessen Tod 1953–68 Dirigent und Direktor des Orchesters. Ab 1967 war er Erster Dirigent und ab 1968 auch künstlerischer Leiter des Warschauer Operntheaters, 1979–82 Generalmusikdirektor der Stadt Bonn und des späteren Beethoven Orchesters. Er leitete auch 1979–82 das Danmarks Radio Orchester in Kopenhagen. Als ständiger Gastdirigent leitete er 1983–85 das Rundfunkorchester Hilversum. Er trat oft mit dem Yomiuri-Nippon-Sinfonieorchester in Tokio auf. Er dirigierte das Detroit Symphony Orchestra, die Berliner Philharmoniker, die Leningrader Philharmoniker und das Concertgebouw-Orchester Amsterdam. 2005-08 war er Chefdirigent des Kraków Philharmonic Orchestra. Neben der Tätigkeit als Dirigent beschäftigte sich Jan Krenz auch mit dem Komponieren. Sein erstes Streichquartett schrieb er als Siebzehnjähriger im Jahre 1943. Jan Krenz schuf auch Filmkompositionen zu den Filmen von Andrzej Munk und Andrzej Wajda. Er starb 2020 in Kattowitz.
15.7. Melvyn POLL: 80. Geburtstag
Sein Gesangstudium erfolgte bei Gustave Stern in Seattle, dann bei Marinka Gurewich, bei Elsa Seyfert und bei Martin Rich in New York. Zuvor hatte er Rechtswissenschaften studiert und sich bereits als Rechtsanwalt betätigt. 1971 kam er zu seinem Bühnendebüt am Pfalztheater von Kaiserslautern in der Partie des Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. Später sang er vor allem an der New York City Opera; er gastierte an nordamerikanischen Theatern wie an der Oper von Tel Aviv. In seinem Bühnenrepertoire berücksichtigte er in erster Linie lyrische Partien aus dem Bereich der italienischen Oper wie den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Alfredo in »La Traviata«, er konnte sich aber auch als Faust in der Oper gleichen Namens von Gounod und in zahlreichen weiteren Aufgaben aus dem Bühnen- wie dem Konzertrepertoire auszeichnen. Er starb 2017 in Seattle.
15.7. Geoffrey BURGON: 80. Geburtstag
Er brachte sich autodidaktisch Trompete bei und war Mitglied in einer Jazzband seiner Schule Pewley Grammar School in Guildford. Er absolvierte die Guildhall School of Music and Drama, London, mit der Absicht, Berufsmusiker zu werden. Schließlich entdeckte er, dass er auch ein starkes Interesse an der Kompositionslehre hatte. Zunächst verdiente er sein Geld noch als Jazz-Trompeter, bis er im Alter von 30 Jahren alle Trompeten verkaufte und sich für eine Laufbahn als Komponist entschied. Die Kritiker gaben ihm recht und zeichneten sein Requiem 1976 auf dem Three Choirs Festival, einem Festival in den Kirchen von Hereford, Gloucester und Worcester, aus. Sein Werk wird oft in die Tradition Benjamin Brittens gestellt. Die gleichsam flüssige und mühelose Sprache seiner Musik harmoniert mit der häufig eingesetzten menschlichen Stimme, wobei Burgon auf eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Countertenor James Bowman zurücksehen kann. Im Jahr 1962 heiratete er Janice Elizabeth Garwood, mit der er einen Sohn und Tochter hat. Nach einer Scheidung heiratete er 1992 Jacqueline Krofchak (Künstlername Kroft), eine kanadische Pianistin und Sängerin. Sie haben zusammen einen Sohn. Burgon starb im September 2010.
15.7. Ottavio TADDEI: 95. Geburtstag
Er studierte an der Accademia Chigiana in Siena und stand dort 1953 erstmals als Rodolfo in Puccinis »La Bohème« auf der Bühne des Teatro dei Ravviati. Sein offizielles Debüt folgte 1954 am Teatro Sistina in Rom als Herzog im »Rigoletto«, worauf er dort auch den Edgardo in »Lucia di Lammermoor« sang. Es schlossen sich in den nächsten Jahren Gastspiele an italienischen Operntheatern wie dem Teatro Nuovo Mailand, dem Teatro della Pergola Florenz, dem Teatro Giglio Lucca, dem Teatro Comunale Modena und dem Teatro Eliseo Rom sowie erfolgreiche Konzerte an. 1958 war er in San José in Costa Rica wie in Caracas zu Gast, wieder als Herzog im »Rigoletto« und als Edgardo. 1959 hörte man ihn am Teatro San Carlo Neapel als Mateo in »Conchita« von R. Zandonai und in der Oper »Il malato immaginario« von Iacopo Napoli, am Teatro Margherita Genua als Rodolfo in »La Bohème« und am Teatro Verdi Pisa. Seit 1960 war er oft am Teatro Comunale von Florenz, wo er seinen Wohnsitz nahm, anzutreffen. Das Publikum dieses Hauses schätzte ihn besonders. Tourneen trugen ihm in Holland, in der Schweiz, in der Türkei, in England und in Mittelamerika große Erfolge ein. 1960-61 sang er im italienischen Rundfunk RAI in den zeitgenössischen Opern »Terra senza passato« von Luigi Manenti und »La guerra« von Renzo Rosselini, 1963 in »Pique Dame« von Tschaikowsky. 1966 gastierte er in Hamburg, Nürnberg und Frankfurt a.M. als Pinkerton in »Madame Butterfly« und sang im gleichen Jahr in Florenz wie am Opernhaus von Rom in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«. Danach beschränkte sich sein Auftreten auf kleinere Partien, die er am Florentiner Teatro Comunale übernahm, wie auf Konzerte. Er starb im Juni 2011.
Schallplatten: Mitschnitte von Radiosendungen der RAI. Auf Allegro Royale Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1953.
15.7. Carl MELLES: 95. Geburtstag
Er dirigierte unter anderen die Berliner Philharmoniker, die Wiener Philharmoniker und Symphoniker und das New Philharmonia Orchestra London und trat mit Solisten wie Wilhelm Kempff, Nathan Milstein, David Oistrach, Maurizio Pollini, Swjatoslaw Richter, Mstislaw Rostropowitsch und Arthur Rubinstein auf. Neben Auftritten bei den Wiener Festwochen, den Bayreuther (1966 Tannhäuser) und Salzburger Festspielen (1963 und 1971 Konzerte) sowie der Wiener Staatsoper (1973-74 Die Zauberflöte und Fidelio) trat Melles auch international auf, namentlich in USA, Japan und Südafrika. Ab 1996 lebte Melles aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen in Wien, wo er 2004 starb. Aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Judith Melles, geb. Rohonczy, stammt die Schauspielerin Sunnyi Melles. Carl Melles wurde auf dem Hietzinger Friedhof in Wien bestattet. Von Melles liegt eine Live-Einspielung der neun Beethoven-Sinfonien mit dem Staatsorchester Braunschweig vor, dessen Ehrendirigent er anschließend im Jahre 1995 wurde. 1995 erhielt Melles das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich.
15.7. Jack BEESON: 100. Geburtstag
Er studierte bis 1938 an der Universität von Toronto und bis 1944 an der Eastman School of Music. 1944 und 1945 hatte er Unterricht bei Béla Bartók in New York City und beteiligte sich am Opern-Workshop der Columbia University. 1945 und 1946 besuchte er Seminare von Paul Henry Lang und begann eine Dirigentenausbildung bei Rudolph Thomas. 1948-50 hielt er sich als Gewinner des Prix de Rome in Rom auf, danach unterrichtete er an der Columbia University. Nach einem erneuten Romaufenthalt war er 1961-63 Gastlehrer an der Juilliard School 1965 wurde er Musikprofessor an der Columbia University. Er trat vor allem als Opernkomponist hervor. Bekannt wurde auch seine Sonate für Klavier von 1946/47. Er starb 2010 in New York City.
16.7. Elizabeth COSS: 85. Geburtstag
Die amerikanische Sopranistin debütierte 1977 als Leitmetzerin im »Rosenkavalier« an der New Yorker Metropolitan Oper, an der sie bis 1986 in insgesamt 133 Vorstellungen auch die Ludmila in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Priesterin in »Aida«, die Aufseherin in »Elektra« von R. Strauss, die Clotilde in »Norma«, die Berta im »Barbier von Sevilla«, die Kartenaufschlägerin in »Arabella« von R. Strauss, die Ortlinde in der »Walküre« und die Große Frau in »Les Mamelles de Tirésias« von Poulenc sang.
16.7. Carmen FAVRE: 95. Geburtstag
Sie erhielt ihre Gesangsausbildung durch Jascha Galperin in Buenos Aires und debütierte, von diesem am Klavier begleitet, 1950 in einem Konzert im Salón Dorado des Teatro Colón Buenos Aires. Sie wurde bald eine der bekanntesten argentinischen Konzertsängerinnen ihrer künstlerischen Generation, wobei sie im Konzertsaal ein sehr vielseitiges Repertoire vortrug. So hörte man sie oft in der Briefszene der Tatjana aus Tschaikowskys »Eugen Onegin«, aber auch in Werken zeitgenössischer argentinischer Komponisten. Sie trat in Südamerika (Montevideo) und auch in Europa auf, u.a. 1961 in Gibraltar, Madrid und Mailand; sie gab Konzerte beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Essen. 1970 sang sie am Teatro Municipal in Rio de Janeiro in der Uraufführung der Kantate »Dias que son condena« von Fernando González Casellas. 1991 trug sie in Buenos Aires in einem Gala-Liederabend sämtliche Lieder von Gabriel Fauré vor. 1975-79 wirkte sie als Pädagogin am Instituto Superior de Arte des Teatro Colón Buenos Aires; seit 1987 bekleidete sie eine Professur am Conservatorio Nacional Carlos López Buchardo.
16.7. Gertrud GODIER: 150. Geburtstag
Die Künstlerin, die mit ihrem Geburtsnamen Gertrud Radtke hieß, war die Tochter eines Steuerrendanten. Ihre schöne Stimme wurde früh entdeckt und durch die großen Pädagogen Johanna Wagner-Jachmann, Pauline Viardot-Garcia und Eduard Engel ausgebildet. 1891 kam es zu ihrem Bühnendebüt am Stadttheater von Koblenz in der Partie der Pamina in der »Zauberflöte«. 1892 wurde sie an das Stadttheater von Rostock verpflichtet, wo sie als erste Rolle die Leonore im »Fidelio« vortrug. 1893 kam sie an das Stadttheater von Straßburg (Antrittsrolle: Agathe im »Freischütz«), 1894-98 sang sie am Theater von Essen, dann 1898 an die Hofoper Dresden berufen (Antrittsrolle: Santuzza in »Cavalleria rusticana«). 1899 folgte sie einem Ruf an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, wo sie im dramatischen Sopranfach große Erfolge hatte. 1903 verließ sie Hamburg und sang dann 1903-05 am Stadttheater von Danzig, 1905-06 am Stadttheater Chemnitz, 1906-08 am Stadttheater Magdeburg. Sie lebte dann in Hamburg und unternahm von dort aus bis 1911 Gastspiele. Zuvor hatte sie bereits im Stadttheater von Bremen (1901) sowie an den Hoftheatern von Hannover (1901), Schwerin (1902) und Braunschweig (1907) gastweise gesungen. Von den Rollen, die sie auf der Bühne vortrug, sind die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Elsa im »Lohengrin«, die Brünnhilde im »Siegfried«, die Mutter in »Hänsel und Gretel« und die Valentine in Meyerbeers »Hugenotten« zu erwähnen. Sie galt als hervorragend begabte Schauspielerin. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler Ferdinand Schuy (1866-1906), von dem sie sich aber wieder trennte.
17.7. Izabella NAGY: 125. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung in der ungarischen Hauptstadt Budapest, wo sie auch 1921 als Konzertsängerin zu ihrem Debüt kam. 1922 wurde sie an die Budapester Nationaloper berufen. Zwar blieb sie nur bis 1924 als offizielles Mitglied in deren Ensemble, doch hat sie bis 1934 immer wieder dort gastiert. In erster Linie wurde sie jedoch als Konzert- und vor allem als Liedersängerin bekannt. Sie setzte sich namentlich für das Liedschaffen von Béla Bartók und Zoltán Kodály ein, war aber auch eine große Interpretin des deutschen Liedes (Schubert, Brahms, Schumann, Hugo Wolf) und der Lieder von Edvard Grieg. Sie wurde wegen ihres authentischen Vortrags des ungarischen Volksliedes gern als »die neue Blaha« (nach einer im 19. Jahrhundert tätigen bekannten ungarischen Volksliedsängerin) bezeichnet. Von musikhistorischem Interesse ist ihre Mitwirkung in den Uraufführungen von Bühnenwerken des großen ungarischen Komponisten Kodály: am 16.10.1926 sang sie in Budapest in der Uraufführung von seiner Oper »Háry Janos« die Partie der Örzse Szerepében, am 24.4.1932, gleichfalls in Budapest, in »Die Spinnstube« (»Székely Fonó«). Sie gab Gastspiele und Konzerte in den Zentren des ungarischen Musiklebens, in Amsterdam, Rom und Berlin. Sie starb 1960 in Budapest.
Schallplattenaufnahmen auf Qualiton-Hungaroton (zum Teil erst nach 1945 aufgenommen, darunter, bereits aus der LP-Epoche, ungarische Volkslieder zusammen mit Alexander Sved). Unter älteren Aufnahmen, die auf dieser Marke herauskamen, findet sich auch das Lied der Örzse aus »Háry Janos«.
18.7. Yuri MAZUROK: 90. Geburtstag
Er wurde zunächst Ingenieur und arbeitete als Chemiker in einem Laboratorium in Lwów (Lemberg). Nebenbei betätigte er sich als Amateurmusiker. Während einer Reise nach Moskau meldete er sich am dortigen Tschaikowsky-Konservatorium zum Vorsingen, und man riet ihm dringend zur Ausbildung seiner Stimme. Darauf 1955-60 Gesangstudium in Moskau bei Sergej Migai und Anatolij Dolivo, 1960 bei A.S. Sweschnikowa. Er wurde 1963 sogleich an das Bolschoi Theater Moskau verpflichtet. Als erste Partie sang er im Februar 1963 am Bolschoi Theater den Eugen Onegin, eine seiner Glanzrollen. Er gehörte bald zu den bekanntesten Mitgliedern dieses Hauses. Von Moskau aus unternahm er zahlreiche Gastspiel- und Konzertreisen in Ost- und Westeuropa. Er war Preisträger beim Gesangwettbewerb von Prag (1960), beim Concours George Enescu in Bukarest (1961), beim Glinka-Wettbewerb der UdSSR (1962) und beim Wettbewerb von Montreal (1967). Mit dem Ensemble des Bolschoi-Theaters gastierte er 1964 an der Mailänder Scala (als Schtschelkalow in »Boris Godunow«, als Jeletzki in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Fürst Andrej Bolkonski in »Krieg und Frieden« von Prokofjew und als Veneziano in »Sadko« von Rimski-Korsakow), 1971 an der Wiener Staatsoper (als Jeletzki und als Fürst Andrej Bolkonski), 1973 wieder an der Mailänder Scala (diesmal als Farlaf in »Ruslan und Ludmila« von Glinka, als Eugen Onegin und als Zarjew in »Semjon Kotko« von Prokofjew), 1975 an der Metropolitan Oper New York, 1987 bei den Festspielen in Wiesbaden und in Budapest (als Robert in Tschaikowskys »Jolanthe«) und 1989 nochmals an der Mailänder Scala (wieder als Schtschelkalow). Man hörte ihn gastweise an der Wiener Staatsoper (1972-82 als Scarpia in »Tosca«, als Graf Luna im »Troubadour«, als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, als Rangoni in »Boris Godunow«, als Valentin im »Faust« von Gounod, als Escamillo in »Carmen«, als Enrico in »Lucia di Lammermoor« und als Carlo in »La forza del destino«) und an der Covent Garden Oper London (1975 als Renato, 1983 als Graf Luna, 1986 als Germont-père in »La Traviata«). 1977 Gastspiel an der Oper von San Francisco als Renato. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von Berlin, Dresden und Hamburg, an den Opernhäusern von Leipzig, Warschau, Prag und Budapest. 1978 debütierte er dann an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Germont-père), an der er dann 1979 als Eugen Onegin und 1993 als Scarpia in insgesamt 16 Vorstellungen zu sehen war. 1990 gastierte er an der Oper von Chicago und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Eugen Onegin, an der Oper von Seattle als Dolochow in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, 1992 bei der Milwaukee Opera und 1995 an der Oper von New Orleans abermals als Eugen Onegin. Sein Bühnenrepertoire war vielgestaltig und enthielt neben den klassischen Partien aus dem Bereich der russischen Oper eine Vielzahl von Bariton-Partien aus der italienischen wie der französischen Opernliteratur. Seit 1976 Volkskünstler der UdSSR. Er starb 2006 in Moskau.
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion (Melodiya), darunter vollständige Opern »Eugen Onegin« und »Tosca«, einiges davon auf Eurodisc übertragen (u.a. vollständige Opern »Pique Dame« und »Jolanthe« von Tschaikowsky). Auf Philips sang er den Scarpia in »Tosca«, den Grafen Luna im »Troubadour« und den Rangoni im »Boris Godunow«, auch auf HRE (Renato in Verdis »Un ballo in maschera«), Audiophil (Titelrolle in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky) und Sony (Jeletzky in »Pique Dame«, Titelheld in »Eugen Onegin«).
18.7. Pauline VIARDOT-GARCIA: 200. Geburtstag
Sie war die Tochter des berühmten Tenors Manuel Garcia sr. (1775-1831) und seiner Gattin, der Sopranistin Joacquina Sitchez (1780-1854), die Schwester der großen Primadonna assoluta Maria Malibran (1808-36) und des berühmten Baritons und Pädagogen Manuel Garcia jr. (1805-1906). Sie gehörte der Sängerfamilie Garcia an, aus der innerhalb mehrerer Generationen eine Vielzahl bedeutender Sängerpersönlichkeiten hervorging. Ihr eigentlicher Name war Michèle-Ferdinande Garcia. Sie wurde durch ihre Mutter Joaquina Garcia-Sitchez und ihren Bruder Manuel Garcia jr. ausgebildet. Klavierspiel studierte sie u.a. bei dem berühmten Franz Liszt, Komposition bei Anton Reicha. Am 13.3.1837 debütierte sie in Brüssel in einem Konzert zusammen mit ihrem Schwager, dem belgischen Violinisten Charles Auguste De Bériot, dem Gatten ihrer inzwischen verstorbenen Schwester Maria Malibran. 1839 erfolgte ihr Debüt auf der Bühne, und zwar am Her Majesty’s Theatre in London als Desdemona in »Otello« von Rossini. Die gleiche Partie sang sie im Herbst 1839 dann am Théâtre-Italien in Paris und hatte dort einen geradezu sensationellen Erfolg. 1840 heiratete sie den Direktor des Théâtre-Italien Louis Viardot (1800-83) und sang seither unter dem Namen Pauline Viardot-Garcia. Am Théâtre-Italien hatte sie in den nun folgenden Jahren eine Serie größter Triumphe. Bei ihrer Russland-Reise im Jahre 1843 brachte sie nicht nur das italienische und französische Repertoire zum Vortrag, sondern auch als erste »ausländische« Sängerin Werke russischer Komponisten wie Glinka und Dargomyschski, und zwar in russischer Sprache. Dadurch wurde sie in Russland in besonderer Weise populär und vermittelte andererseits in Westeuropa in verdienstvoller Weise die Kenntnisse der zeitgenössischen russischen Musik. 1843-44 huldigte man ihr an der Hofoper von St. Petersburg, 1847 in Berlin und Dresden. 1845 stand sie im Mittelpunkt des Bonner Beethoven-Festes (mit der Einweihung eines Denkmals für den berühmten Komponisten). Am 16.4.1849 kreierte sie in der Uraufführung von Meyerbeers »Le Prophète« an der Grand Opéra Paris die Partie der Fidès auf ausdrücklichen Wunsch des Komponisten. Drei Monate später sang sie die gleiche Rolle bei der englischen Premiere der Oper an der Londoner Covent Garden Oper und dann noch insgesamt 200mal im Verlauf ihrer Karriere. Nach der Uraufführung von Meyerbeers »Le Prophète« schrieb H. Berlioz: »Madame Viardot ist eine der größten Künstlerinnen in der Geschichte der Musik«. Sie setzte die Uraufführung von Gounods Oper »Sapho« am 16.4.1851 an der Pariser Grand Opéra durch, wobei sie die Titelrolle kreierte. In den Jahren 1848-51 und 1854-55 war sie regelmäßig an der Covent Garden Oper London zu hören; in diesen Jahren stand sie auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn und verteilte ihre Triumphe auf Paris und London. 1848 feierte man sie an der Covent Garden Oper als Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, 1855 war sie die Azucena in der englischen Premiere von Verdis »Troubadour«, ebenfalls an der Covent Garden Oper, wo man sie auch als Donna Anna im »Don Giovanni« und als Rachel in Halévys »La Juive« bewunderte. 1859 sang sie am Théâtre Lyrique Paris den Orpheus in einer denkwürdigen Aufführung von Glucks »Orpheus und Eurydike« in einer Bearbeitung des Werks durch Berlioz, die 138mal wiederholt werden musste, 1861 die Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck in einer konzertanten Aufführung bei den Concerts Lamoureux in Paris. 1860 war sie die erste Leonore in einer »Fidelio«-Aufführung in französischer Sprache. 1859 sang sie in Baden-Baden, wo sie ihren Wohnsitz genommen hatte, Szenen aus »Les Troyens« von Berlioz. In Paris kam es 1860 zu der berühmten privaten Aufführung des 2. Aktes von Wagners »Tristan und Isolde«, bei der sie mit Klavierbegleitung (durch den Pianisten Karl Klindworth) die Isolde und Wagner selbst den Tristan sang. In den sechziger Jahren erschien sie noch bei einzelnen Gastspielen auf der Bühne, so 1864-65 an der Stuttgarter Hofoper und 1864-66 in Baden-Baden. Im März 1870 sang sie als letzte Partie den Orpheus am Hoftheater von Weimar; am 3.3.1870 gestaltete sie in der Uraufführung der Alt-Rhapsodie von Johannes Brahms in Jena die Solopartie. Am 11.4.1873 hörte man sie in Paris in der Uraufführung des Oratoriums »Marie Magdeleine« von Massenet. Sie war der Mittelpunkt eines Kreises von Künstlern, die sich um sie in ihrer Villa in Baden-Baden, später in Paris, versammelten; dazu gehörten Alfred de Musset, George Sand und Frédéric Chopin. Musset sagte über sie: »…elle sait le grand secret des artistes: avant d’exprimer, elle sent«. Saint-Saëns widmete ihr seine Oper »Samson et Dalila«. Sie ließ 1874 in ihrem Privattheater in Croissy den ersten Akt dieser Oper aufführen; am 11.4.1873 folgte deren zweiter Akt in ihrem Haus in Paris, wobei sie die Titelrolle, der Tenor Charles-Auguste Nicot den Samson und der Bariton Numa Auguez den Grand Prêtre sang, während der Komponist die Begleitung am Klavier übernommen hatte. (Die Uraufführung der Oper konnte erst 1877 in Weimar unter F. Liszt erfolgen). Saint-Saëns widmete ihr auch mehrere Lieder (»La Cloche«), Gabriel Fauré seine Lieder »La Chanson du pêcheur« und die Barcarole op. 2 Nr. 3, César Franck sein Lied »Souvenance«. Mit dem russischen Dichter Iwan Turgenjew war sie eng verbunden; sie nahm ihn in ihre Villa auf, und er schrieb u.a. die Libretti für mehrere Operetten, die sie selbst komponierte (»Cendrillon«, »Trop de femmes«, »Le dernier sorcier« und »L’Ogre«, die alle in den sechziger Jahren entstanden). Seine »Lettres à Madame Viardot« wurden 1907 in Paris veröffentlicht. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870-71 verlegte sie ihren Wohnsitz nach Paris und war dort vor allem als gesuchte Pädagogin tätig; zu ihren Schülerinnen gehörten so große Sängerinnen wie Désirée Artôt, Aglaja von Orgeni, Teresa Arkel, Marianne Brandt, Mafalda Salvatini, Gertrud Godier, Jettka Finkenstein, Annie Louise Cary, Martha Leffler-Burckhard, der Tenor George Meader, Antoinette Sterling und ihre eigene Tochter Louise Viardot (1841-1918), die eine bedeutende Karriere als Altistin hatte, vor allem aber pädagogisch tätig war. Die Stimme von Pauline Viardot-Garcia war eigentlich ein Mezzosopran, doch konnte sie durch die Weite des Tonumfangs, namentlich in den hohen Lagen, eine Vielzahl von Sopranpartien übernehmen. Man bewunderte an dieser Stimme ein unbegrenztes musikalisches Gestaltungsvermögen, das ihr eine geradezu faszinierende Interpretation jeder Rolle erlaubte. Ihr Stilgefühl war ebenso perfekt wie ihre Gesangstechnik, ihre Darstellung tragischer Partien, wie die des Orpheus von Gluck, hinterließ beim Publikum einen unvergesslichen Eindruck (wie Berlioz nach den Pariser Aufführungen des Werks feststellte). Zu ihren großen Bühnenpartien gehörten noch die Donna Anna im »Don Giovanni«, der Arsace in »Semiramide« von Rossini, die Amina in »La Sonnambula« und der Romeo in »I Capuleti e i Montecchi« von Bellini, die Lucia di Lammermoor, die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, die Alice in »Robert le Diable« und die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer. Pauline Viardot-Garcia starb 1910 in Paris. – Aus ihrer Ehe mit Louis Viardot gingen vier Kinder hervor, neben Louise Viardot der Sohn Paul Viardot (1857-1941), der ein bekannter Violinist und Dirigent wurde und seit 1893 an der Grand Opéra dirigierte. Eine Tochter der berühmten Sängerin, Marianne Viardot, war vorübergehend mit Gabriel Fauré verlobt.
Lit.: A. Fitzlyon: »The Price of Genius-A Life of Pauline Viardot« (London, 1964); S. Desternes und H. Chandet: »La Malibran et Pauline Viardot« (Paris, 1969); A.S. Rozanow: »Pauline Viardot« (Leningrad, 1969).
20.7. Juraj HRUBANT: 85. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung durch I. Godin in Bratislava (Preßburg). 1962 erfolgte sein Bühnendebüt an der Slowakischen Nationaloper Bratislava als Escamillo in »Carmen«. Bis 1965 blieb er an diesem Opernhaus und war in den Jahren 1965-69 am Opernhaus von Leipzig tätig. 1969 kam er wieder an die Oper von Bratislava zurück, blieb jedoch als ständiger Gast der Oper von Leipzig weiter verbunden. Erfolgreiche Gastspiele an der Nationaloper Budapest, an der Staatsoper Berlin, am Opernhaus von Marseille und bei den Festspielen von Perugia schlossen sich an. Auf der Opernbühne waren seine große Rollen der Titelheld in Verdis »Nabucco«, der Amonasro in »Aida«, der Don Giovanni in der gleichnamigen Mozart-Oper, der Lothario in »Mignon« von Thomas, der Fürst Igor in Borodins gleichnamiger Oper, der Don Pizarro in »Fidelio«, dazu eine Anzahl von Aufgaben aus dem tschechisch-slowakischen wie dem slawischen Opernrepertoire. Seit 1975 nahm er eine Professur an der Musikhochschule von Bratislava wahr. Er starb 2011 in Bratislava.
Schallplatten: Supraphon-Opus.
20.7. Andrew FOLDI: 95. Geburtstag
Er kam mit seiner Familie nach Nordamerika und studierte Musikwissenschaft und Gesang. Er war dann Musikkritiker für die große Zeitung Chicago Times, Direktor des Instituts für Musikerziehung an der Universität von Chicago, Professor für Musikologie an der De Paul University, zugleich Kantor und Musikdirektor an der Synagoge Temple Isaiah Israel in Chicago. Ausbildung zum Solisten durch Studien bei Richard de Young, Martial Singher in Chicago, schließlich bei Maria Carpi in Genf. 1954 erfolgte dann sein Bühnendebüt an der Chicago Opera als Biondello in »The Taming of the Shrew« von Vittorio Giannini. In der Folgezeit große Erfolge sowohl im seriösen wie im Buffo-Fach, wobei er sich zugleich als vortrefflicher Darsteller erwies. An der Oper von San Francisco trat er 1960-65 als König in »Aida«, als Polizeikommissar im »Rosenkavalier«, als Spinelloccio wie als Simone in »Gianni Schicchi«, als Happy wie als Billy Jackrabbit in »La Fanciulla del West«, als Alessio in »La Sonnambula«, als Dr. Grenvil in »La Traviata«, als Angelotti wie als Mesner in »Tosca«, als Snug in der amerikanischen Erstaufführung von B. Brittens »A Midsummer Night’s Dream«, als Mr. Parker in der Uraufführung der Oper »Blood Moon« von Norman Dello Joio (18.9.1961), als Wache in »Boris Godunow«, als Hans Foltz und als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als 2. Gefangener wie als Rocco im »Fidelio«, als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, als Graf Ceprano im »Rigoletto«, als Tom in Verdis »Un ballo in maschera«, als Einarmiger in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Priester in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Dr. Blind in der »Fledermaus«, als Benoit in »La Bohème« und als Schigolch in »Lulu« von A. Berg auf. Er gastierte regelmäßig an der Santa Fé Opera (1960-64, 1968 und 1979, u.a. als Ochs im »Rosenkavalier« und als Schigolch). In Cincinnati trat er 1965 und 1966 (als Don Magnifico in »La Cenerentola«), in San Diego 1969 (als Sancho Panza in »Don Quichotte« von Massenet) und 1974 (als Alberich im »Rheingold«), an der Chicago Opera 1974 (als Sancho Panza) und 1987 (als Schigolch) auf. Er erschien in Nordamerika auch auf den Bühnen der Opernhäuser von Baltimore, Boston, Miami, Houston (Texas), Philadelphia, Pittsburgh und Seattle, schließlich auch an der Metropolitan Oper New York, deren Mitglied er seit 1975 war. Er übernahm dort als Antrittsrolle den Alberich im »Rheingold« und hatte einen seiner größten Erfolge an diesem Haus als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Zu den sonstigen Partien, in denen er an der Metropolitan Oper bis 1988 in insgesamt 85 Vorstellungen auftrat, gehörten der Mesner in »Tosca«, der Alberich im »Siegfried« und in der »Götterdämmerung«, der Bartolo in »Le nozze di Figaro« wie im »Barbier von Sevilla«, der Schigolch, der Dansker in »Billy Budd« von B. Britten und der Bailli im »Werther« von Massenet. 1961-64 war er am Opernhaus von Zürich engagiert. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1966 als Don Pasquale und als Paolo in Verdis »Simon Boccanegra«, 1967 als Benoit, 1968 als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und als Kofner in Menottis »The Consul«, 1969 als Mesner in »Tosca«, 1970 als Bartolo in »Le nozze di Figaro« und als Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, 1971 als Schigolch und als Mouchamiel in Menottis »Help! Help! The Globolinks« und 1973 als Faninal im »Rosenkavalier«. Er gastierte in Europa an den Staatsopern von Wien (1969-70 als Bartolo im »Barbier von Sevilla«) und München, in Lyon und Basel. An der Mailänder Scala hörte man ihn 1964 als Goldhändler in »Cardillac« von Hindemith, beim Spoleto Festival als Schigolch, den er auch beim Maggio Musicale von Florenz (1985), am Teatro Regio Turin (1983) und in Amsterdam (1978; dort auch 1981 als Sancho Panza) sang. 1976 gastierte er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, am Teatro San Carlo Neapel 1971 als Alberich im »Rheingold«, am Théâtre de la Monnaie Brüssel 1966-68 als Don Magnifico. Bei den Festspielen von Glyndebourne wirkte er 1982 als Bartolo im »Barbier von Sevilla« mit. Bedeutende Karriere als Konzertsänger. Er wirkte als Gesanglehrer in New York und Genf. Er starb 2007 in Federal Way (Washington).
Schallplatten der Marken Concert Hall, Columbia, Voix d’Eglise, Vanguard (vollständige Oper »La pietra del paragone« von Rossini).
20.7. Alessandro BETTINI: 200. Geburtstag
Der Künstler hatte eine sehr lange, nahezu 50jährige Karriere von internationalem Rang. Besonders beliebt war er in England; hier sang er allein während zwanzig Spielzeiten an der Covent Garden Oper und an anderen Londoner Operntheatern. Nicht weniger erfolgreich waren seine zahlreichen Auftritte am Théâtre-Italien in Paris. Hier wirkte er auch bei den Konzerten mit, die der große Komponist Gioacchino Rossini in seinem Haus veranstaltete. Seine besondere Glanzrolle war der Graf Almaviva in Rossinis »Barbier von Sevilla«, den er im Verlauf seiner Karriere 1800mal gesungen haben soll. 1846 sang er sehr erfolgreich am Teatro Valle in Rom den Tonio in Donizettis »La Fille du Régiment« als Partner der damals in dieser Oper brillierenden Angiolina Zoja. 1860 feierte man ihn am Teatro Apollo in Rom, 1864 am Teatro Argentina in Rom (als Lyonel in Flotows »Martha« und als Graf Almaviva, den er am gleichen Haus 1866 wiederholte); am Teatro Real Madrid wie bei Konzerten vor dem spanischen Hof kam er zu großen Erfolgen. In England gastierte er 1855 am Drury Lane Theatre in London als Elvino in »La Sonnambula«, am Her Majesty’s Theatre 1862 als Idreno in »Semiramide« von Rossini, an der Covent Garden Oper London 1868 als Don Ottavio im »Don Giovanni« und als Tamino in der »Zauberflöte«, 1870 als Raoul in Meyerbeers »Hugenotten«, 1871 und 1872 als Corentin in »Dinorah« vom gleichen Komponisten, als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, als Tonio in »La Fille du Régiment« und als Max (!) im »Freischütz«, 1873 als Georg im »Nordstern« von Meyerbeer, 1874 als Laërte in »Hamlet« von A. Thomas, 1876 als Henri in »Les Diamants de la Couronne« von Auber. 1870 wirkte er in der englischen Premiere der Oper »Mignon« von Ambroise Thomas mit, die am Drury Lane Theatre London stattfand. Von den Uraufführungen zeitgenössischer Opern, an denen er teilnahm, seien genannt: »Roberto Bruce« von Rossini (Grand Opéra Paris, 30.12.1846), »Gianni di Nisida« von G. Pacini (Teatro Apollo Rom, 29.10.1860), »Stefania« von R. Gentili (ebenfalls Teatro Apollo Rom, 24.11.1860), »Esmeralda« von Campana (Kaiserliche Hofoper St. Petersburg, 20.12.1869). 1877 sang er in der Londoner Georges Hall eine Solopartie in der Kantate »Maria di Gand« von Tito Mattei. Noch 1894 ist er in Rom in einem Konzert aufgetreten. Er starb 1898 in Rom. Er war verheiratet mit der berühmten Mezzosopranistin Zélia Trebelli (1834-92), die zu den großen Primadonnen der englischen Hauptstadt ihrer Epoche gehörte und zuerst am Her Majesty’s Theatre und seit 1868 oft an der Covent Garden Oper London sang. Aus dieser Ehe, die nur einige Jahre Bestand hatte, stammte eine Tochter, die zuerst unter dem Namen Antoinette Trebelli-Bettini, später unter dem Künstlernamen Antonia Dolores auftrat. Der Künstler sollte nicht mit dem gleichaltrigen italienischen Tenor Geremia Bettini (1823-65) verwechselt werden. Beide Künstlerbiographien sind nicht immer klar voneinander zu trennen.
21.7. Ursula SCHRÖDER-FEINEN: 85. Geburtstag
Ausbildung bei Maria Helm in Gelsenkirchen, dann an der Folkwang Schule in Essen. Sie sang seit 1958 im Opernchor von Gelsenkirchen, übernahm 1961 dort eine Partie in der Operette »Der Vogelhändler« von Zeller; eine Woche später begann ihre Opernkarriere 1961 am Stadttheater ihrer Geburtsstadt Gelsenkirchen als Titelheldin in Verdis »Aida«. Bis 1968 blieb sie an diesem Haus. Die Karriere der Künstlerin nahm eine sehr schnelle Entwicklung. Sie trat mit glänzenden Erfolgen an den Staatsopern von Hamburg, München und Stuttgart, in Essen, Hannover und Karlsruhe auf und war 1968-1972 ein geschätztes Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg wie auch der Deutschen Oper Berlin. 1970 debütierte sie an der Metropolitan Oper New York als Chrysothemis in »Elektra« von Richard Strauss; bis 1978 bewunderte man sie dort in insgesamt 16 Vorstellungen als Brünnhilde im »Siegfried«, als Salome, als Elektra sowie als Färberin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss. 1973 sang sie in Montreal die Titelrolle in »Salome« in der kanadischen Erstaufführung dieser Richard Strauss-Oper. Sie sang an der Staatsoper von Wien 1973-77 die Salome, die Brünnhilde im »Siegfried«, die Ortrud im »Lohengrin« und die Elektra. Sie gastierte an der Mailänder Scala (1971 als Kundry im »Parsifal«), in Genf (1975 als Salome), an der Grand Opéra Paris (1975-76 als Elektra), Straßburg, Kopenhagen, Prag und Amsterdam, an den Staatsopern von Berlin und Leipzig, bei den Festspielen von Edinburgh (1975 als Salome anlässlich eines Gastspiels der Deutschen Oper Berlin), in Lissabon, Chicago und San Francisco (1976 als Färberin). Bei den Festspielen von Salzburg stand ihre Gestaltung der Färberin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss 1974-75 im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Bei den Salzburger Osterfestspielen sang sie 1976 die Ortrud. In Bayreuth sang sie 1971 die Senta in »Der fliegende Holländer«, 1972 die Ortrud und die 3. Norn in der »Götterdämmerung«, 1973 die Brünnhilde im »Siegfried« und 1975 die Kundry. Weitere Höhepunkte in ihrem Repertoire waren die Tosca, die Turandot, die Leonore im »Fidelio«, die Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck, die Cleopatra in »Giulio Cesare« von Händel, die Jenufa in Janáceks bekannter Oper und die Isolde in »Tristan und Isolde«. Nach einer Stimmkrise musste sie 1979 ihre Karriere dann jedoch für längere Zeit unterbrechen. Sie starb 2009 in Hennef.
Schallplatten: Voce (Königin der Erdgeister in einer vollständigen Aufnahme der Oper »Hans Heiling« von Marschner), Bella Voce (Titelrolle in vollständiger Oper »Elektra« von R. Strauss, 1977; Auszüge aus »Die Frau ohne Schatten« vom gleichen Komponisten, Salzburg 1975 als Färberin).
22.7. Ingeborg FANGER: 100. Geburtstag
Sie wollte ursprünglich Balletttänzerin werden und erhielt eine dementsprechende Ausbildung in der Ballettschule der Staatsoper von Dresden. 1940-41 war sie als Tänzerin am Theater am Nollendorfplatz Berlin engagiert. Sie ließ jedoch ihre Stimme in Dresden und Berlin, später noch in Oldenburg und Zürich, ausbilden und war 1942-44 am Central-Theater Dresden als Operettensängerin tätig. Bis 1950 wirkte sie am Staatstheater von Oldenburg und dann für fast 35 Jahre am Opernhaus von Zürich (1950-84). Sie gastierte, zum Teil mit dem Zürcher Ensemble, beim Festival von Lausanne, in Bern, St. Gallen, Wiesbaden, Nürnberg, Essen und Braunschweig. Sie sang auf dem Gebiet der Oper hauptsächlich Soubrettenrollen wie das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Papagena in der »Zauberflöte«, die Helene in »Hin und zurück« von Hindemith, die Gräfin Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, die Flora in »La Traviata«, die Marina in Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane« und die Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1953 sang sie am Stadttheater von Zürich in der deutschsprachigen Erstaufführung der Operette »Die Schöne von Cadix« von Francis Lopez die Partie der Pepa, auch in den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Aventures du Roi Pausole« von A. Honegger (zugleich deutsche Erstaufführung), »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten (1961), »Dantons Tod« (1970) und »Der Besuch der alten Dame« (1971) von Gottfried von Einem, »Figaro lässt sich scheiden« von G. Klebe (1971 die Gräfin) und »Háry János« von Z. Kodályi (die Kaiserin) mit. Sie nahm dort auch an der Uraufführung der nachgelassenen Lehàr-Operette »Frühling« (19.5.1955) teil. Die eigentliche Domäne der Künstlerin war jedoch das Gebiet der Operette. Hier kam sie in einem sehr umfangreichen Repertoire zu anhaltenden Erfolgen. Sie starb 2008 in Zürich.
Schallplatten: HMV (Werke von W. Burkhard)
23.7. Ava JUNE: 90. Geburtstag
Gesangstudium bei Kate Opperman, bei Clive Carey und bei Joan Cross in London. 1957 kam es zu ihrem Bühnendebüt als Solistin an der Sadler’s Wells Opera London (an der sie seit 1953 als Choristin gesungen hatte) in der Rolle der Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet. 1963 gewann sie eine Goldmedaille beim internationalen Gesangwettbewerb für junge Sänger in Sofia. Sie hatte dann eine erfolgreiche Bühnenkarriere bei der Sadler’s Wells Opera in London (u.a. als Ines im »Troubadour«, als Micaela in »Carmen«, als Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, als Lisa in Lehárs »Das Land des Lächelns«, als Violetta in »La Traviata« als Norina im »Don Pasquale« und als Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók), an der Scottish Opera Glasgow (1965 als Donna Elvira im »Don Giovanni«), an der Covent Garden Oper (Debüt 1969 als Voce celesta in Verdis »Don Carlos«), bei der English National Opera (u.a. als Sieglinde und als Gutrune im Nibelungenring) und bei der Welsh Opera Cardiff. 1970 wirkte sie an der Covent Garden Oper in der Uraufführung der Oper »Victory« von R.E. Bennett mit. 1981 wirkte sie an der English National Opera London in der Uraufführung der Oper »Anna Karenina« von Iain Hamilton in der Rolle der Gräfin Vronskaya mit. Gastspiele an der Wiener Volksoper, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Deutschen Oper Berlin, an der Nationaloper Sofia, an der Grand Opéra Paris, an der Nationaloper Zagreb und am Opernhaus von Johannesburg. Sie wirkte auch beim Aldeburgh Festival und bei den Festspielen von Aix-en-Provence mit. 1973 gastierte sie an der Oper von San Francisco als Ellen Orford in »Peter Grimes« von B. Britten, (zugleich ihr USA-Debüt), die sie dann auch 1975 an der Opera North Leeds sang. Von den vielen Partien, die sie auf der Bühne gesungen hat, sind noch zu erwähnen: die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Leonore wie die Marzelline in »Fidelio«, die Königin Elisabeth in B. Brittens »Gloriana«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Agathe im »Freischütz«, die Mimi wie die Musetta in »La Bohème«, die Butterfly und die Tosca, die Aida, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Marguerite in »Faust« von Gounod, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Auch als Konzertsopranistin hatte sie in einem Repertoire von ähnlicher Vielseitigkeit ihre Erfolge. Sie starb 2013 in Twickenham.
Schallplatten: Decca (Mrs. Grove in vollständiger Aufnahme »The Turn of the Screw« von B. Britten), Philips, HMV-Westminster (Nibelungenring).
23.7. Amélie LOVENTZ: 150. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium von Brüssel. 1889 debütierte sie am Opernhaus von Marseille als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. Im folgenden Jahr 1890 kam sie an die Grand Opéra Paris und sang dort als Antrittsrolle die Königin Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer. Sie blieb für eine Anzahl von Jahren (mindestens bis 1897) Mitglied dieses Hauses und trat dort in Partien wie der Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell«, der Gilda im »Rigoletto«, der Isabella in »Robert le Diable« von Meyerbeer, der Eudoxia in Halévys »La Juive«, der Marguerite im »Faust« von Gounod, der Juliette in »Roméo et Juliette« vom gleichen Komponisten und der Raphaela in »Patrie!« von Paladilhe auf. Sie gastierte 1895 an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der nachgelassenen Oper »La Jacquerie« von Édouard Lalo und sang am gleichen Haus 1901 die Desdemona in Verdis »Otello« mit Francesco Tamagno in der Titelrolle. 1903 war sie als Gast am Théâtre de la Monnaie Brüssel zu hören.
23.7. Franz BERWALD: 225. Geburtstag
Er wurde in einer schwedischen Musikerfamilie deutscher Herkunft geboren. Sein Vater, Christian Friedrich Georg Berwald (1740–1825), war Schüler von Franz Benda in Berlin und 1773-1806 Violinist in der Stockholmer Hofkapelle, sein Bruder Christian August Berwald (1798–1869) war gleichfalls Violinist und komponierte einige Werke, und sein Vetter Johan Fredrik Berwald (1787–1861) war Dirigent und ebenfalls Komponist. Franz Berwald erhielt von seinem Vater Violinunterricht und studierte möglicherweise Komposition bei Édouard Dupuy. 1812-28 war er mit zwei Unterbrechungen Violinist (später Bratschist) in der Hofkapelle am Königlichen Theater (heute Königliche Oper) in Stockholm. Franz Berwald hatte jedoch vielfältige Begabungen, die über das rein Musikalische hinausgingen und ihm halfen, sich mit Geschick autodidaktisch zu betätigen, wenn es die Lebensumstände erforderten. Die meisten frühen Kompositionen Berwalds sind verloren oder von ihm selbst vernichtet worden. Sie stießen damals in Schweden wegen ihrer kühnen Harmonien auf Ablehnung. Nach weiteren Enttäuschungen in der Heimat (1822 wurde nach dem Tod Dupuys sein Vetter Johan Fredrik Nachfolger als Hofkapellmeister) ging Berwald 1829 nach Berlin. Dort widmete er sich – zum größten Teil autodidaktisch – orthopädischen Behandlungen, die er den Armen kostenlos zukommen ließ, und gründete 1835 ein eigenes orthopädisches Institut. 1841 reiste er nach Wien, wo er seine Berliner Mitarbeiterin Mathilde Scherer heiratete und seine bedeutendsten Werke zu schreiben begann: vier Sinfonien und die sinfonischen Dichtungen. 1842 nach Stockholm zurückgekehrt erlebte er erneut die Ablehnung der konservativen schwedischen Musikwelt, eine Ablehnung, die auf Gegenseitigkeit beruhte und durch Berwalds mitunter arrogantes Auftreten nicht gemindert wurde. Die Sinfonie sérieuse, die einzige seiner Sinfonien, die er zu seinen Lebzeiten hörte, erklang in einer miserablen Aufführung unter seinem Vetter Johan Fredrik. 1846-49 reiste Berwald wieder durch Europa. Er wurde 1847 zum Ehrenmitglied des Salzburger Mozarteums ernannt; in Paris hatte er dagegen keinen Erfolg. Nach seiner Rückkehr nach Schweden 1849 wurde Berwald erneut bei der Besetzung zweier wichtiger Stellen übergangen. Weder wurde er Nachfolger seines Vetters als Dirigent der Königlichen Oper in Stockholm noch Musikdirektor an der Universität Uppsala. So leitete er ab 1850 eine Glasfabrik, später auch eine Sägemühle, in Sandö im nordschwedischen Angermanland. Erst 1864 wurde er Mitglied der Königlichen Musikakademie. Dort erhielt er endlich 1867 nach größten Widerständen eine Kompositionsprofessur. Viele bedeutende Musiker setzten sich zu seinen Lebzeiten und danach für Berwalds bemerkenswerte Kompositionen ein. Er starb 1868 in Stockholm. Möglicherweise hat er bis heute noch nicht die ihm gebührende Stellung in der Musikgeschichte eingenommen. Im Allgemeinen zeugen seine Werke und sein Stil von einer ursprünglichen Originalität im Hinblick auf Besetzung (z. B. Serenade für Tenor und Kammerensemble), musikalische Themen und die Anwendung der musikalischen Formen; obwohl Vorbilder erkennbar sind (Beethoven, Mendelssohn) und seine Werke durchaus in der bis dahin geltenden Tradition stehen, hat Berwald zu einer eigenen Tonsprache gefunden, die ihn unter die großen Namen der skandinavischen Komponisten einreiht und ihn als singulär innerhalb der schwedischen Musiktradition herausstellt. Nach Franz Berwald ist die Berwaldhalle, ein Konzerthaus in Stockholm, benannt.
Franz Berwald entwickelte im Laufe seines Lebens einen bemerkenswert eigenständigen Stil. Es gibt Gemeinsamkeiten mit dem Kompositionsstil Mendelssohns; Berwald gilt aber keineswegs als Epigone. Seine Musik wird als mitunter intellektuell kühl rezipiert. Er entwickelte – wie Mendelssohn – eher die Wiener Klassik weiter, statt sich der Romantik zuzuwenden. Auch entwickelte Berwald eine recht eigene Instrumentation, in der z. B. die Posaunen etwa die Funktion übernehmen, die in der Romantik die Hörner haben. Überraschungseffekte wie plötzliche Paukenschläge in der 3. Sinfonie sind typisch für seinen Stil. In den 1840er Jahren wendete er sich verstärkt der Orchestermusik zu; in den 1850er Jahren komponierte er überwiegend Kammermusik. Zeitlebens versuchte sich Berwald als Opernkomponist, doch hatte er nie Erfolg. Seine Opernkompositionen gelten als schwächer als seine Orchester- und Kammermusik. Berwald legte einen besonderen Schwerpunkt auf die formale Struktur seiner Werke. Schon im frühen Septett verschränkt er langsamen Satz und Scherzo. Gerade in seiner Kammermusik ging er später noch viel weiter und komponierte u. a. einsätzige Werke, die die Sonatenhauptsatzform mit herkömmlicher Mehrsätzigkeit auf interessante Weise verschmelzen lassen. Berwald gilt als einer der originellsten Komponisten seiner Zeit. Dass seine Werke dennoch nie wirklich beachtet wurden, liegt zum einen daran, dass sein individueller musikalischer Stil für das damalige konservative schwedische Publikum zu ungewohnt klang. Seine Musik wurde als „bizarr“ bezeichnet. Zum anderen war Berwald als arrogant und nicht umgänglich verschrien. Bessere gesellschaftliche Beziehungen hätten sein Wirken vermutlich sehr gefördert. Berwald geriet nach seinem Tod nahezu in Vergessenheit; heute gilt er als Schwedens bedeutendster Komponist des 19. Jahrhunderts.
24.7. Eilene HANNAN: 75. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin zuerst in ihrer australischen Heimat bei Jean Stewart und Bettine McCaughan in Melbourne, dann in London. Sie debütierte 1971 an der Australian Opera Sydney als Barbarina in »Le nozze di Figaro«. Am 20.10.1973 sang sie in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Opernhauses von Sydney die Natascha in »Krieg und Frieden« von Prokofjew. In Sydney (und in anderen Zentren des australischen Musiklebens) trat sie auch als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, als Zerline in »Don Giovanni«, in der Titelrolle von Janáceks »Das schlaue Füchslein« und als Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet auf. 1977 gastierte sie bei den Festspielen von Glyndebourne in der Titelrolle von »Das schlaue Füchslein« und in Wexford als Salomé in Massenets »Hérodiade«. An der English National Opera London hörte man sie seit 1978 als Mila in »Osud« von Janácek (englische Erstaufführung der Oper 1984), als Titelheldin in »Katja Kabanowa« vom gleichen Meister, als Herzogin von Parma in Busonis »Doktor Faust«, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Mélisande in »Pelléas et Mélisande«, als Poppea in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea« und als Natascha in »Krieg und Frieden«. 1979 gastierte sie an der Welsh National Opera als Pamina, 1983 bei der Opera North Leeds in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz, An der Covent Garden Oper London debütierte sie 1987 in der englischen Erstaufführung der Oper »The King Goes forth to France« des finnischen Komponisten A. Sallinen. 1988 gastierte sie in Brisbane in »The Turn of the Screw« von Benjamin Britten, 1992 in Sydney als Jenufa, 1995 als Katja Kabanowa. 1998 sang sie am Opernhaus von Adelaide die Gutrune in der »Götterdämmerung«. 1999 nahm sie an der Australian Opera Sydney an der Uraufführung der Oper »The Summer of the Seventeenth Doll« von Richard Mills (als Emma) teil. Sie starb 2014 in London.
Schallplatten: BBC-Artium (Titelpartie in »Irmelin« von Delius), EMI (»Eugen Onegin«); Virgin-Video (»Rusalka« von Dvorák).
24.7. Adelhait SCHAER: 95. Geburtstag
Sie studierte 1948-51 bei Dora Wyss in Zürich, 1952-57 an der dortigen Musikakademie bei Martha Frank, 1957-60 bei Lotte Medicus, später noch bei Sylvia Gähwiller in Zürich und in Kursen bei Franziska Martienssen-Lohmann in Luzern. Bereits 1954 war sie Preisträgerin beim Internationalen Gesangwettbewerb in Genf. 1957-59 war sie am Theater von St. Gallen engagiert; sie trat als Gast am Opernhaus von Zürich (1960 als 2. Norn in der »Götterdämmerung«), an den Theatern von Luzern, Basel und Bern, an der Wiener Volksoper und an der Zürcher Kammeroper auf. Zu ihren Bühnenpartien zählten die Ulrica in Verdis »Maskenball«, die Emilia in dessen »Otello«, die Lady Pamela in »Fra Diavolo« von Auber, die Wirtin im »Boris Godunow« (Basel), die Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, die Margarita in »Die vier Grobiane« von Wolf-Ferrari, die Suzuki in »Madame Biutterfly« (Zürich), die Christine in »Die schwarze Spinne« von H. Sutermeister, die Mrs. Herring in »Albert Herring« von B. Britten und die Hippolyta in »A Midsummer Night’s Dream« vom gleichen Komponisten (Zürich). In der Spielzeit 1958-59 trat sie am Stadttheater von St. Gallen in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Die Heirat« von B. Martinù (als Fjokla Iwanowna) auf. Am Opernhaus von Zürich wirkte sie 1961 auch in der Uraufführung der Oper »Griechische Passion« von B. Martinù mit, in Bern in der Schweizer Premiere von R. Wards »Crucible« (1964), an der Oper von Lyon 1996 in der Uraufführung der Oper »Galina« von Marcel Landowski. Im Konzertsaal kam sie sowohl für den Bereich des Oratoriums wie für den der Lied-Interpretation zu bedeutenden Erfolgen, wobei sie auch hier ein umfangreiches Repertoire anbieten konnte. Ihre Konzerte fanden in Städten in der Schweiz, in Frankreich (Paris) und in Deutschland (Regensburg) statt. Sie wirkte in Sendungen des Schweizerischen Rundfunks mit und betätigte sich als Chorleiterin. Sie wohnte in Ossingen im Kanton Zürich, wo sie 2013 starb.
24.7. Clementine von SCHUCH: 100. Geburtstag
Sie war die Tochter des Cellisten Hans von Schuch (1886-1963) und die Enkelin des berühmten Dirigenten Ernst von Schuch (1846-1914) und der Sängerin Clementine von Schuch-Proska (1850-1932). Sie wurde durch ihre Tante Liesel von Schuch-Ganzek (1891-1990), ebenfalls eine bekannte Sängerin, in Dresden ausgebildet. Ihr erstes Bühnenengagement hatte sie 1942-44 am Theater von Königsberg (Ostpreußen). Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie 1945-47 an der Staatsoper von Dresden und seit 1947 an der Komischen Oper Berlin engagiert, deren Mitglied sie bis in die sechziger Jahre blieb. Auf der Bühne übernahm sie zumeist mittlere und kleinere Partien aus allen Bereichen des Opernrepertoires, darunter die Mercedes in »Carmen«, die Antonia in »Tiefland« von d’Albert, die Annina im »Rosenkavalier«, die Frugola in Puccinis »Il Tabarro«, die Hortense in »Die Wirtin« von R. Mohaupt und den Sebastian in »Was ihr wollt« von A. Kusterer. Auch als Konzertsängerin erfolgreich aufgetreten. Sie starb 2014 in Berlin.
24.7. Giuseppe DI STEFANO: 100. Geburtstag
Er wollte zuerst katholische Theologie studieren und trat in das Seminar St. Avialdo in Mailand ein. Dort erregte seine Stimme Aufsehen, und er entschloss sich, diese ausbilden zu lassen. Nach einer dreijährigen Militärdienstzeit flüchtete er im Zweiten Weltkrieg in die Schweiz, wo er in dem Lager Vidy bei Lausanne interniert wurde, aber bereits als Sänger, u.a. in Sendungen von Radio Lausanne, auftreten konnte. Nach Kriegsende nahm seine Familie große finanzielle Opfer auf sich, um ihm ein Studium bei Luigi Montesanto in Mailand zu ermöglichen. Sein Bühnendebüt erfolgte 1946 am Teatro Municipale von Reggio Emilia als Des Grieux in »Manon« von Massenet. Er gastierte im gleichen Jahr in Venedig und Bologna und eröffnete die Saison am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1947 sang er an der Oper von Rom, 1948 an der Mailänder Scala (Antrittsrolle: Des Grieux in »Manon« von Massenet). 1948-52, 1955-56 und nochmals 1964-65 trat er mit glänzendem Erfolg an der Metropolitan Oper New York auf (Antrittsrolle: Herzog im »Rigoletto«). Insgesamt hat er an der Metropolitan Oper 15 Partien in 112 Vorstellungen gesungen: den Des Grieux in »Manon« von Massenet, den Alfredo in »La Traviata«, den Nemorino in »L’Elisir d’amore«, den Rinuccio in »Gianni Schicchi«, den Fenton in »Falstaff« von Verdi, den Rodolfo in »La Bohème«, den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Faust von Gounod, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Don José in »Carmen«, den Cavaradossi in »Tosca« und den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«. Bei Gastspielen der Mailänder Scala sang er 1956 an der Wiener Staatsoper und in Berlin den Edgardo in »Lucia di Lammermoor« und in Johannesburg (Südafrika) den Nemorino. An der Mailänder Scala, an der er immer wieder auftrat, wirkte er am 23.3.1961 in der Uraufführung der Oper »Il Calzare d’argento« von I. Pizzetti in der Partie des Giuliano mit. An der Scala hörte man ihn 1956-61, 1964, 1967 und 1971-72 u.a. als Canio im »Bajazzo«, als Werther von Massenet, als Radames in »Aida«, als Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini, als Alvaro in »La forza del destino«, als Osaka in »Iris« von Mascagni, als Nemorino, als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, als Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, als Pinkerton, als Cavaradossi, als Calaf in Puccinis »Turandot«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Don José, als Rienzi von Wagner und als Nerone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«. Seit 1954 trat er als Gast an der Chicago Opera auf, in den Festspielsommern 1950-51, 1954, 1956-57, 1962 und nochmals 1985 bei den Festspielen in der Arena von Verona, wo er vor allem 1950 als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet sehr erfolgreich war. Dazu ging er einer Gastspiel- und Konzerttätigkeit in aller Welt nach. Gastspiele an der Grand Opéra Paris (1954 als Faust von Gounod), an der Covent Garden Oper London (1961), beim Edinburgh Festival (1957 als Nemorino bei einem Gastspiel der Mailänder Scala), San Francisco (1950 als Rodolfo in »La Bohème« und als Edgardo), Los Angeles (1950 als Rodolfo in »La Bohème«, als Edgardo und als Herzog in »Rigoletto«), Mexico City, Buenos Aires, Rio de Janeiro und Johannesburg. An der Wiener Staatsoper hatte er 1957-66 in insgesamt 84 Vorstellungen seine großen Erfolge als Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini, als Don José, als Cavaradossi, als Radames, als Herzog in »Rigoletto«, als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Alfredo, als Alvaro, als Pinkerton, als Calaf, als Andrea Chénier von Giordano und als Canio. Er war auf der Bühne wie auf der Schallplatte der bevorzugte Partner der großen Primadonna assoluta Maria Callas. 1966 hatte er in Berlin in der Lehár-Operette »Das Land des Lächelns« glänzende Erfolge. 1973 unternahm er eine große Konzert-Tournee zusammen mit Maria Callas, die aber 1974 abgebrochen wurde. Noch in den Jahren um 1990 ist er in Operetten (u.a. bei den Festspielen von Mörbisch am Neusiedler See) aufgetreten, 1992 sang er bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla den Kaiser in Puccinis »Turandot«. Er starb 2008 in Santa Maria Hoè bei Mailand. – Allgemein galt er als einer der bedeutendsten italienischen Tenöre seiner Generation. Hell timbrierte, ausdrucksreiche Stimme, die ihr Bestes in den großen Partien des italienischen Repertoires gab, auch als Interpret des italienischen Liedes geschätzt. Man rühmte den lyrischen Vortrag, vor allem sein fein nuanciertes Piano. Zu Beginn seiner Karriere bis Mitte der fünfziger Jahre sang er lyrische Rollen wie den Elvino in »La Sonnambula« und die Titelrolle in Mascagnis »L’Amico Fritz«, seit 1954 fügte er schwerere dramatische Partien in sein ursprünglich mehr lyrisches Repertoire ein wie den Turiddu in »Cavalleria rusticana«.
Lit. R. Celletti & R. Vegeto: Giuseppe di Stefano (in »Le grandi Voci«, Rom 1964); H. Eggen: »Giuseppe di Stefano« (Berlin, 1967); Pasi, Landini & Nocerai: Omaggio di Stefano.
Sehr viele Schallplatten der Marken HMV, Decca (u.a. vollständige Oper »L’Elisir d’amore«), RCA (»La Gioconda«, »La forza del destino«), DGG (»Lucia di Lammermoor«), Columbia (hier sehr viele vollständige Opern als Partner von Maria Callas, u.a. »Lucia di Lammermoor«, »Cavalleria rusticana«, »Pagliacci«, »La Bohème«, »Madame Butterfly«, »Manon Lescaut«, »Un ballo in maschera«, »La Traviata«, »Rigoletto«, »Tosca«, »I Puritani«), Rococo (hier u.a. im »Rienzi« von R. Wagner), Cetra Opera Live (»Il barbiere di Siviglia« mit Lily Pons, »Werther«, »Iris« von Mascagni, »Carmen«), Morgan (»Turandot« mit Birgit Nilsson, »Faust« von Gounod), CLS (»Tosca« mit Renata Tebaldi), HRE (»Luisa Miller«, »Manon« von Massenet), Melodram (»Tosca«, »La forza del destino«), Preiser (»Das Land des Lächelns«), Koch/Schwann (»Das Land des Lächelns« von Fr. Lehár), Gebhardt Records (Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, Mexico City 1949), Naxos (Alfredo in »La Traviata«, Metropolitan Oper New York 1949). Erste Aufnahmen seiner Stimme kamen bereits während des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz auf HMV heraus; er erscheint auf deren Etiketten als Giuseppe Difano.
25.7. Ing-Britt STIBER: 85. Geburtstag
Ausgebildet am Konservatorium von Malmö, wo sie 1957 ihr Musiklehrerexamen ablegte. Ihre weiteren Lehrer waren die Pädagogen G. Strandsjö, J. di Rodio und G. Kjellertz in Stockholm sowie Elisabeth Hallstein in München. 1962 debütierte sie am Stadttheater von Malmö in der Operette »Boccaccio« von F. von Suppé. Sie wurde an diesem Haus in zahlreichen Partien aus der Opern- wie der Operettenliteratur bekannt und gastierte an weiteren Bühnen in Schweden, namentlich am Riksteater Stockholm. Sie sang u.a. die Zulma in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«, die Lauretta in »Gianni Schicchi« von Puccini, die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Gouvernante in »The Turning of the Screw« von B. Britten, die Daisi Doodi in »Aniara« vom Blomdahl, die Adele in der »Fledermaus«, die Gräfin Mariza in der gleichnamigen Operette von Kálmán und die Stasi in der »Csárdásfürstin«, ebenfalls von Kálmán, dazu auch Rollen in Musicals. Sie starb im Juni 2003.
25.7. Liselotte BECKER-EGNER: 90. Geburtstag
Sie begann ihre Sängerlaufbahn am Stadttheater von Augsburg, wo sie 1950-54 als Choristin engagiert war und 1954-56 als Solistin wirkte. 1956-60 war sie am Landestheater von Coburg verpflichtet; hier übernahm sie anfänglich Soubrettenrollen, später dann lyrische Partien wie die Pamina in der »Zauberflöte«, die Elsa im »Lohengrin« und die Gretel in der »Zaubergeige« von W. Egk. 1960 wurde sie an die Staatsoper von Stuttgart berufen. Dort hatte sie in einer großen Zahl von Partien ihre Erfolge, namentlich als Despina in »Così fan tutte«, als Ännchen im »Freischütz«, als Adele in der »Fledermaus« und in vielen anderen Rollen. Sie gastierte an führenden Opernhäusern in Deutschland wie im Ausland und war zugleich eine hoch geschätzte Konzertsopranistin. Ihre Gastspiele fanden an der Staatsoper von Wien (1966-70 als Konstanze wie als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« und als italienische Sängerin im »Capriccio« von R. Strauss) und am Opernhaus von Gent (seit 1970) statt; sie wirkte auch beim Holland Festival mit, 1965 hörte man sie am Stadttheater von Aachen als Konstanze. Bis 1972 blieb sie Mitglied der Stuttgarter Staatsoper, war dann noch bis 1977 als Gast dem Stadttheater von Augsburg verbunden und trat bis 1980 noch als Konzertsängerin auf. Sie unterrichtete dann als Pädagogin in Stuttgart, seit 1981 am Konservatorium von Augsburg. Sie starb 2015 in Augsburg.
Schallplatten: DGG, Eurodisc (Blondchen in einem Querschnitt durch Mozarts »Entführung aus dem Serail«), Electrola (geistliche Musik), Westminster (Nibelungenring).
25.7. George MARAN: 95. Geburtstag
Er entstammte der ältesten nordamerikanischen Geigenbauer-Familie. Mit sieben Jahren gewann er einen Preis als Knabensopran. Er sang in seiner Jugend in Kirchenchören an der amerikanischen Ostküste und studierte dann bei Ruth Streeter in Boston. Nach Beendigung seiner Studien an der Harvard Universität wurde er Schüler von Merle Alcock in New York. Zuerst trat er in den USA als Konzert- und Rundfunksänger in Erscheinung. 1951 verlegte er seine Tätigkeit nach Salzburg und wurde ständiger Solist am Salzburger Dom. Seit 1952 wirkte er bis 1971 jeden Sommer bei den Salzburger Festspielen mit, hauptsächlich als Solist in geistlichen Musikwerken von Mozart. 1956 unternahm er mit der Salzburger Operntruppe eine Europa-Tournee mit der Oper »La finta semplice« von Mozart unter der Leitung von Bernhard Paumgartner, nachdem er 1956 in Salzburg den Fracasso in dieser Oper gesungen hatte. 1956 wurde er an das Staatstheater von Darmstadt verpflichtet. Hier debütierte er in »La clemenza di Tito« von Mozart und blieb für vierzig Jahre bis 1996 ein beliebtes Mitglied dieses Hauses. 1991 wurde er zu dessen Ehrenmitglied ernannt. 1970 hatte er dort einen besonderen Erfolg als Nerone in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«.1983 bewunderte man in Darmstadt seinen Idomeneo in der Oper gleichen Namens von Mozart. Im gleichen Jahr wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Die Fastnachtsbeichte« von Giselher Klebe mit. Durch Benjamin Britten wurde er zu den Festspielen von Aldeburgh eingeladen; hier sang er 1959 in »The Rape of Lucretia« und am 11.6.1960 in der Uraufführung von »A Midsummer Night’s Dream« von Benjamin Britten. Er wurde als bedeutender Oratorientenor durch Auftritte in Deutschland, England, Österreich und in anderen europäischen Ländern bekannt. Er starb 2011 in Darmstadt.
Schallplatten: Philips (Mozart-Aufnahmen aus Salzburg, darunter »La finta semplice«), Decca (»Messias« unter Sir Adrian Boult, »Elias« von Mendelssohn unter J. Krips).
25.7. Hanna SCHOLL: 100. Geburtstag
Ihre Ausbildung erfolgte seit 1949 an der Musikhochschule in München; 1951-52 war sie bereits als Elevin an der dortigen Staatsoper beschäftigt. Ihre eigentliche Bühnenkarriere begann sie 1952 mit einem Engagement am Opernhaus von Frankfurt a.M., wo sie bis 1955 blieb. In den Jahren 1955-61 war sie dann am Staatstheater Hannover tätig. An diesem Haus erschien bis zum Ende der sechziger Jahre noch häufig als Gast. Auf der Bühne verkörperte sie vor allem Soubretten- und lyrische Partien wie die Zerline im »Don Giovanni«, die Pamina in der »Zauberflöte«, das Gretchen im »Wildschütz« von Lortzing, die Gretel in »Hänsel und Gretel«, die Micaela in »Carmen«, die Nedda im »Bajazzo«, die Mimi in »La Bohème« und die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Sie trat als Gast an den größeren deutschen Bühnen, aber auch im Ausland auf, so u.a. 1954 und 1955 in Aufführungen beim Maggio Musicale von Florenz. Sie war mit dem Bariton Georg Völker (1923-2006) verheiratet und somit die Schwiegertochter des berühmten Tenors Franz Völker (1899-1965). Sie starb 2017 in München.
Schallplatten: Melodram (Pepa in »Tiefland« von d’Albert, Mitschnitt von einer Münchner Aufführung).
26.7. Minna SCHENK-ULLMEYER: 175. Geburtstag
Bereits als Kind trat sie am Wiener Hoftheater in Kinderrollen (u a. als Tells Knabe in »Wilhelm Tell« von Schiller) auf. Nach einem misslungenen Debüt als Schauspielerin am Deutschen Theater von Prag 1869 ging sie als Soubrette an das Wiener Theater an der Wien. Hier wie am Wiener Carl-Theater und an Operettenbühnen in Graz und Linz hatte sie dann ungewöhnliche Erfolge. 1874-84 wirkte sie in diesem Fachbereich am Deutschen Theater Prag und wurde dort jetzt in Operetten wie »Boccaccio« von Franz von Suppé, »Prinz Methusalem« von Johann Strauss, »Les cloches de Corneville« von Robert Planquette und in vielen anderen Werken ähnlicher Art bekannt. 1884 nahm sie ein Engagement am Wiener Theater an der Wien an, gastierte mit diesem Ensemble auch nochmals 1885 in Prag als Rosalinde in der »Fledermaus«, erkrankte jedoch kurz darauf und musste ihre Karriere aufgeben. Ganz verarmt und vereinsamt starb sie im März 1890 in Wien. Wegen zunehmender geistiger Störungen hatte man sie zuletzt in einer geschlossenen Anstalt unterbringen müssen. Sie war mit dem Operettentenor Karl Schenk († 30.1.1906 Wien) verheiratet, der ebenfalls in Wien wirkte.
27.7. Delia WALLIS. 75. Geburtstag
Sie begann 1962 ihr Gesangstudium an der Royal Guildhall School in London. Dort erregte sie bereits 1965 Aufsehen, als sie in Opernaufführungen der Studenten mitwirkte. 1968 erfolgte ihr offizielles Debüt als Annio in Mozarts »La clemenza di Tito« beim Wexford Festival. 1969 wurde sie in die Welsh Opera Company aufgenommen, wo sie als Flora in »La Traviata« ihr Debüt gab. Sie hatte dort bedeutende Erfolge als Hänsel in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck wie als Cherubino in »Le nozze di Figaro«. 1970 sang sie erstmals an der Londoner Covent Garden Oper. Bei den Festspielen von Glyndebourne wirkte sie 1971 als Cathleen Sweeney in »The Rising of the Moon« von Nicholas Maw, 1971-72 als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und 1976 als Cherubino mit; bei der Glyndebourne Touring Opera sang sie 1971 den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« und 1972 die Diana in Cavallis »La Calisto«; die letztgenannte Partie sang sie auch bei Gastspielen 1972 beim Flandern Festival und 1973 in Kopenhagen. Seit 1973 wichtige Erfolge an der Hamburger Staatsoper. 1992 gastierte sie in Los Angeles als Florence Pike in »Albert Herring« von Benjamin Britten, 1995 als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«. Sie war verheiratet mit dem kanadischen Geiger Gerald Jarvis (1930-96). Sie starb 2009 in Fredonia (NY).
Schallplatten: HMV (Madrigalist in »Manon Lescaut« von Puccini, Pantalis in »Mefistofele« von Boito).
27.7. Johannes FRITSCH: 80. Geburtstag
Er studierte 1961-65 an der Universität und der Hochschule für Musik und Tanz Köln in Köln die Fächer Musik, Soziologie und Philosophie unter anderem bei Bernd Alois Zimmermann. In den Folgejahren wandte er sich unterschiedlichsten musikalischen Aktivitäten zu, unter anderem arbeitete er als Bratschist mit dem Stockhausen-Ensemble und nahm für Deutschland an der Weltausstellung in Osaka teil. Am 8. Februar 1963 hat er teilgenommen an der Bonner Bühne für sinnliche Wahrnehmung – KONZIL mit „BEWEGUNGEN II 24′ 1963“. 1966 erhielt Fritsch den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Musik und 1971 den Preis der Biennale Paris. Seit den 1970er Jahren folgten weitere Preise wie der Förderpreis der Stadt Köln oder der Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf. Fritsch hat Musik für alle großen und bekannten Theater in Deutschland geschrieben. Außerdem war Fritsch 1970 einer der Gründer des Feedback Studio Köln (gemeinsam mit Rolf Gehlhaar und David Johnson) und war seit 1975 im Feedback Studio Verlag – Erster Deutscher Komponistenverlag als Hauptakteur tätig: Er war Produzent von Compact Discs, Herausgeber der Feedback Studio Papers, einer der elektronischen Musik gewidmeten Zeitschrift, Verleger von Partituren zeitgenössischer Musik und Konzertveranstalter. In den Jahren 1979, 1982, 1984 und 1986 war er mit Peter Ausländer und dem WDR Veranstalter der Weltmusik-Kongresse in Vlotho. Während der Studentenproteste 1968 hatte Fritsch mit seiner Collage-Komposition Modulation IV gegen den Vietnamkrieg Stellung bezogen. Zu seinen Kompositionsschülern zählten ästhetisch so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Georg Hajdu, hans w. koch, Siegfried Koepf, Harald Muenz, Oxana Omelchuk, Marcus Schmickler, Volker Staub und Caspar Johannes Walter. Fritsch wirkte auch als Dozent bei den Darmstädter Frühjahrstagungen und war Gründungsvorstand der Kölner Gesellschaft für Neue Musik sowie langjähriges Beiratsmitglied der Kölner Kunst-Station Sankt Peter. Kurz vor seinem Tod erschienen seine Schriften, Vorträge, Interviews und Werkkommentare in dem Sammelband Über den Inhalt von Musik. Er starb 2010 in Bonn.
27.7. Ivar ANDRÉSEN: 125. Geburtstag
Ausbildung in der Königlichen Opernschule Stockholm durch Gillis W. Bratt und durch Hjaldis Ingebjart. Nachdem er zunächst glaubte, eine Tenorstimme zu haben, wurde er noch während des Studiums zum Bass umgeschult. Später Einführung in den Wagner-Stil durch Siegfried Wagner in Bayreuth und durch Bruno Kittel in Berlin. Debüt 1919 als König in Verdis »Aida« an der Oper von Stockholm. Hier sang er 1925 in der Uraufführung der Oper »Bäckahästen« von Kurt Atterberg. Er blieb bis 1926 Mitglied der Stockholmer Oper. 1926-34 war er an der Staatsoper von Dresden engagiert. Hier sang er am 3.10.1930 in der Uraufführung der Oper »Vom Fischer un syner Fru« von Othmar Schoeck die Partie des Butt. Er hatte großen Anteil an der Verdi-Renaissance, die in den zwanziger Jahren von der Dresdner Oper ausging. In Deutschland entfaltete er im Übrigen eine glänzende Karriere, vor allem als Wagner-Interpret. Er war seit 1931 neben seinem Dresdner Engagement zugleich an der Städtischen Oper Berlin verpflichtet (Antrittsrolle: Daland in »Der fliegende Holländer«). 1934-39 Mitglied der Staatsoper Berlin. Bei den Bayreuther Festspielen sang er fast alle Wagner-Heroen seines Stimmfachs: den Gurnemanz im »Parsifal« (1927-28, 1930-31, 1933-34, 1936), den König Marke in »Tristan und Isolde« (1927-28), den Landgrafen im »Tannhäuser« (1930-31), den Hunding in der »Walküre« (1931), den Fasolt im »Rheingold« (1933-34, 1936), den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« (1933-34). Er wirkte 1935-36 bei den Festspielen von Zoppot mit. Gastspiele an den Staatsopern von Wien (1927 als Gurnemanz und als Landgraf), Hamburg und München, an der Covent Garden Oper London (1928-31 als Wagnersänger, aber auch als Sarastro in der »Zauberflöte«) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1929). Er wurde 1930 an die New Yorker Metropolitan Oper berufen, wo er als Daland debütierte und bis 1932 als König Marke, als König Heinrich im »Lohengrin«, als Hunding, als Pogner und als Landgraf große Erfolge erzielte. 1931 wirkte er an der Metropolitan Oper in der amerikanischen Erstaufführung von J. Weinbergers »Schwanda der Dudelsackpfeifer« als Magier mit. 1931 trat er gastweise an der Grand Opéra Paris auf. In der Spielzeit 1933-34 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Sarastro. 1936 beim Amsterdamer Wagner-Verein (als König Heinrich). Bei den Festspielen von Glyndebourne 1935 als Sarastro und als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« gefeiert. 1939 wirkte er in der ersten Fernsehsendung einer Oper in Deutschland als Colas in »Bastien und Bastienne« von Mozart mit. Er starb ganz plötzlich 1940 im Alter von nur 44 Jahren in Stockholm. Er war u.a. der Lehrer des schwedischen Bassisten Sven Nilsson. – Er besaß eine der schönsten Bass-Stimmen innerhalb seiner künstlerischen Generation, ebenso bedeutend in der Wagner-Interpretation wie in der Darstellung köstlicher Buffo-Typen (Bartolo in »Le nozze di Figaro«, Abul Hassan im »Barbier von Bagdad« von Cornelius). Aus seinem Bühnenrepertoire sind als weitere Partien der Commendatore im »Don Giovanni«, der Eremit im »Freischütz«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Cuperus in der »Zaubergeige« von W. Egk, der Iwan Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und der Banquo in »Macbeth« von Verdi zu nennen. Im Konzertsaal bewunderte man ihn einmal als Solisten in Oratorien, vor allem aber als Lieder- und Balladensänger.
Akustische Platten, noch in Schweden aufgenommen, auf Polyphon, elektrische auf den Marken Odeon, Parlophon, HMV und Columbia; auf letzterer u.a. vollständige Aufnahmen »Tristan und Isolde« (Bayreuth, 1928) und »Tannhäuser« (Bayreuth, 1930) sowie Balladen von C. Loewe.
27.7. Ákos BUTTYKAY: 150. Geburtstag
Er war Schüler von Victor von Herzfeld, István Thomán und Bernhard Stavenhagen. 1907-23 war er Klavierlehrer an der Musikhochschule von Budapest. Er komponierte eine Oper und fünf Operetten, zwei Sinfonien und eine sinfonische Dichtung, eine Ungarische Suite und eine Ungarische Rhapsodie, das Tongemälde Erzählung einer Sommernacht, ein Violinkonzert, Klavierstücke und Lieder. Er starb 1935 in Debrecen.
29.7. Enoch zu GUTTENBERG: 75. Geburtstag
Er entstammte dem fränkischen Adelsgeschlecht Guttenberg. Er wurde im Sommer 1946 als einziger Sohn und zweites von fünf Kindern des späteren Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundeskanzleramt Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (1921-72) und dessen Ehefrau Rosa Sophie (geb. Prinzessin von Arenberg, 1922–2012) geboren. Enoch zu Guttenberg war 1971-77 mit Christiane Gräfin von und zu Eltz (* 1951) verheiratet. Aus dieser ersten Ehe stammen die beiden Söhne Karl-Theodor zu Guttenberg und Philipp Franz zu Guttenberg. Enoch zu Guttenberg war 1997-2017 mit der Dirigentin Ljubka Biagioni verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen zwei Söhne, die im Jahr 2003 und 2005 geboren wurden. Zuletzt war er mit der aus München stammenden Sopranistin Susanne Bernhard verlobt. Enoch zu Guttenberg studierte Komposition und Dirigieren in München und Salzburg. Einer seiner Lehrer war Carl Feilitsch. 1967 gründete er die Chorgemeinschaft Neubeuern. 1997 wurde ihm die Leitung des freien und projektbezogenen Orchesters Klangverwaltung übertragen. Zahlreiche Einspielungen auf CD dokumentieren diese Zusammenarbeit. Im Jahr 2000 leitete Enoch zu Guttenberg im Königsschloss Herrenchiemsee ein siebentägiges Bachfest. Daraus entstanden im nächsten Jahr die Herrenchiemsee Festspiele, die seither jährlich unter Guttenberg als Intendant auf der Insel Herrenchiemsee veranstaltet wurden. Seit Mai 2003 war Guttenberg Ehrendirigent der Hofer Symphoniker. Guttenberg war stark im Umweltschutz engagiert. Er war 1975 Mitgründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Im Mai 2012 trat er aus diesem aus, weil er die seiner Meinung nach landschaftszerstörenden Windkraftanlagen im Gegensatz zum BUND ablehnte und den Verdacht der Käuflichkeit des BUND nicht länger mittragen wollte. Enoch zu Guttenberg hat seine Kritik am BUND aufrechterhalten. Den Vorsitzenden Hubert Weiger bezeichnete er in einem 2016 erschienenen Buch als „Werbeoffizier der Windindustrie“. Guttenberg warf Weiger vor, zu wenig gegen den Bau von Windparks vorzugehen und dadurch einen Beitrag zur Zerstörung von Natur und Landschaft zu leisten. Weiger rede auch den Tod von Vögeln durch Windkraftanlagen klein. Der BUND hatte Guttenberg wegen seiner kritischen Äußerungen verklagt, aber im April 2016 die Klageschrift zurückgezogen, laut Guttenberg aus „Angst vor der Macht der Wahrheit“. Enoch zu Guttenberg war Mitglied im Kuratorium der ÖDP-nahen Stiftung für Ökologie und Demokratie. Er war zunächst Mitglied der CSU, trat aber im Jahr 1992 nach einem Konflikt mit dem damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl aus, weil dieser sich weigerte, an einer Demonstration gegen Antisemitismus teilzunehmen. Später trat Guttenberg auf Drängen seines Sohnes Karl-Theodor wieder in die Partei ein. Enoch zu Guttenberg starb im Juni 2018 im Alter von 71 Jahren. An der katholischen Trauerfeier nahmen 2000 Gäste teil, darunter waren Markus Söder, Joachim Herrmann, Monika Hohlmeier, Melanie Huml und Franz von Bayern. Für seine Arbeit erhielt Guttenberg mehrere Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, den Bayerischen Poetentaler (1994), die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um die Umwelt (2009) sowie den Bayerischen Verdienstorden. Den Deutschen Kulturpreis ECHO Klassik gab er im April 2018 als Reaktion auf die Preisverleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Diesbezüglich sprach er „von einem schmutzigen Menetekel für eine furchtbare Zeit, die angebrochen“ sei. 2015 wurde Guttenberg Ehrenpräsident im neu gegründeten Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB). Er war Ehrenbürger der Gemeinden Guttenberg und Neubeuern. Zu Guttenberg war Komtur des Königlich Bayrischen Hausritterordens vom Heiligen Georg, dem Hausorden des Hauses Wittelsbach. 1952 erhielt Enoch zu Guttenberg von seinem Vater das Weingut Reichsrat von Buhl in Deidesheim in der Pfalz. 1989 wurde das Gut an japanische Investoren verpachtet, seit 2005 gehört es zur Unternehmensgruppe Niederberger. Im Oktober 2010 schätzte das Manager Magazin das Vermögen von Enoch zu Guttenberg in der Sonderausgabe Die 500 reichsten Deutschen auf 400 Millionen Euro. Ursprung des Vermögens sei neben Großgrundbesitz das Rhön-Klinikum in Bad Neustadt an der Saale gewesen. Im März 2002 verkaufte die Familie des Klinikumsgründers Unternehmensanteile für 260 Millionen Euro an die Bayerische Hypo- und Vereinsbank. Guttenberg übertrug sein Vermögen und seinen Grundbesitz, inklusive Familienschloss samt Inventar und Forstbetrieben im Landkreis Kulmbach, einer privatnützigen österreichischen Privatstiftung mit Sitz in Radmer. Philipp Franz zu Guttenberg, der jüngere Sohn, hat nach der Aufteilung des Erbes das Schloss und das Familienunternehmen übernommen. Die Freiherrlich von und zu Guttenberg’sche Familienstiftung wurde am 31. Oktober 2008 im österreichischen Kurort Semmering angemeldet.
29.7. Richard Van VROOMAN: 85. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung am Konservatorium von Kansas City und konnte sie mit Hilfe eines Fulbright Stipendiums in Europa fortsetzen. Hier war er Schüler des Salzburger Mozarteums, von Max Lorenz und von Enzo Mascherini in Mailand. Bei den Bregenzer Festspielen sang er bereits 1961 das Tenorsolo im »Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt. 1962-64 war er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg engagiert, 1965 wirkte er am Landestheater von Linz/Donau in der Uraufführung der Oper »Der Kardinal« von H. Eder mit. Erfolgreiche Karriere in Deutschland, in Österreich und vor allem in der Schweiz, wo er 1964-78 als erster lyrischer Tenor am Opernhaus von Zürich wirkte. Hier nahm er an einer Anzahl von Opern-Erstaufführungen für die Schweiz teil: »Die Liebe zu den drei Orangen« von S. Prokofjew (1965-66 als Truffaldino), »König Hirsch« von H.W. Henze (1969 als Checco, Dirigent: der Komponist), »Bomarza« von A. Ginastera (1970-71 als Nicolas Orsini), »Agrippina« von G. Fr. Händel (1970-71 als Nerone), »Ein Stern geht auf aus Jakob« von Paul Bukhard (1972-73 als Thiras, Dirigent: der Komponist), »La fedeltà premiata« von J. Haydn (1974-75 als Lindoro). Er trat bei den Festspielen von Salzburg (1964 als Haushofmeister der Marschallin im »Rosenkavalier«, 1964-65 als junger Diener in »Elektra« von R. Strauss, 1965 in einer konzertanten Aufführung von Mozarts »La Betulia Liberata« und 1967 als Fauno in »Ascanio in Alba« von Mozart) und Aix-en-Provence, an den Opernhäusern von Amsterdam und Brüssel, an den Opern von Frankfurt a.M., Hamburg, Rom, Genf (1967 als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1968 als Brighella in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), Bordeaux, Marseille, an der Grand Opéra Paris und am Teatro San Carlos von Lissabon erfolgreich als Gast auf. 1968 sang er beim Glyndebourne Festival den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«. 1975 gastierte er bei den Bregenzer Festspielen als Don Polidoro in Mozarts »La finta semplice«. Bedeutender Konzert- und Oratoriensolist, geschätzt auch als Interpret geistlicher Musik. Er starb 1990 in Liberty (Missouri). – Die rein lyrische, schön gebildete Stimme des Künstlers fand die ihr gemäßen Aufgaben vor allem in Opernwerken von Mozart, Rossini und Donizetti sowie in Opern der Barock- Epoche.
Schallplatten: CBS (Andres im »Wozzeck« von A. Berg), Philips (Requiem von Cimarosa), HMV (Salve Regina von J. Haydn, geistliche Musik von Mozart), Turandot (»Doktor und Apotheker« von Dittersdorf), Concert Hall, Fontana, Edition Schwann (Messen, »Davide penitente« von Mozart, »Acis and Galathea« von Händel).
29.7. Ágnes VÁMOS: 95. Geburtstag
Als Margarethe
Sie wurde in der ungarischen Metropole Budapest zur Sängerin ausgebildet und debütierte 1950 an der dortigen Nationaloper, der sie bis zum Anfang der siebziger Jahre angehörte. Sie trat vor allem in Partien aus dem lyrischen Stimmfach auf, u.a. als Elvira in Verdis »Ernani«, als Traviata, als Amelia in »Simon Boccanegra« von Verdi, als Sulamith in der »Königin von Saba« von Goldmark, als Nedda im »Bajazzo« und als Melinda in der ungarischen Oper »Bánk-Bán« von F. Erkel. Sie blieb bis 1977 Mitglied der Budapester Oper. Gastspiele führten die Künstlerin in die CSSR und nach Sowjetrussland.
29.7. Johann THEILE: 375. Geburtstag
Nach einem Jurastudium in Leipzig und Halle nahm er Unterricht in der Kompositionslehre in Weißenfels. Sein Lehrer hier war Heinrich Schütz; Theile gilt als einer seiner letzten Schüler. In Lübeck entstand 1673 seine Matthäuspassion. 2008 wurde in der Lübecker Stadtbibliothek ein Porträt von Theile entdeckt. In Stettin und Lübeck war er beschäftigt als Organist. Außerdem hatte er einen herausragenden Ruf als Musikpädagoge und -lehrer. Theile selbst, so überliefert es Johann Mattheson, sah Dieterich Buxtehude (der allerdings neun Jahre älter war und weit vor Theile verstarb) als seinen bedeutendsten Schüler an. 1673-78 hatte er die Position des Hofkapellmeisters bei Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf inne. 1677 wurden Opern im Refektorium des Hamburger Doms aufgeführt. Mit seinem Singspiel Adam und Eva wurde ein Jahr später die Oper am Gänsemarkt in Hamburg – das erste bürgerliche Opernhaus in Deutschland – eröffnet. 1685-89 bekleidete er die Stellung des Kapellmeisters in Wolfenbüttel; hier trat er die Nachfolge von Johann Rosenmüller an. Weitere Stationen seines Wirkens waren an der Oper in Naumburg und bei Christian I. (Sachsen-Merseburg). Nach Berlin – auch hier war er als Musiklehrer tätig – kehrte er 1694 als musikalischer Berater des Herzogs von Zeitz, Moritz Wilhelm (Sachsen-Zeitz), wieder in seine Heimatstadt Naumburg/Saale zurück, wo er 1724 starb.
30.7. Juri Alexandrowitsch FALIK: 85. Geburtstag
Er studierte 1955-64 am Leningrader Konservatorium und erhielt 1962 den 1. Preis beim Internationalen Cellowettbewerb im Rahmen der VIII. Weltfestspiele in Helsinki. Daneben entstanden bereits Kompositionen, an denen sich neben seinen musikalischen Vorbildern Strawinsky, Prokofjew und Schostakowitsch der Einfluss seines Lehrers Arpows zeigte. Die ab 1968 entstandenen Werke werden als gereift und von den Vorbildern gelöst beschrieben. Falik war Professor am Sankt Petersburger Konservatorium und trat in Russland und dem Ausland als Dirigent auf. Er starb 2009 in Sankt Petersburg.
31.7. Vjekoslav ŠUTEJ: 70. Geburtstag
Er wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Seine Eltern waren beide Sänger an der Kroatischen Nationaloper in Zagreb. Er studierte an der Musikhochschule Zagreb bei Igor Gjadrev. Weitere Studien führten ihn nach Rom zu Franco Ferrara. Šutej war 1979-89 Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Kroatischen Nationaltheaters in Split. 1986-90 war er Künstlerischer Leiter des Hollybush-Festivals in New Jersey. In dieser Zeit begann auch seine internationale Karriere. 1990-93 war er Musikalischer Direktor am Teatro La Fenice in Venedig, wo er unter anderem Neueinstudierungen der Opern Rigoletto und Eugen Onegin leitete. 1992-97 war er Musikdirektor an der Houston Grand Opera in Houston. In dieser Zeit leitete er insgesamt 133 Vorstellungen, davon 19 Neueinstudierungen, unter anderem La Bohème, Andrea Chénier, Aida, Lucia di Lammermoor, La Traviata, Boris Godunow und Ariadne auf Naxos. In den 1990er Jahren arbeitete er häufig in Spanien. Er gründete das Real Orquesta Simfonica de Sevilla und war 1990-96 dessen Künstlerischer Leiter und Chefdirigent. Er war außerdem Mitglied der spanischen Kunstakademie, der Real Accademia de Bellas Artes. Seit 1993 dirigierte er regelmäßig an der Wiener Staatsoper und gehörte zu den ständigen Gastdirigenten. Er debütierte dort 1993 mit der Neueinstudierung der Oper Pique Dame von Tschaikowsky. In der Saison 2001/02 leitete er die Eröffnungsvorstellung Don Carlo von Giuseppe Verdi mit Neil Shicoff in der Titelrolle, die live in Form des Public Viewing in Wien und Graz übertragen wurde. Zuletzt dirigierte er an der Wiener Staatsoper im April 2007 eine Vorstellung von Puccinis Tosca. Insgesamt leitete er im Haus am Ring 129 Aufführungen von 17 verschiedenen Werken der Opernliteratur, darunter u.a. La Bohème, La Traviata, Madame Butterfly und Die Jüdin. 2002-05 war er Leiter des Sommer-Musikfestivals in Dubrovnik. Seit 2003 war er bis zu seinem Tode Musikalischer Leiter und Chefdirigent der Zagreber Philharmonie (Zagreb Philharmonic Orchestra) und Professor an der Musikhochschule in Zagreb. Gastspiele führten ihn nach Moskau und Prag, nach Mexiko Stadt und nach Seattle. In Frankfurt dirigierte er 1991 das Neujahrskonzert in der Frankfurter Oper. Er dirigierte an der Oper von Monte Carlo und in der Arena di Verona. Mehrfach leitete er in Wien die Konzertveranstaltung Christmas in Vienna. Häufig arbeitete er bei Konzerten mit den Tenören José Carreras, Plácido Domingo und Ramon Vargas zusammen. Vjekoslav Šutej starb nach langer, schwerer Krankheit im Dezember 2009 in Zagreb an den Folgen einer Krebserkrankung. Im Jahr 2008 war bei ihm Leukämie festgestellt worden. Mehrere Knochenmarkstransplantationen in Seattle und Zagreb blieben erfolglos.
31.7. Ivan REBROFF: 90. Geburtstag
Gesangstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg. Er trat in den Chor der Schwarzmeerkosaken ein, mit dem er ausgedehnte Tourneen unternahm. Nachdem er den ersten Preis bei einem Gesangwettbewerb in München davongetragen hatte, begann er eine Karriere als Opernsänger an den Opernhäusern von Gelsenkirchen (1960-63) und Frankfurt a.M. (1963-69). Er gab diese Laufbahn jedoch zugunsten einer Betätigung auf den Gebieten des Musicals, der Operette und vor allem des Showgeschäfts auf. Der große Durchbruch kam, als er 1969 in Paris in dem Musical »Anatevka« von Bock auftrat. Jetzt schloss sich eine glanzvolle Karriere an, die sich mehr und mehr dem Bereich der Unterhaltungsmusik zuneigte. Der Künstler wirkte in zahllosen Fernsehsendungen, Schallplatten- und Filmaufnahmen mit und unternahm ausgedehnte Tourneen, die ihn durch Europa, Nordamerika und in viele andere überseeische Länder führten. Er trat in erster Linie als Interpret russischer Folklore hervor, wozu ihn sein tiefer Bass prädestinierte, obwohl er nicht russischer Herkunft war. Er starb 2008 in Frankfurt a.M.
Unter den vielen Schallplattenaufnahmen des Künstlers existiert auf Electrola-HMV eine vollständige »Carmen«-Aufnahme von 1961 mit ihm in der Partie des Zuniga; dabei gehörten zu seinen Partnern Christa Ludwig und Rudolf Schock. Auf DGG sang er den Orlofsky in einer Aufnahme der »Fledermaus« (1976), auf CBS Ausschnitte aus »Boris Godunow«, auf Elisor Opernszenen, auf Intercord Lieder russischer Komponisten. Dazu existieren seine Unterhaltungslieder in Schallplattenaufnahmen, deren Auflagen zum Teil Millionenhöhe erreichten (»Kosaken müssen reiten« usw.).
31.7. Nicu APOSTOLESCU: 125. Geburtstag
Zunächst in Bukarest Schüler von Dimiter Popovici. Er debütierte als Bariton in der Partie des Amonasro in »Aida« 1921 an der Oper von Cluj (Klausenburg). Nachdem er zwei Jahre hindurch als Bariton aufgetreten war, kam es 1923 zu einem erneuten Debüt als Tenor, und zwar sang er in Cluj den Radames in »Aida«. Zunächst behielt er Rollen wie den Scarpia in »Tosca« oder den Rigoletto in seinem Repertoire, wandte sich dann aber ganz dem heldischen Tenorfach zu und wurde ein großer Wagnersänger wie ein glänzender Interpret der Titelrolle in »Otello« von Verdi. 1926-44 wirkte er an der Nationaloper Bukarest, zu deren führenden Sängern er zählte. 1928-30 wurde der Künstler an italienischen Opernhäusern u.a. in Venedig, Bologna und Genua vor allem als großer Otello gefeiert. Er gestaltete in den Bukarester Erstaufführungen der Wagner-Opern »Tannhäuser«, »Die Meistersinger von Nürnberg« (1934), »Tristan und Isolde« (1934), und »Parsifal« die großen Tenorpartien dieser Opernwerke. Neben seiner kraftvollen, voluminösen Stimme rühmte man sein dramatisches Darstellungsvermögen. Später Pädagoge in Bukarest. Er starb 1984 in Bukarest.
Einige Aufnahmen des Künstlers sind auf Electrecord übertragen worden.