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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JÄNNER 2020

03.01.2020 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage IM JÄNNER 2020

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny


1.1. Aldo BALDIN: 75. Geburtstag

 Er war der Sohn italienischer, nach Brasilien ausgewanderter Eltern. Er studierte Klavier- und Cellospiel in Porto Allegre und in Rio de Janeiro, Gesang dort bei Eliane Sampaio. Der Dirigent Karl Richter wurde auf seine schöne Stimme aufmerksam und vermittelte ihm das Weiterstudium in Deutschland, wo er an der Musikhochschule von Frankfurt a.M. Schüler von Martin Gründler war. Es folgten Studien bei Margarethe von Winterfeldt in Berlin, bei Conchita Badia und bei Noëmi Perugia in Paris. Nachdem er sich bereits als Konzertsänger betätigt hatte, war er 1975-77 am Pfalztheater Kaiserslautern engagiert. Seit 1977 erster lyrischer Tenor am Nationaltheater Mannheim. Gastspiele u.a. 1981 an der Deutschen Oper Berlin, 1983 an der Oper von Rom als Arbace in Mozarts »Idomeneo«, 1989 am Opernhaus von Köln. An der Oper von Rio de Janeiro gastierte er 1982 als Tamino in der »Zauberflöte«. Er galt als hervorragender Mozart-Sänger (Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, Idamante in »Idomeneo«, Don Ottavio im »Don Giovanni«), hatte aber auf der Bühne auch als Alfredo in »La Traviata« und als Alfred in der »Fledermaus« seine Erfolge. Bei den Festspielen von Salzburg sang er 1987 das Tenor-Solo im Stabat mater von Dvorák, 1988 in der C-Moll Messe von Mozart und im »Messias« von Händel (in der Bearbeitung von Mozart). Als Konzertsänger, vor allem als Solist in Oratorien und in religiösen Vokalwerken, wurde er mehr noch als durch seine Bühnenauftritte bekannt. Er unternahm große Konzertreisen, die ihn nach Frankreich, Holland, Italien, Portugal und Spanien, in die Schweiz, nach Israel und in die USA sowie nach Südamerika (Rio de Janeiro, Montevideo) führten. Dort trat er auch gastweise am Teatro Colón Buenos Aires auf (1980 als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«). Seit 1979 war er Dozent an der Musikhochschule von Heidelberg, später Professor an der Musikhochschule von Karlsruhe. Er starb 1994 in Waldbronn bei Karlsruhe.

Viele, schöne Schallplatten: Vox (geistliche Musik, u.a. Messen von J. Haydn), DGG (Johannespassion von J.S. Bach), Philips (Bach-Kantaten, »Die Schöpfung« und »L’Infedeltà delusa« von Haydn, Monostatos in der »Zauberflöte«, Basilio in »Le nozze di Figaro«), Telefunken (»Die Schöpfung« von Haydn, Kantaten von Buxtehude), Schwann (Religiöse Vokalwerke), Orfeo (Requiem von Donizetti), Hänssler-Verlag (Missa solemnis von Beethoven), Eurodisc (Matthäuspassion von J.S. Bach), Ambitus (Verdi-Requiem), Carus (Bach-Kantaten); Castle-Video (Matthäuspassion).

 

1.1. Noel DAVIES: 75. Geburtstag

 

Biographie des britischen Dirigenten auf Englisch: https://www.theguardian.com/music/2008/apr/17/classicalmusicandopera1

 

1.1. Maurice BROWN: 80. Geburtstag

 Seine Ausbildung erfolgte bei Irene Jessner am Konservatorium von Toronto. 1960 debütierte er dort in einer Aufführung der Johann Strauß-Operette »Eine Nacht in Venedig«. Zwischen 1960 und 1970 trat er an verschiedenen kanadischen Opernbühnen auf, wo er vor allem im italienischen Repertoire erfolgreich war, u.a. als Masetto im »Don Giovanni«, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Sparafucile im »Rigoletto« und als Don Pasquale. 1969 gewann er Preise bei den Gesangwettbewerben von Genf und s’Hertogenbosch und setzte nun seine Ausbildung u.a. bei Josef Metternich weiter fort. 1970-72 war er Mitglied des Stadttheaters Gelsenkirchen, 1972-78 des Landestheaters Coburg. Nachdem er 1978-79 an der Kammeroper Neustadt a.d. Donau gesungen hatte, kehrte er nach Kanada zurück, wo er nun wieder bei verschiedenen Operngesellschaften auftrat, u.a. bei der Canadian Opera Toronto, bei der Vancouver Opera, an den Opern von Ottawa und Edmonton. Er sang dort jetzt Partien wie den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Ferrando im »Troubadour« und den Colline in »La Bohème«. Seit 1979 erschien er bis Anfang der achtziger Jahre oft an der City Opera New York, u.a. als Comte Des Grieux in Massenets »Manon« (seine Antrittsrolle), als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Leporello im »Don Giovanni«, als Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, als Zuniga in »Carmen« und als Nourabad in »Les pêcheurs de perles« von Bizet. Daneben gastierte er bei weiteren amerikanischen Operngesellschaften, so 1980 an der Oper von St. Louis in der Titelrolle von Verdis »Falstaff«. Er ging dazu einer ausgedehnten Tätigkeit als Konzertsänger nach. 1987 verabschiedete er sich von der Opernbühne. Er starb 1997 in Burlington (Ontario, Canada).

 

1.1. Dora CARRAL: 85. Geburtstag

Sie hatte in den sechziger Jahren des vorigen  Jahrhunderts in Italien eine große Karriere, wo sie vor allem bei der Opera da Camera Mailand auftrat. Mit diesem Ensemble nahm sie 1964 an der Aufführung von Monteverdis »L‘Orfeo« in Versailles teil; diese Bearbeitung der Barock-Oper führte dann auch beim Festival von Aix-en-Provence und bei der Weltausstellung von Osaka zu spektakulären Erfolgen. Beim Maggio Musicale Fiorentino wirkte sie u.a. 1962-63 in »La Cenerentola« von Rossini und in Puccinis »Trittico« mit. Sie gastierte an führenden italienischen Bühnen, wurde aber vor allem durch ihr Mitwirken bei Opernaufführungen des italienischen Rundfunks RAI bekannt, von denen mehrere auch auf Schallplatten aufgenommen wurden. Im Rundfunk wie im Konzertsaal trug sie gern Arien von Mozart, Galuppi, Scarlatti und anderer Meister, aber auch Schubert-Lieder, vor.

Von ihrer Stimme existiert eine Reihe von Schallplattenaufnahmen, darunter auch vollständige Opern, auf den Marken Decca (Fenena in Verdis »Nabucco«, Clorinda in »La Cenerentola« von Rossini, kleinere Rollen in »La Traviata«, in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, in »Medea« von Cherubini und in Puccinis »Suor Angelica«) und Voce (Neocle in Temistocle von Johann Christian Bach), alle aus der Zeit von 1962 bis 1967 stammend.

 

1.1. Suzanne JUYOL: 100. Geburtstag

Als Ortrud

 Ausgebildet am Conservatoire National Paris. Sie debütierte 1942 an der Pariser Grand Opéra als Margared in »Le Roi d’Ys« von Lalo. Sie erregte dort Aufsehen in der Titelrolle der Oper »Pénélope« von Gabriel Fauré sowie bei einem Gastspiel an der Oper von Monte Carlo als Carmen. Diese Partie sang sie dann auch in Paris an der Opéra-Comique, wo man sie als Tosca, als Charlotte im »Werther« von Massenet, als Santuzza in »Cavalleria rusticana« und in weiteren Partien erlebte. Sie sang zu Beginn ihrer Karriere Partien für Mezzosopran wie die Marthe im »Faust« von Gounod und die Waltraute in der »Walküre«, wandte sich dann aber mehr dem Sopranfach, und hier vor allem dem Wagner-Fach zu und sang 1948 an der Grand Opéra die Isolde in »Tristan und Isolde«. 1953 wirkte sie an diesem Haus in der glanzvollen Premiere von Rameaus »Les Indes galantes« mit. In den Jahren 1946-49 und 1951-53 war sie an der Oper von Monte Carlo zu Gast, wo sie große Partien wie die Tosca, die Isolde, die Marguerite im »Faust« von Gounod und in »La damnation de Faust« von Berlioz vortrug. 1950 gastierte sie bei den Zürcher Festwochen als Charlotte. 1950 trat sie an der Oper von Monte Carlo als Kundry im »Parsifal«, 1951 an der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin als Brünnhilde im Nibelungenring und als Isolde auf. 1956 sang sie an der Oper von Bordeaux in der Uraufführung der Oper »Sampiero Corso« von Tomasi. Ohne Zweifel war sie eine der bedeutendsten französischen dramatischen und Wagner-Sopranistinnen ihrer Generation, dazu als Ariane in »Ariane et Barbe-Bleue« von Dukas gerühmt. Eine ihrer großen Kreationen war auch die Ortrud im »Lohengrin«. Sie wirkte in zahlreichen Opernsendungen des französischen Rundfunks mit. Weitere Gastspiele und Konzerte in Spanien, in Belgien und in der Schweiz. 1960 gab sie ihre Karriere auf. Sie starb 1994 in Paris.

Schallplattenaufnahmen auf HMV, Decca (vollständige Oper »Carmen«) und Urania (vollständige Oper »Werther« von Massenet).

 

1.1. Natalia STOKOWACKA: 100. Geburtstag

 Sie begann das Gesangstudium mit 15 Jahren in ihrer Heimatstadt Sosnowiec bei Eva Horbaczowska und sang bereits 1937 über den Rundfunksender Katowice (Kattowitz) polnische Lieder. Während der Kriegsjahre vollendete sie ihre Ausbildung bei Sergiuz Nadgryzowski in Krakau. 1946 begann sie ihre Bühnenkarriere an der Schlesischen Oper in Bytom (Beuthen) an der sie als Musetta in »La Bohème« debütierte. Sie blieb während ihrer gesamten Karriere Mitglied dieses Opernhauses, das in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg eine große künstlerische Blütezeit erlebte. Gastspiele brachten ihr an der Nationaloper Warschau, in den Zentren des polnischen Musiklebens und auf Auslandsreisen glänzende Erfolge ein, die sie aber nicht veranlassen konnten, Bytom und sein Opernhaus (»Pánstwowa Opera Slaska«) zu verlassen. So ist sie in Moskau und Leningrad, in Kiew, an Operntheatern in Bulgarien und in der CSSR, in Alexandria, Kairo und Bombay aufgetreten. 1978 ehrte man sie in Bytom in einer Gala-Vorstellung von Puccinis »Madame Butterfly«, in der sie die Titelfigur sang. Von weiteren Höhepunkten aus ihrem lyrischen Koloratur- Repertoire sind zu nennen: die Gilda in Verdis »Rigoletto«, die Violetta in »La Traviata«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Mimi in »La Bohème«, die Konstanze in Mozarts »Entführung aus dem Serail«, die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, die Norina im »Don Pasquale« und die Rosalinde in der »Fledermaus«, dazu natürlich die entsprechenden Partien aus der polnischen Opernliteratur. Neben ihrem Wirken auf der Bühne galt sie als hervorragende Konzertsängerin, später war sie auch auf pädagogischem Gebiet tätig. Sie starb 1997 in Sosnowiec.

Aufnahmen auf Polskie Nagrania (Muza), darunter Duette mit Andrzej Hiolski und Bogdan Paprocki.

 

1.1. Anton van ROOY: 150. Geburtstag

 Eigentlich Antonius Maria Josephus van Rooy. Er arbeitete zuerst in einem kaufmännischen Beruf, studierte dann bei Julius Stockhausen in Frankfurt a.M. und trat seit 1894 als Konzert- und Oratoriensänger auf. Felix von Weingartner und Cosima Wagner veranlassten ihn jedoch, sich dem Bühnengesang, und insbesondere dem Wagner-Repertoire, zuzuwenden. Bei den Bayreuther Festspielen von 1897 debütierte der Künstler dann als Wotan im Ring-Zyklus und hatte einen überwältigenden Erfolg. Cosima Wagner soll sein Bayreuther Debüt mit den Worten kommentiert haben: »Das hätte der Meister hören müssen!« Mit einem Schlag galt er als der bedeutendste Wagner-Sänger seines Stimmfachs. Neben seinem unvergleichlichen Wotan, den er auch 1899, 1901 und 1902 in Bayreuth sang, bewunderte man ihn dort 1899 auch als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg« und 1901 auch als Fliegenden Holländer. 1898 trat er erstmalig an der Berliner Hofoper auf und war dann bis 1914 regelmäßig in den deutschen Musikmetropolen auf der Bühne wie im Konzertsaal zu hören. 1898-1913 war er alljährlich an der Londoner Covent Garden Oper zu Gast. 1898 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Wotan in der »Walküre«), deren Mitglied er bis 1908blieb. Hier ist er während neun Spielzeiten in 13 Partien und in 395 Vorstellungen aufgetreten. Neben seinen Wagner-Heroen (Wanderer im »Siegfried«, Kurwenal in »Tristan und Isolde«,  Wotan im »Rheingold«, Wolfram im »Tannhäuser«, Hans Sachs, Telramund im »Lohengrin«, Fliegender Holländer) sang er dort auch den Escamillo in »Carmen«, den König Salomon in Goldmarks »Die Königin von Saba« und den Minister im »Fidelio«.Hier wirkte er am 24.12.1903 in der von Bayreuth verbotenen Premiere des »Parsifal« als Amfortas mit und konnte seither nicht mehr in Bayreuth auftreten. 1907 sang er an der Metropolitan Oper in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Salome« von R. Strauss den Jochanaan. 1898 sang er sehr erfolgreich in der Londoner St. James‘ Hall Schumanns »Dichterliebe«, wie er denn überhaupt ein hoch angesehener Lied-Interpret war. Gastspiele und Konzerte brachten ihm in Berlin und München, in Brüssel und Amsterdam, in Frankfurt a.M., in Zürich (1901) und Köln und in vielen anderen Musikzentren glänzende Erfolge. Seit 1909 war er an der Oper von Frankfurt a.M. engagiert, wo er aber nur noch selten auftrat. Seit etwa 1910 begann seine Stimme nachzulassen. 1914 gastierte er an der Wiener Hofoper als Hans Sachs und als Wotan in der »Walküre«. Er lebte nach Beendigung seiner Karriere in München, wo er 1932 starb. – Die Ausdruckskraft und die stilvolle, feinfühlige Art seiner Rollengestaltung sind immer wieder gerühmt worden. Sein Wotan, sein Hans Sachs und sein Kurwenal setzten Maßstäbe für eine ganze Generation von Wagnersängern.

Lit: Anton van Rooy (in »Record Collector«, 1960-61).

Seltene Schallplatten der Marken G & T (London, 1902), Columbia (USA, 1906-07) und HMV (London, 1908); Edison- und Mapleson-Zylinder.

 

2.1. Marie HLOUŠKOVÁ: 125. Geburtstag

 Biographie der tschechischen Mezzosopranistin auf Tschechisch: http://www.ceskyhudebnislovnik.cz/slovnik/index.php?option=com_mdictionary&task=record.record_detail&id=5383

 

4.1. Johann Friedrich AGRICOLA: 300. Geburtstag

 Sein Vater, Johann Christoph Agricola, war „Fürstlich Altenburgischer und Freiherrlicher Bachofenischer Kammeragent und Gerichtsdirektor“ in Dobitschen, und selbst ein begabter Klavier- und Orgelspieler. Die Mutter, Maria Magdalena, geborene Manken war eine nahe Verwandte von Georg Friedrich Händel. Den Grundstein seiner musikalischen Bildung legte zwischen 1725 und 1738 der Dobitschener Schulmeister Johann Paul Martini. Im Jahre 1738 nahm Johann Friedrich 18-jährig ein Jurastudium an der Universität Leipzig auf. Zudem nahm er bis 1741 Klavier-, Orgel- und Kompositionsunterricht bei Johann Sebastian Bach, unter dessen Leitung er Cembalo bei Kirchenmusiken und im „Collegio musico“ spielte. Nach Beendigung seiner Ausbildung in Leipzig ging Johann Friedrich Agricola nach Berlin, wo er Kontakt zu Johann Joachim Quantz, dem Hofkomponisten Friedrichs II., und Carl Philipp Emanuel Bach, dem Kammercembalisten des Königs, fand. Nach einer vergeblichen Bewerbung um die Nachfolge Gottfried Heinrich Stölzels in Gotha zu Beginn des Jahres 1750 wurde Agricola im Mai 1751 zum Kammermusiker und Hofkomponisten Friedrichs II. ernannt. Hier komponierte er u. a. das Intermezzo Il filosofo convinto in amore. In seiner Position war er nicht nur für die Komposition neuer Stücke und die Veranstaltung von Privatkonzerten zuständig, sondern betätigte sich auch als Dirigent, Sänger, Gutachter, Übersetzer, Rezensent, Musikschriftsteller und Musiklehrer. Die Hochzeit mit der italienischen Sängerin Emilia Molteni (* 1722 in Modena; † 1780 in Berlin) von der Italienischen Oper zu Berlin fand ebenfalls im Jahre 1751 statt. Nach dem Tod Karl Heinrich Grauns im Jahre 1759 wurde Johann Friedrich Agricola von Friedrich II. zum preußischen Hofkapellmeister ernannt. Diese Stelle hatte er bis zu seinem Tode am 2. Dezember 1774 inne.

Die Kompositionen Johann Friedrich Agricolas (hauptsächlich Vokalwerke wie Oratorien, Kantaten, Lieder und Opern) zeigen deutlich den Einfluss Hasses und Grauns. Als Komponist von Liedern ist Agricola ein typischer Vertreter der Ersten Berliner Liederschule mit ihrer Bevorzugung anakreontischer Dichtung. Mehr denn als Komponist oder als Sänger – bei Kirchenkonzerten sang er gelegentlich neben seiner Frau die Bass-Solopartien – hat sich Agricola als Organist und Musiktheoretiker einen Namen gemacht; als letzterer schrieb er gelegentlich unter dem Pseudonym „Olibrio“. Sein Hauptwerk ist die Bearbeitung von Pier Francesco Tosis Opinioni de’ cantori antichi, e moderni o sieno osservazioni sopra il canto figurato („Anleitung zur Singkunst“, Berlin 1757), die er mit eigenen Erläuterungen und Kommentar ergänzte. 1767 erschien eine von Agricola verfasste umfangreiche Biographie Johann Georg Pisendels. Johann Carl Friedrich Rellstab, einer seiner Schüler, würdigte ihn in seiner Schrift „Über die Bemerkungen eines Reisenden die Berlinischen Kirchenmusiken, Conzerte, Oper, und Kammermusik betreffend“ als einen …fleißigen, arbeitsamen, kritischen, aber nicht talentvollen Mann. Im Verlag des Verfassers, Berlin 1779.

 

5.1. Bruno AMADUCCI: 95. Geburtstag

 Er war seit 1941 Mitarbeiter des Radios der italienischen Schweiz. Von 1980 gestaltete er die musikalischen Programme des Senders. Im Jahr 1982 wurde er zum Künstlerischen Direktor der Primavera Concertistica von Lugano berufen. Zwei Jahre später übernahm er dieses Amt bei den Konzerten von Locarno. Er gründete 1969 die Associazione Ricerche Musicali nella Svizzera Italiana. Er war unter anderem Dirigent an der Metropolitan Opera in New York (1967 Falstaff), an der Wiener Staatsoper (1966 Aida), an der Deutschen Oper Berlin und an der Opéra National de Paris. Er starb 2019 in Lugano. Sein künstlerischer Nachlass mit über 300 Verzeichniseinheiten wird von der Schweizerischen Nationalphonothek in Lugano bewahrt.

 

6.1. Earl KIM: 100. Geburtstag

Der Sohn koreanischer Einwanderer studierte ab 1941 an der University of California, Los Angeles Komposition und Musiktheorie bei Arnold Schoenberg. Bei Ernest Bloch und Roger Sessions setzte er an der University of California, Berkeley seine Ausbildung fort, die er 1952 mit dem Mastergrad abschloss. 1952-67 unterrichtete er an der Princeton University, 1971-90 an der Harvard University. Daneben wirkte er bei verschiedenen Musikzentren und Hochschulen als Composer in Residence. Zu seinen Schülern zählten u.a. Peter Maxwell Davies, Harrison Birtwistle und Bernard Rands. Große Anerkennung bekamen Kims Vokalwerke nach Texten bedeutender Schriftsteller wie Charles Baudelaire, Arthur Rimbaud, Rainer Maria Rilke und Anne Sexton und seine Bühnenwerke nach Samuel Beckett. Von seinen Instrumentalwerken wurde am bekanntesten das Violinkonzert, das er 1979 komponierte und Itzhak Perlman widmete. Earl Kim starb 1998 in Cambridge/Massachusetts.

 

6.1. Mme. Charles CAHIER: 150. Geburtstag

 Eigentlich Sarah Jane Walker, Tochter eines amerikanischen Generals. Sie studierte zuerst bei Ernest Inoff in Indianapolis, dann bei Jean de Reszke, bei Victor Capoul und Fidèle König in Paris und bei Amalie Joachim in Berlin. Sie debütierte 1904 an der Oper von Nizza als Orpheus von Gluck. Nachdem sie 1905 den schwedischen Rittergutsbesitzer Charles Cahier geheiratet hatte, trat sie unter dem Namen Mme. Charles Cahier auf. Nach Gastspielen in Frankreich und Deutschland, u.a. 1905 an der Berliner Hofoper, wurde sie 1906 durch Gustav Mahler an die Wiener Hofoper engagiert, der sie bis 1911 angehörte. Hier trat sie als Amneris in »Aida«, als Fidès in Meyerbeers »Der Prophet«, als Carmen, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Dalila in »Samson und Dalila« von Saint-Saens, als Ortrud im »Lohengrin«, als Erda im Nibelungenring, als Waltraute in der »Götterdämmerung«, als Lady Pamela in »Fra Diavolo« von Auber, als Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Adriano in Wagners »Rienzi«, als Brangäne in »Tristan und Isolde«, als Azucena im »Troubadour« und als Czipra im »Zigeunerbaron« von J. Strauß auf. Vor allem als Carmen, aber auch als Interpretin der Vokalmusik von Gustav Mahler gefeiert. Sie sang am 20.11.1911 in München in der Uraufführung des »Liedes von der Erde« von Gustav Mahler das Alt-Solo in der endgültigen Fassung des Werks für Tenor- und Alt-Solo. In den Jahren 1909-13 trat sie bei den Münchner Opernfestspielen in Wagner-Partien auf. Sie gastierte in Berlin, Dresden, Leipzig, München, Zürich (1920 als Azucena, Amneris und Carmen) und Amsterdam und erwarb hohes Ansehen als Konzert- und Oratoriensolistin, vor allem als Bach-Interpretin (Matthäuspassion) und in Werkenvon Robert Schumann und Franz Liszt. Beim Mahler-Fest von 1920 sang sie in Amsterdam zusammen mit dem Concertgebouw Orchester unter Willem Mengelberg. 1912 gastierte siein 5 Vorstellungen an der New Yorker Metropolitan Oper:als Azucena, als Amneris und als Fricka in der »Walküre«. Dagegen hatte sie in den USA große Erfolge im Konzertsaal; sie sang u.a. in der amerikanischen Premiere von Strawinskys »Les Noces« und brachte in ihren Konzerten gern Werke zeitgenössischer Komponisten zum Vortrag (Reynaldo Hahn, Raoul Laparra, Gabriel Dupont). Während des Ersten Weltkrieges hielt sie sich in Schweden auf, wo sie meistens auf ihrem Schloss Helgerum bei Skaftet lebte. In den Jahren 1914-18 gastierte sie an der Stockholmer Oper, setzte aber ihre internationale Karriere in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg sowohl auf der Bühne wie im Konzertsaal weiter fort. 1927 trat sie noch auf der Bühne auf, 1931 gab sie in Berlin ein Konzert. 1933 trennte sie sich von Charles Cahier. Später gesuchte Pädagogin, zuerst in Nöresund in Schweden, dann in Salzburg, schließlich in New York. Aus dem Kreis ihrer Schüler sind so große Namen wie Marian Anderson, Göta Ljungberg und Rosette Anday zu nennen. Mme. Charles Cahier starb 1951 in Manhattan Beach bei Los Angeles. – Umfangreiche, ausdrucksstarke Stimme, sowohl im Opern- wie im Konzertrepertoire berühmt.

Wenige Schallplatten: eine G & T-, eine Ultraphon-, eine schwedische Odeon-Platte, drei HMV-Aufnahmen. 1992 wurde auf Pearl eine Aufnahme von Gustav Mahlers »Urlicht« von 1930 wiederveröffentlicht.

 

6.1. Elise ELIZZA: 150. Geburtstag

 Eigentlich Elisabeth Letztergroschen. Ausbildung durch Adolf Limley in Wien, den sie später heiratete. Sie begann ihre Karriere 1892 als Operettensoubrette am Wiener Carl Theater; sie debütierte dort als Margit in Weinbergers »Lachende Erben«. 1894 kam sie an das Stadttheater von Olmütz (Olomouc). Nach weiterem Studium bei Amalie Materna wurde sie 1895 an die Wiener Hofoper verpflichtet (Antrittsrolle: Inez im »Troubadour«). Sie blieb deren Mitglied bis 1919, wo sie als verlässliches, immer zum Einspringen bereites Mitglied des Ensembles galt. Sie trat dort in einer Vielzahl von Partien auf, von denen nur die Inès in der »Afrikanerin« von Meyerbeer, die Aida, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Lene im »Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, die Mimì in »La Bohème«, die Frasquita wie die Mercedes wie die Micaela in »Carmen«, die Lola wie die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Donna Elvira wie die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, der Siebel wie die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Rosalinde wie die Adele in der »Fledermaus«, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Agathe im »Freischütz«, der Jemmy wie die Mathilde im »Wilhelm Tell« von Rossini, die Königin der Erdgeister im »Hans Heiling« von Marschner, die Gretel wie die Knusperhexe in »Hänsel und Gretel«, die May in Goldmarks »Das Heimchen am Herd«, die Margarethe von Valois wie die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Eudoxie in »La Juive« von Halévy, die Astaroth wie die Sulamtih wie die Titelheldin in Goldmarks »Die Königin von Saba«, die Elsa im »Lohengrin«, die Anna in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Adalgisa in Bellinis »Norma«, den Amor wie die Eurydike in Glucks »Orpheus und Eurydike«, die Nedda im »Bajazzo«, die Berthe in Meyerbeers »Der Prophet«, die Irene in Wagners »Rienzi«, die Isabella in Meyerbeers »Robert der Teufel«, die Brünnhilde im »Siegfried«, die Venus im »Tannhäuser«, die Tosca, die Leonore im die Venus im »Troubadour«, die Sophie im »Werther« von Massenet, die Papagena wie die Königin der Nachtin der »Zauberflöte« und die Saffi im »Zigeunerbaron« genannt seien. 1904 gastierte sie am Deutschen Theater Prag, 1912 in Brünn. Bis 1922 gab sie noch Gastspiele an der Wiener Staatsoper. Dann Gesanglehrerin in Wien. Nebenihrem Wirken auf der Bühne war sie eine geschätzte Konzertsängerin; 1901 wirkte sie in der Uraufführung von »Das klagende Lied« von Gustav Mahler mit. Die Künstlerin besaß eine der schönsten Sopranstimmen ihrer Zeit; in ihr verband sich vollendete Beherrschung der Gesangtechnik mit Stilsicherheit und tiefer Musikalität des Vortrages. Man hat den Eindruck, dass ihre Kunst an der Wiener Oper nicht in entsprechender Weise gewürdigt wurde. Sie starb 1926 in Wien. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Zahlreiche schöne Schallplattenaufnahmen auf G & T (Wien, 1903-07), Columbia, Odeon (Wien, 1905), Favorit, HMV und Pathé.

 

6.1. Giuseppe SAMMARTINI: 325. Geburtstag

 Er kam als Sohn des aus Frankreich stammenden Oboisten Alexis Saint-Martin zur Welt und war ein Bruder des bekannteren Komponisten Giovanni Battista Sammartini, den man auch als „Mailänder“ Sammartini bezeichnet. Er ging nach seiner Tätigkeit als Oboist im Orchester des Mailänder Regio Ducal Teatro um 1728 nach London. Deshalb wurde er später „Londoner“ Sammartini genannt. Unter Georg Friedrich Händel spielte er im Londoner King’s Theatre und machte sich dort als ausgezeichneter Oboenvirtuose einen Namen. Charles Burney bezeichnete ihn als „celebrated“ („gefeiert“) und rühmt seine Musik als „full of science, originality and fire“ („voller Fähigkeiten, Originalität und Feuer“). Seine Kompositionen – meist Sonaten oder Konzerte für das eigene Instrument, aber auch Concerti grossi – waren zunächst nicht sehr verbreitet. Viele seiner Werke wurden erst nach seinem Tod (1750 in London) veröffentlicht, stießen dann allerdings auf großen Zuspruch und wurden bis ins 19. Jahrhundert in den Concerts of Ancient Music gespielt.

Sammartini war geschickt im Kontrapunkt, mit einem ausgezeichneten Sinn für Harmonie und einer Neigung zur Chromatik sowie gut im Erfinden von Melodien. Die weite Lyrik seiner langsamen Sätze und Menuette zeigen den Einfluss Händels. Seine musikalische Gestaltung ist anregend und gut gebaut. Heute ist Giuseppe Sammartini besonders den Oboisten bekannt. Seine bei Schott neu edierte Sonate G-Dur für Oboe und basso continuo gehört zum barocken Standardrepertoire für das Instrument. Die orchestralen Werke wurden nicht neu herausgegeben, liegen allerdings in verschiedenen europäischen und amerikanischen Bibliotheken vor. Der auf Alte Musik spezialisierte Blockflötist Maurice Steger hat Giuseppe Sammartinis Werk zusammengetragen und teilweise ediert. Von ihm liegt eine Einspielungen des Komponisten vor (Giuseppe Sammartini: Sonate per flauto, Harmonia Mundi 2007). Auf Tonträgern wurden seine Werke auch sonst vielfach (mehrfach für (Block-)Flöte und sonstige Blasinstrumente) eingespielt.

 

8.1. Bohuš HANÁK: 95. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule von Bratislava (Preßburg) und begann am dortigen Nationaltheater auch seine Bühnenkarriere. Mit dem Ensemble dieses Hauses gastierte er am Nationaltheater Prag, an der Nationaloper Sofia und bei den Maifestspielen von Wiesbaden. 1958-60 war er am Landestheater von Linz (Donau) engagiert; seit 1968 wirkte er bis 1988 (zuletzt als Gast) am Stadttheater von Basel. Er gastierte an der Komischen Oper Berlin, am Bolschoi Theater Moskau, an der Oper von Leningrad, an den Staatsopern von Dresden und München, am Teatro San Carlo Neapel, am Grand Théâtre Genf (1981 als Monterone im »Rigoletto«), an den Theatern von Bern, Innsbruck und Heidelberg und am Théâtre des Champs-Élysées Paris. Von den vielen Partien, die Bestandteil seines Bühnenrepertoires waren, sind zu nennen: der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Don Giovanni, der Haly in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, der Figaro in dessen »Barbier von Sevilla«, der Don Pizarro im »Fidelio«, der Rigoletto, der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, der Amonasro in »Aida«, der Graf Luna im »Troubadour«, die Titelpartien in »Macbeth« wie in »Simon Boccanegra« und in »Nabucco« von Verdi, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Telramund im »Lohengrin«, der Fliegende Holländer, der Alberich im Nibelungenring, der Escamillo in »Carmen«, der Fürst Igor in Borodins gleichnamiger Oper, der Titelheld im »Eugen Onegin« und der Tomsky in »Pique Dame« von Tschaikowsky, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Scarpia in »Tosca«, der Titelheld in »Cardillac« von Hindemith, der Mandryka in »Arabella« von R. Strauss und der Boris in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, dazu Partien in Operetten. Am Stadttheater von Basel nahm er an den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Aus einem Totenhaus« von Janácek (Spielzeit 1973-74 als Gorjantschikow) und »Der Traum des Liu-Tung« von Isang Yun (1969-70 als Ching-Yan) teil. Er starb 2010 in Basel.

Supraphon-Aufnahmen.

 

9.1. Claudine ARNAUD: 80. Geburtstag

 Ihr eigentlicher Name war Claudine Verhelle; sie erhielt ihre Ausbildung bei Mina Bolotine in Brüssel und debütierte 1958 an der Königlichen Oper Antwerpen als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, eine Partie, die einen Höhepunkt in ihrem Repertoire darstellte. Bereits 1959 wurde sie an das Théâtre de la Monnaie Brüssel engagiert, dessen Mitglied sie bis 1971 blieb, und an dem sie Rollen wie die Olympia und die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Gilda im »Rigoletto«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Manon von Massenet, die Donna Anna im »Don Giovanni« und die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« zum Vortrag brachte. Gastspiele führten sie an die weiteren belgischen Opernhäuser (Lüttich, Antwerpen, Gent), an das Théâtre des Champs-Élysées Paris (1963 als Olympia), an die Oper von Bordeaux, an das Theater von Bonn und zu den Festspielen von Glyndebourne, bei denen sie 1963-64 die Königin der Nacht sang. Als weitere Partien umfasste ihr Bühnenrepertoire die Euridice in Monteverdis »L‘Orfeo«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Zdenka in »Arabella« von R. Strauss, die Stimme des Falken in dessen »Frau ohne Schatten«, die Lucia di Lammermoor, die Princesse in »Marouf« von H. Rabaud und die Titelpartie in Strawinskys »Le Rossignol«. Seit Mitte der siebziger Jahre trat sie hauptsächlich als Konzertsängerin in Erscheinung und wirkte zugleich als Pädagogin am Konservatorium von Mons. Sie starb 2017 in Brüssel.

In einer in Belgien veröffentlichten Privataufnahme der Oper »Les pêcheurs de perles« von Bizet singt sie die Leila mit Pierre Fleta als Partner.

 

10.1. Georg KATZER: 85. Geburtstag

Er wurde als Sohn eines Konditors in Niederschlesien geboren. Er legte sein Abitur an der Internatsschule Schloss Wendgräben ab. Er studierte 1953-59 Klavier, Musiktheorie und Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny und Ruth Zechlin an der Ost-Berliner Hochschule für Musik. 1957-58 studierte er bei Karel Janácek an der Akademie der musischen Künste in Prag. 1961-63 war er Meisterschüler von Hanns Eisler, Ruth Zechlin und Leo Spies an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Seit 1963 ist er freischaffender Komponist und Musiker in Berlin. 1966-67 war er Musikdramaturg am Erich-Weinert-Ensemble der NVA der DDR. Er arbeitete mit Künstlern wie mit Johannes „Hannes“ Bauer, Wolfgang Fuchs, Paul Lytton, Phil Minton, Ernst-Ludwig Petrowsky, Radu Malfatti, Phil Wachsmann und der Bläservereinigung Berlin zusammen. 1976 hielt er sich im Studio für elektronische Musik in Bratislava und 1977 in Bourges/Frankreich auf. 1978 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste in Ostberlin gewählt. 1982 gründete er das der Musikabteilung der Akademie der Künste angegliederte Studio für Elektroakustische Musik, dessen künstlerischer Leiter er bis 2005 war. 1986 war er Gastprofessor an der Michigan State University. 1987 wurde er zum Professor ernannt und unterrichtete in der Folge eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, Freien Akademie der Künste zu Leipzig und Akademie für Elektroakustische Musik in Bourges/Frankreich. Bis 1989 war er Vizepräsident des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. 1988-91 war er Präsident der deutschen Sektion der C.I.M.E. (Internationale Vereinigung für elektroakustische Musik), 1990 Präsident des Musikrates der DDR und 1990-2001 Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats. Zu Katzers Kompositionen gehören Werke für Kammerensembles, Orchesterwerke, Solokonzerte, Opern, Ballette, Puppenspiele und oratorische Werke. Sein Werk umfasst auch elektroakustische Stücke, Hörspielmusik, Multimediaprojekte und Projekte mit improvisierter Musik. Neue Kompositionen sind verlegt bei der Edition Gravis. Katzer lebte bis zu seinem Tod in Zeuthen bei Berlin. Er starb im Mai 2019 im Alter von 84 Jahren.

 

10.1. Werner Andreas ALBERT: 85. Geburtstag

Nach dem Studium von Geschichte, Musikwissenschaft und Schulmusik an der Universität Heidelberg sammelte er 1959-63 erste Erfahrungen in der Orchesterleitung als Hospitant bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Sein Debüt als Dirigent gab er 1961 beim Heidelberger Kammerorchester. Durch Vermittlung von Hans Rosbaud erhielt er 1963 eine Anstellung als Erster Kapellmeister der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford, wo er 1969 Nachfolger von Richard Kraus als Chefdirigent wurde. 1971 wurde er Chefdirigent des Orchesters der Gulbenkian-Stiftung. 1974 wechselte er in gleicher Position zu den Nürnberger Symphonikern. 1983-90 war Werner Andreas Albert Chefdirigent des Queensland Symphony Orchestra in Brisbane (Queensland), Australien. Zusätzlich wurde er 1993 zum Künstlerischen Berater des Queensland Philharmonic Orchestra ernannt und 1995-98 als Chefdirigent engagiert.Ab 1998 arbeitete Albert als freischaffender Dirigent und verfolgte weltweit Gastdirigate und Aufnahmeprojekte. Werner Andreas Albert lebte zuletzt in Australien und in Deutschland. Er starb 2019 in Brisbane.

Werner Andreas Albert hat für Classic Production Osnabrück u. a. das orchestrale Gesamtwerk von Erich Wolfgang Korngold und von Paul Hindemith aufgenommen sowie eine umfangreiche Darstellung der Werke von Hans Pfitzner und Siegfried Wagner. Seine zahlreichen Plattenaufnahmen beinhalten vor allem weniger bekannte Komponisten wie Ernst Boehe, Richard Wetz, Benjamin Frankel, Hermann Goetz, Ernst Pepping, Gordon Sherwood oder Robert Volkmann. Mit nahezu allen Rundfunksinfonie-Orchestern der ARD hat er zahlreiche Konzerte aufgenommen; allein die Anzahl der Einspielungen für den WDR, mit dem er seit über 40 Jahren zusammenarbeitet, liegt bei über 500 Werken. Werner Andreas Albert war Professor am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg bzw. der Hochschule für Musik Nürnberg. 25 Jahre lang, bis 1999, war er künstlerischer Leiter des Bayerischen Landesjugendorchesters. An der Universität von Queensland betreute Albert ausgewählte Studenten im Masterstudium.

 

11.1. Jerzy FECHNER: 75. Geburtstag

 Er war der Sohn des bekannten polnischen Baritons Albin Fechner (1913-86) und der Mezzosopranistin Aurelia Fechner. Er absolvierte sein Gesangstudium an der Musikakademie von Poznan (Posen), wo er in der Gesangsklasse seines Vaters ausgebildet wurde. Bereits ein Jahr vor Beendigung dieses Studiums debütierte er 1977 am Opernhaus von Poznan als Miecznik im »Gespensterschloss« (»Straszny Dwór«) von Moniuszko. Seitdem blieb er Mitglied dieses Hauses, an dem er, genau wie sein Vater, eine langjährige, bedeutende Karriere hatte. Von den vielen Partien, die er dort gesungen hat, seien der Janusz in »Halka« von Moniuszko, der Rigoletto, der Germont sr. in »La Traviata«, der Ford in Verdis »Falstaff«, der Amonasro in »Aida«, der Tonio im »Bajazzo«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Scarpia in »Tosca«, der Fra Melitone in »La forza del destino«, der Telramund im »Lohengrin« und der Escamillo in »Carmen« genannt. Er wirkte in den polnischen Erstaufführungen der Opern »Curlew River«, »A Midsummer Night’s Dream« und »Death in Venice« von B. Britten mit, die alle in Poznan stattfanden, ebenso in der polnischen Erstaufführung von K. Pendereckis »Die schwarze Maske« (1987 als Johnson). Als Gast ist er an Theatern in Finnland, Deutschland, Frankreich, in Holland, in der Schweiz, in Bulgarien, Ungarn und in Russland aufgetreten. In Budapest sang er 1984 in einer Rundfunkaufnahme von Benjamin Brittens »Curlew River« die Rolle des Fährmanns. 1999 hörte man ihn am Opernhaus von Poznan als Ollendorf in Millöckers »Der Bettelstudent« und als Klingsor im »Parsifal«. Auch im Konzertsaal brachte er ein umfangreiches Repertoire zum Vortrag. Er starb 2003 in Poznan.

 

11.1. Amalie MERZ-TUNNER: 125. Geburtstag

Der eigentliche Name der Sängerin war Marianne Baum. Sie erhielt ihre Ausbildung in Wien durch Mathias Schön und durch Emil Schipper sowie bei Hugo Proksch in München. 1919 fand ihr Debüt als Konzertsängerin statt. Ihre gesamte Karriere wurde durch ihre Konzertauftritte gekennzeichnet, nur gelegentlich ist sie auf der Bühne zu hören gewesen, so 1925-26 am Theater von Dortmund, wo sie die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen« und die Marguerite in »La damnation de Faust« von Berlioz sang. Im Übrigen brachte sie jedoch eine sehr erfolgreiche internationale Konzertkarriere zustande. Seit 1920 trat sie ständig in Köln, seit 1921 auch in Berlin und Hamburg in Erscheinung; in Leipzig bewunderte man ihre Bach-Interpretation bei den berühmten Gewandhauskonzerten, sie sang in Frankfurt a.M. und in München, in Dresden und in Stuttgart. 1920 und 1932 hörte man sie in Zürich, 1930 in Basel, 1928 und 1933 in Wien. 1926 unternahm sie eine Schweden-Tournee, 1939 bereiste sie Italien. Seit 1926 war sie am Konservatorium von Dortmund im pädagogischen Bereich tätig, 1948 wurde sie als Dozentin an die Musikhochschule von Köln berufen. Sie starb 1983 in Recklinghausen.

Es ist nicht zu verstehen, dass von ihrer Stimme keine Schallplattenaufnahmen existieren.

 

12.1. Gertie CHARLENT: 95. Geburtstag

 Die Künstlerin studierte bei den Pädagogen Hermann Achenbach und Anny von Stosch in Kassel. Bühnendebüt 1946 am Staatstheater Kassel als Fiordiligi in »Così fan tutte«. Sie kam von dort aus 1950 an das Opernhaus von Essen, wo sie bis 1957 engagiert blieb. Sie sang erfolgreich an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Staatstheater Wiesbaden, am Mannheimer Nationaltheater, an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a.M., Hannover, Dortmund, Nürnberg und Wuppertal und war in den Jahren 1962-78 am Staatstheater Darmstadt tätig. Auslandsgastspiele in Graz, am Teatro Fenice Venedig, an den Opernhäusern von Rom und Zürich, am Stadttheater Basel wie an der Niederländischen Oper Amsterdam. Bei den Salzburger Festspielen trat sie 1965 und 1974 in Konzerten mit zeitgenössischer Musik auf. 1966 wirkte sie an der Stuttgarter Staatsoper in der szenischen Uraufführung des Opernwerks »Aventures/Nouvelles aventures« von Ligeti mit. Ihr umfangreiches Repertoire enthielt die klassischen Koloraturpartien wie Aufgaben aus der zeitgenössischen Opernliteratur. Im Einzelnen sind zu nennen: die Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, die Norina im »Don Pasquale«, das gesamte Mozart-Repertoire von der Konstanze und dem Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« bis zur Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Adele wie die Rosalinde in der »Fledermaus«, das Ännchen im »Freischütz«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos«, die Fiakermilli in »Arabella«, die Alice Ford wie die Nannetta in Verdis »Falstaff«, die Traviata, die Gilda im »Rigoletto«, die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, Partien in Opern von Hindemith, Menotti, Milhaud, Dessau, Nono, Blomdahl und Fortner. Geschätzte Konzertsängerin. Sie starb 2002 in Darmstadt.

Schallplatten: Wergo (Vokalmusik von Ligeti), Fox, Hör zu, Harmonia mundi (Szenen aus zeitgenössischen Vokalwerken).

 

12.1. Hans GIERSTER: 95. Geburtstag

 Er war Schüler von Clemens Krauss und arbeitete ab 1942 als Korrepetitor in München. Am Düsseldorfer Opernhaus war er 1945-52 engagiert. 1952-56 war er Kapellmeister an der Bayerischen Staatsoper und dirigierte bei den Vorstellungen im damaligen Ausweichquartier des Prinzregententheaters schwerpunktmäßig Opern von Mozart, Verdi und Richard Strauss. 1956 wurde er Generalmusikdirektor am Theater Freiburg. Dort realisierte er Wagners Der Ring des Nibelungen sowie die Hindemith-Opern Cardillac und Mathis der Maler, wodurch er auch überregional bekannt wurde. Von Herbst 1965 bis Sommer 1988 war er Generalmusikdirektor am Opernhaus Nürnberg. Als Nürnberger GMD debütierte er zur Spielzeiteröffnung 1965/66 mit Fidelio. In der Interimsspielzeit 1964/65 hatte er zuvor bereits zwei Produktionen als Gastdirigent betreut, Boris Godunow und Aida. Nach dem Tode des Generalintendanten Karl Pschigode übernahm Gierster ab 1971 (bis 1976) zusätzlich auch die Operndirektion am Opernhaus Nürnberg und erhielt als GMD einen Vertrag auf Lebenszeit. Er legte in Konzert und Oper den Schwerpunkt auf Komponisten wie Gustav Mahler (1977, 8. Sinfonie), Anton Bruckner, Arnold Schönberg (1981, Gurrelieder zusammen mit den Nürnberger Symphonikern), Hans Werner Henze und Krzysztof Penderecki und leitete zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, unter anderem Werke von Boris Blacher, Werner Egk, Wilhelm Killmayer, György Ligeti, Aribert Reimann und Hans Zender. Er vergrößerte das Philharmonische Orchester auf 87 Musiker, erhöhte die Probenzeiten, reduzierte die Anzahl der Operetten im Spielplan und verlegte aus Platzgründen die Philharmonischen Konzerte in die neugebaute Meistersingerhalle. Als Operndirigent setzte er sich vor allem für die musikalische Avantgarde ein. Er leitete vielbeachtete Aufführungen wie Moses und Aron (Premiere: Dezember 1970, Regie: Hans-Peter Lehmann), Die Soldaten von Bernd-Alois Zimmermann (Premiere: Juni 1974, Regie: Hans-Peter Lehmann), die Doppel-Oper Träume von Isang Yun (Premiere: Februar 1969, Regie: Wolfgang Weber/Bild: Peter Heyduck) oder Intolleranza 70 (Premiere: Mai 1970) von Luigi Nono. Mit der Träume-Produktion gastierte Gierster bei den Wiener Festwochen, sowie in Berlin, München und Frankfurt am Main; mit Intollerenza 70 beim Maggio Musicale Fiorentino. Als Operndirektor verpflichtete er zahlreiche Schauspielregisseure an das Nürnberger Opernhaus, unter anderem Hans Neuenfels (1974 für Der Troubadour), Hansgünther Heyme (Spielzeit 1974/75 für Wozzeck, mit Dunja Vejzovic als Marie), Hans Hollmann, Hansjörg Utzerath, Luca Ronconi, Alfred Kirchner und Peter Mussbach. Seine letzte Nürnberger Opern-Premiere als GMD war Elektra in der Spielzeit 1986/87 (Premiere: Mai 1987). Danach zog sich Gierster, nachdem er im August 1988 vorzeitig seinen Vertrag gekündigt hatte, aus gesundheitlichen Gründen vom Amt des GMD zurück. Sein letztes Konzert dirigierte er im Februar 1989 in der Nürnberger Meistersingerhalle, die 1. Sinfonie von Gustav Mahler mit den Nürnberger Philharmonikern. Gastverpflichtungen hatte er unter anderem an den Staatsopern in München, Hamburg und Wien (1963 insgesamt fünf Vorstellungen der Opern Elektra, Die Hochzeit des Figaro, Der Wildschütz und Die Zauberflöte). Daneben arbeitete er auch mit den Wiener und Berliner Philharmonikern und mit dem London Philharmonic Orchestra. Gierster starb 1995 im Alter von 70 Jahren in einem Straubinger Hospital an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde auf dem Nürnberger Johannisfriedhof beigesetzt.

 

12.1. Theodor UPPMAN: 100. Geburtstag

 Studium an der Stanford University bei Carl Ebert, wo er in einer Schüleraufführung 1946 als Papageno in der »Zauberflöte« mitwirkte, später am Curtis Institute of Music bei Steuart Wilson. Er sang dann bei verschiedenen Operntruppen in Kalifornien, u.a. auch den Pelléas in einer konzertanten Aufführung von »Pelléas et Mélisande« als Partner von Maggie Teyte (San Francisco 1947). 1947 unternahm er ausgedehnte Konzertreisen im Westen Nordamerikas, 1951 gab er sein erstes Konzert in New York. 1951 sang er an der New York City Opera. Im gleichen Jahr kreierte er am 1.12.1951 den Titelhelden in der Uraufführung von Benjamin Brittens »Billy Budd« an der Covent Garden Oper London. 1952-53 unternahm er eine Amerika-Tournee und wirkte in der amerikanischen Fernsehpremiere des »Billy Budd« mit; häufig trat er auch in Musicals auf. 1953 erfolgte sein Debüt an der Metropolitan Oper New York als Titelheld in »Pelléas et Mélisande«, und er sang bis 1978 dort in 24 Spielzeiten 15 Partien in 398 Vorstellungen: den Papageno in der »Zauberflöte«, den Paquillo in Offenbachs »La Périchole«, den Masetto im »Don Giovanni«, den Eisenstein in der »Fledermaus«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Jim Larkens in »La fanciulla del West«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Marcello in »La Bohème«, den Ben in Menottis »The Telephone«, den Ping in Puccinis »Turandot«, den Silvio im »Bajazzo«, den Taddeo in Rossinis »L’Italiana in Algeri« und den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1956 wirkte er an der Oper von Cincinnati in der amerikanischen Premiere von Benjamin Brittens »Gloriana« mit. An der New York City Opera sang er 1962 in der Uraufführung der Oper »The Passion of Jonathan Wade« von Carlisle Floyd; auch beim Festival von Santa Fé wirkte er mit. In Santa Fé kreierte er 1971 die Oper »Yerma« von Heitor Villa-Lobos, 1972 nahm er an der Oper von Seattle an der Uraufführung der Oper »The Black Widow« von Pasatieri teil und wirkte in Houston/Texas 1983 in der Uraufführung von L. Bernsteins »A quiet Place« als Bill mit. Er sang dann die letztgenannte Partie auch in den Premieren dieser Oper 1984 an der Mailänder Scala und 1986 an der Staatsoper Wien. Er wirkte in mehreren Tonfilmen mit. Er starb 2005 in New York.

Schallplatten: Capitol, RCA-Victor, Historical Performances (Papageno in der »Zauberflöte« unter Bruno Walter, Metropolitan Oper 1956), DGG (»A quiet Place«), Nuova Era (Masetto im »Don Giovanni«, Metropolitan Oper 1967).

 

12.1. Melitta AMERLING: 125. Geburtstag

Ihre Ausbildung erfolgte bei Agnes Bricht-Pyllemann in Wien, und sie debütierte 1922 am Stadttheater von Gablonz (Jablonec nad Nisou), dem sie bis 1924 angehörte. In der Spielzeit 1924-25 war sie an der Wiener Volksoper, 1925-28 am Stadttheater von Chemnitz und 1928-31 am Staatstheater von Braunschweig engagiert. 1931-35 wirkte sie an der Städtischen Oper Berlin und sang anschließend am Stadttheater Dortmund (1935-36), am Stadttheater Duisburg (1936-37) und am Stadttheater Essen (1937-38). Danach trat sie nur noch gastierend, jetzt aber im Sopranfach, auf. Während sie im ersten Teil ihrer Karriere als Altistin Partien wie die Azucena im »Troubadour«, die Emilia in Verdis »Otello«, die Lucia in »Cavalleria rusticana«, die Erda im Nibelungenring, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss und die Gräfin in »Die Soldaten« von Gurlitt übernahm, sang sie als Sopranistin die Venus im »Tannhäuser«, die Kundry im »Parsifal«, die Brünnhilde im Nibelungenring, die Isolde in »Tristan und Isolde«, die Titelfiguren in »Mona Lisa« von M. von Schillings und »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss wie die Marschallin im »Rosenkavalier«. Gastspiele brachten ihr an den Staatsopern von Dresden (1927) und Wien (1938 als Ortrud im »Lohengrin«) und beiden Festspielen von Bayreuth (1933-34 als Gerhilde in der »Walküre«und als 2. bzw. 3. Norn in der »Götterdämmerung«) Erfolge. Sie starb 1982 in Innsbruck. Sie war in zweiter Ehe mit dem Bass-Bariton Hermann Reichert (1891-1957) verheiratet.

 

12.1. Carl BURRIAN: 150. Geburtstag

Ursprünglich wollte er Jurist werden, seine Stimme fiel an der Prager Universität auf und wurde durch Franz Pivoda in Prag und durch Felix von Kraus in München ausgebildet. Er debütierte 1891 am Stadttheater von Brünn (Brno) als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« und sang dort anschließend den Manrico im »Troubadour«. Er war 1892-93 am Stadttheater von Reval, 1893-94 am Stadttheater von Aachen (wo er 1893 in der Uraufführung von Leo Blechs Oper »Aglaja« mitwirkte), 1894-96 am Opernhaus von Köln, 1896-98 am Hoftheater von Hannover und 1898-1901 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, 1901-02 am Opernhaus von Budapest engagiert. 1895 trat er am Kölner Opernhaus in der Uraufführung der Oper »Sjula« von Karl von Kaskel, 1896 in der von »Elsi, die seltsame Magd« von Arnold Mendelssohn auf. 1898-99 gastierte er an der Berliner Hofoper, 1903-06 an der Hofoper von München, 1900 am Opernhaus von Zagreb (Agram), 1906 am Theater von Graz, 1903 und 1914 an der Stuttgarter Hofoper. 1902 wurde er als Nachfolger von Georg Anthes an die Dresdner Hofoper berufen. Hier vor allem als großer Wagner-Interpret gefeiert; er sang am 9.12.1905 in der Dresdner Uraufführungder Oper »Salome« von Richard Strauss den Herodes, wobei er eine unvergessliche Charakterstudie dieser Partie lieferte. 1902 übernahm er in Dresden in der deutschen Erstaufführung von Puccinis »Tosca« den Cavaradossi, 1906-13 wirkte er an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Tannhäuser), an der er in insgesamt 133 Vorstellungen in zehn verschiedenen Partien aufgetreten ist: als Lohengrin, als Loge, Siegmund und Siegfried im Nibelungenring, als Tristan, als Florestan im »Fidelio« und als Parsifal; 1907 sang er dort den Herodes in der amerikanischen Erstaufführung von »Salome«. Er sang bei den Bayreuther Festspielen 1908 den Parsifal. 1910 Gastspiel an der Grand Opéra Paris als Tristan. Bis zum Jahre 1911 blieb er Mitglied der Dresdner Hofoper. Er war sehr erfolgreich bei Gastspielen an der Hofoper von Wien, deren Mitglied er in den Jahren 1908-09 und 1912-13 war. Hier sang er den Tristan, den Tannhäuser, den Faust von Gounod, den Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Otello von Verdi, den Canio im »Bajazzo«, den Siegfried im Nibelungenring, den Siegmund, den Mathias im »Evangelimann« von W. Kienzl, die Titelpartien in den Opern »Fra Diavolo« von Auber und »Dalibor« von Smetana und den Lohengrin. Große Erfolge auch am Stadttheater von Zürich, wo er 1904, 1909 und 1914-15 gastweise auftrat. Seit 1904 gastierte er an der Covent Garden Oper London, letztmalig trat er dort 1914 als Tristan und als Parsifal auf, 1907 war er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel als Tristan, am Théâtre Châtelet in Paris als Herodes in »Salome« zu hören. 1911-12 unternahm er eine große USA-Tournee mit Auftritten in Chicago, Philadelphia und Boston. 1914-15 kam es zu Auftritten an Theatern in Böhmen, u.a. in Pilsen, Brünn, Olmütz und am Deutschen Theater Prag. 1918-19 sang er einige Male am Tschechischen Nationaltheater in Prag,wurde dort aber trotz aller Bemühungen nicht ins Engagement genommen. 1920 brach bei ihm eine schwere diabetische Erkrankung aus, doch gastierte er 1922 nochmals am Prager Nationaltheater und 1923-24 an der Oper von Budapest. Eine Konzerttournee, die er zusammen mit seinem Bruder Emil Burian 1924 durch die CSR unternahm, bezeichnete das Ende seiner Sängerlaufbahn. Er lebte dann, krank und zurückgezogen, zuerst in Bratislava, zuletzt in Prag. Er starb 1924 in Senomaty bei Prag. Er war verheiratet mit der Sopranistin Franziska Burrian-Jelinek (1865-1937, eigentlich Frantiska Jelinková), die mit ihm zusammen in Dresden engagiert war. Sein jüngerer Bruder Emil Burian (1876-1926) wirkte als Bariton in den Jahren 1906-26 an der Nationaloper Prag, wo er eine große Karriere hatte.

Eine der bedeutendsten Heldentenorstimmen seiner Zeit, erfüllt von leidenschaftlicher Dramatik und tiefer Musikalität, unerreicht als Tristan. Dazu auf der Bühne als großer Darsteller ausgezeichnet. Weitere Partien aus seinem Repertoire für die Bühne waren u.a. der Lukas in »Hubicka« (»Der Kuss«) von Smetana, der Johann von Leiden in Meyerbeers »Der Prophet«, der Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, der Titelheld in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, der Masaniello in »Die Stumme von Portici« von Auber, der Werther von Massenet, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, der Radames in »Aida«, der Riccardo im »Maskenball« von Verdi, der Turiddu in »Cavalleria rusticana« und der Des Grieux in »Manon« von Massenet. – (Der Künstler schrieb seinen Vornamen stets Carl, nicht Karl oder Karel, den Familiennamen fast immer Burrian, sehr selten Burian). Er veröffentlichte seine Memoiren unter dem Titel »Z mých pameti« (Prag 1913).

Lit: J. Bartos: »Karel Burian« (Prag, 1934); E.F. Burian: »Karel Burian« (Prag, 1948); J. Dostal & R. Celletti: Karel Burian (in »Le grande Voci«, Rom 1964); J. Dennis: Karel Burian (in »Record Collector«, 1968-69).

Älteste Aufnahmen auf G & T (Dresden, 1906) weitere auf HMV und Pathé, eine Platte auf Parlophon.

 

13.1. Sean REA: 80. Geburtstag

 Er erlernte zuerst den Beruf eines Dentisten und Kieferorthopäden, ließ dann aber seine Stimme in der Guildhall School of Music London ausbilden. 1976 sang er im Chor des Glyndebourne Festivals. 1976 kam er dann an die English National Opera London, an der er in einer langjährigen Karriere u.a. den Sparafucile wie den Monterone im »Rigoletto«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Raimondo in Wagners »Rienzi«, den Commendatore im »Don Giovanni« und den König in »Aida« sang. 1977 sang er bei der Glyndebourne Touring Opera den Pistola im »Falstaff« von Verdi. 1977 gastierte er bei der Welsh Opera Cardiff in B. Brittens »Billy Budd«, 1981 an der Covent Garden Oper London als Pietro in »Simon Boccanegra« von Verdi. Als weitere Partien sang er an der Welsh Opera den Sarastro, den Sparafucile, den Oroveso in Bellinis »Norma«, den Narbal in »Les Troyens« von Berlioz, den Gremin im »Eugen Onegin« und den Gouverneur in »Le Comte Ory« von Rossini. An der Opera North Leeds trat er als Pimen im »Boris Giodunow«, als Commendatore und 1987 als Peneios in der englischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Daphne« auf. 1987 hörte man ihn an der Oper von Nizza als Commendatore, 1989 am Opernhaus von Dortmund als Pimen. Seit 1991 künstlerischer Direktor der Island Opera auf der englischen Insel Man. Auch als Konzert- und Oratoriensänger bekannt geworden. Er starb 2019 in Dumfries Infirmary.

Schallplatten: EMI (»Otello« von Verdi, »Das klagende Lied« von G. Mahler); Video-Aufnahme »Rigoletto« aus der English National Opera London

 

13.1. Zsófia CZANIK: 100. Geburtstag

 Ihre Ausbildung erfolgte in Budapest. 1947 debütierte sie an der Nationaloper Budapest als Amelia in »Un Ballo in maschera« von Verdi. Sie war seither viele Jahre bis 1969 an diesem größten ungarischen Opernhaus tätig, an dem sie u.a. als Elsa im »Lohengrin«, als Leonore im »Fidelio«, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Tosca und in vielen anderen Rollen auftrat. Auch als Konzertsängerin kam sie in Ungarn zu einer erfolgreichen Karriere. Sie starb 1998 in Budapest.

Schallplatten: Qualiton (Ausschnitte aus »Lohengrin«).

 

13.1. Abraham BINDER: 125. Geburtstag

 Er war Sohn eines Kantors und begann mit fünf Jahren im Chor seines Vaters zu singen. Im Alter von 14 Jahren leitete er seinen ersten eigenen Chor in der Kamenetzer-Synagoge. Binder studierte an der Columbia University. Er unternahm mehrere Studienreisen nach Palästina. Seit 1921 war er Lehrer und seit 1937 Professor am Jewish Institute of Religion in New York. 1932 gründete Binder das Jewish Music Forum. Daneben war er ab 1922 musikalischer Leiter der Stephen-Wise-Synagoge in New York. Er komponierte eine Oper, mehrere Orchestersuiten und Chorwerke. Zudem sammelte und bearbeitete er jüdische Volkslieder, von denen er zahlreiche von seinen Forschungsreisen nach Palästina mitbrachte und erstmals in Amerika vorstellte. Abraham Binder starb 1966 in New York. Er war verheiratet und hatte zwei Töchter.

 

13.1. Henryk OPIEŃSKI: 150. Geburtstag

 Er studierte an der Musikakademie Krakau bei Wladyslaw Zelenski und in Paris bei Vincent d‘Indy. Bis 1920 war er Lehrer und Dirigent an der Musikakademie Warschau. Er leitete bis 1926 das Konservatorium und die Musikakademie Posen und ließ sich dann als Leiter des Chorvereins Motet et Madrigal in Morges am Genfersee nieder. Er komponierte zwei Opern (Maria und Jakub lutnista), mehrere Schauspielmusiken und Chorwerke, drei sinfonische Dichtungen, kammermusikalische Werke und Lieder. Daneben verfasste er auch mehrere musikhistorische Werke. Er starb 1942 in Morges (Schweiz). Auch seine Frau Lydia Barblan-Opieńska (* 14. April 1890 in Morges; † 1983 ebenda), die nach dem Studium als Gesangslehrerin wirkte, trat als Komponistin hervor. Sie schrieb eine Kantate, Klavierstücke, Chorwerke und Lieder.

 

14.1. Louis QUILICO: 95. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung bei Martial Singher in New York und schloss sie bei Walther Brunelli und Lina Pizzolongo in Rom ab. Zuvor hatte er als Fahrrad- und Motorradhändler gearbeitet. 1952 gewann er den Nationalen Kanadischen Gesangwettbewerb, 1955 den Wettbewerb der New Yorker Metropolitan Oper Auditions of the Air. 1955 erfolgte sein Bühnendebüt an der New York City Opera als Germont-père in »La Traviata«. 1956-59 hörte man ihn an der San Francisco Opera als Tschernjakowski in »Boris Godunow«, als Marcello in »La Bohème«, als Belcore in »L’Elisir d’amore«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Lescaut in »Manon« von Massenet, als Graf Luna im »Troubadour«, als Amonasro in »Aida«, als Roucher in »Andrea Chénier« von Giordano, als einer der Wächter in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss und als Silvio im »Bajazzo«. 1959 kam er nach Europa und debütierte hier in Spoleto in »Il Duca d’Alba« von Donizetti. Er trat ab 1959 an der Covent Garden Oper London zuerst als Amonasro, als Titelheld im »Rigoletto« und als Germont-père auf und wirkte dort in der Premiere von B. Brittens »A Midsummer Night’s Dream« als Demetrius mit; er sang an diesem Haus auch den Thoas in »Iphigénie en Tauride« von Gluck und 1975 abermals den Germont-père mit Joan Sutherland als Traviata. 1962 wurde er als erster Bariton an die Pariser Grand Opéra berufen (Antrittsrolle: Enrico in »Lucia di Lammermoor«). 1965 nahm er an diesem Haus, an dem er bis 1969 regelmäßig auftrat, an der Uraufführung von André Jolivets »Les coeurs de la matière« teil; er sang dort u.a. auch den Wolfram im »Tannhäuser«, den Valentin im »Faust« von Gounod und den Amonasro. Beim Maggio Musicale Fiorentino gastierte er 1962, bei den Festspielen von Edinburgh 1964 als Thoas. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1962 als Germont-père, 1963 als Amonasro und 1966 als Escamillo in »Carmen«. 1966 wirkte er am Grand Théâtre von Genf in der Uraufführung der Oper »La mère coupable« von Darius Milhaud als Graf Almaviva mit. Weitere Gastspiele an der Philadelphia Lyric Opera (1962 als Graf Luna, 1963 als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, 1964 und 1967 als Scarpia in »Tosca«, 1967 als Jago im »Otello« von Verdi), am Teatro Colón Buenos Aires (1963 als Jago), an der Oper von Bordeaux (1963 als Hérode in »Hérodiade« von Massenet), an der Oper von Straßburg (1964 als Jack Rance in Puccinis »La Fanciulla del West«, 1965 in den Rollen der vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, 1966 als Rigoletto, 1967 als Falstaff von Verdi), an der Oper von New Orleans (1965 als Grand Prêtre in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, 1967 als Lescaut in »Manon« von Massenet, 1969 als Rigoletto, 1974 als Germont-père, 1975 als Hérode, 1993 als Falstaff von Verdi), am Teatro Fenice Venedig (1965 als Graf Luna, 1966 als Scarpia), an der Oper von Houston/Texas (1964 als Renato, 1974 und 1991 als Germont-père), am Teatro Regio Parma (1966 als Jago), am Teatro San Carlo Neapel (1967 als Alcandro in »Saffo« von Giovanni Pacini), am Teatro Massimo Palermo (1964 als Posa in Verdis »Don Carlos«), am Teatro Nuovo Turin (1967 als Renato), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1967 als Jago), an der Oper von Nizza (1968 als Hérode), an der Oper von Santiago de Chile (1970 als Rigoletto), an der San Francisco Opera (1970 als Scarpia, 1971 und 1975 als Graf Luna, 1974 als Miller in Verdis »Luisa Miller«, 1983 als Grand Prêtre in »Samson et Dalila«), an der City Opera New York (1970 als Golaud in »Pelléas et Mélisande« und als Nottingham in »Roberto Devereux« von Donizetti, 1971 als Renato), an der Oper von Boston (1972 als Chorèbe in »Les Troyens« von Berlioz), an der Oper von Baltimore (1967 als Jago, 1968 als Germont-père), an der Fort Worth Opera (1980 als Graf Luna) und beim Cincinnati Festival (1973 als Amonasro). Bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom wirkte er 1964 als Renato, 1966 als Amonasro mit. Er trat außerdem regelmäßig an den Opernhäusern in seiner kanadischen Heimat auf: an der Canadian Opera Toronto (1966 als Verdis Macbeth und als Germont-père, 1968 als Scarpia, 1973 als Rigoletto und als Verdis Simon Boccanegra), an der Oper von Montréal (1967 als Jago, 1968 als Lescaut in »Manon« von Massenet, 1973 als Tonio im »Bajazzo«, 1978 als Escamillo), an der Vancouver Opera (1967 als Rigoletto, 1970 als Renato, 1972 als Alfonso in »Lucrezia Borgia« von Donizetti), am Opernhaus von Quebec (1971 als Grand Prêtre in »Samson et Dalila«) und in Ottawa (1978 als Germont-père, 1979 als Pantalone in »Cendrillon« von Massenet). 1968 sang er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung der Verdi-Oper »Alzira«. 1971 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet (Debüt 1972 als Golaud), wo er bis 1994 in insgesamt 279 Vorstellungen große Erfolge hatte: als Jago, als Germont-père, als Valentin, als Rigoletto, als Chorèbe, als Graf Luna, als Renato, als Amonasro, als Sharpless, als Bischof von Blois in »Esclarmonde« von Massenet, als Scarpia, als Tonio im »Bajazzo«, als Michonnet in Cileas »Adriana Lecouvreur«, als Alfonso in »La Favorita« von Donizetti, als Barnaba in »La Gioconda«, als Grand Prêtre in »Samson et Dalila«, als Gianni Schicchi, als Macbeth von Verdi, als Posa, als Don Carlo in »Ernani«, als Falstaff von Verdi, als Graf des Grieux in Massenets »Manon« und als Doktor Bartolo im »Barbier von Sevilla«. Weitere Gastspiele am Bolschoi Theater Moskau, an der Opéra-Comique von Paris, in Lissabon und Frankfurt (1985 als Falstaff) ließen in ihm einen der führenden Vertreter seines Stimmfachs erkennen; die Höhepunkte seines reichhaltigen Repertoires lagen in Partien aus der italienischen wie der französischen Opernliteratur. Als seine Glanzrolle galt der Rigoletto, den er im Ablauf seiner Karriere mehr als 500mal sang. In der Spielzeit 1989-90 sang Louis Quilico in Toronto, 1992 in Toulouse und an der Grand Opéra Paris den Bartolo im »Barbier von Sevilla« zusammen mit seinem Sohn, der in der Rolle des Figaro mit ihm auf der Bühne stand. Er nahm auf das Musik- und Opernleben in Kanada großen Einfluss und betätigte sich an leitender Stelle bei der Canadian Opera Company Toronto wie an der Opéra de Quebec, zuvor an der Opéra de Montreal. Er wirkte in mehreren Fernsehaufführungen von Opern mit und nahm einen Lehrauftrag an der Universität von Toronto wahr. (Er war der Lehrer des bekannten kanadischen Tenors Paul Frey.) Louis Quilico trat letztmals im April 2000 in einem Konzert in Montreal auf. Er starb im Juli 2000 an Komplikationen nach einer Kniegelenksoperation in Toronto. – Er war verheiratet mit der Pianistin Lina Pizzolongo (1925-91). Sein Sohn Gino Quilico (* 29.4.1955) wurde wie sein Vater ein bedeutender Bariton.

Lit: R. Mercer: »The Quilicos« (Toronto, 1991).

Schallplatten: RCA (»Herkules« von Händel), CBS (»Gemma di Vergy« von Donizetti), Decca (»Thérèse« und »Esclarmonde« von Massenet), MRF (»Parisina d’Este« von Donizetti, »Saffo« von Pacini), Ariola-Eurodisc (»I Puritani« von Bellini), Melodram (»Il Duca d’Alba« von Donizetti), CBC (Verdi-Arien), Gala (Barnaba in Ausschnitten aus »La Gioconda«, Metropolitan Oper New York 1979), TER (Tony in dem Musical »The Most Happy Fellow« von Frank Loesser).

Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.louisquilico.com/

 

14.1. Ludwig HOFMANN: 125. Geburtstag

Ausbildung durch Ricutini in Frankfurt, dann in Mailand. Er debütierte 1918 am Stadttheater von Bamberg. Seine Engagements waren: 1919-20 Landestheater Detmold, 1920-25 Stadttheater Bremen, 1925-27 Staatstheater Wiesbaden, 1927-34 Deutsches Opernhaus Berlin, 1934-44 Staatsoper Berlin (zugleich 1935-39 Staatsoper Wien, wo er auch als Gast auftrat und 1952-55 wieder Ensemblemitglied war), 1945-50 erneut Staatsoper Berlin, 1949-50 Staatstheater Wiesbaden, 1950-51 Städtische Oper Berlin, dann Staatsoper Wien.1932 sang er an der Staatsoper Berlin in der Premiere von Verdis »Die Sizilianische Vesper«, 1930 in »Simon Boccanegra«, 1939 in der Uraufführung der Oper »Die Bürger von Calais« von R. Wagner-Régeny. 1928trat er erstmalig bei den Bayreuther Festspielen auf) als Gurnemanz im »Parsifal« und als König Marke in »Tristan und Isolde«). Er trat dort auch später oft auf: als Fafner, als Hunding und als  Hagen im Nibelungenring (1937-41), als König Heinrich im »Lohengrin« (1937), als König Marke (1938) und als Daland in »Der fliegende Holländer« (1939-42). Sehr erfolgreich bei den Festspielen von Salzburg; hier sang er 1929 den Don Pizarro im »Fidelio«, 1935 den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, 1935-36 den Figaro in »Figaros Hochzeit«, 1936 den Repela im »Corregidor« von Hugo Wolf und den König Marke. In Amsterdam gastierte er 1930 als Rocco im »Fidelio«, an der Grand Opéra Paris 1936 als Pogner in den »Meistersingern«. An der Oper von Stockholm war er 1930 zu hören, bei den Festspielen von Zoppot 1930 als Kaspar im »Freischütz«, 1932 als König Heinrich, 1933 als Rocco und als Landgraf im »Tannhäuser«, 1934 als Wotan und als Pogner. An der Oper von Rom sang er 1941 den in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1943 den König Marke; 1956 wirkte er am Teatro Fenice Venedig in Aufführungen des Nibelungenrings mit. Weitere Gastspiele an den führenden Operntheatern in aller Welt; er sang an der Mailänder Scala, an der Covent Garten Oper London (1932, 1939, 1955,Debüt als Hagen in der »Götterdämmerung«) und an den großen deutschen Opernhäusern. Er wirkte 1930 beim Wagner-Festival am Pariser Théâtre des Champs-Élysées mit, gastierte beim Wagner-Verein in Amsterdam, in Belgien und in den skandinavischen Ländern sowie 1937 an der San Francisco Opera (als Don Pizarro, als König Heinrich und als König Marke). 1932 sang er als Antrittspartie an der Metropolitan Oper New York den Hagen in der »Götterdämmerung«. Er trat dort bis 1938 in insgesamt 131 Vorstellungen auchals König Heinrich, als Wotan im Nibelungenring, als Landgraf im »Tannhäuser«, als König Marke, als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Gurnemanz, als Pogner wie als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Fasolt im »Rheingold«, als Don Pizarro und als Hunding auf. Auch zu Gast am Teatro Colón Buenos Aires, wo er 1931 in der Premiere von Strawinskys »Oedipus Rex« auftrat, und oft am Opernhaus seiner Heimatstadt Frankfurt. 1938 erregte seine Gestaltung des Boris Godunow an der Berliner Staatsoper großes Aufsehen. Bis 1942 gehörte er der Wiener-Staatsoper an, wo er noch bis 1955 gastierte. Hier sang er den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Sarastro in der »Zauberflöte«,die Titelrolle in »Jonny spielt auf« von Krenek, den König Heinrich, den König Marke, den Komtur im »Don Giovanni«, den Osmin, den Daland, den Gurnemanz, den Pogner wie den Hans Sachs, den Landgrafen, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Hagen, den Figaro in »Figaros Hochzeit«, den Scarpia in »Tosca«, den Gremin im »Eugen Onegin«, den Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Wotan, den Ramfis in »Aida«, den Rocco wie den Don Pizarro im »Fidelio«, den Kezal, den Hunding, den Kaspar im »Freischütz«, den 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, den Grafen Des Grieux in »Manon« von Massenet, den Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert, den Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, den Pater Guardian in »La forza del destino«, den Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, den Colline in »La Bohème«, mehrere Partien in »Der Prozess« von G. von Einem, den König Philipp in Verdis »Don Carlos« und den Plumkett in »Martha«  von Fr. von Flotow.Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er seine große Karriere mit Gastspielen in London, Berlin und Brüssel fort. Am 17.8.1953 sang er bei den Festspielen von Salzburg in der Uraufführung der Oper »Der Prozess« von G. von Einem. 1955 gastierte er nochmals in Brüssel als Wotan. Er lebte zuletzt als Pädagoge in London. Er starb 1963 in Frankfurt a.M. – Umfangreiche, dunkle Bassstimme voll dramatischer Wucht, vor allem im Wagnergesang geschätzt.Zu seinen Opernpartien gehörten auch der Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, der Escamillo in »Carmen«, der Titelheld in »Maschinist Hopkins« von Max Brand, der Golaud in »Pelléas et Mélisande« und der Goldhändler in »Cardillac« von Hindemith.

Aufnahmen der Marken Parlophon, Polydor, Clangor und Pathé. Auf HMV erschien der letzte Akt des »Parsifal« mit Gotthelf Pistor unter Karl Muck, auf BASF Querschnitte aus »Tristan und Isolde«, »Tannhäuser« und Verdis »Die Macht des Schicksals«, bei Preiser ein vollständiger »Lohengrin« bei Melodram als Komtur im »Don Giovanni« zu hören. Ähnliche Mitschnitte von Aufführungen auf Naxos (»Götterdämmerung«, Metropolitan Oper New York, 1936), EJS (als König Marke in »Tristan und Isolde« und als Fasolt im »Rheingold« aus der Metropolitan Oper von 1935 bzw. 1938), UORC (König Heinrich im »Lohengrin«, Metropolitan Oper 1937), Discocorp (Szenen aus der »Götterdämmerung«, Bayreuth 1937). Auf Koch erschienen Opernfragmente aus Aufführungen der Wiener Staatsoper, in denen er vor allem als Wagner-Interpret zu hören ist

 

15.1. Heinrich VOGL: 175. Geburtstag

Er war der Sohn eines Hausmeisters in einer Münchner Schule. Er wollte Volksschullehrer werden, erhielt seine Ausbildungzum Elementarschullehrer im Lehrerseminar in Freising und arbeitete seit 1862 als Schulgehilfe in Ebersbach, seit 1865 in Lorenzenberg. Dann wurde jedoch seine schöne Stimme entdeckt. Er wurde in München durch den berühmten Dirigenten Franz Lachner und durch Karl Jenke ausgebildet. ER betrieb weiterführende Studien bei Maestro Galliera in Mailand. Er sollte zunächst 1865 als Chorist an der Hofoper von München beschäftigt werden, wurde aber bald als Solist in das Ensemble aufgenommen und debütierte dort als Max im »Freischütz« in einer Aufführung, die sein Lehrer Franz Lachner dirigierte. Er sang dann mit sehr großem Erfolg den Neruddin in »Lalla Rookh« von Félicien David und den Marco in »Catharina Cornaro« von Lachner, 1867 seine erste Wagner-Partie, den Lohengrin. Nach dem plötzlichen, allzu frühen Tod von Ludwig Schnorr von Carolsfeld wurde er dessen Nachfolger in München wie in ganz Deutschland im Wagner-Fach, vor allem aber in der Partie des Tristan, die dieser Sänger kurz vor seinem Tod in München kreiert hatte. Am 22.9.1869 sang Heinrich Vogl in der Uraufführung von Richard Wagners »Rheingold« an der Münchner Hofoper die Partie des Loge, am 26.6.1870 am gleichen Haus den Siegmund in der Uraufführung der »Walküre«. Bei den ersten Bayreuther Festspielen gestaltete er am 13.8.1876 als erster Sänger in Bayreuth den Loge im »Rheingold« imRahmen der ersten Gesamtaufführung des Ring-Zyklus. In Bayreuth trat er dann auch als Parsifal (1886), als Tristan (1886, 1889, 1893), nochmals als Loge (1896-97) und als Siegmund (1896-97) auf. 1878 kreierte er für München die Partie des Siegfried im »Siegfried« und 1879 in der »Götterdämmerung« in den ersten Aufführungen dieser Opern außerhalb von Bayreuth. Er kreierte für München auch die Partie des Otello von Verdi, die des Dalibor in der gleichnamigen Oper von Smetana (1894) und wirkte dort am 23.5.1869 in der Uraufführung der Oper »Die sieben Schwaben« von Josef Rheinberger, dann, zusammen mit Therese Vogl, in der Uraufführung der Oper »Der faule Hans« von Alexander Ritter (15.10.1885) in der Titelrolle mit, ebenfalls in der Uraufführung von Wendelin Weissheimers »Theodor Körner« (28.5.1872) und in der von »Des Türmers Töchterlein« von Rheinberger (23.4.1873). An der Münchner Hofoper nahm er auch an den Premieren der Opern »Benvenuto Cellini« von Berlioz (1889), »Asrael« von Franchetti (1892), »Der Cid« von P. Cornelius (1895) und »La prise de Troie« von Berlioz (1895) teil. Gastspiele führten ihn an die Opernhäuser von Frankfurt a.M. (1875-97) und Leipzig (seit 1877), an die Hofopern von Berlin (1881) und Dresden (1885, 1896), an das Hoftheater Stuttgart (seit 1886), an die Opernhäuser von Riga (1886) und Graz (1894) und an das Deutsche Theater Prag (1896). 1881 sang er bei den Aufführungen des Nibelungenrings durch Angelo Neumann am Berliner Victoria-Theater den Siegfried im »Siegfried« wie in der »Götterdämmerung«. Im Januar 1890 debütierte er an der Metropolitan Oper New York, wo er als Antrittsrolle den Lohengrin undbis Dezember 1890 auch den Tannhäuser, den Tristan, den Siegfried, den Siegmund und den Loge in insgesamt 24 Vorstellungen vortrug. Auch als Konzertsänger trat er in Erscheinung; so sang er bereits 1871 in Wien das Tenorsolo in der »Schöpfung« von Haydn. Im gleichen Jahr trat er bei der Beethoven-Jahrhundertfeier in Bonn auf; 1882 gab er ein glanzvolles Konzert in der Londoner St. James‘ Hall. 1882 war er zu Gast am Her Majesty’s Theatre London und sang dort den Loge und den Siegfried in den englischen Erstaufführungen von »Das Rheingold«, »Siegfried« und »Götterdämmerung« unter der Leitung von Anton Seidl. 1884-85 gastierte er sehr erfolgreich an der Wiener Hofoper (als Lohengrin, als Tristan, als Tannhäuser, als Florestan im »Fidelio«, als Max im »Freischütz«, als Loge, als Siegmund und als Siegfried im Nibelungenring, als Eléazar in Halévys »Die Jüdin«, als Titelheld in Wagners »Rienzi«). Auch in Russland ist er als Gast aufgetreten. Am 16.4.1900 sang er auf der Bühne der Münchner Hofoper den Canio im »Bajazzo« vier Tage später erlitt er einen tödlichen Schlaganfall. Seine Gattin fand ihn morgens auf seinem Landgut Deixlfurt bei Tutzing (Bayern) tot im Bett liegend vor. Seine großen Partien außerhalb des Wagner-Repertoires waren der Hüon im »Oberon« von Weber, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Don Ottavio im »Don Giovanni« und der Faust in Gounods bekannter Oper. Als einzige große Wagner-Partie hat er nie den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« gesungen.Er komponierte auch selbst und schrieb, u.a. eine Oper »Der Fremdling«, die 1899 an der Münchner Hofoper zur Uraufführung kam, wobei er selbst die Hauptrolle sang, aber keinen besonderen Erfolg erzielen konnte. – Er war verheiratet mit dergroßen Wagner-Sopranistin Therese Vogl-Thoma (1845-1921), die die beste Interpretin der Partie der Isolde innerhalb ihrer Generation war und oft zusammen mit ihrem Gatten auftrat.

Lit: H. von der Pfordten: Heinrich Vogl (München, 1900); R. Wünneberg: Das Sängerehepaar Heinrich und Therese Vogl; ein Beitrag zur Operngeschichte des 19. Jahrhunderts (1982).

 

17.1. Annie DELORIE: 95. Geburtstag

 Nach ihrem Gesangstudium bei Theodora Versteegh und Betty van den Bosch in Amsterdam gewann sie 1949 einen internationalen Concours und wurde an die Niederländische Oper Amsterdam engagiert. Dort sang sie ein umfangreiches Repertoire und folgte dann 1955 einem Ruf an das Opernhaus von Frankfurt a.M. Auch dort war sie mit großen Erfolgen bis 1961 (und später noch als Gast) tätig. Seit 1960 trat sie wieder regelmäßig an der Niederländischen Oper auf; hier hörte man sie u.a. als Azucena im »Troubadour«, als Amneris in »Aida« (ihre Hauptrolle), als Eboli in Verdis »Don Carlos«, als Fricka wie als Waltraute im Nibelungenring, als fremde Fürstin in »Rusalka« von Dvorák und als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss. Beim Holland Festival trat sie in den Jahren 1951-54 und 1958-69 regelmäßig auf, sie sang hier die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Kostelnicka in »Jenufa« von Janácek, die Mutter in »Il Prigioniero« von L. Dallapiccola und nahm an der Uraufführung der Oper »François Villon« von Sam Dresden (15.6.1958) teil. Sie gastierte am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1967), an der Städtischen Oper Berlin (1960-61), an der Covent Garden Oper London (1960 als Amneris), am Nationaltheater in Prag und war 1954-59 durch einen Gastvertrag dem Opernhaus von Köln verbunden. Sie ging dazu einer intensiven Konzerttätigkeit nach. Man schätzte sie auf diesem Gebiet namentlich als Bach-Interpretin. Nach Abschluss ihrer Karriere wirkte sie als Gesanglehrerin in Bolsward in der holländischen Provinz Friesland. Sie starb 2009 in Bovenkarspel.

Schallplatten: Auf Decca singt sie die Siegrune in einer vollständigen Aufnahme der »Walküre« unter Georg Solti von 1965, auf MMS das Alt-Solo in der Matthäuspassion von J.S. Bach, auf Bella Voce die Principessa in »Suor Angelica« von Puccini.

 

17.1. Louis IZAR: 125. Geburtstag

Informationen über den französischen Tenor auf Französisch. https://fr.wikipedia.org/wiki/Louis_Izar

 

19.1. Rina PALLINI (italienische Mezzosopranistin): 85. Geburtstag

 

19.1. Luciano CHAILLY: 100. Geburtstag

1941 legte er in Mailand sein Konzertexamen als Geiger ab. 1945 folgte das Kompositions-Diplom. Darüber hinaus studierte er in Bologna Literatur und als Meisterschüler Paul Hindemiths 1948 in Salzburg erneut Komposition. 1951-67 war er als Programmberater bei der RAI angestellt, dem italienischen Rundfunk. 1954 begann die Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Dino Buzzati, der für Chailly vier Opern-Libretti schrieb. In der Folge wurde er künstlerischer Leiter zahlreicher italienischer Opernhäuser: Teatro alla Scala in Mailand (1968–71), Arena di Verona (1975–76), Teatro Carlo Felice in Genua (1983–85). Im Jahr 1987 wurde er zum Präsidenten des italienischen Chorverbandes Feniarco gewählt. Er arbeitete als Musikkritiker und Kompositionslehrer unter anderem in Mailand, Perugia, Cremona. Als Komponist, der in keine Schule oder Schublade passt, verband er neoklassizistische, zwölftönige und freitonale Elemente zu einer virtuos kontrapunktisch gearbeiteten, sehr eigenständigen Musik. Neben 13 Opern und fünf Balletten hinterlässt er Sinfonik, Werke für Soloinstrumente, Kammer- und Chormusik. Er starb 2002 in Mailand. Sein Sohn Riccardo Chailly wurde ein berühmter Dirigent.

 

20.1. Benito DI BELLA: 80. Geburtstag

 Er studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt Palermo, dann am Conservatorio Gioacchino Rossini in Pesaro. Nach seinem Debüt Mitte der sechziger Jahre beim Spoleto Festival und Auftritten an kleineren italienischen Bühnen erreichte er bereits 1968 die Mailänder Scala (Debüt als Silvano in Verdis »Un ballo in maschera«). An diesem Haus sang er dann 1970 den Silvio im »Bajazzo«, 1971 den Marcello in »La Bohème«, 1972 den Sharpless in »Madame Butterfly«, 1973 den Schtschelkalow in »Boris Godunow«, 1974 den Paolo in »Simon Boccanegra«, 1976 den Amonasro in »Aida« und 1984 den Tonio im »Bajazzo«. Er begann nun eine erfolgreiche Karriere an den führenden italienischen Opernhäusern in Neapel, Genua, Venedig, Palermo, Triest und in weiteren italienischen Städten. Er gastierte bei den Festspielen in der Arena von Verona (1977 als Tonio im »Bajazzo«, eine seiner Hauptrollen, 1980 als Amonasro), seit 1982 ständig beim Festival von Macerata, beim Festival von Spoleto 1985 (auch in Charleston/USA) als Jack Rance in Puccinis »La Fanciulla del West«. Gastspiele führten den Künstler an die großen Opernhäuser in aller Welt, u.a. sang er 1965-66 in Bilbao (Spanien), 1974 am Opernhaus von Graz (Enrico in »Lucia di Lammermoor«), 1976 und 1979 am Teatro San Carlos Lissabon, 1976 in Tokio, 1977 am Théâtre de la Monnaie Brüssel und an der Opéra de Wallonie Lüttich, 1977 am Opernhaus von Caracas, seit 1978 mehrfach an der Staatsoper München (u.a. Tonio) und am Opernhaus von Marseille, 1979 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1979 (Jack Rance) und 1980 (Alfio in »Cavalleria rusticana« und Tonio im »Bajazzo« an einem Abend) an der San Francisco Opera, 1979 in Rio de Janeiro, 1980 am Teatro Colón Buenos Aires und am Opernhaus von Santiago de Chile, seit 1981 häufig an der Oper von Toulouse, 1981 auch in Bordeaux, 1982 in Rouen, 1982 in Johannesburg (Südafrika), 1976-89 an der Staatsoper Wien (als Tonio, als Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, als Alfio, als Macbeth von Verdi und als Scarpia in »Tosca« in insgesamt 28 Vorstellungen), 1985 am Opernhaus von Zürich, 1986 an der Oper von Dallas, 1988 am Opernhaus von Köln, 1983 an der Oper von Monte Carlo. Zu dieser Fülle von Auslandsgastspielen traten weitere Auftritte in Italien, so 1990 bei den Festspielen von Taormina. Sein Repertoire enthielt in erster Linie Partien aus dem Bereich der italienischen Oper, darunter den Rigoletto in der gleichnamigen Verdi-Oper, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Germont sr. in »La Traviata«, den Schaunard in »La Bohème« und den Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, doch trat er auch als Heerrufer im »Lohengrin« und als Escamillo in »Carmen« auf. Er starb 2008 in Teramo.

Schallplatten: Legato (»Cavalleria rusticana«), HMV (kleine Rollen in »Rigoletto« und »L‘Amico Fritz« von Mascagni vom Anfang seiner Karriere, 1968 bzw. 1969 aufgenommen), auf MRF in »Parisina« von Mascagni.

 

20.1. Štefánia HULMANOVÁ: 100. Geburtstag

 Informationen über die slowenische Sopranistin auf Slowakisch: https://operaslovakia.sk/zomrela-operna-spevacka-stefania-hulmanova-dlhorocna-solistka-opery-snd/

 

20.1. Guillaume LEKEU: 150. Geburtstag

 Der wallonische Komponist erhielt seinen ersten Unterricht am Konservatorium von Verviers, in dieser Zeit begann die enge Freundschaft mit dem Geiger Mathieu Crickboom. Seine Eltern, reiche Wollhändler, zogen 1879 nach Poitiers, wo er das Gymnasium besuchte und seine Musikstudien (Klavier, Violine und Cello) fortsetzte. In seiner neuen Heimat komponierte er im Alter von 15 Jahren sein erstes Werk, und nur zwei Jahre später, 1887, entstand sein erstes Orchesterwerk. Im Jahre 1888 ließ sich die Familie in Paris nieder. Ein Besuch der Bayreuther Festspiele im Sommer 1889 beeindruckte ihn nachhaltig. Im Herbst des gleichen Jahres wurde Lekeu Privatschüler des aus der näheren Umgebung seiner Geburtsstadt stammenden César Franck. Ein Jahr später, nach Francks Tod, wurde Lekeu von Vincent d‘Indy unterrichtet, der ihm ein enger Freund wurde. Mit seiner Kantate Andromède erhielt Lekeu im Jahre 1891 den zweiten belgischen Prix de Rome. Der bedeutende Violinvirtuose Euigène Ysaye bat ihn, eine Sonate für Violine und Klavier zu komponieren, welche Ysaÿe im März 1893 uraufführte. Diese Sonate blieb Lekeus bekanntestes Werk. An Typhus erkrankt, starb Lekeu 1894 im Alter von 24 Jahren in Angers und wurde in seinem Geburtsort Heusy beigesetzt.

 

21.1. Torsten NILSSON: 90. Geburtstag

 Biographie des schwedischen Komponisten auf Schwedisch: https://sv.wikipedia.org/wiki/Torsten_Nilsson_(tons%C3%A4ttare)

 

21.1. Viorel BAN: 100. Geburtstag

 Er studierte zuerst Physik und Chemie an der Universität von Bukarest, wurde dann Schüler von Constantin Stroescu an der Musikakademie von Bukarest. 1950 Debüt an der Rumänischen Nationaloper in Bukarest als Sparafucile im »Rigoletto« von Verdi, zu deren Ensemble er länger als 25 Jahre gehörte. Hier sang er die ganze Palette des Bass-Repertoires, Partien in Opern von Mozart, Beethoven, Mussorgsky, Gounod, Glinka, Puccini, Wagner, Borodin und Enescu; er galt auch als vortrefflicher Interpret des zeitgenössischen rumänischen Musikschaffens. Dazu bedeutende Karriere im Konzertsaal. Seit 1972 Lehrer am Konservatorium Ciprian Porombescu in Bukarest. Er starb im August 2003.

Schallplattenaufnahmen bei Electrecord.

 

21.1. Emilia CORSI: 150. Geburtstag

 Sie war ein Mitglied der berühmten Sängerfamilie Corsi, eine Nichte des Baritons Giovanni Corsi (1822-90) und eine Cousine der beiden Brüder Antonio und Gaetano Pini-Corsi. Sie wurde durch ihren Vater, Achille Corsi (1840-1906), der ein erfolgreicher Operntenor und später ein bedeutender Gesangpädagoge war, ausgebildet und debütierte 1886 am Teatro Comunale von Bologna als Micaela in »Carmen«. 1888 gastierte sie bereits am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Elvira in »I Puritani« von Bellini mit Julián Gayarré als Partner; 1898 trat sie nochmals an diesem Haus auf. 1892 sang sie am Teatro Regio Parma u.a. die Suzel in der Premiere von Mascagnis »L‘Amico Fritz«, 1898 am Teatro Massimo Palermo die Titelfigur in Puccinis »Manon Lescaut«, ebenfalls in der lokalen Premiere der Oper, und in Bergamo die Mimi in der dortigen Erstaufführung von »La Bohème«. 1895 war sie am Teatro Colón Buenos Aires zu Gast, 1896 am Teatro Regio Turin, auch am Teatro San Carlos Lissabon und am Teatro Real Madrid. 1906 bewunderte man sie an der Mailänder Scala als Lisa in der Erstaufführung der Oper »Pique Dame« von Tschaikowsky und als Agathe im »Freischütz«. Besonders beliebt war sie in Russland; sie gastierte an den Opernhäusern von Odessa, Kiew undSt. Petersburg, vor allem aber feierte man sie an der Oper von Warschau. Hier sang sie 1906 in einer Premiere der Oper »Zampa« von Hérold zusammen mit Mattia Battistini. Hatte sie anfänglich Koloraturpartien vorgetragen, so wandte sie sich später dem dramatischen Fach zu und wurde als Manon Lescaut in Puccinis gleichnamiger Oper, als Gioconda von Ponchielli und als Sieglinde in der »Walküre« bekannt. 1910 trat sie von der Bühne ab. Sie lebte dann als Gesangslehrerin in Bologna, wo sie 1927 starb. Zu ihren Schülern gehörten u.a. Angelo Minghetti und Ettore Cesa-Bianchi.

Die Künstlerin, die fast das gesamte italienische Repertoire für Sopran beherrschte, sang auf G & T (1906-07, darunter Duette mit Mattia Battistini) und auf Odeon.

 

21.1. Julius GROSSER: 175. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Musikdirektors. Er wurde Schauspieler und trat in komischen Rollen an den Theatern von Görlitz (1866-67), Altona (1867-68), Frankfurt a.d. Oder (1868-70), am Hoftheater von Oldenburg (1870-71), an den Theatern von Freiburg i. Br. (1871-72), Chemnitz (1872-73), wieder Görlitz (1873-76) und Zittau (1876-78), am Hoftheater von Neustrelitz (1878-83, wo er auch als 2. Bass und als Regisseur fungierte), am Wallnertheater in Berlin (1883-84), am Stadttheater von Barmen (1884-85), am Stadttheater von Koblenz (1885-86), am Hoftheater von Mannheim (1886-89, hier nur als Schauspieler) und am Opernhaus von Breslau (1889-91, nur als Sänger) auf. 1891-93 war er in Düsseldorf, 1893-95 am Stadttheater von Hamburg, 1895-98 am Hoftheater von Darmstadt, 1898-99 am Stadttheater von Bremen, 1899-1900 am Theater von Graz engagiert. Er sang vor allem Partien aus dem Buffo-Fach, aber u.a. auch den Biterolf im »Tannhäuser«, den Dr. Grenvil in »La Traviata«, dazu allerlei kleinere und mittlere Partien. Er lebte seit 1900 zunächst gastierend in Graz. Er übernahm schließlich die Direktion des Theaters von Aschaffenburg. Dort schied er 1901 freiwillig aus dem Leben. Er war verheiratet mit der Schauspielerin S. Hausser, die mit ihm zusammen 1879-83 in Neustrelitz engagiert gewesen war, und die nach seinem Tod die Leitung des Aschaffenburger Theaters übernahm, wo auch eine Tochter aus dieser Ehe, Sabine Grosser, seit 1902 als Schauspielerin auftrat.

 

22.1. Tilo MEDEK: 80. Geburtstag

Er war der Sohn des Kammermusikers und Komponisten Willy Müller-Medek (1897–1965) und dessen Ehefrau Rosa, geb. Gewehr (1902–76). Durch die Gefangenschaft des Vaters begann erst um 1950 die musikalische Ausbildung an der Jenaer Musikschule in den Fächern Violine, Klavier, Improvisation und weiteren theoretischen Fächern. Prägend wurde für ihn die 1957 ermöglichte Teilnahme an den 12. Internationalen Ferienkursen für Neue Musik im westdeutschen Darmstadt (Kurse bei Alexander Jemnitz, Luigi Nono, Hermann Scherchen und Karlheinz Stockhausen). 1959-62 war er Klavierschüler von Kurt Johnen (1884–1965) in Quedlinburg am Harz. 1959 Abitur und Verweigerung eines praktischen Jahres in der Produktion; im Spätherbst 1959 schließlich Nachimmatrikulation an der Humboldt-Universität zu Berlin für Musikwissenschaft bei Walther Vetter, Ernst Hermann Meyer und Georg Knepler. Weitere Vorlesungen in Psychologie bei Kurt Gottschaldt, in Kunstgeschichte bei Karl-Heinz Clasen, in Theologie den Philosophiezyklus bei Lieselotte Richter und in Gartenbauarchitektur bei Willy Kurth gehört. Parallel dazu Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny (1903–69) an der Deutschen Hochschule für Musik in Ostberlin. Durch Wegnahme des Stipendiums nach dem Mauerbau neben dem Studium ab 1962 freiberuflich tätig als Korrepetitor am Ensemble der Berliner Arbeiterjugend und als Komponist von Hörspiel- und Bühnenmusiken. 1964 Diplomarbeit in Musikwissenschaft: Die Vertonungen von Goethes Prometheus-Gedicht. Anschließend war er Meisterschüler Rudolf Wagner-Régenys an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin (DDR) bis 1967. Von da an erhielt Tilo Medek verschiedene internationale Auszeichnungen bei Kompositionswettbewerben und bei Vergleichen von Rundfunk- und Fernsehanstalten: Internationaler Kompositionswettbewerb der Stiftung Gaudeamus, Niederlande 1967 (für die Todesfuge), State University of New York 1968 (für Das Dekret über den Frieden), Opernwettbewerb DDR 1969 (für die Kurzoper Einzug), Friedrich-Kuhlau-Wettbewerb der Stadt Uelzen 1970 (für Kühl, nicht lau, Nr. 2 aus den Lesarten an zwei Klavieren), 22. Tribune internationale des Composits der UNESCO Paris 1975 (für die Kindermesse), Prix Folklorique de Radio Bratislava 1975 (für Der schwere Traum), Prix Danube in Bratislava 1977 für KRO-Niederlande-Aufzeichnung der Kindermesse, Ernst-Reuter-Preis 1982 (zusammen mit Dorothea Medek für ihr Feature Westöstliche Wechsel, ausgestellt in der Ankunftszeit). 1968 erste künstlerische Behinderung im Zusammenhang mit dem „Prager Frühling“, ausgelöst durch die Kompositionen Das Dekret über den Frieden (Lenin) und die „Battaglia alla turca“, Nr. 1 aus den Lesarten an zwei Klavieren. 1961-68 erste Ehe mit Inge Brüll (Tochter: Saskia, geb. 1966). Ab 1970 jährliche Arbeits-Sommeraufenthalte in Bindow am Ziestsee bei Königs Wusterhausen. Tilo Medek war in zweiter Ehe mit der Theaterwissenschaftlerin und Autorin Dorothea Medek verheiratet (Kinder: Mirjam, geb. 1971, Clara und Immanuel, geb. 1983). Im Zusammenhang mit der Biermann-Ausbürgerung am 15. Juli 1977 „Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der Deutschen Demokratischen Republik“ und Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland.

Wohnsitze 1977-80 in Adscheid bei Hennef an der Sieg, 1980-85 in Unkel am Rhein und seit 1985 gegenüber auf der Rheinhöhe (oberhalb von Oberwinter) bei Remagen. Seit 1982 besteht der Musikverlag Edition Tilo Medek (seit 1999 mit Druck und Verarbeitung). Tilo Medek war Gründungsmitglied der Freien Akademie der Künste Mannheim. Im Februar 1992 war er Ehrenkomponist des 8. Festival International des Chœurs d’Enfants in Nantes (Frankreich). Sommer 1994 Ehrenaufenthalt an der Deutschen Akademie in Rom (Villa Massimo). 1999: Korrespondierendes Mitglied des Collegium opaeum Jenense an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In den letzten Jahren wieder einsetzende musikwissenschaftliche Betätigungen und Vorträge. Private Kompositionsschüler seit 1967.

Seit September 2002 Aufbau einer kompositorischen Unterweisung am Staatlichen Musikgymnasium des Landes Rheinland-Pfalz in Montabaur. Seit 1962 ununterbrochen freiberuflich tätig. Er starb 2006 in Duderstadt.

Zu seinem Werk gehören sowohl zahlreiche Kammermusik- und Klavierkompositionen, u. a. bekannte Vertonungen Brecht’scher Lyrik, die von bekannten Diseusen wie Sonja Kheler interpretiert wurden, als auch eine Vielzahl Chor- und Orchesterwerke. Besonders für das Chorwerk Die Todesfuge nach Paul Celans Gedicht Todesfuge erhielt er früh auch die Anerkennung des Westens. Außerdem stammen drei abendfüllende Bühnenwerke von Medek, zuletzt entstand die Oper Katharina Blum (1991) nach Heinrich Böll. Zwei andere noch zu DDR-Zeiten komponierte Singspiele wurden sowohl in Hörfunkfassungen als auch im Fernsehen gesendet. Erwähnenswert sind auch Medeks weit über 20 Hörspielmusiken, die ausnahmslos für Produktionen des DDR-Hörfunks entstanden und sein Konzert für Marimbaphon und Orchester, dem ersten dieser Art in der DDR, aufgenommen im Rundfunk der DDR mit dem Solisten Wolfgang Preissler und dem Rundfunk Sinfonieorchester. Weiterhin entstanden 14 Solokonzerte, 3 Sinfonien: Die Eisenblätter, Die Rheinische, Die Sorbische und ein umfangreiches Orgelwerk. Daneben schuf Medek auch einige Werke für Zupforchester und Blasorchester. Eines der am häufigsten gespielten Werke ist Die betrunkene Sonne für Sprecher und Orchester – ein Melodram für Kinder mit dem Text von Sarah Kirsch.

 

22.1. Teresa MAY-CZYZOWSKA: 85. Geburtstag

 Sie war Schülerin von Wiktor Brégy in Warschau, von Olga Olgina in Lodz und von Hilde Rössl-Majdan in Wien. 1960 kam es zu ihrem Bühnendebüt an der Nationaloper von Warschau als Micaela in »Carmen« von Bizet. Darauf folgte eine langjährige, erfolgreiche Karriere an diesem Haus wie an der Oper von Lodz. 1962 gewann sie eine Goldmedaille für Oratoriengesang bei einem Concours in Toulouse, 1965 den ersten Preis bei einem Gesangwettbewerb in Budapest, 1970 in Graz. Gastspiele am Prager Nationaltheater, an der Nationaloper Budapest, an den Opernhäusern von Dresden, Leipzig, Graz und Tiflis (Tblissi). Sie beherrschte eine Vielzahl von Partien aus dem Koloraturfach, gestaltete aber auch lyrische Aufgaben mit Meisterschaft. Dazu genoss sie als Konzert- wie als Oratoriensängerin einen großen Ruf. Sie starb 2012 in Lodz.

Schallplatten: Polskie Nagrania (Muza).

 

22.1. Valéria KOLTAY: 95. Geburtstag

 Ihre Ausbildung erfolgte im Wesentlichen in Budapest, wo sie auch 1947 an der Nationaloper als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« unter O. Klemperer debütierte. Sie blieb für viele Jahre Mitglied dieses führenden ungarischen Opernhauses, an dem sie vor allem in Partien für Koloratursopran und in Rollen aus dem lyrischen Repertoire auftrat. Dazu zählten u.a. die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gilda im »Rigoletto«, die Norina im »Don Pasquale«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Papagena in der »Zauberflöte« und der Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«. Sie trat auch als Gast an Theatern und bei Konzerten in Holland, in der Schweiz, in Jugoslawien, in den skandinavischen Ländern und auch in den USA auf. 1977 gab sie ihre Karriere auf; bis dahin war sie Mitglied der Budapester Oper geblieben. Sie starb 1998 in Budapest.

Schallplattenaufnahmen mit Opern- und Operettentiteln auf Qualiton (Hungaroton).

 

22.1. Rudolf JEDLIČKA: 100. Geburtstag

 Er studierte zunächst Medizin an der Prager Karlsuniversität und spielte nebenbei Cello in einem Liebhaberorchester. Unter der deutschen Besetzung seiner Heimat wurde er dem Chor der Deutschen Oper Prag zugewiesen, dann aber nach Frankfurt a. d. Oder zwangsverpflichtet. Seine Gesangsausbildung erfolgte durch Tino Pattiera, Pavel Ludikar und Fernando Carpi in Wien und Prag. 1944 kam es zu einem Anfänger-Engagement an der Staatsoper von Dresden, wo er als Marcel in »La Bohème« debütierte. 1945 wurde er an die Oper des 5. Mai in Prag verpflichtet. 1946-49 war er erster Bariton und Regisseur am Theater von Ustí nad Labém (Aussig). 1949 folgte er einem Ruf an das Prager Nationaltheater, wo er große Erfolge hatte. Seit 1958 besaß er einen Gastspielvertrag mit der Staatsoper Berlin. In den sechziger Jahren bestanden Gastverträge mit dem Staatstheater Hannover und dem Opernhaus Köln. Er war an westdeutschen, russischen und polnischen Opernhäusern zu Gast. Er gastierte auch an französischen Opernhäusern. 1970 gastierte er mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters bei den Edinburgher Festspielen in Janáceks »Die Sache Makropoulos« (als Jaroslav Prus), in Smetanas »Dalibor« (als Budivoj) und in Janáceks Oper »Die Abenteuer des Herrn Broucek«. 1973-75 Professor am Konservatorium von Prag. Sehr erfolgreich war er als Figaro in »Figaros Hochzeit« und im »Barbier von Sevilla«, als Don Giovanni (den er u.a. 1960-64 als Gast an der Wiener Staatsoper in zehn Vorstellungen sang), als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Francek in »Marysa« von Burian und in der Oper »Vojcek und Palecek« von Borkovec. Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Germont-père in »La Traviata«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Eugen Onegin und der Alonso in »Der Sturm« von Fibich. Nach der Ablösung des kommunistischen Regimes in der CSSR wurde er zum Direktor des Opernensembles des Nationaltheaters Prag ernannt, starb jedoch kurz darauf im November 1989 in Prag.

Supraphon-Schallplatten. Sang auf Decca in »Jenufa« von Janacek, auf RCA Verdi-Arien.

 

22.1. William WARFIELD: 100. Geburtstag

 Sein Vater war ein farbiger Baptistenprediger. Als er drei Jahre alt war, verzog seine Familie nach Rochester (New York). Er sang hier in einem Kirchenchor und gewann mit 18 Jahren den ersten Preis bei einem Gesangwettbewerb und damit ein Stipendium an der Eastman-Musikschule in Rochester. Während des Zweiten Weltkrieges war er im Intelligence-Dienst der amerikanischen Armee tätig. Nach Kriegsende studierte er nochmals bei Yves Tinayre und Otto Herz und trat dann zuerst in einer Revue auf. 1949 sang er am New Yorker Broadway in »Regina« von Marc Blitzstein. 1950 gab er in New York sein erstes Konzert und hatte sogleich einen großen Erfolg. 1950 unternahm er eine Konzert-Tournee durch Australien. 1952 hatte er einen spektakulären Erfolg, als er in dem Film »Show Boat« (nach dem gleichnamigen Musical von J. Kern) den Joe darstellte, den er dann auch immer wieder auf der Bühne übernahm. 1952 kam er mit einer Gruppe von farbigen Sängern nach Europa und sang in London, Wien und Berlin den Porgy in »Porgy and Bess« von Gershwin, wobei er glänzende Erfolge hatte. Bei dieser Tournee 1952-53 war Leontyne Price als Bess seine Partnerin. Die Rolle des Porgy übernahm er auch 1961 in New York und 1965 an der Wiener Volksoper. Nach Amerika zurückgekehrt, wandte er sich wieder mehr dem Konzert- und vor allem dem Oratoriengesang zu. Er trat auch zusammen mit der Bach Aria Group auf. 1955 bereiste er mit dem Philadelphia Orchestra Europa; 1956 sang er in einer Aufführung des Mozart-Requiems in New York unter Bruno Walter das Bass-Solo. Bekannt wurde er auch durch Konzerte im amerikanischen Rundfunk und durch sein Mitwirken in Filmen. In der Spielzeit 1970-71 trat er an der Wiener Volksoper in dem Musical »Show Boat« als Joe auf. Er war 1952-74 verheiratet mit der Sopranistin Leontyne Price (* 1927), von der er sich später wieder trennte. Seit 1974 lehrte er an der Illinois University; seit 1984 war er Präsident der National Association of Negro Musicians; mehrere amerikanische Universitäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Er starb 2002 in Chicago. – Ausdrucksreiche Stimme von überströmender, dunkler Tonfülle. Daneben wurde sein eminentes darstellerisches Talent immer wieder hervorgehoben.

Schallplatten: In der Hauptsache auf Columbia vertreten; sang auf CBS u.a. das Bass-Solo in Händels »Messias«, auf Metro-Goldwyn-Mayer in »Show Boat«.

 

22.1. Charles TOURNEMIRE: 150. Geburtstag

 Er absolvierte in Paris seine musikalischen Studien bei César Franck (Orgel und Kontrapunkt), Charles-Marie Widor (Orgel), Vincent d‘Indy (Komposition) und A. Toudou (Harmonielehre). Seit 1898 hatte er die Organistenstelle an der Pariser Ste-Clotilde inne; seine dortigen Amtsvorgänger waren die bekannten Organisten César Franck und Gabriel Pierné gewesen. 1919 wurde Tournemire Professor für Kammermusik am Conservatoire de Paris. Er starb 1939 in Arcachon. Zu seinen Lebzeiten gründete sich Tournemires Ruf vor allem auf seine Qualitäten als hervorragender Orgelspieler und Orgelimprovisator. Heute ist er vor allem durch seine acht Orchestersymphonien im Gedächtnis geblieben, hinzu kommt sein gewaltiges Werk L’Orgue Mystique (op. 55–57). Hier handelt es sich um einen Kompositionszyklus, der für jeden Sonntag im Jahreskreis fünf an die katholische Liturgie gebundene Stücke enthält, die von den entsprechenden gregorianischen Melodiekurven inspiriert sind und mit flexibler Agogik interpretiert werden müssen. Aufgrund der engen Bindung an die Liturgie werden sie kaum in Konzerten gespielt. Besonders bemerkenswert ist der Symphonie-Choral op. 69 für Orgel, der monothematisch angelegt ist und eine sehr komplexe, teilweise polytonale Tonsprache aufweist. Dieses Werk sowie die Symphonie sacrée zeugen von dem tief empfundenen mystischen Katholizismus Tournemires. Der Komponist besaß ein kleines Haus auf der einsamen, sturmgepeitschten französischen Westküsten-Insel Ouessant, wo er sich gerne aufhielt. Dort, unter dem Eindruck des Tobens der Elemente, wurde er zu seinen visionären Orgelwerken inspiriert. Gerne hielt sich Tournemire in der Abteil von Solesmes und der Kathedrale von Amiens auf. Von seinen Zeitgenossen wurde er als temperamentvoll und unberechenbar beschrieben. Alle Musik, die nicht zur Verherrlichung Gottes komponiert wurde, erschien ihm sinnlos. Tournemire war auch ein berühmter Improvisator mit außergewöhnlicher Erfindungskraft, Inspiration und visionärem Ausdruck. Die Improvisation über Victimae paschali laudes, die auf Schallplatte aufgezeichnet wurde, gibt Zeugnis von seinen Fertigkeiten. Bis heute wird das Orgelwerk Tournemires zumindest in Deutschland kaum zu Gehör gebracht. Neben seinen Orgelwerken sind auch die Douze Prélude-Poèmes für Klavier, angelegt als Meditationen über die Stationen des menschlichen Lebens, zu erwähnen. In diesem zyklischen Werk lotet Tournemire gekonnt die Resonanzen eines großen Konzertflügels aus. Tournemire schrieb ferner Opern und weitere Orchesterwerke. Bekannte Schüler Tournemires waren Maurice Duruflé und Jean Langlais. Olivier Messiaen, dessen Stil in Tournemires Orchestersymphonien in Ansätzen bereits vorgeprägt erscheint, nannte ihn „den Meister der Arabeske“.

 

23.1. Manfred SCHENK: 90. Geburtstag

 Gesangstudium an der Musikhochschule Stuttgart und bei Karl-Heinz Jarius in Frankfurt a.M.. Er sang dann drei Jahre lang am Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart als Chorist. 1960 wurde er an das Stadttheater von Regensburg engagiert, 1963-65 wirkte er am Stadttheater von Gelsenkirchen, 1965-69 am Opernhaus von Zürich, wo er 1967 an der Uraufführung der Oper »Madame Bovary« von H. Sutermeister teilnahm. Seit 1967 gleichzeitig Mitglied des Opernhauses von Frankfurt a.M., an dem er zu einer großen, langjährigen Karriere kam. Er wurde einer der führenden Bassisten seiner Generation, vor allem für das Wagnerfach. Gastspielverträge kamen mit der Staatsoper von Wien und mit der Bayerischen Staatsoper München zustande. An der Wiener Staatsoper sang er 1970-90 den König Heinrich im »Lohengrin«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Komtur im »Don Giovanni«, den Rocco im »Fidelio«, den Peneios in »Daphne« von R. Strauss, den Colline in »La Bohème«, den Eremiten wie den Kaspar im »Freischütz«, den Fasolt im »Rheingold«, den Gremin in »Eugen Onegin«, den Gurnemanz im »Parsifal«, den König Marke in »Tristan und Isolde«, den Pogner wie den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Landgrafen im »Tannhäuser«, den Pimen im »Boris Godunow« und den Hunding in der »Walküre«. Er wirkte 1972 bei den Festspielen von Bregenz (in Purcells »Die Feenkönigin«) und 1973 beim Glyndebourne Festival (als Sarastro) mit und sang als Gast an der Oper von Rom, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Covent Garden Oper London, an der Oper von San Francisco (1981 den Wotan in der »Walküre«) und wurde schließlich an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, an der er 1977 einen der Nazarener in »Salome« von R. Strauss und den Hunding in insgesamt zwölf Vorstellungen sang. Beim Festival von Orange sang er 1980 den Daland, an der Covent Garden Oper London 1981 den König Heinrich. Bei den Bayreuther Festspielen sang er 1981-84 und 1986-88 den Pogner, 1982 und 1990-92 den Gurnemanz, 1983-84 den Fasolt, 1987-91 und 1993 den König Heinrich, 1989 und 1992-93 den Landgrafen und 1991 den Hagen in der »Götterdämmerung«. Auch bei den Salzburger Festspielen aufgetreten (1985 als Nettuno in »Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi in einer Bearbeitung durch H.W. Henze). Den König Heinrich sang er auch 1991 beim Festival von Taormina, den Fafner im »Rheingold« 1990 am Theater von Bonn, den Gurnemanz 1991 an der Oper von Antwerpen, 1992 bei den »Fidelio«-Aufführungen auf der Feste Koblenz-Ehrenbreitstein den Rocco, bei der Eröffnungsvorstellung des neuen Opernhauses in Chemnitz 1992 den Gurnemanz. Seine bedeutendsten Leistungen erreichte er in Rollen wie dem Wotan im Nibelungenring, doch schätzte man ihn auch als Ramfis in »Aida«, als Pater Guardian in Verdis »Macht des Schicksals«, als Großinquisitor im »Don Carlos« und als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«. 1969 sang er am Theater von Recklinghausen in der deutschen Erstaufführung von Prokofjews »Krieg und Frieden« die Partie des Kutusow, 1967 wirkte er in Hamburg in der Uraufführung von Alexander Goehrs »Arden muss sterben« mit. Großer Konzert- und Liedersänger. Er starb 1999 in Wächtersbach in Hessen (nach langer Krankheit).

Lit: In Memoriam Manfred Schenk (in »Der Neue Merker«, Wien 2000).

Schallplatten: Colos (Lieder von Mussorgsky, Wagner-Szenen), Acanta (»Feuersnot« von R. Strauss), Decca (»Lulu« von A. Berg), DGG (Te Deum von Nicolai), Colosseum (Szenen aus Wagner-Opern, Lieder russischer Komponisten), Denon (Bass-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven), Orfeo (Nettuno in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«, Salzburg 1985); Philips-Video (»Die Meistersinger von Nürnberg«, Bayreuth 1984).

 

23.1. Alexander SEROV: 200. Geburtstag

 Er war nicht nur einer der bedeutendsten russischen Musikkritiker zwischen 1850 und 1870, sondern auch ein bemerkenswerter Opernkomponist in den Jahren zwischen Dargomyschskis Russalka und den frühen Opern von Cui, Rimski-Korsakow, Mussorgsky und Tschaikowsky. Serov war zunächst mit dem Kulturkritiker und Historiker Wladimir Stassow befreundet, aber später entzweiten sie sich über die Wertung der beiden Opern von Glinka. Serovs Bewunderung für Richard Wagner machte ihn auch dem Mächtigen Häuflein suspekt, insbesondere dem jüngeren Musikkritiker César Cui. Wenngleich Serovs Opern Judif und Rogneda zunächst sehr erfolgreich waren, gerieten sie später in Vergessenheit. Eine CD-Aufnahme von Judif (mit einigen Kürzungen) wurde 1991 vom Ensemble des Bolschoi-Theaters unter Andrey Chistiakov aufgenommen. Serov starb 1871 in St. Petersburg. Sein Grab befindet sich auf dem Tichwiner Friedhof am Alexander-Newski-Kloster in Sankt Petersburg.

 

24.1. John FERRANTE: 95. Geburtstag

 Nachdem er zuerst in einem kaufmännischen Beruf gearbeitet hatte, wurde er Musiklehrer. Endlich erfolgte die Ausbildung seiner Stimme am Hartt College of Music in Hartford bei Rhea Massicotte, dann am Conservatoire von Fontainebleau und bei Lois Albright in New York. Er trat zuerst als Countertenor bei Konzerten und Liederabenden hervor. 1959 stand er bei der Connecticut Opera erstmals auf der Bühne. Hier sang er Partien in der Alt- oder auch Countertenorlage wie die Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress« und den Oberon in »A Midsummer Night’s Dream« von Benjamin Britten. Gastspiele an den Opern von Boston, Minneapolis, San Francisco (1972 in Monteverdis »L‘Orfeo«, 1975 als Apollo in B. Brittens »Death in Venice« sowie 1975 und 1977 als Mamma Agata in Donizettis »Le Convenienze ed Inconvenienze Teatrali«), Amsterdam und Brüssel. Eigentliche Domäne des Künstlers blieb jedoch sein Wirken im Konzertsaal. Er starb im Jahr 1987.

Schallplatten: Vanguard, Memory (Dettinger Te Deum von Händel), Bongiovanni (»Ottone in villa« von A. Vivaldi).

 

24.1. Susanne WILL: 100. Geburtstag

 Sie war in den Jahren 1946-57 am Stadttheater von Aachen engagiert und trat später als Gast an zahlreichen deutschen Theatern auf; dazu war sie eine hoch angesehene Konzertsängerin. Sie gastierte am Opernhaus von Zürich u.a. in der Saison 1958-59 als Czipra im »Zigeunerbaron«, 1959-60 als Preziosilla in »La forza del destino« und als Kathinka in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Sie gastierte außerdem u.a. 1958 (als Marcellina in »Figaros Hochzeit«) und 1960 beim Maggio Musicale von Florenz. Ihre großen Bühnenrollen waren die Carmen, die Dorabella, die Mignon von A. Thomas, die Marthe im »Faust« von Gounod, die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, die Mrs. Quickly in dessen »Falstaff«, die Bostana im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Brangäne in »Tristan und Isolde«. Sie starb 1991 in Stuttgart. Sie war verheiratet mit dem Bassisten Heinz Borst (1919-2006). Die Tochter des Sängerehepaars, Martina Borst (* 1957) wurde gleichfalls eine erfolgreiche Bühnen- und Konzertsängerin.

 

26.1. Peter RONNEFELD: 85. Geburtstag

Er stammte aus einer Musikerfamilie: sein Vater war Bratschist in der Dresdner Staatskapelle, der Bruder seiner Mutter spielte Geige im RIAS-Sinfonieorchester. 1950 beendete Ronnefeld in Dresden den Besuch der dortigen Waldorfschule. Nach frühem Klavier- und Kompositionsunterricht in Dresden studierte er 1950-54 an der Musikhochschule Berlin Klavier bei Hans-Erich Riebensahm und Komposition bei Boris Blacher, bei ihm war Aribert Reimann ein Kommilitone. In der Berliner Zeit wohnte Ronnefeld bei seinem Cousin Matthias Koeppel. Bereits 1949 schrieb er eine Kleine Suite für Orchester, die ein Jahr später in Berlin uraufgeführt wurde. 1954 setzte Ronnefeld sein Studium am Pariser Conservatoire bei der Pianistin Yvonne Lefèbure und beim Komponisten Olivier Messiaen fort. Auch nahm er an Dirigentenkurse in Siena sowie in Hilversum bei Paul van Kempen teil. 1956 unterrichtete Ronnefeld am Mozarteum in Salzburg, wo der Schriftsteller Thomas Bernhard Schauspiel und Regie studierte. In der eigens für die Kursanten von Ronnefeld komponierten Kurzoper Die Nachtausgabe übernahm Bernhard die Sprechrolle eines Wachtmeisters. 1958 wurde Ronnefeld zunächst Assistent von Herbert von Karajan an der Wiener Staatsoper und dann Kapellmeister ab Oktober 1959 (u.a. dirigierte er La Cenerentola von Rossini und Oedipus der Tryann von Carl Orff). Ronnefeld wurde 1961 Chefdirigent in Bonn und 1963 Generalmusikdirektor am Opernhaus Kiel. Als Komponist schrieb Ronnefeld etwa zwanzig Werke, sein umfangreichstes und bekanntestes ist die dreiaktige Oper Die Ameise (entstanden 1959-61). Das Libretto stammt von Richard Bletschacher. Die Premiere am 21. Oktober 1961 an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner dirigierte Ronnefeld selbst. Die Aufführung einer zweiten Fassung erfolgte postum am 18. September 1965 in Kiel unter der Leitung von Gerd Albrecht. Aus der Oper bearbeitete Ronnefeld eine viersätzige Suite, die er selbst am 7. April 1965 in Frankfurt am Main mit dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks uraufführte. Ronnefeld setzte sich als Dirigent vor allem für die Neue Musik ein, unter anderem dirigierte er die Uraufführung der Fluktuationen von Isang Yun und spielte diese auch für die Schallplatte ein. Für Bernd Alois Zimmermanns Oper Die Soldaten war er als Dirigent der Uraufführung vorgesehen. Am 9. Mai 1965 dirigierte er in Berlin die Uraufführung des Oratoriums Wohin Op. 41 von Heinz Friedrich Hartig mit Dietrich Fischer-Dieskau als Solisten. Mit den Wiener Symphonikern spielte er Mozart-Werke ein, eine Aufnahme von Zar und Zimmermann von Albert Lortzing übernahm er an der Wiener Volksoper. Im Sommer 1965 war er mit der Einstudierung für Aribert Reimanns Opernerstling Ein Traumspiel beschäftigt, als er schwer erkrankte und wenige Zeit später in Kiel verstarb. Peter Ronnefelds Werke waren zunächst in der Edition Modern Wewerka erschienen und wurden 2011 vom Bühnen- und Musikverlag G. Ricordi & Co. München übernommen. Nachlass und Archiv liegen seit 2005 bei der Berliner Akademie der Künste. Sein Sohn Matthias Ronnefeld (* 1959; † 1986) war ebenfalls Komponist. Die Grabstätten von Peter und Matthias Ronnefeld befinden sich auf dem Grinzinger Friedhof in Wien.

 

26.1. Antonio Maria ABBATINI: 425. Geburtstag

 Er war ein Schüler seines Onkels Lorenzo Abbatini, der Kapellmeister am Dom seiner Heimatstadt war und möglicherweise von Giovanni Bernardino Nanino. Nach dem Tod des Onkels, übernahm Antonio Maria für eine kurze Zeit stellvertretend dessen Amt, bevor er in das Seminario Romano eintrat, wo er später zum Kapellmeister ernannt wurde. Von 1627 bis 1627 war Abbatini Maestro di cappella an der Lateranbasilika in Rom. Danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück. 1632 erhielt er den Titel eines Kapellmeisters am Dom von Orvieto. 1635-40 war er wieder in seiner Heimatstadt tätig. Ab 1640 war er Kapellmeister an der Basilika Santa Maria Maggiore, wo ihm im Januar 1646, möglicherweise wegen eines Streits gekündigt wurde. Daraufhin ging er als Kapellmeister an San Lorenzo in Damaso. Im Mai 1649 wird er wieder als Kapellmeister an Santa Maria Maggiore genannt. Im Januar 1657 ging er an die Wallfahrtsbasilika in Loreto, wird aber 1672 wieder an Santa Maria Maggiore genannt, wo er bis 1677 blieb. In diesem Jahr zog er sich in seine Vaterstadt Città di Castello zurück, wo er noch bis zu seinem Tod, im Jahr 1679 das Amt des Kapellmeisters ausübte. Er schuf Opern und kirchliche Chorwerke und gilt als einer der Hauptvertreter des hochbarocken Monumentalstils. Seine Kantate Il pianto di Rodomonte gilt als eine Vorform der Oper. Mit Abbatinis „commedia per musica“ Dal male il bene von 1654, legte er den Grundstein für eine Entwicklung, die im 18. Jahrhundert in der Opera buffa ihren Höhepunkt fand. Neben seinen musikalischen Werken verfasste er mehrere Lehrbücher über Musik. Er unterstützte Athanasius Kircher bei dessen Musurgia Universalis. Dafür komponiert er unter anderem ein O vos omnes zu 6 Stimmen, über 7 Takte, welches als Muster des Ausdrucks der Klage und des Schmerzes dient.

 

27.1. Herbert LACKNER: 80. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in Wien und war in den Jahren 1963-76 Mitglied der Wiener Staatsoper (Debüt als Graf Ceprano im »Rigoletto«). Hier sang er vornehmlich kleinere und Charakter-Rollen (Hans Schwarz in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Dr. Grenvil in »La Traviata«, Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, Masetto im »Don Giovanni«, Truffaldin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, Mönch im »Don Carlos«, Antonio in »Figaros Hochzeit«, 2. Geharnischter in der »Zauberflöte«, Pistola im »Falstaff«, Marchese di Calatrava in Verdis »La forza del destino«, Zuniga in »Carmen«), trat jedoch aber auch gelegentlich in größeren Partien wie dem Colline in »La Bohème«, dem Sparafucile im »Rigoletto«, dem Figaro in »Figaros Hochzeit«, dem Leporello im »Don Giovanni« und dem Ferrando im »Troubadour« auf. Bei den Festspielen von Salzburg übernahm er 1964-65 den Mörder in Verdis »Macbeth« und den Lakai in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1969 den Fiorello in Rossinis »Barbier von Sevilla«, 1970 den Colas in Mozarts »Bastien und Bastienne«; 1969 trat er hier außerdem in einem Mozart-Konzert auf. 1967 und 1973 (als Figaro in »Figaros Hochzeit«) gastierte er an der Oper von Graz, 1965 nahm er an der Brasilien-Tournee der Wiener Staatsoper teil. Auch als Konzertsänger erfolgreich aufgetreten. Er starb 2015 in Wien.

Schallplatten: Ariola, Decca (Polizeikommissär im »Rosenkavalier«, kleine Partie in der »Zauberflöte«, 2. Ritter im »Parsifal«), DGG (»Rappresentatione di Anima e di Corpo« von Cavalli), CBS (nochmals Polizeikommissär im »Rosenkavalier«).

 

27.1. Sinowij BABIY: 85. Geburtstag

 Seine Familie stammte aus Weißrussland. Schon als Kind erregte er durch seine schöne Stimme Aufsehen. Er studierte dann zwei Jahre lang 1952-54 am Konservatorium von Lwów (Lemberg). Anschließend kam er zum Vokalensemble der Roten Armee; hier war er als Interpret russischer Volkslieder und zeitgenössischer sowjetrussischer Musikwerke erfolgreich. 1957-59 studierte er nochmals am Konservatorium von Lwów. Nach Beendigung seiner Militärzeit ging er 1958 an das Opernhaus von Kiew. Zunächst wurde er nur in kleineren Partien eingesetzt, hatte dann aber als Don José in »Carmen« einen ersten Erfolg. 1963 wechselte er an die Weißrussische Nationaloper in Minsk. Jetzt hatte er eine große Karriere als Heldentenor, vor allem als Interpret des italienischen Fachs. Als Otello von Verdi, als Radames in »Aida«, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Cavaradossi in »Tosca«, aber auch als Hermann in Tschaikowskys »Pique Dame« und als Orest in der »Orestie« von S. Tanejew wurde er allgemein bekannt. 1966 erfolgte seine Berufung an das Bolschoi Theater Moskau. Seitdem gehörte er zu den führenden Sängern dieses Opernhauses. Er gastierte u.a. am Opernhaus von Baku (Don José, Radames, Cavaradossi), am Opernhaus von Tiflis (Radames, Cavaradossi), am Opernhaus von Frunze (Cavaradossi), am Theater von Taschkent (Don José, Herzog von Mantua in »Rigoletto«, Radames, Canio im »Bajazzo«), am Opernhaus von Perm (Don José, Manrico im »Troubadour«), in Donezk (Cavaradossi), in Kasan (Herzog von Mantua, Canio), am Opernhaus von Riga (Rodolfo in »La Bohème«, Cavaradossi) und am Opernhaus von Vilnius (als Canio).Weitere Gastspiele und Konzerte trugen ihm in Russland wie im Ausland Erfolge ein. Seine groß dimensionierte, heldische Tenorstimme und sein temperamentvoller Vortrag wurden durch ein besonderes darstellerisches Talent ergänzt. Im Konzertsaal schätzte man vor allem seine Interpretation von russischen Volksliedern und Romanzen. 1963 wurde er zum Verdienten Künstler, 1964 zum Volkskünstler der Weißrussischen Sowjetrepublik ernannt. Ein Herzleiden zwang ihn, frühzeitig seine Bühnenkarriere zu beenden, er setzte aber seine Tätigkeit im Konzertsaal weiter fort, vor allem als Solist des Weißrussischen Philharmonischen Orchesters Minsk und wirkte als Dozent am dortigen Konservatorium. Er starb 1984 in Minsk.

Schallplatten der sowjetrussischen Plattenherstellung, darunter auch vollständige Opern; einiges davon auf Eurodisc übernommen (u.a. eine Arienplatte).

 

27.1. Eleonora ANDREJEWA: 90. Geburtstag

 Ausbildung am Gnesin-Konservatorium in Moskau bei P.L. Trochina. Ihr Debüt erfolgte 1958 am Stanislawski-Nemirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau als Elena in Verdis »Die sizilianische Vesper«. Sie blieb bis 1964 an diesem Haus und sang dort u.a. die Tosca, die Gorislawa in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, die Miltrissa im »Märchen vom Zaren Saltan« von Rimsky-Korssakow, die Tatjana im »Eugen Ongin«, die Luisa in »Die Verlobung im Kloster« von Prokofjew, die Natalja in Chrennikows »Im Sturm« und, mit besonderem Erfolg, 1962 die Katerina Ismailowa in der gleichnamigen Oper von Schostakowitsch. 1964-86 war sie am Bolschoi Theater Moskau engagiert. Hier übernahm sie eine Vielzahl von Partien aus der italienischen wie der russischen Opernliteratur, auch in Opern zeitgenössischer sowjetrussischer Komponisten (Peronskaja in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, Marina in »Oktober« von Muradeli, Pljuschkin in »Tote Seelen« von Schtschedrin). 1967 sang sie in Leningrad in der russischen (konzertanten) Erstaufführung von Prokofjews »L’Ange de feu« die Renata. Zu ihren erfolgreichsten Kreationen gehörten die Jaroslawna in »Fürst Igor« von Borodin, die Elisabetta in Verdis »Don Carlos« und die Maria in »Mazeppa« von Tschaikowsky. Sie gewann Gesangwettbewerbe in Paris und Osaka und gastierte u.a. an der Nationaloper von Sofia. 1970 wurde ihr der Titel einer Verdienten Künstlerin der UdSSR verliehen. Sie starb 2012 in Moskau.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion Melodiya (u.a. vollständige Oper »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch).

 

27.1. Joseph ROSENSTOCK : 125. Geburtstag

 Er arbeitete am Landestheater in Darmstadt (12. April 1923: Deutsche Erstaufführung von Karl Szymanowskis Oper Hagith) und an der Staatsoper in Wiesbaden, bevor er 1928 von der Metropolitan Opera in New York als Ersatz für Artur Bodanzky verpflichtet wurde. Allerdings bekam er dermaßen schlechte Kritik, dass er sehr bald kündigte. Er ging nach Deutschland zurück, diesmal nach Mannheim. Seit seiner rassistisch motivierten Entlassung 1933 wirkte er als musikalischer Direktor im Kulturbund deutscher Juden in Berlin. Im Jahr 1936 emigrierte er nach Japan wo er den Standard des NHK Symphony Orchestra wesentlich zu heben vermochte. Dort brachte er außerdem Roh Ogura bei, Beethovens Symphonien zu dirigieren. Ein weiterer Schüler war Abe Komei. Außerdem geht auf ihn die Einführung des Dirigentenstabs in Japan zurück. Die wegen ihres Katholizismus nach Japan emigrierte Cembalistin Eta Harich-Schneider schildert in ihrer Autobiographie wie Rosenstock zusammen mit Leonid Kreutzer gegenüber jedem deutschen Musikerkollegen hasserfüllt auftrat. 1948-56 kehrte er schließlich nach New York zurück und debütierte bei der New York City Opera (NYCO) mit Le nozze di Figaro. Ab 1952 war Rosenstock für vier Jahre der Direktor der NYCO. Er starb 1985 in New York.

 

28.1. Theodor HORAND : 125. Geburtstag

 Er studierte Violoncello und Klavier, dann Gesang bei J. Koehler in Hamburg, später noch bei H. Endorf in Leipzig. 1920 debütierte er als Anfänger am Hamburger Opernhaus. 1921-23 war er in Kiel, 1923-24 in Dessau und 1924-54 am Opernhaus von Leipzig engagiert. Hier erwarb er sich in seiner langen Karriere große Beliebtheit und war als Rigoletto, als Jago im »Otello« von Verdi, als Graf Luna im »Troubadour«, als Amonasro in »Aida«, als Posa im »Don Carlos« von Verdi, als Titelheld in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, als Wolfram im »Tannhäuser« und in vielen anderen Partien erfolgreich. Am 10.2.1927 wirkte er in Leipzig in der Uraufführung der Jazz-Oper »Jonny spielt auf« von Krenek, am 14.4.1928 in der von Max Ettingers »Frühlings Erwachen« mit, am 23.6.1930 in der der Oper »Der Rosenbusch der Maria« von Erwin Dressel. Er sang am 9.3.1930 in Leipzig in der Uraufführung von Kurt Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« den Sparbüchsenheinrich. Gastspiele wie Konzerte machten den Namen des Künstlers bekannt; man schätzte vor allem seinen Lied-Vortrag. Er trat noch bis 1960 in Leipzig auf. Seit 1946 wirkte er als Dozent an der Musikhochschule von Leipzig. Er starb 1973 in Leipzig.

Schallplatten: Seine ersten Solo-Aufnahmen erschienen bereits zu Beginn der dreißiger Jahre auf Odeon. Er begegnet dann wieder auf einigen vollständigen Opernaufnahmen aus der Zeit um 1950; so singt er auf der Marke Olympic den Kurwenal in »Tristan und Isolde «und in »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai, auf MMS den Minister im »Fidelio«.

 

29.1. Jeannette van DIJCK: 95. Geburtstag

 Sie absolvierte ihr Gesangstudium bei Johanna Zegers de Beijl im Haag und nahm ihre Karriere anfangs der fünfziger Jahre an der Niederländischen Oper Amsterdam auf. 1952 Preisträgerin beim internationalen Gesangwettbewerb in Genf. Nachdem sie anfänglich kleinere Partien gesungen hatte, war sie in Amsterdam als Butterfly, als Liu in »Turandot«, als Susanna in »Figaros Hochzeit«, als Despina in »Così fan tutte«, in der zeitgenössischen Oper »Philomele« von Hendricus Franciscus Andriessen und in ähnlichen Rollen zu hören. Dazu hatte sie eine bedeutende Karriere als Konzert- und namentlich als Oratoriensopranistin in Holland wie auch in Westdeutschland, wo sie oft am Kölner Rundfunk auftrat. Auch an der Oper von Köln als Gast aufgetreten. Sie lebte im Haag. Sie starb 2009 in Baarn.

Schallplatten: Melodram (integrale Oper »Alcina« von Händel), CSR (Club Français de Disque): »Die Schöpfung« von Haydn.

 

29.1. Lois MARSHALL: 95. Geburtstag

 Sie begann mit zwölf Jahren das Gesangstudium am Royal Conservatory von Toronto, mit 15 Jahren gab sie bereits Konzerte. Weitere Studien 1947-50 bei Weldon Kilburn, den sie später heiratete, und bei Emmy Heim. Eigentliches Debüt 1947 in Toronto als Solistin in der Matthäuspassion von J.S. Bach. 1952 kam sie nach New York und hatte bei einem Konzert in der Town Hall einen aufsehenerregenden Erfolg. Darauf übertrug Arturo Toscanini ihr das Sopransolo in einer Aufführung der Missa solemnis von Beethoven. Es folgte eine glanzvolle Konzerttournee durch Nordamerika. 1956 kam die Sängerin nach England. Hier gab sie wiederum sehr erfolgreiche Konzerte und wirkte bei Schallplattenaufnahmen von Opern und Oratorien mit. Konzerte in Amsterdam, Brüssel und Hamburg festigten ihren Ruf als eine der bedeutendsten Konzertsopranistinnen ihrer Zeit. 1957 feierte man sie bei den Festspielen von Edinburgh als Solistin im »Messias« von Händel. 1958 absolvierte sie eine ungewöhnlich erfolgreiche Tournee durch Russland, das sie insgesamt in acht Tourneen durchreiste; 1960 unternahm sie eine weitere Tournee durch Australien und Neuseeland. Sie trat regelmäßig in den Zentren des Musiklebens in Nordamerika als Konzertsolistin auf. In ihren Konzerten trug sie gern Ausschnitte aus Opern vor, ist aber auf der Bühne nur gelegentlich in ihrer kanadischen Heimat erschienen, da sie durch die Folgen einer Poliomyelitis behindert war. 1952 sang sie in Toronto die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, 1969 an der Oper von Boston die Mimi in »La Bohème«, 1960 die Tosca (unter Sarah Caldwell). Seit Mitte der siebziger Jahre hatte sie in den Mezzosopran-Bereich gewechselt und übernahm so 1980 in Toronto die Filipjewna im »Eugen Onegin«. Sie sang in Toronto auch Ende der siebziger Jahre die Titelrolle in Massenets Oper »Thérèse«. In einer Fernsehsendung des Kanadischen Fernsehens wirkte sie als Ellen Orford in B. Brittens »Peter Grimes« mit. Nach einer großen Kanada-Tournee gab sie Mitte der achtziger Jahre ihre Karriere auf. Seit 1976 wirkte sie als Pädagogin in der Faculty of Music an der Universität von Toronto. Sie starb 1997 in Toronto.

Schallplattenufnahmen auf RCA (»Messias«. 9. Sinfonie von Beethoven unter A. Toscanini) und Columbia (»Die Entführung aus dem Serail« unter Sir Thomas Beecham von 1957, »Salomon« von Händel); auch auf den Marken Desto, Hallmark, Beaver und CBC vertreten.

 

29.1. Eduard SCHWARZ: 225. Geburtstag

 Er war der Sohn des Sängers, Schauspielers und späteren Hamburger Theaterdirektors Peregrinus Dux, genannt Anton Schwarz (1771-1830) und der Sängerin und Schauspielerin Josefine Schwarz-Wolschowsky (* 1774). Er sollte ursprünglich Medizin studieren, begann dieses Studium auch an der Universität von Kiel, nahm aber am Krieg 1813-14 als Freiwilliger teil und versuchte sich dann – erfolglos – in Hamburg als Schauspieler. Darauf schickte sein Vater ihn zu dem Theaterdirektor Gerber in Bremen. Dieser erkannte seine schöne Tenorstimme und sorgte für deren erste Ausbildung. Jetzt kam er in Braunschweig und Altona, schließlich in Hamburg, zu großen Erfolgen als Sänger, die sich auch bei den nachfolgenden Engagements in Danzig und Königsberg (Ostpreußen) einstellten. 1823 wurde er an das Opernhaus von Riga verpflichtet und debütierte dort als Titelheld in »Jean de Paris« von Boieldieu. Bis 1827 hatte er in Riga als lyrischer Tenor eine erfolgreiche Karriere, ebenso als Solist in Konzert- und Oratorienaufführungen. 1827 verließ er Riga und ging in die russische Haupt- und Residenzstadt St. Petersburg. Hier trat er später hauptsächlich in Charakterrollen auf, die er zuletzt auch in Schau- und Lustspielen auf der Sprechbühne übernahm. In den Jahren 1828-30 und 1834 war er in Riga nochmals als Gast anzutreffen. Er starb 1863 in St. Petersburg.

 

30.1. Marco KARMINSKY (ukrainischer Komponist): 90. Geburtstag

 

31.1. Bojidar DIMOV: 85. Geburtstag

Er studierte Klavier und Komposition an der Musikhochschule von Sofia bei Weselin Stojanow und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Hanns Jelinek, Karl Schiske und Erwin Ratz. Seit 1968 lebte er in Köln. 1969-72 war er Mitglied der Gruppe 8 Köln; 1970 gründete er das Ensemble für Neue Musik trial and error. Ab 1972 lehrte er an der Rheinischen Musikschule in Köln, ab 1996 an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Er starb 2003 in Köln. Sein Sohn ist der Autor Bojan Dimov.

 

31.1. Mira KALIN: 95. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin an der Wiener Musikakademie, in der Hauptsache als Schülerin von Anny Konetzni. 1947 erfolgte ihr Bühnendebüt an der Nationaloper Belgrad unter ihrem eigentlichen Namen Mira Kalinovic; bis 1950 blieb sie an diesem Haus tätig und folgte dann einem Ruf an die Staatsoper von Wien, deren Mitglied sie in den Jahren 1952-56 war. In Wien nahm sie den Namen Mira Kalin an. Hier debütierte sie mit großem Erfolg als Carmen und sang in der Folge an diesem Haus in insgesamt 95 Vorstellungen u.a. die Waltraute in der »Walküre«, die Preziosilla in Verdis »La forza del destino«, die Marina in Mussorgskys »Boris Godunow«, den Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, die Amneris in »Aida«, die Mother Goose in Strawinskys »The Rake’s Progress«, die Rosette in »Manon« von Massenet, die Maddalena im »Rigoletto«, die Olga in »Eugen Onegin«, die Mary in »Der fliegende Holländer« und die 3. Dame in der »Zauberflöte«. 1957 ging sie wieder nach Belgrad zurück, doch war ihre Karriere auf der Bühne wie im Konzertsaal früh beendet. Sie starb 1975 in Belgrad.

Schallplatten: HMV (Wirtin im »Boris Godunow«), Vox (»Julius Caesar« von Händel).

 

31.1. Ottokar MACHA: 125. Geburtstag

Er entstammte einer tschechischen Familie und erhielt eine erste Gesangsausbildung am Konservatorium von Prag bei K. Burian, die er bei August Iffert in Dresden fortsetzte. Sein Debüt fand bereits 1915 am Stadttheater von Plzen (Pilsen) statt, dem er bis 1918 angehörte. Dann wechselte er an das Vinohradské Divadlo (Theater in den Weinbergen) Prag. 1920 wurde er als Heldentenor an das Deutsche Landestheater Prag engagiert, wo er sich vor allem auf das Wagner-Repertoire verlegte. 1927-29 war er am Theater von Saarbrücken tätig, 1929-30 am Stadttheater von Münster (Westfalen), 1930-33 am Deutschen Theater Teplitz-Schönau, 1933-34 am Deutschen Theater von Aussig (Ustí nad Labem). In den Jahren 1934-37 trat er als Gast an verschiedenen tschechischen Theatern auf, darunter dem Nationaltheater Prag. 1939-42 war er nochmals Mitglied des Deutschen Theaters Brünn (Brno). Im Mittelpunkt seines Repertoires standen Partien wie der Florestan in »Fidelio«, der Max im »Freischütz«, der Lohengrin, der Tannhäuser, der Siegmund in der »Walküre«, der Otello von Verdi, der Canio im »Bajazzo«, der Don José in »Carmen«, der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Lukas in »Hubicka« (»Der Kuss«) von Smetana, der Samson in »Samson et Dalila« vonSaint-Saëns und der Dürer in »Herrn Dürers Bild« von Mrazek. Gastspiele führten ihn auch an größere Theater in Deutschland und Österreich, nach Holland, Italien und Polen. Sein Vater war der bekannte Cellist Ottokar Macha sr. (1872-1924); er selbst übernahm später eine Dozentur am Städtischen Konservatorium Wien. Er war verheiratet mit der Tänzerin Maria Klimesch. Seinen Lebensabend verbrachte er in Baden bei Wien.

Schallplatten: Akustische Aufnahmen auf Polydor, darunter ein Duett mit Beate Malkin.

 

 

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