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Film: THE UNHOLY

14.06.2021 | FILM/TV

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Filmstart: 18. Juni 2021
THE UNHOLY
USA / 2021
Drehbuch und Regie: Evan Spiliotopoulos
Mit: Jeffrey Dean Morgan, Cricket Brown, William Sadler u.a.

Wie oft hat man das schon gesehen? Junges Mädchen oder junge Frau behauptet, die Heilige Maria sei ihr erschienen. Die Kirche zweifelt, die Öffentlichkeit reagiert hysterisch-begeistert, die Medien überschlagen sich, und ein Journalist macht sich auf, die Betrügerin zu entlarven. Genau das ist auch die Vorgabe von „The Unholy“, nur mischt sich da in die Skepsis, mit der ein nicht-gläubiger Durchschnittsmensch „Wundern“ gegenüber steht, etwas anderes: Horror.

In diesem Film von Regisseur Evan Spiliotopoulos (sein Regiedebut, bisher war er stets nur Drehbuchautor) spielt der Teufel mit, und das gibt dann ein Gebräu, das ein wenig anders gemixt ist als üblich… und wo die Wurzeln des Bösen auch in der Vergangenheit liegen. Das Ganze basiert auf einem Roman von James Herbert, der für solche Geschichten bekannt ist.

Beim Prolog weiß man wie üblich nicht, was genau los ist, wenn eine junge Frau, die unerträglich schreit und kreischt (begreiflicherweise) offenbar als Hexe hingerichtet wird – später offenbaren sich die Fäden, die in die Zukunft führen. Da wird Banfield, Massachusetts, eine scheinbar ganz normale kleine Stadt davon erschüttert, dass die bis dahin taubstumme Nichte des örtlichen Father William Hagan, Alice Pagett, nicht nur plötzlich tadellos hört und spricht, sondern von einer Erscheinung der heiligen Maria berichtet, die dieses Wunder getan hätte – „Sie sagte, ihr Name sei Mary.“

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Leinwand-Debutantin Cricket Brown spielt diese Alice mit einem so schönen, klaren Gesicht, dass man bereit ist ihr zu glauben, doch als sie zur leidenschaftlichen, drängenden, eifernden Predigerin dieser „Mary“ wird,, kommen langsam berechtigte Zweifel auf.

Das Geschehen entwickelt nun logisch, was sich aus einer solchen angeblichen Marienerscheinung ergibt – jene, auch in der Kirche, die das Geschäft wittern, wenn man hier einen „Shrine“ für die „Heilige Mary von Banfield“ errichten könnte, Heilige Orte wie in Lourdes oder Fatima haben gezeigt, wie dann der Rubel rollt. Die Abgesandten des Papstes würden hingegen alles dafür geben, wenn Alice einfach zugeben würde, dass sie sich wichtig machen wollte, denn Wunder sind eine schwierige Angelegenheit. Da ist ihr aufrichtiger Priester-Onkel (sehr glaubhaft: William Sadler), der von schaurigen Visionen geplagt wird, von tiefen Zweifeln erfüllt ist und das „Böse“ hinter all dem wittert – selbst wenn er selbst Gegenstand einer wundersamen „Heilung“ wird… Und auch der Medienzirkus, der sich zumal heutzutage um ein solches Ereignis rankt, wird kritisch betrachtet.

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Und da ist noch der in seiner Karriere schwer angeknackste Journalist Gerry Fenn, von dem seine Redaktion nichts mehr wissen will, weil er schamlos Stories erfunden und die Leser getäuscht hat. Gespielt von Jeffrey Dean Morgan, dem Spezialisten für gestandene Männer, ist er nicht unbedingt unsympathisch, nur weil er hier eine letzte Chance sieht, wieder mit einer großen Story zu landen. Er befreundet sich mit Alice und will hinter das Geheimnis kommen…

Nun, man macht sich nicht des Spoilers schuldig, wenn man verrät, dass der Teufel durch die einst hingerichtete junge Frau namens Mary waltet, da gibt es dann auch Horror-Szenen, wie sie in solchen Filmen vorkommen (der Teufel im Beichtstuhl ist allerdings eine schrille Besonderheit!), man meint schon, alles sei in Flammen aufgegangen – aber Gerry, der böse Mann, der ein guter Mann ist, hat eine Art Opfer gebracht und wird belohnt. Mit der logischen Zweifel-Frage, ob es nicht doch Wunder gibt, wird man entlassen. Und gibt es den Teufel?

Kurz, das Thema ist unerschöpflich, es trägt auch diesen Film, der sich zwischendurch so seriös den aufgeworfenen Fragen stellt, als wäre er nicht nur ein religiöser Horror-Reißer…

Renate Wagner

 

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