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DVD / ALEXANDER SODDY – NATIONALTHEATER ORCHESTER – MANNHEIM – WAGNER – MOZART – STRAUSS Arthaus Music 109 430

15.11.2020 | dvd

DVD / ALEXANDER SODDY – NATIONALTHEATER ORCHESTER –

          MANNHEIM – WAGNER – MOZART – STRAUSS

Arthaus Music 109 430

Während der Corona-Pandemie geschlossener Opern- und Konzerthäuser ging auch das Nationaltheater Orchester Mannheim unter Leitung von GMD Alexander Soddy neue Medien-Wege mit einer DVD-Einspielung aus dem Studio A des Rhein-Neckar-Fernsehens.

In kammermusikalischer Reduktion präsentierten sich 35 Mitglieder des NT Orchesters und spielten zum Auftakt das „Siegfried-Idyll“ von Richard Wagner, uraufgeführt am 25. Dezember 1870 als musikalische Morgengabe an seine Gattin Cosima nach der Geburt des Sohnes Siegfried. Im thematischen Hintergrund des Musikdramas entspann Alexander Soddy mit seinen Streichern die feinen motivischen Steigerungen in prächtig formierten Tönen voll leiser Wehmut zum  chorisch kontrastierten Bläserklang. Jedoch erschien mir die Interpretation des delikaten Kammermusikstücks zuweilen weniger weich zu monoton.

Was der Tonmeister vermutlich bei Wagner versäumte kam nun den weiteren Programmfolgen zu Gute. Zur süffisant atmosphärischen Orchesterbegleitung sang Nikola Hillebrand zwei spannungsvoll breitgefächerte Konzertarien „Mia speranza adorata KV 416 + No, no, che non sei capace KV 419“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Für ihre musikalische Analyse dieser vielschichtigen Soli des unvergleichlichen Meister-Komponisten standen der Sopranistin eine Palette von warmen und frischen Klang-Couleurs zur Verfügung. Auf technisch höchst souveräner Basis jonglierte sich Hillebrand über strahlend-glockenreine Höhenakrobatik voll kapriziöser Süße. Großartig verstand es die junge Künstlerin zudem herbes Pathos, melodische Bögen in selbstverständlicher Linienführung zu vereinen. Um die aufstrebende Sängerin erneut zu erleben zu dürfen, bedarf es eines Besuchs der Dresdner Semperoper.

Während Deutschland in Trümmer fiel schrieb Richard Strauss in Garmisch seine „Metamorphosen“, dabei erreichten ihn die Hiobsbotschaften der Zerstörung der Berliner Lindenoper sowie der Semperoper zweier UA-Stätten diverser Opern. Drei Wochen vor Kriegsende hatte Strauss die Partitur des philosophisch-melancholischen von der Reife des Alters geprägten Werkes abgeschlossen.

Feinfühlig, in beeindruckender Ästhetik fächerte Alexander Soddy mit seinen „23 Solostreichern“   in stets organisch-nuancierter Intonation  den melodischen Tripelakt dieser Komposition auf. In permanenten Metamorphosen steigern sich in sprunghaft schillernder Harmonik die Themen, schwellen in typischen Strauss-Girlanden an, verharren in dichter Polyphonie und verklingen schließlich im weich ausschwingendem memoriam.

Die teils sehr düstere Licht-Technik pointiert optisch unsere momentane Pandemie-Periode und hinterlässt dennoch dank der musikalischen Qualität dieser Einspielung optimistische Perspektiven.

 

Gerhard Hoffmann

 

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