IN MEMORIAM-Geburtstage im Februar 2020
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.2. Elisabeth FEZ (österreichische Altistin): 100. Geburtstag
1.2. Anneke van der GRAAF: 100. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium in Den Haag. 1947 debütierte sie bei einer »Rosenkavalier«-Aufführung im Kurhaus von Scheveningen in der kleinen Rolle der Modistin. Sie wirkte zunächst als Konzertsängerin und nahm ihre Bühnentätigkeit erst wieder 1951 an der Oper von Utrecht auf, wo sie die Lucy in G.C. Menottis »The Telephone« in der holländischen Erstaufführung sang. Hier trat sie dann bis 1953 als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« und als Norina im »Don Pasquale« auf. Anschließend sang sie das gleiche Repertoire bis 1954 bei der Nederlandse Reisopera, bis 1955 bei der Zuid Nederlandse Opera, wo sie auch lyrische Partien wie die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und die Marguerite im »Faust« von Gounod übernahm. 1955 wurde sie Mitglied der Operngesellschaft Forum in Enschede und blieb deren führende Sopranistin bis zu ihrem Abschied von der Bühne 1971. Sie trat hier in einem sehr umfangreichen Repertoire auf, u.a. als Fiordiligi in »Così fan tutte«, als Donna Elvira im »Don Giovanni«, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Gilda im »Rigoletto«, als Mimi in »La Bohème«, als Leonore in Verdis »La forza del destino«, als Elisabetta in dessen »Don Carlos«, als Giorgetta in Puccinis »Il Tabarro«, als Butterfly, als Micaela in »Carmen«, als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, als Katja Kabanowa von Janácek und als Hanna Glawari in Lehárs »Die lustige Witwe«. Sie starb 2009 in Haaksbergen.
Schallplatten: MMS (Querschnitt »Le nozze di Figaro«).
1.2. Luigi MARESCALCHI: 175. Geburtstag
Biographie des italienischen Komponisten auf Französisch: https://fr.wikipedia.org/wiki/Luigi_Marescalchi
2.2. Reiner SÜSS: 90. Geburtstag
Als Kind kam er 1935 nach Leipzig. 1939-48 war er Mitglied des Thomanerchors, seit 1948 Ausbildung der Stimme an der Hochschule für Musik in Leipzig. Seine Lehrer waren vor allem E. Linden und Hans Lissmann. 1953-56 war er als Bassist bei Radio Leipzig tätig, und zwar als Mitglied des Rundfunkchores. 1956-57 war er als Solist in Bernburg a.d. Saale engagiert (Debüt als Njegus in Lehárs »Die lustige Witwe« und als Moruccio in »Tiefland« von d’Albert), 1957-59 am Theater der Stadt Halle (Saale), wo er als Ochs im »Rosenkavalier« Aufsehen erregte. Seit 1959 Mitglied der Staatsoper Berlin. Hier hatte er große Erfolge als Bass-Buffo, wobei man ihn als exzellenten Darsteller rühmte. Seine großen Partien waren neben dem Ochs der Leporello im »Don Giovanni«, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Falstaff in den Opern von Verdi und Nicolai, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Warlaam im »Boris Godunow« und der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing. Am 4.10.1959 sang er an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Der arme Konrad« von K. Forest, am 15.10.1961 in »Leonce und Lena« von Kurt Schwaen, am 15.11.1966 in »Puntila« von Paul Dessau, am 19.12.1969 in der von Paul Dessaus »Lanzelot«, am 29.9.1970 in der Uraufführung von »Joe Hill« von Alan Bush, am 3.10.1976 in »Meister Röckle« von Joachim Werzlau. Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1967 als Ochs), an den Nationalopern von Budapest und Helsinki, in Lyon, Lausanne und Florenz. 1994-95 trat er als Gastsänger am Berliner Metropoltheater auf, auch an den Theatern von Frankfurt/Oder, Görlitz und Nordhausen. Neben seinem Wirken auf der Bühne stand eine zweite, ebenso erfolgreiche Karriere als Konzert- und vor allem als Oratorienbassist. Im Fernsehen der DDR trat er auch als Moderator in Unterhaltungssendungen auf. Er starb 2015 in Friedland (Mecklenburg).
Schallplatten: DGG (»Tannhäuser« unter Konwitschny, »Tosca«, Pancratius im »Wildschütz« von Lortzing), HMV (kleine Partie in »Die Meistersinger von Nürnberg«), Eterna (Querschnitt durch »Don Pasquale«, »Pimpinone« von Salieri, »Einstein« von P. Dessau), Telefunken (»La Serva Padrona« von Pergolesi), Philips (»Zaïde« von Mozart, »Die Kluge« von C. Orff), Berlin Classics (»Leonce und Lena« von P. Dessau).
2.2. Giuseppe NALDI: 250. Geburtstag
Er war der einzige Sohn eines Regierungsbeamten in Bologna. Ursprünglich sollte er Jurisprudenz studieren, wandte sich dann aber der Musik zu. Er war Pianist, Violoncellist, in erster Linie aber Sänger; sein Debüt auf der Opernbühne fand bereits 1785 in Varese statt. Im folgenden Jahr 1786 sang er an der Mailänder Scala. 1789 erschien er in Rom und Neapel, 1790 in Turin und Venedig; 1796-97 hatte er große Erfolge in Mailand. 1803-06 wirkte er mit nicht weniger großem Erfolg in Lissabon. 1806 kam er nach London und blieb hier bis 1818 tätig. Er kreierte für London eine Anzahl wichtiger Opernpartien. 1811 sang er am His Majesty’s Theatre in der englischen Premiere von »Così fan tutte« den Don Alfonso, noch im gleichen Jahr an diesem Theater den Papageno in der Erstaufführung der »Zauberflöte« in England, 1812 wiederum dort den Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1817 am His Majesty’s Theatre den Leporello in der Premiere des »Don Giovanni« und 1818 den Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Er trat in 12 Spielzeiten am His Majesty’s Theatre in London in mehr als 35 verschiedenen Opern auf, u.a. in »Che originali« von Simone Mayr, »Il principe di Taranto«, »Camilla«, »Griselda« und »Agnese« von Ferdinando Paer, »Il barbiere di Siviglia«, »La Molinara« und »Pirro« von Paisiello, »Una cosa rara« von Martín y Soler, »La buona figliuola« von N. Piccini und »Il matrimonio segreto« von Cimarosa. 1819 nahm er ein Engagement in Paris an und sang dort als Antrittsrolle den Don Alfonso in »Così fan tutte«. Man bewunderte neben seinem Gesang sein schauspielerisches Talent, namentlich in der Darstellung von Buffo-Typen in Opern wie »Le Cantatrici villane« von Fioravanti, »Il fanatico per la musica« von Simone Mayr oder »Così fan tutte« von Mozart. Dagegen fand sein gesangliches Können auch Kritik; Mount-Edgcumbe nennt seine Stimme »weak and uncertain«. Er kam 1820 in der Wohnung von Manuel Garcia sr. in Paris bei einem Unfall zu Tode, als es beim Ausprobieren eines neu erfundenen Kochtopfs, in dem durch Dampfdruck gekocht werden sollte, zu einer verheerenden Explosion kam. Seine Tochter Carolina Naldi (* 1801, † 25.12.1876 auf ihrem Schloss Haut-Frizay) war eine erfolgreiche Sopranistin. Sie debütierte 1819 in Paris und trat in der französischen Hauptstadt vor allem in Opern von Rossini und Bellini auf. Sie gastierte auch in Madrid, Lissabon, Turin, Cremona und Venedig. Die sich anbahnende große Karriere gab die Sängerin jedoch bereits 1824 nach ihrer Heirat mit dem italienischen General Graf di Sparri auf. Sie lebte seitdem auf dem Schloss Haut- Frizay und sang nur noch gelegentlich in den Salons befreundeter Familien.
3.2. Alice FREY-KNECHT: 125. Geburtstag
Sie studierte am Konservatorium von Zürich Violinspiel bei Willem de Boer und Gesang bei der berühmten Sopranistin Emilie Welti-Herzog. Seit 1917 trat sie als Konzert- und vor allem als Liedersängerin in Erscheinung. Seit 1919 war sie mit dem Pianisten Walter Frey verheiratet, der sie oft bei ihren Liederabenden begleitete. Sie trat in den Zentren des Schweizer Musiklebens auf und wurde als Solistin bei den Schweizer Tonkünstlerfesten weiten Kreisen bekannt. Ihre Konzertkarriere nahm internationalen Umfang mit Auftritten in Berlin, Dresden, Hamburg, Frankfurt a.M., Stuttgart, München und Köln, in Wien, Prag, Göteborg und Stockholm, in Straßburg und Paris an. Sie war eine große Bach- und Händel-Interpretin und sang ein umfassendes Oratorien-Repertoire bis hin zu Werken zeitgenössischer Komponisten (A. Honegger, O. Schoeck, W. Burkhard, H. Kaminski, F. Klose). Ähnlich verhielt es sich mit ihrem Lied-Repertoire, das von der Klassik und der Romantik bis in die Gegenwart reichte, und das auch das impressionistische französische Lied enthielt. 1938 kreierte sie in Zürich das »Wandsbecker Liederbuch« von Othmar Schoeck. Sie starb 1977 in Zollikon (Schweiz).
3.2. Heinrich SONTHEIM: 200. Geburtstag
Er wurde durch die Stuttgarter Hofopernsänger Häser, Kurz und Kramer ausgebildet und konnte 1839 am Hoftheater von Karlsruhe in der Rolle des Pollione in Bellinis »Norma« debütieren. Während der folgenden zehn Jahre blieb er in Karlsruhe, wo er durch den berühmten Tenor Anton Haizinger gefördert und weitergebildet wurde. 1850 folgte er einem Ruf an die Stuttgarter Hofoper. Hier fand er seine eigentliche künstlerische Heimat und wurde in einer besonderen Glanzperiode dieses Opernhauses eines von dessen prominentesten Ensemble-Mitgliedern. Gastspiele machten seinen Namen international bekannt. 1858 sang er am Stuttgarter Hoftheater in der Uraufführung der Oper »Anna von Landskron« von Johann Joseph Abert, 1863 in »König Ezio« (Titelrolle), 1866 in der der Oper »Astorga« (gleichfalls in der Titelrolle), beide vom gleichen Komponisten. Seit 1868 gastierte er immer wieder in Wien, teilweise am Theater am Kärtnertor, teilweise an der Hofoper (1871 als Eleazar in Halévys »Die Jüdin«, als Masaniello in Aubers »Die Stumme von Portici« und als Vasco da Gama in der »Afrikanerin« von Meyerbeer), aber auch am Carl-Theater und an der Komischen Oper. Wie in Wien, so hatte er an vielen anderen führenden Bühnen in Deutschland und Österreich seine großen Erfolge, nicht weniger aber auch bei seinen Konzerten in den Zentren des deutschsprachigen Musiklebens. 1872 gab er sein Engagement an der Stuttgarter Oper auf, trat aber seit 1874 dort wieder regelmäßig als Gast in Erscheinung. 1882 unternahm er seine letzte Konzerttournee; 1890 sang er als Abschiedspartie in Stuttgart den Vasco da Gama. Anlässlich seines 80. Geburtstages führte man an der Stuttgarter Oper Raimunds »Verschwender« in einer Gala-Inszenierung auf, in der Heinrich Sontheim unter dem Jubel des Publikums drei Lieder vortrug. Seine Tenorstimme galt als phänomenal schlechthin; man bezeichnete ihn zusammen mit Albert Niemann und Theodor Wachtel als den größten deutschen Tenor seiner Generation, ja man verglich ihn mit dem berühmten französischen Tenor Gilbert Duprez. Er beherrschte ein nahezu unerschöpfliches Repertoire, das über hundert Partien enthielt, unter denen der Tamino in der »Zauberflöte«, der Alfonso in »Zampa« von Hérold, der Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, der Max im »Freischütz«, der George Brown in Boieldieus »Die weiße Dame« und der Lyonel in Flotows »Martha« als seine Glanzrollen galten. Er starb 1912 in Stuttgart.
4.2. William WORKMAN: 80. Geburtstag
Ausbildung durch Donald Plott am Davidson College, dann am Curtis Institute of Music in Philadelphia und an der Music Academy of the West in Santa Barbara (Kalifornien), jeweils durch Martial Singher. Nach weiteren Studien bei Hedwig Schilling in Hamburg erfolgte 1965 sein Debüt an der Staatsoper von Hamburg als zweiter Gefangener in »Fidelio«. Er blieb mehrere Jahre hindurch an der Hamburger Oper; hier wirkte er in den Uraufführungen der Opern »Help! Help! The Globolinks« von Gian Carlo Menotti (1968) und »Die Teufel von Loudun« von Penderecki (20.6.1969) mit. Seit 1972 Mitglied der Oper von Frankfurt a.M., war aber auch der Hamburger Oper weiter verbunden. Er sang weiter an den Opernhäusern von Stuttgart, Amsterdam (in »Der Kreidekreis« von Zemlinsky), Marseille, Straßburg, an der Wiener Staatsoper (1974 als Silvio im »Bajazzo«) und an der Wiener Volksoper, am Grand Théâtre Genf (1971 als Melchior in »Amahl and the Night Visitors« und als Claude in »Help! Help! The Globolinks«, beides von G.C. Menotti) und an der Oper von Dallas. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1977 als Papageno in der »Zauberflöte« und 1977-78 als Dandini in »La Cenerentola« von Rossini, 1987 gastierte er an der Oper von Santa Fé in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss. 1987 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung des neuen Opernhauses von Pittsburgh als Ping in Puccinis »Turandot« mit. 1988 Gastspiel am Théâtre de la Monnaie Brüssel in »Der ferne Klang« von Fr. Schreker. In Frankfurt nahm er an der Uraufführung der Oper »Stephen Climax« von Hans Zender teil (16.6.1986). In einer Fernsehsendung der »Zauberflöte« des deutschen Fernsehens gestaltete er den Papageno. Auf der Bühne namentlich im lyrischen Stimmfach hervorgetreten; erfolgreich auch als Konzertsänger. Er starb 2019 in Horst (Holstein).
Schallplatten: Turnabout (»Zoroastre« von Rameau). Electrola (moderne Opern aus der Hamburger Staatsoper), Musicaphon (»Strophen« von H. Vogt).
4.2. Martti TALVELA: 85. Geburtstag
In seiner Jugend war er ein bekannter Sportler und wurde finnischer Meister im Schwergewichtsboxen. Er wurde zunächst Volksschullehrer, dann Ausbildung der Stimme am Konservatorium von Lahti durch den Pädagogen Taunokaivela und durch Carl Martin Öhman in Stockholm. Er debütierte 1960 als Gast an der Nationaloper von Helsinki in der Partie des Sparafucile im »Rigoletto«. 1961-62 Mitglied der Königlichen Oper Stockholm (Antrittsrolle: Commendatore im »Don Giovanni«), seit 1962 an der Deutschen Oper Berlin tätig. Bei den Festspielen von Bayreuth sang er 1962 und 1965 den Titurel im »Parsifal«, 1964-66 den Landgrafen im »Tannhäuser«, 1965-66 den Fasolt und den Hunding im Nibelungenring, 1966 und 1968-70 den König Marke in »Tristan und Isolde« sowie 1969-70 den Daland in »Der fliegende Holländer«. Bei den Oster- wie bei den Sommerfestspielen von Salzburg kam er zu großen Erfolgen; bei den Osterfestspielen sang er 1967-68 den Hunding, 1968 auch den Fasolt; bei den Sommerfestspielen sang er 1968 den Commendatore, 1978-84 den Sarastro in der »Zauberflöte«, 1979 einen Liederabend und 1980-81 den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«. 1970 und 1972-73 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Hunding und Hagen im Nibelungenring, als Gurnemanz im »Parsifal« und als Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. 1972-79 künstlerischer Direktor der Opernfestspiele auf der finnischen Burg Savonlinna im Rahmen des Finnland Festivals, wie er denn überhaupt großen Einfluss auf das Musikleben seines Heimatlandes nahm. 1973 inszenierte er seine erste Oper als Direktor des Festivals von Savonlinna, »Die Zauberflöte«, in der er selbst den Sarastro sang. Gastspiele an der Mailänder Scala (1963, 1968 und 1970 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, 1966 in Beethovens Missa Solemnis, 1967 als Landgraf, 1968 als Hunding, 1974 im Verdi-Requiem und 1981 mit einem Liederabend), in Rom und Bordeaux sowie an den Staatsopern von Hamburg und München und an den Opernhäusern von Köln und Bonn. Er bereiste als Konzertsänger Deutschland, Schweden, Finnland und die Sowjetunion. Seit 1964 auch der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg verbunden. Dazu gastierte er regelmäßig an der Staatsoper von Wien (1965-86 als König Heinrich im »Lohengrin«, sowohl als Großinquisitor als auch als König Philipp in Verdis »Don Carlos«, als König Marke, als Sarastro, als Minister im »Fidelio«, als Fiesco im »Simon Boccanegra« von Verdi, als Daland, als Hunding und als Pater Guardian in »La forza del destino« in insgesamt 39 Vorstellungen). Man bewunderte zumal seine Kunst des Wagner- und Verdigesanges. Im Oktober 1968 erfolgte sein Debüt an der New Yorker Metropolitan Oper als Großinquisitor. Dort sang er 1974 mit grandiosem Erfolg die Titelrolle in Mussorgskys »Boris Godunow« in der Originalfassung der Oper. Insgesamt ist er an der Metropolitan Oper in einer zwanzigjährigen Karriere in 116 Vorstellungen aufgetreten. Die Partien, die er dort sang, sind der Hunding, der Fasolt, der Pater Guardian, der Gremin im »Eugen Onegin«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Gurnemanz, der Sarastro, der Osmin, der König Marke und der Dosifej. 1969 hörte man ihn an der Oper von Chicago als Daland, 1987 in Los Angeles als König Marke. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1974 als Gurnemanz, 1975-76 als Pater Guardian und 1977 als Sarastro. Der Boris Godunow und der König Philipp trugen ihm 1977 in Moskau und Leningrad ähnliche Erfolge ein. 1978 sang er beim Finnland Festival in den Aufführungen der finnischen Oper »Die letzten Versuchungen« von Joonas Kokkonen die Partie des Predigers Paavo Ruotsalainen. Der Aufschwung, den das Opernleben während seiner Zeit in Finnland nahm, ist zum großen Teil auf seinen unermüdlichen Einsatz zurückzuführen. Er erwarb in seiner finnischen Heimat einen großen Bauernhof, den er neben seiner Tätigkeit als Sänger selbst bewirtschaftete. Er starb ganz plötzlich 1989 in Juva (Südfinnland) an einem Herzinfarkt am Vorabend der Hochzeit seiner ältesten Tochter. – Die Tonfülle und die Ausdruckskraft seiner Bass-Stimme wurden durch seine imposante Bühnenerscheinung und sein leidenschaftliches Darstellungsvermögen unterstützt und ließen ihn zu einem der großen Bassisten seiner künstlerischen Generation werden.
Schallplatten: Philips (Titurel im »Parsifal«, Fasolt in »Rheingold«), DGG (»Die Walküre«, »Fidelio«, »Don Giovanni«, »Tristan und Isolde«, »Die Jahreszeiten«, »Die Zauberflöte«, »Die letzten Versuchungen« von Kokkonen), Electrola, Decca (»Die Zauberflöte«, »Die Entführung aus dem Serail«, 8. Sinfonie von Mahler, Sparafucile im »Rigoletto«, »Der fliegende Holländer«), RCA (Sarastro in der »Zauberflöte«), HMV (Daland in »Der fliegende Holländer«, Titelheld in »Boris Godunow«), Finlandia (Finnische Volkslieder), Morgan Records (Großinquisitor in »Don Carlos«), BIS (»Winterreise« von Schubert), Claves (Verdi-Requiem).
4.2. Emil TRESKOW: 125. Geburtstag
Er erhielt seine Gesangsausbildung in Berlin und begann seine Karriere 1919 am Landestheater von Dessau, dem er bis 1923 angehörte; hier wirkte er in der Uraufführung der Oper »Magda Maria« von Oscar von Chelius mit (28.1.1920). 1923 wurde er an das Opernhaus von Köln verpflichtet; hier blieb er bis zur Aufgabe seiner Karriere im Jahre 1950 und war beim Opernpublikum sehr beliebt. Er wirkte in Köln in den Uraufführungen der Opern »Die Opferung der Gefangenen« von Egon Wellezz (1926) und »Der Heidenkönig« von Siegfried Wagner (1933) mit, ebenso in den deutschen Erstaufführungen von A. Honeggers »Judith« (1927 als Holofernes) und von Pizzettis »Orseolo« (1940 als Titelheld). Zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland nahmen einen erfolgreichen Verlauf; so gastierte er 1928 mit dem Kölner Ensemble an der Wiener Staatsoper (als Golaud in »Pelléas et Mélisande«), 1932 in Amsterdam, 1933 und 1935 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, 1938 an der Oper von Lüttich und 1933 mit dem Kölner Ensemble im Haag als Wotan im Ring-Zyklus. Er galt überhaupt als bedeutender Wagner-Interpret (Fliegender Holländer, Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Kurwenal in »Tristan und Isolde«), wurde aber auch als Amonasro in »Aida«, als Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert, als Escamillo in »Carmen« und als Don Pizarro im »Fidelio« geschätzt. Der Künstler, der auf der Bühne nicht zuletzt durch sein darstellerisches Talent beeindruckte, war zugleich ein begabter Oratorien- und Konzertsänger. Er wirkte später als Pädagoge in Köln, wo er 1961 starb.
Von seiner Stimme existiert eine einzige akustische Schallplatte der Marke Vox.
4.2. William MÜLLER: 175. Geburtstag
Er war der Sohn eines Schuhmachers, konnte aber wegen der Armut seiner Eltern seine Stimme nicht ausbilden lassen. So wurde er Dachdecker; eine Stiftsdame hörte ihn bei Arbeiten auf dem Dach des Klosters Wienhausen ein Lied singen, und durch ihre Vermittlung ermöglichte König Georg V. von Hannover ihm das Gesangstudium. Nach seiner Ausbildung durch den Hofkapellmeister Karl Ludwig Finck in Hannover debütierte er 1868 am Hoftheater von Hannover als Titelheld in der Oper »Joseph« von Méhul. Bis 1875 blieb er in Hannover. 1875-77 war er am Opernhaus von Leipzig engagiert, 1877-84 gehörte er der Berliner Hofoper an, wo er 1878 in der Uraufführung der Ope »Ekkehard« von J.J. Abert mitwirkte. 1884 kam er wieder nach Hannover zurück, wo er jetzt bis 1893 als hoch geschätztes Ensemblemitglied wirkte und u.a. 1884 an der Uraufführung der Oper »Gudrun« von Felix Draeseke teilnahm. Er gastierte mehrfach an den großen Bühnen im deutschen Sprachraum, u.a. 1874 an der Hofoper Dresden, 1875 an der Hofoper Berlin, 1877 am Hoftheater Schwerin, 1884 am Opernhaus Frankfurt a.M. Er starb 1905 in Hannover.
Der Schwerpunkt seines Repertoires lag im heldischen Tenorfach, in Partien wie dem Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, dem Titelhelden in dessen »Prophet«, dem Masaniello in Aubers »Sie Stumme von Portici«, dem Lohengrin und dem Max im »Freischütz« von Weber.
5.2. Hans FRANZEN: 85. Geburtstag
Nachdem er anfänglich als Textilkaufmann gearbeitet hatte, kam es zur Ausbildung seiner Stimme zuerst bei R. Capellmann in Bielefeld, dann 1958-61 an der Musikhochschule von Köln, wo er Schüler von Heinz Marten war. Er schloss seine Ausbildung im Kölner Opernstudio ab und war dann 1962-71 Mitglied des Opernhauses von Köln, wo er als Figaro in »Figaros Hochzeit« debütierte. 1971-73 trat er am Theater von Kiel, dann 1973-75 am Nationaltheater von Mannheim auf; 1975 wurde er an das Opernhaus von Zürich verpflichtet, dessen Mitglied er bis zu seinem Tod 1993 geblieben ist. Er ist auch an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Hamburger Staatsoper, an den Opernhäusern von Essen, Frankfurt a.M., Dortmund, Wuppertal, an der Stuttgarter Staatsoper, an den Landestheatern Wiesbaden und Saarbrücken, in Karlsruhe wie bei den Festspielen von Bayreuth (1968-70 als Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg«) aufgetreten. 1982 Gastspiel an der Komischen Oper Berlin, der er durch einen Gastvertrag verbunden war, als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«. Auch zu Gast am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, an der Grand Opéra Paris, an den Opern vom Bordeaux und Lüttich, an der Niederländischen Oper Amsterdam und beim Holland Festival, am Teatro Verdi Triest und in Barcelona. 1989 gastierte er an der Staatsoper von München in Tschaikowskys »Jungfrau von Orléans«. Bei den Salzburger Festspielen sang er in konzertanten Aufführungen der Opern »Der Prozess« von G. von Einem (1988 mehrere Partien), »Die Jakobsleiter« von A. Schönberg (1989 den Ringenden), »Antigonae« von C. Orff (1989 den 1. Chorführer), »Orpheus und Eurydike« von E. Krenek (zum 90. Geburtstag des Komponisten, 1990 den Betrunkenen) und »Julietta« von B. Martinu (1991 mehrere Partien), dazu den 2. Geharnischten in der »Zauberflöte« (1991) und den Einarmigen in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss (1992); er sang hier auch am 15.8.1986 in der Uraufführung der Oper »Die schwarze Maske« von K. Penderecki den Francois Tortebat (in dieser Partie gastierte er anschließend auch an der Wiener Staatsoper). 1992 Gastspiel am Staatstheater Karlsruhe als Ochs im »Rosenkavalier«. In der Spielzeit 1992-93 gastierte er in seiner Lieblingsrolle, dem Osmin, an der Staatsoper von Dresden und an der Komischen Oper Berlin. Er wirkte am Opernhaus von Zürich in den Uraufführungen der Opern »Ein Engel kommt nach Babylon« (5.6.1977) und »Der Kirschgarten« (4.12.1984) von Rudolf Kelterborn mit, auch in den Schweizer Erstaufführungen der ergänzten Oper »Lulu« von A. Berg/Fr. Cerha (Spielzeit 1979-80) und »Jakob Lenz« von W. Rihm (1982-83), bereits 1965 am Opernhaus von Köln in der Uraufführung von »Die Soldaten« von Bernd A. Zimmermann (als betrunkener Offizier). Er sang ein umfangreiches Bühnenrepertoire, das in Partien wie dem Leporello im »Don Giovanni«, dem Sarastro in der »Zauberflöte«, dem Rocco im »Fidelio«, dem König Philipp in Verdis »Don Carlos«, dem Pater Guardian in »La forza del destino«, dem Zaccaria im Nabucco, dem Fiesco in »Simon Boccanegra«, dem Basilio im »Barbier von Sevilla«, dem König Arkel in »Pelléas et Mélisande« und in den Bass-Heroen des Wagner-Repertoires vom Daland in »Der fliegende Holländer« bis zum Gurnemanz im »Parsifal« seine Höhepunkte hatte. Dazu war er ein geschätzter Konzert- und Oratorienbassist.
Schallplatten: Telefunken (Nettuno in »Il Ritorno d’Ulisse in Patria« und Caronte in »L‘Orfeo« von Monteverdi). Auf der gleichen Marke erscheint er auch in der dramatischen Kantate »Il Combattimento di Tancredi e Clorinda« von Monteverdi. Auch Aufnahmen bei Capriccio (»Der Zar lässt sich photographieren«, »Sieben Todsünden« und »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill), Koch Records (»Undine« von E.T.A. Hoffmann, »Kleider machen Leute« von Zemlinsky), Denon (»Gurrelieder« von Schönberg).
5.2. Ulf SÖDERBLÖM: 90. Geburtstag
Er studierte 1950-53 zunächst an der Abo Akademi in seiner Heimatstadt Turku. Mit seinem Dirigierstudium 1954-56 an der Wiener Musikakademie bei Hans Swarowsky erreichte er sein Kapellmeisterdiplom. Danach war sein Wirken eng verknüpft mit der Finnischen Nationaloper, als Dirigent 1957-73, dabei 1970-73 als Künstlerischer Leiter, danach bis 1993 als Chefdirigent. Seit 1967 dirigierte er auch beim Opernfestival von Savonlinna. 1965-68 leitete er die Dirigierklasse an der Sibelius-Akademie. Außerdem war er Künstlerischer Leiter des Helsinki Philharmonic Orchestra 1978-79 und der Sinfonia Lahti 1984-87. Durch seine Tätigkeit an der finnischen Nationaloper hat Söderblom zahlreiche zeitgenössische finnische Opern uraufgeführt, darunter solche von Sallinen, Kokkonen, Heininen und Bergman. Söderblom hat zahlreiche Tonaufnahmen eingespielt; vier davon wurden als Schallplatte des Jahres in Finnland ausgezeichnet. 1973 erhielt er den Orden Pro Finlandia, 1977 den finnischen Staatspreis in Musik, 1988 den Madetoja-Preis und im Jahr 2001 den Erik-Bergman-Preis. Er starb 2016 in Helsinki.
5.2. Henriette MÜLLER-MARION: 175. Geburtstag
Sie trat in Frankfurt a.M. bereits in Kinderrollen auf und debütierte dort 1862 als Schauspielerin. Die Künstlerin begann ihre Karriere offiziell 1864 am Hoftheater von Wiesbaden und sang dann am Hoftheater von Braunschweig. 1866-67 war sie am Deutschen Opernhaus in Rotterdam engagiert. 1867 wurde sie Mitglied der Münchner Hofoper, an der sie Partien aus dem lyrisch-dramatischen wie dem Koloraturfach sang. Sie ist vor allem dadurch von Interesse, weil sie am 22.9.1869 in der Münchener Uraufführung von Richard Wagners »Rheingold« die Partie der Freia und am 26.6.1870 am gleichen Haus in der Uraufführung der »Walküre« die der Ortlinde gestaltete. Sie wirkte später am Opernhaus von Köln und sang zuletzt an belgischen Bühnen (Théâtre de la Monnaie Brüssel, Antwerpen, Gent, Lüttich). Sie leitete in der Spielzeit 1889-90 die Deutsche Oper in Gent (Belgien).
1890 gab sie in Gent ihre Abschiedsvorstellung als Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer. Sie sang anfänglich Soubrettenpartien wie den Jemmy in Rossinis »Wilhelm Tell«, den Siebel im »Faust« von Gounod, das Ännchen im »Freischütz« und die Papagena in der »Zauberflöte«. In München übernahm sie dann lyrische und Spiel-Partien. Weitere Höhepunkte in ihrem Repertoire waren die Leonore im »Fidelio«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Rachel in Halévys »La Juive«, die Carmen, die Selika in »L’Africaine« und die Senta in »Der fliegende Holländer«. Sie komponierte selbst Lieder und Duette. Nach Beendigung ihrer aktiven Sängerlaufbahn war sie zuerst in Bonn, dann in München pädagogisch tätig. Sie starb 1921 in München.
6.2. Wolfgang WITTE (österreichischer Tenor): 75. Geburtstag
7.2. Massimo DE BERNART: 70. Geburtstag
Biographie des italienischen Dirigenten auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Massimo_de_Bernart
7.2. Marius CONSTANT: 95. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium von Bukarest Klavier und Komposition und erhielt 1944 den George-Enescu-Preis. 1946 zog er nach Paris, wo er am Konservatorium Schüler von Olivier Messiaen, Tony Aubin, Arthur Honegger und Nadia Boulanger war. Seine Kompositionen gewannen mehrere Preise. Ab 1950 beschäftigte er sich vermehrt mit elektronischer Musik und wurde Mitglied der Groupe de Recherche de musique concrète von Pierre Schaeffer. 1956-66 war Constant Dirigent der Ballets de Paris, die Roland Petit leitete. In diesen Jahren entstanden zahlreiche Ballettkompositionen für Petit und Maurice Béjart, so Haut-voltage (1956), Contrepointe (1958), Cyrano de Bergerac (1959), Éloge de la folie (1966) und Paradis perdu (1967). Für das Aix-en-Provence-Festival 1957 schrieb er ein Klavierkonzert, bekannt wurde er jedoch vor allem durch die von Leonard Bernstein geleitete Uraufführung der 24 Préludes pour Orchestre (1958). Turner (1961) setzte die malerische Sprache des englischen Malers William Turner in Musik um. 1963 gründete Constant das Ensemble Ars Nova, das sich als eines der ersten speziell mit der Aufführung zeitgenössischer Musik beschäftigte. 1970 übernahm er die Leitung der Musikabteilung des ORTF; 1973-78 hatte er die musikalische Leitung der Pariser Oper inne, und 1988-89 war er am Pariser Konservatorium Professor für Orchestrierung und Instrumentierung. Außerdem unterrichtete er an der Universität von Stanford (Kalifornien) und in Hilversum. Weitere Ballette entstanden, so Septentrion (1975), Nana (1976) und L’ange bleu (1985). Ein Welterfolg wurde La tragédie de Carmen (1981), eine zusammen mit dem Regisseur Peter Brook geschriebene Bearbeitung der Oper Carmen von Georges Bizet. 1990 schuf er außerdem eine exzellente Orchestrierung des Klavierwerkes Gaspard de la nuit von Maurice Ravel. Marius Constant starb 2004 in Saint-Mandé bei Paris.
7.2. Cornelis DOPPER: 150. Geburtstag
Er wurde als Sohn eines Schiffers geboren. Er verlor früh beide Eltern und wuchs dann in der Obhut eines Musikers auf, der bereits vor dem Tod der Eltern bei den Doppers gewohnt hatte. Bei ihm erlernte er das Violinspiel. Dopper studierte 1888-90 am Leipziger Konservatorium bei Carl Reinecke. Ab 1890 arbeitete er als Violinist in Groningen und als Assistenzdirigent an der Niederländischen Oper, bis diese 1903 geschlossen wurde. 1906 reiste er in die USA und ging dort für zwei Jahre mit der Operntruppe von Henry Savage auf Tournee. In dieser Zeit dirigierte er die amerikanische Premiere von Puccinis Madame Butterfly. Zurück in den Niederlanden bot ihm Willem Mengelberg an, dort selbst seine eigene 3. Sinfonie zu dirigieren. Im Anschluss wurde er 1908 Zweiter Dirigent des Concertgebouw Orchesters in Amsterdam (neben Mengelberg). Diese Position behielt er bis 1931. In dieser Zeit erlebten etliche wichtige Werke, etwa von Debussy und Ravel, durch ihn ihre niederländische Uraufführung. Er dirigierte aber auch seine eigenen Kompositionen. In den 20er-Jahren begann er mit speziellen Kinderkonzerten, die seitdem zur Tradition wurden. Er starb 1939 in Amsterdam.
Doppers Werk umfasst rund 100 Kompositionen, darunter 4 Opern (eine 5. blieb unvollendet), 7 Sinfonien, ein Cellokonzert, Kammermusik, Chöre, Lieder und Klavierstücke. Sein Stil ist ausgeprägt konservativ, ist aber durch virtuose Orchesterbehandlung geprägt, orientiert sich an der deutschen romantischen Tradition und greift auch auf Volksmusik seiner Heimat zurück. Die Sinfonien tragen teils programmatische Titel mit nationalem Bezug: Nr. 3 Rembrandt, Nr. 6 Amsterdam (bemerkenswert durch den letzten Satz, der den Koniginnedag – den niederländischen Nationalfeiertag – beschreibt und naturalistische Schilderungen von Betrunkenen und Straßenbahngeklingel enthält), sowie Nr. 7 Zuidersee. Bis heute wird Doppers Name mit einem Eklat in Verbindung gebracht, der sich am 8. November 1918 ereignete. Dopper führte damals seine 7. Sinfonie auf. Der progressive Komponist und Musikkritiker Matthijs Vermeulen, enerviert durch das in seinen Ohren höchst konservative Werk, rief in den Schlussakkord hinein: Lang lebe Sousa!. Danach wurde Vermeulen zwar für künftige Konzerte der Zutritt zum Concertgebouw verwehrt, das Ereignis wirkte sich aber auch für Dopper rufschädigend aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erklangen Doppers Werke kaum noch, mit Ausnahme allenfalls des Orchesterwerks Ciaconna gotica von 1920. Erst seit den 90er-Jahren wird seiner Musik wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil; einzelne Werke sind inzwischen auch auf CD erschienen.
8.2. Christiane GRUSELLE: 85. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Conservatoire Royal in Brüssel, anschließend am Salzburger Mozarteum. Bühnendebüt 1956 am Théâtre Royal von Mons (Belgien) als Micaela in »Carmen«. Erfolgreiche Tätigkeit an den Opernhäusern von Brüssel (Théâtre de la Monnaie) und Lüttich (Opéra de Wallonie), in Bordeaux, Lyon und Nancy; Gastspielauftritte an der Nationaloper von Bukarest und bei den Festspielen von Dubrovnik. Sie wirkte in mehreren Fernsehaufnahmen von Opern des französischen wie des belgischen Fernsehens mit, so als Adele in der »Fledermaus«, als Rosina im »Barbier von Sevilla« von Paisiello und als Rosa in Fioravantis »Cantatrici villane«. Sie beherrschte ein weitläufiges Repertoire aus dem Fachbereich der Koloratrice wie aus dem lyrischen und dem Soubretten-Fach. Auch als Konzertsopranistin aufgetreten; sie war als Gesangpädagogin am Konservatorium von Brüssel tätig. Sie starb im Jahr 2002.
Schallplatten: Polydor (»Die Fledermaus«).
9.2. Miro BELAMARIĆ: 85. Geburtstag
Er studierte Komposition bei Stjepan Šulek und erhielt seine Dirigierausbildung bei Milan Horvat, außerdem bei Lovro von Matačić und Sergiu Celibidache. In Salzburg war er Assistent von Herbert von Karajan und Karl Böhm. Zuerst war er als Dirigent des RTV – Symphonieorchesters Zagreb tätig, dann als künstlerischer Leiter des Zagreber Komedia-Theaters, danach an der Oper des kroatischen Nationaltheaters Zagreb, dessen Chefdirigent er von 1978-90 war. Neben seiner Tätigkeit in seiner Heimat war er auch an zahlreichen bedeutenden Opernhäusern und Konzertsälen tätig, unter anderem an der Wiener Staatsoper (1978 La Traviata), bei den Salzburger Festspielen (1966 als Leiter eines Chorkonzerts mit slawischer Musik), in München, Berlin, Zürich, Venedig, Prag, Moskau, St. Petersburg, New Orleans, Mexico City, um nur die allerwichtigsten zu nennen. Als Komponist schuf er zahlreiche symphonische, Chor- und Kammerwerke, unter anderem die provokanten Variationen für Klavier und Orchester Wie man Mozart tötet. Von der Öffentlichkeit und der Kritik wurden besonders seine Opernwerke beachtet: Die Liebe von Don Perlimlpin (Oper nach Lorca), Uraufführung 1975 in Zagreb, danach in Osijek, Prag und Kassel. Don Juan – Ein Rebell für alle Zeiten (nach de Molina), Fragment; 1. Preis beim Opernwettbewerb der Wiener Staatsoper 1983. Geschichten aus dem Wiener Wald (nach Horváth) Uraufführung 1993 in Karlsruhe, danach in Zagreb. Kritikerpreis J.F. Slavenski als bester kroatischer Komponist des Jahres 1993, Staatspreis der Kroatischen Republik, V. NAZOR Preis als bester kroatischer Komponist des Jahres 1997. Symphonische Dichtungen: Croatia, Uraufführung Zagreb 1994, danach in Wien. Spectrum, valses symphoniques viennoises en couleurs, Uraufführung Zagreb 1996. Von Zeit zu Zeit war Miro Belamarić auch erfolgreich als Opernregisseur tätig. Er starb 2017 in Wien.
9.2. Derek BLACKWELL: 90. Geburtstag
Nach anfänglicher kaufmännischer Tätigkeit in einem Familienunternehmen kam es zur Ausbildung der Stimme am Leeds College of Music durch Victor Helliwell. Bühnendebüt 1970 bei der Scottish Opera Glasgow als erster Gefangener in Beethovens »Fidelio«. Bis 1977 sang er an diesem Haus außerdem noch den ersten Geharnischten wie den 1. Priester in der »Zauberflöte«, den Alfredo in »La Traviata«, den Lionel in Flotows »Martha«, den Froh im »Rheingold«, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Iopas in »Les Troyens« von Berlioz, die Titelpartie in »Judas Maccabaeus« in einer szenischen Aufführung des Händel-Oratoriums und den Offizier in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Bedeutende Karriere an den führenden englischen Operntheatern; so sang er an der Covent Garden Oper London, bei der Welsh Opera Company in Cardiff und beim Edinburgh Festival. Auf der Bühne bewältigte er ein vielseitiges Repertoire, das lyrische wie heldische Partien umfasste (Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, Nadir in »Les pêcheurs de perles«, Radames in »Aida«, Erik in »Der fliegende Holländer«, Florestan im »Fidelio«). Neben seinem Wirken auf der Bühne und im Konzertsaal war er am Yorkshire College of Music in Leeds pädagogisch tätig. Er starb 1994 in Sheffield.
Schallplatten: Philips, HMV (italienischer Sänger im »Rosenkavalier«).
9.2. Emil PETROVICS: 90. Geburtstag
Er studierte 1949-51 in Budapest bei Rezsö Sugár, danach an der Franz-Liszt-Musikakademie bei Ferenc Szabó, Ferenc Farkas und János Viski. Er wirkte als Dirigent und 1960-64 als Musikdirektor am Budapester Petőfi Theater. Danach wurde er Professor an der Akademie für dramatische Künste (Színház- és Filmművészeti Egyetem). 1994 wurde er zum Mitglied der Széchenyi Akademie (Széchenyi Irodalmi és Művészeti Akadémia) gewählt. Er erhielt 1966 und 2006 den Kossuth-Preis. Neben kammermusikalischen Werken komponierte er unter anderem drei Opern, ein Oratorium, ein Ballett, Kantaten, ein Streichersinfonie, ein Flötenkonzert und dreißig Filmmusiken. Er starb 2011 in Budapest.
9.2. Alexej PIROGOW-OKSKIN: 125. Geburtstag
Er wurde wie drei seiner Brüder (Alexander, Grigorij und Michail Pirogow) ein gefeierter Bassist innerhalb seiner Künstlergeneration in Russland. Seine Ausbildung erfolgte durch den Pädagogen Donsky in Moskau. Er begann seine Karriere an den Opernhäusern von Taschkent und Swerdlowsk, kam dann an das Theater von Nowosibirsk und wurde schließlich 1931 an das Bolschoi Theater Moskau verpflichtet. Hier sang er bis zu seinem Rücktritt von der Bühne 1948 ein vielgestaltiges Repertoire, das seine Höhepunkte in Partien wie dem Titelhelden im »Boris Godunow« von Mussorgsky, dem Warlaam wie dem Pimen in der gleichen Oper, dem Dosifej in »Chowanschtschina« und dem Mephisto im »Faust« von Gounod hatte. Er nahm auch eine Anzahl von Partien aus Opernwerken zeitgenössischer russischer Komponisten in sein Repertoire auf und wurde neben seinem Wirken auf der Bühne als Konzertsänger geschätzt. – Sein Bruder Michail Pirogow (1887-1933) trat als Bassist 1913-14 am Musikdramatischen Theater Moskau, später auch an der Zimin-Oper Moskau in Erscheinung, sang aber meist kleinere Partien.
Schallplatten von Alexej Pirogoff-Okskin sind bei Melodiya vorhanden.
10.2. Theodore ANTONIOU: 85. Geburtstag
Er studierte 1947-58 am Nationalen Konservatorium und 1956-61 am Griechischen Konservatorium in Athen Violine, Gesang und Komposition, unter anderem bei Manolis Kalomiris und Yannis Papaioannou. Anschließend setzte er seine Studien bei Günter Bialas an der Münchner Akademie und bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt fort, unter anderem bei Ligeti, Stockhausen, Berio und Boulez. Als Kompositionslehrer war er zunächst an den amerikanischen Universitäten von Stanford (1969–70), Utah (1970), an der Philadelphia Academy of Music (1970–78) und in Tanglewood, wo er 1974-85 Codirektor für Neue Musik am Tanglewood Music Center war. 1978-2008 bekleidete er einen Lehrstuhl für Komposition am Boston University College of Fine Arts. Antoniou war Gründer und Leiter diverser Ensembles für Neue Musik, so der Formationen Alea, Alea II und Alea III an verschiedenen Universitäten und der Griechischen Gruppe für zeitgenössische Musik in Athen. Ab 1989 war er außerdem Vorsitzender des Griechischen Komponistenverbands (EEM). Er starb 2018 in Athen an den Folgen einer Alzheimer-Erkrankung.
Als Dirigent arbeitete Antoniou mit zahlreichen bedeutenden Orchestern, darunter das Kammerorchester des Boston Symphony Orchestra, die Radiosinfonieorchester von Berlin, Paris und München, das Zürcher Tonhalle-Orchester sowie die wichtigsten Orchester in Griechenland. Die Werkliste des Komponisten Antoniou umfasst mehrere hundert Werke aller Gattungen und Genres. Er selbst sah sich als „dramatischer Komponist abstrakter Programmmusik“: Einen großen Teil in seinem Schaffen nahmen Bühnen- und Filmmusiken sowie Opernkompositionen ein. Antonious Frühwerk schwankte zwischen freier Atonalität und einem Folklorismus Bartók’scher Prägung, er begann aber auch bald mit der Einbeziehung serieller Techniken, vornehmlich in kleinformatigen Werken. In den frühen 1970er Jahren komponierte Antoniou unter dem Einfluss von Komponisten wie Jani Christou, Krzysztof Penderecki und Bernd Alois Zimmermann einige groß angelegte Werke, ohne jedoch eine gewisse Distanz zur jeweiligen Nachkriegs-Avantgarde abzulegen. Auch später wob er immer wieder Folklore-Elemente in seine Musik, seine Musik zu Sophokles’ Ödipus auf Kolonnos wurde in die Nähe der Klangsprache Orffs, Strawinskys und Bernsteins gerückt (Giorgos Leotsakos). Einen Schwerpunkt in Antonious Werk bildeten musiktheatralische Werke. Neben fast 60 Schauspielmusiken vornehmlich zum antiken griechischen und zeitgenössischen Theater und acht Filmmusiken komponierte er einige Ballette und mehrere szenische Aktionen, häufig für Schauspieler und kleinere Orchesterformationen, darunter auch explizit für das Fernsehen konzipierte „Klang-Aktionen“. In seine Instrumentalmusik, die von klassischen Orchesterwerken und Solokonzerten bis zu solistisch besetzter Kammermusik reichte, sind die Werke, die elektronische Klangquellen einbinden, besonders stark vertreten, daneben schuf Antoniou auch einige Werke rein elektronischer Musik. Die ebenfalls sehr umfangreiche Vokalmusik bezog sich häufig auf Motive der klassischen Antike wie des modernen Griechenlands.
10.2. Cornelis OPTHOF: 90. Geburtstag
1949 wanderte er nach Kanada aus. In Vancouver wurde seine Stimme durch die holländische Pädagogin Katharina Hendrikse ausgebildet, dann Schüler von Herman Geiger-Torel in Toronto. 1953 begann er seine Karriere in Kanada. Er trat hier anfänglich im Rundfunk und am Fernsehen auf. 1960 gewann er den ersten Preis beim Gesangwettbewerb von Toronto. Er war 1957-64 bei der Canadian Touring Opera engagiert, an der er als Silvio im »Bajazzo« debütierte und dort Partien wie den Valentin im »Faust« von Gounod, den Marcello in »La Bohème« und den Amonasro in »Aida« sang. 1965 erhielt er ein Stipendium für eine weitere Ausbildung in Europa. 1966 unternahm er mit der berühmten Sopranistin Joan Sutherland zusammen eine große Australien-Tournee. An der San Francisco Opera gastierte er 1971 als Talbot in Donizettis »Maria Stuarda« und als Graf Luna im »Troubadour«, 1988 als Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli. 1976 sang er an der Metropolitan Oper New York den Riccardo in »I Puritani« von Bellini, 1978 in Amsterdam den Germont sr. in »La Traviata«. Er sang u.a. bei der English National Opera, an den Opern von Philadelphia und New Orleans (1988-89 den Hohepriester in »Samson et Dalila« und den Amonasro), in Miami, Milwaukee, Cincinnati (1985 den Amonasro), Ottawa und Pittsburg. 1995 gastierte er an der Canadian Opera Toronto als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und in Janáceks »Jenufa«. Am Opernhaus von Toronto trat er 1997 als Geronte in Puccinis »Manon Lescaut«, 1998 als Sharpless in »Madame Butterfly« auf. Zu seinen Bühnenrollen gehörten auch der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky und der Eisenstein in der »Fledermaus«. Er starb 2008 in Toronto.
Auf Decca singt er in einer vollständigen Aufnahme von Bellinis »Beatrice di Tenda« den Filippo als Partner von Joan Sutherland, auf Columbia Lieder von Schönberg.
10.2. Hilde BÜCHEL: 100. Geburtstag
Durch Büroarbeit und Tätigkeit als Dolmetscherin musste sie sich die finanzielle Grundlage für ihr Studium beschaffen. Zuerst sang sie in den Jahren 1943-45 als Gast am Theater von Luzern, dann 1944-46 am Städtebundtheater Biel-Solothurn, 1946-48 am Stadttheater von Basel engagiert. 1948-51 gehörte sie wieder dem Städtebundtheater Biel-Solothurn an, 1951-56 dem Landestheater von Kiel, 1956-57 dem Stadttheater von Lübeck und 1957-60 dem Opernhaus von Zürich. In der Spielzeit 1960-61 war sie am Opernhaus von Frankfurt a.M. und dann seit 1961 bis zu ihrem Tod 1966 am Stadttheater von Heidelberg engagiert. Von Kiel aus gastierte sie 1951, 1953 und 1960 an der Hamburger Staatsoper. Auf der Bühne bewältigte sie ein weitläufiges Repertoire, wobei die Partie der Carmen als eine ihrer besten Leistungen galt. Sie sang im Übrigen Partien wie die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Mary in »Der fliegende Holländer«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«. die Küsterin in »Jenufa« von Janácek und die Begbick in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill. Während ihres Engagements am Stadttheater von Basel wirkte sie in den deutschsprachigen Erstaufführungen der Opern »Peter Grimes« (1946 als Auntie) und »The Rape of Lucretia« (als Bianca) von Benjamin Britten mit. Sie trat am Stadttheater von Basel auch in der Schweizer Erstaufführung von Glinkas »Ein Leben für den Zaren« (»Iwan Susanin«, Spielzeit 1945-46 als Wanja), am Opernhaus von Zürich in »Die Schule der Frauen« von Rolf Liebermann (1957-58 als Georgette) und »Die Nacht vor Weihnachten« von Rimsky-Korssakow (1959-60 als Solocha) auf. Auch als Konzertsängerin angesehen.
Schallplatten: Vollständige Aufnahme von Tschaikowskys »Eugen Onegin« von 1952, in der sie die Partie der Larina singt.
10.2. Alessandro BONCI: 150. Geburtstag
Er arbeitete zunächst als Schuhmacherlehrling, nach Entdeckung seiner Stimme erfolgte seine Ausbildung am Konservatorium von Pesaro bei Felice Coen und bei Carlo Pedrotti, dann bei Enrico Delle Sedie in Paris. 1892 Solist im Chor der Kathedrale des Wallfahrtsortes Loreto. 1896 offizielles Debüt am Teatro Regio von Parma als Fenton in Verdis »Falstaff«. Ein Gastspiel in Livorno führte bereits in der Saison 1896-97 zu seinem Auftreten an der Mailänder Scala als Arturo in »I Puritani« von Bellini und in der Uraufführung von Franchettis »Signor de Pourceaugnac« (10.4.1897). Es folgten Gastspiele in St. Petersburg, Lissabon (1899-1900, 1903-04), Barcelona (1898-1901, 1903-04) und Madrid (1902-03, 1905-06). 1900 gastierte er erstmals an der Londoner Covent Garden Oper (Antrittsrolle: Rodolfo in »La Bohème«), wo er seitdem bis 1908 immer wieder auftrat. In der Saison 1901-02 erlebte man ihn am Teatro Costanzi in Rom als Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, als Rodolfo in »La Bohème« und als Herzog im »Rigoletto«. 1902 sang er in Wien im Konzertsaal, 1905 und 1909 an der Wiener Volksoper. Am Berliner Theater des Westens hörte man ihn 1905 mit einem italienischen Ensemble als Ernesto im »Don Pasquale«, dann auch in mehreren anderen deutschen Städten, u.a. in Mannheim. 1903 gastierte er am Theater von Graz, 1903 und 1904 am Deutschen Theater in Prag, 1903 am Theater von Brünn (Brno), 1905 an der Oper von Monte Carlo (als Faust von Gounod). 1905-06 nahm er an einer Australien-Tournee teil. 1906 an das Manhattan Opera House in New York verpflichtet. Er sang in der Eröffnungsvorstellung des neu gegründeten Hauses den Arturo in »I Puritani«. 1907-10 Mitglied der Metropolitan Oper New York (Antrittspartie: Herzog im »Rigoletto«). Hier sang er 1910 den Roberto in der amerikanischen Erstaufführung von Puccinis »Le Villi«. Insgesamt trat er an der Metropolitan Oper in drei Spielzeiten in 14 Partien und 121 Vorstellungen auf: als Rodolfo in »La Bohème«, als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, als Lyonel in »Martha« von Flotow, als Alfredo in »La Traviata«, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, als Cavardossi in »Tosca«, als Nemorino in »L’Elisir d‘amore«, als Ernesto, als Faust von Gounod, als Elvina in »La Sonnambula« und in mehreren Sunday Night Concerts. Seit 1909 große Erfolge in Südamerika. 1911 feierte man ihn am Teatro Colón Buenos Aires als Paolino in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa, 1914 als Faust von Gounod, als Don Ottavio, als Ernesto, als Wilhelm Meister und in der Uraufführung der argentinischen Oper »El Sueño de Alma« von Carlos Buchardo (4.8.1914).Große Erfolge auch bei Gastspielen in Rio de Janeiro, São Paulo und Montevideo. 1910-11 Nordamerika-Tournee, 1913 trat er am Teatro Regio Parma in den Gala- Vorstellungen aus Anlass des Verdi-Jahres auf, 1913-14 in Madrid und Barcelona. 1914 war er für die Chicago Opera engagiert, kehrte aber bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Italien zurück. Während des Ersten Weltkrieges diente er freiwillig bei der italienischen Luftwaffe, konnte aber in der Saison 1916-17 an der Scala auftreten (Rodolfo, Des Grieux in Massenets »Manon«, Gennaro, Nemorino). Er nahm 1918 seine internationale Karriere wieder am Teatro Colón in Buenos Aires auf. 1919-21 kam er erneut an der Oper von Chicago zu großen Erfolgen, in der Saison 1922-23 am Teatro Costanzi in Rom als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«. Seit 1923 Gesanglehrer in New York, kehrte aber 1925 nach Italien zurück, wo er 1926 nochmals an der Mailänder Scala zu hören war. Dann lebte er ganz zurückgezogen in Mailand. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind noch der Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und der Fra Diavolo nachzutragen. Er starb 1940 in Viserba bei Rimini. – Sein Bruder trat unter dem Namen Giuseppe Tecchi, manchmal zusammen mit ihm, in kleineren und Comprimario-Partien auf. Er sang 1906-07 am Manhattan Opera House New York (u.a. Bote in »Aida« und Notar in »La Sonnambula«) und war 1907-10 an der New Yorker Metropolitan Oper engagiert (Debüt als Wagner wie als Nereo in »Mefistofele« von Boito). An diesem Haus trat er in 18 kleinen Partien in 138 Vorstellungenauf, darunter als Bote in »Aida«, als Borsa im »Rigoletto«, als Parpignol in »La Bohème«, als Offizier im »Barbier von Sevilla«, als Désiré wie als Baron Rouvel in »Fedora« von Giordano, als Gastone in »La Traviata«, als Ruiz im »Troubadour«, als Normanno in »Lucia di Lammermoor«, als Lampenanzünder in »Manon Lescaut« von Puccini, als Don Curzio in »Le nozze di Figaro« und als Isepo in »La Gioconda« von Ponchielli. Er sang während dieser Zeit aber auch in Italien, so 1908 am Teatro Politeama Genua, dann am Teatro Costanzi Rom (1910 in »Fedora«, 1911-12 als alter Diener in »Elektra« von R. Strauss, 1912-13 als Bello in »La Fanciulla del West« von Puccini und, nachdem er 1914 in den Bass-Bariton-Bereich gewechselt hatte, 1914-15 als Mesner in »Tosca«, 1915-16 als Wirt in »Manon Lescaut«). 1911 gastierte er am Teatro Regio Turin in »La Fanciulla del West«, 1915 am Teatro Comunale Bologna als Notar in Donizettis »Don Pasquale«.
Lit: T. Hutchinson: Alessandro Bonci (in »Record Collector«, 1957).
Eine der schönsten Tenorstimmen, die die Schallplatte bewahrt hat, unübertroffen in der souveränen Beherrschung der Technik und in der feinsinnigen Nuancierung ihrer Ausdruckskunst. Vor allem als Interpret der Belcantopartien von Rossini, Bellini und Donizetti bewundert. Zahlreiche schöne Aufnahmen auf Edison-Platten und -Zylindern, auf Columbia (akustische und sogar noch einige elektrische Aufnahmen von 1927) und Fonotipia (1905-06).
10.2. Cornelius GURLITT: 200. Geburtstag
Er erhielt ersten Musikunterricht durch den Altonaer Organisten Johann Friedrich Grönland (1777–1834). Später studierte er bis 1840 sechs Jahre lang bei Johann Rudolf Reinecke, dem Vater seines Mitschülers und Freundes Carl Reinecke. Nach einem ersten öffentlichen Auftritt im Alter von siebzehn Jahren setzte Gurlitt seine Ausbildung in Kopenhagen fort. Dort studierte er Orgelspiel bei Johan Ernst Hartmann (1770–1844), Klavierspiel bei Bernhard Courlænder (1815–98) und Komposition bei Christoph Ernst Friedrich Weyse. Außerdem lernte er Niels Wilhelm Gade kennen und blieb bis zu dessen Tod mit ihm befreundet. 1841 ließ sich Gurlitt in Hirschholm nahe Kopenhagen als Musiklehrer nieder. 1844 erschienen seine sechs Lieder für Singstimme und Klavierbegleitung op. 2 gedruckt, und im März 1845 erhielt er, wie zwei Jahre zuvor schon Gade und Carl Reinicke, ein königliches Stipendium. Mit diesem reiste er über Altona zunächst nach Leipzig, wo Gade inzwischen die Konzerte des Gewandhauses leitete. Anschließend reiste er nach Rom, wo sein Bruder Louis Gurlitt, ein bekannter Maler, Studien betrieb. Cornelius Gurlitts Fähigkeiten als Musiker fanden in Rom rasch Anerkennung. Die päpstliche Accademia di Santa Cecilia ernannte ihn zum Ehrenmitglied und verlieh ihm 1855 den Ehrentitel eines Professors der Musik. In der Zeit seines Aufenthalts in Rom betrieb er auch auf dem Gebiet der Malerei erfolgreich Studien. Nach seiner Rückkehr nach Altona im Jahr 1848 stellte ihn Christian August, Herzog von Augustenburg, als Lehrer für drei seiner Töchter ein. Während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848–51) diente er als Offizier bei der Militärmusik der dänischen Armee. Hingegen war er im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 Militärkapellmeister auf deutscher Seite. 1866 wurde Gurlitt Organist an der Altonaer Hauptkirche St. Trinitatis, 1873 königlicher Musikdirektor von Altona, 1879 Lehrer für Chorgesang am Hamburger Konservatorium und 1887 Ehrenmitglied des Hamburger Tonkünstlervereins. Er starb 1901 in seiner Heimatstadt Altona. Das Grabmal für ihn und seine Frau Anna geb. Otto (* 28. Januar 1842; † 19. Januar 1906) ist auf dem Friedhof Norderreihe erhalten.
Als Komponist war Cornelius Gurlitt außerordentlich produktiv und vielseitig. Er komponierte unter anderem zahlreiche Lieder, zwei Operetten, eine Oper, Sinfonien, Kammermusik und Etüden. Am bekanntesten ist er jedoch für seine Leistungen als Musiktheoretiker und für seine Pianokompositionen sowie leichte Stücke, die bis heute als Lehrwerke für Klavieranfänger herausgegeben werden. 1847 wurde er Mitglied der Altonaer Freimaurerloge Carl zum Felsen.
11.2. Gerolf SCHEDER: 80. Geburtstag
Er studierte Mathematik und Physik und wurde Lehrer in diesen Fächern. In den Jahren 1964-68 arbeitete er an einer Realschule in Unterfranken, entschloss sich dann aber zum Gesangstudium, das bei Willi Domgraf-Fassbaender in Nürnberg und an der Musikhochschule Stuttgart bei Hubert Giesen stattfand. 1970 gewann er einen Wagner-Gesangwettbewerb in Berlin und begann danach seine Bühnenlaufbahn am Stadttheater von Freiburg i. Br. Über das Staatstheater von Oldenburg und die Stadttheater von Bielefeld und Hagen (Westfalen) kam er 1980 an das Opernhaus von Frankfurt a.M. Er blieb diesem Haus bis 1988 als Mitglied, später als Gast, verbunden. 1993 hatte er dort in der Titelrolle der Oper »Der Barbier von Bagdad« von P. Cornelius einen besonderen Erfolg. Er wurde durch Gastspiele international bekannt. Diese führten ihn nach Paris (1986 Doktor im »Wozzeck« an der Grand Opéra) und Wien (1995 Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« an der Volksoper), nach Barcelona und Rom, nach Straßburg, Nizza, Toulouse und Lüttich. An der Münchner Staatsoper gastierte er als Lunardo in Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane« und als Abbate in »Arlecchino« von Busoni, an der Deutschen Oper Berlin als Falstaff in »Die lustigen Weiber von Windsor« und als van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, an der Stuttgarter Staatsoper u.a. als Rocco im »Fidelio«, 1995 am Muziektheater Amsterdam als Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, ebenfalls 1995 in Dublin als Don Magnifico in Rossinis »La Cenerentola«. Auch als Konzertsänger aufgetreten. Er starb im September 2004.
11.2. Alberto LYSY: 85. Geburtstag
Er war ein argentinischer Geiger, Dirigent und Violinpädagoge. Als Schüler von Ljerko Spiller wurde er der erste lateinamerikanische Preisträger beim Concours Reine Elisabeth (Königin-Elisabeth-Wettbewerb) in Brüssel 1955. Er wurde ein persönlicher Student von Yehudi Menuhin. Neben einer erfolgreichen Karriere als Solist gründete er 1967 die Camerata Bariloche. Ab 1977 leitete er Yehudi Menuhins internationale Musikakademie in Saanen; aus den dortigen Studenten rekrutierte er die erfolgreiche Camerata Lysy. Er starb 2009 in Lausanne.
12.2. Herbert TACHEZI: 90. Geburtstag
Er war schon während seiner Schulzeit als Chorleiter und Organist tätig. Nach der Matura 1948 studierte er an der Musikakademie Wien (Musikpädagogik, Klavier, Orgel bei Alois Forer, Komposition bei Alfred Uhl und Karl Schiske, Improvisation) und an der Universität Wien (Germanistik). Die Abschlussprüfungen in den Fächern Komposition 1953 und Orgel 1955 bestand er beide „mit Auszeichnung“. Außerdem nahm er Cembalounterricht bei Fritz Neumeyer in Freiburg im Breisgau. 1952-67 war Tachezi Musiklehrer an Wiener Gymnasien. Ab 1952 konzertierte Tachezi als Organist, Cembalist und Hammerklavierspezialist in ganz Europa und Übersee. Tachezi war der Erste Organist der Hofmusikkapelle Wien, Juror bei internationalen Wettbewerben, Dozent bei internationaler Kursen, außerdem 1963-2010 Cembalist und Organist des von Nikolaus Harnoncourt gegründeten Concentus musicus. Tachezi lehrte seit 1958 an der Musikhochschule Wien. 1967 erhielt er dort eine L1-Professur. Ab dem Jahr 1972 hatte Tachezi eine außerordentliche Professur und 1977-98 eine ordentliche Professur für Satzlehrer und Orgel inne. Er starb 2016 in Klosterneuburg. Der Cellist Herwig Tachezi und der Geiger Christian Tachezi sind seine Söhne. Der Cellist Wilfried Tachezi ist sein Bruder.
12.2. Charles JAUQUIER: 100. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung 1945-50 am Konservatorium von Neuchâtel (bei Ernest Bauer), setzte sie bei Fernando Carpi in Genf fort (1950-52) und war dann noch am Konservatorium von Lausanne Schüler von Paul Sandoz (1952-54). Seit 1949 trat er als Konzertsänger auf, in erster Linie als Solist in Oratorien und religiösen Vokalwerken. Er sang die großen Partien in den Passionen wie in der Hohen Messe, in Kantaten wie im Weihnachtsoratorium von J.S. Bach, in Werken von Händel, Haydn, Mozart, Monteverdi, Beethoven (9. Sinfonie), Mendelssohn (»Elias«, »Paulus«), César Franck, Berlioz (»L’Enfance du Christ«), A. Dvorák (Requiem, Stabat mater), von Benjamin Britten, Carl Orff, H. Suter und Frank Martin. Er gab seine Konzerte in Zürich, Bern, Genf, Lausanne, Montreux, Luzern und Basel, in London, Wien, Stuttgart und Berlin, beim Festival du Marais in Paris, in Venedig, Palermo und beim Festival de Strasbourg. Bei den Salzburger Festspielen trat er 1959, 1963 und 1968 zusammen mit dem Straßburger Domchor, u.a. als Solist in der Krönungsmesse von Mozart, auf. Er starb 1998 in Villars-sur-Glâne.
Schallplatten: Electromusic Records (»Liturgie d’été« und »Psalmus Friburgensis« von P. Kaelin), Decca (Krönungsmesse von Mozart), Amadeus (Missa Romana von Pergolesi).
12.2. Giuseppe COSTA: 125. Geburtstag
Ausbildung durch die Pädagogen Giuseppe Longo und Gino Golisciani. Sein Debüt fand 1920 am Teatro Mastroiano in Messina als Turiddu in »Cavalleria rusticana« statt, anschließend sang er dort den Arturo in Bellinis »I Puritani«. 1923 großer Erfolg in Bologna als Herzog in Verdis »Rigoletto«, 1928 am gleichen Opernhaus als Arturo in »I Puritani«. 1930 Gastspiel an der Oper von Antwerpen; zusammen mit italienischen Stagione-Truppen absolvierte er Gastspiel-Tourneen in Deutschland, Österreich und Ungarn. Auch in den USA ist der Künstler aufgetreten. Hier sang er in den Jahren 1932 und 1934 zum Teil mit dem Marionettentheater Teatro dei Piccoli und in Hollywood als Partner von Lilian Harvey in dem Tonfilm »Susanna«. In den Jahren 1927-32 wirkte er im italienischen Rundfunk als erster Tenor der Radiogesellschaft RAI in einer Vielzahl von Opernaufführungen mit, wodurch er weiten Kreisen bekannt wurde. Dazu sang er regelmäßig an den führenden italienischen Operntheatern. 1940 stand er letztmalig auf der Bühne. Seinen Lebensabend verbrachte er in der Casa di riposo Verdi in Mailand. 1979 erschien der über achtzigjährige Künstler nochmals in einem Konzert des italienischen Fernsehens. Er starb 1982 in Mailand.
Von der schönen Stimme des Sängers sind akustische Columbia-Aufnahmen vorhanden, dazu elektrische Pathé-Platten.
13.2. Dan SULLIVAN: 80. Geburtstag
Ausbildung an der Wesleyan University Bloomington, an der Northwestern University Evanstown (Illinois), bei Boris Goldovsky und Hermann Baer in New York. Nachdem er zunächst als Professor für Gesangspädagogik gearbeitet hatte, betrat er 1970 bei der Omaha Opera Company als Valentin im »Faust« von Gounod erstmalig die Bühne. Er sang in der Folgezeit an den großen amerikanischen Bühnen, u.a. in Kansas City und Washington. Beim Gastspiel der San Francisco Opera 1979 in Manila (Philippinen) sang er den Sciarrone in »Tosca«. Aus seinem Repertoire sind zu erwähnen: der Escamillo in »Carmen«, der Rigoletto, der Amonasro in »Aida«, der Germont-père in »La Traviata«, der Scarpia in »Tosca«, der Titelheld in Puccinis »Gianni Schicchi«, der Guglielmo wie der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Titelheld wie der Leporello im »Don Giovanni«, der Graf wie der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Belcore wie der Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d’amore«, der Impresario in »Viva la mamma«, ebenfalls von Donizetti, und der Slim in »Of Mice and Men« von Carlisle Floyd. Zugleich als Konzertsänger und als gesuchter Gesanglehrer tätig. Er starb 2017 in Jamaica Plain (MA).
Mitschnitte von Radiosendungen auf Privatmarken.
13.2. Eileen FARRELL: 100. Geburtstag
Ihre Familie war irischer Abkunft, ihre Eltern gehörten einer Vaudeville-Gesellschaft an, die Nordamerika bereiste. Sie war Schülerin von Merle Alcock und Eleanor McLellan und debütierte 1942 in einem Konzert der Columbia-Rundfunkgesellschaft. Im Lauf der folgenden fünf Jahre sang sie in einer eigenen Sendereihe »Eileen Farrell presents« im amerikanischen Rundfunk. Dabei präsentierte sie ein Programm, das vom Unterhaltungslied bis zu Szenen aus Opern reichte. Erst 1947 betrat sie das Konzertpodium und hatte auch hier große Erfolge. 1949 unternahm sie eine Südamerika-Tournee. 1951 sang sie in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Alban Bergs »Wozzeck« die Partie der Marie, 1955 in der Town Hall in New York die Titelrolle in Cherubinis »Medea«. Ihr eigentliches Bühnendebüt fand 1956 in Tampa (Florida) als Santuzza in »Cavalleria rusticana« statt. Noch im gleichen Jahr sang sie an der Oper von San Francisco die Leonore im »Troubadour«. An diesem Haus sang sie in der Folge dann auch 1958 die Medea und 1959 die Titelrolle in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1957 übernahm sie an der Oper von Chicago die Titelrolle in »La Gioconda« von Ponchielli. 1959 gab sie ein Konzert in der Londoner Albert Hall. Seit 1960 Mitglied der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Titelheldin in »Alceste« von Gluck); sie blieb für fünf Spielzeiten 1960-66 Mitglied der Metropolitan Oper, an der sie in insgesamt 47 Vorstellungen auch als Gioconda, als Leonore in »La forza del destino«, als Maddalena in Giordanos »Andrea Chénier« und als Santuzza auftrat. 1962 sang sie bei der Einweihung der New Yorker Philharmonic Hall in »L’Atlantida« von de Falla die Isabella. Sie gastierte auch an der Oper von Rom. Ihre Bühnenkarriere, vor allem an der Metropolitan Oper New York, entsprach eigentlich nicht der Qualität ihrer Stimme und ihrer dramatischen Darstellungskraft. Während sie im Konzertsaal auch Ausschnitte aus Wagner-Opern vortrug, hat sie auf der Bühne keine Wagner-Partien gesungen. Ihre Konzertkarriere gestaltete sich fast noch erfolgreicher als ihre Auftritte auf der Bühne. Zuletzt trat sie mit volkstümlicher Musik auf. 1971-80 nahm sie eine Professur an der Indiana University wahr. Sie gab ihre Selbstbiographie unter dem Titel »Can’t Help Singing« (Boston, 1999) heraus. Sie starb 2002 in Park Ridge (New Jersey). – Die Künstlerin besaß eine voluminöse, vom Stimmmaterial her fast unerschöpfliche Sopranstimme, deren dramatische Gestaltungskraft immer wieder Bewunderung hervorruft.
Schallplatten der Firmen RCA, CBS (Arien-Recital), IRCC (Recital, Album mit drei Schallplatten), Columbia (»Der Messias« von Händel) und Gala (Titelrolle in »Alceste« von Gluck, Metropolitan Opera New York, 1961, Szenen aus Wagner-Opern). Auf HMV-Westminster sang sie in »Maria Stuarda« von Donizetti als Partnerin von Beverly Sills (1972). Bei Philips als Marie im »Wozzeck«, auf Teatro Dischi als Santuzza in »Cavalleria rusticana« anzutreffen. Auf Reference Records »Songs«, 1988 veröffentlicht, auf Grand Tin Records Titelrolle in »La Gioconda« (Metropolitan Oper 1962), auf Sony »I Gotta Right to Sing the Blues« und Marie im »Wozzeck«, Mitschnitt einer Aufführung der Metropolitan Oper New York von 1951; auch EJS-Ausgaben.
15.2. Ludmila RADOBOJ: 125. Geburtstag
Am Konservatorium von Zagreb war sie Schülerin des Pädagogen Leonard Brückl. 1920 debütierte sie an der Kroatischen Nationaloper von Zagreb (Agram) als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. Seit 1922 war sie für viele Jahre Mitglied dieses Opernhauses, an dem sie ein Repertoire von ungewöhnlicher Vielseitigkeit zum Vortrag brachte. So sang sie die Gräfin in »Le nozze di Figaro« und die Leonore im »Fidelio«, die Senta in »Der flliegende Holländer«, die Venus im »Tannhäuser« und die Ortrud im »Lohengrin«, die Martha in »Tiefland« und die Maria von Magdala in »Die toten Augen« von E. d’Albert, die Santuzza in »Cavalleria rusticana« und die Titelheldin in Janáceks »Jenufa«, die Herodias in »Salome« von Richard Strauss und die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«. Auch als Konzert- und Oratoriensolistin trat sie im Lauf ihrer langen Karriere immer wieder erfolgreich auf. Sie starb 1981 in Zagreb.
16.2. Rudolf CONSTANTIN: 85. Geburtstag
Eigentlicher Name Rudolph Jean Constantinidis. Sein Vater war Grieche, seine Mutter Deutsche. Er wuchs in Paris und Zürich auf und ließ dort seine Stimme durch den Pädagogen Cornelio G. Cairati ausbilden. Seine Karriere wurde mit einem Engagement am Stadttheater von Rheydt in der Spielzeit 1958-59 eingeleitet. Danach sang er 1959-60 am Stadttheater von Aachen, 1960-63 am Stadttheater von Bern, 1963-67 am Opernhaus von Graz und 1967-69 am Opernhaus von Köln. In den Jahren 1969-82 war er Mitglied des Opernhauses von Frankfurt a.M. Seit 1982 ging er, wie auch bereits zuvor, von seinem Wohnsitz in Schlossborn (Taunus) als freischaffender Sänger einer ausgedehnten internationalen Gastspieltätigkeit nach. Er gab Gastspiele an den Staatsopern von Berlin und Dresden, an der Deutschen Oper Berlin, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Amsterdam und Brüssel, in Lyon, Nizza, Marseille und Monte Carlo, in Lüttich und an der Wiener Volksoper (die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«), an der Opéra du Rhin Straßburg, an der Grand Opéra wie am Théâtre des Champs Élysées Paris, an der Königlichen Oper Kopenhagen, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Regio Parma, am Opernhaus von Zürich (als Ruprecht in »L’Ange de feu« von Prokofjew) und am Grand Théâtre Genf (1976 die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, 1977 Escamillo in »Carmen«, 1978 Thoas in »Iphigénie en Tauride« von Gluck), bei den Festspielen von Edinburgh (1970 als Ruprecht in »L’Ange de feu« anlässlich eines Gastspiels der Frankfurter Oper) und am Nationaltheater Prag, wo er auch 1993 bei den Tschaikowsky-Tagen auftrat. An der Londoner Covent Garden Oper sang er den Gunther in der »Götterdämmerung«, bei den Salzburger Festspielen 1981 die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«. Sein Bühnenrepertoire hatte einen ungewöhnlich weiten Umfang, wobei Partien aus dem Helden- und Kavalierfach, zumal in Opern von Verdi und R. Wagner, an erster Stelle standen. Im Einzelnen seien genannt: der Don Giovanni, der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Don Pizarro im »Fidelio«, der Riccardo in Bellinis »I Puritani«, der Alfonso in Donizettis »La Favorita«, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Amonasro in »Aida«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Germont-père in »La Traviata«, der Rigoletto, der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«, die Titelfiguren in »Nabucco«, »Simon Boccanegra« und »Macbeth« von Verdi, der Jago im »Otello«, der Carlos in »La forza del destino«, der Ezio in »Attila«, der Posa im »Don Carlos«, der Fliegende Holländer, der Telramund im »Lohengrin«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Wotan in der »Walküre«, der Alberich im Nibelungenring, der Amfortas im »Parsifal«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Orest in »Elektra«, der Faninal im »Rosenkavalier«, der Mandryka in »Arabella«, der Golaud in »Pelléas et Mélisande« und der Gregor Mittenhofer in H.W. Henzes »Elegie für junge Liebende«. Als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger hatte er ebenfalls eine große internationale Karriere. Er wirkte in Rundfunksendungen in Paris (»La damnation de Faust«, »Fidelio«, »Irische Legende« von Egk, »Oedipe« von Enescu, »Oberto« von Verdi), Frankfurt a.M., Barcelona (»Arabella«), Brüssel (Lyrische Sinfonie von Zemlinsky) und Wien (»Salammbô« von Matthias Hauer, Uraufführung 1983) und in Opernsendungen des deutschen, des belgischen wie des spanischen Fernsehens mit. Er war auch als Gesangspädagoge tätig.
Schallplatten: Orfeo (Matho in »Salambo« von Josef Matthias Hauer), Ricaphone (Requiem von Donizetti), Mister Tape (Opernquerschnitte, Weihnachtslieder); Video-Aufnahme von »Hoffmanns Erzählungen« (Wien 1993).
16.2. Karsten ANDERSEN: 100. Geburtstag
Er begann seine Karriere als Violinist. 1945 wurde er zum musikalischen Direktor in Stavanger ernannt, 1965 zum musikalischen Direktor der Bergener Harmonie Gesellschaft; dort leitete er 1964-85 die Konzerte des Philharmonischen Orchesters Bergen. Er war Gründer des Bergener Musikfestivals. 1973 wurde er noch Chefdirigent des Island Symphonieorchesters Reykjavik. Er starb 1997 in Oslo.
16.2. Hans MIRSALIS: 150. Geburtstag
Er war der jüngere Bruder des Tenors Otto Mirsalis (* 1868), begann seine Karriere 1891 am Hoftheater von Sondershausen (Thüringen) und sang anschließend je eine Spielzeit am Stadttheater von Lübeck, am Opernhaus von Düsseldorf und am Stadttheater von Chemnitz. Er absolvierte darauf seinen Militärdienst und nahm 1896 seine Theatertätigkeit am Stadttheater von Halle/Saale wieder auf. 1897-99 sang er am Stadttheater von Zürich, 1899-1903 am Opernhaus von Riga, 1903-08 am Stadttheater von Bremen und schließlich 1908-18 am Stadttheater von Magdeburg. Er begann in seiner Karriere mit dem Vortrag lyrischer Partien, verlegte sich aber bald auf das Charakterfach und sang den Monostatos in der »Zauberflöte«, den Kilian im »Freischütz«, den Peter Iwanow in »Zar und Zimmermann«, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Mime im Nibelungenring, den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Beppe im »Bajazzo« und ähnliche Rollen. Später leitete er eine Färberei in Braunschweig, wo er 1940 starb.
17.2. Gertraud HOPF: 100. Geburtstag
Ausbildung in Wien u.a. bei Frau Firbas und bei der berühmten Anna Bahr-Mildenburg. Bereits in der Spielzeit 1947-48 gastierte sie am Stadttheater von Zürich als Liu in Puccinis »Turandot« und als Saffi im »Zigeunerbaron«. 1948 war sie Preisträgerin beim Concours von Scheveningen. 1949 debütierte sie am Stadttheater von Graz als Aida. Hier blieb sie zunächst bis 1951, sang 1951-54 als ständiger Gast am Landestheater Salzburg und war dann wieder 1957-70 in Graz engagiert. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1960-64 die Gerhilde, 1965-69 die Waltraute in der »Walküre« sowie 1962 die dritte Norn in der »Götterdämmerung«. An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1949 als Saffi und 1953 als Elsa im »Lohengrin«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Leonore im »Troubadour«, an der Mailänder Scala 1963 als Siegrune und 1968 als Waltraute in der »Walküre«. Weitere Gastspiele am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1964, 1966), an der Grand Opéra Paris (1967) und am Opernhaus von Zürich. In Graz war sie 1963 die Renata in »Der feurige Engel« (»L’Ange de feu«) von Prokofjew in der österreichischen Erstaufführung des Werks. Sie sang im Übrigen ein breites Repertoire von lyrischen bis hochdramatischen Partien, wobei der Schwerpunkt wohl im deutschen Fach lag; sie sang die Gräfin in »Figaros Hochzeit« und die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Leonore im »Fidelio« und die Agathe im »Freischütz«, die Senta in »Der fliegende Holländer« und die Elisabeth im »Tannhäuser«, die Sieglinde wie die Brünnhilde im Nibelungenring, die Isolde in »Tristan und Isolde« und die Kundry im »Parsifal«, die Chrysothemis in »Elektra« und die Marschallin im »Rosenkavalier« von R. Strauss, die Arabella wie die Färberin in »Die Frau ohne Schatten«, die Titelheldin in »Mona Lisa« von M. von Schillings, die Marie im »Wozzeck« von A. Berg und die Ursula in »Mathis der Maler« von Hindemith, die Leonore in »La forza del destino« und die Tosca, die Jenufa von Janácek und die Magda Sorel in Menottis »The Consul«. Dazu ist sie als Konzertsängerin erfolgreich aufgetreten. Sie starb 2008 in Wien.
Schallplatten: Desto, Nixa (Ilia in Gesamtaufnahme von Mozarts »Idomeneo« von 1949).
17.2. Riza EIBENSCHÜTZ: 150. Geburtstag
Studium bei Joseph Gänsbacher und Marianne Brandt in Wien. Debüt 1894 am Opernhaus Leipzig als Selika in Meyerbeers »Afrikanerin«. 1895-97 sang sie am Stadttheater von Straßburg, 1897-99 nahm sie an einer Nordamerika-Tournee mit der Damrosch Opera Company teil. 1899-1902 war sie wieder an der Oper von Leipzig tätig, wo sie am 15.2.1902 in der Uraufführung der Oper »Orestes« von F. Weingartner mitwirkte. Seit 1902 Mitglied der Dresdner Hofoper. Hier sang sie am 26.1.1911 in der Uraufführung des »Rosenkavaliers« die Partie der Marianne Leitmetzerin. Bereits zuvor hatte sie in den Uraufführungen der Richard-Strauss-Opern »Salome« (9.12.1905) und »Elektra« (25.1.1909) in Dresden mitgewirkt, auch in den Uraufführungen der Opern »Das war ich« von Leo Blech (6.10.1902) und »Odysseus Tod« von August Bungert (30.10.1903). Gastauftritte u.a. an den Hofopern von Berlin (1892 und 1908) und München (1901). Höhepunkte in ihrem breit angelegten Repertoire waren die Brünnhilde im Nibelungenring, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Rezia im »Oberon«, die Rachel in Halévys »Die Jüdin« und die Leonore im »Fidelio«. Die Künstlerin, die mit dem Dirigenten Oskar Malata (1875-1959) verheiratet war, lebte nach Abschluss ihrer Karriere als Pädagogin in Wien. Sie starb 1947 in Perchtoldsdorf bei Wien. – Der weite Tonumfang ihrer Stimme erlaubte ihr die Bewältigung von Sopran- wie auch von Altpartien.
Schallplatten: HMV (Dresden, 1908), Odeon.
19.2. Margot LEANDER: 125. Geburtstag
Sie hieß mit ihrem eigentlichen Namen Margarete Gottschalk und begann ihre Bühnenkarriere 1915 am Stadttheater von Mainz. In den Jahren 1919-25 wirkte sie als erste Sopranistin an der Bayerischen Staatsoper München. Hier wie bei Gastspielen an den führenden deutschen Opernhäusern sang sie u.a. die Titelfigur in Puccinis »Turandot«, die Tosca, die Butterfly, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Carmen, die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Elsa im »Lohengrin«, die Salome wie die Elektra in den beiden Opern gleichen Namens von Richard Strauss, die Marschallin im »Rosenkavalier« und die Diemuth in »Feuersnot«, ebenfalls von Richard Strauss. 1925-26 war sie Mitglied des Opernhauses von Köln. Sie gastierte u.a. an der Staatsoper von Wien (1922 als Färberin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss) und am Opernhaus von Frankfurt a.M. In den zwanziger und dreißiger Jahren war sie oft am Münchner Rundfunksender zu hören und kam auch als Konzertsopranistin zu einer Karriere von Bedeutung. Sie starb im Jahr 1961.
Soweit bekannt sind keine kommerziellen Schallplattenaufnahmen der Sängerin vorhanden; immerhin besteht die Möglichkeit, dass sich Mitschnitte von ihren Radiosendungen erhalten haben.
20.2. George BEEG: 150. Geburtstag
Er erhielt seine musikalische Ausbildung in Berlin und war zuerst als Dirigent am Stadttheater von Breslau beschäftigt (1891-92). Hier fiel seine schöne Stimme auf, so dass man ihm zu deren Ausbildung riet. Er begann darauf seine Karriere als Opernsänger in der Spielzeit 1894-95 am Theater von Reichenberg in Böhmen (Liberece), sang in den Jahren 1895-98 am Stadttheater von Danzig, 1898-99 am Stadttheater von Barmen und 1899-1901 am Theater von Königsberg (Ostpreußen). Von hier aus wurde er an das Opernhaus von Breslau verpflichtet, dessen Mitglied er bis zu seinem frühen Tod im Alter von 42 Jahren blieb. Er trat hier in Partien wie dem Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, dem Kühleborn in dessen »Undine«, dem Fliegenden Holländer, dem Telramund im »Lohengrin«, dem Werner Kirchhofer im »Trompeter von Säckingen« von Neßler, dem Wilhelm Tell von Rossini, dem Hohepriester in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, dem Nelusco in Meyerbeers »Afrikanerin«, dem Grafen Luna im »Troubadour« und dem Renato in Verdis »Maskenball« vor sein Publikum. Als Gast sang er u.a. an der Hofoper Berlin (1908 Jochanaan in »Salome« von R. Strauss), an den Hoftheatern von Hannover und Mannheim. Er war verheiratet mit der Sopranistin Josefine Grining (1870-1942). Wegen familiärer Probleme schied er 1912 in Breslau freiwillig aus dem Leben.
Schallplattenaufnahmen unter dem Etikett von G & T (Solo- wie Ensembleaufnahmen, 1906-08 in Breslau aufgenommen).
20.2. Johann Peter SALOMON: 275. Geburtstag
1758-64 war er Geiger im kurfürstlichen Bonner Hoforchester, bevor er Konzertmeister im Orchester des Prinzen Heinrich von Preußen, dem Bruder Friedrichs des Großen, in Rheinsberg in der Mark Brandenburg wurde. Nach der Auflösung von dessen Kapelle, ging Salomon 1781 nach London, wo er besonders als Quartettspieler und später als Konzertunternehmer Berühmtheit erlangte. 1790 suchte er Joseph Haydn in Wien auf und war maßgeblich für dessen beide Aufenthalte (1791/92 und 1794/95) in London verantwortlich. Anlässlich der ersten Reise schrieb Haydn seine Sinfonien Nr. 93 bis 98, bei seinem zweiten Aufenthalt die Symphonien Nr. 100 bis 104. Während sämtliche in London komponierte und dort uraufgeführte Symphonien als Londoner Symphonien bezeichnet werden, trägt die letzte den – allerdings nicht von Haydn stammenden – Titel Salomon-Sinfonie, quasi als Epitaph für den Organisator von Haydns Londoner Aufenthalten. Außerdem war Salomon Anreger und Violinsolist in Haydns einziger Sinfonia concertante B-Dur, Hob. I:105 für Geige, Cello, Oboe und Fagott, die während Haydns erster Londoner Reise 1792 entstand. Mit Ludwig van Beethoven war Johann Peter Salomon aus Bonner Tagen bekannt. Die Familien Beethoven und Salomon waren befreundet und Nachbarn in der Bonngasse. Salomon verließ zwar Bonn schon vor Beethovens Geburt, kehrte jedoch einige Male zu Besuchen zurück, bei denen der Komponist seine Bekanntschaft machte. 1815 wandte Beethoven sich an Salomon mit der Bitte, ihm für seine Werke einen Londoner Verleger zu vermitteln). Salomon starb 1815 in London. Heutzutage ist er am besten bekannt als Organisator von Konzerten. Er gelangte in den Besitz der Kopie eines biblischen Librettos eines ansonsten nicht weiter bekannten Lidley (oder Lindley), das er an Haydn weitergab, und der es in seinem Oratorium Die Schöpfung verarbeitete. Darüber hinaus wird angenommen, dass er Mozarts 41. Sinfonie den Namen Jupiter-Sinfonie gab.
21.2. Alexej PIROGOW-OKSKIN: 125. Geburtstag
Er wurde wie drei seiner Brüder (Alexander, Grigorij und Michail Pirogow) ein gefeierter Bassist innerhalb seiner Künstlergeneration in Russland. Seine Ausbildung erfolgte durch den Pädagogen Donsky in Moskau. Er begann seine Karriere an den Opernhäusern von Taschkent und Swerdlowsk, kam dann an das Theater von Nowosibirsk und wurde schließlich 1931 an das Bolschoi Theater Moskau verpflichtet. Hier sang er bis zu seinem Rücktritt von der Bühne 1948 ein vielgestaltiges Repertoire, das seine Höhepunkte in Partien wie dem Titelhelden im »Boris Godunow« von Mussorgsky, dem Warlaam wie dem Pimen in der gleichen Oper, dem Dosifej in »Chowanschtschina« und dem Mephisto im »Faust« von Gounod hatte. Er nahm auch eine Anzahl von Partien aus Opernwerken zeitgenössischer russischer Komponisten in sein Repertoire auf und wurde neben seinem Wirken auf der Bühne als Konzertsänger geschätzt. Er starb 1978 in Erakhtur (Bezirk Shilovsky). – Sein Bruder Michail Pirogow (1887-1933) trat als Bassist 1913-14 am Musikdramatischen Theater Moskau, später auch an der Zimin-Oper Moskau in Erscheinung, sang aber meist kleinere Partien.
Schallplatten von Alexej Pirogow-Okskin sind bei Melodiya vorhanden.
21.2. Emma THURSBY: 175. Geburtstag
Die Vorfahren der amerikanischen Sängerin stammten väterlicherseits aus England, mütterlicherseits aus Holland. Sie studierte zuerst bei Julius Meyer und Achille Errani, dann seit 1873 bei Francesco Lamperti und bei San Giovanni in Mailand. Schließlich vollendete sie ihre Ausbildung bei Hermine Rudersdorff und bei Maurice Strakosch in ihrer amerikanischen Heimat. 1875 eröffnete sie ihre Karriere mit einer großen Tournee durch die USA und durch Kanada. 1878 kam sie nach England, wo sie sich dem Publikum in einem glanzvollen Konzert der Londoner Philharmonic Society vorstellte. Bis 1879 blieb sie in England und eilte bei den großen Konzertveranstaltungen in London von Erfolg zu Erfolg. 1879 gab sie Konzerte in Paris und bereiste die französische Provinz. 1880-81 unternahm sie eine ausgedehnte Tournee durch Deutschland, Österreich, Holland, Belgien, Spanien, Norwegen und Dänemark, kehrte aber trotz ihrer großen Erfolge in Europa im Winter 1882 wieder nach Nordamerika zurück. 1883 kam es zu einer weiteren großen Konzerttournee durch die USA und durch Kanada. Trotz glänzender Angebote betrat sie nie die Opernbühne, obwohl u.a. der berühmte Komponist Charles Gounod sie mehrfach dazu ermutigte. Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts ließ sie sich in New York als Gesanglehrerin nieder, trat aber noch gelegentlich öffentlich auf; so kam es noch 1903 zu einer Kunstreise der Sängerin nach China und Japan. Sie starb 1931 in New York. Zu ihren Schülerinnen zählte die große amerikanische Sopranistin Geraldine Farar.
Lit.: R. Gipson Mc Candless: »The Life of Emmy Thursby« (New York, 1940).
22.2 Marni NIXON: 90. Geburtstag
Sie studierte Musik und Gesang an der University of Southern California bei Carl Ebert, dann an der Stanford University bei Jan Popper und im Berkshire Music Center bei Boris Goldovsky und Sarah Caldwell. Sie gilt als eine der bekanntesten Geistersängerinnen der Filmgeschichte, sie lieh also bei schwierigen Gesangseinlagen Filmstars ihre Stimme, die die Gesangseinlagen alleine nicht überzeugend schaffen konnten. Ihren ersten Gesangseinsatz hatte sie 1948 in dem Film Johanna von Orléans. 1949 lieh sie Margaret O‘Brien ihre Gesangsstimme für die Literaturverfilmung Der geheime Garten. Marilyn Monroe lieh sie 1953 wenige hohe Stimmparts in Blondinen bevorzugt. Deborah Kerr lieh sie die Singstimme in Der König und ich (1956) und Die große Liebe meines Lebens (1957). Nixons wohl bedeutendster Gesangseinsatz war der für Natalie Wood in West Side Story. 1964 sang sie für Audrey Hepburn in My Fair Lady. Marni Nixons Mitarbeit an diesen Filmen wurde bei ihrer Entstehung vor der Öffentlichkeit geheim gehalten, erst in späteren Jahren erhielt sie hierfür Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sie begann danach eine sehr vielseitige Karriere, sang in Opern und Musicals, gab Konzerte und trat im amerikanischen Fernsehen (zum Teil in Kinderprogrammen) auf. Als Opernsängerin hörte man sie beim Tanglewood Festival, in Los Angeles, San Francisco (1966 als Philine in »Mignon« von A. Thomas) und Seattle; dabei sang sie Partien wie die Konstanze und das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Susanna in »Le nozze di Figaro«, die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und die Violetta in »La Traviata«. Sie gab Konzerte u.a. in Cleveland, Toronto, Los Angeles, in Israel und in London. Im Konzertsaal brachte sie gern zeitgenössische Werke von Webern, Ives, Strawinsky und Hindemith zum Vortrag. 1969-71 war sie als Pädagogin am California Institute of Music tätig, seit 1980 an der Music Academy of the West in Santa Barbara in Kalifornien. Sie starb 2016 in New York.
Schallplatten: Columbia (Lieder von Strawinsky, Kantaten von A. Webern), Capitol (Bachianas Brasileiras von H. Villa-Lobos), Disc (Opern-Arien), Contemporary Records (Lieder).
22.2. Jan August VITÁSEK: 250. Geburtstag
Nach ersten musikalischen Unterweisungen bei seinem Vater studierte er ab 1786 Komposition in Prag und wirkte danach dort als Komponist und angesehener Pianist. Am 1. April 1814 übernahm der die Stelle als Domkapellmeister an St. Veit und war weiterhin auch als Direktor der Prager Orgelschule aktiv. Sein Ruf drang bis nach Wien, er lehnte jedoch die Stelle als Domkapellmeister am dortigen Stephansdom ab. Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ernannte ihn 1837 zum Ehrenmitglied. Er war Anfang des 19. Jahrhunderts eine der führenden Personen im Musikleben Prags. Er starb 1839 in Prag.
Er schuf Orchesterwerke, Instrumentalkonzerte, Kammermusik, Klavierwerke und viele kleinere Kompositionen. Daneben liegen von ihm auch etliche kirchenmusikalische Kompositionen vor, darunter einige Messen und Requiem. Sein Stil war einfach und eingängig.
22.2. João de SOUSA CARVALHO: 275. Geburtstag
Der musikalisch hochbegabte Junge wurde 1745 als Sohn von Paulo de Carvalho und Ana Maria Angelina geboren. Bereits im Alter von acht Jahren wurde er 1753 in das Musikkonservatorium Colegio dos Santos Reis in Vila Vicosa, der Musikhauptstadt Portugals, gegeben. Im Alter von fünfzehn Jahren kam er 1761 ans Colegio Sant Onofrio di Capua in Neapel, wo er unter der Protektion des portugiesischen Königs Joseph I. seine Ausbildung fortsetze. Bereits 1766, im Alter von einundzwanzig Jahren, wurde seine Oper La Nitteti am Teatro Delle Dame no Carnaval uraufgeführt. Das Libretto schrieb der italienische Dichter und Librettist Pietro Metastasio. Bereits ein Jahr später, 1767, kehrte er nach Portugal zurück, um künftig nur noch in seiner Heimat tätig zu sein. Dort wurde er der offizielle Musiklehrer der Kronprinzen von Portugal sowie Professor für Kontrapunktmusik am Bischöflichen Seminar in Lissabon. 1778 wurde er – bis zu seinem Tode – der offizielle „Maestro“ des portugiesischen Königs, das heißt, der offizielle Hofkomponist der Krone. Die meisten Werke, die in dieser Zeit entstanden, waren Auftragsarbeiten für offizielle Anlässe. Bedeutend war auch seine Oper Testoride Argonauta aus dem Jahr 1780, da es zur offiziellen Einweihung des Schlosses von Queluz geschrieben und aufgeführt wurde. Er war ein berühmter, geachteter Komponist. 1783 heiratete er in reiche Verhältnisse ein, so dass seine Frau und er sich stattliche Güter leisten konnten und lebten fortan an der Algarve und im Alentejo. Im Alentejo starb der Komponist auch aus ungeklärter Ursache in der Fastenzeit des Jahres 1799.
Obwohl viele Werke verschollen sind, ist ein Großteil des Werkes auch durch Kopien noch recht gut dokumentiert. So umfasste das dramatische Werk 16 Stücke: 5 Opern, 10 Serenaten und eine Kantate. Das sakral-geistliche Werk besteht aus 3 Hymnen, 2 Arien, zehn Messen, 4 Psalmen, einem Oratorium, einer Motette. Bekanntestes Stück ist hier das 1769 entstandene geistliche Werk Te Deum. Das profane Werk umfasst ein paar weltliche Arien, ein Duett, eine Cavatine und ein Sonett.
23.2. Elisaweta CHAWDAR: 95. Geburtstag
Sie besuchte bis 1948 das Konservatorium ihrer Heimatstadt Odessa und wurde dann an das Opernhaus von Kiew verpflichtet. Hier hatte sie in den folgenden zwanzig Jahren große Erfolge im lyrischen Koloraturfach: als Violetta in Verdis »La Traviata«, als Antonida in »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka, als Ludmilla in dessen »Ruslan und Ludmilla«, als Lakmé in der gleichnamigen Oper von Delibes und in vielen anderen Rollen. Sie gewann einen Gesangwettbewerb in Budapest (1949) und einen weiteren Wettbewerb in Berlin (1951). Die Künstlerin unternahm ausgedehnte Konzerttourneen durch die gesamte Sowjetunion, die ihren Namen weithin bekannt machten. 1952 wurde sie zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt; auch Auszeichnung mit dem Leninorden. 1968 erhielt sie einen Lehrauftrag am Konservatorium von Odessa, 1979 wurde sie zur Professorin an diesem Institut ernannt. Sie starb 1989 in Kiew.
Schallplattenaufnahmen der staatlichen sowjetrussischen Plattenindustrie (Melodiya).
24.2. Simon SINGER: 150. Geburtstag
Er studierte Klavierspiel, Gesang und Komposition am Konservatorium der Stadt Wien. 1893 begann er seine Bühnenkarriere und wirkte als erster Bariton an den Theatern von Olmütz (Olomouc), Stettin, Halle/Saale, Schwerin und Hamburg. 1900 gab er jedoch seine Tätigkeit als Bühnensänger auf und übernahm das Amt eines Oberkantors an der Synagoge von Kattowitz (Katowice). Er leitete dort einen Jugend- und Synagogenchor, war am Konservatorium von Kattowitz als Musik- und Gesanglehrer tätig und veröffentlichte musikwissenschaftliche Schriften. Er komponierte Chöre, Lieder, vor allem aber jüdische religiöse Musik. Er starb 1931 in Nietleben (Schlesien).
24.2. Francisco DE SÁ NORONHA: 200. Geburtstag
Biographie des portugiesischen Komponisten auf Deutsch:
https://www.mgg-online.com/article?id=mgg09533&v=1.0&rs=mgg09533
25.2. Gabriele SIMA: 65. Geburtstag
Sie wuchs in Salzburg auf und begann bereits im Alter von 14 Jahren ihr Gesangstudium am Salzburger Mozarteum. Sie setzte ihre Ausbildung an der Musikhochschule von Wien bei A. Kolo fort. 1979 kam es zu ihrem Bühnendebüt bei der Wiener Operntruppe »Spectaculum«, die sich mit der Aufführung von Barock-Opern befasste. Sie gehörte 1979-82 dem Opernstudio der Wiener Staatsoper an, 1982 wurde sie in das Ensemble des Hauses übernommen und blieb bis 1999 dessen Mitglied. Sie debütierte hier 1979 als Barbarina in »Figaros Hochzeit« und war hier u.a. auch als Papagena in der »Zauberflöte«, als Giannetta in »L‘Elisir d’amore« von Donizetti, als Flora in »La Traviata«, als Ines im »Troubadour«, als Kartenaufschlägerin in »Arabella« von R. Strauss, als Esmeralda in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Hirtenknabe im »Tannhäuser«, als Laura in »Luisa Miller«, als Xenia wie als Fjodor im »Boris Godunow«, als Siebel im »Faust« von Gounod, als Cherubino in »Figaros Hochzeit«, als Madrigalist in Puccinis »Manon Lescaut«, als Zerlina im »Don Giovanni«, als Tebaldo in Verdis »Don Carlos«, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Maragond im »Fierrabras« von F. Schubert, als Mercedes in »Carmen«, als Octavian im »Rosenkavalier«, als Annio in »La clemenza di Tito« von Mozart, als Idamante im »Idomeneo« von Mozart, als Wellgunde im Nibelungenring, als Orlofsky in der »Fledermaus«, als Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen« und als Carlotta in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss zu sehen. 2000-07 war sie Mitglied der Wiener Volksoper. Seit 1980 wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg mit; hier trat sie in den Uraufführungen der zeitgenössischen Opern »Baal« von Friedrich Cerha (7.8.1981 als Johanna) und »Un Re in ascolto« von Luciano Berio (7.8.1984 als Krankenschwester) auf; sie sang dort in konzertanten Aufführungen der Opern »Karl V.« von Krenek (1980), »Penthesilea« von O. Schoeck (1982) und »Dantons Tod« von G. von Einem (1983), außerdem 1983-84 die Modistin im »Rosenkavalier«, 1986 in Schuberts As-Dur-Messe, 1989 die 2. Magd in »Elektra« von R. Strauss und 1992 in Debussys »La Damoiselle élue«. 1988 schloss sie einen Gastvertrag mit dem Opernhaus von Zürich ab (wo sie u.a. 1995 den Nicklausse sang). Sie gastierte an der Staatsoper von Hamburg, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1991 als Cherubino) und am Opernhaus von Ferrara (1994 wieder als Cherubino). 1999 sang sie (konzertant) in Berlin die Laura in »Die drei Pintos« von Weber/Mahler, 2000 bei den Festspielen von Schwetzingen und Innsbruck die Giunone in der Barock-Oper »La divisione del mondo« von Giovanni Legrenzi, bei der Styriarte in Graz die Titelrolle in »Agrippina« von Händel. 2001 gastiert sie in Paris als Carlotta in »Die schweigsame Frau«. Auf der Bühne trat sie sowohl in Sopran- als später auch in Mezzosopran-Rollen vor ihr Publikum. Sie war eine angesehene Konzert-, Oratorien- und Liedersängerin; so gab sie 1989 Konzerte in Japan; 1990 hörte man sie in Berlin in Debussys »La Damoiselle élue«. Seit 2003 unterrichtet sie am Wiener Konservatorium Gesang. Sie starb 2016 in Wien.
Schallplatten: Telefunken (»Jephtha« von Händel), Orfeo (»Claudine von Villa Bella« von F. Schubert), DGG (»Elektra« von R. Strauss, kleine Partie im »Rosenkavalier«, Berta im »Barbier von Sevilla«), HMV (Hirtenknabe im »Tannhäuser«), Amadeo (»Baal« von F. Cerha), Virgin (»Turandot« von Busoni), Edition Schwann-Orfeo (»Penthesilea« von O. Schoeck), Naxos (Messen von J. Haydn); Virgin-Video (»Elektra« von R. Strauss).
25.2. Jesús LÓPEZ COBOS: 80. Geburtstag
Er studierte zunächst Philosophie an der Universität Madrid. Er hatte keinen regulären Musikunterricht genossen, als er anfing, den Universitätschor zu dirigieren. Sein Talent war aber so offenbar, dass er 1966 bei Franco Ferrara in Italien und später bei Hans Swarovsky in Wien sein Dirigierstudium begann. 1968 gewann er den ersten Preis beim Dirigierwettbewerb in Besançon und kurz danach machte er sein Konzertdebüt in Prag sowie sein Operndebüt am Teatro La Fenice in Venedig. Er dirigierte sämtliche namhafte Orchester Europas und Amerikas. Zugleich zeigte er Präsenz bei Festivals wie: Edinburgh, Salzburg (1972, 2007), Berlin, Prag, Luzern, Montreux, Tanglewood, Ravinia, Hollywood Bowl, u.a. 1981-90 war er Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin und 1984-88 Musikdirektor des Spanischen Nationalorchesters. Außerdem war er 1981-86 Erster Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra. 1986-2001 war er Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra und 1990-2000 Chefdirigent des Lausanner Kammerorchesters. Er dirigierte an der Scala di Milano (1979 Mosé), an der London Covent Garden Opera, an der Opéra Bastille in Paris (1981 Semiramide, 2001 Manon, 2002 Carmen, 2002 und 2010 Les Contes d’Hoffmann, 2003 Il Barbiere di Siviglia, 2004 La Traviata) und an der Metropolitan Opera New York (1978 Adriana Lecouvreur und La Favorita, 2005 Manon, 2008 Thais). 1987 dirigierte er mit einem Gastspiel der Deutschen Oper Berlin einen kompletten Ring-Zyklus in Japan – der erste komplette Ring in diesem Land. 1989 wurde dieser Ring in Washington DC aufgeführt. 2003-10 war Jesús López-Cobos Musikdirektor des Teatro Real in Madrid. Jesús López-Cobos hat mit vielen der wichtigsten Orchester der Welt zusammengearbeitet, darunter die Berliner und Wiener Philharmoniker, das Concertgebouworkest Amsterdam, die Wiener Symphoniker, das Sinfonieorchester des NDR Hamburg, die Münchner Philharmoniker, das Tonhalle-Orchester Zürich, das Israel Philharmonic, die Orchester von Cleveland, Chicago, Boston, New York, Los Angeles, Philadelphia und Pittsburgh sowie mit allen Londoner Orchestern. 2011 feierte der Künstler seine erfolgreiche Rückkehr an die Wiener Staatsoper, an der er bereits 1980 L’Elisir d’amore, La Bohème und Tosca dirigiert hatte. Ab 2011 leitete er an der Wiener Staatsoper Vorstellungen der Opern Nabucco, Manon, La forza del destino, L’Italiana in Algeri, La Cenerentola, Rigoletto, Un ballo in maschera und La Traviata. Er dirigierte Produktionen am Theater an der Wien (2010 Il Postino von Daniel Catán mit Plácido Domingo) und am Grand Théâtre de Genève (1977 Don Carlos und Tosca, 1979 Tannhäuser und La Gioconda, 1983 Pelléas et Mélisande, 1991 Il Barbiere di Siviglia, 1993 La Cenerentola, 1995 L’Italiana in Algeri, 2011 I Puritani), sowie Konzerte in Seoul, Tokio, Vancouver, Lausanne, Rotterdam, La Coruna und Madrid. Ab 2011 war er Erster Gastdirigent des Orquesta Sinfónica de Galicia. Weiters leitete Jesús López-Cobos in der Saison 2011|12 u. a. Konzerte des Orchestre de Paris, Orquesta Nacional de Espagna, Orchestre Philharmonique de Monte Carlo, der St. Petersburger Philharmoniker und der Philharmonie Essen. Seine zahlreichen Aufnahmen sind auf CDs von Philips, Decca, EMI, Telarc, Vergin, Teldec, Claves, Cascavelle und Denon zu finden. Mit dem Cincinnati Orchestra hat er exklusiv für Telarc Werke von de Falla, Ravel, Bizet, Franck, Mahler, Respighi, Villa-Lobos, Schostakowitsch u. a. aufgenommen, weiters erschien ein Zyklus der Bruckner Symphonien. Mit dem Lausanne Kammerorchester hat er für Denon eine Reihe an Haydn-Symphonien aufgenommen sowie für Teldec einige Rossini Opern, u. a. Il Barbiere di Siviglia und L’Italiana in Algeri. Als erster Dirigent erhielt Jesús Lopez-Cobos den Prinz-von-Asturien Preis der Künste, weiters war er Ehrenmitglied der Oper Berlin und erhielt das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Deutschen Republik für seinen kulturellen Beitrag in Deutschland. Von der Cincinnati Universität wurde er zum »Doctor honoris Causa« ernannt. Weitere Auszeichnungen erhielt er von der spanischen und französischen Regierung. Er starb 2018 in Berlin.
25.2. Jarmila PALIVCOVÁ-KARLIKOVÁ: 95. Geburtstag
Biographie der tschechischen Mezzosopranistin auf Tschechisch:
http://encyklopedie.brna.cz/home-mmb/?acc=profil_osobnosti&load=9043
25.2. Madeleine SIBILLE: 125. Geburtstag
Sie studierte bei Engel in Paris und debütierte 1919 an der Opéra-Comique Paris. Sie blieb deren Mitglied für mehr als zwanzig Jahre und hatte ihre wichtigsten Erfolge im dramatischen Sopran-Repertoire, sang aber auch Partien wie die Musetta in »La Bohème« und auch kleinere Rollen. An der Opéra-Comique wirkte sie in mehreren Uraufführungen mit, so am 19.5.1920 in »Lorenzaccio« von Ernest Moret, am 10.4.1924 in »L’Appel de la Mer« von Henri Rabaud, am 16.12.1927 in der Uraufführung von »Le pauvre matelot« von Darius Milhaud, am 24.4.1929 in »Le Peau de Chagrin« von Charles Lavadé. Ihre große Popularität an diesem Operntheater brachte es mit sich, dass sie kaum auswärts gastierte. 1939 trat sie dort immer noch als erste dramatische Sopranistin auf; ihre großen Partien waren die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Charlotte im »Werther« von Massenet, die Carmen, die Margared in »Le Roi d’Ys« von Lalo und die Tosca. Später lebte sie als Pädagogin in Paris, wo sie 1984 starb.
Schallplatten: kleine Partie in vollständiger Oper »Manon« auf Pathé (1923); später weitere akustische wie elektrische Pathé-Platten. Auf Polydor sang sie die Musetta in einer Kurzfassung von »La Bohème«, 1933 erschien eine weitere Serie von Aufnahmen auf HMV, darunter eine Szene aus »La Lépreuse« von Sylvio Lazzari.
26.2. Ruth-Margret PÜTZ: 90. Geburtstag
Sie studierte bei dem (nicht mit ihr verwandten) Pädagogen Berthold Pütz in Krefeld. 1950 kam sie als Anfängerin an das Opernhaus von Köln, wo sie als Nuri in »Tiefland« ihr Debüt hatte. 1951-57 war sie am Staatstheater Hannover engagiert; hier studierte sie weiter bei Otto Köhler. 1957 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Agnes in »Die Schule der Frauen« von R. Liebermann. 1957 gastierte sie an der Staatsoper von Stuttgart als Gilda im »Rigoletto« und wurde für dieses Haus verpflichtet. 1958 hatte sie dort aufsehenerregende Erfolge als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1959-60 sang sie bei den Bayreuther Festspielen ein Blumenmädchen im »Parsifal«, 1960 auch den Waldvogel im »Siegfried«. Sie gastierte weiters 1963-68 an der Hamburger Staatsoper (u.a. 1965 in der Uraufführung von A. Bibalos »Das Lächeln am Fuße der Leiter«). An der Wiener Staatsoper gastierte sie 1958-70 in insgesamt 37 Vorstellungen als Zerbinetta, als Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, als Sophie im »Rosenkavalier«, als Musetta in »La Bohème«, als Marzelline im »Fidelio«, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Gilda, als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera« und als Pamina in der »Zauberflöte«. Bei den Salzburger Festspielen hatte sie 1961 als Konstanze und in einem Mozart-Konzert große Erfolge. 1961 unternahm sie zusammen mit der Capella Coloniensis eine glanzvolle Russland-Tournee. Sie trat als Gast in Buenos Aires und Helsinki, an der Deutschen Oper Berlin, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Frankfurt a.M., Karlsruhe und Kassel, an der Staatsoper München, in Lyon, Straßburg, Nizza, an den Opernhäusern von Rom, Venedig und Neapel, in Lissabon und Barcelona auf. Länger als zwanzig Jahre war sie an der Stuttgarter Oper engagiert, wo sie überaus beliebt war. Hier nahm sie auch an der Uraufführung der Oper »Siebzehn Tage und vier Minuten« von Werner Egk teil (2.6.1966) Weitere Partien aus ihrem Bühnenrepertoire: die Carolina in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, die Despina in »Così fan tutte«, die Lucia di Lammermoor (die sie mit großem Erfolg in Stuttgart sang), die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Adina in »L’Elisir d’amore«, die Norina im »Don Pasquale«, die Traviata, die Liù in »Turandot« von Puccini, die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und der Ighino im »Palestrina« von Hans Pfitzner. Sie starb 2019 in Stuttgart. – Brillante, klangschöne Koloraturstimme.
Ihre ersten Schallplatten erschienen auf der Marke Opera (u.a. Magnificat von J.S. Bach), dann auf HMV-Electrola (»Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai, »Undine« von Lortzing), Columbia (»Der Barbier von Sevilla«, Königin der Nacht in der »Zauberflöte«), BASF (»Trionfi« von C. Orff) und Telefunken. Auch Aufnahmen auf Eurodisc-Ariola (Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck), Barcarole und Eterna-Berlin Classics (»Der Barbier von Sevilla«). Auf Melodram singt sie die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«.
26.2. Karel PETR: 90. Geburtstag
Biographie des tschechischen Bassisten auf Tschechisch:
http://www.cojeco.cz/index.php?id_desc=72229&s_lang=2&detail=1&title=Petr
26.2. Antonin REICHA: 250. Geburtstag
Sein Vater war Stadtpfeifer in Prag, verstarb allerdings bereits zehn Monate nach der Geburt seines Sohns. Anton Reichas Onkel, der Cellist und Kapellmeister der Oettingen-Wallersteiner Hofkapelle Joseph Reicha, adoptierte ihn im Alter von zehn Jahren, nahm ihn 1781 in sein Haus in Wallerstein auf und unterrichtete ihn selbst in Geige, Flöte, Klavier und Tonsatz. 1785 wechselte er gemeinsam mit seinem Onkel, der Kapellmeister der Kurfürstlichen Hofkapelle wurde, nach Bonn. In diesem Orchester spielte Anton Reicha als zweiter Flötist. Während dieser Zeit lernte er Ludwig van Beethoven kennen, der im selben Orchester die Bratsche spielte. Die beiden verband eine lang andauernde Freundschaft. Nach der Auflösung des Bonner Hoforchesters 1794 (zur Zeit der französischen Rheinland-Besetzung) ging Reicha als Musiklehrer nach Hamburg. 1802-08 lebte er in Wien und hatte als Komponist von Gelegenheitsmusik beachtlichen Erfolg. Zugleich veröffentlichte er zu dieser Zeit erstmals seine Joseph Haydn gewidmeten 36 Fugen op. 36. Hier nahm er Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri. Im Jahre 1808 übersiedelte er nach Paris, wo er großes Ansehen als Komponist für Bläser gewann. Bereits seit 1809 lehrte er am Pariser Konservatorium, und 1818 wurde er dort als Nachfolger von Étienne-Nicolas Méhul Professor für Komposition. 1831 wurde er mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet. Zu seinen Schülern gehören Hector Berlioz, Franz Liszt, Charles Gounod, Louise Farrenc, George Onslow, César Franck, Friedrich von Flotow und Justus Amadeus Lecerf. Mit seiner Komposition für Blasorchester Musique pour célébrer la Mémoire des Grands Hommes et des Grands Événements de la République Française, die auch unter dem ebenso unhandlichen Titel Musique [funèbre] pour celebrer la memoire des grands hommes, qui se sont illustrés au service de la Nation française bekannt ist, knüpft Reicha an die gute Tradition von Blasorchester-Symphonien an, wie sie Francois-Joseph Gossec, Louis Emmanuel Jadin und Hyacinthe Jadin komponiert hatten. Sie bereitet Hector Berlioz‘ Symphonie Funèbre et Triomphale, op. 15, (1840) vor. Vor der Aufführung gab Reicha umfangreiche, detaillierte Anweisungen an die Musiker. Am bekanntesten blieb Reicha bis heute durch seine mehr als 20 zum Teil sehr virtuosen Bläserquintette. Seine Schriften zur Kompositionslehre waren sehr einflussreich und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er starb 1836 in Paris. Die in Latein verfasste Geburts-/Taufkunde der Teynkirche in Prag führt den Namen Antonius Josephus Reicha auf. Reicha nannte sich in Wien jedoch Anton Reicha und in Paris hieß er offiziell Antoine-Joseph Reicha (vgl. Sterbeurkunde).
27.2. Mirella FRENI 85. Geburtstag
Sie stammte aus einer Arbeiterfamilie; ihre Großtante war die bekannte Sopranistin Valentina Bartolomasi (1889-1932). Erste Ausbildung durch ihren Onkel Dante Arcelli, dann durch Luigi Bertazzoni und Ettore Campogalliani in Modena. Debüt 1955 am Teatro Comunale von Modena als Micaela in »Carmen«. Nach ihrer Heirat und der Geburt eines Kindes nahm sie nach vorübergehender Unterbrechung 1957 ihre Karriere in Modena wieder auf. 1958 erster Preis beim »Concorso Viotti« in Vercelli. Jetzt hatte die junge Künstlerin eine schnelle, glänzende Karriere an den großen italienischen Bühnen. 1959-60 sang sie an der Niederländischen Oper und beim Holland Festival; 1960-61 erregte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Zerlina im »Don Giovanni«, 1962 dort als Susanna in »Le nozze di Figaro« und als Adina in »L’Elisir d’Amore« großes Aufsehen. Seit 1961 regelmäßig zu Gast an der Covent Garden Oper London, wo man ihre Zerlina, ihre Nannetta im »Falstaff«, ihre Traviata, ihre Marguerite im »Faust« von Gounod und ihre Susanna bewunderte. 1962 sang sie beim Wexford Festival die Elvira in »I Puritani« von Bellini. 1962 debütierte sie an der Mailänder Scala als Nannetta im »Falstaff«. Danach sang sie die Romilda in Händels »Serse« an der Piccolo Scala. Sie war dann eine der großen Primadonnen der Mailänder Scala, nachdem sie dort 1963 als Mimì in Puccinis »La Bohème« unter H. von Karajan einen sensationellen Erfolg verzeichnet hatte. Sie sang hier bis 1996 auch die Micaela, die Zerlina im »Don Giovanni«, die Suzel in »L’Amico Fritz« von Mascagni, die Adina, die Susanna, die Liu in Puccinis »Turandot«, die Traviata, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Marie in Donizettis »La fille du régiment«, die Titelrolle in Massenets »Manon«, die Amelia in »Simon Boccanegra«, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, die Alice Ford im »Falstaff«, die Elvira im »Ernani«, die Tatjana in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, die Titelrolle in »Adriana Lecouvreur« von F. Cilea, die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Titelrolle in »Fedora« von Giordano sowie mehrmals das Sopran-Solo im Verdi-Requiem. 1976 gastierte sie mit dem Ensemble der Mailänder Scala an der Covent Garden Oper London als Amelia in Verdis »Simon Boccanegra«. Am 5.2.1987 sang sie an der Mailänder Scala die Desdemona in der Hundertjahrfeier der Uraufführung von Verdis »Otello« an diesem Haus. 1963 debütierte sie, ebenfalls als Mimì unter Herbert von Karajan an der Wiener Staatsoper, an der sie bis 1995 in insgesamt 97 Vorstellungen auch als Zerlina, als Liu, als Micaela, als Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, als Desdemona, als Amelia in »Simon Boccanegra«, als Manon Lescaut in der gleichnamigen Oper von Puccini, als Tatjana, als Lisa und als Fedora zu sehen war. 1986 nahm sie an der Japan-Tournee der Wiener Staatsoper teil. An der Grand Opéra Paris gastierte sie 1973 als Susanna, 1975-76 als Marguerite im »Faust« von Gounod, 1977 als Mimi und 1978 als Amelia in »Simon Boccanegra«, an der Opéra Bastille Paris 1994 als Adriana Lecouvreur. Gastspiele bei den Festspielen von Wiesbaden, an den Staatsoper von Hamburg und München, an der Deutschen Oper Berlin, am Bolschoi Theater Moskau, in Chicago (Debüt 1965 als Mimi), San Francisco (1967 und 1988 als Mimì, 1983 als Manon Lescaut von Puccini, 1985 als Adriana Lecouvreur und 1986 als Tatjana) und in anderen Zentren des internationalen Musiklebens. 1965 wurde sie an die New Yorker Metropolitan Oper verpflichtet (Antrittsrolle: Mimì). Seitdem hatte sie dort bis 1968 große Erfolge als Adina, als Liu, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Susanna und als Micaela und kam nach einer längeren Unterbrechung wieder an das Haus zurück, wo sie ab 1983 als Elisabetta in Verdis »Don Carlos«, als Manon Lescaut von Puccini, als Tatjana, als Alice Ford, als Adriana Lecouvreur und als Fedora das Publikum begeisterte. Insgesamt trat sie an der Metropolitan Oper in 139 Vorstellungen auf. Sie sang 1973 bei der Aufführung von »Le nozze di Figaro« im Schloss von Versailles und an der Pariser Grand Opéra unter Liebermann die Susanna. Seit 1970 fügte die Künstlerin auch schwerere Partien in ihr Bühnenrepertoire ein. Sehr erfolgreich war sie bei den Salzburger Festspielen; dort sang sie 1966-67 die Micaela, 1968-69 die Zerlina, 1970-72 die Desdemona, 1974 die Susanna, 1975-78 die Elisabetta im »Don Carlos«, 1979-80 die Aida, 1975, 1978 und 1980 das Sopran-Solo im Requiem von Verdi. Bei den Salzburger Osterfestspielen sang sie unter H. von Karajan 1975 die Mimi und 1979 die Elisabetta im »Don Carlos«. 1987 war sie die Aida in der Eröffnungsvorstellung des neuen Opernhauses von Houston/Texas. 1991 gastierte sie am Teatro Comunale Bologna als Tatjana, 1992 an der Boston Opera als Lisa, ebenfalls zwei Glanzrollen der großen Sängerin. Am 1.2.1996 sang sie in der Hundertjahrfeier der Uraufführung von Puccinis »La Bohème« am Teatro Regio Turin die Mimi. 1997 gastierte sie am Teatro Bellini Catania und am Opernhaus von Zürich als Caterina in »Madame Sans-Gêne« von Giordano, 1998 am Teatro Regio Turin und an der Deutschen Oper Berlin als Tatjana, an der Chicago Opera als Mimì. 1998 sang sie bei der Japan-Tournee des Teatro Comunale Bologna, am Teatro Colón Buenos Aires und an der Oper von Washington die Titelrolle in Giordanos »Fedora« (mit Placido Domingo als Partner). 1999 hatte sie einen triumphalen Erfolg, als sie am Teatro Comunale in ihrer Heimatstadt Modena die Caterina in »Madame Sans-Gêne« sang. 1999 Gastspiel an der Fujiwara Opera Tokio wie am Teatro Colón Buenos Aires als Mimì, am Teatro Massimo Palermo als Tatjana. 2000 hörte man sie am Teatro Carlo Fenice Genua als Fedora. Als letzte Rolle übernahm sie 2005 an der Oper von Washington die Jeanne d’Arc in Tschaikowskys »Die Jungfrau von Orléans«. 2005 beendete sie mit einem Galakonzert anlässlich ihres 50-jährigen Bühnenjubiläums an der Metropolitan Opera ihre Karriere. Auch als Konzertsängerin kam sie zu einer weltweiten Karriere. In erster Ehe war sie mit dem Pianisten und Dirigenten Leone Magiera (* 26.6.1934 Modena) verheiratet, den sie seit frühester Kindheit kannte, dann mit dem berühmten bulgarischen Bassisten Nicolai Ghiaurov (1929-2004). – Ausdrucksreiche Stimme, die sowohl im Koloratur- wie im lyrischen Repertoire durch den Farbenreichtum ihrer Ausdruckskunst brillierte, wobei die Künstlerin nicht zuletzt durch ihre charmante Persönlichkeit für sich einzunehmen wusste. Mirella Freni starb am 10.2.2020 in Modena.
Lit: A. Chédorge: »Mirella Freni« (Paris, 1979), R. Jacobson: Mirella ritornata (in »Opera News«, 1977-78), Giovanni Vitali: Mirella Freni. Metodo e Mito.
Schallplatten: Ariola, RCA (»Carmen«, Falstaff), Decca (»La Bohème«, »Tosca«, »Madame Butterfly«, »Il Tabarro«, »Suor Angelica« und »Gianni Schicchi« von Puccini, »Alcina« von Händel, »Wilhelm Tell«, »Falstaff« von Verdi), Columbia (»La Bohème«, »Carmen«), DGG (Stabat mater von Pergolesi, Verdi-Requiem, »Simon Boccanegra« von Verdi, »Madame Butterfly«, »Eugen Onegin«), HMV (»Don Carlos«, »La forza del destino« und »Aida« von Verdi, Titelpartie in »Mireille« und Marguerite in »Faust« von Gounod, Liu in »Turandot«, »L’Amico Fritz«, »Don Giovanni«, »L’Elisir d’amore«), Philips (»Don Giovanni«, »Le nozze di Figaro«), Bruno Walter Society (»Otello«), Acanta (»La Traviata«), HRE (»Manon« von Massenet), Voce (»Don Carlos«) MRF (»La Cecchina« von Piccinni, »Griselda« von Scarlatti), Melodram (»Faust«, Scala-Aufführung von 1962), Dynamic (Titelrolle in »Madame Sans-Gêne« von Giordano); Pioneer-Video (»La Bohème«), DGG-Video (»Falstaff« von Verdi als Alice Ford), Warner-Video (Elvira in Verdis »Ernani«, Scala Mailand 1986).
27.2. Alberto REMEDIOS 85. Geburtstag
Die Familie des Künstlers stammte aus Malta. Er studierte 1949-51 bei Edwin Francis in Liverpool, 1953-56 bei Joseph Hislop und Clive Carey in London. Er leistete dann zwei Jahre Militärdienst ab und wurde 1956 an die Sadler’s Wells Opera London verpflichtet, wo er als Tinca in Puccinis »Il Tabarro« debütierte. Viele Jahre hindurch wirkte er seither an diesem Opernhaus und sang dort zunächst kleinere, dann immer bedeutendere Partien, den Jaquino im »Fidelio«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, 1960 mit besonderem Erfolg den Alfredo in »La Traviata«, den Faust von Gounod, den Erik in »Der fliegende Holländer«, den Siegfried im »Siegfried«. An der Sadler’s Wells Opera London sang er auch den Tamino in der »Zauberflöte«, den Jake in Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Max im »Freischütz«, den Florestan im »Fidelio« und den Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, 1968 den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1963 gewann er einen Preis beim Gesangwettbewerb von Sofia. 1965 bereiste er mit Wanderbühnen Österreich und Australien. 1966 kam er an die Covent Garden Oper London (Antrittsrolle: Dimitrij in »Boris Godunow«). 1970 sang er dort den Mark in Tippetts »The Midsummer Marriage«, 1978 den Bacchus. 1968 wirkte er in der Camden Town Hall in der englischen Premiere von »L’Arlesiana« von Cilea mit. 1968-70 war er Mitglied der Oper von Frankfurt a.M. 1970 sang er am englischen Rundfunk BBC den Hüon im »Oberon« von Weber. 1972 bereiste er Südafrika; dort hatte er große Erfolge als Don Ottavio im »Don Giovanni«. 1973 Gastspiel an der Oper von San Francisco, zugleich sein USA-Debüt (als Dimitrij und als Don Carlos von Verdi). Seit 1973 zeitweilig auch an der Oper von Köln engagiert. Nachdem er ursprünglich in der Hauptsache lyrische Partien gesungen hatte, fügte er die schweren Wagner- und Verdi- Partien seinem Repertoire ein. Große Erfolge 1973 als Siegfried in den Aufführungen des Nibelungenzyklus durch die English National Opera im Londoner Coliseum Theatre. Bei der English National Opera hörte man ihn als Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, als Alvaro in Verdis »La forza del destino«, als Siegmund in der »Walküre«, als Lohengrin, als Des Grieux in »Manon« von Massenet und 1981 als Tristan. 1976 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, an der er in fünf Vorstellungen den Bacchus sang. Bei der Welsh Opera Cardiff höre man ihn 1976 als Otello von Verdi. An der Scottish Opera gastierte er 1977 als Bacchus, 1983 als Walther von Stolzing, 1989 als Titelheld in »Oedipus Rex« von Strawinsky und als Laca in Janáceks »Jenufa«. Er sang in Los Angeles, in Seattle wie in San Diego den Siegfried im Nibelungenring. 1981, 1985 und 1989 hörte man ihn an der English National Opera als Tristan und als Walther von Stolzing, an der Oper von Sydney als Otello, als Florestan, als Siegmund und als Radames in »Aida«, 1990 im australischen Brisbane als Erik. Auch als Konzertsänger erfolgreich; so trat er 1988 in Melbourne in den »Gurreliedern« von Schönberg auf und sang in Adelaide im »Lied von der Erde« von Gustav Mahler. 1981 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Commander of the British Empire ernannt. Er starb 2016 in Sydney.
Lit: E. Forbes: Alberto Remedios (in »Opera«, 1973).
Schallplatten: Auf HMV vollständige Aufnahme des Nibelungenrings als Siegfried (in Englisch) sowie in »Oedipus Rex« von Strawinsky, ferner auf der kleinen englischen Marke Embassy, auf Philips in »The Midsummer Marriage« von M. Tippett..
27.2. Vilma BUKOVEC: 100. Geburtstag
Ausbildung durch die Pädagogen Darianu und Leskovich in Ljubljana. Debüt März 1944 am Slowenischen Nationaltheater Ljubljana (Laibach) als Mimi in Puccinis »La Bohème«. Seitdem war sie eine der großen Sängerinnen dieses Opernhauses. 1955 Gewinnerin des internationalen Gesangwettbewerbs von Verviers. Im gleichen Jahr Gastspiele an führenden russischen Opernhäusern in Moskau, Leningrad, Odessa und Kiew. 1956 sang sie als Gast beim Holland Festival; auch in Westdeutschland, Österreich, Italien, Spanien, Griechenland, Ägypten und an jugoslawischen Operntheatern aufgetreten. Als ihre Glanzrollen galten die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Rusalka von Dvorák, die Titelrolle in Janáceks »Katja Kabanowa«, die Magda Sorel in »The Consul« von Gian Carlo Menotti, die Aida, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Manon und die Thaïs in den gleichnamigen Opern von Massenet und die Marguerite im »Faust« von Gounod. Dazu hatte sie eine bedeutende Konzertkarriere. Sie starb 2016 in Ljubljana.
Schallplatten: Philips (»Die verkaufte Braut«, »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky).
28.2. Odón ALONSO ORDÁS: 95. Geburtstag
Er studierte in Madrid, Siena, Salzburg und Wien. Erste Aufgaben als Dirigent lagen 1952-56 in der Leitung des Orchesters und Chores des spanischen Nationalradios. 1960 übernahm er das philharmonische Orchester Madrid, mit dem er zahlreiche anspruchsvolle Werke aufführte; 1968-84 leitete er das Sinfonieorchester des Spanischen Rundfunks („Orquesta Sinfónica de Radio Televisión Española“). 1986-94 dirigierte er das Sinfonieorchester von Puerto Rico. Als Komponist war er für eine Hand voll Filmmusiken verantwortlich. Er starb 2011 in Madrid.
29.2. David LLOYD: 100. Geburtstag
Gesangstudium am Minneapolis College of Music, dann am Curtis Institute in Philadelphia und im Berkshire Music Centre. Er begann seine Karriere 1947. Er trat 1950-54 an der City Oper New York auf (Debüt als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«) und sang dort auch 1955, 1957, 1958, 1965 (Flamand im »Capriccio« von R. Strauss) und 1976 (Ernesto im »Don Pasquale«, Eumete in »Il ritorno d‘ Ulisse in patria« von Monteverdi). 1955 gastierte er bei den Festspielen von Athen als Idamante in »Idomeneo« von Mozart, 1957 beim Glyndebourne Festival als Tamino in der »Zauberflöte« und als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1960 an der Oper von Washington als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1966 als Filippo in »L‘ Infeldetà delusa« von J. Haydn (wahrscheinlich amerikanische Erstaufführung dieser Oper), 1974 als Eumete in der amerikanischen Erstaufführung von Monteverdis »Il ritorno d‘ Ulisse in patria«. Beim Central City Opera Festival von 1962 sang er den Rodolfo in »La Bohème«, 1964 an der Oper von Boston den Maler in »Lulu« von A. Berg, 1965 den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, den Dimitrij im »Boris Godunow« und die Titelpartie in der Uraufführung der Oper »The Fisherman and his Wife« von G. Schuller. 1972 wirkte er in Seattle in der Uraufführung von Thomas Pasatieris Oper »The Black Widow« mit. Weitere Bühnenpartien: Prinz in »L‘ Amour des trois oranges« von Prokofjew, Filipeto in »I quattro rusteghi« von E. Wolf-Ferrari (den er auch 1951 an der City Opera New York in der amerikanischen Erstaufführung der Oper sang), Gonzalve in »L‘ Heure espagnole« von Ravel, Alfred in der »Fledermaus«, Andres im »Wozzeck« von A. Berg, Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, Male Chorus in »The Rape of Lucretia« von B. Britten. Seine großen Erfolge hatte er jedoch als Konzert- und Oratoriensänger in den USA, in Kanada wie in England. Nach Abschluss seiner Sängerkarriere wurde er künstlerischer Direktor der Hunter College Opera in New York. Er starb 2013 in New York.
Seine Schallplattenaufnahmen erschienen bei RCA und Columbia; er ist nicht zu verwechseln mit dem etwas älteren englischen Tenor David George Lloyd, der als Oratoriensänger bekannt war und in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg auf Columbia-Platten sang.
29.2. Iwan PETROW: 100. Geburtstag
Er war der Sohn eines Eisenbahnbeamten deutscher Abstammung, sein eigentlicher Name war Hans Krause. Seine Familie verzog 1930 nach Moskau. Er kam 1938 auf die Glasunow- Musikschule in Moskau, wo er Schüler von Anatolij Minejew war. 1939 nahm er an einer Gastspieltournee mit einer Wanderoper teil, die der berühmte russisch Tenor Iwan Koslowski zusammengestellt hatte. Im Zweiten Weltkrieg gab er zahlreiche Konzerte vor russischen Soldaten. Sein offizielles Bühnendebüt erfolgte im Mai 1943 am Bolschoi Theater von Moskau als Capulet in »Roméo et Juliette« von Gounod. Nachdem er dort anfänglich kleinere Partien gesungen hatte, begeisterte er das Publikum der russischen Hauptstadt als Titelheld in Glinkas »Iwan Susanin« und als Ruslan in »Ruslan und Ludmilla«, vor allem aber als Boris Godunow. Nach dem Zweiten Weltkrieg gastierte er 1950 an der Königlichen Oper Stockholm. Er unternahm anschließend eine große Konzertreise durch die westeuropäischen Länder, 1960 eine Deutschland-Tournee, bei der er namentlich an der Staatsoper Stuttgart große Erfolge hatte. Er gastierte an der Pariser Grand Opéra 1954 als Boris Godunow und als Mephisto im »Faust« von Gounod, 1961 auch an der Nationaloper Budapest, 1963 beim Maggio Musicale von Florenz (hier als Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky). 1960 bewunderte man am Opernhaus von Helsinki seinen Boris Godunow, 1962 trat er nochmals an der Grand Opéra Paris auf. Er besuchte auch die USA und Japan im Rahmen von Konzert-Tourneen. Er wurde mit dem Stalinpreis, dem Leninorden und 1959 mit dem Titel »Volkskünstler der UdSSR« ausgezeichnet. Als seine Hauptrollen galten neben den bereits genannten Partien der Gremin im »Eugen Onegin«, der Kotschubej in »Mazeppa« von Tschaikowsky, der René in »Jolanthe« vom gleichen Meister, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Nilakantha in »Lakmé« von Delibes, der Eremka in »Die Macht des Bösen« von Serow und der König Philipp im »Don Carlos« von Verdi. Am 23.6.1953 wirkte er am Bolschoi Theater in der Uraufführung der Oper »Die Dekabristen« von Schaporin in der Partie des Bestuschew mit. 1970 beendete er seine Karriere; er lebte in Moskau, wo er 2003 starb. – Seine voluminöse, üppige Bass-Stimme wurde durch die Klarheit der Diktion ebenso ausgezeichnet wie durch die dramatische Kraft und Autorität des Vortrags, hinzu trat ein ausgesprochenes, bezwingendes Darstellungsvermögen.
Lit.: I. Nazarenko: »Iwan Petrow« (Moskau, 1957).
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion, darunter vollständige Opern (u.a. »Eugen Onegin« und »Mazeppa« von Tschaikowsky, »Aleko« von Rachmaninoff, »Fürst Igor« von Borodin, »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, »Sadko« und »Das Märchen vom Zaren Saltan« von Rimsky-Korssakow, »Boris Godunow«, »Aida«, »Roméo et Juliette« von Gounod, Fürst Jurij in »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimsky-Korssakow). Sang auf Philips im Verdi-Requiem, bei VEB Eterna wurde ein Recital veröffentlicht (1963 bei Ricordi in Florenz aufgenommen).