Graubünden/ Lenzerheide: Dort haben die Gäste Glück, 20.12.2014
Von Ursula Wiegand
Die Schweiz feiert gerade 150 Jahre Wintertourismus, doch Frau Holle ist auch dort säumig. In tiefer gelegenen Orten ist das Weiß aufgrund des ungewöhnlich warmen Wetters noch rar. Die Gletschergebiete im Wallis, wo die Gondelbahnen bis auf über 3.000 Meter emporschweben, haben keine Probleme.
Winterweiß in Graubünden. Foto: Ursula Wiegand
Auch Graubünden hat Glück. In Davos können die Skisportler schon länger auf der Parsenn und am Jakobshorn fröhlich hinunter schwingen. Am 13. Dezember hat auch der Verbund Arosa-Lenzerheide die Skisaison eröffnet.
Rothornbahn-Mittelstation Scharmoin – viele Möglichkeiten. Foto: Ursula Wiegand
Der Zusammenschluss beider Gebiete, schon in den 1970er Jahren angedacht, ist seit Januar 2014 Realität. Geschaffen wurde auf diese Weise nicht nur der mit 225 Pistenkilometern größte Skizirkus Graubündens, sondern auch eine Vernetzung der Winter- und Sommerwanderwege!
Neue Rothornbahn Canols-Scharmoin mit Heidseeblick.Foto: Ursula Wiegand
Dass zuvor einiges gebaut werden musste, versteht sich von selbst. Eine neue Doppel-Pendelbahn verbindet nun das Arosa-Hörnli mit dem Lenzerheider Urdenfürggli. In Lenzerheide wurde die altersschwache Rothorn-Kleinkabinenbahn – nach Plänen der Ritter-Schumacher Architekten AG – durch die 8er-Gondelbahn Canols-Scharmoin ersetzt.
Heidsee mit Parpaner Rothorn und Talstation Rothornbahn. Foto: Ursula Wiegand
Gleichzeitig versetzte man die neue Talstation – einen modernen, leuchtend roten Bau mit heutigem Komfort und Sportshop – an die Straße nahe dem Heidsee.
Für die Rothornbahn-Mittelstation Scharmoin auf 1.900 Meter Höhe hat das Architektenteam eine strenge grau-weiße Bergstation mit rotem Bahnhofsteil entworfen, sich aber beim Bergrestaurant Scharmoin für einen traditionellen Holzbau mit Aussicht entschieden.
Bergrestaurant Scharmoin, Ritter-Schumacher Architekten AG. Foto: Ursula Wiegand
Holz ist ohnehin wieder „in“, denn drunten neben dieser roten Talstation überrascht das helle, 6-stöckige Personalhaus von 2014 mit einer Holzfassade. Sicherlich ein gewollter Kontrast.
Auch viele Gäste verbringen ihren Urlaub am liebsten hinter Holzwänden, vermitteln doch solche Hotels und Ferienanlagen das gewünschte Alpenflair. Geschwind werden nun nackte Betonbauten früherer Jahre mit Holzverblendungen aufgehübscht, doch das ist nur „die halbe Miete“. Gleich schön und richtig zu bauen überzeugt.
PRIVÀ Alpine Lodge. Foto: Ursula Wiegand
Der Ferienanlage PRIVÀ Alpine Lodge Lenzerheide auf 1.500 m Höhe und nahe der Rothornbahn-Talstation ist das sehr gut gelungen. Mit ihr haben das Bergdorf und die Gäste Glück. Ganz aus Holz sind die Häuser und Chalets zwar nicht, doch die Annäherung an die Graubündner Baukultur ist unverkennbar.
Natursteinsockel, aufwändige Holzverkleidung und großzügige Balkone aus Lärchenholz wirken einladend. Projektiert hat es die AlpinLodges Bau AG, Chur, ein Unternehmen der Jäger Gruppe aus Vorarlberg, wo der Holzbau Tradition hat. 2011 hat es die Schweizer Residenza Grischuna AG für 75 Millionen Franken gekauft und betreibt es.
PRIVÀ Alpine Lodge, Bergbad. Foto: Ursula Wiegand
Das Zentrum der Anlage ist der kleine „Dorfplatz“ mit einem Hüttchen, der passende Ort fürs Käsefondue beim prasselnden Kaminfeuer. Mit Tiefgarage, Rezeption, Restaurant, Minimarket, Kinderclub, Bergbad, Saunen, Fitnessraum, Skidepot und Sportshop mit Ausrüstungsverleih ist alles vorhanden, was die Gäste brauchen.
Die 13 Häuser bieten 96 sehr gediegen ausgestattete Appartements mit 1–3 Schlafzimmern und genau so vielen Bädern. Buchenholzböden mit Unterflurheizung sorgen für wohlige Wärme. In den Deluxe-Wohnungen gibt es eine eigene Waschmaschine mit Trockner sowie eine private Infrarot-Sauna. Bleibt nur die Frage, wer sich zuerst hineinsetzt oder den Kamin im Wohnzimmer anheizt.
Die Qualität dieser im Sommer 2013 eröffneten Ferienanlage hat sich offenbar herumgesprochen. Auch wird sie von führenden Portalen angeboten. Geschäftsführer Daniel Renggli kann sich bereits über „full houses“ im Februar und den Osterferien freuen. „Die Gäste wollen mehr Individualität,“ so sein Fazit.
PRIVÀ Alpine Lodge, Kelly spielt Kasperle-Theater. Foto: Ursula Wiegand
Und die Kids? Die freuen sich über den perfekt ausgestatteten Kinderclub. Spielzeug, Bücher, Kuscheltiere, Kletterwand – alles da. Kelly wartet schon mit einem Kasperlpüppchen in der Hand. Gleich beginnt die Vorstellung.
Lenzerheide, Kinderskikurs beim Downhill vom Piz Scalottas. Foto: Ursula Wiegand
Mit solch einem Kinderclub passt sich die PRIVÀ Alpine Lodge dem Orts-Image an. Schon seit mehr als 10 Jahren besitzt Lenzerheide das Gütesiegel „Familien willkommen“. Ein weiteres Plus kommt Großen und Kleinen gleichermaßen zugute: Lenzerheide besitzt Berge im Osten und im Westen und hat in der Regel den ganzen Tag Sonne. Die Abfahrten am Piz Scalottas auf der Westseite – manchmal über einer Nebelwand – sind ein Traum.
Lenzerheide, alte und neue San Carlo-Kirche, 1886 bzw. 1928. Foto: Ursula Wiegand
Im Dorf selbst gibt es nette Cafés und zahlreiche Geschäfte, einen großen Eisplatz und erstaunlicherweise zwei San-Carlo-Kirchen. Als die erste von 1886 zu klein wurde, hat man 1928 fast daneben eine größere gebaut, die alte jedoch zur Erinnerung stehen gelassen.
Churwalden, Kirche von 1968, Architekt Theodor Hartmann
Ein Ausflug lohnt sich ebenfalls. Nur rd. 20 km sind es von Lenzerheide nach Chur, Graubündens Hauptstadt. Unterwegs, in Churwalden, überrascht – abgesehen von der Klosterkirche – ein modernes Gotteshaus von 1968, geplant von Architekt Theodor Hartmann aus Chur.
Chur, St. Martinskirche, spätgotisch von 1535, Spitzhelm 1919. Foto: Ursula Wiegand
Wer nun in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz, Holzhäuser erwartet, schaut vermutlich verblüfft. Nach dem großen Brand von 1464 wurde die Stadt in Stein wieder aufgebaut, die St. Martinskirche damals im spätgotischen Stil. Sie ist das Wahrzeichen von Chur.
Chur, St. Martinskirche, Fenster von Augusto Giacometti. Foto: Ursula Wiegand
Das Hineingehen lohnt sich, besitzt sie doch wunderbar farbige Fenster von Augusto Giacometti, die die Weihnachtsgeschichte abbilden. Seit 1919 ist ihr Turmhelm sogar höher ist als der der Kathedrale Mariä Himmelfahrt, ein Zeichen selbstbewusster Bürger gegenüber dem Klerus.
Chur, Kathedrale, freigelegte Fresken. Foto: Ursula Wiegand
Die Kathedrale, ein noch weitgehend romanisches Gotteshaus, beeindruckt drinnen mit Kapitellen aus jener Zeit, freigelegten mittelalterlichen Fresken und einem kostbaren spätgotischen Schnitzaltar von 1492.
Chur, Graubündner Kantonalbank, Jugendstil-Detail. Foto: Ursula Wiegand
In Bahnhofsnähe fällt das Gebäude der Graubündner Kommunalbank ins Auge, ein Palazzo von 1727 mit späteren Jugendstilelementen. Am Bündner Kunstmuseum, wenige Schritte weiter, drehen sich die Kräne für einen hochmodernen Anbau, konzipiert vom Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor. An der Preisschraube drehen derweil die Modeläden.
Chur, Tafel vor der Enoteca und Apero-Bar Punctum. Foto: Ursula Wiegand
Den Alltagsstress sollte man in und um Chur auch gleich herunterschrauben und sich von der Tafel vor der Apero-Bar Punctum, Rabengasse 6, inspirieren lassen. Die hier lesbare Gelassenheit ist genau der richtige Urlaubstipp und trifft sich mit dem Motto der PRIVÀ Alpine Lodge: „alles kann, nichts muss“.
Infos zur PRIVÀ Alpine Lodge Lenzerheide mit detaillierter Preisübersicht unter www.privalodge.ch. Gratis-Kinderbetreuung (ab 2 Jahre) von 9.30 – 20.00 Uhr. Weiteres unter www.lenzerheide.com