Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JÄNNER 2018

30.12.2017 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im Jänner 2018

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

2.1. Alberto ZEDDA: 90. Geburtstag

 Er galt weltweit als Spezialist für die Werke des frühen 19. Jahrhunderts. Er studierte Musik und Geisteswissenschaften in seiner Heimatstadt Mailand. 1967-69 war er für das italienische Repertoire an der New York City Opera verantwortlich. Weitere Stationen seiner Karriere waren die Deutsche Oper Berlin und die Mailänder Scala, wo er bald auftrat (1968 und 1994). Neben seiner internationalen Karriere als Dirigent arbeitete er musikwissenschaftlich an den Neueditionen der Fondazione Rossini. Er war künstlerischer Leiter des Rossini-Festivals und der Accademia Rossiniana in Pesaro sowie Ehrenpräsident der Deutschen Rossini-Gesellschaft. Mit Philip Gossett hat er die kritische Neuausgabe von Semiramide ediert und auf CD eingespielt. An der Deutschen Oper Berlin dirigierte Alberto Zedda bereits 1961-62 Madame Butterfly und Falstaff sowie 1982 La Bohème. Seit 2003 bestimmte er die Rossini-Tradition hier maßgeblich mit. Den Auftakt bildete sein Dirigat der Semiramide (2003), gefolgt von Stabat Mater (2003), La scala di seta und L’Equivoco stravagante (2004) sowie La donna del lago (2007). An der Wiener Staatsoper dirigierte er 1984-90 insgesamt 47 Vorstellungen der Opern La Cenerentola, Il barbiere di Siviglia, La Traviata, Falstaff, I Capuleti e i Montecchi, La Bohème und Lucia di Lammermoor. Er starb 2017 in Pesaro.

 

4.1. Flavio TESTI: 95. Geburtstag

 Nach privatem Musikunterricht und Unterricht am Konservatorium in Turin ging er nach Mailand, wo er seine Musikausbildung autodidaktisch fortsetzte. Außerdem erwarb er 1951 einen Studienabschluss in Literaturwissenschaft. Er wurde freischaffender Komponist und besorgte Noteneditionen für namhafte Musikverlage, zudem unterrichtete er an den Konservatorien von Padua, Mailand und Florenz. Als seine erste Komposition kam 1954 das Vokalwerk Crocifissione (Kreuzigung) für Männerchor, Streicher, Blechbläser, Pauken und drei Klaviere im Rahmen der Sinfoniekonzerte der Mailänder Scala zur Uraufführung. Deren großer Erfolg öffnete ihm sogleich die Türen anderer italienischer Theater und Konzertsäle. Seine sinfonischen Werke wurden regelmäßig aufgezeichnet, vom Stabat Mater bis zu New York. Oficina y denuncia (nach García Lorca), vom Canto a las madres de los milicianos muertos (nach Pablo Neruda) zu den Cori di Santiago, von den vier Kantaten für Kammerensemble zu Cielo für Soloflöte, von den Werken für Chor a cappella zum Jubilus für Soloklarinette. Er schrieb außerdem vier Bände einer Geschichte der italienischen Musik und ein Buch über das musikalische Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts. Außerdem übersetzte er Werke u.a. von Hans Werner Henze, Dmitri Schostakowitsch, Francis Poulenc und Sergej Prokofjew ins italienische und war zeitweilig künstlerischer Leiter des Teatro Comunale in Florenz. Auf seine erste Oper Il furore di Oreste (Orests Wut), Oper in einem Akt nach Aischylos (Teatro Donizetti, Bergamo, 1956) folgten weitere an prominenten Orten: La Celestina, Oper in drei Akten nach Fernando de Rojas (Florenz, Maggio Musicale, 1963),

L’Albergo dei poveri (Nachtasyl), Oper in zwei Akten nach Maxim Gorki (Mailand, Piccola Scala, 1966), Il Sosia, Oper in zwei Akten nach Dostojewski (Mailand, Piccola Scala, 1982), Riccardo III (Richard III.), Oper in drei Akten nach Shakespeare (Mailand, Scala, 1987, Koproduktion mit dem Teatro Regio Turin), La brocca rotta (Der zerbrochne Krug), Oper in einem Akt nach Kleist (Bologna, Teatro Comunale, 1997, deutsche Erstaufführung Theater Erfurt 2007), Saul, Oper in drei Akten nach André Guide (konzertant Paris, Radio France, 2003 – szenisch Macerata, Teatro Lauro Rossi, 2007), Mariana Pineda, Oper in drei Aufzügen nach Federico Garcia Lorca (Erfurt, Theater Erfurt 2007). Er starb 2014 in Mailand.

 

5.1. Margrit CASPARI: 90. Geburtstag

Margrit CASPARI

Sie wuchs in Hamburg auf und studierte bei Wihelm Dürr an der Musikhochschule in Hannover. Ihr Debut hatte sie in Detmold. Ihre Stimmlage war Mezzosopran und sie war an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen engagiert – u.a. in Aachen, Basel, Detmold, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Pforzheim, Wuppertal und Zürich. An der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg war sie zunächst als Gast (Spielzeit 1964/65, 1965/66) und danach fest engagiert (bis 1993/94). Sie starb 2011 in  Lohmar.

 

5.1. Hanna SCHMOOCK: 90. Geburtstag

Die Künstlerin debütierte 1950 am Stadttheater von Stendal als Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«. Von dort aus kam sie für die Jahre 1953-56 an das Staatstheater Schwerin. 1956 folgte sie einem Ruf an die Komische Oper Berlin. Hier trat sie in einer ganzen Reihe von mittleren und kleineren Partien, vor allem in Rollen aus dem Charakterfach, auf: als Mary in »Der fliegende Holländer« und als Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als 3. Dame in der »Zauberflöte« und als Rosalia in »Tiefland« von d’Albert, als Ulrica im »Maskenball« und als Emilia im »Otello« von Verdi, als Pamela in »Fra Diavolo« von Auber und als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Agnes (Hata) in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Florence Pike in »Albert Herring« von Benjamin Britten, als Hippolyta in »A Midsummer Night’s Dream«, ebenfalls von Britten, und als Eleonore in der Offenbach-Operette »Ritter Blaubart«. Ihr Repertoire reichte bis zu so großen Partien wie der Azucena im »Troubadour« und der Fricka im Ring-Zyklus. Sie starb 1970 in Berlin.

 

5.1. Oscar SAENGER: 150. Geburtstag

 Seine musikalische Begabung zeigte sich früh. Schon als Kind sang er in Kirchen und bei Privatkonzerten. Er wurde dann am National Conservatory New York Schüler des berühmten französischen Pädagogen Jacques Bouhy. Er debütierte als Opernsänger bei der Gustav Hinrichs Opera Company, einer jener vielen reisenden Operngesellschaften, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts Nordamerika bereisten. Er ist auch in Deutschland und Österreich als Bühnen-, hauptsächlich aber als Konzertsänger, in Erscheinung getreten, gab jedoch bereits 1897 seine Karriere auf und ließ sich in New York als Gesanglehrer nieder. Bald galt er als der führende amerikanische Gesangpädagoge seiner Epoche. Sehr viele bedeutende Sänger sind durch ihn ausgebildet worden; allein 28 seiner Schüler haben im späteren Verlauf ihrer Karriere an der New Yorker Metropolitan Oper gesungen. Von seinen Schülern seien hier nur Mabel Garrison, Paul Althouse, Kathleen Howard, Allen Hinckley, Marie Rappold, Lila Robeson, Orville Harrold, Josephine Jacoby, Elsie Baker, Henry Scott, Florence Cole-Talbert und Bernice de Pasquali genannt. Oscar Saenger starb 1929 in Washington.

 

6.1. Walter BOEYKENS: 80. Geburtstag

 Biographie des belgischen Dirigenten und Klarinettisten auf Englisch:

https://en.wikipedia.org/wiki/Walter_Boeykens

 

7.1. Zlata SESARDIĆ: 100. Geburtstag

Zlata_Sesardic

 Sie wurde am Konservatorium von Belgrad durch E. Valiani, dann noch durch den berühmten Tenor Tino Pattiera in Wien ausgebildet. 1945 debütierte sie an der Nationaloper Belgrad und blieb dort zunächst bis 1948 engagiert. 1948-51 sang sie am Theater von Novi Sad (Neusatz), 1951-59 wieder an der Oper von Belgrad. Seit 1969 war sie bis zum Ende ihrer Karriere nochmals am Theater von Novi Sad im Engagement. Bei Gastspielen kam sie in Westdeutschland, in der Schweiz und in Ägypten zu viel beachteten Erfolgen. Ihre Glanzrollen waren auf der Bühne die Aida, die Desdemona im »Otello« von Verdi, die Amelia im »Maskenball«, ebenfalls von Verdi, die Tosca, die Butterfly und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratoriensolistin. Sie starb 2010 in Belgrad.

Schallplatten: Decca (vollständige Oper »Boris Godunow«).

 

7.1. Eugenia ZBRUJEWA: 150. Geburtstag

Eugenia ZBRUJEWA

 Natürliche Tochter des Komponisten Peter P. Bulachow, der durch die von ihm komponierten Romanzen bekannt wurde. Sie erhielt ihre erste musikalische Ausbildung durch ihn, studierte dann Klavierspiel und Gesang bei N. Kashkin und bei N. Nevedomsky, schließlich am Moskauer Konservatorium Schülerin der Altistin Jelisaweta Lawrowskaja. 1893-1905 war sie an der Hofoper von Moskau tätig, wo sie 1893 als Wanja in Glinkas »Iwan Susanin« debütierte. 1905 wurde sie an die Hofoper (Mariinsky Theater) von St. Petersburg berufen, deren Mitglied sie bis 1917 blieb. Auch hier erregte sie als Wanja, dann als Ratmir in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, als Kontschakowna in »Fürst Igor« von Borodin, als Carmen, als Orpheus von Gluck, in »Rogneda« von Serow, als Lehl in Rimsky-Korssakows »Schneeflöckchen«, als Hänsel in »Hänsel und Gretel«, als Erda im »Rheingold«, als Anna Boleyn in »Henri VIII.« von Saint-Saëns und in weiteren Rollen Aufsehen. Am 20.2.1907 wirkte sie an der St. Petersburger Hofoper (Mariinsky Theater) in der Uraufführung der Oper »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« vom Rimsky-Korssakow mit (als Alkonost); 1911 sang sie dort in der Erstaufführung von Mussorgskys Oper »Chowanschtschina« als Partnerin von Fedor Schaljapin die Partie der Marfa. In den Jahren 1907-12 gastierte sie erfolgreich in Deutschland und Frankreich, wobei sie die dort weitgehend unbekannte russische Musik ihrer Zeit zum Vortrag brachte und u.a. 1913 am Théâtre des Champs Élysées Paris, wieder zusammen mit Fedor Schaljapin als Dosifej, die Marfa in »Chowanschtschina« sang, eine Aufführung, die dann am Drury Lane Theater in London wiederholt wurde und überall sensationelle Erfolge brachte. 1915-17 wirkte sie als Professorin am Konservatorium von St. Petersburg, 1918-19 am Konservatorium von Kiew, 1924-34 am Konservatorium von Moskau. Bis 1925 trat sie noch als Konzertsolistin auf. Sie starb 1936 in Moskau. – Kraftvolle, dunkel timbrierte Altstimme, die durch einen weitreichenden Tonumfang und durch eine intensive Dramatik des Vortrags ausgezeichnet war. Dazu galt sie als große Darstellerin. Ihre Lebenserinnerungen erschienen in der Kollektion »Muzikalnoje nasledzvo« (»Musikalisches Erbe«, Moskau, 1962).

Schallplatten: G & T (St. Petersburg, 1906), Amour (St. Petersburg, 1907-09, darunter zwei Fragmente aus »Chowanschtschina«), HMV, alle sehr selten.

 

8.1. Giorgio TOZZI: 95. Geburtstag

Giorgio TOZZI

 Er studierte bei Rosa Raisa, Giacomo Rimini und John Daggett Howell in Chicago. Anfänglich sang er in Musicals und Operetten in Nordamerika und England, dann Konzertsänger, und zwar als Bariton. Eigentliches Bühnendebüt 1948 in Chicago als Tarquinius in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten. Nach weiteren Studien bei Giulio Lorand in Mailand, der seine Stimme zum Bass umschulte, debütierte er 1950 am Teatro Nuovo in Mailand, jetzt als Bass, und zwar als Conte Rodolfo in »La Sonnambula« von Bellini. An der Mailänder Scala gastierte er 1953 als Stromminger in »La Wally« von Catalani, 1954 als Lodovico im »Otello« von Verdi und 1962 als Saint-Bris in den »Hugenotten« von Meyerbeer (zusammen mit Joan Sutherland, Giulietta Simionato und Franco Corelli). 1955 wurde er an die New Yorker Metropolitan Oper berufen (Antrittsrolle: Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli). Hier hatte er bis 1975 eine sehr erfolgreiche Karriere. Er trat dort während 21 Spielzeiten in 528 Vorstellungen und in 37 verschiedenen Partien auf: als Ramfis in »Aida«, als Sparafucile im »Rigoletto«, als Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, als Pogner wie als Hans Sachs  in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Pimen wie in der Titelrolle in »Boris Godunow«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Ferrando im »Troubadour«, als Colline in »La Bohème«, als Silva in Verdis »Ernani«, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, als Gremin in »Eugen Onegin«, als Komtur in »Don Giovanni«, als alter Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Sarastro in der »Zauberflöte«, als König Philipp in Verdis »Don Carlos«, als Graf Des Grieux in Massenets »Manon«, als Arkel in »Pelléas et Mélisande«, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Banquo in Verdis »Macbeth«, als Minister wie als Rocco im »Fidelio«, als Fiesco in »Simon Boccanegra«, als Zaccaria in »Nabucco«, als Plumkett in Flotowa »Martha«, als Conte Rodolfo, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Graf Walter in Verdis »Luisa Miller«, als König Marke in »Tristan und Isolde«, als Gurnemanz im »Parsifal« und als Oroveso in »Norma«. Am 15.1.1958 übernahm er an der Metropolitan Oper in der Uraufführung von Samuel Barbers Oper »Vanessa« die Rolle des alten Doktors. Die gleiche Partie sang er dann auch bei der Aufführung der Oper im Rahmen der Salzburger Festspiele 1958. 1961 wieder zu Gast bei den  Salzburger Festspielen, jetzt als Fiesco und in einem Mozart-Konzert. Gastspiele führten den Künstler an die Opern von Chicago und San Francisco (Debüt 1955 als Ramfis, danach bis 1978 auch als General Polkan in »Le Coq d‘Or« von Rimski-Korsakow, als Banquo, als Calkas in »Troilus and Cressida« von Walton, als König Philipp, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Colline, als Pater Guardian, als Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«,  als Pogner, als Komtur, als Archibaldo in Montemezzis »L’Amore dei tre re«, als Conte Rodolfo, als Fiesco, als Boris Godunow, als Raimondo, als Zaccaria, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Mefistofele in der gleichnamigen Oper von A. Boito, als alter Gefangener in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Gurnemanz, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Arkel, als Silva, als König Marke, als Graf Walter und als Scarpia in »Tosca«) und an führende italienische Bühnen. 1956 sang er in der Hollywood Bowl in der amerikanischen Premiere von Milhauds »David«, 1966 in der Eröffnungsvorstellung der neuen Oper von Houston/Texas abermals den Ramfis. 1973-74 Gastspiel an der Oper von Frankfurt a.M. 1977 wirkte er an der Oper von Boston in der amerikanischen Premiere der Oper »Ruslan und Ludmilla« von Glinka mit. In späteren Jahren trat er auch in Musicals am New Yorker Broadway auf. Er betätigte sich dazu als Pädagoge und war u.a. der Lehrer von Willard White. Er starb 2011 in Bloomington (Indiana). – Voluminöse, dunkle, dabei aber sehr ausdrucksvolle Bass-Stimme.

Schallplatten: BMG (»Roméo et Juliette« von Berlioz), Cetra (»Rigoletto«, »Wilhelm Tell« von Rossini) RCA (»Der fliegende Holländer«, »Turandot«, »Luisa Miller« von Verdi, »L’Enfance du Christ« von Berlioz, »Aida«, »La Bohème«, »Le nozze di Figaro«, »La forza del destino«, »Vanessa«, »Lucia di Lammermoor«, 9. Sinfonie von Beethoven), Decca (»Il trovatore«, »Aida«, »La Fanciulla del West«, »La forza del destino«, »Der fliegende Holländer«, »Rigoletto«), MRF (»Simon Boccanegra«), GOP (»La forza del destino«, 1965). Weitere Mitschnitte von Aufführungen aus der Metropolitan Oper (auf MOR Gremin im »Eugen Onegin«, 1959; auf Movimento musica »Ernani«, 1962; auf Replica »Rigoletto«, 1956) und aus der Mailänder Scala (»Die Hugenotten« von Meyerbeer, 1962).

 

8.1. Jean GILLES: 350. Geburtstag

 Er war ein Schüler von Guillaume Poitevin und folgte diesem ab 1693 als Leiter der Chorschule der Kathedrale von Aix-en-Provence. Danach wirkte er in den Kathedralen von Agde (1695–97) und Toulouse (1697–1705) als Kapellmeister. Überliefert sind ausschließlich sakrale Werke, die vom italienischen Stil und André Campra beeinflusst sind. Aus der Feder von Jean Gilles stammen 15 Grands Motets und zahlreiche Petits Motets in verschiedenen Besetzungen, ein Te Deum (1697), mehrere Messen und weitere Sakralkompositionen. Große Bekanntheit erlangte er schon zu seinen Lebzeiten durch sein Requiem. Während eines Zeitraumes von mehr als siebzig Jahren wurde es 15-mal bei den angesehenen Concerts spirituels in Paris aufgeführt sowie bei den Beisetzungsfeierlichkeiten für Jean-Philippe Rameau, Stanislaus von Polen und Louis XV. Jean Gilles starb 1705 in Toulouse.

 

9.1. Ruthilde BOESCH: 100. Geburtstag

Ruthilde Boesch

 Sie studierte an der Wiener Musikakademie. Zu ihren Lehrern gehörten u.a. Josef Krips, Alfred Jerger, Judith Hellwig und Helene Wildbrunn. 1945-74 war sie an der Wiener Staatsoper engagiert, wo sie als Susanna in »Figaros Hochzeit« debütierte. Hier sang sie in mehr als 380 Vorstellungen u.a. die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Lucieta in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, die Papagena in der »Zauberflöte«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Barbarina in »Figaros Hochzeit«, die Nanette in Lortzings »Wildschütz«, die Frasquita in »Carmen«, die Musetta in »La Bohème«, das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Cagliari in »Wiener Blut« von J. Strauß, die Doris in F. Salmhofers »Das Werbekleid«, die Despina in »Così fan tutte« und die Lola in »Cavalleria rusticana«. Bei den Bregenzer Festspielen sang sie 1947 das Blondchen und 1951 die Arsena im »Zigeunerbaron« von J. Strauß. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1949 sang unter Wilhelm Furtwängler den 2. Knaben in der »Zauberflöte«, 1956 eine der Kreterinnen in Mozarts »Idomeneo« sowie in einem Konzert mit sakraler Musik von Mozart und Bruckner. Erfolgreiche Gastspiele in London, Sydney, Paris, Rio de Janeiro, Neapel, Berlin und Barcelona. Dazu hatte sie eine bedeutende Karriere als Konzert- und Liedersängerin. Bei ihren Liederabenden wurde sie durch ihren Gatten, den Dirigenten Wilhelm Loibner (1909-71), am Flügel begleitet. Mit ihm zusammen unternahm sie allein fünf große weltumspannende Tourneen. Man feierte sie in ganz Europa, in Nord- und Südamerika, in Australien und in Japan, wo sich das Künstlerehepaar lange aufhielt. Sie wurde später eine gesuchte Gesangpädagogin und war u.a. die Lehrerin der Sopranistinnen Edita Gruberová und Eva Lind. Ihr Sohn, Christian Boesch (* 1941), und ihr Enkelsohn, Florian Boesch (* 1971), wurden bekannte Bass-Baritone. Ruthilde Boesch starb 2012 in Wien.

Die Künstlerin, die auf der Bühne vor allem das Fach der Koloratursoubrette vertrat, dazu aber eine bedeutende Konzertkarriere hatte, sang zahlreiche Operettenaufnahmen (»Die Fledermaus«, »Eine Nacht in Venedig«) sowie Aufnahmen selten gehörter Mozart-Opern (»Zaïde«, »L’oca di Cairo«, »König Thamos von Ägypten«) auf Philips, weiter auf Oceanic (Querschnitt »Ein Walzertraum«) und Vox. Auf Discocorp kam ein Mitschnitt der Salzburger »Zauberflöten«-Aufführung von 1949 heraus.

Weiter Informationen auf der ihr gewidmeten Homepage: http://members.inode.at/zv001vne/ruthildeboesch.html

 

10.1. Liborio SIMONELLA: 85. Geburtstag

LIBORIO-SIMONELLA

 Er studierte Ingenieurwissenschaften und war zunächst in diesem Beruf tätig. Es kam dann jedoch zur Ausbildung seiner Stimme durch die Pädagogen Mario Melani, Primavera de Sivieri und Angel Celega in Buenos Aires. 1967 betrat er am Teatro Colón von Buenos Aires als Roberto in »Le Villi« von Puccini erstmals die Bühne. Darauf wurde er in das Ensemble dieses bedeutendsten argentinischen Opernhauses übernommen. 1973 sang er hier in der Uraufführung der Oper »Medea« von Guidi-Drei die Partie des Jason. Am Teatro Colón wie bei Gastspielen, u.a. an den Opern von Rio de Janeiro und Santiago de Chile hörte man ihn als Radames in »Aida«, als Herzog im »Rigoletto«, als Alfredo in »La Traviata«, als Don José in »Carmen«, als Andrea Chénier in der gleichnamigen Oper von Giordano, als Canio im »Bajazzo«, als Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns (1984 Santiago de Chile), als Rodolfo in »La Bohème«, als Cavaradossi in »Tosca«, als Ägisth in »Elektra« von R. Strauss, als Pierre in »Krieg und Frieden« von Prokofjew (Teatro Colón 1984) und in vielen anderen Partien. 1990 sang er in einer Gala-Vorstellung von Verdis »Otello« anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Teatro Argentina La Plata die Titelrolle in dieser Oper. Bedeutender Konzerttenor. Er starb im Juli 2007.

Schallplatten argentinischer Herkunft.

 

10.1. Margherita CASALS-MANTOVANI: 90. Geburtstag

Margherita CASALS-MANTOVANI

Sie studierte am Konservatorium von Barcelona bei Maria Gonzalez und ging dann nach Italien, wo sie Schülerin von Giacomo Armani, Giulia Tess und Ivan del Manto in Mailand wurde. Sie debütierte unter ihrem eigentlichen Namen Margarita Elias Casals 1948 an der Oper von Sevilla als Siebel in Gounods »Faust«. An der Mailänder Scala debütierte sie 1960 als Turandot in der gleichnamigen Oper von Puccini, indem sie kurzfristig die erkrankte Birgit Nilsson ersetzte; sie sang dann an diesem Haus 1966 und 1970 die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, 1968 nochmals die Turandot, 1969 und 1975 die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« und 1974 die Kostelnicka in »Jenufa« von Janácek. Sie kam dann zu bedeutenden Erfolgen an den großen italienischen Bühnen. Hier sang sie an den Opern von Rom, Genua, Venedig, Turin, bei den Festspielen in der Arena von Verona (1972) und in den Thermen des Caracalla in Rom. 1964 gastierte sie am Teatro Petruzzelli in Bari in der Titelrolle von Puccinis Oper »Turandot«. In der Spielzeit 1965-66 erschien sie am Teatro San Carlo Neapel als Santuzza, dort trat sie auch 1968, 1970 und 1974 auf. In Spanien erlebte man sie 1966 am Teatro Liceu Barcelona und am Teatro Campoamor von Oviedo als Santuzza und als Turandot. Gastspiele in Lissabon, an der Wiener Staatsoper (1973-76 in insgesamt drei Vorstellungen als Turandot und als Santuzza), an den Nationalopern von Sofia und Prag, in Bordeaux und Leipzig. Nach ihrer Heirat mit dem italienischen Tenor Ivo Mantovani trat sie unter dem Namen Margherita Casals-Mantovani auf. Sie sang auf der Bühne hauptsächlich das dramatische Sopranrepertoire, Partien wie die Leonore im »Troubadour« und die Tosca. Auch als Konzertsolistin erfolgreich aufgetreten. Sie starb 1980 in Mailand.

Schallplatten: Colosseum (»Mese mariano« von Giordano).

 

10.1. Fuat MANSUROW: 90. Geburtstag

Während seiner Schulzeit an einer musikalisch-technischen Schule lernte er sieben Jahre lang Violoncello. 1950 beendete er sein Studium an der Fakultät für Mathematik und Physik der Staatlichen Universität von Alma-Ata (Kazakh State University). 1951 erwarb er sein Musikerdiplom am Kurmangazy-Konservatorium von Alma-Ata, heute Kasachisches Nationales Kurmangazy-Konservatorium. Dort hatte er in der Abteilung für Oper und Symphonisches Dirigieren in der Klasse von Professor Isidor Zak studiert. Weitere Studien als Postgraduierter führten Mansurow zu Professor Leo Ginsberg an das Tschaikowski-Konservatorium nach Moskau und zu dem international renommierten Dirigenten und Musikprofessor Igor Markevitch an das Conservatoire de Paris. 1953-56 war Mansurow als Dirigent am Staatlichen Akademischen Theater für Oper und Ballett in Alma-Ata (Kazakh Abay Theatre of Opera and Ballet), dem damaligen Opernhaus von Alma-Ata, engagiert. 1957 gewann er den Ersten Preis beim 6. Welt-Jugendmusikfestival in Moskau. 1958 wurde er mit dem Titel „Hervorragender Künstler der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR)“ ausgezeichnet („Honored Artist of the Kazakh Soviet Socialist Republic“). 1958 wurde er Chefdirigent des neugegründeten Staatlichen Rundfunksymphonie-Orchesters der Kasachischen Volksrepublik (Kazakh SSR State Symphony Orchestra). 1963-67 war er Chefdirigent des Staatlichen Akademischen Theaters für Oper und Ballett (Kazakh Abay Theatre of Opera and Ballet) in Alma-Ata. Gleichzeitig leitete er ab 1963 das Opern- und Symphonieorchester des Moskauer Konservatoriums. Ab 1967 dirigierte Mansurow regelmäßig auch in Kasan. 1968-70 war er dort Chefdirigent am Staatlichen Tatarischen Musa Dshalil Opern- und Ballett-Theater (Tatar Musa Djalil Academic State Theatre of Opera and Ballet).Ab 1969 war Mansurow dann Dirigent am Moskauer Bolschoi-Theater. Dort dirigierte er unter anderem die Opernpremieren von Semjon Kotko von Sergei Prokofjew (1970), Il Trovatore (1972), Russalka von Alexander Dargomyschski (1976), L’Heure Espagnole (1978) und mehrere Ballettpremieren. 1971 gewann er als Dirigent mit Orchester des Moskauer Konservatoriums den Ersten Preis beim Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in West-Berlin. 1975 erhielt er den Titel „Volkskünstler der Republik Tatarstan“. Seit 1989 war er Chefdirigent des Staatslichen Tatarischen Symphonie-Orchesters (Tartar State Symphony Orchestra). Dort dirigierte er 1991-93 mehrere Konzertprogramme, hauptsächlich Symphoniemusik. 1994 wurde er für seine künstlerischen Verdienste mit dem Gabdullah Tukay-Preis, dem höchsten Staatspreis der Republik Tatarstan, ausgezeichnet. Seit 1980 war Mansurow Professor am Moskauer Konservatorium, seit 1986 auch am Konservatorium von Kasan. In seiner Dissertation entwickelte Mansurow neue Methoden für die Ausbildung und die Eingliederung junger Musiker in ein Symphonieorchester. 1997 wählte die russische Sektion des International Council of Scientific Development Mansourow zum Mitglied in der International Academy of Sciences. 1998 wurde er zum Volkskünstler der Russischen Föderation ernannt. 2004 wurde er Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften der Republik Tatarstan. 2005 erhielt er den Orden der Freundschaft. Zu seinem Repertoire als Dirigent gehörten: die Opern Der Barbier von Sevilla, La Damnation de Faust, Faust, Madama Butterfly, Mazeppa, Ein Sommernachtstraum, Carmen, Tosca, Jolanthe, Fürst Igor, Der steinerne Gast von Alexander Dargomyschski, Ein Leben für den Zaren, Die toten Seelen von Rodion Schtschedrin, Pique Dame, Iphigenie in Aulis und die Ballette: Schwanensee, Spartakus von Aram Chatschaturjan, Don Quixote, Romeo und Julia und Die Fontäne von Bachtschissarai von Boris Assafjew. Mansurow dirigierte auch verschiedene Opern- und Ballettproduktionen im Ausland: Tosca, Eugen Onegin und Vincent von Einojuhani Rautavaara in Helsinki, Pique Dame in Buenos Aires, Istanbul und Ljubljana, Norma und La Bohème in Zagreb, Ein Leben für den Zaren in Ljubljana sowie Der Nussknacker in Helsinki, Dornröschen in Zagreb, Schwanensee in Ljubljana und Romeo und Julia bei den Festspielen in Savonlinna. Gastspiele führten Mansurow außerdem in die USA, nach Frankreich, Brasilien, Südkorea, Griechenland, Deutschland, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn und Australien. Fuat Mansurow nahm zahlreiche Werke, schwerpunktmäßig der Russischen Musik, auch für die Schallplatte auf. Als herausragend gilt dabei seine Produktion der Oper Die Zarenbraut von Nikolai Rimski-Korsakow von 1974 mit Irina Archipowa, Galina Wischnewskaja, Wladimir Atlantow, Wladimir Valaitis und Jewgeni Nesterenko. Fuat Mansurow starb 2010 in Moskau.

 

10.1. Hanna LUDWIG: 100. Geburtstag

Hanna LUDWIG

 Sie studierte in München bei Luise Willer und Rudolf Hartmann und war auch Schülerin von Franziska Martienssen-Lohmann. 1949 debütierte sie am Stadttheater von Koblenz. Sie sang 1951-52 am Stadttheater von Freiburg i.Br., 1952-59 am Opernhaus von Düsseldorf, 1959-68 am Opernhaus von Köln und begann dann ihre pädagogische Tätigkeit. 1951 wurde sie zur Teilnahme an den ersten Bayreuther Festspielen nach dem Zweiten Weltkrieg eingeladen. Sie sang in Bayreuth 1951-52 einen der Knappen und ein Blumenmädchen im »Parsifal«, 1951 die Fricka und die Rossweisse im Nibelungenring (sowie in der »Götterdämmerung« auch die Wellgunde), 1952 die Wellgunde im Nibelungenring (sowie in der »Walküre« auch die Waltraute). Sie gastierte an der Mailänder Scala (1955 als Waltraute in der »Walküre«, 1956 als Page in »Salome« von R. Strauss), an der Staatsoper Wien (1956-62 in insgesamt sechs Vorstellungen als Octavian im »Rosenkavalier«, als Jocaste in Strawinskys »Oedipus Rex« und als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), am Teatro San Carlo Neapel (1952), an der Städtischen Oper Berlin, an der Oper von Washington (1960), an der Oper von Lyon und am Teatro Verdi Triest (1960). Sie gab weitere Gastspiele am Teatro Fenice Venedig, in Amsterdam, Zürich (1955 als Clairon in »Capriccio« von R. Strauss), Barcelona, Dublin und Genf (1956 als Komponist in »Ariadne auf Naxos«). 1959 wirkte sie am Opernhaus von Köln in der Uraufführung der Oper »Der Tod des Grigori Rasputin« von Nikolas Nabokov mit. 1958 gastierte sie beim Holland Festival in »Ariadne auf Naxos«; 1963 sang sie bei den Festspielen von Salzburg das Alt-Solo im Requiem von Mozart, 1966 nochmals in einem Mozart-Konzert. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind noch zu nennen: die Dorabella in »Così fan tutte«, der Orpheus von Gluck, der Cherubino in »Figaros Hochzeit«, die Ortrud im »Lohengrin«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Kundry im »Parsifal«, die Baronin Grünwiesel in »Der junge Lord« von H.W. Henze, die Carmen, die Eboli in Verdis »Don Carlos« und der Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«. Als international angesehene Liedersängerin unternahm sie Tourneen durch Nord- und Südamerika, Japan, die Philippinen und durch weitere asiatische Länder. 1968 zog sie sich von der Bühne zurück. Sie arbeitete als Pädagogin an der Musikhochschule von Ankara, dann als Dozentin, 1971-83 als Professorin am Salzburger Mozarteum. Noch 1987 gab sie gesangpädagogische Kurse in Manila und Hongkong. Sie starb 2014 in Salzburg.

Schallplatten: Auf Decca in vollständiger Aufnahme des »Parsifal«, auf Columbia in der »Walküre« (beide Opernaufnahmen aus Bayreuth, 1951), später auf Columbia in der Strauß-Operette »Eine Nacht in Venedig« mit Elisabeth Schwarzkopf und Nicolai Gedda, auf DGG (Querschnitt »Hoffmanns Erzählungen«), Electrola (Szenen aus »Rigoletto«), Movimento Musica (»Ein Sommernachtstraum« von Mendelssohn), Mondo Musica (Adelaide in »Arabella« von R. Strauss, Teatro Fenice Venedig 1966), Gala (»Königskinder« von E. Humperdinck, Rundfunkaufnahme von 1952) und Testament (Wellgunde in der »Götterdämmerung«).

 

10.1. Johann Ludwig KAULA: 175. Geburtstag

 Er ging früh zum Theater, war als Eleve in Wien beschäftigt und kam dann im Bassbuffo-Fach zu einer erfolgreichen Bühnenkarriere. Diese führte ihn an viele deutsche Theater; so sang er 1867-68 am Deutschen Theater von Brünn, 1868-69 am Hoftheater Neustrelitz, 1869-70 am Stadttheater Bremen, dann 1872-74 am Hoftheater Dessau, 1874-75 am Stadttheater Rostock, 1875-76 am Stadttheater Basel, 1876-77 am Stadttheater Mainz, 1878-79 am Stadttheater Kiel, 1879-81 an den Vereinigten Theatern Barmen-Elberfeld, 1881-82 am Stadttheater Aachen, 1882-84 am Stadttheater Würzburg, 1884-85 am Stadttheater Lübeck, 1885-88 am Stadttheater Magdeburg, 1888-89 wieder in Aachen, 1890-92 am Stadttheater Mainz (auch bereits als Regisseur), 1892-96 als Sänger und Regisseur am Stadttheater Halle/Saale, ebenso 1896-1901 am Stadttheater Augsburg und 1901-03 am Stadttheater Metz, 1903-05 am Stadttheater Kiel, 1906-07 am Hoftheater Altenburg (Thüringen), jetzt nur als Regisseur, 1907-08 nochmals als Sänger und Regisseur am Stadttheater Regensburg. 1908-09 war er Direktor des Theaters von Aschersleben. Er lebte dann als Gesang- und Klavierlehrer in Zwickau. Sein Repertoire für die Bühne enthielt eine Vielzahl von Partien in Opern und Operetten, darunter den Papageno in der »Zauberflöte«, den Minister im »Fidelio«, den Eremiten im »Freischütz«, den Hans in »Undine« von Lortzing, den van Bett in dessen »Zar und Zimmermann«, den Rynberg in der damals beliebten Oper »Der Rattenfänger von Hameln« von V. Nessler und den Kantschukoff in der Operette »Fatinitza« von F. von Suppé. Er verbrachte seinen Lebensabend im Marie Seebach-Stift in Weimar, wo er 1920 starb.

 

11.1. Maurice MAIEVSKY: 80. Geburtstag

Maurice MAIEVSKY

 Der Sänger, dessen eigentlicher Name Maurice Machabanski war, erhielt seine Ausbildung seit 1957 am Conservatoire National de Paris. Diese wurde durch seine Einberufung zur Armee im Algerien-Krieg unterbrochen. So debütierte er erst 1962 am Opernhaus von Reims als Dimitrij im »Boris Godunow«. Im folgenden Jahr 1963 wurde er an die Grand Opéra Paris verpflichtet. Da man ihm dort überwiegend nur kleinere Rollen zuwies, gab er dieses Engagement 1966 auf und trat mit großem Erfolg an Theatern in der französischen Provinz auf, war aber 1969-71 nochmals an der Grand Opéra Paris engagiert. Bei den Festspielen von Glyndebourne gastierte er 1971 als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1972 als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1974 war er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, 1970 als Don José in »Carmen« und 1974 als Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß am Grand Théâtre Genf, 1981 in Dublin zu Gast. An der Wiener Staatsoper war er 1978 als Don José zu hören, er gastierte in Palermo, Madrid, im Haag, in Montreal, Santa Fé und Montevideo, am Bolschoi Theater Moskau und in Teheran. 1974 sang er am Opernhaus von Rouen in der Uraufführung der Oper »Antoine et Cléopâtre« von E. Bondeville. Er führte seine Karriere, vor allem in der französischen Provinz, bis in die frühen achtziger Jahre fort. Sein Bühnenrepertoire setzte sich aus Partien wie dem Pollione in »Norma«, dem Radames in »Aida«, dem Titelhelden im »Don Carlos« von Verdi, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Canio im »Bajazzo«, dem Otello von Verdi, dem Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano, dem Florestan im »Fidelio«, dem Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns und dem Tambourmajor im »Wozzeck« von A. Berg zusammen. Er starb 2016 in Paris.

Schallplatten: MRF (Masaniello in »La Muette de Portici« von Auber).

 

11.1. Tancredi PASERO: 125. Geburtstag

Tancredi Pasero

 Studium bei Arturo Pessina in Turin. Er debütierte 1917 am Teatro Chiarella Turin als König in Verdis »Aida« und sang 1918 am Teatro Eriteneo Vicenza den Conte Rodolfo in »La Sonnambula« von Bellini. Nach Auftritten in Modena, Bologna, Triest, Turin und am Teatro Dal Verme Mailand (1920) sowie am Royal Opera House auf Malta (1921-22) hatte er seit 1923 große Erfolge am Teatro Costanzi Rom, wo er auch 1924 in der Uraufführung der Oper »Emiral« von Bruno Barilli auftrat. 1926 sang er an der Mailänder Scala als Antrittsrolle den König Philipp in Verdis »Don Carlos« unter A. Toscanini. Bis 1951 hatte er an der Scala eine sehr erfolgreiche, anhaltende Karriere. Er wirkte an der Scala in den Uraufführungen der Opern »Il Re« von Giordano (12.1.1929), »Nerone« von Mascagni (16.1.1935), »Margherita di Cortona« von Licinio Refice (1.1.1938) und »Gli Orazi« von Ennio Porrino (1941) mit und sang dort Partien wie den Hohepriester in »La Vestale« von Spontini (1933), den Leporello im »Don Giovanni« (1934), den Titelhelden in Rossinis »Mosè in Egitto« (1935), den Conte Walter in »Luisa Miller« von Verdi (1937), den Ramfis in »Aida« (1938) und den Sarastro in der »Zauberflöte« (1950), schließlich die Buffo-Rolle des Don Pasquale in Donizettis gleichnamiger Oper (1950). 1951 trat er hier nochmals in der Titelpartie von Verdis »Oberto« und als Ramfis auf. 1929-33 hatte er bedeutende Erfolge an der Metropolitan Oper New York, an der er als erste Partie den Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli übernahm. Er trat dort in 19 Partien und in insgesamt 117 Vorstellungen auf und sang dort u.a. den Ashby in »La fanciulla del West«, den Colline in »La Bohème«, den Pedro in Meybeers »Afrikanerin«, den Ferrando im »Troubadour«, den Ramfis, den Conte Walter, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Oroveso in Bellinis »Norma«, den Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«, den Tscherewik in Mussorgskys »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy«, den Walter im »Wilhelm Tell« von Rossini, den Uin-Sci in »L‘Oracolo« von Leoni, den Fiesco in »Simon Boccanegra«, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Leporello im »Don Giovanni« und den Archibaldo in »L’Amore dei tre Re« von Montemezzi. Er trat bei den Festspielen in der Arena von Verona (1933, 1935-39, 1948, 1950) und beim Maggio Musicale von Florenz (u.a. 1936 in »Nabucco« von Verdi und 1940 in Rossinis »Semiramide«) auf. Gastspiele führten ihn an die großen italienischen Opernhäuser, an die Covent Garden Oper London (1931), an die Grand Opéra Paris (1935) und nach Brüssel. 1935 sang er in Florenz in der Uraufführung der Oper »Orseolo« von Pizzetti. 1937 war er mit dem Ensemble der Mailänder Scala in Berlin und München zu Gast. 1938 trat er als Gast in Amsterdam, 1941 am Deutschen Opernhaus Berlin, 1947-48 am Teatro Liceu Barcelona auf. 1947 Gastspiel am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Basilio im »Barbier von Sevilla«.  Er gastierte viel an Opernbühnen in Spanien, Portugal und Südamerika. Er trat während fünf Spielzeiten am Teatro Colón Buenos Aires auf; in den Jahren 1924-28 auch an der Oper von Rio de Janeiro. Seine Karriere dauerte rund vierzig Jahre. Er starb 1983 in Mailand. – Neben Ezio Pinza galt er als der bedeutendste italienische Bassist seiner Generation, zumal als Verdi-Interpret gerühmt; er beherrschte daneben aber auch weite Teile des italienischen, französischen und russischen Repertoires und war ein bedeutender Wagner-Interpret. So war er auch als Boris Godunow, als Titelheld in »Mefistofele« von Boito wie als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Moses in »Mosè in Egitto« von Rossini und als Gurnemanz im »Parsifal« bekannt. Neben der reichen Tonfülle seiner Stimme wurde seine darstellerische Präsenz auf der Bühne allgemein bewundert.

Lit: C. Clerico: »Tancredi Pasero« (Turin, 1983).

Schallplatten: 1927-28 erschienen seine ersten Aufnahmen auf Odeon-Parlophon, wie alle Schallplatten des Sängers, elektrisch aufgenommen. Weitere Aufnahmen auf Fonotipia, Columbia (u.a. vollständige Opern »La Bohème« und »Aida«), HMV (»Aida«, »Un ballo in maschera«), Cetra (u.a. »Norma«, »La forza del destino«), EJS (»Oberto« von Verdi).

 

11.1. Charlotte WYNS: 150. Geburtstag

 Die Künstlerin hieß eigentlich Charlotte Wijns. Ausbildung am Conservatoire National Paris bei Crosti, Achard und Giraudat. Sie war 1893-98 an der Opéra-Comique Paris engagiert, wo sie als Mignon von A. Thomas debütierte (die sie auch in der 1000. Aufführung dieser Oper dort sang). Sie ging in der Saison 1898-99 an das Théâtre de la Monnaie Brüssel, kam aber bereits 1900 wieder an die Opéra-Comique zurück, der sie jetzt bis etwa 1905 als Mitglied angehörte. Am 27.11.1897 sang sie an der Opéra-Comique in der Uraufführung der Oper »Sapho« von Massenet die Partie der Divonne, während Emma Calvé die Fanny Legrand kreierte. 1897 gastierte Charlotte Wyns an der Oper von Monte Carlo als Charlotte im »Werther« von Massenet; allgemein galt diese Partie als ihre Glanzrolle. 1901 war sie als Gast am Theater von Graz anzutreffen, 1903 an der Covent Garden Oper London als Santuzza in »Cavalleria rusticana«. 1905 sang sie am Berliner Nationaltheater (einer Opernbühne, die nur kurze Zeit bestand) die Leonora in »La Favorita« von Donizetti. 1905 gastierte sie an der Oper von Kairo und im ägyptischen Alexandria als Carmen und in »Proserpine« von Saint-Saëns zusammen mit Giuseppe Borgatti und Titta Ruffo. 1906 wirkte sie an der Oper von Nizza in der Uraufführung der Oper »Sanga« von Isidore de Lara in der Titelrolle mit. 1915 sang sie nochmals an der Oper von Monte Carlo die Carmen in einer konzertanten Aufführung dieser Oper von Bizet. Sie starb im Jahr 1917.

Schallplatten: Dutrein-Zylinder (zwei Aufnahmen mit Arien aus »Carmen« und »Cavalleria rusticana«, Paris 1904).

 

13.1. Emilio VENDRELL: 125. Geburtstag

Emilio-Vendrell

 Er begann mit sieben Jahren seine Ausbildung an der Escolanía de Santa Maria del Mar in Barcelona wurde dann Schüler des bekannten Pädagogen Luis Millet. Er debütierte in Barcelona am Orfeo Català. 1912 sang er im Palau de Barcelona den Evangelisten in der Matthäuspassion von J.S. Bach. Er wurde durch den berühmten Albert Schweitzer in den Bach-Gesang eingeführt und trat zu Beginn seiner Karriere als Liedersänger, und hier als Interpret des deutschsprachigen Liedes (Schubert, Beethoven, J. Brahms) und von Liedern in katalanischer Sprache, hervor. 1922 begann er dann seine Bühnenkarriere, als er am Teatro Tivoli in Barcelona in der Uraufführung der Zarzuela »Don Juan de Serrallonga« von Enric Morera auftrat. Er war dabei so erfolgreich, dass er sich nun ganz diesem Genre widmete. Er wurde einer der bekanntesten Zarzuela-Sänger seiner Generation in Spanien und wurde in den spanischen Großstädten immer wieder in diesen spezifisch spanischen Bühnenwerken gefeiert. Er wirkte in den Uraufführungen mehrerer Zarzuelas mit, u.a. sang er am 7.12.1923 am Teatro Zarzuela Madrid in der Uraufführung der Zarzuela »Doña Francisquita« von Amadeo Vives die Partie des Fernando. Gastspiele trugen ihm auch in Frankreich, in England, in Italien und namentlich in Südamerika große Erfolge ein. Nachdem er erfolgreich am Teatro Olimpia in Mexico City gastiert hatte, wirkte er 1930 am Teatro Apolo in Valencia in der Uraufführung der Zarzuela »La Dolorosa« von José Serrano mit. Er trat auch in einigen Opernaufführungen (zum Teil in katalanischer Sprache) auf. 1953 sang er nochmals am Teatro Calderón in Barcelona in »Doña Francisquita« und gab noch einige Konzerte in dieser Stadt, beendete dann aber seine Karriere. Er war ein vielseitig begabter Künstler, komponierte, schrieb musikkritische und -pädagogische Essays (»El cento y la educacíon de la voz«) und ein dramatisches Gedicht »El miracel de Sant Ponç«. Er veröffentlichte mehrere Werke über die Gesangkunst und damit verbundene künstlerische Probleme. Er starb 1962 in Barcelona. – Sein Sohn, wie er Emilio Vendrell (1924-99) genannt, gab eine Biographie seines Vaters unter dem Titel »El meu pare« (Barcelona, 1966) heraus.

Die Stimme von Emilio Vendrell sr. ist uns durch akustische Fonotipia-Aufnahmen (spanische Lieder und Zarzela-Arien) und durch elektrisch aufgenommene Columbia-Platten (darunter eine Gesamtaufnahme der Zarzuela »Doña Francesquita« von A. Vives) erhalten.

 

13.1. Jan Evangelista ZELINKA: 125. Geburtstag

 Biographie des tschechischen Komponisten auf Tschechisch: https://cs.wikipedia.org/wiki/Jan_Evangelista_Zelinka

 

14.1. Gaston PRESSET: 90. Geburtstag

Nach seiner Ausbildung am Conservatoire de Lausanne (bei Paul Sandoz) und bei José van Dam in Genf nahm er in den Jahren 1956-60 an den Sommer-Tourneen der Opéra Marisa Morel teil, die ihn nach Deutschland, Belgien, Holland, Italien, Schweden und Norwegen führten. 1958-60 war er am Opernhaus von Nancy engagiert, 1960-62 als ständiger Gast dem Stadttheater (Opernhaus) von Zürich verbunden. 1962-68 gehörte er der »Compagnie Denyse Orval« an, die von Genf aus Gastvorstellungen in der französischen Schweiz gab. In den Jahren 1967-71 war er am Grand Théâtre Genf als Gast zu hören (als Marquis d‘Obigny in »La Traviata«, als Pietro in Verdis »Simon Boccanegra«, als einer der Juden in »Salome« von R. Strauss, als Konrad Nachtigall in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Marullo im »Rigoletto«, als Assan in »The Consul« von G.C. Menotti, als Yamadori in »Madame Butterfly«, als Kuno im »Freischütz«, als Titurel im »Parsifal«, als Neptun in »Orphée aux enfers« von Offenbach, als 2. Kommissar in »Dialogues des Carmélites«, von Fr. Poulenc, als 2. Gefangener im »Fidelio«, als Tom in Verdis »Un Ballo in maschera« und als Page in »Amahl and the Night Visitors« von Menotti). Als Gast trat er auch in Lausanne, an den Opernhäusern von Reims, Tours, Lille und Marseille, an der Opéra du Rhin Straßburg und in Mailand auf. Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Mustafà in »L’Italiana in Algeri« von Rossini, der Bruschino sen. in dessen »Il Signor Bruschino«, der Figaro in »Il Barbiere di Siviglia« von Paisiello, der Don Pasquale von Donizetti, der Florestan in »Véronique« von Messager und der Balthazar in »Amahl and the Night Visitors«. In Genf wirkte er in der Spielzeit 1968-69 in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Macbeth« von E. Bloch als alter Mann mit. Er wurde auch als Konzert- und Rundfunksänger bekannt. Nach Beendigung seiner Karriere betrieb er einen Kostümverleih in Mont-sur-Lausanne. Er starb 1992 in Sottens (Schweiz).

Schallplatten: CT (»Psaumes et Motets« von L. Bourgeois, »Deutsche Lieder« von L. Senfl).

 

14.1. José Francisco ARROYO: 200. Geburtstag

 Biographie des portugiesischen Komponisten auf Portugiesisch: https://pt.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Francisco_Arroyo

 

16.1. Armin UDE: 85. Geburtstag

Armin Ude

 Ausbildung durch Erna Hähnel-Zuless in Leipzig und durch Dagmar Freiwald-Lange in Berlin. Bühnendebüt 1959 am Stadttheater von Frankfurt a. d. Oder als Fenton in »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai. 1961-66 in Cottbus, 1966-68 in Magdeburg engagiert, zugleich durch Verträge mit dem Metropol-Theater Berlin und dem Stadttheater Halle (Saale) verbunden. Er gewann 1964 den Bach-Wettbewerb in Leipzig, 1965 den Ferenc Erkel-Concours in Budapest. 1968 Mitglied der Staatsoper von Dresden. Er war zu Gast an der Komischen Oper Berlin, am Opernhaus von Leipzig, an der Nationaloper Sofia, an der Oper von Leningrad und bei den Opernfestspielen von Wiesbaden. Seine schöne, ganz lyrisch gebildete Stimme meisterte auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium ein umfassendes Repertoire, das von barocken und klassischen Partien bis zu zeitgenössischen Werken reichte. Geschätzter Bach- und Mozart-Interpret. Weitere Gastspiele und Konzerte in Italien, Österreich, Polen, der CSSR und in Bulgarien. Er gastierte (zum Teil mit dem Dresdner Ensemble) in Leningrad und Tokio, in Budapest und Sofia, in Wiesbaden und Madrid. 1969-74 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Berlin wahr. Er starb 2015 in Berlin.

Schallplatten: Eterna (»Idomeneo« von Mozart, »Moses und Aron« von Schönberg, Arien und Duette mit Ute Selbig), Christophorus-Verlag (geistliche Musik von J.A. Hasse), Denon (kleine Partie im »Rosenkavalier« von der Eröffnung der Dresdner Semper-Oper, 1985), Philips (geistliche Vokalmusik von Mozart).

 

16.1. Ingeborg BREMERT: 90. Geburtstag

Ingeborg Bremert

 Sie wuchs in Hamburg auf, wo sie in den Chören der Hamburger Singschule sang und sich dann zur Solistin ausbilden ließ. Sie hatte ihr erstes Engagement 1953-55 am Stadttheater von Pforzheim und sang darauf 1955-57 am Opernhaus von Zürich. In den Jahren 1958-60 gehörte sie dem Staatstheater Oldenburg an und wurde von dort an die Bayerische Staatsoper München berufen, deren Mitglied sie 1960-67 war. Durch einen Gastvertrag war die Künstlerin dem Staatstheater Karlsruhe verbunden. Am 20.5.1961 sang sie bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Elegie für junge Liebende« von Hans Werner Henze die Partie der Elisabeth. Zu den Höhepunkten in ihrem Bühnenrepertoire gehörten die Arminda in »La finta giardiniera« von Mozart, der Cherubino in »Figaros Hochzeit«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Regina in »Mathis der Maler« von P. Hindemith, die Isabella in »Karl V.« von E. Krenek und die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin«. Sie hatte auch als Konzertsängerin eine bedeutende Karriere. Sie gab Gastspiele an verschiedenen größeren deutschen Bühnen, zog sich aber, offensichtlich nach einer Heirat, von der Bühne zurück. Sie starb im Jänner 2012.

Schallplatten: Orfeo (»Palestrina« von H. Pfitzner).

 

16.1. Pilar LORENGAR: 90. Geburtstag

Pilar Lorengar

Sie studierte am Konservatorium von Barcelona und auch bei der berühmten spanischen Sopranistin Angeles Ottein in Madrid. 1949 debütierte sie in Barcelona als Mezzosopranistin. 1951 gewann sie einen Gesangwettbewerb in Barcelona, wandte sich dann aber dem Sopranfach zu. Sie sang zuerst an spanischen Theatern, wurde aber bald international bekannt. 1955 wirkte sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence in der Partie des Cherubino in »Le nozze di Figaro« mit (1962 nochmals als Donna Anna im »Don Giovanni«). An der Covent Garden Oper London gastierte sie 1955 als Traviata; seit 1964 sang sie dort fast alljährlich Partien wie die Donna Anna, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Eurydike in »Orpheus und Eurydike« von Gluck und die Alice Ford im »Falstaff« von Verdi. 1955 kam sie erstmals nach Nordamerika, wo sie in New York in einer konzertanten Aufführung der Oper »Goyescas« von Granados sang und an den Opern von San Francisco (1964-89 als Desdemona in Verdis »Otello«, als Micaela in »Carmen«, als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Liu in »Turandot«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Donna Anna und als Donna Elvira im »Don Giovanni«, als Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy, als Butterfly, als Fiordiligi, als Elsa im »Lohengrin«, als Alice Ford, als Agathe im »Freischütz«, als Elisabeth in Verdis »Don Carlos« und als Manon Lescaut in der Oper gleichen Namens von Puccini) und Chicago auftrat. 1956, 1957 und 1960 wirkte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Pamina in der »Zauberflöte«, 1957-58 als Echo in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und 1958-59 als Gräfin in »Le nozze di Figaro« mit. 1958 (als Pamina) und 1967 Gastspiel am Teatro Colón Buenos Aires. 1966 Debüt an der Metropolitan Oper New York als Donna Elvira. Sie sang dort während zwölf Spielzeiten in insgesamt 150 Vorstellungen die Alice Ford, die Pamina, die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Traviata, die Butterfly, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Liù, die Micaela, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Agathe, die Mimì in »La Bohème«, die Desdemona, die Elsa und die Fiordiligi. 1963-83 Gastspiele an der Wiener Staatsoper (als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Elsa, als Fiordiligi, als Suor Angelica in der gleichnamigen Oper von Puccini, als Alice Ford, als Agathe  und als Donna Elvira in insgesamt 46 Vorstellungen). Sie trat als Gast an der Staatsoper München, in Madrid und Barcelona auf. 1964 sang sie am Teatro Zarzuela Madrid in der Uraufführung einer Neubearbeitung der Oper »Pepita Jiménez« von Isaac Albeniz (durch Pablo Sorozábal) die Titelrolle. 1959 war sie beim Maggio Musicale von Florenz als Donna Elvira zu hören, 1957 und 1963-64 am Théâtre de la Monnaie Brüssel (wo sie noch 1990 einen Liederabend gab). Seit 1959 war sie für mehr als 25 Jahre Mitglied der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin, deren Publikum ihr sehr zugetan war; 1984 wurde sie zum Ehrenmitglied dieses Hauses ernannt. 1966 nahm sie an der Japan-Tournee der Deutschen Oper Berlin teil. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie 1961-62 als Ilia in Mozarts »Idomeneo«, 1963-64 als Pamina, 1964 in einem Mozart-Konzert, 1965 in der 9. Sinfonie von Beethoven, 1971 als Ismene in »Mitridate Re di Ponto« von Mozart und 1983 in einem Konzert mit Arien und Duetten aus spanischen Zarzuelas zusammen mit Plácido Domingo. 1987 großer Erfolg an der Deutschen Oper Berlin als Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer, 1989 in Straßburg und Lyon als Maddalena in Giordanos Revolutionsoper »Andrea Chénier«. Ihre schön gebildete, ausdrucksvolle Stimme hatte in ihrem Bühnenrepertoire als Höhepunkte vor allem Mozart-Partien, weiter Partien in Opern von Verdi und Puccini, dann die Regina in »Mathis der Maler« von P. Hindemith, die Jenufa in der gleichnamigen Oper von Janácek und die Ysabella in »L’Atlantida« von M. de Falla. 1990 verabschiedete sie sich als Tosca in Berlin von der Bühne. 1991 gab sie einen letzten Liederabend in Berlin. Sie starb nach langer Krankheit 1996 in einem Berliner Krankenhaus.

Lit: W. Elsner und Mark E. Busch: »Pilar Lorengar – ein Porträt« (Berlin, 1986). Schallplatten: HMV (»Die verkaufte Braut«), Decca (»Die Zauberflöte«, »Medea« von Cherubini, »La Traviata«, »Orpheus und Eurydike« von Gluck, »Der Bajazzo«, »Don Giovanni«, »Così fan tutte«), Pathé (Cherubino in »Figaros Hochzeit«), DGG (»La Bohème«, »Don Giovanni«), Supraphon, Orfeo (»Iphigenie auf Tauris« von Gluck), London, Melodram (»Olimpia« von Spontini), Nuova Era (Donna Elvira im »Don Giovanni«), Marus (Mitschnitt des erwähnten letzten Liederabends in Berlin 1991), Bella Voce (Titelrolle in »Suor Angelica« von Puccini), London/Hispavox (Ausschnitte aus Zarzuelas, auch vollständige Zarzuela-Aufnahmen).

 

16.1. Antonina KAWECKA: 95. Geburtstag

Antonina KAWECKA

Sie war Schülerin von S. Kazury und von Adamo Didur. Durch die Kriegsereignisse konnte ihr Debüt erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 an der Schlesischen Oper (Opera Slaska) in Bytom (Beuthen) stattfinden. Bereits hier zeigte sich ihre große Begabung im lyrisch-dramatischen Stimmfach. Zu Beginn ihrer Karriere sang sie in Bytom Rollen für Mezzosopran wie die Lola in »Cavalleria rusticana« (ihr Debüt), die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Jadwiga im »Gespensterschloss« (»Straszny dwór«) von Moniuszko, die Berta im »Barbier von Sevilla« und die Carmen. Nach weiterer Ausbildung durch A. Didur und Stefan Belina übernahm sie seit Antritt ihres Engagements in Poznan (Posen) Sopranpartien. 1947 wechselte sie an das Theater von Poznan, dem sie bis zur Beendigung ihrer Karriere im Jahre 1979 angehörte. Sie war eine der bedeutendsten polnischen Sopranistinnen ihrer Generation, wobei sie sich auf der Bühne durch ein besonderes darstellerisches Talent auszeichnete. Gastspiele und Konzerte brachten ihr in den Zentren des polnischen Musiklebens, aber auch in Russland und in Italien, in West- und Ostdeutschland, in der CSSR, in Bulgarien und Ungarn und nicht zuletzt in den USA anhaltende Erfolge ein. 1961 Gastspiel an der City Opera New York als Aida. Auf der Bühne gestaltete sie mehr als 40 große Partien, darunter die Tosca, die Titelfigur in »Halka« von Moniuszko, die Czesnikowa in dessen »Gespensterschloss« (»Straszny dwór«), die Aida, die Carmen, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Leonore im »Troubadour«, die Desdemona im »Otello«, die Tatjana im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, die Jaroslawna in Borodins »Fürst Igor«, die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Ortrud im »Lohengrin« und die Isolde in »Tristan und Isolde«. Umfangreiche Tätigkeit im Konzertsaal, im polnischen Rundfunk und im Fernsehen. Seit 1970 wirkte sie als Dozentin an der Musikakademie von Poznan. Sie starb 1996 in Poznan.

Schallplatten: Muza (Titelrolle in vollständiger Aufnahme von Moniuszkos »Halka«, Czesnikowa in dessen »Strazny dwór«); in den USA wurden polnische Lieder von Moniuszko, Chopin und Szymanowski aufgenommen.

 

16.1. Veronika BORISENKO: 100. Geburtstag

Veronika BORISENKO

Sie begann ihre Ausbildung bei Frau Vera V. Saitzewa in Gomel, dann studierte sie 1938-41 am Konservatorium von Minsk. Im Zweiten Weltkrieg war sie in der Truppenbetreuung der Roten Armee eingesetzt, wurde aber 1941-43 auf das Konservatorium von Swerdlowsk geschickt, wo sie Schülerin des Bassisten Jegor Jegorow war. 1942 sang sie am Opernhaus von Swerdlowsk als erste Partie die Hanna in der »Mainacht« von Rimsky-Korssakow. 1944 kam sie an das Opernhaus von Kiew, wurde aber bereits 1946 an das Bolschoi Theater Moskau berufen, dessen Mitglied sie mit einer Unterbrechung in den Spielzeiten 1965-67 (als sie Konzerte gab und am Opernhaus von Minsk auftrat) für viele Jahre blieb. Ihre ersten Erfolge hatte sie am Bolschoi Theater als Pauline in Tschaikowskys »Pique Dame«, als Ljubascha in der »Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow und 1947 als Grunya in »Die Macht des Bösen« von Serow. 1947 gewann sie den Internationalen Gesangwettbewerb in Prag. 1950 hatte sie einen weiteren großen Erfolg, als sie am Bolschoi Theater die Jaroslawna in Borodins »Fürst Igor« vortrug. Zu den Glanzrollen der Künstlerin zählten weiter die Ljubawa in »Sadko« von Rimsky-Korssakow, die Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, die Bojarina Morozowa in »Die Zauberin« von Tschaikowsky, die Amneris in »Aida« (1953) und die Titelfigur in »Carmen« von Bizet. Weitere Partien aus ihrem Repertoire für die Bühne: der Siebel im »Faust« von Gounod, die Marina wie die Wirtin im »Boris Godunow«, die Früh-lingsfee in »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow, die Filipjewna im »Eugen Onegin«, die alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Stescha in »Die Dekabristen« von Schaporin, die Nastascha in »Von ganzem Herzen« von Schukowskij und die Titelrolle in »Die Mutter« von Tichon Chrennikow, die sie 1959 in der Premiere der Oper am Bolschoi Theater sang. In den letzten Jahren ihres Wirkens am Bolschoi Theater übernahm sie in sehr verdienstvoller Weise Comprimaria-Partien wie die Wlasjewna im »Mädchen von Pskow« und die Petrowna in der »Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow, die Achrosimowa und die Mavra Kuzminitschna in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, die Alte in »Der unbekannte Soldat« von Moltschanow und die Chivrja in »Semjon Kotko« von Prokofjew. Seit 1967 war sie nochmals für zehn weitere Jahre am Bolschoi Theater im Engagement. 1969 sang sie bei einem Gastspiel dieses Theaters in Paris die Larina im »Eugen Onegin« und die Amme im »Boris Godunow«. Auf Gastspielreisen trat sie in Österreich und 1955 in England auf. Zugleich Konzertaltistin von hohem Rang. Sie wurde mit dem Stalinpreis und 1959 mit dem Titel einer Volkskünstlerin der Russischen Sowjetrepublik ausgezeichnet. 1977 gab sie ihre Karriere auf. Sie ist auch unter dem Namen Vera Borisenko aufgetreten. Sie starb 1995 in Moskau.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion (Melodiya), u.a. Frühlingsfee in vollständiger Aufnahme »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow. Sie sang auf dieser Marke auch in vollständigen Aufnahmen der Opern »Fürst Igor« von Borodin, »Russalka« von Dargomyschski, »Die Zauberin« von Tschaikowsky, »Die Mainacht« von Rimsky-Korssakow, »Carmen« (Titelrolle) und »Rigoletto« (Maddalena in einer Aufnahme in russischer Sprache von 1949).

 

16.1. Valerija HEYBAL: 100. Geburtstag

Valerija_Heybal

 Die Künstlerin studierte Gesang am Konservatorium von Ljubljana bei Julius Betetto und debütierte am dortigen Opernhaus 1938 als Djula in »Ero der Schelm« von Gotovac. 1948 wurde sie an die Nationaloper Belgrad berufen und gehörte dann für viele Jahre zu den führenden Mitgliedern dieses Hauses. Sie unternahm mit der Belgrader Oper Gastspielreisen in die Schweiz (1954), zu den Festspielen von Edinburgh (1962 als Fata Morgana in Prokofjews »L’Amour des trois oranges« und als Pauline in Prokofjews »Der Spieler«) und Wiesbaden und trat im Rahmen des Holland Festivals auf. 1952-55 war sie am Stadttheater von Bern (Schweiz) im Engagement. Auch an italienischen Bühnen, in Moskau, Bukarest, Sofia und in anderen Musikzentren war sie zu Gast. Ihre bedeutendsten Leistungen konnte sie als Leonore in Beethovens »Fidelio«, als Gräfin in »Figaros Hochzeit«, als Donna Anna im »Don Giovanni«, als Aida, als Tosca, als Titelheldin in »Thaïs« von Massenet, als Elisabeth im »Tannhäuser«, als Tatjana in »Eugen Onegin«, als Lisa in »Pique Dame«, als Marie in Smetanas »Die verkaufter Braut« und in Opernpartien des jugoslawischen Repertoires vorweisen. Nach einer großen Bühnen- und Konzertkarriere war sie als Gesangpädagogin in Belgrad tätig. Sie trat auch unter dem Namen Valeria Heybalova auf. Sie starb 1994 in Ljubljana.

Schallplattenaufnahmen vor allem auf der Marke Decca (Jaroslawna in vollständigem »Fürst Igor« von Borodin, Kupava in »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow, Tatjana in »Eugen Onegin«, Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, alle 1954-55 aufgenommen); auch jugoslawische Aufnahmen (Jugoton).

 

16.1. Joy McARDEN: 125. Geburtstag

Die Sängerin, deren eigentlicher Name Jo Ijzenman war, studierte bei Emma Calvé, bei Roberto Tamanti und bei Mme. Charles Cahier. 1920 kam es zu ihrem Debüt, zuerst im Konzertsaal, dann 1921 auch auf der Bühne in Kopenhagen. Sie hatte nun eine große internationale Karriere und sang u.a. an der Pariser Opéra-Comique (hier vor allem als Micaela in »Carmen«), an der Oper von San Francisco und im Haag. Bei der Sadler’s Wells Opera Company London war sie ebenso erfolgreich wie 1928 an der dortigen Covent Garden Oper (als Micaela). An der Pariser Grand Opéra sang sie 1923 die Elsa im »Lohengrin«, 1924 die Freia im »Rheingold« und die Hilda in »Sigurd« von Reyer, 1933 die Sieglinde und die Gutrune im Nibelungenring. 1928-30 unternahm sie eine große Australien-Tournee und richtete in Melbourne eine Musikschule ein. Bekannt wurde sie durch ihr Eintreten für zeitgenössische Musik; so kreierte sie in Paris Vokalwerke von Maurice Ravel. War ursprünglich Haarlem in ihrer holländischen Heimat ihr Wohnsitz gewesen, so hielt sie sich nach ihrer Heirat mit dem französischen Autor J.C. Demarquette viel in Frankreich auf. Nachdem sie in zweiter Ehe einen Engländer geheiratet hatte, verzog sie nach Birmingham und unterrichtete dort an der Midland School of Music. Sie verstarb 1952 in Birmingham nach einer Operation.

Leider existieren von der Stimme der Sängerin keine Schallplattenaufnahmen.

 

17.1. Jean BARRAQUÉ: 90. Geburtstag

Er ist ein bedeutender Vertreter der Seriellen Musik. Das Verzeichnis der Werke, die er selbst als gültig angesehen hat und die er vollenden konnte, ist sehr schmal. Er starb 1973 in Paris.

 

18.1. Corneliu FÂNĂŢEANU: 85. Geburtstag

Corneliu FÂNĂŢEANU

 Ausbildung am Konservatorium von Cluj und an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Giorgio Favaretto. Operndebüt 1955 am Opernhaus von Cluj. Preisträger bei Gesangwettbewerben in Wien, Prag, Genf und Bukarest in den Jahren 1960-65. Nach seiner Berufung an die Nationaloper von Bukarest konnte er sich dort als Vertreter des lyrischen Tenorfachs eine große Karriere aufbauen. Gastspiele an den Nationalopern von Sofia, Belgrad und Zagreb, an den Opern von Kiew, Tiflis (Tblissi), am Opernhaus von Essen und am Staatstheater von Kassel. Angesehener Konzertsänger. Auch als Pädagoge in Bukarest tätig. Er starb 2014 in Drobeta-Turnu Severin (Rumänien).

Schallplatten: Electrecord.

 

  1. 1. Marit ISENE: 95. Geburtstag

Marit Isene als Santuza
Als Santuzza

Ausbildung durch G. Sindwig-Larsen in Oslo und durch Anita von Hillern-Dunsbar sowie an der Academy of Music Philadelphia. Sie debütierte 1946 als Konzertsängerin und trat als solche dann in verschiedenen skandinavischen Städten, darunter in Stockholm und Kopenhagen, auf. Ihr Debüt als Opernsängerin fand 1950 an der Königlichen Oper Stockholm in der Partie der Santuzza in »Cavalleria rusticana« statt. In der Spielzeit 1955-56 war sie am Opernhaus von Zürich engagiert, 1956-58 am Opernhaus von Frankfurt a.M. Sie ging dann nach Norwegen zurück und war bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1974 Mitglied des Nationaltheaters in Oslo. An diesem Haus wirkte sie u.a. 1971 in der Uraufführung der Oper »Anne Pedersdotter« von E. Braein mit. Gastspiele brachten der Künstlerin auch auf internationaler Ebene schöne Erfolge; so gastierte sie an der Königlichen Oper Kopenhagen und 1955 an der Grand Opéra Paris (als Gutrune in der »Götterdämmerung«). Zu ihren Bühnenrollen zählten die Butterfly, die Rezia im »Oberon« von Weber, die Micaela in »Carmen«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Amneris in »Aida« und die Bianca in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten. Sie war nach Beendigung ihrer Karriere in Oslo im pädagogischen Bereich tätig; zu ihren Schülern gehörten der bekannte norwegische Bassist Carsten Stabell und die Sängerinnen Kjersti Ekeberg und Torhild Staahlen. Ihre ältere Schwester Ebba Isene (1919-2009) war eine bekannte Pianistin. Marit Isene starb im März 2002.

 

18.1. Iwan BURLAK: 125. Geburtstag

Iwan BURLAK

Eigentlicher Name Iwan Strelzow. Er sang bereits ganz jung in Chören, eine Tätigkeit, die er auch während seines Studiums am Konservatorium in Moskau fortsetzte. Er kam 1920 zu seinem Debüt am Opernhaus von Charkow. Bereits im folgenden Jahr 1921 wurde er in das Ensemble des Bolschoi Theaters Moskau berufen, an dem er in mehr als dreißig Jahren bis 1955 zu einer sehr erfolgreichen Karriere kam; von den Partien, die er an diesem Haus übernahm, sind der Don Giovanni, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Mercutio in »Roméo et Juliette« vom gleichen Komponisten, der Graf Luna im »Troubadour«, der Germont sr. in »La Traviata«, der Amonasro in »Aida«, der Marcello in »La Bohème«, der Dämon in der Oper gleichen Namens von A. Rubinstein, der Schaklowity in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, der Eugen Onegin, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky, der Titelheld in »Mazeppa« von Tschaikowsky, der Pantalone in Prokofjews »L‘Amour des trois oranges«, der Trubetzkoy in »Die Dekabristen« von Zolotarew, der Nagulnow in »Neuland unterm Pflug« von Dserschinski und der Tatul in »Almast« von Spendjarow zu nennen. Er gastierte u.a. an den Opernhäusern von Irkutsk und Kasan als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Rigoletto und als Dämon, am Opernhaus von Ulan-Ude als Germont sr., als Rigoletto und als Dämon. 1951 erhielt er den Titel eines Volkskünstlers der Russischen Sowjetrepublik. Er galt als einer der bedeutendsten russischen Sänger seines Stimmfachs und wurde bei seinen Bühnenauftritten auch wegen seiner eminenten Kunst der Darstellung geschätzt, war aber dazu auch als hervorragender Konzertsänger bekannt. Von den Gestalten, die er auf der Bühne verkörpert hat, ist noch zu nennen der Figaro in »Figaros Hochzeit«, dazu natürlich zahlreiche weitere Baritonrollen aus dem russischen Opernrepertoire. Er starb 1964 in Moskau.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Plattenherstellung, darunter u.a. die vollständigen Opern »La Bohème« (als Marcello), »Der Barbier von Sevilla« (als Figaro), »Faust« und »Roméo et Juliette« von Gounod.

 

20.1. Antonio de ALMEIDA: 90. Geburtstag

Sohn eines portugiesischen Diplomaten und einer amerikanischen Mutter, kam mit der Familie nach Buenos Aires, wo er bei Alberto Ginastera studierte. Er interessierte sich auch für Naturwissenschaft und bewarb sich für ein Stipendium am Massachusetts Institute for Technology; er besuchte dort Kurse für Kernchemie und dirigierte das Studentenorchester. Anschließend schrieb er sich in der Yale University in der Klasse von Paul Hindemith in fortgeschrittener Musiktheorie ein; im Sommer besuchte er das Berkshire Music Center in Tanglewood, wo er bei Kussewitzky und Bernstein seine Dirigierkenntnisse vervollständigte. Dann ging er nach England und wurde dort mit Sir Thomas Beecham bekannt; dieser gab ihm die Gelegenheit, das Royal Philharmonic Orchestra zu dirigieren. Sein Debüt in Amerika gab er am 1. November 1960 in New York, wo er bei der American Opera Society Glucks »Orfeo ed Euridice« dirigierte; am 24. Februar 1982 dirigierte er in New York eine konzertante Vorstellung von Wagners früher Oper »Die Feen«. Unter seinen Verpflichtungen waren verschieden Spielzeiten in Lissabon (ab 1956); gleichzeitig war er 1. Dirigent der Stuttgarter Philharmonie (1960-64), Gastdirigent an der Pariser Opéra (1964-68), des Houston Symphony Orchestra (1969-71) und des Stadtorchesters von Nizza (ab 1976); er ist der Herausgeber der Gesamtausgabe der Symphonien Luigi Boccherinis. Er starb 1997 in Pittsburgh.

 

21.1. Antonio JANIGRO: 100. Geburtstag

Er erhielt als Sechsjähriger ersten Klavierunterricht. Anschließend ging er zu Gilberto Crepax an das Konservatorium Mailand. Ab 1929 wechselte er auf Empfehlung von Pablo Casals an die École Normale de Musique nach Paris und studierte Cello bei Diran Alexenian. Er wurde mit sechs nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet und begann bereits 1933 seine internationale Solo-Karriere. 1937 schloss er endgültig sein Studium ab. Als Cellist wurde Janigro vor allem für seine Klangkultur berühmt, die ihn in eine Reihe mit Virtuosen wie Emanuel Feuermann, János Starker und Pierre Fournier stellten. Neben seinen solistischen Auftritten machte sich Janigro bald auch auf dem Gebiet der Kammermusik einen Namen. Mit Dinu Lipatti, Carlo Zecchi oder Jörg Demus spielte er Sonaten und mit George Enescu, Paul Badura-Skoda und Jean Fournier Trios. Antonio Janigro beschäftigte sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch mit Orchesterleitung. 1954 gründete er die Zagreber Solisten, die sich unter seiner Leitung (1954-67) zu einem der besten Streichorchester der Welt entwickelten. Anschließend ging er als Nachfolger von Karl Ristenpart zum Kammerorchester des Saarländischen Rundfunks (1968-71). In den Jahren 1971-74 leitete er die Camerata Academica des Salzburger Mozarteums. Sehr erfolgreich hat sich Janigro um die Förderung des Nachwuchses bemüht. 1965-74 unterrichtete er an der Musikhochschule in Düsseldorf und ab 1975 an der Stuttgarter Hochschule, seit 1971 auch gleichzeitig am Mozarteum in Salzburg. Ästhetisch in der Tradition der Casalsära stehend, gelang ihm die Ausbildung und Förderung etlicher moderner und erfolgreicher Nachwuchscellisten. Sein großes Verdienst als Pädagoge bestand vor allem darin, Prinzipien zu vermitteln und Individuen zuzulassen. So entstand ein breites Spektrum von höchst unterschiedlichen Spielerpersönlichkeiten, die mehrheitlich an der Musikhochschule Stuttgart und am Salzburger Mozarteum unterrichtet wurden. Zu seinen prominentesten Schülern zählen Antonio Meneses, der 1982 den Tschaikowsky-Wettbewerb gewann, Mario Brunello, Thomas Demenga und Giovanni Sollima. Assistenten und Schüler waren auch Julius Berger, Michael Flaksman, Michael Groß, Andrej Petrac, Mario De Secondi, Gustavo Tavares, Christoph Theinert, Stefan Tittgen, Stefan Trauer. Janigro veröffentlichte bedeutende Schallplattenaufnahmen u.a. mit Yehudi Menuhin (Brahms, Doppelkonzert) und Alfred Brendel (Mozart, Klavierkonzerte). Persönlich befreundet war er u.a. mit Dmitri Schostakowitsch. Antonio Janigro starb 1989 in Mailand.

 

21.1. Oiva SOINI: 125. Geburtstag

Oiva SOINI

Er begann seine Gesangsausbildung in Helsinki, setzte sie in Berlin (hier u.a. bei Johannes Messchaert) fort und war später noch Schüler von John Forsell in Stockholm. Er debütierte 1921 am Opernhaus von Helsinki als Wolfram im »Tannhäuser«. 1921-27 sang er an der Finnischen Nationaloper in Helsinki, war danach für die Spielzeit 1927-28 am Stadttheater von Nürnberg engagiert, kehrte dann aber nach Finnland zurück. Hier sang er in den langen Jahren 1929-52 an der Oper von Helsinki und war 1939-52 gleichzeitig deren Direktor. 1931-63 wirkte er als Pädagoge an der Sibelius-Akademie in Helsinki, 1954-63 leitete er deren Opern-Abteilung. Daneben wirkte er als Konzert-, und vor allem als Oratoriensänger, wobei er Tourneen durch Skandinavien, in den baltischen Ländern und nach Italien, vor allem aber nach Deutschland unternahm, wo er 1937-38 im Rahmen einer großen Konzerttournee gastierte. Er starb 1971 in Helsinki.

Schallplatten: HMV.

 

22.1. Guilleaume BACQUIÉ: 175. Geburtstag

1869 debütierte er am Théâtre Lyrique Paris als Leporello im »Don Giovanni«. Im gleichen Jahr wirkte er dort in der französischen Erstaufführung von Wagners »Rienzi« in der Partie des Cecco del Vecchio mit. 1870 ging er an das Théâtre de la Haye im Haag und trat in der Saison 1873-74 am Théâtre de la Monnaie Brüssel auf. Darauf kam er wieder nach Frankreich zurück, wirkte zuerst an der Oper von Marseille und 1877-79 an der Opéra-Comique Paris. Danach war er bis Anfang der achtziger Jahre vor allem an den Opernhäusern von Lyon und Toulouse tätig, bis er die Leitung des Theaters von Cette übernahm. Zu seinen Bühnenpartien gehörten der Lothario in »Mignon« von Thomas, der Zurga in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, der Balthazar in »La Favorite« von Donizetti, der Ramon in »Mireille« von Gounod, der Trousse in »The Bohemian Girl« von M. Balfe und der Pythéas in »Le dernier Jour de Pompéi« von V. Joncières, den er 1869 bei der Uraufführung dieser Oper am Pariser Théâtre Lyrique kreiert hatte. Er starb 1887 in Cette (Sète, Departement Hérault).

 

23.1. Letitta GARNER: 75. Geburtstag

Gesangstudium an der University of Washington bei Mary Curtis Verna und bei Leon Lishner, an der University of Michigan bei John McCollum und bei Anna Hamlin in New York. In Deutschland war sie 1971-72 am Pfalztheater Kaiserslautern, 1972-73 am Stadttheater Lübeck und 1973-78 am Staatstheater Wiesbaden engagiert, wurde aber auch durch Auftritte an der Oper von Seattle, an der Nationaloper Warschau, an der Oper von Tel Aviv und durch eine weitere umfangreiche Bühnen- und Konzerttätigkeit bekannt. Ihr Rollenrepertoire für die Bühne gipfelte in Partien wie der Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, der Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, der Titelfigur in Flotows »Martha«, der Norina im »Don Pasquale«, der Marie in  Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Lucia di Lammermoor, der Mimi in Puccinis »La Bohème«, der Suor Angelica in der Oper gleichen Namens von Puccini, der Sophie im »Rosenkavalier« von R. Strauss und der Laetitia in »The Old Maid and the Thief« von G.C. Menotti. Sie starb 1978 in Wiesbaden.

 

23.1. Frieder WEISSMANN: 125. Geburtstag

Standesamtlich lautet sein Vorname Samuel, den er – in der Form Semy oder Semmy – bis 1916 behielt. Danach bevorzugte er den Vornamen Friedrich oder Frieder in Kombination mit Samuel, welcher bald zu S. abgekürzt wird, bevor er ganz verschwindet. In den 1920er Jahren kommt als dritter Vorname Peter hinzu. Als Künstlernamen sind außerdem noch Ping-Pong und Marco Ibanez überliefert. Aufgewachsen ist Weissmann in Frankfurt am Main, wo sein Vater Ignatz Isidor Weissmann (1863–1939) von 1894 bis 1937 Chasan der Hauptsynagoge war. Nach dem Abitur am Goethe-Gymnasium studierte er 1911 ein Semester Jura in Heidelberg, danach bis 1914 die Fächer Philosophie, Kunst- und Musikgeschichte an der Münchner Universität. In Heidelberg erhielt er Kompositionsunterricht bei Philipp Wolfrum, in München bei Walter Braunfels. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wagte er den ersten Schritt für eine Dirigentenkarriere und wurde Korrepetitor unter Ludwig Rottenberg an der Oper Frankfurt (1914/16). 1916/17 wurde er als zweiter Kapellmeister ans Stadttheater Stettin engagiert. 1917-21 arbeitete er als freier Konzertkapellmeister und Korrepetitor in Berlin, Frankfurt und München. In allen drei Städten trat er auch als Komponist in Erscheinung. 1920 wurde er an der Philosophischen Fakultät der Münchner Universität mit einer Dissertation über den Komponisten Georg Abraham Schneider (1770–1839) zum Doktor der Philosophie promoviert. Es folgte 1921 ein Engagement als Korrepetitor und Dirigent an die Staatsoper Berlin, wo er bis 1924 unter Max von Schillings und Erich Kleiber arbeitete. Gleichzeitig begann auch Weissmanns jahrelange enge Zusammenarbeit mit dem Berliner Schallplattenkonzern Carl Lindström AG, für dessen Marken Parlophon und Odeon er bis 1933 rund 2.000 Schallplatteneinspielungen musikalisch leitete. 1924 wechselte er als erster Kapellmeister ans Opernhaus von Münster (1924/25), anschließend in gleicher Funktion ans Opernhaus in Königsberg in Preußen. (1926/27). 1926-32 war er ständiger Gastdirigent der Dresdner Philharmonie. Ab 1930 kam es zur vermehrten Zusammenarbeit mit Rundfunkorchestern in Stuttgart und Hamburg. 1931 wurde er neben Ernst Kunwald Dirigent des Berliner Sinfonie-Orchesters, des vormaligen Blüthner-Orchesters, das im Herbst 1932 mit den Berliner Philharmonikern fusionieren musste. Mit den Berliner Philharmonikern konnte er bis Januar 1933 nur vier Konzerte dirigieren und eine Schallplatte (Ouvertüre zu Richard Wagners Oper Rienzi) einspielen. 1929 heiratete er seine langjährige Verlobte, die deutsche Sopranistin Meta Seinemeyer, die, an Leukämie schwer erkrankt, wenige Stunden nach der Trauung verstarb. Weissmann hatte die Sängerin bei all ihren Parlophon-Einspielungen und zahlreichen Konzerten in Dresden und Berlin begleitet.

Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten sah sich 1933 auch Frieder Weissmann als Künstler jüdischer Abstammung unmittelbar in seiner Existenz bedroht. Er verließ Deutschland im Juni 1933 und ging in die Niederlande, wo er mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam und dem Orchester der AVRO-Rundfunkgesellschaft Hilversum konzertierte. Es folgten von 1934 bis 1937 halbjährliche Aufenthalte – im Wechsel mit Holland – in Argentinien, wo er in Buenos Aires Konzerte bei Radio Splendid und am Teatro Colón dirigierte. In Buenos Aires heiratete Weissmann, der 1935 die argentinische Staatsbürgerschaft erlangt hatte, auch 1937 seine zweite Ehefrau Rosita Chevallier-Boutell. Nach seinem USA-Debüt Ende 1937 mit dem Cincinnati Symphony Orchestra verlegte er 1938 seinen Hauptwohnsitz nach New York, wo er im Sommer 1939 mit einer Reihe von Open-Air-Konzerten mit den New Yorker Philharmonikern im Lewisohn-Stadium Aufsehen erregte. Schallplatten nahm er nun zunächst bei Columbia Records (u. a. mit Rise Stevens), ab 1945 bei RCS Victor auf – eine Verbindung, die bis um 1950 bestand. 1939-47 leitete Weissmann, der 1944 amerikanischer Staatsbürger wurde, das New Jersey Symphony Orchestra und 1942-58 das Philharmonische Orchester von Scranton (Pennsylvania). Als Nachfolger von Artur Rodzinski übernahm er 1950-53 die Leitung des Orquesta Filarmónica de La Habana in Havanna, Kuba. Parallel zu den Festengagements entfaltete Weissmann ab 1945 eine rege Aktivität als Gastdirigent in den USA, in Kanada (Toronto, Montreal, Vancouver), Mexiko und den Niederlanden. Nach 1954 konzentrierte er sich auf Europa und wurde dort vor allem in Italien gefeiert, z. B. für einen Zyklus von Mahler-Symphonien, den er bereits Ende der 1950er Jahre begann und im März 1974 in Florenz mit der Aufführung von Mahlers Zweiter Sinfonie beschloss. Weissmann war eine zentrale Gestalt in der deutschen Schallplattenindustrie zwischen 1921 und 1933. Er war Lindströms zuverlässiger Hausdirigent, der in der Regel bei den Aufnahmen das Orchester der Berliner Staatsoper, die Staatskapelle Berlin, bzw. einen aus Mitgliedern dieses Orchesters bestehenden ad-hoc-Klangkörper dirigierte. Weissmann arbeitete nicht nur bei der Einspielung zahlreicher Gesangs- und Opernaufnahmen mit den führenden Gesangs-Solisten der 1920er Jahre wie Gitta Alpár, Vera Schwarz und Richard Tauber zusammen, sondern leitete auch viele Aufnahmen rein orchestraler Musik ernsten wie heiteren Charakters. Sein Repertoire war äußerst breit gefächert und umfasste Operette und leichte Klassik ebenso wie die Hauptwerke der sinfonischen Literatur. Unter seiner Leitung entstanden zahlreiche Schallplattenerstaufnahmen, z. B. die erste Gesamteinspielung aller Beethoven-Sinfonien 1924/25. Herausragend sind seine elektrischen Einspielungen von Respighis Römische Brunnen und Tschaikowskis Ouverture auf das Jahr 1812 auf. Er begleitete den Cellisten Emanuel Feuermann bei Max Bruchs Kol Nidrei und die Pianisten Moriz Rosenthal und Karol Szreter bei ihren Einspielungen von Chopins Klavierkonzert Nr.1 und Beethovens Klavierkonzert Nr.4. Zu Weissmanns amerikanischen Einspielungen zählen Opernaufnahmen mit zahlreichen Stars der Metropolitan Opera wie den Sopranistinnen Zinka Milanov, Licia Albanese, Helen Traubel, dem Tenor Jan Peerce und dem Bariton Leonard Warren, sowie ein Konzert für Viola von Henri Casadesus, welches ursprünglich Händel zugeschrieben worden war, mit William Primrose und der wohl ersten Schallplatteneinspielung von Max Bruchs Schottischer Fantasie Es-Dur für Violine und Orchester op. 46 mit dem Geiger Jascha Heifetz als Solisten. Frieder Weissmann verstarb am 4. Januar 1984 in Amsterdam und wurde zwei Tage später auf dem Friedhof Zorgvlied an der Seite des holländischen Malers Carel Willink, dem wenige Monate vorher verstorbenen Ehemann von Weissmanns Freundin Sylvia Willink, beerdigt.

 

24.1. Simeon ten HOLT: 95. Geburtstag

Nach Studien bei dem Bergener Komponisten Jacon van Domselaer zog ten Holt 1949 nach Paris, wo er an der École Normale de Musique de Paris bei Arthur Honegger und Darius Milhaud studierte. 1954 kehrte er in die Niederlande zurück. Bis in die 70er Jahre war seine Musik verschiedenen avantgardistischen Richtungen verpflichtet; serielle Kompositionen, elektroakustische Musik und Musiktheater standen im Vordergrund. Einen völligen Bruch mit seiner bisherigen Musik stellt sein 1979 vollendetes Werk Canto ostinato dar, an dem er mehrere Jahre gearbeitet hatte. Canto ostinato ist eine minimalistische Komposition in variabler Länge und Struktur für ein oder mehrere Klaviere, geschrieben in einer Harmonik der späten Romantik. Die inzwischen in zahlreichen CD-Aufnahmen vorliegende Komposition ist in den Niederlanden eines der meistgespielten und populärsten Werke zeitgenössischer klassischer Musik. Auch die nachfolgenden Kompositionen (z. B. Lemniscaat (1983), Horizon (1985), Incantatie IV (1990) und Méandres im Jahr 1999) bewegen sich innerhalb dieser Stilistik und sind in der Regel für ein oder mehrere Klaviere geschrieben. Simeon ten Holt starb 2012 in Alkmaar.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.simeontenholt.com/

 

24.1. Gottfried von EINEM: 100. Geburtstag

Er wurde als Sohn des österreichischen Militärattachés und späteren Generals William von Einem geboren. Er entstammte einer konservativ-monarchistischen Familie mit militärischer Tradition. Seine Eltern hatten Kontakt zu vielen bedeutenden Personen und Institutionen. Seine Mutter, Baronin Gerta Louise, wurde von Gottfried von Einem als „eine ungemein tatkräftige, engagierte und dabei mit großem Charme operierende Frau“ beschrieben. Sie war seit ihrer Kindheit mit Olga und Paula Göring, den beiden Schwestern Hermann Görings befreundet. Andererseits traf Gerta Louise von Einem bei einem Besuch in London Winston Churchill und half deutschen und österreichischen Juden bei der Auswanderung in die Schweiz. Gerta Louise von Einem wird als elegante Frau von Welt beschrieben. Ihr Leben lang war sie ruhelos auf Reisen. Sie verkehrte in den sogenannten höchsten Kreisen – unter Künstlern, Wirtschaftsleuten und Staatsmännern. 1889 als Gerta-Luise Riess von Scheurnschloss geboren, heiratete sie 1911 den österreichischen Nachrichtenoffizier William von Einem. Der mittlere der drei Söhne ist der Komponist Gottfried von Einem, nach eigenen Angaben Kind einer Affäre seiner Mutter mit dem ungarischen Grafen Laszlo Hunyady, der in den 1920er Jahren bei der Jagd von einem angeschossenen Löwen zerrissen wurde. 1921 zog die Familie nach Malente-Gremsmühlen in Schleswig-Holstein. Von Einem sah seine Eltern nur etwa sechs Wochen im Jahr, er wurde von Bediensteten erzogen: „Meine Kindheit war ziemlich schlimm. (…) Drei Knaben in einem Haus von 22 Zimmern, mit Hauslehrer, Hausdame und allem was sonst noch gut und teuer ist, und die Eltern nie da.“ Mit sechs Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht beim damaligen Dorfschullehrer Kahl. Seit seinem siebten Lebensjahr hatte er den Wunsch Komponist zu werden. Von 1928 an besuchte er zunächst die Staatliche Bildungsanstalt in Plön, wo er ein Schüler des Musikpädagogen Edgar Rabsch war. Nach der Umwandlung der Plöner Schule in eine Napola besuchte er bis 1937 ein Gymnasium in Ratzeburg. Er erhielt professionellen Unterricht von einer Absolventin des Konservatoriums zu Kiel namens Käthe Schlotfeldt (später Kieckbusch). Sie habe ihm „gezeigt, was ein Künstler sein kann“. Der junge Gottfried erhielt von seinen Eltern Noten und andere musikalische Utensilien im Überfluss. So wurde er angeregt, selbst zu komponieren. 1937 kam er nach Berlin. Statt an die Hochschule für Musik, wie vorgesehen, ging er 1938 als Korrepetitor an die Staatsoper Berlin und nahm ab 1941 Kompositionsunterricht bei Boris Blacher, der später ständiger Berater und sein Librettist wird. Aus der Berliner Zeit stammt sein Opus 1, Prinzessin Turandot, das auf Anregung seines Freundes Werner Egk entstand. Mit der Oper Dantons Tod nach Georg Büchner, die 1947 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch. Ab 1953 lebte von Einem in Wien. 1948-51 und 1954-64 war er Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele. 1963-72 war er Professor für Komposition an der Wiener Musikhochschule. Nach 1973 verbrachte er die meiste Zeit in der ländlichen Umgebung des Waldviertels. Von Einems Musiksprache ist gemäßigt modern und weitgehend tonal. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt im Bereich der Musikdramatik und der Oper, sein Werkverzeichnis umfasst aber auch symphonische Werke, Konzerte, Kammermusik und Lieder. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Opern Der Prozess (nach Franz Kafka, 1953 in Salzburg uraufgeführt) und Der Besuch der alten Dame (nach dem gleicnmaigen Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt, 1971 in Wien uraufgeführt). Viele seiner späteren Werke basieren auf Texten seiner zweiten Frau, der Schriftstellerin Lotte Ingrisch, darunter auch die Mysterienoper Jesu Hochzeit, deren Uraufführung 1980 in Wien ebenso wie die bundesdeutsche Erstaufführung in Hannover einen Theaterskandal auslöste. Er starb 1996 in Oberdürnbach (Niederösterreich). Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof Hietzing (Gruppe 60, Reihe 7, Nummer 18). Einems Sohn aus erster Ehe ist der Politiker Caspar Einem. Der Jazzmusiker Max von Einem ist sein Urgroßneffe. Im Jahr 2017 wurde in Wien Innere Stadt (1. Bezirk) der Gottfried-von-Einem-Platz nach dem Komponisten benannt.

 

25.1. Carlo del MONTE: 95. Geburtstag

Carlo del Monte

Er war der Sohn des Sozialisten Felipe Barjan, der nach dem spanischen Bürgerkrieg mit seiner Familie nach Frankreich emigrierte, dort in ein Konzentrationslager eingewiesen wurde und schließlich 1940 nach Mexiko flüchtete. Carlo del Monte studierte dort Ingenieurwissenschaften und arbeitete schließlich in einer Textilfabrik in Mexico City. Er studierte dann aber Musik und Gesang am Conservatorio de Música de la Ciudad de Mexico bei Umberto Mugnai. Er begann seine Bühnenkarriere am Teatro Bellas Artes in Mexico City in kleinen Rollen; so sang er dort 1952 den Arturo in »Lucia di Lammermoor« zusammen mit Maria Callas und Giuseppe di Stefano. Seine Karriere wurde durch eine schwere Erkrankung unterbrochen; aus einem Auge musste ein Tumor operativ entfernt und die Beweglichkeit des Auges durch weitere komplizierte Operation wiederhergestellt werden. 1958 gastierte er dann beim Wexford Festival in Verdis »I due Foscari« und 1959 an der Grand Opéra Paris als italienischer Sänger im »Rosenkavalier«. Er wurde durch die berühmte spanische Sopranistin Conchita Badia weiter unterrichtet und in seiner Karriere gefördert. 1968 war er zu Gast am Teatro Zarzuela in Madrid und verlegte im gleichen Jahr seine Tätigkeit wieder nach Mexiko. Er sang dort am Teatro Bellas Artes, dann am Opernhaus von Tel Aviv, die Titelrolle in »Hoffmanns Erzählungen«, 1969 den Rodolfo in »La Bohème«. Er war auch als Zarzuela-Sänger und als Lied-Interpret erfolgreich (wobei Conchita Badia ihn oft am Klavier begleitete). Er wandte sich im weiteren Ablauf seiner Karriere mehr und mehr dem Konzertgesang zu. Er starb 2000 in Mexico City.

Er sang in Schallplattenaufnahmen von vollständigen Opern auf HMV große Partien: den Alfredo in »La Traviata« (als Partner von Victoria de los Angeles und Mario Sereni) und den Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini (wiederum mit Victoria de los Angeles und Tito Gobbi). Diese beiden Opernaufnahmen entstanden 1958-59. Auf Philips wie auf HMV sang er Ausschnitte aus spanischen Zarzuelas, auf EMI spanische und katalanische Lieder; in Mexiko kamen Aufnahmen mit Liedern auf der Marke Pentagrama heraus.

 

26.1. Vincenzo LA SCOLA: 60. Geburtstag

Vincenzo La Scola

Er wuchs in einem sehr musikalischen Elternhaus auf; sein Vater war Sänger, seine Mutter Pianistin. Zunächst studierte er Biologie, entschloss sich dann aber zur Ausbildung der Stimme. Durch Vermittlung des berühmten Tenors Luciano Pavarotti wurde er Schüler des Tenors Arrigo Pola, später auch Schüler des berühmten Tenors Carlo Bergonzi. Er stand 1983 erstmals in der Partie des Ernesto im »Don Pasquale« von Donizetti in Parma auf der Bühne. Seine Karriere entwickelte sich in den folgenden Jahren schnell. 1984 und 1987 sang er sehr erfolgreich in Genua, ebenfalls 1984 an der Opéra de Wallonie Lüttich; 1985 gastierte er an den Opernhäusern von Köln und Kiel wie am Théâtre de la Monnaie Brüssel. 1986 debütierte er in einem Konzert an der Mailänder Scala, an der er dann oft auftrat, u.a. 1988 und 1998 als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, 1988-89 als Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«, 1991-92 und 1995 als Alfredo in »La Traviata«, 1992 als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, 1992 und 1994-95 im Requiem von Verdi, 1993 als Orombello in »Beatrice di Tenda« von Bellini, 1995 als Faust in »Mefistofele« von Boito und als Ismaele im »Nabucco« sowie 2001 als Rodolfo in Verdis »Luisa Miller«. An der Opéra-Comique Paris gastierte er 1986 und 1988 als Tonio in Donizettis »La fille du régiment«, 1986-87 als Rinuccio in Puccinis »Gianni Schicchi«. 1987 war er am Teatro Fenice Venedig und bei den Puccini-Festspielen von Torre del Lago (hier wieder als Rinuccio) zu Gast, 1988 am Teatro Regio Turin. 1989 war er in Ravenna als Alfredo zu Gast, 1990 beim Festival von Macerata als Rodolfo in »La Bohème«, den er dann auch am Teatro Carlo Felice in Genua, 1991 an der Hamburger Staatsoper und 1992 bei den Festspielen in der Arena von Verona vortrug. 1990 debütierte er, wieder als Rodolfo, an der Covent Garden Oper London. 1990 debütierte er als Alfredo an der Wiener Staatsoper, an der er bis 2006 in insgesamt 16 Vorstellungen auch den Nemorino, den Rodolfo in »La Bohème«, den Gustavus in Verdis »Un ballo in maschera«, den Titelhelden in Verdis »Ernani« und den Cavaradossi in »Tosca« sang. 1991 gastierte er als Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« an der Oper von San Francisco (zugleich sein US-Debüt). 1991 Gastspiel am Teatro San Carlo Neapel als Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, am Teatro Comunale Bologna als Gustavus, an der Oper von Rom als Herzog im »Rigoletto«. Beim Festival von Valle d’Itria sang er den Ernani von Verdi, an der Deutschen Oper Berlin den Nemorino, 1992 in Bologna und 1993 in Genua (Teatro Carlo Felice) den Roberto Devereux in der gleichnamigen Oper von Donizetti. 1993 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Rodolfo in »La Bohème«; bis 2006 sang er hier in insgesamt 27 Vorstellungen auch den Herzog im »Rigoletto«, den Cavardossi und den Alfredo. 1994 sang er am Teatro Comunale Bologna den Oronte in Verdis »I Lombardi«, beim Festival von Ravenna den Pollione in »Norma«, 1996 in Houston/Texas wieder den Rodolfo in »La Bohème«, am Teatro Regio Parma und an der Oper von Rom den Gabriele Adorno in Verdis »Simon Boccanegra«. 1996 sang er bei den Salzburger Festspielen das Tenorsolo im Requiem von Verdi. 1996 Gastspiel an der Washington Opera als Rodolfo in »La Bohème«, 1997 in Zürich als Alfredo, am Teatro Comunale Florenz als Nemorino, am Teatro Comunale Bologna als Gabriele Adorno, dort und am Teatro Regio Parma 1998 als Don Carlos von Verdi, an der Chicago Opera als Rodolfo in »La Bohème«,  bei den Festspielen von Verona des gleichen Jahres als Cavaradossi. Am Opernhaus von Zürich hörte man ihn 1999 als Oronte und als Jacopo Foscari in Verdis »I due Foscari«, am Teatro Massimo Palermo als Ernani, am Teatro Comunale Bologna als Cavaradossi, den er auch 2000 am Zürcher Opernhaus sang. 2000 gastierte er an der Chicago Opera als Nemorino, am Teatro Massimo Palermo als Werther von Massenet, am Teatro San Carlo Neapel als Jacopo Foscari, an der Staatsoper München als Gabriele Adorno. 2001 sang er bei  Maggio Musicale Fiorentinodas Tenorsolo im Requiem von Verdi, an der Chicago Opera den Cavaradossi. An der Opéra Bastille Paris gastierte er 2001 als Rodolfo in »La Bohème« und 2002 als Gabriele Adorno. Aus seinem Repertoire sind weiter zu nennen: der Elvino in Bellinis »La Sonnambula« (1989 Teatro Fenice Venedig), der Titelheld in Mascagnis »L‘Amico Fritz« und der Florindo in »Le Maschere« von Mascagni. Erfolgreiche Tätigkeit auch auf dem Gebiet des Konzert- und des Oratoriengesangs. Bei einem Aufenthalt in der Türkei erlag er 2011 in Mersin überraschend einem Herzinfarkt.

Schallplatten: Erato (Petite Messe solennelle von Rossini), Rizzoli Records (»Beatrice di Tenda«), Polyphon (Recital), HMV (Herzog im »Rigoletto«), Nuova Era (Titelheld in »Ernani«), EMI (Pollione in »Norma« von Bellini), Fonit-Cetra (»Le maschere« von Mascagni), RCA/BMG (Faust in »Mefistofele« von Boito), Bongiovanni (Recital), Naxos (Nemorino in »L‘Elisir d’amore«); Teldec-Video (»Giovanna d’Arco« von Verdi), Videoland Wien (»Lucia di Lammermoor«), Warner-Video (»Giovanna d’Arco« von Verdi, Bologna 1990).

 

26.1. Harri NIKKONEN: 85. Geburtstag

Er war in Helsinki Schüler von Oiva Soini, vervollständigte dann seine Ausbildung in Deutschland bei Clemens Glettenberg und in Italien bei Merlini. 1959 erfolgte sein Bühnendebüt an der Nationaloper von Helsinki als Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini. Er gehörte seither zu den bekanntesten Mitgliedern dieses Opernhauses. Er gab Gastspiele an der Königlichen Oper Stockholm, an der Staatsoper Berlin, an der Budapester Nationaloper und am Opernhaus von Oslo. Sein Repertoire enthielt eine Fülle von seriösen wie Buffo-Partien in Opern von Verdi, Rossini, Mozart, Mussorgsky, Puccini, Schostakowitsch, Benjamin Britten und Gian Carlo Menotti. 1973 sang er an der Oper von Helsinki in der Uraufführung der Oper »Apollo und Marsyas« von Rautawaara die Partie des Marsyas. Wichtige Erfolge im Konzertsaal, vor allem als Lied-Interpret. Er starb 1993 in Helsinki.

Finnische Aufnahmen, darunter auf Finnlevy die vollständigen Opern »Juha« von Merikanto und »Der rote Strich« von Sallinen.

 

26.1. Vladimir DELMAN: 95. Geburtstag

Der russische Dirigent, Gründer und Direktor der Moskauer Kammeroper, emigrierte 1974 nach Italien und nahm später auch die italienische Staatsbürgerschaft an. Er war Musikalischer Direktor des Mailänder Symphonie Orchesters. 1980-83 war er außerdem Musikalischer Leiter des Teatro Comunale Bologna. Er starb im 1994 in Mailand.

 

27.1. Franjo PETRUŠANEC: 80. Geburtstag

Franjo PETRUŠANEC

Ausbildung zum Sänger an der Varazdin Musikschule durch Opolski, an der Musikakademie von Zagreb durch Lhotka, schließlich durch Carlo Tagliabue in Palermo. Er debütierte 1961 an der Nationaloper von Zagreb in der Partie des Kutusow in »Krieg und Frieden« von Prokofieff. Seither bekanntes Mitglied dieses Opernhauses. 1964 gastierte er mit dem Ensemble der Oper von Zagreb beim Holland Festival. 1968 Preisträger beim internationalen Gesangwettbewerb von Genf. Er gastierte regelmäßig an der Nationaloper Belgrad, außerdem Gastspiele bei den Festspielen von Dubrovnik und Athen. Er beherrschte auf der Bühne das klassische seriöse und Buffo-Repertoire der italienischen, französischen und slawischen Opernliteratur. Auf der Bühne sang er auch den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Ramphis in »Aida«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Abimelech in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, den Marko in »Ero der Schelm« von Gotovac, den Gremin im »Eugen Onegin«, den Kontschak in »Fürst Igor« von Borodin und den Sulejman in »Zrinsky« von Ivan Zaijk. Beliebt auch als Konzertbassist. Er starb 2005 in Zagreb.

Schallplatten: Jugoton.

 

27.1. Jean-Michel DAMASE: 90. Geburtstag

Der Sohn der Harfenistin Micheline Kahn hatte bereits ab dem fünften Lebensjahr Unterricht in Solfège und Klavier bei Marcel Samuel-Rousseau. Im Alter von neun Jahren begann er zu komponieren. Colette, eine Freundin seiner Mutter, die Lieder von ihm gehört hatte, schrieb eigens für ihn drei Poèmes d’animaux. Als Zwölfjähriger wurde Damase Schüler von Alfred Cortot an der École Normale de Musique in Paris, im Folgejahr trat er in die Klavierklasse Armand Fertès am Conservatoire de Paris ein und gewann 1943 den ersten Preis im Fach Klavier. Ab 1945 studierte er am Conservatoire Komposition bei Henri Busser und Kontrapunkt bei Marcel Dupré. 1947 gewann er den ersten Preis im Fach Komposition am Conservatoire und mit der Kantate Et la Belle se réveilla den Prix du Rome. Parallel dazu begann Damase eine erfolgreiche Laufbahn als Pianist. Er trat als Solist bei den Concerts Colonne und den Concerts du Conservatoire und mit dem Orchestre National de la Radiodiffusion et Télévision Française auf. Er spielte zahlreiche Werke Gabriel Faurés und Maurice Ravels ein und wurde für seine Aufnahmen mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet. Nach weltweiten Auftritten als Konzertpianist wandte er sich später der Komposition und der Lehrtätigkeit zu. Er unterrichtete an der École Normal de Musique in Paris und gab Meisterkurse in Europa, den USA und Japan und wurde mit dem Grand Prix Musical de la SACD (Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques) und dem Grand Prix de la Ville de Paris ausgezeichnet. Damases umfangreiches kompositorisches Werk umfasst Opern, Ballette und Filmmusiken, Kammermusik, Instrumentalkonzerte, Stücke für Soloinstrumente sowie Vokalmusik. Er starb 2013 in Paris.

 

27.1. Andrea NEVRY (belgische Sopranistin): 100. Geburtstag

 

27.1. Skitch HENDERSON: 100. Geburtstag

Schon als junger Teenager verließ er seine Eltern, die in den 1920er Jahren in die USA emigriert waren, und schlug sich als Pianist in verschiedenen Vaudeville-Shows durch. Mitte der 1930er Jahre wurde sein Talent von Mickey Rooney und Judy Garland entdeckt, als er bei einem Auftritt der beiden für den erkrankten Pianisten einsprang. 1938 verpflichtete ihn Bob Hope für seine populäre wöchentliche Radioshow bei NBC, der Henderson mehr als zwei Jahrzehnte lang treu blieb. Zur selben Zeit machte Henderson auch die Bekanntschaft von Bing Crosby, der ihm wegen seiner Fähigkeiten, in rascher Folge Arrangemententwürfe („sketches“) fertigen zu können, den Spitznamen „Skitch“ gab. Im Zweiten Weltkrieg diente er zuerst in der Royal Air Force, dann – nach der Einbürgerung – in den Streitkräften der USA. Nach Kriegsende vertiefte Henderson seine klassischen Studien unter anderem bei Arnold Schönberg und Arturo Toscanini, den er mehrfach am Dirigentenpult vertreten durfte. So wurde Henderson zu einem vielseitigen Performer und Dirigenten, der im Jazz und Swing genauso zuhause war wie in der Klassik, in Broadway-Produktionen und in Ballett- und Filmmusiken. Außer den New Yorker Philharmonikern leitete er bei Gastspielen zahlreiche große Orchester in den USA, aber auch in Europa, beispielsweise die Londoner Philharmoniker und Symphoniker. Mit dem von ihm selbst 1983 ins Leben gerufenen „New York Pops Orchestra“ ging Henderson viele Jahre lang und bis in seine letzten Lebensmonate hinein auf ausgedehnte Tourneen. Ab 1945 arbeitete Henderson regelmäßig im Studio und auf der Konzertbühne als Pianist und Orchesterleiter für Frank Sinatra, der ihn auch für einige seiner Radioshows engagierte und mit dem ihn auch eine private Freundschaft verband.

1954 stieß Henderson zur legendären Tonight Show des Fernsehsenders NBC und blieb bis 1967 der maßgebliche Arrangeur und Orchesterleiter dieser zunächst von Steve Allen, dann von Jack Paar und schließlich von Johnny Carson moderierten Sendung. 1963 gewann Henderson einen Grammy für die Orchestrierung von George Gershwins Porgy and Bess, aufgenommen mit dem RCA-Orchester sowie Leontyne Price und William Warfield als Vokalsolisten. In den 1970er Jahren wurde Henderson wegen Steuerhinterziehung zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, was seiner Popularität aber keinen Abbruch tat. Neben seinen musikalischen Aktivitäten betrieb er seit den 1980er Jahren in seiner Heimat New Milford eine Kochschule und eine Kunstgalerie. Anlässlich seines 80. Geburtstags wurde Henderson 1988 mit einer großen Gala in der New Yorker Carnegie Hall geehrt. Im Januar 2005 erfolgte die Auszeichnung mit der James Smithson Bicentennial Medal. Skitch Henderson war seit 1958 mit dem aus dem Vogtland stammenden deutschen Fotomodell Ruth Einsiedel verheiratet, die in Amerika unter dem Künstlernamen Ruth Michaeles arbeitete. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Skitch Henderson starb 2005 in New Milford (Connecticut).

 

27.1. Cato ENGELEN-SEWING: 150. Geburtstag

Cato Engelen-Sewing

 Ihre Ausbildung erfolgte am Konservatorium von Amsterdam bei Mme. Collin-Tobisch und bei Johannes Messchaert, dann bei Knudson in Berlin. 1890 debütierte sie an der Niederländischen Oper als Maritana in »Don César de Bazan« von Massenet. Sie blieb die eigentliche Primadonna dieses Opernhauses bis 1898. 1898-1901 sang sie am Hoftheater von Hannover, 1901 hörte man sie am Theater des Westens in Berlin als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. 1901 kam sie wieder an die Niederländische Oper, wobei sie ihren Fünfjahreskontrakt mit Hannover brach. 1903-04 wirkte sie an der Oper von Antwerpen, dann sang sie bis 1915 bei verschiedenen holländischen Operngesellschaften. Sie war verheiratet mit dem Operndirektor Henri Engelen. In den Jahren 1915-39 lebte sie als Pädagogin in Antwerpen, kam aber 1939 nach Holland zurück. Mit 74 Jahren gab sie nochmals ein Konzert in Amsterdam. Bis zu ihrem 80. Lebensjahr war sie ein aktives Mitglied des Tonkunst-Chores Amsterdam. Sie starb 1961 in Amsterdam. – Ihre virtuos geführte Stimme, von Haus aus ein Koloratursopran, bewältigte ein sehr umfangreiches Repertoire, das bis zu den Wagner-Heroinen reichte. Ihre exakte Technik, namentlich in der Ausführung von Trillern und schwierigen Koloraturpassagen, wurde immer wieder bewundert.

Zahlreiche Schallplatten auf G & T, Zonophone (Holland, um 1901), Pathé (u.a. Duette mit Jacques Urlus), Anker, Favorite, Lyrophone.

 

28.1. Paul ASCIAK: 95. Geburtstag

Paul ASCIAK

Bevor er Gesangsunterricht bei Nicolo Baldacchino nahm, sang er für einige Jahre im Schola Cantorum in der St. James Church Valleta unter der Leitung von Carlo Diacono. Sein Operndebut machte er 1946 als Turriddu in Cavalleria Rusticana im Radio City Opera House. Im Januar 1950 sang er dort den Radames in Aida. Tito Schipa und Maria Caniglia, die wenig später in Malta auftraten, legten ihm nahe seine Studien in Rom zu vervollständigen. Dort gewann er dann 1951 den Concorso pro Giovanni Lirici zusammen mit Franco Corelli und Anita Cerquetti und sang noch im gleichen Jahr neben ihr den Radames in Spoleto. In Italien war er noch im Maskenball und in La Giocnda zu hören, bevor er nach London ans Covent Garden Opera House wechselte, wo er in 50 Vorstellungen in Rollen wie dem Melot in Tristan und Isolde, dem italienischen Sänger im Rosenkavalier, dem Flavio in Norma, dem Pinkerton in Madame Butterfly und dem Radames zu hören war. Ferner war er 1952-59 in der BBC in Martha, Rigoletto, Il Trovatore, Cavalleria Rusticana, Pagliaci und La fanciulla del West zu erleben. In diesen Jahren trat er auch im ITV auf. Vor allem in Wales gab er zahlreiche Konzerte und Liederabende und war zu dem im Verdi-Requiem zu erleben. Es gab auch immer wieder Gastspiele in Malta wo er in Ernani, Carmen, Aida, Pagliacci , Il Trovatore und Otello, eine Rolle die er 1960 auch neben dem jungen Piero Cappuccilli während einer Open Air Veranstaltung gab, auftrat. Zu seinen bereits erwähnten Bühnenpartnern zählten außerdem noch: Maria Callas, Dame Joan Sutherland, Dame Joan Hammond, Amy Shuard, Ebe Stignani, Giulietta Simionato, Margreta Elkins, Anselmo Colzani, Carlo Tagliabue, Benvenuto Franci, Peter Glossop, Sir Geraint Evans, Giulio Neri, Giacomo Vaghi, Ludwig Suthaus, Hans Braun und Dirigenten wie Anton Guadagno, Ottavio Ziino, Vittorio Gui, Peter Gellhorn, John Pritchard, Eric Kleiber, Sir John Barbirolli, Sir Charles Groves. 1961 zog er sich dann von der Bühne zurück und trat fortan als General Manager des Manoel Theaters (Maltas National Theater) und Lehrer in Erscheinung. Zu seinen bekanntesten Schülern zählt Joseph Calleja. Momentan scheint lediglich der Norma-Mitschnitt von 1952 mit Maria Callas und Joan Sutherland und eine Arien CD (erschienen bei MSM) mit ihm erhältlich zu sein auf welcher er Arien aus La Fanciulla del West, Fedora, Tosca, Turandot, Rigoletto, L’Arlesiana, Pagliacci, Otello und einige Lieder singt. Er starb 2015 in La Valetta.

 

28.1. Larissa RUDENKO: 100. Geburtstag

Larissa Rudenko

Gesangstudium am Konservatorium von Kiew bei Frau Elena Murawjewa, das sie 1940 abschloss. Bereits 1939 als Elevin an die Oper von Kiew engagiert, später als Solistin in das Ensemble übernommen, dem sie bis 1970 angehörte. Sie sang dort wie bei Gastspielen an den großen ukrainischen und russischen Operntheatern eine Vielzahl von Partien, wobei die Ljubascha in der »Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow als ihre beste Leistung galt. Ihre weiteren großen Partien waren die Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, die Mutter in »Tarass Bulba« von Lyssenko, die Ljubow in Tschaikowskys »Mazeppa«, die Marina im »Boris Godunow«, die Carmen, die Amneris in »Aida«, die Azucena im »Troubadour« und die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Große Verdienste erwarb sich die Künstlerin um die zeitgenössische ukrainische Oper; so kreierte sie in Kiew die Solomija in »Bogdan Khmelnitsky« von Konstantin Dankevitch (1951), die Ulja Gromowa in »Molodaya Gvardia« (»Die junge Garde«) von Yuly Meitus, die Varka in »Der erste Frühling« von Schukowsky (1960) und die Irina in »Taras Schewtschenko« von Georgy Mayboroda (1964). Sie wurde durch ihre Konzerte, bei denen sie auch gerne das ukrainische Volkslied zum Vortrag brachte, genau so bekannt wie durch ihr Wirken auf der Bühne. Seit 1969 arbeitete sie als Dozentin am Konservatorium von Kiew. Sie starb 1981 in Kiew.

Lit: L.N. Grisenko: »Larissa Rudenko« (Kiew, 1978).

Schallplatten unter dem Etikett von Melodiya, darunter ukrainische folkloristische Musik.

 

28.1. Carlo ZUCCHELLI: 225. Geburtstag

 Sein Vater Tommaso Zucchelli stammte aus Bologna, die Mutter war Engländerin. 1803 verzog die Familie in die italienische Heimat des Vaters. Der Sohn sollte zuerst Maler werden und begann eine entsprechende Ausbildung an der Scuola di Belle Arte in Bologna. Er entschloss sich dann aber zur Sängerlaufbahn und studierte am Liceo Musicale Bologna bei den Pädagogen Boncagli, Crescentini und Matteo Balini. 1816 debütierte er in Ferrara und sang anschließend in Rimini. 1816 kam er nach München und gehörte in den folgenden drei Jahren der Münchner Hofoper an; in München erhielt er weiteren Unterricht durch Maestro Celli. 1819 ging er an das Theater am Kärntnertor in Wien; hier erregte er in den Opern »L‘Inganno felice« von Rossini und »La guerra aperta« von Guglielmi Aufsehen. 1819 kam er wieder nach Italien zurück und wurde an die Mailänder Scala berufen; dort sang er in Rossinis »La Pietra del paragone«, »L’Italiana in Algeri« und »La Cenerentola«. Rossini bezeichnete ihn als den besten Don Magnifico in seiner Oper »La Cenerentola« und nannte ihn »il mio Don Magnifico«. Am 26.12.1820 wirkte er am Teatro Valle in Rom in der Uraufführung von Giovanni Pacinis »Gioventù di Enrico V.« mit, deren Bass-Partie der Komponist für seine Stimme geschrieben hatte. 1821-22 war er am Teatro Grande Triest zu hören, wo er namentlich in der Oper »Agnese« von Paër bewundert wurde. Nach seinen Erfolgen 1822 in Paris und London trat er bis 1834 regelmäßig am Théâtre-Italien in Paris und am Londoner King’s Theatre auf.

Am Théâtre-Italien wirkte er am 19.6.1825 in der Uraufführung der Oper »Il Viaggio a Reims« von Rossini (zur Krönung König Karls X. von Frankreich) in der Partie des Lord Sidney mit. 1822 trat er am King’s Theatre in der englischen Premiere von Rossinis »Mosè in Egitto« (unter dem Titel »Pietro l’Eremita«) auf. Danach gastierte er an Opernhäusern in Bologna, Rom, Livorno und an anderen italienischen Theatern, wobei er hauptsächlich Partien in Opern von Rossini vortrug. 1842 verabschiedete er sich am Theater von Livorno von der Bühne. Er starb 1879 in Bologna. Er hatte drei Söhne, von denen zwei wie ihr Vater Sänger wurden, der dritte als Offizier in der italienischen Armee diente.

 

29.1. Wolfgang GÖNNENWEIN: 85. Geburtstag

 Er studierte nach der Schule Musik und Germanistik an den Universitäten Heidelberg und Tübingen. Anschließend war er am Evangelischen Aufbaugymnasium Michelbach an der Bilz als Musiklehrer tätig. 1959 wurde er Chorleiter des Süddeutschen Madrigalchores; 1969-73 leitete er zudem den Chor des Bach-Vereins Köln. 1968 wurde er Professor an der Stuttgarter Musikhochschule, wo er 1973 zum Rektor gewählt wurde. Diese Funktion hatte er bis 1982 inne. In jener Zeit leitete er auch die Ludwigsburger Schlossfestspiele, die bald zu einem international bekannten Kulturereignis wurden. Gönnenwein war auch am Neubau des Forum am Schlosspark in Ludwigsburg maßgebend beteiligt. In den 1980er Jahren unternahm Gönnenwein zahlreiche Konzertreisen nach Amerika und Ostasien. Am 1. August 1985 wurde er Generalintendant der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, wo er viele wegweisende Inszenierungen auf die Bühne brachte. 1988 holte ihn Ministerpräsident Lothar Späth in die Landesregierung. Er übertrug ihm das Amt eines ehrenamtlichen Staatsrats für Kunst. Nach dem Rücktritt Späths als Ministerpräsident im Januar 1991 legte auch Gönnenwein sein Amt als Staatsrat nieder. Sein Nachfolger im ersten Kabinett von Ministerpräsident Erwin Teufel wurde Gerhard Goll. Gönnenwein, dessen Vertrag bei den Württembergischen Staatstheatern bereits 1989 für drei Jahre verlängert worden war, geriet 1992 unter Druck. Gegen ihn wurden wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern ermittelt. Er trat daher im November 1992 von seinem Amt zurück. Wenige Wochen später wurde der Vertrag mit den Württembergischen Staatstheatern aufgelöst. 1996 wurde Gönnenwein neben seiner Tätigkeit als Leiter der Ludwigsburger Schlossfestspiele auch Leiter der Festspiele Baden-Baden, die seinerzeit einen Neubau erhielten. 1998 legte Gönnenwein dieses Amt wieder nieder. 2005 beendete Gönnenwein auch seine Tätigkeit bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Sein Nachfolger wurde Wulf Konold. Lange Jahre war Gönnenwein Vorsitzender des Deutschen Musikwettbewerbs, der jährlich vom Deutschen Musikrat veranstaltet wird. 2005 wurde Gönnenwein zum Präsidenten des Landesmusikrats Baden-Württemberg gewählt. Dieses Amt musste er aus gesundheitlichen Gründen im September 2010 aufgeben. Er starb im Juli 2015. Gönnenwein war verheiratet mit Ilse geb. Eppler, einer Schwester des SPD-Politikers Erhard Eppler, und hat zwei Söhne.

 

29.1. Marimi del POZO: 90. Geburtstag

Sie war die Tochter des Bassiten Carlos del Pozo (1885-1943) und der Sängerin Ramona Nieto. Ihre Tante war eine der berühmtesten spanischen Sängerinnen ihrer Zeit, die Sopranistin Angeles Ottein (1895-1981); auch eine weitere Tante, Ofelia Nieto (1898-1931), wurde als Sängerin bekannt. Marimi del Pozo wurde durch Angeles Ottein und am Konservatorium von Madrid ausgebildet. Sie debütierte, zusammen mit ihrem Vater, im Alter von nur 14 Jahren in Madrid in einem Konzert. Nach ihrem (offiziellen) Debüt 1945 am Teatro del Zarzuela in Madrid als Gilda im »Rigoletto« trat sie in Sevilla als Traviata und als Rosina im »Barbier von Sevilla« auf, dann wieder am Teatro Zarzuela in Madrid und in Sevilla als Lucia di Lammermoor (zusammen mit Benjamino Gigli), 1947 am Teatro Liceu Barcelona als Amina in »La Sonnambula« (mit Giuseppe di Stefano und Tancredi Pasero), 1950 als Gilda. Es folgten Gastauftritte am Theater von Las Palmas auf Gran Canaria, am Teatro dos Recreios Lissabon (als Lucia di Lammermoor) und 1955 am Teatro Campoamor von Oviedo (in »La serva padrona« von Pergolesi, zusammen mit dem Bassisten Joaquín Deus, und in E. Wolf-Ferraris »Il segreto di Susanna«). Es folgten Konzert- und Gastspielreisen durch ganz Europa, bei denen die Künstlerin großes Aufsehen erregte. 1948-49 fand eine ausgedehnte Skandinavien-Tournee statt. Große Erfolge hatte sie am Teatro Liceu Barcelona und am Teatro Zarzuela in Madrid, dann auch an den großen Opernhäusern in Südamerika, vor allem am Teatro Colón von Buenos Aires. 1950 bereiste sie Kanada und die USA. Sie trat sehr erfolgreich in spanischen Zarzuelas auf, auch als Bastienne in »Bastien und Bastienne« von Mozart Dabei übernahm ihr Gatte, der Tenor Elias Toca, die Partie des Bastien; er bereiste als Impresario mit einer Operngesellschaft, der auch seine Gattin angehörte, Spanien, Portugal und Marokko. Die Sängerin, die vor einer glanzvollen Weltkarriere zu stehen schien, gab diese nach ihrer Heirat mit Don Elias Toca Mompún frühzeitig auf. 1961 begann Marimi del Pozo mit einer umfangreichen pädagogischen Tätigkeit; seit 1976 bekleidete sie eine Professur an der Escuela Superior de Música in Madrid. Sie starb 2014 in Madrid.

Von ihrer elegant geführten, technisch vollendet durchgebildeten Koloraturstimme sind nur zwei HMV-Platten vorhanden.

 

30.1. Richard DUFALLO: 85. Geburtstag

Biographie des amerikanischen Klarinettisten und Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Richard_Dufallo

 

30.1. Günther KURTH: 85. Geburtstag

 Er absolvierte sein Gesangstudium bei F.W. Hezel in Chemnitz. 1954 trat er als Bassist in den Opernchor von Chemnitz (Karl Marx-Stadt) ein. Er ging von dort 1958 an das Stadttheater von Frankfurt a.d. Oder und übernahm dort bald auch kleinere Solopartien. Während dieses Engagements, das bis 1961 dauerte, wandelte sich seine Stimme zum Tenor. 1961-66 wirkte er als jugendlicher Heldentenor, zugleich auch als Regisseur, am Stadttheater von Magdeburg. 1966-74 war er am Opernhaus von Leipzig als Heldentenor, hauptsächlich für das italienische Fach, engagiert. 1969 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Griechische Hochzeit« von R. Hanell mit. Er war 1974-95 Mitglied der Berliner Staatsoper, blieb aber als Gast dem Leipziger Opernhaus bis 1991 verbunden. Seit 1992 sang er noch für mehr als fünf Jahre an der Komischen Oper Berlin, zugleich 1995-97 am Stadttheater von Bremen engagiert.

Man schätzte ihn als Verdi- und Puccini-Interpreten, doch widmete er sich auch dem Wagnergesang und trat in modernen Werken auf. So sang er am 16.2.1974 an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Einstein« von Paul Dessau, am 21.4.1974 am gleichen Haus in der von R. Kunads Oper »Sabellicus«. Gastspiele führten ihn an die Staatsoper von Dresden, an die Opernhäuser von Lodz, Brno (Brünn), Helsinki, an die Nationaloper Budapest, an das Teatro San Carlos von Lissabon, nach Florenz, an Bühnen in der Sowjetunion und an westdeutsche Theater. Gegen Ende seiner Karriere trat er im Buffo- und Charakterfach auf; noch 1993 sang er an der Komischen Oper Berlin die vier Charakterrollen in »Hoffmanns Erzählungen«. Bühnenpartien: Max im »Freischütz«, Lohengrin, Herodes in »Salome«, Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos«, Ägisth in »Elektra« und Elemer in »Arabella« von R. Strauss, Herzog im »Rigoletto«, Radames in »Aida«, Cavaradossi in »Tosca«, Otello von Verdi, Prinz in »Rusalka« von Dvorák, Laubardemont in »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki, Chlestakow in »Der Revisor« von W. Egk, Budoja in »Palestrina« von Hans Pfitzner, Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«, auch Operettenpartien (Titelfigur in »Ritter Blaubart« von Offenbach) und Rollen aus dem Bereich des Musicals. Er wirkte in Opernsendungen des Rundfunks wie des Fernsehens in Ostdeutschland mit und war ein geschätzter Konzertsolist. Er starb 2015 in Leipzig.

Schallplatten: Eterna-Nova (vollständige Oper »Einstein« von P. Dessau).

 

30.1. Hanns BASTIAN: 90. Geburtstag

Er erhielt seine Ausbildung in Karlsruhe bei dem Pädagogen Karl Hartlieb, in Pforzheim und Coburg. 1946 begann er seine Bühnenkarriere mit einem Engagement am Stadttheater von Pforzheim, das bis 1953 dauerte. Nach zweijährigem Wirken am Landestheater von Coburg (1953-55) wurde er an das Stadttheater Basel verpflichtet, wo er bis zur Spielzeit 1980-81 aufgetreten ist, in den letzten Jahren als Gast. Während dieser langen Zeit sang er in Basel eine Vielzahl von kleineren wie größeren Partien, namentlich aus dem Buffo- und dem Charakterfach, und wirkte in einigen Uraufführungen von Opern mit ( »Titus Feuerfuchs« von H. Sutermeister, 15.4.1958, »Bunbury« von Paul Burkhard 1966). Er nahm hier auch an mehreren Schweizer Opern-Erstaufführungen teil: »Les mamelles de Tirésias« von Fr. Poulenc (Spielzeit 1956-57 als Journalist, zugleich deutschsprachige Erstaufführung), »Il Prigioniero« von L. Dallapiccola (1958-59 als Prete), »Aus einem Totenhaus« von Janácek (1973-74 als Tscherewin und Kedril), auch an der des Musicals »Kiss me, Kate!« von Cole Porter (1955 als Bill Calhoun). Gastspiele führten ihn an das Opernhaus von Zürich, an das Stadttheater von Bern, an das Staatstheater Darmstadt, an das Raimund-Theater Wien und zu den Festspielen von Bregenz (1972 als Bogumil Malachowski in Millöckers »Der Bettelstudent«). Von den vielen Partien, die er in Opern wie in Operetten gesungen hat, seien einige hervorgehoben: der Jaquino in »Fidelio«, der Pedrillo in »Die Entführung aus dem Serail«, der Monostatos in der »Zauberflöte«, die vier Charakterpartien in »Hoffmanns Erzählungen«, der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Steuermann in »Der fliegende Holländer«, der Filipeto in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«, Partien in Operetten von Johann Strauß, Millöcker, E. Kálmán, F. Lehár, Offenbach, Zeller und Lecocq. Er starb 1996 in Basel.

 

30.1. Mitch LEIGH: 90. Geburtstag

Er  besuchte die Yale University in New Haven. Dort wurde er unter anderem von Paul Hindemith unterrichtet. Später schrieb er Theaterstücke, komponierte Opern, Werbemusik und Jazzstücke. Sein größter Erfolg war das Musical Der Mann von La Mancha, das er zusammen mit Dale Wasserman (Buch) und Joe Darion (Liedtext) schrieb. Später gründete er die Organisation Music Makers, die sich auf Werbemelodien spezialisierte. Er starb 2014 in New York.

 

30.1. Jaroslav KROMBHOLC: 100. Geburtstag

Er studierte 1937-42 bei Novák und Talich am Prager Konservatorium und an der Meisterschule sowie bei Hába und an der Prager Universität. 1940 ging er an das Prager Nationaltheater, wo ihn Talich 1942 mit der Premiere von Borkovecs »Satyr« betraute. Nach kurzer Amtszeit mit dem Tschechischen Philharmonieorchester wurde er 1944 zum Opernchef in Ostrau ernannt, kehrte aber 1945 an das Nationaltheater zurück. Dort übernahm er als Dirigent auch Aufgaben der Opernleitung und ab 1968 den Posten des Chefdirigenten. Ab 1973 war er außerdem Chefdirigent des Tschechischen Radiosymphonieorchesters. Neben zahlreichen Schallplattenaufnahmen hatte er viele Verpflichtungen als Gastdirigent an der Wiener Staatsoper (1948-72 insgesamt 67 Vorstellungen der Opern Jenufa, Die verkaufte Braut, Katerina Ismailowa und Idomeneo von Mozart), an der Wiener Volksoper (1979 Die Liebe zu den drei Orangen), an der  Covent Garden Oper in London, in Budapest, in Stuttgart sowie bei den Festspielen in Holland und Edinburgh (1964 und 1970 jeweils mit dem Ensemble des Prager Nationaltheaters). Mit dem Nationaltheater unternahm er u.a. Tourneen durch Italien, Deutschland, Südamerika und die UdSSR. Er starb 1982 in Prag.

 

31.1. Iris KELLS: 95. Geburtstag

 Biographie der britischen Sopranistin auf folgender Web-Seite: http://www.telegraph.co.uk/obituaries/2016/08/25/iris-kells-soprano–obituary/

 

31.1. Maria BERNHARD-ULBRICH: 125. Geburtstag

 Sie bildete sich zunächst autodidaktisch zur Sängerin aus und war dann in Weimar Schülerin des großen Baritons Karl Scheidemantel. 1909-19 sang sie am Hoftheater Weimar zuerst im Chor, wurde dann aber als Solistin ins Ensemble übernommen. 1919-21 war sie am Stadttheater von Bremen (hier u.a. Titelrolle in der Uraufführung von Manfred Gurlitts Oper »Die Heilige« 1920), 1921-22 am Opernhaus von Breslau verpflichtet. 1922 ging sie an das Stadttheater von Zürich, dem sie bis 1925 angehörte. 1925-32 war sie am Opernhaus von Köln verpflichtet, ging aber 1932 wieder nach Zürich zurück, wo sie bis 1939 wirkte. In Zürich nahm sie an mehreren wichtigen Uraufführungen und Premieren von Opern teil, so an der Uraufführung von »Der Kreidekreis« von Zemlinsky (14.10.1933 als Yü-Pei) und an der des Opernfragments »Lulu« von A. Berg (2.6.1937 als Gräfin Geschwitz). Sie nahm am Zürcher Stadttheater (Opernhaus) an mehreren Schweizer Erstaufführungen von Opern teil: »Die tote Stadt« von E.W. Korngold (Spielzeit 1922-23 als Marietta), »Meister Guido« von Hermann Noetzel (1922-23 als Amata), »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss (1932-33 als Färberin), »La Campana sommersa« von O. Respighi (1934-35 als Magda), »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch (1934-35 in der Titelrolle). Sie gab Gastspiele an der Staatsoper Wien (1929 als Gräfin in »Figaros Hochzeit«) und am Stadttheater Basel und war eine hoch geschätzte Konzertsängerin. Ihr Bühnenrepertoire enthielt vor allen Dingen Partien aus dem dramatischen Stimmfach, darunter die Martha in »Tiefland« von E. d’Albert, die Leonore im »Fidelio«, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Küsterin in Janáceks »Jenufa«, die Tosca wie die Turandot in den gleichnamigen Puccini-Opern, die Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Aida, die Amelia in Verdis »Maskenball«, die Desdemona in dessen »Otello«, die Marina im »Boris Godunow«, die Agathe im »Freischütz«, die Rezia im »Oberon« von Weber, die Marietta in Korngolds »Die tote Stadt«, dazu zahlreiche Wagner-Rollen (Senta in »Der fliegende Holländer«, Elisabeth und Venus im »Tannhäuser«, Elsa im »Lohengrin«, Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Brünnhilde, Sieglinde und Gutrune im Nibelungenring, Kundry im »Parsifal«). Zu Beginn ihrer Karriere ist sie auch unter dem Namen Maria Ruhmer-Ulbrich aufgetreten. Sie starb 1970 in Zürich. Sie war verheiratet mit dem Zürcher Sänger und Gesanglehrer Hans Bernhard Nötzli.

 

31.1. Marie JOACHIM: 150. Geburtstag

 Sie war die Tochter des berühmten Violinisten und Dirigenten Joseph Joachim (1831-1907) und der nicht weniger bekannten Sängerin Amalie Weiss-Joachim (1839-99). Sie war u.a. Schülerin von Mme. Heritte-Viardot in Paris und begann ihre Bühnenkarriere 1890 am Stadttheater von Elberfeld (Debüt als Elisabeth im »Tannhäuser«), an dem sie drei Jahre blieb. 1894-96 war sie am Hoftheater Dessau, 1896-97 am Hoftheater Weimar, 1897-1900 am Hoftheater Kassel, 1900-1901 am Opernhaus von Frankfurt a.M., 1902-03 an der Hofoper München engagiert. Sie sang hauptsächlich Partien aus dem jugendlich dramatischen Fach: die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Leonore im »Fidelio«, die Eglantine in »Euryanthe« von Weber, die Elsa im »Lohengrin«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Venus im »Tannhäuser«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Selika in Meyerbeers »Afrikanerin« und die Valentine in dessen »Hugenotten«, die Aida, die Ortrud im »Lohengrin« und die Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Nachdem sie ihre Bühnenkarriere aufgegeben hatte, arbeitete sie als Sekretärin des berühmten Konzertsängers und Pädagogen Raimund von Zur Mühlen. Sie starb (wahrscheinlich) im Oktober 1918 in Hamburg Auch ihr Bruder Hermann Joachim († 1917) war als Opern- und Konzertsänger tätig.

 

 

 

Diese Seite drucken