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GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER

29.09.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Gone Girl~1

Ab 3. Oktober 2014 in den österreichischen Kinos
GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER
Gone Girl / USA / 2014
Regie: David Fincher
Mit: Rosamund Pike, Ben Affleck, Neil Patrick Harris, Missi Pyle u.a.

Amy und Nick Dunne sind ein schönes Paar, sehr ansehnlich verkörpert von der blonden, durchaus hintergründigen Rosamund Pike und dem an sich so aufrecht wirkenden, attraktiven Ben Affleck, dem man dann doch einen Mord zutrauen muss – zumindest längere Zeit in einem Krimi, der mit fast zweieinhalb Stunden überlang ist, ohne dass man es als Zuschauer merkt. Das spricht für die Sache.

Zugrunde liegt dem Film ein Bestseller-Krimi von Gillian Flynn, die ein sehr begabtes Drehbuch daraus gemacht hat. Wenn sie das Lob bekam, ihr Psychothriller erinnere an Patricia Highsmith, so kann man Regisseur David Fincher zugestehen, Spannung zu erzeugen, wie man sie von den besten Arbeiten Hitchcocks kennt. Nun, Fincher ist auch der Mann der düsteren Krimis (diesbezüglich unvergesslich: „Seven“), und hier hat er seinen Stoff gefunden, an dem er seine handwerklichen Finessen wieder einmal zeigen kann.

Amy, die als „Amazing Amy“ Heldin von Kinderbüchern war und solcherart „nationwide“ in den USA bekannt ist, verschwindet also. Als Gatte Nick am 5. Hochzeitstag aus der Bar seiner Zwillingsschwester heimkehrt, findet er im Wohnzimmer alle Spuren eines Kampfes – und die Frau ist weg. Nun schreitet die Polizei ein, aber man bekommt mehr als nur den Krimi, in dem ein Ehemann nach und nach unter Verdacht gerät, seine Gattin ermordet zu haben (denn, wie man ebenfalls nach und nach erfährt: so gut war die Ehe gar nicht…). Wir sind in der Kleinstadt North Carthage, die es nicht gibt, wohl aber den Bundesstaat Missouri, wo noch die Todesstrafe exekutiert wird. Das könnte Nick gut und gerne blühen…

Ein anderer starker Handlungsstrang betrifft die Medien, die sich wie Geier über das Verschwinden der schönen, prominenten Blondine stürzen, Aktionen, die in all ihrer Aggressivität und Manipulation ausgemalt werden. Bis die Geschichte, die eine überraschende Drehung nach der anderen nimmt (und immer wieder in Rückblenden Detailinformationen bietet)… wieder bei Amy landet (und da ist auch noch ein sehr mieser Kerl, der eine für ihn letale Rolle spielt: Neil Patrick Harris). Letzendlich ist es in allen Verflechtungen eine Ehegeschichte, die von zwei Seiten, ihrer und seiner, erzählt wird.

Dann hat man immer noch genügend Zeit zu durchschauen, was da eigentlich läuft, wobei es natürlich gut ist, wenn ein Publikum hin- und hergeworfen wird und eigentlich nicht weiß, was es denken soll. Die Szenen dieser Ehe führen jedenfalls in schauerliche Abgründe, die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen. Amys Stimme aus dem Off erzählt da so manches – und die von Nick auch…

Es ist das zwischen Liebe und Haß extrem pendelnde Paar Pike & Affleck, das in Finchers Meister-Regie durch durchgehend enorm spannende zweieinhalb Stunden führt, die ein gewissermaßen offenes Ende bescheren – und man ertappt sich dabei, sich ausdenken zu wollen, wie das wohl weiter geht…

Heiner Wesemann

 

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