IN MEMORIAM-Geburtstage im August 2018
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
2.8. Velizar MAKSIMOVIĆ: 85. Geburtstag
Ausbildung an der Musikakademie von Belgrad als Schüler von Nicola Cvejic. 1963 debütierte er an der Nationaloper Belgrad, deren festes Mitglied er 1965-91 war und wo er danach auch noch gastweise auftrat. Erfolge auch bei Gastspielen und Konzerten in Jugoslawien wie im Ausland. An der Wiener Staatsoper war er 1964 (im Rahmen eines Gesamtgastspiels der Belgrader Oper) als Warsonofjew in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als alter Spieler in »Der Spieler« von Prokofjew und als einer der Diener in »Don Quichotte« von Massenet aufgetreten. Von seinen Bühnenpartien seien der Graf Luna im »Troubadour«, der Germont-père in »La Traviata«, der Amonasro in »Aida«, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky und der Scarpia in »Tosca« genannt. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er ein geschätzter Konzert- und Oratoriensolist. Er starb im Februar 2018.
3.8. Tamás ALBERT: 60. Geburtstag
Biographie des ungarischen Tenors auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Albert_Tam%C3%A1s
3.8. Mathilde FRÄNKEL-CLAUS: 150. Geburtstag
Sie war die Tochter des bekannten Wiener Architekten Heinrich Claus. Nach ihrer Ausbildung am Wiener Konservatorium durch Johannes Ress und August Stoll debütierte sie 1891 am Hoftheater von Mannheim als Elisabeth im »Tannhäuser«. 1891-93 war sie am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg engagiert. Nachdem sie 1896-99 am Deutschen Theater Prag aufgetreten war, sang sie 1899-1900 an der Hofoper von München, kam dann aber für die Jahre 1900-1903 wieder an das Deutsche Theater Prag zurück, wo sie 1903 in der Uraufführung der Oper »Nadeya« von Cesare Rossi mitwirkte. 1903-06 war sie wieder in Hamburg im Engagement, 1906-07 am Hoftheater Karlsruhe, 1909-10 am Stadttheater von Bremen. Während ihrer gesamten Karriere gab sie Gastspiele, u.a. an der Wiener Hofoper (1900 als Senta in »Der fliegende Holländer«, 1916 als Leonore im »Troubadour«), 1900 am Hoftheater von Wiesbaden, 1904 bei den Wagner- Festspielen in München (wo sie bereits 1897-98 als Isolde in »Tristan und Isolde« und als Donna Anna im »Don Giovanni« gastiert hatte), 1907 am Stadttheater von Nürnberg, 1908 in Hamburg und in den Jahren 1906-10 regelmäßig am Deutschen Theater in Prag. Bereits 1901 trat sie an der Londoner Covent Garden Oper als Isolde, als Ortrud im »Lohengrin« und als Brünnhilde im »Siegfried« auf. Seit 1910 wirkte sie als Pädagogin am Neuen Musikinstitut in Berlin, wo sie 1941 noch lebte. Ihre großen Bühnenpartien waren die Brünnhilde im Nibelungenring, die Leonore im »Fidelio«, die Titelrollen in Donizettis »Lucrezia Borgia« und in Goldmarks »Königin von Saba« und vor allem die Isolde. Seit 1899 war sie mit dem Bariton Ludwig Fränkel (* 24.2.1863 Odessa) verheiratet, der 1891-97 an der Berliner Hofoper und seit 1899 am Deutschen Theater Prag tätig war, und der später Lehrer an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin wurde.
4.8. Harald NEUKIRCH: 90. Geburtstag
Er wurde in Moritzburg bei Dresden erzogen und erlernte den Beruf eines Tischlers. Im Zweiten Weltkrieg geriet er in russische Gefangenschaft, wo man bereits sein Talent erkannte. 1949 begann er seine Gesangsausbildung und war zugleich Statist bei einem Operettentheater in Dresden, dann Chorsänger am Landestheater Sachsen Dresden-Radebeul, wo er bereits 1950 die Rolle des jungen Enoch Arden in O. Gersters Oper »Enoch Arden« übernahm. Er setzte gleichzeitig seine Ausbildung bei Fritz Liebscher, I. Schubert-Koch, K. Zingel und A.L. Lommatzsch in Dresden fort. 1953-55 war er Mitglied des Chors der Dresdner Staatsoper, seit 1955 dort als Solist engagiert. Sein offizielles Debüt als Solist fand 1955 an der Staatsoper Dresden in der Rolle des Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail« statt. 1956 sang er im Bayreuther Festspielchor und übernahm hier 1958-61 einen der Knappen in »Parsifal«, 1959 einen der Edlen in »Lohengrin« sowie 1959-61 den Ulrich Eisslinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1959 hatte er in Dresden einen sensationellen Erfolg als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, dann auch als Ferrando in »Così fan tutte« und als Tamino in der »Zauberflöte«. Seit 1961 Mitglied der Staatsoper Berlin, zugleich als ständiger Gast in Dresden tätig. 1969 nahm er an der Berliner Staatsoper an der Uraufführung der Oper »Lanzelot« von Paul Dessau teil. Er wurde vor allem als Interpret von Buffo-Partien international bekannt und gastierte in Budapest und Bratislava (Preßburg), als Oratorientenor u.a. bei den Händel-Festspielen in Halle. Er gastierte (zum Teil mit dem Ensemble der Staatsoper Berlin) in Spanien, Japan, Finnland und in der Schweiz. Er gastierte an der Wiener Staatsoper 1971 als David und 1972 als Pedrillo. Am Bolschoi Theater Moskau und an der Oper von Lyon als David, bei den Festspielen von Perugia als Jaquino im »Fidelio« aufgetreten. 1993 gab er seine Karriere auf. Er starb 2011 in Tunesien.
Schallplatten: Eterna (»Tiefland«, »Salome«, »Der Barbier von Sevilla«, Querschnitt »Der Waffenschmied« von Lortzing, »Einstein« von Paul Dessau), Eterna-Eurodisc (Monostatos in der »Zauberflöte«), Eterna-DGG (Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«), Philips (»Die Kluge« von C. Orff), HMV (»Euryanthe« von Weber).
4.8. Arthur BUTTERWORTH: 95. Geburtstag
Arthur Butterworth (nicht verwandt mit dem englischen Komponisten George Butterworth) studierte ab 1947 am Royal College of Music Manchester Komposition bei Richard Hall, außerdem Trompete und Orchesterleitung. Anschließend spielte er als Trompeter im Scottish National Orchestra (1949–55) und dem Hallé Orchestra (1955–62). Danach wechselte er als Lehrer an das Huddersfield University Music Department (bis 1980) und leitete außerdem bis 1993 die Huddersfield Philharmonic Society. Daneben war er als Gastdirigent tätig. 1995 wurde er zum MBE ernannt. Butterworth schrieb unter Anderem 6 Sinfonien, die 1. wurde 1957 vom Hallé Orchestra unter John Barbirolli uraufgeführt und erklang 1958 bei den Proms. Außerdem komponierte er mehrere Solokonzerte (u.a. für Orgel, Trompete, Violine) und weitere Orchesterwerke, Musik für Brass Band, Kammermusik und Vokalwerke. Butterworth sah sich selbst kompositorisch beeinflusst von Elgar, Holst, Bliss, Ireland, Finzi, Bax und Vaughan Williams sowie durch nordeuropäische Komponisten, speziell Sibelius. Seine Affinität zu „nordischen“ Themen wird durch Werktitel wie Odin, Tundra, Ragnarök oder Northern Light deutlich. Er starb 2014 in Embsay (North Yorkshire).
4.8. Margaret ROGGERO: 100. Geburtstag
Sie kam zum Gesangstudium auf die Juilliard Music School New York, wo sie bereits in einer Schüler-Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex« mitwirkte. Sie trat zunächst dem bekannten Chor der Robert-Shaw-Chorale bei und unternahm damit ausgedehnte Tourneen. Am New Yorker Broadway sang sie dann in Aufführungen von Menottis »The Consul« die Rolle der Sekretärin. 1950 wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Annina in »La Traviata«) und hatte hier bis 1963 eine langjährige Karriere. Sie sang an diesem Haus bis 1963 eine Vielfalt größerer und kleinerer Partien bis zum Comprimario-Fach, insgesamt 41 Partien in 595 Vorstellungen. Man hörte sie an der Metropolitan Oper u.a. als Siebel im »Faust« von Gounod, als Lola in »Cavalleria rusticana«, als Suzuki in Puccinis »Madame Butterfly«, als Javotte in »Manon« von Massenet, als 2. Norn wie als Rossweisse im Nibelungenring, als Priesterin in »Aida«, als Mercedes in »Carmen«, als Blumenmädchen im »Parsifal«, als Preziosilla in Verdis »La forza del destino«, als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, als Bersi in Giordanos »Andrea Chénier«, als Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, als Fjodor im »Boris Godunow«, als Maddalena im »Rigoletto«, als Berta im »Barbier von Sevilla«, als Annina im »Rosenkavalier«, als Margret im »Wozzeck« von A. Berg und als Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli. Ihre Karriere an der Metropolitan Oper erinnert in etwa an die der verdienten Sängerin Thelma Votipka. 1965-66 trat sie an der Lyric Opera Chicago als Gast auf, 1967 am Opernhaus von San Antonio, 1966-68 an der Oper von Philadelphia, an der sie u.a. die Cieca vortrug. Auch als Konzertsängerin war sie erfolgreich tätig. Sie starb 2011 in Deerfield Beach (Florida).
Schallplatten: Zahlreiche kleinere Partien in vollständigen Opernaufnahmen auf RCA (»Il Trovatore«, »Der Barbier von Sevilla«, »Carmen«, »Faust«, »Cavalleria rusticana«); hinzu tritt eine Anzahl von Mitschnitten von Metropolitan-Aufführungen unter privaten Etiketten.
4.8. Teréz KRAMMER: 150. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Königlichen Ungarischen Post- und Telegrafenamtsleiters; ihr Großvater Vincenz Krammer (* 1806) war ein bekannter Pianist gewesen. Sie absolvierte ihre Ausbildung bei Imré Bellovicz in Budapest. Sie sang 1888 als Antrittsrolle am Opernhaus von Leipzig die Micaela in »Carmen« und war dann 1891-92 an der Hofoper Budapest engagiert, wo sie u.a. die Senta in »Der fliegende Holländer« und die Elisabeth im »Tannhäuser« in ungarischer Sprache sang. Über die Theater von Elberfeld und Düsseldorf kam sie nach Magdeburg (1892-95), dann nach Breslau (1895-98, wo sie 1895 in der deutschen Erstaufführung der Oper »L‘ Attaque du moulin« (»Der Sturm auf die Mühle«) von A. Bruneau mitwirkte) und nach einem Gastspiel als Elisabeth im »Tannhäuser« 1899 an die Hofoper von Dresden (als erste Koloratur- und dramatische Sopranistin). Sie sang dort Partien wie die Aida, die Sieglinde in der »Walküre«, die Venus im »Tannhäuser« (die sie mehrfach zusammen mit der Elisabeth an einem Abend als Doppelrolle vortrug) und die Tamara in Rubinsteins »Der Dämon«. Am 29.5.1901 wirkte sie in Dresden in der Uraufführung der Oper »Manru« von Paderewski mit. 1902-12 gehörte sie der Budapester Nationaloper an, an der sie ein Repertoire vortrug, das von der Koloraturrolle bis zur Sieglinde in der »Walküre« reichte. 1902 wirkte sie an diesem Haus in der Uraufführung der Oper »Götz von Berlichingen« von K. Goldmark mit; 1903 sang sie dort die Tosca in der ungarischen Premiere der Puccini-Oper in Anwesenheit des Komponisten mit dem berühmten Tenor Georg Anthes in der Partie des Cavaradossi. 1910 kreierte sie für Budapest die Elektra in der gleichnamigen Richard Strauss-Oper. 1912-14 war sie am Opernhaus von Frankfurt a.M. engagiert, kam dann aber wieder an die Budapester Oper, wo sie u.a. 1914 die Kundry in der ungarischen Erstaufführung von Wagners »Parsifal« zum Vortrag brachte. Zu ihren großen Bühnenpartien zählten auch die Sulamith in der »Königin von Saba« von Goldmark und die Melinda in »Bánk Bán« von F. Erkel. Die in Ungarn sehr beliebte Sängerin bekleidete nach Abschluss ihrer Karriere eine Professur am Ungarischen Nationalkonservatorium in Budapest. Sie starb 1936 in Csömár bei Budapest. Sie war verheiratet mit dem Opernsänger Franz Schmidt (* 1852, † 8.6.1897 Csömár bei Budapest). In zweiter Ehe war sie mit dem Dirigenten Leopold Weintraub verheiratet.
Sehr seltene Schallplattenaufnahmen auf G & T (Budapest, 1904) und auf Odeon (Budapest, 1904).
5.8. William PARKER: 75. Geburtstag
Er studierte zuerst an der Princeton University Germanistik, dann Gesang. und war Schüler der Pädagogen Frederick Wilkerson und John Bullock in Washington sowie der berühmten Sopranistin Rosa Ponselle in Baltimore. Er debütierte 1968 bei der Virginia Opera Company in Arlington als Fiorello in Rossinis »Barbier von Sevilla«. 1970 gewann er die internationalen Gesangwettbewerbe von München und Toulouse, 1971 einen Concours in Paris. Er trat in seiner amerikanischen Heimat an den Opernhäusern von Baltimore, Boston, Philadelphia, Santa Fé, in Washington und San Francisco (1974 als Dr. Malatesta in »Don Pasquale« von Donizetti) auf; zu Gast an der Opéra du Rhin Straßburg, an der Wiener Volksoper und an anderen bedeutenden Theatern. 1976 sang er als Gast an der Niederländischen Oper Amsterdam den Apollo in Monteverdis »L‘Orfeo« und den Dr. Malatesta. Auf der Opernbühne gestaltete er in erster Linie Partien aus dem lyrischen Repertoire: den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Papageno in der »Zauberflöte«, den Albert in Massenets »Werther«, den Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, den Marcello in »La Bohème« und den Sharpless in »Madame Butterfly« von Puccini. Angesehener Konzertsolist; 1987 wirkte er beim Connecticut Early Music Festival mit. Er wurde im Konzertsaal vor allem als Liedersänger bekannt. Er starb 1993 in New York an AIDS.
Schallplatten: New World Records (American Songs: Lieder von Charles Ives, Arthur Farwell, Charles Wakefield Cadman, Charles Tomlinson Griffes), HMV (Mélodies von F. Poulenc), Centaur Records (Lieder von J. Brahms und A. Copland), Harmonia mundi (»La serva padrona« von Pergolesi).
5.8. Oskar MERIKANTO: 150. Geburtstag
Er studierte nach musikalischer Frühförderung und einem ersten Orgel- und Klavier-Konzert 1887 in Helsinki anfangs bei Robert Papperitz (Orgel und Musiktheorie), Theodor Coccius, Willy Rehberg (Klavier), Gustav Schreck (Komposition) und Carl Reinecke in Leipzig und danach in Berlin unter Leitung Albert Beckers, der zuvor bereits Lehrer Jean Sibelius‘‘ gewesen war. 1891 kehrte er nach Finnland zurück, wurde dort 1892 Organist und 1911 Opernkapellmeister in Helsinki. Bis zu seinem Tode war er Organist der Neuen Kirche (später Johanneskirche) in Helsinki. Er war einer der Gründer der „Einheimischen Oper“ (der nachmaligen Finnischen Oper, heutigen Nationaloper) und dort bis 1922 Dirigent. Studienreisen zur Kirchenmusik in europäische Länder folgten, darunter 1907 eine durch ganz Europa. Oskar Merikanto war Musikpädagoge, so als Orgellehrer bis zum Ersten Weltkrieg an der Kirchenmusikschule und bis 1920 am Musikinstitut Helsinki. Er schickte viele seiner Schüler zur weiterführenden Ausbildung nach Deutschland. Seine eigene künstlerische Tätigkeit an der Orgel und als Pianist übte er landesweit aus und trat – damals bemerkenswert – selbst in den Vereinigten Staaten auf. Merikantos Klavierspiel ist auf wenigen frühen Schallplatten überliefert. Er war darüber hinaus der führende, landesweit bekannte Orgelsachverständige Finnlands. Merikanto komponierte drei Opern, Violin-, Klavier- und Orgelstücke, Chorwerke und Lieder. Oskar Merikantos Orgelwerk hat kleinen aber kompositorisch bedeutenden Umfang, darunter eine größere Passacaglia. Sein Singspiel Pohjan neiti von 1898 („Fräulein des Nordens“, uraufgeführt 1908) gilt als erste finnischsprachige Oper. Weitere Opern waren Elinan Surma von 1910 und Regina von Emmeritz von 1920. Viele seiner Singspiele sind in Finnland bis heute populär, mit Tukkijoella („Floßfahrt“) zu Toivo Pekkanens Schauspiel als bekanntestem. Seine bekannten, melodischen und volkstümlichen Lieder umfassen Kun päivä paistaa („Wenn der Tag leuchtet“), Ma elän („Ich lebe“), Miksi laulan („Warum ich singe“) und Oi, muistatko vielä sen virren („Ach, erinnerst Du das Kirchenlied“). Auch zu schwedischen und deutschen Texten komponierte er, wie z. B. An den Frühling (Schiller), Der unbegriffene Gott und Ist es nicht sonderbar. Beliebt wurden auch Där björkarna susa (Wo die Birken schwingen) und Kesäillan valssi (Sommernachtswalzer). Sein Sohn Aarre Merikanto (1893-1958) wurde ebenfalls als Komponist erfolgreich.
7.8. Granville BANTOCK: 150. Geburtstag
Der Sohn eines bekannten Londoner Arztes schottischer Herkunft stieß mit seinem Wunsch, eine Musikerkarriere einzuschlagen, zunächst auf erheblichen Widerstand, konnte sich jedoch letztendlich durchsetzen und begann 1889 an der Royal Academy of Music in London seine Studien in den Fächern Komposition, Klavier, Violine und Klarinette, die er 1893 abschloss. In den folgenden Jahren gründete Bantock diverse Musikzeitschriften und wirkte als Dirigent (u. a. am Royal Theatre in London). 1900 wurde er Rektor der Birmingham and Midland Institute School of Music, wo er sich besonders der Musikerziehung zuwandte. 1908 erhielt Bantock in Nachfolge von Edward Elgar den Peyton-Lehrstuhl für Musik an der Universität Birmingham. 1930 wurde er geadelt. Seine Emeritierung erfolgte 1934; anschließend zog er nach London, wo er bis zu seinem Lebensende 1946 blieb. Bantock unternahm viele Reisen (u. a. in den Orient), hatte weit reichende Interessen (u. a. die Malerei) und war ein außergewöhnlich gebildeter Mensch, der sechs Sprachen beherrschte. Besonders wichtig war sein Einsatz für die zeitgenössische Musik, wobei er nicht nur Werke von Komponisten Großbritanniens, sondern auch von Jean Sibelius dem englischen Publikum vorstellte. Bantock wurde von vielen prominenten Musikern sehr geschätzt; Sibelius widmete ihm etwa seine 3. Sinfonie und wurde nach Bantocks Tod Präsident der neu gegründeten „Bantock Society“.
Bantocks Stil ist deutlich von seinen persönlichen Interessen geprägt. So findet man häufig archaisierende (Bantock beschäftigte sich ausgiebig mit der Antike) wie auch eher exotische Elemente. Typisch ist eine klangmalerische und farbenprächtige Schilderung diverser Stimmungen, wie Bantock auch gerne Bilder der Natur (z. B. der Hebriden) durch seine Musik beschreibt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Begegnung mit der Musik Richard Wagners, die Bantock 1889 kennenlernte und große Auswirkungen auf sein Schaffen hatte. Auch Einflüsse der Musik von Richard Strauss lassen sich ausmachen. Seine Melodik lässt teilweise die intensive Beschäftigung mit Volksmusik erkennen. Besonders die keltische Mythologie wird in Bantocks Werken oftmals reflektiert. Seine Orchestrierung ist brillant und lässt meisterliches Können vor allem hinsichtlich unterschiedlichster Klangfarben erkennen. Besonders die virtuose Behandlung der Blechbläser fällt auf. Insgesamt war Bantock ein eher konservativer Komponist, der die Tonalität niemals in Frage stellte. Seine Werke sind tief in der Romantik verwurzelt und zeichnen sich durch opulente Klangfülle aus.
8.8. Ruth GLOWA-BURKHARDT: 100. Geburtstag
Sie studierte zuerst in Dresden bei A. Sittunger, wurde aber hauptsächlich während der Kriegsjahre am Konservatorium von Straßburg ausgebildet. Sie leitete ihre Bühnentätigkeit 1942-44 mit einem Engagement am Stadttheater von Straßburg ein und nahm sie wieder 1945 am Stadttheater von Görlitz auf, wo sie dann bis 1948 blieb. 1948 wurde sie Mitglied der Staatsoper von Dresden, an der sie bis 1967 als hoch geschätztes Ensemblemitglied aufgetreten ist. Sie gab Gastspiele an der Staatsoper Berlin und am Opernhaus von Leipzig und trat gastweise auf der Bühne wie im Konzertsaal in Bulgarien und Rumänien, in Russland, China, Finnland, Polen und Ägypten auf. Sie begann als Koloratursopran (Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, Rosina im »Barbier von Sevilla«, Gilda im »Rigoletto«), nahm dann aber Partien des lyrisch-dramatischen Fachs, sowohl aus der deutschen wie aus der italienischen Opernliteratur, wie die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Donna Anna im »Don Giovanni« und die Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, weiter die Aida, die Tatjana im »Eugen Onegin« und die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut« in ihr Repertoire auf. Auch als Konzertsopranistin war sie erfolgreich. Nach Abschluss ihrer Karriere pädagogische Betätigung in Dresden, wo sie 1971 starb.
Schallplatten: Eterna, Rundfunkaufnahmen Radio DDR.
8.8. Otte SVENDSEN: 100. Geburtstag
Schüler von Asta Dahlgaard und des Königlichen Konservatoriums wie der Opernschule in Kopenhagen. Er debütierte 1943 an der Kopenhagener Oper als Rodolfo in Puccinis »La Bohème« und verabschiedete sich 1975 vom dortigen Publikum in der gleichen Partie. 1959 wurde er Königlicher Kammersänger; in der langen Zeit seines Engagements brillierte er anfänglich im Buffo- und Charakterfach (Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, David in »Die Meistersinger von Nürnberg«), übernahm dann aber lyrische und heldische Partien (letztere namentlich aus dem Bereich der italienischen Oper), darunter den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Radames in »Aida«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Titelhelden in »Hoffmanns Erzählungen« und den Erik in »Der fliegende Holländer«, dazu Partien in dänischen Opern. Er gastierte erfolgreich an der Stuttgarter Staatsoper, in Oslo, Zürich (Kalaf in Puccinis »Turandot«) und Stockholm. Konzertreisen führten ihn in die europäischen Musikzentren und bis nach Japan. In der Spielzeit 1994-95 hörte man ihn an der Oper von Kopenhagen nochmals, inzwischen 77 Jahre alt, als Kaiser in Puccinis »Turandot«. Er starb 2008 in Ansager (Dänemark).
Schallplatten: Danacorn (»Saul og David« von C. Nielsen), Aufnahmen auf der dänischen Marke Tono-HMV.
9.8. Maria Teresa MANDALARI: 90. Geburtstag
Sie begann ihre Karriere auf der Opernbühne zu Anfang der fünfziger Jahre und erschien, zumeist in kleineren und mittleren Partien, bald an den meisten größeren italienischen Theatern. So sang sie am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Comunale Bologna, am Teatro Regio Turin, am Teatro Comunale Florenz, am Teatro Verdi Triest, an der Mailänder Scala (1972 in Schostakowitschs »Die Nase«) und an der Oper von Rom. Bei den Festspielen in der Arena von Verona hörte man sie 1957 als Maddalena im »Rigoletto«, 1959 als Siebel im »Faust« von Gounod. 1963 wirkte sie beim Maggio Musicale von Florenz in der Uraufführung der Oper »La Celestina« von Testi, 1964 in der italienischen Erstaufführung von Schostakowitschs »Die Nase« mit. Sie gab aber auch erfolgreiche Gastspiele im Ausland, so in Kairo, Tel Aviv, Madrid, Dublin (1959) und Belfast (1959 als Azucena im »Troubadour«). Zu ihren Bühnenpartien gehörten auch die Alisa in »Lucia di Lammermoor«, die Bersi in »Andrea Chénier« von Giordano, die Ragonde in »Le Comte Ory« von Rossini, die Emilia in Verdis »Otello«, die Suzuki in »Madame Butterfly«, die Favetta in »La figlia di Jorio« von Zandonai und die Orsola in »Il Campiello« von Wolf-Ferrari. Sie starb im Jahr 1996.
Schallplatten: Decca (»Andrea Chénier« als Bersi).
9.8. Dolores WILSON: 90. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung bei William Hermann in New York, dann wurde sie Schülerin der berühmten Koloratrice Toti Dal Monte in Venedig; auch durch Pietro Cimara und Walter Taussig ausgebildet. Sie sang im Alter von 16 Jahren im amerikanischen Rundfunk. 1948 fand ihr Bühnendebüt unter dem Namen Dolores Vilsoni in Italien statt. 1950 gastierte sie am Teatro Massimo Palermo als Gilda im »Rigoletto«, 1951 an der Oper von Rom und 1952 am Teatro Grande Brescia als Rosina im »Barbier von Sevilla« von Sevilla. In dieser Partie gastierte sie auch 1953 bei den Festspielen von Aix-en-Provence, an der Oper von Monte Carlo 1953 als Gilda. 1953-54 sang sie an der Oper von Chicago. 1954-59 trat sie während sechs Spielzeiten an der Metropolitan Oper New York in sechs Partien in insgesamt 20 Vorstellungen auf, und zwar als Lucia di Lammermoor (ihr Debüt), als Rosina, als Susanna in »Le nozze di Figaro«, als Zerline im »Don Giovanni«, als Page Oscar in Verdis »Un Ballo in maschera« und als Gilda. 1956 wirkte sie an der New York City Opera in der Uraufführung der Oper »The Ballad of Baby Doe« von Douglas Moore in der Titelrolle mit. Sie gastierte auch an Theatern in Spanien, in Portugal, in der Schweiz, in Deutschland und in Südamerika. 1957 musste sie krankheitshalber ihre Karriere unterbrechen, erschien 1958-59 nochmals an der New Yorker Metropolitan Oper in sechs Vorstellungen, legte danach aber erneut eine längere Pause ein und beendete Anfang der sechziger Jahre ihre Opernkarriere. 1968-71 trat sie dann am New Yorker Broadway als Golde in dem Musical »The Fiddler on the Roof« auf. Sie starb 2010 in Englewood (New Jersey).
Schallplatten: Urania (Titelrolle in »Lucia di Lammermoor«, 1953), RCA (Ausschnitte aus »Don Pasquale«, 1959).
9.8. Ervin LUKÁCS: 90. Geburtstag
Biographie des ungarischen Dirigenten auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Luk%C3%A1cs_Ervin
10.8. Franz LEHRNDORFER: 90. Geburtstag
Er wuchs in Kempten (Allgäu) auf und erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater, einem Chorleiter und Musikwissenschaftler. Sein Abitur erwarb er am Humanistischen Gymnasium Kempten. 1948-51 studierte er katholische Kirchenmusik in München und schloss dort 1952 die Meisterklasse für Orgel ab. Nach dem Studium arbeitete Lehrndorfer als Musikpädagoge bei den Regensburger Domspatzen unter Domkapellmeister Theobald Schrems. 1962 begann seine pädagogische Laufbahn an der Musikhochschule München, wo er 1969-93 die Abteilung für katholische Kirchenmusik und Orgel leitete. Darüber hinaus war Lehrndorfer (als Nachfolger von Heinrich Wiesmeyer) 1969-2002 Domorganist an der Münchner Frauenkirche. Ein besonderer Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit lag in der Orgelimprovisation. Als Interpret führte er häufig Werke von Johann Sebastian Bach und Max Reger auf und widmete sich auch zeitgenössischen Komponisten wie Harald Genzmer oder Karl Höller. Franz Lehrndorfer starb 2013 in München.
10.8. Douglas MOORE: 125. Geburtstag
Er studierte nach dem Besuch der Hotchkiss-Privatschule an der Yale University, war 1919-21 Schüler von Vincent d‘Indy und Nadia Boulanger und danach von Ernest Bloch in Cleveland. Er unterrichtete 1925-62 an der Columbia University in New York City. Moore komponierte mehrere Opern und Operetten, zwei Sinfonien und eine Streichersuite, ein Gebet für die Vereinten Nationen für Alt, Chor und Orchester, kammermusikalische Werke, Klavierstücke, Chorwerke, Filmmusiken und Lieder. The Ballad of Baby Doe, ein Werk im Auftrag der Koussevitsky Foundation zur Zweihundertjahrfeier der Yale University, wurde eine der populärsten amerikanischen Opern der Gegenwart. 1951 erhielt er den Pulitzer-Preis im Bereich Musik. Er starb 1969 in Greenport (New York).
10.8. Johann Michael VOGL: 250. Geburtstag
Er verlor früh seine Eltern und wurde in der Familie seines Onkels erzogen. Während seiner Gymnasialzeit im Stift Kremsmünster schloss er eine lebenslange Freundschaft mit seinem Mitschüler, dem später bekannten Komponisten und Dirigenten Franz Xaver Süßmayr (1766-1803), dem Schüler Mozarts und Vollender seines Requiems. Er wirkte in Kremsmünster 1785-89 in den Aufführungen einiger Singspiele seines Freundes als Sänger mit. Mit Süßmayr zusammen kam er 1786 nach Wien. Er studierte dort (wie dieser) Jura und arbeitete einige Zeit in diesem Beruf als Praktikant beim Magistrat der Stadt Wien. Er wurde aber von Süßmayr dazu gebracht, seine Stimme ausbilden zu lassen und die Karriere eines Opernsängers zu beginnen. Er wurde durch den in Wien lebenden Kastraten Girolamo Crescentini unterrichtet und vor allem in die Koloraturtechnik eingeführt. 1795-1822 gehörte er dem Ensemble der Wiener Hofoper (im Theater am Kärntnertor) an, wo er in der Oper »Die gute Mutter« von Paul Wranitzky debütierte. Er sang dort Partien wie den Grafen in »Figaros Hochzeit«, den Orest in Glucks »Iphigénie en Tauride«, den Mikhéli in »Les deux journées« (»Der Wasserträger«) von Cherubini, den Telasco in »Fernand Cortez« von Spontini, den Titelhelden in »Milton«, gleichfalls von Spontini, den Dunois in »Agnes Sorel« von A. Gyrowetz und den Jacob in »Joseph« von Méhul. 1796 trat er dort in der Uraufführung des Singspiels »Der Dorfbarbier« von Johann Schenk (als Rund) auf. Am 14.3.1809 sang er am Theater am Kärntnertor in Wien in der Uraufführung der Oper »Die Schweizerfamilie« von Joseph Weigl die Partie des Jakob Friburg. Er wirkte dort auch am 21.5.1807 in der Uraufführung der Oper »Kaiser Hadrian« von Joseph Weigl, 1812 in einer weiteren Uraufführung, »Der Bergsturz« von Weigl, mit. Am 23.5.1814 gestaltete er in der Uraufführung der dritten und endgültigen Fassung von Beethovens »Fidelio« am Kärntnertortheater Wien die Partie des Don Pizarro. 1820 wirkte er dort in der Uraufführung einer dritten Oper von Joseph Weigl, »Baals Sturz«, mit. 1820 nahm er am gleichen Theater an der Uraufführung von Schuberts »Die Zwillingsbrüder« teil; er hatte sich nachdrücklich für die Aufführung des Bühnenwerks seines Freundes eingesetzt. Als letzte Partie auf der Bühne sang er in der Saison 1821-22 den alten Kastellan in »Raoul Barbe-Bleue« von Grétry. Sein besonderes Verdienst besteht jedoch darin, dass er sich als erster für das Liedschaffen des großen Liedkomponisten Franz Schubert einsetzte. Er war mit diesem Meister eng befreundet und sang dessen Lieder zuerst im Freundeskreis, der sich um den Komponisten gebildet hatte, dann aber auch in der Öffentlichkeit. Seine Reisen zusammen mit Schubert 1819 und 1825 nach Steyr, Linz, Gmunden und Bad Gastein gehören zu den wenigen frohen Zeiten im Leben des stets mit seiner Armut kämpfenden Komponisten. Überall wurden die beiden Freunde freundlich aufgenommen. Es ist erwiesen, dass er Schubert bei der Komposition seiner Lieder beraten hat und dieser im Hinblick auf die gesangliche Ausführung der Lieder auch dem Rat seines Freundes gefolgt ist. Dass er, dem allgemein Brauch folgend, auch gelegentlich Veränderungen an den Liedern vorgenommen hat, die dann in die ersten Druckausgaben gelangt sind, kann die großen Verdienste des Sängers um Schubert und sein Liedschaffen nicht beeinträchtigen. Schubert widmete dem befreundeten Sänger seine drei Lieder op. 6; Vogl sang als erster die berühmte Ballade »Der Erlkönig« von Schubert, und zwar am 25.1.1821 bei einer Soirée und am 7.3.1821 bei einem Konzert im Kärntnertor-Theater in Wien. Dieses Konzert brachte dem Komponisten den ersten größeren Erfolg. Einer seiner letzten Auftritte war 1833, als er bei einer Soirée der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde Schuberts »Wanderer« sang. Der Sänger galt als Sonderling; er lebte nach Aufgabe seiner Karriere ganz zurückgezogen in Wien und beschäftigte sich hauptsächlich mit philosophischen und schöngeistigen Studien. 1826 heiratete er die Tochter des Direktors der Belvedere-Galerie Kunigunde Rosa. Aus dieser Ehe stammte eine Tochter. Schon zu dieser Zeit litt er unter schweren Gichtanfällen. Er starb 1840 in Wien. – Sein Name wird immer mit dem Werk Schuberts und dem deutschen Lied der Romantik verbunden bleiben. Er starb am gleichen Tag wie sein Freund Schubert, zwölf Jahre nach diesem.
Lit.: E. Bauernfeld: Erinnerungen an Johann Michael Vogl (Allgemeine Theaterzeitung, 1841); A. Weiss: Johann Michael Vogl. Der Schubertsänger (Wien, 1915); A. Liess: »Johann Michael Vogl« (Graz und Köln, 1954).
12.8. Hugutte TOURANGEAU: 80. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Conservatoire de Québec bei Ruzena Herlinger und bei Richard Bonynge in New York. 1964 gewann sie den Gesangwettbewerb Auditions of the Air in New York. Im gleichen Jahr erfolgte ihr Bühnendebüt in Montreal als Mercedes in »Carmen« von Bizet. Dort hatte sie noch im gleichen Jahr einen ersten großen Erfolg als Cherubino in »Le nozze di Figaro«. 1965 unternahm sie eine Nordamerika-Tournee mit der Metropolitan Opera Company, einer Wandertruppe. 1966 hatte sie einen weiteren großen Erfolg an der New York City Opera in der Partie der Carmen. Die Künstlerin, die ihren Wohnsitz in ihrer kanadischen Heimat nahm, gab erfolgreiche Gastspiele an den Opern von Vancouver, Boston und Seattle. Gastspiele und Konzerte ließen ihren Namen auch in Europa bekannt werden. Hier sang sie u.a. an der Hamburger Staatsoper und in Amsterdam; auch an der Oper von Mexico City gastweise aufgetreten. Große Erfolge bei Auftritten an den Opern von Dallas und Houston (Texas), von Philadelphia, Santa Fé und San Francisco (1971 als Elisabetta in Donizettis »Maria Stuarda«, 1972 als Adalgisa in Bellinis »Norma«, 1973 als Orlofsky in der »Fledermaus« sowie 1974 als Perséis in »Esclarmonde« von Massenet und als Federica in Verdis »Luisa Miller«). Sie folgte 1973 einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, an der sie ebenfalls erfolgreich auftrat (Debüt als Nicklausse in »Hoffmanns Erzählungen«). Sie sang hier bis 1978 in insgesamt 48 Vorstellungen auch die Dorabella in »Così fan tutte«, den Cherubino, die Perséis und die Zerline im »Don Giovanni«. Sie wurde in ihrer Karriere durch die große Primadonna Joan Sutherland und durch deren Ehemann Richard Bonynge gefördert, mit denen sie auch bei Schallplattenaufnahmen zusammenwirkte. Neben Mozart-Rollen fanden sich in ihrem Repertoire Partien wie die Mignon von A. Thomas, der Orpheus von Gluck, die Rosina im »Barbier von Sevilla« und die Suzuki in »Madame Butterfly«. Sie starb am 21. April 2018.
Schallplatten der Marke Decca, darunter mehrere vollständige Opern (»Rodelinda« von Händel, »Thérèse« von Massenet, kleine Rolle in »Lucia di Lammermoor«, Page Urbain in den »Hugenotten«, Niklausse in »Hoffmanns Erzählungen«, Maddalena in »Rigoletto«, »Esclarmonde« und »Le Roi de Lahore« von Massenet, Elisabetta in »Maria Stuarda« von Donizetti, »L’Oracolo« von Franco Leoni). Außerdem singt sie auf Decca das Alt-Solo im »Messias« von Händel, auf BJR die Titelfigur in »Mignon« von Thomas; auf Castle-Video in »Lakmé« von Delibes.
13.8. Kathleen CASSELLO: 60. Geburtstag
Die Tochter einer italo-amerikanischen Familie studierte in den USA (1980-84 bei Dan N. Pressley) und dann in Österreich (1984-86 in Salzburg bei Wilma Lipp, auch bei Sesto Bruscantini) und wurde am Landestheater von Salzburg als Choristin beschäftigt. 1985 erregte sie großes Aufsehen, als sie den Internationalen Mozart-Wettbewerb in Salzburg gewann und beim Belvedere-Concours in Wien durch ihre Leistungen beeindruckte. Daraus resultierte ein Solisten- Engagement am Landestheater Salzburg (1986-87); bereits hier kam sie als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« (die sie zuvor schon an der Hamburgischen Staatsoper gesungen hatte) zu großen Erfolgen. 1987 wurde sie als erste Koloratursopranistin an das Staatstheater von Karlsruhe berufen, dessen Mitglied sie bis 1990 blieb. Hier wie bei Gastspielen und Konzertauftritten zeichnete sie sich durch die ungewöhnliche Tonhöhe ihrer Sopranstimme wie durch deren technische Beherrschung aus. In Karlsruhe sang sie u.a. die Lisa in Lehárs »Das Land des Lächelns«, die Donna Anna im »Don Giovanni«, die Mimì in »La Bohème«, die Violetta in »La Traviata«, die Lucia di Lammermoor und die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«. Als ihre besondere Glanzpartie galt die Königin der Nacht, die sie u.a. in der Eröffnungsvorstellung des renovierten Stadttheaters von Koblenz (21.12.1985), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1989), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1989), an der Deutschen Oper Berlin (1989), an der Staatsoper von Stuttgart (1990) und bei den Festspielen von Savolinna (1989) zum Vortrag brachte. In der Spielzeit 1987-88 gastierte sie am Opernhaus Frankfurt als Musetta in »La Bohème«, Am Grand Théâtre Genf gastierte sie 1988 als Königin der Nacht und 1995 als Traviata. Weitere Gastspiele gab sie 1989 am Opernhaus von Sao Paulo als Lucia di Lammermoor, in der Spielzeit 1989-90 am Theater von Metz als Manon von Massenet, 1990 in Düsseldorf als Alceste in »Admeto« von Händel. Regelmäßig trat sie am Opernhaus von Marseille auf, u.a. als Manon von Massenet, 1990 und 1993 als Lucia di Lammermoor, 1991 als Elvira in Bellinis »I Puritani« und in der Titelpartie von Massenets »Thais«, 1992 als Gilda im »Rigoletto«, 1993 und 1995 als Konstanze, 1998 als Elisabetta in Donizettis »Roberto Devereux«, 1999 als Marguerite im »Faust« von Gounod, 2000 als Liu in Puccinis »Turandot«, 2001 als Giselda in Verdis »I Lombardi alla prima crociata« und 2002 als Madame Butterfly. In der Spielzeit 1990-91 gastierte sie am Opernhaus von Leipzig als Leonore im »Troubadour« und als Mimi, 1991 an der Bayerischen Staatsoper München als Konstanze und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Pamina in der »Zauberflöte«, 1992 in der Arena von Verona als Musetta und in Treviso als Lucia di Lammermoor. In Toulouse hörte man sie 1992 als Vitellia in »La clemenza di Tiro« und als Traviata, 1996 in der Titelrolle von »Louise« von Charpentier und 1997 als Gilda. 1992 gastierte sie als Konstanze in Avignon und Nimes. An der Oper von Rom gastierte sie 1993 als Lucia di Lammermoor, später auch als Traviata und 1996 als Amina in Bellinis »La Sonnambula«. An der Opera de Bellas Artes in Mexico City gastierte sie 1993 als Gilda und 1998 als Elettra in Mozarts »Idomeneo«. Mehrfach wirkte sie bei den Festspielen von Orange mit (1993 als Traviata, 1995 als Gilda, 1996 als Donna Anna, 1997 als Lucia di Lammermoor). Sie gastierte weiter 1993 am Teatro La Fenice Venedig als Elettra in Mozarts »Idomeneo«, 1994 an der Mailänder Scala als Gilda, 1995 in Neapel als Donna Anna im »Don Giovanni«, 1997 in Sevilla als Lucia di Lammermoor und in Oviedo als Traviata. Beim Rossini Festival in Pesaro trat sie 1994 in dessen »L’Inganno felice« auf. 1995 sang sie in Tokio die Traviata. 1996 kam es dann auch zu ihrem USA-Debüt, als sie an der Oper von Dallas die Donna Anna sang. In den Jahren 1996-2000 gab sie gemeinsam mit Kallen Esperian und Cynthia Lawrence Konzerte unter dem Namen „The Three Sopranos“. 1996 sang sie in Südafrika in Konzerten mit Luciano Pavarotti, 1997 in Caracas die Lucia di Lammermoor, 1999 am Teatro Colón Buenos Aires die Traviata, 2000 an der Staatsoper von Dresden die Konstanze und die Donna Anna, am Stadttheater von Aachen die Maria di Rohan in der gleichnamigen Donizetti-Oper, bei den Antiken-Festspiele von Trier 2002 die Norma von Bellini. Sie war mit dem italienischen Bassbariton Renato Girolami verheiratet, der 1991-96 Ensemblemitglied an der Wiener Volksoper und an der Wiener Staatsoper war. Mit ihm trat sie auch mehrfach, unter anderem in Karlsruhe, Barcelona und Marseille, gemeinsam auf. Während Girolamis Festengagement lebte sie in den 1990er Jahren in Wien. Sie starb 2017 in München.
13.8. Lawrence SHADUR: 80. Geburtstag
Er war zuerst als Schauspieler beim amerikanischen CBS-Fernsehen tätig und trat in New York in Musical Comedies auf. Dann absolvierte er ein intensives Gesangstudium bei den New Yorker Pädagogen Robert Weede, Herbert Janssen, Olga Ryss und Dick Marzollo. 1965 kam es zu seinem Debüt als Opernsänger am Stadttheater von Bern (Schweiz) in der Partie des Ford in Verdis »Falstaff«. Er trat in Europa an den Opernhäusern von Köln und Nürnberg und am Grand Théâtre Genf (1967 als Bauer in Carl Orffs »Die Kluge« und als Butt in »Vom Fischer und syner Fru« von O. Schoeck) auf. 1973 debütierte er dann als Paolo in »Simon Boccanegra« an der New Yorker Metropolitan Oper, an der er bis 1977 in insgesamt 21 Vorstellungen auch den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, den Montforte in »I Vespri Siciliani«, den Heerrufer in »Lohengrin« und den Grafen Oberthal in Meyerbeers »Le Prophète« sang. In den USA ist er auch an den Opern von Baltimore und Cincinnati, in San Antonio, Milwaukee und Washington in Erscheinung getreten und war gleichzeitig ein erfolgreicher Konzertsänger. Seine großen Bühnenpartien waren der Escamillo in »Carmen«, der Amonasro in Verdis »Aida«, der Titelheld in dessen »Macbeth«, der Wolfram im »Tannhäuser« von R. Wagner und der Titelheld in »Der fliegende Holländer«. Er starb 1991 in Bern.
13.8. Michael RHODES: 95. Geburtstag
Er studierte Gesang bei Robert Weede und Giuseppe de Luca und begann seine Karriere 1947 an der New York City Opera, bevor er 1951 nach Europa zog und erste Gastrollen an der Opéra National de Paris und der Mailänder Scala erhielt. Im selben Jahr trat er als erster Amerikaner nach Ende des Zweiten Weltkrieges an der Deutschen Oper Berlin auf. Den Großteil seiner Karriere verbrachte er in Trier, wo er neben einem Engagement am städtischen Theater vor allem als Gesangspädagoge tätig war. Unter den mehr als 100 Hauptrollen, die er im Laufe seiner 35-jährigen Bühnenkarriere sang, wurde der Falstaff in Verdis gleichnamiger Oper seine Lieblingsrolle. Er war als Lehrer sehr gefragt und unterrichtete u.a. Jonas Kaufmann, Katharina Bihler und Joscha Zmarzlik. In den letzten Jahren leitete er darüber hinaus auch verschiedene Chöre und Musicalaufführungen für die Familien der in Spangdahlem und Bitburg stationierten amerikanischen Soldaten. Er starb 2013 in Trier.
13.8. Richard HAGEN: 175. Geburtstag
Er war der Sohn eines Musikdirektors. Anfangs für den Kaufmannsberuf bestimmt, wandte er sich 1865 als Schauspieler der Bühne zu, ließ dann seine Stimme ausbilden und begann eine Karriere als Operettensänger, übernahm aber bald auch Partien aus dem Opernrepertoire für Tenorbuffo. Über Kiel und Köln führte ihn eine unruhige Sängerlaufbahn an die Theater von Magdeburg, Düsseldorf und Straßburg, an das Friedrich Wilhelmstädtische Theater Berlin, nach Basel, Frankfurt a.M., abermals nach Straßburg und nach Zürich. 1886 übernahm er die Leitung des Tivolitheaters in Lübeck, 1887 die des Stadttheaters von Koblenz. Seit 1895 war er bis zu seinem Tod 1905 Direktor des Stadttheaters seiner Geburtsstadt Rostock. Von seinen Opernpartien sind der Georg im »Waffenschmied« von Lortzing, der Veit in dessen »Undine« und der Eisenstein in der »Fledermaus« zu nennen.
13.8. Karel ŠEBOR: 175. Geburtstag
Zur Musik führte ihn sein Großvater, ein Lehrer, bei dem er auch erzogen wurde. Mit zwölf Jahren besuchte er das erste Mal das Prager Konservatorium, damals unter Leitung von Jan Bedřich Kittel. 1861 übernahm er eine Stelle als Musiklehrer im damals russischen Polen, 1863 bot man ihm die Stelle des Theaterkapellmeisters in Erfurt an. Dort blieb er bis 1865, als er zum 2. Kapellmeister des Landestheaters in Prag berufen wurde. Hier wurden fünf von ihm geschriebene Opern uraufgeführt. 1871 verließ er Prag wegen Auseinandersetzungen mit der Theaterleitung und nahm die Stelle des ersten Kapellmeisters in Lemberg an. Wegen Erfolglosigkeit bewarb er sich als Kapellmeister des Militärorchesters zunächst bei der Infanterietruppe in Kaschau. Beim Militär blieb er 20 Jahre. Erst ein halbes Jahr vor seinem Tod kehrte er in das Zivilleben zurück und wurde zum Stadtkapellmeister ernannt. Er starb 1903 in Prag.
13.8. Livia FREGE: 200. Geburtstag
Die Sängerin, die eigentlich Livia Gerhard hieß, wurde in Leipzig durch den Pädagogen Pohlenz ausgebildet. Im Juli 1832 gab sie ihr erstes Konzert im Leipziger Gewandhaus zusammen mit der damals erst am Anfang ihrer Karriere stehenden Pianistin Clara Wieck-Schumann. Obwohl sie bei diesem Debüt nur 14 Jahre alt war, sang sie fortlaufend in den Gewandhauskonzerten der nächsten Jahre. 1833 debütierte sie auf der Bühne in Leipzig in der Titelrolle der Oper »Jessonda« von Louis Spohr. Nachdem sie sich in Dresden (wo ihr die berühmte Wilhelmine Schröder-Devrient Ratschläge für ihre Partien erteilte) aufgehalten hatte, erhielt sie 1835 ein Engagement am Königstädtischen Theater Berlin, wo sie als Antrittsrolle die Giulietta in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« sang. Zu ihren Bühnenpartien gehörten auch die Alice in »Robert le Diable« von Meyerbeer, die Amazili in »Fernand Cortez« von Spontini, die Anna in »Hans Heiling« von H. Marschner und die Rosina im »Barbier von Sevilla«. Obwohl sie in Berlin größte Erfolge hatte, nahm sie im folgenden Jahr 1836 als Donna Elvira im »Don Giovanni« von der Bühne Abschied und heiratete den Juristen Dr. Woldemar Frege, mit dem sie in Leipzig wohnte. Sie sang seitdem nur noch in Konzerten; ihr Haus in Leipzig war der Mittelpunkt eines musikbegeisterten Freundeskreises, der sich um sie und um den berühmten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy gesammelt hatte. Mendelssohn legte großen Wert auf den Rat der Sängerin, die seine Lieder sang, bevor er sie der Öffentlichkeit übergab. Er schrieb an einen Freund nach London: »Sie kennen meine Lieder nicht; kommen Sie nach Leipzig und hören Sie Mme. Frege, und Sie werden verstehen, was ich in ihnen ausdrücken wollte«. Die Stimme der Künstlerin wird als nicht besonders groß, aber mit seltener Ausdrucksfähigkeit und einem unnachahmlichen Stilempfinden begabt, geschildert. Sie starb 1891 in Altnaundorf bei Leipzig.
14.8. Leonardo WOLOVSKY: 95. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Oberlin College Ohio und begann in seiner amerikanischen Heimat Ende der vierziger Jahre eine Karriere als Konzertsänger. Er kam um 1950 nach Europa, wo er u.a. 1952 am Theater von Catania zusammen mit Maria Callas in Bellinis »Norma« auftrat. Er verlegte seine Tätigkeit dann nach Westdeutschland. Hier war er 1953-57 am Staatstheater von Wiesbaden engagiert. 1957-73 gehörte er dem Ensemble des Opernhauses von Nürnberg an, gleichzeitig bestanden Gast-Verpflichtungen am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1959-73), an der Bayerischen Staatsoper München (1961-69, u.a. als Wotan aufgetreten) und am Staatstheater von Hannover (1961-73 und auch noch später). An der Frankfurter Oper wirkte er 1962 in der Uraufführung der Oper »Alkestiade« von Louise Talma mit. Am Staatstheater Hannover trat er 1967 in der Uraufführung der Oper »Die Doppelgängerin« von J. Meyerowitz auf. 1954 Gastspiel am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Zaccaria im »Nabucco« von Verdi, 1960 als Wotan in der »Walküre« und als Fliegender Holländer. 1956-60 gastierte er an der Staatsoper von Hamburg, 1958 am Opernhaus von Essen, 1960 am Opernhaus von Graz und in Düsseldorf (als Nabucco von Verdi); weitere Gastspiele in Amsterdam, in Paris, Barcelona und Athen. 1976 zog er sich offiziell von der Bühne zurück. Aber noch 1988 hörte man ihn am Stadttheater von Bielefeld als Simon Mago in »Nerone« von Boito, 1994 am Stadttheater von Trier als Sir Archie in der modernen Oper »Winterballade« von J. Meyerowitz. Seine großen Bühnenrollen waren der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Oroveso in »Norma«, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Wanderer im »Siegfried« und der Boris Godunow in der Oper gleichen Namens von Mussorgsky, dann auch der Arkel in »Pelléas et Mélisande«, der Monterone wie der Sparafucile im »Rigoletto«. Neben seiner Bühnenlaufbahn entwickelte er eine zweite Karriere mit ähnlichen Erfolgen auf den Gebieten des Konzert- und Oratoriengesangs. Er starb 2008 in Florenz.
Zahlreiche Schallplatten der Marke MMS, darunter vollständige Aufnahmen der Opern »Aida«, »Lohengrin«, der 9. Sinfonie von Beethoven, des Verdi-Requiems und des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach. Auf Eurodisc erschien ein Querschnitt »Fidelio«.
14.8. Alfred ALESSANDRESCU: 125. Geburtstag
Informationen über den rumänischen Komponisten auf Rumänisch: https://ro.wikipedia.org/wiki/Alfred_Alessandrescu
14.8. José MARDONES: 150. Geburtstag
Sein eigentlicher Name war José García de Mardonez y Ortiz de Pereda; sein Vater war ein wohlhabender Bauer. Er war zuerst Chorsänger im Chor der Kathedrale von Palencia. Am Konservatorium von Madrid wurde er als »völlig unbegabt« abgewiesen und bildete sich großenteils autodidaktisch aus. Wahrscheinlich trat er zuerst in Madrid als Oratoriensänger auf. Als der berühmte Oratorienkomponist Lorenzo Perosi 1890 in Madrid einen Bassisten für eine Solopartie in seinem Oratorium »Moisés« suchte, soll seine Wahl auf den ganz unbekannten José Mardones gefallen sein, womit dieser seine Karriere begann. 1891 kam es dann in Südamerika, und zwar am Teatro de la Opera in Buenos Aires und an der Oper von Rio de Janeiro, zu seinen ersten Bühnenauftritten. 1904 trat er in Spanien in einer Zarzuela-Truppe auf und ging dann zu weiteren Studien nach Italien, u.a. bei Leopoldo Mugnone in Turin. Um die Jahrhundertwende gab er Gastspiele an den großen europäischen Opernhäusern, so am Teatro San Carlos Lissabon sowie an den Opern von Madrid und Barcelona. 1909-10 und wieder 1913-16 sang er an der Oper von Boston, u.a. mit großem Erfolg den Titelhelden in »Mefistofele« von Boito. 1911 wirkte er am Teatro Costanzi Rom in der italienischen Erstaufführung der Puccini-Oper »La Fanciulla del West« (als Jack Wallace) mit. 1913 sang er in Rom das Bass-Solo im Verdi-Requiem unter der Leitung von A. Toscanini. 1916-17 unternahm er zusammen mit Max Rabinoffs Boston National Opera Company eine große Nordamerika-Tournee, bei der er als Mefistofele wie als Archibaldo in Montemezzis »L‘Amore dei tre Re« zu aufsehenerregenden Erfolgen kam. 1917-26 war er Mitglied der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Ramfis in »Aida«). Insgesamt war er an der Metropolitan Oper während neun Spielzeiten in 409 Vorstellungen von 21 Partien zu hören: als Colline in »La Bohème«, als Sparafucile im »Rigoletto«, als Pimen im »Boris Godunow«, als Zacharie in Meyerbeers »Le Prophète«, als Giorgio in Bellinis »I Puritani«, als Basilio im »Barbier von Sevilla«, als Archibaldo in »L‘Amore dei tre Re«, als Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«, als alter Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Kardinal Brogni in Halévys »La Juive«, als Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, als Titelheld in »Mefistofele« von Boito, als Escamillo in »Carmen«, als Silva in Verdis »Ernani«, als Rudolfo in Catalanis »Loreley«, als Walter in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Indra in Massenets »Le Roi de Lahore«, als Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli und als Pontifex Maximus als Partner von Rosa Ponselle in glanzvollen Aufführungen von Spontinis klassischer Oper »La Vestale«. 1920 Gastspiel am Opernhaus von Havanna. Nach seinem Abschied von der Metropolitan Oper kam er 1926 aus den USA nach Spanien zurück, hauptsächlich aus gesundheitlichen Rücksichten. Er gab dort u.a. 1928 in seiner Heimat ein Konzert am Nuevo Teatro von Alava, musste aber wegen seiner Erkrankung bald seine Karriere beenden. Er starb 1932 in Madrid. – Bassstimme von einer überquellenden Fülle und Dichte des Stimmmaterials; Kenner bezeichnen sie als die voluminöseste Bassstimme, die uns überhaupt auf der Schallplatte begegnet. Neben dem unerschöpflichen Volumen seiner Stimme wurde seine souveräne Gesangtechnik immer wieder hervorgehoben.
Schallplatten: Columbia (1910-14 und 1923-25 akustische Aufnahmen aus den USA, später spanische Aufnahmen in elektrischer Aufnahmetechnik, darunter die vollständige Zarzuela »Marina« von Emilio Arrieta mit Mercedes Capsir und Hipolito Lázaro), Victor-Schallplatten (1923-24).
15.8. Rita HUNTER: 85. Geburtstag
Als Brünnhilde an der Met
Sie studierte zuerst zwei Jahre lang bei Edwin Francis in Liverpool, trat dann in kleinen Rollen in Operettenproduktionen auf und gehörte 1954-56 dem Chor der Sadler’s Wells Opera London an. 1956-59 war sie bei der Carl Rosa Opera Company engagiert, wo sie kleine Rollen (Berta im »Barbier von Sevilla«, Ines im »Troubadour«, Frasquita in »Carmen«) übernahm. Sie kam dann an die Sadler’s Wells Opera zurück (Debüt als Marzelline im »Fidelio«), betrieb weitere Studien bei R. Llewellyn und bei Eva Turner und sang nun an der Sadler’s Wells Opera 1959-66 Partien wie die Mutter in »Hänsel und Gretel« und die Musetta in »La Bohème«. 1963 sang sie als erste Partie an der Londoner Covent Garden Oper die dritte Norn in der »Götterdämmerung«. Nach einer zweijährigen Pause war sie dann wieder 1968-81 Mitglied der Sadler’s Wells Opera (später English National Opera) London., wo sie namentlich 1970 als Brünnhilde in der »Walküre«, aber auch als Aida, als Amelia im »Maskenball« von Verdi, als Leonore im »Troubadour«, als Senta in »Der fliegende Holländer«, als Santuzza in »Cavalleria rusticana« und als Odabella in Verdis »Attila« ihre Erfolge hatte. 1972 trat sie an der Covent Garden Oper London als Senta auf. Der große Durchbruch gelang, als sie an der New Yorker Metropolitan Oper 1972 als Brünnhilde in der »Walküre« debütierte (die sie dort 11mal übernahm) und wo sie bis 1977 auch die Brünnhilde in der »Götterdämmerung«, die Santuzza, die Norma und die Aida in insgesamt 33 Vorstellungen sang. 1973 sang sie einmal mehr die Brünnhilde, jetzt aber im vollständigen Ring-Zyklus, an der English National Opera. 1974 hörte man sie in der Londoner Concert Hall in einer konzertanten Aufführung von Verdis »Attila« als Odabella. Sie gastierte in Atlanta/USA (1973 als Turandot von Puccini), am Gran Teatre del Liceu von Barcelona (1973-74), an der Oper von Nizza (1974 als Aida), an der Staatsoper München (1973 als Brünnhilde in der »Walküre«), an der Opéra du Rhin Straßburg (1974 wieder als Brünnhilde), am Opernhaus von Rouen (1975), in Los Angeles (1975), an der San Francisco Opera (1975 als Norma), an der Oper von New Orleans (1977 als Brünnhilde in der »Walküre«, 1978 als Abigaille in Verdis »Nabucco«), beim Festival von Las Palmas (1978 als Santuzza), an der Welsh Opera Cardiff (1979 als Turandot) und am Teatro Colón von Buenos Aires. 1980-86 war sie regelmäßig in Australien zu hören, wo sie seit 1985 hauptsächlich lebte; sie trat hier an verschiedenen Operntheatern u.a. auch als Lady Macbeth von Verdi, als Norma und als Isolde in »Tristan und Isolde« auf. Seit 1981 war sie oft an der Australian Opera Sydney zu Gast, 1991 sang sie im australischen Adelaide die Aida, 1990 in der Londoner Albert Hall (konzertant) die Turandot in der gleichnamigen Puccini-Oper. 1992 fanden ihre letzten Bühnenauftritte statt. Sie wirkte bei Opernaufführungen im englischen Fernsehen mit. Sie war verheiratet mit dem Chorsänger John Darnley. 1980 erhielt sie den Titel Commander of the British Empire. 1983 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Liverpool. Sie veröffentlichte ihre Memoiren unter dem Titel »Wait, Till the Sun Shines, Nellie« (London, 1986). Sie starb 2001 in Sydney. – Eine der bedeutendsten dramatischen Sopranistinnen ihrer Epoche, in der Tonfülle ihrer stimmlichen Mittel ebenso zu bewundern wie in der Fehllosigkeit ihrer Gesangstechnik und der bezwingenden Intensität ihres Vortrages. Sie hatte ihre großen Erfolge im Wagner-Repertoire unter dem Dirigenten Reginald Goodall, der ihre Interpretationen besonders schätzte.
Lit: E. Forbes: Rita Hunter (in »Opera«, 1976).
Schallplatten: Classics for Pleasure (Szene aus der »Götterdämmerung« mit Alberto Remedios), HMV (Eglantine in »Euryanthe« von Weber, Brünnhilde in vollständigem Ring-Zyklus, Mutter in »Hänsel und Gretel«), Voce (»Macbeth« von Verdi in der Urfassung), Unicorn (Ausschnitte aus der »Götterdämmerung«), Tetraphon (Recital).
15.8. Alexander GAUK: 125. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium St. Petersburg Klavier bei Felix Blumenfeld, Komposition bei Alexander Glasunow und Dirigieren bei Nikolai Tscherepnin. 1917 wurde er Leiter des St. Petersburger Theaters für musikalisches Drama und 1923-31 des dortigen Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheaters. Danach übernahm er zunächst die Leitung der Leningrader Philharmoniker (1930–34), 1936-41 diejenige des Staatlichen Sinfonieorchesters der UdSSR in Moskau und 1953-62 die des Rundfunksinfonie-Orchesters Moskau. Außerdem lehrte er an den Konservatorien von Leningrad, Tbilissi und 1939-63 in Moskau (seit 1948 dort als Professor). Zu seinen Schülern zählten Jewgeni Mrawinski, Ilja Musin und Jewgeni Swetlanow. 1954 wurde Gauk zum Volkskünstler der RSFSR ernannt. Gauk war Uraufführungsdirigent zahlreicher Kompositionen u. a. von Dmitri Schostakowitsch, Sergei Prokofjew, Aram Chatschaturjan und Nikolai Mjaskowski. Außerdem rekonstruierte er die Partitur von Rachmaninows 1. Sinfonie aus Einzelstimmen und brachte das Werk 1945 erstmals seit dessen Uraufführungs-Misserfolg 1897 wieder zur Aufführung. Unter den Kompositionen von Alexander Gauk finden sich eine Sinfonie, eine Sinfonietta für Streichorchester, Solokonzerte für Klavier bzw. Harfe und Lieder. Er starb 1963 in Moskau.
15.8. Ludwig MÖDLINGER: 175. Geburtstag
Er war Mitte der sechziger Jahre als Schauspieler tätig, u.a. bis 1870 am Hof- und Nationaltheater Mannheim, trat aber auch schon gelegentlich als Sänger in Operetten auf. Er führte dann eine weitere Ausbildung durch und debütierte als Opernsänger 1872 am Hoftheater von Altenburg in Thüringen. 1874-75 war er am Stadttheater von Zürich, 1875-76 am Theater von Graz engagiert, danach je eine Spielzeit am Stadttheater von Freiburg i.Br. und am Stadttheater von Aachen. 1878-81 gehörte er dem Hoftheater von Dessau an, 1881-84 dem Opernhaus von Köln; danach sang er 1884-86 am Stadttheater von Augsburg, 1886-88 am Stadttheater von Basel. In der Saison 1888-89 wirkte er an der Metropolitan Oper New York. Hier hörte man ihn als St. Bris in Meyerbeers »Hugenotten« (seine Antrittsrolle), als Gessler in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Diego in Meyerbeers »Afrikanerin«, als Wagner im »Faust« von Gounod, als Fasolt in der amerikanischen Erstaufführung von Richard Wagners »Rheingold« (1889), als Mathisen in Meyerbeers »Der Prophet«, als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Ruggiero in Halévys »Die Jüdin«, als Biterolf im »Tannhäuser«, als König in »Aida«, als Alberich im »Siegfried«, als Minister im »Fidelio« und als Heerrufer im »Lohengrin«. 1889-90 war er am Opernhaus von Gent in Belgien, 1890-93 am Stadttheater von Straßburg verpflichtet. Er ging dann für eine Spielzeit an das Theater von Königsberg (Ostpreußen) und beschloss seine Karriere mit einem Engagement am Hoftheater von Altenburg in den Jahren 1894-96. Er wurde dann als Regisseur an die Dresdner Hofoper berufen, wo er noch bis 1907 tätig war. Während seiner Karriere war er als Gast an den größeren Theatern im deutschen Sprachraum, am Deutschen Theater Prag (1877) und 1884 an der Covent Garden Oper London (als Beckmesser) aufgetreten. Er starb 1912 in Dresden. – Auch seine jüngeren Brüder, Josef Mödlinger (1848-1927) und Anton Mödlinger (1854-1921) hatten erfolgreiche Karrieren als Sänger.
Schallplattenaufnahmen von Ludwig Mödlinger sind nicht bekannt.
15.8. Betty SCHÜTZ: 225. Geburtstag
Sie hieß eigentlich Betty Herz; auch ihre Eltern waren als Schauspieler und Sänger tätig. Sie trat als Wunderkind auf, spielte mit sechs Jahren in einem Konzert eine vierhändige Klaviersonate und sang mit sieben Jahren die Lilli in der Oper »Das Donauweibchen« von Ferdinand Kauer. Mit ihren Eltern und ihrer Schwester zusammen trat sie an den Höfen der Mecklenburgischen Herzöge und in Altona auf. Ihr Vater leitete in der letztgenannten Stadt eine Theatergesellschaft, und so kam es dort 1808 zu ihrem eigentlichen Debüt als Zerline im »Don Giovanni«. Nachdem diese Gesellschaft sich 1809 aufgelöst hatte, ging sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Schleswig, sang dort und in Flensburg, 1810 in Lübeck und 1810-11 in Bremen. 1811-12 war sie bei der Walther’schen Gesellschaft in Braunschweig anzutreffen, dann bei Joseph Seconda und seiner Gesellschaft in Leipzig und Dresden. 1815 heiratete sie in erster Ehe einen Herrn Schmidt und kam darauf wieder nach Braunschweig; dort war sie bis 1818 bei einer privaten Theatergesellschaft tätig und wurde bei der Einrichtung des Hoftheaters 1818 als erste Sängerin an dieses verpflichtet. 1821 gastierte sie sehr erfolgreich in Kassel. 1824 heiratete sie den berühmten Schauspieler Eduard Schütz (1799-1868) in dessen zweiter – von vier – Ehen. (Sein Name ist in der Theatergeschichte vor allem dadurch bekannt, dass er in der ersten Aufführung von Goethes »Faust« am 29.1.1829 am Hoftheater von Braunschweig den Faust darstellte). Gastspiele führten die Künstlerin, teilweise zusammen mit ihrem Ehemann, nach Berlin, Hamburg, Dresden und Bremen. Seit 1831 war sie jedoch wieder ständig am Braunschweiger Hoftheater anzutreffen. Sie sang auf der Bühne ein sehr umfangreiches Repertoire: die Königin der Nacht, die Pamina wie die Papagena in der »Zauberflöte«, die Donna Anna, die Donna Elvira wie die Zerline im »Don Giovanni«, die Jenny in »Die weiße Dame« von Boieldieu waren neben vielen anderen Rollen darin vertreten. Als letzte Partie sang sie 1834 in Braunschweig die Fatime im »Oberon« von Weber. Es wird von ihr berichtet, dass sie eine begabte Kostümschneiderin war und die Garderobe für sich wie für ihren Gatten gerne selbst nähte. Sie starb 1835 in Braunschweig.
17.8. Jean LAFFONT: 100. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte am Konservatorium von Marseille durch Antonin Trantoul. 1945 erhielt er den ersten Preis bei einem Gesangwettbewerb dieses Konservatoriums und debütierte noch im gleichen Jahr an der Oper von Marseille als Silvio im »Bajazzo«. Nach einer Afrika-Tournee 1946-47 trat er 1947-48 an der Oper von Nancy, dann wieder am Opernhaus von Marseille, auf. 1949 wurde er als erster Bariton an das Théâtre de la Moinnaie Brüssel berufen, wo er bis 1959 ständig, aber auch im weiteren Ablauf seiner Karriere als Gast, auftrat. Hier wirkte er u.a. in den belgischen Erstaufführungen der Opern »The Rake’s Progress« von Strawinsky, »The Consul« und »The Medium« von Menotti, »Iwan der Schreckliche« von Rimsky-Korssakow und »Halka« von Moniuszko mit. Er gastierte mit dem Brüsseler Ensemble in Wiesbaden und trat als Gast in Ostende, Vichy, Lüttich und bei den Festspielen von Arles auf. Der Oper von Gent war er durch einen Gastspielvertrag verbunden; auch in Amsterdam, Bordeaux, Nantes und in der Schweiz gastweise aufgetreten. 1967 sang er bei der Eröffnungsvorstellung der Opéra de Wallonie Lüttich, an der er immer wieder auftrat, die Titelpartie in »Fürst Igor« von Borodin. Er trat noch mindestens bis 1965 am Théâtre de la Monnaie Brüssel auf, bis 1978 an französischen Provinztheatern. Seit 1948 hatte er auch als Opernregisseur, vor allem in Brüssel, Erfolge, so u.a. in einer Inszenierung der Oper »Le Chemineau« von Leroux, bei der er gleichzeitig in der Hauptrolle auftrat. Sein Familienname erscheint auch in der Schreibweise Lafont. Er starb 2005 in Brüssel. – Eine der schönsten Baritonstimmen für das dramatische Fach innerhalb seiner Generation im französischen Sprachraum.
Eine Soloplatte auf der belgischen Marke Alpha.
18.8. Jules BASTIN: 85. Geburtstag
Er war zunächst Lehrer für Englisch und Geschichte an einem Gymnasium. Dann Ausbildung der Stimme bei Frédéric Anspach in Brüssel. Bühnendebüt 1960 am Théâtre de la Monnaie Brüssel als Caronte in Monteverdis »L‘Orfeo«. Erste Erfolge dort wie am Opernhaus von Lüttich. Preisträger bei den Gesangwettbewerben von s’Hertogenbosch (1962) und München (1963). Seine Karriere spielte sich hauptsächlich in Brüssel und in Paris ab. An der Grand Opéra Paris trat er u.a. 1975 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos« und als Marchese di Calatrava in »La forza del destino«, 1975-76 und 1978 als alter Hebräer in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, 1976 als Titurel im »Parsifal«, 1978 und 1980 als Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, 1978 und 1980 als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1980 als Fauteuil und als Baum in Ravels »L’Enfant et les sortilèges«, 1980 als Nikitisch in »Boris Godunow« und 1980 als Antonio in »Le nozze di Figaro« auf. Am 24.2.1979 wirkte er hier in der Uraufführung der ergänzten Oper »Lulu« von A. Berg als Bankier und als Theaterdirektor mit. An der Opéra Comique Paris trat er u.a. 1978 als Géronte in Gounods »Le médecin malgré lui«, 1983 und 1985 als Agamemnon in Offenbachs »La belle Hélène« und 1984 als Siroco in »L‘Etoile« von Chabrier auf. An der Opéra Bastille trat er 1991 und 1993 als Geronte in Puccinis »Manon Lescaut«, 1993 als Crespel, 1994 als Kapitän der Carabinieri in Offenbachs »Les Brigands« und 1996 als Benoit in »Lulu« auf. Gastspiele an der Covent Garden Oper London (1969 als Balducci in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, 1974 als Ochs im »Rosenkavalier«), an den Opernhäusern von Bordeaux, Straßburg, Lyon, Nizza, Bukarest und Genf (1965-94 als Frank in der »Fledermaus«, als Stephano in »La Tempête« von Frank Martin, als Panthée in »Les Troyens« von H. Berlioz, als General Boum in »La Grande Duchesse de Gerolstein« von Offenbach, als Gouverneur in Rossinis »Le Comte Ory«, als Mr. Budd in »Albert Herring« von B. Britten, als Ramon in »Mireille« von Gounod, als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, als Arkel in »Pelléas et Mélisande«, als Treffkönig in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, als Abbé in »Le Retour de Casanova« von Girolamo Arrigo, als Cosmos in »Le Voyage dans la lune« von Offenbach und als Somarone in »Béatrice et Bénédict« von Berlioz), namentlich aber an der Opéra de Wallonie Lüttich. An der Mailänder Scala wirkte er am 15.1.1969 in der Uraufführung der Oper »Votre Faust« von Henri Pousseur mit; an der Scala trat er auch bei Gastspielen der Londoner Covent Garden Oper (1976 als Balducci) sowie der Pariser Oper (1979 als Bankier und als Theaterdirektor in »Lulu«) auf. Beim Edinburgh Festival gastierte er 1985 bei einem Gastspiel der Opéra de Lyon als Siroco in »L’Étoile«. Bei den Salzburger Festspielen hörte man ihn 1976 als La Voce in Mozarts »Idomeneo«, 1976-78 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, 1977-78 als 1. Nazarener in »Salome« von R. Strauss und 1993 als Caronte in Monteverdis »L‘Orfeo«. 1991 hörte man ihn beim Glyndebourne Festival als Bartolo in »Le nozze di Figaro«. Weitere Gastspiele in Barcelona und Amsterdam, in Berlin und Wien (1977-80 an der dortigen Staatsoper als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, als Commendatore im »Don Giovanni«, als 1. Nazarener und als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«), in Berlin, New York, Chicago und Toronto sowie 1980 bei einer Konzert-Tournee in Japan. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence gastierte er 1989 sehr erfolgreich in der Buffo-Rolle der Köchin in »L’Amour des trois oranges«; in Brüssel sang er 1991 den Publio in »La clemenza di Tito« von Mozart, 1993 am Teatro Regio Turin zur Hundertjahrfeier der Uraufführung von Puccinis »Manon Lescaut« den Geronte. Am 29.5.1993 sang er in der Eröffnungsvorstellung des neuen Hauses der Oper von Lyon in der Uraufführung der Oper »Rodrigue et Chimène« von Debussy/Denissow den Don Gomez. 1995 hörte man ihn an der Oper von Rom als Balducci. Weitere Partien: Bartolo in Rossinis »Barbier von Sevilla«, Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, Don Alfonso in »Così fan tutte«, Warlaam im »Boris Godunow«, Pandolfe in »Cendrillon« von Massenet, der Bailli in »Werther« vom gleichen Komponisten, Ramfis in »Aida«, Mephisto in »La Damnation de Faust« von Gounod, König Dodon in »Der goldene Hahn« von Rimsky-Korssakow, Würfl in »Die Ausflüge des Herrn Broucek« von Janácek, Graumann in »Der ferne Klang« von Fr. Schreker. Hinzu kam eine große Karriere als Konzertsänger. Er starb 1996 in Waterloo.
Viele Schallplattenaufnahmen: Virgin (»L’Amour des trois oranges«), Ricercar (»Le Jugement de Midas« von Grétry), Philips (»Benvenuto Cellini« und »La Damnation de Faust« von Berlioz, »Attila« von Verdi, Ochs im »Rosenkavalier«), RCA (Don Alfonso in »Così fan tutte«), HMV (»Salome« von R. Strauss, »Werther« von Massenet, »L’Enfant et les sortilèges« von Ravel, »Fra Diavolo« von Auber, »L’Enfance du Christ« von Berlioz), CBC (»Cendrillon« von Massenet), DGG (»Lulu« von A. Berg), CBS (»Le Prophète« von Meyerbeer), Chant du monde (»Le Roi d’Ys« von Lalo, »Sigurd« von Reyer), Erato (»Rodrigue et Chimène« von Debussy/Denissow), Perron (Arien-Aufnahmen), Sonate (Opern-Szenen), Decca (»Le Domino noir« von Auber), BLVD (»Samson et Dalila« von Saint-Saëns), Pavane (Airs folkloristiques Wallons).
18.8. Ellison Van HOOSE: 150. Geburtstag
Er studierte zuerst bei seiner Mutter, dann bei Perry Averill und Isadora Luckstone in New York, weiter bei Jean de Reszke in Paris, bei Fidèle König in London und bei Antonio Cotogni in Rom. Nachdem er zuerst als Solist in New Yorker Kirchen und 1897 bei der New York Oratorio Society als Solist im »Messias« von Händel aufgetreten war, debütierte er 1897 bei der Damrosch-Ellis Company in Philadelphia als Tannhäuser. Zwei Jahre lang blieb er bei dieser Operntruppe. Dann kam er nach England, wo er bei Sir Henry Wood weiter studierte und sich als Konzert- und Oratorien-Tenor betätigte. 1903 kreierte er das Solo in Elgars »The Dream of Gerontius« in New York für Amerika. 1903-05 begleitete er Nellie Melba, 1906-07 Marcella Sembrich als Assistant Artist bei Nordamerika-Tourneen. 1908 kam er nach Deutschland, wo er als Konzertsänger auftrat, u.a. bei den Leipziger Gewandhauskonzerten unter Arthur Nikisch. 1909-10 war er am Stadttheater von Mainz engagiert, 1911-12 sang er an der Oper von Chicago (Debüt als Manrico im »Troubadour«), hatte aber seine wichtigsten Erfolge weiter im Konzertsaal. 1913 trat er ein einziges Mal an der Metropolitan Oper New York in einem Sunday Concert auf. Später Pädagoge in New York. Er starb 1936 in Houston (Texas).
Schöne Schallplattenaufnahmen auf Victor (1906-08), eine Columbia-Platte mit Liedern, alle selten.
19.8. Gisela SCHRÖTER: 90. Geburtstag
Sie absolvierte ein sechsjähriges Studium am Städtischen Konservatorium Berlin, wo sie Schülerin von Jean Nadolovitch war. 1957-59 weiterführende Ausbildung im Opernstudio der Dresdner Staatsoper bei Rudolf Dittrich. Sie debütierte dort 1957 als zweiter Edelknabe im »Lohengrin«. Seitdem Mitglied dieses Opernhauses, wo man sie sowohl in Partien aus dem Mezzosopran-Fach (Amme in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss) wie in dramatischen Sopranpartien erlebte. 1959 sang sie bei den Bayreuther Festspielen eins der Blumenmädchen im »Parsifal«. Seit 1964 als ständiger Gast an der Staatsoper Berlin verpflichtet; hier sang sie u.a. die Carmen, den Octavian im »Rosenkavalier« und den Komponisten in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1972 als reguläres Ensemblemitglied an die Berliner Staatsoper verpflichtet, wo sie auch 1973 in der Uraufführung der Oper »Reiter in der Nacht« von Ernst Hermann Meyer mitwirkte. Gastspiele an den Opernhäusern von Barcelona, Lausanne, Bratislava und in anderen europäischen Musikzentren. Weitere Gastspiele an den Staatsopern von Wien (1971-73 als Marie im »Wozzeck« von A. Berg, als Octavian, als Freia und als Gutrune im Nibelungenring), München (Marie im »Wozzeck«) und Hamburg, an den Nationalopern von Prag und Budapest sowie an Bühnen in der Sowjetunion. 1987 sang sie an der Berliner Staatsoper die Herodias in »Salome« von R. Strauss, In den USA gastierte sie mit den Ensemble der Berliner Staatsoper als Sieglinde in der »Walküre«, als Kundry im »Parsifal«, als Komponist in »Ariadne auf Naxos« und als Marie im »Wozzeck«. 1993 hörte man sie an der Staatsoper Berlin als alte Buryja in Janáceks »Jenufa«. Bedeutende Karriere auch als Konzertsängerin. Sie starb 2011 in Leipzig.
Schallplatten: Telefunken-Eterna (vollständige Oper »Hänsel und Gretel«, Querschnitt »Der Wildschütz« von Lortzing), Eterna (»Wozzeck« von A. Berg), Koch Records (Kundry im »Parsifal«), Philips (»Elias« von Mendelssohn). und HMV (»Aida«, »Genoveva« von Schumann).
20.8. Christine NILSSON: 125. Geburtstag
Als Margarethe in der Eröffnungsvorstellung der Metropolitan-Opera im Jahr 1883
Der eigentliche Name der Sängerin war Kristina Törnerhjelm. Sie begann das Gesangstudium in Stockholm bei Franz Berwald und ging zur weiteren Ausbildung nach Paris; dort erhielt sie u.a. Unterricht durch Victor Massé, Pierre-François Wartel und Enrico Delle Sedie. 1864 fand ihr Bühnendebüt am Théâtre Lyrique in Paris statt, wo sie bis 1867 auftrat; als Debütrolle sang sie die Violetta in Verdis »La Traviata«. 1865 übernahm sie dort mit großem Erfolg die Titelpartie in Flotows »Martha«, 1867 wirkte sie am Théâtre Lyrique in der Uraufführung der Oper »Sardanapale« von Victorin de Joncières mit. 1867 erschien sie mit großem Erfolg am Her Majesty’s Theatre in London, wo sie wiederum als Violetta debütierte. Sie debütierte 1869 an der Covent Garden Oper London als Lucia di Lammermoor. Bis 1881 war sie dann ständig in der englischen Metropole zu hören, und zwar sowohl am Drury Lane Theatre wie auch an der Covent Garden Oper. Am Drury Lane Theatre sang sie zahlreiche Partien von Mozart, Meyerbeer und Verdi. 1870 gestaltete sie hier die Titelrolle in der englischen Erstaufführung der Oper »Mignon« von A. Thomas und 1874 nahm sie an diesem Haus an der Uraufführung der nachgelassenen Oper »Il Talismano« von Michael Balfe teil. Auch an der Grand Opéra Paris hatte sie in den Jahren 1868-70 immer wieder große Erfolge; hier sang sie am 9.3.1868 in der Uraufführung der Oper »Hamlet« von Ambroise Thomas die Partie der Ophélie. Diese Rolle sang sie auch 1869 in der englischen Erstaufführung der Oper am Covent Garden Opera House. 1869 war sie die Marguerite in der Premiere von Gounods »Faust« an der Grand Opéra (in der Form wie das Werk seitdem zur meist aufgeführten Oper des Hauses geworden ist). 1870-72 unternahm sie ausgedehnte Tourneen in Nordamerika, die durch den Impresario Max Strakosch organisiert wurden, der zugleich Direktor der New Yorker Academy of Music war. An diesem Opernhaus war Christine Nilsson 1871-74 ständig tätig. Hier sang sie auch 1871 in der Premiere der Oper »Mignon« von A. Thomas die Titelrolle, die allgemein als ihre größte Kreation galt, 1872 die Ophélie in der amerikanischen Erstaufführung von »Hamlet« vom gleichen Komponisten. Die beiden Partien der Catherine in »La jolie fille de Perth« von Bizet und der Alina in »Drottningen av Golconda« von Franz Adolf Berwald waren für sie komponiert worden, doch hat sie keine von beiden je gesungen. 1880 übernahm sie am Her Majesty’s Theatre in der englischen Premiere der Oper »Mefistofele« von Boito in der gleichen Vorstellung die beiden Partien der Margherita und der Elena. Auch in Europa hörte man die berühmte Sängerin bei großen Konzerttourneen und bei Gastspielauftritten an den führenden Theatern, u.a. 1878 an der Hofoper von München als Zerline im »Don Giovanni«. Sie gastierte 1876 und 1877 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg und an der Berliner Hofoper, 1875 am Théâtre de la Monnaie Brüssel, auch in St. Petersburg, und gab in Wien Konzerte. Triumphale Erfolge als Oratoriensolistin hatte sie vor allem bei den zahlreichen englischen Musikfesten. Als die New Yorker Metropolitan Oper 1883-84 ihre erste Saison gab, wurde sie an dieses Operninstitut verpflichtet; am 22.10.1883 sang sie in der Eröffnungsvorstellung der Metropolitan Oper die Marguerite im »Faust« von Gounod (in italienischer Sprache). Sie sang an der Metropolitan Oper in deren erster Spielzeit auch die Mignon, die Elsa im »Lohengrin«, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Margherita und die Elena in »Mefistofele« von Boito und die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer. 1883 sang sie dort in der amerikanischen Erstaufführung von »La Gioconda« von Ponchielli in der Titelrolle. Sie wiederholte mehrere der Partien (darunter die Gioconda) bei anschließenden Gastspielen an den Opern von Boston, Washington, Philadelphia und Chicago. Eine ausgedehnte USA-Tournee im Jahr 1887 bedeutete (wohl) den Abschied aus ihrer großen Karriere. In erster Ehe war sie seit 1872 mit dem Bankier Auguste Rouzeaud, und nach dessen Tod seit 1887 mit dem Grafen Casa di Miranda verheiratet. Nach Beendigung ihrer Karriere lebte sie schließlich wieder in ihrer schwedischen Heimat. Sie starb 1921 in Stockholm. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Växjö. – Ihre Stimme besaß einen besonderen Wohllaut; sie hatte bei einer souveränen Beherrschung der Gesangtechnik und einer besonderen Klarheit der Diktion einen Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven. Dazu wirkte sie auf der Bühne durch ihre schöne, elegante Erscheinung wie durch eine immer wieder gerühmte Darstellungskunst.
Lit.: M. Leche-Löfgren: »Kristina Nilsson« (Stockholm, 1944).
21.8. Miriam PIRAZZINI: 100. Geburtstag
Ausbildung am Istituto Musicale Cannetti in Vicenza und bei Luigi Ricci in Rom. Sie debütierte 1944 an der Oper von Rom als Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli. Dort sang sie 1944-46 auch den Cherubino in »Le nozze di Figaro« und den Beppe in Mascagnis »L’Amico Fritz«, 1952 die Neocle in Rossinis »L’Assedio di Corinto« und die Preziosilla in Verdis »La forza del destino«, 1952-53 die Marina im »Boris Godunow« und am 11.2.1953 in der Uraufführung der Oper »Enea« von Guido Guerrini, 1953-54 die Azucena im »Troubadour« und die Frühlingsfee in »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow, 1955 die Marguerite in »La damnation de Faust« von Berlioz, 1955-56 in Monteverdis »Il Ballo delle Ingrate«, 1958 die Adalgisa in »Norma« und die Marina, 1958-59 die Anaide in Rossinis »Mosè in Egitto«, 1959-60 die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera« und die Preziosilla, 1962-63 die Maddalena im »Rigoletto« und in I. Pizzettis »La figlia di Jorio«, 1962 in der italienischen Erstaufführung von P. Hindemiths »Das lange Weihnachtsmahl« und die Bersì in »Andrea Chénier« von Giordano. Bereits 1948 wirkte sie im italienischen Rundfunk RAI in einer Sendung der Oper »Adriana Lecouvreur« von Cilea mit. Sie hatte dann eine sehr erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Operntheatern, zumal an der Mailänder Scala (1951 als Maffio Orsini in Donizettis »Lucrezia Borgia«) und bei den Festspielen in der Arena von Verona (1953, 1959, u.a. als Amneris in »Aida« und als Preziosilla). Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla hörte man sie 1945 als Cieca, 1947 als Amneris und als Cieca, 1948 als Amneris, 1949 als Laura in »La Gioconda«, 1951 als Adalgisa und als Preziosilla, 1953 wieder als Preziosilla, 1954 als Fenena in »Nabucco«, 1957-62 alljährlich als Amneris, beim Maggio Musicale von Florenz als Messagera in Monteverdis »L‘Orfeo« und als Neocle, am 27.4.1952 in der Uraufführung der Oper »Don Chisciotte« von Vito Frazzi und 1959 wieder als Fenena. Am Teatro Carlo Felice Genua gastierte sie 1956 als Fenena, 1957 als Orpheus von Gluck, am Teatro Fenice Venedig 1948 als Ulrica, am Teatro Comunale Bologna 1948 als Adalgisa, am Teatro Comunale Florenz 1954 als Fenena und 1962 in »Il Dibuk« von Lodovico Rocca. 1957 trat sie am Teatro Massimo Palermo als Eboli in Verdis »Don Carlos« und als Orpheus von Gluck auf, 1959 als Principessa di Bouillon in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, 1961 auch dort als Fenena, am Teatro Sociale Mantua 1953 als Carmen, am Teatro Alfieri Turin 1954 als Mrs. Quickly im »Falstaff« von Verdi, am Teatro Nuovo Turin 1957 als Naikè in »Monte Ivnor« von L. Rocca, am Teatro Piccini in Bari 1961 als Charlotte in Massenets »Werther«, am dortigen Teatro Palmi als Rosa Mamai in »L‘Arlesiana« von Cilea. 1947 nahm sie an einer Südamerika-Tournee mit einer italienischen Operntruppe teil. Gastspielreisen führten die Künstlerin nach Frankreich, Deutschland, England, Spanien, Portugal, Holland, Ägypten und in die Schweiz sowie nach Japan. 1954 gastierte sie an der Oper von Monte Carlo als Fenena, 1955 am Teatro San Carlos Lissabon als Amneris, 1961 in Dublin als Adalgisa, 1962 an der Oper von Straßburg nochmals als Fenena, 1964 in Belfast als Azucena. Damit kam ihre Bühnenkarriere wohl zum Ausklang. Sie starb 2016 in Rom. – Voluminöse Altstimme von großer, dramatischer Steigerungsfähigkeit.
Schallplatten der Marken Nixa (»La Gioconda«, »La forza del destino«), RCA (Emilia im »Otello«), Columbia (»Medea« von Cherubini als Partnerin von Maria Callas, Suzuki in »Madame Butterfly« mit Victoria de los Angeles), HMV (»Il Tabarro«), Cetra (»Il Trovatore« mit Giacomo Lauri-Volpi, Viclinda in »I Lombardi« von Verdi), Philips (»Rigoletto«), Morgan (Adalgisa in »Norma«).
Schallplatten: Urania (Verdi-Requiem).
23.8. Carlo MENIPPO: 90. Geburtstag
Nachdem er zunächst als technischer Zeichner gearbeitet hatte, ließ er seine Stimme durch Ettore Campogalliani und durch Carlo Tagliabue ausbilden. 1961 kam es zu seinem Bühnendebüt am Teatro Nuovo Mailand in der Rolle des Canio im »Bajazzo« von Leoncavallo. Er gewann einen Gesangwettbewerb in Reggio Emilia und sang an den großen italienischen Theatern, u.a. in Bologna, Palermo und Neapel. Erfolgreiche Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1964 als Canio), an den Opernhäusern von Toulouse und Basel und bei den Festspielen von Athen. Im Mittelpunkt seines Repertoires standen dramatische Partien: der Don José in »Carmen«, der Radames in Verdis »Aida«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Titelheld in Verdis »Otello«, der Manrico im »Troubadour«, der Arrigo in Verdis »I Vespri Siciliani«, der Kalaf in Puccinis »Turandot«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Dick Johnson in »La Fanciulla del West« von Puccini, der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Pollione in Bellinis »Norma«, der Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano und der Vasco in Meyerbeers »Afrikanerin«. Im italienischen Fernsehen wirkte er in einer Aufnahme von Verdis »La forza del destino« in der Partie des Alvaro mit. Er starb 1997 in Piacenza.
23.8. Gerd NATSCHINSKI: 90. Geburtstag
Sein Vater hatte in seiner Jugend Musik studiert, unter anderem als Schüler des französischen Geigers und Musikpädagogen Henri Marteau, musste dann aber den Beruf eines kaufmännischen Angestellten ergreifen. Zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes zogen die Eltern nach Dresden, wo Gerd Natschinski die Volksschule und die Städtische Oberschule in Dresden-Neustadt besuchte. Durch Begleiterscheinungen des Zweiten Weltkrieges – seine Musiklehrer wurden eingezogen, Natschinski erkrankte für längere Zeit schwer – wurde seine Ausbildung oft unterbrochen, und schließlich wurde der 16-Jährige auch noch zur Flak eingezogen, allerdings wegen Krankheit noch vor Kriegsende wieder entlassen. 1945 begann Natschinski an der Hochschule für Musik Dresden ein Dirigentenstudium bei Paul Kurzbach, Werner Hübschmann und Fritz Just, das er jedoch nach dem Willen seines Vaters abbrach. Er zog zu seiner Mutter nach Claußnitz, nördlich von Chemnitz. Nach einer in Chemnitz abgelegten Prüfung wurde er 1946 Musiklehrer an der Claußnitzer Volkshochschule und nahm bis 1948 in Chemnitz Privatunterricht in Theorie, Komposition und Klavier.
Ab Ende 1948 leitete er das Große Unterhaltungsorchester des Leipziger Rundfunks. Er gab Konzerte und dirigierte im Rundfunk auch regelmäßig eigene Arrangements und Kompositionen. 1951-53 war er Meisterschüler bei Hanns Eisler in Berlin und ab 1952 Chefdirigent des Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks. Viele seiner Schlager-Kompositionen – vor allem Zwei gute Freunde (mit Fred Frohberg, 1957), Damals (mit Bärbel Wachholz, 1959) oder Rom-ta-rom (mit Regina Thoss, 1971) erlangten große Popularität und waren herausragende Radio- und Schallplattenerfolge. 1960 entstand die Operette Messeschlager Gisela, 1964 folgte das erste Musical der DDR, Mein Freund Bunbury sowie weitere gemeinsame Werke mit den Librettisten Jürgen Degenhardt und Helmut Bez. Daneben komponierte Natschinski auch populär gewordene Kinder- und Jugendlieder. 1978-81 war er Intendant des Berliner Metropol-Theaters. 1969 gab er seinen Eintritt in die Liberal-Demokratische Partei Deutschalnds (LDPD) bekannt. 1971-81 war er Abgeordneter der Volkskammer für die LDPD. Er starb 2015 in Berlin. Er ist der Vater des Musikers und Komponisten Thomas Natschinski (* 1947).
23.8. Hans KROTTHAMMER: 100. Geburtstag
Verzögert durch den Zweiten Weltkrieg, begann er seine Sängerkarriere erst 1953 mit einem Engagement am Landestheater Linz/Donau. 1956 wechselte er an das Theater von Graz, dem er bis 1963 angehörte. Von hier aus ging er für die Jahre 1963-66 an das Opernhaus von Dortmund, kam dann aber wieder an das Landestheater Linz zurück. Hier beschloss er 1969 seine Bühnenkarriere, in deren Verlauf er an mehreren deutschen und österreichischen Theatern als Gast aufgetreten war. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er 1957 als einer der Knappen im »Parsifal« mit. Er trat vor allem in lyrischen Tenorpartien auf, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, als Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, als Alfredo in »La Traviata«, als Cassio in Verdis »Otello«, als Herzog im »Rigoletto«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Rinuccio in »Gianni Schicchi« und als Pong in »Turandot« von Puccini, als Hugo in Lortzings »Undine«, als Matteo in »Arabella« von R. Strauss, als Horace in »Die Schule der Frauen« von Liebermann, als Faust von Gounod, als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, gelegentlich auch in heldischen Rollen (Pollione in »Norma«, Manrico im »Troubadour«), dazu in einigen Operetten-Partien (Alfred in der »Fledermaus«, Barinkay im »Zigeunerbaron«). Er starb 1977 in Wien.
25.8. Markus MÜLLER: 65. Geburtstag
Er begann zuerst ein Studium als Bauingenieur an der Technischen Universität in Stuttgart, war aber bereits während dieser Zeit Mitglied der bekannten Gächinger Kantorei unter Helmut Rilling. Er entschloss sich zur Sängerkarriere und wurde an der Stuttgarter Musikhochschule durch Bruce Abel ausgebildet. Nachdem er erste Bühnenerfahrungen im Opernstudio der Staatsoper Stuttgart gesammelt hatte, wurde er 1987 an das Opernhaus von Dortmund verpflichtet, dem er in den folgenden Spielzeiten bis 1991 angehörte. 1991 folgte er einem Ruf an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der er u.a. als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Arsace in Mozarts »Idomeneo«, als Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und als Astrologe in »Der goldene Hahn« von Rimsky-Korssakow auftrat und am 10.11.1995 in der Uraufführung der Oper »Gervaise Macquart« von Giselher Klebe (als Lantier) mitwirkte. Seit 1991 bestand ein Gastvertrag mit der Staatsoper Dresden; hier erregte er als Belmonte wie als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« Aufsehen. 1997 trat er an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg als Kudrjasch in »Katja Kabanowa« von Janácek auf, 1998 als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Podestà in »La finta giardiniera« von Mozart. 1999 trat er an der Rheinoper Düsseldorf-Duisburg als Oronte in Händels Oper »Alcina« auf. Über 22 Jahre gehörte er zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der er über 70 Partien verkörperte. Auch als Konzertsolist hatte er eine erfolgreiche Karriere. Er starb 2013 in Mönchengladbach.
25.8. Leonard BERNSTEIN: 100. Geburtstag
Er entstammte einer jüdischen Einwandererfamilie aus Riwne (Równo) in der heutigen Ukraine. Er wurde als Louis Bernstein geboren. Im Alter von 16 Jahren änderte er seinen Vornamen in Leonard, der bis dahin sein Rufname gewesen war. Er studierte an der Harvard-Universität Klavier und Komposition. Bereits 1943 wurde er Assistant Conductor (2. Dirigent) des New York Philharmonic Orchestra unter Artur Rodzinski, der ihn in Tanglewood als Assistenten von Serge Koussevitzky erlebt hatte. In ebendiesem Jahr konnte Bernstein seine Begabung unter Beweis stellen, als er kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter einspringen musste. Die eindrucksvolle Aufführung von Schumanns Manfred-Ouvertüre und Strauss‘ Don Quixote, welche über den Rundfunk landesweit übertragen wurde, verhalf ihm zum Durchbruch und war so Beginn einer beispiellosen Karriere. Leonard Bernstein dirigierte sein erstes Konzert in Deutschland bereits im Jahr 1948. Viele amerikanische Künstler und Musiker wie Artur Rubinstein oder Isaac Stern boykottierten seit 1939 jegliche Auftritte in Deutschland. Leonard Bernstein allerdings hat im Alter von 29 Jahren, auf Einladung von Generalmusikdirektor Georg Solti, als erster amerikanischer Dirigent nach dem Zweiten Weltkrieg das Bayerische Staatsorchester im Prinzregententheater in München geleitet. Er leitete eine Sinfonie von Roy Harris, eine C-Dur Sinfonie von Schubert, sowie das Klavierkonzert von Maurice Ravel. Bereits nach kurzer Zeit hatte er das Orchester, welches ihm Anfangs durchaus kritisch gegenüberstand, von sich überzeugt, und Bernstein schrieb anschließend an das Konzert einen Brief an Helen Coates und beschrieb dieses als „vollen Erfolg“. Einen Tag später, am 10. Mai 1948 spielte der jüdisch-amerikanische Dirigent mit 20 Holocaust-Überlebenden in den Konzentrationslagern Feldafing und Landsberg. Leonard Bernstein beschrieb dieses Ereignis mit den Worten: „Mein Herz hat geweint. Es war schön, durch Musik sich den Menschen zu nähern, die vorher nur Hass empfunden hatten.“ Bernstein war hoch angesehen als Dirigent zahlreicher Konzerte weltbekannter Orchester, vor allem als (erster US-amerikanischer) Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra (1958–69) und als regelmäßiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker sowie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks bis zu seinem Tod 1990. Sein Repertoire umfasste klassische wie avantgardistische Werke; vor allem das Werk Gustav Mahlers fand seine Beachtung und Bewunderung. Zu Bernsteins erfolgreichsten Bühnenwerken gehören die Musicals On the Town (1944), und Candide (1956, Neufassung 1974) und West Side Story (1957). Die Verfilmungen von On the Town (mit Gene Kelly und Frank Sinatra) sowie West Side Story waren Welterfolge. Ebenfalls für den Broadway schrieb er das Musical Wonderful Town (1953). Leonard Bernsteins erstes Konzert in Berlin dirigierte er im Rahmen der Berliner Festwochen im Jahr 1959. Als Teil einer sechswöchigen Tour des New York Philharmonic Orchestra durch 13 Länder leitete der amerikanische Dirigent in Zeiten des Kalten Krieges unter anderem Konzerte in der Ukraine und Russland, sowie verschiedensten westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Norwegen, Italien und Deutschland. Am 1. Oktober 1959 dirigierte Bernstein zum ersten Mal in Berlin und leitete unter anderem die Ouvertüre Le carnaval romain von Berlioz sowie das Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, welches er vom Flügel aus dirigierte. Sein Konzert in Berlin wird als Beginn einer bis an sein Lebensende bestehende freundschaftliche Verbundenheit zu Berlin gewertet. Im großen Sendesaal des Funkhauses Wien fand im April 1963 die erste Aufführung von Leonard Bernsteins Musical Candide in deutscher Sprache statt. In der Rundfunkbearbeitung und Regie von Marcel Prawy mit dem Orchester und Chor des ORF unter der musikalischen Leitung von Samuel Krachmalnick lasen Voltaires Novelle unter anderem die Burgschauspieler Blanche Aubry und Heinrich Schweiger, es sangen Mimi Coertse und Rudolf Christ. Das Musical 1600 Pennsylvania Avenue wurde so genannt, weil das die Adresse des Weißen Hauses in Washington ist und die Handlung dort angesiedelt wurde. Es sollte eine künstlerische Reaktion auf die Nixon-Ära und den Watergate Skandal sein, ein Versuch, Amerikas „Patriotismus in seiner Bigotterie aufzuzeigen, mit dem Hinweis, dass die (Rassen-) Freiheit noch nicht überall angekommen war“. Aber die Show war zu kompliziert angelegt, um die Gegensätze zwischen dem täglichen Leben der Präsidenten und First Ladies und dem ihrer schwarzen Dienerschaft (Rassenpolitik) anschaulich aufzuzeigen. Wenn man berücksichtigt, dass Bernstein vier Jahre daran gearbeitet hatte (1972–76) und dafür mehr Musik produzierte als für jedes andere Theaterwerk, dann sieht es so aus, dass Ziel und Form niemals wirklich übereinstimmten zwischen Bernstein und seinem Texter-Librettisten Alan Jay Lerner. Die Voraufführung in Philadelphia war sogleich ein Reinfall und er wurde mit „Rassist“ beschimpft. Auch die Aufführung in New York musste bereits nach einer Woche abgesetzt werden. Der einzige Hit außerhalb der Show war „Take Care of This House“, ein Chor, der zu Präsident Jimmy Carters Amtseinführungs-Gala im Januar 1977 vorgetragen wurde. Später stellte Bernstein dann aus verschiedenen Szenen des Musicals „A White House Cantata“ zusammen. Bernsteins Erben wollen jetzt das Musical wieder aufleben lassen, da nach Meinung der Tochter die Zeit damals noch nicht reif dafür war. Bernsteins Einakter-Oper Trouble in Tahiti (Premiere 1952), war zu kurz für eine Opernaufführung, so dass er sie kurzerhand als Szene 2 und 4 oft im 2. Akt seiner neuen Oper A Quiet Place einbaute, die in Houston, Houston Grand Opera, am 17. Juni 1983 uraufgeführt wurde.
Angeregt durch sein jüdisches Erbe schrieb Bernstein die Symphony Nr. 1 „Jeremiah“ (1943), gewidmet seinem Vater. Deren Uraufführung dirigierte er mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra 1944. Dafür erhielt er den New York Music Critics‘ Award. Seine Symphony Nr. 2 „The Age of Anxiety“ war eine Auftragsarbeit der Koussevitzky Stiftung, die er diesem zu Ehren widmete („For Serge Koussevitzky, in tribute“). Sie hatte 1949 mit dem Boston Symphony Orchestra unter Serge Koussevitzky Premiere, bei der Bernstein Solist am Klavier war. Seine Symphony Nr. 3 „Kaddish“, die der 1963 komponierte, wurde erstmals mit dem Israel Philharmonic Orchestra aufgeführt. „Kaddish“ hat Bernstein dem Andenken John F. Kennedys gewidmet. („To the Beloved Memory of John F. Kennedy“). Es folgten die Chicester Psalms (1965) ein dreiteiliges Chorwerk bezogen auf hebräische Psalmentexte. Sein Musiktheater-Werk Mass (Messe), ein Theaterstück für Sänger, Schauspieler und Tänzer – so der Untertitel des Werks – wurde 1971 in Washington uraufgeführt. Es war ein Auftragswerk für die Eröffnung des John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington, DC.
Bernstein sagte von sich, er sei in erster Linie ein Komponist ernster Musik. Das stimmt insofern, dass er ja eine Sinfonie komponiert hatte, bevor er einen Song schrieb. Die „Musicals“ sind ein Teil seines Gesamtwerks. Seine Fernsehsendungen Young People’s Concerts, Konzerte für junge Leute mit dem New York Philharmonic Orchestra, waren herausragende Beiträge zur musikalischen Bildung. Zwischen 1958 und 1972 leitete Bernstein (mit einigen Unterbrechungen) insgesamt 53 Konzerte. Mit seinem Charisma, seiner großen Sprachbegabung und seinem Humor vermochte er das Publikum zu fesseln und sowohl Kindern als auch Erwachsenen Begriffe und Werke der klassischen Musik – wie etwa Tonart, Impressionismus oder aber Komponisten und Werke (Gustav Mahler, Beethovens Fidelio, Sibelius) vorzustellen und zu erläutern. Im Jahre 1959 trat Leonard Bernstein erstmals bei den Salzburger Festspielen auf, 1966 debütierte er an der Wiener Staatsoper mit Falstaff, in den folgenden Jahren leitete er hier Aufführungen von Der Rosenkavalier und Fidelio. Im Rahmen dieses Aufenthalts in Wien hat Bernstein außerdem eine Oper für Columbia Records aufgenommen und dort sein erstes Konzert mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen. Er dirigierte Mahlers Das Lied von der Erde mit Dietrich Fischer-Dieskau und James King. Dieser, sowie weitere Auftritte Bernsteins mit den Wiener Philharmonikern hat die Bindung zwischen Bernstein und dem Orchester nachträchtig beeinflusst und intensiviert. Bernstein hat von 1967 bis 1976 sämtliche Sinfonien von Mahler dirigiert, welche alle von Unitel aufgezeichnet worden sind. Im Jahr 1970 hat Bernstein anlässlich des 200-jährigen Jubiläums von Beethoven ein 90-minütiges Programm in und um Wien drehen lassen. Im Jahr 1978 kehrte Bernstein noch einmal nach Wien zurück, um an der Wiener Staatsoper Otto Schneks Fidelio neu zu beleben. Am 19. Januar 1971 unterschrieb Bernstein einen Vertrag mit der deutschen Produktionsfirma Unitel, die für die Verfilmung nahezu aller zukünftigen Performances von Leonard Bernstein zuständig war. Durch diesen Vertrag wurden zwischen den 1970er und 1990er Jahren nahezu 200 Musikfilme produziert, die unter anderem Sinfonien von Mahler, Brahms, Beethoven, Schumann, sowie Arbeiten von Haydn oder Mozart beinhalteten. 1973 hielt Leonard Bernstein auf Einladung der Harvard-Universität die sechsteilige Vorlesungsreihe The Unanswered Question, in der er über die Grundlagen der Musik in Analogie zur linguistischen Forschung Noam Chomskys sprach. Der Titel bezog sich auf das gleichnamige Werk des amerikanischen Komponisten Charles Ives. 1987 gründete er die internationale Orchesterakademie des Schleswig-Holsteins Musik Festivals. Das Schleswig-Holstein Festival ist eines der größten und bedeutendsten Festivals für klassische Musik weltweit. Das Festival, welches jährlich zwischen Juni und August im Norden von Deutschland stattfindet, wurde von dem deutschen Pianisten Justus Frantz im Jahr 1986 gegründet. Leonard Bernstein war seit jeher an der Planung des Festivals beteiligt. Im Jahr 1987 gründete er die internationale Orchesterakademie, um jungen, talentierten Nachwuchsmusikern die Möglichkeit zu geben, von international renommierten Künstlern zu lernen. Im Jahr 1981 leitete Bernstein das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dirigierte Wagners Tristan und Isolde in Münchens Herkules-Saal gemeinsam mit Hildegard Behrens und Peter Hoffmann. Bernstein selbst beschreibt Tristan und Isolde als zentrales Werk der Musikgeschichte und fügt hinzu, dass er viel Zeit seines Lebens damit verbracht habe, dieses zu lesen, zu verstehen und zu lösen. Die Aufnahmen des Musikdramas wurden im Januar, Mai und November 1981 jeweils separat als Konzerte aufgenommen und live im Fernsehen ausgestrahlt, sowie später als Audioaufnahme bei Philips veröffentlicht. Karl Böhm, der als einer der bekanntesten Wagnerinterpreten zählt und selbst Tristan und Isolde interpretierte, kommentierte Bernsteins deutlich langsamere Interpretation des Dramas, als Performance, die so gespielt wurde, wie Wagner sie geschrieben hatte. Im Jahr 1981 schrieb Leonard Bernstein außerdem gemeinsam mit Günter Kunert die Olympische Hymne für den Internationalen Olympischen Kongress in Baden-Baden. Bernsteins Hymne eröffnete den Kongress am 23. September 1981 mit dem Baden-Baden Jugendchor, sowie dem Südwestfunk Orchester. Dirigiert wurde die Hymne von David Shallon. Als eine seiner letzten Produktionen dirigierte Leonard Bernstein am 23. und 25. Dezember 1989 auf eine spontane Einladung von Justus Frantz hin in Berlin Beethovens 9. Sinfonie (in der Philharmonie und im Konzerthaus, damals noch Schauspielhaus genannt). Das Konzerthaus, welches im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört wurde, war im Rahmen aufwendiger Restaurationen wieder zu einem der feinsten Konzerthäuser der Welt erklungen und war nur wenige hundert Meter von der ehemaligen Grenze am Brandenburger Tor entfernt. Bernstein hatte für diesen besonderen Anlass Musiker aus West-, und Ost-Deutschland, sowie der vier Besatzungsmächte Amerika (New York Philharmonic Orchestra), Russland (Kirow Theatre Orchestra aus Leningrad), Frankreich (Orchestre de Paris) und Großbritannien (London Symphony Orchestra) gemeinsam auftreten lassen. Für die Feierlichkeiten anlässlich des Falls der Berliner Mauer hat Bernstein im vierten Satz Freiheit statt Freude singen lassen. Damit wurde aus der Ode an die Freude eine Ode an die Freiheit. Bernsteins Kommentar dazu war „Ich bin sicher, Beethoven würde uns zustimmen“. Das Konzert wurde in über 20 Ländern im Fernsehen übertragen und Humphrey Burton (CBS) kommentierte, dass die ganze Welt die Euphorie Berlins beobachtete und Bernstein als amerikanischer Jude das Herz der Feierlichkeiten darstelle. Bernstein selbst kommentierte, dass er an diesem Abend einen historischen Moment erlebe, der unvergleichlich mit anderen seines langen, langen Lebens sei. Gesundheitlich schon sichtlich angeschlagen dirigierte Bernstein in seiner letzten Produktion am 19. August 1990 das Boston Symphony Orchestra in Tanglewood. Diese Aufnahme der Four Sea Interludes von Benjamin Britten und der 7. Sinfonie in A-Dur von Beethoven wird als sein Final Concert bezeichnet. Zeitlebens bestand eine freundschaftliche Rivalität zu Herbert von Karajan, so leitete Bernstein auch im Herbst 1989 die Gedenkstunde für Herbert von Karajan im Wiener Musikverein. Bernstein war für das Dirigat des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker 1992 vorgesehen, doch am 14. Oktober 1990 starb er in New York City 72-jährig an akutem Herzversagen in Folge eines Emphysems und einer Krebserkrankung. Sein Grab befindet sich auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn, New York.
Bernstein heiratete am 9. September 1951 die aus Chile stammende Schauspielerin Felicia Montealegre, sie hatten drei Kinder: Jamie Anne Maria (1952), Alexander Serge Leonard (1955) und Nina Maria Felicia (1962). Obwohl er ein liebevoller Vater war, war Bernstein in der Musikwelt für seine Promiskuität berüchtigt. Das Paar trennte sich Mitte der 1970er Jahre, als seiner Frau bekannt wurde, dass er homosexuelle Beziehungen hatte. Nach der Trennung lebte Bernstein mit Tom Cothran zusammen. Als bei seiner Frau Lungenkrebs diagnostiziert wurde, kehrte er noch einmal bis zu ihrem Tod im Juni 1978 zu ihr zurück. Auf einer Geburtstagsfeier Aaron Coplands im Jahr 1979 erklärte Bernstein ihn in seiner öffentlichen Grußansprache zu „meinem ersten Freund in New York, meinem Meister, meinem Vorbild, meinem Weisen, meinem Therapeuten, meinem Führer, meinem Berater, meinem älteren Bruder, meinem geliebten Freund.“ Copland war bisexuell. Freundschaftlich verbunden war „Lenny Bernstein“ unter anderem mit Helmut und Loki Schmidt.
25.8. Maxim Dormidontowitsch MICHAILOW: 125. Geburtstag
Er wuchs in großer Armut auf, besuchte die Grundschule in seinem kleinen Heimatdorf und arbeitete als Dockarbeiter in der Wolga-Schifffahrt. Er sang später in Kirchenchören, u.a. 1918-21 in Omsk, 1922-23 im Kathedralchor von Kasan. Er hatte große Schwierigkeiten zu überwinden, bevor er in das Konservatorium von Kasan aufgenommen wurde, wo er seine ersten Studien bei F.A. Oschtukowitsch betrieb. 1924 kam er zur weiteren Ausbildung nach Moskau; er war dort Schüler von T. Wassilij Ossipow. 1924-29 Kantor und Archidiakon an der orthodoxen Uspensky-Kathedrale im Kreml von Moskau. 1929-32 unternahm er Konzertreisen in Russland. 1930 wurde er für den Rundfunk der UdSSR verpflichtet. Er debütierte als Opernsänger 1931 am Allunion-Theater in Moskau in »Der steinerne Gast« von Dargomyschski. 1932 folgte er einem Ruf an das Bolschoi Theater Moskau. Sein Debüt an diesem Haus erfolgte in der Rolle des Zaretzki im »Eugen Onegin«. 1934 hatte er am Bolschoi Theater seinen ersten großen Erfolg als Prinz Jurij in der »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimsky-Korssakow, dann als Kontschak in Borodins »Fürst Igor«. Nunmehr entfaltete er während vieler Jahre bis zu seinem Abschied von der Bühne 1956 eine glanzvolle Karriere. Höhepunkt in seinem Repertoire war die Titelrolle in »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka; dazu bewunderte man ihn als Pimen im »Boris Godunow«, als Swjatosar in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka, als Gremin im »Eugen Onegin«, als Müller in »Rusalka« von Dargomyschski, als Waräger in »Sadko« von Rimsky-Korssakow und als Chub in »Tscherewitschki« von Tschaikowsky. Am 9.5.1945 sang er in einer Festvorstellung zur siegreichen Beendigung des Zweiten Weltkrieges am Bolschoi Theater den Iwan Susanin. Auf der Bühne präsentierte er neben seinem gesanglichen Können ein glänzendes darstellerisches Talent. Auch als Interpret des russischen Volks- und Kunstliedes war er bekannt, er trat in mehreren russischen Filmen auf, u.a. als Boris Godunow und in dem Eisenstein-Film »Iwan der Schreckliche« (1944). Er wurde zweimal mit dem Großen Staatspreis der Sowjetunion ausgezeichnet, 1940 erhielt er den Titel eines Volkskünstlers der UdSSR. Er galt als ein Lieblingssänger des russischen Diktators Stalin. Er starb 1971 ion Moskau.
Lit: A.S. Kusnetzowa: »Maxim Dormidontowitsch Michailow« (Moskau, 1962-64).
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion, darunter auch vollständige Opern (u.a. Titelheld in »Iwan Susanin« von Glinka, »Ruslan und Ludmilla« vom gleichen Komponisten, Pimen im »Boris Godunow«, Gremin im »Eugen Onegin«, Kontschak in »Fürst Igor«, »Die Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow; »Die goldenen Schuhe« /»Tscherewitschki«/ von Tschaikowsky, auf Vanguard bzw. Ultraphon übernommen).
26.8. Wolfgang SAWALLISCH: 95. Geburtstag
Er war der Sohn von Maria und Wilhelm Sawallisch. Der Vater war in München Direktor der Hamburg-Bremer-Feuerversicherung. Wolfgang Sawallisch hatte einen fünf Jahre älteren Bruder Werner. Er bestand das Abitur 1942 am Wittelsbacher-Gymnasium in München.
In seiner musikalischen Ausbildung wurde er durch seine Familie großzügig unterstützt, besonders durch seine früh verwitwete Mutter, die seinetwegen wieder beruflich tätig wurde, und auch durch den älteren Bruder. So konnte er sich vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ohne finanzielle Sorgen auf seinen Beruf als Pianist und Dirigent vorbereiten. Die berufliche Entwicklung wurde durch den Kriegsdienst und die britische Kriegsgefangenschaft in Italien unterbrochen. Nach seiner Heimkehr nach München studierte er bei Joseph Haas und legte 1946 nach einem Semester das Staatsexamen an der Staatlichen Musikhochschule München ab. Dirigierunterricht nahm er bei Hans Rosbaud und Igor Markevitch. Seine erste Anstellung fand er am Stadttheater Augsburg. In dieser Zeit heiratete er die Sängerin Mechthild Schmid (1921–98), Tochter des Orgelbauers Magnus Schmid (1889–1964) aus Pemmering, die er bereits in seiner Jugendzeit in München kennengelernt hatte. Sie hatte während des ganzen gemeinsamen Lebens sehr großen Einfluss auf ihn. Durch die Adoption ihres 1944 geborenen Sohnes seiner Frau aus erster Ehe gründete er eine eigene Familie. Mechthild verzichtete auf eine eigene Karriere als Sängerin zugunsten der Karriere ihres Mannes; einerseits litt sie darunter, im Schatten des erfolgreichen Mannes zu stehen, andererseits sah sie ihre Funktion als seine Managerin. Nach 46 Ehejahren starb sie mit 77 Jahren infolge ihrer Erkrankung an Schilddrüsenkrebs. In Grassau wurde 2003 die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung gegründet, die eine Musikschule umfasst. Bei einem Benefiz-Konzert des Bayerischen Staatsorchesters in Grassau am 2. Februar 2013 unter Leitung von Kent Nagano war Sawallisch zum letzten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen. Der Opernwelt gab er für die Januar-Ausgabe 2013 sein letztes Presse-Interview. Der Sohn Jörg starb im Januar 2013, nur einen Monat vor seinem Adoptivvater. Sawallisch lebte über 50 Jahre im oberbayrischen Grassau im Chiemgau, wo er auch begraben wurde. Die Villa in Grassau, in der Wolfgang Sawallisch über Jahrzehnte gewohnt hatte, wurde ab 2014 von der Sawallisch-Stiftung übernommen und wird gelegentlich von der Musikschule Grassau für Konzerte genutzt.
Der Aufstieg als Dirigent orientierte sich an den Maßstäben der Kapellmeistertradition; er war Korrepetitor und Kapellmeister am Stadttheater Augsburg 1947–53; 1953–58 Generalmusikdirektor am Theater Aachen; 1958–60 Generalmusikdirektor in Wiesbaden; 1960–64 Musikdirektor in Köln sowie ab 1961 Professor für Dirigieren an der Hochschule für Musik Köln; 1960–70 Chefdirigent der Wiener Symphoniker sowie 1961–73 zugleich Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. In seine Hamburger Zeit fällt auch die Widmung des französischen Komponisten André Casanova (1919–2009) für das Notturno pour Orchestre op. 13, geschrieben „In memoriam Richard Strauss“, das 1960 bei Ricordi in Paris erschienen war. Ein Exemplar der Partitur mit über 100 Seiten befindet sich in der Musikabteilung der Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) mit der persönlichen handschriftlichen Widmung an Sawallisch. 1973-80 war er Chefdirigent des Orchestre de la Suisse Romande, Genf. Seit seinem internationalen Durchbruch mit den Berliner Philharmonikern beim „Edinburgh Festival“ 1955 wurde Sawallisch zu Gastdirigaten nach Westeuropa eingeladen. Hinzu kamen Verpflichtungen in Bayreuth (1957–62), Salzburg, Florenz und an der Mailänder Scala. Seit 1964 reiste Sawallisch regelmäßig nach Japan, wo er mit dem NHK Symphony Orchestra Tokio zusammenarbeitete (seit 1967 Ehrendirigent). Als bisher einziger Dirigent seit Bestehen des Orchesters erhielt er 1994 zusätzlich den Titel Honorary Conductor Laureate. Vom 5. bis 8. März 1957 dirigierte Wolfgang Sawallisch erstmals im Wiener Musikverein im Rahmen der „Großen Symphonie“ ein Konzert der Wiener Symphoniker (mit der französischen Suite nach Rameau von Werner Egk, dem 5. Beethoven-Klavierkonzert mit Friedrich Wührer und der 8. Symphonie von Dvořák). Der Erfolg dieses Konzerts schuf die Basis für seine Chefdirigentenzeit von 1960 bis 1970 – erstmals seit Jahrzehnten gab es diese Position wieder, denn Herbert von Karajan war nie offiziell Chefdirigent, sondern Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde gewesen. Sawallisch fühlte sich durch den Mietstatus des Orchesters und die dadurch gegebene Abhängigkeit von den Konzertveranstaltern in seiner Entscheidungskompetenz stark eingeschränkt. Als „Kapellmeister alter Schule“ vermied er es, analog zum „Karajan-Zyklus“ einen „Sawallisch-Zyklus“ zu veranstalten, sondern kreierte den „Symphoniker-Zyklus“ und legte den Schwerpunkt auf zyklische Aufführungen der Werke einzelner Komponisten (Bruckner-Zyklus, Beethoven-Zyklus). Mit ihm nahm das Orchester Platten auf, die wichtigsten Ereignisse waren die erste Amerika-Tournee 1964 sowie die Weltreise Japan-Amerika 1967 mit Mammut-Repertoire, einer ungewöhnlichen Dichte an Konzerten und täglichen stundenlangen Busfahrten während der sechs Wochen dauernden Tournee. Sawallisch ging das Wagnis ein, die Wiener Symphoniker ausgerechnet mit Bruckners 3. Symphonie, einem in Amerika damals weitgehend unbekannten Werk, in der New Yorker Carnegie Hall zu präsentieren, und erntete hymnische Kritiken. 1967 stand im Zentrum der Tournee ein UNO-Konzert mit Henryk Szeryng als Solisten. Unstimmigkeiten führten 1970 zu Sawallischs Demission, und nach einer zehnjährigen Pause kehrte er 1980 im Rahmen einer Europa-Tournee als Gastdirigent zurück. Seitdem blieb er einer der ständigen Dirigenten – bis zum 24. Juni 2005, seinem letzten, bereits von schweren gesundheitlichen Problemen überschatteten Konzert in Bad Kissingen, mit Werken von Kodály, Haydn und Brahms. Die Musiker schätzten Sawallisch wegen seiner musikalischen Kompetenz, klaren Schlagtechnik und werkzentrierten Interpretation, die niemals spektakulär war – dies brachte ihm bei manchen Kritikern den Ruf als bürokratischer Meister des Mittelmaßes ein. Die Wiener Symphoniker spielten 165 Produktionen mit ihm ein, wobei die Amerika-Reise mit 34 Konzerten als eine einzige Produktion zählt. Sawallisch war für das Orchester einer der prägenden Dirigenten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vom 9. Oktober bis 30. November 1964 dauerte das erste Gastspiel in Tokio mit dem NHK-Sinfonieorchester. Es entwickelte sich daraus eine lange Freundschaft. 1967 begannen Sawallischs jährliche mehrwöchige Besuche in Japan mit Konzerten. Bei seinem letzten Konzert im November 2004 dirigierte er Beethovens 7. Sinfonie. Sawallisch schrieb dem NHK Symphony Orchestra noch am 6. Januar 2013, wenige Wochen vor seinem Tod, einen Brief. In einem Interview 1998 bei BR-alpha mit Kurt Meister sprach Sawallisch über seine besondere Beziehung zu Japan: „Ich habe die große NHK-Halle mit über 4000 Plätzen und die Suntory-Hall eingeweiht. In der Zwischenzeit habe ich bestimmt zehn neue Konzertsäle in ganz Japan mit dem ersten Konzert des NHK-Orchesters eingeweiht. … Also das japanische Leben liebe ich. Ich liebe die Japaner, ich liebe das Land und ich mag das Essen überhaupt nicht. Mit Sushi, mit diesem rohen Fischzeug, können Sie mich jagen. Das hängt sicherlich mit einem besonderen Ereignis in Japan zusammen. Aber das würde jetzt zu weit führen, darauf einzugehen. Aber das Land und die Leute und die Zusammenarbeit mit diesem hervorragenden Klangkörper sind jedes Mal ein besonderes Erlebnis für mich.“ Sawallisch wurde in Japan verehrt. So bekam er vom NHK Symphony Orchestra 1967 den Titel Honorary Conductor und 1994 den Titel Honorary Conductor Laureate verliehen. !971-92 stand München im Zentrum seines musikalischen Wirkens. Als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper übernahm er 1971 die Nachfolge Joseph Keilberths. 1976/77 leitete er das Haus bis zum Amtsantritt August Everdings auch als Intendant. Die Spannungen mit Everding löste das Kultusministerium 1982 mit der Ernennung des Generalmusikdirektors zum Staatsoperndirektor und Everdings zum Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater. Mit einer großen Abschiedsgala zu Silvester 1992 wurde er verabschiedet.
Die Arie der Königin der Nacht Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, gesungen von Edda Moser und begleitet vom Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch (Schallplattenaufnahme vom August 1972), ist Teil einer „Musik-Kollektion von der Erde“ aus dem Jahr 1977 für die Raumsonde Voyager 2. Im Oktober 2013 beschrieb Edda Moser anlässlich ihres 75. Geburtstags in Rundfunk-Interviews die besondere Vorgeschichte zu der Aufnahme durch die Electrola. Sawallischs Aufführungen des Gesamtwerks von Richard Wagner (1982/83) und Richard Strauss (1988) fanden internationale Beachtung. Sawallisch hat sich auch für die gemäßigte Moderne eingesetzt (Hindemith, Egk, Sutermeister, Henze). Seine Skepsis gegenüber dem experimentellen Regietheater brachte ihm bei etlichen Kritikern den Ruf eines konservativen Opernchefs ein. Nach 22 Jahren am Nationaltheater München war Sawallisch 1993-2003 Musikalischer Leiter des Philadelphia Orchgestra. Mit ihm unternahm er Konzertreisen im In- und Ausland. Die amerikanische Presse rühmte sein Dirigat, seine Bedeutung für den Klang des Orchesters und auch sein Engagement für moderne amerikanische Musik. In seinem letzten Interview vom Januar 2013 in der „Opernwelt“ sagt Sawallisch zur Bedeutung der Arbeit als Chef des Philadelphia Orchestra: „Ich dachte mir: Das brauche ich noch! Und es wurden auch die Jahre mit den persönlich größten und schönsten Aufgaben für mich. Denn das Philadelphia Orchestra besaß damals eine Klangfarbe, wie sie eben Chicago und New York nicht bieten. Das kam durch Eugene Ormandy und Leopold Stokowski. Darauf zu bauen, war genau das, was ich mir gewünscht hatte.“ Sawallisch war auch als Pianist tätig. Seit er gemeinsam mit Gerhard Seitz (Violine) 1949 beim Internationalen Musikwettbewerb in Genf im Fach Violine-Klavier einen ersten Preis gewann, konzertierte er regelmäßig auch als Kammermusiker und Liedbegleiter u. a. von Dietrich Fischer-Dieskau, Peter Schreier und Elisabeth Schwarzkopf.
26.8. Miljenko GROZDANIĆ: 100. Geburtstag
Nach seiner Ausbildung, die der Künstler hauptsächlich in Zagreb erhielt, kam es 1950 zu seinem Bühnendebüt an der Kroatischen Nationaloper von Zagreb in der Rolle des Commendatore im »Don Giovanni«. Bis 1953 blieb er an diesem Haus, sang in den Jahren 1953-55 am Theater von Novi Sad (Neusatz), kam dann aber wieder an das Opernhaus von Zagreb zurück, wo er jetzt eine langjährige große Karriere hatte. Dabei standen Partien wie der Gremin im »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, der Basilio im »Barbier von Sevilla« von Rossini, der Raimondo in »Lucia di Lammermoor« und der Titelheld in Donizettis »Don Pasquale« im Mittelpunkt seines Repertoires. 1965-67 gastierte er bei den Salzburger Festspielen als Bojar Chruschtschow in »Boris Godunow«. Er starb 1997 in Zagreb.
Schallplatten: Philips (integrale Oper »Sadko« von Rimsky-Korssakow).
27.8. Arley REECE: 75. Geburtstag
Er war ursprünglich in einem kaufmännischen Beruf beschäftigt. Er absolvierte das Musik- und Gesangstudium an der New University of Texas und war Schüler von Eugene Conley. Weitere Studien an der Manhattan School of Music New York bei Daniel Ferro. Zu seinem Debüt auf der Opernbühne kam es 1970 bei der American Opera Society als Assad in der »Königin von Saba« von Goldmark. (Diese Partie hat er dann auch auf der Marke BJR in einem Mitschnitt einer Aufführung der Oper gesungen). Er gastierte in Washington und in anderen Opernzentren in Nordamerika. 1973 kam er nach Europa. 1973-74 trat er beim Wexford Festival als Alexej in »Der Spieler« (»The Gambler«) von Prokofjew und als Jason in »Medea in Corinto« von J.S. Mayr auf. Er sang 1974 an der City Opera New York viermal die Partie des Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, 1974-76 war er am Stadttheater von Lübeck (wo er seinen Wohnsitz nahm) engagiert, 1977-79 am Opernhaus von Zürich, dann bis 1987 am Theater im Revier in Gelsenkirchen. An der Niederländischen Oper Amsterdam gastierte er 1976 wie 1980 als Macduff in Verdis »Macbeth«. Er trat 1977 bei der Welsh Opera Cardiff als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, 1978 in Zürich (sowie bei Gastspielen des Zürcher Opernhauses bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien, beim Edinburgh Festival und an der Mailänder Scala) als Iro in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria«, 1980 bei der Scottish Opera Glasgow als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg auf. Weitere Gastspiele am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Stuttgarter Staatsoper, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Gent, Lyon und am Staatstheater Karlsruhe. 1987 hörte man ihn in Madrid und am Stadttheater von Bern (Schweiz) sowie an der Staatsoper von Wien in seiner großen Glanzrolle, dem Otello von Verdi, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Tannhäuser. Bei den Aufführungen des Nibelungenrings 1988-90 an der Oper von Warschau wirkte er als Siegmund und als Siegfried mit, an der Oper von Lüttich trat er als Kalaf in Puccinis »Turandot« auf, ebenso 1990 am Staatstheater von Wiesbaden, wo er dann auch 1991 den Ritter Hugo in Lortzings »Undine« übernahm. 1992 Gastspiel am Landestheater Dessau als Alwa in »Lulu« von A. Berg. Er sang 1997 am Stadttheater von Münster (Westfalen) den Morosow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«. Aus seinem Repertoire für Heldentenor sind als Höhepunkte neben seinen Wagner-Heroen zu nennen: der Don José in »Carmen«, der Canio im »Bajazzo«, der Cavaradossi in Puccinis »Tosca«, der Hüon in »Oberon« von Weber und der Manrico im »Troubadour«. Auch als Konzertsänger konnte er sich bei vielen Gelegenheiten auszeichnen. Er starb 2005 in Marl (Deutschland)
Er wirkte auf Telefunken in einer integralen Aufnahme von Monteverdis »Il Ritorno d’Ulisse in patria« mit.
27.8. Nicoletta PANNI: 85. Geburtstag
Sie war eine Nichte des berühmten Baritons Giuseppe de Luca (1876-1960). Sie erhielt ihre Ausbildung an der Accademia di Santa Cecilia in Rom durch Giannina Arangi Lombardi. Sie betrat 1957 erstmals die Bühne in Triest als Blanche in »Dialogues des Carmélites« von Poulenc. Als lyrische Sopranistin war sie an den großen italienischen Bühnen erfolgreich, u.a. an der Mailänder Scala, an der sie 1962 als Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck debütierte; im gleichen Jahr sang sie an der Piccola Scala in der Wiederaufführung von Vivaldis »La fida ninfa« den Morasto. Am Teatro Fenice Venedig sang sie 1961 ebenfalls die Euridice, 1967 die Gräfin in »Le nozze di Figario«, am Teatro San Carlo Neapel 1962-63 die Euridice und 1975 die Micaela in »Carmen«; am Teatro Regio Turin war sie in den Jahren 1961-71 oft anzutreffen, u.a. als Lauretta in »Gianni Schicchi« und als Liu in »Turandot« von Puccini. 1962 gastierte sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Desdemona in Verdis »Otello«, 1963 am Teatro San Carlos Lissabon als Susanna in »Le nozze di Figaro«. Nachdem sie 1962 an der Philadelphia Opera die Marguerite im »Faust« von Gounod gesungen hatte, trat sie 1963 an der New Yorker Metropolitan Oper als Mimi in »La Bohème« (Debütrolle) und als Marguerite im »Faust« von Gounod in insgesamt vier Vorstellungen auf. 1964 hörte man sie am Grand Théatre Genf als Micaela, an der Oper von Chicago als Zerline im »Don Giovanni« und als Micaela, 1965 in Baltimore als Leonore im »Troubadour«. An der Oper von Rom gastierte sie 1965 als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, am Opernhaus von Nizza 1965 als Alice Ford im »Falstaff«, am Teatro Comunale Bologna 1966 als Mélisande in »Pelléas et Mélisande« und als Olga in Rimsky-Korssakows »Mädchen von Pskow«, am Teatro Verdi Triest 1966, 1969 und 1973 u.a. als Emma in »Chowanschtschina« von Mussorgsky. 1964 trat sie am Teatro Comunale Florenz als Mimi, 1965 beim Maggio Musicale Fiorentino als Ninetta in »La gazza ladra« von Rossini auf, 1966 in der italienischen Erstaufführung von Busonis »Die Brautwahl«, in der sie auch 1969 an der Oper von Rom auftrat. Weitere Gastauftritte 1969 in Genua, wo sie 1970 auch die Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen« vortrug, 1970 bei den Festspielen von Aix-en-Provence als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, 1971 bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla als Liu. Sie hatte auch bedeutende Erfolge im Konzertsaal. Anscheinend kam ihre Karriere gegen Ende der siebziger Jahre zum Ausklang. Sie starb 2017 in Rom.
Schallplatten: EJS (Arien von Mercadante). Fonit Cetra (Magnificat von J.S. Bach), Melodram (Sophie im »Werther« von Massenet), Eklipse (»La Guerra« von R. Rosselini).
Weitere Informationen auf ihrer Homepage: http://www.nicolettapanni.it/
27.8. Erik SCHMEDES: 150. Geburtstag
Sein Bruder Hakon Schmedes (1877-1938) wurde später ein bekannter Geiger, ein weiterer Bruder, Paul Schmedes (1869-1930), wurde ein erfolgreicher Konzert-Tenor. Erik Schmedes studierte zuerst in Kopenhagen Klavierspiel und kam 1888 zu weiteren Studien nach Berlin. Auf Anregung von Pauline Viardot-Garcia ging er dann zum Gesangstudium über. Ausbildung durch Nikolaus Rothmühl in Berlin und durch Johannes Ress in Wien sowie durch Mariano Padilla y Ramos in Paris. Debüt als Bariton 1891 am Hoftheater Wiesbaden in den Rollen des Valentin im »Faust« von Gounod und des Heerrufers im »Lohengrin«. Er sang seit 1893 am Stadttheater von Nürnberg, wo er bis 1896 blieb. Der Direktor der Hamburger Oper, Bernhard Pollini, entdeckte dann jedoch seine Tenor-Stimme, und nach erneutem Studium bei August Iffert in Dresden war er 1896-97 an der Dresdner Hofoper als Heldentenor tätig. 1898 wurde er an die Hofoper von Wien berufen (Debüt als Siegfried in der gleichnamigen Wagner-Oper), und hier fand er seine eigentliche künstlerische Heimat. Länger als 25 Jahre war er der erklärte Liebling des Wiener Opernpublikums. Er sang hier bis 1925 den Lohengrin, den Siegmund in der »Walküre«, den Florestan im »Fidelio«, den Siegfried auch in der »Götterdämmerung«, den Froh wie den Loge im »Rheingold«, den Faust von Gounod, den Don Cesar in »Donna Diana« von N. von Reznicek, den Hans Kraft im »Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, den Johann von Leyden in Meyerbeers »Der Prophet«, den Pollione in Bellinis »Norma«, den Hans Fuchs im »Bundschuh« von J. Reiter, den Rienzi, den Canio im »Bajazzo«, den Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, den Tristan, den Titelhelden in Smetanas »Dalibor«, den Siegnot in Pfitzners »Die Rose vom Liebesgarten«, den Achill in Glucks »Iphigenie in Aulis«, den Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, den Aegisth in »Elektra« von R. Strauss, den Leontes in Goldmarks »Das Wintermärchen«, den Tannhäuser, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Cavaradossi in »Tosca«, den Steinlechner in Bittners »Der Bergsee«, den Graf Ferraud in »Oberst Chabert« von H.W. von Waltershauen, den Abel in »Kain und Abel« von F. von Weingartner, den Titelhelden in Pfitzners »Der arme Heinrich«, den Admeto in Glucks »Alceste«, den Herodes in »Salome« von R. Strauss, den Matsuo in der »Dorfschule« von F. von Weingartner und den unheimlich aussehenden Menschen in »Die Kohlhaymerin« von J. Bittner. 1908 gestaltete er in der Wiener Erstaufführung von d’Alberts »Tiefland« den Pedro, 1919 sang er die Titelpartie in der Premiere von Pfitzners »Palestrina«, 1914 bereits die Titelrolle in der Premiere des »Parsifal«, Er sang dort auch am 22.1.1900 in der Uraufführung der Oper »Es war einmal« von A. Zemlinsky den Prinzen. 1910 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Der Musikant« von Julius Bittner als Wolfgang Schönbichler mit. Berühmt wurde er durch seine Wagner-Partien. 1899, 1901-02 und nochmals 1906 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth als Parsifal mit, 1899 und 1901 auch als Siegfried im Ring-Zyklus. In der Spielzeit 1908-09 sang er an der Metropolitan Oper New York (Antrittspartie: Siegmund in der »Walküre«). 1908 übernahm er dort den Pedro in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Tiefland« von E. d’Albert. Er sang an der Metropolitan Oper in insgesamt 15 Vorstellungen auch den Parsifal, den Siegfried in der »Götterdämmerung« und den Tristan. Er gastierte weiter an der Grand Opéra Paris, an den Hofopern von Berlin und München, an der Oper von Frankfurt a.M. und am Opernhaus von Prag. 1924 nahm er von der Bühne Abschied, als er an der Wiener Staatsoper den Matthias im »Evangelimann« von Kienzl sang und war dann Pädagoge in Wien, wo er 1931 starb. Eine seiner Schülerinnen war die große Sopranistin Maria Müller. – Seine Tochter Dagmar Schmedes (1896-1987) war eine bekannte Sopranistin. Sie debütierte 1919 mit ihrem Vater zusammen in einem Konzert in Wien. Später sang sie an der Wiener Volksoper, 1924 bei den Festspielen von Bayreuth, auch in Paris, Wien, Mailand (1950) und Amsterdam. Ihre Schallplatten erschienen bei Columbia sowie auf Discocorp und auf HMV (hier eine der Walküren in der »Walküre«).
Schallplatten: Berliner Records (Wien, 1900), G & T (Wien, 1903-07), Lyrophon (Wien, 1904), Zonophone, HMV, Favorite (Wien, 1905 und 1911), Pathé.
28.8. Anne-Lise BERNTSEN: 75. Geburtstag
Biographie der norwegischen Sopranistin auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Anne-Lise_Berntsen
29.8. Anne COLLINS: 75. Geburtstag
Sie absolvierte ihr Gesangstudium am Royal College of Music in London und war Schülerin von Oda Slobodskaya und Meriel St. Clair. Sie debütierte 1970 bei der Sadler’s Wells Opera Company London als Gouvernante in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Hier sang sie 1972 in der englischen Erstaufführung von Prokofjews »Krieg und Frieden«. Seither erfolgreiche Karriere an diesem Operntheater wie auch bei der English National Opera London (u.a. 1977 als Kathisha in der Operette »The Mikado« von Gilbert & Sullivan), seit 1977 auch an der Covent Garden Oper London (Debüt 1975 als Grimgerde in der »Walküre«, 1976 dort als Anna in »Les Troyens« von Berlioz aufgetreten) und bei den Festspielen von Aldeburgh (1974 als Mrs. Herring in »Albert Herring« von B. Britten). An der English National Opera wirkte sie 1974 in der englischen Bühnenpremiere der Oper »Die Bassariden« von H.W. Henze mit. Beim Wexford Festival trat sie 1976 als Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« auf. 1983 unternahm sie eine Australien-Tournee, bei der sie in Operetten von Gilbert & Sullivan auftrat, 1990 sang sie an der Opera North Leeds in »Ariane et Barbe-bleue« von Dukas. Sie gab auch Gastspiele bei der Welsh Opera Cardiff (als Filipjewna im »Eugen Onegin«, und als Sosostris in »The Midsummer Marriage« von M. Tippett), am Grand Théâtre Genf (1977 als 1. Norn in der »Götterdämmerung«, 1991 als Auntie in »Peter Grimes« von B. Britten, 1993 als Schenkenwirtin in »Boris Godunow« und als Marzelline in »Le nozze di Figaro«), an der Oper von Bordeaux (1977), in Toronto, an der Staatsoper Hamburg (1998 als Auntie) und bei den Festspielen von Glyndebourne, wo sie 1986 die Florence Pike in Brittens »Albert Herring« und die Fortuna in »L’Incoronazione di Poppea« von Monteverdi sang. 1999 gastierte sie an der New Israel Opera Tel Aviv als Filipjewna, an der Opéra du Rhin Straßburg als Mrs. Peachum in »The Beggar’s Opera « (bearbeitet durch B. Britten). 2000 hörte man sie an der Mailänder Scala als Auntie, 2002 bei der Glyndebourne Touring Opera als Filipjewna. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Erda und die Waltraute im Ring-Zyklus von Wagner, die Mary in »Der fliegende Holländer« (Covent Garden Oper 1986), die Mrs. Herring in »Albert Herring« von Benjamin Britten, die Ulrica in Verdis »Maskenball« und die Beroë in der zeitgenössischen Oper »Die Bassariden« von Henze hervorzuheben. Erfolgreiche Tätigkeit auf dem Konzertsektor, vor allem als Oratoriensängerin, mit Auftritten in den englischen wie allgemein den europäischen Musikzentren. Sie starb 2009 in Sussex.
Schallplatten: EMI-HMV (Erda in vollständigem Ring-Zyklus in Englisch), Philips (3. Dame in der »Zauberflöte«), Phonogram (Glagolitische Messe von Janácek, Kantaten von Vivaldi), Sony (Szenen aus Operetten von Gilbert & Sullivan), Decca (»Suor Angelica« von Puccini), Collins (Mrs. Sedley in »Peter Grimes«), Erato (»The Rake’s Progress« von Strawinsky).
29.8. Michele MOLESE: 90. Geburtstag
Er studierte zuerst in seiner Heimatstadt New York, dann am Konservatorium von Mailand bei Emilio Piccoli und Francesco Merli und debütierte 1956 am Teatro Nuovo Mailand als Beppe im »Bajazzo«. Seine ersten großen Erfolge hatte er in Europa; so sang er an der Mailänder Scala (1974 den Prinzen in Prokofjews »L’Amour des trois oranges«, 1976 den Titelhelden in Massenets »Werther«), an den Opern von Budapest, Prag und Sofia, in Neapel, Turin und an der Deutschen Oper Berlin. In Frankreich hatte er seine Erfolge vor allem an den beiden großen Opernhäusern der Metropole Paris; hier wirkte er 1963 an der Opéra-Comique in der Uraufführung der Oper »Le dernier Sauvage« von Gian Carlo Menotti mit und sang, ebenfalls 1963, den Herzog in »Rigoletto« an der Grand Opéra. Er gastierte an der Niederländischen Oper Amsterdam (1956 als Alfredo in »La Traviata«), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1965), an der Staatsoper Wien (1966 als Rodolfo in »La Bohème« und als Herzog im »Rigoletto«, 1975 als Manrico im »Troubadour«), bei den Festspielen von Spoleto (1963 in der italienischen Erstaufführung der Oper »La Madre« von Hollingsworth, 1970 als Viscardo in »Il Giuramento« von S. Mercadante), an der Oper von Monte Carlo (1968 als Faust von Gounod), am Teatro Massimo Palermo (1977) und am Teatro Comunale Bologna (1977 als Giasone in »Medea« von Cherubini). Nachdem er in sein sehr umfangreiches Bühnenrepertoire auch die heldischen Partien aus dem Bereich der italienischen und französischen Oper eingereiht hatte, kam er auch in Nordamerika zu großen Erfolgen. Hier sang er in Chicago, New Orleans, Houston (Texas), Philadelphia, Washington und an der New York City Opera. (Er musste 1974 sein Engagement an der New York City Opera nach einer Auseinandersetzung mit dem Kritiker Harold C. Schomberg aufgeben). Er lebte in Mailand. Er starb 1989 in Broni bei Piacenza. Er war verheiratet mit der Mezzosopranistin Zoë Papadaki.
Schallplatten der Marken Columbia, Decca, Concert Hall/MMS, darunter mehrere integrale Opern (»Madame Butterfly«, »Tosca«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Rigoletto«, »Il Trovatore«, »Perséphone« von Strawinsky), Tryphon Classics (vollständige Oper »Sakuntala« von Fr. Alfano), auf Harmonia mundi in »Il giuramento« von Mercadante.
29.8. Thomas STEWART: 90. Geburtstag
Er studierte zunächst Mathematik und arbeitete dann in einem staatlichen Laboratorium für mathematisch-physikalische Forschungen. Schließlich wandte er sich dem Gesangstudium zu, das er teilweise an der Juilliard Musikschule bei Mack Harrell absolvierte. Als Student sang er 1954 in der amerikanischen Erstaufführung des »Capriccio« von R. Strauss an der Juillard School den La Roche. Er trat anschließend mit amerikanischen Orchestern zusammen auf und gab einige Gastspiele an amerikanischen Theatern. Sein eigentliches Debüt erfolgte 1954 an der New York City Opera als Commendatore im »Don Giovanni«; 1957 gastierte er an der Chicago Opera als Raimondo in »Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas in der Titelpartie. 1956 kam er zur weiteren Ausbildung nach Europa. 1958 wurde er an die Städtische Oper Berlin (seit 1961 Deutsche Oper Berlin) verpflichtet, an der er seither große Erfolge hatte. Er nahm hier 1960 an der Uraufführung der Oper »Rosamunde Floris« von Boris Blacher teil. An der Wiener Staatsoper (an der er bereits 1960 im Rahmen eines Gesamtgastspiels der Städtischen Oper Berlin als Ephraimit in »Moses und Aron« von A. Schönberg gastierte) sang 1963-75 in 43 Vorstellungen den Valentin im »Faust« von Gounod, den König in »Die Kluge« von C. Orff, den Don Giovanni, den Graf in »Figaros Hochzeit«, den Germont-père in »La Traviata«, den Jago im »Otello« von Verdi, den Fliegenden Holländer, den Don Pizarro im »Fidelio«, sowie den Wotan und den Gunther im Ring-Zyklus. Für ein Wagner-Konzert unter Leonard Bernstein kehrte er 1985 noch einmal an die Wiener Staatsoper zurück. Weitere Gastspiele in Köln, Hamburg, Rom, Paris, Chicago, New York und Monte Carlo folgten. Er sang bei den Festspielen von Bayreuth den Amfortas im »Parsifal« (1960-72), den Donner im »Rheingold« (1960-61) und den Gunther in der »Götterdämmerung« (1960-61, 1965-69, 1972), den Fliegenden Holländer (1965, 1971), den Wolfram im »Tannhäuser« (1966-67), den Heerrufer im »Lohengrin« (1968), vor allem aber den Wotan (1967-72) und den Wanderer (1969-72) im Ring Zyklus. 1960, 1963-64, 1972, 1974 und 1978 sehr erfolgreiche Gastspiele an der Covent Garden Oper London, u.a. als Wotan, als Gunther, als Amfortas und als Fliegender Holländer. 1966 wurde er an die Metropolitan Oper New York verpflichtet (Antrittspartie: Ford in Verdis »Falstaff«). Seither dort mit glänzenden Erfolgen aufgetreten. Er hat an diesem Haus bis 1993 in 14 Spielzeiten 23 Partien in 192 Vorstellungen zum Vortrag gebracht: den Wolfram, den Wotan, den Wanderer und den Gunther im Nibelungenring, den Escamillo in »Carmen«, den Fliegenden Holländer, den Amfortas, den Orest in »Elektra« von R. Strauss, den Kurwenal in »Tristan und Isolde«, den Golaud in »Pelléas et Mélisande«, den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, den Amonasro in »Aida«, den Aeneas in »Dido and Aeneas« von Purcell, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Jago, den Don Giovanni, den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Balstrode in »Peter Grimes« von B. Britten, den Sprecher in der »Zauberflöte«, den Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und den Minister im »Fidelio«. An der San Francisco Opera hörte man ihn 1962-91 als Escamillo, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Ford wie auch später in der Titelrolle in Verdis »Falstaff«, als Valentin, als Graf Luna im »Troubadour«, als Graf im »Capriccio« von R. Strauss, als Germont-père, als Fürst Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Dr. Falke in der »Fledermaus«, als Don Giovanni, als Golaud, als Orest, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Wolfram, als Wotan und als Wanderer, als Gunther, als Titelheld in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, als Amfortas, als Don Alfonso in »Cosi fan tutte«, als Kurwenal, als Titelheld in der Oper »Lear« von Aribert Reimann (bei deren amerikanischer Erstaufführung), als Sprecher in der »Zauberflöte« und als Minister im »Fidelio«. 1971 sang er am Opernhaus von Nürnberg den Hans Sachs in einer aufsehenerregenden modernen Inszenierung. Im gleichen Jahr wirkte er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung der Oper »Ariodante« von Händel mit. Er sang bei den Salzburger Osterfestspielen (1967-70 und 1973 den Wotan und den Wanderer im Ring-Zyklus), an der Pariser Grand Opéra (1967) und beim Festival von Orange (1974 den Jochanaan, 1980 den Fliegenden Holländer). 1967 sang er an der Oper von Santa Fé die Titelpartie in der amerikanischen Erstaufführung von Hindemiths »Cardillac«, 1972 in Washington in der von »A Village Romeo and Juliet« von Delius, 1972 an der City Opera New York in Donizettis »Maria Stuarda« Kraftvolle, heldische Baritonstimme; er galt allgemein als einer der größten Wagner-Sänger seiner Generation. Er starb 2006 in Rockville (Maryland).- Er war verheiratet mit der Sopranistin Evelyn Lear (1926-2012).
Schallplatten: DGG (»Die Walküre«, »Lohengrin«, »Der Fliegende Holländer«, »Parsifal«, 1970/71 aus Bayreuth), Philips (»Götterdämmerung«) Eurodisc (»Die Kluge« von Orff, »Iphigenie in Aulis« von Gluck), Odeon, Amadeo (»Johnny spielt auf« von Krenek), Calig-Verlag (»Die Meistersinger von Nürnberg«, 1967), Gala (Amfortas im »Parsifal«, Bayreuth 1960), Melodram (»Das Rheingold« und »Parsifal« aus Bayreuth, 1960), Voce (»Die Gezeichneten« von F. Schreker), VAI Audio (zahlreiche Szenen und Arien aus Opern, Duette mit Evelyn Lear, Lieder, darunter auch Sea-Shanties).
29.8. Krystyna JAMROZ: 95. Geburtstag
Schülerin von Irena Bardy in Wroclaw (Breslau) und von Wanda Werminska in Warschau. Sie debütierte 1949 an der Oper von Wroclaw als Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Sie war 1949-55 am Opernhaus von Wroclaw (Breslau), 1955-62 am Theater von Poznan (Posen) engagiert, dann an der Nationaloper Warschau. Gastspiele brachten ihr wichtige internationale Erfolge: sie gastierte an den Opern von Rio de Janeiro und Rouen, an den Nationalopern von Belgrad, Zagreb, Bukarest und Sofia, am Opernhaus von Kiew, in Hannover, Karlsruhe und Wiesbaden. Ihre Domäne war das dramatische Stimmfach (Alban Berg, Mascagni, Puccini, Verdi, Wagner, Janácek, Moniuszko, Penderecki, R. Strauss). Bühnenpartien: Gräfin in »Figaros Hochzeit«, Donna Elvira im »Don Giovanni«, Elisabeth im »Tannhäuser«, Marschallin im »Rosenkavalier«, Leonore im »Troubadour«, Aida, Desdemona in Verdis »Otello«, Titelrollen in »La Gioconda« von Ponchielli und »Turandot« von Puccini, Tosca, Tatjana im »Eugen Onegin«, Jenufa von Janácek, Halka von Moniuszko, Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Magda Sorel in »The Consul« von G.C. Menotti, Marie im »Wozzeck« von A. Berg, Jeanne in »Die Teufel von Loudun« von K. Pederecki. Im polnischen Fernsehen wirkte sie in Aufführungen von Verdis »Troubadour«, von Puccinis »Turandot« und Tschaikowskys »Pique Dame« in den Hauptrollen mit. Hoch geschätzt auch als Konzertsängerin. Sie starb 1986 in Warschau.
Schallplatten der polnischen Marken Muza und Polskie Nagrania.
29.8. Juan GUAL: 100. Geburtstag
Er war Schüler von Maestro Capdevilla, von José Sabater und von Conchita Callao in Barcelona. Nachdem er bereits im Centro Cultural Montserrat in Barcelona als Konzertsänger aufgetreten war, debütierte er 1942 auf der Bühne des Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Sharpless in »Madame Butterfly« (zusammen mit Mercedes Capsir und Pablo Civil), dann als Graf Luna im »Troubadour«. Er schloss sich darauf einer Wanderoper an, mit der er in Lissabon, Tanger, Oran und in Ägypten, hauptsächlich in »Aida« und im »Barbier von Sevilla«, gastierte. 1946 nahm er im Palau de la Musica in Barcelona an einem Gala-Konzert mit Mercedes Capsir und Benjamino Gigli teil. Seit 1949 kam er als Zarzuela-Sänger in Spanien zu einer sehr erfolgreichen Karriere; er trat vor allem in Zarzuelas von Guerrero und Moreno Torroba auf. 1952 sang er bei der Jahrhundertfeier des Teatro Zarzuela Madrid in der Zarzuela »La niña del polisón« von Moreno Torroba, 1954 in der Uraufführung von Romos »El gaitero de Gijón«. Weitere Zarzuelas, in denen er auftrat, waren »El pájaro azul«, »La dogaresa«, beide von Rafael Milán, »La canción del Pireneo« von González de Rivera und »Las golondrinas« von José Maria Usandizaga. Er gründete eine eigene Zarzuela-Gesellschaft »Associación Lírica Juan Gual«, mit der er vor allem in Katalanien Vorstellungen gab; er hatte dann auch, zusammen mit der Sopranistin Maria Francisca Caballer, in Südamerika große Erfolge. Nach einer Operation musste er 1965 seine Bühnenkarriere aufgeben, trat aber noch in einigen Konzerten auf. Er starb 1975 in Barcelona.
Schallplatten: EMI-Odeon (einige, zum Teil vollständige Aufnahmen von Zarzuelas, darunter »La del soto del parral« von Soutullo und Vert und »La canción del olvido« von José Serrano).
29.8. Václav NOUZOVSKÝ: 100. Geburtstag
Er erhielt eine erste Ausbildung an der Musikschule von Kolín und wurde dann in Prag Schüler von Frau R. Rosenkranzová. 1938 fand sein Bühnendebüt am Nationaltheater Prag statt, wo er bis 1943 blieb, als seine Karriere durch die Kriegsereignisse unterbrochen wurde. 1945 nahm er sie wieder mit einem Engagement am Prager Theater des 5. Mai auf und war danach 1947-49 nochmals am Nationaltheater in der tschechischen Metropole im Engagement. 1949 ging er an das Slowakische Nationaltheater in Bratislava (Preßburg), an dem er bis zum Ende der sechziger Jahre wirkte, und mit dessen Ensemble er auch an einigen Auslandsgastspielen teilnahm. Seine großen Bühnenrollen waren der Rocco im »Fidelio«, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Gremin im »Eugen Onegin«, der Boris Godunow, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Wassermann in »Rusalka« von Dvorák, der Malina in »Tajemství« (»Das Geheimnis«) und der Paloucký in »Hubicka« (»Der Kuss«), gleichfalls zwei Opern von Smetana, sowie der Oberpriester in »Svätopluk« von E. Suchon. Er starb 1988 in Liberec.
Schallplatten: Ultraphon, Supraphon, Opus (Gesamtaufnahme »Krutnava« von E. Suchon).
29.8. Mieczysław SALECKI: 125. Geburtstag
Sein Vater war Gutsbesitzer in Polen. Er studierte am Konservatorium von Kiew und war auch Schüler der bekannten Sängerin Maria Lubkowska. 1924 wurde er durch Emil Mlynarski an die Oper von Warschau verpflichtet, an der er kleine Partien übernahm, so den Mr. Triquet im »Eugen Onegin«, den Parpignol in »La Bohème«, auch bereits den Leopold in Halévys »La Juive«. 1925-27 trat er am Opernhaus von Lemberg (Lwów) auf, u.a. als Faust von Gounod mit Adam Didur in der Rolle des Mephisto. 1927 kam er wieder an die Warschauer Oper und sang dort in der folgenden Spielzeit den Faust, den Pinkerton in »Madame Butterfly«, den Cavaradossi in »Tosca« und den Jontek in »Halka« von Moniuszko. 1928 trat er in Wien im Rundfunk und in Konzerten auf. 1928-29 gehörte er der Staatsoper von Dresden an und war danach 1929-31 (unter dem Namen Mario Saletzky) am Theater von Braunschweig im Engagement. Er gastierte während dieser Zeit an verschiedenen deutschen Bühnen, auch an der Staatsoper Berlin. Er ging anschließend zu einem weiteren Studium nach Mailand und trat 1932 dem Ensemble der Opéra Russe in Paris bei. Hier sang er den Dimitrij im »Boris Godunow« als Partner von Fedor Schaljapin, den indischen Gast in »Sadko« von Rimsky-Korssakow und den Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin. Er gastierte mit dem Ensemble der Opéra Russe in Brüssel und in Antwerpen. Er sang 1933-34 am Theater von Teplitz-Schönau und gastierte 1934-36 in Zürich, wo er 1935 in der polnischen Nationaloper »Halka« auftrat. Seit 1936 war er wieder in Polen tätig und sang an den Opernhäusern von Warschau und Posen (Poznan). Während des Zweiten Weltkrieges war er nur selten zu hören, nahm aber nach Kriegsende seine Karriere wieder auf. Er arbeitete jahrelang als geschätzter Pädagoge. Als der achtzigjährige Sänger 1974 sein sechzigjähriges Berufsjubiläum feierte, sang er während dieser Feier nochmals, wobei seine Stimme eine erstaunliche Präsenz zeigte. Man hielt ihn allgemein für einen der besten polnischen Tenöre seiner Generation, wobei er seinem ursprünglich mehr lyrisch gearteten Repertoire eine Reihe von heldischen Partien hinzufügte. Im Einzelnen seien noch der Lenski im »Eugen Onegin«, der Stephan im »Gespensterschloss« von Moniuszko, der Herzog im »Rigoletto« und der Rinuccio in Puccinis »Gianni Schichhi« genannt. Er starb 1982 in Warschau.
Schallplattenaufnahmen mit Opernarien auf Syrena (elektrisch aufgenommen).
30.8. Terence SHARPE: 85. Geburtstag
Er studierte 1951-56 an der Universität von Sheffield Architektur, ließ aber zugleich seine Stimme durch Stanley Jepson in Sheffield, dann durch Otakar Kraus in London und Luigi Ricci in Rom ausbilden. Bühnendebüt an der Cambridge University Opera 1967 als Scherasmin im »Oberon« von Weber. Gewinner des internationalen Gesangwettbewerbs von Lüttich 1968. Bei der Glyndebourne Touring Opera gastierte er 1968 als Belcore in »L’Elisir d‘amore« sowie 1969 und 1973 in der Titelpartie von Verdis »Macbeth«. Er sang in den folgenden Jahren bei der English National Opera in London und bei der Welsh Opera in Cardiff, an der er eine jahrelange Karriere in einem umfangreichen Repertoire hatte. Gastspiele am Opernhaus von Zürich (1972 als Billy Budd von B. Britten) und in Lausanne, am Theater am Gärtnerplatz in München, 1972 am Opernhaus von Genf als Enrico in »Lucia di Lammermoor«, 1979 am Teatro Colón Buenos Aires als Balstrode in »Peter Grimes« von B. Britten. 1979 sang er in der Radio-Uraufführung der Oper »Maddalena« von Prokofjew im englischen Rundfunk BBC London. Bei der Opera Scotland in Glasgow sang er 1981 den Germont-père in »La Traviata«, 1982 und 1986 den Angelotti in »Tosca«, 1987 den Bartolo im »Barbier von Sevilla« und 1990 den Don Alfonso in »Così fan tutte«. 1986 gastierte er beim Glyndebourne Festival in der Titelpartie von Verdis »Simon Boccanegra«. 1988 sang er bei der Operngesellschaft Forum in Enschede (Holland) den Titelhelden im »Rigoletto«, 1991 in Reykjavik die gleiche Partie, am Opernhaus von Ljubljana den Amonasro in »Aida«. Interpret der lyrischen wie der heldischen Partien seines Stimmfachs, vor allem in den Opern von Verdi, Puccini, Rossini, Mozart, Bizet und Benjamin Britten. Seit 1984 übte er eine Lehrtätigkeit am Royal Northern College of Musik Manchester aus. Er starb 2004 in Penarth (Vale of Glamorgan).
Schallplattenaufnahmen für die Firmen HMV (»La Traviata«) und RCA (»I Vespri Siciliani« von Verdi, »Andrea Chénier« von Giordano).
30.8. Gerhard WIMBERGER: 95. Geburtstag
1940-47 studierte er, unterbrochen durch Arbeits- und Militärdienst, am Mozarteum Salzburg Komposition bei Cesar Bresgen und Johann Nepomuk David, Dirigieren bei Clemens Krauss und Bernhard Paumgartner. Am 21. Januar 1948 wurden erstmals Werke des jungen Komponisten im Rahmen eines Kompositionsabends uraufgeführt. 1947-51 wirkte Wimberger als Korrepetitor und Kapellmeister an der Wiener Volksoper und am Salzburger Landestheater. Er war 1949-53 Mitarbeiter der Salzburger Festspiele und 1953-81 als Leiter der Dirigentenklasse am Mozarteum tätig. Dort leitete er zudem 1968-91 eine Kompositionsklasse. Bedeutsam ist sein Engagement für die Salzburger Festspiele, deren Direktorium er 1971-91 angehörte. Er bemühte sich intensiv um die Verankerung zeitgenössischer Musik im Festspielprogramm. Wimberger war ab 1977 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1990-98 stand er der Verwertungsgesellschaft AKM als Präsident vor. Als Dirigent und als Jurymitglied war Wimberger lange Jahre international tätig. Am 30. November 2003 führte das Mozarteum Orchester aus Anlass seines 80. Geburtstages das Oratorium Quaestio Aeterna – Deus. Fragen nach Gott unter Ivor Bolton erstmals auf. Ab 2006 war Wimberger Mitglied des Beirates der Giordano Bruno Stiftung. Der christlichen Religion stellt Wimberger eine „agnostisch-atheistische Religiosität auf dem Boden des Humanismus“ gegenüber. Er verfasste zahlreiche Essays, Aufsätze und andere Schriften und hielt viele Vorträge über Musik und Probleme der Neuen Musik sowie über philosophisch-theologisch aktuelle Fragen. Seine Werke wurden in vielen Ländern durch namhafte Orchester (u. a. Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker, Münchner Rundfunkorchester) unter bekannten Dirigenten (u. a. Herbert von Karajan) und von hochrangigen Solisten und Ensembles aufgeführt. Er verstarb im Oktober 2016 im Alter von 93 Jahren.
30.8. Vera FIRSSOVA: 100. Geburtstag
Ihre Eltern starben früh. Sie wurde dann 1939 Bibliothekarin in Iwanowo, erhielt dort aber seit 1941 Gesangunterricht bei E.G. Archangelskaja. 1943-47 war sie dann am Konservatorium von Moskau Schülerin von N. Rajskij. 1945 gewann sie einen Gesangwettbewerb in Moskau. Die berühmte Sängerin Xenia Dershinskaja vermittelte ihr ein Engagement am Bolschoi Theater von Moskau, wo 1947 ihr Debüt als Prilepa in Tschaikowskys »Pique Dame« stattfand. Seitdem wirkte sie bis 1972 an diesem Opernhaus als erste Koloratursopranistin. Von den vielen Partien, die sie dort gesungen hat, seien die Gilda im »Rigoletto«, die Traviata, die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Zerline im »Don Giovanni«, die Lakmé von Delibes, die Micaela in »Carmen«, die Antonida in »Iwan Susanin« (»Ein Leben für den Zaren«) von Glinka, die Ludmilla in »Ruslan und Ludmilla« vom gleichen Komponisten, die Marfa in der »Zarenbraut«, die Volkhova in »Sadko« und die Schwanenprinzessin im »Märchen vom Zaren Saltan« von Rimsky-Korssakow sowie die Rosina im »Barbier von Sevilla«, ihre große Glanzrolle, die sie 1948 erstmalig sang, genannt. 1949 wurde sie Siegerin beim Gesangwettbewerb im Rahmen der Weltjugendfestspiele in Budapest. 1956 erhielt sie den Titel einer »Volkskünstlerin der UdSSR«. Sie starb 1993 in Moskau.
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion Melodiya, darunter vollständige Opern (»Ruslan und Ludmilla« von Glinka, Titelpartie in »Schneeflöckchen« und Marfa in »Die Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow, »Der Barbier von Sevilla«).
30.8. Armida PARSI-PETTINELLA: 150. Geburtstag
Sie trat bereits in der Spielzeit 1891-92 am Teatro Sociale in Piacenza als Lola in »Cavalleria rusticana« und als Enrichetta in Bellinis »I Puritani« auf. Sie hatte eine erfolgreiche Karriere an zahlreichen Operntheatern in Italien. 1893 und 1906 gastierte sie am Teatro Costanzi in Rom als Azucena im »Troubadour«. Sie sang oft an der Mailänder Scala, wo sie 1895 als Anna Bolena in »Henri VIII.« von Saint-Saëns auftrat, und wo man sie 1896 als Dalila in »Samson et Dalila« vom gleichen Meister, als Margherita in Mascagnis Oper »Guglielmo Ratcliff« und als Gertrude im »Hamlet« von A. Thomas hörte. 1903 bewunderte man dort ihre Ulrica in Verdis »Maskenball« und ihre Loretta in »Asrael« von Alberto Franchetti, 1910 nochmals ihre Dalila. Bereits 1896 hörte man sie an der Academy of Music in New York, wo sie die Madelon in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Andrea Chénier« von Giordano sang. In Buenos Aires hörte man sie 1897 am Teatro Martín (als Ortrud im »Lohengrin«), 1904 und 1907 am Teatro de la Opera. 1902 gastierte sie am Teatro Nuovo in Pisa als Carmen, als Dalila und als Ulrica. In den Jahren 1902-08 hatte sie große Erfolge in Spanien, vor allem am Teatro Real Madrid, wo sie 1902 die Ortrud und 1908 die Königin in »Hamlet« von A. Thomas sang, und am Teatro San Fernando Sevilla, wo sie als Leonora in Donizettis »La Favorita« und als Fides in Meyerbeers »Le Prophète« gastierte. 1906 Gastspiel an der Oper von Monte Carlo als Eboli in Verdis »Don Carlos«. 1909 wirkte sie in einem Konzert am italienischen Königshof mit, das zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus II. gegeben wurde. 1911 gastierte sie am Teatro Regio Turin als Meg Page in Verdis »Falstaff«.
Die Sängerin, die mit dem Dirigenten Pettinella verheiratet war, gastierte auch in London und Paris; Sie verbrachte ihren Lebensabend in der von Verdi gestifteten Casa di riposo in Mailand, wo sie 1949 starb.
Von ihrer schönen Altstimme sind Aufnahmen auf Fonotipia (Mailand, 1905-06) und auf Columbia er halten.
31.8. Aldo BOTTION: 85. Geburtstag
Er studierte Gesang mit Maestro Malocchi in Pesaro. An der Mailänder Scala debütierte er 1966 mit dem Tenorsolo in Beethovens Missa solemnis; 1979 sang er an der Mailänder Scala in der Europäischen Erstaufführung von Pendereckis »Paradise Lost« den Beelzebub. An diesem Haus sang er dann u.a. 1981 den Kuzka in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1984 den Aufidio in Mozarts »Lucio Silla«, 1987 und 2002 den 2. Juden in »Salome« von R. Strauss, 1988 den Fante in Verdis »I due Foscari«, 1989 den Bauer in Verdis »Luisa Miller«, 1990 den Ulrich Eisslinger in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1991 und 1995 den Joe in Puccinis »La fanciulla del West«, 1993 und 1996 den Rouvel in »Fedora« von Giordano, 1997 den Isepo in Ponchiellis »La Gioconda«, 1998 den Wachmann in Nino Rotas »Il cappello di paglia di Firenze«, 1999 den Arzt in Prokofjews »L’Ange de feu« und 2000 den Abate di Chazeuil in »Adriana Lecouvreur« von Cilea. Er trat an der Oper von Rom, in den Thermen des Caracalla, an der Wiener Staatsoper (1968 als Don Carlos von Verdi), in Berlin, in der Carnegie Hall in New York, am Teatro Comunale Florenz, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Comunale Bologna, am Teatro La Fenice Venedig, an der Oper von San Francisco (1971 als Luigi in Puccinis »Il Tabarro«), bei den Bregenzer Festspielen (1970 als Pollione in Bellinis »Norma«) und in der Arena von Verona auf. Während seiner Karriere arbeitete er mit den wichtigsten Dirigenten zusammen wie Herbert von Karajan, Antonino Votto, Franco Capuana, Carlo Maria Giulini, Sir John Barbirolli, Gianandrea Gavazzeni, Lorin Maazel, Bruno Bartoletti, Zubin Mehta u.a. Er wirkte auch in der wichtigen Aufführung von Puccinis »Turandot« in der verbotenen Stadt Peking mit, die live in der ganzen Welt im Fernsehen übertragen wurde. Er starb 2009 in Monte Carlo.
Schallplatten: »Norma« von Bellini, »Gli Zingari« von Leoncavallo, »Il Tabarro« von Puccini, »Otello« von Rossini, »Il Corsaro« von Verdi, »Rigoletto« von Verdi, »Conchita« und »I Cavalieri di Ekebù« von Zandonai, »Adriana Lecouvreur« von Cilea und »Fedora« von Giordano.