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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JÄNNER 2024

06.01.2024 | In Memoriam

IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JÄNNER 2024

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

IN MEMORIAM-Geburtstage

  • Joyce BLACKHAM: 90. Geburtstag

Sie war an der Guildhall Music School London Schülerin von Joseph Hislop. Sie debütierte als Mezzosopran 1955 bei der Sadler’s Wells Opera London in der Rolle der Olga in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky. Bei der Sadler’s Wells Opera und deren Nachfolgerin, der English National Opera London, sang sie bis 1973 u.a. den Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Carmen, auch die Titelpartie in der Offenbach-Operette »La belle Hélène« und die Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«. Am 24.2.1965 wirkte sie hier in der Uraufführung von »The Mines of Sulphur« von R.R. Bennett in der Partie der Rosalind mit. An der Opera Scotland gastierte sie 1972 als Hermia in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten. Sie nahm seit 1958 einige Sopranpartien in ihr Repertoire auf; so sang sie an der Covent Garden Oper London die Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Im weiteren Verlauf ihrer Karriere trat sie (jetzt aber wieder im Mezzosopran-Fach) an der Covent Garden Oper (1974 als Maddalena in »Rigoletto«), an der Welsh Opera Cardiff (als Rosina, als Amneris in »Aida« wie als Cherubino) und bei der English National Opera London auf. Sie gastierte an der Deutschen Oper Berlin, an der Hamburger Staatsoper, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der City Opera New York, an der Fort Worth Opera und an anderen großen Operntheatern. 1962 Neuseeland-Tournee, bei der sie als Carmen in Auckland sehr große Erfolge hatte. Aus ihrem Repertoire seien noch die Mimi in »La Bohème« von Puccini, die Butterfly, die Norina in »Don Pasquale«, die Leonore im »Troubadour« und die Dorabella in »Così fan tutte« genannt; dazu war sie eine beliebte Interpretin klassischer Operettenrollen (Offenbach, J. Strauss, Lehár). Sie war zeitweilig mit dem berühmten englischen Bariton Peter Glossop (1928-2008) verheiratet, mit dem sie oft zusammen auftrat. Sie starb im Juni 2018.

Mitschnitte von Rundfunksendungen.

 

  • Liliana POLI: 90. Geburtstag

 Ihre Gesangsausbildung erfolgte am Konservatorium ihrer Geburtsstadt Florenz. Sie debütierte 1951 am Teatro Comunale Florenz als Inez in »La Favorita« von Donizetti und trat an diesem Haus bis 1954 auf, wo sie zumeist kleinere lyrische Partien (Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Chloe in »Pique Dame« von Tschaikowsky) übernahm. Großer Erfolg 1959 in Florenz als Micaela in »Carmen«. An der Oper von Rom sang sie 1958-60 u.a. die Nella in »Gianni Schicchi« von Puccini, den Walther in »La Wally« von Catalani und die Venilia in »Lucrezia« von Ottorino Respighi, ähnliche Partien auch 1956-59 am Teatro Carlo Felice Genua (Barbarina in »Le nozze di Figaro«, Taumännchen in »Hänsel und Gretel«, Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, auch Rollen in zeitgenössischen Opern u.a. von Ferrari-Trecate und G Viovi). Konzertdebüt 1960 am Westdeutschen Rundfunk Köln. Die Künstlerin verlegte sich in erster Linie auf die Interpretation der zeitgenössischen europäischen und namentlich der italienischen Musik und trat bei Konzerten und Bühnenaufführungen in Kompositionen von Luigi Dallapiccola, Hanns Eisler, György Ligéty, Arnold Schönberg und ähnlichen Werken hervor. Sie setzte sich in besonderer Weise für das Schaffen von Arrigo Benvenuti (1925-92) ein, mit dem sie verheiratet war. Die Künstlerin gab Konzerte in den Zentren des europäischen wie des amerikanischen Musiklebens und ist vor allem in Deutschland erfolgreich gewesen. Sie kreierte Werke von Luigi Nono (»La fabbrica illuminata«, »Non consumiamo Marx«) und von Sylvano Bussotti (»Il nudo«, »Torso«, »Rara Requiem«). 1971 gab sie ein Konzert im Rahmen der Salzburger Festspiele mit Werken von L. Dallapiccola und G. Ligeti. Sie war als Pädagogin am Konservatorium von Florenz tätig. Sie starb 2015 in Florenz.

Schallplatten mit moderner Musik bei HMV-Electrola, auch bei RCA (Annina in »La Traviata«), Wergo (Soloplatte mit Werken von Nono, Dallapiccola, Benvenuti, Eisler; Requiem von Ligéty), Italia (vollständige Oper »Il Prigioniero« von Dallapiccola in der Rolle der Mutter). Auf Arcophon, Columbia, DGG und Harmonia mundi erschienen vor allem Werke von Luigi Nono.

 

  • Tatjana GOLUŽA: 95. Geburtstag

 Informationen über die kroatische Sopranistin auf Kroatisch: https://www.hnk-split.hr/novosti/detalj/artmid/930/articleid/9629/preminula-tatjana-golu%C5%BEa

 

2.1. Franz HUMMEL: 80. Geburtstag

Er war der Sohn der Bilder-/Kinderbuchautorin und -illustratorin Lore Hummel. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er bei seiner Mutter und Großmutter in Altmannstein auf, wo er den ersten Instrumentalunterricht von einem Dorfschullehrer erhielt und bereits im Alter von sieben Jahren am Klavier auftrat. Hummel wurde schon in Kinderjahren entdeckt und unterstützt von Richard Strauss, Eugen Papst und Hsns Knappertsbusch. Er studierte Klavier – unter anderem bei Elly Ney – und Komposition in Salzburg und an der Musikhochschule München. Zunächst wurde Hummel als Pianist bekannt, im Jahr 1953 unternahm er eine erste Deutschlandtournee. Er gab Konzerte in ganz Europa und spielte über 60 Schallplatten mit klassisch-romantischen Repertoire und viel zeitgenössischer Musik ein. Ab Anfang der 1970er Jahre widmete sich Hummel fast ausschließlich dem Komponieren. Er schuf Instrumental- und Bühnenwerke und schrieb auch Musik für Filme. 2018 komponierte Hummel zum 150-jährigen Jubiläum der Technischen Universität München die TUM-Orchesterhymne und die TUM-Jubiläumssinfonie, beide uraufgeführt durch das Sinfonische Ensemble München unter Leitung von Felix Mayer. Anlässlich des 250. Geburtsjahres Ludwig van Beethovens im Jahr 2020 arrangierte Hummel dessen zweites Klavierkonzert als Violinkonzert. Er starb 2022 in Regensburg.

 

3.1. Monique DE PONDEAU: 95. Geburtstag

Nach einer ersten Ausbildung am Conservatoire von Versailles vervollständigte sie diese am Conservatoire National Paris und debütierte 1952 auf der Bühne der Pariser Opéra-Comique als Micaela in »Carmen«. Bis 1972 trat sie an diesem Haus auf, gehörte aber gleichzeitig auch der Grand Opéra Paris an. Hier sang sie zuerst kleinere Partien, dann aber zunehmend große Rollen wie die Gilda in »Rigoletto«, die Traviata, die Marguerite in »Faust« von Gounod und die Thaïs in der Oper gleichen Namens von Massenet. An der Opéra-Comique erschien sie als Mireille von Gounod, als Juliette in »Roméo et Juliette« vom gleichen Meister, als Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, als Nedda im »Bajazzo« und als Titelheldin in Massenets »Manon«. Neben ihren Engagements in der Metropole Paris stand eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit an vielen großen Opernhäusern in der französischen Provinz, in Marseille, Bordeaux, Toulouse, Nizza, Rouen, an der Opéra du Rhin Straßburg, in Lille und Avignon. Sie gastierte auch im Ausland, u.a. am Théâtre de la Monnaie Brüssel, in Lüttich, in der Schweiz und in Dänemark. Sie setzte ihre Opernauftritte bis zum Ende der siebziger Jahre fort. Außerdem war sie pädagogisch tätig und bekleidete seit 1987 eine Professur am Conservatoire von Bordeaux. Aus dem Repertoire der Sängerin sind noch Partien wie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Rozenn in »Le Roi d’Ys« von Lalo, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Liu in »Turandot« und die Teresa in »Benvenuto Cellini« von Berlioz nachzutragen, außerdem einige Operettenrollen (Rosalinde in der »Fledermaus«, Angélique in »Ciboulette« von Reynaldo Hahn, Titelpartie in »La belle Hélène« von Offenbach). Sie starb im September 1989. – Sie war verheiratet mit dem Tenor André Dran (1924-2014); aus dieser Ehe stammte ein Sohn, Thierry Dran (1953-2021), der eine bedeutende Karriere, gleichfalls im Tenorfach, hatte.

Schallplatten: Decca (»La Fille du Tambour-Major« von Offenbach), Carrère (Querschnitt »Das Land des Lächelns« von Lehár).

 

3.1. Nell RANKIN: 100. Geburtstag

 Sie begann ihre Ausbildung bei Jeanne Lorraine und setzte sie bei Karin Branzell in New York fort. 1947 erfolgte ihr Debüt als Konzertaltistin in New York. 1949 kam sie nach Europa und wurde Mitglied des Stadttheaters von Zürich; hier sang sie allein während der Spielzeit 1949-50 in 126 Vorstellungen; ihre Debütrolle in Zürich war die Ortrud in »Lohengrin«. 1950 gewann die junge Sängerin den Internationalen Wettbewerb von Genf. Es folgten nun Verpflichtungen an den großen Operntheatern in ganz Europa. Sie gastierte an der Wiener Staatsoper 1950 als Amneris in »Aida« und 1960 als Eboli in Verdis »Don Carlos«. 1951 sang sie bei den Verdi-Gedenkfeiern an der Mailänder Scala das Alt-Solo im Verdi-Requiem. 1951 folgte sie einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, wo sie als Amneris debütierte. Sie trat an der Metropolitan Oper während 19 Spielzeiten in 18 Partien und in 157 Vorstellungen auf: als Maddalena in »Rigoletto«, als Marina in »Boris Godunow«, als Carmen, als Madelon in »Andrea Chénier« von Giordano, als Eboli, als Laura in »La Gioconda« von Ponchielli, als Ortrud,  als Azucena im »Troubadour«, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Fricka in der »Walküre«, als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, als Herodias in »Salome« von R. Strauss, als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, als Brangäne in »Tristan und Isolde«, als Principessa di Bouillon in »Adriana Lecouvreur« von Cilea sowie als Gutrune und als 3. Norn in »Götterdämmerung«. 1953 war sie an der Covent Garden Oper London als Carmen, als Azucena, als Amneris und als Ortrud zu Gast, 1958 am Teatro Colón Buenos Aires als Amneris, 1957 in Mexico City. 1955-63  sang sie an der San Francisco Opera die Amneris, die Carmen, die Ortrud, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Fricka in der »Walküre« und die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saens. 1956 wirkte sie in Cincinnati in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Gloriana« von B. Britten mit. 1960 hörte man sie nochmals an der Mailänder Scala als Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz. 1962 trat sie am Teatro Comunale Bologna als Eboli auf. Bedeutend auch als Konzertsängerin. Sie starb 2005 in New York.

Schallplatten: Decca (Suzuki in »Madame Butterfly« mit Renata Tebaldi als Partnerin). Liedaufnahmen auf Capitol. Auf DSW in »Les Troyens« von Berlioz zu hören, auf UORC als Amneris in »Aida« (Mitschnitt aus der Metropolitan Oper, 1952).

 

4.1. Irene GUBRUD: 80. Geburtstag

 Sie war Schülerin des St. Olaf College Northfield (Minnesota), dann der Juilliard School of Music New York. Sie erregte bei mehreren Gesangwettbewerben Aufsehen (Concert Artists Competition 1970, Ford Competition 1971, Rockefeller & Kaufmann Ruud Competition 1972, Naumburg International Competition 1980). Sie begann zunächst eine Konzertkarriere, in der sie mit den führenden Orchestern und Dirigenten in ihrer amerikanischen Heimat auftrat. Zusammen mit dem Baltimore Symphony Orchestra unternahm sie eine Tournee durch Ost-Deutschland. 1977 sang sie In New York in der Uraufführung der Kantate »Star Child« von George Crumb unter der Leitung von Pierre Boulez. Sie trat als Solistin mit den Rundfunkorchestern von München und Stuttgart auf. 1981 erfolgte dann auch ihr Bühnendebüt; sie sang mit der Minnesota Opera in St. Paul die Mimi in »La Bohème«. Im gleichen Jahr gab sie Konzerte im Lincoln Center in New York und im Kennedy Center in Washington; sie trat beim Aspen und beim Meadowbrook Festival auf. Sie wirkte als Pädagogin zuerst an der Washington University, 1976-81 an der St. Louis University. Sie starb im November 2020.

 

4.1. Josef SUK: 150. Geburtstag

 Er war das jüngste von drei Kindern des Lehrers und Kirchenmusikers Josef Suk (1827–1913) und dessen Frau Emilie (1837–1913). Im Alter von acht Jahren erhielt er Unterricht in Violine, Klavier und Orgel bei seinem Vater, der für ihn die Laufbahn eines Geigers vorgesehen hatte. Ab 1885 studierte er am Prager Konservatorium Violine bei Antonín Bennewitz und Klavier bei Josef Jiránek. 1889 kamen Kompositionsstudien hinzu, ab 1889 bei Karel Stecker und ab 1891 bei Antonín Dvořák. Im Jahr 1891 wurde am Konservatorium ein Streichquartett gegründet, bei dem Suk die zweite Geige übernahm. Ein Jahr später nannte es sich Tschechisches Quartett (České kvarteto). Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Ensembles seiner Zeit, mit ihm konzertierte Suk über 40 Jahre in ganz Europa, gab über 4000 Konzerte und verbrachte dabei die meiste Zeit des Jahres auf Reisen. 1898 heiratete Suk Dvořáks Tochter Otilie, die eine begabte Pianistin war und auch komponierte. Seine Frau verstarb bereits im Jahr 1905, ein Jahr nach ihrem Vater, an einer Herzkrankheit. Suk unterrichtete ab 1922 als Professor für Violine und Komposition am Prager Konservatorium, dessen Rektor er zudem ab 1930 war. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Bohulav Martinu, Pavel Borkovec, Jaroslav Jezek, Klement Slavický, Emil Hlobil, Karel Reiner, Vladimír Štědroň, Zdeněk Blažek, Miroslav Ponc, Julius Kalas und Frantisek Picha. Im Jahr 1933 konnte Suk aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit dem Quartett auftreten und zog von Prag nach Benešov, wo er am 29. Mai 1935 nach einem Schlaganfall starb. Er wurde in seinem Geburtsort Křečovice neben seinen Eltern begraben.

 

6.1. Stefan SOLTÉSZ: 75. Geburtstag

Er kam 1956 nach Wien, wo er Mitglied der Wiener Sängerknaben wurde. An der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst studierte er Dirigieren bei Hans Swarowsky sowie Komposition und Klavier. 1971 begann er als Kapellmeister am Theater an der Wien seine Karriere, worauf Engagements als Korrepetitor und Dirigent an der Wiener Staatsoper (1973–83) und als Gastdirigent am Grazer Opernhaus (1979–81) folgten. Während der Salzburger Festspiele (1978, 1979 und 1983) arbeitete er auch als Musikalischer Assistent bei Karl Böhm, Christoph von Dohnányi und Herbert von Karajan. Positionen als ständiger Dirigent hatte Soltész an der Hamburgischen Staatsoper (1983–85) und an der Deutschen Oper Berlin (1985–97) inne. Als Generalmusikdirektor wirkte er 1988-93 am Staatstheater Braunschweig sowie als Chefdirigent 1992-97 an der Flämischen Oper Antwerpen/Gent. 1997-2013 war Soltész Intendant des Aalto-Theaters in Essen, welches 2008 im Rahmen der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Opernwelt“ zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt wurde, und bis zum Ende der Spielzeit 2012/2013 Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker, das 2003 und 2008 „Orchester des Jahres“ war. Gastdirigate führen Soltész regelmäßig an die Wiener Staatsoper sowie an die großen Opernhäuser Deutschlands (u. a. nach München, Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln). An der Wiener Staatsoper dirigierte er zunächst viele Ballettabende und debütierte als Operndirigent 1983 mit Il barbiere di Siviglia. Weiters dirigierte er hier u. a. La Traviata, Madama Butterfly, Il Trovatore, Otello, Un ballo in maschera, Die Zauberflöte, Tosca, Der Rosenkavalier, Rigoletto, Aida, Lohengrin, La Bohème, I puritani, Daphne, Peter Grimes, Ariadne auf Naxos, Salome, Le nozze di Figaro, Arabella und Die Fledermaus. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind das Teatro dell’Opera di Roma, die Budapester Staatsoper, das Teatr Wielki in Warschau, das Bolschoi-Theater in Moskau und das Grand Théâtre de Genève. Darüber hinaus gastierte er an der Pariser und der Zürcher Oper, De Nederlandse Opera Amsterdam, Teatro Massimo Bellini Catania, an der Oper Bilbao, am Teatro Colón in Buenos Aires, in Japan, Taiwan, an der Washington und der San Francisco Opera, in Covent Garden, sowie bei den Festivals in Montpellier, Aix-en-Provence und Savonlinna, den Pfingstfestspielen Baden-Baden, anima mundi in Pisa, dem Tongyeong Festival (Korea) sowie dem Glyndebourne Festival. Sinfoniekonzerte und Rundfunkaufnahmen dirigierte Soltész u. a. in München, Hamburg, Hannover, Dresden, Berlin, Saarbrücken, Bremen, Wiesbaden, Heidelberg, Wien, Rom, Catania, Turin, Mailand, Genua, Verona, Triest, Basel, Bern, Paris, Moskau, Taipei, Nagoya und Budapest. Seine CD-Einspielungen umfassen u. a. Opern von Giacomo Puccini (La Bohème), Giuseppe Gazzaniga (Don Giovanni) und Alexander von Zemlinsky (Der Kreidekreis) sowie Arien und Lieder mit Grace Bumbry, Lucia Popp und Dietrich Fischer-Dieskau. Seine Aufnahme von Alban Bergs Lulu-Suite und Hans Werner Henzes Appassionatamente plus mit den Essener Philharmonikern wurde für den Grammy und den ICMA nominiert. Am 22. Juli 2022 brach er während einer Vorstellung der Oper Die schweigsame Frau von Richard Strauss am Nationaltheater Mannheim zusammen und starb wenig später im Krankenhaus. 

 

6.1. Gottardo ALDIGHIERI: 200. Geburtstag

 Er war zuerst Schüler von D. Foroni und E. Lombardi in Verona und brachte sein Studium bei dem berühmten Pädagogen Francesco Lamperti in Mailand zum Abschluss. 1858 debütierte er am Teatro Nuovo von Novara als Germont-père in Verdis »La Traviata«. 1862 hörte man ihn am Teatro San Carlo Neapel als Nevers in den »Hugenotten« von Meyerbeer, als Renato in Verdis »Un ballo in maschera« und in der Oper »Luisa Strozzi« von Viceconte, 1869 und nochmals 1879 (als Zar Peter in »L’Étoile du Nord« von Meyerbeer); 1872 wirkte er an diesem Haus in der Uraufführung der Oper »Manfredo« von Errico Petrella mit. Bereits 1861 trat er an der Mailänder Scala als Verdis Nabucco auf, 1875-76 sang er dort den Renato in »Un ballo in maschera«, den Montfort in Verdis »I Vespri Siciliani«, den Germont sr. in »La Traviata« und in der Uraufführung der Oper »La Gioconda« von A. Ponchielli (8.4.1876) den Barnaba. An der Scala gastierte er dann wieder 1881-82 als Wilhelm Tell von Rossini und in den Uraufführungen der Opern »Bianca de Cervia« von A. Smareglia (1882) und »Il Violino di Cremona« von Litta (1882); schließlich hörte man ihn in der Saison 1884-85 an der Scala als Alfonso in Donizettis »La Favorita«. Er sang am 29.11.1869 am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der nachgelassenen Oper »Gabriella di Vergy« von Donizetti den Raoul; 1873 wirkte er am Teatro Apollo in Rom in der Uraufführung der Oper »Il Conte Verde« von Giuseppe Libani mit. Er sang während seiner Karriere an fast allen großen italienischen Opernhäusern, so u.a. 1874 am Teatro Apollo in Rom (den Don Giovanni), 1875 am Teatro Costanzi Rom (den Amonasro in »Aida«). 1872 sang er am Teatro Comunale Bologna den Faraone in »Mosè in Egitto« von Rossini und in der Uraufführung der Oper »Cordelia« von Stefano Gobutti, 1873 gastierte er dort als Wilhelm Tell von Rossini und nahm an der Uraufführung der Oper »Il Mercante di Venezia« von C. Pinsuti teil, 1881 sang er nochmals am gleichen Theater. Seine kraftvolle, zugleich schön gebildete Stimme wurde in einem sehr umfangreichen Repertoire gerühmt. Der Komponist Luigi Arditi widmete dem Sänger sein berühmtes Walzerlied »Il bacio«, dessen Text Gottardo Aldighieri verfasst hatte. Er starb 1906 in Verona. Er war verheiratet mit der Sopranistin Maria Spezia Aldighieri (1828-1907), die in Italien zu einer großen Bühnenkarriere kam.

 

6.1. Carl STEPAN: 200. Geburtstag

 Eigentlicher Name Karel Stepán. Er war der Sohn eines Chorleiters und begann zuerst ein Philosophiestudium, ließ dann aber seine Stimme ausbilden. Er fand sein erstes Bühnenengagement 1842 am Stavovské Theater Prag. Von dort ging er 1844 an das Theater von Linz (Donau) und wechselte dann für die Saison 1847-48 an die Oper von Lemberg (Lwów). 1848-50 bestand ein Engagement am Hoftheater von Wiesbaden. 1850 folgte er einem Ruf an das Hoftheater von Mannheim, dessen geschätztes Mitglied er bis 1866 blieb. Danach trat er noch als Konzert- und Liedersänger auf und ließ sich 1870 in London nieder, wo er vor allem als Pädagoge wirkte, aber auch noch seine Konzertauftritte fortsetzte. Er sang u.a. in Hofkonzerten vor der englischen Königin Victoria und ihrem Hof. Gastspiele hatten ihm bereits im ersten Abschnitt seiner Karriere an den großen Theatern in Deutschland, aber auch in Wien und 1849 in London Erfolge gebracht. Zu den wichtigsten Partien in seinem Repertoire für die Bühne zählten der Tristan in »Jessonda« von L. Spohr, der Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Zar in »Zar und Zimmermann« und der Kühleborn in »Undine« von Lortzing, der Wolfram in »Tannhäuser«, der Telramund in »Lohengrin«, der Macbeth in der Oper gleichen Namens von Wilhelm Taubert, der Graf Luna im »Troubadour«, der Oberthal im Meyerbeers »Der Prophet«, der Nelusco in dessen »Afrikanerin« und der Reinold in Max Bruchs »Die Loreley« (den er am 14.6.1863 in Mannheim in der Uraufführung dieser Oper sang). Er starb 1887 in London.

 

7.1. Francis POULENC: 125. Geburtstag

 Sein Vater Émile Poulenc war Miteigentümer von Poulenc Frères, einem Unternehmen zur Herstellung von Arzneimitteln, aus dem Rhône-Poulenc hervorging. Seine Mutter brachte ihm das Klavierspielen bei, Musik war fester Bestandteil des Familienlebens. Im Alter von 15 Jahren wurde er Klavierschüler von Ricardo Viñes; „je lui dois tout“ („ihm verdanke ich alles“), sagte er 1953 in einem Interview. Im Jahr 1918, während seines Militärdiensts, komponierte Poulenc drei Miniaturen. Ab 1921 erhielt er eine musikalische Ausbildung durch Charles Koechlin. Von Igor Strawinsky und Maurice Chevalier ebenso beeinflusst wie vom französischen Vaudeville, stieß Poulenc nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Les Six genannten Gruppe junger Komponisten um Erik Satie und den Schriftsteller Jean Cocteau, deren Mitglieder den Impressionismus zugunsten einer größeren Einfachheit und Klarheit ablehnten. Francis Poulenc begleitete Darius Milhaud um 1922 auf seinen Europa-Reisen. Einiges vom Stil der Six fand Eingang in Poulencs eigene musikalische Arbeit. Er übernahm Techniken der Dadaisten und ließ sich von populären Melodien beeinflussen. Charmante Vulgarität erschien ihm wichtiger als das tiefe Gefühl der Romantik. Er war ein herausragender Pianist, und die Klaviermusik dominierte sein frühes Werk. Seine Freundschaft mit einigen Dichtern des Montparnasse, darunter Guillaume Apollinaire und Paul Éluard, führte zur Komposition zahlreicher Lieder zu deren Texten. Auch für den gleichaltrigen Bariton Pierre Bernac, den er 1926 kennenlernte und 1934-59 als Pianist begleitete, schrieb er viele Lieder. Im Jahr 1936 wandte sich Poulenc nach dem Unfalltod seines Freundes, des Komponisten und Kritikers Pierre Octave Ferroud, und dem Besuch der Schwarzen Madonna von Rocamadour dem katholischen Glauben zu. In seinem kompositorischen Werk schlug sich das in einer Reihe geistlicher Stücke nieder, die oft als seine wichtigsten Arbeiten gesehen werden, auch wenn er selbst seinen Schwerpunkt in der Komposition von Opern sah. Im Sommer 1943 komponierte Poulenc die Kantate für Doppelchor a cappella Figure humaine („Menschliches Antlitz“). Auch darin vertonte er Gedichte seines Lieblingsdichters, Paul Éluard. Während der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs erhielt Poulenc immer wieder anonym Texte aus Kreisen der Résistance, darunter solche, die er als Gedichte von Éluard identifizierte, etwa die berühmte Ode à la liberté. Poulenc ließ die Lieder, die er zu diesen Texten komponierte, heimlich von dem Verleger Paul Rouart drucken, damit sie nach der Befreiung Frankreichs möglichst rasch aufgeführt werden konnten. Poulenc verstand diese Arbeit als einen Akt des Glaubens und der Zuversicht. Er beschränkte sich in den Kompositionen bewusst auf die menschliche Stimme und verzichtete auf Instrumente. Die Komposition wurde vor Ende des Krieges nach England geschmuggelt, wo sie im Januar 1945 in einer englischen Übersetzung uraufgeführt wurde. Die französische Erstaufführung fand im Jahr 1947 statt. Für seine erste Oper, 1947 an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt, verwendete Poulenc Texte von Apollinaire als Inspiration und arbeitete auf der Grundlage von dessen Les mamelles de Tirésias. Dialogues des Carmélites von 1957, im Auftrag von Ricordi für das Teatro alla Scala di Milano komponiert, ist Poulencs wohl bekannteste Oper. Die Handlung basiert auf dem Roman Die Letzte am Schafott von Gertrud von le Fort, der auf das Schicksal der 16 Märtyrinnen von Compiègne eingeht, die während der Französischen Revolution mit dem Fallbeil hingerichtet wurden. Poulencs letzte Oper war eine Tragödie in einem Akt unter dem Titel La voix humaine (Die menschliche Stimme) nach einem 1930 erschienenen Theaterstück von Jean Cocteau. Sie wurde am 6. Februar 1959 an der Komischen Oper in Paris uraufgeführt. Außer diesen Opern schrieb Poulenc je ein Konzert für Orgel, Cembalo, Klavier und zwei Klaviere, weiterhin Messen sowie zahlreiche kammermusikalische Werke. Dabei bediente er sich immer wieder bei seinen Vorbildern Mozart und Saint-Saëns. Seit 1995 werden seine Werke im Francis-Poulenc-Werkverzeichnis (FP) gesammelt. Seit 1958 war Poulenc Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters.

Die Beziehung Poulencs zu dem Sänger Bernac, den er 25 Jahre lang bei seinen Auftritten am Klavier begleitete, ging über berufliche Interessen hinaus. Manche Autoren betrachten Poulenc als einen der ersten Komponisten, der seine homosexuellen Neigungen vor der Öffentlichkeit nicht verborgen habe. Über eine frühere Beziehung zu dem Maler Richard Chanlaire sagte er, dieser habe sein Leben verändert, er sei der Sonnenschein seiner dreißiger Jahre gewesen, ein Grund zu leben und zu arbeiten. Ihm widmete er 1928 sein Concerto champêtre. An anderer Stelle bekannte er, er sei in seinem Glauben genauso aufrichtig und ohne messianisches Geschrei wie in seiner Pariser Sexualität gewesen. Zwar hatte Poulenc auch mehrere Beziehungen zu Frauen, doch die Vaterschaft seiner Tochter Marie-Ange erkannte er nicht öffentlich an. Eine Freundin, Raymonde Linossier, hatte er zu heiraten beabsichtigt, doch dies verhinderte ihr Tod im Jahr 1930. Francis Poulenc starb am 30. Januar 1963 in Paris an Herzversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris.

 

8.1. Brian GALLIFORD: 60. Geburtstag

 Biographie des britischen Tenors auf Englisch:

https://slippedisc.com/2017/10/sad-news-popular-british-tenor-dies-of-cancer-aged-53/

 

8.1. Helrun GARDOW: 80. Geburtstag

 Sie begann ihre Ausbildung an der Musikhochschule Berlin 1963 bei Richard Sengeleitner und setzte diese in den Jahren 1969-71 an der Musikhochschule Köln fort. Sie war auch Schülerin von Josef Metternich in Köln und München und von Sara Sforni Corti in Mailand. Nachdem sie im Sommer 1968 bereits bei den Festspielen auf der Freilichtbühne Rehberge in Berlin aufgetreten war, war sie 1969-76 am Theater der Stadt Bonn engagiert. Dort wirkte sie in den Uraufführungen der Opern »Pentheus« (1971) und »Der gestiefelte Kater« von F. Valdambrini mit. 1976 wurde sie an das Opernhaus von Zürich verpflichtet, an dem sie während der folgenden zehn Jahre bis 1987 eine erfolgreiche Tätigkeit entfaltete. Hier hörte man sie u.a. als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Minerva in Monteverdis »Il Ritorno d’Ulisse in patria«, als Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, als Suzuki in »Madame Butterfly«, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Octavian wie als Annina im »Rosenkavalier«, als Olga in »Eugen Onegin« und als Cherubino in »Le nozze di Figaro«. Hier wirkte sie in der Saison 1979-80 in der Schweizer Erstaufführung der (von F. Cerha ergänzten) Oper »Lulu« von A. Berg als Gymnasiast und Groom mit. Am Opernhaus von Zürich wirkte sie auch in den Uraufführungen der Opern »Ein Engel kommt nach Babylon« (1977) und »Der Kirschgarten« (4.12.1984), beide von Rudolf Kelterborn, mit. Weitere Bühnenpartien der Künstlerin waren der Orpheus von Gluck, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Maddalena in »Rigoletto«, die Azucena im »Troubadour«, der Komponist in »Ariadne auf Naxos«, die Venus in »Tannhäuser« und die Charlotte in Massenets »Werther«. Sie gastierte am Opernhaus von Kopenhagen, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Staatsoper Hamburg, in Bern und Gelsenkirchen und mit dem Ensemble des Zürcher Opernhauses in Berlin, Dresden, Wiesbaden, München, Wien, an der Mailänder Scala, bei den Festspielen von Edinburgh, in Lausanne und Athen. Als Konzert- und Oratoriensolistin hatte sie in einem sehr umfassenden Repertoire große Erfolge auf internationalem Niveau (Konzertauftritte in Amsterdam, Köln, Frankfurt a.M., Paris, Madrid, Neapel, Seoul). Seit 1987 verlegte sie ihre Tätigkeit nach Seoul (Korea); dort wirkte sie als Opern- und Konzertsängerin sowie als Direktorin der ARTCOM (Computer Visual Art & Music). Sie kam aber wieder zu Beginn der neunziger Jahre nach Europa zurück. Sie starb 2014 in San Donà di Piave (Italien).

Schallplatten: Telefunken (»L‘Incoronazione di Poppea« und »Il Ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi, »Dido and Aeneas« von Purcell, Magnificat und mehrere Kantaten von J.S. Bach) CBS (Geistliche Musik von Johannes Brahms), FSM-Aulos (Theresien-Messe von J. Haydn, Missa brevis D-Dur von Mozart).

 

8.1. Roderick BRYDON: 85. Geburtstag

Biographie des 2010 in Glasgow verstorbenen schottischen Dirigenten:

http://tls.theaterwissenschaft.ch/wiki/Roderick_Brydon  

 

8.1. Norman FOSTER: 100. Geburtstag

 Der amerikanische Sänger sang bei den Festspielen von Salzburg 1955 das Bass-Solo im Mozart-Requiem, 1956 in Mozarts Krönungsmesse, 1957 in Haydns Paukenmesse, 1958 den Königlichen Herold in Verdis »Don Carlos« und den Butler in »Vanessa« von Samuel Barber. Er gehörte in der Spielzeit 1958-59 dem Ensemble der Wiener Staatsoper an, wo er als Monterone in »Rigoletto« debütierte und u.a. den Mönch in Verdis »Don Carlos«, den Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Baron Douphol in »La Traviata«, den Moralès in »Carmen« und den Yamadori in »Madame Butterfly« sang. Er trat als Gast an Theatern im deutschen Sprachraum und auch im Konzertsaal auf und betätigte sich als Regisseur sowie als Musical- und Filmproduzent. 1975 gründete er in Kooperation mit der Universität von Boston das Institut für Musiktheater, dessen leitung er übernahm. E rstarb nach langer Krankheit 2000 in Hamburg.

 

8.1. Per August ÖLANDER: 200. Geburtstag

 Biographie des schwedischen Komponisten auf Englisch: https://www.swedishmusicalheritage.com/composers/lander-per-august/

 

9.1. Margaret NISBETT: 95. Geburtstag

 Biographie der australischen Sopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Margaret_Nisbett

 

9.1. Lucia CORRIDORI: 125. Geburtstag

 Sie war in Luzern Schülerin der Pädagoginnen Margarete Luternauer und Mariette Amstad, studierte dann am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand sowie bei Elisa Petri und Vittorio Moratti, in Wien und Salzburg bei Marie Gutheil-Schoder. 1929-31 war sie am Stadttheater von Görlitz engagiert, in der Saison 1931-32 am Stadttheater von Zürich und dann 1932-47 am Stadttheater von Luzern. Sie trat als Gast an den Theatern von Bern, Basel und St. Gallen, am Landestheater Darmstadt und am Opernhaus von Straßburg auf. Ihr Repertoire für die Bühne war vielseitig und enthielt sowohl Koloraturpartien wie Rollen aus dem lyrisch-dramatischen Fach. Zu nennen sind die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro«, die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Agathe im »Freischütz«, die Madeleine im »Postillon von Lonjumeau« von A. Adam, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Gilda in »Rigoletto«, die Traviata, die Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino« von Verdi, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Mimi in »La Bohème«, die Liu in Puccinis »Turandot«, die Myrtocle in »Die toten Augen« von E. d’Albert und die Mercedes im »Corregidor« von Hugo Wolf. Man hörte sie auch in den Schweizer Erstaufführungen von Hans Pfitzners »Das Herz« (Stadttheater Luzern Spielzeit 1931-32 als Helge) und »Mese Mariano« von Giordano (Stadttheater Zürich Spielzeit 1934-35 als Carmela). Zumindest ebenso von Bedeutung war ihre Karriere als Konzertsängerin, wobei sie auch hier ein umfassendes Repertoire vortrug. Sie gab Konzerte in den Musikzentren in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und Österreich. Bei den Salzburger Festspielen wirkte sie 1935-36 in Domkonzerten mit geistlicher Vokalmusik mit. Sie starb 1976 in Luzern.

 

9.1. Reinhard KEISER: 350. Geburtstag

 Er war der Sohn von Gottfried Keiser und dessen Ehefrau Agnes Dorothee Keiser, geb. von Etzdorff, Tochter eines verarmten Junkers. Gottfried Keiser war seit 1671 als Organist in Teuchern tätig; er verließ zwischen 1674 und 1675 seine Wirkungsstätte mit unbekanntem Ziel, so dass der Sohn vermutlich allein bei seiner Mutter aufwuchs. Am 13. Juli 1685 trat Reinhard Keiser in die von Johann Schelle geleitete Thomasschule zu Leipzig ein, wo er eine gründliche musikalische Ausbildung erhielt. 1693 brachte Keiser in Braunschweig am neuen Opernhaus am Hagenmarkt seine (vermutlich) erste Oper Basilius in Arkadien zur Aufführung und wurde im Jahr darauf als Nachfolger von Johann Sigismund Kusser zum Cammer-Componisten ernannt. 1697 siedelte er nach Hamburg über und stellte sich am dortigen Opernhaus am Gänsemarkt mit den Opern Mahumet II. und Der geliebte Adonis vor. Für dieses Haus, das 1703-07 gemeinsam mit dem Dramaturgen Drüsicke leitete, komponierte Keiser den Großteil seiner Bühnenwerke. In den Jahren 1700 und 1701 war er außerdem als Kapellmeister der Winterkonzerte tätig, die der kaiserliche Rat von Eckgh veranstaltete. Von Herzog Friedrich Wilhelm zu Mecklenburg erhielt er den Titel eines herzoglichen Kapellmeisters. Johann Mattheson zufolge soll Keiser sich in der Öffentlichkeit „mehr als ein Cavallier, denn als Musicus“ betragen haben. Besonders im 19. Jahrhundert haben verschiedene musikalische Chronisten (z. B. der Händelforscher Friedrich Chrysander) allerlei fragwürdige Anekdoten über Keisers Leben kolportiert, möglicherweise weil außer den Uraufführungsterminen seiner Opern nur wenige zuverlässige biografische Daten vorliegen. Diverse Gerüchte über Keisers ausschweifenden Lebenswandel und eine angebliche Flucht vor dem drohenden Schuldengefängnis nach Weißenfels haben sich bei neueren Quellenforschungen als haltlos erwiesen. Am 3. Januar 1712 heiratete er die bekannte Sängerin Barbara Oldenburg, Tochter des Ratsmusikers Hieronymus Oldenburg. Bald nach Ende der Direktion seines Nachfolgers J. H. Sauerbrey verließ Keiser Hamburg. Von Sommer 1719 bis November 1720 ist er in Stuttgart nachweisbar, wo er bei zahlreichen musikalischen Veranstaltungen mitwirkte, aber keine Anstellung finden konnte, da man am württembergischen Hof italienische Musiker bevorzugte. Im August 1721 kehrte Keiser nach Hamburg zurück, wandte sich aber bereits Ende dieses Jahres nach Kopenhagen, wo er schon 1704 vergeblich um seine Erhebung in den Adelsstand nachgesucht hatte. Diesmal erhielt er die Ernennung zum königlich-dänischen Kapellmeister und brachte in Kopenhagen die Oper Ulysses zur Aufführung. Nach mehreren Besuchen in Hamburg ließ er sich 1723 endgültig dort nieder und schrieb weiterhin Opern für das Haus am Gänsemarkt, dessen Spielplan er gemeinsam mit dem neuen Direktor Georg Philipp Telemann beherrschte. 1728 wurde er schließlich Kantor am Hamburger Dom und widmete sich für den Rest seines Lebens überwiegend der Kirchenmusik. Er starb 1739 in Hamburg. In seinem nicht mehr im Originalzustand erhaltenen Geburtshaus Markt 9 in Teuchern befand sich eine Reinhard-Keiser-Gedenkstätte mit einer ständigen Ausstellung über seine Lebensstationen. Diese zog im März 2012 in das „Haus der Vereine“ in der Straße des Friedens 30 um.

 

10.1. Friedrich DAMS: 225. Geburtstag

 Er war Schüler des Tenors Keil in Berlin und trat zuerst 1826 am Hoftheater von Sondershausen in Thüringen auf. 1827 sang er als lyrischer Tenor am Theater von Augsburg, 1828 in Düsseldorf, 1829-30 am Stadttheater von Aachen, 1830-31 am Deutschen Theater Budapest. 1831 kam er an das Ständetheater Prag; hier erregte seine Gestaltung der Titelrolle in »Fra Diavolo« von Auber größtes Aufsehen. Man bezeichnete ihn als den besten derzeitigen Interpreten dieser schwierigen Partie. Von Prag aus ging er nach Kassel, sang dann 1835-37 am Hoftheater von Darmstadt und gastierte an verschiedenen Bühnen, u.a. in Leipzig, Breslau und Wien, 1836 auch in Budapest und in Frankfurt a.M. und war 1837-43 wieder am Hoftheater von Kassel engagiert. 1843 war er gastweise in Bremen als Nadori in »Jessonda« von L. Spohr, als Fra Diavolo und als Tebaldo in »I Capuleti e i Montecchi« von Bellini zu hören. 1844-46 war er in Chemnitz, 1846-49 als erster Tenor am Stadttheater von Trier engagiert. Dann verließ er die Bühne und eröffnete in Berlin ein Restaurant. Von seinen Partien für die Bühne sind noch der George Brown in »Die weiße Dame« von Boieldieu, der Rodrigo in Rossinis »Otello«, der Masaniello in »Die Stumme von Portici« von Auber und der Titelheld in »Robert der Teufel« von Meyerbeer nachzutragen. Er starb 1877 in Berlin.

 

11.1. Alexander VEDERNIKOV: 60. Geburtstag

 Er wurde in ein musikalisches Elternhaus hineingeboren. Sein Vater Alexander Filippowitsch Wedernikow war Bass-Sänger am Bolschoi-Theater, seine Mutter Natalja Gurejewa Professorin für Orgel am Moskauer Konservatorium. Er selbst studierte an genanntem Konservatorium und beendete dort 1990 seine postgradualen Studien. 1988-90 wirkte er am Moskauer Stanislawski- und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater. 1988-95 war er zweiter Dirigent und Assistent des Chefdirigenten Wladimir Fedossejew beim Tschaikowsky-Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks. 1995 gründete er das Russian Philharmonic Orchestra. Er war bis 2004 künstlerischer Direktor und Chefdirigent dieses Klangkörpers. 2001-09 wirkte er als Musikdirektor und erster Dirigent des Bolschoi-Theaters. Hier erarbeitete er u. a. 2007 eine Neuproduktion von Boris Godunow in Mussorgskis Original-Orchestration. 2009-18 war er Chefdirigent des Odense Symphony Orchestra. 2018 wurde er Chefdirigent am Königlich Dänischen Theater in Kopenhagen, 2019 außerdem Musikdirektor und Chefdirigent am Michailowski-Theater in Sankt Petersburg. Er starb am 29. Oktober 2020 unter Komplikationen mit einer SARS-CoV-2-Infektion während der COVID-19-Pandemie in Russland im Alter von 56 Jahren in Moskau.

 

12.1. Oda BALSBORG: 90. Geburtstag

 Nach ihrem Studium wurde sie als Anfängerin an die Staatsoper von Hamburg verpflichtet, an der sie dann in den Jahren 1953-66 eine bedeutende Karriere hatte. Sie sang dort Partien wie das Echo in »Ariadne auf Naxos«, die Agathe im »Freischütz«, die Clorinda in Rossinis »La Cenerentola«, die Marzelline in »Fidelio«, den Hänsel in »Hänsel und Gretel« und die Laura in Millöckers »Der Bettelstudent«. Sie gastierte, hauptsächlich zusammen mit dem Ensemble der Hamburger Oper, in London und Wien sowie in Dänemark. Sie gab ihre Karriere früh auf und lebte dann zurückgezogen in den USA. Sie starb 2014 in Dänemark.

Schallplatten: In Aufnahmen der vollständigen Opern »Das Rheingold« und »Die Walküre« auf Decca singt sie die Partien der Woglinde und der Gerhilde.

 

12.1. William METCALF: 95. Geburtstag

 Er absolvierte seine Ausbildung zum Sänger am New England Conservatory in Boston und an der Juilliard Musikschule in New York. Sein Bühnendebüt fand bereits 1958 an der City Opera New York statt, an der er immer wieder seit 1960 anzutreffen war. Er sang hier u.a. in »Trouble in Tahiti« von L. Bernstein, in »The Old Maid and the Thief« von G.C. Menotti, den Dancairo in »Carmen«, den Marcello wie den Schaunard (1961) in »La Bohème«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe« (1962), den Pantalone in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, den Masetto in »Don Giovanni«, den Dr. Falke in der »Fledermaus« und den Papageno in der »Zauberflöte«. 1964 sang er in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Maria Stuarda« in der Carnegie Hall New York. Im weiteren Verlauf seiner Karriere hörte man ihn an den Opernhäusern von Cincinnati, Miami, New Orleans, Philadelphia, Santa Fé, Baltimore, Washington, vornehmlich aber an der City Opera New York. Dabei bevorzugte er das lyrische Repertoire für Bariton in Opern von Bizet, Massenet, Donizetti, Mozart, Puccini, Rossini, Rameau, Verdi, Benjamin Britten, Carl Orff und Gian Carlo Menotti. Neben seinem Auftreten im Konzertsaal wirkte er später als Pädagoge an der Hartt School of Music in Hartford (Connecticut). Er starb 1997 in New York.

Privataufnahmen aus der City Opera.

 

12.1. Nevit KODALLI: 100. Geburtstag

Er studierte 1939-57 bei Necil Kâzim Akses am Konservatorium von Ankara und danach bis 1953 an der École Normale de Musique in Paris Komposition bei Arthur Honegger und Dirigieren bei Jean Fournet. Außerdem nahm er Unterricht bei Nadia Boulanger und Charles Koechlin. Bis 1955 unterrichtete er am Staatlichen Konservatorium von Ankara, danach war er zunächst Kapellmeister der Oper und später Musikdirektor des Staatstheaters. Er komponierte zwei Opern, ein Ballett und Schauspielmusiken, eine Sinfonie, eine Orchestersuite, kammermusikalische Werke, Klavier- und Violinstücke, Chormusik und Lieder. Er starb 2009 in Mersin (Türkei).

 

12.1. Pierre BERNAC: 125. Geburtstag

 Eigentlich Pierre Bertin. Nachdem er zuerst an Kleinkunstbühnen aufgetreten war, kam er erst relativ spät zu einer Karriere als Konzert-, vor allem als Liedersänger. 1930 Einführung in den Liedgesang durch Reinhold von Warlich in Salzburg. Debüt 1933 in Paris. Entscheidend wurde für ihn seine Begegnung mit dem Komponisten Francis Poulenc, mit dem ihn eine echte Freundschaft verband. 1934 gaben beide zusammen ihr erstes Konzert in Salzburg, 1935 in Paris im Saal der École normale. In den folgenden zwanzig Jahren unternahmen beide ausgedehnte Tourneen, die ihnen in den Musikzentren in aller Welt größte Erfolge einbrachten. Eine der ersten Auslandstourneen von Pierre Bernac fand 1938 in Holland statt; noch im gleichen Jahr durchreiste er England und gastierte in Venedig. Einen Höhepunkt in seiner Karriere bezeichnete seine große Nordamerika-Tournee im Jahre 1948. Seit 1948 wirkte Pierre Bernac als Professor an der Howard University im amerikanischen Staat Michigan. Nachdem er 1961 seine Konzerttätigkeit beendet hatte, unterrichtete er auch am amerikanischen Konservatorium in Fontainebleau und an der Sommer-Akademie in Saint-Jean-de-Luz. Die typisch französische hohe Baritonstimme von Pierre Bernac hat in den Liedern von Poulenc, aber auch in denen anderer französischer und auch deutscher Komponisten, durch ihre Wandlungsfähigkeit des Ausdrucks und durch die Feinheit ihrer Diktion überzeugende Leistungen erbracht. Von den vielen Werken, die der Künstler in aller Welt kreiert hat, seien neben den Kompositionen von Poulenc genannt: »3 Poèmes« von Honegger (1941), »Complaintes du soldat« (1943) und »Poèmes intimes« (1944) von Jolivet, Lieder von Daniel-Lesur, Jaubert, Françaix, Hindemith, Barber und Berkeley. Er starb 1979 in Villeneuve-les-Avignon. Er war verheiratet mit der bedeutenden Pianistin Marcelle Meyer (1897-1958); seine wichtigsten Schüler waren der Bariton Gérard Souzay und die amerikanische Sopranistin Jessye Norman.

Schallplatten: Ultraphon und HMV (erste Aufnahmen mit Liedern von F. Liszt in deutscher Sprache von 1938; seit 1946 in England aufgenommene Platten u.a. mit Liedern von Gounod, Debussy, Ravel und Poulenc); auf Columbia »Dichterliebe« von R. Schumann.

 

12.1. Wilhelm TISCH: 125. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger in Polen und in Wien. 1924-27 war er als Chorsänger an der Wiener Volksoper engagiert und wurde 1927 als Solist in das Ensemble des Hauses übernommen. 1928 ging er von dort an das Opernhaus von Graz, an dem er bis 1932 blieb. 1928 war er an der Wiener Staatsoper zu Gast (als Graf Ceprano in »Rigoletto«), 1931 sang er in Graz in der Uraufführung der Oper »Die drei gerechten Kammmacher« von C. von Pazthory. Er gastierte auch in Zürich, Genf, Luzern und an der Oper von Kairo. 1932-33 wirkte er am Stadttheater von Nordhausen in Thüringen, musste aber als Jude 1933 Deutschland verlassen. Er fand in der Spielzeit 1933-34 ein Engagement am Stadttheater von Troppau (Opava) in der CSR und kam 1934 an das Stadttheater von Basel. Hier gehörte er bis 1952 zu den beliebtesten Mitgliedern des Hauses; eine große internationale Karriere, die er zweifellos erreicht hätte, wurde durch die Ungunst der Kriegsverhältnisse verhindert. Am 24.5.1937 sang er in Basel die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Tartuffe« von Hans Haug. Er sang am Stadttheater Basel auch in den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Ein Leben für den Zaren« von M. Glinka (Spielzeit 1945-46 als Iwan Susanin), »Hypatia« von R. Caetani (1938 als Cyrillus), »Das Gespensterschloss« von St. Moniuszko (1939 als Zbigniew) und »Der goldene Hahn« von Rimski-Korsakow (Spielzeit 1943-44 als General Polkan). Seine weiteren großen Rollen waren der Komtur in »Don Giovanni«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Rocco in »Fidelio«, der König Heinrich in »Lohengrin«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Gurnemanz in »Parsifal«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Pimen in »Boris Godunow«, der Kardinal in Halévys »Die Jüdin«, der Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Zaccaria in Verdis »Nabucco«, der König Philipp in dessen »Don Carlos« und der Colline in Puccinis »La Bohème«. Zugleich genoss er als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger hohes Ansehen. Er starb 1967 in Basel.

Von der Stimme des Künstlers, einem groß dimensionierten, ausdrucksvollen Basso profondo, sind HMV-Platten vorhanden (Solo-Aufnahmen mit Arien und Liedern)

 

13.1. Fritz FRIEDRICHS: 175. Geburtstag

 Eigentlich Fritz Christofes. Er arbeitete zuerst als Tischler, seit 1869 war er als Chorist und Darsteller kleiner Schauspielrollen in Braunschweig, später in Potsdam, Stettin, Elbing, St. Gallen und Düsseldorf engagiert. 1880 kam er an das Stadttheater von Nürnberg, und dort begann er 1884 – ohne eine eigentliche Ausbildung gehabt zu haben – seine Karriere als Opernsänger. Als solcher wirkte er bis 1884 in Nürnberg, 1884-90 in Bremen. 1888 sang er bei den Bayreuther Festspielen den Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg« und hatte einen überwältigenden Erfolg. Er wiederholte diese Glanzrolle aus seinem Repertoire bei den Bayreuther Festspielen von 1889 und nochmals 1899; 1897, 1899, 1901-02 sang er in Bayreuth den Alberich im Nibelungenring, 1902 auch den Klingsor in »Parsifal«. In den Jahren 1890-93 beschränkte sich wegen eines Nervenleidens sein Auftreten auf einzelne Konzerte. Seit 1896 wirkte er wieder am Stadttheater von Bremen, ging aber auch einer umfangreichen Gastspieltätigkeit nach. Im Januar 1900 debütierte er als Beckmesser an der New Yorker Metropolitan Oper, an der er bis 1902 in insgesamt 15 Vorstellungen auch als Alberich im Nibelungenring und als Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« seine Erfolge hatte. 1900 kam es zu einem Gastspiel an der Covent Garden Oper London, wiederum als Alberich und als Beckmesser. Weitere Gastspiele führten ihn u.a. an die Berliner Kroll-Oper (1887, 1888), an die Hofopern von Wien (1888 als Beckmesser und 1898 als Alberich), Berlin (1896, 1899), Dresden (1897) und München (1898), an die Opernhäuser von Frankfurt a.M. (1896) und Hamburg (1902), an die Hoftheater von Stuttgart (1898) und Karlsruhe (1899-1902) wie an das Deutsche Theater Prag (1899, 1902). 1902 gastierte er an der Königlichen Oper Stockholm als Alberich und als Beckmesser. Die letzten 16 Jahre seines Lebens verbrachte er in geistiger Umnachtung. Neben seinem unübertroffenen Beckmesser und seinen weiteren Wagner-Partien waren in seinem Repertoire für die Bühne der Baculus im »Wildschütz«, der van Bett in »Zar und Zimmermann« und der Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing zu finden, auch der Bombardon in »Das goldene Kreuz« von Ignaz Brüll und der Bartolo in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Er starb 1918 in Königslutter.

Auf der obskuren Marke Globus wurden zwei Aufnahmen von Unterhaltungsliedern veröffentlicht und als deren Interpret ein Bariton namens Friedrichs angegeben. Nachdem einige Autoren der Meinung waren, es handle sich hierbei um Fritz Friedrichs, hat sich jetzt herausgestellt, dass es sich bei dem Sänger um den wenig bedeutenden Bariton Paul Friedrichs handelt.

 

14.1. María DE LOS ÁNGELES MORALES: 95. Geburtstag

 Sie trat bereits als Kind von 12 Jahren im spanischen Rundfunk auf und wurde dann am Konservatorium von Madrid in den Jahren 1945-47 ausgebildet. 1947 debütierte sie in Madrid als Titelheldin in »Lucia di Lammermoor«. 1948 gewann sie den Internationalen Gesangwettbewerb von Scheveningen und stand plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Sie begann in ihrer spanischen Heimat eine erfolgreiche Karriere, wo sie an den führenden Operntheatern gastierte, ihre größten Erfolge jedoch als Zarzuela-Sängerin und als Lied-Interpretin hatte. 1948 gastierte sie am Teatro Campoamor von Oviedo als Lucia di Lammermoor (zusammen mit dem Tenor Giacinto Prandelli), dann auch als Gilda in »Rigoletto«. 1951 sang sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«. Sie erschien in Paris zuerst in einem Konzert, dann 1952 an der Grand Opéra als Gilda und als Violetta in »La Traviata«, zusammen mit dem berühmten Tenor Léopold Simoneau, und sang anschließend dort an der Opéra-Comique die Rosina im »Barbier von Sevilla« und die Mimi in »La Bohème« (die sie nur dieses eine Mal in ihrer Karriere übernahm). Sie weigerte sich, die Traviata in französischer Sprache zu singen und unternahm stattdessen zwei Südamerika-Tourneen, bei denen sie in Havanna, Puerto Rico, Mexico City, Caracas und Buenos Aires auftrat. Die erwartete weltweite Karriere der Künstlerin blieb jedoch aus. 1952 gastierte sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1953 am Teatro San Carlo Neapel als Rosina. Sie sang noch am Teatro Galdós in Las Palmas auf Gran Canaria die Rosina, die Gilda und die Traviata, gab aber bereits 1954 ihre vielversprechende Karriere auf, die nur sieben Jahre gedauert hatte. Sie starb 2013 in Madrid.

Schallplatten: Columbia (vollständigen Zarzuelas »Doña Francisquita« von Vives und »Luisa Fernanda« von Moreno Torroba), Decca (Lieder von de Falla), Philips (Querschnitt »La Traviata«, Arienplatte); zahlreiche in Spanien sehr beliebte Aufnahmen aus Zarzuelas auf Decca-London.

 

16.1. Mirjana DANČUO: 95. Geburtstag

 Sie war an der Musikakademie von Zagreb Schülerin von Marija Frankl-Borcic. 1945 debütierte sie an der Nationaloper von Zagreb als Giannetta in Donizettis »L‘Elisir d’amore«. Sie hatte an diesem Opernhaus wie bei Gastspielen an der Nationaloper von Belgrad eine erfolgreiche Karriere. 1954-64 trat sie am Operettentheater Komödie in Zagreb auf. Auf internationaler Ebene kam es zu Gastspielen an der Wiener Volksoper, an der Nationaloper Sofia, am Opernhaus von Brno (Brünn) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Als ihr Gatte, der jugoslawische Komponist und Dirigent Zdenko Peharda (1923-2008), 1964 an das Opernhaus von Oslo berufen wurde, folgte sie ihm in die norwegische Hauptstadt, wo sie gleichfalls eine große Karriere auf der Opernbühne wie als Konzertsängerin entfaltete. Aus der Vielzahl von Bühnenpartien, die sie gesungen hat, sind zu nennen: die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Leonore in »Fidelio«, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Leonore im »Troubadour«, die Amneris in »Aida« (Oslo, 1984-85), die Nedda im »Bajazzo«, die Margherita in »Mefistofele« von Boito, die Titelheldin in »La Gioconda« von Ponchielli, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, die Tatjana in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, die Jaroslawna in »Fürst Igor« von Borodin, die Marina in »Boris Godunow«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Titelfigur in dessen »Manon Lescaut«, die Küsterin in »Jenufa« von Janácek, die Sieglinde in der »Walküre«, die Elisabeth wie die Venus in »Tannhäuser«, die Marschallin im »Rosenkavalier« und die Djula in »Ero der Schelm« von Gotovac. Sie starb im Mai 2009.

 

16.1. Heinz RÖGNER: 95. Geburtstag

 Er studierte 1947–51 bei Hugo Steurer (Klavier), Egon Bölsche (Dirigieren) und Otto Gutschlicht (Viola). 1947–51 war er Solorepetitor und Kapellmeister am Deutschen Nationaltheater Weimar. Ab 1954 war er Dozent für Dirigieren und Opernschule an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. 1958–62 bekleidete er die Funktion des Chefdirigenten beim Großen Rundfunkorchester Leipzig. 1962 wurde er als Generalmusikdirektor an die Staatsoper Unter den Linden in Berlin berufen. 1973–93 war er Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Gastspiele führten ihn in viele europäische Musikzentren sowie nach Japan. Für seine Tätigkeit als Lehrer für Dirigieren an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin wurde ihm der Professorentitel verliehen. Heinz Rögner hat den Stil und die hohe Klangkultur des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin wesentlich geprägt. Er verstand es, diesem Klangkörper im nationalen und internationalen Musikleben einen vorderen Platz zu sichern. Kein Dirigent vor und nach ihm war so lange Zeit Chef des Orchesters. Seine großen Erfahrungen als Pianist und Dirigent wurden hoch geschätzt, und die große Palette seines Repertoires als Opern- und Konzertdirigent befähigten ihn, nahezu alle musikalischen Genres souverän zu beherrschen. Sein Dirigierstil war korrekt, präzise und für die Musiker und Sänger gut verständlich. Rögners Vorliebe galt den Komponisten der Spätromantik, vor allem aber Bruckner, Mahler und Reger. Als Hochschullehrer gab er sein Wissen und sein Können an viele Schüler weiter. In den Jahren zwischen 1980 und 1995 war er häufiger und gern gesehener Gast des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra, dessen Ehrendirigent er wurde. Heinz Rögner hinterließ eine große Zahl bedeutender Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen der Opern- und Konzertliteratur. Er starb 2001 in Leipzig.

 

17.1. Ginés TORRANO: 95. Geburtstag

 Er begann sein Gesangstudium 1948 am Conservatorio Superior de Música in Murcia bei Manuel Massotti Littel und sang unter dessen Leitung bereits Solopartien in dem Chor »Fernando Caballero« in Murcia. Dort debütierte er auch 1949 am Teatro Romea als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Er setzte dann aber bis 1955 seine Studien in Madrid fort, wo er Schüler von Mercedes García Lopéz und Maria Luisa García Rubio war. 1955 ging er zur weiteren Ausbildung nach Rom und debütierte noch im gleichen Jahr an der Oper von Rom als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«; er sang anschließend dort den Herzog in »Rigoletto«. Ende 1955 kam er nach Barcelona zurück und übernahm zunächst am Gran Teatre del Liceu Comprimario-Rollen, wobei er unter dem Pseudonym Nestro Slergi auftrat, u.a. 1956 den Basilio in »Le nozze di Figaro«. 1957 wirkte er dort in »Goyescas« von Enrique Granados als Fernando mit. In der Saison 1965-66 gastierte er am Teatro Arriaga in Bilbao in »Marina« von E. Arrieta. 1966 nahm er an einer Tournee mit einer reisenden Zarzuela-Gesellschaft in Nordspanien teil. 1969 gastierte er am Teatro Zarzuela Madrid in »El último romántico« von Soutullo; er sang in Holland wie in Lerida, der Heimatstadt des Komponisten Granados, in dessen Oper »Goyescas«, in Paris, Casablanca und Marrakesch in Konzerten. In seinem Bühnenrepertoire fanden sich neben vielen Zarzuela-Rollen auch Opernpartien wie der Canio im »Bajazzo«, der Manrico im »Troubadour«, der Alfredo in »La Traviata«, der Alvaro in »La forza del destino« von Verdi, der Cavaradossi in »Tosca« und der Don José in »Carmen«. 1974 erhielt er eine Professur am Konservatorium von Murcia. Obwohl er unter einer Nervenkrankheit litt, deren erste Symptome sich bereits 1956 zeigten, konnte er noch gelegentlich im Konzertsaal auftreten, so 1995 in Abarán (bei Murcia) in einem Konzert zu Ehren des berühmten Baritons Manuel Ausensi. Ginés Torrano starb 2015 in Murcia.

Schallplatten: Decca (Fernando in »Goyescas« von Granados), auch Aufnahmen auf spanischen Marken, darunter vollständige Zarzuelas (»La generala« von Amadeo Vives, »El último rómantico« von Soutullo & Carbonell, »La pícara molinara« von Pablo Luna, »Los diamantes de la corona« von Francisco Asenjo Barbieri, Solopartien in Chorwerken, spanische Lieder).

 

17.1. Josefine KRAMER-GLÖCKNER: 150. Geburtstag

 Sie war die Tochter der beiden Wiener Schauspieler und Operettensänger Josef Matras (1832-87) und Bertha Glöckner (1848-1916), die in Wien eine ungewöhnliche Popularität genossen. Sie wurde im Ungarischen Kloster in Wien erzogen und betrat, ganz jung, nach kurzer Ausbildung die Bühne. Nach ersten Auftritten am Sulkovsky-Theater in Wien war sie 1888-89 am Deutschen Theater Budapest als Schauspielerin, aber auch bereits als Operettensängerin, anzutreffen. 1889 war sie am Wallnertheater in Berlin, 1890 in Dresden, 1891 wieder in Berlin tätig, dann 1892-1918 am Volkstheater in Wien, wo sie jetzt in den großen Partien der klassischen Wiener Operette, aber auch in Operetten von Offenbach und von französischen Komponisten brillierte. Sie trat dazu als Sängerin des gehobenen Unterhaltungsliedes auf und absolvierte auf dem Gebiet der Operette glanzvolle Gastspiele in München, Dresden, Frankfurt a.M. und Stuttgart. Man bezeichnete sie in Wien liebevoll als »unsere Pepi«; in den Sommermonaten trat sie alljährlich in Bad Ischl auf. In den Jahren 1918-27 gab sie Gastspiele an Bühnen in der Tschechoslowakei, vor allem am Deutschen Theater in Prag auf, auch in Brünn (Brno). Dann kam sie in den dreißiger Jahren wieder nach Wien zurück, wo sie bis 1943 am Wiener Stadttheater und an anderen Bühnen, jetzt in Mütterrollen, auftrat. Wie viele andere Operettensänger und -sängerinnen besaß sie eine vielseitige Begabung für das Theater. Sie trat nicht nur in Operetten sondern auch in musikalischen Possen und Komödien, in österreichischen Volksstücken, in Wiener Lokal- und in Zauberstücken vor ihr Publikum. Auch durch Rundfunksendungen und seit 1929 durch ihre Filme wurde sie allgemein bekannt. Sie starb 1954 in Wien. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler und Regisseur Leopold Kramer (* 29.9.1869 Prag, † 29.10.1942 Wien), der seit 1897 am Volkstheater Wien engagiert war, später dort auch als Regisseur arbeitete und 1918-27 als Direktor das Deutsche Theater Prag leitete. 1935-38 war er Direktor des Deutschen Theaters in Brünn.

Schallplattenaufnahmen von Pepi Kramer-Glöckner entstanden bereits 1902 auf G & T in Wien (Unterhaltungslieder).

 

17.1. Karl PFANN: 150. Geburtstag

 Ohne eigentliche Ausbildung begann er eine Karriere als Schauspieler und sang dabei gelegentlich Couplets. So kam es dahin, dass er auch als Operettensänger eingesetzt wurde. Er debütierte am Theater von Laibach (Ljubljana, 1892-94), ging dann an das Theater von Pilsen (Plzen, 1894-95) und, nach einem erfolgreichen Gastspiel, an das Wiener Theater in der Josefstadt, dessen Mitglied er bis 1901 blieb. Er widmete sich während dieser Zeit in Wien der weiteren Ausbildung seiner Stimme und wechselte schließlich ganz ins Gesangfach. Nach einem Engagement am Wiener Carl-Theater (1901-02) war er 1902-04 am Theater von Brünn (Brno) tätig, wo er auch Opernpartien wie den Don José in »Carmen« übernahm. 1904-05 war er am Carl Schultze-Theater Hamburg im Engagement und wurde darauf durch Hans Gregor an die Komische Oper Berlin verpflichtet (1905-08), an der er jetzt große Tenorpartien aus der Opernliteratur (Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Cavaradossi in »Tosca«, Gérald in »Lakmé« von Delibes) sang. Dann kehrte er aber wieder zur Operette zurück, wirkte sehr erfolgreich am Metropoltheater Berlin, an dem er in mehreren Revuen von Paul Lincke (»Halloh, die große Revue«, »Donnerwetter, tadellos«) auftrat. 1911-12 war er am Neuen Operettentheater Berlin, 1912-14 im Theater am Nollendorfplatz Berlin engagiert, kehrte aber zu Beginn des Ersten Weltkrieges nach Wien zurück, wo er schon zuvor 1913 am Carl-Theater in der Uraufführung der Operette »Polenblut« von O. Nedbal mitgewirkt hatte. Er sang während der Kriegsjahre am Wiener Bürgertheater und am Theater an der Wien, an dem er auch nach Kriegsende noch auftrat. 1922-23 war er als Intendant und Sänger am Theater von Mährisch-Ostrau (Ostrava) tätig und trat dann noch gelegentlich bis 1926 als Gast an österreichischen Operettenbühnen auf. Gastspiele führten ihn während seiner Karriere an das Opernhaus von Frankfurt a.M. (1903), an die Wiener Hofoper (1903 als Eisenstein in der »Fledermaus«), an das Hoftheater Karlsruhe (1911) und ans Theater in Bad Ischl (1926). Aus seinem Opernrepertoire seien der Froh wie der Loge im »Rheingold«, der Siegmund in der »Walküre«, der Matthias im »Evangelimann« von Kienzl, der Rodolfo in »La Bohème«, der Canio im »Bajazzo« und der Faust von Gounod genannt. Er starb 1928 in Leoben.

Schallplatten: Erste Aufnahmen auf Pathé (Wien, 1903; Berlin, 1911) dann auf G & T bzw. HMV (zahlreiche Titel, zumeist aus Operetten, aber auch einige Opernaufnahmen).

 

18.1. Marjanne KWEKSILBER: 80. Geburtstag

 Sie wuchs in Amsterdam auf und ging 1962 für ein Jahr nach Israel, um dort im Kibbuz zu arbeiten. Sie sammelte dort 350 jüdische Lieder, die sie nach der Rückkehr mit dem Collegium Musicum Iudaïcum in den Niederlanden, aber auch in Deutschland und Belgien aufführte. 1965 erschien das gemeinsam mit Stephen Simon vorgelegte Album Songs of Israel; die darin enthaltene Interpretation von Donna Donna stieg in den Niederlanden an die Spitze der Hitparade. 1967-72 studierte Kweksilber Sologesang am Muzieklyceum Amsterdam bei Herman Schey; weiteren Unterricht erhielt sie durch Max van Egmond, Bodi Rapp, Marilyn Tyler und Cathy Berberian. Ab 1972 arbeitete sie als Sopranistin. Ihre Interpretation von Erik Saties Kantate La mort de Socrate (mit dem AKSO Ensemble unter Leitung von Reinbert de Leeuw) erhielt herausragende Kritiken; es folgten Aufnahmen weiterer Lieder von Satie und der Brechtlieder von Kurt Weill und Hanns Eisler. 1976 war sie eine der Frauenstimmen in Louis Andriessens De Staat und hatte im selben Jahr eine Hauptrolle in Jiri Bendas Inszenierung von Ariadne auf Naxos für das Holland Festival. Sie sang die Pamina in Mozarts Die Zauberflöte, aber auch zeitgenössische Opern wie Axel von Reinbert de Leeuw und Jan van Vlijmen oder die Bijmer Opera von Jacques Bank. Des Weiteren interpretierte sie Lieder von Arnold Schönberg und Ferruccio Busoni ebenso wie Madrigale von Claudio Monteverdi. Mit ihrem zweiten Mann, dem Pianisten Ludwig Olshansky, führte sie in den Niederlanden und den Vereinigten Staaten ein Schubertprogramm auf. Aus erster Ehe stammt ihr Sohn David Kweksilber, mit dem sie 2001 die Premiere der für sie geschriebenen Vier Lieder von Streit und Ablösung von Rita Knuistingh Neven gestaltete. In den letzten Lebensjahren konzentrierte sie sich auf Gesangspädagogik und Workshops. Auch führte sie Kurt Schwitters Ursonate, An Anna Blume und Stefan Thermersons Wuff Wuff auf. Sie starb 2008 in Amsterdam.

 

19.1. Gerard SCHURMANN: 100. Geburtstag

 Er wurde 1924 im Bezirk Kertosono in Ost-Java während der niederländischen Kolonialzeit im heutigen Indonesien als Gerbrand Schürmann geboren. Seine Eltern waren niederländische Grundbesitzer. Schurmann zeigte bereits früh musikalische Begabung. Als Teenager zog er nach England und studierte Musikkomposition bei dem bekannten Komponisten Alan Rawsthorne, darüber hinaus ließ er sich von Kathleen Long am Klavier und von Franco Ferrara am Dirigat ausbilden. Der Einfachheit halber begann Schurmann in England seinen Namen ohne Umlaut zu buchstabieren. Er diente während des Zweiten Weltkriegs in der Royal Air Force und begann anschließend eine Karriere als Konzertpianist, wo er den Job eines Kulturattachés bei der niederländischen Botschaft in London übernahm. Eine Zeit lang war Schurmann Dirigent des Orchesters von Radio Netherlands in Hilversum, kehrte aber entschlossen nach England zurück, um sich ganz der Komposition zu widmen. Neben Werken für den Konzertsaal begann Schurmann Ende der 1940er Jahre auch erste Partituren für den Film zu schreiben, erst für das niederländische Kino, dann seit Mitte der 1950er Jahre komponierte Gerard Schurmann Musik verstärkt auch für die britische Leinwand. Regisseur Charles Frend engagierte ihn 1956 für sein Filmdrama Der lange Arm mit Jack Hawkins in der Hauptrolle. 1957 folgte der Thriller Versuchsmaschine CB 5 von Regisseur Charles Crichton erneut mit Jack Hawkins sowie Elizabeth Sellars und Walter Fitzgerald in weiteren Hauptrollen. Val Guest verpflichtete ihn 1958 für das Actiondrama Die gelbe Hölle. In den nachfolgenden Jahren entstanden noch mehrere Dramen und Horrorfilme für Regisseure wie André De Toth und Arthur Crabtree. Unter anderem Der Spion mit den 2 Gesichtern und Das schwarze Museum. In den 1960er Jahren arbeitete er an Filmen wie Zone des Schweigens, John Lemonts Konga, Laurence Harveys Regiedebüt Frühstück in der Todeszelle, James Neilsons Abenteuerfilm Dr. Syn – Das Narbengesicht, dem Kriegsdrama Zwischenfall im Atlantik mit Richard Widmark und Sidney Poitier, Bestien lauern vor Caracas oder Sturm auf die eiserne Küste mit Schauspieler Lloyd Bridges. In den nachfolgenden Jahrzehnten nahm er Filmaufträge nur noch sporadisch wahr. Am 24. März 2020 verstarb Schurmann, der seit 1981 in den USA gelebt hatte, im Alter von 96 Jahren in Hollywood Hills, Kalifornien.

 

19.1. Betty MERGLER: 125. Geburtstag

 Sie begann ihre Bühnenlaufbahn 1919 in Luzern, sang dann am Stadttheater von Münster/Westfalen und war 1921-34 am Opernhaus von Frankfurt a.M. engagiert. Hier übernahm sie Partien wie die Marcellina in »Die Hochzeit des Figaro«, die Nancy in »Martha«, die Magdalena im »Evangelimann« von Kienzl, die Azucena im »Troubadour«, die Irmentraud im »Waffenschmied« von Lortzing, die Emilia in Verdis »Otello«, die Meg Page in dessen »Falstaff«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Annina im »Rosenkavalier«. 1934 gastierte sie mit dem Frankfurter Ensemble in Holland. Sie widmete sich gern der Interpretation moderner Musik und sang in den Uraufführungen der Opern »Sancta Susanna« von Paul Hindemith (26.3.1922) und »Der Sprung über den Schatten« von Ernst Krenek (17.7.1924), beide in Frankfurt, sowie in »Hin und zurück« von Hindemith in Baden-Baden (17.7.1927). Auch als Konzert- und Rundfunksängerin wurde sie weiten Kreisen bekannt, nicht zuletzt auch durch ihre Liederabende. Sie lebte nach 1934 in Berlin, wo sie häufig am Rundfunk auftrat, nach dem Krieg war sie bis in die sechziger Jahre in Hamburg tätig, wo sie sich noch als Schauspielerin und bei Fernsehsendungen betätigte. Sie starb 1981 in Heidelberg.

Schallplatten: Polyphon (Opernarien), Capriccio (»Der Lindberghflug« von K. Weill).

 

20.1. Romano NIEDERS: 90. Geburtstag

 Er studierte Gesang an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Sein Debüt als Opernsänger gab er in seiner Heimatstadt am Opernhaus Graz. Er trat dort als Bass, Bassbariton und Bass-Buffo in Opern, aber auch in verschiedenen Operetten auf. In der Spielzeit 1964/65 sang er dort neben Dorit Hanak (als Veilchen) den Moret in der Operette Das Veilchen von Montmartre von Emmerich Kálmán. 1966-85 war er festes Ensemblemitglied an den Städtischen Bühnen Münster. Danach trat er dort, so in der Spielzeit 1986/87, und bis 1988 noch als Gast auf. Er sang in Münster schwerpunktmäßig das seriöse Bass-Fach, übernahm jedoch immer wieder auch komische Rollen in Opern (so in Die lustigen Weiber von Windsor) und in Operetten (den Testaccio in Eine Nacht in Venedig; Der Bettelstudent). Im Juni 1968 wirkte er in Münster, neben Martha Mödl, als Balladensänger in der deutschsprachigen Erstaufführung der Oper Gloriana von Benjamin Britten mit. In den 1980er Jahren sang er dort unter anderem Pater Guardian in Die Macht des Schicksals (Premiere: Oktober 1980), Baron Ochs auf Lerchenau in Der Rosenkavalier (Premiere: Dezember 1982), Landgraf Hermann in Tannhäuser (Premiere: September 1983), die Titelrolle in Boris Godunow (Premiere: Dezember 1983), Osmin in Die Entführung aus dem Serail (Spielzeit 1983/84), Rocco in Fidelio (Premiere: August 1984), Kaspar in Der Freischütz (Premiere: November 1985) und zuletzt Komtur in Don Giovanni (Premiere: Januar 1988). Insbesondere der Boris gehörte zu seinen Glanzrollen. Erfolgreich war er in der Spielzeit 1984/85 auch in der Titelrolle der frühen Verdi-Oper Attila (Premiere: Dezember 1984). Sein Repertoire umfasste insgesamt rund 100 Rollen. In Spielzeit 1979/80 übernahm er am Stadttheater Bremerhaven den Rat Crespel in einer Neuinszenierung von Hoffmanns Erzählungen (Premiere: Februar 1980, Regie: Peter Grisebach). In der Spielzeit 1980/81 gastierte er dann am Stadttheater Bremerhaven als König Philipp  in einer Neuinszenierung der Verdi-Oper Don Carlos (Premiere: Oktober 1981). In der Spielzeit 1981/82 wirkte er am Stadttheater Bremerhaven außerdem als Baron Ochs in einer Rosenkavalier-Neueinstudierung (Premiere: Februar 1982) mit. In der Spielzeit 1983/84 gastierte er am Landestheater Innsbruck ebenfalls als Baron Ochs. In der Spielzeit 1984/85 gastierte er am Teatro La Fenice in Venedig. Er sang dort, neben Sylvia Sass als Grete, den Dr. Vigelius in der Oper Der ferne Klang. Im November 1986 gab er als Baron Ochs auf Lerchenau an der Seite von Anna Tomowa-Sintow als Marschallin sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York. Er gastierte unter anderem an der Oper Köln, in Hamburg, am Theater Bremen, am Staatstheater Braunschweig, am Landestheater Innsbruck, beim Flandern Festival in Gent, in Belgrad und Zagreb (1987 als Hunding in Die Walküre). Im März 1986 sang er im Palais des Beaux-Arts in Brüssel das Bass-Solo im Verdi-Requiem. Im Februar 1987 sang er dort das Bass-Solo in Rossinis Stabat Mater. 1988 zog er sich aufgrund einer schweren Krankheit von der Opernbühne zurück; er lebte anschließend zurückgezogen in Münster, wo er 2013 starb.

 

20.1. Raimund GRUMBACH: 90. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule von Würzburg, vor allem durch den Pädagogen Theisen. 1956-59 war er am Stadttheater von Würzburg engagiert, 1959-64 am Opernhaus von Nürnberg. Hier wirkte er u.a. 1962 in der Uraufführung der Oper »Der Glücksfischer« von Mark Lothar mit. 1963 folgte er einem Ruf an die Bayerische Staatsoper von München, an der er bis 1985 tätig war. Seit 1972 gleichzeitig Lehrtätigkeit an der Musikhochschule München. Gastspiele führten den Künstler an die Staatsoper Wien (1964-76 als Graf in »Capriccio«, als Harlekin in »Ariadne auf Naxos«, als 1. Schäfer in »Daphne« von R. Strauss, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Masetto in »Don Giovanni« und als Figaro in »Le nozze di Figaro« in insgesamt 11 Vorstellungen), nach Paris, London, Madrid und Tokio, zu den Festspielen von Edinburgh (1965 als Guglielmo in »Così fan tutte« bei einem Gastspiel der Bayerischen Staatsoper München) und an die großen deutschen Opernbühnen. Im Mittelpunkt seines Bühnenrepertoires standen Partien wie der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Marcello in Puccinis »La Bohème« und der Wolfram in »Tannhäuser«. Dazu hatte er eine erfolgreiche Karriere im Konzertbereich. Er starb 2010 in München.

Schallplatten: DGG (Figaro in Querschnitt »Der Barbier von Sevilla« von Rossini, vollständige Oper »Lohengrin«), Ariola-Eurodisc (»Der Mond« von C. Orff), Orfeo (»La Bohème« von Leoncavallo, »Das Liebesverbot« von R. Wagner; Franz im »Christelflein« von Hans Pfitzner; Gesamtaufnahme »Gianni Schicchi«, München 1973), Acanta (»Feuersnot« von R. Strauss), Decca (»Der Freischütz«), Philips (»Tristan und Isolde«), HMV-Electrola (»Intermezzo« von R. Strauss), Memories (»Undine« von Lortzing), Ex Libris (»Romeo und Julia« von Sutermeister), Calig (»Die Meistersinger von Nürnberg«).

 

20.1. Valdo SCIAMMARELLA: 100. Geburtstag

Er war Direktor des Konservatoriums von Buenos Aires und Chorleiter am Teatro Colón. Er komponierte zahlreiche Lieder, außerdem kammermusikalische Werke, Klavierstücke und die Oper Marianita limeña o El divorcio fortuito. In den USA wurde eine Auswahl seiner Lieder von Phyllis Curtin, eine weitere 2008 von Diane McNaron und der Pianistin Heather Coltman auf CD aufgenommen. Er starb im September 2014.

 

21.1. Katja POPOVA: 100. Geburtstag

 Die bulgarische Künstlerin erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin durch die Pädagogen Mara Marinova-Cibulka, Katja Spiridonova, Asen Dimitrov und am National-Konservatorium von Sofia, das sie mit der höchsten Auszeichnung verließ. Sie wurde sogleich an die Nationaloper von Sofia verpflichtet, an der sie 1947 als Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut« debütierte und seitdem eine jahrelange, sehr erfolgreiche Karriere hatte. Sie trat vornehmlich in lyrischen Sopranpartien auf. Bei den Weltjugendfestspielen 1964 in Budapest wie auch bei einem Gesangwettbewerb in Prag wurde sie mit ersten Preisen ausgezeichnet. Gastspielreisen führten sie in zahlreiche europäische Länder; besonders erfolgreich war sie dabei in Deutschland wie in Frankreich. 1959 sang sie an der Grand Opéra Paris die Marguerite in »Faust« von Gounod, die sie auch an der Staatsoper Wien (1964) und am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1962) vortrug. Auch als Manon von Massenet wurde sie bewundert. Sie gab Gastspiele in Russland wie in der CSR. Angesehene Solistin in einem vielgestaltigen Konzertrepertoire. Der Künstlerin wurde der Dimitroff-Preis, eine der höchsten bulgarischen Auszeichnungen, verliehen. Sie starb 1966 in Bratislava bei einem Flugzeugabsturz.

Schallplatten: Balkanton, Eterna (Arien aus »Manon« von Massenet).

 

22.1. Dean DRUMMOND: 75. Geburtstag

 Er besuchte die University of Southern California und das California Institute of the Arts, wo er von Don Ellis und John Clyman im Trompetenspiel unterwiesen wurde, und bei Arnold Schönbergs Assistent Leonard Stein Komposition studierte. Bereits als Student wurde er Mitglied von Partchs Ensemble und war an der Uraufführung von einiger seiner Werke wie „Daphne of the Dunes“, „And on the Seventh Day Petals Fell in Petaluma“ oder „Delusion of the Fury“ ebenso wie an den Plattenaufnahmen für Columbia Records beteiligt. 1976 zog Drummond nach New York, wo er im Folgejahr mit seiner zeitweiligen Frau, der Flötistin Stefani Starin, die Newband gründet, die sich mikrotonaler Musik auseinandersetzte. Die meisten Werke, die er komponierte, schrieb er für dieses Ensemble; mit ihm nahm er auch einen Teil dieser Werke auf. Dann begann er auch, das Instrumentarium von Partch wiederzubeleben, das er 1991 von San Diego nach New York holen konnte, und das ab 1999 in der Montclair State University aufbewahrt wurde, wo er eine außerordentliche Professur bekleidete. Weiterhin war er ab 2002 der Leiter des New York Consortium for New Music und an der Produktion des Sonic Boom Festival beteiligt. Mit dem Zoomoozophon und dem „Juststrokerods entwickelte er selbst Instrumente, die in den Klangkosmos von Partch passten. Er starb 2013 in Princeton.

 

22.1. John Robert DUNLAP: 90. Geburtstag

 Er studierte an der University of California in Los Angeles bei Jan Popper, an der Columbia University New York bei Rudolph Thomas und an der Susquehanna University. Vervollständigung der Ausbildung an der Wiener Musikakademie bei Josef Witt und Erik Werba. Bühnendebüt in der Spielzeit 1956-57 am Stadttheater von Regensburg in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach. Seine Karriere verteilte sich auf die großen Operntheater in Westdeutschland und in seiner amerikanischen Heimat. So sang er 1957-59 am Stadttheater von Augsburg, 1959-61 am Staatstheater von Wiesbaden und gastierte an weiteren Theatern in Deutschland. In Nordamerika, wo er in New York seinen Wohnsitz nahm, trat er an den Opern von New Orleans, St. Paul, San Diego, San Francisco (1962 als Marquis d’Obigny in »La Traviata«, als De Bretigny in »Manon« von Massenet und als Sciarrone in »Tosca«), Portland und Kansas City auf und erreichte in der Spielzeit 1965-66 die New Yorker Metropolitan Oper, an der er als Sharpless in »Madame Butterfly« und als Jim Larkens in Puccinis »La Fanciulla del West« in insgesamt 15 Vorstellungen auftrat, an der City Opera New York 1969 als Sharpless. Von den vielen Partien, die er gesungen hat, sind hervorzuheben: der Amonasro in »Aida«, der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, die Titelrollen in den Verdi-Opern »Nabucco«, »Rigoletto« und »Falstaff«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Graf in »Le nozze di Figaro«, der Titelheld in »Giulio Cesare« von Händel, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Don Pizarro in »Fidelio«, der Escamillo in »Carmen«, der Professor in »Hin und zurück« von Hindemith, der Scarpia in »Tosca«, der Lescaut in »Manon Lescaut« von Puccini, der Tonio im »Bajazzo« und die Titelrolle in »Il Prigioniero« von Dallapiccola.. Er starb 1992 in Santa Cruz (Kalifornien).

 

22.1. Petr EBEN: 95. Geburtstag

Er verbrachte seine Jugend in Cesky Krumlov. Dort studierte er Klavier, später auch Violoncello und Orgel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in die Prager Akademie für Musik aufgenommen, wo er Klavier bei Frantisek Rauch und Komposition bei Pavel Borkovec studierte. Bereits 1955 bekam er einen Lehrauftrag am musikhistorischen Institut der Karls-Universität Prag. 1978–79 hatte er einen Lehrauftrag für Komposition am Royal Northern College of Music in Manchester. 1990 wurde er Professor für Komposition an der Akademie für darstellende Künste in Prag und Präsident des Prager Frühlings-Festivals. Als Künstler war er auch mit eigenen Aufführungen aktiv, besonders als improvisierender Pianist und Organist, doch der Schwerpunkt seines Schaffens lag stets beim Komponieren. Petr Eben schrieb eine Vielzahl unterschiedlicher Werke verschiedener Genres, so etwa das Oratorium Apologia Socratus, das Ballett Fluch und Segen (Kletby a dobroreceni, geschrieben für das Holland Festival 1983), die symphonischen Orchesterwerke Nachtstunden (Nocni hodiny) und Prager Nocturne (Prazske nokturno, für die Internationale Stiftung Mozarteum in Salzburg), das 2. Orgelkonzert für die Einweihung der neuen Orgel des Wiener Funkhauses, die Messe Missa cum populo für das Festival von Avignon, das Oratorium Heilige Symbole (Posvatna znameni) für die Salzburger Kathedrale, sowie die Kirchenoper Jeremias, deren Uraufführung in der deutschsprachigen Übersetzung im Rahmen des Festivals Mitte Europa im Jahr 2000 in Chemnitz stattfand. Im Jahr 2001 wurde Eben mit dem Preis der Europäischen Kirchenmusik ausgezeichnet. Er starb 2007 in Prag.

 

22.1. Pascal COLLASSE: 375. Geburtstag

 Seine Eltern übersiedelten 1651 von Reims nach Paris, wo er im Kindesalter in die Singschule der Kirche Saint-Paul aufgenommen wurde, und später am Collège de Navarre laut François-Joseph Fétis (1863) seine Studien fortsetzte. Nach dieser Ausbildung wurde er zunächst Schüler, danach wurde er als Nachfolger von Jean-François Lalouette Sekretär und einer der wichtigsten Mitarbeiter von Jean-Baptiste Lully. 1683-1704 war er einer der vier Musikmeister (sous-maîtres de musique) an der Chapelle royale. Die Erlaubnis, in Lille eine Oper zu errichten (1700), brachte ihm jedoch kein Glück. Das Opernhaus wurde durch ein Feuer vernichtet. Der stets eifersüchtige und sehr auf seine Alleinstellung bedachte Lully bezichtigte ihn, bei der Komposition seiner Opern von ihm abgeschrieben zu haben. Enttäuscht wandte Collasse sich von der Musik ab und versuchte sich in der Alchemie. Erfolg hatte Collasse mit seinen Instrumentalwerken; seine etwa zehn Opern weisen tatsächlich eine große Ähnlichkeit mit den Werken Lullys auf. Das Publikum bevorzugte die Werke von Lully. Nach Lullys Tod im Jahr 1687 vervollständigte er die Musik von dessen Oper Achille et Polixene. Als sein Hauptwerk gilt die Tragédie lyrique namens Thétis et Pelée (1689), zu der Fontenelle den Text verfasste. Seine Tragédie lyrique Astrée wurde 1691 in der Académie Royale de musique in Paris uraufgeführt. Er starb 1709 in Versailles. In seinem dem König gewidmeten Werk Description du Parnasse François von 1727 beschreibt der Biograf Évrard Titon du Tillet (1672–1767) Collasses Leben und Wirken.

 

23.1. Max MARX: 150. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Wiener Kaufmanns. Er wurde in der Theaterschule Otto in Wien ausgebildet und trat zunächst als Schauspieler auf, wobei man einerseits seine stimmliche Begabung, andererseits sein Talent in komischen Rollen konstatierte. Darauf übernahm er 1891-92 am Theater von Sarajewo entsprechende Aufgaben. Es folgten Engagements an den Theatern von Olmütz (Olomouc, 1892-93) und Salzburg (1893-94), am Sommertheater von Gmunden und am Deutschen Theater Berlin (1894-95). An diesem Haus trat er vor allem als Schauspieler (u.a. in »Die Weber« von G. Hauptmann) auf. Es folgten Verpflichtungen, jetzt als Operettensänger, am Stadttheater von Breslau (1895-1903), am Carl-Theater in Wien (1903-04), erneut am Deutschen Theater Berlin (1904-05), am Berliner Lustspielhaus (1905-07), am Neuen Operettentheater Berlin (1907-08), am Kleinen Theater Berlin (1908-11), abermals am Neuen Operettentheater Berlin (1911-12, jetzt auch als Regisseur). 1912 folgte er einem Ruf an die Stuttgarter Hofoper, an der er als Operettensänger und als Regisseur für die Operette wie für das Schauspiel eine lange, erfolgreiche Karriere hatte. Er betätigte sich später nur noch als Schauspieler und wurde schließlich zum Staatsschauspieler ernannt, was aber nicht verhinderte, dass er 1933 als Jude entlassen wurde. Er ging dann nach Wien, wo er noch 1934 bei den Kammerspielen anzutreffen war. Aus seinem Operettenrepertoire sind der Wun Hsi in »Die Geisha« von S. Jones, der Izzet Pascha in »Fatinitza« von F. von Suppé, der Lambertuccio in »Boccaccio« vom gleichen Komponisten, der Zsupan im »Zigeunerbaron«, der Menelaos in Offenbachs »Die schöne Helena«, der Koko im »Mikado« von Gibert & Sullivan, der Cupido in »Der Göttergatte« von Lehár und der Spätzle in »Die sieben Schwaben« von C. Millöcker zu nennen. Er erlitt während einer Vorstellung im Oktober 1934 einen Schlaganfall und war auf Grund dessen gelähmt. Seine weitere Existenz wurde durch einen Gewinn von 50.000 Schilling in der Klassenlotterie gesichert. Am 12. November 1939 verstarb er in Wien.

Schallplatten: G & T (Berlin 1908, Ausschnitte aus »Ritter Blaubart« von Offenbach, »Der arme Jonathan« von Millöcker, »Der Göttergatte« von Lehár), Odeon (Operetten-Szenen).

 

23.1. Campbell McINNES: 150. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in London durch William Shakespeare, George Henschel und Charles Santley, dazu bei Jean Bouhy in Paris. 1899 fand sein Debüt statt. Er trat im Lauf seiner Karriere ausschließlich als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger auf. So war er als Gast bei den zahlreichen englischen Musikfesten anzutreffen, u.a. 1910 beim Festival von Leeds, wo er in der Uraufführung von »A Sea Symphony« von Vaughan Williams mitwirkte, und 1911 beim Worcester Festival. 1919 ging er nach Kanada und ließ sich in Toronto als Konzertsänger, Pädagoge und Chorleiter nieder. Später wirkte er im pädagogischen Bereich an der Universität von Toronto. Er starb 1945 in Toronto.

Schallplattenaufnahmen unter dem Etikett von Grammophone, 1915 in England entstanden.

 

24.1. Galina PISARENKO: 90. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung 1956-61 zur Sängerin am Konservatorium von Moskau in der Hauptsache als Schülerin von Nina L. Dorliak. 1961 erfolgte ihr Bühnendebüt am Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater in Moskau, dessen Mitglied sie für die folgenden 30 Jahre blieb. Hier wie als Gastsängerin an anderen Opernhäusern der UdSSR hatte sie viel beachtete Erfolge als Interpretin von Partien aus dem italienischen wie dem slawischen Repertoire, u.a. als Fiordiligi in »Così fan tutte«, als Adina in »L‘Elisir d’amore«, als Manon von Massenet, als Mimi wie als Musetta in »La Bohème«, als Tatjana in »Eugen Onegin«, als Jolanthe in der gleichnamigen Oper von Tschaikowsky, als Ninetta in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew und in der Titelrolle von Offenbachs Operette »La belle Hélène«. Der berühmte Regisseur Walter Felsenstein verpflichtete sie 1972 als ständigen Gast für die von ihm geleitete Komische Oper Berlin, an der sie jetzt eine große Karriere mit ihrem Debüt als Carmen einleitete. Sie war bis 1976 Mitglied der Komischen Oper Berlin, trat aber auch noch weiter am Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater in Moskau auf. In Berlin, wie zuvor bereits in Russland, war sie auch als Konzertsängerin sehr erfolgreich tätig. 1977 Gastspiel in Tokio als Tatjana. Gastspiele, zum Teil mit dem Berliner Ensemble, in verschiedenen Zentren des europäischen Musiklebens, u.a. 1980 in Rom. 1991 gastierte sie in Perugia in der Oper »Maddalena« von Prokofjew. Als sich 1991 (zum großen Teil aus Kräften des Nemirowitsch-Dantschenko-Theaters) in Moskau unter der Direktion von Jewgenij Kolobow das Ensemble »Neue Oper« bildete, schloss Galina Pisarenko sich diesem an und leitete seit 1994 das Opern-Unternehmen. Sie wirkte später als Pädagogin in Moskau. Sie starb 2022 in Moskau.

Schallplatten: Fonit-Cetra (integrale Aufnahme »Der Vampyr« von Marschner, 1980), Ariola (4. Sinfonie von Gustav Mahler), Relief (Olga in »Rusalka« von Dargomyschski).

 

24.1. Nikolla ZORAQI: 95. Geburtstag

 Biographie des albanischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Nikolla_Zoraqi

 

24.1. Ernst KOZUB: 100. Geburtstag

 Er wurde zunächst Kaufmann, studierte dann aber Gesang an der Musikhochschule von Weimar bei Frau Rothmühl und bei Josef Maria Hauschild. Er debütierte 1952 an der Komischen Oper Berlin als Châteauneuf in »Zar und Zimmermann« von Lortzing. Er blieb bis 1954 an diesem Opernhaus und war dann 1954-62 am Opernhaus von Frankfurt a.M. engagiert, seit 1962 an der Staatsoper Hamburg. Er hatte gleichzeitig einen Gastvertrag mit der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin. Er galt bald als einer der führenden Heldentenöre seiner Generation und gab zahlreiche Gastspiele, u.a. an der Staatsoper von Wien (1959-70 Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, Florestan in »Fidelio«, Siegmund in der »Walküre«, insgesamt 11 Vorstellungen), an der Mailänder Scala (1959 Erik in »Der fliegende Holländer«), an der Covent Garden Oper London (1961 Florestan, 1962 Don Carlos von Verdi und Siegmund, 1964-67 Siegmund in Ring-Aufführungen, 1969 Kaiser in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss), an der Grand Opéra Paris (1968 Tannhäuser, 1971 Siegmund), am Teatro San Carlos Lissabon (1963 Tannhäuser, 1969 Erik, 1970 Tannhäuser), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1970 Lohengrin), am Teatro Comunale Florenz (1956 Tannhäuser, 1963 Siegmund, 1966 Parsifal, 1967 Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«), beim Maggio Musicale von Florenz (1959 Bacchus, 1960 Florestan), an der Oper von Rom (1962 Bacchus, 1970 Florestan), am Teatro San Carlo Neapel (1962 Florestan, 1965 Erik, 1967 Parsifal), am Teatro Fenice Venedig (1959 Tannhäuser), am Teatro Comunale Bologna (1970 Tannhäuser, 1971 Walther von Stolzing), am Teatro Regio Turin (1967 Lohengrin, 1970 Tannhäuser), am Teatro Verdi Triest (1960 Tannhäuser, 1967 Florestan), am Teatro Margherita Genua (1971 Siegmund), am Teatro Regio Parma (1965 Siegmund), am Teatro Massimo Palermo, an der Oper von Monte Carlo (1967 Florestan), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1965 Florestan), am Opernhaus von Rouen (1971 Tannhäuser), an der Oper von Straßburg (1971 Tannhäuser), an der Nationaloper Budapest (1968 Florestan mit dem Ensemble der Staatsoper Berlin, an der er häufig gastierte) und beim Edinburgh Festival (1968 Bacchus mit dem Ensemble der Hamburger Staatsoper). 1960 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Bacchus und als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, dann auch als Erik. In dem Jahrzehnt zwischen 1960 und 1970 hörte man ihn oft an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart. Auch an der Oper von Frankfurt a.M. erschien er regelmäßig als Gast. Weitere Gastspiele am Teatro Colón Buenos Aires, in Montevideo und Kairo. 1956 sang er bei den Festspielen von Salzburg den 1. Geharnischten in der »Zauberflöte«. 1966 sang er an der Sadler’s Wells Opera London den Kaiser in der englischen Erstaufführung der »Frau ohne Schatten«. 1970 trat er bei den Bayreuther Festspielen als Walther von Stolzing auf. 1967 erlitt er einen sehr schweren Verkehrsunfall und blieb seither krank, setzte aber seine Karriere mit großer Energie weiter fort. 1971 brach er während einer »Tannhäuser«-Aufführung an der Oper von Marseille zusammen und starb gegen Ende des Jahres in Bad Soden am Taunus an einer schweren, unheilbaren Krankheit. Noch kurz vor seinem Tod, im November 1971, sang er nochmals an der Deutschen Oper Berlin den Kaiser in der »Frau ohne Schatten«. – Seine strahlende, metallisch glänzende Tenorstimme fand ihre wichtigsten Aufgaben im Wagner-Repertoire, aber auch in heldischen Partien aus der italienischen Oper (Radames in »Aida«, Manrico im »Troubadour«). Er sang u.a. auch den Rodolfo in »La Bohème«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Riccardo in Verdis »Maskenball«, den Alvaro in dessen »La forza del destino«, den Calaf in »Turandot« von Puccini, den Otello von Verdi, den Max im »Freischütz«, den Dimitrij in »Boris Godunow« und den Don José in »Carmen«.

Zahlreiche Schallplatten auf Decca (Melot in »Tristan und Isolde«), HMV-Electrola (Erik in »Der fliegende Holländer«), Philips-Pergola (Querschnitte »Aida«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Carmen«, »La Traviata«), DGG, IMF (»Regina« von Lortzing).

 

26.1. Ottavio GARAVENTA: 90. Geburtstag

 Er war ein Neffe der bekannten Sopranistin Rosetta Noli (1922-2018). Schüler von Rosetta Noli und Vladimiro Badiali. Er debütierte 1959 als Bariton und trat als solcher u.a. im »Barbier von Sevilla« auf. Dann wurde seine Stimme zum Tenor umgeschult, und bereits 1963 hörte man ihn als Mitglied einer italienischen Operntruppe in Cincinnati als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, 1965 dort auch als Rodolfo in »Luisa Miller« von Verdi. Er sang 1964 am Teatro Nuovo in Mailand den Don Ottavio in »Don Giovanni«. und gewann im gleichen Jahr 1964 den Verdi-Concours in Busseto sowie Wettbewerbe in Genua und Modena. Er hatte dann eine schnelle internationale Karriere. Er trat bei den Puccini-Festspielen in Torre del Lago auf und wirkte 1971, 1975 und 1979 bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. 1968-70 sang er in Chicago den Fenton in »Falstaff« von Verdi und den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla« von Rossini. 1969 zu Gast in Amsterdam, bereits 1967 am Teatro Massimo Palermo in der Uraufführung der Oper »Il Gettopardo« von A. Musco. 1974 sang er beim Festival von Aix-en-Provence den Rodolfo in »Luisa Miller«, 1979 in Bordeaux, 1978 am Teatro Fenice Venedig in der italienischen Erstaufführung von »Les Martyrs« (der französischen Fassung von Donizettis »Poliuto«), 1977 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom den Herzog in »Rigoletto«, an der Oper von Monte Carlo 1981 den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, in der Arena von Verona 1981 den Herzog in »Rigoletto« und den Ismaele in »Nabucco«. Er trat oft an der Oper von Rom, am Teatro San Carlo Neapel, in Genua und am Teatro Regio in Parma auf, vor allem am Teatro Regio Turin (Leicester in »Maria Stuarda«, Percy in »Anna Bolena« von Donizetti). An der Mailänder Scala hörte man ihn 1969 als Chalais in »Maria di Rohan« von Donizetti, 1970 als Matteo in »Arabella« von R. Strauss, 1971 als Leicester, 1972 als Carlo in »Linda di Chamounix« von Donizetti, 1975 als Cavaradossi in »Tosca«, 1976 als Macduff in Verdis »Macbeth« und als Rodolfo in Verdis »Luisa Miller«, 1976-77 und 1981 als Rodolfo in »La Bohème« sowie 1978 als Carlo in »I Masnadieri« von Verdi und als Pinkerton in »Madame Butterfly«. 1974-88 gastierte er in insgesamt 24 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (als Riccardo, als Alfredo in »La Traviata«, als Herzog in »Rigoletto«, als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Pinkerton, als Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« und als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«). Beim Edinburgh Festival war er 1972 bei einem Gastspiel des Teatro Massimo Palermo als Arturo in »La Straniera« von Bellini zu hören, 1984 in Tokio als Leicester. Internationale Erfolge bei Gastspielen am Teatro Colón von Buenos Aires, in Marseille, Berlin, Frankfurt a.M., Lissabon, San Francisco (1966 als Fenton in »Falstaff« von Verdi, als Pinkerton und als Herzog in »Rigoletto«) und Belgrad. Er wirkte bei den Festspielen von Wiesbaden und Glyndebourne (1967 Rodolfo in »La Bohème«) mit und zeichnete sich vor allem als Interpret der klassischen italienischen Rollen für lyrischen Tenor aus. 1974 gastierte er in Holland, 1980 am Théâtre de la Monnaie Brüssel in »Il Duca d’Alba« von Donizetti. 1985 sang er in Genua in der wieder entdeckten Oper »Il Diluvio universale« von Donizetti die Partie des Cadmo, 1987 den Faust in »Mefistofele« von Boito. Beim Donizetti Festival von Bergamo hörte man ihn 1987 als Tamas in der Donizetti-Oper »Gemma di Vergy«, 1990 am Teatro Regio Turin als Radames, 1992 in Livorno als Giorgio in »I Rantzau« von Mascagni. Er setzte seine weltweite Karriere bis 1993 fort. Neben seinen Partien aus der italienischen Opernliteratur sang er u.a. auch den Lenski in »Eugen Onegin« und den Titelhelden in »Abu Hassan« von Weber. Er starb 2014 in Savignone.

Schallplatten: Sang auf Philips als Partner von Virginia Zeani Szenen aus den Opern »Otello« von Rossini und Verdi, auf Estro armonico in »Mosè in Egitto« von Rossini, auf MRF in »Armida« von Rossini und in Donizettis »Il Duca d’Alba«, auf Bongiovanni in »Dejanice« von Catalani, auf Fono in »I Rantzau« von Mascagni und auf Frequenz in »Mosè in Egitto« von Rossini (1968); Warner-Video (»Nabucco« von Verdi aus Verona 1981).

 

26.1. Willy HARTMANN: 90. Geburtstag

 Er war Schüler von Holger Byrding, studierte am Konservatorium und in der Königlichen Opernschule Kopenhagen 1957-62 und debütierte 1962 an der Königlichen Oper Kopenhagen als Rodolfo in »La Bohème«. Bis 1967 blieb er Mitglied dieses Hauses und gehörte dann in den Jahren 1966-72 der Staatsoper Hamburg an, blieb aber dem Opernhaus von Kopenhagen durch einen Gastvertrag verbunden. Er gastierte u.a. bei den Festspielen von Bayreuth (1965-66 als Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser«), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1965 als Jaquino in »Fidelio«), an der Staatsoper Wien (1970 als Matteo in »Arabella« von R. Strauss), an der Königlichen Oper Stockholm und an der Oper von Bordeaux. In Hamburg wirkte er in den Uraufführungen der Opern »Hamlet« von R. Searle (1968 als Laertes) und »Belagerungszustand« von M. Kelemen (1970) mit. Zu seinen wichtigsten Bühnenpartien zählten der Pylades in Glucks »Iphigénie en Tauride«, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Florestan in »Fidelio«, der Froh im »Rheingold«, der Steuermann in »Der fliegende Holländer«, der Narraboth in »Salome«, der Jim Mahonney in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill, der Ismaele in Verdis »Nabucco«, der Cassio in dessen »Otello«, der Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Luigi in »Il Tabarro«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Stewa in »Jenufa« von Janácek, der Lenski in »Eugen Onegin«, der Dimitrij in »Boris Godunow«, der Jonathan in »Saul og David« von C. Nielsen, der Leander in »Maskarade« vom gleichen Komponisten und der Alfred in der »Fledermaus«. Seit 1970 wurde er in seiner Karriere durch zunehmende Erkrankung behindert und gab diese 1972 endgültig auf. Er starb im Jahr 1985.

Schallplattenaufnahmen auf den Marken Vox und Polydor (Operetten), auf Unicorn Gesamtaufnahme von »Saul og David« von 1978.

 

26.1. Heinz HOPPE: 100. Geburtstag

 Er geriet im Zweiten Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wurde. Dann Gesangstudium bei Fred Husler am Konservatorium von Detmold. Er debütierte 1953 am Stadttheater von Münster (Westfalen) als Titelheld in »Xerxes« von Händel. 1955-57 am Stadttheater von Bremen tätig, 1957-70 erster lyrischer Tenor an der Hamburger Staatsoper. Hier wirkte er u.a. in der Uraufführung von H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg« (22.5.1960) als Hohenzollern mit, 1964 in der Uraufführung von »Der goldene Bock« von E. Krenek, 1961 in der deutschen Erstaufführung von Benjamin Brittens »Ein Sommernachtstraum« als Lysander. Beim Gastspiel der Hamburger Staatsoper beim Edinburgh Festival sang er 1956 den Tamino in der »Zauberflöte« und den Nureddin im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. Er gastierte 1960 an der Oper von Kopenhagen, 1961 bei den Festspielen von Glyndebourne (als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«), 1963 an der Wiener Staatsoper (als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«), 1967 am Théâtre de la Monnaie Brüssel sowie in Holland. Er gastierte ständig am Opernhaus von Frankfurt a.M., in München, Paris, Lissabon und Madrid. Konzertreisen in Nordamerika, Spanien, Belgien und Frankreich; große Erfolge als Operetten-Tenor, in Rundfunksendungen und namentlich im deutschen Fernsehen. In erster Ehe verheiratet mit der Pianistin Carla Hoppe-Linzen. Er wohnte später in Altlußheim (Rhein-Neckar-Kreis) und wirkte in den Jahren 1977-89 als Professor an der Musikhochschule Mannheim-Heidelberg. Er starb 1993 in Mannheim nach einer Operation. – Schön gebildete lyrische Stimme, in der Oper, vor allem in der Operette und im Lied-Vortrag geschätzt.

Schallplatten: Columbia, Telefunken, DGG, HMV-Electrola (Narraboth in »Salome« von R. Strauss), Acanta (»Die lustige Witwe« von Lehár).

 

27.1. Keith LATHAM: 70. Geburtstag

 Er arbeitete zunächst in einem Industrieunternehmen und absolvierte später seine Ausbildung zum Sänger am Royal Northern College of Music in Manchester bei Patrick McGuigan. 1982 sang er in einer Schüler-Aufführung in Manchester den Don Carlo in Verdis »Ernani« und debütierte 1984 bei der Scottish Opera Glasgow als Titon in der Barock-Oper »L‘Orione« von F. Cavalli. Er sang hier 1984 auch den Marullo in »Rigoletto«, 1985 den Fiorello im »Barbier von Sevilla« und den Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Seit 1984 sang er bei der Chelsea Opera Group und vor allem bei der Opera North Leeds Partien wie den Grafen Luna im »Troubadour«, den Amonasro in »Aida«, den Titelhelden in Verdis »Macbeth« (den er auch bei einem Gastspiel der Opera North in Amsterdam vortrug), den Valentin in »Faust« von Gounod, den Lescaut in »Manon Lescaut« von Puccini, den Barnaba in »La Gioconda« (Opera North 1993), den Zurga in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, den Creon in »Oedipus Rex« von Strawinsky und den Kuligin in Janáceks Oper »Katja Kabanowa«. 1990 sang er den Alberich bei den Aufführungen des Nibelungenrings durch die City of Birmingham Touring Opera, 1991 in Dublin den Falstaff in der gleichnamigen Verdi-Oper. 1991 wirkte er an der English National Opera London in der Uraufführung von Stephen Olivers »Timon of Athens« mit. An der English National Opera London übernahm er als weitere Partien den Scarpia in »Tosca«, den Ford in Verdis »Falstaff«, den Paolo in dessen Oper »Simon Boccanegra«, den Förster in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, den Don Pizarro in »Fidelio« und den Vater in »Hänsel und Gretel«.  1997 sang er bei der Opera North Leeds den Wolfram in »Tannhäuser«, 1998 bei der Opera North und am Theater von Ludwigshafen den Giacomo in Verdis »Giovanna d’Arco«. 1999 trat er an der English National Opera London als Rigoletto auf, den er auch in Brisbane und in Prag vortrug. Ebenfalls 1999 hörte man ihn an der Opera North Leeds als Germont-père in »La Traviata«, 2000 beim Edinburgh Festival und an der Opera North als Bischof Hidulfus in »Genoveva« von R. Schumann. Er starb 2001 ganz plötzlich  am Vorabend seines 47. Geburtstages an einem Herzinfarkt kurz vor einem Verdi-Konzert in Birmingham.

 

27.1. Carlo MELICIANI: 95. Geburtstag

 Er begann seine Karriere Mitte der fünfziger Jahre, wirkte bereits 1956 bei einer England-Tournee einer italienischen Operntruppe mit und erreichte 1960 die Mailänder Scala, an der er als Ping in Puccinis »Turandot« debütierte, und an der er dann bis 1983 ständig auftrat. Hier sang er eine Reihe großer Partien aus dem italienischen Repertoire, darunter den Amonasro in »Aida« (seine Hauptrolle), den Renato in Verdis »Un Ballo in maschera«, den Carlos in »La forza del destino«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, den Michele in Puccinis »Il Tabarro«, den Sonora in »La Fanciulla del West«, den Hermann in Catalanis »Loreley«, den Chevreuse in Donizettis »Maria di Rohan«, den Carlo in Verdis »Ernani«, den Posa in Verdis »Don Carlos« und den Antonio in Donizettis »Linda di Chamounix«. An der Scala wirkte er auch in den Uraufführungen der Opern »Il Calzare d’argento« von Pizzetti (23.3.1961) und »Il buon soldato Svejk« von G. Turchi (5.4.1962) mit. 1961 gastierte er am Teatro Comunale Bologna als Rigoletto. Daneben gastierte er regelmäßig an den großen italienischen Opernhäusern wie am Teatro Verdi Triest, am Teatro Petruzzelli Bari, am Teatro Comunale Florenz (1965 als Rigoletto) und am Teatro Massimo Palermo, trat aber auch an kleineren Theatern (Rovigo, Bergamo, Mantua, Cremona, Piacenza) auf. Er unternahm dazu zahlreiche Auslands-Gastspiele. 1961 gastierte er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, mit dem Ensemble des Teatro Massimo Palermo bei den Festspielen von Wiesbaden (als Riccardo in Bellinis »I Puritani«), außerdem am Opernhaus von Athen und in der Schweiz. 1960-61 sang er bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom den Rigoletto, 1973 in der Arena von Verona den Paolo in Verdis »Simon Boccanegra«. Bereits 1962 war er als Gast in Mexico City anzutreffen, 1968 kam es zu seinem USA-Debüt am Opernhaus von Philadelphia als Amonasro, 1970 und 1971 gastierte er dort wieder, ebenso 1970 an der Hartford Opera. Von seinen Partien sind ergänzend der Nabucco von Verdi, der Graf Luna im »Troubadour«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Tonio im »Bajazzo«, der Scarpia in »Tosca«, der Gellner in »La Wally« von Catalani und der Heerrufer in »Lohengrin« zu nennen. Er trat auch gern in Charakterrollen auf, so als Metifio in »L’Arlesiana« von Cilea, als Kyoto in Mascagnis »Iris« und als Dandini in »La Cenerentola« von Rossini. Noch 1985 sang er am Teatro Margherita in Genua eine kleine Rolle in »Andrea Chénier« von Giordano. Er starb 2022 in Empoli. Verheiratet mit der Sopranistin Laura Londi.

Schallplatten: Legendary Records (»Ernani«, Mitschnitt einer Scala-Aufführung von 1969).

 

28.1. John TAVENER: 80. Geburtstag

Er kam als Sohn presbyterianischer Eltern schon früh mit religiöser Musik in Berührung. Nachdem er Igor Strawinskys Canticum Sacrum gehört hatte, beschloss er, Komponist zu werden. Er studierte an der Highgate School, war Organist und Chorleiter an der St. John’s Presbyterian Church und studierte an der Royal Academy of Music (1961–65). Tavener hatte geplant, Konzertpianist zu werden und schon Stunden bei Solomon genommen. Seine schwache Konstitution (er litt am Marfan-Syndrom) machte jedoch das Klavierspielen sehr mühsam und er verlegte sich auf Komposition, die er bei Lennox Berkeley studierte. 1964 traf Tavener sein Vorbild Strawinsky, der auf die Partitur von Three Holy Sonnets nur „Ich weiß“ schrieb. Er gewann noch als Student mit seiner von der London Bach Society uraufgeführten Kantate Cain und Abel 1965 den Fürst-Rainier-von-Monaco-Preis. Es folgten weitere Kompositionen überwiegend religiöser Thematik, die Tavener als einen der begabtesten und charismatischsten Komponisten Englands etablierten. Sein Durchbruch kam 1968 mit der an Olivier Messiaen angelehnten, aufwendig komponierten Kantate The Whale, die beim Gründungskonzert der London Sinfonietta uraufgeführt wurde. Tavener bekam einen Plattenvertrag beim Label der Beatles, Apple Records. 1969 wurde Tavener Professor für Komposition am Trinity College, im selben Jahr lud ihn Benjamin Britten ein, eine abendfüllende Oper für das Royal Opera House zu schreiben. Für Tavener, dem bis jetzt alles leichtfiel, begann eine krisenhafte Zeit: Quälende Schreibblockaden verzögerten die Fertigstellung der Oper und anderer Werke. 1979 erst hatte seine Oper Thérèse Premiere und fiel bei den Kritikern durch. Von entscheidender Bedeutung für die Lösung von Taveners Schaffenskrise waren die Begegnungen mit dem Karmeliterpater Malachy Lynch und dem Metropoliten Anthony (Bloom) von Surosch (1914–2003), Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche in England, der zu einem wichtigen Mentor für Tavener wurde. Eine weitere wichtige Person für den Komponisten war ab 1991 Mutter Thekla, Äbtissin des orthodoxen Klosters von Normanby in Yorkshire, die für viele von Taveners Chorwerke Texte übersetzt, zusammengestellt oder geschrieben hat. 1977 konvertierte Tavener zur Russisch-Orthodoxen Kirche. Seine Musik nahm nun einen wesentlich strengeren transzendenten Charakter an, während seine Kompositionstechnik unverändert blieb. Immer noch aber trank er zu viel und litt wegen des Scheiterns seiner ersten Ehe an Depressionen. 1980 erlitt Tavener einen schweren Schlaganfall, 1991 hatte er eine schwere Operation, während der sein Herz aussetzte und er vom Operationsteam wiederbelebt werden musste. Diese Erfahrung machte ihn einerseits noch ernster und introvertierter, andererseits nahm sie ihm die Angst vor dem Tod. Seine Schreibblockaden ließen nach, er heiratete 1991 ein zweites Mal, wurde Vater zweier Töchter und hatte einen Welterfolg mit The Protecting Veil. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Tavener bekannt durch die Aufführung seines Werks Song for Athene auf der Beerdigung von Prinzessin Diana. 2000 wurde Tavener für seine Verdienste um die Musik zum Ritter geschlagen. 2003 veröffentlichte er das sieben Stunden dauernde Werk The Veil of the Temple, das auf Texten aus verschiedenen Religionen basiert. Allerdings beschrieb Tavener selber die Positionierung seines Glaubens in einer BBC-Sendung vom 2. April 2010 als „im Wesentlichen orthodox“ („essentially Orthodox“). Er komponierte 1999 das Stück Prayer of the Heart für Björk. Das Stück wurde erstmals 2001 bei der Ausstellung „heartbeat“ von Nan Goldin aufgeführt. Für den Film Children of Men komponierte Tavener 2006 das Stück Fragments of a Prayer. 2013 erhielt er im Rahmen des Festivals Europäischer Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd den Preis der Europäischen Kirchenmusik. Tavener arbeitete zudem an einer neuen Oper, The Toll Houses. Am 12. November 2013 starb er im Alter von 69 Jahren in Child Okeford (Dorset).

 

28.1. Maria FOŁTYN: 100. Geburtstag

 Ihre Ausbildung erfolgte u.a. bei dem berühmten Bassisten Adam Didur, bei der nicht weniger bekannten Sopranistin Ada Sari und bei Adam Ludwig. Sie debütierte 1949 im Opernstudio von Danzig (Gdánsk) in der Titelrolle von Moniuszkos »Halka« und wurde dann an die Nationaloper von Warschau berufen. Nachdem sie dort zuerst kleinere Partien übernommen hatte, erreichte sie 1953, wiederum als Halka, ihren Durchbruch. Sie blieb bis 1962 eine der führenden Sängerinnen der Warschauer Oper, ging dann für die Jahre 1962-65 an das Opernhaus von Leipzig, gastierte anschließend, hauptsächlich in Westdeutschland, und war seit 1967 am Opernhaus von Lodz tätig. Seit 1970 war sie als Regisseurin in Warschau beschäftigt und nahm gleichzeitig eine Professur an der Musikhochschule der polnischen Hauptstadt wahr. Gastspiele führten die Künstlerin an die Staatsopern von Berlin, München, Stuttgart und Hamburg, an die Nationaloper Budapest, an die Opernhäuser von Zürich, Köln und Frankfurt a.M., nach Moskau, Kiew, Leningrad und Helsinki, nach Prag und Montreal, nach Chicago, Havanna, Rom und zu den Festspielen von Persepolis. In der New Yorker Carnegie Hall sang sie einmal mehr die Titelrolle in »Halka«. Wichtige Partien in ihrem Repertoire waren die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Aida, die Tosca, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, die Mimi in »La Bohème«, die Elsa in »Lohengrin«, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky und die Tatjana in »Eugen Onegin«. Sie inszenierte auch Opern, u.a. 1949 in der Waldoper von Zoppot Moniuszkos »Halka«, konnte aber trotz aller Bemühungen die Wiederaufnahme der dortigen Festspiele nicht erreichen. Sie starb 2012 in Warschau.

Schallplatten: Muza (Recital).

 

28.1. Sophie HEYMANN: 150. Geburtstag

 Sie studierte bei den bedeutendsten Gesangpädagoginnen ihrer Epoche, zuerst bei Mathilde Marchesi de Castrone und bei Pauline Viardot-Garcia in Paris, dann in Berlin bei Amalie Joachim. 1897 gab sie ihr Konzertdebüt und unternahm im folgenden Jahr eine große Holland-Tournee. Seit 1897 kamen ihre ersten Bühnenauftritte in Gent, im Haag und in Amsterdam zustande. 1898 nahm sie ihren Wohnsitz endgültig in Berlin und ging von dort aus einer umfangreichen Konzerttätigkeit in den Musikzentren in Deutschland wie in den Niederlanden nach. 1900 sang sie am Berliner Theater des Westens als Antrittsrolle die Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini. Sie war in den Jahren 1900-1902 an diesem Haus im Engagement und gab dann Gastspiele an verschiedenen deutschen Theatern (u.a. 1902 am Opernhaus von Leipzig, 1907 an der Komischen Oper Berlin), doch gelang es ihr nicht, zu einer Bühnenkarriere von Bedeutung zu kommen. Sie beschränkte sich daher mehr und mehr auf eine Tätigkeit im Konzertbereich. 1927 lebte sie noch in Berlin, später wieder in Amsterdam. Auch ihre Schwestern Louise Heymann (* 8.5.1861 Amsterdam, † 10.3.1942 Amsterdam) und Johanna Heymann (* 25.11.1870 Amsterdam, † 5.3.1943 Sobibor) wurden als Sängerinnen bekannt, ihr Bruder Carl Heymann (* 6.7.1852 Filehne, † 6.12.1922 Haarlem) ein bekannter Pianist. Der Vater der beiden Schwestern, Isaac Heyman (* 26.3.1829 Auras, Landkreis Spree-Neiße, Brandenburg, † 9.8.1906 Amsterdam) wirkte als Oberkantor an einer Amsterdamer Synagoge. In Amsterdam gab Sophie Heymann gemeinsam mit ihrer Schwester Johanna bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Musikunterricht. Beide wurden später deportiert und am 5. März 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

Bereits 1900 erschienen drei Berliner Records, deren Aufnahmequalität jedoch minderwertig ist; um 1910 kamen dann auf der Marke Anker Platten heraus, bei denen der Name der Künstlerin als Sophie Heymann-Engel angegeben wird. Auf ihnen begegnet uns ein technisch hervorragend beherrschter, schön gebildeter Koloratursopran, so dass man nicht verstehen kann, dass es zu keiner Bühnenkarriere der Sängerin gekommen ist. Von ihrer Stimme sind auch Favorit-Platten vorhanden.

 

29.1. Luigi NONO: 100. Geburtstag

Er wurde als Sohn des Ingenieurs Mario Nono (1890-1975) und seiner Frau Maria (1891-1976; geborene Manetti) geboren. Er entstammte einer alteingesessenen venezianischen Familie, seine Eltern gaben ihm den Vornamen eines Großvaters, der ein bedeutender Maler aus der venezianischen Schule des 19. Jahrhunderts war. Als Gymnasiast erhielt er Klavierunterricht und wurde 1941 externer Schüler im Fach Komposition bei Gian Francesco Malipiero am Konservatorium Accademia musicale Benedetto Marcello in Venedig. Auf Wunsch des Vaters studierte er nach dem Abitur 1942 Rechtswissenschaften in Padua. 1946 beendete er das Studium mit dem Diplom, im selben Jahr lernte er Bruno Maderna kennen, bei dem er privaten Kompositionsunterricht nahm. Beide besuchten 1948 im Rahmen der Biennale in Venedig einen Dirigierkurs bei Hermann Scherchen, den Nono anschließend auf eine Konzertreise nach Zürich und Rapallo begleitete. Über Scherchen erhielt Nono Zugang zur Musiktradition des deutschen Sprachraums, insbesondere zu Musik und musikalischem Denken der Zweiten Wiener Schule. 1955 heiratete er Nuria Schönberg (* 7.5.1932), die er im Jahr zuvor in Hamburg bei der Uraufführung der Oper Moses und Aron ihres Vaters Arnold Schönberg kennengelernt hatte. Das Ehepaar hatte zwei Töchter, Silvia (* 1959) und Serena Bastiana (* 1964). 1950 nahm er erstmals an den Kranichsteiner/Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik teil, wo seine Kanonischen Variationen über eine Reihe von Schönbergs op. 41 unter Scherchens Leitung uraufgeführt wurden. An diesen Kursen nahm er regelmäßig bis 1960 teil, dabei wurden insgesamt sieben seiner Kompositionen aufgeführt, 1957-60 war er dort auch als Dozent tätig. Zusammen mit Karlheinz Stockhausen, mit dem er 1952 in Darmstadt erstmals zusammentraf, und Pierre Boulez, den er ein Jahr später in Begleitung Scherchens bei einem Parisaufenthalt kennenlernte, galt er in den 1950er-Jahren als einer der führenden Vertreter der neuen Seriellen Musik der so genannten Darmstädter Schule. 1952 trat Nono in die Kommunistische Partei Italiens ein, in der er zeitlebens auf lokaler und nationaler Ebene aktiv war. Seit 1969 korrespondierte er mit seinem Parteifreund Giorgio Napolitano, der während seines Jurastudiums Theater- und Musikkritiken geschrieben hatte, und diskutierte mit ihm vor allem politische Fragen. Während Nono sich für Kuba und die Revolution engagierte und für die Dritte Welt stark machte, setzte Napolitano mehr auf eine Ost-West-Entspannung. Seine Stücke waren anfänglich oft geprägt von hoher Dichte und Lautstärke, die manchmal bis an die Schmerzgrenze ging. Nono verbreitete durch die Mittel der Neuen Musik humane und politische bzw. klassenkämpferische Ideen. Beispiele für soziales und politische Engagement waren vermehrt ab den 1960er-Jahren Stücke über Intoleranz und Gewalt gegenüber Flüchtlingen (Intolleranza, 1960/61), die Folgen eines Atomkrieges (Sul ponte di Hiroshima, 1962), die Entfremdung und Belastung durch die kapitalistische Arbeitswelt (La fabbrica illuminata, 1964), den Holocaust (Ricorda cosa ti hanno fatto in Auschwitz, 1965), den spanischen Bürgerkrieg (Epitaffio a Frederico Garcia Lorca), antifaschistischen Widerstand (Il canto sospeso), oder die Studentenrevolte der späten 1960er-Jahre (Musica-Manifesta n.1). Seine musikalische Verarbeitung dieser Themenkomplexe bediente sich dabei aber konsequent der Mittel der Neuen Musik und nicht der musikalischen Vorstellungen des sozialistischen Realismus. Später tendierte Nono mehr zu subtil lyrischer Zurückgezogenheit wie z. B. im Streichquartett Fragmente – Stille, An Diotima. Ab 1960 wandte er sich beginnend mit seiner ersten Tonbandkomposition Omaggio a Emilio Vedova einer bis zu seinem Tode anhaltenden Beschäftigung und Erforschung mit den Möglichkeiten der Elektronik in der Musik zu. Nono begann im Freiburger Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung zu arbeiten. Die dort entstandenen Werke bewegen sich zum Teil am Rande des Hörbaren. In den 1970er Jahren hatte Nono den Philosophen Massimo Cacciari getroffen, mit dem er in den folgenden Jahren eng zusammenarbeitete. So stellte Cacciari auch das Textmaterial für Nonos letztes großes Musiktheaterprojekt zusammen: Prometeo. Tragödie des Hörens (1984). Nachdem Luigi Nono sich nach Angaben seiner Familie kurz zuvor wegen eines Leberleidens im Krankenhaus aufgehalten hatte, starb er am 8. Mai 1990 in Venedig. Er ist auf dem Friedhof San Michele in Venedig beigesetzt. Das Grabmal gestaltete der japanische Architekt Arata Isozaki. Nach seinem Tod baute Nuria Schönberg-Nono, zunächst in ihrer Wohnung auf der Giudecca, das Archivio Luigi Nono auf. Dabei wurde sie von Massimo Cacciari, der Bürgermeister von Venedig geworden war, unterstützt. Im selben Jahr gestaltete Nonos Freund und künstlerisch-intellektueller Wahlverwandte, der DDR-Autor Heiner Müller (1929–95), ein raumplastisches Environment als intermedialen Gedenkort innerhalb der urbanistischen Identitätskampagne Marking the City Boundaries (Masterplan: Daniel Libeskind) in Groningen/NL, dem er den Titel seines Gedichts aus dem Jahr 1985 gab: Bruchstück für Luigi Nono. Im Herbst 2006 zog das Archiv in das ehemalige Giudecca-Kloster Santi Cosma e Damiano um und wurde in eine Stiftung umgewandelt. Ende März 2007 eröffnete der italienische Staatspräsident Napolitano das neue Archivio Luigi Nono. Schüler von Luigi Nono sind die Komponisten Helmut Lachenmann und Nicolaus A. Huber. Nonos Werkbiographie lässt sich anhand der verwendeten Besetzungen grob in drei Phasen unterteilen: Die erste erstreckt sich über die 1950er-Jahre und ist von seriellen Kompositionen für eine wechselnde Anzahl von Instrumental- oder Vokalsolisten geprägt. Eine erste Kulmination erreicht die Phase in der Azione scenica Intolleranza. Die zweite Phase (1960–75) zeichnet sich vorwiegend durch die Verwendung von Tonband aus und die erste Intensivierung der Studien über Raum-Klang. Sie mündet in die zweite azione scenica Al gran sole carico d’amore. In der letzten Werkphase bis zu seinem Tod zieht Nono Experimentierprozesse mit Live-Elektronik hinzu. Diese Studien münden in dem Werk Prometeo in enger Zusammenarbeit mit Hans-Peter Haller und dem Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR. In den letzten Jahren seines Lebens widmet Nono sich vorrangig Werken in kammermusikalischer Besetzung.

 

29.1. Luigi BORGONOVO: 125. Geburtstag

 Er stammte aus einer armen Familie; seine Ausbildung zum Sänger wurde durch einen Mäzen ermöglicht und konnte schließlich bei den Pädagogen Gennai und B. Bettinelli in Mailand stattfinden. 1925 erfolgte sein Debüt, 1925 sang er bereits als erster Bariton an der Oper von Havanna. 1927 unternahm er mit der Bracala Opera Company eine Mittelamerika-Tournee. 1928 hatte er am Teatro Donizetti in Bergamo große Erfolge. 1932 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Rigoletto und als Marcello in »La Bohème«, 1934 am Theater von Piacenza als Giancotto in »Francesca da Rimini« von Zandonai, 1939 am gleichen Haus als Baldassare in »L’Arlesiana« von Cilea, 1943 als Michonnet in »Adriana Lecouvreur« vom gleichen Komponisten, 1950 als Albert in »Werther« von Massenet und 1951 in Mascagnis »Il piccolo Marat«. In der Saison 1932-33 war er an der Mailänder Scala engagiert; hier hörte man ihn als Lescaut in Massenets »Manon«, als Michonnet und in der Premiere von Z. Kodálys »Spinnstube«. In der Spielzeit 1944-45 sang er dann an der Scala den Marcello in »La Bohème«, den Frank in der Puccini-Oper »Edgar« und den Rabbi David in Mascagnis »L‘Amico Fritz«, 1945-46 den Albert in »Werther« und den Scarpia in »Tosca«. 1938 (als Marcello) und 1939 (als Tebaldo in »Giulietta e Romeo« von Zandonai) sowie 1948 (als Ping in »Turandot« von Puccini) wirkte er bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. 1937 gastierte er am Teatro Comunale Bologna als Marcello und als Ford in »Falstaff« von Verdi, 1949 wieder als Marcello und 1950 wieder als Ford, den er auch 1943 beim Maggio Musicale von Florenz gesungen hatte. An der Oper von Rom hörte man ihn 1941 als Tebaldo in »Giulietta e Romeo« von Zandonai. Vor dem Zweiten Weltkrieg sang er auch in Barcelona, Madrid und Kairo und unternahm mehrere Südamerika-Tourneen. 1941 trat er bei der Italienischen Oper in Holland als Germont-père in »La Traviata« und als Scarpia auf. Nach Kriegsende setzte er seine Karriere in Italien fort und gab u.a. ein Gastspiel an der Oper von Antwerpen. Er war später als Pädagoge in der Opernschule der Mailänder Scala beschäftigt, wo die beiden großen Tenöre Franco Corelli und Luciano Pavarotti zu seinen Schülern gehörten. Luigi Borgonovo starb 1975 in Pescasseroli.

Schallplatten: HMV (darunter vollständige »La Traviata«, 1931), Colosseum (Michonnet in vollständiger »Adriana Lecouvreur«).

 

29.1. Anton von FUCHS: 175. Geburtstag

 Er war der Sohn eines bayerischen Ministerialsekretärs, begann 1867 das Jurastudium und schloss es nach seiner Teilnahme am deutsch-französischen Krieg von 1870-71 mit dem Endexamen ab. Bereits während seiner Studienzeit hatte er mit der Ausbildung seiner Stimme begonnen, die dann durch Julius Hey vollendet wurde. 1873 erfolgte sein Bühnendebüt an der Münchner Hofoper als Graf Liebenau im »Waffenschmied« von Lortzing. Er ist während seiner gesamten Karriere Mitglied der Münchner Oper geblieben, bei deren Publikum er überaus beliebt war. Seit 1882 wirkte er mehrfach bei den Bayreuther Festspielen mit, zuerst in der eigentlichen Uraufführung des »Parsifal« am 26.7.1882 als zweiter Gralsritter, später als Klingsor wie als Titurel und auch als Amfortas in »Parsifal«, dann 1889 als Kurwenal in »Tristan und Isolde«. Bei den Festspielen von Bayreuth war er 1894-99 auch als Spielleiter eingesetzt, nachdem er bereits seit 1880 als Regisseur und seit 1891 als Oberregisseur an der Münchner Hofoper in Erscheinung trat. Er wirkte an diesem Haus in mehreren Uraufführungen von Opern mit, u.a. am 15.10.1885 in »Der faule Hans« von Alexander Ritter, am 29.6.1888 in der von Richard Wagners Jugendwerk »Die Feen«, am 22.1.1899 in »Der Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, 1903 in »Der Dusle und das Barbeli« von Karl von Kaskel. Neben den bereits genannten Wagner-Rollen sang er den Papageno in der »Zauberflöte«, den Figaro in »Die Hochzeit des Figaro« wie im »Barbier von Sevilla«, den Leporello in »Don Giovanni«, den Don Pizarro in »Fidelio«, den Zaren in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, den Alberich wie den Gunther im Nibelungenring. Er blieb bis 1905 Mitglied der Münchner Hofoper, wurde 1907 zum Professor ernannt und 1917 als Ritter von Fuchs in den Adelsstand erhoben. Er führte an der Mailänder Scala in Inszenierungen des Nibelungenrings Regie, ebenso an der Metropolitan Oper New York, wo er in den Jahren 1903-05 insgesamt 13 Opern herausbrachte. 1908 war er zeitweilig als Direktor der Metropolitan Oper im Gespräch, doch fiel die Wahl schließlich auf Giulio Gatti-Casazza. 1923 zog Anton von Fuchs sich von jeder Bühnentätigkeit zurück. Er starb 1925 in München.

 

29.1. Karl von PERFALL: 200. Geburtstag

 Sein Vater, der königliche Kämmerer Emanuel von Perfall auf Greifenberg, stammt aus dem altbayerischen Adelsgeschlecht Perfall. Seine Mutter Franziska Freiin von Rolshausen auf Türnich kam aus Köln. Bereits als Kind erhielt Karl von Perfall Musikunterricht. Nach der erfolgreichen Aufführung seiner Kompositionen zum Künstler-Maskenfest 1849 im Odeon entschloss er sich, Berufsmusiker zu werden, obgleich ihm nach hervorragendem juristischem Examen eine Karriere im Staatsdienst in der Verwaltung sicher gewesen wäre. Er wurde Schüler von Moritz Hauptmann, Leipziger Thomaskantor. 1851 heiratete Karl von Perfall Julie von Reichert (1824–1874), die Tochter des Gerichtsdirektors Ignaz Ritter von Reichert. Sie hatten vier Kinder, darunter: Ludwig, später Generalmajor, Emanuel, später Hofmarschall und persönlicher Adjutant von Prinz Leopold von Bayern sowie Julie, die spätere Frau des Malers Otto Hierl-Deronco. 1852 war Perfall Dirigent des Münchner Gesangvereins Liedertafel und komponierte Lieder, Chorwerke, Konzertstücke und die Musik zu den Künstlermaskenfesten 1850–52 und 1854. 1853 wurde seine erste Oper, Sakuntala, in München uraufgeführt. 1854 gründete er den Münchener Oratorienverein, den er bis 1864 leitete, und 1855 erfolgte die Ernennung zum königlichen Kammerherren. 1859 bis zu seinem Tode war er Mitglied der Zwanglosen Gesellschaft München. 1864 wurde Karl von Perfall Hofmusikintendant, 1867 Intendant der königlich bayerischen Hoftheater und 1872 Generalintendant. Durch 742 Aufführungen der Werke Richard Wagners hat Karl von Perfall einen wesentlichen Anteil an dessen Durchbruch. Dabei stand er persönlich Wagner durchaus kritisch gegenüber. Dass er ihn dennoch so intensiv förderte, lag nicht zuletzt an seiner Loyalität zu König Ludwig II., aber auch an der Anerkennung von Wagners Genie. 1870 erfolgte die Übernahme des Theater am Gärtnerplatz. 1881 veranstaltete Karl von Perfall die ersten Wagner Festspiele. In die Amtszeit Perfalls fielen die Uraufführungen von Wagners Tristan und Isolde, Die Meistersinger von Nürnberg und des Ring des Nibelungen. 1892 wurde sein Rücktrittsgesuch zum 25-jährigen Jubiläum als Intendant des königlichen Hoftheaters noch abgelehnt, 1893 dann teilweise genehmigt, indem Ernst von Possart zum Generalintendanten des Hoftheaters ernannt wurde und Perfall auf eigenen Wunsch Generalintendant der Hofmusik bis Ende 1906 und Direktor der Akademie der Tonkunst bis 1901 blieb. Nach seinem Ausscheiden aus diesen Ämtern wurde er jeweils zum Ehrenpräsidenten der beiden Institutionen ernannt. Er starb nur zwei Wochen nach seiner letzten Ehrung 1907 in München. Von ihm existieren Bildnisse, die Franz von Lenbach 1888 und 1899 gemalt hat. 1902 und 1904 malte ihn außerdem sein Schwiegersohn Otto Hierl-Deronco im Frack und in Uniform als 1. Hofcharge. Die Grabstätte von Karl Perfall befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München.

 

30.1. Helen VANNI: 100. Geburtstag

 Ausbildung durch Marinka Gurewich, Martin Rich und Edyth Walker in New York. Bühnendebüt 1956 an der Metropolitan Oper New York als Page in »Rigoletto« von Verdi. Sie sang an diesem Opernhaus bis 1973 in insgesamt 402 Vorstellungen zunächst kleinere Partien wie die Clotilde in »Norma«, die Giovanna in Verdis »Ernani«, die Priesterin in »Aida«, die Ines im »Troubadour«, den Hirten in »Tosca«, die Flora in »La Traviata«, die Siegrune in der »Walküre«, die Mercedes in »Carmen«, den Pagen in »Salome« von R. Strauss, die Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Madrigalisten in Puccinis »Manon Lescaut«, die Schenkenwirtin in »Boris Godunow« und die Javotte in Massenets »Manon«, dann übernahm sie größere Aufgaben wie den Siebel in »Faust« von Gounod, den Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, die Lola in »Cavalleria rusticana«, die Bersi in »Andrea Chénier« von Giordano, die Suzuki in »Madame Butterfly«, den Fjodor in »Boris Godunow«, den Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Fenena in Verdis »Nabucco«, die Preziosilla in »La forza del destino«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Berta im »Barbier von Sevilla« und die Dorabella in »Così fan tutte«; zuletzt sang sie sogar die Marschallin im »Rosenkavalier« und die Donna Elvira in »Don Giovanni«. Größer Aufgaben übernahm sie an den Opernhäusern von Baltimore, Cincinnati, Pittsburgh, Portland, San Francisco (1963-71 Dorabella, Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, Isabella in »L’Italiana in Algeri«, Titelrolle in »Mignon« von A. Thomas, Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Larina in »Eugen Onegin« und Suzuki) und an der New York City Opera. Gastspiele an den Opern von Toronto, Ottawa und Montreal; auch bei den Festspielen von Glyndebourne aufgetreten. Hier erschien sie 1971-72 als Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Besonders beliebt war die Künstlerin an der Oper von Santa Fé, zu deren Ensemble sie lange gehörte. Bedeutende Karriere auch als Konzertsängerin. Sie wirkte als Pädagogin am Cleveland Institute of Music, auch an der Manhattan School; zu ihren Schülern gehörte die Mezzosopranistin Dolora Zajick. Helen Vanni starb 2023 in Albuquerque (New Mexico).

Schallplatten: Allegro Royale, Columbia (Lieder von Schönberg), Foyer (Giovanna in Verdis »Ernani«).

 

30.1. Harriet BEHNNE: 150. Geburtstag

 Sie erhielt ihre erste Ausbildung durch Mme. Asch in New York. Dann ging sie nach Berlin und wurde dort Schülerin von August Bungert, Luise Ress und schließlich von Lilli Lehmann. 1895 begann sie ihre Opernkarriere am Opernhaus von Breslau. Hatte sie dort zuerst kleinere Partien gesungen, so hatte sie bald in großen Aufgaben wie der Amneris in »Aida«, der Titelheldin in »Djamileh« von Bizet und der Fricka im Nibelungenring Erfolge. Sie blieb bis 1901 in Breslau, sang darauf 1901-02 am Stadttheater von Halle/Saale, dann wieder 1902-05 in Breslau, wo sie 1903 an der Uraufführung der Oper »Vasantena« von Leopold Reichwein teilnahm. 1905-06 war sie an der Komischen Oper in Berlin tätig, bei deren Eröffnungsvorstellung sie 1905 in »Hoffmanns Erzählungen« auftrat. 1905 war sie während einer Saison an der Covent Garden Oper London u.a. als Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg« anzutreffen. Sie gastierte 1901 an der Hofoper von Dresden, 1902 am Hoftheater von Braunschweig, 1904 und 1908 am Opernhaus von Leipzig, 1906 am Hoftheater von Hannover. Sie ging 1906 in ihre amerikanische Heimat zurück. Sie wurde von Henry W. Savage für seine Savage Opera Company verpflichtet, die eine große Nordamerika-Tournee unternahm. Mit diesem Ensemble sang sie am 15.10.1906 im Columbia Theatre Washington in der amerikanischen Erstaufführung von Puccinis »Madame Butterfly« die Partie der Suzuki, während Elsa Szamozy die Butterfly war und die übrigen Hauptrollen mit Joseph Sheehan und Winfred Goff besetzt waren. Nach dieser Aufführung wurden Schallplatten auf Columbia aufgenommen (1907 veröffentlicht), die jedoch technisch von sehr dürftiger Qualität sind. Dies sind leider die einzigen Dokumente ihrer schön gebildeten, ausdrucksvollen Altstimme. Bei den Szenen aus »Madame Butterfly« wurde die Titelrolle durch Rena Vivienne gesungen, die bei der Washingtoner Premiere die Kate Pinkerton übernommen hatte. (Auf den Etiketten der Columbia-Platten erscheint der Familienname der Künstlerin in der Schreibweise Harriet Behnée; die Künstlerin selbst unterzeichnete seit 1907 manchmal in dieser Form). 1909-10 kam sie nochmals nach Europa und war am Stadttheater von Mülhausen (Elsass) im Engagement, offensichtlich um den Übergang ins hochdramatische Sopranfach zu vollziehen. In den folgenden Jahren gastierte sie in diesem Fach an deutschen Theatern. Zu ihren Bühnenpartien gehörten die Maddalena in »Rigoletto«, die Azucena im »Troubadour«, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint- Saëns, die Lady in »Fra Diavolo« von Auber, die Irmentraud im »Waffenschmied« von Lortzing und namentlich die Carmen, später dann auch die Leonore in »Fidelio« und die Isolde in »Tristan und Isolde«. Sie führte nach einer Heirat auch den Namen Harriet Krafft-Spikermann. Sie starb 1963 in New York.

 

31.1. Adolf JELLOUSCHEGG: 150. Geburtstag

 Er war Schüler des Salzburger Mozarteums, spielte zunächst Viola, wandte sich dann aber der Ausbildung seiner Stimme zu. 1899 wurde er an das Hoftheater von Braunschweig verpflichtet und blieb während seiner ganzen Karriere Mitglied dieses Hauses, des späteren Staatstheaters Braunschweig. Bis zu seinem Bühnenabschied im Jahre 1935 sang er in Braunschweig ein sehr umfangreiches Repertoire, das als Höhepunkte Partien wie den Kaspar im »Freischütz«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Titelhelden in der Operette »Der Mikado« von Gilbert & Sullivan, den Mephisto in »Faust« von Gounod, den Rocco in »Fidelio«, den Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing, den Leporello in »Don Giovanni«, den Sarastro in der »Zauberflöte« wie den Figaro in »Die Hochzeit des Figaro« enthielt. Er trat auch als Hunding in der »Walküre«, als Gurnemanz in »Parsifal«, als Landgraf in »Tannhäuser« und als Crespel in »Hoffmanns Erzählungen« auf. Abgesehen von einigen Gastspielen und seinem Wirken im Konzertsaal war er einer jener verdienten Künstler, die ihre Karriere fast ausschließlich einem Theater widmen, mit dessen Publikum sie sich in besonderer Weise verbunden fühlen. Er starb 1939 in Beuthen (Bytom, Oberschlesien). Seinem Wunsch entsprechend wurde er auf dem Braunschweiger Domfriedhof beigesetzt. Schallplatten: Odeon (Lieder).

 

31.1. Marie-Amable ARMAND: 250. Geburtstag

 Sie absolvierte ihre Studien in Paris bei Mengozzi und Laïs. Sie hatte zuvor bereits als Kind Gesangunterricht erhalten und war schon 1793 an der Opéra-Comique Paris aufgetreten. Ihre eigentliche glanzvolle Karriere wurde eröffnet mit ihrem Debüt an der Grand Opéra Paris im Jahre 1801 als Antigone in »Oedipe à Colone« von Saccini. An diesem bedeutendsten französischen Operninstitut kam es bald zu ganz ungewöhnlichen Erfolgen. Große Verdienste erwarb sie sich um die Einführung der Opern von Mozart an der Pariser Opéra: 1803 sang sie dort in der »Zauberflöte« (in einer Bearbeitung der Oper von Ludwig Lachnith unter dem Titel »Les Mystères d’Isis«, in der auch Arien aus anderen Mozart-Opern untergebracht waren), 1805 die Donna Elvira in »Don Giovanni« in einem Arrangement von Kalkbrenner. Sie trat dort auch in Uraufführungen von Opern der Komponisten Rodolphe Kreutzer (»Aristippe«, 1808; »Abel«, 1810), François Adrien Boieldieu (»Béniowski«, 1800 und »Abderkan«, 1805), Étienne Méhul (»Ariodant«, 1798), Jean-François Le Sueur (»Les Bardes« 1804) und in Uraufführungen anderer zeitgenössischer französischer Opern auf. Ihre große Glanzrolle war die Titelpartie in der Oper »La belle Arsène« von Monsigny; weitere Höhepunkte in ihrem weit gespannten Repertoire waren die Titelrollen in den Opern »Alceste« und »Armide« von Gluck sowie in »Didon« von Piccinni. Kaiser Napoleon I. ernannte sie zur Kaiserlichen Hofsängerin. Nach Berichten ihrer Zeitgenossen besaß sie eine kraftvolle, ausdrucksreiche Stimme von großem Volumen, dazu war sie eine blendende Bühnenerscheinung und entwickelte ein großes darstellerisches Talent. 1811 wurde sie durch eine Intrige zum Rücktritt von der Bühne der Grand Opéra veranlasst. Sie arbeitete später pädagogisch in Paris. Sie starb 1946 in Ville d’Avray bei Paris. Ihre Nichte und Schülerin Joséphine Armand (1787-1859) kam 1808 an die Pariser Grand Opéra und wurde dort ähnlich gefeiert wie ihre Tante.

 

 

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