Ein Besuch bei Nuria Schoenberg Nono in Venedig
Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger
Nuria Schönberg-Nono vor einem Plakat ihres Mannes im Archiv. Foto: Andrea Matzker
Eingang zum Archiv Luigi Non in Venedig. Foto: Andrea Matzker
Nuria Schoenberg Nono, Tochter des Komponisten Arnold Schönberg, ist eine bedeutende Persönlichkeit in der Welt der Musik. Die Präsidentin des Archivio Luigi Nono in Venedig, das sie nach dem Tod ihres Mannes, des Komponisten Luigi Nono, begründet hat, befindet sich auf der Giudecca, einer Insel in Venedig, und beherbergt eine umfangreiche und äußerst übersichtlich angeordnete Sammlung von Nonos Werken und Dokumenten. Sie lebt weiterhin in Venedig und setzt sich leidenschaftlich für das Erbe ihres Vaters (Arnold Schönberg Center in Wien) und ihres Mannes ein. Sie ist bekannt für ihre Bemühungen, die Musik und das kulturelle Erbe ihrer Familie zu bewahren und zu fördern. Die Giudecca selbst ist eine ruhige Insel, die oft als Ort für Künstler und Intellektuelle dient. Sie bietet eine einzigartige Perspektive auf Venedig und ist bekannt für ihre historischen Gebäude, wunderschönen Gärten und malerischen Kanäle. Nuria Schoenberg Nono liebt ihre Insel und deren Ruhe im Vergleich zur wuseligen, lauten und quirligen Biennale, denn, wie sie sagt: „Man muss ja hören können!“
Blick in das wunderschöne mit Licht durchflutete Archiv Luigi Nono auf der Giudecca Fo. Foto: Andrea Matzker
Modell zu Al gran sole carico damore mit dem spektakulären Bühnenbild Renzo Pianos. Foto: Andrea Matzker
Kein geringerer als der ehemalige Staatspräsident Italiens, Giorgio Napolitano, der mit Luigi Nono und seiner Familie seit seiner Studienzeit eng verbunden war, eröffnete im Jahre 2006 das neue und erweiterte Archiv, das in das ehemalige Kloster der Heiligen Cosma und Damiano auf der Giudecca umziehen konnte. Die auf dem Weg in die Emigration in Barcelona geborene ursprünglich amerikanische Staatsbürgerin gilt inzwischen als reine Venezianerin und erwarb sogar im Jahre 2012 den ehrenvollen Titel der „Giudecchina des Jahres“ für ihre besonderen Verdienste für Venedig, die Musik und die Kultur. Sie würde auch nie woanders leben wollen, denn sie ist überglücklich dort, wo sie ist.
-Serena Nono und ihre Mutter Nuria Schönberg Nono im Archiv Luigi Nono vor dem Festival Plakat. Foto: Andrea Matzker
Ihre Tochter Serena lebt ebenso auf der Giudecca und hat dort ihr Atelier. Sie ist Malerin und organisiert verschiedenste Konzerte und Veranstaltungen, wie jetzt das große Festival zu Ehren des 100. Geburtstages von Luigi Nono, das den ganzen November 2024 über andauert. Ihre Tochter Silvia hingegen lebt in Rom und arbeitet als Herausgeberin von Kinderbüchern. Sie hat ein zauberhaftes Team, das sich hervorragend um die Belange des Archivs kümmert, das von jedem Interessierten besucht werden darf, denn Frau Schoenberg Nono legt Wert darauf, dass: „Jeder muss ein Archiv besuchen können, denn dazu sind Archive da!“
Nuria Schönberg-Nono vor der Bibliothek im Archiv. Foto: Andrea Matzker
Signora Nuria ist überglücklich, dass Venedig ihrem Mann und seinem Werk so hohe Ehren zu seinem 100. Geburtstag erweist. Ebenso wird auch das Werk ihres Vaters, der in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden wäre, gewürdigt. Im Gran Teatro La Fenice fanden bereits mehrere Veranstaltungen statt, der ehemalige Bürgermeister Venedigs, der bedeutende Philosoph und Autor Prof. Dr. Massimo Cacciari, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert (bzw. nicht feiert, denn er feiert nie, aber er wird eventuell gefeiert werden), der ebenso eng mit Luigi Nono zusammengearbeitet hatte, hat in diesem Jahr bereits mehrere große Veranstaltungen im Gedenken an Luigi Nono organisiert, wie zum Beispiel die Aufführung des Prometheus in der Kirche San Lorenzo.
Luigi Nono auf einer Fotografie von Grazia Lissi im-Archiv Luigi-Nono-
Er wirkt auch entscheidend mit bei dem großen Festival im November. Ebenso wie Daniele Abbado, der auch die Eröffnungspressekonferenz im Archiv leitet, und der der Sohn des großen Dirigenten Claudio Abbado ist. Der Vater war ein großer Freund der Familie und hatte lange mit Luigi Nono zusammengearbeitet. Nach Nonos Tod schenkte er Nuria Schoenberg Nono die wunderbare, hermetisch abgeriegelte und bewegliche Bibliothek im Archiv für die Büchersammlung ihres Mannes, die sie täglich bewegt und bedient, als „einzigen Sport“, den sie macht. Die vielen Veranstaltungen im November zu Ehren Nonos finden in den herrlichsten Palästen Venedigs statt.
Wer es nach Venedig nicht schaffen sollte, kann im nächsten Jahr zu einer bemerkenswerten Aufführung in Deutschland reisen, denn in Hamburg findet am 19. Juni 2025 die Premiere zu „Frühlingserwachen“ statt, eine sicherlich äußerst ansprechende Aufführung, die besonders sehens- und hörenswert sein wird. Die Regie führt Neco Celik. Bühnenbild und Kostüme werden von Alexander Wolf entworfen. Er arbeitete schon mit Ruth Berghaus zusammen, die ebenso eine enge Freundin und Kollegin der Familie Nono war. Über sie hat Nuria Schönberg Nono soeben eine große wissenschaftliche Arbeit und Veröffentlichung verfasst.
Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger