Ab 3. Mai 2013 in den österreichischen Kinos
HAI-ALARM AM MÜGGELSEE
Deutschland / 2013
Drehbuch und Regie: Leander Haußmann, Sven Regener
Mit: Henry Hübchen, Benno Fümann, Tom Schilling, Uwe Dag Berlin, Frank Castorf, Jürgen Flimm u.a.
Eigentlich sollte man schon vor dem Titel zurückschrecken, Blödelalarm im deutschen Kino, aber das geht ja nicht: Schließlich war Leander Haussmann in den neunziger Jahren einer der wichtigen Theaterregisseure Deutschlands, bevor er sich dem Film zuwandte und da ein paar enorm witzige Abrechungen mit der „guten, alten DDR“ auf die Leinwand brachte („Herr Lehmann“ vor allem).
Seither ist seine filmische Blütenlese durchwachsen, und bei diesem „Hai-Alarm“ denkt man mehr als einmal: „Was blödelt Ihr Idioten Euch da zusammen?“ Für eine Parodie des „Weißen Hais“ ist es verdammt spät, also bleibt eine (doch recht plumpe) Satire auf die deutschen Klein-Kleinstädter von heute, so wie Haussmann und sein seit einiger Zeit unabdingbarer „Co“ Sven Regener sie nun unweit von Berlin am (höchst provinziellen) Seeufer finden…
Die Handlung ist im Grunde zu dumm, um sie auch nur nachzuzeichnen: Da gibt es einen gewissen „Snake Müller“, der in Hawaii Haie jagt, aber aufgrund ungemütlicher Umstände heimkehrt – an den Müggelsee. Als er noch ein Junge war, hat er mit seinem Zwillingsbruder dort Mini-Haie ausgesetzt: Nun, Jahrzehnte später, beißen diese zu… und Bademeister Michael Gwisdek zieht effektvoll seinen blutigen Armstumpf aus dem Wasser.
Was tun? Gewiss, Haussmann & Regener wissen schon, was sie auf die Schaufel nehmen wollen: Dass die Medien einfach zum Kotzen sind. Da denkt sich eine Pressedame (Anna-Maria Hirsch, die alle Klischees bedient) den „Hai-Alarm!“ aus, der zum erwarteten Touristen-Ansturm führt, bis die Sache dem Publikum ganz schnell wieder langweilig wird. Ja, so ist das in der heutigen Zeit, die „Nachhaltigkeit“ führt zwar jeder im Munde, sie ist aber noch nicht erfunden. Darum wird dieser Film über das unmittelbare Kopfschschütteln hinaus, das er erzeugt, wohl auch nicht weiter im kollektiven Gedächtnis verbleiben…
Immerhin, der Name Leander Haussmann ist immer noch wirkungsvoll genug, um eine erste Garde von Schauspielern auf die Leinwand zu bringen, ob in großen Rollen wie Harry Hübchen als Bürgermeister (Fahne im Wind, dem man immer sagen muss, was er meinen soll), in mittleren Rollen wie Tom Schilling (als Fischexperte törichten Zuschnitts) oder Benno Fümann als der reiche Strandbadbesitzer, oder in kleinen wie Katharina Thalbach (immer mit irgendeinem Protest-Transparent unterwegs). Haußmann & Regener selbst stapfen im Taucheranzug herum und „tauchen“ immer irgendwo sinnlos auf (wenn sie nicht gerade musizieren…), aber besonders amüsant ist das, was sie als eine Art „Doppelconference“ am Mittagstisch des „Griechen“ (Österreichs Blödel-Talent Michael Ostrowski) bieten: Da sitzen doch keine Geringeren als Frank Castorf (als Frank Konopke) und Jürgen Flimm (Jürgen Flammkuchen), zweifellos Theater- und Regiegiganten von heute, und palawern. Dabei sind sie als Schauspieler (absichtslos) so sagenhaft hilflos, dass man vor Vergnügen nur glucksen kann… Wenn ihre Schauspieler auf der Bühne so schlecht wären wie die Regisseure als Schauspieler!!! So kann man Kleingeister mit einem Film, in dem sich Klamauk und Absurdität vermählen, auf besondere Art unterhalten: Kreischalarm!
Übrigens: Das im Film so laut vermarktete „Alarm-Bier“ gibt es leider nicht. Es fände nach dem Besuch des Werks – schon aus Erleichterung, dass man es überstanden hat – vermutlich reißenden Absatz.
Renate Wagner