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Festwochen-Zeit in Wien: Volks- und Hochkultur im Plauderton (31.5. & 1.6.)

02.06.2022 | Reflexionen-Festspiele

Festwochen-Zeit in Wien: Volks- und Hochkultur im Plauderton (31.5. & 1.6.)

Ob der moderierende Michael Niavarani zur Eröffnung der Saison im Oper Air-‘Theater im Park‘ oder eine zeitgeistige „Der Ring des Nibelungen“-Paraphrase im festwöchentlichen Museumsquartier – im Plauderton wird das Publikum durch den Abend geführt. Dieses kommt hier wie dort unbetamt leger, mehr als leger, reagiert nicht gerade mit Überschwang, akzeptiert einigermaßen das vorgesetzte Menü – und kann sich locker auch schon vorzeitig von den Künstlern verabschieden. 

„Die Geschichte der Komödie“ präsentierten Niavarani & sein SIMPL Ensemble am Eröffnungsabend im großen Parkareal des Belvederes auf SIMPLsimple Art. Von den Lustspieldichtern der alten Griechen, Römer …. und so fort, bisserl derb und mit frechen Sagern und einfach so weiter bis zum urigen Niavarani. Das hat teilweise Schwung, lässt bisschen Lächeln. Niavarani plaudert gern und viel, und man bleibt dabei stets auf festem Wiener Boden. Konträres ist ebenfalls hier im Park zu erleben, für Opernfreund, auf etwas anderem Niveau: Auch Gesangskoryphäen lockt der Weg hierher zu sommerlichen Auftritten. In der Reihe ‚Klassik, Literatur & Musik‘ werden so exzellente Interpreten wie Jonas Kaufmann mit Pianist Helmut Deutsch (8.6.), Günther Groissböck & die Philharmonia Schrammeln (11.6.), Angelika Kirchschlager & Alfred Dorfer (12.6.), Konstantin Wecker (12.7.) oder Michael Schade oder ‚Beethoven im Park‘ oder philharmonische Walzergeiger in lockerem Volkskultur-Habitus zu hören sein. 

 

Vorweg gesagt: Dies ist ein reiner Reinfall für echte Wagnerianer – „Der Ring des Nibelung“ für drei Abende als ein Einkauf der Wiener Festwochen im Schauspielhaus Zürich. Die Idee von Christopher Rüping (Regie) und Necati Öziri (Text) einer ironischen, auf soziale Aspekte ausgerichteten ‚Ring‘-Travestie könnte sich schon als sehr dankbar erweisen. Doch diese interessante Ambition ist bereits in der ersten überlangen Plauder-Episode hin zu Langeweile geglitten. Der Gesang der Rheintöchter darf belächelt werden. Doch dann verlieren sich die Darsteller, als Erda oder Alberich oder so tituliert, in endlosen Monologen oder schrägen Sprüchen. Nach vorne getreten, das Publikum ansprechend, aufdringlich gestikulierend. Dabei werden schon interessante Themen bezüglich götterdämmerischer Untergangsstimmung oder Kampf um Machtpositionen angeschnitten. Doch solch endlose Rezitationen oder Geschrei ergeben trotz einiger origineller Assoziationen im müden Kunterbunt ohne Handlung keinen Spannungsverlauf. Gelegentlich erklingt dazu vage doch recht nett eine poppiger Nibelungen-Anschnitt. Richard Wagner hier geplaudert anstatt gesungen: Kein Vergleich mit dem Original.

 

Meinhard Rüdenauer

 

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