IN MEMORIAM-Geburtstage im Januar 2016
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.1. Ingeborg WENGLOR: 90. Geburtstag
Als Micaela
Sie wollte ursprünglich Pianistin werden, studierte dann aber Gesang bei Elisa Stünzner an der Dresdner Mendelssohn-Akademie. Während der Ausbildung wandelte sich ihre Altstimme zum Sopran. 1948 erhielt sie ihr erstes Engagement als Soubrette am Landestheater von Dessau, wo sie als Marie im »Waffenschmied« von Lortzing debütierte. Hier sang sie aber auch bereits Partien wie die der Butterfly. 1949-55 gehörte sie dem Opernhaus von Leipzig an. 1955 folgte sie einem Ruf an die Berliner Staatsoper. Dort wirkte sie u.a. am 4.10.1959 in der Uraufführung der Oper »Der arme Konrad« von Forest in der Partie der Res mit. Sie sang an der Berliner Staatsoper u.a. auch die Zdenka in »Arabella« von R. Strauss. An der Komischen Oper Berlin trat sie in den denkwürdigen Inszenierungen der »Zauberflöte« durch W. Felsenstein als Königin der Nacht auf. Gastspiele brachten ihr in Ungarn und Rumänien, in der Sowjetunion, in Argentinien wie in Westdeutschland große Erfolge ein. Sie gastierte weiter in Italien, Portugal, Ägypten, Finnland, in der CSSR und in Polen. Höhepunkte in ihrem Repertoire für die Bühne waren die Sophie im »Rosenkavalier«, die Mimi in »La Bohème«, die Marzelline im »Fidelio« und die Titelfigur in »Die Kluge« von C. Orff. Sie galt gleichzeitig als eine hervorragende Oratoriensolistin. Seit 1974 Dozentin an der Musikhochschule Berlin. Sie starb im November 2014.
Schallplatten: Eterna (Blondchen in Querschnitt »Die Entführung aus dem Serail«), Opera, Eurodisc (»Die Schöpfung« von Haydn, 9. Sinfonie von Beethoven), Heliodor-Westminster (Matthäuspassion), Rococo (Marzelline in »Fidelio«), Eurodisc (Papagena in der »Zauberflöte«).
1.1. Christian PÖTZSCH: 90. Geburtstag
Er absolvierte seine Ausbildung an der Musikhochschule von Leipzig und bei P. Russ. 1954 kam es zu seinem Bühnendebüt an der Staatsoper von Dresden, deren Mitglied er bis 1972 war. Hier sang er Partien wie den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Papageno in der »Zauberflöte«, den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Faninal im »Rosenkavalier« von R. Strauss. 1972 wurde er Intendant der Sächsischen Landesbühnen Radebeul, gastierte aber weiterhin als Sänger an der Oper von Dresden. 1957-67 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule von Dresden wahr. Bedeutender noch als sein Wirken auf der Bühne war seine Tätigkeit als Konzert- und Oratoriensänger. Er galt vor allem als großer Bach-Interpret und beherrschte ein weit gespanntes Repertoire auf dem Gebiet des Liedvortrags. Gastspiele und Konzertreisen führten den Künstler in die Musikzentren der DDR, Westdeutschlands, der Sowjetunion, Italiens, Polens, Frankreichs und Rumäniens. Er starb 2001 in Radebeul.
Seine Schallplattenaufnahmen, vornehmlich aus dem Bereich des Oratoriums und des Liedgesangs, erschienen bei Eterna.
1.1. Richard VERREAU: 90. Geburtstag
Er sang als Amateur in Kirchenchören Solopartien, entschloss sich schließlich aber doch zur Ausbildung seiner Stimme. Er wurde an der Laval-Universität Schüler von Émile Larochelle und studierte auch bei Louis Gravel. Seit 1949 vervollständigte er seine Ausbildung in Paris bei Raoul Jobin. 1951 begann er seine Bühnenkarriere am Opernhaus von Lyon. Hier trat er in einer Anzahl von Partien aus dem lyrischen Fachbereich auf, ging dann aber nach Italien, um dort nochmals das italienische Stimmfach zu studieren. Seit 1956 wirkte er sehr erfolgreich an der New York City Opera. An der Oper von San Francisco gastierte er 1961 als Alfredo in »La Traviata« und als Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, 1962 als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und als des Grieux in »Manon« von Massenet, 1964 als Faust von Gounod und nochmals als Nadir. 1956 Gastspiel an der Covent Garden Oper London; 1958 großer Erfolg als Solist im Verdi-Requiem in der Hollywood-Bowl. 1963-65 sang er an der Metropolitan Oper New York in insgesamt vier Vorstellungen (Antrittsrolle: Titelheld im »Faust« von Gounod; danach auch den des Grieux in Massenets »Manon«), 1964 auch an der Oper von Mexico City, an der Oper von Philadelphia und in Hartford (Connecticut), seit 1962 am Opernhaus von New Orleans. 1965 unternahm er eine erfolgreiche Tournee durch die UdSSR; er war weiter zu Gast in Italien, in Belgien, Österreich und besonders oft in seiner kanadischen Heimat. Auf der Bühne hörte man ihn in Partien wie dem Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, dem Vincent in »Mireille« von Gounod, dem Titelhelden in »Werther« von Massenet, dem Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, dem Herzog im »Rigoletto«, dem Rodolfo in »La Bohème« und dem Cavaradossi in »Tosca«. Zugleich durchlief er eine erfolgreiche internationale Karriere als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger. Er starb 2005 in Quebec.
Schallplatten: DGG (»La damnation de Faust« von Berlioz), Columbia (H-Moll-Messe von J.S. Bach), RCA (Arien und Lieder).
1.1. Lidy van der VEEN: 100. Geburtstag
Sie war Schülerin von Eduard Lichtenstein und von Frau Martiensen. Sie begann ihre Karriere während des Zweiten Weltkrieges bei der Niederländischen Kammeroper Amsterdam und war dann lange Jahre bis in die Zeit nach 1960 Mitglied der Niederländischen Oper Amsterdam. In Amsterdam sang sie 1960 in der Uraufführung der Oper »Martin Korda« von Henk Badings und 1962 in der holländischen Erstaufführung von H. Sutermeisters »Raskolnikoff«. 1949-51, 1955-56 und 1960 wirkte sie beim Holland Festival mit. Im Einzelnen seien folgende Bühnenpartien der Künstlerin genannt, die auch im Konzertsaal zu einer erfolgreichen Karriere kam: die Azucena im »Troubadour«, die Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, die Auntie in »Peter Grimes« von Benjamin Britten, die Küsterin in Janáceks »Jenufa«, die Filipjewna im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky und die Concepcion in »L’Heure espagnole« von Ravel, in der sie 1950 einen ihrer größten Erfolge in Amsterdam hatte. Sie starb 2005 in Drachten.
Schallplatten: Philips (Barcarole aus »Hoffmanns Erzählungen« zusammen mit Gré Brouwenstijn), MMS (3. Dame in der »Zauberflöte«, Querschnitt durch »Faust« von Gounod).
2.1. John NOBLE: 85. Geburtstag
Er studierte 1950-54 an der Universität von Cambridge Mathematik und übte dann eine entsprechende Tätigkeit als Beruf aus. Er ließ jedoch zugleich seine Stimme durch die Pädagogen Clive Carey und Boriska Gereb in London ausbilden. Nachdem er, noch als Amateur, in Aufführungen der Oper »The Pilgrim’s Progress« von Vaughan Williams in Cambridge mit großen Erfolg aufgetreten war, wandte er sich ganz der Sängerlaufbahn zu. Er kam, sowohl für den Bereich der Oper wie auch den des Konzertgesangs (Oratorium), zu einer erfolgreichen Karriere in England wie in der ganzen Welt. Tourneen führten ihn in die USA wie in die Sowjetunion. Er betätigte sich vor allem auch als Gesangpädagoge, erhielt eine Professur am Trinity College of Music in London und gab Gastvorlesungen an der Surrey University Guilford. Er starb 2008 in London.
Sein Name erscheint auf einer Reihe von Schallplattenaufnahmen: auf Decca (»Albert Herring« von Benjamin Britten, »Hippolyte et Aricie« von Rameau, »Wilhelm Tell« von Rossini, Werke von J.S. Bach, Händel, F. Delius und Vaughan Williams), TIS (»Les Huguénots« von Meyerbeer), Edition Schwann (Vokalwerke von Scarlatti), CBS (»Louise« von Charpentier), HMV (»Macbeth« und »Don Carlos« von Verdi, Kantaten von Vaughan Williams), Philips (»Il Corsaro« von Verdi, »Il barbiere di Siviglia«), Meridian (geistliche Werke von H. Schütz), Koch Records (»The Beggar’s Opera«).
3.1. Gerd BRENNEIS: 80. Geburtstag
Nachdem er anfänglich Chemie studieren wollte, ließ er seine Stimme im Opernstudio der Städtischen Oper Berlin ausbilden, (wo er 1958 in den Uraufführungen der Opern »Fiesta« von Darius Milhaud und »Corinna« von Wolfgang Fortner mitwirkte) und begann seine Karriere 1959 am Opernhaus von Essen. Als Antrittspartie sang er hier den Don Curzio in »Figaros Hochzeit« und hatte einen ersten Erfolg in der Titelrolle der Benjamin Britten-Oper »Albert Herring«. 1961 wechselte er an das Stadttheater von Augsburg, zu dessen Ensemble er elf Jahre lang gehörte, auch nachdem er bereits 1970 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg geworden war. In Augsburg sang er seine ersten Wagner-Helden, den Lohengrin, den Parsifal und den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und wurde bald als großer Wagner- und Heldentenor bekannt. Später konzentrierte sich seine Tätigkeit wesentlich auf die Deutsche Oper Berlin, an der er zuerst 1974 als Max im »Freischütz«, dann in mehr als 25 Jahren als Walther von Stolzing, als Parsifal und in weiteren Partien für Heldentenor auftrat. 1972-77 gastierte er ständig an der Hamburger Staatsoper u.a. als Max, als Parsifal und als Dimitrij im »Boris Godunow« von Mussorgsky. Bei den Bayreuther Festspielen der Jahre 1973-74 hörte man ihn als Walther von Stolzing, als Siegmund in der »Walküre« und als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«. 1973-86 gastierte er an der Wiener Staatsoper (als Parsifal, als Max, als Walther von Stolzing, als Florestan im »Fidelio«, als Lohengrin, als Erik in »Der fliegende Holländer«, als Siegmund, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Tristan und als Tannhäuser). 1975-77 auch an der Staatsoper Stuttgart engagiert. 1976 debütierte er als Walther von Stolzing an der Metropolitan Oper New York, an der er bis 1983 in insgesamt 21 Vorstellungen außerdem noch den Froh im »Rheingold«, den Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Tannhäuser, den Siegmund und den Parsifal sang. Eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit führte den Künstler an die Opernhäuser in aller Welt: an die Mailänder Scala (1974 als Florestan unter Karl Böhm), an die Oper von Mexico City (1981 als Lohengrin), an das Teatro Regio Turin (1984, 1987 als Siegfried), an das Teatro Liceu Barcelona (1977), an die Oper von New Orleans (1977), nach Pretoria (1985) und Tokio (1986). 1984 wirkte er beim Maggio Musicale von Florenz mit. 1988 gastierte er an der Oper von Nizza als Siegfried im Nibelungenring. 1994 sang er an der Deutschen Oper Berlin den Erik. Er starb 2003 in Güstrow.
Mitschnitte von Rundfunksendungen des Sängers sind vorhanden.
4.1. Willy MATTES: 100. Geburtstag
Nach Absolvierung der Matura 1935 und der Dirigentenklasse 1937 in Wien, ist Mattes bis 1939 Theaterkapellmeister in Oldenburg und Leipzig. Anschließend arbeitet er als Arrangeur und Komponist bei den Filmgesellschaften Ufa und Tobis, für die er seine ersten eigenständigen Filmmusiken schreibt. 1944-51 ist Mattes als Dirigent bei Sveriges Radio in Stockholm tätig, anschließend beim Bayerischen Rundfunk in München und 1964-74 beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart. Dort hat 1964 auch das von Mattes komponierte Konzertstück für Klavier und Orchester Swedish Rapsody seine Uraufführung, das 1966 in dem US-amerikanischen MGM-Film Madame X zu hören ist. In den Credits verbirgt er sich hinter dem Pseudonym Charles Wildman, das er gelegentlich bei internationalen Filmarbeiten benutzte. 1975-80 ist er Abteilungsleiter für U-Musik beim RIAS in Berlin. Ab 1981 ist er Gastdirigent beim Norddeutschen Rundfunk in Hannover. Mattes war in erster Ehe mit der Schauspielerin und Tänzerin Margit Symo und in zweiter Ehe mit der ehemaligen Miss Germany und Miss Europa Christel Schaack verheiratet. Er ist der Vater der Schauspielerin Eva Mattes. Er starb 2002 in Salzburg.
5.1. Karel PRŮŠA: 85. Geburtstag
Gesangstudium am Konservatorium von Prag bei H. Vavra und Z. Otava. 1951 fing er seine Bühnenkarriere am Theater von Ostrava (Mährisch Ostrau) an. Bis 1978 blieb er Mitglied dieses Opernhauses. Hier war er in mehr als 2300 Bühnenaufführungen, dazu in über 250 Konzerten, zu hören; insgesamt sang er 175 Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur. 1975 wirkte er am Theater von Ostrava in der Uraufführung der Oper »Hiawatha« von Jaroslav Vogel mit. 1978 folgte er dann einem Ruf an das Nationaltheater Prag, wo er seitdem im ersten Bass-Fach auftrat. Dazu entfaltete er eine rege Konzerttätigkeit in der CSSR wie im Ausland. Er trat in Opernaufnahmen des tschechischen Rundfunks und des Fernsehens in Erscheinung. 1983 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung des neu renovierten Nationaltheaters Prag in einer Festaufführung von Smetanas »Libuse« mit. Seine großen Bühnenpartien waren der Daland in »Der fliegende Holländer«, der König Heinrich im »Lohengrin«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Ramfis in »Aida«, der Graf im »Jakobiner« von Dvorák, der Wassermann in »Rusalka« vom gleichen Komponisten, der Malina in Smetanas »Das Geheimnis«, der Lutobar in »Libussa«, der Benes in »Dalibor«, der Kajetan in der »Braut von Messina« von Fibich, der Pfarrer in »Das schlaue Füchslein« von Janácek und der Dikoj in »Katja Kabanowa«. 1984 wirkte er am Nationaltheater Prag in der Uraufführung der Oper »Meister Hieronymus« (»Mistr Jeroným«) von Ivo Jirásek mit. Er starb 1999 in Prag.
Auf Schallplatten ist seine Stimme auf Supraphon (Lieder und Kantaten; vollständige Opern »Das schlaue Füchslein« von Janácek, »Die Braut von Messina« von Fibich, »Der listige Bauer« und »Der Jakobiner« von Dvorák, »Libussa« von Smetana, »Gilgamesch« und »Marienspiele« von B. Martinù; Lieder von Zd. Fibich) und auf Panton (»Der neue Psalm« von A. Rejcha; Arienplatte) vertreten.
6.1. Tamara LUND: 75. Geburtstag
Die aus Finnland stammende Künstlerin begann zunächst eine Karriere als Schauspielerin und trat als solche in Helsinki auf. Sie studierte dann Musik und Gesang an der Sibelius-Akademie in Helsinki, vor allem bei Mirjam Helin, weitere Ausbildung in Köln, Brescia und Essen. 1963-67 war sie am Stadttheater von Turku, 1967-74 an der Finnischen Nationaloper Helsinki engagiert wo sie vor allem in Operettenpartien Erfolge hatte. 1968 sang sie dann an diesem Haus mit sensationellem Erfolg die Titelrolle in der skandinavischen Erstaufführung von Alban Bergs »Lulu«. Bis 1973 blieb sie in Finnland tätig und verlegte nun ihr Wirken nach Deutschland. Seit 1973 war sie dort Mitglied des Theaters am Gärtnerplatz München, zu dessen führenden Kräften sie gehörte. Durch Gastverträge war sie mit der Komischen Oper Berlin (1977-80), mit dem Theater des Westens Berlin (1981-83) und dem Theater an der Wien in Wien (1981-83) verbunden. 1979-83 bestand eine gleichartige Verpflichtung am Opernhaus von Zürich. 1973 wirkte sie in Helsinki in der Uraufführung der Oper »Apollo und Marsyas« von E. Rautavaara in der Partie der Daphne mit. Aus ihrem Opernrepertoire sind die Carmen, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Titelrolle in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, die Sonja in »Schuld und Sühne« von E. Petrovicz, die Jenny in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Weill und die Juno im »Sturm« von Sibelius hervorzuheben. Letztgenannte Partie übernahm sie 1986 bei den Festspielen von Savonlinna in ihrer finnischen Heimat. Sehr erfolgreich war ihre Tätigkeit auf dem Gebiet der Operette, auf dem sie ein weitläufiges Repertoire, auch vom Darstellerischen her gesehen, bravourös bewältigte. Hier gehörte die Titelpartie in der »Csardasfürstin« von E. Kálmán zu ihren Glanzrollen. Sie starb 2005 in Turku. In zweiter Ehe war sie mit dem Tenor Alexandru Ionitza (1948-2010) verheiratet.
Schallplatten: ORF (Ausschnitte aus »Jonny spielt auf« von E. Krenek, 1974), HMV (Soloszenen und Duette mit Marco Bakker), Amadeo (»Frühling in Wien«, auch als Video). Dazu Mitschnitte von Rundfunksendungen (Operetten).
6.1. Philip BEZANSON: 100. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Philip_Bezanson
6.1. Stanisław GRUSZCZYŃSKI: 125. Geburtstag
Als Lohengrin
Zuerst wurde er Kellner; da er eine planmäßige Ausbildung nicht finanzieren konnte, studierte er das Opernrepertoire nach Schallplattenaufnahmen anderer Sänger. Er debütierte 1915 am Teatr Nowosci in Warschau in der Operette »Polenblut« von Nedbal und trat dort in weiteren Rollen als Gast auf. Sein Operndebüt fand dann 1916 an der Oper von Warschau als Radames in »Aida« statt. Er war so erfolgreich, dass er bereits 1917 Gastspiele in Hamburg und Berlin absolvierte. In den zwanziger Jahren gastierte er in Italien, namentlich in Mailand, und in Madrid. 1924 hatte er am Teatro Massimo von Parma nur geringe Erfolge und beschloss Italien zu verlassen. Er kehrte an die Oper von Warschau zurück und wurde deren gefeierter erster Tenor. Er galt, vor allem im Wagner-Repertoire, als der Nachfolger des beliebten Ignacy Dygas. Auch als Otello von Verdi schätzte man ihn. 1922 wirkte er an der Oper von Warschau in der Uraufführung der Oper »Hagith« von K. Szymanowski mit. 1924 und 1927 am Nationaltheater Prag zu Gast, 1925 und 1926 an der Oper von Bukarest, 1926 an der Nationaloper von Belgrad, 1927 an der Nationaloper von Sofia, auch am Teatro Liceu Barcelona und am Teatro San Carlos Lissabon. Er gastierte dazu ständig an den Opernhäusern von Lwów (Lemberg), Krakau und Wilna und gab bis 1926 noch Gastspiele und Konzerte. 1921-28 wirkte er in mehreren Filmen mit. 1926-31 war er in Warschau sehr erfolgreich, verlor dann jedoch sein gesamtes Vermögen, sodass er zuletzt fast als Bettler lebte. Nach 1945 arbeitete er als Bibliothekar, 1950-57 als Statist an der Warschauer Oper (da er in sehr dürftigen Verhältnissen lebte). Von seinen Bühnenrollen sind der Faust von Gounod, der Don José in »Carmen«, der Manrico im »Troubadour«, der Canio im »Bajazzo«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Lohengrin, der Siegmund in der »Walküre«, der Parsifal, der Eleazar in »La Juive« von Halévy, der Jontek in »Halka« von Moniuszko, der Titelheld in »Manru« von Paderewski, der Eisenstein in der» Fledermaus« und der Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß sowie der Paris in Offenbachs »La belle Hélène« zu nennen. Er starb 1959 in Milanówek.
Schallplatten: HMV, Odeon.
6.1. Fritz IMHOFF: 125. Geburtstag
Sein eigentlicher Name war Friedrich Arnold Heinrich Jeschke; er war ein Bruder des Baritons Ernst Jeschke, der unter dem Namen Ernst Arnold (1892-1962) auftrat. Er strebte zunächst einen kaufmännischen Beruf an und besuchte die Handelsakademie in Wien. Er ließ dann aber seine Stimme ausbilden und schlug eine Karriere als Operettensänger ein. Nach ersten Auftritten am Theater von Troppau (Opava) war er 1913-16 am Theater von Baden bei Wien, 1916-19 in Brünn (Brno) und dann 1919-22 sowie 1929-35 in der österreichischen Metropole am Theater an der Wien engagiert, wo er auch am 22.2.1929 in der Uraufführung der nachgelassenen Operette »Rosen aus Florida« von Leo Fall mitwirkte. Er trat dazu an verschiedenen Wiener Operettenbühnen auf (u.a. 1922-23 am Kabarett-Theater »Hölle«, 1931-32 am Stadttheater Wien, 1937-38 an der Volksoper Wien, 1938-44 am Raimund-Theater Wien, dessen Direktor er 1946-48 war). Seine Gastspiele führten ihn in die Musikzentren in Deutschland und in Holland, aber auch nach Prag, Budapest und Paris. Zusammen mit dem berühmten Tenor Richard Tauber nahm er 1937-38 an einer großen Gastspieltournee durch die Schweiz und durch Italien (auch mit Auftritten in Monte Carlo) teil, bei der er den Tschöll im »Dreimäderlhaus« von Berté sang. 1939 trat er an der Wiener Staatsoper als Pappacoda in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er in den Jahren 1946-48 die Leitung des Raimund-Theaters in Wien. 1955-57 gastierte er am Theater in der Wiener Josefstadt; 1952-59 trat er bei den Salzburger Festspielen als Dicker Vetter in »Jedermann« auf. 1931 wirkte er am Theater an der Wien in der Uraufführung der Operette »Der Bauerngeneral« von Oscar Straus, 1941 am Raimund-Theater in der von »Der Reiter der Kaiserin« von A. Pepöck mit. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind der Midas in »Die schöne Galathee« von F. von Suppé, der Gouverneur in »Giroflé-Girofla«, der Frosch in der »Fledermaus«, vor allem aber der Giesecke in Benatzkys »Im Weißen Rössl« hervorzuheben, den er mehr als 300mal zum Vortrag brachte. Er wirkte in zahlreichen Filmen mit (u.a. in »Drei Männer im Schnee«). Er starb 1961 in Wien.
Sehr viele Schallplattenaufnahmen auf verschiedenen Marken mit Operettenmelodien, Couplets und Wiener Liedern: über 180 Titel auf Grammophon, Polydor, Parlophon, Elite Special. Darunter finden sich zahlreiche Lieder seines Bruders Ernst Arnold (Zum Teil wieder veröffentlicht bei Preiser).
6.1. José Melchor GOMIS: 225. Geburtstag
Biographie des spanischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Melchor_Gomis
6.1. Marie-Thérèse MAILLARD: 250. Geburtstag
Sie wurde durch die beiden Pädagogen Corrette Vater und Sohn in Paris ausgebildet, trat aber zuerst als Tänzerin auf. Bereits mit zwölf Jahren erschien sie in Tanzvorstellungen (Divertissements) auf der Bühne der Pariser Opéra-Comique und gab, wenig älter, ein Gastspiel mit einer Balletttruppe in St. Petersburg. 1780 hörte sie der Direktor der Grand Opéra Berton und ließ sie in der Opernschule seines Hauses weiter ausbilden. Mit 16 Jahren kam es unter dem Namen Mlle. Maillard zu ihrem Debüt als Sängerin an der Grand Opéra Paris, und zwar sang sie hier die Colette in »Le Devin du village« von Jean- Jacques Rousseau. Bis 1813 hatte sie an der Grand Opéra eine sehr erfolgreiche Karriere. Sie ersetzte dort die große Primadonna Mme. Saint-Huberty in einigen ihrer dramatischen Partien: als Alceste und als Armide von Gluck, als Hécubé in der Oper gleichen Namens von Granges de Fontenelle, als Iphigénie in »Iphigénie en Tauride« von Gluck und als Clytemnestre in »Iphigénie en Aulide« vom gleichen Meister. Dazu sang sie eine Vielzahl von Rollen in heute längst vergessenen Opernwerken ihrer Zeit und war eine gefeierte Konzertsolistin. Am 16.12.1807 wirkte sie an der Grand Opéra in der Uraufführung von Spontinis klassischer Oper »La Vestale« in der Partie der Grande Vestale mit; bereits 1787 war sie dort in der Uraufführung von A. Salieris »Tarare«, am 15.2.1791 in der von »Alonso et Cora« von Étienne-Nicolas Méhul in der Partie der Zilia und 1802 in der von »Sémiramis« von Charles-Simon Catel aufgetreten. 1813 nahm sie von der Bühne Abschied. Nach ihrer Heirat ist sie auch unter dem Namen Mme. Maillard-Davoux aufgetreten. Familiäre Auseinandersetzungen verschlimmerten eine langwierige Krankheit, an der sie 1818 in Paris starb. Sie galt als ungewöhnliche Schönheit. Als man 1793 auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution das Fest zu Ehren des Höchsten Wesens (»Fête de l’Étre Suprême«) einführte, stellte sie die »Göttin der Vernunft« dar und wurde in einem Triumphzug in die Kathedrale Notre Dame in Paris getragen.
7.1. Iona BROWN: 75. Geburtstag
Ihre Eltern waren beide Berufsmusiker, ebenso drei ihrer Geschwister. Ihre Studien absolvierte sie bei Hugh Maguire in London, bei Remy Principe (1889–1977) in Rom und bei Henryk Szeryng in Paris. 1963-66 war Brown Mitglied des Philharmonia Orchestra. 1964 kam sie zum bekannten englischen Kammerorchester Academy of St. Martin in the Fields, dessen Dirigentin sie 1974 wurde. 1980 verließ sie die „Academy“, arbeitete jedoch bis an ihr Lebensende regelmäßig mit ihr weiter. 1981 übernahm sie die künstlerische Leitung des Norwegischen Kammerorchesters, 1987-92 hatte sie die musikalische Leitung des Los Angeles Chamber Orchestra inne. Zwischenzeitlich (1985–89) war sie Gastdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra. Bedingt durch eine Arthritis beendete sie 1998 ihre Laufbahn als Violinistin. Sie starb 2004 im Alter von 63 Jahren in Salisbury an Krebs.
7.1. Georg PASKUDA: 90. Geburtstag
Als Steuermann in Bayreuth
Er begann seine Bühnenkarriere im Jahre 1951 und sang nacheinander am Stadttheater von Lübeck (1952-54), am Stadttheater von Bielefeld (1954-55), am Opernhaus von Wuppertal (1955-58) und am Staatstheater von Wiesbaden (1958-61). Seit 1959 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth mit; im Einzelnen sang er dort 1959 einen der Gralsritter sowie 1961-63 einen der Knappen im »Parsifal«, 1959 und 1961 den Kunz Vogelgesang und 1970 den Augustin Moser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1959 und 1962-63 den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, 1959-61 und 1970 den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, 1960 den Froh im »Rheingold«, 1961-62 Heinrich den Schreiber im »Tannhäuser«, schließlich 1970-71 den Mime im Nibelungenring. 1961 folgte er einem Ruf an die Bayerische Staatsoper München. 1967 hatte er hier einen besonderen Erfolg als Don Carlos in der Oper gleichen Namens von Verdi. 1969 wirkte er an der Bayerischen Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Aucassin und Nicolette« von Günter Bialas, 1978 in der Uraufführung von »Lear« von A. Reimann, 1986 in der von V.D. Kirchners »Belshazar« mit. Sein Repertoire umfasste eine Vielzahl von Tenorpartien in Opern von Wagner, Verdi, Richard Strauss, Puccini, Rossini, Mozart, Lortzing, Donizetti und Gluck. Er gastierte an der Grand Opéra Paris (1960), an den Opern von Monte Carlo (1963 als italienischer Sänger im »Rosenkavalier«) und Amsterdam, am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1966 und 1989) und an der Wiener Staatsoper (1962 als italienische Sänger im »Rosenkavalier«, 1963 als Tamino in der »Zauberflöte« und 1969 als Matteo in »Arabella« von R. Strauss). In einem zweiten Abschnitt seiner Karriere übernahm er zahlreiche Charakterpartien. Bis zum Ende der Spielzeit 1994-95 ist er noch an der Münchner Staatsoper aufgetreten. Auch als Konzertsänger von Bedeutung. Er starb 2001 in München.
Auf Philips sang er Wagner-Partien in vollständigen Aufnahmen der Opern »Parsifal«, »Tannhäuser« und »Der fliegende Holländer«, auf DGG den Matteo in einer integralen Aufnahme der Richard Strauss-Oper »Arabella«, eine Partie in »Die Frau ohne Schatten«, ebenfalls von R. Strauss, und in der Oper »Lear« von A. Reimann (Staatsoper München 1978). Bei Melodram als Froh im »Rheingold« (Bayreuth, 1960), auf Replica als Steuermann in »Der fliegende Holländer« (Bayreuth 1959), auf Mondo Musica in »Arabella« von R. Strauss (Teatro Fenice Venedig 1966) und auf Orfeo als Schmidt in »Werther« von Massenet zu hören.
7.1. Walter HESSE: 95. Geburtstag
Er wuchs in Südafrika auf und bildete sich weitgehend autodidaktisch zum Sänger. Er begann seine Bühnenkarriere in der Spielzeit 1949-50 mit einem Engagement als Bass-Bariton am Landestheater von Innsbruck. Seine Stimme wechselte dann jedoch ins Tenorfach, und 1950-55 war er als Tenor am Theater am Gärtnerplatz in München im Engagement. 1955-57 sang er am Stadttheater von Münster (Westfalen), 1957-63 am Opernhaus von Zürich. Nach einem Zwischenspiel am Städtebundtheater Hof (1965-67) war er dann seit 1969 bis zur Aufgabe seiner Karriere 1985 wieder Mitglied des Opernhauses Zürich. Hier wirkte er in der Uraufführung der Oper »Ein Engel kommt nach Babylon« von Rudolf Kelterborn mit (5.6.1977). Er sang hier auch in den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Mystère de la Nativité« von Frank Martin (Spielzeit 1961-62 den Melchior), »Crucible« von Robert Ward (1963-64 den Judge Danforth) und »Ein Stern geht auf aus Jakob« von Paul Burkhard (1972-73 den Sacharja). Gastspiele an den Theatern von Bern, Basel und St. Gallen, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Essen und Köln, am Stadttheater Bremen, in Salzburg und Wien. Höhepunkte aus seinem vielseitigen Bühnenrepertoire waren der Radames in Verdis »Aida«, der Titelheld in dessen »Don Carlos«, der Herzog im »Rigoletto«, der Manrico im »Troubadour«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Parsifal, der Max im »Freischütz«, der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, der Florestan im »Fidelio«, der Don José in »Carmen«, der Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Kalaf in »Turandot«, der Prinz in »Rusalka« von Dvorák, die Titelfiguren in »Raskolnikow« und »Romeo und Julia« von H. Sutermeister, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Ägisth in dessen »Elektra«, der italienische Sänger im »Rosenkavalier«, dazu Partien in Operetten von J. Strauß. Offenbach, Millöcker und Franz Lehár. Er starb 1997 in Zürich.
7.1. John LANIGAN: 95. Geburtstag
Seine Mutter war unter dem Namen Lucy Colahan eine in Australien bekannte Sängerin gewesen. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen und gewann – noch im Militärdienst stehend – 1945 einen Gesangwettbewerb in Melbourne. Darauf weitere Ausbildung durch Horace Stevens in Melbourne. Er kam zum Abschluss seiner Ausbildung nach Mailand und war in London Schüler von Dino Borgioli. 1949 sang er am Stoll Theatre in London den Fenton in Verdis »Falstaff« und den Rodolfo in »La Bohème«. Er wurde vor allem durch sein Wirken an der Covent Garden Oper London bekannt, an der er 1951 als erste Partie den Thaddeus in »The Bohemian Girl« von M. Balfe sang und in den folgenden 25 Jahren in mehr als 80 Partien auftrat. Zuerst sang er dort Partien wie den Herzog im »Rigoletto«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Cassio in Verdis »Otello«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Pinkerton in »Madame Butterfly« und den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, später den Essex in »Gloriana« von B. Britten und den Sir Philip in »Owen Wingrave« vom gleichen Komponisten. Am 27.1.1955 sang er dort in der Uraufführung von »The Midsummer Marriage« von M. Tippett, 1956 den Laça in der englischen Erstaufführung von Janáceks »Jenufa«, 1957 in der von »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc. Am 19.5.1962 sang er in Coventry (mit dem Ensemble der Londoner Covent Garden Oper) den Hermes in der Uraufführung der Oper »King Priam« von M. Tippett. Seit etwa 1963 wandte er sich dem Buffo- und Charakterfach zu und sang jetzt Partien wie den Mime im Ring-Zyklus. Am 13.4.1970 wirkte er an der Covent Garden Oper London in der Uraufführung der Oper »Victory« von R.R. Bennett, am 12.7.1972 in der der Oper »Taverner« von P. Maxwell Davies und am 12.7.1976 in der Uraufführung von H.W. Henzes »We Come to the River« mit. Er trat als Gast an den führenden englischen Opernbühnen, in Australien, Frankreich und Italien auf. Ebenso bekannt wie als Bühnensänger wurde er durch seine Auftritte im Konzertsaal, namentlich als Solist in Oratorien. Er starb 1996 auf Vancouver Island (Victoria, British Columbia, Kanada).
Schallplatten: HMV (Schuiskij im »Boris Godunow«), Decca (»Peter Grimes« von B. Britten), RCA (»Falstaff« von Verdi), Gala (»The Midsummer Marriage« von M. Tippett, Mitschnitt der Uraufführung von 1955).
8.1. Evelyn LEAR: 90. Geburtstag
Ihr Großvater war der bekannte Synagogenkantor Zavel Kwartin (1874-1952); ihre Mutter, die Koloratursopranistin Nina Kwartin, hatte einen Juristen namens Schulmann geheiratet. Sie studierte anfänglich Klavier- und Hornspiel, schließlich aber Gesang am Hunter College und an der Juilliard School of Music in New York. Sie gab erste Konzerte in ihrer amerikanischen Heimat. Nachdem die Künstlerin 1955 den Bariton Thomas Stewart (1928-2006) geheiratet hatte, kam sie mit diesem 1957 nach Deutschland. Sie bildete sich an der Berliner Musikhochschule weiter aus. 1959 sang sie in der Royal Festival Hall London »Vier letzte Lieder« von Richard Strauss. 1959-64 war sie Mitglied der Städtischen Oper Berlin (Debüt 1959 als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss) und gastierte auch nach 1964 regelmäßig an diesem Haus (später Deutsche Oper Berlin genannt). 1960 großer Erfolg im Wiener Konzerthaus im Rahmen der Wiener Festwochen als Lulu in einer konzertanten Aufführungen der gleichnamigen Oper von A. Berg; diese Partie, die als eine ihrer größten Kreationen galt, sang sie dann auf der Bühne u.a. im Theater an der Wien, in Hamburg, London (Covent Garden Oper 1965) und München. Im Wiener Konzerthaus hörte man sie außerdem 1960 in konzertanten Aufführungen der Oper »Die Harmonie der Welt« von Paul Hindemith (unter Leitung des Komponisten), 1961 als Marina in einer konzertanten Aufführung von Mussorgskys »Boris Godunow«, 1964 im Deutschen Requiem von J. Brahms und in einem Liederabend sowie 1969 in einem Konzert mit Alban Bergs Sieben frühen Liedern und Arnold Schönbergs Monodrama »Erwartung«. 1962-71 hörte man sie an der Staatsoper von Wien in insgesamt 28 Vorstellungen (als Fiordiligi in »Cosi fan tutte«, als Octavian im »Rosenkavalier«, als Komponist in »Ariadne auf Naxos«, als Cherubino in »Figaros Hochzeit«, als Tochter des Bauern in »Die Kluge« von C. Orff, als Donna Elvira in »Don Giovanni« und als Marie im »Wozzeck« von A. Berg). Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie 1962-64 als Cherubino und 1965 als Fiordiligi; 1964-65 trat sie dort auch in Liederabenden auf. Sie gastierte mit großem Erfolg auch immer wieder an der Staatsoper von München. An der Mailänder Scala gastierte sie 1968 als Marie im »Wozzeck«, 1976 als Marschallin und 1977 in einem Konzert (gemeinsam mit ihrem Gatten Thomas Stewart). Sie gastierte auch in Brüssel und Lissabon sowie mit dem Ensemble der Hamburger Staatsoper bei der Welsh Opera Cardiff und sang an der Grand Opéra Paris die Gräfin in »Figaros Hochzeit«. Als erste Partie sang sie in ihrer amerikanischen Heimat 1965 in Kansas City die Cleopatra in »Giulio Cesare« von Händel. Sie debütierte am 17.3.1967 an der Metropolitan Oper New York als Lavinia in der Uraufführung der Oper »Mourning Becomes Electra« von Levy. Sie hat an diesem Haus bis 1985 in 13 Spielzeiten zwölf Partien in mehr als 90 Vorstellungen vorgetragen: den Octavian wie die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Marie im »Wozzeck«, den Komponisten in »Ariadne auf Naxos«, den Cherubino wie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Tosca, die Donna Elvira, die Dido in »Dido and Aeneas« von Purcell, die Alice Ford in Verdis »Falstaff« und die Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg. Sie gastierte auch am Nationaltheater Prag (1973), an der Nationaloper Budapest und 1969 in Israel. Sie trat als Gast an der San Francisco Opera auf (1965 als Lulu, 1968 als Marie im »Wozzeck«, 1971 als Tatjana in »Eugen Onegin«, 1973 als Marina und als Fiordiligi, 1983 als Kabanicha in »Katja Kabanowa« von Janácek und 1989 als Gräfin Geschwitz) und wirkte 1974 an der Oper von Houston/Texas in der Uraufführung der Oper »The Seagull« von Pasatieri mit. 1987 sang sie nochmals in Chicago die Gräfin Geschwitz, 1991 an der Oper von Dallas die Hexe in »Hänsel und Gretel«. Die reich gebildete, technisch souverän geführte Stimme der Sängerin bewährte sich auf der Bühne wie im Konzertsaal in einem sehr umfassenden Repertoire. Sie wirkte auch in mehreren Uraufführungen von Opern mit. Am 25.9.1961 sang sie in Berlin in der Uraufführung der Oper »Alkmene« von G. Klebe die Titelrolle, am 27.11.1963 an der Münchner Staatsoper in der Uraufführung von Werner Egks »Die Verlobung in San Domingo«, am 5.12.1984 am Opernhaus von Zürich die Andrejewna in der Uraufführung von »Der Kirschgarten« von R. Kelterborn. Sie starb 2012 in Sandy Springs (Maryland).
Schallplatten: DGG (u.a. vollständige Oper »Die Zauberflöte«, Marie im »Wozzeck« und Titelrolle in »Lulu« von A. Berg, Johannes-Passion von J.S. Bach, Glagolitische Messe von Janácek), Philips (Stabat mater von Pergolesi, Marschallin im »Rosenkavalier«), HMV (Marina im »Boris Godunow«), Amadeo (»Jonny spielt auf« von Krenek), Hunt Records (c-moll-Messe von Mozart), Eterna (Duette aus Opern mit Thomas Stewart), Voce (»Die Gezeichneten« von F. Schreker); DGG (»On the Town« von Bernstein), Orfeo (»Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk, Mitschnitt der Uraufführung), VAI Audio zahlreiche (Szenen und Arien aus Opern, auch Duette mit Thomas Stewart, Lieder).
8.1. Emilio USIGLIO: 175. Geburtstag
Biographie des italienischen Komponisten auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Emilio_Usiglio
9.1. Jani CHRISTOU: 90. Geburtstag
Er wurde im ägyptischen Heliopolis als Sohn griechischer Eltern geboren. Als Kind besuchte er die Englische Schule von Alexandria und nahm Klavierunterricht bei der großen griechischen Pianistin Gina Bachauer. Später studierte er Philosophie an der University of Cambridge bei Ludwig Wittgenstein und Bertrand Russell. Im Jahre 1948 machte er in Cambridge seinen Studienabschluss. Während seines Philosophiestudiums studierte er nebenbei Musik bei Hans Ferdinand Redlich und Roberto Gerhard. 1949 reiste Christou nach Rom, um Orchestration bei Angelo Francesco Lavagnino zu studieren. Eine Zeit lang nahm er auch Unterricht bei Carl Gustav Jung in Zürich. 1951 kehrte er nach Alexandria zurück. 1961 heiratete er Theresia Horemi. Christou starb 1970 an seinem 44. Geburtstag bei einem Verkehrsunfall in Athen.
Christous Arbeiten werden in drei Hauptphasen unterteilt. Die erste Phase fällt in den Zeitraum 1948-58. Diese Phase bezeichnete Christou selbst als atonal. Während seiner zweiten künstlerischen Phase entwickelte Christou Kompositionen, die von ihm als Meta-Surrealismus bezeichnet wurden und die sich durch Polyphonie und rhythmische Dynamik auszeichnen. In seiner dritten kompositorischen Phase von 1964 bis zu seinem Tod 1970 betonte er in zunehmender Weise das improvisatorische Element.
9.1. Seymour BARAB: 95. Geburtstag
Er lernte als Kind Orgel und war mit 13 Jahren Kirchenorganist; im High-School-Orchester spielte er Cello. Zu Beginn seiner Karriere trat er mit den Indianapolis und San Francisco Symphonies, dem Cleveland Orchestra, dem CBS Symphony Orchestra und dem Galimir Quarte auf. Er leistete während des Zweiten Weltkriegs seinen Militärdienst u.a. in Paris ab; in dieser Zeit komponierte er zahlreiche Songs. Er arbeitete in der Nachkriegszeit im Bereich der Zeitgenössischen Musik u. a. mit dem New Music Quartet in Chicago. In New York gründete er mit Matthew Raimondi, Anahid Ajemian und Bernard Zaslav das Composer’s Quartet, außerdem war er Viola da Gamba Spieler in der Formation New York Pro Musica, die Barock- und Renaissance-Musik interpretierte. Barab schrieb die Oper Little Red Riding Hood, die als erste amerikanische Oper in China aufgeführt wurde. Seine Oper Philip Marshall (basierend auf Dostojewskis Roman Der Idiot) wurde für den Pulitzer-Preis nominiert. Zu seinen weiteren Werken zählen The Toy Shop, The Pied Piper of Hamelin und Cosmos Cantata, basierend auf einem Text von Kurt Vonnegut. Außerdem schrieb er mehrere Kinderopern, wie Adaptionen von Little Red Riding Hood, Aschenputtel (Cinderella) und Schneewittchen (Snow White) sowie eine Weihnachtsoper, Father of the Child. Barab unterrichtete an der Rutgers University, am Black Mountain College und am New England Conservatory of Music. 1998 erhielt er den Preis für sein Lebenswerk (Lifetime Achievement Award) der National Opera Association. Im Laufe seiner Karriere spielte Barab auch mit Jazzmusikern wie Charlie Parker und Stan Getz im New Yorker Jazzclub Birdland. In den 1970er- und 1980er-Jahren war Barab als Studiomusiker bei unzähligen Plattenaufnahmen beschäftigt, u. a. für Elvis Presley, Frank Sinatra oder John Lennon. Im Bereich des Jazz war er zwischen 1956 und 2001 an 86 Aufnahmesessions beteiligt, u. a. mit Jack Nimitz, Chet Baker, Charles Mingus (Mingus Dynasty, 1959), Morgana King, Astrud Gilberto. Phil Woods, Bill Evans, Quiny Jones, Kenny Burrell, Hubert Laws, Grant Green, Bobby Hutcherson, Marlena Shaw, Eumir Deodato (Prelude), Lou Donaldson, Eric Gale, Bob James, George Benson, Bob Dorough, Lena Horne, Don Sebesky, Grover Washington junior, Idris Muhammad, Hank Crawford, Dave Matthews, Lonnie Liston Smith, Horace Silver, George Shearing, Cleo Laine und John Pizzarelli. Seymour Barak starb 2014 in New York City.
9.1. Alfred WROBLEWSKI: 95. Geburtstag
Er war an der Musikhochschule von Halle (Saale) Schüler von Kurt Seipt. 1950 erfolgte sein Bühnendebüt am Stadttheater von Halle (Saale), wo er in der ersten Zeit nur in kleinen Rollen beschäftigt wurde. Er sang nacheinander an den Theatern von Plauen (Sachsen), Greiz, Eisenach und am Sächsischen Landestheater in Radebeul bei Dresden und wurde 1956 an das Nationaltheater von Weimar verpflichtet. Nachdem er bis 1961 diesem Haus angehört hatte, wurde er Mitglied des Opernhauses von Leipzig (1961-66). 1966 folgte er einem Ruf an die Komische Oper Berlin. Sein Repertoire war besonders umfangreich und enthielt eine Fülle von Partien aus dem seriösen Bass-Fach der gesamten Opernliteratur, dazu auch mehrere Aufgaben aus dem komischen Fach. Gastspiele führten den Künstler, der auch ein begabter Konzertbassist war, an große Bühnen in Westdeutschland, in der CSSR und an die Budapester Nationaloper. Er starb im Jahr 1989.
Schallplatten: Telefunken (»Die Verurteilung des Lukullus« von Paul Dessau), Berlin Classics (Oberpriester in »Judith« von S. Matthus).
9.1. James PEASE: 100. Geburtstag
Anfänglich Jurastudium, dann Ausbildung der Stimme an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia. Er debütierte 1941 bei der Philadelphia Opera Company als Mephisto im »Faust« von Gounod. Er war bereits für die Spielzeit 1943-44 an die New Yorker Metropolitan Oper verpflichtet (nachdem er im März 1943 in einem Konzert dort aufgetreten war), wurde aber noch vor der Eröffnungsvorstellung Soldat in der amerikanischen Armee. So debütierte er erst 1946 an der New York City Opera; hier trat er 1946-53 in einer Vielzahl von Partien auf, u.a. als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Don Giovanni, als Escamillo in »Carmen«, als Wozzeck von A. Berg, als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Piratenkapitän in der Operette »The Pirates of Pensance« von Gilbert & Sullivan, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Colline in »La Bohème«, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Ramfis wie als König in »Aida«, als Angelotti in »Tosca«, als Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, als Celio in »L’Amour des trois oranges« von Prokofieff, als Lescaut in »Manon« von Massenet und als Lunardo in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari. 1959 sang er dort als Gast den Don Alfonso in »Così fan tutte«, 1960 den Ochs im »Rosenkavalier«, den er im März 1967 letztmalig an diesem Theater vortrug. 1952 sang er an der City Opera New York in der amerikanischen Erstaufführung von »Herzog Blaubarts Burg« von Bela Bartók. Beim Tanglewood Festival sang er 1946 in der amerikanischen Premiere von Benjamin Brittens »Peter Grimes« und im August 1949 in der amerikanischen Erstaufführung von Brittens »Albert Herring« (den Mr. Gedge). 1948 kam er nach Europa, gastierte an englischen und deutschen Bühnen und unternahm Konzertreisen. 1952 wurde er an die Staatsoper von Hamburg verpflichtet, der er bis 1958 angehörte. Hier sang er als erste Partie den Orest in »Elektra« von R. Strauss, später den Falstaff von Verdi, den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, den Briano in Verdis »Aroldo«, den Wotan im Ring-Zyklus, den Ochs und 1955 den Socrates in der Uraufführung der Oper »Pallas Athene weint« von Krenek. Er trat 1955-60 regelmäßig an der Covent Garden Oper London auf, u.a. als Hans Sachs (1959), als Wotan und als Wanderer im Nibelungenring, als Ochs, als Kurwenal in »Tristan und Isolde« und als Balstrode in »Peter Grimes«. 1956 trat er bei den Festspielen von Edinburgh auf, u.a. in der englischen Erstaufführung von Strawinskys Oper »Oedipus Rex«. 1954 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Don Giovanni, 1957 an der Grand Opéra Paris den Wotan in der »Walküre«. 1959 gastierte er beim Maggio Musicale von Florenz als Don Giovanni. 1960-63 war er am Opernhaus von Zürich engagiert, wo er u.a. 1961 in der Uraufführung der Oper »Griechische Passion« von B. Martinù mitwirkte. Er gastierte weiter in Brüssel und Amsterdam, in Los Angeles und Chicago, in München und Stuttgart. In den Jahren 1963-65 musste er wegen einer Erkrankung seine Karriere unterbrechen, nahm dann aber diese wieder mit Auftritten in Saarbrücken (als Wotan in der »Walküre«), in Braunschweig und am Opernhaus von Graz (als Hans Sachs und als Boris Godunow) und, wie bereits erwähnt, mit einem letzten Auftritt in New York im März 1967 als Ochs, wieder auf. Zu seinen großen Partien auf der Bühne zählten neben den Mozart-Rollen seines Stimmfachs der Ochs und der Hans Sachs. Er starb im April 1967 auf einem Schiff im Ärmelkanal während der Überfahrt nach Nordamerika. Zeitweilig verheiratet mit der Sopranistin Adele Leigh (1928-2004).
Schallplatten: MMS, Allegro Royale, DGG, Festival Classique (Ein deutsches Requiem von J. Brahms), RCA (ebenfalls Ein deutsches Requiem), Decca (»Peter Grimes«), Ariola-Eurodisc (»Fra Diavolo« von Auber), Eklipse (Escamillo in »Carmen« von 1945).
9.1. Robert LEFFLER: 150. Geburtstag
Er war der Sohn des Theaterdirektors Hermann Leffler sr., der lange Jahre das Theater von Gera leitete, ein Bruder des Schauspielers Hermann Leffler jr. (1864-1929), der in zweiter Ehe mit der berühmten Sopranistin Martha Leffler-Burkhard (1865-1954) verheiratet war. – Robert Leffler erhielt seine Ausbildung zum Sänger in Berlin und begann seine Bühnenkarriere 1889-91 als Sänger und Schauspieler am Stadttheater von Basel. Er setzte diese 1894-95 am Theater von Libau (Kurland), 1895-96 am Stadttheater von Koblenz, 1896-98 am Stadttheater von Elberfeld, 1898-1900 am Stadttheater von Lübeck (als Sänger und Regisseur), 1900-1901 am Stadttheater von Bremen, 1902-03 am Theater von Graz, 1903-05 am Stadttheater von Metz, 1905-06 am Opernhaus von Riga (wieder als Sänger und Regisseur), 1906-07 am Stadttheater von Nürnberg und 1907-18 am Opernhaus von Düsseldorf fort. Dort wirkte er jedoch seit 1909 nur noch im Regiefach. Sein Repertoire für die Bühne besaß einen großen Umfang und enthielt sowohl seriöse als auch Buffo-Partien, darunter den Landgrafen im »Tannhäuser«, den König Heinrich im »Lohengrin«, den Giacomo in »Fra Diavolo« von Auber, den Plumkett in Flotows »Martha«, den Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing, den Zuniga in »Carmen« und den Ferrando im »Troubadour«. Er starb 1940 in Berlin. – Er war verheiratet mit der Sopranistin Grete Christoph, die 1889 am Theater von Liegnitz (Schlesien) debütierte, dann 1890-91 am Stadttheater von Posen (Poznan) und 1891 am Stadttheater von Augsburg engagiert war und als Opern- und Operettensoubrette auftrat, seit 1892 jedoch nur noch gastierte.
10.1. Derek HAMMOND-STROUD: 90. Geburtstag
Er absolvierte seine Ausbildung 1948-50 am Trinity College in London, dann bei Gerhard Hüsch in München, bei Elena Gerhardt und Roy Henderson in London, nachdem er zunächst den Beruf eines Optikers ergriffen hatte. Er sang 1955 in der St. Pancras Town Hall in London in einer konzertanten Aufführung von Haydns »Orfeo ed Euridice« die Partie des Creon. Preisträger beim internationalen Concours von s’Hertogenbosch und beim Londoner Musikfest 1957. Sein eigentliches Bühnendebüt fand 1957, wieder beim St. Pancras Festival, als Publio in Mozarts »La clemenza di Tito« statt. Seitdem hatte er in England eine erfolgreiche Karriere als Bühnen- wie als Konzertsänger. Seit 1962 war er als erster Bariton der Sadler’s Wells Opera London und der English National Opera London verbunden, an der er 1966 in der Uraufführung der Oper »The Violins of Saint Jacques« von Malcolm Williamson mitwirkte. Er trat 1963 in der Londoner Premiere von Rossinis »La Pietra del Paragone« auf. 1968 hatte er bei der Sadler’s Wells Opera als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1971 als Alberich in der »Götterdämmerung« wichtige Erfolge (in Aufführungen in englischer Sprache); bei deren Nachfolgerin, der English National Opera London, sang er u.a. den Rigoletto, den Sharpless in »Madame Butterfly« und den Napoleon in »Krieg und Frieden« von Prokofieff. 1971 debütierte er an der Londoner Covent Garden Oper als Faninal im »Rosenkavalier«. Er sang bei den Festspielen von Aldeburgh und Glyndebourne (1973-74 im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem, 1980 Faninal), im Ausland am Gärtnerplatztheater von München, am Teatro Liceu von Barcelona und an der Oper von Houston (Texas). Er debütierte 1977 an der Metropolitan Oper New York einmal mehr als Faninal, an der er bis 1983 in insgesamt 35 Vorstellungen außerdem noch als Krusina in Smetanas »Die verkaufte Braut« auftrat. 1983 war er an der Opera North Leeds in Lehárs »Die lustige Witwe« zu Gast, 1987 in Amsterdam einmal mehr als Faninal, 1988 an der Covent Garden Oper in »Albert Herring« von Benjamin Britten. Sein Rollenrepertoire enthielt Partien von Mozart bis hin zu Richard Wagner und modernen Meistern; eine besondere Begabung zeigte er in der Gestaltung von Buffo-Partien (Don Magnifico in »La Cenerentola«, Fra Melitone in »La forza del destino«, Bartolo im »Barbier von Sevilla«, Sakristan in »Tosca«). Er starb 2012 in Shrewsbury.
Lit: A. Blyth: Derek Hammond-Stroud (in »Opera«, 1985).
Schallplatten: HMV (Alberich in vollständigem Ring-Zyklus in Englisch), Philips (Faninal im »Rosenkavalier«), Savoy (Ausschnitte aus Operetten von Gilbert & Sullivan).
10.1. David POLERI: 95. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger durch den Pädagogen Alberto Sciaretta. Er gehörte 1948-51 der San Carlo Opera Company an (Debüt als Faust in der Oper gleichen Namens von Gounod). 1951 sang er als Antrittsrolle an der New York City Opera den Alfredo in »La Traviata« und hatte seither an diesem Haus bis 1961 immer wieder große Erfolge, u.a. als Herzog im »Rigoletto, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Andrea Chénier von Giordano und als des Grieux in »Manon« von Massenet. Am 27.12.1954 sang er am New Yorker Broadway Theatre in der Uraufführung der Oper »The Saint of Bleecker Street« von Gian Carlo Menotti die Partie des Michele. Bereits 1951 (und nochmals 1955) gastierte er beim Festival von Glyndebourne und in Edinburgh als Alvaro in »La forza del destino« von Verdi, 1953 am Teatro Comunale Florenz als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky und als Cavaradossi in »Tosca«, 1953 an der Oper von San Francisco als Rodolfo in »La Bohème«, als Alfredo und als Don José in »Carmen«, 1954 beim Maggio Musicale von Florenz als Andrej in Tschaikowskys »Mazeppa«. Erfolgreiche Gastspiele an der Mailänder Scala (1955 als Michele in der Europäischen Erstaufführung von Menottis »The Saint of Bleecker Street« und 1956 als Troilus in der italienischen Erstaufführung der Oper »Troilus and Cressida« von W. Walton), am Teatro Carlo Felice Genua (1956 als Don José), an der Covent Garden Oper London (1956 als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«), an den Opern von New Orleans, Philadelphia und Pittsburgh sowie an weiteren führenden Theatern in Nordamerika und in Europa. 1961-62 gastierte er an der Chicago Lyric Opera als Alvaro und als Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin. Er trat oft in Opernsendungen des amerikanischen Fernsehens auf, so 1955 über den Sender NBC als Cavaradossi. In den sechziger Jahren wandte er sich mehr und mehr dem Konzertgesang zu. Er kam 1967 bei einem Hubschrauberabsturz auf Hawaii ums Leben.
Schallplatten: RCA (Faust in vollständiger Aufnahme der Oper »La damnation de Faust« von Berlioz, Tenor-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven), Melodram (»Mazeppa« von Tschaikowsky, Florenz 1954), Documents (Hermann in »Pique Dame«, Maggio Musicale von Florenz 1952).
10.1. Ettore CAGGIATI: 200. Geburtstag
Er wurde zuerst durch den Pädagogen Pietro Torrigiani in Parma, dann am Konservatorium von Mailand durch Maestro Luigi Mauri ausgebildet. Er debütierte 1837 am Teatro San Carlos in Lissabon als Elvino in Bellinis »La Sonnambula«. Er sang dann an den Theatern von Cadiz, Sevilla und Barcelona. Er gastierte im weiteren Ablauf seiner Karriere an den führenden italienischen Opernhäusern; so hörte man ihn in Rovigo und Livorno, in Padua und Udine. 1840 sang er in Ravenna, 1841 am Teatro Re in Mailand (Giorgio in »La Prigione d’Edimburgo« von F. Ricci) und in Macerata (Ubaldo in »Elena da Feltre« von S. Mercadante), 1842 am Teatro Filarmonico in Verona (Decio in »La Vestale« von Mercadante), 1842 auch am Theater von Vicenza (in der gleichen Rolle), 1843 am Teatro Carlo Felice Genua (»La Prigione d’Edimburgo«). 1845 gastierte er in Pisa als Ernani von Verdi, 1845 am Teatro della Pergola Florenz als Carlo VII. in Verdis »Giovanna d‘ Arco« und in der Uraufführung der Oper »Bondelmonte« von G. Pacini (in der Titelrolle), die damals an vielen Theatern in Italien sehr erfolgreich aufgeführt wurde. 1846 hörte man ihn am Teatro Carolino Palermo als Guglielmo in »Leonora« von Mercadante, 1847 am Theater von Treviso als Oronte in Verdis »I Lombardi« und als Roggero in »Corrado d‘ Altamura« von F. Ricci. 1848-49 unternahm er mit einer italienischen reisenden Gesellschaft eine Skandinavien-Tournee; dabei sang er u.a. 1848 in Kopenhagen in »Leonora« von Mercadante, 1849 in Oslo in »Ernani«. Auf der Rückreise blieb er in Danzig, wo er sich als Pädagoge niederließ, aber auch von dort aus noch Gastspiele an deutschen Theatern unternahm (so 1854 am Hoftheater von Darmstadt als Lyonel in Flotows »Martha«). Zu seinen großen Bühnenrollen gehörte auch der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Er heiratete 1856 in Hannover die dort wirkende Sopranistin Doris Caggiati-Tettelbach, gab aber bald danach seine Karriere auf und wirkte als Pädagoge, eine Tätigkeit, die er (wahrscheinlich) später zusammen mit seiner Gattin in Dresden und in Florenz ausübte.
11.1. Israel YINON: 60. Geburtstag
Er studierte Dirigieren, Musiktheorie und Komposition an der Jerusalem Academy of Musix and Dance in Tel Aviv (1981–84) sowie an der Musikakademie in Jerusalem (1985–88) unter anderem bei Mendi Rodan und Noam Sheriff. Im Mai 1991 dirigierte er das bundesweit live übertragene Eröffnungskonzert des neu gegründeten Deutschlandsenders Kultur. 1992 dirigierte er erstmals die Brünner Philharmonie, mit der er anschließend eine Deutschland-Tournee absolvierte und seine Debüt-CD mit der Ersteinspielung der symphonischen Werke Viktor Ullmanns aufnahm. Diese CD wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Danach sind zahlreiche weitere von Yinon dirigierte Aufnahmen bei Decca, Deutsche Grammophon, Koch, CPO und anderen Labels erschienen. Neben dem klassischen Repertoire widmete sich Yinon schwerpunktmäßig der Entdeckung vergessener und unbekannter Werke. Dabei setzte er sich insbesondere für im Dritten Reich als „entartet“ verbotene Komponisten wie Hans Krasa, Pavel Haas oder Erwin Schulhoff ein, aber auch für vergessene Vertreter des deutschen musikalischen Expressionismus wie Heinz Tiessen oder Eduard Erdmann. Überdies machte er sich als musikalischer Anwalt lebender Komponisten einen Namen. So brachte er beispielsweise die Oper Die Schachnovelle von Violeta Dinescu zur Uraufführung (bei den Schwetzinger Festspielen 1995). Israel Yinon leitete als Gastdirigent zahlreiche renommierte Orchester, darunter das BBC Symphony Orchestra, das Jerusalem Symphony Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra, die Royal Flemish Philharmonic Antwerpen, die NDR Radiophilharmonie, die Wiener Symphoniker und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Yinons Interpretationen waren von Werktreue, Sensibilität und handwerklicher Präzision geprägt. Gleichzeitig zeichnete sich sein Dirigierstil durch Vitalität und Temperament aus. Yinon erlitt am 29. Januar 2015 während einer Aufführung der Alpensinfonie von Richard Strauss im KKL Luzern einen Herzinfarkt. Während des Dirigierens des Luzerner Hochschulorchesters, der Jungen Philharmonie Zentralschweiz, brach Yinon zusammen und stürzte von der Bühne. Trotz schneller Reanimationsversuche eines Arztes aus dem Publikum starb er kurze Zeit später im Krankenhaus.
11.1. Dr. Carl NEMETH wäre 90 geworden
„Dr. Carl Nemeth, Intendant der Vereinigten Bühnen von 1972 bis 1990, Bürger der Stadt Graz und Ehrenmitglied der Grazer Oper, wäre am 11. Jänner 2016 90 Jahre alt geworden. Im Laufe seiner 18-jährigen Amtszeit, die ein Fünftel der Geschichte des Grazer Opernhauses ausmacht, wurden mehr als 3000 Vorstellungen gezeigt und 165 Premieren aus allen Sparten des Musiktheaters herausgebracht. Nemeth folgte konsequent und erfolgreich seinem Konzept, auch weniger bekannte Werke in den Spielplan zu integrieren. Durch die Wiederbelebung der Belcanto-Oper, Ur- und Erstaufführungen in Zusammenarbeit mit dem steirischen herbst sowie die europaweit viel beachtete Produktion von Wagners Der Ring des Nibelungen in der Regie von Christian Pöppelreiter konnte das Grazer Opernhaus international positioniert werden.
Dr. Carl Nemeth im Interview 1988: „Mein Wunsch für die Zukunft wäre, dass mit allerhöchsten Anstrengungen aller Beteiligten das Grazer Theater seinem Publikum nur größte Qualität anbieten möge!“
12.1. Morton FELDMAN: 90. Geburtstag
Er wurde in einer russisch-jüdischen Familie aus Kiew geboren und wuchs in Brooklyn auf. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er im Alter von zwölf Jahren durch seine Klavierlehrerin Madame Maurina-Press. 1941 begann er, Komposition zu studieren; 1944 wurde er Schüler von Stefan Wolpe. 1971–72 lebte Feldman für ein Jahr als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin. 1973 erreichte ihn eine Anfrage der University of New York in Buffalo, die nach Edgard Varèse benannte Professur zu übernehmen, bis dahin hatte er in der familieneigenen Schneiderei für Kinderbekleidung gearbeitet. Er unterrichtete und komponierte danach bis zu seinem Tod im Jahr 1987.
Am 26. Januar 1950 fand in der Pause eines Konzertes der New York Philharmonic Orchestra die für die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts wohl ausschlaggebendste Begegnung zwischen Feldman und Cage statt. Durch die Begegnung und den Gedankenaustausch mit John Cage (die beiden wohnten eine Zeit lang im selben Haus) bekam Feldman mehr Vertrauen zu seinen eigenen Ideen und entwickelte seine ersten Kompositionen, die in der Abschrift John Cages bekannt wurden. Zu Feldmans Freunden in New York zählten auch die Komponisten Christian Wolff und Earle Brown sowie die Maler Jackson Pollock, Mark Rothko, Philip Guston, Franz Kline und Robert Rauschenberg. In Anlehnung an die Bildenden Künstler wurde die eher lockere Gruppierung von Cage, Feldman, Brown und Wolff auch „New York School of Music“ genannt. Morton Feldman war einer der Pioniere der graphischen Notation. Weil diese dem Interpreten jedoch zu viele Freiheiten ließ, verwarf er sie 1969 wieder und kehrte zur präzisen Notation zurück. Eines seiner letzten Werke, Palais de Mari (1986), ist mit einer Dauer von zwanzig Minuten für eine späte Komposition ungewöhnlich kurz. Grund dafür war ein Auftrag von Bunita Marcus. Sie beauftragte ihn, ein Werk zu schreiben, das inhaltlich alle Elemente und Eigenschaften der langen Stücke in zusammengefasster Form einbringen sollte. Sie kannte seine Zeitvorstellung. Daher bat sie ihn um ein zehnminütiges Werk, ahnend, dass es wohl die doppelte Länge haben werde.
Neun einsätzige Kompositionen von Feldman dauern länger als eineinhalb Stunden.
Feldmans Musik gehört nicht dem Minimalismus an, obwohl seine Werke einen minimalistischen Eindruck hinterlassen. Feldman selbst arbeitete aber mit dem Fluss der Klänge, vor allem am Klavier durch das gedrückte Pedal erkennbar, mit der Zugehörigkeit der Klänge, aber nicht im konservativen Sinne, sondern durchaus mit Dissonanzen. Feldmans Frühwerk enthält wichtige Anregungen zur Neuen Musik: in seinen kammermusikalischen Projections 1–5 (1950/51) wird zum wahrscheinlich ersten Mal die genaue Ausführung der graphisch notierten Partitur den Musikern überlassen. Ähnliche Ansätze finden sich auch in weiteren Werken Feldmans aus den 1950er-Jahren, sie sind wohl eine Antwort auf die Diskussionen, die er mit seinen zahlreichen New Yorker Malerfreunden geführt hat. Inwieweit er damit ähnliche Entwicklungen in Europa beeinflusst oder gar initiiert hat (etwa im Werk Stockhausens), ist umstritten. Ab den 70er Jahren kehrt Feldman mit dem Stück The Viola In my Life I für immer zur präzisen Notation zurück. Feldmans Oeuvre – insbesondere sein kammermusikalisches Spätwerk aus den 1980er-Jahren – wird gelegentlich zur US-amerikanischen Minimal Music gerechnet, da es mit (scheinbaren) Wiederholungen arbeitet. Aber eine Ähnlichkeit mit Werken von Terry Riley, Steve Reich oder Philip Glass, den Hauptvertretern dieser Richtung, ist nur ansatzweise zu erkennen: während diese Hauptvertreter des musikalischen Minimalismus sich ganz überwiegend in (zum Teil geradezu bewusst trivialen) tonalen Strukturen bewegen und eher interessiert sind an einer Art „musikalischem Fluss“, gilt Feldmans Interesse offenen, quasi funktionsfreien Klängen, die insbesondere in seinem Spätwerk in stetiger Abwandlung präsentiert werden, als wollte er dem Hörer Zeit geben, diese Klänge in einer Weise kontemplativ aufzunehmen, wie man ein Bild betrachten mag. Seine Affinität zu bildlicher Darstellung – auch als Inspiration zu seinen Kompositionen – hat Feldman oft betont, besonders bemerkenswert etwa bei seinem Chorwerk Rothko Chapel (1971) oder seiner Orchester-Komposition Coptic Light (1985). Auch die Muster und Techniken von anatolischen Teppichknüpfern beeinflussten ihn.
Über seine kammermusikalischen Werke mit zum Teil extremen Spieldauern (bis über vier Stunden) hinaus schrieb Feldman aber auch kompaktere Orchesterwerke, außer dem erwähnten Coptic Light fünf Stücke für jeweils ein Soloinstrument (Violoncello, Violine, Klavier, Oboe, Flöte) und Orchester. Die Viola hat er besonders hervorgehoben – so gibt es einen vierteiligen Zyklus mit dem Namen The Viola in My Life I–IV, davon ist die Nr. IV mit Orchester; in dem bereits angesprochenen Rothko Chapel fungiert die Viola neben dem Chor als Soloinstrument. Typisch für Feldmans Arbeit wurde früh die Reduktion des kompositorischen wie instrumentalen Materials. Feldmans Musik will nichts ausdrücken: Sie ist das Gegenteil der deutschen Romantik und vermeidet jede Empfindungsäußerung. Der sonst vorherrschende Gedanke einer musikalischen Entwicklung ist weitgehend außer Kraft gesetzt. Die relative Einfachheit des Notenbilds täuscht über die komplexe innere Struktur meist hinweg. In anderen Fällen stattet Feldman eine im Prinzip einfache Melodielinie mit einem komplexen Notenbild aus, notiert eigentlich gleiche Töne in verschiedenen Instrumentalstimmen unterschiedlich, wohl um seine Interpreten zu sensibilisieren.
Entscheidend für die Wirkung von Feldmans Klangwelt ist die Dauer seiner Stücke und die geringe Veränderung ihrer melodischen, rhythmischen oder dynamischen Werte. So kommen seine Stücke nur selten über ein Mezzoforte hinaus, bewegen sich meist im Leisen genauso wie im ruhig fließenden Tempo. Manchmal wurde und wird Feldmans Werk als „Meditationsmusik“ missverstanden. Jedenfalls lassen die Äußerungen des Komponisten in seinen Essays keinen anderen Schluss zu, als dass er diesem Prinzip des „l’art pour l’art“ verpflichtet war und es in vielleicht einzigartiger Weise – im Sinne eines quasi schopenhauerischen Nicht-Wollens – erreicht hat. Das macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung in der Musik des 20. Jahrhunderts, vielleicht der Musik überhaupt.
Die Musik Feldmans wurde zu seinen Lebzeiten für einige Filme benutzt. Für den Dokumentarfilm über den Vietnam-Krieg Time of the locust (Regie: Peter Gessner, 1966) komponierte er die Musik. Mort ist ein Einpersonen-Theaterstück und wurde 2006 in New York City aufgeführt. Die Filmkünstlerin Bady Minck drehte 2007 den achtminütigen Kurzfilm Schein Sein als visuelle Interpretation von Feldmans Komposition Madame Press died last week at ninety (1970). Dieser Film hatte seine internationale Premiere bei der Biennale in Venedig. 10 Minuten aus Feldmans Rothko Chapel wurden in Martin Scorseses Film Shutter Island (2010) benutzt.
12.1. Luise ALBRECHT-LANGE: 175. Geburtstag
Sie begann ihre Bühnenkarriere 1860 mit einem Auftritt als Eurydike in der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt« am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater in Berlin, dem sie bis 1863 angehörte. Sie spezialisierte sich in der Folgezeit auf das Soubrettenfach sowohl für den Bereich der Oper wie namentlich den der Operette. In diesen Partien trat sie nacheinander am Opernhaus von Riga (1863-64), erneut am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Berlin (1864-65), am Stadttheater von Aachen (1865-66), am Central-Theater Hamburg (1866-68), am Stadttheater von Magdeburg (1868-70), am Thalia-Theater Breslau (1870-71), am Stadttheater von Krefeld (1872-73), am Opernhaus von Düsseldorf (1874-75, hier in Opernpartien, u.a. als Jenny in »Die weiße Dame« von Boieldieu), am Stadttheater von Nürnberg (1875-76), am Carl Schultze-Theater Hamburg (1876-78) und 1877-83 am Lobetheater in Breslau auf. Seit Anfang der achtziger Jahre ging sie ins Fach der komischen Alten über. 1883-85 war sie am Theater von Reval (Tallinn), 1885-86 am Wilhelmtheater von Magdeburg, 1886-87 am Paradies-Theater in Moskau, 1887-88 wieder am Lobetheater Breslau, 1888-89 am Stadttheater Lübeck, 1889-90 am Stadttheater Magdeburg, 1890-91 am Adolf-Ernst-Theater Berlin engagiert. 1891-94 war sie am Gärtnerplatztheater in München als Souffleuse beschäftigt. Sie starb 1911 in Berlin. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler und Regisseur Harry Albrecht, der auch als Theaterdirektor tätig war und zeitweilig das Carl Schultze-Theater Hamburg leitete.
12.1. Henriette WÜST: 200. Geburtstag
Die Künstlerin debütierte 1832 am Opernhaus von Leipzig in »Des Falkners Braut« von H. Marschner. Sie sang dann 1833-34 am Stadttheater von Breslau und kam nach nochmaligem Studium bei Johannes Miksch 1834 an die Hofoper von Dresden, an der ihre Karriere den Höhepunkt erreichte. Bis 1858 war sie ein hoch geschätztes Mitglied dieses Hauses, an dem sie noch bis 1866 Gastspiele gab. Gelegentlich ist sie in Dresden auch in Sprechrollen in Erscheinung getreten. Am 20.10.1842 sang sie in der Uraufführung von Richard Wagners Oper »Rienzi« in Dresden die Partie der Irene, während Wilhelmine Schröder-Devrient als Adriano und Joseph Tichatschek als Rienzi unter der Leitung von Carl Gottlieb Reissiger das Werk zu einem großen Erfolg führten. In späteren Aufführungen des »Rienzi« in Dresden hat sie auch die Partie des Adriano übernommen. 1844 trat sie in einem längeren Gastspiel nochmals am Theater von Breslau auf. Ihre weiteren großen Partien waren die Prinzessin Elvira in »Die Stumme von Portici« von Auber, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Anna in »Die weiße Dame« von Boieldieu und die Titelheldin in »Lucrezia Borgia« von Donizetti. Nachdem die Künstlerin 1843 den Schauspieler Georg Kriete (1800-68), der am Dresdner Hoftheater in den Jahren 1827-47 wirkte und dort auch gelegentlich einige Tenorpartien übernahm, geheiratet hatte, trat sie auch unter dem Namen Henriette Kriete-Wüst auf. Ein Sohn des Künstlerehepaars, Fritz Kriete (1844-1902) wurde wie sein Vater ein bekannter Schauspieler. Nach Beendigung ihrer aktiven Sängerlaufbahn war Henriette Wüst in Dresden auf pädagogischem Gebiet tätig. Sie starb 1892 in Dresden.
13.1. Christiane SORELL: 85. Geburtstag
Sie stellte bereits in frühester Jugend ihre hohe Musikalität als Geigerin unter Beweis. Neben dem Gymnasium absolvierte sie die Wiener Musikakademie und legte die Reifeprüfung im Fach Geige mit Auszeichnung ab. Als Geigenvirtuosin absolvierte sie Konzert-Tourneen durch Österreich, Italien, Frankreich, durch die Schweiz und in Nordamerika. In dieser Zeit traten auch die stimmlichen Qualitäten der Künstlerin zu Tage, die sie veranlassten, ein Gesangsstudium an der Wiener Musikakademie bei Ferdinand Großmann zu absolvieren. 1955 wurde sie von Direktor Franz Salmhofer als Soloelevin an die Wiener Volksoper engagiert und blieb dem Haus bis zu ihrer Pensionierung im August 1988 künstlerisch verbunden. Im Laufe weniger Jahre konnte sie sich als Ensemblemitglied von kleinen Anfängen zur ersten jugendlich-dramatischen Sopranistin der Volksoper entwickeln und wurde in allen großen Partien ihres Faches besetzt. Sie verfügte über ein ungewöhnlich breit gefächertes Repertoire, wirkte hier an 30 Premieren mit, sang in fast 190 Aufführungen die Pamina in der »Zauberflöte« und verkörperte rund 120 Mal die Antonia in Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen«. Sie wirkte 1963 in der Österreichischen Erstaufführung von Verdis »Die Räuber« als Amalia, 1969 in der Wiener szenischen Erstaufführung von Berlioz’ »Fausts Verdammung« als Margarethe und am 13.4.1970 in der Uraufführung von Franz Salmhofers »Dreikönig« als Marei mit. Weiters trat sie als Violetta in Verdis »La Traviata«, als Gemmy in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Agathe in Webers »Der Freischütz«, als Martha in d’Alberts »Tiefland«, als Martha in Kienzls »Der Evangelimann«, als Angelica in Puccinis »Schwester Angelica«, als Lisa in Tschaikowskys »Pique Dame«, als Cio-Cio-San in Puccinis »Madame Butterfly«, als Kordula in Salmhofers »Das Werbekleid« und als Ninabella in Egks »Die Zaubergeige« auf. Sie sang zudem die Titelpartien in Antonín Dvořáks »Rusalka« und Stanislaw Moniuszkos »Halka«. In der Operette »Frühjahrsparade« von Robert Stolz war sie in der Hauptpartie der Hansi Gruber zu erleben. Sie gastierte an der Wiener Staatsoper (1957 in »Carmina burana« von Carl Orff und 1969 als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«), an den Staatsopern von Stuttgart und München und am Opernhaus von Frankfurt a.M. Seit 1964 war sie durch einen Gastspielvertrag mit der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg verbunden. Weitere Gastspiele gab sie in Bordeaux, Lyon, Zürich, Nizza und Bologna. Daneben führte sie eine reichhaltige Konzerttätigkeit mit Oratorien und dem großen klassischen Repertoire durch ganz Europa sowie nach Übersee. Nach einem Fachwechsel blieb Christiane Sorell der Volksoper mit Partien wie der Mutter in Humperdincks »Hänsel und Gretel«, der Fata Morgana in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen« und der Königin in Weinbergers »Schwanda der Dudelsackpfeifer« weiterhin ein wertvolles Mitglied. Christiane Sorell wurde am 8. November 1966 der Titel „Kammersängerin“ verliehen. Am 16. März 1989 wurde sie zum Ehrenmitglied der Volksoper Wien ernannt. Sie starb 2015 in Wien.
Schallplatten: Eurodisc (Querschnitt durch »Hoffmanns Erzählungen«).
14.1. Thomas BRICCETTI: 80. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Dirigenten und Komponisten auf Englisch:
http://www.thomasbriccetti.com/bio.html
14.1. Grace HOFFMAN: 95. Geburtstag
Als Brangäne in Bayreuth
Ihre Familie war ungarischer Abstammung. Sie studierte Literatur und Musikwissenschaft und erhielt ihre erste Ausbildung zur Sängerin durch Lila Robeson, dann weitere Ausbildung ihrer Stimme durch Friedrich Schorr und Giuseppe Gentile; abschließende Studien bei Mario Basiola in Rom. 1951 gewann sie einen Gesangwettbewerb in Lausanne. Sie debütierte 1951 bei der US Touring Company (Wagner Opera) als Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«. 1951 hörte man sie beim Maggio Musicale von Florenz als Priesterin in »Aida«, am Stadttheater von Zürich 1952 als Azucena im »Troubadour« und 1955 als Kundry im »Parsifal«. 1955 kam sie von Zürich an die Staatsoper von Stuttgart. Sie gehörte bis 1992 der Staatsoper Stuttgart an und wurde zu deren Ehrenmitglied ernannt. Sehr erfolgreiche Gastspiele an der Mailänder Scala (1955 als Fricka in der »Walküre« und 1974 als Herodias in »Salome« von R. Strauss), an der Covent Garden Oper London (1955, 1959-61, 1964-66), an der Oper von San Francisco (1958 als Eboli in Verdis »Don Carlos« und als Venus im »Tammhäuser«), an der New Yorker City Opera und am Teatro Colón Buenos Aires (1960, 1963, 1965 und 1967). 1956-90 oft zu Gast an der Wiener Staatsoper (als Eboli, als Amme in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Fricka im Ring-Zyklus, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, in mehreren Partien in »Dido and Aeneas« von H. Purcell, als 2. Dame in der »Zauberflöte«, als Waltraute in der »Götterdämmerung«, als Amneris in »Aida«, als Maddalena im »Rigoletto«, als Venus, als Kostelnicka in Janáceks »Jenufa«, als Herodias, als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, als Brangäne in »Tristan und Isolde«, als Azucena, als Kundry, als Ortrud im »Lohengrin«, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Ulrica in Verdis »Maskenball«, als Kabanicha in Janáceks »Katja Kabanowa«, als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss und als Weseners alte Mutter in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann. 1958 debütierte sie als Brangäne an der Metropolitan Oper New York und sang diese Partie bis 1971 in insgesamt vier Vorstellungen. Seit 1962 auch an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg tätig. Weitere Gastspiele: Grand Opéra Paris (1962 als Waltraute, auch 1967), Amsterdam (1959 als Ortrud), Teatro San Carlos Lissabon (1957 und 1959 als Brangäne), Deutsche Oper Berlin, Staatsoper München, Königliche Oper Kopenhagen (1969), Oper von Bordeaux, Opernhäuser von Marseille und Nizza, Staatsopern von Hamburg und Dresden, Teatro Comunale Bologna (1957 als Ortrud), Teatro Margherita Genua, Teatro Fenice Venedig, Teatro Verdi Triest, Teatro San Carlo Neapel, Théâtre de la Monnaie Brüssel (1963), Maggio Musicale von Florenz (1960 als Kostelnicka, 1961 als Ortrud), Philadelphia Opera, Teatro Liceu Barcelona (1956). 1964 sang sie in der New Yorker Carnegie Hall in der konzertanten Premiere von Donizettis »Maria Stuarda« die Partie der Elisabetta. 1957-70 wirkte sie bei den Festspielen von Bayreuth mit, und zwar als Brangäne (ihre besondere Glanzrolle, 1957-59, 1966, 1968-70), als Siegrune (1958, 1960-64), als 2. Norn (1960-64), als Waltraute (1960-61, 1964, 1968-69) und als Fricka (1962-64) im Nibelungenring und als Ortrud (1967-68). 1978 erhielt sie einen Ruf als Professorin an die Musikhochschule Stuttgart, setzte aber ihre Sängerlaufbahn weiter fort. Noch 1988 sang sie an der Opéra du Rhin Straßburg Weseners alte Mutter, 1989 in Stuttgart die Mary. Sie starb 2008 in Stuttgart. – Der weite Tonumfang ihrer Stimme wurde durch die Aussagekraft ihres Vortrages und durch ihre darstellerische Präsenz glücklich ergänzt; auf der Bühne wie im Konzertsaal in einer Vielzahl von Aufgaben in Erscheinung getreten. Hochgeschätzte Verdi- und Wagner-Interpretin. Aus ihrem umfangreichen Bühnenrepertoire seien ergänzend die Principessa in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, der Orpheus von Gluck, die Lady Macbeth in »Macbeth« von Verdi, die Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz, die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, die Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinsky, die Brünnhilde in der »Walküre« (!) und der Adriano in R. Wagners »Rienzi« genannt.
Schallplatten: DGG, Decca, Fono (»Das Lied von der Erde« von G. Mahler), Columbia, CBS (»Das klagende Lied« von G. Mahler), Vox (»Das Lied von der Erde« von G. Mahler), Opera, darunter auch integrale Opern (»Salome«, »Der Barbier von Bagdad«). Auf Cetra DOC singt sie die Brangäne in »Tristan und Isolde« (Mitschnitt vom Maggio Musicale Fiorentino, 1957), auf Melodram die Ortrud im »Lohengrin« (Bayreuth 1967), auf Wergo in »Bremer Freiheit« von A. Hölsky; Teldec-Video (»Die Soldaten« von B.A. Zimmermann).
15.1. Hildegard LAURICH: 75. Geburtstag
Sie studierte an der Musikhochschule in Detmold, dann bei Hermann Weissenborn in Berlin und im Privatstudio von Fred Husler in Cureglia (Schweiz). Sie legte den Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit von vornherein auf den Konzertgesang. Einmal war sie eine bedeutende Oratoriensängerin und wurde namentlich als Bach-Interpretin, aber auch in einem sonstigen umfangreichen Repertoire bekannt, anderseits galt sie als hervorragende Liedersängerin. Konzertreisen führten sie in die deutschen Großstädte, nach Frankreich, Spanien, Portugal, in die Schweiz, nach Holland, Dänemark und in die USA, wo sie u.a. ein Konzert in der New Yorker Carnegie Hall gab. Sie sang bei den Göttinger Händelfesten von 1969 und 1971, beim Toledo Festival 1970 in Spanien und beim Deutschen Bachfest. Auf der Bühne trat sie gastweise in einigen klassischen und barocken Partien auf, u.a. am Teatro Colón Buenos Aires, an den Opernhäusern von Rio de Janerio und Mexico City und an einigen deutschen Theatern. Sie starb im Februar 2009.
Schallplatten: CLV (zahlreiche Bach-Kantaten), JSV (Requiem D-Moll von Bruckner), CBS (8. Sinfonie von G. Mahler), Edition Schwann (Kantaten von Händel), Carus-Verlag (Werke von H. Schütz), Ex Libris (»Romeo und Julia« von H. Sutermeister).
15.1. Barbara ROBOTHAM: 80. Geburtstag
Biographie der englischen Mezzosopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_Robotham
15.1. Angelica LOZADA (amerikanische Sopranistin): 85. Geburtstag
15.1. Tullio PANE: 90. Geburtstag
Er erhielt ein Stipendium, das ihm eine Ausbildung zum Sänger in der Opernschule der Mailänder Scala ermöglichte. Debüt 1960 am Teatro Comunale von Bologna. Seither war er immer wieder an diesem großen italienischen Opernhaus zu hören. Er trat auch beim Maggio Musicale von Florenz, am Teatro San Carlo Neapel, an den Opernhäusern von Parma und Florenz und am Stadttheater von Basel auf. Er sang in den Jahren 1974-76 an der City Opera New York u.a. den Herzog im »Rigoletto«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Dudley in »Maria Stuarda« von Donizetti und den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Auf der Bühne gestaltete er mit Vorliebe die lyrischen Partien der italienischen Oper von den großen Belcanto-Meistern angefangen bis zu Verdi, Puccini und zeitgenössischen Werken, dazu Rollen in Opern von Mozart, Bizet, Gounod und Massenet. 1989 sang er an der Oper von Rom den Eacide in »Zelmira« von Rossini. Nicht zuletzt als Konzertsänger bekannt geworden. Er war in Rom auch als Gesanglehrer tätig. Er starb 2001 in Civitavecchia.
Schallplatten: Cetra, Ariola-Eurodisc (Gherardo in »Gianni Schicchi«), CBS (»Andrea Chénier« von Giordano), Nuova Era (Pang in »Turandot« von Puccini).
16.1. Angelica TUCCARI: 100. Geburtstag
Ihr Debüt erfolgte 1945 an der Oper von Rom als Rosina im »Barbier von Sevilla«. In den folgenden Jahren hatte sie eine große Karriere, und zwar zuerst in Italien am Teatro Fenice Venedig, am Teatro San Carlo Neapel und an der Oper von Rom. 1948 sang sie bei den römischen Festspielen in den Thermen des Caracalla. 1950 gastierte sie an der Oper von Montevideo; es folgten sehr erfolgreiche Gastspiele am Teatro San Carlos von Lissabon, an der Oper von Kairo, in London und Paris. Dabei brachte sie eine Vielzahl von Koloraturpartien zum Vortrag, u.a. die Gilda im »Rigoletto«, die Traviata, die Lucia di Lammermoor und die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet. 1954 sang sie bei einem Gastspiel der Opera Comica Rom an der Sadler’s Wells Opera London in der englischen Erstaufführung von Rossinis »La scala di seta« die Giulia. Man schätzte sie dazu auch als Konzert- und Oratoriensopranistin. Sie starb im Jahr 2002.
Schallplatten der Marken Nixa und Cetra, darunter vollständige Aufnahmen der Opern »Betly« von Donizetti, »La serva padrona« von Pergolesi, »La cambiale di matrimonio« und »La scala di seta« von Rossini. Weitere Aufnahmen auf Nuova Era (»Fedra« von Paisiello) und auf Memories/Fonit-Cetra (»La Gazzetta« von Rossini).
18.1. Emmanuel CHABRIER: 175. Geburtstag
Er war der Sohn des Rechtsanwalts Jean Chabrier. Er erhielt bereits mit sechs Jahren den ersten Klavierunterricht und komponierte achtjährig einige Tänze. 1852 zog die Familie nach Clermont-Ferrand, 1856 dann nach Paris, wo er Klavierschüler von Edward Wolff wurde, Komposition bei T. E. Semet und Aristide Hignard und Violine bei Richard Hammer studierte. Trotzdem begann er im Jahre 1858 auch ein Jurastudium und erhielt 1861 eine Stellung im Innenministerium. Dennoch komponierte er nebenbei weiter, wobei er sich dabei auf leichte Klavierstücke und Operetten beschränkte. Durch sein Interesse an Dichtung und Malerei freundete sich Chabrier mit verschiedenen Künstlern an. Auch vom Impressionismus war Chabrier fasziniert, und sein Freund Édouard Manet porträtierte ihn gleich zweimal. Der Freundschaft mit Paul Verlaine entsprangen die Libretti für seine Operetten Fisch-Ton-Kan (1863-64) und Vaucochard et fils Ier (1864), die jedoch genauso unvollendet blieben wie die 1867 begonnene Oper Jean Hunyade. 1873 heiratete er Marie Alice Dejean. Er schrieb seine ersten Orchesterwerke und hatte schließlich erste Erfolge mit seinen heiteren Opern L’étoile (1877) und Une éducation manquée (1879). Im Hause Chabrier trafen sich nahezu alle namhaften französischen Komponisten der Zeit. Im Jahre 1880 gab er seinen Posten im Ministerium auf, um sich ganz der Musik zu widmen. Für Klavier schrieb er 1881 die zehn Pièces pittoresques, eines seiner bedeutendsten Werke. Daneben begann er als Sekretär des Dirigenten Charles Lamoureux zu arbeiten, bei welchem er unter anderem als Korrepetitor und Chorleiter fungierte. Durch diese Tätigkeiten entstanden für Chabrier wichtige Kontakte, die er für die Aufführung seiner Werke nutzen konnte. Da Charles Lamoureux ein aktiver Unterstützer Richard Wagners war, wurde auch Chabrier zum „Wagnerianer“. Nach einem Spanien-Aufenthalt im Jahre 1882 entstand die Orchesterrhapsodie España, sein populärstes Stück. Chabrier komponierte das Werk ursprünglich, um im Publikum die Erregung zu wecken, die er beim Anblick der iberischen Tänzer verspürte. Das Werk ist ein Ausdruck jenes Exotismus, der eines der Charakteristika der Kultur des 19. Jahrhunderts war. Schon 1879 hatte Chabrier mit der Komposition seiner – vom Einfluss der Wagnerschen Musikdramen geprägten – Oper Gwendoline, und Anfang der 1880er Jahre erhoffte er sich eine Aufführung. (Erst im Jahre 1886 sollte sich die Uraufführung aufgrund der standhaften Weigerung des Pariser Grand Opéra – am Brüsseler Opernhaus La Monnaie realisieren; allerdings musste der dortige Impresario Henry Verdhurdt nach der zweiten Aufführung der erfolgreichen Oper Insolvenz anmelden.) Ab 1883 komponierte Chabrier vorwiegend in La Membrolle-sur-Choisille in der Touraine, wo u. a. die Trois Valses romantiques für Klavier entstanden. Nach der unglücklichen Unterbrechung der ersten Aufführungsserie von Gwendoline entstand hier auch Chabriers nächstes Bühnenwerk, Le roi malgré lui, eine komische Oper nach der Art der Operetten Jacques Offenbachs. Zwar konnte er die Komposition in nur sechs Monaten abschließen, und so wurde das Werk schon im Mai 1887 vom Pariser Opéra-Comique angenommen – doch nach der dritten Aufführung brannte das Opernhaus ab. Daneben orchestrierte Chabrier einige seiner Klavierstücke und schrieb 1890 die Six mélodies sowie die Ode à la musique für Sopran und Frauenchor. Chabriers letzte Jahre waren von Krankheit, finanziellen Problemen und Enttäuschung über den bescheidenen Erfolg seiner Bühnenwerke gekennzeichnet. Seine letzte Oper Briséïs blieb ebenfalls unvollendet, dann unterband eine Lähmung das Komponieren gänzlich. Am 27. Dezember 1893 wurde Gwendoline endlich uraufgeführt. Zu allem Übel erkannte Chabrier seine Musik nicht wieder. 1894 starb der Komponist nach langem Leiden in Paris. Erst die nachfolgende Musikergeneration erkannte seine Bedeutung, vor allem als Klavierkomponist.
18.1. Raffaele TOMBOLINI: 250. Geburtstag
Er begann das Musik- und Gesangstudium bei Gibelli in Bologna. Der preußische Gesandte am Hof von Turin Chambrier, empfahl ihn König Friedrich II., der einen Sopranisten für seine Hofoper suchte. So kam er 1784 nach Berlin. Er sang dort am 28.11.1784 in einem Hofkonzert vor dem preußischen König eine komplizierte Arie von Graun vom Blatt, wobei ihn der Komponist und Dirigent Carl Friedrich Fasch am Cembalo begleitete. Er wurde darauf sofort für die Berliner Hofoper engagiert, an der er am 24.12.1784 als Titelheld in der Oper »Orfeo« von Graun debütierte. Er vervollständigte seine Ausbildung in Berlin bei Conciliani und hatte bald an der Hofoper triumphale Erfolge. Man hörte ihn dort u.a. 1790 in der Uraufführung der Oper »Il ritorno d’Ulisse a Penelope« von Felice Alessandri, als Rinaldo in »Armida« von Righini (1796), als Arsace in »Semiramide« von Himmel (1786), als Sulpicius in »Brennus« von Reichardt, als Ernando in Himmels Oper »Vasco da Gama« (1792), als Mercurio in »Protiselao« (einem Gemeinschaftswerk von Reichardt und Naumann), als Jason in »Medea« von Naumann (1804) und in vielen weiteren Partien von damals oft aufgeführten Opernwerken. Als die Italienische Oper in Berlin 1807 aufgelöst wurde, konnte er als einziger Sänger weiter im Ensemble der Hofoper bleiben. Er verpflichtete sich dafür, jährlich viermal in Konzerten oder Opern aufzutreten. Dagegen schlug er eine Einladung nach Paris aus. Erst 1817 ging er in Pension. Er ließ sich in Berlin-Charlottenburg als angesehener Gesanglehrer nieder. Er starb 1839 in Berlin-Charlottenburg.
18.1. Antonia BERNASCONI: 275. Geburtstag
Sie hieß eigentlich Antonia Wagele; ihre Mutter, die Sängerin Maria Josepha Wagele († 1762), hatte 1747 in Parma den Komponisten Andrea Bernasconi (1706-84), der am Kurfürstlichen Hof in München wirkte, geheiratet. Sie studierte bei ihrem Stiefvater in München und debütierte 1762 dort in der Oper »Temistocle«, einem Werk ihres Stiefvaters. Um 1765 kam sie an die Wiener Hofoper, wo sie zunächst in Buffo-Opern, u.a. von Piccini und Sacchini, dann aber im seriösen Fach, auftrat. Sie sang hier am 26.12.1767 in der Uraufführung der Oper »Alceste« von Gluck die Titelheldin (in italienischer Sprache). Sie erschien dann an deutschen, österreichischen und italienischen Bühnen; am 26.12.1770 kreierte sie am Teatro Regio Ducale in Mailand in der Uraufführung der Oper »Mitridate, Re di Ponto« von Wolfgang Amadeus Mozart die Partie der Aspasia mit dem Kastraten Pietro Benedetti als Partner in der Rolle des Sifare. Mozart und sein Vater schrieben den Erfolg des Werks zum großen Teil dem Einsatz der Sängerin zu. Wahrscheinlich hatte Mozart auch die Partie der Ninetta in seiner Oper »La finta semplice« für sie geschrieben, die sie aber nicht in der Uraufführung sang. 1771-72 war sie in Venedig anzutreffen, 1772-73 und 1774-75 in Neapel. 1778 kam sie erstmalig nach London, wo sie während einer Saison in seriösen und in der folgenden Saison 1779-80 in Buffo-Partien brillierte. 1780 verabschiedete sie sich am King’s Theatre in der Oper »Il Duca d’Atene« von Ferdinando Giuseppe Bertoni vom Londoner Opernpublikum. Sie ging dann auf Betreiben von Gluck nach Wien zurück, wo sie wieder große Erfolge hatte und 1781 die Titelpartie in der Premiere von Glucks »Iphigenie auf Tauris« (in deutscher Sprache) sang. 1781 sang sie dort auch die Alceste in der gleichnamigen Oper von Gluck mit dem berühmten Tenor Valentin Adamberger als Partner, mit diesem auch die Euridice in »Orfeo ed Euridice« (wobei Adamberger den Orpheus in der Tenor-Fassung vortrug); außerdem trat sie u.a. in Wien als Gräfin Bellmont in »Les évènements imprévues« von Grétry auf. Der englische Musikkritiker Burney hebt die Eleganz ihres Vortrages hervor, wenn er auch ihre Stimme als »schwach« bezeichnet. Sie starb 1803 in Wien.
19.1. Helmut OFNER (langjähriges Mitglied der Wiener Volksoper): 80. Geburtstag
19.1. Simone MANGELSDORFF: 85. Geburtstag
Ihre Mutter war Konzertsängerin. Simone Mangelsdorff erhielt ihre Ausbildung in München und Frankfurt a.M., wo sie Schülerin von Paul Lohmann war. Sie begann ihre Bühnenkarriere 1960 am Landestheater von Coburg, an dem sie als Titelheldin in »Rusalka« von Dvorák debütierte und bis 1962 im Engagement blieb. Über das Stadttheater von Basel und das Opernhaus von Nürnberg kam sie 1967 an die Oper von Köln. Sie sang als erste jugendlich-dramatische Sopranistin an diesem Haus u.a. die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Aida, die Leonore im »Fidelio«, die Butterfly, die Leonore im »Troubadour« und den Octavian im »Rosenkavalier«. Gastspiele an den Staatsopern von Hamburg und München, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Staatstheater Hannover, an der Niederländischen Oper Amsterdam, in Kopenhagen, Venedig und Marseille. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1965 als Blumenmädchen im »Parsifal« mit. Sie trat bei den Salzburger Festspielen 1967 als Venus in Mozarts »Ascanio in Alba« auf. Am Teatro Colón Buenos Aires gastierte sie als Jenufa in der gleichnamigen Oper von Janácek. 1968 unternahm sie eine USA-Tournee als Konzertsängerin. In der Spielzeit 1968-69 sang sie an der New Yorker Metropolitan Oper die Freia im »Rheingold«. Sie gastierte 1968 an der Oper von Kopenhagen, 1970 an den Opernhäusern von Marseille und Toulouse sowie am Théâtre de la Monnaie Brüssel (als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), 1972 an der Staatsoper Stuttgart. 1973 erkrankte sie schwer, betrat aber wieder in Köln die Bühne und sang dort als letzte Partie im Juni 1973 die Leonore im »Troubadour«. Im November des gleichen Jahres starb sie. Verheiratet mit dem Jazzmusiker Emil Mangelsdorff.
Sie sang auf DGG in einer vollständigen »Rheingold«-Aufnahme die Freia unter H. von Karajan.
19.1. Giuseppe SAVIO: 95. Geburtstag
Er begann seine Karriere in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und debütierte schon in der Saison 1948-49 an der Mailänder Scala als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«. Bis 1954 trat er häufig an diesem großen Opernhaus auf (u.a. als Ernesto im »Don Pasquale«, als Prinz Wsewolod in »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimsky-Korssakow, als Francis Turner in der italienischen Erstaufführung der Oper »La Collina« von Mario Peragallo und als Faust von Gounod) und erschien dort nochmals 1971 als Beppe in Donizettis »Rita«. Er sang an der Scala auch in den Uraufführungen der Opern »L’Orso Re« von Luigi Ferrari-Trecate (1950) und »L’Allegra brigata« von Gian Francesco Malipiero (1950). Gastspiele führten ihn an die großen italienischen Operntheater, doch kam er auch im Ausland bei Gastspielen zu viel beachteten Erfolgen. So sang er 1956 an der Oper von Monte Carlo den Herzog im »Rigoletto« und den Pinkerton in »Madame Butterfly«, gastierte bis in die sechziger Jahre oft an den Opernhäusern von Lyon und Bordeaux, auch in Toulouse und Straßburg, sang 1966 am Théâtre de la Monnaie Brüssel den Otello von Verdi und trat 1967 an der Oper von Antwerpen, 1960 bei den Zürcher Festwochen als Don Carlos von Verdi, 1961-65 am Opernhaus von Malta auf. Er setzte seine Bühnenkarriere bis Anfang der siebziger Jahre fort. Aus seinem Repertoire sind noch ergänzend der Licinio in »La Vestale« von Spontini, der Pollione in »Norma«, der Alvaro in Verdis »La forza del destino«, der Riccardo in »Un ballo in maschera«, der Canio im »Bajazzo«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Kalaf in »Turandot«, der Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano und der Loris in »Fedora«, ebenfalls von Giordano, zu nennen. Er starb 2004 in Bolzano.
Schallplatten: Cetra (Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini), Musica et Litera (Querschnitt durch »Nabucco«, auch auf Saga und anderen Marken erschienen), World Record Club (Querschnitt »La Traviata«).
20.1. Roberto BAÑUELAS: 85. Geburtstag
Er absolvierte seine Ausbildung zum Sänger am Conservatorio Nacional de Musica und an der Academia de la Opera de Bellas Artes in Mexico City. Bühnendebüt 1958 an der Opera Nacional de Bellas Artes von Mexico City als Marcello in Puccinis »La Bohème«. Er wurde international bekannt, als er nach Europa kam und 1971-78 Mitglied der Staatsoper von Hamburg, 1974-78 auch der Deutschen Oper Berlin war. Hier sang er eine Vielzahl von Baritonpartien des lyrischen wie des dramatischen Stimmfachs: den Escamillo in »Carmen«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Figaro wie den Grafen in »Figaros Hochzeit«, den Papageno in der »Zauberflöte«, den Rigoletto, den Jago im »Otello«, den Amonasro in »Aida«, den Titelhelden in Verdis »Falstaff«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Renato im »Maskenball«, den Orest in »Elektra« von R. Strauss, den Scarpia in »Tosca«, den Figaro im »Barbier von Sevilla« von Rossini und den Golaud in »Pelléas et Mélisande«. Gastspiele führten den Sänger an die Staatsopern von Stuttgart und München, an die Nationalopern von Prag und Sofia, an die Opernhäuser von Köln und Frankfurt a.M., an das Mannheimer Nationaltheater, an die New York City Opera und an die Oper von Mexico City. 1978 kehrte er wieder nach Mexiko zurück und setzte dort seine Bühnentätigkeit noch bis Anfang der achtziger Jahre fort. Er starb am 27.2.2015 in Mexico.
Schallplatten: DGG (»Die Meistersinger von Nürnberg«).
20.1. Antonio CANTELLI: 175. Geburtstag
Er begann seine Gesangausbildung in Bologna und brachte sie bei Giorgio Ronconi in Mailand zum Abschluss. 1865 debütierte er in Messina in »La Sonnambula« von Bellini. Er sang zuerst an den großen italienischen Bühnen, gastierte in Paris und hielt sich viel in Nord- und Südamerika auf. Er trat in Santiago de Chile bei der Eröffnung des dortigen Teatro Odeón auf, begleitete Carlotta Patti bei einer sehr erfolgreichen Nordamerika-Tournee und hatte dann große Erfolge am Teatro Principal in der peruanischen Hauptstadt Lima. Nach Europa zurückgekehrt, gab er vor allem Konzerte, wobei er auch wieder mit der berühmten Carlotta Patti zusammen auftrat, so u.a. in Neapel. Dann ließ er sich in Palermo als Pädagoge nieder und gründete dort eine Gesangschule, die hohes Ansehen genoss. Seine bedeutendsten Schüler waren Mario Sammarco, Franco Cardinali, Ernesto Colli, Fernando Autori und Giuseppe La Puma. Antonino Cantelli veröffentlichte eine Reihe gesangpädagogischer Schriften, darunter »Breve metodo sull‘ arte del canto« (1879), »Metodo per la corretta emissione della voce« (1886) und »Metodo sul mecanismo applicato alle corretta pronunzia« (1889). Er starb 1907 in Palermo.
21.1. Renato CESARI: 100. Geburtstag
Seine Eltern waren aus Italien nach Argentinien eingewandert. Nachdem er sein Gesangstudium in Buenos Aires absolviert hatte, debütierte er 1941 am Teatro Colón Buenos Aires als Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Länger als zwanzig Jahre ist der Künstler dann an diesem bedeutendsten Opernhaus in Südamerika aufgetreten, bis 1955 als Ensemblemitglied, danach als ständiger Gast. Bis 1983 übte er eine Tätigkeit als künstlerischer Berater am Teatro Colón aus. Er gastierte an den führenden Opernhäusern des südamerikanischen Kontinents und hatte in den fünfziger und sechziger Jahren auch große Erfolge bei Gastspielen in Europa, wo er seit 1948 in Italien lebte. Er war zu Gast an Bühnen in Spanien, Frankreich, England und vor allem in Italien (Oper von Rom, Florenz, Neapel). 1955-63 wirkte er fast alljährlich beim Maggio Musicale Fiorentino mit; 1960 nahm er am Teatro della Pergola Florenz an der Uraufführung der Oper »Il Mantello« von Luciano Chailly teil, im gleichen Jahr sang er in Florenz in der Uraufführung von »Una notte in Paradiso« von Valentino Bucchi. Er gastierte während dieser Zeit an der Mailänder Scala (Debüt 1948 als Figaro im »Barbier von Sevilla«, danach u.a. 1964 in »La Follia d‘Orlando« von G. Petrasssi, 1970 als Ruprecht in Prokofjews »L’Ange de feu«, 1971 als Belcore in »L’Elisir d‘amore« und 1974 als Pantalone in Prokofjews »L’amour des trois oranges«), an der Oper von Monte Carlo (1958-63, u.a. als Ping in »Turandot« von Puccini und als Marcello in »La Bohème«), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1962), an der Wiener Staatsoper (1963 als Malatesta im »Don Pasquale«), am Teatro Fenice Venedig, an der Oper von Chicago und in Genf (1965 als Ford in Verdis »Falstaff«). Am 26.3.1970 wirkte er an der Mailänder Scala an der Uraufführung von Gino Negris »Pubblicità ninfa gentile« als Jingle mit. Auf der Bühne wie im Konzertsaal war er unter so bedeutenden Dirigenten wie Erich Kleiber, Karl Böhm und Tullio Serafin zu hören. In Italien sang er sehr erfolgreich am Rundfunk RAI, dort auch als Solist zusammen mit dem Coro da Camera der RAI. Sein Bühnenrepertoire umfasste 67 Opernpartien, darunter als Glanzrollen den Papageno in der »Zauberflöte«, den Don Alfonso in »Così fan tutte«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, die Titelrolle in »Doktor Faust« von Busoni und den Germont-père in »La Traviata«. Sprachlich war er sehr begabt und konnte Partien in Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Englisch und Deutsch mühelos singen. Er starb 1992 in Lecco bei Como (Italien).
Schallplatten: MMS (Szenen aus »La Traviata«), RCA (Sharpless in »Madame Butterfly«), Decca (Schaunard in »La Bohème«), Voce (»Temistocle« von Johann Christian Bach), Erato (»Il retablo di Maese Pedro« von de Falla), Fonit, Epic, Hispanovox (Zarzuelas), Argentinische Odeon-Aufnahmen (Solo-Platten).
21.1. Nikolai GOLOVANOV: 125. Geburtstag
Er studierte Dirigieren – vor allem von Chören – bei Kastalsky an der Synodalschule in Moskau. 1909 Diplom. 1914 wurde er als Assistent des Chordirektors an das Bolshoi Theater verpflichtet und dort nach Kräften gefördert. Er wurde 1948 Chefdirigent. Er war auch Direktor der Theaterabteilung am Radio Moskau. 1935 wurde ihm der Orden Rote Fahne verliehen, und viermal erhielt er den Stalin-Preis (1946, 1948, 1950, 1951). Er schrieb eine Oper Prinzessin Yurata, eine Sinfonie, eine sinfonische Dichtung Salome nach Oscar Wilde und verschiedene Klavierstücke und Lieder. Er starb 1953 in Moskau.
22.1. Henri DUTILLIEUX: 100. Geburtstag
Nach dem Musikstudium am Pariser Konservatorium 1933-38 arbeitete er zunächst für den Rundfunk, lehrte ab 1961 an der École Normale de Musique und ab 1970 am Pariser Konservatorium. Seine Musik knüpft an die Tradition von Maurice Ravel, Claude Debussy und Albert Roussel an. Bekannt wurde er 1959 mit seiner 2. Sinfonie Le Double. Sein 1964 uraufgeführtes Orchesterstück Métaboles wurde als Beitrag zur musikalischen Avantgarde im Sinne der Erweiterung gegenwärtiger Ausdrucksformen gewertet. Er gilt als Erneuerer der lyrischen Form und seine Kompositionen sind inspiriert von allen zeitgenössischen Kunstformen. In seinem Schaffen wurde er vor allem durch Henry M. Schmolz unterstützt, einem von der Kunstgeschichte noch nicht näher untersuchten Mäzen, der zu dieser Zeit viele unbekannte Künstler mit ideeller Leidenschaft und materiellen Zuwendungen unterstützte. Auf Einladung von Walter Fink war er 2006 der 16. Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival. Henri Dutilleux war seit 1946 mit der Pianistin Geneviève Joy (1919-2009) verheiratet. Er starb 2013 in Paris.
23.1. Sigmund BACHRICH: 175. Geburtstag
Er studierte 1851-57 am Wiener Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde bei Joseph Böhm. 1866-69 war er Kapellmeister am Pariser Théâtre-lyrique, 1869-99 Mitglied der Wiener Philharmoniker (Solobratschist), 1860-94 Professor am Wiener Konservatorium, Bratschist im Hellmesberger- und im Rosé-Quartett. Er komponierte Stücke für Violine, Kammermusik, Lieder, drei Operetten und zwei Opern. Seit 1974 war er mit Marie Minetti (1854-1913), Chorsängerin der Wiener Hofoper, verheiratet. Er starb 1913 in Grimmenstein.
24.1. Jaro DWORSKY: 125. Geburtstag
Sein Vater Jaroslaw Dworsky (* 5.2.1853 Wlascchim, † 4.8.1935) wirkte lange Jahre als Opernsänger am Theater von Königsberg (Ostpreußen) und war in der Spielzeit 1885-86 an der Metropolitan Oper New York engagiert. (Er ist auch unter dem Namen Jost Dworsky aufgetreten). – Jaro Dworsky erhielt seine erste Ausbildung durch seinen Vater, nachdem er zuerst an der Königsberger Universität Medizin studiert und sein ärztliches Staatsexamen abgelegt hatte; er war dann Schüler noch von Ernst Grenzebach und Oscar Daniel in Berlin. Sein Debüt erfolgte in der Spielzeit 1916-17 am Deutschen Opernhaus Berlin. 1921-22 war er am Theater von Königsberg engagiert. Von dort kam er 1922 an die Städtische Oper Berlin und war in den Jahren 1924-26 und 1927-30 Mitglied der Berliner Staatsoper. In der Spielzeit 1926-27 war er an der Staatsoper von Dresden engagiert. Gastspiele des Künstlers fanden in Österreich, Holland und Spanien statt. Bis 1944 ging er von Berlin aus einer ausgedehnten Gastspieltätigkeit nach; er lebte später in Berlin als Gesanglehrer, wo er noch 1953 erwähnt wird. Seine besten Leistungen erreichte er in lyrischen, dann zunehmend auch in dramatischen Tenorpartien: als Ferrando in »Così fan tutte«, als Lyonel in Flotows »Martha«, als Herzog im »Rigoletto«, als Manrico im »Troubadour«, als Max im »Freischütz«, als Wilhelm Meister in »Mignon« von Thomas, als Lenski im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, als Cavaradossi in »Tosca«, als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Dimitrij im »Boris Godunow«.
Schallplatten: Sang auf HMV und Parlophon (u.a. Duette mit Meta Seinemeyer).
24.1. Jaro PROHASKA: 125. Geburtstag
Als Hans Sachs
Er wurde mit sieben Jahren Mitglied der Wiener Sängerknaben und später Alt-Solist dieses Chores. Er sollte zunächst Volksschullehrer werden, begann dann aber 1907 am Konservatorium der Stadt Wien das Musikstudium bei Otto Müller, und zwar studierte er Musiktheorie, Klavier und Orchesterleitung. Er trat dann in den Kirchendienst; 1912 wurde er Soldat und nahm am Ersten Weltkrieg teil, 1915 geriet er bei Przemysl in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1919 zurückkehrte. Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger 1919-22 an der Wiener Musikakademie. Seit 1920 war er als Konzertsänger tätig. 1922 debütierte als Hans Heiling von H. Marschner auf der Bühne des Stadttheaters Lübeck. Er war 1922-26 am Stadttheater Lübeck, 1926-31 am Stadttheater (Opernhaus) von Nürnberg und 1931-62 an der Staatsoper Berlin engagiert, deren Ehrenmitglied er zuletzt wurde. Am Stadttheater Nürnberg nahm er am 15.5.1930 an der Uraufführung der Oper »Der Tag im Licht« von Hans Grimm teil. An der Staatsoper Berlin sang er 1935 in der Uraufführung von P. Graeners »Prinz von Homburg«, 1946 in der Uraufführung von Florizel von Reuters »Postmeister Wyrin«, 1940 in der von »Andreas Wolfius« von Fried Walter. Er sang bei den Festspielen von Bayreuth 1933-34 und 1939-42 den Wotan im Ring-Zyklus, 1933-34 und 1935-38 den Gunther in der »Götterdämmerung«, 1934 und 1936-38 den Donner im »Rheingold«, 1933-34 und 1943-44 den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1934 und 1938 den Amfortas im »Parsifal«, 1936-37 den Telramund im »Lohengrin«, 1938-39 den Kurwenal in »Tristan und Isolde«, 1939-41 den Fliegenden Holländer. Gastspiele an den führenden Operntheatern in Europa und in Südamerika, u.a. an der Grand Opéra Paris (1936 als Hans Sachs und 1941 als Kurwenal), an der Staatsoper Wien (1934-37 als Hans Sachs, als Amonasro in »Aida«, als Wotan im Ring-Zyklus, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Falstaff von Verdi, als Kurwenal und als Gunther), am Teatro Colón Buenos Aires (1935, 1937), am Teatro San Carlos Lissabon, an den Opernhäusern von Rom (1949 als Kurwenal), Budapest und Warschau, in Amsterdam (1935 und 1939 als Wotan in der »Walküre«, 1937 als Gunther), am Deutschen Theater Prag, an der Komischen Oper Berlin (1949-50 als Zsupan im »Zigeunerbaron«!) und beim Maggio Musicale von Florenz (1938). 1942 wirkte er am Reußischen Theater Gera in der Uraufführung der Oper »Napoleon« von Edmund von Borck in der Titelrolle mit. Weitere Gastspiele am Theater von Brünn (Brno, 1943), am Opernhaus von Düsseldorf (1951, 1952) und an der Staatsoper von Hamburg. 1947 wirkte er an der Berliner Staatsoper in der deutschen Erstaufführung von Rimsky-Korssakows »Sadko« mit. Auch bei den Festspielen von Salzburg trat er auf. 1949 sang er hier den Ochs im »Rosenkavalier«. Er sang auf der Bühne ein umfangreiches Repertoire mit Partien wie dem Don Pizarro im »Fidelio«, dem Orsini in »Rienzi« von R. Wagner, dem Wilhelm im »Schmied von Marienburg« von Siegfried Wagner, dem Klaufe in »Ingwelde« von Max von Schillings, dem Jochanaan in »Salome« und dem Mandryka in »Arabella« von Richard Strauss, dem Altair in »Die ägyptische HelenaelenaHel« und dem Kommandeur im »Friedenstag« vom gleichen Komponisten, dem Grafen in »Schirin und Gertraude« von Paul Graener, dem Kaspar in der »Zaubergeige« von Werner Egk, dem Athanasius in »Das Herz« von Hans Pfitzner, dem Sebastiano im »Tiefland« von E. d’Albert, den Titelrollen in den Opern »Cardillac« und »Mathis der Maler« von Paul Hindemith, dem Boris Godunow, dem Escamillo in »Carmen«, dem Oberpriester in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, den vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, der Titelrolle in »Iwan Sussanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka, dem Jago in Verdis »Otello« und dem Lunardo in »Die vier Grobiane« von E. Wolf-Ferrari. Er war dazu ein bekannter Konzert- und Oratoriensänger und wirkte 1947 in Berlin in der Uraufführung des Oratoriums »Der Großinquisitor« von Boris Blacher mit. 1947 wurde er Dozent, 1949 Professor an der Berliner Musikhochschule. 1959 gab er diese Tätigkeit auf; einer seiner Schüler war der berühmte Bariton Hermann Prey. Jaro Prohaska starb 1965 in München. – Kraftvoll geführter Heldenbariton, in erster Linie als Wagner-Interpret berühmt geworden.
Eine Schallplatte auf Telefunken (Bayreuth, 1936), zahlreiche Rundfunkaufnahmen auf Urania, BASF (»Hoffmanns Erzählungen«), HMV (»Die Meistersinger von Nürnberg«, in einer gekürzten Version von Bayreuth 1943), Cetra Opera Live (»Der Rosenkavalier«, Salzburg 1949), Preiser, Historia (u.a. vollständige Opern »Lohengrin«, »Pique Dame«), Discocorp (Szenen aus der »Götterdämmerung«), Koch Records (Archiv-Aufnahmen aus der Staatsoper Wien, darin Fragmente aus dem Wagner-Repertoire des Künstlers), Phonographia (Auszüge aus Rundfunkproduktionen der Opern »Der fliegende Holländer« und »Tristan und Isolde«, Berlin 1943 sowie aus »Die Meistersinger von Nürnberg«, Staatsoper Berlin 1943). Tatsächlich existieren von seiner Stimme nur wenige offizielle Solotitel auf der Schallplatte, für einen so bedeutenden Sänger innerhalb seiner Generation nicht zu verstehen.
24.1. Carl-Fredrik LUNDQVIST: 175. Geburtstag
In Harald Viking
Er studierte zuerst bei Fritz Arlberg in Stockholm und trat dann in den Chor der Königlichen Oper Stockholm ein. Mit diesem sang er 1865 in der schwedischen Erstaufführung von Wagners »Rienzi«. 1869 erfolgte sein Debüt als Solist an der Stockholmer Oper, und zwar in der Tenorpartie des Titelhelden in »Joseph« von Méhul. Bis 1874 blieb er an diesem Haus als Tenor tätig, wechselte dann aber nach kurzer Umschulung ins Baritonfach und wirkte als solcher noch länger als dreißig Jahre, bis 1904, an der Stockholmer Oper. 1892 wirkte er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung der Oper »Granadas Dotter« von Ivar Hallström mit, bereits 1877 in der von »Vikingarna« vom gleichen Komponisten. Er nahm am 8.4.1899 an der Oper von Stockholm an der Uraufführung der Oper »Valdemarskatten« von Andreas Johan Hallén teil (als Bürgermeister). Er wirkte dort in den schwedischen Erstaufführungen vieler Opern mit, im »Lohengrin« (1874 als Heerrufer), im »Tannhäuser« (1878 als Wolfram), in »Aida« (1880 als Amonasro), in »Si j‘ étais Roi« von A. Adam (1882 als Mossul), in »Harald Viking« von A. Hallén (1884 als Gudmund), in »Paul et Virginie« von V. Massé (1886 als Domingo), in »Die Meistersinger von Nürnberg« (1887 als Hans Sachs), in »Lakmé« von Delibes (1890 als Nilakantha), im »Otello« von Verdi (1890 als Jago), in »Cavalleria rusticana« (1890 als Alfio). Hinzu traten bedeutende Erfolge als Konzert- und Liedersänger. Er starb 1920 in Stockholm.
Schallplatten: 14 Schallplatten unter dem Etikett von G & T (Stockholm, 1904), sechs unter dem von Pathé.
24.1. Nicolas-Joseph MATHIEU: 200. Geburtstag
Er war ein Schüler von Jean-Antoine-Just Géraldy in Brüssel. Seit 1840 wirkte er als erster Bassist am Théâtre de la Monnaie Brüssel. 1849-50 war er Direktor der Königlichen Oper von Antwerpen, wo er auch als Sänger auftrat. Später erhielt er eine Professur an der Universität von Löwen und betätigte sich als Musik- und Gesangpädagoge. Er starb 1860 in Mechelen (Mâlines). – Sein Sohn Émile Mathieu (1844-1932) hatte als Pianist und Komponist von Opern, Kantaten und Liedern eine erfolgreiche Musikerlaufbahn.
25.1. Antonio SCOTTI: 150. Geburtstag
Schüler von Frau Ester Trifari-Paganini (einer Nichte des berühmten Geigers Niccolo Paganini) und von Vincenzo Lombardi in Neapel. 1888 gab er ein erstes Konzert in Neapel. Bühnendebüt 1889 am Royal Opera House auf Malta als Amonasro in »Aida«. Er hatte dann seine ersten Erfolge an italienischen Opernbühnen, u.a. 1890 am Teatro Manzoni in Mailand, 1891 am Teatro Adriano in Rom und sang 1891-92 am Teatro Real Madrid. 1894 Gastspiel am Teatro de la Opera in Buenos Aires, 1898 in Valparaiso de Chile. 1898 trat er an der Mailänder Scala und am Teatro Costanzi in Rom als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg« auf, 1899 an der Scala als Nevers in den »Hugenotten« von Meyerbeer und als Titelheld im »Falstaff« von Verdi. Es folgten Jahre des Wanderlebens von einer europäischen Bühne zur anderen; er gastierte in St. Petersburg und Moskau, in Madrid, Lissabon und Warschau. 1899 erregte er an der Covent Garden Oper London als Don Giovanni größtes Aufsehen, wobei Lilli Lehmann und Édouard de Reszke seine Partner waren. Hier kreierte er 1900 den Scarpia in »Tosca«, 1905 den Sharpless in »Madame Butterfly«. Nach seinen Londoner Erfolgen wurde er noch 1899 an die Metropolitan Oper New York berufen. Er debütierte dort als Nevers und blieb 34 Jahre lang als erster Bariton an diesem Opernhaus tätig, eine Zeitspanne, die vor ihm kein anderer Künstler der Metropolitan Oper erreicht hatte. In New York schätzte man ihn namentlich als Partner des großen Tenors Enrico Caruso. Mit ihm zusammen sang er an der Metropolitan Oper in den Premieren der Opern »L’Elisir d‘amore« (1904 den Belcore), »Lucrezia Borgia« von Donizetti (1905 den Alfonso), »Fedora« von Giordano (1906 als De Siriex), »Manon Lescaut« von Puccini (1907 den Lescaut), »Madame Butterfly« von Puccini (1907 den Sharpless), »Adriana Lecouvreur« von Cilea (1907 den Michonnet) und »Iris« von Mascagni (1907 den Kyoto). 1912 sang er in der amerikanischen Erstaufführung von E. Wolf-Ferraris »Le donne curiose« den Lelio. Bereits 1901 wirkte er dort in den Premieren von Puccinis »Tosca« als Scarpia und von Reyers »Salammbò« als Hamilcar mit, 1902 in der Premiere von I. De Laras »Messalina« als Harès, 1903 in der von Verdis »Ernani« als Don Carlo, 1915 in der von Wolf-Ferraris »Il Segreto di Susanna« mit Geraldine Farrar als Gil, 1915 in der von »L’Oracolo« von F. Leoni als Chim-Fen und 1919 in der von Riccis »Crispino e la Comare« als Crispino. Beim Gastspiel der Metropolitan Oper 1910 in Paris sang er den Falstaff von Verdi. 1910-11 und 1915-16 trat er an der Oper von Chicago auf. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg stellte er eine eigene Operntruppe, die Scotti Grand Opera Company, zusammen, mit der er 1919-22 Nordamerika durchreiste. Zwar engagierte er für diese Tournee hervorragende Sänger und brachte künstlerisch hochwertige Aufführungen zustande, doch endete alles schließlich in einem finanziellen Desaster. Von New York aus unternahm er Gastspiele, die ihm bereits 1904 an der Opéra-Comique Paris (als Scarpia), 1908 an der Berliner Hofoper, vor allem an der Covent Garden Oper London (1899-1910, 1913-14), aber auch an den führenden italienischen Theatern glänzende Erfolge brachten. An der Covent Garden Oper sang er am 28.6.1905 in der Uraufführung von Franco Leonis »L’Oracolo« die Partie des Chim-Fen, seitdem eine seiner Glanzrollen. In der Saison 1913-14 hörte man ihn an der Scala nochmals als Falstaff von Verdi. Beim Salzburger Mozart-Fest von 1910 feierte man ihn als Don Giovanni. 1933 verabschiedete er sich an der Metropolitan Oper in einer Galavorstellung als Chim-Fen von der Bühne. Er hatte dort in 34 Spielzeiten 36 verschiedene Partien in insgesamt 1213 Vorstellungen gesungen (zu den bereits erwähnten Partien kamen noch der Don Giovanni, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Escamillo in »Carmen«, der Rigoletto, der Amonasro, der Malatesta im »Don Pasquale«, der Tonio im »Bajazzo«, der Nelusko in der »Afrikanerin« von Meyerbeer, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Marcello in Puccinis »La Bohème«, der Jago in Verdis »Otello«, der Germont-père in »La Traviata«, der Graf Almaviva in »Le nozze di Figaro«, der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, der Barnaba in Ponchiellis »La Gioconda«, der Alfonso in Donizettis »La Favorita«, der Lescaut in »Manon« von Massenet, der Falstaff von Verdi undder Sulpice in »La fille du régiment«). Er kehrte in seine italienische Heimat zurück, wo er jedoch in große Armut geriet und 1936 ganz vergessen in seiner Heimatstadt Neapel starb. – Reich gebildete, hochmusikalische Baritonstimme; auf der Bühne auch als Darsteller bewundert.
Lit: R. Celletti & J.P. Kemyon: Antonio Scotti (in »Le grandi Voci«, Rom 1864); D. Reutlinger: Antonio Scotti (in »The Maestro«, 1969); M.F. Bott: On Tour with Scotti – 1921 (in »Opera«, 1976).
Die ersten Schallplatten des Künstlers erschienen auf G & T (London, 1902) und auf Columbia (New York, 1903), hauptsächlich dann jedoch auf Victor (1903-08) und auf HMV; auch Edison- und Mapleson-Zylinder.
26.1. Ferdinand RADOVAN: 80. Geburtstag
Gesangstudium in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad bei Julije Pejnovic und bei der berühmten Zdenka Zikova. Er debütierte 1964 an der Belgrader Nationaloper als Germont-père in Verdis »La Traviata« und blieb dort bis 1965. 1965-67 sang er am Opernhaus von Ljubljana. 1966 gewann er den Gesangwettbewerb von Ljubljana (Laibach). 1967-74 war er am Opernhaus von Graz (u.a. als Riccardo in Bellinis »I Puritani«, als Escamillo in »Carmen«, als Graf in »Figaros Hochzeit«, als Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli und als Amonasro in »Aida«) engagiert, 1974-77 am Opernhaus von Dortmund. Es kam seit 1967 zu internationalen Erfolgen an der Wiener Volksoper, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von München und Stuttgart, in Essen, Bordeaux und am Prager Nationaltheater. Er trat seit den sechziger Jahren auch wieder als Gast an den Opernhäusern von Belgrad und Zagreb auf. 1974 hörte man ihn am Teatro Regio Turin in der Titelrolle von Borodins »Fürst Igor«, 1975 bei der Operngesellschaft Forum in Enschede (Holland) als Scarpia in »Tosca«. In den Spielzeiten 1979-80 und 1981-82 war er an der New Yorker Metropolitan Oper engagiert; hier hörte man ihn als Barnaba und als Graf Luna im »Troubadour«. Als seine großen Partien galten der Don Giovanni, der Rigoletto wie der Nabucco in den gleichnamigen Verdi-Opern, der Renato im »Maskenball«, der Jago in Verdis »Otello«, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowski, der Nelusco in Meyerbeers »Afrikanerin«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano und der Titelheld in »Christophe Colombe« von Darius Milhaud. Bedeutende Karriere auch als Konzert- und Oratoriensänger. Er starb 2009 in Ljubljana. – Seine beiden Töchter Norina Radovan und Rebecca Radovan hatten als Koloratursopran bzw. als Mezzosopranistin an der Oper von Ljubljana eine erfolgreiche Karriere.
Schallplatten: Jugoton.
26.1. Géza OBERFANK: 80. Geburtstag
Biographie des ungarischen Dirigenten auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Oberfrank_G%C3%A9za
26.1. Johannes DRIESSLER: 95. Geburtstag
Nach der Schule und dem Abitur wurde er im April 1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Oktober 1939 begann er an der Pädagogischen Akademie Dortmund ein Studium, das er im Januar 1940 an der Musikhochschule Köln fortsetzte. Kurze Zeit später, im November 1940, erhielt er die Einberufung zum Wehrdienst. Im Jahr 1944 heiratete er Gertrud Ledermann. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945, wurde er Lehrer am Süddeutschen Landerziehungsheim in Schondorf am Ammersee. 1946 folgte eine Tätigkeit als Dozent an der Nordwestdeutschen Musikakademie, der heutigen Hochschule für Musik Detmold. Hier begann er 1950 mit dem Aufbau der Kirchenmusikabteilung der Akademie. Am 25. August 1950 wurde sein Oratorium Dein Reich komme (op. 11) uraufgeführt. 1953 unterbrach er seine Tätigkeit für die Akademie, um sich verstärkt der Komposition zu widmen. Im Jahr 1954 nahm er aber seine Tätigkeit an der Musikakademie wieder auf. 1956 erhielt er das Maletz-Stipendium des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie. 1958 wurde er an der Musikakademie zum Professor und 1959 zum stellvertretenden Rektor ernannt. Seine letzte Komposition op. 64 erschien im Jahr 1971. 1972 trat er vom Posten des stellvertretenden Rektors zurück. Im Jahre 1983 wurde er in den Ruhestand versetzt. Die beiden Chorwerke Sinfonia Sacra op. 6 und Dein Reich komme op. 11 stellen in den frühen 1950er Jahren einen singulären Erfolg dar. Johannes Driessler wird über Nacht weit über die Grenzen Deutschlands berühmt. Zwar kann keines seiner späteren Werke an diesen frühen Erfolg wieder anknüpfen, aber er hat mit ihnen einen bedeutenden Einfluss auf die moderne geistliche Musik. Im Jahr 1959 erhielt er den Westfälischen Musikpreis, 1962 den Kunstpreis des Saarlandes. Er starb 1998 in Detmold.
28.1. Ezio FLAGELLO: 85. Geburtstag
Er entstammte einer italienischen Familie. Er begann seine Gesangsausbildung an der Manhattan School of Music in New York u.a. bei Friedrich Schorr; er war dort auch Schüler von John Brownlee. Mit Hilfe eines Fulbright Stipendiums konnte er diese Ausbildung in Italien bei Luigi Ricci in Rom zum Abschluss bringen. Bereits 1952 wirkte er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Mussorgskys »Boris Godunow« mit, 1955 sang er beim Empire State Festival in Ellenville (New York) den Dulcamara in »L’Elisir d’amore«. Sein eigentliches Debüt auf der Bühne fand 1956 am Teatro dell’Opera in Rom wiederum als Dulcamara statt. 1957 gewann er den Gesangwettbewerb der Metropolitan Oper New York Auditions of the Air. Darauf debütierte er 1957 an der Metropolitan Oper als Gefängniswärter in »Tosca«. Schon vier Tage später bewunderte man dort seinen Leporello im »Don Giovanni«. Seitdem war er für viele Jahre (1957-78 und nochmals 1983-84) ein gefeierter erster Bassist der Metropolitan Oper. Er sang hier in insgesamt 528 Vorstellungen 50 Partien, u.a. den Bartolo sowohl in »Le nozze di Figaro« als auch in Rossinis »Barbier von Sevilla«, den Warlaam in »Boris Godunow«, den Geronte in Puccinis »Manon Lescaut«, den König wie den Ramfis in »Aida«, den Mesner in »Tosca«, den Paolo in »Simon Boccanegra«, den Plumkett in Flotows »Martha«, den Timur in Puccinis »Turandot«, den Dulcamara, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Minister im »Fidelio«, den Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, den Colline in Puccinis »La Bohème«, den Comte des Grieux in Massenets »Manon«, den Falstaff von Verdi, den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Pater Guardian wie den Fra Melitone in »La forza del destino«, den Wurm in Verdis »Luisa Miller«, den Oroveso in »Norma«, den Klingsor im »Parsifal«, den Silva in »Ernani«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, die Titelrolle in Puccinis »Gianni Schicchi« und den Giorgio in Bellinis »I Puritani«. 1964 sang er dort in der amerikanischen Erstaufführung von Menottis »The Last Savage« den Maharajah. Am 16.9.1966 sang er dort in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Hauses im Lincoln Center in der Uraufführung von Samuel Barbers »Antony and Cleopatra« die Partie des Enobarbus. 1968 gab er Gastspiele an den Opern von Houston (Texas) und Dallas. An der Oper von San Francisco gastierte er 1968 als Silva, 1971 als Pogner und 1982 als Oroveso. Er gastierte auch an der Deutschen Oper Berlin, an der Wiener Staatsoper (1972-73 als Leporello und als Figaro in »Le nozze di Figaro«) und an der Mailänder Scala (1970 als Alfonso in »Lucrezia Borgia« von Donizetti), an der Oper von Rom, am Nationaltheater Prag, in Moskau und beim Maggio Musicale von Florenz. 1991 trat er an der Oper von Philadelphia als Sarastro auf. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er auch als Konzertbassist mit großem Erfolg tätig; so gab er 1968 Konzerte in Berlin. Er starb 2009 in Palm Beach (Florida). – Sein Bruder Nicolas Flagello (1928-94) wurde ein bedeutender Komponist, Pianist und Dirigent. – Die groß dimensionierte, kraftvolle Bassstimme des Künstlers fand die ihr gemäßen Aufgaben in erster Linie in den großen Partien seines Stimmfachs aus der italienischen Opernliteratur.
Unter seinen Schallplattenaufnahmen befinden sich viele integrale Opern: er sang auf RCA (»Così fan tutte«, »Lucrezia Borgia« und »Lucia di Lammermoor« von Donizetti, »Un ballo in maschera«, »Ernani«, »Luisa Miller«, »Rigoletto«, »Alcina« von Händel, »I Puritani« von Bellini), DGG (»Don Giovanni«), CBS (»Oedipus Rex« von Strawinsky), Foyer (»Simon Boccanegra«, Metropolitan Oper, 1960), Gala (Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, New York 1961) und auf Nuova Era (Leporello im »Don Giovanni«)
28.1. Herbert RÖSSLER: 90. Geburtstag
Seine Lehrer waren die Pädagogen Rau-Höglauer in Dresden, W. Lippmann in Rostock, D. Winkler, F. Trommler und A. Orth in Berlin. Er begann seine Bühnenkarriere 1946-48 als Chorsänger an der Volksoper Dresden. Als erste Solopartie wurde ihm in Dresden die Rolle des Eremiten im »Freischütz« übertragen. 1949-51 sang er am Stadttheater von Rostock und folgte 1951 einem Ruf an die Komische Oper Berlin, an der er eine große, dreißigjährige Karriere durchlief. 1954 hatte er dort als Sarastro in der »Zauberflöte« unter der Regie von Walter Felsenstein einen besonderen Erfolg und wurde seitdem in Aufgaben wie dem Komtur im »Don Giovanni«, dem Lodovico in Verdis »Otello«, dem Pater Guardian in »La forza del destino«, dem Daland in »Der fliegende Holländer« und dem Förster in Janáceks »Das schlaue Füchslein« herausgestellt, übernahm aber auch kleinere Partien. Gastspiele und Konzerte des Künstlers, der ein vortrefflicher Liedinterpret war, in Westdeutschland, in Polen, in der CSSR und zusammen mit dem Ensemble der Komischen Oper Berlin in verschiedenen weiteren europäischen Musikzentren. Er trat auch an der Berliner Staatsoper auf, u.a. in der Uraufführung der Oper »Joe Hill« von Alan Bush (29.9.1970). Dazu Auftritte im Rundfunk und im Fernsehen der DDR. 1967-69 gehörte er dem Ensemble der Staatsoper Stuttgart an. Er starb im Mai 2012.
Eterna-Aufnahmen. (»Acis and Galatea« von Händel).
28.1. Karel Boleslav JIRÁK: 125. Geburtstag
Er war Schüler von Josef Bohuslav Foerster und Vitezslav Novák an der Karls-Universität Prag und der Musikakademie Prag. 1915-18 war er Kapellmeister der Hamburger Oper und wirkte 1918-19 ebenfalls als Dirigent am National Theater in Brünn und Mährisch-Ostrau. 1920-30 war er Kompositionslehrer am Prager Konservatorium, danach bis 1945 Chefdirigent des Tschechischen Rundfunks. 1947 emigrierte er in die USA, wo er 1948-67 Professor an der Roosevelt University, Chicago war und 1967 Kompositionslehrer am Conservatory College in Chicago wurde und in dieser Position bis 1971 blieb. Er starb 1972 in Chicago. Jirák komponierte eine Oper (Apollonius z Tyany (Apollonius von Tyana), später unter dem Titel Žena a Bůh (Eine Frau und ein Gott) 1912–13), sechs Sinfonien, sinfonische Variationen, 1952 ein Symphonic Scherzo for Band, op. 65a, Suiten und Ouvertüren, zahlreiche kammermusikalische Werke, Präludien, Fugen und eine Suite für Orgel, ein Requiem, Chöre, Liederzyklen und Volksliedbearbeitungen. Seine Schrift Theorie der Musikalischen Form erschien in mehreren Auflagen.
28.1. Victor Ernst NESSLER: 175. Geburtstag
Er war der Sohn des Pastors Carl Ferdinand Nessler und dessen Ehefrau Wilhelmine Nessler geborenen Kampmann. Er studierte auf Wunsch seines Vaters evangelische Theologie an der Universität Straßburg. Bereits während dieses Studiums nahm er bei Th. Stern Privatstunden im Komponieren. Mit dessen Hilfe und Unterstützung konnte Nessler gegen Ende seines Studiums erfolgreich debütieren (Kirchenmusik). Während seines Studiums wurde er 1861 Mitglied der Schwarzburgbund-Verbindung Wilhelmitana Straßburg. Als 1864 seine Oper Fleurette eine sehr erfolgreiche Premiere erreichte, gab Nessler sein Studium auf und ging noch im selben Jahr nach Leipzig. Um seine Fertigkeiten zu verbessern und zu verfeinern, wurde er dort Meister-Schüler von Moritz Hauptmann. 1868 konnte er mit großem Erfolg seinem Publikum seine romantische Zauberoper Dornröschens Brautfahrt vorstellen. 1870 wurde Nessler als Chordirigent an das Leipziger Stadttheater verpflichtet und 1878 übernahm er die Aufgaben eines Kapellmeisters am Carola-Theater (Leipzig). Zu den wichtigsten Aufgaben zählte u.a. die Leitung des Leipziger Sänger-Bundes. Ebenfalls erfolgreich wurde am 19. März 1879 in Leipzig Nesslers Der Rattenfänger von Hameln aufgeführt. Nach weiteren, allerdings weniger spektakulären Erfolgen erlebte Nessler am 4. Mai 1884 mit seiner Oper Der Trompeter von Säckingen einen sensationellen Erfolg, der ihn quasi über Nacht im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt machte. Einer seiner letzten Erfolge war 1886 die Aufführung des Singspiels Otto der Schütz, mit dem er aber nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen konnte. Nach 1888 verließ Nessler Leipzig und kehrte ins Elsass zurück. Er ließ sich in Straßburg nieder, wo er bald nach seinem 49. Geburtstag am 28. Mai 1890 starb. Dort fand er auch seine letzte Ruhestätte.
28.1. Ferdinand HÉROLD: 225. Geburtstag
Er war das einzige Kind von François-Joseph Hérold, einem Pianisten und Komponisten, und Jeanne-Gabrielle Pascal, und Enkel des Organisten Nicolas Hérold. Im Alter von sechs Jahren besuchte er das Hix-Institut, wo er sich bei seinen Studien bereits auszeichnete. Gleichzeitig wurde er von François-Joseph Fétis (der später die Zeitschrift La Revue Musicale herausgab) in Musiktheorie unterrichtet. Im Alter von sieben Jahren spielte er Klavier und brachte erste Kompositionen für dieses Instrument zu Papier. Sein Vater beabsichtigte nicht, ihm eine musikalische Karriere zu eröffnen, er selbst schlug diesen Weg nach dessen Tod 1802 ein. Er schrieb sich 1806 am Conservatoire de Paris ein, wo er von Louis Adam, dem Vater von Adolphe Adam, am Klavier unterrichtet wurde. Weitere Lehrer waren Charles Simon Catel (Harmonielehre), Rodolphe Kreutzer (Violine) und Étienne-Nicolas Méhul (Komposition). Hérold wurde in dieser Zeit ein Virtuose auf dem Klavier und der Violine. 1810 gewann er mit einer eigenen Komposition den ersten Preis eines Klavierwettbewerbs, eine Kombination, die es bisher nicht gegeben hatte. 1812 gewann er den ersten Preis beim Prix de Rome. Im Frühjahr 1813 komponierte er, wie alle Gewinner des Prix de Rome, seine erste Sinfonie, um seine Studienfortschritte unter Beweis zu stellen. 1815 zog er aus Gesundheitsgründen von Rom nach Neapel. Hier komponierte er unter anderem seine zweite Sinfonie und drei Streichquartette. Seine erste Oper La Gioventú di Enrico quinto wurde hier unter dem Pseudonym Landriani vorgestellt und vom Publikum – anders als bei vielen anderen französischen Komponisten – freundlich aufgenommen, nicht hingegen von den Kollegen. Er erhielt 5000 Lire, um die Töchter des Königs Joachim Murat zu unterrichten. Nach der Hinrichtung Murats musste er Italien verlassen und ging nach Österreich, wo er zwei Monate lang in Wien von Fürst Metternich beschäftigt wurde und zusätzlichen Kompositionsunterricht bei Antonio Salieri nahm. Danach kehrte er über München und die Schweiz nach Paris zurück. 1816 arbeitete er gemeinsam mit Boieldieu an der Oper Charles de France, ein Werk, das seinen Namen bekannt machte. Im selben Jahr komponierte er die erfolgreiche Oper Les Rosières, die er seinem Freund und früheren Lehrer Méhul widmete. Es folgten etwa 30 Opern, denen größtenteils der Erfolg versagt blieb. 1817 hatte die Oper La Clochette Premiere, die einen gewaltigen Fortschritt gegenüber Les Rosières darstellte. Für die Wiener Erstaufführung, die 1821 in der Übersetzung von Georg Friedrich Treitschke stattfand, komponierte Franz Schubert zwei Einlagenummern. Nach langem Suchen nach einem geeigneten Libretto komponierte er Premier Venu, ein Werk minderer Qualität und ohne großen Erfolg. Auch Les Troqueurs (1819) fiel durch. Hérolds Drang zum Komponieren zwang ihn, jedes Libretto, das ihm in die Finger fiel, auch zu vertonen, was dazu führte, dass seine nächsten Opern (L’Amour platonique und L’Auteur mort et vivant) nicht reüssierten, woraufhin Hérold entmutigt drei Jahre lang keine weiteren Opern schrieb. Er wurde Gesangschef und Chordirektor der Opéra-Comique. 1821 wurde er Assistent am Théâtre-Italien und reiste nach Italien, um Sänger für diese Einrichtung anzuwerben, was nicht nur seiner Inspiration, sondern auch seiner Gesundheit zugutekam. 1823 kehrte er mit Le Muletier erfolgreich auf die Bühne zurück. Seine nächste Oper, Lasthénie, wurde wiederum nur mäßig aufgenommen. Zur selben Zeit arbeitete er mit Auber an Vendôme en Espagne (1823), mit der er französische Siege in Spanien verarbeitete. 1824 wurde er von der Opéra-Comique beauftragt, Le Roi René zu schreiben. Im selben Jahr wurde er Begleiter am Théâtre Italien, zwei Jahre darauf [Chorleiter]. 1825 schrieb er den Misserfolg Le Lapin blanc – seine Libretti halfen ihm nicht dabei, gute Musik zu schreiben. Marie hingegen, seine nächste Oper (1826), wurde ein großer Erfolg, seine Verpflichtungen am Théâtre Italien hinderten ihn jedoch daran, seinen Weg weiter zu beschreiten, so dass er die nächsten drei Jahre darauf beschränkt war, Ballettmusik zu schreiben – darunter allerdings eine Neufassung des heute noch oft gespielten La Fille mal gardée. 1827 wurde er die wichtigste Neubesetzung an der Pariser Oper. Am 3. November 1828 wurde er Ritter der Ehrenlegion. Seine nächste Oper, L’Illusion (1829), war erfolgreich, die übernächste, Emmeline (1830), war es nicht. Am 3. Mai 1831 hatte seine berühmteste Oper, Zampa, Premiere, die in Frankreich und Deutschland große Erfolge feierte und gelegentlich auch heute noch aufgeführt wird. Auf Zampa folgte La Marquise de Brinvilliers; ein Gemeinschaftswerk an dem neben Hérold Daniel-Francois-Esprit Auber, Désiré Alexandre Batton, Henri Montan Berton, Felice Blangini, francois-Adrien Boieldieu, Michele Carafa, Luigi Cherubini und Ferdinando Paer mit verantwortlich zeichneten. Er schrieb 1832 La Médecine sans médecin und Le Pré aux Clercs, letzteres ebenfalls eines seiner bekannten Werke, das 1871 seine tausendste Aufführung in Paris erlebte. Einen Monat nach der Premiere starb Hérold 1833 in Neuilly-sur-Seine an Tuberkulose, an der er seit langem litt. Seine Oper Ludovic, die er nicht mehr fertigstellen konnte, wurde von Jacques Fromenthal Halévy abgeschlossen. Hérold wurde auf dem Friedhof Père Lachaise (Division 13) beerdigt. Das Haus in der Rue Hérold 10 ist sein Geburtshaus, die Straße wurde 1881 nach ihm benannt.
29.1. Kyra VAYNE: 100. Geburtstag
Eigentlicher Name Kyra Knopmuss. Sie stammte aus einer baltischen Familie; sie verließ die Sowjetunion auf Grund der politischen Verhältnisse 1924 mit ihren Eltern und emigrierte nach England. Hier wirkte sie zuerst in London in einem russischen Chor mit, wo sie von Manlio Veroli entdeckt wurde und eine erste reguläre Gesangsausbildung erhielt, die sie dann bei Mignon Nevada fortsetzte. Sie trat während dieser Zeit in einer russischen Revue als Solosängerin auf. Der Dirigent Anatole Fistoulari engagierte sie für eine Operntournee, bei der sie einen ersten Erfolg in der Rolle der Parasha in »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky erzielte. Daneben begann sie jetzt auch eine erfolgreiche Tätigkeit als Rundfunksängerin, konnte aber ihre eigentliche Bühnenlaufbahn erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickeln. Seit Beginn der fünfziger Jahre sang sie mehrfach an der Welsh Opera Cardiff und an anderen englischen Operntheatern, u.a. am Londoner Stoll Theatre, begann aber auch eine Gastspielkarriere im Ausland. 1950 und 1951 war sie am Teatro Liceu Barcelona zu Gast. 1954-55 erschien sie am Théâtre de la Monnaie Brüssel und sang 1955 die Donna Anna bei der italienischen Erstaufführung von Dargomyschkis »Der steinere Gast« am Teatro Comunale Florenz. Weitere Gastspiele führten sie an die Oper von Rom (1956 als Tosca), nach Jugoslawien und nach Dänemark. Daneben setzte sie auch ihre Tätigkeit als Rundfunksängerin bis 1966 fort. Ihre wichtigsten Bühnenpartien waren die Leonore im »Troubadour«, die Traviata, die Tosca, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Rosalinde in der »Fledermaus«. Sie trat (zusammen mit der bekannten Altistin Janet Baker) in »Les Noces« von Strawinsky und in der wieder entdeckten Kantate »Cléopâtre« von H. Berlioz auf.
1966 gab sie in London ihren letzten Liederabend mit Liedern russischer Komponisten. Nachdem sie ihre Karriere aufgegeben hatte, arbeitete sie als Sekretärin bei der BBC London und verlegte sich auf die Restaurierung von Keramiken. Am Silvesterabend 1999 sang sie, jetzt 83 Jahre alt, unter dem Jubel des Auditoriums im Bolshoi Theater Moskau einige russische Volkslieder. Sie gab ihre Autobiographie unter dem Titel »A Voice Reborn« (1999) heraus. Sie starb 2001 in London.
Die Künstlerin machte keine eigentlichen Schallplatten-Einspielungen, doch wurden bei Preiser im Rahmen eines ihr gewidmeten Recitals zwei Schallplatten mit Rundfunk- und Privataufnahmen veröffentlicht; auch auf Eklipse zu hören.
29.1. Marie REJHOLCOVÁ: 125. Geburtstag
Biographie der tschechischen Altistin auf Tschechisch: http://cestipevci.wz.cz/pevci/rejholc.htm
29.1. Franciszek CIEŚLEWSKI: 175. Geburtstag
Er studierte Musik und Orgelspiel und war als Organist an der Martinus-Kirche in Warschau beschäftigt. Er besuchte dann eine Chorschule, die von J. Meller geleitet wurde; 1861 wurde er als Chorist an der Warschauer Oper angestellt. Hier erregte er die Aufmerksamkeit des Direktors des Hauses Jan Quattrini, der ihn in die Solistenschule der Warschauer Oper aufnahm. Zunächst sang er an diesem Theater kleinere Rollen wie den Kazimierz in der »Gräfin« von Moniuszko, dann hatte er 1868 einen ersten Erfolg als Faust von Gounod. Als er im Juli 1871 den Manrico im »Troubadour« sang, kam es zu einem sensationellen Erfolg. In den folgenden Jahren trat er an der Warschauer Oper in den großen heldischen Tenorpartien auf: als Pollione in »Norma«, als Vasco in Meyerbeers »Afrikanerin«, als Robert in dessen »Robert le Diable«, als Ernani von Verdi, als Radames in »Aida«, als Don José in »Carmen«, als Eleazar in »La Juive« von Halévy und als Jontek in »Halka« von Moniuszko. 1883 sang er die Titelpartie in der polnischen Erstaufführung des »Tannhäuser« in Warschau. 1874 gastierte er in Lwów (Lemberg), 1877 in Poznan (Posen), wo er beim Publikum große Begeisterung hervorrief. Er sang auch gerne als Solist in Kirchen; 1893 feierte man seine 25jährige Tätigkeit als Solist an der Johannes-Kathedrale in Warschau. 1885 berichtete die Presse über schwere finanzielle Schwierigkeiten des Sängers. Da man in Warschau seine Bezüge nicht erhöhen wollte, reichte er seine Entlassung ein; er versuchte, ein Engagement in Lwów zu finden, kam aber erfolglos wieder nach Warschau zurück. Im Juni 1886 musste er endgültig seine Entlassung hinnehmen. Seither trat er noch an polnischen Provinzbühnen auf, u.a. 1888 in Lodz, 1891 in Lublin und 1892 in Radom. Später erteilte er in Warschau Gesangunterricht. Er starb 1920 in Warschau.
30.1. Hilde RÖSSEL-MAJDAN: 95. Geburtstag
Sie war die Tochter des Bassisten Karl Rössl-Majdan sie studierte an der Wiener Musikakademie und begann im Jahre 1946 ihre Karriere als Konzert-Altistin. 1947 sprang sie bei einer Aufführung der Matthäuspassion in Wien unter Wilhelm Furtwängler für eine erkrankte Solistin ein und hatte einen glänzenden Erfolg. 1951 folgte sie dann einem Ruf an die Staatsoper von Wien (Debüt als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«), deren Mitglied sie für 25 Jahre geblieben ist. Insgesamt war sie an der Wiener Staatsoper mit 62 Partien in 1.553 Vorstellungen zu erleben. Allein 65mal gestaltete sie die Mercédès in »Carmen«, 194mal die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, 172mal die Annina im »Rosenkavalier«. Sie sang hier aber auch die Fricka, die Erda und die Waltraute im Nibelungenring, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Meg Page im »Falstaff« von Verdi, die Ulrica in Verdis »Maskenball«, die Gaea in »Daphne« von R. Strauss, die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, die Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress« und die Czipra im »Zigeunerbaron«. Ihr letzter Auftritt im Haus am Ring war am 22. November 1976 in »Moses und Aron«. Sie trat auch an der Wiener Volksoper auf, u.a. als Hexe in Dvoráks »Rusalka«, als Czipra, als Jacqueline in der Österreichischen Erstaufführung von Gounods »Der Arzt wider Willen« und als Margarita in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«. Gastspiele der Künstlerin an der Londoner Covent Garden Oper und an vielen anderen großen Theatern nahmen einen sehr erfolgreichen Verlauf. Sie sang mit den gleichen Erfolgen bei den Festspielen von Salzburg, Edinburgh und Aix-en-Provence. In Salzburg trug sie 1954-55 die Dryade in »Ariadne auf Naxos«, 1955 auch die 3. Dame in der »Zauberflöte« und die Lukrezia in Pfitzners »Palestrina«, 1960 die Annina im »Rosenkavalier« und die Marcellina in »Figaros Hochzeit« vor, dazu trat sie dort 1953 in zwei Konzerten mit geistlicher Musik, 1959 in Gustav Mahlers »Lied von der Erde« sowie 1960 im Mozart-Requiem und in Bruckners Te Deum auf. Als Oratorien- und Liedersängerin kam sie in den Musikzentren Deutschlands, Österreichs und Italiens zu einer erfolgreichen Karriere. Sie wirkte später am Konservatorium von Graz (bis 1972) als gesuchte Gesanglehrerin, dann am Konservatorium der Stadt Wien. Sie starb 2010 in Wien.
Sie sang auf vielen Marken, u.a. auf Nixa (Matthäuspassion), Decca (»Der Rosenkavalier«, »Die Frau ohne Schatten«, »Ariadne auf Naxos«, »Figaros Hochzeit«, »Die Zauberflöte«), RCA, DGG (9. Sinfonie von Beethoven), EJS (»Rienzi«), HMV (2. Sinfonie von G. Mahler), Melodram (»Der Barbier von Bagdad« von P. Cornelius), RAI-Electrola (vollständige »Walküre«, Rom 1952).
30.1. Rina GIGLI: 100. Geburtstag
Tochter des berühmten italienischen Tenors Benjamino Gigli (1890-1957). Sie wurde durch ihren Vater ausgebildet und debütierte bereits 1940 in Spoleto als Suzel in Macagnis »L’Amico Fritz«, während ihr Vater die Titelrolle sang. 1943 sang sie am Teatro Regio Parma die Violetta in »La Traviata« mit Beniamino Gigli (mit dem sie bereits 1936 in Rom zusammen ein erstes Konzert gegeben hatte) in der Partie des Alfredo. Nachdem sie an verschiedenen italienischen Theatern aufgetreten war, sang sie 1946 bei einem Gastspiel des Teatro San Carlo Neapel an der Londoner Covent Garden Oper als Partnerin ihres berühmten Vaters die Nedda im »Bajazzo«. Zusammen mit ihrem Vater hörte man sie 1941 in Berlin, 1947 in Zürich. Mit ihrem Vater zusammen unternahm sie Tourneen durch Portugal und Südamerika. Sie gastierte 1947 an der Mailänder Scala als Violetta, 1950 als Mimi in »La Bohème« bei den Festspielen von Verona, 1953 (als Adina in »L’Elisir d’amore«), 1957 (als Butterfly) und 1961 (als Violetta) an der Oper von Rom, 1950 (als Violetta) und 1953 (als Lauretta in Puccinis »Gianni Schicchi«) in Bologna, 1963 in Kairo (als Adina), 1965 in San Remo (als Liu in »Turandot« von Puccini), 1964 in Treviso (als Butterfly), 1966 am Teatro San Carlo Neapel (als Liu). Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla trat sie 1956 als Liu, 1959 als Micaela in »Carmen« auf. 1949 sang sie am Teatro San Carlo von Neapel die Desdemona im »Otello« von Verdi mit Ramón Vinay als Partner. 1951 bereiste sie mit ihrem Vater und dem Bariton Tito Gobbi zusammen Südafrika. Nach ihrer Heirat sang sie unter dem Namen Rina Lorenzelli-Gigli. Unter diesem Namen nahm sie, zusammen mit ihrem Vater, 1941 ein Duett auf HMV auf; nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Soloplatten auf HMV heraus, 1951 sang sie auf dieser Marke nochmals sechs Duette mit ihrem Vater. Von 1953 existiert ein Mitschnitt der Oper »L’Elisir d’amore« auf MDP. Auf HMV singt sie die Micaela in »Carmen«, auf EJS in Catalanis »Loreley«. In zweiter Ehe war sie mit dem Bassisten Plinio Clabassi (1919-84) verheiratet. Die erwartete weltweite Karriere kam nicht zustande; nach dem Tod ihres berühmten Vaters scheint sie nur noch selten aufgetreten zu sein. Ihr letztes Auftreten war 1971 am Teatro San Carlo Neapel als Nedda. Im Ablauf ihrer 27jährigen Karriere sang sie auf der Bühne 30 verschieden Partien. Sie lebte später in Recanati (Macerata), wo sie 2000 starb.
30.1. Benno KUSCHE: 100. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung an der Akademie des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und bei Fritz Harlan in Freiburg i. Br. Er debütierte 1938 bei den Heidelberger Opernfestspielen und sang 1938 am Stadttheater Koblenz als erste Partie den Renato in Verdis »Maskenball«. Er kam dann für die Jahre 1939-42 am das Stadttheater von Augsburg, musste 1942-44 in einer Waffenfabrik arbeiten und wurde schließlich Soldat. 1946 wurde er an die Bayerische Staatsoper in München verpflichtet, der er bis 1986 angehörte; 1958-62 war er auch Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg; durch Gastverträge war er auch dem Opernhaus von Köln (1959-73) und der Hamburger Staatsoper (1959-66) verbunden. Er gastierte erfolgreich an den Staatsopern von Wien (1952-76 als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Figaro in »Figaros Hochzeit«, als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss, als Faninal im »Rosenkavalier« und als Zsupan im »Zigeunerbaron«) und Stuttgart. 1953 sang er bei einem Gastspiel der Münchner Staatsoper an der Covent Garden Oper London (wo er auch bereits 1952 aufgetreten war) den La Roche in der englischen Erstaufführung der Oper »Capriccio«. Bei den Festspielen von Glyndebourne übernahm er 1954 den Leporello im »Don Giovanni«, 1963-64 den La Roche, 1963 auch den Minister im »Fidelio«. Bei den Festspielen von Salzburg wirkte er in der Uraufführung der Oper »Antigonae« von Carl Orff (9.8.1949) mit; er sang an den Opernhäusern von Zürich, Amsterdam und Philadelphia, an der Wiener Volksoper und an der Komischen Oper Berlin (Papageno in der Inszenierung der »Zauberflöte« durch Walter Felsenstein 1958). 1961-68 gastierte er am Théâtre de la Monnaie Brüssel, 1956 am Teatro Colón Buenos Aires, 1959 beim Maggio Musicale von Florenz (als Leporello). In der Saison 1971-72 war er an der Metropolitan Oper New York anzutreffen, wo er in sieben Vorstellungen den Beckmesser sang. Den Beckmesser sang er dann auch bei den Bayreuther Festspielen des Jahres 1974. Ergänzend seien aus seinem Bühnenrepertoire noch der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Waldner in »Arabella« von R. Strauss, der König in »Die Kluge« von C. Orff, der Teufel in »Schwanda der Dudelsackpfeifer« von J. Weinberger und der Frank in der »Fledermaus« genannt. Man schätzte ihn auch als Konzertsolisten in einem sehr vielseitigen Repertoire. Mit besonderer Vorliebe übernahm er Partien in Operetten. Noch bis 1996 war er als Operettensänger und als Schauspieler bei Tournee-Bühnen tätig. Er starb im Mai 2010. Er war zeitweilig verheiratet mit der Sopranistin Christine Görner.
Schallplatten: DGG, Columbia (»Die Meistersinger von Nürnberg«, »Die Kluge« von C. Orff), Vanguard, Ariola-Eurodisc (»Der Mond« von C. Orff, »La Bohème«, »Die lustige Witwe«), Electrola (»Lulu« von A. Berg, »Die Heimkehr aus der Fremde« von Mendelssohn, »Orpheus in der Unterwelt« von Offenbach), Orfeo (»Die schweigsame Frau« von R. Strauss), Decca, Polydor, Telefunken (Operetten und Unterhaltungslieder). Auf Discocorp erschien ein vollständiger »Don Giovanni« (Rundfunksendung Köln, 1955). Zahlreiche Operetten-Aufnahmen auf Electrola (u.a. »Orpheus in der Unterwelt« von Offenbach und, zusammen mit Christine Görner, »Gräfin Mariza« von E. Kálmán), auf Acanta (in »Schwarzwaldmädel« von Leon Jessel).
30.1. Giuseppe DEL PUENTE: 175. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium von Neapel zuerst Violoncello, dann Gesang. Er debütierte an der Oper von Iasi (in Rumänien), sang dann am Teatro San Carlo Neapel und an anderen italienischen Bühnen. 1870 begegnet er uns am Opernhaus von Sevilla, wo er in Rossini-Partien zu hören war. 1872 hatte er seine ersten großen Erfolge in Italien am Teatro Argentina in Rom. 1873 trat er erstmalig in England auf, als er am Drury Lane Theatre in London gastierte. 1874 sang er an der New Yorker Academy of Music u.a. den Saint-Bris in Meyerbeers »Hugenotten«. 1875 erreichte er die Mailänder Scala, an der er als Titelheld in Verdis »Rigoletto« beeindruckte. Es folgten Auftritte am Teatro Regio von Parma, am Teatro San Carlo Neapel und am Teatro Politeama in Florenz. In den zwanzig Jahren von 1875 bis 1895 gastierte er immer wieder in London und in New York. In London, wo er an verschiedenen Opernhäusern auftrat, sang er u.a. am 22.6.1878 am Her Majesty’s Theatre in der englischen Erstaufführung von »Carmen« den Escamillo. Am 22.10.1883 trat er in der Eröffnungsvorstellung der Metropolitan Oper New York als Valentin im »Faust« von Gounod auf. Seitdem hatte er in New York wie in vielen anderen nordamerikanischen Musikzentren eine glänzende Karriere. Er trat hier in den Spielzeiten 1883-84, 1891-92 und 1894-95 in insgesamt 76 Vorstellungen auf: als Lothario in »Mignon« von A. Thomas, als Germont-père in »La Traviata«, als Figaro in Rossinis »Il barbiere di Siviglia«, als Rigoletto, als Barnaba in der amerikanischen Erstaufführung von Ponchiellis »La Gioconda«, als Enrico in »Lucia di Lammermoor«, als Plumkett in Flotows »Martha«, als Escamillo, als Graf de Nevers in den »Hugenotten«, als Mercutio in »Roméo et Juliette« von Gounod und als Don Giovanni. 1885 sang er den des Grieux in Massenets »Manon« an der Academy of Music New York als Partner von Minnie Hauk. 1885 hörte man ihn bei der San Carlo Opera Company als Escamillo, an der Covent Garden Oper London als Assur in Rossinis »Semiramide«. In London trat er letztmalig 1888 auf. 1891 übernahm er in Philadelphia in der amerikanischen Erstaufführung von Mascagnis »Cavalleria rusticana« die Partie des Alfio. 1895 gab er seine Bühnenkarriere auf und lebte seitdem als Pädagoge in Philadelphia. Seine Baritonstimme wurde durch eine seltene Tonkraft und -fülle gekennzeichnet; in den großen klassischen Partien der italienischen Opernliteratur war er wie auch als Mozart-Sänger hoch angesehen, namentlich als Don Giovanni und als Titelheld in »Le nozze di Figaro«. Weitere Partien aus seinem Repertoire waren der Papageno in der »Zauberflöte«, der Telramund im »Lohengrin« und der Zurga in »Carmen«. Neben seiner Bühnenkarriere hatte er auch im Konzertsaal große Erfolge. Er starb 1900 in Philadelphia. – Er war verheiratet mit der amerikanischen Sopranistin Helen Dudley Campbell († 1924). Sein Sohn Joseph del Puente hatte eine kurze Karriere als Bariton, war dann aber in den USA als Kaufmann tätig.
31.1. Hella PUHLMANN: 80. Geburtstag
Sie war 37 Jahre lang (1961-98) am Staatstheater am Gärtnerplatz München als lyrischer Sopran engagiert. Sie trat in unzähligen Rollen auf. An der Seite von Josef Meinrad spielte und sang sie die Dulcinea in »Der Mann von La Mancha«. Sie hat die Titelrolle in »Kiss Me, Kate!« gesungen und war die Titania in Henry Purcells »Die Feenkönigin«. Danach ist sie noch bis zur Spielzeit 2002/03 als regelmäßige Gast-Sängerin am Gärtnerplatz-Theater aufgetreten, zuletzt in »My Fair Lady« als Königin von Transsilvanien und in »Zar und Zimmermann« als Witwe Browe. Sie starb im März 2015.
31.1. Mario LANZA: 95. Geburtstag
In Philadelphia, wohin seine Eltern verzogen waren, arbeitete er zuerst als Transportarbeiter, nahm aber bereits in seiner Freizeit Gesangunterricht bei Irene Williams, die ihn auch weiterhin förderte. Er trat bereits 1942 erstmals in einem Konzert beim Tanglewood Festival auf. Der Dirigent Sergej Kussewitzky vermittelte ihm ein Studium am New England Conservatory in Boston, das aber durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde, den er als Soldat mitmachte. Während seines Kriegsdienstes war er bei der Truppenbetreuung als Sänger tätig. Nach Kriegsende schlug er sich als Gelegenheitsarbeiter durch. Er setzte seine weitere Ausbildung bei Enrico Rosati fort. Er unternahm schließlich Konzertreisen mit einem »Belcanto-Trio«, das aus ihm, Frances Yeend und George London bestand. 1947-48 gab er Konzerte in den USA, 1948 erfolgreicher Auftritt in der Hollywood Bowl. Er wurde über Nacht bekannt, als er als Filmsänger in amerikanischen Musikfilmen auftrat (»Der Fischer von Louisiana«, »Alt-Heidelberg«, »Serenade«). Weltruhm trug ihm der Film »The Great Caruso« ein, der 1951 herauskam, und in dem er den großen Tenor darstellte, obwohl seine Stimme keineswegs mit der von Enrico Caruso zu vergleichen war. Er trat insgesamt in sieben Tonfilmen auf. In den Pausen zwischen den Film-Dreharbeiten setzte er seine Konzertreisen in den USA wie in Europa fort. Als Filmsänger und bei seinen Konzertreisen feierte man ihn, wo er nur auftrat, in enthusiastischer Weise. Es gelang ihm jedoch nicht, eine Bühnenkarriere zu entwickeln; er trat lediglich 1948 zweimal an der Oper von New Orleans – erfolglos – als Pinkerton in »Madame Butterfly« auf. 1952 kam es zu einer ersten Stimmkrise, worauf er sich für vier Jahre aus dem Musikleben zurückzog. Nach abermaligem Studium trat er 1956 wieder erfolgreich im Film auf. 1958 unternahm er eine große Europa-Tournee mit Konzerten, u.a. in London und in Hamburg. Er drehte dann in Deutschland den Film »Serenade einer großen Liebe«. Im August 1959 gab er seine letzten Konzerte, gleichzeitig entstanden seine letzten Schallplattenaufnahmen. Die ins Maßlose gesteigerte Publikumsbegeisterung und die Haltlosigkeit seiner Lebensführung brachten ihm ein jähes Ende. Er wurde, von Natur her ein schwieriger, unberechenbarer Charakter, weitgehend ein Opfer der zu dieser Zeit aufkommenden Vermarktung einer Künstlerpersönlichkeit, die vor allem durch die Medien betrieben wurde. Hinzu kamen familiäre Probleme; seine Frau wurde zur Alkoholikerin (sie starb ein Jahr nach seinem Tod); die Ehe, aus der vier Kinder stammten, war schließlich ganz zerrüttet. Mit Recht stellte man fest, dass er mit seiner Karriere nicht umzugehen verstand. Seit 1956 lebte er in Rom, trat aber kaum noch auf. Mit 38 Jahren starb er 1959 in Rom an einem Herzschlag.
Lit: C. Callinicos: »The Mario Lanza Story« (1960); H.M. Hausner: »Mario Lanza, Tragödie einer Stimme« (München, 1962); M. Bernard: »Mario Lanza« (New York, 1971); Terry Robinson: »Lanza- his tragic Life« (Englewood Cliffs, 1980); D. Mannering: »Mario Lanza. A Biography« (Calgary, 1992), R.L. Bessette: Mario Lanza – Tenor in Exile (1998).
Seine Schallplattenaufnahmen erschienen bei RCA.