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DVD / BlueRay: DAS LAND DES LÄCHELNS (Zürich 2017)

30.06.2018 | dvd

DVD / BlueRay:
Franz Lehar: DAS LAND DES LÄCHELNS
Opernhaus Zürich 2017
accentus music

Piotr Beczala arbeitet derzeit an starker Erweiterung seines Repertoires, allerdings nicht nur mit großen Opernpartien zwischen Lohengrin (schon erledigt) und Cavaradossi (steht bevor). Er hat sich auch eine zeitlang auf ein „todsicheres“ Feld begeben, wenn man es denn beherrscht – so wie er. Auf den Spuren des legendären Richard Tauber sang er erfolgreiche Solo-Abende, und wenn er letztes Jahr in Zürich erstmals den Sou-Chong in Franz Lehars „Das Land des Lächelns“ gestaltet hat, so folgte er dem Linzer Vorbild in eine Rolle, in der dieser reüssierte wie keiner sonst.

Nun fand diese Neuinszenierung 2017 in Zürich statt, wo jener Andreas Homoki Intendant ist, dem Wien den „dörflichen“ Lohengrin an der Staatsoper verdankt, der das Werk dermaßen in eine Schräglage bringt. „Das Land des Lächelns“, von Homoki am eigenen Haus gestaltet, war seine erste Operetten-Regie und ging nicht dermaßen schroff am Thema vorbei, wenn die Inszenierung auch nicht gerade Glauben an das Genre aussagt. Anfangs, wenn Lisa im Frack (!) auftaucht, glaubt man sich in einer Art Parodie der „Lustigen Witwe“, wobei ein alles beherrschendes Treppenhaus (geschwungen, als ob Hallo Dolly oder irgendeine Revue angesagt wäre) nicht eben das Milieu charakterisiert – weder in Wien noch in China. Aber darauf kommt es ja in modernen Inszenierungen nicht an. Das die ganze Produktion ausgesprochen künstlich, stellenweise gezwungen wirkt, würde man, so wie man den Regisseur einschätzt, fast für Konzept halten.

Käufer der DVD / BlueRay werden sich (wie es auch die Kritiker und das Züricher Publikum taten) an die Besetzung halten. Gesanglich ist Piotr Beczala außerordentlich, er hat seine Stimme unter Kontrolle, er kann ihr das Strahlen, das Schmelzen der Operette geben, er singt souverän über die nicht geringen technischen Schwierigkeiten (Lehar ist nicht zu unterschätzen!) hinweg. Als Figur wirkt er auf den Opernbühnen stets ein bisschen steif, und die lockere Eleganz und Selbstverständlichkeit, mit der echte Operettentenöre sich bewegen, wird ihm wohl nie zur Verfügung stehen. Aber er hat’s in der Stimme – und ja, er muss nicht nur im europäischen Look (mit Hosenträgern…) erscheinen, er darf auch einmal die berühmte „gelbe Jacke“ tragen, wenngleich sie hier Schlafrock-Charakter hat…

Was den Rest der Besetzung betrifft, wird auch ein Wiener Publikum schon seit sehr langer Zeit auch nicht mit prächtiger „Operette“ und kompetenten Operettensängern verwöhnt, also müssen die Damen Julia Kleiter als Lisa (wenn auch übertrieben divenhaft) und Rebecca Olvera als Mi (wenn auch alles andere als eine Soubrette) als gute Besetzungen gelten. Man hat es hier schließlich mit Operette der anderen Art zu tun.

Interessant, dass ein Dirigent wie Fabio Luisi, den man als Opernkenner schätzt, mehr Gefühl für die Operette spüren lässt als (mit Ausnahme von Piotr Beczala) alle anderen. Wenn die meisten Schweizer Kritiker erwähnten, dass Lehar bei ihm in den dramatischen Passagen wie Puccini klingt – was ist schlecht daran (schließlich träumte Lehar ja auch von der Oper)? Und dass Homoki die meisten Dialoge gestrichen hat – das stört ein österreichisches Publikum am wenigstens. Hier weiß man, worum es im „Land des Lächelns“ geht…

Renate Wagner

 

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