IN MEMORIAM GEBURTAGE IM JÄNNER 2022
Berücksichtigt wurden runde und Halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
- László POLGÁR: 75. Geburtstag
Er wurde an der Franz Liszt-Akademie in Budapest ausgebildet und begann seine Karriere 1972 an der Nationaloper von Budapest als Graf Ceprano in Verdis »Rigoletto«. Nachdem er anfänglich dort kleinere und Comprimario-Partien gesungen hatte, übernahm er seit Mitte der siebziger Jahre große Rollen und erschien seit etwa 1980 oftmals als Gast im Ausland. 1974 gewann er den Dvorák-Wettbewerb, 1980 den Hugo Wolf-Wettbewerb in Wien, 1981 den Concours Pavarotti in Philadelphia, 1982 den F. Liszt-Wettbewerb in Budapest. 1978 sang er an der Budapester Nationaloper in der Uraufführung der Oper »Draußen vor der Tür« von S. Balassa. 1978 kam es dann zu seinem ersten Auslandsgastspiel, als er an der Hamburger Staatsoper den Osmin in der »Entführung aus dem Serail« sang. An der Oper von Budapest wirkte er 1980 in der Erstaufführung von Strawinskys »The Rake’s Progress« mit. 1982 gastierte er am Théâtre de la Monnaie Brüssel und an der Oper von Philadelphia. Ebenfalls 1982 sang er an der Covent Garden Oper London den Conte Rodolfo in »La Sonnambula« von Bellini. In Budapest hatte er spektakuläre Erfolge, als er 1982 den Leporello im »Don Giovanni«, 1983 den Gurnemanz im »Parsifal« vortrug. 1983 an der Berliner Staatsoper zu Gast. Bei den Salzburger Festspielen trat er 1985-86 als Sarastro in der »Zauberflöte«, 1988 als Publio in »La clemenza di Tito«, 1996 als Priester in A. Schönbergs »Moses und Aron«, 1999 als Wagner in Busonis »Doktor Faust«, 2001 in der Titelrolle von B. Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« (in einer konzertanten Aufführung) und 2003 als Kadmos in einer konzertanten Aufführung der Oper »Die Bakchantinnen« von E. Wellesz auf; er wirkte dort auch 1985 in einem Kirchenkonzert und 1986 in einem Mozart-Konzert mit. Im Wiener Konzerthaus wirkte er in mehreren konzertanten Opernaufführungen mit, so 1985 als Teiresias in »Die Bakchantinnen«, 1986 als Callistene in »Poliuto« von Donizetti, 1989 als Baldassare in »La Favorita« von Donizetti, 1993 als Blaubart in »Herzog Blaubarts Burg« und 2005 als König Karl in »Fierrabras« von Franz Schubert. Durch Gastspielverträge war er mit der Staatsoper von München und seit 1986 mit dem Opernhaus Zürich verbunden. 1986 als Sarastro an der Grand Opéra Paris zu Gast. 1986-91 gastierte er in insgesamt 35 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper als Timur in Puccinis »Turandot«, als Eremit im »Freischütz«, als Colline in »La Bohème«, als Leporello, als Boland in der vergessenen Oper »Fierrabras« von Franz Schubert (den er zuvor schon 1988 bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien gesungen hatte), als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Sarastro und als Publio. Zusammen mit dem Budapester Ensemble gastierte er 1987 bei den Festspielen von Wiesbaden. 1988 hörte man ihn am Opernhaus von Zürich als Leporello. 1989 sang er bei den Festspielen im finnischen Savonlinna den Sarastro, 1990 an der Staatsoper Budapest den Pater Guardian, 1991 an der Oper von Nizza den Leporello. Seit 1991 reguläres Mitglied des Opernhauses Zürich; hier hörte man ihn u.a. als Phanuël in »Hérodiade« von Massenet, als Oroveso in »Norma« von Bellini, als Grafen in »Nina« von Paisiello, als Giorgio in »I Puritani« von Bellini und als Enrico in »Anna Bolena« von Donizetti. 1991 gastierte er am Teatro Bellini Catania als Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, 1992 an der Oper von Brüssel als Basilio im »Barbier von Sevilla«. 1995 trat er in Amsterdam in Schönbergs »Moses und Aron« auf. 1995 hörte man ihn an der Mailänder Scala (in konzertanten Aufführungen) in der Titelrolle von B. Bartóks »Herzog Blaubarts Burg«, die er dann auch in London und Paris sowie 1998 beim Festival von Aix-en-Provence vortrug. 1997 sang er an der Oper von Lausanne und am Théâtre des Champs-Élysées Paris den Rocco in »Leonore« (Erstfassung des »Fidelio« von Beethoven), 1998 am Teatro Colón Buenos Aires den Osmin. 2000 gastierte er an der Deutschen Oper Berlin als Gurnemanz. An der Mailänder Scala hörte man ihn 2001 (in konzertanten Aufführungen) als Grafen Walter in Verdis »Luisa Miller« und 2003 als Pfarrer in Janáceks »Das schlaue Füchslein«. Neben seine Bühnenkarriere trat eine zweite nicht weniger erfolgreiche Laufbahn im Konzertsaal, vor allem als Solist in Oratorien und religiösen Musikwerken. Er gab Konzerte in Ungarn, Russland, Italien, Frankreich, Kanada und sang 1984 und 1987 in der New Yorker Carnegie Hall in Haydns »Schöpfung«. Seit 1978 Professor an der F. Liszt-Akademie Budapest. Er starb 2010 in Zürich.
Schallplatten: Hungaroton (»Az ajtón Kivül« von Sándor Balassa, »Christus« und Ungarische Krönungsmesse von F. Liszt, »Die Königin von Saba« von Goldmark, Gurnemanz in Gesamtaufnahme des »Parsifal«, »Belfagor« von O. Respighi), Telefunken (Leporello im »Don Giovanni«, Krönungsmesse von Mozart, »Mario und der Zauberer« von Vajda), DGG (»Fierrabras« von Schubert, Werke von J. Haydn und F. Liszt, »Moses und Aron« von Schönberg, Titelrolle in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók mit Jessye Norman als Judith), CBS (»Poliuto« von Donizetti), Sony (»Bastien und Bastienne« von Mozart), Decca (»Die Gezeichneten« von Fr. Schreker), EMI (Publio in »La clemenza di Tito«), Teldec (Rocco im »Fidelio«), Philips (»Die Zauberflöte« aus Drottningholm, auch als Video).
- Richard TAYLOR: 75. Geburtstag
Am Tri-Cities Opera Workshop in Binghamton (New Jersey) war er Schüler von Carmen Savoca und Peyton Hibbitt. 1969 debütierte er auf der Bühne dieses Instituts in Binghamton als Gérald in »Lakmé« von Delibes. Hier wirkte er auch 1971 in der Uraufführung der Oper »Rapunzel« von Brooks mit. Er kam zu einer ansehnlichen Karriere an nordamerikanischen Opernbühnen, u.a. an der New York City Opera, in Washington, bei der Kentucky Opera und in Lake George. Aus seinem Bühnenrepertoire seien der Idomeneo in der gleichnamigen Mozart-Oper, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Giasone in »Medea« von Cherubini, der Titelheld im »Faust« von Gounod, der Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, der Alfredo in »La Traviata«, der Narraboth in »Salome« von R. Strauss und der Male Chorus in »The Rape of Lucretia« von B. Britten genannt. Er starb 2016 in Union City (New Jersey).
1.1. Giuseppe PATANÉ: 90. Geburtstag
Er wurde in Neapel als Sohn des Dirigenten Franco Patanè (1908–68) geboren und studierte am Konservatorium von San Pietro a Majella seiner Heimatstadt. Bereits im Alter von 19 Jahren gab er mit einer Aufführung von »La Traviata« am Teatro Mercadante in Neapel sein Debüt als Dirigent. In der Folge wirkte er als Zweiter Dirigent am Teatro San Carlo in Neapel (1951-56), als Erster Dirigent am Linzer Landestheater (1961-62) und dann bis 1968 als Dirigent an der Deutschen Oper in Berlin. 1962-83 leitete er insgesamt 125 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (»Un ballo in maschera«, »Otello«, »La Bohème«, »Don Pasquale«, »Cavalleria rusticana« / »Pagliacci«, »Aida«, »Madame Butterfly«, »Turandot«, »Falstaff«, »La Traviata«, »Il Trovatore«, »Don Giovanni«, »Carmen«, »La forza del destino«, »Lohengrin«, »Tosca«, »Norma«, »Der fliegende Holländer«, »I Capuleti e i Montecchi«, »Il barbiere di Siviglia«, »Lucia di Lammermoor«, »La fanciulla del West« und »L’Elisir d‘amore«). Er dirigierte 1970-88 oftmals an der Scala in Mailand und feierte dort triumphale Erfolge (»Rigoletto«, »Don Carlos«, »L’Elisir d‘amore«, »Il Trovatore«, »La Bohème«, »Attila«, »Otello«, »La forza del destino«, »Tosca«, »Simon Boccanegra«, »Anna Bolena«, »Lucia di Lammermoor«, »Aida«, »Il Tabarro« / »Pagliacci«, »Cavalleria rusticana« / »Gianni Schicchi«). 1973 debütierte er an der Covent Garden Opera in London. 1975-83 brillierte er an der Metropolitan Opera New York in insgesamt 133 Vorstellungen (»La Gioconda«, »Madame Butterfly«, »Il Trovatore«, »Cavalleria rusticana« / »Pagliacci«, »Rigoletto«, »Carmen«, »Aida«, »Lohengrin«, »Tosca« und »Un ballo in maschera«). Er dirigierte auch in Kopenhagen, das Berliner Radio Sinfonie Orchester und das Orchestre de la Suisse Romande. Außerdem wirkte er noch als Musikdirektor der Arena von Verona (1983). 1982-84 war er einer der beiden Ersten Dirigenten der American Symphony in New York. 1985-89 war er Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. Patanè brach am 29. Mai 1989 plötzlich an einem Herzinfarkt während einer Aufführung von Gioacchino Rossinis Il barbiere di Siviglia an der Bayreischen Staatsoper in München zusammen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er in den Morgenstunden des nächsten Tages starb. Er und seine Frau Rita, von der er zum Zeitpunkt seines Todes bereits getrennt war, hatten zwei Töchter.
1.1. Dieter SCHOLZ: 90. Geburtstag
Sein Gesangstudium fand an der Musikhochschule von Dresden statt, wo er Schüler von H. Meißner und von H. Winkler war. Er begann zunächst 1958 eine Karriere als Operettensänger in Leipzig (Musikalische Komödie), ging dann aber 1975 zur Oper über und spezialisierte sich auf das Buffo- und Charakterfach. Seit 1981 war er Mitglied des Opernhauses von Leipzig. Hier wie bei Gastspielen an den Bühnen der DDR und, zusammen mit dem Leipziger Ensemble, auch auf internationaler Ebene hatte er seine Erfolge in Rollen wie dem Papageno in der »Zauberflöte«, dem Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini, dem van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, dem Don Alfonso in »Così fan tutte« (Leipzig 1991), dem Leporello im »Don Giovanni«, dem Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, dem Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing, dem Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und dem Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, auch in Partien aus dem Bereich der Operette und des Musicals. Bereits 1977 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Leipzig. Auch sein Sohn Andreas Scholz (* 1964) wurde ein bekannter Sänger, der wie sein Vater in Leipzig wirkte.
Schallplatten: Decca (»Jonny spielt auf« von Krenek).
- Andrzej HIOLSKI: 100. Geburtstag
Ausgebildet durch Helene Oleskie am Konservatorium in Lwów. Er debütierte bereits 1944 in Krakau als Janusz in »Halka« von Moniuszko (unter der Regie von Adam Didur) und kam dann 1945 an die Schlesische Oper in Bytom (Beuthen). 1950 wurde er an die Nationaloper von Warschau berufen, zu deren bedeutendsten Künstlern er für viele Jahre gehörte. Er gewann mehrere Preise bei nationalen und internationalen Gesangwettbewerben, so u.a. 1954 in Toulouse; 1955 erhielt er den polnischen Staatspreis. Gastspiele und Konzerte führten den Künstler in die Sowjetunion, in die CSSR, nach Ungarn, England, Finnland und Frankreich. Er bereiste auch China und 1979 Holland. Am 20.6.1969 sang er an der Hamburger Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Die Teufel von Loudun« von Penderecki die Partie des Urbain Grandier. Das Bühnenrepertoire des Sängers gipfelte in Partien aus dem Bereich der polnischen und russischen (Titelheld in Tschaikowskys »Eugen Onegin«) Oper, enthielt aber auch italienische und französische Partien, darunter waren der Scarpia in »Tosca«, der Silvio im »Bajazzo«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Germont-père in »La Traviata«, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Escamillo in »Carmen«, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Posa in Verdis »Don Carlos« und der Malatesta im »Don Pasquale« von Donizetti. Er wurde dazu als Konzert- und Oratoriensänger bekannt; so sang er bei den Festspielen von Salzburg 1970 in der Lukas-Passion von K. Penderecki. Er galt auch als ein großer Liedersänger (Schubert, G. Mahler). 1995 sang er zum 50jährigen Jubiläum der Oper von Bytom nochmals, inzwischen 73 Jahre alt, den Janusz. Er starb 2000 in Krakau.
Schallplatten: Muza (Janusz in »Halka«, »Das Gespensterschloss« von Moniuszko, »Król Roger« von Szymanowski, Solo-Aufnahmen, u.a. Schuberts »Schwanengesang«), Philips (Lukas-Passion und »Utrenja« von Penderecki), Proviva (»Jephtas Tochter« von Bloch), HMV (»Boris Godunow«, Te Deum von Penderecki), Marco Polo (»Król Roger«), Polskie Nagrania/Naxos (geistliche Werke von K. Szymanowski). Seine ersten Aufnahmen (Lieder) wurden bereits um 1950 unter dem Pseudonym Andrzej Boruty veröffentlicht.
- Hermine FINCK: 150. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a.M. und bei den Pädagogen Gustav Borchers und Auguste Goetze in Leipzig. 1892 debütierte sie am Hoftheater von Weimar als Carmen. Am 23.12.1893 sang sie dort in der Uraufführung der Märchenoper »Hänsel und Gretel« von Humperdinck die Partie der Hexe, während die Aufführung von Richard Strauss dirigiert wurde. Im Oktober 1895 heiratete sie den berühmten Komponisten und Dirigenten Eugen d’Albert (dritte Ehe des Künstlers, der noch drei weitere folgen sollten). Sie sang 1897 am Hoftheater von Mannheim in der Uraufführung seiner Oper »Gernot« die Partie der Waltrudis, schränkte aber nun ihre Bühnenkarriere ein und trat hauptsächlich im Konzertsaal auf, wo sie namentlich als Interpretin der Lieder ihres Gatten Eugen d’Albert bekannt wurde. Sie unternahm auch Konzert-Tourneen mit ihm zusammen. 1898 gab sie Konzerte in London, 1905 in Toronto. Große Erfolge hatte sie auch bei Konzerten in Hamburg, Leipzig und Wien. Auf der Bühne gab sie noch einzelne Gastspiele. Nachdem ihre Ehe mit Eugen d’Albert 1911 geschieden worden war, lebte sie in Berlin, wo sie in den Jahren 1911-12 ein Engagement an der dortigen Hofoper annahm. Bei den Bayreuther Festspielen des Jahres 1912 sang sie die Gerhilde in der »Walküre«. Von ihren weiteren Bühnenpartien seien die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Leonore in »Fidelio«, die Mignon in der gleichnamigen Oper von A. Thomas, die Titelheldin in »Ingwelde« von Max von Schillings und die Bedura in d’Alberts »Rubin« genannt. Sie wirkte später als Konzertsängerin und als Pädagogin in Berlin, wo sie 1932 starb.
Schallplattenaufnahmen ihrer Stimme sind nicht bekannt.
3.1. Noelle ROGERS: 80. Geburtstag
Sie war anfänglich als Angestellte beschäftigt, dann Studium an der University of Michigan in Ann Arbor, Schülerin von Annette Havens und Boris Goldovsky in New York. Bühnendebüt bei der Goldovsky Opera Company 1970 als Titelheldin in Verdis »La Traviata«. In Nordamerika hatte die Künstlerin große Erfolge an der New York City Opera, an den Opern von Kansas City, Philadelphia und St. Paul. 1975 besonders erfolgreiche Auftritte an der Oper von Houston/Texas in »Rinaldo« von Händel. In Europa war sie an der Covent Garden Oper London zu Gast, sie trat auch gastweise in Amsterdam und Marseille auf. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence sang sie die Vitellia in »La clemenza di Tito« von Mozart; die gleiche Partie gestaltete sie in einer Fernsehaufnahme der Oper im französischen Fernsehen. Allgemein als Interpretin lyrischer Partien, auch solcher in modernen Opernwerken, geschätzt; nicht zuletzt als Konzertsängerin international bekannt geworden. Sie starb 2016 in Tampa (Florida).
Schallplatten: BJR/Bella Voce (Philine in »Mignon« von A. Thomas, Vancouver 1977), Desto.
3.1. Johanna PETERS: 90. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin in der National School of Opera London. 1958 sang sie beim Oxford University Club die Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinsky. 1959 begann sie ihre Bühnenkarriere, indem sie bei den Festspielen von Glyndebourne die Marcellina in »Le nozze di Figaro« sang. In dieser Rolle erschien sie auch 1962 bei den Festspielen von Glyndebourne, wo sie auch am 19.7.1970 in der Uraufführung der Oper »The Rising of the Moon« von Nicholas Maw als Witwe Sweeney mitwirkte; 1971 wiederholte sie dort diese Partie und übernahm bei den gleichen Festspielen 1977 und 1979 die Rolle der Haushälterin in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss. 1962 hörte man sie in London als Dame Carruthers in der Gilbert & Sullivan-Operette »The Yeomen of the Guard« und beim St. Pancras Festival in der Titelrolle der Oper »Artaxerxes« von Thomas Arne. Sie konnte bald eine erfolgreiche Karriere an den großen englischen Opernbühnen zur Entwicklung bringen. So sang sie an der Sadler’s Wells Oper London und bei der Welsh Opera Cardiff. Bei der Scottish Opera Glasgow sang sie 1964-78 die Marthe im »Faust« von Gounod, die Florence Pike in »Albert Herring« von B. Britten, die Amme in »Boris Godunow«, die Grimgerde wie die Schwertleite in der »Walküre«, die Mother Goose wie die Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, die 1. Norn in der »Götterdämmerung«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Herzogin von Plaza-Toro in »The Gondoliers« von Gilbert & Sullivan und die Mrs. Sedley in »Peter Grimes« von B. Britten. Am 16.3.1974 wirkte sie dort in der Uraufführung der Oper »Catiline Conspiracy« von Iain Hamilton in der Partie der Sempronia mit. An der Covent Garden Oper London trat sie 1974-76 als Amme im »Boris Godunow« und als Annina in »La Traviata« auf. Sie gehörte jenem Kreis von englischen Sängern an, die sich in besonderer Weise mit dem Werk von Benjamin Britten befassten; so sang sie im Ensemble der English Opera Group und bei den Festspielen von Aldeburgh. Sie wirkte in Aldeburgh am 11.6.1960 in der Uraufführung der Oper »A Midsummer Night’s Dream« von Britten mit und trat in zahlreichen Partien in dessen Opern auf. Mit der English Opera Group gastierte sie 1960 in Amsterdam. Bei der Russland-Tournee der English Opera Group sang sie die Bianca in »The Rape of Lucretia« und die Florence Pike. Weitere Bühnenpartien der Sängerin waren die Lucy (Phoenix Opera, 1973) und die Mrs. Peachum in »The Beggar’s Opera«, die Nancy in Flotows »Martha« (Phoenix Opera, 1973) und die Margarita in »I quattro rusteghi«, die sie 1983 mit dem Ensemble der Phoenix Opera beim Cambden Festival sang. Sie wurde später eine geschätzte Gesanglehrerin. 1978-86 wirkte sie als Professorin an der Guildhall School of Music London, seit 1989 leitete sie deren Abteilung für Vokalstudien. Sie starb 2000 in London.
Schallplatten: Decca (Florence Pike in vollständiger Aufnahme von »Albert Herring« von B. Britten), Memories (»Il giovedi grasso« von Rossini).
3.1. Cornelius EBERHARDT: 90. Geburtstag
Er studierte an den Universitäten München und Hamburg, der Münchener Musikhochschule und der Accademia Musicale Chigiana in Siena. In München wurde er in dieser Zeit Mitglied der Burschenschaft Rhenania. 1956-60 war er Kapellmeister und Chordirektor an den Städtischen Bühnen Ulm, bevor er 1960-69 erster Kapellmeister am Staatstheater am Gärtnerplatz in München wurde. Während dieser Zeit lehrte er als Dozent an der Münchener Musikhochschule (1960–69), war Leiter der Symphonie-Konzerte der Münchner Philharmoniker für das Jugendkulturwerk (1960–69) und Dirigent des Orchestervereins „Wilde Gung’l“ (1965–69). Als Generalmusikdirektor in Regensburg 1969-77, Gründer der Regensburger Musikschule und seiner Tätigkeit als Honorarprofessor im Jahr 1972 initiierte er 1973 das erste „Bayerische Tonkünstlerfest“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Für 25 Jahre (1975–2000) war er als Music Director des „Corpus Christi Symphony Orchestra“ (Texas) tätig. International war er neben der Anstellung als Music Director des „American Institute of Musical Studies“ in Dallas und Leiter des „AIMS (American Institute of Musical Studies) Festival Orchester“ in Graz (1978–2006) auch Professor an der University of Texas at Austin (1979–80 und 1984–87) sowie Gastdirigent des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters, der „Rumänischen Staatsphilharmonie“ in Cluj-Napoca, des „New Jersey Symphony Orchestra“, des Staatsorchester Sao Paolo (Brasilien), des Staatsorchesters Lissabon (Portugal) sowie der Festspiele „Rumänisches Brahms Festival“ in Cluj, dem „AIMS Festival“ in Graz, der „Gustav-Mahler-Woche“ in Toblach (Südtirol)) und des Festivals in Evian-les-Bains (Frankreich). In der Zeit seiner Tätigkeit als Professor an der Münchener Musikhochschule (1977–96) und Leiter ihrer Opernschule (1977–96) war Eberhardt auch Präsident dieser Hochschule sowie Erster Vorsitzender und ständiger Gastdirigent der Münchner Symphoniker (1996–2002). Nationale Engagements als Gastdirigent hatte er außerdem beim Berliner Symphonischen Orchester, dem Gürzenich-Orchester in Köln, der Nordwestdeutschen Philharmonie, dem Niedersächsischen Staatsorchester Oldenburg sowie der „Münchner Biennale für Neues Musiktheater“. Er starb 2011 in Oberaudorf.
4.1. José BECKMANS: 125. Geburtstag
Er war ein Neffe des Bass-Baritons Guy Beckmans (1875-1956); seine Ausbildung erfolgte in Brüssel und Paris. Um die Kosten für seine Ausbildung am Konservatorium von Lüttich bestreiten zu können, trat er in Music-Halls und an Kleinkunstbühnen auf. 1916 Bühnendebüt in Verviers als Escamillo in »Carmen«. Später sang er erfolgreich an der Oper von Antwerpen und war dann in Nancy und Montpellier zu hören. 1925 Debüt an der Opéra-Comique Paris als Escamillo. Er sang dort den Balthasar in der Erstaufführung von »Le Cloître« von Lévy und den Simonson in der von Alfanos »Risurrezione« (1927). 1935 kam er an die Grand Opéra Paris und sang als Antrittsrolle hier den Rigoletto. Seither an den beiden großen Pariser Opernhäusern sehr erfolgreich. Seit 1933 mehrfach als Gast an der Oper von Monte Carlo aufgetreten; er sang dort 1934 in der französischen Erstaufführung der Oper »Arabella« von Richard Strauss die Partie des Mandryka. In Monte Carlo auch als Kurwenal in Wagners »Tristan und Isolde« zusammen mit Frida Leider sowie als Golaud in »Pelléas et Mélisande« von Debussy, eine seiner Glanzrollen, gefeiert. 1935 wirkte er an der Oper von Nizza in der Uraufführung der Oper »Quatre-Vingt-Treize« von Charles Silver mit. Ständig auch an der Oper von Lüttich zu hören; zu Gast am Théâtre de la Monnaie von Brüssel und an führenden französischen Operntheatern. Er gastierte dazu in London (1935 als Escamillo an der Covent Garden Oper), Rom und Buenos Aires und unternahm 1939 eine Frankreich- und Belgien-Tournee mit einer eigenen Operntruppe (José Beckmans Compagne Lyrique Française). Er beherrschte ein nahezu unerschöpfliches Repertoire; insgesamt soll er über 300 Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur gesungen haben; dazu auch als Konzertsänger angesehen. Gegen Ende seiner Laufbahn und nach seinem Rücktritt von der Bühne erfolgreicher Opernregisseur an der Pariser Opéra und an der Oper von Lüttich. Er starb 1987 in Vichy. Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Suzanne Duman (1897-1996).
Schallplatten: Zahlreiche Polydor-Aufnahmen aus den dreißiger Jahren; auch auf Columbia zu hören.
5.1. Franco GHITTI: 90. Geburtstag
Er war zunächst als Angestellter bei der italienischen Eisenbahn beschäftigt, ließ dann aber seine Stimme durch die Pädagogen Giovanni Inghilleri, Gennaro Barra Caracciolo, Vladimiro Badiali und Domenico Malatesta ausbilden. Gewinner des Gesangwettbewerbs von Spoleto 1959, worauf im gleichen Jahr sein Bühnendebüt im Rahmen des Spoleto Festivals als Faust von Gounod stattfand. Er gastierte von seinem Wohnsitz Brescia aus an den großen italienischen Bühnen (Bologna, Genua, Neapel, Rom, Venedig, Turin, Triest) wie auch im Ausland. Dort erschien er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opern von Marseille, Toulouse und Genf (1962 als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«) und an Theatern in Westdeutschland. An der Metropolitan Oper New York sang er 1964 den Beppe im »Bajazzo« (seine Antrittsrolle), den Malcolm in Verdis »Macbeth«, den Rodolfo in »La Bohème« und den Don Ottavio im »Don Giovanni« in insgesamt 18 Vorstellungen. 1967 sang er beim Opernfestival von Bergamo in der Uraufführung der Oper »Pozzo e il pendolo« von Bettinelli. 1971 gastierte er an der Oper von Antwerpen, an den italienischen Opernhäusern bis gegen Ende der siebziger Jahre (u.a. in Bergamo und in Treviso). Sein Repertoire enthielt vor allem die klassischen lyrischen Tenorpartien der italienischen Oper, doch galt er auch als bedeutender Interpret moderner Opernwerke. Bühnenrollen: Herzog in »Rigoletto«, Alfredo in »La Traviata«, Pinkerton in »Madame Butterfly«, Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, Titelrolle in »L’Amico Fritz« von Mascagni. Er starb 2007 in Iseo.
Schallplatten der Marke Arcophon, auf Mixtur in der vollständigen Oper »Euridice« von Jacopo Peri zu hören.
5.1. Sonja DRAKSLER: 95. Geburtstag
Gesangstudium an der Musikakademie von Ljubljana. 1947 begann sie ihre Karriere am Slowenischen Rundfunk (Radio Ljubljana), 1948-49 sang sie als Solistin mit der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana. 1951 erfolgte ihr Bühnendebüt an der Nationaloper von Ljubljana (Laibach), an der sie bis 1955 blieb. 1955 wurde sie an die Wiener Volksoper verpflichtet (Antrittsrolle: Fenena in Verdis »Nabucco«). Hier entfaltete sie eine langjährige, sehr erfolgreiche Karriere. Sie sang hier u.a. die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Czipra im »Zigeunerbaron«, die Maddalena im »Rigoletto«, die Jezibaba in »Rusalka« von Dvorák, die Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Azucena im »Troubadour«, die Försterin in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, die Brigitta in Korngolds »Die tote Stadt«, die Magdalena in Kienzls »Der Evangelimann« und die Zulma in Rossinis »Die Italienerin in Algier«. Gastspiele und Konzerte brachten ihr anhaltende Erfolge. 1957 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg in der Oper »Elektra« von R. Strauss als 2. Magd mit. Bei den Bregenzer Festspiele sang sie 1958 die Katinka in Smetanas »Die verkaufte Braut« und 1960 die Bostana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius. 1963-66 sang sie beim Festival von Aix-en-Provence u.a. die Dryade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und die 3. Dame in der »Zauberflöte«. Auch an der Wiener Staatsoper war sie mehrfach zu Gast (1968-73 Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, 2. Dame in der »Zauberflöte«, Suzuki, Schwertleite in der »Walküre«, Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, Rosette in »Manon« von Massenet und 2. Norn in der »Götterdämmerung« in insgesamt 15 Vorstellungen). In ihrem Repertoire befanden sich auch die Carmen, die Pauline in »Pique Dame« von Tschaikowsky und die Nancy in »Martha«. Die Künstlerin, die mit einem Arzt verheiratet war, nahm 1973 an der Wiener Volksoper ihren Abschied von der Bühne und lebte seitdem in Klagenfurt, wo sie 2016 starb.
Zahlreiche Aufnahmen auf Eurodisc (»Carmen«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Der Troubadour«, »Rigoletto«), MMS, Philips, Concert Hall. Auf Cetra singt sie eine kleine Partie in einer Salzburger »Elektra«-Aufführung von 1957.
5.1. Erich KUCHAR: 95. Geburtstag
Er begann seine Sängerlaufbahn als Altsolist bei den Wiener Sängerknaben. Außerdem wirkte er als Kinderschauspieler in mehreren Filmen mit, u. a. als Sohn von Käthe Dorsch in »Mutterliebe«. Nach dem Studium an der Wiener Musikakademie wurde er 1952 als Erster Tenor an das Salzburger Landestheater engagiert; 1954 folgte ein Engagement an das Gärtnerplatztheater in München. Von 1956 bis zu seiner Pensionierung 1987 war Erich Kuchar als Solosänger an der Wiener Volksoper tätig. Er hat am Haus an die 40 Fachpartien gesungen. Sein Debüt an der Volksoper gab er am 25. April 1956 als Adam in Carl Zellers »Der Vogelhändler«. Im Opernfach war er u. a. als Peter Iwanow in Albert Lortzings »Zar und Zimmermann«, als Fuchs in Leoš Janáčeks »Das schlaue Füchslein« und als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut« zu erleben. In der klassischen Operette eroberte sich Erich Kuchar binnen kürzester Zeit einen ersten Platz als Operettenbuffo. Er war der Buffo schlechthin, ideal, was Stimme, Charme und unaufdringliche Komik betrifft, eine „männliche Volksopernperle“, wie ihn Fritz Walden einmal bezeichnete. Er begeisterte u. a. als Josef in Johann Strauß’ »Wiener Blut«, als Paul in Richard Heubergers »Der Opernball«, als Boni in Emmerich Kálmáns »Die Csárdásfürstin«, als Koloman Zsupán in »Gräfin Mariza«, als Gustl in Franz Lehárs »Das Land des Lächelns«, als Armand Brissard in »Der Graf von Luxemburg« und als Montschi in Oscar Straus’ »Ein Walzertraum«. Der Publikumsliebling spielte auch den Orlofsky und den Eisenstein in Johann Strauß’ »Die Fledermaus« und die Girardi-Rolle des Franz Ratz in »Der Fremdenführer« von Carl Michael Ziehrer. Unter seinen weiteren Partien fanden sich u.a. der Jan in Millöckers »Der Bettelstudent« und den Rossillon in Lehárs »Die lustige Witwe«. 1964 sang er in der Uraufführung von Robert Stolz’ Operette »Frühjahrsparade« die Partie des Korporals Willi Sedlmayer. Erich Kuchar war in unzähligen Operettenaufführungen ein kongenialer Partner von Guggi Löwinger, Helga Papouschek und Peter Minich. Erich Kuchar wurde 1974 der Titel „Kammersänger“ verliehen; 1984 wurde er zum Ehrenmitglied der Volksoper ernannt. Er starb 2015 in Wien.
Schallplattenaufnahmen auf Amadeo, Eurodisc, HMV, Decca (hier Dr. Blind in der »Fledermaus«).
5.1. Theo MACKEBEN: 125. Geburtstag
Sein Vater wurde als Verwaltungsbeamter der preußischen Armee und Direktor der Garnisonsverwaltung häufiger versetzt, sein älterer Bruder, der spätere Diplomat Wilhelm Mackeben wurde in Minden geboren. Nach seinem Abitur in Koblenz studierte Theo Mackeben 1916-20 an der Hochschule für Musik Köln und in Warschau Musik. In Koblenz war er Schüler von Ernst Peters. Bis 1922 war er Konzertpianist, u. a. an der Seite des Violinvirtuosen Leopold Przemislav. Dann ging er nach Berlin, wo er u. a. im Café Größenwahn bei Rosa Valetti Klavier spielte, später auch im Tanzorchester von Barnabás von Géczy im Hotel Esplanade. Daneben war er Bühnenkapellmeister an der Volksbühne, später erster Kapellmeister des Staatlichen Schauspielhauses. 1928 leitete er im Theater am Schiffbauerdamm die Uraufführung der Dreigroschenoper. In der Zeit des Nationalsozialismus schrieb Mackeben neben Musik zu Unterhaltungsfilmen auch die Filmmusik zu den Propagandafilmen Patrioten, Ohm Krüger und zum antibritischen Kolonialfilm Germanin. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Mackeben ab 1946 zwei Jahre lang musikalischer Leiter am Berliner Metropol-Theater. Mackebens erfolgreichste Arbeiten sind die Modernisierung von Millöckers Operette Gräfin Dubarry, die er 1931 unter dem Titel Die Dubarry herausbrachte und in die er das Lied Ich schenk mein Herz nur dir allein – eine eigene Originalkomposition – einfügte, sowie die Filmmusik zu Bel Ami. Theo Mackeben war seit 1950 mit der Schauspielerin Loni Heuser verheiratet. Er starb 1953 in seiner Wohnung in der Kissinger Straße 60 in Berlin-Schmargendorf an einer Herzkranzaderverengung und wurde auf dem Friedhof Wilmersdorf beigesetzt. Sein Leben wurde kurz nach seinem Tod 1954 im Spielfilm Bei Dir war es immer so schön filmisch umgesetzt.
5.1. Otakar MAŘÁK: 150. Geburtstag
Er wollte ursprünglich Maler werden, studierte dann aber Gesang am Konservatorium von Prag bei Frau Parsová-Zikesová. Er debütierte 1899 am Opernhaus von Brünn (Brno) als Faust in der gleichnamigen Oper von Gounod und blieb bis 1901 dort engagiert. 1901-02 trat er als Gast an böhmischen und deutschen Theatern auf, u.a. am Opernhaus von Frankfurt a.M. und am Theater des Westens in Berlin. 1902-03 gastierte er als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, als Turiddu in »Cavalleria rusticana« und als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen« an der Wiener Hofoper. 1903-07 war er Mitglied des Tschechischen Nationaltheaters in Prag. 1907 wurde er an die von Hans Gregor geleitete Berliner Komische Oper verpflichtet, an der er bis 1911 große Erfolge hatte. Er sang dort u.a. den Pedro in »Tiefland« von E. d’Albert, den Cavaradossi in »Tosca«, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Don José in »Carmen« und den Des Grieux in Massenets »Manon«. 1909 gastierte er wieder an der Wiener Hofoper (u.a. als Don José, als Alfredo in »La Traviata« und als Canio im »Bajazzo«). 1911-14 war er am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg engagiert. Hier sang er am 13.4.1912 in der Uraufführung von Ferruccio Busonis Oper »Die Brautwahl«. Durch Gastspiele wurde er international bekannt; 1904 und 1911 gastierte er an der Dresdner Hofoper, 1921 an der Staatsoper von Wien (als Cavaradossi), auch an den Hofopern von Berlin, München und Budapest, in Paris und Brüssel, in Barcelona und Madrid. 1908 trat er in London als Don José, als Turiddu und als Canio auf, 1913 sang er dort am His Majesty’s Theatre den Bacchus in der englischen Premiere der Erstfassung der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos«. 1913-14 trat er an der Oper von Chicago auf (u.a. 1914 den Parsifal in der dortigen Premiere dieser Wagner-Oper). Er heiratete in Chicago die Sängerin Mary Cavan, von der er sich in den dreißiger Jahren wieder trennte. 1914 wurde er als erster Tenor an das Nationaltheater in Prag berufen und war für die folgenden zwanzig Jahre (mit einigen Unterbrechungen) der gefeierte Star-Sänger dieses Hauses, an dem er mehr als 1500mal auf der Bühne stand. Er beherrschte ein geradezu riesiges Repertoire, das Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur enthielt, darunter den Tamino in der »Zauberflöte«, den Florestan im »Fidelio«, den Alessandro Stradella von Flotow, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Tannhäuser, den Idomeneo von Mozart, den Hüon im »Oberon« von Weber, den Königssohn in »Königskinder« von Humperdinck, den Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, den Gérald in »Lakmé« von Delibes, den Fra Diavolo von Auber, den Dalibor in der gleichnamigen Oper von Smetana, den George Brown in »La Dame blanche« von Boieldieu, den Julien in Charpentiers »Louise«, die Titelpartie in »Sadko« von Rimski-Korsakow, den Lenski im »Eugen Onegin«, den Manrico im »Troubadour«, den Mylio in »Zazà« von Leoncavallo, den Riccardo in Verdis »Maskenball« und den Prinzen in »Rusalka« von Dvorák. 1934 nahm er seinen Bühnenabschied und ließ sich in Chicago als Gesangslehrer nieder. Dort verarmte er jedoch völlig, so dass er zuletzt auf der Straße Zeitungen verkaufen musste. Als dies in tschechischen Kreisen in den USA und in seiner Heimat bekannt wurde, veranstaltete man eine Geldsammlung und ermöglichte dem großen Künstler die Rückkehr nach Prag, wo er aber bald darauf, im Juli 1939 in Prag, starb. Er war ein Bruder des bekannten Violinisten Jan Mařák (1870-1932).
Schallplatten: Erste Aufnahmen auf G & T (Prag, seit 1903), dann auf Columbia (Prag, 1904), Odeon (Prag 1905-06; Berlin, u.a. Szenen aus »Der Schmuck der Madonna« von Wolf-Ferrari), Edison-Zylinder (Prag 1906), Pathé (Berlin 1913), Omega, Rubinton, Zonophone, Deska Harmonie, Parlophon und Artiphon. Elektrische Aufnahmen auf Columbia und Ultraphon. Operettenaufnahmen, zum Teil unter dem Namen Otto Mascha.
5.1. Carl LINK: 175. Geburtstag
Er war Sohn eines Landgerichtsrates und studierte zuerst Medizin an der Universität von Graz. Seine Stimme erregte dort im Akademischen Gesangverein Aufsehen, so dass er schließlich sein Studium aufgab und bei Josef Haas in Hannover Gesangunterricht nahm. Er debütierte 1867 als Arturo in »Lucia di Lammermoor« am Theater von Graz und war 1867-72 Mitglied des Hoftheaters Hannover. 1874-75 Mitglied der Berliner Hofoper, an der er als Antrittsrolle den Arnold in Rossinis »Wilhelm Tell« sang. Es folgte, eingeleitet mit der Partie des Raoul in den »Hugenotten«, 1875-78 ein Engagement an der Hofoper von Dresden. 1878-86 hatte er dann große Erfolge am Hoftheater von Stuttgart. Zuletzt trat er 1887-89 am Hoftheater von Coburg auf. Gegen Ende seiner Karriere erschien er als Gast an verschiedenen deutschen Theatern. Er gastierte u.a. 1875 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, 1884 an der Hofoper von Wien (als Arnold, als Vasco da Gama in Meyerbeers »Afrikanerin« und als Don José in »Carmen«). Als Konzertsänger hatte er nicht nur in den Zentren des deutschen Musiklebens sondern auch in Amsterdam, Rotterdam, St. Petersburg und Moskau seine Erfolge. Aus seinem umfangreichen Bühnenrepertoire sind noch der Chapelou im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, der Lohengrin, der Faust von Gounod, der Lyonel in »Martha« von Flotow, der Radames in »Aida« und der George Brown in »Die weiße Dame« von Boieldieu zu nennen. Er starb 1918 in Graz. Er war der Großonkel des berühmten Dirigenten Karl Böhm (1894-1981).
6.1. Andrej KUCHARSKÝ: 90. Geburtstag
Er begann das Studium der Veterinärmedizin an der Universität von Bratislava (Preßburg). Nachdem man auf seine schöne Stimme aufmerksam geworden war, studierte er in seiner Heimat bei Emmerich von Godin, dann bei Tito Schipa in Italien. Preisträger bei den internationalen Gesangwettbewerben von Prag (1954), Warschau (1955), Genf (1956) und Moskau (1957); Sieger im Tschaikowsky-Concours 1961 in Moskau. Bühnendebüt 1956 am Nationaltheater von Bratislava als Lenski im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, der eine seiner Glanzrollen blieb. Er blieb Mitglied dieses Hauses und gastierte regelmäßig am Nationaltheater Prag. Er gastierte am Bolschoi Theater Moskau, in Leningrad, Kiew, Belgrad, Sofia, Lodz, Warschau und Budapest. Große Erfolge hatte er in Westdeutschland, wo er an der Deutschen Oper Berlin, an den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. und Köln, in Kassel und Mannheim als Gast auftrat. Er war 1965-67 am Landestheater Salzburg, 1965-67 am Opernhaus von Nürnberg und 1966-77 am Opernhaus von Dortmund engagiert, 1967-71 auch an der Staatsoper von München und 1975-81 am dortigen Gärtnerplatztheater, 1980-82 am Theater von Mainz. 1974 sang er bei den Festspielen von Bregenz den Don José in »Carmen«, 1977 an der Wiener Volksoper den Pedro in »Tiefland« von d’Albert, 1978 an der Wiener Staatsoper den Dimitrij im »Boris Godunow«. Er gastierte auch am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in Basel und Genf. Sein großes Bühnenrepertoire umfasste lyrische wie heldische Partien, vor allem aus der italienischen wie der slawischen Opernliteratur: der Admète in »Alceste« von Gluck, der Idomeneo von Mozart, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Max im »Freischütz«, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der Herzog im »Rigoletto«, der Titelheld in Verdis »Macbeth«, der Arrigo in »Die sizilianische Vesper« und der Otello von Verdi, der Radames in »Aida«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Calaf in Puccinis »Turandot«, der Canio im »Bajazzo«, der Faust von Gounod, der Lorenzo in »Fra Diavolo« von Auber und der Pelléas in »Pelléas et Mélisande«. Er starb 2010 in Oberhaching.
Schallplatten: Opus (Opern-Arien), Supraphon-Aufnahmen.
6.1. David OHANESIAN: 95. Geburtstag
Schüler von Aurel Costescu-Duca am Konservatorium von Bukarest. Er begann seine Bühnenlaufbahn 1950 an der Oper von Cluj (Klausenburg) als Tonio im »Bajazzo«. 1952 wurde er an die Nationaloper Bukarest berufen. Als beliebtes Ensemblemitglied dieses Hauses wirkte er länger als 25 Jahre in der rumänischen Metropole. Er war 1968-76 durch einen Gastspielvertrag der Hamburger Staatsoper verbunden. 1970-75 gastierte er in insgesamt 13 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper (als Alfio in »Cavalleria rusticana«, als Tonio, als Amonasro in »Aida«, als Scarpia in »Tosca« und als Escamillo in »Carmen«). Erfolgreiche Gastspiele in aller Welt; so war er zu Gast an der Deutschen Oper Berlin, an den Opernhäusern von Karlsruhe, München, Kassel und an der Berliner Staatsoper, am Nationaltheater von Prag, in Lyon, Paris, Rouen, Toulouse und Lüttich sowie bei den Festspielen von Orange. Weitere Gastspiele in Stockholm, am Bolschoi Theater Moskau, in Leningrad, Tiflis, Barcelona, Warschau, Budapest und Tel Aviv. Seine weiteren Bühnenrollen waren der Rigoletto, der Jago in Verdis »Otello«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Telramund im »Lohengrin«, die Titelrollen im »Boris Godunow« und in »Mazeppa« von Tschaikowsky. Neben der Kraft und der Tonfülle seiner Stimme bewunderte man die erregende Dramatik seines Vortrages auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium. Er veröffentlichte »Passion of Music« (Bukarest, 1986). Er starb 2007 in Bukarest.
Schallplatten der rumänischen Marke Electrecord (»Cavalleria rusticana«, »Oedipus« von Enescu). Auf Legendary Recordings sang er den Telramund im »Lohengrin«.
6.1. Alexander SKRJABIN: 150. Geburtstag
Er war der Sohn eines aus dem Militäradel stammenden Juristen und Diplomaten. Seine Mutter Lyubov Scriabina, eine Konzertpianistin, starb ein Jahr nach seiner Geburt. Da sein Vater Nikolai Scrjabin nach dem Tod seiner Frau eine diplomatische Ausbildung absolvierte, wuchs Skrjabin hauptsächlich bei seiner Tante Ljubow Skrjabina auf. Diese erteilte ihm auch den ersten Klavierunterricht, denn schon als Kleinkind zeigte sich eine große musikalische Begabung (bereits im Alter von fünf Jahren konnte er am Klavier einmal gehörte Melodien nachspielen sowie improvisieren). Im Alter von zehn Jahren wurde er auf eigenen Wunsch in die Moskauer Kadettenschule aufgenommen (sein Vater und seine Tante waren dagegen). 1888-92 studierte Skrjabin am Moskauer Konservatorium Komposition bei Anton Arenski und Sergei Tanejew sowie Klavier bei Wassili Safonow. Die Vorbereitung auf das Konservatorium hatte der zu dieser Zeit renommierteste Moskauer Privatmusiklehrer Nikolai Swerew übernommen. Da Skrjabins Kompositionsstudium jedoch von Konflikten mit seinem Lehrer überschattet wurde, fasste er schließlich den Entschluss, keinen Abschluss als Komponist zu machen. 1892 beendete Skrjabin sein Klavierstudium mit der Kleinen Goldmedaille (sein Kommilitone Sergei Rachmaninow erhielt die Große Goldmedaille). 1894 lernte er Mitrofan Beljajew kennen, der sein Verleger und Mäzen wurde. Dieser organisierte erste Gastspiele im Ausland (1895/96), die ihn bald international bekannt machten. Bei seinen Auftritten spielte Skrjabin jedoch fast ausschließlich eigene Werke. 1897 heiratete Skrjabin die Konzertpianistin Wera Iwanowna Issakowitsch, die sich für die Werke ihres Mannes engagierte, und mit der er vier Kinder hatte, Rimma (1898–1905), Elena (1900–90), Maria (1901–89) und Lev (1902–10). 1898-1903 war Skrjabin Klavierprofessor am Moskauer Konservatorium. Die materielle Belastung seiner Familie erforderte jedoch noch eine zusätzliche Tätigkeit als Inspektor für Musik am St.-Katharina-Institut in Moskau. Im November 1902 lernte Skrjabin Tatjana de Schloezer kennen, die Schwester des Musikwissenschaftlers und Skrjabin-Forschers Boris de Schloezer. Sie wurde wenig später seine Geliebte. 1904 folgte dann der lang ersehnte Umzug ins Ausland (Schweiz, Belgien, Italien, Frankreich). Dies wurde möglich durch eine Jahresrente von zwei Millionen Rubel, mit der Margarita Kirillowna Morosowa ihn 1904-08 unterstützte. 1905 trennte er sich von seiner Frau Wera, die ihm jedoch die Scheidung verweigerte. Danach wurde Tatjana de Schloezer die offizielle Frau an seiner Seite, mit der er drei Kinder hatte (Ariadna, Julian und Marina). Ihr früh verstorbener Sohn Julian Skrjabin (1908–19) schlug dieselbe Laufbahn wie sein Vater ein und hinterließ einige Kompositionen, die dem Spätwerk seines Vaters stilistisch nahekommen. Die Tochter Ariadna Skrjabina (1905–44) wurde Dichterin und französische Widerstandskämpferin im Zweiten Weltkrieg. Skrjabins Schwiegersohn, Wladimir Sofronizki (1901–61) galt als einer der authentischsten Skrjabin-Interpreten. Skrjabins Ansehen im Ausland und Russland begann, besonders nach der Uraufführung der 3. Sinfonie am 29. Mai 1905 in Paris, zu wachsen. Die Erstaufführungen der 5. Klaviersonate in Moskau sowie des Poème de l´extase in New York (1908) waren der Beginn eines „Triumphzuges“. Von seinen zahlreichen Gastspielen waren die in England 1911 von besonderer Bedeutung, da er dort in Kontakt mit englischen Theosophen kam. Wenige Tage nach der New Yorker Premiere des Promethée mit Lichteffekten erkrankte Skrjabin an einer Blutvergiftung, der er wenig später erlag. Nach seinem Tod 1915 in Moskau blieb seine zweite Familie mittellos; sie erhielt jedoch vielfältige Unterstützung durch Freunde und Musiker. Auch Margarita Kirillowna Morosowa unterstützte Mitglieder der Familie finanziell, und sie finanzierte das Skrjabin-Museum.
7.1. Renato SASSOLA: 95. Geburtstag
Seine Ausbildung erhielt er durch die Pädagogen Hina Spani, Felipe Romito, Juan Martini und Ferruccio Calusio in seiner argentinischen Heimat. 1951 erfolgte sein Debüt am Teatro Colón von Buenos Aires in der Rolle des Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. Seither wirkte er über zwanzig Jahre als erster lyrischer Tenor an diesem bedeutendsten Opernhaus in Südamerika, wo er überaus beliebt war. 1956 sang er hier auch in der Uraufführung der Oper »Bodas de sangre« von Castro. Als Gast erschien er an den Opern von Rio de Janeiro und Mexico City sowie in Washington. Auf der Bühne meisterte der Künstler ein umfassendes Repertoire, das an erster Stelle Partien aus der italienischen Belcanto-Epoche, von Gounod, Mozart, Massenet, Verdi, Puccini, aber auch von Strawinsky, Menotti und R. Strauss enthielt. Auf der Bühne als Darsteller geschätzt; er trat dazu auch als Konzert-Tenor in Erscheinung. Er starb 2013 in Buenos Aires.
Aufnahmen auf Odeon.
7.1. Margret PFAHL: 125. Geburtstag
Sie begann mit 17 Jahren ihre Karriere als Elevin an der Berliner Hofoper. Sie sang zu Beginn ihrer Karriere unter dem Namen Margret Ochs-Pfahl. Ihr eigentliches Debüt erfolgte 1918 am Opernhaus von Breslau in der kleinen Rolle der Modistin im »Rosenkavalier«; sie blieb bis 1924 an diesem Theater. 1924-25 trat sie am Stadttheater von Dortmund auf und war seit 1925 am Deutschen Opernhaus Berlin tätig, wo sie im Stimmfach der Koloratursoubrette sehr geschätzt wurde. 1935 feierte man sie dort als Violetta in Verdis »La Traviata«. Bereits 1929 zu Gast an der Berliner Kroll-Oper in der Titelpartie der Oper »Angélique« von Jacques Ibert. Sie gastierte am Théâtre Pigalle Paris 1930 in der »Fledermaus«, ebenfalls 1930 an der Staatsoper Berlin und 1934 an der Oper von Antwerpen. Zu den Höhepunkten in ihrem Repertoire gehörten die Titelheldin in Flotows »Martha«, das Ännchen im »Freischütz«, die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« sowie zahlreiche Pagenrollen. Dazu hatte sie große Erfolge als Operettensängerin. So sang sie in Max Reinhardts Inszenierung der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt« am Berliner Schauspielhaus, 1936 an der Deutschen Oper Berlin in der Uraufführung der Operette »Wenn die Zarin lächelt« von Clemens Schmalstich. Sie blieb bis 1944 am Deutschen Opernhaus Berlin engagiert. 1941 gastierte sie an der Grand Opéra Paris als Rosalinde in der »Fledermaus«. Sie beherrschte ein umfangreiches Repertoire mit Partien wie der Gilda im »Rigoletto«, der Madeleine im »Postillon von Lonjumeau« von A. Adam, der Fiordiligi in »Così fan tutte«, der Sophie im »Rosenkavalier«, der Leonore in »Alessandro Stradella« von Flotow, der Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, der Philine in »Mignon« von A. Thomas und der Alice Ford im »Falstaff« von Verdi. Auf dem Gebiet der Operette sang sie u.a. die Saffi im »Zigeunerbaron« und der Cagliari in »Wiener Blut« von J. Strauß, die Fiammetta in »Boccaccio« und die Lydia in »Fatinitza« von Fr. von Suppé. 1950-52 erschien sie an Berliner Operettentheatern. Bekannt war sie auch als Konzert- und Rundfunksängerin. Sie wirkte später in Berlin als Gesangspädagogin. Die Künstlerin war zeitweilig mit dem Regisseur Dr. Lothar Wallerstein († 1949) verheiratet.
Schallplatten: Parlophon (Waldvogel in der bekannten Szene aus »Siegfried« mit Gotthelf Pistor), Polydor (Kurzopern »Die lustigen Weiber von Windsor«, »Die Fledermaus«, »Der Bettelstudent«), Telefunken (Querschnitt »La Traviata«), HMV.
7.1. Antonín VÁVRA: 175. Geburtstag
Er studierte zuerst in Prag bei dem berühmten Tenor Ján Ludvík Lukes und vervollständigte seine Ausbildung bei dem nicht weniger berühmten Pädagogen Francesco Lamperti in Mailand. 1869 kam es zu seinem Bühnendebüt am Provisorischen Nationaltheater (Prozatímní divadlo) in Prag in der Partie des Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Smetana, der als Direktor dieses Hauses das Opernleben in Prag einer großen Blüte entgegenführte, schätzte den schön gebildeten lyrischen Tenor des Sängers sehr und übertrug ihm große Aufgaben. So ist sein Name eng mit den Uraufführungen zahlreicher Opern von Smetana verknüpft. Am 27.3.1874 sang er den Ladislaw in »Dve vdovy« (»Zwei Witwen«), am 7.11.1876 den Lukas in »L’Hubicka« (»Der Kuss«), am 18.9.1878 den Vit in »Tajemství« (»Das Geheimnis«). Am 11.6.1881 wirkte er in der Uraufführung von Smetanas großer Oper »Libuse« (»Libussa«) mit, mit der man das neue Tschechische Nationaltheater eröffnete, das dann nach zwei Monaten durch einen großen Brand zerstört wurde. Schließlich sang er am 29.10.1882 in der Uraufführung einer weiteren Smetana-Oper, »Certona sténa« (»Die Teufelswand«) die Partie des Jarek. Er trat auch in den Uraufführungen von zwei Opern von A. Dvorák auf: »König und Köhler« (»Král a uhlir«, 24.11.1874) und »Die Dickschädel« (»Tvrdé palice«, 2.10.1881), beide im Provisorischen Nationaltheater Prag. 1886 verabschiedete er sich auf der Bühne des seit 1883 wieder neu aufgebauten Hauses der Nationaloper Prag als Titelheld in Smetanas »Dalibor« aus seiner großen Bühnenkarriere. Er betätigte sich später als Pädagoge in Prag. Er starb 1932 in Dobrichovicín (CSR).
8.1. Bruno TOMASELLI: 90. Geburtstag
Er ergriff zunächst das Studium der Ingenieurwissenschaft, ließ dann aber seine Stimme in Buenos Aires durch die Pädagogen Alfredo Barsanti, Thea Vitulli, Mauricio Sorin und Enrique Ricci ausbilden. Er debütierte 1965 am Teatro Colón von Buenos Aires als Dr. Falke in der »Fledermaus« von Johann Strauß. Seitdem Mitglied dieses Opernhauses, an dem er sehr beliebt war. Er trat hier in einem nahezu unerschöpflichen Rollenrepertoire auf, das vor allem im italienischen Stimmfach seine Höhepunkte hatte. Gastspiele an argentinischen Operntheatern, an der Oper von Rio de Janeiro und in Washington. 1969 wirkte er am Teatro Colón in der Uraufführung der Oper »Voz de silencio« von Perusso mit. Große Verdienste im Konzert- und Oratoriengesang. Er starb 2007 in Buenos Aires.
Argentinische Schallplattenaufnahmen.
8.1. Mario ZANASI: 95. Geburtstag
Er studierte sechs Jahre hindurch am Conservatorio Martini von Bologna. 1952 gewann er den Gesangwettbewerb der Coca-Cola und der Metro-Goldwyn-Mayer Gesellschaft unter 4000 Bewerbern. Mit der damit verbundenen Geldsumme setzte er seine Ausbildung in der Opernschule der Mailänder Scala fort. 1953 sang er am Teatro Comunale Florenz den Monterone im »Rigoletto«, 1954 am Stadttheater von Cesena den Heerrufer im »Lohengrin«. Er gastierte dann auch an italienischen Opernbühnen, in Portugal, Frankreich, Belgien und Deutschland. In den Jahren 1957-58, 1961-64 und 1968-72 war er häufig in der Arena von Verona anzutreffen, wo er u.a. 1961 und 1972 den Amonasro in »Aida« sang. 1958 hatte er große Erfolge bei einem Gastspiel an der Londoner Covent Garden Oper. 1958 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York; seine Antrittsrolle an diesem Opernhaus war der Germont-père in »La Traviata«. Für drei Spielzeiten blieb er an diesem Haus engagiert und sang in insgesamt 69 Vorstellungen auch den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Escamillo in »Carmen«, den Marcello in »La Bohème«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Amonasro, den Alfio in »Cavalleria rusticana« und den Scarpia in »Tosca«. 1959 sang er bei den Zürcher Festwochen den Enrico. An der Oper von San Francisco gastierte er 1959- 60 als Escamillo, als Marcello, als Sharpless, als Jago in Verdis »Otello«, als Amonasro und als Scarpia. Weitere Gastspiele erfolgten an der Staatsoper von Wien (1963 als Scarpia), an der Pariser Grand Opéra, an den Opernhäusern von Chicago, Dallas, Miami, Montreal und Zürich, bei den Festspielen von Edinburgh (1969 als Rigoletto anlässlich eines Gastspiels des Teatro Comunale Florenz) und in den Thermen des Caracalla in Rom. Er starb 2000 in Pianoro.
Schallplatten: Decca (zumeist kleinere Partien in Opernaufnahmen); Cetra (»Giulietta e Romeo« von Zandonai), MRF (»Madame Sans-Gêne« von Giordano), ANNA-Records (Sharpless in »Madame Butterfly«), Melodram (»La Traviata«), Opera Rara (»Maria di Rohan« von Donizetti), Mondo Musica (Barnaba in »La Gioconda«, Mitschnitt einer Aufführung im Teatro Fenice Venedig, 1971; »Giovanna d’Arco« von Verdi, ebenfalls aus dem Teatro Fenice; Titelrolle in Verdis »Simon Boccanegra«; Teatro Fenice Venedig, 1970; Germont-père in »La Traviata«, Teatro Fenice 1975), Opus 111/Harmonia mundi (»L’Isola disabitata« von J. Haydn).
9.1. Stefan ELENKOV: 85. Geburtstag
Er begann das Studium der Ingenieurwissenschaften, entschied sich dann jedoch für die Sängerlaufbahn. In Sofia wurde er Schüler von Cristo Brambaroff, seit 1972 Studien bei der berühmten Sopranistin Gina Cigna in Palermo. Seit 1974 war er Mitglied der Nationaloper von Sofia. Hier wie bei seinen Gastspielen kam er in Partien wie dem Titelhelden in »Mosè in Egitto« von Rossini, dem König Philipp in Verdis »Don Carlos«, dem Boris Godunow wie dem Pimen im »Boris Godunow« von Mussorgsky und dem Gremin in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky zu seinen Erfolgen. Seine Gastspiele führten ihn an das Bolschoi Theater Moskau, an die Staatsopern von Budapest und Wien (1976-80 als Boris Godunow in insgesamt sieben Vorstellungen; daneben trat er hier im Rahmen von Gesamtgastspielen der Oper Sofia 1975 als Dossifei in »Chowanschtschina« von Mussorgsky sowie 1979 als Kontschak in Borodins »Fürst Igor« und als Iwan Chowanski in »Chowanschtschina« auf), an die Niederländische Oper Amsterdam und an andere europäische Bühnen von Rang. 1978 wirkte er bei den Salzburger Festspielen als Demonio in »Il Sant‘ Alessio« von Stefano Landi mit; gleichfalls 1978 sang er an der Hamburger Staatsoper den Ferrando in Verdis »Troubadour«. 1987 übernahm er bei einem Gastspiel der Nationaloper von Sofia beim Festival von Perugia, 1991 an der Oper von Dallas den Kontschak, 1987 im Palais Omnisports in Paris, 1988 bei den Festspielen von Ravenna und 1992 in Tel Aviv den Zaccaria in Verdis »Nabucco«. Bedeutender Konzertbassist. Er starb 1997 in Sofia.
Schallplatten: Balkanton (»Chowanschtschina« von Mussorgsky), HMV (vollständige Oper »I Puritani« von Bellini).
9.1. Wladimiro GANZAROLLI: 90. Geburtstag
Er war Schüler des Konservatoriums Benedetto Marcello in Venedig sowie von Iris Adami Corradetti. 1958 erfolgte sein Bühnendebüt am Teatro Nuovo von Mailand als Mephisto im »Faust« von Gounod. 1959 wirkte er bei den Festspielen von Spoleto in der Oper »Il Duca d’Alba« von Donizetti mit, 1960 in »La Bohème«. Bereits in der Spielzeit 1959-60 wurde er an die Mailänder Scala berufen, an der er im März 1960 als Richter in Werner Egks »Der Revisor« debütierte. Er sang hier 1961 den Grafen in »Nina« von Paisiello, den Bottom in der italienischen Erstaufführung von B. Brittens »A Midsummer Night’s Dream« und mehrere Partien in »Giovanna d‘Arco« von Marco Enrico Bossi, 1961 und 1963 die Titelpartie in Verdis »Falstaff«, 1962 den Don Parmenione in Rossinis »L’Occasione fa il ladro«, den Pantalone in Busonis »Turandot«, den Nevers in Meyerbeers »Hugenotten« und den Assur in Rossinis »Semiramide«, 1963 Il kenita Hèver in »Debora e Jaele« von I. Pizzetti und die Titelrolle in Cherubinis »Alí Baba«, 1963 und 1966 den Leporello im »Don Giovanni«, 1964 die Titelpartie in P. Hindemiths »Cardillac«, den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«, den Don Magnifico in »La Cenerentola« und den Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1965 den Guglielmo in »Così fan tutte«, 1967 den Zio Sarvaor in M. de Fallas »La vida breve« und den Mephisto im »Faust« von Gounod sowie 1968-69 den Sulpice in »La fille du régiment« von Donizetti, Am 23.3.1961 sang er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Il Calzare d’Argento« von I. Pizzetti den Raito. 1960 wirkte er bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. An der Oper von Monte Carlo sang er 1960 und dann 1965 den Falstaff von Verdi. 1963 sang er am Teatro Margherita Genua den Falstaff von Verdi. 1964 gastierte er erstmals an der Staatsoper von Wien; seither war er dort bis 1974 ständig anzutreffen, als Leporello, als Figaro in »Le nozze di Figaro« (in 45 Vorstellungen!), als Ferrando im »Troubadour«, als Colline in »La Bohème«, als Falstaff von Verdi, als Scarpia in »Tosca«, als Escamillo in »Carmen«, als Alfio in »Cavalleria rusticana«, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Ottone in »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi und als Graf Des Grieux in »Manon« von Massenet. Er sang an der Wiener Staatsoper insgesamt in 139 Vorstellungen. 1964 wirkte er beim Festival von Aix-en-Provence als Leporello mit. Als Figaro in »Le nozze di Figaro« debütierte er 1965 an der Covent Garden Oper London, an der er bis 1976 mehrfach auftrat, u.a. als Guglielmo und als Leporello. 1965 gastierte er an der Oper von Rom. In den Jahren 1965-82 trat er immer wieder am Teatro Regio Turin, u.a. als Papageno in der »Zauberflöte«, auf, 1966-80 am Teatro Comunale Bologna, 1966-80 auch am Teatro San Carlo Neapel, 1968 am Teatro Comunale Florenz (als Escamillo), 1975-80 am Teatro Fenice Venedig (wo er auch als Regisseur wirkte), 1979 am Teatro Petruzzelli Bari. In Madrid sang er 1966 den Guglielmo; in den Jahren 1966-68 und 1970 hörte man ihn am Teatro Colón Buenos Aires, 1974 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1979 am Teatro San Carlos Lissabon wieder als Leporello (eine seiner großen Glanzrollen), 1978 auch am Grand Théâtre Genf (als Sulpice). In Nordamerika gastierte er an den Opern von Chicago (1974 als Don Pasquale) und Dallas. Allgemein galt er als großer Mozart-Interpret; aus seinem Repertoire für die Bühne sind noch ergänzend der Dandini in »La Cenerentola« und der Selim in »Il Turco in Italia« von Rossini zu nennen. Er starb 2010 in Cortemilia (Piemont).
Schallplatten: Philips (vollständige Opern »Le nozze di Figaro«, Così fan tutte und »Don Giovanni« von Mozart, »La vera costanza« von Haydn, »Un giorno di regno« und »Stiffelio« von Verdi), EJS (»Les Huguénots« von Meyerbeer), DGG (»Luisa Miller« von Verdi), HRE (»Manon« von Massenet), Morgan (»Les Huguénots« von Meyerbeer), EJS (»Semiramide« von Rossini), Melodram (vollständige Oper »Ali Baba« von Cherubini), Melodram (»Il Duca d’Alba«, 1959), CBS (»L’Italiana in Algeri« als Mustafà), Symphonica (Querschnitte »Manon« und »La Fille du Régiment«, Mitschnitte aus der Scala von 1969 mit Luciano Pavarotti).
9.1. Jaroslav KACHEL: 90. Geburtstag
Als Dalibor
Ausbildung in Ostrava (Mährisch-Ostrau) und in Prag. 1952-58 war er Mitglied des Ensembles der Armee der CSSR in Prag. 1958 kam er an das Theater von Ostrava, 1960 an das Nationaltheater Prag. Zugleich schloss er einen Gastspielvertrag mit der Komischen Oper Berlin ab, an der er nach Aufgabe seines Prager Engagements seit 1966 fest engagiert war. Er wirkte an der Komischen Oper Berlin 1966 in der Uraufführung von »Der letzte Schuss« von Siegfried Matthus mit. Später lebte er in Westdeutschland. 1971-83 war er am Opernhaus von Bonn engagiert; Gastverträge bestanden mit dem Staatstheater Karlsruhe (1966-68), dem Opernhaus von Frankfurt a.M. (1970-75), der Staatsoper Stuttgart (1976-82), den Staatstheatern von Hannover und Kassel und dem Opernhaus von Zürich. Er gastierte 1984 bei den Festspielen von Bad Hersfeld, 1987-88 am Theater des Westens Berlin, 1988-89 am Stadttheater Basel, 1989-91 am Opernhaus von Essen. Weitere Gastspiele brachten ihm in Frankreich und Belgien, in Holland, in Polen und in Russland Erfolge ein. Sein Bühnenrepertoire reichte von heldischen Partien wie dem Otello von Verdi und dem Cavaradossi in »Tosca« bis zum Tamino in der »Zauberflöte«, dem Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« und dem Prinzen in »Rusalka« von Dvorák. Weitere Bühnenpartien: Stewa in Janáceks »Jenufa«, Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, Titelrolle in »Sadko« von Rimski-Korsakow, Max im »Freischütz«, Kardinal Albrecht in »Mathis der Maler« von Hindemith, Don José in »Carmen«, Alfred in der »Fledermaus«, Herodes in »Salome« von R. Strauss. Am 4.3.1967 sang er am Staatstheater Karlsruhe in der Uraufführung der Oper »Kaiser Jovian« von Rudolf Kelterborn, am 26.9.1970 am gleichen Haus in der Uraufführung von »Der Dybuk« von K.K. Füssl. Er starb im August 2007.
Supraphon-Aufnahmen.
9.1. Jean KRAFT: 95. Geburtstag
Sie trat bereits mit vier Jahren als Pianistin auf, studierte später Klarinetten- und Trompetenspiel, ließ aber schließlich ihre Stimme ausbilden. Ihre Lehrer waren Frau Giannini Gregory am Curtis Institute Philadelphia, Theodore Harrison in Chicago, William Ernest Vedal in München und Povla Frijsh in New York. Sie debütierte 1960 an der City Opera New York in »Six Characters in Search of an Author« von Hugo Weisgall. Sie hatte eine ganz amerikanische Bühnenkarriere und sang an den Opern von Houston/Texas und Boston, von New Orleans und Santa Fé (hier u.a. 1985 in der Uraufführung von John Eatons Oper »The Tempest«), an der City Opera New York und wurde 1970 an die Metropolitan Oper New York verpflichtet (Antrittsrolle: Flora in »La Traviata«). Sie trug an diesem Haus bis 1989 eine Vielzahl kleinerer und größerer Partien in insgesamt 784 Vorstellungen vor, u.a. die Gertrude in »Roméo et Juliette« von Gounod, die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, die Gräfin Coigny in »Andrea Chénier«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Berta im »Barbier von Sevilla«, die Alisa in »Lucia di Lammeroor«, die Ines im »Troubadour«, die Marthe im »Faust« von Gounod, die Federica in »Luisa Miller«, die Gertrud in »Hänsel und Gretel«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Herzogin von Krakentorp in »La fille du régiment«, die Rossweisse in der »Walküre«, die Emilia im »Otello« von Verdi, die Mrs. Sedley in »Peter Grimes« von B. Britten (die sie auch 1988 beim Maggio Musicale von Florenz sang), die 3. Dame in der »Zauberflöte«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Hecuba in »Les Troyens« von Berlioz, die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, die Ninetta in Verdis »I Vespri Siciliani«, die alte Buryja in »Jenufa« von Janácek, den Madrigalisten in »Manon Lescaut« von Puccini, die Äbtissin in »Suor Angelica«, die Priesterin in »Aida«, die Mère Jeanne in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc, die Larina im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, die Hata in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Dryade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Mary in »Der fliegende Holländer«, die Annina im »Rosenkavalier«, die Curra in »La forza del destino« und die Giovanna in Verdis »Ernani«. 1986 gastierte sie in Santa Fé als 3. Dame in der »Zauberflöte« und an der Staatsoper Wien als Susie in »A Quiet Place« von L. Bernstein, 1990 in Seattle als Marquise in Donizettis »La Fille du Régiment«, an der Oper von Chicago als Larina. Sie starb 2021 in Englewood (New Jersey).
Schallplatten: RCA (Emilia in Verdis »Otello«), Melodram (Flora in »La Traviata«), DGG (»A Quiet Place« von Bernstein).
10.1. Ester MÄGI: 100. Geburtstag
Sie begann als 16-Jährige mit dem Klavierunterricht. Bis 1951 studierte sie Komposition bei Mart Saar am Konservatorium in Tallinn, der heutigen Estnischen Musikakademie. 1951-54 studierte sie am Moskauer Konservatorium unter Wissarion Schebalin. Ester Mägi war wohl die bedeutendste Komponistin Estlands im 20. Jahrhundert. Berühmt sind vor allem ihre Klaviersonate (1949), das Trio in d-Moll (1950), ein Klavierkonzert (1953), ein Violinkonzert (1958), eine Sinfonie (1968) und ihre Komposition Pietà (1990). Ihr Orchesterwerk Bukoolika (1983) erklang unter Dirigenten wie Eri Klas und Peeter Lilje oft als „Visitenkarte der estnischen Musik“ bei Auslandsgastspielen. Daneben hat Ester Mägi zahlreiche Werke der Kammermusik und Chormusik komponiert. In ihrem künstlerischen Schaffen sind die Einflüsse der traditionellen estnischen Volksmusik erkennbar. Neben ihrer Arbeit als Komponistin war sie 1954-84 Dozentin für Musiktheorie am Konservatorium in Tallinn. Sie starb im Mai 2021.
11.1. Rolf JUPITHER: 90. Geburtstag
Er war an der Schwedischen Musikakademie Stockholm Schüler von Käthe Sundström, nachdem er zuerst den Beruf eines Instrumentenmachers erlernt hatte. 1962 kam es zu seinem Bühnendebüt als Rigoletto an der Oper von Oslo. Er blieb dort bis 1963 und folgte dann einem Ruf an die Königliche Oper Stockholm, deren Mitglied er für viele Jahre war. Er gastierte vor allem an der Deutschen Oper Berlin, aber auch an der Königlichen Oper Kopenhagen, in Montreal und Vancouver. Auch bei den Festspielen im Barock-Theater von Drottningholm trat er in Erscheinung. 1971 wurde er Mitglied des Nya Björling-Vokalquartetts, mit dem er Konzertreisen durch die skandinavischen Länder, durch Deutschland und Nordamerika unternahm. Auf der Bühne bevorzugte er Partien für Helden- und Kavaliersbariton, darunter die klassischen Verdi-Partien, den Scarpia in »Tosca«, den Don Pizarro im »Fidelio«, den Telramund im »Lohengrin«, den Jochanaan in »Salome« von Richard Strauss und den Barak in der »Frau ohne Schatten« vom gleichen Komponisten. Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Marcello in »La Bohème«, der Wilhelm Tell von Rossini, der Amonasro in Verdis »Aida«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Coppelius in »Hoffmanns Erzählungen«, der Escamillo in »Carmen«, der Gunther in der »Götterdämmerung« und der Kurwenal in »Tristan und Isolde«. 1968 wirkte er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung von Berwalds »Drottningen av Golconda«, 1970 in der von H. Rosenbergs »Haus mit zwei Eingängen« mit, 1971 am dortigen Rotunda Teater in der von »Experiment X« von B. Hambraeus, am 18.1.1973 an der Königlichen Oper in der Uraufführung von Lars Johan Werles Oper »Tintomara«. Dazu wurde er als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger allgemein bekannt. Er starb 1984 in Stockholm.
Schallplatten: HMV, Intermezzo, zum Teil mit dem Nya Björling-Quartett.
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.rolfjupither.se/
11.1. Paul GRAENER: 150. Geburtstag
Er war Sohn eines Gürtlermeisters. 1881 wurde er Sängerknabe im Königlichen Domchor, 1884-90 besuchte er das Askanische Gymnasium in Berlin. 1888 erhielt er eine Freistelle am Veitschen Konservatorium; dort studierte er Komposition bei Albert Becker. Nach ersten Engagements als Kapellmeister in Stendal, später in Bremerhaven, Königsberg und Berlin war er 1898-1906 Musikdirektor am Theatre Royal Haymarket in London, wo er auch an der London Academy of Music unterrichtete. Die internationale Schreibweise seines Namens (Graener) behielt er später bei. Vor der Übersiedlung nach England heiratete er Maria Elisabeth Hauschild (1872–1954); aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Heinz (der als 10-jähriges Kind starb), Franz (1898–1918) und Klara (Claire; 1903–193?). Nach einer kurzen Station in Wien, wo er als Kompositionslehrer am Neuen Wiener Konservatorium wirkte, war Paul Graener 1911-13 Direktor des Salzburger Mozarteums. Ab 1914 lebte er als freischaffender Komponist in München. 1915/16 war er Kapellmeister am Stadttheater Halle. 1920-27 unterrichtete er – in der Nachfolge Max Regers – als Kompositionsprofessor am Konservatorium Leipzig. 1930 wurde Graener, als Nachfolger des verstorbenen Alexander von Fielitz, Direktor des Stern’schen Konservatoriums in Berlin. 1934 übernahm er die Leitung einer Meisterklasse in der Akademie der Künste. Nach dem Tod seiner Tochter Klara Anfang der 1930er Jahre adoptierte er deren Kinder. Er war außerdem der Vater des Malers Paul Corazolla sowie des Cellisten und Dirigenten Jan Corazolla. Deren Mutter, die Sängerin Margarete Corazolla (1902–2001), gehörte eine Zeitlang gemeinsam mit ihrer Schwester (?), der Pianistin Berti Corazolla, zu den Bewohnern der Künstlerkolonie Berlin. Seit Ende der 1920er Jahre war Paul Graener Mitglied im nationalsozialistischen Kampfbund für deutsche Kultur. In einigen Vokalkompositionen vereinnahmte er Texte der deutschen Romantik für NS-Propaganda, so z. B. 1932 ein Kriegslied von Theodor Storm und den Gesang der Erinnerung (1807) von Friedrich Schlegel (mit der Zeile „Der Retter ist nicht weit“). Im Februar 1933 erregte Graener Aufsehen, als er zusammen mit anderen Mitgliedern des „Kampfbundes“ ein Konzert von Michael Jary störte. Am 1. April 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.597.250). 1933 übernahm er die Führung der Fachschaft Komposition der Reichsmusikkammer. Ab 1934 war er deren Vizepräsident (nach dem Rücktritt von Wilhelm Furtwängler); 1941 legte er dieses Amt nieder, sein Nachfolger wurde Werner Egk. Graener erhielt zahlreiche Auszeichnungen des NS-Regimes. 1944 wurde seine Berliner Wohnung zerstört, alle Manuskripte gingen verloren. Graener reiste mit seiner Familie über Wiesbaden, München, Wien und Metz nach Salzburg, wo er 72-jährig im Landeskrankenhaus verstarb. Der Komponist Georg Gräner war sein Cousin.
Vor allem als Liedkomponist steht Graener in der Tradition von Johannes Brahms, Hugo Wolf und Richard Strauss. Gelegentlich bedient er sich aber auch einer atonalen Tonsprache (in den Galgenliedern nach Morgenstern) oder orientiert sich am Impressionismus (in der Oper Don Juans letztes Abenteuer und dem Orchesterwerk Aus dem Reiche des Pan). In den 1920er Jahren war Graener ein vielgespielter Opernkomponist. Durch seine Hinwendung zum Nationalsozialismus avancierte er ab 1933 zu einem der meistaufgeführten lebenden Komponisten in Deutschland. Seit seinem Tode wird er kaum noch gespielt, vielfach wird sein Werk als epigonal eingeschätzt. Am bekanntesten sind heute seine Morgenstern-Lieder, die in verschiedenen historischen Aufnahmen greifbar sind.
12.1. Vicente SARDINERO: 85. Geburtstag
Er studierte am Conservatorio di Liceu in Barcelona und sang anfänglich in Operetten und spanischen Zarzuelas. Weitere Ausbildung durch Vladimiro Badiali in Mailand. Bühnendebüt 1964 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Escamillo in »Carmen«, 1967 sang er dort den Germont-père in »La Traviata«. 1965 gewann er beim Nationalen spanischen Musikwettbewerb den Vignas-Preis. 1966 wurde er erster Preisträger beim Concours Verdi von Busseto. Erster großer Erfolg in Italien 1968 an der Mailänder Scala als Enrico in Donizettis »Lucia di Lammermoor« als Partner von Renata Scotto. An der Scala hörte man ihn auch 1978 als Graf Luna im »Troubadour«, 1980 als Francesco Foscari in Verdis »I due Foscari« und 1981 als Ford in Verdis »Falstaff«. An der Wiener Staatsoper debütierte er 1968 als Germont-père (mit Hilde Güden als Traviata). Bis 1987 sang er an diesem Haus in insgesamt 71 Vorstellungen auch den Silvio im »Bajazzo«, den Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, den Marcello in Puccinis »La Bohème«, den Grafen Luna, den Valentin im »Faust« von Gounod, den Ping in Puccinis »Turandot«, den Paolo in »Simon Boccanegra«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Enrico, den Malatesta im »Don Pasquale« und den Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano. Es schlossen sich Gastspiele an der Oper von Rom, an den großen italienischen Bühnen und am Teatro San Carlos von Lissabon an. 1970 sang er an der New York City Opera als Antrittsrolle den Tonio im »Bajazzo«. Er gastierte auch an der Pariser Opéra (1987 als Riccardo in Bellinis »I Puritani«), in Lyon, Marseille, an den Staatsopern von München und Hamburg, in Amsterdam, Basel, Budapest, Mexico City und bei den Festspielen von Aix-en-Provence. Weitere Gastspiele am Opernhaus von Philadelphia (1976), in Toulouse (1977) und an den großen spanischen Opernhäusern (Madrid, Barcelona, Bilbao, Las Palmas auf Gran Canaria). 1976 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Marcello. An der Oper von San Francisco gastierte er 1976 als Figaro im »Barbier von Sevilla« und 1983 als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«. 1977 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Marcello. Am Teatro Colón Buenos Aires gastierte er 1981 als Germont-père, 1982 als Ford. An der Opéra de Wallonie Lüttich hörte man ihn 1990 als Simon Boccanegra in der gleichnamigen Verdi-Oper. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich als weitere Rollen der Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, der Nottingham in »Roberto Devereux« vom gleichen Meister, der Posa in Verdis »Don Carlos« und der Albert im »Werther« von Massenet. Hinzu kam eine Anzahl von Bariton-Partien in spanischen Zarzuelas. darunter »Maruxa« von A. Vives, »La del soto del Parral« von Soutullo, »El pájaro azul« von Rafael Millán, »Canción d’amor y de guerra« von Rafael Martinez Valls. Eine seiner Glanzrollen, den Puck in »Las Golondrinas« von Usandizaga, sang er 1999 am Teatro Real Madrid. Er trat auch unter dem Namen Vincenzo Sardinero auf. Er starb 2002 in Villafranca del Castillo bei Madrid.
Von seiner schön gebildeten Stimme sind Aufnahmen von integralen Opern auf HMV vorhanden (»L’Amico Fritz« von Mascagni, »L’Atlántida« von de Falla, »Turandot« und »Manon Lescaut« von Puccini). Auf Philips singt er in »Lucia di Lammermoor« von Donizetti und in »Un Giorno di Regno« von Verdi, auf CBS in »La Navarraise« von Massenet und in »Edgar« von Puccini, auf MRF in »La Straniera« von Bellini, auf RCA in »La Bohème«, auf Naxos in »Manon Lescaut« von Puccini, auf Rodolphe Records in »Gemma di Vergy« von Donizetti, auf Discover in »La Bohème« und in »Tosca«, auf Gala den Nottingham in »Roberto Devereux« von Donizetti, auf Cascavelle den Amonasro in Ausschnitten aus »Aida«; auch auf der spanischen Marke Alhambra vertreten. Zu Beginn seiner Karriere sang er auf HMV spanische Zarzuelas.
13.1. Mati PALM: 85. Geburtstag
Als Attila
Er wurde am Konservatorium von Tallinn (Reval) u.a. durch V. Gurjew ausgebildet. Er setzte sein Gesangstudium dann in Moskau und in der Gesangschule der Mailänder Scala fort. 1968 wurde er an das Estnische Staatstheater (Estonia-Theater) in Tallinn engagiert, wo er ein umfangreiches Repertoire vortrug. Dazu gehörten Opernpartien wie der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Kaspar im »Freischütz«, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Graf Walter in Verdis »Luisa Miller«, der König Philipp im »Don Carlos«, der Titelheld in »Der fliegende Holländer« und der Iwan Chowanski in Mussorgskys »Chowanschtschina«. Daneben trat er oft als Konzert- und Liedersänger in Erscheinung, wobei er auch auf diesen Gebieten ein großes Repertoire beherrschte. 1969 wirkte er am Estonia Theater in der Uraufführung der Oper »Barbara von Tisenhusen« des estnischen Komponisten Eduard Tubin mit. Er sang seit 1979 dann auch im Ausland. 1980 gastierte er mit dem Estnischen Staatstheater (Estonia-Theater) an der Oper von Helsinki in der Titelrolle von Verdis »Attila«. Bei den Festspielen von Savonlinna hatte er 1983 und 1985 als Fliegender Holländer große Erfolge. 1988 trat er an der Grand Opéra Paris als Pimen wie auch als Titelheld im »Boris Godunow« von Mussorgsky auf, am Staatstheater Karlsruhe 1992 in »Chowanschtschina«, ebenfalls bei einem weiteren Gastspiel seines Hauses in Helsinki. 1991 sang er am Teatro Colón Buenes Aires als Antrittsrolle den König René in »Jolanthe« von Tschaikowsky, dann auch den König Heinrich im »Lohengrin«. 2000 sang er am Opernhaus (Estonia-Theater) Tallinn den König Philipp. Weitere Gastspiele an den Opernhäusern von St. Petersburg, Moskau, Eriwan, Vilnius (Wilna), Prag und an der Staatsoper Berlin (zum Teil mit dem Ensemble des Estonia-Theaters). Auch als Konzert- und Oratorienbassist bekannt geworden. Er starb im Mai 2018.
Schallplattenaufnahmen auf Melodiya und Eres (»Hiob« von Artur Kapp).
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://matipalm.blogspot.co.at/
13.1. Erwin WOHLFAHRT: 90. Geburtstag
Als Mime in Bayreuth
Er ergriff zunächst den Beruf eines Friseurs, studierte dann aber an der Musikhochschule von Nürnberg bei Willi Domgraf-Fassbaender, bei Foesel und Gebhard Gesang und bei Frau Hermann Klavierspiel. 1955 erhielt er sein erstes Engagement am Stadttheater von Aachen, wo er als Adam im »Vogelhändler« von Zeller debütierte. 1957 kam er von dort an die Komische Oper Berlin, an der er bis 1959 auftrat. 1959-61 war er am Opernhaus von Köln engagiert. 1961 wurde er an die Hamburger Staatsoper berufen. Jetzt entwickelte sich seine Karriere schnell; mit dem Ensemble der Hamburger Oper gastierte er in Stockholm und London, mit dem der Deutschen Oper Berlin 1967 in Montreal und New York. Er sang in Hamburg in mehreren Uraufführungen von Opern: 1965 in »Jacobowsky und der Oberst« von G. Klebe, 1965 in »Das Lächeln am Fuße der Leiter« von Bibalo, 1966 in »Zwischenfälle bei einer Notlandung« von Boris Blacher, 1966 auch in »The Visitation« (»Die Heimsuchung«) von Gunther Schuller, 1968 in »Hamlet« von H. Searle. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1960 den Polidoro in »La finta semplice« von Mozart und 1961 den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«. Bei den Bayreuther Festspielen sang er 1963 und 1966 den Hirten und 1964 den Jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, 1963-64 den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1963-66 den 4. Knappen im »Parsifal« und 1965-67 den Mime im Nibelungenring. 1963 gastierte er an der Mailänder Scala als Mime im »Rheingold«, 1964 an der Wiener Staatsoper als David, 1967 an der Oper von Rom als Mime im Nibelungenring, 1968 bei den Salzburger Osterfestspielen als Mime im »Rheingold«. Er trat weiter in Paris und Moskau auf. Eine schwere Krankheit beendete seine große Karriere zu früh. Er starb 1968 in Hamburg.
Schallplatten der Marke DGG haben uns die Stimme des Sängers erhalten, darunter mehrere vollständige Opern (Ring-Zyklus unter von Karajan als Mime, »Le nozze di Figaro«, »Tristan und Isolde«); auf Philips gleichfalls Aufnahmen des Nibelungenrings aus Bayreuth. Auf HMV singt er in »Lulu« von A. Berg, auf Philips-Pergola existiert ein Querschnitt aus »Turandot« von Puccini, auf Europa/Miller Intern Operetten-Querschnitte, auf Columbia Barock-Musik; auf Melodram wie auf Frequenz singt er den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, bei Calig-Verlag in »Die Abreise« von E. d‘ Albert.
13.1. Félix CLÉMENT: 200. Geburtstag
Biographie des französischen Komponisten auf Französisch: https://fr.wikipedia.org/wiki/F%C3%A9lix_Cl%C3%A9ment_(musicien)
14.1. Gotthard KRONSTEIN: 95. Geburtstag
Er war ein Schüler von Laurenz Hofer in Hannover und begann seine Bühnenlaufbahn 1957 am Stadttheater von Basel, dessen Mitglied er bis 1959 war. 1959-62 war er am Landestheater von Braunschweig im Engagement, 1962-69 am Opernhaus von Essen. Gastverträge verbanden ihn mit dem Staatstheater Hannover (1961-63) und dem Landestheater von Linz/Donau (1968-69). Am Stadttheater von Aachen hörte man ihn 1962-64 als Boris Godunow, als Fliegenden Holländer und als König in Carl Orffs »Die Kluge«. Bis etwa 1973 gab er noch Gastspiele an deutschen Bühnen und war in den Jahren 1976-89 Leiter des Theaters am Aegi in Hannover. 1958 gastierte er bei den Bayreuther Festspielen als einer der Edlen im »Lohengrin« 1963 sang er bei den Festspielen in der Arena von Verona den Heerrufer in der gleichen Wagner-Oper. Auf der Bühne gestaltete er ein umfangreiches Repertoire aus allen Bereichen des Bariton- Fachs, das auch moderne Werke enthielt (Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg, Kreon in C. Orffs »Antigonae«). Auch als Konzertsänger aufgetreten. Er starb 1997 in Hannover. Er war verheiratet mit der bekannten Koloratursopranistin Hildegard Uhrmacher (* 1939).
14.1. Friedrich Gottlob FLEISCHER: 300. Geburtstag
Er erhielt seine musikalische Ausbildung vermutlich in Leipzig, möglicherweise war Johann Friedrich Doles sein Lehrer. 1746 oder 1747 kam er nach Braunschweig und wurde Organist an der Martinikirche und an der Aegidienkirche. Fleischer war den Professoren am Carolium freundschaftlich verbunden und gehörte dem Kreis um Gotthold Ephraim Lessing an. Er war Musiklehrer der herzoglichen Familie und somit auch der Prinzessin Anna Amalia. Er starb 1806 in Braunschweig.
15.1. Richard KOGEL: 95. Geburtstag
Er sang als Knabe im Münchner Domchor, studierte Klarinette, trat aber dann doch in das väterliche Karosseriebau-Unternehmen ein. Schließlich erfolgte die Ausbildung seiner Stimme durch F. Th. Reuter, Eichhorn und Hedwig Fichtmüller in München. 1951 gewann er in Nürnberg den Meistersinger-Wettbewerb. Im gleichen Jahr sprang er am Prinzregenten-Theater München als Schmied in »Peer Gynt« von Egk ein. 1952-54 war er am Stadttheater von Bern, 1954-64 am Staatstheater von Wiesbaden engagiert. 1959-61 trat er als ständiger Gast an der Staatsoper München auf, 1964-92 war er am Theater am Gärtnerplatz in München tätig, bei dessen Publikum er besonders beliebt war und zu dessen Ehrenmitglied er ernannt wurde. 1968 sang er an diesem Haus in der Uraufführung der Oper »Der widerspenstige Heilige« von Mark Lothar die Titelrolle und 1985 in der Uraufführung der Oper »Der Goggolori« von Wilfried Hiller. An der Komischen Oper Berlin gastierte er sehr oft und mit anhaltendem Erfolg, u.a. als Papageno in der »Zauberflöte«. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1956 als Masetto im »Don Giovanni« und 1963 als Faninal im »Rosenkavalier«. 1961 gastierte er am Opernhaus von Zürich als Faninal und als Alberich im »Siegfried«. Auch Gastspiele an den Opernhäusern von Dortmund, Essen und Saarbrücken, an den Staatstheatern von Hannover, Kassel, Karlsruhe und Wiesbaden, am Nationaltheater Mannheim, am Opernhaus von Frankfurt a.M., an der Deutschen Oper Berlin und an der Staatsoper Stuttgart. Auslandsgastspiele an der Niederländischen Oper Amsterdam, in Venedig und 1959 in Rio de Janeiro. Sein ausgedehntes Bühnenrepertoire enthielt heldische wie Charakterrollen, nicht zuletzt köstliche Buffo-Typen, darunter waren u.a. der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing, der van Bett in dessen »Zar und Zimmermann«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Bartolo im »Barbier von Sevilla«, der Fra Melitone in Verdis »Macht des Schicksals« und der Alberich im Ring-Zyklus, dazu auch Operettenrollen (Ollendorf in Millöckers »Der Bettelstudent«). Er starb 2001 in München.
Schallplatten der Marken DGG, RCA (»Samson et Dalila« von Saint-Saëns), vor allem jedoch Ariola-Eurodisc (»Die Kluge« und »Der Mond« von Carl Orff, »Madame Butterfly«).
15.1. Salvatore MARCHESI: 200. Geburtstag
Seine Familie gehörte dem italienischen Hochadel an; sein Vater war Generalgouverneur von Sizilien. Er trat 1838 in die Neapolitanische Nationalgarde ein, beschritt die Offizierslaufbahn, gab diese aber 1840 aus politischen Gründen wieder auf. Er entschloss sich nun zum Gesangstudium; erste Ausbildung durch Maestro Raimondi in Palermo, dann in Mailand durch Francesco Lamperti und Fontana. Wegen seiner Teilnahme an der Revolution von 1848 entfloh er nach Nordamerika. Er debütierte 1849 in New York als Don Carlo in Verdis »Ernani«. Er nahm dann nochmals das Gesangstudium bei dem großen Pädagogen Manuel Garcia jr. in Paris auf. Dort lernte er die Mezzosopranistin Mathilde Graumann (1821-1913) kennen, die er 1852 heiratete. Das Ehepaar wurde bald weltweit zum Inbegriff vollkommener Gesangspädagogik. 1852 trat er an der Berliner Hofoper als Don Carlo in Verdis »Ernani«, als Figaro im »Barbier von Sevilla« und als Alfonso in Donizettis »Lucrezia Borgia« sowie an der Londoner Covent Garden Oper als Leporello im »Don Giovanni« und als Mephisto in der englischen Premiere der Oper »Faust« von Louis Spohr (4.4.1852, zugleich eine völlige Neu-Bearbeitung des 1816 uraufgeführten Werks), 1853 in Ferrara gleichfalls in »Ernani« auf. 1863 betrat er nach seiner Lehrtätigkeit am Wiener Konservatoroum nochmals die Bühne, als er am Her Majesty’s Theatre London den Leporello und den Mephisto im »Faust« von Gounod (in italienischer wie in englischer Sprache) sang, beendete damit aber endgültig seine Bühnenlaufbahn. Er gab seine eigentliche Sängerkarriere auf und widmete sich wie seine Gattin ganz dem Gesangsunterricht. Diese Lehrtätigkeit übten beide 1854-61 und 1869-78 als Professoren am Konservatorium von Wien aus; nach einem kurzen Wirken am Hiller’schen Konservatorium in Köln, leiteten sie in den Jahren 1861-65 und seit 1881 eine weltberühmte private Gesangschule in Paris, aus der eine Vielzahl großer Sängerinnen hervorging, darunter auch die Tochter der beiden großen Gesanglehrer Blanche Marchesi (1863-1940). Salvatore Marchesi war vielseitig begabt; er übersetzte die Libretti mehrerer Opern, darunter »La Vestale« von Spontini, »Médée« von Cherubini, »Iphigénie en Aulide« und »Iphigénie en Tauride« von Gluck, »Lohengrin« und »Tannhäuser« von R. Wagner, ins Italienische. 1862 wurde er zum Großherzoglich Weimarischen Kammersänger ernannt. Er starb 1908 in Paris.
16.1. Kenneth WOOLLAM: 85. Geburtstag
Er war zunächst als Radio- und Fernsehingenieur tätig, entschloss sich dann jedoch zur Ausbildung seiner Stimme. Am Royal College of Music in London war er Schüler von Heddle Nash, von Hervey Alan und von Ruth Packer. Er sang zuerst im Chor der Kathedrale von Chester, später 1962-64 im Chor des Glyndebourne Festival, seit 1964 im Rundfunkchor der BBC London, seit 1972 an der Sadler’s Wells Opera London als Solist. Sein Debüt erfolgte hier in der englischen Erstaufführung der Oper »Krieg und Frieden« von Prokofjew in der Partie des Pierre. Es kam zu einer bedeutenden Karriere an dieser Gesellschaft und vor allem bei ihrer Nachfolgerin, der English National Opera. Hier trat er während 12 Jahren in zahlreichen Rollen auf, u.a. als Calaf in Puccinis »Turandot«, als Radames in »Aida«, als Siegmund und als Siegfried im Nibelungenring, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« und als Herodes in »Salome« von R. Strauss, 1974 in der englischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Die Bassariden«, 1983 als Rienzi von R. Wagner, 1984 sehr erfolgreich als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1984 nahm er an der USA-Tournee des Ensembles (mit Gastspiel im Haus der New Yorker Metropolitan Oper) teil. Bei der Scottish Opera Glasgow gastierte er 1977 als Bacchus und 1979 als Boris in Janáceks »Katja Kabanowa«. Seit 1984 hörte man ihn bei der Opera North Leeds, seit 1988 auch an der Covent Garden Oper London, an der er als erste Partie den Ägisth in »Elektra« von R. Strauss vortrug. 1987 trat er in Bergen (Norwegen) als Solist in den »Gurreliedern« von Schönberg auf. Er gastierte am Opernhaus von Lille (1981), an der Oper von Kopenhagen als David in »Saul og David« von C. Nielsen, in Frankfurt a.M. als Florestan im »Fidelio« (1984) und beim Bath Festival in der Uraufführung von »A Gentle Spirit« von John Tavener (1977), an der English National Opera 1977 in der Uraufführung von »The Royal Hunt of the Sun« von Iain Hamilton. An der Opera North wirkte er 1984 in der englischen Erstaufführung der Oper »Jonny spielt auf« von Krenek in der Rolle des Max mit. 1989 sang er beim Edinburgh Festival den Herodes in »Salome« von R. Strauss. Aus seinem umfangreichen Bühnenrepertoire sind noch der Canio im »Bajazzo«, der Alfredo in »La Traviata«, der Nerone in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, der Titelheld in »Oedipus Rex« von Strawinsky, der Alfred in der »Fledermaus« und der Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen« hervorzuheben. Er wirkte in mehreren Opernsendungen des englischen Fernsehens BBC mit. Angesehener Konzert- und Oratorientenor. So sang er u.a. die Titelpartie in »The Dream of Gerontius« von E. Elgar. Er wurde 1985 als Professor an das Royal College of Music in London berufen. Er starb 2020 in London.
Schallplatten: HMV, Nippon-Columbia (»La mort d’Orphée« von Berlioz), BBC (»Margot la Rouge« von Delius).
16.1. Jean COX : 100. Geburtstag
Er nahm am Zweiten Weltkrieg als Pilot bei der amerikanischen Luftwaffe teil. Gesangstudium an der Alabama University bei William Steven, dann am New England Conservatory Boston bei Marie Sundelius, schließlich bei Wally Kirsamer in Frankfurt a.M., bei Luigi Ricci in Rom und bei Max Lorenz in München. Debüt 1951 an der New England Opera Boston als Lenski im »Eugen Onegin«. Er sang 1954 beim Festival von Spoleto den Rodolfo in »La Bohème« und war 1954-55 am Theater von Kiel engagiert. 1955-59 sang er am Staatstheater Braunschweig und war seit 1959 Mitglied des Nationaltheaters Mannheim, wo er 1961 an der Uraufführung von P. Hindemiths Oper »Das lange Weihnachtsmahl« teilnahm. Bereits 1956 begann seine Karriere bei den Bayreuther Festspielen: 1956 sang er dort den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, 1967-68 den Lohengrin, 1968-70 sowie 1974-75 und nochmals 1984 den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1968 und 1973 den Parsifal, 1969 den Erik in »Der fliegende Holländer«, 1970-75 und 1978 den Siegfried in »Siegfried« sowie 1970-75 und 1983 den Siegfried in der »Götterdämmerung«. 1958-73 regelmäßige Gastspiele an der Staatsoper von Hamburg. Bei den Festspielen von Bregenz sang er 1961 den Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß und die Titelpartie in »Fra Diavolo« von Auber, 1962 den Ted Leroux in der Operette »Die Trauminsel« von Robert Stolz, 1963 den Malandrino in »Banditenstreiche« von Fr. v. Suppé 1962-63 auch in Konzerten. Durch einen Gastspielvertrag war er 1962-69 mit der Wiener Volksoper verbunden, an der er 1962 als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« debütierte und in über 110 Vorstellungen u.a. 1962 den Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1963 den Carlo in der Österreichischen Erstaufführung von Verdis »Die Räuber«, 1964 den Prinzen in »Rusalka« von Dvorak, 1965 den Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, den Max im »Freischütz« und den Barinkay sang. An der Wiener Staatsoper trat er 1963-77 in insgesamt 75 Vorstellungen als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Stewa in Janáceks »Jenufa«, als Sergej in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Erik, als Walther von Stolzing, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Hoffmann, als Sänger im »Rosenkavalier«, als Lohengrin, als Parsifal, als Apollo in »Daphne« von R. Strauss, als Siegmund in der »Walküre«, als Tristan in »Tristan und Isolde«, als Max im »Freischütz« und als Titelheld im »Siegfried« auf. Er gastierte an der Staatsoper von Stuttgart, in München und Frankfurt a.M. 1961 Gastspiel am Teatro San Carlos Lissabon, 1966 bei den Festspielen von Aix-en-Provence (als Bacchus), 1974 an der Deutschen Oper Berlin. 1964, 1970 und 1973 war er an der Chicago Opera zu hören, 1971 und 1972 an der Grand Opéra Paris als Siegmund. 1975 Debüt an der Covent Garden Oper London als Siegfried, den er auch 1975 an der Mailänder Scala vortrug. 1976 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Walther von Stolzing, den er dort als einzige Partie in insgesamt 8 Vorstellungen sang. Auch Gastspiele an den Opern von San Antonio, New Orleans, Houston (Texas) und Pittsburg, an der Königlichen Oper Stockholm, an den Opernhäusern von Zürich, Genf (1967 als Walther von Stolzing, 1968 als Bacchus und 1972 als Tristan) und Mexiko City, in Barcelona, Brüssel, Bordeaux, Nizza und Genua. Seine Karriere dauerte sehr lange; noch 1989 hörte man ihn in Mannheim als Captain Vere in »Billy Budd« von Benjamin Britten. Neben den Wagner-Heroen sang er ein heldisches Tenor-Repertoire von großem Umfang (über 75 Rollen) mit Höhepunkten wie dem Alvaro in »La forza del destino«, dem Herodes in »Salome« und dem Kardinal in »Mathis der Maler« von Hindemith; er wurde in all diesen Partien als großer Darsteller gerühmt. Er starb 2012 in Bayreuth. Er war verheiratet mit der bekannten englischen Altistin Anna Reynolds (1930-2014).
Schallplatten: BASF (Querschnitt durch »Die Trauminsel« von Robert Stolz), RBM (Szenen aus Wagner-Opern), Philips (»Die Meistersinger von Nürnberg«), Accord (»Iphigénie en Tauride« aus Lissabon, 1961), Melodram (»Der fliegende Holländer«, Bayreuth 1956).
16.1. Henri BUSSER: 150. Geburtstag
Er war ein Sohn des aus der Schweiz stammenden Sängers, Organisten und Komponisten, Fritz Büsser (1845–1878). Er war in Toulouse Schüler von Aloys Kunc. 1885 trat er in Paris in die nach Louis Niedermeyer benannte École Niedermeyer de Paris ein und studierte ab 1889 am Pariser Konservatorium bei César Franck und Charles-Marie Widor. Außerdem erhielt er von Enrest Guiraud, Charles Gounod und Jules Massenet Kompositionsunterricht. 1893 gewann er den deuxièmme premier grand Prix de Rome. Nach seiner Rückkehr war er Kapellmeister am Théâtre du Château d’eau, an der Opéra-Comique und der Grand Opéra. Ab 1921 leitete er eine Kompositionsklasse am Paris Konservatorium. Als sein wichtigster Schüler gilt Henri Dutilleux. Busser komponierte mehrere Opern, ein Ballett, Bühnenmusiken, sinfonische Dichtungen, Konzertouvertüren und Orchestersuiten, sechs Messen, mehr als dreißig Motetten, ein Magnificat, Stücke für die Orgel und Klavier, Chöre und Lieder. Sein an Vorbildern des 19. Jahrhunderts wie Camille Saint-Saens, Charles Gounod und Richard Wagner orientierter Stil galt schon zu Lebzeiten als sehr konservativ. Er starb 1973 in Paris.
16.1. Francesco MANCINI: 400. Geburtstag
Er wurde als Sohn des Organisten Nicolo Mancini 1681 Waise und wuchs bei seinem Großvater auf. Dieser schickte ihn 1688 zum Orgelstudium an das Conservatorio della Pietà dei Turchini. Dort waren unter anderem Francesco Provenzale und Gennaro Ursino seine Lehrer. Mit der Aufnahme war die Verpflichtung verbunden, nach seinem Studium sechs Jahre lang am Conservatorio zu unterrichten. 1704 wurde er Organist und 1707 „primo maestro“ der königlichen Kapelle, letztere Position konnte Alessandro Scarlatti jedoch nach einem Jahr zurückerringen. Ab 1720 wurde Mancini „primo maestro“ am Conservatorio Santa Maria di Loreto. Obwohl heute eher unbekannt, war er seinerzeit ähnlich berühmt wie Alessandro Scarlatti und versorgte den unersättlichen neapolitanischen Markt und das europäische Ausland mit 30 Bühnenwerken, zahlreichen Oratorien und geistlicher Vokalmusik (Kantaten). Am bekanntesten dürften seine Flötensonaten sein, die heute vielfach als wichtig für den späten Barock angesehen werden. Mancini versuchte mehrmals, Scarlatti vom Posten des ersten Kapellmeisters des neapolitanischen Hofes zu verdrängen, musste jedoch bis nach dessen Tod (1725) auf den ersehnten Posten warten. Als Mancini 1735 erkrankte, übernahm Domenico Sarro die Pflichten des Hofkapellmeisters und nach Mancinis Tod 1737 auch dessen Titel. Mancini blieb sein Leben lang seiner Geburtsstadt Neapel verbunden, und seine Musik ist Ausdruck bodenständiger neapolitanischer Tradition. Seine Werke sind von jenen plötzlichen harmonischen Wechseln durchdrungen, die die neapolitanische Musik des frühen achtzehnten Jahrhunderts so dramatisch klingen lassen.
18.1. Rafael SEVILLA (mexikanischer Tenor): 85. Geburtstag
18.1. Antonio BIBALO: 100. Geburtstag
Er wurde während des Zweiten Weltkrieges von der italienischen Armee zum Kriegsdienst eingezogen und landete im Militärgefängnis, als er versuchte, zu desertieren. Bei der Schlacht von Monte Cassino wurde er von der amerikanischen Armee gefangen genommen und kam in die Vereinigten Staaten als Kriegsgefangener. Nach 1946 schloss er sein Studium in Triest mit einem Diplom ab und arbeite danach, in der Hoffnung auf eine bessere Anstellung, als Barpianist in Marseille, sowie diente in der Folge eine Zeit in der französischen Fremdenlegion in Oman. Anschließend studierte er weiter in London, bevor er 1956 nach Norwegen zog, wo er 1968 auch die norwegische Staatsbürgerschaft erlangte. Bibalo komponierte Opern, Ballette, Vokalmusik, Sinfonien und Kammermusik. Er wurde mit dem Sankt-Olav-Orden ausgezeichnet und wurde 1992 mit dem Lindeman Preis geehrt. Er starb 2008 in Larvik (Norwegen).
19.1. Leonard MRÓZ: 75. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Staatlichen Konservatorium von Warschau durch Zofia Brégy und Jerzy Czaplicki. 1971 erhielt er einen Preis beim Gesangwettbewerb von Genua, 1978 gewann er den großen Wettbewerb des holländischen Fernsehens. 1972 Bühnendebüt als Pimen im »Boris Godunow« am Teatr Wielki in Warschau. Er hatte eine sehr erfolgreiche Karriere an der Warschauer Nationaloper und gab Gastspiele in Hamburg, Wiesbaden und an der Oper von Mexico City. An der Wiener Staatsoper sang er 1974 den König Philipp im »Don Carlos« und den Pater Guardian in »La forza del destino« von Verdi (in insgesamt 3 Vorstellungen), 1975 Gastspiel an der Nationaloper Budapest. Beim Glyndebourne Festival 1978 sang er den Commendatore im »Don Giovanni«. Mit seinem dunkel timbrierten, voluminösen Bass, der sich zugleich voller Dramatik präsentierte, bewältigte er Partien aus der italienischen wie der slawischen Opernliteratur: den Boris Godunow, den Stolnik im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor« und den Don Giovanni. Er starb 2020 in Warschau.
Schallplatten: HMV (Pimen in vollständigem »Boris Godunow«), Polskie Nagrania (»Das Gespensterschloss« von Moniuszko, Bass-Solo im Verdi-Requiem), Danacord (»Kalanus« von N.W. Gade), Marco Polo (»König Roger« von Szymanowski).
19.1. Rudolf A. HARTMANN: 85. Geburtstag
Er studierte zuerst Jura, dann Gesangstudium an der Musikhochschule München bei Franz Theo Reuter und Karl Schmitt-Walter. Er debütierte 1963 am Stadttheater von Augsburg als Masetto im »Don Giovanni« und war 1963-65 an diesem Haus als Bassist engagiert. Er wirkte 1965-72, jetzt aber als Bariton, am Opernhaus von Nürnberg und war dann seit 1972 für lange Jahre Mitglied des Opernhauses von Zürich. Er sang in Zürich in den Uraufführungen der Opern »Ein wahrer Held« von G. Klebe (1975) und »Ein Engel kommt nach Babylon« von R. Kelterborn (1977). Bei den Bayreuther Festspielen wirkte er 1971-72 als einer der Edlen im »Lohengrin«, 1972-73 als einer der Knappen im »Parsifal« und 1973 als Konrad Nachtigall in »Die Meistersinger von Nürnberg« mit. Er trat als Gast an den Staatsopern von Hamburg, München und Stuttgart, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Münchner Theater am Gärtnerplatz, in Bern, Darmstadt und Graz auf. Mit dem Zürcher Ensemble gastierte er 1978 in »L‘Orfeo« und »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi an der Mailänder Scala, beim Edinburgh Festival und bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien. Auch Gastspiele bei den Festspielen von Wiesbaden und Schwetzingen. Dort sang er 1987 den Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«. 1990 trat er an der Wiener Staatsoper als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg« auf. 2000 sang er am Opernhaus von Zürich sehr erfolgreich den Frank in der »Fledermaus«, auch den Baron Douphol in »La Traviata«. Er wirkte an diesem Haus in den Schweizer Erstaufführungen mehrerer Opern mit, darunter »The Burning Fiery Furnace« von B. Britten (Spielzeit 1983-84 im Zürcher Großmünster), »Lear« von A. Reimann (1987-88 als Albany) und »Jakob Lenz« von W. Rihm (1982-83 als Lenz). Aus seinem reichhaltigen Repertoire für die Bühne seien der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Germont-père in »La Traviata«, der Belcore in »L’Elisir d‘ amore«, der Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Faninal im »Rosenkavalier« und der Graf Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing hervorgehoben. Seit 1978 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Zürich wahr. Er starb 2006 in Zürich.
Schallplatten: Concert Hall, Telefunken (Werke von Monteverdi, darunter »L’Orfeo« und »L’Incoronazione di Poppea«), DGG (kleine Partie im »Eugen Onegin«), Koch Records (»Kleider machen Leute« von Zemlinsky).
19.1. Carla MARTINIS: 100. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium von Zagreb, u.a. durch Professor Martinis, den sie heiratete; sie studierte auch am Konservatorium von Zagreb bei Frau M. Kostrencic. Nachdem sie zuerst an den Opern von Zagreb (Debüt 1942 als Mimi in Puccinis »La Bohème«) und Prag unter ihrem eigentlichen Namen Dragica Martinis gesungen hatte, gewann sie 1949 den Internationalen Gesangwettbewerb von Genf. In der Saison 1950-51 hatte sie große Erfolge an der City Opera New York, an der sie als Antrittsrolle die Turandot in der gleichnamigen Puccini-Oper sang. 1950 gastierte sie erstmals an der Wiener Staatsoper (als Turandot und als Tosca), an der sie 1951-61, jetzt unter dem Namen Carla Martinis, engagiert war. Hier sang sie in insgesamt 258 Vorstellungen auch die Desdemona in Verdis »Otello«, die Butterfly, die Aida, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Leonore sowohl in der »Macht des Schicksals« als auch im »Troubadour«, die Mimì, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Maddalena in »Andrea Chénier« und die Titelrolle in Puccinis »Manon Lescaut«. 1951 sang sie im Wiener Musikvereinssaal die Aida in einer konzertanten Aufführung der Oper unter Herbert von Karajan. Von ihrem Wohnsitz Wien aus ging sie einer ausgedehnten Gastspieltätigkeit nach. 1951 hörte man sie bei den Festspielen von Salzburg als Desdemona unter Wilhelm Furtwängler und am Teatro Comunale Florenz. 1951 Gastspiel an der Grand Opéra Paris als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«. 1952 sang sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence die Donna Anna, in Neapel die Tosca mit Ferruccio Tagliavini als Partner, in Florenz die Turandot von Puccini und in Rio de Janeiro. An der Mailänder Scala sang sie 1952 die Elena in »Mefistofele« von Boito und die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, 1953 die Donna Anna, die sie ebenfalls 1953 an der Oper von Rom übernahm. 1953 gastierte sie bei den Festspielen in den Caracalla-Thermen in Rom als Aida. 1954 gastierte sie an der Oper von San Francisco als Leonore in »La forza del destino«, als Turandot und als Giorgetta in Puccinis »Il Tabarro«. 1954 sang sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona die Turandot von Puccini und die Titelheldin in »La Gioconda« von Ponchielli, 1956 am Teatro Verdi in Triest ebenfalls die Gioconda. Im Januar 1961 sang sie als letzte Partie an der Wiener Staatsoper die Tosca. Sie lebte nach Beendigung ihrer Karriere in Wien, wo sie 2010 starb.
Schallplatten: Decca, HMV (Electrola), Columbia. Auf Ariola-Eurodisc vollständige Opern »Die Macht des Schicksals« (1952) und »Tosca« (1953); Mitschnitt der Salzburger »Otello«-Aufführung von 1951 auf Bruno Walter Society, auf Melodram als Donna Anna im »Don Giovanni« zu hören.
19.1. Rosina STORCHIO: 150. Geburtstag
Durch Fatuo und Giovannini in Mantua und in Mailand ausgebildet, debütierte sie 1892 am Teatro Lirico in Mailand als Micaela in »Carmen«. 1893 sang sie in Padua, und schon 1895 kam sie an die Mailänder Scala, wo sie als Antrittsrolle die Sophie im »Werther« von Massenet sang. Jetzt hatte sie eine schnelle, glanzvolle Karriere an den großen italienischen Opernhäusern. Am 6.5.1897 sang sie am Teatro Fenice von Venedig in der Uraufführung der Oper »La Bohème« von Leoncavallo die Partie der Musetta, am 10.11.1897 am Teatro Lirico Mailand in der von »Il Voto« von Umberto Giordano. Am 10.11.1900 bewunderte man sie am Teatro Lirico von Mailand in der Uraufführung der Oper »Zazà« von Leoncavallo in der Titelrolle, am 19.12.1903 an der Scala in der Uraufführung von Giordanos »Siberia« als Stephana. 1902 sang sie dort in der Premiere von Webers »Euryanthe«, in der gleichen Saison in glanzvollen Aufführungen von Donizettis »Linda di Chamounix«. An der Scala wurde ihre Karriere durch Arturo Toscanini, mit dem sie befreundet war (und von dem sie einen behinderten Sohn Giovannino /1903-19/ hatte), gefördert. Am 17.2.1904 kreierte sie in der Uraufführung von Puccinis »Madame Butterfly« an der Scala die Titelrolle. Die Vorstellung verlief unglücklich; wegen der Beleidigungen (in denen auf ihr Verhältnis zu Toscanini angespielt wurde), die man der Künstlerin von der Galerie der Scala herunter zugerufen hatte, entschloss sie sich, in Italien nie mehr die Butterfly zu singen (sie hat das dann nur ein einziges Mal 1920 in Rom getan). 1898-1923 gastierte sie mehrfach am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1904-14 gastierte sie regelmäßig in Buenos Aires, zuerst am Teatro de la Opera, wo sie bereits in der Saison 1904-05 sehr erfolgreich die Butterfly sang, später am Teatro Colón und an anderen Bühnen in Südamerika. Sie unternahm auch eine Russland-Tournee. 1899 war sie am Opernhaus von Zagreb zu Gast, 1900 an der Oper von Frankfurt a.M. und am Theater von Graz, 1907 an der Berliner Hofoper und an der Oper von Monte Carlo, 1917 an der Opéra-Comique Paris. Am 30.4.1917 sang sie am Teatro Costanzi von Rom in der Uraufführung der Oper »Lodoletta« von Mascagni die Titelrolle. 1920-21 war sie an der Oper von Chicago engagiert, 1923 sang sie nochmals in Barcelona, gab dann aber ihre Karriere auf. Sie lebte später in Mailand und war in ihren letzten Lebensjahren völlig gelähmt. Sie starb 1945 in Mailand. Man rühmte an ihrer Stimme die souveräne Beherrschung der Gesangtechnik in Koloraturpartien und die Feinheit ihrer Ausdruckskunst im lyrischen Fach. Dazu galt sie als große Darstellerin. Zu ihren großen Opernpartien gehörten auch die Titelrolle in Massenets »Manon«, die Traviata und die Mimi in Puccinis »La Bohème«.
Lit: R. Celletti & K. Hardwick: Rosina Storchio (in »Record News«, Toronto, 1959-60); T. Hutchinson: Rosina Storchio ( in »Record Collector«, 1958-60); R. Celletti: Rosina Storchio (in »Musica e dischi«, 1954).
Sehr seltene Schallplatten der Marken G & T (Mailand, 1904) und Fonotipia (Mailand, 1905).
21.1. Herman MALAMOOD: 90. Geburtstag
Er sang in den Jahren 1970-78 regelmäßig an der New York City Opera, wo er als Antrittsrolle den Pinkerton in »Madame Butterfly« vortrug und dann Partien wie den Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, den Dick Johnson in dessen »La Fanciulla del West«, den Calaf in »Turandot«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana« und den Canio im »Bajazzo« übernahm. 1970 hatte er an diesem Haus besonders große Erfolge in der Titelpartie der Donizetti-Oper »Roberto Devereux«, wobei die berühmte Sopranistin Beverly Sills in der Rolle der Elisabetta auftrat. Er gab Gastspiele an den großen nordamerikanischen Bühnen und sang u.a. 1972 an der Oper von Philadelphia und ebenfalls 1972 in Mexico City (Calaf). 1976-78 war er am Opernhaus von Frankfurt a.M. engagiert und gastierte von dort in der Spielzeit 1976-77 an der Staatsoper von Wien (als Radames in »Aida«, als Riccardo in Verdis »Maskenball« und als Pinkerton). An der Metropolitan Oper New York sang er in der Saison 1980-81 als Antrittsrolle den Canio, dann den Turiddu, in der Spielzeit 1982-83 den Idomeneo in der gleichnamigen Oper von Mozart. Auch als Konzertsänger entwickelte er eine erfolgreiche Karriere. Er starb 1989 in New York City.
21.1. Mario PETRI: 100. Geburtstag
Er begann seine Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg und hatte bald große Erfolge in Italien. 1948 hatte er sein Bühnendebüt an der Mailänder Scala, wo er den Creon in der Premiere der Oper »Oedipus Rex« von Strawinsky kreierte. Seither trat er fast ständig an der Scala auf, so 1948 als Leporello in »Don Giovanni«, 1951und 1953 als Don Giovanni, 1953 als Mustafà in »L’Italiana in Algeri« und als Seneca in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1954 als Titelheld in »Herzog Blaubarts Burg« von Béla Bartók und als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1954 als Don Magnifico in Rossinis »La Cenerentola« und als Abate Cospicuo in Busonis »Arlecchino«, 1956 als Tolomeo in Händels »Giulio Cesare«, 1957 als Pistola in Verdis »Falstaff«, 1958 als Donato in der italienischen Erstaufführung von G.C. Menottis »Maria Golovin« und 1966 als Capellio in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«. Am 1.3.1965 wirkte er an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Clitennestra« von Ildebrando Pizzetti in der Partie des Agamemnon mit. Sehr beliebt war er am Teatro San Carlo von Neapel, wo er seit dem Anfang seiner Karriere immer wieder gastierte, u.a. 1949 als Doktor im »Wozzeck« von A. Berg, 1950 als Unsterblicher Kaschtschej in der gleichnamigen Oper von Rimski-Korsakow, 1951 als Herzog Blaubart. Er trat u.a. an der Oper von Rom (1949 als Pimen im »Boris Godunow«, 1952 als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1954 als Iwan Chowanski in »Chowanschtschina von Mussorgsky, 1955 als Mephisto in »La Damnation de Faust« von H. Berlioz, 1958 als König Philipp in Verdis »Don Carlos«) und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla (1949 als Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli und 1957 als Mephisto im »Faust« von Gounod) auf. Er erschien beim Maggio Musicale von Florenz am 4.5.1949 in der Uraufführung von Pizzettis Oper »Vanna Lupa«, 1950 in »Armide« von Lully, 1952 als Précepteur in »Le Comte Ory« von Rossini sowie als Walter Fürst in dessen »Wilhelm Tell«, 1953 in Cherubinis »Medea« zusammen mit Maria Callas. Er galt als großer Mozartsänger und sang 1951 sowohl bei den Festspielen von Glyndebourne als auch beim Festival von Edinburgh den Don Giovanni. Weitere Gastspiele in Genua (1951, 1952), am Teatro Massimo Palermo (1953 als Don Giovanni), am Teatro Comunale Bologna (1953 gleichfalls als Don Giovanni, 1969 in der Titelrolle von »Herzog Blaubarts Burg«), am Teatro Comunale Florenz (1952 als Tomsky in »Pique Dame«, 1953 als Mephisto in »La Damnation de Faust«), am Teatro Regio Turin (1955), am Teatro Verdi Pisa (1956), in Parma, Bergamo und bei den Festspielen von Verona (1953). Beim Holland Festival hörte man ihn 1954 als Don Magnifico, 1955 als Mustafà und 1966 als Capellio. In Salzburg trat er bei den Festspielen von 1957 als Pistola auf und gab auch erfolgreiche Gastspiele im Ausland. So gastierte er an der Oper von Rio de Janeiro 1952 als Timur in Puccinis »Turandot«, als Alvise, als Sparafucile im »Rigoletto« und als Mephisto im »Faust« von Gounod, am Teatro Colón Buenos Aires (1956), am Teatro San Carlos Lissabon (1957) und an der Wiener Staatsoper (1957-65 als Don Giovanni, als Pistola und als Sparafucile in insgesamt 14 Vorstellungen). 1960-65 unterbrach er seine Opernkarriere und wandte sich dem Film und der Unterhaltungsmusik zu, kehrte aber dann wieder zur Opernbühne zurück. So gastierte er 1965 an der Oper von Dallas. 1966 hatte er große Erfolge an der Oper von Rom. Er sang 1969 am Teatro Fenice Venedig (Posa in Verdis »Don Carlos«, Aeneas in »Dido and Aeneas« von H. Purcell), an der Oper von Rom (1970 Scalza in »Boccaccio« von Fr. von Suppé, 1971 Schaklowity in »Chowanschtschina« und Creon in »Oedipus Rex«), am Teatro Zarzuela Madrid (1971 Silva in Verdis »Ernani«), beim Maggio Musicale Fiorentino (1973 Schaklowity, 1974 Enrico in »Agnese de Hohenstaufen« von Spontini, 1975 Titelrolle in Verdis »Macbeth«), am Teatro Verdi Triest (1976 Dikoj in »Katja Kabanowa« von Janácek), am Teatro Comunale Florenz (1977 Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«) und am Teatro Verdi Pisa (1979 ebenfalls als Geronimo). Im italienischen Rundfunk RAI Turin trat er 1972 in einer Sendung von M. de Fallas Oper »La vida breve« auf. 1973 wirkte er an der Oper von Monte Carlo in der Uraufführung der Oper »La Reine morte« von Renzo Rosselini mit. Er starb 1985 in Città della Pieve bei Perugia.
Auf Cetra singt er in den vollständigen Verdi-Opern »I Lombardi« und »La Battaglia di Legnano«, auf HMV in »Il Filosofo di Campagna« von Galoppi und in der Petite Messe solennelle von Rossini, auf MRF in »I Masnadieri« von Verdi, auf Harmonia mundi in »Pelleás et Mélisande«, auf Estro armonica in »Mosè in Egitto« von Rossini, auf Ricordi in »Il barbiere di Siviglia« von Paisiello, auf Movimento musica in »La Cenerentola« und »L’Italiana in Algeri« von Rossini, auf Cetra Opera Live in »Les Abencerages« von Cherubini und in »Le nozze di Figaro«, auf Melodram in »I Capuleti e i Montecchi« von Bellini, auf TIS als Sarastro in der »Zauberflöte« (RAI Turin, 1953) und in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, auf Arkadia in »Didone« von Piccinni, auf Cetra/Morgan Records den Simon Mago in »Nerone« von Boito, auf Documents den Tomsky in »Pique Dame« von Tschaikowsky (Mitschnitt vom Maggio Musicale Fiorentino 1952)..
21.1. Franz Seraph DESTOUCHES: 250. Geburtstag
Er war ein Sohn des bayerischen Hofkammerrats Joseph des Touches und seiner Ehefrau Sabina. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei Theodor Grünberger und Joseph Haydn. Er spielte Cello im Orchester des Fürsten Esterházy und unternahm als Klavierspieler Konzertreisen nach Österreich und in die Schweiz. 1791 schrieb er die Oper Die Thomasnacht, zu der sein älterer Bruder Joseph Anton das Libretto beisteuerte. Nach zwei Jahren als Musikdirektor der Stadt Erlangen trat Destouches 1799 als Konzertmeister und später als Hofkapellmeister in die Dienste Herzog Karl Augusts von Sachsen-Weimar. In Weimar schrieb er Schauspielmusiken zu Friedrich Schillers Dramen Wallensteins Lager, Turandot, Die Braut von Messina, Die Jungfrau von Orléans und Wilhelm Tell, August von Kotzebues Die Hussiten vor Naumburg im Jahr 1432 und Zacharias Werners Wanda, Königin der Sarmaten. Daneben komponierte er die Operetten Das Missverständnis und Die Aloe, das Oratorium Die Anbetung am Grabe Jesu, dessen Text von Johann Gottfried Herder stammte, sowie zahlreiche Instrumentalstücke. Destouches lehrte 1811–14 Musik an der Universität Landshut, war danach Kapellmeister des Fürsten von Oettingen-Wallerstein und seit 1820 als hessischer Hofkapellmeister in Homburg vor der Höhe tätig. 1842 kehrte er in seine Geburtsstadt München zurück, wo der „hochbetagte aber noch lebensfrohe muntere Greis“ zu einem Libretto seines Neffen Ulrich die komische Oper Der Teufel und der Schneider komponierte. Destouches, dessen Ehe mit Wilhelmine van Couven kinderlos geblieben war, starb 1844 in München. Die in München-Schwabing verlaufende Straße erinnert nicht an ihn, sondern an Ernst von Destouches.
22.1. Hans-Günter NÖCKER: 95. Geburtstag
Studium bei Carl Momberg in Braunschweig, bei Hans-Hermann Nissen und bei Willi Domgraf-Fassbaender in München. Debüt 1952 am Stadttheater von Münster (Westfalen) als Alfio in »Cavalleria rusticana«. Er ging von dort für die Spielzeit 1953-54 an das Stadttheater von Gießen und war 1954-65 an der Stuttgarter Staatsoper engagiert, wo er 1957 in der Uraufführung von Carl Orffs »Comoedia de Christi Resurrectione«, 1959 in der von »Oedipus der Tyrann« vom gleichen Komponisten mitwirkte. Er wurde 1965 an die Bayerische Staatsoper in München berufen, wo er am 27.11.1963 an der Uraufführung von Werner Egks »Die Verlobung in San Domingo« (in der Rolle des Hoango), 1969 an der Uraufführung der Oper »Aucassin und Nicolette« von Günter Bialas, 1978 an der Uraufführung von A. Reimanns Oper »Lear« und 1986 an der Uraufführung von V.D. Kirchners »Belshazar« teilnahm, und an der er länger als 35 Jahre engagiert blieb. Er wirkte bei den Festspielen von Bayreuth 1958-60 als Hans Schwarz in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1959 als Melot in »Tristan und Isolde«, 1959-50 als einer der Edlen im »Lohengrin« und 1984 als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg« mit. Beim Edinburgh Festival gastierte er 1958 mit dem Ensemble der Stuttgarter Staatsoper als Melot in »Tristan und Isolde« und 1975 mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin als Dr. Schön in A. Bergs »Lulu«. In den Jahren 1959-82 trat er in insgesamt 115 Vorstellungen an der Wiener Staatsoper als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, als Graf im »Capriccio« von R. Strauss, als Chorführer in »Oedipus der Tyrann« von C. Orff, als Escamillo in »Carmen«, als Graf Luna wie als Kardinal von Lothringen im »Palestrina« von H. Pfitzner, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Fliegender Holländer, als Telramund im »Lohengrin«, als Klingsor im »Parsifal«, als Dr. Schön in »Lulu« von A. Berg, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Gunther in der »Götterdämmerung« und als Sprecher in der »Zauberflöte« auf. An der Mailänder Scala gastierte er 1967 als Jochanaan, 1987 (mit dem Ensemble der Bayrischen Staatsoper) als Goldhändler in »Cardillac« von P. Hindemith, 1988 (wieder mit Ensemble der Bayerischen Staatsoper) als Morbio in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss und 1990 als Beckmesser. Häufige Gastspiele an der Deutschen Oper Berlin (u.a. am 23.10.1972 in der Uraufführung der Oper »Elisabeth Tudor« von Fortner und am 25.9.1984 in der Uraufführung von A. Reimanns »Gespenstersonate«), an den Opernhäusern von Köln, Hamburg, Frankfurt a.M. und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. 1965 gastierte er am Teatro Colón Buenos Aires. Bei den Festspielen von Schwetzingen gastierte er 1966 in »Armide« von Gluck. Dort wirkte er auch 1991 in der Uraufführung der Oper »Enrico« von Manfred Trojahn und 1994 in der der Oper »Sansibar« von Eckehard Mayer mit. Im Ausland trat er beim Maggio Musicale von Florenz, an den Opernhäusern von Brüssel, Palermo, Venedig (1983 als Klingsor) und an der Covent Garden Oper London auf. 1984 sang er bei den Festspielen von Salzburg in einer konzertanten Aufführung von Fr. Schrekers »Die Gezeichneten« den Michelotto Cibo. 1990 sang er in München in C. Orffs »Trionfo di Afrodite«, 1992 den Dörfling in H.W. Henzes »Prinz von Homburg«. Noch bis 2003 trat er an der Münchner Staatsoper auf, u.a. als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Baron Douphol in »La Traviata« und als Hermann Ortel in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Auf der Bühne im heldischen wie im Charakterfach, im Konzertsaal in einem umfassenden Repertoire aufgetreten. Er starb im März 2019.
Schallplatten: BASF (»Trionfi« von Carl Orff), DGG (»Oedipus der Tyrann« von C. Orff; »Lear« von A. Reimann, München 1978; Mozart-Quartette), Eurodisc (»Götterdämmerung«), EMI (Gunther im Nibelungenring), Orfeo (»Die Verlobung in San Domingo«, Mitschnitt der Uraufführung von 1963; »Palestrina« von H. Pfitzner; Albert in »Werther« von Massenet), CPO (»Enrico« von M. Trojahn); Castle-Video (»Tannhäuser«).
22.1. Giannino MAINARDI: 100. Geburtstag
Biographie des italienischen Baritons auf Italienisch: https://www.lacasadellamusica.it/vetro/pages/Dizionario.aspx?ini=M&tipologia=1&idoggetto=901&idcontenuto=1782
22.1. Rosa PONSELLE: 125. Geburtstag
Eigentlich Rosa Ponzillo; ihre Eltern waren aus Italien, und zwar aus Neapel, nach Nordamerika eingewandert. Sie erhielt einigen Musikunterricht durch ihre Mutter und durch die Pädagogen Anna Ryan und Enrico Rosati in New York. Die Künstlerin sang mit ihrer Schwester Carmela Ponselle (1892-1977) zusammen in New Yorker Kinos und Kabaretts unter dem Namen der »Ponzillo Sisters«. Zufällig hörte sie dort der Impresario William Thorner, der ihr Zutritt zur Metropolitan Oper in New York verschaffte. An der Metropolitan Oper setzte sich der berühmte Tenor Enrico Caruso für sie ein, und die ganz unbekannte junge Sängerin debütierte als seine Partnerin am 15.11.1918 an der Metropolitan Oper in der Partie der Leonore in »La forza del destino« von Verdi. (Diese Partie studierte für ihren spektakulären Auftritt der Komponist und Pädagoge Romano Romani mit ihr ein, der sie auch während ihrer folgenden große Karriere betreute. Der Erfolg war überwältigend, und mit einem Schlag war Rosa Ponselle weltberühmt. Sie galt seitdem als die eigentliche Primadonna der Metropolitan Oper, an der sie bis 1937 grandiose Triumphe feierte. Insgesamt hat sie an der Metropolitan Oper in 19 Spielzeiten 22 verschiedene Rollen in insgesamt 411 Vorstellungen vorgetragen: die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Rezia im »Oberon« von Weber, die Rachel in »La Juive« von Halévy, die Aida, die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, die Elvira in Verdis »Ernani«, die Margared in »Le Roi d’Ys« von Lalo, die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell«, die Sélika in Meyerbeers »Die Afrikanerin«, die Leonora im »Troubadour«, die Titelrolle in Ponchiellis »La Gioconda«, die Giulia in »La Vestale« von Spontini, die Fiora in Montemezzis »L’Amore dei Tre Re«, die Norma in der gleichnamigen Oper von Bellini, die Titelheldin in »Luisa Miller« von Verdi, die Donna Anna im »Don Giovanni« und die Violetta in »La Traviata«. Am 12.3.1919 wirkte sie an der Metropolitan Oper in der Uraufführung der Oper »The Legend« von Joseph Carl Breil in der Partie der Carmelita mit; 1931 sang sie dort in der amerikanischen Erstaufführung von Montemezzis »La Notte di Zoraima« die Titelpartie. In ihrer letzten Saison an der Metropolitan Oper nahm sie als neue Partie die Carmen in ihr Repertoire auf, war darin aber nicht so erfolgreich wie man erwartet hatte. Die Künstlerin gastierte im Allgemeinen nur selten, so an der Londoner Covent Garden Oper (1929-31), wo sie die Norma, die Traviata, die Titelheldin in »La Gioconda« und die Fiora sang. Sie trat als Gast auch in Chicago und San Francisco auf und hatte eine glänzende Karriere als Konzertsängerin. 1933 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz die Giulia in »La Vestale«. 1936 heiratete sie den amerikanischen Großindustriellen und Multimillionär Carle A. Jackson und zog sich 1937 aus dem Musikleben zurück. Am 14.3.1937 trat sie letztmals an der Metropolitan Oper in einem Galakonzert auf, am 17.4.1937 sang sie als letzte Bühnenpartie auf deren Gastspiel-Tournee in Cleveland die Carmen. Man sagt, sie habe ihre Karriere an der Metropolitan Oper aus Verärgerung darüber beendet, dass man ihr die Titelrolle in »Adriana Lecouvreur« von Cilea verweigert habe. Jedenfalls hat sie nie mehr nach ihrem letzten Auftritt 1937 die Metropolitan Oper betreten. Seitdem lebte sie in ihrer Villa Pace bei Baltimore (in der später ein Ponselle-Museum eingerichtet wurde). 1954 ließ sie nochmals Schallplatten aufnehmen, die ihre Stimme in der alten Schönheit zeigen. 1954 wurde sie künstlerische Direktorin der Baltimore Civic Opera. Sie war auch als Pädagogin tätig; zu ihren Schülern gehörten u.a. Beverly Sills, Sherill Milnes, William Warfield und James Morris. Sie veröffentlichte ihre Autobiographie unter dem Titel »Ponselle, a Singer’s Life« (bearbeitet von J.A. Drake, New York, 1982). Sie starb 1981 in Green Spring Valley bei Baltimore. – Rosa Ponselle gehört zu den größten Sängerpersönlichkeiten ihrer Generation. Ihre Stimme besaß bei einer ungewöhnlichen Fülle und Schönheit der Tongebung eine sensationelle Gesangtechnik, die es ihr erlaubte, die schwierigsten Belcanto-Partien mühelos zu meistern. Sie hatte die seltene Gabe, dem Koloraturgesang dramatisches Leben zu vermitteln. Obwohl sie ein umfangreiches Repertoire beherrschte, hat sie nie eine Partie in einer Oper von Puccini oder von R. Wagner gesungen. Tullio Serafin nannte ihre Stimme »ein Wunder«, Huneker beschrieb sie als »vocal gold, ..dark, . rich, and ductile«.
Lit: L. Cook: Rosa Ponselle (in »Opera«, 1952); James A. Drake : »Rosa Ponselle. A centenary Biography« (1997); M.J. Phillips-Matz: »Rosa Ponselle: American Diva« (Boston, 1997); M. Bernheimer: The Golden Soprano: Rosa Ponselle (in »Opera«, 1997); R. Celletti & Leo Riemens: Rosa Ponselle (in »Le grandi Voci«, Rom 1964).
Schallplatten: Sie singt auf Columbia (1919-23, u.a. vier Duette mit ihrer Schwester Carmela) und auf RCA-Victor (seit 1924, zuerst akustische, dann elektrische Aufnahmen, die letzten von 1954); dazu private Club-Platten. Auf ANNA-Records erschien der Mitschnitt einer »Carmen«-Aufführung aus der Metropolitan Oper von 1936, auf Eklipse die gleiche Oper aus Boston (1936), auf Opal/Naxos »La Traviata« (Metropolitan Oper 1935).
22.1. Heinrich BERG: 175. Geburtstag
Seine Karriere auf der Bühne begann mit einem Engagement am Theater seiner Geburtsstadt Königsberg für kleinere Partien 1872-74, dann 1874-75 an der Berliner Hofoper, wo er gleichfalls kleine Rollen übernahm. Er sang darauf am Hoftheater von Altenburg (Thüringen, 1875-76), am Stadttheater von Trier (1876-78), am Hoftheater von Darmstadt (1878-79), am Stadttheater von Barmen (1879-81), am Opernhaus von Düsseldorf (1881-82), am Stadttheater von Straßburg (1882-83), am Stadttheater von Bremen (1883-84), am Stadttheater von Nürnberg (1884-95) und lebte seitdem gastierend in Nürnberg. 1896-98 trat er als Gast am Theater von Rostock, in der Spielzeit 1898-99 am Stadttheater von Chemnitz auf. In seinem Repertoire für die Bühne standen an erster Stelle Partien aus dem heldischen und dem Wagner-Repertoire (Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«), aber auch der Lyonel in Flotows »Martha« und der Arnoldo in »Wilhelm Tell« von Rossini. Er starb 1906 in München.
22.1. Julius Edward LINDEMANN: 200. Geburtstag
Er war der Sohn eines protestantischen Pfarrers und sollte ebenfalls zunächst an der Universität von Halle (Saale) Theologie studieren. Nachdem er diese Ausbildung bereits weitgehend beendet hatte, entschloss er sich zur Ausbildung seiner Bassstimme. Er wurde in Leipzig Schüler von Eduard Böhme. Richard Wagner, damals Hofkapellmeister an der Dresdner Oper, trug ihm ein Engagement an diesem Haus an, so dass er dort im Mai 1847 als Sprecher in der »Zauberflöte« zu seinem Bühnendebüt kam. 1849 ging er an das Hamburger Stadttheater und gehörte bis 1855 zum Ensemble dieses Hauses. Im Hamburg wirkte er in mehreren Premieren zeitgenössischer Opern mit: 1850 als Zacharias in Meyerbeers »Der Prophet«, 1853 als Landgraf im »Tannhäuser«, 1855 als König Heinrich im »Lohengrin«. 1855 sang er wieder für eine Spielzeit an der Dresdner Oper, folgte dann aber einem Ruf an die Hofoper von München, deren Mitglied er 1856-62 war, und wo er eine sehr erfolgreiche Karriere hatte. In München sang er Partien wie den Kaspar im »Freischütz«, den Jacob in »Joseph« von Méhul, den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Mikhéli in »Der Wasserträger« (»Les deux journées«) von Cherubini und wirkte 1858 in der dortigen Premiere des »Lohengrin« als König Heinrich mit. 1863 nahm er ein Engagement am Hoftheater von Kassel an, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1883 blieb. Von seinen Partien für die Bühne seien noch der Marcel in Meyerbeers »Hugenotten«, der Bertram in dessen »Robert der Teufel«, der Sarastro in der »Zauberflöte« und der Leporello im »Don Giovanni« hervorgehoben. Er wirkte später als Pädagoge in Kassel, wo er 1886 starb. Seine Tochter Elisabeth Telle-Lindemann (1854-1914) wurde eine bekannte Mezzosopranistin.
23.1. Nikolai KORNDORF: 75. Geburtstag
Er studierte ab 1965 zunächst bei Sergei Balassanjan am Moskauer Konservatorium, was er im Jahre 1970 abschloss. In dieser Zeit entstand die Einaktoper Ein Märchen über … nach Semjon Kirsanow. 1973 beendete Korndorf ein postgraduales Studium mit der Oper Das Gelage während der Pest nach Alexander Puschkin. Er studierte Dirigieren bei Leo Ginsburg 1967-79 und unterrichtete selbst Dirigieren und Orchestration am Konservatorium 1972-91 am Moskauer Konservatorium. 1973 wurde er in die Union sowjetischer Komponisten aufgenommen. 1978-83 war er Vorsitzender der Künstlervereinigung junger Moskauer Komponisten. Als Beginn des ernsthaften kompositorischen Schaffens zählt die Erste Symphonie (1975). Er schuf Filmmusik für diverse sowjetische Filme “10 Schwarze”, 1987; “Champagnerperlen”, 1988; und “Seewolf”, 1990. Zu Beginn des Jahres 1990 wurde er Mitgründer und Vizepräsident der neuen Assoziation zeitgenössischer Musik (ACM). Im gleichen Jahr erhielt er den Musikpreis der Stadt Duisburg. Am 16. Mai 1991 wanderte er nach Kanada aus. Ab dieser Zeit experimentierte er mit elektroakustischen Medien und war Associate Composer des Canadian Music Centre und Mitglied der Canadian League of Composers. Er unterrichtete bis zu seinem Lebensende Komposition an der University of British Columbia. Nach 1997 reiste er mehrmals nach Russland und nahm dort an Festivals teil. Er war mit Tatjana, der Tochter der Geologin Tatjana Iwanowna Ustinowa verheiratet. Er starb 2001 in Vancouver. Sein frühes Werk folgt dem traditionellen akademischen Stil. Dann widmete er sich dem atonalen, post-expressionistischen Stil. Nach 1981 wandte er sich davon ab, kam zur tonalen diatonischen Musik, in der er repetitive Techniken, einige minimalistische Züge und Elemente der neuen Schlichtheit verwendete.
23.1. Yordi RAMIRO: 80. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in Mexico City, dann in Italien, wo er auch 1977 als Pinkerton in »Madame Butterfly« debütierte. Bereits 1978 wurde er an die Staatsoper von Wien verpflichtet (Debüt als Pinkerton), zu deren Ensemble er bis 1982 gehörte und wo er auch danach noch bis 1987 gastierte. Hier sang er in insgesamt 91 Vorstellungen auch den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Beppe im »Bajazzo«, den Herzog im »Rigoletto«, den Rinuccio in »Gianni Schicchi«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Alfredo in »La Traviata«, den Fenton im »Falstaff« von Verdi, den Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, den Ernesto im »Don Pasquale« und den Nemorino in »L’Elisir d’amore«. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1978-79 den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«. Gastspiele führten ihn nicht nur an die großen Theater im deutschen Sprachraum (u.a. an die Staatsoper Hamburg und 1980 an das Opernhaus von Zürich), sondern auch schon in die USA. Hier gastierte er 1979 an der San Francisco Opera als Rinuccio und an der Oper von Seattle als Alfredo. 1980 sang er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona den Rodolfo in »La Bohème«, 1981 in seiner Heimat Mexico den Edgardo, 1983 an der Opéra du Rhin Straßburg den Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, 1984 an der Covent Garden Oper London den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, 1994 an der Kölner Oper den Herzog im »Rigoletto«. Bei den Festspielen von Bregenz war er 1985 als Sir Bruno Robertson in »I Puritani« von Bellini zu hören, im gleichen Jahr sang er in der New Yorker Carnegie Hall den Fenton in einer konzertanten Aufführung von Verdis »Falstaff«. Er starb 2006 in Acapulco.
Schallplatten: Naxos (Herzog im »Rigoletto«, Alfredo in »La Traviata« in Gesamtaufnahmen dieser Verdi-Opern).
23.1. Gerhard BOSSE: 100. Geburtstag
Er wurde als Sohn des Militärmusikers Oskar Bosse (1893–1979) geboren und ist in Greiz aufgewachsen. Mit sechs Jahren erhielt er seinen ersten Violinunterricht bei seinem Vater. Ab 1930 wurde er vom Konzertmeister der Reußischen Hofkapelle unterwiesen. Er ging 1936 nach Leipzig und erhielt bei Edgar Wollgandt Unterricht. Nach dem Abitur 1940 studierte er Violine bei Walther Davisson am Leipziger Konservatorium. Schon während des Studiums war er als Substitut beim Gewandhausorchester engagiert. 1943 wurde er ins Reichs-Bruckner-Orchester in Linz berufen und spielte unter Dirigenten wie Karl Böhm, Wilhelm Furtwängler, Carl Schuricht, Herbert von Karajan, Oswald Kabasta und Joseph Keilberth. Außerdem studierte er Gesang am Linzer Konservatorium. 1948-51 war er Konzertmeister im Kleinen Rundfunkorchester Weimar. Im Jahr 1949 wurde Bosse Professor an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und 1951 Erster Konzertmeister des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig unter Hermann Abendroth. Außerdem erhielt er eine Professur an der Leipziger Musikhochschule. 1955-87 war Bosse Konzertmeister des Gewandhausorchesters unter den Dirigenten Franz Konwitschny, Václav Neumann und Kurt Masur. 1955-77 war er Primarius des Gewandhaus-Quartetts. 1963 gründete Bosse das Bachorchester des Gewandhauses Leipzig, welches er selbst bis 1987 leitete. 1980 gründete Bosse das Kirishima International Music Festival in Japan. Außerdem war er Gastdirigent der New Japan Philharmonie und Gastprofessor an der Tokyo University of the Arts. 2000 wurde er Musikdirektor des Kobe City Chamber Orchestra und zwei Jahre später Berater der New Japan Philharmonic. Seit 2000 lebte er mit seiner dritten Ehefrau Michiko in Takatsuki, wo er 2012 starb. Zu seinem großen Schülerkreis gehören u.a. Hans-Christian Bartel, Dietmar Hallmann und Karl Suske.
24.1. Roland GAGNON (amerikanischer Dirigent): 85. Geburtstag
27.1. André PHILIPPE: 125. Geburtstag
Nachdem er ab Mitte der zwanziger Jahre an französischen Provinztheatern aufgetreten war, wurde er 1928 an das Théâtre de la Monnaie Brüssel verpflichtet, wo er bis 1931 blieb und u.a. 1929 in der französischsprachigen Erstaufführung von Pizzettis »Debora er Jaele« mitwirkte. Er kam anschließend wieder nach Frankreich zurück und wurde 1942 an die Grand Opéra Paris berufen. Hier debütierte er als Palémon in »Thaïs« von Massenet und blieb bis 1956 an diesem Haus engagiert; zugleich war er seit 1945 auch Mitglied der Opéra-Comique Paris. 1950 nahm er an der Grand Opéra an der Uraufführung der Oper »Bolivar« von Darius Milhaud teil. Er sang an beiden Häusern eine Fülle größerer und mittlerer Partien, darunter den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Dan in »Joseph« von Méhul, den Ramon in »Mireille« von Gounod, den Lothario in »Mignon« von A. Thomas, den Nilakantha in »Lakmé« von Delibes, den König in »Le Roi d’Ys« von Lalo, den Grafen Des Grieux in »Manon« von Massenet, den Frère Laurent in »Roméo et Juliette« von Gounod, den Vézir in »Marouf« von H. Rabaud, den Abimelech in »Samson et Dalila« von Saint Saëns, den Trivulzio in »Monna Vanna« von Février, den Monterone im »Rigoletto«, den König in »Aida«, den Montano in Verdis »Otello«, den Dr. Grenvil in »La Traviata«, den Warlaam im »Boris Godunow« und den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«.
Schallplatten: Decca (»Roméo et Juliette«), Columbia (Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«).
28.1. Anna GONDA: 75. Geburtstag
Mit 13 Jahren begann sie das Klavierstudium, mit 17 ihre Gesangsausbildung; in den Jahren 1969-74 Gesang- und Musikstudium an der Franz Liszt-Musikakademie in Budapest. 1974 schloss sie dieses Studium mit ihrer Diplomprüfung ab. 1974-76 wurde sie in der Opernklasse von Frau Dagmar Freiwald-Lange in Berlin weiter ausgebildet und trat zum Abschluss in einer Aufführung von Glucks »Orpheus und Eurydike« als Orpheus auf. 1976-78 war sie am Stadttheater von Rostock engagiert. 1978-81 übte sie eine Lehrtätigkeit am Konservatorium von Györ (Ungarn) aus. Sie sang 1978-80 auch am Theater von Klagenfurt. 1981 wurde sie an die Wiener Staatsoper berufen (Debüt: 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss), deren Mitglied sie bis 1997 blieb. An der Wiener Staatsoper trat sie hauptsächlich im Charakterfach auf: als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Annina im »Rosenkavalier«, als Suzuki in »Madame Butterfly«, als 3. Dame in der »Zauberflöte« (die sie dort 96mal sang), als Gräfin Coigny in Giordanos »Andrea Chénier«, als Anna in Donizettis »Maria Stuarda«, als Marthe im »Faust« von Gounod, als Brigitta in Korngolds »Die tote Stadt«, als Marcellina in »Le nozze di Figaro«, als Margret im »Wozzeck« von A. Berg, als Zulma in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, als Emilia im »Otello« von Verdi, als Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, als Amme im »Boris Godunow«, als Gouvernante in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Ulrica in Verdis »Un Ballo in maschera«, als Erda im Ring-Zyklus und als Haushälterin in »Die schweigsame Frau« von R.Strauss. Mit der Wiener Staatsoper unternahm sie zahlreiche Gastspiele, u.a. in Barcelona und im Rahmen einer Japan-Tournee (1986). Bei den Salzburger Festspielen wirkte sie am 7.8.1984 in der Uraufführung der Oper »Un Re in ascolto« von Luciano Berio als Gattin des Prospero mit, am 20.5.1995 am Theater an der Wien in der von A. Hölszkys »Die Wände« als Ommou. 1994 gastierte sie an der Mailänder Scala als Schwertleite in der »Walküre«. Von den Partien, die sie auf der Bühne sang, sollen die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Maddalena im »Rigoletto«, die Mrs. Quickly in »Falstaff« von Verdi, die Federica in »Luisa Miller«, die Preziosilla in »La forza del destino«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Magdalena im »Evangelimann« von Kienzl, die Marina im »Boris Godunow«, die Olga im »Eugen Onegin«, die Herodias in »Salome« und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss wie in »Iphigenie in Aulis« von Gluck, die Hexe in »Hänsel und Gretel« und die Penelope in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria« genannt sein. Die Sängerin trat bei Konzerten und Liederabenden in Österreich, in Frankreich und in der Schweiz in Erscheinung. Sie sang auch unter dem Namen Anna Gonda-Nigg. 2013 beging sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Selbstmord.
Schallplatten: DGG (Zulma in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, Margret im »Wozzeck« von A. Berg), Naxos (»Die Zauberflöte«, Stabat mater von Pergolesi); Virgin-Video (»Wozzeck«).
28.1. Fidelia CAMPIGNA: 125. Geburtstag
Eigentlicher Name (in spanischer Schreibweise) Fidelia Campiña; als Kind verzog sie mit ihren Eltern nach Madrid. Wo sie ihre Ausbildung durch den Pädagogen Antonio Dabuyo erhielt. 1913 kam es zu ihrem Bühnendebüt am dortigen Teatro Real als Margherita in »Mefistofele« von Boito. 1916 sang sie am Teatro Costanzi in Rom die Aida und die Margherita in »Mefistofele« und leitete damit eine bedeutende Karriere in Italien ein. 1918 wirkte sie am Teatro Victoria Eugenia in San Sebastian in der Uraufführung der (nachgelassenen) Oper »La Llama« von José Maria Usandizaga mit. 1920 erschien sie am Teatro Colón Buenos Aires u.a. als Sita in Massenets »Le Roi de Lahore«, als Minnie in »La Fanciulla del West« von Puccini, als Aida und als Margherita in »Mefistofele« von Boito. Im gleichen Jahr sang sie an der Oper von Monte Carlo die Gioconda von Ponchielli. 1929 sang sie in einer viel bewunderten Aufführung von »Las golondrinas« von José Maria Usandizaga am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. In den zwanziger wie den dreißiger Jahren war sie wieder an den großen italienischen Opernbühnen anzutreffen, wobei sie sich allmählich dem hochdramatischen und auch dem Wagner-Fach zuwandte. So sang sie an der Oper von Rom die Brünnhilde im Nibelungenring und die Isolde in »Tristan und Isolde«. 1931 gastierte sie am Teatro Comunale Bologna als Kundry im »Parsifal«, 1935 bei der Italienischen Oper in Holland als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, 1936 am Teatro San Carlo Neapel als Atte in »Nerone« von Mascagni. 1936 sang sie am italienischen Rundfunk in der italienischen Erstaufführung von Janáceks »Jenufa« die Küsterin. An der Mailänder Scala übernahm sie als erste Partie 1936 die Isolde, dann die Atte. 1937-39 sang sie alljährlich bei der Cincinnati Summer Opera. Seit 1939 wieder große Erfolge am Teatro Colón Buenos Aires. 1945 kam sie nochmals nach Europa und gastierte an den Opern von Florenz und Triest (Brünnhilde in der »Götterdämmerung«) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Sie trat (offiziell) letztmalig 1948 beim Holland Festival auf, sang aber danach noch (zusammen mit Jesús de Gaviria) am Teatro Victoria Eugenia von San Sebastian. Sie betätigte sich weiter als gesuchte Pädagogin in Buenos Aires, wo sie 1983 starb. Sie war in erster Ehe mit Sr. Alvarez verheiratet, heiratete in zweiter Ehe den Tenor Jesús de Gaviria (1896-1975, aus dieser Ehe stammte ihre einzige Tochter Mary Margaret), schließlich in dritter Ehe ihren Schüler, den Bariton und späteren Heldentenor Carlos Maria Guichandut (1914-90). Jesús de Gaviria (eigentlich Jesús Agueregaviria) wirkte u.a. 1933 an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Guido del Popolo« von Gino Robbiani mit, auf Pathé existiert ein Duett mit der Sopranistin Celestina Boninsegna.
Bereits 1924 kamen akustische Schallplattenaufnahmen der Sängerin auf Columbia heraus; auf der gleichen Marke erschienen später elektrische Aufnahmen mit Szenen aus spanischen Zarzuelas, in denen sie zusammen mit Carlo Galeffi singt.
28.1. Carolina ZAUNER: 150. Geburtstag
Sie war eine Schwester der Sopranistin Gemma Zauner (1882-1952) und erhielt ihre Ausbildung durch Bartolomeo Pozzolo in Vercelli. 1889 debütierte sie in Vercelli als Azucena im »Troubadour«, sang dann in San Remo und Novi Ligure und kam bereits 1892 an die Mailänder Scala, wo sie als Page Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer ihr Debüt hatte. Noch im gleichen Jahr sang sie am Teatro Carlo Felice Genua die Emilia in Verdis »Otello« zusammen mit Francesco Tamagno und Hariclea Darclée, dann die Maddalena im »Rigoletto« und die Afra in Catalanis »La Wally« unter Toscanini. Sie kam zu einer internationalen Karriere mit Gastspielauftritten am Teatro Regio Turin, am Teatro Costanzi Rom, am Teatro Massimo Palermo, an den Opern von Warschau und Wilna, in Bukarest und in den Zentren des Musiklebens in Nord- wie in Südamerika. 1894 sang sie am Teatro Regio Turin in der Uraufführung von Luppinis Oper »I dispettosi amanti«. Nachdem sie 1900 den bekannten Bariton Alessandro Modesti (1858-1940) geheiratet hatte, setzte sie ihre Karriere noch bis 1914 fort, ging dann aber nach New York. Dort übte sie eine intensive pädagogische Tätigkeit aus, die bis 1931 anhielt. Dann kam sie in ihre Heimatstadt Novara zurück, wo sie 1952 starb.
29.1. Myer FREDMAN: 90. Geburtstag
Biographie des britisch-australischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Myer_Fredman
29.1. Peter MINICH: 95. Geburtstag
Er wurde in St. Pölten geboren, ließ sich zunächst zum Techniker ausbilden, besuchte nach 1945 das Max-Reinhardt-Seminar und trat 1948 sein erstes Engagement im Wiener Kellertheater »Das Experiment« an. Im selben Jahr wurde er als Eleve ans Wiener Burgtheater verpflichtet und studierte parallel dazu Gesang am Horak-Konservatorium. 1950 debütierte er an der Staatsoper in der Volksoper in der Sprechrolle des Hauptmanns in »Gasparone«. 1951 wurde er als Sänger und Schauspieler an das Stadttheater von St. Pölten engagiert (Debüt in »Der Bettelstudent«). Danach folgten Engagements in St. Gallen (1951-55) und Graz (1955-60). Am 13. Mai 1956 erfolgte das Sängerdebut an der Wiener Volksoper: Der junge Tenor und fabelhafte Schauspieler war in Graz – unter anderem – als Petrucchio in »Kiss Me, Kate!« aufgefallen. Obwohl er die Partie dort in einer anderen Fassung gespielt hatte, brachte er dennoch das Husarenstück fertig, in Wien erfolgreich für Fred Liewehr einzuspringen. Dieser Künstler blieb ihm immer Vorbild an glaubhafter, geschmackvoller Auseinandersetzung mit dem Genre der Operette. Mit großer Freude stand Minich in späteren Jahren in »My Fair Lady«, »Die lustige Witwe« oder in der Uraufführung der Stolz-Operette »Frühjahrsparade« (25.3.1964) mit Liewehr gemeinsam auf der Bühne. Nach seinem Petrucchio-Debut hatte Minich bald Gelegenheit, auch in anderen Partien seine ansprechende Tenorstimme und darstellerischen Atouts auszuspielen: 1957 als Eisenstein in »Die Fledermaus«, 1960 Schlag auf Schlag als Tassilo in »Gräfin Mariza«, als Symon in Millöckers »Der Bettelstudent« und Niki in »Ein Walzertraum«, alles Rollen, die den Künstler viele Jahre begleiten sollten. Im September 1960 erfolgte das längst fällige feste Engagement an die Volksoper. Innerhalb kürzester Zeit wurde Peter Minich zum Publikumsliebling – der Frack und Zylinder sein Markenzeichen: Mit 262 Abenden bis in das Jahr 1996 rangiert der Eisenstein an der Spitze seiner hier gesungenen Partien. Weitere Rollen des Bonvivant-Faches wurden Danilo in »Die lustige Witwe«, René in Lehárs »Der Graf von Luxemburg«, Mister X in Kálmáns »Die Zirkusprinzessin«, Edwin in Kálmáns »Die Csárdasfürstin«, Graf Zedlau in »Wiener Blut« oder Georges (später auch Paul) in Heubergers »Der Opernball«. Doch auch andere Charaktere erfüllte Peter Minich mit größter Bühnenwirkung: Den bereits erwähnten Petrucchio spielte er 148mal bis zum Jahr 1992 in gleich drei Inszenierungen von Heinz Rosen, Heinz Marecek und Monika Wiesler. Der Symon in der legendären »Bettelstudent«-Inszenierung Adolf Rotts war über Jahre eine weitere seiner Glanzpartien. Aber auch der Adam in Zellers »Der Vogelhändler«, der Jim Mahoney in Weills Oper »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, der Leopold »Im Weißen Rößl« und nicht zuletzt der Higgins in 188 »My Fair Lady«-Vorstellungen sind untrennbar mit Peter Minich verbunden. Ab 1980 nahm der Künstler einen behutsamen Wechsel in das Charakterfach vor. Mit dem Baron Gondermark in »Pariser Leben« erfolgte der äußerst geglückte Einstieg. Es folgten Ollendorf in »Der Bettelstudent«, der König in »Madame Pompadour«, der Prinz Sergej in »Die Zirkusprinzessin« – welcher dennoch das Loblied des Mister X auf Wien anstimmte -, der Fürst Ypsheim in »Wiener Blut«, der Gefängnisdirektor Frank in der »Fledermaus« oder der alte Kaiser »Im Weißen Rößl«. Eine weitere große Erfolgspartie trat bereits 1997 mit dem Matthäus in Leo Falls »Der fidele Bauer« in der Inszenierung von Robert Herzl hinzu. Peter Minich gastierte mit der Volksoper oftmals in Japan, den Vereinigten Staaten und in Russland. Er wirkte länger als 50 Jahre an der Wiener Volksoper. In über 3000 Vorstellungen verkörperte er an diesem Haus nahezu fünfzig verschiedene Figuren des Operetten-, Musical- und Opernrepertoires, darunter den Fadinard in Nino Rotas »Der Florentiner Strohhut«, Fürst Suleiman und Mossu in »Tausend und eine Nacht« von Johann Strauß, den Piquillo in »La Périchole« von Offenbach, den Fremden in »Venus in Seide« von R. Stolz, Prinz Radjami in Kálmáns »Die Bajadere«, Anton Hofer in »Zwei Herzen im Dreivierteltakt« von R. Stolz und die Titelrolle in »Boccaccio« von Fr. von Suppé. Gastspiele führten ihn an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und an das Theater am Gärtnerplatz in München. 1962-63 stellte er bei den Salzburger Festspielen den Bassa Selim in der »Entführung aus dem Serail« dar. 1998 trat er am Stadttheater von Baden bei Wien in dem Musical »Gigi« von Loewe auf. Seit 1960 war er Ehrenmitglied der Volksoper Wien, 1974 wurde ihm der Titel „Kammersänger“ verliehen. Er starb 2013 in Wien. In erster Ehe war er mit der Operettensängerin Eleonore Bauer (1927-83), in zweiter Ehe mit der Operettensängerin Guggi Löwinger (1939-2018) verheiratet.
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen, vor allem Operettenquerschnitte, bei Philips, RCA und Telefunken-Decca, Gesamtaufnahme »Die lustige Witwe« auf Nippon Columbia (als Danilo), auf Capriccio/EMI Vater Tschöll im »Dreimäderlhaus« von Schubert/Berté, auf Delta »My Fair Lady« von Loewe, auf Preiser erschienen Wiener Lieder, auf Camerata Aufnahmen von Operettenszenen aus Japan.
29.1. Mary LEWIS: 125. Geburtstag
Sie verlor ihre Eltern früh und wurde durch ihre Pflegeeltern, einen Methodistenprediger und seine Frau, mit größter Strenge erzogen. Sie verließ daher mit 18 Jahren das Haus und schloss sich einer Vaudeville-Gesellschaft an. Sie sang dann u.a. in San Francisco in Kabaretts, und gehörte zu den Bathing Beauties der Christie Comedies in San Francisco. Sie trat danach in New York in Operetten und Revuen auf, u.a. als Primadonna der Greenwich Village Folies, einem Revuetheater. Sie studierte schließlich seriösen Gesang bei William Thorner in New York und bei Jean de Reszke in Paris. 1923 fand ihr Operndebüt an der Wiener Volksoper als Marguerite im »Faust« von Gounod statt. 1924-25 war sie Mitglied der British National Opera Company. Mit der Gesellschaft sang sie am 14.7.1924 im His Majesty’s Theatre in London in der Uraufführung der Oper »Hugh the Drover« von Vaughan-Williams die Partie der Mary. An der Oper von Monte Carlo war sie 1924 als Musetta in »La Bohème«, 1925 als Micaela in »Carmen« zu Gast. 1926 an der Opéra-Comique Paris als Mimi in »La Bohème« aufgetreten. 1926-30 hörte man sie an der Metropolitan Oper New York, wo sie als Mimi debütierte und dann auch als Nedda im »Bajazzo«, als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, als Marguerite im »Faust« von Gounod und als Micaela auftrat. 1927 hörte man sie bei den Festspielen von Ravinia als Mimi. Sie gastierte zusammen mit dem Bass-Bariton Michael Bohnen (1887-1965), mit dem sie für kurze Zeit verheiratet war, in Berlin. Als der Tonfilm aufkam, glaubte man, dass sie dort eine große Karriere haben würde, die dann aber doch nicht zustande kam. Noch 1937 gab sie in Berlin Liederabende. Ihre Lebenserinnerungen gab sie unter dem Titel »Mary Lewis, an American Girl in Grand Opera« heraus. Sie starb 1941 in New York.
Interessante Schallplattenaufnahmen auf HMV (darunter Szenen aus »Hugh the Drover«, in London akustisch aufgenommen) und Victor (USA).
30.1. Georg HANN: 125. Geburtstag
Er meldete sich während des Ersten Weltkrieges freiwillig zur österreichischen Armee und wurde 1918 als Leutnant entlassen. Nach dem Krieg versuchte er sich in verschiedenen Berufen, entschloss sich dann aber zur Ausbildung seiner Stimme und studierte an der Wiener Musikakademie bei Theodor Lierhammer. 1927 wurde er an die Bayerische Staatsoper in München engagiert und blieb bis zu seinem Tod Mitglied dieses Hauses. 1934 sang er dort in der Uraufführung der Oper »Lucedia« von Vittorio Giannini. Am 28.10.1942 wirkte er in München in der Uraufführung der Richard-Strauss-Oper »Capriccio« in der Partie des La Roche mit (daraus erschienen Ausschnitte auf BASF-Platten). In München hatte er immer wieder große Erfolge zu verzeichnen; diese stellten sich auch bei Gastspielen an der Wiener Staatsoper (1941-42 als Falstaff von Verdi, 1947-49 u.a. in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, als Leporello im »Don Giovanni«, als Scarpia in »Tosca«, als Schaunard in »La Bohème«, als Minister wie als Don Pizarro in »Fidelio«, als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Faninal im »Rosenkavalier«, als Monterone im »Rigoletto«, als 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, als Sarastro wie als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Eremit im »Freischütz«, als König Heinrich im »Lohengrin«, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Ercole Severolus in »Palestrina« von H. Pfitzner und als Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«), Berlin, Paris, an der Covent Garden Oper London (1947 als Don Pizarro, als Leporello und in »Salome« von R. Strauss), an der Mailänder Scala und am Théâtre de la Monnaie Brüssel ein. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1931 den Don Pizarro, 1943 den Sarastro, 1946 den Leporello, 1946 und 1949 den Faninal, 1947 den Simon in der Uraufführung der Oper »Dantons Tod« von G. von Einem (6.8.1947) und den Waldner in »Arabella« von R. Strauss und wirkte auch in großen Konzertveranstaltungen (1938-39 und 1941 in Mozarts C-Moll-Messe, 1939 im Mozart-Requiem, 1948 in Beethovens C-Dur-Messe und in Bruckners Großer Messe in F-Moll, 1949 in Schuberts Es-Dur-Messe und in Bruckners Te Deum) mit, wie er denn überhaupt auch als Konzertsänger eine sehr erfolgreiche Karriere hatte. Sein hervorragend durchgebildeter, voluminöser Bass-Bariton bewährte sich in einem vielseitigen Repertoire. Neben seriösen Partien (Amfortas, Gunther) gestaltete er in überlegener Weise auch Buffo-Rollen wie den Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und den Ochs im »Rosenkavalier«. Er starb 1950 in München.
Erst relativ spät, während des Zweiten Weltkrieges, kamen seine ersten Schallplatten heraus; er sang vor allem auf DGG (»Cavalleria rusticana«, »Der Bajazzo«, »Rigoletto«), auf Vox (vollständige Aufnahmen »Der fliegende Holländer« und »Der Rosenkavalier«) auf Urania (»Der Corregidor« von H. Wolf, »Die lustigen Weiber von Windsor«) und MMS (»Die Schöpfung«). Auf der Marke Melodram erschien die vollständige Oper »Daphne« von R. Strauss (München 1950), später auch »Die lustigen Weiber von Windsor« (1949). Weitere Mitschnitte von Opernaufführungen bei Preiser (»Faust«, »Luisa Miller«, Leporello im »Don Giovanni«, Sprecher in der »Zauberflöte«), Preiser/Naxos (2. Akt »Die Meistersinger von Nürnberg«, Reichssender Berlin 1942, Acanta (»Der fliegende Holländer«, »Aida«, »Der Zigeunerbaron«), Rodolphe Records (»Der fliegende Holländer«, 1944), BASF (»Capriccio« von R. Strauss), Bruno Walter Society (»Arabella«), Koch Records (Titelrolle in »Der Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, Reichssender Stuttgart 1939), Koch/Schwann (Timur in Puccinis »Turandot«, Reichssender Stuttgart 1938), UraCant (Basilio im »Barbier von Sevilla«, Reichssender Berlin 1937).
31.1. Craig SMITH: 75. Geburtstag
Sein Studium nahm er an der Washington State University auf und beendete dieses am Konservatorium in New England, wo er 1993-2000 auch unterrichtete. Er war darüber hinaus auch am Massachusetts Institute of Technology, an der Boston University, an der Juilliard School of Music und am Tanglewood Music Center tätig. Smith war der erste Dirigent, der in den Vereinigten Staaten den kompletten Zyklus von Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Kantaten dirigierte. Emmanuel Music, eine Gruppe die in der Emmanuel Kirche in Boston ansässig ist, gründete der Dirigent 1970. Smiths ursprüngliches Ziel war es, eine Saison lang Bach Kantaten zu spielen. Allerdings entschied er sich dann dafür, die über 200 Kantaten komplett aufzuführen. Das Projekt beschäftige Smith und sein Ensemble sieben Jahre lang. Die Tradition, jeden Sonntag eine Bach Kantate im Gottesdienst zu dirigieren, behielt er bei. Smith war außerdem 1988-91 erster Gastdirigent am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel. Er starb 2007 in Boston.
31.1. Franz SCHUBERT: 225. Geburtstag
Er wurde als dreizehntes von zwanzig Kindern geboren. Von diesen erreichten nur neun das Erwachsenenalter. Schuberts Vater Franz Theodor (* 1763 in Neudorf in Nordmähren, heute Vysoká; † 9. Juli 1830) war Lehrer und Schulleiter. Seine Mutter Elisabeth Vietz (* 1756 in Zuckmantel, Österreichisch-Schlesien, heute Zlaté Hory; † 28. Mai 1812) war vor der Hochzeit Köchin in einer Wiener Familie. Im Alter von fünf Jahren erhielt Schubert den ersten regelmäßigen musikalischen Unterricht: Sein Vater lehrte ihn, Violine zu spielen. Mit sechs Jahren ging er in der Wiener Vorstadt Lichtental in die Schule. Mit sieben Jahren bekam er von Michael Holzer, dem Kapellmeister der Lichtentaler Pfarrkirche, bereits Orgelunterricht. Wegen seiner schönen Stimme wurde er im Oktober 1808 als Sängerknabe in die Wiener Hofmusikkapelle und in das kaiserliche Konvikt aufgenommen. Schubert lernte dort viele seiner späteren langjährigen Freunde kennen – wie Joseph von Spaun, Albert Stadler und Anton Holzapfel. Er genoss im Konvikt neben dem Kompositionsunterricht von Wenzel Ruzicka und später Antonio Salieri vielfältige musikalische Anregung. Er wirkte nicht bloß als Solist im Gesang, sondern lernte auch die Instrumentalwerke Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts kennen, da er zweiter Violinist im Konviktorchester war. Bald zeigte sich seine Begabung in der Komposition. Eine Klavierfantasie G-Dur zu vier Händen ist datiert 8. April – 1. Mai 1810. Im nächsten Jahr folgten ein Streichquartett, eine weitere Fantasie in g-Moll, Lieder und andere Stücke. An Sonn- und Feiertagen wurden in der Familie regelmäßig Streichquartettabende veranstaltet, bei denen sein Vater Violoncello, er selbst Viola und seine Brüder Violine spielten. Waren seine schulischen Leistungen anfangs noch gut, so verschlechterte er sich im Laufe der Zeit besonders in Mathematik und Latein. Er schlug die Möglichkeit aus, seinen Stiftungsplatz zu verlängern, und kehrte im Oktober 1813 in das elterliche Haus zurück. Zu dieser Zeit komponierte er seine Sinfonie Nr. 1 D-Dur. Nachdem er eine Lehrerbildungsanstalt besucht hatte, wurde er Ende 1814 Schulgehilfe seines Vaters, ein Amt, das er zwei Jahre hindurch und Ende 1817 /Anfang 1818 noch einmal für kurze Zeit versah. Daneben erhielt er noch bis 1816 Unterricht bei Antonio Salieri und komponierte produktiv: Seine erste Oper Des Teufels Lustschloss und seine Messe Nr. 1 in F-Dur (die Uraufführung am 25. September 1814 in der Lichtentaler Pfarrkirche war die erste öffentliche Aufführung eines seiner Werke) stammen beide aus dem Jahr 1814, ebenso mehrere Streichquartette, kürzere Instrumentalwerke, der erste Satz seiner Sinfonie Nr. 2 B-Dur und mehr als zwanzig Lieder, darunter Meisterwerke wie Gretchen am Spinnrade (aus Goethes Faust) und interessante Experimente wie die Ballade Der Taucher (nach Schiller). Eine noch größere Zahl an Werken komponierte er 1815. Trotz seiner Arbeit als Lehrer beendete er zwei Sinfonien (Nr. 2 B-Dur, Nr. 3 D-Dur), zwei Messen (Nr. 2 G-Dur, Nr. 3 B-Dur), die Opern Der vierjährige Posten, Fernando und Claudine von Villa Bella sowie zwei weitere unvollendete. Dazu kamen das Streichquartett g-Moll, vier Sonaten und einige weitere Kompositionen für Klavier sowie fast 150 Lieder von teilweise beträchtlicher Länge, von denen er manchmal mehrere pro Tag schrieb. Angesichts der zunehmenden Unvereinbarkeit seiner Lehrerstelle mit dem Komponieren unternahm Schubert zahlreiche Versuche, sich als Komponist zu etablieren. Aber die Verlage lehnten die Publikation seiner Werke ab. Im Frühjahr 1816 bewarb er sich erfolglos um den Posten eines Kapellmeisters in Laibach / Ljubljana. Über seinen Freund Joseph von Spaun kam er in Wien in Kontakt mit Franz von Schober. Auf dessen Vorschlag verließ Schubert seine Lehrerstelle und zog für acht Monate in Schobers Wohnung, um mehr Zeit mit der Komposition zu verbringen. Von den Kompositionen aus diesem Jahr seien nur die Goethe-Ballade Erlkönig, die Prometheus-Kantate, die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die „Tragische“) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur erwähnt. Während dieser ganzen Zeit weitete sich sein Freundeskreis ständig aus. Der Dichter Johann Mayrhofer, den er im Dezember 1814 kennengelernt hatte, schrieb ihm zwei Libretti. Schober machte ihn mit dem Bariton Johann Michael Vogl bekannt, einem der wichtigsten Sänger an der Wiener Hofoper, der seine Lieder bald in den literarischen Salons sang und ihn damit der Öffentlichkeit vorstellte. Der Pianist Josef von Gahy spielte seine Sonaten und Fantasien. Die musikalische Bürgerfamilie Sonnleithner, insbesondere deren ältester Sohn, Leopold von Sonnleithner, organisierten zu seinen Ehren musikalische Zusammenkünfte, die ab 1821 als Schubertiaden bezeichnet wurden (und in ähnlicher, aber auch völlig anders organisierter Form noch immer stattfinden). Mit Mayrhofer und Johann Chrysostomus Senn gehörte Schubert um 1818/19 auch dem Wiener burschenschaftlichen Kreis („Sennscher Kreis“) an, der schließlich 1820 von der Polizei aufgelöst wurde. Schubert hatte kein eigentliches Einkommen, denn seine Lehrerstelle hatte er aufgegeben, öffentliche Auftritte brachten nichts ein, die Verleger interessierten sich noch nicht für seine Musik. Für sein Auskommen mussten teils seine Freunde sorgen. In einer sogenannten Unsinnsgesellschaft junger Künstler pflegte er enge Kontakte zu den Brüdern Kupelwieser, seinem späteren Librettisten Joseph Kupelwieser und dem Maler Leopold Kupelwieder, der – als einer von Wenigen – authentische zeitgenössische Porträts von Schubert gemalt hat, neben Wilhelm August Rieder (Aquarell 1825) und Anton Depauly (dessen Porträt von 1828 ursprünglich und irrtümlich Joseph Willibrord Mähler oder Franz Eybl zugeschrieben wurde). Als Schubert 1817 zum ersten Mal vom Lehrerdienst befreit war, widmete er sich insbesondere der Klaviersonate (a-Moll D 537, As-Dur D 557, e-Moll D 566, Des-Dur D 567, fis-Moll D 570, H-Dur D 575). Auch die Entstehung einiger seiner bekanntesten Lieder fiel in diese Zeit (etwa Ganymed, Der Tod und das Mädchen und Die Forelle). Im Januar 1818 erschien mit dem Lied Erlafsee (D 586) Schuberts erste Komposition im Druck (als Beilage zur von Franz Sartori herausgegebenen Anthologie „Mahlerisches Taschenbuch für Freunde interessanter Gegenden. Natur- und Kunst-Merkwürdigkeiten der Österreichischen Monarchie“). Von Anfang Juli bis Mitte November 1818 (und auch im Sommer 1824) war er von der Familie des Grafen Johann Carl Esterházy, die er schon in dessen Stadtpalais in Wien musikalisch betreut hatte, als Sing- und Klaviermeister auf deren Gut in Zseliz / Zelis in Ungarn (heute Slowakei) engagiert. Für die Komtessen Marie und Caroline, die Töchter des Grafen, schrieb er vierhändige Stücke und Lieder. Im selben Jahr schuf er seine Sinfonie Nr. 6 in C-Dur. Bei seiner Rückkehr nach Wien im Spätherbst 1818 kam Schubert nicht mehr bei Schober unter und wohnte nun zwei Jahre mit Johann Mayrhofer in dessen Zimmer zusammen. Sein Leben ging nun wieder den alten Gang: Jeden Morgen begann er nach dem Aufstehen mit dem Komponieren, aß um zwei Uhr, ging spazieren und wandte sich dann erneut der Komposition zu oder besuchte Freunde. Seine Entscheidung gegen den Lehrerberuf war nun endgültig. Seinen ersten Auftritt als Liedkomponist hatte er am 28. Februar 1819 im Saal des Hotels „Zum römischen Kaiser“ (Freyung Nr. 145, heute Renngasse 1) mit Schäfers Klagelied. Im Sommer des gleichen Jahres ging er mit Vogl auf Urlaub in Oberösterreich. Im Herbst schickte er drei seiner Lieder an Goethe, aber – soweit bekannt – ohne Erfolg. In den folgenden Jahren ging Schuberts Schaffen quantitativ zurück, dafür zeigen die Kompositionen des Jahres 1820 eine Weiterentwicklung seines Stils. Im Februar begann er mit dem unvollendet gebliebenen Oratorium Lazarus, später schrieb er neben kleineren Stücken eine Vertonung des 23. Psalms für Chor mit Klavierbegleitung, den Gesang der Geister und den Quartettsatz in c-Moll. Erstmals wurden in diesem Jahr zwei von Schuberts Opern aufgeführt: das einaktige Singspiel Die Zwillingsbrüder am 14. Juni am Theater am Kärntnertor und Die Zauberharfe am 19. August im Theater an der Wien. Bis dahin waren seine größeren Kompositionen – mit Ausnahme der Messen – nicht über das Amateurorchester im Gundelhof hinausgekommen, das aus den heimischen Quartettveranstaltungen hervorgegangen war. Da beide Stücke passable Erfolge waren, konnte er sich nun an eine breitere Öffentlichkeit wenden. Aber erst als Vogl den Erlkönig in einem öffentlichen Konzert gesungen hatte, konnte der Verleger Anton Diabelli überzeugt werden, einige Werke Schuberts auf Kommission zu veröffentlichen. 1821 begann die Freundschaft mit Moritz von Schwind. Schubert wohnte zeitweise wieder bei seinem Freund Franz von Schober, etwa 1822 im Göttweiger Hof, wo unter anderem die Unvollendete und die Wanderer-Fantasie entstanden. Es fanden Schubertiaden im Freundeskreis statt, unter anderem im niederösterreichischen Schloss Atzenbrugg, wo Schobers Onkel Gutsverwalter war. Etliche Gedichtvertonungen, so Jägers Liebeslied, beziehen sich auf die Freundschaft mit Schober. Ebenso wie bei Schuberts Beziehung zu Mayrhofer weisen diverse Dokumente und eine ausführliche Werkanalyse von Christoph Schwandt auch hier auf eine homosexuelle Beziehung hin. 1821/22 verdiente Schubert an der Veröffentlichung von Opus 1–7 und 10–12 etwa 800 fl. Konventionsmünze. Als Schulgehilfe hatte er von seinem Vater neben Kost und Logis jährlich lediglich 80 fl. bekommen. Otto Erich Deutsch schätzte Schuberts weiteres Einkommen aus Veröffentlichungen, Honoraren und Geschenken zwischen 1822 und 1828 auf etwa 7000 fl. Konventionsmünze. Ermutigt von den Erfolgen versuchte Schubert nun, sich als Bühnenkomponist zu etablieren, wurde aber in seinen Hoffnungen enttäuscht. Sowohl Alfonso und Estrella – komponiert zwischen September 1821 und Februar 1822 – als auch Die Verschworenen nach Ignaz Franz Castelli (April 1823) wurden vom Theater abgelehnt, Fierrabras (Herbst 1823) nach ersten Proben abgesetzt. Die Schauspielmusik zu Helmina von Chézys Rosamunde wurde zwar gut angenommen, das Stück selbst aber nach zwei Abenden abgesetzt. Schuberts Gesundheitszustand gab Anlass zu Spekulationen. Mit zunehmendem Alter wurde er korpulenter und neigte zu alkoholischen Exzessen. Die erste authentisch überlieferte Krankheit befiel ihn im Dezember 1822. Ein Krankenhausaufenthalt im Herbst 1823 brachte zwar Besserung, aber schon im nächsten Frühjahr scheint die Krankheit den Komponisten psychisch besonders schwer belastet zu haben („ich fühle mich als den unglücklichsten, elendsten Menschen der Welt“ schrieb er an Leopold Kupelwieser). Nach gängiger Auffassung der Schubertforschung hatte sich Schubert damals eine venerische Erkrankung zugezogen, wohl Syphillis, denn er befand sich im Januar 1823 zu stationärer Behandlung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus wegen syphilitischer Geschwüre. Über Schuberts Lebensweise dieser Zeit kursieren verschiedene Legenden. So heißt es, dass Schubert das meiste für Schuldienst oder verkaufte Kompositionen eingenommene Geld für Abende im Freundeskreis in den Altwiener Gasthäusern ausgab, was seinem Ruf nicht gerade förderlich gewesen sei. Einer ungesicherten Anekdote zufolge nahm der Wirt sogar hin und wieder ein Lied in Zahlung, das Schubert oft gleich am Wirtshaustisch komponierte, wenn er die Rechnung nicht bar bezahlen konnte. Weiter heißt es über Schuberts Arbeitseifer, dass er nachts stets seine gewohnten Augengläser aufbehielt, damit er am Morgen gleich ohne Zeitverlust zu komponieren beginnen konnte. Trotz seiner Beschäftigung mit der Bühne und später mit seinen offiziellen Pflichten fand er während dieser Jahre die Zeit für viele andere Kompositionen. 1822 wurde die Messe Nr. 5 As-Dur beendet und die Simfonie in h-Moll begonnen. Sein erster berühmter Liederzyklus, Die schöne Müllerin, stammt aus dem Jahr 1823, die Variationen auf Trockne Blumen und zwei Streichquartette in a-Moll (Rosamunde) und d-Moll (Der Tod und das Mädchen) stammen aus dem Jahr 1824. Im Frühjahr 1824 schrieb er sein Oktett F-Dur. Von Ende Mai bis Mitte Oktober 1824 war er zum zweiten Mal in Zelis engagiert. Er widmete der 19-jährigen Komtesse Caroline Esterházy die drei Lieder Ungeduld, Morgengruß und Des Müllers Blumen aus der Schönen Müllerin. Dort notierte Schubert auch die zweihändige Mélodie hongroise D 817 und arbeitete sie im Finale des vierhändigen Divertissement à la Hongroise D 818 aus, das wohl nach der Rückkehr aus Zelis entstand. In Zelis entstand ferner die vierhändige Klaviersonate D 812, das Grand Duo. Auf Vorschlag von Gräfin Rosine Esterházy vertonte er das Gebet von Friedrich de la Motte als Vokalquartett. Im Jahr 1825 hatte Schubert noch einmal eine glücklichere Phase, in die eine Reise durch das Erzherzogtum Österreich ob der Enns (mit dem Salzburgkreis) zur Kur nach Bad Gastein fiel. Dort und in Gmunden arbeitete er an der später sog. Gmunden-Gasteiner Sinfonie und schrieb seine Klaviersonate D-Dur (D 850); wohl bereits kurz zuvor war die Klaviersonate a-Moll (D 845) entstanden, die er zu einem recht hohen Preis veröffentlichen konnte. Er schloss Freundschaft mit Eduard von Bauernfeind. Weiterhin pflegte er seine Kontakte zu Anselm Hüttenbrenner und Johann Baptist Jenger, den Freunden in der Steiermark. 1826-28 hielt sich Schubert – abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in Graz im Haus von Marie Pachler-Koschak – in Wien und seinen Vorstädten auf. Die Stelle des Vizekapellmeisters an der kaiserlichen Hofkapelle, um die er sich 1826 bewarb, wurde nicht an ihn, sondern an Joseph Weigl vergeben. Am 26. März 1828 gab er das einzige öffentliche Konzert seiner Karriere, das ihm 800 Gulden Wiener Währung (320 fl. Konventionsmünze) einbrachte. Zahlreiche Lieder und Klavierwerke waren inzwischen gedruckt worden. Die endgültige Fassung des Streichquartetts d-Moll mit den Variationen auf Der Tod und das Mädchen schrieb er während des Winters 1825/26. 1826 folgten das Streichquartett G-Dur, das Rondeau brillant für Klavier und Violine, die Klaviersonate in G-Dur sowie Schuberts bekanntestes geistliches Werk, die Deutsche Messe. 1827 komponierte er den Liederzyklus Winterreise, die Impromptus, die Fantasie für Klavier und Violine und die beiden Klaviertrios in B-Dur und Es-Dur. 1828 schrieb er die Messe Nr. 6 Es-Dur, das Streichquintett C-Dur (D 956), die zusammengehörigen letzten drei Klaviersonaten (D 958–960) und eine Liedersammlung, die nach seinem Tod veröffentlicht und Schwanengesang genannt wurde. Ferner skizzierte er noch drei Sätze für eine Sinfonie in D-Dur. Nach zwei Wochen kontinuierlichen Fiebers starb Franz Schubert am 19. November 1828 um 3 Uhr nachmittags in der Wohnung seines Bruders Ferdinand Schuberts im Haus „Auf der neuen Wieden N° 694“ (heute Kettenbrückengasse 6 im Bezirk Wieden48.1946216.361434). Er litt noch unter der nicht geheilten Syphillis, doch dürfte die Todesursache eine akute Infektionskrankheit gewesen sein, wahrscheinlich Typhus. Diese Krankheit wurde damals „Nervenfieber“ genannt. Schubert wurde auf dem Währinger Friedhof in der Nähe von Ludwig van Beethovens Grab bestattet. 1888 wurden seine Gebeine in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof überführt (Gruppe 32 A, Nummer 28).