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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM FEBRUAR 2021

30.01.2021 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

1.2. Carol NEBLETT 75. Geburtstag

Carol Neblett

Gesangstudium zunächst bei William Vermond, dann bei Lotte Lehmann und Pierre Bernac. Mit 19 Jahren wurde sie Solistin der Roger Wagner Chorale. Nachdem sie bei einer amerikanischen Wanderoper ihre ersten Erfolge gehabt hatte, wurde sie 1969 an die New York City Opera berufen (Antrittsrolle: Musetta in »La Bohème«). Hier hatte sie 1975 einen sensationellen Erfolg als Marietta in Korngolds »Die tote Stadt«, 1977 war sie dort in ähnlicher Weise als Minnie in Puccinis »La Fanciulla del West« erfolgreich. Sie sang hier auch die Poppea in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea« und die Doppelrolle Margherita/Elena in »Mefistofele« von Boito. 1973 gastierte sie an der Oper von New Orleans als Thais von Massenet. 1974 am Teatro Regio von Turin zu Gast. 1975 Gastspiel in Dallas als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«. An der Oper von Chicago hörte man sie seit 1975 als Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, als Elettra in »Idomeneo« von Mozart, als Donna Elvira im »Don Giovanni« und als Minnie. Sie sang auch als Gast an den Opernhäusern von Leningrad, Tiflis (Tblissi), Kiew, Belgrad, Zagreb und Lissabon. 1976 sang sie als erste Partie an der Wiener Staatsoper die Minnie, ihre große Glanzrolle. Hier sang sie bis 1978 in insgesamt 7 Vorstellungen außerdem noch die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Chrysothemis und die Vitellia in »La clemenza di Tito« von Mozart. Die letztgenannte Partie übernahm sie 1976-77 und 1979 auch bei den Salzburger Festspielen. 1977 trat sie an der Oper von Seattle auf. An der Oper von San Francisco gastierte sie 1977 als Elettra in »Idomeneo« von Mozart, 1979 als Minnie, 1981 als Chimène in Massenets »Le Cid«,  1984 als Chrysothemis, 1985 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« und 1994 als Elena in »Mefistofele« von Boito. 1977 trat sie erstmals an der Covent Garden Oper London auf, 1978 am Opernhaus von Köln als Vitellia. 1979 debütierte sie an der Metropolitan Oper New York als Senta. Sie sang an diesem Haus bis 1993 dann in insgesamt 84 Vorstellungen auch die Tosca, die Donna Elvira, die Musetta, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Manon in »Manon Lescaut« von Puccini, die Alice Ford im »Falstaff« von Verdi und die Minnie. An der Oper von Pittsburgh gestaltete sie die Turandot von Puccini, in Baltimore die Traviata. Weitere Gastspiele in Sydney und Melbourne. 1985 sang sie beim Festival von Ravenna, 1987 am Teatro Regio Turin die Titelrolle in »Semirama« von O. Respighi, 1988 in Nizza die Minnie und beim Festival von Macerata die Aida. Beim Festival von Spoleto-Charleston gastierte sie 1989 als Alaide in »La Straniera« von Bellini. 1990 trat sie bei der Miami Opera als Norma auf, in Chicago als Aida, in San Diego als Mme. Lidoine in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc. 1991 gastierte sie am Staatstheater Hannover wieder als Minnie, in Los Angeles als Didon in »Les Troyens« von Berlioz, beim Maggio Musicale von Florenz in »Cardillac« von Hindemith, 1992 in Miami als Isabella in »Cristoforo Colombo« von A. Franchetti. An der Costa Mesa Opera sang sie 1996 die Titelrolle in Blitzsteins »Regina«. Zu ihren Glanzpartien sind die Titelfigur in »Louise« von Charpentier und die Gräfin in »Le nozze di Figaro« zu zählen. Dazu hatte sie eine erfolgreiche Konzertkarriere, in der man sie ebenfalls in einem weitreichenden Repertoire hörte. Sie starb 2017 in Los Angeles.

Schallplatten: Vollständige Aufnahme von Korngolds »Die tote Stadt« auf RCA, auf DGG Titelrolle in Puccinis »La Fanciulla del West«, »La clemenza di Tito« (auch als Video) und Sopransolo in der 2, Sinfonie von G. Mahler, auf HMV Musetta in Puccinis »La Bohème«.

 

2.2. Uta-Maria FLAKE: 70. Geburtstag

 Sie studierte an der Musikhochschule Hamburg und als Stipendiatin der Hamburger Staatsoper an der Indiana University in Bloomington (USA). Weitere Ausbildung durch Tito Gobbi in Florenz und durch Mario del Monaco in Lancenigo. Bereits 1971 wirkte sie in einer Fernsehaufzeichnung von Offenbachs »Orpheus in der Unterwelt« aus der Hamburger Oper mit. 1973 gewann sie den ersten Preis im Bundesgesangswettbewerb, 1974 war sie Preisträgerin bei einem Concours in Montepulciano. Ihre eigentliche Bühnenkarriere begann sie 1975 am Stadttheater von Ulm, wo sie als Leonore in Verdis »La forza del destino« debütierte. 1976-80 war sie Mitglied des Opernhauses von Dortmund. Hier sang sie 1979 die Eva in der deutschen Erstaufführung der Oper »Das verlorene Paradies« von K. Penderecki; anschließend Gastspiele in dieser Partie an der Staatsoper München und an der Oper von Warschau; 1979 sang sie in der Uraufführung der Konzertsuite aus dieser Oper bei den Festspielen von Salzburg ebenfalls diese Partie. 1980-83 war sie an der Staatsoper Stuttgart engagiert, an der sie seit 1983 als Gast auftrat. Hier sang sie ihre großen Partien: die Leonore in »Fidelio« und die Agathe im »Freischütz«, die Elsa in »Lohengrin« und die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« sowie die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«. Erfolgreiche Gastspiele am Staatstheater von Hannover, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Staatsoper (als Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky) wie an der Deutschen Oper Berlin (als Fidelio), an der Covent Garden Oper London (als Elsa und als Freia im »Rheingold«), am Teatro San Carlos Lissabon (Freia, Sieglinde, Gutrune und 3. Norn im Nibelungenring), am Opernhaus von Köln (Lisa), am Teatro Verdi Triest und am Stadttheater von Basel (Sieglinde in der »Walküre«). Auch als Konzertsolistin bekannt geworden. Sie starb im Jahr 1995.

Schallplatten: HMV (»Daphne« von R. Strauss).

 

2.2. Karl DRAGO: 125. Geburtstag

Er hieß eigentlich Drago Hržić  und ist auch im Lauf seiner Karriere gelegentlich unter diesem Namen aufgetreten. Er studierte zunächst bei M. Vuskovic in Zagreb, dann wurde er Schüler von Franz Steiner in Wien. 1919 debütierte er am Nationaltheater von Zagreb als Dako in der kroatischen Oper »Povratak« von Josip Hatze. Bis 1945 blieb er ein angesehenes Mitglied dieses Opernhauses, an dem er in einem ausgedehnten Rollenrepertoire zu seinen Erfolgen kam: als Titelheld in den Verdi-Opern »Falstaff« und »Simon Boccanegra«, als Rigoletto, als Graf Luna im »Troubadour«, als Michele in »Il Tabarro« von Puccini, als Jeletzky in Tschaikowskys »Pique Dame« und als Escamillo in »Carmen«. 1925 gastierte er als Rigoletto an der Wiener Staatsoper, auch in Berlin ist er aufgetreten, dazu war er ein geschätzter Konzertsolist. Er starb 1978 in Zagreb.

Aufnahmen unter dem Etikett von Polydor.

 

3.2. Martha ARTHENACK (mexikanische Sopranistin): 95. Geburtstag 

 

3.2. Henny WOLFF: 125. Geburtstag

Henny Wolff

 Ihr Vater Karl Wolff war ein angesehener Musikkritiker, ihre Mutter Henriette Wolff-Dwillat, eine Konzertsängerin und Gesangpädagogin. Henny Wolff studierte bei ihrer Mutter und 1906-12 am Konservatorium von Köln, zuletzt bei dem bekannten Pädagogen Julius von Raatz-Brockmann in Berlin. 1912 trat sie bei einem Kölner Gürzenich-Konzert erstmals öffentlich auf. Sie hatte dann eine große Karriere in den Konzertsälen in Deutschland wie im Ausland. Als Bach- und Händel-Interpretin genoss sie Weltruf. Auf dem Gebiet des Liedgesangs trug sie gerne die Liedkompositionen des Komponisten Hermann Reutter vor, der sie auch oft am Flügel begleitete. Sie brachte überhaupt dem zeitgenössischen Musikschaffen großes Interesse entgegen. Gelegentlich erschien sie auch auf der Opernbühne, doch blieb der Konzertgesang ihr eigentliches Gebiet. Konzertreisen in Deutschland, Italien, Rumänien und Jugoslawien brachten ihr bedeutende Erfolge. Zugleich war sie eine verdiente Gesangpädagogin. 1914-16 lehrte sie am Konservatorium von Bonn; 1922 ging sie nach Berlin, wo sie ebenfalls pädagogisch tätig war. 1950 wurde sie als Professorin an die Musikhochschule von Hamburg berufen. Eine Reihe bedeutender Künstlerinnen und Künstler verdankt Henny Wolff ihre Ausbildung. Sie starb 1965 in Hamburg.

Einige Schallplatten auf DGG-Polydor und auf Electrola.

 

 3.2. Bernhard GÜNZBURGER: 175. Geburtstag

 Er wurde durch den Augsburger Domkapellmeister Kammerlander unterrichtet und setzte seine Ausbildung an der Königlichen Musikschule in München bei Franz Hauser fort. 1866 debütierte er als Konzertsänger. 1868 begann er seine Karriere als Opernsänger am Stadttheater von Regensburg, dem er bis 1870 angehörte. Es folgten Engagements am Opernhaus von Düsseldorf (1870-71), an den Stadttheatern von Zürich (1871-72), Hamburg (1872-73) und Mainz (1873-74), am Opernhaus von Köln (1874-75) und an der Academy of Music New York (1875-76). Er sang dann noch an den Theatern von Freiburg i. Br. (1876-77) und Augsburg (1877-78), am Stadttheater von Kiel (als Gast 1878-79) und 1879-82 am Stadttheater von Basel. Er trat als Gast u.a. am Hoftheater von Wiesbaden und am Opernhaus von Leipzig auf. Er betätigte sich seit 1885 in der Hauptsache als Konzertsänger und als Gesangpädagoge. Zuerst lebte er in Frankfurt a.M., dann wirkte er am Konservatorium von Sondershausen (Thüringen), seit 1894 war er Dozent an der Akademie der Tonkunst in München. 1900 erhielt er seine Ernennung zum Professor. Auf der Bühne hatte er seine Erfolge in Partien wie dem Don Giovanni, dem Grafen Luna im »Troubadour«, dem Kühleborn in »Undine« von Lortzing, dem Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, dem Fliegenden Holländer und dem Wolfram im »Tannhäuser«; im Übrigen trat er in einem weitreichenden Bühnen- und Konzertrepertoire auf. Er starb 1919 in München.

 

4.2. Vladislav PIAVKO: 80. Geburtstag

Vladislav Piavko Als Don José
Als Don José

 Er wuchs in Krasnojarsk auf. Er war zuerst Kraftfahrer. Nachdem man seine schöne Stimme entdeckt hatte, wurde er seit 1960 am Konservatorium von Moskau durch S.Y. Rebrikow ausgebildet. Er studierte abschließend 1967-69 bei Renato Pastorino in Mailand. Er war 1966-89 Mitglied des Bolschoi Theaters Moskau, an dem er als Pinkerton in »Madame Butterfly« debütierte. 1969 war er Preisträger bei einem internationalen Concours in Belgien, 1970 beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. Am Bolschoi Theater kam er zu einer großen Karriere im heldischen Stimmfach. Gastspiele an den Opern von Kiew, Charkow und Tiflis (Tblissi), an den Nationalopern von Zagreb, Belgrad und Bukarest, am Nationaltheater Prag, am Teatro Colón Buenos Aires und bei den Festspielen von Wiesbaden. 1984 sang er am Theater von Livorno die Titelpartie in Mascagnis »Guglielmo Ratcliff«. 1987 wirkte er bei den Festspielen von Savonlinna in Mussorgskys Oper »Chowanschtschina« mit, 1990 beim Maggio Musicale von Florenz als Grischko in Rimsky-Korssakows »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch«. 1989 wurde er an die Staatsoper Berlin engagiert, an der er u.a. 1990 den Radames in »Aida« und 1991 den Manrico im »Troubadour« sang. Er gastierte 1992 in Palermo in »König Roger« von Szymanowski, 1993 an der Oper von Bordeaux und am Teatro Comunale Florenz als Schuiskij im »Boris Godunow«. Er starb 2020 in Moskau. Er war verheiratet mit der bekannten russischen Altistin Irina Archipowa (1925-2010).

Schallplatten: Melodiya (u.a. vollständige Opern »Chowanschtschina« und »Die toten Seelen« von Schtschedrin); er sang den Dimitrij im »Boris Godunow« in einer Aufnahme, die auf Philips übernommen wurde, und von der auch eine Video-Aufnahme auf Gostelradio-TV vorhanden ist.

 

4.2. Franziska RUMMEL: 200. Geburtstag

 Sie war die Tochter des Dirigenten und Komponisten Christian Franz Ludwig Friedrich Alexander Rummel (1787-1849), der in Wiesbaden wirkte. Ihr Bruder, Joseph Rummel (1818-80), wurde ein bekannter Pianist und Klarinettenvirtuose. Die Sängerin erhielt ihre erste Ausbildung durch ihren Vater und setzte ihr Gesangstudium bei Giulio Marco Bordogni in Paris und bei Francesco Lamperti in Mailand fort. Sie wurde dann eine bekannte Opernsängerin, die vor allem am Hoftheater von Wiesbaden auftrat, aber auch in anderen Zentren des deutschen Musiklebens ihrer Zeit zu Gast war. Nachdem sie den Musikverleger Peter Schott († 1873) in Brüssel geheiratet hatte, gab sie ihre Karriere bis auf einige gelegentliche Konzertauftritte auf. Sie starb 1888 in Hospenthal (Schweiz).

 

5.2. John PRITCHARD: 100. Geburtstag

 Er nahm Privatunterricht im Dirigieren; nach einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit beim Glyndebourne Festival trat er dort die Nachfolge von Vittorio Gui als musikalischer Direktor an (1969-77). Vorher war er zuerst Chefdirigent des Royal Liverpool Symphony Orchestra (1957-63); er leitete ab 1962 das London Philharmonic Orchestra (bis 1966), mit dem er Tourneen durch Deutschland, Österreich und Frankreich (1966/67) und Japan (1969/70) unternahm. Sein Debüt in Amerika gab er 1971 in New York an der MET (mit »Così fan tutte«); an diesem Haus dirigierte er bis 1984 außerdem noch die Opern »Il barbiere di Siviglia«, »Peter Grimes«, »Thais«, »Don Giovanni«, »Die Zauberflöte« und »La Traviata«. Auch war er Gastdirigent am Pittsburgh Symphony Orchestra. 1978 ernannte ihn die Kölner Oper zum Chefdirigenten, ein Jahr später das BBC Symphony Orchestra zum Ersten Gastdirigenten. 1981 wurde er zusammen mit Sylvain Cambreling zum musikalischen Direktor des Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel ernannt. 1983 wurde er in den Adelsstand erhoben. Noch kurz vor seinem Tod leitete er bei den Salzburger Festspielen 1989 Rossinis »La Cenerentola«. Er starb 1989 in Daly City (San Francisco).

 

6.2. Floriana CAVALLI: 95. Geburtstag

Floriana Cavalli

 Ihr Vater war Rektor der Universität von Bologna. Sie studierte italienische Literatur und erwarb ihr Diplom in diesem Fach. Dann ließ sie ihre Stimme bei Bucchi in Mailand ausbilden. 1954 debütierte sie am Theater von Ferrara als Traviata. 1956 bereiste sie England mit einer Wanderoper. 1958 sang sie an der Piccola Scala in Mailand die Donna Anna in »Der steinerne Gast« von Dargomyschski. An der Mailänder Scala trat sie dann 1961 als Leonore in »La forza del destino«, 1967 als Salud in M. de Fallas »La vida breve«, 1970 als Renata in Prokofjews »L’Ange de feu« und 1972 als Alexandra Podtotschina in Schostakowitschs »Die Nase« auf. Am 1.3.1965 wirkte sie hier in der Uraufführung der Oper »Clitennestra« von I. Pizzetti in der Partie der Elettra und 1966 in der italienischen Erstaufführung der Oper »The Mines of Sulphur« von R.R. Bennett als Jenny mit. Es folgten Gastspiele an den führenden italienischen Operntheatern. So sang sie  am Teatro Comunale Bologna 1959 die Elsa im »Lohengrin«, 1963 die Traviata, 1968 die Partie der Frau in Schönbergs Monodrama »Erwartung«, 1969 die Titelpartie in »Elektra« von R. Strauss. An der Oper von Rom trat sie 1959 als Elena in »Mefistofele« von Boito und als Leonore in »La forza del destino« von Verdi, 1960 als Francesca da Rimini von Zandonai und als Desdemona im »Otello« von Verdi, 1966 als Renata in Prokofjews »L’Ange de feu« und 1967 in der italienischen Erstaufführung von Schönbergs »Erwartung« auf. 1961 erschien sie am Teatro San Carlo Neapel als Partnerin von Mario del Monaco in der Partie der Desdemona in Verdis »Otello«. Weitere Auftritte fanden am Teatro Comunale Florenz 1962 als Tosca und 1964 als Renata statt. Am Teatro San Carlo Neapel war sie seit 1960 regelmäßig zu hören, u.a. 1960 als Manon Lescaut von Puccini und als Francesca da Rimini, 1965 als Elettra in »Clitennestra« von I. Pizzetti; sie gastierte 1966 am Teatro Margherita in Genua als Jenufa von Janácek, 1968 am Teatro Regio Turin wieder in Schönbergs »Erwartung«, am Teatro Verdi Triest 1968 als Elena in Verdis »I Vespri Siciliani«, am Teatro Bellini Catania 1961 als Leonore in »La forza del destino«, die sie im gleichen Jahr auch am Teatro Colón in Buenos Aires sang. Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla wirkte sie 1959, 1961 und 1966 als Aida, 1960 als Traviata, 1972 als Minnie in Puccinis »La Fanciulla del West« mit. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1962 als Tosca, an der Oper von Kairo 1961 als Aida. Bereits 1960 kam es zu ihrem USA-Debüt an der Oper von San Francisco als Aida, danach sang sie auch in Los Angeles (Mimì in »La Bohème«, Amelia in »Simon Boccanegra« und Tosca). 1962 trat sie an der Covent Garden Oper London als Leonore in »La forza del destino« auf. Die Künstlerin spezialisierte sich neben dem klassischen Repertoire auch auf alte Barockmusik, anderseits auf Werke zeitgenössischer Komponisten. Sie starb 2004 in Sesto San Giovanni.

Schallplatten: Decca (Elena in »Mefistofele« von Boito), HMV, Melodram (Titelheldin in »Tosca« mit Giuseppe di Stefano als Partner), Myto (Leonora in »La forza del destino« von Verdi).

 

6.2. Wladimir PETROW: 95. Geburtstag

Wladimir Petrow

 Seine Stimme wurde während seiner Dienstzeit in der sowjetrussischen Armee entdeckt. Darauf Ausbildung am Konservatorium von Moskau durch S.P. Yudin. Abschließende Studien in der Opernschule der Mailänder Scala bei Vacca. Gewinner des internationalen Gesangwettbewerbs von Moskau 1960. Er debütierte 1963 sogleich am Bolschoi Theater Moskau in »Sadko« von Rimsky-Korssakow und war dann für mehr als 15 Jahre einer der großen Sänger dieses Opernhauses. Internationale Erfolge als Gast an der Staatsoper Berlin, an der Nationaloper von Warschau und beim Maggio Musicale von Florenz (1963 als Golizyn in »Chowanschtschina« von Mussorgsky). Er brillierte vor allem in den dramatischen Partien des russischen Opernrepertoires, aber auch als Don Carlos in Verdis gleichnamiger Oper und als Don José in »Carmen«. Sehr erfolgreiches Auftreten im Konzertsaal. Er starb 2011 in Moskau.

Schallplatten der sowjetrussischen staatlichen Schallplattenproduktion (u.a. vollständige Opern »Chowanschtschina« von Mussorgsky, »Krieg und Frieden« von Prokofjew, »Sadko« von Rimsky-Korssakow und »Don Carlos« von Verdi).

 

7.2. Galliano MASINI: 125. Geburtstag

 Er wurde durch Maestro Laura in Mailand ausgebildet. Bühnendebüt 1923 am Theater von Livorno als Cavaradossi in »Tosca«. Er sang an den führenden italienischen Theatern und debütierte 1930 an der Oper von Rom als Pinkerton in »Madame Butterfly«. In dem Jahrzehnt 1930-40 war er immer wieder an der Oper von Rom zu hören. Seit 1932 sang er auch an der Mailänder Scala, u.a. 1934 den Paco in der Erstaufführung von de Fallas »La vida breve«, 1932 in der Uraufführung von Marinuzzis »Palla De’Mozzi«. 1930, 1932, 1940 und 1947 war er als Gast am Teatro Colón Buenos Aires anzutreffen, 1933 an der Oper von Rio de Janeiro. Er gastierte bei den Festspielen in der Arena von Verona (1935-36, 1946) und beim Maggio Musicale Florenz. Bei der 50-Jahrfeier der Uraufführung von »Cavalleria rusticana« 1940 an der Scala übertrug Pietro Mascagni ihm die Partie des Turiddu. In Nordamerika war er zuerst 1937-38 an der Oper von Chicago, 1938-39 an der Metropolitan Oper New York engagiert. Er debütierte an der Metropolitan Oper als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« und sang dort in insgesamt 9 Vorstellungen auch den Radames in »Aida« und den Cavaradossi. Er sang den Radames auch bei den ersten Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla nach dem Zweiten Weltkrieg im Juli 1945. Er trat als Gast an der Grand Opéra Paris auf. Seine großen Erfolge auf der Opernbühne hatte er als Turiddu, als Loris in Giordanos »Fedora«, als Cavaradossi, als Radames, als Alvaro in Verdis »La forza del destino« und als Edgardo. Bekannt wurde er auch als Filmsänger. Er starb 1986 in Livorno. Sein Bruder hatte unter dem Namen Cesare Masini-Sperti (1904-76) eine Karriere als geschätzter Interpret kleiner Tenorpartien an italienischen Theatern. – Er darf nicht mit dem Bassisten Galliano Masini verwechselt werden, der um 1930 auf HMV in vollständigen Aufnahmen von »Aida« und von Verdis »Troubadour« mitwirkte und zu Beginn der dreißiger Jahre starb.

Lit: Fulvio Venturi: Galliano Masini, il Centenario 1896-1996 (Bologna, 1996).

Er sang auf Columbia und Odeon, vor allem auf Cetra (u.a. vollständige Oper »La forza del destino«).

 

7.2. Hermann SCHRAMM: 150. Geburtstag

Hermann Schramm

 Er wurde zuerst Kaufmann wie sein Vater, ließ dann aber seine Stimme ausbilden. Debüt 1895 am Opernhaus von Breslau als Gomez im »Nachtlager in Granada« von C. Kreutzer. 1896-1900 wirkte er als lyrischer Tenor am Opernhaus von Köln, verlegte sich dann aber auf das Buffo-Fach. 1900-33 war er ein hoch geschätztes Mitglied des Opernhauses von Frankfurt a.M. Er war der unerreichte Mime im Ring- Zyklus und David in »Die Meistersinger von Nürnberg« auf der deutschen Bühne seiner Zeit. Den David sang er auch 1899 bei den Bayreuther Festspielen. Bereits 1899 gastierte er an der Londoner Covent Garden Oper, wo er seither oft erschien; auch in Brüssel und Paris, vor allem aber in Holland hatte er bedeutende Erfolge. 1912 wirkte er in Amsterdam in der holländischen Erstaufführung der Märchenoper »Königskinder« von Humperdinck mit. Weitere Gastspiele führten ihn an die Hofopern von Berlin (1897), Dresden (1898-99) und München (1898), an die Hoftheater von Hannover (1899), Wiesbaden (seit 1900), Karlsruhe (seit 1906) und Mannheim (1900), seit 1900 auch an das Stadttheater von Zürich. 1923-24 nahm er an der Nordamerika-Tournee der German Opera teil. Am 12.11.1902 wirkte er an der Frankfurter Oper in der Uraufführung von Humperdincks Märchenoper »Dornröschen« mit, am 18.1.1912 in der von »Oberst Chabert« von H.W. von Waltershausen, am 21.10.1919 in der von »Fennimore und Gerda« von Fr. Delius, am 9.6.1924 in Uraufführung von »Der Sprung über den Schatten« von E. Krenek, am 25.2.1928 in »Die zehn Küsse« von Bernhard Sekles. Am 21.1.1920 kreierte er in der Frankfurter Uraufführung von Franz Schrekers »Schatzgräber« den Kanzler. Eine seiner großen Partien war der Titelheld im »Corregidor« von Hugo Wolf. Als Jude musste er 1934 sein Frankfurter Engagement aufgeben, überlebte jedoch die Zeit des Nationalsozialismus in Frankfurt. Zu einem ergreifenden Wiedersehen wurde ein Gastspiel 1946 an der Frankfurter Oper als Eisenstein in der »Fledermaus«. Er starb 1951 in Frankfurt a.M. – Sein Sohn Friedrich Schramm (1900-1981) war lange Direktor des Stadttheaters von Basel, dann Intendant des Staatstheaters Wiesbaden und schließlich wieder des Theaters von Basel. Friedrich Schramm war mit der Sopranistin Olga Schramm-Tschörner (1897-1967) verheiratet.

Schallplatten von Hermann Schramm finden sich auf Berliner Records (Frankfurt a.M., 1901) und G & T (Frankfurt a.M., 1904-07). Auch Aufnahmen auf Zonophone (Frankfurt 1910, darunter Duette mit Joseph Gareis), Parlophon und Homochord.

 

7.2. Wilhelm STENHAMMAR: 150. Geburtstag

 Er studierte 1887-92 Klavier, Orgel und Komposition in Stockholm und debütierte im Frühjahr 1892 als Pianist. Ab dem Herbst desselben Jahres setzte er sein Klavierstudium in Berlin fort und schloss es dort im nächsten Jahr ab. Von dieser Zeit an war Stenhammar international als Konzertpianist tätig. Besonders häufig trat er in Kammermusikformationen als Duopartner des Geigers Tor Aulin oder mit dessen Quartett auf. Im Oktober 1897 trat er erstmals als Dirigent an die Öffentlichkeit, und auch dieser Tätigkeit ging er neben dem Komponistenberuf sein Leben lang intensiv nach. In den Jahren 1900 und 1901 wirkte Stenhammar als Kapellmeister an der Königlichen Oper in Stockholm, ehe er 1907 Chefdirigent des zwei Jahre zuvor neu gegründeten Göteborger Sinfonieorchesters wurde. Dieses Amt hatte er bis zum Jahre 1922 inne. 1916 ernannte ihn die Universität Göteborg zum Ehrendoktor. In den Jahren 1923-25 war er erneut Kapellmeister an der Königlichen Oper in Stockholm. Stenhammar war zu Lebzeiten eine hoch geachtete Persönlichkeit des skandinavischen Musiklebens und mit vielen namhaften Musikerkollegen befreundet. Er starb 1927 in Stockholm.

Stenhammar ist stilistisch in der Spätromantik verwurzelt. Zunächst stand er ganz im Einfluss Anton Bruckners und Richard Wagners und schrieb ausladende, klangmächtige Werke voll gewaltigem Pathos. Beeinflusst durch seine Freunde Jean Sibelius und Carl Nielsen begann er jedoch, an dieser Ästhetik zu zweifeln und wandte sich allmählich von der deutschen Musik ab. Um 1910 bildeten sich Stenhammars neue Ideale heraus. Er war von nun an besonders um einen „nordischen“ Tonfall bemüht und wollte eine „klare und ehrliche“ Musik schreiben, die ohne reißerische Effekte auskommen sollte. Tatsächlich sind seine Werke von dieser Zeit an durch eine volkstümliche Melodik, die Verwendung von Kirchentonarten und eine gewisse herbe Einfachheit geprägt, sodass ein unverkennbar „skandinavischer“ Tonfall entsteht. Gleichwohl zeugen seine Werke von hoher Kunstfertigkeit, was besonders in der ausgeprägten Polyphonie zum Ausdruck kommt. Ein typisches Werk dieses neuen Stils ist die zweite Symphonie, die über weite Strecken den dorischen Modus dominieren lässt und deren Finale als Doppelfuge komponiert ist. Am häufigsten gespielt wird allerdings die Serenade op. 31 für großes Orchester (ungewöhnlich für eine Serenade), die noch romantisch klangsinnlich ist. Stenhammar gehört zu den wichtigsten Komponisten Schwedens. Zusammen mit dem ungefähr gleichaltrigen Hugo Alfvén schrieb er nach Franz Berwald die ersten wichtigen schwedischen Symphonien. Insgesamt weist sein Schaffen eine außergewöhnlich hohe Qualität auf, die eine stärkere Beachtung dieses Komponisten rechtfertigen würde. Von Stenhammar sind 5 Aufnahmen vom 21. September 1905 auf Notenrollen für Welte-Mignon überliefert, darunter seine Fantasie op. 11, 3.

 

8.2. Václav DOBŠ: 175. Geburtstag

 Er wurde in der Opernschule des Prager Pädagogen Pivoda ausgebildet und war zunächst in der Saison 1866-67 als Chorist an einem Prager Theater beschäftigt. 1868 kam es zu seinem Solistendebüt am Tschechischen Theater von Plzen (Pilsen), wo er bis 1870 blieb. In den Jahren 1870-73 war er Mitglied des Tschechischen Nationaltheaters Prag. 1873 wechselte er an das Deutsche Theater Prag; er nannte sich an diesem Haus, an dem er bis 1898 blieb, Wenzel Dobsch. Er trat hier in mehreren wichtigen Premieren auf und gastierte mit dem Ensemble dieses Theaters in Wagner-Opern in St. Petersburg und Moskau. Von den Partien, die er auf der Bühne sang, sind der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Eremit im »Freischütz«, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Fasolt im »Rheingold«, der Hunding in der »Walküre«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Kardinal in Halévys »La Juive« und der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« zu erwähnen. Auch als Konzertsänger kam er zu einer erfolgreichen Karriere. Er starb 1902 in Prag.

 

9.2. Gisela VIVARELLI: 95. Geburtstag

 Sie war am Konservatorium von Genf Schülerin von Anna-Maria Guglielmetti. Sie debütierte 1949 als Sophie im »Werther« von Massenet am Grand Théatre Genf, wo sie 1950 dann auch die Aline in »Le Chemineau« von X. Leroux sang, und war dann 1951-53 am Staatstheater Wiesbaden, 1953-57 an der Staatsoper von Hamburg engagiert. Durch Gastspielverträge war sie der Staatsoper von Stuttgart (1957-64), der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1959-62) und dem Opernhaus von Frankfurt a.M. (1955-57) verbunden. Bis 1961 trat sie als Gast in Hamburg und am Opernhaus von Zürich, auch in Berlin auf. 1962 gastierte sie an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. Sie wurde in Partien wie der Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos«, der Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, der Fiakermilli in »Arabella« und der Angelina in »La Cenerentola« von Rossini bekannt. Sie hatte auch als Konzertsängerin eine Karriere von Bedeutung. Sie sang 1962 in Genf in der Uraufführung des Oratoriums »Le septième Jour« von M. Wiblé. 1964 gab sie gesundheitlichen Gründen ihre Bühnenkarriere auf; sie lebte dann in Hamburg. Sie starb im Jahr 1993.

Einige Schallplatten haben uns die Stimme der früh aus dem Musikleben zurückgetretenen Künstlerin bewahrt: ein Querschnitt durch »Hoffmanns Erzählungen« auf Pergola und ein Querschnitt durch »Rigoletto« auf DGG. Auf HMV-Electrola sang sie das Sopransolo in C. Orffs »Carmina Burana«.

 

10.2. Gerhard ROSENFELD: 90. Geburtstag

Er studierte 1952-54 Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und 1954-57 bei Rudolf Wagner-Régeny die Fächer Musiktheorie und Komposition an der Deutschen Hochschule für Musik Berlin. 1958-61 war er Meisterschüler bei Hanns Eisler und Leo Spies an der Akademie der Künste der DDR, 1961-64 Lektor an der Internationalen Musikbibliothek Berlin und Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Deutschen Hochschule für Musik Berlin sowie für Filmmusik an der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg. Nach Erfolgen mit klassischer Musik (Violinkonzert, 1963) wurde Rosenfeld in den 1960er Jahren einer der profiliertesten und meistbeschäftigten Filmkomponisten der DEFA. Ab 1964 war er als freischaffender Komponist tätig und lebte (bis zu seinem Tod 2003) in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam. Er schrieb die Musik zu Kino-, Dokumentar-, Kurz-, Kinder- und Trickfilmen. Darunter sind Klassiker wie Das Kaninchen bin ich (1965), Alfons Zitterbacke (1966) und Die Fahne von Kriwoj Rog (1968). Ein Projekt, das er seit 1966 auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands bis zu seinem Tod betreute, war die Langzeitdokumentation Die Kinder von Golzow. Rosenfeld komponierte sechs Opern, darunter Das alltägliche Wunder (nach Jewgeni Schwarz, Uraufführung 1973 in Stralsund), Der Mantel (nach Gogol, Uraufführung 1978 in Weimar), Die Verweigerung (nach Gogol, Uraufführung 1989 in Osnabrück) sowie Kniefall in Warschau über Willy Brandt (Libretto von Philipp Kochheim, Uraufführung 1997 in Dortmund). Das Requiem für Kaza Katharinna (Dem Andenken und zur Ehre aller verfolgten Zigeuner) wurde 1991 in der Friedenskirche von Potsdam-Sanssouci uraufgeführt und 1996 auf CD veröffentlicht. Rosenfeld wurde für seine Leistungen mehrfach ausgezeichnet. 1968 erhielt er den Hanns-Eisler-Preis, 1973 den Kunstpreis der DDR sowie 1980 den Nationalpreis III. Klasse.

 

10.2. György LEHEL: 95. Geburtstag

 Er studierte an der Budapester Musikhochschule. 1947-62 war er Dirigent des Symphonieorchesters des ungarischen Rundfunks und Fernsehens, seit 1962 Chefdirigent. Er ist vor allem als Interpret der Neuen Musik bekannt geworden. Er starb 1989 in Budapest.

 

11.2. Ursula BUCKEL: 95. Geburtstag

Ursula Buckel

 Bereits mit 13 Jahren betätigte sie sich als Organistin in einer Kirche ihres Heimatortes Lauscha (Thüringen), wandte sich dann jedoch dem Gesangstudium zu. 1947 kam sie an die Kirchenmusikschule in Braunschweig, 1948 verlegte sie ihren Wohnsitz nach Konstanz. Sie studierte weiter bei Hans Hoefflin in Freiburg i. Br., später bei Ria Ginster in Zürich und in Hilversum. Sie wurde bekannt, als sie in Kreuzlingen (Schweiz) das Sopransolo in der Johannespassion von Bach ohne vorherige Probe sang. Seit 1954 lebte sie in Genf. Bald galt sie als eine der führenden Konzert- und Oratoriensopranistinnen ihrer Generation. Als bedeutende Bach-Interpretin erwies sie sich bei den Bach-Festwochen von Schaffhausen und Ansbach, wo sie seit 1959 immer wieder auftrat. Sie arbeitete jahrelang mit dem Münchner Bach-Chor und dessen Leiter Karl Richter wie auch mit Diethard Hellmann und dem Mainzer Bach-Chor zusammen. Große Tourneen brachten ihr in aller Welt Erfolge ein; sie sang in der Schweiz, in Deutschland, in Italien, Frankreich, Österreich, Finnland und England, man bewunderte sie in besonderer Weise bei Konzerten in Moskau und Leningrad. Eine ausgedehnte Orient-Tournee mit den Deutschen Bach-Solisten unter Helmut Winschermann wie eine Reise durch Japan und ihr Auftreten bei den Festspielen von Athen im Amphitheater des Herodes Atticus bildeten ebenso Höhepunkte ihrer Künstlerlaufbahn wie ihre Konzerte in Israel, wo sie u.a. Werke des zeitgenössischen Schweizer Komponisten Frank Martin vortrug. 1958 sang sie in Basel in der Uraufführung des »Gilgamesch-Epos« von B. Martinù eine Solopartie. Die Opernbühne betrat sie nur einmal, und zwar 1970 als Donna Anna im »Don Giovanni«. Seit 1971 Gesangpädagogin am Konservatorium von Genf. Sie starb 2005 in Genf.

Die schön gebildete Stimme der Künstlerin ist durch eine große Zahl von Schallplatten bewahrt; so singt sie auf Vox (»Elias« von Mendelssohn, Bach-Kantaten, Mozart-Requiem, Ein deutsches Requiem von Johannes Brahms), DGG (Bach-Kantaten), Cantate (Weihnachtsoratorium von H. Schütz), Da capo (Bach-Kantaten), Resonance (Messen von J. Haydn), Intercord (Krönungsmesse von Mozart), Harmonia mundi (Werke von J.S. Bach); auf Vox wirkt sie in der Oper »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi mit.

 

11.2. Alexander GIBSON: 95. Geburtstag

 Er belegte nach Studien an der Universität in Glasgow und am Royal College of Music in London Kurse am Salzburger Mozarteum und in Siena. Auf das Dirigentendebüt an der Sadler’s Wells Opera in London (1951) folgte ein Dirigentenposten beim BBC Scottish Symphony Orchestra in Glasgow (1952-54). 1959 wurde er zum 1. Dirigenten des Scottish National Orchestra in Glasgow berufen, 1962 gründete er die Scottish Opera, deren 1. Musikdirektor er war. 1981 übernahm er die Stelle als 1. Gastdirigent beim Houston Symphony Orchestra. Er hat sich mit guten Interpretationen romantischer Werke einen Namen gemacht. Er starb 1995 in London.

 

11.2. Calvin MARSH: 100. Geburtstag

Calvin Marsh

 Er stammte aus einer musikliebenden Familie und sang als Knabe im Westminster Choir New York. Er wurde dann Schüler von John Baumgartner in New York und setzte seine Studien am North Texas State College bei Wilfried Dam fort. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen und nahm u.a. an den Kämpfen auf der Insel Guam teil. 1943 konnte er in New York in einem Konzert in der Recycle Hall debütieren, nahm aber nach dem Zweiten Weltkrieg nochmals das Gesangstudium bei Mario Regano, Gino Castro und Renato Bellini auf. Zwischenzeitlich erschien er am New Yorker Broadway in verschiedenen Musicals und nahm an drei großen Tourneen des Männerquartetts »The Revellers« in Nordamerika teil. Mit einer Opern-Wanderbühne, der Wagner Opera Company, kam 1953 eine weitere Gastspiel-Tournee durch die USA zustande, bei der er den Grafen Luna im »Troubadour« von Verdi sang. 1954 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, wo er als Konrad Nachtigall in »Die Meistersinger von Nürnberg« sein Debüt hatte. Seither sang er bis 1967 an diesem Haus in insgesamt 911 Vorstellungen zunächst eine Vielzahl von kleineren Partien seines Stimmfachs bis zu kleinsten Comprimario-Rollen (u.a. Marquis D’Obigny wie Baron Douphol in »La Traviata«, Morales in »Carmen«, Silvano in Verdis »Maskenball«, Yamadori in »Madame Butterfly«, Wagner im »Faust« von Gounod, Melot in »Tristan und Isolde«, Marullo in »Rigoletto«, Sid in Puccinis »La Fanciulla del West«, Ping in »Turandot« und Roucher in »Andrea Chénier«). In den sechziger Jahren übertrug man ihm dann auch größere Rollen wie den Silvio im »Bajazzo«, den Heerrufer in »Lohengrin«, den Masetto in »Don Giovanni«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Germont-père in »La Traviata«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor« und den Marcello in »La Bohème«. Am 23.1.1964 wirkte er als Pastor in der amerikanischen Erstaufführung von Menottis »The Last Savage« mit. Er gastierte an der Oper von Philadelphia (1953, 1967 als Mercutio in »Roméo et Juliette« von Gounod), an der Central City Opera (1958-61), an der New York City Opera (1967-68 als Tonio im »Bajazzo« und als Germont-père), bei den Festspielen von Glyndebourne (1966 als Hamor in »Jephta« von Händel), an der Oper von Mexico City (1966 als Valentin im »Faust«) und an der Oper von Houston/Texas (1967 als Germont-père). Auch als Konzertsänger aufgetreten. Er starb 2012 in Dallas (Texas).

Schallplatten: Im zahlreichen vollständigen Opernaufnahmen auf den Marken RCA und CBS ist er in seinen kleinen Partien zu hören. Auf Teatro Dischi sang er den Silvio in einer Aufnahme des »Bajazzo« von 1962, auf RCA den Heerrufer in »Lohengrin« (1966), auf Gala in »Alceste« von Gluck (Metropolitan Oper New York 1961).

 

12.2. Leonid BOLDIN: 90. Geburtstag

Leonid Boldin

 Er studierte zunächst Rechtswissenschaften an der Universität von Saratow, entschloss sich dann aber zur Ausbildung der Stimme, die er am Konservatorium von Saratow durch M.A. Jurjanow begann. 1958-63 studierte er am Konservatorium von Moskau bei dem berühmten Bariton Alexander Baturin. Bereits 1959 debütierte er am Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater in Moskau als Saretzki in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky. An diesem Haus trat er in einer Vielzahl von Partien, vor allem aus dem Buffo- und dem Charakterfach, auf: als Mesner in »Tosca«, als Onkel Bonze in »Madame Butterfly«, als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Dulcamara in »L’Elisir d’amore«, als Uberto in »La serva padrona« von Pergolesi, als Gremin in »Eugen Onegin«, als Tomsky in »Pique Dame«, als alter Zigeuner in »Aleko« von Rachmaninoff, als Colas Breugnon in der gleichnamigen Oper von Kabalewski, als Guardaboschi in »Die Familie des Taras« vom gleichen Komponisten, als Frol Bajew in der Oper »Im Sturm« von Chrennikow, als Mitrofanow in »Der Wert des Lebens« von Nikolajew und in weiteren sowjetrussischen Opern, auch in Operetten (Zsupan im »Zigeunerbaron«, Don Pedro in »La Périchole« von Offenbach). Er trat als Gast an den Theatern von Klaipeda (Memel) und Minsk und am Opernhaus von Leningrad (als René in »Jolanthe« von Tschaikowsky) auf. Auch als Oratorien- und namentlich als Liedersänger hatte er eine erfolgreiche Karriere; dabei trug er das deutsche wie das russische Kunstlied, gerne auch das russische Volkslied, vor. Er wurde zum Direktor des Stanislawski-Theaters ernannt, an dem er über dreißig Jahre als Sänger gewirkt hatte. Seit 1990 russischer Volkskünstler. Er starb 2013 in Moskau.

Schallplatten: Melodiya, darunter mehrere vollständige Opern (»L’Elisir d’amore«, »Colas Breugnon«, »Der goldene Hahn« von Rimsky-Korssakow, »Die große Freundschaft« von Wano Muradeli).

 

12.2. Živojin TOMIĆ: 125. Geburtstag

 Er absolvierte sein Gesangstudium am Konservatorium von Odessa und in Wien. 1919 debütierte er an der Nationaloper von Belgrad. 1920 wurde er Mitglied dieses Opernhauses, an dem er bis 1928 tätig blieb. 1928-30 war er Mitglied der Nationaloper Bukarest, 1930-41 wieder der Belgrader Oper. Gastspiele und Konzertauftritte in Italien, Frankreich und in den südamerikanischen Ländern ließen seinen Namen international bekannt werden. Seine großen Bühnenpartien waren der Alfredo in »La Traviata«, der Herzog im »Rigoletto«, der Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, der Des Grieux in »Manon« von Massenet, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Lenski im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« und der Mica in »Ero der Schelm« von J. Gotovac. Seit 1945 wirkte er als Pädagoge in Titograd (Podgorica, Montenegro), wo er 1961 starb.

 

13.2. Eleonora JANKOVIČ: 80. Geburtstag

Eleonora Jankovič

 Sie wurde am Konservatorium von Triest durch F. Ferrari und in Mailand durch die berühmte Sopranistin Maria Carbone ausgebildet. Sie war zuerst Mitglied der Kroatischen Nationaloper Zagreb. 1973 debütierte sie für Italien am Teatro Verdi Triest in der Oper »Nozze Istriane« von Smareglia. Sie konnte schnell in Italien eine bedeutende Karriere aufbauen und sang u.a. an der Oper von Rom, am Teatro Regio Turin, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Comunale Bologna (seit 1975), am Teatro Comunale Florenz (seit 1976), am Teatro San Carlo Neapel und an weiteren Bühnen von Rang. Sehr oft trat sie an der Mailänder Scala auf: 1974 als Smeraldina in Prokofjews »L’Amour des trois oranges«, 1977 als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, 1978 und 1985 als Suzuki in »Madame Butterfly«, 1979 als Vitellia in »Tito Manlio« von Vivaldi, 1979-80 als Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1979 und 1981 als Amme in »Boris Godunow«, 1983 und 1987 als Frugola in »Il Tabarro«, 1983 und 1996 als Zita in »Gianni Schicchi«, 1985 in »Atem« von Franco Donatoni, 1986 als Dritte Dame in der »Zauberflöte«, 1990 als Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky und 1995 in der Doppelrolle der Marta und der Pantalis in »Mefistofele« von Boito. Sie wirkte in Mailand am 4.4.1975 in der Uraufführung von L. Nonos »Al gran sole carico d’amore« und am 27.1.1987 in der Uraufführung der Oper »Riccardo III« von Flavio Testi in der Partie der Cecilia mit. In den Jahren 1975-76, 1978, 1983 und 1987 gastierte sie bei den Festspielen in der Arena von Verona. 1988 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz (wo sie erstmals 1983 auftrat) die Frugola, am Teatro Verdi Triest die Gräfin in »Pique Dame«, am Teatro Bellini Catania 1989 die Enrichetta in »I Puritani« von Bellini. Man hörte sie bei Gastspielauftritten an den Staatsopern von München und Stuttgart, am Opernhaus von Köln, am Théâtre de la Monnaie Brüssel und in Amsterdam, in Rio de Janeiro (1982), am Teatro Colón Buenos Aires (1983) und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla (1985 als Fenena in Verdis »Nabucco«). 1990 gastierte sie beim Maggio Musicale von Florenz als Federica in Verdis »Luisa Miller«, 1991 am Teatro Massimo Palermo als Cinisca in der Oper »Dafni« von G. Mulè. 1992 wirkte sie am Teatro Bellini Catania in der Aufführung der wieder entdeckten Oper »Adelson e Salvini« von Bellini (als Mme. Rivers) mit. 1993 hörte man sie beim Maggio Musicale von Florenz als alte Buryja in »Jenufa« von Janácek, 1994 in Catania als Adele in Bellinis »Il Pirata«, 1994 am Teatro Massimo Palermo als Suzuki, 1995 in Catania als Mrs. Quickly in Verdis »Falstaff«, 1996 am Teatro Regio Parma als Margarita in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari, am Teatro Donizetti Bergamo als Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli. 1998 sang sie am Teatro Comunale Florenz die Zita. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch hervorzuheben: die Azucena im »Troubadour«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Amneris in »Aida«, die Leonora in »La Favorita« von Donizetti, die Carmen, die Charlotte in »Werther« von Massenet, die Marina im »Boris Godunow« von Mussorgsky und die Mother Goose in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. Neben ihre Bühnenkarriere trat eine zweite erfolgreiche Karriere im Konzertbereich. Sie starb 2019 in Triest.

Schallplatten: Nuova Era (Enrichetta in »I Puritani« von Bellini, »Adelson e Salvini« von Bellini), Bongiovanni (»Nozze Istriane« von Smareglia), RCABGM (Marta und Pantalis in »Mefistofele« von Boito).

 

13.2. Howard NEVISON: 80. Geburtstag

 Ausbildung an der Settlement Music School Philadelphia durch Tilly Barmacham, am Curtis Institute of Music Philadelphia durch Eufemia Gregory und Martial Singher sowie in New York durch Nicola Moscona und Giulio Gari. Er debütierte 1969 auf der Bühne der Israel National Opera Tel Aviv als Germont-père in »La Traviata« von Verdi. Später kam er zu einer erfolgreichen Opern- und Konzertkarriere in den USA. Hier sang er vor allem an der Oper von Philadelphia, an der City Opera New York und in Pittsburgh. Sein vielseitiges Bühnenrepertoire hatte seine Höhepunkte in Partien wie dem Leporello in »Don Giovanni«, dem Grafen und dem Figaro in »Le nozze di Figaro«, dem Guglielmo und dem Don Alfonso in »Così fan tutte«, dem Malatesta in Donizettis »Don Pasquale«, dem Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano, dem Titelhelden in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, dem Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli, dem Amonasro in »Aida«, dem Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, dem Posa in Verdis »Don Carlos«, dem Grafen Luna im »Troubadour«, dem Rigoletto, dem Titelhelden in »Nabucco«, dem Marcello in Puccinis »La Bohème«, dem Sharpless in »Madame Butterfly«, dem Wolfram in »Tannhäuser«, dem Rafaele in »I gioielli della Madonna« von Wolf-Ferrari, dem Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla« und dem Mandryka in »Arabella« von R. Strauss. Er starb im August 2020.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://howardnevison.wordpress.com/

 

13.2. Jeanne DEMESSIEUX: 100. Geburtstag

 Bereits in ihrer Kindheit verfügte sie über eine außergewöhnliche musikalische Begabung und erhielt mehrere Abschlüsse am Konservatorium ihrer Heimatstadt Montpellier. Mit 12 Jahren wurde sie zur Titularorganistin der Pariser Pfarrkirche Saint-Esprit im 12. Arrondissement ernannt, wo sie bis 1962 tätig war. Parallel dazu studierte Jeanne am Pariser Konservatorium und errang dort 1937 den ersten Preis in Harmonielehre, ein Jahr später im Fach Klavier, 1939 in Kontrapunkt und Fugentechnik, 1940 im Fach Komposition und 1941 schließlich im Fach Orgel. Bereits im jugendlichen Alter wurde sie als Organistin glühend verehrt, große Komponisten wie Francis Poulenc und Olivier Messiaen gehörten zu ihren rückhaltlosen Bewunderern. Legendär ist ihr Zusammentreffen mit Marcel Dupré (1886–1971) am 12. Oktober 1936 in Meudon, bei dem sie um Unterrichtsstunden nachsuchte. Nach einer Prüfung im Klavier- und Orgelspiel sowie einem persönlichen Gespräch akzeptierte Dupré Jeanne Demessieux schließlich als Privatschülerin für die kommenden drei Jahre. 1939 trat Jeanne offiziell in Duprés Orgelklasse am Pariser Konservatorium ein, das sie zwei Jahre später mit einem ersten Preis in Orgel und Improvisation verließ. Es folgten fünf weitere Jahre Privatunterricht bei Dupré, der Jeannes Technik perfektionierte und ihr Orgelrepertoire erweiterte. Während des Krieges und der deutschen Besetzung Frankreichs arbeitete Jeanne Demessieux diszipliniert bis zu 18 Stunden täglich, ohne jedoch öffentlich in Erscheinung zu treten – von ihrer organistischen Tätigkeit in Saint-Esprit abgesehen. Erst 1946 trat sie mit einem weit beachteten Konzert in der Salle Pleyel in Paris in die Öffentlichkeit. Jeanne Demessieux spielte mehr als 700 Konzerte in ganz Europa sowie drei ausgedehnte Konzerttourneen durch die USA (1953, 1955 und 1958). Ihr Gedächtnis war außerordentlich; sie beherrschte mehr als 2500 Werke auswendig, darunter sämtliche Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, César Franck, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy und Marcel Dupré. Zusätzlich zu ihren umfangreichen Konzertaktivitäten spielte Jeanne Demessieux zahlreiche Schallplatten ein, unter anderem mit dem gesamten Orgelwerk von César Franck, das 1960 mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet wurde. Nach 29 Jahren Tätigkeit an Saint-Esprit wurde Jeanne Demessieux im Jahre 1962 zur Titularorganistin der Aristide Cavaillé-Coll-Orgel der Pariser Kirche La Madeleine ernannt. Auch als Pädagogin war Demessieux aktiv, zunächst in Nancy (1950–52), später (1952–68) am Königlichen Konservatorium in Lüttich, Belgien. Aus gesundheitlichen Gründen sah sich Jeanne Demessieux Mitte der sechziger Jahre gezwungen, ihre Konzerttätigkeit mehr und mehr einzuschränken. 1967 unterzeichnete sie zwar noch einen Vertrag mit dem Decca-Label für eine Gesamteinspielung der Orgelwerke Olivier Messiaens, die aber durch Demessieux‘ Tod ein Jahr später nicht mehr durchgeführt werden konnte. Jeanne Demessieux starb am 11. November 1968 an den Folgen einer Embolie in Paris. Sie wurde im Familiengrab auf dem Friedhof von Le Grau-du-Roi, wenige Kilometer südlich von Aigues-Mortes, beigesetzt.

Jeanne Demessieux hinterließ ein umfangreiches kompositorisches Schaffen: Neben acht Kompositionen für Orgel schrieb sie Werke für Klavier, zahlreiche Lieder und Chorwerke, darunter ein Oratorium Chanson de Roland und Orchesterwerke. Etwa zwei Drittel des kompositorischen Schaffens von Jeanne Demessieux, das mehr als 30 Werke umfasst, ist bis heute im Druck erschienen. Das niederländische Label Festivo hat mehrere Aufnahmen von Jeanne Demessieux, darunter ihre Gesamteinspielung der Orgelwerke César Francks im Jahre 1958, auf mehreren CDs wiederveröffentlicht.

 

13.2. Giuseppe CAMBINI: 275. Geburtstag

 Über seine musikalische Ausbildung ist wenig bekannt. Offenbar studierte er Violine bei Filippo Manfredi. Im Vorwort einer seiner Kompositionen gibt er selbst an, dass er in einem Streichquartett gemeinsam mit den damaligen Berühmtheiten Nardini, Manfredi und Boccherini gespielt habe (dies könnte 1765 in Mailand stattgefunden haben). Eine Anekdote besagt, dass Cambini um 1767 nach dem Misserfolg einer seiner Opern gemeinsam mit seiner Verlobten Neapel auf einem Schiff verließ, das von Piraten gekapert wurde. Ein reicher Venezianer habe ihn daraufhin in Spanien von der Sklaverei freigekauft. Um 1770 übersiedelte Cambini nach Paris (dort nachweisbar ab 1773), wo er vermutlich von Gossec in das Musikleben eingeführt wurde und seine Werke, besonders Konzertante Sinfonien, bei den Concert Spirituel und anderen Konzertreihen mit großem Erfolg aufgeführt wurden. Als Komponist dieser musikalischen Gattung nahm er in Paris bald eine führende Rolle ein. Cambini wird bis heute (unbewiesen) mit dem Verdacht in Verbindung gebracht, die Uraufführung eines Werkes von Mozart, in dem er einen Konkurrenten gesehen haben könnte, verhindert zu haben. Als sich Mozart 1778 in Paris aufhielt, war die Uraufführung seiner neu komponierten Symphonie Concertante KV 297b bei einem Concert Spirituel vorgesehen, die allerdings wegen nicht rechtzeitig fertiggestellten Stimmenmaterials entfallen musste. Stattdessen wurde ein Werk Cambinis gespielt. Mozart äußerte sich in einem Brief an seinen Vater zwar positiv über dessen Musik, verdächtigte ihn aber zugleich, die Aufführung hintertrieben zu haben (die nachgenannten Personen waren drei der vorgesehenen Solisten). Cambini machte sich in Paris auch als Opernkomponist einen Namen. Sein Ruhm ging so weit, dass zuweilen auch Musik anderer Komponisten unter seinem Namen erschien, beispielsweise eine Sinfonie von Joseph Martin Kraus. Seit 1788 wirkte Cambini vermutlich als musikalischer Leiter des Théâtre des Beaujolais (bis zu dessen Schließung 1791) in Paris, und leitete anschließend bis 1794 das Théâtre Louvois, das in diesem Jahr in Konkurs ging. Zu Hilfe kam ihm der Armeelieferant Armand Seguin, der ihn für einige Zeit bei einem Jahresgehalt von 4000 Francs beschäftigte. Während der Französischen Revolution verlegte sich Cambini auf die Komposition patriotisch-revolutionärer Hymnen und Lieder, die ihm 1794 die Summe von 2000 livres einbrachten. Nachdem sich die politische Lage wieder etwas beruhigt hatte, komponierte Cambini weniger, was auch mit gesundheitlichen Problemen zusammenhing, und veröffentlichte stattdessen Essays über Musik, während die Popularität seiner Musik rasch abnahm. 1803-05 schrieb er für die Allgemeine Musikalische Zeitung und 1810–11 war er Mitarbeiter an Garaudes Musikzeitung Tablettes de Polymnie. Die biographischen Angaben zu Cambini werden ab dieser Zeit jedoch sehr unsicher. Eine Annahme besagt, er habe bis zu seinem Tod in den 1820er Jahren in Paris gelebt und sei dort im Armenhaus Bicêtre am 29. Dezember 1825 verstorben (eventuell durch Selbstmord). Nach anderen Angaben übersiedelte er hingegen in die Niederlande und verstarb dort spätestens 1818.

Neben mehreren Opern schrieb Cambini Oratorien, Motetten sowie mindestens 82 Konzertante Sinfonien, von denen 51 erhalten sind. Unter seinen Kammermusikwerken finden sich insbesondere zahlreiche konzertante, zweisätzige Streichquartette, was manche Musikwissenschaftler dazu veranlasste, Cambini eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Streichquartetts in Frankreich zuzuweisen. Eine nicht unmaßgebliche Rolle kommt Cambini auch zu bei der Entwicklung des klassischen Bläserquintetts in der Besetzung Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Seine 1802 veröffentlichten Trois Quintetti Concertans entstanden mehrere Jahre vor den ersten Quintetten Anton Reichas, der oft als „Vater des Bläserquintetts“ apostrophiert wird (ein noch früherer Vorläufer dieser Besetzung ist lediglich von Antonio Rosetti erhalten, dessen um 1780 entstandenes Es-Dur Quintett allerdings statt eines Horns die Taille, eine Art von Tenoroboe bzw. ein Englischhorn verwendet). Cambini verfasste außerdem mehrere Lehrwerke.

 

14.2. Ernst GRENZEBACH: 150. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Berliner Kaufmanns. In den Jahren 1900-04 studierte er Gesang und Musik am Stern’schen Konservatorium in Berlin, und zwar wurde er dort für den Opern- wie den Konzertgesang ausgebildet. Er war dann auch als Konzertsolist tätig, übte aber bereits seit 1904 seine pädagogische Tätigkeit aus. Er war einer der größten Gesanglehrer seiner Generation; eine Fülle später berühmt gewordener Sängerinnen und Sänger gingen aus seiner Schule hervor. Er ging seiner Lehrtätigkeit zuerst am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium von Berlin nach und war dann bis 1934 als Professor an der Berliner Musikhochschule tätig. Er war auch der Dirigent des Grenzebach’schen Frauenchores, der sich aus seinen Schülerinnen zusammensetzte. Zu seinen Schülern gehörten so große Sängerpersönlichkeiten wie Alexander Kipnis, Meta Seinemeyer, Lauritz Melchior, Max Lorenz, Arthur Bard, Keith Falkner, Carl Clewing, Sigrid Johansson, Anny Helm, Käthe Herwig und Peter Anders. Franz Grenzebach starb 1936 in Berlin.

 

15.2. Sherry ZANNOTH: 75. Geburtstag

Sherry Zannoth

 Ausgebildet am Oberlin Conservatory und an der Eastman School. Sie debütierte 1977 an der New York City Opera als Musetta in »La Bohème« und sang 1981 eines der Mädchen in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill. Zehn Jahre lang war sie Mitglied des Ensembles des Theaters Bremen. Sie gastierte in mehreren Opernhäusern in Europa bevor sie 1995 wieder in die USA zurückkehrte. Sie war dann in New York eine angesehene Konzertsängerin und gab Gesangsunterricht in ihrem eigenen Gesangsstudio. Sie starb 2012 in New York.

 

15.2. Raymond WOLANSKY: 95. Geburtstag

Raymond Wolansky

 Er begann die Ausbildung seiner Stimme in seiner amerikanischen Heimat in Cleveland und Boston und sang dort 1948-50 kleine Partien bei der New England Opera Company. Sein eigentliches Bühnendebüt erfolgte 1950 in Milwaukee als Silvio im »Bajazzo«. 1953 kam er nach Europa und studierte dort bei Stoja von Milinkovic in Graz. Bereits 1954 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Nabucco von Verdi, 1961 als Rigoletto. Er sang dann 1954-56 am Theater von Luzern, 1956-58 am Opernhaus von Graz und seit 1958 für mehr als dreißig Jahre an der Staatsoper von Stuttgart. Er galt bald als einer der führenden Sänger dieses Hauses. Große Erfolge erzielte er seit 1955 an der Covent Garden Oper London, so 1973 als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss. 1958-77 gastierte er an der Wiener Staatsoper als einer der Meister in Hans Pfitzners »Palestrina«, als Don Giovanni, als Mandryka und als Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1959 gastierte er an der Oper von Rio de Janeiro als Graf in »Le nozze di Figaro«, 1961 am Teatro San Carlos von Lissabon in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, 1962 am Teatro Colón von Buenos Aires als Amfortas in »Parsifal«. Seit 1960 war er durch einen Gastspielvertrag für lange Jahre mit der Hamburger Staatsoper verbunden; auch an der Oper von Frankfurt a.M. trat er gastweise auf. An der Grand Opéra Paris sang er 1963 den Wolfram im »Tannhäuser«, 1976 den Faninal im »Rosenkavalier«, den er im gleichen Jahr auch an der Mailänder Scala vortrug. 1964 und 1967 am Théâtre de la Monnaie Brüssel zu Gast. Auch Gastspiele an der Volksoper Wien, am Teatro San Carlo Neapel und an der Oper von Chicago. 1963-64 wirkte er beim Glyndebourne Festival als Olivier im »Capriccio« von R. Strauss mit, 1966 gastierte er bei den Festspielen von Edinburgh (als Heerrufer in »Lohengrin« und als Sprecher in der »Zauberflöte« bei einem Gastspiel der Stuttgarter Oper). An der Oper von San Francisco sang er 1964-72 in szenischen Aufführungen der »Carmina burana« von Carl Orff sowie den Grafen Luna im »Troubadour«, den Silvio, den Ping in Puccinis »Turandot«, den Frank in der »Fledermaus«, den Marcello in »La Bohème«, den Carlo in »La forza del destino«,  den Renato in Verdis »Maskenball«, den Riccardo in Bellinis »I Puritani«, den Manfredo in Montemezzis »L’amore dei tre re«, den Faninal, den Kothner, den Enrico in »Lucia di Lammermoor« und 1972 den Alfred Ill in der amerikanischen Erstaufführung von G. von Einems »Besuch der alten Dame«. Er sang die großen Wagner-Partien seines Stimmfachs wie auch Rollen in Opern von Mozart, Verdi, Richard Strauss, Puccini, Bizet und übernahm Aufgaben in modernen Werken. So sang er bei den Festspielen von Schwetzingen 1966 in der Uraufführung der Oper »Der Tod des Empedokles« von Hermann Reutter die Titelrolle, wirkte 1970 in Hamburg in der Uraufführung der Oper »Belagerungszustand« von M. Kelemen, ebenfalls 1970 in der von E. Kreneks »Das kommt davon« und bereits 1968 in der der Kinderoper »Help! Help! The Globolinks« von Gian Carlo Menotti mit, 1976 in Stuttgart in »Das Mädchen aus Domrémy« von Giselher Klebe. Bedeutender Konzert- und Oratoriensänger. Er brach 1998 plötzlich während eines Konzerts, das er in einem Altenheim in Leonberg bei Stuttgart gab, tot zusammen.

Schallplatten: Intercord (Arien), DGG (Querschnitt durch Verdis »Troubadour«), Electrola (»Carmina Burana« von Carl Orff, Ausschnitte aus »Der Belagerungszustand« von Milko Kelemen), Wergo (»Bremer Freiheit« von A. Hölsky). Auf Accord kam ein Mitschnitt einer Aufführung von Glucks »Iphigénie en Tauride« (Lissabon, 1961) heraus.

 

15.2. Hina SPANI: 125. Geburtstag

Hina Spani

 Eigentlich Higinia Tuñon. Sie begann mit acht Jahren ihr Gesangstudium, mit zwölf gab sie ein Konzert in Cordoba (Argentinien), studierte dann bei Amanda Campodonico in Buenos Aires und seit 1914 bei Vittorio Moratti in Mailand. Sie debütierte 1915 an der Mailänder Scala als Anna in Catalanis »Loreley«. 1915 wurde sie an das Teatro Colón von Buenos Aires engagiert (Antrittsrolle: Samaritana in der südamerikanischen Erstaufführung von Zandonais »Francesca da Rimini«), wo sie bis 1919 sehr große Erfolge hatte. Sie sang am Teatro Colón u.a. 1919 die Micaela in der (späten) Premiere von »Carmen«, die Nedda im »Bajazzo« mit Enrico Caruso als Partner und 1918 in der Uraufführung der argentinischen Oper »Tucuman« von Leopoldo Diaz, im gleichen Jahr 1918 auch in der Uraufführung von Felipe Boeros »Tucumán«. 1919 kam sie wieder nach Italien und sang dort am Teatro Regio Turin in Mascagnis Oper »Zanetto«, dann auch am Teatro Dal Verme in Mailand, am Teatro San Carlo von Neapel (1922 Sieglinde in der »Walküre« und in der Uraufführung der Oper »Glauco« von Alberto Franchetti) und am Teatro Regio Parma (Elsa im »Lohengrin«). Am 26.3.1923 wirkte sie am Teatro Colón Buenos Aires in der Uraufführung der Oper »Raquela« von Felipe Boero und am gleichen Abend in der Erstaufführung von Manuel de Fallas »La vida breve« mit. Sie sang am Teatro Colón auch die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell« und 1923 in der Erstaufführung vom »Debora e Jaele« von I. Pizzetti. Sie gastierte in Rio de Janeiro und Säo Paolo. 1924 sang die Künstlerin bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Giacomo Puccini in der Mailänder Kathedrale. Bei den Festspielen von Verona wirkte sie 1924 in der Rolle der Maddalena in Giordanos »Andrea Chénier« mit. 1924-25 sang sie an der Mailänder Scala die Margherita in »Mefistofele« von Boito. 1930 gastierte sie mit dem Scala-Ensemble in Paris. 1925 hörte man sie an der Oper von Rom, 1925-29 oft am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und in Madrid. 1928 nahm sie an einer Australien-Tournee mit einer Operntruppe teil, die die berühmte Primadonna Nellie Melba zusammengestellt hatte. In den dreißiger Jahren nahm sie Partien in Barock-Opern (»L‘Orfeo« und »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi, »Castor et Pollux« von Rameau) in ihr Repertoire auf. Bis 1934 gastierte sie dann an den großen italienischen Opernhäusern, vor allem an der Scala und an der Oper von Rom. In Paris, in Spanien und in der Schweiz, in Australien und Südamerika wurde sie bei Gastspielen und Konzerten bewundert. 1934-40 trat Hina Spani wieder am Teatro Colón in Buenos Aires auf (u.a. in Verdis »Oberto«). 1936 sang sie dort in der Uraufführung der Oper »La Sangre de la Guitarras« und die Titelpartie in der Oper »Maria Egiziaca« von O. Respighi. Seit 1936 wirkte sie im pädagogischen Bereich in Buenos Aires, gab aber noch gelegentlich Konzerte, u.a. auch in Santiago de Chile. Seit 1952 Direktorin der Musikschule der Universität Buenos Aires. Es ist nicht zu verstehen, dass die große Künstlerin fast nur in Südamerika, Italien und Spanien, aber nie in Nordamerika oder in England gesungen hat. Sie starb 1969 in Buenos Aires. – Mit reichem Stimmmaterial ausgestattete, dunkel gefärbte Sopranstimme von subtilster Ausdrucksfähigkeit und ungewöhnlichem Stilgefühl; namentlich in Partien von Puccini bewundert. Insgesamt beherrschte sie ein Repertoire von 70 Opernpartien.

Lit: W. Moran & R. Turró: Hina Spani (Record Collector, 1954).

Schöne Schallplattenaufnahmen auf Columbia in akustischer, auf HMV in elektrischer Aufnahmetechnik; nach 1931 sind keine Aufnahme mehr von ihr gemacht worden..

 

16.2. Stephen DICKSON: 70. Geburtstag

Stephen Dickson

 Er begann seine Karriere 1975 an der Oper von St. Louis, wo er in »Albert Herring« von B. Britten auftrat, und sang anschließend bei mehreren kleineren und größeren amerikanischen Operngesellschaften. So erschien er 1977 bei der Santa Fé Opera in einer seiner späteren Hauptrollen, dem Guglielmo in »Così fan tutte«, und kam 1979 und 1984 dorthin zurück. 1977 gastierte er auch in Houston/Texas als Figaro im »Barbier von Sevilla« (eine seiner Glanzrollen). 1978 sang er in Vienna (im amerikanischen Staat Virginia) in der Uraufführung der Oper »The Duchess of Malfi« von St. Burton, 1979 in St. Louis in der amerikanischen Erstaufführung von »Die drei Pintos« von Weber/G. Mahler und 1981, ebenfalls in St. Louis, in der amerikanischen Premiere von »Fennimore and Gerda« von F. Delius. 1980 wurde er an die New York City Opera engagiert, an der er während mehrerer Jahre regelmäßig auftrat; 1985 sang er in Philadelphia den Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1980 begann er dann auch eine sehr erfolgreiche Karriere in Europa. Dort erschien er zuerst an der Oper von Nancy als Papageno in der »Zauberflöte«, eine Rolle, die er auch 1980 bei den Festspielen von Glyndebourne übernahm, und mit der er 1983 am Théâtre Châtelet in Paris zu großen Erfolgen kam. 1981 sang er den Papageno auch bei seinem Debüt an der Metropolitan Oper New York (an der er bis 1988 in insgesamt 10 Vorstellungen auch als Harlekin aufgetreten ist), 1984 an der Oper von Monte Carlo. An der Oper von San Francisco debütierte er 1982 als Jeletzki in Tschaikowsky »Pique Dame«; dort sang er weiters 1985 den Albert in »Werther« von Massenet, 1987 den Mercutio in Gounods »Roméo et Juliette«, 1988 den Guglielmo und den Schaunard in »La Bohème«. 1983 und 1986 hörte man ihn am Pariser Théâtre des Champs-Élysées als Guglielmo; 1984 gastierte er an der Washington Opera, 1985 am Teatro Regio Turin, 1985 am Teatro Colón Buenos Aires (wieder als Guglielmo), 1986 am Opernhaus von Philadelphia. 1986 nahm er am Palace Theatre in Columbus (Ohio) an der Uraufführung der Oper »Three Sisters« von Thomas Pasatieri teil. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence sang er 1985 den Harlekin. An der Grand Opéra Paris wirkte er am 13.6.1988 in der Uraufführung der Oper »La Célestine« von Maurice Ohana (als Calyx) mit; 1990 hörte man ihn in Vancouver als Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«. Von seinen weiteren Bühnenpartien seien der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Ford in Verdis »Falstaff«, der Prinz Paul in der Offenbach-Operette »La Grande-Duchesse de Gerolstein« und der Herr Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« genannt. Auch als Konzertsänger in einem umfangreichen Repertoire aufgetreten. Er starb 1991 in Oklahoma City.

Schallplatten: PS (Mitschnitt »Three Sisters« von Th. Pasatieri).

 

16.2. Eva KÖTSCHER-WELTI: 125. Geburtstag

 Sie war die Tochter der berühmten Schweizer Sopranistin Emilie Herzog (1859-1923) und des Musikschriftstellers Dr. Heinrich Welti (1859-1937). Sie studierte am Konservatorium von Basel, wurde aber in erster Linie durch ihre Mutter zur Sängerin ausgebildet. Sie entwickelte eine ausschließliche Konzertkarriere, in deren Ablauf sie in der Schweiz (Basel, Zürich, Bern, Winterthur, Schaffhausen), aber auch in Wien und Berlin, in Wiesbaden und Heidelberg auftrat. Dabei sang sie Solopartien in Werken von J.S. Bach (Kantaten), G. Fr. Händel (Messias), J. Haydn (»Die Schöpfung«, »Die Jahreszeiten«), Mozart, Beethoven (9. Sinfonie), Gustav Mahler (2. Sinfonie), H. Suter und N. Bruhns und gab Liederabende, in denen sie Lieder von F. Schubert, R. Schumann, P. Cornelius, J. Brahms, A. Jensen, R. Franz, F. Hegar, Hugo Wolf, Richard Strauss, Hans Pfitzner, Othmar Schoeck und W. Courvoisier zum Vortrag brachte. Sie starb 1964 in Zürich.

 

16.2. Charles PANZÉRA: 125. Geburtstag

Charles Panzéra

 

Er diente während des Ersten Weltkrieges freiwillig in der französischen Armee und wurde zweimal verwundet. Dann Gesangstudium am Conservatoire National in Paris. Er debütierte 1919 an der Opéra-Comique Paris als Albert im »Werther« von Massenet. In den folgenden drei Jahren sang er an der Opéra-Comique, wo man ihn besonders als Pelléas in »Pelléas et Mélisande« von Debussy bewunderte. Er sang hier den Frédéric in »Lakmé« von Delibes und Charakterpartien wie den Moralès in »Carmen«, den Brétigny in »Manon« von Massenet und den Marquis d‘Obigny in »La Traviata«. 1920 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Le Roi Candaule« von Alfred Bruneau, 1920 auch in der von »Le Sauteriot« von Sylvio Lazzari, 1921 in der der Oper »Dans l’ombre de la Cathédrale« von Georges Hüe mit. Gabriel Fauré widmete dem Künstler seinen Liederzyklus »L’Horizon chimérique«. Die Uraufführung dieses Werks am 13.5.1922 in Paris gestaltete sich zu einem sensationellen Erfolg. 1924 sang er in der Pariser Kirche Ste. Madeleine beim Trauergottesdienst für Gabriel Fauré das Bariton-Solo in dessen Requiem. Er galt allgemein als einer der größten Lied-Interpreten seiner Epoche. Konzertreisen trugen ihm in den Musikmetropolen in Europa wie in Amerika glänzende Erfolge ein. Mit Komponisten wie Arthur Honegger, Darius Milhaud, Albert Roussel, Vincent d’Indy und Guy Ropartz verband ihn eine herzliche Freundschaft; viele ihrer Lieder wurden durch den großen Sänger kreiert. So brachte er den Liedzyklus »Cris du monde« (1932) von Arthur Honegger zur Uraufführung. Er war auch ein großer Interpret des deutschen Kunstliedes von Schubert bis Hugo Wolf und sang klassische Vokalwerke von Lully, Rameau, Händel, J.S. Bach und anderen Meistern. Seit 1926 gab er alljährlich Liederabende in England und Holland. Auf der Bühne trat er nur noch selten in Erscheinung, meistens als Pelléas, den er u.a. in Florenz und 1927 beim Amsterdamer Wagner-Verein sang. An der Grand Opéra Paris nahm er am 23.6.1931 an der Uraufführung von Arthur Honeggers Oper »Amphion« (als Apollon) teil. Er trat in Liederabenden u.a. 1930 in Berlin, 1931-35 in Amsterdam, 1934 in London. 1934-47 in Zürich und 1936 in Basel auf. Bei seinen Liederabenden wurde er oft durch seine Gattin, die Pianistin Magdeleine Panzéra-Baillot (1893-1982), am Flügel begleitet. Nachdem er zeitweilig an der Juilliard Musikschule in New York unterrichtet hatte, war er seit 1946 in Paris als Gesanglehrer tätig und erhielt 1951 eine Professur am Conservatoire National de Paris, die er bis 1966 wahrnahm. 1956 beendete er seine Konzertlaufbahn. Er ist der Verfasser mehrerer pädagogischer Werke (»L’Art de chanter«, 1945; »L’Amour de chanter«, 1957; »50 Melodies françaises, leçons de style et d’interprétation«). Er starb 1976 in Paris. – Die Wärme und der Ausdrucksreichtum seiner Stimme ließen ihn im Liedgesang, zumal im Vortrag des impressionistischen französischen Liedes, Leistungen von größter Eindringlichkeit vollbringen.

Lit: M. Fabre: »Souvenirs de Magdeleine et de Charles Panzéra« (Paris, 1972).

Seine Schallplatten erschienen fast ausnahmslos auf HMV (u.a. »La damnation de Faust« von Berlioz, in erster Linie jedoch Lied-Aufnahmen, darunter »Dichterliebe« von R. Schumann, Lieder von Debussy, Ravel, Duparc, »L’Horizon chimérique« und »La bonne Chanson« von Gabriel Fauré, »Danse des morts« von A. Honegger). Er hat aber anscheinend während seines Aufenthaltes in den USA Aufnahmen auf der Marke Mercury gemacht.

 

17.2. Lee HOIBY: 95. Geburtstag

 

Schon früh als Wunderkind erkannt, begann er im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel. Er studierte an der University of Wisconsin-Madison Klavierspiel bei den Pianisten Gunnar Johansen und Egon Petri, anschließend wurde Hoiby Schüler von Darius Milhaud am Mills College. Bei Gina Carlo Menotti am Curtis Institute in Philadelphia studierte er Komposition. Lee Hoiby wurde von vielen Komponisten beeinflusst, hauptsächlich von den Avantgardisten des 20. Jahrhunderts wie Rudolf Kolisch, dem Schwager von Arnold Schönberg, und Harry Partch, in dessen Dadaisten Ensemble er in jungen Jahren mitspielte. Obwohl er anfangs zu einer Karriere als Konzertpianist tendierte, beschäftigte er sich später hauptsächlich mit der Komposition. Er starb 2011 nach kurzer schwerer Krankheit an den Folgen eines Melanoms in New York. Sein langjähriger Lebenspartner war Mark Shulgasser.

 

17.2. Faustyn ŻYLIŃSKI: 225. Geburtstag

Er debütierte 1814 in Minsk in der Oper »Frascatana« von Paisiello. Im folgenden Jahr ging er an das Opernhaus von Wilna (Vilnius), an dem er bis 1823 eine sehr erfolgreiche Karriere hatte. 1823 folgte er einem Ruf an das Opernhaus von Warschau; er debütierte dort in der Oper »Jadwiga« von Karol Kurpinski. Bis zu seinem Rücktritt von der Bühne blieb er als gefeierter erster Tenor an der Warschauer Oper tätig. 1838 und 1851 trat er nochmals als Gast am Opernhaus von Vilnius (Wilna) auf. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich Partien aus Opern von Boieldieu, Hérold, Weber, Meyerbeer, Auber und Kurpinski. Er wirkte als Pädagoge am Institut für Musik und dramatische Kunst in Warschau, 1825-27 auch an der dortigen Musik- und Theaterschule. Er war neben seinem Wirken auf der Bühne und im Konzertsaal auch kompositorisch tätig und schrieb Hymnen, Lieder und religiöse Vokalmusik. Er starb 1867 in Warschau.

 

17.2. Giovanni PACINI: 225. Geburtstag

Er hatte seine familiären Wurzeln in der Toskana und war ein Sohn des berühmten Bass-Buffos Luigi Pacini; auch seine Mutter Isabella Paulillo war Sängerin. Zwei seiner Onkel waren Ballett-Tänzer, einer davon auch Choreograph, und auch Giovanni erhielt als Kind zunächst (gegen seinen Willen) eine tänzerische Ausbildung, bevor er sich der Komposition zuwandte. Er hatte außerdem einen Bruder Francesco und zwei Schwestern Claudia und Giuseppina. Seinen ersten musikalischen Unterricht bekam er durch seinen Vater. Anschließend kam er ans Konservatorium in Bologna und wurde dort Schüler des berühmten Kastraten Luigi Marchesi (Gesang) und von Padre Stanislao Mattei (Kontrapunkt). Später wechselte er nach Venedig und lernte dort bei Bonaventura Furlanetto. Erst 16 Jahre alt, konnte Pacini 1813 mit der Oper Annetta e Lucindo am kleinen Teatro di Santa Radegonda in Mailand debütieren. Anfangs komponierte er Opere buffe oder semiserie, in denen nicht selten auch sein Vater auftrat. Nach einer ganzen Reihe mehr oder weniger großer Misserfolge, wollte er das Komponieren schon aufgeben, hatte dann aber unerwarteten Erfolg mit der Semiseria Adelaide e Comingio, die er für den Karneval 1815–16 am Teatro Re in Mailand schrieb. Auch die Opern La sacerdotessa d’Irminsul (1817, Triest; eine Vorgängerin von Bellinis Norma) und L’Atala (1818, Padua) waren erfolgreich. Zu den beliebtesten Opern seiner frühen Karriere gehörte Il barone di Dolsheim, eine Opera semiseria, die ihre Uraufführung 1818 an der Mailänder Scala erlebte. Das Libretto stammte von Felice Romani und es sangen Raniero Remorini und Violante Camporesi. 1822 wurde Pacini von Maria Luisa von Bourbon zu ihrem Maestro di camera e capella ernannt, weshalb er nach Viareggio zog und Lucca als seine „zweite Heimat“ wählte. In seinem neuen Haus in Viareggio lebte auch seine Familie, insbesondere seine Eltern. Die erste Oper, die Pacini für das bedeutende Teatro San Carlo in Neapel schuf (Rossinis ehemaliger Wirkstätte), war Alessandro nelle Indie (1824), die bei der Uraufführung überhaupt keinen Applaus erhielt, aber in der zweiten Aufführung in Anwesenheit des Königs bejubelt wurde. Für das gleiche Opernhaus schrieb er ein Jahr später L’ultimo giorno di Pompei, die ihre Uraufführung am 19. November 1825 mit Adelaide Tosi, Giovanni David und Luigi Lablache in den Hauptrollen erlebte, und die Pacini als „den größten Triumph meiner frühen Karriere“ bezeichnete. In der Folge erhielt er vom Impresario Domenico Barbaja einen Neun-Jahresvertrag als künstlerischer Leiter von dessen Theatern (in Neapel und Mailand), mit der Kommission, zwei Opern im Jahr zu komponieren – ein ähnlicher Vertrag wie ihn zuvor Rossini hatte. Auch mit Gli arabi nelle Gallie (1827) hatte Pacini enormen Erfolg: die Oper wurde nach der Uraufführung an der Mailänder Scala (wieder mit Giovanni David) nicht nur in ganz Italien, sondern auch in Wien (1827), Dresden (1829), Madrid (1829), Barcelona (1830) und sogar in New York (1834) gespielt. 1827 reiste Pacini mit der Compagnie der Mailänder Scala nach Wien, wo vier seiner Opern aufgeführt wurden, darunter L’ultimo giorno di Pompei und Gli arabi nelle Gallie. Ebenfalls für Aufführungen von L’ultimo giorno di Pompei ging er 1830 nach Paris, aber der Ausbruch der Julirevolution brachte die gesamte Planung durcheinander und Pacini musste noch vor der verzögerten Premiere im Oktober wieder nach Italien zurück, wo er Verpflichtungen in Rom hatte. Bis 1835 wurden alle seine Werke an den großen Theatern Italiens aufgeführt. Nach 1830 wurde Pacini jedoch durch Bellini und Donizetti immer mehr in die dritte Reihe gedrängt, und 1835 fiel seine Oper Carlo di Borgogna am Teatro La Fenice (Venedig) beim Publikum wie auch bei der Kritik durch. Dieses Scheitern nahm Pacini zum Anlass, sich von der Opernbühne zurückzuziehen und eine private Musikschule in Viareggio zu gründen. Mit dieser Schule hatte er großen Erfolg; später etablierte sie sich in Lucca. Nach einer fünfjährigen Abstinenz von der Opernbühne, während der er sich dem Studium der Dramaturgie und Musiktheorie widmete, kehrte er 1839 mit Furio Camillo (Rom 1839) auf die Opernbühne zurück. Der Zeitpunkt für einen Neuanfang war relativ günstig, denn Bellini war 1835 gestorben und Donizetti hatte kurz zuvor Italien verlassen. In seiner nun folgenden zweiten Karrierephase folgte Pacini einem neuen hochromantischen Musik- und Opernstil, der den mittlerweile modernen Bestrebungen nach einem romantischen und dabei möglichst realistischen Musikdrama entgegenkam, wie sie vor ihm bereits von Bellini und Donizetti versucht wurden. Pacinis nun folgende neue Opern zeichnen sich durch eine dichtere, reiche Instrumentierung und sehr bunte Harmonik aus. Zusammen mit Salvatore Cammarano schuf er für das Teatro San Carlo in Neapel die Tragedia lirica Saffo (UA am 29. November 1840), die einen enormen Erfolg hatte und zu seiner bekanntesten Oper überhaupt wurde. Auch andere der in den 1840er Jahren komponierten Opern waren erfolgreich und gelten oft als seine reifsten Werke, darunter La fidanzata corsa (Neapel 1842), Maria regina d’Inghilterra und Medea (beide 1843), sowie Allan Cameron (1848). Nach 1850 wurde Pacini ähnlich wie Mercadante endgültig von dem neuen Stern am Opernhimmel, Giuseppe Verdi, in die zweite Reihe verdrängt. Trotzdem gab er nicht auf (wie lange zuvor Rossini), sondern komponierte weiterhin regelmäßig Opern. Er schrieb auch eine Sinfonia Dante, die am 15. Mai 1865 in Florenz bei den Feiern zum 600. Geburtstag des berühmten Dichters aufgeführt wurde. Noch sieben Monate vor seinem Tod hatte Pacinis letzte Oper Berta Premiere. Er starb 1867 in Pescia.

Pacini hatte als junger Mann glamouröse Affairen mit Paolina Borghese (einer Schwester Napoleons) und – nach dem Tode seiner ersten Frau – mit der russischen Gräfin Giulia (eigentl. Yuliya) Samoylova. Er war dreimal verheiratet und hatte fünf überlebende Kinder (vier weitere starben früh). Seine erste Frau Adelaide Castelli heiratete er 1825 nur acht Tage, nachdem er sie kennengelernt hatte; sie wohnten anfangs in einem Haus seiner Schwiegereltern in Portici. Adelaide schenkte ihm drei Kinder, die ersten beiden waren die Töchter Paolina und Amazilia. Adelaide starb jedoch bereits im Frühling 1828, drei Tage nach der Geburt eines kleinen Jungen Lodovico, an Wochenbettfieber. Auch das Baby überlebte nicht lange und aus Kummer musste sich Pacini zwischenzeitlich nach Viareggio zu seiner Familie zurückziehen. Seine zweite Frau war die Opernsängerin Marietta Albini, die 1832 in der Uraufführung von Pacinis Il corsaro die Rolle der Gulnara sang. Marietta und Pacini hatten eine gemeinsame Tochter Giulia, aber seine Frau starb 1849. Um 1852/53 heiratete er seine dritte und letzte Frau Marianna Scoti, die ihm drei weitere Kinder schenkte: Isabella, Luigi und Paolina.

Pacini wurde besonders in seiner frühen Laufbahn von seinen Konkurrenten Meyerbeer, Bellini und Donizetti stark angefeindet, die ihn in ihren Briefen teils als Intriganten, teils als bloßen Nachahmer Rossinis (oder Bellinis) hinstellten. Meyerbeer, der selber in seiner italienischen Zeit eindeutig ein Nachahmer Rossinis war (wie andere auch), mokierte sich außerdem darüber, dass Pacini in seinen Anfangsjahren im Operngeschäft Hilfe durch seinen Vater Luigi bekam. Vieles von solchen Anfeindungen basierte vermutlich auf bloßem Konkurrenzneid. Auch die Presse (besonders im Ausland, wie Deutschland und Österreich, die der italienischen Oper aber grundsätzlich eher kritisch oder ironisch gegenüberstand) stellte Pacini nicht selten nur wie eine Art Anhängsel Rossinis dar. Pacini selber schreibt in seinen Memoiren, er habe ein gutes kollegiales Verhältnis zu Bellini und Donizetti gehabt. Bellini dagegen äußerte sich in Briefen über Pacini besonders eifersüchtig und feindselig (ähnlich wie auch gegen Donizetti) und behauptete in einem Brief vom 28. Dezember 1831, dass Pacinis Mätresse Giulia Samoylova zur Premiere seiner Norma (26. Dezember 1831) eine Claque engagiert habe, die für ein Fiasko der Oper gesorgt habe. In seiner Spätzeit gab es Stimmen, die kein Verständnis hatten für Pacinis „tapferes“ Durchhalten beim Schreiben von Opern, und die meinten, er solle lieber Platz für junge Komponisten machen. Neben seinem Hauptwerk, den etwa 74 Opern verschiedener Gattungen, komponierte Pacini 35 Oratorien und Messen. Seine Messa di Requiem von 1864 wurde bei der Überführung der sterblichen Überreste Vincenzo Bellinis von Paris nach Catania aufgeführt. In seinen kleineren Gelegenheitsarbeiten liegt ein Schwerpunkt auf Kantaten. Im Instrumentalbereich sind seine Sinfonia Dante (1864) und einige späte Streichquartette zu erwähnen. Daneben veröffentlichte er auch einige Werke zur Musiktheorie und eine Autobiographie. Pacinis Opern umspannen einen Zeitraum von 1813 bis 1867 und gehören folglich zu ganz verschiedenen musikalischen Epochen, von der Spätklassik bis zur Hochromantik. In seiner Jugend war er ein großer Verehrer von Rossini, kann jedoch nicht als reiner Nachahmer angesehen werden, sondern fand einen eigenen Stil. Vor seinem Rückzug von der Bühne 1835 hatte er mit vielen seiner Opern Erfolg, nicht nur in Italien, sondern auch an anderen europäischen Bühnen (Wien, München, Dresden, Paris). Nachdem Rossini Italien 1822 verlassen hatte, war Pacini eine Zeitlang der wohl erfolgreichste Opernkomponist in Italien, bis zum Auftreten des fünf Jahre jüngeren Bellini (ab Il pirata, 1827). Der nur ein Jahr jüngere Donizetti konnte sich erst ab etwa 1830 (mit Anna Bolena) durchsetzen. Von seinen Zeitgenossen bekam Pacini den Spitznamen „Meister der Cabaletten“, weil er diese besonders einfallsreich und spritzig gestaltete. Nach seiner Rückkehr auf die Opernbühne hatte sich Pacinis Stil drastisch gewandelt, besonders bezüglich einer reichhaltigeren Instrumentierung und komplexeren Harmonik. Seine Opern der 1840er Jahre liegen stilistisch zwischen späten Werken von Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi. Reizvoll ist bei Pacini die gelegentliche Gegenüberstellung von alten und neuen Stilmitteln. Dabei weisen viele seiner Opern oft erstaunliche Sorgfalt in den Ensembles auf (schon in den 1820er Jahren, z. B. in Alessandro nelle Indie und L’ultimo giorno di Pompei). Pacini gilt unter den Belcanto-Komponisten als der interessanteste Rhythmiker vor Verdi; hier ist er variabler als Donizetti. Auch sein Melodienreichtum ist beachtlich. Eine Einschätzung seines Spätwerks (nach 1850) ist beim derzeitigen Kenntnisstand (2019) schwierig. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist der größte Teil von Pacinis Musik nach wie vor vergessen, auch wenn ab Ende des 20. Jahrhunderts einige Opern wiederaufgeführt wurden, wie vor allem die immer als sein „Meisterwerk“ geltende Saffo, sowie Medea und L’ultimo giorno di Pompei. Ein gewisses Interesse an seinem Werk ging insbesondere von England aus, wo Opera Rara bereits in den 1980er Jahren sowohl die Oper Maria regina d’Inghilterra aufführte und Ausschnitte aus anderen Werken aufnahm und veröffentlichte. Mittlerweile liegen auch CD-Aufnahmen von Alessandro nelle Indie (1824) und dem 1835 durchgefallenen Carlo di Borgogna vor. Die Free Opera Company Zürich hat 2013 Pacinis ursprünglich für eine Privataufführung mit seiner Familie geschriebene kammermusikalische Version des Don Giovanni (1832) auf die Bühne gebracht. Sängerinnen wie Cecilia Bartoli, Joyce DiDonato oder Julie Fuchs haben einzelne, vergessene Arien in ihre Arienprogrammen aufgenommen.

 

18.2. György KORONDI: 85. Geburtstag

György Korondi Als Hoffman
Als Hoffmann

Nach seiner Ausbildung durch Endre Rösler in Budapest und ergänzenden Studien bei dem großen italienischen Tenor Tito Schipa debütierte er 1962 am Theater von Debrecen, wo er u.a. 1963 in der ungarischen Erstaufführung der Oper »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten mitwirkte. Nach einem erfolgreichen Gastspiel wurde er 1966 an die Nationaloper von Budapest verpflichtet, an der er länger als zwanzig Jahre engagiert blieb. Im Mittelpunkt seines Repertoires standen Partien aus dem lyrisch-dramatischen Fachbereich wie der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, der Titelheld in Verdis »Don Carlos«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Faust von Gounod, der Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, der Idomeneo von Mozart, der Fürst Golizyn in Mussorgskys »Chowanschtschina«, dazu einige Operettenrollen (Alfred in der »Fledermaus«). Als Gastsänger trat er u.a. in Wien und Helsinki auf. Er starb im Juni 2015.

Schallplatten: Hungaroton (Opern-, Operetten- und Konzertaufnahmen).

 

18.2. Rita GORR: 95. Geburtstag

Rita Gorr Als Amneris
Als Amneris

 Sie begann ihre Ausbildung 1943 am Konservatorium von Brüssel. 1946 gewann sie den Concours von Verviers. Sie debütierte 1949 an der Oper von Antwerpen als Fricka in der »Walküre« und gastierte auch an der Oper von Gent. 1949-52 war sie am Opernhaus von Straßburg engagiert, wo sie als Carmen, als Amneris in »Aida« und als Orpheus von Gluck erste Erfolge erzielte. Sie sang in Straßburg 1951 in der französischen Erstaufführung der Oper »Mathis der Maler« von P. Hindemith die Partie der Ursula. 1952 gewann sie den ersten Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb von Lausanne. Im gleichen Jahr 1952 wurde sie an die Grand Opéra Paris verpflichtet (Debüt als Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«), an der sie große Erfolge hatte und u.a. 1955 in der Uraufführung der Oper »Numance« von H. Barraud mitwirkte. Seit 1952 auch an der Pariser Opéra-Comique aufgetreten (Antrittsrolle: Charlotte im »Werther« von Massenet). Durch Gastspiele wurde sie bald in aller Welt bekannt. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1958 die Fricka, die Grimgerde und die 1. Norn im Nibelungenring, 1959 die Ortrud im »Lohengrin«. An der Mailänder Scala gastierte sie 1960-61 als Kundry im »Parsifal« und 1964 als Brangäne in »Tristan und Isolde«. 1959-71 war sie an der Covent Garden Oper London zu hören, zuerst 1959 als Amneris, eine ihrer größten Kreationen. Diese sang sie auch im Oktober 1962 bei ihrem Debüt an der Metropolitan Oper New York. Dort ist sie dann während vier Spielzeiten bis 1966 in 41 Vorstellungen aufgetreten, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Eboli in Verdis »Don Carlos«, als Waltraute in der »Götterdämmerung«, als Azucena im »Troubadour« und als Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. 1961 bewunderte man sie an der Covent Garden Oper wie bei den Festspielen von Edinburgh als Iphigénie in Glucks »Iphigénie en Tauride«, 1969 am Londoner Coliseum Theatre in der englischen Erstaufführung der Oper »Padmâvati« von Roussel. Zu ihren großen Partien gehörte auch die Titelrolle in »Médée« von Cherubini. Erfolgreiche Gastspiele in aller Welt, an den Opern von Gent und Brüssel, am Teatro San Carlos Lissabon und am Teatro San Carlo Neapel, an der Wiener Staatsoper (1960 als Brangäne sowie als Fricke und als Waltraute im Nibelungenring) und an der Oper von Chicago (1962). In den USA gastierte sie auch an den Opern von Dallas und Philadelphia; an der Oper von Monte Carlo hörte man sie 1963 als Charlotte, 1962 beim Maggio Musicale von Florenz in der Titelrolle von Glucks »Iphigénie en Tauride«; 1960 sang sie am Teatro San Carlo Neapel im Nibelungenring und die Brangäne, 1968 an der Oper von Antwerpen zu Gast. Ihre Karriere dauerte sehr lange. Nachdem sie sich in den siebziger Jahren von der Bühne zurückgezogen hatte, betrat sie diese wieder seit 1981, jetzt als Mutter in Charpentiers »Louise« (Théâtre de la Monnaie Brüssel), als Kabanicha in »Katja Kabanowa« von Janácek und in anderen geeigneten Partien. 1990 hörte man sie an der Oper von Lyon als Herodias in »Salome« von R. Strauss, in Lyon und in Seattle sowie 1994 an der Deutschen Oper Berlin als Mme. de Croissy (alte Priorin) in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc, in Amsterdam als alte Gräfin in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1994 am Opernhaus von Nantes als Marthe im »Faust« von Gounod, 1995-96 an der Opéra Bastille Paris als Filipjewna im »Eugen Onegin«. Noch 1997 gastierte sie an der Canadian Opera in Toronto und in Amsterdam, 1998 am Opernhaus von Essen als Mme. de Croissy, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Filipjewna. 1999 gestaltete sie (inzwischen 75 Jahre alt) an der Wiener Staatsoper in beeindruckender Weise noch einmal die Rolle der alten Gräfin in »Pique Dame«. 1999 trat sie an der Vlaamse Oper Antwerpen/Gent (zu ihrem 50jährigem Bühnenjubiläum) ebenfalls als alte Gräfin in »Pique Dame« auf, eine Partie, die sie auch 2001 an der Münchner Staatsoper gestaltete. Im Juli 2006 nahm sie in dieser Rolle endgültig Abschied von der Opernbühne. Auch als Konzertsängerin hatte sie eine glanzvolle internationale Karriere. Sie starb 2012 in Dénia (Spanien). – Umfangreiche, voluminöse Stimme, deren dramatische Steigerungsfähigkeit sich im Wagner-Gesang, aber auch in vielen anderen Partien (Hérodiade, Ulrica in »Un ballo in maschera«, Octavian im »Rosenkavalier«) bewährte.

Lit: J. Bourgeois: Rita Gorr (in »Opera«, 1961).

Schallplatten: Philips (vollständige Oper »Pelléas et Mélisande«), HMV (»Dialogues des Carmélites«, »Iphigénie en Tauride«), Columbia (»Le Roi d’Ys« von Lalo), RCA (»Aida«, »Lohengrin«), MRF (»Padmâvati«, Mitschnitt der oben genannten Londoner Aufführung von 1969), Erato (»Louise« von Charpentier), Melodram (Fricka im »Rheingold« und in der »Walküre«, Bayreuth 1958; Ortrud im »Lohengrin«, ebenfalls aus Bayreuth von 1959).

 

18.2. Mordechai BEN-SHACHAR: 95. Geburtstag

 Der Künstler, der eigentlich Maximilian Enric Stern hieß, kam frühzeitig nach Israel und erhielt hier seine Ausbildung zum Sänger am Konservatorium Sulamith in Tel Aviv und auch an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia. 1951 debütierte er bei der Israel Opera in Tel Aviv als Escamillo in »Carmen«. Seitdem gehörte er länger als zwanzig Jahre zu den führenden Kräften dieses Hauses. Er gastierte an der Oper von Philadelphia und am Opernhaus von Zürich. Von den Gestalten, die er auf der Bühne verkörperte, sind zu nennen: der Valentin in »Faust« von Gounod, der Belcore in »L’Elisir d’amore« von Donizetti, der Figaro im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Grand-prêtre in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Marcello in Puccinis »La Bohème« und der Sharpless in »Madame Butterfly«. Auch als Konzertsänger wie als Gesanglehrer angesehen. Er starb im Jänner 2017.

 

19.2. Denise BOURSIN: 100. Geburtstag

 Sie wurde durch den Pädagogen Guy Soudieux ausgebildet und war zuerst Mitglied des Chores von Marcel Courod (1945-47). Dann trat sie als Choristin in das Ensemble der Pariser Grand Opéra ein, führte aber ihre Gesangsausbildung weiter fort. Sie erhielt eine große Chance, als sie 1949 an der Grand Opéra für die berühmte Koloratice Mado Robin als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« einsprang. Dieses Debüt fiel so erfolgreich aus, dass man sie sogleich als Solistin an das Haus verpflichtete. Noch im gleichen Jahr 1949 kam es dann auch zu ihrem Debüt am zweiten großen Opernhaus der französischen Metropole, der Opéra-Comique Paris. Hier sang sie als Antrittsrolle die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach. Bis 1966 trat sie an der Grand Opéra auf und sang hier wie an der Opéra-Comique u.a. die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Lucia di Lammermoor, die Titelfiguren in »Lakmé« von Delibes und »Manon« von Massenet, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Manuela in »Bolivar« von D. Milhaud und den Waldvogel in »Siegfried«. Daneben gastierte sie an den großen Operntheatern in der französischen Provinz, wo sie weitere Partien für Koloratursopran vortrug, darunter die Königin Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Eudoxie in »La Juive« von Halévy und die Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod. Sie gab auch Gastspiele im Ausland, sang in Italien (Teatro San Carlo Neapel, Turin), in Belgien, in Nordafrika und in der Schweiz. Sie starb 2013 in Clamart (Hauts-de-Seine).

Schallplatten: Decca (»Carmen«, 1952), MRF (Ygraine in »Ariane et Barbe-bleue« von Dukas).

 

19.2. Berthe van HYFTE: 100. Geburtstag

Berthe Van Hyfte

 Sie wurde in ihrer Heimatstadt Gent ausgebildet und debütierte dort auch 1941 an der Königlichen Oper. 1950 verließ sie Gent und ging an die Flämische Oper Antwerpen, an der sie bis zu ihrem Rücktritt von der Bühne 1978 engagiert blieb. Am Anfang ihrer Karriere sang sie eher lyrische und Koloratur-Partien wie die Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, die Martha in der gleichnamigen Oper von Flotow, die Sophie im »Rosenkavalier« und die Micaela in »Carmen«. Sie nahm dann aber auch jugendlich-dramatische Rollen wie die Butterfly, die Elsa im »Lohengrin«, die Sieglinde in der »Walküre« und die Kerlien in »De Bruid der Zee« (»Die Seebraut«) von J. Blockx in ihr Repertoire auf. Sehr oft trat sie als Sängerin in Sendungen der belgischen Radiostationen auf, desgleichen als Konzertsolistin. Sie starb 2015 in Borgerhout (Belgien)

 

19.2. Charles-Hubert GERVAIS: 350. Geburtstag

 Er war der Sohn von Hubert Gervais, eines Kammerdieners des Herzogs von Orléans. Seine Ausbildung erhielt er von den Musikern der Hofkapelle des Herzogs. Er hatte das Glück, Freund und Musiklehrer vom Sohne des Herzogs Philippe II. von Orléans zu sein, dem späteren Regenten von Frankreich. So stieg er im Jahr 1722 zum Vizekapellmeister der „Chapelle Royale“ auf. Hier wirkte er bis zu seinem Ableben 1744. Er schuf einige Kantaten und zahlreiche „Grands Motets“ und „Petits Motets“, den typischen Motetten im französischen Stil. Außerdem komponierte er einige Bühnenwerke und Arien.

 

20.2. Ida FARINA: 85. Geburtstag

 Biographie der italienischen Sopranistin auf Italienisch: https://www.lacasadellamusica.it/Vetro/Pages/Dizionario.aspx?ini=F&tipologia=1&idoggetto=582&idcontenuto=1190

 

20.2. Margareta HALLIN: 90. Geburtstag

Margareta Hallin

 Ausbildung am Königlichen Konservatorium von Stockholm bei Ragnar Hultén. Noch als Elevin debütierte sie 1955 an der Königlichen Oper von Stockholm (als Rosina im »Barbier von Sevilla«), deren reguläres Mitglied sie 1956 wurde und für mehr als 25 Jahre blieb. Sie sang hier in den Uraufführungen der Opern »Aniara« von Blomdahl (31.5.1959), »Herr von Hancken«, ebenfalls von Blomdahl (2.9.1965) und »Tintomara« von Lars Johan Werle (18.1.1973), zur Eröffnung des Rotunda Teater am 26 5. 1964 in der von »Drömmen om Thérèse«, ebenfalls einem Werk von Werle. In der Spielzeit 1968-69 war sie am Stadttheater von Malmö in Engagement, kam dann aber wieder an die Königliche Oper Stockholm zurück. In Partien wie der Konstanze und dem Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, der Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, der Lucia di Lammermoor, der Gilda in »Rigoletto« und der Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« erwies sie sich als hervorragende Koloratrice. Sie übernahm einerseits gerne Partien in vergessenen schwedischen Opern aus dem 18. Jahrhundert, andererseits Aufgaben in zeitgenössischen Werken (Uraufführung von Sven-Erik Bäcks »Gästabudet« 1958 am Blanche-Theater Stockholm). 1957 übernahm sie im schwedischen Rundfunk, am 19.11.1958 bei der szenischen Uraufführung an der Königlichen Oper Stockholm (im dortigen Blanche-Theater) die Rolle der Tsu in der Oper »Tranfjädrarna« von Sven-Erik Bäck. Sie gastierte sehr erfolgreich, zumeist als Königin der Nacht, an den Staatsopern von Wien (1956), München (1973 hier auch als Leonore im »Troubadour«) und Hamburg, am Opernhaus von Zürich und an der Oper von Rom. 1957 und 1960 sang sie die Königin der Nacht bei den Festspielen von Glyndebourne, 1958 die Konstanze beim Maggio Musicale von Florenz. 1959 wirkte sie bei den Festspielen von Edinburgh mit (als Gilda und als blinde Dichterin in »Aniara« von Blomdahl bei einem Gastspiel der Stockholmer Oper). Sie sang im gleichen Jahr an der Oper von Leningrad. 1960 sang sie zuerst in Stockholm, dann an der Covent Garden Oper London in »Alcina« von Händel. Seit 1962 war sie bei den Festspielen auf Schloss Drottningholm zu hören. Sie sang später auch die großen Partien des lyrischen und dramatischen Fachs (Aida, Donna Anna in »Don Giovanni«, Senta in »Der fliegende Holländer«, Elsa in »Lohengrin«, Traviata, Butterfly, Marschallin im »Rosenkavalier«). 1973 hatte sie bei den Festspielen von Drottningholm einen besonderen Erfolg in der Oper »Gustaf Adolf og Ebba Brahe« von Abbé Vogler; 1983 wirkte sie in Stockholm in der Uraufführung der Oper »Siddharta« von Per Norgaard mit. Seit 1966 schwedische Hofsängerin, 1972 wurde sie zum Mitglied der Schwedischen Musikakademie in Stockholm ernannt, 1976 Verleihung des Ordens »Litteris et artibus«. 1984 verabschiedete sie sich offiziell in Stockholm in der Titelpartie von Cherubinis Oper »Medea« von der Bühne. Sie ist aber auch später noch gelegentlich aufgetreten; so wirkte sie am 15.10.1986 an der Stockholmer Oper in der Uraufführung der Oper »Christina« von Hans Gefors mit und sang 1987 bei den Festspielen von Drottningholm die Marcellina in »Le nozze di Figaro« und nochmals 1991 bei den gleichen Festspielen die Clytemnestra in der vergessenen Oper »Electra« von Johann Christian Haeffner. 1999 nahm sie am Schlosstheater Drottningholm an der Uraufführung der Oper »Trädgarden« von Jonas Forssell teil. Weitere Partien aus ihrem Repertoire für die Bühne: die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Mimi in »La Bohème« und die Ann Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, die sie in der schwedischen Erstaufführung dieser Oper 1961 in Stockholm sang. Sie ist auch unter dem Namen Margareta Hallin-Boström aufgetreten. Sie starb 2020 in Vantör.

Aufnahmen auf HMV und Telefunken. Auf MRF erschien ein Mitschnitt einer Aufführung von Voglers »Gustaf Adolf och Ebba Brahe« aus Drottningholm von 1973, auf BIS Gilda im »Rigoletto« (Stockholm, 1959).

 

20.2. Friederike SAILER: 95. Geburtstag

Friederike Sailer

 Sie wollte ursprünglich Kindergärtnerin werden und wohnte nach ihrer Heirat in Ansbach. Durch Zufall entdeckte man ihre Stimme, worauf sie anfänglich an Operettentheatern sang. Dann übertrug man ihr im Nürnberger Studio des Bayerischen Rundfunks die ersten Partien in Opern. 1952 wurde sie an die Staatsoper von Stuttgart verpflichtet, an der sie seither wirkte. 1954 und 1955 mit dem Stuttgarter Ensemble zu Gast an der Grand Opéra Paris, u.a. als Marzelline im »Fidelio«. Am 9.5.1957 sang sie bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung der Oper »Der Revisor« von W. Egk, am 29.5.1966 bei den gleichen Festspielen in der von Hermann Reutters »Der Tod des Empedokles«. Sie gastierte, vor allem in lyrischen Partien, an der Münchner Staatsoper und an anderen großen Bühnen; 1958 sang sie bei den Festspielen von Edinburgh das Gretchen im »Wildschütz« von Lortzing (anlässlich eines Gastspiels der Stuttgarter Staatsoper). 1959 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg als 1. Dame in der »Zauberflöte« mit. Auch als Oratorien- und Liedersängerin geschätzt. Sie erhielt einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Stuttgart. Sie starb 1994 in Stuttgart.

Ihre Aufnahmen erschienen auf Columbia (Bach-Kantaten), Erato (Kantaten von Zachow), MMS (Meermädchen in »Oberon«) und auf Eurodisc. Auf der Marke Opera sang sie das Solo im Deutschen Requiem von J. Brahms, auf Nixa in der Oper »Rodelinda« von Händel, auf Memories die Kunigunde in »Hans Sachs« von Lortzing, auf Gala in »Die Zauberflöte« (Salzburg 1959).

 

20.2. Elisabeth WENDLING: 275. Geburtstag

Elisabeth Wendling

 Sie hieß eigentlich Elisabeth Sarselli; ihre Eltern waren Mitglieder der berühmten Mannheimer Hofkapelle. 1760 begleitete sie ihren zukünftigen Ehemann Franz Wendling auf einer Italienreise; als sie 1761 zurückkehrte, wurde sie zur Hofsängerin am Mannheimer Hof ernannt. 1762 sang sie als erste Bühnenpartie in Mannheim die Cirene in der Uraufführung der Oper »Sofonisba« von Tomaso Traetta. Nachdem sie zunächst seconda donna-Partien übernommen hatte, stieg sie bald zur Primadonna auf. 1768 nahm sie dort an der Uraufführung der Oper »Adriano in Siria« von Ignaz Holzbauer, 1772, zusammen mit Anton Raaff und ihrer Schwägerin Dorothea Wendling, an der Uraufführung der Oper »Temistocle« von Johann Christian Bach teil, 1775 an der von dessen Oper »Lucio Silla«. In Mannheim hörte sie 1772 der englische Musikkritiker Burney und war von ihrem Können sehr angetan. Sie heiratete bereits 1764 den Violinisten der Mannheimer Kapelle Franz Wendling († 1782) und ging mit ihm und der ganzen Kapelle 1778 bei der Verlegung des Kurfürstlichen Hofes von Mannheim nach München in die bayerische Hauptstadt. Dort sang sie am 29.1.1781 in der Uraufführung der Oper »Idomeneo« von Mozart die Partie der Elettra. Ihre Schwägerin Dorothea Wendling (1736-1811), die mit dem Flötisten und Komponisten Johann Baptist Wendling, einem Bruder ihres Ehemannes verheiratet war, kreierte in der gleichen Vorstellung die Ilia. In der Karnevalssaison 1782 wirkte Elisabeth Wendling in München in der Uraufführung der Oper »Semiramide« von Antonio Salieri in der Titelrolle mit. Die Künstlerin hatte in München auch großen Erfolg in der Titelpartie der Oper »Armide« von Giuseppe Sarti. Sie starb 1786 in München im Alter von nur vierzig Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

Lit: P. Corneilsen: Opera at Mannheim 1770-78 (Dissertation, University of North Carolina, 1992).

 

21.2. Katharina MÜLLER-RONNEBURGER: 175. Geburtstag

 Sie hieß mit ihrem Geburtsnamen Katharina Ronneburger und war die Tochter des Königlich Preußischen Konzertmeisters Wilhelm Ronneburger (1810-80). Sie erhielt ihre Ausbildung zum großen Teil durch den Direktor des Berliner Domchors Professor Kotzolt. Mit 17 Jahren trat sie in einem Konzert der Berliner Singakademie erstmals als Solistin auf und wurde bald eine der angesehensten Konzert- und Oratoriensängerinnen in Deutschland. Nicht nur bei der Berliner Singakademie sondern in vielen Konzertveranstaltungen in Norddeutschland, im Rheinland, in Holland und in der Schweiz kam sie zu bedeutenden Erfolgen. Sie galt als hervorragende Interpretin der Solopartien für Sopran in der Missa solemnis wie in der 9. Sinfonie von Beethoven, in »Das Paradies und die Peri« von Robert Schumann, in Werken von Händel, Haydn, Mozart und vieler anderer Meister. Sie war auch als Liedersängerin erfolgreich, ist aber nicht auf der Bühne erschienen.

 

23.2. Jon WEAVING: 85. Geburtstag

 Er studierte zunächst in seiner australischen Heimat bei Browning Mummery in Melbourne und war dann in Europa Schüler der Pädagogen Audrey Langford in London, Ken Neate in München und Anni Assian-Röhrling in Kiel. 1960 erfolgte sein Bühnendebüt an der Sadler’s Wells Opera London in der Rolle des Eisenstein in der »Fledermaus« von J. Strauß. In England sang er auch bei der English National Opera London und beim Aldeburg Festival. In Deutschland war er lange am Theater von Kiel engagiert, sang aber auch an den Opernhäusern von Essen, Hannover und Bielefeld, am Staatstheater Wiesbaden und an der Münchner Staatsoper. Gastspiele an weiteren europäischen Bühnen, u.a. an der Oper von Lyon. Sein Repertoire enthielt an erster Stelle Partien aus dem heldischen Fach: den Florestan in »Fidelio«, den Hüon in »Oberon« von Weber, den Alvaro in Verdis »La forza del destino«, den Titelhelden in dessen »Otello«, den Don José in »Carmen«, den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, den Sali in »A Village Romeo and Juliet« von Delius, dazu die meisten der Wagner-Heroen. Neben seiner Bühnenkarriere entwickelte er eine zweite, ebenso bedeutende Karriere im Konzertsaal. Er starb 2011 in Schweden.

Schallplatten: HMV (Querschnitt »Orphée aux enfers« von Offenbach in englischer Sprache).

 

23.2. Elisabeth SOBOTA: 95. Geburtstag

Elisabeth Sobota

Sie wurde in der nordmährischen Kleinstadt Sternberg geboren. Nach der Matura gelangte sie 1945 nach Wien, wo sie im selben Jahr begann, an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Gesang zu studieren. 1952 schloss sie ihr Studium ab, um gleich darauf ihr erstes Engagement am Landestheater Klagenfurt anzutreten. 1955 wurde sie unter Direktor Franz Salmhofer als Solistin an die Wiener Volksoper engagiert (Debüt als Fatme in »Tausend und eine Nacht« von Johann Strauß). Bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1987 war sie ein verlässliches Ensemblemitglied mit einem vielfältigen Repertoire. Sie stand in 58 Opernpartien auf der Volksopernbühne, darunter als Hänsel wie als Knusperhexe in »Hänsel und Gretel«, als Marcellina in »Figaros Hochzeit«, als Nanette wie als Gräfin im »Wildschütz«, als Háta in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als 2. wie als 3. Dame in der »Zauberflöte«, als Niklas wie als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, als Mercédès in »Carmen«, als Lady Pamela in »Fra Diavolo« und als Florence Pike wie als Mrs. Herring in Benjamin Brittens »Albert Herring«. Weiters trat sie in Operetten und Musicals auf, u.a. als Czipra wie als Mirabella im »Zigeunerbaron«, als Ciboletta in »Eine Nacht in Venedig«, als Amor in »Orpheus in der Unterwelt«, als Manja in »Gräfin Mariza«, als Mascha im »Zarewitsch« und als Mrs. Pearce in »My Fair Lady«. Gelegentlich trat sie auch an der Wiener Staatsoper auf (u.a. als Siegrune in der »Walküre«). Sie starb 2013 in Wien.

 

23.2. Arthur LOOSLI: 95. Geburtstag

Er studierte 1946-50 Malerei und Kunstgeschichte in Bern, Paris und Florenz und wurde als Radierer und Zeichner weithin bekannt, nicht zuletzt durch internationale Ausstellungen in europäischen Großstädten wie in den USA. Er arbeitete lange Jahre als Kunstpädagoge am Gymnasium von Thun, ließ aber seit 1952 seine Stimme durch Felix Loeffel am Konservatorium von Bern ausbilden. Es schlossen sich weitere Studien bei Mariano Stabile in Venedig (1958) und bei Arne Sunnegaard in Stockholm (1958-59) an. 1959 gewann er den Internationalen Vokalisten-Wettbewerb in s’Hertogenbosch. Er begann 1958 eine große internationale Konzertkarriere, bei der er sich einerseits als Oratoriensolist von hohem Rang, anderseits als begabter Lied-Interpret erwies. Er sang in den Musikmetropolen in der Schweiz, in Rom, Bergamo, Bari, Brescia, in Genua, Lucca, Mantua, Parma, Padua und Ravenna, in Amsterdam, Brüssel, Besançon, in Stuttgart, Mannheim, Nürnberg, in Stockholm und beim Festival von Wroclaw (Breslau). Er beherrschte ein breit gefächertes Repertoire, das mit Kompositionen der Barock-Epoche (J.S. Bach, G.F. Händel) begann und bis zu Werken zeitgenössischer Komponisten (Othmar Schoeck, Willy Burkhard, A. Honegger, Frank Martin, Benjamin Britten, M. Tippett) reichte. Auf der Bühne ist er nicht aufgetreten, übernahm aber Partien in konzertanten Opernaufführungen. Er starb am 5.1.2021.

Schallplatten: HMV (Johannes-Passion von J.S. Bach als Christus, Lieder von O. Schoeck), Akzent (»Winterreise« und »Schwanengesang« von F. Schubert mit eigenhändigen Zeichnungen des Künstlers im beigegebenen Textbuch). Swiss Pan (Messe von Zelenka, Böhmische Pastorellen).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://arthurloosli.ch/

 

23.2. Sarah FISCHER: 125. Geburtstag

Sarah Fischer

 Sie wanderte im Alter von zwölf Jahren mit ihren Eltern nach Kanada aus, wo sie in Montreal bei Céline Marier Gesang studierte. Sie debütierte 1918 in Montreal als Micaela in »Carmen« und trat dann auch in Quebec auf. Sie ging aber zur weiteren Ausbildung nach Europa und war in London Schülerin von Cecilia Hutchinson, in Paris von Jeanne Maubourg, schließlich von Vincenzo Lombardi in Rom. Zu Beginn der zwanziger Jahre trat sie vornehmlich als Konzertsängerin auf, wurde aber 1922 an die British National Opera London engagiert, an der sie als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« debütierte und bis 1933 blieb. Gastspiele führten sie an die Opéra-Comique Paris, an der man sie 1925 als Mélisande in »Pelléas et Mélisande«, 1927 als Philine in »Mignon« von A. Thomas hörte. 1926 sang sie die Mélisande auch an der Oper von Monte Carlo, 1928 wirkte sie am Théâtre Odéon in Paris bei einem Mozart-Fest unter Bruno Walter mit; sie gastierte an der Oper von Algier und sang 1936 an der Covent Garden Oper London in der Uraufführung der Oper »Pickwick« von Albert Coates. Sie trat daneben auch weiterhin erfolgreich als Konzertsängerin auf, so 1929 in Berlin, kehrte aber 1940 nach Montreal zurück. Dort gab sie 1942 ein letztes Konzert und war dann ausschließlich noch als Pädagogin tätig. Sie leitete bis zu ihrem Tod 1975 eine Konzertreihe, in der sie junge kanadische Sänger vorstellte. Dadurch nahm sie einen bedeutenden Einfluss auf das Musikleben in Kanada. Von ihren Bühnenpartien waren die wichtigsten die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Titelfigur in »Lakmé« von Delibes, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Butterfly und die Colette in »La Basoche« von Messager.

Schallplatten: Bereits 1919 nahm sie in New York acht Titel für Pathé auf, danach entstanden 1922-25 in London Aufnahmen auf HMV, vor allem Lieder.

 

23.2. Marie TOMSCHIK: 150. Geburtstag

 Sie wurde durch Frau Aurelie Jaeger-Wilczek in Wien ausgebildet und begann ihre Karriere 1891 am Theater von Bielitz (Biala) als Azucena im »Troubadour«. 1892-93 sang sie an der Berliner Kroll-Oper, 1893-96 am Stadttheater von Bremen. 1896 folgte sie einem Ruf an das Hoftheater von Karlsruhe, dessen Mitglied sie bis 1902 und dann wieder 1913-24 war. Nachdem sie als Antrittspartie dort die Fidès in Meyerbeers »Der Prophet« gesungen hatte, trat sie in Karlsruhe und bei Gastspielen an anderen Bühnen im deutschen Sprachraum als Carmen, als Brangäne in »Tristan und Isolde«, als Ortrud im »Lohengrin«, als Orpheus in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, als Selika in Meyerbeers »Die Afrikanerin« und als Amneris in »Aida« in Erscheinung. 1902 verließ sie Karlsruhe und sang nun 1902-03 am Hoftheater von Wiesbaden, 1902-05 am Opernhaus von Riga, 1905-07 und 1908-10 am Theater von Graz, 1907-08 und 1910-12 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg. Dann kehrte sie wieder nach Karlsruhe zurück, wo sie jetzt bis zu ihrem Bühnenabschied 1924 blieb. Hier wirkte sie am 5.11.1918 in der Uraufführung der Oper »Schwarzschwanenreich« von Siegfried Wagner und im November 1919 in der von »Die Rauhensteiner Hochzeit« von Hermann von Waltershausen mit. Als Konzertsängerin hatte sie in London, in Brüssel und in deutschen Städten große Erfolge, wobei sie oft unter dem in Karlsruhe wirkenden berühmten Dirigenten Felix Mottl auftrat. Sie starb 1930 in Karlsruhe. Sie war verheiratet mit dem Opernsänger Max Mosel (1864-1914), der ebenfalls am Hoftheater von Karlsruhe engagiert war.

 

24.2. Jiří BĚLOHLÁVEK: 75. Geburtstag

 Er studierte bei Sergiu Celibidache. 1972-78 leitete er die Brünner Philharmoniker und 1977-89 die Prager Symphoniker. 1990-92 war er als Nachfolger von Václav Neumann Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. 1994 gründete er das Philharmonia-Orchester Prag (Pražská komorní filharmonie), dem er nach seinem Abschied 2005 als Ehrendirigent verbunden blieb. 2003/04 war er zugleich Chefdirigent der Slowakischen Philharmonie in Bratislava. 2006-12 leitete er das BBC Symphony Orchestra in London, dessen erster Gastdirigent er 1995-2000 gewesen war. In den Jahren 2007, 2010 und 2012 dirigierte er dieses Orchester bei der traditionellen Veranstaltung The last night of the proms in London, dem jeweiligen Abschlusskonzert einer Saison der populären Proms. Ab Herbst 2012 war er erneut Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Jiří Bělohlávek widmete sich insbesondere dem Werk tschechischer Komponisten von Antonin Dvorák über Leos Janácek bis Bohuslav Martinu. Für seine Verdienste erhielt Jiří Bělohlávek im Jahr 2012 den Order of the British Empire (Commander, CBE). 2014 debütierte er mit Dvoráks Rusalka an der Wiener Staatsoper. Er starb am 31. Mai 2017 im Alter von 71 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Prag.

 

24.2. Hajo MÜLLER: 90. Geburtstag

 Schüler von Rudolf Dittrich und Johannes Kemter in Dresden. Er debütierte 1951 am Theater von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) als Tommaso in »Tiefland« von d’Albert. Von dort kam er 1953 für vier Jahre an das Stadttheater von Plauen; 1957-61 sang er am Staatstheater von Schwerin, 1961-66 am Nationaltheater von Weimar. Er wurde 1966 Mitglied der Dresdner Staatsoper, an der er eine langjährige, erfolgreiche Karriere ausübte. 1979 nahm er an diesem Haus an der Uraufführung von Rainer Kunads Oper »Vincent« teil. Er sang dort auch 1985 in der Uraufführung von »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« von Siegfried Matthus im Rahmen der Eröffnung der wieder aufgebauten Semper-Oper. Er gastierte regelmäßig an der Staatsoper von Berlin und am Opernhaus von Leipzig. Er trat im Ausland als Gast an der Oper von Leningrad, an der Nationaloper von Bukarest, an der Oper von Brno (Brünn) und bei den Festspielen von Wiesbaden auf. Er beherrschte ein reichhaltiges Rollenrepertoire aus der gesamten Literatur für Bass wie für Bariton, darunter die Wagner-Heroen seines Stimmfachs. Angesehen auch als Konzertbassist. Seit 1981 Leiter des Nachwuchsstudios der Staatsoper Dresden. Er wirkte am 25.5.1998 an der Dresdner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Thomas Chatterton« von Matthias Pintscher mit. 1999 trat er an der Dresdner Staatsoper in der Operette »Die Csárdásfürstin« von E. Kálmán als Fürst Lippert-Weylersheim auf. Er starb 2020 in Dresden.

Schallplattenaufnahmen auf der Marke Eterna (vollständige Opern »Enoch Arden« von O. Gerster, »Der Schuhu und die fliegende Prinzessin« von Udo Zimmermann).

 

24.2. Ingvar LIDHOLM: 100. Geburtstag

Er studierte an der Musikhochschule von Stockholm Violine und Orchesterleitung sowie bei Hilding Rosenberg Komposition. Er vervollkommnete seine Ausbildung in Italien, Frankreich und der Schweiz. 1947-56 war er Dirigent des Sinfonieorchesters von Örebro. Bis 1965 leitete er die Kammermusikabteilung des Schwedischen Rundfunks, danach wirkte er 1965-75 als Professor für Komposition an der Musikhochschule in Stockholm. Lidholm komponierte eine Oper und eine Fernsehoper, Orchesterwerke, kammermusikalische Werke, Kataten, Chöre und Lieder. Stilistisch gilt er als Vertreter der Moderne. Er verarbeitete Einflüsse von Hindemith und Strawinsky, aber auch Elemente des Expressionismus und der Zwölftontechnik. Kennzeichnend für ihn ist eine starke, kontrastreiche Intensität des Ausdrucks. Zu seinen Schülern zählten Komponisten wie Edward Applebaum und Anders Eliasson. Er starb 2017 in Stockholm.

 

24.2. Luigi DENZA: 175. Geburtstag

 Er studierte Komposition bei Saverio Mercadante und Paolo Serrao am Konservatorium von Neapel. 1898 wurde er Professor für Gesang an der Royal Academy of Music. Denza schrieb eine Oper, Wallenstein, vor allem aber eine Vielzahl von Liedern. Am populärsten davon wurde Funiculì, Funiculà (Text von Peppino Turco), das 1880 entstandene Lied über die neue Standseilbahn auf den Vesuv. Richard Strauss baute die Melodie sechs Jahre später als „Volkslied“ in seine sinfonische Fantasie Aus Italien ein, wurde aber von Denza verklagt und musste diesem in der Folge Tantiemen zahlen. Luigi Denza starb 1922 in London.

 

24.2. Johann Baptist CRAMER: 250. Geburtstag

 Cramer, der als Dreijähriger mit seinen Eltern nach London kam, war einer der berühmtesten Pianisten seiner Zeit und daneben als Klavierpädagoge bekannt. Die britische Königin Victoria war von seinem Auftritt begeistert. Seine Lehrer waren Hélène de Montgeroult am Conservatoire de Paris und Clementi. Sein Vater Wilhelm war ein bekannter Geiger im damals berühmten Orchester am Mannheimer Hof; ebenso sein Großvater. Auf seinen mehrjährigen Konzertreisen (1788–90 und 1799–1800) durch Europa lernte er auch Beethoven kennen. Cramer war in London auch als Unternehmer im Klavierbau und als Musikverleger erfolgreich. Die Pianomarke existiert noch heute und ist im Fernen Osten gefragt. 1824 gründete er mit Thomas Frederick Beale und Robert Addison den Verlag Cramer, Addison & Beale (später Cramer & Co.), der unter dem Namen J. B. Cramer & Co. Ltd. ebenfalls noch heute besteht. Cramer war Mitbegründer der Philharmonischen Gesellschaft in London. Seine als fünfter Teil der Großen praktischen Pianoforte-Schule (1815) herausgegebenen vierundachtzig Etüden op. 50, (1804–10 entstanden), sind heute noch von Bedeutung und in der Klavierpädagogik unverzichtbar, sie wurden von Hans von Bülow überarbeitet (Cramer-Bülow-Etüden). Ein Teil seiner Klavierwerke ist von eher einfacher Struktur, dabei handelt es sich um Werke, die er für seinen Verlag schrieb, um die große Zahl der Amateure mit „echtem Cramer“ zu versorgen. Seine vollgültigen Werke schuf er in erster Linie für sich selbst. Diese stehen stilistisch zwischen Hummel und Beethoven und sind technisch anspruchsvoll. Beethovens Biograph Alexander Wheelock Thayer berichtet, dass Beethoven seinem Adlatus Ferdinand Ries gegenüber Cramer als einzigen Pianisten und Virtuosen-Komponisten ausdrücklich lobte. Cramer starb 1858 in Kensington. 

 

26.2. Edward DOE: 95. Geburtstag

 Nachdem er als Offizier bei der amerikanischen Marine gedient hatte, entschloss er sich zur Ausbildung seiner Stimme, die durch Arturo di Filippi in Miami, durch den großen Bassisten Virgilio Lazzari und durch Maestro Giuseppe Bamboschek in New York stattfand. 1949 debütierte er bei der Miami Opera Guild als König in Verdis »Aida«, begann aber seine eigentliche Bühnenkarriere erst später, die ihn dann an die Opernhäuser von Philadelphia, Cincinnati, San Antonio, Montreal und an zahlreiche weitere Theater führte; sehr erfolgreich war er als Mitglied des Ensembles der Jacksonville Opera Group. Von seinen Bühnenpartien seien der Oroveso in Bellinis »Norma«, der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Don Magnifico in dessen Märchenoper »La Cenerentola«, der Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d’amore«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« und der Plumkett in Flotows »Martha« genannt. Er starb 2002 in Jacksonville.

 

26.2. Bruna DRAGONI: 125. Geburtstag

 Schülerin von Adele Borghi in Mailand, Debüt 1917 am Teatro Carcano in Mailand. Sie sang 1920 in Rom und hatte dann eine erfolgreiche Karriere an den großen Opernhäusern in Italien. 1933 hörte man sie wieder an der Oper von Rom in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari, 1934 als Zerline im »Don Giovanni«, 1923 am Teatro San Carlo Neapel als Hänsel in »Hänsel und Gretel«, 1932 als Serpina in »La serva padrona« von Pergolesi, 1924 am Teatro Comunale Bologna als Musetta in »La Bohème«. 1923 war sie in Rio de Janeiro als Anna in Catalanis »Loreley« und als Jenny in »Wilhelm Tell« von Rossini zu Gast. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war sie in Italien als Interpretin von Partien aus dem Bereich der Soubrette hoch geschätzt, wobei sie sowohl Sopran- als auch Mezzosopran-Rollen ausführte. 1933 sang sie als Antrittsrolle an der Mailänder Scala die Lauretta in Puccinis »Gianni Schicchi«, 1938 die Lucieta in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari, 1941 trat sie an diesem Haus in »Il Campiello« vom gleichen Komponisten auf. Sie spezialisierte sich auf die Interpretation der Opern von Wolf-Ferrari. Gastspiele führten sie in die Schweiz und mehrfach an das Teatro Colón von Buenos Aires. 1932 sang sie in der ersten vollständigen Tonfilmaufnahme einer Oper überhaupt die Serpina in »La Serva padrona«. Nach ihrem Rücktritt von der Bühne 1948 war sie schriftstellerisch tätig und veröffentlichte unter dem Namen Rosanna Sends eine Anzahl gern gelesener Novellen. Sie starb 1962 in Mailand.

Schallplatten: Elektrische Parlophon-Aufnahmen.

 

27.2. Ricardo CASSINELLI: 85. Geburtstag

Ricardo Cassinelli

 Er wurde ausgebildet in der Opernschule des Teatro Colón von Buenos Aires; zu seinen Lehrern gehörten dort Anatolio Kavancic und Aldo Bonifanti. Er sang 1966-98 am Grand Théâtre Genf  u.a. die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Amenofi in Rossinis »Mosè in Egitto«, den Pang in Puccinis »Turandot«, den Valzacchi im »Rosenkavalier«, den Mr. Upfold in B. Brittens »Albert Herring«, den Hotelportier in »Death in Venice« von Britten, den Truffaldino in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, mehrere Rollen (Prinz/Kammerdiener/Marquis) in A. Bergs »Lulu«, den Spoletta in »Tosca«, den Brasilianer in »La Vie Parisienne« von Offenbach, den Iro in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«, den Goro in »Madame Butterfly« und den Pater Elustaphe in Prokofjews »Verlobung im Kloster«. Am 8.4.1987 sang er am Grand Théâtre Genf in der Uraufführung der Oper »La Forêt« von R. Liebermann den Bonaventure. Er war gleichzeitig 1968-72 am Opernhaus von Bern (Schweiz) verpflichtet. Hier wirkte er in den Schweizer Erstaufführungen mehrerer Opern mit: in »Mosè in Egitto« von Rossini (Spielzeit 1968-69 als Amenofi, gleichzeitig sein Debüt an diesem Haus), in »Aucassin und Nicolette« von G. Bialas (1969-70 als Aucassin), in »Antigonae« von C. Orff (1969-70) und in »Das Spiel von Liebe und Tod« von J. Cikker (1970-71 als Horace Boucher; die letztgenannten Aufführungen wurden in Genf wiederholt). 1972-73 sang er an der Oper von Toulouse. Große Erfolge am Théâtre des Champs-Elysées in Paris in »Così fan tutte«, in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und in »L’Elisir d’amore« von Donizetti. Gastspiele in Luzern, Lyon (italienischer Sänger im »Rosenkavalier«, 1979 in »Ercole amante« von Cavalli), Brüssel und bei den Festspielen von Glyndebourne (1973 und 1976 italienischer Sänger im »Capriccio« von R. Strauss). 1974 als erster lyrischer Tenor an das Teatro Colón von Buenos Aires berufen, wo er in den folgenden 15 Jahren eine sehr erfolgreiche Karriere entwickeln konnte. 1983 Gastspiel in Brüssel im »Capriccio« von R. Strauss. Bei den Salzburger Festspielen gastierte er 1986 als Basilio in »Le nozze di Figaro« und 1995 als Valzacchi. 1989 Gastspiel am Théâtre Châtelet Paris, 1991 an der Oper von Montpellier als Valzacchi, bei den Festspielen von Mézières 1991 als Monostatos in der »Zauberflöte«, 1995 in Lausanne als Dr. Cajus im »Falstaff« von Verdi, 1996 am Opernhaus von Nizza als Forcat in Janáceks »Aus einem Totenhaus«. 1998 trat er am Opernhaus von Toulouse als Brighella in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss auf. 1999 gastierte er am Teatro Colón Buenos Aires als Nikita Magadoff in »The Consul« von G.C. Menotti, 2000 als Malatestino in »Francesca da Rimini« von R. Zandonai. Er starb 2011 in Córdoba (Argentinien).

Schallplatten: Sang zumeist kleinere Partien in Opernaufnahmen bei Decca, EMI (Tinca in »Il Tabarro« von Puccini), HMV (»Wilhelm Tell« von Rossini, »Turandot« von Puccini), RCA (»Ercole amante« von Cavalli, Basilio in »Le nozze di Figaro«), ZYX-Records (Opernszenen) und Philips (»Attila« und »Un giorno di regno« von Verdi, Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen«).

 

27.2. Erich SIEBENSCHUH: 85. Geburtstag

Erich Siebenschuh Als Abu Hassan Mit Peter Schreier
In Abu Hassan mit Peter Schreier

 Er war Absolvent der Musikhochschule von Dresden und dort vor allem Schüler der Pädagogin Klara Elfriede Intrau. 1959 wurde er in das Opernstudio der Dresdner Staatsoper aufgenommen, wo er bereits kleinere Partien übernahm. 1962 erfolgte sein eigentliches Bühnendebüt beim Sächsischen Landestheater Dresden-Radebeul in der Titelpartie in Verdis »Rigoletto«. Zwei Jahre gehörte er dem Ensemble dieses Theaters an und wurde dann 1964 an die Staatsoper Berlin verpflichtet. Hier wie bei Gastspielen an den führenden Operntheatern der DDR wie des Auslands erwies er sich als vielseitiger Interpret von Partien aus dem italienischen, dem deutschen wie dem slawischen Repertoire. Er sang auf der Bühne u.a. den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Ford in »Falstaff« von Verdi, den Marcello in »La Bohème«, den Silvio im »Bajazzo«, den Ottokar im »Freischütz«, den Zaren in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, den Heerrufer in »Lohengrin«, den Faninal im »Rosenkavalier«, den Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut« und den Rangoni in »Boris Godunow«. Er wirkte an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Joe Hill« von Alan Bush mit (29.9.1970). Großes Ansehen erlangte er auch als Konzert- und Oratoriensolist. Er starb im Mai 2015.

Aufnahmen bei Eterna.

 

27.2. Gian Francesco FORTUNATI: 275. Geburtstag

 Er war der Sohn des Festungskommandanten von Piacenza, im Alter von sieben Jahren erhielt er Musikunterricht bei Padre Omombo Varletti (1727–1803). Nachdem die Familie wieder in Parma wohnte, wurde er von Francesco Pocini (1704–82) unterrichtet. Durch ein Stipendium des Herzogs von Parma konnte Fortunati ab 1767 bei Padre Giovanni Battista Martini in Bologna Kontrapunktik studieren. Nach der Vorlage eines Dixit dominus wurde er 1769 in die Accademia Filarmonica aufgenommen. Seine erste Oper I cacciatori e la vendilatte wurde 1769 in Parma aufgeführt, etwa zeitgleich wurde Fortunati Hofkapellmeister und Musiklehrer der Erzherzogin Maria Amalia. Fortunatis Opern gelangten in den folgenden zehn Jahren in Parma, Berlin, Modena, Turin und im Palast von Colorno, dem Sommersitz der Herzogsfamilie, zur Aufführung. 1774 wurde er Nachfolger seines Lehrers Poncini an der Musikschule von Parma. Dort gehörten Ferdinando Simonis (1773–1837) und Ferdinando Paër sowie dessen zukünftige Frau, die Sängerin Francesca Riccardi, zu seinen Schülern. 1780 wurde er Leiter des Orchesters am Teatro ducale. In dieser Zeit stand er in regelmäßigem brieflichen Kontakt mit dem Musiktheoretiker Padre Stanislao Mattei. Zwischen 1790 und 1800 reiste er mehrmals nach Dresden und Berlin, wo sich einige seiner Kompositionen, die er für König Friedrich Wilhelm II. komponiert hatte, in Bibliotheken befinden. Nach dem Tod des Herzogs war Fortunati hauptsächlich als Musiklehrer tätig. 1810 wurde er in die von der französischen Regierung initiierten „Accadamia di science, lettere ed arti“ als eines von acht Mitgliedern der Musiksektion aufgenommen. Er starb 1821 in Parma. Sein Sohn Ferdinando Fortunati (* 1772 in Parma; † um 1812 in London) war ein bedeutender Oboist, der zeitweise in der Berliner Hofkapelle von Friedrich Wilhelm III wirkte.

 

28.2. Tessa BONNER: 70. Geburtstag

Tessa Bonner

Sie begann ihre Karriere im BBC Symphony Chorus. Sie studierte in Leeds bei Honor Sheppard vom Deller Consort sowie an der Guildhall School of Music and Drama. Sie konzertierte unter anderem mit dem Taverner Consort, den Tallis Scholars, dem New London Consort, der Lute Group, dem Gabrieli Consort, dem King’s Consort und Musica Secreta. Aufnahmen realisierte sie unter anderem unter der Leitung von Richard Hickox und Philippe Herreweghe. Im Januar 2008 musste sie sich einer Krebsoperation unterziehen. Sie kehrte aber im Mai wieder aufs Konzertpodium zurück. Am 27. November 2008 trat sie in der Kirche St James the Greater in Leicester ein letztes Mal auf. Am 31.12.2008 ist sie in London den Folgen ihrer Krebserkrankung erlegen.

 

28.2. Robert LICHA: 100. Geburtstag

 Er studierte Gesang in Breslau, Karlsruhe und an der Musikhochschule Stuttgart. Der Künstler wurde durch eine 38jährige Tätigkeit am Opernhaus von Nürnberg bekannt, dessen Mitglied er 1948 wurde (Debüt in der Operette »Das Dreimäderlhaus« von Berté-Schubert). Bis zu seinem Abschied von der Bühne 1986 als Zsupan im »Zigeunerbaron« hat er in Nürnberg 120 Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur vorgetragen. Er galt als vorzüglicher Interpret von Buffo-Rollen und war als David in »Die Meistersinger von Nürnberg« wie als Mime im Nibelungenring, auch als Operettensänger, geschätzt. Als Gast ist er in Paris und Wien, in Brüssel (1963, 1967), Genf (1969 Mime im »Siegfried«) und Bordeaux wie auch an führenden deutschen Bühnen aufgetreten. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1969 als Wirt im »Rosenkavalier« mit. 1970 und 1973-76 sang er bei den Festspielen von Bayreuth den Balthasar Zorn in »Die Meistersinger von Nürnberg«, von diesen Aufführungen wurde 1974 eine vollständige Aufnahme auf der Marke Philips gemacht, in der er in dieser Rolle auftritt. Er starb 2005 in Schwaig bei Nürnberg.

 

28.2. Léon BEYLE: 150. Geburtstag

Leon Beyle

 Gesangstudium in Lyon und Paris; er debütierte 1897 an der Grand Opéra Paris als Don Ottavio im »Don Giovanni«. 1898 wurde er als erster Tenor an die Pariser Opéra-Comique verpflichtet, an der er bis 1914 blieb. 1903 hatte er hier einen seiner größten Erfolge als Titelheld in Massenets »Werther« in einer Inszenierung dieser Oper durch Albert Carré; 1905 sang er den Werther in der 100. Aufführung der Oper an der Opéra-Comique. Hier wirkte er auch in mehreren Uraufführungen von Opern mit: »La fille de Tabarin« von Pierné (20.1.1901), »La fille de Roland« von Rabaud (16.3.1904), »Aphrodite« von Camille Erlanger (24.3.1906), »La Lépreuse« von Sylvio Lazzari (7.2.1912), »La Sorcière«, wiederum von C. Erlanger (10.12.1912), und »Le Carilloneur« von Xavier Leroux (20.3.1913). 1908 gehörte er dem Premieren-Ensemble von Rimsky-Korssakows »Schneeflöckchen« an. Neben seiner großen Karriere in der französischen Metropole gastierte er auch an den übrigen führenden französisch sprechenden Operntheatern, vor allem am Théâtre de la Monnaie in Brüssel. Er war später Pädagoge, zuerst in Paris, dann in Lyon, wo sein Bruder, der Bass-Bariton Gaston Beyle (* 1860), als Direktor das Opernhaus leitete. Léon Beyle starb 1922 in Lyon.

Zahlreiche Schallplattenaufnahmen auf G & T (Paris, 1904-1907, zum Teil auf Zonophone wiederveröffentlicht), HMV (vollständige Oper »Faust« von Gounod), auf der obskuren Marke Disque, auf Eden und Pathé.

 

28.2. Gustav CHARLÉ: 150. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Tuchfabrikanten und sollte nach dem Willen seiner Eltern Kaufmann werden. 1889 schloss er sich jedoch einer Wanderbühne an und debütierte in Iglau als Homonay im »Zigeunerbaron«. Er bereiste mit dieser Bühne Niederösterreich und kam 1890 nach Berlin, wo er am Belle Alliance-Theater mit dem »Münchener Ensemble« unter Max Hofpaur auftrat. Er sang dann am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater Berlin unter der persönlichen Leitung von Carl Millöcker in der Premiere von dessen Operette »Der arme Jonathan«. 1892 nahm er ein Engagement am Wiener Theater in der Josefstadt als Operetten- und Spieltenor an. 1897 gastierte er als Operettensänger in New York, 1897 kam er in Brünn (Brno), dann auch in Hamburg, zu großen Erfolgen. Er übernahm schließlich die Direktion des Stuttgarter Wilhelma-Theaters; 1907 erbaute er das Lustspielhaus in Düsseldorf. Er war der Mitbegründer der Neuen Wiener Bühne, darauf Direktor des Münchner Künstlertheaters und des Theaters am Nollendorfplatz Berlin, das nach ihm benannt wurde. Er leitete dann die Berliner Komische Oper und baute 1921 das Offizierskasino im Berliner Zoo zum Neuen Theater am Zoo um. Er war jüdischer Herkunft, ließ sich jedoch 1902 taufen. Er wird letztmals 1941 in Lehmanns Wohnungs-Anzeiger verzeichnet. Er wurde möglicherweise 1942 in Auschwitz ermordet. Er war verheiratet mit der Soubrette Louise Übermasser (1862-1939), die in erster Ehe mit Karl Streitmann (1858-1937) vermählt gewesen war.

Schallplatten: HMV (Ausschnitte aus »Der liebe Augustin« von Leo Fall mit Fritzi Massary).

 

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