IN MEMORIAM-Geburtstage im Dezember 2019
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.12. Wolfgang ANHEISSER: 90. Geburtstag
Sohn des Musikologen und Mozartforschers Siegfried Anheisser. Durch seine Mutter, die selbst Sängerin gewesen war, erhielt er den ersten Unterricht. 1954 kam er an die Musikhochschule von Freiburg i. Br., 1955-60 weitere Studien an der Witwatersrand Universität in Johannesburg (Südafrika). Dort wurde seine Stimme durch Anni Hartmann ausgebildet. In Südafrika trat er bereits gelegentlich auf. 1960 kam er nach Deutschland zurück und debütierte 1961 an der Staatsoper von München als Nardo in »La finta giardiniera« von Mozart. 1963-64 wirkte er am Stadttheater von Gelsenkirchen. Seit 1964 war er als erster Bariton an der Oper von Köln tätig. 1968-69 war er zugleich Mitglied der Staatsoper Berlin. Gastspiele führten ihn an die Opernhäuser von Wiesbaden, Wuppertal, Antwerpen, Florenz, Palermo, Hamburg, Lissabon und Houston (Texas), auch nach Kopenhagen, Madrid, Prag und Rom, Konzertreisen nach Südafrika und Japan. Er sang am 20.8.1973 in der Uraufführung von C. Orffs »De Temporum fine comoedia« im Rahmen der Salzburger Festspiele. Zu seinen Glanzrollen gehörte vor allem der Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, weiters der Kreon in »Orpheus und Eurydike« von J. Haydn (Köln, 1968), die Titelrolle in »Giulio Cesare« von Händel, der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Masetto im »Don Giovanni«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Graf Eberbach im »Wildschütz« und der Zar in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, der Germont-père in »La Traviata«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Posa in Verdis »Don Carlos«, der Valentin im »Faust« von Gounod und der Escamillo in »Carmen«. Er war ein hoch geschätzter Konzert- und Oratoriensänger, hatte aber auch bedeutende Erfolge auf dem Gebiet der Operette. Der Künstler fiel einem tragischen Bühnenunfall zum Opfer. In der Neujahrsvorstellung 1974 von Millöckers »Der Bettelstudent« in Köln stürzte er von einem nicht hinreichend gesicherten Balkon auf die Bühne und erlag wenige Tage später seinen schweren Verletzungen.
Schallplatten: Electrola (»Der Vogelhändler«, »Der Zigeunerbaron«, »Die Csárdásfürstin«, Opernquerschnitte »Carmen« und »Turandot«), Eurodisc-Eterna (Recital; »La Traviata« mit Anneliese Rothenberger als Partnerin), BASF (Lieder), DGG (»De Temporum fine comoedia«), Cornet (Lieder). Auf BJR ein Mitschnitt einer konzertanten Aufführung der »Königin von Saba« von Goldmark aus New York.
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage:
http://wolfgang-anheisser.com/Anheisser/Home.html
1.12. Duncan ROBERTSON: 95. Geburtstag
Er war zunächst Schüler der Scottish National Academy of Music Glasgow, dann des Royal College of Music London. Er kam zu einer internationalen Konzertkarriere mit Auftritten in den meisten europäischen Ländern, hatte aber auch als Opernsänger große Erfolge. Auf diesem Gebiet sang er an der Scottish Opera Glasgow (1965 und 1968 Gottesnarr in »Boris Godunow«, 1966 Fenton im »Falstaff« von Verdi, 1969 Hylas in »Les Troyens« von Berlioz, 1973 Ernesto in »Don Pasquale«), an der Covent Garden Oper London (an der er in der Spielzeit 1958-59 debütierte) und an der Welsh Opera Cardiff, an der Sadler’s Wells Opera, bei der English Opera Group und bei der Handel Society. Am 10.4.1968 sang er an der Scottish Opera Glasgow den Andra in der Uraufführung der Oper »Full Circle« von Robin Orr. In den Jahren 1958-64 war er alljährlich bei den Festspielen von Glyndebourne zu hören: 1958 und 1962 als Brighella in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1959 als Hohepriester in »Idomeneo« von Mozart, 1959-60 als Haushofmeister der Marschallin im »Rosenkavalier«, 1959, 1961 und 1963 als Jaquino im »Fidelio«, 1961 als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« und als Fiorello im »Barbier von Sevilla«, 1962-64 als Valetto in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1963-64 als Monostatos in der »Zauberflöte«; in den Jahren 1973-74 sang er nochmals beim Glyndebourne Festival, und zwar den Koby im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem. 1968 sang er beim Edinburgh Festival das Tenorsolo in der Messe E-Moll von F. Schubert unter Carlo Maria Giulini mit gleichzeitiger Übertragung im englischen Fernsehen sowie den Jüngling und den Anführer der Leibwache in »Alfonso und Estrella« von Schubert. Zahlreiche Auftritte des Künstlers wurden durch Radio- und Fernsehaufzeichnungen (teilweise auch in Unterhaltungsprogrammen) festgehalten. 1959 trat er als Titelheld in Strawinskys »Oedipus Rex« unter der Leitung des Komponisten und mit Jean Cocteau als Erzähler auf. 1963 nahm er am Konzert zum 50. Geburtstag des großen Komponisten Benjamin Britten teil. 1966-77 hatte er eine Professur an der Guildhall School of Music London, 1977-88 dozierte er Gesang an der Royal Scottish Academy of Music Glasgow. Er starb im Jänner 2016.
Schallplatten: Saga (»The Cooper« von Thomas Arne, 1959), HMV (Werke von Vaughan Williams, Finale aus Donizettis »Anna Bolena« mit Maria Callas), Music Guild (Musik von Purcell).
1.12. Ruth GULDBÆK: 100. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung in der Gesangklasse des Folke Theater Kopenhagen, war 1942-44 als Elevin am Kopenhagener Neuen Theater und 1944-47 in der Opernschule der Königlichen Oper Kopenhagen. 1947 Bühnendebüt an der Kopenhagener Oper als Zerlina im »Don Giovanni«. Seitdem jahrelange bedeutende Karriere an diesem Haus. 1950 nochmalige Studien bei Edytha Fleischer in Wien, dann noch bei Maria Labia in Mailand. 1951-52 gastierte sie an der Covent Garden Oper London als Sophie im »Rosenkavalier«, 1954 als Susanna in »Le nozze di Figaro«. Sie sang auf der Bühne vorzugsweise Partien aus dem Soubretten- und dem Koloraturfach. Von ihren Bühnenpartien sind die Pamina in der »Zauberflöte«, die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Norina im »Don Pasquale«, die Nannetta im »Falstaff« von Verdi, die Musetta in »La Bohème«, die Nedda im »Bajazzo«, die Micaela in »Carmen«, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, das Ännchen im »Freischütz« und der Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss hervorzuheben. Nicht weniger von Bedeutung war ihre Karriere im Konzertsaal, vor allem als Interpretin von Oratorien und religiösen Musikwerken. Sie starb 2006 in Kopenhagen.
Schallplatten: HMV (Bach-Kantaten), Danacorn (Mikal in »Saul og David« von C. Nielsen, 1960), CBS (Sinfonie von C. Nielsen), Haydn-Society, Parlophon.
1.12. Alfred CELLIER: 175. Geburtstag
Er wurde als Sohn des Französischlehrers Arsène Cellier geboren. 1855-60 war er Chorsänger an der Chapel Royal; zu seinen Schulkameraden zählte Arthur Sullivan. Celliers beruflicher Werdegang begann mit Organistenstellen an der All Saints Church, Blackheath, London sowie in Belfast; dort wurde er auch Leiter der Belfast Philharmonic Society. 1868 kehrte er nach London zurück, wo er Organist an St Alban’s, Holborn wurde. Cellier strebte eine Karriere als Opernkomponist an und begann mit der Komposition von komischen Opern und Operetten. 1871 wurde er musikalischer Leiter des Court Theatre und dann des Prince’s Theatre in Manchester. 1877 wurde er musikalischer Leiter von Richard D’Oyly Cartes Operngesellschaft, für die er zahlreiche Aufführungen dirigierte. Er komponierte über ein Dutzend Opern und andere Bühnen- und Orchesterwerke, von denen seine komische Oper Dorothy am bekanntesten war. Er dirigierte die Uraufführungen zahlreicher Operetten von Gilbert & Sullivan und war darüber hinaus an vielen weiteren Theatern in London, New York sowie auf Tourneen in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Australien als Dirigent tätig. Er starb 1891 in seinem Haus in Bloomsbury, London. Sein Grab befindet sich auf dem West Norwood Cemetery.
2.12. William WILDERMANN: 100. Geburtstag
Er kam als Kind in die USA. Dort arbeitete er in verschiedenen Berufen, fuhr zur See und war in den USA als Landschaftsgärtner tätig. Ausbildung der Stimme durch Carl Yost. Debüt 1946 am Teatro San Carlo in Neapel als König in Verdis »Aida«. In der Saison 1955-56 war am Theater von Gelsenkirchen engagiert. Er hatte in seiner nordamerikanischen Heimat große Erfolge; hier trat er an den Opern von Chicago, Cincinnati, Miami, New Orleans, an der New York City Opera, in Philadelphia, Pittsburgh, San Antonio und San Francisco (1961 Rocco in »Fidelio«, 1968 Erzähler in »Christopher Columbus« von D. Milhaud, 1968-69 Hunding in der »Walküre«, 1969 Fasolt im »Rheingold«) auf, seit 1958 auch an der Metropolitan Oper New York (Debüt als Pater Guardian in »La forza del destino«). Bis 1964 (und dann wieder von 1978-84) sang er an diesem Haus in insgesamt 232 Vorstellungen den 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Hunding, den Ramfis in »Aida«, den Titurel im »Parsifal«, den alten Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, den Gremin im »Eugen Onegin«, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Komtur im »Don Giovanni«, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Colline in Puccinis »La Bohème«, den Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, den Alvise in Ponchiellis »La Gioconda«, den Ferrando im »Troubadour«, den Grafen Des Grieux in »Manon« von Massenet, den Minister im »Fidelio«, den Daland in »Der fliegende Holländer«, den Landgrafen im »Tannhäuser«, den Timur in Puccinis »Turandot«, den Samuel in Verdis »Un ballo in maschera«, den Fürsten Bouillon in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Lodovico in Verdis »Otello« und den Pimen im »Boris Godunow«. Er verlegte dann jedoch seine Tätigkeit weitgehend nach Deutschland, wo er 1964-72 (und noch später als Gast) an der Staatsoper Stuttgart wirkte. Bei den Festspielen von Schwetzingen trat er 1966 in der Uraufführung der Oper »Der Tod des Empedokles« von Hermann Reutter auf. Umfangreiche Gastspieltätigkeit mit Auftritten am Teatro Colón Buenos Aires, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Staatsoper von München, an der Wiener Volksoper, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Genf (1970 als Rocco und 1972 als Timur), Palermo, Rouen, Mexico City, Ottawa und Toronto. 1949 wirkte er in New Haven (Connecticut) in der Uraufführung der Oper »Regina« von M. Blitzstein mit, 1961 an der Chicago Lyric Opera in der von Vittorio Gianninis »The Harvest«. 1984-85 hörte man ihn bei den Aufführungen des Nibelungenrings an der Oper von Dallas als Fafner. 1985 gastierte er an der Oper von New Orleans als Ramfis, 1986 sang er an der Chicago Opera in »Katja Kabanowa« von Janácek, 1988 in Santa Fé den Daland, 1989 (inzwischen 70 Jahre alt geworden) an der Oper von Boston den Ochs im »Rosenkavalier«. Die groß dimensionierte dramatische Stimme des Künstlers gab ihr Bestes im Wagner-Repertoire, in Partien von Verdi, Mozart, Gounod, Richard Strauss und Rossini. Im amerikanischen Fernsehen sang er den König Marke in einer Aufführung von »Tristan und Isolde«. Er starb 2004 in Stamford (New York).
Schallplatten: RCA, DGG (vollständige Oper »Falstaff« von Verdi), Columbia (9. Sinfonie von Beethoven, Matthäuspassion von J.S. Bach), Da Vinci (Kardinal in »La Juive« von Halévy), UORC (Pater Guardian in »La forza del destino«), Koch Records (»Friedenstag« von R. Strauss).
3.12. Lyne CUMIA: 100. Geburtstag
Nach einer ersten Ausbildung durch Mme. Soulé an der Musikschule von Tarbes studierte sie weiter am Konservatorium von Toulouse bei Mme. Billa-Azéma und bei Louis Nègre. Ihr Debüt auf der Bühne erfolgte 1947 am Opernhaus von Toulouse als Tosca. Danach trat sie an den meisten großen französischen Provinztheatern wie Lyon, Marseille, Bordeaux auf und gastierte in den Jahren 1953-55 oft an der Opéra de Wallonie Lüttich und in Nordafrika. 1955 wurde sie dann an die Grand Opéra Paris verpflichtet, wo sie als Marguerite im »Faust« von Gounod debütierte. Sie blieb bis Anfang der siebziger Jahre an diesem Haus tätig und trat während dieser Zeit auch an der Opéra-Comique Paris auf. Zu den Rollen, die sie an den beiden großen Opernhäusern der französischen Metropole übernahm, gehörten die Aida, die Desdemona im »Otello« von Verdi, die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«, die Titelpartien in den Opern »Louise« von Charpentier, »Hérodiade« von Massenet, »Manon«, gleichfalls von Massenet, und »Mireille« von Gounod, die Rozenn in »Le Roi d’Ys« von Lalo, die Charlotte in »Werther« von Massenet, die Marina im »Boris Godunow« und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Auch während ihres Wirkens in Paris setzte sie ihre Auftritte in der französischen Provinz und in Belgien fort. Daneben war sie als Konzertsängerin tätig und nahm seit 1968 eine Professur am Konservatorium von Perpignan wahr. Sie starb im Frühjahr 2014 in Gavarnie (Hautes-Pyrénées).
Schallplatten: Orphée (zahlreiche Opernquerschnitte, u.a. »Sigurd« von Reyer, »La Bohème«, »Madame Butterfly«), Philips (Querschnitt »Les cloches de Corneville« von Planquette, »Les Mousquetaires au couvent« von L. Varnay).
3.12. Hetty PLÜMACHER: 100. Geburtstag
Ausgebildet an der Musikhochschule von Köln. Sie debütierte 1943 am Deutschen Theater in Oslo, begann aber ihre eigentliche Bühnenkarriere 1946 an der Staatsoper von Stuttgart, deren Mitglied sie dann bis 1976 geblieben ist. Sie sang bei den Schwetzinger Festspielen am 9.5.1957 in der Uraufführung der Oper »Der Revisor« von W. Egk, am 2.6.1966 an der Stuttgarter Oper in der von »Siebzehn Tage und vier Minuten«, ebenfalls einem Werk von W. Egk. Die Künstlerin gastierte an führenden Opernhäusern in Italien, Frankreich, Spanien, Norwegen und in der Schweiz. Immer wieder war sie an der Staatsoper von München zu Gast. 1954 übernahm sie an der Grand Opéra Paris einige kleinere Partien aus ihrem Wagner-Repertoire. 1961 gastierte sie am Opernhaus von Zürich als Annina im »Rosenkavalier«, 1963-64 an der Wiener Staatsoper als Annina und als Roßweiße in der »Walküre« (aber bereits zuvor bei Gastspielen der Stuttgarter Oper als eines der Blumenmädchen und Alt-Solo im »Parsifal«, als Zaida in Rossinis »Der Türke in Italien« und als Frau Leonardos in »Bluthochzeit« von W. Fortner) sowie 1967 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. Sie wirkte bei den Festspielen von Bayreuth 1953-54 als einer der Knappen und eines der Blumenmädchen im »Parsifal« (1954 sang sie zusätzlich auch das Alt-Solo) und als Wellgunde im Nibelungenring, 1954 und 1957 als Roßweiße in der »Walküre« mit. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie 1959 als Carlotta in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, 1959-60 als 2. Dame in der »Zauberflöte«, 1963-64 als Annina. 1962 wirkte sie bei den Festspielen von Bregenz in der Uraufführung der Operette »Trauminsel« von Robert Stolz als Donna Rosa mit. Auch als Konzertsängerin hatte sie eine erfolgreiche Laufbahn. Gastspiele führten sie u.a. nach England und Portugal. Seit 1970 Professorin an der Musikhochschule von Stuttgart. Sie starb 2005 in Steinenbronn.
Die Künstlerin hat auf sehr vielen Marken gesungen: DGG (»Madame Butterfly«), Period (»Così fan tutte«, »La finta giardiniera« von Mozart), Myto (Maria von Magdala in »Die toten Augen« von E. d’Albert), Columbia, Vox, Decca, darunter auch vollständige Opern (»Die Zauberflöte«, »Die Walküre«, »Das Rheingold«).
3.12. Charles CRAIG: 100. Geburtstag
Er war das jüngste von 15 Kindern eines Kaufmanns; die Eltern starben beide sehr früh. Er musste in den verschiedensten Berufen arbeiten, wurde schließlich im Zweiten Weltkrieg Soldat und kam 1943 nach Indien. Hier gab er seine ersten Konzerte vor alliierten Soldaten. 1946 betätigte er sich, nach England zurückgekehrt, in Revuen und wurde 1946 Mitglied des Opernchors der Covent Garden Oper London, wo er gelegentlich auch kleinere Solorollen übertragen bekommen hat, wie 1951 den Gastone in »La Traviata«. 1951 wurde seine Stimme durch Sir Thomas Beecham entdeckt, der seine Ausbildung teilweise finanzierte. Diese erfolgte durch Dino Borgioli in London. 1952 gab er sein Konzertdebüt in London in »Ode of Saint Cecilia’s Day« von Händel. Nach ersten Erfolgen als Oratoriensänger wurde er 1953 von der Carl Rosa Company engagiert, wo er als Rodolfo in »La Bohème« debütierte und u.a. den Herzog im »Rigoletto«, den Faust von Gounod, den Manrico im »Troubadour«, den Des Grieux in »Manon Lescaut« von Puccini und den Titelhelden in »Benvenuto Cellini« von Berlioz sang. Ab 1957 sang er an der Sadler’s Wells Oper in London, u.a. den Titelhelden in »Andrea Chénier« von Giordano und den Cavaradossi in »Tosca«. 1959 trat er am Peter Jones Theatre London in der englischen Erstaufführung von Dvoráks »Rusalka« auf. 1959 wurde er Mitglied der Londoner Covent Garden Oper, an der er als Antrittsrolle den Pinkerton in »Madame Butterfly« sang. 1963 trat er an der Covent Garden Oper in der Erstaufführung von »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch auf. An der Scottish Opera Glasgow sang er 1962-77 den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Otello von Verdi, den Siegmund in der »Walküre«, den Siegfried in der »Götterdämmerung«, den Florestan im »Fidelio« und den Gustavus (Riccardo) in Verdis »Un ballo in maschera«. Er wandte sich mehr und mehr dem Repertoire für Heldentenor zu und wurde schließlich ein großer Interpret der Titelpartie in Verdis »Otello«, den er 1970 bei den Festspielen von Salzburg und noch 1983 bei der English National Opera im Londoner Coliseum Theatre sang. Regelmäßige Gastspiele an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und an der Deutschen Oper Berlin. Er gastierte 1963-66 an der Staatsoper von Wien (als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Radames in »Aida« und als Otello von Verdi), an der Grand Opéra Paris (1964 als Pollione in »Norma«, 1970 als Otello), an der Staatsoper von München (1968), am Teatro Comunale Bologna (1966-72 als Lohengrin, als Kalaf in Puccinis »Turandot« und als Otello von Verdi), an der Nationaloper Budapest (1967 als Pollione), bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom (1962 als Radames), auf einer Japan-Tournee mit der Deutschen Oper Berlin (1970 als Lohengrin), am Teatro Colón Buenos Aires (1966 als Radames, 1967 als Don Carlos von Verdi, 1969 als Pollione), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1965 als Radames), am Opernhaus von Zürich (1966), an der Chicago Opera (1966 als Otello), am Teatro San Carlo Neapel (1967 und 1969 als Otello), am Teatro Massimo Palermo (1968 als Riccardo in Verdis »Maskenball«), an der Oper von Marseille (1968 als Kalaf), an der Mailänder Scala (1968 als Siegmund), an der Staatsoper Hamburg (1969 als Siegmund), am Teatro Regio Turin (1970 als Otello), am Teatro Margherita Genua (1971 als Manrico), am Teatro San Carlos Lissabon (1973 als Otello) und in Amsterdam (1974 als Riccardo). Seine Bühnenkarriere dauerte ungewöhnlich lange; noch 1985 hörte man ihn an der English National Opera, inzwischen über 65 Jahre alt, als Cavaradossi. Er starb 1997 in Banburry.
Aufnahmen auf HMV (Recital, 1959; Duette mit Joan Hammond, Querschnitte »Der Troubadour« und »Madame Butterfly« in Englisch, »The Mass of Life« von E. Elgar; auch das Trinklied aus »La Traviata« zusammen mit Patrice Munsel aus dem Film über das Leben der großen Sopranistin Nellie Melba). Auf Peter Moores Foundation Gesamt-Aufnahme von Verdis »Otello« (Mitschnitt einer Aufführung der English National Opera von 1983 in englischer Sprache).
4.12. Fritz FEINHALS: 150. Geburtstag
Er studierte Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum in Berlin-Charlottenburg, dann seit 1893 Gesang bei Alberto Giovannini in Mailand und bei Alberto Selva in Padua. Bühnendebüt 1895 am Stadttheater von Essen als Silvio im »Bajazzo«. Bis 1897 war er in Essen engagiert, sang dann 1897-98 am Stadttheater von Mainz und kam 1898 an die Münchner Hofoper, der er bis zum Ende seiner Karriere 1927 angehörte (und wo er sich 1927 als Scarpia in »Tosca« von der Bühne verabschiedete). Bei den Wagner-Festspielen im Prinzregententheater in München trat er als Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Wotan im Ring-Zyklus, als Telramund im »Lohengrin«, als Amfortas im »Parsifal« und als Kurwenal in »Tristan und Isolde« auf, jedes Mal mit großem Erfolg. Er gastierte zwischen 1905 und 1921 häufig an der Wiener Hofoper (als Hans Sachs, als Wolfram im »Tannhäuser«, als Fliegender Holländer, als Wotan im Nibelungenring, als Titelheld in »Hans Heiling« von Marschner, als Borromeo in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, als Amfortas, als Don Pizarro im »Fidelio«, als Don Giovanni, als Telramund, als Rigoletto und als Scarpia). 1907 gastierte er mit einer deutschen Operntruppe in Paris als Jochanaan in »Salome« unter der Leitung des Komponisten Richard Strauss (mit Emmy Destinn als Salome). Gastspiele führten ihn an die Covent Garden Oper London (1898 und 1907 als Don Pizarro und als Telramund), an die Opernhäuser von Frankfurt a.M. (1906-11), Zürich (1907-08, 1919-20, 1921), Leipzig, Brüssel und Budapest (wo er als Fliegender Holländer – in italienischer Sprache – und als Don Giovanni erschien), an das Deutsche Theater Prag (1910), an die Berliner Hofoper (1911 als Hans Sachs), an die Staatsoper Berlin (1919), an die Hoftheater von Stuttgart (1916), Karlsruhe und Mannheim und an die Komische Oper Berlin. Seit 1903 war er bei den viel beachteten Wagner-Aufführungen des Wagner-Vereins in Amsterdam zu hören, letztmals 1909 als Telramund. Mehrmals bereiste er Nordamerika, wo er 1908-09 an der Metropolitan Oper New York engagiert war. Dort sang er im November 1908 als Antrittsrolle den Wotan in der »Walküre«. 1908 wirkte er hier in der amerikanischen Erstaufführung von d’Alberts »Tiefland« als Sebastiano mit. An der Metropolitan Oper übernahm er auch den Amfortas, den Kurwenal, den Amonasro in »Aida«, den Hans Sachs und den Wolfram. Am 12.6.1917 nahm er im Prinzregententheater in München an der Uraufführung von Hans Pfitzners »Palestrina« als Borromeo teil. Weitere Glanzrollen waren der Figaro wie der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Wilhelm Tell von Rossini, der Tonio im »Bajazzo«, Partien in Verdi-Opern, der Alfio in »Cavalleria rusticana« und der Nelucso in Meyerbeers »Afrikanerin«. Allgemein galt er als großer Darsteller auf der Opernbühne, doch hatte er auch als Konzert- und Oratoriensänger eine sehr erfolgreiche Laufbahn. Seine Gattin, die Altistin Elise Feinhals (1869-1924), wirkte u.a. bei den Münchner Festspielen und bei den Wagner-Aufführungen in Amsterdam in kleineren Partien mit. Nach Beendigung seiner Karriere lebte Fritz Feinhals als gesuchter Pädagoge in München, wo er 1940 starb.
Schallplatten: Ein Titel auf Berliner Records (München, 1901). Aufnahmen auf Odeon, HMV sowie Edison-Zylinder. Elise Feinhals singt auf einer 35 cm-Odeon-Platte die Szene der Erda aus Wagners »Rheingold« zusammen mit ihrem Gatten Fritz Feinhals, außerdem zwei Richard Strauss-Lieder auf G & T (München, 1902).
5.12. Pietro BOTTAZZO: 85. Geburtstag
Seine Studien absolvierte er am Konservatorium von Venedig, in der Hauptsache Schüler von Cecilia Sacchetti, auch von Maria Carbone. Bühnendebüt 1960 am Teatro Nuovo Mailand als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas. Es schloss sich eine erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Opernhäusern an; Auftritte an der Mailänder Scala (1965-66 als Fischer in Rossinis »Wilhelm Tell« und 1974 als Don Giovanni in »Il Convitato di Pietra« von G. Gazzaniga), an den Opernhäusern von Rom (u.a. 1964 in Rossinis »Otello«), Venedig, Neapel, Palermo (u.a. 1971 als Norfolk in Rossinis »Elisabetta Regina d’Inghilterra«) und Parma. Internationalen Ruf trugen ihm Gastspiele in aller Welt ein. Beim Spoleto Festival von 1962 gastierte er als Comte Ory von Rossini, beim Festival von Aix-en-Provence 1963 als Ferrando in »Così fan tutte«, beim Wexford Festival 1964 als Comte Ory und 1967 als Rodrigo in Rossinis »Otello«, bei den Festspielen von Glyndebourne 1965 (sowie 1967 bei einer Skandinavien-Tournee des Glyndebourne Festival) als Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, beim Holland Festival 1970 in »La fedeltà premiata« von J. Haydn, beim Edinburgh Festival 1971 als Norfolk und bei den Festspielen von Salzburg 1971-72 als Ernesto im »Don Pasquale«. Mehrfach gastierte er bei den Rossini-Festspielen von Pesaro, so 1980 in »L’Inganno felice«. 1966 trat er an der Oper von Monte-Carlo als Paolino, 1971-72 an der Metropolitan Oper New York als Ferrando in »Così fan tutte«, 1976-79 an der Wiener Staatsoper als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« auf. Noch 1985 trat er am Teatro Fenice in Venedig als Tiberge in »Le Portrait de Manon« von Massenet auf. Er gastierte auch an den Opern von Kopenhagen, Bordeaux und Köln, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Frankfurt a.M. und München, in Amsterdam, Basel, Zürich, Chicago, Miami, Philadelphia und San Francisco (1968-69 als Graf Almaviva und 1969 als Don Ramiro in Rossinis »La Cenerentola«). Seine schön gebildete, mit nuancenreicher Vortragskunst begabte Stimme kam vor allem im lyrischen Repertoire zur Geltung. So war er ein großer Interpret von Mozart-Partien und von Werken der italienischen Belcanto-Meister Bellini, Donizetti und Rossini. Er beherrschte allein 26 Tenor-Partien in Rossini-Opern, darunter auch den Rodrigo in »La Donna del lago«. Weitere Bühnen-Rollen: der Nemorino in »L’elisir d’amore«, den Fenton im »Falstaff« von Verdi, der Percy in Donizettis »Anna Bolena«, der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail« und der Tamino in der »Zauberflöte«. Bedeutende Karriere auch auf dem Gebiet des Konzertgesangs. Er starb 1999 in Vicenza.
Schallplatten: Nonsuch (u.a. Mozart-Requiem), Accord (Krönungsmesse von Mozart), MRF (»Mathilde di Shabran« und »Armida« von Rossini sowie Arien-Aufnahmen), ANNA-Records (»L’Italiana in Algeri« von Rossini), BRF (»Elisabetta Reghina d’Inghilterra« von Rossini), UORC (»La lettera anonima« von Donizetti), Fonit-Cetra (»La gazza ladra« von Rossini).
5.12. Jean-Pierre HURTEAU: 95. Geburtstag
Er wurde zuerst durch Sarah Fischer in Montreal ausgebildet und war dann Schüler von Albert Cornellier und 1950-52 von Martial Singher. 1949 debütierte er in Montreal als Konzertsänger. Als Opernsänger trat er bereits 1950 beim Festival de Montreal als Frère Laurent in »Roméo et Juliette« von Gounod auf, hatte aber sein eigentliches Debüt erst 1952 bei der Minute-Opera in der Rolle des Vaters in »Le pauvre matelot« von D. Milhaud. 1955 kam er zu weiteren Studien nach Europa und war dort u.a. in Rom Schüler von R. Marigliano-Mori. Nachdem er an französischen Bühnen aufgetreten war, darunter 1957 am Opernhaus von Toulouse, kam es 1958 zu einer Bindung an die beiden großen Opernhäuser der französischen Metropole, die Grand Opéra wie die Opéra-Comique Paris, die bis 1970 bestand. Hier trat er als Commendatore im »Don Giovanni«, als Don Alfonso in »Così fan tutte«, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss und in zahlreichen weiteren Partien auf. Er gastierte an den führenden französischen Opernhäusern, u.a. in Bordeaux, Marseille und Lyon. 1975 und 1976 war er an der Oper von Monte Carlo, 1974 an der Oper von Rom, 1976 in Toronto und bei den Festspielen im Griechischen Theater von Epidauros zu hören; er wirkte auch bei den Festspielen von Orange mit. Er kam 1980 in seine kanadische Heimat, nach Montreal, zurück, wo er noch zu Beginn der achtziger Jahre auf der Bühne wie im Konzertsaal auftrat. Er starb 2009 in Longueuil (Provinz Québec, Canada).
Schallplattenaufnahmen der Marke HMV.
5.12. Antonio ZERBINI: 95. Geburtstag
Er studierte in Mailand und debütierte 1952 in Spoleto in Verdis »La forza del destino«, nachdem er zuvor den dortigen Gesangwettbewerb gewonnen hatte. Seit 1953 trat er dann oft an der Mailänder Scala in Erscheinung. Als erste Partie sang er hier den Monterone im »Rigoletto«; 1953 wirkte er hier in der italienischen Erstaufführung der Oper »Leonora 40/45« von R. Liebermann mit. 1954 sang er dort in der Uraufführung der Oper »La Gita in Campagna« von Mario Peragallo den Alfredo. Weiters hörte man ihn an der Mailänder Scala 1954-80 u.a. als Nume Infernale in »Alceste« von Gluck (mit Maria Callas in der Titelrolle), als Mönch in Verdis »Don Carlos«, als Hauptmann in »Eugen Onegin«, als Pfleger des Orest in »Elektra« von R. Strauss, als Alcalde in »La forza del destino«, als Marquis d’Obigny in »La Traviata«, als Plutone in Monteverdis »L‘Orfeo«, als Podestà di Como in Verdis »La Battaglia di Legnano«, als Gigant in »L‘Atlantida« in der szenischen Uraufführung der szenischen Kantate von M. de Falla, als Schatten des Nino in Rossinis »Semiramide«, als Barak in »Debora e Jaele« von I. Pizzetti, als Onkel Bonze in »Madame Butterfly«, als Panieraio in »Les Malheurs d‘Orphée« von D. Milhaud, als Zuniga in »Carmen«, als König in »Aida«, als Ashby in »La fanciulla del West«, als Polizist in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Antinoo in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«, als Melchthal in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Osiride in Rossinis »Mosè«, als Pietro in »Simon Boccanegra«, als Commendatore im »Don Giovanni«, als Kuzka in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als Nikitich in »Boris Godunow«, als Tom in Verdis »Un ballo in maschera«, als Graf Des Grieux in »Manon« von Massenet und als Angelotti in »Tosca«. Er sang 1958 bei den Festspielen in der Arena von Verona den Ramfis in Verdis »Aida« und wirkte seitdem mehrfach bei den dortigen Festspielen mit (1958, 1961-63, 1967-69, 1971-72, 1981). Seine internationale Karriere brachte ihm an der am Moskauer Bolschoi Theater, am Teatro Colón von Buenos Aires wie an der Grand Opéra Paris große Erfolge ein. An der Oper von Rom hatte er einen seiner größten Erfolge als Pimen im »Boris Godunow«. 1960, 1962, 1969 und 1979 Gastspiele an der Oper (Théâtre de la Monnaie) von Brüssel, u.a. als Sparafucile im »Rigoletto«, neben dem Ferrando im »Troubadour«, dem Oroveso in »Norma«, dem Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, dem Timur in »Turandot« von Puccini und dem Pater Guardian in »La forza del destino« von Verdi eine seiner Glanzrollen. Auch Gastspiele an der Staatsoper von München (1960) und in Holland (1971) sowie 1979 in Nizza und Monte Carlo. 1982 sang er in Florenz den Hieros in Rossinis »L’Assedio di Corinto«. Er starb 1987 in Mailand.
Schallplatten: Wirkte in mehreren vollständigen Opernaufnahmen auf Cetra mit (»Tosca«, »Aida«, »Don Giovanni«, »L’Arlesiana« von Cilea), sang auf EJS in »Maria Stuarda« von Donizetti, auf MRF in »I Lombardi« von Verdi, auf HMV in »La forza del destino«, auf HRE in »Manon« von Massenet, auf Opera Duba in »Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas, auf Memories in »L’Atlantidao« von M. de Falla (Scala 1962). Auf Topaz-Video erscheint er als Angelotti in einer »Tosca«-Aufführung der Grand Opéra Paris.
6.12. Nikolaus HARNONCOURT: 90. Geburtstag
Seine Eltern entstammten beide dem Adel. Der Vater Eberhard de la Fontaine Graf d’Harnoncourt-Unverzagt (1896–1970) kam aus einem luxemburgisch-lothringischen Grafengeschlecht, und die Mutter Ladislaja (1899–1997) war eine Gräfin von Meran und Freiin von Brandhofen und Urenkelin des populären Erzherzogs Johann von Österreich. Sein Vater hatte als ehemaliger Marineoffizier ein Technikstudium absolviert, um in Berlin als Bauingenieur zu arbeiten. Aus erster Ehe brachte er zwei Kinder mit und wohnte damals in unmittelbarer Nachbarschaft von Bertolt Brecht und Helene Weigel in der Berliner Spichernstraße. Nikolaus erhielt den Vornamen nach dem Nikolaustag. Zwei Jahre nach Nikolaus wurde sein ältester Bruder, der Theologe Philipp Harnoncourt, geboren. Die Familie siedelte 1931 nach Graz um, wo sie ihren Wohnsitz im Palais Meran nahm und wo der Vater noch ein Doktoratsstudium absolvierte und dann eine Stelle in der Landesregierung bekam. Zwei weitere Brüder sind der Jurist Franz Harnoncourt und der Mediziner Karl Harnoncourt.
In seinen Volksschuljahren begann Nikolaus mit Cellounterricht bei dem Grazer Musiklehrer Hans Kortschak. Mit seinem Bruder Philipp versuchte er sich vierhändig auf dem Klavier. Als Ministranten im Grazer Dom erwarben beide elementare Kenntnisse in der Kirchenmusik. Vor allem aber wurde regelmäßig im Kreis der Familie mit Vater, Mutter und Geschwistern musiziert. Auch die anderen Familienmitglieder waren musikalisch: Der Vater komponierte im Privaten, sein Bruder René studierte nach dem Krieg Musik am Salzburger Mozarteum. Das letzte Kriegsjahr verbrachte die Familie in Grundlsee, wo Nikolaus von Paul Grümmer, dem Cellisten des Busch-Quartetts, Unterricht bekam. Nachdem ihm seine berufliche Laufbahn lange Zeit unklar gewesen war, entschied er sich 1947, Musiker zu werden, und zog im Herbst 1948 zum Studium nach Wien. Sein Cellolehrer wurde nun Emanuel Brabec. Erst durch die Begegnung mit Eduard Melkus und durch den Unterricht in Aufführungspraxis bei Josef Mertin wurde Harnoncourt auf die Alte Musik aufmerksam. Ebenfalls lernte er hier seine spätere Frau, die Geigerin Alice Hoffelner, und den Oboisten Jürg Schaeftlein kennen, mit denen er später über lange Jahre im Concentus Musicus Wien zusammenarbeitete. 1952 trat Harnoncourt als Cellist bei den Wiener Symphonikern ein, die damals von Herbert von Karajan geleitet wurden. Diese feste Anstellung behielt er bis 1969. 1953 heirateten Harnoncourt und Alice Hoffelner. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: die Mezzosopranistin Elisabeth von Magnus (* 1954), der Regisseur Philipp Harnoncourt (* 1955), der Schauspieler Eberhard Harnoncourt (1957–90) sowie der Arzt Franz Harnoncourt (* 1961). Ebenfalls 1953 wurde ein Musikkreis gegründet, um „die durch die bildende Kunst dokumentierte Lebendigkeit des Barock auf die Musik zu übertragen“. Im Mittelpunkt standen Nikolaus und Alice Harnoncourt, und man traf sich zum Proben in der Wohnung der Familie Harnoncourt. Die musikalische Bandbreite der Gruppe, die zunächst nur aus Streichern bestand, erstreckte sich vom 18. Jahrhundert bis zurück zur Zeit des Papsthofes in Avignon. Ein Mittel zum Finden eines Verständnisses der Musik war das Sammeln und Spielen passender alter Instrumente und das Wiedererlernen der Spieltechniken, die im Stilwandel der Jahrhunderte verloren gegangen waren. Einen Schlüssel zur Konzeption der Alten Musik bildete weiterhin das rhetorische Verständnis der „Musik als Klangrede“, die Harnoncourt später auch in theoretischen Schriften darlegte. Anfangs war es für das Ensemble noch kein feststehendes Ziel, Konzerte zu geben. Alle Mitglieder hatten feste Musikerstellen, zumeist bei den Wiener Symphonikern. 1954 gab der Musikkreis sein inoffizielles Debüt mit Monteverdis „L‘Orfeo“ unter Paul Hindemith im Wiener Konzerthaus. 1957 fand unter dem Namen Concentus Musicus Wien der erste offizielle Auftritt statt, der den Auftakt für eine Konzertreihe im Palais Schwarzenberg bildete. Der Concentus Musicus besteht aus bis zu zwölf Mitgliedern, zu denen nach Bedarf weitere Musiker kommen. Den internationalen Durchbruch erzielte das Ensemble mit einer Aufnahme der Brandeburgischen Konzerte Johann Sebastian Bachs. 1967 spielte Harnoncourt in dem Film Chronik der Anna Magdalena Bach von Jean-Marie Straub den Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Der Concentus Musicus wirkte in dem Film als Hofensemble mit. Schon fast von Anfang an verbreitete der Concentus Musicus seine Musik auch auf Tonträgern. 1971 begann er seinen exklusiven Plattenvertrag mit Telefunken (später Teldec), der erst 2003 aufgelöst wurde und mittels dessen Hunderte von Einspielungen veröffentlicht wurden, darunter zwischen 1971 und 1990 die Gesamteinspielung aller sakralen Bach-Kantaten, die er sich mit Gustav Leonhardt und dessen Ensemble teilte. Harnoncourt dirigierte im November 2012 auch die Konzerte zum 200. Jahrestag der Gründung des Wiener Musikvereins, der Concentus Musicus trat dabei in drastisch vergrößerter Besetzung gemeinsam mit dem Wiener Singverein auf. Gespielt wurde dabei G. F. Händels Timotheus oder die Gewalt der Musik in der Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart. 1972-92 unterrichtete Harnoncourt am Salzburger Mozarteum Aufführungspraxis und historische Instrumentenkunde und ab dem Wintersemester 1973 auch am Institut für Musikwissenschaft der Universität Salzburg. Zahlreiche prominente Musiker gingen hier durch seine Schule, darunter die Sängerin Barbara Bonney, der Kontrabassist Jonathan Cable und der Oboist David Reichenberg. Nachdem Harnoncourt es lange abgelehnt hatte, sich als Dirigenten zu sehen, und den Concentus Musicus bei überschaubaren Besetzungen immer vom Cello aus leitete, begann er in den 1970er Jahren, als Dirigent anderer Orchester zu agieren. Das erste große klassische Symphonieorchester mit modernen Instrumenten, mit dem er zusammenarbeitete, war das Concertgebouw-Orchester in Amsterdam. 1975-89 wurden im jährlichen Wechsel die Johannes- und Matthäus-Passion von Bach aufgeführt. Die Zusammenarbeit dehnte sich alsbald auf Mozart, Joseph Haydn und bis in die Spätromantik aus: Franz Schubert, Johann Strauß (Sohn), Brahms, Dvorák, Bruckner, Alban Berg. Seit Oktober 2000 war Harnoncourt Ehrengastdirigent des Concertgebouw-Orchesters. Das erste Wiener Traditionsorchester, das Harnoncourt als Dirigenten einlud, waren 1983 die Wiener Symphoniker, bei denen er früher als Cellist gewirkt hatte. 1997 bot das Orchester ihm die Stelle des Chefdirigenten an, die er aber ablehnte. Mit den Wiener Philharmonikern, deren Ehrenmitglied er seit 2005 war, kam Harnoncourt 1984 erstmals zusammen und konzertierte mit ihnen lange Zeit vor allem bei der Salzburger Mozartwoche, dann auch in Wien sowie bei Gastspielen in Europa, den USA und Japan. In den Jahren 2001 und 2003 wurde er von ihnen eingeladen, das Neujahrskonzert zu dirigieren. Mehrere viel gelobte und erfolgreiche gemeinsame Plattenaufnahmen sind inzwischen erschienen (z. B. Mozarts Violinkonzerte mit Gidon Kremer sowie Kim Kashkashian, Aida von Verdi etc.). Harnoncourt leitete auch zwei Einstudierungen sowie die CD-Aufzeichnung von Franz Schmidts Das Buch mit sieben Siegeln (Wiener Philharmoniker, Wiener Singverein). Die Berliner Philharmoniker leitete Harnoncourt seit den 1990er Jahren regelmäßig in der Berliner Philharmonie. Zwei dieser Konzerte sind im „Archiv“ der Digital Concert Hall des Orchesters im Internet als AudioVideo-Livestream öffentlich zugänglich (kostenpflichtig). Nikolaus Harnoncourt benutzte beim Dirigieren keinen Taktstock. Am Anfang seines Wirkens als Operndirigent stand eine Einladung, 1972 an der Mailänder Scala Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria einzustudieren. Abgesehen von wenigen Musikern für das Continuo wurden ausschließlich Instrumentalisten und Sänger des Opernensembles eingesetzt.1975 begann mit Harnoncourt am Pult ein Monteverdi-Zyklus für das Opernhaus Zürich mit dem Regisseur Jean-Pierre Ponnelle, im Rahmen dessen L‘Orfeo (Dezember 1975), L’Incoronazioen di Poppea (Januar 1977) und Il ritorno d’Ulisse in patria (November 1977) inszeniert wurden. Im Juni 1979 folgte noch eine szenische Fassung des achten Madrigalbuches. Der Zyklus genießt noch heute einen legendären Ruf. Im Anschluss fuhr das Duo mit einem Mozart-Zyklus fort: Idomeneo (1980), Lucio Silla (Februar 1981), Mitridate, Re di Ponto (Mai 1983), Die Entführung aus dem Serail (Februar 1985), Così fan tutte (Februar 1986), Die Zauberflöte (November 1986), Don Giovanni (November 1987) und Le nozze di Figaro (Februar 1989; nach Ponnelles Tod in dessen Inszenierung für die Salzburger Festspiele 1972 bzw. die Wiener Staatsoper 1977). Anschließend wirkte er mehrfach als Dirigent bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Nach Ponnelles Tod setzte er seine Arbeit bis Ende 2011 am Zürcher Opernhaus mit wechselnden Regisseuren fort: Jürgen Flimm (Fidelio 1992), Ruth Berghaus (Der Freischütz 1993), Helmuth Lohner (La belle Hélène 1994). Mit Jürgen Flimm arbeitete er seit 1990 auch oft an anderen Orten (Amsterdam, Wien, Graz, Salzburg) zusammen. Als Operndirigent wirkte Harnoncourt seit den frühen 1970er Jahren regelmäßig bei den Wiener Festwochen – zuletzt im Mai 2005 Mozarts Lucio Silla im Theater an der Wien (Regie Claus Guth) –, zweimal führte ihn der Weg an das Pult der Frankfurter Oper (1978 Giulio Cesare in Egitto von Georg Friedricvh Händel und 1980 Castor et Pollux von Jean-Philippe Rameau; jeweils Regie Horst Zankl, Bühnenbild Erich Wonder). Zwischen 1987 und 1991 dirigierte Harnoncourt vier Neuinszenierungen von Mozart-Opern an der Wiener Staatsoper: 1987 Idomeneo (Regie Johannes Schaaf, Bühnenbild David Fielding, Kostüme Tobias Hoheisel), 1988 Die Zauberflöte (Regie Otto Schenk, Bühnenbild und Kostüme Yannis Kokkos), 1989 Die Entführung aus dem Serail (Regie Ursel und Karl-rnst Herrmann, Bühnenbild und Kostüme Karl-Ernst Herrmann) sowie im selben Jahr noch Così fan tutte (Regie Johannes Schaaf, Bühnenbild Hans Schavernoch, Kostüme Lore Haas). Das Ende der Direktion von Claus Helmut Drese bedeutete auch, dass Harnoncourt seine Arbeit an der Wiener Staatsoper einstellte. Dreses Nachfolger hatten ihn lediglich noch für ein Idomeneo-Dirigat angefragt. Weil Harnoncourt den mangelnden dramaturgischen Kontext weiterer Auftritte nicht einsah, zog er sich zurück. Seit 1985 werden in Graz Harnoncourt gewidmete Klassik-Festspiele, die Styriarte, veranstaltet. Die Festspiele sind seitdem die Hauptplattform für den Concentus Musicus geworden. Zu den anfänglichen Konzerten, Oratorienaufführungen und konzertanten Opern sind später auch szenische Opernaufführungen gekommen. Mit Haydn begann Harnoncourt bei der Styriarte 1987 die langjährige Zusammenarbeit mit dem Chamber Orchestra of Europe, die über eine vielbeachtete Gesamtaufnahme der Beethoven-Sinfonien über Schumann und Mendelssohn bis Bartók führte. 2005 dirigierte er eine von Publikum und Kritik begeistert aufgenommene Carmen von Georges Bizet, für die er eine eigene, die Intentionen des Komponisten stärker berücksichtigende, Fassung erarbeitete (Regie Andrea Breth, Bühnenbild Annette Murschetz). 2008 trat Harnoncourt mit Mozarts Idomeneo erstmals nicht nur als Dirigent, sondern auch als Regisseur in Erscheinung, wobei sein Sohn Philipp – der Theatererfahrung als Lichtdesigner hat – ihm als Ko-Regisseur zur Hand ging (Bühnenbild Rolf Glittenberg, Kostüme renate Martin & Andreas Donhauser). Bei der Styriarte 2009 leitete Harnoncourt eine konzertante (halbszenische) Aufführung von Gershwins Oper Porgy and Bess, 2011 präsentierte er Bedrich Smetanas Die verkaufte Braut. Seit den frühen 1990er Jahren war Harnoncourt nahezu jedes Jahr bei den Salzburger Festspielen sowohl als Opern- wie Konzertdirigent präsent. Seine erste Oper dirigierte er dort 1995 (Mozarts Le nozze di Figaro, Regie Luc Bondy). 2006 leitete er anlässlich der Eröffnung des neuen Hauses für Mozart die Neuinszenierung von Mozarts Le nozze di Figaro (Regie Claus Guth) und in der Felsenreitschule die Wiederaufnahme von La clemenza di Tito. Harnoncourt hatte im Dezember 2005 in einem Interview mit der österreichischen Zeitschrift News angekündigt, seine Arbeit bei den Festspielen altersbedingt und wegen seiner Tätigkeit am Theater an der Wien auf sommerliche Orchesterkonzerte zu reduzieren und keine Opernaufführungen mehr zu leiten. So leitete er Ende August 2007 lediglich Konzerte der Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus. Im Sommer 2012 jedoch dirigierte er die Zauberflöte in der Felsenreitschule, mit seinem Concentus Musicus. Die Resonanz bei Kritik und Publikum war zwiespältig. Am Theater an der Wien dirigierte Harnoncourt im März 2006 eine Wiederaufnahme der Lucio-Silla-Produktion der Wiener Festwochen. Im April 2006 leitete er dort eine szenische Realisierung von Mozarts Die Schuldigkeit des ersten Gebots (Regie Philipp Harnoncourt), die im Rahmen des Festivals Osterklang stattfand. Am 17. November 2007 leitete er die Premiere von Joseph Haydns Orlando paladino (Regie Keith Warner). Am 5. Dezember 2009 erfolgte dort die Premiere einer Aufführungsserie der Haydn-Oper Il mondo della luna mit dem Concentus Musicus (Regie Tobias Moretti). 2013 dirigierte Harnoncourt Beethovens Fidelio im Haus seiner Uraufführung, im März 2014 leitete er konzertante Aufführungen der drei Da-Ponte-Opern Mozarts mit dem Concentus Musicus.
Auf dem Gebiet der Vokalmusik begann 1978 eine langjährige Verbindung mit dem Arnold Schönberg Chor unter Erwin Ortner. Dieser Chor war nicht nur Harnoncourts erste Wahl bei Projekten mit dem Concentus Musicus, sondern er tritt auch bei Konzerten mit anderen Orchestern in Erscheinung. In den Kantateneinspielungen Bachs setzte Harnoncourt weiterhin Knabenchöre wie die Wiener Sängerknaben und den Tölzer Knabenchor ein, bei den größeren Vokalwerken bevorzugte er den gemischten Chor. Am 5. Dezember 2015, einen Tag vor seinem 86. Geburtstag, teilte Nikolaus Harnoncourt in einem offenen Brief seinen Rücktritt vom Dirigentenpult mit. Am 5. März 2016 starb Harnoncourt in St. Georgen im Attergau in Oberösterreich. Dort wurde er auf dem Friedhof beigesetzt.
Nikolaus Harnoncourt war Mitglied in der Royal Swedish Academy of Music, Ehrendoktor der Universität Edinburgh und Träger des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. 2008 wurde ihm das Ehrendoktorat der Universität Mozarteum Salzburg verliehen; aus diesem Anlass veranstaltete das Institut für Musikalische Rezeptions- und Interpretationsgeschichte erstmals ein Symposion unter dem Titel Ereignis Klangrede. Nikolaus Harnoncourt als Dirigent und Musikdenker; umrahmt wurden die Feierlichkeiten von einer ersten umfangreichen Ausstellung (In Klängen sprechen – Nikolaus Harnoncourt).
Weitere Informationen auf der ihm gewidmeten Homepage: http://www.harnoncourt.info/
6.12. Mark KOPYTMAN: 90. Geburtstag
Er studierte zunächst Klavier und Musiktheorie. Er absolvierte dann ein Medizinstudium und setzte später seine musikalische Ausbildung bei Roman Simovych an der Musikakademie in Lemberg und bei S. Bogatirev am Moskauer Konservatorium fort. Er erhielt 1958 seinen zweiten PhD und unterrichtete dann in Moskau, Alma-Ata und Chişinău. 1972 wanderte er nach Israel aus und wurde Professor für Komposition an der Jerusalem Academy of Music and Dance, deren Dekan er 1974-94 war. Ab 1979 war er ständiger Gastprofessor an der Hebräischen Universität Jerusalem. 1982-83 und 1988-89 war er Gastprofessor an der University of Pennsylvania. 1991 gab er als Gastprofessor Vorlesungen am Moskauer Konservatorium. 1991 gründete er das Doron Ensemble für Musik der 20. Jahrhunderts.
Kopytman komponierte u.a. zwei Opern, Orchesterwerke, Kammermusik, Klavierwerke und mehrere Ballette. Er wurde u.a. mit dem Koussevitzky International Record Critics Award für das Orchesterwerk Memory (1986), dem israelischen ACUM-Preis für sein Lebenswerk (1992) und dem Preis des israelischen Premierministers (2002) ausgezeichnet. Er starb im Dezember 2011.
Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.kopytman.com/
6.12. Luigi LABLACHE: 225. Geburtstag
Sein Vater, Nicolas Lablache, war Kaufmann in Marseille gewesen und hatte 1791 wegen der Französischen Revolution Frankreich verlassen; seine Mutter war irischer Abstammung. Nach dem frühen Tod des Vaters 1799 begann er seine musikalische Ausbildung am Conservatorio della Pietà dei Turchini in Neapel im Alter von zwölf Jahren. Er studierte dort Musiktheorie, Violin- und Cellospiel sowie Gesang bei Valente. Als Knabenalt sang er ein Solo im Mozart-Requiem in einer Totengedenkfeier für den verstorbenen Komponisten Joseph Haydn 1809 in Neapel. 1812 trat er erstmals am Teatro Carlino in Neapel in den Opern »Erede senza credità« von Palma und »La Molinara« von Fioravanti auf. 1813 heiratete er die Sängerin Teresa Pinotti, mit der er eine sehr glückliche Ehe führte. Nach einem Auftritt in Messina kam er an das Opernhaus von Palermo. Sein Debüt in der Oper »Ser Marc-Antonio« von Stefano Pavesi war so erfolgreich, dass man ihn sogleich für fünf Jahre engagierte. 1817 folgte er einem Ruf an die Mailänder Scala, an der er als Antrittsrolle den Dandini in Rossinis »La Cenerentola« sang. 1821 wirkte er an diesem Haus in der Uraufführung von Fr. Morlacchis Oper »Donna Aurora« mit. Am 30.10.1821 bewunderte man ihn an der Scala in der Uraufführung der Oper »Elisa e Claudio«, deren Basspartie der Komponist Saverio Mercadante für den Künstler geschrieben hatte, am 12.3.1822 an der Scala in der von Meyerbeers »Esule di Granata«, am gleichen Haus am 6.2.1823 in »La Vestale« von Giovanni Pacini. Am Teatro San Carlo Neapel hörte man ihn am 19.11.1825 in der Uraufführung der Oper »L’ultimo giorno di Pompei« von Giovanni Pacini, am 20.5.1826 in der Uraufführung von »Bianca e Fernando« von Bellini und am 6.7.1826 in der von Donizettis Oper »Elvina«, am 19.11.1826 in der Uraufführung von »Niobe« von Giovanni Pacini, am 19.11.1827, ebenfalls am Teatro San Carlo, in »Margherita Regina d’Inghilterra« von Giovanni Pacini. am 15.11.1828 an der Scala in »L’Orfano della selva« von Carlo Coccia, am 12.2.1829 am Teatro San Carlo in Donizettis Oper »Il Paria«. Nach großen Erfolgen in Turin und Venedig kam er 1824 nach Wien. Hier wirkte er am 3.4.1827 als Solist im Mozart-Requiem bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Ludwig van Beethoven mit und hatte auf der Bühne wie im Konzertsaal die gleichen Erfolge, die ihn während seiner gesamten Karriere begleiteten. Franz Schubert widmete ihm seine 1827 komponierten Italienischen Lieder op. 83 auf Verse von Metastasio. König Ferdinand I. von Neapel ernannte ihn 1828 zu seinem Hofsänger, worauf er während mehrere Jahre regelmäßig am Teatro San Carlo Neapel auftrat. Am 16.5.1829 sang er in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Teatro Regio von Parma den Orosmene in »Zaira« von Bellini, am 28.2.1830 am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Il Diluvio universale« von Donizetti, 1832 in der von Donizettis »Sancia di Castiglia«, am gleichen Haus 1829 auch in der Uraufführung von Giovanni Pacinis »Il Connestabile di Chester«, 1833 in »Ferdinando Duca di Valenza« vom gleichen Komponisten. 1830 erschien er erstmals am Her Majesty’s Theatre London als Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, im gleichen Jahr trat er in dieser Partie am Théâtre-Italien in Paris auf. Seitdem teilte sich seine Karriere in die beiden Musikzentren London und Paris, wo er bis 1856 regelmäßig zu hören war. In beiden Städten wurde er vom Publikum begeistert gefeiert. 1834 sang er am Teatro del Fondo Neapel, 1839 am Théâtre-Italien Paris den Dulcamara in Donizettis »L’Elisir d‘amore«, seitdem eine weitere Glanzrolle in seinem Repertoire für die Bühne. Am 28.1.1835 wirkte er am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Ines de Castro« von Giuseppe Persiani mit. 1836-37 gab er der englischen Königin Victoria, die ihn sehr schätzte, Gesangunterricht. Er war einer der wenigen Sänger, die nach der Eröffnung der Londoner Covent Garden Oper (als Royal Italian Opera) 1847 dem Her Majesty’s Theatre und seinem Impresario Limley treu blieben; erst 1854 trat er an der Covent Garden Oper auf. Er wirkte auch weiterhin in wichtigen Uraufführungen von Opern mit. Am 25.1.1835 sang er am Théâtre-Italien in Paris zusammen mit Giulia Grisi, Giovanni Battista Rubini und Antonio Tamburini in der Uraufführung von Bellinis »I Puritani« die Rolle des Riccardo. Acht Monate später sang das gleiche Quartett beim Begräbnis Bellinis in Paris ein Lacrimosa auf die Melodie »Credeasi misera« aus dieser Oper. Am 3.1.1843 war er der Titelheld in der Uraufführung von Donizettis »Don Pasquale« am Théâtre-Italien mit Giulia Grisi, Giovanni Mario und Antonio Tamburini sowie seinem Sohn Frederick Lablache in der Rolle des Notars. Dies war die zehnte und letzte Uraufführung einer Oper von Donizetti, von denen hier nur die Titel genannt seien: »Elvida« (1826), »Esule di Roma« (1828), »Il Giovedi grasso« (1828), »Il Paria« (1829), »I Pazzi per progetto« (1830), »Il Diluvio universale« (1830), »Sancia di Castiglia« (1832), »L’Assedio di Calais« (19.11.1836) diese alle in Neapel, dann am Théâtre-Italien Paris »Marino Falliero« (12.3.1835). Am Théâtre-Italien trat er auch in der Uraufführung der Oper »I Briganti« von Mercadante auf (22.3.1836). Für London kreierte er den König Heinrich in »Anna Bolena« (1831) und den Podestà in »Linda di Chamounix« (1843) von Donizetti. Er wirkte auch am Her Majesty’s Theatre in mehreren Opern-Uraufführungen mit, so am 19.7.1838 in Michael Balfes »Falstaff« (als Titelheld), am 22.7.1847 als Massimiliano in Verdis »I Manasdieri« (mit Jenny Lind als Partnerin), am 8.5.1850 als Caliban in »La Tempesta« von Halévy. 1852 trat er in St. Petersburg in einem Gala-Konzert am Zarenhof auf. Aus seinem sehr umfangreichen Repertoire sind noch zu nennen: der Leporello im »Don Giovanmni«, der Bartolo in »Le nozze di Figaro«, der Baldassare in »La Favorita« von Donizettii und der Raimondo in »Lucia di Lammermoor« vom gleichen Meister. Eine pädagogische Publikation des gefeierten Sängers »Methode de Chant« erregte kaum Aufsehen. 1856 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Er zog sich in das heimatliche Neapel zurück, wo er zwei Jahre später starb. Er wurde auf dem Friedhof von Maisons-Lafitte bei Paris beigesetzt. – Die Schwiegertochter des Sängers Émilie de Méric-Lablache (1830-1901), die dessen Sohn Nicolas Lablache geheiratet hatte, wurde eine international bekannte Mezzosopranistin. Von seinen Kindern wurde sein Sohn Frederick Lablache (* 1817) als Bassist bekannt. Er trat am Théâtre-Italien in Paris u.a. als Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula« auf. Eine Tochter heiratete den berühmten Pianisten Sigismund Thalberg (1812-71). – Luigi Lablache gehört zweifellos zu den größten Bassisten aller Zeiten. Sein Stimmumfang reichte vom tiefen C bis zum eingestrichenen a‘, das er mühelos mit Bruststimme erreichte. Auf der Bühne wirkte er durch die überströmende Tonfülle und die Ausdrucksintensität seiner Bassstimme wie auch durch seine eminente darstellerische Begabung, die er sowohl im seriösen wie im Buffo-Fach einsetzen konnte. Er besaß eine hünenhafte Statur (später dazu eine unwahrscheinliche Korpulenz) und liebte es, als Leporello den Sänger des Masetto im »Don Giovanni« unter seinen Arm zu nehmen und von der Bühne zu tragen.
Lit: F.H. Castil-Blaze: »Biographie de Lablache« (Paris, undatiert); »Onori alla memoria di Luigi Lablache« (Neapel, 1858).
8.12. Edward SOOTER: 85. Geburtstag
Seine Stimme erhielt ihre Ausbildung zunächst an der Friends University in Wichita (Kansas) bei Elsa Haury, dann an der Kansas University in Lawrence bei Joseph Wilkins, endlich an der Hamburger Musikhochschule bei Helmut Melchert. Zu seinem Bühnendebüt kam es 1966 am Stadttheater von Bremerhaven in der Partie des Florestan im »Fidelio«. Es folgten lange Jahre der Tätigkeit an deutschen Opernbühnen, vor allem am Landestheater von Kiel, in Bielefeld, Karlsruhe, Wiesbaden, an den Opernhäusern von Essen und Köln. 1980 wurde er an die Metropolitan Oper New York engagiert. Hier debütierte er als Florestan (nachdem er bereits 1979 bei einem Gastspiel der Metropolitan Oper in Detroit den Tannhäuser gesungen hatte) und trat hier bis 1988 in insgesamt 53 Vorstellungen auch als Otello von Verdi, als Tristan, als Énée in »Les Troyens« von Berlioz, als Lohengrin, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Maler und als Neger in Alban Bergs »Lulu« und als Laca in Janáceks »Jenufa« auf. Er hatte eine bedeutende Karriere an den großen amerikanischen Opernhäusern und sang u.a. bei den Aufführungen des Nibelungenrings an der Oper von Seattle den Siegmund in der »Walküre«, 1986 den Siegfried, bereits 1984 den Tannhäuser. In der Spielzeit 1990-91 war er an der Oper von New Orleans als Florestan zu Gast. 1996 sang er bei den Aufführungen des Nibelungenrings durch die Arizona Opera in Flagstaff (am Grand-Canyon) den Siegmund. Weitere Glanzrollen waren der Parsifal, der Manrico im »Troubadour«, der Ernani, der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Don José in »Carmen«, der Canio im »Bajazzo«, der Ägisth in »Elektra« von R. Strauss und der Babinsky in »Schwanda der Dudelsackpfeifer« von Weinberger. Auch als Konzertsänger bekannt geworden. Er starb 2010 in Blount Country (Tennessee). Er war mit der amerikanischen Sopranistin Kaaren Erickson (1953-97) verheiratet.
Schallplatten: Mitschnitte privater Art aus der Metropolitan Oper wie aus der Oper von Seattle.
8.12. Mieczysław WEINBERG: 100. Geburtstag
Er kam als Sohn eines Musikers schon früh mit Musik in Berührung und begann bereits 1931, Klavier am Konservatorium der Musikakademie Warschau zu studieren. Beim deutschen Überfall auf Polen 1939 brach er sofort seine Studien ab und floh über Minsk und Taschkent nach Moskau, da er Jude war – seine Familie, die aus Kischinjow stammte, von wo aus sie 1903 nach Polen geflohen war, wurde ermordet. Weinberg wurde in der Sowjetunion Moisej Samulowitsch Wajnberg genannt. Zunächst ließ Weinberg sich in Minsk nieder und studierte dort Komposition bei Wassili Solotarjow. Wenige Tage, nachdem er 1941 seine Studien abgeschlossen hatte, musste er vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion fliehen und reiste nach Taschkent, wo er an der Oper arbeitete. Dort heiratete er 1942 Natalja Wowsi-Michoels, Tochter des Schauspielers und Regisseurs Solomon Michoels. 1943 schickte Weinberg seine erste Sinfonie an Dmitri Schostakowitsch, der ihn daraufhin nach Moskau einlud. Noch im selben Jahr ließ sich Weinberg dort nieder und lebte bis zu seinem Tode 1996 in der russischen Hauptstadt als freischaffender Komponist. 1948 starb sein Schwiegervater Solomon Michoels bei einem angeblichen Autounfall, inszeniert von der Moskauer Geheimpolizei. Im selben Jahr wurde Weinberg als einer „von den ‚kleinen Schostakowitschen‘“ wegen formalistischer Tendenzen gerügt. 1953, kurz vor dem Tode Josef Stalins, wurde er – unter dem Vorwurf, die Errichtung einer jüdischen Republik auf der Krim propagiert zu haben – inhaftiert. Sein lebenslanger Freund und Mentor Schostakowitsch setzte sich daraufhin mit einem für die Zeit sehr mutigen Brief für ihn ein, seine Freilassung erfolgte letztlich jedoch aufgrund von Stalins Tod.
Die Oper Die Passagierin gilt als Hauptwerk von Mieczysław Weinberg. Es ist die Geschichte einer Auschwitz-Überlebenden, die „ihrer“ KZ-Aufseherin nach dem Krieg auf einem Ozeandampfer wiederbegegnet. Das 1968 fertiggestellte Werk des Komponisten wurde erstmals 2006 konzertant in Moskau uraufgeführt und erlebte 2010 – mit 42 Jahren Verspätung – seine szenische Weltpremiere als Oper bei den Bregenzer Festspielen. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit trat Weinberg auch als Pianist auf. Er komponierte zudem eine große Anzahl von Filmmusiken, darunter zu Michail Kalatosows Die Kraniche ziehen (1957), Sergei Urussewskis Abschied von Gulsary (1968), Fjodor Chitruks Die Ferien des Bonifazius (1965) und Winnie Pooh (1969) sowie Alows & Naumows Teheran 43 (1981). Bevor Weinberg ein Werk veröffentlichte, zeigte er es Schostakowitsch. Das galt auch umgekehrt. Es ist auch bekannt, dass sie sich gegenseitig zum Komponieren animierten; so lieferten sie sich einen kleinen privaten Wettbewerb um Streichquartette. Die gegenseitige Wertschätzung hat klare Spuren in den Werken beider Komponisten hinterlassen: „Schostakowitsch zum Beispiel kann man nicht verstehen, wenn man Weinberg nicht kennt – und umgekehrt“, sagt die Pianistin Elisaveta Blumina. Es wäre daher falsch, Weinberg als Schostakowitsch-Epigonen zu betrachten: So spielt z. B. das motorische Element bei ihm eine weniger bedeutende Rolle, wohingegen die melodische Komponente deutlich aufgewertet wird. Unverkennbar ist der Einfluss jüdischer Folklore, der sich aber anders als bei Schostakowitsch v. a. in charakteristischen Intervallschritten manifestiert. Die hohe strukturelle Bedeutung von Quarten und Quinten verweist dagegen eher auf Paul Hindemith. Allerdings ist teilweise auch ein Bezug seiner Musik zur Romantik zu erkennen; so zitiert er beispielsweise in seiner 21. Sinfonie „Kaddish“ das Thema der 1. Ballade in g-moll von Frédéric Chopin. Oft zeigt Weinbergs Musik einen eher gezügelten emotionalen Ausdruck, der manchmal beinahe klassizistisch anmutet. Weinbergs Werke sind meist großformatig angelegt; er konzentrierte sich auf Gattungen wie Symphonie und Sonate. Nach einigen recht modernen ersten Kompositionen (1. Streichquartett, 1. Klaviersonate) sind seine folgenden Werke (besonders um 1950) durch klare Tonalität gekennzeichnet. In späteren Werken weitet Weinberg das tonale Idiom beträchtlich aus und schreibt eine eher introvertierte, persönliche Musik. Viele seiner Werke setzen sich mit der Thematik des Krieges auseinander. Seine letzten Werke, besonders die Kammersinfonien, sind teilweise von ungewöhnlicher Heiterkeit erfüllt und kehren wieder zu eingängiger Melodik und klarer Tonalität zurück.
Die Schreibweise seines Namens variiert teilweise, CD-Einspielungen seiner Werke sind teilweise in ein und demselben Katalog an zwei verschiedenen Stellen zu finden: Unter »Weinberg« und »Vainberg«. Das liegt daran, dass sein Name, der in der ursprünglichen Schreibweise (»Weinberg«, polnisch »Wajnberg«) jüdisch-deutschen Ursprungs ist, in Russland zu »Вайнберг« transkribiert wurde. Die englische Rücktranskription, die für die ersten CD-Aufnahmen gemacht wurde, lautet entsprechend »Vainberg« oder sogar »Vaynberg«. Inzwischen scheint sich für die Wiedergabe mit lateinischen Buchstaben die Schreibweise »Weinberg« durchzusetzen. Im Jahr 2015 gründete der Geiger Linus Roth gemeinsam mit dem Dirigenten Thomas Sanderling eine »Internationale Mieczysław-Weinberg-Gesellschaft«. Die Gesellschaft will dazu beitragen, dass Weinbergs Werk vermehrt aufgeführt und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird. Zur Ehrenpräsidentin berufen wurde Irina Schostakowitsch, die Witwe von Dmitri Schostakowitsch.
8.12. Pierre-Joseph CANDEILLE: 275. Geburtstag
Biographie des französischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Pierre-Joseph_Candeille
9.12. Anton DIAKOV: 85. Geburtstag
Er entstammte einer hoch angesehenen bulgarischen Familie; sein Vater war bulgarischer Botschafter in Spanien, Frankreich, Jugoslawien und in der Türkei; anfänglich Studium der Architektur in Sofia und Rom. Ausbildung der Stimme durch Assem Dimitroff in Sofia, dann seit 1961 an der Accademia di Santa Cecilia in Rom durch Luigi Ricci. 1954, 1956 und 1957 gewann er die Nationalen Gesangwettbewerbe für Bulgarien in Sofia. Als sein eigentliches Bühnendebüt ist der König in Verdis »Aida« bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom 1962 zu bezeichnen. Ein Jahr später debütierte er an der Oper von Frankfurt a.M. als Rangoni in »Boris Godunow« von Mussorgsky. Er sang vor allem im deutschsprachigen Raum an den Opernhäusern von Bremen (1965-67), Kiel, Mannheim, Stuttgart und Zürich und war dann 1968-2000 Mitglied des Stadttheaters von Basel. Seit 1965 Auftritte im Rahmen der Salzburger Festspiele. Hier hörte man ihn 1965-67 als Warlaam im »Boris Godunow«, 1966-67 als Zuniga in »Carmen«, 1971 als Plutone und als Caronte in Monteverdis »L‘Orfeo«, 1972 als Consiglio in der Barock-Oper »Rappresentatione di Anima e di Corpo« von E. de Cavalieri sowie am 20.8.1973 in der Uraufführung von Carl Orffs »De Temporum fine Comoedia«. Erfolgreiche Gastspiele in Lissabon, Barcelona, Marseille, Turin und Parma und schließlich an der Metropolitan Oper New York (Spielzeit 1963-64, Antrittsrolle: Colline in »La Bohème«). In insgesamt acht Vorstellungen ist er an diesem Haus außerdem noch als Ferrando im »Troubadour« sowie in einem Galakonzert erschienen. Gastspiele an der Mailänder Scala (1981 als Warlaam sowie als Gevatter in »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky) und an der Grand Opéra Paris (1982 als Angelotti in »Tosca«, 1984 als Pimen und als Warlaam im »Boris Godunow«). Noch 1998 sang er in Basel den Montano in Verdis »Otello«, 1999 den Baron Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«. Seine machtvolle, dunkle Bass-Stimme beherrschte vor allem die großen Partien aus dem slawischen Repertoire, fand aber auch in italienischen Partien und in Opern von Mozart, Wagner und Weber ihre Aufgaben. Er nahm in Basel an den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Orlando Paladino« von J. Haydn (Spielzeit 1982-83 als Caronte) und »Aus einem Totenhaus« von Janácek (1973-74 als Schischkow) teil. Internationale Karriere auch als Konzertsolist sowohl im Bereich des Oratorien- wie des Liedgesangs. Er starb im Juni 2016.
Schallplatten: Decca (integrale Opern »Boris Godunow«, »La Gioconda« von Ponchielli, »La Favorita« von Donizetti), Angel, DGG (»De temporum fine comoedia«, Matthäuspassion von J.S. Bach), HMV (»Samson et Dalila«, eine weitere Gesamtaufnahme des »Boris Godunow«), Schwann (Stabat mater von Dvorák), Erato (»Krieg und Frieden« von Prokofieff), Pick (Lieder russischer Komponisten), VDE-Gallo (Russische Lieder).
9.12. Luciano SALDARI: 85. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Conservatorio G.B. Martini in Bologna, in erster Linie als Schüler von Antonio Melandri. Er wurde Preisträger bei Gesangwettbewerben in Vercelli, Parma, Mantua und Brescia und kam 1957 am Teatro Sperimentale Spoleto zu seinem Bühnendebüt als Herzog im »Rigoletto«. Er sang in den folgenden Jahren an vielen italienischen Bühnen von Rang, darunter an der Mailänder Scala (1963 Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, 1971 Arturo in Bellinis »I Puritani«, Herzog im »Rigoletto« und Pinkerton in »Madame Butterfly«), an den Opernhäusern von Venedig, Florenz, Genua, Palermo, Neapel, Turin, Triest und Parma. Internationale Erfolge bei Gastspielen in aller Welt: an der Staatsoper Wien (1969-85 als Rodolfo, als Alfredo in »La Traviata« und als Macduff in Verdis »Macbeth«), an der Deutschen Oper Berlin, an der Grand Opéra Paris, an der Niederländischen Oper Amsterdam, an den Nationalopern von Budapest, Bukarest, Prag, Belgrad und Sofia, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in Köln, Essen, Nürnberg, Wiesbaden, Bordeaux, Toulouse, Marseille, Nancy und Nizza, bei den Festspielen von Athen und Orange und an der Oper von Johannesburg. Dabei sang er Partien wie den Gualtiero in Bellinis »Il Pirata«, den Arturo in dessen Oper »La Straniera«, den Elvino in »La Sonnambula«, den Nemorino in »L’Elisir d’amore«, den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Fernando in Donizettis »La Favorita«, den Faust in »Faust« von Gounod wie in »Mefistofele« von Boito, den Titelhelden in Mascagnis »L’Amico Fritz«, den Manrico im »Troubadour«, den Ruggero in »La Rondine« und den Wassilij in »Mavra« von Strawinsky. Er starb 1996 in Genua.
Mitschnitte von Rundfunksendungen, darunter auch vollständige Opern.
9.12. Alan RIDOUT: 85. Geburtstag
Er studierte kurzzeitig an der Guildhall School of Music bevor er auf das Royal College of Music in London wechselte und dort vier Jahre lang studierte. Dort wurde er von Herbert Howells und Gordon Jacob unterrichtet. Später wurde er von Michael Tippett, Peter Racine Fricker und Hank Badings unterwiesen. Nach seinem Studium lehrte er selbst am Royal College of Music, aber auch an den Universitäten von London, Cambridge, Birmingham und der King’s School in Canterbury. Alan Ridout schrieb vor allem Kirchen-, Orchester-, und Kammermusik, am meisten aber für Kinder. Er arbeitete vor allem mit dem Leicestershire Schools Symphony Orchestra (LSSO). Sein Stück Three Pictures of Picasso, das eigentlich für das National Youth Orchestra geschrieben war, führte Alan Ridout 1964 mit dem LSSO auf, und leitete so seine Arbeit mit diesem ein. Ridouts zweite Sinfonie führte er 1965 ebenfalls mit dem LSSO auf und widmete es seinem früheren Lehrer Sir Michael Tippett anlässlich seines 60. Geburtstages. 1967 führte Ridout das Tanzdrama Funeral Games for a Greek Warrior mit dem LSSO auf und in ebendiesem Jahr nahm er auch seine erste Schallplatte mit dem Pye Golden Guinea label auf. Alan Ridout lebte die meiste Zeit in Canterbury. Er starb 1996 in Caen in Frankreich.
9.12. Friedl LOOR: 100. Geburtstag
Sie hieß eigentlich Friedel Loose und war die jüngere Schwester der bekannten Sopranistin Emmy Loose (1914-87), die lange Jahre an der Wiener Staatsoper wirkte. Sie studierte bei Fritz Imhoff in Wien und hatte ihr erstes Engagement in der Spielzeit 1941-42 am Landestheater Salzburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat sie in den Jahren 1946-49 am Wiener Raimund-Theater sehr erfolgreich als Operettensängerin auf und blieb seitdem in diesem Fach tätig. 1952-53 war sie am Gärtnerplatztheater in München im Engagement, 1954-57 am Landestheater Linz/Donau; dazu trat sie immer wieder gastierend an den großen Wiener Operettenhäusern und an anderen österreichischen Theatern auf. Dabei sang sie mit Vorliebe Partien aus dem Soubretten-Fach. 1952 sang sie an der Wiener Volksoper und 1957 bei den Bregenzer Festspielen den Henri im »Opernball« von R. Heuberger. Sie starb am 22.7.2017.
Schallplatten: Philips (Operetten-Querschnitte), Amadeo (Ausschnitte aus Operetten). – Sie sollte nicht mit der Sopranistin Friedel Loos verwechselt werden, die während mehrerer Jahre am Theater von Bielefeld engagiert war.
9.12. Fernand FANIARD: 125. Geburtstag
Sein eigentlicher Name war Fernand Smeets. Er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium seiner Geburtsstadt Paris bei Tilkin Servais und war 1920-26 unter seinem eigentlichen Namen als Bariton am Théâtre de la Monnaie Brüssel engagiert. Er wechselte von dort an die Oper von Antwerpen und begann hier mit einer Umschulung für das Tenorfach. Seit 1928 trat er, nun unter dem Namen Fernand Faniard, als Tenor, und vor allem in Partien aus dem heldischen Fach, auf. 1928 gastierte er erstmals an der Oper von Monte Carlo, und zwar als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Bis 1937 trat er fast alljährlich in Monte Carlo auf (Dimitrij im »Boris Godunow«, Herodes in »Salome«, Siegmund in der »Walküre«, Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, Nero in »Quo vadis?« von J. Nougès, Nicias in »Thaïs« von Massenet). 1930 debütierte er an der Grand Opéra Paris (wieder als Samson); auch hier erschien er in heldischen Tenorpartien wie dem Eleazar in »La Juive« von Halévy, dem Jean in »Hérodiade« von Massenet, dem Menelas in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, vor allem aber in seinen Wagnerrollen (Lohengrin, Tannhäuser, Siegmund, Tristan). Er trat dazu an den führenden französischen Provinztheatern auf, u.a. in Marseille, Lyon, Toulouse, Nizza und Rouen, in Belgien (1938 und 1939 am Théâtre de la Monnaie Brüssel, in Lüttich und Gent), am Teatro Regio Parma (als Lohengrin) und in Nordafrika (Opernhäuser von Algier und Oran). 1951 wirkte er am Theater von Straßburg in der französischen Erstaufführung von Hindemiths »Mathis der Maler« mit. Er trat auch als Konzert- und Liedersänger in Erscheinung und sang in Sendungen des französischen und des belgischen Rundfunks. Er starb 1955 in Paris.
Schallplatten, teilweise Mitschnitte von Radiosendungen.
9.12. Anna BARTELS: 150. Geburtstag
Sie war zuerst Schülerin von Signe Hebbe in Stockholm, dann von Désirée Artôt de Padilla in Paris. 1897 debütierte sie an der Königlichen Oper Stockholm als Titelheldin in »Martha« von Flotow. Für mehr als zwanzig Jahre vertrat sie das lyrische und das Fach der Koloratur-Soubrette an der Stockholmer Oper, bei deren Publikum sie sehr beliebt war. Sie trat hier u.a. als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, als Susanna in »Figaros Hochzeit«, als Donna Elvira im »Din Giovanni«, als Philine in »Mignon« von A. Thomas, als Musetta in »La Bohème« (schwedische Erstaufführung 1901), als Micaela in »Carmen«, als Woglinde im »Rheingold« (schwedische Erstaufführung 1901), als Fathoumah in »Marouf« von H. Rabaud (schwedische Erstaufführung 1915), als Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier« (schwedische Erstaufführung 1920) und als Ciesca in »Gianni Schicchi« von Puccini (schwedische Erstaufführung 1920) auf, auch als Juno in der Offenbach-Operette »Orpheus in der Unterwelt«. Gegen Ausgang ihrer Karriere ist sie auch in Mezzosopran-Partien zu hören gewesen. Nicht weniger bedeutend war ihre Karriere als Konzert- und Liedersängerin; später in Stockholm pädagogisch tätig. Sie starb 1950 in Stockholm.
Schallplatten: Fünf Platten bei Favorite (1908), fünf bei HMV (1913-14).
10.12. Sesto BRUSCANTINI: 100. Geburtstag
Er studierte zuerst Jura und promovierte in diesem Fach; seit 1947 Herausgeber einer literarischen Zeitschrift in Rom, dann Gesangstudium bei Luigi Ricci in Rom. 1947 Preisträger bei einem Wettbewerb des italienischen Rundfunks. Bühnendebüt bereits 1946 in Civitanova als Colline in »La Bohème«. Großer Erfolg 1949 an der Mailänder Scala als Geronimo in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa. Viele Jahre hindurch war er ständig an der Scala anzutreffen, u.a. 1951 als Masetto im »Don Giovanni«, als Mengozzo in »La Cecchina« von Piccini und als Bailli in »Werther« von Massenet, 1951 und 1958 als Dulcamara in »L’Elisir d‘amore«, 1953 als Leporello im »Don Giovanni« und als Taddeo in »L’Italiana in Algeri«, 1954 als Dandini in »La Cenerentola«, 1957-58 als Selim in Rossinis »Il Turco in Italia«, 1958 wieder als Geronimo, 1959 und 1984-85 als Don Pasquale, 1961 als Jeletzki in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Don Bucefalo in »Le Cantatrici Villane« von V. Fioravanti und als Germano in »La scala di seta« von Rossini, 1964-65 und 1971 als Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1964 als Graf Almaviva in »Le nozze di Figaro«, 1965 als Malatesta im »Don Pasquale«, als Alfonso in Donizettis »La Favorita« und als Don Alfonso in »Così fan tutte«, 1978 als Fra Melitone in »La forza del destino«. Er sang dann an den großen italienischen Bühnen und im italienischen Rundfunk. 1950 hörte man ihn am Teatro Eliseo Rom als Selim, im gleichen Jahr an der Oper von Rom in der italienischen Erstaufführung der »Carmina Burana« von C. Orff. Große Erfolge auch bei den Festspielen von Glyndebourne (wo er 1951 und 1953 den Don Alfonso in »Così fan tutte«, 1952, 1956 und 1959 den Guglielmo in der gleichen Oper, 1952-53 und 1959-60 den Dandini, 1953 den Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1954-55 und 1961 den Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1955-56 den Titelhelden in »Le nozze di Figaro«, 1960 den Ford in Verdis »Falstaff« und den Leporello, 1962 den Dulcamara und 1985 den Don Magnifico in »La Cenerentola« sang) und Edinburgh (wo er 1953 den Dandini, 1954 den Raimbaud in »Le Comte Ory« von Rossini und den Don Alfonso in »Così fan tutte«, 1955 den Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1957 den Prosdocimo in Rossinis »Il Turco in Italia« anlässlich eines Gastspiels der Mailänder Scala, 1960 den Ford in Verdis »Falstaff« und den Gil in »Il Segreto di Susanna« von E. Wolf-Ferrari, 1983 den Michonnet in »Adriana Lecouvreur« von Cilea bei einem Gastspiel des Teatro San Carlo Neapel sang). Bei den Festspielen von Salzburg sang er 1952 den Don Pasquale, dann, dreißig Jahre später, 1983-85 den Don Alfonso in »Così fan tutte«. Erfolgreiche Gastspiele an der Staatsoper von Wien (1974 als Fra Melitone und als Leporello), in Brüssel, Monte Carlo (1956 als Leporello) und Zürich wie beim Holland Festival (1953 als Figaro in »Le nozze di Figaro«). 1961 fügte er, zuerst an der Oper von Chicago, Partien aus dem italienischen dramatischen Fach, vor allem aus Verdi-Opern, in sein Repertoire ein, das schließlich über hundert Rollen umfasste. Er trat als Gast 1962 am Teatro Colón Buenos Aires auf (Antrittsrolle: Figaro in »Barbier von Sevilla«, den er im Ablauf seiner Karriere mehr als 300mal sang), ebenfalls 1962 am Teatro San Carlos Lissabon (als Don Alfonso in »Così fan tutte«). Glanzvolle Gastspiele an der Covent Garden Oper London (1974), an der Scottish Opera Glasgow (1973-74 als Germont-père in »La Traviata« und 1976-77 die Titelrolle im »La Traviata« von Verdi), an der Pariser Grand Opéra, in Bordeaux, Marseille, Amsterdam, Sydney, Prag, Barcelona, Mexico City, Dallas und San Francisco (1967 und 1969 Dulcamara, 1969 Marcello in »La Bohème«, 1982 Dandini). Seine Karriere dauerte ungewöhnlich lange. 1981 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Taddeo in Rossinis »L’Italiana in Algeri« und sang dort bis 1983 in insgesamt 31 Vorstellungen auch den Dulcamara, den Bartolo im »Barbier von Sevilla« und den Michonnet. 1988 sang er in Los Angeles den Don Alfonso und noch 1990 bei den Festspielen von Macerata den Alfio in »Cavalleria rusticana« sowie an der Oper von Rom den Bailli. Er betätigte sich später auch im pädagogischen Bereich. Er starb 2003 in Porto Civitanova. Seit 1953 war er zeitweilig mit der bekannten Sopranistin Sena Jurinac (1921-2011) verheiratet. – Seine technisch vortrefflich gebildete Bass-Baritonstimme erreichte ihre besten Leistungen in den Opern von Mozart und in italienischen Belcanto-Partien; sein Bühnenrepertoire wurde durch seinen Umfang wie durch eine besondere Vielseitigkeit gekennzeichnet.
Lit: E. Forbes: Sesto Bruscantini (in »Opera«, 1971).
Schallplatten: Cetra (»La fille du régiment«, »L’elisir d’amore« und »Don Pasquale« von Donizetti, »Le Cantatrice villane« von Fioravanti, »L’Amore dei tre Re« von Montemezzi, »Le nozze di Figaro«, »Un Giorno di Regno« von Verdi, »Il Campanello di Notte« von Donizetti), HMV (»le nozze di Figaro«, »Il Maestro di Capella« von Cimarosa, »La Cenerentola«), Columbia (»Così fan tutte«), Decca (»La Cenerentola«), Acanta (»La Traviata«), RCA (»Orlando furioso« von Vivaldi), EJS (»I Masnadieri« von Verdi), Ricordi. Sang 1978 auf Bellaphon in Rossinis »L’Italiana in Algeri«, auf MRF in »La Cecchina« von Piccinni und »Griselda« von Alessandro Scarlatti, auf Melodram in »La Molinara« von Paisiello und Leporello in »Don Giovanni« (Neapel 1955), auf IRTEM in »Il Re Teodoro in Venezia« von Paisiello, auf Memories in »Agnese di Hohenstaufen« von Spontini (Rom 1970), auf Opera Rara in »Emilia di Liverpool« von Donizetti und noch 1990 auf Orfeo den Don Alfonso in »Così fan tutte«; Video-Aufnahme »Don Pasquale« auf HCM.
10.12. Sven-Eric JOHANSON: 100. Geburtstag
Biographie des schwedischen Komponisten auf Schwedisch: http://sv.wikipedia.org/wiki/Sven-Eric_Johanson
10.12. Ančica MITROVIĆ: 125. Geburtstag
Als Amneris
Sie studierte in ihrer Geburtsstadt Rijeka und debütierte 1913 als Operettensoubrette am Theater von Osijek (Esseg). Sie sang danach am Theater von Varazdin, dann an den Opernhäusern von Ljubljana (Laibach) und Maribor (Marburg a. d. Drau). Ende der zwanziger Jahre ging sie nach Deutschland, wo sie 1928-30 am Opernhaus von Leipzig und 1930-32 am Landestheater von Darmstadt engagiert war. Darauf kehrte sie wieder nach Jugoslawien zurück und war seit 1932 ein hoch geschätztes Mitglied der Kroatischen Nationaloper Zagreb. Hatte sie zunächst hauptsächlich Operettenpartien gesungen, so wandte sie sich ab 1926 der Oper zu und nahm eine Vielzahl von dramatischen Sopran- und Mezzosopran-Rollen in ihr Repertoire auf: die Carmen und die Kundry im »Parsifal«, die Brünnhilde im »Siegfried«, die Venus im »Tannhäuser« und die Ortrud im »Lohengrin«, die Marina im »Boris Godunow« und die Adalgisa in »Norma«, die Santuzza in »Cavalleria rusticana« und die Titelfigur in der Richard Strauss-Oper »Salome«, die Marie im »Wozzeck« von Alban Berg und die Katerina Ismailowa in der Oper »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch. Die Künstlerin, deren Darstellungskunst auf der Bühne immer wieder bewundert wurde, war mit dem Dirigenten und Komponisten Andro Mitrovic (1879-1940) verheiratet. Sie starb 1986 in Zagreb.
10.12. Melanie ANDRÉE: 150. Geburtstag
Sie trat zuerst 1885 als Schauspielerin in Böhmisch-Leipa (Ceská Lipa) auf, ließ dann aber ihre Stimme durch den Kapellmeister Brandl ausbilden und ging zur Operette über. 1887-88 hatte sie am Theater an der Wien, 1890 am Carl-Theater in Wien große Erfolge, am letztgenannten Haus vor allem in Weinbergers »Lachenden Erben«. Sie blieb bis 1893 in Wien tätig und kam dann in den folgenden Jahren an Berliner Operettentheatern (Lindentheater, Friedrich Wilhelmstädtisches Theater) zu ähnlichen Erfolgen. 1898 war sie vorübergehend in Innsbruck engagiert und nahm dann 1899 ein Engagement am Theater am Gärtnerplatz in München an. Dort blieb sie bis 1907 tätig. Ihre großen Rollen auf der Operettenbühne waren die Kurfürstin im »Vogelhändler« von Zeller, die Carlotta in »Gasparone« von Millöcker, die Marguerite im »Opernball« von Heuberger, die Germaine in »Les cloches de Corneville« von Planquette, die Yum-Yum im »Mikado« von Gilbert & Sullivan, die Titelpartien in »Giroflé-Girofla« von Lecocq und in »Die Geisha« von S. Jones.
10.12. Josef GUM: 175. Geburtstag
Seine Ausbildung zum Sänger erfolgte an der Musikhochschule München. Nachdem er zuerst als Chorsänger an der Münchner Hofoper tätig gewesen war, wurde er 1874 als Solist in das Ensemble dieses Hauses übernommen. Nach einem erfolgreichen Gastspiel kam er 1877 an das Hof- und Nationaltheater Mannheim, wo er bis 1887 auftrat. Dann ging er an die Hofoper von Stuttgart und blieb deren Mitglied bis zu seinem Tod 1890. Er beherrschte ein sehr umfangreiches Rollenrepertoire, das u.a. den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Florestan im »Fidelio«, den Max im »Freischütz«, den Hüon im »Oberon« von Weber, den Titelhelden in »Alessandro Stradella« von Flotow, den Faust von Gounod, den Don José in »Carmen«, den Herzog im »Rigoletto« und den Radames in »Aida« enthielt.
11.12. Linda KELM: 75. Geburtstag
Ihr Vater war Dirigent einer Musikkapelle. Ohne eigentlich die Absicht zu haben, Sängerin zu werden, studierte sie am Westminster College in Seattle, war dann aber als Verkäuferin in einem Hutgeschäft und als Sprechstundenhilfe eines Arztes dort beschäftigt. Sie ging schließlich nach New York, wo sie an einer Privatschule unterrichtete. Auf Empfehlung der bekannten Opernsängerin Irene Dalis wurde sie an der Aspen School of Music Schülerin von Jennie Tourel und in New York von Judith Natalucci. 1977 kam es zu ihrem Bühnendebüt an der Oper von Seattle als Helmwige und als dritte Norn im Nibelungenring. 1979 sang sie erstmals die Titelfigur in Puccinis »Turandot« (in englischer Sprache) in Wilmington (Delaware). 1981 hatte sie in dieser Partie einen sensationellen Erfolg in Seattle und gastierte nun als Turandot u.a. in Houston/Texas, in Salt Lake City, an der City Opera New York (seit 1983), in Chicago, Portland (1986), Hamburg und (konzertant) 1983 in Amsterdam. In St. Louis erlebte man sie als Salome in der gleichnamigen Richard Strauss-Oper, in der New Yorker Carnegie Hall in der Rolle der Fürstin in »Rusalka« von Dvorák. Auch als Leonore im »Fidelio« aufgetreten. Ihren großen Durchbruch hatte sie 1982 als Turandot an der San Francisco Opera. 1983 kam sie dann nach Europa und sang in Perugia in der Oper »Demofoonte« von Cherubini die Dirce. Besondere Erfolge hatte sie seit 1985 als Brünnhilde in den Aufführungen des Ring-Zyklus an der Oper von Seattle. Gastspiele seit 1985 auch an der Hamburger Staatsoper und an der Deutschen Oper Berlin. Mit beiden Häusern schloss sie Gastverträge ab. An der Deutschen Oper Berlin hörte man sie 1986 und 1989 als Turandot von Puccini, 1991 am Opernhaus von Montpellier als Isolde in »Tristan und Isolde«. 1988 debütierte sie als Brünnhilde im »Siegfried« an der Metropolitan Oper New York, an der sie noch im gleichen Jahr auch als Turandot gastierte. Sie starb 2016 in Salt Lake City.
Schallplatten: DGG (Helmwige in der »Walküre«).
11.12. János KULKA: 90. Geburtstag
Er wurde in Budapest, wo er auch seine Jugend verbrachte, ausgebildet. Nach seinem Studium war er Solorepetitor und wurde später Dirigent an der Budapester Staatsoper. 1957 wirkte er in Wien und später an der Bayerischen Staatsoper in München. An der Württembergischen Staatsoper in Stuttgart wurde er Erster Kapellmeister und 1961 an der Hamburgischen Staatsoper. Als Generalmusikdirektor war er 1964-75 in Wuppertal tätig. In dieser Zeit dirigierte er als Gast im In- und Ausland, u.a. an der Wiener Staatsoper, an der er 1972-2000 insgesamt 111 Vorstellungen leitete. 1976-87 leitete er die Nordwestdeutsche Philharmonie und war gleichzeitig Staatskapellmeister in Stuttgart. Nach schwerer Krankheit starb er im Oktober 2001 in Stuttgart
11.12. Johann Karl HERBOLD: 225. Geburtstag
Er war als Schauspieler und als Bass-Buffo in den Jahren 1822-39, dann wieder seit 1841 bis zu seinem Tod am Stadttheater von Mainz engagiert, wo man ihn vor allem in den Opern von Lortzing (van Bett in »Zar und Zimmernann«, Baculus im »Wildschütz«) sehr schätzte. 1826 gastierte er am Hoftheater von Darmstadt als Orbazzano in Rossinis »Tancredi«. Er starb 1843 in Mainz. – Sein Sohn Karl Herbold († 30.6.1884 Dresden) war seit 1854 in ähnlicher Weise wie sein Vater am Hoftheater von Dresden im Engagement. Seine Schwester Marie Heese-Herbold (* 1825 Wiesbaden, † 29.10.1853 Dresden) war als Soubrette 1841-45 am Hoftheater Kassel tätig, trat darauf in Braunschweig, in Breslau und am Theater in der Josefstadt in Wien auf und war 1851-53 am Hoftheater von Dresden engagiert. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler Rudolf Heese († 1870). Aus dieser Ehe stammte die bekannte Schauspielerin Clara Heese (1851-1921), die am Wiener Burgtheater und am Hoftheater von München eine große Karriere hatte. – Eine Angehörige der Theaterfamilie Herbold war auch die Sopranistin Betty Herbold (* 9.3.1828 Koblenz, † 17.12.1913 Darmstadt), die in der Saison 1850-51 in Partien aus dem Soubrettenfach am Theater von Riga und später lange Zeit am Hoftheater von Darmstadt auftrat, und die, wie fast alle Mitglieder ihrer Familie, auch gleichzeitig als Schauspielerin tätig war.
13.12. Richard BREITENFELD: 150. Geburtstag
Schüler von Johannes Ress in Wien. Debüt 1897 am Opernhaus von Köln als Graf Luna im »Troubadour«, wo er auch 1902 an der Uraufführung der Oper »Die Pompadour« von Emanuel Moor teilnahm. Er blieb bis 1902 in Köln und ging dann an das Opernhaus von Frankfurt a.M., wo er fast 30 Jahre wirkte. Er gastierte an großen deutschen Bühnen und beim Wagner-Verein in Amsterdam (u.a. 1905 in der von Bayreuth verbotenen holländischen Premiere des »Parsifal« als Amfortas). Für Holland kreierte er in Amsterdam den Spielmann in der Premiere von Humperdincks »Königskinder« (1912). 1913 sang er dort abermals mit großem Erfolg den Wolfram im »Tannhäuser« sowie den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss mit Aino Ackté in der Titelrolle. 1899 gastierte er an der Wiener Hofoper als Silvio im »Bajazzo«, 1901-11 regelmäßig an der Münchner Hofoper zu Gast, auch Gastspiele an den Hoftheatern von Karlsruhe, Stuttgart und Wiesbaden. 1917 gastierte er am Stadttheater von Zürich als Kurwenal in »Tristan und Isolde«. Am 18.1.1912 wirkte er in Frankfurt in der Uraufführung der Oper »Oberst Chabert« von Hermann Wolfgang von Waltershausen in der Titelrolle, am 15.3.1913 in der von Zemlinskys »Das Spielwerk und die Prinzessin«, am 1.7.1920, ebenfalls in Frankfurt, in der Uraufführung der Oper »Die ersten Menschen« von Rudi Stephan in der Partie des Kajin mit. 1927 feierte man in Frankfurt sein 25jähriges Jubiläum mit einer Festvorstellung von Verdis »Rigoletto«, 1932 seinen Bühnenabschied als Tonio im »Bajazzo«. Weitere Partien aus seinem sehr umfangreichen Bühnen-Repertoire waren der Jäger im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, der Faninal im »Rosenkavalier«, der Sebastiano in »Tiefland« von E. d’Albert, der Francesco in »Mona Lisa« von Max von Schillings, der König Salomon in der »Königin von Saba« von Goldmark, der Posa im »Don Carlos« und der Jago im »Otello« von Verdi, der »Eugen Onegin«, der Valentin im »Faust« von Gounod und der Scarpia in »Tosca«. Er musste seine Karriere 1932 wegen seiner starken Kurzsichtigkeit beenden und lebte als Gesangslehrer in Frankfurt. Am 1. September 1942 wurde der jüdische Künstler mit seiner Frau Olga nach Theresienstadt deportiert, wo sie bald darauf starben. Er war vor allem als Wagner-Sänger bedeutend. Neben seinem Wirken auf der Bühne auch als Konzert- und Oratoriensänger, vor allem als Interpret der Lieder von Hans Pfitzner, bekannt geworden.
Erste Aufnahmen auf auf G & T (Frankfurt, 1904), dann auf HMV und Odeon.
14.12. Lars-Erik JONSSON: 60. Geburtstag
Er war an den Opernhäusern in Göteborg und Malmö sowie der Königlichen Oper Stockholm, an der Finnischen Nationaloper in Helsinki, der Königlichen Oper Kopenhagen und der Deutschen Staatsoper Unter den Linden in Berlin engagiert. Er spielte in den Jahren 2002/03 an der Oper Frankfurt den Herodes in »Salome« von R. Strauss und den Quint in Brittens »The Turn of the Screw« und in der Spielzeit 2003/ 04 den Tichon in Janáceks »Katja Kabanowa« und 2004/05 den Fürst Wassili Golizyn in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. Jonsson starb 2006 in Göteborg an den Folgen eines Herzinfarktes.
14.12. Gohar GASPARJAN: 95. Geburtstag
Sie wurde durch die Pädagogen V. Karro und E. Feldmann in Kairo ausgebildet und erregte schon bei den ersten Konzerten, die sie 1939 gab, Aufsehen. 1940 wurde sie als Solistin für Radio Kairo verpflichtet. Sie wirkte nun acht Jahre lang am ägyptischen Rundfunk und wurde jetzt schon als »armenische Nachtigall« bekannt. Gelegentlich erschien sie auch in Ägypten auf der Opernbühne. 1948 ging sie in ihre armenische Heimat zurück und wurde 1949 Mitglied des Opernhauses von Eriwan. Hier wie bei Gastspielen an den führenden Bühnen der Sowjetunion hatte sie in zahlreichen Koloraturpartien große Erfolge: als Titelheldin in »Lucia di Lammermoor« wie in »Lakmé« von Delibes, als Rosina im »Barbier von Sevilla«, als Violetta in »La Traviata« und als Desdemona in Verdis »Otello«. Dazu sang sie zahlreiche Rollen in armenischen Opernwerken: die Titelrolle in »Anusch« von Armen Tigranjan, die Goar in »Die Heldin« von Aro Stepanian und die Olimpija in der armenischen Nationaloper »Arshak II.« von Tigran Chukhadjan. Bekannter noch als durch ihr Wirken auf der Bühne wurde die Künstlerin durch ihre Konzertreisen, die sie in die Musikzentren der UdSSR, aber auch nach Polen, Ungarn, Frankreich, England, Japan, in die USA, nach Mexiko, Kanada und Brasilien führten. In ihrem Konzertrepertoire hatte neben Koloraturarien und -kanzonen auch das armenische Volkslied seinen Platz. 1951 erhielt sie den Stalinpreis, 1956 wurde sie zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt, 1964 mit dem Armenischen Staatspreis ausgezeichnet; sie wurde als Abgeordnete in den Obersten Sowjet der UdSSR berufen. Sie starb 2007 in Eriwan.
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen der russischen staatlichen Plattenproduktion (Melodiya) haben die Stimme der beliebten Koloratrice überliefert. Unter ihren Aufnahmen auf Melodiya findet sich auch die vollständige Oper »Anusch« des armenischen Komponisten Armen Tigranjan.
14.12. Marius JACOBSEN: 125. Geburtstag
Als Rigoletto-Herzog
Er kam als zweijähriges Kind nach Kopenhagen, wollte zuerst Maler werden, ließ dann aber seine Stimme am Kopenhagener Konservatorium ausbilden. Debüt 1927 an der Königlichen Oper Kopenhagen als Rodolfo in »La Bohème«. Bis 1956 blieb er Mitglied dieses Opernhauses und sang hier u.a. den Don José in »Carmen«, den Herzog in Verdis »Rigoletto«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana« und weitere Rollen aus dem italienischen Fach, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und Partien in dänischen Opern (»Rejskameraten« von Ebbe Hamerink). 1946 wurde er zum Königlichen Kammersänger ernannt; er war auch erfolgreich als Operettensänger und Regisseur tätig. Er starb 1961 in Kopenhagen.
Einige Aufnahmen auf HMV, auch auf Nordisk Polyphon und auf der dänischen Marke Tono.
15.12. Éva ANDOR: 80. Geburtstag
Bereits als Kind trat sie gelegentlich in Opernaufführungen auf, sie war damals Mitglied des berühmten Kodály-Chores. Ihre musikalische Ausbildung erfolgte in den Jahren 1958-64 an der Franz Liszt-Hochschule für Musik in Budapest, später noch bei Frau Freiwald-Lange in Berlin. 1964 wurde sie sogleich an die Ungarische Nationaloper Budapest berufen, an der sie seitdem eine glanzvolle Karriere hatte. Sie erhielt 1964 einen Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb von München, später auch den Liszt-Preis in Budapest. 1964 unternahm sie mit Hilfe eines Kodály-Stipendiums eine Tournee durch die USA, bei der sie vor allen Dingen als Konzert- und Oratoriensopranistin erfolgreich war. Gastspiele an der Staatsoper Berlin, an der Nationaloper Bukarest, in Dresden, Leipzig, Prag und Barcelona sowie bei den Festspielen von Edinburgh (1973 in Szokolays »Bajazzo« anlässlich eines Gastspiels der Ungarischen Nationaloper). Sie trat als Oratoriensängerin in Österreich, Polen, der Sowjetunion, Frankreich und Deutschland auf. Ihre großen Bühnenpartien waren die Susanna wie die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Alice Ford im »Falstaff« von Verdi, die Mimi in »La Bohème«, die Nedda im »Bajazzo«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Sophie im »Rosenkavalier«. Sie starb 2014 in Budapest.
Schallplattenaufnahmen der Marke Qualiton/Hungaroton, darunter mehrere vollständige Werke (»Te Deum von Budavár« von Kodály, »Die Legende von der heiligen Elisabeth« von F. Liszt, Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« von G. Mahler, »Die Spinnstube« von Kodály).
16.12. Philip LANGRIDGE: 80. Geburtstag
Er studierte bis 1958 Violinspiel an der Royal Academy of Music in London und war bis 1964 als Geiger tätig. 1962 begann er jedoch das Gesangstudium bei Bruce Boyce, dann bei Celia Bizoni in London. Betätigte er sich zunächst hauptsächlich auf pädagogischem Gebiet, so widmete er sich schließlich ganz der Sängerkarriere. Dabei bevorzugte er einerseits das Repertoire des Barockzeitalters (Werke von Monteverdi, Rameau und von alten englischen Meistern), anderseits das zeitgenössische Musikschaffen (Komponisten wie B. Britten, M. Tippett, Benett, Goehr, Holliger); er wurde als Mozart-Interpret weithin bekannt. Er entwickelte nun eine sehr erfolgreiche Karriere als Bühnen- wie als Konzertsänger. Nach einem ersten Auftreten im »Messias« von Händel sang er 1964-65 im Chor der Festspiele von Glyndebourne (darunter auch als erste Solo-Partie 1964 einen Diener im »Capriccio« von R. Strauss). Beim Glyndebourne Festival sang er dann 1977-78 den Don Ottavio im »Don Giovanni«, 1983, 1985 und 2003 den Titelhelden in »Idomeneo« von Mozart, 1989 den Laça in »Jenufa« von Janácek, 1990 den Pelegrin in M. Tippetts »New Year«, 1991 den Titus in »La clemenza di Tito« von Mozart und 1995 den Kong in »The Second Mrs Kong« von H. Birtwistle, den er bereits am 24.10.1994 bei der Uraufführung dieser Oper durch die Glyndebourne Touring Opera sang. Bei dieser Operngesellschaft sang er bereits 1979 den Florestan im »Fidelio«. Seit 1983 trat er an der Covent Garden Oper London auf, seit 1984 an der English National Opera London, bereits seit 1979 an der Welsh Opera Cardiff. An der English National Opera trat er u.a. als Peter Quint in »The Turn of the Screw« und als Captain Vere in »Billy Budd« von B. Britten, als Zivny in »Osud« (1984) und als Gregor in »Die Sache Makropoulos« von Janácek (1986), als Bénédict in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz, 1986 in der Uraufführung der Oper »The Mask of Orpheus« von Birtwistle (in der Titelrolle), 1990 als Titelheld in »Oedipus Rex« von Strawinsky und als Peter Grimes in der gleichnamigen Britten-Oper auf. An der Covent Garden Oper London hörte man ihn als Idomeneo von Mozart (1989), als Aschenbach in B. Brittens »Death in Venice« (1992), als Loge im »Rheingold« (1996), in der Titelrolle in »Palestrina« von Hans Pfitzner (2001), auch als Fischer in »Le Rossignol« von Strawinsky, als Laça, als Peter Grimes und als Schuiskij im »Boris Godunor«. Er kam zu einer bedeutenden internationalen Karriere als Bühnen- wie als Konzertsänger und trat vor allem bei den großen Festspielveranstaltungen auf. Beim Holland Festival sang er 1973 in der Oper »Il borgomastro di Saardam« von Donizetti und 1993 den Pelléas in »Pelléas et Mélisande«. An der Opéra-Comique gastierte er 1986 als Peter Quint.
Bei den Salzburger Festspielen sang er 1987-88 den Aron in »Moses und Aron«, 1990 den Idomeneo, 1992 den Skuratow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, 1993 den Nerone in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1994 und 1997 den Schuiskij (den er 1994 und 1998 auch bei den dortigen Osterfestspielen gesungen hat, bei denen er 2004 auch den Titelhelden in Mozarts »Idomeneo« in einer konzertanten Aufführung sang) und 1998 den Edrisi in einer konzertanten Aufführung der Oper »Krol Roger« von Karol Szymanowski; 1992, 1995 und 2000 wirkte er bei den Salzburger Festspielen auch in Konzerten mit. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1987 als Andres im »Wozzeck« von A. Berg. 1980 Gastspiel am Opernhaus von Frankfurt a.M. (in »Castor et Pollux« von Rameau), 1981 USA-Debüt an der Oper von Chicago. An der Metropolitan Oper New York, an der er 1985 als Ferrando in »Così fan tutte« debütierte, hatte er in insgesamt 64 Vorstellungen große Erfolge als Schuiskij, als Loge, als Captain Vere, als Peter Grimes, als Aron, als Don Basilio in »Le nozze di Figaro« und zuletzt im Oktober 2010 als Hexe in »Hänsel und Gretel«. Sehr erfolgreich war er am Opernhaus von Zürich, an dem er seit 1984 in Werken von Monteverdi und 1987 als Don Ottavio gastierte. An der Mailänder Scala, an der er 1979 als Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky debütierte, sang er im gleichen Jahr in einem Konzert in Strawinskys »Le Renard«, 1979 den Andres, 1979 und 1981 den Schuiskij, 1981-82 den Jacov Petrowitsch Golkajin in »Il Sosia« von Flavio Testi, 1984 den Idomeneo, 1985 den Endimione in der Oper »L‘Orfeo« von Luigi Rossi, 1989 die Titelfigur im »Oberon« von Weber und 2000 den Peter Grimes. 1992 gastierte er in Köln als Captain Vere. Am Théâtre Châtelet Paris sang er 1995 den Aron und 1996 den Laça. An der Staatsoper München hörte man ihn 1998 als Mark in »The Midsummer Marriage« von M. Tippett und 1999 als Titus. 2000 gastierte er an der Oper von Los Angeles als Peter Grimes, 2001 an der Opéra Bastille Paris als Captain Vere. 1994 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Commander of the British Empire ernannt. Er starb 2010 in Guildford. Er war verheiratet mit der bekannten englischen Mezzosopranistin Ann Murray (* 1949).
Sehr viele interessante Schallplatten: Decca (»Messiah« und »Jephtha« von Händel, »King Priam« von M. Tippett, Don Curzio in »Le nozze di Figaro«, »The Rake’s Progress« von Strawinsky, Titelrolle in »La clemenza di Tito«, Aron in »Moses und Aron« von Schönberg, »Punch and Judy« von Birtwistle, »Gloriana« von B. Britten), DGG (»Roméo et Juliette« von Berlioz, »Wozzeck« als Andres, »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, »Gurrelieder« von A. Schönberg), HMV (»Osud« von Janácek, »L’Enfant et les sortilèges« von Ravel), Chandos (»Messiah«, »Peter Grimes«), Virgin (Andres in »Wozzeck«), MRF (»Padmâvati« von Roussel), Opera Rara (»Il borgomastro di Saardam« von Donizetti), Pye Golden Guinea (»Thomas and Sally« von Thomas A. Arne), RCA-Erato (»Les Boréades« von Rameau), Hyperion (»Savitri« von G. Holst), Philips (Magnificat von J.S. Bach, »The Turn of the Screw« und »Curlew River« von B. Britten), Telefunken (»Il Combattimento di Tancredi e Clorinda« und Marienvesper von Monteverdi, Utrechter Te Deum von Händel), EMI (»At the Boar’s Head« von G. Holst), Etcetera (»Punch and Judy« von Birtwistle), Collins (»The Folk Songs« und Kantaten von B. Britten), Forlane (»Zigeunermelodien« von Dvorák, »Tagebuch eines Verschollenen« von Janácek), Myto (»Il borgomastro di Saardam« von Donizetti, Holland 1973); Video-Aufnahmen aus der English National Opera London, Castle-Video (»Jenufa«), Philips-Video (»Oedipus Rex« mit Jessye Norman), Decca-Video (»Peter Grimes«).
16.12. Donald GROBE: 90. Geburtstag
Nach anfänglichem Ingenieurstudium studierte er Musik und Gesang an der Millikan University, am Chicago Musical College und am Mannes College in New York bei den Pädagogen Martial Singher, Robert Weede und Robert Long, später noch in Deutschland bei Margarete von Winterfeldt. Debüt 1952 an der Oper von Chicago als Borsa im »Rigoletto«. In den Jahren 1953-56 betätigte er sich in New York als Konzert- und Operettensänger. 1956 kam er nach Europa und sang zuerst am Stadttheater von Krefeld/Mönchengladbach (Debüt als Tamino in der »Zauberflöte«), dann 1957-60 am Staatstheater Hannover, seit 1960 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 an der Städtischen Oper (seit 1961 Deutsche Oper) Berlin. Gastspiele am Opernhaus von Köln, bei den Festspielen von Salzburg (1962-63 als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, 1964 als Cecilio in »Lucio Silla« von Mozart, 1965-66 als Belfiore in Mozarts »La finta giardiniera«, 1968-70 als Jaquino im »Fidelio«, dazu Konzertauftritte), an der Wiener Staatsoper (1965-73 als Tamino, als Leukippos in »Daphne« von R. Strauss und als Belmonte) und an der Wiener Volksoper (1976 als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«). Seit 1966 war er durch einen Gastspielvertrag der Bayerischen Staatsoper von München verbunden, wo er bereits 1961 als Don Ottavio im »Don Giovanni« erstmals aufgetreten war und u.a. 1969 in der Uraufführung der Oper »Das Spiel von Liebe und Tod« von Ján Cikker sang. Seit 1967 bestand ein ähnlicher Vertrag mit der Staatsoper von Hamburg. Beim Festival von Edinburgh sang er 1965 mit dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper den Ferrando in »Così fan tutte«, 1971 mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin den Oleander in »Melusine« von A. Reimann und 1975, ebenfalls mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin, den Alwa in A. Bergs »Lulu«. 1972 sang er an der Covent Garden Oper London den Flamand im »Capriccio« und den Henry Morosus in »Die schweigsame Frau« von Richard Strauss. In der Spielzeit 1968-69 sang er an der Metropolitan Oper New York den Froh im »Rheingold«. Weitere Gastauftritte am Opernhaus von Zürich, in Genf (1963 als Belmonte) und Kopenhagen, in Amsterdam, in Brüssel und in Tokio. Große Erfolge hatte er als Oratorien- und zumal als Liedersänger sowie durch seine Auftritte im deutschen Rundfunk und im Fernsehen. Er trat an der Deutschen Oper Berlin in mehreren Uraufführungen von Opern auf: am 7.4.1965 in »Der junge Lord« von H.W. Henze, am 23.10.1972 in »Elisabeth Tudor« von W. Fortner, am 23.6.1976 in »Der Tempelbrand« von Toshiro Mayuzumi, am 6.9.1979 in »Der Untergang der Titanic« von Wilhelm Dieter Siebert sowie 1984 in Aribert Reimanns »Gespenstersonate«; 1974 sang er in Berlin in der deutschen Erstaufführung von Benjamin Brittens »Tod in Venedig« die schwierige Partie des Aschenbach. Bei den Festspielen von Schwetzingen nahm er 1971 an der Uraufführung von A. Reimanns Oper »Melusine« (als Oleander) und 1984 an der Uraufführung der Oper »Ophelia« von R. Kelterborn (als Polonius) teil. Partien in seinem Bühnenrepertoire waren auch der Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Fenton im »Falstaff« von Verdi, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Narraboth in »Salome« von R. Strauss, der Camille in »Dantons Tod« von G. von Einem, der Toni in H.W. Henzes »Elegie für junge Liebende« und der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky. Seit 1981 Professor an der Berliner Musikhochschule. Er starb 1986 in Berlin. – Ausdrucksvolle lyrische Stimme.
Schallplatten: Telefunken, DGG (»Der junge Lord« von Henze, »Lulu« von Alban Berg, Ring-Zyklus, 8. Sinfonie von G. Mahler, »Oberon« von Weber), Decca (»Fidelio«), HMV-Electrola (»Mathis der Maler« von Hindemith), BASF (»Trionfi« von Carl Orff), Voce (»Der Vampyr« von H. Marschner), Orfeo (Henry Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss), Myto (Don Alvaro in Meyerbeers »Afrikanerin«), Eurodisc und auf Europa.
16.12. Alfred HILL: 150. Geburtstag
Obwohl in Melbourne geboren, verbrachte er seine frühen Lebensjahre vorrangig in Neuseeland. 1887 reiste er nach Deutschland, um am Leipziger Konservatorium zu studieren. Bis 1891 waren dort Gustav Schreck, Hans Sitt und Oscar Paul seine Lehrer. Später spielte Hill eine Zeit lang unter den zweiten Violinen des Gewandhausorchesters, auch in Konzerten, die von berühmten Komponisten wie Carl Reinecke, Johannes Brahms, Max Bruch, Pjotr I. Tschaikowsky oder Edvard Grieg dirigiert wurden. Nachdem Hill nach Neuseeland zurückgekehrt war, arbeitete er dort als Violinlehrer und Kammermusiker sowie als Dirigent verschiedener Chöre und Orchester. Seit 1897 lebte er wieder in Australien, wo er einige Jahre als Musiklehrer beschäftigt war. Nach einigen Jahren regelmäßigen Pendelns zwischen Australien und Neuseeland ließ sich Hill 1911 endgültig in Sydney nieder. Dort wurde er nunmehr Vorsitzender des Austral Orchestral College und spielte die Bratsche im Austral String Quartet. 1913 gründete er gemeinsam mit Fritz Hart die Australian Opera League und trug somit nicht unwesentlich zur Schaffung eines selbstständigen australischen Opernwesens bei. Hill war ebenfalls Mitbegründer der Sydney Repertory Theatre Society und der Musical Association of New South Wales, die er später auch als Präsident leitete. Während eines weiteren Neuseeland-Aufenthalts war er an der Schaffung des New Zealand Conservatorium of Music sowie an der Gründung einer Stiftung zur Erforschung der Māori in Rotorua beteiligt. 1916 wurde Hill zum ersten Professor für Musiktheorie und Komposition am NSW State Conservatorium of Music ernannt. Ab 1937 widmete er sich schließlich nur noch dem Komponieren. Alfred Hill starb 1960 im Alter von 90 Jahren. Hinterlassen hat er mehr als 500 Werke, darunter 17 Streichquarttete, 13 Symphonien, zahlreiche Konzerte, eine Messe und 8 Opern. Stilistisch ist seine Musik stark europäisch geprägt und vor allem von der deutschen Musik, wie auch derjenigen von Grieg oder Antonin Dvorák beeinflusst. Es finden sich gelegentliche Anklänge an die Musik der Māori darin, deren Melodien Hill zeitlebens gesammelt und erforscht hat. Seine Ehefrau Mirrie Hill (1889–1986) war ebenfalls eine angesehene Komponistin.
17.12. Kurt KLIPPSTATTER: 85. Geburtstag
Nachruf auf den österreichisch-amerikanischen Dirigenten, der mit der amerikanischen Mezzosopranistin Mignon Dunn verheiratet war, auf Englisch:
http://www.genealogybuff.com/il/nwu/webbbs_config.pl?noframes;read=436
17.12. Arthur FIEDLER: 125. Geburtstag
Er war Sohn eines aus Österreich stammenden Violinisten, der im Boston Symphony Orchestra spielte. Ab 1909 studierte er in Berlin bei Willy Hess Violine. 1915 wurde er selbst Violinist beim Boston Symphony Orchestra. 1924 gründete er die Boston Sinfonietta, ein Kammerorchester aus Mitgliedern des Sinfonieorchesters. Ab 1930 leitete er fast fünfzig Jahre lang das Boston Pops Orchestra. Daneben dirigierte er auch regelmäßig das San Francisco Pops Orchestra. Fiedler nahm mit dem Boston Pops Orchestra zahlreiche, sehr erfolgreiche Schallplatten auf, zumeist leichte Klassik und traditionelle US-amerikanische Volksmusik, aber auch sinfonische Arrangements beliebter Musicals oder Filmmusiken. Meist handelte es sich dabei um Zusammenstellungen. Zu den seltenen Fällen einer Gesamtaufnahme gehörte die Einspielung von Ernest Golds Filmmusik zu Stanley Kramers Literaturverfilmung Das Narrenschiff (1965). Mit den Boston Pops nahm Fiedler auch Titel der Beatles sowie von Elvis Presley auf. Auf der CD The Arthur Fiedler Valentine sind Titel wie Michelle, And I Love Her, I Want to Hold Your Hand von den Beatles und Love Me Tnder von Elvis Presley symphonisch arrangiert zu hören, ebenso wie In the Mood und Moonlight Serenade. 1977 erhielt Fiedler die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Er starb 1979 in Brookline (Massachusetts).
17.12. Nikolai KASANLI: 150. Geburtstag
Er erlernte das Violinspiel 1879–83 auf der Musikschule der Gesellschaft der Schönen Künste in Odessa. Er absolvierte dann das Nikolai-Kadettenkorps Poltawa (Abschluss 1886). 1891–94 studierte er am Sankt Petersburger Konservatorium bei Nikolai Rimski-Korsakow Kompositionstheorie und bei Julius Johannsen Kontrapunktlehrer. Beraten ließ er sich von Mili Balakirew, der ihm nahe stand. Daneben arbeitete er in russischen Zeitungen mit (1890–93). Kasanlis Werke zeigen deutlich seine technische Meisterschaft, seinen Geschmack und seine Fantasie. Besonders zeichnete er sich durch farbige Instrumentierungen aus. Neuen Formen und Techniken verschloss er sich jedoch. Er instrumentierte viele fremde Werke. 1897–1904 dirigierte er russische Sinfoniekonzerte in München bei Franz Kaim. Unter Kasanlis Leitung wurde dort Michail Glinkas Ruslan und Ljudmila erstmals in Deutschland aufgeführt. 1900 folgte die Aufführung in Berlin. 1902 dirigierte Kasanli in Prag und Bad Kissingen. Kasanli übersetzte Julius Johannsens deutsches Lehrbuch des strengen Kontrapunkts ins Russische und gab es auf Wunsch des Autors nach dessen Tod 1904 heraus. Er war Mitarbeiter der Münchener Allgemeinen Zeitung, der Deutschen Musik-Zeitung sowie der Die Musik (1901–05) neben anderen. Er war Musikinspektor von Schulen in St. Petersburg und dem 2. Kadettenkorps sowie Mitglied der Kommission für die Verbesserung der Militärmusik. Kasanli 1916 in Petrograd und wurde in St. Petersburg auf dem Nikolaus-Friedhof des Alexander-Newski-Klosters begraben. Der Physiker Dmitri Nikolajeiwtsch Kasanli war sein Sohn.
18.12. Irina UDALOVA: 70. Geburtstag
Sie verbrachte ihre Jugend in Moldavien und studierte am Konservatorium von Kischinew Gesang und Chorleitung. Sie setzte diese Ausbildung am Institut Musiescu in Kischinew fort. Sie begann ihre Bühnenkarriere am Theater von Aschchabad in Turkmenistan, nachdem sie bei Gesangwettbewerben in Tallinn (Estland) und Moskau Aufsehen erregt hatte. In Aschchabad sang sie u.a. die Tatjana im »Eugen Onegin«, die Titelrolle in »Jolanthe« von Tschaikowsky, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« und die Nedda im »Bajazzo«. 1985 wurde sie an das Bolschoi Theater Moskau berufen. Hier hatte sie als Tatjana, als Lisa in »Pique Dame« und als Jungfrau von Orléans von Tschaikowsky, als Fewronia in Rimski-Korssakows »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch«, als Fata Morgana in »L’Amour des trois oranges« und als Babulenka in »Der Spieler« von Prokofjew, als Leonore im »Troubadour« und als Amelia in »Un ballo in maschera« von Verdi, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Turandot von Puccini ihre Erfolge. die sich auch bei Gastspielen und Konzerten in Russland, in Frankreich, in Italien (1989 an der Mailänder Scala als Prinzessin Voyslava in »Mlada« von Rimsky-Korssakow), England (1990 beim Edinburgh Festival als Prinzessin Voyslava und als Jungfrau von Orléans in der gleichnamigen Tschaikowsy-Oper) und in den USA einstellten. Sie sang die Filipjewna in »Eugen Onegin« bei Gastspielen des Bolschoit Theaters Moskau 2008 an der Grand Opéra Paris, 2009 an der Mailänder Scala und 2013 an der Israeli Opera Tel Aviv. Sie starb im Oktober 2016.
Schallplatten: Melodiya (»Judith« von A. Serow).
18.12. Giuseppe ZECCHILLO: 90. Geburtstag
Er entstammte einer italienischen Familie und war Schüler des Conservatorio Verdi Mailand sowie der Mailänder Pädagogen Aureliano Pertile und Carlo Tagliabue. Bühnendebüt 1953 am Teatro Nuovo Mailand als Germont-père in Verdis »Traviata«. Erfolgreiche Karriere an der Mailänder Scala (1961 als Secondo Inammoarto in »Torneo Notturno« von G. Malipiero, 1962 als Bretschneider in »Il buon soldato Svejk« von G. Turchi, 1964 als Secondo Impiegato in »Volo di notte« von Dallapiccola, 1966 als Alexander Gorjantschikow in L. Janáceks »Aus einem Totenhaus«, 1968 als Ping in Puccinis »Turandot«, 1969 als 2. Priester in »Assassinio nella cattedrale« von I. Pizzetti, 1979 als Wärter des Irrenhauses in »The Rake‘s Progress« von Strawinksy, 1980 als Schließer in »Tosca«, 1981 als Warsonofjew in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1982 in einer kleinen Partie in Strawinskys »Le Rossignol«, 1983 als Fiorello im »Barbier von Sevilla« und als 2. Gast in A. Dargomyschskys »Der steinerne Gast«), an den Opern von Rom, Bologna, Neapel, Palermo, Parma, Turin, Venedig, Triest, bei den Festspielveranstaltungen in den römischen Thermen des Caracalla, in der Arena von Verona (1972, 1975-76, 1978-85) und beim Maggio Musicale Fiorentino (1983 als Sharpless in »Madame Butterfly«). Am 21.3.1966 wirkte er an der Piccola Scala in der Uraufführung der Oper »L’Albergo dei Poveri« von Flavio Testi in der Partie des Kostilov mit. Weitere Gastspiele an der New York City Opera und am Opernhaus von Monte Carlo. Sein vielseitiges Bühnenrepertoire enthielt fast alle klassischen Partien für Bariton bis hin zu Aufgaben aus dem Musikschaffen zeitgenössischer Komponisten. Seine Karriere dauerte sehr lange; noch bis in die neunziger Jahre trat er, vor allem an der Oper von Rom, in kleinen und Comprimario-Partien auf. Er starb im November 2011.
Schallplatten: Cetra (vollständige Oper »Nina« von Paisiello).
18.12. Paul FINEL: 95. Geburtstag
Er begann seine Ausbildung am Konservatorium von Montpellier und schloss sie in Paris als Schüler von Georges Thill und Mario Podestà ab, nachdem er zuerst den Beruf eines Chemotechnikers ausgeübt hatte. Bühnendebüt 1954 an der Grand Opéra Paris, an der er zunächst kleinere Rollen übernahm (Bote in »Aida«, Tybalt in »Roméo et Juliette« von Gounod); seit 1955 trat er an diesem Haus in großen Partien auf und hatte 1957 als Titelheld in »La Damnation de Faust« von Berlioz einen besonderen Erfolg. Seitdem gehörte er bis 1971 zu den führenden Kräften der beiden großen Operntheater der französischen Metropole, der Grand Opéra wie der Opéra-Comique, deren Mitglied er seit 1955 war. Man schätzte ihn als Interpreten der dramatischen Partien seines Stimmfachs; zu seinen Glanzrollen zählten der Florestan im »Fidelio«, der Don José in »Carmen«, der Faust und der Roméo in den Opern »Faust« und »Roméo et Juliette« von Gounod, der Mylio in »Le Roi d’Ys« von Lalo, der Jean in »Hérodiade« von Massenet, der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Radames in Verdis »Aida«, der Otello von Verdi, der Lohengrin und der Erik in Wagners »Der fliegende Holländer«. Er wirkte am 25.11.1954 in Paris in der konzertanten Uraufführung von Prokofjews »L’Ange de feu« mit. Große Erfolge auch bei Gastspielen an den französischen Provinzbühnen, die er noch bis 1979 fortsetzte, an der Staatsoper von Wien (1964 als Don José und 1966 als Faust von Gounod), in Lüttich und Florenz, an der Oper von Rom (1975 als Faust von Berlioz) und in Lissabon. Seit 1979 ging er einer pädagogischen Tätigkeit nach. Er starb 2017 in Riom (Frankreich).
Schallplattenaufnahmen: Pathé-Marconi, DGG, HMV (vollständige Oper »Dialogues des Carmélites« von Poulenc).
19.12. Paul DESSAU: 125. Geburtstag
Er wurde in eine Musikerfamilie hineingeboren. So waren sein Urgroßvater, Berend Moses Dessau (1791–1851), sowie sein Großvater, Moses Berend Dessau (1821–81), bekannte Kantoren der deutsch-israelitischen Gemeinde in Hamburg. Sein Onkel Bernhard Dessau (1861–1923) wirkte als Violinist an der Königlichen Oper Unter den Linden Berlin sowie bis 1918 als Königlicher Konzertmeister der Hofkapelle und war zudem kompositorisch tätig. Paul Dessaus Cousin Max Winterfeld wurde unter dem Namen Jean Gilbert als Operettenkomponist bekannt. Dessaus Eltern waren der Zigarrenfabrikant Sally Dessau (1849–1923), welcher sich aus Liebhaberei Gesangsvorträgen widmete, und dessen Frau Louise, geborene Burchard (1863–1942). Dessaus Hamburger Geburtshaus im Hohler Weg 21 wurde 1943 zerstört, wie auch das gesamte Wohnviertel um die Michaeliskirche. Jedoch sind mehrere Häuser, welche die innerhalb Hamburgs häufig umziehende Familie Dessau später bewohnte, bis heute noch erhalten. Durch seinen Vater kam Dessau schon früh mit den Standardwerken des Musiktheaters in Berührung – bereits mit drei Jahren soll er laut seinen Eltern den Prolog aus der Oper Bajazzo gesungen haben. Ginge es nach dem Vater, sollte der Sohn ebenfalls Sänger werden. Eine Geige aber, die Dessau als Sechsjähriger geschenkt bekam, lenkte den vorläufigen Weg auf eine Karriere als Violinsolist. Als solcher debütierte er in Altona im Alter von elf Jahren mit Werken von Mozart, Svendsen und Wieniawski vor einem größeren Auditorium. Vier Jahre später gab er sein erstes eigenes Konzert. Schon in diesem jungen Alter spielte Dessau alle Violinkonzerte von Mozart und brachte ein verschollenes Haydn-Konzert zur Erstaufführung. Die vielversprechende Solistenlaufbahn endete jedoch bereits im Alter von 16 Jahren, als eine Schwäche der linken Hand festgestellt wurde. Nach Aussage des Violinlehrers würden Terzläufe Dessau „unüberwindliche Schwierigkeiten“ bereiten. Die erste erhaltene Komposition Dessaus begann er in diesem Alter zu komponieren: die Oper Giuditta (1910–12). Hier zeigte sich schon die Begeisterung des jungen Dessau für das Musiktheater. Der Rat, seiner musikalischen Begabung eine andere Richtung zu geben, führte Dessau nach Berlin. Dort durchlief er ab 1909 am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium eine vierjährige Ausbildung zum Kapellmeister mit dem Hauptfach Violine bei Florian Zajic. Daneben erhielt er Klavierunterricht vom Brahmsschüler Eduard Behm, der ihm besonders das Partiturspiel nahebrachte. 18-jährig wurde Dessau für die Spielzeit 1912/13 als Korrepetitor an das Hamburger Stadttheater verpflichtet, wo er nicht nur die wichtigsten Werke der Zeit einstudieren und die Arbeit der Dirigenten Felix Weingartner und Arthur Nikisch studieren durfte. Er traf mit bedeutenden Persönlichkeiten wie Giacomo Puccini und Enrico Caruso zusammen und nahm auch bei Max Julius Loewengard erstmals Kompositionsunterricht. Eine Anstellung als Zweiter Kapellmeister am Bremer Tivoli-Theater, vermittelt durch seinen Cousin Jean Gilbert, war für Dessau unbefriedigend und nur von kurzer Dauer. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Dessau im Herbst 1915 zum Kriegsdienst eingezogen. Ein halbes Jahr mit dem 84. Infanterieregiment Schleswig-Holstein im Schützengraben an der französischen Front bedeutete für den Menschen und Künstler Dessau einen tiefgreifenden Einschnitt. Nach seiner verletzungsbedingten Rückkehr nach Deutschland wurde Dessau für den Rest der Kriegszeit einer Militärkapelle zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Dessau in der Saison 1918/19 vom Intendanten Erich Ziegel erneut an die Hamburger Kammerspiele als Hauskomponist und Kapellmeister verpflichtet. Doch schon in der darauf folgenden Spielzeit verließ Dessau Hamburg und wechselte als Solorepetitor und Kapellmeister an die Kölner Oper unter Otto Klemperer. Aus der vierjährigen Zusammenarbeit mit Klemperer erwuchs eine lebenslange Freundschaft. 1923 wurde Dessau Erster Kapellmeister in Mainz. 1925 übernahm Dessau die Position als Erster Kapellmeister an der Städtischen Oper Berlin unter Bruno Walter. Dessaus wachsender Unzufriedenheit mit dem Musiktheaterbetrieb standen in dieser Zeit die ersten Erfolge als Komponist gegenüber: Er erhielt 1925 den renommierten Preis des Musikverlags Schott für sein Concertino für Solo-Violine mit Flöte, Klarinette und Horn (1924), über welches Paul Hindemith äußerte: „Schreiben Sie nur mehr solcher zweiten Sätze“. 1927 folgten die von Wilhelm Steinberg in Prag uraufgeführte 1. Sinfonie und das Streichtrio. Aufgrund kollegialer Differenzen endete Dessaus Opernanstellung 1927, und er schwor dem Musiktheater ab, wie er in seinen Notizen zu Noten schreibt. Um jeden Preis wollte er jedoch seine kompositorischen Studien und Arbeiten fördern und weiterentwickeln. Die hierfür notwendigen Mittel beschaffte er sich in der Folgezeit durch kompositorische Mitarbeit an mehreren Filmen. Dessau hat sein filmmusikalisches Schaffen später als „eine eigentümliche, aber wichtige Schule“ eingeordnet. Ab 1928 arbeitete er als Geiger, Kapellmeister und Komponist am Berliner Erstaufführungskino „Alhambra“. Er schuf illustrative Begleit- wie eigenständige Originalmusik und vertonte Kurzstummfilme, darunter Walt Disneys Frühwerk Alice in Cartoonland. Gleichzeitig entwickelte er neuartige Kulturprogramme für das Filmtheater. So gewann er für die von ihm ins Leben gerufenen Mitternachtskonzerte bedeutende Künstler wie Paul Hindemith. Mit der Ablösung des Stummfilms durch den Tonfilm endete Dessaus Verpflichtung am Kino „Alhambra“.
Ab Anfang der 1930er Jahre war Dessau als einer der führenden Filmkomponisten an der musikalischen Gestaltung der ersten Tonfilme beteiligt: Er schrieb umfangreiche Filmmusiken, zunächst für sogenannte Filmoperetten wie Die große Attraktion mit dem Tenor Richard Tauber, später für die monumentalen Berg- und Abenteuerfilme von Arnold Fanck Stürme über dem Mont Blanc (1930), Der weiße Rausch (1931) und SOS Eisberg (1933). Dabei experimentierte Dessau, stets bemüht, einen neuen Klang in seinen Filmmusiken zu entwickeln, mit der bausteinhaften Kombination verschiedenster Stilelemente unter Verwendung eines größtmöglichen Orchesterapparates. 1929 brachte Dessau seine erste experimentelle Tonfilm-Musik Episode beim Kammermusikfest Baden-Baden zur Aufführung. Dort traf er auch zwei Jahre zuvor erstmals auf Bertolt Brecht – ein Kontakt, der für die Zukunft weitreichende Folgen haben sollte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigrierte Dessau, der als politisch links orientierter, fortschrittlicher Komponist jüdischer Abstammung dreifacher Verfolgung ausgesetzt gewesen wäre, nach Frankreich. Unmittelbarer Auslöser war die Denunziation eines Orchestermusikers während der Tonaufnahmen zu SOS Eisberg. Seinen Lebensunterhalt verdiente Dessau, der mit seiner Familie ein Haus in Herblay nahe Paris bewohnte, weiterhin mit Filmkompositionen. Das Exilleben trug entscheidend zur Politisierung Dessaus und seiner Musik bei sowie zur Ausprägung seines geistigen Standorts – als politischer Künstler, als Komponist einer avancierten Tonsprache und als Verfechter eines gestischen Musizierkonzepts. Dessau beschäftigte sich verstärkt mit seiner kulturellen Herkunft und schrieb zahlreiche Werke mit hebräischen Texten und im jüdischen Musikidiom, darunter das hebräischsprachige Oratorium Hagadah schel Pessach (1934–36) nach einem auf der Haggada beruhenden Libretto von Max Brod. 60 Jahre später, am 4. September 1994, wurde das Werk in Hamburg – nach der Uraufführung 1962 in Jerusalem – erstmals in Deutschland aufgeführt, allerdings wie in Jerusalem stark gekürzt. Die erste vollständige Aufführung fand am 21. April 2011 in New York statt. Außerdem schuf Dessau die Musik zu den Helmar-Lerski-Filmen Awodah (1935) und Adamah (1947). Unter dem Pseudonym „Peter Daniel“ schrieb Dessau für die Arbeitersängerbewegung politische Lieder, Kantaten und Lehrstücke, teilweise nach Texten seiner Frau Gudrun Kabisch (Pseudonym: „Karl Ernst“). Darunter waren auch Die Thälmannkolonne und No pasaran, die der Arbeitersänger Ernst Busch zu den Internationalen Brigaden nach Spanien trug. Nicht nur Busch war zeitweise Gast bei den Dessaus, auch zu anderen Exilierten und Anhängern der kommunistischen Bewegung knüpfte der Komponist zahlreiche Kontakte. Durch seine Bekanntschaft mit René Leibowitz, mit dem ihn ein wechselseitiges Lehrverhältnis und eine enge Freundschaft verbanden, und Erich Itor Kahm kam Dessau 1936 mit der Zwölftontechnik in Berührung, die sein kompositorisches Denken nachhaltig beeinflusste (später intensiviert durch die persönliche Begegnung mit Arnold Schönberg). Die Dodekaphonie fand erstmals Eingang in Dessaus Schaffen in dem durch Picassos Monumentalgemälde Guernica inspirierten, gleichnamigen Klavierstück. 1938 schrieb Dessau eine Schauspielmusik zur Erstfassung von Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches, die in der Regie von Slatan Dudow unter dem Titel 99 % – eine deutsche Heerschau uraufgeführt wurde. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges emigrierte Dessau im Herbst 1939 in die USA, wo er todkrank in Ne York ankam. Er konnte aber gerettet werden, möglicherweise aufgrund der unkonventionellen Therapiemethoden des Arztes Dr. Max Gerson. Anfänglich verdiente sich Dessau ein knappes Einkommen mit Aushilfsarbeiten bei einem Verlag, wie dem Kopieren von Noten und Texten anderer Kollegen sowie als Musiklehrer in einem Kinderheim und einer Musikschule. Er führte Kompositionsaufträge aus und trat sporadisch mit eigenen Liedern auf. Trotz der widrigen Lebensumstände beendete Dessau hier die bereits in Paris begonnene Kantate Les Voix nach Paul Verlaine, welche am 21. Mai 1941 auf dem Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) uraufgeführt wurde. 1942 kam es während der Vorbereitungen zu einer Veranstaltung zur Wiederbegegnung mit Bertolt Brecht. Anlässlich eines Brecht-Abends stand unter anderem Die heilige Johanna der Schlachthöfe auf dem Programm. Da die Sängerin kurzfristig ausfiel, sang Dessau die von ihm komponierte Ballade der schwarzen Strohhüte spontan selbst. Beide Künstler verstanden sich sofort und es begann eine fruchtbare Zusammenarbeit, die bis zu Brechts Tod 1956 anhalten sollte. Angeregt durch den Dichterfreund zog Dessau 1943 zusammen mit seiner Tochter Eva nach Los Angeles, wo er zunächst im Haus eines Freundes, des Schauspielers und Filmregisseurs Andrew Marton, wohnte. Hier in Hollywood, in der unmittelbaren Nachbarschaft vieler anderer prominenter Flüchtlinge, vor allem Bertolt Brecht, Arnold Schönberg, Hanns Eisler, Charles Laughton und seinem alten Freund Otto Klemperer, begann ein neuer Abschnitt in Dessaus Schaffen und seiner politischen Stellungnahme. Das erste Projekt der Zusammenarbeit mit Brecht war das Antikriegs-Oratorium Deutsches Miserere nach Brechts Kriegsfibel, deren Epigramme Dessau vertonte und die Projektion der dokumentarischen Pressefotos vorschrieb. Dessau über das Deutsche Miserere: „In Amerika konnte es nicht gespielt werden, denn es geht uns an, unsere Entwicklung, unser Elend und unser Weiterkommen, unsere Geschichte.“ In dieser Zeit entstanden außerdem die Musik zu Mutter Courage und ihre Kinder (später grundlegend überarbeitet) und die nicht fertiggestellte Oper Die Reisen des Glücksgotts. Das letzte wichtige Ergebnis der Zusammenarbeit mit Brecht in den USA war die Aufführung von Der gute Mensch von Sezuan mit Dessaus Bühnenmusik. Bereits seit 1936 Kommunist, trat Dessau noch in den USA der Kommunistischen Partei bei. 1948 kehrte Dessau nach Deutschland zurück und ließ sich in Ost-Berlin nieder. Er entschied sich bewusst für die Sowjetische Besatzungszone (SBZ), die spätere DDR, in der Hoffnung, am Aufbau eines sozialistischen, demokratischen Deutschlands mitzuwirken. Dieser Idee fühlte er sich bis zu seinem Tod künstlerisch, politisch und moralisch verpflichtet, auch wenn er von Beginn an mit den staatlichen kulturpolitischen Instanzen in Konflikt geriet. Am 11. Januar 1949 hatte Mutter Courage und ihre Kinder mit Dessaus überarbeiteter Musik im Deutschen Theater Premiere. In den folgenden Jahren verfassten Brecht und er mehrere Bühnenwerke für das neugegründete Berliner Ensemble: Die Ausnahme und die Regel, Herr Puntila und sein Knecht Matti, Wie dem deutschen Michel geholfen wird, Der Hofmeister, sowie das Aufbau-Lied für die FDJ. 1949-51 arbeitete Dessau an der Vertonung des Librettos zu Brechts Radio-Hörspiel Das Verhör des Lukullus. Nach einer Probeaufführung am 17. März 1951 in Berlin unter Hermann Scherchen wurde die Musik als „volksfremd und formalistisch“ angegriffen und avancierte (unter Beteiligung der DDR-Staatsführung) zum Mitauslöser und Brennpunkt der ersten großen kunstpolitischen Debatte (sogenannte „Formalismusdebatte“) und der Diskussion über Sozialistischen Realismus in der Kunst der DDR. Nach intensiven Diskussionen mit Brecht, der Veränderung einiger Szenen, besonders des Schlusses, sowie der Änderung des Titels in Die Verurteilung des Lukullus wurde die Oper erst am 12. Oktober 1951 in Berlin öffentlich uraufgeführt, danach in der DDR jedoch bis 1957 nicht mehr gespielt. Für die III. Weltfestspiele der Jugend im Sommer 1951 verfassten Brecht und Dessau die der FDJ gewidmete Kantate Herrnburger Bericht, eine von zahlreichen Arbeiten, mit denen Dessau direkt zu politischen Ereignissen Stellung bezog, so auch 1953 den Trauermarsch für den von Kriegshetzern meuchlings ermordeten Volkspolizisten Helmut Just für großes Blasorchester und 1963 das Requiem für Lumumba nach einem Text von Karl Mickel. Dessau engagierte sich sehr für den Aufbau eines lebendigen Kulturlebens in der DDR: 1952 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost) und 1957-62 deren Vizepräsident. 1965 wurde er auch Mitglied der Akademie der Künste in Berlin (West), aus der er aber 1968 – aus Protest gegen die westdeutsche Vietnampolitik zusammen mit Hans Werner Henze – wieder austrat. Ab 1952 lehrte er an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide im Lehrauftrag Musik. Gemeinsam mit den Studenten probierte er sein Melodram Lilo Herrmann nach dem biographischen Poem von Friedrich Wolf und leitete die Uraufführung während des II. Deutschlandtreffens der Jugend in den Kammerspielen des Deutschen Theaters am 6. Mai 1954. 1959 wurde Dessau zum Professor ernannt. Mit großer Kraft widmete sich Dessau auch der musikalischen Erziehung von Schulkindern und unterrichtete Musik an der Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule I in Zeuthen, wo er ab 1954 lebte. Die Erkenntnisse dieser Arbeit fanden Eingang in Dessaus Buch Musikarbeit in der Schule. Zu Ehren Paul Dessaus wurde die Polytechnische Oberschule anlässlich seines 85. Geburtstages 1979 in „Paul-Dessau-Schule“ umbenannt. Er betreute zahlreiche Meisterschüler, unter anderem Reiner Bredemeyer, Jörg Herchet, Hans-Karsten Raecke, Wilfried Jentzsch, Friedrich Schenker, Luca Lombardi, Karl Ottomar Treibmann und Günter Neubert. Obwohl formell nicht dessen Lehrer, hatte Dessau auch umfassenden Einfluss auf den jungen Friedrich Goldmann sowie auf Paul-Heinz Dittrich.
Kompositorisch strebte Dessau nach der Verbindung appellativer Gebrauchsmusik sozialistischen Inhalts mit den Errungenschaften zeitgenössischer Materialbehandlung als auch nach innermusikalischer Politisierung autonomer Musik. Neben tagespolitisch inspirierten Liedern und Kantaten schrieb Dessau in dieser Zeit Schauspielmusiken, sinfonische und kammermusikalische Werke sowie die vier weiteren Opern Puntila (1956–59), Lanzelot (1967–69), Einstein (1969–73) und Leonce und Lena (1976–78). Die Opern wurden von seiner vierten Frau, der Regisseurin Ruth Berghaus, an der Deutschen Staatsoper Berlin inszeniert. 1961 entstand die von Dessau angeregte deutsch-deutsche Gemeinschaftskomposition Jüdische Chronik mit Boris Blacher, Karl-Amadeus Hartmann, Hans Werner Henze und Rudolf Wagner-Régenyi nach einem Text von Jens Gerlach. Durch sein Verwenden der Zwölftontechnik, sein Eintreten für Arnold Schönberg sowie seine Kontakte zu Witold Lutoslawski, Alfred Schnittke, Boris Blacher, Hans Werner Henze und Luigi Nono wurde Dessau einerseits zum Hoffnungsträger der jungen Avantgarde in der DDR, andererseits von offiziellen Stellen oft heftig attackiert und teilweise durch Nichtaufführung übergangen, öffentlich jedoch mit zahlreichen staatlichen Auszeichnungen bedacht. Dessau wahrte trotz seiner idealistischen Verbundenheit und dem Glauben an die Notwendigkeit des sozialistischen Weges eine kritische Distanz gegenüber dem eigenen Staat und der Vereinnahmung seiner Person als Repräsentationsfigur. So verfügte er auch testamentarisch, dass seine Bestattung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin nicht als Staatsbegräbnis, sondern nur im Freundeskreis stattfinden sollte. 1924 heiratete Dessau die Schauspielerin Gudrun Kabisch (1900–55); der Ehe entstammen die Kinder Eva (* 1926) und Peter (* 1929). 1938 wurde die Ehe geschieden. 1948-51 war Dessau mit der Schriftstellerin und Mitarbeiterin Brechts Elisabeth Hauptmann verheiratet. 1952 ging er seine dritte Ehe mit Antje Ruge ein. 1954 heiratete Dessau die Choreografin und Regisseurin Ruth Berghaus. Der gemeinsame Sohn Maxim Dessau (* 1954) studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg und ist Filmregisseur. Auch die US-amerikanische Journalistin Therese Peters (1913–78) war eine Tochter von Paul Dessau. Er starb 1979 in Königs Wusterhausen bei Berlin.
19.12. Emmy TELEKY: 150. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Offiziers der österreichisch-ungarischen Armee, hieß eigentlich Emma Erdilyi und wurde durch Viktor von Rokitansky in Wien in den Jahren 1885-87 ausgebildet. Sie wurde durch die österreichische Kronprinzessin Stephanie in ihrer Karriere gefördert. Der große Impresario Bernhard Pollini engagierte sie noch während des Studiums für das von ihm geleitete Opernhaus (Stadttheater) in Hamburg, wo sie 1888 als Marguerite de Valois in Meyerbeers »Hugenotten« debütierte. 1892 verließ sie Hamburg und ging zur Vervollständigung ihrer Ausbildung nach Mailand. 1894 gastierte sie an der Dresdner Hofoper als Violetta in »La Traviata« und blieb bis 1896 Mitglied dieses Opernhauses. 1895 sang sie an der Wiener Hofoper als Antrittspartie die Ophelia im »Hamlet« von Ambroise Thomas und hatte bis 1897 in der österreichischen Metropole große Erfolge (als Violetta, als Marguerite de Valois, als Sulamith in Goldmarks »Die Königin von Saba«, als venus im »Tanhäuser«, als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, als Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini, als Philine in »Mignon« von A. Thomas, als Susanna in »Figaros Hochzeit«, als Leonore im »Troubadour« und als Freia im »Rheingold«. Nach einer ausgedehnten einjährigen Gastspieltournee wirkte sie 1898-99 als gefeierte Koloratrice an der Hofoper von Stuttgart. 1890-91 hatte sie einen besonderen Erfolg bei Hofkonzerten vor dem Herzog und der Herzogin von Sachsen-Coburg. 1891 gastierte sie an der Covent Garden Oper London als Violetta und als Susanna. 1893 huldigte man ihr begeistert bei Konzerten in St. Petersburg. 1899 nahm sie von ihrer Karriere Abschied und heiratete 1900 den Prinzen Otto Sigismund von Schönburg-Waldenburg. Nach ihrer Heirat ist sie 1902 nochmals am Berliner Theater des Westens aufgetreten.
Einige seltene Schallplattenaufnahmen auf Favorite (1905).
20.12. Eduardas BALSYS: 100. Geburtstag
Biographie des litauischen Komponisten auf Litauisch: https://lt.wikipedia.org/wiki/Eduardas_Balsys
21.12. Hendrik KRUMM: 85. Geburtstag
Er studierte 1958-63 Musik und Gesang am Konservatorium von Tallinn bei Aleksander Arder. 1957 wurde er an das Estnische Nationaltheater Estonia in Tallinn (Reval) als Chorist verpflichtet, seit 1961 trat er an diesem Haus in Solopartien (Solisten-Debüt als Don José in »Carmen«) auf. Er sang hier den Edgardo in »Lucia di Lammermoor« und den Tonio in »La Fille du Régiment« von Donizetti, den Herzog im »Rigoletto« und den Alfredo in »La Traviata«, den Riccardo in »Un Ballo in maschera« und die Titelrolle im »Don Carlos« von Verdi, den Foresto in Verdis »Attila« und den Radames in »Aida«, den Manrico im »Troubadour« und den Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Rodolfo in »La Bohème« und den Cavaradossi in »Tosca«, den René im Fr. Lehárs »Der Graf von Luxemburg«, den Schuiskij im »Boris Godunow«, den Vaudémont in »Jolanthe« von Tschaikowsky, den Lykow in »Die Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow und den Sergej in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, auch Partien in den Opern »Die Flamme der Rache« und »Cyrano de Bergerac« des estnischen Komponisten Eino Tamberg. 1964-67 betrieb er ergänzende Studien im Studio der Mailänder Scala bei Gennaro Barra und bei Enrico Piazza. Er gab Gastspiele an den führenden Operntheatern der UdSSR, u.a. am Bolschoi Theater Moskau, in Kuibyschew, Ulan-Ude, Duschanbe, am Opernhaus von Leningrad (als Edgardo), an den Opern von Charkow, Eriwan, Riga (Rodolfo in »La Bohème«, Manrico), Vilnius (Alfredo, Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«), Kiew (Herzog im »Rigoletto«, Manrico) und Gorki (Herzog, Alfredo). 1968 gastierte er an der Oper von Helsinki als Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, 1969 bei den Festspielen von Savonlinna als Shemeikka in »Juha« von Merikanto, 1972 am Teatro San Carlo Neapel in »Oedipus Rex« von Strawinsky. Sein Repertoire gipfelte in den großen klassischen Aufgaben aus der russischen, der italienischen wie der französischen Opernliteratur. Auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium trat er in sehr verdienstvoller Weise für Vokalwerke estnischer Komponisten ein. 1985 führte man zu seinem 30jährigen Künstlerjubiläum in Tallinn Verdis »Un ballo in maschera« (mit ihm als Riccardo/Gustavus) auf. Seit 1976 unterrichtete er am Konservatorium von Tallinn. 1974 wurde er zum Volkskünstler der Estnischen Sowjetrepublik, 1980 zum Volkskünstler der UdSSR ernannt. Er starb 1989 in Tallinn.
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Plattenherstellung (Melodiya). Auf der finnischen Marke Finnlevy sang er in einer Aufnahme der Oper »Juha« von Aarre Merikanto (1972).
21.12. Giangiacomo GUELFI: 95. Geburtstag
Er studierte zunächst Rechtswissenschaften an der Universität von Florenz. Dann erfolgte die Ausbildung seiner Stimme, u.a. durch den berühmten Bariton Titta Ruffo. Er war auch Schüler des Baritons Mario Basiola sr. Bühnendebüt 1950 beim Festival von Spoleto als Rigoletto. Er trat bereits 1950 am Teatro Fenice Venedig auf und sang 1952 am Teatro Bellini Catania. Seit 1952 hatte er an der Mailänder Scala große Erfolge, u.a. 1953 als Gellner in »La Wally« von Catalani, 1955, 1963-64 und 1966-68 als Alfio in »Cavalleria rusticana«, 1956 und 1966 als Amonasro in »Aida«, 1958 als Faraone in Rossinis »Mosè«, 1959 als Escamillo in »Carmen« und als Gianciotto in »Francesca da Rimini« von R. Zandonai, 1961 als Oberpriester in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, 1964 als Jack Rance in »La fanciulla del west« und als Titelheld in Verdis »Macbeth«, 1964 und 1966 als Marcello in »La Bohème«, 1965-66 als Titelheld in Rossinis »Wilhelm Tell« wie in Verdis »Simon Boccanegra«, 1966 als Sharpless in »Madame Butterfly« und als Antigono in »Olimpia« von Spontini, 1966 und 1968 als Titelheld in Verdis »Nabucco«, 1967 als Graf Luna im »Troubadour« und als Enrico in »Lucia di Lammermoor«, 1969 als Chevreuse in »Maria di Rohan« von Donizetti. Seit 1950 trat er regelmäßig am Teatro Comunale Florenz auf, seit 1958 auch am Teatro Comunale Bologna, u.a. als Telramund im »Lohengrin« und als Escamillo. Eine Gastspieltätigkeit auf internationalem Niveau kennzeichnete seine weitere Karriere. Seit 1954 gastierte er an der Oper von Chicago, 1959 am Teatro Massimo Palermo und an der Oper von Rom (wo er bis 1977 oft anzutreffen war), 1961 an der Oper von Kairo. 1964 hatte er große Erfolge, als er in Rio de Janeiro (wo er erstmals 1956 gastierte) die Titelfigur in Verdis »Macbeth« und den Scarpia in »Tosca« sang. 1965 gastierte er am Teatro San Carlos Lissabon und in Neapel als Wilhelm Tell von Rossini. Mehrfach wirkte er bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. Dort trat er in den Jahren 1955-56, 1958, 1960, 1962-69 und 1975, vor allem als Amonasro, auf. 1970 sang er an der Metropolitan Oper New York den Scarpia und den Jack Rance. 1972 war er an der Deutschen Oper Berlin zu Gast. 1957-58 Gastspiel am Drury Lane Theatre London (Gérard in »Andrea Chénier«), 1975 an der Covent Garden Oper London als Scarpia. Beim Maggio Musicale Fiorentino sang er 1971 in Meyerbeers »Afrikanerin« und in »Agnese di Hohenstaufen« von Spontini. Er gastierte 1963 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1970 an der Staatsoper von München. An der Oper von Monte Carlo erschien er 1965 (Jack Rance), 1973 (als Michele in Puccinis »Il Tabarro« und als Alfio) und 1975 (Gérard); seit 1952 wirkte er oftmals bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom mit. An der Wiener Staatsoper, an der er bereits 1965 als Gérard debütierte, gastierte er in den Jahren 1974-76 als Scarpia, als Amonasro und als Jack Rance in insgesamt elf Vorstellungen. An der Mailänder Scala wirkte er am 17.3.1952 (bei seinem Debüt) in der Uraufführung der Oper »Proserpina e lo straniero« von Juan José Castro (als der Fremde) mit, am 25.3.1953 ebenfalls an der Scala in der Uraufführung der Oper »Mas’aniello« von Jacopo Napoli (als Carlo Catania) und am 24.3.1954 ebenfalls in der Scala in der Uraufführung der Oper »La Figlia di diavolo« von Virgilio Mortari (als Herodes), am 4.12.1954 am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »La figlia di Jorio« von Pizzetti (in der Partie des Lazaro), am 25.2.1956 am gleichen Haus in Renzo Rossellinis »La Guerra«, am 28.5.1963 am Teatro della Pergola Florenz in der von Flavio Testis »La Celestina«. Weitere Opernpartien: Doge in Verdis »I due Foscari«, Carlos in »La forza del destino«, Ezio in »Attila« von Verdi und Fanuel in »Nerone« von A. Boito. Er starb 2012 in Bozen. – Seit 1953 verheiratet mit der Sopranistin Laura Carol (* 1923).
Schallplatten: Sehr viele Aufnahmen auf Cetra (vollständige Opern »Tosca«, »Aida«, »Nerone« von Mascagni als Phanuel), DGG (Alfio in »Cavalleria rusticana«), EJS (»I due Foscari« und »Attila« von Verdi, »Loreley« von Catalani), MRF (»Die Afrikanerin« von Meyerbeer, Florenz 1971, »La Cena delle beffe«, Mailand 1977), Morgan Records (»I Lombardi« und »Nabucco« von Verdi, »Cavalleria rusticana«), Paragon (»La forza del destino«), Melodram (»Olimpia« von Spontini), GOP (»I Vespri Siciliani« von Verdi), Stradivarius (»Carmen«), Cetra Opera Live (»Agnese di Hohenstaufen« von Spontini, »La Fanciulla del West«), Mondo Musica (Titelrolle in Verdis »Macbeth«, Teatro Fenice Venedig, 1968). Interessant ist auf HRE eine Gesamtaufnahme des »Lohengrin« in italienischer Sprache.
21.12. Eva LIKOVÁ: 100. Geburtstag
Als Neda
Die Sängerin, deren eigentlicher Name Eva Prchliková war, erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium von Prag und durch die Pädagogin Frau Nektar de Flondor. 1943 kam es zu ihrem Bühnendebüt am Opernhaus von Brno (Brünn) in der Partie der Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Bis 1945 blieb sie in Brno und war dann bis 1947 in Prag tätig. Sie ging 1947 nach Nordamerika, wo sie zunächst als Konzertsängerin auftrat. In den fünfziger Jahren hatte sie große Erfolge bei Auftritten an der New York City Opera. Als Mitglied dieses Hauses wie bei Gastspielen an den großen amerikanischen Opernbühnen (Philadelphia, Boston, Pittsburgh, New Orleans) sang sie bis 1967 Partien wie die Micaela in »Carmen«, die Gilda im »Rigoletto«, die Violetta in »La Traviata«, die Musetta in Puccinis »La Bohème« und die Liu in dessen »Turandot«. Sie gab auch Gastspiele und Konzerte in Mexiko, Spanien, Kanada und Deutschland und kam als Gast an der Wiener Staatsoper (1961-62 als Micaela, als Traviata, als Nedda im »Bajazzo« und als Gräfin in »Figaros Hochzeit«) zu ihren Erfolgen. Sie starb 2004 in Southfield (Michigan).
21.12. Ernst WIEMANN: 100. Geburtstag
Gesangstudium in Hamburg und München bei Philomena Herbst-Latour und bei Paul Bender; er begann seine Bühnenkarriere 1940-41 am Stadttheater von Kiel und sang dann 1941-44 an der Berliner Volksoper. Nach nochmaligem Studium nahm er 1951 seine Karriere am Stadttheater von Gelsenkirchen wieder auf. 1955-57 sang er am Opernhaus von Nürnberg, seit 1957 an der Staatsoper Hamburg. Er gastierte an führenden Bühnen in Italien, Spanien und Frankreich. 1961 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York. Als Antrittsrolle sang er hier den König Heinrich im »Lohengrin«. Er trat an der Metropolitan Oper bis 1969 in insgesamt 72 Vorstellungen auch als Hagen in der »Götterdämmerung«, als Fafner im »Rheingold«, als Hunding in der »Walküre«, als 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, als Komtur im »Don Giovanni«, als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Rocco im »Fidelio«, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Landgraf im »Tannhäuser« und als König Marke in »Tristan und Isolde« auf. Zu den Theatern, an denen er gastierte, gehörten die Staatsoper von Wien (1956 als König Philipp im »Don Carlos«), die Grand Opéra Paris (1957 als Fafner), die Opernhäuser von Nizza, Bordeaux und Marseille, das Théatre de la Monnaie Brüssel, die Opern von Rom, Zürich, Dallas, New Orleans, Boston und das Gran Teatre del Liceu in Barcelona. An der Covent Garden Oper London hörte man ihn 1971 als Gurnemanz im »Parsifal«. Er sang auch bei den Festspielen von Florenz, Edinburgh (1968 als Daland anlässlich eines Gastspiels der Staatsoper Hamburg) und Aix-en-Provence. Bedeutende Karriere auch im Konzertsaal. Man bewunderte seine stimmgewaltige, voluminöse Bass-Stimme namentlich im Wagner-Repertoire. Er trat aber auch sehr erfolgreich als Arkel in »Pelléas et Mélisande« und als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« auf. 1963 wirkte er an der Hamburger Oper in der szenischen Uraufführung von Igor Strawinskys »The Flood« mit (und gastierte damit auch an der Mailänder Scala). Er starb 1980 in Hamburg.
Schallplatten: HMV-Electrola., Eurodisc (9. Sinfonie von Beethoven), Metronome-Sonopress (Querschnitte »Aida« und »Troubadour« in deutscher Sprache).
21.12. Alma HÜTTER-KRAUSE: 175. Geburtstag
Sie hieß mit ihrem Geburtsnamen Alma Krause, unter dem sie auch in ihren ersten Engagements auftrat. Sie begann ihre Bühnentätigkeit am Theater von Wiborg in Finnland und hatte dann ihre Erfolge, zunächst als Opernsängerin, dann auch auf dem Gebiet der Operette, an deutschen Bühnen. So sang sie an den Hoftheatern von Meiningen (1865-66), Dessau (1866-67) und Stuttgart (1867-68), an den Stadttheatern von Hamburg (1868-69) und Basel (1869-70). In der Saison 1870-71 trat sie am Stadttheater New York (und in einer Gastspiel-Tournee in den USA) auf, dann 1871-72 am Stadttheater von Düsseldorf und 1872-73 am Hoftheater von Detmold, am Residenztheater Dresden (1873-74), am Carl Schultze-Theater Hamburg (1875-76), am Tivoli-Theater Bremen (1876-77), am Stadttheater von Bremen (1877-78), dann am Theater von Stralsund (1878-79), am Stadttheater von Nürnberg (1879-80), am Stadttheater von Danzig (1880-81), am Stadttheater von Straßburg (1881-83), am Stadttheater von Königsberg (1883-84) und am Stadttheater von Barmen (1884-85). 1881 hörte man sie am Operettentheater Amsterdam. Zu ihren großen Partien für den Bereich der Oper zählten der Page Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Madeleine im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, und die Susanna in »Figaros Hochzeit«. Sie war verheiratet mit dem Schauspieler und Regisseur Julius Hütter (1834-1900), der später Theaterdirektor in Bremen wurde. Sie starb 1885 in Liegnitz (Schlesien).
22.12. Frank CORSARO: 95. Geburtstag
Er besuchte 1945-48 die Yale School of Drama, studierte dann am City College of New York und am Actors Studio. In den 1950er Jahren leitete er am Broadway Aufführungen von Roald Dahls The Honeys (mit Hume Cronyn und Jessica Tandy), Michael V. Gazzos A Hatful of Rain (mit Ben Gazzara, Anthony Franciosa und Shelley Winters) und Tennessee William’ ‚ Night of the Iguana (mit Bette Davis und James Farentino). Seit 1958 arbeitete Corsaro für die New York City Opera; an der Metropolitan Opera debütierte er 1984 mit Georg Friedrich Händels Rinaldo. Für die Fernsehreihe Bob Hope Presents the Chrysler Theatre produzierte er 1964 eine Kurzversion von William Inges Out on the Outskirts of Town mit Anne Bancroft, Jack Warden, Fay Bainter und William Inge selbst. Daneben verfasste Corsaro mehrere Opernlibretti und das Theaterstück A Piece of Blue Sky, das er mit Roland Winters, Nancy Marchand, Marian Seldes und Morgan Sterne aufführte, sowie u. a. einen Roman und seine Memoiren. Als Schauspieler trat er in Paul Newmans Rachel, Rachel neben Joanne Woodward auf. Corsaro starb im November 2017 im Alter von 92 Jahren in Suwanee (Georgia).
22.12. Maria AMADINI: 100. Geburtstag
Sie sang bereits frühzeitig als Solistin mit dem Chor Chorale Santa Cecilia in ihrer Heimatstadt Bellinzona und studierte dann bei dem Dirigenten Alexander Krannhals in Basel und bei der bekannten Schweizer Mezzosopranistin Elsa Cavelti, in Mailand bei Giulia Tess und bei Giacomo Armani. 1948 kam es zu ihrem Bühnendebüt, als sie am Teatro Sociale in Como die Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli sang. Im gleichen Jahr debütierte sie an der Mailänder Scala in »Andrea Chénier« von Giordano. 1950 trat sie am Teatro Donizetti von Bergamo als Principessa di Bouillon in »Adriana Lecouvreur« von Cilea und als Maddalena im »Rigoletto« auf, 1952 als Pierotto in Donizettis »Linda di Chamounix«, 1964 als Marthe im »Faust« von Gounod. 1949 gastierte sie am Teatro Fenice Venedig als Grimgerde in der »Walküre« mit Maria Callas (als Brünnhilde) zusammen. Sie trat insgesamt während acht Spielzeiten an der Scala auf, u.a. als Maria in Rossinis »Mosè in Egitto«, 1950 als Oretta in Malipieros »L’Allegra Brigata« und als 3. Dame in der »Zauberflöte« (unter O. Klemperer), 1952 in einer kleinen Partie im »Rosenkavalier« (unter H. von Karajan), 1953 als Schenkenwirtin im »Boris Godunow«, als Amme in »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi, als Magd in »Medea« von Cherubini und als Patrona in der italienischen Erstaufführung der Oper »Leonore 40/45« von R. Liebermann, 1954 als Amica in »Amelia al ballo« von G.C. Menotti, als Gesangssolistin in dem Ballett »El amor brujo« von M. de Falla und als 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss, 1955 als Contessa di Coigny in »Andrea Chénier« und als Agnese in O. Respighis »La Fiamma«, 1956 als La Vecchia dell’Erbe in »La figlia di Jorio« von I. Pizzetti, als Wowkle in »La fanciulla del west« und als Wahrsagerin in »Der feurige Engel« (»L’Angelo di Fuoco«) von Prokofjew. Hier wirkte sie auch am 2.1.1955 in der Uraufführung der Oper »David« von D. Milhaud als Jesses Frau mit. Sie gab Gastspiele in Venedig, Bordeaux, Luzern und Ostende, auch in Brasilien. Im Konzertsaal hörte man sie als Solistin in Werken von J.S. Bach (Johannespassion), Verdi (Requiem), Gian Francesco Malipiero, überhaupt in einem vielseitigen Repertoire. 1956 gab sie ihre Bühnenkarriere auf und wirkte als Gesangspädagogin an der Scuole Comunali ihrer Geburtsstadt Bellinzona, wo sie 2004 starb.
Schallplatten: Cetra (Cieca in »La Gioconda« mit Maria Callas, »Amelia al Ballo« von G.C. Menotti).
22.12. Anne BOLLINGER: 100. Geburtstag
Ausbildung durch Lotte Lehmann und Rosalie Miller. 1944 erfolgte ihr Konzertdebüt in Hollywood unter Stokowski. 1947 sang sie beim Tanglewood Festival in »Idomeneo« von Mozart. 1949 wurde sie an die Metropolitan Oper New York verpflichtet (Antrittsrolle: Frasquita in »Carmen«), an der sie bis 1953 blieb. Sie sang hier in insgesamt 131 Vorstellungen u.a. die Barbarina wie den Cherubino in »Figaros Hochzeit«, die Micaela in »Carmen«, die Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, die Gräfin Ceprano im »Rigoletto«, die Emma in »Chowanschtschina«, den Siebel im »Faust« von Gounod, die Priesterin in »Aida«, den Tebaldo in Verdis »Don Carlo«, die Musetta in »La Bohème«, die Ines im »Troubadour« und die Modistin im »Rosenkavalier«. 1953 wurde sie Mitglied der Hamburger Staatsoper, an der sie als Zdenka in »Arabella« debütierte, und wo sie bis 1959 wirkte. 1955 erregte in Hamburg ihre Pamina in der »Zauberflöte« großes Aufsehen. Wegen einer schweren, fortschreitenden Erkrankung musste sie jedoch frühzeitig ihre Karriere aufgeben und starb, erst 42 Jahre alt, 1962 in Zürich. .
Die Stimme der zu früh verstorbenen Künstlerin erscheint auf der Marke Pacific in einem Duett mit James Pease sowie auf EJS in Fragmenten aus »Chowanschtschina«, auf MMS in der Messe As-Dur von Schubert, auf Unique Opera Records als Siebel im »Faust« von Gounod, auf TIS in Verdis »Don Carlos« (Mitschnitt einer Aufführung der Metropolitan Oper von 1950).
22.12. Franz ABT: 200. Geburtstag
Sein Vater war der in Eilenburg tätige Prediger Franz Gotthardt Abt (1752–1838), seine Mutter dessen Ehefrau Maria Rosina Hanitzsch. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er durch seinen Vater, der ihn im Klavierspiel unterwies. Nach dem Abitur an der Thomasschule studierte er Theologie und Musik in Leipzig. Zeitgenossen waren dort unter anderem Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach dem Tod seines Vaters 1838 widmete er sich der Musik, da er dabei seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. So leitete er den studentischen Gesangsverein und den Leipziger philharmonischen Verein. In dieser Zeit verfertigte er seine ersten Kompositionen, unter anderem Opernpotpourries und leichte vierhändige Klavierstücke für Anfänger und gab Klavierunterricht. Ab 1841 war er als Kapellmeister am Hoftheater in Bernburg (Saale) tätig. Hier dirigierte er am 19. Februar 1841 seine erste Aufführung, die Oper Fra Diavolo. In der zweiten Jahreshälfte heiratete er Rosalie Neumann. Im Oktober 1841 wurde er als Musikdirektor am Aktientheater in Zürich angestellt. Im selben Jahr wurde er auch Dirigent der Abonnementskonzerte der Allgemeinen Musikgesellschaft (AMG) in Zürich. Er war auch als Chordirektor in Zürich tätig. 1844 gab er die Stellung am Theater auf und übernahm die Leitung mehrerer Chöre. Darunter waren der Züricher Studentengesangverein, die Harmonie Zürich, der Stadtsängerverein und der Cäcilienverein. Für diese Chöre komponierte er zahlreiche Chorwerke. Weitere Kompositionen dieser Zeit waren zwei- und dreistimmige Lieder, die er bei seinem Unterricht an diversen Mädchenpensionaten verwendete. Mit seinen Chören gab er Konzerte, in denen er auch größere Vokalwerke und Oratorien aufführte. 1845 übernahm er die musikalische Leitung der Abonnementskonzerte. Zu dieser Zeit war auch Richard Wagner dort Kapellmeister. 1848 wurde er Bundesdirigent des aus 24 Gesangvereinen bestehenden Zürichsee-Vereins. Im Herbst 1850 besuchte er nach neunjähriger Abwesenheit Leipzig. Nach seiner Rückkehr übernahm er im Dezember 1850 die Leitung der Zürcher Oper. Im Sommer 1852 reiste er ein weiteres Mal nach Leipzig und Braunschweig. Hier veranstaltete er im Mai ein Konzert mit der Braunschweiger Liedertafel, deren Ehrenmitglied er 1850 geworden war. Das der Liedertafel gewidmete Werk Ein Sängertag, ein Zyklus bestehend aus dreizehn Liedern, wurde aus diesem Anlass aufgeführt. Zu diesem Anlass lernte er auch den Braunschweiger Kapellmeister Georg Müller (1808–55) kennen, der Abt für das Theater in Braunschweig gewinnen wollte. In Zürich, wo er lange Jahre im Mittelpunkt des Musiklebens stand, blieb er bis Oktober 1852. Obwohl man ihm das Ehrenbürgerrecht in Aussicht stellte und ihn in Zürich halten wollte, ging er nach Braunschweig. Am 12. Oktober 1852 traf er in Braunschweig ein und leitete in Vertretung Müllers, der sich mit seinem Streichquartett auf einer Konzertreise befand, am 21. Oktober seine erste Vorstellung. In dieser Zeit leitete er unter anderem die Opern Lucrezia Borgia und Die Hugenotten. 1853 folgte die Festanstellung als Zweiter Hofkapellmeister am Hoftheater Braunschweig. Im Mai 1855 erhielt er einen Ruf als Kapellmeister an die Wiener Hofoper. Doch Georg Müller verstarb zur gleichen Zeit und Abt wurde zum Ersten Kapellmeister befördert. Er wirkte bis zu seiner Pensionierung 1882 in Braunschweig. Auch in Braunschweig widmete er sich dem Chorwesen. So gründete er gleich nach seiner Ankunft eine „Singakademie“, die bald über einhundert Sänger umfasste. 1858-82 war er Dirigent des Braunschweiger Männergesangvereins. Im Juni 1856 leitete er gemeinsam mit Henry Litolff und Julius Mühling (1810–80) das Magdeburger Musikfest. Im Juni 1858 folgte Abt mit seinem Braunschweiger Männerchor einer Einladung zu einer Konzertreise nach England. Während dieser Fahrt gaben sie 12 Konzerte in London. Im Juli des Jahres besuchte er das Sängerfest in Zürich, bei welchem er eigene Kompositionen dirigierte. Beim Liederfest zu Bielefeld im Juli 1860 übte Abt die Funktion des Generalgesangmeisters aus. Auch auf anderen Festen des Bundes Norddeutscher Liedertafeln übernahm er diese Aufgabe.
1867 wurde das Schwalbenjubiläum gefeiert, den fünfundzwanzigsten Jahrestag seiner populären Komposition Wenn die Schwalben heimwärts zieh’n. In seinen späteren Jahren erhielt Abt zahlreiche Einladungen aus dem Ausland. So führte ihn 1869 eine Konzertreise nach Riga, Sankt Petersburg und Moskau, nachdem er zuvor auch schon Paris besucht hatte. Im Frühjahr 1872 besuchte er mit dem Braunschweiger Männergesangverein bei einer zweieinhalbmonatigen Reise Nordamerika. Hier nahm er an großen Musikfesten teil und gab mit seinem Chor in vielen großen Städten der USA Konzerte. So konzertierte er in New York, Philadelphia, Baltimore, Washington, D.C., Buffalo, Cincinnati, St. Louis und Louisville. In Boston wurde sein Schwalbenlied von einem Chor mit zwanzigtausend Sängern und Sängerinnen aufgeführt. Bei dieser Reise traf er auch US-Präsdient Ulysses S. Grant. Abt war Mitglied der Freimaurer, seiner Braunschweiger Loge Carl zur gekrönten Säule widmete er mehrere Kantaten. Mit Anfang Sechzig musste er sich 1882 wegen eines Herzleidens zur Ruhe setzen und nahm seinen Abschied als Herzoglich-Braunschweigischer Hofkapellmeister. Er entschied sich, seinen Alterssitz in Wiesbaden zu nehmen, und wohnte in der Taunusstraße. Nach kurzer Krankheit starb Franz Abt hier am 31. März 1885. Es wird berichtet, dass sämtliche Laternen in den Straßen, durch die der Trauerzug führte, angezündet und mit schwarzem Stoff bespannt waren. Es war eine der größten Beerdigungen in Wiesbaden. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Nordfriehof, wo die Stadt Wiesbaden und die deutschen Gesangvereine ihm ein Ehrengrabmal errichteten. Das Grabdenkmal trägt die Aufschrift „Gewidmet von deutschen Gesangvereinen“. Es handelt sich um eine kurze, gedrungene Säule mit einer Büste, die von dem Wiesbadener Bildhauer Hermann Schies geschaffen wurde. Seine im neunzehnten Jahrhundert sehr populären Kompositionen hatten zu einem hohen Bekanntheitsgrad Abts geführt. So schrieb die Neue Freie Presse aus Wien am 1. April 1885 in ihrer Abendausgabe bei Bekanntgabe seines Todes, Abt wäre durch seine zahlreichen Lieder und Chöre überall dort, wo Deutsche wohnen, gekannt und geliebt gewesen. Gute Nacht, du mein herziges Kind wurde von der Wiener Allgemeinen Zeitung vom 2. April 1885 als sein bekanntestes Lied gesehen. Da es so viel und oft gesungen worden wäre, hätte es sich zu einer musikalischen Landplage entwickelt. Sein Sohn, Alfred Abt (1855–80), wurde auch Musiker und Theaterkapellmeister. Franz Abt wurden mehrere Orden verliehen, so den Orden Heinrichs des Löwen, das Herzoglich-Sachsen-Coburgsche Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft, die hannoversche Goldene Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft und die großherzogliche hessische Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Abt zu Ehren wurden in mehreren deutschen Städten Denkmäler errichtet. So befand sich gegenüber dem Staatstheater Braunschweig ein Denkmal (1891) von Karl Echtermeier. Dieses wurde mit Ausnahme der Porträtbüste im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und 1960 von Karl Paul Egon Schiffers neu gestaltet. Die originale Büste befindet sich im Braunschweiger Landesmuseum. Für Abts Heimatstadt Eilenburg schuf Victor Seifert ein Denkmal (1913) für eine Grünanlage an der damals neugestalteten Südpromenade. Außerdem erinnert am Standort seines Geburtshauses eine Bronzetafel (1887) an ihn. In Eilenburg, Wiesbaden, Braunschweig, München und Berlin erinnern Straßennamen an den Komponisten. Franz Abt war Ehrenmitglied in über 250 Gesangvereinen. Dem Mannheimer Singverein widmete er Vier heitere Lieder für vielstimmigen Männergesang Op. 97. Franz Abt war ein äußerst produktiver Komponist. Er komponierte über 3000 musikalische Werke. Darunter befinden sich vor allem Lieder und Chor- und Klavierwerke. Auch im englischsprachigen Raum war er sehr populär und schrieb auch viele Lieder und Gesänge mit englischem Originaltext. Er schrieb alleine über 600 Werke für Männerchor. Er gilt als Schöpfer weltlicher wie auch geistlicher Werke.
23.12. Claudio SCIMONE: 85. Geburtstag
Er arbeitete 1952–57 als Musikkritiker für die Gazetta del Veneto und studierte gleichzeitig Dirigieren bei Carlo Zecchi, Dimitri Mitropoulos und Franco Ferrara. 1959 gründete er das Kammerorchester I Solisti veneti, das er seither leitet. Er unterrichtete Kammermusik an den Konservatorien von Venedig (1961–67) und Verona (1967–74); 1974–83 war er Leiter des Konservatoriums von Padua. Durch Archivstudien und wissenschaftliche Forschungen erweiterte Scimone das musikalische Repertoire um zahlreiche Werke des 18. und 19. Jahrhunderts. So nahm er als Erster sämtliche Sinfonien von Muzio Clementi auf und machte die Werke Tartinis allgemein bekannt. Er rekonstruierte Vivaldis Oper Orlando furioso und brachte sie 1979 in Verona und 1981 in Aix-en-Provence zur Aufführung. Eine Rekonstruktion von Albinonis Il nascimento de l’aurora folgte 1984 in Venedig. Auch Werke des 20. Jahrhunderts standen und stehen immer wieder auf seinem Programm. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent von I Solisti Veneti leitete Scimone 1979–86 das Orchester der Gulbenkian-Stiftung in Lissabon, wo er 1981 Rossinis Oper Mosè in Egitto neu aufführte. Im gleichen Jahr debütierte er mit einer Aufführung von Donizettis L’Elisir d’amore am Covent Garden. Als Gastdirigent arbeitete er u.a. mit dem Philharmonia Orchestra London, dem Royal Philharmonic Orchestra, dem English Chamber Orchestra, dem Orchestre Philharmonique de l’ORTF und den Bamberger Symphonikern zusammen. Scimone hat über 150 Schallplatten und CDs aufgenommen, viele davon Ersteinspielungen (u.a. Mercadante, Boito, Donizetti, Spontini, Ponchielli). Seine Vivaldi-Diskografie beläuft sich allein auf über 250 Werke. 1969 wurde Scimone mit der Elizabeth Sprague Coolidge Memorial Medal ausgezeichnet. Für seine Schallplattenaufnahmen erhielt er mehrmals den Grand Prix du Disque, außerdem den Grammy Award, den Prix Mondial du Disque (Montreux) und den Dipason d’Or. Er starb 2018 in Padua.
23.12. Clarice CARSON: 90. Geburtstag
Als Elisabetta mit Viktor Braun
Gesangstudium bei Pauline Donalda und Jacqueline Richard in Montreal sowie bei Julia Drobner in New York. Zu ihrem Bühnendebüt kam es 1962 an der Oper von Montreal als Mutter in der Menotti-Oper »Amahl and the Night Visitors«. 1965-66 erfolgreiches Auftreten an der City Opera New York nach ihrem Debüt an diesem Haus als Gräfin in »Figaros Hochzeit«. 1967 wurde sie an die New Yorker Metropolitan Opera verpflichtet (Antrittsrolle: 1. Dame in der »Zauberflöte«). Bis 1979 trat sie hier in insgesamt 63 Vorstellungen auch als Helmwige in der »Walküre«, als Priesterin in »Aida«, als 5. Magd in »Elektra« von R. Strauss, als Frasquita in »Carmen«, als Musetta in »La Bohème«, als Tosca, als Violetta in »La Traviata«, als Fiordiligi in »Così fan tutte« und als Madame Lidoine in »Dialogues des Carmelites« von Fr. Poulenc auf. Sie sang an den großen Opernbühnen in Nordamerika, u.a. an den Opern von Montreal und Vancouver, in Chicago (1969) und San Francisco (1975 Giorgetta in »Il Tabarro« von Puccini), Cincinnati, Dallas und Houston (Texas). Zu Gast an den Opern von Rouen und Tel Aviv, an der Niederländischen Oper Amsterdam, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und bei der Scottish Opera Glasgow (1970-71 als Traviata). Sie sang bei den Festspielen von Schwetzingen 1976 die Titelrolle in der Oper »Leonora« von Paër; diese Aufführung wurde auf MRF-Platten mitgeschnitten und veröffentlicht. Besondere Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren ferner die Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Amelia im »Maskenball«, die Aida, die Elisabetta im »Don Carlos«, die Leonore im »Troubadour«, die Marguerite wie der Siebel in Gounods »Faust«, die Magda Sorel in Menottis »The Consul«, der Female Chorus in »The Rape of Lucretia« von B. Britten, die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Liu in »Turandot«, die Titelheldin in Puccinis »Suor Angelica« und die Salome in der Oper gleichen Namens von R. Strauss. Geschätzte Konzert- und Oratoriensängerin. Sie starb 2015 in Toronto.
Schallplatten: MRF (»Leonora« von Paër).
24.12. Ernst Carl Ludwig WESTENHOLZ: 325. Geburtstag
Er war als Knabe 1704 als Diskantist in der Hofkapelle des Markgrafen von Culmbach tätig und kam 1710 auf die Johannisschule in Magdeburg. 1713 wurde er zur Fortsetzung seiner Studien nach Wolfenbüttel geschickt, war aber dort auch als Sänger in der Hofkapelle des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel beschäftigt. 1718 wurde er an der Universität Helmstedt immatrikuliert, verließ diese jedoch 1719 und ging auf Einladung des Direktors Gumbrecht als Opernsänger an das Theater von Hamburg. In den folgenden zwei Jahren hatte er dort große Erfolge auf der Bühne. 1721-23 war er als Sänger am dänischen Königshof in Kopenhagen anzutreffen. 1723 kam er nach Hamburg zurück, wo er jetzt sowohl im Bereich der Oper wie in dem des Kirchengesangs zu hohem Ansehen kam. Er trat am Hamburger Theater am Gänsemarkt u.a. als Curio in »Giulio Cesare« von Händel und als Titelheld in dessen »Tamerlano«, als Lucas in Reinhard Keisers »Das Hamburger Schlachtfest«, in Opern von Porpora, Porta, J.P. Kunzen, Lully und Caldara auf. Gegen Ende seiner Bühnenkarriere sang er in Opern von G. Ph. Telemann, der als Direktor und Dirigent am Theater am Gänsemarkt wirkte (»Sancius«, »Das jauchzende Großbritannien«, »Die verkehrte Welt«, 1729 als Apollo in »Die aus der Einsamkeit zurückgekehrte Opera«, alle unter der Leitung des Komponisten Telemann). Er verließ dann aber 1734 Hamburg und sein Theater und wirkte zwanzig Jahre lang als Kantor in Stade, wo er 1753 starb. Sein Familienname kommt auch in der Schreibweise Westenholtz vor.
Lit: W. Hobohm: Ernst Carl Ludwig Westenholz; ein bedeutender Sänger der deutschen Frühzeit (Jahresschrift des Kreismuseums Haldensleben, 1972).
25.12. Noël LEE: 95. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Pianisten und Komponisten auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/No%C3%ABl_Lee
28.12. Stojan STOJANOV: 90. Geburtstag
Er war Schüler von Cristo Brambaroff in Sofia. Nachdem er bereits im Konzertsaal aufgetreten war, erfolgte 1960 sein Bühnendebüt an der Oper von Varna als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. Er wurde bald Mitglied der Nationaloper von Sofia, dann gleichzeitig auch an der Belgrader Nationaloper als ständiger Gast verpflichtet. Gastspiele an den Nationalopern von Brno, Prag, Budapest und Zagreb, an der Oper von Leningrad, in Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart, Straßburg und Bologna. Seine strahlende, zu großer Dramatik des Ausdrucks fähige Tenorstimme bewährte sich in einem weitläufigen Bühnenrepertoire, wobei die klassischen italienischen Partien im Vordergrund standen. Nicht weniger erfolgreich als Konzertsänger. Er starb 2018 in Zagreb.
Schallplatten: Balkanton (»Ein Maskenball« von Verdi).
29.12. Roman VLAD: 100. Geburtstag
Er studierte zunächst in seiner Heimat Rumänien bei Titus Tarnawski und Liviu Russu und erwarb ein Diplom als Pianist. Vor dem Eintreffen der Roten Armee floh er 1938 nach Italien und studierte dort an der Universität von Rom und später an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia. 1951 wurde Vlad auch offiziell italienischer Staatsbürger. Vlad begann seine Karriere als Interpret und Komponist, er gewann den Enescu-Preis im Jahre 1942 für seine Sinfonietta und das Silberne Band für seine Filmmusik. Er war künstlerischer Leiter der Accademia Filarmonica Romana 1955-58 und noch einmal 1966-69. Er wurde 1960 Präsident der italienischen Gesellschaft für Neue Musik und musikalischer Berater für das dritte italienische Programm RAI. Vlad war ein vielseitiger Komponist, er schrieb sinfonische Werke für den Konzertsaal aber auch Ballettmusik und Musik für das Theater. Vlad veröffentlichte als Musikwissenschaftler verschiedene Bücher über Musik, einschließlich über die Geschichte der Zwölftonmusik (1958) und Biographien von Strawinsky und Dallapiccola.
Hauptsächlich bekannt wurde Roman Vlad jedoch für seine zahlreichen Filmkompositionen. Während der 1940er Jahre schrieb er für zahlreiche Kurz- und Dokumentarfilme wie Racconto da un affresco, Romantici a Venezia oder Bianchi pascoli die Musik, bevor er sich ab 1946 auch der Komposition von Spielfilmen widmete. Sein erster großer Erfolg wurde 1949 die Musik für das Drama von Regisseur René Clément Die Mauern von Malapaga mit Jean Gabin und Isa Miranda in den Hauptrollen. Zu Beginn der 1950er Jahre entstanden die Partituren für René Clairs Der Pakt mit dem Teufel mit Michel Simon und Gérard Philippe und für die Komödie Ein Sonntag im August von Regisseur Luciano Emmer. In der 1950er Jahren komponierte er die Musik für zahlreiche namhafte Regisseure wie Marcello Pagliero, Mario Zampi, Giuliano Biagetti, Romolo Marcellini, Ladislao Vajda, Vittorio Gassman, Riccardo Freda, Jules Dassin, Alexandre Astruc, Francesco Rosi oder Ralph Habib. Zu Beginn der 1960er Jahre entstanden noch verschiedene andere Filmkompositionen für Filmemacher wie William Dieterle, Marino Girolami, Carlo Campogalliani, Vincenzo Lucci Chiarissi oder Renato Castellani. 1988 schrieb er für den Film Il giovane Toscanini von Regisseur Franco Zeffirelli eine seiner letzten Filmmusiken. Roman Vlad verstarb am 21. September 2013 im Alter von 93 Jahren in Rom. Vlad war Mitglied des Direktoriumsrats der Accademia Nazionale di Santa Cecilia und künstlerischer Berater für das Ravenna Festival und das Festival dei Due Mondi in Spoleto.
30.12. Phil STARK: 100. Geburtstag
Er begann zuerst ein Violinstudium, ließ aber, nachdem man auf seine schöne Stimme aufmerksam geworden war, diese durch die Pädagogin Susanne Horn-Stoll in Darmstadt ausbilden. 1953 debütierte er unter seinem richtigen Namen Philipp Stork am Stadttheater von Heidelberg als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«. 1953 sang er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Nach einigen Gastspielen war er 1954-55 am Städtebundtheater Solothurn-Biel, 1955-58 am Stadttheater (Opernhaus) von Dortmund engagiert. Er verließ dann Deutschland und ging nach Kanada, wo er sich jetzt Phil Stark nannte, seit 1960 Mitglied der Canadian Opera Company Toronto war und seinen Wohnsitz in Toronto nahm. Mit kurzen Unterbrechungen wirkte er bis Ende der achtziger Jahre bei dieser Gesellschaft. Anfänglich sang er dort lyrische Partien wie den Jaquino im »Fidelio«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Ferrando in »Così fan tutte«, den Ernesto im »Don Pasquale«, den Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, auch den Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Später wandte er sich jedoch mehr den Charakterpartien für Tenor zu und sang den Monostatos in der »Zauberflöte«, den Basilio in »Figaros Hochzeit«, den Valzacchi im »Rosenkavalier«, den Hauptmann im »Wozzeck« von A. Berg, den Goro in »Madame Butterfly« und den Pang in Puccinis »Turandot«. In diesen Rollen hatte er auch an Theatern in den USA große Erfolge; er trat dort in Hartford (1969), Seattle (1970), Cincinnati, Portland, New Orleans und Washington auf und sang 1973-75 an der New Yorker Metropolitan Oper in insgesamt fünf Vorstellungen seine großen Glanzrollen, den Herodes in »Salome« und den Ägisth in »Elektra« von Richard Strauss. Zwischenzeitlich gastierte er auch wieder an deutschen und Schweizer Theatern (Zürich, St. Gallen, Düsseldorf, Wiesbaden, Mannheim, Köln, Karlsruhe) und erschien neben seiner Bühnentätigkeit auch als Radiosänger und in Fernseh-Shows. Er starb 1992 in Toronto.
30.12. David WILLCOCKS: 100. Geburtstag
Er studierte Orgel am Kings’s College (Cambridge) und war Organist und Chorleiter an der Kathedrale von Salisbury, dann an der Kathedrale von Worcester. Er wurde Musikdirektor des Orchesters und Chores des King’s College in Cambridge 1957-73. Unter seiner Leitung führte der King’s College Choir Benjamin Brittens War Requiem im Jahr 1963 zunächst in Perugia, dann in Mailand und Venedig auf. Die Auswahlsammlung weihnachtlicher Chorwerke namens 100 Carols for Choirs (100 Weihnachts- und Kirchenlieder für Chöre) gab er zusammen mit John Rutter bei der Oxford University Press heraus. Sie enthält zahlreiche Arrangements und auch Kompositionen von ihm. Er starb 2015 in Cambridge.