IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM FEBRUAR 2018
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage
Zusammenstellung der Liste: Walter Newotny
1.2. Paul FLIEDER: 65. Geburtstag
Er besuchte das Bundesrealgymnasium Kandlgasse (BRG VII) in Wien und begann seine journalistische Karriere bei der Arbeiter-Zeitung. Er blieb zeitlebens auch als Autor tätig. 1981 war er Regieassistent von Christian Pöppelreiter an der Grazer Oper, 1983 dramaturgischer Mitarbeiter von Götz Friedrich, 1984-86 Dramaturg am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. 1987 erhielt er ein Walter Felsenstein-Stipendium an die Komische Oper Berlin. Seit 1989 war Flieder als frei schaffender Regisseur, Dramaturg und Librettist tätig, mit Arbeiten unter anderem in Berlin, Budapest, Hamburg, Wien (hier vor allem an der Wiener Kammeroper). Er schrieb das Libretto zu der 2003 durch die Deutsche Oper Berlin aufgeführten Kinderoper Elster und Parzival (Musik Paul Hertel). Flieder war neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch nach wie vor als Reporter unterwegs, erstellte TV-Dokumentationen aus Krisenregionen und schrieb einschlägige Berichte für führende Medien, etwa Die Zeit. Sein 2009 im Salzburger Residenz-Verlag publiziertes Buch Der Barbier von Bagdad – Leben, Sterben, Glauben im Irak war die Frucht eines mehrmonatigen Aufenthaltes vor Ort und zeichnet ein düsteres Bild der Situation in dem von Chaos, Radikalisierung und potentiellen Bürgerkriegen bedrohten Land und von den Leiden seiner Bevölkerung. Flieder verstarb 2010 durch einen Herzanfall im Strandbad Bregenz. Ein groß angelegter Roman blieb dadurch unvollendet.
1.2. Ursula MAMLOK: 85. Geburtstag
Nachdem der Vater Hans Meyer frühzeitig gestorben und Ursula gerade einmal zwei Jahre alt war, heiratete die Mutter 1929 erneut, und Ursula erhielt den Nachnamen des Stiefvaters Lewy. Mit der Grundschule in der Pestalozzistraße beginnend besuchte Ursula Lewy anschließend das Fürstin-Bismarck-Lyzeum in Berlin (heute Sophie-Charlotte-Oberschule).
Wie für alle Juden, so begann auch für Ursula und ihre Familie Mitte der 1930er Jahre eine Zeit von Benachteiligung und Unterdrückung. So mussten 1938 auch im Fürstin-Bismarck-Lyzeum die jüdischen Kinder die Schule verlassen. Kurzzeitig konnte Ursula noch in einer Berufsschule unterkommen, wo sie das korrekte Bettenmachen und Bügeln lernen sollte, bevor ihr aber auch dort der Besuch untersagt wurde. Von den Nationalsozialisten verfolgt, verließ die Familie Lewy – mit Ausnahme der Großeltern, die kein Affidavit besaßen und später in Auschwitz ermordet wurden – letztlich das Land und ging 1939 ins ecuadorianische Exil nach Guayaquil. Schon früh begann sie mit einer musikalischen Ausbildung und erhielt bereits mit 12 Jahren professionellen Kompositionsunterricht von Gustav Ernest, einem Dozenten der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität Berlin). Im Exil gab es jedoch kaum Möglichkeiten, ihre musikalische Laufbahn weiterzuverfolgen. Zwar gab es in ihrer Stadt in Guayaquil ein Konservatorium, wo sie auch Unterricht bei Angelo Negri (1878–1947) nahm, der jedoch Ursula nicht zufriedenstellte. Sie nahm deshalb den langwierigen Postweg nach Berlin in Kauf, um mit ihrem früheren Lehrer Gustav Ernest wieder in Kontakt zu treten. Leider war das nicht für lange möglich, da Ernest später in die Niederlande auswanderte und doch letztlich von den Nationalsozialisten ermordet wurde.
Von ihrem Ziel nicht abweichend, verschickte sie immer wieder Manuskripte ihrer Kompositionen an verschiedene Konservatorien in den USA. Bereits ein Jahr nach ihrer Ankunft in Guayaquil erhielt sie ein Stipendium an der Mannes School of Music in New York. Gerade einmal 17 Jahre alt, kam sie allein mit der Schiffspassage von Ecuador nach New York. Da der dortige Kompositionsunterricht bei George Szell für Ursula Lewy zu konservativ war, bewarb sie sich erfolgreich im Sommer 1944 für ein dreimonatiges Stipendium an dem berühmten Black Mountain College, wo in den folgenden Jahren auch John Cage lehrte. Dort begegnete Ursula Lewy erstmals den Werken Schönbergs und der Wiener Schule. Sie nahm dort Klavierunterricht bei Eduard Steuermann und besuchte eine Meisterklasse bei Ernst Krenek. Doch es war ein kurzer Besuch Roger Sessions’, der sie nachhaltig prägte und sie veranlasste, unmittelbar Kompositionsunterricht bei ihm zu nehmen. Später ergänzte sie diesen mit Unterricht bei Jerzy Fitelberg. 1947 heiratete Ursula Lewy Dwight Mamlok und zog nach San Francisco. Da sie noch über keinen Hochschulabschluss verfügte, sich auch noch nicht als „fertige Komponistin“ fühlte, kehrten sie nach New York zurück, wo Ursula Mamlok schließlich mithilfe eines inzwischen dritten Stipendiums bei Vittorio Giannini an der Manhattan School of Music ihren Bachelor und 1957 ihren Master of Music erhielt. In der Folgezeit lehrte Mamlok auch selbst 40 Jahre lang Komposition an der Manhattan School of Music, sowie an der New York University und der Temple University. Zu ihren bekanntesten Schülern zählt die Komponistin und Dirigentin Tania León. 2006 – nach fast 70 Jahren USA – kehrte sie nach dem Tod ihres Mannes Dwight Mamlok nach Berlin zurück. „Es ist eine Rückkehr in die Geburtsstadt“ und „nicht in die ‚Heimat‘ […].“ Denn: „Meine Heimat ist die Musik“, wie sie selbst sagte (TV Berlin). Ursula Mamlok starb am 4. Mai 2016 in ihrer Geburtsstadt Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt.
Stilistisch bewegten sich Mamloks Werke bis Ende der 1950er Jahre in der Nähe von Paul Hindemith. Von ihnen gehört das Woodwind Quintet zu den wenigen Werken, das bis heute immer wieder zur Aufführung kommt. In der Folgezeit begann Ursula Mamlok neue musikalische Wege zu suchen. Hierfür nahm sie 1960 Unterricht bei dem ebenfalls von den Nationalsozialisten verfolgten und nach New York ausgewanderten Stefan Wolpe. Das fand jedoch sein Ende, als sie dessen Schüler Ralph Shapey kennenlernte. „Bei ihm war die Komponistin am Ziel.“ Mit seinem Einfühlungsvermögen war es Ursula Mamlok endlich möglich, sich kreativ zu entfalten und neue Kompositionstechniken einzubinden. Es war auch Shapey, der ihr erste wichtige Aufführungen verschaffte, u. a. mit den Ensembles „Group Of Contemporary Music“, „Conituum“, „Speculum“, „Music In Our Time“ und „Da Capo“.
Die Stilfrage stellte auch Paul Hertelendy: „Gehört sie zur alten Schule? Zur neuen Schule? Zur Postmoderne? Ich finde, sie ist einfach Mamlok: unabhängig, kreativ, dissonant und von innen heraus.“ Ihren späten Stil fasste 2010 Daniel Lienhard in der Schweizer Musikzeitung wie folgt zusammen: „Durch den Einfluss von Wolpes Theorie des nichtlinearen, mehrdimensionalen musikalischen Raums, Shapeys dissonantem Kontrapunkt sowie Schönbergs Zwölftontechnik erhalten Mamloks Werke von nun an einen modernistischen Zug, der bis heute anhält.“ Mamloks Œuvre umfasst etwa 75 Kompositionen, darunter Orchesterwerke, zahlreiche kammermusikalische Werke, Chorwerke, Werke für Solo-Instrumente, ein elektronisches Werk sowie Unterrichtsmaterialien. Dabei sind sie oft besonders geprägt von schwierigen, gegeneinander gesetzten Rhythmen, wie in dem äußerst komplexen String Quartet No.1 (1962), und von Kontrasten, wie sie sich in dem dramatischen Aufbau in Mamloks wohl bekanntestem Werk Der Andreasgarten, einem Liederzyklus nach Gedichten von Gerad Dwight Mamlok (1987), finden.
2.2. Jeanne DUSSEAU: 125. Geburtstag
Die Sängerin, deren eigentlicher Name Ruth Thom lautete, kam bereits als Kind nach Kanada und wurde durch den Pädagogen Atherton Furlony in Toronto ausgebildet. 1912 gab sie ein erstes Konzert in Toronto, setzte dann aber das Gesangstudium bei Giuseppe Carboni fort. 1919 heiratete sie den kanadischen Bariton Lambert Victor Dusseau und war in der Saison 1921-22 an der Oper von Chicago engagiert. Hier sang sie Partien aus dem dramatischen italienischen Fach und nahm am 30.12.1921 an der Uraufführung der Oper »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew als Ninetta teil. In den folgenden 15 Jahren hörte man wenig mehr von der Künstlerin, die sich auf Konzertauftritte in Kanada und in den USA beschränkte. 1929 war sie auch in London im Konzertsaal zu hören. 1936 nahm sie dann nochmals ein Engagement an der Sadler’s Wells Opera London an, an der sie jetzt bis 1940 Partien wie die Tosca, die Aida, die Butterfly, die Leonore im »Fidelio«, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« und die Rosalinde in der »Fledermaus« sang und zu großen Erfolgen kam. 1942 nahm sie von der Bühne Abschied. Sie war zunächst in New York als Pädagogin tätig, später in Washington. Sie starb im Jahr 1979.
Von der ausdrucksstarken, schön gebildeten Stimme der Sängerin sind zwei Aufnahmen auf HMV von 1939 vorhanden.
3.2. Matti KASTU: 75. Geburtstag
Er erlernte zuerst den Beruf eines Bäckers und arbeitete in der Bäckerei seines Vaters. Nach der Entdeckung seines Talents für den Gesang konnte er nach kurzer Ausbildung sogleich seine Karriere 1973 an der Königlichen Oper Stockholm beginnen, wo er als Laça in Janáceks »Jenufa« debütierte. Diese Partie sang er auch 1974 beim Edinburgh Festival anlässlich eines Gastspiels der Stockholmer Oper. 1975 sang er an der Stockholmer Oper den Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss zusammen mit Birgit Nilsson, Siv Wennberg und Walter Berry, eine Partie, die er dann 1976 an der San Francisco Opera (bei seinem US-Debüt) und 1981 bei der Welsh Opera Cardiff wiederholte. In Stockholm hatte er auch als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss viel beachtete Erfolge. An der Wiener Staatsoper trat er 1975 als italienischer Sänger im »Rosenkavalier« und 1977 als Kaiser in der »Frau ohne Schatten« auf. 1979 unternahm er eine Gastspiel-Tournee durch die USA, bei der er in Detroit, New York und Washington auftrat und in einer weiteren Richard Strauss-Oper, als Menelas in »Die ägyptische Helena«, sehr erfolgreich war. Er gastierte an der Covent Garden Oper London, an der Staatsoper München, an den Opernhäusern von Helsinki, Kopenhagen und Oslo, in Frankfurt a.M., Düsseldorf und Berlin sowie bei den Festspielen von Savonlinna in seiner finnischen Heimat. 1983 sang er an der Mailänder Scala das Tenor-Solo in einem Ballettabend mit Musik von Gustav Mahler, am Opernhaus von Rouen den Titelhelden im »Parsifal«. An der Jütländischen Oper Aarhus übernahm er 1989 die Partie des Tristan, den er auch beim Edinburgh Festival 1990 in einer konzertanten Aufführung der Wagner-Oper sang. 1990 gastierte er an der Oper von Nizza als Tambourmajor im »Wozzeck«, 1991 in St. Louis als Marcello in Leoncavallos »La Bohème«. Auch als Konzertsolist kam er zu einer internationalen Karriere. Er starb 2015 in Stockholm.
Schallplatten: Decca (»Die ägyptische Helena« als Menelas).
4.2. Bernard ROGERS: 125. Geburtstag
Er studierte bei Arthur Farwell, Ernest Bloch, Nadia Boulanger und Frank Bridge. 1929-67 unterrichtete er Komposition an der Eastman School of Music in Rochester. Zu seinen Schülern zählten William Bergsma, David Diamond, John Diercks, Walter Hartley, Gardner Read, H. Owen Reed, Ulysses Kay und John Weinzweig. Bernard Rogers komponierte fünf Opern, fünf Sinfonien und weitere Orchesterwerke, Kammermusik, drei Kantaten, Chorwerke und Lieder. Er starb 1968 in Rochester (NY).
4.2. Otto MIRSALIS: 150. Geburtstag
Er war der ältere Bruder des Tenors Hans Mirsalis (1870-1940) und wurde in Weimar durch Franz von Milde ausgebildet. 1890 debütierte er am Hoftheater von Detmold als Steuermann in »Der fliegende Holländer«. 1891-92 sang er am Hoftheater von Neustrelitz, danach je eine Spielzeit am Stadttheater von Aachen, am Stadttheater von Mainz und am Hoftheater von Kassel. In der Spielzeit 1895-96 war er an der Metropolitan Oper New York engagiert; hier debütierte er als Hirte in »Tristan und Isolde« und trat in insgesamt 15 Vorstellungen auch als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser« und als Jaquino im »Fidelio« auf. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er 1896-97 am Theater von Königsberg (Ostpreußen), 1897-98 am Stadttheater von Metz, 1898-99 am Stadttheater von Regensburg, 1899-1900 am Hoftheater von Altenburg (Thüringen), 1900-1901 am Stadttheater von Elberfeld tätig. 1901-03 wirkte er am Stadttheater Chemnitz, schließlich 1903-04 am Theater von Bern (Schweiz). Danach lebte er in seinem Geburtsort Wolfenbüttel und trat noch als Gast auf. 1907 verlegte er seine Tätigkeit nach New York, wo er sich als Pädagoge niederließ. Auf der Bühne sang er, ähnlich wie sein Bruder, vor allem Buffo- und Charakterrollen wie den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, den Basilio in »Figaros Hochzeit«, den Monostatos in der »Zauberflöte«, den Veit in Lortzings »Undine«, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Mime im Ring-Zyklus, aber auch den George Brown in »La Dame blanche« von Boieldieu. Gegen Ende seiner Karriere nahm er auch Rollen wie den Lohengrin und den Pinkerton in sein Repertoire auf.
4.2. Anna SCHWENCKE: 175. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Militärmusikdirektors und wurde durch den berühmten Sänger und Pädagogen Eduard Mantius in Berlin zur Sängerin ausgebildet. 1860 erfolgte ihr Bühnendebüt am Theater von Kiel in der Partie der Susanna in »Figaros Hochzeit«. Sie war bis 1862 dort engagiert und sang dann 1862-63 in Rostock, 1863-64 in Lübeck, 1864-66 in Frankfurt a.M., 1866-67 am Hoftheater von Oldenburg und 1867-70 an der Hofoper von München. Seit 1870 wirkte sie am Hoftheater von Meiningen, wo sie als Lieschen in der Offenbach-Operette »Fritzchen und Lieschen« debütierte. Auf der Bühne hatte sie bis dahin hauptsächlich Partien aus dem Soubrettenfach gesungen; gegen Ausgang ihrer Karriere wechselte sie in das Fach der Mütterrollen für die Sing- wie die Sprechbühne. Auf Wunsch des Herzogs von Meiningen nahm sie an den Gastspielen des berühmten Meininger Schauspiel-Ensembles als Chorführerin teil. Sie starb 1937 in Meiningen.
5.2. Lodewijk MORTELMANS: 150. Geburtstag
Er war Sohn des Antwerpener Druckers Karel Mortelmans und dessen Frau Isabella. Insgesamt hatte er fünf Geschwister, darunter sein ältester Bruder, der Maler Frans Mortelmans. Lodewijk studierte Musik bis zum Alter von 19 Jahren und nahm danach bei Peter Benois Privatunterricht in den Fächern Komposition und Orchestrierung. Mortelmans war Mitglied der Künstlergruppen De Scalden, Studie und De Kapel. Im Alter von 25 Jahren erreichte er 1893 beim Prix de Rome den 1. Platz. Viele seiner Lieder komponierte er nach Gedichten von Guido Gezelle. Nachdem er 1899 erfolgreich in Antwerpen sein symphonisches Werk darbot, sah man ihn dort als führenden Musiker der Stadt und er galt neben Paul Gilson als herausragendster Komponist seiner Generation, der das flämische Musikleben tiefgehend erneuerte. 1901-24 lehrte er als Professor für Kontrapunktik und Fuge am Königlichen Flämischen Konservatorium in Antwerpen, das er im Anschluss bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1933 auch leitete. Ebenso unterrichtete er an der interdiözesischen Kirchenmusikschule in Mechelen, aus der später das nach Jacques-Nicolas Lemmens benannte Lemmens-Institut in Löwen hervorging. 1903 gründete er die Gesellschaft der Neuen Konzerte („Maatschappij der Nieuwe Concerten“) in Antwerpen, bei der er als Dirigent agierte. Das Angebot Pablo Casals, als Dirigent des Boston Symphonic Orchestra zu arbeiten, musste er aufgrund des Todes seiner ersten Frau und zweier gemeinsamer Söhne im Kriegsjahr 1917 ausschlagen, da er alleinverantwortlich für die verbliebenen fünf Kinder war. Später war er in zweiter Ehe mit der Pianistin und Musikpädagogin Gabrielle Radoux verheiratet. Er starb 1952 in Antwerpen.
Mortelmans war Mitbegründer der Belgischen Vereinigung von Autoren, Komponisten und Verlegern (SABAM) und des Eugène Ysaye-Wettbewerbs, des heutigen Internationalen Musikwettbewerbs Königin Elisabeth – Belgien. Er wurde als Mitglied in die Königlich Flämische Akademie der Wissenschaften, Dichtung und schönen Künste Belgiens aufgenommen und erhielt hohe belgische und niederländische Auszeichnungen. Zu seinen Werken zählt unter anderem die Oper De Kinderen der Zee.
5.2. Georg LEDERER: 175. Geburtstag
Er war der Sohn eines Sanitätsrates, studierte zunächst Pharmazie und übte den Beruf eines Apothekers in Görlitz aus. Nachdem man auf seine schöne Stimme aufmerksam geworden war, debütierte er ohne eigentliches Studium 1868 am Stadttheater von Magdeburg als Max im »Freischütz«. Er studierte später in Berlin bei Eduard Mantius und bei Louise Ress. 1869 wurde er an die Berliner Hofoper verpflichtet. Da er dort aber nur im zweiten Fach beschäftigt wurde, ging er 1871 als erster Tenor an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg. Hier sang er u.a. 1872 in zwei Konzerten, die Richard Wagner zum Besten der geplanten Bayreuther Festspiele in Hamburg selbst dirigierte. 1873 wechselte er an das Deutsche Theater in Rotterdam, dann an das Hoftheater von Schwerin und an das Stadttheater von Bremen, dessen Mitglied er bis 1878 war. 1878-89 war er mit großem Erfolg am Opernhaus von Leipzig tätig, wo er sich 1889 als Lohengrin von seinem Publikum verabschiedete, um in den folgenden zwei Jahren gastierend aufzutreten. 1891-99 wirkte er dann am Stadttheater von Zürich. In Zürich sang er 1891 in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Opernhauses den Lohengrin und hatte dort in den folgenden acht Jahren eine sehr erfolgreiche Karriere. Gastspiele führten ihn an das Deutsche Theater Prag (1872), an das Opernhaus von Frankfurt a.M. (1885), an die Berliner Kroll-Oper (1884), an die Opernhäuser von Köln (1890) und Riga (1895). Sein Repertoire für die Bühne umfasste rund hundert Partien, nicht nur aus dem heldischen sondern auch aus dem lyrischen und dem Charakter-Fach. Auf der Bühne sang er u.a. den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, den Rinaldo in »Armida« von Gluck, den Erik in »Der fliegende Holländer«, den Tristan, den Paolo in »Francesca da Rimini« von H. Goetz, den Herzog im »Rigoletto«, den Otello von Verdi, den Eleazar in »La Juive« von Halévy, die Titelrolle in »Robert le Diable« von Meyerbeer und den Loge im »Rheingold«. 1899 gab er seine Karriere, die ihm auch im Konzertsaal große Erfolge gebracht hatte, auf und ließ sich in Berlin als Gesanglehrer nieder. E starb 1910 in Schlachtensee (Berlin).
6.2. Dieter SCHWARTNER: 80. Geburtstag
Er war in Dresden vor allem Schüler von Christian Elßner und von Johannes Kemter. 1969 debütierte er am Stadttheater seiner Heimatstadt Plauen als Baron im »Wildschütz« von Lortzing. Bis 1972 war er hier im Engagement und sang dann 1972-78 am Sächsischen Landestheater Dresden-Radebeul. 1978-79 war er am Theater von Dessau verpflichtet, seit 1979 Mitglied des Opernhauses von Leipzig. Durch einen Gastspielvertrag war er mit der Staatsoper Dresden verbunden. Er gastierte zusammen mit den Ensembles der Leipziger und Dresdner Oper in den Musikzentren in der DDR wie auch im Ausland. Sein Repertoire enthielt als Höhepunkte Partien wie den Tamino in der »Zauberflöte«, den Faust in der Oper gleichen Namens von Gounod, den Max im »Freischütz«, den Lyonel in Flotows »Martha«, den Florestan im »Fidelio«, den Don José in »Carmen«, den Alvaro in »La forza del destino« von Verdi, den Herzog von Parma in »Doktor Faust« von Busoni (Leipzig 1991) und den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Er wirkte an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Graf Mirabeau« von Siegfried Matthus mit (14.7.1989). Nicht weniger von Bedeutung als Konzertsänger. Er starb im Juni 1993. Schallplatten: Decca (»Jonny spielt auf« von E. Krenek).
6.2. Elisabeth ROSE: 100. Geburtstag
Als Pamina
Gesangstudium bei Bergzog in Erfurt. Ihr Bühnendebüt erfolgte 1943 in Allenstein (Ostpreußen) als Leonore im »Troubadour« von Verdi. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges sang sie 1945-47 am Stadttheater von Stralsund, 1947-50 am Stadttheater von Magdeburg, 1950-60 am Opernhaus von Leipzig. Dort wirkte sie 1953 in der Uraufführung der Oper »Wat Tyler« von Alan Bush mit. 1960 wurde sie als erste dramatische Sopranistin an die Berliner Staatsoper berufen. Hier hatte sie namentlich als Wagner- und Verdi-Interpretin, aber auch als Leonore im »Fidelio«, als Marschallin im »Rosenkavalier« und als Donna Anna im »Don Giovanni« wichtige Erfolge zu verzeichnen. Sie gastierte am Deutschen Opernhaus Berlin, in Finnland und Rumänien und war auch auf dem Gebiet des Konzertgesangs bekannt. Sie wurde zum Ehrenmitglied der Berliner Staatsoper ernannt. Seit 1960 nahm sie einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Berlin wahr. Sie starb 2011 in Berlin.
Schallplatten: Eterna (Arien aus Opern von Gluck), Forlane (Sopransolo im Requiem von Dvorák).
6.2. Henry LITOLFF: 200. Geburtstag
Er erhielt bereits als Kind Klavierunterricht bei Ignaz Moscheles. Seit 1835 war er Klavierlehrer in Melun bei Paris. Nach einem aufsehenerregenden Konzert 1840 in Paris unternahm er Konzertreisen nach Brüssel, Leipzig, Dresden, Prag, Berlin und Amsterdam. 1841-44 war er Theaterkapellmeister in Warschau. 1847-60 lebte er in Braunschweig, wo er 1856 dem von ihm geleiteten, 1828 von Gottfried Martin Meyer († 1846) gegründeten, Verlag seinen Namen gab – dem Henry Litolff’s Verlag, unter seinem Stiefsohn Theodor Litolff (* 18. März 1839; † 10. März 1912) ab 1864 Collection Litolff. Danach lebte er als Pianist und Komponist in Paris. Er starb 1891 in Colombe.
Litolff komponierte drei Opern und mehrere Operetten, ein Violinkonzert, ein Oratorium, zwei Ouvertüren, Klavierstücke und Lieder. Als exzellente Musik für Klaviervirtuosen gelten seine fünf Konzertsinfonien für Klavier und Orchester, die noch heute gespielt werden. CD-Einspielungen legten beispielsweise von Moura Lympany, Misha Dichter, Shura Cherkassky und Peter Donohoe vor. Litolff ist eine Straße in Braunschweig gewidmet.
7.2. Bernard COTTRET: 95. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte am Conservatoire von Paris durch so bedeutende Sänger wie Charles Panzéra, Paul Cabanel und Fernand Francell. Er begann seine Karriere 1949, wobei ein Schwergewicht auf dem Sektor des Lied- und Konzertgesangs lag; dabei setzte er sich gern für zeitgenössische französische Komponisten ein. Er erschien regelmäßig als Solist an französischen, belgischen, englischen und schweizer Radiosendern. Er trat jedoch auch als Opernsänger auf, und zwar vor allem an französischen Provinztheatern. Hier brachte er Partien wie den Papageno in der »Zauberflöte«, den Mathurin in »Rose et Colas« von Monsigny, den Comte des Grieux in »Manon« von Massenet, den Schaunard in Puccinis »La Bohème« und die Titelfigur in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók zum Vortrag. 1954 wirkte er bei der konzertanten Uraufführung von Prokofjews »L´Ange de feu« (»Der feurige Engel«) am Théâtre des Champs-Élysées Paris mit. Bereits seit 1950 arbeitete er auf pädagogischem Gebiet, vor allem am Konservatorium von Mons in Belgien. Er starb 2011 in Le Mans (Dept. Sarthe, Westfrankreich).
Schallplatten: EMI (»L’Enfance du Christ« von Berlioz), Pathé (»Hans, le joueur de flûte« von L. Ganne), Columbia (»Le Rossignol« von Strawinsky), Arion (»Le Devin du village« von Rousseau), Véga (»L’Ange de feu«, Mitschnitt der Aufführung von 1954).
8.2. Rose HERLINGER: 125. Geburtstag
Eigentlicher Name Ruzena Herlingerová. Sie erhielt ihre erste Ausbildung in ihrem Geburtsort Tabor, ging dann zu weiterem Studium nach Wien, schließlich nach Berlin. Nach ersten Auftritten zu Beginn der zwanziger Jahre in Wien kam sie in Kontakt zu dem Kreis um Arnold Schönberg und wandte sich nun in besonderer Weise der Präsentation moderner Musik zu. So veranlasste sie Alban Berg zur Komposition der Kantate »Der Wein«, die sie in der Uraufführung des Werks am 4.6.1930 in Königsberg (Ostpreußen) vortrug. Sie gastierte regelmäßig in Wien, wo sie bei einem Liederabend mit französischen Lied-Kompositionen von Maurice Ravel am Klavier begleitet wurde. 1924 und 1927 trat sie in Paris, 1925-28 in Berlin, 1928 in London, 1933 in Venedig, 1933 in Amsterdam, Genf und New York auf. Neben zeitgenössischen Werken brachte sie auch Lieder des klassischen Repertoires zum Vortrag, besonders Lieder von Schubert und Brahms. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie in London und gab Konzerte vor alliierten Soldaten. 1945 kehrte sie in die Tschechoslowakei zurück; sie wurde dort Musikreferentin am Rundfunk und Leiterin des Radiochores in Prag. 1949 verließ sie jedoch die CSSR und emigrierte nach Kanada. Hier entfaltete sie vor allem als Pädagogin eine umfangreiche Tätigkeit und unterrichtete 1957-62 am College of Music Montreal, 1963-71 an der McGill University. Zu ihren Schülern gehörten so bedeutende Sänger wie Huguette Turangeau, Joseph Rouleau, André Turp und Claude Corbeil. Rose Herlinger starb 1978 in Montreal.
Schallplattenaufnahmen bei Ultraphon.
9.2. Kaaren ERICKSON: 65. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am California Institute of Arts sowie an der Music Academy of the West bei Martial Singher und Maurice Abravanel bis 1981. 1982 debütierte sie als Gilda und trat noch im gleichen Jahr an der Staatsoper München wie an der Deutschen Oper Berlin auf. Sie kam dann auch zu einer schnellen Karriere an amerikanischen Opernhäusern. Hier sang sie seit 1982 regelmäßig an der Oper ihrer Geburtsstadt Seattle, ebenso an der Oper von San Francisco (1982 die Noemie in »Cendrillon« von Massenet, 1983 die Wanda in »La Grande Duchesse de Gérolstein« von Offenbach und 1984 die Micaela in »Carmen«) und seit 1984 an der City Opera New York. 1983 hörte man sie an der Oper von Houston/Texas, 1986 (als Pamina in der »Zauberflöte«) und 1988 in Cincinnati. 1985 erreichte sie die Metropolitan Oper New York, an der sie als Susanna in »Le nozze di Figaro« debütierte und bis 1994 in insgesamt 66 Vorstellungen auch als Blanche in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc, als Woglinde im Nibelungering, als Falke in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Zerline im »Don Giovanni«, als eines der Blumenmädchen im »Parsifal« und als 3. Magd in »Elektra« von R. Strauss auftrat. Am 12.10.1992 wirkte sie an der Metropolitan Oper in der Uraufführung der Oper »The Voyage« von Philip Glass mit. Dazu setzte sie ihre Karriere in Europa fort und gastierte 1983 an der Mailänder Piccola Scala (als Rezia in Glucks »Die Pilger von Mekka«), 1984 an der Oper von Nancy. Ihr Bühnenrepertoire umfasste Rollen wie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, das Ännchen im »Freischütz«, die Celia in »Lucio Silla« von Mozart und die Ellen Orford in Benjamin Brittens »Peter Grimes«. Im Konzertsaal kam sie als Oratorien- wie als Liedersängerin zu bedeutenden Erfolgen. Sie starb 1997 in Maryville (Tennessee). Sie war verheiratet mit dem Tenor Edward Sooter.
Schallplatten: Delos (Lieder), Orfeo (»Le Cinesi« von Gluck), DGG (Knappe im »Parsifal«).
9.2. Antonio SAVASTANO: 70. Geburtstag
Er wurde in seiner Geburtsstadt Rom durch Jolanda Magnoni ausgebildet. 1976 fand sein Bühnendebüt am Teatro Fenice Venedig in Verdis »Rigoletto« statt. Er war u.a. 1976 (als Herzog im »Rigoletto«) und 1978 (als Nicias in »Thaïs« von Massenet) an der Oper von Rom zu Gast. Er hatte eine erfolgreiche Karriere an den führenden italienischen Operntheatern und gab Gastspiele in Nordamerika, in Israel, Österreich, Griechenland, Irland und Russland. 1978 hörte man ihn an der Oper von Dallas (als Tebaldo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi«), 1979 an der Washington Opera (wieder als Tebaldo), 1981 an den Opernhäusern von Philadelphia und Dublin (in »Lucia di Lammermoor«), 1982 am Teatro Verdi Triest, 1983 an der Wiener Staatsoper (als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«), 1983 (als Rodolfo in »La Bohème«) und 1985 (als Luca in der französischen Erstaufführung von »La vera storia« von L. Berio) an der Grand Opéra Paris. 1984 und 1985 gastierte er am Teatro San Carlo Neapel (wo er auch 1980 in der italienischen Erstaufführung von Rachmaninoffs Oper »Aleko« mitwirkte) und am Theater von Bonn. Sein Repertoire war vielseitig und enthielt als Höhepunkte Partien wie den Elvino in Bellinis »La Sonnambula«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Leicester in »Elisabetta regina d’Inghilterra« und den Idreno in »Semiramide« von Rossini, den Amenofi in Rossinis »Mosè in Egitto«, den Carlo in Verdis »I Masnadieri«, den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra« von Verdi, den Macduff wie den Malcolm in »Macbeth« und den Don Carlos in der Verdi-Oper gleichen Namens. Er starb 1991 in Raito.
Schallplatten: Cetra-Italia (Pisani in »Il Bravo« von Mercadante, Aufnahme einer Aufführung der Oper von Rom von 1976). Auch Aufnahmen bei CBS und DGG.
9.2. Rolf APRECK: 90. Geburtstag
Ausbildung an der Hochschule für Musik in Leipzig bei Friedrich Härtel und Hans Lissmann. Während dieser Zeit sang er bereits Oratoriensoli in der Leipziger Universitätskirche. Seit 1952 gehörte er zum Solistenensemble der Händel-Konzerte in Halle (Saale). 1956 wurde er an das Landestheater von Halle verpflichtet, wo er als Don Ottavio im »Don Giovanni« debütierte. 1959 wurde er als jugendlicher Heldentenor an das Opernhaus von Leipzig berufen, durch Gastspielverträge war er der Staatsoper wie der Komischen Oper Berlin verbunden. 1965 gastierte er am Bolschoi Theater von Moskau als Erik in »Der fliegende Holländer«. Seit 1954 trat er wiederholt als Konzertsänger in Westdeutschland und in der Schweiz auf, 1959 in London und Coventry. Dazu war er in Jena, Halle und Leipzig pädagogisch tätig. Seine besten Leistungen erreichte er in Partien wie dem Tamino in der »Zauberflöte«, dem Florestan im »Fidelio«, dem Max im »Freischütz«, dem Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, dem Riccardo im »Maskenball« von Verdi, dem Alvaro in »La forza del destino«, dem Don José in »Carmen«, dem Pierre in »Krieg und Frieden« von Prokofjew und dem König Charles VII. in Tschaikowskys »Jungfrau von Orléans«. Er blieb bis Ende der achtziger Jahre am Leipziger Opernhaus engagiert, wo er später auch Charakterpartien übernahm. Er starb 1989 in Leipzig.
Schallplatten der Marke Eterna, darunter mehrere vollständige Opern (»Radamisto« von Händel, »Die Entführung aus dem Serail«, »Carmen«, »Die verkaufte Braut«, Mozart-Requiem). Auf Telefunken kleine Partie in »Die Verurteilung des Lukullus« von Paul Dessau, auf DGG Solo in der Lukas-Passion von H. Schütz.
9.2. Miklós ERDÉLYI: 90. Geburtstag
Er studierte 1946-50 an der Liszt-Musikakademie in Budapest und gab sein Dirigentendebüt dort 1947 an der Komischen Oper. Er wurde Direktor des Ungarischen Rundfunk-Chores und 1951 zum Dirigenten der Budapester Oper ernannt. Im März 1974 dirigierte er als Gast das Berliner Philharmonische Orchester. Sein bevorzugtes Repertoire umfasste Werke von Mozart, Haydn und Schubert. Auf Schallplatten hat er die kompletten Orchesterwerke Bartóks aufgenommen. Er starb im September 1993.
10.2. Aleksandra IMALSKA: 85. Geburtstag
Ihre Stimme wurde durch die Pädagoginnen Frau Cyganska und Frau Zielinska in Poznan (Posen) ausgebildet. Bühnendebüt 1960 an der Oper von Poznan als Hadwiga in »Das Gespensterschloss« von Moniuszko. 1961 war sie Preisträgerin bei einem Gesangwettbewerb in Lüttich. Sie blieb für mehr als 15 Jahre eine der beliebtesten Künstlerinnen der Oper von Poznan, gastierte dazu regelmäßig an der Nationaloper von Warschau, an der Oper von Lodz und an anderen bedeutenden polnischen Bühnen. Gastspiele auch an der Oper von Lüttich, an den Nationalopern von Belgrad und Zagreb, an der Komischen Oper Berlin und am Opernhaus von Genua. Vor allem im dramatischen Repertoire von Bedeutung; sie sang in einer Fernsehaufführung von Verdis »Troubadour« im polnischen Fernsehen die Partie der Azucena. Weitere Bühnenrollen: die Carmen, die Preziosilla in »La forza del destino«, die Laura in »La Gioconda« von Ponchielli, die Eboli in Verdis »Don Carlos« und die Brangäne in »Tristan und Isolde«. Sie starb 2014 in Poznan.
Schallplatten der Marke Polskie Nagrania (Muza), u.a. vollständige Oper »Das Gespensterschloss« von Moniouszko.
10.2. Eugene TALLEY-SCHMIDT: 90. Geburtstag
Er studierte Musik und Gesang zuerst in seinem Heimatort Rome (Georgia) bei Ethel Wilkerson, dann an den Universitäten von San Diego und Indiana bei John Walsh und Raoul Couyas. Er debütierte 1956 an der Oper von San Diego als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Er ging dann mit Hilfe eines Fulbright-Stipendiums zu weiteren Studien nach Europa, absolvierte diese in Rom und trat beim Festival von Spoleto als Titelheld in Mascagnis »L‘Amico Fritz« auf. Er wurde als erster Tenor an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf- Duisburg, an der Hamburger Staatsoper, am Opernhaus von Wuppertal wie am Stadttheater von Münster (Westfalen) bekannt. Insgesamt hat er mehr als 50 große Partien an führenden Theatern in Europa wie in den USA zum Vortrag gebracht. Er gastierte bei internationalen Festspielveranstaltungen und trat im Konzertsaal in Rom und Birmingham, in Miami, San Diego, Palm Beach, Mobile und in weiteren Städten zusammen mit führenden Orchestern und deren Dirigenten in Erscheinung. Dabei sang er sowohl Soli in Oratorien und religiösen Vokalwerken wie auch Lieder. Er arbeitete im pädagogischen Bereich als Professor an der Houston Baptist University. Er starb 2004 in Dillard (Georgia).
Schallplatten: Cantabile Records (Duette von R. Schumann).
10.2. Donald JOHANOS: 90. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Donald_Johanos
10.2. Cesare SIEPI: 95. Geburtstag
Er war weitgehend Autodidakt und nur für kurze Zeit Schüler des Konservatoriums von Mailand. Er debütierte 1941 in Schio bei Venedig als Sparafucile in Verdis »Rigoletto«. Seine weitere Karriere wurde durch die Kriegsereignisse verhindert; 1943 flüchtete er aus politischen Gründen in die Schweiz und wurde dort interniert. In dem Internierungslager erregte seine Stimme Aufsehen, und er konnte in Lugano Gesangunterricht nehmen. 1945 nahm er seine Sängerlaufbahn wieder auf und erregte am Teatro Fenice von Venedig Aufsehen, als er den Zaccaria im »Nabucco« von Verdi sang. 1946 sang er die gleiche Rolle mit glänzendem Erfolg an der Mailänder Scala, an der er bis 1958 engagiert war und später oft gastierte. 1947 wirkte er an der Scala in der Uraufführung der Oper »L’Oro« von I. Pizzetti mit. 1948 übertrug Toscanini ihm bei den Feiern zum 30. Todestag von Arrigo Boito die Titelrolle in »Mefistofele« und den Simon Mago in »Nerone«. An der Mailänder Scala sang er u.a. 1949 den Colline in »La Bohème«, 1950 den Pistola in Verdis »Falstaff«, den Giorgio in Bellinis »I Puritani« und den Ramfis in »Aida«, 1950-51 und 1953 das Bass-Solo im Requiem von Verdi, 1955 den Fiesco in »Simon Boccanegra« von Verdi, 1956 den Don Giovanni, 1957 den Pater Guardian in »La forza del destino«, 1958 nochmals den Mefistofele von Boito und den Enrico in Donizettis »Anna Bolena«; 1979 sang er letztmalig an der Scala, und zwar nochmals den Fiesco. Am Teatro Liceo Barcelona debütierte er 1947 als Enrico in »Anna Bolena« (und trat dort noch 1982 als Basilio im »Barbier von Sevilla« auf). 1950 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: König Philipp im »Don Carlos« von Verdi). Bis 1973 durchlief er dort eine glänzende Karriere; er sang dort in 23 Spielzeiten 18 Partien in 491 Vorstellungen: den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Mephisto im »Faust« von Gounod, den Colline, den Figaro in »Le nozze di Figaro«, den Ramfis, den Pater Guardian, den Don Giovanni, den Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli, den Sparafucile, den Boris Godunow, den Oroveso in »Norma«, den Silva in »Ernani«, den Minister im »Fidelio«, den Zaccaria, den Fiesco, den Sarastro in der »Zauberflöte« und den Gurnemanz im »Parsifal«. Ähnlich wie sein Vorgänger Ezio Pinza versuchte er 1962 am New Yorker Broadway in einem Musical »Bravo, Giovanni« aufzutreten, hatte dabei aber keinen besonderen Erfolg. Seit 1954 war er als Gast an der San Francisco Opera zu hören (1954 als Pater Guardian und als Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1955 als Don Giovanni und als Mephisto im »Faust« von Gounod, 1968-69 und 1981 wieder als Don Giovanni, 1980 als Fiesco und 1982 als Basilio im »Barbier von Sevilla«). Im Ablauf seiner Karriere hatte er große Erfolge bei Gastspielen und Konzerten in Spanien, in Österreich, in Südamerika und in der Schweiz. 1953-54 und 1956 bewunderte man ihn bei den Festspielen von Salzburg als Don Giovanni; seitdem hörte man ihn in Salzburg auch als Konzertsänger (1956 im Mozart-Requiem, 1958 im Verdi-Requiem sowie sehr erfolgreich 1956 mit einem Liederabend) und 1958 als König Philipp. An der Wiener Staatsoper, an der er 1963 als König Philipp debütierte, sang er bis 1981 insgesamt 171 Vorstellungen; außer dem Philipp trat er hier auch als Ramfis, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Don Giovanni, als Pater Guardian, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Colline, als Fiesco, als Gurnemanz, als Don Basilio im „Barbier von Sevilla“ und zuletzt als Kardinal Brogni in konzertanten Aufführungen von Halévys „La Juive“ auf. 1950 sowie 1962-73 trat er an der Londoner Covent Garden Oper auf, vornehmlich in seinen beiden Glanzrollen, dem Don Giovanni und dem König Philipp. 1959 sang er bei den Festspielen von Verona den Mephisto im »Faust« von Gounod, 1980 nochmals den Ramfis. 1983 gastierte er bei den Festspielen von Ravenna als König Philipp, 1984 als Fiesco, 1983 bei den Festspielen von Macerata wieder als König Philipp, 1983 am Teatro Comunale Florenz als Lothario in »Mignon« von A. Thomas. 1984 hörte man ihn an der Oper von Seattle als Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, 1985 am Teatro Regio Parma in Verdis »Jérusalem«, 1985 an der Long Beach Opera und 1986 am Teatro San Carlo Neapel als König Philipp. Seine Karriere dauerte sehr lange; seine Abschiedsvorstellung gab er 1994 in Wien in der Partie des Oroveso in einer konzertanten Aufführung von Bellinis »Norma«. Er starb 2010 in Atlanta (Georgia). – Bass-Stimme von besonderem Wohllaut, zugleich großer dramatischer Steigerungsfähigkeit, wohl der bedeutendste Bassist in Italien innerhalb seiner Generation.
Lit: R. Celletti, R. Vegeto & G. Gualerzi: Cesare Siepi (in »Le grandi Voci«, Rom 1964).
Schallplatten der Firmen Cetra (»La Sonnambula«), RCA (»Don Giovanni«, »Mefistofele« von Boito, »L’Amore dei tre Re« von Montemezzi), vor allem aber Decca (»Le nozze di Figaro«, »Don Giovanni«, »La Gioconda«, »Rigoletto«, »La forza del destino«, »La Bohème«, »Il barbiere di Siviglia«, »Lucia di Lammermoor«), CBS (»Faust« von Gounod), HRE (»Boris Godunow«, »La Juive« von Halévy), Cetra Opera Live (»Don Carlos«, »La Favorita«), Foyer (»Don Giovanni«, »Ernani«), Melodram (»La forza del destino«, »Norma«, »Nabucco«), Myto (Cole Porter-Songs), Gebhardt Record (Lothario in »Mignon« von A. Thomas, Mexico City 1949), Mondo Musica (Titelrolle in Rossinis »Mosè in Egitto«, Teatro Fenice Venedig 1974). Es existieren wenigstens fünf komplette »Don Giovanni«-Aufnahmen mit dem Künstler in der Titelpartie, auch eine auf DGG-Video.
10.2. Anna LIEBERZEIT: 175. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Wiener Goldschmieds. Als Kind erschien sie bereits im Ballett und in Kinderrollen am Theater an der Wien, war 1859-63 am Quai-Theater in Wien engagiert, trat 1864 in Odessa, 1865 in Budapest auf und wurde 1866 an das Kroll-Theater in Berlin verpflichtet, wo sie den Übergang ins Operettenfach vollzog und bis 1868 blieb. 1868-70 war sie dann als Soubrette und Operettensängerin in Bremen tätig, 1871-73 in Prag, anschließend in Reichenberg (Liberec), Marienbad (Mariánské Lazné), Pilsen (Plzen), Karlsbad (Karlovy Vary), Budweis (Ceské Budéjovice) und schließlich in Bratislava (Preßburg), wo sie bereits zunehmend Partien aus dem Fach der Komischen Alten übernahm, in denen sie ebenfalls große Erfolge hatte. Es folgten Engagements und Gastspiele in St. Petersburg und Riga, seit 1898 am Kaiserjubiläumstheater in Wien und schließlich 1906-07 am Bürgertheater in der österreichischen Metropole, worauf sie die Bühne verließ. Man schätzte sie in Wien auch als Darstellerin in Volks- und Lustspielen. Sie starb 1918 in Mödling.
12.2. Vladimir Michailowitsch MOROZOV: 85. Geburtstag
Der russische Sänger erhielt seine Ausbildung am Konservatorium von Leningrad und war seit 1959 als Solist am dortigen Opernhaus, dem Kirow-Theater, engagiert. Er kam an diesem führenden russischen Opernhaus in einer über dreißigjährigen Karriere zu stetigen Erfolgen. Als seine großen Partien galten der Warlaam im »Boris Godunow«, der Zar Iwan der Schreckliche in Rimsky-Korssakows »Das Mädchen von Pskow«, der Grigorij in »Der stille Don« von Dserschinski und der Titelheld in »Peter I.« (»Pjotr Perwy«) von Andrej Pawlowitsch Petrow, den er in der Uraufführung dieser Oper am Opernhaus von Leningrad sang (14.6.1975). Er trat bei Gastspielen und Konzerten auch in den übrigen Zentren des russischen Musiklebens auf. 1976 wurde er mit dem Glinka-Preis ausgezeichnet; 1981 wurde er zum Volkskünstler der UDSSR ernannt. Er starb 2002 in St. Petersburg. – Er sollte nicht mit dem (etwa gleichaltrigen) Bassisten Boris Morosow und dem (jüngeren) Bassisten Alexander Morozow verwechselt werden.
12.2. William OLVIS: 90. Geburtstag
Er sang zu Beginn seiner Karriere am Colonial Theatre Boston in der Uraufführung von L. Bernsteins »Candide« die Rolle des Governors (29.10.1956) und erschien 1957 an der City Opera New York in einer kleinen Partie in Lehárs »Die lustige Witwe«. Bereits 1958 kam es zu seinem Debüt an der Metropolitan Oper New York als 2. Priester in der »Zauberflöte«. Er trat an diesem Haus bis 1963 und nochmals in den Jahren 1967-68 in insgesamt 101 Vorstellungen auf. Anfangs sang er dort kleinere Partien (Richter in Verdis »Un Ballo in maschera«, Balthasar Zorn in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Malcolm in Verdis »Macbeth«, Herold in Verdis »Don Carlos«, 1. Gefangener im »Fidelio«), wurde aber bald in großen Rollen eingesetzt: als Don José in »Carmen«, als Steuermann in »Der fliegende Holländer«, als Barinkay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Gabriele Adorno in Verdis »Simon Boccanegra«, als Dimitrij im »Boris Godunow«, als Ismaele in Verdis »Nabucco«, als Oracle in Glucks »Alceste«, als Radames in »Aida«, als Froh im »Rheingold«, als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, als Turiddu in »Cavalleria rusticana« und als Cassio in Verdis »Otello«. Während dieser Zeit gastierte er an weiteren Opernhäusern in den USA, so 1961 in Boston. 1963-66 war er dann Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und schloss Gastverträge mit der Staatsoper Hamburg und dem Staatstheater Karlsruhe ab. Auch hier sang er Partien aus der deutschen und der italienischen Opernliteratur, darunter den Jacopo Foscari in Verdis »I due Foscari«, den Gabriele Adorno, den Titelhelden im »Don Carlos«, den Turiddu, den Cavaradossi in »Tosca«, den Kalaf in Puccinis »Turandot«, den Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, den Kaiser in »Die Frau ohne Schatten«, den Erik in »Der fliegende Holländer« und den Eisenstein in der »Fledermaus«. Er gastierte 1964 und 1965 am Opernhaus von Straßburg, 1965 an der Oper von Bordeaux (als Don José), 1966 an der Deutschen Oper Berlin. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er 1965 als Erik und als Froh mit. Nachdem man einige Jahre hindurch kaum etwas von ihm gehört hatte, kam er für die Jahre 1971-74, jetzt aber als Bariton, an das Theater im Revier in Gelsenkirchen, wo er u.a. den Tonio im »Bajazzo« und die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« sang. 1988 hörte man ihn nochmals bei der Long Beach Opera als Jupiter in Monteverdis »Il Ritorno d’Ulisse in patria« (also wieder in einer Tenorpartie). Er starb 1998 in Forest Falls (Kalifornien).
Seine Schallplattenaufnahmen zeigen seine Stimme als Tenor; sie erschienen bei Columbia-CBS (»Candide«), RCA (Malcolm in »Macbeth«) und Handel Society (»Judas Makkabaeus« von Händel).
15.2. Robert CHRISTESEN: 75. Geburtstag
Er studierte ibero-amerikanische und skandinavische Kulturgeschichte und wandte sich dann der Ausbildung seiner Stimme zu. Diese erfolgte an der Manhattan School of Music New York durch Daniel Ferro und George Schick, an der Aspen School of Music durch Aksel Schiøtz und Jennie Tourel, an der University of Wisconsin in Madison durch David Astor, schließlich durch den berühmten Bass-Bariton Hans Hotter in München. Nachdem er Preisträger bei Gesangwettbewerben in Prag, Paris, Toulouse, s’Hertogenbosch, München, Genf und Salzburg geworden war, debütierte er 1972 an der Oper von St. Paul als Henrik in der Oper »Maskarade« des dänischen Komponisten Carl Nielsen. Er gehörte in Westdeutschland den Opernhäusern von Frankfurt a.M. (1973-76) und Dortmund (1976-80) an und gastierte erfolgreich an der Staatsoper wie an der Komischen Oper Berlin, an der Königlichen Oper Kopenhagen, an den Nationalopern von Budapest und Warschau, in Rio de Janeiro, Brünn (Brno), Toulouse, am Smetana Theater Prag und in seiner nordamerikanischen Heimat. Von den vielen Partien, die er auf der Bühne gestaltete, sind zu nennen: der Don Giovanni, der Graf Almaviva in »Figaros Hochzeit«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Germont-père in »La Traviata«, der Ford in Verdis »Falstaff«, der Ezio in dessen »Attila«, der Graf Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, der Ramiro in »L’Heure espagnole« von Ravel, der Titelheld im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Bob in Menottis »The Old Maid and the Thief«, der Kaspar im »Freischütz«, der John Proctor in »The Crucible« von R. Ward und der Lescaut in »Boulevard Solitude« von H.W. Henze. Er starb 2016 in Raleigh (NC).
15.2. Norma PROCTER: 90. Geburtstag
Als Orpheus
Die Künstlerin gehörte zu den bedeutendsten englischen Konzertsängerinnen ihrer Generation. Ihr Gesangstudium erfolgte bei Roy Henderson, Hans Oppenheim und Paul Hamburger in London. Sie begann ihre Karriere 1956 und hatte zunächst in England große Erfolge. Dann sang sie auch regelmäßig auf dem europäischen Kontinent, namentlich in Westdeutschland, Belgien, Frankreich, Spanien und Dänemark. 1969-70 wirkte sie beim Holland Festival mit, sie trat auch bei den Ansbacher Bachfestwochen und bei den Würzburger Musikfestspielen auf. Sie sang unter Dirigenten wie Pierre Boulez, Rafael Kubelik, Karl Richter, Rafael Frühbeck de Burgos, Igor Markevitch und galt als hervorragende Bach-Interpretin. Ihr Konzertrepertoire enthielt neben Liedern Solopartien in Oratorien und geistlichen Musikwerken von Händel, Beethoven, Mendelssohn, Haydn, Mozart und Benjamin Britten. 1961 betrat sie erstmals die Bühne, und zwar sang sie an der Londoner Covent Garden Oper den Orpheus in »Orpheus und Eurydike« von Gluck. Seither ist sie in dieser Partie an einer Anzahl von Bühnen aufgetreten. Nicht zuletzt wurde die Sängerin durch zahlreiche Rundfunksendungen und durch ihre Schallplatten bekannt. 1974 wurde sie zum Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London ernannt. Sie starb 2017 in Grimsby.
Schallplatten: Decca (Messias, Bach-Kantaten), DGG (»Samson« von Händel, Sinfonie Nr. 2 von G. Mahler, Kantaten von J.S. Bach), Argo (»Julius Caesar Jones« von Williamson), CBS (8. Sinfonie von Gustav Mahler), Wergo (1. Sinfonie von K.A. Hartmann) und Bärenreiter-Verlag (Bach-Kantaten).
15.2. Marie MONBELLI: 175. Geburtstag
Sie wurde in der Hauptsache durch Manuel Garcia jr. in Paris ausgebildet. Sie debütierte Mitte der sechziger Jahre, erschien zuerst an französischen Provinzbühnen, unternahm dann aber auch große Tourneen im Ausland. So gastierte sie 1869 an verschiedenen deutschen Operntheatern, sang 1870 am Drury Lane Theatre London die Fatime in »Abu Hassan« von Weber und war in den Jahren 1871-73 regelmäßig an der Covent Garden Oper London zu hören. Hier sang sie u.a. die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Inès in Meyerbeers »Afrikanerin«, die Prascovia in »L’Étoile du Nord« vom gleichen Komponisten und die Diana in »Les Diamants de la Couronne« von Auber. 1873 unternahm sie abermals eine ausgedehnte Tournee durch Deutschland mit Auftritten an den Hoftheatern von Stuttgart und Hannover, an den Opernhäusern von Köln und Bremen. Hierbei sang sie u.a. die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Amina in »La Sonnambula« von Bellini und die Lucia di Lammermoor. Dazu setzte sie ihre Gastspiele an den großen französischen Theatern weiter fort.
16.2. Michiko SUNAHARA: 95. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung an der Musikakademie Tokio und kam 1947 bei der Fujiwara Opera Company zu ihrem Bühnendebüt in der Rolle der Butterfly. Sie sang während mehrerer Jahre bei dieser Gesellschaft und unternahm seit Beginn der fünfziger Jahre zahlreiche Auslandsreisen, die sie u.a. an die Opéra-Comique Paris (1952 als Butterfly), an das Théâtre de la Monnaie Brüssel (1954), an die Oper von Monte Carlo und an weitere große Opernhäuser führte. 1958 und 1963 gastierte sie sehr erfolgreich in Tel Aviv und wurde für die Spielzeiten 1963-65 an die dortige Nationaloper verpflichtet. Daneben trat sie weiterhin an den großen japanischen Bühnen in Erscheinung und sang, speziell in Tokio, bei der Fujiwara Opera, der Niki-Kai Oper und am Nissai-Theater. Noch 1977 ist sie in Tokio aufgetreten. Sie war die führende japanische Sopranistin der fünfziger und sechziger Jahre und brillierte vor allem in Partien aus dem italienischen Repertoire, in erster Linie als Butterfly, aber auch als Liu in »Turandot«, als Zerline im »Don Giovanni«, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Traviata, als Mimi in »La Bohème« und als Tosca. Aus ihrem Repertoire verdienen noch die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, die Micaela in »Carmen«, die Manon von Massenet, die Elsa im »Lohengrin«, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Magda Sorel in »The Consul« von G.C. Menotti Erwähnung; 1973 ist sie schließlich auch als Carmen aufgetreten. Sie starb im Jahr 1987.
Schallplatten: Recital auf Remington-Nippon Victor (Mitte der fünfziger Jahre aufgenommen).
17.2. Elisabeth LINDERMEIER: 95. Geburtstag
Sie arbeitete zuerst als Bankangestellte; dann Gesangstudium an der Münchner Musikhochschule. Debüt 1946 an der Bayerischen Staatsoper München als Sandmännchen in »Hänsel und Gretel«. Sie war bis 1958 Mitglied der Münchner Staatsoper, an der sie noch bis 1962 als Gast erschien. 1950 sang sie am Opernhaus von Zürich die Susanna in »Figaros Hochzeit«, 1953 die Leda in der Schweizerischen Erstaufführung der Oper »Die Liebe der Danae« von R. Strauss, 1955-56 die Pamina in der »Zauberflöte«. 1956 gastierte sie in Berlin und Dresden als Leonore im »Troubadour«, 1956 sang sie bei den Festspielen von Glyndebourne die Donna Elvira im »Don Giovanni«. Sie gastierte beim Wexford Festival (1955 als Baronin im »Wildschütz« von Lortzing), beim Maggio Musicale von Florenz (1956 als Wellgunde im Nibelungenring), an der Oper von Rom (1953 als Wellgunde und als 2. Norn im Ring-Zyklus), an der Staatsoper Wien (1956 als Pamina), an der Oper von Monte Carlo (1956 als Marzelline im »Fidelio«). Die Sängerin, die mit dem bekannten Dirigenten Rudolf Kempe (1910-76) verheiratet war, trat an der Covent Garden Oper London als Freia und als Gutrune im Nibelungenring sowie 1953 in der englischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Die Liebe der Danaë« auf. 1958 wirkte sie in London in einer szenischen Aufführung des Oratoriums »Saul« von G.F. Händel mit. Sie gab Gastspiele in Frankfurt a.M. und Amsterdam und trat fast alljährlich bei den Münchner Festwochen in Erscheinung. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Ninabella in der »Zaubergeige« und die Rothaarige in »Peer Gynt« von W. Egk, die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Lauretta in Puccinis »Gianni Schicchi«, die Sonja in »Raskolnikoff« von H. Sutermeister, die Marie in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, die Titelrolle in »Die Kluge« von Carl Orff und die Marie im »Wozzeck« von A. Berg zu nennen. Sie war auch als Konzertsängerin, dazu als Musikkritikerin, tätig. Sie starb 1998 in München.
Schallplatten: Ihre ausdrucksvolle Sopranstimme ist auf DGG (Ninabella in »Die Zaubergeige« von W. Egk, Sandmännchen in »Hänsel und Gretel«), auf HMV-Electrola, auf Fonit-Cetra (Finale der »Götterdämmerung«) und auf Melodram (vollständige Aufnahme der Oper »Daphne« von R. Strauss, München 1950) zu hören.
17.2. Giovanni CONSIGLIO: 95. Geburtstag
Biographie des italienischen Tenors auf Italienisch:
https://it.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Consiglio
18.2. Bella JASPER: 85. Geburtstag
Sie studierte an der Musikhochschule Budapest bei Olga Revhegyi. Debüt 1958 an der Budapester Nationaloper als Gilda im »Rigoletto«. 1960 begann sie ihre Karriere am Theater am Gärtnerplatz in München. 1962 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. 1962-64 gehörte sie dem Ensemble des Opernhauses in Frankfurt a.M. an und wurde dann an die Deutsche Oper Berlin verpflichtet. Sie trat als Gast am Teatro Colón Buenos Aires (1969), in Amsterdam, Warschau, Sofia, an der Staatsoper von München, am Teatro Regio Turin (1970 als Blondchen in »Die Entführung aus dem Serail«) und am Teatro San Carlos Lissabon (1970 als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss) auf. Die Zerbinetta sang sie allein bei ihren Gastauftritten an der Wiener Staatsoper 1962-70 elfmal (außerdem noch jeweils eine Vorstellung als Blondchen und eine als Königin er Nacht). Die Künstlerin hatte bei Gastspielen in den europäischen Musikzentren (Köln, Hamburg, Frankfurt a.M., Paris, Zürich, Moskau, London, Venedig) wie in Japan bedeutende Erfolge; auch als Konzertsängerin trat sie in einem umfangreichen Repertoire vor ihr Publikum. Auf der Bühne sang sie zahlreiche Partien aus dem Stimmfach des Koloratursoprans, darunter die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«. Ihre weiteren Bühnenpartien waren die Elisetta in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa, die Lucia di Lammermoor, die Norina im »Don Pasquale«, die Titelrolle in Donizettis »Linda di Chamounix«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gräfin Adèle in »Le Comte Ory« von Rossini, die Konstanze in »Die Entführung aus dem Serail«, das Ännchen im »Freischütz«, die Marzelline im »Fidelio«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Titelrolle in »Le Rossignol« von Strawinsky, die Melinda in »Bánk Bán« von F. Erkel und die Königin von Schemacha im »Goldenen Hahn« von Rimsky-Korssakow. In der Uraufführung von H.W. Henzes Oper »Der junge Lord« sang sie an der Deutschen Oper Berlin die Ida (7.4.1965). Sie wirkte später als Pädagogin an der Musikhochschule Berlin. Sie starb 1992 in Berlin.
Schallplatten: Eurodisc (Lola in »Cavalleria rusticana«), Westminster (Waldvogel im »Siegfried«), ZYX Records (Opernarien).
18.2. Marianna BARBIERI-NINI: 200. Geburtstag
Zu ihren Gesangslehrern gehörten die Pädagogen L. Barbieri, Romani, Nicola Vaccai, schließlich die große Sängerin Giuditta Pasta. 1840 debütierte sie an der Mailänder Scala als Antonina in »Belisario« von Donizetti, erlebte jedoch einen niederschmetternden Misserfolg. Nach dem Misserfolg bei ihrem ersten Debüt an der Mailänder Scala brach sie ihren Kontrakt mit diesem Haus und wandte sich nach Florenz. Auch weitere Versuche die Bühne zu betreten verliefen erfolglos, und zwar deshalb, weil die Künstlerin von einer geradezu abstoßenden Hässlichkeit war, die das Publikum daran hinderte, ihre herrliche Stimme zu würdigen. In der Saison 1840-41 sang sie dann am Teatro della Pergola in Florenz die Titelheldin in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, wobei sie im ersten Akt eine Maske trug. Die Vorstellung wurde zu einem grandiosen Triumph für die Künstlerin, der jetzt alle Bühnen in Italien offenstanden. Giuseppe Verdi wurde ein großer Bewunderer ihrer Kunst und schätzte die erregende Dramatik ihres Vortrages ebenso wie die Kraft und die Größe ihres dramatischen Soprans. So übertrug er ihr wichtige Partien in Uraufführungen seiner Opern: am 3.11.1844 sang sie am Teatro Argentina in Rom die Lucrezia in »I due Foscari«, am 25.10.1848 am Teatro Grande von Triest die Gulnara in »Il Corsaro«. Ihr großer Tag kam, als sie am 14.3.1847 am Teatro della Pergola von Florenz in der Uraufführung von Verdis »Macbeth« die Partie der Lady Macbeth gestaltete. Sie vollbrachte darin eine unvergessliche Leistung. Sie hatte sich allein drei Monate damit beschäftigt, teilweise unter Anleitung des Komponisten, für die berühmte Schlafwandelszene jede einzelne Bewegung einzustudieren, und so konnte sie das Premierenpublikum in suggestiver Weise begeistern. Am 4.3.1845 wirkte sie am Teatro Fenice Venedig in der Uraufführung der Oper »Lorenzino de’Medici« von Giuseppe Pacini mit. Am 25.11.1847 sang sie am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung von Giovanni Pacinis Oper »Merope«, 1855 am Teatro Fenice Venedig in der Uraufführung der Oper »L’Ebrea« von Giuseppe Apolloni die Rolle der Leila. 1850 erlebte man sie am Teatro Comunale Bologna als Lady Macbeth und als Luisa Miller von Verdi, als Lucrezia Borgia von Donizetti und in der Uraufführung der Oper »Mazeppa« von Fabio Campana, 1852 am Teatro Argentina in Rom als Beatrice in »Buendelmonte« von G. Pacini, bereits 1848 am Teatro San Carlo Neapel als Lucrezia Borgia. Sie gastierte auch 1852 in am Her Maesty’s Theatre in London. Ihre großen Partien waren u.a. die Anna Bolena und die Semiramide in den Opern gleichen Namens von Donizetti bzw. Rossini. 1856 gab die große Künstlerin ihre Karriere auf und wirkte dann als gesuchte Pädagogin in Florenz. In erster Ehe war sie mit dem aus Siena stammenden Grafen Nini, nach dessen Tod in zweiter Ehe mit dem Wiener Pianisten Leopold Hackensöllner verheiratet. Dieser beschrieb ihr Leben (»Marianna Barbieri. Le memorie di una cantatrice«). Sie starb 1887 in Florenz.
19.2. Paul LORENZI: 125. Geburtstag
Er durchlief an der Universität von Wien ein Philologie-Studium, das er mit dem Endexamen und dem Doktorat zum Abschluss brachte. Bereits während dieser Zeit nahm er in Wien Gesangsunterricht, und zwar zuerst bei den Pädagogen Haböck und Pollmann, dann wurde er in Berlin Schüler der großen Koloratursopranistin Hedwig Francillo-Kaufmann. Sein Operndebüt fand 1922 an der Wiener Volksoper statt; von dort wechselte er 1925 an das Landestheater Braunschweig und ging dann für die Jahre 1927-30 an das Stadttheater von Danzig. Nach 1930 trat er, sowohl als Opern- wie als Konzertsänger, nur noch gastierend auf. So sang er 1930 bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot den Ottokar im »Freischütz«, 1939 an der Wiener Volksoper den Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert. Als Konzertsänger trat er in den Jahren 1932-38 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen in Erscheinung; hier sang er bei den Kirchenkonzerten Solopartien u.a. in der Krönungsmesse von Mozart, in der Messe C-Dur von Beethoven und im Stabat mater von A. Dvorák. Tourneen trugen dem Künstler in Ungarn und Bulgarien, in Jugoslawien und Frankreich, in Schweden, Dänemark und Finnland, in der Schweiz und in der Tschechoslowakei Erfolge ein. Er bekleidete später eine Gesangsprofessur in Wien und war als Musikkritiker und als Publizist tätig. Er starb 1980 in Wien.
19.2. Alexis GHASNE: 150. Geburtstag
Sein eigentlicher Name war Alexis Bobeuf. Seine Ausbildung erfolgte am Conservatoire National Paris, und 1892 debütierte er am Théâtre de la Monnaie Brüssel, dem er bis 1895 angehörte. 1892 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »Maître Martin« von Jean Blockx mit. Er trat danach gastweise an einigen Theatern in der französischen Provinz auf (u.a. an der Oper von Nizza) und wurde dann 1897 an die Pariser Opéra-Comique berufen, der er, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung 1911-12, als er nochmals am Théâtre de la Monnaie engagiert war, bis 1919 angehörte. Hier übernahm er u.a. 1906 in der Uraufführung der Oper »Aphrodite« von Camille Erlanger die Partie des Timon. Er sang an der Opéra- Comique eine Fülle von Partien, darunter den Ourrias in »Mireille« von Gounod, den Karnac in »Le Roi d’Ys« von Lalo, den Jupiter in Gounods »Philémon et Baucis«, den Nilakantha in »Lakmé« von Delibes, den Vater in »Louise« von Charpentier, den Richard in »L’Ouragan« von Bruneau, den Golo in »Pelléas et Mélisande«, den Germont-père in »La Traviata«, den Scarpia in »Tosca«, den Lescaut in »Manon« von Massent und den Sharpless in »Madame Butterfly«. 1893 und 1911 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Valentin im »Faust« von Gounod. 1893 hatte er bei den Concerts Lamoureux in Paris in der konzertanten Uraufführung des 1. Aktes von »Briseïs« von Emmanuel Chabrier mitgewirkt, 1898 sang er in der Arena von Béziers in der Uraufführung der Oper »Déjanire« von Saint-Saëns.
Schallplattenaufnahmen auf Zonophone (Paris 1906) und auf APGA (Paris 1912).
19.2. Adelina PATTI: 175. Geburtstag
Tochter des italienischen Tenors Salvatore Patti († 21.8.1869) und der Sopranistin Catarina Chiesa Barilli († 6.9.1870 Rom; auch Barili geschrieben). Ihre Mutter soll noch am Vorabend ihrer Geburt in Madrid die Norma gesungen haben. Auch ihre beiden älteren Schwestern Amelia Patti (1831-1915) und Carlotta Patti (1835-89) wurden gefeierte Sängerinnen. Ihr Bruder Carlo Patti (1842-73) war ein bekannter Violinist und Dirigent, der u.a. an der Oper von New Orleans, später in New York und St. Louis wirkte. Als Kind kam die Künstlerin nach Nordamerika, wo ihr Vater Regisseur an der Italienischen Oper in New York wurde. Sie wurde vor allem durch ihre Mutter, auch durch einen ihrer Stiefbrüder und durch ihren Schwager Moritz Strakosch, den Gatten ihrer Schwester Amelia, ausgebildet, der später ihr Manager war. Mit acht Jahren sang sie bereits in New York in einem Konzert (auf einem Tisch stehend) Opernarien, mit 16 debütierte sie auf der Bühne, als »The Little Florinda« angekündigt, an der Academy of Music in New York als Lucia di Lammermoor. Der Erfolg war sensationell; nach einer anschließenden Nordamerika-Tournee, wobei man sie vor allem 1860 an der Oper von New Orleans als Martha, als Leonore im »Troubadour«, als Marguerite de Valois in den »Hugenotten« und am 4.3.1861 in der Titelrolle in der amerikanischen Erstaufführung von Meyerbeers »Dinorah« bewunderte, kam sie 1861 nach Europa und hatte an der Covent Garden Oper London als Amina in »La Sonnambula« von Bellini triumphale Erfolge. In 23 aufeinander folgenden Spielzeiten sang sie an der Covent Garden Oper dreißig große Partien in Opern von Rossini, Bellini, Donizetti, Gounod, Meyerbeer und Verdi. Aus ihrem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne seien die Zerline im »Don Giovanni«, die Titelrolle in Rossinis »Semiramide«, die Ninetta in dessen »La gazza ladra«, die Annetta in »Crispino e la Comare« der Brüder Ricci, die Marie in Donizettis »La fille du régiment«, die Titelrollen in Flotows »Martha«, in »Dinorah« von Meyerbeer und in »Linda di Chamounix« von Donizetti, die Catharina in »L’Étoile du Nord« von Meyerbeer, die Elvira in »I Puritani« von Bellini, die Desdemona im »Otello« von Rossini, die Elvira in Verdis »Ernani«, die Theophila in »Les Diamants de la Couronne« von Auber, die Luisa Miller in der gleichnamigen Verdi-Oper und die Carmen (!) genannt. All diese Partien hat sie an der Covent Garden Oper zum Vortrag gebracht. 1876 kreierte sie dort die Aida in der englischen Erstaufführung dieser Verdi-Oper, 1882 übernahm sie dort in der Uraufführung der Oper »Velléda« von Charles Lenepveu die Titelrolle (mit Ernest Nicolini als Partner). Einen Versuch, die Carmen in ihr Repertoire aufzunehmen, gab sie wieder bald auf. In England trat sie auch gern als Solistin in Oratorien bei den zahlreichen Musikfesten der damaligen Zeit auf. In London trat sie regelmäßig bis 1885 (und später noch gastweise) auf. 1862 unternahm sie eine Westeuropa-Tournee mit der Merelli-Operntruppe. 1863 gastierte sie am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg als Marguerite im »Faust« von Gounod, die sie dort erstmalig sang, und die seitdem eine ihrer Glanzrollen blieb. 1863-64 hatte sie ihre Erfolge bei einer Deutschland-Tournee mit Auftritten u.a. in Frankfurt a.M. und Mannheim. Im Winter 1865-66 hörte man sie in Italien an den Opernhäusern von Florenz, Bologna, Rom und Turin. Am Teatro Regio Turin trat sie 1865 als Amina, 1879 als Traviata, am Teatro Politeama Genua 1878 auf. Sie war mit dem berühmten Komponisten Gioacchino Rossini befreundet und weilte in den letzten Tagen des verehrten Meisters im November 1868 in dessen Haus in Passy bei Paris und an seinem Sterbebett. Sie sang dann in Paris bei den Trauerfeierlichkeiten für Rossini. Auch Giuseppe Verdi war ein großer Bewunderer ihrer Kunst, nachdem er sie erstmals 1861 in London in der Partie der Gilda in seinem »Rigoletto« gehört hatte. 1867 kreierte sie für London die Titelheldin in »Roméo et Juliette« von Gounod, 1888 sang sie diese Partie auch an der Grand Opéra Paris mit Jean und Édouard de Reszke als Partnern. Im Winter 1868-69 hatte sie in St. Petersburg wie in Moskau triumphale Erfolge. 1872 kam es zu einer abermaligen Tournee mit einer italienischen Operngesellschaft und Aufführungen am Carl-Theater in Wien. An der Wiener Hofoper huldigte man der großen Primadonna in den Jahren 1873 (als Lucia di Lammermoor), 1876, 1877 und 1885 (als Rosina im »Barbier von Sevilla« und als Violetta in »La Traviata«); 1888 wurde sie zur Kaiserlich-königlichen österreichischen Kammersängerin ernannt. 1879 gastierte sie an der Münchner Hofoper als Lucia di Lammermoor und am Hoftheater von Hannover, 1881 im Rahmen einer Gastspieltournee an der Hofoper von Dresden. Am Théâtre de la Monnaie Brüssel war sie 1868, 1871 und 1878 zu hören, 1868 auch am Théâtre-Italien in Paris (in der französischen Erstaufführung von Verdis »Giovanna d‘Arco«), an der Grand Opéra Paris 1874 als Königin Marguerite in Meyerbeers »Hugenotten« und als Marguerite im »Faust« von Gounod. Ihr Debüt an der Mailänder Scala fand 1877 als Traviata statt. Hier feierte man sie 1877-78 und nochmals 1893 in Partien wie der Marguerite im »Faust«, der Rosina im »Barbier von Sevilla«, der Leonore im »Troubadour« und der Amina. An der Oper von Monte Carlo erlebte man sie 1881 als Traviata, als Gilda, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Lucia di Lammermoor, als Norina im »Don Pasquale«, meistens mit ihrem Ehemann Ernest Nicolini zusammen, 1896 als Traviata, als Rosina und als Lucia di Lammermoor, 1897 nochmals in den gleichen Rollen. Nach zwanzig Jahren kam sie 1883 in die USA zurück und unternahm eine große Gastspiel-Tournee durch die USA unter J. Mapleson, auch mit Auftritten an der New Yorker Academy of Music. 1887-88 war sie in Madrid und Lissabon, 1888 auch in Montevideo zu Gast. 1888 stand sie im Mittelpunkt einer glänzenden Saison am Teatro Politeama von Buenos Aires. Am 23.9.1889 sang sie in einem Gala-Konzert zur Eröffnung des neuen Opernhauses im Auditorium in Chicago in Gegenwart des amerikanischen Präsidenten Benjamin Harrison. In Berlin war sie 1891 und 1895 anzutreffen, 1885, 1886 und wieder 1890 (jetzt mit Francesco Tamagno als Partner) an der Oper von Mexico City. Nachdem sie bereits im Jänner 1892 in Konzerten an der Metropolitan Oper New York aufgetreten war, sang sie im Frühjahr 1892 hier die Martha, die Semiramide, die Traviata, die Lucia di Lammermoor und die Rosina. An der Covent Garden Oper hörte man sie letztmalig 1894. 1897 trat sie an den Opernhäusern von Monte Carlo und Nizza auf; in Nizza kreierte sie dabei die Titelrolle in der Oper »Dolorès« von André Pollonais. Sie war die letzte in jener Reihe der großen Primadonnen, die für die Opernkultur des 19. Jahrhunderts so charakteristisch gewesen sind. Sie war die höchst bezahlte Sängerin ihrer Zeit und erhielt für eine Vorstellung in London 200 Guineas, in New York 5000 Dollars. Sie wurde mit Ehrungen über häuft. Der polnische Komponist Fürst Józef Poniatowski widmete ihr die Partitur seiner Oper »Gelmina«, deren Hauptrolle sie dann in London in der Uraufführung des Werks kreierte (4.6.1872); 1893 sang sie an der Oper von Boston die Titelrolle in der für sie komponierten Oper »Gabriella« von Emilio Pizzi. Der russische Zar, der englische Kronprinz, der Fürst von Monaco und viele andere Bewunderer ihrer Kunst schenkten ihr kostbare Juwelen. In Leo Tolstojs berühmtem Roman »Anna Karenina« besucht die Titelheldin eine Aufführung von »Lucia di Lammermoor«, um Adelina Patti zu hören. Der Dichter Théophile Gautier feierte sie in den Versen: » Es-tu le rossignol, la rose, l’harmonie/ Jeune divinité du ciel Italien/ Es-tu l’amour, l’esprit, le charme, le génie/ Étoile aux éclairs d’or de l’art cécilien«. 1868 heiratete Adelina Patti den Marquis Henri de Caux, Vortänzer am Hof Kaiser Napoleons III. von Frankreich (eine Ehe, die die Kaiserin Eugénie von Frankreich gestiftet hatte). 1885 trennte sie sich von diesem, um den aus Österreich stammenden Tenor Ernest Nicolini (eigentlich Ernst Nicolas, 1833-99, der bereits verheiratet war und fünf Kinder hatte) zu heiraten, der oft ihr Partner auf der Bühne gewesen war, und der sie seitdem auf ihren Tourneen begleitete. (Das Publikum der Grand Opéra war bereits zuvor durch eine realistische Darstellung der Liebesszene in Gounods »Roméo et Juliette« schockiert worden, bei der die beiden Sänger 29 leidenschaftliche Küsse austauschten!). Die Scheidung führte zu einem Skandalprozess, der in der Pariser Boulevard-Presse ein lebhaftes Echo fand. 1886 fand dann die Heirat von Adelina Patti und Ernest Nicolini im französischen Konsulat in Swansea statt. 1899 heiratete Adelina Patti dann nach dem Tod von Nicolini in dritter Ehe den 23jährigen Masseur und schwedischen Baron Rolf Cederström. Im gleichen Jahr nahm sie ihren Wohnsitz auf dem prunkvollen Schloss Craig y Nos bei Brecknock in Wales, das sie sich hatte erbauen lassen, und das auch ein kleines Privattheater enthielt (heute ein beliebtes Ausflugsziel). Von dort aus setzte sie ihre triumphale Karriere fort. Nach der Jahrhundertwende gab sie immer wieder ihre Absicht bekannt, sich aus dem Musikleben zurückzuziehen, doch zwang das Publikum sie stets wieder aufzutreten. 1906-07 unternahm sie eine große Farewell-Tournee. Letztmalig hörte man die große Künstlerin 1914 in einem Wohltätigkeitskonzert in der Albert Hall in London. Sie starb 1919 auf ihrem Schloss in Wales und wurde gemäß ihrem letzten Willen auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt. – Die Stimme von Adelina Patti war ein Koloratursopran von erlesener musikalischer Schönheit, für den technische Schwierigkeiten nicht existierten, der aber zugleich durch die hohe musikalische Reife des Vortrages den Zuhörer begeisterte. Ihre unbegrenzten stimmlichen Möglichkeiten erlaubten ihr jedoch auch die Interpretation lyrischer und dramatischer Partien.
Lit.: H. Klein: »The Reign of Patti« (1920), G.M. Dalmazzo: »Adelina Patti’s Life« (London, 1877); J.A. Cabezas: »Adelina Patti« (Madrid, 1956); Th. de Grave: »Adelina Patti« (Paris, 1865); E. de Leyden: »Adelina Patti« (Paris, 1868); J.F. Cone: »Adelina Patti: Queen of Hearts« (1993).
Von ihr existieren zwei Serien von Schallplattenaufnahmen, die G & T unter einem besonderen Etikett veröffentlichte. Die erste wurde 1905 auf dem Schloss der Sängerin Craig y Nos (in ihrem Schlafzimmer), die zweite 1906 in London aufgenommen. Bei der ersten Serie wurde sie durch Landon Ronald, bei der zweiten durch ihren Neffen Alfredo Barilli am Klavier begleitet. Auf IRCC wurde eine private Zylinderaufnahme mit dem Éclat de rire aus »Manon Lescaut« von Auber veröffentlicht.
19.2. Luigi BOCCHERINI: 275. Geburtstag
Er war das vierte von sechs Kindern von Francesco Leopoldo Boccherini und Maria Santa Prosperi (da der erste Sohn von Francesco Leopoldo früh starb, wird Boccherini oft auch als drittes Kind gezählt). Sein Vater war Kontrabassist und Cellist, und auch seine Geschwister machten als Künstler Karriere: die Schwestern Maria Ester (* 1740) und Anna Matilde (* 1744) als Tänzerinnen in Wien, der Bruder Giovanni Gastone (* 1742) als Tänzer und Librettist (u. a. für Haydns Il ritorno di Tobia) in Wien und die jüngste Schwester Riccarda (* 1747) als Tänzerin und Sopranistin. Ersten Musikunterricht erhielt Boccherini im Seminario di San Giovanni in Lucca, wo er 1749-53 Schüler war. Im Alter von zehn Jahren war er offenbar schon so weit fortgeschritten, dass ihn der Vater für weitere Studien Ende 1753 nach Rom schickte, wo er vermutlich Schüler des bekannten Cellisten und Komponisten Giovanni Battista Costanzi (* 3. September 1704, † 5. März 1778, auch Giovannino da Roma und Giovannino del Violoncello genannt) wurde und möglicherweise bis 1756 blieb. 1756 trat Boccherini in der Kirche S. Domenico in Lucca mit einem Cellokonzert auf. Die nächsten Jahre waren bestimmt von einer regen Reise- und Konzerttätigkeit, oft zusammen mit anderen Familienmitgliedern. Anfang 1758 trat Boccherini erstmals in Wien am Burgtheater auf (unter der Leitung von Christoph Willibald Gluck), und im selben Jahr war er von Ende März bis Oktober als Cellist am Theater am Kärntnertor angestellt. Ein zweiter Aufenthalt in Wien folgte von April 1760 bis März 1761 (wieder am Theater am Kärntnertor). 1760–61 entstanden auch die ersten Kammermusikwerke, die Boccherini später in sein Werkverzeichnis aufnahm: die Streichtrios op. 1, die Streichquartette op. 2 und die Violinduos op. 3. 1761 bewarb er sich um eine feste Anstellung an der „Cappella Palatina“ in Lucca, die allerdings erst 1764 bewilligt wurde. 1761 trat Boccherini auch mehrmals in Luccheser Kirchen mit Cellokonzerten auf. 1763–64 folgte ein dritter und letzter Aufenthalt in Wien, wo er durch Wiederaufführungen wahrscheinlich Glucks zuerst 1761 (in Boccherinis Abwesenheit) aufgeführtes Ballett Don Juan kennenlernte, das er selbst später in seiner Sinfonie op. 12 Nr. 4 imitierte. 1765 begegnete er bei Konzerten in Pavia und Cremona Giovanni Battista Sammartini, was einige veranlasst hat, einen wichtigeren stilistischen Einfluss Sammartinis auf Boccherinis Kammermusik anzunehmen. Im selben Jahr komponierte Boccherini im Auftrag des Staates von Lucca die anlässlich der städtischen Wahlen aufgeführte Kantate La confederazione dei Sabini con Roma. In die erste Jahreshälfte 1766 oder Ende 1766–Anfang 1767 könnte die von Giuseppe Maria Cambini berichtete Formierung eines Streichquartetts mit Pietro Nardini und Filippo Manfredi (Violine), Giuseppe Maria Cambini (Viola) und Luigi Boccherini (Violoncello) gehören, die oft als die erste feste Streichquartettformation der Musikgeschichte bezeichnet wird. Nach dem Tod von Boccherinis Vater Leopoldo am 30. August 1766 wurde Manfredi der wichtigste Begleiter Boccherinis auf seinen Konzertreisen. Ende 1767 brachen die beiden Freunde von Genua nach Paris auf, zunächst wohl mit dem Plan, nach London weiterzureisen (erhalten ist ein Empfehlungsschreiben an den italienischen, in London tätigen Komponisten Felice Giardini).
Der nur wenige Monate dauernde Aufenthalt in Paris war ein entscheidender Wendepunkt in Boccherinis Karriere, in dessen Folge er sich von einem Cellovirtuosen zu einem der bedeutendsten Instrumentalkomponisten des späten 18. Jahrhunderts wandelte. Noch vor seiner Ankunft waren 1767 in Paris die ersten Instrumentalwerke Boccherinis im Druck erschienen, die Streichquartette op. 2 (bei Venier als op. 1) und die Streichtrios op. 1 (bei Bailleux als op. 2), vielleicht durch Vermittlung des französischen Cellisten und Komponisten Jean-Baptiste Janson. Paris war damals die unbestrittene Hauptstadt des europäischen Notendrucks, und auch die meisten der später in Spanien komponierten Werke Boccherinis wurden zuerst in Paris gedruckt und so in ganz Europa bekannt. Während des etwa von Ende 1767 bis April 1768 dauernden Aufenthalts Boccherinis und Manfredis verkehrten die beiden Virtuosen wahrscheinlich u. a. in den Salons von Baron Charles-Ernest de Bagge und Madame Brillon de Jouy (für die Boccherini während seines Aufenthalts die Sonaten für Klavier und Violinbegleitung op. 5 komponierte), und Boccherini knüpfte hier vermutlich auch weitere Kontakte mit Pariser Musikverlegern. In dieser Zeit erschienen auch Boccherinis 1766 komponierte Streichtrios op. 4 im Druck (bei Venier, zufällig unter derselben Opuszahl, die später auch Boccherini selbst dem Werk zuwies). Ein öffentlicher Auftritt Boccherinis mit einer Cellosonate ist bezeugt für den 20. März 1768. Aus noch nicht völlig geklärten Gründen gab Boccherini seinen ursprünglichen Plan einer Weiterfahrt nach London auf und zog noch im Frühjahr 1768 zusammen mit Manfredi nach Madrid. Während Manfredi spätestens 1772 wieder in Lucca war, wo er 1777 starb, blieb Boccherini bis zu seinem Tode 1805 in Spanien. Zunächst schloss sich Boccherini der Compagnia dell’Opera Italiana dei Sitios Reales an, die in Aranjuez und San Ildefonso auftrat. Giacomo Casanova erwähnt in seinen Memoiren Histoire de ma vie eine Ende 1768 in Valencia stattfindende Begegnung mit Boccherini und Clementina Pelliccia, die Boccherini am 17. August 1769 heiratete. In den ersten Jahren nach Boccherinis Ankunft in Spanien entstanden 1769 die dem Prinzen Karl von Asturien, dem späteren König Karl IV., gewidmeten Streichtrios op. 6, die im Juli 1769 am Teatro al Canos del Peral in Madrid aufgeführte Sinfonia Concertante op. 7, die Boccherinis späterem Dienstherrn, dem Infanten Don Luis, gewidmeten Streichquartette op. 8 und 1770 die Streichquartette op. 9 mit einer Widmung „Ai Signori Dilettanti di Madrid“. Im November 1770 stellte der spanische Infant Don Luis Antonio de Borbón y Farnesio, Bruder des Königs Karl III., Luís Boccherini, wie Luigi Boccherini in Spanien oft genannt wurde, mit königlicher Erlaubnis als compositore e virtuoso di camera (span. compositor y virtuoso de cámara; dt. Kammerkomponist und -virtuose) ein. Ab 1771 erfüllte Boccherini, mit Unterbrechungen von 1776 bis 1777 und von 1782 bis 1784, ein regelmäßiges Pensum von drei Serien zu je sechs Kompositionen jährlich, das ab 1772 dadurch leicht reduziert wurde, dass jeweils eine der Serien aus zweisätzigen Stücken bestand. Seitdem unterschied Boccherini genau zwischen Opera grande, einer Serie von sechs längeren, in der Regel drei- bis viersätzigen Werken, und Opera piccola, einer Serie von sechs kürzeren, meist zweisätzigen Werken, für die er gegenüber seinen Verlegern den halben Preis veranschlagte. Die ersten Jahre der Tätigkeit für Don Luis (1770–76) bedeuteten für Boccherini jedes Jahr zahlreiche Ortswechsel in der Umgebung von Madrid: Don Luis hielt sich abwechselnd u. a. in Madrid, Pardo, Aranjuez, San Ildefonso, Escorial und Boadilla del Monte auf. In dieser Zeit komponierte Boccherini für die unterschiedlichsten kleineren und größeren Besetzungen (Streichtrios, Streichquartette, Streichsextette, Quintette und Sextette mit Flöte und Sinfonien), eine zentrale Rolle in seinem Schaffen gewinnt aber vor allem das Streichquintett mit zwei Celli, dessen Erfindung durch Boccherini wohl darauf zurückzuführen ist, dass zu einem bereits vorhandenen Streichquartett am Hof von Don Luis Boccherini selbst hinzukam. 1776 starb bei Aranjuez Boccherinis Mutter, die ihm zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Spanien gefolgt war. Im selben Jahr musste Don Luis nach einer morganatischen Eheschließung die Umgebung von Madrid verlassen. Nach Zwischenstationen in Olías del Rey, Talavera de la Reina, Torrijos, Velada und Cadalso de los Vidrios ließ sich Don Luis schließlich Ende 1777 in Arenas de San Pedro nieder. 1778-81 komponierte Boccherini, der Don Luis nach Arenas folgte, ausschließlich Werke in kleineren Streicherbesetzungen (Streichtrios, Streichquartette und vor allem Streichquintette), und dass sich Boccherini hier den Gegebenheiten anpassen musste, zeigt besonders die ungewöhnliche Besetzung der ersten Fassung des Stabat Mater von 1781 (für Sopran und Streichquintett). Zu den bekanntesten Werken aus der Zeit des Exils in Arenas gehört das Streichquintett op. 30 Nr. 6 (Musica Notturna delle Strade di Madrid), das die nachts in den Straßen von Madrid zu hörende Musik imitiert. Während die früheren Werke bis op. 24 regelmäßig in Paris gedruckt wurden, nahm Boccherini 1780 Kontakt mit dem Wiener Verlag Artaria auf. Dort erschienen schließlich die Streichquartette op. 26 und op. 32, die Streichquintette op. 25 Nr. 1–3 und die Streichtrios op. 34. Die meisten anderen in Arenas entstandenen Werke blieben zunächst unveröffentlicht. 1782 kam es möglicherweise zu einer Unterbrechung der Arbeit für Don Luis. 1783 nahm Boccherini Kontakt auf mit dem preußischen Kronprinzen Friedrioch Wilhelm und schickte ihm eigene Kompositionen. 1784 stand Boccherini jedoch erneut, zu verbesserten Konditionen, in den Diensten von Don Luis. Nach dem Tod seiner ersten Frau Clementina Pelicha, einer Sängerin, am 2. April 1785 und dem Tod des Infanten Don Luis am 7. August 1785 kehrte Boccherini nach Madrid zurück. Am 28. September 1785 richtete er ein Gesuch an den spanischen König Karl III. und erhielt daraufhin eine Pension. Zugleich wurde ihm die erste freiwerdende Stelle eines Cellisten in der Real Capilla in Aussicht gestellt. Damit galt Boccherini als Músico agregado de la Real Capilla, auch wenn er dort vielleicht nie eingesetzt wurde. Am 21. Januar 1786 ernannte Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der am 17. August 1786 zum König Friedrich Wilhelm II. gekrönt wurde, Boccherini zum compositeur de notre chambre („Komponist unserer Kammer“) und gewährte ihm ein Jahresgehalt von 1.000 Talern. Boccherinis Kompositionspensum wurde dabei im Vergleich zu seiner Tätigkeit für Don Luis noch einmal reduziert und umfasste nun jährlich zwölf Kompositionen, d. h. eine Opera grande und eine Opera piccola mit jeweils sechs Einzelstücken, die er dem preußischen König von Spanien aus schickte. Ob sich Boccherini 1786 für einige Zeit auch selbst in Preußen aufhielt, ist umstritten. Da der König selbst ausgezeichnet Violoncello spielte und sich an seinem Hof auch die Cellisten Jean-Pierre und Jean-Louis Duport aufhielten, komponierte Boccherini bis zum Tod Friedrich Wilhelms II. 1797 erneut hauptsächlich Streichquintette mit zwei Violoncelli. Auch andere prominente Komponisten der Zeit bemühten sich um die Gunst des preußischen Königs, darunter Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Von März 1786 bis mindestens Ende 1787 dirigierte Boccherini daneben das Orchester der María Josefa Alfonsa Pimentel, Condesa de Benavente y Duquesa de Osuna (Gräfin von Benavente und Herzogin von Osuna). 1787 heiratete Boccherini seine zweite Frau María Joaquina, die Tochter eines 1783 verstorbenen Cellisten der Real Capilla, Domingo Porretti. Nachdem um 1785 die Veröffentlichung von Boccherinis Werken zum Stillstand gekommen war, nahm Boccherini ab etwa 1790 wieder verstärkt Kontakt mit dem Pariser Musikleben auf. Um 1790 verkaufte er einem bisher nicht sicher identifizierten „M. Boulogne“ 110 seiner Kompositionen, die in Boulognes Salons mit Giovanni Battista Viotti als erstem Geiger gespielt wurden. Ab 1796 wurden dann von Ignaz Pleyel in Paris zahlreiche Instrumentalwerke Boccherinis veröffentlicht. Dabei kam es zu Verstimmungen, als Pleyel bemerkte, dass von einigen der ihm von Boccherini angebotenen Werke in Paris bereits Notendrucke zirkulierten. Die erhaltenen Briefe Boccherinis an Pleyel zählen zu den wichtigsten Selbstzeugnissen des Komponisten. Der frühe Tod des Preußenkönigs im Jahre 1797 brachte Boccherini in finanzielle Schwierigkeiten, da die Zuwendungen des Königs wegfielen. 1800 lernte er Lucien Bonaparte, den Bruder Napoléon Bonaparte, kennen. Dieser war französischer Botschafter am Madrider Hof und wurde Boccherinis neuer Mäzen bis 1802. Seine letzten Lebensjahre waren überschattet von familiären Verlusten: Zunächst starb seine älteste Tochter María Joaquina (1796), später zwei weitere Töchter (1802) und seine zweite Frau Joaquina Porreti (1804). Trotz Unterstützung durch wohlhabende Gönner lebte Boccherini in mehr als bescheidenen Verhältnissen und starb am 28. Mai 1805 in Madrid an einer Bauchhöhlentuberkulose. Es ist nicht bewiesen, dass er in völliger Armut starb. Zwei seiner Söhne, Luís Marcos, ein Geistlicher, und José Mariano, ein Archivar, überlebten ihn.
In den Jahren nach Boccherinis Tod erschienen in Paris weitere Erstdrucke besonders seiner Streichquintette, und das Verlagshaus Janet & Cotelle veröffentlichte 1818–22 eine Gesamtausgabe aller 93 bis dahin veröffentlichten Streichquintette und 1824 eine Gesamtausgabe der 52 bis dahin unter Boccherinis Namen veröffentlichten Streichtrios. In den von Pierre Baillot ab 1814 in Paris veranstalteten Kammerkonzerten stand Boccherinis Musik regelmäßig auf dem Programm. 1851 erschien in Paris die Notice sur la vie et les ouvrages de Luigi Boccherini von L. Picquot, der alle verfügbaren Quellen einschließlich der Handschriften unveröffentlichter Werke gesammelt hatte und auch zu einer Version von Boccherinis eigenem Werkverzeichnis Zugang hatte. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert schränkte sich die Kenntnis von Boccherinis Werken immer mehr auf einige wenige, kaum repräsentative Kompositionen, wie das Menuett aus dem Streichquintett op. 11 Nr. 5 und das Cellokonzert in B-Dur in der Bearbeitung von Friedrich Grützmacher, ein.
1927 wurden Boccherinis sterbliche Überreste von Spanien nach Lucca überführt und in der Kirche San Francesco beigesetzt.
Ein verstärktes Interesse an Boccherinis Musik setzt 1949 mit der Gründung des Quintetto Boccherini ein, das sich der Aufführung und Aufnahme von Boccherinis Streichquintetten widmete. 1969 erschien das bis heute maßgebliche Werkverzeichnis von Yves Gérard. Zu den Musikern, die sich seit den 1970er Jahren immer wieder mit Boccherinis Werk auseinandersetzen, gehören Anner Bylsma, Chiara Banchinis Ensemble 415, Fabio Biondis Europa Galante und das Piccolo Concerto Wien mit seinem Leiter Roberto Sensi. Im neuen Jahrtausend ist eine deutliche Intensivierung der Beschäftigung mit Boccherini zu erkennen: Der Erforschung, Aufführung und Verbreitung von Boccherinis Werk widmen sich die 2003 gegründete Asociación Luigi Boccherini in Madrid und das 2005 gegründete Centro Studi Luigi Boccherini in Lucca. Seit 2005 entsteht eine neue kritische Gesamtausgabe der Werke Boccherinis (Luigi Boccherini Opera Omnia), begleitet durch die wissenschaftliche Fachzeitschrift Boccherini Studies. Seit 2004 spielt das Ensemble La Magnifica Comunità eine Gesamtaufnahme der Streichquintette Boccherinis ein, die inzwischen (Stand März 2011) op. 28 erreicht hat. 2008 wurde in Lucca auf der Piazza del Suffragio ein von der niederländischen Künstlerin Daphné Du Barry geschaffenes Bronzebildnis aufgestellt, das Boccherini beim Cellospiel darstellt. Bereits seit 1961 trägt das Boccherini Inlet, eine Bucht in der Antarktis, seinen Namen.
Im Mittelpunkt von Boccherinis Schaffen steht die Kammermusik für Streichinstrumente (42 Streichtrios, 91 Streichquartette, 110 Streichquintette mit zwei Celli, drei Streichquintettet mit Cello und Kontrabass, zwölf Streichquintette mit zwei Violen, sechs Streichsextette). Boccherini ist der bedeutendste Komponist von Streichtrios vor Beethoven. Er schrieb sowohl für die letztlich auf die Triosonate zurückgehende Besetzung mit zwei Violinen und Violoncello als auch für die klassische Besetzung mit Violine, Viola und Violoncello. In beiden wird das Cello gegenüber den Oberstimmen meist als völlig gleichrangig behandelt.
Die früher in der Forschung kontrovers diskutierte Frage, ob Haydn oder Boccherini das Streichquartett erfunden habe, spielt heute kaum mehr eine Rolle, da beide Komponisten unabhängig voneinander einen deutlich unterschiedlichen Quartettstil entwickelten. Die 1767 in Paris veröffentlichten Streichquartette op. 2 gehören zu den frühesten Quartettdrucken überhaupt und trugen entscheidend zur Beliebtheit der Gattung in Paris bei. Das Streichquintett mit zwei Violoncelli erfand Boccherini 1771 gleichzeitig mit dem in Madrid tätigen Gaetano Brunetti. Während jedoch Brunetti bald zu der klassischen Besetzung mit zwei Violen wechselte, aber seine Werke unveröffentlicht blieben, wurden Boccherinis Streichquintette über seine Pariser Verleger in ganz Europa bekannt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand die Gattungstradition in dieser Besetzung nahezu ausschließlich aus Boccherinis Quintetten, da auch die mehr als 100 nach 1790 entstandenen Streichquintette Giuseppe Maria Cambinis ungedruckt blieben. Im 19. Jahrhundert wurde sie dann unter anderem durch George Onslow und Franz Schubert fortgesetzt. Erst in den letzten Jahren seines Lebens komponierte Boccherini auch Streichquintette in der klassischen Besetzung mit zwei Violen. Eine Pionierleistung sind auch die sechs Streichsextette op. 23, vielleicht die ersten Werke in der klassischen Sextettbesetzung mit zwei Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli überhaupt. Zu den Streichern traten in einigen Fällen auch andere Instrumente hinzu, so z. B. in den Divertimenti mit Flöte op. 16, den Flötenquintetten op. 17 und op. 19, den Oboenquintetten op. 55, den Klavierquintetten op. 56 und op. 57 sowie den Bearbeitungen eigener Werke für Gitarrenquintett (G. 445–453). Daneben schrieb Boccherini 27 Sinfonien, mehrere Notturni mit wechselnden Bläser- und Streicherkombinationen, und zahlreiche Vokalwerke, die nur teilweise erhalten sind. Dazu gehören das bedeutende Stabat mater, das nach der Wiederentdeckung des verschollenen zweiten Teils 1998 in Lucca aufgeführte Oratorium Gioas re di Giuda, die 1786 in Madrid unter Boccherinis Leitung uraufgeführte Zarzuela La Clementina (G. 540), das verschollene Drama Dorval e Virginia (Uraufführung Turin 1799) sowie 15 Konzertarien (G. 544–558) und ein Duett (G. 559) auf Texte von Pietro Metastasio. Die meisten der zwölf Cellokonzerte und etwa vierzig Cellosonaten sind technisch zum Teil äußerst anspruchsvolle frühe Werke (bis etwa 1770), die Boccherini für seine eigene Konzerttätigkeit als Cellovirtuose komponierte. Seit dem späten 19. Jahrhundert waren für lange Zeit nur noch das Menuett aus dem Quintett op. 11 Nr. 5, G. 275 und – in der sehr freien Bearbeitung durch Friedrich Grützmacher – das Cellokonzert B-Dur, G. 482 im kulturellen Gedächtnis präsent. Heute erfreuen sich besonders die Werke, in denen Boccherini die spanische Volksmusik aufgreift, wie die Musica Notturna delle Strade di Madrid (Streichquintett op. 30 Nr. 6, G. 324) und der Fandango im Streichquintett op. 40 Nr. 2, G. 341 und im, wie andere Gitarrenwerke auch seinem Gönner aus der Familie Benavente-Osuna zuliebe komponierten, Gitarrenquintett G. 448, größerer Beliebtheit.
20.2. Herbert HESSE: 125. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung bei Rudolf Liegniez am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a.M. Danach war er zunächst als Chorist tätig, und zwar 1911-12 am Stadttheater Würzburg, 1912-13 am Stadttheater Münster/Westfalen, 1913-17 am Stadttheater Nürnberg, 1917-18 am Stadttheater Stettin, an dem er dann bis 1924 als Solist auftrat. 1924-25 war er als Solist am Theater von Rudolstadt in Thüringen engagiert, 1925-29 am Stadttheater von Koblenz, 1929-31 am Stadttheater von Mainz, 1931-33 am Stadttheater von Duisburg, seitdem am Opernhaus von Frankfurt a.M. An diesem Opernhaus erreichte seine Karriere ihren Höhepunkt. Am 22.5.1935 wirkte er an der Frankfurter Oper in der Uraufführung der Oper »Die Zaubergeige« von Werner Egk mit, am 20.2.1943 in der von Carl Orffs »Die Kluge«. Er sang dort bis 1945 Partien wie den Titelhelden in »Figaros Hochzeit«, den Don Giovanni, den Wolfram im »Tannhäuser«, den Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert, den Alberich im Nibelungenring, den Klingsor im »Parsifal« und den Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1938 gastierte er mit dem Ensemble des Frankfurter Opernhauses in Bukarest, dann auch in Sofia, Belgrad, Zagreb und Athen. Von seinen Bühnenpartien seien noch der Rigoletto, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Germont-père in »La Traviata«, der Francesco in »Mona Lisa« von M. von Schillings, der Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Arcesius in »Die toten Augen« von E. d’Albert und der Faninal im »Rosenkavalier« genannt. Er betätigte sich später auch als Regisseur. Nach Aufgabe seiner Karriere lebte er in Frankfurt a.M., wo er 1985 starb.
Schallplatten: DGG (Thibaud in vollständiger Aufnahme »Die sizilianische Vesper« von Verdi, 1950), HMV (Biterolf im »Tannhäuser«).
21.2. Andreas Camillo AGRELLI: 90. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung 1947-51 an der Wiener Musikakademie bei Hans Duhan und bei Hermann Gallos. 1952-54 war er am Landestheater von Innsbruck engagiert, 1954-55 am Staatstheater Wiesbaden, 1955-56 am Stadttheater Saarbrücken, 1956-58 am Opernhaus von Frankfurt a.M., 1958-65 am Stadttheater von Freiburg i. Br., 1965-93 dann am Opernhaus von Nürnberg. Er trat als Gast an Theatern in Italien und Frankreich auf. Aus seinem Repertoire für die Bühne sind zu nennen: der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Don Giovanni, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Graf wie der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Alberich im Nibelungenring, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Mandryka in dessen »Arabella«, die Titelrolle in »Columbus« von W. Egk, der Cardillac in der gleichnamigen Oper von Hindemith, der Escamillo in »Carmen«, der Amonasro in »Aida«, der Jago in Verdis »Otello«, der Silvio im »Bajazzo« der Gianni Schicchi von Puccini und der Gottfried in »Der Jakobiner« von A. Dvorák. Er starb 2009 in Nürnberg.
Schallplatten: Orbis (Operetten-Querschnitte).
22.2. Gigliola FRAZZONI: 95. Geburtstag
Sie war Schülerin der Pädagogen Marchesi und Secchiaroli in Bologna. Sie debütierte (vielleicht semiprofessionell) 1948 in Bologna als Samaritana in »Francesca da Rimini« von Zandonai. Das offizielle Debüt gab sie am Teatro Comunale ihrer Geburtsstadt Bologna aber als Mimi in »La Bohème«. Sie hatte dann eine erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen, vor allem an der Mailänder Scala, aber auch an der Oper von Rom, in Turin, Venedig, Palermo und Parma. An der Mailänder Scala trat sie 1955 und 1960 als Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano (ihre Antrittsrolle), 1955 und 1970 als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, 1956-57 und 1964 als Minnie in »La Fanciulla del West«, 1957 als Nedda im »Bajazzo« und 1958 als Butterfly auf. An der Scala sang sie am 26.1.1957 in der Uraufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Poulenc die Partie der Mère Marie und am 7.2.1969 in der Uraufführung der Oper »Gli Eroi di Bonaventura« von Gianfrancesco Malipiero die Partie der Ecuba. Große Erfolge seit 1956 an der Oper von Rom und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla, bei denen sie 1956 die Santuzza, 1957 die Tosca, 1960 die Minnie und die Santuzza, 1962 und 1963 die Tosca und 1964 wieder die Minnie übernahm. Auch am Teatro Verdi in Triest, am Teatro San Carlo Neapel (1967), am Opernhaus von Vichy (1962 als Manon Lescaut von Puccini) und am Opernhaus von Lausanne (1967 als Minnie) aufgetreten. Sie wirkte 1956 und 1972 bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. Sie gastierte 1954 in Kairo, ferner in München, Stuttgart, Wiesbaden, Zürich, Genf, Bordeaux und Dublin (1958), 1958 auch an der Staatsoper von Wien als Butterfly und als Tosca aufgetreten. 1967 großer Erfolg in Rom als Santuzza. Ihr Repertoire enthielt vornehmlich dramatische Partien, wobei sie sich vor allem als Verdi- und Puccini-Interpretin auszeichnete.
Auf Cetra sang sie die Titelrolle in einer vollständigen Aufnahme von »Tosca« sowie eine Arienplatte, auf HRE die Minnie in »La Fanciulla del West« (Mitschnitt einer Aufführung der Scala von 1956), auf Myto die Ginevra in »La cena delle beffe« von Giordano (Sendung der RAI Turin aus den fünfziger Jahren).
Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.gigliolafrazzoni.com/
22.2. Walter BEISSNER: 100. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium von Hannover, wurde zuerst Chorist am Mellini-Theater Hannover, dann aber im Zweiten Weltkrieg als Soldat eingezogen. 1943-44 war er am Stadttheater von Neiße (Schlesien), 1945-47 am Stadttheater von Hildesheim engagiert. 1947-50 sang er am Staatstheater von Braunschweig, 1950-51 am Staatstheater von Kassel, seit 1951 bis zu seinem Tod 1964 am Opernhaus von Düsseldorf (seit 1956 Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg). Gastspiele führten ihn 1956 an die Staatsoper von Wien (als Bacchus in »Ariadne auf Naxos«), 1963 an die Grand Opéra Paris, nach Amsterdam und an spanische Bühnen. In Düsseldorf wirkte er in zwei Uraufführungen von Opern des zeitgenössischen Komponisten Giselher Klebe mit: 1957 als Karl Moor in »Die Räuber« und 1959 in »Die tödlichen Wünsche« 1954 sang er dort in der Uraufführung von Marcel Mihalovicis Oper »Die Heimkehr«, 1955 in der deutschen Erstaufführung von Kurt Weills »Street Scene«. Seine wichtigsten Bühnenrollen waren der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Lohengrin, der Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Parsifal, der Manrico in Verdis »Troubadour«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Titelheld im »Otello«, der Herodes in »Salome« von R. Strauss, der Hauptmann im »Wozzeck« von A. Berg und der Eisenstein in der »Fledermaus« von J. Strauß.
22.2. Anna DEINET: 175. Geburtstag
Sie war eine Schülerin von Elise Seebach und debütierte 1861 am Opernhaus von Frankfurt a.M. als Gabriele im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer. Sie ging von dort an das Hoftheater von Wiesbaden, wo sie ihre ersten großen Erfolge hatte. Es schloss sich eine Verpflichtung am Stadttheater von Bremen an. Sie gab dann 1863 an der Münchner Hofoper ein längeres Gastspiel als Isabella in Meyerbeers »Robert der Teufel«, als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« und als Leonore in Verdis »Troubadour« und wurde an dieses Opernhaus verpflichtet. Hier ist sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1878 als angesehenes Ensemblemitglied aufgetreten. Am 10.6.1865 sang sie in der denkwürdigen Münchner Uraufführung von Wagners »Tristan und Isolde« unter der Leitung von Hans von Bülow die Partie der Brangäne. Zu ihren großen Partien, zumeist aus dem Bereich des Koloraturfachs, gehörten die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Marie in Donizettis »Regimentstochter«, die Inez in Meyerbeers »Afrikanerin« und die Venus im »Tannhäuser«. Sie starb 1919 in München. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler und Intendanten Ernst von Possart (* 1841, † 1921 Berlin), der 1894-1905 Direktor der Münchner Hofoper war. Aus dieser Ehe stammte eine Tochter, Ernestine von Possart (1875-1946), die unter dem Namen Ernesta Delsarta eine bedeutende Opernkarriere hatte, und die nach ihrer Heirat mit dem Tenor Robert Hutt auch als Anna Hutt auftrat.
23.2. Galina OLEJNITSCHENKO: 90. Geburtstag
Zuerst studierte sie wie auch ihre Schwester Nadeshda Harfenspiel an der Stoljarskij-Musikschule in Odessa, seit 1946 Ausbildung ihrer Stimme durch N.A. Urban und Natalia Arkadjewna in Odessa. 1949-53 weitere Studien am Konservatorium von Odessa. 1952 Bühnendebüt an der Oper von Odessa, der sie bis 1955 angehörte, als Gilda im »Rigoletto«. 1953 erster Preis beim Gesangwettbewerb der Weltjugendfestspiele in Bukarest. 1957 erster Preis beim Gesangwettbewerb von Toulouse. 1955-57 sang sie am Opernhaus von Kiew, u.a. die Rosina im »Barbier von Sevilla«, den Pagen Oscar in Verdis »Un ballo in maschera« und die Ludmilla in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka. Seit 1957 war sie am Bolschoi Theater Moskau engagiert, dessen Mitglied sie bis zur Aufgabe ihrer Karriere 1981 blieb. Hier gestaltete sie 1965 in der Erstaufführung von Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream« die Rolle der Tytania. Sie trat dort auch als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Gilda, als Violetta in »La Traviata« und als Ludmilla auf. Gastspiele und Konzerte in Frankreich, England, Österreich, Griechenland, Belgien, Rumänien, Polen, Ungarn, in der Tschechoslowakei und in China. Sie starb 2013 in Moskau. – Hervorragend schöner, technisch brillant geführter Koloratursopran.
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion. Darunter befindet sich u.a. eine integrale Aufnahme von Rimsky-Korssakows »Märchen vom Zaren Saltan« (1959).
23.2. Usko VIITANEN: 90. Geburtstag
Er spielte zunächst in einem Tanzorchester, kam dann aber zur Ausbildung seiner Stimme, die an der Musikakademie von Lahti durch Lea Piltti, durch Carl-Martin Öhman in Stockholm, durch Karl Hudez in Wien und schließlich durch Luigi Ricci in Rom erfolgte. Bühnendebüt 1958 an der Nationaloper von Helsinki als Arsamene in »Xerxes« von Händel. Er blieb zwanzig Jahre hindurch eins der prominentesten Mitglieder dieses Opernhauses. Erfolgreiche Gastspiele an der Königlichen Oper Stockholm, an den Nationalopern von Sofia, Budapest und Bukarest sowie an der Staatsoper Berlin. Im finnischen Fernsehen trat er in Opernaufführungen von Verdis »Rigoletto« und von Leoncavallos »Bajazzo« auf. 1975 wirkte er bei den Festspielen von Savonlinna in der Uraufführung der Oper »Der Reitersmann« von Aulis Sallinen mit. Im Mittelpunkt seines Repertoires standen die heldischen Partien seines Stimmfachs; bedeutende Erfolge auch bei seinen Konzertauftritten. Er starb 2005 in Helsinki.
Schallplatten: Sang auf Finlandia in den vollständigen Opern »Der rote Strich« (»Punainen viiva«) und »Der Reitersmann« von Aulis Sallinen.
23.2. Muriel SMITH: 95. Geburtstag
Die Gesangpädagogin Katherine Bronston ermutigte sie, ihre Stimme ausbilden zu lassen, was dann durch diese und am Curtis Institute in Philadelphia geschah, wo u.a. die berühmte Sopranistin Elisabeth Schumann zu ihren Lehrern gehörte. 1943 übertrug man ihr, obwohl sie noch ganz unbekannt war, die Titelrolle in dem Musical »Carmen Jones«, die sie mit glänzendem Erfolg vier Jahre hindurch am New Yorker Broadway sang (später alternierend mit Muriel Rahn und Inez Matthews). 1947 gab die junge, farbige Sängerin ein erstes Konzert in der Town Hall in New York, 1949 sang sie in New York bei der Salmaggi Opera Company die Carmen in der gleichnamigen Oper von Bizet. 1949 übernahm sie die Partie der Ella Hammer in der Oper »The Cradle Will Rock« von Marc Blitzstein; mit diesem Komponisten zusammen machte sie Schallplattenaufnahmen, bei denen er sie zu seinen Melodien am Klavier begleitete. 1949 ging sie nach England und hatte in London große Erfolge in Musicals wie »South Pacific« (1951) und »The King and I« (1953). In zwei Vorstellungen gastierte sie an der Covent Garden Oper London als Carmen. 1955 kam sie in die USA zurück und trat am New Yorker Broadway abermals in »Carmen Jones« auf. Sie betätigte sich jetzt in der Organisation zur moralischen Aufrüstung (Moral Rearmament Movement), trat in Filmen auf und ging einer Lehrtätigkeit an der Virginia Union University in Richmond (Virginia). 1984 wurde ihr der Preis des National Council of Negro Women’s Arts verliehen. Sie starb 1985 in Richmond.
Schallplatten: Columbia, Philips, amerikan. Decca (Szenen aus »Carmen Jones«).
24.2. Alexander Michailowitsch DODONOW: 175. Geburtstag
Er studierte in St. Petersburg, dann in Paris und in London. In den Jahren 1865-66 und 1867-69 sang er in Italien und in London, wurde dann aber 1869 als erster Tenor an das Bolschoi Theater Moskau verpflichtet. Bis 1891 gehörte er zum Ensemble dieses Opernhauses; man hörte ihn hier in einem umfangreichen Bühnenrepertoire, vor allem als Sobinin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren« (»Iwan Susanin«), als Fürst in »Rusalka« von Dargomyschski, als Andrej Morosow in Tschaikowskys Oper »Opritschnik« (»Der Leibwächter«), als Max im »Freischütz« von Weber und als Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer. Am 15.2.1884 wirkte er am Moskauer Bolschoi Theater in der Uraufführung von Tschaikowskys Oper »Mazeppa« mit, am 31.1.1887 sang er dort in der Uraufführung einer Neufassung der Märchenoper »Die Pantöffelchen« (»Tscherewitschki«, ursprünglich 1876 in St. Petersburg als »Wakula, der Schmied« uraufgeführt), gleichfalls von Tschaikowsky. Seit 1890 nahm er einen Lehrauftrag am Konservatorium von Moskau wahr; sein bedeutendster Schüler war der Tenor Leonid Sobinoff. Er gab eine Liedersammlung in zwei Bänden heraus (Moskau, 1891-95), von denen der eine russische, der andere ukrainische Lieder enthielt. Er starb 1914 in Moskau.
24.2. Jean-Blaise MARTIN: 250. Geburtstag
Er zeigte als Kind bereits eine auffallende musikalische Begabung. Mit sieben Jahren begann er seine Ausbildung und sang bereits als Knabensopran Soli in den Concerts Spirituels in Paris. Zuerst wollte er Violinvirtuose werden, ließ dann aber doch seine Stimme bei Dugazon in Paris weiter ausbilden. Sein Bühnendebüt erfolgte 1788 am Théâtre du Monsieur in Paris in der Opéra comique »Le Marquis de Tulipan« von Paisiello, wobei er einen sensationellen Erfolg hatte. Bis 1823 trat er an den Bühnen der französischen Hauptstadt, vor allem am Théâtre Feydeau, seit 1794 am Théâtre Favart und seit 1801 nach dem Zusammenschluss dieser beiden Theater an der Opéra-Comique, auf. Noch 1826 und 1834 war er an der Opéra-Comique anzutreffen. Insgesamt hat er in den Uraufführungen von 14 Opern, zumeist aus den Genre der Opéra comique, mitgewirkt. Im Einzelnen sind zu nennen: »Le nouveau Don Quichotte« von Stanislas Champein (1789), »Les Visitandines« von François Devienne (7.7.1792), »Zoraïme et Zulnar« von Boieldieu (10.5.1798), »Maison à vendre« von Dalayrac (23.10.1800), »Ma Tante Aurore« von Boieldieu (13.1.1803), »L’Irato« von Méhul (18.2.1801), »Les Confidances« von Isouard (31.3.1803), »Gulistan« von Dalayrac (30.9.1805), »Koulouf« vom gleichen Komponisten (18.12.1806), »Jean de Paris« von Boieldieu (4.4.1812), »Lully et Quinault« von Isouard (27.2.1812), »Le nouveau Seigneur du Village« von Boieldieu (29.6.1813), »Joconde« von Isouard (28.2.1814), »Le nouveau Seigneur du Village« (29.6.1813), »Jeannot et Colin« von Isouard (17.10.1814), »Le petit chaperon rouge« von Boieldieu (30.6.1818) und »Les Voitures versées« vom gleichen Meister (Neufassung von 1820). (Alle diese Aufführungen fanden an der Opéra-Comique bzw. deren Vorgängern statt). Bereits 1823 wollte er seine Karriere aufgeben, doch drängten das Publikum wie die Direktion der Opéra-Comique (der er selbst lange angehörte), den Sänger zu weiteren Auftritten. Halévy komponierte für ihn nochmals eine Oper »La Vieillesse de Lafleur«, in deren Uraufführung 1834 er begeistert gefeiert wurde. Seit 1825 bekleidete er eine Professur am Conservatoire National de Paris. Er starb 1837 in Ronzières während eines Besuchs auf dem Landsitz seines Freundes, des Tenors Jean Elleviou, mit dem er zusammen in zahllosen Aufführungen auf der Bühne der Opéra-Comique gestanden hatte. Seine Baritonstimme besaß einen ungewöhnlichen Tonumfang und war vor allem in den hohen Lagen vortrefflich ausgebildet; dazu galt er als großer Schauspieler, vor allem in Buffo-Partien. Nach ihm wird ein besonderer Typ des Baritons in der französischen Oper als »Bariton-Martin« bezeichnet. Man versteht darunter eine Stimme, die halb Bariton, halb Tenor ist, so dass manche Partien, die diesem Stimmtyp zuzuordnen sind sowohl durch Baritonisten wie durch Tenöre gesungen werden. Im italienischen wie im deutschen Repertoire finden sich dagegen kaum entsprechende Aufgaben.
Lit: J.A. de la Faye: Blaise Martin (in »Revue et gazette musicale de Paris«, 1837).
26.2. Diane CURRY: 80. Geburtstag
Die Sängerin begann ihre eigentliche Karriere relativ spät, als sie 1972 erstmals an der New York City Opera auftrat, an der sie dann bis Mitte der achtziger Jahre regelmäßig zu hören war. Dazu entfaltete sie eine lebhafte Gastspieltätigkeit, die sich auch auf Europa erstreckte. 1975-76 und 1978 wirkte sie bei den Festspielen von Spoleto mit. 1976 nahm sie in Philadelphia an der Uraufführung von Gian Carlo Menottis Oper »The Hero« teil. 1977 trat sie am Theater von Graz und am Teatro Massimo Palermo auf, 1983 am Teatro Comunale Florenz. In den Jahren 1984-88 bestand ein Gastvertrag mit der Deutschen Oper Berlin, an der sie u.a. in Aufführungen des Nibelungenrings mitwirkte. Dazu gastierte sie an der Staatsoper von Hamburg, am Theater von Bonn (1989-90) und am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1989 als Quickly in Verdis »Falstaff«), am Grand Théâtre Genf (1990 als Amme in »Ariane et Barbe-Bleue« von Dukas und 1991 als Edvige in Rossinis »Wilhelm Tell«), an der Oper von Nizza (1990 als Ulrica in Verdis »Ballo in maschera«), in Amsterdam, am Teatro Comunale Bologna (1991 als Ulrica) und an der Oper von Rom (1991 in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc). Sie setzte dabei jedoch ihre Karriere auch in den USA weiter fort. Hier erschien sie in den Jahren 1981-87 ständig bei den Aufführungen des Ring-Zyklus in Seattle (u.a. als Fricka, als Waltraute und als 2. Norn); sie gab Gastspiele an den Opern von San Diego (1978) und Chicago (1982-83 und 1987), an der Cincinnati Opera (1985 als Dalila), der Philadelphia Opera (1985-86), den Opernhäusern von San Francisco (1990 als Ulrica) und Dallas (1990). 1989 sang sie als erste Partie an der Metropolitan Oper New York die Amme in der Richard Strauss-Oper »Die Frau ohne Schatten«. Bis 2003 sang sie hier in insgesamt 19 Vorstellungen auch die Schenkenwirtin im »Boris Godunow«, die Mutter in A. Bergs »Lulu«, das Dienstmädchen in Prokofjews »Krieg und Frieden« und die Tante in »Jenufa« von Janácek. 1992 gastierte sie am Théâtre Châtelet Paris als Mutter in Dallapiccolas »Il Prigioniero«, an der Oper von Marseille wieder als Amme in der »Frau ohne Schatten«. 1996 sang sie am Teatro Filarmonico in Bergamo die Mère Marie in Poulencs »Dialogues des Carmélites« (in einer Gedächtnisvorstellung für den verstorbenen Dirigenten Gianandrea Gavazzeni). In ihrem sehr umfassenden Repertoire für die Bühne fanden sich noch Partien wie die Federica in »Luisa Miller« von Verdi, die Amneris in »Aida«, die Meg Page im »Falstaff«, die Cieca wie die Laura in »La Gioconda« von Ponchielli, die Frugola in Puccinis »Il Tabarro«, die Zita in dessen »Gianni Schicchi«, die Principessa in »Suor Angelica«, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Geneviève in »Pelléas et Mélisande« und die Bianca in Benjamin Brittens »The Rape of Lucretia«. Auch als Konzert und Oratoriensängerin kam sie zu einer bedeutenden Karriere. Sie starb 2016 in New York.
Schallplatten: Telarc (Alt-Solo im Verdi Requiem), Philips (Verdi-Requiem, »Porgy and Bess«).
26.2. Gunilla af MALMBORG: 85. Geburtstag
Ausbildung an der Königlichen Musikhochschule Stockholm durch Ove Meyer Leegard. Ihr Debüt fand 1960 an der Königlichen Oper Stockholm als Marzelline im »Fidelio« statt. Seitdem war sie Mitglied dieses Hauses. Gastspiele führten die Sängerin an die Opernhäuser von Kopenhagen, Helsinki, Oslo, Monte Carlo (1973 als Isolde in »Tristan und Isolde«), Bordeaux, Kiel, Köln, Leipzig (1981), an die Staatsoper München (1968 als Salome und als Aida), an die Nationaloper Budapest (1974), nach Venedig (großer Erfolg als Isolde am dortigen Teatro Fenice), Triest und Genua. Sie wirkte bei den Festspielen von Drottningholm und Glyndebourne (1965 als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«) mit. Hatte sie zu Beginn ihrer Karriere leichtere lyrische und Soubretten-Partien gesungen, so wandte sie sich später dem hochdramatischen und vor allem dem Wagner-Fach zu. Neben den Wagner-Heroinen trat sie in Partien wie der Abigaille in Verdis »Nabucco« (u.a. in der schwedischen Erstaufführung 1965 an der Stockholmer Oper), der Amelia in »Un Ballo in maschera«, der Donna Anna im »Don Giovanni«, der Tosca, der Santuzza in »Cavalleria rusticana« und der Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« auf. Sie trat auch als Micaela in »Carmen«, als Elsa wie als Ortrud im »Lohengrin«, als Gutrune in der »Götterdämmerung«, als Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Tatjana in dessen »Eugen Onegin«, als Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Alice Ford im »Falstaff« und als Elisabetta im »Don Carlos« von Verdi auf. 1964 wirkte sie in der Uraufführung der Oper »Drömmen om Thérèse« von Werle (zur Eröffnung des Stockholmer Rotunda Teater) mit. Seit 1954 war sie mit dem Dirigenten Lars af Malmborg (* 1932) verheiratet. Sie starb im März 2014.
Schallplatten: Teldec, Swedish Society (4. Sinfonie von Hugo Alfvén), HMV (Jubiläumsalbum der Stockholmer Oper); auch Mitschnitte von Opernaufführungen.
26.2. Carlo CASACCIA: 250. Geburtstag
Der Sohn des Bass-Baritons Antonio Casaccia (1719-93), auch »Casacciello« genannt, hatte in den Jahren 1785-1827 in Neapel und in anderen Zentren des italienischen Opernlebens eine ähnliche, große Karriere als Bass-Bariton und Buffosänger. Er debütierte 1785 am Teatro dei Fiorentini Neapel in der Oper »La finta zingara« von Pietro Alessandro Guglielmi. Er trat seit 1791 bis Mitte der zwanziger Jahre an diesem Theater auf und wirkte u.a. am 26.9.1816 dort in der Uraufführung von Rossinis Opera buffa »La Gazzetta« mit. 1793-97 und seit 1816 sang er regelmäßig auch am Teatro Fondo Neapel, 1798-1801 und wieder nach 1820 am Teatro Nuovo (u.a. in Opern von Rossini, Spontini und Mercadante). Sein letzter Bühnenauftritt war 1828 am Teatro Fondo in Neapel in »Chiara di Rosemberg« von Pietro Generali. Er starb im Jahr 1828.
27.2. Arne TYRÉN: 90. Geburtstag
Er studierte 1953-58 an der Königlichen Musikhochschule Stockholm (1954-56 in deren Opernklasse), vor allem bei Ragnar Hultén. 1955 erfolgte sein Debüt an der Königlichen Oper von Stockholm als Bartolo in »Figaros Hochzeit«, an der er seitdem eine über dreißigjährige, erfolgreiche Karriere hatte. Seit 1955 war er auch Jahr für Jahr bei den Festspielen auf Schloss Drottningholm anzutreffen: als Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Paisiello, als Don Alfonso in »Così fan tutte«, als Titelheld in Cimarosas »Il Maestro di cappella«, als Buonafede in J. Haydns »Il mondo della luna« und als Seneca in »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi. An der Stockholmer Oper sang er am 15.10.1956 in der Uraufführung von »Porträttet« von Hilding Rosenberg, am 31.5.1959 in der Uraufführung der Oper »Aniara« von Karl-Birger Blomdahl den Commander Chefone, am 2.9.1965 in »Herr von Hancken« vom gleichen Komponisten, am 18.1.1973 in »Tintomara« von Lars-Johan Werle den Reuterholm. 1957 wirkte er an der Stockholmer Oper in der schwedischen Erstaufführung der Oper »Wozzeck« von A. Berg als Doktor mit, 1977 als Rodrigo in A. Bergs »Lulu«. Er gastierte u.a. an den Opern von Oslo und Kopenhagen. Bei den Festspielen von Edinburgh sang er 1959 im Rahmen eines Gastspiels der Stockholmer Oper den Sparafucile im »Rigoletto«, den Grafen Ribbing in Verdis »Un ballo in maschera«, den Doktor im »Wozzeck« und den Chefone in »Aniara« von Karl-Birger Blomdahl. Er wiederholte den Commander Chefone in »Aniara« von K.B. Blomdahl in Aufführungen dieser Oper an der Covent Garden Oper London (1960). Bei der Eröffnung des Stockholmer Rotunda Teater wirkte er am 26.5.1964 in der Uraufführung von L.J. Werles »Drömmen om Thérèse« mit. Er gastierte an der Staatsoper Hamburg, am Opernhaus von Köln, am Teatro Regio Turin, am Teatro San Carlos Lissabon und an der Oper von Tel Aviv. Zu seinen Bühnenrollen, in denen man immer wieder seine vielseitige darstellerische Begabung erlebte, gehörten der Leporello im »Don Giovanni«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Scarpia in »Tosca«, der Rocco im »Fidelio«, der Don Pasquale, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, der Warlaam im »Boris Godunow«, der Bottom in »A Midsummer Night´s Dream« von B. Britten, der Frosch in der »Fledermaus«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Kolenaty in »Die Sache Makropoulos« von Janácek, dazu Partien in den Opern von Verdi (Großinquisitor im »Don Carlos«) und Wagner (Daland in »Der fliegende Holländer«, König Marke in »Tristan und Isolde«, Wotan im Nibelungenring, Gurnemanz im »Parsifal«). Neben seinem Wirken auf der Opernbühne war er ein bekannter Konzertbassist. 1977 wurde er zum Direktor der Stockholmer Opernschule, 1978 zum schwedischen Hofsänger ernannt. Er starb 2012 in Stockholm.
Schwedische HMV-Platten. Weitere Aufnahmen auf Swedish Society, BIS (Sparafucile im »Rigoletto«), SR und amerik. Columbia (»Aniara« von Blomdahl).
28.2. Pepita EMBIL: 100. Geburtstag
Ihr Vater war Organist in einer Kirche in San Sebastian, wo sie am Konservatorium ihre musikalische Ausbildung erhielt. Sie trat zuerst als Konzertsolistin auf und sang bereits 1937 in einem Konzert in der Salle Pleyel in Paris. 1937 wurde sie als Altistin in das Vokalensemble »Eresoinka« aufgenommen, das der spanische Bassist Gabriel Olaizola gegründet hatte. Nach weiteren Studien in Paris kam sie seit 1940 in Spanien als Zarzuela-Sängerin zu einer glänzenden Kariere. 1940 sang sie in Pamplona in der Zarzuela »Sor Navarra« von Federico Moreno Torroba (zusammen mit dem Bariton Placido Domingo Ferrer). In Madrid hatte sie bald darauf große Erfolge in »Black el payso« und in »Don Manolito« von Pablo Sorozábal, 1948 unternahm sie mit ihrem Ehemann, dem Bariton Placido Domingo Ferrer (1907-87) und ihren beiden Kindern, Mary Pepa y Placida und dem später weltberühmten Tenor Placido Domingo und dem Zarzuela-Komponisten Federico Morena Torroba eine große Gastspiel-Tournee durch Puerto Rico, Kuba, Mexiko und Venezuela. Das Sänger-Ehepaar setzte dann seine Karriere hauptsächlich in Mexiko fort, wo man Pepita Embil gern als »Reina de la Zarzuela« bezeichnete. Sie trat hier auch in Konzerten und Rezitationsabenden auf. 1988 ehrte man die Künstlerin am Teatro Zarzuela Madrid mit einer Aufführung der Zarzuela »La chulapona« von Sorozábal. In ihren letzten Lebensjahren moderierte sie eine Fernsehsendung »Antología de la Zarzuela« im mexikanischen Fernsehen, Kanal 2. Sie starb 1994 in Mexico City.
Schallplatten: Columbia (Querschnitt durch die Zarzuela »Black y payaso« von Sorozábal, auch Melodien aus »El anillo de hierro« von Miquel Marquèz; Szenen aus Lehárs »Die lustige Witwe«; »Un bel di vedremo« aus »Madame Butterfly« und Lieder); auch Aufnahmen auf Hispavox.
29.2. McHenry BOATWRIGHT: 90. Geburtstag
Er wuchs in seinem Geburtsort Tenile (Georgia) und in Boston auf, wo er am New England Conservatory Klavierspiel und Gesang studierte. 1953 wurde er mit dem Marian Anderson-Preis für farbige Sänger ausgezeichnet. Debüt als Konzertsänger 1954 in der Jordan Hall in Boston. Bald hatte er bedeutende Erfolge (u.a. 1958 bei einem Konzert in der New Yorker Town Hall) und sang mit den führenden nordamerikanischen Orchestern und Dirigenten zusammen. Unter Leonard Bernstein sang er bereits 1959 die Stimme vom Himmel im Prolog zu »La Damnation de Faust« von Berlioz, der auch auf Schallplatten aufgenommen wurde. Er trat vor allem als Solist bei Konzerten des Cleveland Orchesters in Erscheinung. In Boston hörte man ihn als Solisten in Beethovens 9. Sinfonie. 1966 Konzerttournee durch den Fernen Osten und durch Europa. Als Opernsänger debütierte er 1958 an der New England Opera Boston in der Partie des Arkel in »Pelléas et Mélisande«. Er trat dann hauptsächlich an den Opern von San Francisco (1966 als Lothario in »Mignon« von A. Thomas und als Graf Luna im »Troubadour«) und Philadelphia auf. Gastspiel an der Staatsoper von Hamburg, wo er 1966 in der Uraufführung der Oper »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller auftrat. Er sang auch 1974 beim Begräbnis von Duke Ellington. Vortrefflicher Interpret von Liedern und Negro Spirituals. Er starb 1994 in New York.
Schallplatten: RCA (»La Damnation de Faust« von Berlioz), Decca (»Porgy and Bess«).
29.2. Jelisaweta ASERSKAJA: 150. Geburtstag
Sie debütierte nach einer ersten Ausbildung in ihrer russischen Heimat dort im Jahre 1891, ging dann aber zur weiteren Ausbildung nach Mailand und Paris. Es schlossen sich Auftritte an russischen Provinztheatern an. 1897 wurde sie an das Bolschoi Theater Moskau berufen, an dem sie eine langjährige, erfolgreiche Karriere entwickeln konnte. Sie sang hier Partien wie die Fricka in den Opern des Ring-Zyklus, die Ortrud im »Lohengrin«, die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Kontschakowna in »Fürst Igor« von Borodin und die Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. Nach Abschluss ihrer Bühnen- und Konzertkarriere wirkte sie im pädagogischen Bereich in Moskau. Sie starb 1946 in Moskau.