IN MEMORIAM-Geburtstage im Juli 2020
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung: Walter Nowotny
1.7. Henri LEGAY: 100. Geburtstag
Er begann zunächst eine Ausbildung als Orchestermusiker, trat dann als Sänger an Kabaretts und Kleinkunstbühnen auf, wobei er sich selbst (und auch andere Künstler) auf der Gitarre begleitete. Dabei brachte er zum Teil selbst komponierte Lieder zum Vortrag. Er ließ dann aber seine Stimme weiter ausbilden und studierte bis 1947 am Conservatoire National de Paris. Er debütierte als Operettensänger am Théâtre Alhambra in Paris und gastierte dort in verschiedenen Operettenproduktionen. 1950 ging er ins Opernfach über und sang als erste Partie in Lausanne den Faust von Gounod. 1950-51 war er am Théâtre de la Monnaie Brüssel engagiert und wurde dann an die Opéra-Comique Paris berufen, an der er 1952 als Gérald in »Lakmé« debütierte. An der Opéra-Comique sang er u.a. den Wilhelm Meister in der 2000. Vorstellung der Oper »Mignon« von A. Thomas. 1952 debütierte er an der Grand Opéra Paris als Damon in »Les Indes galantes« von Rameau. An diesem Haus hörte man ihn als Alfredo in »La Traviata«, als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail« und als Faust von Gounod. Besonders beliebt war er in der belgischen Metropole Brüssel. In den fünfziger Jahren trat er im dritten Programm des Englischen Rundfunks in Opernsendungen aus der französischen Opernliteratur auf. Er gastierte regelmäßig an den führenden französischen und belgischen Theatern, in Marseille und Bordeaux, in Lyon und Toulouse, in Nancy und Straßburg, in Nantes und Nizza, in Rouen, Lüttich, Antwerpen, auch am Grand Théâtre Genf (1956 als Des Grieux in Massenets »Manon«, 1957 als Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1959 als Gérald, 1960 als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky und 1961 als Georges Brown in »La Dame Blanche« von Boieldieu), in Lausanne und am Opernhaus von Algier. Dabei trat er auch gern in Operettenrollen auf. Noch 1979 gastierte er mit großem Erfolg an der Oper von Gent. Seine großen Partien auf der Bühne waren der Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Armand in »Les deux journées« von Cherubini, der Henry Smith in »La jolie fille de Perth« von Bizet, der Herzog im »Rigoletto« und die Titelgestalt in »Sigurd« von Reyer. Er wirkte später als Pädagoge in Paris. Er war ein begabter Komponist und schrieb u.a. viele Lieder. In einem späteren Abschnitt seiner Karriere trat er auch als Regisseur in Erscheinung. Er starb 1992 in Paris.
Schallplatten: Mehrere vollständige Opernaufnahmen auf Columbia (»Les pêcheurs de perles«, »Le Roi d’Ys« von Lalo) und auf HMV (»Manon« mit Victoria de los Angeles in der Titelrolle). Auf Bourg-Records wurde eine integrale Aufnahme der Offenbach-Operette »Barbe-Bleue« veröffentlicht.
2.7. Evgenija PINTEROVIĆ: 125. Geburtstag
Sie begann ihr Gesangstudium in Zagreb und war dann in Wien Schülerin der berühmten Rosa Papier-Paumgartner. 1920 wurde sie Mitglied der Nationaloper Belgrad und war dann in einem vierzigjährigen Wirken an diesem Opernhaus (bis 1960) eine der beliebtesten Künstlerinnen des Hauses. Ihre großen Partien waren die Azucena im »Troubadour«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Olga im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, die Gräfin in dessen »Pique Dame«, die Lola in »Cavalleria rusticana« und die Herodias in »Salome« von R. Strauss. Hinzu trat eine bedeutende Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin.
2.7. Oleg TSCHISCHKO: 125. Geburtstag
Er entstammte einer Bauernfamilie und lernte als Kind von seinem Großvater das Singen ukrainischer Volkslieder. In Charkow sang er während seiner Schulzeit in einem Chor Soli für Knabensopran. Er studierte nach dem Verlust der Stimme Violin- und Klavierspiel sowie Komposition am Konservatorium von Charkow. Nachdem sich seine Tenorstimme wieder hergestellt hatte, ging er 1922 als Sänger und Dirigent einer Operntruppe nach Novorossisk. Hier brachte er 1923 seine erste Oper »Judith« zur Uraufführung. Obwohl der berühmte Komponist Glasunow ihm riet, sich ganz der Komposition zu widmen, nahm er 1927 ein Engagement als Tenor an der Oper von Odessa an und sang auch in Charkow und Kiew. Hier blieb er bis 1931, komponierte jedoch weiter Opern und Vokalwerke auf dem Gebiet der Volksmusik. 1931 nahm er nochmals das Studium am Konservatorium von Leningrad bei P.B. Rjasanow auf; er trat später in den Lehrkörper dieses Instituts ein und leitete dort seit 1948 eine Kompositionsklasse. Hier entstanden auch seine erfolgreichen Opern »Panzerkreuzer Potemkin« (Leningrad 1937, Neufassung 1955) und »Machmud Torabi« (Taschkent, 1944). Neben diesem Wirken setzte er jedoch auch noch seine Sängerkarriere fort. 1931-38 trat er als Solist bei den Leningrader Philharmonischen und Akademischen Konzerten auf; 1939-40 organisierte er das Musikensemble der russischen Baltischen Flotte, mit dem er Konzertreisen unternahm. 1946-48 war er nochmals am Opernhaus von Leningrad als Sänger tätig und wirkte hier am 12.6.1946 in der Uraufführung von Prokofjews Oper »Krieg und Frieden« in der Partie des Pierre mit. Er starb 1976 in Leningrad.
Wahrscheinlich existieren Schallplatten des Künstlers innerhalb der Plattenproduktion der UdSSR (Melodiya).
3.7. Bernadette GREEVY: 80. Geburtstag
Sie studierte in Dublin bei Jean Nolan, dann an der Guildhall School of Music und bei der Pädagogin Helene Isepp in London. Sie trat in erster Linie als Konzertsängerin auf, wobei sie ein sehr umfangreiches Repertoire bewältigte. So sang sie die Rückert-Lieder von G. Mahler und Beethovens 9. Sinfonie in Oslo, die Alt-Rhapsodie von J. Brahms und die »Sea Pictures« von E. Elgar in Ottawa, gab 1989 eine Serie von Gustav Mahler-Konzerten in London (zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Charles Dutoit) und trat als Konzertsolistin in Dänemark und Norwegen, in Italien und Spanien, in Finnland, in Frankreich und in den USA auf. 1985 unternahm sie eine große Tournee durch die Volksrepublik China, bei der sie Konzerte gab und Meisterkurse abhielt. Sehr oft trat sie in Dublin wie am Irischen Rundfunk und Fernsehen auf. 1962 erfolgte ihr Debüt auf der Opernbühne, als sie beim Wexford Festival in Irland den Beppe in Mascagnis »L’Amico Fritz« sang. Dort trat sie dann auch 1977 in der Titelrolle von Massenets »Hérodiade«, 1985 in der der Oper »Ariodante« von Händel auf. In den Jahren 1977-80 sang sie in Dublin die Charlotte im »Werther« von Massenet, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns und den Orpheus von Gluck. 1982 debütierte sie an der Covent Garden Oper London als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«. Eine weitere Bühnenpartie war die Prinzessin Eboli in Verdis »Don Carlos«. Sie wurde mit der Ehrendoktorwürde der National University of Ireland ausgezeichnet. Sie starb 2008 in Dublin.
Schallplattenaufnahmen bei Chandos (Händel-Arien, Lieder von J. Brahms und Duparc, »Les nuits d’Été« von Berlioz), RCA (Theresien-Messe von J. Haydn), Marco Polo (Irish Songs), BBC Records (Psalmen von Lilli Boulanger) und RTE (Bach-Arien, »Kindertotenlieder« und »Lieder eines fahrenden Gesellen« von G. Mahler, »Sea Pictures«).
3.7. Carlos KLEIBER: 90. Geburtstag
Er wurde als Sohn des österreichischen Dirigenten Erich Kleiber und dessen US-amerikanischer Frau Ruth (geb. Goodrich) in Berlin geboren. Ruth Kleiber war mütterlicherseits jüdischer Abstammung, ihre Vorfahren gehen auf den Schriftsteller Sir Walter Scott zurück. Carlos Kleiber wuchs bis 1935 in Berlin, dann in Österreich, der Schweiz, kurz in Frankreich und ab 1940 in Südamerika auf. Nach der Einreise in Argentinien und einem nur vorübergehenden Aufenthalt in Buenos Aires besuchte er mehrere Jahre ein Internat in Chile. Weitere Stationen waren Kuba, New York und Buenos Aires. Sein Vater hatte als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin eine Einmischung der nationalsozialistischen Machthaber in seine Tätigkeit nicht akzeptiert und war 1935 aus Deutschland nach Argentinien emigriert. Hier wurde aus dem deutschen Karl Ludwig der spanische „Carlos“. Neben dem Schulbesuch begann Kleiber früh zu komponieren und zu singen, erlernte das Klavier- und Paukenspiel und machte seine ersten prägenden musikalischen Erfahrungen im Gefolge des Vaters, den er zu Proben an das Teatro Colón in Buenos Aires begleitete, wo Erich Kleiber bis zum Ende des Naziregimes als Dirigent tätig war. Proben und Aufführungen seines Vaters verfolgte er auch in Chile, Montevideo, auf Kuba und in New York. 1949 begann Carlos Kleiber auf Geheiß seines Vaters ein Chemiestudium an der ETH Zürich, brach es 1950 aber ab, um mit Unterstützung seines Vaters doch Musik in Buenos Aires zu studieren. In Montevideo leitete Carlos Kleiber nach eigenen Angaben erstmals ein kleines Rundfunkorchester. Erste praktische Erfahrungen an einem Opernhaus sammelte er im Teatro de la Plata unweit von Buenos Aires als Assistent und Korrepetitor. 1952 setzte er seine Karriere als Korrepetitor am Gärtnerplatz-Theater in München fort. 1955 debütierte Kleiber mit Gasparone in Potsdam unter dem Pseudonym „Karl Keller“. Nach einer kurzen Zwischenstation an der Wiener Volksoper war er 1957–64 Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein, wo er nach Gastspielen am Salzburger Landestheater und in Hamburg ab 1960 ein reiches Repertoire dirigierte. 1964–66 war er auch am Opernhaus Zürich als Kapellmeister engagiert. 1966–72 war er Erster Kapellmeister am Staatstheater Stuttgart, wo er sporadisch noch bis 1975 auftrat. 1966 führte ihn ein erstes Auslandsgastspiel mit der Stuttgarter Staatsoper zum Edinburgh Festival, wo er Alban Bergs Wozzeck dirigierte, das Werk, das sein Vater 1925 in Berlin uraufgeführt hatte. An der Bayerischen Staatsoper hatte Kleiber 1968-73 ein Gastengagement, auch danach feierte er dort bis 1988 als Gast Triumphe. Daneben dirigierte er an der Wiener Staatsoper (Tristan und Isolde 1973, Carmen 1978, La Bohème 1985, Der Rosenkavalier 1974 und 1994). Im Jahre 1974 trat Kleiber erstmals bei den Bayreuther Festspielen auf, wo er Tristan und Isolde dirigierte. Ebenfalls 1974 trat er erstmals ans Pult der Mailänder Scala und der Royal Opera Covent Garden und leitete jeweils Aufführungen des Rosenkavalier. In den USA dirigierte Kleiber nach einem 1977 geplatzten Gastspiel an der San Francisco Opera dann 1978 (und noch einmal 1983) Konzerte beim Chicago Symphony Orchestra – es blieben seine einzigen US-amerikanischen Konzertauftritte. Erst 1988 sah man ihn an der Metropolitan Opera, als er dort in La Bohème mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti sein Operndebüt gab. Später leitete er hier auch La Traviata, Otello und Der Rosenkavalier. Ab den 1970er Jahren arbeitete er mit einigen Orchestern immer wieder fest zusammen, vor allem mit den Wiener Philharmonikern und dem Bayerischen Staatsorchester, mit denen er auch mehrfach auf Tournee ging. 1989 und 1994 dirigierte er auf Initiative von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zwei Benefizkonzerte der Berliner Philharmoniker, lehnte jedoch das vom Orchester an ihn herangetragene Angebot ab, Herbert von Karajan Nachfolger zu werden.
Carlos Kleiber trat mit fortschreitendem Alter immer seltener auf, obwohl er einer der meistgesuchten Dirigenten war. Nach Stuttgart akzeptierte er kein festes Engagement mehr. Ab Mitte der 1990er-Jahre zog er sich mehr und mehr zurück. Seine letzten Auftritte fanden auf einer Spanien-Tournee mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Anfang 1999 in Las Palmas, Valencia und Cagliari statt. Musikkenner zählen Carlos Kleiber zu den bedeutendsten Dirigenten im Ausklang des 20. Jahrhunderts. Aus einer Umfrage der BBC unter 100 bedeutenden Dirigenten der Gegenwart ging er als größter Dirigent aller Zeiten hervor. Seine Eigenheiten und Ansprüche unterschieden ihn jedoch deutlich von vielen seiner Kollegen. Carlos Kleiber beschränkte sich mit wachsender Karriere und zunehmendem Alter immer mehr auf ein relativ kleines, ausgewähltes Repertoire; er dirigierte mehr und mehr stets dieselben Werke. Bis er den Dirigentenstab vor Publikum erhob, waren oft mehrere Hürden zu nehmen: Überredungskünste durch den Veranstalter, Zusicherung ausreichend bemessener Proben, um dem künstlerischen Anspruch zu genügen, des Maestros Lampenfieber und seine Selbstzweifel, ein Werk nach seinem Ideal umsetzen zu können. Insofern geht Karajans kolportierter Ausspruch, Kleiber dirigiere nur, wenn „sein Kühlschrank leer“ sei, an Kleibers Wesen und seinem künstlerischen Anspruch weit vorbei. Diskussionen um Kleibers Gagen und deren Rolle bei Verpflichtungen gab es indessen immer wieder; etwa, als er 1996 für ein Konzert mit dem Bayerischen Staatsorchester in Ingolstadt einen Audi A8 als Gage erhielt.
Carlos Kleiber widersetzte sich der Musikindustrie und der manchmal zur Oberflächlichkeit tendierenden Interpretationspraxis strengstens. Es ging ihm weniger darum, die Noten korrekt gespielt zu bekommen, als vielmehr darum, die Intention des Komponisten authentisch und genuin umzusetzen. Hierfür studierte er intensiv die Literatur zu jedem seiner aufgeführten Werke. Der klassische „Gewerkschaftsstrich“ der Orchester veranlasste ihn nicht nur zu intensiven und fordernden Proben, was ihm den Unwillen so mancher Musiker bescherte, sondern insbesondere zu minutiöser Vorbereitung der einzelnen Orchesterstimmen, die er mit seinen eigenen Eintragungen zu Strichart, Phrasierung, Dynamik und dergleichen versah und die für verbindlich galten. Sämtliche Konzerte Kleibers gelten bei den Zuhörern als unvergesslich, selbst die Aufnahmen strahlen eine unglaubliche Lebendigkeit aus. Gerüchte, Carlos Kleiber könnte dirigieren, führten auch schon mal zu einem Ausverkauf der Konzertkarten innerhalb weniger Stunden. Dass Kleibers Funke aber auch ohne lange Proben übersprang, zeigte sich in seinen spontanen Übernahmen von Dirigaten oder in jungen Jahren, als sich der Dirigent mit seinen Wünschen noch nicht so stark durchsetzen konnte. Später scheiterten nicht wenige Engagements, weil Orchester und Opernhäuser seine Bedingungen nicht erfüllten. Letztlich führte dies auch 1982 während der Aufnahme von Richard Wagners Tristan und Isolde in Dresden zum abrupten Ende seiner kurzen Studio-Schallplattenkarriere. Die Einspielung zog sich über Monate hin und am Ende reiste Kleiber überstürzt noch vor Vollendung der Aufnahmen ab, weil er mit einem der Solisten aneinandergeraten war. Dass die Passage später in den Studios hinzugefügt wurde (was die Herausgabe überhaupt ermöglichte), führte zu Kleibers Bruch mit der Plattenfirma. Kleiber sprach mehrere Sprachen fließend (Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Slowenisch), die er in den Proben in den jeweiligen Ländern (und in Briefen) auch eloquent anwendete. Er entzog sich jedoch zeitlebens weitgehend der Öffentlichkeit und gab keine Interviews. Das einzige bekannte Interview, aufgezeichnet anlässlich eines Konzertes beim NDR in Hamburg aus dem Jahr 1960, wurde erstmals in der Kleiber-Biografie von Alexander Werner dokumentiert. O-Töne sind fast ausschließlich über offizielle oder inoffizielle Probenmitschnitte erhalten. Berühmt wurden seine mittlerweile auf DVD veröffentlichten Fernsehaufnahmen der Proben und Aufführungen der Freischütz– und Fledermaus-Ouvertüre mit dem Südfunk-Sinfonieorchester aus dem Jahr 1970, die seinen ganz persönlichen Arbeitsstil anschaulich dokumentieren. Ein außergewöhnliches Charakteristikum seiner musikalischen Probenarbeit war ein phantasiereiches Imaginationsvermögen, mit dem er insbesondere in symphonischen Werken anhand von außermusikalischen Bildern musikalische Stimmungen und Inhalte anschaulich vermitteln konnte. Seine Instruktionen waren oft sehr phantasievoll, bilder- und geistreich, wie die wenigen Proben-Aufnahmen dokumentieren. Kleibers Dirigierstil war unkonventionell und ungewöhnlich, da er tendenziell vertikale Schläge innerhalb der üblichen Schlagfiguren vermied zugunsten einer mehr linearen und an der melodischen Führung und dem musikalischen Fluss orientierten gestisch-musikalischen Gestaltung. Oft waren seine Schlagfiguren dem eigentlichen Takt übergeordnet (in Hemiolen, Übergängen oder folgten dem Phrasen und nicht dem Taktverlauf). Hinzu kam, wenn nötig, eine große Unabhängigkeit der Hände. Hierdurch erhielt seine Dirigenten-Gestik eine besondere Flüssigkeit und Eleganz, die jedoch nötigenfalls Präzision nicht missen ließ. Das Phänomen von Kleibers künstlerischem Wirken besteht unter anderem darin, dass ein hochsensibler, menschlich nicht selten empfindlicher Dirigent oft Selbstzweifel und Skrupel überwinden musste, um mit optimalen Arbeitsbedingungen den höchsten, an sich selbst gestellten Ansprüchen zu genügen, die vor allem darin bestanden, ein musikalisches Werk bis in seine charakterlichen, psychologischen Feinheiten hinein durchdrungen und sich angeeignet zu haben, um diese Musikern und Publikum mit großer Authentizität zu vermitteln. Carlos Kleiber war mit der slowenischen Tänzerin Stanislawa Brezovar (genannt Stanka) verheiratet. Sie hatten sich im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf kennengelernt und lebten in Grünwald bei München. Carlos Kleibers Tod am 13. Juli 2004 im Alter von 74 Jahren kam – obwohl er an einem inoperablen Prostatakarzinom erkrankt war – völlig überraschend, so dass Vermutungen laut wurden, er habe seinen Tod selbst herbeigeführt. Bereits beim Tod sowohl seines Vaters als auch seiner Mutter hatte es ebenfalls Vermutungen in Richtung Freitod gegeben. Kleiber starb in seinem Ferienhaus in Slowenien und wurde an der Seite seiner ein halbes Jahr zuvor im Dezember 2003 verstorbenen Frau in dem rund eine Autostunde von Ljubljana entfernt gelegenen Dorf Konjšica (einem Ortsteil von Litija) unweit ihres Geburtsortes Zagorje ob Savi beigesetzt. Stanka und Carlos Kleiber hinterließen einen Sohn (Marko) und eine Tochter (Lillian). Carlos Kleiber unterhielt Freundschaften mit vielen bedeutenden Künstlern und Kollegen seiner Zeit, unter anderem mit den Dirigenten Riccardo Muti, Claudio Abbado, Charles Barber und James Levine, den Regisseuren Franco Zeffirelli, Peter Jonas und Otto Schenk und den Sängern Plácido Domingo, Luciano Pavarotti und Lucia Popp. 1978 wurde er mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. 1990 wurde er in den Orden Pour le mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen. 1993 erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, nachdem er 1980 schon die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, ferner den Goldenen Taktstock der Mailänder Scala und den Deutschen Schallplattenpreis, den Bayerischen Verdienstorden, den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und das Große Bundeverdienstkreuz mit Stern. Die Bayerische Staatsoper und die Freunde des Münchner Nationaltheaters haben zum 80. Geburtstag des im Jahre 2004 verstorbenen Dirigenten Carlos Kleiber einen Preis zu dessen Ehren gestiftet. Der Preis soll ab 2011 alle zwei Jahre an junge Dirigenten und Korrepetitoren vergeben werden. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro verbunden und beinhaltet darüber hinaus einen Gastauftritt als Dirigent an der Bayerischen Staatsoper. Die Jury setzt sich unter anderem zusammen aus dem Staatsintendanten und dem Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, einem Mitglied des Bayerischen Staatsorchesters sowie einem Vertreter der Freunde des Nationaltheaters. Am 4. November 2011 erhielt ihn als erster Preisträger der griechische Dirigent Constantinos Carydis.
Die Zahl seiner veröffentlichten Aufnahmen ist gering: im Wesentlichen Webers Freischütz, Wagners Tristan und Isolde, zwei Video-Live-Mitschnitte von Strauss‘ Rosenkavalier, Verdis La Traviata, Otello, Strauß‘ Fledermaus (sowohl für die Schallplatte als auch als Video-Live-Mitschnitt), die Beethoven-Sinfonien Nr. 4 (Liveaufnahme und Video), 5, 6 (Liveaufnahme) und 7 (live und sowohl für die Schallplatte als auch als Videoproduktion) sowie die Coriolan-Ouvertüre auf Video, Johannes Brahms‘ 4. Sinfonie (Schallplatte und Video) und 2. Sinfonie (Video), Schuberts 3. und 8. Sinfonie (h-Moll; Unvollendete), Mozarts Sinfonien Nr. 33 und 36 (beide auf Video), Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag, drei Variationen aus Bergs Wozzeck, Gustav Mahlers Das Lied von der Erde (Wiener Symphoniker), Dvoráks Klavierkonzert mit Svjatoslav Richter und die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker 1989 und 1992. Die 2. Sinfonie von Alexander Borodin wurde zusammen mit der New Yorker Aufnahme seines Vaters Erich auf CD veröffentlicht. Kurz vor seinem Tode gab Kleiber der TDK noch die Veröffentlichungsrechte eines Carmen-Videomitschnitts aus dem Jahre 1978 frei.
3.7. August MESSTHALER: 100. Geburtstag
Der Künstler studierte zunächst Pädagogik in Wien und München, ließ dann aber seine Stimme ausbilden, während er sich gleichzeitig noch als Lehrer betätigte. Seine Studien erfolgten bei den großen Gesanglehrern Franziska Martienssen-Lohmann und Paul Lohmann. 1949 begann er eine glanzvolle Konzertkarriere, die ihm bei Konzertreisen in den europäischen Musikzentren wie in Nordamerika große Erfolge brachte. 1950 gewann er einen internationalen Gesangwettbewerb in Frankfurt a.M. Für die Bereiche des Oratorien- wie des Liedgesangs erwies er sich als einer der führenden deutschen Bassisten seiner Generation, gerne trat er auch in Werken zeitgenössischer Komponisten vor sein Publikum. Seit 1966 wirkte er als Dozent, seit 1979 als Professor an der Musikhochschule von Stuttgart. Er starb im März 2011. Nicht zuletzt wurde er weiten Kreisen durch seine Radiosendungen und durch Schallplattenaufnahmen bekannt. Letztere erschienen bei DGG, Decca, Philips, Vox, Corona, De Camera und Wergo. Weitere Schallplatten auf Telefunken (Lieder), Camerata (Bach-Kantaten, Werke von H. Schütz), Myto (»Der Wasserträger« von Cherubini, Radio Stuttgart 1962) und im Christophorus-Verlag (Messen von Mozart und Schubert).
3.7. Mark REISEN: 125. Geburtstag
Sein Vater war Direktor eines Steinkohle-Bergwerks in der Ukraine. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, wurde aber nach einer Verwundung aus der Armee entlassen. Er begann zuerst ein Studium an der Technischen Hochschule von Charkow, entschloss sich dann jedoch zur Ausbildung der Stimme. Diese fand in den Jahren 1917-19 am Konservatorium von Charkow bei Federico Bugomelli statt. Bühnendebüt 1921 am Opernhaus von Charkow als Pimen im »Boris Godunow«. Er erregte in Charkow erstes Aufsehen als Mefistofele von A. Boito. 1924-30 wirkte er an der Oper von Leningrad, wo er 1928 erstmals den Boris Godunow sang und dabei einen sensationellen Erfolg hatte. 1930 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Mefistofele in der gleichnamigen Oper von Boito (neben dem Mephisto im »Faust« von Gounod eine seiner Glanzrollen) und als Basilio im »Barbier von Sevilla«. Er unternahm im gleichen Jahr eine Europa-Tournee mit Auftritten im Berlin, Paris und London. 1930 wurde er an das Bolschoi Theater Moskau berufen, zu dessen führenden Ensemble-Mitgliedern er bis 1954 zählte, und wo er danach noch lange als Gast aufgetreten ist, insgesamt über 50 Jahre. Man erlebte ihn am Bolschoi Theater in einer Vielzahl weiterer Partien: als Wikinger-Gast in »Sadko« von Rimsky-Korssakow (1934), als Salieri in »Mozart und Salieri« vom gleichen Komponisten (1937), als Iwan Susanin in Glinkas gleichnamiger National-Oper (1939), als Kontschak in Borodins »Fürst Igor« und in der Uraufführung der Oper »Stenka Rasin« von Berschadski, in der er die Titelrolle kreierte. Große internationale Erfolge bei Gastspielen an der Grand Opéra von Paris, an den Staatsopern von Berlin und Dresden und an der Budapester Nationaloper. Auch Konzert-Tourneen in Russland wie in Westeuropa, bei denen er sich als großer Interpret des russischen Volks- und Kunstliedes erwies. Er wirkte in mehreren russischen musikalischen Filmen mit. 1965-70 war er als Pädagoge am Konservatorium von Moskau tätig, seit 1967 bekleidete er dort eine Professur. Er wurde mit dem Stalinpreis und dem Leninorden ausgezeichnet und 1937 zum »Volkskünstler der UdSSR« ernannt. 1941, 1949 und 1951 wurde er mit dem Staatspreis der UdSSR ausgezeichnet. Seine Bühnenkarriere gehört zu den längsten, die ein Sänger jemals erlebt hat. An seinem 90. Geburtstag (3.7.1985) sang er in einer Gala-Vorstellung am Moskauer Bolschoi Theater den Gremin im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky. 1980 veröffentlichte er in Moskau eine Autobiographie. Er starb 1992 in Moskau. – Reich gebildete, typisch russische Bass-Stimme, die sich durch die würdevolle Schlichtheit ihres Vortrages besonders einprägte. Seine großen Partien waren der Boris Godunow, der Gremin im »Eugen Onegin« und der Dosifej in Mussorgskys »Chowanschtschina«.
Lit: N. Linnell: Mark Reisen (in »Record Collector«, 1983).
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Schallplattenproduktion Melodiya (darunter vollständiger »Boris Godunow« in der Titelpartie, 1948, Kontschak in »Fürst Igor« von 1952, Basilio im »Barbier von Sevilla«, Mephisto im »Faust« von Gounod, Dosifej in »Chowanschtschina«). Auch auf Le chant du monde (»Sadko« von Rimsky-Korssakow) zu hören. Von seiner Stimme existiert eine Test-Aufnahme auf HMV, die 1929 angefertigt wurde.
4.7. Cathy BERBERIAN: 95. Geburtstag
Sie entstammte einer ursprünglich armenischen Familie; bereits als Kind erhielt sie Tanz- und Schauspielunterricht. Sie studierte dann Theaterwissenschaft und Literatur an der Columbia University und in New York. Zeitweilig war sie als Solistin in einer armenischen Folkloregruppe in New York tätig, kam dann jedoch 1949 mit einem Fulbright Stipendium zur weiteren Ausbildung nach Italien. Hier Schülerin der Pädagogin Giorgina Del Vigo. Auch Ausbildung durch Marya Freund in Paris. Entscheidend wurde für sie ihre Begegnung mit dem Komponisten Luciano Berio, der sie in die zeitgenössische Musik einführte, und mit dem sie 1950-65 verheiratet war. 1958 erregte sie erstes Aufsehen durch den Vortrag seines Werks »Omaggio a Joyce« mit Begleitung elektronischer Musik. Sie kreierte eine Vielzahl seiner Kompositionen, u.a. »Chamber Music«, »Circles« für Singstimme, Harfe und Perkussion (1960), »Epifani« (Salzburger Festspiele 1974), »Visage«, »Sequenza 3«, »Folk Songs«. Sie stand bald im Mittelpunkt des zeitgenössischen vokalen Musikschaffens. John Cage, der ihre Vortragskunst besonders schätzte, unternahm mit ihr Konzertreisen in Europa wie in Nordamerika. Er komponierte für sie 1958 seine »Aria for Mezzosoprano with Fontana Mix«, und sie trug dann das Werk in der Uraufführung vor. Strawinsky schrieb seine »Elegy for Kennedy« im Hinblick auf ihre stimmlichen Möglichkeiten. 1959 war sie eine zentrale Figur der Musikfeste von Venedig und Darmstadt, 1963 kreierte sie »Esposizione« von Berio, 1965 in Palermo »La passion selon Sade« von Sylvano Bussotti. Sie kreierte weiter »Adieu« von Darius Milhaud wie auch »Phonèmes pour Cathy« (1966) und »Votre Faust« (1969) von Henri Pousseur. In Zürich sang sie 1979 in Monteverdis »Il combattimento di Tancredi e Clorinda«. 1983 trug sie im italienischen Fernsehen zum 100. Geburtstag von Karl Marx eine eigene Fassung der Internationale vor. Sie gastierte weiter in Stockholm (1968) und beim Holland Festival (1969 und 1977), in London (1965) und Wien (1970-72 und 1975), beim Festival von Spoleto (1968), bei den Musiktagen von Donaueschingen und in Budapest (1978). Neben ihrem Wirken im Konzertsaal entfaltete sie eine rege Tätigkeit als Pädagogin und gab Kurse in moderner Interpretation an der Universität von Vancouver wie an der Rheinischen Musikhochschule von Köln. Auch kompositorisch hervorgetreten (»Stripsody«, 1966, »Morsicat(h)y«, 1971). Neben ihrem unermüdlichen Wirken auf dem Gebiet moderner Musik stand ihre Vorliebe für das Werk Monteverdis und anderer Meister des Barock-Zeitalters. So gestaltete sie Partien von Monteverdi in eigenwilliger, aber stets künstlerischer Weise. Ihre Beherrschung vieler Sprachen und Dialekte ermöglichten ihr die Interpretation eines weitläufigen Liedrepertoires. Sie starb 1983 in Rom.
Schallplatten: Neben zahlreichen Aufnahmen zeitgenössischer Musik auf verschiedenen Marken, u.a. auf Wergo und Time, auch unter privaten Etiketten, ist ihre Stimme auf Telefunken in zwei vollständigen Opern von Monteverdi zu hören (als Ottavia in »L’Incoronazione di Poppea« und als La Speranza in »L‘Orfeo«). Auch Aufnahmen bei Stradivarius Records (Werke von Berio), Eremitage (Songs), RCA-Ariola (Recital I for Cathy und Folk Songs von L. Berio, Three Songs von Weill/Berio), Teldec (Werke von Monteverdi, darunter das Lamento d’Arianna) und Philips.
4.7. Pierre FLETA: 95. Geburtstag
Sohn des berühmten spanischen Sängers Miguel Fleta (1893-1938) und der Sopranistin Luisa Pierrick. Nach der Trennung der Ehe seiner Eltern wurde er durch seine Mutter erzogen, die auch die Ausbildung seiner Stimme durchführte. Schüler des Lycée St. Nicolas in Cannes. Anschließende Ausbildung am Conservatoire National Paris, wo u.a. Germaine Lubin und Maurice Faure zu seinen Lehrern zählten. 1949 debütierte er am Gran Teatre del Liceu von Barcelona als Rodolfo in »La Bohème« und hatte sogleich einen großen Erfolg. 1949-51 sang er an der Oper von Nizza, 1952 kam er an das Théâtre de la Monnaie in Brüssel. An diesem Haus war er sehr beliebt, ebenso an den Opern von Lüttich und Gent. Für Brüssel (1954) und Gent kreierte er die Partie des Peter Grimes in der Oper gleichen Namens von B. Britten, in Brüssel wirkte er am 11.3.1955 in der Uraufführung der Oper »Le Serment« von Alexandre Tansman mit. Auch an den Opernhäusern der französischen Hauptstadt Paris trat er mit großen Erfolgen auf, u.a. 1956-68 an der Grand Opéra, an der er als Des Grieux in »Manon« von Massenet, als Alfredo in »La Traviata« und als Cavaradossi in »Tosca« zu hören war. Höhepunkte in seinem Repertoire waren lyrische und jugendlich-heldische Partien aus der ita-lienischen wie der französischen Opernliteratur. Er nahm auch an zahlreichen Radiosendungen von Opern teil. Nach seinem Rücktritt von der Bühne 1970 Direktor der Oper von Lüttich; seit 1974 Professor am Conservatoire von Lüttich. Er starb 2005 in Villasar de Mar (Barcelona).
Die Schallplatten des Künstlers erschienen auf der Marke Pathé, und zwar eine Platte mit Opernarien in französischer, Sprache sowie je eine Platte mit spanischen, italienischen und französischen Liedern.
4.7. Herta TALMAR: 100. Geburtstag
Sie stand im Alter von elf Jahren erstmals auf einer Theaterbühne; in der Operette Die Kaiserin von Leo Fall am Salzburger Landestheater. Ihre Gesangsausbildung erhielt sie am Salzburger Mozarteum. 1952 trat sie am Landestheater Salzburg als Gast in der Operette Ballnacht in Florenz von Edwin Burmester (Musik nach Motiven von Johann Strauß) auf; daraufhin wurde sie dort fest engagiert. 1952-57 war sie dann Ensemblemitglied am Salzburger Landestheater. Sie trat dort in zahlreichen Operettenproduktionen auf, unter anderem in Die gold’ne Meisterin (1953), Abschiedswalzer von Ludwig Schmidseder (1953, mit Hubert Marischka als Partner), Marietta von Walter Kollo (1953), Ihr letzter Walzer von Oscar Straus (1954) und im August 1956 mit Johannes Heesters in Franz Lehárs Operette Die lustige Witwe. Ab 1957 war Talmar freischaffend tätig, gab Gastspiele und sang hauptsächlich für den Rundfunk. Ihr Repertoire umfasste schwerpunktmäßig die Operette, jedoch auch das Musical, das Volkslied, volkstümliche Wiener Lieder und Schlager. Bekannt wurde sie insbesondere durch ihre zahlreichen Operettenquerschnitte, die in den 1950er und 1960er Jahren entstanden und exklusiv bei Polydor auf Schallplatten veröffentlicht wurden. Aufgenommen wurde fast das gesamte, gängige Operettenrepertoire, unter anderem Wiener Blut, Der Bettelstudent, Gasparone, Der Vogelhändler, Die lustige Witwe, Der Graf von Luxemburg, Der Zarewitsch, Das Land des Lächelns, Paganini, Die Csárdásfürstin, Gräfin Mariza, Die Zirkusprinzessin, Die Dollarprinzessin, Ein Walzertraum, Der Vetter aus Dingsda, Schwarzwaldmädel, Im Weißen Rößl, Saison in Salzburg, Viktoria und ihr Husar und Die Blume von Hawaii. Talmar sang in diesen Aufnahmen, unter der musikalischen Leitung des Operettendirigenten Franz Marszalek, stets die Sopran-Partie mit wechselnden Tenor-Partnern wie Sándor Kónya, Fritz Wunderlich, Franz Fehringer und Reinhold Bartel; weitere Interpreten waren häufig Peter Alexander, Willy Hofmann, Rita Bartos und Renate Holm. Darüber hinaus entstand in den 1950er Jahren bei Polydor eine Reihe von sog. Komponistenbildern. Hier bildete Herta Talmar oft ein Sängerpaar mit Herbert Ernst Groh. Mit dem Orchester Kurt Edelhagen wurde auch ein Querschnitt des Musicals My Fair Lady produziert, in dem Talmar allerdings nur die Lady Eliza sang, während das Blumenmädchen Eliza von der Kabarettistin und Diseuse Cissy Kraner interpretiert wurde. Talmar nahm in den 1950er und 1960er Jahren beim Rundfunk zahlreiche Gesamtaufnahmen von Operetten und musikalischen Lustspielen auf, meistens beim Westdeutschen Rundfunk mit Franz Marszalek. Unter der musikalischen Leitung von Marszalek entstanden Operettengesamtaufnahmen wie Der fidele Bauer (1954), Die Försterchristl (1955), Ein Walzertraum (1954), Adrienne (1956), Gasparone (1956) und Auf der grünen Wiese von Jara Benes (1959). Aufgrund ihrer angenehmen Sprechstimme und ihres schauspielerischen Talents übernahm Talmar immer auch die Sprechrolle der jeweiligen Partie; häufig wurden in vergleichbaren Produktionen für Sänger und Schauspieler getrennte Interpreten verpflichtet. Daneben wurden unzählige Einzeltitel aus Operetten aufgenommen. Darunter finden sich viele Raritäten.
Talmars Rundfunkaufnahmen beim Westdeutschen Rundfunk wurden, soweit sie erhalten sind, in den letzten Jahren weitgehend, teilweise auch auf mehreren Labels (Line Music, Membran, Hamburger Archiv für Gesangskunst), auf CD veröffentlicht. 1958 entstand beim Westdeutschen Rundfunk mit Talmar auch eine Aufnahme von Lehárs Die Lustige Witwe mit Fred Liewehr als Danilo. Im Februar 1955 entstand beim Bayerischen Rundfunk eine Rundfunkaufnahme des musikalischen Lustspiels Das kleine Café von Robert Stolz, in dem Talmar neben Christl Mardayn und Peter Alexander sang. Im Juli 1955 folgte mit Talmar, ebenfalls beim Bayerischen Rundfunk in München, ein musikalisches Potpourri mit Musik aus dem Film Die Deutschmeister; unter der musikalischen Leitung von Robert Stolz sangen neben Talmar die Tenöre Herbert Ernst Groh und Ferry Gruber. Ende 1955 entstand in Wien beim Österreichischen Rundfunk eine Aufnahme der Operette Venus im Grünen von Oscar Straus, in der Waldemar Kmentt Talmars Tenor-Partner war. In den 1960er Jahren wirkte Talmar bei einigen Operettenverfilmungen (Die Kaiserin, Der Vetter aus Dingda, Der Bettelstudent, Gasparone, Paganini, Eine Nacht in Venedig) mit, die für das Fernsehen entstanden. Sie lieh dabei ihre Gesangsstimme unter anderem den Schauspielerinnen Gerlinde Locker, Birgit Bergen und Gardy Granass. Nach Beendigung ihrer Gesangskarriere Mitte der 1960er Jahre trat Talmar als Schauspielerin auf, unter anderem 1968 am Münchner Volkstheater. Talmar lebte zuletzt in Salzburg, wo sie im Juni 2010 kurz vor ihrem 90. Geburtstag verstarb.
4.7. Emma MAUDUIT: 175. Geburtstag
Sie studierte Gesang am Conservatoire National Paris. 1865 debütierte sie direkt an der Grand Opéra Paris als Alice in »Robert le Diable« von Meyerbeer. Sie blieb bis 1876 an der Grand Opéra engagiert und sang dort u.a. die Berthe in Meyerbeers »Le Prophète«, die Selika in »L’Africaine«, die Rachel in »La Juive« von Halévy, die Agathe wie das Ännchen im »Freischütz«, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Eboli in Verdis »Don Carlos« und die Königin in »Hamlet« von A. Thomas. Als man 1869 erstmals an der Grand Opéra Gounods »Faust« aufführte, sang sie den Siebel.
5.7. Liliana NEJCEVA: 75. Geburtstag
Ausbildung am Nationalkonservatorium von Sofia mit anschließendem Debüt am Opernhaus von Leipzig 1969 als Kontschakowna in »Fürst Igor« von Borodin. Dort blieb sie bis 1973 tätig und folgte dann einem Ruf an die Bayerische Staatsoper München, an der sie 1973-79 wirkte. 1978 sang sie bei der Operngesellschaft Forum in Enschede in Holland die Dorabella in »CosÍ fan tutte« und die Azucena im »Troubadour«. 1979-94 Mitglied des Nationaltheaters Mannheim (Antrittsrolle: Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss). Sie trat als Gast an der Nationaloper von Sofia, an der Wiener Volksoper (1974 als Carmen), an der Komischen Oper Berlin und an vielen anderen Theatern auf. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren u.a. der Cherubino in »Figaros Hochzeit«, die Marina im »Boris Godunow« (1987 Marseille, Gent und Antwerpen), die Ulrica im »Maskenball« von Verdi, die Preziosilla in »La forza del destino«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die Amneris in »Aida«, die Adalgisa in Bellinis »Norma«, die Fidalma in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, die Lady Pamela in »Fra Diavolo« von Auber, die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Fricka und die Waltraute im Nibelungenring, die Kundry im »Parsifal« und die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók. Als eine ihrer größten Kreationen galt die Azucena, in der sie an der Staatsoper München, an der Opéra de Wallonie Lüttich (1988) und an anderen Bühnen Aufsehen erregte. In Mannheim sang sie 1990 die Venus im »Tannhäuser«, 1992 die Ortrud im »Lohengrin« und die Laura in »La Gioconda«, am Staatstheater Wiesbaden 1995 die Klytämnestra. Weitere Gastspiele führten die Sängerin an die Opernhäuser von Marseille und Bordeaux, an die Oper von Rom und nach Lausanne. Sie unternahm Tourneen in Kuba und Japan und kam auch im Konzertbereich zu einer Karriere von internationaler Bedeutung. Sie ist 2015 in Mannheim verstorben, – Sie war verheiratet mit dem Opernsänger Michail Milanov sie ist auch unter dem Namen Liliana Neytcheva-Milanova aufgetreten.
Schallplatten: Balkanton.
5.7. Donald SHANKS: 80. Geburtstag
Er trat zuerst in seiner australischen Heimat in Operetten von Gilbert & Sullivan auf und nahm dann an Tourneen mit der Williamson-Sutherland Opera Company durch Australien teil. 1964 sang er an der Australian Opera Sydney den Don Pasquale von Donizetti, den Zaccaria in Verdis »Nabucco«, den König Philipp wie den Großinquisitor in dessen »Don Carlos«, den Basilio im »Barbier von Sevilla« und den Dulcamara in »L’Elisir d’amore«. Er übernahm dort dann eine Fülle weiterer großer Partien, darunter auch Wagner-Heroen (Landgraf in »Tannhäuser«, Daland in »Der fliegende Holländer«, König Marke in »Tristan und Isolde«, Hunding in »Die Walküre«); dazu seien noch genannt: der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Rocco im »Fidelio«, der Oroveso in »Norma«, der Ramfis in »Aida«, der Pater Guardian in »La forza del destino«, der Banquo in Verdis »Macbeth«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« und der Pimen im »Boris Godunow«. 1974 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Fafner im »Rheingold« und wiederholte diese Partie 1976 an der Grand Opéra Paris. 1988 hörte man ihn an der Oper von Sydney als König in Verdis »Aida«, in der Spielzeit 1991-92 als Ochs im »Rosenkavalier« und als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1989 an der Queensland Opera Brisbane als Osmin. Er starb 2011 in Frenchs Forest (New South Wales, Australien).
5.7. Hertha SCHMIDT: 100. Geburtstag
Sie war Schülerin der Musikhochschule Frankfurt a.M. Sie begann ihre Bühnenkarriere am Opernhaus von Essen, an dem sie 1942 als Arsena im »Zigeunerbaron« von J. Strauß debütierte und bis 1948 blieb. Über das Stadttheater von Koblenz, dem sie 1948-52 angehörte, kam sie 1952 an das Nationaltheater Mannheim, an dem sie bis 1969 als Sängerin wirkte. Danach betätigte sie sich bis 1979 als Souffleuse an diesem Haus. Auf der Bühne sang sie zahlreiche Partien aus dem Koloratur- wie dem lyrischen Stimmfach: die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Zerline im »Don Giovanni« und die Violetta in »La Traviata«, den Cherubino in »Figaros Hochzeit« und den Pagen Oscar in Verdis »Maskenball«, die Serpetta in »La finta giardiniera« von Mozart und die Ortensia in »La pietra del Paragone« von Rossini. Sie trat auch gern in Operettenrollen auf und wurde durch Gastspiele, Konzert- und Rundfunkauftritte weiten Kreisen bekannt. Sie starb im Juni 2013. – Sie war verheiratet mit dem Operettentenor Günther Klötz. Dieser debütierte 1942 am Theater von Nordhausen, wo er bis 1944 blieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er bis 1948 in Iserlohn (Westfalen) auf, dann 1948-51 am Stadttheater von Trier, 1952-54 am Stadttheater von Koblenz, 1954-55 am Theater von Hof in Bayern. Er gastierte am Nationaltheater von Mannheim und war dann dort auch als Hilfsspielleiter und Abendregisseur tätig; diesen Posten bekleidete er über zwanzig Jahre.
Hertha Schmidt hat auf Philips-Schallplatten in Operettenaufnahmen mitgewirkt.
5.7. Karl-Friedrich HÖLZKE: 100. Geburtstag
Beginn der Ausbildung bei dem Pädagogen M. Gothe in Köthen, dann in Weimar Schüler von Brockhaus. Er trat zuerst 1946- 47 am Theater von Bernburg auf (Debüt als Nando in »Tiefland« von E. d’Albert). Danach gehörte er bis 1950 dem Landestheater von Gotha an. 1950-52 war er am Landestheater Halle (Saale) engagiert und folgte dann 1952 einem Ruf an die Staatsoper von Dresden. Hier sang er zunächst lyrische Partien, später vor allem im italienischen lyrischen und im jugendlichen Helden-Fach. 1954-60 war er auch der Komischen Oper Berlin verbunden. 1962 wirkte er in Dresden in der Uraufführung der Oper »Dorian Gray« von R. Hanell mit, 1969 in der von »Maître Pathelin« von Rainer Kunad, 1976 in der Uraufführung von Udo Zimmermanns »Der Schuhu und die fliegende Prinzessin«. Vertraglich auch der Staatsoper Berlin verbunden. Gastspiele führten den Künstler, namentlich mit dem Ensemble der Dresdner Oper, an die Nationalopern von Bukarest, Prag und Bratislava, an das Opernhaus von Leningrad und an mehrere Bühnen in Westdeutschland. Er feierte 1996 in Dresden sein 50jähriges Bühnenjubiläum; er war Ehrenmitglied der Dresdner Oper. Er sang auf der Bühne Partien wie den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Henry in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Des Grieux in Massenets »Manon«, den Lucullus in »Die Verurteilung des Lucullus« von P. Dessau, den Lukas in »Der Kuss« (»Hubicka«) von Smetana und die Titelrolle in »Albert Herring« von B. Britten, später Charakterpartien wie den Don Basilio in »Figaros Hochzeit« und den Ulrich Eisslinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er kam auch zur Entfaltung einer ausgedehnten Konzerttätigkeit. Er starb im Oktober 2012.
Schallplatten der Marke Eterna, Pergola (Lenski im »Eugen Onegin« mit Maria Croonen).
5.7. Cilla TOLLI: 150. Geburtstag
Ihr eigentlicher Name war Cäcilie Kloppenburg; sie strebte eine Tätigkeit als Konzertsängerin an und studierte bei dem großen Pädagogen Julius Stockhausen in Frankfurt a.M. Nachdem sie erste Erfolge im Konzertsaal erzielt hatte, entschloss sie sich, zur Bühne überzugehen und setzte ihre Ausbildung in den Jahren 1898-99 bei Marie Schröder-Hanfstaengl fort. Ihr Bühnendebüt fand 1899 am Opernhaus von Köln als Margareta in »Genoveva« von R. Schumann statt; sie wirkte bis 1902 in Köln, sang dann 1902-05 am Hoftheater von Darmstadt, 1905-08 am Stadttheater Bremen und 1908-11 am Hoftheater Weimar. Sie war dann noch für je eine Spielzeit am Stadttheater (Opernhaus) Hamburg und am Hoftheater Dessau (1912-13) engagiert, widmete sich darauf aber wieder dem Konzert- und namentlich dem Oratoriengesang. Bühnengastspiele hatten die Künstlerin an die Hoftheater von Wiesbaden (1910) und Hannover (1906), an das Leipziger Opernhaus (1910) und an weitere Theater geführt. 1907 sang sie an der Covent Carden Oper London die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Mary in »Der fliegende Holländer« und die Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. Sie trug in ihrem Bühnenrepertoire Partien wie die Ortrud im »Lohengrin«, die Fricka, die Erda und die Waltraute im Nibelungenring, die Hexe in »Hänsel und Gretel«, die Nancy in »Martha« von Flotow, die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Carmen und die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns vor. Seit 1918 leitete sie eine Gesangsschule in Oldenburg.
6.7. Kārlis ZARIŅS: 90. Geburtstag
Er wurde in eine lettische Arbeiterfamilie hineingeboren. 1944 beendete er seine Schulzeit, besuchte anschließend eine wirtschaftliche Berufsfachschule und belegte Abendkurse. Er studierte dann 1955-60 Gesang am Staatlichen Lettischen Konservatorium, der „Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols“. Zur Vervollkommnung seiner Ausbildung unternahm er weitere Studien am Konservatorium Sofia bei dem Gesangsprofessor Iļjas Josifova und an der Nationaloper Sofia. 1960 wurde er festes Ensemblemitglied der Lettischen Nationaloper Riga. Der Lettischen Nationaloper gehörte er fast 40 Jahre bis 1996 an; er sang dort über 60 verschiedene Partien. Zariņš sang bereits zu Beginn seiner Karriere das Fach des jugendlichen Heldentenors; später war er hauptsächlich als Heldentenor in den Werken von Giuseppe Verdi, Richard Wagner und des russisch-slawischen Repertoires eingesetzt. Gegen Ende seiner Karriere übernahm er auch einige Charakterpartien. Zu seinen Haupt- bzw. Premierenrollen an der Nationaloper Riga gehörten im Laufe seiner dortigen Karriere unter anderem Grigori/der falsche Dmitri in Boris Godunow (1960), Radames in Aida (1961, 1982, 1998), Don José in Carmen (1962), Siegmund in Die Walküre (1963), die Titelpartien in Tannhäuser und Peter Grimes (beide 1964), der Prinz in Die Liebe zu den drei Orangen (1964), Rodolfo in La Bohème (1965), Cavaradossi in Tosca (1966), Hermann in Pique Dame (1966), Canio in I Pagliacci (1967, 1984), Turiddu in Cavalleria rusticana (1967), Manrico in Il Trovatore (1968, 1985), Des Grieux in Manon Lescaut (1969), Golizyn in Chowanschtschina (1970), Erik in Der fliegende Holländer (1970), Edgardo in Lucia di Lammermoor (1971), Kalaf in Turandot (1973), Pinkerton in Madame Butterfly (1977), die Titelrolle in Oedipus Rex (1977), Riccardo/Gustavo in Un ballo in maschera (1978), die Titelrolle in Otello (1980), Herodes in Salome (1981, 1992, 1998), Alfred in der Operette Die Fledermaus (1982), Maurizio in Adriana Lecouvreur (1985), die Titelrolle in Don Carlos (1988), Pollione in Norma (1993), Aegisth in Elektra (1995) und Ismael in Nabucco (1996). 1990-91 war er auch Direktor der Lettischen Nationaloper. 1970-80 trat Zariņš als Gast-Solist am Bolschoi-Theater in Moskau auf. Dort sang er in über 50 Vorstellungen, unter anderem Partien wie Hermann, Radames und Don José. Er gab Gastspiele in der ehemaligen Sowjetunion, Rumänien, Bulgarien, der Tschechoslowakei, Spanien, Deutschland, Italien, Holland, Belgien, Schweden, Frankreich, Österreich, Griechcnland, in den USA und Kanada. Zariņš gastierte auch bei internationalen Festivals, so unter anderem in Deutschland bei den Festspielen Burg Dreieichenhain (1992, als Herodes in Salome) und beim Opernfestival in Busseto (in der Titelrolle von Verdis Oper Don Carlos). 1995 sang er am Opernhaus Graz den Aegisth in der Oper Elektra. Zariņš trat auch als Konzertsänger hervor; im Verlaufe seiner Karriere sang er über 2000 Konzerte. Schwerpunkte seines Konzertrepertoires waren Wolfgang Amadeus Mozart, Giuseppe Verdi (Messa da Requiem), Antonin Dvorák (Requiem) und Gustav Mahler (Sinfonie der Tausend, Das Lied von der Erde). Seine Gesangskarriere dauerte sehr lange an; erst 2006 nahm Zariņš endgültig Abschied von der Bühne. Kārlis Zariņš war auch als Gesangslehrer tätig. Er unterrichtete viele Jahre als Dozent an der Lettischen Musikakademie (Latvijas Mūzikas akadēmijas) und war dort später Professor für Gesang. Zu seinen Schülern gehörte unter anderem der lettische Tenor Ingus Petersons. Zariņš’ Stimme ist durch zahlreiche Tonaufnahmen im Operngenre, mit vokaler Kammermusik und vokal-instrumentalen Kompositionen dokumentiert. 1968 wurde eine Schallplatte mit Opernarien veröffentlicht. 2000 erschien anlässlich seines 70. Geburtstages die CD Popularas operu arijas. Im Bereich der Moderne nahm Zariņš unter anderem Werke des lettischen Komponisten Imants Kalnins auf. Zariņš erhielt mehrere musikalische und staatliche Auszeichnungen, unter anderem 1994 den Großen Lettischen Musikpreis (Lielā Mūzikas balva), 1999 den „Aldara“-Musikpreis als Auszeichnung für sein musikalisches Lebenswerk und 2001 den Drei-Sterne-Orden (Triju Zvaigžņu ordenis). Zariņš war seit 1953 mit seiner Ehefrau Regīnu Zariņu verheiratet. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, die 2003 verstarb. Zariņš starb 2015 im Alter von 85 Jahren nach schwerer Krankheit in Riga.
6.7. Verena GOHL: 95. Geburtstag
Sie studierte bei Annelies Gamper in Winterthur, bei Melitta Hirzel in Zürich, seit 1955 bei Sylvia Gähwiller in Winterthur, außerdem Musiktheorie bei Ernst Hess am Konservatorium von Winterthur. Auf der Opernbühne trat sie nur selten auf, u.a. am Theater von Luzern als Dorabella in »Così fan tutte«. Sie wurde jedoch seit 1945 eine der bekanntesten Schweizer Konzertsängerinnen ihrer Generation. Dabei war ihr Konzert-Repertoire sehr umfangreich und enthielt Werke von Vivaldi (Gloria), Pergolesi (Stabat mater), J.S. Bach (Matthäus- und Johannes-Passion, Weihnachtsoratorium, Kantaten, H-Moll-Messe), Händel (»Der Messias« und weitere Oratorien), J. Haydn, Mozart, Beethoven (9. Sinfonie, Missa solemnis), Schubert, Mendelssohn (»Elias«, »Paulus«), J. Brahms (Alt-Rhapsodie), F. Liszt (Oratorium »Christus«, Ungarische Krönungsmesse), Bruckner (Te Deum, Messen), R. Wagner (Wesendonck-Lieder), Verdi (Requiem) und Gustav Mahler (»Lied von der Erde«). Gern trat sie als Solistin in modernen Werken von B. Britten, Strawinsky, Hindemith, E. Hesse, A. Honegger, H. Sutermeister, S. Prokofieff, Frank Martin und O. Messiaen auf. Ihre Konzertkarriere, die bis 1980 dauerte, entwickelte sich auf internationalem Niveau; sie sang in den Musikzentren in der Schweiz (Zürich, Genf, Luzern, St. Gallen, Basel, Bern, Winterthur), in Berlin, Freiburg i. Br., Hamburg, Kassel, Karlsruhe, Nürnberg und Stuttgart, in Paris und Dieppe, beim Israel Festival in Caesarea, Jerusalem und Tel Aviv, in Madrid und Barcelona, in Mailand, Bologna und Venedig, in Paris, Brügge und Namur. Man hörte sie in Radiosendungen in der Schweiz, in Deutschland, in Frankreich und in Israel. Sie starb im Jahr 2016. – Sie war verheiratet mit dem Dirigenten und Musikpädagogen Willi Gohl (1925-2010); eine Tochter aus dieser Ehe, Verena-Barbara Gohl (* 1959), wurde ebenfalls eine bekannte Mezzosopranistin und hatte eine ganz ähnliche Karriere wie ihre Mutter.
Schallplatten: Hänssler-Verlag (Bach-Kantaten), Bärenreiter-Verlag (»Herbstfeuer« von C. Beck), Turnabout/FSM (»Musikalischer Ehrenstreit« von Meyer von Schauensee), Disco Jecklin (Notturni von Mozart).
6.7. Grete STÜCKGOLD: 125. Geburtstag
Ihr Vater Ludwig Schneidt war Deutscher und Direktor der Kabel-Werke in Nordenham (England), die Mutter Engländerin. Die Künstlerin verbrachte ihre Schulzeit in Nordenham und London und kam 1913 nach Deutschland, wo sie bei Jacques Stückgold (1877-1953) in München ihre Stimme ausbilden ließ. Später heiratete sie ihren Lehrer, trennte sich aber 1929 wieder von ihm (aus dieser Ehe stammte eine Tochter); in zweiter Ehe war sie mit dem Bariton Gustav Schützendorf (1883-1937) verheiratet. Sie sang unter dem Namen Gretchen Schneidt 1915 während einer Spielzeit am Stadttheater von Nürnberg. Sie gastierte darauf und begann ihre Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin. 1926-29 war sie an der Städtischen Oper Berlin engagiert und wechselte dann für die Saison 1929-30 an die Berliner Staatsoper. Seitdem spielte sich ihre Karriere in den USA ab. Sie gastierte 1926-29 regelmäßig an der Staatsoper von Dresden und trat zusammen mit dem Leipziger Gewandhaus-Orchester unter Arthur Nikisch auf. 1926 unternahm sie eine große England-Tournee, bei der sie in sehr erfolgreichen Liederabenden auftrat. 1927 gab sie Gastspiele an der Covent Garden Oper London (als Aida) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Am 8.6.1929 sang sie an der Berliner Kroll-Oper in der Uraufführung der Oper »Neues vom Tage« von Hindemith. 1927 wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittspartie: Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«). Sie trat hier bis 1939 in acht Spielzeiten und in 57 Vorstellungen auf: als Aida, als Elsa im »Lohengrin«, als Octavian wie als Marschallin im »Rosenkavalier«, als Sieglinde in der »Walküre«, als Agathe im »Freischütz« und als Elisabeth im »Tannhäuser«. Sie gastierte auch in Philadelphia und Chicago. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind noch die Constance in »Les deux journées« (»Der Wasserträger«) von Cherubini, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Berthe in Meyerbeers »Der Prophet«, die Gutrune in der »Götterdämmerung«, die Heliane in »Das Wunder der Heliane« von Korngold und die Theophanu in »Ottone« von Händel zu nennen. Sie lebte später in New York. Zeitweilig wirkte sie als Pädagogin am Bennington College (Vermont). Sie starb 1977 in Falls Village (Connecticut). – Sehr schöne, ausdrucksvolle Sopranstimme; neben ihrem Wirken auf der Bühne war sie eine viel bewunderte Oratorien- und Liedersängerin.
Vox- und Polydor-Platten; Privatplatten (Birch Records) aus Amerika mit Liedern von Hugo Wolf.
6.7. Ángela PERALTA: 175. Geburtstag
Sie war das Kind ganz armer Eltern. Als sie der berühmten Sopranistin Henriette Sontag bei deren letzter Tournee durch Mexiko vorgestellt wurde und vor ihr die Kavatine aus Donizettis »Belisario« sang, umarmte die berühmte Sängerin das Kind und prophezeite ihm eine große Zukunft. Mit 15 Jahren debütierte sie 1860 am Gran Teatro Nacional in Mexico City als Leonore in Verdis »Troubadour«. Sie kam 1861 nach Europa, studierte dort weiter bei Francesco Lamperti in Mailand und sang 1862 sehr erfolgreich an der Mailänder Scala die
Lucia di Lammermoor von Donizetti (in 14 aufeinander folgenden Vorstellungen). Ebenso erfolgreich war sie in Turin als Amina in Bellinis »La Sonnambula«. In den Jahren 1862-65 unternahm sie glanzvolle Gastspielreisen auf dem europäischen Kontinent, die sie bis nach Ägypten führten, und wurde als »mexikanische Nachtigall« überall begeistert begrüßt. Ähnliche Tourneen hat sie im weiteren Verlauf ihrer Karriere mehrfach unternommen. 1865 gastierte sie in Mexico City in einer Vielzahl von Partien: als Amina, als Lucia di Lammermoor, als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, als Maria di Rohan in der Donizetti-Oper gleichen Namens, als Gilda im »Rigoletto« und als Traviata. Als sie in ihr Heimatland Mexiko zurückkehrte, garantierte man ihr 20 Prozent der Einnahmen jeder Oper, in der sie auftrat. Sie zog es jedoch vor, eine eigene Opernkompanie zu gründen, mit der sie Mexiko durchreiste. Sie sang dort ihre großen Partien: die Lucia di Lammermoor, die Traviata, die Sonnambula, die Norma, die Titelheldin in Meyerbeers »Dinorah« und die Elvira in »I Puritani« von Bellini. Die Operntruppe umfasste rund 80 Mitglieder, die größtenteils aus Italien stammten. Ihr Einfluss auf das sich entwickelnde Musik- und Opernleben in Mexiko war ganz außerordentlich. Sie wirkte in den Uraufführungen von drei Opern mexikanischer Komponisten mit, 1865 in »Ildegonda« und 1877 in »Gino Corsini« von Melesio Morales, 1871 in »Guatimotzín« von Aniceto Ortega. 1866 eröffnete sie das Teatro Alarçon in Guadalajara mit einer Gala-Vorstellung von »Lucia di Lammemoor«. 1866, 1881 und 1882 begeisterte sie ihr Publikum in Guadalajara. Sie gab auch später noch Gastspiele in Italien, so 1868 am Teatro Carlo Felice Genua und am Teatro Carignano in Turin, wo sie im November 1869 die Lucia in der Oper »I Promessi Sposi« von Errico Petrella übernahm. Am 11.3.1873 eröffnete man in Mexico City ein Theater, das man ihr zu Ehren Teatro Peralta nannte, mit einer Aufführung des »Rigoletto«, in der sie die Gilda sang. 1875 gab sie ein Album mit 19 von ihr komponierten Klavierstücken heraus. 1877 sang sie am Teatro Nacional in Mexico City die Titelrolle in der mexikanischen Erstaufführung von Verdis »Aida«; die gleiche Partie sang sie auch 1879 mit ihrer Truppe auf Kuba. Im Oktober 1877 organisierte sie die mexikanische Premiere des Verdi-Requiems »zum Andenken an drei große Männer: Juárez, Lincoln und Thiers«. Sie erwies sich als Meisterin in der Improvisation von Opernaufführungen; in Veracruz sang sie mit ihrer Truppe in Opernaufführungen ohne Dekorationen, in La Paz in Kalifornien in einer stillgelegten Sandgrube. Letztmalig trat sie eine Woche vor ihrem Tod am 23.8.1883 in Mazatlán (Mexico) auf. Während dieser Tournee mit ihrer Operntruppe erkrankte sie in dem Pazifik-Hafen Mazatlán an Gelbfieber und starb (wie fast alle Mitglieder ihrer Truppe), noch nicht vierzig Jahre alt. Ihre Truppe gab nach ihrem Tod noch einige Vorstellungen in Mexico, löste sich dann aber bald auf.
Lit: E. Olavarria y Ferrari: Reseña historica de teatro in Mexico (Mexico City, 1895).
7.7. Hubert DELAMBOYE: 75. Geburtstag
Gesangstudium am Konservatorium von Maastricht bei Leo Ketelaars. Zuerst Chorsänger an der Niederländischen Oper Amsterdam, dann 1974-76 als Solist am Stadttheater von Bielefeld, anschließend am Staatstheater Wiesbaden engagiert, wo er eine langjährige Karriere hatte. 1973 Tournee durch die USA und Kanada. Seit 1979 auch dem Opernhaus von Köln verbunden. Gastspiele am Théatre de la Monnaie Brüssel. Auf der Bühne in erster Linie im Repertoire für lyrischen Tenor, später auch im Charakterfach (Mime im Ring-Zyklus), schließlich in heldischen und Wagner-Partien hervorgetreten. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1984 als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« und 1987 als Steuermann in »Der fliegende Holländer«. 1986 gastierte er an der Oper von Seattle als Mime. Er wirkte am 13.9.1986 in der Uraufführung der Oper »Ithaka« von Otto Ketting zur Eröffnung des neu erbauten Amsterdamer Muziektheaters mit. 1988 gastierte er als Mime im Nibelungenring an der Metropolitan Oper New York. 1989 hörte man ihn bei den Wiesbadener Festspielen als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, bei den Festspielen von Bregenz als Erik in »Der fliegende Holländer. Bei den Salzburger Osterfestspielen hörte man ihn 1990 als 1. Gefangenen im »Fidelio« und 1997 als Hauptmann in »Wozzeck« von A. Berg. 1990 hörte man ihn bei der Operngesellschaft Forum in Enschede (Holland) und in Amsterdam als Don José in »Carmen«, 1991 in Wiesbaden als Tichon in »Katja Kabanowa« von Janácek und in Brüssel als Loge im »Rheingold«. Die letztgenannte Partie sang er auch 1992 am Opernhaus von Nantes, in Wiesbaden im gleichen Jahr den Siegmund in der »Walküre« und (erstmals) die Titelrolle im »Otello« von Verdi, 1993 dort auch den Siegfried in der »Götterdämmerung«, 1995 den Tristan. 1993 übernahm er in Salzburg die Titelrolle in »Lucio Silla« von Mozart. 1994 trat er an der Oper von Frankfurt a.M. als Nureddin im »Barbier von Bagdad« von Cornelius auf, 1995 als Loge und als Samson; an der Oper von Köln gastierte er als Erik, 1995 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Herodes in »Salome« von R. Strauss, an der Deutschen Oper Berlin 1995 als Loge. Bei den Salzburger Festspielen hörte man ihn 1997 als Hauptmann in »Wozzeck« von A. Berg, 1998 als Tichon und 2002 als Berufener in einer konzertanten Aufführung von A. Schönbergs »Die Jakobsleiter«. 1997 hörte man ihn an der Deutschen Oper Berlin als Loge, beim Festival von Spoleto und am Staatstheater Wiesbaden als Paul in Korngolds »Die tote Stadt«, am Théâtre des Champs-Élysées Paris als Florestan im »Fidelio«. 1998 sang er in Wiesbaden den Calaf in Puccinis »Turandot«, am Opernhaus von Köln wieder den Paul in Korngolds »Die tote Stadt«. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1998-2003 als Florestan und als Berufener in szenischen Aufführungen von A. Schönbergs »Die Jakobsleiter«. 1999 sang er bei der Nederlandse Reisopera (vordem Forum Enschede) den Tristan, 2000 beim Edinburgh Festival (konzertant) den Lancelot in »Le Roi Arthus« von E. Chausson, am Opernhaus von Köln und an der Griechischen Nationaloper Athen den Loge. An der Niederländischen Oper Amsterdam sang er 2000 den Tichon, 2000 und 2011 den Aegisth in »Elektra« von R. Strauss, 2008 den Leprakranken in »Saint-Francois d‘Assise« von O. Messiaen. 2001 hörte man ihn am Royal Opera House Covent Garden in London als Novagerio in »Palestrina« von H. Pfitzner, am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Tichon,
bei den Wiesbadener Maifestspielen als Tannhäuser. 2002 sang er an der Staatsoper Hamburg den Erik und den Schuiskij in »Boris Godunow«, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona den Tichon, an der Deutschen Oper Berlin als Schuiskij. Er gastierte 2003 an der Frankfurter Oper den Canio im »Bajazzo«, an der Covent Garden Oper London als Schuiskij, 2004 an der Staatsoper Hamburg als Florestan, in Wiesbaden als Schuiskij, 2005 an der Frankfurter Oper als Großinquisitor in Dallapiccolas »Il Prigioniero« und als Funker in »Volo di notte« vom gleichen Komponisten, an der Opéra Bastille Paris als Filka Morosov in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, am Teatro Real Madrid als Luka Kuzmic in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Hauptmann in »Wozzeck« von A. Berg. 2007 sang er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona den Lilaque père in »Boulevard Solitude« von H.W. Henze, am Grand Théâtre Genf den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und am Staatstheater Nürnberg den Loge. Er kam auch als Konzertsänger zu einer bedeutenden Karriere und trat in Rundfunksendungen auf. Er starb 2018 in Margraten (Niederlande).
Schallplatten: Castle Records, Orfeo (Tichon in »Katja Kabanowa« von Janácek).
7.7. Ivan SARDI: 90. Geburtstag
Nach seiner Schulausbildung kam er 1948 zum Gesang- und Musikstudium nach Italien. Er wurde am Conservatorio Martini in Bologna durch Antonio Melandri ausgebildet. 1953 erhielt er den ersten Preis beim Gesangwettbewerb von Lausanne. 1951 begann er seine Bühnenkarriere an italienischen Theatern. Debüt als Pater Guardian in Verdis »La forza del destino« am Teatro Grande von Brescia (1951). Er sang am Teatro San Carlo von Neapel, an den Opernhäusern von Bologna, Genua, Triest und Catania, schließlich war er beim Maggio Musicale von Florenz und an der Mailänder Scala (1954 in Strawinskys »Les Noces«) erfolgreich. Die gleichen Erfolge stellten sich bei Konzerten und bei Auftritten am Teatro San Carlos von Lissabon wie bei den Festspielen von Glyndebourne (1956 Don Alfonso in »Così fan tutte«) ein. 1959-61 gehörte der Künstler zum Ensemble der Staatsoper von München. 1961 wurde er Mitglied des Deutschen Opernhauses Berlin. 1971 sang er bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Melusine« von Aribert Reimann, 1976 an der Deutschen Oper Berlin in der Uraufführung von »Der Tempelbrand« von Toshiro Mayuzumi, 1979 am gleichen Haus in der Uraufführung von »Der Untergang der Titanic« von Wilhelm Dieter Siebert. 1977 Gastspiel an der Wiener Staatsoper als Don Alfonso. Konzerte und Gastspiele in München, Hamburg und in den Musikzentren Europas ließen seinen Namen weiten Kreisen bekannt werden. Er starb 2019 in Berlin.
Schallplatten: DGG (Masetto im »Don Giovanni«, Bartolo in »Figaros Hochzeit«, Verdi-Requiem, »Der junge Lord« von Henze), Philips (Sparafucile in »Rigoletto«), Replica (»Wilhelm Tell« von Rossini) und Ariola-Bertelsmann (»Tiefland« von d’Albert, »Die verkaufte Braut«, »Der Postillion von Lonjumeau« von Adam).
7.7. Maria DALLA SPEZIA: 95. Geburtstag
Sie durchlief ihre Gesangsausbildung am Konservatorium von Piacenza und vervollständigte sie in Mailand. Bereits während dieser Zeit trat sie als Konzertsängerin auf; ihr offizielles Bühnendebüt fand 1951 am Theater von Casalpusterlengo als Rosina im »Barbier von Sevilla« statt. Sie entwickelte dann eine erfolgreiche Bühnentätigkeit an italienischen Operntheatern; 1953 sang sie am Teatro Petruzzelli von Bari die Rosina und die Musetta in »La Bohème«, 1955 die Lucia di Lammermoor, 1966 wieder die Musetta, am Teatro Grande Triest 1956 die Gilda im »Rigoletto« und den Pagen Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, am Teatro Municipale von Reggio Emilia 1955 die Gilda, am Teatro Regio Parma (1962), am Teatro Comunale Piacenza die Rosina, 1972 die Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«. Sie begann frühzeitig auch mit Auslandsauftritten. 1956 gastierte sie an der Oper von Tel Aviv als Gilda, 1959 am Adelphi Theatre London mit einer italienischen Operntruppe, 1960 in Rotterdam (als Rosina) und an der Oper von Kairo, 1964 am Opernhaus von Straßburg (als Carolina), außerdem am Teatro San Carlos Lissabon und in der Schweiz. Sie setzte ihre Bühnentätigkeit bis Mitte der achtziger Jahre fort und trat an der Mailänder Scala 1973-83 in Comprimario-Rollen auf, u.a. auch beim Festival von Ravenna 1985 als Gräfin Ceprano im »Rigoletto«. Sie starb 1992 in Gropparello.
8.7. József RÉTI: 95. Geburtstag
Als Almaviva
Er studierte anfänglich Komposition und Klavierspiel am Konservatorium von Ploësti, dann an der Musikakademie von Budapest, entschloss sich aber 1948 zur Ausbildung seiner Stimme. 1953 wurde er an die Nationaloper Budapest berufen, deren Mitglied er bis zu seinem Tod geblieben ist. Im gleichen Jahre erfolgte in Budapest sein Debüt als Oratoriensänger, und im Konzertsaal hatte er, nicht zuletzt auch als Lied-Interpret, große Erfolge. Gastspiele und Konzerte in den Brennpunkten des europäischen Musiklebens ließen ihn international bekannt werden; so sang er in Wien, Paris, Nizza, Rom und Bologna, am Nationaltheater von Prag, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Helsinki, Rotterdam, Basel und Genf. Seit 1964 war er neben seinem Wirken als Sänger zugleich als Professor am Konservatorium von Budapest tätig. Auf der Bühne sang er in erster Linie die lyrischen Partien in Opern von Mozart, Donizetti, Rossini und Puccini. Er starb 1973 in Budapest.
Schallplatten der ungarischen Marken Qualiton/Hungaroton (Arien-Recital, Mozart-Arien, Lieder von Liszt, »Bajazzo« von Leoncavallo, »Juditha triumphans« von Vivaldi, Cantata profana von B. Bartók, Te Deum von Budavár von Kodály, »Bank Bán« von Erkel), Eurodisc (»Christus am Ölberge« von Beethoven).
8.7. Harald PRÖGLHÖF: 100. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung an der Wiener Musikakademie, wo er hauptsächlich Schüler von Hermann Gallos war. 1948 war er Preisträger beim Concours von Scheveningen. Bereits 1945 wurde er Mitglied der Wiener Staatsoper (Debüt als Nachtwächter im »Evangelimann« von Kienzl), an der er in einem über dreißigjährigen Wirken bis 1977 über hundert, zumeist mittlere und kleinere Partien gesungen hat, so wie das Repertoire des Hauses es jeweils erforderte. Daraus seien nur der Haushofmeister bei der Marschallin im »Rosenkavalier«, der Sciarrone in »Tosca«, der kaiserliche Kommissionär in »Madame Butterfly«, der Marullo im »Rigoletto«, der Herold in Verdis »Otello«, der Marquis d’Obigny in »La Traviata« und der 2. Soldat in »Salome«, aber auch Aufgaben wie der Schaunard in Puccinis »La Bohème«, der Masetto und der Leporello im »Don Giovanni«, der Fra Melitone in »La forza del destino«, der Heerrufer im »Lohengrin«, der Bartolo und der Antonio in »Figaros Hochzeit«, der Melot in »Tristan und Isolde«, der Ping in »Turandot« und der Papageno in der »Zauberflöte« genannt. Auch bei den Festspielen von Salzburg wirkte er mit, so 1950 als Solist in der F-Moll-Messe von A. Bruckner, 1951 als 2. Handwerksbursch in »Wozzeck« von Alban Berg und 1952 als einer der Könige in der Uraufführung der Richard Strauss-Oper »Die Liebe der Danaë« (14.8.1952). An der Mailänder Scala gastierte er 1952 als Konrad Nachtigall und 1962 als Hermann Ortel in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1953 gastierte er mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper an der Grand Opéra Paris. Gastspiele führten ihn an die Oper von Rom (1956 als Hermann Ortel) und an das Teatro Massimo Palermo (1960 als Melot); er gastierte auch beim Maggio Musicale von Florenz (1961 als Dominik in »Arabella« von R. Strauss). Als Konzertsänger stand er in hohem Ansehen. Er starb 1988 in St. Pölten.
Viele seiner kleinen Partien singt er in hervorragender Gestaltung auch auf der Schallplatte. Auf Decca hören wir ihn als Antonio in »Figaros Hochzeit« unter Erich Kleiber, im »Rosenkavalier«, in »Arabella«, in »Die Frau ohne Schatten« und in »Salome« von Richard Strauss, auf Columbia in der »Zauberflöte« und im »Rosenkavalier« unter H. von Karajan, auf RCA in »Ariadne auf Naxos«, auf Philips in »Salome«, auf DGG in »Daphne« von R. Strauss und auf Westminster in »Tosca«, auf Verona in der Matthäuspassion von J.S. Bach. Dazu existieren weitere Mitschnitte von Opernaufführungen.
9.7. Manfred JUNG: 80. Geburtstag
Als Siegfried an der Met
Er ergriff zuerst den Beruf eines Elektroingenieurs. Er arbeitete als solcher am Stadttheater von Essen und war dann, nachdem er sich zur Ausbildung seiner Stimme entschlossen hatte, 1963-69 an der Folkwang-Musikhochschule Essen Schüler von Frau Hilde Wesselmann. 1967-71 hatte er am dortigen Opernhaus sein erstes Engagement (Debüt in »The Fairy Queen« von Purcell). 1970-73 wirkte er bei den Bayreuther Festspielen im Chor mit. Bei den Bayreuther Jugendfestspielen 1967 sang er bereits den Arindal in Wagners früher Oper »Die Feen«. Seit 1971 am Opernhaus von Dortmund engagiert. Er sang dann am Pfalztheater von Kaiserslautern; seit 1977 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Er gastierte mit diesem Ensemble in der UdSSR im Nibelungenring. Der Künstler entwickelte nun sehr schnell eine große internationale Karriere als Wagner-Tenor. Seit 1977 gehörte er zu den ersten Kräften des Bayreuther Festspiel-Ensembles. Hier sang er 1977-81 den Parsifal, 1977-80 und 1983-86 den Siegfried in der »Götterdämmerung«, 1979-80 und 1983-84 den Siegfried auch im »Siegfried«, 1983 und 1985-86 den Loge im »Rheingold« sowie 1994-98 den Mime im Ring-Zyklus. Ähnliche Erfolge erzielte er bei den Osterfestspielen von Salzburg unter Herbert von Karajan (1975 als Ulrich Eißlinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«). Eine weltweite Gastspiel- und Konzerttätigkeit kennzeichnete die weitere Karriere des Künstlers: er gastierte an den Opernhäusern von Zürich, Chicago und Toronto, an den Staatsopern von Wien (1976-85 als Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, als Parsifal, als Siegmund in der »Walküre«, als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte« und als Laça in Janáceks »Jenufa« in insgesamt 12 Vorstellungen), Hamburg, München und Stuttgart, an der Deutschen Oper Berlin, in Brüssel, Göteborg, Barcelona, Köln und Frankfurt a.M., in Karlsruhe, Lissabon, Basel, Rom und Montreal. Sein USA-Debüt fand 1980 an der Oper von Tulsa als Siegmund statt. 1981 debütierte er an der Metropolitan Oper New York in einem Wagner-Konzert an der Seite von Birgit Nilsson. In den Jahren 1981-84 sang er an diesem Haus dann die Titelrolle in Wagners »Siegfried«, den Siegmund, den Parsifal und den Tristan in insgesamt 18 Vorstellungen. Bei Ring-Aufführungen in Düsseldorf und Karlsruhe sang er alle vier großen Tenorpartien des Opernwerks (Loge, Siegmund, beide Siegfriede). 1987 gastierte er am Staatstheater Kassel als Hermann in Tschaikowskys »Pique Dame«, 1988 an der Nationaloper Warschau als Loge und als Siegmund in aufsehenerregenden Aufführungen des Ring-Zyklus, 1990 beim Spoleto Festival als Herodes in »Salome« von R. Strauss. 1992 hörte man ihn am Teatro Bellini Catania und an der Oper von Frankfurt a.M. als Valzacchi im »Rosenkavalier«, am 27.10.1993 in Montpellier in der Uraufführung der Oper »Le Château des Carpathes« von Philippe Hersant. Er setzte seine Karriere im heldischen wie im Charakterfach lange fort; so trat er 1997 an der Staatsoper Dresden als Teiresias in »Die Bassariden« von H.W. Henze auf. Am Staatstheater Kassel hörte man ihn 1997-98 als Mime im Ring-Zyklus, am Teatro Massimo Palermo 1999 als Hauptmann im »Wozzeck« von A. Berg. Konzertauftritte in den europäischen Musikzentren, in der New Yorker Carnegie Hall, in Tokio, Chicago und Toronto. Er starb 2017 in Essen.
Schallplatten: Philips (Siegfried in vollständigem Nibelungenring), Koch Records (»Die Dreigroschenoper« von K. Weill), Eterna (»Gurrelieder« von A. Schönberg), Arts (Mime im »Siegfried«, Kassel 1998), MDG/Naxos (Sprecher in der Lukas-Passion von K. Penederecki).
9.7. Janós B. NAGY: 80. Geburtstag
Gesangstudium am Béla Bartók-Konservatorium in Budapest, worauf er dem Chor der Ungarischen Volksarmee angehörte, als dessen Solist er 1967-70 an Tourneen dieses Ensembles in Ungarn wie im Ausland teilnahm. 1971 sehr erfolgreiches Bühnendebüt an der Nationaloper Budapest als Don José in »Carmen«. Seitdem Mitglied dieses Opernhauses, wobei er sich vor allem auf das italienische Repertoire (Verdi, Puccini) verlegte. 1978 großer Erfolg in Berlin als Solist im Verdi-Requiem, 1979 Gastspiel an der Nationaloper Warschau; es schlossen sich Konzertauftritte in Genua, Rom, Florenz und Berlin an. Bei weiteren Konzertauftritten hatte er in Deutschland, England und Italien anhaltende Erfolge. Seit 1981 ständige Gast-Verpflichtung an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg; hier in Partien wie dem Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, dem Manrico im »Troubadour«, dem Calaf in »Turandot«, dem Nemorino in »L’Elisir d’amore«, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Canio im »Bajazzo«, dem Macduff in Verdis »Macbeth«, dem Herzog im »Rigoletto«, dem Pollione in »Norma«, dem Cavaradossi in »Tosca« und dem italienischen Sänger im »Rosenkavalier« hervorgetreten. Weiter zu Gast an den Opernhäusern von Köln (1989 als Radames in »Aida«), Zürich und Bern, sowie an der Wiener Staatsoper (1985-87 als Manrico, als Sänger im »Rosenkavalier« und als Cavaradossi). Er trat auch als Gast an der Opéra de Wallonie in Lüttich und 1985 an der Oper von Boston auf; in Budapest hörte man ihn 1992 als Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea. Er starb 2007 in Buadepst.
Schallplatten: Hungaroton (Arien-Recital; »Aida«, »Maria Egiziaca« von O. Respighi, Titelrolle in »Nerone« von Boito, Te Deum, Psalmus Hungaricus und Missa Brevis von Kodály, »Christus« von F. Liszt, Amenofi in »Mosè in Egitto« von Rossini, »Bluthochzeit« von Sandór Szokolay, »Simon Boccanegra« von Verdi).
10.7. Dino DONDI: 95. Geburtstag
Er begann seine Bühnenkarriere Anfang der fünfziger Jahre an Theatern in der italienischen Provinz und sang dann 1956 an der Mailänder Scala als Antrittsrolle den Amonasro in »Aida«. Bis 1977 trat er regelmäßig an der Scala auf, wo er Partien wie die Titelrolle in »L‘Orfeo« von Monteverdi, den Orest in Glucks »Iphigénie en Tauride«, den Don Carlo sowohl in Dargomyschskis »Der steinerne Gast« als auch in Verdis »Ernani«, den Svarga in Lualdis »La Figlia del Re«, den Scarpia in »Tosca«, den Teseo in Pizzettis »Fedra«, den Escamillo in »Carmen«, den Titelhelden in Busonis »Doktor Faust«, den Riccardo in Bellinis »I Puritani«, den Filippo Visconti in »Beatrice di Tenda« von Bellini (1961 mit der dort debütierenden Joan Sutherland in der Titelrolle), den Rolando in Verdis »La Battaglia di Legnano«, den Valentin im »Faust« von Gounod, den Alfio in »Cavalleria rusticana«, den Dreieinigkeitsmoses in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill, den Boris in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, den Pharao in Rossinis »Mosè«, den Prinzen in »I Capricci di Callot« von Malipiero, den Nabucco von Verdi, den Posa in Verdis »Don Carlos«, den Bifolco in »Le Baccanti« von G.F. Ghedini, den Rangoni im »Boris Godunow«, den Schaunard in »La Bohème« und zuletzt in Schönbergs »Moses und Aron« sang. Am 10.1.1957 wirkte er an der Scala in der Uraufführung von Felice Lattuadas Oper »Caino« (in der Titelpartie), am 1.3.1958 in der von I. Pizzettis »L’Assassinio nella cattedrale« (als 2. Priester) und am 7.2.1969 in der von G. Malipieros »Gli Eroi di Bonaventura« (als Polinestore) mit. 1958 wirkte er an der Scala in der italienischen Erstaufführung von Janáceks »Das schlaue Füchslein« (als Förster) und ebenfalls 1958 in der von Menottis »Maria Golovin« (als Kriegsgefangener) mit. Er gab Gastspiele an vielen italienischen Bühnen, am Teatro Margherita Genua, am Teatro Comunale Florenz (1955 in »Le Maschere« von Mascagni, 1964 in Puccinis »Il Tabarro«, 1965 als Boris in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch), am Teatro Comunale Bologna, am Teatro Regio Turin, aber auch an kleineren Theatern. Im Ausland hörte man ihn als Gast u.a. an der Staatsoper Wien (1955 als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«), an der Oper von Monte Carlo (1961 als Rigoletto, 1964 als Carlos in »La forza del destino«), an der Niederländischen Oper Amsterdam (1960 als Nabucco), am Teatro San Carlos Lissabon und beim Festival von Spoleto (1958 als Macbeth von Verdi). Eine weitere Rolle aus dem Repertoire des Sängers war der Tonio im »Bajazzo«. Er starb 2007 auf Guadeloupe.
Schallplatten: Replica (Mitschnitt »Iphigénie en Tauride« mit Maria Callas, Scala 1957), Longanesi (Mitschnitt »Nabucco«, Amsterdam 1960), EJS (»I Capuleti e i Montecchi« von Bellini, »La Wally« von Catalani), Eklipse (»Nabucco«).
10.7. Ilonka HOLNDONNER: 125. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium von Budapest und am Salzburger Mozarteum. Nachdem sie bereits in Ungarn debütiert hatte, war sie 1918-21 als Volontärin in Schwerin engagiert, dann 1922-24 am Theater von Altenburg in Thüringen, 1924-26 am Stadttheater von Basel, danach gastweise an der Staatsoper von Budapest, schließlich 1931-33 an der Berliner Staatsoper. Sie lernte bei einem Konzert den jungen, nachmals berühmten Tenor Helge Roswaenge (1897-1972) kennen und beide heirateten 1922. Später ging die Künstlerin kein festes Engagement mehr ein, sondern beschränkte sich auf Gastspiele, die sie, oft zusammen mit Helge Roswaenge, gab. So sang sie bei den Festspielen von Salzburg 1933 das Meermädchen im »Oberon«, bei den Bayreuther Festspielen von 1936 einen der Knappen und eines der Blumenmädchen im »Parsifal«, während Helge Roswaenge als Parsifal auf der Bühne stand. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von Berlin, Hamburg und München wie an anderen Opernbühnen von Rang. Sie sang Partien wie die Euridice in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gilda im »Rigoletto« und die Butterfly. Die Ehe mit Helge Roswaenge wurde 1948 getrennt. Sie starb 1985 in Barcelona.
Schallplatten: Koch/Schwann (Fatime im »Oberon« von Weber, Reichssender Berlin 1937). 1935 kamen auf HMV zwei Duette zusammen mit Helge Roswaenge heraus, darunter eins aus dem »Barbier von Bagdad« von Cornelius; auf Acanta singt sie die Echo in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Diese Aufnahmen bestätigen, dass die Sängerin über eine schöne, ausdrucksvolle lyrische Sopranstimme verfügte.
10.7. Carl ORFF: 125. Geburtstag
Er wurde in der Maillingerstraße 16 (heute: Hausnr. 30) im Münchener Stadtteil Neuhausen geboren, war der Sohn eines Berufsoffiziers und erhielt ab 1900 Klavier-, Cello- und Orgelunterricht. In diesem Jahr erschien auch seine erste Komposition. Frühe Erfahrung im Musizieren in der Gruppe sammelte er als Schüler des Wittelsbacher-Gymnasiums, wo er das Schulorchester auf der Orgel, dem Klavier oder Harmonium begleitete und im Schulchor Solopartien als Sopran übernahm. Außerdem sang er sonntags im Kirchenchor, und zuhause, von seiner Mutter am Klavier begleitet, Opernpartien nach Klavierauszügen. Mit 14 Jahren war er nach dem Besuch der Oper Der fliegende Holländer von Richard Wagner tagelang so erregt, dass er diese bald darauf mit einem Klavierauszug ausgestattet erneut besuchen musste, um wieder ansprechbar zu werden. Nachdem Carl Orff 1911 unter anderem Gedichte von Hölderlin und Heine für Gesang und Klavier vertont hatte, studierte er 1913-14 an der Königlichen Akademie der Tonkunst in München und widmete sich daneben der Musikpädagogik. Nach kurzem Kriegsdienst 1917/18 war er bis 1919 Kapellmeister in München, Mannheim und Darmstadt. Orff studierte 1921-22 in München bei Heinrich Kaminski. 1924 gründete er gemeinsam mit Dorothee Günther die „Günther-Schule München – Ausbildungsstätte vom Bund für freie und angewandte Bewegung e. V.“, die in den Bereichen Gymnastik, Rhythmik, Musik und Tanz ausbildete. Carl Orff selbst übernahm dort die Leitung der Musikabteilung. Grundlage seiner Arbeit bildete die Idee, das musikalisch-rhythmische Gefühl aus der Bewegung heraus zu entwickeln. Aus dieser Idee entwickelte er gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman ein neues Modell für Musik- und Bewegungserziehung: das Orff-Schulwerk. Erste Veröffentlichungen hierzu erfolgten zwischen 1930 und 1934. Carl Orffs Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus ist in den letzten Jahren verstärkt in die Diskussion gekommen, besonders durch die Veröffentlichungen des kanadischen Historikers Michael H. Kater. Es ergibt sich das Bild eines unpolitischen und auch nicht an Politik interessierten Komponisten, der es dennoch verstand, sich mit den Machthabern zu arrangieren, um ungehindert seinen künstlerischen Weg gehen zu können, und der es genoss, als bedeutender deutscher Komponist seiner Zeit hofiert zu werden. Orff nahm zwei Aufträge der Machthaber an: Sein Einzug und Reigen der Kinder wurde zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin aufgeführt. Im Auftrag der Stadt Frankfurt überarbeitete er 1939 sein Bühnenwerk zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum, dessen erste Fassung 1917 erschienen war und das nun als Ersatz für die Sommernachtstraum-Musik des als jüdisch geächteten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy dienen sollte. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Orff von Hitler auf der „Gottbegnadeten-Liste“ genannt, wodurch er vom Wehrmachts- und Arbeitseinsatz an der Heimatfront freigestellt war, nicht zuletzt wegen des aus der Sicht der Machthaber unbedingt schützenswerten „deutschen Kulturerbes“. Orff war ein persönlicher Freund von Kurt Huber, einem der Gründer der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime 1943 hingerichtet wurde. Nach dem Ende des Nationalsozialismus soll Orff versucht haben, nachträglich einen Vorteil aus dieser Freundschaft zu schlagen, indem er gegenüber der Entnazifizierungskommission laut Michael Kater behauptet haben soll, selbst Mitglied der „Weißen Rose“ gewesen zu sein, was nicht der Fall war. Für diese Behauptung finden sich allerdings keine Belege in den Akten des Entnazifizierungsverfahrens, was der Wiener Historiker Oliver Rathkolb als Widerlegung von Katers These wertet. Nach Rücksprache mit seinem ihm zugeteilten amerikanischen Offizier und ehemaligen Schüler, Newell Jenkins, wurde Orff als Mitläufer eingestuft. Er durfte seinen Beruf wieder ausüben. In einem Interview mit Michael Kater vom 3. März 1993 sagte Jenkins, Orff habe behauptet, eine Jugendgruppe mit Huber gegründet zu haben (they had „founded some kind of youth group“ together). Für die Olympischen Spiele von Berlin 1936 komponierte er das Stück Einzug und Reigen der Kinder. Das wiederholte er auch bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München. Hier komponierte er den Gruß der Jugend. Mit Gunild Keetman gab er 1950-54 fünf Bände Musik für Kinder heraus (Neufassung des Orff-Schulwerks). Die Kinder sollten durch eine musikalische Erziehung auch zu sich selbst finden. So werden seine Lehren auch in der Heilpädagogik bis heute eingesetzt. Sein bekanntestes Werk wurden die Carmina Burana, ein Musikstück, das 24 Texte aus der mittelalterlichen Handschrift Carmina Burana neu vertonte. Auf literarische Vorlagen (insbesondere von Aischylos, Catull, Friedrich Hölderlin und den Brüdern Grimm) griff er auch bei anderen Werken zurück. Neben seiner kompositorischen Arbeit übernahm er auch Führungspositionen in verschiedenen musikalischen Einrichtungen. Er war 1950-60 Leiter einer Meisterklasse an der Musikhochschule in München. 1961 folgte die Leitung des Orff-Instituts in Salzburg. Ab 1962 war Wilhelm Keller dessen Leiter; zusammen mit dem niederländischen Musiker und Musikpädagogen Pierre van Hauwe gehört er zu den größten Förderern des Orff‘schen Schulwerkes in Europa. Carl Orff war viermal verheiratet, 1920-27 mit Alice Solscher, 1939-53 in zweiter Ehe mit der Musik-Therapeutin Gertrud Willert, 1954-59 in dritter Ehe mit der Schriftstellerin und Pädagogin Luise Rinser und ab 1960 in vierter Ehe mit Liselotte Schmitz (1930–2012). Orff hatte eine Tochter aus erster Ehe, die Schauspielerin Godela Büchtemann-Orff (1921–2013). Orff starb nach langer Krankheit am 29. März 1982 in München. Der von Abt Odilo Lechner geleitete Trauergottesdienst fand am 2. April in der Theatinerkirche statt, den musikalischen Rahmen bildete Mozarts Requiem. Am 3. April wurde Orff, seinem Wunsch entsprechend, im engsten Familien- und Freundeskreis in der „Schmerzhaften Kapelle“ der Klosterkirche Andechs beigesetzt. Für einen Nichtadligen und Nichtgeistlichen ist das eine ungewöhnliche Ehre. Seine Asche liegt unter einer Platte mit seinem Namen und einem Kreuz. Die Inschrift auf der Wandtafel über dem Grab lautet „Summus finis“ (lat. „das höchste Ziel“).
11.7. Christopher NORTON-WELSH : 85. Geburtstag
Seit 1958 lebte der schottische Bariton in Wien, 1989 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. Zuletzt unterrichtete er am Wiener Prayner Konservatorium für Musik und dramatische Kunst. Er starb 2013 in Wien
11.7. Mattiwilda DOBBS: 95. Geburtstag
Ihre Vorfahren waren teils negroider, teils indianischer Abstammung. Sie begann ihr Studium bei N. Maise und W. James in Atlanta, setzte es bei Lotte Lehmann in New York fort und wurde dann in Paris Schülerin von Pierre Bernac. 1947 erhielt sie den Marian Anderson Award für junge, farbige Sänger und begann im gleichen Jahr ihre Karriere, zunächst als Konzert- und vor allem als Liedersängerin. 1947 erregte sie erstes Aufsehen beim Mexico University Festival. 1948 erwarb sie an der Columbia University den akademischen Grad eines Masters of Arts. 1951 erster Preis beim internationalen Gesangwettbewerb von Genf. 1952 erfolgte ihr Bühnendebüt beim Holland Festival in »Le Rossignol« von Strawinsky. 1953 Gastspiel an der Mailänder Scala als Elvira in »L’Italiana in Algeri« von Rossini. 1954-56 und nochmals 1961 gastierte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« und als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«. 1954 großer Erfolg an der Covent Garden Oper London als Königin von Schemacha in »Der goldenen Hahn« von Rimsky-Korssakow; 1955-56 und 1959 wieder dort zu Gast. 1955 kam es dann auch zu ihrem Bühnendebüt in den USA, als sie an der San Francisco Opera die Königin von Schemacha sang. 1956 erreichte sie die Metropolitan Oper New York, wo sie im November 1956 als Gilda im »Rigoletto« debütierte und 1958 einen ihrer größten Erfolge als Olympia in »Hoffmanns Erzählungen« verzeichnete. Sie trat an der Metropolitan Oper bis 1964 in acht Spielzeiten auf und sang dort sechs Partien in 30 Vorstellungen, neben den bereits genannten Partien auch die Lucia di Lammermoor, den Pagen Oscar in Verdis »Un Ballo in maschera«, die Zerline im »Don Giovanni« und die Zerbinetta. 1959 war sie am Bolschoi Theater in Moskau zu Gast. 1961-63 Mitglied der Hamburger Staatsoper, hier vor allem als Zerbinetta, aber auch als Konstanze und als Königin der Nacht bewundert. 1954 zu Gast am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1963 an der Staatsoper von Wien (als Zerbinetta), 1961 am Teatro Comunale Florenz (als Nachtigall in »Le Rossignol« von Strawinsky). 1957-73 immer wieder an der Königlichen Oper Stockholm und bei den Festspielen von Drottningholm (hier vor allem als Konstanze) aufgetreten. 1967 sang sie bei der Phoenix Opera (Arizona) die Konstanze unter Yehudi Menuhin. Konzertreisen führten sie nach Belgien, Holland, Schweden, Dänemark, durch Nordamerika und Australien. 1953 heiratete sie Louis Rodriguez, der aber bereits im folgenden Jahr starb; darauf heiratete sie 1957 in zweiter Ehe den schwedischen Journalisten Bengt Janzen und nahm ihren Wohnsitz in Stockholm, war aber wegen ihrer Lehrtätigkeit auch immer wieder in ihrer amerikanischen Heimat anzutreffen. Dort wirkte sie 1973-74 als Professorin an der Texas University in Austin, 1975-76 an der University of Illinois, 1976-77 an der University of Georgia, 1977-91 an der Howard University in Washington. Sie starb 2015 in Atlanta (Georgia). – Koloratursopran von brillanter Technik und ausdrucksvoller Musikalität des Vortrages.
Schallplatten: auf Nixa (u.a. vollständige »Les pêcheurs de perles« von Bizet), DGG (Querschnitt »Hoffmanns Erzählungen«), HMV (Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«), Decca (Ausschnitte aus »Porgy and Bess«), Hope (Page Oscar in »Un Ballo in maschera«), Columbia, EJS (»La jolie fille de Perth« von Bizet) und MMS (u a. vollständige Opern »Don Giovanni« und »Hoffmanns Erzählungen«).
11.7. Nicolai GEDDA: 95. Geburtstag
Seine Mutter war Schwedin. Er wurde zuerst von seiner Tante Olga Gedda und nach deren Heirat 1928 durch deren Gatten, den Bassisten Michail Ustinow, adoptiert, der Bassist im Donkosaken-Chor war. Er verbrachte seit 1928 seine Kindheit in Leipzig, wo sein Vater Kantor der russisch-orthodoxen Gemeinde wurde. 1934 kam er nach Schweden zurück und begann später eine Lehre als Bankkaufmann. Zufällig wurde seine Stimme entdeckt und durch Carl Martin Öhmann in Stockholm, später durch Paola Novikowa in New York, ausgebildet. 1950-51 war er in der Opernschule der Stockholmer Oper. Er debütierte 1951 an der Königlichen Oper von Stockholm als Chapelou in Adams »Der Postillon von Lonjumeau«. Es kam sehr schnell zur Entwicklung einer glänzenden internationalen Karriere. 1959 wirkte er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung von H, Sutermeisters »Der rote Stiefel« mit. 1953 Gastspiel an der Mailänder Scala als Don Ottavio im »Don Giovanni« und in der dortigen Premiere von »Trionfi« von Carl Orff. Hier sang er in weiterer Folge 1955 den Tamino in der »Zauberflöte«, 1958 in Beethovens Missa solemnis, 1966 den Faust von Gounod, 1969 und 1975 in Berlioz-Konzerten, 1974 den Don José in »Carmen« sowie 1976 mit dem Ensemble der Covent Garden Oper London die Titelpartie in »Benvenuto Cellini« von Berlioz; 1975, 1977 und 1993 gab er hier auch sehr erfolgreiche Liederabende. Es folgten Gastspiele in Turin und Rom und 1954 an der Grand Opéra Paris als Hüon im »Oberon« von Weber. An der Covent Garden Oper London sang er 1954 als Antrittspartie den Herzog im »Rigoletto«. Man bewunderte bei den Festspielen von Aix-en-Provence seinen Titelhelden in Glucks »Orfeo ed Euridice«, 1956 sang er dort in der klassischen Oper »Platée« von Rameau, 1954 den Vincent in den denkwürdigen Aufführungen von Gounods »Mireille« im Val d’enfer. Seit 1957 wirkte er bei den Salzburger Festspielen mit, wo man ihn 1957 als Belmonte in Mozarts »Entführung aus dem Serail«, 1958 als Anatol in »Vanessa« von Samuel Barber, 1959 als Ferrando in »Così fan tutte«, 1961 als italienischen Sänger im »Rosenkavalier« und als Don Ottavio, dazu in großen Konzertveranstaltungen (1959 in Beethovens Missa solemnis und 1961 in Bachs H-Moll-Messe) und in erfolgreichen Liederabenden (1959, 1961, 1969, 1971, 1974 und 1996) hörte sowie am 17.8.1957 in der Uraufführung der Neufassung von Liebermanns »Die Schule der Frauen« (als Horace). Regelmäßig war er an der Staatsoper von Wien zu Gast, an der er seit 1962 (Debüt als Tamino) bis 1977 in insgesamt 37 Vorstellungen auftrat, und zwar als italienischer Sänger im »Rosenkavalier«, als Herzog im »Rigoletto«, als Don Ottavio, als Faust von Gounod, als Rodolfo in »La Bohème«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera« und als Alfredo in »La Traviata«. 1967 gastierte er bei den Wiener Festwochen als Titelheld in »Orfeo ed Euridice« von J. Haydn zusammen mit Joan Sutherland. Auch an der Wiener Volksoper hat er gesungen (insgesamt 23 Vorstellungen). Hier debütierte er 1965 als Sou Chong in Lehárs »Das Land des Lächelns«. In der Saison 1989/90 gastierte er hier als Hoffmann. Außerdem wirkte er bei zwei Galakonzerten (1985 und 1986) mit und sang bei der Festvorstellung von »Die Fledermaus« zum 100-jährigen Bestehen der Volksoper zwei musikalische Einlagen. 1957 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittspartie: Faust von Gounod). Er sang dort länger als fünfzwanzig Jahre und wirkte am 15.1.1958 in der Uraufführung der Oper »Vanessa« von Samuel Barber in der Rolle des Anatol und 1964 in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »The Last Savage« von Menotti als Kodanda mit. Er hat an der Metropolitan Oper bis 1983 in 24 Spielzeiten 28 Partien in 367 Vorstellungen gesungen: den Don Ottavio, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, den Tamino, den Lenski im »Eugen Onegin«, den Des Grieux in Massenets »Manon«, den Barinkay im »Zigeunerbaron« von Johann Strauß, den Alfredo, den Admète in »Alceste« von Gluck, den Dimitrij im »Boris Godunow«, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Nemorino in »L’Elisir d’amore«, den Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, den Elvino in »La Sonnambula«, den Herzog in »Rigoletto«, den Don José, den Romeo in »Romeo et Juliette« von Gounod, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Rodolfo, den Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, den Arrigo in Verdis »I Vespri Siciliani«, den Riccardo, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Ernesto im »Don Pasquale« und den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«. Er trat auch an den Opern von Chicago (1970 als Alfredo) und San Francisco (1968 als Titelheld in Aubers »Fra Diavolo«, 1971 als italienischer Sänger im »Rosenkavalier« und als Des Grieux in Massenets »Manon«) auf. 1961 große Konzert-Tournee durch Nordamerika. 1966 sang er als erste Wagner-Partie in Stockholm den Lohengrin. 1968 an der Covent Garden Oper die Titelrolle in »Benvenuto Cellini« von Berlioz. 1980 Gastspiel am Bolschoi Theater Moskau. Seine Kariere dauerte sehr lange; einen seiner größten Erfolge hatte er in der Spielzeit 1985-86 an der Oper von Stockholm in der Partie des Gustavus (Gustaf III.) in Verdis »Un Ballo in maschera«; 1991 trat er am gleichen Haus als Christian in der vergessenen Oper »Gustaf Wasa« von Naumann auf. Als Konzertsänger setzte er seine Karriere bis in die neunziger Jahre mit anhaltenden Erfolgen fort. 1995 gab er einen sehr erfolgreichen Liederabend in Wien. 1997 trat er an der Londoner Covent Garden Oper in der Partie des Abdisu in »Palestrina« von Hans Pfitzner auf. Kurz vor seinem 75. Geburtstag gab er 2000 in Wien einen glanzvollen Liederabend mit Liedern von Duparc, Tschaikowsky, E. Grieg und Rachmaninoff. Seinen letzten Liederabend in Wien gab er im Juli 2001 an der Wiener Staatsoper. Er nahm seinen Wohnsitz in Morges im Schweizer Kanton Waadt. 1965 wurde er schwedischer Hofsänger, 1966 Mitglied der schwedischen Musikakademie, 1968 Dekoration mit dem Orden »Litteris et artibus«. 1977 veröffentlichte er seine Memoiren (»Gåvan är inte gratis«). Er starb 2017 in Tolochenaz (Schweiz). – Ausdrucksvolle, musikalisch glänzend geführte lyrisch-dramatische Tenorstimme, besonders erfolgreich in Mozart-Partien und im französischen Repertoire. Großer Konzert- und Liedersänger. Die Vielseitigkeit seines Repertoires ist nicht weniger zu bewundern wie die Intensität seiner Gestaltung all dieser sehr verschiedenen Aufgaben.
Lit: G. Storjohann: Nicolai Gedda (in »Opera«, 1966); Autobiographie »Mein Leben – meine Kunst« (in deutscher Übersetzung 1997).
Bei der Fülle von Schallplattenaufnahmen, die von der Stimme des Sängers vorhanden sind, (darunter viele vollständige Opern) kann hier nur ein annähernder Überblick gegeben werden. Zu nennen sind Aufnahmen auf HMV (»Hoffmanns Erzählungen«, »Boris Godunow«, »Der Barbier von Sevilla«, »Il Turco in Italia« von Rossini, »I Capuleti e i Montecchi« von Bellini, »La damnation de Faust« von Berlioz, »Faust« von Gounod, »Iwan Susanin« von Glinka, »Carmen«, »Les pêcheurs de perles« von Bizet, »Louise« von Charpentier, »Fra Diavolo« von Auber, »Manon« und »Thaïs« von Massenet, »Così fan tutte«, »Don Giovanni«, »Die Zauberflöte«, »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, »Rigoletto«, »Padmâvati« von Roussel, »Der Bettelstudent« von Millöcker, Matthäuspassion von J.S. Bach, Petite Messe solennelle von Rossini), auf Columbia (»La Bohème« und »Carmen« zusammen mit Maria Callas, »Werther« von Massenet, »Der Barbier von Bagdad« von Cornelius, »Der Rosenkavalier« und »Capriccio« von R. Strauss, »Faust« von Gounod, »Die Fledermaus«, »Die lustige Witwe«), auf Philips (»Così fan tutte«, »Benvenuto Cellini« von Berlioz), auf RCA (»Rigoletto«, »Vanessa« von S. Barber), auf Erato (»Krieg und Frieden« von Prokofjew), auf Ariola-Eurodisc (»I Puritani« von Bellini), auf DGG (Titelrolle in »Palestrina« von Hans Pfitzner), auf CBS (»Cendrillon« von Massenet), auf Pathé (»Platée« von Rameau, »Don Giovanni«, »Orfeo ed Euridice« von Gluck), auf HMV-Electrola (»Die Zwillingsbrüder« von Schubert, »Abu Hassan« von Weber, »Der Freischütz«, »Die Entführung aus dem Serail« und »Der Schauspieldirektor« von Mozart, »Der betrogene Kadi« von Gluck, »Undine« und »Zar und Zimmermann« von Lortzing), auf Melodya (Lieder), auf Orfeo (»Alceste« von Gluck; »Die Schule der Frauen« von Liebermann, Salzburg, 1957; Konzert, Hannover 1964), auf BJR (»Le Prophète« von Meyerbeer), auf Cetra Opera Live (»La clemenza di Tito« von Mozart), auf Gala (Admète in »Alceste« von Gluck, Metropolitan Oper New York 1961 mit Eileen Farrell), auf Virgin (»Gustaf Wasa« von Johann Gottlieb Naumann), auf Myto (»Idomeneo« von Mozart, Nemorino in »L’Elisir d’amore«, Theater an der Wien 1973), auf Sony (Lenski im »Eugen Onegin«, 1990 aufgenommen) und auf EMI (Mr. Triquet im »Eugen Onegin«, 1994 aufgenommen!). Hinzu kommen Arien- und Liedaufnahmen auf vielen Marken, Mitschnitte von Rundfunk- und Fernsehsendungen. (Nicolai Gedda soll der Sänger sein, von dem die meisten Schallplattenaufnahmen vorhanden sind).
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.nicolai-gedda.de/
12.7. Günter BALDAUF: 95. Geburtstag
Er studierte (wahrscheinlich) in München und begann seinen Bühnenlaufbahn 1950-51 mit einem Engagement am Stadttheater von Würzburg. 1951-54 sang er am Opernhaus von Nürnberg, 1954-62 am Gärtnerplatztheater in München, 1962-63 am Opernhaus von Wuppertal, 1965-67 nochmals am Gärtnerplatztheater. Zugleich bestanden Gastverträge mit dem Nationaltheater Mannheim (1956-60) und dem Opernhaus von Zürich (1960-62). Er lebte später in München, wo er noch zu Beginn der siebziger Jahre als Konzert- und Liedersänger auftrat. Bei den Bayreuther Festspielen wirkte er 1951 mit (einer der Knappen im »Parsifal«); er gastierte u.a. am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1953) und an der Berliner Staatsoper (1955). Zu seinen Bühnenrollen zählten der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Chapelou im »Postillon von Lunjumeau« von A. Adam, der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky und der Kaiser in »Le Rossignol« vom gleichen Komponisten. Er starb im Oktober 1991.
Schallplatten: Decca (»Parsifal«, Bayreuth 1951).
12.7. Albert LANCE: 95. Geburtstag
Gesangstudium am Adelaide College of Music bei Greta Callow. Er sang sechs Jahre lang an Kleinkunstbühnen und in Operettentheatern in seiner Heimat Australien. Er wurde dort schnell bekannt, vor allem durch seine Auftritte im australischen Rundfunk ABC als »The Australian Street-Singer« und als »The Voice of 2 Millions«. Er entschloss sich dann aber zu einer Opernkarriere. 1952 sang er in Sydney den Cavaradossi in »Tosca«, 1954 den Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen« in einer Gala-Vorstellung für Königin Elisabeth II. von England. Nach weiteren Studien seit 1954 bei Dominique Modesti in Paris sang er 1956 als erste Partie an der Opéra-Comique Paris den Cavaradossi. 1956-72 war er an der Grand Opéra Paris engagiert (Debüt als Faust von Gounod). Hier sang er u.a. 1959-60 den Don José in »Carmen« als Partner von Jane Rhodes, 1960 den Cavaradossi als Partner von Renata Tebaldi und 1962 in »Médée« von Cherubini zusammen mit Rita Gorr. Man hörte ihn in Paris auch als Rodolfo in »La Bohème«, als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Titelhelden im »Werther« von Massenet. 1958 Debüt an der Covent Garden Oper London als Herzog im »Rigoletto« (mit Joan Sutherland als Gilda) und als Riccardo in Verdis »Un Ballo in maschera«. 1965-66 sang er am Bolschoi Theater Moskau. Auch Gastspiele an den Opern von Bordeaux und Lyon, in Los Angeles, San Francisco (hier debütierte er am 18.9.1961 als Raymond Bardac in der Uraufführung der Oper »Blood Moon« von Norman Dello Joio; danach sang er hier bis 1962 auch noch den Dimitri im »Boris Godunow«, den Herzog im »Rigoletto«, den Riccardo und den Faust von Gounod), Philadelphia, an der Staatsoper von Wien (1964-65 als Don José und als Faust von Gounod), an den Opernhäusern von Leningrad und Kiew, in Buenos Aires und Rio de Janeiro. Er gastierte weiter in Belgien, in Portugal, in Spanien und in der Schweiz. An der Oper von Monte Carlo sang er 1963 den Werther, 1969 den Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, 1972 den Don José. In den Jahren 1972-76 war er Mitglied der Opéra du Rhin Straßburg. Er trat noch 1979 am Opernhaus von Tours auf. Weitere Bühnenpartien: Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, Canio im »Bajazzo«, Luigi in Puccinis »Il Tabarro«, Dick Johnson in dessen »La Fanciulla del West«, Erik in »Der fliegende Holländer«, Herodes in »Salome« von R. Strauss, Titelrolle in »Le Cid« von Massenet und Jean in »Hérodiade« vom gleichen Komponisten. Seit 1974 wirkte er als Pädagoge in Nizza. Neben seiner Karriere als Sänger betätigte er sich als begabter Kunstmaler. Er starb 2013 in Colomars (Frankreich)
Schallplatten: HMV (Arien von Massenet und Gounod), Columbia, Decca (vollständige Opern »Werther« von Massenet, »Madame Butterfly« und »Tosca« von Puccini) MRF (»Padmâvati« von Roussel, Mitschnitt der englischen konzertanten Erstaufführung der Oper im Coliseum Theatre in London, 1969), Philips, Véga (vollständige Oper »Tosca« mit Jane Rhodes), Bella Voce (Titelrolle im »Faust« von Gounod, Amsterdam 1972).
12.7. Yasushi AKUTAGAWA: 95. Geburtstag
Er war der dritte und letzte Sohn des Schriftstellers Akutagawa Ryunosuke und erlernte Kompositionslehre bei Hashimoto Kunihiko und Ifukube Akira an der Tokioter Musikschule (heute: Musikwissenschaftliches Institut der Universität). Zusammen mit seinen Freunden Dan Ikuma und Mayuzumi Toshiro gründete der die Gruppe Sannin no Kai („Gruppe der Drei“). Er betrat die Sowjetunion 1954 illegal, da Japan noch keine diplomatischen Beziehungen unterhielt, und gewann die Freundschaft von Schostakowitsch, Khachaturian und Kabalewski. Er war der einzige japanische Komponist, dessen Werke in der Sowjetunion offiziell veröffentlicht wurden. Seine Werke wurden beeinflusst von Strawinsky, Schostakowitsch und Prokofjew und Ifukube. Er war auch bekannt als Moderator von Fernsehshows. Als Erzieher widmete sich der Ausbildung des Amateurorchester Shin Kokyo Gakudan („Das Neue Symphonie Orchester“). Im Jahr 1978 wurde ihm in der Kategorie Beste Musik der Japanese Academy Award verliehen. Nach seinem Tod 1989 wurde im Jahr 1990 der Akutagawa-Kompositionspreis zu seinem Gedächtnis eingerichtet.
12.7. Kirsten FLAGSTAD : 125. Geburtstag
Sie war die Tochter des norwegischen Dirigenten Michael Flagstad (1869-1930) und der Pianistin Marie Flagstad-Johnsrud. Sie wurde durch die Pädagogin Ellen Schytte-Jacobsen in Oslo ausgebildet. Sie debütierte 1913 in Oslo als Nuri in »Tiefland« von d’Albert. Nach weiterem Studium bei Albert Westwang in Oslo und Gillis Bratt in Stockholm kam sie 1917 als Soubrette an das Mayol Theater in Oslo, wo sie hauptsächlich in Operetten sang. In den Jahren 1919-32 sang sie an skandinavischen Theatern Partien wie die Mimì in »La Bohème«, die Butterfly, die Tosca, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Aida, die 1. Dame in der »Zauberflöte«, die Micaela in »Carmen«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Nedda im »Bajazzo«, die Minnie in Puccinis »La Fanciulla del West«, die Magda in dessen »La Rondine«, die Agathe im »Freischütz« und die Titelrolle in »Euryanthe« von Weber, dazu eine Anzahl von Operettenrollen. 1921 unternahm sie eine Frankreich-Tournee, die keine besonderen Erfolge brachte. 1928-32 war sie am Stadttheater von Göteborg engagiert. 1932 gastierte sie in Berlin als Isolde, trug sich aber mit dem Gedanken, ihre Karriere aufzugeben. 1933 trat sie bei den Bayreuther Festspielen in kleinen Wagner-Partien (Ortlinde und 3. Norn im Nibelungenring) auf, hatte dann dort aber 1934 als Sieglinde in der »Walküre« und als Gutrune in der »Götterdämmerung« ihre ersten großen Erfolge. Darauf wurde sie an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, wo sie am 2.2.1935 ein sensationelles Debüt als Sieglinde hatte. Dieser Erfolg wiederholte sich einige Tage später, als sie die Partie der Isolde in »Tristan und Isolde« (mit Lauritz Melchior als Partner) vortrug. Mit einem Schlag galt sie als die bedeutendste Wagner-Interpretin ihrer Generation. In ihrer ersten New Yorker Saison sang sie neben der der Elsa im »Lohengrin« und der Elisabeth im »Tannhäuser« auch die Partien der Brünnhilde in der »Walküre« und in der »Götterdämmerung« und der Kundry im »Parsifal«, die bis dahin nicht in ihrem Repertoire enthalten waren. (Die Metropolitan Oper zahlte ihr eine Höchstgage von 1000 Dollar pro Abend, eine für damalige Verhältnisse riesige Summe). An der Metropolitan Oper eilte sie bis 1941 von Triumph zu Triumph. Außer den bereits erwähnten Partien sang sie hier auch die Leonore im »Fidelio«, die Senta in »Der fliegende Holländer« und die Brünnhilde im »Siegfried«. An der Oper von San Francisco gastierte sie 1935-40 und nach dem Zweiten Weltkrieg nochmals 1949-50 als Brünnhilde im Nibelungenring, als Isolde, als Leonore im »Fidelio«, als Elsa, als Sieglinde und als Kundry. 1936 trat sie erstmalig an der Covent Garden Oper London auf, und zwar als Isolde und als Brünnhilde. 1936 gastierte sie an der Staatsoper von Wien (als Isolde und als Brünnhilde im Nibelungenring). Man feierte sie an den Opernhäusern von Chicago (1937) und am Teatro Colón von Buenos Aires. 1941-45 lebte sie während des Zweiten Weltkrieges zurückgezogen in ihrer norwegischen Heimat; sie trat nur während einer Spielzeit 1942 als Gast am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich auf, wo sie die Leonore im »Fidelio«, die Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck und die Rezia im »Oberon« von Weber sang. Sie hatte 1930 (nach einer ersten Ehe mit Sigurd Hall) den Norweger Henry Johansen geheiratet. Dieser kollaborierte während der deutschen Besetzung Norwegens mit der Besatzungsmacht und starb 1946 im Gefängnis. Durch diese Vorgänge geriet die große Sängerin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Schwierigkeiten und wurde in ihrer Karriere behindert, indem man auch gegen sie den Vorwurf der Kollaboration erhob. 1947-48 unternahm sie dann aber wieder eine überaus erfolgreiche Nordamerika-Tournee. 1948 Gastspiel an der Grand Opéra Paris als Isolde. In den Jahren 1948-51 brachte sie an der Covent Garden Oper wieder ihre großen Wagner-Partien zum Vortrag, einschließlich der Isolde und der Kundry; am 30.6.1951 verabschiedete sie sich von ihrem Londoner Publikum in der Partie der Isolde. An der Mailänder Scala gastierte sie 1948 als Isolde, 1949-50 als Brünnhilde im Nibelungenring, 1952 mit einem Liederabend und 1953 in einem Wagner-Konzert. 1949-50 bewunderte man sie bei den Festspielen von Salzburg als Leonore im »Fidelio«, 1951 am Londoner Mermaid Theatre als Dido in »Dido und Aeneas« von Purcell. 1950 sang sie in London den Solopart in der Uraufführung der »Vier letzte Lieder« von Richard Strauss. 1951 gastierte sie bei den Festwochen von Zürich als Isolde. Seit 1951 hatte sie dann wieder eine große Karriere an der Metropolitan Oper. Einen letzten großen Erfolg hatte sie an der Metropolitan Oper, als sie sich dort am 1.4.1952 in der Rolle der Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck vom New Yorker Publikum verabschiedete. An diesem Haus hatte sie in neun Spielzeiten elf große Partien in insgesamt 260 Vorstellungen gesungen. 1955 nahm sie von der Bühne Abschied; 1957 gab sie nochmals in London ein Konzert, bei dem sie im norwegischen Kostüm Lieder von Edvard Grieg vortrug. 1958-60 war sie Direktorin des Opernhauses von Oslo. Ihre jüngere Schwester Karen-Marie Flagstad (1904-92) war unter dem Künstlernamen Marie Cerhal eine erfolgreiche Konzert- und Opernsopranistin. Kirsten Flagstad gab ihre Selbstbiographie unter dem Titel »The Flagstad Manuscript« (London, 1952) heraus. Sie starb 1962 in Oslo. – Eine der schönsten Stimmen des 20. Jahrhunderts, in der sich eine dunkle, satte Klangfülle mit einer aristokratischen Größe des künstlerischen Ausdrucks und unfehlbarer Gesangstechnik verband.
Weitere Literatur: B. Miles: Kirsten Flagstad (in »Opera«, 1950); J. Dennis: Kirsten Flagstad (in »Record Collector«, 1952); E. McArthur: »Flagstad. A Personal Memoir« (New York, 1965); A. Rein: »Kirsten Flagstad« (Oslo, 1968); H. Vogt: »Flagstad« (London, 1987).
Schallplatten: erste akustische Aufnahmen auf Odeon; elektrische auf HMV (vollständige Aufnahme »Tristan und Isolde« unter Furtwängler sowie »Dido and Aeneas«), RCA (Wagner-Szenen, norwegische Lieder) und Decca (vollständige Opern »Das Rheingold«, »Die Walküre«, »Götterdämmerung«, »Alceste«, Wesendonck-Lieder von R. Wagner, Lieder norwegischer Komponisten); auf Bruno Walter Society als Brünnhilde im vollständigen »Ring des Nibelungen«, auf Accord als Leonore im »Fidelio« (Aufnahme aus der Metropolitan Oper von 1941), auf Fonit Cetra als Brünnhilde in der »Walküre« (Scala, 1950), auf Melodram als Isolde in »Tristan und Isolde« (Covent Garden Oper, 1937), auf Cetra »Vier letzte Lieder« von Richard Strauss, auf EMI Leonore im »Fidelio«, Salzburg 1950. Mit Sicherheit existieren weitere Mitschnitte von Opernaufführungen.
13.7. Jean-Pierre JACQUILLAT: 85. Geburtstag
Er gewann nach seiner Ausbildung am Pariser Konservatorium 1. Preise für Harmonielehre, Schlagzeug und Klavier und begann 1967 als assistierender Dirigent beim Orchestre de Paris, stieg dort ein Jahr später zum Dirigenten auf und unternahm Tourneen durch die Sowjetunion, die USA, Kanada und Mexiko. 1970 wurde er zum ständigen Dirigenten und Musikdirektor des Angers Philharmonic Orchestra berufen. Ab 1971 war er Dirigent der Oper in Lyon und des Philharmonieorchesters Rhône-Alpes, ab 1975 Ständiger Dirigent und Musikalischer Berater beim Orchestre Lamoureux in Paris (bis 1978). Daneben wirkte er bei Festspielen und an verschiedenen Opernhäusern. Er starb 1986 bei einem Autounfall.
15.7. John ARAB: 90. Geburtstag
Er war der Sohn libanesischer Eltern, die nach Kanada eingewandert waren. Er begann seine Sängerlaufbahn als Solist im Chor der Kathedrale von Halifax. 1950-53 studierte er am Maritime Conservatory von Halifax, dann seit 1954 am Royal Conservatory von Toronto, wo er Schüler von Ernesto Vinci war sowie bis 1966 am Banff Conservatory. Auf der Opernbühne debütierte er 1958 bei der Canadian Opera Company Toronto als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Er sang dort bis 1971 u.a. den Rodolfo in »La Bohème«, den Cassio im »Otello« von Verdi, den Alfredo in »La Traviata«, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Alfred in der »Fledermaus« und den Malcolm in Verdis »Macbeth«. Von noch größerer Bedeutung war seine Tätigkeit als Konzertsänger, vor allem als Solist in Oratorien und in religiösen Vokalwerken. Seit 1954 gehörte er als ständiger Solist dem St. Michael’s Choir an. 1977-95 lehrte er am Toronto Catholic District Board. Er setzte auch nach 1995 sein Wirken im Konzertsaal und im St. Michael’s Choir fort. Er starb nach einer langwierigen, unheilbaren Krankheit 2000 in Toronto. Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Kathleen Ruddell.
15.7. Fred DE PETRI: 125. Geburtstag
Nachdem er sein Gesangstudium in Basel beendet hatte, begann er 1920 seine Tätigkeit beim Theater als Chorist am Stadttheater von Basel. 1922 wurde er als Solist in das Ensemble aufgenommen, dem er bis 1929 angehörte. 1934-36 war er am Stadttheater von Zürich, 1936-41 am Theater von Danzig, 1941-44 am Opernhaus von Graz engagiert. 1944 folgte er einem erneuten Ruf an das Stadttheater von Basel, an dem er jetzt bis zu seinem Tod 1947 auftrat. Sein Bühnenrepertoire war vielgestaltig und enthielt Partien wie den Commendatore im »Don Giovanni«, den Rocco im »Fidelio«, den Kardinal in »La Juive« von Halévy, den Monterone im »Rigoletto«, den Ferrando im »Troubadour«, den Kaspar im »Freischütz«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Abimelech in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, den Schtschelkalow im »Boris Godunow«, den Wagner im »Faust« von Gounod, den Tannengreis im »Christelflein« von Hans Pfitzner und den Tobias Kälble in »Die Schneider von Schönau« von Jan Brandts-Buys. Am Stadttheater von Zürich sang er 1936 in der Uraufführung der Oper »Rossini in Neapel« von B. Paumgartner, in Basel in den Uraufführungen von »Peter Sukoff« von Wendland (1921), »Der tote Gast« von J. Berr (1923), »Der unsichtbare Weg« von L. Malatesta (1946) und in der deutschsprachigen Erstaufführung von Benjamin Brittens »Peter Grimes« (1946). Er wirkte am Theater von Basel auch in den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Hin und zurück« von P. Hindemith (Spielzeit 1927-28 als Krankenwärter), »Jenufa« von Janácek (1925-26 als Dorfrichter), »Die schweigsame Frau« von R. Strauss (1935-36 als Farfallo) und »Meister Andrea« von Felix von Weingartner (1928-29 als Cipriano), am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich in der von Zemlinskys »Kleider machen Leute« (1935-36 als Wirt) mit. Der Sänger, dessen eigentlicher Name Fritz Depetris war, ist auch unter dem Namen Manfred Petri aufgetreten.
15.7. Oreste LUPPI: 150. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium der Stadt Rom und debütierte 1892 am Theater von Foligno als Silva in Verdis »Ernani«. Er hatte dann an den großen italienischen Operntheatern eine bedeutende Karriere und sang u.a. am Teatro Costanzi Rom, am Teatro Regio Turin, in Florenz und Venedig. An der Mailänder Scala sang er als erste Partie 1899 den Lodovico im »Otello« von Verdi, dann 1900 den König Heinrich im »Lohengrin« und den Gremin in der Premiere von Tschaikowskys »Eugen Onegin«, 1901 den Colline in »La Bohème«. 1900 sang er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Anton« von Cesare Galeotti; am 17.1.1901 wirkte er dort in einer der sechs gleichzeitigen (und ausnahmslos erfolglosen) Uraufführungen der Oper »Le Maschere« von Mascagni mit, am 22.1.1903 in der Uraufführung der Oper »Oceana« von Antonio Smareglia. Er trat als Gast am Teatro San Carlos Lissabon (1902 als Ariofarne in »Ero e Leandro« von Mancinelli, 1908 als Geist des Vaters in »Hamlet« von A. Thomas), am Teatro San Carlo Neapel (1911 als Ramfis in »Aida« und als Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli), am Teatro Real Madrid (1913 als König Marke in »Tristan und Isolde«), am Teatro Carlo Felice Genua (1897 als Don Diego in »Le Cid« von Massenet), am Teatro Bellini Catania (1919 als Don Gurito in »Ruy Blas« von Marchetti), am Teatro Massimo Palermo (1908) und am Teatro Lirico in Mailand (1919 in »Marion Delorme« von Ponchielli) auf. 1907 gastierte er an der Londoner Covent Garden Oper als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Colline und als Leporello im »Don Giovanni«. Sehr beliebt war er in Südamerika, wo er namentlich am Teatro Colón Buenos Aires große Erfolge hatte. Bei den Festspielen in der Arena von Verona wirkte er 1919 als Ruben in »Il Figliuol prodigo« von Ponchielli mit. Nach Abschluss seiner Karriere arbeitete er als Pädagoge in Mailand. Er lebte zuletzt in der von Verdi gegründeten Casa di riposo in Mailand, wo er 1962 starb.
Von seiner groß dimensionierten Bass-Stimme sind zahlreiche Schallplatten der Marke Fonotipia (Mailand, 1905-06) und zwei Odeon-Platten vorhanden.
16.7. Ivo JIRÁSEK: 100. Geburtstag
Biographie des tschechischen Komponisten auf Englisch: http://www.musicbase.cz/composers/373-jirasek-ivo/
16.7. Emmy BETTENDORF: 125. Geburtstag
Studium in Frankfurt. Bühnendebüt 1914 an der Oper von Frankfurt a.M. in »Das Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer; sie sang bis 1916 in Frankfurt, 1916-20 in Schwerin, dann 1920-24 an der Berliner Staatsoper (u.a. die Elsa im »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Desdemona in Verdis »Otello«, auch die Ariadne in »Ariadne auf Naxos« und die Marschallin im »Rosenkavalier« unter Leitung des Komponisten Richard Strauss), seit 1924 an der Städtischen Oper Berlin. Gastspiele mit Bronsgeest’s Wanderoper in Holland, in Madrid und Barcelona sowie an deutschen Bühnen. Ihre großen Bühnenrollen waren die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore im »Troubadour«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Myrtocle in »Die toten Augen« von d‘Albert, die Agathe im »Freischütz«, die Brünnhilde im »Siegfried«, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Tosca, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Elisabeth im »Tannhäuser«, und die Donna Anna im »Don Giovanni«. Nach einer Erkrankung 1928 gab sie ihre Bühnenkarriere auf und widmete sich jetzt hauptsächlich dem Konzertgesang und der Schallplatte. Als Schallplatten-Sängerin erwarb sie in den dreißiger Jahren in Deutschland größte Popularität; 1930 wirkte sie in dem Tonfilm »Liebeswalzer« mit. Bis etwa 1934 trat die Sängerin durch ihre Schallplatten an die Öffentlichkeit; dann gab sie nur noch vereinzelt Konzerte. Nachdem sie 1931 geheiratet hatte, lebte sie in Österreich. Als sie 1938 ihren Gatten verlor, geriet sie in wirtschaftliche Not und musste sich durch Konzerte, die sie im Zweiten Weltkrieg vor deutschen Soldaten in Polen, Russland und Griechenland gab, ihren Lebensunterhalt verdienen. Ihr letztes derartiges Konzert fand 1944 in Albanien statt. Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges lebte sie in Garmisch, wo sie schließlich eine Fremdenpension betrieb. Auf Intervention des berühmten Bassisten Michael Bohnen wurde sie 1947 Dozentin an der Musikhochschule Berlin, an der sie bis 1952 unterrichtete. Krank und vereinsamt verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre in Berlin, wo sie 1963 starb.
Lit: D. White: Emmy Bettendorf (in »Record Collector«, 1963-64).
Die schöne Stimme von Emmy Bettendorf ist in einem weitläufigen Repertoire durch ihre Schallplatten überliefert. Von ihr existieren akustische Odeon-Platten (Berlin 1922, darunter ein Duett mit Richard Tauber), viele weitere Aufnahmen auf Vox, Homochord, Polydor und zumal auf Parlophon.
17.7. Edeltraud BLANKE: 85. Geburtstag
Eigentlich Edeltraud Düsterwald; sie erhielt ihre Ausbildung an der Musikhochschule Berlin und war Schülerin von Margarethe Bärwinkel. Sie hatte ihr erstes Engagement 1962-65 am Opernhaus von Köln und sang dann 1965-68 am Stadttheater von Münster (Westfalen), wo sie als Antrittsrolle die Arabella in der gleichnamigen Richard Strauss-Oper vortrug. 1968-72 war sie am Landestheater von Innsbruck engagiert, 1970-74 am Stadttheater von Aachen, 1973-75 am Nationaltheater von Mannheim. Sie schloss dann Gastverträge mit verschiedenen deutschen Theatern ab, u.a. mit den Stadttheatern von Aachen und Krefeld, mit dem Landestheater Innsbruck und für die Spielzeit 1976-77 mit dem Opernhaus von Nürnberg. Sie trat gastweise an der Berliner Staatsoper (1973-85), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Dortmund und Kassel, in Hannover, Frankfurt a.M. und Wiesbaden, und am Opernhaus von Bordeaux auf. Sie sang vor allem Partien aus dem lyrisch-dramatischen Fach: die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Agathe im »Freischütz«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Mimi in Puccinis »La Bohème«, die Titelheldin in dessen »Manon Lescaut«, die Butterfly, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore im »Troubadour«, die Alice Ford im »Falstaff«, die Giulietta in Offenbachs Oper »Hoffmanns Erzählungen«, die Tosca, die Lucille in »Dantons Tod« von G. von Einem, die Penelope in »Gloriana« von Benjamin Britten, die Tochter in »Cardillac« von Hindemith und eine Anzahl von Wagner-Rollen (Senta in »Der fliegende Holländer«, Elisabeth in »Tannhäuser«, Elsa in »Lohengrin«, Eva, in »Die Meistersinger von Nürnberg«). Dazu als Konzertsängerin bekannt geworden. Sie starb im Mai 2009.
17.7. Claudine PERRET: 85. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung durch Roger Boss am Konservatorium von Neuchâtel, dann 1959-65 in Wien an der Musikakademie durch Elisabeth Rado, Alexander Kolo, Robert Schollum und Erika Rokyta sowie durch Lilly Verra. Als Opernsängerin gab sie Gastspiele am Stadttheater von Bern (Pompeio in »Giulio Cesare« von Händel, Annina im »Rosenkavalier«), am Städtebundtheater Biel-Solothurn und Lissabon. Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit war jedoch ihr Wirken als Konzertsängerin. Hier brachte sie Solo-Partien in Oratorien (J.S. Bach, Händel, Beethoven, Mozart, Mendelssohn, Frank Martin) und eine Vielzahl von Liedern zum Vortrag. 1968-73 war sie Solistin des Ensemble Vocal de Lausanne. Konzerttourneen führten sie nach Belgien, Österreich, Frankreich, Italien und Südafrika. Seit 1970 wirkte sie als Pädagogin in Lausanne, wo sie 1986 starb.
Schallplatten: Erato (Hohe Messe, Magnificat und Kantaten von J.S. Bach, Magnificat von Monteverdi, »De Profundis« von de Lalande, Psalmen von Marcello), Mondiodisc (9. Sinfonie von Beethoven), VDE-Gallo (»De Profundis« von J. Perrin), Bärenreiter-Verlag (»Miracles de l’Enfance« von A. Moeschinger).
17.7. Ludvík Vítězslav ČELANSKÝ: 150. Geburtstag
Er studierte 1892-94 am Prager Konservatorium und wirkte als Theaterkapellmeister in Pilsen (1895), Zagreb (1898) und am Nationaltheater in Prag (1899–1900). Dann war er Dirigent in Lemberg, Kiew und Paris, dirigierte 1918-19 die Tschechische Nationalphilharmonie und wirkte schließlich in Brünn. Alfred Einstein bezeichnete ihn als einen der besten tschechischen Dirigenten. Čelanský komponierte die sinfonische Trilogie Adam-Noe-Mojzis, eine Oper (Kamila), ein Te Deum und die sinfonische Dichtung Hymne an die Sonne. Stilistisch ist er der Spätromantik zuzuordnen. Er starb 1931 in Prag.
18.7. Emil MŁYNARSKI: 150. Geburtstag
Er studierte ab dem Alter von zehn Jahren am Sankt Petersburger Konservatorium Violine bei Leopold von Auer, Komposition bei Anatoli Ljadow und Instrumentation bei Nikolai Rimski-Korssakow. Nach dem Studienabschluss 1889 konzertierte er als Violinsolist in verschiedenen europäischen Städten. 1894-97 unterrichtete er an der Musikschule der Kaiserlichen Musikgesellschaft in Odessa. 1898 kehrte er nach Polen zurück, dirigierte am Warschauer Teatr Wielki und rief die ersten Sinfoniekonzerte des Opernorchesters ins Leben. 1901 leitete er das erste Konzert der neueröffneten Warschauer Philharmonie. 1904-07 und 1919-22 wirkte er als Direktor des Warschauer Konservatoriums. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Pjotr Stoljarski, Paul Kletzki, Kazimierz Wilkomirski, Feliks Rybicki, Zbigniew Dymmek und Faustyn Kulczycki. Młynarski fungierte außerdem 1919-29 als Direktor der Warschauer Oper, wo er unter anderem die Uraufführungen der Opern Hagith und König Roger von Karol Szymanowski verantwortete. Als Dirigent arbeitete Młynarski auch mit verschiedenen Orchestern und Institutionen außerhalb Polens, so 1910-16 mit dem Scottish Orchestra, 1914-17 am Bolschoi-Theater in Moskau und 1929-31 am Curtis Institute of Music in Philadelphia. Gesundheitliche Gründe veranlassten Młynarski 1931 zur Rückkehr nach Polen, wo er neben anderen das Polnische Radiosinfonieorchester dirigierte und 1932/33 erneut als Direktor der Warschauer Oper wirkte. Als Komponist schuf Emil Młynarski unter anderem 2 Violinkonzerte (D-Moll op. 11, 1897; D-Dur op. 16, 1914–17), eine Sinfonie (F-Dur op. 14, 1910, Polonia) sowie Kammermusik. Er starb 1935 in Warschau.
18.7. Giovanni Battista BONONCINI: 350. Geburtstag
Er war der Sohn des Kirchenmusikers Giovanni Maria Bononcini aus Modena. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er durch seinen Vater. Als dieser 1678 starb, wurde er in Bologna Schüler von Giovanni Paolo Colonna und von Giorgio Buoni, von dem er Cellounterricht erhielt. In Bologna konnte Bononcini auch seine frühen Werke veröffentlichen. Ab 1688 bekleidete Bononcini das Amt eines Kirchenmusikers in Bologna. Dort machte er auch die Bekanntschaft mit dem berühmten Librettisten Silvio Stampiglia. In Zusammenarbeit mit Stampiglia entstanden in den Jahren 1692 bis 1696 fünf Opern, darunter Il Trionfo di Camilla, regina de‘ Volsci, die am 27. Dezember 1696 mit der berühmten Vittoria Tarquini in der Titelrolle und dem berühmten Kastraten Domenico Cecchi „il Cortona“ am Teatro San Bartolomeo in Neapel uraufgeführt wurde und Bononcinis eigentlichen Durchbruch und wohl größten Erfolg als Opernkomponist darstellte. Von 1692 an hielt sich Bononcini in Rom auf und reiste 1696 über Venedig nach Wien. Dort wurde er Mitglied der Hofkapelle Kaiser Leopolds I., wo er auch als Komponist Erfolg hatte. Dazwischen hielt er sich auch in Berlin auf, wo er im Frühling 1702 mit großem Erfolg die Uraufführung seiner Oper Polifemo erlebte. Spätestens 1706 war Bononcini als Komponist etabliert. Bis 1711 dauerte noch sein Engagement am kaiserlichen Hof. Anschließend unternahm er längere Studienreisen, unter anderem nach Venedig und Rom. Von dort aus engagierte ihn 1720 (zusammen mit Georg Friedrich Händel) das italienische Opernhaus in London. Bononcinis Werke waren denen Händels durchaus ebenbürtig und das Komponieren der beiden Musiker geriet streckenweise zu einem Wettkampf. Die Konzerte, die Bononcini oft als Solist mit dem Violoncello bestritt, waren bei der Londoner Aristokratie hochgeschätzt; die Familie Marlborough beschäftigte ihn einige Zeit als Hausmusiker. 1720-24 war Bononcini Mitglied der Royal Academy of Music in London. Am 6. Mai 1727 erlebte seine Oper Astianatte die Uraufführung am King’s Theatre in London. Bei der letzten Aufführung, am 6. Juni 1727 kam es zu dem (heute noch bekannten) Streit zwischen den berühmten Primadonnen Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni. Um die Jahreswende 1727/28 kam es zu einem Skandal in London, als Bononcini das Madrigal In una siepe ombrosa als seine eigene Schöpfung ausgab. Tatsächlich aber stammte es von Antonio Lotti, der es als Teil seiner Duetti, terzetti e madrigali veröffentlicht hatte. Von da an bekam Bononcini als „unerwünschte Person“ keine Aufträge mehr und verlor auch seine Mitgliedschaften. Durch diese Plagiatsaffaire gezwungen, ging Bononcini nach Paris und komponierte 1733 für das „Concert Spirituel“. 1735 weilte er für ein Jahr in Lissabon. 1737 verlor er bei dubiosen Spekulationen viel Geld und musste sich zeitweilig seinen Lebensunterhalt als Kopist verdienen. Später wandte er sich an den Hof nach Wien, erhielt ab 1741 von Kaiserin Maria Theresia eine Pension. Seine letzte bekannte Komposition ist das durch die Kaiserin in Auftrag gegebene Te Deum von 1741. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Bononcini in Wien, wo er 1747, 9 Tage vor Vollendung seines 77. Lebensjahres, verstarb.
19.7. Graeme MATHESON-BRUCE: 75. Geburtstag
Gesangstudium 1965-69 an der Royal Scottish Academy of Music, 1969-70 am Royal Manchester College und 1973-74 im Opera Centre London, schließlich noch bei Hans Hotter in München. Er debütierte 1973 bei der Sadler’s Wells Opera London als Dr. Blind in der »Fledermaus«; seit 1974 trat er in vielen Partien bei der English National Opera London auf. Er sang 1975 im Chor der Glyndebourne Touring Opera Company und 1975-76 im Chor des Glyndebourne Festivals, wo man ihn auch mit kleinen Solorollen betraute (1975 als Mücke in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, 1976 als Wirt in Verdis »Falstaff«, 1992 als Tschekalinsky in »Pique Dame« von Tschaikowsky). Auch bei der Glyndebourne Touring Opera Company übertrug man ihm schon früh Solopartien (1975 Sellem in Strawinskys »The Rake‘s Progress«, 1976-77 Dr. Cajus in Verdis »Falstaff«, 1977 Hahn in Janáceks »Das schlaue Füchslein«). Den Sellem sang er auch 1977 bei einem Gastspiel mit dem Glyndebourner Ensemble in Angers. 1975 sang er bei der Opera North Leeds in »Fürst Igor« von Borodin. 1980 hatte er an der Londoner Covent Garden Oper einen überzeugenden Erfolg als Lohengrin. Er nahm mehr und mehr heldische Tenorpartien in sein Repertoire auf. 1981 sang er bei der Abbey Opera die Titelrolle in der englischen Erstaufführung der Oper »Palestrina« von Hans Pfitzner, 1985 bei der English National Opera die Titelpartie in der Erstaufführung von »Akhnaten« von Philip Glass. Er gastierte in Paris (als Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky) wie in Brüssel (Titelrolle in »Peter Grimes« von B. Britten, europäische Erstaufführung der Oper »The Hero« von Menotti). 1983 am Stadttheater von Bremen als Macduff in Verdis »Macbeth« zu Gast; er gastierte an den Theatern von Klagenfurt (als Don José in »Carmen«) und Koblenz. 1985 hatte er einen seiner größten Erfolge, als er bei der English National Opera den Florestan im »Fidelio« sang. 1986-88 Mitglied des Staatstheaters Darmstadt. Hier sang er u.a. den Werther von Massenet, den Don José, den Radames in »Aida«, den Peter Grimes, den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra« und den Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky. 1988 trat er an der Oper von Nantes als Otello von Verdi auf. USA-Debüt an der Oper von Houston/Texas, an der er 1988 einen besonderen Erfolg als Herodes in »Salome« von R. Strauss hatte; 1987 Gastspiel in San Diego als Florestan, 1989 in der gleichen Partie an der Oper von Seattle. 1991 trat er bei der English National Opera als Prinz in »Rusalka« von Dvorák, 1990 in Pittsburgh als Bob Boles in »Peter Grimes« von B. Britten, ebenfalls 1990 in Darmstadt als Sergej in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch und 1991 an der Oper von Antwerpen als Erik in »Der fliegende Holländer« auf. Bei der English National Opera London wirkte er 1990 in der Uraufführung der Oper »Clarissa« von Robin Holloway als Lovelace, 1992 in der Uraufführung der Oper »Bakxai« von John Buller als Pentheus mit. Auch als Konzertsolist hatte er große Erfolge, u.a. in Händels »Messiah«, in Gustav Mahlers »Das klagende Lied«, in Beethovens 9. Sinfonie und in Schönbergs »Gurrelieder«. Er starb 1994 in London.
Schallplatten: Mitschnitt einer Rundfunksendung von Menottis »The Hero«.
19.7. Gerd ALBRECHT: 85. Geburtstag
Er wurde in Essen als Sohn des Musikwissenschaftlers Hans Albrecht (1902–61) und einer Pianistin geboren. Nach Studienjahren in Kiel und in Hamburg bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg gewann Gerd Albrecht als 22-Jähriger den Ersten Preis beim Concours international de jeunes chefs d’orchestre de Besançon. Er entschied sich nicht für den schnellen Karriereweg, sondern begann 1958 als Assistent an der Stuttgarter Oper. 1961 wurde er aber schon 1. Kapellmeister in Mainz und 1963 jüngster Generalmusikdirektor (GMD) Deutschlands in Lübeck. 1966 ging er für sechs Jahre als GMD nach Kassel und führte Erklärkonzerte für Kinder und Jugendliche ein. Er übernahm 1972 als Ständiger Dirigent die musikalische Oberleitung der Deutschen Oper in Berlin. 1975-80 leitete er das Tonhalle-Orchester Zürich, danach arbeitete er acht Jahre lang frei in den wichtigsten Musikzentren der Welt. 1988-97 war Albrecht Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters in Hamburg. 1993-96 war er als erster Ausländer Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie in Prag, wo es zu erheblichen Spannungen kam. 1998 leitete er das Dänische Radio-Sinfonieorchester Kopenhagen. Zudem leitete er das Bundesjugendorchester. Albrechts Schwerpunkte lagen in der Musik der Romantik, wobei er auch selten gespielte Werke aus dieser Epoche aufführte. Viele seiner zahlreichen Schallplatteneinspielungen wurden preisgekrönt. Daneben setzte er sich intensiv, auch im Fernsehen mit seinen Gesprächskonzerten, für die Neue Musik ein. In seiner Hamburger Zeit, jedoch oft nicht mit ihm als Dirigenten, wurden Werke von Wolfgang Fortner, György Ligeti, Wolfgang Rihm, Hans Werner Henze und Aribert Reimann uraufgeführt, außerdem Alfred Schnittkes Historia von D. Johannes Faustus, Alexander Zemlinskys Der König Kandaules, Rolf Liebermanns Freispruch für Medea und Helmut Lachenmanns Mädchen mit den Schwefelhölzern. Auftragswerke vergab er u. a. an Krzysztof Penderecki. Er führte Werke von Hans Krása, Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff auf, die vom Nationalsozialismus verfemt worden waren, und lud Robert Wilson ein, in Hamburg Wagners Parsifal zu inszenieren. Albrecht setzte sich sehr dafür ein, junge Menschen für die Musik zu begeistern; in zahlreichen Fernsehsendungen erläuterte und dirigierte er vor jugendlichem Publikum. 1974 erhielt er dafür den Adolf-Grimme-Preis. In der Reihe „Klassik für Kinder“ erklärte er Kindern klassische Werke wie etwa Die Moldau, Peter und der Wolf oder Der Zauberlehrling. 1989 gründete Albrecht die Hamburger Jugendmusikstiftung und Klingende Museen in Hamburg und Berlin. 1984 wurde er mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Albrecht war seit 1994 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und der Freien Akademie der Künste im Hamburg. Gerd Albrecht starb im Februar 2014 nach langer Krankheit in Berlin. Er ist im Burgenland begraben.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.gerd-albrecht.com/
19.7. Paul BRUGGMANN: 90. Geburtstag
Er wurde am Konservatorium von Zürich durch Sylvia Gähwiller und Willy Ferenz ausgebildet, studierte dort auch bei Johannes Fuchs und am Mozarteum in Salzburg. 1958-60 gehörte er zum Ensemble des Städtebundtheaters Biel-Solothurn und gastierte dann am Theater von St. Gallen und an der Zürcher Kammeroper. 1964 gründete er die Aargauer Oper, die 1974 in »Schweizer Gastspiel-Oper« umbenannt wurde, und die er als Direktor leitete. Gleichzeitig wirkte er jedoch bei dieser Wanderoper als Sänger und als Regisseur. Seit ihrer Gründung unternahm die Truppe große Tourneen in der Schweiz, in Deutschland und Holland. Von den Partien, die Paul Bruggmann dabei sang, seien der Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Uberto in »La Serva padrona« von Pergolesi, der Don Pasquale von Donizetti, der Dulcamara in »L’Elisir d’amore«, der Mustafà in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, der Bartolo im »Barbier von Sevilla«, der Don Geronio in »Il Turco in Italia« wie der Martino in »L’Occasione fa il ladro« von Rossini, der Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Kaspar im »Freischütz«, der Baculus im »Wildschütz«, der van Bett in »Zar und Zimmermann« und der Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing genannt. Als Konzertsänger kam er zu erfolgreichen Auftritten nicht nur in den Zentren des Schweizer Musiklebens sondern auch in Paris, Salzburg, Tel Aviv, Haifa und Jerusalem, und zwar sowohl als Solist in Oratorien und religiösen Musikwerken wie auch als Liedersänger. Auch Rundfunksendungen über die Sender Zürich, Saarbrücken, Paris und Jerusalem. Er starb 2017 in Unterlunkhofen.
19.7. Aldo PROTTI: 100. Geburtstag
Zuerst Arbeiter in einem Marmorwerk, dann als Maschinist bei der Italienischen Eisenbahn beschäftigt. Nach der Entdeckung seiner Stimme wurde diese am Konservatorium von Parma ausgebildet, wo er u.a. Schüler des bekannten Baritons Mario Basiola war. Er debütierte 1948 am italienischen Rundfunk; im gleichen Jahr erfolgte sein Bühnendebüt am Teatro Pergolesi von Jesi und am Teatro Rossini von Pesaro als Figaro im »Barbier von Sevilla«. 1948 und 1951 kam es zu erfolgreichen Auftritten am Theater von Livorno, 1949 in Triest und 1950 in Mantua als Amonasro in »Aida«, 1951 am Teatro Massimo Palermo in Verdis »La forza del destino«, ebenfalls 1951 am Teatro San Carlo Neapel als Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, 1953 an der Oper von Monte Carlo als Rigoletto. Bereits 1950 debütierte er als Amonasro an der Mailänder Scala, wo er dann auch 1954 und 1962-63 den Rigoletto, 1955 den Gérard und den Titelhelden in Verdis »Simon Boccanegra«, 1955, 1957 und 1961 den Don Carlo in »La forza del destino«, 1956 den Germont-père in »La Traviata«, 1956-57 den Tonio im »Bajazzo«, 1960 den Escamillo in »Carmen«, 1963 den Grafen Luna im »Troubadour« und nochmals den Amonasro gesungen hat. In der Folgezeit trat er an allen großen italienischen Opernbühnen, vor allem an der Oper von Rom, auf und gab an der Pariser Grand Opéra, in Spanien und in der Schweiz Gastspiele. In der Arena von Verona sang er 1950, 1952-56, 1961 und 1974, mit besonderem Erfolg aber 1959 den Don Carlo in »La forza del destino«. 1957 debütierte er als Amonasro an der Wiener Staatsoper, an der er dann bis 1973 regelmäßig gastierte (als Rigoletto, als Jago in Verdis »Otello«, als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, als Tonio, als Alfio in »Cavalleria rusticana«, als Germont-père, als Scarpia in »Tosca«, als Escamillo, als Marcello in Puccinis »La Bohème«, als Don Carlo in »La forza del destino«, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Gérard und als Graf Luna). Er gastierte am Théâtre de la Monnaie von Brüssel, an den Opern von Marseille, Bordeaux, Lüttich, Lyon, Nizza und Monte Carlo, an der Deutschen Oper Berlin, an den Staatsopern von München und Stuttgart, in Frankfurt a.M., Hannover, Nürnberg und Kassel, an der Nationaloper Budapest, an den Opern von Tokio und Mexico City, in Zürich (1977-78 als Rigoletto und als Simon Boccanegra), Basel, Johannesburg, Lissabon, am Teatro Colón Buenos Aires (1962 als Posa) und 1974 in Holland. An der Metropolitan Oper New York trat er nur 1985 als Rigoletto auf. Als letzte Partie sang er 1991 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom den Amonasro. Er nahm mehrfach an Aufführungen von Opern teil, die in Vergessenheit geraten waren, darunter »Fernando Cortez« von Spontini (Neapel 1951), »Aroldo« von Verdi (Florenz 1953), »L’Africaine« von Meyerbeer (Neapel 1963), »Parisina« von Mascagni (Rom 1979), »L’Abisso« von Smareglia (Triest 1979) und sang am Italienischen Rundfunk RAI in der italienischen Erstaufführung der Oper »Dantons Tod« von G. von Einem. Er starb 1995 in Cremona. Er war verheiratet mit der japanischen Sopranistin Masako Tanaka. – Bariton von ungewöhnlicher Tonfülle, insbesonders als Verdi-Interpret bekannt.
Lit: L. Soriani Cucchi & D. Rubbioli: Aldo Protti, Un Baritono Fatto Così.
Von ihm sind sehr viele Aufnahmen bei Philips (»Cavalleria rusticana«), vor allem jedoch bei Decca (»Pagliacci«, »Cavalleria rusticana«, »Aida«, »Otello«, »Rigoletto«, »La Traviata«) erschienen. Auf HRE kam die vollständige Oper »Fernando Cortez« von Spontini heraus, auf Colosseum »L’Arlesiana« von Cilea, auf Melodram »La forza del destino« und »Rigoletto« von Verdi; auf Myto singt er den Don Carlo in »La forza del destino« (RAI Rom, 1957), auf Hardy Classics den Telasco in »Fernando Cortez« von Spontini (Teatro San Carlo Neapel, 1951) und auf Gala den Scarpia in Ausschnitten aus »Tosca«, Genf 1975).
19.7. Robert MANN: 100. Geburtstag
Er begann seine Violinausbildung im Alter von acht Jahren und wurde 1933 in die Klasse von Edouard Hurlimann, dem Konzertmeister des Portland Symphony Orchestra, aufgenommen. Ab 1938 studierte er an der Juilliard School Violine bei Edouard Dethier, Komposition bei Bernard Wagenaar und Stefan Wolpe und Dirigieren bei Edgar Schenkman. 1946 gründete er auf Anregung von William Schuman das Juilliard String Quartet, dem er mehr als 50 Jahre bis 1997 als Erster Geiger angehörte und in weit mehr als 5000 Konzerten u. a. die Uraufführungen von über einhundert Werken spielte. 2012 gründete er an der Manhattan School of Music das Robert Mann String Quartet Institute, im Jahr 2013 debütierte hier das Mann Quartet mit den Geigern Robert Mann und Peter Winograd, dem Bratschisten Nicholas Mann und dem Cellisten David Geber. 2014 wurde Mann mit der President’s Medal der Juilliard School geehrt. Allan Miller drehte 2014 einen Dokumentarfilm über Mann unter dem Titel Speak the Music. Als Dirigent leitete er u. a. das New York Chamber Symphony Orchestra, das Manhattan School of Music Symphony Orchestra und Ensembles bei den Festivals von Ravinia, Tanglewood und Aspen. Auf Einladung von Seiji Ozawa war er Artist in Residence beim Saito Kinen Music Festival und unterrichtete an dessen International Academy for String Quartets. Ab 1971 war er Präsident der Walter W. Naumburg Foundation. 1996 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. Zu den Kompositionen Manns zählen mehr als dreißig Werke für Sprecher und verschiedene Instrumente, die von seiner Frau, der Schauspielerin Lucy Rowan Mann aufgeführt wurden. Weiterhin komponierte er u. a. eine Orchesterphantasie, ein Duo für Violine und Klavier, das von Itzhak Perlman in der Carnegie Hall uraufgeführt wurde, ein Streichquartett, ein Duo für Cello und Klavier (für Joel Krosnick und Gilbert Kalish), ein Orchesterkonzert, ein Lament für zwei Bratschen und Orchester und Dreamtime, ein Werk, das von David Aaron Carpenter aufgenommen wurde. Robert Mann starb 2018 in Manhattan (New York).
20.7. Maria CORELLI: 100. Geburtstag
Ihr Vater war in Sofia als Komponist und Dirigent tätig. Gesangstudium in Sofia, dann in Mailand bei Narducci und bei der berühmten Rosetta Pampanini sowie in Neapel. Sie wirkte schon während ihres Studiums in einer Aufführung der Strauß-Operette »Eine Nacht in Venedig« mit. 1950 begann sie ihre Karriere an der Städtischen Oper Berlin als Nedda im »Bajazzo«. Es schlossen sich Verpflichtungen am Opernhaus von Leipzig (1950-52) und an der Dresdner Staatsoper an. 1952 folgte die Künstlerin einem Ruf an die Staatsoper Berlin und blieb für fast dreißig Jahre eine der großen Primadonnen dieses Hauses, zu dessen Ehrenmitglied sie 1980 ernannt wurde. In erster Linie gestaltete sie Aufgaben aus dem lyrisch-dramatischen Fach: die Aida, die Violetta in Verdis »La Traviata«, die Leonore in »La forza del destino«, die Abigaile in »Nabucco«, die Leonore im »Troubadour«, die Jenufa in der gleichnamigen Oper von Janácek, die Santuzza in »Cavalleria rusticana« und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky; sie war aber auch als Konstanze in Mozarts »Entführung aus dem Serail« erfolgreich. Gastspiele an den Nationalopern von Sofia und Helsinki, an der Stockholmer Oper, in Frankreich und an westdeutschen Bühnen. Auch als Konzertsängerin aufgetreten. Sie starb im September 2007.
Schallplatten: Ariola-Eurodisc (Querschnitte durch »Aida«, »La Traviata« und »Der Troubadour«, Musik aus drei Tonfilmen, die sie 1950 mit Rudolf Schock als Partner drehte), Bellaphon (Gräfin Ceprano im »Rigoletto«), Eterna, Royale (Duette mit Rudolf Schock, etwa 1949 aufgenommen)..
20.7. Lorenz CORVINUS: 150. Geburtstag
Er erlernte zunächst den Beruf eines Schreiners. 1894 ging er als Chorsänger an das Hoftheater von Weimar, dann gehörte er zum Chor des Breslauer Opernhauses. 1896 trat er der Quartettgemeinschaft Neumann-Bliemchen als zweiter Bassist bei und unternahm mit diesem damals sehr bekannten Ensemble ausgedehnte Tourneen in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern. Weitere Ausbildung durch Juan Luria in Berlin und durch Theodor Paul in Breslau. In der Spielzeit 1903-04 begann er seine Bühnenkarriere am Theater des Westens in Berlin. Über die Stadttheater von Elberfeld (1904-06) und Straßburg (1906-08) kam er nach einem Gastspiel (1906 als Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, als Landgraf im »Tannhäuser« und als Mephisto im »Faust« von Gounod) im Jahre 1908 an die Wiener Hofoper, an der er bis 1916 blieb. Hier sang er den Daland in »Der fliegende Holländer«, den König Heinrich im »Lohengrin«, den alten Hebräer in »Samson und Dalila« von Saint-Saens, den Kaspar im »Freischütz«, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Bombardon in Ignaz Brülls »Das goldene Kreuz«, den Sulpice in der »Regimentstochter« von Donizetti, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Meister Pierre in »Der Vagabund« von Xavier Leroux, den Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, den Kardinal Brogni in der »Jüdin« von Halévy, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Valentin in Goldmarks »Ein Wintermärchen«, den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Colline in »La Bohème«, den Fafner, den Fasolt, den Hagen und den Hunding im Nibelungenring, den Lodovico in Verdis »Otello«, den Metzler im »Götz von Berlichingen« von Goldmark, den Steffano Colonna im »Rienzi«, den Pfleger des Orest in »Elektra« von R. Strauss, den Nachtwunderer in H. Pfitzners »Die Rose vom Liebesgarten«, den Tommaso im »Tiefland« von d’Albert, den Ochs im »Rosenkavalier«, den Zacharias in Meyerbeers »Der Prophet«, den Stefan in »Hans Heiling« von Marschner, den Godeschal in »Oberst Chabert« von H.W. von Waltershausen, den 2. Bürger in Schrekers »Das Spielwerk und die Prinzessin«, den Pistol im »Falstaff« von Verdi, den Ashby in Puccinis »Mädchen aus dem goldenen Westen«, den Lorenzo in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Quasimodo in »Notre Dame« von Fr. Schmidt, den Juan Lopez in Hugo Wolfs »Der Corregidor« und den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1916-24 wirkte er am Staatstheater von Braunschweig. Er lebte dann wieder in Wien, wo er noch bis 1932 an der Volksoper gastierte. Man schätzte seinen dunklen, groß dimensionierten Bass vor allem im Wagner-Fach, doch war sein Bühnenrepertoire sehr umfangreich und enthielt auch Partien wie den Falstaff von Verdi. Bei den Festspielen von Bayreuth sang er 1906 und 1908-09 den Fasolt im Ring-Zyklus, 1909 auch den Hunding. Gastspiele in Amsterdam und London, am Deutschen Theater Prag (1910), in Budapest, Graz, Mannheim, Köln und an der Hofoper Berlin (1909 als König Marke). Auch als Konzertbassist international bekannt. In den dreißiger Jahren leitete er eine Konzertdirektion. Er starb 1952 in Wien.
Der Künstler hat keine Soloplatten hinterlassen; es wurde jedoch zufällig eine Aufnahme auf HMV entdeckt, auf der er, wohl zu Beginn des Ersten Weltkrieges, zusammen mit Georg Maikl, Hans Breuer und Carl Rittmann als Männerquartett österreichische patriotische Lieder singt. 1904 entstanden in Wien einige Columbia-Zylinder.
20.7. Enrico CRIVELLI: 200. Geburtstag
Er stammte aus einer Sängerfamilie. Sein Vater war der berühmte Tenor Gaetano Crivelli (1768-1836), sein Bruder der früh verstorbene Bariton Giovanni Crivelli (1801-33), ein weiterer Bruder, Domenico Crivelli (1794-1856), war ein geschätzter Gesanglehrer und Komponist. Enrico Crivelli studierte bei Eliodoro Bianchi und debütierte 1841 am Teatro Filarmonico von Verona als Filippo in »Beatrice di Tenda« von Bellini. Nachdem er in Pavia gesungen hatte, unternahm er Gastspielreisen in Italien, Spanien, Deutschland, Frankreich, England und Russland. 1851 war er am Teatro Argentina in Rom anzutreffen, 1855 am Teatro Comunale Bologna (als Graf Luna im »Troubadour« und als Germont sr. in »La Traviata«), 1860 in Piacenza (in »Il Giuramento« von S. Mercadante). 1859 sang er an der Mailänder Scala ebenfalls in »Il Giuramento« von Mercadante, den Manfredo in »Matilde di Shabran« von Rossini und den Nevers in Meyerbeers »Hugenotten«. 1860-61 trat er, wiederum an der Scala, in Rossinis »La Cenerentola« (zusammen mit den beiden Schwestern Carlotta und Barbara Marchisio), in »I Puritani« von Bellini und in Verdis »La Traviata« auf. Er übernahm auch mehrere Bass-Partien; so sang er 1850 am Theatre Royal auf Malta den Oroveso in »Norma« und den Titelhelden in »Mosè in Egitto« von Rossini. Er war auch kompositorisch tätig, schrieb Lieder, Romanzen und Kammermusik. Er publizierte einige pädagogische Schriften: »Metode di canto«, »Grammatica musicale«. Er starb 1870 in Mailand.
21.7. Margit SCHRAMM: 85. Geburtstag
Nach ihrer Ausbildung am Konservatorium von Dortmund debütierte sie 1955 am Stadttheater von Saarbrücken als Lucieta in »Die vier Grobiane« von Ermanno Wolf-Ferrari. Sie hatte dann ihren ersten großen Erfolg als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«. Als erste Operettenpartie sang sie die Clivia in der gleichnamigen Operette von Dostal. Über das Stadttheater von Koblenz (1957-58) kam sie 1958 an das Theater am Gärtnerplatz in München, wo sie bis 1964 blieb. Sie spezialisierte sich nun auf die Operette und wurde eine gefeierte Diva auf diesem Gebiet. Ihr Auftreten in der Lehár-Operette »Der Graf von Luxemburg« als Partnerin des bekannten Tenors Rudolf Schock gestaltete sich zu einem sensationellen Erfolg, dem sich ähnliche Erfolge als Gräfin Mariza von Kálmán, als Madame Pompadour in der gleichnamigen Operette von Leo Fall und als Hanna Glawari in »Die lustige Witwe« anschlossen. Dabei trat sie jedoch auch weiter in Spielopern auf. So sang sie die Titelfigur in Aufführungen von Rimsky-Korssakows »Schneeflöckchen«. Die Künstlerin, die in München ihren Wohnsitz nahm, wurde durch erfolgreiche Gastspiele, vor allem aber durch ihr Auftreten im deutschen Fernsehen allgemein bekannt. Hier trat sie in sehr beliebten Shows wie »Sonntagskonzert«, »Erkennen Sie die Melodie?« und »G’schichten aus dem Wiener Wald« auf. Wie auf der Bühne traten hier neben ihrem gesanglichen Können ihre darstellerische Begabung und die Anmut ihrer Erscheinung in den Vordergrund. 1965-66 war sie am Theater des Westens in Berlin engagiert, 1965 wurde sie an die Wiener Volksoper verpflichtet, wo sie gleichfalls in Partien aus dem Bereich der klassischen und der modernen Operette, aber auch in Rollen aus dem Fach der Opern-Soubrette, gefeiert wurde. Seit 1967 war sie auch dem Opernhaus von Dortmund, seit 1968 dem Staatstheater Wiesbaden verbunden. Gastspiele brachten der Künstlerin in den europäischen Musikzentren große Erfolge ein. Seit 1978 in zweiter Ehe mit dem TV-Produzenten Fred Kraus (1912-93), dem Vater des Rock-Sängers Peter Kraus, verheiratet. Nach Aufgabe ihrer Karriere war sie in München als Geschäftsfrau tätig. Sie starb nach langer Krankheit 1996 in München.
Zahlreiche Schallplatten, zumeist mit klassischen Operetten, auf Electrola (vollständige Operette »Das Dreimäderlhaus« von Berté) und DGG, vor allem jedoch auf Eurodisc (hier u.a. vollständige Aufnahmen von »Das Land des Lächelns« und »Die lustige Witwe« von Lehár).
22.7. Louise PARKER: 95. Geburtstag
Sie gewann zweimal den Marian Anderson-Preis für begabte farbige Sänger und war die erste Farbige, die am Curtis Institute New York einen akademischen Grad erwarb (1950). 1951 trat sie am New Yorker Broadway auf. Ebenfalls 1951 unternahm sie eine große Europa-Tournee, die sie auch zu den Berliner Festwochen führte. Sie konzentrierte sich nun vor allem auf Konzert- und Oratorienauftritte, die sie bis nach Ostasien ausdehnte. 1958 kam es zu ihrem Bühnendebüt an der New York City Opera in der Partie der Addie in »Regina« von Marc Blitzstein. Sie sang am gleichen Haus sehr erfolgreich die Begonia in der zeitgenössischen Oper »Der junge Lord« von H.W. Henze (1973-74) und wirkte 1972 in Atlanta City in der Premiere von Scott Joplins »Treemonisha« als Monisha mit. Nachdem sie ihre Bühnenkarriere aufgegeben hatte, nahm sie Lehraufträge an der Temple University Western Connecticut und an der Jenkinstown Music School wahr und setzte ihre Auftritte als Konzert- und Oratoriensängerin fort. Sie starb 1986 in Philadelphia.
Schallplatten: RCA (»When Lilacs Last in the Dooryard Bloom’d« von Paul Hindemith nach Versen von Walt Whitman unter der Leitung des Komponisten), Bach-Guild/Vanguard (»Samson« von Händel).
22.7. Hans ROSBAUD: 125. Geburtstag
Er stammte aus einer Musikerfamilie. Der Chemiker und Spion Paul Rosbaud war sein jüngerer Bruder. Seine Mutter, eine geschätzte Pianistin, erteilte ihm schon sehr früh Klavierunterricht. Später studierte er Komposition bei Bernhard Sekles und Klavier bei Alfred Hoehn an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt am Main. 1920 berief man ihn als Direktor an die Städtische Musikschule nach Mainz, bis er im Herbst 1929 erster Kapellmeister des neu gegründeten Frankfurter Rundfunk-Symphonie-Orchesters wurde. 1937 erhielt er einen Ruf nach Münster, wo er insgesamt vier Jahre als Generalmusikdirektor wirkte. Trotzdem leitete er noch 1938 in Frankfurt Konzerte und nahm im Februar Leopold von Schenkendorfs Hymne Gott segne unsern Führer mit dem Chor und Orchester des Frankfurter Rundfunks auf. Im Anschluss an eine dreijährige Zeit an der Spitze der Straßburger Philharmoniker waren nach dem Krieg die Münchner Philharmoniker, das neugegründete Sinfonie-Orchester Baden-Baden und das Tonhalle-Orchester Zürich weitere Stationen des Dirigenten. Nach 1950 war Hans Rosbaud als Leiter des Sinfonieorchesters des Südwestfunks maßgeblich am Neubeginn der Donaueschinger Musiktage beteiligt. Er machte sich 1954 um die konzertante und 1957 um die szenische Uraufführung von Schönbergs Oper Moses und Aron verdient. 1955 brachte er Pierre Boulez‘ Le marteau sans maître in Baden-Baden mit Solisten des SWF-Symphonieorchesters zur Uraufführung. Rosbaud war der erste große „Radio-Dirigent“. Er verstand es schon 1929 in Frankfurt, in politisch zunehmend schwierigen Zeiten, alle Chancen des neuen Mediums zu nutzen. Neben den ausgewiesenen hohen künstlerischen Qualitäten war er auch pädagogisch engagiert. So erklärte er den Radiohörern etwa die Instrumente und versuchte immer wieder, zeitgenössische Musik „sendefähig“ aufzubereiten. Uraufführungen von Hindemith, Krenek, Mieg, Penderecki, Strawinsky, Veerhoff und Schönberg gehörten für ihn zu seiner Zeit ebenso zur täglichen Arbeit wie die Aufführung von Werken der Vergangenheit. Bemerkenswert war Rosbauds Zusammenarbeit mit Arnold Schönberg, aber ebenso seine Anpassungsfähigkeit an die neuen Umstände in der Zeit des Nationalsozialismus. Obwohl Hans Rosbaud zeitlebens viele Rundfunkaufnahmen sowie auch einige kommerzielle Produktionen dirigierte, war sein Name nur selten auf Schallplatten (und dann später auf CDs) zu finden. Seine Aufnahmen entstammen fast alle der Mono-Ära und waren wegen ihrer oft kompromisslosen Strenge seinerzeit nur bei wenigen Kennern beliebt. Auch wurden Aufnahmen der jeweiligen Rundfunkorchester meist nur im jeweiligen Sendebereich gesendet und gelegentlich im Bereich der ARD ausgetauscht, aber auf Tonträgern erschienen nur wenige. Die Rundfunkanstalten produzierten noch lange ausschließlich in Mono und waren für die damals neuartige Stereophonie wegen der strengen Monokompatibilitäts-Vorgaben nicht zu interessieren. Seit einigen Jahre werden diese Rundfunkproduktionen jedoch gut „remastered“ auf CD angeboten und haben für viel Erstaunen gesorgt. Nach dem Abebben der HiFi-Stereo-Manie ist man überrascht, wie gut manche Monoaufnahmen der 50er und 60er Jahre ausgesteuert wurden und wie klar sie klingen. Rosbauds breit gefächertes Repertoires erstaunt, denn er galt – sehr zu seinem Missfallen – immer als Spezialist für moderne Musik. Besonders die Aufnahmen der Bruckner-Sinfonien haben die Musikwelt verblüfft. (Die 1. Sinfonie konnte er krankheitsbedingt nicht mehr aufnehmen.) Seine Aufbauarbeit im eher beschaulichen Baden-Baden kann man mit der Leistung von George Szell im seinerzeit ebenfalls wenig bekannten Cleveland vergleichen. Hans Rosbaud galt stets als verbindlicher, im Ton höflicher, aber sehr strenger Dirigent. Richard Boeck, Konrektor und langjähriger Leiter der Kapellmeisterklasse am Richard-Strauss-Konservatorium in München, war in der Ära Rosbaud ebenfalls im Elsass (Straßburg, Colmar und Mühlhausen) als Dirigent tätig. Gelegentlich erzählte er den Studenten eine kleine Anekdote: „Nach der Pause, während einer Orchesterprobe, konnte der Flötist keinen Ton mehr aus der Flöte herausbringen. Seine Kollegen hatten ihm eine Papierkugel in das Kopfstück getan. Er bemerkte dann endlich – nach einiger Verzweiflung – den Schabernack seiner Kollegen. ‚Da hat sogar der gestrenge Herr Rosbaud gelächelt.‘“ Auch war Rosbaud so feinfühlig, mit denjenigen Musikern des Straßburger Orchesters, die Franzosen waren und kein Deutsch sprachen, in den Proben Französisch zu reden. (Neben seiner Muttersprache Deutsch sprach er Französisch, Italienisch, Englisch und Russisch. Auch beherrschte er Altgriechisch und Latein.) Hans Rosbaud starb 1962 in Lugano (Schweiz). Sein Nachlass findet sich in der Washington State University in Pullman.
22.7. Léon-Pierre-Napoléon GRESSE: 175. Geburtstag
Er wollte ursprünglich Maler und Dekorateur werden und erhielt 1869 eine Medaille bei der Exposition des Beaux Arts in Lyon für Entwürfe zu ornamentalen Dekorationen. In seiner Freizeit sang er in dem Männerchor »L’Harmonie gauloise« in Lyon. Als er im Théâtre Alcazar in Le Havre mit der Anbringung von Dekorationen beschäftigt war, entdeckte der Direktor dieses Theaters zufällig seine schöne Bass-Stimme und engagierte ihn für drei Jahre an sein Haus. Dort sang er bereits Partien wie den Max in »Le Chalet« von A. Adam (seine Debütrolle) und den Sulpice in »La Fille du Régiment« von Donizetti. Nach vorübergehender Tätigkeit an der Oper von Toulouse kam er 1875 an die Grand Opéra Paris. Da er an der Grand Opéra nur in kleinen Partien eingesetzt wurde, verließ er dieses Haus bereits 1876 und trat am Théâtre Gaîté-Lyrique in Paris auf, wo er 1876 u.a. in Rossinis »Barbier von Sevilla« und in »Il Bravo« von Saverio Mercadante sang. Als das Théâtre Gaîté-Lyrique 1877 geschlossen wurde, unternahm er eine Gastspiel-Tournee durch Frankreich und Belgien und wurde 1878 als erster seriöser Bass an das Théâtre de la Monnaie Brüssel berufen, an dem er bis 1885 wirkte. Hier sang er am 19.12.1881 in der Uraufführung der Oper »Hérodiade« von Massenet die Partie des Phanuël, am 7.1.1884 in der von »Sigurd« von Ernest Reyer den Hagen. Die letztgenannte Partie kreierte er im folgenden Jahr auch für die Grand Opéra Paris, an der er jetzt seit 1885 bis zu seinem Tod als erster Bassist wirkte. Er war eine der führenden Sängerpersönlichkeiten in dem Ensemble des damals auf einem besonders hohen künstlerischen Niveau stehenden Hauses. Er nahm an der Grand Opéra an mehreren wichtigen Erstaufführungen von Opern teil, so 1893 als Hunding in der »Walküre«, 1894 als Lodovico in Verdis »Otello«, 1897 als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1895 wirkte er an der Grand Opéra in der Uraufführung der Oper »La Montagne Noire« von Augusta Holmès mit. Weitere große Rollen, die er an der Grand Opéra vortrug, waren der Gessler in Rossinis »Wilhelm Tell« und der Balthasar in »La Favorite« von Donizetti. Von seinen Bühnenpartien seien noch der Bertram in Meyerbeers »Robert le Diable«, der Kardinal in »La Juive« von Halévy, der Don Diego in »Le Cid« von Massenet, der König im »Hamlet« von A. Thomas, der Zacharias in Meyerbeers »Der Prophet« und der Marcel in den »Hugenotten« vom gleichen Komponisten, der Ramfis in »Aida«, der Sparafucile im »Rigoletto«, der Don Pedro in Meyerbeers »Afrikanerin« und der Frère Laurent in »Roméo et Juliette« von Gounod nachgetragen. Er starb 1900 in Marly-le-Roi (Departement Seine-et-Oise). – Sein Sohn André Gresse (1868-1937) wurde nach dem Tod seines Vaters 1900 dessen Nachfolger an der Grand Opéra, an der er in einer dreißigjährigen Karriere fast das gleiche Repertoire wie dieser sang.
23.7. Richard KNESS: 85. Geburtstag
Er war zunächst auf kunstwissenschaftlichem Gebiet tätig, ließ dann jedoch seine Stimme durch Martial Singher in Philadelphia, durch Frederick Wilerson in Washington und durch Marinka Gurewich in New York ausbilden. Er debütierte 1966 bei der St. Louis Opera als Herzog im »Rigoletto«. Weitere Studien in Europa bei Clemens Kaiser-Breme in Essen; er war auch Schüler des berühmten Tenors Franco Corelli. Er war in Deutschland 1969-70 am Stadttheater von Osnabrück, 1970-71 am Stadttheater von Krefeld, 1971-73 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg engagiert. 1974-75 sang er an der City Opera New York, wo er als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss debütierte und dann als Calaf in »Turandot« von Puccini, als Turiddu in »Cavalleria rusticana« und als Paul in Korngolds »Die tote Stadt« auftrat. An der Metropolitan Oper New York sang er 1978 als Antrittsrolle den Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«; bis 1982 trat er hier in insgesamt 23 Vorstellungen auch als Jean in Meyerbeers »Der Prophet« und als Don José in »Carmen« auf. In den Jahren 1968-78 gastierte er in aller Welt, so an den Opernhäusern von Dortmund und Essen, am Theater von Nancy, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, in Frankfurt a.M., an der Nationaloper Belgrad, in Teheran und Tel Aviv. In seiner amerikanischen Heimat gastierte er an den Opern von Boston und Cincinnati, in Houston/Texas und Memphis, in San Antonio und San Francisco (1972 als Jim Mahoney in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill, als Froh im »Rheingold« und als Cavardossi in »Tosca«) und an der Oper von Mexico City. 1978 war er Mitbegründer des Ensembles »The Ambassador of Opera & Concert Worldwide Ltd.«, mit dem er bis 1983 große Gastspielreisen unternahm, die u.a. in den Mittleren und den Fernen Osten und nach China führten. 1990 sang er in Auckland (Neuseeland) den Calaf. Auch als Konzert- und Oratoriensänger hatte er eine große Karriere. Er starb 2005 in Cresco (Pennsylvania). – Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Joan Grillo (1939-1999), die gleichfalls eine erfolgreiche internationale Karriere, u.a. an der Metropolitan Oper New York, hatte.
Schallplatten: CBS (9. Sinfonie von Beethoven, »Catulli Carmina« von C. Orff).
24.7. Rudolf GERLACH-RUSNAK: 125. Geburtstag
Eigentlich Orest Rusnak. Er war ukrainischer Abstammung und machte den Ersten Weltkrieg als Offizier der österreichisch-ungarischen Armee mit. 1917 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Hier erregte er Aufsehen, als er bei Lagerabenden ukrainische Lieder sang. Nach seiner Entlassung begann er 1918 das Gesangstudium bei Eugen Fuchs in Prag. Er debütierte 1923 am Stadttheater von Olmütz (Olomouc) als Rodolfo in »La Bohème«. Er sang 1924-26 am Stadttheater von Königsberg, 1926-27 am Stadttheater von Stettin. Nach weiterem Studium bei Jacques Stückgold in Berlin und bei Lari in Mailand war er 1928-30 am Stadttheater von Chemnitz, 1930-31 am Stadttheater von Graz engagiert. 1931 wurde er an die Münchner Staatsoper verpflichtet und trat seitdem unter dem Namen Rudolf Gerlach-Rusnak auf. (Seinen Künstlernamen Rudolf Gerlach-Rusnak bildete er aus dem seines Lieblingshelden, des Rudolf in »La Bohème«, und dem Familiennamen seiner Gattin Elisabeth Gerlach). Bis 1937 blieb er an der Münchner Oper, wo er auch 1934 an der Uraufführung der Oper »Lucedia« von Vittorio Giannini beteiligt war. Später gastierte er von München aus u.a. 1938 an der Wiener Staatsoper (als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Cavaradossi in »Tosca«). In Wien sang er auch 1938 das Tenorsolo in der Uraufführung des Oratoriums »Das Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt. 1941-42 war er am Stadttheater von Bremen verpflichtet, 1942-44 als Gast am Stadttheater von Innsbruck. 1944 wurde er für einen Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet, aber 1945 wieder an die Münchner Oper zurückgeholt. Nach einem Herzinfarkt im Jahre 1946 blieb er krank. Er trat noch bis 1951 gelegentlich als Opernsänger auf (Bühnenabschied als Rodolfo in »La Bohème«), unternahm aber 1956-57 nochmals eine Tournee durch Kanada und die USA. Tenorstimme, deren dramatische Steigerungsfähigkeit und deren metallischer Glanz in den hohen Lagen gerühmt wurden. Seine großen Bühnenpartien waren der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, der Herzog im »Rigoletto«, der Chapelou im »Postillon von Lonjumeau« von Adolphe Adam, der Narraboth in »Salome« und der Matteo in »Arabella« von R. Strauss, der Fabiani in »Der Günstling« von R. Wagner-Régeny und die Titelrolle in »Li-Tai-Pe« von Franckenstein. Er starb 1960 in München. – Sein Sohn Wolfgang Gerlach-Rusnak (* 1936 ? München) erhielt seine Ausbildung zum Sänger in München und war 1961-65 am Stadttheater von Würzburg, 1965-71 am Theater am Gärtnerplatz in München als Tenor engagiert.
Schallplatten: HMV (Electrola); seine letzten Aufnahmen von ukrainischen Volksliedern entstanden 1957 in Amerika.
24.7. Otto DREWES: 175. Geburtstag
Er war der Sohn eines Kantors und wurde durch den Kammersänger Wilhelm Hintze in Schwerin zum Sänger ausgebildet. Schon während dieser Ausbildung war er als Eleve am Schweriner Hoftheater tätig, dessen Mitglied er 1866-68 und nach einem Engagement am Hoftheater von Braunschweig in den Jahren 1868-1872 wieder bis zu seinem Tod 1910 war. In diese Zeit, die einen Höhepunkt in der Geschichte des Schweriner Musiktheaters darstellte, nahm er vor allem an den dortigen viel beachteten Wagner-Premieren teil. Er sang in Schwerin auch in der Uraufführung der Oper »Der Pfeifertag« von Max von Schillings (26.2.1899). Als nach dem verheerenden Brand von 1882 das Hoftheater von Schwerin am 3.10.1886 mit einer Gala-Aufführung von Glucks »Iphigenie in Aulis« wieder eingeweiht wurde, sang er den Kalchas. Weitere Höhepunkte in seinem Repertoire waren Partien wie der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Bartolo in »Figaros Hochzeit«, der Mephisto im »Faust« von Gounod, der Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing und der Hunding in der »Walküre«. Zu beachtlichen Erfolgen kam der Künstler bei Gastspielen und Konzertveranstaltungen. So gastierte er 1898 zusammen mit dem Schweriner Ensemble mit der damals viel diskutierten Oper »Ingwelde« von Max von Schillings an der Berliner Hofoper.
25.7. Maureen FORRESTER: 90. Geburtstag
Ausgebildet durch Bernard Diamant in Toronto. Nachdem sie bereits am kanadischen Rundfunk gesungen hatte, erfolgte 1953 ihre Konzertdebüt in Montreal. 1956 hatte sie einen spektakulären Erfolg in der New Yorker Town Hall in der Auferstehungs-Sinfonie von Gustav Mahler unter Bruno Walter. Sie konzertierte dann zusammen mit den führenden amerikanischen Orchestern und erschien u.a. in Boston, Philadelphia und San Francisco. Ihre Konzertreisen brachten ihr auch in Deutschland, Holland, Frankreich, Spanien, Belgien und in den skandinavischen Staaten große Erfolge. Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1968 das Alt-Solo im Stabat mater von Pergolesi. 1968 und 1969 führten sie Konzerttourneen durch Israel, 1969 durch Neuseeland. In London trat sie im Verdi-Requiem unter Sir Malcolm Sargent auf. Große Erfolge hatte sie auch als Solistin im »Lied von der Erde« von Gustav Mahler und in »The Dream of Gerontius« von E. Elgar. Auf der Bühne sang sie bereits 1950 bei der Pauline Donalda’s Company in Montreal die Wirtin im »Boris Godunow« von Mussorgsky. 1953 hatte sie in Toronto zwei kleine Partien auf der Bühne gesungen. Nachdem sie lange nur im Konzertsaal aufgetreten war, leitete sie 1961 mit der Gestaltung des Titelhelden in »Orfeo ed Euridice« von Gluck in Toronto ihre eigentliche Bühnenkarriere ein. 1966 sang sie an der City Oper New York in »Giulio Cesare« von Händel, 1971 an der Covent Garden Oper London die Fricka im Nibelungenring. Sie trat später an den Opernhäusern von Ottawa, Toronto, Vancouver, San Francisco (1967 La Cieca in »La Gioconda«, 1975 und 1981 Arnalta in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea« und 1982 Mme. de la Haltière in Massenets »Cendrillon«) und am Teatro Colón von Buenos Aires auf. Dabei sang sie Partien wie die Erda im Nibelungenring, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Ulrica im »Maskenball«, die Hexe in »Hänsel und Gretel« von Humperdinck und Rollen in Opernwerken von Händel. Zu ihren Bühnenrollen gehörten auch die Madame Flora in »The Medium« von G.C. Menotti und die Mrs. Quickly in »Falstaff« von Verdi. Erfolgreiches Auftreten 1975 an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle Erda), wo sie auch als Ulrica zu hören war. 1981 Gastspiel in Paris in Massenets »Cendrillon«. 1989 trat sie an der Oper von Pittsburgh als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss auf, 1990 an der Mailänder Scala (wo sie bereits 1960 in Cherubinis Messa solenne und 1968 Mahlers Rückert-Lieder gesungen hatte) als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1993 an der Oper von Washington als Mme. de Haltière, ebenfalls 1993 in Santiago de Chile als alte Gräfin in »Pique Dame«. Lehrtätigkeit am Konservatorium von Philadelphia. Sie starb im Juni 2010 in Toronto. Sie war verheiratet mit dem Dirigenten und Geiger Eugene Kash (1912-2004).
Schallplatten: RCA (Cornelia in »Julius Caesar« von Händel, 9. Sinfonie von Beethoven, religiöse Musik von Rachmaninoff), IMP-Classics (2. Sinfonie von G. Mahler), DGG (9. Sinfonie, Alt-Rhapsodie von Brahms), CBS, Westminster (»Serse« und »Rodelinda« von Händel), Vanguard (»Jephta« von Händel), Conifer/BMG (2. Sinfonie von G. Mahler), Columbia (Verdi-Requiem, Osteroratorium von J.S. Bach), Amadeo. Auf der Marke Etcetera kamen Duette mit Rita Streich heraus. 1984 sang sie auf Harmonia mundi-Helikon die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss; VAI-Video (Brangäne in »Tristan und Isolde«, Kanada 1965).
25.7. Maria ZAMBONI: 125. Geburtstag
Sie war am Konservatorium von Parma Schülerin von M. Silva. Sie debütierte 1921 am Stadttheater von Piacenza als Marguerite im »Faust« von Gounod und hatte dann bedeutende Erfolge an den größeren Opernhäusern in Italien, namentlich auch an der Mailänder Scala, an der sie 1924-27 (Antrittsrolle: Mimi in »La Bohème«) und 1929-31 engagiert war. Hier sang sie am 25.4.1926 in der denkwürdigen Uraufführung von Puccinis »Turandot« die Partie der Liu unter der Leitung von Arturo Toscanini. Sie sang an der Scala auch die Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, die Elsa im »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Titelrolle in »Manon Lescaut« von Puccini und unter Bruno Walter die Donna Elvira im »Don Giovanni«. 1922-26 und 1929-30 trat sie am Teatro Costanzi bzw. der Oper von Rom auf und kreierte dort in der Uraufführung von Pizzettis »Lo straniero« die Partie der Maria (1930). 1928 gastierte sie am Teatro Regio Turin als Manon in der gleichnamigen Oper von Massenet, 1931 in Puccinis Manon Lescaut. 1934 trat sie an der Italienischen Oper in Holland auf, 1936 im Italienischen Rundfunk als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Große Erfolge erzielte die Künstlerin in Südamerika; hier war sie oft am Teatro Colón von Buenos Aires (1924-26) an der Oper von Rio de Janeiro, in Montevideo, São Paulo und Santiago de Chile zu Gast. 1936 sang sie, kurz vor ihrem Rücktritt von der Bühne, am Teatro San Carlo Neapel nochmals die Liu und die Titelpartie in der Oper »La Morenita« von Mario Persico. 1936 nahm sie von der Bühne Abschied und wirkte seither als Pädagogin in Mailand. Sie starb 1976 in Verona.
Schallplatten: Sang auf HMV (Arien und Duette mit Benjamino Gigli, noch akustisch aufgenommen) und auf Columbia (Arien und vollständige Oper »Manon Lescaut« von Puccini in elektrischer Aufnahmetechnik).
26.7. Margarita LILOWA: 85. Geburtstag
Sie sang bereits als Kind im Kinderchor der Nationaloper von Sofia. Sie studierte dann Gesang und Chorleitung und erwarb 1953 ihre Diplome auf diesen Gebieten. Weitere Ausbildung der Stimme an der Musikakademie von Sofia bei Maria Zibulka, Ljubomir Pipkoff, Michail Jankoff und Dragan Kardjeff bis 1958. 1959 Debüt am Opernhaus von Varna als Maddalena im »Rigoletto«. Sie hatte dort ihre ersten großen Erfolge als alte Gräfin wie als Pauline in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Azucena im »Troubadour« und als Amneris in »Aida«. 1962 Gastspiel an der Covent Garden Oper London als Amneris; in der gleichen Partie debütierte sie 1963 an der Staatsoper Wien. Sie war in der langen Zeit von 1963 bis 1995 Mitglied der Staatsoper Wien. Dort übernahm sie 46 verschiedene Partien, darunter die Ottavia in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, die Neris in »Medea« von Cherubini, die Marcellina in »Figaros Hochzeit« (die sie 143mal sang), die Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, die Zita in Puccinis »Gianni Schicchi«, die Azucena, die Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, die Emilia im »Otello« von Verdi, die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Annina im »Rosenkavalier« (die sie 115mal sang), die Fricka wie die Erda im Nibelungenring und die Czipra im »Zigeunerbaron«. 1986 nahm sie an der Japan-Tournee der Wiener Staatsoper teil (als Marcellina und als Annina). Es folgten Gastspiele in Paris (1965), an der Komischen Oper Berlin (1966), am Teatro Colón Buenos Aires, in Köln, Düsseldorf, Los Angeles, an der Städtischen Oper Berlin, am Teatro Regio Parma (als Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«, 1986), in Montreal und Moskau. Auch der Komischen Oper Berlin und der Nationaloper Sofia verbunden. Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1965-67 die Wirtin im »Boris Godunow«, 1984-85 die Kammerfrau in Verdis »Macbeth«, 1985-86 die 3. Dame in der »Zauberflöte«, 1989 die 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss, 1984 und 1986 in Konzerten, 1987 als Solistin im »Buch mit sieben Siegeln« von F. Schmidt. An der Mailänder Scala gastierte sie 1973 als Ulrica in »Un Ballo in maschera« von Verdi sowie 1988 als Mary in »Der fliegende Holländer«. Noch 1997-98 gastierte sie an der Pariser Oper als Praskowia in Lehárs »Die lustige Witwe«. Bedeutende Karriere auch als Konzert- und Liedersängerin. Sie starb 2012 in Wien.
Schallplatten: DGG (Ottavia in »L’Incoronazione di Poppea«), Decca (Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, Wirtin im »Boris Godunow«, Annina im »Rosenkavalier«, Te Deum und Messe Nr. 2 von Bruckner), Eurodisc (Querschnitt »Der Evangelimann« von W. Kienzl), HMV-Electrola (»Die Walküre«), Sony (Filipjewna in »Eugen Onegin«), Gala (Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli, San Francisco 1979), Dino (Matthäuspassion von J.S. Bach), Virgin Classics (»Elektra«); Decca-Video (»Arabella«), Pioneer-Video (»La Gioconda«).
27.7. Camillo MEGHOR: 85. Geburtstag
Er studierte u.a. bei Tino Pattiera und bei Helge Roswaenge. Er begann seine Karriere 1958-60 mit einem Engagement am Landestheater von Linz/Donau (Debüt als Marcello in »La Bohème«) und sang 1960-61 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1961-63 am Staatstheater Darmstadt, 1963-64 am Staatstheater Wiesbaden. Er war dann seit 1964 bis zu seinem Tod 1992 am Opernhaus von Köln engagiert. Dort wirkte er am 15.2.1965 in der Uraufführung der Oper »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann mit. Er gastierte an der Deutschen Oper Berlin (1968 und 1969), an der Staatsoper München (1969), an den Staatsopern von Hamburg, Stuttgart und Wien (1970-75 als Escamillo in »Carmen« und als Tonio im »Bajazzo«), an der Komischen Oper Berlin, in Hannover und Frankfurt a.M., an der Opéra de Wallonie Lüttich und am Théâtre de la Monnaie Brüssel (u.a. 1988 in »Der ferne Klang« von F. Schreker), an der Covent Garden Oper London und an der Opera North Leeds (1979-80 als Nabucco von Verdi), in Budapest und Tel Aviv, in Amsterdam und Chicago und bei dem Festspielen von Wiesbaden. Am Grand Théâtre Genf sang er 1984 den Léandre in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew. Aus seinem umfangreichen Bühnenrepertoire sind noch der Publio in Mozarts »La clemenza di Tito«, der Simon Boccanegra von Verdi, der Jago im »Otello«, der Carlo in »La forza del destino«, der Rigoletto, der Don Giovanni, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Telramund im »Lohengrin«, der Amfortas im »Parsifal«, der Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Don Pizarro im »Fidelio«, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Jack Rance in Puccinis »La Fanciulla del West«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« und der Olivier im »Capriccio« zu nennen. Er trat auch als Konzertsänger in einem vielseitigen Repertoire auf. Er wirkte als Pädagoge in Eupen (Belgien), wo er auch seinen Wohnsitz nahm.
Schallplatten: Wergo (»Die Soldaten« von B.A. Zimmermann).
29.7. Peter SCHREIER: 85. Geburtstag
Als Loge
Mit zehn Jahren wurde er Mitglied des Dresdner Kreuzchores, zuerst als Knabenalt, dann bis 1954 als Tenor. 1944 sang er kurz vor der Zerstörung der Dresdner Oper dort einen der drei Knaben in der »Zauberflöte«. Er besuchte die Musikhochschulen von Leipzig und Dresden, war Schüler von F. Polster (1954-56) und H. Winkler (seit 1956), debütierte noch während seiner Ausbildung 1957 an der Staatsoper von Dresden als erster Gefangener im »Fidelio« und hatte dort seinen ersten Erfolg als Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«. 1959 wurde er an die Dresdner Staatsoper verpflichtet; hier hatte er 1962 dann einen sensationellen Erfolg als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«. Nachdem er 1962 in der gleichen Partie an der Berliner Staatsoper gastiert hatte, wurde er 1963 deren Mitglied. Der im lyrischen Fach, namentlich aber als Mozart-Interpret, geschätzte Künstler wurde bei Gastspielen an den Staatsopern von München und Hamburg gefeiert; er gastierte weiter an der Covent Garden Oper London, an den Nationalopern von Budapest, Warschau und Bukarest, am Opernhaus von Lausanne, am Bolschoi Theater Moskau und an der Oper von Leningrad. Dazu hatte er eine glänzende Karriere als Oratorien- und Liedersänger; man schätzte vor allem seine Kunst des Bach-Gesangs. An der Staatsoper Berlin sang er u.a. am 16.2.1974 in der Uraufführung der Oper »Einstein« von Paul Dessau. 1967-91 als ständiger Gast der Wiener Staatsoper verbunden, an der er in insgesamt 200 Vorstellungen als Tamino in der »Zauberflöte«, als Belmonte, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Sänger im »Rosenkavalier«, als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Da-ud in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, als Jaquino im »Fidelio«, als Steuermann in »Der fliegende Holländer«, als Lenski im »Eugen Onegin«, als Loge im »Rheingold«, als Ferrando in »Così fan tutte«, als Flamand im »Capriccio« von R. Strauss und in der Titelrolle von Mozarts »Idomeneo« zu hören war. In der Spielzeit 1967-68 debütiert er an der Metropolitan Oper New York als Tamino. Hier sang er in der folgenden Spielzeit auch den Don Ottavio. Mit dem Idamante in »Idomeneo« von Mozart debütierte er 1969 an der Mailänder Scala; er sang hier auch 1972 das Tenor-Solo im Mozart-Requiem, 1976 den Ferrando und gab 1979, 1983, 1988 und 1992 sehr erfolgreiche Liederabende. 1968-69 sang er auch am Teatro Colón von Buenos Aires. 1966 Gastspiel mit dem Ensemble der Hamburger Staatsoper an der Sadler’s Wells Oper London als Ferrando. Seit 1967 stand er im Mittelpunkt der Salzburger Festspiele, wo er als Tamino (1967-68, 1970, 1981-84), als Titelheld in Mozarts »Mitridate, Re di Ponto« (1971), als Ferrando (1972-77), als Idamante (1973, 1976), als Don Ottavio (1977-78), als Franz I. von Frankreich in einer konzertanten Aufführung der Oper »Karl V.« von E. Krenek (1980) und als Belmonte (1980-81) auftrat. Am 20.8.1973 wirkte er in Salzburg in der Uraufführung des Opernwerks »De Temporum fine comoedia« von C. Orff mit. In den Jahren 1967-98 trat er fast alljährlich in Konzerten (1967 und 1974 in Mozart-Matineen, 1970 und 1976 in Beethovens 9. Sinfonie, 1972 mit Brittens Serenade für Tenor, Horn und Orchester, 1984 mit Mahlers »Lieder eines fahrenden Gesellen« in einer Schönberg-Bearbeitung, 1985 und 1996 in Bach-Konzerten, 1987 mit der Uraufführung des 2. Zyklus der Hölderlin-Lieder von Wilhelm Killmayer), Oratorien (1972 in Mozarts C-Moll-Messe, 1977 in Haydns »Schöpfung«, 1981 im Mozart-Requiem und im »Buch mit 7 Siegeln« von F. Schmidt, 1986 in »Golgotha« von Frank Martin) und namentlich in seinen Liederabenden (1969-72, 1974-80, 1982-83, 1985-87, 1991, 1995, 1998) auf. Auch als Dirigent trat er bei den Salzburger Festspielen auf: 1988 mit einem Bach-Konzert, 1989 und 1998 mit Mozarts C-Moll-Messe, 1990 mit dem Stabat mater von A. Dvorák und 1991 mit Haydn Theresien-Messe. (Seit 1970 betätigte er sich als Dirigent und dirigierte u.a. die Berliner Staatskapelle). Bei den Salzburger Osterfestspielen sang er 1972-73 den Steuermann in »Tristan und Isolde«, 1973 den Loge, 1974-75 den David, 1974 das Tenorsolo in Bachs H-Moll-Messe, 1975 das Tenorsolo in Beethovens Missa solemnis sowie 1972, 1977, 1990 und 1997 den Evangelisten in Bachs Matthäuspassion. Er war auch bei den Festspielen auf Schloss Drottningholm in Schweden zu hören und sang bereits 1966 bei den Festspielen von Bayreuth den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«. 1989-90 gab er Konzerte in der Londoner Wigmore Hall. 1999 hörte man ihn nochmals an der Berliner Staatsoper als Basilio in »Le nozze di Figaro«. Am 6. Juni 2000 gab er an der Berliner Staatsoper seine Abschiedsvorstellung als Tamino und wurde zu deren Ehrenmitglied ernannt, wirkte aber noch als Konzertsänger, als Dirigent und als Pädagoge. 1983 veröffentlichte er ein autobiographisches Werk »Aus meiner Sicht. Gedanken und Erinnerungen«. Er starb 2019 in Dresden. – Sein Sohn Ralph Schreier (* 1961 Dresden) wurde ebenfalls ein bekannter Tenor. Er studierte bei Johannes Kemter in Dresden, gehörte 1989-92 dem Opernstudio der Dresdner Staatsoper an und gab dann Gastspiele, vor allem Konzerte, in der CSR, in Italien und in den USA. – Der ausdrucksvolle lyrische Tenor von Peter Schreier, seine Stilsicherheit des Vortrages, die Klarheit der Diktion und seine Kunst der Phrasierung wurden auf der Bühne vor allem im Mozart-Repertoire, im Konzertsaal im Bach-Gesang wie im Liedvortrag bewundert.
Lit: G. Schmiedel: Peter Schreier, für Sie persönlich (Leipzig, 1976), W.E. von Lewinski: »Peter Schreier. Interviews, Tatsachen, Meinungen« (1992).
Die ersten Aufnahmen von Peter Schreier erschienen 1948-51 – noch als Knabenalt – auf Eterna; als Tenor sang er auf der gleichen Marke (u.a. den jungen Physiker in der vollständigen Oper »Einstein« von P. Dessau sowie in »Die Hochzeit von Herkules und Hebe« von Gluck), dann auf Columbia (»Der Barbier von Sevilla«, »Die Jahreszeiten« von J. Haydn), Eurodisc (Matthäuspassion von J.S. Bach, »Die Jahreszeiten«, »Die Zauberflöte«, »Così fan tutte«, Johannespassion von Heinrich Schütz, Loge in »Das Rheingold«), DGG (»Der Freischütz«, »Capriccio« von R. Strauss, »Der Wildschütz« von Lortzing, Matthäuspassion, Requiem von Berlioz), Electrola (»Die Meistersinger von Nürnberg«, »Zar und Zimmermann«), Telefunken (»Die Entführung aus dem Serail«, »Lucio Silla« von Mozart), Philips (»Elias« von Mendelssohn), Amadeo-Philips (»Karl V.« von E. Krenek, Weihnachtsoratorium von J.S. Bach), Orfeo (»Das Buch mit sieben Siegeln« von Fr. Schmidt, Lieder von Conradin Kreutzer), Denon (»Das Lied von der Erde« von G. Mahler), Ars Vivendi (Lieder von J. Haydn und J. Brahms, »Der Krämerspiegel« von R. Strauss), BGM-Ariola (Titelrolle in »Palestrina« von H. Pfitzner), Dino (Matthäuspassion von J.S. Bach), Berlin-Classics (»Der Barbier von Sevilla«), Decca (Mime in »Das Rheingold«), Myto (Ferrando in »Così fan tutte«, München 1978). Auf Philips dirigierte er das Mozart-Requiem. Bei der Vielzahl der Schallplatten, die uns seine Stimme überliefert haben, ist es nicht möglich, mehr als eine Auswahl mitzuteilen.
Weitere Informationen auf folgender Homepage: http://www.mhalberstadt.net/index.htm
29.7. Herbert KEGEL: 100. Geburtstag
Er studierte 1935-40 am Dresdner Konservatorium Dirigieren bei Ernst Hintze und Karl Böhm, Chorleitung bei Alfred Stier und Komposition bei Boris Blacher. 1946-49 war er Kapellmeister in Pirna und am Volkstheater Rostock, bevor 1949 seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Rundfunk begann. Herbert Kegel war Leiter des Rundfunkchores Leipzig (1949–78), Leiter des Großen Rundfunkorchesters Leipzig (1949–53), Dirigent (1953–60) und Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig (1960–78), danach dessen Ehrendirigent. 1958 wurde Herbert Kegel der Titel Generalmusikdirektor verliehen. 1975-78 wirkte er als Professor an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ Leipzig. 1977-85 war er Chefdirigent und Leiter der Dresdner Philharmonie. Nach 1980 gab er Meisterkurse an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Herbert Kegel nahm eine Vielzahl von Werken der klassischen und zeitgenössischen Musikliteratur für den Rundfunk sowie für in- und ausländische Schallplattenfirmen auf. Sowohl mit den Klangkörpern des Rundfunks als auch mit anderen Orchestern und Chören, so der Dresdner Philharmonie, unternahm er erfolgreiche Auslandsgastspiele in die meisten europäischen Länder, nach Südamerika und Japan. Insbesondere in Japan erreichte er außerordentliche Beliebtheit. Daneben hatte er Verträge als Gastdirigent an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, dem Opernhaus Leipzig und der Semperoper in Dresden. Herbert Kegel war 1966-83 mit der italienischen Sopranistin Celestina Casapietra verheiratet. Der Sänger, Moderator und Schauspieler Björn Casapietra, geboren 1970, ist ihr gemeinsamer Sohn. Außerdem war er der leibliche Vater des Musikers Uwe Hassbecker, geboren 1960. Am 20. November 1990 schied Herbert Kegel in Dresden durch Suizid aus dem Leben. Sein Grab befindet sich auf dem Stephanusfriedhof in Dresden- Zschachwitz. Die herausragenden Verdienste Herbert Kegels liegen in der Interpretation von Werken der zeitgenössischen Musikliteratur. Viele Komponisten des 20. Jahrhunderts verdanken ihm Uraufführungen, so Paul Dessau, Rudolf Wagner-Régeny, Friedrich Schenker und Friedrich Goldmann. Außerdem setzte er sich für DDR-Erstaufführungen von Werken international renommierter Komponisten wie Igor Strawinsky, Bohuslav Martinu („Lidice“), Carl Orff, Arnold Schönberg („Ein Überlebender aus Warschau“), Hans Werner Henze („Das Floß der Medusa“), Benjamin Britten, Luigi Nono („Epitaph auf Federico García Lorca“), Witold Lutoslawski, Mikis Theodorakis und Krzysztof Penderecki ein. Als erfahrener Chorerzieher hat er den Rundfunkchor Leipzig zu einem der besten und gefragtesten europäischen Chöre entwickelt, der in der Lage ist, auch komplizierteste Werke der Moderne zu bewältigen. Seine Rundfunk- und Schallplattenproduktionen sind sein Vermächtnis. Sie dokumentieren dreißig Jahre deutscher Musikkultur und sind zugleich Ausdruck humanistischer Gesinnung und hoher künstlerischer Meisterschaft. Die letzte Aufnahme vor seinem Tode war das War Requiem von Benjamin Britten.
30.7. Carmen GÓMEZ (mexikanische Sopranistin): 95. Geburtstag
31.7. Herbert BAUMANN: 95. Geburtstag
Als Sohn eines Kaufmanns machte er 1943 auf dem Schillergymnasium in Berlin-Lichterfelde das Abitur. Nach dem Schulbesuch wurde Baumann im Alter von 18 Jahren zur Wehrmacht einberufen und im Kriegseinsatz von Granatsplittern getroffen. Das Kriegsende erlebte er in Bayern. Wieder in seine Heimatstadt Berlin zurückgekehrt, folgte er dem Wunsch des Vaters, Architektur zu studieren. Mit dessen Einverständnis wechselte er kurze Zeit später an das „Internationale Musikinstitut Berlin“. Sein Grundstudium endete bereits 1947 mit einem Engagement als Direktor für Bühnenmusik am Deutschen Theater Berlin. Komposition studierte er weiter bei Paul Höffer und später bei Boris Blacher. Er wurde Theatermusiker und blieb es dreißig Jahre lang. 1970 gelang Baumann der Sprung nach München an das Residenztheater. Bis 1963 schrieb er 45 Bühnenmusiken. Heute sind es insgesamt mehr als 500. Zudem komponierte er zwischen 1957 und 1983 die Musik zu sechs Kinofilmen und 30 Fernsehfilmen, darunter auch mehrteilige Serien. Wenn auch Bühnen- und Filmmusik das Zentrum seiner musikalischen Tätigkeit bilden, so hat er sich ebenfalls als Instrumentalkomponist einen Namen gemacht. 1998 wurde die „Herbert-Baumann-Stiftung“ errichtet, die sich der Förderung der Musik verschrieben hat. Er starb am 21.1.2020 in München. Das gesamte Œuvre (Manuskripte, gedruckte Werke, CDs etc.) ist bei der Bayerischen Staatsbibliothek einzusehen, teilweise auch auszuleihen. Ferner sind in der Deutschen Nationalbibliothek (Leipzig, Berlin, Frankfurt/Main) sämtliche Druckwerke u. a. zu finden. Siehe auch Bielefelder Katalog. Beim Hans-Schneider-Verlag, Tutzing, ist in der Reihe „Komponisten in Bayern“ eine Monographie erschienen. Im Mai 2013 erschien im Allitera-Verlag „Duetto Concertante / Herbert und Marianne Baumann – ein Komponistenleben“ von Daniele Weidenthaler.
31.7. Alessandro RAVAZZOLO: 150. Geburtstag
Er hatte in der Zeit nach der Jahrhundertwende eine bedeutende Karriere als leichter lyrischer Tenor an den großen italienischen Operntheatern und bei Gastspielen in verschiedenen europäischen Ländern. 1899 gastierte er am Theater von Reggio Emilia als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, am Teatro Comuinal Bologna 1901 als Alfredo in »La Traviata« und als Faust in »Mefistofele« von A. Boito, am Teatro Regio Parma 1902 als Loris in »Fedora« von Giordano, im gleichen Jahr im Teatro Politeama Genua als Faust in »Mefistofele«, 1905 als Cavaradossi in »Tosca« und 1907 als Osaka in »Iris« von Mascagni. In der Saison 1910-11 trat er am Teatro Fenice Venedig als Rodolfo in »La Bohème« und in der Uraufführung der Oper »La Leggenda del Lago« von V. Veneziani auf, 1913 sang er bei der Italienischen Oper in Holland den Rodolfo in »La Bohème« und den Pinkerton in »Madame Butterfly«. Er wurde namentlich als Interpret der veristischen Partien geschätzt, sang aber auch die technisch schwierigen Rollen des italienischen Belcanto-Repertoires (Rossini, Bellini, Donizetti); zugleich wurde er als Konzertsänger bekannt. Nach Abschluss seiner Karriere fand er Aufnahme in der Casa di riposo Verdi in Mailand, wo er 1948 starb.
Schallplattenaufnahmen der Marken Fonotipia, Fonotecnica und Odeon (Mailand 1904-05).