Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS

28.05.2014 | FILM/TV

FilmPlakat Zwei Gesichter des Januars~1

Ab 29. Mai 2014 in den österreichischen Kinos
DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS
The Two Faces of January / USA / 2014
Regie: Hossein Amini
Mit: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac u.a.

Athen. Blick auf die Akropolis. Touristen, die nicht wie die heutigen mit Ohrenstöpseln und Handys in abgerissenen Jeans durch die Welt hetzen, sondern elegant gekleidet ebenso elegant schlendern. Man könnte es für die Welt der Agatha Christie halten, aber es ist ein wenig später, die frühen sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Und die Autorin dieser trickreichen Geschichte, die dann noch pittoresk nach Kreta führt, um in Istanbul ihren Showdown zu erleben, ist Patricia Highsmith. Auch nicht schlecht. Wirklich gar nicht schlecht.

Zuerst würde man ja Rydal, den Fremdenführer, für den Schurken halten. Der Amerikaner, der sich in Griechenland eingelebt hat und, wie man zusieht, seine Touristen höchst geschickt schröpft, ja betrügt. Aber man hat den Eindruck, dass Chester MacFarland und seine Frau es sich leisten können, ein paar Dollar mehr zu bezahlen…

Eine schöne Exposition, auch für die Darsteller: Oscar Isaac, meist für Außenseiter zuständig, zuletzt in „Inside Llewyn Davis“ ein herumstreunender Musiker, spielt den geschickten Reiseleiter, der in Viggo Mortensen (elegant und hintergründig im weißen Anzug, mit Hut) und Kirsten Dunst (die süße blonde Amerikanerin im duftigen Sommerkleidchen) scheinbar sympathische Kunden findet. Darum trägt er ihnen auch ein Armband nach, das Colette MacFarland im Taxi vergessen hat. Aber es wäre nicht Patricia Highsmith, wenn eine gute Tat sich nicht fürchterlich rächen würde…

Denn Mr. MacFarland ist nicht einfach reich. Er ist ein Betrüger mit viel Bargeld im doppelten Boden seines Koffers, und ein ihm nachgehetzter Detektiv klopft an seine Zimmertür im Hotel. Im Handgemenge verendet der gute Mann – und Rydal, offenbar zur falschen Zeit am falschen Ort, wird zur Hilfe engagiert. Leiche beseitigen, vertuschen, flüchten… wie gut, dass er sich in dieser Welt auskennt.

Psychokrimis, wo sich das Netz um die Schuldigen (die man ja gar nicht so unsympathisch findet!) enger und enger zieht, sind für Zuschauer durchaus spannend. Zumal, wenn die Darsteller die Seelenqualen (da spielt dann auch noch Eifersucht mit) so richtig schön auskosten. Hossein Amini, der auch das Drehbuch schrieb, hat bei seinem Regiedebut sehr sensible Arbeit geleistet.

Es muss nicht immer die ganze Welt explodieren, damit man sich im Kino gut unterhält. Im Gegenteil, manchem ist es auf so gepflegte Art entschieden lieber.

Renate Wagner

 

 

Diese Seite drucken