Ab 31. Juli 2014 in den österreichischen Kinos
EYJAFJALLAJÖKULL
Frankreich / 2013
Regie: Alexandre Coffre
Mit: Dany Boon, Valérie Bonneton u.a.
Man hat auf Deutsch noch rasch den Untertitel „Der unaussprechliche Vulkanfilm“ hinzugefügt, falls man den Zungenbrecher nicht tadellos herausbekommt: Tatsächlich ist „Eyjafjallajökull“ kein Island-Film – man sieht nur die Fernsehbilder von 2010, als der Vulkan ausbrach und mit seiner Asche den europäischen Himmel so kontaminierte, dass der Flugverkehr mehrere Tage ausfiel. Das ist der dramaturgische Aufhänger des Geschehens.
Es muss vor diesem Film doppelt gewarnt werden, zweite Warnung: Man ist geneigt, den Schauspieler Dani Boon dank Filmen wie „Willkommen bei den Sch’tis“ und vor allem dem Meisterstück „Nichts zu verzollen“ automatisch ans Herz zu drücken, als könnte man gefahrlos ins Kino gehen, wenn er mitspielt, und sähe auf jeden Fall hohe Komödienqualität. Nun, schon „Der Nächste, bitte“ war schwach, „Super-Hypochonder“ war miserabel – und „Eyjafjallajökull“ kann man nicht anders als einen menschlich extrem hässlichen Film betrachten. Wer sich bei dieser Dauerausschüttung exzessiver Gemeinheit unterhält, sollte in sich gehen, mit dem stimmt etwas nicht…
Also, 2010. Im Flugzeug von Paris, vorgesehenes Ziel: Athen. Dort (vielmehr in Korfu) heiratet eine junge Französin einen Griechen. An Bord der Maschine: in der Luxusklasse die Mama Valerie, erfolgreiche Tierärztin, egozentrische Nervensäge, wie man gleich als solche erkennt, wenn sie Töchterchen als Hochzeitsgeschenk ununterbrochen Videobotschaften aufzeichnet, die nur von ihr selbst handeln. An Bord der Maschine weiters in der Holzklasse: Papa Alain, Valeries Ex, der wieder verheiratete, beruflich extrem erfolglose Fahrschulbesitzer. Als die beiden am Gang zum Klo zusammen stoßen, fangen die Beschimpfungen schon an – sie können sich, das ist auf Anhieb klar, auf den Tod nicht leiden, spucken es sich quasi ins Gesicht und bleiben sich dabei keine fiese Untergriffigkeit, keine ausgesuchte Bosheit, keine extreme Gemeinheit schuldig. Es ist schlechtweg peinlich, dem zuzusehen.
Aber dieser unerquickliche Film von Alexandre Coffre geht die ganzen eineinhalb Stunden so weiter – wobei er sich bei dieser „Groteskkomödie“, wenn man es nun einmal so nennen mag, keinesfalls den Kopf über eine einigermaßen vernünftige Handlung zerbrochen hat. Blöd, blöder, am blödesten – immer, wenn man meint, jetzt geht’s nicht mehr, kommt noch was…
Also, der Eyjafjallajökull ist ausgebrochen, die Maschine landet in München, im Handumdrehen sind alle Züge und Busse voll, alle Autos vermietet. Als Alain doch noch ein sündteures Luxusauto erzwingt, steigt natürlich Valerie ein – wie die beiden (ihre Mitfahrer verlieren sie bald und begreiflicherweise, die sind ja nicht lebensmüde) über die Autobahn düsen, das ist das Musterbeispiel dafür, wie es nicht geht – und niemand wundert sich, dass der Luxuswagen in Stücke geschmettert in die Luft fliegt. Schade, dass die beiden gerade nicht drinnen waren…
Es wäre zu ermüdend, aufzuzählen, was da alles passiert – man kann nur erwähnen, dass sie einmal auch in Salzburg landen und sich auf einer Brücke der Stadt beflegeln. Wie man die Gattin austrickst, dass sie den Bus versäumt, wie man dann doch gemeinsam im Automobil eines religiösen Fanatikers mit Mördervisage landet, wie man schließlich (ist ja nur Kino, ist ja nur Blödsinn!) in Slowenien in eine kleine Propellermaschine hüpft – und natürlich abstürzt, dann allerdings in Albanien (wo man noch einen staatstragenden Adler erschießt)…
Das ist ein überaus mühseliges Geholpere zur töchterlichen Hochzeit, wobei man zwischendurch einmal auf das Geschimpfe vergessen hat und gemeinsam im Bett gelandet ist. Was die Ex-Frau der gegenwärtigen Frau von Alain beim Hochzeitsfest aufs Butterbrot schmiert, wir sind ja die altbekannten Widerlinge… Dass man dann am Ende noch triefend sentimental wird, krönt das Machwerk mit seinem Tiefpunkt.
Ja, manche Leute haben sich einst beim „Rosenkrieg“ amüsiert, aber bei „Eyjafjallajökull“ ist es weit leichter, von den Menschen, die Valérie Bonneton (spitz wie ein Dolch) und Dany Boon (mit hämischer Boshaftigkeit) spielen, abgestoßen zu sein. Das sollte man sich wirklich schenken.
Renate Wagner