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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM APRIL 2024

09.04.2024 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im April 2024
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

1.4. Rudolf SEIBOLD: 150. Geburtstag

 Er trat als Knabe zusammen mit dem bekannten Wiener Schrammel-Quartett auf, wobei er kleine Lieder vortrug. Er übernahm dann Kinderrollen am Wiener Theater in der Josefstadt. Nachdem er eine kurze Ausbildung zum Sänger und Schauspieler erhalten hatte, debütierte er 1889 als Blind in der »Fledermaus« am Theater in der Josefstadt in Wien, dem er bis 1891 angehörte. Seine weiteren Bühnenengagements waren: 1891-92 am Theater von Iglau (als Chorist mit Solo-Verpflichtung), 1892-95 am Theater von Preßburg (Bratislava), dann 1896-97 in Reichenberg in Böhmen (Liberec), 1897-98 am Theater von Brünn (Brno), 1898-99 am Theater an der Wien, 1899-1900 am Theater von Olmütz (Olomouc), 1900-04 am Orpheum in Wien, 1904-05 am Berliner Nationaltheater und dann in den langen Jahren 1905-36 am Theater am Gärtnerplatz in München, wo er seine eigentliche künstlerische Heimat fand. Bis 1952 war er dort als Operettensänger wie als Schauspieler in einem umfangreichen Repertoire anzutreffen, wobei die komischen Partien im Vordergrund standen. Davon seien genannt: der Andredl in Nillöckers »Das verwunschene Schloss«, der Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«, der Niki in »Ein Walzertraum« von Oscar Straus, der Hans Ritter in »Der unsterbliche Lump« von E. Eysler, die Titelrolle in »Der liebe Augustin« von Leo Fall, der Boni in der »Csárdásfürstin« von Kálmán, der Baron Schober im »Dreimäderlhaus« von Schubert/Berté und der Leopold in Benatzkys »Im Weißen Rössl«. Er starb 1952 in München. – Seine Tochter Mizzi Seibold trat seit Ende der zwanziger Jahre vor allem an süddeutschen und österreichischen Theatern als Operettensängerin auf.

Schallplatten: Bereits 1902 sang Rudolf Seibold in Wien auf Berliner Records, weitere Aufnahmen auf Zonophone, G & T (Wien, seit 1903) und Columbia (Wien, 1903), alle mit Unterhaltungsliedern und Operettenszenen.

 

1.4. Rosine LABORDE: 200. Geburtstag

 Der eigentliche Name der Sängerin war Rosalie-Henriette Bediez. Sie durchlief ihre Gesangsausbildung am Conservatoire National Paris und war auch Schülerin des Pädagogen Toussaint Mocker. 1840 erfolgte ihr Bühnendebüt an der Pariser Opéra-Comique in der Oper »Le Pré aux clercs« von Hérold. Nach einer Saison wechselte sie 1841 an das Théâtre-Italien in Paris, wo sie unter dem Namen Mlle. Villioni auftrat. 1842-43 sang sie am Opernhaus von Gent und war dann in den Jahren 1843-49 am Théâtre de la Monnaie Brüssel tätig. Mit ihr zusammen war an diesem Haus der Tenor Dur-Laborde engagiert, den sie dann heiratete. (Dieser sang u.a. in der Brüsseler Erstaufführung des »Don Pasquale« 1843 den Ernesto, in der von »Maria di Rohan« von Donizetti 1845 den Herzog von Chevreuse und 1846 am Drury Lane Theatre London den Léopold in der englischen Erstaufführung von Halévys »La Juive«). Seit ihrer Heirat trat die Sängerin unter dem Namen Rosine Laborde auf und war in den Jahren 1849-53 an der Pariser Grand Opéra im Engagement. Anschließend unternahm sie ausgedehnte Gastspielreisen, die sie an die führenden Theater in der französischen Provinz, aber auch ins Ausland, führten. Dabei trug sie Partien wie die Anais in »Mosè in Egitto« von Rossini, die Mathilde in »Wilhelm Tell«, die Lucia di Lammermoor, die Isabella in »Robert le Diable« von Meyerbeer, die Königin Marguerite de Valois in den »Hugenotten« und die Elvira in »La Muette de Portici« von Auber vor. 1850 sang sie an der Grand Opéra in der Uraufführung der Oper »L’Enfant prodigue« von Auber die Rolle der Nefté. 1860 war sie am Teatro della Pergola in Florenz als Maria Pisani in der damals viel gespielten Oper »Vittor Pisani« von Achille Peri zu Gast. Später wirkte sie als gesuchte Pädagogin in Paris, zu ihren Schülerin gehörte die berühmte Sopranistin Emma Calvé.

Lit. Félix Lahyez: »Rosine Laborde« (Paris, 1908).

 

2.4. Živan SARAMANDIĆ: 85. Geburtstag

 Er war Schüler der berühmten Zdenka Ziková in Belgrad. 1966 wurde er an die Nationaloper Belgrad engagiert und blieb während der folgenden zwanzig Jahre ein geschätztes Mitglied dieses Opernhauses. Gastspiele, teilweise im Verband des Belgrader Ensembles, führten zu Erfolgen des Sängers in Sowjetrussland, in Polen, in der CSSR, in Ungarn, Bulgarien, Deutschland und England. 1970 hörte man ihn als Gast am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, 1976 in Dublin. Sein Bühnenrepertoire besaß einen großen Umfang und gipfelte in Partien wie dem Boris Godunow, dem Iwan Susanin in der Oper gleichen Namens von Glinka, dem Gremin in Tschaikowskys »Eugen Onegin«, dem Mephisto in »Faust« von Gounod, dem Silva in Verdis »Ernani«, dem Ramfis in »Aida« und dem Mustafà in Rossinis »L’Italiana in Algeri«. Auch als Konzertsänger trat er in einer Vielzahl von Aufgaben hervor. Er starb 2012 in Belgrad.

Jugoton-Schallplatten.

 

3.4. Daniel CATÁN: 75. Geburtstag

Schon früh begann er mit dem Klavierspiel und plante zunächst eine Laufbahn als Pianist. Er studierte in England an der Universität von Sussex Philosophie, in Southampton Musik. Später setzte er seine Studien in Princeton/USA fort. Während er studierte, kristallisierte sich sein Wunsch, Komponist zu werden, heraus. Als er nach Mexico zurückkehrte, war er zunächst Musikalischer Leiter des Mexico City’s Palace of Fine Arts. Nebenbei etablierte er sich als Musik-Essayist. In dieser Zeit wandte sich sein Interesse mehr und mehr der Oper zu.

1994 wurde in San Diego seine Oper La Hija de Rappacini (Rappaccinis Tochter) uraufgeführt. Sein nächstes Bühnenwerk war 1996 Florencia en el Amazonas, das in Zusammenarbeit mit Gabriel García Márquez entstand. Das Libretto basiert auf dessen Roman Die Liebe in den Zeiten der Cholera. Zur Feier seines fünfzigsten Geburtstags erhielt Catán von der Houston Grand Opera den Kompositionsauftrag zu Salsipuedes, A Tale of Love, War and Anchovies. 2004 fand die Uraufführung statt. Catáns lyrischer, romantischer Stil eignet sich sehr gut für die menschliche Stimme, was sich in den meisten seiner Werke deutlich zeigt. Seine Musik ist mit der von Claude Debussy, Richard Strauss und Giacomo Puccini verglichen worden. Außer seinen Opern hat Daniel Catán Kammermusik, ein Ballett, Ausencia de Flores, etliche Orchesterwerke mit und ohne Gesang sowie die Musik zu dem Film I’m losing you (Regie: Bruce Wagner) 1998 geschrieben. 2010 wurde an der Los Angeles Opera seine Oper Il Postino mit Plácido Domingo uraufgeführt, die anschließend auch im Theater an der Wien und am Théâtre du Châtelet Paris gezeigt wurde. Daniel Catán starb 2011 in Austin (Texas).

Weitere Informationen auf seiner Homepage: https://www.danielcatan.com/

 

3.4. Sándor MÉSZÁROS: 95. Geburtstag

Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger durch Pál Komaroni und durch Jenö Sipos in Budapest und debütierte 1958 an der Nationaloper Budapest als Ramfis in »Aida«. Er kam in den folgenden Jahren an diesem Opernhaus zu einer erfolgreichen Karriere. Er trat vor allem in Partien aus dem seriösen Bass-Fach auf, u.a. als Sarastro in der »Zauberflöte«, als Rocco in »Fidelio«, als Pater Guardian in Verdis »La forza del destino«, als Fiesco in »Simon Boccanegra«, ebenfalls von Verdi, und als Pimen in »Boris Godunow«. Auch als Konzertsänger hatte er eine bedeutende Karriere. Er starb im Juni 1997.

Schallplatten: Qualiton (Opern-Querschnitte).

 

3.4. Murray DICKIE: 100. Geburtstag

Er studierte in London, u.a. bei Dino Borgioli, bei Stefan Pollmann in Wien und bei Guido Farinelli in Mailand. Debüt 1947 am Cambridge Theatre in London (als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«), wo er bis 1949 sang; 1948-51 war er an der Londoner Covent Garden Oper tätig, wo er u.a. den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, den 1. Juden in »Salome« von R. Strauss, den italienischen Sänger im »Rosenkavalier« und den Florestein in »The Bohemian Girl« von Balfe. Am 29.9.1949 sang er dort in der Uraufführung der Oper »The Olympians« von Bliss den Curé. 1960 gastierte er nochmals an diesem Haus (als Hauptmann in  »Wozzeck« von A. Berg).  Bei den Festspielen von Glyndebourne wirkte er 1950 und 1953 als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, 1951 als Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, 1953-54 als Brighella und als Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos« und 1954 als Leandro in Busonis »Arlecchino« mit, beim Edinburgh Festival 1950 als Brighella und als Don Basilio, 1953 als Sellem in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1954 als Brighella und als Tanzmeister. 1951 wurde er an die Staatsoper Wien verpflichtet (Debüt als David), deren Mitglied er bis 1981 blieb. Hier bewährte er sich vor allem als Tenor-Buffo; er trat in Wien in 48 verschiedenen lyrischen und Buffo-Partien auf, u.a. als Jaquino in »Fidelio«, als Brighella wie als Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Steuermann in »Der fliegende Holländer«, als Andres in »Wozzeck« von A. Berg, als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, als Pedrillo (149mal!), als Don Basilio in »Le nozze di Figaro« (198mal!), als Peter Iwanow in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Beppe im »Bajazzo«, als Georg im »Waffenschmied« von Lortzing, als italienischer Sänger wie als Valzacchi im »Rosenkavalier«, als Ernesto in »Don Pasquale«, als Fenton wie als Bardolfo in »Falstaff« von Verdi, als Remendado in »Carmen«, als Bucklinger in der »Frau ohne Schatten« von R: Strauss, als Pong in Puccinis »Turandot«, als Edmondo in Puccinis »Manon Lescaut«, als Budoja in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Hirte in »Oedipus Rex« von Strawinsky wie in »Tristan und Isolde«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Baron Kronthal im »Wildschütz« von Lortzing, als Orlofsky in der »Fledermaus«, als Chevalier de la Force in »Dialoge der Karmeliterinnen« von Fr. Poulenc, als italienischer Tenor in »Capriccio« von R. Strauss, als Tamino in der »Zauberflöte«, als Nick in »La Fanciulla del West« von Puccini und als Goro in »Madame Butterfly«. Er sang dort am 17.6.1956 in der Uraufführung der Oper »Der Sturm« von Frank Martin den Trinculo. Bei den Festspielen von Salzburg sang er 1954-55 und 1979-82 den Brighella, 1955-57 den Pedrillo, 1956 den Don Curzio sowie 1957-58 und 1960 den Don Basilio in »Le nozze di Figaro«, 1974-75 den Buckligen. In Salzburg wirkte er auch am 15.8.1960 in der Uraufführung von F. Martins »Mystère de la Nativité« als Beeltzebub mit. 1960 sang er in Salzburg auch in einem Mozart-Konzert und 1982 den Hirten in einer konzertanten Aufführung von Strawinskys »Oedipus Rex«. Bei den Bregenzer Festspielen übernahm er 1956 den Faust in »Faust’s Verdammung« von Hector Berlioz, 1957 das Tenorsolo im Verdi-Requiem und 1963 den Caramello in der Johann-Strauß-Operette »Eine Nacht in Venedig«. Weitere Operettenpartien übernahm er an der Wiener Volksoper. Hier wirkte er auch am 11.2.1972 in der Uraufführung der Oper »König Nicolo« von Weishappel in der Partie des Pandolfo mit und am 26.4.1975 in der Uraufführung der Oper »Der eingebildete Kranke« von Wolpert als Thomas. Hier sang er auch u.a. den Polidoro in Mozarts »Das schlaue Mädchen«. Er gastierte an der Mailänder Scala (1952 und 1962 als David, 1959 als Steuermann, als Hirte in »Tristan und Isolde«, als Pedrillo und konzertant in Händels »Israel in Ägypten«, 1984 als Brighella), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Staatsoper von München, an der Grand Opéra Paris (1960 als Jaquino in »Fidelio«), am Teatro Colón Buenos Aires (1958) und am Teatro Regio Turin (1962); auch als Oratorien- und Liedersänger geschätzt. 1962 wurde er an die New Yorker Metropolitan Oper berufen (Antrittsrolle: David), an der er in den Spielzeiten 1962-65, 1966-67 und 1970-72 auch als Don Ottavio in »Don Giovanni« und als Jaquino in »Fidelio« in insgesamt 34 Vorstellungen auftrat. Er war verheiratet mit der Sopranistin Maureen Springer-Dickie (1928-76). Sein Sohn John Dickie (1953-2010) wurde ebenfalls ein bekannter Tenor, der fast das gleiche Repertoire wie sein Vater sang. Seit 1975 war Murray Dickie auch als Opernregisseur tätig. So inszenierte er 1976 am Londoner Coliseum Theatre mit der English National Opera die Strauß-Operette »Eine Nacht in Venedig«. Später war er lange Direktor der Oper von Kapstadt, wo er auch seinen Ruhestand verbrachte und 1995 starb. Sein Bruder William Dickie (1914-84) war ein bekannter Bass-Bariton.

Schallplatten: Philips, Vox, HMV, Decca (u.a. vollständige Aufnahmen »Arlecchino« von Busoni, »Die Frau ohne Schatten«, »Salome«, »Der Rosenkavalier«, »Ariadne auf Naxos«, »Die Hochzeit des Figaro«, »Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), DGG (»Fidelio«, »Die Frau ohne Schatten«, Valletto in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«), Datum (»Tannhäuser«), MMS (Missa solemnis von Beethoven), Westminster (Lied-Aufnahmen).

 

3.4. Sébastien CARMAN: 200. Geburtstag

 Der eigentliche Name des Sängers war Sébastien Carmanne. Er studierte zunächst am Konservatorium von Lüttich, dann in Paris. 1849 debütierte er am Opernhaus von Lille; anschließend sang er an der Oper von Rouen. In der Saison 1852-53 wurde er an das Théâtre de la Monnaie in Brüssel engagiert. 1853 hatte er dort seinen ersten großen Erfolg in der Premiere der Oper »Si j’étais Roi« von Adam. Seitdem durchlief er an der Monnaie eine glänzende Karriere. Zusammen mit dem Tenor Wicart und dem Bassisten Depoitier bildete er das »Trio belge«, das durch ganz Europa Reisen unternahm und in den Jahren um 1860 allgemein berühmt war. Sébastien Carman leistete als Sänger wie als Darsteller in Opern von Boieldieu, Auber, Paër und anderer französischer Komponisten seiner Zeit sein Bestes. Nach einigen Misserfolgen an der Brüsseler Oper, vor allem in der Partie des Valentin in »Faust« von Gounod, wirkte er für zehn Jahre an Provinztheatern in Frankreich und Belgien. 1873 trat er dann nochmals am Théâtre de la Monnaie auf. Obwohl er dabei recht erfolgreich war, gab er doch im folgenden Jahr seine Bühnenkarriere auf. 1874-1900 wirkte er als Professor am Konservatorium seiner Heimatstadt Lüttich, wo er 1901 starb.

 

3.4. Eduardo SÁNCHEZ DE FUENTES: 150. Geburtstag

 Informationen über den kubanischen Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Eduardo_S%C3%A1nchez_de_Fuentes

 

3.4. Philipp TOCHTERMANN: 250. Geburtstag

 Er erhielt seine erste Ausbildung durch seinen Vater, der Stadtmusikus in Augsburg war, später durch Lehmann und Friedrich Hartmut Graf. Er begann seine Karriere bei der Theatergesellschaft Voltolini in Augsburg und wurde 1796 Mitglied der Rosner’schen Truppe. 1797 war er in Ulm im Engagement und war dann 1797-99 am Hoftheater von Mannheim tätig. Er wurde 1799 nach München berufen und sang seit 1801 als erster Tenor an der Münchner Hofoper. Bis zu seinem Tod wirkte er in der bayerischen Hauptstadt, zuerst als Hofopernsänger, seit 1802 auch als Solist der Königlichen Hofkapelle, seit 1805 auch als Regisseur für den Bereich der Oper und seit 1811 als Direktor des Hof- und Nationaltheaters München. 1807 gab er ein längeres Gastspiel in Wien. Als Sänger bewältigte er ein sehr umfangreiches Repertoire, das Partien aus allen Bereichen der damaligen Opernliteratur enthielt, darunter auch Charakter- und Bufforollen. Neben dem stimmlichen Können und der Intelligenz des Vortrages bewunderte man sein eminentes darstellerisches Talent. Nachdem er die Direktion des Hoftheaters übernommen hatte, zog er sich allmählich aus seiner Sängerlaufbahn zurück und trat zuletzt nur noch in der Partie des Simeon in »Joseph« von Méhul, in der er ganz unvergleichlich war, auf. Er starb 1833 in München. – Er war verheiratet mit der Sängerin und Schauspielerin Maria Walburga Burgstaller (* 7.4.1770 Altenstadt/Iller, † 25.11.1824 München). Diese reiste mit der Grimmer’schen Gesellschaft durch Süddeutschland und die Schweiz, war dann mit der Voltolini-Truppe in Augsburg und kam 1790 zu Rosner nach Konstanz. Hier lernte sie Philipp Tochtermann kennen, den sie heiratete und nach Mannheim und München begleitete. Sie hatte vor allem an der Münchner Hofoper eine erfolgreiche Karriere und wirkte hier u.a. 1815 in der Uraufführung der Oper »Der Wettkampf zu Olympia« von Johann Nepomuk von Poissl mit. Die Tochter des Ehepaars, Albertine Tochtermann (* 1823 München), debütierte 1841 an der Münchener Hofoper, deren Ensemble sie bis 1850 angehörte. Philipp Tochtermann war dreimal verheiratet, nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er Barbara Thalhammer und nach deren Tod Nanette Mahaut.

 4.4. Guillermina HIGAREDA: 85. Geburtstag

 Biographie der mexikanischen Sopranistin auf Spanisch: https://es.wikipedia.org/wiki/Guillermina_Higareda

 

4.4. Adrian SHEPHERD: 85. Geburtstag

 Biographie des britischen Cellisten und Dirigenten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Adrian_Shepherd

 

4.4. David BADRIDZE: 125. Geburtstag

 Nach einem Studium in Tiflis (Tblissi) wurde er der gefeierte erste Tenor des Opernhauses der georgischen Hauptstadt Tiflis. Er sang dort mit großem Erfolg zahlreiche Partien aus dem lyrischen Fachbereich der russischen wie der georgischen Opernliteratur. Im Laufe der Zeit übernahm er auch schwerere Partien in sein umfangreiches Bühnenrepertoire und sang die Titelfiguren in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach und in »Werther« von Massenet sowie den Lohengrin in der Wagner-Oper gleichen Namens. Gastspiele und Konzerte, in denen er sich als großer Lied-Interpret erwies, führten ihn in die Zentren des russischen Musiklebens. Erst gegen Ende seiner Karriere wurde er 1944 an das Bolschoi Theater Moskau berufen, dessen Ensemble er noch bis 1948 angehörte. Er starb 1987 in Moskau.

Zahlreiche Schallplattenaufnahmen des Künstlers wurden im Rahmen der staatlichen sowjetrussischen Plattenproduktion (Melodiya) herausgebracht, darunter Arien aus den Opern »Sadko« von Rimski-Korsakow, »Dubrowski« von E. Naprawnik, »Fürst Igor« von Borodin, »Faust« von Gounod, »Hoffmanns Erzählungen«, »Werther« und Lieder von Robert Schumann.

 

5.4. Guggi LÖWINGER: 85. Geburtstag

Bereits im Alter von sechs Jahren erhielt die aus der berühmten Wiener Schauspielerdynastie stammende Künstlerin ihre erste Rolle. Ab dem neunten Lebensjahr begann sie eine Tanzausbildung bei der Ballettmeisterin und Choreographin der Volksoper Dia Luca. Mit 13 Jahren trat sie in die Schauspielschule Kraus ein und begann 1956 ein Gesangstudium bei Kammersängerin Esther Réthy. Ihr erstes Engagement trat Guggi Löwinger im September 1956 als Piccolo in dem Singspiel Im Weißen Rössl im Stadttheater Baden an. Es folgte eine Reihe von Hauptrollen in Operette und Schauspiel (u. a. in Fritz Kreislers Sissy, Dario Niccodemis Scampolo und Eugène Scribes Ein Glas Wasser). 1957 wurde sie als Gigi an das Theater Koblenz verpflichtet, wo sie gleichfalls in Operette und Schauspiel tätig war. Von dort wurde Guggi Löwinger 1959 von Fritz Eckhardt als Lisa in Gräfin Mariza an die Wiener Volksoper engagiert, der die Dramaturgie besorgte. Regie führte Géza von Bolváry. Das Debüt der Künstlerin erfolgte zur Premiere der Operettenproduktion am 15. Mai 1959. Ihre Partner waren Esther Réthy als Mariza, Rudolf Christ als Graf Tassilo und Erich Kuchar als Baron Zsupán. Eine Fülle von Fernsehspielen und Shows führte Guggi Löwinger 1961 zu einem Doppelvertrag mit der Volksoper Wien und dem Staatstheater am Gärtnerplatz in München. 1962 entschied sich die junge Soubrette zugunsten der Volksoper Wien, der sie fortan die Treue hielt. Dort gehörte sie von ihren ersten Auftritten an zu den erklärten Lieblingen des Hauses. Ihre wichtigsten Partien wurden die Mi in Franz Lehárs Das Land des Lächelns, die Ciboletta in Johann Strauß’ Eine Nacht in Venedig, die Midili in Leo Falls Die Rose von Stambul, die Pepi in Johann Strauß’ Wiener Blut, die Mabel in Emmerich Kálmáns Die Zirkusprinzessin, die Marika in der Uraufführung der Robert Stolz-Operette Frühjahrsparade (am 25.3.1964), die Juliette in Franz Lehárs Der Graf von Luxemburg, die Franzi und die Fifi in Oscar Straus’ Ein Walzertraum, die Stasi in Emmerich Kálmáns Die Csárdásfürstin, die Mizzi in Robert Stolz’ Zwei Herzen im Dreivierteltakt, das Klärchen in Ralph Benatzkys Im Weißen Rössl und die Mascha in Franz Lehárs Der Zarewitsch. Aber auch mit Musicalpartien, wie der Bianca in Cole Porters Kiss me, Kate und der Eliza Doolittle in Frederick Loewes My Fair Lady zeigte Guggi Löwinger ihre künstlerische Spannweite. Weitere Partien waren u.a. die Mizzi II in Offenbachs La Périchole, die Ida in Die Fledermaus, die Nanette in Lortzings Der Wildschütz und die Feodora in Heubergers Der Opernball. In den letzten Jahren trat die Künstlerin u. a. als Palmyra in Heubergers Der Opernball, als Jacqueline in Jerry Herman La cage aux folles, als Frau Schmidt in Richard Rodgers The Sound of Music, als Jente in Jerry Bocks Anatevka und als Mrs. Higgins und als Mrs. Pearce in My Fair Lady auf. Guggi Löwinger wirkte ferner an fast allen großen österreichischen Sommer- und Festspielen mit. Sie trat langjährig regelmäßig im deutschen Fernsehen auf und hat ihre Glanzrollen auch auf Schallplatte festgehalten. Bei den großen Tourneen der Volksoper (Japan, USA und Russland) konnte Guggi Löwinger ein internationales Publikum begeistern und trug dazu bei, den Begriff „Volksoper Wien“ weltweit bekannt zu machen. Guggi Löwinger hat an der Volksoper in 18 Premieren mitgewirkt. Sie hat hier in 2275 Vorstellungen in 37 Werken 43 Rollen gespielt. Die Künstlerin erhielt 1981 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde 1987 zum Ehrenmitglied der Volksoper ernannt, Für ihre Darstellung der Midili in Die Rose von Stambul wurde ihr 1961 der „Goldenen Rathausmann“ der Stadt Wien verliehen. Guggi Löwinger war in zweiter Ehe mit dem Tenor Peter Minich (1927-2013) verheiratet und starb 2018 in Wien.

 

5.4. Ondrej MALACHOVSKÝ: 95. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Preßburg). 1959 debütierte er an der Slowakischen Nationaloper in Bratislava als Gremin in Tschaikowskys »Eugen Onegin«. Bis 1966 und wieder seit 1969 gehörte er zu den beliebtesten Künstlern dieses Hauses. 1966-69 war er am Opernhaus von Köln engagiert. Sein Repertoire war sehr umfangreich und enthielt vor allem die großen Bass-Partien aus der slawischen wie aus der italienischen Opernliteratur. Gastspiele brachten ihm an Opernhäusern in Ost- und Westdeutschland, in Bulgarien, Belgien und Italien, in der Sowjetunion, in Polen, Österreich und Ungarn anhaltend Erfolge ein. Seit 1979 war er durch einen Gastvertrag dem Slowenischen Nationaltheater in Ljubljana (Laibach) verbunden. Er wurde mit dem Staatspreis der CSSR ausgezeichnet und zum verdienten Künstler ernannt. Auch als Konzertsänger kam er zu einer ähnlich erfolgreichen Karriere wie auf der Bühne. Er starb 2011 in Bratislava.

Schallplatten der Marken Supraphon und Opus. Auf Edition Schwann Solopartie in der Weihnachtsmesse von Edmund Pascha.

 

5.4. Vincenzo FIORAVANTI: 225. Geburtstag

 Er gab gegen den Willen seines Vaters ein Medizinstudium auf und widmete sich der Musik. Er studierte zunächst bei Giuseppe Jannacconi Komposition und wechselte dann studienhalber zu seinem Vater nach Neapel. Der vor die neue Sachlage gestellte Vater riet seinem Sohn Vincenzo, sich möglichst früh dem Publikum mit eigenen Werken auf der Bühne zu stellen. Vincenzo Fioravanti folgte dem Rat. Er debütierte mit seiner auf einem Libretto von Salvadore Cammarano basierenden Oper Pulcinella molinaro in der Karnevalssaison 1819 am S. Carlino-Theater in Neapel. Es folgten ungefähr vierzig Opern, von denen viele im Teatro Nuovo in Neapel aufgeführt wurden. 1820 ging Fioravanti nach Rom zurück und landete dort im November desselben Jahres mit seiner zweiten Oper La contadina fortunata auf ein Libretto von Andrea Leone Tottola im Teatro Valle di Roma einen großen Erfolg. Nach Neapel zurückgekehrt hatte er 1828 mit der Oper Robinson Crusoè auf ein Libretto von Tottola riesigen Erfolg. Ab diesem Moment komponierte er vorwiegend Opera buffa, die meistens für die neapolitanische Oper bestimmt waren. Einen großen Erfolg erreichte er 1837 mit der Oper Il ritorno di Pulcinella dagli studi di Padova auf ein Libretto von Andrea Passaro im Teatro La Fenice in Venedig. Kurz nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1837 zog er von Neapel nach Lanciano, wo er ab 1839 als Chorleiter an der Kathedrale wirkte. In dieser Lebensphase widmete er sich der Komposition von Oratorien und geistlichen Werken. 1843 kehrte er nach Neapel zurück und begann wieder Musiktheaterwerke zu schaffen. Er erhielt für die meisten seiner Werke breite Zustimmung des neapolitanischen Publikums. Bei einigen aufgrund der Mittelmäßigkeit der Libretti weniger gelungenen Werken erhielt er die Rückendeckung von König Ferdinand II., so geschehen beispielsweise bei der Uraufführung der Oper La lotteria di Vienna („Die Lotterie von Wien“) auf ein Libretto von Pasquale Altavilla im März 1843 im Teatro Nuovo, die von der Musikkritik heftig angegangen wurde. Ab etwa 1856 begann sein Stern zu sinken. Er geriet sogar in wirtschaftliche Not und hoffte, den Lehrstuhl für Kontrapunkt am Konservatorium in Neapel zu erhalten. Man gestand ihm aber auf Grund seines fortgeschrittenen Alters diese Position nicht mehr zu und vergab sie auf Basis eines Wettbewerbes anderweitig. 1866 wurde er zum Ehrendirektor der Musikhochschule ernannt zunächst ohne Anspruch auf Aufwandsentschädigung. 1867 wurde er dann zum regulären Direktor der Musikhochschule bestellt mit normalem Lohn. Einer seiner Schüler war Nicola D‘Arienzo. 1872 erkrankte er ernsthaft und musste seine Position aufgeben. Als Anerkennung für seine Verdienste behielt er sein Gehalt und seine Unterkunft. Er starb 1877 in Neapel.

 

6.4. Juan LLOVERAS: 90. Geburtstag

Er arbeitete zuerst als Buchhalter. Seine Stimme wurde zufällig während des Militärdienstes entdeckt und anschließend durch die Pädagogen Manuel Cots und Enriqueta Gareta in Barcelona ausgebildet. Noch bevor diese ganz abgeschlossen war, übernahm er kleine Rollen am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Er ging dann durch Vermittlung des später weltberühmten Tenors Placido Domingo an die Oper von Tel Aviv, als dieser 1965 seine Tätigkeit an diesem Haus beendete. Er war dann 1966-69 an der Oper von Tel Aviv engagiert und kam darauf nach Westdeutschland. Hier war er 1970-71 an den Vereinigten Theatern von Krefeld und Mönchengladbach engagiert, 1971-74 am Opernhaus von Essen, seit 1973 an der Staatsoper Hamburg. Seit 1977 bestand gleichzeitig ein Gastspielvertrag mit dem Opernhaus von Köln, in den Jahren 1977-83 auch mit der Deutschen Oper Berlin. Während dieser Zeit kam es zu zahlreichen Gastspielen in aller Welt. So sang er am Staatstheater von Hannover (1974) und an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1978), an der Staatsoper Stuttgart (1983) und an der Oper von Frankfurt a.M. (1978), an den Opernhäusern von Lille (1979) und Lyon (1979), an der Grand Opéra Paris (1975 Manrico im »Troubadour«) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1976), an den Opern von San Francisco (1975 Manrico, zugleich sein Amerika-Debüt, 1976 Turiddu in »Cavalleria rusticana« und 1978  Cavaradossi in »Tosca«) und Houston/Texas (1982), in Amsterdam (1976) und an der Covent Garden Oper London (1981 Gustavus in Verdis »Un ballo in maschera«). Er war 1976-81 in insgesamt zwölf Vorstellungen an der Staatsoper von Wien zu Gast (Herzog in »Rigoletto«, Manrico, Pinkerton in »Madame Butterfly«, Alfredo in »La Traviata«, Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera« und Don Carlos von Verdi). In der Spielzeit 1979-80 (Antrittsrolle: Turiddu) und wieder in der Spielzeit 1981-82 (als Herzog und als Manrico) war er an der Metropolitan Oper New York engagiert. 1979 Gastspiel an der Oper von Caracas. Aus seinem umfassenden Repertoire für die Bühne sind noch zu erwähnen: der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, der Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, der Titelheld in Verdis »Don Carlos« (Bremen, 1990), der Macduff in »Macbeth«, der Andrea Chénier in der gleichnamigen Oper von Giordano, der Titelheld in »Faust« von Gounod, der Calaf in »Turandot« von Puccini, der Alvaro in »La forza del destino« (Wiesbaden, 1993) und die Titelrolle in »Werther« von Massenet, der italienische Sänger im »Rosenkavalier«, der Henry in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, der Narraboth in »Salome«, der Laça in »Jenufa« von Janácek, der Stefan im »Gespensterschloss« von Moniuszko und der Andrei Chowanski in Mussorgskys »Chowanschtschina«. Erfolgreiches Wirken auch im Konzertbereich. Er starb 1998 in Villanueva y Galtria.

Schallplatten: Gala (Manrico im »Troubadour«, Mitschnitt einer Aufführung in Amsterdam von 1976 mit Cristina Deutekom), Opera 96 AOL (Manrico im »Troubadour«, Mitschnitt aus der Rheinoper Düsseldorf 1978).

 

6.4. Anna Maria ROVERE: 95. Geburtstag

 Sie studierte am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand und debütierte 1951 am Teatro Nuovo in Mailand als Mimi in »La Bohème«. 1951 gewann sie den ersten Preis bei einem Gesangwettbewerb der Mailänder Scala, wo sie am 25.3.1953 als Caterina Barchetta in der Uraufführung der Oper »Mas’aniello« von Jacopo Napoli debütierte. Hier hörte man sie auch u.a. 1954 als Mimì in »La Bohème«, 1955 als 1. Dame in der »Zauberflöte« und als Amelia in »Simon Boccanegra« sowie 1956 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«. 1953-54 sang sie in Genua die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, in Palermo die Marguerite in »Faust« von Gounod; Sehr erfolgreich war sie auch bei Aufführungen von Opern im italienischen Rundfunk. 1954 hatte sie an der Oper von Triest große Erfolge. Sie gastierte dann am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Regio in Parma und an der Oper von Monte Carlo. Bei den Festspielen von Edinburgh sang sie 1955 die Alice Ford in Verdis »Falstaff« (mit dem Ensemble des Glyndebourne Festivals). Sie trat auch gastweise in Frankreich, in der Schweiz und in Spanien auf, 1958 gastierte sie in London in Rossinis »Wilhelm Tell«. Zu ihren Bühnenpartien zählten auch die Aida, die Leonore im »Troubadour«, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, die Manon Lescaut von Puccini und die Nedda im »Bajazzo«. Sie starb 1998 in Mailand.

Schallplatten: Von der Künstlerin existieren keine offiziellen Platten, es sind jedoch Mitschnitte von Opernaufführungen im italienischen Rundfunk auf EJS veröffentlicht worden (u.a. Szenen aus »Francesca da Rimini« von Zandonai, »I Capuleti ed i Montecchi« von Bellini).

 

6.4. Edisson DENISSOW: 95. Geburtstag

Er wurde als Sohn eines Ingenieurs und einer Ärztin in Sibirien geboren. Er lernte 1946-47 Klavier an der Musikschule in Tomsk. 1947-51 studierte er zunächst Mathematik an der Staatlichen Universität Tomsk und schloss mit dem Diplom ab, bevor er sich entschloss, Komponist zu werden. Diese Entscheidung wurde von seinem späteren Lehrer Dmitri Schostakowitsch unterstützt. Denissow immatrikulierte sich dazu am Moskauer Konservatorium. Er wurde von Wissarion Schebalin in Komposition und von Nikolai Peiko in Klavier unterrichtet. Denissow, einer der bedeutendsten russischen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hielt viele Jahre einen Kurs für Instrumentierung und Partiturlesen am Moskauer Konservatorium, und zwar in der mittleren Funktion eines „Alten Lehrers“. Infolge seines Enthusiasmus für avantgardistische Tendenzen des Westens im eigenen Werk wurde ihm keine eigene Kompositionsklasse „anvertraut“ (die berühmte Troika – Schnittke, Gubaidulina, Denissow – erlangte keine offizielle Anerkennung). Vom Generalsekretär des Komponistenverbandes der Sowjetunion Tichon Chrennikow wurde er 1979 als Mitglied der Gruppe Chrennikows Sieben scharf kritisiert. Dennoch belegten viele Kompositionsstudenten gerade die Klasse Denissows, um seine Werke kennenzulernen und wissbegierig den kritischen Bemerkungen und Wünschen der heimlichen Autorität zu lauschen. Zu seinen wichtigsten Schülern zählen Jelena Firsowa, Dmitri Smirnow, Wladimir Tarnopolski und Vadim Werbitzky. Denissow arbeitete 1968-70 am Experimentalstudio für elektronische Musik in Moskau. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde er Sekretär des russischen Komponistenverbandes und gründete die 1932 aufgelöste Assoziation für zeitgenössische Musik (ASM-2) wieder. Außerdem war er im März 1990 Schirmherr des von Juri Kasparow gegründeten Moskauer Ensembles für zeitgenössische Musik. 1992 erhielt er schließlich eine Professur am Moskauer Konservatorium. 1990-91 wirkte er am IRCAM in Paris. Gegen Ende seines Lebens, schwer verletzt nach einem Verkehrsunfall, emigrierte Denissow 1994 nach Frankreich und wurde in einer Pariser Klinik behandelt, wo er 1996 verstarb. Er hatte eine große Affinität zur französischen Kultur und verehrte den renommierten Komponisten Pierre Boulez. Andere musikalische Vorbilder waren Bartók, Mozart, Strawinsky und Webern. Nach einem gemeinsamen Meisterkurs bei Edison Denissow anlässlich der Internationalen Musikfestwochen Luzern IMF gründeten 1993 die Schweizer Komponisten Marianne Schroeder, John Wolf Brennan, Jean-Luc Darbellay, Christian Henking und Michael Schneider die Groupe Lacroix.

 

6.4. André PREVIN: 95. Geburtstag

Er wurde als drittes Kind des Rechtsanwalts Jakob Priwin (im späteren amerikanischen Exil nannte er sich Jack) und seiner Frau Charlotte, geb. Epstein, in Berlin geboren. Über das Geburtsjahr gibt es widersprüchliche Angaben (1929 oder 1930), auch von Previn selbst. Die Familie Priwin musste bei ihrer Emigration 1938 vor den Nationalsozialisten alles zurücklassen, so auch Unterlagen wie Geburtsurkunden. Mehr Indizien deuten allerdings auf 1929 als Geburtsjahr hin. Previn hatte zwei ältere Geschwister: Steve Previn (geboren als Stefan Priwin, 1925–93), der später vor allem im Bereich Produktion für Film und Fernsehen arbeitete, und die Schwester Leonora (1927–59). Die heutige Schreibweise des Familiennamens übernahm man im Exil von amerikanischen Verwandten, zu denen Charles Previn gehörte, ein Cousin zweiten Grades von Previns Vater, der unter anderem 1936-44 Musikdirektor bei Universal in Hollywood war. André Previn war seit 1943 US-amerikanischer Staatsbürger. Den ersten Musikunterricht erhielt André Previn von seinem Vater, einem Amateurmusiker. 1936-38 studierte Previn am Stern’schen Konservatorium (zu Previns Studienzeit von den Nationalsozialisten in Konservatorium der Reichshauptstadt Berlin umbenannt) unter anderem Klavier bei Rudolf Breithaupt. Im Herbst 1938 floh die jüdische Familie Priwin vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Paris. Dort war Previn für ein Jahr als Student am Pariser Konservatorium eingeschrieben, wo er unter anderem Improvisation bei Marcel Dupré studierte (wahrscheinlich als Gasthörer („auditeur“) in Duprés Orgelklasse). 1939 emigrierte die Familie in die Vereinigen Staaten und ließ sich in Los Angeles nieder. Zu Previns Lehrern in Los Angeles und San Francisco zählten Max Rabinowitsch, Joseph Achron, Ernst Toch, Mario Castelnuovo-Tedesco und Pierre Monteux, zu seinen weiteren Förderern Interpreten wie Jascha Heifetz (ein Freund der Familie) oder Joseph Szigeti, der Previn im Kammermusizieren schulte. In nicht geringem Maße war Previn jedoch Autodidakt, insbesondere als Komponist, Orchestrator, Dirigent und Jazzpianist. Als Schule verwies er in diesem Zusammenhang vor allem auf die Produktionsabläufe in Hollywood, wo er ab 1946 unter Vertrag stand. Diese ermöglichten ihm nicht nur den ständigen Austausch mit Kollegen wie Miklós Rózsa, Hugo Friedhofer oder Conrad Salinger, sondern auch ein stetes Lernen durch Handeln. Besonderes Renommee genoss er als Pianist und als vorzüglicher Vom-Blatt-Spieler, was seiner Laufbahn als Dirigent ab den Sechziger Jahren entgegenkam. Previn komponierte zeitlebens mit Notenpapier und Stift am Schreibtisch, ohne Zuhilfenahme von Klavier oder Notensatzprogrammen, um sich eine eigene Vorstellung vom Klang des Komponierten verschaffen zu können. Art Tatums Sweet Lorraine brachte Previn dazu, sich mit dem Jazz zu beschäftigen. Mit dreizehn Jahren begann Previn seine Karriere mit Radioaufnahmen, u. a. mit Hoagy Carmichael. Mit fünfzehn gab er ein Jazz-Konzert im Konzertsaal des Los Angeles Philharmonic Orchestra. Sein damaliger Impresario Laguna gründete dann eine Schallplattenfirma, für die Previn 1945/46 seine ersten Aufnahmen machte, unter anderem mit Jazzmusikern wie Willie Smith und Red Callender. Aufgenommen wurden auch Previns eigene Kompositionen wie Sunset in Blue. Er zählte zu den erstklassigen Jazzmusikern der Vereinigten Staaten und spielte mit Ray Brown, Dizzy Gillespie sowie Billie Holliday. Für das Trioalbum My Fair Lady mit Shelly Manne und Leroy Vinnegar erhielt er 1956 die erste Goldene Schallplatte der Jazzgeschichte. Auch als Filmkomponist betätigte sich Previn, beispielsweise für die Musik zu Three Little Words (1950), die auch von ihm dirigiert wurde. Die Musik zum Film Mädchen ohne Mitgift (The Catered Affair) (1956) stammt ebenso von ihm wie die Musik für die Filmkomödie Gigi (1958), für die er einen seiner vier Oscars für Filmmusik erhielt. Auch die Musik für die Filmkomödie Eins, Zwei, Drei (1961) ist von Previn. Er dirigierte auch Kinofilmmusik, etwa Akt der Gewalt (1948), Ein verwöhntes Biest (1953), Kiss Me, Kate! (1953), Seidenstrümpfe (1957), Porgy and Bess (1959), My Fair Lady (1964), Jesus Christ Superstar (1973), Rollerball (1975), Der Elefantenmensch (1980). Previn war vor allem als Dirigent symphonischer Orchester berühmt. Seine Orchesterleiter-Posten waren: Houston Symphony Orchestra (1967-69), London Symphony Orchestra  (Music Director: 1969–79; Conductor Laureate: seit 1993), Pittsburgh Symphony Orchestra (1976–84), Los Angeles Philharmonic Orchestra (1985–89), Royal Philharmonic Orchestra (Music Director: 1985–88; Principal Conductor: 1988–91), Oslo Filharmoniske Orkester (Sjefdirigent: 2002–06). Mit einem vielfältigen kompositorischen Schaffen ergänzte Previn sein Wirken für die klassische Musik. Uraufführung seiner Oper Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire) war am 19. September 1998 im War Memorial Opera House von San Francisco. Sein Violinkonzert (2002) schrieb er für Anne-Sophie Mutter. Previn wurde 1996 von Königin Elizabeth II. mit dem Orden Knight Commander of the British Empire (KBE) ausgezeichnet; im Jahr 2005 erhielt er den Glenn-Gould-Preis. Ende März 2011 erhielt er aus der Hand des deutschen Generalkonsuls in New York das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. 2012 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Er starb am 28. Februar 2019 in New York.

Previn war fünf Mal verheiratet und war Vater bzw. Adoptivvater von insgesamt neun Kindern. Seine erste Ehe mit der Jazzsängerin Betty Bennett, die er während seiner Militärzeit in San Francisco kennengelernt hatte, dauerte 1952-57. Previn war 1952 dorthin versetzt worden. Das war eine nicht nur in privater Hinsicht glückliche Fügung. Schon während seines Wehrdienstes konnte Previn dort einige Zeit bei Pierre Monteux, seit 1935 Leiter des San Francisco Symphony Orchestra, Dirigierunterricht nehmen. Zeitgleich führten ihn seine Frau und Chet Baker, ein Kamerad vom Militärdienst, in die lokale Szene des West-Coast-Jazz ein. Beide Erfahrungen sollten Previns weiteren künstlerischen Weg maßgeblich prägen. Aus der Ehe mit Bennett gingen zwei Töchter hervor. Bennett und Previn arbeiteten zu dieser Zeit auch an mehreren Jazzprojekten auf der Bühne und im Tonstudio zusammen, unter anderem dokumentiert durch die Alben Betty Bennett (1953) und Nobody Else but Me. Betty Bennett Sings the Arrangements of Shorty Rogers & André Previn (1955). In den 1990er Jahren formte Previn wiederholt auf Tourneen und Tonträgern Ensembles mit dem Jazzgitarristen Mundell Lowe, Bennetts späterem Ehemann und Stiefvater von Previns Töchtern. Previns zweite Ehe mit Dory Langdon, die 1959-70 bestand, blieb kinderlos. Dory und André Previn schrieben während der späten 1950er und 1960er Jahre zahlreiche gemeinsame Lieder für Filme und für Alben von Jazz- und Popkünstlern wie Doris Day. Ihre Lieder The Faraway Part of Town (aus dem Film Pepe) und A Second Chance (aus dem Film Two for the Seesaw) waren 1960 bzw. 1962 für einen Oscar in der Kategorie Best Original Song nominiert. Ihr größter gemeinsamer Erfolg war das Stück (Theme from) Valley of the Dolls (1967, aus dem gleichnamigen Film), das in der Fassung von Dionne Warwick und Burt Bacharach Platz 2 der maßgeblichen amerikanischen Hitparade, der Billboard Hot 100, erreichte. Die Ehe zerbrach 1968, als Previn mit Mia Farrow eine Beziehung einging. Da Dory den Nachnamen Previn beibehielt und zu Beginn der 1970er Jahre eine sehr erfolgreiche Phase als Singer/Songwriter erlebte, die vor allem auf autobiografischen, die Trennung verarbeitenden Liedern wie Beware of Young Girls gründete, blieb die Art der Trennung noch lange in den Schlagzeilen. Als Akt der Versöhnung wirkt das späte gemeinsame Orchesterlied The Magic Number (1997). André Previn und Mia Farrow heirateten 1970. Die Ehe dauerte bis 1979. Beide arbeiteten gelegentlich künstlerisch zusammen, so etwa 1973 für eine Aufnahme von Sergei Prokofjews Peter und der Wolf op. 67 mit Farrow als Erzählerin. Gemeinsam haben sie drei leibliche Kinder und drei Adoptivkinder. Die von Previn und Farrow gemeinsam adoptierte Tochter Soon-Yi ist heute mit dem Regisseur Woody Allen verheiratet, der nach Farrows Scheidung von Previn zwischenzeitlich auch mit Mia Farrow liiert war. 1982-99 war Previn mit Heather Hales verheiratet. Der gemeinsame Sohn Lukas (* 1984) ist als Gitarrist im Punk- und Rock-Bereich ebenfalls professioneller Musiker. 2002-06 war Previn in fünfter Ehe mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter verheiratet. Sie ist neben dem Boston Symphony Orchestra zur wichtigsten Interpretin und Auftraggeberin seiner späten Kunstmusik geworden. Sein 2002 von ihr uraufgeführtes Violinkonzert trägt ihren Namen. Allein sechs Kompositionen Previns bot sie zwischen 2001 und 2012 erstmals öffentlich dar. Beide haben auch mehrere Tonaufnahmen zusammen produziert, sowohl von Kompositionen Previns als auch mit Werken Dritter wie den Violinkonzerten von Leonard Bernstein, Erich Wolfgang Korngold, Peter I. Tschaikowsky und Jean Sibelius. Sie konzertierten regelmäßig gemeinsam. Previn hat Filmmusik (einschließlich zahlreicher Lieder), Jazzstücke und Kunstmusik verfasst. Zu seinen frühesten Kompositionen, die wenigstens der Gattung nach überliefert sind, zählen einige Studienwerke aus den mittleren 1940er Jahren (Klarinettensonate, Streichquartett, Rhapsody für Violine und Orchester und einige Kunstlieder). Diese Stücke entstanden parallel zu seinen ersten Arbeiten in Hollywood (ab 1946) und seinen ersten Jazzaufnahmen (ab 1945). Für ein vollständiges Werkverzeichnis einschließlich Uraufführungsdaten, -orten und -interpreten sowie Namen und Quellen zu verlorenen Werken (insbesondere der frühen Kammer- und Orchestermusik), abgebrochenen Projekten (wie der Oper Silk oder der Filmmusik zu Goodbye, Mr. Chips), abgelehnten Stücken (wie der Filmmusik zu See No Evil) und zurückgezogenen Kompositionen (wie dem Cellokonzert Nr. 1) siehe Frédéric Döhl: André Previn. Musikalische Vielseitigkeit und ästhetische Erfahrung, Stuttgart 2012, pp. 295–319. Previn hat seit 1945 als Pianist und Dirigent hunderte Tonträger produziert: Filmsoundtracks, Jazzalben, Easy-Listening-Platten, Aufnahmen von Klassischer Musik und eigenen Kunstmusikkompositionen. Hinzu kommen zahlreiche Aufnahmen Dritter von Werken Previns. Besonders gelungen sind seine Einspielungen sinfonischer Werke von Rachmaninow, Schostakowitsch und Vaughan Williams sowie der Ballette von Tschaikowsky. Eine umfassende Diskographie (einschließlich LP/CD-Nummern) findet sich in Frédéric Döhls Buch über André Previn.

 

7.4. Timothy PENROSE: 75. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung am Trinity College London. Sein Bühnendebüt fand 1974 beim Holland Festival statt. In der Folgezeit wurde er vor allem als Konzertsänger bekannt, wobei er sich in besonderer Weise der Musik des Barockzeitalters widmete. Er unternahm mit seinen Programmen zahlreiche Konzertreisen durch England, durch die europäischen Länder, in Nord- und Südamerika und trat in Rundfunksendungen der BBC London und weiterer englischer und ausländischer Sender in Erscheinung. Er sang zusammen mit mehreren Ensemblegruppen wie dem Medieval Ensemble of London, Pro Cantione Antiqua (mit dieser Gruppe trat er auch in Nord- und Südamerika auf), London Music Players und London Early Music Group. Zusammen mit diesen Gruppen entstanden mehrere Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen. 1972-75 war er Gentleman-in Ordinary of Her Majesty’s Chapel Royal. Er starb 2014 in London.

Schallplatten: DGG (»The Fairy Queen« von Purcell, »Semele« von Händel unter John Eliot Gardiner, letztgenannte Oper 1981 aufgenommen).

 

7.4. Miguel ROA: 80. Geburtstag

 Biographie des spanischen Dirigenten auf Spanisch:

http://www.zarzuela.net/ref/int/roa-biog_spa.htm

 

7.4. Ikuma DAN: 100. Geburtstag

Er wurde als Sohn des Geschäftsmannes Inō Ikuma und dessen Frau Michiko im Tokioter Stadtbezirk Yotsuya geboren und wuchs in Harajuku auf. 1931 wurde er an der Grundschule der Aoyama Lehrerbildungsanstalt eingeschult und begann im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierunterricht. Im Jahr darauf wurde sein Großvater Baron Takuda Dan, Vorstandsvorsitzender der Mitsui Group, von dem Nationalisten Goro Hishinuma ermordet. Mit 13 Jahren wechselte er auf die Mittelschule, die zur Aoyama Hochschule gehörte. Im gleichen Jahr zog er in den Stadtbezirk Azabu (heute: Minato). Von 1942 an studierte er Komposition am „Konservatorium Tokio“ (heute: Hochschule der Künste Tokio). Zu seinen Lehrern zählten Shimofusa Kann‘ichi, Hashimoto Kunihiko, Hosokawa Midori und außerhalb des Konservatoriums auch Yamada Kosaku. 1944 trat er in eine Militärkapelle ein, spielte Bass Drum und übernahm zusammen mit Akutagawa Yasushi die Bearbeitung von Musikstücken. 1945 schloss er sein Kompositionsstudium ab und lernte bei Moroi Saburo Kontrapunkt und Musikanalyse. Von 1946 an lernte Dan Orchestrierung und Dirigieren bei Konoe Hidemaro. In diesem Jahr komponierte er u. a. Lieder mit Texten des Dichters Kitahara Hakushu. Es folgte Hana no machi mit einem Text von Ema Shoku (1913–2005). 1948 wurde Dan Komponist des japanischen Rundfunksenders NHK. In dieser Zeit, 1949 entstand auch die romantische Oper Yūzuru nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Kinoshita Junji. Es folgten die Symphonie Nr. 1 und die Uraufführung der Oper Yūzuru in Ōsaka 1952. Im Folgejahr gründete Dan zusammen mit Akutagawa Yasushi und Mayuzumi Toshiro die „Gruppe der Drei“ (Sannin no Kai), die in den nachfolgenden Jahren fünf Konzerte gab, bei denen sie eigene Kompositionen aufführten. In den 1950er Jahren war Dan Ikuma auf unterschiedlichen Gebieten außerordentlich produktiv. Er wurde musikalischer Direktor der Toho-Filmstudios, komponierte weitere Opern, die zumeist in Ōsaka uraufgeführt wurden, die Symphonie Nr. 5 entstand und er komponierte eine Vielzahl kleiner Werke zu unterschiedlichen Anlässen, wie etwa die Eröffnungsmusik der Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio oder 1959 den „Festmarsch“ (Shokuten kyōshinkyoku) anlässlich der Hochzeit von Kaiser Akihito und Michiko. 1966 wurde Dan mit dem Preis der Japanischen Akademie der Künste in der Kategorie westliche Musik (Komposition) ausgezeichnet. Im Jahr darauf wurde auch sein schriftstellerisches Werk mit der Verleihung des Yomiuri-Literaturpreis für seinen Essay Pipe no kemuri gewürdigt. Im September 1996 erlitt er einen Herzinfarkt, der ihn für einen Monat zu einem Aufenthalt im Krankenhaus zwang. Drei Jahre später, 1999, wurde er für seine Verdienste als Person mit besonderen kulturellen Verdiensten geehrt. Ikuma Dan verstarb 2001 im Alter von 77 Jahren während einer Reise nach China anlässlich eines Freundschaftsbesuchs unter der Schirmherrschaft der „Gesellschaft für chinesisch-japanischen Kulturaustausch“ an Herzinsuffienz in einem Krankenhaus in Suzhou. Ikuma Dan komponierte im Laufe seines Lebens sieben Opern, sechs Symphonien, eine große Zahl von Liedern und Chorstücken, sowie mehr als 200 Stücke Filmmusik.

 

8.4. Sabine HASS: 75. Geburtstag

Sie wuchs in München auf und begann bereits mit fünf Jahren das Violinstudium als Schülerin ihres Vaters, des Kammermusikers Ernst Hass; mit 11 Jahren Mitglied eines Jugendorchesters, mit dem sie Reisen in verschiedene europäische Länder unternahm. Mit 16 Jahren begann sie ihr Gesangstudium bei Karl-Heinz Lohmann in Berlin und setzte es bei Esther Mühlbauer und am Richard-Strauss-Konservatorium in München fort. Ihre Karriere begann sie 1970 an der Stuttgarter Staatsoper, deren Mitglied sie bis 1977 war. Seitdem band sie sich nicht mehr an ein bestimmtes Haus, blieb aber den Theatern von Gelsenkirchen und Karlsruhe verbunden und ging einer umfangreichen internationalen Gastspieltätigkeit nach. 1976 debütierte sie an der Staatsoper von München als Senta in »Der fliegende Holländer«. Seither ständiger Gast an diesem Opernhaus. An der Wiener Staatsoper (an der sie bereits 1973 anlässlich eines Gastspiels der Württembergischen Staatsoper Stuttgart als Schwester Gabrielle in K. Pendereckis »Die Teufel von Loudon« auftrat) debütierte sie 1977 als Senta und sang hier bis 1991 in insgesamt 92 Vorstellungen außerdem noch die Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Agathe im »Freischütz«, die Elsa in »Lohengrin«, die Salome von R. Strauss, die 5. Magd wie die Chrysothemis in »Elektra« von R. Strauss, die Kaiserin in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, die 1. Dame in der »Zauberflöte«, die Sieglinde in der »Walküre«, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Leonore in »Fidelio« und die 3. Norn in »Götterdämmerung«. 1977 sang sie bei den Festspielen von Bregenz die Rezia in »Oberon«. Gastspiele in Japan (zum Teil mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper), an der Opéra Bastille Paris (1992 als Chrysothemis und 1993 als Senta), an der Covent Garden Oper London, in Amsterdam, an der Opéra du Rhin Strassburg, in Triest, Venedig, Turin, Rom, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, am Teatro San Carlos Lissabon und am Teatro Colón Buenos Aires. Mit der Hamburger Staatsoper und dem Opernhaus von Zürich war sie vertraglich verbunden. Sie sang 1983 die Isabella im »Liebesverbot« von R. Wagner an der Münchner Oper. 1983 debütierte sie als Elsa an der Mailänder Scala, an der sie auch 1988 die Titelrolle in »Die Liebe der Danae« von R. Strauss (bei einem Gastspiel der Bayerischen Staatsoper) und 1994 die Chrysothemis sang. Bei den Salzburger Festspielen wirkte sie 1985-86 als 1. Dame in der »Zauberflöte« mit. 1986 gab sie ihre Antrittsvorstellung an der Metropolitan Oper New York ebenfalls in der Partie der Elsa, in der Spielzeit 1987-88 sang sie dort die Sieglinde, die sie auch bei einem Gastspiel der Metropolitan Opera New York in Tokyo 1993 wiederholte. Die Senta sang sie an der Oper von Philadelphia und 1987 in Rio de Janeiro; 1987 hörte man sie an der Oper von Frankfurt a.M. und am Teatro San Carlo Neapel als Leonore in »Fidelio«, 1988 in der gleichen Partie mit dem Ensemble des Kölner Opernhauses bei einem Gastspiel an der Oper von Tel Aviv. 1989 sang sie diese Partie an der Oper von Seattle und am Théâtre Châtelet Paris, an der Deutschen Oper Berlin 1989 die Sieglinde. 1989 übernahm sie erstmals am Nationaltheater Mannheim die Partie der Isolde in »Tristan und Isolde«, die sie 1990 am Stadttheater von Basel (wo sie auch als Sieglinde gastierte) und 1996 an der Hamburger Staatsoper wiederholte. 1991-94 trat sie bei den Bayreuther Festspielen als Senta auf, an der Deutschen Oper Berlin 1991 als Elsa, 1992 als Elisabeth in »Tannhäuser«, am Teatro Comunale Bologna 1992 als Brünnhilde in »Götterdämmerung«. 1994 hörte man sie am Théâtre Châtelet Paris als Färberin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg 1995 als Isolde, 1996 in Turin und an der Staatsoper von Dresden wieder als Färberin. 1997 hörte man sie an der Deutschen Oper Berlin als Senta und als Isolde (als solche auch in Zürich), ebenfalls 1997 an der Oper von Rom als Elektra und an der Dresdner Staatsoper als Färberin. Große Karriere als Konzertsopranistin, wobei sie auch hier ein vielseitiges Repertoire beherrschte. Seit 1979 mit dem bekannten Bassisten Artur Korn (* 1937) verheiratet. Sie starb 1999 in Klagenfurt.

Schallplatten: DGG (»Der Wein« von Alban Berg), Wergo (»Mathis der Maler« von Hindemith), Orfeo (Isabella in »Das Liebesverbot« von R. Wagner), EMI (Maria in »Friedenstag« von R. Strauss).

 

8.4. Walter BERRY: 95. Geburtstag

Er wollte ursprünglich Ingenieur werden, studierte dann aber Gesang an der Wiener Musikhochschule bei Hermann Gallos. Zu seinen Lehrern zählten weiter Endre Koréh, Hans Duhan und Josef Witt. 1949 trat er in den Wiener Akademiechor ein, 1950 wurde er an die Staatsoper von Wien berufen. Hier debütierte er als Schließer in »Tosca« und hatte 1954 seinen ersten großen Erfolg als Titelheld in »Le nozze di Figaro«. Er trat im Lauf seiner langen Karriere bis 1995 an der Wiener Staatsoper in mehr als 100 verschiedenen Rollen und in rund 1300 Vorstellungen auf, darunter 93mal als Figaro in »Le nozze di Figaro«, 89mal als Papageno in der »Zauberflöte« und 81mal als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von Richard Strauss. Unter den vielen Partien, die er an der Wiener Staatsoper verkörperte, sind herauszuheben: der Amonasro in »Aida«, der Waldner in »Arabella« von R. Strauss, der Schaunard wie der Colline in »La Bohème«, der Olivier wie der La Roche in »Capriccio« von R. Strauss, der Escamillo in »Carmen«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Dandini in »La Cenerentola« von Rossini, die vier dämonischen Partien in »Hoffmanns Erzählungen«, der Guglielmo wie der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Masetto wie der Leporello in »Don Giovanni«, der Orest in »Elektra« von R. Strauss, der Falstaff von Verdi, der Jake Wallace in Puccinis »La Fanciulla del West«, der Minister wie der Don Pizarro in »Fidelio«, der Frank wie der Dr. Falke in der »Fledermaus«, der Barak in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, der Galitzky in »Fürst Igor« von Borodin, der Telramund in »Lohengrin«, der Lescaut in »Manon Lescaut« von Puccini, der Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Morone in »Palestrina« von H. Pfitzner, der Klingsor in »Parsifal«, der Alberich in der »Götterdämmerung«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Scarpia in »Tosca«, der Sprecher in der »Zauberflöte« sowie die Titelfiguren in den Opern »Gianni Schicchi« von Puccini und »Wozzeck« von A. Berg. Am 17.12.1976 wirkte er an der Wiener Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Kabale und Liebe« von G. von Einem (als Vater Miller) mit. 1990 sang er dort den Vater Wesener in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann. Gastweise auch an der Wiener Volksoper aufgetreten (u.a. 1975 als Quasimodo in »Notre Dame« von Franz Schmidt). 1953-89 sang er immer wieder bei den Festspielen von Salzburg. Seine Partien in Salzburg waren der Masetto (1953-54, 1956), der Perückenmacher in »Ariadne auf Naxos« (1954-55), der Brus von Müglitz in »Palestrina« (1955), der Papageno (1956, 1959-60, 1963-64), der 2. Gefangene in »Fidelio« (1957), der Leporello (1960-61, 1977-78), der Agamemnon in »Iphigenie in Aulis« von Gluck (1962-63), der Figaro in »Le nozze di Figaro« (1963, 1966-67, 1972-73, 1976), der Don Alfonso (1969-70), der Wozzeck (1972), der Barak (1974-75), der Musiklehrer (1979-82), der Sprecher in der »Zauberflöte« (1980-84), die Titelrolle in Händels »Saul« (1985) und der Don Magnifico in »La Cenerentola« (1988-89). Er trat in Salzburg auch in den Uraufführungen der Opern »Der Prozess« von G. von Einem (17.8.1953 als Franz und als Kanzleidirektor), »Penelope« von Rolf Liebermann (17.8.1954 als Eurymachos), »Irische Legende« von W. Egk (17.8.1955 als Tiger), »Die Schule der Frauen« von R. Liebermann (17.8.1957 als Poquelin) und »Julietta« von Heimo Erbse (17.8.1959 als Graf Falkenberg) auf. Dazu wirkte er bei diesen Festspielen in Konzerten (u.a. in einer konzertanten Aufführung von »Der Prozess« von G. von Einem 1988 als Willem und als Advokat) mit und gab sehr erfolgreiche Liederabende. Bei den Salzburger Osterfestspielen erlebte man ihn 1967 als Wotan in der »Walküre« und in Beethovens Missa solemnis, 1969 in Haydns »Die Schöpfung«, 1972 als Kurwenal und in Bachs Matthäuspassion. Gastspiele und Konzerte in Mailand (1972 Mozart-Requiem, 1974 Don Pizarro und 1978 nochmals Don Pizarro im Rahmen eines Gastspiels der Wiener Staatsoper) und an der Covent Garden Oper London (1954 mit dem Ensemble der Wiener Oper, 1976 als Barak, 1986 als Waldner und als Don Alfonso), 1958 und 1969 in Buenos Aires, in Brüssel, München und Stuttgart brachten anhaltende Erfolge; seit 1961 auch der Städtischen Oper Berlin verbunden. Seit 1966 kam er zu einer erfolgreichen Karriere an der Metropolitan Oper New York (Debüt als Barak). Er trat an diesem Haus in elf Spielzeiten in insgesamt 94 Vorstellungen auf: als Telramund, als Wotan in der »Walküre«, als Ochs (eine seiner größten Kreationen), als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Musiklehrer, als Don Pizarro, als Don Alfonso, als Leporello und zuletzt 1991 als Frank in der »Fledermaus«. 1957 gastierte er erstmals an der Oper von Chicago (Debüt als Figaro in »Le nozze di Figaro«); an der Oper von San Francisco 1976 als Barak, 1978 als Ochs und als Leporello, 1983 als Musiklehrer, 1985 als Alberich im Nibelungenring und 1988 als Klingsor zu Gast. Weitere Gastspiele führten ihn 1963 nach Tokio, an die Grand Opéra Paris (1966 als Wozzeck, 1972 und 1980 als Barak), zu den Festspielen von Aix-en-Provence (1958 als Papageno), nach Barcelona (1955) und an das Bolschoi Theater Moskau (1971 mit dem Ensemble der Wiener Oper). Aus seinem sehr umfangreichen Repertoire für die Bühne ist noch der Gunther in »Götterdämmerung« nachzutragen. Einer der bedeutendsten Konzert-, Oratorien- und Liedersänger seiner Generation. Er wirkte in Wien viele Jahre hindurch im pädagogischen Bereich, zu seinen zahlreichen Schülern gehörte u.a. die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager. Er war verheiratet mit der berühmten Mezzosopranistin Christa Ludwig (1928-2021), doch wurde diese Künstlerehe 1968 wieder aufgelöst. Er starb im Jahr 2000 plötzlich an einem Herzinfarkt in Wien.

Lit.: P. Lorenz: »Christa Ludwig-Walter Berry« (Wien, 1968), El. Birnbaum: Walter Berry. Die Biographie (Berlin 2001).

Sehr viele Schallplatten der verschiedensten Marken, u.a. Ariola-Eurodisc (»Die verkaufte Braut«, »Die Fledermaus«), Columbia, Decca (»Lulu« von A. Berg, »Don Giovanni«, »Hänsel und Gretel«, »Die Zauberflöte«, »Ariadne auf Naxos«), Philips (»Die Hochzeit des Figaro«), Vox (»Orfeo ed Euridice« von Haydn, »Die Verschworenen« von Schubert), CBS (»Wozzeck«, »Violanta« von Korngold, »Der Rosenkavalier«), Electrola-HMV (»Fidelio«, »Hänsel und Gretel«, »Così fan tutte«, »Le nozze di Figaro«, zweimal »Die Zauberflöte«, »Arabella«, »Die lustige Witwe«), RCA (»Ariadne auf Naxos«), Foyer (»Don Giovanni«), DGG (»Mord in der Kathedrale« von I. Pizzetti), Orfeo (»Penelope« von Liebermann, Mitschnitt der Salzburger Uraufführung von 1954), HRE (»Die Frau ohne Schatten«), Bella Voce(»La Rondine« von Puccini, Radiosendung von 1952), Melodram (»Giulio Cesare« von Händel, »Rienzi«, Masetto in »Don Giovanni«, Neapel 1955), Decca (»Der Kaiser von Atlantis«, 1994). Nixa, Remington und Vanguard. Sang in zwei Aufnahmen der Matthäuspassion auf DGG und Electrola. Zahlreiche Arien- und Liedaufnahmen; DGG-Video (»Ariadne auf Naxos«, »Don Giovanni«), Castle-Video (»The Rake’s Progress«), Dream Life-Video (Kurwenal in »Tristan und Isolde«, Orange Festival 1973).

 

9.4. Julius BITTNER: 150. Geburtstag

 Der Sohn eines Richters ergriff zunächst auch selbst die juristische Laufbahn. Während seines Studiums wurde er 1893 Mitglied der Wiener Burschenschaft Alania. Bis 1920 war Bittner als Richter in Wolkersdorf im Weinviertel in Niederösterreich tätig, 1920–22 als Beamter im Justizministerium. Daneben wurde Julius Bittner zu einem der bekanntesten und meistaufgeführten österreichischen Opernkomponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, geriet aber nach dem Zweiten Weltkrieg als typischer Vertreter der spätromantischen Oper in der Tradition von Richard Wagner allmählich in Vergessenheit. Viele seiner Opern behandeln österreichisch-alpenländische Themen und basieren meist auf selbstgeschriebenen Libretti. Er gilt als typischer Vertreter der österreichischen Volksoper. Julius Bittner (der von Kritikern den etwas deklassierenden Beinamen „Anzengruber der Oper“ erhielt) kann an musikalischer Bedeutung durchaus seinem bekannteren Zeitgenossen Wilhelm Kienzl gleichgestellt werden. Die Oper Das höllisch Gold (1916) ist seine erfolgreichste Oper, sie hat ihren Weg über viele Bühnen Deutschlands gemacht. Sein musikalischer Ansatz ist fest im Liedhaften verwurzelt. Jahrelang arbeitete Bittner als Feuilletonist für die Neue Freie Presse, die Österreichische Rundschau und den Wiener Mittag. Auch für auswärtige Zeitungen war er viele Jahre als Musikkritiker tätig. 1918-22 gab er zusammen mit David Josef Bach die Zeitschrift Der Merker heraus. Bittner war mit der Altistin Emilie Werner verheiratet. Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen 1925 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. 1936 setzte ihn, obwohl pronationalsozialistisch auftretend, der Reichssender Berlin irrtümlich auf eine schwarze Liste von Kulturschaffenden, die im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr beschäftigt werden durften, er wurde aber wieder von diesem „Makel“ befreit. Er starb 1939 in Wien. Seine sterblichen Überreste ruhen in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 15). In seinem langjährigen Wohn- und Wirkungsort Wolkersdorf im Weinviertel erinnern ein Denkmal und ein nach ihm benannter Platz an den Komponisten. 1964 wurde Bittners Nachlass von der Wiener Stadtbibliothek übernommen, er umfasst nahezu alle Werke des Komponisten in autographen Skizzen, Textbüchern, Partituren und Klavierauszügen.

 

10.4. Mirka KLARIĆ: 90. Geburtstag

 Ausbildung durch Lea Vomacka und Lav Urbancic in Zagreb. Weiterbildung im Opernstudio der Mailänder Scala. Bühnendebüt 1954 an der Kroatischen Nationaloper von Zagreb als Santuzza in »Cavalleria rusticana«. Länger als zwanzig Jahre wirkte sie an diesem Opernhaus und war zugleich als erfolgreiche Konzertsopranistin tätig. 1955-56 war sie am Opernhaus von Sarajewo engagiert. Gastspiele führten sie vor allem an die Nationaloper von Belgrad, auch an die Wiener Volksoper, an die Nationaltheater von Sofia und Prag, an die Berliner Staatsoper, an die Theater von Basel, Genf (1974 als Fata Morgana in Prokofjews »L’Amour des trois oranges«), Amsterdam, Bologna, Venedig, Neapel und Triest, an die Königliche Oper Kopenhagen, nach Frankfurt a.M. und Brno (Brünn). Sie gastierte auch bei den Festspielen von Wiesbaden. Sie gastierte zumeist zusammen mit dem Ensemble des Opernhauses von Zagreb. 1975 wirkte sie an der Oper von Zagreb in der Uraufführung der Oper »Die Liebe des Don Perlimplin« von Miro Belamaric in der Partie der Belisa mit. Im jugoslawischen Fernsehen trat sie in Sendungen der Opern »Salome« von R. Strauss und »Pique Dame« von Tschaikowsky auf. Im Übrigen trug sie auf der Bühne wie auf dem Konzertpodium ein sehr vielseitiges Repertoire vor. Bühnenrollen: Desdemona in Verdis »Otello«, Nedda im »Bajazzo«, Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, Mimi in »La Bohème«, Tosca, Butterfly, Komponist in »Ariadne auf Naxos«, Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, Titelrolle in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, Tatjana in »Eugen Onegin« und Lisa in »Pique Dame« von Tschaikowsky, Renata in »Der feurige Engel« und Natascha in »Krieg und Frieden« von Prokofjew, Dula in »Ero der Schelm« von Gotovac. Sie starb 2022 in Zagreb.

Schallplatten: Jugoton (u.a. vollständige Oper »Die Liebe des Don Perlimplin«).

 

10.4. Zsolt DURKÓ: 90. Geburtstag

Er war 1955-60 an der Musikhochschule von Budapest Schüler von Ferenc Farkas und studierte 1962-63 bei Goffredo Petrassi an der Accademie di Santa Cecilia in Rom. Mit seinen Episoden über das Thema BACH erhielt er 1963 den Großen Preis der Akademie. Seitdem lebte er als freischaffender Komponist in Budapest, wo er 1997 starb. Durkó komponierte neben einer Oper Orchesterstücke, kammermusikalische Werke, Orgelstücke, Kantaten und ein Oratorium. Seine Werke wurden mit großem nationalem und internationalem Erfolg aufgeführt, und Durko erhielt u.a. den Erkel-Preis (1968 und 1975), den Kossuth-Preis (1978), den Béla-Bartók-Ditta-Pásztory-Preis (1985 und 1997) und den László-Lajtha-Preis (1997). Beim International Rostrum of Composers der UNESCO 1975 in Paris wurde er Distinguished Composition of the Year.

 

11.4. Henry HOLT: 90. Geburtstag

Seine Familie floh vor der Nazi-Okkupation aus Österreich in die USA, und Holt wuchs in Los Angeles auf. 1966-84 war er Musikdirektor der Seattle Opera. Er war Mitbegründer des Pacific Northwest Ballet und des Pacific Northwest Festival in Seattle. Hier führte er zehn Jahre in Folge Richard Wagners Der Ring des Nibelungen auf. 1984 kehrte er nach Los Angeles zurück und wurde musikalischer, später Generaldirektor des Los Angeles Opera Theatre, daneben war er auch künstlerischer Leiter der Baton Rouge Opera. Als Gastdirigent trat er u.a. an der New York City Opera und am Chicago Opera Theatre auf. Unter anderem dirigierte er die Uraufführung von Carlisle Floyds Oper Of Mice and Men. 1996 leitete er die Ring-Aufführung an der Arizona Opera. Als Musikpädagoge widmete er sich besonders der Musikerziehung für Kinder. Er arbeitete u.a. mit der National Guild of Community Schools of the Arts, dem Kennedy Center Education Program und dem E. D. Hirsch’s national Core Knowledge Movement zusammen. Außerdem gab er Opernworkshops an der University of Southern California, am Lewis and Clark College und der Louisiana State University. Er starb 1997 in Charlottesville.

 

12.4. Hans HELM: 90. Geburtstag

 Er besuchte die Finanz- und Wirtschaftsakademie in München und war zuerst als Finanzbeamter tätig, dann Gesangstudium bei Else Zeidler und Franz Reuter-Wolf in München sowie bei Emmi Müller in Krefeld. Bühnendebüt als Schtschelkalow in »Boris Godunow« von Mussorgsky 1957 am Opernhaus von Graz, wo er bis 1968 im Engagement blieb. Hier hörte man ihn u.a. auch als Marullo in »Rigoletto«, als Jan wie als Herzog Adam in Millöckers »Der Bettelstudent«, als Dr. Falke in der »Fledermaus«, als Harry in »Der Orlow« von B. Granichstaedten, als Herold wie als Homonay im »Zigeunerbaron« von J. Strauß, als Ping in Puccinis »Turandot«, als Silvio im »Bajazzo«, als Marco in »Gianni Schicchi«, als Leutnant in »Madame Pompadour« von L. Fall, als Kühleborn in »Undine« von Lortzing, als Sandro de Luzzano in »Mona Lisa« von M. von Schillings, als Enrico Piselli in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß, als Marquis d’Obigny wie als Germont-père in »La Traviata«, als Belcore in »L’Elisir d‘amore«, als Leutnant Montschi in »Ein Walzertraum« von O. Straus, als Nachbar in »Der Corregidor« von Hugo Wolf, als Silvano in Verdis »Un ballo in maschera«, als Lord Kookburn in »Fra Diavolo« von Auber, als Schaunard in »La Bohème«, als Graf Almaviva in »Le nozze di Figaro«, als Melot in »Tristan und Isolde«, als Ottokar im »Freischütz«, als Minister in »Fidelio«, als Don Carlo in Verdis »La forza del destino«, als Graf Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als 2. Nazarener in »Salome« von R. Strauss, als Paul Aubier im »Opernball« von Heuberger, als Graf Luna im »Troubadour«, als Graf Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, als Schtschelkalow, als Posa in Verdis »Don Carlos«, als Lescaut in Puccinis »Manon Lescaut«, als Don Juan in »Dame Kobold« von G. Wimbeger, als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Herr Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, als Escamillo in »Carmen«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, in der Titelrolle von H.W. Henzes »Der Prinz von Homburg«, als Alfonso in Donizettis »Die Favoritin«, als Leonardo in »Bluthochzeit« von W. Fortner, als Guglielmo in »Così fan tutte« und als Graf in »Capriccio« von R. Strauss. Hier wirkte er auch in einigen Österreichischen Erstaufführungen mit: 1958 in »Unsere Träume« von P. Kreuder (als 1. Reporter), 1958 in »Keine Zeit für die Liebe« von J. Delgada (als Baron Bulban), 1963 in »Der feurige Engel« von Prokofjew (als Knecht), 1964  in »Il Prigioniero« von L. Dallapiccola (in der Titelrolle) und 1965 in Busonis »Doktor Faust« (als Soldat). Er war dann 1968-71 am Staatstheater von Kassel im Engagement, 1971-73 am Opernhaus von Dortmund und 1973-96 langjähriges Mitglied der Staatsoper Wien. Hier sang er bereits 1958 als Gast den Grafen Luna in »Palestrina« von H. Pfitzner, später in über 1000 Vorstellungen fast 60 Partien, u.a. den Silvio, den Sprecher in der »Zauberflöte«, den Harlekin wie den Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos«, den Ping wie den Mandarin in Puccinis »Turandot«, den Ottokar, den Melot, den Marcello in »La Bohème«, den Sharpless, den Moralès in »Carmen«, den Grafen in »Capriccio«, den Ephraimit in Schönbergs »Moses und Aron«, den Minister in »Fidelio«, den Lescaut sowohl in Massenets »Manon« als auch in Puccinis »Manon Lescaut«, den Valentin in »Faust« von Gounod, den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Eugen Onegin, den Heerrufer in »Lohengrin«, den Guglielmo, den Konrad Nachtigall wie den Fritz Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Homonay, den Dr. Falke, den Schtschelkalow, den Dominik in »Arabella«, den Faninal im »Rosenkavalier«, den Einäugigen in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Chorèbe in »Les Troyens« von Berlioz, den Malatesta in »Don Pasquale«, den Ill in G. von Einems »Der Besuch der alten Dame«, den Hasentreffer in H.W. Henzes »Der junge Lord«, den Barbier in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, den Germont-père, den Belcore, den Ruggiero in konzertanten Aufführungen von Halévys »La Juive«, den Roucher in »Andrea Chénier«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Morald in einer konzertanten Aufführung von Wagners »Die Feen«, den Cecil in Donizettis »Maria Stuarda«, den Frank in Korngolds »Die tote Stadt«, den Albert in »Werther« von Massenet, den Ashby in »La fanciulla del West«, den Agamemnon in Glucks »Iphigénie en Aulide«, den Haudy in B.A. Zimmermanns »Die Soldaten«, den Schmierenschauspieler in Fr. Schrekers »Der ferne Klang«, den Angelotti in »Tosca«, den Kuligin in Janáceks »Katja Kabanowa«, den Vitellius in »Hérodiade« von Massenet, den De Siriex in »Fedora« von Giordano, den Donner im »Rheingold« und den Tomski in »Pique Dame« von Tschaikowsky. Am 6.12.1990 nahm er im Wiener Ronacher an der Uraufführung der Oper »Kehraus um St. Stephan« von E. Krenek in der Partie des Alfred Koppreiter teil. Seit 1987 war er durch einen Gastvertrag länger als 20 Jahre der Hamburger Staatsoper verbunden, ebenso 1990-93 der Staatsoper München. Er sang an zahlreichen deutschen Opernbühnen, so in Bielefeld, Köln, Frankfurt a.M., Kassel, Hannover, Wuppertal, am Theater am Gärtnerplatz München, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und an der Stuttgarter Staatsoper. Auch dem Opernhaus von Zürich verbunden. Hier nahm er am 5.12.1984 an der Uraufführung der Oper »Der Kirschgarten« von R. Kelterborn teil. Er wirkte bei den Salzburger Festspielen am 20.8.1973 in der Uraufführung von Carl Orffs »De Temporum fine comoedia« mit und sang dort 1981 den Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Er gastierte auch an der Wiener Volksoper, bei den Festspielen von Bregenz (1974 Ernesto in »Die Welt auf dem Monde« von J. Haydn, 1979 Ping, 1982 Homonay und Enrico in »Lucia di Lammermoor«, 1983 Ottokar, 1985-86 Sprecher in der »Zauberflöte«) und am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1976 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Grafen in »Le nozze di Figaro« in der gleichen Rolle hörte man ihn 1976 und 1991 an der Covent Garden Oper London. 1984 gastierte er mit dem Ensemble der Münchner Staatsoper in China, er nahm an Gastspielen der Wiener Staatsoper in den USA und in Japan teil. Er sang in München 1989, in Frankfurt a.M. 1996 den Faninal. Sein weitläufiges Repertoire umfasste eine Vielzahl von größeren und kleineren Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur, wobei er lyrische Aufgaben bevorzugte. Auch als Konzertsänger und im Operettenfach geschätzt. Er starb im Dezember 2023. – Sein Bruder Karl Helm (1938-2012) war u.a. als Bassist an der Münchner Staatsoper engagiert.

Schallplatten: HMV-Electrola. Decca (kleine Partie in Verdis »Otello«), DGG (»De Temporum fine comoedia«, »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss), Westminster (Heerrufer in »Lohengrin«), Capriccio (»Der ferne Klang« und »Der Schatzgräber« von Franz Schreker, »Notre Dame« von Franz Schmidt), Supraphon/Koch (Albert in »Werther« von Massenet).

 

12.4. Rosa DE VRIES-VAN OS: 200. Geburtstag

 Sie debütierte in ihrer holländischen Heimat 1846 an der Oper von Den Haag als Rachel in »La Juive« von Halévy. 1849-51 war sie an der französischen Oper in New Orleans in den USA engagiert. Auch in New York und in anderen Städten in Nordamerika ist sie aufgetreten. 1850 sang sie an der Oper von New Orleans in der amerikanischen Premiere der Oper »Le Prophète« von Meyerbeer die Partie der Fidès. 1853 gastierte sie mit einer wandernden Operntruppe in Toronto als Norma. Mehrere derartige Tourneen führten die Künstlerin durch die USA und durch Kanada. In dem Jahrzehnt zwischen 1855 und 1865 war sie an den großen italienischen Opernbühnen anzutreffen, wobei sie vor allem an der Mailänder Scala und am Teatro San Carlo von Neapel wichtige Erfolge im dramatischen Sopranfach erzielen konnte. An der Scala sang sie 1858 die Abigaille in Verdis »Nabucco«, die Titelpartie in dessen »Giovanna d’Arco« und die Lady Macbeth in »Macbeth«. 1863 erschien sie dort in der Oper »Il Bravo« von Saverio Mercadante. 1862 wirkte sie am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Luisa Strozzi« von E. Viveconte mit. 1856 gab sie ein Gastspiel am Londoner Lyceum Theatre. Sie starb 1889 in Rom. Vier ihrer Kinder, die ihren Familiennamen in französischer Weise jetzt Devriès schrieben, hatten eine große Karriere als Sänger: ihre beiden Töchter Jeanne Devriès (1850-1924) und Fidès Devriès (1851-1941) als Sopranistinnen, ihr Sohn Maurice Devriès (1854-1919) als Bariton und ein weiterer Sohn, Hermann Devriès (1858-1949), als Bassist. Ihr Enkel, David Devriès (1881-1934), Sohn von Maurice Devriès, hatte als Tenor eine große Karriere in Frankreich und in Nordamerika.

 

12.4. Joseph-Théodore-Désiré BARBOT: 200. Geburtstag

 Er sang als Knabe im Chor der Kathedrale von Toulouse, studierte dann Violinspiel und am Conservatoire von Paris Komposition, Harmonielehre und Dirigieren bei M. Elwart. Auf dessen Rat hin begann er die Ausbildung seiner Stimme bei Manuel Garcia jr. und war auch Schüler der Pädagogen Morin, Moreau-Sainti und Michelot. In den Jahren 1847-49 sang er an der Pariser Grand Opéra u.a. den Léopold in Halévys »La Juive«, den Masaniello in »La Muette de Portici« von Auber, den Raimbaut in »Robert le Diable« von Meyerbeer und den Comte Ory von Rossini. Er wirkte am 26.11.1847 an der Grand Opéra Paris in der Uraufführung von Verdis »Jérusalem« (einer Neubearbeitung von dessen Oper »I Lombardi alla prima crociata«) in der kleinen Partie des Raymond mit. Seine Karriere spielte sich jedoch in der Hauptsache in Italien ab. Zusammen mit seiner Gattin, der Sopranistin Caroline Barbot-Douvry (1830-93), die seine Schülerin war und ihre Karriere unter dem Namen Mme. Barbot absolvierte, trat er auf ausgedehnten Tourneen an italienischen und russischen Opernhäusern in Erscheinung. Die Bühnen von Bologna, Turin, Rom, Mailand, Neapel und St. Petersburg waren Stätten des Erfolgs für das Sängerehepaar. 1859 waren beide Künstler in Paris, und am 19.3.1859 kreierte Joseph Barbot dort am Théâtre Lyrique die Titelpartie in Gounods »Faust«, während Mme. Miolan-Carvalho die Marguerite sang. (Sehr wahrscheinlich wurde bereits Ende Februar 1859 bei den letzten Kostümproben klar, dass Hector Gruyer die Titelrolle im »Faust« nicht singen konnte, worauf Barbot für ihn einsprang und die umfangreiche Partie in drei Wochen einstudierte. Letzte Klarheit über die damaligen Vorfälle am Théâtre Lyrique besteht jedoch nicht.). An der Opéra Comique sang er dann auch die Titelrolle in »Fra Diavolo« von Auber und den Lionel in »L’Éclair« von Halévy. Anschließend ging das Ehepaar jedoch seit 1860 wieder seiner Gastspieltätigkeit, vor allem in Italien und in Russland, nach; 1862 sang Mme. Barbot u.a. in St. Petersburg in der Uraufführung von Verdis »La forza del destino«. 1875 erhielt Joseph Barbot als Nachfolger von Mme. Viardot-Garcia eine Professur am Conservatoire National von Paris. Er starb 1896 in Paris. Eine entfernte Verwandte war die Mezzosopranistin Madeleine-Philippine-Andreé (Andréa) Barbot (1852-1923), die an der Opéra Paris wie an Opernhäusern in Frankreich und Belgien aufgetreten ist.

 

13.4. Siegfried MATTHUS: 90. Geburtstag

Seine Eltern waren Landwirte mit einem Gehöft in Ostpreußen. Die Mutter verdiente mit Schneidern etwas dazu, der Vater spielte in der Schenke zum Tanz auf, am Wochenende auch über Land. Mit neun Jahren wurde Siegfried Matthus zum Klavierunterricht geschickt. Am 22. Oktober 1944 floh er mit seiner Familie vor den heranrückenden Truppen der Roten Armee in den Westen.  Nach einer schweren Übergangszeit wurden die Eltern Neubauern in Läsikow im Landkreis Ruppin. Der Vater lehrte ihn Geigen- und Trompetenspiel so weit, dass er eine Nacht mit dem üblichen Repertoire Musik machen und dabei auch improvisieren konnte. Nach der Grundschule besuchte er bis zum Abitur die Oberschule in Rheinsberg, auf der er in der zwölften Klasse die Leitung des Schulchors übernahm, für den er auch komponierte. 1952-58 studierte Matthus an der Deutschen Hochschule für Musik in Ost-Berlin Chor- und Ensembleleitung, seit 1956 auch Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny. 1958-60 war er Meisterschüler von Hanns Eisler und danach bis 1964 freischaffender Komponist. Für Rundfunksendungen zum Bau der Berliner Mauer lieferte Matthus propagandistische Beiträge. Walter Felsenstein holte ihn 1964 an die Berliner Komische Oper, wo Matthus in Zusammenarbeit mit Götz Friedrich und Harry Kupfer lange als Berater (Dramaturg) für zeitgenössische Musik und Komponist wirkte. 1972 übernahm er eine Meisterklasse an der Akademie der Künste der DDR. Mit der Reihe Kammermusik im Gespräch wurde er 1966-88 zum Pionier der Modernen Klassischen Musik in der DDR. 1985 wurde er zum Professor ernannt. Zu seinen Schülern gehören Bernd Franke, Thomas Hertel, Walter Thomas Heyn und Reinhard Pfundt. 1969 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost), wo er ab 1972 eine Meisterklasse dieser Akademie leitete und Sekretär der Sektion Musik war. 1976 wurde er auch Mitglied der Akademie der Künste Berlin (West) sowie 1978 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. 1990 initiierte er die Gründung der Kammeroper Schloss Rheinsberg mit Opernwerkstatt und Aufführungen, deren künstlerischer Leiter er seit der Gründung bis 2014 war. Am 1. September 2014 übernahm sein Sohn Frank Matthus die Leitung. 2007 erhielt die neue Veranstaltungshalle im Hafendorf Rheinsberg den Namen Siegfried-Matthus-Arena. Er war ab 1957 mit der Sängerin Helga Matthus verheiratet und wohnte in Stolzenhagen und in Berlin. Sein Sohn Frank Matthus (* 1964) ist Schauspieler und Theaterregisseur. Siegfried Matthus starb nach längerer schwerer Krankheit im August 2021 im Alter von 87 Jahren in Stolzenhagen. Matthus komponierte etwa 600 Musikwerke, die ihn zu einem der bekanntesten Komponisten der DDR machten. Er befasste sich mit Dodekaphonie, Serieller Musik und historischen Kompositionsverfahren von Bach bis Strauss, fühlte sich aber später einer freien Atonalität verpflichtet und arbeitete mit sieben- bis elf-tönigen Reihen. Er erfreute sich hoher Aufführungszahlen und wurde auch vom Publikum akzeptiert.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.siegfried-matthus.de/

 

13.4. Giovanni FOIANI (italienischer Bassist): 95. Geburtstag

 

13.4. Paul SPÄNI: 95. Geburtstag

Er studierte in Zürich und Wien Germanistik und Musikgeschichte. Seine Stimme erhielt ihre Ausbildung an der Wiener Musikakademie durch den berühmten Tenor Tino Pattiera. 1956-57 hatte er sein erstes Engagement an der Wiener Volksoper und war dann 1957-62 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Hier sang er am 21.10.1961 in der Uraufführung von Peter Ronnefelds »Die Ameise«. 1962-64 wirkte er am Staatstheater von Karlsruhe und seit 1964 in einer 25jährigen Karriere am Opernhaus von Zürich. Hier nahm er an den Uraufführungen der Opern »Ein Engel kommt nach Babylon« (1977) und »Der Kirschgarten« (1984) von Rudolf Kelterborn teil. Er war zu Gast beim Holland Festival, bei den Bregenzer Festspielen (1958 als Cascada in Lehárs »Die lustige Witwe«, 1961 als Ottokar im »Zigeunerbaron« von J.Strauß und 1969 als Francois in der Operette »Hochzeit am Bodensee« von R. Stolz), bei den Festspielen von Salzburg (1964 als 1. Priester in der »Zauberflöte«) und mit dem Ensemble der Deutschen Oper am Rhein bei den Festspielen von Schwetzingen (1960 Uraufführung der Oper »Battaglia« von G. Wimberger), mit der Oper von Zürich bei den Festivals von Athen und Lausanne. Weitere Gastspiele am Stadttheater Bern, an der Staatsoper Stuttgart, an den Opernhäusern von Köln, Gelsenkirchen, Wuppertal, an der Opéra du Rhin Straßburg, an der Opéra-Comique Paris, an der Oper von Rom, in Basel, Madrid, Dresden, Helsinki und Milwaukee, am Theater am Gärtnerplatz München und an der Deutschen Oper Berlin. Dabei sang er ein umfassendes Bühnenrepertoire, das lyrische Rollen wie Charakterpartien für Tenor, kleinere Rollen wie Operettenpartien enthielt. Er trat gern in Werken zeitgenössischer Komponisten auf und wirkte u.a. 1958 in der Uraufführung einer Neufassung der Oper »Karl V.« von E. Krenek in Düsseldorf mit. Zu seinen Partien auf der Bühne gehörten u.a. der Hauptmann in »Wozzeck« von A. Berg, der Gottesnarr in »Boris Godunow« und die Hexe in »Hänsel und Gretel«. Er nahm am Opernhaus von Zürich an einer Anzahl von Erstaufführungen von Opern für die Schweiz teil, darunter »Lulu« von A. Berg (Ergänzung durch F. Cerha, Spielzeit 1979-80 in drei Rollen), »Volo di notte« von L. Dallapiccola (1965-66 als Radiotelegrafist), »Roberto Devereux« von Donizetti (1970-71 als Lord Cecil), »Dantons Tod« von G. von Einem (1970 als Hérault de Séchelles), »Der Jakobiner« von A. Dvorák (1977-78 als Lehrer Benda), »Bluthochzeit« von W. Fortner (1966-67 als Mond), »Re Cervo« von H.W. Henze (1968 als Coltellino), »Karl V.« von E. Krenek (als Alba und als Kardinal), am Stadttheater von Basel in Janáceks »Aus einem Totenhaus« (1973-74). Am Staatstheater von Karlsruhe trat er in der deutschen Erstaufführung der Oper »King Priam« von M. Tippett (1962-63 als Hermes) auf. Er übte später eine Lehrtätigkeit als Gesangpädagoge an der Schauspiel-Akademie in Zürich aus. Er starb 1993 in Davos (Schweiz).

Schallplatten: HMV-Electrola (Ottokar im »Zigeunerbaron«), Philips (Querschnitt »Die Dollarprinzessin« von L. Fall), Pick Records (»Engelbergische Talhochzeit« von Meyer von Schauensee), Melodram (1. Priester in der »Zauberflöte«).

 

13.4. Hermann THOMASCHEK: 200. Geburtstag

 Er war der Sohn eines protestantischen Pfarrers und studierte zunächst Theologie und Philosophie. Der berühmte Sänger und Pädagoge Eduard Mantius veranlasste ihn 1847, sich dem Bühnengesang zuzuwenden. Er wurde durch Franz Hauser in München ausgebildet. 1849 betrat er am Stadttheater von Danzig als Commendatore in Mozarts »Don Giovanni« erstmalig die Bühne. Es schloss sich eine verwirrende, bunte Vielfalt von Engagements an: 1849-50 Hoftheater Sondershausen (Thüringen), 1850-51 Stadttheater Würzburg, 1851-52 Stadttheater Zürich, 1852-53 Stadttheater Rostock, 1853-54 Hoftheater Kassel, 1854-55 Deutsche Oper Amsterdam, 1855-56 Stadttheater Görlitz, 1856-57 Stadttheater Stettin, 1857-58 Tournee mit einer Wanderoper (u.a. Auftritte in Lausanne und Chambéry), 1858-59 Stadttheater Lübeck, 1859-60 Stadttheater Nürnberg, 1861-62 Stadttheater Salzburg, 1862-63 Stadttheater Basel, 1864-65 Stadttheater Stralsund (als Sänger und Regisseur), 1865-66 Opernhaus Riga, 1866-67 Hoftheater Neustrelitz, 1867-68 Stadttheater Trier (als Sänger und Regisseur), 1868-69 Hoftheater Detmold, 1869-70 Stadttheater Chemnitz, 1870-71 Stadttheater Posen, 1871-72 Hoftheater Altenburg (Thüringen), 1873-74 Stadttheater Freiburg i. Br., 1874-75 Stadttheater Magdeburg. Er lebte dann in Chemnitz, war aber 1877-78 nochmals am Hoftheater von Sondershausen, 1878-79 am Stadttheater von Trier im Engagement. Bis 1888 trat er noch gelegentlich auf. Er betätigte sich im letzten Abschnitt seiner Karriere zunehmend im Buffo-Fach. Zu seinen Bühnenrollen gehörten der Oroveso in Bellinis »Norma«, der Giorgio in »I Puritani« vom gleichen Meister, der Gaveston in »La Dame blanche« (»Die weiße Dame«) von Boieldieu, der Marcel in Meyerbeers »Hugenotten«, der Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Kaspar im »Freischütz« und der Landgraf in »Tannhäuser«. Er war lange Jahre hindurch als Gesangpädagoge tätig. Seinen Lebensabend verbrachte er im Marie Seebach-Stift in Weimar, wo er 1910 starb. Er war verheiratet mit der Sängerin Luise Schmidt (* 17.11.1829 ArnstadtThüringen, † 15.10.1887 Frankenhausen am Kyffhäuser in Thüringen), die nach Abschluss ihrer Karriere 1869-83 als Gesangslehrerin in Chemnitz tätig war. Sein Sohn Hans Thomaschek (* 1859) war ein bekannter Bass-Bariton.

 

13.4. Joseph RASTELLI: 225. Geburtstag

 Sein Vater Vincenzo Rastrelli war 1795-1831 Hofkirchen-Komponist an der Katholischen Hofkirche in Dresden und Gesangslehrer der königlichen Familie. 1829 wurde Joseph Rastrelli neben Francesco Morlacchi (1784–1841) und Carl Gottlieb Reißinger (1798-1859) Musikdirektor der Katholischen Hofkirche. Joseph Rastrelli starb 1842 in Dresden.

 

14.4. Mark BELFORT: 90. Geburtstag

 Er studierte Philosophie und Pädagogik an der Columbia University; daneben private Studien in Violine und Gesang, hier mehrere Auszeichnungen und Stipendien. Er war zunächst freischaffend in Oper (Lake George Festival und ABC-TV Opera Company) und Musical (als Petruchio in Porters Kiss Me, Kate und als King Arthur in Lerner/Loewes Camelot) tätig. 1966/67 Engagement als lyrischer Bariton an den Städtischen Bühnen Oberhausen, dort unter anderem als Graf in Figaros Hochzeit, als Rigoletto, als Marcello in Puccinis La Bo­hème, als Silvio in Leoncavallos Bajazzo und als Zar in Lortzings Zar und Zimmermann aufgetreten. Danach Südamerikatournee mit dem Wiener Operettentheater als Eisenstein in Johann Strauß’ Die Fledermaus sowie Gastengagements als Detektiv in Gershwins Porgy and Bess an der Wiener Volksoper und am Opernhaus Zürich sowie als Danilo in Lehárs Die lustige Witwe in Innsbruck und Zürich. 1968 beendete er seine Bühnenlaufbahn und übernahm (bis 1972) die Leitung des Ressorts Unterhaltung für die amerikanischen Truppen in der BRD (Chief Commercial Entertainment). 1972–73 Tätigkeit als Koordinator und Impresario verschiedener Shows und Truppen. 1974 trat er die Nachfolge von Henry Hollenstein als Leiter des Internationalen Opernstudios Zürich an, welches er während 24 Jahren bis zu seinem Tod 1998 zu einer weltbekannten Institution aufbaute. In seiner Funktion als Organisator, Lehrer und Coach bereitete er mit ausserordentlichem pädagogischem Geschick und Einfühlungsvermögen junge Sängerinnen und Sänger, Korrepetitoren und Regieassistenten auf ihre berufliche Laufbahn vor, gab dramatischen Unterricht und inszenierte mehrmals die jährlichen Produktionen auf der Studiobühne und an Sommerfestivals (unter anderem 1991 Donizettis Rita und Il campanello, 1993 Brittens The Rape of Lukrezia, 1995 Viktor Ullmanns Der Kaiser von Atlantis, 1996 Francesco Cavallis Ormindo, 1997 Giuseppe Gazzanigas Don Giovanni oder Der steinerne Gast). Während der Umbauphase des Opernhauses 1982–84 war er zudem Produktionsleiter für Verdis Aida im Hallenstadion und Bernsteins West Side Story im Kongresshaus Zürich. Mit seiner Frau, der Sopranistin Renate Lenhart, gab er Workshops und Meisterkurse in New York, Assisi, Finnland und Riva del Garda. Er war Jurymitglied bei den Gesangswettbewerben des Migros-Genossenschafts-Bundes und dem Toti dal Monte-Wettbewerb in Treviso. (Quelle: Theaterlexikon der Schweiz)

 

14.4. Gaetano DELOGU: 90. Geburtstag

 Er lernte als Kind Violine, begann aber zunächst ein Jura-Studium, das er abbrach, um bei Franco Ferrara Unterricht im Dirigieren zu nehmen. In Florenz gewann er 1964 den 1. Preis eines Wettbewerbs junger Dirigenten und in New York 1968 den Mitropoulos-Wettbewerb. Fortan trat er bei vielen großen Orchestern Europas und der USA auf und wurde 1979 zum Musikdirektor des Denver Symphony Orchestra ernannt. Er starb im Juni 2019.

 

14.4. Paavo BERGLUND: 95. Geburtstag

Er studierte zunächst Geige an der Sibelius-Akademie in Helsinki und war Mitglied des Finnischen Radio-Sinfonieorchesters. Im Jahre 1949 gründete er ein eigenes Kammerorchester und war 1953 an der Gründung des Helsinki Chamber Orchestra beteiligt. 1956 wurde er Dirigent am Finnischen Radio-Sinfonieorchester und war danach 1962-72 Chefdirigent dieses Orchesters. 1975 wurde er Musikdirektor des Helsinki Philharmonic Orchestra. Paavo Berglund leitete auch außerhalb von Finnland viele bedeutende Orchester und war deren Chef- oder erster Gastdirigent, so beim Bournemouth Symphony Orchestra (1965-79), mit dem er für EMI viele Werke für die Schallplatte aufnahm. Beim Scottish National Orchestra war er 1981-85 erster Gastdirigent. Weiterhin dirigierte er u. a. die Berliner Philharmoniker, das London Symphony Orchestra, die Sächsische Staatskapelle Dresden, die St. Petersburger und Moskauer Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig und das Israel Philharmonic Orchestra. Berglund war besonders geschätzt für seine Interpretationen der Werke seines Landsmannes Jean Sibelius und nahm dessen sämtliche Sinfonien dreimal für die Schallplatte auf. Sibelius selbst konnte Mitte der 1950er Jahre im hohen Alter noch von Berglund geleitete Aufführungen seiner Werke hören und schätzte ihn sehr. Berglund dirigierte auch die Erstaufnahme der Kullervo-Sinfonie und war an der Neu-Edition der 7. Sinfonie beteiligt. Außer für Sibelius setzte sich Berglund auch für andere skandinavische Komponisten des 20. Jahrhunderts ein, so etwa für Aulis Sallinen und Joonas Kokkonen. Seine Diskografie umfasst weiterhin Werke von u. a. Johannes Brahms (komplette Sinfonien bei Ondine), Wolfgang Amadeus Mozart, Edvard Grieg, Carl Nielsen (komplette Sinfonien bei RCA Red Seal) und Dmitri Schostakowitsch. Er starb 2012 in Helsinki.

 

14.4. Francesco BENEVENTANO: 200. Geburtstag

 Er gehörte dem italienisch-dalmatinischen Hochadel an und hieß eigentlich Francesco Giuseppe Federico Del Bosco, Barone della Piana. Er war ein Schüler des Tenors Giacomo Guglielmi in Bologna. 1843 debütierte er am Teatro San Carlo Neapel in »Linda di Chamounix« von Donizetti. 1843 sang er in Wien, 1845-46 an der Mailänder Scala. Er wirkte am 28.3.1843 am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »Anna La Prie« von Vincenzo Battista, am 21.2.1846 an der Mailänder Scala in der Uraufführung der Oper »Estella« von Federico Ricci mit. 1847 kam er mit der Operntruppe von Salvatore Patti, dem Vater der großen Primadonna Adelina Patti, nach Nordamerika. Er blieb dort zwölf Jahre lang, sang vor allem in New York, gastierte aber auch in anderen amerikanischen Städten und in Mexico City und unternahm Gastspielreisen durch den nordamerikanischen Kontinent. 1847 sang er an Palmo’s Opera House New York in der amerikanischen Premiere von Donizettis »Linda di Chamounix«, 1849 in der von »Maria di Rohan«, ebenfalls von Donizetti. 1848 kreierte er am Astor Place Opera House New York für Nordamerika die Titelrolle in Verdis »Nabucco«. 1859 kehrte er nach Italien zurück. Er sang 1859 am Teatro Regio Turin in Rossinis »L‘Assedio di Corinto« und gastierte dann in Wien. 1860 war er in Budapest und kam noch im gleichen Jahr an die Mailänder Scala, an der er jetzt bis 1862 erfolgreich auftrat. 1864-69 war er an einer Reihe von großen Operntheatern zu hören: am Teatro Apollo Rom, am Teatro San Carlos Lissabon, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, in Madrid und auch in London. Er galt als ausgezeichneter Interpret von Bariton-Partien in Opern von Bellini, Rossini und Donizetti sowie in den frühen Opern von Verdi. Zuletzt lebte er auf seinem Landsitz in seinem Geburtsort in Scicli bei Ragusa (Dalmatien), wo er 1880 starb.

 

14.4. Charles-Bartélemy CHAUDESAIGUES: 225. Geburtstag

 Er sang als Knabe im Chor der Pariser Kirche Saint-Méry. 1817 konnte er am Conservatoire de Paris das Musikstudium in den Fächern Gesang und Klavierspiel beginnen. Seine Familie zwang ihn jedoch, den Beruf eines Uhrmachers auszuüben, was er bis 1831 auch befolgte. Dann begann er in Paris mit dem Vortrag kleiner selbst komponierter Gesangsszenen, Chansonnettes comiques genannt. Das Publikum fand diese Art von gehobener Unterhaltungsmusik interessant, und er kam zu großen Erfolgen. Zu den beliebtesten und originellsten Chansonnettes (die später ihre Nachfolger in den Couplets der Operette hatten) gehörten »La Noce de Madame Gibou«, »La Lettre du Dumanet« und »La Valse du petit français«. Er starb 1858 in Paris.

 

15.4. Dirk SNELLINGS: 65. Geburtstag

Er studierte am Konservatorium von Antwerpen, wo er seine Ausbildung mit Auszeichnung abschloss. In den frühen 1990er Jahren gründete er gemeinsam mit Marnix De Cat, Jan Caals und Lieven Termont die Capilla Flamenca. Neben der Musik der franko-flämischen Polyphonie beschäftigte sich das Ensemble unter seiner Leitung auch mit zeitgenössischer Musik. Vor allem von ersterer wurde eine Vielzahl von Aufnahmen eingespielt. Als Solist war Snellings unter anderem für Ensembles wie Il Fondamento, La Petite Bande, Le Parlement de Musique und Ex Tepore tätig. Der Schwerpunkt seines Repertoires lag auch hier auf Renaissance- und Barockmusik. Außerdem unterrichte er Gesang und Geschichte der Alten Musik am Lemmens-Institut in Leuven. Er starb 2014 in Leuven.

 

15.4. Renato CIONI: 95. Geburtstag

 Seine Ausbildung erfolgte am Konservatorium von Florenz. 1956 gewann er einen Gesangwettbewerb, den die Oper von Rom ausgeschrieben hatte. Noch im gleichen Jahr 1956 debütierte er in Spoleto als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« von Donizetti. Seine Karriere nahm eine schnelle Entwicklung. Er sang 1957 im italienischen Fernsehen den Pinkerton in »Madame Butterfly«. Es schlossen sich erfolgreiche Gastspiele in Spanien, Portugal, der Schweiz und in England an. Mehrere Nordamerika-Tourneen nahmen ebenfalls einen erfolgreichen Verlauf. 1958 sang er auf Einladung des Komponisten Gian-Carlo Menotti bei den Festspielen von Spoleto in Donizettis »Il Duca d’Alba«. An der Mailänder Scala trat er 1961 als Pinkerton, 1962 als Kalaf in Busonis »Turandot«, 1964 als Alfredo in »La Traviata«, 1968 als Rodolfo in »La Bohème«, 1968-70 als Edgardo und 1974 als Stewa in »Jenufa« von Janácek auf. 1963 gastierte er am Teatro Massimo Palermo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« und am Teatro San Carlo von Neapel in »Parisina d’Este« von Donizetti. An der Londoner Covent Garden Oper sang er 1962 den Herzog in »Rigoletto«, 1964-66 und 1969 den Cavaradossi in »Tosca«, 1965-66 den Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra« von Verdi, 1967 den Alfredo. 1961-69 gastierte er oft an der Oper von San Francisco (als Edgardo, als Ismaele in Verdis »Nabucco«, als Herzog in »Rigoletto«, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Rodolfo in »La Bohème«, als Tonio in »La fille du régiment«, als Cavaradossi, als Elvino in »La Sonnambula«, als Alfredo, als Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli und als Titelheld in Verdis »Ernani«), auch an der Oper von Chicago (hier 1968 als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«) als Gast aufgetreten. 1962 gastierte er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, 1963 an der Oper von Monte Carlo (als Pinkerton), 1965 an der Grand Opéra Paris (als Cavaradossi mit Maria Callas als Tosca), 1965-75 an der Staatsoper von Wien (als Riccardo, als Alfredo, als Herzog und als Rodolfo in »La Bohème« in insgesamt fünf Vorstellungen). Den Alfredo sang er auch 1969 am Teatro Colón Buenos Aires, den Herzog 1969 beim Maggio Musicale Fiorentino. An der Oper von Rom trat er 1970, 1972 (als Edgardo) und 1976 (als Stewa) auf, in Tokio 1971 als Pinkerton, 1970-71 am Teatro Petruzzelli von Bari, auch am Teatro Grande Brescia und 1972 am Teatro Donizetti Bergamo (in Donizettis »Parisina d’Este«). Seit 1965 häufige Gastspiele an der Deutschen Oper Berlin; er gastierte auch an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart wie bei den Festspielen von Edinburgh (1963 als Rodolfo in Verdis »Luisa Miller« bei einem Gastspiel des Teatro San Carlo Neapel und 1969 als Herzog in »Rigoletto« bei einem Gastspiel des Teatro Comuanle Florenz), in Rio de Janeiro, Budapest, Bukarest, Prag, Kopenhagen und Lüttich. 1966 wirkte er bei den Festspielen von Verona als Cavaradossi mit. Er sang 1970 an der New Yorker Metropolitan Oper in insgesamt sechs Vorstellungen den Pollione in »Norma«, 1972 bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom den Herzog und war noch 1979 am Opernhaus von Tours als Gast anzutreffen. Er starb 2014 in Portoferraio (Insel Elba).

Schallplatten: Auf Decca als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« mit Joan Sutherland zusammen und als Herzog in »Rigoletto«, auf ANNA-Records und auf Frequenz als Pinkerton in »Madame Butterfly«, auf MRF in »La Straniera« von Bellini, auf Melodram in »Il Duca d’Alba« (Spoleto, 1959), auf HRE in »La Bohème«, auf Voce in »Tosca« als Partner von Maria Callas (London, 1965), auf Morgan Records in »La Straniera« von Bellini, in »Jenufa« von Janácek und in »Francesca da Rimini« von Zandonai, auf Melodram in »Parisina d’Este« von Donizetti, auf Bellwood als Elvino in »La Sonnambula« von Bellini mit Joan Sutherland (New York 1961).

 

15.4. Sir Neville MARRINER: 100. Geburtstag

Bereits als 13-Jähriger studierte Marriner Violine am Royal College of Music in London und später am Pariser Konservatorium. 1950-59 war er Professor für Violine am Londoner Royal College of Music. Ab 1952 gehörte er als Violinist zum Londoner Philharmonic Orchestra und zum London Symphony Orchestra (LSO). 1958 gründete er mit zwölf Kollegen des LSO das Kammerorchester Academy of St. Martin in the Fields. Der Name war von der Barockkirche St. Martin-in-the-Fields am Trafalgar Square entlehnt, wo die Academy-Musiker nach dem Abendgottesdienst Konzerte geben durften. Die ersten Jahre waren beschwerlich, vor allem was die Finanzen betraf. Im Jahre 1970 erschien Marriners Einspielung von Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten. Seither feierten er und seine Musiker einen Erfolg nach dem anderen. Mit seinem Orchester spielte er zahlreiche Werke ein. 1969-79 war Marriner Dirigent des Los Angeles Chamber Orchestra, danach bis 1986 Musikdirektor des Minnesota Orchestra. 1983-89 leitete er das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des Süddeutschen Rundfunks. 1984 spielte die Academy of St Martin in the Fields unter seinem Dirigat die Filmmusik für Amadeus ein. Für seine musikalischen Verdienste ernannte Königin Elizabeth II. ihn 1975 zum Commander of the British Empire. Durch den Ritterschlag wurde er 1985 Knight Bachelor. Ab 1990 arbeitete er als freier Dirigent in Europa und den USA. Im Jahr 2015 wurde er Mitglied des Order of the Companions of Honour. Er lebte zuletzt mit seiner zweiten Ehefrau Molly auf seinem Landgut in der Nähe von Axminster in der Grafschaft Devon. Er war der Vater des Klarinettisten Andrew Marriner (* 1954). Neville Marriner starb am 2. Oktober 2016 in London, drei Tage nach seinem letzten Konzert in Padua. Der Musiker hätte am 4. Oktober 2016 im Wiener Musikverein ein Konzert mit der Academy of St. Martin in the Fields dirigieren sollen. Das Ensemble beschloss, dieses Konzert unter der Leitung ihres Konzertmeisters Tomo Keller dennoch zu geben und dem Andenken seines Gründers und „geliebten Sir Neville Marriner“ zu widmen. Nach der Hebriden-Ouvertüre von Felix Mendelssohn-Bartholdy wurde nicht applaudiert, das Publikum erhob sich für eine Schweigeminute. Danach wurden Beethovens Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 und Mozarts Symphonie Es-Dur KV 543 gespielt, Solistin war Julia Fischer. Das Konzert wurde vom ORF aufgezeichnet und in der ganzen Welt ausgestrahlt.

 

16.4. Henry MANCINI: 100. Geburtstag

 Seine Eltern, Quinto Mancini und Anna Pece, waren Italoamerikaner. Sie waren in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg aus den Abruzzen in die USA gekommen, wo sie sich kennenlernten und heirateten. Musste Quinto noch als Stahlarbeiter sein Geld verdienen, war doch die Liebe zur Musik vorhanden. Er brachte sein einziges Kind Henry dazu, Piccolo- und Querflöte zu lernen, und sowohl er als auch Henry spielten diese Instrumente in der Einwanderer-Folklore-Band „The Sons of Italy“ im kleinen Aliquippa, Pennsylvania. Das Repertoire bestand vornehmlich aus italienischen Opernouvertüren, Märschen und populären Liedern der Heimat im Alten Europa. Mit 12 Jahren begann Mancini, Klavier zu lernen. Nach Abschluss der High School besuchte er die renommierte Juilliard School of Music in New York. Ein Jahr später – die USA waren mittlerweile in den Zweiten Weltkrieg eingetreten – wurde er zum Militärdienst einberufen und war 1945 an der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen beteiligt. Mancinis große Leidenschaft war und blieb Big Band, Swing und Jazz. Bereits in den vierziger Jahren hatte Mancini Kontakt zu den Swing- und Jazzgrößen der Zeit, insbesondere zu Benny Goodman. Diesem sandte er einige seiner eigenen Arrangements. Goodman bot ihm eine Anstellung an und so schloss Mancini sich 1946 der neu formierten Glenn-Miller-Band an (Miller war verschollen, das Orchester wurde von Tex Beneke geleitet). Nach dem Krieg erweiterte Mancini seine Kompositions- und Tonsatzkenntnisse noch mit Studien bei den bekannten Komponisten Ernst Krenek und Mario Castelnuovo-Tedesco. 1952 gab ihm das Universal-Studio eine zweiwöchige Anstellung für einen Abbott-und-Costello-Film: Abbott and Costello Go to Mars (1953). Die Zusammenarbeit hielt schließlich sechs Jahre. In dieser Zeit arbeitete sich Mancini als Komponist und Arrangeur durch alle denkbaren Filmgenres, meistens aber ohne in den Filmcredits aufgeführt zu werden. So war er z. B. auch für die Filme Der Schrecken vom Amazonas (1954, in 3D), Die Rache des Ungeheuers (1955, auch in 3D), Metaluna IV antwortet nicht (1955) und Tarantula (1955) tätig. Arbeitsteilungen von verschiedenen Komponisten waren zu der Zeit aus Zeitgründen notwendig und üblich. Weitere bekannte Komponisten der Universal-Musikabteilung unter der Leitung von Joseph Gershenson waren der österreichische Emigrant Hans J. Salter und Herman Stein. Der Erfolg von Mancinis Bearbeitungen für die Filme Die Glen Miller Story (1954, erste Oscar-Nominierung für Mancini) und Die Benny Goodman Story (1955) eröffnete ihm die Möglichkeit für weitere Filme neue Musikstile einzuführen. Mancini war mit Alex North (Endstation Sehnsucht), Elmer Bernstein (Der Mann mit dem goldenen Arm) und Leith Stevens (Der Wilde) einer der Ersten, die den Jazz in die bisher spätromantisch geprägte orchestrale Film- und Fernsehmusik einführten. Als beste Leistung seiner Zeit bei Universal bezeichnete Mancini die Musik zu dem Orson-Welles-Film Im Zeichen des Bösen (1958), die zu dieser Zeit die erste große Filmmusik mit lateinamerikanischem Jazz war. Die Zusammenarbeit mit dem Filmregisseur Blake Edwards, zuerst für die Fernsehserien Peter Gunn (1958) und Mister Lucky (1960/61), gab Mancini die Möglichkeit, seinen populären Stil zu entwickeln; sie wurde zu der erfolgreichsten Periode seines Schaffens. Das Album The Music from Peter Gunn gewann 1959 den allerersten Grammy für das beste Album des Jahres. Mit Musikstücken zu Frühstück bei Tiffany (1961, darin eines seiner bekanntesten Lieder, Moon River), Die Tage des Weines (1962), zu den Krimikomödien mit Peter Sellers um den Rosaroten Panther (ab 1963), zu Das große Rennen rund um die Welt (1965), Der letzte Zug (1962), Der Partyschreck, Zehn – Die Traumfrau, Victor/Victoria und zu vielen weiteren wurde er international bekannt. Edwards und Mancini arbeiteten bei nahezu 30 Filmen zusammen. Auch für die Musicalfassung von Victor/Victoria arbeitete Mancini wieder mit Edwards zusammen. Der zweite Regisseur, der Mancini half, große Musik-Scores zu entwickeln, war Stanley Donen, für den er u. a. die Musik zu Charade (1963), Arabeske (1966) und Zwei auf gleichem Weg (1967) komponierte. Daneben gab es viele weitere Regisseure, die von Mancinis Musik profitierten, so Howard Hughes, für dessen Film Hatari! (1962) Mancini – neben dem überraschend elegischen, originell instrumentierten Hauptmotiv – den zum Evergreen gewordenen Baby Elephant Walk schrieb, Martin Ritt mit seinem Film Verflucht bis zum jüngsten Tag (1970), Vittorio De Sica mit Sonnenblumen (1970), Norman Jewison mit Gaily, Gaily (1969), Paul Newman mit Sie möchten Giganten sein (1970) und Die Glasmenagerie (1987), Stanley Kramer mit Oklahoma Crude (1973), George Roy Hill mit Tollkühne Flieger (1975), Arthur Hiller mit Trans-Amerika-Express (1976) und Ted Kotcheff mit Die Schlemmer-Orgie (1978). Insgesamt gehen über 480 Film- und Fernsehkompositionen auf das Konto von Henry Mancini. Mancini übernahm seit den 1960er-Jahren regelmäßig Gastdirigate bei den großen amerikanischen und europäischen Sinfonieorchestern, mit denen er eigene Kompositionen und populäre Stücke seiner Filmmusik-Kollegen aufführte. Dabei spielte er selbst oft Flöte oder Piano und nahm eine eigene kleine Jazz-Combo mit auf seine Tourneen. Er war bis zu seinem Tod mit der Sängerin Virginia O‘Connor (1924–2021) verheiratet. Aus der Verbindung gingen Zwillingstöchter, Monica und Felice, sowie ein Sohn, Christopher, hervor. Monica begann nach dem Tod ihres Vaters eine eigene Gesangskarriere, nahm CDs auf und wurde zu einer der einfühlsamsten Interpretinnen der besten Songs ihres Vaters. Chris Mancini ist ebenfalls als Musiker tätig. Henry Mancini starb am 14. Juni 1994 im Alter von 70 Jahren in seinem Zuhause in Beverly Hills (Kalifornien) an den Folgen seiner Erkrankung an Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.

 

17.4. Mendi RODAN: 95. Geburtstag

Er begann bereits im Alter von fünf Jahren mit dem Geigenspiel und wurde mit 16 Jahren erster Violinist des rumänischen Radio-Symphonieorchesters. 1941 wurde sein Vater während des Holocaust ermordet. Rodan studierte Violine und Dirigieren an der Musikakademie in Bukarest und wurde 1953 Chefdirigent des rumänischen Radio-Symphonieorchesters. 1960 emigrierte er mit seiner Frau Jehudit, die er 1953 geheiratet hatte, und seinen beiden Kindern nach Israel. 1963-72 war er Chefdirigent und Musikdirektor des Jerusalem Symphony Orchestra und gründete während dieser Zeit das Jerusalem Chamber Orchestra. Im Laufe seiner Karriere dirigierte er weltweit führende Orchester, darunter das London Symphony Orchestra und die Wiener Symphoniker. Rodan war unter anderem ständiger Gastdirigent beim Oslo Philharmonic Orchestra (1972–76), Musikdirektor der Israel Sinfonietta (1977–91), ständiger Dirigent und Musikdirektor des Orchestre National de Belgique (1983–89), Musikdirektor des Chamber Orchestra of the Education Corps of the Israel Defense Forces (1985–89) sowie ständiger Dirigent beim Israel Philharmonic Orchestra (1993–97).1999-2002 wirkte er als Professor für Dirigieren und als musikalischer Leiter bzw. Dirigent bei mehreren der dortigen philharmonischen Orchester an der Eastman School of Music der University of Rochester in Rochester (New York). Er sorgte für weltweites Aufsehen, als er im Oktober 2000 erstmals in Israel ein Werk Richard Wagners spielte. Das Konzert löste damals scharfe Proteste von Holocaust-Überlebenden in Israel aus. 2006 wurde er mit dem Israel-Preis ausgezeichnet.Er starb 2009 im Alter von 80 Jahren in Jerusalem an einem Krebsleiden.

 

17.4. Jürgen FÖRSTER: 100. Geburtstag

 Nach dem Zweiten Weltkrieg sang er zunächst 1946-48 am Stadttheater von Göttingen, setzte dann aber seine Ausbildung weiter fort. 1949-50 war er am Staatstheater Hannover, 1950-54 am Stadttheater von Bremen und 1954-56 am Operettenhaus in Hamburg engagiert. 1955 folgte er einem Ruf an die Staatsoper Hamburg, deren Mitglied er dann für die folgenden dreißig Jahre blieb. Hier wirkte er 1964 in der Uraufführung der Oper »Der goldene Bock« von E. Krenek mit; er gastierte u.a. 1962 am Teatro San Carlo Neapel und im gleichen Jahr mit dem Ensemble der Hamburger Staatsoper in London. Später war er an der Hamburger Oper auch als Statistenführer tätig. Sein Bühnenrepertoire umfasste Partien aus dem Buffo- und dem Charakter-Fach, lyrische Rollen und Aufgaben aus dem Bereich der Operette. Zu nennen sind im Einzelnen der Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, der Jaquino in »Fidelio«, der Peter Iwanow in »Zar und Zimmermann« und der Baron im »Wildschütz« von Lortzing, der Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Alfred in der »Fledermaus« und der Andres in Alban Bergs »Wozzeck«. Er starb im Februar 1988.

Schallplatten: Philips (Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, 1962), Columbia (Don Curzio in »Die Hochzeit des Figaro«), HMV (»Die Fledermaus«, »Der Vogelhändler«, Kilian im »Freischütz«, Prinz in »Lulu« von A. Berg), DGG (2. Jude in »Salome« von R. Strauss).

 

17.4. Rudolf BERGER: 150. Geburtstag

 Ausbildung durch Adolf Robinson in Brünn. Debüt als Bariton 1896 am Stadttheater von Brünn in der Partie des Telramund in »Lohengrin«. Bis 1897 war er dann am Stadttheater von Olmütz (Olomouc) tätig und folgte 1898 einem Ruf an die Berliner Hofoper. Hier sang er u.a. am 18.4.1899 in der Uraufführung der Oper »Mudarra« von Fernand Le Borne, am 10.4.1900 in der von Ferdinand Hummels Oper »Die Beichte«, am 13.12.1904 in der Uraufführung der (wenig erfolgreichen) Oper »Der Roland von Berlin« von Leoncavallo die Partie des Thomas Wintz; am 14.4.1905 wirkte er in der Berliner Uraufführung von E. Humperdincks »Die Heirat wider Willen« mit. Bei den Bayreuther Festspielen trat er als Amfortas (1901, 1906 und 1908) sowie als Klingsor (1901 und 1908) in »Parsifal« sowie als Gunther in »Götterdämmerung« (1901, 1906 und 1908) auf. 1908 lernte er in Bayreuth den amerikanischen Gesangpädagogen Oscar Saenger kennen, der ihm dringend zu einer Umschulung seiner Stimme zum Tenor riet. Er wurde durch diesen dann in New York zum Helden- und Wagner-Tenor ausgebildet. Darauf debütierte er als solcher 1909 an der Berliner Hofoper in der Partie des Lohengrin. 1913 heiratete er die amerikanische Sopranistin Marie Rappold (1879-1957). Nach Gastspielen, in erster Linie in Wagner-Partien, in Paris, London, Prag und Amsterdam wie auch an der Wiener Hofoper (1912 als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«) folgte er 1913 einem Ruf an die Metropolitan Oper New York (Debüt 1914 als Siegmund in der »Walküre«). An der Metropolitan Oper sang er in den beiden folgenden Spielzeiten vor allem Wagner-Heroen wie den Walther von Stolzing, den Tristan, den Siegfried in »Götterdämmerung«, den Lohengrin, den Parsifal und den Tannhäuser, aber auch den Tamino in der »Zauberflöte«. Sein Bühnenrepertoire besaß durch den Wechsel des Stimmfachs einen besonders großen Umfang; er soll 96 Bariton- und 18 Tenor-Partien beherrscht haben. Er starb plötzlich, auf dem Höhepunkt seiner Karriere stehend, erst 41 Jahre alt, 1915 in New York. – Sein jüngerer Bruder Robert Berger (* um 1876 Brünn) war gleichfalls als Bariton tätig. Nach seiner Ausbildung durch Adolf Robinson debütierte er 1898 am Deutschen Theater Brünn als Hans Heiling von Marschner, sang dann 1898-99 am Theater von Olmütz (Olomouc), 1899-1900 am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, 1900- 1905 am Opernhaus von Breslau. 1907-10 wirkte er als Regisseur und Sänger am Stadttheater von Oppeln (Schlesien).

Schallplatten: Als Bariton erste Aufnahmen auf Berliner Records (Berlin, 1900-1901), dann auf Columbia (Berlin, 1903), G & T (Berlin, 1904), Favorit (Berlin, 1905), Odeon (Berlin, 1905-08), Homophon (Berlin, 1906), dazu Edison-Zylinder (Berlin, 1906); als Tenor kamen Aufnahmen auf Odeon (Berlin, 1909-13, hier u.a. vollständige Brautgemach-Szene aus »Lohengrin« mit Emmy Destinn) und auf HMV (Berlin, 1914) heraus.

 

17.4. Wenzel Johann TOMASCHEK: 250. Geburtstag

 Der jüngste Sohn einer achtköpfigen Stoffhändlerfamilie erhielt den ersten Violin- und Gesangsunterricht in Chrudim und besuchte dann die Schule des Minoritenklosters in Iglau. Ab 1790 studierte er in Prag Jura, Philosophie und Medizin. Als Pianist war Tomaschek Autodidakt, vermutlich nahm er in dieser Zeit aber auch Klavierunterricht bei Franz Xaver Duschek. 1798 hörte er Ludwig van Beethoven während dessen Aufenthalt in Prag und besuchte den Komponisten im Herbst 1814 in Wien. Er hat darüber umfangreiche Erinnerungen hinterlassen. Seine 1820 gegründete Musikschule wurde das musikalische Zentrum Prags in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und er galt als einer der bedeutendsten Klavierlehrer seiner Zeit. Zu seinen Schülern zählten Jan Václav Voříšek und Alexander Dreyschock. Er wurde von Beethoven ebenso geschätzt wie vom Musikkritiker Eduard Hanslick. Er war noch mit Joseph Haydn und Johann Wolfgang von Goethe zusammengetroffen und zu seinem Bekanntenkreis gehörten die tschechischen Patrioten Václav Hanka, František Palacký und Josef Krasoslav Chmelenský. Durch seine erfolgreichen Kompositionen fand er Unterstützung durch mehrere Adelsfamilien. Er starb 1850 in Prag. Er komponierte Opern und Schauspielmusiken, Sinfonien, Klavierkonzerte und Klaviersonaten, Kammermusik in unterschiedlicher Besetzung, frühromantische Klavierstücke (EklogenRhapsodien und Dithyramben) und Virtuosenstücke, die auf die Werke Chopins verweisen. Außerdem schrieb er drei Messen, zwei Requien, Kantaten, Chöre und Lieder unter anderem auf Texte von Goethe und Schiller.

 

18.4. Tamás CSURJA: 65. Geburtstag

 Biographie des ungarischen Baritons auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Csurja_Tam%C3%A1s

 

18.4. Zdeněk CHALABALA: 125. Geburtstag

Er hatte ersten Musikunterricht bei seiner Mutter, einer Amateurpianistin, und begann zunächst ein Philosophiestudium, bevor er am Prager Konservatorium bei Vítězslav Novák studierte. Er setzte seine Ausbildung am Konservatorium von Brünn bei František Neumann fort und besuchte dort die Meisterklasse von Leoš Janáček. 1925-36 unterrichtete er am Brünner Konservatorium und trat gelegentlich am Staatstheater der Stadt als Dirigent auf. Seine bedeutendste Schülerin war die Komponistin Vítězslava Kaprálová. 1936 holte ihn Václav Talich an das Prager Nationaltheater, wo er bis zur Schließung des Hauses durch die deutschen Besatzer 1944 wirkte. Nach 1945 hatte Chalabala Engagements in Ostrava, Brünn und Bratislava, bevor er 1953 Chefdirigent des Nationaltheaters wurde. 1957-59 leitete er zudem als Gastdirigent Opernaufführungen am Moskauer Bolschoi-Theater. Auf Schallplatte sind Aufnahmen Chalabalas von allen wichtigen Opern Bedřich Smetanas sowie von Antonín Dvořáks  Rusalka sowie von mehreren seiner sinfonischen Dichtungen erhalten. Er starb 1962 in Prag und wurde auf dem Vyšehrader Friedhof beigesetzt.

 

18.4. Marie HAUPT: 175. Geburtstag

 Sie war Schülerin der großen Primadonna Pauline Viardot-Garcia und des Pädagogen Eduard Mantius in Berlin. 1870 debütierte sie am Hoftheater von Neustrelitz. Sie war 1870-72 am Hoftheater von Neustrelitz, 1872-73 am Stadttheater Stettin, 1873-74 an der Berliner Hofoper und während des Sommers an der Kroll-Oper Berlin engagiert. Sie war 1874-77 am Hoftheater Kassel engagiert, dann bis 1880 dem Theater von Mainz verbunden, doch gab sie ihre Bühnentätigkeit bereits seit 1877 weitgehend auf. Sie nahm an den ersten Bayreuther Festspielen teil, wo sie am 13. / 14.8.1876 die Freia im »Rheingold« und die Gerhilde in der »Walküre« sang. Ihre weiteren großen Partien fanden sich vor allem im Koloraturfach. Dazu gehörten das Ännchen im »Freischütz«, die Elvira in »I Puritani« von Bellini, die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der Page Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Marie in der »Regimentstochter« von Donizetti und die Venus in »Tannhäuser«. Die Sängerin, die seit ihrer Heirat mit dem berühmten Wagner-Tenor Georg Unger (1837-87) zumeist unter dem Namen Marie Unger-Haupt auftrat, war auch eine bedeutende Konzert- und Oratoriensängerin. Seit 1882 war sie als Gesangspädagogin in Leipzig tätig, wo sie 1928 starb.

 

18.4. Jacques-Alfred GUIGNOT: 200. Geburtstag

 Nach seiner Ausbildung, die er am Conservatoire National Paris erhielt, debütierte er 1845 an der Grand Opéra Paris, an der er für die folgenden zwanzig Jahre bis 1865 blieb. Er sang in dieser langen Zeit hier eine Vielfalt von Partien, darunter den Kaspar im »Freischütz«, den Gessler in Rossinis »Guillaume Tell«, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den St. Bris in »Les Huguenots« und den Mathisen in »Le Prophète« von Meyerbeer. Bei der Uraufführung der letztgenannten Oper 1849 hatte er an der Grand Opéra in einer kleineren Rolle mitgewirkt. Er sang an der Grand Opéra Paris am 6.12.1850 in der Uraufführung der Oper »L’Enfant prodigue« von Auber den Manéthon, 1854 trat er dort in der Uraufführung von Gounods Oper »La Nonne sanglante« auf. Nach Beendigung seiner Bühnenkarriere war er in Paris im pädagogischen Bereich tätig. Er starb 1900 in Paris.

 

19.4. Hertha TÖPPER: 100. Geburtstag

 Sie war die Tochter eines Musiklehrers und spielte bereits mit zehn Jahren Violine. Mit 17 Jahren begann sie ihr Gesangstudium; sie erhielt ihre Ausbildung am Landeskonservatorium von Graz. 1948 debütierte sie am Stadttheater von Graz (als Ulrica in Verdis »Ein Maskenball«), an dem sie bis 1952 engagiert war; dort sang sie eine Anzahl von Mezzosopran-Partien und hatte als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth« einen ersten, großen Erfolg. Seit 1952 war sie Mitglied der Bayerischen Staatsoper in München. Dort wirkte sie in der Uraufführung von Hindemiths »Harmonie der Welt« mit (11.8.1957). Am 14.6.1958 sang sie in der Eröffnungsvorstellung des wiederaufgebauten Cuvilliés-Theaters in München den Cherubino in »Die Hochzeit des Figaro«. 1972 sang sie in München in der Uraufführung der Oper »Sim Tjong« des koreanischen Komponisten Isang Yun. Erst 1981 gab sie ihr Engagement an der Münchner Oper auf. 1951-52 sang sie bei den Bayreuther Festspielen die Flosshilde und die Siegrune im Nibelungenring, 1952 auch eines der Blumenmädchen und einen der Knappen in »Parsifal«, 1960 die Fricka im Nibelungenring. Bei den Festspielen von Salzburg trat sie 1970 in einem Kirchenkonzert auf. 1953-54 gastierte sie am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Octavian im »Rosenkavalier«. An der Wiener Staatsoper sang sie 1956-68 den Octavian, den Cherubino, die Dorabella in »Così fan tutte«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Clairon in »Capriccio« von R. Strauss und die 2. Norn in »Götterdämmerung«. Gastspiele trugen ihr an der Mailänder Scala (1973 als Fricka im »Rheingold«), an der Londoner Covent Garden Oper (1953 zusammen mit dem Münchner Ensemble als Clairon, 1958-60 als Octavian), in Brüssel, Amsterdam und Rom große Erfolge ein. Sie gastierte auch am Teatro Fenice Venedig (1955), an der Berliner Staatsoper, am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1963) und kam bei einer Japan-Tournee 1968 zu weiteren Erfolgen. 1960 trat sie an der Oper von San Francisco (zugleich ihr US-Debüt) und in der Spielzeit 1962-63 an der Metropolitan Oper New York (in insgesamt acht Vorstellungen) als Octavian auf. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch zu nennen: die Amneris in »Aida«, die Eboli in Verdis »Don Carlos«, der Orpheus von Gluck, die Nancy in Flotows »Martha«, die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, die Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinsky und die Sekretärin in Menottis »The Consul«. Seit 1949 mit dem Komponisten Franz Mixa (1902-94) verheiratet. Neben ihrem erfolgreichen Wirken auf der Bühne war sie eine geschätzte Konzert- und Oratorien-Altistin, namentlich als große Bach-Interpretin bekannt. 1971-81 war sie Professorin an der Musikhochschule München. Sie starb 2020 in München.

Schallplatten: DGG (»Die Meistersinger von Nürnberg«, »Die Hochzeit des Figaro«, »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, »Oedipus Rex« von Strawinsky, »Gurre-Lieder« von Schönberg, Hohe Messe von J.S. Bach), Eurodisc, Philips, HMV (»Die Walküre«), Opera, Melodram (Fricka im Nibelungenring aus Bayreuth, 1960; Octavian im »Rosenkavalier«; Adelaide in »Arabella« von R. Strauss, München 1977), Testament (Flosshilde in »Götterdämmerung«, Bayreuth 1951), Columbia (3. Akt »Walküre«), Decca (Weihnachtsoratorium von J.S. Bach), MGM (Bach-Kantaten), Haydn Society, Erato (C-Moll-Messe von Mozart), Amadeo (»Das Buch mit sieben Siegeln« von F. Schmidt), MMS (Hohe Messe von J.S. Bach), Verona (»Serse« von Händel), Hastedt CD (»Genesis« und »An die Sonne« von R. Wagner-Régeny); Topaz-Video (»Eugen Onegin«).

 

19.4. Annie WEBER: 125. Geburtstag

 Gesangstudium am Konservatorium von Basel bei Gottfried Becker und Lucie Lissl, in Paris und in Köln bei Hans Ditt. 1924 begann sie ihre Bühnenkarriere mit einem Engagement am Opernhaus von Köln, dem sie bis 1931 angehörte. 1931-41 war sie am Stadttheater von Bern und 1941-49 am Stadttheater von Basel engagiert, wo sie später während 23 Jahren als Gesangpädagogin am Konservatorium wirkte. In der Saison 1946-47 hörte man sie am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Leonore in »Fidelio« und als 1. Dame in der »Zauberflöte«, 1949-51 als Abigaille in Verdis »Nabucco« und wieder als 1. Dame in der »Zauberflöte«. Sie sang am Stadttheater von Bern das Sopransolo in der deutschen szenischen Erstaufführung von A. Honeggers »Le Roi David« (Spielzeit 1941-42), die Titelrolle in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Halka« von Moniuszko (1933-34, dann auch in Zürich) und die Agrafena in »Die Brüder Karamasow« von O. Jeremiás. Seit 1937 gab sie Gastspiele in Belgien, Frankreich, Holland und Spanien; sie gastierte an den Theatern von Luzern, Lausanne und St. Gallen, am Grand Théâtre Genf, an der Wiener Staatsoper (1947 als Amelia im »Maskenball« von Verdi), an den Opernhäusern von Nizza und Genua. Sie beherrschte ein sehr großes Repertoire für die Bühne; daraus seien genannt: die Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro«, die Donna Anna i »Don Giovanni«, die Armide in der gleichnamigen Oper von Gluck, die Iphigénie in »Iphigénie en Tauride«, die Agathe im »Freischütz«, die Rezia in »Oberon«, die Martha in »Tiefland«, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Titelrolle in »Mona Lisa« von M. von Schillings, die Marina in »Boris Godunow«, die Küsterin in »Jenufa« von Janácek, die Tosca wie die Turandot in den bekannten Puccini-Opern, Partien in Opern von Verdi (Aida, Leonore im »Troubadour« wie in »La forza del destino«, Alice Ford in »Falstaff«, Lady Macbeth in »Falstaff«), R. Wagner (Senta in »Der fliegende Holländer«, Venus und Elisabeth in »Tannhäuser«, Ortrud in »Lohengrin«, Isolde in »Tristan und Isolde«, Brünnhilde im Nibelungenring, Kundry in »Parsifal«) und R. Strauss (Elektra, Herodias in »Salome«, Marschallin im »Rosenkavalier«, Arabella). Sie sang in Basel die Ellen Orford in der deutschsprachigen Erstaufführung der Oper »Peter Grimes« von B. Britten (1946) und in Zürich die Maria in der Premiere der Richard Strauss-Oper »Friedenstag« (1939). Die Sängerin trat auch unter dem Namen Annie Weber-Brägger auf. Sie wirkte während 23 Jahren als Pädagogin an der Musikakademie in Basel; in zweiter Ehe war sie mit dem Schauspieler Hermann Gallinger (1899-1962) verheiratet. Sie starb 1988 in Basel.

 

20.4. Peter PARSCH: 80. Geburtstag

Er studierte Musik mit den Vertiefungen Gesang, Trompete und Orgel in Mainz. Sein erstes Engagement hatte er 1981 am Stadttheater Mainz, 1987 wechselte er ins Ensemble des Nationaltheaters Mannheim. Er wurde bekannt mit Titelpartien in Opern wie Wolfgang Amadeus Mozarts Figaros Hochzeit und in Gioacchino Rossinis Der Barbier von Sevilla, außerdem als Dr. Falke in Johann Strauß‘ Operette Die Fledermaus sowie als Henry Higgins in dem Musical My Fair Lady. Neben seiner Opernkarriere betrieb er mit seiner Familie in der Drosselgasse in Rüdesheim ein Weinlokal, in dem er immer wieder selbst als Sänger und Trompeter Unterhaltungsmusik spielte. Er starb im Juli 2009.

 

20.4. Elisabeth LACHMANN: 85. Geburtstag

 Der Vater der Sängerin war Schauspieler am Wiener Burgtheater, die Mutter Sängerin an der Volksoper Wien. Mit sechs Jahren erhielt sie Klavierunterricht, 1944-51 gehörte sie dem Kinderballett der Wiener Staatsoper an. Seit 1956 war sie Schülerin der bekannten Sopranistin Esther Réthy, seit 1957 Musik- und Gesangstudium an der Wiener Musikakademie bei Elsa Schwientek-Würtenberger und bei Christian Moeller. 1961 begann sie ihre Bühnenkarriere am Stadttheater der Schweizer Bundeshauptstadt Bern (Debütrollen: Cagliari in »Wiener Blut« von J. Strauß und Despina in »Così fan tutte«). 1962-64 war sie als erster lyrischer Sopran am Staatstheater Karlsruhe engagiert; hier sang sie Partien wie die Micaela in »Carmen«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Cherubino in »Die Hochzeit des Figaro« und die Regina in »Mathis der Maler« von Hindemith. 1964-68 gehörte sie dem Opernhaus von Graz an, wo sie als Susanna in »Die Hochzeit des Figaro«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, als Rosalinde in der »Fledermaus« und als Zdenka in »Arabella« von R. Strauss auftrat. 1968 folgte sie einem Ruf an das Opernhaus von Dortmund, an dem sie eine über 25jährige große Karriere hatte. Hatte sie dort zunächst lyrische Partien wie die Marzelline in »Fidelio« (ihre Antrittsrolle), die Mimi in »La Bohème«, die Pamina und die Sophie im »Rosenkavalier« gesungen, so übernahm sie seit etwa 1972 jugendlich-dramatische Rollen (Butterfly, Nedda im »Bajazzo«, Sieglinde in der »Walküre«, Desdemona in »Otello« von Verdi), dann dramatische Partien wie die Donna Anna in »Don Giovanni«, die Leonore im »Troubadour«, die Martha in »Tiefland« von d’Albert, die Aida, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Seit 1985 sang sie auch Rollen wie die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Venus in »Tannhäuser«, die Tosca, die Amelia in Verdis »Ein Maskenball«, die Abigaille in dessen »Nabucco«, die Brünnhilde im Nibelungenring und die Marschallin im »Rosenkavalier« (1994), ihre wohl größte Kreation. 1991 hörte man sie am Opernhaus von Dortmund als Fata Morgana in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen«. 1997 sang sie sehr erfolgreich an den Vereinten Theatern Mönchengladbach/Krefeld die Titelrolle in »Elektra« von R. Strauss, in Dortmund die Hecuba in »Les Troyens« von Berlioz. 2000 sang sie in Dortmund die Kathinka in Smetanas »Die verkaufte Braut«. Insgesamt ist die Künstlerin in 135 großen Sopranpartien aufgetreten. Zahlreiche Gastspiele an der Staatsoper Wien (1983 als Ariadne), an den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart, an den Staatstheatern von Braunschweig, Hannover und Kassel, an den Opernhäusern von Köln und Frankfurt a.M., in Bremen, Nürnberg, Zürich und Antwerpen. Opern- und Konzerttourneen (Oratorien- und Liedgesang) führten die Künstlerin nach Belgien, Holland, Frankreich, Österreich, in die Schweiz, bis nach Asien (Seoul, Singapur, Taiwan), Afrika (Nairobi, Abidjan) und Südamerika (Santiago de Chile, Lima, Guatemala). Seit 1984 Dozentin an der Musikhochschule Detmold (Institut Dortmund). Sie ist im September 2020 verstorben. Sie war zeitweilig verheiratet mit dem Tenor Claude Heater (1927-2020).

 

20.4. Mária TIBOLDI: 85. Geburtstag

 Sie wurde in der ungarischen Provinz geboren, wuchs aber seit 1949 in Budapest auf. Ab 1957 erhielt sie dort eine gesangliche Ausbildung, die sie 1961 abschloss. Ab 1963 trat sie im heimatlichen Ungarn in Operetten und in Musicals auf und ging auf Gastspielreise durch das kommunistische Ausland (Bukarest, Prag, Moskau). Bereits 1966 folgte Mária Tiboldi einer Einladung in den Westen und spielte in Berlin (Theater des Westens) und Wien (Raimund-Theater). Auftritte in München und ans Landestheater Salzburg folgten. Erfolge feierte die schwarzhaarige Künstlerin vor allem in Operetten Emmerich Kálmáns, erhielt aber auch Hauptrollen in Stücken von Paul Abraham, Johann Strauß (Sohn), Franz Lehár und Giuseppe Verdi. In ihrer Hoch-Zeit an deutschen und österreichischen Operettenbühnen war Mária Tiboldi, die bereits 1964 ihr Debüt vor der Kamera als Filmschauspielerin gegeben hatte, auch ein gern gesehener Gast in deutschsprachigen Fernsehshows wie etwa im Sonntagskonzert, in Zauber der Melodie, in Zum Blauen Bock und in Drei mal Neun. Darüber hinaus wirkte sie auch in für das Fernsehen aufbereiteten Operettenadaptionen mit, so beispielsweise 1971 in Der Opernball. Wieder zurück in Ungarn, trat sie auch wieder an der Budapester Oper auf und wurde erneut als Filmschauspielerin eingesetzt: In István Szabós Film Hanussen sah man sie 1988 in einer kleinen Gastrolle. Mária Tiboldi hat für ihr künstlerisches Wirken mehrere Preise erhalten. Sie starb 2023 in Velence.

 

20.4. Gerhard SAMUEL: 100. Geburtstag

Der in Bonn geborene Komponist wanderte 1939 zusammen mit seiner Familie in Folge der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten aus. Er studierte Dirigieren und Geige an der Eastman School of Music und später bei Paul Hindemith an der Yale University. Nachdem Samuel einige Musicals am Broadway dirigiert hatte, setzte er seine Karriere als Violinist und stellvertretender Dirigent des Minneapolis Symphony Orchestra fort. Während seines zwölfjährigen Aufenthalts in der Bay Area war der Komponist musikalischer Leiter des Oakland Symphony Orchestra und des San Francisco Ballet. Außerdem war Samuel der erste Music Director des Cabrillo Music Festivals, gründete und leitete das Oakland Chamber Orchestra und gab Gastauftritte an der San Francisco Opera. Darüber hinaus hatte er Posten beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, der University of Cincinnati und dem Pacific Northwest Ballet inne. Bekannt war der Komponist vor allem für sein Engagement für die zeitgenössische Musik. Im März 2008 ist er im Alter von 83 Jahren in Seattle einem Herzversagen erlegen.

 

21.4. Jewgenij CHERVONIUK: 100. Geburtstag

 Er war bis 1950 am Konservatorium von Kiew hauptsächlich Schüler der Pädagogen Jewtuschenko und Patorschinsky. 1950-52 begann er seine Bühnenlaufbahn mit einem Engagement am Opernhaus von Kiew. Seit 1952 wirkte er als erster Bassist an der Oper von Charkow und unternahm ausgedehnte Gastspiel- wie Konzertreisen innerhalb der gesamten Sowjetunion. Seine großen Bühnenrollen waren der Iwan Susanin in der gleichnamigen Oper von Glinka (»Ein Leben für den Zaren«), der Boris Godunow in Mussorgskys bekannter Oper, der Mephisto in »Faust« von Gounod, der Basilio im »Barbier von Sevilla« von Rossini und der Titelheld in »Taras Bulba« von Lysenko. Seit 1960 wirkte er als Gesanglehrer am Konservatorium von Charkow. 1967 wurde er zum Volkskünstler der UdSSR ernannt; er war Abgeordneter im Obersten Sowjet. Er starb 1982 in Charkow.

Schallplatten: Melodiya.

 

21.4. Franz MAZURA: 100. Geburtstag

 Sein Debüt wurde durch die Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges hinausgezögert, er trat aber bereits während seiner Gesangsausbildung durch Fred Husler in Detmold gelegentlich als Schauspieler auf. Er debütierte als Opernsänger erst in der Spielzeit 1955-56 am Staatstheater Kassel und sang dann 1956-59 am Stadttheater Mainz, 1959-64 am Staatstheater Braunschweig und seit 1964 am Nationaltheater Mannheim. Er gastierte bei den Salzburger Festspielen von 1960 als Cassandro in »La finta semplice« von Mozart und sang dort 1970 den Don Pizarro in »Fidelio«. 1963 Mitglied der Deutschen Oper Berlin. Gastspiele brachten ihm an den großen deutschen Bühnen wichtige Erfolge ein. 1973 schloss er einen Gastspielvertrag mit der Staatsoper von Hamburg ab. Er war ein hervorragender Wagner-Interpret, wobei der Alberich im »Ring des Nibelungen« als seine Glanzrolle galt. Weitere Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren der Scarpia in »Tosca«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss und der Moses in »Moses und Aron« von Schönberg. Die dunkle Klangtönung seiner Stimme erlaubte es ihm, zahlreiche Basspartien zu übernehmen. 1967 hatte er am Grand Théâtre Genf einen sensationellen Erfolg als Jochannaan. Dort sang er 1982 auch den Klingsor in »Parsifal« und 1984 den Alberich im »Rheingold«. 1968-84 gab er Gastspiele an der Staatsoper von Wien als Jochanaan, als Commendatore in »Don Giovanni«, als Wotan im »Rheingold«, als Don Pizarro, als Moses und als La Roche in »Capriccio« von R. Strauss. 1968-98 trat er an der San Francisco Opera (als Commendatore, als Jochanaan, als Sprecher in der »Zauberflöte«, als Don Pizarro, als Gunther in »Götterdämmerung«, als Wotan im »Rheingold«, als Alberich in »Siegfried« und in »Götterdämmerung« sowie als Schigolch in »Lulu« von A. Berg) auf, 1967 am Théâtre de la Monnaie Brüssel. Gerne gesehener Gast an der Grand Opéra Paris in Partien wie dem Gurnemanz in »Parsifal« (1973-74), dem Alberich im »Rheingold« (1977-78), dem Orest in »Elektra« von R. Strauss (1977) und dem Wotan in der »Walküre« (1978). Er wirkte dort am 24.2.1979 in der Uraufführung von Alban Bergs Oper »Lulu« in der von F. Cerha neu bearbeiteten dreiaktigen Fassung in der Doppelrolle Dr. Schön/Jack the Ripper mit (und sang diese beiden Rollen auch beim Gastspiel der Pariser Oper an der Mailänder Scala). Er erschien auch an den Opern von Nizza und Straßburg. Seit 1980 Mitglied der New Yorker Metropolitan Oper New York (Debüt als Dr. Schön/Jack the Ripper), an der er bis 2002 in insgesamt 175 Vorstellungen auch den Alberich im Nibelungenring, den Geisterboten in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Creon und den Boten in »Oedipus Rex« von Strawinsky, den Gurnemanz wie den Klingsor in »Parsifal«, den Don Pizarro, den Waldner in »Arabella«, den Doktor in »Wozzeck«, den Frank in der »Fledermaus«, den Rangoni in »Boris Godunow«, den Wotan in der »Walküre«, den Mr. Flint in »Billy Budd« von Benjamin Britten und den Schigolch in »Lulu« sang. 1984 trat er an diesem Haus in einem Galakonzert zum 25jährigen Jubiläum von Leonie Rysanek mit Szenen aus Wagner-Opern auf. Einen der größten Erfolge seiner Karriere hatte er, als er beim Israel Festival 1974 im antiken Theater von Caesarea den Moses gestaltete. Bei den Bayreuther Festspielen wirkte er 1971-75, 1977-80 und 1984-86 als Gunther, 1972-74 und 1977-78 als Biterolf in »Tannhäuser«, 1972-75 als Alberich, 1973 und 1975 als Gurnemanz, 1975 als König Marke in »Tristan und Isolde«, 1975-80, 1982-85, 1987-89 und 1991-95 als Klingsor sowie 1988 als Wanderer in »Siegfried« mit. Am Stuttgarter Staatsschauspiel spielte er 1990-92 den König Lear im gleichnamigen Stück von Shakespeare. 1991 nahm er am Opernhaus von Köln an der deutschen Erstaufführung der Oper »Der Meister und Margarita« von York Höller teil. 1992-96 war er am Teatro Colón Buenos Aires zu Gast. An der Opéra Bastille Paris gastierte er 1994 als Wesener in B.A. Zimmermanns »Die Soldaten«, 1999 und 2003 als Schigolch, 2010 als Haushofmeister in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss und 2012 als Njegus in Lehárs »Die lustige Witwe«. 1999 trat er am Opernhaus von Köln als Titurel in »Parsifal« auf. 1999 hörte man ihn am Staatstheater von Mainz als Schigolch, in Amsterdam als Haushofmeister in »Capriccio« von R. Strauss, 2001 am Stadttheater von Bielefeld wieder als Schigolch, den er auch 2004-05 an der Bayerischen Staatsoper München und 2010 an der Mailänder Scala verkörperte. Als Pfleger des Orest in »Elektra« von R. Strauss trat er noch 2013 beim Festival von Aix-en-Provence, 2014 an der Mailänder Scala, 2016 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona sowie 2016 und 2019 an der Staatsoper Berlin auf. 2015 trat er am Staatstheater Hannover als Sir Edgar in H.W. Henzes »Der junge Lord« auf. An der Staatsoper Berlin trat er 2015 und 2019 als Hans Schwarz in »Die Meistersinger von Nürnberg« auf. Als großer Sänger-Darsteller beherrschte er ein außergewöhnlich umfangreiches Bühnenrepertoire von rund 200 großen und kleineren Partien. Daraus sind ergänzend zu nennen: der Figaro in »Die Hochzeit des Figaro«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Creon in »Medea« von Cherubini, der König Heinrich in »Lohengrin«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Morone in H. Pfitzners »Palestrina«, der Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der König Philipp wie der Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, der Escamillo in »Carmen«, der Boris Godunow, der Blaubart in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, die Titelpartie in »Lear« von A. Reimann, der Popolani in »Barbe-Bleue« von Offenbach, der Joe in dem Musical »Showboat« von J. Kern und der Porgy in Gershwins »Porgy and Bess«. Er starb 2020 in Mannheim. Er war verheiratet mit der Soubrette Elisabeth Friedmann, die 1954-55 am Opernhaus von Wuppertal, 1956-58 am Stadttheater von Mainz engagiert war.

Schallplatten: Electrola, DGG (Gesamtaufnahmen »Palestrina« und »Wozzeck«), Philips (Gunther in »Götterdämmerung«, Moses in »Moses und Aron« von Schönberg), DGG (»Lulu«), Decca (»Der Kaiser von Atlantis« von Ullmann), Col Legno (Voland in »Der Meister und Margarita« von York Höller).

 

21.4. Viktors STOTS: 125. Geburtstag

 Er entstammte einer bäuerlichen Familie und sang nach seinem Abitur 1919 zunächst im Chor der Lettischen Nationaloper Riga. 1925 studierte er Gesang am Konservatorium von Riga und war 1925-27 Schüler von Grani Francesconi und San Marco in Mailand. 1927-44 war er, jetzt als Solist, Mitglied der Nationaloper Riga, zugleich 1935-43 Dozent und seit 1943 Professor am Rigaer Konservatorium. Seine großen Erfolge in der langen Zeit seines Wirkens am Opernhaus von Riga hatte er als Rigoletto, als Renato im »Maskenball« von Verdi, als Germont-père in »La Traviata«, als Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, als Silvio im »Bajazzo«, als Wolfram in »Tannhäuser« und als Valentin in »Faust« von Gounod. Er sang auch Rollen in Opern zeitgenössischer lettischer Komponisten, so den Akmentins in der Oper »Im Feuer« von Janis Kalnins und den Horatio in »Hamlet« (1936) vom gleichen Meister. 1944 flüchtete er aus Lettland zuerst nach Deutschland und emigrierte von dort 1946 in die USA. Hier leitete er zusammen mit seiner Gattin, der Sängerin Magda Stota, in New York ein eigenes Gesangstudio. Sein Familienname kommt auch in der Schreibweise Stott vor. Er starb 1974 in New York.

 

22.4. Frido MEYER-WOLFF: 90. Geburtstag

 Er trat bereits mit sieben Jahren in dem Film »Zwischen Himmel und Erde« und als Knabensopran auf. Er betätigte sich in verschiedenen Berufen, war u.a. Schauspieler, Radioansager und ließ seine Stimme am Städtischen Konservatorium Berlin, dann durch Wolf Völker in Berlin, durch Jean Cocteau in Paris und durch Hildegarde Scharff in Hamburg ausbilden. 1954 und 1956 war er Preisträger beim Llangollen International Musical Eisteddfod (Wales). 1955 Bühnendebüt am Stadttheater von Stralsund als Figaro in »Die Hochzeit des Figaro«. Er sang seit 1961 in Westdeutschland während einer Spielzeit am Stadttheater von Trier, dann als Gast an der Hamburger Staatsoper, am Staatstheater Kassel, vor allem aber am Landestheater Kiel und an der Deutschen Oper Berlin, wo er bereits 1958 in deren Opernstudio an der Uraufführung von Darius Milhauds »Fiesta« teilgenommen hatte. Er wirkte 1958 an der Städtischen Oper Berlin (auf deren Studiobühne) auch in der Uraufführung der Oper »Corinna« von Wolfgang Fortner und 1959 in der von »Anaximanders Ende« von Werner Thänichen mit. Sehr große Erfolge hatte er bei Gastspielen im französischsprachigen Raum, wohin er 1961 seinen Wohnsitz verlegte: er war zu Gast an den Opernhäusern von Marseille (seit 1961), Nizza (1986) und Nancy, am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1965) und an der Oper von Monte Carlo. Hier trat er seit seinem Debüt als Minister in »Fidelio« 1967 immer wieder auf. An der Opéra-Comique Paris wirkte er am 2.4.1963 in der Uraufführung der Oper »The Last Savage« (»Le dernier sauvage«) von Gian Carlo Menotti in der Partie des Maharaja mit. Weitere Gastspiele an der Königlichen Oper Kopenhagen, an der Oper von Rom, am Teatro Colón Buenos Aires (1981, 1982), in Lausanne (1987), bei den Festspielen von Aix-en-Provence (1963) und Spoleto (1963 als Ochs im »Rosenkavalier«). Seit 1981 kam er an der Deutschen Oper Berlin zu einer langen, erfolgreichen Karriere. Auf der Bühne ist er in einem weit gespannten Repertoire erschienen, das seriöse wie Buffo-Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur umfasste, Rollen in Opern von Mozart, Verdi, Wagner, Lortzing, Donizetti, Puccini, Richard Strauss, Carl Orff, Weber, Rossini, Smetana, Mussorgsky, dazu vieles aus dem Umkreis der französischen Oper aller Epochen. 1991 wirkte er am Stadttheater von Bremen in der Uraufführung von Wilfried Hillers »Das Traumfresserchen« mit. Er übernahm auch mittlere und kleinere Partien. Im März 2001 verabschiedete er sich mit einem Liederabend an der Deutschen Oper Berlin aus seiner Karriere. Als Konzertsänger ebenso geschätzt wie als Regisseur und als Gesangpädagoge. Später arbeitete er auch als Souffleur an der Deutschen Oper Berlin und leitete während vieler Jahre Sommerfestspiele für junge Künstler in Cap d’Ail bei Monaco. Er starb im Jahr 2005.

Schallplatten: Mitschnitte von Rundfunksendungen.

 

22.4. Martyn GREEN: 125. Geburtstag

 Biographie des englischen Sängers auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Martyn_Green

 

24.4. Hein MEENS: 75. Geburtstag

Der holländische Sänger studierte am Konservatorium von Maastricht Klavierspiel und Sologesang. Bereits 1974 nahm er am Gesangwettbewerb von s’Hertogenbosch teil, 1977 schloss er seine Ausbildung in Maastricht mit dem Prix d’Excellence für Gesang ab. Er kam dann bei der Niederländischen Oper Amsterdam wie bei der Gesellschaft Forum in Enschede zu bedeutenden Erfolgen, wobei er Partien wie den Don Ottavio in »Don Giovanni«, den Lenski in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky, den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, den Titelhelden in »Albert Herring« von B. Britten, den Jaquino in »Fidelio« und den Don Ramiro in »L’Heure espagnole« von Ravel vortrug. Er wirkte in der Uraufführung der Oper »Ithaka« von Otto Ketting mit (23.9.1986 zur Eröffnung des Muziektheaters Amsterdam). An der Niederländischen Oper Amsterdam sang er am 29.4.1994 in der Uraufführung der Oper »Symposion« von Peter Schat. 2000 trat er bei der Opera Zuid in Holland als Vítek in »Die Sache Makropulos« von Janácek auf. Er gastierte an der Königlichen Oper Antwerpen, beim Holland Festival und beim Festival van Vlaanderen, beim Musikfestival von Bratislava und beim Upper Galilee Chamber Festival in Israel. Dabei zeichnete er sich als Oratorien- und Konzertsänger, namentlich als Bach-Interpret, aus. Zugleich wirkte er als Dozent für Sologesang am Sweelinck-Konservatorium Amsterdam. Er starb 2012 in Amsterdam.

Schallplatten: DGG (Geistliche Vokalmusik, darunter Werke von J.S. Bach), Capriccio (Werke von Chr. F. Bach), Globe (»Die schöne Müllerin«), Vanguard (Johannes-Passion von J.S. Bach), Harmonia mundi (»Die Israeliten in der Wüste« von Ph. E. Bach), Globe/Note 1 (»Lamentationes Jeremiae Prophetae« von Zelenka).

 

24.4. Ruth KOBART: 100. Geburtstag

Ihr Bühnendebüt fand 1945 statt, worauf sie bei zahlreichen amerikanischen Operngesellschaften gastierte. Dabei war sie in den Jahren 1958-60 und mehrfach auch zwischen 1963 und 1966 an der City Opera New York als Gast anzutreffen. Hier sang sie auch 1958 in der Uraufführung der Oper »The Good Soldier Schwejk« von R. Kurka und 1959 in der von »Six Characters in Search of an Author« von H. Weisgall; 1958 sang sie am gleichen Haus die Haushälterin in der amerikanischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Die schweigsame Frau«, 1960 in einer weiteren amerikanischen Erstaufführung, in »Der Revisor« von Werner Egk. Bei der Brüsseler Weltausstellung von 1958 war sie an der Uraufführung der Oper »Maria Golovin« von G. Menotti beteiligt. In Boston hörte man sie 1961 in der ersten (professionellen) amerikanischen Aufführung von Benjamin Brittens »The Turn of the Screw« in der Rolle der Mrs. Grose. Von den Partien, die sie auf der Bühne zum Vortrag brachte, sind noch die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Augusta in »The Ballad of Baby Doe« von D. Moore, die Miss Todd in »The Old Maid and the Thief« von Menotti, die Mrs. McLean in »Susannah« von C. Floyd, die Mrs. Nolen in »The Medium« von Menotti und die Titelfigur in »The Rape of Lucretia« von B. Britten zu nennen. Am New Yorker Broadway trat sie erfolgreich in Musicals auf, war aber auch eine geschätzte Konzertsolistin. Sie starb 2002 in San Francisco.

Schallplattenaufnahmen auf RCA.

 

24.4. Giselbert Wolfgang KASSEL: 100. Geburtstag

 Seine Bühnenlaufbahn begann 1954 am Stadttheater von Flensburg. Über Mainz (1957-58), Wuppertal (1958-60), Krefeld (1960-66) und Würzburg (1966-67) kam er 1967 an das Stadttheater von Bielefeld. Zunächst im lyrischen und italienischen Fach tätig, wandte er sich hier zunehmend dem deutschen Heldenfach zu. In Bielefeld sang er bereits Max (»Der Freischütz«), Bacchus (»Ariadne auf Naxos«), Erik (»Der fliegende Holländer«), Siegmund (»Die Walküre«), Stolzing (»Die Meistersinger von Nürnberg«) und Tristan in »Tristan und Isolde« (alternierend mit Helge Brilioth). In der Lohengrin-Inszenierung von Friedelind Wagner 1968 war er der Titelheld. Ab 1974 war G.W. Kassel am Opernhaus Nürnberg engagiert, dessen Ensemble er bis 1980 angehörte. Während dieser Zeit war er durch einen Gastvertrag (1973-76) der Bayerischen Staatsoper München verbunden und trat hier u.a. als Ismael (»Nabucco«) und Tannhäuser, eine seiner großen Rollen, auf. Noch 1979 soll er in München gesungen haben. Seine Karriere als Heldentenor führte ihn auf zahlreiche Bühnen des In- und Auslandes. So sang er an den Opern von Lyon (1971 Tannhäuser), Toulouse (1973 Tristan, 1979), an der Covent Garden Opera London (1973 Tannhäuser), an den Opernhäusern von Rouen (1975 Siegmund), Zürich (1976 Max und Florestan in »Fidelio«), der Philharmonie Oslo (1977, konzertant 2. Akt »Tristan und Isolde« mit Ingrid Bjoner) und der Staatsoper Budapest (1979 Lohengrin). Auch an kleinen und mittleren Bühnen Deutschlands war er ein gern gesehener Gast, u.a. in der Lübecker Tristan-Inszenierung von Wolf-Siegfried Wagner (1974). Wagners Siegfried sowie Herodes in »Salome« von R. Strauss gehörten ebenfalls zu seinem Repertoire. G.W. Kassel war aber auch ein geschätzter Konzert- und Oratoriensolist. So besetzten ihn Jean Martinon (1971 Paris, Theatre des Champs Elysees) und Zubin Mehta (1973 Rom) mit der anspruchsvollen Partie des Waldemar in Schönbergs »Gurre-Lieder«. Er starb im März 1986.

 

25.4. Edith BRODERSEN: 90. Geburtstag

Sie absolvierte ihr Gesangstudium in Hamburg und begann ihre Karriere 1957 am Stadttheater von Flensburg. Sie erwies sich bald als eine begabte Vertreterin des lyrischen wie des Koloraturfachs und hatte ihre Erfolge als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, als Susanna in »Die Hochzeit des Figaro«, als Fiordiligi in »Così fan tutte«, als Violetta in Verdis »La Traviata«, als Marguerite in »Faust« von Gounod, als Sophie im »Rosenkavalier« und als Rosalinde in der »Fledermaus«. Sie gastierte in Hamburg und Hannover und gab Konzerte im norddeutschen Raum. Nachdem sie 1969 den Journalisten Hjalmar Havelund geheiratet hatte, verlegte sie ihren Wohnsitz nach Kopenhagen. Dort hatte sie eine erfolgreiche Karriere an der Königlichen Oper wie auch im Konzertsaal. Die Künstlerin starb, auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn stehend, 1979 in Kopenhagen.

Schallplatten: Sang auf Unicorn die Partie der Leonora in einer vollständigen Aufnahme der dänischen Oper »Maskarade« von Carl Nielsen.

 

25.4. Hans-Joachim ROTZSCH: 95. Geburtstag

 Er studierte 1949-53 am Institut für Kirchenmusik der Musikhochschule in Leipzig, und zwar Orgelspiel bei Hellmann und Tietze und bei dem damaligen Thomaskantor Günter Ramin. Dann Ausbildung seiner Stimme durch P. Losse und F. Polster in Leipzig. 1953 wurde er als Stimmbildner in den Leipziger Thomanerchor berufen, seit 1962 war er zugleich Lehrbeauftragter an der Musikhochschule Leipzig. Er entfaltete eine große Karriere als Konzertsänger, namentlich als Interpret von Oratorien und geistlichen Musikwerken. Er galt als einer der bedeutendsten Bach-Sänger seiner Generation. Konzertreisen führten ihn nach Westdeutschland, in die Schweiz, nach Österreich, Polen, in die Sowjetunion und in die Tschechoslowakei. 1972 wurde er zum Thomaskantor ernannt. Seit 1961 besaß er einen Gastspielvertrag mit der Oper von Leipzig. 1976 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet, 1983 Präsident des Bach-Komitees der DDR. Er trat 1991 (auf Grund der Veränderung der Verhältnisse nach der Auflösung der DDR) von seinem Amt als Thomaskantor zurück. Er starb 2013 in Leipzig.

Auf den vielen, schönen Schallplattenaufnahmen des Sängers bewundert man die stilsichere, ausdrucksreiche Interpretation der ihm gestellten Aufgaben ebenso wie sein musikalisches Gestaltungsvermögen. Diese Aufnahmen erschienen auf Eterna (Johannes-Passion und zahlreiche Kantaten von J.S. Bach, »Acis and Galatea« von Händel, Weihnachtslieder), Electrola (Bach-Kantaten, kleine Partie in Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg«), Heliodor (»Carmina Burana« von C. Orff), DGG (Bach-Kantaten und andere Werke des klassischen Barock-Repertoires, Lukas-Passion von H. Schütz), Telefunken (»Das Verhör des Lukullus« von P. Dessau), Cantate (Werke von J.S. Bach), Eurodisc, Berlin Classics (Querschnitt »Imeneo« von Händel) und Philips (»Elias« von Mendelssohn).

 

25.4. Erzsébet SZÖNYI: 100. Geburtstag

 Biographie der ungarischen Komponistin auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Sz%C5%91nyi_Erzs%C3%A9bet

 

25.4. Franco MANNINO: 100. Geburtstag

 Biographie des italienischen Komponisten auf Englisch: http://en.wikipedia.org/wiki/Franco_Mannino

 

26.4. Maurizio GRAZIANI: 70. Geburtstag

 Er studierte am Rossini-Konservatorium in Pesaro bei Carlo Bergonzi, Franco Corelli und Rina Filippini. Außerdem nahm er Unterricht bei dem bekannten Opernsänger Mario del Monaco. Während seiner rund 50 Jahre langen aktiven Karriere feierte er auch international große Erfolge. Neben regelmäßigen Auftritten in der Arena di Verona, dem Teatro Grande Brescia und dem Teatro Bellini in Catania war er auch in Japan, Australien und den USA zu hören. Bekannt war er außerdem für seine Nebentätigkeit, in der er ein Uhrengeschäft in Macerata führte. Er starb 2014 in Macerata.

 

26.4. Richard BRADSHAW: 80. Geburtstag

Er studierte an der University of London und begann seine musikalische Kariere als Chor- und Operndirigent. 1977 kam er zunächst als conductor in residence an die San Francisco Opera in die USA. Seit 1997 war er an der Canadian Opera Company angestellt, zunächst als Chefdirigent, danach als künstlerischer Direktor. Der gebürtige Brite hatte während seiner Amtszeit in Toronto mehr als 60 Opern dirigiert. Neben dem traditionellen Opernrepertoire setzte er sich vor allem für die Inszenierung eher selten gespielter Opern ein. So standen unter anderem Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók, Jenufa von Leos Janácek sowie Oedipus Rex von Igor Strawinsky auf dem Spielplan. Dank Bradshaws Engagement konnte im Juni 2006 außerdem ein neues Opernhaus in Toronto eröffnet werden. Er starb 2007 in Toronto.

 

26.4. Fanny ELSTA: 125. Geburtstag

 Eigentlicher Name Fanny Elstad; sie führte ihr Gesangstudium bei Mally Lammers in Oslo, dann bei Ellen Gulbranson und Mme. Charles Cahier in Stockholm durch. Sie debütierte 1924 als Konzertsängerin in Oslo. Erst 1932 kam es zu ihrem Debüt auf der Opernbühne, gleichfalls in Oslo. In der Spielzeit 1936-37 war sie an der Staatsoper von Wien engagiert, an der sie die Magdalena im »Evangelimann« von Kienzl, die Priesterin in »Aida«, die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, die Schwertleite in der »Walküre«, die Erda im »Rheingold« und den Hirten in »Tosca« gesungen hat. Zu den Partien, die sie auf der Bühne sang, gehörten vor allem Aufgaben aus dem Wagner-Fach wie die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Kundry in »Parsifal«, die Fricka, die Erda, die Waltraute und die Flosshilde im »Ring des Nibelungen«. 1939 sang sie bei den Festspielen von Bayreuth die Rossweiße in der »Walküre«. Im Vordergrund ihrer künstlerischen Arbeit stand jedoch ihr Wirken im Konzertsaal. 1937-38 und 1948-50 erschien sie als Konzertsolistin bei den Festspielen von Salzburg, u.a. im Mozart-Requiem, in der C-Dur-Messe von Beethoven, in Messen von Schubert und Bruckner und im Te Deum von Bruckner. Konzertauftritte trugen ihr namentlich in Deutschland große Erfolge ein, dazu sang sie oft in den skandinavischen Ländern und unternahm 1947 eine große USA-Tournee. 1953 verabschiedete sie sich vom Konzertpodium und betätigte sich seither im pädagogischen Bereich. Sie starb 1978 in Bergen (Norwegen).

Schallplatten: Festival (Alt-Solo im Te Deum von Bruckner, Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 1949).

 

29.4. Juraj ONIŠČENKO: 90. Geburtstag

 Gesangstudium bei I. Godin in Bratislava (Preßburg) sowie in Moskau bei A. Dolivo. Er debütierte 1958 an der Slowakischen Nationaloper in Bratislava als Escamillo in »Carmen«. Er blieb dann länger als zwanzig Jahre Mitglied dieses Opernhauses, an dem er das gesamte italienische und slawische Stimmfach sang und beim Publikum große Beliebtheit erlangte. Gastspiele, teils mit dem Ensemble des Opernhauses von Bratislava, führten den Künstler an die großen Theater der DDR, Polens und Ungarns. Auch am Nationaltheater Prag und an der Oper von Brno (Brünn) gastweise aufgetreten. Neben seinem Wirken auf der Opernbühne war er ein bedeutender Konzertsänger. Hier konnte er sich in erster Linie auf dem Gebiet des Liedgesanges in einem umfassenden Repertoire auszeichnen. Er starb 1999 in Bratislava.

Schallplattenaufnahmen auf Supraphon-Opus.

 

29.4. Halina ŁUKOMSKA: 95. Geburtstag

 Sie studierte Gesang und allgemeine Musikwissenschaft an der Musikakademie von Warschau und erhielt dort 1954 ihr Diplom. Sie setzte ihr Studium an der Accademia Chigiana in Siena bei Giorgio Favaretto fort und war dann in Venedig Schülerin der berühmten Toti Dal Monte. 1956 erhielt sie beim Internationalen Gesangwettbewerb von s’Hertogenbosch den ersten Preis. 1960 begann sie ihre internationale Konzertkarriere, wobei sie Werke aus allen Bereichen der Musikliteratur zum Vortrag brachte. Sie galt als große Interpretin zeitgenössischer Musikwerke und trat in Vokalwerken von Nono, Lutoslawski, Pierre Boulez (»Pli selon Pli«), Maderna, Serocki, ebenso auch in Kompositionen von Schönberg, Webern, Alban Berg und Strawinsky auf. Sie kreierte mehrere Werke des zeitgenössischen polnischen Komponisten Augustyn Bloch (1929-2006), mit dem sie verheiratet war. Bei den Festspielveranstaltungen von Edinburgh, Perugia, Wien, Warschau und Toulouse wie beim Holland Festival trat sie in Erscheinung, 1971 sang sie bei den Salzburger Festspielen die Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg op. 4 von Alban Berg. Sie sang mit den großen Orchestern in aller Welt zusammen; sie wurde durch den Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez besonders geschätzt. 1973 unternahm sie eine Nordamerika-Tournee mit dem Cleveland Orchestra. Sie trat nur gelegentlich auf der Bühne in Erscheinung, so in Amsterdam in einer Monteverdi-Oper. Sie gab noch 1981 in Berlin Konzerte. Sie starb 2016 in Katy.

Schallplatten: Columbia (Werke von A. Berg und A. Webern), Philips, Harmonia mundi (»Confitebor Domine« von J. Chr. Bach), HMV (»Boris Godunow«), CBS, Wergo, Muza.

 

29.4. Alfons van GOETHEM: 95. Geburtstag

Nach seiner ersten Ausbildung in seiner Heimatstadt Antwerpen studierte er weiter bei Eduard Lichtenstein in Holland und bei Tino Pattiera in Wien. Sein Debüt erfolgte 1951 an der Königlichen Oper Antwerpen, an der er bis 1958 blieb. Danach war er für eine Spielzeit am Stadttheater von Basel engagiert und wechselte von dort für die Jahre 1959-62 an das Opernhaus von Düsseldorf. Von 1962 bis zu seinem frühen Tod 1968 war er Mitglied des Theaters am Gärtnerplatz in München. In den sechziger Jahren bestand auch ein Gastspielvertrag mit der Deutschen Oper Berlin. Er trat als Gast an den Opernhäusern von Köln, Graz und Zürich auf und nahm während der Sommermonate an Operettenaufführungen in Österreich (Bad Ischl, Mörbisch am Neusiedler See) teil. Im Mittelpunkt seines Repertoires für die Bühne standen Rollen aus dem italienischen Repertoire wie der Herzog in »Rigoletto«, der Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«, der Dick Johnson in »La Fanciulla del West« vom gleichen Komponisten, der Florindo in »Die neugierigen Frauen« von E. Wolf-Ferrari, dazu lyrische Partien wie der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« und der Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin. Hinzu traten zahlreiche Operetten-Partien. Er nahm am Stadttheater von Basel an der Uraufführung der Oper »Tilman Riemenschneider« von Kasimir von Paszthory teil (21.3.1958).

 

29.4. Dorothea EGIDI: 125. Geburtstag

 Ihr Vater war der bekannte Komponist und Orgelvirtuose Arthur Egidi (1859-1943).Sie studierte ganz früh, seit 1905, bei ihrem Vater Klavierspiel und setzte diese Ausbildung 1912-17 bei Elias Wreter in Berlin fort. In den Jahren 1912-14 und 1917-18 besuchte sie die Dalcroze-Schule in Berlin, war 1918-22 Schülerin von Richard Senff in Düsseldorf und schloss ihr Gesangstudium, ebenfalls in Düsseldorf, 1923-24 bei Frau Laporte-Stolzenberg und 1924 in Berlin bei Helene Breest, ab. 1919-23 erteilte sie Klavierunterricht am Brahms-Konservatorium in Düsseldorf. Seit 1920 begann sie ihre Karriere als Konzertsolistin, wobei sie sich vor allem dem Oratorium und der religiösen Musik, aber auch dem Liedvortrag, widmete. Seit 1924 ging sie gleichzeitig einer pädagogischen Tätigkeit in Berlin nach.

 

29.4. Anna GOTTLIEB: 250. Geburtstag

 Sie war die Tochter des Schauspielers Johann Christoph Gottlieb (* 1737), der in Wien unter dem Namen »Jackerl« als Darsteller derb-komischer Rollen beliebt war. Ihre Mutter war die Opernsängerin Maria-Anna Theyner-Gottlieb (* 1745 Rosswaldau, † 1798 Wien), die 1765-93 als Sängerin und Schauspielerin am Wiener Hoftheater tätig war. Anna Gottlieb zeigte sehr früh eine große Begabung für die Bühne. Mit zwölf (!) Jahren sang sie am 1.5.1786 in der Uraufführung der Mozart-Oper »Le nozze di Figaro« am Theater in der Wiener Hofburg unter der Leitung des Komponisten die Partie der Barbarina. Sie besaß also genau das Alter, das für Barbarina im Libretto der Oper angegeben wird. Mozart, der sie sehr schätzte, schrieb für die Stimme seiner »Nannerl« (wie man sie allgemein im Freundeskreis nannte) die Rolle der Pamina in der »Zauberflöte«, die sie in deren Uraufführung am 30.9.1791 am Wiener Theater auf der Wieden mit der Truppe des Impresarios Schikaneder kreierte. 1792 kam sie an das Theater in der Leopoldstadt in Wien, wo sie jetzt zunehmend in Charakterrollen und als Schauspielerin auftrat. Sie sang hier in den damals sehr beliebten Singspielen von Wenzel Müller und Ferdinand Kauer, u.a. in »Das Neusonntagskind« von W. Müller (1793) und in »Das Donauweibchen« von Kauer (1798 als Hulda, eine Rolle, die sie tausendmal übernommen haben soll), in »Die Belagerung von Ypsilanti« von W. Müller (1804) und in »Die arme Alceste«, ebenfalls von W. Müller (1806). In den Jahren 1806-11 trat sie nicht auf, versuchte dann ihre Karriere wieder aufzunehmen, doch wurden ihr nur noch kleine Rollen zugeteilt. 1828 musste sie »widrigen Umständen weichen« und von der Bühne abtreten. Sie trat mit einer kleinen Pension endgültig von der Bühne zurück und geriet in große Armut.

Anlässlich der Einweihung eines Mozart-Denkmals in Salzburg im Jahre 1842 meldete sie sich in der Wiener Presse zu Wort, wobei sie mitteilte, dass sie gern an der Feier teilnehmen würde, aber nicht einmal in der Lage sei, die Fahrt von Wien nach Salzburg zu bezahlen. Sie wurde darauf als Ehrengast und als letzte noch lebende Teilnehmerin an den Uraufführungen von »Le nozze di Figaro« und der »Zauberflöte« nach Salzburg eingeladen und dort geehrt. Sie erlebte auch noch den 100. Geburtstag Mozarts (* 27.1.1756), war aber bereits schwer erkrankt und starb wenige Tage später, am 4.2.1856 in Wien. Auf ihrem Sterbebett soll sie den Fächer in der Hand gehalten haben, den Mozart ihr 1790 geschenkt hatte. – Auch ihre ältere Schwester Josepha hatte unter dem Namen Josepha Doppler (1767-1825) in Wien eine erfolgreiche Bühnenkarriere.

Lit.: Wurzbach: »Anna Gottlieb« (Biographisches Lexikon, 5. Band 1859); U. Mauthe: »Mozarts Pamina Anna Gottlieb« (Augsburg).

 

30.4. William CHAPMAN: 90. Geburtstag

 Er war zuerst als Filmschauspieler tätig, ließ dann jedoch seine Stimme ausbilden. Seine Lehrer waren William De Mille in Los Angeles, Edward Lippi und Leon Cepparo, gleichfalls in Los Angeles sowie Raymond Smolover in New York. Debüt 1957 an der New York City Opera als Titelheld in Verdis »Macbeth«. Seitdem große Karriere an diesem Opernhaus; er sang auch in Milwaukee, Honolulu, Montreal und beim Festival von Spoleto. Bei der Weltausstellung von Brüssel wirkte er bereits 1958 in der Uraufführung von Menottis Oper »Maria Golovin« mit, wo er 1958 gleichfalls den Titelhelden in »Macbeth« von Verdi und 1962 den Escamillo in »Carmen« verkörperte. Mittelpunkt seines Bühnenrepertoires bildeten die heldischen Baritonpartien von Mozart bis Richard Strauss; daneben bedeutender Konzertsänger. Er wirkte später als Lehrer an der Universität von San Diego (Kalifornien). Er starb 2012 in Kalifornien.

Schallplatten: RCA, CBS (vollständige Aufnahme »Candide« von L. Bernstein).

 

30.4. Doro ANTONIOLI: 95. Geburtstag

Er studierte in Mailand und gewann 1955 einen von Radio Italiana (RAI) ausgeschriebenen Gesangswettbewerb. Er kam dann zu einer bedeutenden Karriere in Italien, wo er u.a. an der Mailänder Scala (u.a. 1952 und 1959 als Rinuccio in »Gianni Schicchi«, 1959 als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«, 1969 als Junger Kavalier in der Uraufführung der Oper »Gli Eroi di Bonaventura« von Gianfrancesco Malipiero, 1970 als Jacob Glock in Prokofjews »Der feurige Engel«, 1971 als Teodoro in Donizettis »Il Giovedi Grasso«, 1976 als Schmidt in Massenets »Werther« und 1979 als Gabriele Adorno in Verdis »Simon Boccanegra«), am Teatro Comunale Bologna, am Teatro San Carlo Neapel und am Teatro Massimo Palermo auftrat. Er gastierte auch im Ausland, in Holland, Belgien, Frankreich, in der Schweiz, in Spanien und in den USA, hier mit besonderem Erfolg an der Chicago Opera. Zu seinen bevorzugten Bühnenrollen gehörten der Herzog in Verdis »Rigoletto«, der Alfredo in »La Traviata«, der Don Carlos von Verdi, der Radames in »Aida«, der Marcello in »La Bohème« von Leoncavallo, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Edgardo in »Lucia di Lammermoor« und der Carlo in »Linda di Chamounix« von Donizetti. 1958 gastierte er mit dem Ensemble des Teatro Comunale Bologna an der Komischen Oper Berlin als Rodolfo in »La Bohème« von Puccini. In der Spielzeit 1959-60 trat er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Pinkerton, als Rodolfo in Puccinis »La Bohème« und als Herzog auf. Er starb 1999 in Edolo bei Brescia.

Schallplatten: EJS (Marcello in »La Bohème« von Leoncavallo), Eterna (Querschnitt »La Bohème« von Puccini als Rodolfo).

 

30.4. Nino BERTELLI: 125. Geburtstag

 Er hatte in Italien in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen eine bedeutende Karriere. Man hielt ihn allgemein für einen der besten Interpreten der Tenorpartien in den Opern von Mascagni. Der Komponist selbst wählte ihn aus, um 1932 bei einer Premiere seiner Oper »Guglielmo Ratcliff« und 1936 in seiner Oper »Iris« an der Mailänder Scala die männlichen Hauptrollen zu singen. Er sang an diesem Haus auch 1932 den Turiddu in »Cavalleria rusticana« und 1935 den Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini. Er ist an allen Provinzbühnen von Rang in Italien in aufgetreten. 1932 sang er am Teatro San Carlo Neapel, 1933 an der Oper von Rom in der Uraufführung von »La farsa amorosa« von Zandonai, 1940 an der Mailänder Scala in der von »Ghirlino« von Luigi Ferrari-Trecate. An der Oper von Rom trat er 1935 als Rodolfo in »La Bohème«, bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla 1938 als Folco in Mascagnis »Isabeau«, am Theater von Piacenza 1936 als Andrea Chénier von Giordano, am Teatro San Carlo Neapel in »Pinotta« von Mascagni auf. Nach Beendigung seiner aktiven Sängerlaufbahn lebte er als Gesanglehrer in Mailand, wo er 1964 starb.

Schallplattenaufnahmen seiner Stimme sind nicht bekannt.

 

30.4. Giovanni RAMBALDI: 150. Geburtstag

Er war 1891-94 in Mailand Schüler des Pädagogen Leonida Boschini und kam 1894 zu seinem Debüt am Theater von Casale Monferrato als Alfredo in »La Traviata«. 1896 trat er am Teatro Moderna in Genua als Faone in »Saffo« von Giuseppe Pacini auf, 1897 am Teatro von Reggio Emilia als Andrea Chénier von Giordano und als Des Grieux in »Manon« von Massenet, 1899 am Teatro Fraschini in Pavia wieder als Andrea Chénier. In Parma bewunderte man seinen Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea. Seine Karriere spielte sich in Italien vor allem an mittleren und kleineren Theatern ab, hatte aber wohl seine größten Erfolge in Südamerika, in Argentinien, Brasilien, Peru und Mexiko, wo er fast alljährlich anzutreffen war. Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire waren die großen Tenorpartien in den Opern von Verdi, Puccini, Ponchielli und Giordano, in »Ruy Blas« von Marchetti, in »Cavalleria rusticana« von Mascagni und in »Mignon« von A. Thomas. Er lebte zuletzt als Pädagoge in seiner Heimatstadt Asti, wo er 1953 starb.

 

 

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