IN MEMORIAM GEBURTSTAGE IM JÄNNER 2023
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
IN MEMORIAM-Geburtstage
1.1. Marta FUCHS: 125. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung an der Musikhochschule von Stuttgart und vollendete sie in München und Mailand. 1923 begann sie ihre Karriere als Konzert-Altistin. Nach fünfjähriger Konzerttätigkeit debütierte sie 1928, immer noch als Altistin, am Stadttheater von Aachen. Hier trat sie u.a. als Orpheus von Gluck, als Azucena im »Troubadour« und als Carmen auf. Sie sang dann ab 1930 an der Staatsoper von Dresden, wo sich ihre Stimme zum hochdramatischen Sopran wandelte, doch behielt sie Teile ihres Alt-Repertoires bei. An der Dresdner Oper übernahm sie in der Uraufführung der Oper »Der Günstling« von Rudolf Wagner-Régeny am 20.2.1935 die Partie der Maria Tudor. Bereits 1932 sang sie in Dresden in der Uraufführung der Oper »Mister Wu« von E. d’Albert (nach dessen Tod vollendet durch Leo Blech), 1933 in der von Mark Lothars »Münchhausen«, 1936 in »Der verlorene Sohn« von Robert Heger, 1939 an der Berliner Staatsoper in »Die Bürger von Calais« von R. Wagner-Régeny, 1940 am gleichen Haus in einer weiteren Uraufführung, der von »Andreas Wolfius« von Fried Walter, 1943 in der von Othmar Schoecks »Das Schloss Dürande«. 1929 trat sie bei den Festspielen von Salzburg als Annina im »Rosenkavalier« auf, 1931 gastierte sie sehr erfolgreich am Deutschen Opernhaus Berlin als Octavian im »Rosenkavalier«. Seit 1935 war sie neben ihrem Engagement in Dresden gleichzeitig Mitglied der Berliner Staatsoper. Sie wurde bald eine der bedeutendsten Wagner-Sopranistinnen ihrer Generation. 1933 bis 1942 stand sie im Mittelpunkt der Festspiele von Bayreuth, wo man sie als Kundry in »Parsifal« (1933-34, 1936-37), als Isolde in »Tristan und Isolde« (1938), vor allem aber als Brünnhilde im Nibelungenring (1938-42) feierte. 1933 und 1935-38 wirkte sie in Amsterdam in Wagner-Aufführungen mit; 1938 sang sie am Théâtre des Champs-Élysées in Paris die Isolde. 1936 gastierte sie mit dem Ensemble der Dresdner Staatsoper an der Covent Garden Oper in London als Donna Anna in »Don Giovanni«, als Marschallin im »Rosenkavalier« und als Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1942 mit dem gleichen Ensemble beim Maggio Musicale von Florenz als Leonore in »Fidelio«. 1941 Gastspiel an der Oper von Rom als Leonore in »Fidelio«. 1942 gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Brünnhilde in »Siegfried«. Seit 1945 lebte die Künstlerin in Stuttgart, wo sie bis 1952 als Gast an der dortigen Staatsoper zu hören war, u.a. als Ortrud in »Lohengrin« und 1951 in der deutschen Erstaufführung von »The Rake’s Progress« von Strawinsky als Türkenbaba. 1949 trat sie in Dresden nochmals in einen Liederabend auf. Aus ihrem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne sind noch zu nennen: die Cornelia in »Giulio Cesare« von Händel, die Alceste wie der Orpheus in den gleichnamigen Opern von Gluck, die Klytämnestra in dessen »Iphigenie in Aulis« und die Iphigenie in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Zerlina in »Don Giovanni«, der Adriano in Wagners »Rienzi«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Elisabeth wie die Venus in »Tannhäuser«, die Elsa in »Lohengrin«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Titelrolle in dessen »Arabella« wie die Maria in »Der Friedenstag«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, die Amneris in »Aida«, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Mona Lisa in der Oper gleichen Namens von Max von Schillings und die Küsterin in »Jenufa« von Janácek. 1954 musste sie wegen eines Halsleidens ihre Karriere endgültig aufgeben. Sie lebte seitdem ganz zurückgezogen in Stuttgart, wo sie 1974 starb. – Voluminöse, dunkel getönte Stimme, deren Ausdrucksintensität namentlich im Wagnergesang unvergessliche Leistungen erzielte, dazu auf der Bühne durch ihre eminente Darstellungskunst ausgezeichnet.
Schallplatten: Auf Telefunken (Duette aus »Arabella« mit Elsa Wieber und Paul Schöffler), HMV (vollständige Oper »Die Walküre«, Lieder für die Hugo Wolf Society), Urania (vollständige Oper »Der Corregidor« von Hugo Wolf; Duette von A. Dvorák mit Margarethe Klose, 1951) und DGG zu hören. Auf Acanta erschien der Schlussgesang der Brünnhilde aus »Götterdämmerung«, auf Jecklin Disco Mitschnitt einer Rundfunksendung von O. Schoecks »Das Schloss Dürande« von 1941, auf Preiser »Götterdämmerung« aus Bayreuth von 1942.
1.1. Viktor ULLMANN: 125. Geburtstag
Seine Eltern entstammten beide jüdischen Familien; sie waren allerdings schon vor Viktors Geburt zum katholischen Glauben konvertiert. Der Vater Maximilian Ullmann konnte als assimilierter Jude die Laufbahn eines Berufsoffiziers einschlagen. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Oberst befördert und in den Adelsstand erhoben. Viktor besuchte ab 1909 ein Gymnasium in Wien. Seine musikalischen Neigungen und Begabungen verschafften ihm früh Zugang zu Arnold Schönberg und seinem Schülerkreis. Unmittelbar nach dem Schulabschluss meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Nach dem Einsatz an der Isonzofront wurde ihm ein Studienurlaub bewilligt, den er zum Einstieg in das Jura-Studium an der Wiener Universität nutzte und dabei auch Vorlesungen von Wilhelm Jerusalem besuchte. Anfang Oktober 1918 wurde er auch in Schönbergs Kompositions-Seminar aufgenommen. Er studierte bei Schönberg selbst Formenlehre, Kontrapunktik und Orchestrierung. Ullmann war ein ausgezeichneter Pianist, wenn auch ohne Ambitionen auf eine Solistenkarriere. Im Mai 1919 brach er beide Studien ab und verließ Wien, um sich in der Folgezeit in Prag ganz der Musik zu widmen. Sein Mentor wurde nun Alexander von Zemlinsky, unter dessen Direktion er bis 1927 Kapellmeister am Prager Neuen deutschen Theater war. 1923 begann mit den 7 Liedern mit Klavier eine Serie erfolgreicher Uraufführungen seiner Kompositionen, die bis Anfang der 1930er Jahre andauerte („Sieben Serenaden“). Auf dem Genfer Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) (1929) erregten die Schönberg-Variationen Aufsehen, ein Klavierzyklus nach einem Thema seines Wiener Lehrers. Fünf Jahre später wurde er für die Orchesterfassung dieses Werks mit dem nach dem ehemaligen Direktor der Universal Edition benannten Emil-Hertzka-Preis ausgezeichnet. 1929-31 war Ullmann Kapellmeister und Bühnenmusik-Komponist am Schauspielhaus Zürich. Interessiert an der von Rudolf Steiner begründeten Anthroposophie, betrieb er weitere zwei Jahre eine anthroposophische Buchhandlung in Stuttgart (1931–33), bevor er ab Mitte 1933 wieder ständig in Prag lebte, wo er als Musiklehrer und Journalist tätig war. 1935-37 nahm er Kompositionsunterricht bei Alois Hába, dessen Vierteltontechnik er allerdings nur in einer einzigen Komposition (der Klarinetten-Sonate op. 16, 1937) anwandte (nur das Autograph der Klarinettenstimme ist erhalten). In den Werken der 1920er Jahre hatte er sich noch deutlich an Schönbergs frei-atonalen Werken orientiert (insbesondere an der Kammersinfonie op. 9, an den George-Liedern op. 15 und an Pierrot Lunaire op. 21). Die ab Mitte der 1930er Jahre entstandenen Kompositionen zeichnen sich aus durch die selbständige Weiterentwicklung der von Schönberg empfangenen Anregungen (2. Streichquartett, 1. Klaviersonate) und durch die Auseinandersetzung mit der Oper Wozzeck von Alban Berg (Oper Der Sturz des Antichrist). Eine neuartige Harmonik zwischen Tonalität und Atonalität (Ullmann sprach selbst von „Polytonalität“), hochgespannter musikalischer Ausdruck und meisterliche Beherrschung der formalen Gestaltung gehören zu den Charakteristika von Ullmanns neuem, nunmehr unverwechselbarem persönlichen Stil. Viktor Ullmann war Freimaurer in Prag. Er wird auf der Mitgliederliste der Großloge Lessing zu den drei Ringen geführt und publizierte ab 1934 mehrfach als „Bruder Viktor Ullmann“ in der Reichenberger Freimaurerzeitschrift Die drei Ringe. 1942 wurde Ullmann ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er – immer noch an das Positive im Menschen glaubend – trotz Hunger und großer Probleme in der Bewältigung des Theresienstädter Lagerlebens um ein reiches Musikleben besorgt war und einen beträchtlichen Teil seiner Werke schuf. Er schrieb: „Zu betonen ist nur, dass ich in meiner musikalischen Arbeit durch Theresienstadt gefördert und nicht etwa gehemmt worden bin, dass wir keineswegs bloß klagend an Babylons Flüssen saßen und dass unser Kulturwille unserem Lebenswillen adäquat war.“ Am 16. Oktober 1944 wurde Ullmann gemeinsam mit Pavel Haas und Hans Krása nach Auschwitz-Birkenau deportiert und kurz nach seiner Ankunft durch Vergasung ermordet.
Bis zur Deportation erreichte seine Werkliste die Opuszahl 41 und enthielt u. a. weitere drei Klaviersonaten, Liederzyklen nach verschiedenen Dichtern, Opern und das Klavierkonzert op. 25, das er im Dezember 1939, d. h. 9 Monate nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Prag, vollendete. Der größere Teil dieser Werke ist verschollen; die Manuskripte gingen wahrscheinlich während der Besatzungszeit verloren. Erhalten blieben 15 Drucke seiner zwischen 1936 und 1942 entstandenen Kompositionen, die Ullmann im Selbstverlag herausgegeben und einem Freund zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Im Ghetto Theresienstadt blieb Ullmann weiter musikalisch aktiv: Er wirkte als Klavierbegleiter, organisierte Konzerte („Collegium musicum“, „Studio für neue Musik“), schrieb Kritiken über musikalische Veranstaltungen und komponierte. Sein Theresienstädter Nachlass blieb nahezu vollständig erhalten und umfasst – neben Chorkompositionen, Liederzyklen und einer Bühnenmusik – so gewichtige Werke wie die letzten drei Klaviersonaten, das 3. Streichquartett, das Melodram nach Rilkes „Cornet“-Dichtung und die Kammeroper Der Kaiser von Atlantis. Die Uraufführung der Oper Der Sturz des Antichrist (Text: Albert Steffen, 1935) hätte in Wien stattfinden sollen. Damals hatte Ullmann für seine knapp zweistündige Oper zum zweiten Mal den Emil-Hertzka-Preis erhalten. Verhandlungen mit dem Wiener Staatsoperndirektor Felix Weingartner waren im Gang. Dazu kam es jedoch nicht mehr: Die Uraufführung fand erst 60 Jahre später in Bielefeld statt. Der Kaiser von Atlantis erlebte seine Uraufführung erst 1975 als bearbeitete Fassung in Amsterdam. Die erste Aufführung, die sich so weit wie möglich an die originale Niederschrift hielt, fand 1989 in der Neuköllner Oper zu Berlin statt. Seit 1993 ist es möglich, die Originalfassung der Oper zu spielen, die mit Hilfe von Karel Berman und dessen Theresienstädter Rollenbuch vom Musikwissenschafter Ingo Schultz erstellt worden ist, die die Grundlage der Inszenierung von Herbert Gantschacher für ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater bildet. Von dieser Produktion, die auch den Originaltitel Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung“ verwendete, machte STUDIO MATOUŠ aus Prag 1994 eine Studioaufnahme, die 1995 erschien. Von der Theresienstädter Erstaufführung der Oper am 23. Mai 1995 gibt es einen Livemitschnitt von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater. Ein Jahr davor erschien eine CD-Einspielung mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Lothar Zagrosek bei Decca, dabei wurde aber nicht die Originalpartitur benutzt, sondern eine Fassung für großes Orchester aufgenommen. Die 2. Sinfonie D-Dur wurde am 9. Oktober 1994 in Zürich aufgeführt. Sie ist allerdings nicht als ausgearbeitete Sinfonie überliefert. Sie lag vielmehr als 7. Klaviersonate vor, von Ullmann aber mit so vielen präzisen Instrumentationsangaben versehen, dass die Komposition den Eindruck eines Particelles erweckt. In der orchestralen Einrichtung von Bernhard Wulff wurde das Werk als 2. Sinfonie im Rahmen der baden-württembergischen Musikhochschultage «Den Opfern der Gewalt» 1989 in Stuttgart unter Gerd Albrechts Leitung uraufgeführt und auf CD eingespielt. Das Werk übte als Zeugnis von Ullmann Überlebenskraft eine starke Wirkung aus. Besonders im „Kaiser“ und im „Cornet“ beschäftigte er sich noch einmal mit den Grundfragen seiner künstlerischen Weltanschauung, nun allerdings angesichts der Lebensbedingungen in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager: Mit dem ästhetischen Problem der Verwandlung eines vorgefundenen Stoffs in die künstlerische Form; und mit dem ethischen Problem der immerwährenden Auseinandersetzung des Geistes mit der Materie. Die inhaltlich konkreteste Form dieses Diskurses entfaltete er in der „Kaiser“-Oper mit der Parabel vom Spiel des Kaisers mit dem Tod um das Leben. Das „Spiel“, bei dem es um nicht weniger als die vom Kaiser geplante Vernichtung allen menschlichen Lebens und um die Verhinderung dieses Vorhabens durch den Tod geht, endet mit dem Untergang des Kaisers und mit der Vision eines neuen Verständnisses von Leben und Tod. Mit der musikalischen Gestaltung dieses vermeintlich zeitgebundenen Stoffs hat Viktor Ullmann ein zeitloses Modell davon entworfen, wie die positiven Kräfte des Menschen die Unmenschlichkeit jedes tyrannischen Regimes überwinden können.
1.1. Giovanni FURNO: 275. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung unter anderem bei Carlo Cotumacci (1709–82) am Conservatorio Sant‘Onofrio in Neapel, wo er 1775-97 auch unterrichtete. Danach war er bis 1808 Kompositionslehrer am Conservatorio della Pietà de‘ Turchini und schließlich am Real Conservatorio di Musica San Pietro a Maiella. Zu seinen Schülern gehörten Luigi Ricci, Saverio Mercadante, Vincenzo Bellini und Errico Petrella (1813–77). Furno komponierte zwei Opern, darunter L’allegria disturbata (1778), ein Miserere, eine Sinfonie und weitere Werke für Orchester. Furno starb 1837 in Neapel.
2.1. Alberto ZEDDA: 95. Geburtstag
Er studierte Musik in Mailand und Musikgeschichte an der Universität Urbino. 1961-63 war er an der Deutschen Oper Berlin, 1967-69 an der New York City Opera für das italienische Repertoire verantwortlich. Seit der Entwicklung des Rossini Opera Festival 1980-92 war er dessen künstlerischer Leiter. In der Saison 1992/93 war er künstlerischer Leiter am Teatro alla Scala in Mailand. Er war ein führender Rossini-Experte und lehrte Musikgeschichte an der Universität Urbino. Zusammen mit Rodolfo Celletti war er musikalischer Direktor des Festival della Valle d’Itria in Martina Franca. Er war Mitglied des künstlerischen Beirats der Fondazione Rossini In Pesaro und Ehrenpräsident der Deutschen Rossini-Gesellschaft. Zwischen 1964 und dem Jahr 2000 spielte er als Dirigent mehrere Filmkompositionen für Kino- und Fernsehfilme ein, für Regisseure wie Marcello Baldi, Kristian Missirkov, Hans Hulscher oder Pierre Cavassilas. An der Wiener Staatsoper dirigierte er 1984-90 insgesamt 47 Vorstellungen der Opern La Cenerentola, Il barbiere di Siviglia, La Traviata, Falstaff, I Capuleti e i Montecchi, La Bohème und Lucia di Lammermoor. Er starb 2017 in Pesaro.
2.1. Désiré-Alexandre BATTON: 225. Geburtstag
Er war Schüler von Luigi Cherubini am Pariser Konservatorium. Er komponierte mehrere Opern, die im Théâtre Feydeau und der Opéra-Comique aufgeführt wurden. 1816 erhielt er den Premier Second Prix de Rome für die Kantate La Mort du Tasse, da der erste Preis nicht vergeben wurde, 1817 erhielt er den Premier Grand Prix de Rome für die Kantate La Mort d’Adonis. 1842 wurde er als Inspektor der Musikschulen in Frankreich genannt, ab 1849 unterrichtete er am Pariser Konservatorium. Neben seinen musikbezogenen Aktivitäten, leitete er lange die von seinem Vater gegründete Kunstblumenfabrik. Er starb 1855 in Versailles.
3.1. Viveja GROMOVA: 95. Geburtstag
Sie studierte 1952-56 am Gnesin-Konservatorium in Moskau und trat dann in Warschau am Opernhaus wie als Konzert- und Rundfunksängerin auf. 1957 kam sie nach Moskau und wurde Mitglied des Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko-Theaters. Hier wie bei Gastspielen an anderen Theatern in der Sowjetunion sang sie u.a. die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Adina in »L‘Elisir d’amore«, die Gilda in »Rigoletto«, die Traviata, die Butterfly, die Natascha Rostowa in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, die Arsena im »Zigeunerbaron« und die Fiammetta in »Boccaccio« von F. von Suppé. Sie trat auch in den zeitgenössischen russischen Opern »Der Wert des Lebens« von Nikolajew (als Lisoschka), »Via del Corno« von Moltschanow (als Clara), in Opern von Chrennikow und A. Spadavecchia auf. 1969 erhielt sie den Titel einer Verdienten Künstlerin der UdSSR. Sie gab ihre Karriere 1983 auf. Sie starb 2022 in Moskau.
3.1. Pietro METASTASIO: 325. Geburtstag
Er wurde in Rom geboren, wo sein Vater, Felice Trapassi aus Assisi, eine Stelle im Korsischen Regiment der päpstlichen Truppen innehatte. Der Vater heiratete Francesca Galasti aus Bologna und etablierte sich als Gemüsehändler in der Via dei Cappellari in Rom. Aus seiner Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor. Schon als Kind trug Pietro spontan Gedichte vor. 1709 wurden bei einer solchen Gelegenheit zwei Männer auf ihn aufmerksam: Giovanni Vincenzo Gravina, berühmt für seine juristische und literarische Bildung und Vorsitzender der „Accademia dell‘Arcadia“, sowie Lorenzini, ein bedeutender Kritiker. Gravina war begeistert vom Charme und Talent des kleinen Pietro und adoptierte Pietro wenige Wochen später. Der Vater war damit einverstanden, da sich mit der Adoption die Chance einer guten Ausbildung und des gesellschaftlichen Aufstiegs für den Jungen ergab. Gravina gab dem elfjährigen Jungen auch seinen Künstlernamen „Metastasio“ (Gräzisierung seines Familiennamens Trapassi, „Überschreitung, Überschreiter“) und plante, ihn zum Juristen auszubilden. Daher unterrichtete er ihn in Latein und Rechtswissenschaft. Gleichzeitig förderte er sein literarisches Talent und führte seinen Schützling in die römische Gesellschaft ein. Metastasio trat schon bald gegen die berühmtesten Stegreifdichter („Improvisatori“) Italiens an – bei diesen abendlichen Wettbewerben wurden manchmal bis zu 80 Strophen improvisiert. Doch das anstrengende Lernen tagsüber und die Wettbewerbe an den Abenden griffen seine Gesundheit an. Gravina musste beruflich nach Kalabrien reisen und nahm Metastasio mit sich. Er führte ihn in die literarischen Kreise Neapels ein und vertraute ihn seinem Freund Gregorio Caroprese in Scaléa an. Durch die frische Luft der ländlichen Gegend und die Ruhe des Meeres kam Metastasio wieder zu Kräften. Gravina entschied, dass Metastasio nicht mehr improvisieren, sondern seine Kräfte für höhere Ziele einsetzen sollte: Erst nach dem Abschluss seiner Ausbildung sollte er erneut gegen große Dichter antreten. Metastasio fügte sich den Wünschen seines Mentors. Im Alter von zwölf Jahren übersetzte er die Ilias in Stanzen, zwei Jahre später schrieb er eine Tragödie im Stil von Seneca über den Stoff aus Gian Giorgio Trissinos Italia liberata dai Goti – Gravinas Lieblingsepos, Giustino. Gravina ließ es 1713 veröffentlichen, aber das Stück war leblos und künstlerisch unbedeutend. Zweiundvierzig Jahre später bat Metastasio seinen Herausgeber, Calsabigi, es unter Verschluss zu halten. Caroprese, der Freund Gravinas aus Scalea, starb 1714, und setzte Gravina als Alleinerben ein. Als 1718 auch Gravina starb, erbte Metastasio ein Vermögen von 15,000 Scudi. Bei einem Treffen der „Accademia dell’Arcadia“ trug er eine Elegie auf seinen Mentor vor und zog sich dann zurück, um seinen Wohlstand zu genießen. Metastasio war nun zwanzig Jahre alt. Während der letzten vier Jahre trug er die Kleidung eines Abbé, nachdem er die niederen Weihen empfangen hatte, ohne die es unmöglich war, in Rom Karriere zu machen. Seine romantische Geschichte, seine charismatische Erscheinung, seine charmanten Manieren und sein außergewöhnliches Talent machten ihn berühmt. Nach weiteren zwei Jahren hatte er sein Geld ausgegeben. Nun entschied er sich ernsthaft, seine Fähigkeiten beruflich zu nutzen. In Neapel nahm er eine Stelle bei einem berühmten Juristen namens Castagnola an, der diktatorisch über Metastasios Zeit und Energie verfügte. Neben seinem zeitraubenden juristischen Frondienst schrieb Metastasio 1721 ein Epithalamium (Hochzeitsgedicht) mit fast 100 Stanzen und auch einen seiner ersten musikdramatischen Texte, die Serenata Endimione, die auf der Hochzeit seiner Schutzherrin Prinzessin Pinelli di Sangro mit dem Markgrafen Belmonte Pignatelli aufgeführt wurde. 1722 wurde der Geburtstag der Kaiserin besonders pompös gefeiert. Der Zeremonienmeister wandte sich an Metastasio und erteilte ihm den Auftrag, eine Serenata für die Feier zu verfassen. Er nahm den Auftrag an und schrieb Gli orti esperidi („Die Gärten der Hesperiden“). Die Musik wurde von Nicola Porpora komponiert; einen der Soloparts sang Porporas Schüler, der berühmte Kastrat Farinelli. Es war ein spektakuläres Debüt mit tobendem Applaus. Die römische Primadonna Marianna Benti Bulgarelli, nach ihrem Geburtsort „La Romanina“ (Die Römerin) genannt, die in dem Stück die Venus spielte, überredete Metastasio, die Rechtswissenschaften aufzugeben und versprach ihm, für seine Berühmtheit und Unabhängigkeit zu sorgen, sollte er die Arbeiten an seinen musikalischen Dramen weiterführen. In La Romaninas Haus lernte er die größten Komponisten seiner Tage kennen: Neben Porpora, von dem er Musikunterricht bekam, Johann Adolf Hasse, Giovanni Battista Pergolesi, Alessandro Scarlatti, Leonardo Vinci, Leonardo Leo, Francesco Durante, und Benedetto Marcello. Sie alle vertonten später seine Stücke. Hier erlernte er die Kunst des Singens und den Gesangsstil eines Farinelli zu schätzen. Metastasios außerordentliche musikalische Begabung und sein poetisches Gespür machten ihm das Schreiben von Stücken leicht. Metastasio lebte mit La Romanina und ihrem Mann in Rom. Bewegt von tatsächlicher Bewunderung seines Talents, adoptierte sie ihn, wie zuvor Gravina. Sie nahm die ganze Familie Trapassi – Vater, Mutter, Bruder und Schwestern – in ihr Haus auf und erfüllte ihm alle Sonderwünsche. 1724 wurde Metastasios erstes Opernlibretto Didone abbandonata mit der Musik von Domenico Sarro in Neapel aufgeführt, wobei seine Gönnerin die Titelpartie sang. Nach diesem großen Erfolg schrieb er weitere Texte für Rom und Venedig, in schneller Abfolge entstanden Catone in Utica, Ezio, Alessandro nell‘Indie, Semiramide riconosciuta, Siroe und Artaserse. Diese Dramen wurden von den damals berühmtesten Komponisten vertont und in allen großen Städten aufgeführt. Ihr Erfolg basierte auf der Kombination der Reformideen Apostolo Zenos, des anderen großen italienischen Librettisten des 18. Jahrhunderts, mit seinem eigenen außerordentlichen poetischen und musikalischen Gespür, durch das er Zeno weit übertraf. In der Zwischenzeit wurde La Romanina älter und hatte aufgehört, öffentlich zu singen. Der Dichter fühlte sich ihr aus Dankbarkeit immer mehr verpflichtet. Er bekam 300 Scudi für jede Oper. Diese Gage war gut, aber Metastasio hatte das Bedürfnis nach einer festen Anstellung, die ihm eine gewisse Sicherheit geben würde. Im September 1729 bekam Metastasio das Angebot, Hofdichter (poeta Cesareo) am Wiener Kaiserhof Karls VI. als Nachfolger von Apostolo Zeno zu werden, was er, ohne zu zögern, annahm. Es beinhaltete ein Stipendium von 3000 Gulden. La Romanina ließ ihn gehen und kümmerte sich weiterhin selbstlos um seine Familie. Im Frühsommer 1730 kam Metastasio in Wien an. Er zog in eine große Wohnung im Haus Stadt Nr. 1187, dem „Großen Michaelerhaus“; 1732 zog auch sein Freund Nicolò Martines mit seiner Familie zu ihm. Joseph Haydn bewohnte im selben Haus 1750-55 eine Dachkammer. Damit begann eine völlig neue Periode im Schaffen Metastasios. Zwischen 1730 und 1740 wurden seine besten Dramen für das Kaiserliche Hoftheater vertont und aufgeführt, meist in Vertonungen des konservativen Hofkapellmeisters Antonio Caldara: Adriano in Siria, Demetrio, Issipile, Demofoonte, L‘Olimpiade (1734 von Antonio Vivaldi), La clemenza di Tito, Achille in Sciro, Temistocle und Attilio Regolo (nicht mehr in Wien aufgeführt, da Karl VI. inzwischen verstorben war, sondern 1750 mit Musik Hasses in Dresden). Außerdem widmete er sich auch wieder geistlichen Texten; seine 1730 entstandene Azione sacra La passione di nostro signore Gesù Cristo wurde zu einem der meistvertonten Oratorientexte des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Da es sich oft um Gelegenheitswerke aus aktuellem Anlass handelte, entstanden Text, Komposition, Notenabschrift und -druck und Einstudierung immer wieder in kürzester Zeit. Metastasios Erfahrungen in Neapel und Rom hatten seine Technik zur Meisterschaft entwickelt, und die Begeisterung der Wiener beschleunigte seine Karriere. Wegen seiner niederen Herkunft fand sich Metastasio in Wien aber aus aristokratischen Kreisen ausgeschlossen und ging deshalb ein intimes Verhältnis mit Baronin Althann ein, einer Schwägerin seiner früheren Gönnerin, Prinzessin Belmonte Pignatelli. Sie hatte ihren Mann verloren und war eine Zeitlang Mätresse des Kaisers gewesen. Metastasios Beziehungen zu ihr waren so intensiv, dass man sogar glaubte, sie hätten heimlich geheiratet. La Romanina war inzwischen der langen Abwesenheit Metastasios müde geworden und bat ihn, ihr ein Engagement am Wiener Hoftheater zu vermitteln. Er hatte sich aber innerlich von ihr gelöst und bat sie schriftlich, von diesem Vorhaben abzusehen. Dieser irritierende Brief machte sie wütend. Wahrscheinlich hatte sie sich bereits auf den Weg gemacht, sie starb aber unvermittelt während der Reise. Metastasio fand sich als Alleinerbe La Romaninas eingesetzt, während sie ihrem Ehemann nichts hinterlassen hatte. Metastasio war durch ihren plötzlichen Tod so überwältigt und voller Reue, dass er auf seinen Erbanspruch verzichtete. Diese Entscheidung schuf viel Verwirrung zwischen den Familien Metastasio und Bulgarelli. La Romaninas Witwer heiratete ein zweites Mal, und die Familie von Leopoldo Trapassi, seine Schwester und sein Vater mussten wieder selbst für ihr Auskommen sorgen. Das Leben, das Metastasio in Wien führte, und das dortige Klima begannen seiner Gesundheit zu schaden – ab etwa 1745 schrieb er nur noch wenig, zumal nach dem Tod des Kaisers und angesichts wirtschaftlicher Probleme, die sich durch den Österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg verschärften, unter der Nachfolgerin Maria Theresia keine regelmäßigen Opernaufführungen mehr stattfanden. Dennoch gehörten die Kantaten aus dieser Periode, darunter vor allem Gelegenheitswerke für die kaiserliche Familie, sowie die Kanzonette Ecco quel fiero istante, die er seinem Freund Farinelli gesandt hatte, zu seinen populärsten Werken. Vernon Lee sagte dazu, dass „das was ihn antrieb, geistige und moralische Langeweile war“. 1755 starb Baronin Althann, und Metastasio begann, seinen gesellschaftlichen Umgang auf die Besucher seines Hauses zu beschränken. Jahrzehntelang lebte er sehr zurückgezogen und war wenig produktiv. Gut befreundet war er mit Nicolò Martines. Er förderte die Erziehung von dessen Tochter Marianna von Martines, die in Wien als Komponistin, Cembalistin und Sängerin große Bekanntheit erlangte. Nach langer, schwerer Krankheit starb Metastasio 1782 und vermachte sein gesamtes Vermögen den vier Kindern des Nicolò Martines. Er wurde in einem Begräbnis erster Klasse in der Wiener Michaelerkirche beigesetzt, wo sein einbalsamierter Leichnam bis heute liegt. Er hatte alle seine italienischen Verwandten überlebt. Während seiner letzten vierzig Jahre, in denen Metastasio seine eigene Kreativität und Produktivität überlebt hatte (in der Zwischenzeit setzte sich die Opera buffa vor allem in Wien als wichtigste musiktheatralische Gattung durch), wuchs sein europäischer Ruhm von Jahr zu Jahr. 1768 wurde er in die Accademia della Crusca in Florenz aufgenommen, die seit zwei Jahrhunderten in ihrem Vocabolario die italienische Sprache lexikographisch verzeichnete. In seiner Bibliothek hatte Metastasio 40 Ausgaben seiner eigenen Werke. Sie waren ins Französische, Englische, Deutsche, Spanische und sogar ins Neugriechische übersetzt worden. Die berühmtesten Komponisten des 18. Jahrhunderts vertonten seine Texte, die, häufig stark bearbeitet, auf allen europäischen Bühnen – mit Ausnahme Frankreichs – zur Aufführung gebracht wurden, oft unter der Beteiligung der größten Gesangsvirtuosen der Zeit; gleichzeitig war er Mitglied jeder nennenswerten literarischen Akademie und führte einen ausgedehnten Briefwechsel mit adligen Gönnern sowie Gelehrten, Dichtern und Musikern seiner Zeit. Berühmte Fremde, die durch Wien kamen, zollten ihm Tribut, indem sie ihn in seiner Wohnung am Kohlmarkt aufsuchten, darunter der englische Musikgelehrte Charles Burney, der einen lebhaften Bericht über diese Begegnung in seinem musikalischen Reisetagebuch abgab. Ein Denkmal mit einer lebensgroßen Statue Metastasios von der Hand des Udinesischen Bildhauers Vincenzo Lucardi befindet sich in der Minoritenkirche, der italienischen Nationalkirche in Wien. Metastasios Verlassenschaftsabhandlung aus dem Bestand des Obersthofmarschallamts (OMaA 12/1782) im Haus-, Hof und Staatsarchiv in Wien ist verloren. Sie wurde am 3. Januar 1924 für „Gerichtspräsident Jeitner“ behoben und nie mehr zurückgestellt. Im Jahr 1886 wurde in Wien Innere Stadt (1. Bezirk) die Metastasiogasse nach dem Dichter benannt.
Metastasios Werke waren für eine bestimmte Art von Musik bestimmt – für die Kunst äußerst virtuoser Sänger, unter anderen auch Kastraten. Mit der Opernreform, die durch Gluck eingeführt wurde, dem Einsatz größerer Orchester, der Komposition umfangreicherer Gesangsnummern sowie der Zunahme von Ensembles (Duetten, Terzetten, Finali) war ein anderer Typ eines Librettos gefragt; so musste der Text von La clemenza di Tito für die Komposition von Mozart von 1791 stark bearbeitet werden, was der damalige sächsische Hofdichter Caterino Mazzolà übernahm. Das 1751 verfasste Libretto Il re pastore diente Mozart als Basis für die Komposition einer opera seria: Il re pastore (1775). Metastasios Stücke gerieten im 19. Jahrhundert in Vergessenheit oder wurden nur noch in Italien als reine Lesestücke und als Musterbeispiel poetischer Texte rezipiert. Doch war Metastasio noch bei Musikern beliebt: Franz Schubert vertonte verschiedene Arientexte Metastasios als Klavierlieder, darunter „Penso che questo instante“, Ludwig van Beethoven schrieb die Konzertszene für Sopran und Orchester „Ah perfido“ über einen Text aus Achille in Sciro, die berühmten Gesangsstudien von Nicola Vaccai verwenden ebenfalls durchgehend Dichtungen aus den Opern Metastasios. Die Libretti, die Metastasio schrieb, und das Genie, das er war, werden in der heutigen romanistischen Literaturwissenschaft einer grundlegenden Rehabilitierung unterzogen, nachdem in früheren Schriften negative Urteile überwogen. Dabei ist auch das neuerwachte Interesse der historischen Musikwissenschaft an der italienischen Oper des 18. Jahrhunderts, vor allem der Gattung des Dramma per musica, von Bedeutung. In der Wahl der Themen wie in der Gestaltung der handelnden Figuren zeigen sich Metastasios Libretti über weite Strecken von der Ästhetik der Accademia dell‘Arcadia beeinflusst; darüber hinaus greifen die Texte politik- und rechtsphilosophische Diskurse ihrer Zeit auf (deutlich etwa in La clemenza di Tito und L‘Olimpiade). Metastasios dramatische Situationen behandeln meist fünf bis sechs Charaktere, die in tragische Interessenkonflikte (in der Regel zwischen Liebe und Pflicht) geraten und in ihrem überlegten Handeln als typische Vertreter des Zeitalters des aufgeklärten Absolutismus anzusehen sind. Metastasios Sprache ist von einer edlen Simplizität geprägt; die poetischen, wohlklingenden und klar gegliederten Arientexte boten den Komponisten der Zeit eine ideale Grundlage für musikalische Vertonungen, häufig mit bildhaften Ausgestaltungen der poetischen Bilder und dramatischen Situationen. Unter den lateinischen Schriftstellern schätzte er am meisten Ovid, unter den älteren Italienern bewunderte er vor allem Tasso und Marino. Er vermied jedoch direkte stilistische Übernahmen von Marino, dessen Stil im 18. Jahrhundert als überladen galt. Sein eigener Stil lässt den improvisierenden Dichter durchscheinen, auch wenn seine Dichtungen formal perfekt ausgefeilt sind. Zahlreiche seiner dramatischen Texte sind von den französischen Klassikern geprägt, unter denen er besonders Jean Racine und Pierre Corneille schätzte und von denen er zahlreiche Anregungen zu dramatischen Situationen übernahm (so ähnelt etwa sein Ezio im dramatischen Grundkonflikt – abgesehen vom Happy End – Racines berühmter Tragödie Britannicus, während La clemenza di Tito durch Corneilles Cinna ou la Clémence d’Auguste inspiriert wurde). Was ihn in der italienischen Literatur einzigartig macht, ist jedoch seine große Leichtigkeit in der Formulierung von Gefühlen und romantischen beziehungsweise sentimentalen Situationen. Es gibt heute zahllose Ausgaben von Metastasios Werken. Er selbst schätzte am meisten die Ausgabe Calsabigis (Paris, 1755, 5 vols. 8vo), die unter seiner Aufsicht entstanden war. 1795 wurde eine Reihe von noch unveröffentlichten Arbeiten des Autors posthum in Wien gedruckt. Das Leben Metastasios wurde von Aluigi (Assisi, 1783), Charles Burney (London, 1796) und vielen anderen niedergeschrieben und als Buch veröffentlicht.
4.1. Flavio TESTI: 100. Geburtstag
Nach privatem Musikunterricht und Unterricht am Konservatorium in Turin ging er nach Mailand, wo er seine Musikausbildung autodidaktisch fortsetzte. Außerdem erwarb er 1951 einen Studienabschluss in Literaturwissenschaft. Er wurde freischaffender Komponist und besorgte Noteneditionen für namhafte Musikverlage, zudem unterrichtete er an den Konservatorien von Padua, Mailand und Florenz. Als seine erste Komposition kam 1954 das Vokalwerk Crocifissione (Kreuzigung) für Männerchor, Streicher, Blechbläser, Pauken und drei Klaviere im Rahmen der Sinfoniekonzerte der Mailänder Scala zur Uraufführung. Deren großer Erfolg öffnete ihm sogleich die Türen anderer italienischer Theater und Konzertsäle. Seine sinfonischen Werke wurden regelmäßig aufgezeichnet, vom Stabat Mater bis zu New York. Oficina y denuncia (nach García Lorca), vom Canto a las madres de los milicianos muertos (nach Pablo Neruda) zu den Cori di Santiago, von den vier Kantaten für Kammerensemble zu Cielo für Soloflöte, von den Werken für Chor a cappella zum Jubilus für Soloklarinette. Er schrieb außerdem vier Bände einer Geschichte der italienischen Musik und ein Buch über das musikalische Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts. Außerdem übersetzte er Werke u.a. von Hans Werner Henze, Dmitri Schostakowitsch, Francis Poulenc und Sergej Prokofjew ins italienische und war zeitweilig künstlerischer Leiter des Teatro Comunale in Florenz. Auf seine erste Oper Il furore di Oreste (Orests Wut), Oper in einem Akt nach Aischylos (Teatro Donizetti, Bergamo, 1956) folgten weitere an prominenten Orten: La Celestina, Oper in drei Akten nach Fernando de Rojas (Florenz, Maggio Musicale, 1963),
L’Albergo dei poveri (Nachtasyl), Oper in zwei Akten nach Maxim Gorki (Mailand, Piccola Scala, 1966), Il Sosia, Oper in zwei Akten nach Dostojewski (Mailand, Piccola Scala, 1982), Riccardo III (Richard III.), Oper in drei Akten nach Shakespeare (Mailand, Scala, 1987, Koproduktion mit dem Teatro Regio Turin), La brocca rotta (Der zerbrochne Krug), Oper in einem Akt nach Kleist (Bologna, Teatro Comunale, 1997, deutsche Erstaufführung Theater Erfurt 2007), Saul, Oper in drei Akten nach André Guide (konzertant Paris, Radio France, 2003 – szenisch Macerata, Teatro Lauro Rossi, 2007), Mariana Pineda, Oper in drei Aufzügen nach Federico Garcia Lorca (Erfurt, Theater Erfurt 2007). Er starb 2014 in Mailand.
5.1. Margrit CASPARI: 95. Geburtstag
Sie wuchs in Hamburg auf und studierte bei Wihelm Dürr an der Musikhochschule in Hannover. Ihr Debut hatte sie in Detmold. Ihre Stimmlage war Mezzosopran und sie war an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen engagiert – u.a. in Aachen, Basel, Detmold, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Pforzheim, Wuppertal und Zürich. An der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg war sie zunächst als Gast (Spielzeit 1964/65, 1965/66) und danach fest engagiert (bis 1993/94). Sie starb 2011 in Lohmar.
5.1. Hanna SCHMOOCK: 95. Geburtstag
Die Künstlerin debütierte 1950 am Stadttheater von Stendal als Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«. Von dort aus kam sie für die Jahre 1953-56 an das Staatstheater Schwerin. 1956 folgte sie einem Ruf an die Komische Oper Berlin. Hier trat sie in einer ganzen Reihe von mittleren und kleineren Partien, vor allem in Rollen aus dem Charakterfach, auf: als Mary in »Der fliegende Holländer« und als Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als 3. Dame in der »Zauberflöte« und als Rosalia in »Tiefland« von d’Albert, als Ulrica im »Maskenball« und als Emilia im »Otello« von Verdi, als Pamela in »Fra Diavolo« von Auber und als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Agnes (Hata) in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Florence Pike in »Albert Herring« von Benjamin Britten, als Hippolyta in »A Midsummer Night’s Dream«, ebenfalls von Britten, und als Eleonore in der Offenbach-Operette »Ritter Blaubart«. Ihr Repertoire reichte bis zu so großen Partien wie der Azucena im »Troubadour« und der Fricka im Ring-Zyklus. Sie starb 1970 in Berlin.
5.1. Karl JÖRN: 150. Geburtstag
Er entstammte einer armen deutsch-baltischen Familie. Er wurde durch den General Baron von Dellinghausen adoptiert, nachdem dessen Sohn gestorben war. Seine Ausbildung erfolgte durch die Pädagogen Schütte-Harmsen, Jacobs und Frau Luise Ress in Berlin. Debüt 1896 Freiburg i. Br. als Lyonel in Flotows »Martha«. Weitere Engagements: 1898-99 Stadttheater Zürich, 1899-1902 Stadttheater (Opernhaus) Hamburg. 1902-12 war er ein gefeiertes Mitglied der Berliner Hofoper. Er wirkte dort am 13.12.1904 in der (erfolglosen) Uraufführung von Leoncavallos »Der Roland von Berlin« und 1911 in der Berliner Premiere des »Rosenkavalier« (als italienischer Sänger) mit. Er war der Lieblingssänger Kaiser Wilhelms II., der ihm mehrfach Souvenirs schenkte. Er gastierte 1903-07 an der Wiener Hofoper (als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Faust von Gounod, als George Brown in »Die weiße Dame« von Boieldieu und als Chapelou im »Postillon von Lonjumeau« von A. Adam). Er gastierte an der Hofoper Dresden (1902-07), am Deutschen Theater Prag (1906), an der Münchner Hofoper (1904), am Opernhaus von Riga (1908-12), an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. (1906) und Leipzig (1907), am Stadttheater Bremen (1904), am Stadttheater Graz (1910-12), am Opernhaus von Brünn (Brno, 1906), in Amsterdam (1905 als Nureddin im »Barbier von Bagdad«) und 1910 in einem Konzert in Triest. Er debütierte 1906 an der Covent Garden Oper London in den englischen Erstaufführungen der beiden Opern »Der Vagabund und die Prinzessin« von Ede Poldini und »Der Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. In den beiden folgenden Spielzeiten sang er dort den Walther von Stolzing und seinen viel bewunderten Loge im »Rheingold«. Er trat auch als Gast in Brüssel und Amsterdam auf. Im Jahre 1908 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, der er bis 1914 angehörte. Hier debütierte er im Januar 1909 als Walther von Stolzing. Insgesamt sang er an der Metropolitan Oper in sechs Spielzeiten 19 Partien in 189 Vorstellungen: den Tannhäuser, den Des Grieux in »Manon« von Massenet, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Froh wie den Loge im »Rheingold«, den Canio im »Bajazzo«, den Lohengrin, den Châteauneuf in Lortzings »Zar und Zimmermann«, den Faust von Gounod, den Parsifal, den Max im »Freischütz«, den Königssohn in Humperdincks »Königskinder«, den Siegmund in der »Walküre«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, den Sänger im »Rosenkavalier« (1913 in der amerikanischen Erstaufführung dieser Oper) und den Titelhelden in »Siegfried« sowie das Tenor-Solo in Beethovens 9. Sinfonie. Eine weitere große Rolle des Künstlers war der Don José in »Carmen«. Obwohl man ihn in Berlin behalten wollte und sich sogar Kaiser Wilhelm II. in diese Bemühungen einschaltete, ging er in die USA zurück. 1916 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Nach dem Ersten Weltkrieg war er 1919-28 als Gast am Staatstheater von Darmstadt engagiert, wo er nochmals 1928 den Masaniello in »Die Stumme von Portici« von Auber sang. Er gab seine Sängerlaufbahn auf und verlor durch Spekulationen im Zusammenhang mit dubiosen Erfindungen in den zwanziger Jahren sein gesamtes Vermögen. Er lebte ganz vergessen als Gesanglehrer in Denver (Colorado). Als Johanna Gadski 1929-31 mit der German Opera Company eine Nordamerika-Tournee unternahm, lud sie den Künstler ein, daran teilzunehmen. Darauf hatte er nochmals große Erfolge, vor allem als Tristan (eine Partie, die er nie zuvor gesungen hatte), als Siegmund und als Siegfried. 1932 eröffnete er in New York ein Gesangstudio, ließ sich aber später wieder in Denver nieder, wo er 1947 starb. Karl Jörn war verheiratet mit der Sopranistin Else Jörn-Becker (* 1884 Berlin), die in den Jahren 1917-22 für kleinere Rollen an der Berliner Hofoper engagiert war. – Ausdrucksvolle, vor allem in den hohen Lagen glänzend geführte Tenorstimme, zu Beginn der Karriere vorwiegend im lyrischen, später im heldischen und vornehmlich im Wagner-Repertoire gefeiert.
Zahlreiche Schallplatten auf G & T (Berlin, 1903-07), auf HMV und auf Columbia (1916). Auf HMV in den vollständigen Opern »Faust« und »Carmen« (Berlin, 1908). Ferner Edison-Zylinder und -Platten (1910-17, in den USA aufgenommen).
5.1. Adolf KRÖSSING: 175. Geburtstag
Er war der Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter und wuchs zunächst in einem ganz deutschen Milieu auf. Auf Wunsch des Vaters begann er das Jurastudium, fühlte sich jedoch zum Theater hingezogen und begann auf den Rat eines Freundes das Gesangstudium bei Frantisek Vogl in Prag. Während dieser Zeit trat er bereits an einem Theater in der Prager Altstadt auf und gastierte als Sänger am Theater von Pilsen (Plzen). Er erregte die Aufmerksamkeit des Regisseurs des Provisorischen Nationaltheaters Prag Frantisek Saak, der ihn für sein Haus verpflichtete, wo er im Dezember 1870 in Donizettis »Lucrezia Borgia« debütierte und als Sänger für Buffopartien in Opern und Operetten engagiert wurde. 44 Spielzeiten hindurch trat er bis zu seinem Abschied (als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, seiner großen Glanzrolle) 1914 dort auf. Er gehörte zu den meist beschäftigten Mitgliedern des Hauses, an dem er fast 300 größere und kleinere Partien in mehr als 4000 Vorstellungen gesungen hat; gelegentlich wirkte er sogar dort im Ballett mit. Auch nach seinem Bühnenabschied ist er noch gastweise am Prager Nationaltheater in Erscheinung getreten, zumeist als Wenzel. Er wirkte an diesem Haus in einer Anzahl von Uraufführungen mit: am 18.9.1878 in »Das Geheimnis« (»Tajemství« als Skrivánek), am 29.10.1882 in »Die Teufelswand« (»Certova Stena« als Michálek) von Smetana, am 27.1.1878 in »Der listige Bauer« (»Selma Sedlák« als Jean), am 12.2.1889 in »Der Jakobiner« (»Jakobín« als Benda, eine weitere Glanzrolle des Künstlers), am 31.3.1901 in »Rusalka« (als Heger) und am 25.3.1904 in »Armida«, die vier letztgenannten Opern von A. Dvorák. Seine unvergessene Partie war der Wenzel (Vasek) in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den er 1871 erstmals und dann bis 1913 600mal sang, darunter in den berühmten Aufführungen anlässlich der Wiener Weltausstellung von 1892, die den internationalen Durchbruch für die Oper bedeuteten. Seit 1890 war er auch als Opernregisseur in Prag tätig, wo er 1933 starb.
Schallplattenaufnahmen auf Odeon und Parlophon, darunter Szenen des Wenzel von etwa 1906.
6.1. Walter BOEYKENS: 85. Geburtstag
Biographie des belgischen Dirigenten und Klarinettisten auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Walter_Boeykens
7.1. Colette LORAND: 100. Geburtstag
Sie entstammte einer ungarisch-schweizerischen Familie; ihre Großmutter war als Sängerin tätig gewesen. Gesangstudium an der Musikhochschule Hannover, dann bei Melitta Hirzel in Zürich. Debüt 1945 am Stadttheater von Basel als Marguerite in »Faust« von Gounod. 1951-56 war sie Mitglied des Opernhauses von Frankfurt a.M. 1952 hatte sie am Opernhaus von Zürich einen spektakulären Erfolg als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. 1955 gastierte sie in der Eröffnungsvorstellung der neu erbauten Hamburger Staatsoper als Königin der Nacht und war bis 1957 und dann wieder 1960-69 dort im Engagement. Sie nahm 1966 in Hamburg an der Uraufführung von Boris Blachers »Zwischenfälle bei einer Notlandung« teil. Sie war durch Gastspielverträge den Staatsopern von München (1961-63 und 1970-81) und Stuttgart (1969-75), der Deutschen Oper Berlin (1973-78) und der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1973-78) verbunden und gastierte bei zahlreichen Gelegenheiten am Opernhaus von Zürich. Auch Gastspiele an der Covent Garden Oper London (1954 als Traviata), am Teatro San Carlos Lissabon (1961 als Konstanze in »Die Entführung aus dem Serail«), an der Staatsoper von Wien (1951-58 als Königin der Nacht und als Traviata in insgesamt sechs Vorstellungen), an der Mailänder Scala (1960 als Blumenmädchen in »Parsifal«, 1963 als Woglinde, als Helmwige und als Waldvogel im Nibelungenring), in Amsterdam, Kairo, Rio de Janeiro, São Paulo, Rom, am Teatro Comunale Bologna (1967 als Freia im »Rheingold«), am Teatro Comunale Florenz (1963 als Gerhilde in der »Walküre«), am Teatro San Carlo Neapel (1961), am Teatro Massimo Palermo (1959), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1966) und bei den Festspielen von Bregenz (1947 als Konstanze, 1957 als Marguerite im »Opernball« von R. Heuberger). Auf der Bühne sang sie ein vielgestaltiges Repertoire, das von Mozart-Partien bis zu zeitgenössischen Komponisten (H.W. Henze, K. Penderecki, Carl Orff, Marvin Levy) reichte. Am 23.10.1972 sang sie an der Deutschen Oper Berlin in der Uraufführung der Oper »Elisabeth Tudor« von Wolfgang Fortner, am 20.8.1973 bei den Festspielen von Salzburg in der von Carl Orffs »De temporum fine comoedia«, am 9.7.1978 an der Staatsoper von München in »Lear« von Aribert Reimann. Sie trat in einigen Schweizer Opern-Erstaufführungen auf: am Stadttheater von Basel in »The Rape of Lucretia« von B. Britten (Spielzeit 1946-47 als Female Chorus), in »Raskolnikow« von H. Sutermeister (1948-49 als Sonja) und in »Die Sache Makropulos« von Janácek (1981-82 als Emilia Marty), am Opernhaus von Zürich in der szenischen Erstaufführung von »Le Vin herbé« von Frank Martin (Spielzeit 1951-52 als Branghien). 1954 nahm sie an der Oper von Frankfurt a.M. an der deutschen Erstaufführung der Oper »Penelope« von Rolf Liebermann (in der Titelrolle) teil, 1959 am Opernhaus von Dortmund an der deutschen Erstaufführung der Oper »Mourning becomes Electra« von M. Levy (als Lavinia), 1969 in New York an der konzertanten amerikanischen Erstaufführung von Carl Orffs »Prometheus« (als Io). 1962 sang sie mit dem Hamburger Ensemble in London die Natalie in der englischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg«. Sie trat auch als Gast an der Oper von San Diego, am Nationaltheater Prag und an der English National Opera London auf. Die Partie der Regan in A. Reimanns »Lear« sang sie 1982 an der Grand Opéra Paris. 1983 nahm sie am Stadttheater von Basel als Emilia Marty von der Bühne Abschied. Ihr Repertoire für die Bühne besaß einen sehr großen Umfang; nachdem sie zuerst in Partien aus dem Koloraturfach aufgetreten war, ging sie ins lyrische Stimmfach über und sang u.a. die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Margiana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, die Elsa in »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Gilda in »Rigoletto«, die Mimi in »La Bohème«, die Rodelinda in der gleichnamigen Händel-Oper, die Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«, dann auch die Desdemona in Verdis »Otello«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Rezia im »Oberon« von Weber, die Giorgetta in Puccinis »Il Tabarro«, die Elisabeth in »Tannhäuser« und die Salome von R. Strauss, schließlich Partien aus Opern des 20. Jahrhunderts wie die Titelrolle in »Antigonae« von C. Orff, die Mutter in »Il Prigioniero« von L. Dallapiccola, die Isabella in »Columbus« von W. Egk, die Fata Morgana in »L‘ Amour des trois oranges« von Prokofjew, die Lady Billows in »Albert Herring« von B. Britten und die Jeanne in »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki (eine ihrer großen Kreationen, die sie auch 1973 nochmals an der Wiener Staatsoper bei einem Gastspiel der Staatsoper Stuttgart sang). Sie war nicht zuletzt eine geschätzte Konzert- und Oratoriensängerin. Sie starb 2019 in Ebenhausen bei München.
Schallplatten: Melodram (Arien-Platte), Ariola-Bertelsmann (geistliche Musik von Schubert), Philips-Pergola (Querschnitt »Hoffmanns Erzählungen«), DGG (»Lear« von A. Reimann, »De temporum fine comoedia«), RCA (»Prometheus« von Carl Orff), Orfeo (Io in »Prometheus« von C. Orff, München 1975).
7.1. Frances MacLENNAN: 150. Geburtstag
Er war Schüler von Sir George Henschel in London und von Emmrich in Berlin. Er war 1902-03 bei der Moody-Manners Opera Company engagiert, mit der er 1902 in Haus der Covent Garden Oper London in der Oper »Rosalba« von Emilio Pizzi debütierte. Er trat dann an mehreren amerikanischen Wanderbühnen auf, schließlich 1906 bei der Savage Opera Company, die eine Nordamerika-Tournee mit Wagners »Parsifal« unternahm. Hier lernte er die Sopranistin Florence Easton (1882-1955) kennen, die er später heiratete. 1907 wurden beide Sänger an die Berliner Hofoper verpflichtet, wo sie sehr erfolgreich waren und bis 1913 im Engagement blieben. In Berlin sang Francis MacLennan u.a. 1907 den Pinkerton in der Berliner Premiere von Puccinis »Madame Butterfly« mit Geraldine Farrar als Partnerin. 1909 trat er an der Covent Garden Oper London in der Uraufführung der Oper »The Angelus« von Naylor auf. 1913-15 bestand ein Engagement am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, 1915 gastierte er an der Hofoper von Dresden. 1915 kehrten sie nach Amerika zurück, wo sie sich aber schließlich wieder trennten. 1915-17 war Francis MacLennan Mitglied der Oper von Chicago. Aus seinem Bühnenrepertoire sind der Herzog in »Rigoletto«, der Radames in »Aida«, der Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod und der Rodolfo in »La Bohème« zu nennen; er sang in Berlin 1909 in der dortigen Premiere der Oper »Ein Wintermärchen« von K. Goldmark (den Leontes) und 1911 in der deutschen Erstaufführung der Oper »Maia« von Leoncavallo (den Renaud). An der Oper von Chicago trat er als Tannhäuser, als Tristan, als Loge im »Rheingold«, als Siegmund und als Siegfried im Nibelungenring, als Lohengrin, als Parsifal und als Königssohn in den »Königskindern« von Humperdinck auf. Später lebte er als Pädagoge in New York. Er starb 1935 in Westminster auf Long Island.
Von seiner Stimme sind vier sehr seltene Aufnahmen auf HMV vorhanden (Hamburg, 1908).
8.1. Jewgeni NESTERENKO: 85. Geburtstag
Gesangstudium am Rimski-Korsakow-Konservatorium in Leningrad bei Wassilij Lukanin. Er debütierte 1963 am Maly Theater von Leningrad als Gremin in Tschaikowskys »Eugen Onegin«. 1967 erhielt er einen Preis beim Gesangwettbewerb von Sofia, 1970 gewann er den Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. Nachdem er an der Oper von Leningrad erfolgreich aufgetreten war, folgte er 1971 einem Ruf an das Bolschoi Theater von Moskau. Durch die dunkle Tonfülle seiner Stimme und die bezwingende Kraft des Vortrags wurde er nun zum führenden russischen Bassisten seiner künstlerischen Generation. Dabei beherrschte er sowohl das russische wie das italienische Repertoire für tiefen Bass. Er gastierte mit dem Ensemble des Moskauer Bolschoi Theaters an der Mailänder Scala 1973 als Ruslan in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, als Gremin und als Titelheld in Borodins »Fürst Igor«, 1989 als Boris Godunow. Glanzvolle Gastspiele an den Nationalopern von Budapest, Sofia und Warschau, in Nizza und Lodz folgten. 1975 gastierte er mit dem Ensemble des Bolschoi Theaters im New Yorker Haus der Metropolitan Oper als Boris Godunow. 1975 sang er als erste Partie an der Wiener Staatsoper den König Philipp in Verdis »Don Carlos« und gastierte dort bis 1993 in insgesamt 56 Vorstellungen als Boris Godunow, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Wassermann in Dvoraks »Rusalka«, als Banquo in Verdis »Macbeth«, als Mephisto in »Faust« von Gounod und als Ramfis in »Aida«. An der Mailänder Scala trat er 1977 als Mephisto in »Faust« von Gounod, als Arkel in »Pelléas et Mélisande« von Debussy und als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, 1978 als König Philipp und als Massimiliano in Verdis »I Masnadieri«, 1978 und 1980-81 mit Liederabenden, 1979 als Moses in »Mosè in Egitto« von Rossini, als Colline in »La Bohème« und in einem Verdi-Konzert, 1980 als Tiresias in »Oedipus Rex« von Strawinsky, 1981 und 1988 im Requiem von Verdi, 1986 als Sarastro und 1989 als Susanin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren« auf. 1978 sang er als erste Partie an der Londoner Covent Garden Oper den Basilio im »Barbier von Sevilla«. 1982 hörte man ihn dort als Iwan Chowanski in Mussorgskys »Chowanschtschina« und 1983 als Mephisto in »Faust« von Gounod. 1978, 1985, 1989 und 1991 (in den beiden letztgenannten Jahren als Zaccaria im »Nabucco«) trat er bei den Festspielen in der Arena von Verona auf, 1979 an der Oper von San Francisco als König Philipp. 1984 bewunderte man am Gran Teatre del Liceu in Barcelona seinen Zaccaria und seinen Titelhelden in »Attila« von Verdi. 1986 gastierte er bei den Festspielen von Bregenz als Enrico in »Anna Bolena« von Donizetti. Den Boris Godunow, der ein besonderer Höhepunkt in seinem Repertoire war, sang er auch 1987 bei den Festspielen von Wiesbaden und anschließend an verschiedenen Theatern in Westdeutschland und in Dänemark sowie 1988 an der Grand Opéra Paris. 1987 gastierte er bei den Festspielen von Savonlinna als Dosifej in Mussorgskys »Chowanschtschina« und mit dem Bolschoi-Ensemble in Budapest. 1988 trat er an der Nationaloper Budapest in der Titelrolle von Béla Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« auf. 1989 sang er in der Münchner Olympia-Halle den Kontschak in Aufführungen von Borodins »Fürst Igor«, in Rom in einer konzertanten Aufführung von Rachmaninows »Aleko«. Beim Festival von Orange gastierte er 1990, an der Hamburger Staatsoper 1991 als König Philipp (und 1992 als Don Pasquale), an der Staatsoper München 1992 als Boris Godunow, am Teatro Colón Buenos Aires 1991 als Zaccaria, am Teatro Carlo Felice Genua 1992 als Kontschak. 1997 trat er in den »Aida«-Aufführungen in der Dortmunder Westfalenhalle als Ramfis auf. Nicht weniger von Bedeutung als Konzert- und Liedersänger; er wirkte in einer russischen Verfilmung von Borodins »Fürst Igor« mit. Er lebte später als Pädagoge in Wien, wo er noch Ende der neunziger Jahre als Konzertsänger auftrat. Neben der Kraft und Tonfülle seiner Bass-Stimme wurde die Intensität seiner Darstellungskunst gerühmt. Er starb 2021 in Wien.
Schallplattenaufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion, darunter auch Partien in vollständigen Opern (»Ruslan und Ludmilla« und »Ein Leben für den Zaren«/ von Glinka, »Die Zarenbraut« von Rimski-Korsakow, »Jolanthe«, »Mazeppa« und »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, »Francesca da Rimini« und »Aleko« von Rachmaninow, Lieder von Tschaikowsky), einiges davon auf Ariola-Eurodisc übertragen (»Lieder und Tänze des Todes« von Mussorgsky, Lieder von Schostakowitsch, »L‘Elisir d’amore« und »Don Pasquale« von Donizetti). Auch auf HMV vertreten (Verdi-Requiem). Weiter auf Capriccio in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók, auf DGG in Verdis »Nabucco«, auf Voce in »Don Carlos« von Verdi (Mitschnitt einer Aufführung an der Mailänder Scala von 1977) zu hören; Teldec-Video (»Ein Leben für den Zaren« von Glinka).
8.1. Giorgio TOZZI: 100. Geburtstag
Er studierte bei Rosa Raisa, Giacomo Rimini und John Daggett Howell in Chicago. Anfänglich sang er in Musicals und Operetten in Nordamerika und England, dann Konzertsänger, und zwar als Bariton. Eigentliches Bühnendebüt 1948 in Chicago als Tarquinius in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten. Nach weiteren Studien bei Giulio Lorand in Mailand, der seine Stimme zum Bass umschulte, debütierte er 1950 am Teatro Nuovo in Mailand, jetzt als Bass, und zwar als Conte Rodolfo in »La Sonnambula« von Bellini. An der Mailänder Scala gastierte er 1953 als Stromminger in »La Wally« von Catalani, 1954 als Lodovico in »Otello« von Verdi und 1962 als Saint-Bris in den »Hugenotten« von Meyerbeer (zusammen mit Joan Sutherland, Giulietta Simionato und Franco Corelli). 1955 wurde er an die New Yorker Metropolitan Oper berufen (Antrittsrolle: Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli). Hier hatte er bis 1975 eine sehr erfolgreiche Karriere. Er trat dort während 21 Spielzeiten in 528 Vorstellungen und in 37 verschiedenen Partien auf: als Ramfis in »Aida«, als Sparafucile in »Rigoletto«, als Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, als Pogner wie als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Pimen wie in der Titelrolle in »Boris Godunow«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Ferrando im »Troubadour«, als Colline in »La Bohème«, als Silva in Verdis »Ernani«, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, als Gremin in »Eugen Onegin«, als Komtur in »Don Giovanni«, als alter Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als König Philipp in Verdis »Don Carlos«, als Graf Des Grieux in Massenets »Manon«, als Arkel in »Pelléas et Mélisande«, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Banquo in Verdis »Macbeth«, als Minister wie als Rocco in »Fidelio«, als Fiesco in »Simon Boccanegra«, als Zaccaria in »Nabucco«, als Plumkett in Flotowa »Martha«, als Conte Rodolfo, als Mephisto in »Faust« von Gounod, als Graf Walter in Verdis »Luisa Miller«, als König Marke in »Tristan und Isolde«, als Gurnemanz in »Parsifal« und als Oroveso in »Norma«. Am 15.1.1958 übernahm er an der Metropolitan Oper in der Uraufführung von Samuel Barbers Oper »Vanessa« die Rolle des alten Doktors. Die gleiche Partie sang er dann auch bei den Aufführungen der Oper im Rahmen der Salzburger Festspiele 1958. 1961 wieder zu Gast bei den Salzburger Festspielen, jetzt als Fiesco und in einem Mozart-Konzert. Gastspiele führten den Künstler an die Opern von Chicago und San Francisco (Debüt 1955 als Ramfis, danach bis 1978 auch als General Polkan in »Le Coq d‘Or« von Rimski-Korsakow, als Banquo, als Calkas in »Troilus and Cressida« von Walton, als König Philipp, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Colline, als Pater Guardian, als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Pogner, als Komtur, als Archibaldo in Montemezzis »L’Amore dei tre re«, als Conte Rodolfo, als Fiesco, als Boris Godunow, als Raimondo, als Zaccaria, als Mephisto in »Faust« von Gounod, als Mefistofele in der gleichnamigen Oper von A. Boito, als alter Gefangener in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Gurnemanz, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Arkel, als Silva, als König Marke, als Graf Walter und als Scarpia in »Tosca«) und an führende italienische Bühnen. 1956 sang er in der Hollywood Bowl in der amerikanischen Premiere von Milhauds »David«, 1966 in der Eröffnungsvorstellung der neuen Oper von Houston/Texas abermals den Ramfis. 1973-74 Gastspiel an der Oper von Frankfurt a.M. 1977 wirkte er an der Oper von Boston in der amerikanischen Premiere der Oper »Ruslan und Ludmilla« von Glinka mit. In späteren Jahren trat er auch in Musicals am New Yorker Broadway auf. Er betätigte sich dazu als Pädagoge und war u.a. der Lehrer von Willard White. Er starb 2011 in Bloomington (Indiana). – Voluminöse, dunkle, dabei aber sehr ausdrucksvolle Bass-Stimme.
Schallplatten: BMG (»Roméo et Juliette« von Berlioz), Cetra (»Rigoletto«, »Wilhelm Tell« von Rossini) RCA (»Der fliegende Holländer«, »Turandot«, »Luisa Miller« von Verdi, »L’Enfance du Christ« von Berlioz, »Aida«, »La Bohème«, »Le nozze di Figaro«, »La forza del destino«, »Vanessa«, »Lucia di Lammermoor«, 9. Sinfonie von Beethoven), Decca (»Il Trovatore«, »Aida«, »La Fanciulla del West«, »La forza del destino«, »Der fliegende Holländer«, »Rigoletto«), MRF (»Simon Boccanegra«), GOP (»La forza del destino«, 1965). Weitere Mitschnitte von Aufführungen aus der Metropolitan Oper (auf MOR Gremin im »Eugen Onegin«, 1959; auf Movimento musica »Ernani«, 1962; auf Replica »Rigoletto«, 1956) und aus der Mailänder Scala (»Die Hugenotten« von Meyerbeer, 1962).
9.1. Ariel BYBEE: 80. Geburtstag
Biographie der amerikanischen Mezzosopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Ariel_Bybee
10.1. Barbara SCHERLER: 90. Geburtstag
Sie war Schülerin der Musikhochschule Berlin und von Margarete Bärwinkel. 1959 debütierte sie am Staatstheater Hannover, dem sie bis 1964 angehörte, als Cherubino in »Le nozze di Figaro«. 1961 und 1962 war sie erste Preisträgerin der Bundesauswahl »Konzerte junger Künstler«. Zugleich begann sie eine erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratorienaltistin. 1964-68 gehörte sie zum Ensemble der Kölner Oper; 1968 folgte sie einem Ruf an die Deutsche Oper Berlin. Gastspiele und vor allem Auftritte im Konzertsaal ließen ihren Namen in Deutschland wie im Ausland bekannt werden. Sie galt dabei vor allem als große Bach-Interpretin, aber auch als Liedersängerin von hohem Rang. Sie gastierte an den großen westdeutschen Bühnen, an der Wiener Staatsoper (1967 als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), am Théâtre de la Monnaie von Brüssel, an der Covent Garden Oper London, in Lissabon, Mexico City, Zürich und Venedig. Teilnahme an den Festspielveranstaltungen in Drottningholm, Edinburgh (1975 als Gymnasiast in »Lulu« von A. Berg und als Sklave in »Salome« von R. Strauss im Rahmen eines Gastspiels der Deutschen Oper Berlin), Wiesbaden und Athen. Sie sang am 23.6.1976 an der Deutschen Oper Berlin in der Uraufführung von Toshiro Mayuzumis Oper »Der Tempelbrand«, am 6.9.1979 am gleichen Haus in »Der Untergang der Titanic« von Wilhelm Dieter Siebert, am 25.9.1984 in der Uraufführung von A. Reimanns »Gespenstersonate«.
Schallplatten: Erato (Bach-Kantaten, Mozart-Requiem), Electrola (Messen von Mozart), BASF (»Penthesilea« von O. Schoeck), Mondo Musica (»Arabella« von R. Strauss, Teatro Fenice Venedig 1966).
10.1. Silvano PAGLIUCA: 90. Geburtstag
Biographie des italienischen Bassisten auf Italienisch: http://www.conservatorio.bn.it/old/index.php?option=com_content&view=article&id=924%3Aa-silvano-pagliuca&catid=35%3Anews1&lang=it
10.1. Liborio SIMONELLA: 90. Geburtstag
Er studierte Ingenieurwissenschaften und war zunächst in diesem Beruf tätig. Es kam dann jedoch zur Ausbildung seiner Stimme durch die Pädagogen Mario Melani, Primavera de Sivieri und Angel Celega in Buenos Aires. 1967 betrat er am Teatro Colón von Buenos Aires als Roberto in »Le Villi« von Puccini erstmals die Bühne. Darauf wurde er in das Ensemble dieses bedeutendsten argentinischen Opernhauses übernommen. 1973 sang er hier in der Uraufführung der Oper »Medea« von Guidi-Drei die Partie des Jason. Am Teatro Colón wie bei Gastspielen, u.a. an den Opern von Rio de Janeiro und Santiago de Chile hörte man ihn als Radames in »Aida«, als Herzog in »Rigoletto«, als Alfredo in »La Traviata«, als Don José in »Carmen«, als Andrea Chénier in der gleichnamigen Oper von Giordano, als Canio im »Bajazzo«, als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns (1984 Santiago de Chile), als Rodolfo in »La Bohème«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Ägisth in »Elektra« von R. Strauss, als Pierre in »Krieg und Frieden« von Prokofjew (Teatro Colón 1984) und in vielen anderen Partien. 1990 sang er in einer Gala-Vorstellung von Verdis »Otello« anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Teatro Argentina La Plata die Titelrolle in dieser Oper. Bedeutender Konzerttenor. Er starb im Juli 2007.
Schallplatten argentinischer Herkunft.
10.1. Fuat MANSUROW: 95. Geburtstag
Während seiner Schulzeit an einer musikalisch-technischen Schule lernte er sieben Jahre lang Violoncello. 1950 beendete er sein Studium an der Fakultät für Mathematik und Physik der Staatlichen Universität von Alma-Ata (Kazakh State University). 1951 erwarb er sein Musikerdiplom am Kurmangazy-Konservatorium von Alma-Ata, heute Kasachisches Nationales Kurmangazy-Konservatorium. Dort hatte er in der Abteilung für Oper und Symphonisches Dirigieren in der Klasse von Professor Isidor Zak studiert. Weitere Studien als Postgraduierter führten Mansurow zu Professor Leo Ginsberg an das Tschaikowski-Konservatorium nach Moskau und zu dem international renommierten Dirigenten und Musikprofessor Igor Markevitch an das Conservatoire de Paris. 1953-56 war Mansurow als Dirigent am Staatlichen Akademischen Theater für Oper und Ballett in Alma-Ata (Kazakh Abay Theatre of Opera and Ballet), dem damaligen Opernhaus von Alma-Ata, engagiert. 1957 gewann er den Ersten Preis beim 6. Welt-Jugendmusikfestival in Moskau. 1958 wurde er mit dem Titel „Hervorragender Künstler der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR)“ ausgezeichnet („Honored Artist of the Kazakh Soviet Socialist Republic“). 1958 wurde er Chefdirigent des neugegründeten Staatlichen Rundfunksymphonie-Orchesters der Kasachischen Volksrepublik (Kazakh SSR State Symphony Orchestra). 1963-67 war er Chefdirigent des Staatlichen Akademischen Theaters für Oper und Ballett (Kazakh Abay Theatre of Opera and Ballet) in Alma-Ata. Gleichzeitig leitete er ab 1963 das Opern- und Symphonieorchester des Moskauer Konservatoriums. Ab 1967 dirigierte Mansurow regelmäßig auch in Kasan. 1968-70 war er dort Chefdirigent am Staatlichen Tatarischen Musa Dshalil Opern- und Ballett-Theater (Tatar Musa Djalil Academic State Theatre of Opera and Ballet). Ab 1969 war Mansurow dann Dirigent am Moskauer Bolschoi-Theater. Dort dirigierte er unter anderem die Opernpremieren von Semjon Kotko von Sergei Prokofjew (1970), Il Trovatore (1972), Russalka von Alexander Dargomyschski (1976), L’Heure Espagnole (1978) und mehrere Ballettpremieren. 1971 gewann er als Dirigent mit Orchester des Moskauer Konservatoriums den Ersten Preis beim Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in West-Berlin. 1975 erhielt er den Titel „Volkskünstler der Republik Tatarstan“. Seit 1989 war er Chefdirigent des Staatlichen Tatarischen Symphonie-Orchesters (Tartar State Symphony Orchestra). Dort dirigierte er 1991-93 mehrere Konzertprogramme, hauptsächlich Symphoniemusik. 1994 wurde er für seine künstlerischen Verdienste mit dem Gabdullah Tukay-Preis, dem höchsten Staatspreis der Republik Tatarstan, ausgezeichnet. Seit 1980 war Mansurow Professor am Moskauer Konservatorium, seit 1986 auch am Konservatorium von Kasan. In seiner Dissertation entwickelte Mansurow neue Methoden für die Ausbildung und die Eingliederung junger Musiker in ein Symphonieorchester. 1997 wählte die russische Sektion des International Council of Scientific Development Mansurow zum Mitglied in der International Academy of Sciences. 1998 wurde er zum Volkskünstler der Russischen Föderation ernannt. 2004 wurde er Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften der Republik Tatarstan. 2005 erhielt er den Orden der Freundschaft. Zu seinem Repertoire als Dirigent gehörten: die Opern Der Barbier von Sevilla, La Damnation de Faust, Faust, Madama Butterfly, Mazeppa, Ein Sommernachtstraum, Carmen, Tosca, Jolanthe, Fürst Igor, Der steinerne Gast von Alexander Dargomyschski, Ein Leben für den Zaren, Die toten Seelen von Rodion Schtschedrin, Pique Dame, Iphigenie in Aulis und die Ballette: Schwanensee, Spartakus von Aram Chatschaturjan, Don Quixote, Romeo und Julia und Die Fontäne von Bachtschissarai von Boris Assafjew. Mansurow dirigierte auch verschiedene Opern- und Ballettproduktionen im Ausland: Tosca, Eugen Onegin und Vincent von Einojuhani Rautavaara in Helsinki, Pique Dame in Buenos Aires, Istanbul und Ljubljana, Norma und La Bohème in Zagreb, Ein Leben für den Zaren in Ljubljana sowie Der Nussknacker in Helsinki, Dornröschen in Zagreb, Schwanensee in Ljubljana und Romeo und Julia bei den Festspielen in Savonlinna. Gastspiele führten Mansurow außerdem in die USA, nach Frankreich, Brasilien, Südkorea, Griechenland, Deutschland, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn und Australien. Fuat Mansurow nahm zahlreiche Werke, schwerpunktmäßig der Russischen Musik, auch für die Schallplatte auf. Als herausragend gilt dabei seine Produktion der Oper Die Zarenbraut von Nikolai Rimski-Korsakow von 1974 mit Irina Archipowa, Galina Wischnewskaja, Wladimir Atlantow, Wladimir Valaitis und Jewgeni Nesterenko. Fuat Mansurow starb 2010 in Moskau.
10.1. Marie STEINEROVÁ: 100. Geburtstag
Sie war Absolventin des Prager Konservatoriums, als sie 1943 am Theater von Ostrava (Mährisch Ostrau) als Rusalka in der gleichnamigen Märchenoper von Dvorák debütierte. 1945-46 sang sie an der Oper des 5. Mai in Prag, danach in den Jahren 1946-48 wieder in Ostrava und wurde 1948 an das Opernhaus von Brno (Janácek-Theater) berufen, zu dessen führenden Künstlern sie für viele Jahre zählte. Sie trat als Gast am Nationaltheater Prag, in Polen und in Ungarn auf. Sie sang in erster Linie Partien aus dem lyrischen Repertoire wie die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut« und die Jenufa, übernahm später aber auch dramatische Rollen wie die Titelfigur in Smetanas »Libussa«, die Milada in »Dalibor« vom gleichen Meister, die fremde Fürstin in »Rusalka« und die Küsterin in »Jenufa« von Janácek. Seit 1962 wirkte sie als Pädagogin am Konservatorium von Brno (Brünn). Sie starb 2019 in Brno.
Schallplatten: Supraphon.
11.1. Maurice MAIEVSKY: 85. Geburtstag
Der Sänger, dessen eigentlicher Name Maurice Machabanski war, erhielt seine Ausbildung seit 1957 am Conservatoire National de Paris. Diese wurde durch seine Einberufung zur Armee im Algerien-Krieg unterbrochen. So debütierte er erst 1962 am Opernhaus von Reims als Dimitrij in »Boris Godunow«. Im folgenden Jahr 1963 wurde er an die Grand Opéra Paris verpflichtet. Da man ihm dort überwiegend nur kleinere Rollen zuwies, gab er dieses Engagement 1966 auf und trat mit großem Erfolg an Theatern in der französischen Provinz auf, war aber 1969-71 nochmals an der Grand Opéra Paris engagiert. Bei den Festspielen von Glyndebourne gastierte er 1971 als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1972 als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1974 war er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, 1970 als Don José in »Carmen« und 1974 als Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß am Grand Théâtre Genf, 1981 in Dublin zu Gast. An der Wiener Staatsoper war er 1978 als Don José zu hören, er gastierte in Palermo, Madrid, im Haag, in Montreal, Santa Fé und Montevideo, am Bolschoi Theater Moskau und in Teheran. 1974 sang er am Opernhaus von Rouen in der Uraufführung der Oper »Antoine et Cléopâtre« von E. Bondeville. Er führte seine Karriere, vor allem in der französischen Provinz, bis in die frühen achtziger Jahre fort. Sein Bühnenrepertoire setzte sich aus Partien wie dem Pollione in »Norma«, dem Radames in »Aida«, dem Titelhelden in »Don Carlos« von Verdi, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Canio im »Bajazzo«, dem Otello von Verdi, dem Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano, dem Florestan in »Fidelio«, dem Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns und dem Tambourmajor im »Wozzeck« von A. Berg zusammen. Er starb 2016 in Paris.
Schallplatten: MRF (Masaniello in »La Muette de Portici« von Auber).
11.1. Andréa GUIOT: 95. Geburtstag
Nach einem dreijährigen Studium bei dem Tenor Santalouna in Nîmes setzte sie ihre Ausbildung vier Jahre lang am Conservatoire National de Paris fort, wo die bekannte Sopranistin Janine Micheau zu ihren Lehrern zählte. Sogleich nach ihrem Debüt 1955 an der Oper von Nancy als Marguerite in »Faust« von Gounod wurde sie an die Opéra-Comique Paris verpflichtet (Antrittspartie: Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«), an der sie 1957-73 engagiert war. Hier sang sie Rollen wie die Micaela in »Carmen«, die Mimi in »La Bohème« und die Titelpartien in »Manon« von Massenet und »Mireille« von Gounod. Die letztgenannte Partie sang sie auch 1962 in der 1000. Aufführung dieser Oper. Sie wurde dann auch Mitglied der Pariser Grand Opéra, an der sie als Marguerite in »Faust« debütierte. Als 1959 »Carmen« erstmals an der Grand Opéra zur Aufführung kam, sang sie die Micaela mit Jane Rhodes als Carmen. 1961 gastierte sie beim Wexford Festival in Irland als Mireille, 1962 bei den Aufführungen in Baalbek, 1963 an der Oper von Chicago wiederum als Marguerite in »Faust«. 1964 hörte man sie in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc. Sie gastierte an der Staatsoper von Wien (1965 als Marguerite in »Faust« von Gounod), an der Scottish Opera Glasgow (1964 in der gleichen Rolle), beim Festival von Orange (1964 als Mireille), an den Opernhäusern von San Antonio (1965 als Marguerite in »Faust«), Philadelphia (1965, ebenfalls als Marguerite), an der New Jersey State Opera in Newark (1975 als Micaela). Sie trat regelmäßig an den großen französischen Bühnen auf, in Bordeaux, Toulouse, Vichy, Nizza und vor allem an der Opéra du Rhin Straßburg (dort u.a. 1973 als Desdemona in Verdis »Otello«, 1974 als Butterfly, 1975 als Elisabetta in »Don Carlos« von Verdi). Am Teatro Colón Buenos Aires sang sie 1965 in der Premiere von Poulencs »Dialogues des Carmélites«, 1966 die Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck. An der Grand Opéra Paris trat sie bis 1978 auf (zuletzt als Mimì, als eines der Blumenmädchen in »Parsifal« und als Helmwige in der »Walküre«). Weitere Rollen der beliebten Sängerin waren die Donna Elvira in »Don Giovanni«, die Marzelline in »Fidelio«, die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, die Traviata, die Alice Ford in »Falstaff« von Verdi, die Teresa in »Benvenuto Cellini« von H. Berlioz und die Liu in Puccinis Oper »Turandot«. Erst 1993 gab sie ihre Karriere endgültig auf und wurde als Nachfolgerin von Janine Micheau Professorin am Conservatoire National de Paris. Zu ihren Schülern gehörte die Sopranistin Valérie Millot. Andrea Guiot starb 2021 in Nîmes.
Schallplatten: Philips (Camille in »Louise« von Charpentier, Micaela in »Carmen«, »Mireille«), Pathé (»Veronique« von Messager), Golden Age of Opera (»Hérodiade« von Massenet), HMV (»Wilhelm Tell« von Rossini, »Sigurd« von Reyer), On Stage (Desdemona in Ausschnitten aus Verdis »Otello« mit Sandor Kónya als Partner).
11.1. Luisa BERTANA: 125. Geburtstag
Sie begann mit 17 Jahren ihre Ausbildung bei Rinaldi in Buenos Aires und debütierte 1921 am Teatro Colón von Buenos Aires als Preziosilla in »La forza del destino«. Dann kam sie nach Italien und wurde sogleich durch Arturo Toscanini an die Mailänder Scala engagiert; hier debütierte sie 1922 als Maddalena in »Rigoletto«. Seitdem hatte sie an der Scala eine glanzvolle Karriere; sie sang an der Scala u.a. die Meg Page in »Falstaff« von Verdi, die Afra in »La Wally« von Catalani, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Marina in »Boris Godunow«, die Geneviève in »Pelléas et Mélisande« von Debussy und den Siebel in »Faust« von Gounod. Sie wirkte dort auch am 1.5.1924 in der Uraufführung von Boitos nachgelassener Oper »Nerone« unter der Leitung von Toscanini in der Rolle der Rubria mit. 1926 hörte man sie am gleichen Haus in der italienischen Premiere von Mussorgskys »Chowanschtschina« als Marfa. Bis zu ihrem Tod trat sie als viel bewunderte Primadonna an der Scala, am Teatro Costanzi von Rom (u.a. 1928 in der Premiere von Boitos »Nerone« und in der Uraufführung der Oper »Dafni« von Giuseppe Mulè), am Teatro San Carlo Neapel und an anderen italienischen Bühnen in Erscheinung. Jahr für Jahr sang sie außerdem am Teatro Colón von Buenos Aires. Hier war sie an mehreren Erstaufführungen von Opern beteiligt (1923 »La vida breve« von M. de Falla und »Debora e Jaele« von Pizzetti, 1926 »Nerone« von Boito, 1929 »Chowanschtschina« von Mussorgsky und »La campana sommersa« von O. Respighi). Am Teatro Colón sang sie auch in der Uraufführung der argentinischen Oper »Ollantay« von Constantino Gaito (23.7.1926). Am 6.6.1933 sang sie am Teatro Colón die Adalgisa in »Norma«, erkrankte danach jedoch schwer und starb nach einigen Wochen an einer Pneumonie. Sie war verheiratet mit dem italienischen Dirigenten Angelo Questa (1901-60).
Von der ausdrucksvollen, zumal in den hohen Lagen schön gebildeten Altstimme der Künstlerin existieren nur wenige akustische Schallplatten auf HMV und Fonotipia, einige elektrische Aufnahmen auf Odeon.
12.1. Franck FERRARI: 60. Geburtstag
In seiner Heimatstadt Nizza studierte der Sänger am Konservatorium. Mit 18 Jahren wurde er Fallschirmspringer und kam bis in den Libanon, bevor er wieder zur Musik zurückkehrte. Während einer Spanne von zwanzig Jahren (1994-2013) war Franck Ferrari in ungefähr dreißig Rollen an der Opéra National de Paris zu sehen – an der Bastille-Oper (u.a. als Moralès wie als Zuniga wie als Escamillo in Carmen, als Silvano in Verdis Un ballo in maschera, als Brander in La damnation de Faust von Berlioz, als Brétigny wie als Lescaut in Manon von Massenet, als Monterone in Rigoletto, als Ping in Puccins Turandot, als Enrico in Lucia di Lammermoor, als Golaud in Pelléas et Mélisande, als Marcello in La Bohème, als Paolo in Simon Boccaengra, in den Rollen der vier Bösewichter in Hoffmanns Erzählungen, als Chorèbe in Les Troyens von Berlioz, als Scarpia in Tosca, als Sharpless in Madame Butterfly, als Albert in Werther von Massenet, als Miller in Verdis Luisa Miller und als Alfio in Cavalleria rusticana) und im Palais Garnier (als Ramiro in L’Heure espagnole, als Thoas in Iphigénie en Tauride von Gluck, als Ourrias in Mireille von Gounod und als Hercule in Alceste von Gluck). Am 16.5.1998 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper Salammbô von Philippe Fénelon mit. Er gastierte an der Mailänder Scala (1999 als Brétigny in Manon von Massenet, 2003 als Scarpia und 2011 als Capulet in Roméo et Juliette von Gounod), am Théâtre du Capitole von Toulouse (u.a. 2010 in Édipe von Enescu) und an der Wiener Staatsoper (2007 in den Rollen der vier Bösewichter in Hoffmanns Erzählungen und 2008 als Scarpia). Er gastierte 2012 in Toulon als Sharpless, 2013 an der Opéra National du Rhin in Straßburg als Scarpia, in Montpellier (in konzertanten Aufführungen) als Karnac in Le Roi d’Ys von Lalo, als Napoléon in Madame Sans-Gêne von Giordano und als Marquis in La Vivandière von Godard sowie in Nizza als Golaud und als Kaspar im Freischütz. Seine Begegnung mit dem Pianisten Dalton Baldwin war für ihn entscheidend: Mit ihm hat der Bariton, der die französische Musik liebte, im Jahr 2013 für das Label Maguelone Music eine Gesamtaufnahme der Lieder von Jacques Ibert aufgenommen, darunter den berühmten Don Quichotte. Franck Ferrari starb 2015 in Nizza.
13.1. Carlo TAGLIABUE: 125. Geburtstag
Studium bei den Pädagogen Gennai und Guidotti in Mailand; er debütierte 1922 am Stadttheater von Lodi als Amonasro in »Aida«. 1924 hatte er am Teatro Carlo Felice Genua in der gleichen Partie, als Escamillo in »Carmen« (als Partner von Conchita Supervia) und als Kurwenal in »Tristan und Isolde« große Erfolge. Darauf sang er an den führenden italienischen Bühnen, am Teatro San Carlos Lissabon und in der Saison 1929-30 an der Oper von Havanna. 1931 gab er seine Antrittsvorstellung an der Mailänder Scala als Alfio in »Cavalleria rusticana« und war dann länger als 25 Jahre dort als erster Bariton zu hören. Er wirkte dort auch 1933 in der Uraufführung von Gino Robbianis Oper »Guido del Popolo«, 1937 in der von »La morte di Frine« von Lodovico Rocca mit. Er sang an der Mailänder Scala auch in der dortigen Premiere der Oper »Lo Straniero« von Ildebrando Pizzetti (den Scedeur). Sehr große Erfolge hatte er bei den Festspielen in der Arena von Verona (1930, 1935, 1938-39, 1947-49) und beim Maggio musicale von Florenz. Am 23.1.1934 sang er an der Oper von Rom in der Uraufführung der Oper »La Fiamma« von Respighi. Sehr beliebt war er in Südamerika, wo er namentlich am Teatro Colón von Buenos Aires seit 1934 immer wieder in Erscheinung trat. 1937-39 war er Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper. Hier debütierte er als Amonasro und trug in den folgenden zwei Spielzeiten den Grafen Luna im »Troubadour«, den Germont-père in »La Traviata«, den Rigoletto, den Marcello in »La Bohème«, den Alfio in »Cavalleria rusticana«, den Jago in Verdis »Othello«, den Tonio im »Bajazzo« und den Enrico in »Lucia di Lammermoor« vor. In der Spielzeit 1938-39 trat er an der Oper von San Francisco als Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, als Alfio, als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Marcello in »La Bohème«, als Carlo in »La forza del destino« und als Enrico in »Lucia di Lammermoor« auf. 1938 debütierte er als Rigoletto an der Covent Garden Oper London. 1946 gastierte er mit dem Ensemble des Teatro San Carlo Neapel in London als Germont-père, 1953 trat er dort am Stoll Theatre als Carlo in »La forza del destino« von Verdi auf. Auch in Belgien gab er Gastspiele. Er war auch an der Staatsoper Berlin (als Rigoletto und als Renato in Verdis »Maskenball«) und während des Zweiten Weltkrieges an mehreren deutschen Bühnen anzutreffen. Nach Kriegsende konzentrierte sich seine Tätigkeit auf die großen italienischen Theater. 1958 gab er seine Karriere auf und war dann als Pädagoge tätig. Er starb 1978 in Monza. Als letzter italienischer Sänger fand er seine Ruhestätte auf dem bereits geschlossenen Mailänder Cimeterio monumentale, auf dem so viele große Sänger begraben sind.
Lit: R. Celletti & R. Vegeto: Carlo Tagliabue (in »La grandi Voci«, Rom 1964).
Schallplatten existieren von ihm bei Cetra (»La forza del destino«, »La Favorita«, »Martha«, »Pagliacci«, »Il Trovatore«, »Francesca da Rimini« von Zandonai), Remington (»I Vespri Siciliani« von Verdi), Don Giovanni (Arien), Replica (»La Traviata«), Columbia (»Norma« und »La forza del destino« mit Maria Callas), Bongiovanni (»Madame Sans-Gêne« von Giordano) und Hardy Classics (Wolfram im »Tannhäuser« in italienischer Sprache mit Renata Tebaldi als Elisabeth). Eine akustische Aufnahme erschien bereits 1925 auf Fonografia Nazionale.
14.1. Mariss JANSONS: 80. Geburtstag
Er wurde in Riga als Sohn des lettischen Dirigenten Arvīds Jansons geboren. Seine Mutter Iraida Jansone war eine Mezzosopranistin jüdischer Herkunft. Sie brachte ihren Sohn in einem Versteck zur Welt, in das sie sich geflüchtet hatte, nachdem ihr Vater und ihr Bruder im Rigaer Ghetto umgekommen waren. 1946 gewann Jansons‘ Vater den zweiten Preis in einem nationalen Wettbewerb und wurde Assistent von Jewgeni Mrawinski bei den Leningrader Philharmonikern. 1956 folgte ihm seine Familie nach. Mariss Jansons studierte Violine, Klavier und Dirigieren am Leningrader Konservatorium und ging 1969 nach Österreich, wo er seine Ausbildung bei Hans Swarowsky und Herbert von Karajan fortsetzte. 1971 gewann Jansons den zweiten Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb Herbert-von-Karajan. 1973 wurde er wie sein Vater zuvor stellvertretender Dirigent der Leningrader Philharmoniker. 1979-2000 war er Leiter des Osloer Philharmonie-Orchesters, mit dem er zahlreiche Aufführungen, Aufnahmen und Tourneen absolvierte. 1996 erlitt er während des Dirigierens von La Bohème einen lebensbedrohlichen Herzanfall auf dem Podium in Oslo, kurz darauf im Spital einen zweiten. Sein Vater war beim Dirigieren verstorben. 1992 wurde er zum Haupt-Gastdirigenten des London Philharmonic Orchestra und 1997 zum Chefdirigenten des Pittsburgh Symphony Orchestra ernannt. Seit Herbst 2003 war er als Nachfolger Lorin Maazels Chefdirigent beim Chor des Bayerischen Rundfunks und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks; von September 2004 bis März 2015 war er zusätzlich Chefdirigent des Amsterdamer Concertgebouw Orchesters, hier in der Nachfolge von Riccardo Chailly. Im Jahr 2006 leitete Jansons erstmals das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Im Oktober 2007 führte er mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks die Neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven und die Chormotette Tu es Petrus von Giovanni Pierluigi da Palestrina im Vatikan auf; das Konzert wurde von zahlreichen Sendern weltweit übertragen. Weitere Meilensteine der Zusammenarbeit mit den Klangkörpern des Bayerischen Rundfunks waren die Aufführungen der Requiems von Verdi, Mozart und Dvořák; von Strawinskis Psalmensinfonie, Poulencs Stabat Mater und Leonard Bernsteins Chichester Psalms. Im Karajan-Gedenkjahr führte der Karajan-Schüler Johannes Brahms‘ Deutsches Requiem auf, eines der Lieblingswerke Karajans, das von der Presse als überragendes Klangereignis gefeiert wurde.
Am 20. April 2010 wurde bekannt, dass Jansons die nächsten Monate wegen Krankheit ausfallen werde. Bei seinem für den 3. Mai 2010 vorgesehenen Debüt an der Wiener Staatsoper (als Dirigent der Bizet-Oper Carmen) vertrat ihn sein Schüler und Landsmann Andris Nelsons am Pult. 2012 dirigierte Jansons zum zweiten Mal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Im Herbst 2012 führte er mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks in der Suntory Hall in Tokio den Zyklus aller neun Beethoven-Symphonien auf. Nach 2006 und 2012 leitete Jansons auch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2016. Nach einem Riss der Achillessehne musste Jansons Dirigate in Wien ab dem 28. November 2019 gesundheitsbedingt absagen. Für ihn sprang Jakub Hrůša bei teilweise geändertem Programm ein. In der Nacht zum 1. Dezember 2019 starb Mariss Jansons im Alter von 76 Jahren in St. Petersburg im Kreis seiner Familie an den Folgen einer Herzerkrankung. Die Süddeutsche Zeitung titelte in ihrem Feuilleton-Leitartikel: „Die Welt mit Klang umarmen: Der aufrichtigste, integerste, empathischste Dirigent der Welt ist tot.“
Im Jahr 2006 wurden ihm verschiedene Auszeichnungen zuteil. Ihm wurde in Cannes auf der Midem ein Cannes Classical Award als Künstler des Jahres verliehen. Gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erhielt er für die Aufnahme der 13 Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch einen Grammy in der Kategorie „Beste Orchesterleistung“. Es folgte der „Drei-Sterne-Orden“, die höchste Auszeichnung der Republik Lettland. Er wurde mehrfach von der Deutschen Phono-Akademie mit dem Echo Klassik geehrt; 2018 distanzierte er sich aufgrund der Kontroversen um den Preis von diesen Auszeichnungen. Im selben Jahr erhielt er den Bayerischen Verdienstorden. 2009 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 2010 wurde ihm der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst überreicht. 2013 wurde Jansons mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet. Am Tag der Deutschen Einheit 2013 erhielt er vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Londoner Royal Philharmonic Society ehrte Mariss Jansons im November 2017 mit der Goldmedaille der britischen Konzertgesellschaft „RPS Gold Medal“, die ihm im Rahmen eines Gastkonzerts mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Londoner Barbican Hall verliehen wurde. Anlässlich seines 75. Geburtstags wurde 2018 eine Tulpensorte, gezüchtet von einem Letten und einem Niederländer, nach Jansons benannt. 2018 wurde Jansons Ehrenmitglied der Berliner Philharmoniker, der Wiener Philharmoniker und erhielt von den Salzburger Festspielen die Festspielnadel mit Rubinen – die höchste Ehrung der Festspiele, vergleichbar mit einer Ehrenmitgliedschaft. Am 13. Oktober 2019 erhielt er den Opus Klassik für sein Lebenswerk. Vor dem Gedenk- und Dankkonzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks am 15. Januar 2020 in der Philharmonie am Gasteig in München (Gustav Mahlers 2. Symphonie unter Zubin Mehta) verlieh ihm das BRSO, wie für den 14. Mai 2020 vorgesehen, posthum die Karl-Amadeus-Hartmann-Medaille.
14.1. Gaston PRESSET: 95. Geburtstag
Nach seiner Ausbildung am Conservatoire de Lausanne (bei Paul Sandoz) und bei José van Dam in Genf nahm er in den Jahren 1956-60 an den Sommer-Tourneen der Opéra Marisa Morel teil, die ihn nach Deutschland, Belgien, Holland, Italien, Schweden und Norwegen führten. 1958-60 war er am Opernhaus von Nancy engagiert, 1960-62 als ständiger Gast dem Stadttheater (Opernhaus) von Zürich verbunden. 1962-68 gehörte er der »Compagnie Denyse Orval« an, die von Genf aus Gastvorstellungen in der französischen Schweiz gab. In den Jahren 1967-71 war er am Grand Théâtre Genf als Gast zu hören (als Marquis d‘Obigny in »La Traviata«, als Pietro in Verdis »Simon Boccanegra«, als einer der Juden in »Salome« von R. Strauss, als Konrad Nachtigall in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Marullo in »Rigoletto«, als Assan in »The Consul« von G.C. Menotti, als Yamadori in »Madame Butterfly«, als Kuno im »Freischütz«, als Titurel in »Parsifal«, als Neptun in »Orphée aux enfers« von Offenbach, als 2. Kommissar in »Dialogues des Carmélites«, von Fr. Poulenc, als 2. Gefangener in »Fidelio«, als Tom in Verdis »Un Ballo in maschera« und als Page in »Amahl and the Night Visitors« von Menotti). Als Gast trat er auch in Lausanne, an den Opernhäusern von Reims, Tours, Lille und Marseille, an der Opéra du Rhin Straßburg und in Mailand auf. Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Mustafà in »L’Italiana in Algeri« von Rossini, der Bruschino sen. in dessen »Il Signor Bruschino«, der Figaro in »Il Barbiere di Siviglia« von Paisiello, der Don Pasquale von Donizetti, der Florestan in »Véronique« von Messager und der Balthazar in »Amahl and the Night Visitors«. In Genf wirkte er in der Spielzeit 1968-69 in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Macbeth« von E. Bloch als alter Mann mit. Er wurde auch als Konzert- und Rundfunksänger bekannt. Nach Beendigung seiner Karriere betrieb er einen Kostümverleih in Mont-sur-Lausanne. Er starb 1992 in Sottens (Schweiz). Schallplatten: CT (»Psaumes et Motets« von L. Bourgeois, »Deutsche Lieder« von L. Senfl).
14.1. Lucia DELSARTA: 125. Geburtstag
Die Sängerin, deren eigentlicher Name Lucia Julie Schat lautete, begann ihre Bühnenkarriere mit einem Engagement am Stadttheater von Plauen (Sachsen) in den Jahren 1919-21. Sie war dann 1921-22 am Stadttheater von Stettin, 1922-25 am Stadttheater von Bern (Schweiz), 1925-28 am Stadttheater von Freiburg i. Br. und 1929-35 am Städtebundtheater Biel-Solothurn engagiert, an dem sie noch bis 1938 gastweise auftrat. Sie gab auch Gastspiele in Zürich und Luzern. Auf der Bühne sang sie Partien aus dem lyrischen wie dem Koloraturrepertoire in Opern und Operetten, darunter das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Papagena in der »Zauberflöte« (Zürich), die Marzelline in »Fidelio«, die Fatime in »Oberon« von Weber, die Marie in »Zar und Zimmerman« wie im »Waffenschmied« und die Undine von Lortzing, die Musetta in »La Bohème«, die Butterfly, die Zerline in »Fra Diavolo« von Auber (Luzern), die Rose Friquet in »Les Dragons de Villars« (»Das Glöckchen des Eremiten«), die Adele wie die Rosalinde in der »Fledermaus«, die Saffi im »Zigeunerbaron«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut« und die Wellgunde im »Rheingold«. In der Spielzeit 1924-25 wirkte sie am Theater von Bern in der Schweizer Erstaufführung von Puccinis »Gianni Schicchi« als Lauretta mit. Sie starb im Jahr 1989. Sie war verheiratet mit dem Dirigenten und Pianisten Christoph Lertz (1888-1961).
16.1. Armin UDE: 90. Geburtstag
Ausbildung durch Erna Hähnel-Zuless in Leipzig und durch Dagmar Freiwald-Lange in Berlin. Bühnendebüt 1959 am Stadttheater von Frankfurt a. d. Oder als Fenton in »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai. 1961-66 in Cottbus, 1966-68 in Magdeburg engagiert, zugleich durch Verträge mit dem Metropol-Theater Berlin und dem Stadttheater Halle (Saale) verbunden. Er gewann 1964 den Bach-Wettbewerb in Leipzig, 1965 den Ferenc Erkel-Concours in Budapest. 1968 Mitglied der Staatsoper von Dresden. Er war zu Gast an der Komischen Oper Berlin, am Opernhaus von Leipzig, an der Nationaloper Sofia, an der Oper von Leningrad und bei den Opernfestspielen von Wiesbaden. Seine schöne, ganz lyrisch gebildete Stimme meisterte auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium ein umfassendes Repertoire, das von barocken und klassischen Partien bis zu zeitgenössischen Werken reichte. Geschätzter Bach- und Mozart-Interpret. Weitere Gastspiele und Konzerte in Italien, Österreich, Polen, der CSSR und in Bulgarien. Er gastierte (zum Teil mit dem Dresdner Ensemble) in Leningrad und Tokio, in Budapest und Sofia, in Wiesbaden und Madrid. 1969-74 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Berlin wahr. Er starb 2015 in Berlin.
Schallplatten: Eterna (»Idomeneo« von Mozart, »Moses und Aron« von Schönberg, Arien und Duette mit Ute Selbig), Christophorus-Verlag (geistliche Musik von J.A. Hasse), Denon (kleine Partie im »Rosenkavalier« von der Eröffnung der Dresdner Semper-Oper, 1985), Philips (geistliche Vokalmusik von Mozart).
16.1. Ingeborg BREMERT: 95. Geburtstag
Sie wuchs in Hamburg auf, wo sie in den Chören der Hamburger Singschule sang und sich dann zur Solistin ausbilden ließ. Sie hatte ihr erstes Engagement 1953-55 am Stadttheater von Pforzheim und sang darauf 1955-57 am Opernhaus von Zürich. In den Jahren 1958-60 gehörte sie dem Staatstheater Oldenburg an und wurde von dort an die Bayerische Staatsoper München berufen, deren Mitglied sie 1960-67 war. Durch einen Gastvertrag war die Künstlerin dem Staatstheater Karlsruhe verbunden. Am 20.5.1961 sang sie bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Elegie für junge Liebende« von Hans Werner Henze die Partie der Elisabeth. Zu den Höhepunkten in ihrem Bühnenrepertoire gehörten die Arminda in »La finta giardiniera« von Mozart, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Regina in »Mathis der Maler« von P. Hindemith, die Isabella in »Karl V.« von E. Krenek und die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin«. Sie hatte auch als Konzertsängerin eine bedeutende Karriere. Sie gab Gastspiele an verschiedenen größeren deutschen Bühnen, zog sich aber, offensichtlich nach einer Heirat, von der Bühne zurück. Sie starb im Jänner 2012.
Schallplatten: Orfeo (»Palestrina« von H. Pfitzner).
16.1. Pilar LORENGAR: 95. Geburtstag
Sie studierte am Konservatorium von Barcelona und auch bei der berühmten spanischen Sopranistin Angeles Ottein in Madrid. 1949 debütierte sie in Barcelona als Mezzosopranistin. 1951 gewann sie einen Gesangwettbewerb in Barcelona, wandte sich dann aber dem Sopranfach zu. Sie sang zuerst an spanischen Theatern, wurde aber bald international bekannt. 1955 wirkte sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence in der Partie des Cherubino in »Le nozze di Figaro« mit (1962 nochmals als Donna Anna in »Don Giovanni«). An der Covent Garden Oper London gastierte sie 1955 als Traviata; seit 1964 sang sie dort fast alljährlich Partien wie die Donna Anna, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und die Alice Ford in »Falstaff« von Verdi. 1955 kam sie erstmals nach Nordamerika, wo sie in New York in einer konzertanten Aufführung der Oper »Goyescas« von Granados sang und an den Opern von San Francisco (1964-89 als Desdemona in Verdis »Otello«, als Micaela in »Carmen«, als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Liu in »Turandot«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Donna Anna und als Donna Elvira in »Don Giovanni«, als Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy, als Butterfly, als Fiordiligi, als Elsa in »Lohengrin«, als Alice Ford, als Agathe im »Freischütz«, als Elisabeth in Verdis »Don Carlos« und als Manon Lescaut in der Oper gleichen Namens von Puccini) und Chicago auftrat. 1956, 1957 und 1960 wirkte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Pamina in der »Zauberflöte«, 1957-58 als Echo in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und 1958-59 als Gräfin in »Le nozze di Figaro« mit. 1958 (als Pamina) und 1967 Gastspiel am Teatro Colón Buenos Aires. 1966 Debüt an der Metropolitan Oper New York als Donna Elvira. Sie sang dort während zwölf Spielzeiten in insgesamt 150 Vorstellungen die Alice Ford, die Pamina, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Traviata, die Butterfly, die Marguerite in »Faust« von Gounod, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Liù, die Micaela, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Agathe, die Mimì in »La Bohème«, die Desdemona, die Elsa und die Fiordiligi. 1963-83 Gastspiele an der Wiener Staatsoper (als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Marguerite in »Faust« von Gounod, als Elsa, als Fiordiligi, als Suor Angelica in der gleichnamigen Oper von Puccini, als Alice Ford, als Agathe und als Donna Elvira in insgesamt 46 Vorstellungen). Sie trat als Gast an der Staatsoper München, in Madrid und Barcelona auf. 1964 sang sie am Teatro Zarzuela Madrid in der Uraufführung einer Neubearbeitung der Oper »Pepita Jiménez« von Isaac Albeniz (durch Pablo Sorozábal) die Titelrolle. 1959 war sie beim Maggio Musicale von Florenz als Donna Elvira zu hören, 1957 und 1963-64 am Théâtre de la Monnaie Brüssel (wo sie noch 1990 einen Liederabend gab). Seit 1959 war sie für mehr als 25 Jahre Mitglied der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin, deren Publikum ihr sehr zugetan war; 1984 wurde sie zum Ehrenmitglied dieses Hauses ernannt. 1966 nahm sie an der Japan-Tournee der Deutschen Oper Berlin teil. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie 1961-62 als Ilia in Mozarts »Idomeneo«, 1963-64 als Pamina, 1964 in einem Mozart-Konzert, 1965 in der 9. Sinfonie von Beethoven, 1971 als Ismene in »Mitridate Re di Ponto« von Mozart und 1983 in einem Konzert mit Arien und Duetten aus spanischen Zarzuelas zusammen mit Plácido Domingo. 1987 großer Erfolg an der Deutschen Oper Berlin als Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, 1989 in Straßburg und Lyon als Maddalena in Giordanos Revolutionsoper »Andrea Chénier«. Ihre schön gebildete, ausdrucksvolle Stimme hatte in ihrem Bühnenrepertoire als Höhepunkte vor allem Mozart-Partien, weiter Partien in Opern von Verdi und Puccini, dann die Regina in »Mathis der Maler« von P. Hindemith, die Jenufa in der gleichnamigen Oper von Janácek und die Ysabella in »L’Atlantida« von M. de Falla. 1990 verabschiedete sie sich als Tosca in Berlin von der Bühne. 1991 gab sie einen letzten Liederabend in Berlin. Sie starb nach langer Krankheit 1996 in einem Berliner Krankenhaus.
Lit: W. Elsner und Mark E. Busch: »Pilar Lorengar – ein Porträt« (Berlin, 1986). Schallplatten: HMV (»Die verkaufte Braut«), Decca (»Die Zauberflöte«, »Medea« von Cherubini, »La Traviata«, »Orpheus und Eurydike« von Gluck, »Der Bajazzo«, »Don Giovanni«, »Così fan tutte«), Pathé (Cherubino in »Le nozze di Figaro«), DGG (»La Bohème«, »Don Giovanni«), Supraphon, Orfeo (»Iphigenie auf Tauris« von Gluck), London, Melodram (»Olimpia« von Spontini), Nuova Era (Donna Elvira in »Don Giovanni«), Marus (Mitschnitt des erwähnten letzten Liederabends in Berlin 1991), Bella Voce (Titelrolle in »Suor Angelica« von Puccini), London/Hispavox (Ausschnitte aus Zarzuelas, auch vollständige Zarzuela-Aufnahmen).
16.1. Antonina KAWECKA: 100. Geburtstag
Sie war Schülerin von S. Kazury und von Adamo Didur. Durch die Kriegsereignisse konnte ihr Debüt erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 an der Schlesischen Oper (Opera Slaska) in Bytom (Beuthen) stattfinden. Bereits hier zeigte sich ihre große Begabung im lyrisch-dramatischen Stimmfach. Zu Beginn ihrer Karriere sang sie in Bytom Rollen für Mezzosopran wie die Lola in »Cavalleria rusticana« (ihr Debüt), die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Jadwiga im »Gespensterschloss« (»Straszny dwór«) von Moniuszko, die Berta im »Barbier von Sevilla« und die Carmen. Nach weiterer Ausbildung durch A. Didur und Stefan Belina übernahm sie seit Antritt ihres Engagements in Poznan (Posen) Sopranpartien. 1947 wechselte sie an das Theater von Poznan, dem sie bis zur Beendigung ihrer Karriere im Jahre 1979 angehörte. Sie war eine der bedeutendsten polnischen Sopranistinnen ihrer Generation, wobei sie sich auf der Bühne durch ein besonderes darstellerisches Talent auszeichnete. Gastspiele und Konzerte brachten ihr in den Zentren des polnischen Musiklebens, aber auch in Russland und in Italien, in West- und Ostdeutschland, in der CSSR, in Bulgarien und Ungarn und nicht zuletzt in den USA anhaltende Erfolge ein. 1961 Gastspiel an der City Opera New York als Aida. Auf der Bühne gestaltete sie mehr als 40 große Partien, darunter die Tosca, die Titelfigur in »Halka« von Moniuszko, die Czesnikowa in dessen »Gespensterschloss« (»Straszny dwór«), die Aida, die Carmen, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Leonore im »Troubadour«, die Desdemona in »Otello«, die Tatjana in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, die Jaroslawna in Borodins »Fürst Igor«, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Ortrud in »Lohengrin« und die Isolde in »Tristan und Isolde«. Umfangreiche Tätigkeit im Konzertsaal, im polnischen Rundfunk und im Fernsehen. Seit 1970 wirkte sie als Dozentin an der Musikakademie von Poznan. Sie starb 1996 in Poznan.
Schallplatten: Muza (Titelrolle in vollständiger Aufnahme von Moniuszkos »Halka«, Czesnikowa in dessen »Strazny dwór«); in den USA wurden polnische Lieder von Moniuszko, Chopin und Szymanowski aufgenommen.
17.1. Jean BARRAQUÉ: 95. Geburtstag
Er ist ein bedeutender Vertreter der Seriellen Musik. Das Verzeichnis der Werke, die er selbst als gültig angesehen hat und die er vollenden konnte, ist sehr schmal. Er starb 1973 in Paris.
18.1. Corneliu FÂNĂŢEANU: 90. Geburtstag
Ausbildung am Konservatorium von Cluj und an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Giorgio Favaretto. Operndebüt 1955 am Opernhaus von Cluj. Preisträger bei Gesangwettbewerben in Wien, Prag, Genf und Bukarest in den Jahren 1960-65. Nach seiner Berufung an die Nationaloper von Bukarest konnte er sich dort als Vertreter des lyrischen Tenorfachs eine große Karriere aufbauen. Gastspiele an den Nationalopern von Sofia, Belgrad und Zagreb, an den Opern von Kiew, Tiflis (Tblissi), am Opernhaus von Essen und am Staatstheater von Kassel. Angesehener Konzertsänger. Auch als Pädagoge in Bukarest tätig. Er starb 2014 in Drobeta-Turnu Severin (Rumänien).
Schallplatten: Electrecord.
- 1. Marit ISENE: 100. Geburtstag
Ausbildung durch G. Sindwig-Larsen in Oslo und durch Anita von Hillern-Dunsbar sowie an der Academy of Music Philadelphia. Sie debütierte 1946 als Konzertsängerin und trat als solche dann in verschiedenen skandinavischen Städten, darunter in Stockholm und Kopenhagen, auf. Ihr Debüt als Opernsängerin fand 1950 an der Königlichen Oper Stockholm in der Partie der Santuzza in »Cavalleria rusticana« statt. In der Spielzeit 1955-56 war sie am Opernhaus von Zürich engagiert, 1956-58 am Opernhaus von Frankfurt a.M. Sie ging dann nach Norwegen zurück und war bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1974 Mitglied des Nationaltheaters in Oslo. An diesem Haus wirkte sie u.a. 1971 in der Uraufführung der Oper »Anne Pedersdotter« von E. Braein mit. Gastspiele brachten der Künstlerin auch auf internationaler Ebene schöne Erfolge; so gastierte sie an der Königlichen Oper Kopenhagen und 1955 an der Grand Opéra Paris (als Gutrune in der »Götterdämmerung«). Zu ihren Bühnenrollen zählten die Butterfly, die Rezia in »Oberon« von Weber, die Micaela in »Carmen«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Amneris in »Aida« und die Bianca in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten. Sie war nach Beendigung ihrer Karriere in Oslo im pädagogischen Bereich tätig; zu ihren Schülern gehörten der bekannte norwegische Bassist Carsten Stabell und die Sängerinnen Kjersti Ekeberg und Torhild Staahlen. Ihre ältere Schwester Ebba Isene (1919-2009) war eine bekannte Pianistin. Marit Isene starb im März 2002.
18.1. Alfred von BARY: 150. Geburtstag
Sohn des Afrikaforschers Erwin von Bary. Zuerst Medizinstudium an den Universitäten von Leipzig und München, das er 1898 in München mit dem Staatsexamen und der Promotion beendete. Er wurde Neurologe und erster Assistent des Gehirnpathologen Prof. Flechsig an der Universität Leipzig. Seine Stimme wurde durch Arthur Nikisch entdeckt, worauf Richard Müller sie ausbildete. Debüt an der Hofoper von Dresden 1903 als Lohengrin. 1906 wirkte er in Dresden in der Uraufführung der Oper »Moloch« von Max von Schillings mit. Schon im Sommer 1904 sang er bei den Festspielen von Bayreuth den Parsifal, und bis 1914 stand er im Mittelpunkt dieser Festspiele. Hier gestaltete er nahezu alle großen Tenor-Partien des Wagner-Repertoires, wie er denn überhaupt als einer der größten Wagner-Tenöre seiner Generation galt. Seine Bayreuther Wagner-Kreationen, der Siegmund (1904 und 1908-09) wie der Siegfried (1911-12 und 1914) im Nibelungenring, der Tristan (1906) und der Lohengrin (1908-09), galten als wahre Meisterleistungen. Bis 1912 blieb er in Dresden und war dann 1912-18 an der Münchner Hofoper engagiert. Er trat als Gast an der Berliner Hofoper (1906, 1907), an den Hoftheatern von Stuttgart und Mannheim, am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg (1901-11), an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. und Köln, an den Stadttheatern von Bremen und Nürnberg, an der Wiener Volksoper (1906, 1908), an den Stadttheatern von Basel und Bern und am Deutschen Theater in Prag (1906-10) auf. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind ergänzend der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Tannhäuser, der Titelheld in Hans Pfitzners »Der arme Heinrich« und der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns zu nennen. Ein Augenleiden, das fast zur Erblindung führte, zwang ihn, seine Sängerkarriere aufzugeben. Er war danach wieder ärztlich tätig. Er starb 1926 in München. Er war verheiratet mit der Bildhauerin Jenny von Bary-Doussin (1874-1922).
Zwei sehr seltene Wagner-Aufnahmen seiner Stimme existieren auf G & T (Bayreuth, 1904).
20.1. Antonio de ALMEIDA: 95. Geburtstag
Als Sohn eines portugiesischen Diplomaten und einer amerikanischen Mutter kam er mit der Familie nach Buenos Aires, wo er bei Alberto Ginastera studierte. Er interessierte sich auch für Naturwissenschaft und bewarb sich für ein Stipendium am Massachusetts Institute for Technology; er besuchte dort Kurse für Kernchemie und dirigierte das Studentenorchester. Anschließend schrieb er sich in der Yale University in der Klasse von Paul Hindemith in fortgeschrittener Musiktheorie ein; im Sommer besuchte er das Berkshire Music Center in Tanglewood, wo er bei Kussewitzky und Bernstein seine Dirigierkenntnisse vervollständigte. Dann ging er nach England und wurde dort mit Sir Thomas Beecham bekannt; dieser gab ihm die Gelegenheit, das Royal Philharmonic Orchestra zu dirigieren. Sein Debüt in Amerika gab er am 1. November 1960 in New York, wo er bei der American Opera Society Glucks »Orfeo ed Euridice« dirigierte; am 24. Februar 1982 dirigierte er in New York eine konzertante Vorstellung von Wagners früher Oper »Die Feen«. Unter seinen Verpflichtungen waren verschieden Spielzeiten in Lissabon (ab 1956); gleichzeitig war er 1. Dirigent der Stuttgarter Philharmonie (1960-64), Gastdirigent an der Pariser Opéra (1964-68), des Houston Symphony Orchestra (1969-71) und des Stadtorchesters von Nizza (ab 1976); er ist der Herausgeber der Gesamtausgabe der Symphonien Luigi Boccherinis. Er starb 1997 in Pittsburgh.
21.1. Nadine SAUTEREAU: 100. Geburtstag
Sie begann ihre Karriere Ende der vierziger Jahre, wobei sie sowohl als Konzert- und als Radiosängerin wie auch auf der Bühne in Erscheinung trat. Am Grand Théâtre Genf sah man sie 1952 als Irène in »Sapho« von Massenet, 1955 als Crobyle in »Thais« von Massenet, 1961 als Amor in »Orphée et Eurydice« von Gluck, 1962 als Xenia in »Boris Godunow«, 1963 als Mélisande sowohl in »Pelléas et Mélisande« von Debussy als auch in »Ariane et Barbe-Bleue« von P. Dukas, 1964 als Pouseette in »Manon« von Massenet und 1966 als Sophie in »Werther« von Massenet. In den fünfziger Jahren gastierte sie an verschiedenen französischen Opernhäusern und sang bei den Festspielen von Aix-en-Provence 1956 in »Platée« von Rameau und 1959 in Ravels »L’Enfant et les sortilèges«. Sie wurde 1960 an die Grand Opéra Paris verpflichtet, zu deren Ensemble sie bis 1965 gehörte. Zugleich trat sie an der Opéra-Comique Paris auf, wo sie u.a. die Marzelline in »Fidelio«, die Micaela in »Carmen« und die Musetta in »La Bohème« sang. Sie wurde vor allem durch ihre Interpretation der Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy bekannt, die sie u.a. 1956 am Teatro Comunale Florenz, 1962 am Teatro dell’Opera Rom und 1966 in Madrid vortrug. 1966 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg als Frasquita in »Carmen« mit. Sie starb am 1.2.2022.
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen auf den Marken Columbia (»L’Enfant et les sortilèges«), Nixa, Decca, Pathé (»Platée«), HMV (»Carmen« mit Maria Callas in der Titelrolle) und MRF (»Ariane et Barbe-Bleue« von Dukas).
21.1. Henri DUPARC: 175. Geburtstag
Er war einer der ersten Studenten von César Franck im Jesuitenkolleg von Vaugirard, absolvierte aber kein vollständiges Musikstudium. 1868 wurden seine ersten Kompositionen veröffentlicht. 1871 gründete er gemeinsam mit Camille Saint-Saens die Société Nationale de Musique. Ein frühes Orchesterwerk, die Symphonische Dichtung Lénore (1875), machte ihn schlagartig berühmt. Als sein Hauptwerk gilt aber das Liedschaffen, durch das er (neben Charles Gounod, Gabriel Fauré und Claude Debussy) nachhaltig das Musikleben der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich beeinflusste. Seine Lieder zeigen zwar den Einfluss Wagners und Berlioz‘, atmen aber schon den Geist des Impressionismus. Eine farbige Orchesterbehandlung mit Harfe und Celesta und die typisch französische Kompositionsweise der „mélodies“ (im Unterschied zu deutschen Arien oder Liedern) machen seine Handschrift aus. Duparc war mit Ernest Chausson befreundet, der ihm sein Poème de l’amour et de la mer widmete. Umgekehrt widmete Duparc ihm einige seiner Lieder. Unter anderem vertonte er Texte der Dichter Charles Baudelaire und Théophile Gautier. Henri Duparc war sehr selbstkritisch, so dass heute nur wenige seiner Werke erhalten sind. 1885 musste er wegen einer Nervenkrankheit sein Schaffen aufgeben. Bis zu seinem Tode lebte er in der Schweiz und widmete sich der Literatur und der Malerei. Er starb 1933 in Mont-de-Marsan
22.1. Priscilla GORDON: 85. Geburtstag
Informationen über die amerikanische Sopranistin auf Englisch: https://prabook.com/web/priscilla_ann_gordon_de.figols/383148
23.1. Letitia GARNER: 80. Geburtstag
Gesangstudium an der University of Washington bei Mary Curtis Verna und bei Leon Lishner, an der University of Michigan bei John McCollum und bei Anna Hamlin in New York. In Deutschland war sie 1971-72 am Pfalztheater Kaiserslautern, 1972-73 am Stadttheater Lübeck und 1973-78 am Staatstheater Wiesbaden engagiert, wurde aber auch durch Auftritte an der Oper von Seattle, an der Nationaloper Warschau, an der Oper von Tel Aviv und durch eine weitere umfangreiche Bühnen- und Konzerttätigkeit bekannt. Ihr Rollenrepertoire für die Bühne gipfelte in Partien wie der Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, der Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, der Titelfigur in Flotows »Martha«, der Norina in »Don Pasquale«, der Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Lucia di Lammermoor, der Mimi in Puccinis »La Bohème«, der Suor Angelica in der Oper gleichen Namens von Puccini, der Sophie im »Rosenkavalier« von R. Strauss und der Laetitia in »The Old Maid and the Thief« von G.C. Menotti. Sie starb 1978 in Wiesbaden.
24.1. Tomás ÁLVAREZ: 100. Geburtstag
Biographie des spanischen Baritons auf Spanisch: https://www.mundoclasico.com/articulo/6252/Tom%C3%A1s-%C3%81lvarez-se-ha-reunido-con-Marianela-Barandalla
24.1. Simeon ten HOLT: 100. Geburtstag
Nach Studien bei dem Bergener Komponisten Jacon van Domselaer zog ten Holt 1949 nach Paris, wo er an der École Normale de Musique de Paris bei Arthur Honegger und Darius Milhaud studierte. 1954 kehrte er in die Niederlande zurück. Bis in die 70er Jahre war seine Musik verschiedenen avantgardistischen Richtungen verpflichtet; serielle Kompositionen, elektroakustische Musik und Musiktheater standen im Vordergrund. Einen völligen Bruch mit seiner bisherigen Musik stellt sein 1979 vollendetes Werk Canto ostinato dar, an dem er mehrere Jahre gearbeitet hatte. Canto ostinato ist eine minimalistische Komposition in variabler Länge und Struktur für ein oder mehrere Klaviere, geschrieben in einer Harmonik der späten Romantik. Die inzwischen in zahlreichen CD-Aufnahmen vorliegende Komposition ist in den Niederlanden eines der meistgespielten und populärsten Werke zeitgenössischer klassischer Musik. Auch die nachfolgenden Kompositionen (z. B. Lemniscaat (1983), Horizon (1985), Incantatie IV (1990) und Méandres im Jahr 1999) bewegen sich innerhalb dieser Stilistik und sind in der Regel für ein oder mehrere Klaviere geschrieben. Simeon ten Holt starb 2012 in Alkmaar.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.simeontenholt.com/
25.1. Marcello GIORDANI: 60. Geburtstag
Nach seiner Ausbildung, u.a. bei dem berühmten Tenor Carlo Bergonzi, sang er zuerst kleinere Partien, u.a. 1985 am Teatro Regio von Parma. Sei eigentliches Debüt erfolgte 1986 am Teatro Sperimentale von Spoleto als Herzog in »Rigoletto«. Bereits 1988 debütierte er als Rodolfo in »La Bohème« an der Mailänder Scala, an der dann auch 1998 den Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, 2004 den Calaf in »Turandot« von Puccini, 2009 das Tenor-Solo im Verdi-Requiem und 2010 den Faust von Gounod sang. Dann hatte er in Nordamerika beim Festival von Spoleto-Charleston, 1989 in Rio de Janeiro große Erfolge. In den USA sang er 1989 an der Oper von Seattle und 1990 am Opernhaus von Houston/Texas den Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1990 in Chicago den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«. Ebenfalls 1990 gastierte er bei der Canadian Opera Toronto wieder in der Rolle des Pinkerton. In seiner italienischen Heimat hörte man ihn 1990 am Teatro Verdi Triest als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, 1991 bei den Festspielen in der Arena von Verona als Herzog in »Rigoletto«, bei den Festspielen von Macerata (wie auch an der Oper von Philadelphia) als Alfredo. Das Jahr 1991 brachte Auftritte bei der Portland Opera (Oregon) als Fernando in »La Favorita« von Donizetti, im kalifornischen Costa Mesa als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, in Philadelphia als Herzog in »Rigoletto« und an der Houston Opera als Rodolfo in »La Bohème«. Als Alfredo in »La Traviata« debütierte er 1991 an der Oper von San Francisco, an der er dann auch 1994 den Edgardo, 1996 den Rodolfo in »La Bohème«, 1999 den Fernand in Donizettis »La Favorite«, 2000 den Rodolfo in Verdis »Luisa Miller« und 2010 den Radames in »Aida« sang. In Seattle war er 1992 als Edgardo, bei der Portland Opera als Tonio im Donizettis »La Fille du Régiment«, am Teatro Fenice Venedig als Alfredo zu Gast. 1993 sang er am Teatro Bellini Catania den Gualtiero in »Il Pirata« von Bellini, an der Staatsoper von München den Alfredo, beim Festival von Macerata wieder den Herzog. 1992 debütierte er als italienischer Sänger im »Rosenkavalier« an der Wiener Staatsoper, an der dann bis 2016 in insgesamt 72 Vorstellungen auch den Arturo in Bellinis »I Puritani«, den Nemorino, den Herzog in »Rigoletto«, den Alfredo, den Rodolfo in »La Bohème«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Arnold in Rossinis »Wilhelm Tell«, den Alvaro in »La forza del destino«, den Gustavo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Radames, den Chevalier Des Grieux in »Manon Lescaut« und den Calaf sang. Weitere Gastspiele an der Staatsoper von Hamburg (1995 als Rodolfo), in Berlin und Barcelona (als Nadir). Nachdem er bereits 1993 den Nemorino in Freiluftaufführungen der Metropolitan Opera in New York und New Jersey gesungen hatte, debütierte er 1995 in deren Haus als Rodolfo in »La Bohème«. Er sang dann an der Metropolitan Opera bis 2016 in insgesamt 241 Vorstellungen auch den Alfredo, den Des Grieux sowohl in »Manon« von Massenet als auch in »Manon Lescaut« von Puccini, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Lenski in »Eugen Onegin«, den Gualtiero in Bellinis »Il Pirata«, den Titelhelden in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, den Cavaradossi, den Don José in »Carmen«, den Pinkerton, den Enzo in Ponchiellis »La Gioconda«, den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«, den Edgardo, den Roméo, den Titelhelden in Verdis »Ernani«, den Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, den Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, den Calaf, den Dick Johnson in »La fanciulla del West«, den Radames, den Énee in »Les Troyens« von Berlioz, den Paolo in »Francesca da Rimini« von Zandonai, den Manrico im »Troubadour« und das Tenor-Solo im Verdi-Requiem. 1995 debütierte er als Alfredo an der Covent Garden Oper London, an der er dann auch 1997 den Gabriele Adorno, 2004 als Enzo, 2009 und 2011 als Cavaradossi auftrat. 1995 trat er in Houston als Roméo, 1996 bei den Festspielen von Macerata als Foresto in Verdis »Attila« auf. Am 27.4.1996 sang er in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Opernhauses von Detroit den Rodolfo in »La Bohème«. 1996 debütierte er als Faust von Gounod an der Opéra Bastille Paris, an der er dann auch 1998 den Des Grieux in »Manon« von Massenet, 1999 den Rodolfo in »La Bohème«, 2003 den Arnold in Rossinis »Wilhelm Tell«, den Henri in »Les Vêpres siciliennes« von Verdi und den Cavaradossi sowie 2012 den Turiddu in »Cavalleria rusticana« sang. 1997 sang er in Washington den Roméo, 1998 am Teatro Politeama in Palermo die gleiche Partie, an der Opera Pacific Costa Mesa den Rodolfo in »La Bohème«. An der Oper von Washington trat er 1998 als Gabriele Adorno, am Opernhaus von Zürich 1998 und am Teatro Comunale Bologna 1999 als Foresto auf. Am Grand Théâtre Genf gastierte er 1999 als Edgardo und 2018 als Turiddu. 1999 sang er am Teatro Regio Parma den Roméo. 2000 hörte man ihn in der Carnegie Hall New York als Gennaro in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Lucrezia Borgia« (mit Renée Fleming in der Titelrolle), am Theater an der Wien als Werther von Massenet. Im gleichen Jahr gastierte er in Los Angeles als Faust von Gounod. 2001 sang er bei den Festspielen von Macerata den Cavaradossi. 2001 trat er in der Carnegie Hall als Raoul in einer konzertanten Aufführung von Meyerbeers »Hugenotten« auf, an der Chicago Opera als Cavaradossi. Bei den Salzburger Festspielen sang er 2010 den Pollione in konzertanten Aufführungen von Bellinis »Norma« und 2012 den Rodolfo in »La Bohème«. Er gastierte 2012 in Chicago als Radames, am Teatro Carlo Felice Genua als Turiddu und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Radames und als Alvaro, 2013 am Teatro Massimo in Catania als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, an der Semperoper Dresden als Don José, beim Puccini Festival in Torre del Lago und an der Oper von Rom als Calaf, 2014 an der Deutschen Oper Berlin als Cavaradossi, in Parma als Canio im »Bajazzo«, an der Bayerischen Staatsoper München als Don José, in Bilbao und in Cagliari als Calaf, 2015 am Teatro San Carlo Neapel als Calaf, 2016 am Teatro Carlo Felice Genua als Andrea Chénier in der gleichnamigen Oper von U. Giordano, in Cincinnati und Budapest als Cavardossi, in Cagliari als Manrico, 2017 in Catania und an der Opéra de Wallonie in Liège als Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, in Palermo als Cavardossi, in der Arena von Verona als Pinkerton, in Cagliari als Dick Johnson. 2018 sang er in Cagliari aden Turiddu, bei den St. Galler Festspielen die Titelrolle in Puccinis »Edgar«, an der Opéra de Wallonie in Liège den Cavaradossi, dort 2019 auch den Radames. Kurz vor seinem Tod trat er noch am Teatro Lirico in Cagliari als Cavaradossi auf. Er starb 2019 in Augusta (Sizilien) an den Folgen eines Herzinfarkts.
Schallplatten: TIS (»Maria Egiziaca« von O. Respighi), Philips (Gaston in »Jérusalem« von Verdi).
25.1. Elizabeth KINGDON: 95. Geburtstag
Sie stammte aus den USA, hatte aber ihre erfolgreiche Karriere in Europa, in der Hauptsache in Deutschland. Nach einem Engagement am Stadttheater von Bielefeld 1958-63 wurde sie an das Opernhaus von Nürnberg berufen, an dem sie seit 1963 in einer Karriere, die länger als 25 Jahre dauerte, sehr beliebt wurde. Bereits in Bielefeld sang sie 1962 in der Uraufführung der Oper »Die Verlobung in San Domingo« von Winfried Zillig (25.2.1961) und in der deutschen Premiere der Oper »Griselda« von A. Scarlatti; in Nürnberg übernahm sie 1980 in der Uraufführung der nachgelassenen Oper »Der Traumgörge« von A. Zemlinsky die Partie der Wirtin. 1964 gastierte sie am Opernhaus von Köln, 1970 an der Oper von Oslo, 1982 am Opernhaus von Graz, 1988 in London. Von den vielen Partien, die sie auf der Bühne sang, sind zu nennen: die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino« von Verdi, die Aida, die Elisabetta in »Don Carlos«, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, die Myrtocle in »Die toten Augen« von E. d’Albert, die Elisabeth in »Tannhäuser«, auch Rollen in zeitgenössischen Werken wie die Frau Hasentreffer in »Der junge Lord« von H.W. Henze. In einem späteren Abschnitt ihrer Karriere übernahm sie auch Partien für Mezzosopran; dazu war sie als Konzertsolistin erfolgreich tätig. Sie wirkte später während vieler Jahre bei der Pocket Opera Nürnberg in interessanten Aufführungen mit und trat dort noch bei deren 20jährigem Jubiläum 1994 auf. Nicht zuletzt überzeugte sie ihr Publikum durch ihr besonderes darstellerisches Talent. Sie starb 2021 in Nürnberg.
Schallplatten: MMS (Donna Anna in vollständigem »Don Giovanni« von 1958, Titelheldin in »Aida«-Querschnitt).
25.1. Carlo del MONTE: 100. Geburtstag
Er war der Sohn des Sozialisten Felipe Barjan, der nach dem spanischen Bürgerkrieg mit seiner Familie nach Frankreich emigrierte, dort in ein Konzentrationslager eingewiesen wurde und schließlich 1940 nach Mexiko flüchtete. Carlo del Monte studierte dort Ingenieurwissenschaften und arbeitete schließlich in einer Textilfabrik in Mexico City. Er studierte dann aber Musik und Gesang am Conservatorio de Música de la Ciudad de Mexico bei Umberto Mugnai. Er begann seine Bühnenkarriere am Teatro Bellas Artes in Mexico City in kleinen Rollen; so sang er dort 1952 den Arturo in »Lucia di Lammermoor« zusammen mit Maria Callas und Giuseppe di Stefano. Seine Karriere wurde durch eine schwere Erkrankung unterbrochen; aus einem Auge musste ein Tumor operativ entfernt und die Beweglichkeit des Auges durch weitere komplizierte Operation wiederhergestellt werden. 1958 gastierte er dann beim Wexford Festival in Verdis »I due Foscari« und 1959 an der Grand Opéra Paris als italienischer Sänger im »Rosenkavalier«. Er wurde durch die berühmte spanische Sopranistin Conchita Badia weiter unterrichtet und in seiner Karriere gefördert. 1968 war er zu Gast am Teatro Zarzuela in Madrid und verlegte im gleichen Jahr seine Tätigkeit wieder nach Mexiko. Er sang dort am Teatro Bellas Artes, dann am Opernhaus von Tel Aviv, die Titelrolle in »Hoffmanns Erzählungen«, 1969 den Rodolfo in »La Bohème«. Er war auch als Zarzuela-Sänger und als Lied-Interpret erfolgreich (wobei Conchita Badia ihn oft am Klavier begleitete). Er wandte sich im weiteren Ablauf seiner Karriere mehr und mehr dem Konzertgesang zu. Er starb 2000 in Mexico City.
Er sang in Schallplattenaufnahmen von vollständigen Opern auf HMV große Partien: den Alfredo in »La Traviata« (als Partner von Victoria de los Angeles und Mario Sereni) und den Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini (wiederum mit Victoria de los Angeles und Tito Gobbi). Diese beiden Opernaufnahmen entstanden 1958-59. Auf Philips wie auf HMV sang er Ausschnitte aus spanischen Zarzuelas, auf EMI spanische und katalanische Lieder; in Mexiko kamen Aufnahmen mit Liedern auf der Marke Pentagrama heraus.
25.1. Paula LIZELL: 150. Geburtstag
Sie wurde in Stockholm durch C. Östberg und durch Signe Hebbe ausgebildet. 1893 fand ihr Bühnendebüt an der Königlichen Oper Stockholm in der Partie der Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell« statt. Sie blieb bis 1910 an diesem Opernhaus im Engagement und sang dort zahlreiche Partien, darunter die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Martha in »Tiefland« von E. d’Albert, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Marguerite in »Faust« von Gounod und die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin«. Nach 1910 trat sie nur noch als Gast auf, war aber auch schon im pädagogischen Bereich tätig und leitete 1922-31 die Opernschule der Stockholmer Oper. Sie starb 1962 in Stockholm.
26.1. Vincenzo LA SCOLA: 65. Geburtstag
Er wuchs in einem sehr musikalischen Elternhaus auf; sein Vater war Sänger, seine Mutter Pianistin. Zunächst studierte er Biologie, entschloss sich dann aber zur Ausbildung der Stimme. Durch Vermittlung des berühmten Tenors Luciano Pavarotti wurde er Schüler des Tenors Arrigo Pola, später auch Schüler des berühmten Tenors Carlo Bergonzi. Er stand 1983 erstmals in der Partie des Ernesto in »Don Pasquale« von Donizetti in Parma auf der Bühne. Seine Karriere entwickelte sich in den folgenden Jahren schnell. 1984 und 1987 sang er sehr erfolgreich in Genua, ebenfalls 1984 an der Opéra de Wallonie Lüttich; 1985 gastierte er an den Opernhäusern von Köln und Kiel wie am Théâtre de la Monnaie Brüssel. 1986 debütierte er in einem Konzert an der Mailänder Scala, an der er dann oft auftrat, u.a. 1988 und 1998 als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, 1988-89 als Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, 1991-92 und 1995 als Alfredo in »La Traviata«, 1992 als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, 1992 und 1994-95 im Requiem von Verdi, 1993 als Orombello in »Beatrice di Tenda« von Bellini, 1995 als Faust in »Mefistofele« von Boito und als Ismaele in »Nabucco« sowie 2001 als Rodolfo in Verdis »Luisa Miller«. An der Opéra-Comique Paris gastierte er 1986 und 1988 als Tonio in Donizettis »La fille du régiment«, 1986-87 als Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«. 1987 war er am Teatro Fenice Venedig und bei den Puccini-Festspielen von Torre del Lago (hier wieder als Rinuccio) zu Gast, 1988 am Teatro Regio Turin. 1989 war er in Ravenna als Alfredo zu Gast, 1990 beim Festival von Macerata als Rodolfo in »La Bohème«, den er dann auch am Teatro Carlo Felice in Genua, 1991 an der Hamburger Staatsoper und 1992 bei den Festspielen in der Arena von Verona vortrug. 1990 debütierte er als Alfredo an der Wiener Staatsoper, an der er bis 2006 in insgesamt 16 Vorstellungen auch den Nemorino, den Rodolfo in »La Bohème«, den Gustavus in Verdis »Un ballo in maschera«, den Titelhelden in Verdis »Ernani« und den Cavaradossi in »Tosca« sang. 1991 gastierte er als Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« an der Oper von San Francisco (zugleich sein US-Debüt). 1991 Gastspiel am Teatro San Carlo Neapel als Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, am Teatro Comunale Bologna als Gustavus, an der Oper von Rom als Herzog in »Rigoletto«. Beim Festival von Valle d’Itria sang er den Ernani von Verdi, an der Deutschen Oper Berlin den Nemorino, 1992 in Bologna und 1993 in Genua (Teatro Carlo Felice) den Roberto Devereux in der gleichnamigen Oper von Donizetti. 1993 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Rodolfo in »La Bohème«; bis 2006 sang er hier in insgesamt 27 Vorstellungen auch den Herzog in »Rigoletto«, den Cavardossi und den Alfredo. 1994 sang er am Teatro Comunale Bologna den Oronte in Verdis »I Lombardi«, beim Festival von Ravenna den Pollione in »Norma«, 1996 in Houston/Texas wieder den Rodolfo in »La Bohème«, am Teatro Regio Parma und an der Oper von Rom den Gabriele Adorno in Verdis »Simon Boccanegra«. 1996 gastierte er als Rodolfo in »La Bohème« an der Covent Garden Oper London. 1996 sang er bei den Salzburger Festspielen das Tenorsolo im Requiem von Verdi. 1996 Gastspiel an der Washington Opera als Rodolfo in »La Bohème«, 1997 in Zürich als Alfredo, am Teatro Comunale Florenz als Nemorino, am Teatro Comunale Bologna als Gabriele Adorno, dort und am Teatro Regio Parma 1998 als Don Carlos von Verdi, an der Chicago Opera als Rodolfo in »La Bohème«, bei den Festspielen von Verona des gleichen Jahres als Cavaradossi. Am Opernhaus von Zürich hörte man ihn 1999 als Oronte und als Jacopo Foscari in Verdis »I due Foscari«, am Teatro Massimo Palermo als Ernani, am Teatro Comunale Bologna als Cavaradossi, den er auch 2000 am Zürcher Opernhaus sang. 2000 gastierte er an der Chicago Opera als Nemorino, am Teatro Massimo Palermo als Werther von Massenet, am Teatro San Carlo Neapel als Jacopo Foscari, an der Staatsoper München als Gabriele Adorno. 2001 sang er beim Maggio Musicale Fiorentino das Tenorsolo im Requiem von Verdi, an der Chicago Opera den Cavaradossi. An der Opéra Bastille Paris gastierte er 2001 als Rodolfo in »La Bohème« und 2002 als Gabriele Adorno. Aus seinem Repertoire sind weiter zu nennen: der Elvino in Bellinis »La Sonnambula« (1989 Teatro Fenice Venedig), der Titelheld in Mascagnis »L‘Amico Fritz« und der Florindo in »Le Maschere« von Mascagni. Erfolgreiche Tätigkeit auch auf dem Gebiet des Konzert- und des Oratoriengesangs. Bei einem Aufenthalt in der Türkei erlag er 2011 in Mersin überraschend einem Herzinfarkt.
Schallplatten: Erato (Petite Messe solennelle von Rossini), Rizzoli Records (»Beatrice di Tenda«), Polyphon (Recital), HMV (Herzog in »Rigoletto«), Nuova Era (Titelheld in »Ernani«), EMI (Pollione in »Norma« von Bellini), Fonit-Cetra (»Le maschere« von Mascagni), RCA/BMG (Faust in »Mefistofele« von Boito), Bongiovanni (Recital), Naxos (Nemorino in »L‘Elisir d’amore«); Teldec-Video (»Giovanna d’Arco« von Verdi), Videoland Wien (»Lucia di Lammermoor«), Warner-Video (»Giovanna d’Arco« von Verdi, Bologna 1990).
26.1. Harri NIKKONEN: 90. Geburtstag
Er war in Helsinki Schüler von Oiva Soini, vervollständigte dann seine Ausbildung in Deutschland bei Clemens Glettenberg und in Italien bei Merlini. 1959 erfolgte sein Bühnendebüt an der Nationaloper von Helsinki als Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini. Er gehörte seither zu den bekanntesten Mitgliedern dieses Opernhauses. Er gab Gastspiele an der Königlichen Oper Stockholm, an der Staatsoper Berlin, an der Budapester Nationaloper und am Opernhaus von Oslo. Sein Repertoire enthielt eine Fülle von seriösen wie Buffo-Partien in Opern von Verdi, Rossini, Mozart, Mussorgsky, Puccini, Schostakowitsch, Benjamin Britten und Gian Carlo Menotti. 1973 sang er an der Oper von Helsinki in der Uraufführung der Oper »Apollo und Marsyas« von Rautawaara die Partie des Marsyas. Wichtige Erfolge im Konzertsaal, vor allem als Lied-Interpret. Er starb 1993 in Helsinki.
Finnische Aufnahmen, darunter auf Finnlevy die vollständigen Opern »Juha« von Merikanto und »Der rote Strich« von Sallinen.
26.1. Vladimir DELMAN: 100. Geburtstag
Der russische Dirigent, Gründer und Direktor der Moskauer Kammeroper, emigrierte 1974 nach Italien und nahm später auch die italienische Staatsbürgerschaft an. Er war Musikalischer Direktor des Mailänder Symphonie Orchesters. 1980-83 war er außerdem Musikalischer Leiter des Teatro Comunale Bologna. Er starb im 1994 in Mailand.
27.1. Franjo PETRUŠANEC: 85. Geburtstag
Ausbildung zum Sänger an der Varazdin Musikschule durch Opolski, an der Musikakademie von Zagreb durch Lhotka, schließlich durch Carlo Tagliabue in Palermo. Er debütierte 1961 an der Nationaloper von Zagreb in der Partie des Kutusow in »Krieg und Frieden« von Prokofjew. Seither bekanntes Mitglied dieses Opernhauses. 1964 gastierte er mit dem Ensemble der Oper von Zagreb beim Holland Festival. 1968 Preisträger beim internationalen Gesangwettbewerb von Genf. Er gastierte regelmäßig an der Nationaloper Belgrad, außerdem Gastspiele bei den Festspielen von Dubrovnik und Athen. Er beherrschte auf der Bühne das klassische seriöse und Buffo-Repertoire der italienischen, französischen und slawischen Opernliteratur. Auf der Bühne sang er auch den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Ramphis in »Aida«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Abimelech in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, den Marko in »Ero der Schelm« von Gotovac, den Gremin in »Eugen Onegin«, den Kontschak in »Fürst Igor« von Borodin und den Sulejman in »Zrinsky« von Ivan Zaijk. Beliebt auch als Konzertbassist. Er starb 2005 in Zagreb.
Schallplatten: Jugoton.
27.1. Jean-Michel DAMASE: 95. Geburtstag
Der Sohn der Harfenistin Micheline Kahn hatte bereits ab dem fünften Lebensjahr Unterricht in Solfège und Klavier bei Marcel Samuel-Rousseau. Im Alter von neun Jahren begann er zu komponieren. Colette, eine Freundin seiner Mutter, die Lieder von ihm gehört hatte, schrieb eigens für ihn drei Poèmes d’animaux. Als Zwölfjähriger wurde Damase Schüler von Alfred Cortot an der École Normale de Musique in Paris, im Folgejahr trat er in die Klavierklasse Armand Fertès am Conservatoire de Paris ein und gewann 1943 den ersten Preis im Fach Klavier. Ab 1945 studierte er am Conservatoire Komposition bei Henri Busser und Kontrapunkt bei Marcel Dupré. 1947 gewann er den ersten Preis im Fach Komposition am Conservatoire und mit der Kantate Et la Belle se réveilla den Prix de Rome. Parallel dazu begann Damase eine erfolgreiche Laufbahn als Pianist. Er trat als Solist bei den Concerts Colonne und den Concerts du Conservatoire und mit dem Orchestre National de la Radiodiffusion et Télévision Francaise auf. Er spielte zahlreiche Werke Gabriel Faurés und Maurice Ravels ein und wurde für seine Aufnahmen mit dem Grand Prrix du Disque ausgezeichnet. Nach weltweiten Auftritten als Konzertpianist wandte er sich später der Komposition und der Lehrtätigkeit zu. Er unterrichtete an der École Normal de Musique in Paris und gab Meisterkurse in Europa, den USA und Japan und wurde mit dem Grand Prix Musical de la SACD (Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques) und dem Grand Prix de la Ville de Paris ausgezeichnet. Damases umfangreiches kompositorisches Werk umfasst Opern, Ballette und Filmmusiken, Kammermusik, Instrumentalkonzerte, Stücke für Soloinstrumente sowie Vokalmusik. Jean-Michel Damase verstarb am 21. April 2013 im Alter von 85 Jahren. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Valmondois (Département Val-d’Oise).
27.1. Leonardo ARAMESCO: 125. Geburtstag
Er studierte in Wien bei Otto Iro und bei Käthe Naether-Osten. Er begann seine Bühnenkarriere 1920-23 mit einem Engagement an der Staatsoper von Wien (wo er kleinere Partien wie den Liederverkäufer im »Mantel« von Puccini, aber auch den italienischen Sänger im »Rosenkavalier« sang) und sang dann 1923-24 an der Staatsoper Berlin, 1924-25 am Stadttheater von Erfurt, 1925-26 am Stadttheater von Bielefeld, 1926-27 wieder in Erfurt, 1926-28 auch am Opernhaus von Essen. Sehr bekannt wurde er, als er 1926 als erster lyrischer Tenor an den Westdeutschen Rundfunk Köln engagiert wurde. Hier wirkte er in zahlreichen Opernsendungen mit und erlangte eine ganz ungewöhnliche Popularität; er sang auch an anderen deutschen Radiosendern, u.a. in Frankfurt a.M., Stuttgart und München, auch in Wien und in Prag. Zu den Höhepunkten seines umfangreichen Repertoires zählten Rollen wie der Rodolfo in »La Bohème«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Don Ottavio in »Don Giovanni«, der Lohengrin, der Riccardo in Verdis »Maskenball«, der Jason in »Medea« von Cherubini, der Don José in »Carmen«, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« und der Tamino in der »Zauberflöte«. Auch als Operetten- und Liedersänger hatte er eine bedeutende Karriere. Dagegen scheinen seine darstellerischen Fähigkeiten eher begrenzt gewesen zu sein. 1933 wurde er als Jude beim deutschen Rund funk entlassen. Er hatte dann 1935-36 ein Gastengagement am Theater von Luzern, 1937-38 trat er am Theater von Teplitz-Schönau in der CSR auf. Er ging darauf nach Amsterdam, wo er noch gelegentlich gastierte und sich pädagogisch betätigte. Er emigrierte schließlich in die USA. Hier gab er noch Konzerte; während einer USA-Tournee erlag er 1946 in New York ganz plötzlich einem Herzinfarkt.
Schöne Schallplattenaufnahmen auf HMV-Electrola und auf Polydor.
27.1. Édouard LALO: 200. Geburtstag
Der Sohn einer im 16. Jahrhundert aus Spanien nach Frankreich eingewanderten Offiziersfamilie zeigte schon früh Interesse an der Musik, so dass er 1833 in das Konservatorium seiner Heimatstadt Lille eintrat, um dort Violin-, Violoncello- und Kompositionsunterricht zu erhalten. 1839 zog er nach Paris, wo er bis 1847 am Konservatorium bei Francois-Antoine Habeneck Violine studierte. Außerdem nahm er Privatstunden in Komposition, bezeichnete sich allerdings später als kompositorischen Autodidakten. Auf materielle Unterstützung seiner Familie musste er verzichten, da diese für ihn die Offizierslaufbahn vorgesehen hatte. In den folgenden Jahren verdiente sich Lalo seinen Lebensunterhalt in erster Linie durch Unterricht; außerdem wirkte er zeitweise (1849/50) als Orchestermusiker. Besonders aktiv war er im Pariser Kammermusikleben (vor allem als Bratschist im Armigaud-Quartett). 1865 heiratete er in zweiter Ehe die Altistin Julie Bernier de Maligny, was ihm weitere gesellschaftliche Kreise eröffnete. Etwa ab 1870 hatte Lalo als Komponist größeren Erfolg. Heraus ragen sein zweites Violinkonzert, das er Symphonie espagnole nannte, und das 1877 komponierte Cellokonzert, das zu den bekanntesten und meistgespielten seiner Art zählt. Lalo trat in die Société nationale de musique ein und knüpfte Kontakte zu bedeutenden Musikern wie Pablo de Sarasate. In den folgenden Jahren mehrte sich seine Anerkennung zunehmend, er wurde auch international stärker beachtet. Sein letzter und zugleich größter Erfolg war die Uraufführung seiner Oper Le roi d‘Ys im Jahre 1888. Trotzdem wurde seine große Bedeutung teilweise erst Jahre nach seinem Tod 1892 in Paris deutlich.
Lalo selbst sah seine musikalischen Wurzeln vorwiegend im deutschsprachigen Raum, vor allem bei Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Robert Schumann. Besonders in seinem traditionellen Formempfinden tritt diese Orientierung deutlich zutage. Doch lassen sich auch andere Einflüsse in seinem Schaffen feststellen. Etwa ab 1870 setzte er sich vermehrt mit der Volksmusik verschiedener Länder (Frankreich, Spanien, Skandinavien, Russland) auseinander, was seine Tonsprache besonders in harmonischer Hinsicht prägen sollte, einerseits durch die Verwendung von Kirchentonarten, andererseits durch die Aufnahme von vergleichsweise kühnen Wendungen. Allerdings dominiert das folkloristische Element nicht, sondern wird maßvoll eingesetzt. Weitere Charakteristika von Lalos Musiksprache sind die packende Dramatik vieler Werke, eine erstaunlich differenzierte Rhythmik, die häufig triolisch aufgebaut ist, sowie ein bemerkenswert vielschichtiges Gespür für unterschiedliche Klangfarben. Lalos Musik stieß zu seinen Lebzeiten auf viel Unverständnis. In seiner Heimat wurde er als vermeintlicher Wagnerianer gemieden. Er wurde jedoch zu einem wichtigen Wegbereiter des Impressionismus und wurde etwa von Claude Debussy wegen der Farbigkeit seiner Werke und seiner progressiven Harmonik sehr geschätzt.
28.1. Spiro MALAS: 90. Geburtstag
Seine Familie stammte aus Griechenland. Ursprünglich wollte er Automechaniker werden, entschied sich dann aber für den Beruf des Lehrers und studierte am Teacher’s College in Tawson (Maryland). Er ließ jedoch gleichzeitig seine Stimme am Peabody Conservatory in Boston ausbilden. Er wurde durch die große Primadonna Rosa Ponselle in seiner Karriere gefördert. 1959 sang er an der Oper von Baltimore den Marco in Puccinis »Gianni Schicchi«. 1961 gewann er den Gesangwettbewerb Auditons of the Air der Metropolitan Oper New York. Im gleichen Jahr 1961 kam es zu seinem ersten Auftreten an der City Opera New York (als Spinelloccio in »Gianni Schicchi«). An diesem Haus hatte er 1963 große Erfolge in Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream«. An der City Opera New York sang er auch den Falstaff von Verdi wie in Nicolais Oper »Die lustigen Weiber von Windsor«, den General Boum in der Offenbach-Operette »La Grande-Duchesse de Gerolstein«, den Figaro in »Le nozze di Figaro«, den Leporello in »Don Giovanni« und den Frank in der »Fledermaus«. Am 22.2.1966 sang er in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Hauses der City Opera im New Yorker Lincoln Centre den Teudiselo in der Oper »Don Rodrigo« von Ginastera. 1961 wirkte er im Theater des Herodes Atticus in Athen in der Uraufführung der Oper »Nausikaa« von Peggy Glenville-Hicks mit. 1964 trat er zusammen mit Joan Sutherland an der Oper von Boston in Bellinis »I Puritani« auf. 1965-66 begleitete er diese große Primadonna auf einer Australien-Tournee. Er trat als Gast auch an der Oper von Rom (1973) auf. 1967 gastierte er als Creonte in J. Haydns »L’Anima del Filosofo« bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien und beim Festival von Edinburgh. 1983 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Sulpice in »La Fille du Régiment« von Donizetti. Bis 1990 übernahm er an diesem Haus in insgesamt 156 Vorstellungen auch den Wirten sowohl in Puccinis »Manon Lescaut« als auch in Massenets »Manon«, den Mesner in »Tosca«, den Dorfrichter in Janáceks »Jenufa«, den Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, den Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, den Bartolo in »Le nozze di Figaro«, den Zuniga in »Carmen«, den Capulet in Gounods »Roméo et Juliette«, den Frank in der »Fledermaus«, den Benoit wie den Alcindoro in Puccinis »La Bohème«, den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«, den Luther in »Hoffmanns Erzählungen« und den Hauptmann in »Eugen Onegin«. Er ist auch bei den Festspielen von Salzburg 1970 als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« aufgetreten. Beim Wexford Festival sang er 1989 den Isaac in »The Duenna« von Prokofjew, in Vancouver 1990 den Baron Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«. 1989 trat er bei der Scottish Opera Glasgow in der englischen Erstaufführung von Kurt Weills »Street Scene« als Frank Maurrant auf. An der Oper von Boston wirkte er 1990 in der Uraufführung der Oper »The Balcony« von Robert De Domenica mit. Er starb 2019 in New York.
Lit: Q. Earon: Spiro Malas (in »Opera News«, 1969-70).
Schallplatten: Decca (»Semiramide« von Rossini, »La Fille du Régiment«, »L‘Elisir d’amore« zusammen mit Joan Sutherland, »Giselda« von Bononcini), RCA (»Giulio Cesare« von Händel), Troy (»The Crucible« von Ward); VAI-Video (»La Fille du Régiment«).
28.1. Paul ASCIAK: 100. Geburtstag
Bevor er Gesangsunterricht bei Nicolo Baldacchino nahm, sang er für einige Jahre im Schola Cantorum in der St. James Church Valleta unter der Leitung von Carlo Diacono. Sein Operndebut machte er 1946 als Turriddu in Cavalleria Rusticana im Radio City Opera House. Im Januar 1950 sang er dort den Radames in Aida. Tito Schipa und Maria Caniglia, die wenig später in Malta auftraten, legten ihm nahe seine Studien in Rom zu vervollständigen. Dort gewann er dann 1951 den Concorso pro Giovanni Lirici zusammen mit Franco Corelli und Anita Cerquetti und sang noch im gleichen Jahr neben ihr den Radames in Spoleto. In Italien war er noch im Maskenball und in La Giocnda zu hören, bevor er nach London ans Covent Garden Opera House wechselte, wo er in 50 Vorstellungen in Rollen wie dem Melot in Tristan und Isolde, dem italienischen Sänger im Rosenkavalier, dem Flavio in Norma, dem Pinkerton in Madame Butterfly und dem Radames zu hören war. Ferner war er 1952-59 in der BBC in Martha, Rigoletto, Il Trovatore, Cavalleria Rusticana, Pagliaci und La fanciulla del West zu erleben. In diesen Jahren trat er auch im ITV auf. Vor allem in Wales gab er zahlreiche Konzerte und Liederabende und war zu dem im Verdi-Requiem zu erleben. Es gab auch immer wieder Gastspiele in Malta wo er in Ernani, Carmen, Aida, Pagliacci, Il Trovatore und Otello, eine Rolle die er 1960 auch neben dem jungen Piero Cappuccilli während einer Open Air Veranstaltung gab, auftrat. Zu seinen bereits erwähnten Bühnenpartnern zählten außerdem noch: Maria Callas, Dame Joan Sutherland, Dame Joan Hammond, Amy Shuard, Ebe Stignani, Giulietta Simionato, Margreta Elkins, Anselmo Colzani, Carlo Tagliabue, Benvenuto Franci, Peter Glossop, Sir Geraint Evans, Giulio Neri, Giacomo Vaghi, Ludwig Suthaus, Hans Braun und Dirigenten wie Anton Guadagno, Ottavio Ziino, Vittorio Gui, Peter Gellhorn, John Pritchard, Eric Kleiber, Sir John Barbirolli, Sir Charles Groves. 1961 zog er sich dann von der Bühne zurück und trat fortan als General Manager des Manoel Theaters (Maltas National Theater) und Lehrer in Erscheinung. Zu seinen bekanntesten Schülern zählt Joseph Calleja. Momentan scheint lediglich der Norma-Mitschnitt von 1952 mit Maria Callas und Joan Sutherland und eine Arien CD (erschienen bei MSM) mit ihm erhältlich zu sein auf welcher er Arien aus La Fanciulla del West, Fedora, Tosca, Turandot, Rigoletto, L’Arlesiana, Pagliacci, Otello und einige Lieder singt. Er starb 2015 in La Valetta.
28.1. Vittorio RIETI: 125. Geburtstag
Er wurde als Kind italienischer Eltern in Ägypten geboren. Er studierte 1912-17 bei Giuseppe Frugatta in Mailand Musik und gleichzeitig an der Mailänder Universität, wo er 1917 in Jura promoviert wurde. Sein von kurzem Kriegsdienst im italienischen Heer unterbrochenes Musikstudium schloss er 1920 in Rom bei Ottorino Respighi ab. Rieti verwarf zu dieser Zeit seine das Atonale streifenden Jugendwerke und entwickelte einen fortan für ihn typischen neoklassizistischen Stil mit einer modernen, aber tonalen Harmonik. Er wurde in seiner musikalischen Entwicklung auch von Alfredo Casella gefördert. Casella dirigierte 1924 auf dem Prager Musikfest Rietis Konzert für Bläserquintett und Orchester, womit dieser den ersten internationalen Erfolg errang. 1925-40, als Rieti teils in Rom, teils in Paris lebte, stand er der Groupe des Six nahe. Im Dezember 1925 wurde seine für Serge de Diaghilews Ballets Russes geschriebene Ballettmusik Barabau zu einem großen Erfolg. Dank der Vermittlung von Alfred Schlee gleichzeitig einstudiert, hatte Barabau wenige Tage später als deutsche Erstaufführung auch am Fürstlich Reußischen Theater in Gera in der Choreographie von Yvonne Georgi einen Sensationserfolg. Neben weiteren Ballettmusiken komponierte Rieti in den Jahren 1935–39 auch besonders erfolgreiche Bühnenmusiken für das Theater von Louis Jouvet. Rieti war außerdem einer der Begründer der Pariser Gruppe „La Sérénade“, die sich im Wesentlichen für zeitgenössische Kammermusik einsetzte. 1940 emigrierte Rieti nach Amerika, wo er am 1. Juni 1944 eingebürgert wurde. Neben seinen Ballettkompositionen, die vor allem zu den Choreographien von George Balanchine in den USA Anerkennung fanden, führten insbesondere die Dirigenten Arturo Toscanini und Dimitri Mitropoulos seine Orchester-Werke auf. 1954 errang Rieti den Preis der New Yorker Musikkritiker. Er lehrte zudem 1948/49 am Peabody Conservatory of Music in Baltimore, 1950–53 am Chicago Musical College, 1955/56 und später am Queens College in New York sowie am New York College of Music, wo er ab 1960 als Professor für Komposition wirkte. Er starb 1994 in New York.
28.1. Frieda BRAUER: 150. Geburtstag
Gesangstudium bei Nikolaus Rothmühl in Stuttgart. 1899 kam es zu ihrem Bühnendebüt am Stadttheater von Zürich, dem sie bis 1902 angehörte. Es schloss sich ein Engagement am Stadttheater von Königsberg (Ostpreußen) an, das bis 1904 dauerte. Sie lebte anschließend gastierend in Berlin, später in Swinemünde. So gab sie 1902 ein längeres Gastspiel am Deutschen Theater von Prag. Nach 1904 erscheint sie, wohl nach einer Heirat, unter dem Namen Frieda Richert-Brauer. Die Künstlerin, die auf der Bühne als Elsa in »Lohengrin«, als Sieglinde in der »Walküre«, als Leonore in »Fidelio« und in weiteren dramatischen Sopranpartien auftrat, ist dadurch von einiger Bedeutung, dass 1904 mehrere Aufnahmen ihrer Stimme auf G & T in Stuttgart gemacht wurden, die von Sammlern gesucht sind.
28.1. Augusto DIANNI: 150. Geburtstag
Nach seiner Ausbildung trat er an verschiedenen italienischen Bühnen auf (u.a. 1899 am Teatro Argentina Rom als Alfredo in »La Traviata« und am Teatro Bellini Catania) und gastierte auch 1903 an der Londoner Covent Garden Oper als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Eine Tournee durch Polen hatte 1903 einen derartigen Erfolg, dass er an das Opernhaus von Lemberg engagiert wurde und an weiteren Operntheatern in Polen als Gast auftrat, auch 1905 an der Oper von Odessa in Russland. Er blieb schließlich ganz in Polen, sang bis 1918 regelmäßig an der Oper von Lemberg (Lwów) und ließ sich später in dieser Stadt als Pädagoge nieder. Im Vordergrund seines Repertoires standen naturgemäß die Partien aus dem Bereich der italienischen Oper wie der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der Ernesto in »Don Pasquale«, der Tonio in der »Regimentstochter« von Donizetti, der Herzog in »Rigoletto«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Canio im »Bajazzo« und aus dem französischen Repertoire der Faust von Gounod und der Des Grieux in Manon von Massenet. Er starb 1938 in Lwów.
Schallplattenaufnahmen auf den Marken Polyphon und Arena.
29.1. Wolfgang GÖNNENWEIN: 90. Geburtstag
Er studierte nach der Schule Musik und Germanistik an den Universitäten Heidelberg und Tübingen. Anschließend war er am Evangelischen Aufbaugymnasium Michelbach an der Bilz als Musiklehrer tätig. 1959 wurde er Chorleiter des Süddeutschen Madrigalchores; 1969-73 leitete er zudem den Chor des Bach-Vereins Köln. Im Jahr 1968 wurde Gönnenwein Professor an der Stuttgarter Musikhochschule, wo er 1973 zum Rektor gewählt wurde. Diese Funktion hatte er bis 1982 inne. In jener Zeit leitete er auch die Ludwigsburger Schlossfestspiele, die bald zu einem international bekannten Kulturereignis wurden. Gönnenwein war auch am Neubau des Forum am Schlosspark in Ludwigsburg maßgebend beteiligt. In den 1980er Jahren unternahm Gönnenwein zahlreiche Konzertreisen nach Amerika und Ostasien. Am 1. August 1985 wurde er Generalintendant der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, wo er viele wegweisende Inszenierungen auf die Bühne brachte. Im Jahr 1988 holte ihn Ministerpräsident Lothar Späth in die Landesregierung. Er übertrug ihm das Amt eines ehrenamtlichen Staatsrats für Kunst. Nach dem Rücktritt Späths als Ministerpräsident im Januar 1991 legte auch Gönnenwein sein Amt als Staatsrat nieder. Sein Nachfolger im ersten Kabinett von Ministerpräsident Erwin Teufel wurde Gerhard Goll. Gönnenwein, dessen Vertrag bei den Württembergischen Staatstheatern bereits 1989 für drei Jahre verlängert worden war, geriet 1992 unter Druck. Gegen ihn wurden wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern ermittelt. Er trat daher im November 1992 von seinem Amt zurück. Wenige Wochen später wurde der Vertrag mit den Württembergischen Staatstheatern aufgelöst. Im Jahr 1996 wurde Gönnenwein neben seiner Tätigkeit als Leiter der Ludwigsburger Schlossfestspiele auch Leiter der Festspiele Baden-Baden, die seinerzeit einen Neubau erhielten. 1998 legte Gönnenwein dieses Amt wieder nieder. 2005 beendete Gönnenwein auch seine Tätigkeit bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Sein Nachfolger wurde Wulf Konold. Lange Jahre war Gönnenwein Vorsitzender des Deutschen Musikwettbewerbs, der jährlich vom Deutschen Musikrat veranstaltet wird. 2005 wurde Gönnenwein zum Präsidenten des Landesmusikrats Baden-Württemberg gewählt. Dieses Amt musste er aus gesundheitlichen Gründen im September 2010 aufgeben. Er starb im Juli 2ß15. Gönnenwein war mit Ilse geb. Eppler, einer Schwester des SPD-Politikers Erhard Eppler, verheiratet. Gemeinsam wurden sie Eltern von zwei Söhnen.
29.1. Marimi del POZO: 95. Geburtstag
Sie war die Tochter des Bassiten Carlos del Pozo (1885-1943) und der Sängerin Ramona Nieto. Ihre Tante war eine der berühmtesten spanischen Sängerinnen ihrer Zeit, die Sopranistin Angeles Ottein (1895-1981); auch eine weitere Tante, Ofelia Nieto (1898-1931), wurde als Sängerin bekannt. Marimi del Pozo wurde durch Angeles Ottein und am Konservatorium von Madrid ausgebildet. Sie debütierte, zusammen mit ihrem Vater, im Alter von nur 14 Jahren in Madrid in einem Konzert. Nach ihrem (offiziellen) Debüt 1945 am Teatro de la Zarzuela in Madrid als Gilda in »Rigoletto« trat sie in Sevilla als Traviata und als Rosina im »Barbier von Sevilla« auf, dann wieder am Teatro de la Zarzuela in Madrid und in Sevilla als Lucia di Lammermoor (zusammen mit Benjamino Gigli), 1947 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Amina in »La Sonnambula« (mit Giuseppe di Stefano und Tancredi Pasero), 1950 als Gilda. Es folgten Gastauftritte am Theater von Las Palmas auf Gran Canaria, am Teatro dos Recreios Lissabon (als Lucia di Lammermoor) und 1955 am Teatro Campoamor von Oviedo (in »La serva padrona« von Pergolesi, zusammen mit dem Bassisten Joaquín Deus, und in E. Wolf-Ferraris »Il segreto di Susanna«). Es folgten Konzert- und Gastspielreisen durch ganz Europa, bei denen die Künstlerin großes Aufsehen erregte. 1948-49 fand eine ausgedehnte Skandinavien-Tournee statt. Große Erfolge hatte sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und am Teatro de la Zarzuela in Madrid, dann auch an den großen Opernhäusern in Südamerika, vor allem am Teatro Colón von Buenos Aires. 1950 bereiste sie Kanada und die USA. Sie trat sehr erfolgreich in spanischen Zarzuelas auf, auch als Bastienne in »Bastien und Bastienne« von Mozart. Dabei übernahm ihr Gatte, der Tenor Elias Toca, die Partie des Bastien; er bereiste als Impresario mit einer Operngesellschaft, der auch seine Gattin angehörte, Spanien, Portugal und Marokko. Die Sängerin, die vor einer glanzvollen Weltkarriere zu stehen schien, gab diese nach ihrer Heirat mit Don Elias Toca Mompún frühzeitig auf. 1961 begann Marimi del Pozo mit einer umfangreichen pädagogischen Tätigkeit; seit 1976 bekleidete sie eine Professur an der Escuela Superior de Música in Madrid. Sie starb 2014 in Madrid.
Von ihrer elegant geführten, technisch vollendet durchgebildeten Koloraturstimme sind nur zwei HMV-Platten vorhanden.
29.1. Maria MÜLLER: 125. Geburtstag
Sie verbrachte ihre Jugend in Leitmeritz (Litomerice). Ausbildung am Konservatorium von Prag und bei Erik Schmedes in Wien. Später war sie in New York Schülerin von Max Altglass. Sie debütierte 1919 am Stadttheater von Linz (Donau) als Elsa in »Lohengrin«. 1920-21 am Stadttheater von Brünn (Brno), 1921-23 am Deutschen Theater Prag, 1924-25 an der Staatsoper von München engagiert. 1925 folgte sie einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, an der sie bis 1935, vor allem als Wagner-Sängerin, aber auch im italienischen wie im sonstigen Repertoire, aufgetreten ist (Antrittsrolle: Sieglinde in der »Walküre«). Insgesamt hat sie an der Metropolitan Oper 19 Partien in 196 Vorstellungen gesungen: die Elsa, die Gutrune in »Götterdämmerung«, die Mimì in »La Bohème«, die Freia im »Rheingold«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Agathe im »Freischütz«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Aida, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Butterfly, den Octavian im »Rosenkavalier« und die Donna Elvira in »Don Giovanni«. Sie wirkte hier in mehreren amerikanischen Erstaufführungen mit: 1925 sang sie dort in der Oper »Giovanni Gallurese« von Montemezzi die Maria, 1928 in Alfanos »Madonna Imperia« die Titelpartie, 1929 in Pizzettis »Fra Gherardo« die Mariola, 1930 in Mussorgskys »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« die Parassja, 1931 in Weinbergers »Schwanda der Dudelsackpfeifer« die Dorota, 1932 in Verdis »Simon Boccanegra« die Amelia. 1926 kam sie an die Städtische Oper Berlin, 1927 an die Berliner Staatsoper, an der sie sehr große Erfolge hatte. Hier trat sie in den Premieren der Opern »Die Ägyptische Helena« von Richard Strauss (1928) und »Schwanda der Dudelsackpfeifer« von J. Weinberger (1929) auf und hatte eine besonderen Erfolg 1929 als Desdemona in Verdis »Otello« unter Bruno Walter. 1930 wirkte sie erstmalig bei den Festspielen von Bayreuth mit, bei denen man sie dann bis 1944 immer wieder erlebte (1930-31 als Elisabeth in »Tannhäuser«, 1931, 1933-34 und 1936-42 als Sieglinde, 1933-34 und 1943-44 als Eva, 1936-37 als Gutrune, 1936-37 als Elsa, 1939-42 als Senta). Auch bei den Salzburger Festspielen trat sie 1931-34 auf (1931-32 als Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, 1932-33 als Rezia in »Oberon« von Weber, 1934 als Donna Elvira in »Don Giovanni«). Sie gastierte regelmäßig an der Staatsoper von Wien (1936-40 als Elisabeth in »Tannhäuser«, als Sieglinde, als Elsa, als Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Aida, als Mimì, als Senta in »Der fliegende Holländer«, als Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und als Agathe). Sie gab eine Reihe von Gastspielen, u.a. an der Grand Opéra Paris (1933 als Elisabeth in »Tannhäuser«, als Elsa, 1936 als Eva; 1937 gab sie in Paris ein Konzert), an der Covent Garden Oper London (1934 als Eva, 1937 als Sieglinde), an der Oper von Kopenhagen (1935; dort 1937 Konzertauftritte), in Stockholm (1940), in Den Haag (1927 als Agathe) und in Amsterdam (1934 als Elisabeth, 1939 als Sieglinde), an der Oper von Budapest (regelmäßig 1931-33, 1937-44), an der Oper von Rom (1941 mit dem Ensemble der Berliner Staatsoper als Eva), an der Oper von Oslo (1940), an der San Francisco Opera (1931-32 in zwei Spielzeiten jeweils als Elsa, als Eva und als Mimi); auch an der Mailänder Scala, in Hamburg, Dresden und Brüssel kam sie zu sehr großen Erfolgen. 1939 sang sie in Frankfurt a.M. die Elisabeth in »Tannhäuser«. Bis 1945 wirkte sie an der Staatsoper Berlin. 1951 trat sie an der Städtischen Oper Berlin nochmals als Sieglinde und als Ariadne auf Naxos von R. Strauss auf. 1952 gab sie ihre Karriere ganz auf; sie lebte später in Bayreuth, wo sie 1958 starb. – Sopranstimme von leuchtender Klangtönung und feinsinniger Ausdruckskunst, auf der Bühne wie im Konzertsaal in einem umfassenden Repertoire aufgetreten. Auf der Bühne wirkte sie dabei durch ihre charmante Erscheinung wie auch durch ihr darstellerisches Talent. Neben ihren Wagner-Heldinnen bewunderte man ihre Jenufa, ihre Iphigenie in den beiden Opern von Gluck und ihre Rezia in »Oberon« von Weber.
Schallplatten: HMV, Columbia (»Tannhäuser«, Bayreuth, 1930), Telefunken (Bayreuth, 1936), DGG (fast vollständige »Freischütz«-Aufnahme, Berlin 1943; I. Akt »Walküre«, letzte Aufnahmen auf dieser Marke von 1950), Music & Arts (Eva in Ausschnitten aus dem 3 Akt der »Meistersinger von Nürnberg«, Staatsoper Berlin 1943), vollständige Aufnahme »Die Meistersinger von Nürnberg« aus Bayreuth auf HMV, Elsa in »Lohengrin« auf Preiser (Berlin, 1941).
30.1. Richard DUFALLO: 90. Geburtstag
Er zog zwölfjährig mit der Familie nach Chicago, Illinois. Er studierte ebendort 1950-53 Klarinette am American Conservatory of Music und spielte im Civic Orchestra of Chicago. 1953-55 diente er in der United States Navy. Im Anschluss studierte er Komposition und Dirigieren (bei Lukas Foss) an der University of California, Los Angeles. Foss lud ihn in das Improvisation Chamber Ensemble ein. In den 1960er Jahren begann er seine Dirigentenkarriere beim Buffalo Philharmonic Orchestra in Buffalo, New York. Dufallo lehrte am Center for Creative and Performing Arts an der State University of New York und studierte bei William Steinberg am Dirigentenseminar der New Yorker Philharmoniker. 1965-67 war er Assistent von Leonard Bernstein bei den New Yorker Philharmonikern. 1967 begleitete er das Orchester auf einer Asienreise. Danach war er Gastdirigent beim Philadelphia Orchestra, beim Chicagp Symphony Orchestra und beim Saint Paul Chamber Orchestra. 1969 bildete er sich bei Pierre Boulez fort. Außerdem wurde er künstlerischer Leiter und damit Nachfolger von Darius Milhaud bei der Conference on Contemporary Music in Aspen. In den 1970er und 1980er unterrichtete er Neue Musik an der Juilliard School in New York City und beim Aspen Music Festival and School. Er verantwortete zahlreiche Ur- (Iannis Xenakis, Karlheinz Stockhausen, Sir Peter Maxwell Davies, Krzysztof Penderecki, Aribert Reimann u. a.) und Erstaufführungen (Jacob Druckman, Elliott Carter, Charles Ives, Carl Ruggles u. a.) von Werken zeitgenössischer Komponisten. 1970 debütierte er mit dem Orchestre Téléphonique Français of Paris in Europa. Er dirigiert u. a. die Berliner Philharmoniker, das London Symphony Orchestra und das Spanische Nationalorchester. 1975 dirigierte er das erste Mal das Concertgebouw-Orchester. Tourneen unternahm er mit dem Netherlands Wind Ensemble und mit der Dutch Radio Philharmonic. Rundfunkaufnahmen entstanden mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest. 1980 wurde er Musikdirektor des Gelders Orchestra of Arnheim. 1972-74 dirigierte er die Mini-Met der Metropolitan Opera sowie regelmäßig die Cincinnati Opera und die New York City Opera. Er starb 2000 in Denton, Texas. Er war mit der Pianistin Pamela Mia Paul verheiratet und Vater von drei Kindern. In seinem Namen wurde an der University of North Texas, wo seine Frau Professorin war, ein Stipendiumprogramm eingerichtet. In der University of North Texas Music Library wird die Richard Dufallo Collection überliefert.
30.1. Günther KURTH: 90. Geburtstag
Er absolvierte sein Gesangstudium bei F.W. Hezel in Chemnitz. 1954 trat er als Bassist in den Opernchor von Chemnitz (Karl Marx-Stadt) ein. Er ging von dort 1958 an das Stadttheater von Frankfurt a.d. Oder und übernahm dort bald auch kleinere Solopartien. Während dieses Engagements, das bis 1961 dauerte, wandelte sich seine Stimme zum Tenor. 1961-66 wirkte er als jugendlicher Heldentenor, zugleich auch als Regisseur, am Stadttheater von Magdeburg. 1966-74 war er am Opernhaus von Leipzig als Heldentenor, hauptsächlich für das italienische Fach, engagiert. 1969 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Griechische Hochzeit« von R. Hanell mit. Er war 1974-95 Mitglied der Berliner Staatsoper, blieb aber als Gast dem Leipziger Opernhaus bis 1991 verbunden. Seit 1992 sang er noch für mehr als fünf Jahre an der Komischen Oper Berlin, zugleich 1995-97 am Stadttheater von Bremen engagiert.
Man schätzte ihn als Verdi- und Puccini-Interpreten, doch widmete er sich auch dem Wagnergesang und trat in modernen Werken auf. So sang er am 16.2.1974 an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Einstein« von Paul Dessau, am 21.4.1974 am gleichen Haus in der von R. Kunads Oper »Sabellicus«. Gastspiele führten ihn an die Staatsoper von Dresden, an die Opernhäuser von Lodz, Brno (Brünn), Helsinki, an die Nationaloper Budapest, an das Teatro San Carlos von Lissabon, nach Florenz, an Bühnen in der Sowjetunion und an westdeutsche Theater. Gegen Ende seiner Karriere trat er im Buffo- und Charakterfach auf; noch 1993 sang er an der Komischen Oper Berlin die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«. Bühnenpartien: Max im »Freischütz«, Lohengrin, Herodes in »Salome«, Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos«, Ägisth in »Elektra« und Elemer in »Arabella« von R. Strauss, Herzog in »Rigoletto«, Radames in »Aida«, Cavaradossi in »Tosca«, Otello von Verdi, Prinz in »Rusalka« von Dvorák, Laubardemont in »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki, Chlestakow in »Der Revisor« von W. Egk, Budoja in »Palestrina« von Hans Pfitzner, Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«, auch Operettenpartien (Titelfigur in »Ritter Blaubart« von Offenbach) und Rollen aus dem Bereich des Musicals. Er wirkte in Opernsendungen des Rundfunks wie des Fernsehens in Ostdeutschland mit und war ein geschätzter Konzertsolist. Er starb 2015 in Leipzig.
Schallplatten: Eterna-Nova (vollständige Oper »Einstein« von P. Dessau).
30.1. Hanns BASTIAN: 95. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in Karlsruhe bei dem Pädagogen Karl Hartlieb, in Pforzheim und Coburg. 1946 begann er seine Bühnenkarriere mit einem Engagement am Stadttheater von Pforzheim, das bis 1953 dauerte. Nach zweijährigem Wirken am Landestheater von Coburg (1953-55) wurde er an das Stadttheater Basel verpflichtet, wo er bis zur Spielzeit 1980-81 aufgetreten ist, in den letzten Jahren als Gast. Während dieser langen Zeit sang er in Basel eine Vielzahl von kleineren wie größeren Partien, namentlich aus dem Buffo- und dem Charakterfach, und wirkte in einigen Uraufführungen von Opern mit (»Titus Feuerfuchs« von H. Sutermeister, 15.4.1958, »Bunbury« von Paul Burkhard 1966). Er nahm hier auch an mehreren Schweizer Opern-Erstaufführungen teil: »Les mamelles de Tirésias« von Fr. Poulenc (Spielzeit 1956-57 als Journalist, zugleich deutschsprachige Erstaufführung), »Il Prigioniero« von L. Dallapiccola (1958-59 als Prete), »Aus einem Totenhaus« von Janácek (1973-74 als Tscherewin und Kedril), auch an der des Musicals »Kiss me, Kate!« von Cole Porter (1955 als Bill Calhoun). Gastspiele führten ihn an das Opernhaus von Zürich, an das Stadttheater von Bern, an das Staatstheater Darmstadt, an das Raimund-Theater Wien und zu den Festspielen von Bregenz (1972 als Bogumil Malachowski in Millöckers »Der Bettelstudent«). Von den vielen Partien, die er in Opern wie in Operetten gesungen hat, seien einige hervorgehoben: der Jaquino in »Fidelio«, der Pedrillo in »Die Entführung aus dem Serail«, der Monostatos in der »Zauberflöte«, die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Steuermann in »Der fliegende Holländer«, der Filipeto in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, Partien in Operetten von Johann Strauß, Millöcker, E. Kálmán, F. Lehár, Offenbach, Zeller und Lecocq. Er starb 1996 in Basel.
30.1. Mitch LEIGH: 95. Geburtstag
Er besuchte die Yale University in New Haven. Dort wurde er unter anderem von Paul Hindemith unterrichtet. Später schrieb er Theaterstücke, komponierte Opern, Werbemusik und Jazzstücke. Sein größter Erfolg war das Musical Der Mann von La Mancha, das er zusammen mit Dale Wasserman (Buch) und Joe Darion (Liedtext) schrieb. Später gründete er die Organisation Music Makers, die sich auf Werbemelodien spezialisierte. Er starb 2014 in New York.
30.1. Harold PRINCE: 95. Geburtstag
Er begann seine Broadwaykarriere als Assistent des legendären Broadwaystars George Abbott. 1962 begann er seine eigenen Shows zu produzieren und zu inszenieren, allerdings zunächst ohne größeren Erfolg. Er wollte schon seine Laufbahn beenden, als ihm 1966 mit Joe Masteroffs, John Kanders und Fred Ebbs Musical Cabaret der Durchbruch gelang. Die Inszenierung gewann acht Tony Awards und erlebte 1165 Vorstellungen bis 1969. Das neue Erfolgsteam Prince, Kander und Ebb versuchte 1968 gleich einen weiteren Erfolg mit dem Musical Zorba nach Alexis Sorbas von Nikos Kazantzakis nachzulegen. Der Erfolg von Cabaret war jedoch nur schwer zu übertreffen. Dennoch erhielt auch diese Inszenierung vier Tony Awards, und Harold Prince war endgültig ein Erfolgsgarant am Broadway. Bereits 1960 arbeitete Prince als Koproduzent mit Stephen Sondheim und Leonard Bernstein bei West Side Story zusammen. 1970 produzierte und inszenierte Prince Sondheims neues Stück Company. Die Produktion sollte sogar zwölf Tony Awards erhalten, und Sondheim wurde bis Anfang der 1980er Jahre der wichtigste Partner für Harold Prince. Drei Mal war Prince auch als Filmregisseur tätig, erstmals 1970 mit Something for Everyone, gefolgt von Das Lächelns einer Sommernacht im Jahr 1977 und zuletzt 1982 mit einer Aufzeichnung von Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street. 1983 inszenierte er Puccinis Turandot an der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Lorin Maazel. Neben der Arbeit mit Sondheim inszenierte und produzierte Prince die Broadwayerfolge Evita und Das Phantom der Oper des englischen Erfolgskomponisten Andrew Lloyd Webber. Harold Prince war verheiratet mit Judy Chaplin, Tochter von Saul Chaplin, einem legendären Broadwayregisseur. Ihre Tochter Daisy war Regisseurin und Sohn Charles ist Dirigent. Prince starb am 31. Juli 2019 nach kurzer Krankheit im Alter von 91 Jahren in der isländischen Stadt Reykjavík.
31.1. Iris KELLS: 100. Geburtstag
Biographie der britischen Sopranistin auf folgender Web-Seite: https://en.wikipedia.org/wiki/Iris_Kells
31.1. Elise POLKO: 200. Geburtstag
Sie war das erste Kind des Rektors Carl Vogel, der zusammen mit seinem Schwiegervater Carl Lang die 1816 in Wackerbarths Ruh‘ eingerichtete Knabenerziehungsanstalt leitete. 1824 zog die Familie nach Krefeld, wo ihr Vater bis 1832 die Höhere Stadtschule (später Realgymnasium) leitete. Nach 1832 zog die Familie nach Leipzig. Dort erhielt sie neben einer sorgfältigen Erziehung auch Musikunterricht durch den Musikdirektor Christian August Pohlenz und den Gesangsprofessor Friedrich Böhme. Ihr 1829 in Krefeld geborener Bruder Eduard Vogel, das fünfte Kind der Familie Vogel, wurde ein bekannter Astronom und Afrikaforscher und 1856 im Sultanat Wadei, östlich vom Tschadsee, auf Befehl des dortigen Herrschers hingerichtet. Der jüngste Bruder Hermann Carl Vogel (1841–1907) wurde Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam. Elise Vogel gehörte zum Freundeskreis von Felix Mendelssohn Bartholdy; im Hause von Mendelssohns Schwester Fanny Hensel fand sie Aufnahme. Dieser Runde gehörten auch Jenny Lind, Wilhelmine Schröder-Devrient und Rahel Varnhagen von Ense an. Polkos Stimme und ihre Begabung weckten das Interesse Mendelssohns, welcher sie ebenso wie Livia Frege förderte. Auf Mendelssohns Rat ließ sie sich zur Sängerin (Mezzosopran) ausbilden. Auch als Opernsängerin hat sie sich erfolgreich versucht; ihr Gesangsstudium vervollständigte sie in Paris bei Manuel García. Ihr Plan, zur Bühne zu gehen, wurde durch veränderte Familienverhältnisse verhindert. Nach dem Ausbruch der Februarrevolution kehrte sie nach Leipzig zurück. 1849 verzichtete sie auf eine Bühnenlaufbahn als Sängerin und heiratete Eduard Polko, einen Eisenbahningenieur und späteren Eisenbahndirektor der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft. Sie widmete sich von da an der Schriftstellerei. Mit ihrem Mann lebte sie in Duisburg, ab etwa 1851/52 für ungefähr 25 Jahre in Minden in Westfalen, wo sie im Bahnhof eine Wohnung bezogen, ab 1877 in Wetzlar und 1880 in (Köln-)Deutz. Im Februar 1887, kurz nach dem Tode ihres unheilbar erkrankten Sohnes, starb auch ihr Mann – unter Hinterlassung von Schulden. Außerdem hatte ihr Gatte es versäumt, sie bei der Verstaatlichung der Eisenbahngesellschaft mit in die Rentenversicherung aufnehmen zu lassen. Und sie musste ihre Familie unterstützen. Zunächst lebte sie in Hannover, das sie aus Gesundheitsgründen wieder verlassen musste, ab 1891 in Wiesbaden, von wo sie aus Kostengründen 1895 nach Frankfurt wechselte, zuletzt wohnte sie ab 1898 in München. Sie bezog eine kleine Rente auf dem Gnadenwege, verdiente den Lebensunterhalt mit Schriftstellerei sowie durch Aufnahme meist älterer Pensionärinnen, darunter zeitweise auch eine junge Tochter des Dichters Theodor Storm, und gab Gesangs(?)-Unterricht, außerdem wurde sie mit Geldgeschenken und Darlehen unterstützt von Marianne Rhodius, die der Stadt Krefeld neben zahlreichen Legaten 1,8 Millionen Mark als Stiftung hinterließ. Elise Polkos Arbeiten entstanden größtenteils in Minden, wo sie auch Carl Wilhelm August Krüger kennenlernte, der eine weithin bekannte Kunstsammlung zusammengetragen hatte. In ihrem Buch Bedeutende Menschen. Portraitskizzen, Lebenserinnerungen und Novellen von 1895 gibt sie eine Erzählung des Kunstsammlers wieder. Ihre Themen nahm Polko aber meistens aus dem Gebiet der Musik. Ihre bekanntesten Werke sind die Romane Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy, Faustina Hasse, Nicolo Paganini und die Geigenbauer sowie Musikalische Märchen, Phantasien und Skizzen in drei Bänden, ein Werk, das 25 Auflagen erlebte. Die drei Bände Musikalische Märchen erzählen aus Vergangenheit und Gegenwart Geschichten aus dem Musikleben vergangener Jahrhunderte. Es sind Erinnerungen an berühmte Musiker. In der Erzählung Ein Doppelstern am Kunsthimmel spielen Clara und Robert Schumann die Hauptrolle. Und in Porpoto in Dresden 1744 werden die Leser an den Hof Friedrichs August II., den Sohn Augusts des Starken, geführt. Diese Werke waren meist sehr erfolgreich und wurden vor allem von Frauen gern gelesen. Trotzdem kam Elise Polko aus den finanziell beengten Verhältnissen nicht heraus, obwohl sie, um Darlehen abzubezahlen, sozusagen pausenlos schrieb. In einem Brief an Marianne Rhodius klagte sie: „Bei der Beliebtheit meiner Feder und der Leichtigkeit, mit der ich arbeite, hätte ich als englische oder französische Schriftstellerin die erwähnten teuren Verpflichtungen ohne große Anstrengungen zu erfüllen vermocht, aber das Honorar der deutschen Schriftsteller ist ja eben ein so geringes im Vergleich zu jenen, – und so muss ich mich denn redlich quälen und fast alle jene Arbeiten, verehrte Frau, an denen sich so manches Herz erfreut, tragen das geheime Motto‚ in doloribus pinxit‘ (in Schmerzen gemalt).“ Zudem hatte sie Pech bei der Wahl ihrer Verlage, die bankrottgingen, so dass sie ihre Bücher zurückkaufen musste. Sie starb 1899 in München. Heute sind ihre Werke nur noch wenig bekannt und meist nur in Antiquariaten zu haben. Eine ausführliche Bibliographie der Werke, Aufsätze und Erzählungen steht im Westfälischen Autorenlexikon. Weiteres Material findet sich im Krefelder Stadtarchiv.
- Carl Gottlieb REISSINGER: 225. Geburtstag
Er war Sohn des Kantors Christian Gottlieb Reißinger. Von seinem Vater erhielt er den ersten Klavier- und Violinunterricht. Sein Bruder war der Dehn-Schüler Friedrich August Reißinger. Ab 1811 besuchte er die Thomasschule zu Leipzig und bestritt bereits als Schüler (Alt) Konzerte im Gewandhaus. Thomaskantor Johann Gottfried Schicht gab ihm Klavierunterricht. An der Universität Leipzig immatrikulierte er sich 1818 in einem Theologiestudium, das er allerdings nicht zu Ende brachte. 1818-20 war er 2. Geiger und Bratscher im Leipziger Theaterorchester (Gewandhausorchester). 1821 war er Stipendiat der preußischen Regierung in Wien (Unterricht bei Antonio Salieri) und München (Unterricht bei Peter von Winte). 1823 verschlug es ihn als Musiklehrer nach Berlin. 1824/25 unternahm er eine Studienreise nach Italien, Frankreich und Belgien. Im Jahr 1826 sang er für nur kurze Zeit bei Carl Friedrich Zelter in der Sing-Akademie zu Berlin. 1826 wurde er in Dresden zunächst als Nachfolger Heinrich Marschners zum Musikdirektor der Deutschen Oper berufen, trat dann aber die Nachfolge Carl Maria von Webers als Hofkapellmeister an. Er führte das Amt bis zu seinem Tod 1859. Er gehörte den Freimaurerlogen Balduin zur Linde in Leipzig und Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute in Dresden an. Reißiger schuf ein umfangreiches Kompositionswerk, darunter das Oreatorium David (1852), neun lateinische und vier deutsche Messen sowie 60 Lieder. Seine großen Messen (10 bis 12 an der Zahl), für die Katholische Hofkirche komponiert, zeichnen sich durch reiche Melodik und warme Empfindung aus. Das Gleiche gilt auch für seine Hymnen, Motetten und Lieder, die in vielen Sammlungen erschienen sind, sowie für das Oratorium David. Außerdem veröffentlichte er Orchester- und Kammermusik aller Art. Zu Reißigers erfolgreichsten Werken zählen seine Opern. Die Felsenmühle ist heute verschollen, lediglich die Ouvertüre ist erhalten. Nicht nur unter Klarinettisten bekannt ist das virtuose Concertino für Klarinette und Orchester Es-Dur, op. 63, das auch „Studienkonzert“ genannt wird, weil es unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung in Klarinette an Musikhochschulen ist. Neben seinen eigenen Werken wurde Reißiger auch durch die Uraufführung von Wagners Rienzi im Jahre 1842 am Königlichen Hoftheater bekannt. Einer seiner Schüler war Hermann Berens. Reißinger starb 1859 in Dresden. Briefe von Reißiger von 1838 bis 1859 befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C.F.Peters im Staatsarchiv Leipzig. Ein Teilnachlass von Reißiger (Umfang: ca. 300 Katalognummern) wird in der Musikabteilung der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt (Signatur: Mus.4888-…). Der Bestand enthält 65 Musikautographe sowie zahlreichen Abschriften und Drucke. Ein weiterer Teilnachlass befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin.