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DVD Neujahrskonzert 2014

21.02.2014 | dvd

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DVD
Neujahrskonzert 2014
Wiener Philharmoniker / Daniel Barenboim
Sony

Es kann gar nicht so einfach sein für die Wiener Philharmoniker, alljährlich ein Konzert, das per Radio und Fernsehen in die ganze Welt übertragen wird und dann schließlich innerhalb weniger Tage auf CD und DVD vorliegt und verkauft werden soll, stets neu und so zu programmieren, dass das Publikum nicht immer dasselbe vorfindet – aber doch seine „Highlights“ nicht vermisst. Wichtig ist auch, eine ausreichend spektakuläre Persönlichkeit ans Dirigentenpult zu stellen, die von den Wiener Philharmonikern auch als „Strauß-Dirigent“ akzeptiert wird. Alle Jahre wieder…

2014 stand der 71jährige Daniel Barenboim am Pult, der den Weltruhm mitbringt, in der Gestik schon ein wenig „gelassen altmeisterlich“, was auch das lächelnde Vertrauen beinhaltet, dass das Orchester „es schon macht“ – was sie auch tun. Definitiver Beweis dafür war, dass er am Ende während des „Radetzkymarsches“ durch die Musiker hindurch spazieren ging und Einzelnen die Hand drückten, während das Kollektiv den doch sehr exakten Marsch spielte, als benötigte es den Dirigenten gar nicht.

Die Programm-Zusammenstellung versuchte diesmal, noch mehr Novitäten zu bringen als sonst – neben den Klassikern, dem Sohn (auf der DVD als Johann Strauss II bezeichnet), dem Vater, den Brüdern Josef und Eduard und jenem hochrangigen Zeitgenossen Josef Lanner, der immer wieder schon im Neujahrskonzert aufgeschienen ist. Zu ihnen hat man heuer Josef Hellmesberger gesellt, überraschenderweise Leo Delibes (weil dieser in seinem Ballett „Sylvia“ auch eine Pizzicato-Polka schrieb, die die Anerkennung von Johann Strauß fand, wie die Begründung im Beiheftchen der DVD lautet) und zusätzlich noch den Jahresregenten Richard Strauss, nicht verwandt und nicht verschwägert, aber, wie seine Mondscheinmusik aus „Capriccio“ hören ließ, durchaus ein Kollege im romantisch-wienerischen Geist.

Von den großen „Brocken“, den Riesenwalzern, gab es diesmal neben dem traditionellen Donauwalzer die „G’schichten aus dem Wiener Wald“, und nur hier (und beim Donauwalzer) greift die DVD auch auf das Beiprogramm des ORF zurück – Wälder, Schlösser, Ballett in den Prunksälen des neu sanierten Palais Liechtenstein in der Bankgasse (hinter dem Burgtheater).

Im übrigen ist die DVD (mit einer Spieldauer von etwas über zwei Stunden, weil man natürlich die endlosen Applaussalven auf ein Minimum zusammen geschnitten hat und eine Nummer flott auf die nächste folgt) im Vergleich zur vielstündigen, doch eher überladenen ORF-Übertragung angenehm puristisch – man sieht immer wieder den legendären „Goldenen Saal“ des Wiener Musikvereins aus vielen Perspektiven, das Orchester von verschiedenen Seiten, fokusiert den Dirigenten, einzelne Orchestermusiker (die Regie weiß immer, wer gerade ein Solo spielt und ins Blickfeld gehört), das Publikum (sogar das dicht gefüllte Stehparterre kommt an die Reihe, nicht nur der Präsident der Republik in der Loge), die Blumen.

Es ist ja bekanntlich nicht ganz leicht, Konzertmusik umzusetzen, aber hier zeigt sich, dass es dafür auch schon eine lange und erfolgreiche Tradition gibt, pure Musik auch optisch gefällig zu machen. Wie es eine DVD verdient, die sicher noch das ganze Jahr über für viele Leute das ideale Geschenk darstellt… bis zum nächsten Neujahrskonzert.

Renate Wagner

 

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