Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM APRIL 2018

12.04.2018 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im April 2018

Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

1.4. Hermin ESSER: 90. Geburtstag


Als Erik in Bayreuth

 Er wurde zunächst Graphiker, studierte dann Architektur, ließ aber schließlich seine Stimme am Schumann-Konservatorium in Düsseldorf bei Franziska Martienssen-Lohmann ausbilden. Debüt 1954 am Stadttheater von Krefeld. Es folgten Engagements am Stadttheater von Gelsenkirchen, an der Komischen Oper Berlin (bis 1961) und am Staatstheater von Wiesbaden (1961-64). 1964 wurde er an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg berufen. Auch dem Opernhaus von Essen und dem Staatstheater von Wiesbaden verbunden. Bei den Festspielen von Bayreuth sang er 1966-69 den Froh im »Rheingold«, 1967 den Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser« sowie einen der Edlen (und in einer Vorstellung auch die Titelpartie) im »Lohengrin«, 1967-70 einen der Gralsritter im »Parsifal«, 1968-70 den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« sowie den Hirten und den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, 1970-75 den Loge im »Rheingold«, 1970-71 und nochmals 1979 den Erik in »Der fliegende Holländer«, 1972-74 und 1977 den Tannhäuser, 1972 und 1975 den Siegmund in der »Walküre«, 1975 den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1975 und nochmals 1981 den Tristan (wobei er mit großem Erfolg für den erkrankten René Kollo einsprang). 1972 gastierte er in Turin, 1973 sang er an der Oper von Monte Carlo den Tristan, 1973-74 wurde er an der Oper von Rom als Parsifal gefeiert, 1973 bei der Sadler’s Wells Opera London als Tristan, 1973-77 an der Staatsoper von Wien (als Siegfried im Ring-Zyklus, als Tristan und als Parsifal in insgesamt 8 Vorstellungen), 1972 an der Grand Opéra Paris (als Tristan). Er gastierte auch in Brüssel, Lyon, Bordeaux und Straßburg, an den Staatsopern von Stuttgart, München und Hamburg, an der Deutschen Oper Berlin, am Stanislawski Theater in Moskau, an den Nationalopern von Budapest, Warschau und Zagreb, in Stockholm, Chicago, Genf (1967 als Narraboth in »Salome« von R. Strauss, 1976-77 als Siegfried im Nibelungenring) und Zürich. 1988 Gastspiel an der Staatsoper Dresden als Herodes in »Salome« von R. Strauss. Er beherrschte ein sehr umfangreiches Bühnenrepertoire, aus dem hier noch der Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«, der Tamino in der »Zauberflöte«, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Idomeneo von Mozart, der Pylades in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, der Max im »Freischütz«, der Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Alfredo in »La Traviata«, der Don Carlos von Verdi, der Alvaro in dessen »La forza del destino«, der Ismaele im »Nabucco«, der Herzog im »Rigoletto«, der Ägisth in »Elektra«, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« und der Kaiser in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, der Hermann in »Pique Dame«, der Pedro in »Tiefland« von d’Albert, der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, der Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, der Kalaf in Puccinis »Turandot« und der Tambourmajor im »Wozzeck« von A. Berg genannt seien. Bedeutende Karriere auch als Konzertsänger. Zu seinem 70. Geburtstag gab er in Wiesbaden ein Konzert mit Liedern und Opern-Ausschnitten. Er starb 2009 in Naurod.

Leuchtkraft und Glanz der Stimme zeichnen auch seine Schallplatten aus; sie erschienen bei Philips (Froh im »Rheingold«), DGG (Erik in »Der fliegende Holländer«), Pergola (Querschnitt »Turandot« von Puccini), Eterna (Querschnitt »Otello« von Verdi), Mondo Musica (Kaiser in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss), Melodram (David in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Bayreuth 1968).

 

1.4. Charlotte SENDER: 100. Geburtstag

 Sie begann die Ausbildung ihrer Stimme 1937 bei Violette Andréossi in Genf und studierte dann 1939-41 am Konservatorium von Zürich bei Ria Ginster, bei Egon Karter und bei Ellen Wiedmann. 1943-47 war sie am Städtebundtheater Biel-Solothurn, 1947-51 am Stadttheater von Bern engagiert. Als Gast trat sie am Stadttheater von Basel, am Opernhaus von Zürich, an den Theatern von Luzern, St. Gallen, von Hof (Bayern) und Innsbruck sowie am Raimund-Theater in Wien auf. In den Jahren 1963-71 nahm sie an Operetten-Tourneen in der Schweiz wie in Deutschland teil, wobei sie gelegentlich auch Sprechrollen übernahm. Auf der Bühne sang sie vor allem Soubrettenpartien, aber auch lyrische Rollen: die Dorabella in »Cosi fan tutte«, die Susanna in »Figaros Hochzeit«, die Marie in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die Mimi in »La Bohème«, die Butterfly, die Liu in Puccinis »Turandot«, die Traviata, die Agathe im »Freischütz«, die Nedda im »Bajazzo«, die Nuri in »Tiefland« von E. d’Albert, die Micaela in »Carmen« und die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«. In besonderer Weise widmete sie sich der Operette, wobei sie auf diesem Gebiet ein weitläufiges Repertoire zum Vortrag brachte. In Bern wirkte sie 1950 in der Uraufführung der Oper »Der spanische Rosenstock« von A. Schibler als Oktavia mit, am Theater von St. Gallen 1949 in der szenischen Uraufführung von H. Sutermeisters »Die schwarze Spinne« in der Partie der Mutter. Sie starb 2008 in Basel. Die Künstlerin war verheiratet mit dem Sänger, Schauspieler und Direktor der Komödie Basel Egon Karter (1911-2006), ihrem ehemaligen Lehrer. 

 

1.4. Roberto D’ALESSIO: 125. Geburtstag

 Er debütierte 1921 am Teatro Casino Lugano als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas. 1922 war er am Teatro Massimo Palermo anzutreffen, wo er den Elvino in »La Sonnambula« von Bellini als Partner von Toti Dal Monte sang. 1924 sang er in Turin den Herzog im »Rigoletto«, 1927 am Teatro Fenice Venedig den Des Grieux in »Manon« von Massenet. 1927 trat er an der Mailänder Scala als Herzog im »Rigoletto« unter Toscanini (mit Toti Dal Monte, Luisa Bertana und Carlo Galeffi) auf, 1928 unter Ettore Panizza; er wiederholte diese Partie dort bis 1931 in vier aufeinander folgenden Spielzeiten. 1926 gastierte er an der Oper von Kairo, ebenfalls 1926 am Teatro Colón Buenos Aires, 1926 auch am Teatro Carlo Felice Genua; 1929 nahm er an einer Deutschland-Tournee mit der Gesellschaft von Max Sauter teil, 1929 gastierte er mit der Gesellschaft von Egisto Tango in Kopenhagen, 1929 in Rom als Paolino in Cimarosas »Il matrimonio segreto«. 1937 sang er am Teatro Regio Turin den Don Ottavio im »Don Giovanni« zusammen mit Eva Turner und Carlo Galeffi. Partien aus seinem Repertoire für die Bühne waren der Arturo in »I Puritani« von Bellini, der Elvino in »La Sonnambula« vom gleichen Komponisten, der Ernesto im »Don Pasquale«, der Rodolfo in »La Bohème«, die Titelrolle in »L‘Amico Fritz« von Mascagni, der Maurizio in »Adriana Lecouivreur« von Cilea, der Cavaradossi in »Tosca« und der Werther von Massenet. Seit 1952 war Roberto d’Alessio als Pädagoge in Florenz tätig. Er starb 1975 in Borgo San Lorenzo bei Florenz.  Er war verheiratet mit der spanischen Altistin Aurora Buades-d’Alessio (1897-1965), die eine bedeutende Karriere als Opern- und Konzertsängerin in Italien, Spanien und Südamerika hatte.

Wenn man von den Schallplatten des Künstlers ausgeht, besaß er eine der schönsten lyrischen Tenorstimmen innerhalb seiner Generation in Italien. Zuerst erschien, noch in akustischer Aufnahmetechnik, ein Duett aus »La Favorita« mit Ezio Pinza auf HMV, dann folgten, ebenfalls akustisch aufgenommen, Arien auf Columbia. Fast die gleichen Arien wiederholte der Künstler später nochmals in elektrischen Columbia-Aufnahmen. Auf dieser Marke kam auch eine vollständige Aufnahme von Verdis »Falstaff« mit ihm als Fenton heraus (1932), weiter drei Duette aus Donizettis »La Favorita« mit seiner Gattin Aurora Buades-d’Alessio.

 

1.4. Eugen FUCHS: 125. Geburtstag

 Ausgebildet am Konservatorium von Nürnberg. Er debütierte 1917 am Stadttheater von Nürnberg, wo er bis 1920 blieb. Nach Engagements in Saarbrücken und Breslau sang er 1926-30 am Stadttheater von Freiburg i. Br. 1930 wurde er an die Berliner Staatsoper berufen, deren Mitglied er länger als dreißig Jahre gewesen ist. Dort wirkte er u.a. 1937 in der Uraufführung der Oper »Rembrandt van Rijn« von Paul von Klenau, 1939 in der Uraufführung der Oper »Die Bürger von Calais« von Rudolf Wagner-Régeny mit. Gastspiele brachten ihm an der Grand Opéra Paris (1934 als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1935 als Alberich im »Siegfried«) Erfolge. An der Oper von Rom sang er 1941 den Beckmesser, den er 1941 auch bei den Festspielen in der Waldoper von Zoppot vortrug. Am Stadttheater von Basel trat er 1926 und 1927, in Amsterdam 1937 als Gast auf, an der Covent Garden Oper London 1937 als Alberich, an der Oper von Monte Carlo 1939 als Alberich und als Fafner im Nibelungenring. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er in den Jahren 1933-34 und 1943-44 als Beckmesser mit; 1956-61 sang er in Bayreuth nochmals den Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1937 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Alberich im Ring-Zyklus; weitere Gastspiele an den führenden Opernhäusern im deutschen Sprachraum. 1961 nahm er in Berlin von der Bühne Abschied und wirkte seitdem dort als Pädagoge. Seine großen Bühnenpartien waren der van Bett in »Zar und Zimmermann« und der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, der Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, vor allem aber der Beckmesser. Aus seinem Bühnenrepertoire sollten noch der Warlaam im »Boris Godunow«, der Klingsor im »Parsifal«, der Mesner in »Tosca«, der Wozzeck von A. Berg, der Lord in »Fra Diavolo« von Auber und der Melot in »Tristan und Isolde« erwähnt werden. Er starb in 1971 in Berlin.

Relativ wenige Schallplatten: akustisch aufgenommene Titel auf Vox; dann in elektrischer Aufnahmetechnik einiges auf Columbia und DDG (»Martha«). Auf HMV singt er den Beckmesser in einer abgekürzten Aufnahme der »Meistersinger von Nürnberg« unter W. Furtwängler von 1943, auf Urania den Lord Tristan in Flotows »Martha«, auf Gebhardt Schaunard in Szenen aus »La Bohème« (Reichssender Berlin 1942). Volksverband-Aufnahmen.

 

1.4. Nadezhda ZABELA-VRUBEL: 150. Geburtstag

 Sie trat 1891 in das Konservatorium von St. Petersburg ein, wo sie in erster Linie Schülerin von Natalia Iretzkaya war. 1893 begann sie ihre Karriere am Opernhaus von Kiew, wo sie bis 1894 blieb. 1894-95 war sie an der Oper von Tiflis (Tblissi) verpflichtet, 1895-96 an der Hofoper St. Petersburg. 1897-1904 gehörte sie zum Ensemble des Mamontow Theaters in Moskau, das damals aufsehenerregende Opernaufführungen veranstaltete. Hier sang sie am 3.11.1899 in der Uraufführung der »Zarenbraut« die Marfa, am 3.11.1900 in der von »Das Märchen vom Zaren Saltan« die Schwanenprinzessin, am 25.12.1902 in der Uraufführung von »Der unsterbliche Kaschtschej« die Prinzessin, alle drei Opern von N. Rimsky-Korssakow. Sie galt als eine der bedeutendsten Interpretinnen der Opernpartien dieses Komponisten, der die Künstlerin sehr schätzte und vor allem ihre Gestaltung der Volkhova in seiner Oper »Sadko« und der Titelfigur in »Schneeflöckchen« rühmte. 1904-11 war sie am Moskauer Bolschoi Theater tätig. Am 20.2.1907 wirkte sie an der St. Petersburger Hofoper in der Uraufführung eines weiteren Werks von Rimsky-Korssakow, der Oper »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch«, mit. Seit 1896 war sie mit dem Maler und Bühnenbildner Michail A. Vrubel (1856-1910) verheiratet, der u.a. das Bühnenbild zur Uraufführung von »Sadko« entworfen hatte. Seither trat sie auch unter dem Namen Zabela-Vrubel auf. Ihr Repertoire enthielt eine Vielzahl von Partien aus dem lyrischen wie dem Koloraturfach, neben den bereits erwähnten Rollen in den Opern von Rimsky-Korssakow die Tatjana im »Eugen Onegin«, die Marguerite in Gounods »Faust«, die Nedda im »Bajazzo«, die Desdemona im »Otello« von Verdi, die Micaela in »Carmen«, die Gretel in »Hänsel und Gretel«, die Elsa im »Lohengrin« und die Elisabeth im »Tannhäuser«. Auch als Konzertsopranistin hoch angesehen. Sie starb 1913 in St. Petersburg.

Schallplatten: Zahlreiche, schöne Aufnahmen auf Amour Records.

 

1.4. Eduard BOLLÉ: 175. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger durch die Pädagogen Böhme und Luise Ress und begann seine Bühnenkarriere als Sänger wie als Schauspieler in der Spielzeit 1867-68 in Leipzig. Über die Theater von Stettin (1868-69), Aachen (1869-70), Mainz (1870-71) und Nürnberg (1871-72) kam er 1872 an das Opernhaus von Breslau, dem er bis 1876 angehörte. 1876-78 sang er am Stadttheater von Magdeburg, 1878-81 an der Berliner Hofoper. 1881-83 war er am Stadttheater von Bremen tätig, 1883-89 am Deutschen Theater Rotterdam, wo er dann auch Aufgaben im Bereich der Bühnenregie und schließlich die Direktion des Hauses übernahm. Hatte er sich anfänglich in der Hauptsache als Interpret von Buffo- und Charakterrollen aus dem Bereich der Oper präsentiert, so nahm er später eine Anzahl weiterer, sehr verschieden gearteter Partien in sein Repertoire auf. Davon seien der Dancairo in »Carmen«, der Terpander in »Nero« von Rubinstein und der Ethelerus in »Der Rattenfänger von Hameln« von Nessler genannt; er ist auch als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Lyonel in Flotows »Martha« und in weiteren lyrischen Partien aufgetreten. Seit 1889 hatte er seinen Wohnsitz in Berlin, wo er sich weiter der Regie widmete und 1891-1918 an einer Theateragentur beteiligt war, die er später allein leitete. 1921 lebte er noch in Berlin.

 

2.4. Fritz UHL: 90. Geburtstag

 1947 begann er seine Ausbildung bei Elisabeth Rado in Wien. Er war auch Schüler von Ferdinand Grossmann in Wien. Bereits während seiner Studienzeit nahm er an einer Holland-Tournee mit einer Operetten-Truppe teil. 1952 debütierte er am Theater von Leoben als Faust von Gounod und war dann 1952-53 am Opernhaus von Graz engagiert. Von dort kam er für die Spielzeit 1953-54 an das Stadttheater von Luzern und war 1954-56 am Stadttheater von Oberhausen, 1956-58 am Opernhaus von Wuppertal tätig. Hier begann er, Partien für Heldentenor zu singen und wurde dann namentlich als Wagner-Interpret bekannt. Seit 1956 Mitglied der Staatsoper von München. Durch Gastspielverträge war er den Staatsopern von Wien (Debüt 1960 als Erik in »Der fliegende Holländer«, bis 1975 in insgesamt 116 Vorstellungen als Parsifal, als Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Herodes in »Salome«, als Aegisth in »Elektra« von R. Strauss, als Florestan im »Fidelio«, als Tambourmajor im »Wozzeck« von A. Berg, als Siegmund in der »Walküre«, als Novagerio in »Palestrina« von H. Pfitzner, als Sergej in »Katerina Ismailowa« von Schostakowitsch, als Elemer in »Arabella« von R. Strauss, als Robespierre in »Dantons Tod« von G. von Einem, als Loge im »Rheingold«, als 1. Geharnischter in der »Zauberflöte«, als Alwa in »Lulu« von A. Berg und als Stewa in »Jenufa« von Janácek aufgetreten) und Stuttgart verbunden. Bei den Festspielen von Bayreuth trat er 1957-58 als Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1957-59 als Melot in »Tristan und Isolde«, 1958 als einer der Gralsritter im »Parsifal« und als Loge, 1959-61 als Erik und 1961-64 als Siegmund auf. Bei den Festspielen von Salzburg gastierte er 1968 als Florestan und 1971-72 als Tambourmajor. Er gastierte auch an der Wiener Volksoper (u.a. 1975 als Gringoire in »Notre Dame« von Fr. Schmidt und 1981 als Skuratow in Janáceks »Aus einem Totenhaus«), am Teatro Colón Buenos Aires, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Grand Opéra Paris, in Nizza, Straßburg, Lyon und Toulouse, an den Opern von Stockholm, Amsterdam, Mexico City, Barcelona, Lissabon, Zagreb und San Francisco (1961 als Walther von Stolzing und als Florestan), beim Maggio Musicale von Florenz und an der Londoner Covent Garden Oper, an der er 1962 als Walther von Stolzing auftrat. In der Spielzeit 1961-62 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Max im »Freischütz«. 1962 sang er in Osaka den Herodes in »Salome« von Richard Strauss in der japanischen Erstaufführung dieser Oper. 1976 wirkte er am Landestheater von Linz (Donau) in der Uraufführung der Oper »Der Aufstand« von Helmut Eder mit, 1976 an der Staatsoper von München in der Uraufführung der Oper »Die Versuchung« von Josef Tal, 1985 am gleichen Haus in der von H. Sutermeisters Oper »Le roi Béranger«. Bereits 1969 hatte er in München an der Uraufführung von Ján Cikkers »Das Spiel von Liebe und Tod« teilgenommen. 1989 sang er in München nochmals den Pfeifer des Grafen in »Mathis der Maler« von P. Hindemith. Er war bis 1995 Mitglied der Staatsoper München. Seit 1981 Professor am Konservatorium der Stadt Wien. Er starb 2001 in München (nach langer Krankheit).

Aufnahmen auf Decca (»Tristan und Isolde«), Philips (»Der fliegende Holländer«), DGG (»Elektra«, »Antigonae« von C. Orff), Westminster (Loge in »Das Rheingold«), MRF (»Notre Dame« von F. Schmidt), Orfeo (Novagerio in »Palestrina« von H. Pfitzner; Hermes in »Prometheus« von C. Orff, München 1975). Auch Aufnahmen auf Vox.

 

2.4. Alain VANZO: 90. Geburtstag

 Bis zu seinem 15. Lebensjahr sang er in einem Kirchenchor in Monaco. Nach seinem Militärdienst trat er anfänglich in Music Halls und mit Unterhaltungsliedern auf. Er wurde durch die Pädagogin Rolande Dracoeur in Paris auf die seriöse Sängerlaufbahn vorbereitet. 1954 wurde er Sieger im Gesangwettbewerb von Cannes. Er kam dann an die Grand Opéra von Paris, wo er in den Jahren 1954-57 kleinere Rollen übernahm (seine erste Partie war 1954 ein Pirat im »Oberon« von Weber) und u.a. 1955 in der Uraufführung der Oper »Numance« von Henri Barraud mitwirkte. 1956 trat er an der Grand Opéra Paris als Herzog im »Rigoletto« und an der Opéra-Comique als Gérald in »Lakmé« von Delibes auf. Damit begann eine große Karriere des Tenors an diesen beiden Häusern, auch an Theatern in der französischen Provinz und in Belgien. Er sang dabei Partien wie den Faust von Gounod, den Mylio in »Le Roi d’Ys« von Lalo, den Des Grieux in »Manon« und die Titelrolle im »Werther« von Massenet, den Rodolfo in »La Bohème«, den Benvenuto Cellini in der gleichnamigen Oper von H. Berlioz und weitere Rollen in Opern von Donizetti, Verdi und Puccini. 1957 hatte er in Paris einen sensationellen Erfolg als Edgardo in »Lucia di Lammermoor« mit der berühmten Primadonna Maria Callas als Partnerin. Seitdem gehörte er zu den führenden Tenören in Frankreich. 1960 sang er in Paris erneut den Edgardo, jetzt als Partner von Joan Sutherland. 1965 trat er zusammen mit Montserrat Caballé in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Donizettis »Lucrezia Borgia« auf. 1973 Gastspiel mit dem Ensemble der Grand Opéra Paris in den USA (u.a. auch im Haus der Metropolitan Oper New York), wobei er vor allem als Faust von Gounod auftrat. Er gastierte am Opernhaus von Frankfurt a.M. und beim Wexford Festival. An der Londoner Covent Garden Oper gastierte er 1961 als Edgardo, 1963 als Rodolfo. Er trat gastweise am Teatre Liceu von Barcelona auf, 1961 am Teatro San Carlos von Lissabon. Er war auch als Gast an den Opern von Brüssel und Lüttich, an der Wiener Staatsoper (1966 als Rodolfo), bei den Festspielen von Aix-en-Provence und Edinburgh, an den Opern von Monte Carlo, Montreal und San Francisco (1970 als Faust von Gounod) zu hören. 1983 sang er im Wiener Konzerthaus den Faust in »La damnation de Faust« von H. Berlioz (in einer konzertanten Aufführung). 1985 hatte er nochmals einen besonderen Erfolg, als er an der Grand Opéra den Titelhelden in Meyerbeers »Robert le Diable« vortrug. Im letzten Abschnitt seiner Bühnenkarriere trat er an den großen französischen Provinztheatern von Lille bis Marseille, von Avignon bis Nantes und bei den Festspielen von Aix-en-Provence auf. Auch als Konzertsänger angesehen. Er komponierte selbst Lieder, eine Operette »Le Pêcheur d’étoiles« (uraufgeführt 1972 in Lille) und eine Oper »Le Chouans« (Uraufführung Avignon, 1982). Er starb 2002 in Gournay-sur Marne.

Schallplatten: Sang auf Decca in einer vollständigen Aufnahme von »Lakmé« den Gérald als Partner von Joan Sutherland, Schallplatten mit Opernarien auf Véga. Weitere Aufnahmen bei Philips-Véga (vollständige Oper »Rigoletto«, Querschnitte »Manon« von Massenet, »Faust« von Gounod), CBS (»Mignon« von Thomas, »La Navarraise« von Massenet), Philips (»Les pêcheurs de perles« von Bizet), HMV (»Mireille« von Gounod), Rodolphe Records (»Sapho« von Gounod), Le Chant du monde (»Mireille« von Gounod, »Don Procopio« von Bizet, »Le Jogleur de Notre Dame« und »La Navarraise« von Massenet, »Le Roi d’Ys« von Lalo), DPV (Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer, »La Bohème« von Leoncavallo, Titelheld in »Andrea Chénier« von Giordano), Bella Voce (»Roméo et Juliette« von Gounod, Ausschnitte aus »Les pêcheurs de perles«), Gala (Roméo in Ausschnitten aus »Roméo et Juliette« von Gounod, Monte Carlo 1976) und Erato (»Pénélope« von Gabriel Fauré).

 

2.4. Iolanda MĂRCULESCU: 95. Geburtstag

 Biographie der rumänischen Sopranistin auf Englisch:

https://en.wikipedia.org/wiki/Yolanda_Marculescu

 

2.4. Annelies GAMPER: 100. Geburtstag

 Sie wurde am Konservatorium von Zürich durch die berühmte Konzertsängerin Ria Ginster ausgebildet. Sie begann ihre Bühnenkarriere in der Spielzeit 1943-44 mit einem Engagement am Stadttheater von Basel. Später gastierte sie am Theater von St. Gallen, war aber in erster Linie 1947-72 bei der Rundfunkgesellschaft Radio Svizzera in Lugano zu hören, wo sie auch in zahlreichen Opernsendungen mitwirkte. Dabei sang sie Partien in Opern von H. Purcell, Rameau, J. Haydn, Mozart, Weber, Verdi, Humperdinck, E. d’Albert und D. Milhaud, vor allem aber in Operetten von Offenbach, A. Messager, J. Strauß und K. Millöcker. Von noch größerer Bedeutung war jedoch ihre Konzertkarriere. Nicht nur in den Zentren des Schweizer Musiklebens, sondern auch in Brüssel, Köln, Bonn und Mainz, in Paris und Wien und an der Piccola Scala in Mailand trat sie als Solistin in Oratorien und geistlichen Musikwerken wie in Liederabenden auf, dazu im französischen (Radio Paris) und belgischen (Radio Brüssel) Rundfunk. Im Konzertfach reichte ihr Repertoire von Monteverdi über die Meister des Barock und der Klassik bis hin zu zeitgenössischen Komponisten (Darius Milhaud, Arthur Honegger, Zoltán Kodály, Frank Martin, Othmar Schoeck, Ottorino Respighi, Samuel Barber, Michael Tippett, Vito Frazzi). Sie starb 1973 in Lugano.

Schallplatten: Concert Hall (Messe F-Dur von J.S. Bach), Turnabout (»Zingara« von R. da Capua).

 

2.4. Ernst KRUKOWSKI: 100. Geburtstag

 Gesangstudium an der Musikhochschule Köln. Er debütierte 1939 am Stadttheater von Bremen, doch wurde seine Karriere bald durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Nach Kriegsende trat er zunächst als Konzertsänger auf. Er war dann 1947-49 am Stadttheater von Göttingen, 1949-51 am Stadttheater Saarbrücken und 1951-53 am Stadttheater von Basel engagiert. In der Spielzeit 1952-53 gastierte er am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich als Graf Luna im »Troubadour«, als Ottokar im »Freischütz«, als Marcello in »La Bohème« und als Figaro im »Barbier von Sevilla«, 1954 als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss. 1953 wurde er an die Städtische Oper (später Deutsches Opernhaus) Berlin verpflichtet. Er wirkte in Berlin in den Uraufführungen der Opern »Alkmene« von G. Klebe (1961), »Amerika« von R. Haubenstock-Ramati (1966), »200 000 Taler« von Boris Blacher (1969), »Der Untergang der Titanic« von W.D. Siebert (1979) und »Odysseus« von L. Dallapiccola (1969) mit und sang den Antinoo in der italienischen Premiere des letztgenannten Werks 1970 an der Mailänder Scala. Er gastierte weiter an den Staatsopern von München, Stuttgart und Wien (1954-66 in insgesamt sieben Vorstellungen als Rigoletto, als Marcello, als Graf Luna im »Troubadour«, als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Graf im »Capriccio« von R. Strauss, als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Kardinal von Lothringen im »Palestrina« von H. Pfitzner), am Opernhaus von Köln, bei den Bayreuther Festspielen (1963 als Hans Foltz in »Die Meistersinger von Nürnberg«), in Paris und Brüssel. Von seinen Bühnenpartien sind noch zu nennen: der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Faninal im »Rosenkavalier«, der Peer Gynt in der gleichnamigen Oper von W. Egk, der Titelheld in Verdis »Nabucco«, der Sharpless in »Madame Butterfly« und der Rangoni im »Boris Godunow«. Er starb 1982 in Berlin. Er war verheiratet mit der Solotänzerin der Städtischen Oper Berlin Lilo Herbeth.

Schallplatten: HMV (kleinere Partien in vollständigen Opern), Eurodisc (»Tiefland«), DGG (»Der junge Lord« von H.W. Henze), Ariola (»Der Postillon von Lonjumeau« von Adam), Opera; er ist in mehreren Opern-Querschnitten auf verschiedenen Schallplattenmarken anzutreffen.

 

3.4. Sixten EHRLING: 100. Geburtstag

Er studierte 1936-41 an der Königlichen Akademie für Musik in Stockholm (Klavier, Violine, Komposition, Diplome in Musikunterricht, Orgel, Dirigieren). 1941 verbrachte er aus Studiengründen ein Jahr an der Semperoper in Dresden, wo er Karl Böhm assistierte. Sixten Ehrling schaffte seinen Durchbruch als Dirigent 1950, wo er in einem Konzert des Stockholmer Philharmonischen Orchesters Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps auswendig dirigierte. Der schwedische König Gustav VI. Adolf verlieh Ehrlich schließlich den Titel eines „Ersten Dirigenten des Königlichen Hofes“. 1953-60 leitete er die Königliche Oper Stockholm als Direktor. Während dieser Jahre arbeitete er eng mit den Sängerstars Jussi Björling und Birgit Nilsson zusammen. 1952/53 spielte Ehrling mit dem Stockholmer Philharmonischen Orchester die erste Gesamtaufnahme der Symphonien Jean Sibelius‘ ein. Er galt als Uraufführungsdirigent. Aufsehen erregte beispielsweise die Uraufführung der Oper Ariana des schwedischen Komponisten Karl-Birger Blomdahl an der Stockholmer Oper im Jahre 1959, eine Produktion, die im selben Jahr in Edinburgh gastierte. 1960 quittierte Ehrling nach Streitigkeiten den Posten des Operndirektors in Stockholm und orientierte sich beruflich in Richtung USA, wo er schließlich 1963 dem Dirigenten Paul Paray als Chefdirigent des Detroit Symphony Orchestra folgte (1963–73). Von 1973 an lebte Ehrling dauerhaft in New York. An der dortigen Juilliard School of Music arbeitete er 1973-87 als Leiter der Kurse für Dirigieren (zu den bekanntesten seiner Schüler zählen Myung-Whun Chung, JoAnn Falletta, Andrew Litton und Andreas Delfs). 1973 gab Ehrling mit B. Brittens Peter Grimes auch sein Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera, an der er bis 1977 in insgesamt 92 Vorstellungen auch Simon Boccanegra, Herzog Blaubarts Burg und Gianni Schicchi, Wagners Nibelungenring, Puccinis Il Trittico, Die Meistersinger von Nürnberg und Samson et Dalila dirigierte. An der Wiener Staatsoper leitete er 1982-83 elf Vorstellungen von Madame Butterfly und eine konzertante Aufführung von Wagners Die Feen. Außerdem wirkte Ehrling als musikalischer Berater und erster Gastdirigent des Denver Symphony Orchestra (1978–85) sowie als künstlerischer Berater des San Diego Symphony Orchestra (1985–88). 1993 wurde er Chefdirigent und musikalischer Berater der drei Orchester der Manhattan School of Music. 1974-76 bekleidete er überdies den Posten des Chefdirigenten der Göteborger Symphoniker. Seine bevorzugten Komponisten waren Maurice Ravel, Claude Debussy, Ottorino Respighi, Richard Strauss, Richard Wagner und Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Er starb 2005 in New York

 

4.4. Christopher DOIG: 70. Geburtstag

 Er begann sein Musik- und Gesangstudium in seiner neuseeländischen Heimat und war dann an der Wiener Musikakademie Schüler des großen Tenors Anton Dermota. 1977-80 gehörte er zum Ensemble der Wiener Staatsoper (Debüt als Giuseppe in »La Traviata«), an der er in insgesamt 140 Vorstellungen 29 Partien sang, u.a. den Jaquino im »Fidelio«, den Steuermann in »Der fliegende Holländer«, den Elemer in »Arabella« von R. Strauss, den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Dr. Cajus in Verdis »Falstaff«. 1980-84 war er am Landestheater von Linz (Donau) engagiert. Hier verlegte er sich mehr auf das lyrische Repertoire und sang Partien wie den Tamino in der »Zauberflöte«, den Don Ottavio im »Don Giovanni«, den Lyonel in Flotows »Martha«, den Fenton im »Falstaff« von Verdi, den Nemorino in »L‘Elisir d’amore« und den Herzog im »Rigoletto«. Er gastierte 1984 als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss an der Mailänder Scala; 1980 und 1983 trat er bei den Festspielen von Salzburg in konzertanten Aufführungen von »Die sieben Todsünden« von K. Weill und »Dantons Tod« von G. von Einem in Erscheinung. 1987 sang er bei der Canterbury Opera in Neuseeland den Don José in »Carmen«, 1988 den Nemorino. 1988 debütierte er bei der Australian Opera Sydney als Nerone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«. Dort sang er bei einer Gala-Aufführung zur Zweihundertjahrfeier Australiens den David in »Die Meistersinger von Nürnberg« (1988) und wiederholte diese Partie 1990 in seiner neuseeländischen Heimat. 1992 sang er in Sydney in »Jenufa« von Janácek und in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, 1994 den Alwa in »Lulu« von A. Berg, 1992 in Melbourne in »Salome« von Richard Strauss, 1995 in Sydney den Boris in »Katja Kabanowa« von Janácek und den Kalaf in »Turandot« von Puccini. Auch in Europa trat er weiter als Gast auf, so 1991 in Hamburg als Elemer, 1992 in Köln (wo er 1991-93 einen Gastvertrag hatte) als Don José, als Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« und als Erik in »Der fliegende Holländer« und an der Staatsoper Stuttgart in Alban Bergs »Wozzeck«. 1997 gastierte er im australischen Brisbane als Samson in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns. Er starb 2011 in Christchurch (Neuseeland).

 

4.4. Woldemar NELSSON: 80. Geburtstag

Er entstammt einer jüdischen Musikerfamilie, sein Vater war Dirigent und Komponist. Die Familie lebte vor dem Krieg in Kiew, danach in Orjol. Zunächst als Geiger ausgebildet, musizierte er 15 Jahre im Sinfonieorchester von Nowosibirsk. Später absolvierte er ein Dirigentenstudium an der Musikhochschule in Nowosibirsk sowie an den Meisterschulen in Moskau und Leningrad. Nachdem er 1971 unmittelbar nach Abschluss seines Dirigentenexamens den 2. Preis im 3. Moskauer Allunions-Wettbewerb gewonnen hatte, verpflichtete ihn Chefdirigent Kirill Kondraschin für drei Jahre als Assistenten und Dirigenten der Moskauer Philharmonie. Ab jetzt arbeitete Nelsson mit zahlreichen großen Sowjetorchestern und Musikern wie David Oistrach, Mstislaw Rostropowitsch, Leonid Kogan, Gidon Kremer, Natalia Gutman, Elisso Wirsaladze und Oleg Kagan sowie mit Komponisten wie Arvo Paert und Alfred Schnittke zusammen. 1976 entschloss sich Nelsson, mit seiner Familie in den Westen auszureisen. In Rom erreichte ihn die Einladung, kurzfristig eine Tournee des Hamburger NDR-Orchesters zu übernehmen. Nach dem Erfolg dieser Tournee setzte er sein Wirken in Deutschland fort und fand hier seine zweite Heimat. Er musizierte mit Pianisten wie Annie Fischer, Krystian Zimerman und Nelson Freire, mit Streichersolisten wie Nathan Milstein, Henryk Szeryng, Pinchas Zukerman, Salvatore Accardo und Yuri Bashmet. In teils enger Freundschaft arbeitete er mit Komponisten wie Krzysztof Penderecki oder Hans-Werner Henze sowie mit Regisseuren wie Wolfgang Wagner, Harry Kupfer, Götz Friedrich oder Pier Luigi Pizzi zusammen. 1980 holte ihn Wolfgang Wagner nach Bayreuth zu den Richard-Wagner-Festspielen. Nelsson, der vorher nie eine Oper dirigiert hatte, nahm die Herausforderung an. Seine erste Lohengrin-Einstudierung stand geradezu im Mittelpunkt des Interesses der überregionalen Presse. Bis zum Jahr 1985 dirigierte Nelsson in Bayreuth die Opern Lohengrin (1980-82) und Der fliegende Holländer (1984-85). Beide Produktionen wurden für Rundfunk, Fernsehen, Video und CD (CBS Records und Deutsche Grammophon) aufgezeichnet. 1986 holte ihn Herbert von Karajan zu den Salzburger Festspielen, wo Nelsson die Uraufführung von Krzysztof Pendereckis Oper Die schwarze Maske leitete. Er dirigierte auch die Erstaufführung des Werkes an der Wiener Staatsoper. 1980-87 wirkte er als Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel, wo er neben einem umfangreichen Repertoire den kompletten Ring des Nibelungen einstudierte. Parallel dazu arbeitete er als ständiger Gastdirigent am Württembergischen Staatstheater Stuttgart, wo er im März 1979 die Uraufführung von Hans Werner Henzes Ballett Orpheus mit anschließenden Gastspielen in den USA, darunter in der New Yorker Metropolitan Opera, leitete. 1980 wurde er mit der Max-Reger-Medaille ausgezeichnet. 1987-94 wirkte er als Generalmusikdirektor an der Opera Forum in den Niederlanden und als Chefdirigent der Königlichen Oper Kopenhagen. 1996 wurde er zum Chefdirigenten des Teatro Verdi in Triest berufen und studierte hier u.a. Verdis Don Carlos und Wagners Das Rheingold ein. Das von ihm geleitete Galakonzert zur Wiedereröffnung des Teatro Verdi wurde von der RAI in Rundfunk und Fernsehen live übertragen. Seit 2000 lebte er wegen seiner schweren Krankheit vorwiegend in Italien, wo er auch als erster Gastdirigent des Orchestra Filarmonica Marchigiana wirkte. Er war Mitbegründer des „Internationalen Oleg Kagan Musikfests“ in Wildbad Kreuth, wo er am Anfang als künstlerischer Leiter (zusammen mit Natalia Gutman) tätig war und wo er auch sein letztes Konzert mit der 14. Sinfonie von Schostakowitsch im Juli 2006 dirigierte. Seit seinem Tod im November 2006 in München findet jedes Jahr im Castello di Piticchio das kleine Festival „Woldemar Nelsson“ statt, an dem einstige Weggefährten wie Gidon Kremer, Natalia Gutman, Andres Mustonen, Anna und Irina Kandinski, Federico Mondelci, aber auch eine neue Generation von jungen Künstlern teilnehmen. Sein künstlerischer Drang und seine wache Suche nach Unbekanntem führten Nelsson mit über 100 Sinfonieorchestern in der ganzen Welt zusammen. Er dirigierte u.a. die Berliner, die Wiener und die Münchner Philharmoniker, das London Symphony Orchestra und London Philharmonic Orchestra, die Rotterdamer Philharmoniker, das City of Birmingham Symphony Orchestra, sowie die Radio-Sinfonie-Orchester in Berlin (heute Deutsches Sinfonie-Orchester), Stuttgart und Köln. Er arbeitete mit der Tschechischen Philharmonie und den Prager Symphonikern, dem Symphonieorchester des Schwedischen und des Finnischen Rundfunks, den Philharmonikern aus Stockholm und Helsinki, dem Orchestre de Paris, den Bamberger und den Wiener Symphonikern, dem Orchestre Symphonique de Montréal und dem Orchestre de la Suisse Romande, den Symphonieorchestern der italienischen RAI in Turin, Mailand, Rom und Neapel, mit dem Santa Cecilia-Orchester Rom, New Japan Philharmonic Tokyo, mit dem Orchester der Jeunesse Musicale mit anschließender Tournee durch Korea und Südostasien, und mit vielen weiteren Orchestern. Zu den Opernhäusern, an welchen Nelsson gastierte, zählen neben der Staatsoper Wien (an der er 1989 auch Boris Godunow dirigierte)  u. a. die Hamburgische Staatsoper, Opéra de Lyon, Welsh National Opera, Teatro Communale di Firenze, Teatre del Liceu in Barcelona, Opéra Comique und Opéra Châtelet in Paris, Opera du Rhin in Strasbourg, Grand Opéra Genève (2005 Fidelio), sowie verschiedene Opernhäuser in New York, Philadelphia, Washington, Toulouse, Mannheim, Bonn usw. Nelsson trat als Gast bei vielen Musikfestivals in den USA, Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz usw. auf.

 

4.4. Sven Olof ELIASSON: 85. Geburtstag

 Er wurde zuerst Schauspieler und fand sein erstes Engagement an einem Stockholmer Operettentheater, wo er gelegentlich kleinere Gesangspartien übernahm. Er entschloss sich dann zur Ausbildung seiner Stimme, die an der Königlichen Musikakademie von Stockholm stattfand. 1961 debütierte er an der Oper von Oslo als Don Ottavio im »Don Giovanni«; seit 1965 Mitglied der Königlichen Hofoper Stockholm. 1968, 1972 und 1974 gastierte er sehr erfolgreich an der Staatsoper von Hamburg, 1973-79 an der Staatsoper von Wien (als Aron in »Moses und Aron« von Schönberg, als Lohengrin, als Parsifal und als Palestrina in insgesamt 17 Vorstellungen). 1968-82 Mitglied des Opernhauses von Zürich. In der Spielzeit 1970-71 sang er hier in der Schweizer Erstaufführung von A. Ginasteras »Bomarzo« den Pier Francesco Orsini. Als ständiger Gast 1969-83 der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg und dem Opernhaus von Frankfurt a.M. verbunden. 1968 sang er am Opernhaus von Zürich den Titelhelden in Hans Pfitzners »Palestrina«, eine seiner Glanzrollen, 1975 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Ein wahrer Held« von Giselher Klebe in der Titelrolle mit. 1967 sang er bei den Festspielen von Glyndebourne den Don Ottavio, ebenfalls 1967 bei den Barock-Festspielen von Drottningholm den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«. 1970 nahm er an der Stockholmer Oper an der Uraufführung von Hilding Rosenbergs »Hus med dubbel ingang« teil. Hatte er ursprünglich die lyrischen Partien seines Stimmfachs gesungen, so gehörten später der Max im »Freischütz«, der Don José in »Carmen«, der Riccardo im »Maskenball« von Verdi, der Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Dimitrij im »Boris Godunow«, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Peter Grimes in der Oper gleichen Namens von Benjamin Britten, der Titelheld in »Oedipus Rex« und der Tom Rakewell in »The Rake’s Progress« von Strawinsky zu den Höhepunkten in seinem Repertoires. 1974 hatte er beim Israel-Gastspiel der Hamburger Oper große Erfolge als Aron in »Moses und Aron«. Er trat als Gast auch an der Staatsoper von Stuttgart, in Montreal, Rouen, Amsterdam. am Grand Théâtre Genf (1970 als Parsifal und 1971 als Lohengrin), an der Oper von Chicago und beim Edinburgh Festival (1976 als Parsifal und als Aron in »Moses und Aron« anlässlich eines Gastspiel der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg) auf. 1968 sang er an der Stockholmer Oper in der Uraufführung von Berwalds »Drottningen av Golconda«, 1981 an der Münchner Staatsoper in der von »Lou Salomé« von Giuseppe Sinopoli. 1983 gastierte er an der Jütländischen Oper Aarhus als Siegmund in der »Walküre«. In seinem Repertoire für die Bühne fanden sich auch der Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, der Tito in »La clemenza di Tito« von Mozart, der Alwa in »Lulu« von A. Berg, der Aschenbach in »Death in Venice« von B. Britten, dazu einige Operettenrollen wie der Eisenstein in der »Fledermaus« und der Paris in Offenbachs »La belle Hélène«. Bekannt wurde er auch als Interpret klassischer Barockopern und als Konzert- und Oratoriensänger. Seit 1983 war er künstlerischer Direktor des Stora Theaters Göteborg und Dozent an der Stockholmer Opernschule. Er trat aber auch noch als Sänger auf, so 1987 an der Jütländischen Oper Aarhus als Siegmund. 1983 wurde er zum Generaldirektor der Oper von Oslo ernannt. Er starb im November 2015.

Schallplatten: Telefunken (»Il ritorno d’Ulisse in patria« von Monteverdi), weitere Aufnahmen bei schwedischer HMV.

 

4.4. Alfred PAULUS: 125. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule Stuttgart, nahm jedoch nach dem Studium 1914-18 als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Zuerst wirkte er 1920-24 als Bassist an der Stuttgarter Staatsoper, ging aber 1924 als Heldenbariton an das Staatstheater Dessau, wo er bis 1929 blieb. Dort sang er 1926 in der deutschen Erstaufführung der Oper »Marouf« von H. Rabaud. 1929-34 sang er am Landestheater von Braunschweig. Gastspiele führten ihn an die Staatsopern von Berlin und Dresden und an das Opernhaus von Riga (1930). 1929 sang er beim Wagner Festival in Paris unter F. vom Hoesslin den Donner im »Rheingold« und den Gunther in der »Götterdämmerung«. Als großer Konzertsänger erwies er sich bei Konzertauftritten in Wien (1930), München (1931), Hamburg (1931) und Berlin (1930-31). 1930 sang er in Leipzig in der Uraufführung der Kantate »Das dunkle Reich« von Hans Pfitzner. 1934 gab er den Sängerberuf auf und war bis 1945 wieder als Offizier in der deutschen Wehrmacht tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Lehrer für Gesang und dramatischen Unterricht, schließlich Professor an der Musikhochschule Stuttgart (1946-58). Seine großen Bühnenpartien waren der Titelheld in »Der fliegende Holländer«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Wotan im Nibelungenring, der Amfortas im »Parsifal«, der Boris Godunow in der gleichnamigen Oper von Mussorgsky wie die Titelpartien in den Opern »Falstaff« von Verdi und »Gianni Schicchi« von Puccini. Er starb 1967 in Starnberg (am Starnberger See).

Vox-Schallplatten.

 

4.4. Dudley BUCK (Amerikanischer Tenor): 150. Geburtstag

 

4.4. Hans RICHTER: 175. Geburtstag

 Er wurde als Sohn des Domkapellmeisters Anton Richter und der Sängerin Josefa Richter, geborene Csazenszky, in Raab, Westungarn, geboren. Seine Mutter erteilte ihm bereits ab dem vierten Lebensjahr Klavierunterricht, sodass er durch diese gründliche musikalische Erziehung ab 1852 als Chorknabe in die Wiener Hofmusikkapelle aufgenommen wurde. Nachdem sein Vater bereits früh verstarb, ging er bis 1860 in das „Löwenburgsche Konvikt“ in Wien, eine Schule, die stimmbegabte Knaben für die Wiener Hofkapelle ausbildete. 1860–65 besuchte er das Wiener Konservatorium. Bereits 1862 wurde er Hornist am Theater am Kärntnertor, der damaligen Hofoper, und erhielt nach wenigen Jahren von seinem Hofkapellmeister den Befähigungsnachweis zum Kapellmeister. Durch diese Empfehlung kam Richter zu Richard Wagner, der einen fähigen Musiker suchte. In seinem Auftrag stellte er als Wagners Assistent die Druckvorlage der Meistersinger-Partitur her, eine Abschrift von Wagners Original. Die gleiche Arbeit verrichtete er später mit der Partitur der Oper Siegfried. Durch seine Arbeit erwarb Richter sich das volle Vertrauen von Richard Wagner, so dass er bei dessen Hochzeit mit Cosima Wagner als Trauzeuge teilnehmen durfte. Ab 1868 war er auf Empfehlung von Richard Wagner Chordirektor der Münchner Oper. 1870 leitete er die erste Aufführung des Lohengrin in Brüssel. 1871-75 war Richter Kapellmeister am Nationaltheater von Budapest. 1875-1900 war er Kapellmeister der Wiener Hofoper, 1875-98 Dirigent der philharmonischen Konzerte in Wien. 1880-90 war er Konzertdirigent der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, ab 1878 zweiter und ab 1893 Erster Hofkapellmeister in Wien. 1876 dirigierte er bei den Bayreuther Festspielen die ersten Aufführungen des Ring des Nibelungen. Richter begleitete Richard Wagner auch auf einer anschließenden Konzertreise nach England, die Wagner unternahm, um das finanzielle Defizit der ersten Festspiele abtragen zu helfen. Dadurch wurde Richter auch in England bekannt und bekam eine Einladung zu einer Reihe von Konzertveranstaltungen, etwa dem Birmingham Triennial Music Festival. Diese waren so erfolgreich, dass die Universitäten von Oxford und Machester ihm die Doktorwürde verliehen. Richter arbeitete bis 1900 in Wien, wo er junge Komponisten unterstützte und die Werke Wagners verbreitete. Er dirigierte 1883 die Premiere der Wiener Aufführung von Tristan und Isolde. Dann nahm er eine Einladung des Hallé-Orchester aus Manchester an und übernahm dort die musikalische Leitung. 1904-11 war er Chefdirigent des neugegründeten London Symphony Orchestra. 1911 verließ er England, um in Bayreuth in den Ruhestand zu gehen. Für seine musikalischen Verdienste ernannte die Stadt Bayreuth ihn 1913 zum Ehrenbürger. Am 5. Dezember 1916 verstarb er in Bayreuth. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Bayreuther Stadtfriedhof. Sein Tabulatur genanntes Bayreuther Wohnhaus aus dem Jahr 1743 wurde Ende der 1960er Jahre im Zusammenhang mit dem Bau des Neuen Rathauses abgerissen.

Hans Richter hat sich neben seinen Wagner-Aufführungen auch besonders um die Verbreitung der Werke von Anton Bruckner, Johannes Brahms und Edward Elgar verdient gemacht. Zu den von ihm uraufgeführten Werken gehören die 2 und 3. Sinfonie von Brahms, die 1. (2. Fassung 1891), 3. (3. Fassung 1890), 4. und 8. Sinfonie von Bruckner, die Enigma-Variationen und das Oratorium The Dream of Gerontius von Elgar, sowie dessen 1. Sinfonie, die Richter gewidmet ist. Auch die 6. Sinfonie von Antonin Dvorák ist Richter gewidmet, doch konnte dieses Werk 1880 aus Krankheitsgründen nicht wie geplant von Richter uraufgeführt werden. Zur Wiederkehr seines 150. Geburtstags, 1993, wurde von den Wiener Philharmonikern eine Hans-Richter-Medaille aufgelegt, deren erster Träger Sir Georg Solti (1912–97) war. Im Jahr 1919 wurde in Wien-Döbling (19. Wiener Gemeindebezirk) die Hans-Richter-Gasse nach ihm benannt.

 

5.4. James MILLIGAN: 90. Geburtstag


Als Wanderer in Bayreuth

 Er studierte bei Emmy Heim und Leslie Holmes in Toronto, später noch in London bei Roy Henderson; bereits während dieser Zeit trat er dort als Konzertsänger auf (u.a. mit Lois Marshall und Jon Vickers im »Elias« von Mendelssohn und in der Matthäuspassion von J.S. Bach). 1957 gewann er den ersten Preis beim Gesangwettbewerb von Genf. 1953 sang er in Toronto den Ford im »Falstaff« von Verdi, 1956 beim Glyndebourne Festival den Arbace in Mozarts »Idomeneo«, 1959-60 an der Covent Garden Oper London den Escamillo in »Carmen« und den Brétigny in »Manon« von Massenet. In Toronto hörte man ihn als Marcello in »La Bohème«, als Monterone im »Rigoletto«, als Germont-père in »La Traviata« und als Scarpia in »Tosca«. Seit 1960 war er am Stadttheater von Basel verpflichtet. 1961 wirkte er bei den Bayreuther Festspielen als Wanderer im »Siegfried« mit, wobei er große Erfolge hatte. Die sich anbahnende große Karriere wurde durch den plötzlichen Tod des Künstlers zu früh beendet. Er starb 1961 plötzlich während einer Bühnenprobe in Basel an einem Herzinfarkt.

Schallplatten: Beaver Records (Matthäuspassion, 1953), auf kanadisch Victor Bass-Solo im »Messias« von 1952, auch Solo-Aufnahmen, auf HMV singt er den Arbace in einer Aufnahme von Mozarts »Idomeneo«. Sang auf HMV in mehreren Gesamtaufnahmen von Gilbert & Sullivan-Operetten.

 

6.4. Jürgen KRASSMANN: 85. Geburtstag


Als „Tevje“/Anatevka

 Seine Ausbildung erfolgte an der Musikhochschule Dresden durch H. Meißner, A. Rauch und durch den großen Wagnersänger Rudolf Bockelmann. 1956-59 gehörte er dem Nachwuchsstudio der Staatsoper Dresden an und wurde 1959 als Ensemblemitglied an dieses Haus verpflichtet. Er blieb bis 1964 dort tätig und folgte dann einem Ruf an das Theater von Halle/Saale, dem er seither angehörte. Hatte er dort zunächst Partien aus dem lyrischen und dem italienischen Fach gesungen, so wandte er sich später mehr und mehr dem Charakter- und dem Heldenfach zu; sein breit angelegtes Repertoire enthielt mehr als hundert Bühnenpartien. In besonderer Weise wurde er seit 1965 durch sein jahrelanges Auftreten bei den Händel-Festspielen von Halle bekannt; hier ist er in zwölf verschiedenen Partien in Opern dieses großen Barockmeisters aufgetreten, von denen nur der Cleontes in »Alexander« (deutsche Erstaufführung 1959 in Dresden), die Titelpartie in »Scipio«, der Ottone in »Agrippina«, der Gernando in »Faramondo«, der Garibaldo in »Rodelinda«, der Coralbo in »Floridante«, der Melisso in »Alcina«, der Polinesso in »Ariodante« und der Phönix in »Deidamia« genannt seien. Gastspiele führten den Sänger an die Staatsoper und die Komische Oper Berlin, an die Dresdner Staatsoper, an die Opernhäuser und Theater von Leipzig, Erfurt, Chemnitz und Cottbus, zu den Festspielen von Wiesbaden (1972 mit Händels »Ariodante«), nach Helsinki (1977 mit »Deidamia«) und zum Festival von Vesprem in Ungarn (ebenfalls 1977 mit »Deidamia«), an das Opernhaus von Bytom (Beuthen; 1980 als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss) und nach Linz/Donau (1987 mit »Floridante« von Händel). Von seinen Opernpartien seien der Agamemnon in Glucks »Iphigenie in Aulis«, der Don Pizarro im »Fidelio«, der Fliegende Holländer, der Rigoletto, der Macbeth wie der Falstaff von Verdi, der Scarpia in »Tosca«, der Jochanaan in »Salome«, der Gianni Schicchi von Puccini und der Nick Shadow in »The Rake’s Progress« von Strawinsky genannt. Neben seinem Wirken auf der Bühne entfaltete er eine umfangreiche Konzerttätigkeit, wobei er sich auch hier gern der Interpretation der Werke von G.F. Händel widmete. Er starb 2012 in Hamburg.

Schallplatten: Eterna-DGG (zwei Partien in vollständigem »Rosenkavalier« unter Karl Böhm).

 

6.4. Mimi BENZELL: 100. Geburtstag

 Ausbildung am Hunter College (1939-41) und an der David Mann Music School (1941-43). Debüt 1943 in Brooklyn als Hänsel in »Hänsel und Gretel«. Die junge Sängerin erregte Aufsehen, als sie 1945 an der New Yorker Metropolitan Oper in der Rolle der Königin der Nacht in der »Zauberflöte« debütierte (nachdem sie dort wenige Wochen zuvor bereits in einem Galakonzert mitgewirkt hatte). Bis 1949 hatte sie an diesem traditionsreichen Opernhaus eine bedeutende Karriere. Sie sang dort in insgesamt 97 Vorstellungen zahlreiche Partien aus dem Koloraturfach, u.a. die Philine in »Mignon« von Ambroise Thomas, die Barbarina in »Le nozze di Figaro«, die Gilda im »Rigoletto«, die Micaela in »Carmen«, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, den Stéphano in Gounods »Roméo et Juliette«, die Marzelline im »Fidelio«, die Xenia im »Boris Godunow«, den Waldvogel im »Siegfried«, das Blondchen in »Die Entführung aus dem Serail« und den Yniold in »Pelléas et Mélisande«. 1944 gastierte sie in Mexico City als Königin der Nacht unter Sir Thomas Beecham, 1946 auch in Rio de Janeiro aufgetreten. 1949 verließ sie die Metropolitan Oper und sang jetzt am New Yorker Broadway in Musicals; so hatte sie am dortigen Hebrew-Theater einen großen Erfolg in dem jiddischen Musical »Milk and Honey«. Diese Karriere wie auch Auftritte im Konzertsaal mit Koloraturarien und -kanzonen setzte sie während einer Reihe von Jahren fort. Sie starb 1970 in New York.

Schallplatten: Auf Columbia wie auf Robin Hood Records erscheint sie als Musetta in »La Bohème«, in letztgenannter Aufnahme aus der Metropolitan Oper von 1948 zusammen mit Bidù Sayão und Jussi Björling, auf CBS-Sony als Musetta in »La Bohème« aus der Metropolitan Oper mit Bidu Sayão und Richard Tucker als Partnern, Musical-Aufnahmen auf Design.

 

6.4. Emy von STETTEN: 125. Geburtstag

 Sie durchlief ihre Ausbildung an der Musikhochschule Berlin. Seit etwa 1923 trat sie als Konzertsängerin in Erscheinung und entfaltete eine rege Tätigkeit im Bereich des Konzert-, des Oratorien- und des Liedgesangs. Sie trat aber auch als Gast auf der Opernbühne auf, so u.a. 1924 bei den Händel-Festspielen in Göttingen und 1929 bei den Aufführungen von Händel-Opern in Halle/Saale. 1925 gastierte sie an der Staatsoper von Dresden als Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, 1933 bei den Bayreuther Festspielen als Blumenmädchen im »Parsifal«. Außerdem wurde sie durch zahlreiche Auftritte im Rundfunk bekannt. Seit 1928 wirkte sie als Pädagogin an der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin. Während der Proben in Bayreuth erhielt die Sängerin am 10. Juli 1933 ihre Kündigung. Als Halbjüdin musste sie ihren Hochschulposten aufgeben und erhielt 1935 Auftrittsverbot. Da ihr Ehemann, der aus Wien stammende Maler Freiherr Norbert von Stetten, Mitglied der NSDAP war, erhielt sie eine Sondergenehmigung als Musiklehrerin tätig sein zu dürfen. So überlebte sie die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin. 1948 wurde sie als Dozentin an die Musikhochschule von Frankfurt a.M. berufen, an der sie ihre Lehrtätigkeit bis in die sechziger Jahre ausübte. Zu ihren Schülerinnen gehörte die bekannte Sopranistin Hilde Scheppan. Emy von Stetten starb 1980 im Forsthaus von Schloss Stetten bei Künzelsau..

Schallplatten: Polydor, Odeon (Te Deum von A. Bruckner).

 

8.4. Wolfgang HELBICH: 75. Geburtstag

 Er studierte Schul- und Kirchenmusik an den Musikhochschulen in Berlin und Detmold. 1969 wurde er Kantor in Alsfeld. 1971 gründete er das Alsfelder Vokalensemble, dessen künstlerischer Leiter er bis zu seinem Tode war. 1972 wechselte Helbich an die Grunewaldkirche in Berlin; mit dieser Stelle war die Leitung der Berliner Kantorei verbunden. 1976 wurde er als Nachfolger von Hans Heintze zum leitenden Kirchenmusiker und Domkantor am Bremer St. Petri Dom sowie zum Leiter des Bremer Domchores ernannt. Diese Tätigkeit hatte er bis zu seiner Pensionierung im Sommer 2008 inne, sein Amt wurde dann von Tobias Gravenhorst übernommen. Schwerpunkte von Helbichs künstlerischen Arbeit am Bremer Dom lagen in der Aufführung von Oratorien des 18. und 19. Jahrhunderts. Die von ihm konzipierte Idee einer Musiknacht zu Ehren eines ausgewählten Komponisten wurde zu einer jährlich wiederkehrenden festen Einrichtung. 1999-2013 war Wolfgang Helbich außerdem künstlerischer Leiter des Musikvereins der Stadt Bielefeld, zahlreiche Konzerte vor allem in der Bielefelder Rudolf-Oetker-Halle wurden unter seiner Leitung aufgeführt. Seit 1974 spielte Helbich mit dem Alsfelder Vokalensemble und dem Bremer Domchor zahlreiche preisgekrönte Schallplatten und CDs ein. Gastdirigate und Konzerteinladungen führten ihn durch ganz Europa, die USA sowie nach Japan und Israel. Er war Herausgeber von teils noch unveröffentlichter Chor- und Orgelliteratur. Als Professor für Chorleitung lehrte er an der Hochschule für Künste Bremen sowie im Rahmen einer Gastprofessur an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken. Nach seiner Pensionierung war Wolfgang Helbich Leiter des Bremer RathsChores, der 2008 gegründet worden war und an dem sich mehrere ehemalige Mitglieder des Bremer Domchors beteiligten. Er erarbeitete mit dem Bremer RathsChor anspruchsvolle Chorliteratur auf hohem Niveau. Die Aufführungen wurden regelmäßig von Radio Bremen und Deutschlandradio Kultur übertragen. Vorsitzender des Freundeskreises Bremer RathsChor e. V. ist der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf. Neuer Leiter des Alsfelder Vokalensembles und des Bremer RathsChores wurde Jan Hübner. Helbich wurde für seine Aufführung Ein deutsches Requiem von Johannes Brahms mit dem Bremer Domchor und der Kammer Sinfonie Bremen, die 2002 bei MDG als CD veröffentlicht wurde, mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Wolfgang Hellbich starb 2013 in Kassel.

 

8.4. Thomas LANGHOFF: 80. Geburtstag

 Er wurde als Sohn des deutschen Regisseurs Wolfgang Langhoff und dessen Frau Renate während der Zeit im Exil in der Schweiz geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Familie Langhoff nach Deutschland zurück. Seit 1948 lebte Thomas Langhoff in Berlin. Nach dem Abitur an der Paul-Oestreich-Schule in Berlin-Weißensee (heute Primo-Levi-Gymnasium) wurde Langhoff zunächst Schauspieler. Er studierte an der Theaterhochschule Leipzig. Als Schauspieler war er 1963-71 am Hans Otto Theater in Potsdam engagiert und ging danach zum DDR-Fernsehen. 1977 inszenierte er Einsame Menschen am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, wo er fortan zu einem der wichtigsten Regisseure des deutschsprachigen Theaters wurde. Thomas Langhoff ist Vater des Regisseurs Lukas Langhoff und des Schauspielers Tobias Langhoff, außerdem der Bruder des Regisseurs Matthias Langhoff, dessen Tochter, die Autorin Anna Langhoff, somit seine Nichte ist. Seit 1980 arbeitete Langhoff an allen wichtigen deutschsprachigen Bühnen, auch im Westen. Nach der Wende in der DDR und der Wiedervereinigung übernahm er 1991 das Deutsche Theater in Berlin als Intendant, das bereits nach der ersten Saison unter seiner Leitung von den deutschen Kritikern zum Theater des Jahres gewählt wurde. Langhoff blieb Intendant bis zum Auslaufen seines Vertrages 2001. Als er 1999 den Berliner Kultursenator Peter Radunski ultimativ zu einer Aussage aufgefordert hatte, ob sein Vertrag verlängert würde, gab Radunski ihm eine Absage. In den zehn Jahren seiner Intendanz gab Langhoff unter anderem dem jungen deutschen Theater einen Platz in der so genannten Baracke. Thomas Ostermeier durfte sich hier ausprobieren und wechselte von der Baracke direkt in die Leitung der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz. Anschließend arbeitete Langhoff als freier Regisseur. Ende 2007 inszenierte Langhoff an Stelle von Andrea Breth, die ursprünglich mit dem Projekt beauftragt war, am Wiener Burgtheater Wallenstein. Seine letzte Inszenierung, Der Kirschgarten von Tschechow, erlebte im Oktober 2011 ihre Premiere am Berliner Ensemble. Er starb 2012 in Berlin. Er ist auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin-Mitte bestattet.

Er inszenierte auch Opern, u.a. Brittens A Midsummer Night’s Dream (Frankfurt am Main, 1989), Orffs Die Bernauerin (Volksoper Wien, 1997), Der Freischütz (Bayerische Staatsoper München, 1998), Le nozze di Figaro (Staatsoper Berlin, 1999) und Don Giovanni (Staatsoper Berlin, 2000).

 

8.4. Hans RIEDIKER: 90. Geburtstag

 Er studierte am Konservatorium von Zürich 1953-55 bei Hans Müller, ebenfalls in Zürich 1955-58 bei Sylvia Gähwiller und bei Willy Ferenz, außerdem am Konservatorium von Amsterdam bei Felix Hupka. 1958-61 gehörte er dem Städtebundtheater Biel-Solthurn an, 1961-62 dem Landestheater Saarbrücken und in der langen Zeit von 1962 bis 1988 dem Stadttheater von Basel. Hier sang er eine Fülle von Partien wie den Grafen in »Figaros Hochzeit«, den Guglielmo wie den Don Alfonso in »Così fan tutte«, den Papageno in der »Zauberflöte« (den er auch als Gast in Zürich vortrug), den Figaro im »Barbier von Sevilla«, den Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, den Enrico in »Lucia di Lammermoor«, den Belcore in »L‘Elisir d’amore«, den Grafen Eberbach im »Wildschütz« von Lortzing, den Zaren in »Zar und Zimmermann«, die vier Dämonen in »Hoffmanns Erzählungen«, den Albert im »Werther« von Massenet, den Germont sr. in »La Traviata«, den Schaunard in »La Bohème«, den Sharpless in »Madame Butterfly«, den Jack Rance in Puccinis »La Fanciulla del West«, den Dr. Falke in der »Fledermaus«, den Pelléas in »Pelléas et Mélisande«, den Melot in »Tristan und Isolde«, den Ned Keene wie den Swallow in »Peter Grimes« von B. Britten und den Sid in »Albert Herring« vom gleichen Komponisten. Er trat am Theater von Basel außerdem in mehreren Schweizer Opern-Erstaufführungen auf, u.a. in »Baal« von Fr. Cerha (Spielzeit 1982-83 in vier kleineren Rollen), »In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa« von W. Fortner (1966-67 als Don Perlimplin), »Boulevard Solitude« von H.W. Henze (1964-65 als Lescaut), »Aus einem Totenhaus« und »Die Sache Makropoulos« von Janácek (1973-74 bzw. 1981-82), »Les Malheurs d´Orphée« von D. Milhaud (1965-66, Titelpartie) und »Der Traum des Liu-Tung« von Isang Yun (1969-70 als Liu-Tung), auch in den Uraufführungen von »Magische Tänzer« von H. Holliger (1970), »Im Paradies« von K. Huber (1975), sowie »Der Drache« (1985 als Charlemagne) und »Augustin« (1988 als Wirt) von Jost Meier sowie in der von Paul Burkhards »Bunbury« (1965-66 als Algernon). Er starb im Oktober 2015.

Schallplatten: DGG (»Magische Tänzer« von H. Holliger), Pick-Records (»Engelbergische Hochzeit« von Meyer von Schauensee).

 

8.4. Đurđevka ČAKAREVIĆ: 95. Geburtstag

Sie war an der Musikakademie von Belgrad Schülerin von J. Stamatovic-Nikolic. Sie begann ihre Karriere 1952 am Belgrader Operettentheater Komödie, an dem sie vier Jahre hindurch auftrat. 1957 folgte sie einem Ruf an die Nationaloper Belgrad, an der sie seitdem eine lange, erfolgreiche Karriere hatte. Sie gab auf internationaler Ebene Gastspiele in Rom und Turin, in der Sowjetunion, der CSSR, in Ungarn, Ostdeutschland, Kuba und Argentinien. 1962 gastierte sie beim Festival von Edinburgh in Prokofjews »Der Spieler«. Sie brachte auf der Bühne Partien wie die Dalila in »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, die Adalgisa in Bellinis »Norma«, die Azucena im »Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Eboli im »Don Carlos« von Verdi, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«, die Marfa in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, die Küsterin in »Jenufa« von Janácek und die Jokaste in »Oedipus Rex« von Strawinsky zum Vortrag. Sie genoss darüber hinaus internationales Ansehen als Konzert- und Oratoriensängerin. Sie starb 2006 in Belgrad.

Schallplattenaufnahmen bei Jugoton.

 

8.4. Asger HAMERIK: 175. Geburtstag

 Der mit dem Namen Asger Hammerich Geborene war der Sohn des Theologieprofessors Frederik Hammerich. Zwar sollte er eigentlich auch Theologie studieren, doch erwies sich sein musikalisches Talent als so groß, dass er 1859 ein Musikstudium unter anderem bei Niels Wilhelm Gade und Johann Peter Emilius Hartmann, mit denen er über seine Mutter entfernt verwandt war, beginnen konnte. 1862 beendete er seine Studien und reiste zunächst nach London, bald aber nach Berlin, wo er Schüler von Hans von Bülow wurde. Als 1864 der Deutsch-Dänische Krieg ausbrach, zog er es jedoch vor, Preußen zu verlassen und nach Paris zu ziehen. Außerdem änderte er seinen deutschen Familiennamen Hammerich in das dänisch klingende Hamerik um. In Paris studierte er bis 1869 bei Hector Berlioz. Nach dessen Tod reiste er durch Europa, bevor er 1871 die Leitung des Peabody Institute in Baltimore, einer Musikakademie, übernahm. Hier war er als Pädagoge, Komponist und Dirigent bis zur Auflösung des Institutes im Jahre 1895 tätig. Im Jahre 1890 plante er, die Leitung der Musikakademie Kopenhagen zu übernehmen, was aber am Tod von Gade, mit dem er dies vereinbart hatte, scheiterte. Daher konnte Hamerik erst 1898 Baltimore verlassen. Nach einer Konzertreise durch Europa ließ er sich 1900 wieder in seiner Heimat nieder. Im dänischen Musikleben spielte er allerdings keine Rolle, zumal er ab 1900 kaum noch komponierte. Er starb 1923 in Frederiksberg. Hameriks Sohn Ebbe war ebenfalls Komponist.

Hamerik war seinerzeit außerhalb Dänemarks zusammen mit Gade der bekannteste Komponist seines Landes. Dies wurde allerdings in Dänemark kaum wahrgenommen, da er weitgehend in Amerika tätig war. Dort aber wurde er als hochbedeutende Figur des Musiklebens betrachtet. Gemäß seiner Dirigententätigkeit konzentrierte sich Hamerik als Komponist auf Orchesterwerke. Diese orientieren sich jedoch kaum an spezifisch dänischer Musik – außer wenn dies ausdrücklich im Titel benannt ist wie in den Nordischen Suiten –, sondern vielmehr an der deutsch-französischen Tradition und besonders an seinem Lehrer Berlioz. Dessen Vision einer idée fixe, d. h. eines Themas, das in Abwandlungen sämtliche Teile eines zyklischen Werkes durchzieht, ist ein häufig zu beobachtendes Element von Hameriks Werken (insbesondere der Sinfonien). Während der Pariser Zeit manifestierte sich der Einfluss Berlioz‘ auch in einigen monströs besetzten Werken wie der Hymne à la paix. Insgesamt betrachtet ist Hamerik wohl der am wenigsten national orientierte der dänischen Komponisten der Romantik. Im Gegenzug besaß gerade er ein besonderes Gespür für die Formbildung.

 

9.4. Karl-Heinz EICHLER: 80. Geburtstag

Der gebürtige Kasseler gehörte 1969-98 zum Sängerensemble der Staatsoper Stuttgart. In den drei Jahrzehnten seiner Bühnenkarriere sang er dort so verschiedene Partien wie Papageno (Die Zauberflöte), Guglielmo (Cosí fan tutte), Alcindoro (La Bohème), Dr. Blind (Die Fledermaus) oder Hans Styx in der Operette Orpheus in der Unterwelt. Auch in vielen Ur- und Erstaufführungen wie Hans Zenders Don Quijote verlieh der Bariton seinen Partien ein prägnantes Profil. 1973 trat er im Rahmen eines Gastspiels der Stuttgarter Oper als Prinz Henri in Pendereckis Die Teufel von Loudun an der Wiener Staatsoper auf. Er starb im Juli 2012.

 

9.4. Emmy SENFF-THIESS: 125. Geburtstag

 Nach ihrer Ausbildung durch Richard Senff kam sie 1917 zu ihrem Debüt am Opernhaus von Düsseldorf in der Rolle der Mary in »Der fliegende Holländer«. In den folgenden zehn Jahren wirkte sie in Düsseldorf, wo sie u.a. an der Uraufführung von Gian Francesco Malipieros »Orfeide« (1925) und an der deutschen Erstaufführung der Oper »Ivas Turm« von E. von Dohnányi (1928) teilnahm. In der Spielzeit 1927-28 gehörte sie dem Opernhaus von Köln an und war dann 1928-55 am Stadttheater von Chemnitz tätig, an dem sie auch noch bis 1958 gastweise auftrat. 1955 sang sie hier in der deutschen Erstaufführung der Oper »Krútnava« von E. Suchon. Ihre Gastspiele führten sie u.a. nach Berlin, Wien, Oslo, Nürnberg und Breslau. An der Staatsoper von Dresden trat sie noch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Gast auf. Von den vielen Partien, die sie auf der Bühne gesungen hat, sind zu nennen: die Dorabella in »Così fan tutte«, die Frau Reich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Gräfin im »Wildschütz« von Lortzing, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Ortrud im »Lohengrin«, die Carmen, die Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, die Annina im »Rosenkavalier« und die alte Burya in »Jenufa« von Janácek. Sie starb im Jahr 1986 in Karl-Marx-Stadt.

 

10.4. Éliane LUBLIN: 80. Geburtstag

 Sie begann ihre Ausbildung in Paris, absolvierte das Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand und war dann in Paris nochmals Schülerin von Mario Podesta. Ihr Bühnendebüt erfolgte 1966 bei den Festspielen von Aix-en-Provence in der Partie der Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy. Sie sang in den folgenden Jahren an der Opéra-Comique Paris, gastierte 1967 an der Oper von Monte Carlo in »The Medium« von Gian Carlo Menotti und debütierte 1972 an der Grand Opéra Paris als Constance in »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc. Seit 1973 war sie Mitglied dieses traditionsreichen Hauses, an dem sie u.a. die Poussette in »Manon« von Massenet, eine der Nichten in »Peter Grimes« von B. Britten, die Karolka in »Jenufa« von Janácek, die Stimme des Falken in »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Amor in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, die Clorinda in »La Cenerentola« von Rossini und eines der Blumenmädchen im »Parsifal« sang und 1981 in der französischen Erstaufführung der Oper »Le Grand Macabre« von Ligeti mitwirkte. An der Opéra-Comique trat sie 1968-87 als Frasquita in »Carmen«, als Najade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Laoula in »L‘ Étoile« von E. Chabrier, als Jessica in »Le Marchand de Venise« von Reynaldo Hahn, als Constance in »Les deux journées« (»Der Wasserträger«) von Cherubini und noch 1986 als Isis in »L‘ Écume des jours« auf. Bei den Festspielen von Aix-en-Provence erschien sie 1970 als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, 1972 als Eurydice in »Les Malheurs d‘ Orphée« von D. Milhaud; sie sang auch an anderen französischen Operntheatern (Marseille, Lyon, Opéra du Rhin Straßburg), Sie gastierte dazu im Ausland, so 1966 an der Staatsoper von Hamburg als Mélisande, 1978 am Teatro Massimo Palermo als Thérèse in »Les Mamelles de Tirésias« von Fr. Poulenc, 1983 an der Oper von Philadelphia als Frasquita. Seit 1987 leitete sie das Théâtre de Paris, an dem sie auch Regie führte. Sie trat aber auch noch weiter als Sängerin auf, so 1989 in St. Étienne als Angélique in der gleichnamigen Oper von J. Ibert. Sie starb im Mai 2017.

Schallplatten: HMV (»Roméo et Juliette« von Gounod, Melodien von Offenbach), MRF (»Sapho« von Gounod).

 

10.4. Alfred KRAFFT-LORTZING: 125. Geburtstag

 Er war ein Sohn des Dirigenten Carl Krafft-Lortzing († 1923), ein Enkel von Lina Krafft-Lortzing, der Tochter des Komponisten Albert Lortzing (1801-51). Er begann seine Bühnenkarriere 1913 am Stadttheater von Steyr (Oberösterreich), war 1915-16 am Stadttheater von Dortmund, 1916-17 als erster Tenor-Buffo am Stadttheater von Augsburg und 1917-18 am Hoftheater von Karlsruhe engagiert. In den folgenden drei Jahren 1918-21 trat er in München als Operettensänger auf. Er blieb im Operettenfach und hatte hier zuerst in Köln, dann in Berlin (Theater am Nollendorfplatz) und in Braunschweig, wo er Direktor des Operettentheaters im Wintergarten wurde, seine Erfolge. Von den vielen Partien, die er auf der Bühne übernahm, seien der Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, die vier Charakterrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, der Basilio in »Figaros Hochzeit«, der Zitterbart im »Evangelimann« von W. Kienzl, der Beppo in »Fra Diavolo« von Auber, der Monostatos in der »Zauberflöte«, der Pietro in »Boccaccio« von F. von Suppé und der Eisenstein in der »Fledermaus« erwähnt. Er starb 1974 in Braunschweig.

 

10.4. Antal UDVARDY: 175. Geburtstag

 Er begann seine Ausbildung zum Sänger in Budapest und debütierte 1871 am Opernhaus von Pest. Er ging dann nach Italien, wo er in Genua und Mailand auftrat; schließlich setzte er seine Karriere in Deutschland fort. 1877 trat er dort am Stadttheater von Aachen auf, sang 1878-79 am Hoftheater von Darmstadt und 1879-81 am Hoftheater von Dessau. 1881-82 war er Mitglied des Opernhauses von Köln, danach bis 1884 des Theaters von Königsberg (Ostpreußen). In der Spielzeit 1884-85 war er an der Metropolitan Oper New York engagiert, wo er als Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer debütierte und in insgesamt 30 Vorstellungen auch als Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Don Ottavio im »Don Giovanni«, als Florestan im »Fidelio«, als Herzog im »Rigoletto«, als Éléazar in »La Juive« von Halévy, als Max im »Freischütz« und als George Brown in »La Dame blanche« von Boieldieu auftrat. Er kehrte darauf wieder nach Europa zurück, war 1885-86 am Deutschen Theater Rotterdam, anschließend 1886-87 am Hoftheater Wiesbaden engagiert. In der Spielzeit 1888-89 gehörte er dem Stadttheater von Basel an, danach trat er nur noch gastierend auf. Bereits zuvor hatten ihn Gastspiele an größere Theater im deutschen Sprachraum geführt, u.a. 1884 an die Wiener Hofoper (als Raoul und als Faust von Gounod) und 1886 an das Hoftheater Stuttgart. Auch an der Berliner Hofoper und an der dortigen Kroll-Oper als Gast aufgetreten. Aus seinem Bühnenrepertoire ist als weitere Partie der Manrico im »Troubadour« hervorzuheben. Gegen Ende der neunziger Jahre betätigte er sich als Theaterleiter.

 

11.4. Kurt MOLL: 80. Geburtstag

 Ursprünglich wollte er Cellist werden, widmete sich dann aber dem Gesangstudium, das er zum Teil an der Musikhochschule von Köln, zum Teil bei Emmy Müller in Krefeld absolvierte. Er debütierte 1961 am Stadttheater von Aachen, dem er bis 1964 angehörte (Debütrolle: Lodovico in Verdis »Otello«). Er sang dann nacheinander am Stadttheater von Mainz (1964-65), am Opernhaus von Wuppertal (1965-67) und am Opernhaus von Köln (1967-70). 1969-70 gab er sehr erfolgreiche Gastspiele an der Staatsoper von Hamburg, deren Mitglied er 1970 wurde. Der Künstler konnte eine große internationale Karriere entwickeln. Bereits seit 1967 wirkte er bei den Bayreuther Festspielen mit, und zwar 1967-68 als einer der Gralsritter im »Parsifal«, 1968 als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Steuermann in »Tristan und Isolde«, 1972 und 1975 als Fafner im »Rheingold«, 1974-76 als König Marke in »Tristan und Isolde« und 1975 als Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«. Bei den Festspielen von Salzburg hörte man ihn 1970, 1983 und 1986 als Sarastro in der »Zauberflöte«, 1971-74 als Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, 1973 als Voce in Mozarts »Idomeneo«, 1978-79 und 1983-84 als Ochs im »Rosenkavalier«, 1979 als König in »Aida«, 1987 als Bartolo in »Le nozze di Figaro«, 1993 als Seneca in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea« sowie 2002-03 als Komtur im »Don Giovanni«. Außerdem wirkte er bei den Salzburger Festspielen in Konzerten mit (1972 in einem Mozart-Konzert und in dessen C-Moll-Messe, 1979 in Beethovens 9. Sinfonie, 1987 in Haydns »Schöpfung«, 1991 in Beethovens Missa solemnis und 2002 in einer Wagner-Gala). 1972-99 trat er an der Wiener Staatsoper (Debüt als Gurnemanz im »Parsifal«) in mehr als 130 Vorstellungen in 17 großen Partien auf: als König Marke, als Sarastro, als Gremin in »Eugen Onegin«, als Pogner, als Hunding in der »Walküre«, als Fafner im »Siegfried«, als Osmin, als Komtur, als König Heinrich im »Lohengrin«, als Pater Guardian in »La forza del destino«, als Ochs, als Daland in »Der fliegende Holländer«, als Rocco im »Fidelio«, als Pimen im »Boris Godunow«, als Landgraf im »Tannhäuser«, als Eremit im »Freischütz« sowie in Beethovens 9. Sinfonie (unter Leonard Bernstein). 1972 debütierte er an der Mailänder Scala als Osmin; hier sang er dann auch  1975 den Fafner im »Siegfried«, 1978 den König Marke, 1978 und 1994 nochmals den Osmin, 1988 den Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss, 1999 den Komtur; 1986 und 1998 glänzte er hier auch in Liederabenden. 1973 sehr erfolgreiches Auftreten bei den Münchner Opernfestspielen. 1973 sang er im Vatikan in Rom vor Papst Paul VI. das Bass-Solo im Magnificat von Bach. An der Grand Opéra Paris gastierte er 1973, 1976 und 1980 als Bartolo in »Le nozze di Figaro« von Mozart 1973, 1976 und 1999 als Gurnemanz, 1975 als Komtur, 1975-76 als Pater Guardian, 1976 und 1979-80 als Osmin, 1976 als Lodovico, 1976-77 als Fasolt im »Rheingold« und als Hunding in der »Walküre«, 1977 und 2002 als Sarastro, 1981 als Ochs, 1985 als König Marke und 1995 als Gremin. Bei den Schwetzinger Festspielen nahm er 1975 an der Uraufführung der Oper »Der gestiefelte Kater« von G. Bialas teil. Durch Verträge war er als ständiger Gast der Staatsoper von München und der Deutschen Oper Berlin verbunden. Seit 1977 trat er oft als Gast an der Covent Garden Oper London auf, an der er als erste Partie 1977 den Kaspar im »Freischütz« sang und u.a. 1984 als Ochs, 1987 als Osmin zu großen Erfolgen kam. 1978 wurde er an die Metropolitan Oper New York berufen (Antrittsrolle: Landgraf); hier sang bis 2005 in insgesamt 128 Vorstellungen den Rocco, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Lodovico, den Osmin, den Ochs, den Gurnemanz, den Hunding, den Komtur, den Sarastro, den Rocco und den Bartolo in »Le nozze di Figaro«. An der San Francisco Opera war er 1974 als König Marke, 1974, 1988 und 1999-2000 als Gurnemanz, 1985 als Ochs und 1990 als Osmin zu Gast. An der Staatsoper München sang er 1991 den Pimen, an der Covent Garden Oper 1995 den Ochs. Er gastierte auch am Bolschoi Theater Moskau, an der Stockholmer Oper, in Zürich, Bern und Basel. 1995 hatte er in München große Erfolge als Gurnemanz. 1997 hörte man ihn an der Oper von Chicago als Sarastro, am Opernhaus von Köln als Gurnemanz, 1998 an der Münchner Staatsoper als König Marke. 2000 hörte man ihn an der Covent Garden Oper London als Daland, an der Münchner Staatsoper als Ochs und als Landgraf. 2006 verabschiedete er sich als Nachtwächter in »Die Meistersinger von Nürnberg« bei den Münchner Opernfestspielen von der Opernbühne. Zugleich hatte er eine sehr erfolgreiche Karriere als Konzert- und zumal als Oratorienbassist. Er wirkte seit den neunziger Jahren als Professor an der Musikhochschule von Köln. Er starb 2017 in Köln.

Seine dunkel getönte, machtvolle, aber zugleich bewegliche und ausdrucksvolle Bass-Stimme ist auf sehr vielen Schallplatten zu hören: DGG (Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, »Der Schauspieldirektor« von Mozart, Hunding in der »Walküre«, »Parsifal«, »Lohengrin«, »Der Freischütz«, Missa solemnis von Beethoven, kleine Partie in »Salome«, König Marke in »Tristan und Isolde«, »Die lustigen Weiber von Windsor« von Nicolai, Ochs im »Rosenkavalier«), Electrola (Johannespassion von J.S. Bach, Sarastro in der »Zauberflöte«, »Intermezzo« von R. Strauss, »Abu Hassan« von Weber, »Die Zwillingsbrüder« von Schubert, »Der Evangelimann«, »Bastien und Bastienne«), Decca (»Don Giovanni«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Lulu« von A. Berg, Bartolo in »Figaros Hochzeit«, Sarastro in der »Zauberflöte«, Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Otello«, »Der Freischütz«), HMV (»Der fliegende Holländer«, »Tannhäuser«), Philips (Rocco im »Fidelio«, Eremit im »Freischütz«), RCA (»Tiefland«), Orfeo (»Jessonda« von L. Spohr, Winterreise von Schubert, Missa Sanctae Caeciliae von Haydn), EMI (Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, Holsteiner im »Friedenstag« von R. Strauss), Capriccio (»Notre Dame« von F. Schmidt), Edition Schwann (»Der Corregidor« von Hugo Wolf), Naxos (Rocco im »Fidelio«), Nightingale/Koch (Orchesterlieder von R. Strauss), Eurodisc, CPO (Lieder und Balladen von Carl Loewe); Philips-Video (»Die Zauberflöte«), DGG-Video (»Die Zauberflöte«), Arthaus/Naxos-Video (König Marke in »Tristan und Isolde«, München 1998).

 

11.4. Lucienne DEVALLIER: 95. Geburtstag

 Sie wurde am Conservatoire von Genf ausgebildet, wo sie Gesangsunterricht durch Nina Nüesch und Albert Valmond erhielt. Seit 1950 kam sie in der Schweiz (Zürich, Genf, Lausanne, Bern, Lugano, Neuchâtel, Montreux, Winterthur, Vevey) zu viel beachteten Erfolgen im Konzertsaal. Sie trat dann auch im Ausland, darunter in Bologna, Mailand, Lyon, Montpellier, Paris und Rimini, in Straßburg und beim Festival von Stavelot (Belgien) auf. Aus ihrem Repertoire sind Werke von J.S. Bach, Mozart, Haydn, Rossini, Strawinsky und A. Honegger zu nennen; gern widmete sie sich auch dem Schaffen zeitgenössischer Komponisten. Sie gab einige Gastspiele an den Theatern von Bern, Lyon und Genf (1956 als Priesterin in »Aida«, 1957 als Ludmilla in Smetanas »Die verkaufte Braut« und 1966 in einer kleinen Partie in »Louise« von Charpentier). Sie sang 1956 mit dem Ensemble des Grand Théâtre Genf im dortigen Grand Casino die Maddalena in der Schweizer Erstaufführung der Oper »Capitaine Bruno« von P. Wissmer. 1965 sang sie über Radio Genf in der Uraufführung der Oper »Médée« von A. Kovach die Partie der Amme. Sie starb 1969 in Lausanne.

Schallplatten: Ars Nova (»Jephte« von Carissimi, Psalmen von G. Marcello), Decca (»Noces« von Strawinsky), Cycnus (»Péchés de ma vieillesse« von Rossini), CTS (Lieder von W. Courvoisier), Rococo (9. Sinfonie von Beethoven).

 

12.4. Peter-Christoph RUNGE: 85. Geburtstag

 Er lernte den Beruf eines Kunstbuchbinders und legte 1957 in diesem seine Meisterprüfung mit der höchsten Landesauszeichnung ab. Während dieser Lehre gehörte er zunächst der Lübecker Knabenkantorei an und studierte später Musik, Germanistik und Philosophie in Hamburg. Ausbildung zum Sänger an der Hamburger Musikhochschule durch Lilly Schmitt- de Giorgi, dann in Düsseldorf durch Edith Bovoschek. Debüt 1958 am Stadttheater von Flensburg als Guglielmo in »Così fan tutte«. 1959 kam er an das Opernhaus von Wuppertal, wo er fünf Spielzeiten hindurch als erster lyrischer Bariton blieb. 1964 wurde er an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg berufen, deren Mitglied er für mehr als 25 Jahre war. Hier trat er als Papageno in der »Zauberflöte«, als Figaro in »Figaros Hochzeit«, als Guglielmo und in vielen anderen Partien auf. 1969 sang er bei den Festspielen von Schwetzingen in der Uraufführung von Giselher Klebes »Märchen von der schönen Lilie«, 1985 am Stadttheater von Duisburg in der der Oper »Die Wiedertäufer« von Alexander Goehr. 1987 hörte man ihn in Düsseldorf in »Die Gezeichneten« von Fr. Schreker, 1986 bei den Heidelberger Schlossfestspielen in der Titelrolle der Oper »Hans Sachs« von Lortzing. Er gab erfolgreiche Gastspiele beim Maggio musicale von Florenz, bei den Festspielen von Glyndebourne (1966 und 1973 als Papageno, 1967-68 als Amida in »L’Ormindo« von Cavalli, 1969 als Titelheld in »Pelléas et Mélisande«, 1982-83 als Pantalone in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew) und Edinburgh (1972 als Stolzius in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann und als Corpo in de Cavalieris »Rappresentatione di Anima e di Corpo« anlässlich eines Gastspiels der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, 1976 als Ambrosio in »Die drei Pintos« von C.M. von Weber/G. Mahler und 1980 als Graf Robinson in Cimarosas »Il matrimonio segreto«) sowie an der Scottish Opera Glasgow (1972 als Guglielmo, 1973 als Ottone in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«). Den Stolzius brachte er auch in Amsterdam (1971) und Hamburg (1981) zum Vortrag, den Grafen Robinson 1980 bei den Festspielen von Drottningholm. Beim Wexford Festival gastierte er bereits 1984 als Romualdo in »Le Astuzie femminili« von Cimarosa, am Opernhaus von Dublin 1992 als Tristan in »Martha« von Flotow. Weitere Gastspiele an der Wiener Staatsoper (1981 als Olivier in »Capriccio« von R. Strauss), am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Stockholmer Königlichen Oper, in Basel und Warschau. 1974 wirkte er bei den Salzburger Festspielen mit (Vokalsinfonie »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann). 1986 gastierte er an der Oper von Nizza als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1990 beim Wexford Festival als Major Zastrow in »The Rising of the Moon« von N. Maw. Er trat auf der Bühne auch als Figaro im »Barbier von Sevilla«, als Dandini in Rossinis »La Cenerentola«, als Belcore in »L‘Elisir d’amore«, als Malatesta im »Don Pasquale«, als Scherasmin im »Oberon« von Weber, als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Barbier in »Die schweigsame Frau« vom gleichen Komponisten, als Ford in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und in der Titelrolle der Oper »Schneider Wibbel« von Mark Lothar auf. Er trat in Opernsendungen des Deutschen Fernsehens auf. Zugleich hatte er eine erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratoriensolist, namentlich als Interpret der Werke von J.S. Bach, Mozart und Monteverdi. Er starb 2010 in Verviers.

Auf Decca sang er in einer vollständigen Aufnahme der klassischen Oper »L’Ormindo« von Cavalli, weiter auf Telefunken (Madrigale und Concerti von Monteverdi), auf HMV (Marquis in »Manon Lescaut« von Auber), auf ZYX (»Totentag« von Klaus Schulze), auf Intercord und auf Da Camera.

 

12.4. JeanFrançois PAILLARD: 90. Geburtstag

Er erhielt seine musikalische Ausbildung am Conservatoire de Paris und bei Igor Markevitch am Salzburger Mozarteum. Er studierte Orchesterleitung bei Igor Markewitch und Musikwissenschaft bei Nobert Dufourcq, darüber hinaus machte er ein Diplom in Mathematik. 1953 gründete er das Ensemble Jean-Marie Leclair (benannt nach dem gleichnamigen Komponisten), welches 1959 in Orchestre de chambre Jean-Francois Paillard umbenannt wurde. Seiner ersten Schallplatte Musique Française au XVIIIe siècle („Französische Musik des 18. Jahrhunderts“), die im Juni 1953 herauskam, folgte eine große Zahl weiterer Aufnahmen, die neue Sichtweisen auf die Interpretation der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts eröffneten, verbunden mit der Wiederentdeckung eines großen Teils der französischen Musik vor Berlioz. In den 1960er und frühen 1970er Jahren war es eines der führenden Kammerorchester für Musik des 18. Jahrhunderts in Europa. Schwerpunkte waren die Werke von Händel, Vivaldi, Albinoni, Bach und die deren französischer Zeitgenossen, darunter etliche Ersteinspielungen. Neben einer umfangreichen Schallplattenproduktion führten ihn über 5 Jahrzehnte Konzerttourneen und die Mitwirkung bei zahlreichen Musikfestspielen auf alle fünf Kontinente, insbesondere in die meisten Länder Europas, nach Nordamerika und Japan. So kam es, dass Paillard u.a. Die vier Jahreszeiten von Vivaldi 1480mal zur Aufführung brachte. Eine langjährige Zusammenarbeit verband ihn mit vielen wichtigen französischen Instrumentalisten seiner Epoche, die ihren Niederschlag sowohl in der Konzerttätigkeit wie auch bei Schallplattenaufnahmen fand. Hervorzuheben sind hier Maurice André (Trompete), Jean-Pierre Rampal und Maxence Larrieu (Flöte), Lily Laskine (Harfe), Pierre Pierlot und Jaques Chambon (Oboe), Robert Veyron Lacroix (Cembalo), Marie-Claire Alain (Orgel) und Paul Hogne (Fagott). Sein Orchester bestand aus zwölf Streichern und einem Cembalo. Bis 1969 war Huguette Fernandez Konzertmeisterin, im Anschluss übernahm Gérard Jarry die Position. Jean-François Paillard war auch ein gesuchter Gastdirigent; u.a. mit dem English Chamber Orchestra und dem Sinfonieorchester Tokyo gab es zudem mehrere Plattenaufnahmen. Darüber hinaus war er der Herausgeber der Reihe Archives de la musique instrumentale und veröffentlichte 1960 die musikwissenschaftliche Untersuchung: La musique française classique. Im April 2008 erhielt er anlässlich seines achtzigsten Geburtstages höchste Ehrungen in Japan. Die Vereinigten Staaten ernannten unlängst eine seiner Aufnahmen, die berühmten Melodien des 18. Jahrhunderts gewidmet ist, zu The best selling classical recording of all time. Jean-François Paillard forschte parallel zu seiner Tätigkeit als Dirigent intensiv in vielen europäischen Bibliotheken nach Hinweisen für die Aufführung der Musik vor Mozart. Bereits vor 1960 hatte er einen großen Teil, der zu diesem Thema existierenden Schriften gesichtet. Seine jährlich etwa 10 Schallplattenaufnahmen ab 1956 ermöglichten es ihm damals, seine Forschungsergebnisse hinsichtlich Klang und musikalischem Stil an verschiedenen Musikhochschulen Europas zu vermitteln. In den 1970er Jahren kam es zu einer neuen Auffassung hinsichtlich der Wiedergabe der Musik des 18. Jahrhunderts, unter dem Begriff Historische Aufführungspraxis. Jean-François Paillard schloss sich dem neuen Stil nicht an. Er lehnte es ab, das zu übernehmen, was den Erfolg der neuen Interpretation der Musik des 18. Jahrhunderts ausmachte: historische Instrumente, den Kammerton 415 Hz, Kinderstimmen in der Vokalmusik. Dies trug ihm zeitweilig die harsche Kritik zahlreicher Musikkritiker ein, trotzdem konnte er in den folgenden zwei Jahrzehnten seinen Weg weiter verfolgen: Gemischte Stimmen in den Chören, Beibehaltung des Kammertons von 440 Hz und die Rückkehr zum Countertenor. Paillards Diskografie umfasst über 300 Aufnahmen, davon erhielten 29 den Grand Prix du disque. Diese Aufnahmen ermöglichten es dem Publikum im Laufe der 1960er-Jahre, große Werke der Musik des 18. Jahrhunderts zu entdecken, u.a. die Wassermusik von Händel, die Konzerte für drei und vier Cembali von Bach sowie den größten Teil des Instrumentalwerks französischer Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Hierzu gehören etliche Ersteinspielungen, u.a. die Gesamtaufnahme der 12 Konzerte von Jean-Marie Leclair. Seine erste Aufnahme machte er mit dem französischen Label ERATO. Jean-François Paillard war auch der Musiker, der der Firma den großen Erfolg sicherte, u.a. mit dem Konzert für Flöte und Harfe von Wolfgang Amadeus Mozart, dem Kanon von Johann Pachelbel oder den Brandenburgischen Konzerten von Johann Sebastian Bach. Seine Zusammenarbeit mit ERATO dauerte 32 Jahre und endete abrupt infolge des Ausscheidens von Philippe Loury, als Unternehmensleiter. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jean-François Paillard 235 Aufnahmen mit dieser Firma produziert. Zwei Jahre später, 1986, unterzeichnete er einen Vertrag mit BMG, mit der er bis 2002 zusammenarbeitete. Er starb 2013 in Saint-Auban-sur-l’Ouvèze (Departement Drôme).

 

12.4. Auguste PONSARD: 175. Geburtstag

 Er ging nach Paris und erhielt dort seine Ausbildung am Conservatoire National. 1867 kam es zu seinem Bühnendebüt an der Grand Opéra Paris als Großinquisitor in Meyerbeers »Afrikanerin«. Er wirkte bis 1876 an der Grand Opéra und sang hier u.a. am 9.3.1868 in der Uraufführung der Oper »Hamlet« von Ambroise Thomas den Polonius. Weitere Rollen, die er an der Grand Opéra übernahm, waren der Melchthal in Rossinis »Wilhelm Tell«, der Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer, der Marcel wie der St. Bris in den »Hugenotten«, der Zacharias in »Le Prophète« vom gleichen Komponisten, der Kuno im »Freischütz« und der Ferrando im »Troubadour«. Nachdem er die Grand Opéra verlassen hatte, setzte er seine Karriere am Opernhaus von Lyon fort, sang dann in Marseille, Rouen wie an weiteren Theatern in der französischen Provinz. 1882 gastierte er an der Oper von Monte Carlo als Balthazar in Donizettis »La Favorite« und als Sparafucile im »Rigoletto«. Er starb 1891 in Bordeaux.

 

12.4. Anton MITTERWURZER: 200. Geburtstag

 Er war ein Neffe des berühmten Domkapellmeisters, Komponisten und Pädagogen Johann Baptist Gänsbacher, bei dem er in Wien sein Gesangstudium absolvierte, nachdem er zuvor bereits als Sängerknabe im Chor des Wiener Stephansdoms gesungen hatte. Seine Opernlaufbahn begann er 1838 am Theater von Innsbruck. Nach weiteren Engagements an kleineren österreichischen Bühnen und einem Gastspiel am Hoftheater von Hannover wurde er 1839 an die Dresdner Hofoper berufen (Antrittsrolle: Jäger im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer), an der er eine große, über dreißigjährige Karriere hatte. Seine Tätigkeit in Dresden fiel in jene Epoche, in der Richard Wagner dort als Dirigent tätig war. Am 19.10.1845 sang er an der Dresdner Oper in der Uraufführung von Wagners »Tannhäuser« den Wolfram, während Johanna Wagner-Jachmann die Elisabeth, Joseph Tichatschek den Titelhelden und die berühmte Wilhelmine Schröder-Devrient die Venus kreierten. Am Palmsonntag des Jahres 1846 sang er in der legendären Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie unter der Leitung Richard Wagners das Bass-Solo. Am 10.6.1865 wirkte er als Gast an der Münchner Hofoper in der Uraufführung von Wagners »Tristan und Isolde« in der Partie des Kurwenal mit. Auch im weiteren Verlauf seiner Karriere trat er sehr erfolgreich in Wagner-Opern auf; als Interpret der Baritonpartien in Opern von Heinrich Marschner erwarb er gleichfalls hohes Ansehen. Dazu sang er auf der Bühne wie im Konzertsaal ein umfangreiches, vielseitiges Repertoire. Zu seinen großen Partien zählten der Orest in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck, der Don Giovanni, der Aubry in »Der Vampyr«, der Titelheld in »Hans Heiling« und der Bois-Guilbert in »Der Templer und die Jüdin« in den Opern von Marschner, der Zar Peter in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, der Pietro in »Die Stumme von Portici« von Auber und der Anckarström in dessen »Le Bal masqué«, der Valdeburgo in »La Straniera« und der Riccardo in »I Puritani« von Bellini. Am 15.1.1845 nahm er an der Dresdner Hofoper an der Uraufführung der Oper »Kaiser Adolf von Nassau« von Heinrich Marschner teil. 1868 wirkte er in Dresden in der Uraufführung der Oper »Der Haideschacht« von Franz von Holstein mit. 1870 nahm er an der Dresdner Hofoper von der Bühne Abschied und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Wien. Er starb 1876 in Döbling bei Wien. Seit 1841 war er mit der Schauspielerin Anna Herold († 1875 Dresden), die ebenfalls am Dresdner Hoftheater engagiert war, verheiratet. Ein Sohn aus dieser Ehe, Friedrich Mitterwurzer (1844-97), wurde ein berühmter Schauspieler.

 

13.4. Heinz HOLECEK: 80. Geburtstag

 Er war am Konservatorium der Stadt Wien und an der Wiener Musikhochschule u.a. Schüler von Elisabeth Rado und von Elisabeth Höngen. Am 16. Dezember 1960 gab der 22-jährige Künstler an der Wiener Volksoper sein sensationelles Debüt als Papageno in der Premiere von »Die Zauberflöte« (Regie: Otto Fritz). Diese Partie sollte ihn noch ein Vierteljahrhundert lang begleiten: er sang sie 97-mal an der Volksoper und 116-mal an der Wiener Staatsoper, an der er am 16. Jänner 1962 – ebenfalls als Papageno – debütiert hatte. 1961 folgte an der Volksoper die Premiere von Gian Carlo Menottis Einakter »Die alte Jungfer und der Dieb«, in dem er an der Seite von Olive Moorefield den Bob sang. 1963 kam die Titelpartie in »Gianni Schicchi« in der Regie von Otto Schenk, eine weitere Traumpartie, hinzu. Im selben Jahr folgte auch der Lord Tristan in der Premiere von »Martha«. Haydns Oper »Das brennende Haus«, in der er ab 1965 den Hanswurst sang, nahm für den Künstler einen besonderen Stellenwert ein. Renate Holm als Colombine war hier – wie bereits in »Die Zauberflöte«– seine Bühnenpartnerin. Ebenfalls 1965 folgte der Ramiro in Ravels Einakter »Die spanische Stunde« in der Regie von Otto Schenk. Während seines Engagements an der Volksoper trat Heinz Holecek auch zusätzlich an der Wiener Staatsoper auf. Ab 1967 wurde er schließlich an das Haus am Ring, dem er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998 künstlerisch angehörte, vertraglich verpflichtet. An der Wiener Staatsoper zählten neben dem bereits erwähnten Papageno der Masetto und der Leporello in »Don Giovanni«, der Figaro in »Le nozze di Figaro«, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Bartolo in »Der Barbier von Sevilla«, der Fra Melitone in Verdis »La forza del destino«, der Schaunard in »La Bohème« sowie der Dr. Falke und der Frank in »Die Fledermaus« zu seinen wichtigsten Partien. Insgesamt verkörperte er an der Wiener Staatsoper 38 Partien in 676 Vorstellungen. Sein letzter Auftritt auf der Staatsopernbühne war der Haushofmeister in »Ariadne auf Naxos« am 16. November 1992. Zuletzt wirkte er im Dezember 2011 bei der Matinee anlässlich des 100. Geburtstags von Marcel Prawy mit. Doch auch der Volksoper blieb Heinz Holecek künstlerisch verbunden: 1967 als Moruccio in »Tiefland« und Dr. Falke in »Die Fledermaus«, 1977 als Homonay in der Neuinszenierung von »Der Zigeunerbaron« von Heinz Marecek. 1990 folgte der Lothar in »Ein Walzertraum«, 1991 der Kagler in »Wiener Blut« sowie der Jack in »Kiss me, Kate«. Im Jahr 2000 kam mit dem Doolittle in »My Fair Lady« eine weitere Hauptpartie hinzu. Zuletzt trat Heinz Holecek an der Volksoper Wien am 8. April 2011 anlässlich einer Festvorstellung zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum als Frosch in »Die Fledermaus« auf. 1964-67 bestand ein Gastvertrag mit der Stuttgarter Staatsoper. Hier wie bei Gastspielen in Paris, Barcelona, Rom, Turin, Stockholm, Zürich, München, Hamburg, Berlin und bei den Bregenzer Festspielen (1964 als Gustl in Lehárs »Das Land des Lächelns«) trat er in einem umfassenden Opernrepertoire auf. 1981 wirkte er bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung der Oper »Baal« von F. Cerha mit. Dabei erwies er sich als hervorragend begabter Darsteller. Nicht weniger von Bedeutung war sein Wirken als Konzert- und Oratoriensänger; in Werken von Haydn, Mozart, Beethoven und in Kompositionen vieler anderer Meister ist er in Erscheinung getreten. Erfolge feierte er außerdem als Schauspieler, Wienerliedsänger und Parodist. Der sehr vielseitig begabte Künstler wurde auch durch Kabarettauftritte in aller Welt bekannt; von Moskau bis Montreal und von Stockholm bis Tunis hat man seine Auftritte auf diesem Gebiet der Kleinkunst bewundert. Besondere Popularität erlangte er als Rundfunksänger wie als Fernsehartist; er veranstaltete im österreichischen Fernsehen ganze Sendereihen, die mit Begeisterung vom Publikum aufgenommen wurden. 1977 wurde Heinz Holecek mit dem Titel Österreichischer Kammersänger ausgezeichnet, für seine Verdienste erhielt er außerdem das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. Er starb 2012 in Wien. Auch sein Sohn Sebastian Holecek wurde wie sein Vater ein bekannter Bariton.

Schallplatten: Decca (Faninal in vollständigem »Rosenkavalier« von R. Strauss, »Salome«, »Die Fledermaus«), MMS, Telefunken (Querschnitt »Der Zarewitsch« von Lehár), Preiser (»Das Land des Lächelns«), Amadeo-Polygram (»Oratorisches Musikdrama« von Alfred Uhl), Koch/Schwann (»Das Land des Lächelns« von Fr. Lehár).

 

13.4. Maria Iwanowna DOLINA: 150. Geburtstag   

 Sie hieß mit ihrem eigentlichen Namen Maria Iwanowna Sajuschkina-Gorlenko und war die Tochter eines russischen Offiziers. Sie ergriff zuerst den Beruf einer Lehrerin. Ihre Stimme wurde durch Z.P. Groening-Wilde entdeckt und hauptsächlich durch G.P. Kondratjew ausgebildet. Abschließende Studien erfolgten bei Carelli in Neapel und bei Mastriani in Mailand, schließlich auch noch in Paris. 1886 debütierte sie am Mariinski- Theater, der Kaiserlichen Hofoper von St. Petersburg, als Wanja in »Ein Leben für den Zaren« von Glinka. Sie wurde darauf sogleich für die Hofoper engagiert, an der sie bis 1904 eine große Karriere durchlief. Am 4.11.1890 sang an der St. Petersburger Hofoper in der Uraufführung der Oper »Fürst Igor« von Alexander Borodin die Partie der Kontschakowna unter der Leitung von E. Naprawnik. Am 19.12.1890 wirkte sie hier in der Uraufführung von Tschaikowskys Oper »Pique Dame« als Gräfin mit, am 18.12.1892 in der von »Jolanthe«, gleichfalls von Tschaikowsky. 1896 sang sie dort den Hänsel in der russischen Erstaufführung von Humperdincks »Hänsel und Gretel«. Für diese und andere Partien war sie durch ihre zierliche, graziöse Figur besonders geeignet. Gastspiele führten sie nach Moskau und in die anderen russischen Musikzentren; auch in Paris, in Berlin, Wien, Budapest, Konstantinopel, Sofia, Belgrad, Zagreb Dresden und Rouen hatte sie erfolgreiche Gastspiel- und Konzertauftritte. Seit 1897 organisierte sie Konzertreisen in Russland wie im Ausland, bei denen sie durch junge Künstler russische und andere klassische Musik, aber auch folkloristische Werke vortragen ließ. Ihr Rollenrepertoire bestand aus mehr als 50 großen Partien, zumeist aus dem Bereich der russischen und der französischen Oper. Auch als Konzertsängerin war sie in einem weitläufigen Repertoire erfolgreich tätig. Sie starb 1919 in Petrograd.

Schallplatten: Von der Stimme der Sängerin sind einige seltene Beka-Aufnahmen vorhanden.

 

14.4. Claude VIVIER: 70. Geburtstag

Er wurde als Sohn unbekannter Eltern geboren, mit drei Jahren adoptiert und katholisch erzogen. Zunächst strebte er das Priesteramt an. Vom Priesterseminar wurde er allerdings mit 18 Jahren wegen „mangelnder Reife“ verwiesen. 1967-71 studierte er am Conservatoire de Musique de Montréal bei Gilles Tremblay (Komposition) und Irving Heller (Klavier). Anschließend kam er nach Europa, wo er am Institut für Sonologie der Universität Utrecht bei Gottfried Michael Koenig sowie in Köln bei Karlheinz Stockhausen an der Hochschule für Musik studierte. 1973 kehrte er nach Kanada zurück. In der Folge unternahm er längere Reisen nach Asien (Japan, Bali) und in den Nahen Osten (Iran), die ästhetische Konsequenzen für sein Denken und Komponieren hatten. 1982 übersiedelte er nach Paris. In der Nacht vom 7. zum 8. März 1983 wurde Vivier im Alter von 34 Jahren in seiner Wohnung ermordet; die Leiche wurde allerdings erst fünf Tage später aufgefunden. Als Mörder wurde ein 19-jähriger Prostituierter verurteilt, den Vivier am Abend vor der Tat in einer Schwulenbar kennengelernt hatte. Viviers Werk ist vornehmlich von biographischen Zügen wie seiner unbekannten Familienherkunft, der Suche nach der Mutter, seiner Homosexualität und seinen religiösen Bekenntnissen geprägt.

 

15.4. Wanda MADONNA: 100. Geburtstag

 Sie erhielt ihre Ausbildung u.a. in der Opernschule des Teatro Comunale Florenz, debütierte dort auch 1943 als Berta im »Barbier von Sevilla« und war in den folgenden Jahren häufig an diesem Haus anzutreffen. 1946 erreichte sie die Mailänder Scala (Debüt als Fjodor im »Boris Godunow«), an der sie u.a. die Maddalena im »Rigoletto« und die Linetta in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew sang; zuletzt sang sie dort 1954 die Marthe im »Faust« von Gounod. Gastauftritte führten sie an zahlreiche andere Bühnen in Italien, darunter an das Teatro San Carlo Neapel, mit dessen Ensemble sie 1946 in London als Maddalena im »Rigoletto«, als Lola in »Cavalleria rusticana« und als Suzuki in »Madame Butterfly« gastierte. 1959 unternahm sie mit einer italienischen Operntruppe eine Südamerika-Tournee, bei der sie in »Lo Frate ’nnamorato« von Pergolesi und in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa (als Fidalma) auftrat. Sie setzte ihre Karriere bis zum Beginn der sechziger Jahre fort und übernahm dabei auf der Bühne Partien wie die Flora in »La Traviata«, die Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«, die Gräfin Coigny in »Andrea Chénier« von Giordano und die Rosa Mamai in »L’Arlesiana« von Cilea. Sie starb 1998 in Mailand.

 

15.4. Francisco BRAGA: 150. Geburtstag

 Er studierte Klavier bei Luiz António de Moura und Harmonielehre bei Carlos de Mesquita. 1886 gründete er die Sociedade de Concertos Populares. Als 1889 die Republik Brasilien ausgerufen wurde, wurde seine Komposition Hino à bandeira zur Nationalhymne erklärt. Ab 1890 studierte er am Conservatoire in Paris bei Jules Massenet. Danach hielt er sich in Deutschland und Italien auf und kehrte 1900 nach Brasilien zurück. Dort unterrichtete er am Instituto Nacional de Música und 1908-33 Leiter des Orchesters der Sociedade de Concertos Sinfonicos. Braga komponierte drei Opern, Orchesterstücke, kammermusikalische Werke, Klavierstücke und Lieder. Er starb 1945 in Rio de Janeiro.

 

16.4. Roza DZHAMANOVA: 90. Geburtstag

 Sie studierte bis 1954 am Kunstinstitut von Alma-Ata bei A.M. Kurganow und trat bereits seit 1953 am Abai-Theater, dem Opernhaus der Kasachischen Republik in Alma-Ata auf. Sie sang dort vor allem Partien in kasachischen Opern: die Sara in »Brizhan und Sara« von Tulebajew, die Azhar in »Abay« von Zhubanow und Hamidi, die Nazugum in »Nazugum« von Kuzhamjarow und die Kamar in »Kamar sulis« von Rakhmadiew. Dazu beherrschte sie das klassische russische wie internationale Repertoire und hatte als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Tatjana im »Eugen Onegin« und in vielen anderen Partien ihre Erfolge. Einen wichtigen Teil ihrer künstlerischen Arbeit widmete sie dem Konzertgesang, vor allem dem Vortrag kasachischer Volkslieder. So unternahm sie Konzert-Tourneen durch Polen (1959), Indien (1963), Kanada (1967) und Italien (1968). Sie war Abgeordnete im Obersten Sowjet der UdSSR und seit 1959 Volkskünstlerin der Kasachischen Volksrepublik. Sie starb 2013 in Alma-Ata (Kasachstan).

Schallplatten unter dem Etikett von Melodiya.

 

16.4. Carol BRICE: 100. Geburtstag

 Sie war die Tochter eines farbigen Geistlichen der Congregationalisten-Kirche. Mit 14 Jahren wurde sie Mitglied der Sedalia Singers und sang mit diesem Chor in der New Yorker Town Hall. Sie studierte Gesang und Musik am Talledaga College von Alabama, vor allem bei Frank Harrison, und erwarb den akademischen Grad eines Bachelor of Music. 1939 gewann sie ein Stipendium der Juilliard Graduate School. Während sie dort ihre Studien fortsetzte, sang sie weiter in New Yorker Kirchenchören. 1944 gewann sie den Award der Naumburg Foundation, womit ein Konzertabend in der Town Hall New York verbunden war. Dieser brachte einen sensationellen Erfolg, und seitdem war die junge farbige Sängerin eine der bedeutendsten amerikanischen Konzertaltistinnen ihrer Generation. Sie konzertierte mit den großen Orchestern der USA, gab Liederabende und sang Soli in Oratorien wie in religiösen Vokalwerken. 1950 unternahm sie eine große Südamerika-Tournee. 1958 debütierte sie dann auch an der City Opera New York als Addie in der Oper »Regina« von Blitzstein; sie ist auch als Maria in »Porgy and Bess« von Gershwin auf der Bühne, u.a. auch in Frankreich, aufgetreten. Sie trat in den Jahren 1967-72 an der Wiener Volksoper als Maria in »Porgy and Bess« und in einigen Musicals (als Queenie in »Show Boat« und als Nettie Fowler in  »Carousel«) auf. Am New Yorker Broadway wirkte sie mehrfach in Musicals und Shows mit, zuletzt 1971. 1975 gab sie ein letztes Konzert in der New Yorker Town Hall. Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns Cornelius Leil Scott († 1967) heiratete sie in zweiter Ehe 1969 den Bariton Thomas Carey (1931-2002), mit dem sie 1969 in Frankreich in »Porgy and Bess« aufgetreten war. Auch er trat, zum Teil mit seiner Gattin zusammen, in den USA wie in Europa in Musicals auf. Beide lehrten später an der University of Oklahoma und gründeten eine Operntruppe für junge farbige Sänger (später als Cimarron Circuit Opera Company bekannt geworden). Carol Brice starb 1985 in Norman (Oklahoma).

Ihre Schallplatten sind exklusiv bei Columbia erschienen; darunter finden sich Gustav Mahlers »Lieder eines fahrenden Gesellen« und »El amor brujo« von de Falla. Besonders eindrucksvoll ist ihre Interpretation von Bach-Arien, in denen ihre tiefe, an Clara Butt erinnernde Stimme und ihr subtiles Stilgefühl ganz zur Wirkung kommen. Sie sang auch auf Schallplatten Lieder (u.a. von Robert Franz, Carpenter, de Falla) und Spirituals und wurde dabei von ihrem Bruder Jonathan Brice am Flügel begleitet.

 

16.4. Frederic MOMPOU: 125. Geburtstag

 Sein Vater, ein Rechtsanwalt, war Katalane, seine Mutter Französin. Er bekam seinen ersten Klavierunterricht von einer seiner Tanten. Mit fünfzehn Jahren gab er sein erstes öffentliches Klavierkonzert und beschloss 1909, infolge eines von Gabriel Fauré gegebenen Konzerts, Komponist zu werden. Er studierte zunächst am Conservatoire des Liceo in Barcelona und ging 1911 mit den Empfehlungen von Enrique Granados an Gabriel Fauré nach Paris ans Konservatorium, wo er weiteren Klavierunterricht bei Ferdinand Motte-Lacroix nahm. Im selben Jahr komponierte er den ersten Teil seiner Suite für Klavier. Er war stark beeinflusst von Claude Debussy und Erik Satie. Aufgrund seiner extremen Schüchternheit gab er die angestrebte Pianistenkarriere auf und widmete sich nur noch dem Komponieren. Klavier spielte er nur noch für seine engsten Freunde. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrte er nach Barcelona zurück, wo er seine ersten wichtigen Kompositionen schrieb, die Impresiones intimas, Cants Màgics und Escenas de niños. 1920 ging er wieder nach Paris. 1924 eröffnete er eine Confiserie, die schnell bankrottging. Bis 1937 komponierte er nicht mehr aufgrund einer Nervenschwäche. Im gleichen Jahr erlitt sein Bruder einen Tuberkulose-Anfall, der Vater starb. Die Mutter heiratete 1938 wieder. Mompou blieb bis 1941 in Paris, dann floh er vor der deutschen Besatzung nach Barcelona. 1941 lernte Mompou die Pianistin Carmen Bravo auf einem Klavierwettbewerb kennen. Nach einer langen Freundschaft heirateten beide 1957. In dieser Zeit begann Mompous zweite Kompositionsphase. Federico Mompou gehörte der Reial Academia Catalana de Bellas Arts de Sant Jordi in Barcelona an. Im Übrigen aber lebte er zurückgezogen bis zu seinem Tod 1987 im Alter von 94 Jahren. Mompou fand seine letzte Ruhe im städtischen Friedhof von Barcelona, dem Cementiri de Montjuic. Federico Mompou war befreundet mit Heitor Villa-Lobos, Francis Poulenc, Darius Milhaud, Paul Valéry und Arthur Rubinstein.

 

16.4. Charles SILVER: 150. Geburtstag

 Er studierte am Conservatoire de Paris bei Théodore Dubois und Jules Massenet und gewann 1891 mit dem lyrischen Drama L’Interdit den Premier Grand Prix de Rome. Während des damit verbundenen Aufenthaltes in der Villa Medici komponierte er 1895 die Oper La Belle au bois dormant, die 1902 in Marseille uraufgeführt wurde. Seine erfolgreichste Oper war La Mégère apprivoisée nach Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung, die längere Zeit auf dem Repertoire der Pariser Oper stand. Außerdem komponierte er ein Ballett, ein Oratorium sowie mehrere sinfonische Werke. Silver unterrichtete Harmonielehre am Conservatoire de Paris, wo Amédie Borsari zu seinen Schülern zählte. Seit 1900 war er mit der Sängerin Georgette Bréjean-Gravière (1870-1951) verheiratet. Er starb 1949 in Paris.

 

17.4. Gianni RAIMONDI: 95. Geburtstag

 

 Er studierte in Bologna bei Antonio Melandri und Gennaro Barra-Caracciolo; auch Schüler von Ettore Campogalliani in Mantua. Bühnendebüt 1947 in Budrio bei Bologna als Herzog im »Rigoletto«; 1948 sang er Teatro Comunale in Bologna den Ernesto in »Don Pasquale«. 1950 trat er am Teatro Sociale Mantua als Herzog (dort noch 1972 als Rodolfo in »La Bohème«) auf, im gleichen Jahr am Teatro Verdi Pisa als Herzog, 1951 als Alfredo in »La Traviata«, 1953 als Pinkerton in »Madame Butterfly«. Den Alfredo sang er auch 1952 am Theater von Reggio Emilia und ebenfalls 1952 am Teatro Politeama Garibaldi Palermo, hier auch den Rosillon in Lehárs »Die lustige Witwe« und den Liebhaber in Menottis »Amelia al ballo«, am Teatro Carlo Felice Genua 1951 und 1954 den Herzog, 1960 den Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, am Teatro Margherita Genua 1965 den Cavardossi in »Tosca« und den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, 1966 den Rodolfo in »La Bohème« wie den Arturo in Bellinis »I Puritani« und 1977 wieder den Cavaradossi. 1953 Gastspiel am Londoner Stoll Theatre als Alfredo. 1954 wirkte er am Teatro della Pergola Florenz in der Uraufführung von Valentino Bucchis Oper »Il Contrabasso« mit. Er trat in den Jahren 1953-70 häufig am Teatro San Carlo Neapel auf, u.a. als Fernando in Donizettis »La Favorita«, als Riccardo, als Arnoldo in »Wilhelm Tell« von Rossini und als Ismaele im »Nabucco« von Verdi. An der Grand Opéra Paris hörte man ihn 1953 als Herzog; an der Oper von Marseille gastierte er 1954, am Teatro Comunale Florenz 1952 als Wenzel (!) in Smetanas »Die verkaufte Braut«, 1953 als Herzog, 1954 und 1966 als Rodolfo in »La Bohème«, 1972 als Pollione in »Norma«. Beim Maggio Musicale Fiorentino sang er 1952 den Eustazio in »Armida« von Rossini (mit Maria Callas in der Titelrolle) und in »La Pietra del Paragone« von Rossini, 1960 den Florindo in »Elisa« von Cherubini. Sehr oft war er am Teatro Massimo Palermo zu Gast: 1955 als Rodolfo, 1960 als Pinkerton, als Herzog und als Edgardo, 1961 als Arturo und als Rodolfo, 1962 als Edgardo, 1964 als Arturo, 1969 als Cavaradossi und als Macduff in Verdis »Macbeth«, 1970 als Enzo in »La Gioconda« und als Pinkerton, 1971 als Rodolfo und als Edgardo, 1973 als Cavaradossi, 1974 als Pinkerton. Weitere Gastspiele an der Oper von Monte Carlo (1952 als Rodolfo, 1953 wieder als Rodolfo, als Edgardo und als Alfredo, 1975 als Rodolfo, 1976 als Pinkerton), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1954), am Teatre Liceu Barcelona (1956, 1957 und 1961 als Herzog), am Teatro Comunale Bologna (1957 als Rodolfo) und an der San Francisco Opera (1957 als Rodolfo, als Alfredo, als Edgardo, als Pinkerton und als Cavaradossi, 1958 als Rodolfo und als Herzog). An der Staatsoper von Wien, an der er 1957 als Alfredo debütierte, hörte man ihn bis 1977 in 68 Vorstellungen (als Herzog, als Cavaradossi, als Pinkerton, 24mal als Rodolfo  und als Riccardo). An der Mailänder Scala trat er seit seinem Debüt 1956 (als Alfredo in »La Traviata« mit Maria Callas als Partnerin) bis 1975 in jeder Spielzeit auf und hatte seine Erfolge in Rollen wie dem Percy in Donizettis »Anna Bolena« (1957 mit Maria Callas), dem Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, dem Pinkerton, dem Amenophis in Rossinis »Mosè«, dem Rodolfo, dem Sobinin in Glinkas »Ein Leben für den Zaren«, dem Rinuccio in »Gianni Schicchi«, dem Cavaradossi, dem Tenorsolo in Rossinis Stabat mater, dem Edgardo, dem Fernando in »La Favorita« von Donizetti, dem Faust von Gounod, dem Herzog, dem Idreno in Rossinis »Semiramide« (1962 mit Joan Sutherland und Giulietta Simionato), der Titelrolle in Mascagnis »L‘Amico Fritz«, dem Arnoldo, dem Ismaele, dem Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti, dem Arrigo in Verdis »I Vespri Siciliani«, dem Gabriele Adorno in »Simon Boccanegra« und dem Pollione. Er gastierte mit dem Ensemble der Scala bei der Weltausstellung in Montreal sowie 1974 am Bolschoi Theater Moskau. Er setzte seine weltweite Gastspieltätigkeit fort, u.a. am Teatro Colón Buenos Aires (1961 als Arturo und als Herzog, 1962 als Cavaradossi, 1966 als Arnoldo, 1970 als Percy), am Opernhaus von Mexico City (1962 als Herzog und als Rodolfo), am Teatro San Carlos Lissabon (1966 als Rodolfo), am Opernhaus von Bilbao (1963 als Fernando), bei den Festspielen in der Arena von Verona (1957 als Herzog, 1961 als Edgardo, 1964 als Rodolfo, 1968 als Edgardo, 1978 nochmals als Pinkerton), beim Puccini Festival in Torre del Lago (1962 als Rodolfo). 1965 erfolgte sein Debüt an der Metropolitan Oper New York als Rodolfo. An diesem Haus sang er bis 1969 in insgesamt 44 Vorstellungen auch den Edgardo, den Pinkerton, den Faust von Gounod, den Cavaradossi und den Herzog. Gastauftritte an der Oper von Rom (1962 als Arturo, 1964 als Rodolfo, 1971 als Enzo, 1972 als Carlo in Verdis »I Masnadieri«; hier fand 1980 sein letzter Auftritt in einem Opernkonzert statt), am Teatro Fenice Venedig (1967 als Rodolfo, 1972 als Roberto Devereux von Donizetti), am Teatro Regio Parma (1967 als Edgardo), am Teatro Regio Turin (1973 als Arrigo), am Teatro Bellini Catania (1966 als Rodolfo und gegen Ende seiner Karriere im Dezember 1979 als Macduff), in Madrid (1964, 1966, 1967), an der Oper von Rio de Janeiro (1969 als Enzo mit dem Ensemble des Teatro San Carlo Neapel), am Opernhaus von Philadelphia (1967 als Cavaradossi), an der Deutschen Oper Berlin (1969-70 als Cavaradossi), an der Staatsoper Hamburg (1970-71 als Rodolfo) und an der Oper von Dallas (1960 als Pinkerton), an den Opernhäusern von Zürich (1977 als Alfredo) und Helsinki. Er starb 2008 in Pianoro. Kraftvolle, strahlende, gleichzeitig aber ausdrucksschöne und bewegliche Tenorstimme, durch ihre elegante Stimmführung vor allem im Belcanto-Repertoire ausgezeichnet.

Lit: R. Celletti & G. Gualerzi : Gianni Raimondi (in »Le grandi Voci«, Rom 1964); Daniele Rubbioli: Gianni Raimondi, felicemente Tenore.

Schallplatten: Cetra (»La Favorita« von Donizetti), DGG (»La Traviata«), MRF (»Linda di Chamounix« von Donizetti), BJR (»Maria Stuarda« von Donizetti mit Maria Callas), Foyer (»I Puritani«, »Rigoletto«), Cetra Opera Live (»Armida« von Rossini), Philips (Recital von 1964), EJS (»Semiramide«), Opera Duba (»Lucia di Lammermoor« mit Maria Callas), HRE (»La Traviata«), Morgan (Ismaele in Verdis »Nabucco«), Melodram (Titelrolle im »Faust« von Gounod, Scala 1962), Ricordi (Recital), Bongiovanni (Alfredo in »La Traviata« mit Virginia Zeani), Mondo Musica (»Roberto Devereux« von Donizetti, Teatro Fenice Venedig 1972; Alfredo in »La Traviata«, Teatro Fenice Venedig 1975).

 

17.4. Edith JAEGER: 100. Geburtstag

 Sie war Absolventin der Musikhochschule Stuttgart und debütierte 1941 am Landestheater von Gera (Thüringen), dem sie bis 1943 angehörte. Dann war sie bis 1944 Mitglied des Stadttheaters von Königsberg (Ostpreußen). Nach dem Zweiten Weltkrieg sang sie zuerst 1945-46 an der Staatsoper Stuttgart, 1946-48 am Landestheater von Darmstadt, dann 1948-52 am Opernhaus von Frankfurt a.M. In der Spielzeit 1952-53 war sie am Nationaltheater Mannheim tätig, kam 1953-54 nochmals nach Darmstadt zurück und war in den Jahren 1954-63 wieder fest am Nationaltheater Mannheim engagiert, wo sie noch bis 1970 gastweise aufgetreten ist und sich 1970 als Rosalinde in der »Fledermaus« von der Bühne verabschiedete. Neben ihrem Wirken auf der Opernbühne ging sie einer ausgedehnten Tätigkeit als Konzertsängerin nach und sang in den Jahren 1959 und 1962 das Sopransolo im Mozart-Requiem bei den Salzburger Festspielen. In ihrem Bühnenrepertoire standen an erster Stelle Partien wie die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Lucia di Lammermoor von Donizetti, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Gilda im »Rigoletto«, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, die italienische Sängerin im »Capriccio« von R. Strauss und, als ihre große Glanzrolle, die Violetta in »La Traviata«. Nach ihrem Abschied von der Opernbühne 1971 war sie zuerst als Pädagogin an der Musikschule Mannheim tätig, seit 1974 an der dortigen Musikhochschule, wo sie 1980 zur Professorin ernannt wurde. Sie starb im Jahr 2007.

 

18.4. Ingeborg KJELLGREN: 100. Geburtstag

 Ausbildung 1940-45 an der Königlichen Musikhochschule Stockholm bei den Pädagoginnen Adelaide von Skilondz und Käthe Sundström. 1945-46 war sie am Stora Theater Göteborg engagiert. 1950 folgte sie einem Ruf an die Königliche Oper Stockholm, deren Mitglied sie bis 1970 blieb. In den Jahren 1960-62 gehörte sie außerdem dem Opernhaus von Köln an. 1956 sang sie bei den Festspielen im Barocktheater von Drottningholm die Dorabella in »Così fan tutte«. Weitere Höhepunkte in ihrem Bühnenrepertoire waren die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Agathe im »Freischütz«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Mimi in »La Bohème«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Micaela in »Carmen« und die Marie in Smetanas »Die vVerkaufte Braut«. Ihre Konzertkarriere leitete sie bereits 1947 mit einem ersten Liederabend in Stockholm ein und hatte seither auch im Konzertsaal eine Karriere von Bedeutung. Sie starb im August 2008.

Schallplatten: Schwedische HMV-Aufnahmen; auf BIS wurde aus der Stockholmer Oper eine »Rigoletto«-Aufnahme von 1959 veröffentlicht, in der sie die Gräfin Ceprano singt.

 

18.4. Irene von CHAVANNE: 150. Geburtstag

 Sie wollte zunächst Pianistin werden, doch entdeckte ihr Klavierlehrer W.A. Remy ihre stimmliche Begabung und riet zum Gesangstudium. Ihre Ausbildung wurde durch Kaiserin Elisabeth von Österreich finanziert. Sie begann ihr Gesangstudium bei Johannes Ress in Wien, dann Schülerin von Désirée Artôt de Padilla in Paris und von Mme. Paschalis-Souvestre in Dresden. Sie debütierte 1885 an der Dresdner Hofoper als Orsini in »Lucrezia Borgia« von Donizetti und ist während ihrer ganzen Karriere dort geblieben. Sie sang hier am 9.12.1905 in der Uraufführung der Richard-Strauss-Oper »Salome« die Partie der Herodias. Bereits am 21.11.1901 hatte sie in der ersten Dresdner Uraufführung einer Richard-Strauss-Oper, der von »Feuersnot«, mitgewirkt. In Dresden nahm sie auch an den Uraufführungen der Opern »Herrat« von Felix Draeseke (1892), »Frauenlob« von Reinhold Becker (1892), »Odysseus Heimkehr« (1896), »Kirke« (1898), »Nausikaa« (1901) und »Odysseus Tod« (1903) aus dem Zyklus »Homerische Welt« von August Bungert, »Manru« von Paderewski (1901), »Alpenkönig und Menschenfeind« von Leo Blech (1903) und »Moloch« von Max von Schillings (8.12.1906) teil. 1900 sang sie in der Dresdner Premiere der Oper »Samson et Dalila« von Saint-Saëns die Dalila und erregte dabei derartiges Aufsehen, dass sie zu einem Gastspiel in dieser Partie an der Pariser Grand Opéra eingeladen wurde, was sie jedoch ablehnte. Sie gastierte 1890 an der Wiener Hofoper (als Amneris in »Aida«, als Orpheus in Glucks »Orpheus und Eurydike« und als Adriano in Wagners »Rienzi«) und seit 1890 oft am Opernhaus von Leipzig, 1908 auch an der Berliner Hofoper. Ihre großen Partien auf der Bühne waren die Azucena im »Troubadour«, die Carmen, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Ortrud im »Lohengrin« und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss; auch in Operetten (»Die Fledermaus«) erfolgreich aufgetreten. 1915 gab sie ihre Karriere auf und wurde Ehrenmitglied der Dresdner Oper. Sie starb 1938 in Dresden.

Zwei äußerst seltene Schallplatten auf HMV, beides Ensemble-Aufnahmen (Dresden, 1908).

 

19.4. Max von SCHILLINGS: 100. Geburtstag

 Er war der Enkel von Timotheus Josef Schillings, der in Gürzenich Anfang des 19. Jahrhunderts den Schillingspark anlegte. In Bonn erhielt Max Schillings neben seiner schulischen Ausbildung den ersten Musikunterricht. Seine Lehrer waren Caspar Joseph Brambach und Otto von Königslöw. In München studierte er 1889/90 zuerst Jura, dann Philosophie. Am 1. Oktober 1892 heiratete Schillings in Römlinghoven seine Kusine Caroline Josefa Peill. 1923 wurde die Ehe geschieden. In Berlin-Charlottenburg vermählte er sich am 11. Juni 1923 mit der Opernsängerin Barbara Kemp (1881–1959). Nachdem er 1892 bei den Bayreuther Festspielen assistiert hatte, war er als Dirigent und Musikpädagoge in München tätig. Durch das Königlich Bayerische Staatsministerium des Innern wurde er am 16. Februar 1903 zum Professor ernannt. Zu seinen Schülern zählten Paul von Klenau, Wilhelm Furtwängler und Robert Heger. Frederick Delius widmete ihm seine Komposition Sea Drift (1903/04, Text: Walt Whitman). 1908-18 bekleidete Schillings das Amt des Generalmusikdirektors am Königlichen Hoftheater Stuttgart. 1910 geriet Schillings privat in die Schlagzeilen: er veranlasste die Einweisung seiner Schwiegermutter und Tante Wilhelmine Peill-Schillings (~1830–1913) in die geschlossene Abteilung der Ehrenwall’schen Privatirrenanstalt in Ahrweiler. Schillings wollte die alte Dame entmündigen lassen, da sie den Barmer Kaufmann und Mäzen Conrad Albert Ursprung (1856–1932) zu ihrem Vermögensverwalter bestellt hatte. Der Jurist Paul Elmer, der sich damals für eine Reform des deutschen Irrenrechts einsetzte, diskutierte den Fall in einer Aufklärungsschrift mit dem Titel Geld und Irrenhaus (1914).  1919-25 wirkte Schillings als Nachfolger seines langjährigen Freundes Richard Strauss als Generalintendant an der Preußischen Staatsoper zu Berlin. 1924-32 war er außerdem musikalischer Leiter der Städtischen Waldoper Ostseebad Zoppot. Ab 1925 unternahm er als Gastdirigent Konzertreisen durch Europa und in die USA.

Max von Schillings war Gegner der Weimarer Republik und erklärter Antisemit. Als Nachfolger Max Liebermanns wurde er 1932 „in einem Akt vorwegnehmender Anpassung“ (laut Akademie der Künste 1996) von den Mitgliedern zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin gewählt und amtierte dort bis zu seinem Tode im Juli 1933.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er am 1. April 1933 Mitglied der NSDAP (Nr. 1.774.590). Am 10. April 1933 denunzierte er als Privatmann in einer Eingabe an den Justizminister von Preußen, Hanns Kerrl, den Anwalt am Kammergericht Alfred Baum als Jude, um dessen Entlassung zu erreichen. Während seiner Amtszeit als Präsident der Preußischen Akademie der Künste begannen die erzwungenen Austritte und Ausschließungen bedeutender jüdischer und unangepasster Künstler (Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Ricarda Huch, Alfred Döblin, Thomas Mann, Max Liebermann, Alfons Paquet, Franz Werfel, Jakob Wassermann). Max von Schillings betrieb auch die Entlassung zweier bedeutender Kompositionslehrer: er drängte Arnold Schönberg zum Rücktritt von seinem – eigentlich auf Lebenszeit geltenden – Vertrag und er versetzte Franz Schreker zwangsweise in den Ruhestand. Allerdings legte er auch erfolglos Fürsprache für den Schauspieler Albert Bassermann ein. Einen Monat vor Schillings’ Tod beriet sich Adolf Hitler am 13. Juni 1933 zusammen mit ihm und den Architekten Paul Schultze-Naumburg und German Bestelmeyer über den Verbleib solcher Kunstwerke, die in den Augen der Nationalsozialisten als „entartet“ galten und nicht vernichtet, sondern als „Denkmäler einer deutschen Verfallszeit in besonderen Räumen“ untergebracht werden sollten. Vom März 1933 bis zu seinem Tode war Schillings zusätzlich Intendant der Städtischen Oper Berlin. Er starb an einer Lungenembolie infolge einer Darmkrebs-Operation. Seine Urne wurde auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main (Gruft 48 – Brentano/Schillings) beigesetzt. Max von Schillings war der Bruder des Fotografen Carl Georg Schillings.

Schillings komponierte Bühnen- und Vokalwerke, Orchester- und Kammermusik. Seine Werke, die in der Tradition Richard Wagners stehen, sind heute weitgehend vergessen. Gelegentlich wird sein Melodram Das Hexenlied (1902/03, nach der gleichnamigen Ballade von Ernst von Wildenbruch) aufgeführt. Mit diesem Paradestück für charismatische Rezitatoren wie Ernst von Possart und Ludwig Wüllner trug Schillings, mehr noch als Humperdinck und Richard Strauss, zu einer Renaissance des Melodrams bei. Später wurde das Hexenlied u. a. von Martha Mödl und Wolfgang Büttner interpretiert. Das Hexenlied wurde 1910 verfilmt. 1907 nahm Schillings das Hexenlied und das Vorspiel zum III. Akt seiner Oper Der Pfeifertag auf Rollen für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon auf.

Schillings’ Opern konnten bislang nicht wieder ins Repertoire der Musiktheater integriert werden. Lediglich Mona Lisa (Libretto von Beatrice Dovsky, Uraufführung 1915 in Stuttgart), seinerzeit eines der meistgespielten Stücke in Deutschland, findet sich mittlerweile wieder gelegentlich auf den Spielplänen, so etwa an der Oper Kiel (hier auch CD-Produktion durch das Label cpo) oder am Staatstheater Braunschweig.

 

20.4. Klaus OBERMAYER: 75. Geburtstag

Er lebte und arbeitete in München als freischaffender Komponist und Verleger. Sein kompositorisches Schaffen reichte von der Solomusik über Kammermusik und Orchesterwerke bis hin zu großen kirchenmusikalischen Werken, Theater- und Filmmusiken. Durch seine Oper Lola (Libretto: Herbert Rosendorfer) wurde er einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 1993 gründete er den k.o.m. musikverlag. Er starb 2009 in München.

 

20.4. Guido GUARNERA: 95. Geburtstag

 Er war ein Schüler des berühmten Tenors Giuseppe Borgatti. Sein Bühnendebüt erfolgte 1946 an der Oper von Rom als Germont-père in »La Traviata«. In den folgenden dreißig Jahren konnte er eine große Karriere, vor allem in Italien, entwickeln. Hier sang er an der Oper von Rom und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Massimo Palermo, an den Opernhäusern von Genua und Turin und beim Maggio Musicale von Florenz. Gastspiele führten ihn an die Nationalopern von Zagreb, Belgrad, Bukarest und Helsinki, an die Opernhäuser von Lyon, Bordeaux und Toulouse, an die Königliche Oper Kopenhagen, an das Teatro San Carlos Lissabon, an die Königliche Oper Stockholm, an die Opern von Mexico City und Toronto. Als einige seiner großen Partien sind zu nennen: der Escamillo in »Carmen«, der Malatesta im »Don Pasquale«, der Belcore in »L‘Elisir d’amore«, der Alfonso in »La Favorita«, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Titelheld in Puccinis »Gianni Schicchi«, der Scarpia in »Tosca«, der Figaro in Rossinis »Barbier von Sevilla«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Cinna in »La Vestale« von Spontini, der Gérard in »Andrea Chénier«, der Amonasro in »Aida«, der Renato im »Maskenball«, der Titelheld in Verdis »Falstaff«, der Rigoletto und der Graf Luna im »Troubadour«. Er starb 2006 in Rom. Drei seiner Kinder schlugen die Sängerlaufbahn ein, darunter der später bekannt gewordene Bariton Piero Guarnera.

Schallplatten: MRF (»I Zingari« von Leoncavallo, Mitschnitt einer Aufführung in Turin, 1975).

 

21.4. Giovanni PEIRANI: 150. Geburtstag

 

 Er war ursprünglich Marmorbildhauer, kam dann aber zum Gesangstudium bei Maestro Thermignon in Turin und bei E. Barbacini in Mailand. 1895 debütierte er (ohne besonderen Erfolg) am Teatro Sociale von Colorno bei Parma als Manrico im »Troubadour«. Am Teatro Politeama Genua sang er 1896 den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, 1989 den Manrico, am Teatro Costanzi Rom schon 1897 den Riccardo und den Enzo in »La Gioconda« von Ponchielli, 1897 am Royal Theatre auf Malta den Otello von Verdi. 1898 kam dann der große Durchbruch, als er am Teatro San Carlo Neapel den Arrigo in »I Vespri Siciliani« und den Radames in »Aida« von Verdi sang. Die Kritik verglich seine groß dimensionierte heldische Stimme mit der des berühmten Francesco Tamagno. 1899 sang er am Teatro Storchi von Modena den Alvaro in »La forza del destino« und in der Uraufführung einer Oper »Il Cieco« von E.M. Poggi. 1900 begeisterte er am Teatro Costanzi Rom sein Publikum als Radames; eine seiner Glanzrollen war der Titelheld in Verdis »Otello«, den er an italienischen Bühnen, in Spanien, Portugal und in Südamerika sang. An den großen Opernhäusern des südamerikanischen Kontinents erreichte seine Karriere wohl ihren Höhepunkt. 1899 gastierte er am Opernhaus von Rio de Janeiro in 50 Vorstellungen von Opern wie »Samson et Dalila« von Saint-Saëns, »Carmen«, »Il Guarany« von Carlos Gomes und »Aida«. Als er 1900 wieder Südamerika bereiste, starb seine junge Ehefrau in Parà an einer Fieberepidemie. Dennoch folgte er im nächsten Sommer wieder einer Einladung nach Südamerika. Während einer Chile-Tournee erkrankte er in Santiago de Chile an Gelbfieber und wurde in wenigen Tagen dahingerafft, noch bevor die Karriere den weltweiten Umfang erreicht hatte, den man ihr allgemein prophezeite.

 

22.4. Ferdinand GUMBERT: 200. Geburtstag

 Nach einem mehrjährigen Engagement am Kölner Stadttheater als Bariton (1840–42) legte er auf Anraten des Kapellmeisters Conradin Kreutzer seine Bühnentätigkeit zugunsten der Komposition nieder. Neben seiner Tätigkeit als Gesangslehrer und Lied-Komponist wirkte er seit 1881 als Musikreferent der Täglichen Rundschau, sowie in der Neuen Berliner Musikzeitung in Berlin. Zu seinen Gesangsschülern zählten Karl Formes und Rosa Le Seur. Gumbert übertrug zahlreiche Libretti aus dem Französischen ins Deutsche. Ferdinand Gumbert stammt aus einer mosaischen Familie und war nicht verheiratet. Er starb 1896 in Berlin.

 

23.4. Richard EDLINGER: 60. Geburtstag

 Ausbildung bis 1982 an der Wiener Musikhochschule bei Karl Österreicher, Hans Swarowsky, Miltiades Caridis, Witold Rowicki und Milan Horvat. Er dirigierte bereits im Alter von 17 Jahren und war 1983 der jüngste Finalist beim Dirigentenwettbewerb Premio Cantelli der Mailänder Scala. Seit 1984 zahlreiche Engagements in Europa und Übersee (u. a. Teatro Colón in Buenos Aires, Teatro San Carlos in Lissabon, Teatro Verdi in Triest, verschiedene Opernhäuser in Deutschland) sowie Tourneen u. a. in den USA und Asien. Er war Chefdirigent des von ihm 1994 in Wien gegründeten Orchesters United Philharmonic Vienna, mit dem er u. a. eine eigene Konzertreihe im Wiener Konzerthaus bestritt. Er war einer der Hauptdirigenten des CD-Labels Naxos und gründete gemeinsam mit Heinz Holecek das Kamptalfest in Niederösterreich. Ab 1995 war er Leiter der Meisterklasse für Dirigieren beim Wiener Musikseminar. Er starb 2005 in Budapest.

 

23.4. Boris CARMELI: 90. Geburtstag

 Seine Familie war italienischer Abkunft. Mit zwei Jahren kam er nach Italien; als Jude wurde er im Alter von 13 Jahren verschleppt, überstand aber den Aufenthalt in mehreren Konzentrationslagern. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entschloss er sich zur Ausbildung seiner Stimme. Diese erfolgte zunächst durch Ubaldo Carrozzo und Giovanni Binetti in Mailand, dann am Conservatorio Rossini in Pesaro, schließlich durch Maria Cascioli in Rom. Debüt 1956 bei den Festspielen in der Arena Faenza in Bologna als Colline in Puccinis »La Bohème«. Er hatte eine erfolgreiche Karriere an den großen italienischen Bühnen: an der Mailänder Scala (1960 C-Moll-Messe von Mozart, 1962 »Die Jakobsleiter« von A. Schönberg, 1979 Moloch in der europäischen Erstaufführung von Pendereckis »Paradise Lost«), an den Opern von Rom, Bologna, Neapel, Palermo, Parma, Genua, Turin, Venedig und beim Maggio Musicale Fiorentino. Er trat an den Staatsopern von München und Hamburg, am Opernhaus von Köln, in Amsterdam, Brüssel, Bordeaux, Nizza, Marseille und Rouen sowie in Rio de Janeiro auf. In Nordamerika war er an den Opernhäusern von Boston, New Orleans und Philadephia zu hören. Neben dem klassischen Bass-Repertoire widmete er sich gern dem zeitgenössischen Musikschaffen. So sang er bei den Salzburger Festspielen von 1973 bei der Uraufführung von »De temporum fine comoedia« von C. Orff die Rolle eines Anchoreten. 1984 trat er bei den gleichen Festspielen in einer konzertanten Aufführung von Fr. Schrekers »Die Gezeichneten« als Julian Pinelli auf. Er wirkte auch in Uraufführungen zeitgenössischer italienischer Opern von Bartoluzzi, Allegra und Chailly mit. Seine Konzertauftritte setzte er bis Anfang der neunziger Jahre fort. Er starb 2009 in Bern.

Schallplatten: DGG (»Sirius« von Stockhausen, »De temporum fine comoedia«). Telefunken-Decca (»Die Verurteilung des Lukullus« von Dessau), RCA (»La scala di seta« von Rossini), MRF (»Le Prophète« von Meyerbeer), Fonit Cetra (Werke von J.S. Bach).

 

23.4. Sergio TEDESCO: 90. Geburtstag

 Nachdem er anfänglich als Schauspieler aufgetreten war, studierte er Gesang an der Accademia di Santa Cecilia Rom, wo er Schüler von Piervenanzi und Francardi war. In der Spielzeit 1955-56 kam es zu seinem Bühnendebüt am Teatro Comunale Florenz als Arlecchino in »Le maschere« von Mascagni. Es folgte nun die Ausbildung einer ganz italienischen Karriere mit Auftritten an der Oper von Rom, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Fenice Venedig, am Teatro Massimo Palermo, in Bologna und Triest wie bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla. Dabei spezialisierte sich der Künstler vor allem auf das Fach des Spieltenors, wobei eine vortreffliche darstellerische Begabung ihn dabei unterstützte; er sang aber auch lyrische Partien und kleinere Rollen des Repertoires. An der Mailänder Scala debütierte er 1970 in der Titelrolle von »El retablo de Maese Pedro« von M. de Falla; er sang an der Scala dann auch 1974 den Truffaldino in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew,  1977-78 den Macheath in B. Brittens »The Beggar’s Opera«, 1979 und 1981 den Schuiskij in »Boris Godunow«, 1980 und 1982 den Bardolfo in Verdis »Falstaff«, 1986 den Venerdì in der italienischen Erstaufführung von Luciano Berios »Un re in ascolto« und 1998  den Achille de Roslaba in Nino Rotas »Il cappello di paglia di Firenze«. Auf der Bühne wie im Konzertsaal auch als Interpret moderner Musik bekannt geworden. Zeitweilig war er verheiratet mit der Sopranistin Daniela Mazzucato (* 1946). Er starb 2012 in Perugia.

Schallplatten: HMV (kleine Rollen in »La Traviata« und »Ernani« von Verdi), Bongiovanni (»Viva la mamma« von Donizetti), CBS (»Iris« von Mascagni), Sony (»Mefistofele« von Boito), Eremitage (»Una lettera d’amore di Lord Byron« von Raffaello de Banfield).

 

23.4. Vladimir VALAITIS: 95. Geburtstag

 Er wurde zunächst Offizier in der sowjetrussischen Armee und dann Solist im bekannten sowjetischen Chor der Roten Armee. Mit diesem unternahm er glanzvolle Konzert-Tourneen in der Sowjetunion wie in aller Welt. Weitere Ausbildung der Stimme 1952-57 am Konservatorium von Charkow bei P.V. Golubew. Er debütierte als Opernsänger sogleich am Bolschoi Theater Moskau 1957, und zwar als Gianciotto in »Francesa da Rimini« von Rachmaninoff. Seitdem prominentes Mitglied dieses größten russischen Opernhauses, wo man ihn in einem breit gefächerten Rollenrepertoire hörte (Partien in Opern von Tschaikowsky, Borodin, Rimsky-Korssakow, Verdi, Bizet, Wagner, Mozart und Puccini). Auch als Konzertsänger wurde der Künstler bekannt, nicht zuletzt als Interpret des russischen Volks- und Kunstliedes. 1963 sang er in Moskau als Solist in der Uraufführung des Requiems von Dimitrij Kabalewskij (dem Andenken der Gefallenen des Großen vaterländischen Krieges gewidmet). 1973 erhielt er den Titel »Volkskünstler der UdSSR«. Seit 1980 gehörte er dem Direktorium des Bolschoi Theaters an. Er starb 1987 in Moskau.

Schallplattenaufnahmen unter dem Etikett von Melodiya (staatliche sowjetrussische Plattenproduktion), darunter auch Partien in vollständigen Opern, u.a. in »Pique Dame«, »Die Jungfrau von Orléans« und »Jolanthe« von Tschaikowsky, »Die Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow und »Der steinerne Gast« von Dargomyschski. Die drei letztgenannten Opern wurden auf Ariola-Eurodisc übertragen.

 

24.4. Helmut LOHNER: 85. Geburtstag

Er debütierte am Stadttheater Baden bei Wien als Operettenbuffo und wurde anschließend an das Stadttheater Klagenfurt engagiert. 1953-63 spielte er am Theater in der Josefstadt in Wien. Es folgten Engagements am Berliner Kurfürstendamm und am Münchener Residenztheater. Weitere Stationen seiner Theaterlaufbahn waren das Thalia Theater und 1963-67 das Deutsche Schauspielhaus unter Oscar Fritz Schuh in Hamburg, die Schauspielhäuser in Düsseldorf und Zürich sowie Bonn und Berlin und immer wieder das Wiener Burgtheater und die Salzburger Festspiele. Er galt als überaus wandlungsfähiger, disziplinierter und sensibler Darsteller von hoher Sprechkultur, dessen Repertoire von Shakespeare bis Schnitzler reichte. Er wirkte in zahlreichen Produktionen mit, einige seien hier genannt: Mephisto in Goethes Faust, Schillers Kabale und Liebe (Regie Fritz Kortner), Richard in Pinters Der Liebhaber (1965, München), Alfred in Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald (1967, München), Titelrollen in Hamlet, König Richard III., Faust (1972, Düsseldorf), Nestroys Der Färber und sein Zwillingsbruder (1973, Hamburg), Zuckmayers Der Rattenfänger (1975, u. a. in Zürich), Brechts Der gute Mensch von Sezuan (1976, Zürich), Nestroys Der Talisman (1976, Salzburger Festspiele, Regie Otto Schenk), Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit (1980, Wien), Tschechows Der Kirschgarten (1983, Wien), Nestroys Der Zerrissene (1984, Salzburger Festspiele), Schnitzlers Der einsame Weg (1989, Salzburger Festspiele), Strindbergs Totentanz (1989, München), Hofmannsthals Jedermann (erstmals 1990, Salzburger Festspiele) sowie Archie Rice in Osbornes Der Entertainer (1991, Hamburg, Regie Jürgen Flimm) und Frosch in Strauß’ Die Fledermaus (1980, Staatsoper Wien, später in München, Berlin und Lissabon). Dem breiten Publikum ist er auch aus Film und Fernsehen bekannt, so wirkte er z. B. in Hotel Adlon (1955), Das Wirtshaus im Spessart (1958), Die schöne Lügnerin, Frau Warrens Gewerbe (1959), Das letzte Kapitel, Im 6. Stock (1961), Hannibal Brooks (1968), Hier bin ich, mein Vater (1976, Derrick), Der lebende Leichnam (1981, nach Tolstoi), Shalom Pharao (1983), Ein liebes Paar (1984), Seinerzeit, Flucht ohne Ende, Tarabas (1985) sowie Die Geschichte einer Vielgeliebten (1986) und Der elegante Hund (1987, ARD-Serie) mit. Regie führte er bei den Fernsehfilmen Mein Opa ist der Beste, (1995) und Mein Opa und die 13 Stühle (1997, beides mit Otto Schenk). Immer wieder gestaltete Lohner auch Soloprogramme mit Rezitationen und Couplets. Seine Rollen an der Josefstadt bzw. an den Kammerspielen (1990-97): Jedermann in Ein Jedermann (Mitterer), Tartuffe (Molière), Trigorin in Die Möwe (Tschechow), Friedrich Hofmeister in Das weite Land (Schnitzler), Theodor in Der Unbestechliche (Hofmannsthal), Cooper in Schon wieder Sonntag (Larbey), Nebel in Liebesgeschichten und Heiratssachen (Nestroy), Willy Loman in Tod eines Handlungsreisenden (Miller), Graf Almaviva in Figaro lässt sich scheiden (Horváth), Al Lewis in Sonny Boys (Simon), Kari Bühl in Der Schwierige (Hofmannsthal), Otto Marvuglia in Der große Zauber (de Filippo), Robert in Der Schein trügt (Bernhard), Schlicht in Mein Freund (Nestroy), Zettel in Ein Sommernachtstraum (Shakespeare), Ed in Seid nett zu Mr. Sloane (Orton), Der Menschenfeind von Molière (2003). Er war 1997-2003 künstlerischer Leiter des Theaters in Josefstadt. In Lohners Regie kamen folgende Opern und Operetten auf die Bühne: Offenbachs Die schöne Helena (1994, Zürich), Lehárs Die lustige Witwe (1997, Zürich), Strauß’ Eine Nacht in Venedig (1999, Seefestspiele Mörbisch), Offenbachs Die Banditen (1999, Oper Köln), Kálmáns Die Cárdásfürstin (2002, Seefestspiele Mörbisch), Strauß’ Die Fledermaus (2003, Oper Köln) sowie Donizettis Der Liebestrank (2003, Oper Köln) und Offenbachs La Périchole (2003, Graz). An der Volksoper Wien setzte Helmuth Lohner Suppés Boccaccio und Mozarts Die Zauberflöte in Szene. Er starb 2015 in Wien.

 

25.4. Fritz HÜBNER: 85. Geburtstag

 Er wurde zuerst als Bau- und Möbeltischler ausgebildet, begann ein Gesangstudium am Konservatorium von Dessau, wo er in der Hauptsache Schüler von J. Stieler war, und war seit 1954 als Chorsänger (zuerst am Theater von Köthen, 1955-56 am Landestheater Dessau, dann am Opernhaus von Leipzig), seit 1957 als Solist tätig; er debütierte als solcher 1957 am Theater von Bernburg in der Partie des Sparafucile im »Rigoletto« von Verdi. 1959-60 sang er als Solist in Nordhausen (Thüringen), 1960-62 beim Sächsischen Landestheater Dresden-Radebeul. 1962 folgte er einem Ruf an die Berliner Komische Oper, deren Mitglied er bis 1974 war. Er wirkte dort u.a. 1966 in der Uraufführung der Oper »Der letzte Schuss« von Siegfried Matthus mit. Er war seit 1972 als Gast, seit 1974 als Mitglied der Berliner Staatsoper verbunden. Hier hatte er vor allem im Wagner-Repertoire seine Erfolge (Daland in »Der fliegende Holländer«, Hagen und Fafner im Nibelungenring, Landgraf im »Tannhäuser«), aber auch als Interpret von Mozart-Partien (Osmin in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«, Sarastro in der »Zauberflöte«). 1973 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Reiter in der Nacht« von Ernst Hermann Meyer mit. 1974 trat er an der Berliner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Sabellicus« von R. Kunad auf. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte er im Ring-Zyklus in den Partien des Hagen (1978-80 und 1985) und des Fafner (1979-80) mit. Er gastierte an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg (1990 als Ramfis in »Aida«), am Nationaltheater Prag und an der Staatsoper Hamburg, wo er namentlich in seinen Wagner-Partien Aufsehen erregte, an der Staatsoper Wien (1979 als Osmin), am Opernhaus von Köln (1980 als Sarastro), an der Oper von Monte Carlo (1979 als Hunding), am Teatro Fenice Venedig (1982 als Osmin), am Théâtre de Wallonie Lüttich (1984 als Daland), an der Warschauer Oper (1987), in Athen (als Rocco im »Fidelio«) und an der Covent Garden Oper London, wo er 1980 den Hagen und den Hunding, 1982 den Hunding, 1983 den Rocco und 1984 den Landgrafen vortrug. In der Spielzeit 1982-83 sang er auch an der Metropolitan Oper New York in sieben Vorstellungen den Landgrafen. Bei der Japan-Tournee der Berliner Staatsoper sang er 1987 den Osmin. Er unternahm weitere Gastspiele als Ensemblemitglied der Staatsoper Berlin, u.a. 1985 beim Festival von Las Palmas als Sarastro; dazu auch als Konzertbassist geschätzt. Weitere Partien des Sängers waren der Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, der Madruscht in »Palestrina« von H. Pfitzner, der Pater Barré in »Die Teufel von Loudun« von Penderecki, der Procida in Verdis »I Vespri Siciliani«, der Pimen im »Boris Godunow«, der Timur in Puccinis »Turandot« und der Waldner in »Arabella« von R. Strauss. Er starb im Jahr 2000 in Berlin.

Schallplatten: Philips (Fafner und Hagen in vollständiger Aufnahme des Nibelungenrings aus Bayreuth, 1980), BGM-Ariola (»Palestrina« von Hans Pfitzner), Teldec (»Elektra« von R. Strauss, 1996), Eterna (»Reiter in der Nacht«).

 

25.4. Rodolfo MALACARNE: 95. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in den Jahren 1945-50 am Conservatorio G.B. Martini Bologna bei Antonio Melandri. Im Lauf seiner Karriere sang er in Italien an den Theatern von Bologna und Ferrara und am Teatro Arte in Mailand. Seit 1955 trat er vor allem am Sender Radio Svizzera Italiana in Lugano auf. Dabei sang er viele Partien in Opernsendungen, darunter den Ferrando in »Così fan tutte«, den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«, den Titelhelden in »Le Comte Ory« von Rossini, den Milord in Cimarosas »L‘Italiana in Londra«, den Spiridone in »Il Campanello« und den Beppe in »Rita« von Donizetti, den Don Odoardo in »Don Procopio« von Bizet, Partien in »Il mondo della luna« und »L’Infedeltà delusa« von J. Haydn, in »Maria Egiziaca« von O. Respighi und im »Don Giovanni« von Gazzaniga. Auch als Konzertsolist kam er zu einer internationalen Karriere mit Auftritten in Mailand, Parma, Spoleto, in Paris, London und Oxford wie beim Festival von Como. Er starb 2016 in Lugano. Er war verheiratet mit der Sopranistin Maria Grazia Ferracini (* 23.1.1933).

Schallplatten: Turnabout (»Il Combattimento di Tancredi e Clorinda« von Monteverdi), Vox (»La Zingara« von R. di Capua), Cygnus (Madrigale von Monteverdi).

 

25.4. Astrid VARNAY: 100. Geburtstag

 Ihr Vater, Alexander Varnay (1889-1924), war ein ungarischer Tenor und später als Regisseur in Stockholm und Oslo tätig; ihre Mutter war die Koloratursopranistin Maria Yavor Varnay (1889-1976); der eigentliche Name der Sängerin war Ibolyka Maria Varnay. Als sie zwei Jahre alt war, verzog die Familie nach Nordamerika. Sie wurde hier zuerst durch ihre Mutter, dann durch Hermann Weigert (1890-1955) ausgebildet, den sie 1944 heiratete. 1937 sang sie unter dem Pseudonym Ines Melani an der Brooklyn Academy of Music die Ines im »Troubadour«, während ihre Mutter als Leonore auf der Bühne stand. 1941 erfolgte ihr eigentliches Bühnendebüt, indem sie an der Metropolitan Oper New York für die erkrankte Lotte Lehmann als Sieglinde in der »Walküre« einsprang. Bald galt sie als eine der bedeutendsten Wagner-Sopranistinnen ihrer Zeit, zugleich als große Richard-Strauss-Interpretin. An der Metropolitan Oper hatte sie Jahr für Jahr bis 1956 größte Erfolge als Brünnhilde im Nibelungen-Ring, als Elsa im »Lohengrin«, als Elisabeth wie als Venus im »Tannhäuser«, als Gutrune in der »Götterdämmerung«, als Kundry im »Parsifal«, als Isolde, als Freia im »Rheingold«, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Amelia in »Simon Boccanegra« von Verdi, als Salome von R. Strauss, als Senta in »Der fliegende Holländer«, als Santuzza in »Cavalleria ruticana«, als Elektra von R. Strauss und als Marschallin im »Rosenkavalier«; am 20.2.1942 kreierte sie hier die Rolle der Telea in der Uraufführung von Menottis »The Island God«. Seit 1944 trat sie an der Chicago Opera auf, u.a. als Sieglinde, als Amneris in »Aida« und in der modernen Oper »Lord Byron’s Love Letter« von Banfield (1955). Ab 1946 gastierte sie an der Oper von San Francisco (1946 als Elsa, 1948 als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Titelheldin in »La Gioconda« von Ponchielli und als Brünnhilde im »Siegfried«, 1951 als Leonore im »Fidelio« und als Kundry sowie 1974 als Herodias in »Salome« von R. Strauss), 1948 in Mexico City. 1948 kam sie erstmalig nach Europa, wo sie dann an der Londoner Covent Garden Oper (Debüt 1948) und beim Maggio Musicale von Florenz (1951 großer Erfolg als Lady Macbeth in Verdis »Macbeth«) auftrat. 1951-67 war sie eine der Hauptstützen des Bayreuther-Festspiel-Ensembles; man bewunderte sie dort vor allem in den modernen Inszenierungen der Wagner-Opern durch Wieland Wagner. Sie sang in Bayreuth die Brünnhilde (1951-58, 1960-64 und 1966-67), die Sieglinde (1954-55), die Gutrune (1954) und die 3. Norn (1955-56, 1958 und 1967) im Nibelungenring, die Isolde (1952-53, 1963), die Ortrud im »Lohengrin« (1953-54, 1958-60, 1962 und 1967), die Senta (1955-56, 1959) und die Kundry (1956-57, 1962 und 1965-66). Gastspiele trugen ihr an der Grand Opéra Paris (Debüt 1956), an der Mailänder Scala (1957 als Isolde, 1965 als Ortrud), an der Covent Garden Oper London (1948-49, 1951 als Leonore im »Troubadour«, 1958-59, 1968) an der Staatsoper von Wien (Debüt 1965 als Isolde, bis 1975 in insgesamt 54 Vorstellungen außerdem noch als Brünnhilde, als Ortrud, als Kundry, als Herodias, als Santuzza, als Titelheldin wie als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, als Claire Zachanassian im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem, als Küsterin in »Jenufa« und als Kabanicha in »Katja Kabanowa« von Janácek), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Hamburg, München, Berlin, Buenos Aires, Rio de Janeiro und an vielen anderen Brennpunkten des internationalen Musiklebens große Erfolge ein. 1955 Gastspiel am Opernhaus von Zürich als Kundry. Bei den Salzburger Festspielen 1964-65 wurde sie als Titelheldin in »Elektra« von R. Strauss gefeiert. Am 11.12.1959 sang sie an der Stuttgarter Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Oedipus der Tyrann« von C. Orff die Partie der Jokaste. Seit 1962 begann sie damit, Partien aus dem Mezzosopranfach zu übernehmen. 1974 wurde sie erneut an die Metropolitan Oper New York verpflichtet, wo sie jetzt in den folgenden Spielzeiten ihre großen Charakterrollen vortrug: die Küsterin, die Klytämnestra, die Herodias und die Begbick in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill. Insgesamt hat sie an der Metropolitan Oper in 19 Spielzeiten 24 Partien in insgesamt 200 Vorstellungen zum Vortrag gebracht. Die Künstlerin, die ihre Karriere sehr lange fortsetzte, nahm ihren Wohnsitz in München. Sie wirkte in dem »Elektra«-Film von Götz Friedrich als Klytämnestra mit (dabei Leonie Rysanek als Elektra, Karl Böhm als Dirigent). An der Münchner Staatsoper trat sie 1991 und auch noch 1995 in der Partie der Amme in der Urfassung des »Boris Godunow« auf. Sie erteilte dort wie an der Musikhochschule von Düsseldorf (hier seit 1970 Professorin) Gesangsunterricht. Sie veröffentlichte ihre Autobiographie unter dem Titel »50 Years in 5 Acts« (1996). Hochdramatische, dunkel timbrierte Stimme von weitem Tonumfang, in der tiefen psychologischen Durchdringung der zu gestaltenden Aufgaben, vor allem im Wagner-Fach, bewundert. Sie starb 2006 in München.

Lit.: B. Wessling: »Astrid Varnay« (Bremen, 1965).

Schallplatten: Remington, Decca (»Der fliegende Holländer«, »Lohengrin«), Columbia (3. Akt »Die Walküre«, Bayreuth, 1951), DGG (»Oedipus der Tyrann« von C. Orff), HMV (»Cavalleria rusticana«), Legato (Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana« mit Leonie Rysanek und Placido Domingo), Testament (Brünnhilde in der »Götterdämmerung«, Bayreuth 1951), Koch/Schwann (Titelrolle in »Elektra«, Westdeutscher Rundfunk 1953). Dazu Privataufnahmen aus der Metropolitan Oper (u.a. »Elektra« von 1954) und von den Bayreuther Festspielen 1952 (»Lohengrin«, »Die Walküre« und »Götterdämmerung« auf Melodram), 1955 (»Der fliegende Holländer« auf Cetra) und 1958 (Ortrud im »Lohengrin« auf Replica); Brünnhilde in vollständigen Bayreuther Ring-Aufnahmen auf Foyer (1953) und Melodram (1960); auf Raritas »Parsifal« aus Bayreuth von 1955, auf Melodram »Tannhäuser« (Florenz 1951). Noch 1984 sang sie auf Decca in »Andrea Chénier« von Giordano, 1985 in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, auf Myto Lied-Aufnahmen; DG-Video (»Salome«).

 

25.4. Denis O’SULLIVAN: 150. Geburtstag

 Seine Eltern waren irische Auswanderer. Er wurde ausgebildet durch Ugo Talbo und Karl Formes in San Francisco, ging dann nach Europa, wo er Schüler von Vannuccini in Florenz, von Sir Charles Santley und William Shakespeare in London und schließlich noch von Giovanni Sbriglia in Paris war. 1895 erregte er erstes Aufsehen, als er bei einem Konzert in der Prince’s Hall in London Schumanns »Dichterliebe« sang. Im gleichen Jahr debütierte er als Bühnensänger bei der Carl Rosa Opera Company bei deren Auftreten in Dublin in der Rolle des Ferrando im »Troubadour«. Er sang bei dieser Gesellschaft nun den Fliegenden Holländer, den Lothario in »Mignon« von Thomas, den Prince John in »Ivanhoe« von Sullivan und den Schulz in Mendelssohns »Heimkehr aus der Fremde«. 1896 sang er mit der Carlo Rosa Opera Company im Daly’s Theatre London den Biterolf im »Tannhäuser« und den Alfio in »Cavalleria rusticana«. Am 2.3.1896 übernahm er am Londoner Opera Comique Theatre in der Uraufführung der Oper »Shamus O’Brien« von Charles Stanford die Titelpartie. In dieser Rolle hatte er einen der größten Erfolge seiner Karriere, so dass er immer wieder darin auftrat. In den Jahren 1897-99 unternahm er große Tourneen in England wie in Nordamerika; in New York trat er 1898 auch in Englanders Operette »The Little Corporal« auf. 1902 war er als Solist bei den Festivals von Westmoreland und Northampton anzutreffen. Zeitgenössische Berichte heben die Klarheit seiner Diktion und seine intelligente Phrasierung hervor. Er ist auch als Schauspieler aufgetreten, vor allem in den USA. Er starb 1908 in Columbus (Ohio).

Schallplatten: G & T (London, 1901), Columbia (London, 1904).

 

27.4. James ATHERTON: 75. Geburtstag

 Er studierte Musiktheorie, Musikologie und Gesang am Peabody Conservatory von Philadelphia und erwarb dort 1965 den akademischen Grad eines Master of Music. Zuerst war er am New Yorker Broadway als Revuesänger und -tänzer anzutreffen, wandte sich dann jedoch dem Opern- und Konzertgesang zu. 1973-78 war er an der Oper von Santa Fé in einer Vielzahl von Partien erfolgreich; sein Gesamt-Repertoire umfasste später über 70 große Rollen. Bereits 1977 kam es zu seinem ersten Auftreten an der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Gottesnarr in »Boris Godunow«), an der er bis 1985 in insgesamt 277 Vorstellungen auftrat, u.a. als Goro in »Madame Butterfly«, als Valzacchi im »Rosenkavalier«, als Beppe im »Bajazzo«, als Mr. Triquet im »Eugen Onegin«, als Jaquino im »Fidelio«, als Monostatos in der »Zauberflöte«, als Wenzel in Smetanas »Die verkaufte Braut«, als Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, in den vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen« und als Scaramuccio in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. 1979-80 wirkte er bei den Festspielen von Glyndebourne als Lindoro in »La fedeltà premiata« von J. Haydn mit. Er sang an den Opernhäusern von San Francisco (1971 Haushofmeister bei Faninal im »Rosenkavalier«, Kunz Vogelgesang in »Die Meistersinger von Nürnberg« und Goro, 1973 Graf Lerma in Verdis »Don Carlos«, Don Gasparo in Donizettis »La Favorita«, Gastone in »La Traviata«, Rev. Adams in B. Brittens »Peter Grimes«, Borsa im »Rigoletto« und Heimrich der Schreiber im »Tannhäuser«), Dallas, Houston (Texas), Miami und war ein hoch geschätzter Konzert- und Oratoriensolist. Im Konzertsaal wurde er vor allem als Evangelist in den Passionen von J.S. Bach bekannt. Zuletzt Direktor der Opernklasse am Konservatorium von St. Louis. Er starb 1987 in St. Louis.

Schallplatten: Philips (Valzacchi in vollständigem »Rosenkavalier« von R. Strauss), New World Records (»The Mother of us All« von Virgil Thomson).

 

27.4. John Carol CASE: 95. Geburtstag

 Biographie des englischen Baritons auf Englisch:

https://en.wikipedia.org/wiki/John_Carol_Case

 

27.4. Hans BREUER: 150. Geburtstag

Als Mime

 Er war der Sohn des Kölner Dom-Bildhauers Peter Breuer. Er begann zunächst eine kaufmännische Lehre; auf Anraten des Dirigenten Franz Wüllner ließ er seine Stimme bei Benno Stolzenberg in Köln ausbilden. Abschließendes Studium in der Bayreuther Schule bei Julius Kniese und Cosima Wagner. Er debütierte bei den Bayreuther Festspielen von 1894 in kleinen Partien (Brabantischer Edler im »Lohengrin« und Knappe im »Parsifal«). 1896 sang er dann in Bayreuth mit sensationellem Erfolg den Mime im Ring-Zyklus, den er

in allen Aufführungen bis 1914 in Bayreuth gestaltete; 1899 sang er dort auch den David in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1896-97 war er am Opernhaus von Breslau engagiert. 1897 Gastspiel-Tournee in Nordamerika, Als erste Partie sang er an der Covent Garden Oper London 1898 den Mime im »Rheingold«, dann 1900 den Jaquino im »Fidelio« und den David. In der Spielzeit 1899-1900 Mitglied der Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Steuermann in »Der fliegende Holländer«). An der Metropolitan Oper sang er dann auch den Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«, den David, den Mime, den Hirten wie den Melot in »Tristan und Isolde«, den Junker Spärlich in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und den Jaquino. 1900-29 gefeiertes Mitglied der Hofoper (seit 1918 Staatsoper) von Wien. Von den viele Partien, die er hier sang, seien nur die vier Dienerrollen in »Hoffmanns Erzählungen«, die Titelpartie in Hugo Wolfs »Der Corregidor«, der Pedrillo in der »Entführung aus dem Serail«, der Mr. Triquet in »Eugen Onegin«, der Bardolfo im »Falstaff« von Verdi, der Jaquino, der Alfred in der »Fledermaus«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der David, der Mime und der Monostatos in der »Zauberflöte« genannt. Er gastierte 1909 am Stadttheater von Zürich (als Mime), 1901 an der Hofoper Berlin (als Mime), 1906 an der Münchner Hofoper (gleichfalls als Mime). Beim Salzburger Mozart-Fest von 1910 sang er den Monostatos, bei den Salzburger Festspielen 1922 und 1925 den Basilio in »Figaros Hochzeit«, 1928 den Monostatos. Er war auch als Opern-Regisseur, u.a. bei den Salzburger Festspielen, tätig und führte 1919 in der Uraufführung der Oper »Die Frau ohne Schatten« von Richard Strauss an der Wiener Staatsoper Regie. Einer der größten Buffo-Tenöre seiner Zeit, unerreicht als Mime, aber auch als Mozartsänger geschätzt. Er starb 1929 in Wien. – Sein Sohn war der bekannte Schauspieler Siegfried Breuer (1906-54), dessen Taufpate Siegfried Wagner gewesen war.

Ganz seltene Aufnahmen: eine Schallplatte mit zwei Titeln auf G & T (Bayreuth, 1904), weitere Zonophone-Aufnahmen ebenfalls von 1904; eine HMV-Platte, auf der er zusammen mit Georg Maikl, Carl Rittmann und Lorenz Corvinus patriotische Lieder singt.

 

28.4. Jeffrey TATE: 75. Geburtstag

Er studierte trotz angeborener Behinderungen wie Spina bifida und Kyphose 1961-64 Medizin an der Universität von Cambridge und wurde Facharzt für Augenheilkunde. Tate arbeitete danach als Augenchirurg am St. Thomas‘ Hospital in London. Später gab er seine klinische Karriere auf und studierte Musik am London Opera Centre. Seine musikalische Laufbahn begann er als Assistent von Herbert von Karajan in Salzburg und James Levine an der Metropolitan Opera in New York. 1976 war er Assistent von Pierre Boulez beim Bayreuther „Jahrhundertring“. Auf dieser Basis entwickelten sich später Tates viel beachtete eigene Einstudierungen der „Ring“-Tetralogie in Köln und Paris (mit dem Orchestre National de France). Die Pariser Produktion wurde anschließend von der Australian Opera in Adelaide übernommen und machte als erste komplette „Ring“-Aufführung in Australien Geschichte. Neben den Musikdramen Wagners bildeten die Werke Mozarts einen Schwerpunkt in seinem vielfältigen Repertoire. Jeffrey Tates erste eigene Einstudierung war Carmen in Göteborg. Nach diesem erfolgreichen Debut machte er rasch international Karriere als Opern- wie als Konzertdirigent. In Paris wurde er am Théâtre du Châtelet für Lulu und Peter Grimes verpflichtet, an der Opéra Comique dirigierte er Ariadne auf Naxos, an der Opéra Bastille dirigierte er Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Wozzeck und Billy Budd, im Palais Garnier anlässlich der Wiedereröffnung des renovierten Hauses Così fan tutte, später dort auch The Rake’s Progress. Die Covent Garden Opera übertrug ihm Neuproduktionen von Idomeneo, Manon, Così fan tutte und Capriccio sowie Wiederaufnahmen von Fidelio, Carmen, Lohengrin, Les Contes d’Hoffmann und Der fliegende Holländer. Auch an der New Yorker Metropolitan Opera betreute Jeffrey Tate ein breites Repertoire (Debut 1980 mit Lulu, 1981 folgte ein Abend mit drei Werken von Strawinsky, 1982 La Bohème, Così fan tutte, Der Rosenkavalier und Idomeneo, 1983 Don Giovanni, 1984 Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 1985 Wozzeck und Lohengrin sowie 1986-87 Die Fledermaus). Eine enge Verbindung ist er ausserdem mit dem Genfer Grand Théâtre eingegangen, wo er 1983 Le Nozze di Figaro, 1984 Idomeneo und Das Rheingold, 1985 Lulu, 1986 Falstaff, 1987 die Uraufführung von Rolf Liebermanns La Forêt und Die Zauberflöte, 1988 L’Enfance du Christ, 1989 Fidelio, 1990 Elektra, 1991 Intermezzo, 1992 Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 1995 Orpheus und Eurydike, 2003 The Turn of the Screw und 2007 Ariadne auf Naxos dirigierte. 2011 debütierte er mit Ariadne auf Naxos an der Wiener Staatsoper, an der danach auch Der Rosenkavalier  und Der Ring des Nibelungen dirigierte. Ein oft und gern gesehener Gast war Jeffrey Tate in Italien. Auf sein gefeiertes Scala-Début mit Peter Grimes folgten in Mailand Der Rosenkavalier, Tannhäuser und Ariadne auf Naxos. Im Teatro La Fenice in Venedig dirigierte er Die Walküre und Siegfried. Das Teatro San Carlo in Neapel berief ihn nach der mit dem italienischen Musikkritikerpreis Franco Abbiati 2002 ausgezeichneten Einstudierung von Humperdincks Die Königskinder zum Musikdirektor, ein Amt, das er bis 2010 ausübte. Neben Le Nozze di Figaro, Die Walküre, Falstaff, Candide, L’Enfant et les Sortilèges, Peter Grimes und Die Entführung aus dem Serail leitete er in Neapel auch zahlreiche Konzerte. Jeffrey Tate dirigierte an Opernhäusern und Festivals ein breites Repertoire mit Schwerpunkten auf den Werken von Strauss, Mozart, Wagner und französischen Opern. Jeffrey Tate war Chefdirigent der Symphoniker Hamburg. Er hat außerdem mit dem London Symphony Orchestra, Berliner Philharmoniker, Cleveland Orchestra, Orchestre de la Suisse Romande, English Chamber Orchestra, Philharmonisches Orchester Rotterdam und Orchestre National de France zusammengearbeitet. In seinen letzten Konzerten dirigierte er die Neunte Sinfonie von Gustav Mahler mit dem Haydn-Orchester von Bozen und Trient und den Studenten der beiden Städte. Er starb 2017 in Bergamo. Seit 2010 war Tate mit dem deutschen Geomorphologen Klaus Kuhlemann verheiratet. Jeffrey Tates umfangreiche Diskographie umfasst u. a. Arabella, Hänsel und Gretel, Les Contes d’Hoffmann und Lulu, Mozarts Klavierkonzerte mit Mitsuko Uchida, sämtliche Mozart-Sinfonien mit dem English Chamber Orchestra, die wichtigsten Ochesterwerke Elgars mit dem London Symphony Orchestra sowie die Gesamtaufnahme von Mendelssohns Ein Sommernachtstraum mit den Rotterdamer Philharmonikern. Tate wurde im Rahmen der traditionellen britischen Neujahrsehrungen (New Year’s Honours) 2017 für seine Verdienste um die britische Musik im Ausland (for services to British music overseas) zum Knight Bachelor nobilitiert. Tate war ferner Commander of Order oft he British Empire, Commandeur, Ordre des Arts et des Lettres und Chevalier de la Legion d‘honneur.

 

28.4. Surab ANDSHAPARIDSE: 90. Geburtstag

 Er besuchte 1947-54 das Konservatorium von Tblissi (Tiflis) und war dort Schüler von David Anguladze. 1952 kam er an die Oper von Tblissi und debütierte dort als Guram in der georgischen Oper »Latrava« von Sacharij Paliaschwili. Er sang dort in den folgenden Jahren den Abessalom in »Abessalom i Eteri«, ebenfalls von Paliaschwili, den Bogun in »Bogdan Chmelnicky« von Dankewitsch, den Lykow in »Die Zarenbraut« von Rimsky-Korssakow, den Dimitrij im »Boris Godunow«, den Hermann in »Pique Dame«, den Vaudemont in »Jolanthe« von Tschaikowsky, den Don José in »Carmen« und den Cavaradossi in »Tosca«. Nach einem erfolgreichen Gastspiel 1957 (als Don José) wurde er 1959 an das Bolschoi Theater in Moskau berufen, dem er bis 1970 angehörte. Hier sang er eine Vielfalt von Tenorpartien wie den Hermann, den Herzog im »Rigoletto«, den Radames in »Aida«, den Cavaradossi, den Alfredo in »La Traviata«, den Vaudemont und den Titelhelden in Verdis »Don Carlos«. Seit 1958 unternahm er erfolgreiche internationale Gastspiele; so gastierte er in der Tschechoslowakei, in Polen, Bulgarien, Italien, Jugoslawien, Griechenland und in Kanada. 1964 war er mit dem Ensemble des Bolschoi Theaters an der Mailänder Scala zu Gast; hier erregte er vor allem als Hermann Aufsehen. 1970 wurde er wieder Mitglied der Oper von Tblissi; er fügte jetzt einige schwerere Tenorpartien in sein Repertoire ein: den Manrico im »Troubadour«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Canio im »Bajazzo« und den Otello von Verdi. Seit 1980 leitete er als Intendant das Opernhaus von Tblissi, seit 1971 unterrichtete er am dortigen Konservatorium. 1958 wurde er zum Verdienten Künstler, 1961 zum Volkskünstler der Georgischen Republik ernannt, 1971 mit deren Staatspreis ausgezeichnet. Er starb 1997 in Tblissi.

Schallplatten der staatlichen sowjetrussischen Produktion Melodiya (u.a. Cavaradossi in »Tosca«, Hermann in »Pique Dame«, letztere Aufnahme auf Ariola-Eurodisc übernommen).

 

29.4. Emil GERHÄUSER: 150. Geburtstag


Als Siegmund in Bayreuth

 Sein Vater war Apotheker. Er begann an der Münchner Universität das Jurastudium, entschloss sich dann aber zur Ausbildung der Stimme, die durch Eugen Gura und Julius Stockhausen erfolgte. Seit 1890 war er für kleine Partien an der Münchner Hofoper verpflichtet, wo er als erste Rolle einen der Priester in der »Zauberflöte« sang. Bereits 1892 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth als Melot in »Tristan und Isolde«, als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser« und als einer der Gralsritter im »Parsifal« mit, und zwar auf Einladung von Cosima Wagner. 1892-93 sang er am Stadttheater von Lübeck; 1893 kam er an das Hoftheater von Karlsruhe und debütierte hier als Lohengrin unter Felix Mottl. Am 24. 5. des gleichen Jahres 1893 wirkte er dort in der Uraufführung der Oper »Fürst und Sänger« von Felix Mottl mit, am 6.2.1898 trat er in Karlsruhe in der Uraufführung der Oper »Lobetanz« von Ludwig Thuille auf. Als 1894 Wagners »Lohengrin« erstmals bei den Bayreuther Festspielen zur Aufführung kam, sprang er ohne vorherige Probe für Ernest van Dyck in der Titelpartie ein und hatte einen sensationellen Erfolg. 1896 war er als Gast bei der Krönung des russischen Zaren Nikolaus II. in Moskau zu hören. 1896 sang er in Bayreuth den Siegmund in der »Walküre«, 1899 den Parsifal. 1896 trat er in einem Konzert an der Londoner Covent Garden Oper auf. 1901 wechselte er von Karlsruhe wieder an die Münchner Hofoper, an der er bis 1909 in Partien wie dem Tristan, dem Tannhäuser, dem Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg«, dem Eleazar in Halévys »La Juive«, dem Raoul in den »Hugenotten« von Meyerbeer und dem Jean in »Le Prophète« vom gleichen Komponisten seine Erfolge hatte. An der Metropolitan Oper New York sang er in den Spielzeit 1902-03 lediglich zweimal den Tannhäuser. 1900, 1901 und 1903 gab er Gastspiele am Stadttheater von Zürich (Lohengrin, Tristan, Loge, Siegmund, Siegfried). Er gastierte an vielen Bühnen im deutschen Sprachraum, so an der Hofoper Berlin (1897), am Stadttheater von Bremen, am Hoftheater von Stuttgart, am Opernhaus von Köln und am Stadttheater von Graz. Weitere Bühnenrollen: der Don José in »Carmen«, die Titelrolle in »Joseph« von Méhul, der Cavaradossi in »Tosca«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Velten im »Pfeifertag« von Max von Schillings und der Matthias im »Evangelimann« von W. Kienzl. In Karlsruhe sang er auch die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Fierrabras« von F. Schubert (9.2.1897). 1909 ging er als Regisseur an die Hofoper von Stuttgart, wo er u.a. 1912 bei der Einweihung des neuen Hauses in der Uraufführung der Richard Strauss-Oper »Ariadne auf Naxos« Regie führte. Er starb 1917 in Stuttgart. Seit 1896 war er mit der Schauspielerin Ottilie Gerhäuser-Saint Georges (1874-1955) verheiratet.

Schallplatten: Auf einem Mapleson-Zylinder aus der Metropolitan Oper von 1903 singt er ein kurzes Fragment aus dem »Tannhäuser«.

 

 

Diese Seite drucken