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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM AUGUST 2020

31.07.2020 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im August 2020

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 

1.8. Stanislav SULEYMANOV: 75. Geburtstag

 Biographie des sowjetischen Bassisten auf Russisch:

https://www.kino-teatr.ru/teatr/acter/sov/338802/bio/

 

1.8. Giovanni MANURITA: 125. Geburtstag

 Er wurde durch Alfredo Martino in Rom ausgebildet. 1923 debütierte er am Teatro Costanzi in Rom als Des Grieux in »Manon« von Massenet und leitete damit eine sehr erfolgreiche Karriere ein. 1924 sang er am Teatro Dal Verme Mailand in der Uraufführung der Oper »Giocondo e il suo Re« von Carlo Jachino, 1926 am Teatro Politeama Genua und am Teatro Verdi in Pisa (den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«), 1927-28 bei der Italienischen Oper in Holland, 1929 an der Oper von Monte Carlo (den Herzog im »Rigoletto«, den Alfredo in »La Traviata«, den Grafen Almaviva und den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«), 1933 am gleichen Haus (den Elvino in »La Sonnambula« und den Grafen Almaviva mit Toti Dal Monte), 1930 in Mantua (den Elvino). 1931 nahm er an der Deutschland-Tournee einer italienischen Operngesellschaft teil, 1933 gastierte er an der Städtischen Oper Berlin, bereits 1930 an der Chicago Lyric Opera, 1937 am Teatro Comunale Florenz (als Graf Almaviva). 1940 trat er beim Maggio Musicale von Florenz in der italienischen Erstaufführung von Händels »Acis and Galatea«, auf, im gleichen Jahr am Teatro Massimo Palermo als Federico in »L’Arlesiana« von Cilea. Er sang an der Mailänder Scala 1933 den Lindoro in Rossinis »L‘Italiana in Algeri«, am Teatro Regio Turin 1931 den Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, 1932 den Sirval in »Linda di Chamounix« von Donizetti, den Elvino und den Herzog im »Rigoletto«, 1934 den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, am Teatro Carlo Felice Genua 1930 in »Le furie di Arlecchino« von Adriano Lualdi, dort auch 1931 (als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«), 1933, 1934 und 1938 zu Gast. 1936 trat er an der Grand Opéra Paris als Herzog im »Rigoletto« und als Graf Almaviva auf. 1937-41 hatte er große Erfolge an der Oper von Rom, u.a als Lindoro und als Elvino, 1943-45 als Herzog im »Rigoletto« und als Alfredo, 1949 in der italienischen Erstaufführung von Benjamin Brittens »The Rape of Lucretia« als Male Chorus; dort fand 1949 sein letzter Bühnenauftritt als Don José in »Carmen« statt. Er gastierte auch am Teatro San Carlo Neapel und am Teatro Fenice Venedig und gab 1941 ein Konzert in Berlin. trat gastweise am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in Amsterdam, Brüssel, Helsinki und Warschau auf. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren der Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, der Rodolfo in »La Bohème« und der Don Ottavio im »Don Giovanni«. Er wirkte auch in mehreren Filmen mit. Nach seinem Abschied von der Bühne war er im pädagogischen Bereich an der Accademia di Santa Cecilia in Rom tätig. Er starb 1984 in Rom. – Seine Tochter hatte unter dem Namen Maria di Giovanni eine erfolgreiche, aber kurze Karriere als Sopranistin.

Lit: Antonino Defraia: Giovanni Manuritte, il Tenore di Grazia.

Schallplatten: Columbia, Fonotipia, Parlophon, Pathé; auf Pathé existiert eine Aufnahme des Quartetts aus »Rigoletto«, die auf dem Etikett nur als »Milan Grand Opera« bezeichnet wird (bei den nicht genannten Sängern handelt es sich neben Giovanni Manuritta um Anna Sassone-Soster, Lina Lanza und Gino Lussardi).

 

1.8. Karl SCHMIDT: 125. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in Wien. 1921-22 war er am Stadttheater von Bamberg, 1922-25 am Landestheater von Altenburg in Thüringen, 1925-26 am Landestheater Dessau, 1926-28 wieder in Altenburg, 1928-30 am Stadttheater Lübeck und 1930-35 am Landestheater Braunschweig engagiert. 1935 folgte er einem Ruf an die Bayerische Staatsoper München, deren Mitglied er bis zu seinem Tod 1950 geblieben ist. 1925 sang er am Theater von Altenburg den Giovanni in der deutschen Erstaufführung von Zandonais »Francesca da Rimini«, am 24.7.1938 wirkte er in München in der Uraufführung der Richard-Strauss-Oper »Friedenstag« mit. Er begann seine Theaterkarriere als lyrischer Bariton, fügte dann eine Anzahl von heldischen Rollen in sein Repertoire ein, die er zu Beginn seines Münchner Engagements sang, ging aber schließlich ins Charakterfach über. Zu nennen sind: der Don Pizarro im »Fidelio«, der Donner und der Alberich im Nibelungenring, der Storch im »Intermezzo« von R. Strauss, der Dietrich in H. Pfitzners »Der arme Heinrich«, der Titelheld im »Wozzeck« von A. Berg, der Telramund im »Lohengrin«, der Rigoletto, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Francesco in »Mona Lisa« von Max von Schillings, der Titelheld in »Holofernes« von N. von Reznicek, der Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Melot in »Tristan und Isolde« und der Sima in »Ero der Schelm« von Gotovac. Auch als Konzert- und Oratoriensänger aufgetreten.

Schallplatten: Preiser (Benoît in Puccinis »La Bohème«, Mitschnitt einer Aufführung der Münchner Staatsoper unter Clemens Krauss).

 

2.8. John DEXTER: 95. Geburtstag

 Er verließ die Schule mit vierzehn Jahren um als Freiwilliger in der britischen Armee zu dienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Schauspieler, wandte sich dann aber Produktion und Regie zu und war ab 1957 Associate Director der English Stage Company. Sein erster großer Erfolg war die Inszenierung von Roots von Arnold Wesker 1959 mit Joan Plowright. 1960 inszenierte er Toys in the Attic von Lillian Hellman mit Wendy Hiller und 1963 die Heilige Johanna (Saint Joan) von George Bernard Shaw. 1964 wurde er Associate Director des National Theatre of Great Britain und produzierte The Royal Hunt of the Sun von Peter Shaffer um die Eroberung von Peru durch Pizarro. Außerdem inszenierte er 1964 Othello von Shakespeare mit Laurence Olivier, Frank Finlay und Maggie Smith, was ein großer Erfolg wurde (es gab eine Plattenaufnahme bei RCA und 1965 eine Verfilmung der Produktion von Stuart Burge). Weitere Erfolge waren sein Hamlet von 1969 (mit der Musik von Conrad Susa) und Equus von Peter Shaffer, einer seiner größten Erfolge. 1973 inszenierte er The Party von Jane Arden (der letzte Bühnenauftritt von Laurence Olivier), 1975 Phaedra Britannica (mit Diana Rigg), 1979 Wie es euch gefällt mit der Musik von Harrison Birtwistle, 1977 The Merchant (aka Shylock), 1980 Das Leben des Galilei von Brecht mit Michael Gambon und 1988 Julius Caesar. Ab 1963 inszenierte er auch am Broadway. So Equus 1974, The Royal Hunt of the Sun 1965, Black Comedy/White Lies 1967, die Glasmenagerie von Tennessee Williams (1983 mit Jessica Tandy), Madame Butterfly von Puccini 1988 (ebenfalls ein großer Erfolg) und als letzte Inszenierung seiner Inszenierungen überhaupt die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill 1989 (mit Sting als Macheath). Sein Filmdebüt war The Virgin Soldiers mit Lynn Redgrave (1969), gefolgt von The Sidelong Glances of a Pigeon Kicker (aka The Pidgeons 1970) mit Elaine Stritch und I want what I want (1972). Außerdem inszenierte er Twelfth Night für Granada Television 1969 (mit Alex Guniess, Ralph Richardson). Seine erste Oper inszenierte er 1966 in Coven Garden (Benvenuto Cellini mit Nicolai Gedda). 1969-73 inszenierte er mehrere Opern an der Hamburger Staatsoper (unter anderem Verdis Maskenball 1973 mit Luciano Pavarotti und Sherrill Milnes) und er war 1974-81 leitender Regisseur der Metropolitan Opera in New York (Director of Production) und danach bis 1984 Berater. 1973 inszenierte er die Teufel von Loudon im Sadler´s Wells Theatre in London, er inszenierte für die Pariser Oper und die Oper in Zürich (Nabucco 1986). 1958 wurde er zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt wegen homosexueller Annäherung an einen Jungen, der in einem seiner Stücke mitspielte. 1975 erhielt er den Tony Award für die Regie in Equus und 1988 nochmals für Madame Butterfly (außerdem wurde er 1967 nominiert für Black Comedy/White Lies). 1978 erhielt er den Hamburger Shakespeare-Preis. Er starb 1990 in London. Seine Autobiographie The Honorouble Beast erschien postum 1993 in London.

 

3.8. Maria BIEȘU: 85. Geburtstag

 Sie studierte zunächst in Kischinew Forstwissenschaft, dann 1955-61 Gesang am Konservatorium von Kischinew (bei S.L. Zarifjan und bei P.A. Botezat) und war 1965-67 für zwei Jahre in der Opernklasse der Mailänder Scala zur weiteren Ausbildung. 1961 fand ihr Bühnendebüt beim Operntheater der Moldauischen Republik der UdSSR in Kischinew statt, dessen Mitglied sie während ihrer gesamten Karriere blieb. Sie sang in der Folgezeit gastweise an den Opernhäusern von Leningrad, Kiew, Odessa und Riga und auch seit 1964 am Bolschoi Theater Moskau (Tatjana im »Eugen Onegin«). 1967 gewann sie in Tokio den Internationalen Butterfly-Wettbewerb für die beste Gestaltung dieser Puccini-Rolle. 1971 gastierte sie an der New Yorker Metropolitan Oper als Nedda im »Bajazzo«. Bei den Opernfestspielen von Wiesbaden des Jahres 1974 gastierte sie als Tosca. Bedeutende Gastspielkarriere mit Auftritten in den europäischen Musikmetropolen (Mailand, Wien, Paris, Prag, Budapest, Warschau). Auf der Bühne als Sängerin wie als Darstellerin in den großen Aufgaben des russischen wie des italienisch-französischen Repertoires bekannt geworden. Von ihren Opernpartien sind noch die Lisa in »Pique Dame« und die Jolanthe von Tschaikowsky, die Norma (eine ihrer Glanzrollen), die Mimi in »La Bohème«, die Aida, die Santuzza in »Cavalleria rusticana« und die Adriana Lecouvreur von Cilea besonders zu erwähnen. Die Aida sang sie noch 1989 am Opernhaus von Lemberg (Lwów); 1990 gastierte sie mit dem Ensemble des Theaters von Kischinew am Bolschoi Theater Moskau in der Oper »Alexandru Lapusneanu« von Georghe Mustea. 1995 gastierte sie am Theater von Trapani als Leonore in »La forza del destino« von Verdi. Neben ihrem Wirken auf der Bühne hoch geschätzte Konzert- und Liedersängerin. 1970 zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt, 1974 mit dem Staatspreis der UdSSR ausgezeichnet. Sie starb 2012 in Kischinew.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Schallplattenproduktion Melodiya, einiges davon auf Ariola-Eurodisc übertragen.

 

3.8. Ladko KOROŠEC:  100. Geburtstag

 Schüler von Julius Betetto am Konservatorium von Ljubljana (Laibach). 1941-44 wirkte er als Schauspieler in Ljubljana. 1944 Debüt als Opernsänger am Slowenischen Nationaltheater von Ljubljana, dem er dann lange Jahre hindurch als erster Bassist angehörte. Erfolgreiche Gastspiele an den Nationalopern von Zagreb und Prag, am Opernhaus von Triest, am Teatro Comunale Bologna (1969), bei den Festspielen von Wiesbaden und 1956 beim Holland Festival. Hier und anschließend in Paris sang er den König in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen« (»L’Amour des trois oranges«). Er blieb bis 1971 Mitglied des Opernhauses von Ljubljana. Seine großen Bühnenpartien waren der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Warlaam im »Boris Godunow«, der Don Pasquale, der Dulcamara in »L’Elisir d‘ amore«, der Sancho Panza in »Don Quichotte« von Massenet und der Cerevik im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky. Auch im Konzertsaal trat er in einem sehr umfangreichen Repertoire vor sein Publikum. Er starb 1995 in Ljubljana.

Schallplatten: Philips (König in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, »Der Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky, Kezal in »Die verkaufte Braut«), Everest (»Don Quichotte«).

 

3.8. Susan STRONG: 150. Geburtstag

Tochter des Senators und Bürgermeisters von Brooklyn, Dennis Strong. Sie ließ ihre Stimme, ohne die Absicht zu haben, Sängerin zu werden, ausbilden; dann Studium am Royal College of Music in London bei Francis Korbay. Sie debütierte 1895 bei der Hedmont Opera Company in London als Sieglinde in der »Walküre«. 1897 und 1899-1900 hörte man sie an der Covent Garden Oper London als Brünnhilde in der »Walküre«, als Venus im »Tannhäuser« und als Donna Anna im »Don Giovanni«. Für die Festspiele des Jahres 1896 war sie nach Bayreuth verpflichtet, trat dort aber nicht auf. Es folgte ein Gastspiel am Teatro San Carlo von Neapel. 1896 sang sie mit der Mapleson Opera Company in New York die Marguerite im »Faust« und die Elsa im »Lohengrin«. 1897 debütierte sie als Elsa an der Metropolitan Oper New York, wobei sie die erkrankte Emma Eames ersetzte. In den zwei Spielzeiten 1899-1901 hatte sie dann große Erfolge an der Metropolitan Oper New York, an der sie in insgesamt 58 Vorstellungen auch die Elisabeth wie die Venus im »Tannhäuser«,  die Aida, die Sieglinde, die Freia im »Rheingold«, die Gutrune in der »Götterdämmerung« und die Donna Anna sang. 1901 Gastspiel an der Hofoper von Wien (als Elsa). Dann wurde sie in England eine gefeierte Konzert- und vor allem Liedersängerin. (Nach Beendigung ihrer Karriere eröffnete sie in London eine Blanchisserie de Luxe.) Sie starb 1046 in London.

Die voluminöse, ausdrucksstarke Stimme der Künstlerin ist auf einigen sehr seltenen HMV-Platten zu hören (London, 1907-08).

 

4.8. Dorothee FÜRSTENBERG: 85. Geburtstag

Sie war an der Berliner Musikhochschule Schülerin von Elisabeth Grümmer und in Göttingen von Felix Dolling. Sie war bereits 1965-66 an der Kleinen Oper in Berlin tätig, dann 1966-68 am Theater von Gießen (Debüt als Donna Anna im »Don Giovanni«), 1968-71 am Staatstheater Hannover, 1971-75 am Theater im Revier in Gelsenkirchen. Sie wurde durch ihr langjähriges Wirken am Münchner Theater am Gärtnerplatz bekannt, wo sie seit 1975 eine Vielzahl von lyrischen Partien zum Vortrag brachte: die Marzelline im »Fidelio« und die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Baronin im »Wildschütz« von Lortzing und die Nedda im »Bajazzo«, die Rosalinde in der »Fledermaus« und die Titelrolle in »Arabella« von R. Strauss, die Desdemona im »Otello« von Verdi und die Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, die Agathe im »Freischütz« und die Jenny in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Weill. In ihrem Repertoire fanden sich auch einige Partien für Mezzosopran. Gastspiele an der Hamburger Staatsoper, an den Opernhäusern von Essen und Hannover und an weiteren Bühnen. Durch einen Gastspielvertrag war sie dem Theater der Schweizerischen Bundeshauptstadt Bern verbunden, wo sie u.a. auch als Marcellina in »Figaros Hochzeit« auftrat. Sie starb 2015 in Dortmund.

Mitschnitte von Rundfunksendungen sind von der Stimme der Künstlerin sicher vorhanden.

 

4.8. Victor BRAUN: 85. Geburtstag

 Er entstammte einer deutsch-russischen Mennonitenfamilie. Er begann das Geologiestudium an der University of Western Ontario, gewann dann aber einen Gesangwettbewerb des kanadischen Rundfunks. Darauf ließ er seine Stimme in London (Kanada) und am Konservatorium von Toronto ausbilden. Er debütierte 1961 in Toronto als Angelotti in »Tosca«, wurde Mitglied der Canadian Opera Company und sang mit dieser Operntruppe in Montreal und Vancouver. 1963 erhielt er ein Stipendium für seine weitere Ausbildung in Wien. 1964 kam er an das Opernhaus von Frankfurt a.M., wo man ihn sehr schätzte, und wo er bis 1967 blieb. Durch Gastspielverträge war er der Staatsoper Hamburg (1968-69), der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1965-68), auch dem Opernhaus von Köln verbunden. Seit 1967 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München. 1967 sang er an der Mailänder Scala den Wolfram im »Tannhäuser« (1971 sang er dort auch das Bass-Solo in Beethovens 9. Sinfonie und 1986 den Prospero in L. Berios »Un re in ascolto«), in Perugia trat er im »Faust« von Gounod auf, in Madrid als Solist in der Matthäuspassion von Bach, in Brüssel im Deutschen Requiem von Brahms. 1969-71 gastierte er sehr erfolgreich an der Covent Garden Oper London (u.a. als Graf in »Le nozze di Figaro« und als Eugen Onegin sowie 1969 in der englischen Premiere der zeitgenössischen Oper »Hamlet« von Searle); bei den Festspielen von Salzburg sang er 1970 den Grafen in »Le nozze di Figaro«. Als Graf in »Le nozze di Figaro« debütierte er 1973 auch an der Wiener Staatsoper, an der er 1990 nochmals als Don Alfonso in »Così fan tutte« gastierte. 1977 sang er an der Oper von Boston in der amerikanischen Erstaufführung von »Ruslan und Ludmilla« von Glinka. 1983 Gastspiel an der Oper von Santa Fé als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, 1985 als Jupiter in »Die Liebe der Danaë« vom gleichen Komponisten. 1984-97 in insgesamt 23 Vorstellungen an der Metropolitan Oper New York aufgetreten (Debüt als Eugen Onegin): als Wozzeck von A. Berg, als Don Alfonso, als Golaud und als Mr. Redburn in »Billy Budd« von B. Britten. 1984 sang er in Santa Fé in »We come to the River« von H.W. Henze, 1985 in Marseille den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, 1986 in Nizza, 1989 an der Grand Opéra Paris den Hans Sachs in den »Meistersingern« (wo er bereits 1979 den Grafen Luna im »Troubadour« verkörpert hatte). Beim Maggio Musicale von Florenz gastierte er 1987 in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, 1989 als Golaud. In Amsterdam trat er 1987 in der Oper »Doktor Faust« von Busoni auf, bei den Festspielen von Bregenz in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, an der Chicago Opera als Wozzeck. In der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Opernhauses von Essen (Aalto-Oper) sang er am 25.9.1988 den Hans Sachs. An der Oper von San Francisco gastierte er 1989 als Dr. Schön und Jack the Ripper in A. Bergs »Lulu«, 1990 (und nochmals 1993) als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss sowie 1991 als Kurwenal in »Tristan und Isolde«. 1990 wirkte er in Santa Fé in der amerikanischen Premiere der Oper »Judith« von S. Matthus mit, 1991 sang er in Brüssel den Wanderer im »Siegfried« und den Gunther in der »Götterdämmerung«, 1992 am Opernhaus von Köln und in Chicago den Golaud, in Essen den Amfortas im »Parsifal«. 1993 gastierte er als Fliegender Holländer an der Opéra Bastille Paris. 1993 Gastspiel mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin in Tokio als Hans Sachs, den er auch 1996 am Staatstheater Braunschweig vortrug. 1996 sang er an der Frankfurter Oper den Boris Godunow, 1998 am Théâtre de la Monnaie Brüssel die Titelrolle in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, am Opernhaus von Bonn den Falstaff von Verdi, an der Chicago Opera den Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1999 gastierte er an der Staatsoper von Dresden in der Titelrolle der Oper »Lear« von A. Reimann. Ständige Tätigkeit an den Bühnen seiner kanadischen Heimat, wo er u.a. in Toronto 1993 die Titelpartie in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók und 1996 den Creon in Strawinskys »Oedipus Rex« sang. 1997 sang er bei den Salzburger Festspielen den Golaud, während sein Sohn, der Bariton Russell Braun (* 1968 Frankfurt a.M.) als Pelléas auf der Bühne stand. 1999 trat er beim Festival von Aix-en-Provence, 2000 bei den Salzburger Festspielen als Agamemnon in »La belle Hélène« von Offenbach auf. Auch als Konzert- und Liedersänger kam er zu einer internationalen Karriere. Er starb 2001 in Ulm.

Schallplatten: Sang auf Decca den Wolfram in einer vollständigen »Tannhäuser«-Aufnahme, auf Dorian-Fono Records den Liederkreis op. 39 von R. Schumann, »Winterreise« von F. Schubert und die »Vier ernsten Gesänge« von J. Brahms, auf Foyer den Germont sr. in »La Traviata«.

 

4.8. Götz FRIEDRICH: 90. Geburtstag

Er war an der (damals Ost-)Berliner Komischen Oper zunächst Schüler, später Mitarbeiter von Walter Felsenstein und dort dann Regisseur (Oberspielleiter). Bereits in den 1960er Jahren inszenierte er im westlichen Ausland, etwa in Bremen und 1972 auch bei den Bayreuther Festspielen (Richard Wagners Tannhäuser). Im November 1972 kehrte Friedrich von einem Gastspiel in Stockholm nicht mehr in die DDR zurück. Danach arbeitete er als Regisseur an der Hamburgischen Staatsoper und am Royal Opera House Covent Garden in London. 1981-2000 war er Generalintendant und Chefregisseur der Deutschen Oper Berlin. Darüber hinaus war er Chefregisseur an der Hamburgischen Staatsoper, Intendant des Theater des Westens in Berlin (1984–93), Oberspielleiter (Principal Producer) am Royal Opera House Covent Garden in London und ab 1993 Erster Gastregisseur der Königlichen Oper Stockholm. 1986 war er Initiator der Stiftung The American Berlin Opera Foundation (ABOF) mit Sitz in New York City. Seit 1973 lehrte er als Professor für Musiktheater-Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg in Kooperation mit der Universität Hamburg. Den Studiengang hatte er zusammen mit August Everding begründet. Friedrich hat mit zahlreichen bekannten Ausstattern zusammengearbeitet, darunter Toni Businger, Rudolf Heinrich, Reinhart Zimmermann, Ernst Fuchs, Karl-Ernst Herrmann, Wilfried Minks, Josef Svoboda, Jan Skalicky, Günther Schneider-Siemssen, Jürgen Rose, Günther Uecker, Andreas Reinhardt, Herbert Wernicke, Erich Wonder, Pet Halmen, Peter Sykora, Hans Schavernoch und Gottfried Pilz. In erster Ehe war Götz Friedrich 1953-62 mit der Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek verheiratet, in dieser Ehe wurde der Sohn Alexander geboren. Anschließend war Friedrich mit der Tänzerin Sighilt Pahl verheiratet, die mit ihm sogar 1972 noch gemeinsam aus der DDR nach Stockholm ausreisen durfte. Aus Friedrichs dritter Ehe mit der Sopranistin Karan Armstrong stammt sein Sohn Johannes (* 1983). Götz Friedrich starb 2000 in Berlin. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf, seit November 2010 ist sie ein Ehrengrab des Landes Berlin.

 

4.8. Louis-Henri OBIN: 200. Geburtstag

 Er besuchte zunächst das Konservatorium von Lille und war dann am Conservatoire National von Paris Schüler von Louis-Antoine Ponchard. Er war 1844-45 an der Grand Opéra Paris engagiert und kam 1850 als erster Bassist wieder an dieses Haus zurück. Wahrscheinlich trat er in den Jahren 1845-50 an Opernhäusern in der französischen Provinz auf. An der Grand Opéra nahm er an einer Vielzahl von Uraufführungen und Premieren teil. 1844 sang er an diesem Haus in der Uraufführung von L.A. Niedermeyers »Marie Stuart«, 1850 in der Uraufführung der Oper »L’Enfant prodigue« von Auber den Bocchoris, 1853 in der von »Le Maître Chanteur« von Armand Limnander. Am 13.6.1855 kreierte er an der Grand Opéra in der Uraufführung von Verdis »Les Vêpres Siciliennes« die Partie des Procida. Am 4.3.1859 nahm er dort an der Uraufführung von Félicien Davids Oper »Herculaneum« teil, am 9.3.1860 an der von »Pierre de Medicis«, einem damals sehr erfolgreichen Werk des polnischen Prinzen Josef Poniatowski. Am 28.4.1865 wirkte er an der Opéra in der Uraufführung von Meyerbeers »L’Africaine« mit, wobei so berühmte Sängerinnen und Sänger wie Marie Sass, Marie Battu, Emilio Naudin und Jean- Baptiste Faure mit ihm zusammen auf der Bühne standen. Am 11.3.1867 sang er, abermals an der Grand Opéra, den König Philipp in der Uraufführung einer weiteren Verdi-Oper »Don Carlos«, wieder mit Marie Sass und Jean-Baptiste Faure zusammen. Er ist auch an der zweiten großen Opernbühne der französischen Metropole, der Opéra-Comique, aufgetreten. 1863 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer. In der Spielzeit 1874-75 war er nochmals an der Opéra-Comique engagiert. Weitere große Partien des Künstlers waren die Titelfigur in Rossinis »Moïse« (»Mosè in Egitto«), der Kardinal in »La Juive« von Halévy, der Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Gouverneur in »Le Comte Ory« von Rossini (seine Antrittsrolle an der Grand Opéra), der Balzhazar in »La Favorite« von Donizetti, der Zacharias in Meyerbeers »Le Prophète«, der Leporello wie der Titelheld im »Don Giovanni«, der Assur in Rossinis »Semiramide« und der Oberpriester in »La Vestale« von Spontini. 1869 verließ er die Bühne, trat aber 1871 nochmals in Opernaufführungen in Erscheinung. 1869-74 und 1876-89 wirkte er als Professor am Conservatoire National de Paris und wurde ein allgemein geschätzter Gesanglehrer. Er starb 1895 in Paris.

 

5.8. Eva DEPOLTOVÁ: 75. Geburtstag

 Sie war an der Musikakademie von Prag u.a. Schülerin von Zdenek Otava. Sie begann ihre Bühnenlaufbahn in den Jahren 1974-76 am Opernhaus von Ostrava (Mährisch Ostrau), sang dann am Nationaltheater Bratislava (Preßburg) und am Opernhaus von Brno (Brünn). Es kam darauf zu erfolgreichen Gastspielen an Bühnen in der CSSR wie im Ausland; schließlich wurde die Künstlerin im August 1979 an das Nationaltheater Prag berufen. Hier war sie im jugendlich-dramatischen Fach sehr erfolgreich tätig, wobei sie namentlich Partien aus dem italienischen Repertoire gestaltete, aber auch als Rusalka in der gleichnamigen Oper von Dvorák, als Milada in »Dalibor« und als Krasava in »Libuse« von Smetana hervortrat. 1984 sang sie in Prag die Donna Anna im »Don Giovanni«, die sie im Oktober 1987 in einer Gala-Vorstellung zur 200-Jahrfeier der Prager Uraufführung des Werks wiederholte. Bühnengastspiele in Ost- und Westdeutschland, in Österreich, in Polen und in der Türkei. 1990 gastierte sie bei den Festspielen von Wiesbaden als Vendulka in »Hubicka« (»Der Kuss«) von Smetana, 1991 mit dem Ensemble der Prager Oper in Stockholm als Donna Anna. Von ihren Bühnenpartien seien ergänzend die Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«, die Traviata, die Titelheldinnen in den Opern »Manon Lescaut«, »Tosca« und »Turandot« von Puccini genannt. Ausgedehnte Konzerttätigkeit im In- wie im Ausland; so sang sie zusammen mit der Tschechischen Philharmonie bei deren Japan-Tournee. Sie starb im Juli 2017.

Sehr viele Schallplattenaufnahmen unter dem Etikett von Supraphon (u.a. vollständige Opern »Dalibor«, »Libuse«, »Der Kuss« von Smetana, Titelpartien in »Sarka« von Fibich und in »Eva« von Foerster, »Der listige Bauer« von Dvorák, »Marienlegenden« (»Hry o Marie«) von B. Martinù, »Griechische Passion« von Martinù, »Die Laterne« von Novák, »Don Giovanni«).

Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://depoltova.wz.cz/  

 

5.8. Heidi KRALL: 100. Geburtstag

 Sie stammte von Schweizer Eltern. Ausbildung am Cleveland Institute of Music. 1946 debütierte sie beim Tanglewood Festival als Giorgetta in Puccinis »Il Tabarro«. Sie war dann bei der Chautauqua Opera Company engagiert. 1953 wurde sie an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, der sie in den folgenden zwölf Spielzeiten angehörte, und an der sie als Frasquita in »Carmen« debütierte. Sie sang dort bis 1966 in insgesamt 286 Vorstellungen hauptsächlich kleinere Partien wie den Hirtenknaben im »Tannhäuser«, die Ortlinde wie die Helmwige in der »Walküre«, die Gräfin Ceprano im »Rigoletto«, die Priesterin in »Aida«, die Flora in »La Traviata«, die Curra in »La forza del destino«, die Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, die erste Dame in der »Zauberflöte« und die Woglinde im Nibelungenring, übernahm aber auch größere Aufgaben wie die Musetta in »La Bohème« (ihre Glanzrolle), die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Freia im »Rheingold« und die Gutrune in der »Götterdämerung«. In der Spielzeit 1957-58 war sie an der Städtischen Oper Berlin engagiert. 1963 trat sie an der Oper von Philadelphia auf. Auch Gastspiele und Konzertauftritte in den Zentren des amerikanischen Musiklebens. Sie starb 2013 in Hamilton, Mercer County (New Jersey).

Schallplatten: RCA (Querschnitt »Die Zauberflöte«), Melodram (Walküre in der »Walküre«, Metropolitan Oper 1957).

 

6.8. Anna WILLIAMS: 175. Geburtstag

 Sie war Schülerin von H.C. Deacon und J.B. Welch in London. 1872 gewann sie einen ersten Preis beim National Prize Meeting Festival im Londoner Crystal Palace. Nachdem sie noch in Neapel bei Domenico Scafati ihre Ausbildung vervollständigt hatte, gab sie 1874 ein weiteres sehr erfolgreiches Konzert im Crystal Palace London. Jetzt wurde sie schnell eine der bekanntesten Konzert- und Oratoriensopranistinnen in England. Sie trat vor allem bei den zahlreichen englischen Musikfesten in Erscheinung. Bei drei aufeinanderfolgenden Birmingham Festivals sang sie Partien in Uraufführungen oratorischer Werke: 1885 in »Three Holy Children« von Stanford, 1888 in Parrys »Judith« und 1891 in »Eden« von Stanford (hier vertrat sie in letzter Minute die plötzlich erkrankte Emma Albani und wurde dafür vom Festkomitee besonders geehrt). Wenn sie auch gelegentlich in englischen Provinzstädten auf der Bühne erschienen ist, so war sie doch im Grunde eine reine Konzertsängerin. Man bewunderte an ihrer Stimme ihre Durchschlagskraft bei einem Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven und einer hohen Musikalität der Interpretation. 1897 beendete sie ihre Karriere, obwohl sie damals auf deren Höhepunkt angelangt war. Sie wurde Professorin am Royal Conservatory of Music London. Sie starb 1924 in London.

 

6.8. Anton Philipp BERG: 225. Geburtstag

 Er betrat erstmals 1816 in Bamberg die Bühne und betätigte sich, einer alten, in Deutschland lebendigen Tradition folgend, gleichzeitig als Sänger wie auch als Schauspieler. Von Bamberg aus kam er über München, Köln und Freiburg i. Br. im Jahre 1833 an das Deutsche Theater in Budapest. Hier blieb er bis zu seinem Lebensende 1866 tätig. Überwog im Anfang seiner Karriere sein Auftreten in Opernpartien, so stellte er sich mit zunehmendem Alter auf Sprechrollen um und war zuletzt ein geschätzter Darsteller von Väterrollen wie dem Musikus Miller in »Kabale und Liebe« von Schiller.

 

7.8. Veljo TORMIS: 90. Geburtstag

Er wurde als Sohn eines evangelischen Küsters und Chorleiters geboren. Er spürte früh eine Neigung und Begabung für die Musik. 1942-44 lernte er Orgel am Tallinner Konservatorium bei August Topman. Nach der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion im Herbst 1944 wurde die Orgelklasse des Konservatoriums geschlossen, denn Orgelmusik galt als christliche und kirchliche Musik. 1950/51 studierte er das Fach Komposition am Staatlichen Tallinner Konservatorium bei Villem Kapp. Er schloss sein Studium 1956 am Moskauer Konservatorium in der Kompositions-Klasse von Wissarion Schebalin ab. 1955-60 war Tormis Dozent an der Tallinner Musikschule. 1956-69 arbeitete er als Konsultant bei der Komponistenvereinigung der Estnischen SSR (estnisch ENSV Heliloojate Liit) in Tallinn. Ab 1969 war er als freischaffender Komponist tätig. Er sammelte die Lieder und Zaubersprüche der kleinen ostseefinnischen Völker, der Ischoren, Liven, Wepsen und Woten. Sie gingen in seine mehr als 60 großen Chorwerke ein. Sein bedeutendstes Chorwerk ist programmatisch Vergessene Völker überschrieben. So wurde Tormis zu einer „Stimme des Widerstands gegen eine sowjetische Politik einer Zerstörung von Erinnerung“. 1974-89 bekleidete Tormis das Amt des ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Estnischen Komponistenverbands. 1974 erhielt Tormis den Staatspreis der UdSSR, nachdem ihm bereits 1970 und 1972 der Staatspreis der Estnischen SSR verliehen worden war. 1980 und 1986 wurde er mit dem Jahrespreis Musik der Estnischen SSR ausgezeichnet. 1987 erhielt Tormis den Titel eines „Volkskünstlers der UdSSR“. 1989 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Estnischen Musikakademie verliehen. Es folgten 1995 der Kulturpreis der Republik Estland und 1998 die Auszeichnung für sein Lebenswerk durch die Stiftung für estnische Volkskultur (Eesti rahvuskultuuri fond). 2009 erhielt er den Kompositionspreis des Estnischen Musikrats und 2010 den Orden des Staatswappens I. Klasse, 2015 die Kreutzwald-Erinnerungsmedaille. Veljo Tormis starb 2017 in Tallinn. Er war mit der Theaterwissenschaftlerin Lea Tormis (* 1932), der Tochter des estnischen Schriftstellers Paul Rummo (1909–81), verheiratet. Ihr Sohn ist der Photograph Tõnu Tormis (* 1954).

 

7.8. György RADNAY: 100. Geburtstag

 Er schlug die Beamtenlaufbahn ein, ließ dann jedoch seine Stimme durch Géza Laszló in Budapest ausbilden. Er debütierte 1948 an der Nationaloper von Budapest als Tonio im »Bajazzo«. Dreißig Jahre lang blieb er Mitglied dieses größten ungarischen Opernhauses, wo er in einem ausgedehnten Repertoire eine ungewöhnliche Beliebtheit erlangte. Gastspiele führten ihn an die Nationalopern von Bukarest, Sofia, Prag und Belgrad, dazu an die großen Operntheater seines Heimatlandes. Er gastierte auch in Ostdeutschland, in Österreich und in Kanada. Sein Rollenvorrat reichte von Mozart-Partien über das klassische Belcanto-Repertoire, Verdi, Richard Wagner, Bizet, Puccini bis hin zu den modernen ungarischen Meistern, zu Alban Berg, Strawinsky, Carl Orff, Gershwin und Dallapiccola, darunter der Falstaff von Verdi, die Titelrollen in den Verdi-Opern »Rigoletto«, »Simon Boccanegra« und »Macbeth«, der Scarpia in »Tosca«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Tibor in »Bánk Bán« von F. Erkel, der Amonasro in »Aida« und der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«. Hoch geschätzter Konzert- und Oratoriensänger. Er starb 1977 in Budapest.

Schallplatten: Qualiton/ Hungaroton (u.a. vollständige Opern »Cavalleria rusticana«, »Bajazzo«, »Bánk Bán« von F. Erkel).

 

7.8. Carl MORAN: 175. Geburtstag

 Er hieß eigentlich Coloman Moran, absolvierte zunächst das Pharmaziestudium und arbeitete als Apotheker. Dann ließ er seine Stimme ausbilden und begann 1874 seine Bühnenkarriere am Hoftheater von Altenburg (Thüringen), wo er 1876-77 nochmals sang. Über die Stadttheater von Rostock (1874-75) und Posen (Poznan, 1877-78) kam er an das Opernhaus von Frankfurt a.M., an dem er 1878-80 sehr große Erfolge erzielte. Hier heiratete er 1879 die berühmte Sopranistin Fanny Moran- Olden (1856-1905), die zu dieser Zeit gleichfalls in Frankfurt engagiert war. Diese Ehe wurde 1896 wieder getrennt, und 1897 heiratete Fanny Moran-Olden dann den großen Wagner-Bariton Theodor Bertram (1869-1907). Carl Moran sang anschließend an sein Frankfurter Engagement am Stadttheater von Mainz (1880-81), am Hoftheater von Karlsruhe (1881-82), dann 1882-83 nochmals in Frankfurt und in Dessau (1883-88); dazu hatte er eine langjährige Karriere als Gastsänger in den europäischen Ländern wie auch in Nordamerika. Er trat als Gast u.a. an der Berliner Kroll-Oper, am Hoftheater Wiesbaden, an den Opernhäusern von Köln und Leipzig auf und war in der Saison 1888-89 an der Metropolitan Oper New York engagiert, sang jedoch in nur zwei Vorstellungen den Faust von Gounod und den Florestan im »Fidelio« (neben seiner Ehefrau als Leonore). Er sang auf der Bühne vor allem das heldische und das Wagner-Repertoire, das in Partien wie dem Tannhäuser, dem Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, dem Titelhelden in »Fra Diavolo« von Auber, dem Eleazar in »La Juive« von Halévy, dem Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer und dem Joseph in der biblischen Oper gleichen Namens von Méhul seine Höhepunkte hatte. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er nicht weniger erfolgreich als Konzert- und Oratoriensänger. Er starb 1940 in Oldenburg. – Aus seiner Ehe mit Fanny Moran- Olden stammte eine Tochter Dora (Theodora) Moran-Olden (1880-1930), die eine bekannte Konzert- und Liedersängerin wurde.

 

8.8. József GREGOR: 80. Geburtstag

 Er war an der Musikhochschule von Budapest Schüler von Emmerich Roessler und trat nach seiner Ausbildung dem Männerchor der Ungarischen Volksarmee bei, mit dem er große Tourneen unternahm. 1964 fand sein Debüt als Opernsänger am Opernhaus von Szeged statt, dessen Mitglied er nun für die nächsten dreißig Jahre blieb. Ein erstes Gastspiel an der Budapester Nationaloper 1966 als Sarastro in der »Zauberflöte« führte zu einem Gastspielvertrag mit diesem größten ungarischen Opernhaus. 1972 wirkte er hier in der ungarischen Erstaufführung der Verdi-Oper »Attila« in der Titelpartie mit, 1978 in der Uraufführung der Oper »Draußen vor der Tür« von S. Balassa. 1970 gastierte er bei den Festspielen von Wiesbaden, 1986 an der Oper von Houston/Texas als Warlaam im »Boris Godunow«, 1988 an der Oper von Monte Carlo in »Il pittore Parigino« von Cimarosa. An der Oper von Antwerpen hörte man ihn 1991 als Don Magnifico in »La Cenerentola« von Rossini, am Teatro Verdi Triest als Don Pasquale von Donizetti. Seit 1991 war er Direktor des Opernhauses von Szeged, an dem er aber auch immer noch als Sänger in Erscheinung trat. In der Spielzeit 1994-95 sang er an der Metropolitan Oper New York (Debüt als Bartolo in »Le nozze di Figaro«), wo er in insgesamt 18 Vorstellungen außerdem noch den Popen in der Oper »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch und den Dulcamara in »L’Elisir d’amore« sang. 1995 hörte man ihn am Opernhaus von Antwerpen als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, an der Budapester Nationaloper als Dulcamara. Noch 1997 gastierte er am Opernhaus von Szeged als König in »Aida«, 1998 an der Oper von Houston/Texas als Waldner in »Arabella« von R. Strauss. 1998 sang er an der Budapester Oper wie an den Opernhäusern von Antwerpen und Gent den Don Magnifico, in Antwerpen 1999 auch den Bartolo in »Figaros Hochzeit«. 2001 trat er am Grand Théâtre Genf als Dorfrichter in »Jenufa« von Janácek auf. Bereits 1974 wurde er mit dem Franz Liszt-Preis und dem Titel eines »Verdienten Künstlers der Ungarischen Volksrepublik« ausgezeichnet. Seit 1975 wurde er in Ungarn durch sein Auftreten in Fernsehprogrammen bekannt. Auch als Konzertbassist in einem umfangreichen Repertoire aufgetreten. Er starb 2006 in Budapest.

Sehr viele Schallplattenaufnahmen auf der ungarischen Marke Hungaroton, darunter die vollständigen Opern »Die Königin von Saba« von Goldmark, »L’Infedeltà delusa« und »La fedeltà premiata« von Haydn, »Der Barbier von Sevilla« von Paisiello, »Falstaff« von A. Salieri, »La serva padrona« von Pergolesi, »Fedora« und »Andrea Chénier« von Giordano »Der geduldige Sokrates« von Telemann, »Guntram« von R. Strauss, »Mosè in Egitto« von Rossini, »Nerone« von Boito, »Gianni Schicchi« von Puccini, »La Fiamma« von Respighi, »Il Pittore Parigino« von Cimarosa, »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, 9. Sinfonie und Missa solemnis von Beethoven, geistliche Musik von J. Haydn und F. Liszt, von diesem u.a. »Die Legende von der heiligen Elisabeth« und Missa solemnis. Weitere Aufnahmen bei Arts (Missa brevis von Kodály).

 

10.8. Gija KANTSCHELI: 85. Geburtstag

Er wurde als Sohn eines Arztes geboren. Er studierte zunächst Geologie, bevor er 1959 an das Staatliche Konservatorium Tiflis wechselte. Dort studierte er bei Iona Tuskia Komposition. Anschließend arbeitete er als freischaffender Komponist, komponierte Film- und Bühnenmusik. Ab 1966 arbeitete er mit dem Chefregisseur des Staatlichen Akademischen Rustaweli-Theaters in Tiflis, Robert Sturua. Aufsehen erregte seine Musik für eine moderne Shakespeare-Inszenierung. 1971 wurde er musikalischer Leiter der Bühne, auf diesem Posten arbeitete er rund zwei Jahrzehnte. 1971-78 arbeitete er zudem als Lehrer für Komposition am Staatlichen Konservatorium Tiflis. 1984-89 war er Vorsitzender der Georgischen Komponistenunion. 1991 verließ Kantscheli Georgien. Seitdem lebte er in Westeuropa. 1991-92 wohnte er auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin. 1995 wechselte er als Komponist zur Königlich Flämischen Philharmonie nach Antwerpen. Seit 1996 lebte er freischaffend in Belgien. Gija Kantscheli starb am 2. Oktober 2019 mit 84 Jahren in Tiflis. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

Kantscheli komponierte bereits in seiner Studentenzeit Pop und Chansons. Zwischen 1967 und 1986 schrieb er sieben Symphonien und erwarb sich den Ruf eines Avantgardisten. Die Oper Musik für die Lebenden wurde 1984 in Tiflis uraufgeführt. Er komponierte Musik zu zahlreichen Filmen und Schauspielen, darunter zu Blaue Berge oder Eine unwahrscheinliche Geschichte (Eldar Schengelaja, 1984) und zu Der Kuss des Bären (Sergei Bodrow sen., 2002), sowie zu vielen Filmen des georgischen Regisseurs Georgi Danelija. Ab 1971 entstand Musik zu Theaterstücken wie Der kaukasische Kreidekreis von Bertolt Brecht (1975) und Richard III. von William Shakespeare (1979). Kantschelis Kompositionen verbinden moderne Elemente wie Cluster mit archaisierenden Melodiebögen und weisen meistens eine Atmosphäre auf, die von tiefer Trauer geprägt ist und empathisch von „der Nachtseite des menschlichen Lebens“ erzählt. Im Begleitheft zur 2015 von dem Musiklabel ECM Records veröffentlichten CD Chiaroscuro erläutert Kantscheli, dass er nicht an die Illusion glaube, dass Schönheit die Welt retten könne, und er nur für sich selber komponiere. Die Werke Chiaroscuro und Twilight des Tonträgers, eingespielt vom Kammerorchester Kremerata Baltica und Patricia Kopatchinskaja sowie Gidon Kremer an den Violinen, wurden in einer Kritik der Zeit demgemäß als „höchst intime Selbstgespräche“ beschrieben, „mit denen Kancheli unsere Realität als fatale, kaum mehr erlösbare Weltgeschichte reflektiert“.

 

10.8. Lee SCHAENEN: 95. Geburtstag

 Informationen über den amerikanischen Dirigenten auf Englisch: https://www.nytimes.com/1993/06/22/obituaries/lee-schaenen-is-dead-opera-official-was-67.html

 

10.8. Franz Joseph Leonti MEYER VON SCHAUENSEE: 300. Geburtstag

 Er studierte nach Beendigung seiner Schulausbildung in Neu St. Johann, St. Gallen, Luzern und St. Urban 1740-42 Musik am Helvetischen Kollegium in Mailand (Ausbildung zum Violinisten). Nach zwei Jahren Militärdienst als Offizier im Luzerner Regiment Keller in Sardinien-Piemont kehrte er nach Luzern zurück und bekleidete als Mitglied des Großen Rates verschiedene Verwaltungsämter, die er 1752 niederlegte. Im gleichen Jahr übernahm er das Amt des Organisten an der Stiftskirche St. Leodegar im Hof (bis 1768) und wurde wenig später zum Priester geweiht, 1765 wurde er Stiftsherr an St. Leodegar. 1760 hatte er ein Öffentliches Musikkollegium gegründet, 1768 initiierte er die Helvetische Konkordiagesellschatt, die er bis zu ihrer Auflösung 1783 auch leitete. Er starb 1789 in Luzern.

Er komponierte seit seinen Jugendjahren. Sein musikalisches Werk umfasst weltliche Kompositionen (Kammersonaten für das Clavecin, Symphonien, Regimentsmärsche, Menuette und andere Galanteriestücke, alle verschollen, Cembalo- bzw. Orgelkonzerte), aber vor allem Geistliche Musik für 1–12 (meist: 4) Singstimmen und Orchester für den liturgischen Gebrauch. Zu seinen bedeutendsten geistlichen Kompositionen gehört die Missa solenne (für neun Soli, drei Chöre, drei Orchester und drei Orgeln; 1749 entstanden). Zu seinen wichtigsten weltlichen Werken gehören folgende Bühnenwerke: Hans Hüttenstock (1769) sowie die um 1779 komponierte und 1781 uraufgeführte Engelberger Talhochzeit, ein als Opera buffa bezeichnetes dreiaktiges Singspiel in Engelberger Mundart. Die ihm verschiedenen Orts zugeschriebenen 3 Harfensonaten stammen mit größter Wahrscheinlichkeit von Philippe-Jaques Meyer (1737–1819).

 

11.8. Jānis ZĀBERS: 85. Geburtstag

 Seine Ausbildung zum Sänger erfolgte an der J. Medins-Musikschule und am Nationalkonservatorium von Riga. 1962-64 vervollständigte er seine Studien in Rom und Mailand, wo er u.a. Schüler von Giorgio Favaretto und Giovanni Barra war. Debüt 1960 an der Oper von Riga als Narraboth in »Salome« von R. Strauss. Bis 1970 war er als sehr erfolgreicher erster Tenor an diesem Opernhaus tätig, wo er in Partien wie dem Faust von Gounod, dem Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, dem Cavaradossi in »Tosca«, dem Pinkerton in »Madame Butterfly«, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Manrico in Verdis »Troubadour«, dem Alfredo in »La Traviata« sowie in lettischen und russischen Opern auftrat. Gastspiele und Konzerte brachten ihm in seiner lettischen Heimat wie in verschiedenen Regionen der Sowjetunion glänzende Erfolge. Die sich anbahnende internationale Karriere wurde durch das Auftreten eines Hirntumors im Jahre 1970 vorzeitig beendet. Er starb 1973 in Riga.

Schallplatten der lettischen Marken Melodyia (Riga), Latvian Music (USA) und Kaibala, auf denen er neben Opernarien auch lettische Lieder von E. Darzins, A. Kalnins, Janis Medins und A. Zilinkis singt.

 

11.8. Sophia van SANTE: 95. Geburtstag

 Sie absolvierte ihre Gesangstudien in Amsterdam bei van der Sluys und bei Ruth Horna und in Rom bei Mariette Amstadt. Sie trat in den Jahren 1961-75 sehr oft an der Niederländischen Oper Amsterdam auf, u.a. als Euricleia in »Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi, als Diana in Glucks »Iphigénie en Tauride«, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Maddalena im »Rigoletto«, als Meg Page in Verdis »Falstaff«, als Frau in dem Monodrama »Erwartung« von A. Schönberg, als Margret im »Wozzeck« von A. Berg, als Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, als Diana in »La fedeltà premiata« von J. Haydn und als Larina im »Eugen Onegin«. Sie wirkte in den holländischen Premieren von Henzes »Der junge Lord« und von L. Dallapiccolas »Il Prigioniero« (als Mutter) mit. Beim Holland Festival wirkte sie 1965 in der Uraufführung der Oper »De Droom« von Tom de Leeuw mit. Neben ihrer Opernkarriere stand eine zweite, noch wichtigere Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin, wobei sie auch hier ein umfangreiches Repertoire zum Vortrag brachte. Sie starb 2007 in Amsterdam.

Schallplatten: Annina in einer integralen Aufnahme des »Rosenkavalier« auf der Marke Philips, auf Telefunken Marta in »Mefistofele« von Boito.

 

12.8. Harry KUPFER: 85. Geburtstag

Er begann seine Karriere in den 1950er Jahren in der DDR. Zunächst studierte er 1953-57 Theaterwissenschaft an der Theaterhochschule Leipzig. Danach ging er als Regieassistent ans Landestheater Halle und debütierte dort 1958 mit seiner Inszenierung von Antonin Dvoráks Rusalka. 1958-62 war er Oberspielleiter der Oper am Stralsunder Theater. Die gleiche Funktion erfüllte er 1962-66 in Karl-Marx-Stadt unter Operndirektor Carl Riha. Es folgten Engagements 1966-72 als Operndirektor am Nationaltheater Weimar und in derselben Funktion 1972-81 am Staatstheater Dresden. In die Dresdner Zeit fallen viele wichtige Regiearbeiten Kupfers, mit denen er international bekannt wurde (darunter Schönbergs Moses und Aron und mehrere Uraufführungen von Werken Udo Zimmermanns). 1971 inszenierte er erstmals an der Berliner Staatsoper: Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss. Seine erste Arbeit im Ausland war 1973 Elektra von Richard Strauss am Opernhaus Graz. 1977-81 hatte Harry Kupfer eine Professur an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden inne. 1981 wurde ihm die künstlerische Leitung („Chefregisseur“) der Komischen Oper in Berlin übertragen. Hier avancierte er zu einem der profiliertesten Opernregisseure Europas und inszenierte unter anderem einen viel beachteten Mozart-Zyklus. 2002 verabschiedete er sich mit der Inszenierung von Benjamin Brittens Oper The Turn of the Screw von der Komischen Oper. Kupfer erhielt für die Inszenierung den Bayerischen Theaterpreis. Harry Kupfer hat in seiner Laufbahn mehr als 175 Inszenierungen erarbeitet; insbesondere Strauss, Wagner und Mozart gehörten zum Kernrepertoire seines Schaffens. Neben seinem Wirken in Weimar, Dresden und Berlin gastierte er noch zu Zeiten der DDR in Graz, Kopenhagen, Amsterdam, Cardiff, London, Wien, Salzburg, Barcelona, San Francisco, Moskau, Zürich und auch in Westdeutschland. Bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen inszenierte er 1978 Der fliegende Holländer und 1988 Der Ring des Nibelungen. Gemeinsam mit dem Komponisten Krzystof Penderecki schrieb er das Libretto zu dessen Oper Die schwarze Maske (nach Gerhart Hauptmann) und inszenierte die Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1986. Auch in der Sparte Musical war Harry Kupfer erfolgreich. So inszenierte er 1992 das Musical Elisabeth im Theater an der Wien. Am Gran Teatre del Liceu Barcelona inszenierte Kupfer 2003-04 erneut Wagners Ring und wurde dafür zum „Besten Regisseur“ gewählt. Zu Kupfers jüngsten Regiearbeiten zählt Der Rosenkavalier, den er 2014 für die Salzburger Festspiele erarbeitete. 2016 wurde die Inszenierung an der Mailänder Scala gezeigt. Seine letzte Inszenierung war im Frühjahr 2019 Händels Poro an der Komischen Oper. Harry Kupfer arbeitete mit zahlreichen bedeutenden Dirigenten zusammen, darunter Claudio Abbado, Peter Gülke, Wolfgang Rennert, Gerd Albrecht, Hans Vonk, Herbert Blomstedt, Daniel Barenboim, Rolf Reuter, Sabastian Weigle, Colin Davis, Simone Young und Zubin Mehta. Zu den mit Kupfer arbeitenden Szenografen gehörten u. a. Reinhart Zimmermann, Peter Sykora, Valeri Lewenthal, Wilfried Werz, Hans Schavernoch und Frank Philipp Schlößmann. Kupfer war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, der Freien Akademie der Künste Hamburg und Professor an der Berliner Musikhochschule. 2004 wurde er auf Vorschlag von Staatsopernintendant a. D. Hans Pischner zum ordentlichen Ehrenmitglied der Europäischen Kulturwerkstatt (EKW) Berlin-Wien berufen. Kupfer war mit der Sopranistin und Gesangspädagogin Marianne Fischer-Kupfer (1922–2008) verheiratet; beider Tochter ist die Schauspielerin Kristiane Kupfer (* 1960). Harry Kupfer starb Ende 2019 nach längerer Krankheit im Alter von 84 Jahren in Berlin.

 

13.8. Margarethe BENCE: 90. Geburtstag


Als Waltraute in Bayreuth

 Sie gehörte einer deutschstämmigen amerikanischen Familie an. Sie erhielt ihre erste Ausbildung in den USA und unternahm 1950-53 Konzerttourneen mit dem Robert Shaw-Chor. Dann ging sie 1953 zur weiteren Ausbildung nach Stuttgart und studierte dort bei Res Fischer und Ellinor Junker-Giesen. Zuerst trat sie als Konzertaltistin, vor allem als Oratoriensängerin, auf, wandte sich dann aber auch dem Bühnengesang zu. 1956 wurde sie Mitglied der Staatsoper von Stuttgart, der sie bis 1970 und auch noch später als Gast angehörte. Seit 1970 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München; 1976-91 war sie an der Staatsoper Wien engagiert (an der sie bereits 1973 als Frau des Dorfrichters in Janáceks »Jenufa« debütierte) und trat auch an der Wiener Volksoper (1980 als Witwe Browe in »Zar und Zimmermann« von Lortzing) auf. An der Wiener Staatsoper sang sie eine Vielzahl von Partien, darunter die Berta im »Barbier von Sevilla«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Dienerin in Massenets »Manon«, sowohl die Schleppträgerin als auch die 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss, die Tante in »Jenufa«, die Haushälterin in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, die Schwertleite in der »Walküre«, die Äbtissin in Puccinis »Suor Angelica«, die Mutter in A. Bergs »Lulu« und die Amme im »Boris Godunow«. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1962-63 und 1965 als Rossweisse in der »Walküre«, 1962-63 als Waltraute in der »Götterdämmerung«, 1963 als einer der Knappen im »Parsifal« und als Erda im Ring-Zyklus mit. Sie gastierte in Berlin, Paris, Rom, Rio de Janeiro, Bukarest, San Francisco (1961 als Fenena im »Nabucco«, als Maddalena im »Rigoletto« und als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«) und bei den Salzburger Festspielen. Hier sang sie 1966-68 und 1970-71 die Marcellina in »Le nozze di Figaro« sowie am 7.8.1981 eine kleine Partie in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha. An der Bayerischen Staatsoper München nahm sie 1963 an der Uraufführung der Oper »Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk als Babekan teil, bei den Schwetzinger Festspielen von 1966 sang sie in der Uraufführung der Oper »Der Tod des Empedokles« von Hermann Reutter. Seit den siebziger Jahren wirkte sie als Dozentin an der Musikhochschule Stuttgart. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Annina im »Rosenkavalier« (1961 Oper von Monte Carlo), die Mrs. Quickly im »Falstaff« von Verdi, die Baronin Grünwiesel in »Der junge Lord« von H.W. Henze, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss und die Hata in Smetanas »Die verkaufte Braut« zu nennen. Dazu hatte sie große Erfolge im Konzertsaal; sie galt als Bach-Interpretin von hohem Rang. Sie starb 1992 in München.

Zahlreiche Schallplatten der Marken Decca (eine der Walküren in »Die Walküre«), Columbia, Telefunken, Eurodisc (Alt-Solo in der Hohen Messe von Bach), Vox (»Il Ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), Fono (Gloria von Vivaldi), Orfeo (»Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk, Mitschnitt der Uraufführung), Myto (»Der Messias« von Händel), Arkadia (Annina im »Rosenkavalier«) und Aufnahmen im Bärenreiter-Verlag (Werke von J.S. Bach).

 

13.8. Elizabeth FRETWELL: 100. Geburtstag

 Sie beabsichtigte ursprünglich, Balletttänzerin zu werden, ließ dann aber ihre Stimme ausbilden. Sie betrieb ihr Studium in der National Opera School in Melbourne, später Schülerin von Joseph Hislop in London. Sie debütierte 1947 an der Australian National Opera in Melbourne als Senta in »Der fliegende Holländer«. 1952 war sie dort als Tosca erfolgreich. Von den weiteren Rollen, die sie in Melbourne übernahm, seien die Donna Anna im »Don Giovanni«, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Butterfly und die Elsa im »Lohengrin« genannt. Beim Besuch der englischen Königin Elizabeth II. in Australien sang sie in Melbourne die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«. 1954 kam die Sängerin nach Europa und trat zuerst an der Oper von Dublin, u.a. als Musetta in »La Bohème«, auf. 1955 wurde sie als erste Sopranistin an die Sadler’s Wells Oper London berufen, an der sie seither mit großem Erfolg wirkte. Man bewunderte dort namentlich ihre Violetta in Verdis »La Traviata«, aber auch ihre Suor Angelica in der gleichnamigen Oper von Puccini, ihre Musetta, ihre Leonore im »Fidelio«, ihre Minnie in Puccinis »La Fanciulla del West«, ihre Ellen Orford in B. Brittens »Peter Grimes«, ihre Senta und ihre Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«. 1957 sang sie an der Sadler’s Wells Oper in der Uraufführung der Oper »The Moon and Sixpence« von Gardner. 1965 nahm sie an der Deutschland-Tournee der Sadler’s Wells Opera teil. Auch an anderen englischen Opernbühnen trat sie auf: bei der English Opera Group (1962 als Miss Jessel in »The Turn of the Screw« von B. Britten), an der Scottish Opera Glasgow (1964 als Donna Anna, 1966 als Sieglinde in der »Walküre« und 1967 als Freia im »Rheingold«), an der Londoner Covent Garden Oper (Debüt 1965 als Aida) und an der Welsh Opera Cardiff. Gastspiele an den Opern von Toronto und Johannesburg. Seit 1970 wirkte sie am Opernhaus (Australian Opera) von Sydney. Im Mittelpunkt ihres umfangreichen Bühnenrepertoires standen lyrische und Lirico Spinto-Partien aus der gesamten Opernliteratur, Rollen in Opern von Mozart bis Wagner, von Händel bis Benjamin Britten, in dessen Opernwerken sie gerne auftrat. Zu ihren großen Kreationen gehörte die Titelrolle in der Richard-Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos«, in der sie u.a. 1961 an der Sadler’s Wells Opera London auftrat. Sie betätigte sich nach Abschluss ihrer Karriere in ihrer australischen Heimat auf pädagogischem Gebiet. Sie starb 2006 in Sydney. Sie war verheiratet mit dem australischen Bariton Robert Simmons, der auch bei der Australian Opera engagiert war, später aber seine Karriere aufgab.

Schallplatten: Decca, HMV.

 

13.8. Ettore PARMEGGIANI: 175. Geburtstag

 Seine Stimme wurde während des Ersten Weltkrieges entdeckt. Ausbildung am Liceo Rossini in Pesaro und durch Maestro Mandolini in Mailand, Debüt 1922 am Teatro Dal Verme in Mailand als Cavaradossi in »Tosca«.  Er sang 1924 an der Italienischen Oper in Holland den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Alfredo in »La Traviata«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana« und den Loris in »Fedora« von Giordano, 1933 nochmals den Lohengrin. 1924 hörte man ihn am Teatro San Carlo Neapel als Ippolito in »Fedra« von I. Pizzetti, 1926 als Gösta Berling in »I Cavalieri di Ekebù« von Zandonai in den Hauspremieren dieser beiden Opern. 1927 trat er am Teatro Regio in Parma mit großem Erfolg als Lohengrin auf. Ebenfalls 1927 kam er an die Mailänder Scala (Antrittsrolle: Max im »Freischütz«). Bis 1942 ist er regelmäßig an der Scala zu hören gewesen, wobei er sich mehr und mehr auf das Wagner- Repertoire (Siegmund in der »Walküre«, Lohengrin, Parsifal) verlegte. An der Scala sang er in den Uraufführungen der Opern »Nerone« von Mascagni (16.1.1935) und »Lucrezia« von Respighi (24.2.1937), 1938 in der Premiere von Rimsky-Korssakows »Sadko«. An der Mailänder Scala sang er auch den Loris, den Paolo in  »Francesca da Rimini« von Zandonai, den Hagenbach in »La Wally« von Catalani, den Pylades in »Iphigénie en Tauride« von Gluck, den Folco in »Isabeau« von Mascagni, übernahm aber seit 1936 dort keine Wagner-Partien mehr. In der Arena von Verona trat er 1931 als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1935 als Polione in »Norma« auf, am Teatro Carlo Felice Genua 1933-42 u.a. als Siegmund, als Max und als Lohengrin, am Teatro Verdi Triest 1934 als Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, 1947 nochmals als Siegfried in der »Götterdämmerung«. 1935 gastierte er am Teatro Regio Turin als Loge und als Siegmund im Nibelungenring, 1936 als Tristan, auch als Bista in der Oper »Ave Maria« von Salvatore Allegra, eine Partie, die er an vielen kleinen italienischen Theatern vortrug. Am Teatro Comunale Florenz hörte man ihn 1934 als Paolo in »Francesca da Rimini«. Am 8.2.1936 sang er am Teatro Carlo Felice in Genua in der Uraufführung der Oper »Giulio Cesare« von Gian Francesco Malipiero den Marc Antonio. An der Oper von Rio de Janeiro hörte man ihn 1936 als Pollione, als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, als Titelhelden im »Siegfried« und als Marc Antonio in »Giulio Cesare« von Malipiero. Beim Maggio Musicale Fiorentino wirkte er 1935 in der Uraufführung der Oper »Orseolo« von Pizzetti mit, 1938 in der von G. Fr, Malipieros »Antonio e Cleopatra« (als Marc Antonio); er sang dort 1937 in »Lucrezia« von O. Respighi, 1948 den Andrej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. 1937 hörte man ihn am Teatro Reale in Rom als Dimitrij im »Boris Godunow«. 1939 nahm er am Teatro Comunale Bologna an der Uraufführung der Oper »Fabiano« von Franceso Balilla teil. Dazu gastierte er an fast allen italienischen Opernbühnen von Rang, in Frankreich, England und Holland. Zu seinen Bühnenpartien gehörten auch der Hüon im »Oberon« von Weber, der Pinkerton in »Madame Butterfly« und der Folco in »Isabeau« von Mascagni, den er u.a. 1933 in Pisa und 1934 in Piacenza sang. Sei9ne große Glanzrolle war jedoch der Lohengrin. Bei einem Bombenangriff auf Rimini im Zweiten Weltkrieg verlor er sein Haus mit der gesamten Einrichtung. 1948 gab er seine Karriere auf. Darauf arbeitete er als Pädagoge in Mailand, zuletzt Leiter der Claque an der Scala. Er starb 1960 in Mailand. – Ob ein Bariton namens Guglielmo Parmeggiani, der in den Jahren 1907-30 an italienische Theatern auftrat (u.a. 1924 in der Arena von Verona als Amfortas im »Parsifal«), mit ihm verwandt ist, ließ sich (bislang) nicht klären.

Schallplatten: Relativ wenige Aufnahmen auf Columbia (um 1930).

 

14.8. Raili KOSTIA: 90. Geburtstag

 Sie studierte am Konservatorium von Lahti, dann 1954-57 an der Sibelius-Akademie in Helsinki als Schülerin von Antti Koskinen. Sie debütierte 1958 an der Oper von Helsinki als Rosina im »Barbier von Sevilla« und gehörte diesem Opernhaus bis 1959 an. 1960-62 sang sie am Opernhaus von Graz, 1962-64 am Staatstheater von Hannover, seit 1964 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, deren Mitglied sie bis 1968 war. Dann kam sie wieder nach Finnland zurück, wo sie seitdem ihre Bühnen- wie ihre Konzertkarriere fortsetzte. Erfolgreiche Gastspiele und Konzerte in Deutschland, zumal in München, Hamburg und Berlin, in Österreich und in den skandinavischen Ländern. Sie gastierte auch in Italien, in Frankreich und in der Schweiz. Sie trat beim Festival von Savonlinna 1970-71 als Marga in der Oper »Juha« von A. Merikanto auf. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Dorabella in »Così fan tutte«, der Octavian im »Rosenkavalier«, der Komponist in »Ariadne auf Naxos«, die Azucena im »Troubadour«, die Eboli im »Don Carlos« und die Ulrica in »Un Ballo in maschera« von Verdi. Sie starb im Jahr 1990. Sie war verheiratet mit dem Organisten Matti Kostia.

Schallplatten: DGG (»Die Zauberflöte«, religiöse Musik, Liebeslieder-Walzer von J. Brahms), BASF (»Penthesilea« von Othmar Schoeck), Da Camera (Lieder).

 

16.8. Heinrich MARSCHNER: 225. Geburtstag

 Er wurde als Sohn eines böhmischen Handwerkers geboren. Zunächst hatte Marschner in Leipzig begonnen, Jura zu studieren, wandte sich dann aber der Musik zu. Schon früh begann er zu komponieren und wurde unter die Fittiche seines Mentors, des Thomaskantors Johann Gottfried Schicht genommen. Im Jahre 1817 wurde er der Musiklehrer des Grafen Johann Nepomuk Zichy (1777–1830) in Preßburg. Während dieser Jahre begann er seine ersten Opern zu schreiben. So entstand unter anderem Heinrich IV. und D’Aubigné, welche unter Carl Maria von Weber 1820 in Dresden uraufgeführt wurde. Im Jahre 1821 zog er nach Dresden, wo 1824-26 Musikdirektor an der dortigen Oper war. 1825 wurde in Dresden das komische Singspiel Der Holzdieb uraufgeführt, seine bereits 1822 vollendete große Oper Lucretia, deren Vorbild Gaspare Spontinis Vestalin war, kam dann mit seiner Frau Marianne geb. Wohlbrück (1805–54) in der Titelrolle in Danzig heraus. Seinen Durchbruch als weithin anerkannter Komponist erzielte Marschner 1828 mit Der Vampyr und 1829 mit Der Templer und die Jüdin (beide Libretti: Wilhelm August Wohlbrück) am Leipziger Stadttheater. Marschner komponierte zudem einige Stücke für die Gitarre, so 12 Bagatellen (op. 4) und 12 Gesänge mit Gitarrebegleitung (op. 5). Zum 1. Januar 1831 wurde Marschner in Hannover in der Nachfolge von Heinrich Aloys Praeger zum Königlich Hannoverschen Kapellmeister berufen, die ersten 21 Jahre im Schlossopernhaus am Leineschloss, ab 1852 dann im Königlichen Hoftheater von Laves tätig. Als solcher – später mit dem Titel des Generalmusikdirektor – erweiterte er allmählich die Zahl der zu öffentlichen Opern- und Konzertauftritten verpflichteten, anfangs noch insbesondere im Schlossopernhaus auftretenden Mitglieder der Hannoverschen Hofkapelle. Während seiner Zeit in Hannover schuf Marschner mit Hans Heiling auch sein bedeutendstes Werk, das ein Schlüsselwerk der deutschen romantischen Oper werden sollte. Das Libretto dazu lieferte der Sänger und Schauspieler Philipp Eduard Devrient. Mit der Komposition dieser Oper war Marschner auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er war auch mit den Nachfolgewerken noch einige Zeit erfolgreich, jedoch überstrahlten ihn der Ruhm eines Giacomo Meyerbeer oder später jener Richard Wagners. Die Hoffnung, in Berlin Nachfolger Spontinis an der Hofoper zu werden, erfüllte sich nicht. So blieb Marschner bis 1859 an der Oper in Hannover. Erst ab 1838 ließ er zwei seiner neuen Opern in Hannover uraufführen (Der Bäbu und Austin). In seinen letzten Lebensjahren, in denen er sogar danach strebte, in Paris Erfolg zu haben, galt Marschner als Mann der Vergangenheit, der der Gegenwart nicht mehr aufgeschlossen gegenüber stand. Er starb 1861 in Hannover. Seine Grabstätte befindet sich auf dem dortigen Neustädter Friedhof. An der Georgstraße erinnert an ihn ein 1877 aufgestelltes Denkmal von dem Bildhauer Ferdinand Hartzer. Marschners Witwe Therese, geb. Janda, heiratete später den österreichischen Komponisten Otto Bach.

Zu seinen Lebzeiten genoss er eine hohe Wertschätzung unter seinen Musikerkollegen, wie z. B. Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann oder auch Richard Wagner, der bei Marschner den dramatisch geführten Sprechgesang in seinen Musiktragödien perfektionierte. Die Titelgestalten Marschners in seinen Opern sind mit Vorliebe gespenstisch dämonische Typen, welche häufig eine gespaltene Persönlichkeit besitzen, die schließlich auch einen romantischen Helden verkörpern. Marschners bekannteste Melodie stammt aus seiner romantischen Oper Hans Heiling und erlangte ihre Bekanntheit durch Antonin Dvorák, der sie in seiner 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ verwendete.

 

17.8. Walter JENEWEIN: 90. Geburtstag

 1965 kam er als Eleve an die Wiener Volksoper. 1966-94 war er als Solosänger am Haus engagiert und stand u. a. als Blind in »Die Fledermaus«, Bürgermeister Schneck in »Der Vogelhändler«, Scharfrichter in »Schwanda, der Dudelsackpfeifer«, Wirt in »Die lustigen Weiber von Windsor« und Peter Iwanow in »Zar und Zimmermann« auf der Bühne. Auch nach seiner Pensionierung ist Walter Jenewein noch an der Volksoper aufgetreten, zuletzt im Dezember 2007 als Tschekko in »Gräfin Mariza«. Er starb im September 2014.

 

18.8. Michelangelo VELTRI: 80. Geburtstag

 Biographie des argentinischen Dirigenten auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Miguel_%C3%81ngel_Veltri

 

18.8. Renato ERCOLANI: 100. Geburtstag

 Als Knabe sang er in der Schola cantorum in seiner Heimatstadt Perugia. 1940 legte er sein Examen als Volksschullehrer ab, besuchte aber seit 1944 das Konservatorium von Perugia, wo er Harmonielehre, Klavier, Gesang und Schauspiel studierte. Sein Bühnendebüt fand 1950 am Teatro Spirimentale in Spoleto statt. 1957 erreichte er die Mailänder Scala (nachdem er beim Gastspiel der Mailänder Scala 1955 in Berlin und 1956 in Wien bereits den Normanno in »Lucia di Lammermoor« unter Herbert von Karajan gesungen hatte). An der Mailänder Scala sang er 1957 und 1961 den Bardolfo in Verdis »Falstaff«, 1960 und 1973 den Missail in »Boris Godunow«, 1961 den Valzacchi im »Rosenkavalier« und die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, 1974 den 2. Juden in »Salome« von R. Strauss, 1975 den Richter in Verdis »Un ballo in maschera« und 1980 den Spoletto in »Tosca«. 1961 trat er an der Oper von Rom auf. Er hat sich auf kleinere und mittlere Partien und auf Bufforollen spezialisiert. Seine Karriere erinnert an die des unvergessenen Tenors Giuseppe Nessi. Gastspiele an europäischen Bühnen, auch bei den Festspielen von Verona und Florenz. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1957 den Bardolfo, 1960-61 und 1963-64 den Valzacchi und 1963-64 den Monostatos in der »Zauberflöte«. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1957-60 als Bardolfo, als Goro in »Madame Butterfly«, als Remendado in »Carmen«, als Spoletta und als Incredibile in »Andrea Chénier« von Giordano. Er starb 2002 in Mailand.

Schallplatten: Der verdiente Künstler sang zahlreiche kleinere Rollen in vollständigen Opernaufnahmen auf Decca (»Turandot«), HMV (Basilio in »Le nozze di Figaro«), namentlich aber auf Columbia (u.a. »Madame Butterfly«, »Il Tabarro« von Puccini, »Il Trovatore«, »Falstaff«, »Rigoletto«, »Un ballo in maschera« von Verdi) sowie Movimento musica (»Der Rosenkavalier«, eine Aufnahme aus Salzburg von 1963).

 

18.8. Ellison Van HOOSE: 150. Geburtstag

 Er studierte zuerst bei seiner Mutter, dann bei Perry Averill und Isadora Luckstone in New York, weiter bei Jean de Reszke in Paris, bei Fidèle König in London und bei Antonio Cotogni in Rom. Nachdem er zuerst als Solist in New Yorker Kirchen und 1897 bei der New York Oratorio Society als Solist im »Messias« von Händel aufgetreten war, debütierte er 1897 bei der Damrosch-Ellis Company in Philadelphia als Tannhäuser. Zwei Jahre lang blieb er bei dieser Operntruppe. Dann kam er nach England, wo er bei Sir Henry Wood weiter studierte und sich als Konzert- und Oratorien-Tenor betätigte. 1903 kreierte er das Solo in Elgars »The Dream of Gerontius« in New York für Amerika. 1903-05 begleitete er Nellie Melba, 1906-07 Marcella Sembrich als Assistant Artist bei Nordamerika-Tourneen. 1908 kam er nach Deutschland, wo er als Konzertsänger auftrat, u.a. bei den Leipziger Gewandhauskonzerten unter Arthur Nikisch. 1909-10 war er am Stadttheater von Mainz engagiert, 1911-12 sang er an der Oper von Chicago (Debüt als Manrico im »Troubadour«), hatte aber seine wichtigsten Erfolge weiter im Konzertsaal. 1913 trat er in einem Konzert an der Metropolitan Oper New York auf. Später Pädagoge in New York. Er starb 1936 in Houston (Texas).

Schöne Schallplattenaufnahmen auf Victor (1906-08), eine Columbia-Platte mit Liedern, alle selten.

 

18.8. Ludwig FISCHER: 275. Geburtstag

 Sein Vater, ein Mehlhändler, starb, als er acht Jahre alt war. Er war zuerst Chorknabe im Mainzer Jesuiten-Kollegium. Dann wurde er 1768 Mitglied der berühmten Mannheimer Hofkapelle und Schüler des Tenors Anton Raaff. 1772 debütierte er am Mannheimer Hoftheater in der Oper »Fiera di Venezia« von Salieri. Er wechselte bald vom Buffo- ins seriöse Bass-Fach und sang in Mannheim am 5.1.1777 in der Uraufführung der Oper »Günther von Schwarzburg« von Ignaz Holzbauer. Er ging 1778 mit dem Mannheimer Hof nach München. 1780 kam er an das Wiener Hoftheater, wo er als Antrittsrolle den Sander in »Zémire et Azor« von Grétry sang. 1781 wirkte er in Wien in der Uraufführung der Oper (in der Art eines deutschen Singspiels) »Der Rauchfangkehrer« von Antonio Salieri mit. Bestimmend für sein künstlerisches Wirken wurde seine Freundschaft mit dem großen Meister Wolfgang Amadeus Mozart und seine Beziehung zu dessen Schaffen. Am 16.7.1782 sang er am Wiener Hofburgtheater in der Uraufführung von Mozarts »Entführung aus dem Serail« die Partie des Osmin, die Mozart wohl im Hinblick auf die Stimme des Sängers komponiert hatte. Mozart schrieb auch zwei Konzertarien, »Aspri rimorsi atroci« KV 432 und »Non so d’onde viene« KV 512, für den befreundeten Sänger, der wie er Mitglied der Wiener Freimaurer-Loge »Zur Beständigkeit« war. Im gleichen Jahr 1782 nahm er in Wien an der Uraufführung von Ignaz Umlauffs »Das Irrlicht« teil. 1783 sang er in Paris in den Concerts Spirituels, anschließend bereiste er 1784 Italien. Dort erzielte er in Neapel, Rom, Mailand, Florenz, Venedig und Triest große Erfolge, erkrankte aber während seines Aufenthalts in Neapel schwer. Nach seiner Genesung hatte er dann aber auch in dieser Stadt glänzende Erfolge und trat u.a. in einem Hofkonzert vor dem König von Neapel auf. 1785 war er in Regensburg anzutreffen, wo er am Hof der Fürsten von Thurn und Taxis gefeiert wurde. 1788 folgte er einem Ruf an die Königliche Oper Berlin, an der er auf Lebenszeit (mit einem Jahresgehalt von 2000 Talern) angestellt wurde und bis zur Beendigung seiner Karriere 1815 auftrat. Er wirkte dort u.a. 1790 in der Uraufführung der Oper »Il ritorno d’Ulisse a Penelope« von Felice Alessandri mit. Von Berlin aus unternahm er mehrere Gastspiel- und Konzertreisen. 1798 trat er in Dresden und Leipzig auf, zwischendurch mehrfach in Wien; 1794 und 1798 wirkte er in London in den Salomon-Konzerten mit; 1812 sang er am His Majesty’s Theatre in der englischen Erstaufführung von »Le nozze di Figaro« die Partie des Grafen Almaviva; 1801-02 weilte er als Gast in Hamburg. Nach 1812 wurden seine Auftritte seltener; 1815 ging er in Pension. Allgemein galt er als der größte deutsche Bassist seiner Epoche. Man rühmte insbesondere den weiten Tonumfang seiner Bass-Stimme, der sich über zwei und eine halbe Oktave erstreckte, dazu die Tonfülle seiner Stimme bei einer ungewöhnlichen virtuosen Beweglichkeit im Vortrag. Nach Dwight’s Journal of Music sei seine Lieblingsnote das tiefe C gewesen; der Komponist Friedrich Himmel schrieb für ihn in seiner Oper »Semiramide« (Berlin 1797) einen Triller über dem tiefen Cis. Der Musikschriftsteller Gerber hebt »die unendliche Tiefe« seiner Stimme hervor, Pleasants schreibt ihm das Kontra-D zu. Die sicherste Aussage über seine Stimme ist wohl die des Physikers Muncke von 1836, der berichtet, Fischer habe das Kontra-F erreicht. Er selbst schreibt in seiner Autobiographie, sein Paradestück sei die Arie »Leon piagato a morte« von Sacchini gewesen, die keinen allzu großen Stimmumfang (vom tiefen G bis zum eingestrichenen e‘) verlangt und keine besonderen technischen Schwierigkeiten aufzuweisen hat; wahrscheinlich modifizierte er diese Arie stark (wobei er sogar ein Kontra-D einfügte), die er u.a. 1783 bei den Concerts Spirituels und 1784 vor dem König von Neapel sang. Wie sein Sohn Josef betätigte er auch sich als Komponist; er spielte Violine, Violoncello und Klavier. Von ihm stammt auch das noch heute populäre Trinklied »Im tiefen Keller sitz‘ ich hier«, das er 1802 komponierte. Er starb 1825 in Berlin – Seine Gattin, Barbara (Anna Maria) Strässer-Fischer (* 1758) war eine bedeutende Sopranistin, die 1772-89 in Mannheim sang. Vier Kinder, die aus dieser Ehe stammten, Joseph Fischer (1780-1862), Josepha Fischer (1782-1854), Therese Wilhelmina Fischer (* 1784) und Louise Fischer (* 1787) schlugen auch die Sängerlaufbahn ein.

Lit.: A. Gottron: »Die Selbstbiographie des Bassisten Ludwig Fischer aus Mainz« (Mainz, 1959).

 

19.8. Blanche BERGMAN: 65. Geburtstag

 Ihr Vater war in Gent als Arzt tätig; schon mit sechs Jahren sang sie im Kinderchor der Oper von Gent. Sie besuchte dann die Musikakademie Gent-Brügge und gab bereits 1972 ihr erstes öffentliches Konzert. Noch im gleichen Jahr debütierte sie an der Oper von Gent, wo sie weiter ihre Stimme durch Gaetano Abrami ausbilden ließ. In den folgenden beiden Spielzeiten sang sie in Gent viel in Operetten, aber auch die Zerline im »Don Giovanni«, den Jemmy in Rossinis »Wilhelm Tell«, insgesamt 33 Partien. Das Ende der sich anbahnenden großen Karriere gestaltete sich tragisch. Nachdem sie am 29.12.1974 in Gent die Ciboletta in »Eine Nacht in Venedig« gesungen hatte, fiel sie bei einer Urlaubsreise noch in der gleichen Nacht auf einer deutschen Autobahn bei Hartheim südlich von Freiburg i. Br. einem Verkehrsunfall zum Opfer.

Aufnahmen der jungen Sängerin erschienen auf Alpha, wobei es erstaunlich ist, dass eine so früh verstorbene Künstlerin bereits auf Schallplatten vertreten ist.

Weitere Informationen auf der ihr gewidmeten Homepage: http://www.blanche-bergman.eu/

 

19.8. Lawrence SHADUR: 85. Geburtstag

 Er war zuerst als Schauspieler beim amerikanischen CBS-Fernsehen tätig und trat in New York in Musical Comedies auf. Dann absolvierte er ein intensives Gesangstudium bei den New Yorker Pädagogen Robert Weede, Herbert Janssen, Olga Ryss und Dick Marzollo. 1965 kam es zu seinem Debüt als Opernsänger am Stadttheater von Bern (Schweiz) in der Partie des Ford in Verdis »Falstaff«. Er trat in Europa an den Opernhäusern von Köln und Nürnberg und am Grand Théâtre Genf (1967 als Bauer in Carl Orffs »Der Mond« und als Steinbutt in O. Schoecks »Vom Fischer un syner Fru«) auf. Er wurde dann 1973-77 Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper (Debüt als Paolo in »Simon Boccanegra«), an der er in insgesamt 21 Vorstellungen außerdem noch den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, den Monfort in Verdis »I Vespri Siciliani«, den Heerrufer im »Lohengrin« und den Oberthal in Meyerbeers »Le Prophète« sang. In den USA ist er auch an den Opern von Baltimore und Cincinnati, in San Antonio, Milwaukee und Washington in Erscheinung getreten und war gleichzeitig ein erfolgreicher Konzertsänger. Seine großen Bühnenpartien waren der Escamillo in »Carmen«, der Amonasro in Verdis »Aida«, der Titelheld in dessen »Macbeth«, der Wolfram im »Tannhäuser« von R. Wagner und der Titelheld in »Der fliegende Holländer«. Er starb 1991 in Bern.

 

19.8. William ZAKARIASEN: 90. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Tenors auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/William_Zakariasen

 

19.8. Hans-Günther GRIMM: 95. Geburtstag

 Seine Stimme erregte bereits als Knabensopran Aufsehen. Er war dann Schüler von Emil und Walter Landi, besuchte die Musikhochschule in Berlin und war 1950-52 in einem ersten Engagement an der Staatsoper Berlin beschäftigt. 1952-54 war er Mitglied des Stadttheaters Bremen, 1954-60 des Nationaltheaters Mannheim und gleichzeitig 1957-60 des Opernhauses von Frankfurt a.M. In Mannheim wirkte er 1954 in der Uraufführung von Gerhard Wimbergers »Schaubudengeschichte« mit. 1960-64 sang er am Opernhaus von Köln, 1964-66 am Theater am Gärtnerplatz München und 1966-70 am Opernhaus von Dortmund. In Köln wirkte er 1961 in der deutschen Erstaufführung von Luigi Nonos »Intolleranza« mit. Konzerttourneen und Gastspiele führten ihn nach Nordamerika, Frankreich und Japan sowie 1969 an das Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Aus seinem Bühnenrepertoire sind zu nennen: der Graf Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Figaro im »Barbier von Sevilla«, der Graf wie der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Don Giovanni, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Malatesta im »Don Pasquale«, der Carlo in Verdis »La forza del destino«, der Marcello in »La Bohème«, der Escamillo in »Carmen«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Lamoral in dessen »Arabella« und der Don Fernando im »Fidelio«. Nicht weniger erfolgreiche Tätigkeit als Konzert- und Oratoriensänger. Seit 1973 nahm er eine Professur am Konservatorium von Maastricht in Holland wahr. Er starb im Dezember 1999.

Schallplatten: HMV-Electrola (»Undine« von Lortzing, »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß und weitere Operetten-Querschnitte), Da Camera (9. Sinfonie von Beethoven), Aulos (Petite Messe solennelle von Rossini), CBS (Querschnitt »Der Troubadour«).

 

19.8. Paul KONT: 100. Geburtstag

Nach seinen Studien am Konservatorium der Stadt Wien (1939-40) und an der Akademie für Musik und darstellende Kunst (1945-49), nahm er an den Darmstädter Ferienkursen (1951) teil (u.a. bei Wolfgang Fortner). Ferner studierte Paul Kont in Paris bei Darius Milhaud, Olivier Messiaen und Arthur Honegger. In den 50er Jahren spielte Paul Kont auch eigene Kompositionen im Art Club. Eine dieser Kompositionen trägt den Namen eines der Lokale, in denen sich die Mitglieder trafen. Es handelt sich um die Strohkoffer-Suite für Violine und Klavier, die später Paul Konts Freund Friedrich Cerha für kleines Instrumentalensemble bearbeitete. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Paul Kont durch sein mehrfach im Fernsehen ausgestrahltes Mysterienspiel Inzwischen nach W.H. Auden mit Helmut Qaultinger als Herodes bekannt. Paul Kont entwickelte eine eigene Tonalität („Dritte Tonalität“). 1980-86 war Paul Kont Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Am 26. Dezember 2000 starb Paul Kont in Wien. Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich in der Gruppe 40 auf dem Wiener Zentralfriedhof. Paul Kont schrieb Bühnenwerke (Opern, Ballette), Vokal-, Orchester- und Kammermusik.

 

20.8. Mario BERNARDI: 90. Geburtstag

Er kam im Alter von sechs Jahren nach Italien und studierte 1938-45 am Conservatorio Manzato in Treviso Orgel und Komposition bei Bruno Pasut. 1948 setzte er sein Studium am Royal Conservatory of Music in Toronto bei Lubka Kolessa (Klavier) und Ettore Mazzeloni (Dirigieren) fort. Im Sommer 1959 nahm er Unterricht bei Erich Leinsdorf am Mozarteum in Salzburg. Mario Bernardi begann seine musikalische Laufbahn als Pianist und trat in den 1950er Jahren u.a. mit Leav Foli und Peggy Sampson in einem Brahms-Konzert auf, war Solist in Aufführungen des Klavierkonzertes von Barbara Pentland mit dem CBC Symphony Orchestra, des Pièce Concertante Nr. 1 von Jan Papineau-Couture mit dem National Festival Orchestra und der Concerto Fantasy von John Beckwith mit dem Montreal Symphony Orchestra und arbeitete als Klavierbegleiter mit Donald Bell, Maureen Forrester, Margo MacKinnon, Jean-Pierre Rampal, Janos Starker und anderen zusammen. Mario Bernardis Laufbahn als Dirigent begann er 1957 bei der Canadian Opera Company mit einer Aufführung von Hänsel und Gretel und realisierte mit ihr bis in die 1990er Jahre Aufführungen von Opern Bizets, Verdis, Nicolais, Leoncavallos, Mozarts und anderer. Für das Fernsehen der CBC dirigierte er 1957 Mavor Moores The Optimist. Ab 1963 wirkte Bernardi am Sadler’s Wells in London, dessen musikalischer Direktor er 1966-68 war. 1968 wurde er Chefdirigent des National Arts Centre Orchestra (NACO), mit dem er Uraufführungen von Werken Murray Adaskins, Norma Beecrofts, Robert Flemings, Harry Freedmans, Steven Gellmans, Barbara Pentlands, André Prevosts, Godfrey Ridouts, R. Murray Schafers, Gilles Tremblays und Charles Wilsons dirigierte. Als Solist leitete er Aufführungen von Werken Mozarts und Ravels vom Klavier aus. 1971 wurde er Generalmusikdirektor des National Art Centre und künstlerischer Leiter von dessen Festival Canada (ab 1978 Festival Ottawa). 1983 wurde er Nachfolger von John Eliot Gardiner als Chefdirigent des CBC Vancouver Orchestra, das er bis zu seinem Tode leitete und mit dem er vorrangig zeitgenössische Musik aufführte. 1983-94 leitete er zudem das Calgary Symphony Orchestra, das sich unter seiner Leitung zu einem Orchester von nationalem Rang entwickelte. Daneben wirkte er als Gastdirigent an der Chicago Lyric Opera, der San Francisco Opera, der New York City Opera und der Houston Grand Opera, debütierte 1984 mit Händels Rinaldo an der Metropolitan Opera, leitete 1986 eine Aufführung von Aida an der English National Opera und 1987 eine Aufführung von Jules Massenets Cendrillon am Kennedy Center in Washington. Ab 1993 arbeitete er wieder regelmäßig mit dem NACO, mit dem er u. a. Werke von Schafer und Alexina Louie aufführte. 1972 wurde Bernardi als Companion des Order of Canada ausgezeichnet, 1981 erhielt er die Medaille des Canadian Music Council und im Folgejahr das Ehrendiplom der Canadian Conference of the Arts. 1999 folgten der Jean E. Chalmers Award und der National Arts Centre Award, 2001 der Governor General’s Performing Arts Award in 2001. 2009 wurde Bernardi zum Botschafter des Canadian Music Centre ernannt. Bernardi war mit der Sängerin Mona Kelly verheiratet. Er starb 2013 in Toronto.

 

22.8. Dorothy DOROW: 90. Geburtstag

 Sie studierte (bereits seit ihrem 12. Lebensjahr) am Trinity College London Piano, Komposition und Gesang; sie entschloss sich dann aber zur Sängerlaufbahn. Sie debütierte 1958 in London und hatte wichtige Erfolge bei internationalen Festspielen in England, Schweden und Italien. Als Gast erschien sie an verschiedenen europäischen Opernhäusern, vor allem in Italien (Mailand, Rom, Venedig und Bologna, wo sie 1979 an der italienischen Erstaufführung von Ligetis »Le Grand Macabre« teilnahm), widmete sich jedoch in erster Linie dem Konzertgesang, und hier vor allem der Interpretation zeitgenössischer Werke. Die ungewöhnliche Weite ihres Stimmumfangs (der drei und eine viertel Oktave umspannte) und die Sicherheit in der Gestaltung schwierigster moderner Kompositionen erregten große Bewunderung. 1961 sang sie bei den Festspielen von Glyndebourne die Hilda Mack in Henzes »Elegy For Young Lovers«. 1970 gab sie Konzerte in New York und in Basel, 1969 in Köln und in Wien, 1969 auch beim Weltmusikfest in Hamburg. 1963-77 wohnte sie in Schweden und war seit 1967 als Pädagogin am Opernstudio der Stockholmer Oper tätig. 1983 sang sie erstmals an der Londoner Covent Garden Oper in »Le Rossignol« von Strawinsky. Seit 1973 gab sie Interpretationskurse für moderne Musik in s’Hertogenbosch und verlegte 1977 ihren Wohnsitz nach Maastricht in Holland; seither Gastpädagogin an den Konservatorien von Amsterdam (wo sie Leiterin eines Workshops am Sweelinck-Konservatorium war) und im Haag. Sie war auch kompositorisch tätig (»Two songs for children«, 1950; »Hands and fate«, 1964; »Dream«, 1976). Sie starb im April 2017.

Schallplatten: Sie sang in der Schallplattenanthologie »400 jaar Nederlandse muziek« »Six Turkish Folk Poems« von Loevendie. Weitere Aufnahmen auf Decca (»Dido and Aeneas« von Purcell), Etcetera (Lieder von Szymanowski, A. Webern und Vokalwerke von F. Donati), HMV (»Lulu« von A. Berg), Italia (Lyrische Sinfonie von Zemlinsky), Caprice (Ausschnitte aus schwedischen Opern), BIS (»Harawi« und weitere Vokalmusik von O. Messiaen).

 

22.8. Raffaele ARIÉ: 100. Geburtstag

 Er wollte zuerst Violinspiel studieren, doch wurde seine Stimme durch den Bariton Cristo Brambaroff in Sofia entdeckt und ausgebildet. Konzertdebüt 1939 in Sofia im »Messias« von Händel. Er debütierte 1945 an der Nationaloper von Sofia als Angelotti in »Tosca« und sang dort im gleichen Jahr den Colline in »La Bohème« und den Pimen im »Boris Godunow«. 1946 erster Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb von Genf. Weitere Studien in Italien bei Riccardo Stracciari, Apollo Granforte und Carlo Tagliabue. 1947 an die Mailänder Scala verpflichtet, wo er in seiner Antrittsrolle, dem Treffkönig in Prokofjews »L’Amour des trois oranges«, bereits sehr erfolgreich war und seither immer wieder aufgetreten ist. 1949 sang er an der Scala den Warlaam im »Boris Godunow«, 1950 den Marmeladov in »Raskolnikov« von Sutermeister, 1951 den Skula in »Fürst Igor« von Borodin, 1952 den Alten von Kinnereth in »Dèbora e Jaéle« von I. Pizzetti, 1954 den Gremin in »Eugen Onegin« und den Plutone in Monteverdis »Il ballo delle ingrate«, 1959 das Bass-Solo in Beethovens 9. Sinfonie, 1960 in einem Konzert mit Musik von Robert Schumann, 1965 den Walter Fürst in Rossinis »Wilhelm Tell« und den Ramfis in »Aida«, 1967 den Mephisto im »Faust« von Gounod und den Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1968 den Zaccaria in Verdis »Nabucco« und ein Bass-Solo in Händels Oratorium »Israel in Egypt«, 1970 den Sparafucile im »Rigoletto« und in einem Beethoven-Konzert, 1971 den Talbot in Donizettis »Maria Stuarda« und wieder in einem Beethoven-Konzert, 1972 den Präfekten in Donizettis »Linda di Chamounix« und 1973 das Bass-Solo in der 13. Sinfonie von Schostakowitsch. Er trat dort auch in den Uraufführungen der Opern »L’Uragano« von Lodovico Rocca (am 9.2.1952 als Dikoj) und »Clitennestra« von Ildebrando Pizzetti (am 1.3.1965 als Egisto) auf. Am 11.9.1951 wirkte er in Venedig (mit dem Ensemble der Mailänder Scala) in der Uraufführung der Oper  »The Rake’s Progress« von Strawinsky als Trulove mit, 1962 an der Oper von Rom in der von Franco Manninos »La Stirpe di David«. Er wirkte bei den Festspielen von Verona und von Aix-en-Provence (mehrfach bis 1956, u.a. als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« und als Basilio im »Barbier von Sevilla«, 1949 als Commendatore im »Don Giovanni«) wie beim Maggio Musicale von Florenz mit. Bei den Salzburger Festspielen hörte man ihn 1953 als Commendatore, 1960 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos« und 1977 als Demonio in Aufführungen von »Il Sant’Alessio« von Stefano Landi. 1960-68 gastierte er an der Wiener Staatsoper in insgesamt 18 Vorstellungen sowohl als König Philipp wie als Großinquisitor im »Don Carlos«, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Sparafucile, als Ramfis und als Mephisto im »Faust« von Gounod. Bei der Wiedereröffnung des Grand Théâtre Genf sang er 1962 den König Philipp. Weltweite Karriere mit Gastspielen an den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart, an der Pariser Grand Opéra (1954 als Sarastro, 1955 als Mephisto im »Faust« von Gounod und als Boris Godunow), in Lyon, Bordeaux, Marseille, Nizza, Monte Carlo (1953 als Commendatore, 1961 als Fiesco in Verdis »Simon Boccanegra«), am Opernhaus von Zürich, in Amsterdam, Buenos Aires (1961) und Mexico City, in Chicago, New Orleans, Philadelphia und an der New York City Opera. Hier sang er 1950-52 u.a. den Leporello im »Don Giovanni« und den Mephisto im »Faust« von Gounod. Aus seinem sehr umfassenden Repertoire für die Bühne sind ergänzend der Galitzky in Borodins »Fürst Igor«, der Iwan Susanin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren« (»Iwan Susanin«), der Kotschubej in »Mazeppa« von Tschaikowsky, der Kaspar im »Freischütz« (1956 Teatro Fenice Venedig in italienischer Sprache zusammen mit Sena Jurinac), der König Heinrich im »Lohengrin« (Festspiele von Verona), der Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, der Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, die Titelrolle in »Mefistofele« von Boito und der Mephisto in »La damnation de Faust« von H. Berlioz zu nennen. Beim Edinburgh Festival wirkte er 1972 mit. Als letzte Bühnenpartie sang er 1980 beim Maggio Musicale von Florenz den Gremin. Er wurde auch als Konzert- und Oratoriensolist bekannt; so sang er u.a. in London das Bass-Solo im Verdi-Requiem. Bis 1986 betätigte er sich noch als Konzertsänger. Seit 1970 war er italienischer Staatsbürger. Er verlegte seinen Wohnsitz nach Israel, wo er seit 1976 an der Musikakademie von Tel Aviv die Opernklasse leitete und auch als Regisseur arbeitete. Seit 1978 wirkte er als Professor an der Rubin-Universität in Tel-Aviv. Er starb 1988 während eines Ferienaufenthaltes in St. Moritz (Schweiz). – Machtvolle Bass-Stimme, ausgezeichnet als Boris Godunow, aber auch im italienischen und zeitgenössischen Repertoire bewundert.

Lit: D. Rubbioli: Raffaele Arié, un artista e le sue immagini.

Schallplattenaufnahmen auf Decca (»La Bohème«) sowie auf Columbia (hier u.a. vollständige »Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas). Sang auch auf Pathé-Marconi (Commendatore im »Don Giovanni«), auf Melodram (»Don Carlos«, »I Puritani« von Bellini) Morgan (»Don Giovanni«), Hunt Records (Mozart-Requiem).

 

22.8. August MEFFERT: 200. Geburtstag

Er stammte aus einer Lehrerfamilie im Hessischen und arbeitete zunächst in einem Handelshaus. Der Chef des Hauses hörte zufällig seine schöne Tenorstimme und schickte ihn auf seine Kosten nach Paris, wo er seine Studien absolvierte. Er begann seine Bühnenkarriere 1848-49 am Theater von Ulm und sang dann in Innsbruck und in Graz. Am Theater von Posen (Poznan) erregte er 1853 in der dortigen Erstaufführung von Wagners »Tannhäuser« in der Titelpartie Aufsehen. Wagner selbst zollte seiner Kreation besondere Anerkennung. 1855-70 war er als erster Tenor am Hoftheater von Weimar verpflichtet. Hier wirkte er u.a. am 21.5.1865 in der Uraufführung der Oper »Der Cid« von Peter Cornelius und 1868 als Wilhelm Meister in der deutschen Erstaufführung der Oper »Mignon« von A. Thomas mit. Anschließend an dieses Engagement sang er in Rotterdam und in Mainz und wurde dann Direktor des Stadttheaters von Trier. 1886 gab er seine Bühnenkarriere auf und zog sich nach Augsburg zurück, wo er 1888 starb. Aus seinem Bühnenrepertoire seien noch Partien wie der Titelheld in Meyerbeers »Der Prophet«, der Eleazar in Halévys »Die Jüdin«, der Raoul in Meyerbeers »Die Hugenotten«, der Dickson in Boieldieus »Die weiße Dame«, der Georg im »Waffenschmied« von Lortzing sowie seine Wagner-Helden genannt. – Seine älteste Tochter Emmy Meffert-Kugelberg (1852-1935) hatte als Opern- und Operettensoubrette in Deutschland wie in den USA große Erfolge; sie war mit dem Schauspieler Fritz Kugelberg (1853-1915) verheiratet. Sein Sohn Hans Meffert war ein bekannter Bühnentenor, der u.a. in Riga (1888-89) und Zürich (1891-92) auftrat. Er hatte seine Karriere 1885-86 am Theater von Dortmund begonnen, führte ein unruhiges Wanderleben von einem Theater zum anderen und war in der Spielzeit 1898-99 an der Metropolitan Oper New York engagiert, wo er als Heinrich der Schreiber im »Tannhäuser« debütierte und in insgesamt 26 Vorstellungen auch als Mime im Nibelungenring und als Hirte in »Tristan und Isolde« auftrat.

 

23.8. Lieuwe VISSER: 80. Geburtstag

 Er war zunächst als Historiker tätig, ließ dann aber seine Stimme durch Jo van der Meent in Amsterdam ausbilden, abschließende Studien an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Giorgio Favaretto. Gewinner einer Goldmedaille beim Gesangwettbewerb von Toulouse. Bühnendebüt 1973 an der Niederländischen Oper Amsterdam als Don Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Seither wichtige Erfolge an diesem Opernhaus. Hier wirkte er 1974 auch in der Uraufführung der Oper »Picture of Dorian Gray« von Kox mit. Er gestaltete eine Fülle von Basspartien sowohl aus dem seriösen wie aus dem komischen Rollenbereich, zugleich als Konzert- und Oratorienbassist angesehen. Er gastierte u.a. an der Oper von Toulouse und in England. Er sang 1980 beim Carinthischen Sommer in Ossiach, 1981 bei den Festspielen von Glyndebourne (den Theseus in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten) und wirkte 1983 im Centre Français Lyrique Paris in der Uraufführung der Oper »Frankenstein« von H.K. Gruber mit. 1984 sang er an der Niederländischen Oper den Masetto im »Don Giovanni«, 1995 am Théâtre Carré Amsterdam in der Uraufführung der Oper »Esmée« von Theo Loevendie. Er starb 2014 in Amsterdam.

Schallplatten: kleine Partie in vollständiger Aufnahme von Donizettis »Lucrezia Borgia« auf Decca; Telefunken (Bach-Kantaten), Signum/Note 1 (»Wiederbelebung der Toten« von Noam Sheriff).

 

23.8. Carlo MENIPPO: 90. Geburtstag

 Nachdem er zunächst als technischer Zeichner gearbeitet hatte, ließ er seine Stimme durch Ettore Campogalliani und durch Carlo Tagliabue ausbilden. 1961 kam es zu seinem Bühnendebüt am Teatro Nuovo Mailand in der Rolle des Canio im »Bajazzo« von Leoncavallo. Er gewann einen Gesangwettbewerb in Reggio Emilia und sang an den großen italienischen Theatern, u.a. in Bologna, Palermo und Neapel. Erfolgreiche Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1964 als Canio), an den Opernhäusern von Toulouse und Basel und bei den Festspielen von Athen (in der Spielzeit 1964-65 als Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano). Im Mittelpunkt seines Repertoires standen dramatische Partien: der Don José in »Carmen«, der Radames in Verdis »Aida«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Titelheld in Verdis »Otello«, der Manrico im »Troubadour«, der Arrigo in »I Vespri Siciliani«, der Calaf in Puccinis »Turandot«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Dick Johnson in »La Fanciulla del West« von Puccini, der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Pollione in Bellinis »Norma« und der Vasco da Gama in Meyerbeers »Afrikanerin«. Im italienischen Fernsehen wirkte er in einer Aufnahme von Verdis »La forza del destino« in der Partie des Alvaro mit. Er starb 2003 in Piacenza.

 

23.8. Luigi OTTOLINI: 95. Geburtstag  

 Er arbeitete zunächst als Manager bei der Banco di Roma, ließ dann jedoch seine Stimme durch Arturo Merlini in Mailand ausbilden. Sein Debüt fand 1958 am Stadttheater von Como in der Oper »La morte di Frine« von Rocca statt. 1959 gewann er den ersten Preis beim Verdi-Concours von Busseto, dann auch beim internationalen Belcanto-Wettbewerb von Radio Brüssel. Er konnte bald eine sehr erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen entwickeln und sang u.a. beim Maggio Musicale von Florenz, an der Oper von Rom, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro San Carlo Neapel, in Bologna, Palermo, Turin, Triest, Parma und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla. An der Mailänder Scala debütierte er 1961 in einem Konzert (Requiem von Guido Pannain) und sang dann hier 1963 den Radames in »Aida«, 1966 den Alvaro in »La forza del destino« und den Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, 1967 in einem Toscanini-Gedächtnis-Konzert sowie 1968-69 den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«. Weltweite Gastspieltätigkeit mit Auftritten am Teatro Colón Buenos Aires, an der Deutschen Oper Berlin, an den Opern von Köln, Frankfurt a.M., Hamburg und München, in Brüssel und Amsterdam, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Teatro San Carlos Lissabon, an den Opern von Monte Carlo, Chicago, Philadelphia und an der Covent Garden Oper London. Auch am Bolschoi Theater Moskau, in Leningrad und Kiew, an den Nationalopern von Budapest, Belgrad und Zagreb, in Zürich, Bordeaux, Marseille, Paris, Straßburg und an englischen Bühnen zu Gast. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1952-70 in insgesamt 15 Vorstellungen als Alvaro, als Radames, als Riccardo, als Andrea Chénier und als Manrico in Verdis »Il Trovatore«. Seine großen Partien waren die dramatischen Aufgaben des italienischen Repertoires, vor allem in den Opern von Verdi (Don Carlos, Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«), in den Werken des Verismo (Turiddu in »Cavalleria rusticana«, Osaka in »Iris«, Titelpartie in »L’Amico Fritz« von Mascagni, Canio im »Bajazzo«) und in Puccini-Opern. Noch 1982 gastierte der Künstler in Holland. Er trat auch als Konzertsänger in Erscheinung. Er starb 2002 in Suardi.

Schallplatten: Decca (Querschnitt »Aida« als Partner von Birgit Nilsson), Eterna (Tenor-Solo im Verdi-Requiem); italienische Privataufnahmen der vollständigen Opern »Iris« von Mascagni und »Loreley« von Catalani. Auf der Marke I Dei della Musica sang er in einer Aufnahme von Verdis »Nabucco«.

 

23.8. Stefan DOBIASZ: 100. Geburtstag

 Er wurde durch den berühmten Bassisten Adam Didur entdeckt und ausgebildet. Mit ihm zusammen stand er bei seinem Debüt im Juni 1945 in »Halka« von Moniuszko auf der Bühne des Opernhauses von Bytom (Beuthen), an dem er eine jahrelange, erfolgreiche Karriere hatte. Nach dem Tod von Adam Didur setzte er seine Ausbildung bei Stefan Belina-Skupniewski fort. Hatte er zunächst in Bytom kleinere Rollen gesungen, so übernahm er im weiteren Verlauf seiner Karriere dort Partien wie den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Stolnik wie den Dziemba in »Halka«, den Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Großinquisitor im »Don Carlos« von Verdi, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Gremin im »Eugen Onegin«, den Müller in »Rusalka« von Dargomyschski, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Don Pasquale, den Angelotti in »Tosca«, den Pistol in Verdis »Falstaff«, den Bartlomiej in »Verbum nobile« von Moniuszko und den Herrn Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. Seine großen Kreationen waren jedoch der Stelina in »Krútnava« von E. Suchon (den er auch in der polnischen Erstaufführung der Oper sang) und der Skoluba in »Das Gespensterschloss« (»Straszny Dwór«) von Moniuszko. 1970 beendete er sein Engagement in Bytom und ging an das Theater von Poznan (Posen), an dem er bis 1980 seine Karriere fortsetzte. Er widmete sich darauf seiner Begabung auf den Gebieten der Malerei und der Skulptur. Er starb im November 2005. Er war verheiratet mit der bekannten polnischen Sopranisten Krystyna Kujawinska (* 1938).

Von seiner Stimme sind Mitschnitte von Rundfunksendungen von Moniuszko-Opern (»Verbum nobile«, »Halka«) vorhanden.

 

25.8. Arturo CAULI: 60. Geburtstag

 Biographie des 2013 verstorbenen italienischen Baritons auf Englisch: https://www.naxos.com/person/Arturo_Cauli/37510.htm

 

25.8. Elisabeth BREUL: 90. Geburtstag

Sie studierte an der Musikhochschule Gera bei Marta-Luise Fink, dann an der Dresdner Musikhochschule bei Klara Elfriede Intrau. Debüt 1958 in Greiz als Donna Anna im »Don Giovanni« seit 1960 Mitglied des Opernhauses von Leipzig. Sie erhielt 1968 den großen Kunstpreis der DDR, 1973 Gewinnerin des Schumann-Wettbewerbs in Zwickau. Zu Gast vor allem an den Staatsopern von Dresden und Berlin, an der Berliner Komischen Oper, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an den Opern von Brno (Brünn), Lodz, in Budapest, Genua und bei den Festspielen von Wiesbaden. Auch in den Musikzentren Rumäniens, Frankreichs, Spaniens und der UdSSR als Gast aufgetreten, zum Teil auch im Konzertsaal. Auf der Bühne sang sie vorzugsweise das lyrische Repertoire: die Tatjana im »Eugen Onegin«, die Gräfin wie die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Agathe im »Freischütz«, die Natascha in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, die Marguerite in Gounods »Faust«, die Titelfigur in »Jenufa« von Janácek, die Mimi in »La Bohème«, die Tosca, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut« und die Djula in »Ero der Schelm« von Gotovac. Als Konzertsängerin trat sie namentlich im Bach- und Händel-Repertoire hervor. Pädagogische Tätigkeit an den Musikhochschulen von Dresden und Leipzig. Sie starb 2016 in Leipzig.

Schallplatten: Eterna (Marzelline in »Fidelio«, Lauretta in »Le Docteur Miracle« von Bizet, vollständige Oper »Die Bürger von Calais« von Wagner-Regény, Werke von Hanns Eisler), Koch Records (»Parsifal«), Berlin Classics (Deutsche Sinfonie von Hanns Eisler).

 

26.8. Stefan STULIGROSZ: 100. Geburtstag

 1931-37 besuchte er das Posener St.-Maria-Magdalena-Gymnasium. Anschließend begann er bis zum Kriegsausbruch 1939 eine kaufmännische Ausbildung. Während des Kriegs blieb er im von Deutschland besetzten Posen und leitete ab August 1941 insgeheim den polnischen Kathedral-Knabenchor, dem vorher der 1939 verhaftete und 1943 verstorbene Pater Waclaw Gieburowski vorstand. 1945 gründete er den Knaben- und Männerchor „Posener Nachtigallen“ und wurde dessen Dirigent und künstlerischer Leiter. Ab 1950 arbeitete der Chor regelmäßig mit der Posener Philharmonie. Schon als Dirigent tätig, studierte er bis 1951 Musikwissenschaft an der Adam-Mieckiewicz-Universität Posen und besuchte für zwei weitere Jahre die Staatliche Musikhochschule. 1973 wurde er zum Professor, Dekan der Gesangsfakultät und 1967-81 zum Rektor der Musikakademie Posen berufen. Daneben war er 1953-63 Leiter der Musikredaktion des Posener Rundfunksenders, 1973-82 Präsident des Kunsterziehungsbeirats des Ministeriums für Kultur und Kunst sowie 1971-90 Vorsitzender der Henryk Wieniawski Musikgesellschaft Posen. Mit seinem Chor unternahm er viele Auslandstourneen und zeichnete neben Konzertauftritten zahlreiche Schallplatten auf. Er starb 2012 in Puszczykowo bei Posen.

 

27.8. Alexander OGNIVTSEV: 100. Geburtstag

 Er lebte seit 1939 in Woroschilowsk-Ussurijsk im äußersten Osten der Sowjetunion und arbeitete während des Zweiten Weltkrieges als Techniker in den wieder befreiten, vom Krieg zerstörten russischen Gebieten, schließlich in Moldawien. Er hatte bereits zuvor als Amateur in Konzerten gesungen, erhielt jetzt aber 1944-49 eine professionelle Ausbildung am Konservatorium von Kischinew in der Klasse von Professor Wassilij G. Doljew. 1949 begann er seine Opernkarriere und wurde sogleich an das Moskauer Bolschoi Theater berufen, zu dessen prominentesten Künstlern er dann gehörte (Debüt als Dosifej in Mussorgskys »Chowanschtschina«, eine seiner Glanzrollen). Man feierte ihn vor allem als Titelhelden in Mussorgskys »Boris Godunow« und, wie bereits gesagt, als Dosifej. Am 23.6.1953 sang er am Bolschoi Theater in der Uraufführung von Schaporins »Die Dekabristen« die Partie des Zaren Nikolaus I., 1965 in der russischen Erstaufführung von Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream«, 1967 in der Premiere der Oper »Optimistische Tragödie« von Alexander Cholminow. 1953 gestaltete er in einer Verfilmung des Lebens von Fedor Schaljapin den Komponisten Rimsky-Korssakow, 1954 wirkte er in dem Film »Aleko« nach der gleichnamigen Oper von Rachmaninoff mit. An der Mailänder Scala gastierte er 1964 (als Boris Godunow, als Galitzki in Borodins »Fürst Igor« und als Normannischer Gast in »Sadko« von Rimsky-Korssakow) und 1973 (als Gremin im »Eugen Onegin« und als Dosifej) im Rahmen von Gesamtgastspielen des Bolschoi Theaters Moskau. Bedeutende Erfolge bei Gastspielen in Italien, Österreich, Frankreich, in den USA, Kanada, Rumänien, Polen, der CSSR, Ungarn, Indien, in der Türkei und in Japan. Zu seinen großen Rollen gehörten der René in »Jolanthe« von Tschaikowsky, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Mephisto im »Faust« von Gounod, der Basilio im »Barbier von Sevilla« und der General in »Der Spieler« von Prokofjew, den er auch 1975 bei dem Gastspiel des Bolschoi Theaters im Haus der New Yorker Metropolitan Oper sang. Hervorragender Interpret des russischen Volks- und Kunstliedes. 1950 erhielt er den großen Staatspreis der UdSSR; 1965 wurde er zum Volkskünstler der UdSSR ernannt. Er starb 1981 in Moskau. – Neben der Wucht und der Tonfülle seines dunkel timbrierten Basses wurde auf der Bühne auch sein eminentes darstellerisches Talent bewundert.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion (Melodyia), einiges davon auf Eurodisc übertragen (Dosifej in »Chowanschtschina«, Gremin in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, »Aleko« von Rachmaninoff, »Krieg und Frieden« von Prokofjew).

 

27.8. Jacques LOREAU (französischer Tenor): 100. Geburtstag

 

27.8. Marta ADAM: 125. Geburtstag

Sie entstammte einer sehr musikalischen Familie. Zu ihren Vorfahren gehörte der Komponist Johann Georg Adam (1777-1833); ihr Vater war Fabrikbesitzer, ihre Mutter Klavierpädagogin. Sie studierte 1919-24 am Konservatorium von Leipzig, wo sie Schülerin von Marie Hedmondt war. Sie widmete sich in ihrer Karriere ausschließlich dem Konzertgesang und wurde als Oratorien- wie als Liedersängerin bekannt. Sie wirkte bei den Bach-Festen von Essen und Leipzig mit und trat oft in den Leipziger Gewandhauskonzerten auf. In den Jahren 1922, 1923 und 1927 unternahm sie sehr erfolgreiche Skandinavien-Tourneen. Sie war Mitglied des damals sehr bekannten Rosenthal-Vokalquartetts zusammen mit Ilse Helling-Rosenthal, Sopran, Hans Lissmann (später Anton Maria Topitz) als Tenor und dem Bassisten und Chirurgen Dr. Wolfgang Rosenthal.

 

28.8. Béla KARIZS: 90. Geburtstag

 Ausbildung an der Opern- und Theaterschule Budapest und bei dem Pädagogen Jenö Sipos. Er trat bereits 1953-57 am Städtischen Operettentheater Budapest auf. Er ging dann an kleinere ungarische Theater, wo er nun neben den Operettenrollen auch Partien in Opern übernahm, bis er sich schließlich ganz der Oper zuwandte. Er debütierte 1969 an der Nationaloper von Budapest als Calaf in Puccinis »Turandot«. Seitdem gehörte er zu den prominentesten Mitgliedern dieses Hauses. Erfolgreiche Gastspiele am Bolschoi Theater Moskau, an der Berliner Staatsoper, am Opernhaus von Köln, an den Nationalopern von Warschau und Sofia und am Smetana Theater Prag. Groß dimensionierte, für das Heldenfach geeignete Tenorstimme, deren Glanzrollen der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Radames in »Aida«, der Manrico im »Troubadour«, der Alvaro in »La forza del destino« von Verdi, der Canio im »Bajazzo«, der Otello von Verdi, der Samson in »Samson« von Szokolay und der Cavaradossi in »Tosca« von Puccini waren. Angesehener Konzerttenor. Er starb im April 2001.

Schallplatten der ungarischen Marke Hungaroton.

 

29.8. Heinz KRUSE: 80. Geburtstag

 Er sang in einem Kinderchor, absolvierte dann aber eine Lehre bei einer Krankenkasse. Mit Hilfe eines Stipendiums konnte er mit dem Gesangstudium an der Musikhochschule Hamburg beginnen, wo Traute Albers-Gisevius seine Lehrerin war. Nach seinem Dienst bei der Bundeswehr hatte er kurze Engagements als Chorist an den Theatern von Hof und Bern sowie 1966-68 an der Staatsoper von Stuttgart. 1968 wurde er als Tenor-Buffo an das Stadttheater von Basel verpflichtet. Von dort kam er 1970 an die Hamburger Staatsoper, an der er seitdem in Buffo- und Charakterpartien zu großen Erfolgen kam. So sang er den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Hexe in »Hänsel und Gretel«, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und viele weitere Rollen. Er gastierte u.a. 1978 an der Grand Opéra Paris als Pedrillo, 1979 an der Oper von Toulouse als David, bei den Festspielen von Bayreuth (1977 als Hirt in »Tristan und Isolde« und als einer der Knappen im »Parsifal«) und Eutin. Seit 1987 wandte er sich dem heldischen Stimmfach zu und übernahm jetzt Partien wie den Florestan im »Fidelio« (Mainz 1988), den Erik in »Der fliegende Holländer« (Staatsoper Berlin 1991, Hamburg 1998), den Parsifal (Staatstheater Braunschweig 1988-89, Köln 1999), den Loge im »Rheingold« (Hannover 1991, Hamburg 1992-96), den Siegmund in der »Walküre« (Hannover 1991) den Tristan (Kiel 1991, Staatsoper Hamburg 1996, Deutsche Oper Berlin 1996, Monte Carlo 1998) und den Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss (Braunschweig 1992, Staatsoper Dresden 1996), den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« (Spielzeit 1992-93 Karlsruhe), schließlich den Siegfried (Hamburg 1993-96), den er auch an der Deutschen Oper Berlin (1995) und in der Spielzeit 1994-95 am Théâtre Châtelet Paris sang. 1996 hörte man ihn am Opernhaus von Essen als Siegfried in der gleichnamigen Wagner-Oper, beim Edinburgh Festival in einer konzertanten Aufführung des »Fidelio« als Florestan. 1986 wirkte er bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung von Hans Jürgen von Boses »Die Leiden des jungen Werthers« mit. Weitere Rollen aus seinem Repertoire für die Bühne waren der Cassio in Verdis »Otello«, der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Matteo in »Arabella« von R. Strauss (Hamburg 1990), der Andrej Chowanski in »Chowanschtschina« (Hamburg 1994) und der Albi in »Der Schatzgräber« von F. Schreker (Hamburg 1989). 1990 gastierte er am Opernhaus von Leipzig als Max in »Jonny spielt auf« von E. Krenek. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1996 als Walther von Stolzing und 2000 als Siegfried im Ring-Zyklus. Am Muziektheater Amsterdam übernahm er den Siegfried im »Siegfried« (wobei er in einer Vorstellung am 13.6.1998 einen schweren Bühnenunfall erlitt) und in der »Götterdämmerung«. 1999 gastierte er in Tel Aviv als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, am Opernhaus von Köln als Albert Gregor in Janáceks »Die Sache Makropoulos«. 2000 sang er an der Hamburger Staatsoper den Tannhäuser, an der Oper von Rom den Florestan und wieder den Albert Gregor. Im Konzertsaal trat er als bedeutender Oratorien- und Liedersänger in Erscheinung. Er starb 2008 in Schleswig.

Schallplatten: DGG (Monostatos in der »Zauberflöte«, »Salome«, »Pique Dame«), RCA (»Die drei Pintos« von Weber/G. Mahler, 1976), RCA/BMG (»Der Silbersee« von K. Weill), Capriccio (»Der Schatzgräber«, »Der Zar lässt sich photographieren« von K. Weill, Veit in »Undine« von Lortzing, »Der Traumgörge« von Zemlinsky), Koch Records (»Schwarzer Peter« und »Das kalte Herz« von N. Schultze), Decca (»Die Gezeichneten« von Fr. Schreker, Max in »Jonny spielt auf«, »Eine florentinische Tragödie« von Zemlinsky), Wergo (»Mathis der Maler« von Hindemith).

 

29.8. Norman PLATT: 100. Geburtstag

 1939-41 besuchte er das King’s College in Cambridge und ließ dann seine Stimme in London durch Elena Gerhardt und Lucy Manen ausbilden. 1946 begann er seine Bühnenkarriere an der Sadler’s Wells Opera London, deren Mitglied er bis 1947 blieb, als Ned Keene in »Peter Grimes« von Benjamin Britten. Er übernahm dort auch den Monterone im »Rigoletto«, den Schaunard in »La Bohème«, den Mizgir in »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow und den Mr. Page in »Sir John in Love« von R. Vaughan Williams. 1948 trat er im Ensemble der English Opera Group auf (u.a. als Filch in der Neubearbeitung der »Beggar’s Opera« durch B. Britten), 1948-52 wirkte er als Vicar Choral an der Londoner St. Pauls-Kathedrale. 1950-64 gehörte er dem Deller Consort an und nahm an dessen ausgedehnten Kunstreisen teil, in deren Mittelpunkt die authentische Wiedergabe von mittelalterlicher und barocker Musik stand. Frühzeitig entfaltete er eine Tätigkeit auf pädagogischem Gebiet, u.a. am Morley College, am Goldsmith’s College und an der Royal School of Church Music (1969-89). Er war der Gründer der Kent Opera, zugleich deren langjähriger künstlerischer Direktor und Regisseur. Er brachte bei dieser Gesellschaft Inszenierungen von Monteverdis »Il Ritorno d’Ulisse in patria«, »Le nozze di Figaro«, »Iphigénie en Aulide« von Gluck, »Dido and Aeneas« von Purcell und von Benjamin Brittens »Peter Grimes« heraus. Auch als musikologischer Schriftsteller tätig; er übersetzte Lieder und Operntexte ins Englische (»Fidelio«, »Don Giovanni«, »L’Incoronazione di Poppea«). Er starb 2004 in Ashford (Kent).

Schallplatten: Harmonia mundi (»The Fairy Queen« von Purcell), DGG, HEK (Werke von Purcell).

 

30.8. Robert HERZL: 80. Geburtstag

Nach seiner Matura studierte er zunächst in Wien an der Hochschule für Welthandel und wurde 1969 zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert. Außerdem belegte er ein Studium der Regie und Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar und ließ sich am Konservatorium der Stadt Wien auch als Sänger ausbilden. 1969-72 war Herzl an das Stadttheater St. Gallen engagiert. Im Anschluss wechselte er an die Volksoper Wien, in der er ab 1972 auch zum Leiter des Betriebsbüros und Oberspielleiter und 1993 zum Stellvertretenden Direktor ernannt wurde. 1996-99 war er weiterhin Mitglied der Direktion, seit 1998 dann auch als Ehrenmitglied. Herzl galt als Spezialist der Operette und inszenierte zahlreiche Theaterproduktionen in Österreich und halb Europa, zwischen 1977 und 1988 allein acht Mal bei den Seefestspielen Mörbisch. Als seine umfänglichste Freiluftregie war die 2012 bei den Opernfestspielen St. Margarethen produzierte Carmen zu sehen. Im Jänner 2005 wurde Robert Herzl als Künstlerischer Direktor an das Stadttheater in Baden bei Wien berufen, eine Position, die er bis zum Ablauf der Saison 2013/14 wahrnahm und die am 15. Februar 2014 mit Robert Stolz‘ Operette Zwei Herzen im Dreivierteltakt als Herzls letzter Premiere in Baden endete. Er starb im November 2014.

 

30.8. Édouard GASSIER: 200. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung am Conservatoire National in Paris. 1845 kam es zu seinem Debüt an der Pariser Opéra-Comique in der Partie des Fiesque in der Uraufführung der Oper »La Barcarolle« von Auber. In den folgenden Jahren trat er viel an italienischen Theatern (Palermo, Mailand, Venedig), aber auch in Wien und 1849-52 in Spanien auf, bevor er 1854 an das Théâtre-Italien in Paris verpflichtet wurde. Hier sang er als Antrittspartie den Assur in »Semiramide« von Rossini und wirkte 1854 in der französischen Premiere von Verdis »Troubadour« als Ferrando mit. 1856 debütierte er dann in London am dortigen Drury Lane Theatre. Bis 1870 ist er immer wieder in der englischen Metropole aufgetreten, wo er sehr angesehen war. Für London kreierte er 1863 am Her Majesty’s Theatre (wo er erstmals 1860 aufgetreten war) den Mephisto in der Erstaufführung des »Faust« von Gounod, 1864 am gleichen Theater den Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, 1867 wiederum dort den Fra Melitone in Verdis »La forza del destino«. Am Lyceum Theatre London wirkte er 1861 in der englischen Permiere von Verdis »Un ballo in maschera« mit; sehr erfolgreich war er in London in der Rolle des Thoas in Glucks »Iphigénie en Tauride«. An der Mailänder Scala hörte man ihn 1849 als Don Carlo in Verdis »Ernani« und als Capellio in »I Capuleti e i Montecchi« von Bellini. Er ist auch als Gast in Moskau aufgetreten. Er starb 1872 in Havanna. – Seine Gattin, die spanische Sopranistin Josefa Gassier-Fernández (1821-1866), sang, noch unter ihrem Mädchennamen, bereits 1846 in London; nach ihrer Heirat mit Edouard Gassier im Jahre 1848 trat sie meist zusammen mit ihm auf, wobei auch sie ihre größten Erfolge in der englischen Metropole hatte.

 

30.8. George Frederick ROOT: 200. Geburtstag

 Er hatte Klavierunterricht bei George J. Webb und wirkte ab seinem achtzehnten Lebensjahr als Musiklehrer in Boston. 1845 ging er nach New York, wo er als Organist an der Church of the Strangers und als Musiklehrer am Abbott Institute for Young Ladies wirkte. 1850 unternahm er eine Studienreise nach Paris. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er ab 1851 – teils unter dem Pseudonym Wurzel – Lieder. Seine ersten erfolgreichen Lieder waren The Hazel Dell (1853) und Rosalie, The Prairie Flower (1855). Ab 1853 arbeitete er mit New Yorker Liedautoren wie Mary S. B. Dana (Free As a Bird), Frances Jane Crosby (There’s Music in the Air) und Reverend David Nelson (The Shining Shore) zusammen. Mit William Batchelder Bradbury gründete er das New York Normal Institute zur Ausbildung von Musiklehrern. 1859 übersiedelte er nach Chicago, wo sein jüngerer Bruder Ebenezer Towner Root eine Musikalienhandlung betrieb. Unter dem Eindruck des Amerikanischen Bürgerkrieges komponierte Root fast dreißig Kriegslieder, von denen einige – wie Tramp! Tamp! Tramp! , The Vacant Chair, Just Before the Battle, Mother und Battle Cry of Freedom sehr populär wurden. Für seine Verdienste um den Musikunterricht und seine Kompositionen verlieh ihm die University of Chicago 1875 einen Ehrendoktortitel. Neben zahlreichen Liedern komponierte Root auch Chorwerke und Kantaten (The Flower-Queen, 1852, The Haymakers 1857) und verfasste eine Klavier- und eine Orgelschule, Handbücher für Harmonielehre und Musikpädagogik und viele Artikel für musikalische Zeitschriften. Er starb 1895 auf Bailey Island (Maine). Auch sein Sohn Frederic Woodman Root (1846-1916) wurde als Komponist bekannt.

 

31.8. Piero de PALMA: 95. Geburtstag

Als „Spoletta“

 Der Sänger trat bereits 1945 am Teatro Grattacielo in Genua als Beppe im »Bajazzo« auf. 1948 wirkte er in einer Opernsendung des italienischen Rundfunks RAI mit. Er trat dann auch weiterhin in Radiosendungen auf, erschien aber seit 1952 an mehreren italienischen Operntheatern. So sang er 1952-80 fast alljährlich am Teatro San Carlo Neapel, wo er 1954 in der Uraufführung der Oper »I Pescatori« von J. Napoli und 1958 in der von »Il Vortice« von Renzo Rossellini mitwirkte, 1954 in der italienischen Erstaufführung von Hindemiths »Neues vom Tage« und im gleichen Jahr in der italienischen Premiere von Gottfried von Einems »Der Prozess«. 1952 debütierte er an der Oper von Rom, an der 1958 wieder, aber sonst relativ selten, auftrat. 1952 gastierte er erstmals beim Maggio Musicale von Florenz als Rudolph in Rossinis »Wilhelm Tell« und war bis 1957 immer wieder bei diesen Festspielen anzutreffen, u.a. 1953 in der italienischen Erstaufführung von »Krieg und Frieden« von Prokofjew, 1954 in der Uraufführung der Oper »Il Contrabasso« von V. Bucchi und im gleichen Jahr in der italienischen Erstaufführung von Tschaikowskys Oper »Mazeppa«; 1955 sang er in Florenz den Cassio in Verdis »Otello«, 1957 nahm er dort an einer Aufführung von Monteverdis »L’Orfeo« teil. 1971 hörte man ihn nochmals beim Maggio Musicale Fiorentino als Pong in Puccinis »Turandot«, 1973 als Aufide in »Mosè in Egitto« von Rossini. Am Teatro Comunale Florenz gastierte er 1955, dann erst wieder 1982-83, am Teatro Comunale Bologna ebenfalls 1955 und wieder 1971 (als Prunier in »La Rondine« von Puccini). An der Mailänder Scala debütierte er 1958 als Pong (seine große Glanzrolle, die er mehr als 200mal gesungen hat) und trat dort bis 1988 regelmäßig auf. Er wirkte an der Scala 1962 in der Uraufführung der Oper »Il bravo Soldato Sveik« von Turci und in der szenischen Uraufführung von Manuel de Fallas »Atlantida« wie in den italienischen Erstaufführungen der Opern »Les Troyens« von Berlioz (1960), »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten (1961) und »Aus einem Totenhaus« von Janácek (1966) mit. An der Scala übernahm er eine Fülle von mittleren und kleineren Partien, in denen er sich auch als hervorragender Darsteller erwies. Dazu zählten

der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Gherardo in »Gianni Schicchi« von Puccini, der Malatestino in Zandonais »Francesca da Rimini«, der Cassio, der Incredibile in »Andrea Chénier« von Giordano, der Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, der Gottesnarr im »Boris Godunow«, der Goro in »Madame Butterfly«, der Normanno in »Lucia di Lammermoor«, der Gasparo in Donizettis »La Favorita«, der Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen« und der Dr. Cajus im »Falstaff« von Verdi (ebenfalls eine große Glanzrolle in seinem Repertoire). Insgesamt soll sein Repertoire 200 verschiedene Partien enthalten haben. Er setzte seine Gastspieltätigkeit an den großen italienischen Opernhäusern in einer sehr lange dauernden Karriere fort. So sang er in den siebziger Jahren mehrfach am Teatro Margherita in Genua, am Teatro Massimo Palermo, am Teatro Bellini Catania, am Teatro Verdi Triest, am Teatro Regio Turin und am Teatro Donizetti Bergamo. Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla trat er 1956 als Aufide und als Cassio, 1985 als Pong auf, bei den Festspielen in der Arena von Verona u.a. 1961 als Normanno, 1969 als Pong, 1970 als Remendado in »Carmen«, 1971 als Malcolm in Verdis »Macbeth«, 1986 als Pong und 1990 wieder als Remendado. An der Staatsoper Wien war er 1963 als Cassio, 1981 als Incredibile zu Gast, 1963 in Lausanne. 1973 erschien er erstmalig an der Oper von Dallas, an der er dann bis 1983 fast alljährlich auftrat (als Spalanzani, als Guillot de Morfontaine in »Manon« von Massenet, als Laërte in »Mignon« von A. Thomas, als Edmond in »Manon Lescaut« von Puccini). 1974 übernahm er in London bei einer konzertanten Aufführung von »Adriana Lecouvreur« die Partie des Abbé, die er seither häufig vortrug, so 1978 an der Oper von Monte Carlo (und bereits 1963 mit dem Ensemble des Teatro San Carlo Neapel beim Edinburgh Festival). 1978 gastierte er an den Opernhäusern von Bordeaux und Rouen sowie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (Debütrolle: Incredibile). Bis 1993 trat er regelmäßig in Barcelona auf, u.a. als Nick in Puccinis »La Fanciulla del West«, als Tybalt in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Spoletta im »Rigoletto«, als Isacco in Rossinis »La gazza ladra« und als Trabuco in »La forza del destino« von Verdi. 1980 übernahm er den Dr. Cajus an der Oper von Bordeaux und bei den Festspielen von Bregenz und trat in Madrid auf, 1981-82 sang er den Dr. Cajus bei den Festspielen von Salzburg. Den Spoletta sang er 1988-89 bei den Osterfestspielen in Salzburg sowie 1989 auch bei den dortigen Sommerfestspielen. 1985 war er bei den Festspielen von Macerata wie am Opernhaus von Bonn als Pong anzutreffen, 1989 am Théâtre des Champs-Élysées Paris als Rustighello in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, 1991 als Pong in Helsinki, 1992 auch an der Oper von Chicago, 1991-92 als Spoletta an der Oper von Philadelphia. Einen Höhepunkt (und mehr oder weniger wohl auch einen Abschluss) erreichte seine jahrzehntelange Karriere mit seiner Berufung an die Metropolitan Oper New York, an der er in der Spielzeit 1992-93 den Dr. Cajus in sieben Vorstellungen vortrug. Aus der Vielzahl seiner Partien sind ergänzend noch der Adrast in »L’Assedio di Corinto« von Rossini, der Nearco in »Poliuto« von Donizetti, der Monostatos in der »Zauberflöte«, der Borsa im »Rigoletto«, der Gaston in »La Traviata«, der Schreiber in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, der Mr. Triquet im »Eugen Onegin«, der Hirte in »Tristan und Isolde«, der Federico in Mascagnis »L’Amico Fritz«, der Ruiz im »Troubadour«, der Bote in »Aida« und der Hirte in »Oedipus Rex« von Strawinsky genannt. Er starb 2013 in Mailand.

Schallplatten: Fast unübersehbar ist die Zahl von Opernaufnahmen, in denen er in meisterhafter Weise seine kleinen Partien gestaltet; diese Aufnahmen erschienen bei Cetra, bei Decca (u.a. »I Puritani«, »Mefistofele« von Boito, »Anna Bolena« und »La Favorita« von Donizetti, »Fedora« von Giordano, »Bajazzo«, »La Gioconda«, »Madame Butterfly«, »Manon Lescaut« von Puccini, »Tosca«, »La Fanciulla del West«, »Aida«, »Un Ballo in maschera«, »Macbeth« und »Falstaff« von Verdi, »La forza del destino«, »La Traviata«) und auf RCA (»Un Ballo in maschera«, »Luisa Miller« von Verdi, »La forza del destino«, »Rigoletto«, »La Traviata«, »Simon Boccanegra« von Verdi, »Francesca da Rimini«, »Falstaff« von Verdi), DGG (Video »Falstaff«, 1992 aus der Metropolitan Oper). Diese Aufzählung ist nur als eine annäherende Mitteilung über seine Schallplattenaufnahmen zu werten. Er sang allein in fünf vollständigen Opernaufnahmen den Spoletta, in drei den Goro.

 

 

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