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IM MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM APRIL 2020

26.03.2020 | In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage im April 2020

 Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

2.4. Klaus ARP: 70. Geburtstag

 Er wuchs in einer Pastorenfamilie in Ratzeburg, Plön und dann im Hamburger Raum auf, studierte ab 1968 Klavier, Komposition und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. In seinen Studienjahren leitete er auch eine Jazz-Combo und ein Ensemble für Minimal Music. 1975-81 war er Assistent und Solopianist für Ballettaufführungen an der Hamburger Staatsoper, wo er auch erste Erfahrungen als Dirigent sammelte. Ab 1981 war er Erster Kapellmeister am Stadttheater Koblenz und der Rheinischen Philharmonie. 1987-95 war er Chefdirigent des Rundfunkorchesters Kaiserslautern des Südwestfunks. Als Gastdirigent war er international u. a. in Italien, Frankreich und Taiwan tätig und seit 1990 regelmäßiger Gast des Rundfunksinfonieorchesters der HRT Zagreb. Seit 1995 leitete er Opernaufführungen der Opera Company of Philadelphia, zudem dirigierte er regelmäßig Neujahrskonzerte in den USA und Kanada. 1992-2011 war Arp künstlerischer Leiter der Stiftung Villa Musica, seit 1993 Professor für Orchesterleitung und Leiter des Hochschulorchesters der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. 2002-16 leitete er den Beethovenchor Ludwigshafen. 1988 wurde seine Oper Odysseus auf Ogygia, ein Auftragswerk zum 200. Jubiläum des Stadttheaters Koblenz, uraufgeführt. 2000 dirigierte er die Uraufführung seines Concertino für Violine und Orchester in Jekaterinburg mit Michail Zinman als Solisten; im Jahr 2002 wurde seine Quintessenz für Oboe/Englischhorn, Klarinette/Bassklarinette, Violine, Viola und Kontrabass in Moskau uraufgeführt. Große Aufmerksamkeit fand seine Kammeroper Friendly Fire, ein Auftragswerk der Neuköllner Oper in Berlin, das 2004 uraufgeführt wurde. Arp starb 2016 in Ludwigshafen. Er war mit der Kostüm- und Bühnenbildnerin Ingeborg Bernerth verheiratet.

 

2.4. Willoughby Hunter WEISS: 200. Geburtstag

 Er war der Sohn des Professors für Flötenspiel Willoughby Gaspard Weiss und wurde Schüler von George Smart und Michael Balfe in London. 1842 erschien er in Konzerten in Birmingham und in London. 1844 sang er beim Gloucester Festival als Solist in Oratorien und konnte dann eine große, langjährige Karriere auf diesem Gebiet entfalten. 1842 fand sein Bühnendebüt am Theatre Royal von Dublin in der Partie des Oroveso in Bellinis »Norma« statt. 1842 sang er am Prince’s Theatre London den Conte Rodolfo in »La Sonnambula« von Bellini. Er trat dann als erster Bassist der Pyne-Harrison Opera Company bei, die in den Jahren 1858-64 in London im Drury Lane Theatre, im Lyceum Theatre, vor allem aber in den Herbst- und Wintermonaten im Gebäude der Covent Garden Oper Spielzeiten veranstaltete. Dabei kamen vor allem Opern englischer zeitgenössischer Komponisten wie Michael Balfe, Julius Benedict und Vincent Wallace zur Aufführung, darunter auch eine Anzahl von Uraufführungen dieser Opernwerke wie »Satanella« von M. Balfe (20.12.1858). Sehr oft stand seine Gattin, die Sopranistin Georgina Weiss (1826-80), die er 1845 geheiratet hatte, mit ihm zusammen auf der Bühne. Diese hatte 1847 am Londoner Drury Lane Theatre debütiert und gehörte später ebenfalls der Pyne-Harrison Company an. Willoughby Hunter Weiss war auch als Komponist von Liedern und Balladen bekannt. Er starb 1867 in London.

 

3.4. Mario CASTELNUOVO-TEDESCO: 125. Geburtstag

 Er studierte ab 1909 am Konservatorium von Florenz bei Ildebrando Pizzetti (Komposition) und Edgardo del Valle De Paz (Klavier). Schon bald ein ausgereifter Musiker, gehörte er schon während seiner Studienzeit zu den gefragtesten Exponenten der damaligen musica nuova Italiens. 1918 erhielt er das Diploma di Composizione des Liceo Musicale di Bologna. Auf dem Internationalen Festival in Venedig 1932 traf er den spanischen Gitarristen Andrés Segovia, der seit seinem Debüt in Paris 1924 berühmt war. Zwischen den beiden entwickelte sich eine herzliche Freundschaft, die ausschlaggebend für die vielen folgenden Kompositionen für Gitarre von Castelnuovo-Tedesco war. Wegen der faschistischen Rassengesetzgebung emigrierte Castelnuovo-Tedesco, der jüdischer Herkunft war, 1939 in die USA und fand Arbeit bei den MGM Filmstudios, wo er mehr als zweihundert Filmmusiken schrieb. Seit 1946 unterrichtete er Komposition am Konservatorium von Los Angeles. Neben sechs Opern und drei Balletten komponierte er zehn Schauspielouvertüren, zwei sinfonische Dichtungen, drei Violin-, drei Gitarren- und zwei Klavierkonzerte, ein Cello-, ein Oboen- und ein Harfenkonzert, ein Poem und sinfonische Variationen für Violine und Orchester, eine Serenade für Gitarre und Kammerorchester, kammermusikalische Werke, Klavierstücke, sechs Oratorien, mehrere Kantaten, Chorwerke und Lieder. Seine Werke für Gitarre solo gehören zum Standardrepertoire dieses Instruments, so zum Beispiel das Gitarrenquintett op. 143. Angelehnt an literarische Vorlagen sind Castelnuovo-Tedoscos Kompositionen Platero y yo (op. 190, für einen Erzähler und Gitarre, 28 Stücke zu dem gleichnamigen Buch von Juan Ramón Jiménez) von 1960 und 24 Caprichos de Goya (op. 195, für Gitarre solo, einen Teil der Caprichos von Franciso de Goya musikalisch interpretierend) aus dem Jahr 1961. Seine Komposition Les Guitares bien tempérées wurde erstmals von dem Gitarrenduo Ida Presti/Alexandre Lagoya aufgeführt. 1948 studierte der erfolgreiche Filmmusikkomponist John Williams bei Tedesco. Tedesco starb 1968 in Beverly Hills.

 

3.4. Fausta LABIA: 150. Geburtstag

 Sie entstammte einer vornehmen Veroneser Familie und war die ältere Schwester der berühmten Sopranistin Maria Labia (1880-1953). Sie wurde durch ihre Mutter und durch Spezia Aldighieri augebildet. Sie debütierte 1892 am Teatro Filarmonico von Verona in »Robert le Diable« von Meyerbeer. 1893-95 war sie in Stockholm, 1895-96 am Teatro San Carlos Lissabon, dann am Teatro Regio Turin zu hören. Sie sang 1897 am Deutschen Theater Prag. Sie gastierte am Teatro Costanzi in Rom 1898 als Naïs in »Le Roi de Lahore« von Massenet, 1899 als Mimi in »La Bohème« und als Sieglinde in der »Walküre«, 1900 wieder als Mimi. 1902 als Brünnhilde im »Siegfried«, 1907 als Margherita und als Elena in »Mefistofele«, als Aida und als Ricke in »Germania« von Franchetti. Sie sang 1900 am Teatro Verdi in Triest, 1901 am Teatro Comunale Bologna (in »Mefistofele« von A. Boito). Sie spezialisierte sich vor allem auf das Wagner-Repertoire. 1901 sang sie an der Mailänder Scala die Sieglinde, 1904-05 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«. 1912 stand sie am Teatro Politeama von Buenos Aires letztmalig auf der Bühne. Sie war seit 1907 mit dem Tenor Emilio Perea (1884-1946) verheiratet, von dem sie sich jedoch 1911 wieder trennte. Sie veröffentlichte eine pädagogische Anleitung  »L’arte del respiro nella recitatione e nel canto« (Rom, 1936). Sie starb 1935 in Rom. – Ihre Tochter, Gianna Perea-Labia (1908-94) kam ebenfalls zu einer bedeutenden Karriere als Sängerin.

Aufnahmen auf Fonotipia, darunter Duette mit Emilio Perea, die zu den größten Raritäten gehören.

 

5.4. Kieth ENGEN: 95. Geburtstag

 Er studierte zuerst in seiner amerikanischen Heimat bei Frau McMurray in Berkeley (Kalifornien), dann an der Musikakademie von Wien bei Tino Pattiera, Pavel Ludikar und Elisabeth Rado. Anfänglich als Konzert-Bassist tätig. In seinem ersten Engagement in Graz sang er 1951-52 21 verschieden Partien, darunter den König Marke in »Tristan und Isolde«. 1952 übernahm er beim Maggio Musicale von Florenz eine kleine Rolle in »Genoveva« von Robert Schumann. Zuerst trat er 1954 in München in der Titelrolle von Béla Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« auf, seit 1955 gehörte er für die folgenden vier Jahrzehnte zu den bekanntesten Mitgliedern der Münchner Staatsoper. Am 14.6.1958 sang er in der Eröffnungsvorstellung des Cuvilliés-Theaters in München den Grafen in »Figaros Hochzeit«. 1958 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth als König Heinrich im »Lohengrin« mit; erfolgreiche Gastspiele und Konzerte in den Zentren des deutschen und europäischen Musiklebens. So war er zu Gast in Straßburg, Amsterdam, Turin und beim Edinburgh Festival (1965 als Don Alfonso in »Lohengrin« mit dem Ensemble der Münchner Staatsoper). Bei den Festspielen von Salzburg sang er 1962 in »La Betulia liberata« von Mozart, 1973-77 alljährlich das Bass-Solo in der C-Moll-Messe von Mozart. Er gastierte 1955-72 immer wieder an der Staatsoper von Wien (als Landgraf im »Tannhäuser«, als Teiresias in »Oedipus Rex« von Strawinsky, als Doktor im »Wozzeck« von A. Berg, als Graf in »Figaros Hochzeit«, als König in »Die Kluge« von C. Orff, als Don Giovanni und als Peneios in »Daphne« von R. Strauss). Den Doktor im »Wozzeck« trug er auch 1963 an der Grand Opéra Paris vor. Weitere Gastspiele am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1963), am Teatro Colón Buenos Aires (1967 im Nibelungenring), an den Staatsopern von Hamburg und Stuttgart, an der Deutschen Oper Berlin und bereits 1955 an der Covent Garden Oper London (als Sarastro in der »Zauberflöte«). Er trat an der Staatsoper München 1956 in der Uraufführung der Oper »Don Juan de Mañara« von Henri Tomasi auf. Am 11.8.1957 sang er in München in der Uraufführung von Hindemiths »Harmonie der Welt« (den Kaiser Rudolph); am 24.3.1968 an der Staatsoper Stuttgart in der Uraufführung der Oper »Prometheus« von C. Orff (den Okeanos), am 1.8.1969 in München in der von »Das Spiel von Liebe und Tod« von Jan Cikker, am 25.1.1986, ebenfalls in München, in »Belshazar« von Volker David Kirchner. 1991 wirkte er an der Staatsoper von München in der Uraufführung der Oper »Ubu Rex« von K. Penderecki mit. Noch 1995 trat er an der Münchner Staatsoper in der zeitgenössischen Oper »Das Schloss« von A. Reimann auf. Auf der Bühne trat er in mehr als 60 großen Partien auf, darunter als Rocco im »Fidelio«, als Hunding in der »Walküre«, als Tommaso in »Tiefland« von E. d’Albert, als La Roche im »Capriccio« von R. Strauss, als Musiklehrer in »Ariadne auf Naxos«, als Sultan in »Il Turco in Italia« von Rossini, als Enrico in »Anna Bolena« von Donizetti, als Ramfis in »Aida«, als Warlaam im »Boris Godunow«, als Dosifej in »Chowanschtschina« von Mussorgsky, als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Mittenhofer in »Elegie für junge Liebende« von H.W. Henze und als Wesener in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann. Er starb 2004 in Murnau (Oberbayern). Er war verheiratet mit der Schauspielerin Erika Berghöfer (* 30.12.1928 in Wien). – Voluminöse, ausdrucksgewaltige Bass-Stimme, in Opernpartien, im Oratorium (Bach, Händel) wie im Lied gleich bedeutend.

Schallplatten auf DGG (»Fidelio«, »Oedipus der Tyrann« von C. Orff, Gurre-Lieder von Schönberg, Matthäuspassion und H-Moll Messe von J.S. Bach), Nixa, HMV (»Die lustigen Weiber von Windsor«, »Giovanna d’Arco« von Verdi), Telefunken (»Idomeneo« von Mozart), RCA (»Prometheus« von C. Orff), Eurodisc (»Der Messias« von Händel), MMS (Mozart-Requiem), Replica (»Lohengrin« aus Bayreuth, 1958), Orfeo (»Die Ausflüge des Herrn Broucek« von L. Janácek, »Das Liebesverbot« von R. Wagner, »Werther« von Massenet, Okeanos in »Prometheus« von Carl Orff, München 1975; »Gianni Schicchi«, München 1973), Amadeo (»Das Buch mit sieben Siegeln« von Fr. Schmidt), Acanta (»Feuersnot« von R. Strauss), Memories (»Undine« von Lortzing), Wergo (»Das Schloss« von A. Reimann), Calig-Verlag (»Die Meistersinger von Nürnberg« von 1967).

 

5.4. Editha FLEISCHER: 125. Geburtstag


In La Rondine

 Sie war in Berlin Schülerin von Lilli Lehmann. Debüt 1917 am Deutschen Opernhaus Berlin. Hier hatte sie sogleich große Erfolge als Konstanze in Mozarts »Entführung aus dem Serail«. 1922 sang sie bei den Salzburger Festspielen die Susanna in »Figaros Hochzeit« und die Zerline im »Don Giovanni«. 1922-24 Nordamerika-Tournee mit der German Opera Company, bei der sie als Marzelline im »Fidelio«, als Susanna, als Adele in der »Fledermaus« und als Hänsel in »Hänsel und Gretel« auftrat. Sie blieb in Amerika und gehörte 1925-26 der William Wade Hinshaw Company an, bei der sie hauptsächlich Mozart-Partien in englischer Sprache sang. 1925 gab sie Konzerte in Italien. 1926 kam sie an die New Yorker Metropolitan Oper (Antrittsrolle: Erste Dame in der »Zauberflöte«). Sie war zehn Jahre lang Mitglied der Metropolitan Oper, wo sie in insgesamt 400 Vorstellungen in vielen Rollen erfolgreich war: als Hirtenknabe im »Tannhäuser«, als Alice Ford im »Falstaff« von Verdi, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Ortlinde wie als Siegrune in der »Walküre«, als Woglinde im Ring-Zyklus, als Gutrune in der »Götterdämmerung«, als Marzelline im »Fidelio«, als Waldvogel im »Siegfried«, als Sophie im »Rosenkavalier«, als eines der Blumenmädchen im »Parsifal«, als Hänsel in »Hänsel und Gretel«, als Prinzessin Eudoxie in »La Juive« von Halévy, als Musetta wie als Mimì in »La Bohème«, als Micaela in »Carmen«, als Berthe in Meyerbeers »Le Prophète«, als Dorabella in »Così fan tutte«,  als Stéphano in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Ännchen im »Freischütz«, als Nedda im »Bajazzo«, als Marguerite im »Faust« von Gounod, als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, als Zerline im »Don Giovanni«, als Adina in »L’Elisir d‘amore«, als Fiametta in der Operette »Boccaccio« von F. von Suppé, als Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Petrita in der Operette »Donna Juanita« von F. von Suppé, als Lauretta in »Gianni Schicchi« und als Serpina in »La serva padona« von Pergolesi. Hier sang sie auch in einer Anzahl von amerikanischen Erstaufführungen: 1928 die Lisetta in Puccinis »La Rondine« und die Aithra in »Die ägyptische Helena« von Richard Strauss, 1929 die Yvonne in »Jonny spielt auf« von Krenek, 1930 die Volkhova in »Sadko« von Rimsky-Korssakow und 1932 die Sofia in »Il Signor Bruschino« von Rossini. Zu Weihnachten 1931 sang sie hier den Hänsel, eine ihrer Glanzrollen, bei der ersten Radioübertragung einer Oper aus dem Haus der Metropolitan Oper. 1934-49 war sie immer wieder am Teatro Colón von Buenos Aires anzutreffen. Als Oratoriensolistin trat sie vor allem in den Oratorienaufführungen der New York Friends of Music auf. Auch in Deutschland und in Dänemark hatte sie große Erfolge im Konzertsaal. Seit 1949 Gesangpädagogin am Konservatorium der Stadt Wien, nachdem sie sich bereits zuvor in Buenos Aires im pädagogischen Bereich betätigt hatte (u.a. Lehrerin von Carlos Feller). Seit 1957 lebte sie in Zürich. 1969 besuchte sie die Salzburger Festspiele, wo sie ihren früheren Schüler Carlos Feller in Giovanni Battista Pergolesis „La serva padrona“ hörte. Über ihren weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. – Sie war verheiratet mit dem Dirigenten Erich Engel (1888-1955), der an der Staatsoper Dresden, am Deutschen Opernhaus Berlin und später am Teatro Colón Buenos Aires und an der Wiener Staatsoper tätig war. Ihr älterer Bruder Hanns Fleischer (1890-1969) wirkte als Tenor-Buffo am Opernhaus von Leipzig wie bei Gastspielen in aller Welt.

Wenige Schallplatten auf Polyphon und Victor. Auf EJS Szenen aus der »Götterdämmerung«.

 

5.4. Hermann GURA: 150. Geburtstag

Als Don Giovanni

 Er war der Sohn des großen Wagner-Sängers Eugen Gura (1842-1906). Er studierte bei diesem, aber auch an der Münchner Musikakademie bei Hasselbeck und Zenger. Er debütierte 1890 am Hoftheater von Weimar als Fliegender Holländer. Weitere Engagements: 1890-91 Opernhaus Riga, 1891-92 Kroll-Oper Berlin, 1892-93 Stadttheater Aachen, 1893-94 Stadttheater Zürich, 1894-95 Stadttheater Basel, 1895-96 Hofoper München; dann war er in den Jahren 1896-1908 am Hoftheater von Schwerin engagiert. Dort wirkte er u.a. in der Uraufführung der Oper »Der Pfeifertag« von Max von Schillings mit (26.11.1899), dann auch in der der Oper »Die vernarrte Prinzess« von O. von Chelius (15.1.1905). Mit dem Ensemble dieses Hauses gastierte er 1898 an der Berliner Hofoper. 1908 gründete er eine eigene Operngesellschaft, das Neue Königliche Operntheater Berlin, das er bis 1910 leitete. 1911 war er vorübergehend Direktor der Komischen Oper Berlin. 1913 Gastspiel an der Covent Garden Oper London als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg« und als Faninal im »Rosenkavalier«, in dessen Londoner Premiere er die Regie führte. Er lebte bis 1921 als Pädagoge in Berlin. 1920-27 Direktor und Regisseur des Opernhauses von Helsinki. Dann wieder pädagogische Tätigkeit in Berlin, wo er 1928 nochmals eine Operngesellschaft, die Deutsche Gastspieloper (auch Gura-Oper genannt), begründete. Von seinen Bühnenpartien seien noch der Don Giovanni, der Guglielmo in »Così fan tutte«, der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Jäger im »Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, der Telramund im »Lohengrin«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Alberich im Nibelungenring, der Renato in Verdis »Maskenball«, der Germont sr. in »La Traviata«, der Rigoletto und der Wilhelm Tell von Rossini genannt. Er trat zeitweise unter dem Namen Hermann Andrew auf. 1938-42 leitete er die Opernklasse am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin. Er lebte später in Bad Wiessee in Bayern, wo er 1944 starb. – Seine erste Frau, die russische dramatische Sopranistin Alexandra Mitschinér (* 6.5.1869 Moskau, † 19.3.1909 Berlin), die u.a. in Köln, Halle/Saale, Magdeburg, Berlin, Aachen und Basel, seit 1896 jedoch nur noch im Rahmen von Gastspielen auftrat und bei den Bayreuther Festspielen von 1892 als eines der Blumenmädchen im »Parsifal« mitwirkte, starb im Alter von nur 40 Jahren. Er war in dritter Ehe mit der dramatischen Sopranistin Annie Gura-Hummel (1884-1964) verheiratet. Seine Tochter Anita Gura (1911-78) war ebenfalls eine bekannte Sopranistin. – Schön gebildete, wandlungsfähige Stimme, sowohl im Opern- als auch im Liedgesang ausgezeichnet.

Er sang Schallplatten auf den Marken G & T (Schwerin, 1905), Zonophone (Schwerin, 1905) und HMV. Er  hat auch auf Edison-Zylindern gesungen, die 1903-05 in Berlin aufgenommen wurden.

 

5.4. Elizabeth POOLE: 200. Geburtstag

 Sie trat bereits in Kinderrollen auf der Bühne auf und debütierte als Sängerin 1834 am Londoner Drury Lane Theatre. 1839 unternahm sie eine Nordamerika-Tournee. 1841 wurde sie für das Drury Lane Theatre London verpflichtet. Hier sang sie u.a. die Donna Elvira im »Don Giovanni«, den Lazarillo in »Maritana« von Wallace und zusammen mit der berühmten Maria Malibran in »The Maid of Artois« von Balfe. Dem damaligen Zeitgeschmack folgend verlegte sie sich auf die Interpretation von Balladen und Romanzen. Michael Balfe komponierte für sie »’tis gone, the pats is all dream«, das sie als Einlage in dessen Oper »The Bohemian Girl« sang. 1852 gehörte sie zu den Sängern, die am Londoner Surrey Theatre in englischen Opern sehr erfolgreich auftraten. Sie setzte ihre Karriere, nach ihrer Verheiratung auch unter dem Namen Mrs. Bacon-Poole, bis zu ihrem Rücktritt aus dem Musikleben 1870 fort. Sie starb 1906 in Langley in der englischen Grafschaft Buckinghamshire.

 

6.4. Dana KRUEGER: 80. Geburtstag

 Die amerikanische Sängerin begann ihre Bühnenkarriere in den frühen siebziger Jahren in ihrer Heimat, wo sie bereits 1973-74 an der Washington Opera sang und schnell zu ihren Erfolgen kam. Sie trat, namentlich in Charakterpartien, an zahlreichen Bühnen in den USA auf; so gastierte sie seit 1977 häufig an der Oper von Houston/Texas, an der sie auch 1983 in der Uraufführung von L. Bernsteins »A Quiet Place« mitwirkte. Sie erschien an der Oper von Fort Worth (1978), an der Miami Opera (1979), an der City Opera New York (1979-80), an der Colorado Opera, in Cincinnati und St. Louis. 1982 sang sie an der Washington Opera in der Uraufführung von Menottis Oper »Close Encounters of the Third Kind«. Auf der Opernbühne übernahm sie Rollen wie die Bertha im »Barbier von Sevilla«, die Ragonde in »Le Comte Ory« von Rossini, die Marquise in Donizettis »Regimentstochter«, die Marthe im »Faust« von Gounod, die Amme im »Boris Godunow«, die Mercedes in »Carmen«, die Herodias in »Salome« von R. Strauss, die Amme in »La Loca« von Menotti, die Mother Goose in »The Rake’s Progress« von Strawinsky und die Augusta in »The Ballad of Baby Doe« von D. Moore. Sie ist 2014 in Rockville (Maryland) verstorben.

 

6.4. Erika SCHUBERT: 100. Geburtstag

 Sie war am Konservatorium von Graz Schülerin von H. Thöny und Franz Mixa. 1940-41 war sie als Elevin am Opernhaus von Graz engagiert. 1942-44 sang sie am Stadttheater von Straßburg. 1945 kam sie wieder an das Opernhaus von Graz, an dem sie jetzt in einer langjährigen Karriere bis 1998 sehr beliebt wurde. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1953 und 1964 als Rossweiße, 1962 als Schwertleite in der »Walküre« mit. 1953 gastierte sie mit dem Bayreuther Ensemble am Teatro San Carlo Neapel, 1955 beim Wagner Festival in Barcelona. Sie war zu Gast an der Grand Opéra Paris (1957), am Opernhaus von Nürnberg (1959), am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1960, 1964, 1966), an der Staatsoper Wien (1955 als Czipra im »Zigeunerbaron«, 1960 als Schwertleite, 1960-63 als 3. Magd in »Elektra« und 1968 als Annina in »La Traviata«), an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opern von Rom, Toulouse und Lyon. Von den vielen Partien, die sie auf der Bühne gesungen hat, sind zu erwähnen: die Marcellina in »Figaros Hochzeit«, die Irmentraud im »Waffenschmied« von Lortzing, die Frau Reich Nicolais in »Die lustigen Weiber von Windsor«, die Magdalene in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Mary in »Der fliegende Holländer«, die Erda wie die Flosshilde im Nibelungenring, die Herodias in »Salome« und die Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss, die Maddalena im »Rigoletto«, die Ulrica in Verdis »Maskenball«, die Mrs. Quickly in dessen »Falstaff«, die Marthe im »Faust« von Gounod, der Nicklaus in »Hoffmanns Erzählungen«, die Wirtin im »Boris Godunow« und der Orlofsky in der »Fledermaus«. Auch als Konzertsängerin kam sie zu einer bedeutenden Karriere. Sie starb im Jänner 2019.

Schallplatten: Westminster (Nibelungenring).

 

7.4. Gianni SAVELLI: 100. Geburtstag

 Biographie des amerikanischen Tenors auf folgender Homepage: http://www.historicaltenors.net/english/savelli_gi.html

 

7.4. Eduard TOLDRÀ: 125. Geburtstag

 Den ersten Unterricht auf der Violine erhielt er von seinem Vater. Schon in jungen Jahren studierte er an der Escola Municipal de Música Barcelona bei Rafael Gálvez (Violine) und Antoni Nicolau (Harmonielehre). 1912 gab Toldrà sein Solodebüt und im selben Jahr gründete er das Streichquartett Renaixement, das zehn Jahre lang im In- und Ausland gastierte. An der Escola Municipal de Música wurde er 1921 zum Professor für Violine berufen. 1921-36 war Toldrà Konzertmeister und Aushilfsdirigent beim Orchester Pau Casals und präsentiert in dieser Zeit auch eigene Werke. Als Dirigent leitete er 1924-34 das aus Laienmusikern bestehende Orquestra d’Estudis Simfònics. Bei dem neu gegründeten Orquestra Municipal de Barcelona wurde er 1943 zum Titulardirigenten ernannt. Das Orchester hatte maßgeblichen Anteil bei der Verbreitung katalanischer, zeitgenössischer spanischer und internationaler Musik. Toldrà war bei vielen Orchestern in Spanien und Europa als Gastdirigent tätig. Seine Musik, vor allem die Lieder, sind geprägt von seiner Vorliebe für spanische Folklore und katalanische Poetik. Stilistisch sind seine Werke der französischen Musikästhetik aus der Zeit zwischen den Kriegen zuzuordnen. Er starb 1962 in Barcelona.

 

7.4. Alfred MELLON: 200. Geburtstag

 Biographie des englischen Dirigenten und Komponisten auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Alfred_Mellon

 

7.4. Antonio BRIZZI: 250. Geburtstag

 Er begann zunächst in Bologna ein wissenschaftliches Studium, ließ dann jedoch seine Stimme durch Anastasio Masso ausbilden. Nachdem er 1793 debütiert hatte, kam er bis zum Jahre 1800 zu einer großen Karriere an den führenden italienischen Theatern, auch an der Mailänder Scala, an der er u.a. 1800 in der Uraufführung der Oper »Clitemnestra« von G. Zingarelli, 1801 in der von Nicolinis »I Baccanali di Roma«, 1803 in der von Zingarellis »Il Bevitore fortunato« und von Simone Mayrs »Le finte rivale« mitwirkte; 1812 trat er an der Scala in der Uraufführung von Simone Mayrs Oper »Tamerlano« in der Titelpartie auf. 1809 ging er dann an die Italienische Oper in Wien; 1810-17 wirkte er als erster Tenor an der Hofoper von München und ging dort 1817 in Pension. Er wirkte als Pädagoge in München wie auf seinem Landsitz am Tegernsee. Gastspiele und Konzerte führten in den europäischen Hauptstädten (u.a. in Paris) wie an deren Höfen zu großen Erfolgen für den Sänger. Man rühmte die Klarheit seiner Tenorstimme, ihren Tonumfang von drei Oktaven und zugleich ihr baritonales Timbre, deren meisterhafte Technik, dazu sein ausgezeichnetes darstellerisches Talent. Er fand seine großen Bühnenpartien in Opern von Mozart (»La clemenza di Tito«), Cimarosa (»Gli Orazi e i Curiazi«), Simone Mayr (»Ginevra«) Paër (»Numa Pompilio«) und beherrschte allgemein ein vielseitiges Repertoire für die Bühne wie für das Konzertpodium. Das Münchner Theater-Journal von 1814 brachte ein Kostümbild des gefeierten Sängers in der Partie des Achilles in Glucks »Iphigenie in Aulis«. Er starb 1851 auf seinem Landsitz am Tegernsee. – Seine Tochter Caroline Brizzi war in den Jahren 1810-15 ebenfalls in München als Solo-Sopranistin engagiert.

 

8.4. John REARDON: 90. Geburtstag

 Ursprünglich wollte er einen kaufmännischen Beruf ergreifen, entschloss sich dann aber zum Gesangstudium. Er erhielt seine Ausbildung durch die Pädagogen Magaret Harshaw und Martial Singher in New York sowie am Ross College. Debüt 1954 an der New York City Opera als Dr. Falke in der »Fledermaus«. Zu Beginn seiner Bühnentätigkeit trat er neben seinem Wirken auf der Opernbühne auch am New Yorker Broadway in Musicals auf. Seine Karriere spielte sich fast ausschließlich in Nordamerika ab; er sang an den Opern von Boston, Baltimore, Cincinnati, Philadelphia, Houston (Texas), New Orleans, Toronto und Vancouver. 1965 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle: Tomsky in »Pique Dame« von Tschaikowsky), deren Mitglied er für elf Spielzeiten blieb. Er trat an der Metropolitan Oper bis 1977 in 16 verschiedenen Partien und insgesamt 180 Vorstellungen auf: als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss, als Graf in »Le nozze di Figaro«, als Eisenstein in der »Fledermaus«, als Papageno in der »Zauberflöte«, als Mercutio in »Roméo et Juliette« von Gounod, als Lescaut in »Manon Lescaut« von Puccini, als Escamillo in »Carmen«, als Sharpless in »Madame Butterfly«, als Albert in Massenets »Werther«, als Don Giovanni, als Belcore in »L’Elisir d’amore«, als Taddeo in »L’Italiana in Algeri«, als Altgesell in Janáceks »Jenufa« und als Marcello in Puccinis »La Bohème«. Am 17.3.1967 sang er hier in der Uraufführung der Oper »Mourning Becomes Electra« von Marvin David Levy den Orin. In Europa gastierte er nur beim Festival von Spoleto und am Teatro Fenice Venedig. Er wirkte in mehreren Uraufführungen mit: »The Wings of the Dove« von Douglas Moore (12.0.1961 City Opera New York), »The Labyrinth« von G.C. Menotti (amerikanisches Fernsehen NBC, 1963), »Carry Nation« von Douglas Moore (28.4.1966 Lawrence, Kansas), »Summer and Smoke« von Holby (St. Paul, 1971), »The Seagull« von Pasatieri (Houston/Texas, 1974). Er wirkte an der Santa Fé Opera in den amerikanischen Erstaufführungen der Opern »Die Nase« (»The Nose«) von Schostakowitsch (1965), »Cardillac« von Hindemith (1967), »Die Bassariden« von H.W. Henze (1968), »Die Teufel von Loudon« von Penderecki (1969) und »Help, Help, the Globolinks!« von G.C. Menotti (1969) mit. 1966 sang er an der City Opera New York in der amerikanischen Erstaufführung der Oper »Dantons Tod« von G. von Einem, 1972 in Washington in der von »A Village Romeo and Juliet« von Delius, 1975 an der Oper von Boston in der von »Benvenuto Cellini« von Berlioz. 1969 wirkte er im amerikanischen Fernsehen in einer Aufführung von Janáceks »Aus einem Totenhaus« mit. Sein umfassendes Bühnenrepertoire enthielt sowohl lyrische als auch heldische Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur. Er trat als Sänger und Schauspieler in einer Reihe von Tonfilmen in Erscheinung. Auf pädagogischem Gebiet leitete er den Workshop am Wolf Trap Summer Theatre in Virginia. Er betätigte sich auch als Musik-Schriftsteller (»The Challenge of Modern Opera«). Er starb 1988 in Santa Fé.

Schallplatten: Columbia, Mercury, Vanguard, Seraphim, Turnabout, darunter auch vollständige Opern (»The old Maid and the Thief« von Menotti, »La Bohème«, »The Rake’s Progress« von I. Strawinsky unter der Leitung des Komponisten, »La Pietra del paragone« von Rossini). Auf DGG »Songfest« von Bernstein, auf CBS Solo in »Die Schöpfung« von J. Haydn.

 

10.4. Vilém PŘIBYL: 95. Geburtstag

 Als gelernter Elektrotechniker widmete er seine Freizeit dem Gesang. 1952 sang er in Hradec Králové (Königgrätz) in einer Amateur-Aufführung von Smetanas »Hubica« (»Der Kuss«) die Rolle des Lukás. Danach ließ er dort seine Stimme durch Marie Jakoubková ausbilden. Weitere Studien bei Frau Vardová-Tomasovová in Brno (Brünn). Sein professionelles Bühnendebüt fand 1958 am Zdenek-Nejedly-Theater von Ústí nad Labem (Aussig) wieder als Lukas statt. 1961 wurde der Künstler an das Staatstheater von Brünn (Brno) berufen, dessen gefeiertes Mitglied er für lange Jahre blieb. Gastspiele an der Nationaloper von Prag. 1964 und 1970 sang er mit dem Ensemble der Nationaloper Prag beim Edinburgh Festival den Titelhelden in »Dalibor« von Smetana. 1964 gastierte er in Amsterdam als Oreste in »Iphigénie en Tauride« von Gluck, 1969 dort als Florestan im »Fidelio«. 1964 gastierte er auch in Ankara in der Türkei, 1965 beim Beethoven-Fest in Bonn als Florestan. An der Covent Garden Oper trug er 1966 aus seinem Wagner-Repertoire den Erik in »Der fliegende Holländer« vor, 1967 den Florestan. 1980 sang er mit dem Ensemble des Opernhauses von Brno am Teatro Politeama Genua in »Katja Kabanowa« von Janácek. Weitere Gastspiele des Künstlers in Schweden, Holland, Italien, Deutschland und in Kanada, dazu große Karriere als Konzertsolist. So sang er beim Edinburgh Festival 1970 das Tenor-Solo in Mahlers »Lied von der Erde« und 1978 das Tenor-Solo in der Glagolitischen Messe von Janácek, 1971 auch bei den Salzburger Festspielen das Tenorsolo in der Glagolitischen Messe. Seit 1971 wirkte er als Professor an der Musikakademie von Brno. Kraftvolle heldische Tenorstimme, dazu als großer Darsteller bekannt geworden. Seine großen Glanzrollen waren der Laça in Janáceks »Jenufa«, dann der Radames in »Aida«, der Otello in der gleichnamigen Verdi-Oper, der Lohengrin, an erster Stelle natürlich die Partien aus der tschechischen Opernliteratur. Er übernahm auch tragende Partien in Opern wie »Griechische Passion« von B. Martinu, »Krieg und Frieden« und »Der feurige Engel« von Prokofjew, »Katerina Ismailowa« und »Die Nase« von Schostakowitsch. Er starb 1990 in Brno (Brünn).

Schallplatten: Supraphon (vollständige Aufnahme der Janácek-Oper »Jenufa«, auf Eurodisc übernommen, ebenso »Dalibor« von Smetana). Sang weiter auf Supraphon in den integralen Aufnahmen von »Der Jakobiner« von Dvorák, »Die Ausflüge des Herrn Broucèk« und »Osud« von Janácek und »Sarka« von Fibich, Arien- und Liedaufnahmen; auf Denon das Tenorsolist in Beethovens 9. Sinfonie.

 

11.4. Francesco D’AVALOS: 90. Geburtstag

 Er wurde als Nachfahre des ehemaligen Marquis von Vasto und Fürsten von Pescara geboren. Er begann zunächst ein Klavierstudium bei Marta de Conciliis und Vincenzo Vitale, bevor er ein Kompositionsstudium bei Renato Parodi am Konservatorium von Neapel aufnahm. Nach seinem Abschluss belegte er weitere Kurse in Orchesterleitung an der Accademia Chigiana bei Paul van Kempen, Franco Ferrara und Sergiu Celibidache. 1951-54 war er als Musikkritiker tätig, 1972 wurde er von Nino Rota als Kompositionslehrer an das Konservatorium von Bari berufen. 1979 wechselte er an das Konservatorium von Neapel, wo er bis 1998 unterrichtete. Während dieser Zeit dirigierte er bei einer Vielzahl europäischer Orchester, darunter die Radiosinfonieorchester von Rom, Turin, Neapel, Hamburg und Frankfurt. Als Dirigent war er unter anderem an der Mailänder Scala, dem Teatro Communale in Florenz und dem Teatro San Carlo in Neapel tätig. Außerdem dirigierte er an den Opernhäusern von Kopenhagen, Zürich, Stuttgart, Köln, London. Zudem spielte er Aufnahmen mit dem Philharmonia Orchestra London ein. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Premio Selezione Marzotto 1958, der „Grand Prix International du Disque Academie Charles Cros“ 1990 und der Spezialpreis der Kunstakademie von Monaco 2010. Er starb 2014 in Neapel.

 

11.4. Erna SPOORENBERG: 95. Geburtstag

 Gesangstudium bei Aaltje Noordewier-Reddingius in Hilversum und bei Berthe Seroen in Amsterdam; sie studierte auch Violinspiel am Konservatorium von Amsterdam. 1947 debütierte sie in einem Rundfunk-Konzert bei Radio Hilversum mit der Motette »Exsultate jubilate« von Mozart. 1951 Bühnendebüt an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht in der »Zauberflöte«. Danach sang sie an der Wiener Staatsoper noch die Pamina in der »Zauberflöte«, die 5. Magd in »Elektra« von R. Strauss, die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« und die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«. Sie hatte dann bedeutende Erfolge sowohl auf der Bühne als auch besonders im Konzertsaal. Sie bereiste Deutschland, Österreich und die skandinavischen Länder. An der Niederländischen Oper Amsterdam hörte man sie 1958-62 in Lortzings Oper »Der Wildschütz«, als Marie in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, als Euridice in »Orfeo ed Euridice« von Gluck, als Fiordiligi in »Così fan tutte«, als Konstanze, als Pamina, als Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor« und als Traviata. 1960 wirkte sie in Amsterdam in der Uraufführung der Oper »Martin Korda« von Henk Badings mit. 1962 feierte man sie an der Hamburger Staatsoper als Mélisande in »Pelléas et Mélisande« von Debussy, 1964 an der Oper von Bordeaux in »La Dame blanche« von Boieldieu. Am Grand Théâtre Genf sang sie am 23.4.1963 in der Uraufführung der Oper »Monsieur de Pourceaugnac« von Frank Martin die Julie sowie 1969 die Mélisande. Große Konzerttourneen führten sie u.a. nach Russland und nach Südafrika. 1967 trat sie in einem Konzert im Lincoln Centre New York auf. Bei ihren Liederabenden wurde sie oft durch den Pianisten Géza Frid am Klavier begleitet. Sie gab eine Selbstbiographie unter dem Titel »Daar lig je dan« (Den Haag, 1962) heraus. Sie starb 2004 in Vught. – Technisch vortrefflich durchgebildete, ausdrucksschöne Sopranstimme.

Schallplatten: Philips, Decca (»Pelléas et Mélisande«, »Die Schöpfung«), CBS, DGG (8. Sinfonie von G. Mahler), Telefunken (Bach-Kantaten, Messen von Haydn), ANNA-Records (»La Dame blanche« von Boieldieu, Bordeaux, 1964), Bella Voce (»Roméo et Juliette« von Gounod, Ausschnitte aus »Les pêcheurs de perles«).

 

11.4. Hans REINMAR: 125. Geburtstag

Eigentlicher Name Hans Wochinz; Studium an der Wiener Musikakademie und bei Vittorio Vanza in Mailand. Er debütierte 1919 am Stadttheater von Olmütz (Olomouc) als Sharpless in »Madame Butterfly«. Weitere Engagements: 1921-22 am Stadttheater Nürnberg, 1922-24 am Stadttheater Zürich, 1925-26 an der Staatsoper Dresden, 1926-28 an der Staatsoper Hamburg, schließlich 1928-45 am Deutschen Opernhaus Berlin. Hier wirkte er u.a. 1930 in der wichtigen Premiere von Verdis »Simon Boccanegra« mit, 1931 in »Don Carlos«, ebenfalls 1931 in »Macbeth« von Verdi, alles im Rahmen der damaligen Verdi-Renaissance. 1932 nahm er dort an der Uraufführung der Oper »Die Bürgschaft« von Kurt Weill teil. Gastspiele führten den Künstler an die Wiener Staatsoper (1933-47 als René in Verdis »Maskenball«, als Amonasro in »Aida«, als Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert,  als Scarpia in »Tosca«, als Wolfram im »Tannhäuser«, als Escamillo in »Carmen«, als Marcello in »La Bohème« und als Tonio im »Bajazzo«), an die Mailänder Scala, an die Grand Opéra Paris, an die Opern von Brüssel und Rom. Bei den Festspielen von Bayreuth bewunderte er man ihn 1939 als Amfortas im »Parsifal« sowie 1939-41 als Donner und als Gunther im Ring-Zyklus, bei den Festspielen von Salzburg 1942-43 als Mandryka in »Arabella« von R. Strauss. 1945-47 trat er an der Staatsoper von München auf, 1947-52 an der Berliner Staatsoper; seit 1952 bis zu seinem plötzlichen Tod 1961 wiederum gefeiertes Mitglied der Städtischen Oper Berlin. Zugleich auch Mitglied der Komischen Oper Berlin, an der er u.a. 1956 den Morosus in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss sang. – Man rühmte an seinem Bariton die Tonfülle und die dramatische Ausdruckskraft, vor allem im heldischen Fach. Als großer Sänger-Darsteller erwies er sich in Partien wie dem Jago, dem Macbeth von Verdi und dem Boris Godunow.

Seine Stimme ist durch Odeon-, DGG-, Polydor- (Szene aus »Aida«, 1949), Koch/Schwann- (Frank in der »Fledermaus«, Reichssender Berlin, 1936)  und Telefunken-Platten erhalten; auf Myto vollständige »Arabella«-Aufnahme (Salzburg 1942).

 

12.4. Bruno MARANGONI: 85. Geburtstag

 Er war Schüler der Pädagogen Campogalliani, Brunelli, Ferraris, Bononi, Bagnola und Amendola; seine Ausbildung erfolgte großenteils in Venedig. Dort debütierte er auch 1960 als Anselmo in der Oper »La Molinara« von Piccinni. Er hatte seine großen Erfolge am Teatro Fenice Venedig wie am Teatro Margherita Genua, am Teatro San Carlo Neapel, am Teatro Massimo Palermo, in Turin und Triest wie bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom. 1973, 1978 und 1983-84 wirkte er bei den Festspielen in der Arena von Verona mit. Weitere Gastspiele bei den Festspielen von Aix-en-Provence, am Teatro San Carlos Lissabon, am Gran Teatre Liceu in Barcelona und an der Oper von Chicago. Aus seinem reichhaltigen Bühnen- und Konzertrepertoire sind als Opernpartien der Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer, der Bartolo im »Barbier von Sevilla« von Rossini wie von Paisiello, der Conte Asdrubal in Rossinis »La pietra del paragone«, der Uberto in »La serva padrone« von Pergolesi, der Alvise in »La Gioconda« von Ponchielli und der Egisto in »Clitennestra« von Pizzetti zu nennen. Hinzu traten die großen Partien in den Opern von Verdi, die er fast ausnahmslos beherrschte, weiter der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und der Hunding in der »Walküre«. 1968 wirkte er am Teatro San Carlo Neapel in der Uraufführung der Oper »La Lampada di Aladino« von Rota mit. Er betätigte sich in Rom als Pädagoge. Er wirkte in zahlreichen Fernsehaufnahmen von Opern im italienischen Fernsehen RAI mit, von denen Mitschnitte existieren (»La pietra del paragone«, »Don Carlos«, »L’Elisir d’amore«, »Il Trovatore«, »Wilhelm Tell«, »Aida«). Er starb 1992 in Legnano.

 

12.4. Laurence DUTOIT: 95. Geburtstag

 Sie debütierte 1960 als Schleppträgerin in »Elektra« von R. Strauss an der Wiener Staatsoper, deren Mitglied sie bis 1981 blieb. Hier übernahm sie vor allem kleinere Partien wie den Pagen im »Rigoletto«, den Tebaldo in Verdis »Don Carlos«, die Flora Bervoix in »La Traviata«, und die Najade in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss. Am 23.5.1971 wirkte sie in der Uraufführung der Oper »Der Besuch der alten Dame« von G. von Einem mit. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1962-63 die  Inès im »Troubadour« und 1963-64 die Modistin im »Rosenkavalier« unter H. von Karajan. Sie wirkte dort am 16.8.1961 in der Uraufführung der Oper »Das Bergwerk zu Falun« von Rudolf Wagner-Régeny in der Partie der Kathrine mit. In den Jahren 1955 und 1958-60 sang sie bei den Salzburger Festspielen in Mozart-Konzerten und 1959 auch das Sopran-Solo in Händels »Alexanderfest« (in der Bearbeitung von Mozart) sowie 1964-67 alljährlich das Sopran-Solo im Mozart-Requiem. 1961 wirkte sie dort auch im Ferdinand Raimunds »Der Bauer als Millionär« (als die Nacht) mit. Sie starb im November 2018.

 

15.4. Teresina BRAMBILLA: 175. Geburtstag

 Sie gehörte zu der berühmten Sängerfamilie Brambilla und wurde durch ihre beiden Tanten Marietta Brambilla (1807-75) und Teresa Brambilla (1818-95), die beide in der Operngeschichte des 19. Jahrhunderts in Italien vor allem durch die Mitwirkung in wichtigen Uraufführungen eine große Rolle gespielt hatten, in Mailand ausgebildet. 1863 kam es zu ihrem Bühnendebüt am Opernhaus von Odessa als Adalgisa in »Norma« von Bellini. Sie sang dann an den großen italienischen Opernhäusern. Weitere Gastspiele führten sie nach Lissabon, Madrid, Paris und St. Petersburg. Entscheidend wurde für die Künstlerin ihre Begegnung mit dem Komponisten Amilcare Ponchielli (1834-86). Dieser übertrug ihr in der Premiere seiner Neufassung der Oper »I promessi sposi« in der Eröffnungssaison des Teatro Dal Verme Mailand 1872 die Partie der Lucia, die sie mit großem Erfolg sang. 1874 heiratete sie den großen Opernkomponisten; die schwere dramatische Titelpartie in dessen Oper »La Gioconda« gehörte zu ihren großen Glanzrollen, weiter war sie eine berühmte Aida und sang auch als eine der ersten italienischen Sopranistinnen die Elsa in Wagners »Lohengrin«. In der Saison 1878-79 kam sie am Teatro San Carlos Lissabon zu großen Erfolgen. 1880 wirkte sie am Teatro Regio Turin in der Uraufführung der Oper »Don Juan d’Austria« von Filippo Marchetti mit; 1882 hörte man sie am gleichen Haus in der italienischen Erstaufführung von Gounods Oper »Le Tribut de Zamora«, 1883 am Teatro Costanzi Rom als Partnerin des berühmten Tenors Francesco Tamagno in Donizettis »Poliuto« und im »Troubadour« von Verdi. In der Saison 1884-85 feierte man sie an der Kaiserlichen Hofoper in St. Petersburg in einer Vielzahl von Partien. 1889 gab Teresina Ponchielli-Brambilla ihre Bühnenkarriere auf und wirkte dann noch bis 1911 als angesehene Gesanglehrerin an den Konservatorien von Genua und Pesaro. Sie starb 1921 in Vercelli. – Die Familie Brambilla setzte auch in den folgenden Generationen ihre Betätigung auf musikalischem Gebiet fort; hier sind zu nennen die Sopranistin Linda Brambilla (1859-1933), Arturo Brambilla, der Direktor des Kostümfundus der Mailänder Scala bis in die Jahre um 1950, und der Filmschauspieler Tullio Carminato, der in den USA in musikalischen Tonfilmen zusammen mit Grace Moore auftrat.

 

15.4. Pietro MORANDI: 275. Geburtstag

 Biographie des italienischen Komponisten auf Italienisch: https://it.wikipedia.org/wiki/Pietro_Morandi

 

17.4. Pamela BOWDEN: 95. Geburtstag

 Ihre Ausbildung fand 1941-44 und 1947-48 am Royal Manchester College of Music statt. Zu ihren Lehrern gehörten Norman Allin, Leslie Langford und Roy Henderson. Nach Abschluss ihrer Studien begann sie 1950 eine Konzert- und Bühnenkarriere, die ihr in England und in den europäischen Ländern wie bei Tourneen in Westindien, im Mittleren Osten und in den skandinavischen Ländern große Erfolge eintrug. Dabei trat sie in Konzerten und Oratorien mit führenden Orchestern in aller Welt auf und kam als Liedersängerin zu einer großen internationalen Karriere. Bei den Londoner Proms hörte man sie in der Alt-Rhapsodie von J. Brahms und in den Altenberg-Liedern von Alban Berg, in Genf bei einer Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie am United Nations Day. Sie galt als hervorragende Bach- und Händel-Interpretin und übernahm häufig die Partie des Engels in »The Dream of Gerontius« von E. Elgar wie auch das Solo in der Alt-Rhapsodie von J. Brahms. Als Opernsängerin erschien sie während mehrerer Jahre innerhalb des Ensembles der English Opera Group; sie gastierte bei den Festspielen von Glyndebourne (1966 als eine der Hexen in »Dido and Aeneas« von Purcell, 1968-70 und 1975 als Larina in »Eugen Onegin« von Tschaikowsky) und an der Covent Garden Oper London (ebenfalls als Larina). 1978 gab sie ihre Karriere auf. Sie betätigte sich später im pädagogischen Bereich am London College of Music (seit 1984 Leiterin der dortigen Gesangkurse) und an der Scottish Academy of Music. Sie wurde nicht zuletzt durch ihre Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen bekannt, die bei Decca (»A Child of our Time« von M. Tippett, Werke von Berkeley und B. Britten), Unicorn (»Wuthering Heights« von B. Herrmann) und EMI (»Eugen Onegin«) erschienen. Sie starb im April 2003.

 

18.4. Gerd WOLF: 80. Geburtstag

 Er studierte an der Musikhochschule Berlin zuerst bei H. Trommler und wurde weiter durch die Pädagogen Plehn und J. Kemter ausgebildet. 1970 debütierte er beim Sächsischen Landestheater Dresden-Radebeul als Eremit im »Freischütz« von Weber und blieb Mitglied dieses Ensembles. Seit 1982 bestand ein Gastvertrag mit der Staatsoper Berlin; 1984 wurde er reguläres Mitglied dieses Hauses, an dem seine Karriere ihren Höhepunkt erreichte. Er sang dort u.a. Partien wie den Leporello im »Don Giovanni«, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Geronimo in Cimarosas »Il matrimonio segreto«, den König Ludwig in »Euryanthe« von Weber, den Eremiten, den Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, den Skula in »Fürst Igor« von Borodin, den Tommaso in »Tiefland« von E. d’Albert, den Doktor im »Wozzeck« von A. Berg, den Petrus in »Der Mond« von C. Orff und den Bauern in »Die Kluge« vom gleichen Komponisten. Er wirkte als ständiger Gast am Opernhaus von Leipzig und gastierte mit diesem Ensemble wie mit dem der Berliner Staatsoper in Neapel und Messina, in Las Palmas und Teneriffa, in Prag und Bratislava (Preßburg), in Westdeutschland, Japan (1987) und Holland. Bei den Salzburger Festspielen wirkte er 1995 und 1999 in Aufführungen von A. Bergs »Lulu« (als Theaterdirektor und als Bankier) mit. 1997 sang er an der Berliner Staatsoper den Kuno im »Freischütz«, den Bartolo im »Barbier von Sevilla« und den van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, 1999 den Haushofmeister im »Capriccio« von R. Strauss, 2000 den Bartolo in »Figaros Hochzeit«, 2001 wieder den Kuno. Weiten Kreisen wurde er auch als Konzertsänger wie durch sein Mitwirken in Rundfunk- und Fernsehsendungen bekannt. Er starb 2019 in Dresden.

Schallplatten: BGM-Ariola (»Palestrina« von H. Pfitzner), Eterna (»Graf Mirabeau« von Siegfried Matthus), Philips (»Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), Decca (»Flammen« von E. Schulhoff), Teldec (»Elektra« von R. Strauss).

 

18.4. Jean GUILLOU: 90. Geburtstag

 Nach autodidaktischen Studien in Klavier und Orgel wurde er mit 12 Jahren Organist an der Kirche Saint-Serge in seiner Heimatstadt Angers. 1945-54 studierte er am Pariser Konservatorium, wo unter anderem Marcel Dupré, Maurice Duruflé und Olivier Messiaen zu seinen Lehrern zählten. Bereits während seines Studiums, 1952, spielte Guillou in der Erskine and American United Church in Montreal (Kanada) die Uraufführung seiner Orgelfassung des Musikalischen Opfers von Johann Sebastian Bach. 1955-58 unterrichtete Guillou als Professor für Orgel am Pontificio Instituto de Música Sacra in Lissabon (Portugal). In dieser Zeit entstanden Guillous erste Kompositionen (Fantaisie op. 1, Colloque Nr. 1 und Teile von Colloque Nr. 2). 1958 unterzog sich Guillou aufgrund einer Asthma- und Tuberkulose-Erkrankung einer längerfristigen Behandlung in der Lungenklinik Keckeshorn in Berlin, gab seine Anstellung in Lissabon auf und ließ sich bis 1963 in der Lindenallee in Berlin-Westend nieder. Während dieser Zeit entstanden nicht nur zahlreiche Kompositionen, sondern auch seine ersten Schallplatten-Einspielungen in der Lutherkirche und in St. Matthias in Berlin-Schöneberg. Darüber hinaus lernte er den Komponisten Max Baumann kennen, der 1962 für Guillou seine ersten Orgelwerke schrieb (Invocation op. 67 Nr. 5, Trois pièces brèves op. 67 Nr. 6, Psalmi op. 67 Nr. 2), und die am 20. Januar 1963 in St. Matthias von Guillou uraufgeführt wurden. 1963 wurde er als Nachfolger von André Marchal zum Titularorganisten an der Pariser Kirche Saint-Eustache ernannt. Am 22. April 1966 debütierte Guillou in der neuerbauten Berliner Philharmonie, wo er in einem Gedenkkonzert zum 50. Todestag von Max Reger dessen Phantasie und Fuge über BACH op. 46 spielte. Am 6. Oktober des gleichen Jahres spielte Guillou in der Berliner Philharmonie die Uraufführung seines Orgelwerkes Pour le Tombeau de Colbert. Auf Empfehlung seines Freundes Karl Richter wurde Guillou 1970 Dozent für Orgel und Improvisation bei den Züricher Meisterkursen, wo er bis 2005 unterrichtete. Am 11. Mai 1979 heiratete er die Hispanistin Suzanne Varga. Als Konzertorganist und Improvisator trat Jean Guillou weltweit in Erscheinung. Darüber hinaus konzertierte er als Pianist, der die britische und französische Erstaufführung der Klaviersonate von Julius Reubke spielte. Sein Engagement im Orgelbau führte zur Konzeption zahlreicher Instrumente, darunter La Grange de la Besnardière in Villedômer (Kleuker, 1974) Notre-Dame de Neiges in L’Alpe d‘Huez (Kleuker, 1978), Notre-Dame des Grâces, Chant d’Oiseau in Brüssel (Kleuker, 1981), Tonhalle in Zürich (Kleuker/Steinmeyer, 1988), Saint-Eustache in Paris (Van den Heuvel, 1989), Konservatorium Neapel (Tamburini/Zanin, 2006), Auditorio de Tenerife (Blancafort, 2004), Sant’Antonio dei Portoghesi in Rom (Mascioni, 2008) und León (Kathedrale, Klais, 2013). Eines seiner Konzepte betraf die „Orgel mit variabler Struktur“ („Orgue à structure variable“) mit neun frei aufstellbaren Modulen, die in Fahr- und sogar in Flugzeugen transportiert, und von einem viermanualigen Spieltisch gespielt werden können. Dieses Projekt wurde bislang noch nicht in die Praxis umgesetzt. Neben seinem umfangreichen und vielseitigen kompositorischen Schaffen hat Guillou zahlreiche Transkriptionen von Orchester- und Klavierwerken für Orgel erstellt. Dazu zählen Werke von Händel, Liszt, Mozart, Mussorgsky, Prokofjew, Rachmaninow, Strawinsky, Tschaikowsky und Vivaldi sowie Orgelfassungen der Goldberg-Variationen und des Musikalischen Opfers von Johann Sebastian Bach. Vielen seiner Kompositionen liegen Guillous eigene Texte und Gedichte zugrunde; außerdem veröffentlichte er mehrere Bücher, die auch ins Deutsche und Italienische übersetzt worden sind: L’Orgue – Souvenir et Avenir (1978), La Musique et le Geste (2012) und Le Visiteur, Poèmes (2014). 2010 sollte Guillou der französische Verdienstorden der Ritter der Ehrenlegion verliehen werden; er lehnte diese Auszeichnung mit der Begründung ab, Frankreich schenke der klassischen Musik zu wenig Aufmerksamkeit. Am 22. September 2014 erhielt Guillou, nach 51 Jahren Tätigkeit an Saint-Eustache in Paris, den Titel „Organiste titulaire émérite“ und versah seinen Dienst bis zur Karwoche 2015. Im Juli 2015 wurde er zum Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken ernannt. Im März 2018 wurde Guillou vom Royal College of Organists in der Southwark Cathedral in London mit der RCO Medal für seine herausragenden Leistungen als Interpret und Komponist ausgezeichnet („in recognition of distinguished achievement in organ playing and composition“). Noch im Mai 2018 war er als Sachberater in Koper, wo die 1988 von ihm konzipierte Orgel der Tonhalle Zürich in die Kathedrale transferiert und 2020 eingeweiht wird. Guillou war bis ins hohe Alter als Konzertorganist aktiv, darunter am 18. April 2018 in der Hamburger Elbphilharmonie, am 6. September desselben Jahres im Oratoire du Louvre (sein letztes Konzert in Paris), und am 21. Oktober 2018 in St. Michael in München (sein letztes öffentliches Konzert). Jean Guillou starb am 26. Januar 2019 mit 88 Jahren in Paris; das Requiem fand am 5. Februar 2019 in der Kathedrale Notre-Dame statt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Père Lachaise (Chemin du Quinconce, D1/4547).

 

18.4. Richard ALEXANDER: 100. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Verlagsdirektors. Seine Musik- und Gesangsausbildung erfolgte an den Konservatorien von Wiesbaden und Mainz und an der Frankfurter Musikhochschule bei dem bekannten Tenors Martin Kremer. Er begann seine Bühnenkarriere 1940-41 am Stadttheater von Pforzheim, lebte aber in den Jahren 1941-45 aus politischen Gründen in der Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er 1946 eine Karriere als Operettentenor am Staatstheater von Wiesbaden und wechselte dann für die Jahre 1948-50 an das Theater von St. Gallen (Schweiz). Am 2.3.1949 sang er hier den Teufel in der Uraufführung der Oper »Die schwarze Spinne« von H. Sutermeister. Seit 1950 gehörte er dem Ensemble des Stadttheaters von Basel an. Er gastierte u.a. in Bremen, Göttingen und am Theater am Gärtnerplatz in München. Seine großen Partien im Bereich der Operette waren der Danilo in Lehárs »Die lustige Witwe«, der René in »Der Graf von Luxemburg« vom gleichen Komponisten, der Simon in Millöckers »Der Bettelstudent«, der Edwin in der »Csardasfürstin« von E. Kálmán, der Tassilo in dessen »Gräfin Mariza« und der Graf Zedlau in »Wiener Blut« von J. Strauß. 1958 beendete er seine Tätigkeit als Sänger in Basel, wo er auch als Regisseur gearbeitet hatte, und war dann 1958-59 als Schauspieler am Stadttheater von Bremen, 1959-61 am Stadttheater von Zürich tätig. Seit 1963 produzierte er in den USA zahlreiche Dokumentationen in Zusammenarbeit mit den Sendern NBC und ABC. Später war er als Werbefachmann und als Journalist tätig. Er starb 1985 in Basel.

 

18.4. Wilhelm GERICKE: 175. Geburtstag

 Er studierte in Wien, Unterricht nahm er 1862–65 beim Kapellmeister der Wiener Hofoper Otto von Desoff, ehe er an den Opernhäusern von Linz und Wien arbeitete. Nachdem er 1874 zum Kapellmeister der Wiener Hofoper ernannt wurde, leitete er dort u. a. die Wiener Erstaufführung von Richard Wagners Oper Tannhäuser. Neben seiner Begeisterung für Wagner machte er sich in Wien für seine Aufführungen französischer und italienischer Opern einen Namen. Ab 1880 leitete er die Wiener Gesellschaftskonzerte. Er wirkte später zwei Perioden in den Vereinigten Staaten, wo er 1884–89 und 1898–1906 Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra war. Sein dortiges Wirken fand wesentlich größere Anerkennung als in Wien, wo er umstritten gewesen war. Der Philanthrop Henry Lee Higginson ermöglichte ihm die Anstellung einer ganzen Gruppe europäischer Musiker und finanzierte die Anschaffung der Ausrüstung des Orchesters mit Geigen aus Wien. Er komponierte eine Operette, Lieder, ein Requiem und Kammermusik. Diese Kompositionen waren nicht erfolgreich. 1884 wurde Gericke Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Er starb 1925 in Wien. 1926 wurde in Berlin nach ihm eine Spreebrücke benannt. An seinem Heimathaus in Schwanberg (Steiermark), Hauptplatz 13, erinnert eine Gedenktafel an ihn.

 

20.4. Renzo SCORSONI: 95. Geburtstag

 Gesangstudium am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand bei Benvenuto Franci und bei Riccardo Zama in Turin. Er debütierte am Teatro Sperimentale von Spoleto als Marcello in Puccinis »La Bohème« und gewann den vom italienischen Kulturministerium ausgeschriebenen nationalen Gesangwettbewerb. Seine Karriere spielte sich an den großen italienischen Bühnen ab; so sang er an den Opernhäusern von Florenz und Turin, am Teatro San Carlo Neapel und am Teatro Fenice Venedig, an der Oper von Rom, am Teatro Massimo Palermo, bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom und beim Maggio Musicale von Florenz. Von seinen Hauptrollen seien genannt: der Rigoletto, der Germont-père in »La Traviata«, der Amonasro in »Aida«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Renato im »Maskenball«, der Gérard in »Andrea Chénier«, der Escamillo in »Carmen«, der Scarpia in »Tosca«, der Sharpless in »Madame Butterfly«, der Tonio im »Bajazzo«, der Alfio in »Cavalleria rusticana« und der Enrico in »Lucia di Lammermoor«. Im italienischen Fernsehen sang er den Sebastiano in »Tiefland« von d’Albert. Er starb im Mai 2008.

Schallplatten: MRF (Tamar in vollständiger Aufnahme von »I Zingari« von Leoncavallo, Mitschnitt einer Turiner Aufführung von 1975). Eine weitere Privataufnahme existiert von Puccinis »Le Villi« mit dem Künstler in der Rolle des Guglielmo Wolff.

 

20.4. Rudolf FRANCL: 100. Geburtstag

 Ausbildung der Stimme am Konservatorium von Ljubljana bei Julius Betetto. Er debütierte 1944 am Nationaltheater von Ljubljana als Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas; in den Jahren 1945-52 war er Mitglied dieses Hauses. 1952 wurde er an die Nationaloper von Belgrad berufen, wo er große Erfolge im lyrischen Stimmfach hatte. 1956-64 war er Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg. Hier hatte er einen besonderen Erfolg, als er den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut« zusammen mit Anny Schlemm in der Partie der Marie sang. 1961 gastierte er an der Bayerischen Staatsoper in München als Pinkerton in »Madame Butterfly«, 1962 in Amsterdam als Tamino in der »Zauberflöte«. Später war er wieder hauptsächlich in seiner jugoslawischen Heimat anzutreffen. Rollen aus seinem Repertoire: Florestan im »Fidelio«, Lyonel in Flotows »Martha«, Matteo in »Arabella« von Richard Strauss, Don José in »Carmen«, Alfredo in »La Traviata«, Des Grieux in »Manon« von Massenet, Titelrolle in »Andrea Chénier« von Giordano. Er starb 2009 in Ljubljana. – Sein Bruder Ivan Francl (1907-87) wurde ebenfalls ein bekannter Opernsänger, der an der Oper von Zagreb eine erfolgreiche Karriere hatte.

Schallplatten: Rudolf Francl singt den italienischen Sänger in einer »Rosenkavalier«-Aufnahme auf DGG.

 

21.4. Dieter BEHLENDORF: 90. Geburtstag

 Ausbildung an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold bei Fred Husler. Er begann seine Opernkarriere 1954 am Landestheater Detmold als Bartolo in »Figaros Hochzeit« von Mozart. Über die Theater von Kaiserslautern, Bonn, Kassel und Bremen kam er 1966 an das Opernhaus von Dortmund, dessen Mitglied er für mehr als 25 Jahre blieb. Er gastierte u.a. an der Deutschen Oper Berlin, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, in Essen, Kassel, Wuppertal, Nürnberg, Bonn, Bielefeld und war vertraglich der Staatsoper Stuttgart verbunden. Zu seinen großen Rollen zählten der Abul Hassan im »Barbier von Bagdad« von Cornelius, der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing, der van Bett in »Zar und Zimmermann«, der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Papageno in der »Zauberflöte«, der Don Alfonso in »Così fan tutte«, der Titelheld in Donizettis »Don Pasquale«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Großinquisitor in Verdis »Don Carlos«, der Fra Melitone in »La forza del destino«, der Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Titelheld wie der Doktor in Alban Bergs »Wozzeck«, der Escamillo in »Carmen«, der Mephisto im »Faust« von Gounod, der Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut« und der Kaspar im »Freischütz«. Erfolgreiche Karriere auch im Konzertsaal. Am Ende der Spielzeit 1991-92 verabschiedete er sich vom Dortmunder Opernpublikum. Er starb im Oktober 1998. Er war verheiratet mit der Pianistin Margarete Behlendorf.

Mitschnitte von Rundfunk- und Fernsehsendungen (Titelheld in »Figaros Hochzeit« im deutschen Fernsehen).

 

21.4. Harold BLACKBURN: 95. Geburtstag

 Er wurde zuerst Wagenbauer, dann Gesangstudium in der Opernschule der Carl Rosa Opera. Er begann als Chorsänger bei dieser Gesellschaft, wurde aber bald als Solist übernommen (Debüt 1948 als Ferrando im »Troubadour«). Seit 1948 war er bei der Sadler’s Wells Oper London (wo er u.a. den Ferrando im »Troubadour«, den Mesner in »Tosca«, den Antonio wie den Bartolo in »Le nozze di Figaro«, den Colline in »La Bohème«, den Betto di Signa in »Gianni Schicchi« von Puccini, den Fürsten Gremin in »Eugen Onegin«, den Dr. Grenvil in »La Traviata«, den Sparafucile in »Rigoletto«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Gottardo in »La Gazza Ladra« von Rossini, den Titelhelden in Donizettis »Don Pasquale« und den Mustafà in Rossinis »L’Italiana in Algeri« sang), später bei der English National Opera London (wo er u.a. den Hunding in der »Walküre« sang) engagiert, sang aber auch bei der English Opera Group (u.a. 1965 den Superintendenten Budd in B. Brittens »Albert Herring«), an der Scottish Opera Glasgow (1964-68 den Lodovico in Verdis »Otello«, den Leporello im »Don Giovanni« und den Swallow in »Peter Grimes«) und an der Welsh Opera Cardiff. An der Sadler’s Wells Opera wirkte er am 24.2.1965 in der Uraufführung von »The Mines of Sulphur« von R.R. Bennett als Sherrin mit, 1967 in der von »A Penny for a Song«, ebenfalls von Bennett. Am Londoner Coliseum Theatre nahm er 1973 an der englischen Erstaufführung der Oper »Die Teufel von Loudun« von K. Penderecki als Pater Barré teil. Seine weiteren Opernpartien waren der Sarastro in der »Zauberflöte«, der Plumkett in Flotows »Martha«, der Daland in »Der fliegende Holländer«, der Fasolt im »Rheingold« und der Peachum in »The Beggar’s Opera«. Bei den Festspielen von Aldeburgh widmete er sich dem kompositorischen Schaffen von Benjamin Britten und dem weiterer zeitgenössischer Komponisten. Begabter Konzertbassist. Er starb 1981 in London. – Er war verheiratet mit der Sopranistin Joyce Gartside.

Schallplatten: HMV, Decca (»Curlew River« von B. Britten).

 

21.4. Bruno MADERNA: 100. Geburtstag

Er erhielt als unehelicher Sohn des Unterhaltungsmusikers Umberto Grossato und Carolina Maderna früh musikalischen Unterricht im Violinspiel und war in jungen Jahren als eine Art Wunderkind auf diesem Instrument die Attraktion im Ensemble seines Vaters. Im Alter von sieben Jahren dirigierte er bereits verschiedene Opernorchester in Norditalien. Er studierte Komposition zunächst in Mailand bei Arrigo Pedrollo und dann an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Alessandro Bustini. Er schloss sein dortiges Studium 1940 mit einem Diplom ab. 1941 wurde er Schüler im Fach Dirigieren bei Antonio Guarnieri an der Accademia Musicale Chigiana in Siena, 1942 und 1943 folgten weiterführende Studien in Komposition bei Gian Francesco Malipiero an der Accademia Benedetto Marcello in Venedig, danach wurde er zum Kriegsdienst in die italienische Armee eingezogen und kämpfte als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Gegen Kriegsende schloss er sich antifaschistischen Partisanen an und geriet kurz in deutsche Gefangenschaft. 1947 folgte er einem Ruf Malipieros als Dozent an der Accademia Benedetto Marcello, wo er 1948 gemeinsam mit seinem Freund und Schüler Luigi Nono an einem Dirigierkurs bei Hermann Scherchen teilnahm, der ihn auch mit der musikalischen Analyse und Zwölftonmusik der Zweiten Wiener Schule bekannt machte. Nach Scherchens Anregung besuchte er 1949 zum ersten Mal die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik. Seine internationale Dirigentenkarriere beginnt 1950 mit Auftritten in Paris und, auf Einladung von Karl Amadeus Hartmann, in München. Im Jahr 1955 (1954 nach andere Quellen) gründete er zusammen mit Luciano Berio für die RAI in Mailand das Studio di Fonologia Musicale für elektronische Musik. Dort organisierte er mit den Icontri musicali zwischen 1956 und 1960 eine Reihe von Veranstaltungen, die sich um die Verbreitung der Kenntnis zeitgenössischer Musik bemühten, und hielt 1957 und 1958 am Mailänder Konservatorium Kurse über die Technik des seriellen Komponierens ab. Nach 1956 nahm er regelmäßig als Dozent und Dirigent an den Darmstädter Ferienkursen teil, gründete dort 1961 sein Internationales Kammerensemble und leitete es bis zu dessen Auflösung 1967 zusammen mit Pierre Boulez. 1963 nahm er seinen Wohnsitz in Darmstadt. 1971 wurde er für kurze Zeit zum Chefdirigenten des RAI-Sinfonieorchesters Mailand berufen. In seinem letzten Lebensjahrzehnt übertraf der Ruf des international erfolgreichen Dirigenten Maderna in der öffentlichen Wahrnehmung den des Komponisten; er leitete bedeutende Orchester in Europa, gab Gastspiele in Tokio (1961) und Buenos Aires (1964). Mit Beginn der 1970er Jahre dirigierte er verstärkt auch in den USA. Er lehrte 1960-62 an der Dartington Summer School in England, ab 1967 am Rotterdamer Konservatorium. Er hielt Dirigierkurse am Mozarteum Salzburg zwischen 1967 und 1969 und in Darmstadt im Jahr 1969. 1971/72 war er Direktor des Berkshire Music Cener in Tanglewood. 1972 wurde ihm für seine Radiokomposition Ages der Prix Italia verliehen.

Maderna verstarb am 13. November 1973 an Lungenkrebs. Er ist bestattet auf dem Alten Friedhof in Darmstadt.

 

21.4. Jean BUYSSON: 150. Geburtstag

Als Turriddu

 Eigentlicher Name Jonathan Buys; der Sänger tritt zuerst 1900 am Opernhaus von Lüttich in Erscheinung; dabei handelt es sich wohl um sein Debüt. Er lebte bis 1906 in Paris. 1906 wurde er dann nach einem erfolgreichen Gastspiel an die Hofoper von München verpflichtet, an der bis 1909 im Engagement blieb. Er wirkte in München in mehreren Premieren mit; so sang er 1908 den Pelléas in der Münchner Premiere von »Pelléas et Mélisande«, 1908 den Don César in »Donna Diana« von E.N. von Reznicek, 1909 den Cavaradossi in »Tosca«. Nach einem Gastspiel als Des Grieux in »Manon« von Massenet und als Don José in »Carmen« wurde er für die Spielzeit 1909-10 an die Hofoper von Wien verpflichtet, an der er auch den Faust von Gounod und den Rodolfo in »La Bohème« sang, kehrte aber 1910 wieder in sein Münchner Engagement zurück. 1913 verließ er Deutschland und gastierte u.a. 1913 an der Covent Garden Oper London. Die Karriere des Sängers scheint danach bald beendet gewesen zu sein, jedenfalls lassen sich keine weiteren Auftritte mehr feststellen. Während seines Wirkens in Deutschland kam es zu erfolgreichen Gastspielen an der Komischen Oper Berlin (1908), an den Hofopern von Berlin (1910) und Dresden (1910) und an anderen Theatern. Von seinen Bühnenrollen sind der Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, der Énée in »Les Troyens« von Berlioz, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der Nemorino in »L‘Elisir d’amore«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Andrea Chénier von Giordano, der Narraboth in »Salome« von R. Strauss und der Ferraud in »Oberst Chabert« von H. von Waltershausen nachzutragen. Er starb 1945 in Paris. Er war verheiratet mit der Sopranistin Amélie Buysson-Torrès, die Partien wie die Marguerite im »Faust« von Gounod und die Traviata sang.

Schallplatten: 1908 nahm Jean Buysson in München sechs Arien für HMV auf, Amélie Buysson-Torrès 1908 in Berlin die große Szene der Violetta aus dem 1. Akt »La Traviatta« ebenfalls auf HMV.

 

23.4. Bulat MINZHILKIEV: 80. Geburtstag

 Er begann seine Laufbahn als Chorsänger an der Kirgisischen Oper in Frunse (ehemals Pishpek). Am Konservatorium von Taschkent wurde er zum Solisten ausgebildet. 1966 fand sein Solistendebüt an der Kirgisischen Oper in Frunse statt. Seitdem konnte er hier wie am Opernhaus von Taschkent eine sehr erfolgreiche Karriere entwickeln. Er sang eine Vielzahl von Partien aus dem speziellen Bereich der kirgisischen Oper in Opernwerken von Abdilas Maldybajew, Wladimir Wlassow, Wladimir Fere und anderer kirgisischer Komponisten. Diese Opern, die zum großen Teil folkloristisch-historische Stoffe behandeln, wurden von dem Künstler in »authentischer« eindrucksvoller Weise vorgetragen. Er trat am Opernhaus von Taschkent als Gremin im »Eugen Onegin« und als Pimen im »Boris Godunow« auf und setzte seine Ausbildung in der Opernschule der Mailänder Scala fort. 1971 und 1973 gewann er Gesangwettbewerbe in Toulouse und in Sofia. Er wurde dann als Interpret der klassischen Basspartien des russischen wie des italienischen und französischen Repertoires bekannt: als Titelheld im »Boris Godunow«, als Pimen in der gleichen Oper, als Müller in »Russalka« von Dargomyschski, als Kontschak in »Fürst Igor« von Borodin, als Iwan Chowansky in Mussorgskys »Chowanschtschina«, als Inquisitor in »Der feurige Engel« von Prokofjew, als Ramfis in »Aida«, als König Philipp wie als Großinquisitor im »Don Carlos« von Verdi, als Nilakantha in »Lakmé « von Delibes, als Don Basilio im »Barbier von Sevilla« und als Mephisto im »Faust« von Gounod. Er setzte seine Karriere an der Oper von Taschkent fort. Gastspiele trugen ihm an den führenden russischen Bühnen bedeutende Erfolge ein; so sang er am Bolschoi Theater Moskau, an den Opernhäusern von Leningrad, Eriwan und Baku. Seit 1989 war er Mitglied des Opernhauses (Mariinski Theater) von St. Petersburg, wo er vor allem als Kontschak, als Iwan Chowansky und als Inquisitor in »Der feurige Engel« große Erfolge hatte. Es kam dann zu einer großen internationalen Karriere des Künstlers mit Gastspielen am Nationaltheater Prag, in Helsinki, an der Oper von Rom (1993 in »Chowanschtschina«), an der Metropolitan Oper New York und an der Washington Opera, zum Teil mit dem St. Petersburger Ensemble. Er sang beim Edinburgh Festival (mit dem St. Petersburger Ensemble) 1991 den Iwan Chowansky und den Mathô in Mussorgskys »Salammbô«, 1995 den Biediai in Rimsky-Korssakows »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« und den Waräger Kaufmann in »Sadko«, ebenfalls von Rimsky-Korssakow. 1994 sang er in Palermo den Ruslan in »Ruslan und Ludmilla« von Glinka und am Théâtre des Champs-Élysées Paris in Aufführungen der »Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« (1994), am Teatro San Carlos Lissabon 1995 den Boris in »Lady Macbeth von Mzensk« von Schostakowitsch, 1966 beim Festival von Savonlinna in Finnland den Kotschubej in Tschaikowskys Oper »Mazeppa«. 1996 trat er am Mariinski Theater von St. Petersburg als Augustin in »Die Verlobung im Kloster« von Prokofjew auf, 1997 an der Oper von Tel Aviv als Boris in »Lady Macbeth von Mzensk«. Er wurde zum Volkskünstler der UdSSR ernannt. Hoch geschätzter Konzertsänger, vor allem auf dem Gebiet der kirgisischen Folklore-Musik. aber auch des Oratoriums. Er starb 1997 in St. Petersburg.

Schallplattenaufnahmen der staatlichen Plattenproduktion der Sowjetunion (Melodiya); auf Philips in den vollständigen Opern »Chowanschtschina«, »Fürst Igor«, »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« und »Sadko« zu hören.

 

23.4. Henriette FLECK: 225. Geburtstag

 Sie war eine Tochter des Schauspieler-Ehepaars Ferdinand Fleck (1757-1801) und Luise Sophie Fleck-Mühl. Nachdem sie erfolgreich am Berliner Urania-Theater aufgetreten war, bildete sie sich größtenteils autodidaktisch aus. 1812 kam sie als Sängerin und Schauspielerin an das Hoftheater Berlin. Hier sang sie Partien wie den Benjamin in »Joseph« von Méhul, den Dämon in »Armide« von Gluck, die Fanny in »Richard Löwenherz« von Grétry, das Blondchen in der »Entführung aus dem Serail« und weitere Rollen aus dem Soubrettenfach. Bis 1814 blieb sie im Ensemble der Hofoper und wurde auch durch Konzerte bekannt. Nachdem sie 1815 den Schriftsteller und bekannten Holzschneider Friedrich Wilhelm Gubitz (1786-1870), Professor an der Berliner Kunstakademie, geheiratet hatte, gab sie ihre vielversprechende Karriere auf. Sie starb 1873 in Berlin.

 

24.4. Michael NEILL: 65. Geburtstag

 Er studierte Harfenspiel und Gesang an der Royal Academy of Music London und begann zuerst eine Karriere als Harfenist, bevor er sich zur Sängerlaufbahn entschloss. Er trat dann vor allem an der Opera Northern Ireland in Belfast auf, an der er Partien wie den Grafen in »Le nozze di Figaro«, den Sprecher in der »Zauberflöte«, den Colline in Puccinis »La Bohème«, den Angelotti in »Tosca« und den Wagner im »Faust« von Gounod sang. Weitere Bühnenauftritte bei der English National Opera London, bei der Kent Opera, bei der Welsh Opera Cardiff und bei der Opera Factory London (1992 als Seneca in Monteverdis »L‘Incoronazione di Poppea«). Beim Festival von Aldeburgh sang er 1990 im »Triptychon« von Alexander Goehr, beim Buxton Festival in »Le Huron« von Grétry (1990), an der Oper von Dublin den Collatinus in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten (1990). Er gastierte auch im Ausland, u.a. mit dem Ensemble Early Opera Project in Florenz und Rom, mit dem English Bach Festival in Vichy. Er starb 1993 im Alter von nur 37 Jahren in London.

 

24.4. Klára TAKÁCS: 75. Geburtstag

Sie sang zuerst im Budapester Madrigalchor, wurde darauf an der Franz Liszt-Musikakademie von Budapest zur Solistin ausgebildet. 1975 war sie Preisträgerin beim Internationalen F. Erkel-Wettbewerb in Budapest. Seit 1973 bekanntes Mitglied der Nationaloper Budapest, an der sie als Lola in »Cavalleria rusticana« debütierte. Hier hatte sie als Orpheus von Gluck, als Adalgisa in Bellinis »Norma«, als Titelheldin in Goldmarks »Die Königin von Saba«, als Titelfigur in Rossinis »La Cenerentola«, als Cherubino in »Figaros Hochzeit« und in einer Fülle weiterer Partien sehr große Erfolge. Ähnliche Erfolge ergaben sich bei Gastspielen in Ungarn wie im Ausland und auf den Gebieten des Konzert- und Oratoriengesanges. Sie gastierte an der Wiener Staatsoper (1985-89 als Judith in »Herzog Blaubarts Burg«, als Cherubino, als Romeo in Bellinis »I Capuleti e i Montecchi« und als Maddalena im »Rigoletto« in insgesamt 16 Vorstellungen) und nahm 1986 an deren Japan-Tournee teil. 1987 Gastspiel am Teatro Colón Buenos Aires als Charlotte im »Werther« von Massenet und als Eudoxia in »La Fiamma« von O. Respighi. 1991-92 sang sie bei den Festspielen von Salzburg die Marcellina in »Le nozze di Figaro«. Sie starb im Jänner 2017. – Sie sollte nicht mit der jüngeren Sängerin Tamara Takács (* 1950) verwechselt werden, die fast gleichzeitig, und auch als Mezzosopranistin, in Budapest tätig war.

Schallplatten der Marke Hungaroton, darunter mehrere integrale Opernaufnahmen: »Medea« von Cherubini als Partnerin von Sylvia Sass, »Die Königin von Saba« von Goldmark, »Nerone« von Boito, »Hunyadi László« von Erkel, »Der Apotheker« von Haydn, »Belfagor« von O. Respighi, »Andrea Chénier« von Giordano, Mozart-Requiem, »Die Legende der hl. Elisabeth« von F. Liszt, Missa Solemnis von Beethoven, »Lieder eines fahrenden Gesellen« von G. Mahler, »Hary János« von Kodály, geistliche Musik von J. Haydn, Suzuki in »Madame Butterfly«, Krönungsmesse von F. Liszt, Petite Messe Solennelle von Rossini; auf Ariola-Eurodisc Maddalena im »Rigoletto«, auf Legato Zaida in »Dom Sébastien« von Donizetti.

 

24.4. Rinaldo PELIZZONI: 100. Geburtstag

 Er erhielt seine Ausbildung in Parma und in Mailand. 1946 debütierte er als Bariton und übernahm in den folgenden zwei Jahren an italienischen Opernhäusern Partien wie den Germont sr. in »La Traviata«, den Rigoletto, den Silvio im »Bajazzo« und den Sharpless in »Madame Butterfly«. Er wechselte dann ins Tenorfach. Er trat als solcher bald an den führenden italienischen Theatern auf und sang auch in der Zeit von 1958 bis 1973 mehrfach an der Mailänder Scala (u.a. den Hahn in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, den Spoletta in »Tosca«, den Tinca in Puccinis »Il Tabarro«, den Gefangenen in Zandonais »Francesca da Rimini«, den Drona in »La figlia del re« von Lualdi, einen der Gralsritter im »Parsifal«, den Felice in Donizettis »Poliuto«, den Yamadori in »Madame Butterfly«, den Boten der Philister in »Samson et Dalila« von Saint-Saens, den Herold in Verdis »La Battaglia di Legnano«, der Postillon in »La fanciulla del West«, der Prinz von Persien in Puccinis »Turandot«, den betrunkenen Sträfling in Janáceks »Aus einem Totenhaus«, den Vinaigre in Giordanos »Madame Sans-Gene« und den Leibbojar in »Boris Godunow«). Er wirkte dort auch am 1.3.1958 in der Uraufführung der Oper »Assassinio nella cattedrale« von I. Pizzetti und am 21.3.1966 in der der Oper »L’Albergo dei poveri« von Flavio Testi mit. Sein Repertoire für Tenor enthielt u.a. den Canio im »Bajazzo«, den Turiddu in »Cavalleria rusticana«, den Wassilij Golitzyn in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und den Don José in »Carmen«. Er starb 1998 in Sissa.

 

24.4. Christian Ludwig BOXBERG: 350. Geburtstag

 Er besuchte die Thomasschule und die Universität Leipzig. 1692 wurde er Organist in Großenhain, gleichzeitig wirkte er als Sänger, Librettist und Opernkomponist. Zwischen 1694 und 1700 wurden mehrere Opern von ihm in Leipziger Oper am Brühl, Wolfenbüttel, Kassel und Ansbach aufgeführt. Seine einzige erhaltene Oper ist der Sardanapalus, den er 1698 für den Ansbacher Hof als Gastspiel der Leipziger Oper schrieb und dadurch in der Bibliothek erhalten blieb. 1702 wechselte er an die Kirche St. Peter und Paul in Görlitz. Von diesem Zeitpunkt an wandte er sich der Kirchenmusik zu. 1704 veröffentlichte er die Beschreibung der dortigen Sonnenorgel von Eugenio Casparini. In seinen Bühnenwerken versuchte er in der Nachfolge von Nicolaus Adam Strungk die Schaffung einer deutschen Nationaloper in seiner Heimat, seine Werke zeigen aber deutlich italienische und insbesondere venezianische Einflüsse, was wohl auf Strungks Erfahrungen in Italien zurückzuführen ist. Boxberg starb 1729 in Görlitz.

 

26.4. Conrad SUSA: 85. Geburtstag

 Er studierte am Carnegie Institute of Technology und an der Juilliard School. 1988 trat er der Fakultät des San Francisco Musik Konservatoriums bei, wo er den Bereich Komposition leitete. Zu seinen Arbeiten zählen die Opern Transformation (1973), Black River (1975), The Love of Don Perlimplin (1984), The Wise Women (1994) und The Dangerous Liaisons (1994). Er starb 2013 in San Francisco.

 

26.4. Wilma LIPP: 95. Geburtstag

 Ausbildung durch die Pädagogen Friedel Sindel und Paola Novikova in Wien; abschließende Studien bei Toti dal Monte in Mailand. Sie debütierte 1943 in Wien als Rosina im »Barbier von Sevilla«. 1945 wurde sie an die Wiener Staatsoper engagiert, deren Mitglied sie dann für Jahrzehnte blieb. Nachdem sie dort zuerst in kleineren Rollen aufgetreten war (Debüt als Kate Pinkerton in »Madame Butterfly«), hatte sie 1948 als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« einen glänzenden Erfolg. Sie blieb bis 1981 Mitglied der Wiener Staatsoper, an der sie als letzte Partie die Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier« vortrug. Dort hatte sie bis dahin 51 verschiedene Partien in insgesamt 1.140 Vorstellungen gesungen, u.a. das Blondchen wie die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Sophie im »Rosenkavalier«, die Nedda im »Bajazzo«, die Zerlina wie die Donna Elvira im »Don Giovanni«, die Antonia wie die Olympia in »Hoffmanns Erzählungen«, die Adele wie die Rosalinde in der »Fledermaus«, die Martha in der gleichnamigen Oper von Flotow, die Barbarina wie die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, die Marzelline im »Fidelio«, die Musetta wie die Mimì in »La Bohème«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Christel im »Vogelhändler« von C. Zeller, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Gilda im »Rigoletto«, den Pagen Oscar in Verdis »Maskenball«, die Frasquita wie die Micaela in »Carmen«, die Zerline in »Fra Diavolo« von Auber, die Rosina, die Najade wie die Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, die Alice Ford in Verdis »Falstaff«, die Regina in »Mathis der Maler« von Hindemith, die Tochter in Hindemiths »Cardillac«, die Adina in »L’Elisir d‘amore« und die Titelpartie in Pfitzners »Das Christelflein«. Bei den Salzburger Festspielen sang sie 1948 die Konstanze, 1949 den Amor in Glucks »Orfeo ed Euridice« und die Servilia in »La clemenza di Tito« von Mozart, 1949-52 die Königin der Nacht, 1950 die italienische Sängerin im »Capriccio« von Richard Strauss, 1961 die Donna Elvira und nach langer Pause 1983-84 die Marianne Leitmetzerin; außerdem trat sie 1951 als Solistin in Beethovens Oratorium »Christus auf dem Ölberg« auf. Gastspiele trugen der Künstlerin überall Erfolge über Erfolge ein. 1949 gastierte sie am Teatro Comunale Florenz und an der Oper von Rom in der »Entführung aus dem Serail«. An der Mailänder Scala debütierte sie 1950 mit einem Liederabend und sang im gleichen Jahr noch die Königin der Nacht und die Marzelline im »Fidelio«, 1962 die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« und die Euridice in Glucks »Orfeo ed Euridice«. 1950, 1951 und 1956 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona zu Gast. 1951 sang sie als Antrittsrolle an der Covent Garden Oper London die Gilda, 1955 die Traviata. Sie sang an den großen italienischen Opernhäusern, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an den Staatsopern von Hamburg und München, an der Städtischen Oper (später Deutsche Oper) Berlin. 1951 wirkte sie bei den Festspielen von Bayreuth als Waldvogel im »Siegfried« mit. 1953 gastierte sie am Teatro San Carlo Neapel in der »Zauberflöte« (dortige Premiere der Oper!). An der Oper von Rio de Janeiro sang sie 1953 die Zerbinetta und 1965 die Donna Elvira, am Teatro Colón Buenos Aires 1963 die Donna Elvira und die Ilia in Mozarts »Idomeneo«. 1962 gastierte sie an der Oper von San Francisco (US-Debüt) als Micaela, als Sophie, als Alice Ford und als Nedda. Bei den Festspielen von Bregenz hörte man sie 1954 als Adele und 1970 als Rosalinde in der »Fledermaus«, 1955 als Annina in »Eine Nacht in Venedig« von J. Strauß und als Rosina, 1956 als Frau Fluth in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, 1956 und 1972 als Laura in Millöckers »Der Bettelstudent«. 1956 stand sie im Mittelpunkt der Kopenhagener Mozart-Woche. 1957 hörte man sie auch bei den Festspielen von Glyndebourne als Konstanze. Seit etwa 1958 begann sie damit, in ihr Koloratur-Repertoire lyrische Sopranpartien einzugliedern. 1968 an der Berliner Staatsoper als Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg« zu Gast. Noch 1986 gastierte sie am Teatro Regio Turin als Marianne Leitmetzerin. Man bewunderte die technische Perfektion und die mühelose Beweglichkeit ihrer virtuosen Koloraturstimme in einem Repertoire, dessen Höhepunkte Mozart-Partien bildeten. Nicht zuletzt erfolgreiche Konzert-, Oratorien- und Liedersängerin. Konzerttourneen trugen ihr in Nord- wie in Südamerika große Erfolge ein. Sie wirkte seit 1982 im pädagogischen Bereich als Professorin am Salzburger Mozarteum. Sie war zeitweilig mit dem späteren Direktor der Wiener Staatsoper Rudolf Gamsjäger (1909-85) verheiratet. Ihren Ruhestand verbrachte sie in der Nähe von München. Sie starb 2019 in Inning am Ammersee.

Viele Schallplattenaufnahmen auf den Marken DGG, Decca, Philips (Ein deutsches Requiem von J. Brahms), Vox und Ariola, darunter vollständige Opern wie »Die Zauberflöte«, »Die Entführung aus dem Serail«, »Die Fledermaus«, »Fra Diavolo« von Auber u.a. Auf Columbia und Decca sang sie die Adele in der »Fledermaus«, später auf Ariola-Eurodisc die Rosalinde. Weitere Aufnahmen auf Europäischer Phonoclub (9. Sinfonie von Beethoven), HRE (Marzelline im »Fidelio«, Scala 1960), BWS Hope (Königin der Nacht), Discocorp (ebenfalls Königin der Nacht, Aufnahmen von den Salzburger Festspielen), Orfeo (»Die Ausflüge des Herrn Broucek« von Janácek), Gebhardt (Königin der Nacht, Salzburg 1949), Ariola/BMG (Pepi in »Wiener Blut« von J. Strauß), Myto (Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, Westdeutscher Rundfunk Köln 1954); 1984 sang sie auf DGG die Marianne Leitmetzerin im »Rosenkavalier«.

 

26.4. Étienne DEREIMS: 175. Geburtstag

 Er studierte bis 1873 am Conservatoire National de Paris bei Obin und Couderc und debütierte 1873 am Théâtre Athénée in Paris als Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla« Er begann seine Karriere an Operntheatern in der französischen Provinz. 1873 sang er an der Oper von Marseille, auch am Opernhaus von Antwerpen, 1876 gastierte er am Gran Teatre del Liceu in Barcelona. 1877 wurde er an die Opéra-Comique Paris verpflichtet, wo er in der Uraufführung der Oper »Cinq Mars« von Gounod debütierte. 1879 wurde er an die Grand Opéra Paris engagiert (Antrittsrolle: Faust von Gounod), an der er bis 1885 eine erfolgreiche Karriere hatte. An der Grand Opéra kreierte er am 5.3.1883 in der Uraufführung von Saint-Saëns‘ Oper »Henri VIII.« die Partie des Don Gomez, am 12.1.1885 sang er ebendort den Gauthier in der Uraufführung der Oper »Tabarin« von Pessard. Als man 1885 erstmals an der Grand Opéra Verdis »Rigoletto« zur Aufführung brachte, sang er den Herzog von Mantua. Bereits zuvor hatte er dort 1883 in der Premiere der Oper »Mefistofele« von Boito den Faust gesungen. In der Spielzeit 1885-86 war er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel engagiert, danach absolvierte er seine weitere Karriere im Rahmen von Gastspielen. Er gastierte 1878 am Teatro San Carlos Lissabon, 1888 an der Covent Garden Oper London (als Don José in »Carmen« und als Faust von Gounod), 1890 an der Oper von Monte Carlo (als Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod und in der Bariton-Partie de Hamlet in der gleichnamigen Oper von A. Thomas, 1896 als Lorenzo in »Mara« von Hunmel). Höhepunkte in seinem Repertoire waren noch der Fernand in »La Favorite« von Donizetti, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Manoël in »Le Tribut de Zamora« von Gounod, der Vasco in Meyerbeers »L‘Africaine« und der Titelheld in »Le Comte Ory« von Rossini. Er starb 1904 in Paris. Er war seit 1875 verheiratet mit der Sopranistin Jeanne Devriès (1850-1924), die der weit verzweigten holländisch-französischen Sängerfamilie Devriès (Tochter von Rosa de Vries-van Os) angehörte, und die in Paris eine große Karriere hatte und dort u.a. in der Uraufführung von »La jolie fille de Perth« von Bizet 1867 die Rolle der Cathérine sang.

 

27.4. Franzjosef MAIER: 95. Geburtstag

Er lernte schon früh Klavier, Violine und Bratsche. Ab 1938 besuchte er das Augsburger Konservatorium, anschließend die Münchner Akademie und schließlich 1940-44 war er am musischen Gymnasium in Frankfurt bei Wilhelm Isselmann (1902–87) und Kurt Thomas. Gleich nach Kriegsende und Gefangenschaft studierte er 1946-48 an der Kölner Musikhochschule, unter anderem Komposition bei Philipp Jrnach. 1948 war er Mitbegründer des Collegium Musicum für Altem Musik des NWDR. Gleichzeitig spielte er in verschiedenen Kammerensembles, so als 2. Geiger im Schäffer-Quartett, mit dem er alle Mozart- und Beethoven-Quartette einspielte. 1949-59 unterrichtete er am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf. 1959-92 hatte Maier eine Professur für Violine an der Musikhochschule Köln. 1964 richtete er dort, selber Autodidakt auf der Barockvioline, ein Studio für Alte Musik ein. Beeinflusst durch den Kammermusikkreis um August Wenzinger und Gustav Scheck, hatte Maier hatte seit Beginn der 1950er Jahre einen erheblichen Anteil an der Entwicklung der Kölner „Alte Musik-Szene“. Zu seinen Schülern gehörten namhafte Barockgeiger, wie Reinhard Goebel (Musica Antiqua Köln), Werner Ehrhardt (Concerto Köln, L’arte del mondo), Manfredo Kraemer (Le concert des Nations und The Rare Fruits Council), Gustavo Zarba (Orchestra of the Eighteenth Century). 1964 übernahm er als Konzertmeister die Leitung des durch die Plattenfirma Deutsche Harmonia Mundi gegründeten Ensembles Collegium Aureum, welches für die damalige Zeit wegweisende Einspielungen im Sinne der historischen Aufführungspraxis machte. So optierte Maier für die Verwendung barocker Originalinstrumente und einen der jeweiligen Epoche entsprechenden Interpretationsstil. Franzjosef Maier verstarb am 16. Oktober 2014 in Bergisch Gladbach und wurde am 23. Oktober 2014 auf dem Refrather Friedhof, Kippekausen in Bergisch Gladbach beigesetzt.

 

27.4. Guido CANTELLI: 100. Geburtstag

Mit 14 Jahren gab er sein erstes Konzert als Klaviersolist. Er studierte am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand Klavier und Dirigieren, seine Lehrer waren Arrigo Pedrollo, Giorgio Federico Ghedini und Antonino Votto. 1943 wurde er als Dirigent und künstlerischer Leiter am Teatro Coccia in Novara engagiert. In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs weigerte Cantelli sich, auf der Seite Nazideutschlands zu kämpfen, weshalb er in einem Arbeitslager inhaftiert wurde. Ein Priester verhalf ihm zur Flucht und er lebte bis zur Befreiung von Mailand unter einem falschen Namen. Im April 1945 heiratete er seine Jugendfreundin Iris Bilucaglia, die (als Amateurin) ebenfalls Klavier spielte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs machte Cantelli eine blitzartige Karriere. Im Juli 1945 debütierte er als Dirigent des Orchesters der Mailänder Scala; bald darauf dirigierte er das Sinfonieorchester der RAI in Turin. 1946 leitete er das Festspielorchester bei der Biennale di Venezia. Nachdem Arturo Toscanini ihn 1948 bei einem Dirigat in der Scala erlebt hatte, lud er ihn ein, im folgenden Jahr mehrere Konzerte mit seinem NBC Symphony Orchestra in New York zu dirigieren. Nach diesem internationalen Durchbruch dirigierte Cantelli nicht nur viele der großen Orchester in Europa, sondern auch in Südafrika und Amerika, unter anderem das London Philharmonic Orchestra (ab 1951), das New York Symphony Orchestra und das Boston Symphony Orchestra. Mit seinen klaren, lebendigen, minutiösen und wirkungsvollen Interpretationen gilt er als stilistischer Erbe Toscaninis. Wenige Tage vor seinem Tod wurde Cantelli zum Chefdirigenten der Mailänder Scala ernannt. Im Alter von 36 Jahren kam er in der Nacht zum 24. November 1956 bei dem missglückten Start einer Douglas DC-6B der Linee Aeree Italiane am Pariser Flughafen Orly ums Leben. Er hinterließ seine Frau Iris und seinen Sohn Leonardo, der damals vier Monate alt war. Der Intendant der Scala, Antonio Ghiringhelli, bezeichnete Cantellis Unfalltod als das schrecklichste Ereignis seit der Bombardierung des Theaters im Zweiten Weltkrieg. Toscanini, der am 16. Januar 1957 in New York starb, erfuhr nie vom Tode Cantellis.

 

28.4. Sabin MARKOV: 85. Geburtstag

Biographie des bulgarischen Baritons auf Englisch: http://www.ucis.pitt.edu/opera/OFB/stars/mar01.htm

 

28.4. Nan MERRIMAN: 100. Geburtstag

 Sie verbrachte ihre Jugend in Los Angeles, wo sie auch bei Alexia Bassian und bei der berühmten Lotte Lehmann studierte und 1940 als Konzertsängerin debütierte. Sie wurde durch ihre Konzerte in Nordamerika bekannt und hatte seit 1943 große Erfolge in Opernaufführungen im amerikanischen Rundfunk unter A. Toscanini (Orpheus in Glucks »Orpheus und Eurydike«, Maddalena im »Rigoletto«, Emilia im »Otello«, Meg Page im »Falstaff«). Bühnendebüt an der Oper von Cincinnati 1942 als Cieca in »La Gioconda« von Ponchielli. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie eine ausgedehnte Gastspiel- und Konzerttätigkeit, vor allem in Europa. Ihr Europa-Debüt fand 1950 in Paris in einem sehr erfolgreichen Konzert statt. Beim Maggio Musicale von Florenz sang sie 1952 als Solistin in Beethovens 9. Sinfonie. 1953 hörte man sie beim Edinburgh Festival (mit dem Ensemble des Glyndebourne Festivals) als Türkenbaba in »The Rake’s Progress« von Strawinsky, 1956 beim Glyndebourne Festival als Dorabella in »Così fan tutte«. Man erlebte sie bei den Festspielen von Aix-en-Provence (1953, 1955 und 1959 als Dorabella) und beim Holland Festival. Sie gastierte an der Piccolo Scala in Mailand 1956 als Dorabella und 1958 als Laura in der Oper »Der steinerne Gast« von Dargomyschsky. Sie war zu Gast in Brüssel und Amsterdam, in Chicago und San Francisco (1957 als Dorabella). Neben einem umfangreichen Bühnen-Repertoire schätzte man sie vor allem als Konzert-Altistin. Sie trat in Wien in Konzerten auf. Sie lebte zeitweilig in Holland, seit 1973 wieder in ihrer amerikanischen Heimat. Sie starb 2012 in Los Angeles.

Schallplatten: RCA (»Falstaff« und »Otello« unter Toscanini), Columbia (»Così fan tutte«), HMV (»Falstaff«, »Rigoletto«), Philips, EMI/Testament (Spanische und französische Lieder), Gala (Arien-Konzert, Amsterdam 1962).

 

29.4. Sir Malcolm SARGENT: 125. Geburtstag

 Er studierte Klavier und Orgel und wurde 1911 Assistent des Organisten Haydn Keeton an der Kathedrale von Peterborough. 1914-24 war er Organist in Melton Mowbray. Zugleich studierte er in Durham Musikwissenschaft und 1919-21 Klavier bei Benno Moiseiwitsch. Seine Laufbahn als Dirigent begann, als er 1921 auf Einladung von Sir Henry Wood die Promenadenkonzerte von Queen’s Hall in London dirigierte. Seit 1923 unterrichtete Sargent am Royal College of Music, 1927-30 arbeitete er mit dem Ballets Russes. Von 1928 bis zu seinem Tode wirkte er als Dirigent der Royal Choral Society, zudem war er 1929-40 musikalischer Leiter der Courtauld-Sargent Concerts. Nach einer krankheitsbedingten Pause dirigierte er Ende der 1930er Jahre einige Aufführungen des London Philharmonic Orchestra. Er dirigierte dann 1939-42 das Hallé Orchestra in Manchester, 1942-48 das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und 1950-57 das BBC Symphony Orchestra. Ab 1948 war er darüber hinaus der Chefdirigent der legendären Proms. Sargents besonderes Interesse galt stets der zeitgenössischen englischen Musik. So dirigierte er u. a. die Uraufführungen von Gustav Holsts At the Boar’s Head (1925), von Ralph Vaughan Williams‘ Hugh the Drover (1924), Sir John in Love (1929), Riders to the Sea (1937) und Symphony No. 9 (1958) sowie von William Waltons Belshazzar’s Feast (1931) und Troilus and Cressida (1954). Besonders bekannt ist sein Arrangement von Rule, Britannia!, das regelmäßig bei den Londoner Last Night of the Proms gespielt wird. Er starb 1967 in London.

 

29.4. Julius von RAATZ-BROCKMANN: 150. Geburtstag

 Er begann zuerst das Jurastudium an den Universitäten von Bonn und Innsbruck. Dann absolvierte er seine Gesangsausbildung in Berlin und Mailand; durch Cosima Wagner wurde er in den Wagner-Stil eingeführt. Er betätigte sich fast ausschließlich als Konzertsänger, doch trat er gelegentlich auch auf der Bühne in Erscheinung. So sang er bereits im Februar 1903 am Hoftheater von Dessau die Titelpartie in »Hans Heiling« von H. Marschner und trat auch später noch auf der Bühne auf. Seine großen Erfolge hatte er jedoch im Konzertsaal. Man rühmte ihn sowohl als Solisten in Oratorien und geistlichen Musikwerken wie auch als vortrefflichen Lieder- und Balladensänger (Balladen von Carl Loewe), zumal aber als Bach-Interpreten. Der Künstler hatte in den Konzertsälen in Deutschland wie im Ausland bedeutende Erfolge. Man hörte ihn in Konzerten in Wien (1912) und Kopenhagen (1922), in Turin (1923) und Oslo (1923), bei einer Holland-Tournee (1923) und in Zürich (1923), in Riga und Reval (1925), in Basel (1925), in Stockholm und in Göteborg (1925-26). Seit 1907 lebte er als gesuchter Pädagoge in Berlin, seit 1923 war er Professor an der Berliner Musikhochschule. Zu seinen Schülern gehörten so bedeutende Sänger wie Arno Schellenberg, Else Schürhoff, Konstanze Nettesheim, Emmy Hagemann, Frithjof Sentpaul, Hans-Hermann Nissen, Leonor Engelhard, Jan Heytekker, Rolf Heide, Paul Kötter, Otto Hopf und Henny Wolff. Gegen Ende der zwanziger Jahre erblindete er. 1930 trat er in Berlin noch in einem Konzert auf. Er starb 1944 in Perleberg (Mark Brandenburg).

Seine ausdrucksvolle Baritonstimme begegnet uns auf Edison-Zylindern, auf Anker- (Schubert-Lieder und Lieder anderer Komponisten, 1910), Kalliope-, Odeon- (neben Loewe-Balladen von 1908 in Auszügen aus der »Winterreise«, 1913) und auf HMV-Platten. Obwohl er ein großer Oratoriensänger war, findet sich auf seinen Schallplatten keine Musik aus dem Bereich des Oratoriums.

 

30.4. Nancy BURNS: 80. Geburtstag

 Biographie der amerikanischen Sopranistin auf Englisch: https://www.bach-cantatas.com/Bio/Burns-Nancy.htm

 

30.4. Paulette CHALANDA: 95. Geburtstag

 Sie studierte am Pariser Conservatoire und debütierte 1952 an der Grand Opéra Paris als Amor in der denkwürdigen Premiere der Barockoper »Les Indes galantes« von Rameau. Wenige Tage später sang sie an der Opéra-Comique in der französischen Hauptstadt die Mimi in Puccinis »La Bohème«. In den folgenden Jahren übernahm sie bis 1966 an diesen beiden großen Opernhäusern in Paris eine bunte Vielzahl von Partien, darunter die Titelheldinnen in »Roméo et Juliette« von Gounod und »Thaïs« von Massenet, die Violetta in »La Traviata« von Verdi, die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet, die Mireille wie die Manon in den gleichnamigen Opern von Gounod und Massenet und die Sophie im »Rosenkavalier« von R. Strauss. 1962 wirkte sie an der Opéra-Comique an der Uraufführung der Oper »Princesse Pauline« von Henri Tomasi mit. Sie gab Gastspiele an den großen Opernhäusern in der französischen Provinz, so in Marseille, Toulouse und Bordeaux und 1954 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel. Sie war gleichzeitig als angesehene Konzertsopranistin tätig und widmete sich später der Gesangpädagogik. Sie starb im Mai 1985.

 

30.4. Franz LEHÁR: 150. Geburtstag

 Er war der Sohn des Kapellmeisters im Infanterieregiment Nr. 50 der k.u.k.-Armee Franz Lehár (senior) (1838–98) und dessen Frau Christine Neubrandt (1849–1906). Sein Bruder Anton schlug wie der Vater eine Militärkarriere ein, die er als General und Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens beendete. Lehárs Vorfahren waren bis Anfang des 18. Jahrhunderts als Kleinbauern in Lesnitz und Brünnles bei Hohenstadt in Nordmähren nachweisbar. Der Name Lehar weist auf den tschechischen Ursprung der Familie hin, wobei es nach der Heirat des Urgroßvaters des Komponisten mit einer Bauerntochter aus Schönwald (Šumvald) bei Mährisch Neustadt zur Eindeutschung des Namens kam. Deren Sohn lebte in Schönwald als Häusler und Glaser und heiratete die aus Schönwald stammende Anna Polách, ihr Sohn Franz Lehár (senior) (* 31. Januar 1838 in Schönwald; † 7. Februar 1898 in Budapest) wurde dann der Vater des Komponisten. Lehár senior heiratete in Komorn die Ungarin Christine Neubrandt (1849–1906), deren Vater von bereits magyarisierten mecklenburgischen Einwanderern abstammte, die in alten Taufbüchern aber noch „Neubrandenburger“ hießen. Lehár wuchs daher mit der Sprache seiner Mutter auf, dem Ungarischen. Seine Jugend verbrachte er als Sohn eines Militärkapellmeisters mit häufigem Standortwechsel in Städten, die damals zu Ungarn gehörten: Preßburg, Ödenburg, Karlsburg und Klausenburg. Darum erhielt das „a“ des Namens Lehár das ungarische Dehnungszeichen. (Der sudetendeutsche, bis 1945 in Liebau ansässig gewesene Zweig wird Lehar geschrieben, die tschechischen Namensträger Léhar.) Franz Lehár bekannte sich während seines ganzen Lebens durch seine Unterschrift zu seiner ungarischen Herkunft, indem er nach ungarischer Art seinen Taufnamen Ferenc (Franz) dem Familiennamen hintansetzte. Das Wort Ferenc kürzte Lehár meist mit einem violinschlüsselartigen Schnörkel ab und behielt diese Schreibweise auch dann bei, wenn er später mit deutschem Vornamen unterschrieb. Seine Sprachkenntnisse, die auch ermöglichten, andere slawische Sprachen gut zu verstehen, hat er später in Pola/Pula, wo er als Militärkapellmeister wirkte, um die italienische Umgangssprache erweitert. Er war mit Puccini und anderen italienischen Komponisten befreundet, man tauschte Erfahrungen und auch Partituren aus. Sein Englisch war jedoch sehr schwach, obwohl er gute Übersetzungen seiner Operetten von schlechten sehr wohl unterscheiden konnte. Für eine Emigration in die U.S.A. oder nach Großbritannien waren sie sicher zu gering. Bei Ernst Décsey, Lehárs erstem Biographen, ist die Familienlegende zitiert, wonach die Lehars von einem Marquis Le Harde abstammen sollen. Dieser Marquis soll als Angehöriger der Grande Armée von den Russen gefangen genommen worden sein, aber in Nordmähren entflohen und bei Bauern Unterschlupf gefunden haben. Für diese Überlieferung fanden sich jedoch keinerlei Nachweise. Die Begabung von Franz Lehár zeigte sich schon in frühen Jahren am Klavierspiel. Wie Mozart konnte auch er als Kind ein Thema bei verdeckten Tasten variieren. Mit elf Jahren komponierte er sein erstes Lied. 1880 wurde sein Vater mit seinem Regiment nach Budapest versetzt, und Lehár besuchte dort das Piaristengymnasium. Um ihm eine bessere Kenntnis der deutschen Sprache zu vermitteln, kam er aber bald auf das Gymnasium in Mährisch Sternberg. Ab 1882 wurde Lehár wegen seiner großen Musikalität halber Schüler des Prager Konservatoriums und studierte, entsprechend dem Wunsch seines Vaters, Violine bei Anton Bennewitz, Musiktheorie bei Josef Foerster und Komposition bei Antonin Dvorák, nachdem er zuvor privat bei Zdenek Fibich unterrichtet worden war. Seine musikalische Laufbahn begann er als Orchestermusiker in Barmen und Elberfeld (Stadttheater vam Brausenwerth). Danach wurde er jüngster Militär-Kapellmeister der k.u.k. Armee. In Wien spielte er in der Kapelle seines Vaters, und über verschiedene Stationen in der Monarchie arbeitete er sich vor bis zum Nachfolger seines Vaters. Diese Karriere führte ihn nach Pola, Triest, Budapest und von 1899 bis 1902 nach Wien. Wien wurde zu seiner Wahlheimat, und dank einigen großen Erfolgen konnte er bald ausschließlich von seinem kompositorischen Schaffen leben und verschrieb sich dabei ganz der Operette. Schon mit seinen beiden Erstlingswerken Wiener Frauen und Der Rastelbinder galt er als der kommende Mann der Operette. Mit dem Welterfolg Die lustige Witwe (1905) setzte er sich endgültig an die Spitze der damaligen Operettenkomponisten. Bald schlossen sich in den nächsten Jahren weitere Erfolgsstücke an: Der Graf von Luxemburg, Zigeunerliebe und Eva. Als in den 1920er Jahren dann die bis dahin „alte“ Operette in der Publikumsgunst zunehmend der Revue weichen musste (auch hier probierte sich Lehár mit einer Revuefassung der Lustigen Witwe mit Fritzi Massary), verabschiedete sich auch Lehár von dieser heiteren Kunstform. Seit Paganini verzichtete er auf das bisher übliche Happy-End und setzte auf opernhaftes Sentiment und Pathos. Die Tenorpartien dieser letzten Operetten, wie Das Land des Lächelns oder Der Zarewitsch schrieb er großteils für Richard Tauber. Seine letzte Operette Giuditta, die er als „musikalische Komödie“ bezeichnete, wurde dann tatsächlich auch 1934 in der Wiener Staatsoper uraufgeführt. Das „Hohe Haus“ versprach sich mit dieser von Lehár lange ersehnten Aufführung auch eine finanzielle Gesundung. Privat war er sehr eng mit Giacomo Puccini befreundet und ließ sich auch durch dessen Opern inspirieren (wie umgekehrt auch Puccini von Lehár zu seiner Operette La Rondine angeregt wurde, die allerdings kein Erfolg war). Lehár komponierte selbst vier Opern (Rodrigo sowie Kukuschka oder Tatjana zu Beginn seiner Laufbahn, später Die gelbe Jacke und Garbonciás, eine Umarbeitung der Zigeunerliebe, als letztes Bühnenwerk). Neben Operetten schrieb er noch zwei symphonische Dichtungen, zwei Violinkonzerte, Filmmusik, Lieder, Tänze und Märsche. Im Lauf der Jahre zu beträchtlichem Wohlstand gekommen, erwarb Lehár im Jahr 1931 das Schikaneder-Schlössl in Wien-Nussdorf, das bereits Emanuel Schikaneder besessen hatte. Seine Villa in Bad Ischl, in der er im Sommer gern komponierte, vermachte er der Stadt mit der Auflage, daraus ein Lehár-Museum zu bilden. Aus dem Komponistenanteil für Aufführungen seiner Werke in Österreich sollte ein Lehár-Fonds gebildet und die Einkünfte desselben zur Unterstützung unverschuldet in Not geratener alter Menschen verwendet werden. Jedoch sollten keine jungen Talente mit Hilfe dieses Fonds gefördert werden, da, so schrieb Lehár, wahres Talent sich von selbst durchringe und er nicht wünsche, dass dadurch Kunstdilettantismus großgezogen werde. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland hatte auch für Lehár große Auswirkungen, da er, wie das Amt Rosenberg festhält, „sich ausnahmslos jüdischer Textbuchverfasser bei seinen Operetten bedient hatte: Leo Stein, Bela Jenbach, Bodanzky, Reichert, Julius Bauer, Julius Brammer, Alfred Grünwald, Herzer, Löhner-Benda, Marton, Willner“ und „in Wien ausschließlich in jüdischen Kreisen“ verkehre. Einen Ariernachweis hatte Lehár für sich und seine Frau mit dem Hinweis, sie seien beide katholisch, nie erbracht. Er war aber wegen seiner jüdischen Gattin Sophie (geborene Paschkis) angreifbar und erhielt nur wegen Hitlers besonderem Interesse eine Sondergenehmigung zur Berufsausübung. Die anfänglichen Anfeindungen gegen ihn und sein Werk, die vor allem vom Amt Rosenberg ausgingen, verstummten dank der Interventionen von Goebbels, und seine Operetten wurden dann wieder auf den Spielplänen der deutschen Theater geduldet. Richard Tauber versuchte 1938, Lehár noch zu einer Emigration zu bewegen, was der mit den Worten: „im 69. Jahr zu emigrieren ist kein Honiglecken.“ ablehnte. Seine schwachen Englischkenntnisse wären sicher ein großes Handicap gewesen. Vielleicht hoffte er auch, durch seine ungarische Staatsbürgerschaft – für die er 1919 optiert hatte – eher in Ruhe gelassen zu werden. Für Ungarn war – und ist er – immer einer ihrer größten Komponisten, und eine Verhaftung hätte sicher zu energischen Interventionen der ungarischen Regierung geführt. Ungarn war ein wichtiger Verbündeter des Deutschen Reiches und so kann es gut möglich sein, dass man sich hier bewusst ruhig verhielt. 1938 wurde Lehárs Frau zur „Ehrenarierin“ erklärt. Im selben Jahr denunzierte Lehár den jüdischen Rechtsanwalt Eitelberg bei dem Staatsrat und SS-Sturmbannführer Hans Hinkel, der Lehárs Gönner im Reichspropagandaministerium war. Von Hinkel erhielt er noch Anfang Januar 1945 einen herzlichen Heil-Hitler!-Neujahrsgruß. Am 12. Januar 1939 und am 30. April 1940 empfing Lehár in Berlin beziehungsweise Wien Auszeichnungen aus Hitlers Hand, darunter eine Goethe-Medaille. Zu Hitlers Geburtstag 1938 schenkte Lehár seinem berühmten Verehrer ein in rotes Maroquin-Leder gebundenes Bändchen zur Erinnerung an die 50. Aufführung der Lustigen Witwe. 1941 stellte er sich für Propagandakonzerte im besetzten Paris zur Verfügung. Ende 1942 weilte er in Budapest, um die Aufführung seiner alten Zigeunerliebe vorzubereiten – in einer wohlweislich vollständig „arisierten“ Textfassung. Gleichwohl wurde einmal versucht, Lehárs Gattin zu deportieren. Lehárs Freund, der Librettist Fritz Löhner-Beda, wurde am 4. Dezember 1942 im KZ Auschwitz ermordet. In der Literatur findet sich die allerdings unbelegte Behauptung, Lehár habe sich erfolglos um die Freilassung Löhners durch eine persönliche Vorsprache bei Hitler bemüht. Jüngere Recherchen ergaben im Gegenteil, dass Lehár nichts unternahm und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteuerte, von nichts gewusst zu haben. Nach einem Zusammenbruch bei einem Dirigat in Budapest durfte Lehár 1943 mit seiner Frau in die Schweiz ausreisen. Er litt zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem an Gallen-, Nieren-, Drüsen- und Augenproblemen sowie einer Lungenentzündung. Die letzten Kriegsmonate verbrachte das Ehepaar wieder in Bad Ischl. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weigerte sich Lehár, über die politischen Dimensionen seines Wirkens im Dritten Reich zu reden, so etwa bei einem Treffen mit Klaus Mann im Mai 1945. Nach dem Krieg hielt sich Lehár in der Schweiz auf, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Im Juni 1948 kehrte der Komponist mit seiner Schwester Emilie Christine, die ihn nach dem Tod seiner Frau betreute, nach Bad Ischl zurück. Im Oktober 1948 erhielt er die Ehrenbürgerschaft und starb kurz darauf. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Bad Ischl.

 

 

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