Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: WHAT A FEELING!

Werbefilm fürs Lesbentum

17.04.2024 | FILM/TV

film what a feeling x 19 apr 2024~1

Film:  WHAT A FEELING!
Filmstart: 18. April 2024
Österreich / 2024
Drehbuch und Regie: Kat Rohrer
Mit: Caroline Peters, Proschat Madani u.a.

Werbefilm fürs Lesbentum

Ja. Männer können wirklich rücksichtslos sein. Da wählt der Gatte von Marie Theres, die sich eigentlich rundum (also auch in ihrer Ehe) glücklich und zufrieden fühlt, ausgerechnet den Hochzeitstag, ausgerechnet ein Abendessen mit Freunden, um lauthals und öffentlich zu verkünden, dass ihm sein bisheriges Leben nicht mehr passt. Dass er Freiraum braucht. Dass er ausziehen wird. Basta. Die Ehefrau wird gar nicht gefragt…

Das ist die Ausgangsposition der Komödie von Kat Rohrer (nach Dokumentar- und Kurzfilmen ihr erster abendfüllender Spielfilm), in der die Handlung angesichts männlicher Unberechenbarkeit  nicht in weibliche Verzweiflung, sondern weibliche Selbständigkeit und neu entdeckte Diversität führt. Kurz, ganz zeitgemäß. Aber dazu braucht man Darsteller, die das vermitteln.

Denn wenn Marie Theres aus Kummer gewissermaßen irrtümlich in eine Lesben-Bar gerät, sich dort anbaggern lässt und, mehr noch, die angebotene gleichgeschlechtliche Beziehung auch annimmt– das täte nicht jede Frau, das muss die Darstellerin glaubhaft machen. 

what a feeling

Aber wozu hat das Kino Caroline Peters gewonnen (nachdem es mit dem Burgtheater des Martin Kusej offenbar so gar nicht geklappt hat)? Ihr glaubt man den freien Geist, der sich auf dieses schwindelerregende Abenteuer gänzlich neuer Erfahrungen (was auch in Sexszenen ausgespielt wird) einlässt. Und wenn man dem Film glauben will, fühlt sich das so gut, so frei, so fröhlich an.

Die Partnerin Fa (Proschat Madani), Iranerin mit ganzer Familie hier in Wien, ist als Persönlichkeit etwas problematischer. Sie ist eine Abenteurerin der lesbischen Spiele, nicht gerade käuflich, aber doch für alles (und für viele Damen) bereit. Dass aus dem Getuschel mit Marie Theres etwas für beide Seiten Ernstes wird, war bei ihr nicht vorgesehen und führt zu Turbulenzen, nicht zuletzt mit ihrer Familie, bei der sie Verständnis für ihre (stets bedeckt gehaltene Lebensform) eigentlich nicht voraussetzen kann.

Ironisch behandelt die Regisseurin bei dieser Zick-Zack-Beziehungsgeschichte, in der es drunter und drüber geht, die Reaktionen der Mitwelt, wobei die Männer (Heikko Deutschmann als Gatte) ohnedies nur ratlos dreinschauen dürfen. Die Teenager-Tochter von Marie Theres (Allegra Tinnefeld)) zeigt allerdings erstaunlich viel Einsicht (ein Mädchen von heute halt), die Nobel-Freundinnen der Heldin weniger (und werden ganz schön der Lächerlichkeit preisgegeben). Die absolute Selbstverständlichkeit einer Frauenwelt wird von Barbara Spitz als Eigentümerin der Bar gehütet. Im übrigen wird in der Privat- und Berufswelt ausgelotet, wie weit Frauen bereit sind, sich zu ihrem Lesbentum zu bekennen, und wie weit die Gesellschaft geht, das abzulehnen oder anzuerkennen…

Wichtig für diesen Film ist übrigens, dass beide Darstellerinnen mit Fünfzig plus  nicht mehr das sind, was man gemeiniglich als „jung“ bezeichnet. Auch das gehört zur Aussage in einer Welt, deren Bewohner immer älter werden und die weder geistig noch körperlich frühzeitig kapitulieren wollen.

Am Ende hat man – machen wir uns nichts vor – ein flammendes Plädoyer und einen Werbefilm zumindest für die „lesbische Alternative“ gesehen. Merkt auf, Ihr Frauen, wenn Eure Männer spinnen (und das kann ja nun immer wieder geschehen) – nicht verzweifeln, es gibt Trost aller und umfassender Art beim eigenen Geschlecht… Wie gut, dass diese Botschaft (die vermutlich nicht für alle Frauen gilt…) mit so viel Humor und auch Lockerheit transportiert wird.

Renate Wagner

 

 

Diese Seite drucken