IN MEMORIAM-Geburtstage im April 2023
Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage.
Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny
1.4. Hermin ESSER: 95. Geburtstag
Er wurde zunächst Graphiker, studierte dann Architektur, ließ aber schließlich seine Stimme am Schumann-Konservatorium in Düsseldorf bei Franziska Martienssen-Lohmann ausbilden. Debüt 1954 am Stadttheater von Krefeld. Es folgten Engagements am Stadttheater von Gelsenkirchen, an der Komischen Oper Berlin (bis 1961) und am Staatstheater von Wiesbaden (1961-64). 1964 wurde er an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg berufen. Auch dem Opernhaus von Essen und dem Staatstheater von Wiesbaden verbunden. Bei den Festspielen von Bayreuth sang er 1966-69 den Froh im »Rheingold«, 1967 den Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser« sowie einen der Edlen (und in einer Vorstellung auch die Titelpartie) in »Lohengrin«, 1967-70 einen der Gralsritter in »Parsifal«, 1968-70 den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« sowie den Hirten und den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, 1970-75 den Loge im »Rheingold«, 1970-71 und nochmals 1979 den Erik in »Der fliegende Holländer«, 1972-74 und 1977 den Tannhäuser, 1972 und 1975 den Siegmund in der »Walküre«, 1975 den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1975 und nochmals 1981 den Tristan (wobei er mit großem Erfolg für den erkrankten René Kollo einsprang). 1972 gastierte er in Turin, 1973 sang er an der Oper von Monte Carlo den Tristan, 1973-74 wurde er an der Oper von Rom als Parsifal gefeiert, 1973 bei der Sadler’s Wells Opera London als Tristan, 1973-77 an der Staatsoper von Wien (als Siegfried im Ring-Zyklus, als Tristan und als Parsifal in insgesamt 8 Vorstellungen), 1972 an der Grand Opéra Paris (als Tristan). Er gastierte auch in Brüssel, Lyon, Bordeaux und Straßburg, an den Staatsopern von Stuttgart, München und Hamburg, an der Deutschen Oper Berlin, am Stanislawski Theater in Moskau, an den Nationalopern von Budapest, Warschau und Zagreb, in Stockholm, Chicago, Genf (1967 als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, 1976-77 als Siegfried im Nibelungenring) und Zürich. 1988 Gastspiel an der Staatsoper Dresden als Herodes in »Salome« von R. Strauss. Er beherrschte ein sehr umfangreiches Bühnenrepertoire, aus dem hier noch der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Don Ottavio in »Don Giovanni«, der Idomeneo von Mozart, der Pylades in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, der Max im »Freischütz«, der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Alfredo in »La Traviata«, der Don Carlos von Verdi, der Alvaro in dessen »La forza del destino«, der Ismaele in »Nabucco«, der Herzog in »Rigoletto«, der Ägisth in »Elektra«, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« und der Kaiser in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, der Hermann in »Pique Dame«, der Pedro in »Tiefland« von d’Albert, der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Calaf in Puccinis »Turandot« und der Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg genannt seien. Bedeutende Karriere auch als Konzertsänger. Zu seinem 70. Geburtstag gab er in Wiesbaden ein Konzert mit Liedern und Opern-Ausschnitten. Er starb 2009 in Naurod bei Wiesbaden.
Leuchtkraft und Glanz der Stimme zeichnen auch seine Schallplatten aus; sie erschienen bei Philips (Froh im »Rheingold«), DGG (Erik in »Der fliegende Holländer«), Pergola (Querschnitt »Turandot« von Puccini), Eterna (Querschnitt »Otello« von Verdi), Mondo Musica (Kaiser in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss), Melodram (David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Bayreuth 1968).
1.4. Martha KUNIG-RINACH: 125. Geburtstag
Sie begann ihre Karriere als Operettensängerin und Schauspielerin 1916 am Residenztheater München. Sie setzte diese an anderen Theatern fort und war dann, zusammen mit ihrem Gatten, Dem Tenor Rudolf Kunig (1894-1951), 1938-44 am Münchner Volkstheater engagiert. Seit 1946 gehörte sie dem Ensemble der Theaters am Gärtnerplatz in München an, wo sie noch in Mütterrollen und in komischen Mezzosopranpartien auftrat. Sie betätigte sich auch als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk München. Sie starb 1993 in München.
1.4. Sergei RACHMANINOW: 150. Geburtstag
Er war das vierte von sechs Kindern aus der Ehe des Wassili Arkadjewitsch Rachmaninow und seiner Frau Ljubow Petrowna Butakowa. Die Ehefrau brachte Vermögen in Form von fünf Landgütern in die Ehe ein. Dem Vater, einem gutmütigen und geselligen Phantasten, fehlte jedoch jedes ökonomische Verständnis für eine Bewirtschaftung. Innerhalb von zehn Jahren führte er die Betriebe in den Ruin. Geldsorgen belasteten die Ehe schwer. Als 1882 auch das letzte Gut Oneg aufgegeben werden musste, zog die Familie nach Sankt Petersburg, wo sich die Eltern endgültig trennten. Den ersten Klavierunterricht erhielt der junge Rachmaninow mit vier Jahren von seiner Mutter, anschließend von einer Absolventin des Sankt Petersburger Konservatoriums. Sein Vater und sein Großvater waren zwar beide keine ausgebildeten Musiker, konnten aber in geselligen Runden auf Zuruf beliebte Melodien mit einer improvisierten Begleitung zum Besten geben. In Sankt Petersburg besuchte Rachmaninow das dortige Konservatorium und erhielt neben Klavierunterricht auch Unterricht in Musiktheorie und allgemeinbildenden Fächern. Die familiäre Situation blieb angespannt und belastete vor allem die Mutter. Rachmaninows Schwester Sofia starb an Diphterie, die Eltern trennten sich, Rachmaninow scheiterte bei der Abschlussprüfung in den Allgemeinfächern. Das Stipendium wurde ihm entzogen, und er musste das Konservatorium verlassen. Die ratlose Mutter wandte sich daraufhin an ihren Neffen Alexander Siloti, der gerade als neuer Stern am russischen Pianistenhimmel gefeiert wurde. Dieser hörte dem jungen Rachmaninow beim Klavierspiel zu und erkannte seine große, jedoch völlig unausgebildete Begabung. Daraufhin schlug Siloti vor, Rachmaninow die Klasse des Klavierpädagogen Nikolai Sergejewitsch Swerew (1832–97) am Moskauer Konservatorium besuchen zu lassen. Mit gerade einmal 100 Rubel – mehr konnte die Familie nicht aufbringen – wurde Sergei 1885 nach Moskau entlassen. Rachmaninow kam 1885 in Moskau an. Swerew ließ immer drei besonders begabte Schüler bei sich wohnen, und so fand Rachmaninow auf diese Weise eine Unterkunft. Swerew verlangte weder ein Entgelt noch ein Honorar für die Unterrichtsstunden, und er übernahm die Kosten für den Französisch- und einen Deutschlehrer. Im Gegenzug forderte er von seinen Schülern ein äußerst diszipliniertes Studium: Lob gab es intern allenfalls in Form billigender Kenntnisnahme, sobald jedoch Dritte anwesend waren, überschlug er sich in Anerkennung. 1888 wechselte Rachmaninow in die Fortgeschrittenenklasse seines Cousins Siloti. Zugleich widmete er sich verstärkt dem Fach Komposition. Da Rachmaninow aber im Hause Swerews keine Ruhe zum Komponieren fand – ständig übte einer der anderen Schüler am Klavier –, kam es zwischen ihm und seinem Gönner zum Bruch. In der Folge nahm ihn Warwara Satina, die Schwester seines Vaters, zu sich. Auch deren Söhne und Töchter, im gleichen Alter wie Rachmaninow, kamen mit dem neuen Gast gut zurecht (er und Natalja heirateten später). Silotis Entschluss, seine Lehrtätigkeit am Moskauer Konservatorium wegen institutsinterner Konflikte aufzugeben, bestärkte Rachmaninow darin, das Studium unverzüglich abzuschließen. In der Abschlussprüfung im Fach Klavier im Mai 1891 spielte er unter anderem Beethovens Waldstein-Sonate und die Sonate in b-Moll von Chopin. Im Fach Komposition war ihm aufgegeben, eine einaktige Oper zu schreiben – so entstand Aleko, eine Geschichte im „Zigeunermilieu“ mit Liebe, Leidenschaft und Tod ganz im Stil der Cavalleria rusticana. Die Prüfungskommission war von dem Ergebnis so begeistert, dass sie ihm hierfür die „Große Goldmedaille“ verlieh. Das Stück wurde am 27. April 1893 im Bolschoi-Theater uraufgeführt. Dies brachte ihm nicht nur große Presseresonanz, sondern auch auswärtige Einladungen ein. Schon vor Aleko hatte Rachmaninow das 1. Klavierkonzert in fis-Moll komponiert, dem er die Opuszahl 1 gab: Im März 1892 hatte er den Kopfsatz im Rahmen eines Konservatoriumskonzerts gespielt und damit Begeisterungsstürme entfacht. Im Sommer 1893 vollendete er die sinfonische Dichtung Der Fels und die seinem großen Vorbild Pjotr Tschaikowski gewidmete Suite für zwei Klaviere op. 5. Tschaikowski fühlte sich geehrt, witzelte, er habe in diesem Sommer „nur eine kleine Sinfonie“ zustande gebracht (es war die Pathétique), und sagte den Besuch einer Aufführung im Herbst zu. Wegen Tschaikowskis plötzlichen Todes kam es aber nicht mehr dazu. Erschüttert von dieser Nachricht komponierte Rachmaninow das Trio élégiaque Nr. 2 – „dem Andenken eines großen Künstlers gewidmet“. Der Erfolg verleitete Rachmaninow zu einem aufwendigen Lebensstil, der seine Rücklagen rasch aufzehrte. Er hatte in Karl Gutheil zwar einen treuen Verleger in Moskau, der alles veröffentlichte, was Rachmaninow niederschrieb, trotzdem verschärften sich seine finanziellen Probleme. Er versuchte, nebenbei Klavierstunden zu geben, war aber pädagogisch unbegabt. Weil ihm das Reisen verhasst war, brach er eine Konzerttournee durch mehrere Städte Russlands ab, obwohl diese einträglich hätte sein können. Zur gleichen Zeit fiel auch seine 1. Sinfonie in d-Moll bei Kritikern und Publikum durch: Uraufgeführt am 15. März 1897 in Sankt Petersburg unter der Leitung von Alexander Glasunow, stieß das Werk beim Publikum auf Ablehnung, der Kritiker César Cui fühlte sich beim Hören gar an eine Programmsymphonie zum Thema „Sieben ägyptische Plagen“ erinnert. Glasunow, der weder Rachmaninow noch seine 1. Sinfonie mochte, gab später im privaten Kreis zu, das Werk bei der Uraufführung im betrunkenen Zustand dirigiert zu haben. Rachmaninow, der von sich aus nicht gerade eine Frohnatur war, sondern eher eine Tendenz zur Schwermütigkeit hatte, geriet durch die vernichtende Kritik in eine tiefe Schaffenskrise und nachfolgende Depressionen, die durch die ablehnende Haltung Lew Tolstois gegenüber seiner Musik während eines Privatkonzerts verstärkt wurde. Er komponierte nicht mehr, sondern arbeitete stattdessen zeitweilig als Dirigent an der Moskauer Russischen Privatoper. Der Familie Satin gelang es schließlich, ihn dazu zu überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Hilfe fand Rachmaninow bei einem der russischen Pioniere auf dem Gebiet der Psychiatrie, Nikolai Dahl, dem es gelang, ihm sein Selbstvertrauen zurückzugeben. Dahl behandelte seinen berühmten Patienten mittels Hypnose. Rachmaninow begann mit der Arbeit an seinem 2. Klavierkonzert op. 18 in c-Moll, das heute zu den bekanntesten Konzerten der Spätromantik zählt, und widmete es aus Dankbarkeit seinem Arzt. Fertiggestellt waren zunächst der 2. und der 3. Satz, Rachmaninow spielte sie im Herbst 1900 vor Publikum. Den Kopfsatz komponierte er anschließend zügig. Am 27. Oktober 1901 wurde das gesamte Werk unter der Leitung von Alexander Siolti und mit Rachmaninow am Klavier uraufgeführt. Am 29. April 1902 heiratete Rachmaninow seine Cousine Natalja Alexandrowna Satina. Sie war Klavierschülerin am Moskauer Konservatorium gewesen, hatte Verständnis für seinen Wunsch nach Entfaltung als Komponist und unterstützte ihn nach Kräften. Aus der Ehe gingen die Töchter Irina und Tatjana hervor. Im Jahre 1904 nahm Rachmaninow eine neue Herausforderung an: Er wurde Dirigent am Bolschoi-Theater. Zwei Jahre sollte diese Tätigkeit dauern. Unter seiner Leitung wurden gleich neue Regeln eingeführt: Das Dirigentenpult, das seine Vorgänger – aus welchen Gründen auch immer – neben den Souffleurkasten platziert hatten, verfrachtete er zurück in den Orchestergraben. Außerdem verfügte er, dass Instrumentengruppen während einer Aufführung nicht einfach „abtauchten“, wenn sie über längere Passagen nichts zu tun hatten – das traf vor allen Dingen die Blechbläser, die gern den Orchestergraben während der Zeit ihrer Nichtbeanspruchung verließen. Mit seinem harten Durchgreifen war Rachmaninow erfolgreich, und die Besprechungen seiner Aufführungen waren in der Presse sehr positiv: Ab 1906 und in den zwei Folgejahren verbrachte die Familie Rachmaninow die Wintermonate in Dresden. Rachmaninow würdigte das musikalische Kapital der Stadt wie der Region überhaupt, die Arbeit an neuen Kompositionen verband er mit Besuchen der Semperoper und des Leipziger Gewandhauses. Am Trachenberger Platz erwarb er das große Mehrfamilienhaus Trachenberger Straße 23, für das er bis in die 1990er Jahre als Eigentümer, Wohnsitz: New York, eingetragen war. In Dresden entstanden die 2. Sinfonie op. 27, die 1. Klaviersonate op. 28 und die sinfonische Dichtung Die Toteninsel op. 29. Das gleichnamige Gemälde von Arnold Böcklin hatte er als Schwarz-Weiß-Druck gesehen; als er es später im Original zu Gesicht bekam, notierte er: „Ich war von der Farbe des Gemäldes nicht besonders bewegt. Hätte ich das Original zuerst gesehen, hätte ich Die Toteninsel womöglich nicht geschrieben.“ Auch der Klaviersonate lag gedanklich ein „Programm“ zugrunde, aber Rachmaninow wollte sie ausdrücklich nicht als Programmmusik verstanden wissen. Die Inspiration entstammt Goethes Faust, Rachmaninow hatte bei den einzelnen Themen der Sonatensätze Faust, Gretchen und Mephistopheles vor Augen. 1909 kehrte Rachmaninow dauerhaft nach Russland zurück; er folgte einem Ruf als Vizepräsident und Dirigent der Russischen Musikgesellschaft. Im selben Jahr bereitete er sich intensiv auf eine Tournee durch die Vereinigten Staaten vor. Zu diesem Zweck komponierte er sein 3. Klavierkonzert in d-Moll, ein Konzert, das ähnlich große Popularität wie das zweite erlangt hat. Die exorbitante Virtuosität dieses Konzerts war selbst Rachmaninow nicht geheuer; noch auf der Überfahrt nach Amerika übte er daran mit Hilfe einer stummen Klaviatur. Die Auftritte in den USA konnte er als Erfolg verbuchen, auch wenn er persönlich vom amerikanischen Publikum enttäuscht war und nicht verstehen konnte, dass sie ihn auf den Komponisten des berühmten Cis-Moll-Präludiums reduzierten (eines Klavierstücks übrigens, von dem Rachmaninow finanziell nichts hatte, da er sich die Urheberrechte daran nicht hatte sichern lassen). 1910 begann sich die russische Musikszene zu spalten. Eine Gruppe um den Komponisten Alexander Skrjabin propagierte neue Wege der Tonalität und darüber hinaus. Rachmaninow konnte dem nichts abgewinnen. Auch unter den Musikkritikern verhärteten sich die Fronten. Über Rachmaninow schrieb Wjatscheslaw Karatygin: „Das Publikum vergöttert Rachmaninow, weil er den durchschnittlichen Spießergeschmack trifft.“ Dass Rachmaninow zeitlebens an der Tradition eines tonalen Kompositionsstils festgehalten hat, ist ihm oft vorgehalten worden. Viele bezeichneten ihn als den „letzten Romantiker“. Anhänger und Verteidiger der „Schönberg-Schule“, vor allem Theodor W. Adorno, haben die Werke Rachmaninows einer oft vernichtenden Kritik unterzogen. So betrachtet Adorno das cis-Moll-Präludium als ein plakatives Schaustück, mit dem Dilettanten Kraft und Virtuosität vortäuschen könnten. „Diesen Kindertriumph hält das Präludium für infantile Erwachsene fest“ (Musikalische Warenanalysen). Auch Komponisten, die weiterhin überwiegend in einer mehr oder weniger erweiterten bzw. eigen interpretierten Form von Tonalität komponierten, wie z. B. Igor Strawinski und Richard Strauss, äußerten sich kritisch zu Rachmaninows Musik. Rachmaninow und Alexander Skrjabin, beide fast gleich alt, kannten sich schon aus der Konservatoriumszeit. Sie waren zwar keine guten Freunde, aber auch nicht miteinander verfeindet. Mit den Neuerungen in Sachen Tonalität wurden sie allerdings zunehmend zu Konkurrenten. Gegenseitige Provokationen blieben nicht aus. So soll sich Skrjabin vor einer gemeinsamen Aufführung seines eigenen Klavierkonzertes mutwillig betrunken haben, um zu überprüfen, wie es um Rachmaninows Dirigierfähigkeiten bestellt sei, wenn Skrjabin nicht mehr korrekt Klavier spielen konnte und sogar Passagen vergaß. Umgekehrt machte Rachmaninow sich über Skrjabins moderne Musikauffassung lustig. Während einer Verlagsbesprechung stieß er auf die noch unveröffentlichte Partitur des Prometheus (in dem Orchesterwerk ist unter anderem ein von Skrjabin erfundenes Farbenklavier vorgesehen), setzte sich mit den Noten sogleich an den Flügel und begann zu spielen, hielt unvermittelt inne und fragte den anwesenden Skrjabin spitz, was das denn jetzt für eine Farbe an dieser Stelle sei. Skrjabin fühlte sich nicht verstanden und reagierte äußerst gereizt. Gleichwohl zeigte sich Rachmaninow über Skrjabins frühen Tod 1915 tief betroffen und spielte eine ganze Tournee mit Skrjabins Werken. Bei seiner Interpretation von Skrjabins Klavierstücken kamen aber sogar Nicht-Anhänger des Skrjabin-Lagers ins Grübeln. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges war Russland vom restlichen Europa abgeschnitten. Rachmaninows Tourneen durch Europa waren schlagartig beendet, er konzertierte nur noch in Russland. Die Inflation beherrschte das Leben. Als Rachmaninow mit seiner Familie auf das Landgut Iwanowka bei Uwarowo im damaligen Gouvernement Tambow flüchtete (der Besitz kam mit seiner Frau in die Ehe; heute Rachmaninow-Museum), gab es bereits ernstzunehmende Gerüchte über Gewalttaten an Gutsbesitzern. Die Wirren der Oktoberrevolution verbrachten die Rachmaninows völlig verängstigt in Moskau. Als Rachmaninow eine Einladung zu einem Konzertauftritt in Schweden bekam, zögerte er keine Sekunde. Er verließ noch vor Weihnachten 1917 mit seiner Familie Russland. Dass es für immer sein sollte, wusste er damals nicht. Nach Auftritten in Schweden und Dänemark erhielt Rachmaninow mehrere Angebote als Dirigent in den USA. Doch entschied er sich gegen eine verpflichtende Angestelltenposition und für die freie Arbeit als Pianist. Er wurde zu einem der begehrtesten und bestbezahlten Klaviervirtuosen seiner Zeit. Andere Russen wie z. B. Siloti hatten vergeblich versucht, in Amerika Fuß zu fassen, Rachmaninow wurde als Star gefeiert. Akklimatisiert hat er sich nicht. Wie viele Exilanten lebte er mit seiner Familie zurückgezogen, sein Englisch blieb miserabel. Seine Vermögensverhältnisse gestatteten ihm einen luxuriösen Lebensstil, alle Hausangestellten waren Russen. Erst in seinem Todesjahr erwarb Rachmaninow die amerikanische Staatsbürgerschaft, motiviert von dem Wunsch, seiner Familie Probleme in Erbschaftsangelegenheiten zu ersparen. Rachmaninows Kompositionstätigkeit war mit dem Exil ab 1917 zunächst völlig zum Erliegen gekommen; die Inspiration Russlands fehlte. Das letzte dort entstandene große Werk war der zweite Band der Etudes-tableuax op. 39 (1916). 1919-25 komponierte er lediglich einige kürzere Bearbeitungen fremder Werke, am bekanntesten sind Liebesleid und Liebesfreud nach Fritz Kreisler. 1925-28 entstand das 4. Klavierkonzert op. 40, das aber auf Skizzen basieren könnte, die bereits im Jahr 1914 auf Iwanowka entstanden waren. Auch die drei Orchesterlieder op. 41 (1926) enthielten keine neuen eigenen Themen, da sie auf russischen Volksliedern basieren. Weil ihnen der Abschied von der ländlichen Idylle auf Iwanowka, der Abschied von europäischen Gepflogenheiten so schwergefallen war, sehnten sich die Rachmaninows nach dem alten Europa zurück. Schließlich erwarb Rachmaninow 1930 in der Schweiz ein Ufergrundstück in Hertenstein LU in der Gemeinde Weggis am Virwaldstättersee. Die Villa, die er dort errichten ließ, nannte er Senar (= Sergej + Natalja Rachmaninow). Dort verbrachte Rachmaninow viele Sommermonate und fand endlich zum Komponieren zurück. Es entstanden zunächst zwei Variationenwerke über fremde Themen von Corelli und Paganini (op. 43, 1934). Insbesondere in letzterem Werk findet sich wieder der typisch Rachmaninowsche melodische Erfindungsreichtum, der in der 18. Variation kulminiert. Der Erfolg dieses Werkes beim Publikum ermutigte Rachmaninow, sich an seine dritte Symphonie zu wagen (1935/36). Deren lauwarme Aufnahme schreckte Rachmaninow (im Gegensatz zu seiner ersten Symphonie Jahrzehnte zuvor) nicht mehr: Schließlich verlor er auch die neue Schweizer Heimat mit Beginn des Zweiten Weltkriegs. Sein letztes Werk entstand 1940 in Huntington auf Long Island, die Sinfonischen Tänze. Dieses Werk mit seinem ursprünglich autobiographischen Programm sollte Rachmaninows letztes sein, in den letzten drei Jahren seines Lebens bearbeitete er nur noch ein Tschaikowski-Wiegenlied für Klavier sowie erneut sein 4. Klavierkonzert. 1942 erwarb Rachmaninow ein Grundstück in Beverly Hills, 610 North Elm Drive. Die Konzertreisen in den 30er Jahren hatten ihre Spuren bei ihm hinterlassen, mehr noch sein Zigarettenkonsum. Das Ende kam schnell, Rachmaninow verstarb 1943 kurz vor seinem 70. Geburtstag in Beverly Hills an Krebs. Sein Wunsch, in Moskau auf dem Nowodewitschi-Friedhof beerdigt zu werden – dort liegen auch Dmitri Schostakowitsch, Alexander Skrjabin, Sergei Tanejew und Anton Tschechow –, ging nicht in Erfüllung. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Kensico-Friedhof in Valhalla (New York), wunschgemäß an der Seite seiner Gattin und seiner Tochter. 2015 unternahm der Kulturminister Russlands, Wladimir Medinski, einen erneuten Vorstoß, die Urne in die Rachmaninow-Gedenkstätte nach Nowgorod überführen zu lassen.
1.4. Adele FOCHI: 175. Geburtstag
Biographie der italienischen Sopranistin auf Italienisch: https://www.lacasadellamusica.it/vetro/pages/Dizionario.aspx?ini=F&tipologia=1&idoggetto=632&idcontenuto=1287
2.4. Fritz UHL: 95. Geburtstag
1947 begann er seine Ausbildung bei Elisabeth Rado in Wien. Er war auch Schüler von Ferdinand Grossmann in Wien. Bereits während seiner Studienzeit nahm er an einer Holland-Tournee mit einer Operetten-Truppe teil. 1952 debütierte er am Theater von Leoben als Faust von Gounod und war dann 1952-53 am Opernhaus von Graz engagiert. Von dort kam er für die Spielzeit 1953-54 an das Stadttheater von Luzern und war 1954-56 am Stadttheater von Oberhausen, 1956-58 am Opernhaus von Wuppertal tätig. Hier begann er, Partien für Heldentenor zu singen und wurde dann namentlich als Wagner-Interpret bekannt. Seit 1956 Mitglied der Staatsoper von München. Durch Gastspielverträge war er den Staatsopern von Wien (Debüt 1960 als Erik in »Der fliegende Holländer«, bis 1975 in insgesamt 116 Vorstellungen als Parsifal, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Herodes in »Salome«, als Aegisth in »Elektra« von R. Strauss, als Florestan in »Fidelio«, als Tambourmajor in »Wozzeck« von A. Berg, als Siegmund in der »Walküre«, als Novagerio in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Sergej in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Elemer in »Arabella« von R. Strauss, als Robespierre in »Dantons Tod« von G. von Einem, als Loge im »Rheingold«, als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte«, als Alwa in »Lulu« von A. Berg und als Stewa in »Jenufa« von Janácek aufgetreten) und Stuttgart verbunden. Bei den Festspielen von Bayreuth trat er 1957-58 als Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1957-59 als Melot in »Tristan und Isolde«, 1958 als einer der Gralsritter in »Parsifal« und als Loge, 1959-61 als Erik und 1961-64 als Siegmund auf. Bei den Festspielen von Salzburg gastierte er 1968 als Florestan und 1971-72 als Tambourmajor. Er gastierte auch an der Wiener Volksoper (u.a. 1975 als Gringoire in »Notre Dame« von Fr. Schmidt und 1981 als Skuratow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«), am Teatro Colón Buenos Aires, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Grand Opéra Paris, in Nizza, Straßburg, Lyon und Toulouse, an den Opern von Stockholm, Amsterdam, Mexico City, Barcelona, Lissabon, Zagreb und San Francisco (1961 als Walther von Stolzing und als Florestan), beim Maggio Musicale von Florenz und an der Londoner Covent Garden Oper, an der er 1963 als Walther von Stolzing auftrat. In der Spielzeit 1961-62 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Max im »Freischütz«. 1962 sang er in Osaka den Herodes in »Salome« von Richard Strauss in der japanischen Erstaufführung dieser Oper. 1976 wirkte er am Landestheater von Linz/Donau in der Uraufführung der Oper »Der Aufstand« von Helmut Eder mit, 1976 an der Staatsoper von München in der Uraufführung der Oper »Die Versuchung« von Josef Tal, 1985 am gleichen Haus in der von H. Sutermeisters Oper »Le roi Béranger«. Bereits 1969 hatte er in München an der Uraufführung von Ján Cikkers »Das Spiel von Liebe und Tod« teilgenommen. 1989 sang er in München nochmals den Pfeifer des Grafen in »Mathis der Maler« von P. Hindemith. Er war bis 1995 Mitglied der Staatsoper München. Seit 1981 Professor am Konservatorium der Stadt Wien. Er starb 2001 in München (nach langer Krankheit).
Aufnahmen auf Decca (»Tristan und Isolde«), Philips (»Der fliegende Holländer«), DGG (»Elektra«, »Antigonae« von C. Orff), Westminster (Loge in »Das Rheingold«), MRF (»Notre Dame« von F. Schmidt), Orfeo (Novagerio in »Palestrina« von H. Pfitzner; Hermes in »Prometheus« von C. Orff, München 1975). Auch Aufnahmen auf Vox.
2.4. Alain VANZO: 95. Geburtstag
Bis zu seinem 15. Lebensjahr sang er in einem Kirchenchor in Monaco. Nach seinem Militärdienst trat er anfänglich in Music Halls und mit Unterhaltungsliedern auf. Er wurde durch die Pädagogin Rolande Dracoeur in Paris auf die seriöse Sängerlaufbahn vorbereitet. 1954 wurde er Sieger im Gesangwettbewerb von Cannes. Er kam dann an die Grand Opéra von Paris, wo er in den Jahren 1954-57 kleinere Rollen übernahm (seine erste Partie war 1954 ein Pirat in »Oberon« von Weber) und u.a. 1955 in der Uraufführung der Oper »Numance« von Henri Barraud mitwirkte. 1956 trat er an der Grand Opéra Paris als Herzog in »Rigoletto« und an der Opéra-Comique als Gérald in »Lakmé« von Delibes auf. Damit begann eine große Karriere des Tenors an diesen beiden Häusern. An der Grand Opéra trat er bis 1984 u.a. als Des Grieux in »Manon« von Massenet, als Sänger im »Rosenkavalier«, als Faust von Gounod und als Werther von Massenet auf, an der Opéra-Comique bis 1983 u.a. als Werther und als Don José in »Carmen«. Er gastierte auch an Theatern in der französischen Provinz und in Belgien. Er sang dabei Partien wie den Mylio in »Le Roi d’Ys« von Lalo, den Rodolfo in »La Bohème«, den Benvenuto Cellini in der gleichnamigen Oper von H. Berlioz und weitere Rollen in Opern von Donizetti, Verdi und Puccini. 1957 hatte er in Paris einen sensationellen Erfolg als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« mit der berühmten Primadonna Maria Callas als Partnerin. Seitdem gehörte er zu den führenden Tenören in Frankreich. 1960 sang er in Paris erneut den Edgardo, jetzt als Partner von Joan Sutherland. 1965 trat er zusammen mit Montserrat Caballé in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Lucrezia Borgia« auf. 1973 Gastspiel mit dem Ensemble der Grand Opéra Paris in den USA (u.a. auch im Haus der Metropolitan Oper New York), wobei er vor allem als Faust von Gounod auftrat. Er gastierte am Opernhaus von Frankfurt a.M. und beim Wexford Festival. An der Londoner Covent Garden Oper gastierte er 1961 als Edgardo, 1963 als Rodolfo. Er trat gastweise am Gran Teatre del Liceu von Barcelona auf, 1961 am Teatro San Carlos von Lissabon. Er war auch als Gast an den Opern von Brüssel und Lüttich, an der Wiener Staatsoper (1966 als Rodolfo), bei den Festspielen von Aix-en-Provence und Edinburgh, an den Opern von Monte Carlo, Montreal und San Francisco (1970 als Faust von Gounod) zu hören. 1983 sang er im Wiener Konzerthaus den Faust in »La damnation de Faust« von H. Berlioz (in einer konzertanten Aufführung). 1985 hatte er nochmals einen besonderen Erfolg, als er an der Grand Opéra den Titelhelden in Meyerbeers »Robert le Diable« vortrug. Im letzten Abschnitt seiner Bühnenkarriere trat er an den großen französischen Provinztheatern von Lille bis Marseille, von Avignon bis Nantes und bei den Festspielen von Aix-en-Provence auf. Auch als Konzertsänger angesehen. Er komponierte selbst Lieder, eine Operette »Le Pêcheur d’étoiles« (uraufgeführt 1972 in Lille) und eine Oper »Le Chouans« (Uraufführung Avignon, 1982). Er starb 2002 in Gournay-sur Marne.
Schallplatten: Sang auf Decca in einer vollständigen Aufnahme von »Lakmé« den Gérald als Partner von Joan Sutherland, Schallplatten mit Opernarien auf Véga. Weitere Aufnahmen bei Philips-Véga (vollständige Oper »Rigoletto«, Querschnitte »Manon« von Massenet, »Faust« von Gounod), CBS (»Mignon« von Thomas, »La Navarraise« von Massenet), Philips (»Les pêcheurs de perles« von Bizet), HMV (»Mireille« von Gounod), Rodolphe Records (»Sapho« von Gounod), Le Chant du monde (»Mireille« von Gounod, »Don Procopio« von Bizet, »Le Jogleur de Notre Dame« und »La Navarraise« von Massenet, »Le Roi d’Ys« von Lalo), DPV (Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, »La Bohème« von Leoncavallo, Titelheld in »Andrea Chénier« von Giordano), Bella Voce (»Roméo et Juliette« von Gounod, Ausschnitte aus »Les pêcheurs de perles«), Gala (Roméo in Ausschnitten aus »Roméo et Juliette« von Gounod, Monte Carlo 1976) und Erato (»Pénélope« von Gabriel Fauré).
2.4. Yolanda MĂRCULESCU: 100. Geburtstag
Biographie der rumänischen Sopranistin auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Yolanda_Marculescu
2.4. Wladimir PUCHALSKI: 175. Geburtstag
Schon als Kind spielte er Violine und Klavier. Als Stanislaw Moniuszko nach Minsk kam, hörte er den Jungen an und lobte ihn. Puchalski studierte am Sankt Petersburger Konservatorium in Theodor Lescheitzkys Klavier-Klasse und dazu Musiktheorie und Komposition bei Julius Johannsen und Nikolai Saremba. 1874 schloss er das Studium ab und lehrte dann dort. 1876 ging Puchalski nach Kiew und lehrte an der Kiewer Musikhochschule. 1877 wurde er Mitglied der Direktion der Kiewer Musikgesellschaft mit der Verantwortung für die Programme der Sinfonie- und Kammermusikabend (bis 1888). 1909 wurde er Ehrenmitglied der Kiewer Abteilung der Kaiserlich-Russischen Musikgesellschaft (IRMO). 1913 wurde das Kiewer Konservatorium abgespalten mit Puchalski als erstem Direktor. Zur feierlichen Eröffnung wurde Puchalskis Hymne an die Musik aufgeführt. Er leitete dann die Klavier-Klasse. Puchalski konzertierte als Pianist mehr als 30 Jahre lang. Er komponierte 1883 ein d-Moll-Klavierkonzert, das er sehr häufig spielte, zuletzt in Rostow am Don unter Reinhold Glière. Er schuf die Oper Waleria, Romanzen, Etüden und andere Stücke für Klavier. Zu seinen Schülern gehörten Vladimir Horowitz und dessen Schwester Regina Horowitz, Leonid Nikolajew, Julius Isserlis, Anna Danilowa Artobolewskaja, Boleslaw Jaworskyi und Arnold Alschwang. Damit gilt Puchalski als Gründer der Kiewer Pianistenschule. Er starb 1933 in Kiew.
3.4. Kerstin MEYER: 95. Geburtstag
Ihre Familie war ursprünglich polnischer Abkunft. Sie begann ihr Gesangstudium mit 14 Jahren, mit 16 kam sie in die Opernklasse des Königlichen Konservatoriums Stockholm und wurde Schülerin von Arne Sunnegard, Adelaide von Skilondz und Britta von Vegesack; weitere Studien in Mailand, Wien und New York bei Erik Werba, Giorgio Favaretto und Paola Novikova. 1952 debütierte die Künstlerin an der Königlichen Oper Stockholm als Azucena und hatte ihren ersten großen Erfolg bald darauf als Carmen. Sie war 1952-62 und wieder seit 1969 regelmäßiges Mitglied der Königlichen Oper Stockholm, der sie während ihrer ganzen Karriere verbunden blieb. Sie trat dort in einer Anzahl von schwedischen Erstaufführungen auf: 1958 als Didon in »Les Troyens« von Berlioz, 1959 als Bradamante in »Alcina« von Händel, 1961 als Türkenbaba in »The Rake´s Progress« von Strawinsky, 1969 als Eurilla in »Il pastor fido« von Händel, 1972 als Syphax in »Scipio Africanus« von Cavalli, 1976 als Claire Zachanassian im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem, 1977 als Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg. Am 24.5.1970 wirkte sie dort als Marcela in der Uraufführung der Oper »Hus med dubbel ingang« von Hilding Rosenberg mit. 1953 Gastspiel an der Oper von Rom. Sie sang 1956 in den Ring-Aufführungen am Teatro Fenice Venedig, 1957 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Seit 1957 war sie bei den Festspielen im Barock-Theater von Drottningholm zu hören. Es folgten Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1957-82 als Eboli, als Claire Zachanassian und als Principessa in »Suor Angelica« von Puccini in insgesamt 18 Vorstellungen), in München und Kopenhagen. Bei den Festspielen von Salzburg sang sie 1957 die 1. Magd in »Elektra« von R. Strauss, 1958 die Kartenaufschlägerin in »Arabella«, 1958, 1972 und 1976 die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, außerdem trat sie dort 1957 in Konzerten (in Haydns Pauken-Messe und im Mozart-Requiem) auf. Am 6.8.1966 wirkte sie dort in der Uraufführung der Oper »Die Bassariden« von H.W. Henze als Venus (Agaue) mit. In den Jahren 1958-60 und 1964-69 gehörte sie der Staatsoper Hamburg als Ensemblemitglied an, wo man sie zumal als Wagner-Sängerin bewunderte, und wo sie 1966 in der Uraufführung der Oper »Die Heimsuchung« (»The Visitation«) von Gunther Schuller, 1969 in der der Oper »Die Reise« des schwedischen Komponisten Lars Johan Werle mitwirkte. 1959 unternahm sie eine Nordamerika-Tournee. 1959 gastierte sie am Gran Teatre del Liceu von Barcelona und in Vancouver. Beim Edinburgh Festival gastierte sie 1959 anlässlich eines Gastspiels der Stockholmer Oper als Fricka wie als Rossweisse in der »Walküre«, als Maddalena in »Rigoletto« und als Ulrica in Verdis »Maskenball«, 1963 bei einem Gastspiel der English Opera Group als Lucretia in B. Brittens »The Rape of Lucretia« und 1974 mit dem Ensemble der Stockholmer Oper als Kostelnicka in Janáceks »Jenufa«. 1959-64 war sie Mitglied der Deutschen Oper Berlin; hier wirkte sie am 22.9.1960 in der Uraufführung der Oper »Rosamunde Floris« von Boris Blacher mit. An der Covent Garden Oper London sang sie seit 1960 Partien wie die Didon in »Les Troyens« von Berlioz, den Octavian im »Rosenkavalier« und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss. 1960-63 sang sie sehr erfolgreich an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Carmen). Sie trat an diesem Haus in insgesamt 16 Vorstellungen auch als Orpheus von Gluck und als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss auf. Bei den Festspielen von Glyndebourne war sie 1961 als Carolina in der englischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Elegy for Young Lovers«, 1962 als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, 1964 als Ottavia in Monteverdis »L’Incoronazione di Poppea«, 1970-71 als Frau Zastrow in der Uraufführung der Oper »The Rising of the Moon« von Nicholas Maw, 1973-74 als Claire Zachanassian sowie 1973 und 1976 als Clairon in »Capriccio« von R. Strauss zu erleben. 1961 gastierte sie am Teatro Colón Buenos Aires, 1962 an der Oper von San Francisco (als Octavian, als Meg Page in »Falstaff« von Verdi, als Siebel in »Faust« von Gounod, als Marquise de Berkenfield in »La fille du régiment« von Donizetti und als Türkenbaba). Bei den Festspielen von Bayreuth hörte man sie 1962-64 als Brangäne in »Tristan und Isolde«, 1965 als Wellgunde im Nibelungenring (in der »Götterdämmerung« zusätzlich auch als Waltraute). Am 24.3.1963 wirkte sie in Venedig in der Uraufführung von H.W. Henzes »Novae de infinito Laudes« mit. An der Mailänder Scala gastierte sie 1968 als Agaue in der italienischen Erstaufführung von H.W. Henzes »Die Bassariden«, 1969 als Orfeo in Glucks »Orfeo ed Euridice« und 1972 als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss. Bei den Salzburger Osterfestspielen sang sie 1974-75 die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1974 gastierte sie beim Festival von Aix-en-Provence als Kostelnicka und an der Grand Opéra Paris als Marcellina in »Le nozze di Figaro«. 1979 gastierte sie bei der Scottish Opera Glasgow als Kabanicha in Janáceks »Katja Kabanowa«. Als ihre Glanzrolle galt die Titelrolle in »Carmen« von Bizet, die sie im Verlauf ihrer Karriere mehr als 200mal gesungen hat. 1963 wurde sie zur schwedischen Hofsängerin ernannt, 1963 Mitglied der Stockholmer Musikakademie, 1975 Verleihung des Ordens »Litteris et artibus«. Ihr Interesse für das zeitgenössische Opernschaffen bewies die auch als große Darstellerin geschätzte Altistin durch ihr Auftreten in Uraufführungen moderner Opern: 1959 in »Der rote Stiefel« von H. Sutermeister (Oper von Stockholm), 1967 »Arden muss sterben« von Goehr (Hamburg), 1968 »Hamlet« von Searle (Hamburg), 1975 »Le Grand Macabre« von György Ligeti (Stockholm). Weltweit gerühmte Konzert- und Oratorienaltistin. 1984 wurde sie Leiterin der Musikdramatischen Schule Stockholm. Sie starb 2020 in Stockholm-Enskede.
Lit.: B. Berthelson: »Kerstin Meyer. hamtan i stora värdle« (Stockholm, 1969).
Schallplatten der Marken HMV, Columbia (Annina im »Rosenkavalier«), Electrola, BBC Records (Altsolo in der 3. Sinfonie und in der 8. Sinfonie von G. Mahler), Bella Voce (Principessa in »Suor Angelica«). Auf Cetra kam eine Salzburger »Elektra« von 1957 heraus, in der sie die 1. Magd singt, auf Columbia Liedaufnahmen, auf Decca »Oedipus Rex« von Strawinsky, auf HMV »Lulu« von A. Berg, auf BIS Maddalena in Verdis »Rigoletto« (Stockholm, 1959).
3.4. Umberto BORSÒ: 100. Geburtstag
Er verbrachte seine Jugendzeit in Pisa und war dort Schüler von Liliana Bardelli, später von Vera Amerighi Rutili und von Melchiorre Vidal in Rom und Mailand. Debüt 1952 in Spoleto als Alvaro in »La forza del destino«. 1953 trat er an der Oper von Rom als Giasone in »Medea« von Cherubini auf und sang im gleichen Jahr dort auch in der Uraufführung der Oper »Medea« von Pietro Canonica. Er war seitdem während vieler Jahre an diesem Haus zu hören. 1956 sang er bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, 1958-61 den Radames in »Aida«, 1961 den Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, 1965 nochmals den Radames, 1959 bei den Festspielen von Verona den Alvaro. 1963 sang er als Antrittsrolle an der Mailänder Scala den Manrico im »Troubadour«; er sang dort auch 1964 den Manrico sowie den Turiddu. In den Jahren 1955 und 1971-72 war er in Australien zu Gast, 1953-73 gastierte er oftmals in Amsterdam, 1966 in Rotterdam, 1966 auch in Brüssel. An der Staatsoper Wien hörte man ihn 1963 als Turiddu und 1969 als Alvaro; er gastierte in Berlin und Zürich (1957), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, an der Oper von Kairo (1954, 1958-59), am Opernhaus von Philadelphia (1961 als Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, 1968 als Radames), Havanna, am Bolschoi Theater Moskau (1964 als Manrico, 1968 als Alvaro), in Köln (1970) und Hamburg (1970) sowie bei den Festspielen von Wiesbaden (1967). Bereits 1962 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Alvaro; er sang dort im gleichen Jahr in insgesamt 6 Vorstellungen auch den Enzo, den Radames, die Titelrolle in »Andrea Chénier« von Giordano und den Canio im »Bajazzo«. Weitere Gastspiele an den führenden italienischen Opernhäusern, an der Oper von Boston, in New Orleans, Belgrad und Zagreb. Nach Abschluss seiner Bühnenkarriere Pädagoge in Rom, wo er 2018 starb.
Schallplatten: Fono (Titelrolle in »Il piccolo Marat« von Mascagni). Sang auf Remigton den Radames in einer vollständigen »Aida«-Aufnahme und den Des Grieux in Puccinis »Manon Lescaut«.
4.4. Christopher DOIG: 75. Geburtstag
Er begann sein Musik- und Gesangstudium in seiner neuseeländischen Heimat und war dann an der Wiener Musikakademie Schüler des großen Tenors Anton Dermota. 1977-80 gehörte er zum Ensemble der Wiener Staatsoper (Debüt als Giuseppe in »La Traviata«), an der er in insgesamt 140 Vorstellungen 29 Partien sang, u.a. den Jaquino in »Fidelio«, den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, den Elemer in »Arabella« von R. Strauss, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Dr. Cajus in Verdis »Falstaff«. 1980-84 war er am Landestheater von Linz (Donau) engagiert. Hier verlegte er sich mehr auf das lyrische Repertoire und sang Partien wie den Tamino in der »Zauberflöte«, den Don Ottavio in »Don Giovanni«, den Lyonel in Flotows »Martha«, den Fenton in »Falstaff« von Verdi, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore« und den Herzog in »Rigoletto«. Er gastierte 1984 als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss an der Mailänder Scala; 1980 und 1983 trat er bei den Festspielen von Salzburg in konzertanten Aufführungen von »Die sieben Todsünden« von K. Weill und »Dantons Tod« von G. von Einem in Erscheinung. 1987 sang er bei der Canterbury Opera in Neuseeland den Don José in »Carmen«, 1988 den Nemorino. 1988 debütierte er bei der Australian Opera Sydney als Nerone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«. Dort sang er bei einer Gala-Aufführung zur Zweihundertjahrfeier Australiens den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« (1988) und wiederholte diese Partie 1990 in seiner neuseeländischen Heimat. 1992 sang er in Sydney in »Jenufa« von Janácek und in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, 1994 den Alwa in »Lulu« von A. Berg, 1992 in Melbourne in »Salome« von Richard Strauss, 1995 in Sydney den Boris in »Katja Kabanowa« von Janácek und den Calaf in »Turandot« von Puccini. Auch in Europa trat er weiter als Gast auf, so 1991 in Hamburg als Elemer, 1992 in Köln (wo er 1991-93 einen Gastvertrag hatte) als Don José, als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Erik in »Der fliegende Holländer« und an der Staatsoper Stuttgart in Alban Bergs »Wozzeck«. 1997 gastierte er im australischen Brisbane als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Er starb 2011 in Christchurch (Neuseeland).
4.4. Woldemar NELSSON: 85. Geburtstag
Er entstammt einer jüdischen Musikerfamilie, sein Vater war Dirigent und Komponist. Die Familie lebte vor dem Krieg in Kiew, danach in Orjol. Zunächst als Geiger ausgebildet, musizierte Nelsson 15 Jahre im Sinfonieorchester von Nowosibirsk. Später absolvierte Nelsson ein Dirigentenstudium an der Musikhochschule in Nowosibirsk sowie an den Meisterschulen in Moskau und Leningrad. Nachdem er 1971 nach Abschluss seines Dirigentenexamens den 2. Preis im 3. Moskauer Allunions-Wettbewerb gewonnen hatte, verpflichtete ihn Chefdirigent Kirill Kondraschin für drei Jahre als Assistent und Dirigent der Moskauer Philharmonie. Ab jetzt arbeitete Nelsson mit zahlreichen großen Sowjetorchestern und Musikern wie David Oistrach, Mstislaw Rostropowitsch, Leonid Kagan, Gidon Kremer, Natalia Gutman, Elisso Wirsaladse und Oleg Kagan, mit Komponisten Arvo Paert und Alfred Schnittke zusammen. 1976 entschloss sich Nelsson, mit seiner Familie in den Westen auszureisen. In Rom erreichte ihn die Einladung, kurzfristig eine Tournee des Hamburger NDR-Sinfonieorchesters zu übernehmen. Nach dem Erfolg dieser Tournee setzte Nelsson sein Wirken in Deutschland fort und fand hier seine zweite Heimat. Er musizierte mit Pianisten wie Annie Fischer, Krystian Zimerman, Andrej Hoteev und Nelson Freire, mit Streichersolisten wie Nathan Milstein, Henryk Szeryng, Pinchas Zukerman, Salvatore Accardo und Yuri Baschmet. In teils enger Freundschaft arbeitete er mit Komponisten wie Krzysztof Penderecki oder Hans Werner Henze sowie mit Regisseuren wie Wolfgang Wagner, Harry Kupfer, Götz Friedrich oder Pier Luigi Pizzi zusammen. 1980 holte ihn Wolfgang Wagner nach Bayreuth zu den Richard-Wagner-Festspielen. Bis zum Jahr 1985 dirigierte Nelsson in Bayreuth die Opern Lohengrin und Der fliegende Holländer. Beide Produktionen wurden für Rundfunk, Fernsehen, Video und CD aufgezeichnet. 1980-87 war Nelsson Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel, wo er neben einem umfangreichen Repertoire den kompletten Ring des Nibelungen einstudierte. 1986 holte ihn Herbert von Karajan zu den Salzburger Festspielen, wo Nelsson die Uraufführung von Krzystof Pendereckis Oper Die schwarze Maske leitete. Nelsson dirigierte auch die Erstaufführung des Werkes an der Wiener Staatsoper. Parallel dazu arbeitete er als ständiger Gastdirigent am Württembergischen Staatstheater Stuttgart, wo er im März 1979 die Uraufführung von Hans Werner Henzes Ballett Orpheus mit anschließenden Gastspielen in den USA, darunter in der New Yorker Metropolitan Opera, leitete. 1987-94 wirkte Nelsson als Generalmusikdirektor an der Opera Forum in den Niederlanden und als Chefdirigent der Königlichen Oper Kopenhagen. 1996 wurde Nelsson zum Chefdirigenten des Teatro Verdi in Triest berufen und studierte hier u. a. Verdis Don Carlos und Wagners Rheingold ein. Das von ihm geleitete Galakonzert zur Wiedereröffnung des Teatro Verdi wurde von der RAI in Rundfunk und Fernsehen live übertragen. Seit 2000 lebte Nelsson wegen seiner schweren Krankheit vorwiegend in Italien, wo er 2004-06 als erster Gastdirigent des Orchestra Filarmonica Marchigiana wirkte. Er war Mitbegründer des Internationalen Oleg Kagan Musikfests in Wildbad Kreuth, wo er am Anfang als künstlerischer Leiter (zusammen mit Natalia Gutman) tätig war, und wo er auch sein letztes Konzert mit der 14 Sinfonie von Schostakowitsch im Juli 2006 dirigierte. Nelsson konzertierte mit über 100 Sinfonieorchestern in der ganzen Welt. Er dirigierte unter anderem die Berliner, die Wiener und die Münchner Philharmoniker, das London Symphony und Philharmonic Orchestra, die Rotterdamer Philharmoniker, das City of Birmingham Symphony Orchestra, sowie die Radio-Sinfonie-Orchester in Berlin, Stuttgart und Köln. Er arbeitete mit der Tschechischen Philharmonie und den Prager Symphonikern, dem Symphonieorchester des Schwedischen und des Finnischen Rundfunks, den Philharmonikern aus Stockholm und Helsinki, dem Orchestre de Paris, den Bamberger und den Wiener Symphonikern, dem Orchestre symphonique de Montréal und dem Orchestre de la Suisse Romande, den Symphonieorchestern der italienischen RAI in Turin, Mailand, Rom und Neapel, mit dem Santa-Cecilia-Orchester Rom, New Japan Philharmonic Tokyo, mit dem Orchester der Jeunesses Musicales mit anschließender Tournee durch Korea und Südostasien, und mit vielen weiteren Orchestern. Zu den Opernhäusern, an welchen Nelsson gastierte, zählen neben der Staatsoper Wien unter anderem die Hamburgische Staatsoper, Opéra de Lyon, Welsh National Opera, Teatro Comunale di Firenze, Teatro Liceu in Barcelona, Opéra-Comique und Théâtre du Châtelet in Paris, Opéra national du Rhin in Strasbourg, Grand Théâtre de Genève, sowie verschiedene Opernhäuser in New York, Philadelphia, Washington, Toulouse, Mannheim , Bonn usw. Nelsson trat als Gast bei vielen Musikfestivals in den USA, Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz usw. auf. Er starb 2006 in München.
4.4. Sven Olof ELIASSON: 90. Geburtstag
Er wurde zuerst Schauspieler und fand sein erstes Engagement an einem Stockholmer Operettentheater, wo er gelegentlich kleinere Gesangspartien übernahm. Er entschloss sich dann zur Ausbildung seiner Stimme, die an der Königlichen Musikakademie von Stockholm stattfand. 1961 debütierte er an der Oper von Oslo als Don Ottavio in »Don Giovanni«; seit 1965 Mitglied der Königlichen Hofoper Stockholm. 1968, 1972 und 1974 gastierte er sehr erfolgreich an der Staatsoper von Hamburg, 1973-79 an der Staatsoper von Wien (als Aron in »Moses und Aron« von Schönberg, als Lohengrin, als Parsifal und als Palestrina in insgesamt 17 Vorstellungen). 1968-82 Mitglied des Opernhauses von Zürich. In der Spielzeit 1970-71 sang er hier in der Schweizer Erstaufführung von A. Ginasteras »Bomarzo« den Pier Francesco Orsini. Als ständiger Gast 1969-83 der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und dem Opernhaus von Frankfurt a.M. verbunden. 1968 sang er am Opernhaus von Zürich den Titelhelden in Hans Pfitzners »Palestrina«, eine seiner Glanzrollen, 1975 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Ein wahrer Held« von Giselher Klebe in der Titelrolle mit. 1967 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Don Ottavio, ebenfalls 1967 bei den Barock-Festspielen von Drottningholm den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«. 1970 nahm er an der Stockholmer Oper an der Uraufführung von Hilding Rosenbergs »Hus med dubbel ingang« teil. Hatte er ursprünglich die lyrischen Partien seines Stimmfachs gesungen, so gehörten später der Max im »Freischütz«, der Don José in »Carmen«, der Riccardo im »Maskenball« von Verdi, der Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Dimitrij in »Boris Godunow«, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Peter Grimes in der Oper gleichen Namens von Benjamin Britten, der Titelheld in »Oedipus Rex« und der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky zu den Höhepunkten in seinem Repertoires. 1974 hatte er beim Israel-Gastspiel der Hamburger Oper große Erfolge als Aron in »Moses und Aron«. Er trat als Gast auch an der Staatsoper von Stuttgart, in Montreal, Rouen, Amsterdam. am Grand Théâtre Genf (1970 als Parsifal und 1971 als Lohengrin), an der Oper von Chicago und beim Edinburgh Festival (1976 als Parsifal und als Aron in »Moses und Aron« anlässlich eines Gastspiel der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg) auf. 1968 sang er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung von Berwalds »Drottningen av Golconda«, 1981 an der Münchner Staatsoper in der von »Lou Salomé« von Giuseppe Sinopoli. 1983 gastierte er an der Jütländischen Oper Aarhus als Siegmund in der »Walküre«. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich auch der Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, der Tito in »La clemenza di Tito« von Mozart, der Alwa in »Lulu« von A. Berg, der Aschenbach in »Death in Venice« von B. Britten, dazu einige Operettenrollen wie der Eisenstein in der »Fledermaus« und der Paris in Offenbachs »La belle Hélène«. Bekannt wurde er auch als Interpret klassischer Barockopern und als Konzert- und Oratoriensänger. Seit 1983 war er künstlerischer Direktor des Stora Theaters Göteborg und Dozent an der Stockholmer Opernschule. Er trat aber auch noch als Sänger auf, so 1987 an der Jütländischen Oper Aarhus als Siegmund. 1983 wurde er zum Generaldirektor der Oper von Oslo ernannt. Er starb im November 2015.
Schallplatten: Telefunken (»Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), weitere Aufnahmen bei schwedischer HMV.
5.4. Eugenia RATTI: 90. Geburtstag
Sie erhielt ihre Ausbildung am Conservatorio Nicolo Paganini in Genua. Ihre Ausbildung wurde von ihrer musikliebenden Mutter trotz großer Schwierigkeiten durchgesetzt. 1952 hörte Tito Schipa die junge Sängerin und nahm sie sogleich mit auf eine Konzertreise. 1954 trat sie in Sestri Levante auf. Am 2.1.1955 debütierte sie an der Mailänder Scala als Abisag in der Bühnenuraufführung von Milhauds »David«. Seither hatte sie große Erfolge an der Scala, u.a. 1955 als Adina in Donizettis »L‘Elisir d’amore«, als Ännchen im »Freischütz« und als Carmela in der europäischen Erstaufführung von Menottis »The Saint of Bleecker Street«, 1955 und 1957 als Lisa in »La Sonnambula« von Bellini, 1955 und 1963-64 als Musetta in »La Bohème«, 1955 (in der Eröffnungsvorstellung der Piccola Scala), 1957-58 und 1963 als Elisetta in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, 1956 als Rosina im »Barbier von Sevilla« und als Sophie in Massenets »Werther«, 1956-57 als Page Oscar in Verdis »Un ballo in maschera«, 1956-57 und 1971-72 in der Titelpartie von Donizettis »Rita«, 1957 als Nedda im »Bajazzo« und als Lucieta in Wolf-Ferraris »I quatro rusteghi«, 1957-58 als Sandrina in Piccinis »La Cecchina« und als Fiorilla in Rossinis »Il Turco in Italia«, 1958 als Philine in »Mignon« von A. Thomas, 1959 als Fulvia in Rossinis »La pietra del paragone«, 1964 als Marcellina in »Le nozze di Figaro« und als Axinja in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, 1969 als Poussette in »Manon« von Massenet, 1971 als Stefanina in Donizettis »Il giovedi´grasso« und 1979 als Giannetta in »L‘Elisir d’amore«. Hier sang sie am 26.1.1957 in der Uraufführung der Oper »Dialogues des Carmélites« von Fr. Poulenc die Partie der Constance und am 22.5.1957 in der Uraufführung von Luciano Chaillys »Una domanda di matrimonio« die Natalia Stefanovna und wirkte 1964 auch in der italienischen Erstaufführung von Kurt Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« mit. Sie gastierte auch an der Oper von Rom (1959 als Page Oscar) und am Teatro Massimo Palermo (regelmäßige Auftritte ab 1959, vor allem als Marie in Donizettis »La fille du régiment«, als Nannetta in Verdis »Falstaff« und als Gnese in »Il Campiello« von E. Wolf-Ferrrai). 1965 sang sie beim Maggio Musicale von Florenz die Anita in der italienischen Erstaufführung von E. Kreneks »Jonny spielt auf«, 1971 beim gleichen Festival die Clorinda in »La Cenerentola« von Rossini. Am Teatro Carignano Turin übernahm sie 1957 die Fiorilla, bereits 1955 am Teatro Comunale Bologna die Emma in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, dann wieder 1970 die Clorinda. 1956 sang sie beim Festival von Aix-en-Provence die Rosina im »Barbier von Sevilla«. Beim Festival von Edinburgh gastierte sie 1955 (mit dem Ensemble des Glyndebourne Festival) als Nannetta, 1957 (mit dem Ensemble der Mailänder Scala) als Elisetta und als Fiorilla sowie 1971 als Clorinda. Weiter Gastspiele 1958 und 1960 an der Oper von Dallas. 1958 trat sie an der Oper von San Francisco als Rosina, als Musetta und als Susanna in »Le nozze di Figaro« auf, 1958-62 sowie 1971 am Teatro Comunale Genua. 1972 gastierte sie an der Bayerischen Staatsoper München. Beim Glyndebourne Festival sang sie 1961 die Adina und dann nochmals 1973 und 1976 die italienische Sängerin in »Capriccio« von R. Strauss. 1969 sang sie bei den Festspielen von Wexford in Haydns »L’Infedeltà delusa«. Sehr beliebt war die Sängerin in Holland; hier trat sie beim Holland Festival 1955 in »L‘Italiana in Algeri« von Rossini auf und sang 1956 die Nannetta, 1957 die Elisetta und die Norina in »Don Pasquale«, 1958 den Pagen Oscar, 1959 wieder die Norina, 1970 die Vespina in »L’infedeltà delusa« von J. Haydn sowie 1970 und 1972 die Amaranta in »La fedeltà premiata« von J. Haydn, an der Niederländischen Oper Amsterdam 1958 die Norina, die Musetta und wiederum den Pagen Oscar. Sie starb 2020 in Piacenza.
Ihr schöner Koloratursopran ist auf Columbia (vollständige Opern »Un ballo in maschera« von Verdi, »Il matrimonio segreto«, »Aida«, »La Sonnambula« von Bellini), EJS (»Le Donne curiose« von Wolf-Ferrari), Cetra (»La Sonnambula«), Decca (»Aida«) und RCA (»Don Giovanni«) zu hören. Die Künstlerin trat auch als Interpretin barocker Vokalmusik in Erscheinung (Aufnahmen bei Edition Schwann).
5.4. James MILLIGAN: 95. Geburtstag
Er studierte bei Emmy Heim und Leslie Holmes in Toronto, später noch in London bei Roy Henderson; bereits während dieser Zeit trat er dort als Konzertsänger auf (u.a. mit Lois Marshall und Jon Vickers in »Elias« von Mendelssohn und in der Matthäuspassion von J.S. Bach). 1957 gewann er den ersten Preis beim Gesangwettbewerb von Genf. 1953 sang er in Toronto den Ford in »Falstaff« von Verdi, 1956 beim Glyndebourne Festival den Arbace in Mozarts »Idomeneo«, 1959-60 an der Covent Garden Oper London den Escamillo in »Carmen« und den Brétigny in »Manon« von Massenet. In Toronto hörte man ihn als Marcello in »La Bohème«, als Monterone in »Rigoletto«, als Germont-père in »La Traviata« und als Scarpia in »Tosca«. Seit 1960 war er am Stadttheater von Basel verpflichtet. 1961 wirkte er bei den Bayreuther Festspielen als Wanderer in »Siegfried« mit, wobei er große Erfolge hatte. Die sich anbahnende große Karriere wurde durch den plötzlichen Tod des Künstlers zu früh beendet. Er starb 1961 plötzlich während einer Bühnenprobe in Basel an einem Herzinfarkt.
Schallplatten: Beaver Records (Matthäuspassion, 1953), auf kanadisch Victor Bass-Solo im »Messias« von 1952, auch Solo-Aufnahmen, auf HMV singt er den Arbace in einer Aufnahme von Mozarts »Idomeneo«. Sang auf HMV in mehreren Gesamtaufnahmen von Gilbert & Sullivan-Operetten.
5.4. Friedrich Sebastian MAYER: 250. Geburtstag
Er war Sohn eines Gärtners und studierte zunächst Theologie in München und Salzburg. Dieses Studium gab er jedoch auf, als er sich entschloss Musiker und Sänger zu werden. 1792 debütierte er als Bassist in Linz a. d. Donau. Im folgenden Jahr 1793 ging er nach Wien und schloss sich dort der Schikaneder’schen Gesellschaft an. Er war bei dieser Truppe nicht nur als Sänger tätig, sondern half auch Emanuel Schikaneder in der Ausarbeitung von Regieplänen, vor allem, nachdem dieser mit seiner Truppe seit 1801 in dem neu erbauten Theater an der Wien spielte. Am 20.5.1805 sang er in der Uraufführung der ersten Fassung von Beethovens »Fidelio« am Theater an der Wien die Partie des Don Pizarro, die er auch am gleichen Haus am 29.3.1806 in der Uraufführung der zweiten Fassung dieser Oper übernahm. Später wirkte er an der Wiener Hofoper, zog sich aber relativ früh von der Bühne zurück, wo man ihn namentlich als Sarastro in der »Zauberflöte« bewundert hatte. Er starb 1835 in Wien. Er war verheiratet mit Josepha Weber (1759-1819), Tochter des Musikers Fridolin Weber und Schwester von Constanze Weber (1762-1842), der Gattin von W.A. Mozart. Diese Künstlerin, die in der Uraufführung der »Zauberflöte« (30.9.1791) die Königin der Nacht kreiert hatte, war in erster Ehe mit dem Geiger Franz de Paula Hofer verheiratet gewesen, der im Orchester bei Schikaneder tätig war; nach dessen Tod heiratete sie 1797 Friedrich Sebastian Maier. Dieser wurde neben seinem Wirken als Sänger auch durch Bühnenstücke und Singspiele bekannt (u.a. »Rosalinde« oder »Die Macht der Feen«), von denen einige aufgeführt wurden. Der Familienname des Künstlers kommt auch in den Schreibweisen Maier oder Meier vor.
Lit.: E. von Komorzynski: »Friedrich Sebastian Maier« (1906).
6.4. Jürgen KRASSMANN: 90. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte an der Musikhochschule Dresden durch H. Meißner, A. Rauch und durch den großen Wagnersänger Rudolf Bockelmann. 1956-59 gehörte er dem Nachwuchsstudio der Staatsoper Dresden an und wurde 1959 als Ensemblemitglied an dieses Haus verpflichtet. Er blieb bis 1964 dort tätig und folgte dann einem Ruf an das Theater von Halle/Saale, dem er seither angehörte. Hatte er dort zunächst Partien aus dem lyrischen und dem italienischen Fach gesungen, so wandte er sich später mehr und mehr dem Charakter- und dem Heldenfach zu; sein breit angelegtes Repertoire enthielt mehr als hundert Bühnenpartien. In besonderer Weise wurde er seit 1965 durch sein jahrelanges Auftreten bei den Händel-Festspielen von Halle bekannt; hier ist er in zwölf verschiedenen Partien in Opern dieses großen Barockmeisters aufgetreten, von denen nur der Cleontes in »Alexander« (deutsche Erstaufführung 1959 in Dresden), die Titelpartie in »Scipio«, der Ottone in »Agrippina«, der Gernando in »Faramondo«, der Garibaldo in »Rodelinda«, der Coralbo in »Floridante«, der Melisso in »Alcina«, der Polinesso in »Ariodante« und der Phönix in »Deidamia« genannt seien. Gastspiele führten den Sänger an die Staatsoper und die Komische Oper Berlin, an die Dresdner Staatsoper, an die Opernhäuser und Theater von Leipzig, Erfurt, Chemnitz und Cottbus, zu den Festspielen von Wiesbaden (1972 mit Händels »Ariodante«), nach Helsinki (1977 mit »Deidamia«) und zum Festival von Vesprem in Ungarn (ebenfalls 1977 mit »Deidamia«), an das Opernhaus von Bytom (Beuthen; 1980 als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss) und nach Linz/Donau (1987 mit »Floridante« von Händel). Von seinen Opernpartien seien der Agamemnon in Glucks »Iphigenie in Aulis«, der Don Pizarro in »Fidelio«, der Fliegende Holländer, der Rigoletto, der Macbeth wie der Falstaff von Verdi, der Scarpia in »Tosca«, der Gianni Schicchi von Puccini und der Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky genannt. Neben seinem Wirken auf der Bühne entfaltete er eine umfangreiche Konzerttätigkeit, wobei er sich auch hier gern der Interpretation der Werke von G.F. Händel widmete. Er starb 2012 in Hamburg.
Schallplatten: Eterna-DGG (zwei Partien in vollständigem »Rosenkavalier« unter Karl Böhm).
8.4. Hans RIEDIKER: 95. Geburtstag
Er studierte am Konservatorium von Zürich 1953-55 bei Hans Müller, ebenfalls in Zürich 1955-58 bei Sylvia Gähwiller und bei Willy Ferenz, außerdem am Konservatorium von Amsterdam bei Felix Hupka. 1958-61 gehörte er dem Städtebundtheater Biel-Solthurn an, 1961-62 dem Landestheater Saarbrücken und in der langen Zeit von 1962 bis 1988 dem Stadttheater von Basel. Hier sang er eine Fülle von Partien wie den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Guglielmo wie den Don Alfonso in »Così fan tutte«, den Papageno in der »Zauberflöte« (den er auch als Gast in Zürich vortrug), den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Belcore in »L‘Elisir d’amore«, den Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, den Zaren in »Zar und Zimmermann«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Albert in »Werther« von Massenet, den Germont sr. in »La Traviata«, den Schaunard in »La Bohème«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Jack Rance in Puccinis »La Fanciulla del West«, den Dr. Falke in der »Fledermaus«, den Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, den Melot in »Tristan und Isolde«, den Ned Keene wie den Swallow in »Peter Grimes« von B. Britten und den Sid in »Albert Herring« vom gleichen Komponisten. Er trat am Theater von Basel außerdem in mehreren Schweizer Opern-Erstaufführungen auf, u.a. in »Baal« von Fr. Cerha (Spielzeit 1982-83 in vier kleineren Rollen), »In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa« von W. Fortner (1966-67 als Don Perlimplin), »Boulevard Solitude« von H.W. Henze (1964-65 als Lescaut), »Aus einem Totenhaus« und »Die Sache Makropulos« von Janácek (1973-74 bzw. 1981-82), »Les Malheurs d´Orphée« von D. Milhaud (1965-66, Titelpartie) und »Der Traum des Liu-Tung« von Isang Yun (1969-70 als Liu-Tung), auch in den Uraufführungen von »Magische Tänzer« von H. Holliger (1970), »Im Paradies« von K. Huber (1975), sowie »Der Drache« (1985 als Charlemagne) und »Augustin« (1988 als Wirt) von Jost Meier sowie in der von Paul Burkhards »Bunbury« (1965-66 als Algernon). Er starb im Oktober 2015.
Schallplatten: DGG (»Magische Tänzer« von H. Holliger), Pick-Records (»Engelbergische Hochzeit« von Meyer von Schauensee).
8.4. Đurđevka ČAKAREVIĆ: 100. Geburtstag
Sie war an der Musikakademie von Belgrad Schülerin von J. Stamatovic-Nikolic. Sie begann ihre Karriere 1952 am Belgrader Operettentheater Komödie, an dem sie vier Jahre hindurch auftrat. 1957 folgte sie einem Ruf an die Nationaloper Belgrad, an der sie seitdem eine lange, erfolgreiche Karriere hatte. Sie gab auf internationaler Ebene Gastspiele in Rom und Turin, in der Sowjetunion, der CSSR, in Ungarn, Ostdeutschland, Kuba und Argentinien. 1962 gastierte sie mit dem Ensemble der Belgrader Oper beim Festival von Edinburgh in Prokofjews »Der Spieler«. Sie brachte auf der Bühne Partien wie die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Adalgisa in Bellinis »Norma«, die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Eboli in »Don Carlos« von Verdi, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, die Küsterin in »Jenufa« von Janácek und die Jokaste in »Oedipus Rex« von Strawinsky zum Vortrag. Sie genoss darüber hinaus internationales Ansehen als Konzert- und Oratoriensängerin. Sie starb 2006 in Belgrad.
Schallplattenaufnahmen bei Jugoton.
8.4. Cäcilie RÜSCHE-ENDORF: 150. Geburtstag
Sie studierte am Konservatorium von Köln und bei Alberto Selva in Mailand und debütierte 1894 am Stadttheater von Zürich als Agathe im »Freischütz«. 1896-1902 Mitglied des Opernhauses von Köln, wo sie 1902 in der Uraufführung der Oper »Die Pompadour« von Emanuel Moor mitwirkte. 1898 heiratete sie den Opernsänger Hermann Endorf. 1904-05 war sie am Stadttheater Elberfeld engagiert, 1905-10 am Opernhaus von Hannover. 1910 wurde die Künstlerin als erste hochdramatische Sopranistin an das Opernhaus von Leipzig verpflichtet, dem sie bis 1915 angehörte. Hier sang sie 1914 in der Premiere des »Parsifal« die Kundry als Partnerin von Jacques Urlus. Bei den Bayreuther Festspielen der Jahre 1906 sowie 1908-09 wirkte sie als Gutrune in »Götterdämmerung« mit. Gastspiele an der Hofoper Berlin (1907-09), an der Münchner Hofoper (1910-18), in Amsterdam, Rotterdam (1910), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1913, 1914), am Deutschen Theater Prag (1911), am Stadttheater von Zürich und an der Hofoper von Dresden (1911). 1908 und 1911-14 gastierte sie an der Covent Garden Oper London als Wagner-Sopranistin. 1914 sang sie an der Londoner Covent Garden Oper die Kundry. Sie lebte später als Pädagogin in Leipzig, wo sie 1939 starb. Man schätzte sie vor allem als Brünnhilde in den Opern des Ring-Zyklus. Aus ihrem Bühnenrepertoire sind noch zu nennen: die Elsa in »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Elisabeth in »Tannhäuser«, die Desdemona in Verdis »Otello«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Marguerite in »Faust« von Gounod und die Titelrollen in Goldmarks »Königin von Saba« wie in »Euryanthe« von Weber.
Schallplatten: G & T, Odeon, Favorit.
8.4. Giuseppina GRASSINI: 250. Geburtstag
Ihr eigentlicher Name war Giuseppina Maria Camilla Grassini. Sie entstammte einer armen bäuerlichen Familie und studierte zunächst in ihrer Heimatstadt Varese bei dem Musiklehrer Zucchinetti. Als der General Alberico Belgioioso sie dort singen hörte, nahm er sie mit nach Mailand. Am Konservatorium von Mailand vollendete sie ihre Ausbildung bei Secchini und bei dem Kastraten Girolamo Crescentini. 1789 debütierte sie am Teatro Ducale von Parma in der Oper »La Pastorella nobile« von Pietro Alessandro Guglielmi. Anschließend sang sie dort in »La Ballerina amante« von Cimarosa und kam zu einem glänzenden Erfolg. Darauf ging sie 1790 an die Mailänder Scala, wo sie zuerst im Buffo-Fach, seit 1794 aber auch in den großen seriösen Partien ihres Stimmfachs bewundert wurde. Als erste seriöse Partie sang sie 1794 an der Scala die Hauptrolle in der Oper »Artaserse« von Zingarelli. Sie sang dort vorzugsweise in den Opern der damals führenden Komponisten Guglielmi, Paisiello, Salieri, Portogallo (u.a. in der Uraufführung von dessen »Demofoonte« 1794 an der Scala) und Zingarelli. Dieser letztgenannte Komponist hatte für sie die Partie der Giulietta in seiner Oper »Giulietta e Romeo« geschrieben, die sie bei der Uraufführung am 30.1.1796 an der Scala sang, während der berühmte Kastrat Girolamo Crescentini, ihr Lehrer, als Romeo ihr Partner war. 1797 begeisterte sie das Opernpublikum in Venedig als Orazia in »Gli Orazi e i Curiazi« von Cimarosa. Danach hatte sie ähnliche Erfolge in Neapel, wo sie vorübergehend die Geliebte des englischen Prinzen August, Herzogs von Sussex, war. Als man nach dem Sieg von Marengo in der Mailänder Scala eine Gala-Vorstellung für Napoleon Bonaparte gab, begeisterte dieser sich für ihre Stimme und kennzeichnete sie in einer Notiz: »…par la beauté théâtrale et par les sublimes accents de sa voix«. Er lud sie nach Paris ein, und sie folgte dieser Einladung. Ihr erster Auftritt in Paris, am Nationalfeiertag, dem 22.7.1800, gestaltete sich zu einem triumphalen Erfolg. 1804 trat sie ähnlich erfolgreich in London auf. Sie fand in der hier ansässigen englischen Primadonna Elizabeth Billington eine Konkurrentin. Mount-Edgcumbe vergleicht in seinen »Reminescences« die beiden Stimmen: »No doubt the dief would have been charmed by Grassini, and the blind must have delighted with Mrs. Billington«. In London sang die große Primadonna in der Premiere von Cimarosas »Gli Orazi e i Curiazi« und 1804 die Titelrolle in »Il ratto di Proserpina« von Peter von Winter, während Mrs. Billington als Ceres auftrat. Man hörte sie in London auch in Opern von Nasolini und Fioravanti. 1806 war sie wieder in Paris und wurde jetzt die erklärte Lieblingssängerin von Kaiser Napoleon I. Sie sang an der Pariser Grand Opéra für das beispiellose Jahresgehalt von 36 000 Francs, zuzüglich Sonderzahlungen in Höhe von 15 000 Francs. Ihre größten Triumphe feierte sie in Paris in den Opern »La morte di Cleopatra« von Nasolini, »Didone abbandonnata« von Paër, vor allem aber in »Pimmalione« von Cimarosa. Nach dem Sturz Napoleons musste sie 1815 Paris verlassen und ließ sich 1815 in Mailand nieder. Hier trat sie 1817 nochmals in zwei Konzerten auf, 1822 war sie in Ferrara zu hören. Ihre letzten öffentlichen Auftritte fanden 1829 statt. Dann wandte sie sich der Lehrtätigkeit zu und wurde eine hoch angesehene Pädagogin. Sie starb 185ß in Mailand. Zu ihren Schülerinnen gehörten die berühmte Primadonna Giuditta Pasta und die beiden Schwestern Giuditta Grisi (1805-40) und Giulia Grisi (1811-69), die ihre Nichten waren. – Zahlreiche Anekdoten aus ihrer Karriere und im Hinblick auf ihre Beziehungen zu Napoleon I. und anderen führenden Persönlichkeiten ihrer Zeit sind überliefert.
Lit: A. Gavory: »La Grassini, première cantatrice de S.M. L’Empereur«« (Paris, 1947); A. Pougin: »Giuseppina Grassini« (Paris, 1920); J. Renée: »La Chanteuse de l’Empereur« (Paris, ohne Jahresangabe).
9.4. Claudio DESDERI: 80. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung am Konservatorium von Florenz; er war zunächst als Konzertsänger tätig. 1969 kam es beim Festival von Edinburgh zu seinem Bühnendebüt als Gaudenzio in Rossinis »Il Signor Bruschino« (im Rahmen eines Gastspiel des Teatro Comunale Florenz). Es folgte rasch die Entwicklung einer internationalen Karriere, wobei er sich vor allem als großer Interpret von Buffo-Partien auszeichnen konnte. Seit 1970 gastierte er häufig am Teatro Regio Turin. 1973 debütierte er an der Mailänder Scala als Pasquariello in Gazzanigas »Don Giovanni«; er sang dann an diesem Haus sehr oft, so u.a. 1973 die Titelrolle in Cimarosas »Il maestro di cappella«, 1974 wieder des Pasquariello, den Corbolone in Cimarosas »Il marito disperato« und den Leander in »L’Amour de trois oranges« von Prokofjew, 1975 den Dandini in »La Cenerentola«, 1978 in Nonos »Al gran sole carico d´amore«, den Eumete in Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria« (bei einem Gastspiel des Opernhauses Zürich) und die Titelrolle in »Blaubart« von Camillo Togni, 1979-80 den Conte Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto« und den Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1980 den Joseph in »L’Enfance du Christ« von Berlioz, 1982-83 den Macrobio in Rossinis »La pietra del paragone«, 1983 den Mustafà in »L‘Italiana in Algeri«, 1983 und 1989 den Don Alfonso in »Così fan tutte«. 1985 den Don Profondo in Rossinis »Il viaggio a Reims«, 1987 den Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1987 und 1989 den Leporello in »Don Giovanni«, 1988 den Dulcamara in »L’Elisir d‘amore« und 1991 den Raimbaud in Rossinis »Le Comte Ory«. 1974 gastierte er in Israel. Seit 1975 gastierte er ständig am Teatro Comunale Bologna, 1975 wirkte er hier in der Uraufführung der Oper »Per Massimiliano Robespierre« von G. Manzoni, im gleichen Jahr in Turin in der italienischen Erstaufführung der Oper »Die drei Pintos« von C.M. von Weber/Gustav Mahler mit. Beim Maggio Musicale Fiorentino sang er 1976 in der zeitgenössischen Oper »König Hirsch« (»Re Cervo«) von H.W. Henze. 1977 und 1983 gastierte er an der Oper von Chicago. Bei den Festspielen von Salzburg kam er 1977-78 zu großen Erfolgen als Marzio in dem Bühnenoratorium »Il Sant‘ Alessio« von Stefano Landi sowie 1985 in C. Orffs »Carmina burana«. 1979 trat er an der Oper von Genua und in Dallas auf. Eng verbunden war er mit den Festspielen von Glyndebourne; hier sang er 1981-82 den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, 1983 den Don Magnifico in Rossinis »La Cenerentola«, 1984 den Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1984, 1987 und 1991 den Don Alfonso, 1988 und 1990 den Titelhelden in »Falstaff« von Verdi. 1982 zu Gast am Théâtre des Champs-Élysées und an der Grand Opéra Paris (hier als Falstaff bewundert), beim Festival von Edinburgh (1982 als Macrobio bei einem Gastspiel der Mailänder Scala und 1992 als Maestro di Cappella in der gleichnamigen Oper von Cimarosa) und am Grand Théâtre Genf (1983 als Figaro in »Le nozze di Figaro« und 1985 als Don Alfonso). 1984-85 hörte man ihn an der Oper von Rom und in Washington. Beim Rossini Festival in Pesaro war er 1985 (als Bruschino in »Il Signor Bruschino«) und 1986-87 (in »L’Occasione fà il ladro« und als Raimbaud in »Le Comte Ory«) ebenfalls sehr erfolgreich. 1986 hörte man ihn am Théâtre Châtelet Paris, 1986 beim Maggio Musicale Florenz (als Mustafà), 1987 am Teatro Fenice Venedig. 1987 und 1989 sang er an der Covent Garden Oper London den Figaro in »Le nozze di Figaro«, 1989 auch den Don Alfonso und den Mustafà, 1993 den Leporello. 1994 den Bartolo im »Barbier von Sevilla«. 1990 trat er am Teatro Comunale Bologna als Don Magnifico auf; 1992 nahm er an der Japan-Tournee der Covent Garden Oper teil. 1995 sang er an der New Yorker Metropolitan Oper in sechs Vorstellungen den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, im gleichen Jahr in Los Angeles den Don Pasquale. 1996 wirkte er in Chicago in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Un Re in ascolto« von Luciano Berio mit; 1997 sang er an der Dresdner Staatsoper in der Oper »Il Re Teodoro in Venezia« von G. Paisiello, an der Covent Garden Oper London den Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«, 1998 am Teatro Argentina in Rom den Sulpice in Donizettis Ope »La Fille du Régiment«. Auch als Konzertsänger genoss er hohes Ansehen. Neben den bereits erwähnten Partien sang er auf der Bühne den Malatesta in »Don Pasquale«, den Philippo Visconti in »Beatrice di Tenda« von Bellini, den Geronte in »Manon Lescaut« von Puccini und den Ruprecht in »Der feurige Engel« von Prokofjew. Er war auch als Pädagoge (seit 1985), als Dirigent (seit 1975, u.a. dirigierte er 1991 »Così fan tutte« bei der Glyndebourne Touring Opera) und als Opernregisseur tätig. Ende der achtziger Jahre unternahm er den Versuch, in Pisa ein Ensemble-Theater nach deutschem Muster einzurichten, ein schönes Experiment, das sich leider auf die Dauer nicht realisieren ließ. Seit 1998 künstlerischer Direktor des Teatro Regio Turin. Er starb im Juni 2018.
Schallplatten: Bongiovanni (»Maria Egiziaca« von O. Respighi), HMV (»Le nozze di Figaro«), DGG (»Il Signor Bruschino« von Rossini); Topaz-Video (Bartolo im »Barbier von Sevilla«).
9.4. Karl-Heinz EICHLER: 85. Geburtstag
Der gebürtige Kasseler gehörte 1969-98 zum Sängerensemble der Staatsoper Stuttgart. In den drei Jahrzehnten seiner Bühnenkarriere sang er dort so verschiedene Partien wie Papageno (Die Zauberflöte), Guglielmo (Cosí fan tutte), Alcindoro (La Bohème), Dr. Blind (Die Fledermaus) oder Hans Styx in der Operette Orpheus in der Unterwelt. Auch in vielen Ur- und Erstaufführungen wie Hans Zenders Don Quijote verlieh der Bariton seinen Partien ein prägnantes Profil. 1973 trat er im Rahmen eines Gastspiels der Stuttgarter Oper als Prinz Henri in Pendereckis Die Teufel von Loudun an der Wiener Staatsoper auf. Er starb im Juli 2012.
9.4. Julius PATZAK: 125. Geburtstag
Er hatte die Absicht, Dirigent zu werden und studierte in Wien Kontrapunktik und Kompositionslehre bei Eusebius Mandyczewski und bei Franz Schmidt. Er war dann als Kirchenmusiker tätig, schlug aber 1926 als Autodidakt die Sängerlaufbahn ein. Er debütierte 1926 am Stadttheater von Reichenberg (Liberec) in Böhmen als Radames in »Aida«. 1927-28 sang er am Stadttheater von Brünn (Brno), 1928 wurde er an die Staatsoper von München verpflichtet, deren gefeiertes Mitglied er bis 1947 blieb. International bekannt wurde er durch seine Interpretation von Mozart-Partien bei den Münchner Festspielen der dreißiger Jahre. In München sang er in den Uraufführungen der Opern »Das Herz« von H. Pfitzner (12.11.1931), »Friedenstag« von Richard Strauss (24.7.1938) und »Der Mond« von Carl Orff (5.2.1939). 1938 sang er mit dem Ensemble der Münchner Staatsoper an der Mailänder Scala den Loge im »Rheingold«; 1931 an der Oper von Straßburg und in Stockholm (als Konzertsänger), 1933 an der Nationaloper Budapest zu Gast. In Amsterdam gastierte er 1931 als Tamino in der »Zauberflöte«, 1932 als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, 1952 als Florestan in »Fidelio«. Weitere Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1928 als Radames, 1929 und 1934 als Lohengrin, 1934 als Tamino, als Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« und als Florestan, 1941 als Ferrando in »Così fan tutte« und als Cavaradossi in »Tosca«, 1944 als Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss), den Opern von Kopenhagen (1934, 1939), Zürich und Prag (1937), Antwerpen (1939) und an weiteren großen Theatern. 1945 wurde er an die Staatsoper von Wien berufen, an der er bis 1959 ebenfalls größte Erfolge erzielte (als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Richard in Verdis »Maskenball«, als Nureddin im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, als Rudolf in »La Bohème«, als Dimitri in »Boris Godunow«, als Turiddu in »Cavalleria rusticana«, als Titelheld in Mozarts »La clemenza di Tito«, als Camille in »Dantons Tod« von G. von Einem, als Don Ottavio in »Don Giovanni«, als Aegisth in »Elektra« von R. Strauss, als Belmonte, als Lenski in »Eugen Onegin«, als Mathias im »Evangelimann« von W. Kienzl (eine seiner großen Kreationen), als Max im »Freischütz«, als Wladimir in Borodins »Fürst Igor«, als Porcus in »Johanna auf dem Scheiterhaufen« von Honegger, als Laca in »Jenufa« von Janácek, als Merkur in der »Liebe der Danae« von R. Strauss, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Titelheld in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky, als Herzog in »Rigoletto«, als Sänger im »Rosenkavalier«, als Narraboth wie als Herodes in »Salome« von R. Strauss, als Babinsky in »Schwanda, der Dudelsackpfeifer« von Weinberger, als Walther von der Vogelweide in »Tannhäuser« und als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«). 1938 gastierte er an der Londoner Covent Garden Oper als Tamino, 1947 mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper als Florestan und als Herodes, 1951-54 wiederum als Florestan (neben Pfitzners Palestrina seine große Glanzrolle) und als Hoffmann. Auch im Konzertbereich hatte er eine große, internationale Karriere; so trat er oft im »Messias« von Händel auf, bereits 1929 in Wien als Waldemar in »Gurre-Lieder« von A. Schönberg. An der Oper von Rom sang er 1951 den Florestan, am Teatro Comunale Florenz 1952 das Tenorsolo in Beethovens 9. Sinfonie (zusammen mit Elisabeth Schwarzkopf). In London gab er 1959 einen Liederabend in der Royal Festival Hall. Fast alljährlich trat er bei den Salzburger Festspielen in Erscheinung; hier sang er in den Jahren 1938-53 in zahlreichen Konzerten (1938-39, 1941 und 1950 in Mozarts C-Moll-Messe, 1939, 1945 und 1947-50 im Requiem von Mozart, 1945 in einem Mozart-Konzert, 1945 und 1949 in Mozarts Krönungsmesse, 1948 und 1953 in Beethovens C-Dur-Messe, 1949 in Mahlers »Lied von der Erde« und in »L’Enfance du Christ« von H. Berlioz, 1950 im »Buch mit sieben Siegeln« von F. Schmidt, 1950 in einem Kirchenkonzert, 1952 im »Messias« von G. F. Händel in einer Bearbeitung von W. A. Mozart, gab 1945 einen Liederabend und wirkte hier auch am 6.8.1947 in der Uraufführung der Oper »Dantons Tod« von Gottfried von Einem (als Camille) sowie am 15.8.1948 in der szenischen Uraufführung der Oper »Der Zaubertrank« von Frank Martin (als Tristan) mit. Seine weiteren Partien in Salzburg waren der Tamino (1943), der Belmonte (1945), der Elemer in »Arabella« (1947), der Florestan (1948-50), der Titelheld in Mozarts »La clemenza di Tito« (1949) und der Male Chorus in »The Rape of Lucrezia« von Benjamin Britten. 1961-62 trat er bei den Salzburger Festspielen noch einmal in der Sprechrolle des Spielansagers in »Jedermann« auf. 1948 erhielt er eine Professur an der Wiener Musikakademie, setzte aber seine Laufbahn als Sänger noch bis 1966 weiter fort. Auch am Salzburger Mozarteum war er als Pädagoge tätig. Dazu trat er gelegentlich als Dirigent in Erscheinung. Nach Abschluß seiner Karriere lebte er in Rottach-Egern am Tegernsee, wo er 1974 starb. Er war verheiratet mit der Sängerin Hedwig Steiner († 14.2.1930 München), nach deren Tod in zweiter Ehe mit Maria Walter, einer Tochter des bekannten Tenors Raoul Walter (1863-1917). – Musikalisch hervorragend geführte, ausdrucksreiche Tenorstimme, gleich bedeutend im Opern-Repertoire wie im Oratorium (Evangelist in den Passionen von Bach) und im Liedgesang. Neben den Mozart-Partien bewunderte man seinen unübertroffenen Titelhelden in Pfitzners »Palestrina«. Auf der Bühne beherrschte er ein überaus umfangreiches Repertoire; daraus seien noch genannt: der Admète in »Alceste« von Gluck, der Baron Kronthal im »Wildschütz« von Lortzing, den Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Menelas in »Die ägyptische Helena« von R. Strauss, die Titelrolle in »Friedemann Bach« von Paul Graener, der Luigi in Puccinis »Il tabarro«, der Faust von Gounod und die Titelrolle in »Ero der Schelm« von Jakov Gotovac, auch Operettenrollen wie der Adam im »Vogelhändler« von C. Zeller und der Caramello in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß.
Lit: P. Branscombe: Julius Patzak (in »Opera«, 1954); J. Dennis: Julius Patzak (in »Record Collector«, 1970-71).
Schöne Schallplattenaufnahmen auf Polydor, Decca (»Die Fledermaus«, »Der Zigeunerbaron«, »Salome«, Liebeslieder-Walzer von J. Brahms mit Irmgard Seefried, Kathleen Ferrier und Horst Günter, »Das Lied von der Erde« von G. Mahler mit Kathleen Ferrier als Partnerin), Philips, MMS (»Fidelio«, »Die Schöpfung«), HMV (Mime in vollständigem Nibelungenring unter Furtwängler), Melodram (»Palestrina«, München 1952), Columbia (9. Sinfonie von Beethoven), Vox, Remington, Archipel (»Dantons Tod«, Uraufführung Salzburg 1947) und Rococo (9. Sinfonie). In drei Mitschnitten des »Fidelio« singt er den Florestan, auf Rococo (Salzburg, 1948), CLS (Salzburg, 1950) und auf Nonesuch (Nordwestdeutscher Rundfunk, 1965). Auf Amadeo Solist in »Das Buch mit sieben Siegeln« von F. Schmidt. Interessant sind seine Preiser-Platten mit Wiener Heurigenliedern, die er gern sang; auf dieser Marke erscheint er auch als Don Ottavio in »Don Giovanni« in einer Aufnahme des Reichssenders Stuttgart von 1936.
10.4. Éliane LUBLIN: 85. Geburtstag
Sie begann ihre Ausbildung in Paris, absolvierte das Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand und war dann in Paris nochmals Schülerin von Mario Podesta. Ihr Bühnendebüt erfolgte 1966 bei den Festspielen von Aix-en-Provence in der Partie der Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy. Sie sang in den folgenden Jahren an der Opéra-Comique Paris, gastierte 1967 an der Oper von Monte Carlo in »The Medium« von Gian Carlo Menotti und debütierte 1972 an der Grand Opéra Paris als Constance in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc. Seit 1973 war sie Mitglied dieses traditionsreichen Hauses, an dem sie u.a. die Poussette in »Manon« von Massenet, eine der Nichten in »Peter Grimes« von B. Britten, die Karolka in »Jenufa« von Janácek, die Stimme des Falken in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, die Clorinda in »La Cenerentola« von Rossini und eines der Blumenmädchen in »Parsifal« sang und 1981 in der französischen Erstaufführung der Oper »Le Grand Macabre« von Ligeti mitwirkte. An der Opéra-Comique trat sie 1968-87 als Frasquita in »Carmen«, als Najade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Laoula in »L‘ Étoile« von E. Chabrier, als Jessica in »Le Marchand de Venise« von Reynaldo Hahn, als Constance in »Les deux journées« (»Der Wasserträger«) von Cherubini und noch 1986 als Isis in »L‘ Écume des jours« auf. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence erschien sie 1970 als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, 1972 als Eurydice in »Les Malheurs d‘ Orphée« von D. Milhaud; sie sang auch an anderen französischen Operntheatern (Marseille, Lyon, Opéra du Rhin Straßburg), Sie gastierte dazu im Ausland, so 1966 an der Staatsoper von Hamburg als Mélisande, 1978 am Teatro Massimo Palermo als Thérèse in »Les Mamelles de Tirésias« von Fr. Poulenc, 1983 an der Oper von Philadelphia als Frasquita. Seit 1987 leitete sie das Théâtre de Paris, an dem sie auch Regie führte. Sie trat aber auch noch weiter als Sängerin auf, so 1989 in St. Étienne als Angélique in der gleichnamigen Oper von J. Ibert. Sie starb 2017 in L’Haÿ-les-Roses.
Schallplatten: HMV (»Roméo et Juliette« von Gounod, Melodien von Offenbach), MRF (»Sapho« von Gounod).
10.4. Stefan DELWARY: 150. Geburtstag
Die Karriere dieses Sängers lässt sich nur bruchstückhaft erfassen. Zuerst erscheint er bei einer Wander-Oper, die 1897-98 in ihrer Tournee die Oper »Assarpai« von F. Hummel sowie verschiedene Spielopern zur Aufführung brachte. Danach war er 1898-99 am Stadttheater von Lübeck engagiert, 1900-1901 am Stadttheater von Ulm. Für die nächsten vier Jahre verschwindet er aus dem Bereich der deutschen Bühnen und ist erst wieder 1904-05 am Opernhaus von Köln anzutreffen, jetzt aber nicht mehr wie zuvor als Heldentenor sondern in Buffo- und Charakterrollen. 1905 wurde er an die neu eröffnete Komische Oper Berlin berufen und sang in der denkwürdigen Eröffnungsvorstellung dieses Hauses die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«. 1907 verließ er dieses Theater, an dem er auch die Titelpartie im »Corregidor« von Hugo Wolf gesungen hatte, und folgte einem Ruf an die Metropolitan Oper New York. Dort debütierte er als Balthasar Zorn in »Die Meistersinger von Nürnberg« und sang bis 1909 in insgesamt 24 Vorstellungen auch den Tanzmeister in »Manon Lescaut« von Puccini und den Seemann in »Tristan und Isolde«. Mit seinem Ausscheiden aus dem Ensemble der Metropoliten Oper verliert sich seine Spur wieder. Zeitweilig trat er auch unter dem Namen Stefan Borodin auf.
Schallplatten: G & T (Kavatine des Faust von Gounod, 1902).
11.4. Andreas NÄCK: 80. Geburtstag
Er durchlief seine Gesangsausbildung an der Musikhochschule von München, wo er insbesondere Schüler von Hans Hopf war. 1970.72 sang er kleinere Partien bei der Kammeroper Neuburg/Donau, war dann 1972-73 am Stadttheater von Hildesheim und 1973-76 am Stadttheater von Trier engagiert. Nach einer Spielzeit am Theater von Lüneburg (1976-77) wirkte er 1977-82 am Stadttheater von Bremerhaven, 1982-84 am Stadttheater von Osnabrück und 1984-88 am Stadttheater von Krefeld. 1988 wurde er ans Staatstheater von Kassel verpflichtet, dem er bis zu seinem frühen Tod 1995 angehörte; gleichzeitig hatte er Gastverträge mit dem Theater am Gärtnerplatz in München und dem Staatstheater Karlsruhe abgeschlossen. In Kassel nahm er 1990 an der deutschen Erstaufführung der Oper »The Aspern Papers« von Dominick Argento teil sowie 1993 an der Uraufführung der Oper »Rathenau« von George Freyfus. Zu seinen Bühnenpartien zählten der Graf in »Le nozze di Figaro«, der Heerrufer in »Lohengrin«, der Amfortas in »Parsifal«, der Wozzeck von A. Berg, der Renato im »Maskenball« von Verdi, der Christian in Zandonais »I Cavalieri di Ekebù«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen« und die Titelrolle in »Oedipe« von G. Enescu, die ihm in Kassel einen spektakulären Erfolg eintrug. Er wirkte daneben auch als geschätzter Konzert- und Oratoriensänger.
Schallplatten: Unisono (Religiöse Werke von Komponisten der Mannheimer Schule).
11.4. Kurt MOLL: 85. Geburtstag
Ursprünglich wollte er Cellist werden, widmete sich dann aber dem Gesangstudium, das er zum Teil an der Musikhochschule von Köln, zum Teil bei Emmy Müller in Krefeld absolvierte. Er debütierte 1961 am Stadttheater von Aachen, dem er bis 1964 angehörte (Debütrolle: Lodovico in Verdis »Otello«). Er sang dann nacheinander am Stadttheater von Mainz (1964-65), am Opernhaus von Wuppertal (1965-67) und am Opernhaus von Köln (1967-70). 1969-70 gab er sehr erfolgreiche Gastspiele an der Staatsoper von Hamburg, deren Mitglied er 1970 wurde. Der Künstler konnte eine große internationale Karriere entwickeln. Bereits seit 1967 wirkte er bei den Bayreuther Festspielen mit, und zwar 1967-68 als einer der Gralsritter in »Parsifal«, 1968 als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Steuermann in »Tristan und Isolde«, 1972 und 1975 als Fafner im »Rheingold«, 1974-76 als König Marke in »Tristan und Isolde« und 1975 als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man ihn 1970, 1983 und 1986 als Sarastro in der »Zauberflöte«, 1971-74 als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, 1973 als Voce in Mozarts »Idomeneo«, 1978-79 und 1983-84 als Ochs im »Rosenkavalier«, 1979 als König in »Aida«, 1987 als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1993 als Seneca in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea« sowie 2002-03 als Komtur in »Don Giovanni«. Außerdem wirkte er bei den Salzburger Festspielen in Konzerten mit (1972 in einem Mozart-Konzert und in dessen C-Moll-Messe, 1979 in Beethovens 9. Sinfonie, 1987 in Haydns »Schöpfung«, 1991 in Beethovens Missa solemnis und 2002 in einer Wagner-Gala). 1972-99 trat er an der Wiener Staatsoper (Debüt als Gurnemanz in »Parsifal«) in mehr als 130 Vorstellungen in 17 großen Partien auf: als König Marke, als Sarastro, als Gremin in »Eugen Onegin«, als Pogner, als Hunding in der »Walküre«, als Fafner in »Siegfried«, als Osmin, als Komtur, als König Heinrich in »Lohengrin«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Ochs, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Rocco in »Fidelio«, als Pimen in »Boris Godunow«, als Landgraf in »Tannhäuser«, als Eremit im »Freischütz« sowie in Beethovens 9. Sinfonie (unter Leonard Bernstein). 1972 debütierte er an der Mailänder Scala als Osmin; hier sang er dann auch 1975 den Fafner in »Siegfried«, 1978 den König Marke, 1978 und 1994 nochmals den Osmin, 1988 den Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, 1999 den Komtur; 1986 und 1998 glänzte er hier auch in Liederabenden. 1973 sehr erfolgreiches Auftreten bei den Münchner Opernfestspielen. 1973 sang er im Vatikan in Rom vor Papst Paul VI. das Bass-Solo im Magnificat von Bach. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1973, 1976 und 1980 als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1973, 1976 und 1999 als Gurnemanz, 1975 als Komtur, 1975-76 als Pater Guardian, 1976 und 1979-80 als Osmin, 1976 als Lodovico, 1976-77 als Fasolt im »Rheingold« und als Hunding in der »Walküre«, 1977 und 2002 als Sarastro, 1981 als Ochs, 1985 als König Marke und 1995 als Gremin. Bei den Schwetzinger Festspielen nahm er 1975 an der Uraufführung der Oper »Der gestiefelte Kater« von G. Bialas teil. Durch Verträge war er als ständiger Gast der Staatsoper von München und der Deutschen Oper Berlin verbunden. 1977 debütierte er als Kaspar im »Freischütz« an der Covent Garden Oper London, an der er dann auch 1979-80 als Gurnemanz, 1987 als Osmin, 1989 und 1995 als Ochs, 2000 als Daland und 2001 als Papst Pius in »Palestrina« von H. Pfitzner zu großen Erfolgen kam. 1978 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Landgraf); hier sang bis 2005 in insgesamt 128 Vorstellungen den Rocco, den Sparafucile in »Rigoletto«, den Lodovico, den Osmin, den Ochs, den Gurnemanz, den Hunding, den Komtur, den Sarastro, den Rocco und den Bartolo in »Le nozze di Figaro«. An der San Francisco Opera war er 1974 als König Marke, 1974, 1988 und 1999-2000 als Gurnemanz, 1985 als Ochs und 1990 als Osmin zu Gast. An der Staatsoper München sang er 1991 den Pimen. Er gastierte auch am Bolschoi Theater Moskau, an der Stockholmer Oper, in Zürich, Bern und Basel. 1995 hatte er in München große Erfolge als Gurnemanz. 1997 hörte man ihn an der Oper von Chicago als Sarastro, am Opernhaus von Köln als Gurnemanz, 1998 an der Münchner Staatsoper als König Marke. 2000 hörte man ihn an der Münchner Staatsoper als Ochs und als Landgraf. 2006 verabschiedete er sich als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg« bei den Münchner Opernfestspielen von der Opernbühne. Zugleich hatte er eine sehr erfolgreiche Karriere als Konzert- und zumal als Oratorienbassist. Er wirkte seit den neunziger Jahren als Professor an der Musikhochschule von Köln. Er starb 2017 in Köln.
Seine dunkel getönte, machtvolle, aber zugleich bewegliche und ausdrucksvolle Bass-Stimme ist auf sehr vielen Schallplatten zu hören: DGG (Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, »Der Schauspieldirektor« von Mozart, Hunding in der »Walküre«, »Parsifal«, »Lohengrin«, »Der Freischütz«, Missa solemnis von Beethoven, kleine Partie in »Salome«, König Marke in »Tristan und Isolde«, »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai, Ochs im »Rosenkavalier«), Electrola (Johannespassion von J.S. Bach, Sarastro in der »Zauberflöte«, »Intermezzo« von R. Strauss, »Abu Hassan« von Weber, »Die Zwillingsbrüder« von Schubert, »Der Evangelimann«, »Bastien und Bastienne«), Decca (»Don Giovanni«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Lulu« von A. Berg, Bartolo in »Le nozze di Figaro«, Sarastro in der »Zauberflöte«, Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Otello«, »Der Freischütz«), HMV (»Der fliegende Holländer«, »Tannhäuser«), Philips (Rocco in »Fidelio«, Eremit im »Freischütz«), RCA (»Tiefland«), Orfeo (»Jessonda« von L. Spohr, Winterreise von Schubert, Missa Sanctae Caeciliae von Haydn), EMI (Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Holsteiner in »Friedenstag« von R. Strauss), Capriccio (»Notre Dame« von F. Schmidt), Edition Schwann (»Der Corregidor« von Hugo Wolf), Naxos (Rocco in »Fidelio«), Nightingale/Koch (Orchesterlieder von R. Strauss), Eurodisc, CPO (Lieder und Balladen von Carl Loewe); Philips-Video (»Die Zauberflöte«), DGG-Video (»Die Zauberflöte«), Arthaus/Naxos-Video (König Marke in »Tristan und Isolde«, München 1998).
11.4. Lucienne DEVALLIER: 100. Geburtstag
Sie wurde am Conservatoire von Genf ausgebildet, wo sie Gesangsunterricht durch Nina Nüesch und Albert Valmond erhielt. Seit 1950 kam sie in der Schweiz (Zürich, Genf, Lausanne, Bern, Lugano, Neuchâtel, Montreux, Winterthur, Vevey) zu viel beachteten Erfolgen im Konzertsaal. Sie trat dann auch im Ausland, darunter in Bologna, Mailand, Lyon, Montpellier, Paris und Rimini, in Straßburg und beim Festival von Stavelot (Belgien) auf. Aus ihrem Repertoire sind Werke von J.S. Bach, Mozart, Haydn, Rossini, Strawinsky und A. Honegger zu nennen; gern widmete sie sich auch dem Schaffen zeitgenössischer Komponisten. Sie gab einige Gastspiele an den Theatern von Bern, Lyon und Genf (1956 als Priesterin in »Aida«, 1957 als Ludmilla in Smetanas »Die verkaufte Braut« und 1966 in einer kleinen Partie in »Louise« von Charpentier). Sie sang 1956 mit dem Ensemble des Grand Théâtre Genf im dortigen Grand Casino die Maddalena in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Capitaine Bruno« von P. Wissmer. 1965 sang sie über Radio Genf in der Uraufführung der Oper »Médée« von A. Kovach die Partie der Amme. Sie starb 1969 in Lausanne.
Schallplatten: Ars Nova (»Jephte« von Carissimi, Psalmen von G. Marcello), Decca (»Les Noces« von Strawinsky), Cycnus (»Péchés de vieillesse« von Rossini), CTS (Lieder von W. Courvoisier), Rococo (9. Sinfonie von Beethoven).
12.4. Montserrat CABALLÉ: 90. Geburtstag
Ihre Ausbildung erfolgte am Conservatorio di Liceu in Barcelona bei Eugenia Kemmeny, Napoleone Annovazzi und Conchita Badia und wurde in Mailand abgeschlossen. 1956 Bühnendebüt am Stadttheater von Basel (Mimi in »La Bohème«), dem sie bis 1959 angehörte. 1958 sang sie hier in der Uraufführung der Oper »Tilman Riemenschneider« von Kasimir von Paszthory. In Basel sang sie in drei Jahren eine Vielzahl von Partien, darunter die Pamina in der »Zauberflöte«, die Aida, die Tosca, die Martha in »Tiefland« von d’Albert, die Arabella von R. Strauss, die Chrysothemis in »Elektra« und die Salome, ebenfalls von R. Strauss. 1959-62 war sie am Stadttheater von Bremen engagiert, wo sie die Traviata, die Tatjana in »Eugen Onegin«, die Titelrollen in den Opern »Armida« und »Rusalka« von Dvorák ihrem Repertoire hinzufügte. 1959 debütierte sie an der Wiener Staatsoper als Donna Elvira in »Don Giovanni« und sang hier bis 1989 außerdem noch die Salome, die Leonore sowohl im »Troubadour« als auch in »La forza del destino«, die Elisabeth in »Don Carlos«, die Tosca, die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, die Norma, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano und die Madame Cortese in Rossinis »Il Viaggio a Reims«. 2007 gastierte sie nochmals in der Sprechrolle der Crakentorp in Donizettis »La fille du régiment« und wurde dabei zur Österreichischen Kammersängerin ernannt. Insgesamt wirkte sie in 45 Vorstellungen der Wiener Staatsoper mit. 1960 trat sie erstmals an der Mailänder Scala als Blumenmädchen in »Parsifal« auf. Hier sang sie dann auch 1970 die Titelpartie in Donizettis »Lucrezia Borgia«, 1971 die Titelrolle in Donizettis »Maria Stuarda«, 1972, 1975 und 1977 die Norma, 1975 die Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«. 1976 die Aida und die Luisa Miller in der gleichnamigen Oper von Verdi, 1978 die Leonore in »La forza del destino«, 1982 die Titelrolle in Donizettis »Anna Bolena«, 1985 das Sopransolo im Verdi-Requiem und 1987 die Salome von R. Strauss sowie auch oft in Konzerten. 1962-63 unternahm sie eine Konzerttournee durch Mexiko und gastierte an der Oper von Mexico City als Manon von Massenet, 1963 sehr erfolgreiches Gastspiel in ihrer Heimatstadt Barcelona. 1965 ersetzte sie in New York ohne vorherige Probe Marilyn Horne in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Lucrezia Borgia« in der dortigen Carnegie Hall. Sie sang 1965 bei den Festspielen von Glyndebourne die Gräfin in »Le nozze di Figaro« und die Marschallin im »Rosenkavalier«. 1965 folgte sie einem Ruf an die Metropolitan Oper New York, an der sie als Marguerite in »Faust« von Gounod debütierte. Bis 1985 feierte sie an diesem traditionsreichen Opernhaus in annähernd 100 Vorstellungen ihre Triumphe als Leonore im »Troubadour«, als Desdemona in Verdis »Otello«, als Traviata, in der Titelrolle von Verdis »Luisa Miller«, als Liù in Puccinis »Turandot«, als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, als Elisabeth in »Don Carlos«, als Norma, als Elena in Verdis »I Vespri Siciliani«, als Mimì, als Aida, in den Titelrollen der Opern »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, und »Adriana Lecouvreur« von Cilea und als Tosca. Die unerschöpfliche Vielseitigkeit ihres Rollenrepertoires wie die souveräne Beherrschung der Gesangstechnik, verbunden mit einer ungewöhnlichen Dramatik des Vortrages, kennzeichneten ihre Karriere. Gastspiele an der Covent Garden Oper London (1972 als Traviata, 1975 als Leonore im »Troubadour«, 1977 als Aida und als Norma, 1981 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera« und 1992 als Madame Cortese), an der Grand Opéra Paris (1972 als Norma, 1981 in den Titelpartien von Puccinis »Turandot« und Rossinis »Semiramide« und 1986 als Ariadne in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), am Teatro Colón von Buenos Aires, an der Oper von Rio de Janeiro, am Gran Teatre del Liceu von Barcelona und am Teatro San Carlos von Lissabon brachten ihr glänzende Erfolge ein. Sie gastierte weiter an den führenden Operntheatern Italiens, seit 1971 auch an der Staatsoper von Hamburg, an der Oper von Mexico City, in San Francisco (1977 in der Titelpartie von Puccinis »Turandot«, 1978 als Tosca, 1979 als Elisabetta in Donizettis »Roberto Devereux«, 1981 in der Titelrolle von Rossinis »Semiramide«, 1982 als Amelia in Verdis »Un ballo in maschera«, 1983 in der Titelpartie von Ponchiellis »La Gioconda« und 1984 als Elvira in Verdis »Ernani«) und Chicago, wo sie 1970 als Traviata debütierte, und wo man sie 1973 in der Titelpartie der Oper »Maria Stuarda« von Donizetti erlebte, dazu am Bolschoi Theater Moskau, in Zürich, Genf (1979 als Gioconda) und Budapest. Sie erwarb sich große Verdienste um die Wiederbelebung der gesangstechnisch schwierigen, vergessenen Belcanto-Opern von Bellini, Rossini, Donizetti und einiger Verdi-Opern. 1974 große Erfolge bei den Festspielen von Orange als Norma. Sie sang sogar Wagner-Partien wie die Sieglinde in der »Walküre«. 1983 war sie beim Festival von Perugia die Hypermnestre in »Les Danaïdes« von A. Salieri, 1986 bei den Festspielen von Verona die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, 1986 in Rom die Titelfigur in »Agnese di Hohenstaufen« von Spontini. 1987 hörte man sie in Pesaro in »Ermione« von Rossini, ebenfalls 1987 in Barcelona als Saffo in der klassischen Oper gleichen Namens von G. Pacini. 1990 sang sie in Barcelona in »La Fiamma« von O. Respighi, 1991 in einer speziell für sie eingerichteten Inszenierung der Richard Strauss-Oper »Salome« die Titelrolle. 1992 hörte man sie bei den spektakulären Eröffnungskonzerten der Weltausstellung von Sevilla und der Olympischen Spiele in Barcelona. 1998 sang sie in Barcelona die Titelrolle in Massenets »La Vierge«, 2002 dort die Catherine d’Aragon in »Henri VIII.« von Saint-Saens. Auch als Lieder- und Oratoriensängerin hatte sie eine glanzvolle Karriere. So gab sie u.a. 1987 einen Liederabend bei den Festspielen von Salzburg. 1994 sang sie im Vatikan in Rom in einem Konzert vor Papst Johannes Paul II. Sie setzte ihre Karriere mit zahlreichen Konzerten auf internationaler Ebene (namentlich auch in Deutschland) fort. Im Wiener Konzerthaus hörte man sie in einigen konzertanten Opernaufführungen: 1986 als Hypermnestre in »Les Danaïdes« von A. Salieri, 1987 in der Titelpartie von Rossinis »Semiramide« und als Circe in Glucks »Il Telemaco o sia L’Isola di Circe«, 1989 in der Titelpartie von Pacinis »Saffo«, dazu trat sie dort oft in Liederabenden auf (1980-81, 1986, 1990, 1994, 2000, 2003-04, 2006, 2008 und 2011). Die Leuchtkraft ihrer Stimme, die hohe Musikalität der Stimmführung und eine souveräne Beherrschung der Gesangstechnik kennzeichneten jede ihrer Interpretationen. Dabei ist die Vielseitigkeit ihres künstlerischen Gestaltungsvermögens immer wieder bewundert worden. Sie starb 2018 in Barcelona. – Sie war verheiratet mit dem spanischen Tenor Bernabé Martí (1928-2022), auch ihre Tochter Montserrat Martí (* 15.11.1972) trat als Sängerin (u.a. in Konzerten zusammen mit ihrer Mutter sowie 2000 an der Mailänder Scala als Maria in dem Musical »West Side Story« von L. Bernstein) auf.
Lit: R. Pullen & St. Taylor: »Montserrat Caballé. Casta Diva« (1994); G. Farret: »Montserrat Caballé« (Paris, 1980), F.G. Barker: Montserrat Caballé (in »Opera«, 1975), A. Blyth: Montserrat Caballé (in »Grammophone«, 1973-74).
Zahlreiche Aufnahmen auf den Marken Vergana (spanische Zarzuelas), RCA (integrale Opern »Lucrezia Borgia«, »Norma«, »La Traviata«, Titelheldin in »Salome«, »Pagliacci«, »Ein deutsches Requiem« von Brahms), HMV-Electrola (»Giovanna d’Arco« von Verdi, »Don Carlos«, »Manon Lescaut« von Puccini, »Wilhelm Tell« von Rossini, »Cavalleria rusticana«) CBS (»Gemma di Vergy« von Donizetti, »Aroldo« von Verdi), Philips (»I Masnadieri« von Verdi), Decca (»Mefistofele« von Boito, »Andrea Chénier« von Giordano, Adalgisa in »Norma« mit Joan Sutherland in der Titelpartie), Alhambra (»Madame Butterfly« zusammen mit ihrem Gatten B. Martí), Harmonia mundi (»Caterina Cornaro« von Donizetti). Viele Mitschnitte von Opern u.a. auf Memories (»Agnese di Hohenstaufen«), auf Foyer (»La Traviata«, »Armida« von Dvorák, eine frühe Aufnahme aus den sechziger Jahren) und auf HRE (»L‘Africana« von Meyerbeer); Dream Live-Video (Titelrolle in »Norma«, Orange 1974). Die Künstlerin ist so reichhaltig auf Schallplatten vertreten, dass eine auch nur annähernde vollständige Übersicht nicht möglich ist.
12.4. Peter-Christoph RUNGE: 90. Geburtstag
Er lernte den Beruf eines Kunstbuchbinders und legte 1957 in diesem seine Meisterprüfung mit der höchsten Landesauszeichnung ab. Während dieser Lehre gehörte er zunächst der Lübecker Knabenkantorei an und studierte später Musik, Germanistik und Philosophie in Hamburg. Ausbildung zum Sänger an der Hamburger Musikhochschule durch Lilly Schmitt- de Giorgi, dann in Düsseldorf durch Edith Bovoschek. Debüt 1958 am Stadttheater von Flensburg als Guglielmo in »Così fan tutte«. 1959 kam er an das Opernhaus von Wuppertal, wo er fünf Spielzeiten hindurch als erster lyrischer Bariton blieb. 1964 wurde er an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg berufen, deren Mitglied er für mehr als 25 Jahre war. Hier trat er als Papageno in der »Zauberflöte«, als Figaro in »Le nozze di Figaro«, als Guglielmo und in vielen anderen Partien auf. 1969 sang er bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung von Giselher Klebes »Märchen von der schönen Lilie«, 1985 am Stadttheater von Duisburg in der der Oper »Die Wiedertäufer« von Alexander Goehr. 1987 hörte man ihn in Düsseldorf in »Die Gezeichneten« von Fr. Schreker, 1986 bei den Heidelberger Schlossfestspielen in der Titelrolle der Oper »Hans Sachs« von Lortzing. Er gab erfolgreiche Gastspiele beim Maggio Musicale von Florenz, bei den Festspielen von Glyndebourne (1966 und 1973 als Papageno, 1967-68 als Amida in »L’Ormindo« von Cavalli, 1969 als Titelheld in »Pelléas et Mélisande«, 1982-83 als Pantalone in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew) und Edinburgh (1972 als Stolzius in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann und als Corpo in De Cavalieris »Rappresentatione di Anima e di Corpo« anlässlich eines Gastspiels der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1976 als Ambrosio in »Die drei Pintos« von C.M. von Weber/G. Mahler und 1980 als Graf Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«) sowie an der Scottish Opera Glasgow (1972 als Guglielmo, 1973 als Ottone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«). Den Stolzius brachte er auch in Amsterdam (1971) und Hamburg (1981) zum Vortrag, den Grafen Robinson 1980 bei den Festspielen von Drottningholm. Beim Wexford Festival gastierte er bereits 1984 als Romualdo in »Le Astuzie femminili« von Cimarosa, am Opernhaus von Dublin 1992 als Tristan in »Martha« von Flotow. Weitere Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1981 als Olivier in »Capriccio« von R. Strauss), am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Stockholmer Königlichen Oper, in Basel und Warschau. 1974 wirkte er bei den Salzburger Festspielen mit (Vokalsinfonie »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann). 1986 gastierte er an der Oper von Nizza als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1990 beim Wexford Festival als Major Zastrow in »The Rising of the Moon« von N. Maw. Er trat auf der Bühne auch als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, als Belcore in »L‘Elisir d’amore«, als Malatesta in »Don Pasquale«, als Scherasmin in »Oberon« von Weber, als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Barbier in »Die schweigsame Frau« vom gleichen Komponisten, als Ford in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und in der Titelrolle der Oper »Schneider Wibbel« von Mark Lothar auf. Er trat in Opernsendungen des Deutschen Fernsehens auf. Zugleich hatte er eine erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratoriensolist, namentlich als Interpret der Werke von J.S. Bach, Mozart und Monteverdi. Er starb 2010 in Verviers.
Auf Decca sang er in einer vollständigen Aufnahme der klassischen Oper »L’Ormindo« von Cavalli, weiter auf Telefunken (Madrigale und Concerti von Monteverdi), auf HMV (Marquis in »Manon Lescaut« von Auber), auf ZYX (»Totentag« von Klaus Schulze), auf Intercord und auf Da Camera.
12.4. Jean–François PAILLARD: 95. Geburtstag
Er erhielt seine musikalische Ausbildung am Conservatoire de Paris und bei Igor Markevitch am Salzburger Mozarteum. Er studierte Orchesterleitung bei Igor Markewitch und Musikwissenschaft bei Nobert Dufourcq, darüber hinaus machte er ein Diplom in Mathematik. 1953 gründete er das Ensemble Jean-Marie Leclair (benannt nach dem gleichnamigen Komponisten), welches 1959 in Orchestre de chambre Jean-Francois Paillard umbenannt wurde. Seiner ersten Schallplatte Musique Française au XVIIIe siècle („Französische Musik des 18. Jahrhunderts“), die im Juni 1953 herauskam, folgte eine große Zahl weiterer Aufnahmen, die neue Sichtweisen auf die Interpretation der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts eröffneten, verbunden mit der Wiederentdeckung eines großen Teils der französischen Musik vor Berlioz. In den 1960er und frühen 1970er Jahren war es eines der führenden Kammerorchester für Musik des 18. Jahrhunderts in Europa. Schwerpunkte waren die Werke von Händel, Vivaldi, Albinoni, Bach und die deren französischer Zeitgenossen, darunter etliche Ersteinspielungen. Neben einer umfangreichen Schallplattenproduktion führten ihn über 5 Jahrzehnte Konzerttourneen und die Mitwirkung bei zahlreichen Musikfestspielen auf alle fünf Kontinente, insbesondere in die meisten Länder Europas, nach Nordamerika und Japan. So kam es, dass Paillard u.a. Die vier Jahreszeiten von Vivaldi 1480mal zur Aufführung brachte. Eine langjährige Zusammenarbeit verband ihn mit vielen wichtigen französischen Instrumentalisten seiner Epoche, die ihren Niederschlag sowohl in der Konzerttätigkeit wie auch bei Schallplattenaufnahmen fand. Hervorzuheben sind hier Maurice André (Trompete), Jean-Pierre Rampal und Maxence Larrieu (Flöte), Lily Laskine (Harfe), Pierre Pierlot und Jaques Chambon (Oboe), Robert Veyron Lacroix (Cembalo), Marie-Claire Alain (Orgel) und Paul Hogne (Fagott). Sein Orchester bestand aus zwölf Streichern und einem Cembalo. Bis 1969 war Huguette Fernandez Konzertmeisterin, im Anschluss übernahm Gérard Jarry die Position. Jean-François Paillard war auch ein gesuchter Gastdirigent; u.a. mit dem English Chamber Orchestra und dem Sinfonieorchester Tokyo gab es zudem mehrere Plattenaufnahmen. Darüber hinaus war er der Herausgeber der Reihe Archives de la musique instrumentale und veröffentlichte 1960 die musikwissenschaftliche Untersuchung: La musique française classique. Im April 2008 erhielt er anlässlich seines achtzigsten Geburtstages höchste Ehrungen in Japan. Die Vereinigten Staaten ernannten unlängst eine seiner Aufnahmen, die berühmten Melodien des 18. Jahrhunderts gewidmet ist, zu The best selling classical recording of all time. Jean-François Paillard forschte parallel zu seiner Tätigkeit als Dirigent intensiv in vielen europäischen Bibliotheken nach Hinweisen für die Aufführung der Musik vor Mozart. Bereits vor 1960 hatte er einen großen Teil, der zu diesem Thema existierenden Schriften gesichtet. Seine jährlich etwa 10 Schallplattenaufnahmen ab 1956 ermöglichten es ihm damals, seine Forschungsergebnisse hinsichtlich Klang und musikalischem Stil an verschiedenen Musikhochschulen Europas zu vermitteln. In den 1970er Jahren kam es zu einer neuen Auffassung hinsichtlich der Wiedergabe der Musik des 18. Jahrhunderts, unter dem Begriff Historische Aufführungspraxis. Jean-François Paillard schloss sich dem neuen Stil nicht an. Er lehnte es ab, das zu übernehmen, was den Erfolg der neuen Interpretation der Musik des 18. Jahrhunderts ausmachte: historische Instrumente, den Kammerton 415 Hz, Kinderstimmen in der Vokalmusik. Dies trug ihm zeitweilig die harsche Kritik zahlreicher Musikkritiker ein, trotzdem konnte er in den folgenden zwei Jahrzehnten seinen Weg weiter verfolgen: Gemischte Stimmen in den Chören, Beibehaltung des Kammertons von 440 Hz und die Rückkehr zum Countertenor. Paillards Diskografie umfasst über 300 Aufnahmen, davon erhielten 29 den Grand Prix du disque. Diese Aufnahmen ermöglichten es dem Publikum im Laufe der 1960er-Jahre, große Werke der Musik des 18. Jahrhunderts zu entdecken, u.a. die Wassermusik von Händel, die Konzerte für drei und vier Cembali von Bach sowie den größten Teil des Instrumentalwerks französischer Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Hierzu gehören etliche Ersteinspielungen, u.a. die Gesamtaufnahme der 12 Konzerte von Jean-Marie Leclair. Seine erste Aufnahme machte er mit dem französischen Label ERATO. Jean-François Paillard war auch der Musiker, der der Firma den großen Erfolg sicherte, u.a. mit dem Konzert für Flöte und Harfe von Wolfgang Amadeus Mozart, dem Kanon von Johann Pachelbel oder den Brandenburgischen Konzerten von Johann Sebastian Bach. Seine Zusammenarbeit mit ERATO dauerte 32 Jahre und endete abrupt infolge des Ausscheidens von Philippe Loury, als Unternehmensleiter. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jean-François Paillard 235 Aufnahmen mit dieser Firma produziert. Zwei Jahre später, 1986, unterzeichnete er einen Vertrag mit BMG, mit der er bis 2002 zusammenarbeitete. Er starb 2013 in Saint-Auban-sur-l’Ouvèze (Departement Drôme).
12.4. Lily PONS: 125. Geburtstag
Eigentlicher Name Alice-Joséphine Pons; sie kam mit 13 Jahren auf das Conservatoire National de Paris, wo sie zunächst Klavierspiel studierte. Sie ließ dann ihre Stimme durch Dyna Beumer in Cannes und durch Albert di Gorostiaga in Paris ausbilden und gab bereits 1917 in Paris ein Konzert. 1924 trat sie am Pariser Théâtre des Variétés in einer Operette auf. Eigentliches Bühnendebüt 1927 am Stadttheater von Mulhouse (Elsass) als Titelheldin in »Lakmé« von Delibes. Sie sang dann an französischen Provinzbühnen. In einer Vorstellung in Montpellier hörte sie das berühmte Sänger-Ehepaar Giovanni Zenatello und Maria Gay, und durch ihre Vermittlung kam sie 1931 direkt an die Metropolitan Oper New York. Als Antrittsrolle sang sie hier die Lucia di Lammermoor in der gleichnamigen Donizetti-Oper (mit Benjamino Gigli als Partner) mit sensationellem Erfolg. Sie studierte später in New York noch bei Giovanni Zenatello. Fast dreißig Jahre lang war sie bis 1961 eins der prominentesten Mitglieder der Metropolitan Oper. In zwanzig Spielzeiten sang sie hier zehn Partien in 300Vorstellungen: die Gilda in »Rigoletto«, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Lakmé, die Amina in »La Sonnambula« (wieder mit Benjamino Gigli als Partner), die Titelrolle in »Linda di Chamounix« von Donizetti, die Königin von Schemacha in Rimski-Korsakows »Der goldenen Hahn« und die Marie in Donizettis »La fille du régiment«. 1956 feierte man in einer Gala-Vorstellung ihre 25jährige Zugehörigkeit zur Metropolitan Oper. Gastspiele brachten ihr an der Covent Garden Oper von London (1935), an den beiden großen Operntheatern von Paris (1933 an der Grand Opéra als Lucia di Lammermoor und als Gilda, 1946 an der Opéra Comique als Lakmé), an der Oper von Monte Carlo (1936 als Lucia di Lammermoor, als Gilda und als Rosina, 1946 als Lucia und als Lakmé), an der Oper von Rio de Janeiro (1931 als Lucia und als Gilda, 1934 wieder als Lucia, 1938 als Lucia und als Rosina), am Teatro Colón von Buenos Aires (1932 und 1934), in Brüssel, Chicago (1936-41) und San Francisco (1932-52 als Lucia di Lammermoor, als Gilda, als Lakmé, als Königin von Schemacha, als Rosina und als Marie in »La fille du régiment«) glänzende Erfolge ein. 1951-52 trat sie an der San Francsico Opera auch als Traviata auf, die sie nie zuvor gesungen hatte. Ihre Konzertreisen führten sie durch die europäischen Länder, durch Nord- und Südamerika, nach Mexiko und Kuba. Sie starb 1976 in Dallas (Texas). Lily Pons war seit 1938 in zweiter Ehe mit dem Dirigenten André Kostelanetz (1901-80) verheiratet. Auch beim amerikanischen Film hatte sie eine erfolgreiche Karriere (»That Girl from Paris«, »I dream too much«). – Obwohl ihre Koloraturstimme nicht groß dimensioniert war, gehört sie durch die Mühelosigkeit und Virtuosität ihres Ziergesanges zu den bedeutendsten Koloratricen ihrer Epoche. Darüber hinaus auf der Bühne durch den Charme ihrer Persönlichkeit wie durch ihr temperamentvolles, lebendiges Spiel ausgezeichnet.
Lit: B. Park: Lily Pons (in »Record Collector«, 1960-61); James A. Drake: Lily Pons(Amadeus-Press).
Sie sang auf Odeon, Victor und amerikanischen Columbia-Platten (u.a. vollständige »Lucia di Lammermoor«). Mehrere interessante Mitschnitte von Opernaufführungen der Sängerin wurden später veröffentlicht, so »Lucia di Lammermoor« auf Unique Opera Records (Aufführung von 1937), auf CBS (1954) und Historical Opera Performances (1956), »La Fille du Régiment«, »Lakmé« und »Rigoletto« auf EJS; »Rigoletto« auf Naxos (Metropolitan Oper, 1935); auf CBS auch als Adele in der »Fledermaus« zu hören.
13.4. Heinz HOLECEK: 85. Geburtstag
Er war am Konservatorium der Stadt Wien und an der Wiener Musikhochschule u.a. Schüler von Elisabeth Rado und von Elisabeth Höngen. Am 16. Dezember 1960 gab der 22-jährige Künstler an der Wiener Volksoper sein sensationelles Debüt als Papageno in der Premiere von Mozarts »Die Zauberflöte« (Regie: Otto Fritz). Diese Partie sollte ihn noch ein Vierteljahrhundert lang begleiten: er sang sie 97-mal an der Volksoper und 116-mal an der Wiener Staatsoper, an der er am 16. Jänner 1962 – ebenfalls als Papageno – debütiert hatte. 1961 folgte an der Volksoper die Premiere von Gian Carlo Menottis Einakter »Die alte Jungfer und der Dieb«, in dem er an der Seite von Olive Moorefield den Bob sang. 1963 kam die Titelpartie in »Gianni Schicchi« in der Regie von Otto Schenk, eine weitere Traumpartie, hinzu. Im selben Jahr folgte auch der Lord Tristan in der Premiere von »Martha«. Haydns Oper »Das brennende Haus«, in der er ab 1965 den Hanswurst sang, nahm für den Künstler einen besonderen Stellenwert ein. Renate Holm als Colombine war hier – wie bereits in »Die Zauberflöte«– seine Bühnenpartnerin. Ebenfalls 1965 folgte der Ramiro in Ravels Einakter »Die spanische Stunde« in der Regie von Otto Schenk. Während seines Engagements an der Volksoper trat Heinz Holecek auch zusätzlich an der Wiener Staatsoper auf. Ab 1967 wurde er schließlich an das Haus am Ring, dem er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998 künstlerisch angehörte, vertraglich verpflichtet. An der Wiener Staatsoper zählten neben dem bereits erwähnten Papageno der Masetto und der Leporello in »Don Giovanni«, der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Bartolo in »Der Barbier von Sevilla«, der Fra Melitone in Verdis »La forza del destino«, der Schaunard in »La Bohème« sowie der Dr. Falke und der Frank in »Die Fledermaus« zu seinen wichtigsten Partien. Insgesamt verkörperte er an der Wiener Staatsoper 38 Partien in 676 Vorstellungen. Sein letzter Auftritt auf der Staatsopernbühne war der Haushofmeister in »Ariadne auf Naxos« am 16. November 1992. Zuletzt wirkte er im Dezember 2011 bei der Matinee anlässlich des 100. Geburtstags von Marcel Prawy mit. Doch auch der Volksoper blieb Heinz Holecek künstlerisch verbunden: 1967 als Moruccio in »Tiefland« und Dr. Falke in »Die Fledermaus«, 1977 als Homonay in der Neuinszenierung von »Der Zigeunerbaron« von Heinz Marecek. 1990 folgte der Lothar in »Ein Walzertraum«, 1991 der Kagler in »Wiener Blut« sowie der Jack in »Kiss me, Kate«. Im Jahr 2000 kam mit dem Doolittle in »My Fair Lady« eine weitere Hauptpartie hinzu. Zuletzt trat Heinz Holecek an der Volksoper Wien am 8. April 2011 anlässlich einer Festvorstellung zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum als Frosch in »Die Fledermaus« auf. 1964-67 bestand ein Gastvertrag mit der Stuttgarter Staatsoper. Hier wie bei Gastspielen in Paris, Barcelona, Rom, Turin, Stockholm, Zürich, München, Hamburg, Berlin und bei den Bregenzer Festspielen (1964 als Gustl in Lehárs »Das Land des Lächelns«) trat er in einem umfassenden Opernrepertoire auf. 1981 wirkte er bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha mit. Dabei erwies er sich als hervorragend begabter Darsteller. Nicht weniger von Bedeutung war sein Wirken als Konzert- und Oratoriensänger; in Werken von Haydn, Mozart, Beethoven und in Kompositionen vieler anderer Meister ist er in Erscheinung getreten. Erfolge feierte er außerdem als Schauspieler, Wienerliedsänger und Parodist. Der sehr vielseitig begabte Künstler wurde auch durch Kabarettauftritte in aller Welt bekannt; von Moskau bis Montreal und von Stockholm bis Tunis hat man seine Auftritte auf diesem Gebiet der Kleinkunst bewundert. Besondere Popularität erlangte er als Rundfunksänger wie als Fernsehartist; er veranstaltete im österreichischen Fernsehen ganze Sendereihen, die mit Begeisterung vom Publikum aufgenommen wurden. 1977 wurde Heinz Holecek mit dem Titel Österreichischer Kammersänger ausgezeichnet, für seine Verdienste erhielt er außerdem das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. Er starb 2012 in Wien. Auch sein Sohn Sebastian Holecek wurde wie sein Vater ein bekannter Bariton.
Schallplatten: Decca (Faninal in vollständigem »Rosenkavalier« von R. Strauss, »Salome«, »Die Fledermaus«), MMS, Telefunken (Querschnitt »Der Zarewitsch« von Lehár), Preiser (»Das Land des Lächelns«), Amadeo-Polygram (»Oratorisches Musikdrama« von Alfred Uhl), Koch/Schwann (»Das Land des Lächelns« von Fr. Lehár).
13.4. William MARTIN: 125. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Tenors auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/William_Martin_(tenor)
14.4. Claude VIVIER: 75. Geburtstag
Er wurde als Sohn unbekannter Eltern geboren, mit drei Jahren adoptiert und katholisch erzogen. Zunächst strebte er das Priesteramt an. Vom Priesterseminar wurde er allerdings mit 18 Jahren wegen „mangelnder Reife“ verwiesen. 1967-71 studierte er am Conservatoire de Musique de Montréal bei Gilles Tremblay (Komposition) und Irving Heller (Klavier). Anschließend kam er nach Europa, wo er am Institut für Sonologie der Universität Utrecht bei Gottfried Michael Koenig sowie in Köln bei Karlheinz Stockhausen an der Hochschule für Musik studierte. 1973 kehrte er nach Kanada zurück. In der Folge unternahm er längere Reisen nach Asien (Japan, Bali) und in den Nahen Osten (Iran), die ästhetische Konsequenzen für sein Denken und Komponieren hatten. 1982 übersiedelte er nach Paris. In der Nacht vom 7. zum 8. März 1983 wurde Vivier im Alter von 34 Jahren in seiner Wohnung ermordet; die Leiche wurde allerdings erst fünf Tage später aufgefunden. Als Mörder wurde ein 19-jähriger Prostituierter verurteilt, den Vivier am Abend vor der Tat in einer Schwulenbar kennengelernt hatte. Viviers Werk ist vornehmlich von biographischen Zügen wie seiner unbekannten Familienherkunft, der Suche nach der Mutter, seiner Homosexualität und seinen religiösen Bekenntnissen geprägt.
15.4. Ria GINSTER: 125. Geburtstag
Sie war die Tochter des Pianisten und Dirigenten Peter Ginster. Sie studierte zuerst Violinspiel; mit 13 Jahren trat sie bereits mit einem Violinkonzert öffentlich auf, dann Gesangstudium am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt a.M. und an der Berliner Musikhochschule bei Louis Bachner. 1923 gab sie ihre ersten Konzerte. Sie erlangte als Liedersängerin bald internationalen Ruf. Ihr Repertoire umfasste auch eine Reihe von Opernarien, doch ist sie kaum auf der Bühne erschienen. Sie hat allerdings einige Opernpartien bei Radio Frankfurt in Opernsendungen übernommen, darunter die Mélisande in »Pelléas et Mélisande« und die Suor Angelica in der gleichnamigen Puccini-Oper. 1931 sang sie beim Würzburger Mozart-Fest in einer konzertanten Aufführung von Mozarts »Idomeneo«. Sie trat in Deutschland, Österreich, Belgien, Holland, England, Frankreich und in der Schweiz im Konzertsaal auf. 1929 bereiste sie Schweden; sie trat auch in Italien (u.a. 1943 in Florenz) auf. 1937 sang sie bei den Salzburger Festspielen das Sopran-Solo in Beethovens 9. Sinfonie. In London hörte man sie als Solistin im »Messias« unter Sir Thomas Beecham. Sehr große Erfolge erzielte sie seit 1934 bei ausgedehnten Tourneen in den USA und in Kanada. Einen Höhepunkt in ihrer Karriere bezeichnete ein Konzert in der New Yorker Carnegie Hall im November 1935. 1936 und 1941 brachte sie Lieder von Othmar Schoeck zur Uraufführung. Zeitweilig wirkte sie als Gesanglehrerin in Philadelphia, seit 1947 auch in New York. Sie setzte ihre Karriere bis mindestens 1948 fort. Seit 1938 Professorin am Konservatorium von Zürich, seit 1949 unterrichtete sie in Meisterkursen während der Salzburger Festspiele am dortigen Mozarteum. Sie starb 1985 in Zürich. Zu ihren Schülerinnen gehörte die bekannte Sopranistin Hilde Zadek. – Schön gebildete, im Nuancenreichtum des Vortrags und in der Feinheit des Stilgefühls viel bewunderte Sopranstimme, vor allem als geniale Lied-Interpretin bekannt geworden.
Schallplatten: Aufnahmen auf Homochord-Parlophon (1928) und auf HMV (Lieder der Hugo Wolf Society). Auf ihren Schallplatten finden sich auch Ausschnitte aus Opern.
16.4. Joseph SHORE: 75. Geburtstag
Biographie des amerikanischen Baritons auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Shore
16.4. Roza DZHAMANOVA: 95. Geburtstag
Sie studierte bis 1954 am Kunstinstitut von Alma-Ata bei A.M. Kurganow und trat bereits seit 1953 am Abai-Theater, dem Opernhaus der Kasachischen Republik in Alma-Ata auf. Sie sang dort vor allem Partien in kasachischen Opern: die Sara in »Brizhan und Sara« von Tulebajew, die Azhar in »Abay« von Zhubanow und Hamidi, die Nazugum in »Nazugum« von Kuzhamjarow und die Kamar in »Kamar sulis« von Rakhmadiew. Dazu beherrschte sie das klassische russische wie internationale Repertoire und hatte als Marguerite in »Faust« von Gounod, als Tatjana in »Eugen Onegin« und in vielen anderen Partien ihre Erfolge. Einen wichtigen Teil ihrer künstlerischen Arbeit widmete sie dem Konzertgesang, vor allem dem Vortrag kasachischer Volkslieder. So unternahm sie Konzert-Tourneen durch Polen (1959), Indien (1963), Kanada (1967) und Italien (1968). Sie war Abgeordnete im Obersten Sowjet der UdSSR und seit 1959 Volkskünstlerin der Kasachischen Volksrepublik. Sie starb 2013 in Alma-Ata (Kasachstan).
Schallplatten unter dem Etikett von Melodiya.
16.4. Louise HORINA: 175. Geburtstag
Sie wurde in einem Kloster erzogen und wollte zunächst Pianistin werden. Seit ihrem 13. Lebensjahr ließ sie jedoch ihre Stimme ausbilden. Sie erhielt diese Ausbildung am Konservatorium von Prag und debütierte 1864 am Deutschen Landestheater Prag als Pamina in der »Zauberflöte« und als Agathe im »Freischütz«. Nachdem sie kurzfristig 1865 am Stadttheater von Magdeburg aufgetreten war, folgte sie 1865 einem Ruf an die Berliner Hofoper, wo sie als Antrittsrolle wiederum die Pamina vortrug. Hier war sie bis 1885, also während zwanzig Jahren, im Engagement und sang eine bunte Fülle von Partien aus dem Sopran- wie dem Mezzosopran-Repertoire, darunter im ersten Teil ihrer Karriere gerne Travestierollen wie den Siebel in »Faust« von Gounod und den Cherubino in »Le nozze di Figaro«. Weitere Glanzrollen der Künstlerin waren die Papagena in der »Zauberflöte«, die Mary in »Der fliegende Holländer« und die Bertha in »Euryanthe« von Weber. Am 17.4.1875 sang sie an der Berliner Hofoper in der Uraufführung von A. Rubinsteins Oper »Die Makkabäer« den Benjamin, am 22.12.1875 in der Uraufführung der damals sehr erfolgreichen Oper »Das goldene Kreuz« von Ignaz Brüll die Partie der Therese. Auch als Konzertsängerin erfolgreich tätig; sie wirkte später im pädagogischen Bereich in Berlin, wo sie 1918 starb.
17.4. Lütfiyar İMANOV: 95. Geburtstag
Bereits im Schulalter zeigte er großes Interesse an der Kunst und begann die berufliche Laufbahn 1943 als Schauspieler im Staatlichen Dramatischen Theater von Sabirabad. Im Alter von 18 Jahren leitete er eine kleine Theatergruppe. Ab 1948 wurde er zum künstlerischen Leiter des Kulturhauses von Sabirabad. Zu Beginn der 1950er Jahre zog İmanov nach Baku und absolvierte im Jahr 1957 die Asəf-Zeynallı-Musikhochschule (heute das Musikkolleg des Aserbaidschanischen Nationalkonservatoriums). Eine weitere musikalische Ausbildung erwarb er 1968 von der Staatlichen Universität für Kultur und Kunst von Aserbaidschan. İmanov war 1954-56 Solist des Aserbaidschanischen Fernseh- und Rundfunkchors und trat 1956-57 im Staatlichen Varieté-Orchester Aserbaidschans auf. Parallel war er bis 1959 im Staatlichen Musikalischen Komödien-Theater des Landes tätig. Von 1958 bis zu seinem Tod arbeitete İmanov als Solist des Aserbaidschanischen Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheaters. 1965 durchlief İmanov Weiterbildungskurse im Bolschoi-Theater und 1975 in der Mailänder Scala. Ab 1968 spielte İmanov Hauptrollen in mehr als 30 verschiedenen Opern. Er trat in vielen Konzerten auf und sang u.a. aserbaidschanische Volkslieder. İmanov ging auch einer pädagogischen Tätigkeit nach. In der Sowjetzeit lehrte er am Aserbaidschanischen Staatskonservatorium (heute Musikakademie Baku), später 1991-95 an den Operntheatern von Istanbul und Izmir. 1980-85 saß İmanov als Abgeordneter im Obersten Sowjet der Aserbaidschanischen SSR. İmanov starb am 21. Januar 2008 in Baku und wurde dort auf der Ehrenallee (Fəxri Xiyaban) beigesetzt.
17.4. Gianni RAIMONDI: 100. Geburtstag
Er studierte in Bologna bei Antonio Melandri und Gennaro Barra-Caracciolo; auch Schüler von Ettore Campogalliani in Mantua. Bühnendebüt 1947 in Budrio bei Bologna als Herzog in »Rigoletto«; 1948 sang er Teatro Comunale in Bologna den Ernesto in »Don Pasquale«. 1950 trat er am Teatro Sociale Mantua als Herzog (dort noch 1972 als Rodolfo in »La Bohème«) auf, im gleichen Jahr am Teatro Verdi Pisa als Herzog, 1951 als Alfredo in »La Traviata«, 1953 als Pinkerton in »Madame Butterfly«. Den Alfredo sang er auch 1952 am Theater von Reggio Emilia und ebenfalls 1952 am Teatro Politeama Garibaldi Palermo, hier auch den Rosillon in Lehárs »Die lustige Witwe« und den Liebhaber in Menottis »Amelia al ballo«, am Teatro Carlo Felice Genua 1951 und 1954 den Herzog, 1960 den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, am Teatro Margherita Genua 1965 den Cavardossi in »Tosca« und den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, 1966 den Rodolfo in »La Bohème« wie den Arturo in Bellinis »I Puritani« und 1977 wieder den Cavaradossi. 1953 Gastspiel am Londoner Stoll Theatre als Alfredo. 1954 wirkte er am Teatro della Pergola Florenz in der Uraufführung von Valentino Bucchis Oper »Il Contrabasso« mit. Er trat in den Jahren 1953-70 häufig am Teatro San Carlo Neapel auf, u.a. als Fernando in Donizettis »La Favorita«, als Riccardo, als Arnoldo in »Wilhelm Tell« von Rossini und als Ismaele in »Nabucco« von Verdi. An der Grand Opéra Paris hörte man ihn 1953 als Herzog; an der Oper von Marseille gastierte er 1954, am Teatro Comunale Florenz 1952 als Wenzel (!) in Smetanas »Die verkaufte Braut«, 1953 als Herzog, 1954 und 1966 als Rodolfo in »La Bohème«, 1972 als Pollione in »Norma«. Beim Maggio Musicale Fiorentino sang er 1952 den Eustazio in »Armida« von Rossini (mit Maria Callas in der Titelrolle) und in »La Pietra del Paragone« von Rossini, 1960 den Florindo in »Elisa« von Cherubini. Sehr oft war er am Teatro Massimo Palermo zu Gast: 1955 als Rodolfo, 1960 als Pinkerton, als Herzog und als Edgardo, 1961 als Arturo und als Rodolfo, 1962 als Edgardo, 1964 als Arturo, 1969 als Cavaradossi und als Macduff in Verdis »Macbeth«, 1970 als Enzo in »La Gioconda« und als Pinkerton, 1971 als Rodolfo und als Edgardo, 1973 als Cavaradossi, 1974 als Pinkerton. Weitere Gastspiele an der Oper von Monte Carlo (1952 als Rodolfo, 1953 wieder als Rodolfo, als Edgardo und als Alfredo, 1975 als Rodolfo, 1976 als Pinkerton), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1954), am Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1956, 1957 und 1961 als Herzog), am Teatro Comunale Bologna (1957 als Rodolfo) und an der San Francisco Opera (1957 als Rodolfo, als Alfredo, als Edgardo, als Pinkerton und als Cavaradossi, 1958 als Rodolfo und als Herzog). An der Staatsoper von Wien, an der er 1957 als Alfredo debütierte, hörte man ihn bis 1977 in 68 Vorstellungen (als Herzog, als Cavaradossi, als Pinkerton, 24mal als Rodolfo und als Riccardo). An der Mailänder Scala trat er seit seinem Debüt 1956 (als Alfredo in »La Traviata« mit Maria Callas als Partnerin) bis 1975 in jeder Spielzeit auf und hatte seine Erfolge in Rollen wie dem Percy in Donizettis »Anna Bolena« (1957 mit Maria Callas), dem Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, dem Pinkerton, dem Amenophis in Rossinis »Mosè«, dem Rodolfo, dem Sobinin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren«, dem Rinuccio in »Gianni Schicchi«, dem Cavaradossi, dem Tenorsolo in Rossinis Stabat mater, dem Edgardo, dem Fernando in »La Favorita« von Donizetti, dem Faust von Gounod, dem Herzog, dem Idreno in Rossinis »Semiramide« (1962 mit Joan Sutherland und Giulietta Simionato), in der Titelrolle in Mascagnis »L‘Amico Fritz«, dem Arnoldo, dem Ismaele, dem Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, dem Arrigo in Verdis »I Vespri Siciliani«, dem Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra« und dem Pollione. Er gastierte mit dem Ensemble der Scala bei der Weltausstellung in Montreal sowie 1974 am Bolschoi Theater Moskau. Er setzte seine weltweite Gastspieltätigkeit fort, u.a. am Teatro Colón Buenos Aires (1961 als Arturo und als Herzog, 1962 als Cavaradossi, 1966 als Arnoldo, 1970 als Percy), am Opernhaus von Mexico City (1962 als Herzog und als Rodolfo), am Teatro San Carlos Lissabon (1966 als Rodolfo), am Opernhaus von Bilbao (1963 als Fernando), bei den Festspielen in der Arena von Verona (1957 als Herzog, 1961 als Edgardo, 1964 als Rodolfo, 1968 als Edgardo, 1978 nochmals als Pinkerton), beim Puccini Festival in Torre del Lago (1962 als Rodolfo). 1965 erfolgte sein Debüt an der Metropolitan Oper New York als Rodolfo. An diesem Haus sang er bis 1969 in insgesamt 44 Vorstellungen auch den Edgardo, den Pinkerton, den Faust von Gounod, den Cavaradossi und den Herzog. Gastauftritte an der Oper von Rom (1962 als Arturo, 1964 als Rodolfo, 1971 als Enzo, 1972 als Carlo in Verdis »I Masnadieri«; hier fand 1980 sein letzter Auftritt in einem Opernkonzert statt), am Teatro Fenice Venedig (1967 als Rodolfo, 1972 als Roberto Devereux von Donizetti), am Teatro Regio Parma (1967 als Edgardo), am Teatro Regio Turin (1973 als Arrigo), am Teatro Bellini Catania (1966 als Rodolfo und gegen Ende seiner Karriere im Dezember 1979 als Macduff), in Madrid (1964, 1966, 1967), an der Oper von Rio de Janeiro (1969 als Enzo mit dem Ensemble des Teatro San Carlo Neapel), am Opernhaus von Philadelphia (1967 als Cavaradossi), an der Deutschen Oper Berlin (1969-70 als Cavaradossi), an der Staatsoper Hamburg (1970-71 als Rodolfo) und an der Oper von Dallas (1960 als Pinkerton), an den Opernhäusern von Zürich (1977 als Alfredo) und Helsinki. Er starb 2008 in Pianoro. Kraftvolle, strahlende, gleichzeitig aber ausdrucksschöne und bewegliche Tenorstimme, durch ihre elegante Stimmführung vor allem im Belcanto-Repertoire ausgezeichnet.
Lit: R. Celletti & G. Gualerzi : Gianni Raimondi (in »Le grandi Voci«, Rom 1964); Daniele Rubbioli: Gianni Raimondi, felicemente Tenore.
Schallplatten: Cetra (»La Favorita« von Donizetti), DGG (»La Traviata«), MRF (»Linda di Chamounix« von Donizetti), BJR (»Maria Stuarda« von Donizetti mit Maria Callas), Foyer (»I Puritani«, »Rigoletto«), Cetra Opera Live (»Armida« von Rossini), Philips (Recital von 1964), EJS (»Semiramide«), Opera Duba (»Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas), HRE (»La Traviata«), Morgan (Ismaele in Verdis »Nabucco«), Melodram (Titelrolle in »Faust« von Gounod, Scala 1962), Ricordi (Recital), Bongiovanni (Alfredo in »La Traviata« mit Virginia Zeani), Mondo Musica (»Roberto Devereux« von Donizetti, Teatro Fenice Venedig 1972; Alfredo in »La Traviata«, Teatro Fenice Venedig 1975).
18.4. Jules BRUYÈRE: 95. Geburtstag
Biographie des kanadischen Baritons auf Englisch: http://www.thecanadianencyclopedia.ca/en/article/jules-bruyere-emc/
18.4. Jean ROGER-DUCASSE: 150. Geburtstag
Er studierte ab 1892 am Conservatoire de Paris. Seine Lehrer waren dort unter anderem Charles Wilfrid de Bériot, André Gedalge und Gabriel Fauré. 1898 erklang mit seiner Petite Suite erstmals eine seiner Kompositionen öffentlich. 1902 erhielt er den „Premier Second Prix de Rome“. Ab 1909 war er Inspekteur für den Gesangsunterricht an den Pariser Schulen und wurde später zum Generalinspekteur des Musikwesens ernannt. 1935 erhielt er am Pariser Conservatoire eine Professur in Nachfolge von Paul Dukas. Er starb 1954 in Le Taillan-Médoc.
Die Kompositionen von Roger-Ducasse zeigen sich von Fauré und Debussy beeinflusst, greifen aber auch auf die polyphonen Tradition eines Johann Sebastian Bach zurück. In seinem nicht sehr umfangreichen Werkverzeichnis finden sich mehrere Orchesterwerke, Werke für Chor und Orchester, zwei Opern (Orphée, Cantegril), zwei Streichquartette, ein Klavierquartett und Klavierkompositionen.
19.4. Leonid ZIMNENKO: 80. Geburtstag
Er gehörte 1962-66 dem Chor der Russischen Schwarzmeerflotte an und studierte dann 1966-71 Musik und Gesang am Konservatorium von Moskau bei C.S. Sweschnikowa. Bereits während des letzten Studienjahres wurde er an das Stanislawski und Nemirowitsch-Dantenchenko-Theater in Moskau verpflichtet, an dem er während seiner gesamten weiteren Karriere auftrat. Anfänglich wurde er dort in kleineren Partien eingesetzt; zu den großen Partien, die er dann dort übernahm, gehörten der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Basilio im »Barbier von Sevilla«, der Barbarossa in Verdis »La battaglia di Legnano«, der Silva in dessen »Ernani«, der Gremin in »Eugen Onegin«, der René in Tschaikowskys Oper »Jolanthe«, der Boris Godunow, der Mendoza in »Die Verlobung im Kloster« von Prokofjew, der Frol Bajew in der Oper »Im Sturm« von Chrennikow und weitere Partien in zeitgenössischen russischen Opern. Er wurde auch durch Gastspiele und Konzertauftritte in den Zentren des russischen Musiklebens bekannt. Er starb 2021 in Moskau.
Schallplatten: Marco Polo (Prinz Gudal in »Der Dämon« von A. Rubinstein).
19.4. Franz GLÄSER: 225. Geburtstag
Er kam in seinem 11. Jahr in den Singchor der Hofkapelle zu Dresden, trat einige Jahre später in die Prager Musikschule ein, wo er sich namentlich zum Violinvirtuosen ausbildete, und betrieb sodann 1816 bei Heydenreich in Wien noch Kompositionsstudien. Ab 1817 war er Kapellmeister am Leopoldstädter Theater, ab 1822 am Josephstädter Theater und ab 1827 am Theater an der Wien. Er wandte sich der dramatischen Komposition zu und schrieb mehrere Lokalpossen, Opern und Singspiele. Im Jahr 1830 folgte er einem Ruf als Kapellmeister an das Königstädter Theater zu Berlin, wo sein bekanntestes und bedeutendstes Werk, die Oper Des Adlers Horst (1832 zum ersten Mal aufgeführt), entstand. Im Jahr 1839 ging er an das Kopenhagener Nationaltheater, von 1842 an wirkte er in Kopenhagen als Hofkapellmeister bis zu seinem Tod am 29. August 1861. Gläser hinterließ eine Autobiographie und erwähnt dort seine nähere Bekanntschaft mit Beethoven.
20.4. Klaus OBERMAYER: 80. Geburtstag
Er lebte und arbeitete in München als freischaffender Komponist und Verleger. Sein kompositorisches Schaffen reichte von der Solomusik über Kammermusik und Orchesterwerke bis hin zu großen kirchenmusikalischen Werken, Theater- und Filmmusiken. Durch seine Oper Lola (Libretto: Herbert Rosendorfer) wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 1993 gründete er den k.o.m. musikverlag. Er starb 2009 in München.
20.4. Guido GUARNERA: 100. Geburtstag
Er war ein Schüler des berühmten Tenors Giuseppe Borgatti. Sein Bühnendebüt erfolgte 1946 an der Oper von Rom als Germont-père in »La Traviata«. In den folgenden dreißig Jahren konnte er eine große Karriere, vor allem in Italien, entwickeln. Hier sang er an der Oper von Rom und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Massimo Palermo, an den Opernhäusern von Genua und Turin und beim Maggio Musicale von Florenz. Gastspiele führten ihn an die Nationalopern von Zagreb, Belgrad, Bukarest und Helsinki, an die Opernhäuser von Lyon, Bordeaux und Toulouse, an die Königliche Oper Kopenhagen, an das Teatro San Carlos Lissabon, an die Königliche Oper Stockholm, an die Opern von Mexico City und Toronto. Als einige seiner großen Partien sind zu nennen: der Escamillo in »Carmen«, der Malatesta in »Don Pasquale«, der Belcore in »L‘Elisir d’amore«, der Alfonso in »La Favorita«, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Titelheld in Puccinis »Gianni Schicchi«, der Scarpia in »Tosca«, der Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Cinna in »La Vestale« von Spontini, der Gérard in »Andrea Chénier«, der Amonasro in »Aida«, der Renato im »Maskenball«, der Titelheld in Verdis »Falstaff«, der Rigoletto und der Graf Luna im »Troubadour«. Er starb 2006 in Rom. Drei seiner Kinder schlugen die Sängerlaufbahn ein, darunter der später bekannt gewordene Bariton Piero Guarnera.
Schallplatten: MRF (»I Zingari« von Leoncavallo, Mitschnitt einer Aufführung in Turin, 1975).
21.4. Rosalind von SCHIRACH: 125. Geburtstag
Ihr Vater Carl Baily von Schirach (1873-1948) war 1909-18 Intendant des Nationaltheaters von Weimar, 1935-43 des Staatstheaters Wiesbaden. Ihr Bruder Baldur von Schirach spielte in der Zeit des Nationalsozialismus als »Reichsjugendführer« und später als Gauleiter von Wien eine große Rolle. Die Sängerin stand hingegen dieser politischen Richtung eher ablehnend gegenüber und konnte daher auch im Dritten Reich keine besondere Karriere machen. Sie war unter dem Namen Rosa Lind in den Jahren 1920-25 am Opernhaus von Leipzig, dann 1925-28 am Nationaltheater Mannheim als Koloratursopranistin engagiert. Sie ging dann in das lyrische und das lyrisch-dramatische Fach über und war 1930-35 (jetzt als Rosalind von Schirach) Mitglied der Deutschen Oper Berlin. Sie gastierte 1935 an der Covent Garden Oper London als Gutrune in »Götterdämmerung«. Weitere Gastspiele an der Münchner Staatsoper (1935), am Opernhaus von Köln (1935) und 1936 nochmals am Nationaltheater Mannheim. Bei den Bayreuther Festspielen sang sie 1931 die Freia im »Rheingold« und die Gutrune sowie ein Blumenmädchen in »Parsifal«. 1934 hatte sie bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot einen ihrer größten Erfolge als Sieglinde in der »Walküre« und als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Sie wirkte oft in Sendungen der deutschen Rundfunksender Berlin, Köln, München und Stuttgart mit. Seit dem Ende der dreißiger Jahre trat sie kaum mehr in Erscheinung. Sie wurde auch als Konzert- und Liedersängerin bekannt. Sie starb 1981 in München.
Zwei elektrische Aufnahmen auf Odeon.
23.4. Richard EDLINGER: 65. Geburtstag
Ausbildung bis 1982 an der Wiener Musikhochschule bei Karl Österreicher, Hans Swarowsky, Miltiades Caridis, Witold Rowicki und Milan Horvat. Er dirigierte bereits im Alter von 17 Jahren und war 1983 der jüngste Finalist beim Dirigentenwettbewerb Premio Cantelli der Mailänder Scala. Seit 1984 zahlreiche Engagements in Europa und Übersee (u. a. Teatro Colón in Buenos Aires, Teatro San Carlos in Lissabon, Teatro Verdi in Triest, verschiedene Opernhäuser in Deutschland) sowie Tourneen u. a. in den USA und Asien. Er war Chefdirigent des von ihm 1994 in Wien gegründeten Orchesters United Philharmonic Vienna, mit dem er u. a. eine eigene Konzertreihe im Wiener Konzerthaus bestritt. Er war einer der Hauptdirigenten des CD-Labels Naxos und gründete gemeinsam mit Heinz Holecek das Kamptalfest in Niederösterreich. Ab 1995 war er Leiter der Meisterklasse für Dirigieren beim Wiener Musikseminar. Er starb 2005 in Budapest.
23.4. Boris CARMELI: 95. Geburtstag
Seine Familie war italienischer Abkunft. Mit zwei Jahren kam er nach Italien; als Jude wurde er im Alter von 13 Jahren verschleppt, überstand aber den Aufenthalt in mehreren Konzentrationslagern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entschloss er sich zur Ausbildung seiner Stimme. Diese erfolgte zunächst durch Ubaldo Carrozzo und Giovanni Binetti in Mailand, dann am Conservatorio Rossini in Pesaro, schließlich durch Maria Cascioli in Rom. Debüt 1956 bei den Festspielen in der Arena Faenza in Bologna als Colline in Puccinis »La Bohème«. Er hatte eine erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen: an der Mailänder Scala (1960 C-Moll-Messe von Mozart, 1962 »Die Jakobsleiter« von A. Schönberg, 1979 Moloch in der europäischen Erstaufführung von Pendereckis »Paradise Lost«), an den Opern von Rom, Bologna, Neapel, Palermo, Parma, Genua, Turin, Venedig und beim Maggio Musicale Fiorentino. Er trat an den Staatsopern von München und Hamburg, am Opernhaus von Köln, in Amsterdam, Brüssel, Bordeaux, Nizza, Marseille und Rouen sowie in Rio de Janeiro auf. In Nordamerika war er an den Opernhäusern von Boston, New Orleans und Philadephia zu hören. Neben dem klassischen Bass-Repertoire widmete er sich gern dem zeitgenössischen Musikschaffen. So sang er bei den Salzburger Festspielen von 1973 bei der Uraufführung von »De temporum fine comoedia« von C. Orff die Rolle eines Anchoreten. 1984 trat er bei den gleichen Festspielen in einer konzertanten Aufführung von Fr. Schrekers »Die Gezeichneten« als Julian Pinelli auf. Er wirkte auch in Uraufführungen zeitgenössischer italienischer Opern von Bartoluzzi, Allegra und Chailly mit. Seine Konzertauftritte setzte er bis Anfang der neunziger Jahre fort. Er starb 2009 in Bern.
Schallplatten: DGG (»Sirius« von Stockhausen, »De temporum fine comoedia«). Telefunken-Decca (»Die Verurteilung des Lukullus« von Dessau), RCA (»La scala di seta« von Rossini), MRF (»Le Prophète« von Meyerbeer), Fonit Cetra (Werke von J.S. Bach).
23.4. Sergio TEDESCO: 95. Geburtstag
Nachdem er anfänglich als Schauspieler aufgetreten war, studierte er Gesang an der Accademia di Santa Cecilia Rom, wo er Schüler von Piervenanzi und Francardi war. In der Spielzeit 1955-56 kam es zu seinem Bühnendebüt am Teatro Comunale Florenz als Arlecchino in »Le maschere« von Mascagni. Es folgte nun die Ausbildung einer ganz italienischen Karriere mit Auftritten an der Oper von Rom, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Massimo Palermo, in Bologna und Triest wie bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla. Dabei spezialisierte sich der Künstler vor allem auf das Fach des Spieltenors, wobei eine vortreffliche darstellerische Begabung ihn dabei unterstützte; er sang aber auch lyrische Partien und kleinere Rollen des Repertoires. An der Mailänder Scala debütierte er 1970 in der Titelrolle von »El retablo de Maese Pedro« von M. de Falla; er sang an der Scala dann auch 1974 den Truffaldino in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, 1977-78 den Macheath in B. Brittens »The Beggar’s Opera«, 1979 und 1981 den Schuiskij in »Boris Godunow«, 1980 und 1982 den Bardolfo in Verdis »Falstaff«, 1986 den Venerdì in der italienischen Erstaufführung von Luciano Berios »Un re in ascolto« und 1998 den Achille de Roslaba in Nino Rotas »Il cappello di paglia di Firenze«. Auf der Bühne wie im Konzertsaal auch als Interpret moderner Musik bekannt geworden. Er starb 2012 in Perugia. Zeitweilig war er verheiratet mit der Sopranistin Daniela Mazzucato (* 1946).
Schallplatten: HMV (kleine Rollen in »La Traviata« und »Ernani« von Verdi), Bongiovanni (»Viva la mamma« von Donizetti), CBS (»Iris« von Mascagni), Sony (»Mefistofele« von Boito), Eremitage (»Una lettera d’amore di Lord Byron« von Raffaello de Banfield).
23.4. Vladimir VALAITIS: 100. Geburtstag
Er wurde zunächst Offizier in der sowjetrussischen Armee und dann Solist im bekannten sowjetischen Chor der Roten Armee. Mit diesem unternahm er glanzvolle Konzert-Tourneen in der Sowjetunion wie in aller Welt. Weitere Ausbildung der Stimme 1952-57 am Konservatorium von Charkow bei P.V. Golubew. Er debütierte als Opernsänger sogleich am Bolschoi Theater Moskau 1957, und zwar als Gianciotto in »Francesa da Rimini« von Rachmaninoff. Seitdem prominentes Mitglied dieses größten russischen Opernhauses, wo man ihn in einem breit gefächerten Rollenrepertoire hörte (Partien in Opern von Tschaikowsky, Borodin, Rimski-Korsakow, Verdi, Bizet, Wagner, Mozart und Puccini). Auch als Konzertsänger wurde der Künstler bekannt, nicht zuletzt als Interpret des russischen Volks- und Kunstliedes. 1963 sang er in Moskau als Solist in der Uraufführung des Requiems von Dimitrij Kabalewskij (dem Andenken der Gefallenen des Großen vaterländischen Krieges gewidmet). 1973 erhielt er den Titel »Volkskünstler der UdSSR«. Seit 1980 gehörte er dem Direktorium des Bolschoi Theaters an. Er starb 1987 in Moskau.
Schallplattenaufnahmen unter dem Etikett von Melodiya (staatliche sowjetrussische Plattenproduktion), darunter auch Partien in vollständigen Opern, u.a. in »Pique Dame«, »Die Jungfrau von Orléans« und »Jolanthe« von Tschaikowsky, »Die Zarenbraut« von Rimski-Korsakow und »Der steinerne Gast« von Dargomyschski. Die drei letztgenannten Opern wurden auf Ariola-Eurodisc übertragen.
24.4. Alexander WUSTIN: 80. Geburtstag
Er nahm 1957-61 zunächst Unterricht bei Grigori Frid. Danach studierte er am Moskauer Koservatorium, wo er, gefördert von Edisson Denissow und Sofia Gubaidulina, 1969 im Fach Komposition bei Wladimior Fere abschloss. Anschließend arbeitete er als Musikredakteur, bis 1974 beim Allunions-Radio, danach beim Verlag Kompozitor. 1989/90 gehörte Wustin mit Edison Denissow, Jelena Firsowa und Dmitri Smirnow zu den Neubegründern der ASM-2, der Assoziation für zeitgenössische Musik (Ассоциация Современной Музыки). Diese Komponistenvereinigung stand in Opposition zum alten, offiziellen Berufsverband und sah sich in der Nachfolge der ASM-1, der gleichnamigen, 1931 unter Stalin verbotenen Vereinigung. Nach der Spaltung dieser Gruppe Mitte der 1990er Jahre wurden seine Werke nur noch selten gespielt. Auf Betreiben des Dirigenten Wladimir Jurowski wurde Wustin 2016 zum Composer in Residence am Staatlichen Akademischen Sinfonieorchester Russlands ernannt, das wieder eine Reihe seiner Kompositionen zur Aufführung brachte. 2019 kam auch Wustins Oper Der verliebte Teufel (1989) unter Jurowskis Leitung am Stanislawski- und Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater zur Uraufführung, ein später Erfolg, 30 Jahre nach Vollendung des Werks. Im April 2020 starb Wustin in Moskau an einer Lungenentzündung, anderen Angaben zufolge an einer Covid-19-Infektion.
Wustin hinterließ Orchester-, Kammer- und Vokalmusik. Daneben entstand auch Filmmusik, so zu Der Erpresser (1987) und Anna Karamazoff (1991). Seine Oper Der verliebte Teufel, an der er seit 1975 gearbeitet hatte, wurde sein Lebenswerk. Sie erzählt nach einem phantasttischen Roman des Franzosen Jacques Cazotte eine Art Faust-Drama. Stilistisch werden seiner Musik, etwa der Komposition Das Wort (1975) für Bläser und Schlagzeug, zum Teil schamanische und rituelle Züge zugeschrieben. Schlagwerk-Gruppen erzeugen in vielen seiner Werke oft dramatische Klangeffekte. Die Musikwissenschaftlerin Valeria Tsenova beschreibt seine Musik mit einem Zitat aus seiner Oper: „Das Schlachtfeld ist die Seele.“ Wustin entwickelte eine eigenwillige Variante der Zwölftontechnik. Daneben ließ er sich von der alten russischen Volks- und Kirchenmusik inspirieren. Wustin war mütterlicherseits jüdischer Herkunft, auch Einflüsse dieser Tradition lassen sich in seinem Werk nachweisen. Saizews Brief (1990) wiederum kann als politisches Statement gelesen werden, denn Wustin vertonte hier den in der Zeitschrift Ogonjok veröffentlichten Brief eines 17-jährigen Jungen, der von Gewalterfahrungen in einem sowjetischen Arbeitslager berichtet. Aufgeführt wurden Wustins Werke u. a. bei den Tagen für Neue Musik Zürich, dem Holland Festival, den Présences Paris, der Musik-Biennale Berlin, den Donaueschinger Musiktagen, dem Maraton Soudobé Hudby Prag und dem Moskauer Herbst. Neben Wladimir Jurowski zählten zu Wustins Interpreten Gidon Kremer, Friedrich Lips, Tabea Zimmermann, Claude Delangle, das Moscow Contemporary Music Ensemble, Dirigenten wie Reinbert de Leeuw, Martyn Brabbins und Eri Klas, das BBC Symphony Orchestra, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und das Staatliche Akademische Sinfonieorchester Russlands.
25.4. Fritz HÜBNER: 90. Geburtstag
Er wurde zuerst als Bau- und Möbeltischler ausgebildet, begann ein Gesangstudium am Konservatorium von Dessau, wo er in der Hauptsache Schüler von J. Stieler war, und war seit 1954 als Chorsänger (zuerst am Theater von Köthen, 1955-56 am Landestheater Dessau, dann am Opernhaus von Leipzig), seit 1957 als Solist tätig; er debütierte als solcher 1957 am Theater von Bernburg in der Partie des Sparafucile in »Rigoletto« von Verdi. 1959-60 sang er als Solist in Nordhausen (Thüringen), 1960-62 beim Sächsischen Landestheater Dresden-Radebeul. 1962 folgte er einem Ruf an die Berliner Komische Oper, deren Mitglied er bis 1974 war. Er wirkte dort u.a. 1966 in der Uraufführung der Oper »Der letzte Schuss« von Siegfried Matthus mit. Er war seit 1972 als Gast, seit 1974 als Mitglied der Berliner Staatsoper verbunden. Hier hatte er vor allem im Wagner-Repertoire seine Erfolge (Daland in »Der fliegende Holländer«, Hagen und Fafner im Nibelungenring, Landgraf in »Tannhäuser«), aber auch als Interpret von Mozart-Partien (Osmin in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«, Sarastro in der »Zauberflöte«). 1973 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Reiter in der Nacht« von Ernst Hermann Meyer mit. 1974 trat er an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Sabellicus« von R. Kunad auf. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er im Ring-Zyklus in den Partien des Hagen (1978-80 und 1985) und des Fafner (1979-80) mit. Er gastierte an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1990 als Ramfis in »Aida«), am Nationaltheater Prag und an der Staatsoper Hamburg, wo er namentlich in seinen Wagner-Partien Aufsehen erregte, an der Staatsoper Wien (1979 als Osmin), am Opernhaus von Köln (1980 als Sarastro), an der Oper von Monte Carlo (1979 als Hunding), am Teatro Fenice Venedig (1982 als Osmin), am Théâtre de Wallonie Lüttich (1984 als Daland), an der Warschauer Oper (1987), in Athen (als Rocco in »Fidelio«) und an der Covent Garden Oper London, wo er 1980 und 1982 den Hunding und den Hagen, 1983 den Rocco und 1984 den Landgrafen vortrug. In der Spielzeit 1982-83 sang er auch an der Metropolitan Oper New York in sieben Vorstellungen den Landgrafen. Bei der Japan-Tournee der Berliner Staatsoper sang er 1987 den Osmin. Er unternahm weitere Gastspiele als Ensemblemitglied der Staatsoper Berlin, u.a. 1985 beim Festival von Las Palmas als Sarastro; dazu auch als Konzertbassist geschätzt. Weitere Partien des Sängers waren der Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, der Madruscht in »Palestrina« von H. Pfitzner, der Pater Barré in »Die Teufel von Loudun« von Penderecki, der Procida in Verdis »I Vespri Siciliani«, der Pimen in »Boris Godunow«, der Timur in Puccinis »Turandot« und der Waldner in »Arabella« von R. Strauss. Er starb im Jahr 2000 in Berlin.
Schallplatten: Philips (Fafner und Hagen in vollständiger Aufnahme des Nibelungenrings aus Bayreuth, 1980), BGM-Ariola (»Palestrina« von Hans Pfitzner), Teldec (»Elektra« von R. Strauss, 1996), Eterna (»Reiter der Nacht«).
25.4. Rodolfo MALACARNE: 100. Geburtstag
Er erhielt seine Ausbildung in den Jahren 1945-50 am Conservatorio G.B. Martini Bologna bei Antonio Melandri. Im Lauf seiner Karriere sang er in Italien an den Theatern von Bologna und Ferrara und am Teatro Arte in Mailand. Seit 1955 trat er vor allem am Sender Radio Svizzera Italiana in Lugano auf. Dabei sang er viele Partien in Opernsendungen, darunter den Ferrando in »Così fan tutte«, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Titelhelden in »Le Comte Ory« von Rossini, den Milord in Cimarosas »L‘Italiana in Londra«, den Spiridone in »Il Campanello« und den Beppe in »Rita« von Donizetti, den Don Odoardo in »Don Procopio« von Bizet, Partien in »Il mondo della luna« und »L’Infedeltà delusa« von J. Haydn, in »Maria Egiziaca« von O. Respighi und in »Don Giovanni« von Gazzaniga. Auch als Konzertsolist kam er zu einer internationalen Karriere mit Auftritten in Mailand, Parma, Spoleto, in Paris, London und Oxford wie beim Festival von Como. Er starb 2016 in Lugano. Er war verheiratet mit der Sopranistin Maria Grazia Ferracini (* 23.1.1933).
Schallplatten: Turnabout (»Il Combattimento di Tancredi e Clorinda« von Monteverdi), Vox (»La Zingara« von R. di Capua), Cygnus (Madrigale von Monteverdi).
25.4. Giovanni Marco RUTINI: 300. Geburtstag
Er wurde ab 1739 am Conservatorio della Pietà dei Turchini in Neapel ausgebildet, zu seinen wichtigsten Lehrern zählten Leonardo Leo und Nicola Fago sowie der Geigenlehrer Vitoantonio Pagliarulo (1698–1743). Nach dem Ende seines Studiums weilte er in Prag, wo seine Cembalosonaten op. 1 entstanden. In Prag lernte er den Opernimpresario Giovanni Battista Locatelli kennen, der seine beiden ersten Opern aufführen ließ. In der Folgezeit hielt er sich in Berlin und Dresden auf. Wieder in Prag begegnete ihm die sächsische Kurfürstin Maria Antonio Walpurgis, die 1756 den Text zu seiner Kantate Lavina a Turno verfasste. Seine erste komische Oper, Il negligente, wurde 1758 in Sankt Petersburg aufgeführt. Rutini war maestro di cembalo bei der zukünftigen Zarin Katharina II. und Kapellmeister beim Grafen Pëtr Borisovič. Ab 1761 lebte er wieder in Florenz und komponierte mit großem Erfolg zahlreiche Opern. Gleichzeitig studierte er beim Padre Martini, mit dem er bis 1780 korrespondierte. Bereits 1762 war Rutini in die Accademia Filarmonica in Bologna aufgenommen worden. In Genua komponierte er für den künftigen Gouverneur (Dogen) der Stadt, Francesco Maria della Rovere, die Kantate Genii, gloria, virtù. Ab 1770 war Rutini maestro di capella am Hof von Modena, lebte aber weiter in Florenz, in der Erwartung, dort eine prestigeträchtigere Stelle am Hof der Medici zu erhalten. Auch für Florenz komponierte er mehrere erfolgreiche Opern und war maestro al cembalo am Teatro degli Intrepidi. In seinen letzten Lebensjahren komponierte er hauptsächlich geistliche Musik. Er starb 1797 in Florenz. Sein Sohn Ferdinando Rutini (1763–1827) war ebenfalls ein geschätzter Opernkomponist.
Neben Baldassare Galuppi trug er am meisten zum Erfolg der italienischen Oper am Zarenhof bei. Während das Opernschaffen noch nicht systematisch erforscht ist, gilt dies nicht für sein instrumentales Werk, darunter mehr als 60 Klaviersonaten, in denen er ein dreisätziges Schema bevorzugt. Wolfgang Amadeus Mozart kannte die Sonaten Rutinis, wie ein Schreiben von Leopold Mozart von August 1771 belegt. Sein Einfluss auf Mozarts Sonatenschaffen bleibt jedoch bis auf einige sich gleichende Elemente gering.
26.4. Margarethe SCHICK: 250. Geburtstag
Sie war die Tochter eines Orchestermusikers der Kurmainzischen Hofkapelle Johann Nepomuk Hamel und hieß eigentlich Margarete Luise Hamel. Nachdem ihr Vater sie zuerst ausgebildet hatte, setzte sich der Kurfürst von Mainz für ihr weiteres Studium ein. Sie wurde nun Schülerin der Pädagogen Stephan in Würzburg und Righini in Mainz. In Mainz debütierte sie auch 1788. Als Mozart sie bei den Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Leopold II. im September 1790 in Frankfurt a.M. hörte, sagte er: »… Jetzt möchte ich keine andere Sängerin mehr hören…«. 1791 heiratete sie den Geiger und Komponisten Ernst Schick (1756-1815). 1793 ging sie an das Stadttheater von Hamburg. 1793 wurde sie von König Friedrich Wilhelm II. zur »Hof- Kammer- und Theatersängerin« ernannt, seit 1794 war sie reguläres Mitglied der Berliner Hofoper, an die auch ihr Gatte engagiert hatte. Sie debütierte an der Berliner Hofoper in »L’Incontro improviso« von Righini. Sie sang in Berlin vor allem die tragenden Partien in den Opern von Gluck und Mozart und erlangte beim Publikum eine ganz besondere Beliebtheit. Höhepunkte in ihrem Repertoire waren die großen dramatischen Rollen: die Vitellia in »La clemenza di Tito« von Mozart, die Myrrha in »Das unterbrochene Opferfest« von Winter, die Titelfigur in »Didone abbandonata« von Jomelli, die Alceste, vor allem aber die Armide in den Opern gleichen Namens von Gluck. 1800 sang sie in der Berliner Premiere von Cherubinis klassischer Oper »Medea« die Titelpartie. 1801 wirkte sie in Berlin in der Uraufführung der Oper »Das Zauberschloss« von Johann Friedrich Reichardt mit. Sie gastierte von Berlin aus nur ein einziges Mal, und zwar 1800 in Breslau in »L’Arbore di Diana« von Martín y Soler. Ihre Laufbahn nahm ein tragisches Ende. Als sie 1810 nach einer längeren Krankheit erstmals wieder im Konzertsaal in Berlin auftrat, sang sie das Sopransolo in einem Te Deum von Righini. Dabei überanstrengte sie ihre Stimme dermaßen, dass es zum Riss einer Arterie im Halsbereich kam und sie an der entstandenen Blutung starb. Ihre Tochter Julie Schätzel-Schick (* um 1790) schlug wie ihre Mutter die Sängerlaufbahn ein; ihr Sohn Friedrich Schick (1794-1860) wurde Klarinetten-Virtuose und komponierte vor allem Militärmusik. Zwei ihrer Schwestern kamen unter den Namen Margarethe Lanz (1779-1843) und Katharina Josephe Dietrich- Hamel († 1840) ebenfalls zu einer erfolgreichen Sängerkarriere.
Lit: K. Leveziw: »Leben und Kunst der Frau Margarethe Luise Schick, geboren Hamel« (Berlin, 1809).
27.4. James ATHERTON: 80. Geburtstag
Er studierte Musiktheorie, Musikologie und Gesang am Peabody Conservatory von Philadelphia und erwarb dort 1965 den akademischen Grad eines Master of Music. Zuerst war er am New Yorker Broadway als Revuesänger und -tänzer anzutreffen, wandte sich dann jedoch dem Opern- und Konzertgesang zu. 1973-78 war er an der Oper von Santa Fé in einer Vielzahl von Partien erfolgreich; sein Gesamt-Repertoire umfasste später über 70 große Rollen. Bereits 1977 kam es zu seinem ersten Auftreten an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Gottesnarr in »Boris Godunow«), an der er bis 1985 in insgesamt 277 Vorstellungen auftrat, u.a. als Goro in »Madame Butterfly«, als Valzacchi im »Rosenkavalier«, als Beppe im »Bajazzo«, als Mr. Triquet in »Eugen Onegin«, als Jaquino in »Fidelio«, als Monostatos in der »Zauberflöte«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, in den vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen« und als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1979-80 wirkte er bei den Festspielen von Glyndebourne als Lindoro in »La fedeltà premiata« von J. Haydn mit. Er sang an den Opernhäusern von San Francisco (1971 Haushofmeister bei Faninal im »Rosenkavalier«, Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« und Goro, 1973 Graf Lerma in Verdis »Don Carlos«, Don Gasparo in Donizettis »La Favorita«, Gastone in »La Traviata«, Rev. Adams in B. Brittens »Peter Grimes«, Borsa in »Rigoletto« und Heinrich der Schreiber in »Tannhäuser«), Dallas, Houston (Texas), Miami und war ein hoch geschätzter Konzert- und Oratoriensolist. Im Konzertsaal wurde er vor allem als Evangelist in den Passionen von J.S. Bach bekannt. Zuletzt Direktor der Opernklasse am Konservatorium von St. Louis. Er starb 1987 in St. Louis.
Schallplatten: Philips (Valzacchi in vollständigem »Rosenkavalier« von R. Strauss), New World Records (»The Mother of us All« von Virgil Thomson).
27.4. John Carol CASE: 100. Geburtstag
Biographie des englischen Baritons auf Englisch:
https://en.wikipedia.org/wiki/John_Carol_Case
28.4. Jeffrey TATE: 80. Geburtstag
Er studierte trotz angeborener Behinderungen wie Spina bifida und Kyphose 1961-64 Medizin an der Universität von Cambridge und wurde Facharzt für Augenheilkunde. Tate arbeitete danach als Augenchirurg am St. Thomas‘ Hospital in London. Später gab er seine klinische Karriere auf und studierte Musik am London Opera Centre. Seine musikalische Laufbahn begann er als Assistent von Herbert von Karajan in Salzburg und James Levine an der Metropolitan Opera in New York. 1976 war er Assistent von Pierre Boulez beim Bayreuther „Jahrhundertring“. Auf dieser Basis entwickelten sich später Tates viel beachtete eigene Einstudierungen der „Ring“-Tetralogie in Köln und Paris (mit dem Orchestre National de France). Die Pariser Produktion wurde anschließend von der Australian Opera in Adelaide übernommen und machte als erste komplette „Ring“-Aufführung in Australien Geschichte. Neben den Musikdramen Wagners bildeten die Werke Mozarts einen Schwerpunkt in seinem vielfältigen Repertoire. Jeffrey Tates erste eigene Einstudierung war Carmen in Göteborg. Nach diesem erfolgreichen Debut machte er rasch international Karriere als Opern- wie als Konzertdirigent. In Paris wurde er am Théâtre du Châtelet für Lulu und Peter Grimes verpflichtet, an der Opéra Comique dirigierte er Ariadne auf Naxos, an der Opéra Bastille dirigierte er Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Wozzeck und Billy Budd, im Palais Garnier anlässlich der Wiedereröffnung des renovierten Hauses Così fan tutte, später dort auch The Rake’s Progress. Die Covent Garden Opera übertrug ihm Neuproduktionen von Idomeneo, Manon, Così fan tutte und Capriccio sowie Wiederaufnahmen von Fidelio, Carmen, Lohengrin, Les Contes d’Hoffmann und Der fliegende Holländer. Auch an der New Yorker Metropolitan Opera betreute Jeffrey Tate ein breites Repertoire (Debut 1980 mit Lulu, 1981 folgte ein Abend mit drei Werken von Strawinsky, 1982 La Bohème, Così fan tutte, Der Rosenkavalier und Idomeneo, 1983 Don Giovanni, 1984 Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 1985 Wozzeck und Lohengrin sowie 1986-87 Die Fledermaus). Eine enge Verbindung ist er außerdem mit dem Genfer Grand Théâtre eingegangen, wo er 1983 Le Nozze di Figaro, 1984 Idomeneo und Das Rheingold, 1985 Lulu, 1986 Falstaff, 1987 die Uraufführung von Rolf Liebermanns La Forêt und Die Zauberflöte, 1988 L’Enfance du Christ, 1989 Fidelio, 1990 Elektra, 1991 Intermezzo, 1992 Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 1995 Orpheus und Eurydike, 2003 The Turn of the Screw und 2007 Ariadne auf Naxos dirigierte. 2011 debütierte er mit Ariadne auf Naxos an der Wiener Staatsoper, an der danach auch Der Rosenkavalier und Der Ring des Nibelungen dirigierte. Ein oft und gern gesehener Gast war Jeffrey Tate in Italien. Auf sein gefeiertes Scala-Début mit Peter Grimes folgten in Mailand Der Rosenkavalier, Tannhäuser und Ariadne auf Naxos. Im Teatro La Fenice in Venedig dirigierte er Die Walküre und Siegfried. Das Teatro San Carlo in Neapel berief ihn nach der mit dem italienischen Musikkritikerpreis Franco Abbiati 2002 ausgezeichneten Einstudierung von Humperdincks Die Königskinder zum Musikdirektor, ein Amt, das er bis 2010 ausübte. Neben Le Nozze di Figaro, Die Walküre, Falstaff, Candide, L’Enfant et les Sortilèges, Peter Grimes und Die Entführung aus dem Serail leitete er in Neapel auch zahlreiche Konzerte. Jeffrey Tate dirigierte an Opernhäusern und Festivals ein breites Repertoire mit Schwerpunkten auf den Werken von Strauss, Mozart, Wagner und französischen Opern. Jeffrey Tate war Chefdirigent der Symphoniker Hamburg. Er hat außerdem mit dem London Symphony Orchestra, Berliner Philharmoniker, Cleveland Orchestra, Orchestre de la Suisse Romande, English Chamber Orchestra, Philharmonisches Orchester Rotterdam und Orchestre National de France zusammengearbeitet. In seinen letzten Konzerten dirigierte er die Neunte Sinfonie von Gustav Mahler mit dem Haydn-Orchester von Bozen und Trient und den Studenten der beiden Städte. Er starb 2017 in Bergamo. Seit 2010 war Tate mit dem deutschen Geomorphologen Klaus Kuhlemann verheiratet. Jeffrey Tates umfangreiche Diskographie umfasst u. a. Arabella, Hänsel und Gretel, Les Contes d’Hoffmann und Lulu, Mozarts Klavierkonzerte mit Mitsuko Uchida, sämtliche Mozart-Sinfonien mit dem English Chamber Orchestra, die wichtigsten Orchesterwerke Elgars mit dem London Symphony Orchestra sowie die Gesamtaufnahme von Mendelssohns Ein Sommernachtstraum mit den Rotterdamer Philharmonikern. Tate wurde im Rahmen der traditionellen britischen Neujahrsehrungen (New Year’s Honours) 2017 für seine Verdienste um die britische Musik im Ausland (for services to British music overseas) zum Knight Bachelor nobilitiert. Tate war ferner Commander of Order of the British Empire, Commandeur, Ordre des Arts et des Lettres und Chevalier de la Legion d‘honneur.
28.4. Surab ANDSHAPARIDSE: 95. Geburtstag
Er besuchte 1947-54 das Konservatorium von Tblissi (Tiflis) und war dort Schüler von David Anguladze. 1952 kam er an die Oper von Tblissi und debütierte dort als Guram in der georgischen Oper »Latrava« von Sacharij Paliaschwili. Er sang dort in den folgenden Jahren den Abessalom in »Abessalom i Eteri«, ebenfalls von Paliaschwili, den Bogun in »Bogdan Chmelnicky« von Dankewitsch, den Lykow in »Die Zarenbraut« von Rimski-Korsakow, den Dimitrij in »Boris Godunow«, den Hermann in »Pique Dame«, den Vaudemont in »Jolanthe« von Tschaikowsky, den Don José in »Carmen« und den Cavaradossi in »Tosca«. Nach einem erfolgreichen Gastspiel 1957 (als Don José) wurde er 1959 an das Bolschoi Theater in Moskau berufen, dem er bis 1970 angehörte. Hier sang er eine Vielfalt von Tenorpartien wie den Hermann, den Herzog in »Rigoletto«, den Radames in »Aida«, den Cavaradossi, den Alfredo in »La Traviata«, den Vaudemont und den Titelhelden in Verdis »Don Carlos«. Seit 1958 unternahm er erfolgreiche internationale Gastspiele; so gastierte er in der Tschechoslowakei, in Polen, Bulgarien, Italien, Jugoslawien, Griechenland und in Kanada. 1964 war er mit dem Ensemble des Bolschoi Theaters an der Mailänder Scala zu Gast; hier erregte er als Hermann Aufsehen. 1970 wurde er wieder Mitglied der Oper von Tblissi; er fügte jetzt einige schwerere Tenorpartien in sein Repertoire ein: den Manrico im »Troubadour«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Canio im »Bajazzo« und den Otello von Verdi. Seit 1980 leitete er als Intendant das Opernhaus von Tblissi, seit 1971 unterrichtete er am dortigen Konservatorium. 1958 wurde er zum Verdienten Künstler, 1961 zum Volkskünstler der Georgischen Republik ernannt, 1971 mit deren Staatspreis ausgezeichnet. Er starb 1997 in Tblissi.
Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion Melodiya (u.a. Cavaradossi in »Tosca«, Hermann in »Pique Dame«, letztere Aufnahme auf Ariola-Eurodisc übernommen).
28.4. Marlise WENDELS: 100. Geburtstag
Sie durchlief ihre Gesangsausbildung in Kaiserslautern und Saarbrücken und begann ihre Bühnentätigkeit 1942 als Choristin am Stadttheater von Saarbrücken, wo sie bis 1951 blieb. Seit 1952 sang sie, immer noch als Choristin, am Opernhaus von Frankfurt a.M. Sie wurde dann als Solistin in das Ensemble des Hauses übernommen und blieb dort bis 1991. Zu Beginn trug sie hier Partien aus dem lyrischen und Koloratur-Repertoire vor wie das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail«, die Freia im »Rheingold«, die Gretel in »Hänsel und Gretel«, die Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Liu in »Turandot« und die Lauretta in »Gianni Schicchi« von Puccini, auch Operettenrollen wie die Rosalinde in der »Fledermaus« und die Valencienne in Lehárs »Die lustige Witwe«. Sie ging dann allmählich in den Bereich der Charakterpartien über und sang u.a. die Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier« und die Kartenaufschlägerin in »Arabella« von R. Strauss. Sie starb 2012 in Schwalbach (Saar).
28.4. Marie MUZELL: 175. Geburtstag
Sie hatte als Soubrette in einem umfangreichen Opernrepertoire eine sehr erfolgreiche Bühnenkarriere. Diese begann 1865-66 am Hoftheater von Meiningen (Thüringen) und führte sie an das Stadttheater von Basel (1866-67), an die Hoftheater von Schwerin (1867-68) und Braunschweig (1868-70), an die Berliner Hofoper (1870-71), an das Stadttheater von Bremen (1871-82) und 1872-81 an das Hoftheater von Wiesbaden. 1881-82 war sie am Stadttheater von Zürich, 1884-85 nochmals am Hoftheater von Hannover im Engagement. Sie trat als Gast u.a. 1866 am Hoftheater von Karlsruhe, 1868 an der Hofoper von München auf. Man hob in der zeitgenössischen Kritik die Beweglichkeit und den Ausdrucksreichtum ihrer Stimme ebenso hervor wie ihre temperamentvolle Kunst der Darstellung. Bühnenpartien der Sängerin: die Zerlina in »Don Giovanni«, der Cherubino in »Le nozze di Figaro«, die Pamina in der »Zauberflöte«, das Ännchen im »Freischütz«, die Marie in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, die Gabriele im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, der Page Urbain in Meyerbeers »Hugenotten«, dazu auch lyrische Rollen. Sie starb 1891 in Wiesbaden.
28.4. Ludvig SCHYTTE: 175. Geburtstag
Er studierte zuerst in Kopenhagen bei Niels Wilhelm Gade und Edmund Neupert. 1884 ging er nach Weimar, wo er bei Franz Liszt studierte. 1886-1907 lebte er in Wien, von da an bis zu seinem Tode 1909 in Berlin. Er schrieb zahlreiche kleinere Klavierstücke, die heute als Salonstücke bezeichnet werden, eine Klaviersonate und einige Bühnenwerke. Gemeinsam mit Moriz Rosenthal gab er eine Klavierschule heraus.
30.4. Aino TAKALA: 85. Geburtstag
Sie ließ ihre Stimme durch Yolanda di Maria Petris in Helsinki, durch Elsa Larcén an der Sibelius Akademie Helsinki, dann durch Luigi Ricci in Rom und durch Clemens Glettenberg in Deutschland ausbilden. 1963 fand ihr Debüt auf der Bühne der Nationaloper Helsinki in der Partie der Carmen statt. Es kam in den folgenden Jahren zu einer bedeutenden Karriere an diesem Opernhaus. Sie gastierte an der Königlichen Oper Stockholm, am Opernhaus von Oslo und an der Nationaloper von Budapest. Neben einem umfangreichen Repertoire für Mezzosopran sang sie auch dramatische Sopranpartien wie die Venus in »Tannhäuser«, die Kundry in »Parsifal«, die Ortrud in »Lohengrin«, die Tosca, aber auch schwierige Partien für Koloratur-Contralto von Rossini. Sie gab mit dem gleichen Erfolg Konzerte. Sie starb 2020 in Helsinki.
Finnische Schallplatten.
30.4. Helmut IBLER: 90. Geburtstag
Seine Ausbildung erfolgte durch den Pädagogen Herbert Thöny in Graz, wo er auch 1954 am Theater als Hermann Ortel in »Die Meistersinger von Nürnberg« debütierte und für eine Spielzeit engagiert blieb. Er wechselte dann für eine weitere Spielzeit an das Landestheater Linz/Donau und kam danach für die Jahre 1956-59 wieder nach Graz zurück. Von dort ging er an das Opernhaus von Dortmund (1959-61), dann an das Stadttheater von Heidelberg (1961-63) und schließlich an das Staatstheater Wiesbaden, dem er 1963-71 als Mitglied angehörte. Gastspiele führten ihn an eine Reihe größerer Bühnen, darunter an die Staatsoper von Wien (1958 als Masetto in »Don Giovanni«). Seine wichtigsten Partien für den Bereich der Oper waren der Crespel in »Hoffmanns Erzählungen«, der Tobias in »Undine« von Lortzing, der Brus von Müglitz in Hans Pfitzners »Palestrina«, der Truchsess in »Mathis der Maler« von Hindemith, der Comte Des Grieux in »Manon« von Massenet und der Anzoleto in »Il Campiello« von Wolf-Ferrari. In Wiesbaden nahm er 1964 an der Uraufführung der Oper »Yolimba oder die Grenzen der Magie« teil. Er starb im Juni 2022.
30.4. Hortense SCHNEIDER: 200. Geburtstag
Sie wurde in Bordeaux durch Schaffner ausgebildet. Sie debütierte 1846 in ihrer Heimatstadt Bordeaux. 1853 sang sie am Theater von Agen die Inès in der Donizetti-Oper »La Favorite«. Jacques Offenbach entdeckte sie 1855 in Paris, und dort sang sie am 30.8.1855 in seinem Operettentheater Bouffes Parisiens die Francine in »Une pleine eau« und am folgenden Abend die Reinette in der Uraufführung von Offenbachs Operette »Le Violoneux«. 1856 hatte sie in Paris ihre großen Erfolge in den Offenbach-Operetten »Tromb-al-Cazar« und »La rose de St. Flour«, auch in »Les pantins de Violette« von A. Adam. 1856-58 trat sie am Théâtre des Variétés in Paris auf, 1858-64 am Théâtre Palais-Royal. Sie hatte die Absicht, die Bühne zu verlassen, doch konnte Jacques Offenbach sie überreden, am 17.12.1864 am Théâtre des Variétés die Titelrolle in der Uraufführung seiner Operette »La belle Hélène« zu singen. Der sensationelle Erfolg für das Werk wie vor allem für die Sängerin veranlasste diese ihre Karriere fortzusetzen, in der sie jetzt von Triumph zu Triumph eilte. Mit einem Schlag stand die Künstlerin im Mittelpunkt des künstlerischen wie des gesellschaftlichen Lebens der französischen Metropole. Sie wurde die Königin der Pariser Operette und erreichte den Höhepunkt ihrer Karriere in den sechziger Jahren, als sie eine Operette von Offenbach nach der anderen kreierte und dabei Triumphe davontrug wie man dies nie zuvor für möglich gehalten hatte. Ihr Charme, die aparte Erscheinung der Künstlerin auf der Bühne wie ihr Temperament und ihr brillantes Bühnenspiel, dazu auch die virtuose Beweglichkeit ihrer Sopranstimme, -all das trug zu ihrem legendären Ruhm bei, den sie durch einen extravaganten Lebenswandel noch vergrößerte. Ihre Affairen und amourösen Skandalgeschichten beschäftigten die Öffentlichkeit wie die Presse der damaligen Zeit immer wieder, ob es sich nun um ihre Beziehungen zum Vizekönig von Ägypten, zu einem indischen Maharadscha oder zu weniger exotischen Persönlichkeiten handelte. Während der Pariser Weltausstellung von 1867 kursierte das boshafte Bonmot: »C’est le passage des Princes, que la Snédèr«. Sie kreierte die Hauptrollen in den Uraufführungen der Offenbach-Operetten »La Grande-Duchesse de Gérolstein« (12.4.1867, Paris, Théâtre des Variétés), »La Périchole« (6.10.1868, Paris, Théâtre des Variétés) und sang die Boulotte in der Uraufführung von »Barbe-Bleue« (5.2.1866), ohne dass damit die vielen Premieren Offenbach’scher Werke erfasst wären, in denen sie mitwirkte. Der Komponist Saint-Saëns dachte daran, Hortense Schneider die Partie der Dalila in seiner Oper »Samson et Dalila« zu übertragen, doch zerschlugen sich diese Pläne. Den Zenit ihres Ruhmes bezeichnen die Aufführungen während der großen Pariser Weltausstellung von 1867. 1867 war sie in London, 1872 in St. Petersburg zu Gast. Das Ende des zweiten französischen Kaiserreichs 1870 bedeutete für Offenbach und seine Operetten den Wegfall des Hintergrundes, auf dem sich diese lebenslustige, frivole Welt projizierte und damit ein nachlassendes Interesse. Hortense Schneider sang nach dem Krieg von 1870-71 zwar noch in den Operetten »La Diva« von Offenbach und »La Belle Poule« von Hervé, gab aber 1878 ihre Karriere auf und lebte in Paris, wo sie hochbetagt 1920 starb. Sie war im Verlauf ihrer Karriere zu einem märchenhaften Wohlstand gekommen; ihre Kunstsammlungen ließen sich mit denen der Familie Rothschild vergleichen. Sie hinterließ ein Vermögen von mehr als drei Millionen Francs.
Lit.: S. Kracauer: »Pariser Leben. J. Offenbach und seine Zeit« (München, 1962); E. Forbes: Hortense Schneider (in »Opera«, 1981); M. Rouff & T. Casewitz: Hortense Schneider; la vie de fête sous le Second Empire (Paris, 1931).