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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM AUGUST 2015

10.08.2015 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage

Berücksichtigt wurden runde und „halbrunde“ Geburtstage!

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 2.8. John DEXTER: 90. Geburtstag

 Biographie des englischen Opernregisseurs auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/John_Dexter

 3.8. Maria BIEȘU: 80. Geburtstag

Maria_BIESU

 Sie studierte zunächst in Kischinew Forstwissenschaft, dann 1955-61 Gesang am Konservatorium von Kischinew (bei S.L. Zarifjan und bei P.A. Botezat) und war 1965-67 für zwei Jahre in der Opernklasse der Mailänder Scala zur weiteren Ausbildung. 1961 fand ihr Bühnendebüt beim Operntheater der Moldauischen Republik der UdSSR in Kischinew statt, dessen Mitglied sie während ihrer gesamten Karriere blieb. Sie sang in der Folgezeit gastweise an den Opernhäusern von Leningrad, Kiew, Odessa und Riga und auch seit 1964 am Bolschoi Theater Moskau (die Tatjana im »Eugen Onegin«). 1967 gewann sie in Tokio den Internationalen Butterfly-Wettbewerb für die beste Gestaltung dieser Puccini-Rolle. 1971 gastierte sie an der New Yorker Metropolitan Oper als Nedda im »Bajazzo«. Bei den Opernfestspielen von Wiesbaden des Jahres 1974 gastierte sie als Tosca. Bedeutende Gastspielkarriere mit Auftritten in den europäischen Musikmetropolen (Mailand, Wien, Paris, Prag, Budapest, Warschau). Auf der Bühne als Sängerin wie als Darstellerin in den großen Aufgaben des russischen wie des italienisch-französischen Repertoires bekannt geworden. Von ihren Opernpartien sind noch die Lisa in »Pique Dame« und die Jolanthe von Tschaikowsky, die Norma (eine ihrer Glanzrollen), die Mimi in »La Bohème«, die Aida, die Santuzza in »Cavalleria rusticana« und die Adriana Lecouvreur von Cilea besonders zu erwähnen. Die Aida sang sie noch 1989 am Opernhaus von Lemberg (Lwów); 1990 gastierte sie mit dem Ensemble des Theaters von Kischinew am Bolschoi Theater Moskau in der Oper »Alexandru Lapusneanu« von Georghe Mustea. 1995 gastierte sie am Theater von Trapani als Leonore in »La forza del destino« von Verdi. Neben ihrem Wirken auf der Bühne hoch geschätzte Konzert- und Liedersängerin. 1970 zur Volkskünstlerin der UdSSR ernannt, 1974 mit dem Staatspreis der UdSSR ausgezeichnet. Sie starb 2012 in Kischinew.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Schallplattenproduktion Melodiya, einiges davon auf Ariola-Eurodisc übertragen.

 3.8. Latko KOROŠEC: 95. Geburtstag

 Schüler von Julius Betetto am Konservatorium von Ljubljana (Laibach). 1941-44 wirkte er als Schauspieler in Ljubljana. 1944 Debüt als Opernsänger am Slowenischen Nationaltheater von Ljubljana, dem er dann lange Jahre hindurch als erster Bassist angehörte. Erfolgreiche Gastspiele an den Nationalopern von Zagreb und Prag, am Opernhaus von Triest, am Teatro Comunale Bologna (1969), bei den Festspielen von Wiesbaden und 1956 beim Holland Festival. Hier und anschließend in Paris sang er den König in Prokofieffs »Liebe zu den drei Orangen« (»L’Amour des trois oranges«). Er blieb bis 1971 Mitglied des Opernhauses von Ljubljana. Seine großen Bühnenpartien waren der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Warlaam im »Boris Godunow«, der Don Pasquale, der Dulcamara in »L’Elisir d‘ amore«, der Sancho Panza in »Don Quichotte« von Massenet und der Cerevik im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky. Auch im Konzertsaal trat er in einem sehr umfangreichen Repertoire vor sein Publikum. Er starb 1995 in Ljubljana.

Schallplatten: Philips (König in »L’Amour des trois oranges« von Prokofieff, »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky, Kezal in »Die verkaufte Braut«), Everest (»Don Quichotte«).

 3.8. Gustave CLOEZ: 125. Geburtstag

 Biographie des französischen Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Gustave_Clo%C3%ABz

 3.8. Friedrich SAMT: 200. Geburtstag

 Er war bereits als Knabe und später als Chorist im Opernchor der Berliner Hofoper tätig. Seine Stimme entwickelte sich zu einem schönen lyrischen Tenor, und 1833 nahm er ein erstes Solo-Engagement in diesem Stimmfach am Stadttheater von Danzig an. Bis 1836 blieb er an diesem Theater und wurde dann durch den Intendanten Carl von Holtei an das Opernhaus von Riga verpflichtet, dem er bis 1844 als hoch geschätztes Mitglied angehörte. In diese Zeit fällt die Tätigkeit von Richard Wagner als Dirigent am Rigaer Opernhaus (1837-39). Er heiratete 1844 in Riga die Sängerin Clementine Schmale (* 1820 Kassel), Tochter des Regisseurs am Hoftheater von Schwerin Franz Wilhelm Friedrich Schmale (1792-1880), die im gleichen Jahr mit ihm nach St. Petersburg ging, wo beide eine jahrelange Karriere hatten. Friedrich Samt hatte in St. Petersburg ein sehr erfolgreiches Debüt als Valentin im »Verschwender« von Raimund. 35 Jahre hindurch war er in der russischen Residenzstadt tätig und erlangte beim dortigen Publikum eine ungewöhnliche Beliebtheit. Er sang hier eine bunte Vielfalt von Rollen aus den Bereichen des lyrischen wie des Charakter-Repertoires, dazu übernahm er auch Aufgaben in Singspielen und Operetten. Nachdem er 1879 in den Ruhestand getreten war, blieb er in St. Petersburg, das ihm zur zweiten Heimat geworden war, starb aber bereits vier Jahre später an einer fortschreitenden Gehirnerkrankung. Der Familienname des Sängers kommt auch in der Schreibweise Sammt vor.

 4.8. Victor BRAUN: 80. Geburtstag

 Er entstammte einer deutsch-russischen Mennonitenfamilie. Er begann das Geologiestudium an der University of Western Ontario, gewann dann aber einen Gesangwettbewerb des kanadischen Rundfunks. Darauf ließ er seine Stimme in London (Kanada) und am Konservatorium von Toronto ausbilden. Er debütierte 1961 in Toronto als Angelotti in »Tosca«, wurde Mitglied der Canadian Opera Company und sang mit dieser Operntruppe in Montreal und Vancouver. 1963 erhielt er ein Stipendium für seine weitere Ausbildung in Wien. 1964 kam er an das Opernhaus von Frankfurt a.M., wo man ihn sehr schätzte, und wo er bis 1967 blieb. Durch Gastspielverträge war er der Staatsoper Hamburg (1968-69), der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1965-68), auch dem Opernhaus von Köln verbunden. Seit 1967 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München. 1967 sang er an der Mailänder Scala den Wolfram im »Tannhäuser« (1971 sang er dort auch das Bass-Solo in Beethovens 9. Sinfonie und 1986 den Prospero in L. Berios »Un re in ascolto«), in Perugia trat er im »Faust« von Gounod auf, in Madrid als Solist in der Matthäuspassion von Bach, in Brüssel im Deutschen Requiem von Brahms. 1969-71 gastierte er sehr erfolgreich an der Covent Garden Oper London (u.a. als Graf in »Le nozze di Figaro« und als Eugen Onegin sowie 1969 in der englischen Premiere der zeitgenössischen Oper »Hamlet« von Searle); bei den Festspielen von Salzburg sang er 1970 den Grafen in »Le nozze di Figaro«. Als Graf in »Le nozze di Figaro« debütierte er 1973 auch an der Wiener Staatsoper, an der er 1990 nochmals als Don Alfonso in »Così fan tutte« gastierte. 1977 sang er an der Oper von Boston in der amerikanischen Erstaufführung von »Ruslan und Ludmilla« von Glinka. 1983 Gastspiel an der Oper von Santa Fé als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, 1985 als Jupiter in »Die Liebe der Danaë« vom gleichen Komponisten. 1984-97 in insgesamt 23 Vorstellungen an der Metropolitan Oper New York aufgetreten (Debüt als Eugen Onegin): als Wozzeck von A. Berg, als Don Alfonso, als Golaud und als Mr. Redburn in »Billy Budd« von B. Britten. 1984 sang er in Santa Fé in »We come to the River« von H.W. Henze, 1985 in Marseille den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, 1986 in Nizza, 1989 an der Grand Opéra Paris den Hans Sachs in den »Meistersingern« (wo er bereits 1979 den Grafen Luna im »Troubadour« verkörpert hatte und 1993 als Fliegender Holländer gastierte). Beim Maggio Musicale von Florenz gastierte er 1987 in »Benvenuto Cellini« von Berlioz, 1989 als Golaud. In Amsterdam trat er 1987 in der Oper »Doktor Faust« von Busoni auf, bei den Festspielen von Bregenz in den vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, an der Chicago Opera als Wozzeck. In der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Opernhauses von Essen (Aalto-Oper) sang er am 25.9.1988 den Hans Sachs. An der Oper von San Francisco gastierte er 1989 als Dr. Schön und Jack the Ripper in A. Bergs »Lulu«, 1990 (und nochmals 1993) als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss sowie 1991 als Kurwenal in »Tristan und Isolde«. 1990 wirkte er in Santa Fé in der amerikanischen Premiere der Oper »Judith« von S. Matthus mit, 1991 sang er in Brüssel den Wanderer im »Siegfried« und den Gunther in der »Götterdämmerung«, 1992 am Opernhaus von Köln und in Chicago den Golaud, in Essen den Amfortas im »Parsifal«. 1993 Gastspiel mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin in Tokio als Hans Sachs, den er auch 1996 am Staatstheater Braunschweig vortrug. 1996 sang er an der Frankfurter Oper den Boris Godunow, 1998 am Théâtre de la Monnaie Brüssel die Titelrolle in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, am Opernhaus von Bonn den Falstaff von Verdi, an der Chicago Opera den Musikmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1999 gastierte er an der Staatsoper von Dresden in der Titelrolle der Oper »Lear« von A. Reimann. Ständige Tätigkeit an den Bühnen seiner kanadischen Heimat, wo er u.a. in Toronto 1993 die Titelpartie in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók und 1996 den Creon in Strawinskys »Oedipus Rex« sang. 1997 sang er bei den Salzburger Festspielen den Golaud, während sein Sohn, der Bariton Russell Braun (* 1968 Frankfurt a.M.) als Pelléas auf der Bühne stand. 1999 trat er beim Festival von Aix-en-Provence, 2000 bei den Salzburger Festspielen als Agamemnon in »La belle Hélène« von Offenbach auf. Auch als Konzert- und Liedersänger kam er zu einer internationalen Karriere. Er starb 2001 in Ulm.

Schallplatten: Sang auf Decca den Wolfram in einer vollständigen »Tannhäuser«-Aufnahme, auf Dorian-Fono Records den Liederkreis op. 39 von R. Schumann, »Winterreise« von F. Schubert und die »Vier ernsten Gesänge« von J. Brahms, auf Foyer den Germont sr. in »La Traviata«.

 4.8. Götz FRIEDRICH: 85. Geburtstag

 Er war an der (damals Ost-)Berliner Komischen Oper zunächst Schüler, später Mitarbeiter von Walter Felsenstein und dort dann Regisseur (Oberspielleiter). Bereits in den 1960er Jahren inszenierte er im westlichen Ausland, etwa in Bremen und 1972 auch bei den Bayreuther Festspielen (Richard Wagners Tannhäuser). Im November 1972 kehrte Friedrich von einem Gastspiel in Stockholm nicht mehr in die DDR zurück. Danach arbeitete er als Regisseur an der Hamburgischen Staatsoper und am Royal Opera House Covent Garden in London. 1981-2000 war er Generalintendant und Chefregisseur der Deutschen Oper Berlin. Darüber hinaus war er Chefregisseur an der Hamburgischen Staatsoper, Intendant des Theater des Westens in Berlin (1984–93), Oberspielleiter (Principal Producer) am Royal Opera House Covent Garden in London und ab 1993 Erster Gastregisseur der Königlichen Oper Stockholm. 1986 war er Initiator der Stiftung The American Berlin Opera Foundation (ABOF) mit Sitz in New York City. Seit 1973 lehrte er als Professor für Musiktheater-Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg in Kooperation mit der Universität Hamburg. Den Studiengang hatte er zusammen mit Auguste Everding begründet. Friedrich hat mit zahlreichen bekannten Ausstattern zusammengearbeitet, darunter Toni Businger, Rudolf Heinrich, Reinhart Zimmermann, Ernst Fuchs, Karl-Ernst Herrmann, Wilfried Minks, Josef Svoboda, Jan Skalicky, Günther Schneider-Siemssen, Jürgen Rose, Günther Uecker, Andreas Reinhardt, Herbert Wernicke, Erich Wonder, Pet Halmen, Peter Sykora, Hans Schavernoch und Gottfried Pilz. In erster Ehe war Götz Friedrich 1953-62 mit der Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek verheiratet, in dieser Ehe wurde der Sohn Alexander geboren. Anschließend war Friedrich mit der Tänzerin Sighilt Pahl verheiratet, die mit ihm sogar 1972 noch gemeinsam aus der DDR nach Stockholm ausreisen durfte. Aus Friedrichs dritter Ehe mit der Sopranistin Karan Armstrong stammt sein Sohn Johannes (* 1983). Götz Friedrich starb 2000 in Berlin. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf, seit November 2010 ist sie ein Ehrengrab des Landes Berlin.

 4.8. Fanny WAHRMANN-SCHÖLLINGER: 125. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung vorwiegend durch die große Wagner-Sopranistin Amalie Materna in Wien, debütierte 1910 am Theater von Kattowitz (Katowice) und sang dann am Stadttheater von Posen (Poznan, 1911-12) und am Stadttheater von Rostock (1912-17). In den folgenden Jahren war sie am Stadttheater von Kiel engagiert (1917-19), dann am Landestheater Dessau (1919-24), wo sie die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Magda Maria« von O. von Chelius sang. Den Höhepunkt erreichte ihre Karriere mit einem Engagement am Opernhaus von Hannover in den Jahren 1924-34. Hier weitete sie ihr ursprünglich eher lyrisches Rollenrepertoire (Elsa, Gutrune, Mimi, Aida) bis in das hochdramatische Fach aus und sang dann die Brünnhilde in der »Götterdämmerung«, die Leonore im »Fidelio«, auch die Brangäne in »Tristan und Isolde« und die Amme in der »Frau ohne Schatten« von Richard Strauss. Als angesehene Wagner-Interpretin sang sie u.a. 1924 bei den Festspielen von Bayreuth die Ortlinde in der »Walküre«. Die Sängerin, die mit dem Schauspieler Ernst Wahrmann verheiratet war, lebte um 1950 als Pädagogin in Hannover.

Schallplattenaufnahmen auf Polyphon.

 5.8. Heidi KRALL: 95. Geburtstag

Heidi_KRALL

 Sie stammte von Schweizer Eltern. Ausbildung am Cleveland Institute of Music. 1946 debütierte sie beim Tanglewood Festival als Giorgetta in Puccinis »Il Tabarro«. Sie war dann bei der Chautauqua Opera Company engagiert. 1953 wurde sie an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, der sie in den folgenden zwölf Spielzeiten angehörte, und an der sie als Frasquita in »Carmen« debütierte. Sie sang dort bis 1966 in insgesamt 286 Vorstellungen hauptsächlich kleinere Partien wie den Hirtenknaben im »Tannhäuser«, die Ortlinde wie die Helmwige in der »Walküre«, die Gräfin Ceprano im »Rigoletto«, die Priesterin in »Aida«, die Flora in »La Traviata«, die Curra in »La forza del destino«, die Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«, die erste Dame in der »Zauberflöte« und die Woglinde im Nibelungenring, übernahm aber auch größere Aufgaben wie die Musetta in »La Bohème« (ihre Glanzrolle), die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Freia im »Rheingold« und die Gutrune in der »Götterdämerung«. In der Spielzeit 1957-58 war sie an der Städtischen Oper Berlin engagiert. 1963 trat sie an der Oper von Philadelphia auf. Auch Gastspiele und Konzertauftritte in den Zentren des amerikanischen Musiklebens. Sie starb 2013 in Hamilton, Mercer County (New Jersey).

Schallplatten: RCA (Querschnitt »Die Zauberflöte«), Melodram (Walküre in der »Walküre«, Metropolitan Oper 1957).

 5.8. Erich KLEIBER: 125. Geburtstag

 Er wurde in Wien als Sohn einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden Lehrerfamilie geboren. Jugend und Studienzeit verbrachte er in Prag. Dort studierte er Philosophie und Musik. Unterbrochen wurde seine Prager Zeit durch einen längeren Aufenthalt in Wien.

Nach verschiedenen kürzeren Engagements in Prag (1911–12), Darmstadt, Barmen-Elberfeld, Düsseldorf und Mannheim berief ihn Max von Schillings 1923 als Nachfolger von Leo Blech an die Staatsoper in Berlin, nachdem er vorher als Gastdirigent mit Fidelio beeindruckt hatte. Er blieb dort zwölf Jahre und prägte das deutsche Musikleben wie außer ihm nur noch Wilhelm Furtwängler und Richard Strauss. Neben der Pflege der Werke Beethovens und Wagners – auch der leichteren Muse war er nicht abgeneigt – brachte er Alban Bergs Wozzeck zur Uraufführung (1925) und Janáčeks Oper Jenufa zur deutschen Erstaufführung. Zwischen 1923 und 1929 produzierte er über 100 Schallplatten. Erich Kleiber war „ein entschlossen antifaschistischer Dirigent“. 1935 musste er als Verfechter der modernen Musik (Alban Berg, Ernst Krenek, Darius Milhaud und Igor Strawinsky) unter dem Druck des Hitlerregimes zurücktreten. Er emigrierte nach Kuba und später nach Argentinien (Buenos Aires). Vielen klassischen und romantischen Musikwerken verhalf er dort zur südamerikanischen Erstaufführung. Er dirigierte auch Werke südamerikanischer Komponisten. 1938 erhielt er die argentinische Ehrenstaatsbürgerschaft. Kleiber kehrte 1950 nach Europa zurück. Er hatte angestrebt, 1951 wieder an der Berliner Staatsoper zu dirigieren, fühlte sich aber durch nicht eingehaltene Zusagen der DDR-Spitze brüskiert. Auch in West-Berlin konnte er nicht mehr Wurzeln schlagen, ein Engagement in Wien kam nicht zustande. So lebte er einige Zeit in einem Zürcher Hotel. Überraschend starb er in Zürich am 27. Januar 1956 an Herzschlag. Er ist begraben auf dem Zürcher Friedhof Hönggerberg (Grabnummer F81011). Erich Kleiber ist der Vater des Dirigenten Carlos Kleiber (1930-2004).

 5.8. Hans GÁL: 125. Geburtstag

 Als Sohn des Arztes Josef Gál studierte 1908-12 Komposition bei Eusebius Mandyczewski, einem Schüler von Johannes Brahms und 1908-13 Musikwissenschaft an der Universität Wien. Bereits ab 1909 war er selbst als Lehrer für Kontrapunkt und Harmonielehre am Neuen Wiener Konservatorium tätig. Zusätzlich wirkte er ab 1919 als Lektor für Musiktheorie an der Universität Wien. Zu seinen Schülern zählte unter anderem die Komponisten Robert Katscher und Hans J. Salter. 1929 verließ er Österreich, um den Direktorenposten des Konservatoriums der Stadt Mainz zu übernehmen. Doch bereits 1933, nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler im Januar 1933, musste Gál Deutschland wieder verlassen, da er ungarisch-jüdischer Abstammung war. Nachdem er danach zunächst als Dirigent in Wien wirkte, emigrierte er 1938 nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland nach England. 1940 wurde er vorübergehend als Enemy Alien auf der Isle of Man interniert. Im Jahre 1945 erhielt er schließlich eine Stelle als Lehrer für Musiktheorie, Kontrapunkt und Komposition an der Universität Edinburgh. Außerdem leitete er das Edinburgh Chamber Orchestra. Nachdem er seit 1965 im Ruhestand war, blieb er den Rest seines Lebens auf der britischen Insel und schrieb viel beachtete Bücher u. a. über Brahms, Wagner, Verdi und Schubert. Er starb 1987 in Edinburgh.

Gál entwickelte schon recht früh einen ausgeprägten Personalstil, dem er sein Leben lang treu blieb. Der für ihn wohl wichtigste Komponist war Johannes Brahms, dessen Musik die Grundlage von Gáls Stil bildete. Gál legte großen Wert auf souveräne Beherrschung des Kompositionshandwerks. Daneben war er ein großer Melodiker und steht in dieser Hinsicht in der Tradition Wiener Musik, die von Franz Schubert ausging. Überhaupt war er ein ausgesprochener Traditionalist, der bis zu seinen letzten Werken strikt an der Tonalität festhielt. Moderne Tendenzen blieben ihm fremd. Seine Musiksprache geht über Richard Strauss, dessen Einfluss besonders in seinen Opern zu Tage tritt, und eine in Anlehnung an die Musik der Jahrhundertwende stark chromatische Harmonik nicht hinaus. Stattdessen öffnete sich Gál umso stärker der musikalischen Vergangenheit, was in der reichen Polyphonie, die den Einfluss Johann Sebastian Bachs verrät, und in der Klarheit seiner musikalischen Sprache, die sich von der Beschäftigung mit der Wiener Klassik herleitet, zum Ausdruck kommt. Häufig trifft man auch humoristische Elemente in seiner Musik an. Während er vor seiner Emigration beachtliche Erfolge feiern konnte, war er später als unmodern und erzkonservativ verpönt, was dazu führte, dass er allmählich in Vergessenheit geriet. Als Musikwissenschaftler war Gál v.a. auf dem Gebiet der Wiener Klassik aktiv und hat einige wichtige Beiträge zu diesem Thema geliefert.

7.8. Ursula RICHTER: 100. Geburtstag

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Als Musette (Komische Oper Berlin)

 Die lyrische Koloratursopranistin wurde in Leipzig geboren. Sie studierte am damaligen Leipziger Landes-konservatorium bei Ks. Hanns Fleischer. Im Dezember 1936 debütierte sie in Halle als Königin der Nacht. Im Sommer 1937 wirkte sie beim Glyndebourne Festival mit und ging 1937/38 an das Staatstheater Bremen. Ab 1939/40 wirkte sie am Neuen Theater Leipzig, ab 1941/42 am Stadttheater Dortmund. Am Stadttheater Plauen, wo sie sogar als Madame Butterfly zu erleben war, setzte sie 1945/46 ihre Laufbahn fort und wurde 1948/49 Mitglied der Komischen Oper Berlin, der sie bis 1960 verbunden blieb. Daneben war sie von 1951-1954 ständiger Gast an der Staatsoper Dresden und gastierte an der Staatsoper Berlin. – Mit ihrer vorzüglich gebildeten Stimme und eindrucksvoller Gestaltungskraft erfüllte sie ihre „Glanzpartien“, zu denen Gilda, Norina, Rosina, Sophie, Zerbinetta, Fiakermilli, Frau Fluth, Baronin Freimann, Susanne, Blondchen, Ännchen und Adele gehörten. – Durch ungezählte Aufnahmen für den „Rundfunk der DDR“ und den RIAS Berlin erfreute sich die Künstlerin großer Popularität. – Sieht man von den Auslandsgastspielen der Komischen Oper ab, gehörte auch Ursula Richter zu den Sängern, deren Laufbahn leider nur im „Dunstkreis der DDR“ verlief. – 2009 verstarb sie in ihrer Heimatstadt.

 Von ihren Schallplattenaufnahmen für Eterna/Amiga sind – neben vielen Einzeltiteln – besonders die Gesamtaufnahmen des Dresdner Rosenkavalier (unter Rudolf Kempe), Die lustige Witwe/Valencienne und Gräfin Mariza/Lisa-Manja (unter Herbert Kegel) sowie ein Fledermaus-Querschnitt (unter Otto Dobrindt) zu erwähnen.

Harry Schultz

  7.8. György RADNAY: 95. Geburtstag

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Als Hans Sachs

 Er schlug die Beamtenlaufbahn ein, ließ dann jedoch seine Stimme durch Géza Laszló in Budapest ausbilden. Er debütierte 1948 an der Nationaloper von Budapest als Tonio im »Bajazzo«. Dreißig Jahre lang blieb er Mitglied dieses größten ungarischen Opernhauses, wo er in einem ausgedehnten Repertoire eine ungewöhnliche Beliebtheit erlangte. Gastspiele führten ihn an die Nationalopern von Bukarest, Sofia, Prag und Belgrad, dazu an die großen Operntheater seines Heimatlandes. Er gastierte auch in Ostdeutschland, in Österreich und in Kanada. Sein Rollenvorrat reichte von Mozart-Partien über das klassische Belcanto-Repertoire, Verdi, Richard Wagner, Bizet, Puccini bis hin zu den modernen ungarischen Meistern, zu Alban Berg, Strawinsky, Carl Orff, Gershwin und Dallapiccola, darunter der Falstaff von Verdi, die Titelrollen in den Verdi-Opern »Rigoletto«, »Simon Boccanegra« und »Macbeth«, der Scarpia in »Tosca«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Tibor in »Bánk Bán« von F. Erkel, der Amonasro in »Aida« und der Renato in Verdis »Un ballo in maschera«. Hoch geschätzter Konzert- und Oratoriensänger. Er starb 1977 in Budapest.

Schallplatten: Qualiton/ Hungaroton (u.a. vollständige Opern »Cavalleria rusticana«, »Bajazzo«, »Bánk Bán« von F. Erkel).

 7.8. Karl FORMES: 200. Geburtstag

Karl_Formes

 Er war der Sohn eines Küsters und Organisten; er sollte ursprünglich das Küferhandwerk erlernen, doch wurde seine Stimme entdeckt, und er sang erstmals öffentlich in einem Wohltätigkeitskonzert für den Wiederaufbau des Kölner Doms. Nach seiner Ausbildung durch Ferdinand Gumbert in Köln debütierte er 1842 am Kölner Opernhaus als Sarastro in der »Zauberflöte«. Bis 1844 blieb er in Köln, war 1844-45 am Mannheimer Hoftheater engagiert und ging von dort unter Bruch seines Kontraktes 1845 an die Wiener Hofoper (im Theater am Kärntnertor). Am 25.11.1847 sang er am Theater am Kärntnertor in Wien den Plumkett in der Uraufführung der Oper »Martha« von Friedrich von Flotow. Bei der Revolution von 1848 beteiligte er sich an dem Aufstand in Wien und führte die Studentenlegion auf den Barrikaden der österreichischen Metropole an. Darauf musste er aus Wien flüchten und war 1848-49 an der Deutschen Oper in Amsterdam tätig. 1849 gastierte er am Drury Lane Theatre London als Sarastro, 1850 an der Covent Garden Oper als Kaspar im »Freischütz«. Bis 1862 war er oft an der Covent Garden Oper anzutreffen, wo er auch 1852 in der Uraufführung einer Neu-Fassung der Oper »Faust« von Louis Spohr und 1855 in der englischen Erstaufführung von Meyerbeers »L‘Étoile du Nord« mitwirkte. Er sang an der Londoner Covent Garden Oper in den Jahren 1850-68 auch den Bertram in »Robert le Diable« und den Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, den Leporello im »Don Giovanni«, den Rocco im »Fidelio« und 1853 den Kardinal Salviati in der englischen Erstaufführung der Oper »Benvenuto Cellini« von Hector Berlioz unter der Leitung des Komponisten. 1852 unternahm er Gastspiele in Italien und Spanien. 1853 sang er gastweise an der Berliner Hofoper den Marcel in den »Hugenotten«, den Kaspar und den Sarastro. 1854 gab er Gastspiele in Köln, Wiesbaden und Hamburg, in den folgenden Jahren in Coburg, Weimar, Danzig, Königsberg (Ostpreußen) und Magdeburg, 1861 in Rostock und Schwerin, 1867 in Leipzig. 1857 kam er erstmals nach Nordamerika, wo er häufig an der New Yorker Academy of Music in seinen Opernpartien auftrat und in den Jahren 1864-67 Gastspiele und Konzerte in New York und in anderen amerikanischen Städten gab und an der Oper von Havanna auftrat. In Nordamerika heiratete er die amerikanische Sopranistin Pauline Gravewood. Nachdem er sich in Deutschland wie in England als Schauspieler versucht hatte, kam 1871 nochmals eine große Konzerttournee durch die USA zustande. 1872 sang er in New York in der amerikanischen Erstaufführung von Marschners »Der Templer und die Jüdin«. 1874 nahm eine Europa-Tournee mit Konzerten in verschiedenen Ländern einen enttäuschenden Verlauf. Auch eine abermalige USA-Tournee blieb 1875 erfolglos. Er trat schließlich sogar als Couplet-Sänger in Cafés chantants auf. Zuletzt ließ er sich 1878 in San Francisco als Pädagoge nieder, wo er 1889 starb. Sein Sohn Ernst Formes (1841-98) und seine Adoptivtochter Margarethe Formes (1869-1940), die später durch Heirat eine Baronin Königswarth wurde, waren beide Schauspieler. Seine Brüder Theodor Formes (1826-74), Wilhelm Formes (1831-84) und Hubert Formes schlugen die Sängerlaufbahn ein.

Lit.: Adolph Kohut: »Erinnerungen an Carl Formes« (1910).

 8.8. József GREGOR: 75. Geburtstag

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Als Dulcamara

 Er war an der Musikhochschule von Budapest Schüler von Emmerich Roessler und trat nach seiner Ausbildung dem Männerchor der Ungarischen Volksarmee bei, mit dem er große Tourneen unternahm. 1964 fand sein Debüt als Opernsänger am Opernhaus von Szeged statt, dessen Mitglied er nun für die nächsten dreißig Jahre blieb. Ein erstes Gastspiel an der Budapester Nationaloper 1966 als Sarastro in der »Zauberflöte« führte zu einem Gastspielvertrag mit diesem größten ungarischen Opernhaus. 1972 wirkte er hier in der ungarischen Erstaufführung der Verdi- Oper »Attila« in der Titelpartie mit, 1978 in der Uraufführung der Oper »Draußen vor der Tür« von S. Balassa. 1970 gastierte er bei den Festspielen von Wiesbaden, 1986 an der Oper von Houston/Texas als Warlaam im »Boris Godunow«, 1988 an der Oper von Monte Carlo in »Il pittore Parigino« von Cimarosa. An der Oper von Antwerpen hörte man ihn 1991 als Don Magnifico in »La Cenerentola« von Rossini, am Teatro Verdi Triest als Don Pasquale von Donizetti. Seit 1991 war er Direktor des Opernhauses von Szeged, an dem er aber auch immer noch als Sänger in Erscheinung trat. In der Spielzeit 1994-95 sang er an der Metropolitan Oper New York (Debüt als Bartolo in »Le nozze di Figaro«), wo er in insgesamt 18 Vorstellungen außerdem noch den Popen in der Oper »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch und den Dulcamara in »L’Elisir d’amore« sang. 1995 hörte man ihn am Opernhaus von Antwerpen als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, an der Budapester Nationaloper als Dulcamara. Noch 1997 gastierte er am Opernhaus von Szeged als König in »Aida«, 1998 an der Oper von Houston/Texas als Waldner in »Arabella« von R. Strauss. 1998 sang er an der Budapester Oper wie an den Opernhäusern von Antwerpen und Gent den Don Magnifico, in Antwerpen 1999 auch den Bartolo in »Figaros Hochzeit«. 2001 trat er am Grand Théâtre Genf als Dorfrichter in »Jenufa« von Janácek auf. Bereits 1974 wurde er mit dem Franz Liszt-Preis und dem Titel eines »Verdienten Künstlers der Ungarischen Volksrepublik« ausgezeichnet. Seit 1975 wurde er in Ungarn durch sein Auftreten in Fernsehprogrammen bekannt. Auch als Konzertbassist in einem umfangreichen Repertoire aufgetreten. Er starb 2006 in Budapest.

Sehr viele Schallplattenaufnahmen auf der ungarischen Marke Hungaroton, darunter die vollständigen Opern »Die Königin von Saba« von Goldmark, »L’Infedeltà delusa« und »La fedeltà premiata« von Haydn, »Der Barbier von Sevilla« von Paisiello, »Falstaff« von A. Salieri, »La serva padrona« von Pergolesi, »Fedora« und »Andrea Chénier« von Giordano »Der geduldige Sokrates« von Telemann, »Guntram« von R. Strauss, »Mosè in Egitto« von Rossini, »Nerone« von Boito, »Gianni Schicchi« von Puccini, »La Fiamma« von Respighi, »Il Pittore Parigino« von Cimarosa, »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, 9. Sinfonie und Missa solemnis von Beethoven, geistliche Musik von J. Haydn und F. Liszt, von diesem u.a. »Die Legende von der heiligen Elisabeth« und Missa solemnis. Weitere Aufnahmen bei Arts (Missa brevis von Kodály).

 9.8. Josef GERHARTZ: 150. Geburtstag

 Er betrieb zunächst ein wissenschaftliches Studium an den Universitäten von Berlin und Wien und schloss es mit der Promotion zum Doktor der Philosophie ab. Er ließ aber auch gleichzeitig seine Stimme ausbilden und war u.a. Schüler von Marie Unger-Haupt in Leipzig. Er entschloss sich schließlich zu einer Bühnenkarriere. 1889 begann er diese am Stadttheater von Lübeck, setzte sie 1890-92 am Hoftheater von Braunschweig fort und war dann an den Theatern von Olmütz (Olomouc, 1892-93) und Brünn (Brno, 1893-94) und am Hoftheater von Darmstadt (1894-95) engagiert. Nach weiteren Studien in Leipzig trat er 1897-99 am Stadttheater von Würzburg, 1899-1901 am Stadttheater von Zürich, 1901-02 am Opernhaus von Breslau und 1902-03 am Stadttheater von Erfurt auf. Damit war seine Bühnenkarriere beendet. Seine Stimme war ein Heldentenor, fand aber ihre Aufgaben in einem vielgestaltigen Repertoire. So sang er den Lohengrin, den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Loge wie den Siegmund im Nibelungenring, den Max im »Freischütz«, den Joseph in der gleichnamigen biblischen Oper von Méhul, den Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, den Matthias im »Evangelimann« von Kienzl, den Radames in »Aida«, den Don José in »Carmen«, den Manrico im »Troubadour«, den Canio im »Bajazzo«, den Florestan im »Fidelio«, aber auch den Tamino in der »Zauberflöte«, den Lyonel in Flotows »Martha« und den Titelhelden in »Alessandro Stradella« vom gleichen Komponisten. Er lebte später als Gesangpädagoge in Leipzig, wo er 1918 starb.

 10.8. Lee SCHAENEN (amerikanischer Dirigent): 90. Geburtstag

 10.8. Alexander GLASUNOW: 150. Geburtstag

 Er entstammte einer wohlhabenden Familie und begann schon sehr früh, sich mit Musik zu beschäftigen. Hierbei fielen vor allem sein erstaunliches musikalisches Gedächtnis und sein ausgezeichnetes Gehör auf. 1880 begann Glasunow auf Empfehlung von Mili Balakirew ein privates Studium bei Nikolai Rimski-Korsakow, der von dem Talent seines Schülers beeindruckt war. Die Uraufführung von Glasunows Sinfonie Nr. 1 1882 bedeutete für den jungen Komponisten den Durchbruch. Auch wurde er mit dem Mäzen Mitrofan Beljajew bekannt, der ihn in den folgenden Jahren förderte. Nachdem Glasunow in den 1890er Jahren zu einer international anerkannten Persönlichkeit avanciert war, nahm er 1899 eine Professur für Instrumentation am Petersburger Konservatorium an. 1905 übernahm er die Leitung dieses Institutes, die er bis 1930 innehatte. Im Februar 1910 nahm er sechs Klavierstücke für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon auf. Während dieser Zeit nahm seine kompositorische Produktivität, bedingt durch den zeitlichen Aufwand und sein einzigartiges Engagement für die Belange dieser Einrichtung, deutlich ab. Er entdeckte viele Talente und setzte sich unermüdlich für die Studenten ein. 1928 reiste Glasunow nach Wien, wo er als Jurymitglied bei dem Internationalen Schubert-Wettbewerb mitwirkte. Seine angegriffene Gesundheit erlaubte ihm die Rückkehr nicht, so dass er sich in Paris niederließ. Hier blieb er bis zu seinem Tode 1936. 1972 wurden seine sterblichen Überreste nach Leningrad (heute wieder Sankt Petersburg) überführt und im Alexander-Newski-Kloster beigesetzt. Das Schiff Kompozitor Glazunov wurde nach ihm benannt.

Glasunow vereinigt in seiner Musik nationalrussische Tendenzen mit den Errungenschaften Pjotr I. Tschaikowskis. So lassen sich in seinem Werk Tendenzen zu ausgesprochen volksliedhafter Themenbildung, orientalisierender Harmonik, Exotismen und metrischen Freiheiten feststellen. Auf der anderen Seite sticht an Glasunows Musik ganz im Gegensatz zu den Bestrebungen des Mächtigen Häufleins eine große handwerkliche Meisterschaft und eine souveräne Beherrschung der Kompositionstechnik hervor: Glasunow war ein brillanter Orchestrator, ein ausgefeilter Kontrapunktiker und ein Meister der Formgebung. Insgesamt besitzt Glasunows Musik eine äußerst positive Grundstimmung und einen Hang zum Pathos und zur heroischen Geste. Eine Entwicklung im eigentlichen Sinne hat Glasunow nie durchgemacht; die Kompositionen der frühen 1880er Jahre unterscheiden sich kaum von denen der 1930er Jahre. Man kann lediglich feststellen, dass zunächst die nationalrussischen Tendenzen in seinem Stil vorherrschten. Um 1890 litt Glasunow unter einer Art „Krise“, die wohl durch den Eindruck einer Aufführung von Wagners Ring des Nibelungen im Jahre 1889 ausgelöst worden war. In den 1890er Jahren und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden viele seiner besten Werke, während sein Schaffen ab etwa 1910 merklich zurückging. Insgesamt muss Glasunow, auch wenn dies heute nicht immer anerkannt wird, aufgrund seiner kompositorischen Leistungen und seiner pädagogischen Tätigkeit als eine der wichtigsten Personen der russischen Musikgeschichte angesehen werden. Glasunow trat auch als Dirigent und Pianist hervor. Wichtig sind hierbei vor allem seine Interpretationen eigener Werke.

 10.8. Samuel ARNOLD: 275. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in der königlichen Vokalkapelle unter Gates und Rares und erwarb sich bereits durch seine erste Oper The Maid of the Mill (1764) und das Oratorium The Cure of Saul (1767) die bleibende Gunst des Publikums. Er wurde 1783 königlicher Hofkomponist, 1789 Direktor der Academy of Ancient Music, 1793 Organist an der Westminsterabtei und starb am 12. Oktober 1802 in London.

Arnold hat über 40 Opern und Intermezzi geschrieben, die alle beifällig aufgenommen wurden, aber an Wert seinen Kirchenkompositionen, namentlich seinen sieben Oratorien, nicht gleichkommen. Sein verdienstlichstes Werk war die Cathedral Music, eine Sammlung der besten kirchlichen Kompositionen englischer Meister (1790, vier Bände), die 1847 von Rimbault neu herausgegeben wurde. Auch eine Ausgabe von Händels Werken in 36 Foliobänden besorgte Arnold, die unter den Auspizien des Königs (London 1786 ff.) in prachtvoller Ausstattung erschien.

 11.8. Jānis ZĀBERS: 80. Geburtstag

Jānis ZĀBERS

 Seine Ausbildung zum Sänger erfolgte an der J. Medins-Musikschule und am Nationalkonservatorium von Riga. 1962-64 vervollständigte er seine Studien in Rom und Mailand, wo er u.a. Schüler von Giorgio Favaretto und Giovanni Barra war. Debüt 1960 an der Oper von Riga als Narraboth in »Salome« von R. Strauss. Bis 1970 war er als sehr erfolgreicher erster Tenor an diesem Opernhaus tätig, wo er in Partien wie dem Faust von Gounod, dem Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, dem Cavaradossi in »Tosca«, dem Pinkerton in »Madame Butterfly«, dem Turiddu in »Cavalleria rusticana«, dem Manrico in Verdis »Trovatore«, dem Alfredo in »La Traviata« sowie in lettischen und russischen Opern auftrat. Gastspiele und Konzerte brachten ihm in seiner lettischen Heimat wie in verschiedenen Regionen der Sowjetunion glänzende Erfolge. Die sich anbahnende internationale Karriere wurde durch das Auftreten eines Hirntumors im Jahre 1970 vorzeitig beendet. Er starb 1973 in Riga.

Schallplatten der lettischen Marken Melodyia (Riga), Latvian Music (USA) und Kaibala, auf denen er neben Opernarien auch lettische Lieder von E. Darzins, A. Kalnins, Janis Medins und A. Zilinkis singt.

 11.8. Sophia van SANTE: 90. Geburtstag

 Sie absolvierte ihre Gesangstudien in Amsterdam bei van der Sluys und bei Ruth Horna und in Rom bei Mariette Amstadt. Sie trat in den Jahren 1961-75 sehr oft an der Niederländischen Oper Amsterdam auf, u.a. als Euricleia in »Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi, als Diana in Glucks »Iphigénie en Tauride«, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Maddalena im »Rigoletto«, als Meg Page in Verdis »Falstaff«, als Frau in dem Monodrama »Erwartung« von A. Schönberg, als Margret im »Wozzeck« von A. Berg, als Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, als Diana in »La fedeltà premiata« von J. Haydn und als Larina im »Eugen Onegin«. Sie wirkte in den holländischen Premieren von Henzes »Der junge Lord« und von L. Dallapiccolas »Il Prigioniero« (als Mutter) mit. Beim Holland Festival wirkte sie 1965 in der Uraufführung der Oper »De Droom« von Tom de Leeuw mit. Neben ihrer Opernkarriere stand eine zweite, noch wichtigere Karriere als Konzert- und Oratoriensängerin, wobei sie auch hier ein umfangreiches Repertoire zum Vortrag brachte. Sie starb 2007 in Amsterdam.

Schallplatten: Annina in einer integralen Aufnahme des »Rosenkavalier« auf der Marke Philips, auf Telefunken Marta in »Mefistofele« von Boito.

 13.8. Margarethe BENCE: 85. Geburtstag

Margarethe-Bence

 Sie gehörte einer deutschstämmigen amerikanischen Familie an. Sie erhielt ihre erste Ausbildung in den USA und unternahm 1950-53 Konzerttourneen mit dem Robert Shaw-Chor. Dann ging sie 1953 zur weiteren Ausbildung nach Stuttgart und studierte dort bei Res Fischer und Ellinor Junker-Giesen. Zuerst trat sie als Konzertaltistin, vor allem als Oratoriensängerin, auf, wandte sich dann aber auch dem Bühnengesang zu. 1956 wurde sie Mitglied der Staatsoper von Stuttgart, der sie bis 1970 und auch noch später als Gast angehörte. Seit 1970 Mitglied der Bayerischen Staatsoper München; 1976-91 war sie an der Staatsoper Wien engagiert (an der sie bereits 1973 als Frau des Dorfrichters in Janáceks »Jenufa« debütierte) und trat auch an der Wiener Volksoper (1980 als Witwe Browe in »Zar und Zimmermann« von Lortzing) auf. An der Wiener Staatsoper sang sie eine Vielzahl von Partien, darunter die Berta im »Barbier von Sevilla«, die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, die Dienerin in Massenets »Manon«, sowohl die Schleppträgerin als auch die 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss, die Tante in »Jenufa«, die Haushälterin in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, die Schwertleite in der »Walküre«, die Äbtissin in Puccinis »Suor Angelica«, die Mutter in A. Bergs »Lulu« und die Amme im »Boris Godunow«. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1962-63 und 1965 als Rossweisse in der »Walküre«, 1962-63 als Waltraute in der »Götterdämmerung«, 1963 als einer der Knappen im »Parsifal« und als Erda im Ring-Zyklus mit. Sie gastierte in Berlin, Paris, Rom, Rio de Janeiro, Bukarest, San Francisco (1961 als Fenena im »Nabucco«, als Maddalena im »Rigoletto« und als Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«) und bei den Salzburger Festspielen. Hier sang sie 1966-68 und 1970-71 die Marcellina in »Le nozze di Figaro« sowie am 7.8.1981 eine kleine Partie in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha. An der Bayerischen Staatsoper München nahm sie 1963 an der Uraufführung der Oper »Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk als Babekan teil, bei den Schwetzinger Festspielen von 1966 sang sie in der Uraufführung der Oper »Der Tod des Empedokles« von Hermann Reutter. Seit den siebziger Jahren wirkte sie als Dozentin an der Musikhochschule Stuttgart. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch die Annina im »Rosenkavalier« (1961 Oper von Monte Carlo), die Mrs. Quickly im »Falstaff« von Verdi, die Baronin Grünwiesel in »Der junge Lord« von H.W. Henze, die Adelaide in »Arabella« von R. Strauss und die Hata in Smetanas »Die verkaufte Braut« zu nennen. Dazu hatte sie große Erfolge im Konzertsaal; sie galt als Bach-Interpretin von hohem Rang. Sie starb 1992 in München.

Zahlreiche Schallplatten der Marken Decca (eine der Walküren in »Die Walküre«), Columbia, Telefunken, Eurodisc (Alt-Solo in der Hohen Messe von Bach), Vox (»Il Ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), Fono (Gloria von Vivaldi), Orfeo (»Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk, Mitschnitt der Uraufführung), Myto (»Der Messias« von Händel), Arkadia (Annina im »Rosenkavalier«) und Aufnahmen im Bärenreiter-Verlag (Werke von J.S. Bach).

 13.8. Elizabeth FRETWELL: 95. Geburtstag

Elizabeth FRETWELL als Traviata
Als Violetta

 Sie beabsichtigte ursprünglich, Balletttänzerin zu werden, ließ dann aber ihre Stimme ausbilden. Sie betrieb ihr Studium in der National Opera School in Melbourne, später Schülerin von Joseph Hislop in London. Sie debütierte 1947 an der Australian National Opera in Melbourne als Senta in »Der fliegende Holländer«. 1952 war sie dort als Tosca erfolgreich. Von den weiteren Rollen, die sie in Melbourne übernahm, seien die Donna Anna im »Don Giovanni«, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Fiordiligi in »Così fan tutte«, die Butterfly und die Elsa im »Lohengrin« genannt. Beim Besuch der englischen Königin Elizabeth II. in Australien sang sie in Melbourne die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«. 1954 kam die Sängerin nach Europa und trat zuerst an der Oper von Dublin, u.a. als Musetta in »La Bohème«, auf. 1955 wurde sie als erste Sopranistin an die Sadler’s Wells Oper London berufen, an der sie seither mit großem Erfolg wirkte. Man bewunderte in London namentlich ihre Violetta in Verdis »La Traviata«. 1957 sang sie an der Sadler’s Wells Oper in der Uraufführung der Oper »The Moon and Sixpence« von Gardner. 1965 nahm sie an der Deutschland-Tournee der Sadler’s Wells Opera teil. Auch an anderen englischen Opernbühnen trat sie auf: an der Londoner Covent Garden Oper (Debüt 1965 als Aida), an der Welsh Opera Cardiff, bei der English National Opera Company, an der Scottish Opera Glasgow (1957-67 als Violetta, als Musetta, als Leonore im »Fidelio«, als Miss Jessel in »The Turn of the Screw« von B. Britten, als Minnie in »La Fanciulla del West«, als Ellen Orford in »Peter Grimes« von Britten, als Donna Anna, als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Sieglinde in der »Walküre«, als Senta und als Freia im »Rheingold«); auch bei den Festspielen von Edinburgh. Gastspiele an den Opern von Toronto und Johannesburg. Seit 1970 wirkte sie am Opernhaus (Australian Opera) von Sydney. Im Mittelpunkt ihres umfangreichen Bühnenrepertoires standen lyrische und Lirico Spinto-Partien aus der gesamten Opernliteratur, Rollen in Opern von Mozart bis Wagner, von Händel bis Benjamin Britten, in dessen Opernwerken sie gerne auftrat. Zu ihren großen Kreationen gehörte die Titelrolle in der Richard-Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos«, in der sie u.a. 1961 an der Sadler’s Wells Opera London auftrat. Sie betätigte sich nach Abschluss ihrer Karriere in ihrer australischen Heimat auf pädagogischem Gebiet. Sie starb 2006 in Sydney. Sie war verheiratet mit dem australischen Bariton Robert Simmons, der auch bei der Australian Opera engagiert war, später aber seine Karriere aufgab.

Schallplatten: Decca, HMV.

 13.8. Emma EAMES: 150. Geburtstag

Emma_EAMES

 Ihr Vater war als Advokat in China tätig, doch wurde sie von ihrer Mutter in Bath (Maine) erzogen. Sie erhielt ihren ersten Gesangsunterricht durch ihre Mutter, dann durch Clara Mungen in Boston; schließlich Schülerin von Mathilde Marchesi de Castrone in Paris. Debüt 1889 an der Grand Opéra Paris als Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod mit Jean de Reszke als Partner. (Der berühmte Komponist Charles Gounod hatte selbst mit ihr die Partien der Marguerite in seinem »Faust« und der Juliette mit ihr einstudiert). Sie blieb zwei Jahre an der Grand Opéra, wo sie in den Uraufführungen der Opern »Ascanio« von Saint-Saëns (21.3.1890) und »Zaïre« von Véronge de la Nux (1890) sang. 1891 debütierte sie mit glänzendem Erfolg an der Londoner Covent Garden Oper, an der sie dann bis 1901 immer wieder gastierte. Sie trat hier als Marguerite im »Faust«, als Mireille in der gleichnamigen Oper von Gounod, als Desdemona in Verdis »Otello«, als Elisabeth im »Tannhäuser« und als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« auf und wirkte 1892 in der Uraufführung der Oper »The Light of Asia« von Isidore de Lara mit. 1891 wurde sie an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Elsa im »Lohengrin«). 18 Jahre lang blieb sie eine der großen Primadonnen dieses Opernhauses. Sie sang dort eine Vielzahl von Partien und ist in insgesamt 440 Vorstellungen dort aufgetreten. Sie wirkte an der Metropolitan Oper in zahlreichen Premieren mit, so 1900 als Pamina in der »Zauberflöte« und 1907 in der Titelrolle von Mascagnis »Iris« in den ersten Aufführungen der Opern an diesem Haus; 1894 sang sie in der amerikanischen Erstaufführung von Massenets »Werther« die Charlotte, 1895 in der amerikanischen Erstaufführung von Verdis »Falstaff« die Alice Ford und 1899 in der amerikanischen Erstaufführung von Mancinellis »Ero e Leandro« die Ero. Man hörte sie an der Metropolitan Oper auch Juliette, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, als Micaela in »Carmen«, als Eva, als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Desdemona, als Donna Elvira im »Don Giovanni«, als Elisabeth im »Tannhäuser«, als Sieglinde in der »Walküre«, als Aida, als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« und als Leonore im »Troubadour«. Am 15.2.1909 stand sie als Tosca letztmals auf der Bühne der Metropolitan Oper. 1892-93 gastierte sie am Teatro Real in Madrid, 1897 sang sie bei den Festaufführungen zum Regierungsjubiläum der englischen Königin Victoria in London die Elisabeth im »Tannhäuser«. 1898 kreierte sie an der Covent Garden Oper London die Titelpartie in der Premiere der Oper »Ero e Leandro« von Mancinelli. An der Oper von Monte Carlo übernahm sie 1896 die Desdemona und die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Ghiselle« von César Franck, an der Parier Opéra-Comique 1902 die Tosca. Seit 1891 war Emma Eames mit dem Maler Julian Story verheiratet; als sie sich 1907 von ihm trennte, kam es zu einem Skandalprozess. In der Spielzeit 1911-12 trat sie nochmals an der Oper von Boston als Tosca und als Desdemona auf. Sie zog sich nach Bath im amerikanischen Staat Maine zurück und gab noch Konzerte, zum Teil zusammen mit dem Bariton Emilio de Gogorza (1872-1949), den sie 1911 heiratete, von dem sie sich aber später wieder trennte. Noch 1916 erschien sie in einem Wohltätigkeitskonzert in Portland (Maine). 1927 erschienen ihre Erinnerungen unter dem Titel »Some Memories and Reflections« (ein Neudruck kam 1977 heraus). Sie starb 1952 in New York. – Eine der schönsten Stimmen ihrer Zeit; Weite des Tonumfangs, souveräne Beherrschung der Gesangstechnik und dramatische Vortragskraft verbanden sich in ihr in glücklicher Weise.

Lit: J. Dennis & L. Migliorini: Emma Eames (in »Record Collector«, 1953); A.F.R. Lawrence & S. Smolian: Emma Eames (in »American Record Collector«, 1962).

Schallplatten: Älteste Aufnahmen auf Mapleson-Zylindern aus der Metropolitan Oper; im Übrigen hat sie ausschließlich Schallplatten auf der Marke Victor hinterlassen (1905-11).

 14.8. Raili KOSTIA: 85. Geburtstag

Raili KOSTIA

 Sie studierte am Konservatorium von Lahti, dann 1954-57 an der Sibelius-Akademie in Helsinki als Schülerin von Antti Koskinen. Sie debütierte 1958 an der Oper von Helsinki als Rosina im »Barbier von Sevilla« und gehörte diesem Opernhaus bis 1959 an. 1960-62 sang sie am Opernhaus von Graz, 1962-64 am Staatstheater von Hannover, seit 1964 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, deren Mitglied sie bis 1968 war. Dann kam sie wieder nach Finnland zurück, wo sie seitdem ihre Bühnen- wie ihre Konzertkarriere fortsetzte. Erfolgreiche Gastspiele und Konzerte in Deutschland, zumal in München, Hamburg und Berlin, in Österreich und in den skandinavischen Ländern. Sie gastierte auch in Italien, in Frankreich und in der Schweiz. Sie trat beim Festival von Savonlinna 1970-71 als Marga in der Oper »Juha« von A. Merikanto auf. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Dorabella in »Così fan tutte«, der Octavian im »Rosenkavalier«, der Komponist in »Ariadne auf Naxos«, die Azucena im »Troubadour«, die Eboli im »Don Carlos« und die Ulrica in »Un Ballo in maschera« von Verdi. Sie starb im Jahr 1990. Sie war verheiratet mit dem Organisten Matti Kostia.

Schallplatten: DGG (»Die Zauberflöte«, religiöse Musik, Liebeslieder-Walzer von J. Brahms), BASF (»Penthesilea« von Othmar Schoeck), Da Camera (Lieder).

 15.8. Jacques IBERT: 125. Geburtstag

 Er studierte 1910-14 am Pariser Conservatoire unter anderem bei Gabriel Fauré, Emile Pessard, Paul Vidal und André Gedalge. Während des Studiums arbeitete er als Klavierimprovisator bei Stummfilmaufführungen. 1919 wurde er Träger des begehrten Prix de Rome (Rompreis). Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war er Direktor der französischen Akademie in Rom. 1955 fungierte er als Verwaltungsdirektor beider Pariser Opernhäuser. Er starb 1962 in Paris. Seine stilistisch keiner eindeutigen Richtung zugehörigen Werke sind vor allem in der Frühzeit angelehnt an die Groupe des Six, lassen aber auch Beeinflussung durch den Impressionismus sowie den Neoklassizismus eines Igor Strawinsky erkennen. Vorherrschend ist elegante, mitunter etwas glatt wirkende Virtuosität.

 16.8. Maria KURENKO: 125. Geburtstag

Maria_KURENKO

 Sie studierte Jurisprudenz an der Universität von Moskau, ließ aber gleichzeitig ihre Stimme durch den Pädagogen Umberto Mazetti ausbilden. 1916 debütierte sie am Opernhaus von Charkow als Antonida im »Leben für den Zaren« von Glinka. 1918 kam sie an das Bolschoi Theater Moskau, verließ aber 1920 Russland. Sie unternahm 1921 eine Konzerttournee durch Finnland, Polen und die baltischen Staaten und lebte dann bis 1926 in Riga. 1925 trat sie gastweise in Berlin auf. Ein sehr erfolgreiches Konzert 1926 in Paris führte zu einem Engagement in den USA, wo sie auf der Bühne 1927 in Los Angeles als Lakmé von Delibes debütierte. 1934 sang sie an der Oper von Philadelphia in der amerikanischen Erstaufführung von Strawinskys Oper »Mavra« die Rolle der Parasha. 1924-26 war sie am Opernhaus von Riga engagiert. 1926 gab sie eine Serie von Konzerten in Paris. Bei ihren Liederabenden wurde sie oft durch den russischen Komponisten Alexander Gretchaninoff am Klavier begleitet, der ihr mehrere seiner Lieder widmete. In den USA trat sie in erster Linie als Konzertsängerin hervor und wurde dort vor allem als Interpretin des russischen Volks- und Kunstliedes bekannt. 1927 sang sie in einer einzigen Vorstellung an der Oper von Chicago die Rosina im »Barbier von Sevilla«. Später gastierte sie in der Hollywood Bowl und nochmals 1936 im New Yorker Lewison-Stadion als Antonida in Glinkas »Leben für den Zaren«. Zu ihren Bühnenrollen gehörten auch die Manon von Massenet, die Traviata und die Gilda im »Rigoletto«. Seit 1947 nahm sie eine Professur an der Juilliard School in New York wahr.

Noch 1955 ließ sie Schallplatten aufnehmen, die ihre Stimme ungealtert präsentieren. Sie starb 1980 in New York.

Schallplatten: Elektrisch aufgenommene Columbia-Platten, auch auf Lyrichord, Capitol (Lieder von Rachmaninoff) und Allegro Royale vertreten. Auf Victor kam je ein Album mit Liedern von Gretchaninoff (von diesem begleitet) und eins mit Tschaikowsky-Liedern heraus. 1950-51 publizierte Victor eine LP mit Liedern von Rachmaninoff und eine zweite mit Liedern von Strawinsky, letztere mit dessen Tochter Soulina Strawinsky als Begleiterin.

 16.8. Raoul WALTER: 150. Geburtstag

Raoul_WALTER

 Sohn des berühmten Tenors Gustav Walter (1834-1910), Bruder der Sopranistin Minna Walter (1863-1901). Er studierte zunächst Jurisprudenz und promovierte zum Dr. jur. Er arbeitete dann kurze Zeit in der Münchner Finanzprokuratur. Dann wandte er sich dem Gesang zu, studierte bei seinem Vater und debütierte 1888 am Theater an der Wien in der österreichischen Hauptstadt als Operettensänger. 1889 sang er am Stadttheater von Brünn (Brno) als erste Opern-Partie den Lyonel in Flotows »Martha«. 1891 folgte er einem Ruf an die Hofoper von München und blieb bis zu seinem Tod 1917 dort als gefeierter erster lyrischer Tenor tätig. Hier sang er 1898 in der Uraufführung der Oper »Zinnober« von Siegmund von Hausegger, 1901 die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Herzog Wildfang« von Siegfried Wagner, am 27.11.1903 (im Residenztheater) den Florindo in der Uraufführung von »Die neugierigen Frauen« von Wolf-Ferrari, am 19.3.1906 (im gleichen Haus) in der Uraufführung einer weiteren Oper dieses Komponisten, »Die vier Grobiane«. Er wirkte in München auch als Spielleiter. 1899-1901 gastierte er in Russland, u.a. an den Hofopern von St. Petersburg und Moskau, in Libau und Mitau. Weitere Gastspiele an der Wiener Hofoper (1894 und 1899 als Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Turiddu in »Cavalleria rusticana« und als Manrico im »Troubadour«), am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1899-1907), an den Stadttheatern von Bremen (1894-1901) und Zürich (1896-97, 1901, 1906), am Hoftheater von Karlsruhe (1901) und am Opernhaus von Riga (1899-1902). Hatte er zunächst das lyrische Repertoire gesungen, so hörte man ihn später als Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, als Lohengrin, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Loge im »Rheingold«. – Seine Tochter Maria Walter heiratete den berühmten Tenor Julius Patzak (1898-1974).

Von der schönen lyrischen Stimme des Künstlers sind sechs sehr seltene G & T-Aufnahmen (München 1905-07) vorhanden.

 17.8. Walter JENEWEIN: 85. Geburtstag

Walter JENEWEIN

 1965 kam er als Eleve an die Wiener Volksoper. 1966-94 war er als Solosänger am Haus engagiert und stand u. a. als Blind in „Die Fledermaus“, Bürgermeister Schneck in „Der Vogelhändler“, Scharfrichter in „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“, Wirt in „Die lustigen Weiber von Windsor“ und Peter Iwanow in „Zar und Zimmermann“ auf der Bühne. Auch nach seiner Pensionierung ist Walter Jenewein noch an der Volksoper aufgetreten, zuletzt im Dezember 2007 als Tschekko in „Gräfin Mariza“. Er starb im September 2014.

 18.8. Michelangelo VELTRI: 75. Geburtstag

 Biographie des argentinischen Dirigenten auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Miguel_%C3%81ngel_Veltri

 18.8. Renato ERCOLANI: 95. Geburtstag

Renato ERCOLANI und Mario PETRI in Falstaff in Salzburg

Mit Mario Petri als Falstaff in Salzburg

 Als Knabe sang er in der Schola cantorum in seiner Heimatstadt Perugia. 1940 legte er sein Examen als Volksschullehrer ab, besuchte aber seit 1944 das Konservatorium von Perugia, wo er Harmonielehre, Klavier, Gesang und Schauspiel studierte. Sein Bühnendebüt fand 1950 am Teatro Spirimentale in Spoleto statt; 1961 trat er an der Oper von Rom auf. 1963 erreichte er die Mailänder Scala. Seitdem ist er ständig dort aufgetreten, wobei er sich auf kleinere und mittlere Partien und auf Bufforollen spezialisierte. Seine Karriere an der Scala erinnert an die des unvergessenen Tenors Giuseppe Nessi. Gastspiele, zum Teil mit dem Ensemble der Scala, an europäischen Bühnen, auch bei den Festspielen von Verona und Florenz. Bei den Salzburger Festspielen sang er 1957 den Bardolfo in Verdis »Falstaff«, 1960-61 und 1963-64 den Valzacchi im »Rosenkavalier« und 1963-64 den Monostatos in der »Zauberflöte«. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1957-60 als Bardolfo, als Goro in »Madame Butterfly«, als Remendado in »Carmen«, als Spoletta in »Tosca« und als Incredibile in »Andrea Chénier« von Giordano. Er starb 2002 in Mailand.

Schallplatten: Der verdiente Künstler sang zahlreiche kleinere Rollen in vollständigen Opernaufnahmen auf Decca (»Turandot«), HMV (Basilio in »Le nozze di Figaro«), namentlich aber auf Columbia (u.a. »Madame Butterfly«, »Il Tabarro« von Puccini, »Il Trovatore«, »Falstaff«, »Rigoletto«, »Un ballo in maschera« von Verdi) sowie Movimento musica (»Der Rosenkavalier«, eine Aufnahme aus Salzburg von 1963).

 18.8. Olle SIVALL: 100. Geburtstag

Olle Sivall und Kjerstin Dellert in Aniara

In „Aniara“

 Er war an der Musikhochschule Stockholm in den Jahren 1937-45 in erster Linie Schüler von Julia Claussen und Joseph Hislop. Er debütierte 1946 am Rikstheater Stockholm als Don Ottavio im »Don Giovanni« und war 1948-53 am Stora Theater Göteborg verpflichtet. 1954-73 gehörte er dem Ensemble der Königlichen Oper Stockholm an. Bekannt wurde er durch seine Gestaltung der Titelpartie in »Petrus de Dacia« von Mehler bei den Festspielen von Wisby auf Gotland in den Jahren 1947-67. Auf der Opernbühne hinterließ er den stärksten Eindruck als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, als Ferrando in »Così fan tutte«, als Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach, glänzte aber auch in Buffo-Partien (Basilio in »Figaros Hochzeit«, Mime im Ring-Zyklus, Titelheld in »Albert Herring« von Benjamin Britten). Am 15.10.1956 wirkte er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung der Oper »Porträttet« von Hilding Rosenberg, am 31.5.1959 in der Uraufführung der Oper »Aniara« von Blomdahl mit. Er sang am 29.11.1958 an der Oper von Stockholm den Sodo in der Uraufführung der Oper »Tranfjädrarna« von Sven-Erik Bäck, 1966 den Bisp Nikolas in der Uraufführung von »Tronkrävarna« von Gunnar Bucht, 1961 den Sellem in der schwedischen Erstaufführung von Strawinskys »The Rake’s Progress«. Große Karriere auch als Oratorien- und Kirchensänger. Er starb im Mai 1999.

Schallplatten: Swedish Society, amerikan. Columbia, Philips (»Aniara«), Telefunken, HMV, Odeon.

 18.8. Gustav BORCHERS: 150. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung 1887-89 am Konservatorium von Leipzig und betätigte sich darauf als Konzertsänger, vor allem aber als Gesanglehrer. 1896 wurde er als solcher an das Leipziger Nicolai-Gymnasium berufen, dazu war er seit 1901 Kantor an der Peterskirche in Leipzig. 1898 begründete er in Leipzig ein Seminar für Gesanglehrer, in dem er als Pädagoge die musikästhetischen und musikpädagogischen Gedanken von Carl Eitz und Jacques-Dalcroze zur Anwendung brachte. Er komponierte selbst Lieder und Chöre und war ein viel beachteter Interpret, vor allem auf dem Gebiet des Liedgesangs. Er starb 1913 in Leipzig. – Seine Tochter war die Sopranistin Hedwig Borchers (* 7.2.1891 Leipzig), die 1913-27 am Opernhaus von Leipzig engagiert war und sich dann als Konzertsolistin betätigte. Sie wirkte 1919 in Leipzig in der Uraufführung der Oper »Revolutionshochzeit« von E. d’Albert mit. Sie heiratete den Dirigenten Otto Didam.

Von der Stimme von Gustav Borchers ist eine einzige Aufnahme auf Polyphon aus dem Jahre 1900 überliefert, und zwar Beethovens Lied »Der Kuss«.

 19.8. Blanche BERGMAN: 60. Geburtstag

 Ihr Vater war in Gent als Arzt tätig; schon mit sechs Jahren sang sie im Kinderchor der Oper von Gent. Sie besuchte dann die Musikakademie Gent-Brügge und gab bereits 1972 ihr erstes öffentliches Konzert. Noch im gleichen Jahr debütierte sie an der Oper von Gent, wo sie weiter ihre Stimme durch Gaetano Abrami ausbilden ließ. In den folgenden beiden Spielzeiten sang sie in Gent viel in Operetten, aber auch die Zerline im »Don Giovanni«, den Jemmy in Rossinis »Wilhelm Tell«, insgesamt 33 Partien. Das Ende der sich anbahnenden großen Karriere gestaltete sich tragisch. Nachdem sie am 29.12.1974 in Gent die Ciboletta in »Eine Nacht in Venedig« gesungen hatte, fiel sie bei einer Urlaubsreise noch in der gleichen Nacht auf einer deutschen Autobahn bei Hartheim südlich von Freiburg i. Br. einem Verkehrsunfall zum Opfer.

Aufnahmen der jungen Sängerin erschienen auf Alpha, wobei es erstaunlich ist, dass eine so früh verstorbene Künstlerin bereits auf Schallplatten vertreten ist.

 19.8. Lawrence SHADUR: 80. Geburtstag

 Er war zuerst als Schauspieler beim amerikanischen CBS-Fernsehen tätig und trat in New York in Musical Comedies auf. Dann absolvierte er ein intensives Gesangstudium bei den New Yorker Pädagogen Robert Weede, Herbert Janssen, Olga Ryss und Dick Marzollo. 1965 kam es zu seinem Debüt als Opernsänger am Stadttheater von Bern (Schweiz) in der Partie des Ford in Verdis »Falstaff«. Er trat in Europa an den Opernhäusern von Köln und Nürnberg und am Grand Théâtre Genf (1967 als Bauer in Carl Orffs »Der Mond« und als Steinbutt in O. Schoecks »Vom Fischer un syner Fru«) auf. Er wurde dann 1973-77 Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper (Debüt als Paolo in »Simon Boccanegra«), an der er in insgesamt 21 Vorstellungen außerdem noch den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, den Monfort in Verdis »I Vespri Siciliani«, den Heerrufer im »Lohengrin« und den Oberthal in Meyerbeers »Le Prophète« sang. In den USA ist er auch an den Opern von Baltimore und Cincinnati, in San Antonio, Milwaukee und Washington in Erscheinung getreten und war gleichzeitig ein erfolgreicher Konzertsänger. Seine großen Bühnenpartien waren der Escamillo in »Carmen«, der Amonasro in Verdis »Aida«, der Titelheld in dessen »Macbeth«, der Wolfram im »Tannhäuser« von R. Wagner und der Titelheld in »Der fliegende Holländer«. Er starb 1991 in Bern.

 19.8. William ZAKARIASEN: 85. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Tenors auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/William_Zakariasen

 19.8. Paul KONT: 95. Geburtstag

 Nach seinen Studien am Konservatorium der Stadt Wien (1939-40) und an der Akademie für Musik und darstellende Kunst (1945-49), nahm er an den Darmstädter Ferienkursen (1951) teil (u.a. bei Wolfgang Fortner). Ferner studierte Paul Kont in Paris bei Darius Milhaud, Olivier Messiaen und Arthur Honegger. In den 50er Jahren spielte Paul Kont auch eigene Kompositionen im Art Club. Eine dieser Kompositionen trägt den Namen eines der Lokale, in denen sich die Mitglieder trafen. Es handelt sich um die Strohkoffer-Suite für Violine und Klavier, die später Paul Konts Freund Friedrich Cerha für kleines Instrumentalensemble bearbeitete. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Paul Kont durch sein mehrfach im Fernsehen ausgestrahltes Mysterienspiel Inzwischen nach W.H. Auden mit Helmut Qaultinger als Herodes bekannt. Paul Kont entwickelte eine eigene Tonalität („Dritte Tonalität“). 1980-86 war Paul Kont Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Am 26. Dezember 2000 starb Paul Kont in Wien. Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich in der Gruppe 40 auf dem Wiener Zentralfriedhof. Paul Kont schrieb Bühnenwerke (Opern, Ballette), Vokal-, Orchester- und Kammermusik.

 20.8. Mario BERNARDI: 85. Geburtstag

 Er kam im Alter von sechs Jahren nach Italien und studierte 1938-45 am Conservatorio Manzato in Treviso Orgel und Komposition bei Bruno Pasut. 1948 setzte er sein Studium am Royal Conservatory of Music in Toronto bei Lubka Kolessa (Klavier) und Ettore Mazzeloni (Dirigieren) fort. Im Sommer 1959 nahm er Unterricht bei Erich Leinsdorf am Mozarteum in Salzburg. Mario Bernardi begann seine musikalische Laufbahn als Pianist und trat in den 1950er Jahren u.a. mit Leav Foli und Peggy Sampson in einem Brahms-Konzert auf, war Solist in Aufführungen des Klavierkonzertes von Barbara Pentland mit dem CBC Symphony Orchestra, des Pièce Concertante Nr. 1 von Jan Papineau-Couture mit dem National Festival Orchestra und der Concerto Fantasy von John Beckwith mit dem Montreal Symphony Orchestra und arbeitete als Klavierbegleiter mit Donald Bell, Maureen Forrester, Margo MacKinnon, Jean-Pierre Rampal, Janos Starker und anderen zusammen. Mario Bernardis Laufbahn als Dirigent begann er 1957 bei der Canadian Opera Company mit einer Aufführung von Hänsel und Gretel und realisierte mit ihr bis in die 1990er Jahre Aufführungen von Opern Bizets, Verdis, Nicolais, Leoncavallos, Mozarts und anderer. Für das Fernsehen der CBC dirigierte er 1957 Mavor Moores The Optimist. Ab 1963 wirkte Bernardi am Sadler’s Wells in London, dessen musikalischer Direktor er 1966-68 war. 1968 wurde er Chefdirigent des National Arts Centre Orchestra (NACO), mit dem er Uraufführungen von Werken Murray Adaskins, Norma Beecrofts, Robert Flemings, Harry Freedmans, Steven Gellmans, Barbara Pentlands, André Prevosts, Godfrey Ridouts, R. Murray Schafers, Gilles Tremblays und Charles Wilsons dirigierte. Als Solist leitete er Aufführungen von Werken Mozarts und Ravels vom Klavier aus. 1971 wurde er Generalmusikdirektor des National Art Centre und künstlerischer Leiter von dessen Festival Canada (ab 1978 Festival Ottawa). 1983 wurde er Nachfolger von John Eliot Gardiner als Chefdirigent des CBC Vancouver Orchestra, das er bis zu seinem Tode leitete und mit dem er vorrangig zeitgenössische Musik aufführte. 1983-94 leitete er zudem das Calgary Symphony Orchestra, das sich unter seiner Leitung zu einem Orchester von nationalem Rang entwickelte. Daneben wirkte er als Gastdirigent an der Chicago Lyric Opera, der San Francisco Opera, der New York City Opera und der Houston Grand Opera, debütierte 1984 mit Händels Rinaldo an der Metropolitan Opera, leitete 1986 eine Aufführung von Aida an der English National Opera und 1987 eine Aufführung von Jules Massenets Cendrillon am Kennedy Center in Washington. Ab 1993 arbeitete er wieder regelmäßig mit dem NACO, mit dem er u. a. Werke von Schafer und Alexina Louie aufführte. 1972 wurde Bernardi als Companion des Order of Canada ausgezeichnet, 1981 erhielt er die Medaille des Canadian Music Council und im Folgejahr das Ehrendiplom der Canadian Conference of the Arts. 1999 folgten der Jean E. Chalmers Award und der National Arts Centre Award, 2001 der Governor General’s Performing Arts Award in 2001. 2009 wurde Bernardi zum Botschafter des Canadian Music Centre ernannt. Bernardi war mit der Sängerin Mona Kelly verheiratet. Er starb 2013 in Toronto.

 20.8. Johann CONRADI: 200. Geburtstag

 Er durchlief eine erfolgreiche Karriere als erster Bassist, die er 1838-40 mit einem Engagement am Theater von Schleswig begann und dann am Stadttheater von Aachen (1840-42), am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1842-49), am Hoftheater von Schwerin (1849-50), am Hoftheater von Hannover (1850-52) und seit 1852 bis zu seinem Tod 1859 an der Hofoper von Dresden fortsetzte. 1843 sang er in Frankfurt in der Uraufführung der Oper »Riquiqui« von Heinrich Esser, 1847 in der von »Prinz Eugen der edle Ritter« von G. Schmidt, 1846 in der deutschen Erstaufführung der Oper »Le Chalet« von Adolphe Adam (als Max). Auf der Bühne sang er ein sehr umfangreiches Repertoire: den Leporello im »Don Giovanni«, den Mafferu in »Das unterbrochene Opferfest« von Peter von Winter, den Don Pizarro im »Fidelio«, den Richard in »Des Adlers Horst« von Glaeser, den Plumkett in Flotows »Martha«, den Stadinger im »Waffenschmied« von Lortzing, den van Bett in »Zar und Zimmermann«, den Kühleborn in »Undine«, den Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer, den Kardinal in »La Juive« von Halévy, den Andrea Cornaro in »La Reine de Cypre«, ebenfalls von Halévy, den Cosmo de‘ Medici in »Guido et Ginevra« von Halévy, den Ivo in »Die vier Haymonskinder« von M. Balfe, den Siegwald in »Die Braut von Kynast« von Litolff, den Sulpice in Donizettis »Regimentstochter«, den Zaccaria im »Nabucco« von Verdi und den Mikhély in »Der Wasserträger« (»Les deux journées«) von Cherubini. Er wurde auch als Konzertsänger bekannt. Zwei seiner Söhne wurden Schauspieler: Otto Conradi (1847-1931) und Josef Conradi (1849-1896).

 22.8. Raphael ARIÉ: 95. Geburtstag

Raffaele_ARIE

 Er wollte zuerst Violinspiel studieren, doch wurde seine Stimme durch den Bariton Cristo Brambaroff in Sofia entdeckt und ausgebildet. Konzertdebüt 1939 in Sofia im »Messias« von Händel. Er debütierte 1945 an der Nationaloper von Sofia als Angelotti in »Tosca« und sang dort im gleichen Jahr den Colline in »La Bohème« und den Pimen im »Boris Godunow«. 1946 erster Preis beim Internationalen Gesangwettbewerb von Genf. Weitere Studien in Italien bei Riccardo Stracciari, Apollo Granforte und Carlo Tagliabue. 1947 an die Mailänder Scala verpflichtet, wo er in seiner Antrittsrolle, dem König in Prokofieffs »Liebe zu den drei Orangen«, bereits sehr erfolgreich war und seither immer wieder aufgetreten ist. 1949 sang er an der Scala den Warlaam im »Boris Godunow«, 1951 den Skula in »Fürst Igor« von Borodin und den Trulove in »The Rake’s Progress« von Strawinsky (den er auch am 11.9.1951 in Venedig in der Uraufführung dieser Oper sang), 1952 den Alten von Kinnereth in »Dèbora e Jaéle« von I. Pizzetti, 1954 den Gremin in »Eugen Onegin« und den Plutone in Monteverdis »Il ballo delle ingrate«, 1959 das Bass-Solo in Beethovens 9. Sinfonie, 1960 in einem Konzert mit Musik von Robert Schumann, 1965 den Walter Fürst in Rossinis »Wilhelm Tell« und den Ramfis in »Aida«, 1967 den Mephisto im »Faust« von Gounod und den Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, 1968 den Zaccaria in Verdis »Nabucco« und in Händels Oratorium »Israel in Egypt«, 1970 als Sparafucile im »Rigoletto« und in einem Beethoven-Konzert, 1971 als Talbot in Donizettis »Maria Stuarda« und wieder in einem Beethoven-Konzert, 1972 als Präfekt in Donizettis »Linda di Chamounix« und 1973 als Solist in der 13. Sinfonie von Schostakowitsch. Er trat dort auch in den Uraufführungen der Opern »L’Uragano« von Lodovico Rocca (am 9.2.1952 als Dikoj) und »Clitennestra« von Ildebrando Pizzetti (am 1.3.1965 als Egisto) auf, an der Oper von Rom in der von Franco Manninos »La Stirpe di David« (1962). Er wirkte bei den Festspielen von Verona und von Aix-en-Provence (mehrfach bis 1956, u.a. als Osmin in der »Entführung aus dem Serail« und als Basilio im »Barbier von Sevilla«, 1949 als Commendatore im »Don Giovanni«) wie beim Maggio Musicale von Florenz mit. Bei den Salzburger Festspielen hörte man ihn 1953 als Commendatore, 1960 als Großinquisitor in Verdis »Don Carlos« und 1977 als Demonio in Aufführungen von »Il Sant’Alessio« von Stefano Landi. 1960-68 gastierte er an der Wiener Staatsoper in insgesamt 18 Vorstellungen sowohl als König Philipp wie als Großinquisitor im »Don Carlos«, als Timur in Puccinis »Turandot«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Sparafucile, als Ramfis und als Mephisto im »Faust« von Gounod. Bei der Wiedereröffnung des Grand Théâtre Genf sang er 1962 den König Philipp. Weltweite Karriere mit Gastspielen an den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart, an der Pariser Grand Opéra (1954 als Sarastro, 1955 als Mephisto im »Faust« von Gounod und als Boris Godunow), in Lyon, Bordeaux, Marseille, Nizza, Monte Carlo (1953 als Commendatore, 1961 als Fiesco in Verdis »Simon Boccanegra«), am Opernhaus von Zürich, in Amsterdam, Buenos Aires (1961) und Mexico City, in Chicago, New Orleans, Philadelphia und an der New York City Opera. Hier sang er 1950-52 u.a. den Leporello im »Don Giovanni« und den Mephisto im »Faust« von Gounod. Aus seinem sehr umfassenden Repertoire für die Bühne sind ergänzend der Galitzky in Borodins »Fürst Igor«, der Iwan Susanin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren« (»Iwan Susanin«), der Kotschubej in »Mazeppa« von Tschaikowsky, der Kaspar im »Freischütz« (1956 Teatro Fenice Venedig in italienischer Sprache zusammen mit Sena Jurinac), der König Heinrich im »Lohengrin« (Festspiele von Verona), der Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, der Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, die Titelrolle in »Mefistofele« von Boito und der Mephisto in »La damnation de Faust« von H. Berlioz zu nennen. Beim Edinburgh Festival wirkte er 1972 mit. Als letzte Bühnenpartie sang er 1980 beim Maggio Musicale von Florenz den Gremin. Er wurde auch als Konzert- und Oratoriensolist bekannt; so sang er u.a. in London das Bass-Solo im Verdi-Requiem. Bis 1986 betätigte er sich noch als Konzertsänger. Seit 1970 war er italienischer Staatsbürger. Er verlegte seinen Wohnsitz nach Israel, wo er seit 1976 an der Musikakademie von Tel Aviv die Opernklasse leitete und auch als Regisseur arbeitete. Seit 1978 wirkte er als Professor an der Rubin-Universität in Tel-Aviv. Er starb 1988 während eines Ferienaufenthaltes in St. Moritz (Schweiz). – Machtvolle Bass-Stimme, ausgezeichnet als Boris Godunow, aber auch im italienischen und zeitgenössischen Repertoire bewundert.

Lit: D. Rubbioli: Raffaele Arié, un artista e le sue immagini.

Schallplattenaufnahmen auf Decca (»La Bohème«) sowie auf Columbia (hier u.a. vollständige »Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas). Sang auch auf Pathé-Marconi (Commendatore im »Don Giovanni«), auf Melodram (»Don Carlos«, »I Puritani« von Bellini) Morgan (»Don Giovanni«), Hunt Records (Mozart-Requiem).

 23.8. Lieuwe VISSER: 75. Geburtstag

 Er war zunächst als Historiker tätig, ließ dann aber seine Stimme durch Jo van der Meent in Amsterdam ausbilden, abschließende Studien an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Giorgio Favaretto. Gewinner einer Goldmedaille beim Gesangwettbewerb von Toulouse. Bühnendebüt 1973 an der Niederländischen Oper Amsterdam als Don Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Seither wichtige Erfolge an diesem Opernhaus. Hier wirkte er 1974 auch in der Uraufführung der Oper »Picture of Dorian Gray« von Kox mit. Er gestaltete eine Fülle von Basspartien sowohl aus dem seriösen wie aus dem komischen Rollenbereich, zugleich als Konzert- und Oratorienbassist angesehen. Er gastierte u.a. an der Oper von Toulouse und in England. Er sang 1981 bei den Festspielen von Glyndebourne in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten, 1980 beim Carinthischen Sommer in Ossiach und wirkte 1983 im Centre Français Lyrique Paris in der Uraufführung der Oper »Frankenstein« von H.K. Gruber mit. 1984 sang er an der Niederländischen Oper den Masetto im »Don Giovanni«, 1995 am Théâtre Carré Amsterdam in der Uraufführung der Oper »Esmée« von Theo Loevendie. Er starb 2014 in Amsterdam.

Schallplatten: kleine Partie in vollständiger Aufnahme von Donizettis »Lucrezia Borgia« auf Decca; Telefunken (Bach-Kantaten), Signum/Note 1 (»Wiederbelebung der Toten« von Noam Sheriff).

 23.8. Luigi OTTOLINI: 90. Geburtstag

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Als Radames

 Er arbeitete zunächst als Manager bei der Banco di Roma, ließ dann jedoch seine Stimme durch Arturo Merlini in Mailand ausbilden. Sein Debüt fand 1958 am Stadttheater von Como in der Oper »La morte di Frine« von Rocca statt. 1959 gewann er den ersten Preis beim Verdi-Concours von Busseto, dann auch beim internationalen Belcanto-Wettbewerb von Radio Brüssel. Er konnte bald eine sehr erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen entwickeln und sang u.a. beim Maggio Musicale von Florenz, an der Oper von Rom, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro San Carlo Neapel, in Bologna, Palermo, Turin, Triest, Parma und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla. An der Mailänder Scala debütierte er 1961 in einem Konzert (Requiem von Guido Pannain) und sang dann hier 1963 den Radames in »Aida«, 1966 den Alvaro in »La forza del destino« und den Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, 1967 in einem Toscanini-Gedächtnis-Konzert sowie 1968-69 den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«. Weltweite Gastspieltätigkeit mit Auftritten am Teatro Colón Buenos Aires, an der Deutschen Oper Berlin, an den Opern von Köln, Frankfurt a.M., Hamburg und München, in Brüssel und Amsterdam, am Teatro Liceu Barcelona, am Teatro San Carlos Lissabon, an den Opern von Monte Carlo, Chicago, Philadelphia, beim Edinburgh Festival und an der Covent Garden Oper London. Auch am Bolschoi Theater Moskau, in Leningrad und Kiew, an den Nationalopern von Budapest, Belgrad und Zagreb, in Zürich, Bordeaux, Marseille, Paris, Straßburg und an englischen Bühnen zu Gast. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1952-70 in insgesamt 15 Vorstellungen als Alvaro, als Radames, als Riccardo, als Andrea Chénier und als Manrico in Verdis »Il Trovatore«. Seine großen Partien waren die dramatischen Aufgaben des italienischen Repertoires, vor allem in den Opern von Verdi (Don Carlos, Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra«), in den Werken des Verismo (Turiddu, Osaka in »Iris«, Amico Fritz, Canio im »Bajazzo«) und in Puccini-Opern. Noch 1982 gastierte der Künstler in Holland. Er trat auch als Konzertsänger in Erscheinung. Er starb 2002 in Suardi.

Schallplatten: Decca (Querschnitt »Aida« als Partner von Birgit Nilsson), Eterna (Tenor-Solo im Verdi-Requiem); italienische Privataufnahmen der vollständigen Opern »Iris« von Mascagni und »Loreley« von Catalani. Auf der Marke I Dei della Musica sang er in einer Aufnahme von Verdis »Nabucco«.

 23.8. Stefan DOBIASZ: 95. Geburtstag

 Er wurde durch den berühmten Bassisten Adam Didur entdeckt und ausgebildet. Mit ihm zusammen stand er bei seinem Debüt im Juni 1945 in »Halka« von Moniuszko auf der Bühne des Opernhauses von Bytom (Beuthen), an dem er eine jahrelange, erfolgreiche Karriere hatte. Nach dem Tod von Adam Didur setzte er seine Ausbildung bei Stefan Belina-Skupniewski fort. Hatte er zunächst in Bytom kleinere Rollen gesungen, so übernahm er im weiteren Verlauf seiner Karriere dort Partien wie den Sarastro in der »Zauberflöte«, den Stolnik wie den Dziemba in »Halka«, den Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Großinquisitor im »Don Carlos« von Verdi, den Basilio im »Barbier von Sevilla«, den Gremin im »Eugen Onegin«, den Müller in »Rusalka« von Dargomyschski, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Don Pasquale, den Angelotti in »Tosca«, den Pistol in Verdis »Falstaff«, den Bartlomiej in »Verbum nobile« von Moniuszko und den Herrn Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. Seine großen Kreationen waren jedoch der Stelina in »Krútnava« von E. Suchon (den er auch in der polnischen Erstaufführung der Oper sang) und der Skoluba in »Das Gespensterschloss« (»Straszny Dwór«) von Moniuszko. 1970 beendete er sein Engagement in Bytom und ging an das Theater von Poznan (Posen), an dem er bis 1980 seine Karriere fortsetzte. Er widmete sich darauf seiner Begabung auf den Gebieten der Malerei und der Skulptur. Er starb im November 2005. Verheiratet mit der bekannten polnischen Sopranisten Krystyna Kujawinska (* 1938).

Von seiner Stimme sind Mitschnitte von Rundfunksendungen von Moniuszko-Opern (»Verbum nobile«, »Halka«) vorhanden.

 24.8. Ingeborg BRONSART VON SCHELLENDORF: 175. Geburtstag

 Sie entstammte einer in Russland ansässigen Familie schwedischer Kaufleute. Sie lernte in Sankt Petersburg Klavierspiel bei Nikolai Martynow, Konstantin Decker und Adolf von Henselt. 1858 kam sie nach Weimar, wo sie bei Franz Liszt Klavierspiel lernte. 1861 heiratete sie einen Liszt-Schüler, Hans Bronsart von Schellendorf. In den folgenden Jahren trat sie in Städten Russlands mit Konzerten auf. Nachdem ihr Ehemann 1867 nach Hannover zum Generaldirektor königlicher Theater berufen wurde, musste sie ihre Auftritte unterbrechen und begann, sich mit der Komposition zu beschäftigen. Im Salon der Familie Bronsart kamen zu Besuch Joseph Joachim, Hans von Bülow, Friedrich Kaulbach, Friedrich Bodenstedt und viele andere Personen deutscher Kultur. Von den Werken Ingeborg Bronsarts erfreuten sich ihre Opern einer besonderen Beliebtheit: Die Göttin von Sais oder Linas und Liane, Jery und Bätely mit dem Libretto nach Johann Wolfgang von Goethe, König Hiarne (1890) als Polemik gegen Richard Wagners Ring des Nibelungen. Der Kaiser-Wilhelm-Marsch erklang zur Eröffnung des Frauenprogramms der Weltausstellung (1893) in Chicago. Sie schuf viele Lieder zu den Texten von Heinrich Heine, August von Platen, Mirzə Şəfi Vazeh in Übersetzung von Friedrich Bodenstedt und Michail Lermontow. Sie schuf auch ein Klavierkonzert (1863). Sie starb 1913 in München.

 25.8. Hans-Olaf HUDEMANN: 100. Geburtstag

 Sein Vater, Ernst Hudemann, war ein bekannter Konzertbariton. Mit zehn Jahren wurde er Mitglied des Leipziger Thomanerchors. Seit 1934 studierte er Musikwissenschaft an den Universitäten von Freiburg i. Br. und Kiel, wo er auch promovierte. Gleichzeitig ließ er seine Stimme ausbilden. 1943 begann er seine Karriere als Konzert- und Oratoriensänger. Nach dem Zweiten Weltkrieg holte ihn der Thomaskantor Günther Ramin nach Leipzig. Er unternahm große Konzertreisen als Solist mit dem Thomanerchor. Sehr erfolgreich war er bei den Leipziger Bach-Festen sowie bei Konzerten in Belgien, Holland, Frankreich und in der Schweiz. Man rühmte in erster Linie seine Kunst des Bach-Gesanges, doch widmete er sich auch dem zeitgenössischen Musikschaffen. Seit 1961 Dozent an der Musikhochschule von Heidelberg. 1957-62 war er Leiter der Meisterklasse an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt, seit 1972 Professor an der Universität von Frankfurt a.M. Er setzte seine Auftritte bis 1973 fort. Er starb 1984 in Heidelberg.

Schallplatten: DGG, vor allem Barockmusik in der Archiv-Reihe (Johannespassion von J.S. Bach), Cantate.

 25.8. Maschinka SCHUBERT: 200. Geburtstag

 Sie war die Tochter des Oboisten, Hornisten und preußischen Kapellmeisters Georg Abraham Schneider (1770-1838) und der Sängerin Caroline Schneider-Portmann (1774-1850) und hieß mit ihrem Geburtsnamen Maschinka Schneider. Schon als Kind betrat sie an der Hand der großen Primadonna Anna Milder-Hauptmann in Glucks Oper »Alceste« die Bühne. Nach erstem Unterricht durch ihre Mutter schickte man sie nach Paris, wo sie durch den berühmten Pädagogen Giulio Marco Bordogni ausgebildet wurde. Sie sang dort bereits kleinere Partien an der Grand Opéra, begann aber ihre eigentliche Karriere 1832 in London. Hier sang sie 1832 am King’s Theatre Partien wie die Marzelline im »Fidelio«, die Zerline im »Don Giovanni« und das Ännchen im »Freischütz« zusammen mit so großen Künstlern wie Wilhelmine Schröder-Devrient und Anton Haizinger. 1832-33 studierte sie nochmals bei E. Bianchi in Mailand. Nach einem Gastspiel an der Berliner Hofoper sang sie 1833 an der Hofoper von Dresden die Rosina im »Barbier von Sevilla« von Rossini und die Zerline im »Don Giovanni« und wurde sofort als erste Koloratursopranistin an dieses Haus verpflichtet. 1837 heiratete sie den Violinvirtuosen und sächsischen Konzertmeister Franz Schubert (1808-78). Die aus dieser Ehe stammende Tochter, Georgine Schubert (1840-78) wurde wie ihre Mutter eine international gefeierte Koloratrice. Maschinka Schubert gastierte auch in Mailand sowie an mehreren großen Opernbühnen des deutschen Sprachgebiets, bevor sie 1860 in den Ruhestand trat. Zuletzt war sie in Dresden nur noch als Schauspielerin aufgetreten. Als eine ihrer größten Kreationen galt allgemein die Alice in »Robert le Diable« von Meyerbeer. Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren weiter die Zerline in »Fra Diavolo« von Auber, die Giulietta in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« und die Susanna in »Figaros Hochzeit«. Nach ihrem Rücktritt von der Bühne wirkte sie lange Jahre hindurch als gesuchte Pädagogin in Dresden, wo sie 1882 starb; zu ihren Schülerinnen zählte die bekannte Sängerin Anna Schimon-Regan.

 26.8. Gré BROUWENSTIJN: 100. Geburtstag

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Als Tosca

 Ausbildung am Amsterdamer Muzieklyceum bei Jaap Stroomenbergh, dann bei Boris Pelsky und Ruth Horna. Debüt 1940 als eine der drei Damen in Mozarts »Zauberflöte« in Amsterdam. Während des Zweiten Weltkrieges war sie hauptsächlich als Konzertsängerin tätig. Sie kam 1946 an die Niederländische Oper Amsterdam (Debüt als Giulietta in »Hoffmanns Erzählungen«), deren Mitglied sie geblieben ist. Erster großer Erfolg 1946 als Tosca, vor allem aber 1949 als Leonore im »Fidelio«, seither eine ihrer Glanzrollen. Beim Holland Festival 1950 als Rezia im »Oberon« von Weber gefeiert. Während vieler Jahre stand sie im Mittelpunkt dieses Festivals, bei dem sie auch als Leonore im »Troubadour« (1949), als Donna Anna im »Don Giovanni«, als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Gräfin in »Le nozze di Figaro«, als Jenufa von Janácek, als Iphigénie in Glucks »Iphigénie en Tauride«, als Desdemona im »Otello« und als Leonore in »La forza del destino« von Verdi, als Senta in »Der fliegende Holländer« und natürlich als Leonore im »Fidelio« auftrat. Durch Gastspiele wurde die Künstlerin international berühmt. Einen ersten Gastspiel-Erfolg hatte sie 1950 in Dublin; im englischen Rundfunk hörte man sie zu Beginn der fünfziger Jahre als Jaroslawna in Borodins »Fürst Igor« und in der Titelrolle der Oper »Rusalka« von Dvorák. 1951-64 gastierte sie regelmäßig an der Covent Garden Oper London (Antrittspartie: Aida), u.a. 1952 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Desdemona und 1958 als Elisabeth im »Don Carlos« von Verdi. 1956-64 sang sie regelmäßig an der Wiener Staatsoper (Leonore im »Fidelio«, Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, Tosca, Sieglinde in der »Walküre«, Freia im »Rheingold«, Desdemona, Senta, Aida, Gutrune in der »Götterdämmerung« und Elisabeth im »Tannhäuser«; insgesamt 61 Vorstellungen). 1959-60 an der Oper von Chicago (u.a. 1959 in der Premiere von Janáceks »Jenufa« als Titelheldin), 1961 an der Oper von San Francisco (als Aida, als Leonore im »Fidelio« und als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«), 1958 und 1960 am Teatro Colón von Buenos Aires zu Gast. Bei den Bayreuther Festspielen 1954-55 und nochmals 1965 als Elisabeth im »Tannhäuser«, 1955-56 als Gutrune, 1956 auch als Freia, als Sieglinde und als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« bewundert. 1954 sang sie in Bayreuth das Sopransolo in Beethovens 9.Sinfonie unter Wilhelm Furtwängler. 1959, 1961 und 1963 wirkte sie bei den Festspielen von Glyndebourne als Leonore im »Fidelio« mit. Sie sang in der berühmten Inszenierung des »Fidelio« durch Wieland Wagner an der Stuttgarter Staatsoper 1956 und dann an der Grand Opéra Paris wiederum die Titelpartie. Sie nahm 1971 in Amsterdam als Leonore im »Fidelio« Abschied von der Bühne. 1948-52 mit dem holländischen Tenor Jan van Mantgem (1903-73) verheiratet. Sie sang auch unter dem Namen Gré Brouwenstijn-van Swol. Sie starb 1999 in Amsterdam. – Ausdrucksstarke, tief musikalische Sopranstimme, die sowohl im französischen und italienischen als namentlich im Wagner-Repertoire Vortreffliches leistete. – Ihre Autobiographie erschien unter dem Titel »Gré Brouwenstijn met en zonder Make-up« (Amsterdam, 1971).

Lit: H. Rosenthal: Gré Brouwenstijn (in »Opera«, 1959).

Schallplatten auf Philips (hier u.a. vollständige Oper »Tiefland«), HMV (9. Sinfonie) und Decca (Sieglinde in »Die Walküre«), DGG (vollständige »Tannhäuser«-Aufnahme, Wien 1963).. Auf Melodram Elisabeth in vollständigem »Tannhäuser« (Bayreuth, 1954), auf Paragon/Myto Elisabetta in Verdis »Don Carlos« (Covent Garden Oper London, 1958), auf TIS wieder als Solistin in Beethovens 9. Sinfonie, auf Datum sang sie in einer dritten »Tannhäuser«-Aufnahme.

 26.8. Humphrey SEARLE: 100. Geburtstag

 1947 entstand seine erste Zwölftonkomposition. Er schrieb Opern, Sinfonien, Klavierkonzerte und Ballette, sowie die Filmmusik zu Yeti, der Schneemensch und Bis das Blut gefriert. Er schrieb Bücher über den Komponisten Franz Liszt und entwickelte die am meisten anerkannte und am weitesten verbreitete Katalogisierung der Werke Liszts. Er starb 1982 in London.

 27.8. Alexander OGNIZEW: 95. Geburtstag

 Er lebte seit 1939 in Woroschilowsk-Ussurijsk im äußersten Osten der Sowjetunion und arbeitete während des Zweiten Weltkrieges als Techniker in den wieder befreiten, vom Krieg zerstörten russischen Gebieten, schließlich in Moldawien. Er hatte bereits zuvor als Amateur in Konzerten gesungen, erhielt jetzt aber 1944-49 eine professionelle Ausbildung am Konservatorium von Kischinew in der Klasse von Professor Wassilij G. Doljew. 1949 begann er seine Opernkarriere und wurde sogleich an das Moskauer Bolschoi Theater berufen, zu dessen prominentesten Künstlern er dann gehörte (Debüt als Dosifej in Mussorgskys »Chowanschtschina«, eine seiner Glanzrollen). Man feierte ihn vor allem als Titelhelden in Mussorgskys »Boris Godunow« und, wie bereits gesagt, als Dosifej. Am 23.6.1953 sang er am Bolschoi Theater in der Uraufführung von Schaporins »Die Dekabristen« die Partie des Zaren Nikolaus I., 1965 in der russischen Erstaufführung von Benjamin Brittens »A Midsummer Night’s Dream«, 1967 in der Premiere der Oper »Optimistische Tragödie« von Alexander Cholminow. 1953 gestaltete er in einer Verfilmung des Lebens von Fedor Schaljapin den Komponisten Rimsky-Korssakow, 1954 wirkte er in dem Film »Aleko« nach der gleichnamigen Oper von Rachmaninoff mit. An der Mailänder Scala gastierte er 1964 (als Boris Godunow, als Galitzki in Borodins »Fürst Igor« und als Normannischer Gast in »Sadko« von Rimsky-Korssakow) und 1973 (als Gremin im »Eugen Onegin« und als Dosifej) im Rahmen von Gesamtgastspielen des Bolschoi Theaters Moskau. Bedeutende Erfolge bei Gastspielen in Italien, Österreich, Frankreich, in den USA, Kanada, Rumänien, Polen, der CSSR, Ungarn, Indien, in der Türkei und in Japan. Zu seinen großen Rollen gehörten der René in »Jolanthe« von Tschaikowsky, der König Philipp in Verdis »Don Carlos«, der Mephisto im »Faust« von Gounod, der Basilio im »Barbier von Sevilla« und der General in »Der Spieler« von Prokofieff, den er auch 1975 bei dem Gastspiel des Bolschoi Theaters im Haus der New Yorker Metropolitan Oper sang. Hervorragender Interpret des russischen Volks- und Kunstliedes. 1950 erhielt er den großen Staatspreis der UdSSR; 1965 wurde er zum Volkskünstler der UdSSR ernannt. Er starb 1981 in Moskau. – Neben der Wucht und der Tonfülle seines dunkel timbrierten Basses wurde auf der Bühne auch sein eminentes darstellerisches Talent bewundert.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion (Melodyia), einiges davon auf Eurodisc übertragen (Dosifej in »Chowanschtschina«, Gremin in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, »Aleko« von Rachmaninoff, »Krieg und Frieden« von Prokofieff).

 27.8. Jacques LOREAU (französischer Tenor): 95. Geburtstag

 27.8. Giacomo OREFICE: 150. Geburtstag

 Biographie des italienischen Opernkomponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Giacomo_Orefice

 28.8. Béla KARIZS: 85. Geburtstag

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 Ausbildung an der Opern- und Theaterschule Budapest und bei dem Pädagogen Jenö Sipos. Er trat bereits 1953-57 am Städtischen Operettentheater Budapest auf. Er ging dann an kleinere ungarische Theater, wo er nun neben den Operettenrollen auch Partien in Opern übernahm, bis er sich schließlich ganz der Oper zuwandte. Er debütierte 1969 an der Nationaloper von Budapest als Kalaf in Puccinis »Turandot«. Seitdem gehörte er zu den prominentesten Mitgliedern dieses Hauses. Erfolgreiche Gastspiele am Bolschoi Theater Moskau, an der Berliner Staatsoper, am Opernhaus von Köln, an den Nationalopern von Warschau und Sofia und am Smetana Theater Prag. Groß dimensionierte, für das Heldenfach geeignete Tenorstimme, deren Glanzrollen der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Radames in »Aida«, der Manrico im »Troubadour«, der Alvaro in »La forza del destino« von Verdi, der Canio im »Bajazzo«, der Otello von Verdi, der Samson in »Samson« von Szokolay und der Cavaradossi in »Tosca« von Puccini waren. Angesehener Konzerttenor. Er starb im April 2001.

Schallplatten der ungarischen Marke Hungaroton.

 29.8. Heinz KRUSE: 75. Geburtstag

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Als Hirt in „Tristan und Isolde“

 Er sang in einem Kinderchor, absolvierte dann aber eine Lehre bei einer Krankenkasse. Mit Hilfe eines Stipendiums konnte er mit dem Gesangstudium an der Musikhochschule Hamburg beginnen, wo Traute Albers-Gisevius seine Lehrerin war. Nach seinem Dienst bei der Bundeswehr hatte er kurze Engagements als Chorist an den Theatern von Hof und Bern sowie 1966-68 an der Staatsoper von Stuttgart. 1968 wurde er als Tenor-Buffo an das Stadttheater von Basel verpflichtet. Von dort kam er 1970 an die Hamburger Staatsoper, an der er seitdem in Buffo- und Charakterpartien zu großen Erfolgen kam. So sang er den Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, den Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Hexe in »Hänsel und Gretel«, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und viele weitere Rollen. Er gastierte u.a. 1978 an der Grand Opéra Paris als Pedrillo, 1979 an der Oper von Toulouse als David, bei den Festspielen von Bayreuth (1977 Hirt in »Tristan und Isolde« und einer der Knappen im »Parsifal«) und Eutin. Seit 1987 wandte er sich dem heldischen Stimmfach zu und übernahm jetzt Partien wie den Florestan im »Fidelio« (Mainz 1988), den Erik in »Der fliegende Holländer« (Staatsoper Berlin 1991, Hamburg 1998), den Parsifal (Staatstheater Braunschweig 1988-89, Köln 1999), den Loge im »Rheingold« (Hannover 1991, Hamburg 1992-96), den Siegmund in der »Walküre« (Hannover 1991) den Tristan (Kiel 1991, Staatsoper Hamburg 1996, Deutsche Oper Berlin 1996, Monte Carlo 1998) und den Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss (Braunschweig 1992, Staatsoper Dresden 1996), den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« (Spielzeit 1992-93 Karlsruhe), schließlich den Siegfried (Hamburg 1993-96), den er auch an der Deutschen Oper Berlin (1995) und in der Spielzeit 1994-95 am Théâtre Châtelet Paris sang. 1996 hörte man ihn am Opernhaus von Essen als Siegfried in der gleichnamigen Wagner-Oper, beim Edinburgh Festival in einer konzertanten Aufführung des »Fidelio« als Florestan. 1986 wirkte er bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung von Hans Jürgen von Boses »Die Leiden des jungen Werthers« mit. Weitere Rollen aus seinem Repertoire für die Bühne waren der Cassio in Verdis »Otello«, der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Matteo in »Arabella« von R. Strauss (Hamburg 1990), der Andrej Chowanski in »Chowanschtschina« (Hamburg 1994) und der Albi in »Der Schatzgräber« von F. Schreker (Hamburg 1989). 1990 gastierte er am Opernhaus von Leipzig als Max in »Jonny spielt auf« von E. Krenek. An der Wiener Staatsoper gastierte er 1996 als Walther von Stolzing und 2000 als Siegfried im Ring-Zyklus. Am Muziektheater Amsterdam übernahm er den Siegfried im »Siegfried« (wobei er in einer Vorstellung am 13.6.1998 einen schweren Bühnenunfall erlitt) und in der »Götterdämmerung«. 1999 gastierte er in Tel Aviv al Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, am Opernhaus von Köln als Albert Gregor in Janáceks »Die Sache Makropoulos«. 2000 sang er an der Hamburger Staatsoper den Tannhäuser, an der Oper von Rom den Florestan und wieder den Albert Gregor. Im Konzertsaal trat er als bedeutender Oratorien- und Liedersänger in Erscheinung. Er starb 2008 in Schleswig.

Schallplatten: DGG (Monostatos in der »Zauberflöte«, »Salome«, »Pique Dame«), RCA (»Die drei Pintos« von Weber/G. Mahler, 1976), RCA/BMG (»Der Silbersee« von K. Weill), Capriccio (»Der Schatzgräber«, »Der Zar lässt sich photographieren« von K. Weill, Veit in »Undine« von Lortzing, »Der Traumgörge« von Zemlinsky), Koch Records (»Schwarzer Peter« und »Das kalte Herz« von N. Schultze), Decca (»Die Gezeichneten« von Fr. Schreker, Max in »Jonny spielt auf«, »Eine florentinische Tragödie« von Zemlinsky), Wergo (»Mathis der Maler« von Hindemith).

 29.8. Norman PLATT: 95. Geburtstag

 1939-41 besuchte er das King’s College in Cambridge und ließ dann seine Stimme in London durch Elena Gerhardt und Lucy Manen ausbilden. 1946 begann er seine Bühnenkarriere an der Sadler’s Wells Opera London, deren Mitglied er bis 1947 blieb, als Ned Keene in »Peter Grimes« von Benjamin Britten. Er übernahm dort auch den Monterone im »Rigoletto«, den Schaunard in »La Bohème«, den Mizgir in »Schneeflöckchen« von Rimsky-Korssakow und den Mr. Page in »Sir John in Love« von R. Vaughan Williams. 1948 trat er im Ensemble der English Opera Group auf (u.a. als Filch in der Neubearbeitung der »Beggar’s Opera« durch B. Britten), 1948-52 wirkte er als Vicar Choral an der Londoner St. Pauls-Kathedrale. 1950-64 gehörte er dem Deller Consort an und nahm an dessen ausgedehnten Kunstreisen teil, in deren Mittelpunkt die authentische Wiedergabe von mittelalterlicher und barocker Musik stand. Frühzeitig entfaltete er eine Tätigkeit auf pädagogischem Gebiet, u.a. am Morley College, am Goldsmith’s College und an der Royal School of Church Music (1969-89). Er war der Gründer der Kent Opera, zugleich deren langjähriger künstlerischer Direktor und Regisseur. Er brachte bei dieser Gesellschaft Inszenierungen von Monteverdis »Il Ritorno d’Ulisse in patria«, »Le nozze di Figaro«, »Iphigénie en Aulide« von Gluck, »Dido and Aeneas« von Purcell und von Benjamin Brittens »Peter Grimes« heraus. Auch als musikologischer Schriftsteller tätig; er übersetzte Lieder und Operntexte ins Englische (»Fidelio«, »Don Giovanni«, »L’Incoronazione di Poppea«). Er starb 2004 in Ashford (Kent).

Schallplatten: Harmonia mundi (»The Fairy Queen« von Purcell), DGG, HEK (Werke von Purcell).

 29.8. Alvinio MISCIANO: 100. Geburtstag

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 Studium an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Gino Scolari und in der Opernschule in Rom bei Mario Basiola. Er debütierte 1947 an der Oper von Rom als Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini und trat dort bis zum Beginn der siebziger Jahre regelmäßig auf, u.a. als Romeo in »Giulietta e Romeo« von Zandonai, als Valeriano in »Cecilia« von L. Refice, als Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin, als Alwa in »Lulu« von A. Berg, sogar 1970 als Pietro in der Suppé-Operette »Boccaccio«, bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla 1954 als Alfredo in »La Traviata«. Beim Maggio Musicale von Florenz hörte man ihn 1952 als Gonsalvo in der italienischen Erstaufführung von Cherubinis »Les Abencérages«, 1962 in »La Molinara« von Paisiello (als Colloandro), 1963 als Jonny in der italienischen Erstaufführung von E. Kreneks »Jonny spielt auf«, 1965 als Max im »Freischütz« (in deutscher Sprache), 1966 in der Titelrolle von G.F. Malipieros »Orfeide«, 1972 als Mario in »La Gita in Campagna« von Mario Peragallo. Weitere Auftritte am Teatro San Carlo Neapel (1955, 1956 als Tonio in »La Fille du Régiment« und 1966), am Teatro Regio Turin (1956, 1964 in »L’Ange de feu«, 1969 als Bastien in Mozarts »Bastien und Bastienne«, 1971 als Jonny), am Teatro Comunale Bologna (als Gritzko im »Jahrmarkt von Sorotschinzy« von Mussorgsky 1956, 1961 als Faust von Gounod) und am Teatro Verdi Triest (1963 als Paris in »La belle Hélène« von Offenbach). An der Mailänder Scala sang er 1956 und 1970 den Mephisto in Prokofieffs »L’Ange de feu«, am 26.1.1957 den Kaplan in der Uraufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc, 1958 den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, 1961 den Lysander in »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten in der italienischen Erstaufführung dieser Oper, am 5.4.1962 den Hauptmann Pelikan in der Uraufführung von »Il buono soldato Svejk« von Guido Turchi, 1966 den Fenney in der italienischen Erstaufführung von »The Mines of Sulphur« von R.R. Bennett, 1967 des Despreaux in Giordanos »Madame Sans-Gêne«, 1972 die Titelrolle in »Die Nase« von Schostakowitsch und 1973 (im Teatro Lirico) den Maestro in P. Dessaus »Die Verurteilung des Lukullus«; an der Piccola Scala sang er 1958 die Titelpartie in C.M. von Webers »Abu Hassan«, 1958-59 den Fadinard in N. Rotas »Il cappello di paglia di Firenze«, am 17.3.1959 den Valerio in der Uraufführung der Oper »La scuola dele mogli« von V. Mortari, 1959 den Giocondo in Rossinis »La pietra del paragone«, 1960 den Ascanio in »Lo frate ´nnamorato« von Pergolesi, 1961 den Alidoro in der Wiederaufführung der Barock-Oper »Orontea« von M.A. Cesti, 1962 den Grafen Alberto in Rossinis »L’Occasione fa il ladro«, am 8.2.1963 den Vettern in Renzo Rossellinis »Il Linguaggio dei Fiori«, 1964 den Jim Mahoney in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Kurt Weill, am 21.3.1966 den Vaska in der Uraufführung von Flavio Testis »L‘Albergo dei Poveri« und 1974 den Trimalcione in B. Madernas »Satyricon«. 1951 unternahm er eine große Südafrika-Tournee, später bereiste er Australien als Mitglied einer italienischen Operntruppe. An der Oper von Rio de Janeiro gastierte er 1952 als Alfredo, als Pinkerton in »Madame Butterfly« und als Rodolfo in »La Bohème«, 1955 als Faust von Gounod, als Wilhelm Meister, als Pinkerton und als Liebhaber in Menottis »Amelia al ballo«, 1970 als Alwa in »Lulu« (brasilianische Erstaufführung), auch am Teatro Colón Buenos Aires (1954), am Teatro San Carlos Lissabon (1955), an der Oper von Athen (1962 als Werther von Massenet), an der Nationaloper Budapest (1962 als Alfredo), an der Oper von Monte Carlo (1963 in »Il Linguaggio dei fiori« von Renzo Rossellini) und bei den Festspielen von Spoleto (1961 als Anatol in der italienischen Erstaufführung von Samuel Barbers »Vanessa«). 1952 gastierte er bei den Zürcher Festwochen als Fenton im »Falstaff« von Verdi, 1953 am Teatro Massimo von Palermo, am Teatro Liceu von Barcelona und am Teatro San Carlos von Lissabon, Weitere Gastspiele brachten ihm am Nationaltheater von Prag, an der Stuttgarter Staatsoper und an der Oper von Kairo große Erfolge ein; er wirkte auch bei mehreren internationalen Festspielen mit. 1957-58 war er an der Oper von Chicago zu hören; hier wurde er namentlich als Wilhelm Meister gefeiert. 1958 gastierte er am Drury Lane Theatre in London, Am 25.10.1962 sang er am Théâtre des Champs-Élysées Paris in der Uraufführung der »Opéra d’Aran« von Gilbert Bécaud. 1968 nahm er an einer Nordamerika-Tournee mit dem Piccolo Teatro Musicale Rom teil, bei der er als Milfort in Rossinis »La cambiale di matimonio« auftrat. 1973-74 war er am Teatro Fenice von Venedig anzutreffen. Weitere Partien aus seinem breit angelegten Repertoire waren der Jacquino im »Fidelio«, der Prunier in »La Rondine« von Puccini (1973 Teatro Fenice Venedig), der Inquisitor in »Il Prigioniero« von Dallapiccola, die Titelpartie in Mascagnis »L’Amico Fritz« und der Fadinard in »Il capello di paglia di Firenze« von Nino Rota (Teatro Margherita Genua). Er starb 1997 in Mailand (nach einem Unfall).

Schallplatten: Graf Almaviva in vollständigem »Barbier von Sevilla« auf Decca; auf EJS vollständige Aufnahme der religiösen Oper »Cecilia« von Refice, auf Cetra »Les Abencérages« von Cherubini (Maggio Musicale Fiorentino, 1957), auf Movimento musica »L’Italiana in Algeri«, auf Melodram Cavaradossi in »Tosca«, auf Pathé »L’Opéra d’Aran«; BSC-Video (Cavaradossi in »Tosca« mit Magda Olivero).

 30.8. Robert HERZL: 75. Geburtstag

 Nach seiner Matura studierte Herzl zunächst in Wien an der Hochschule für Welthandel und wurde 1969 zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert. Außerdem belegte er ein Studium der Regie und Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar und ließ sich am Konservatorium der Stadt Wien auch als Sänger ausbilden. 1969-72 war Herzl an das Stadttheater St. Gallen engagiert. Im Anschluss wechselte er an die Volksoper Wien, in der er ab 1972 auch zum Leiter des Betriebsbüros und Oberspielleiter und 1993 zum Stellvertretenden Direktor ernannt wurde. 1996-99 war er weiterhin Mitglied der Direktion, seit 1998 dann auch als Ehrenmitglied. Herzl galt als Spezialist der Operette und inszenierte zahlreiche Theaterproduktionen in Österreich und halb Europa, zwischen 1977 und 1988 allein acht Mal bei den Seefestspielen Mörbisch. Als seine umfänglichste Freiluftregie war die 2012 bei den Opernfestspielen St. Margarethen produzierte Carmen zu sehen. Im Jänner 2005 wurde Robert Herzl als Künstlerischer Direktor an das Stadttheater in Baden bei Wien berufen, eine Position, die er bis zum Ablauf der Saison 2013/14 wahrnahm und die am 15. Februar 2014 mit Robert Stolz‘ Operette Zwei Herzen im Dreivierteltakt als Herzls letzter Premiere in Baden endete. Er starb im November 2014.

 31.8. Piero de PALMA: 90. Geburtstag

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 Der Sänger trat bereits 1945 am Teatro Grattacielo in Genua als Beppe im »Bajazzo« auf. 1948 wirkte er in einer Opernsendung des italienischen Rundfunks RAI mit. Er trat dann auch weiterhin in Radiosendungen auf, erschien aber seit 1952 an mehreren italienischen Operntheatern. So sang er 1952-80 fast alljährlich am Teatro San Carlo Neapel, wo er 1954 in der Uraufführung der Oper »I Pescatori« von J. Napoli und 1958 in der von »Il Vortice« von Renzo Rossellini mitwirkte, 1954 in der italienischen Erstaufführung von Hindemiths »Neues vom Tage« und im gleichen Jahr in der italienischen Premiere von Gottfried von Einems »Der Prozess«. 1952 debütierte er an der Oper von Rom, an der 1958 wieder, aber sonst relativ selten, auftrat. 1952 gastierte er erstmals beim Maggio Musicale von Florenz als Rodolfo in Rossinis »Wilhelm Tell« und war bis 1957 immer wieder bei diesen Festspielen anzutreffen, u.a. 1953 in der italienischen Erstaufführung von »Krieg und Frieden« von Prokofieff, 1954 in der Uraufführung der Oper »Il Contrabasso« von V. Bucchi und im gleichen Jahr in der italienischen Erstaufführung von Tschaikowskys Oper »Mazeppa«; 1955 sang er in Florenz den Cassio in Verdis »Otello«, 1957 nahm er dort an einer Aufführung von Monteverdis »L’Orfeo« teil. 1971 hörte man ihn nochmals beim Maggio Musicale Fiorentino als Pong in Puccinis »Turandot«, 1973 als Aufide in »Mosè in Egitto« von Rossini. Am Teatro Comunale Florenz gastierte er 1955, dann erst wieder 1982-83, am Teatro Comunale Bologna ebenfalls 1955 und wieder 1971 (als Prunier in »La Rondine« von Puccini). An der Mailänder Scala debütierte er 1958 als Pong (seine große Glanzrolle, die er mehr als 200mal gesungen hat) und trat dort bis 1988 regelmäßig auf. Er wirkte an der Scala 1962 in der Uraufführung der Oper »Il bravo Soldato Sveik« von Turci und in der szenischen Uraufführung von Manuel de Fallas »Atlantida« (1962) wie in den italienischen Erstaufführungen der Opern »Les Troyens« von Berlioz (1960), »A Midsummer Night’s Dream« von B. Britten (1961) und »Aus einem Totenhaus« von Janácek (1966) mit. An der Scala übernahm er eine Fülle von mittleren und kleineren Partien, in denen er sich auch als hervorragender Darsteller erwies. Dazu zählten

der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Gherardo in »Gianni Schicchi« von Puccini, der Malatestino in Zandonais »Francesca da Rimini«, der Cassio, der Incredibile in »Andrea Chénier« von Giordano, der Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, der Gottesnarr im »Boris Godunow«, der Goro in »Madame Butterfly«, der Normanno in »Lucia di Lammermoor«, der Gasparo in Donizettis »La Favorita«, der Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen« und der Dr. Cajus im »Falstaff« von Verdi (ebenfalls eine große Glanzrolle in seinem Repertoire). Insgesamt soll sein Repertoire 200 verschiedene Partien enthalten haben. Er setzte seine Gastspieltätigkeit an den großen italienischen Opernhäusern in einer sehr lange dauernden Karriere fort. So sang er in den siebziger Jahren mehrfach am Teatro Margherita in Genua, am Teatro Massimo Palermo, am Teatro Bellini Catania, am Teatro Verdi Triest, am Teatro Regio Turin und am Teatro Donizetti Bergamo. Bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla trat er 1956 als Aufide und als Cassio, 1985 als Pong auf, bei den Festspielen in der Arena von Verona u.a. 1961 als Normanno, 1969 als Pong, 1970 als Remendado in »Carmen«, 1971 als Malcolm in Verdis »Macbeth«, 1986 als Pong und 1990 wieder als Remendado. An der Staatsoper Wien war er 1963 als Cassio, 1981 als Incredibile zu Gast, 1963 mit dem Ensemble des Teatro San Carlo beim Edinburgh Festival und im gleichen Jahr in Lausanne. 1973 erschien er erstmalig an der Oper von Dallas, an der er dann bis 1983 fast alljährlich auftrat (Spalanzani, Guillot de Morfontaine in »Manon« von Massenet, Laërte in »Mignon« von A. Thomas, Edmond in »Manon Lescaut« von Puccini). 1974 übernahm er in London bei einer konzertanten Aufführung von »Adriana Lecouvreur« die Partie des Abbé, die er seither häufig vortrug, so 1978 an der Oper von Monte Carlo. 1978 gastierte er an den Opernhäusern von Bordeaux und Rouen sowie am Teatro Liceu Barcelona (Debütrolle: Incredibile). Bis 1993 trat er regelmäßig in Barcelona auf, u.a. als Nick in Puccinis »La Fanciulla del West«, als Tybalt in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Spoletta im »Rigoletto«, als Isacco in Rossinis »La gazza ladra« und als Trabucco in »La forza del destino« von Verdi. 1980 übernahm er den Dr. Cajus an der Oper von Bordeaux und bei den Festspielen von Bregenz und trat in Madrid auf, 1981-82 sang er den Dr. Cajus bei den Festspielen von Salzburg, 1989 hörte man ihn dort als Spoletta. 1985 war er bei den Festspielen von Macerata wie am Opernhaus von Bonn als Pong anzutreffen, 1989 am Théâtre des Champs-Élysées Paris als Rustighello in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, 1991 als Pong in Helsinki, 1992 auch an der Oper von Chicago, 1991-92 als Spoletta an der Oper von Philadelphia. Einen Höhepunkt (und mehr oder weniger wohl auch einen Abschluss) erreichte seine jahrzehntelange Karriere mit seiner Berufung an die Metropolitan Oper New York, an der er in der Spielzeit 1992-93 den Dr. Cajus in sieben Vorstellungen vortrug. Aus der Vielzahl seiner Partien sind ergänzend noch der Adrast in »L’Assedio di Corinto« von Rossini, der Nearco in »Poliuto« von Donizetti, der Monostatos in der »Zauberflöte«, der Borsa im »Rigoletto«, der Gaston in »La Traviata«, der Schreiber in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, der Mr. Triquet im »Eugen Onegin«, der Hirte in »Tristan und Isolde«, der Federico in Mascagnis »L’Amico Fritz«, der Ruiz im »Troubadour«, der Bote in »Aida« und der Hirte in »Oedipus Rex« von Strawinsky genannt. Er starb 2013 in Mailand.

Schallplatten: Fast unübersehbar ist die Zahl von Opernaufnahmen, in denen er in meisterhafter Weise seine kleinen Partien gestaltet; diese Aufnahmen erschienen bei Cetra, bei Decca (u.a. »I Puritani«, »Mefistofele« von Boito, »Anna Bolena« und »La Favorita« von Donizetti, »Fedora« von Giordano, »Bajazzo«, »La Gioconda«, »Madame Butterfly«, »Manon Lescaut« von Puccini, »Tosca«, »La Fanciulla del West«, »Aida«, »Un Ballo in maschera«, »Macbeth« und »Falstaff« von Verdi, »La forza del destino«, »La Traviata«) und auf RCA (»Un Ballo in maschera«, »Luisa Miller« von Verdi, »La forza del destino«, »Rigoletto«, »La Traviata«, »Simon Boccanegra« von Verdi, »Francesca da Rimini«, »Falstaff« von Verdi), DGG (Video »Falstaff«, 1992 aus der Metropolitan Oper). Diese Aufzählung ist nur als eine annäherende Mitteilung über seine Schallplattenaufnahmen zu werten. Er sang allein in fünf vollständigen Opernaufnahmen den Spoletta, in drei den Goro.

 31.8. Lillian EVANTI: 125. Geburtstag

Lillian_EVANTI

 Sie gehörte einer sehr angesehenen, farbigen Familie an. Ihr Vorfahre Nathaniel Green war einer der Helden der amerikanischen Revolution, ihr Großonkel Hiram Revels der erste Farbige, der als Senator den Staat Mississippi im amerikanischen Senat vertrat. Sie hieß eigentlich Annie Lillian Evans und bildete ihren Künstlernamen Evanti aus ihrem eigenen Familiennamen und dem ihres späteren Ehemanns Roy Tibbs, der ihr Klavier- und Gesanglehrer gewesen war. Sie absolvierte die Howard University Washington und erwarb den akademischen Grad eines Bachelor of Arts. Da sie, auch von ihrem Aussehen und ihrem darstellerischen Talent her, zur Karriere einer Operndiva prädestiniert zu sein schien (was sich jedoch im Amerika der zwanziger Jahre nicht verwirklichen ließ), ging sie 1925 nach Europa. Hier sang sie als erste Farbige in einem der großen Opernhäuser, nämlich an der Oper von Nizza, die Lakmé in der gleichnamigen Oper von Delibes. Es schlossen sich weitere Bühnenauftritte in Frankreich und in Italien an. Man bewunderte die Schönheit ihrer Stimme wie ihre Koloraturtechnik namentlich in der Partie der Violetta in Verdis »La Traviata«, auch als Rosina im »Barbier von Sevilla« und in weiteren Koloraturrollen. Ein Versuch, 1932 die New Yorker Metropolitan Oper zu erreichen, schlug fehl; man wies die farbige Sängerin ab. Darauf gab sie in den USA Konzerte und trat mit der National Negro Opera Company 1934 in New York als Traviata auf. Während der Jahre des Zweiten Weltkrieges komponierte sie selbst patriotische Lieder, die sie in Konzerten und im Rundfunk sang und betätigte sich in Washington auch auf politischem Gebiet. So setzte sie sich für die Errichtung eines National Performing Arts Center in Washington ein. Sie gründete den Chor Evanti Chorale, dem 40 Frauen angehörten, und mit dem sie in Kirchen konzertierte. Sie starb 1960 in Washington.

 31.8. Antonín PELC: 125. Geburtstag

Antonin_PELC

 Er erlernte zunächst den Beruf eines Typographen, ließ jedoch nach der Entdeckung seiner schönen Stimme diese in Prag ausbilden. Dabei waren die Pädagogen R. Lanhaus und E. Kroupa seine Lehrer. Nachdem er zuerst als Chorist in Prag und Brno (Brünn) tätig gewesen war, fand er sein erstes Engagement als Solist am Stadttheater von Plzen (Pilsen), wo er 1918 als Junos in Smetanas »Die Brandenburger in Böhmen« (»Branibori v Cechach«) debütierte und bis 1920 blieb. 1921-24 sang er am Theater von Ceské Budejovice (Budweis) und wurde dann durch den bekannten Komponisten und Dirigenten Frantisek Neumann an das von diesem geleitete Opernhaus von Brno berufen. Hier hatte er in den langen Jahren von 1924 bis 1959 eine sehr erfolgreiche Karriere als erster Buffo- und Charaktertenor des Hauses und wurde beim Opernpublikum der mährischen Metropole sehr beliebt. Er wirkte in Brno in zwei Uraufführungen der Opern von Leos Janácek mit: am 18.12.1926 in »Die Sache Makropoulos« (»Vec Makropoulos«), am 12.4.1930 in »Aus einem Totenhaus« (»Z mrtvého domu«). Aus seinem Repertoire sind der Vasek (Wenzel) in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Benda in »Der Jakobiner« von Dvorák, der Gobbo in »Jessika« von J. Bohuslav Foerster und der Viktor in »Nepremození« (»Die Unüberwundenen«) vom gleichen Komponisten, hervorzuheben, dazu sang er zahlreiche weitere Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur. Er galt als hervorragender Schauspieler. Er starb 1974 in Brno.

Schallplatten: Supraphon (Ausschnitte aus »Katja Kabanowa«, 1952 aufgenommen).

 

 

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